Kein Fall ist zu nichtig, als dass er von der Stadtwache nicht bearbeitet werden würde... so auch wenn es um Blümchen geht.
Dafür vergebene Note: 11
Die Single ist leider schon sehr, sehr alt und so sind einige Charaktere längst befördert und auch die Abteilungsleiter sind nicht auf dem neusten Stand. Ich fand es aber einfach zu schade die Single unvollendet zu lassen, also bitte entschuldigt.
***
"Moosröschen?!"
"Was?"
"Ich fragte: MOOSRÖSCHEN?!"
Stille.
"Also ich kann sie einfach nicht verstehen."
Genervt und scheinbar mit dem Versuch beschäftigt ruhig zu bleiben, schloss Mimosa die Augen, legte Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel und atmete tief ein und aus. In der Zeit sprach die alte Dame weiter, doch die Wächterin hatte längst aufgegeben zuzuhören. Das heißt- sie hätte sicher zugehört, hätte die Alte wenigstens einen Bruchteil vom dem verstanden, was Mimosa antwortete. Dem Nervenzusammenbruch nah blickte selbige sich panisch im Vorraum des Wachehauses um. Wieso musste ausgerechnet sie heute am Tresen stehen? Es gab genug Rekruten, doch ausgerechnet sie war nun schon zum zweiten mal hierzu eingeteilt wurden.
Plötzlich hörte sie Schritte. Jemand würde die Treppen hinunter kommen, jemand aus einem Büro, jemand der die Macht hatte sie zu retten! Mimosa gab es nur ungern zu, doch im Moment war sie wirklich auf jemanden angewiesen und war sie auch noch so stolz auf ihre Unabhängigkeit, nun brauchte sie dringend Hilfe.
Frän trat von der letzten Stufe und bewegte sich in Richtung Tür, ohne die Hilfesuchende zu bemerken. Scheinbar hatte sie andere Pläne, als jemandem das Leben zu retten.
"NEIN!", rief die Rekrutin flehend, als die Gefreite die Türklinke berührte und kurz davor war von ihr Gebrauch zu machen. Wie angewurzelt blieb Frän stehen und erst nach einer Weile, die Mimosa wie eine Ewigkeit erschien, drehte sich die Püschologin um. Sie grinste und schlenderte zum Tresen.
"Was gibt's denn?", fragte sie freundlich.
"Diese alte Schach- ähhhh, junge Frau...", an ihrem Tonfall war zu vernehmen, wie es Mimosa widerstrebte diese phrasenhafte Anrede zu verwenden, "...braucht Hilfe! Und ich auch."
"Sie haben mir meine Moosröschen geklaut!", schrie die Alte nun fast hysterisch.
Die Stimme schmerzte in Mimosas Ohren und sie kniff die Augen zusammen, als würde sie ihr so entkommen.
"Schon gut.", sagte Frän, "ich erledige das."
Sichtlich erleichtert und dankend nickend trottete die Wächterin davon.
Noch immer ruhte ein Lächeln auf Fräns Lippen und sie schaute der ihr unbekannten Wächterin hinterher. Wie gern erinnerte sie sich an ihre Zeit bei GRUND.
Etwas stupste sie von der Seite an und brachte sie so in die Realität zurück.
"Also gut, erzählen sie noch mal alles von vorn."
"Sie müssen etwas lauter sprechen, ich höre immer so schlecht!"
"Sie wurden ihnen also gestohlen...", brüllte Frän der alten Dame entgegen, welche nur mühselig die Augen zusammenkniff, als würde sie versuchen von den Lippen der Püschologin zu lesen. Die beiden hatten sich mittlerweile an einen Tisch gesetzt und die Gefreite nippte an dem frisch gemachten Tee. Es bedurfte keiner püschologischen Ausbildung, um zu wissen, wie man sich mit älteren Menschen unterhielt und was man dazu brauchte. Das einzige, was von Nöten war, war etwas Geduld und Feingefühl.
Die Alte lehnte sich in den Stuhl und nuschelte etwas Unverständliches. Die Püschologin meinte Satzfetzen wie "...junge Leute...", "...machen sich über eine alte Frau lustig..." vernommen zu haben, doch wenn sie es sich recht überlegte, war das auch das einzige, was alte Menschen in Ankh-Morpork zu sagen pflegten. Sie griff nach dem Block, der direkt neben ihr lag und auf welchem schon mehrer Zeichnungen zu sehen waren. Die Püschologin hatte Glück, dass das Zeichnen von Bildern zu ihren Stärken gehörte, denn das erleichterte die Sache erheblich. Mit jemandem zu kommunizieren, der fast taub war und zusätzlich des Lesens nicht mächtig war, konnte für untalentierte Zeichner nicht gerade als "einfach" bezeichnet werden.
So malte sie ein kleines Stichmännchen, das mehrere Blumen in der Hand hielt und von einem Haus davon lief. Skeptisch begutachtete die Frau das Bild.
"Nein, es waren Moosröschen, keine Salzrosen! Das ist ein gewaltiger Unterschied. Sicher haben sie sich damit noch nie genauer auseinander gesetzte, sonst wüssten sie nämlich, dass die Blüten der Salzrose wesentlich größer sind als die der Moosröschen. Die Wache verkommt. Nichts anständig bringt man den Leuten hier bei. Früher..."
"A- also Moosröschen.", unterbrach Frän die Dame und kritzelte schnell an den Rosenblüten herum, die so klein waren, dass sie Mühe hatte, etwas an ihnen zu verändern. Was sie da tat wusste sie nicht, vielleicht macht sie ja alles auch nur noch schlimmer, denn Frän hatte nicht die geringste Ahnung, wie Moosröschen aussahen.
Die Frau erzählte weiter, von alten und neuen Zeiten, während die Püschologin in Gedanken ein Täterprofil durchging, das sie am Vorabend eigentlich noch erstellen wollte.
"Hören sie mir zu?", riss die Alte sie plötzlich aus ihren Gedanken.
"Ähm...", begann Frän und öffnete und schloss den Mund abwechselnd, ohne einen Laut von sich zu geben.
"Frän?", ertönte plötzlich die Stimme des RUM Abteilungsleiters von Richtung Tür. Zögernd lies die Gefreite den Blick zur Seite schweifen und erkannte den Hauptmann. Sofort setzte sie ein Grinsen auf, um der peinlichen Situation zu entgehen.
"Sör.", entgegnete Fran, stand auf und salutierte. "Wie lange..."
"Ich habe deine kleine missglückte Bauchrednereinlage gesehen.", sagte Humph. "Nur weiterüben, aber vielleicht besser nicht im Dienst, Gefreite."
In ihrem Inneren war die Püschologin etwas unsicher, was man ihr aber nicht weiter anmerkte und nickte nur. Im Allgemeinen hatte sie nicht viel mit Gefühlen am Hut, was sich bei ihrer Arbeit als Püschologin in vielen Fällen als sehr hilfreich herausstellte. So konnte sie Dinge objektiver betrachten und besser analysieren.
"Wie ich sehe gehst du gerade einem Fall nach."
"Nun ja, Sör.", begann Frän. "Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob wir das so ernst nehmen sollten... und ich denke ehr, dass dieser Fall in den Aufgaben bereich von SEALS fällt."
"Jedes Problem unserer Bürger ist ein ernstes Problem.", antwortete er zunächst. "Und SEALS hat im Moment recht viel zu tun und wir... am besten wir setzen einen frisch ausgebildeten Ermittler an, das ist ganz gut als erster Einsteig. Und den Anwerber, der macht sowieso nichts in letzter Zeit. Ich hätte die Akte gern nachher in meinem Büro... Wieso übernimmst du das eigentlich?"
"Was, Sör?"
"So weit ich weiß hast du heuten keinen Dienst am Tresen."
"Ich habe nur kurz ausgeholfen." Im Nachhinein hätte sie sich selbst dafür schlagen können.
Humph grinste zufrieden. "So ist's richtig. Nur weiter so." Und er verschwand nach oben.
Nun wandte sich Frän wieder der Dame zu: "Ich glaube sie haben mir alles berichtet, was wir wissen müssen. Die Wache kümmert sich darum.", informierte sie die Alte, welche jedoch nur auf ihrem Stuhl saß, die Hände auf dem Schoß zusammengefaltet hatte und auf ihr verloren gegangenes Gehör zu warteten schien.
Amok trieb der Decke entgegen, als er auf dem Boden seines Büros lag und der Luft hinterher starrte. In der Lichtsäule der hineinfallenden Sonnenstrahlen glitzerten die Staubpartikel, die nur für den Anwerber zu tanzen schienen. Er lächelte und streckte seine Hand nach oben aus, um die Säule festzuhalten, was ihm zu seinem Bedauern nicht gelang. Natürlich hatte er das tief in seinem Inneren nicht erwartet, doch in solchen Zuständen schien oberflächlich betrachtet alles für ihn möglich.
Es klopfte.
"Hmmm", brummte er und dem Tonfall war nicht zu entnehmen, ob er Besuch empfangen wollte oder nicht. Jedenfalls klang er irgendwie glücklich.
Die Tür öffnete sich mit einem Quietschen und Frän trat hinein. Zweifelnd blickte sie auf Amok hinab, der sie im hintersten Winkel seines Bewusstseins zwar bemerkte, aber dennoch nicht ansah.
"Ähm... soll ich später wieder kommen?"
Er machte eine abweisende Handbewegung.
"Nein, nein. Komm nur rein.", entgegnete er etwas geistesabwesend.
Sie schloss die Tür und wartete bis sich Amok nach einer langen Zeit aufrichtete. Er schloss die Augen, wieder für eine lange Zeit, erst dann schaute er die Püschologin an.
"Oh. Frän. Hallo.", sagte er überrascht.
Frän lächelte und schien irgendwie beruhigt.
"Meditierst du öfter?"
Der Anwerber schien verwirrt.
"Ich meditiere nicht."
Stille folgte. Eine Stille, die Amok eigentlich mit einer Erklärung hätte ausfüllen sollen, doch er schien normale zwischenmenschliche Interaktion nicht zu kennen.
"Gut.", sagte Frän schließlich. "Ähm... Ich hab hier einen Fall für dich. Er wird dir gefallen."
Amok zweifelte. "Irgendwie glaube ich das nicht."
"Doch, doch das wird er. Und selbst wenn nicht...", und damit war klar, dass der Fall Amok nicht zusagen würde, "...du musst mal wieder etwas machen. Du bist viel zu passiv gewesen in letzter Zeit. Ja in den letzten Wochen, wenn nicht sogar Monaten."
Der Gefreite schaute sie skeptisch an.
"Du hast ja kaum noch Kontakte."
"Ich lege..."
"...keinen Wert darauf von jedem gekannt zu werden. Ja ja.", setzte die Püschologin den Satz fort. "Aber jeder braucht von Zeit zu Zeit Menschen um sich herum."
Amok schwieg. Er hatte darüber noch nicht nachgedacht. Er war gern allein, daran bestand kein Zweifel, doch war er wirklich glücklich so wie er lebte? Ayure Namida, seine Mitbewohner, sah er kaum noch, höchstens zu Hause und in diesem Moment wurde ihm klar, wie sehr er sie in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Der Anwerber hielt es nicht lang unter Menschen aus und er konnte sich nicht vorstellen, dass Bekanntschaften für die Ewigkeit sein würden. Daher vermied er es sich an einen Menschen zu binden oder redete sich zumindest ein, es sei nicht notwendig. Er dachte oft daran, wie sich andere dabei fühlen musste, was noch ein Grund für ihn war ihnen aus dem Weg zu gehen. Er wollte sie nicht verletzten. Denn irgendwann würde die Frage kommen: Wieso sprichst du nicht mit mir? Amok konnte darauf nicht antworten.
Er wusste es nicht. Und dann wandten sich diese Menschen ab und gingen auf einem anderen Pfand entlang. Er würde wieder daneben stehen und ihnen schweigend hinterher schauen.
Er hatte es nicht anders gelernt.
"Erstellst du jetzt ein psychologisches Gutachten oder gibst du mir die Akte?", Amok lächelte und überspielte seinen Gefühlszustand perfekt. Frän glaubte es.
"Das würde ich nur zu gern, wenn es möglich wäre.", sagte Frän lachend und reichte dem Anwerber die Akte.
Amok überflog die Blätter kurz. "Wieso bringst du mir eigentlich die Akte?"
"Sagen wir es war ein äußerst unglücklicher Zufall. Und ehrlich gesagt bin ich relativ froh darüber, dass du dich jetzt damit rumquälst."
"Das macht mir wirklich Mut."
Frän winkte noch, als sie sein Büro verließ. "Du schaffst das schon, da bin ich optimistisch." Einen leichten Unterton von Ironie konnte sie einfach nicht verbergen.
>< >< ><
Charlie hatte die Augen halb geschlossen und schaute müde über das Schlachtfeld. Tote Blumen und anderes undefinierbares Grünzeug lag blutend auf dem Boden und hätte wohl jedem Pflanzenliebhaber das Herz gebrochen.
"Das ist ein Witz.", sagte der Lance-Korporal ungläubig.
"Ich fürchte nicht, Sir.", entgegnete Olga-Maria und schluckte.
Die Sonne brannte vom Himmel und die beiden SUSI- Tatortwächter krochen auf allen Vieren über den verwüsteten Boden des Gartens von Erna Kuhschienski.
"Haben sie schon etwas herausgefunden?", krächzte die Alte.
"Nein.", entgegnete Charlie genervt. "Nichts- und es geht auch nicht schneller, wenn sie noch drei mal fragen."
Entrüstet schnaufte sie und machte auf dem Absatz kehrt um in ihr Haus zu verschwinden. Natürlich knallte sie dabei zum Abschluss die Tür, womit sie wohl andeuten wollte, dass jemand hinter kommen sollte, um sich zu entschuldigen.
"Sir, wieso haben sie ihr das mit den Fußspuren nicht gesagt?", wollte Olga-Maria wissen. Ihre Stimme zitterte etwas, denn obwohl sie ihre Ausbildung zur Tatortwächterin längst abgeschlossen hatte, hatte immer noch einen sehr großen Respekt vor ihrem ehemaligen Ausbilder.
"Weil sie dann wahrscheinlich alle zehn Minuten ankommen und nach Fortschritten fragen würde. Ich kenne diese Leute..."
Sie fuhren damit fort den Boden zu untersuchen und versuchten die Frauen im ungefähren Alter Ernas zu ignorieren, die sie bei jedem Arbeitsschritt beobachteten und mit verschränkten Armen hinter dem Gartenzaun standen. Ab und zu flüsterten sie sich etwas zu, bevor sie mit kritischen Augen wieder auf die beiden hinabblickten.
Olga-Maria hörte auf. "Sir, ich kann so nicht arbeiten."
"Wir können leider nichts machen, Gefreite. Du hast doch gemerkt, wie sie vorhin reagiert haben."
Sie setzten ihre Arbeit fort, denn das Einzige, was sie bis jetzt gefunden hatten, waren eine Menge Fußabdrücke, die im Moment noch in keinem konkreten Zusammenhang standen. Charlie untersuchte gerade eine vermeidliche Pflanze, als er plötzlich mitbekam, dass er an zwei polierten Schuhen herumpiekste.
Der Lance-Korporal erschrak, schaute weiter an dem Körper hinauf und erkannte die geblümte Schürze einer Frau. Als er in ihr Gesicht blickte erschien sie wesentlich jünger, als die anderen anwesenden Frauen, abgesehen von Olga-Maria, und in ihren Händen glitzerte ein Tablett.
"Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?", sie lächelte Charlie an, der auf einmal unfähig war sich zu bewegen. Vielleicht war es die Tatsache, dass er mindestens zwei Stunden lang nur Frauen im Alter von über 65 Jahren gesehen hatte, aber die Attraktivität dieser Dame hier war nicht zu leugnen.
"Ähm... äh..."
"Ja.", antwortete Olga-Maria für ihren Vorgesetzten und lächelte charmant. "Sehr gern. Vielen Dank."
Die Dame gab jedem von ihnen ein Glas Limonade nickte kurz und verschwand dann wieder in eines der Nachbarhäuser und während Olga-Maria bereits vergnügt an ihrem Saft nippte war ihr Vorgesetzter noch damit beschäftigt der Frau hinterher zu starren.
"Ähm- Sir?", sagte sie und erschreckte Charlie.
"Lassen sie sich von der da bloß nicht einwickeln.", sagte plötzlich eine der Frauen hinter dem Zaun während sie auf die Tür deutete, durch welche die nette Saftdame gegangen war. "Mit der stimmt irgendwas nicht. Hat ständig irgendwelche Männer bei sich." "Was wollen sie damit andeuten?", fragte der Tartortwächer.
"Nichts.", sagte die Alte. "Gar nichts."
Die beiden arbeiteten weiter und nach einer Weile stießen sie endlich auf halbwegs brauchbare Spuren.
"Ah, das muss die Kollegin sein.", rief Charlie der ankommenden RUM- Ermittlerin entgegen und lief in ihre Richtung, so, dass sie sich am Zaun trafen. Der Tatortwächter schob sie etwas zur Seite, um mit ihr nicht direkt neben den alten Frauen stehen zu müssen.
Die RUM- Ermittlerin war relativ schlank, hatte schwarze Haare, die ihr bis knapp über die Schultern reichten und auffallende graue Augen. Über ihre Schulter trug sie eine mehr oder weniger funktionstüchtige Tasche (zumindest erschien es so), die mit allerhand Gegenständen gefüllt zu sein schien. Sie war noch nicht lang im Dienst- um genau zu seien handelte es sich um ihren ersten Fall und sie hatte sich vorgenommen ihre Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen.
Ayure salutierte. "Sir."
"Gefreite Inös?", rief der Vorgesetzte der Tatortwächterin zu, ohne die Ermittlerin weiter großartig Beachtung zu schenken.
"Sir?"
"Du erstattest der Ermittlerin Bericht über alles, was wir gefunden haben. Ich habe noch zu tun."
Olga- Maria straffte sich. "Ja, Sir.", antwortete sie und gab sich so viel Mühe wie möglich sicher zu klingen. Charlie nickte kurz und verließ die beiden, während die Tatortwächterin auf die Ermittlerin zuging.
Eine Weile lang standen sie sich schweigend gegenüber, ohne sich zu regen. Ayure war sich nicht sicher, ob die SUSI noch dabei war ihre Gedanken zu ordnen, oder gerade in einen Schlaf fiel und versuchte ihren Blick zu erhaschen.
"Du trägst eine Brille.", merkte Ayu nach einer Weile an. Irgendwie wollte sie so langsam ein Gespräch aufbauen, auch wenn sie selbst von Natur aus keinesfalls gesprächig war.
"Hm? Oh ja, ich bin kurzsichtig. Ziemlich kurzsichtig.", die Olga- Maria lächelte. "Aber du bist wegen der Rosen hier."
"Richtig.", sagte Ayu und grinste dabei. "Also, was hab ihr herausgefunden?"
"Wirklich interessante Sachen, ähm- komm mal mit."
Sie brachte die Ermittlerin direkt zum Tatort, weswegen sie zwangsmäßig auch an den Alten vorbei mussten. Ayure schaute erschrocken.
"Wer sind diese... Frauen?", fragte sie unsicher.
"Omis aus der Nachbarschaft. Die stehen hier rum und behindern unsere Arbeit. Scheint ihnen Spaß zu machen." Die Tatortwächterin gab sich nicht die geringste Mühe leise zu sprechen, was der Ermittlerin gefiel und sie fast dazu gebracht hätte mit einzustimmen. Doch sie schwieg und wartete darauf, dass Olga- Maria fortfuhr.
"Also zunächst ist festzustellen, dass wirklich nur die... ähm- wie hießen sie doch gleich?", Ayu zuckte mit den Schultern.
"MOOSRÖSCHEN!", half die meckernde Stimme von einer der Frauen hinterm Zaun liebevoll weiter.
"...Moosröschen gestohlen wurden.", setzte die SUSI fort.
"Außerdem wurden sie hier vorn...", sie deutete in Richtung des Zaunes. "...noch sorgfältig abgeschnitten, während sie da hinten...", sie deutete Richtung Hauseingang ,"...nur noch rausgerupft wurden. Teilweise sogar samt der Wurzel so weit ich das erkennen konnte."
"Also wurden sie in Eile herausgerissen.", kombinierte die Ermittlerin. Das klappte doch schon ganz gut für den Anfang.
"Das denke ich auch. Dafür sprechen auch die Fußabdrücke."
Olga- Maria deutete zu Boden.
"Hier vorn, wo der Täter die Blumen noch abgeschnitten hat, ist der Abstand zwischen denen, die nach draußen führen, viel größer als da hinten, wo sie herausgerissen wurden. Die Spuren, die weiter in den Garten zu den anderen Blumen führen sind in kleineren Abständen angeordnet. Da sind sie auch zahlreicher und chaotischer angeordnet, wenn man das so sagen kann."
Ayure überlegte nicht lang.
"Also muss dieser jemand von vorne angefangen und sich dann nach hinten durchgearbeitet haben, wo er plötzlich keine Zeit mehr hatte, die Blumen herausrupfte um dann wegzulaufen. Das würde zumindest die Verteilung der Fußspuren erklären."
Eine Weile folgte Stille.
"Ja. Genau. Das ist möglich.", sagte die Tatortwächterin. "Und dann wäre da noch das Gartentor." Sie führte die Ermittlerin zum Tor. "Hier, siehst du?", fragte sie, während sie auf das Schloss deutete.
"Der Riegel deutet an, dass die Tür verschlossen... war", antwortete Ayu.
"Ja. Die Tür wurde gewaltsam nach innen aufgebrochen."
"Dann ist unser Täter nicht gerade intelligent.", fügte Ayure an, bevor Olga- Maria sie fragend anstarrte. "Er hätte auch einfach
über die Tür steigen können."
Die Susi nickte und es folgte wieder diese mehr oder weniger peinliche Stille, als plötzlich eine äußerst tiefe Stimme ertönte.
"Nein, sie werden noch nicht weiter seien als vor ein paar Minuten Großmutter!", schrie ein Mann aus dem Inneren des Hauses.
"Dann sollen sie sich eben beeilen! Das ist eine wichtige Sache! Immerhin geht es hier um meine Moosröschen, verstehst du das überhaupt?!"
Eine Weile lang war es ruhig und Ayu und Olga- Maria blickend abwechselnd ungläubig die Tür und einander an.
"Sollten wir...", begann die SUSI.
"Nein. Ich denke es ist ein normaler Familienstreit."
Plötzlich setzte sich das Gespräch fort. "Mir reicht' s!", brüllte der Mann. "Ständig geht es nur noch um dein Grünzeug! Sie hätten dir alles rausreißen sollen!" Auf einmal flog eine kleine, unscheinbare Tür, die in der eigentlichen Tür eingelassen war auf, und ein Gnom rauschte die Treppen hinunter, direkt auf die beiden Mitglieder der Stadtwache zu- beide erfüllte eine gewisse Angst, die sich nicht deuten konnten.
"Fein- verschwinde doch, dann muss ich dir dein Zeug wenigstens nicht mehr hinterher räumen! Eine alte Frau so ausnutzen ist wirklich...", reagierte die Alte, die nun im Türrahmen auftauchte und ein paar Kleidungsstücke in den Garten warf.
[1]"AAAAAHHHHHH!", brüllte der Gnom und machte kurz halt, um sich umzudrehen. "LASS MICH IN RUHE!"
Dann ging er weiter, drängelte sich zwischen Ayu und Olga- Maria hindurch, riss das Gartentor auf und verschwand hinter der nächsten Abbiegung, nachdem er den vier alten Frauen noch eine vielsagende Geste entgegen geworfen hatte.
Die SUSI und die RUM blickten einander an und schienen dasselbe zu denken, denn ihre Blicken vielen zeitgleich auf das Gartentor.
"Wie oft denn noch, du musst mit, damit der Informant weiß, an wen der sich wenden muss!" Amok schien leicht aufgebracht, als der Zombie ihn aus leeren Augen anblickte. Eigentlich hatte der Anwerber gedacht, er wäre nur emotionslos, aber wie dieser Kontakter im Moment wirkte übertraf wirklich alles.
"Das hast du sonst auch nicht gemacht.", entgegnete Thask schnippisch.
"Ja, aber jetzt mach ich es eben!"
"Wieso?"
"Wieso?!"
Amok schwieg. Wieso? Was sollte er schon sagen? Etwa: Frän hält es für gut, wenn ich Kontakt zu anderen Wächterin suche, und da sie meint, dass wir uns verstehen und unsere Spezialisierungen passen, wäre das eine tolle Möglichkeit endlich wieder unter Leute zu kommen. Er hätte ihn wohl für verrückt erklärt.
"Weil du lange nichts mehr zu tun hattest.", sagte Amok kühl.
"Bitte?! Ich habe ständig äußert wichtige Dinge zu erledigen."
"Wie zum Beispiel...?"
Stille.
"Bügeln."
"Du bügelst?!"
Stille.
"Warum nicht? Darf ich etwa nicht bügeln?"
Zweifelnder Blick. "Ja ja, schon gut, ich komme mit."
Davon schlürfen. Ayure machte sich auf den Weg. Nachdem sie sich alles notiert hatte, was ihr die Tatortwächertin berichtet hatte, machte sie es sich nun zur Aufgabe nach dem ersten Verdächtigen ihrer Karrierelaufbahn zu suchen.
Zugegeben, es wäre sinnvoller gewesen ihm gleich hinterher zu rennen und ihn eventuell sogar gleich zu befragen... das hätte ihr auch die ewige Suche nach ihm erspart und sie wäre nicht gezwungen gewesen nach Hause zu laufen und sich umzuziehen. Das war jedoch nun mal nötig, denn sie wusste genau, da wo sie suchen würde, würde ihr die Uniform die Sache garantiert erschweren. Im Gegensatz dazu war sie sich nicht sicher, wie lange sie schon so in der Stadt herumirrte, doch sie schätze die Zeit auf gut eine drei viertel Stunde. Ayure war bereits in mehreren Lokalen in der Umgebung gewesen und die einzige Möglichkeit, die sich ihr jetzt noch bot war die 'Geflickte Trommel'. Wo konnte man besser der Realität entfliehen (zumindest bis zur nächsten Schlägerei) und zu relativ günstigen Preisen die dazu benötigten Mittel bekommen?
Ihr fiel kein besserer Ort ein, zumal sie wusste, dass sich auch ihr Mitbewohner Amok Laufen des Öfteren dort aufhielt. Meistens dann, wenn er "nichts hatte" und "alles in Ordnung" war. Ayure schüttelte den Kopf. Sie lebten schon eine Weile zusammen in einer Wohnung und die Ermittlerin war dankbar dafür, dass er sie aus der Näherinnengilde hin zur Wache gebracht hatte... aber irgendetwas fehlte ihr. Merkte er es denn nicht?
Es fiel ihr schon schwer damit klar zu kommen, dass er kaum mit ihr redete, aber scheinbar war er auch blind, was ihre Gefühle anging. Sie wusste nicht, wie lange sie das noch aushalten würde und blickte bei dem Gedanken betrübt zu Boden. Doch sie durfte sich davon jetzt nicht ablenken lassen. Schließlich war es ihr erster richtiger Fall und sie hielt für äußerst wichtig diesen auch so gut wie möglich zu lösen. Und daran würde sie auch- nein,
erst recht Amok nicht hindern. Zumindest nahm sie sich das fest vor.
Schneller als erwartet hatte sie die Trommel erreicht und betrat den nebligen Raum, der einen undefinierbaren Gestank ausdünstete und sie feierlich aufnahm, indem er den Geruch in jede Faser ihrer Kleidung injizierte.
"Und jetzt?"
"Jetzt suchen wir ein Opf..- ähhh einen Informanten."
Stille.
"Und wie lange wird das dauern?"
Amok spitze die Lippen und schob die Augenlider halb über die Augäpfel.
"So lange, wie es eben dauert."
Er schaute sich um. Auf dem 'Hier-gib'ts-alles-Platz' gab es wirklich alles.
"Hallo! Wie wär's mit einem Würstchen an so einem..."
"Nein.", zischte Amok und drückte den Verkäufer, den er keines Blickes würdige, beiseite. Er mochte es nicht besonders, wenn man ihn ansprach.
"Du könntest ruhig etwas freundlicher sein.", merkte Thask an, während er sich auf dem Platz umblickte.
"Richtig.", antwortete der Anwerber und hielt Ausschau nach einem vermeidlichen Informanten.
"Ist irgendwas? Bist so kurz angebunden... vielleicht solltest du mehr essen...", merkte der Kontakter an, während er Amok unauffällig musterte.
"Ha!"
"'Ha!'?" Thask konnte wirklich ziemlich gut zitieren. "Was meinst du mit 'Ha!'?"
Der Anwerber deutete in Richtung eines Blumenstandes, der besonders von der älteren Damenwelt bevorzugt zu werden schien. Die Männer standen oft teilnahmslos daneben. Einige hatten sich zu kleinen Grüppchen zusammen geschlossen und widmeten sich sozusagen als Protestbewegung den Ständen, an welche Äxte oder Sammelgegenstände angeboten wurden.
"Vielleicht finde ich eine, die allein stehend ist. Das erhöht meine Chancen.", überlegte Amok laut.
"Alte Menschen hören immer zu. Und zwar jedem. Hauptsache du erzählst etwas.", meinte Thask schnippisch.
"Ja, aber es wäre unpraktisch, einen eifersüchtigen Ehemann am Hals zu haben."
Der Kontakter zuckte mit den Schultern. Amok indes, zückte seine Dienstmarke, auch wenn er sich bewusst war, dass diese Tat wirklich schlimme Auswirkungen nach sich ziehen konnte hier in Ankh-Morpork, und winkte dem Blumenverkäufer zu. Absichtlich reagierte dieser nicht, und so sah sich Amok gezwungen dasselbe noch einmal zu versuchen. Anstelle der Dienstmarke nahm er diesmal ein paar Geldscheine.
Der Rauch verursachte einen unangenehmen Druck auf Ayus Augen, die sie reflexartig zusammenkniff um wenigstens halbwegs etwas durch den Dunst erkennen zu können. So etwas war sie nicht gewöhnt. Doch sie hatte Glück. Zufrieden grinste sie, als sie den Gnom in einer der hintersten Ecken an einem Tisch sitzen sah.
Hoffentlich ist er noch ansprechbar, dachte sie und ging auf die betrübt in ihr Bierglas starrende Gestalt zu.
"Darf ich ihnen helfen?", fragte der junge Mann mit dem charmanten Lächeln, der zuvor noch versucht hatte mit der misstrauischen Alten zu flirten und beugte sich nach unten um die paar AM-Dollar aufzuheben, die er Oma soeben runtergefallen waren. Doch kaum hatte er sich nach unten gebeugt, spürte er einen heftigen Schmerz am Hinterkopf, welcher von der von außen einwirkenden Tasche stammte, die die Lady immer wieder gegen seinen Kopf donnerte. Er war nicht der Intelligenteste und so dauerte es eine Weile bis er festgestellt hatte, dass es wahrhaftig Schmerz war, den er da fühlte. Sein gutes Aussehen half ihm da leider nicht sehr viel weiter.
"Untersteh dich mein Geld zu klauen du Schuft!", schrie sie und griff profiltaktisch nach einer der Blumenvasen, die zusätzlich zum Verkauf angeboten wurden.
"Schon gut!", rief der Dieb in Ausbildung und schreckte auf um zu verschwinden. Bedauerlicherweise verlor er dabei auch sämtliche Quittungen, doch die Angst vor der Alten schien größer, als die dahinflatternden Aufträge.
Aus sicherer Entfernung grinste Amok überheblich spottend.
"Anfänger.", lachte er in sich hinein und richtete noch einmal seine Kleidung, um anschließend auf den Blumenstand zuzugehen. Als er angekommen war blieb er stehen, als schaue er sich nur das Angebot an. In Wirklichkeit aber wartete er nur den richtigen Moment ab. Die Dame hatte bis jetzt von jeder Blumenart mindestens eine gekauft. Die einzige, die sie noch nicht besaß war eine der lilafarbene Tulpen und ihr Rock, der mit dieser Pflanze übersäht war, gab weiteren Anlass für Spekulationen über ein gewisses Interesse an ihr. Natürlich war das reine Phantasie, doch als Anwerber musste man eben wenigstens ein wenig auf sein Glück vertrauen.
Sofort erkannte Amok den perfekten Moment, der planmäßig nicht lange auf sich warten ließ. Der Dieb kam Amok gerade gelegen, denn die Alte schien immer noch abgelenkt und schaute ihm wütend hinterher, trotzdem war die Wut und der Schock so weit vergangen, dass sie ihre Umwelt wieder wahrnahm.
"Ich nehme die Tulpe.", sagte Amok zum Verkäufer, welcher darauf mechanisch nach der Pflanze griff.
"He!", mischte sich die Alte protestierend ein.
"Ich will sie haben! Das ist meine Tulpe!", sagte sie aufgebracht und funkelte Amok böse an, der dankbar dafür war, dass sie scheinbare nicht schwerhörig war.
"Was ist ihnen denn daran so wichtig? Wissen sie überhaupt welche Feinheiten eine solche Blume in sich trägt? Was für ganz besondere Pflege sie braucht? Man muss mit ihr reden, sie beschäftigen..."
Für kurze Zeit verstumme die Frau und betrachtete Amok, wobei sie das Gefühl von Verträumtheit ausstrahlte.
"Für wahr! Da sagen sie ja vielleicht etwas! Und deswegen will ich sie ja auch haben!" Der Anwerber grinste innerlich. Er hatte sie fast- das war wirklich noch leichter als erwartet.
"Ich weiß nicht, ob sie mit ihr umgehen können."
"Ich bin quasi Expertin!"
Amok schwieg kurz.
"Wissen sie, dass ich jede Woche hierher komme, um mir von jeder Blumensorte eine ihrer Art mitzunehmen? Stimmt' s Raffi? So ist es doch?", fragte Amok und nickte dem Blumenverkäufer unmissverständlich zu. Dieser schluckte und schien mit den Augen etwas am Himmel zu fixieren. Dann bewegten sich seine Lippen, ohne, dass sie auch nur einen Ton hervorbrachten.
"Ja.", sagte der Verkäufer anschließend und schenkte beim Folgenden jeder Silbe besondere Aufmerksamkeit, wobei er jedes Wort so aussprach, als würden es gerade die Götter selbst diktieren. "Das stimmt wirklich. Sie kaufen hier jede Woche mindesteins eine von jeder Sorte."
Der Anwerber war zufrieden und danke dem Mann mit einem kurzen Lächeln.
"Das ist verrückt.", die Alte schien außer sich. "Genau so ist es bei mir!"
"Wirklich?!" Der Anwerber spielte die Begeisterung perfekt.
"Wie klein die Welt doch ist!"
"Ja wirklich, was halten sie von den Geranien?"
"Ganz schön. Etwas kraftlos, aber das liegt wohl an der Luft in dieser Stadt. Hier wächst ja so weit nichts, was wirklich als schön bezeichnet werden kann..."
"Oh ja, da haben sie schon wieder recht.", sagte die Oma und nickte gedankenverloren.
"Wissen sie was?", sagte Amok nach einer Weile der Ruhe und legte 2 AM$ auf den Tisch. "Ich schenk ihnen diese Blume." Er gab dem Verkäufer das Geld und hielt der Alten die Blume hin. Diese zögerte.
"Ach nein, das kann ich doch nicht annehmen.", sagte sie geschmeichelt und lief rot an.
"Doch, doch, das meine ich ernst. Ich weiß ja, wie man sich in so einer Situation fühlt. Da braucht man unbedingt eine bestimmte Blume und dann wird sie einem direkt vor der Nase weggekauft."
Stille folgte, in welcher die Frau mit sich zu ringen schien.
"Nun nehmen sie schon. Sehen sie nicht wie hervorragend diese Farbe ist?"
Sie grinste und blickte aufgeregt zu Boden.
"Na gut.", sagte sie und griff nach der Blume. Amok kommunizierte mit ihr durch einen tiefen, weichen Blick.
"Aber dafür kommen sie zu unserem Treffen!"
"Treffen?!" Nun war Amok schockiert. Das hatte er eigentlich nicht bezwecken wollen! Sein Plan war es, sie in ein Gespräch über die Wichtigkeit von Gärten zu verwickeln, aber doch nicht so etwas!
"Ja!", sie kicherte. "Meine Mädels und ich veranstalten jeden Mittwoch ein Treffen. Da unterhalten wir uns über die bekanntesten Blumen. Morgen reden wir über die der Wintersaison, da gab es letztens eine wirklich aufregende Diskussion zwischen Marion und Hannelore..."
Der Anwerber schwieg eine Weile, während die Frau ihm flehende Blicke zuwarf. Vielleicht war das ganz praktisch für ihn. Vielleicht hätte er auf dem Treffen die Möglichkeit noch mehr als nur eine Person anzuwerben.
Er nickte.
"Also gut.", sagte er. Jeder Muskel ihres Gesichtes spannte sich an und die Haut knautschte sich in ihre ohnehin schon tiefen Falten.
"Sehr schön! Dann morgen so gegen drei.", sagte sie und nannte noch schnell die Straße. Amok zweifelte, doch er dachte diesen Namen schon einmal gelesen zu haben. Der Zufall wäre wirklich zu groß gewesen.
"Sie mögen doch Kaffee und Kuchen?"
"Natürlich.", versicherte Amok und hoffte, Zweifel und Flehen verbergen zu können.
"Wir freuen uns auf sie. Auf Wiedersehen!"
"Bis morgen.", merke der Anwerber noch an und winkte ihr nach. Er war sich nicht sicher, ob er so eben eine Einladung in den Himmel seiner Karriere oder eine in die schlimmste Hölle bekommen hatte.
"Hier.", meinte er und legte dem Verkäufer noch fünf 5AM$, direkt auf die zwei anderen, die er ihm zuvor für die Blume gegeben hatte. Geschickt hob er diese von dem Geldhaufen ab und ließ sie wieder in seiner Tasche verschwinden.
"7$!", freute sich der Verkäufer. "7 auf einmal!"
"Ja.", sagte Amok kühl und verließ den Stand mit einem unsicheren Gefühl.
Thask hielt sich den Bauch.
"Ein Kaffeekränzchen?!"
"Es ist kein Kaffeekränzchen!"
"Doch, es ist ein Kaffeekränzchen."
"Als Mitglied der Stadtwache muss man halt Opfer bringen." Amok konnte nicht glauben, dass er das wirklich gesagt hatte.
Der Kontakter verkniff sich weitere Lachanfalle und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
Leider hielt der Vorsatz nicht lange und das anfängliche Kichern fand seinen Höhepunkt bald in einem neuen herzlichen Gebrüll, was völlig untypisch für den Zombie war.
>< >< ><
"Hier.", sagte Ayure und stellte den kleinen Krug mit Bier vor dem Gnom auf dem Tisch ab. "Du siehst aus, als könntest du noch was vertragen." Sie grinste.
"Was soll das heißen?!", giftete er sie an, als er sie aus schläfrigen Augen anblickte. Dann zog er den Krug eilig zu sich heran.
Ayu setzte sich neben ihn und stellte auch ihren Krug vor sich ab.
"Nur, dass du nicht gerade zufrieden aussieht."
"Was interessiert dich das? *hicks*", sagte der Kleine, kurz nachdem er für längere Zeit traurig in den Krug gestarrt hatte und musterte Ayu dann scharf.
"Ach.", sagte er bald. "Du bist die Ermittlerin von vorhin oder? Zumindest kommst du mir bekannt vor. Gesichter kann ich mir ziemlich gut merken, auch, wenn ich sie nur nebenbei mitbekomme. Weißt du eigentlich, dass es sehr gefährlich für jemanden wie dich sein kann, in so einer Bar? Wo ist eigentlich deine Uniform- siehst lächerlich aus, so wie du gerade herum läufst. Aber eigentlich ist es mir auch egal."
Die Ermittlerin schluckte und blickte sich so unauffällig es ging um, denn der Gedanke, jemand könnte sie gehört haben reizte ihren Fluchtinstinkt. Sie kannte den rauen Umgangston, der in Ankh-Morpork herrschte ganz gut, doch selten war sie in solchen Bars oder was auch immer das hier war gewesen und schon gar nicht als Mitglied der Stadtwache!
"Ha.", machte der Gnom und nahm einen kräftigen Schluck. "Neu oder?"
Ayure war sich nicht sicher wie sie reagieren sollte. "Das tut nichts zur Sache.", sagte sie schnell. Wenn er sich nicht nett mit ihr unterhalten wollte, dann musste die Sache eben ganz konventionell von sich gehen.
Er grinste. "Was willst du von mir?", fragte er so kühl, dass man hätte meinen könnte, der kleine mit der tiefen Stimme hätte mit der gesamten Scheibenwelt bereits abgeschlossen und er dachte scheinbar gar nicht daran, Blickkontakt aufzunehmen. "Sicher willst du mir nicht helfen. Wie auch..."
"Kannst du dir das nicht denken?", warf sie ein.
Der Gnom nickte. "Wahrscheinlich geht es um diese verdammten Blumen." Erst jetzt war es Ayu möglich ein Funken Aggression aus seiner Stimme zu vernehmen.
"Es geht ja ständig nur um diese Pflanzen!" Und er schlug mit dem Krug wütend auf den Tisch so, dass Ayu fast zusammengezuckt wäre, hätte sie sich nicht so gut im Griff gehabt.
"Ja, es geht tatsächlich darum.", stimmte sie zu. "Was weißt du darüber?"
"Nichts. Nur, dass sie in diese Blumen vernarrt ist und ihr alles andere scheinbar egal.", meinte er wieder so kühl wie zuvor.
"Du magst die Blumen also nicht?"
"Ha! Natürlich nicht! Was ist das für eine Frage? Was interessieren euch eigentlich diese Musröschein oder wie die heißen?! Da draußen werden Menschen getötet. Haltet lieber alle diese Verrückten auf so was zu machen."
"Nichts ist zu nichtig, als dass sich die Wache nicht darum kümmern würde."
Er atmete kurz stoßhaft auf, was dem Laut eines bitteren Lachens gleichkam; dann nahm er noch einen Schluck.
"Wie nah stehen sich du und deine... ähm..."
"Großmutter.", ergänzte er. "Ziemlich nahe. Nachdem meine Mutter bei meiner Geburt gestorben war und mein Vater darauf hin verschwand, nahm sie mich auf und zog mich groß. Aber in letzter Zeit hat sich unser Verhältnis einfach nur verschlechtert."
Ayu legte die Stirn in Falten. "Wie meinst du das?"
"Nun ja, seit dem ich Therese habe, habe ich eben nicht mehr so viel Zeit für sie wie früher. Und wenn ich mal etwas Zeit habe kümmert sie sich um ihre Blumen. Außerdem meint sie, dass sie mir nicht gut tut."
"Therese?"
"Ja. Sie ist unsere Nachbarin und meine Freundin." In seiner Stimme schwang plötzlich die Unterton von Stolz. "Meine Großmutter meint, sie sei sogar noch älter als sie. Aber haben sie sich die mal angesehen?" Seine Augen begannen zu leuchten.
"Keine hängende Haut, keine Falte- nichts. Das ist fast unglaublich." Für einen Moment schien er abzuschweifen und mit einem zufriedenen Grinsen in Gedanken zu versinken, als Ayure den Augenblick nutze und ich ein paar Notizen machte. Mit dieser Freundin würde sie sich wohl auch noch beschäftigen müssen.
"Ist es nur das Alter, was ihre Großmutter so stört?", riss die Ermittlerin den Gnom aus den Gedanken, weswegen er sie verwundert anstarrte.
"Bitte?"
"Ist es nur das Alter, was ihre Großmutter so stört?"
"Oh nein", antwortete er. "Ich denke sie ist etwas neidisch. Sehen sie, Therese könnte jeden Mann haben. Deswegen bin ich auch so froh, dass sie sich für mich entschieden hat." Er lief wieder Gefahr abzudriften, was der Grund war, weshalb ihn Ayure in der Realität hielt, indem sie ihm weiter Fragen stellte.
"Mag sie auch Blumen?"
"Bitte?"
Sie verdrehte die Augen
"Mag sie auch Blumen?" Diese Monotonie war bemerkenswert.
"Nicht besonders. Zumindest beschäftigt sie sich nicht mit ihnen und ihr Garten ist auch ziemlich leer. Aber wieso fragen sie mich über meine Freundin aus? Ich dachte ihnen ginge es um etwas anderes."
Die Ermittlerin nickte.
"Wissen sie wann das passiert ist? Ich meine... der Diebstahl."
"Gestern Nacht. Irgendwann."
"Brauchen sie neue Blumen?"
Plötzlich schaute er sie geschockt an und sein Gesicht färbte sich rot. "Bitte? Bin ich etwa auch noch verdächtig?!", brüllte er, stellte sich auf den Stuhl, was ihn nur unerheblich größer machte, und fing an zu beben. Dann nahm er einen Schluck Bier.
"Nun...", begann sie. "Wenn sie mit uns zusammenarbeiten haben sie nichts zu befürchten. Aber sehen sie die Sache doch mal ganz objektiv. Sie sind eifersüchtig auf die Zuwendung, die ihnen ihre Großmutter vorenthält, weil diese sie in ihre Blumen investiert, was sie nur macht, weil sie jetzt eine Freundin haben und sie sie deswegen vernachlässigen."
Die Ermittlerin erntete entrüstete Blicke und es war nicht zu übersehen wie sehr der kleine mit sich selbst ringen musst. Am liebsten wäre er dieser Frau einfach ins Gesicht gesprungen und hätte die schlimmsten Dinge mit ihrer Nase angestellt, die seinem kleinen Gnomköpfchen nur entspringen konnten. Stattdessen holte er tief Luft.
"In ihrem Beruf sollten sie besser aufpassen, wann sie ihren Verdächtigen offen legen, was sie sich zusammengereimt haben. Das zeigt nur, wie schlecht ausgeprägte Püschologiekenntnisse sie besitzen. Ein normaler Ermittler hätte erst mal gefragt, wo ich zu diesem Zeitpunkt war!"
Die Ermittlerin zuckte innerlich zusammen, doch es gelang ihr glücklicherweise so still zu bleiben, wie es ihr möglich war. Sie hatte es sich schwer vorgestellt, aber gleich bei ihrem ersten Fall an solch ein Wesen zu gelangen- damit hatte sie nicht gerechnet.
"Also gut.", sagte sie irritiert. "Wo waren sie?"
"Zu Hause! Bei Therese. Das wird sie bezeugen können! ABER ICH HABE NICHT DIE BLUMEN MEINER GROßMUTTER GESTOHLEN"
"Nun bleiben sie doch erst einmal ganz ruhig.", versuchte Ayure den Gnom zu beruhigen.
"ICH SOLL RUHIG BLEIBEN?!" Wäre es nicht so laut in der Trommel gewesen, wäre das Gebrüllt sehr wahrscheinlich aufgefallen und hätte unangenehme Interessenten angelockt. Doch so schuf es ehr eine Atmosphäre der Routine und des Alltags, ja für einige Stammgäste, das waren die meisten hier, sogar ein Gefühl der Geborgenheit..
"Ich habe doch nicht gesagt, dass sie der Täter sind. Aber wir müssen einfach jedem Hinweis nachgehen."
"Und was gedenken sie jetzt zu tun Frau Ermittlerin?!" Er schrie immer noch hysterisch. Für kurze Zeit, nachdem er das Wort 'Ermittlerin' gesagt hatte, bildete sich Ayu ein, der Geräuschpegel erheblich wäre gesunken.
Kurz schaute sie hektisch hin und her.
"NUN?!", drängte er sie.
"Als nächstes werde ich ihre Freundin aufsuchen."
"THERESE? Ich warne sie...", begann er die Drohung und schaute sie mit festem Blick an. "...ziehen sie sie da nicht mit hinein!" Und obwohl er nach oben blicken musste, um Ayure fixieren zu können, machte er ihr etwas Angst.
"Aber sie haben doch gesagt, ich könne sie fragen?! Und überhaupt: Wollen sie mir drohen?"
"Wollen sie vergessen in was für einem Umfeld sie sich befinden? Du wanderst auf ganz dünnem Eis Schätzchen!"
Die Ermittlerin erstarrte- das war zu viel. Festen Willens stand sie auf, warf dem Gnom noch einen wütenden Blick zu und stürmte aus dem Lokal. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie warf die Tür auf und lehnte sich gegen sie kalte Steinwand, als sie wieder ins Schloss fiel.
Säure stieg ihr den Hals hinauf und sie dachte darüber nach einfach zurückzugehen und diesem Gnom mit einem Faustschalg in die Realität zurück zu holen. Sie war keine gewalttätige Person, doch irgendwann, war auch bei ihr eine Grenze überschritten. Eigentlich hatte sie sich nie für eine leicht reizbare Person gesehen, doch dieses Bild zerfiel in diesem Moment allmählich.
Nur stoßhaft konnte sie atmen und ihre Lunge schien sich bei jedem Atemzug zusammen zu krampfen. Wut schnürte ihr die brennende Kehle zu und sie blickte in den nächtlichen Himmel, ganz, als würde sie auf eine Antworte zu einer Frage warten, die sie noch nicht kannte. Der Mond war über der Scheibenwelt aufgegangen und zog den Blick der Ermittlerin auf sich.
Sie dachte darüber nach, ob dies der richtige Beruf für sie war und zweifelte plötzlich an sich selbst- War sie für all das gemacht? Wenn sie solche Kleinigkeiten auf die Palme brachten- wie sollte es dann mit größeren Fällen aufnehmen können?
Auf dem Weg nach Hause dachte sie über ihre Vergangenheit nach und darüber, was sie gewonnen hatte in den letzten Monaten und doch war sie nicht sicher, ob es richtig so war. Sie wollte mit jemandem reden, mit jemandem, bei dem sie sich sicher war, er würde sie verstehen.
Amok saß bereits am Tisch, als Ayu dir Tür leise öffnete. Sie späte kurz in den nur wenig beleuchteten Raum und betrat die Wohnung dann leise. Die Tür fiel ins Schloss und sie bewegte sich nicht von der Stelle, als sie erwartete, dass der Anwerber sie wenigstens ansah. Doch er starrte nur auf ein Blatt, das direkt vor ihm lag.
"Amok ich...", begann Ayure und ihre Lippen zitterten, während sich ein Kloß in ihrem Hals ausbreitete, der unangenehm brannte. Aus irgendeinem Grund war es nie leicht für sie mit ihm zu sprechen.
"Amok."
Er nickte kurz.
Ich höre zu., dachte er.
"Ich..."
"Ja? Ich höre dir zu. Ich muss das nur schnell noch..."
Fassungslos starrte sie in seine desinteressierten Augen, die dieses verfluchte Blatt immer wieder von oben bis unten fixierten und nicht ein mal zufällig über sie streiften.
Es kam ihr vor als würde er genau das absichtlich eine Ewigkeit tun, nur um sie warten zu lassen. Sie fand es abscheulich, wie er da saß und sie wie selbstverständlich ignorierte, sie wieder dazu brachte auf
ihn zu warten. War er zu blind um auch andere zu sehen?
Wut wich einer unbekannten, tiefen Trauer, als sie erkannte, dass sie die Person, die sie jetzt am meisten gebraucht hätte, einfach im Stich ließ und sich lieber den eigenen Tätigkeiten widmete. Sie war es gewohnt, aber nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem sie es einfach nicht mehr ertragen konnte.
Plötzlich riss sie die Tür auf und verließ wutentbrannt die Wohnung.
Der Anwerber las noch einmal das Gedicht, dass er Ayure geschrieben hatte, um sich bei ihr dafür zu entschuldigen, dass er so lang keine Zeit für sie gehabt hatte, und blickte dann überrascht auf.
Die Sonne hatte schon lange versucht ihre Tentakel auch endlich in dieser Wohnung versenken zu können. Schließlich hatte sie es dann auch geschafft, einen von ihren, mit schleimigen Saugnäpfen bestückten Armen, durch den fingerbreiten Schlitz zu quetschen, der dadurch entstanden war, dass Amok die Vorhängig nicht richtig zugezogen hatte.
Und nun strafte
sie ihn dafür, indem sie ihm das Augenlid hochzog und ihren heißen Stachel direkt in seinem Augapfel versenkte.
Er blinzelte und verfluchte das brennende Ding dort oben.
Der Anwerber drehte sich nochmals um und stand erst nach gut einer halben Stunde auf. Sein Uhrendämon hatte noch nicht Alarm gegeben und wie jedes Mal setzte er sich vor ihn und wartete, auf dass es Zeit für ihn war ein Geräusch zu machen. Diesmal dauerte es nicht lang.
Anschließend ging er in das kleine Band der Wohnung und wusch sich oberflächlich. Es war noch früh. Er würde sich erst am Nachmittag mit den Frauen treffen und er war sich noch nicht sicher, was er bis dahin machen sollte.
Als er den Blick kurz durch den Raum schweifen ließ sah er einen zusammengeknüllten Zettel, der auf dem Boden lag. Amok hob ihn auf und überflog die Zeilen. Dann erinnerte er sich und glätte das Papier, um es zusammenzufalten und in die Tasche zu stecken. Er öffnete die Tür, um spazieren zu gehen.
Ayure saß auf dem Boden, das Gesicht der Sonne zugewandt. Die tiefen Augenringe zeugten davon, dass die Wächterin alles andere als eine gemütliche Nacht verbracht hatte. Kein Wunder, wenn man sich ansah, wo die Ermittlerin vor ein paar Minuten aufgewacht war. Sie hatte sich den Boden ihres Büros durchaus bequemer vorgestellt, aber wahrscheinlich war es besser auf ihm, als in einem bequemen Bett zu schlafen.
Durch die körperlichen Schmerzen war sie hervorragend abgelenkt von denen in ihrem Inneren und in einem weichen Bett zu liegen, mit der Möglichkeit noch ausgiebiger über alles nachdenken zu können, hätte vielleicht ihren Tod bedeutet.
Schmerzlich schloss sie die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Wie konnte das alles nur dazu kommen? Er hatte sie aufgenommen, aus einem schlechteren Leben geholt und in das hier gebracht, was zumindest besser war, als die beschämenden Aufgaben einer Näherin übernehmen zu müssen. Vielleicht erwartete sie einfach zu viel von all dem hier. Vielleicht war es schädlich zu fühlen und diese Gefühle zu zeigen. Aber vielleicht lag es auch an
ihm der so unfähig und passiv war, dass es schmerzte. Sie hasste ihn- nein, das beschrieb es nicht.
Enttäuscht schüttelte die den Kopf und stand auf. Es gab weitaus wichtigeres, als sich darüber schon wieder Gedanken zu machen und für einen kurzen Moment waren Moss- Mus- Mäs- diese Blumen, das wichtigste in ihrem Leben. Sie schnappte sich ihre Tasche und machte sich auf den Weg zu Therese.
Es klopfte an der Tür und die jung gebliebene, alte Dame, die gerade in ihrem Keller arbeitete, reagierte mit einem müden Blick, nachdem der Dämon das Klopfen mit einem Schrei an sie weitergeleitet hatte.
Ayure schreckte zurück, als ein schrilles Kreischen aus dem Inneren des Hauses drang. Sie wartete eine Weile und lauschte angespannt.
Da öffnete sich die Tür und eine Frau blickte sie an. Dann lächelte sie.
"Guten Tag.", sagte sie, noch bevor Ayure das Wort ergreifen konnte.
"Guten Tag, Gefreite Namida, von der Stadtwache Ankh- Morpork. Ich würde ihnen gern ein paar Fragen stellen."
Therese schwieg und starrte auf die Dienstmarke, die ihr die Gefreite entgegenstreckte. Für den Bruchteil einer Sekunde ertappte sie sich dabei, wie ihre Pupillen unbewusst nach rechts glitten, in Richtung der Tür, die direkt in ihren Keller führte.
"Natürlich.", immer noch lächelte Therese. Ihr Gesicht hatte sich keinen Millimeter verändert- zumindest war es Ayure nicht aufgefallen und die Ermittlerin war glücklich, dass diese Frau scheinbar so viel kooperativer war, als ihr Freund.
Sie hielt Ayure die Tür auf und machte eine einladende Handbewegung. Die Ermittlerin war etwas nervös, denn sie hatte noch nie allein eine Befragung in einem fremden Haus vorgenommen.
"Gehen sie einfach durch- da hinten ist das Wohnzimmer."
Ayure konnte ihren Augen fast nicht trauen. Schon an den Wänden des endlos langen Flures, der so breit war, dass er ein eigenes Zimmer hätte sein können, hingen teure Ölgemälde von verschiedenen Personen und unzählige Türe führten in unzählige weitere Räume. Gleich durch drei Spiegel beobachtete man sich selbst. An der Decke hing ein übertriebener Leuchter und spendete angenehmes, warmes Licht.
Sie wagte es kaum zu gehen, in so einer noblen Umgebung, und tastete sich langsam und vorsichtig ins Wohnzimmer voran. Erst nach einem langen Marsch war sie sogar dort angelangt stand vor einem Sessel, dessen Polsterung mit grünem Samtstoff bespannt war. Die Armlehnen waren aus verspielten Holzschnörkel gefertigt die perfekt zum Rest, des wuchtigen Zimmers passten.
"Setzen sie sich.", bot Therese an, als auch sie durch den Türbogen trat.
Vorsichtig ließ sich die Ermittlerin nieder.
"Oh.", sagte die Hausherrin und Ayure schreckte kerzengerade auf.
"Bitte auf das Sofa, der Sessel gehörte meinem Mann... Es mag albern klingen, doch..."
"I- Ich verstehe schon.", nahm die Ermittlerin ihr das Wort ab und setzte sich auf die Couch.
"Ich mach uns schnell einen Tee.", sagte Therese und verschwand in einen der anderen Räume, die wiederum durch Türen mit dem Wohnzimmer verbunden waren.
Sie fühlte sich unwohl, so, als würde ein enger Glaskasten sie umgeben, der keine Luft ins Innere ließ und unbewusst zog sie ihre Schultern zusammen, als wollte sie nichts kaputt machen, was sich um sie herum befand, einschließlich des Glaskastens.
Die Ermittlerin kam aus äußerst einfachen Verhältnissen und war diese auch gewohnt. Als Kind hatte sie auch nie davon geträumt in einem teuren Haus zu leben und wieder schaute sie sich zögernd um, fast als hätte sie Angst, ihre bloßen Blicke könnten etwas zerstören.
Auch die Wände des Wohnzimmers waren mit allerhand teuren Bildern geschmückt und Ayure erkannte eine Person, die in der Anzahl ihrer Gemälde die Restlichen weit überschritt. Es war nicht schwer zu erkennen, dass dieser Mann der Verstorbene von Therese gewesen sein musste.
Geschirr klapperte und nach einer Weile trat die Frau mit einem silbernes Tablett, welches das Licht gleißend reflektierte und auf welchem zwei Tassen, eine Kanne und eine kleine Schüssel voll Zucker, platziert waren, wieder in den Raum
"Ich hoffe sie mögen Kräutertee." Sie grinste.
Ayure nickte still.
Therese stellte das teuer aussehende Porzellan vor die Ermittlerin und setzte sich dann gegenüber von ihr in einen zweiten Sessel.
Ayure nahm die Tasse in die Hand und atmete den Geruch des heißen Getränks ein. Es duftete herrlich und sie nippte am Tee. Zu spät viel ihr ein, dass sie sich verbrennen würde und erschrak, als sie festestellte, dass das Getränk genau die richtige Temperatur hatte. Es wunderte sie schon fast nicht mehr, wenn sie sich das Haus und dessen Besitzerin genau ansah.
Nichts schien einen Fehler zu haben und alles war so perfekt wie nur möglich. Zumindest, machte es von außen den Anschein. Thereses Haut war rein und ihre Haare glatt zu einem Zopf zusammengebunden. Nur eine Strähne hing an der linken Wange hinab. Auch sie war glatt und kein Haar wagte es von den anderen abzustehen. Die Zähne standen gerade und waren weiß, ihre Lippen rot, nicht rissig und die Konturen zeichneten sich von der hellen Haut ab, als hätte sie sie angemalt. Doch am Rand der Tasse war kein Rückstand von Farbe zu erkennen, als Therese von ihrem Tee getrunken hatte. Ayure wunderte sich, bedachte sie das Alter der Dame.
"Ein schönes Haus haben sie hier.", stimmte die junge Ermittlerin ein.
"Finden sie? Mein Mann und ich haben es gekauft, als wir geheiratet haben."
"Das klingt romantisch.", stammelte Ayure- sie wollte die Befragung so ungezwungen wie möglich gestalten.
"Ja, das war es wirklich. Aber nun ja- er ist von mir gegangen vor einiger Zeit."
"Das tut mir leid." Sie nahm noch einen Schluck. Der Tee schmeckte wirklich fabelhaft.
"Mir auch. Er könnte noch bei mir sein. Ich brauche ihn."
"Ich verstehe." Ihre Tasse war fast leer.
"Im Dach ist ein großes Loch und ich arme Frau kann es nicht reparieren."
Ayure schwieg eine Zeit lang still um das gesagt zu verarbeiten.
"Nun ja...", begann sie zögernd, "... es gibt Gilden, die dafür bezahl werden das zu machen."
"Er wird schon zurück kommen.", sagte Therese bestimmt.
Der Ermittlerin starrte sie ungläubig an.
"Wer?"
"Mein Mann."
Stille.Die Wächterin war sich nicht sicher, wie sie das Folgende ausdrücken sollte. "Aber er ist tot. Er wird nicht..."
"Tot? Davon war doch nie die Rede."
"Aber sie sagten doch er wäre von ihnen gegangen."
"Ja. Wegen dieser Näherin!" Zum ersten Mal erkannte Ayure Zorn in den Augen der Frau und es war ihr deutlich anzumerken wie sehr sie mit sich ringen musste, ihre Kontenance zu bewahren.
"Aber er wird zu mir zurückkehren. Da bin ich mir ganz sicher."
Ayure trank den Rest ihres Tees aus und schluckte den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag hinunter. Wieso sehnte sie sich nach ihrem Mann, wenn sie doch mit diesem Gnom zusammen war?
"Möchten sie noch Tee? Wie ich sehe schmeckt er ihnen." Therese hatte sich wieder gefasst und setzte das gewohnt, mechanische Lächeln auf.
"Ja, das wäre sehr nett von ihnen."
Die Hausbesitzerin grinste zufrieden und verschwand aus dem Raum, um kurze Zeit später mit einer neuen Tasse zurück zu kehren, die sie vor Ayure stellte und erneut Tee eingoss.
Die Ermittlerin wagte nicht etwas zu fragen. Sie kam sich ein wenig dumm vor- wie ein kleines Kind und es war ihr fast peinlich zu zeigen, dass sie von diesen Verhaltensweisen nicht die geringste Ahnung hatte. Schon allein im Atmen unterschieden sich sie und Therese. Diese warf die gebrauchte Tasse plötzlich in einen Eimer, wo er in viele Teile zersprang.
Nun konnte sich Ayure nicht mehr zurück halten.
"Wieso werfen sie die Tasse denn weg?"
Therese lächelte fast mitleidig, der Unwissenheit der R.U.M- Ermittlerin wegen.
"Ich benutze nie eine Tasse zwei mal."
><><><
Ein übler Geruch sickerte durch die dicke Holztür und der Anwerber kniff die Augen zusammen so, als würde es den Gestank verdrängen. Er konnte nicht genau fest machen, was es war, was ihn aber auch nicht weiter störte. Er gehörte nicht zu den Menschen, die immer über alles bescheid wissen mussten. Im Gegenteil- viele Dinge waren ihm sogar ziemlich egal.
Es war wirklich die Straße, in welcher die Blumen gestohlen worden waren und Amok konnte es nicht fassen, wie viel Glück er hatte. In der Akte stand zwar, dass alte Frauen die Betroffenen waren, doch dass gleich die erste Dame, die er ansprach, die richtige war, war ein wahnsinniger Zufall.
Die Tür öffnete sich und die Hälfte eines bekannten Gesichtes kam zum Vorschein.
"Ah!", lachte die alte Frau aus und riss die Tür gänzlich auf. "Hab ich's doch gewusst, dass sie es sind. Kommen sie nur rein."
Amok lächelte gezwungen. Er hätte gern noch ein paar Augenblicke gehabt um sich zu sammeln, doch daraus wurde nun scheinbar nichts mehr.
"Gehen sie einfach nach hinten ins Wohnzimmer durch. Wir haben schon auf sie gewartet. Ich hoffe es macht ihnen nichts aus, dass wir schon mal angefangen haben die Blumen der Saison festzulegen..."
Der Anwerber wagte es nicht zu frage und schritt in den vernebelten Flur. Der Geruch schien mit jedem Schritt intensiver zu werden und Amok war sich nicht sicher, ob er sich an ihn gewöhnen würde. Die Blicke richteten sich auf ihn, als er das Wohnzimmer betrat und er lächelte in die Runde. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, doch er versuchte seiner Arbeit so professionell wie möglich nachzugehen und schluckte die Aufregung hinunter.
"Guten Tag die Damen.", er war darum bemüht sein charmantestes Lächeln aufzusetzen.
Willkommensgrüße schlugen ihm entgegen, wie der Gestank, als er die Wohnung betreten hatte, und die Frauen konnte es sich nicht nehmen lassen, den Wächter einfach fest zu drücken, so, als kannten sie ihn schon Jahrzehnte. Zwei der Blumenliebhaberinnen drückten ihm einen dicken, feuchten Kuss auf die Wangen.
Amoks Finger zuckten dabei nervös.
Sie tranken Tee, was Amok nicht weiter überraschte und diskutierten über die ein oder andere Sache, die dem Wächter so egal war, dass er zwischenzeitlich vermutete, er müsse kurz eingenickt sein, da er keine Zusammenhänge zwischen den einzelnen Themen sah.
Die Möglichkeit, dass die Damen einfach nur wirres Zeug redeten kam ihm nicht in den Sinn.
Die "Nebeltupletta", sollte die Blume der Saison werden. Der Anwerber fand sie scheußlich und lobte sie in den Himmel, obwohl es schwer war, an der grauen, knöchernen Pflanze etwas Positives festzumachen. Als eine der Damen die Blume in die Hand nahm erkannte Amok auffällige Ähnlichkeiten, zwischen Fingerknochen der Alten und dem entstellten Gewächs. Nun wunderte es ihn nicht mehr, wieso ausgerechnet diese Blume so beliebt bei den Damen war.
"Aber es ist doch unglaublich", fuhr es plötzlich aus Amok heraus und acht Augenpaare ruhten auf ihm. Der Zeitpunkt war gekommen. Er hatte die Damen nun kennen gelernt und wusste, wie er die richtigen Fragen stellen musste. Er durfte keine Zeit mehr verlieren, denn lange würde er seine Rolle nicht mehr spielen können.
"Was meinen sie?", lächelte die Alte, die Amok hinein gebeten hatte.
"Er meint die Blumen, ja ganz ohne Zweifel sind sie unglaublich!"
"Nein. Um ehrlich zu sein spreche ich von dieser schockierenden Gräueltat direkt hier in ihrer Nachbarschaft."
"Und daher ist es wichtig, dass sie die Stadtwache in diesem Fall unterstützen. Besonders, da es sich um so ein schlimmes Verbrechen handelt.", Amok hatte lang nicht mehr so viel an einem Stück geredet und die Damen hatten schon lang nicht mehr so eine lange Zeit geschwiegen. Allen gefiel das, denn eigentlich konnten sie die Stimmen der jeweils anderen nicht mehr ertragen. Es war zu auffällig, dass die sehnsüchtig darauf warteten, dass Amok den Mund öffnete. Sie schienen nicht einmal mitbekommen zu haben, dass er sich als Wächter zu erkennen gegeben hatte.
"Hm.", antwortete die Gastgeberin plötzlich und stellte die Tasse Tee ab.
"Hm?" Amok verzweifelte und sein Gesicht spiegelte Trauer und Angst wieder. Er hatte mit einem klaren 'Ja, natürlich, aber gern doch!' gerechnet. Dann wäre er verschwunden und seine Arbeit wäre getan gewesen. Doch dieser Umstand ließ ihn noch tiefer in seinen Sessel sinken.
"Sie meinen spionieren?"
"Spionieren?", nun war er verwirrt. "Nein. Davon habe ich nichts gesagt. Es geht nur darum, dass sie darauf Acht geben, was hier in ihrem Umfeld passiert. Ob sie jemanden im Verdacht haben, ob sich jemand auffällig verhält. So etwas. Mit Spionieren hat das nichts zu tun." -Das hatte es nicht- hatte es das?
"Gut.", sagte eine der Damen fest entschlossen und blickte in ihren Tee. "Ich mach es."
"Mareyke!", entfuhr es der nächsten, die zuerst geschockt, doch von Augenblicke zu Augenblick immer entschlossener wurde. "Wenn sie es macht, tu ich es auch."
Amok grinste in sich hinein, als er erkannte, mit welcher Geschwindigkeit sein Ziel näher rückte.
Es herrschte Stille und Ayure benutzte bereits ihre fünfte Tasse. Sie war ohnehin schon unsicher genug und all das trug nicht gerade dazu bei, dass sie sich lockerte. Krampfhaft überlegte sie, wie sie am besten beginnen könnte, als Therese überraschenderweise den Anfang machte.
"Worum geht es also?"
Die Ermittlerin wusste nicht, wieso sie das alles so einschüchterte und weshalb sie nicht einfach sie selbst sein konnte. Dabei war der Grund ihres Daseins etwas völlig banales.
"Ihr Freund...", begann sie und noch ehe sie die Worte ausgesprochen hatte erschauderte sie.
"Sie können nur Samson meinen.", entgegnete Therese grinsend und nahm noch einen Schluck.
"Der Gnom.", sagte Ayure schnell.
"Was ist mit ihm? Ein reizendes Kerlchen, manchmal etwas aufbrausend..."
"Das kann man wohl sagen.", grummelte die Ermittlerin.
"Bitte?"
"Ähm- am Tag, als die Blumen aus ihrem Nachbargarten gestohlen wurden. Wo war er da?"
Therese überlegte nicht lang.
"Hier.", kam die blitzschnelle Antwort.
"Er war den ganze Zeit bei mir."
Ayure zog die Augenbrauen zusammen. Therese wirkte nicht angespannt, aber die Ermittlerin konnte sich natürlich nicht sicher sein, dass Therese nicht log.
"Auch Nachts?"
Die Frau überlegte.
"Das ist sehr persönlich.", sagte die Dame.
"Es tut mir, leid, aber der Diebstahl geschah nachts- es ist wichtig."
"Also gut. Ja. Er war auch Nachts bei mir."
Die Ermittlerin war für eine Weile still.
"Gut", sagte sie bald. "Haben sie etwas ungewöhnliches beobachtet? Oder hätten sie gar..."
"Bedauere.", sagte Therese schnell. "Nichts dergleichen. Ich kümmere mich nicht besonders um meine Nachbarn. Sie reden zu viel."
"Na schön. Dann bitte ich sie trotzdem darum weiterhin aufmerksam zu sein."
"Natürlich. Darf ich ihnen noch einen Tee anbieten?"
"Oh, nein vielen dank. Aber ich muss...", begann Ayure.
"Ich verstehe. Der Fall ist sehr wichtig.", sagte Therese und grinste die Ermittlerin an.
Ayure erhob sich und die Frau begleitete sie noch zur Tür. Als die Ermittlerin verschwunden war verschwand sie wieder in ihrem Keller.
"Bzzz. Bz bzzz Bzzz", sagte sie und strich ihrer Tochter zum Abschied über den Kopf.
"Bz, summ, bzz.", beruhigte sie das Oberhaupt der großen Familie und salutierte ein letztes mal.
Sie quetschte sie sich durch die vielen Gänge, vorbei an ihren knapp 24.187 Schwestern.
Natürlich hatte sie nie jede von ihnen näher kennen gelernt, doch trotzdem fühlte sie sich mit ihnen stark verbunden. Ein stolzes Gefühl überkam sie, als die ihrer Schwestern so tüchtig arbeiten sah und gleichzeitig war sie traurig, dass alles so gekommen war. Eine schwere Aufgabe lastete nun auf ihr und sie durfte nicht den geringsten Fehler machen, den sie zum Scheitern gebracht hätte. Sie zitterte ein wenig und bald schon hatte sie den Ausgang erreicht. Sie blickte hinauf in den Sternenhimmel, der aussah, als hätte jemand leuchtende Punkte darauf geniest.
Noch einmal blickte sie sich um, ob ER nicht in der Nähe war.
Dann hob sie summend ab.
Was tust du nur mir ihr?"Kümmere dich um deine eigenen Sachen"
Ich bin du."Vergiss es. Niemand ist ich."
Und wer bist du?"Ich bin..."
"Hallo?"
Der Anwerber schreckte auf, als Thask sein Büro betrat. Der Zombie schlurfte gemütlich so, dass Amok genug Zeit hatte sich vom Boden zu erheben und sich auf den Stuhl zu setzen.
"Thask.", sagte er begrüßend.
Er schwieg, als er sich nieder ließ. Die Zeit verging manchmal viel zu langsam.
"Deine Frauen..."
"Meine Frauen?"
"Deine Blumenfreundinnin..." der Kontakter machte eine seltsame Pause. "Treiben mich in den Wahnsinn!"
"Ja, das ist mir völlig klar... aber wieso bist du hier?"
"Ich mache das nicht länger." Thask schien entschlossen und die Tatsache, dass es sich um seinem Dschob handelte mit den Informaten Kontakt aufzunehmen störte ihn nicht im Geringsten.
"Aber, es ist dein Beruf das zu tun." Amok blieb weiterhin ruhig.
"Dann wirst du es von nun an tun!"
"Aber es ist nicht meine Aufgabe mit den Informanten in Kontakt zu treten!"
"Und es ist nicht meine Aufgabe alte Leute zu beschäftigen! Dann hätte ich gleich Tod um eine Stelle bitten können, als ich die Möglichkeit dazu hatte."
Dem Anwerber war die Information neu, doch er entschied sich dafür nicht weiter nachzufragen, da ihn das im Moment zweifelsohne überfordert hätte.
"Was ist denn das Problem?", fragte er ruhig nach und erinnerte sich an seine Grundausbildung in Püschologie.
"Ich bekomme regelmäßig Informationen die so wichtig sind, dass sie mir persönlich überbracht werden müssen! Sie kommen zu mir!"
Amok schien etwas unsicher. "Und... was beinhalten die Informationen?"
Der Kontakter blickte seinen Kollegen aus nur halbgeöffneten Augen an.
"Und sie kommen ständig zu mir um zu fragen wo genau die untoten Briefkästen sind und wie sie sie füllen können..."
Der Anwerber dachte einige Zeit nach und suchte nach dem richtigen Zitat aus seinem Püschologieunterricht.
"Ich Verstehe Was Du Sagst, Aber Trotzdem Müssen Wir
Gemeinsam Eine Lösung Für Unser
Gemeinsames Problem Finden."
"Von was bitte redest du?"
Amok zuckte mit dem Schultern.
"Thask, diese Frauen befinden sich in unmittelbarer Nähe des Tatortes."
"Aber einige von ihnen versteh nicht einmal was ich sage!"
Amok schaute ihn zweifelnd an.
"Wer sagt denn, dass so etwas noch ein mal passiert? Lassen wir die Sache doch einfach so, wie sie gerade ist!"
Gerade, als Amok zu Antwort ansetzen wollte schlug jemand die Tür zu seinem Büro auf. Eine der alten Damen stand fassungslos und nach Atem ringen im Türrahmen und hechelte verzweifelt.
Nach ihr trag Frän den Raum.
"Sie wollte unbedingt zu dir.", erklärte sie ruhig und dennoch verwundert.
"Es ist wieder passiert und diesmal hat er gleich alle Blumen mitgenommen!", schrie die alte und stürmte in den Raum.
"Er?", fragte Amok, dem die Information nicht entgangen war.
Die Alte nickte. "Ich weiß wer es war."
"Wunderbar, dann ist meine Arbeit ja getan.", sagte Thask zufrieden und verließ das Büro.
Ayure öffnete die Tür zur ihrer Wohnung und stampfte entschlossen hinein. Wie sie erwartet hatte war Amok nicht da und so hatte sie genug Zeit so viele ihrer Sachen wie möglich in eine Kiste zu packen. Dennoch beeilte sie sich und wagte es nicht sich umzublicken um ihre Gedanken und Taten zu überdenken. Fast mechanisch lief sie durch die kleine Wohnung, warf größtenteils Bücher in die Kiste und schlug die Tür hinter sich zu, als sie fertig war.
"Verschwinde du...- Ayure!", rief Amok, als er gerade damit beschäftigt war eine Biene zu verscheuchen, die ihn nun schon seit Stunden belästigte. Seine Kollegin blieb still.
"Amok.", sagte sie trocken zur Begrüßung und setzte sich schweigend auf den Stuhl. Sie wagte es nicht ihm in die Augen zu blicken, obwohl sie es gern getan hätte, um ihn anzuschreien, all das, was sie über ihn dachte herauszubrüllen. Doch den Gefallen wollte sie ihm nicht tun und so verharrte sie still.
"Was ist mit dir?", wollte Amok wissen und schien etwas besorgt.
"Nichts, wieso bin ich hier?"
Der Anwerber war verwirrt, entschied sich jedoch die Situation dabei zu belassen. Vielleicht brauchte sie etwas Zeit für sich.
"Es geht um den Moosröschen Fall. Es ist es wiederholt zum Diebstahl gekommen."
"Noch einmal?", nun war das Interesse der Ermittlerin geweckt und so sehr sie es sich auch vorgenommen hatte kühl aufzutreten, konnte sie ihre Berufung zur Ermittlerin und ihr damit verbundene Neugierde nicht ausschalten. Schnell fasste sich wieder.
"Wieso erfahre ich das von dir. Ich dachte Thask wäre hier der Informant."
"Thask- nun ja. Er schein ein Problem mit anderen Generationen zu haben... wie dem auch sei. Es gibt jedenfalls auch schon eine verdächtige Person. Was willst du denn, du Vieh?!",
Amok resignierte, und lies die Biene tun, was sie tun wollte. Erschöpft lies sie sich auf seiner Schulter nieder und ruhte die müden Flügel aus. Ihr Plan war gescheitert, denn scheinbar konnte er sie nicht verstehen. Sie konnte nur abwarten.
"Dann gehen wir am besten gleich los.", bestimmte Ayure und verließ den Raum.
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Die Sonne schien wieder einen guten Tag zu haben und das ließ sie die ganze Stadt spüren.
Ihre brennenden Finger bohrten sich in jede Windung, Pore und Nische und ließen den Dreck und Gestank Ankh-Moporks pulsieren. Amok unterdrückte eine würgen.
Wieso war sie so?
Hatte er etwas falsch gemacht? Es war mehr, als seine mangelnde Existenz, das war ihm bereits klar. Er wusste, dass er viel beschäftigt war und er wusste, dass es ihm schwer fiel sich zu öffnen doch er dachte auch, dass aufmerksames Zuhören und Unterstützen das alles in den Hintergrund stellen würden. War es nicht wichtiger einem anderen Menschen zu helfen und für ihn da zu sein, als sich selbst zu offenbaren? Er blickte sie an.
Hätte er sich doch wenigstens ein Mal vor sie gestellt und gesagt, wie er fühlte. Ayure schoss einen Stein über die Straße und blickte kurz zu Amok hinüber. Er schien sie zuerst angeschaut zu haben und als sich ihre Blicke trafen schauten sie weg, wie zwei schüchterne Kinder.
Sie war nicht schüchtern, sie war sauer- nein, traurig. Es war nicht nur, dass er nie Zeit für sie hatte. Nein- es war viel mehr.
Manchmal hatte sie das Gefühl als kannte sie ihn gar nicht und manchmal hatte sie das Gefühl, als wäre sie ihm egal, als würde sie ihm nichts bedeuten. Es war nicht so, dass sie etwas erwartete, was Liebe gleichkam, denn damit hatte sie langsam aber sicher abgeschlossen.
Doch es war ihr unbegreiflich, wieso er offensichtlich so desinteressiert an jedem war, der auch nur ein wenig Interesse an ihm zeigte.
Amok blickte schnell zu Boden.
Gab es etwas wofür er sich schämen musste?
Ganz offensichtlich war etwas vorgefallen, doch wie sollte er herausbekomme, was es war, wenn sie nicht mit ihm redete? Oder viel es ihr immer schwerer sich zu öffnen? War die erste Welle des Interesses aneinander, weil man sich neu war, verflogen und nun war er ihr nicht mehr wichtig? Oder musste sie es mit sich selbst ausmachen?
"Nun fühlt er sich so wie ich.", dachten Ayure.
"Nun fühlt sie sich so wie ich.", dachte Amok zeitgleich.
Beide entschieden sich dafür, es dabei zu belassen und schwiegen ihren Kummer hinweg.
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Das Summen riss Amok aus seinen Gedanken. Dieses Insekt schien ihm nicht mehr von der Seite zu weichen und der Anwerber hatte es immer noch aufgeben nach der Biene zu schlagen. Zweifelsohne war sie viel zu schnell für ihn.
"Hier ist es.", sagte Amok, als sie an dem Haus angekommen waren.
Ayure reagierte nicht - wie erwartet - und klopfte an die Tür.
Niemand öffnete.
"Er ist wohl gerade nicht da.", sagte sie.
"Oder er weiß, dass wir ihm auf der Spur sind."
Plötzlich flog der schwarz gelb gestreifte Punkt gegen die Tür und taumelte benommen zu Boden.
Amok hob eine Augenbraue an, als er zuerst das Tier und dann die Tür begutachtete und erkannte, dass die Tür einen Spalt offen stand.
"Nein!", rief die Ermittlerin, als Amok dabei war das Haus zu betreten.
Die Biene hatte sich in der Zwischenzeit wieder erholt und flog geradewegs in das Haus. Als sie merkte, dass niemand ihr folgte, drehte sie um und blickte zwei Wächtern hinterher, die sich auf dem Rückweg befanden.
Wütend und wild summend flog sie auf die beiden zu und wirbelte aufgeregt vor ihren Gesichtern umher.
"Wahrscheinlich ist es total dämlich aber..."
"Ja Amok! Es wäre total dämlich aufgrund einer Biene in das Haus zu gehen!"
Die Tür fiel quietschend ins Schloss.
"Hallo?", rief Amok, während Ayure schmoll.
"Ist jemand da? Hier ist die Stadtwache von Ankh-Morpork und wir sind hier, weil wir ein paar Fragen an sie haben."
Es antwortete niemand.
"Ich denke die Biene will, dass wir ihr folgen.", sagte Amok und noch während er den Satz zu Ende geführt hatte bemerkte er, wie idiotisch er klang.
Trotzdem folgten die beiden ihr und gelangten an eine Tür, die anscheinend geschlossen war.
Ayure schüttelte den Kopf, als sie Amok und seinen Gedanken sah und öffnete.
Therese trug noch etwas von der Honiglotion auf und stellte die Dose dann mit zitternden Händen weg. Heute würde sie es versuchen, nein- heute würde sie ihren Mann wiederbekommen. Sie würde ihn wegholen von dieser jungen, gut aussehenden Frau, die ihr nun nicht mehr im Geringsten das Wasser reichen konnte.
Sie hatte nun alle ihre Vorräte aufgebraucht und kontrollierte ihre makellose Schönheit ein letztes Mal in dem Handspiegel. Dann nahm sie die Miniarmbrust und ging zur Tür.
"Das kann doch nicht...", Ayure stockte der Atmen.
Sie befanden sich in einem riesigen, mit künstlichem Licht hell erleuchtetem Raum und starrten direkt auf einen gigantischen Bienenstock. Aufgeregt flüchtete die junge Biene nach drinnen und machte sich auf zu ihrer Mutter.
Rechts und links befanden sich in Glasvitrinen hunderte verschiedenster Pflanzen und ein Glasrohr führte vom Bienenstock direkt zu den synthetisch wirkenden Beeten. In der anderen Ecke des Raumes befanden sich Gläser, die teilweise mit einer goldenen Masse gefüllt waren, und andere fremdartige Gerätschaften.
"AH!", brüllte plötzlich eine erschrockene Stimme direkt hinter den beiden.
"Halt!", rief Ayure geistesgegenwärtig und drehte sich blitzschnell um, um ihre Armbrust auf die Person zu richten.
"Stehen bleiben. Und lassen sie die... Blumen fallen.".
Es war eine lange Zeit vergangen und das Licht schmerzte allmählich in den Augen. Amok stellte fest, dass es nichts schlimmeres gab, als künstliches Licht.
Der Mann hatte auf einem Stuhl Platz genommen und Ayure war fast mit ihrer Befragung fertig.
"Sie geben es demnach also zu.", merkte sie an, nachdem der Mann geendet hatte. Er blickte sich verwirrt um, denn in seinem Versuch sich mit flinker Zunge aus der Situation zu reden, legte er mehr oder weniger ein Geständnis ab. Sein trauriger Blick traf den Boden.
"Ja."
Amok hatte sich gegen eine Wand gelehnt und der Ermittlerin bis jetzt das Sprechen überlassen. Vielmehr interessierten ihn die vielen Sorten Honig, denn darüber hatte der Mann bis jetzt kein einziges Wort verloren.
"Was wollen sie eigentlich mit dem ganzen Honig?"
Der Mann schien kurz nachzudenken, um dann in ein Schweigen zu verfallen. Wie ein bockiges Kind verschränkte er die Arme und starrte die Ermittlerin an. Perplex blickte sie zurück. Dann warf sie einen Blick über die Schulter zu Amok, doch der Anwerber schwieg ebenfalls.
"Sie haben die Blumen gestohlen um dann Bienen dazu zu zwingen für sie Honig herzustellen. Wie auch immer sie das angestellt haben... um dann an die dreißig Honiggläschen zu füllen.", fasste Ayure zusammen und ging bald, wenn auch etwas widerwillig, zu Amok. Sie brauchte einfach einen Gedankenanstoß.
"Vielleicht wollte er ihn verkaufen.", schlug sie vor.
"Und wieso sollte er sie dann hier so lang sammeln? Mir erscheint es ehr so, als würde er sie für etwas bestimmtes aufbewahren.", argumentierte Amok.
"Oder für jemanden.", ergänzte die Ermittlerin.
Sie hielt kurz inne und entschied sich dann volles Risiko einzugehen.
"Für wen tun sie das?", fragte sie, nun überraschend lauter und strenger als zuvor.
Diese Befragungstechnik schien wirklich Eindruck zu schinden, denn der Täter zuckte zusammen und blickte Ayure panisch an.
"I-i-ich--- für, ähm, niemanden!", stotterte er.
"Verbrauchen sie etwa allein so viel Honig? Oder sind sie einfach nur hinter dem Geld her?"
"Niemals!", sagte er entschlossen, und verneinte letztere Vermutung so vehement.
Stille folgte, in der das hektische Atmen des Mannes nicht zu überhören war. Als er sich beruhigt hatte durchschnitt Amok die Stille.
"Es ist vorbei.", sagte er mit ruhiger Stimme und machte sich nicht die Mühe ohne Hilfe der Wand zu stehen.
"Wir finden es heraus, ganz gleich wie. Die Frage ist nur, wie intensiv sie dann ihre Strafe erfahren werden. Und ihr Komplize."
"Sie ist nicht meine Komplizin!", brüllte der Mann und Ayure blickte ihn mahnend an, womit sie ihm bedeutete sich wieder zu setzen.
"Sie?" Amok grinste in sich hinein. Es hatte funktioniert und mit seiner Frage hatte er nicht nur herausgefunden, dass es sich um eine Frau handelte, sondern auch, dass der Mann scheinbar mehr für sie empfand. In diesem Moment dachte er sich, dass er wohl besser Ermittler geworden wäre.
"Sie haben ein Verhältnis mit ihr?", fragte Amok und wusste, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. "Sie könnte ihre Mutter sein. Wie alt sind sie? Sechsunddreißig? Und egal wer von den Damen in dieser Straße es ist
[2] sie wird sicher um die... sechsundsechzig sein?"
"Sie ist nicht alt! Sie ist die einzige hier, die uns Männer nicht verachtet und nicht über uns tuschelt. Sie gibt sich nicht mit den alten Weibern ab und verbringt ihren Tag damit sinnlos über Blumen zu faseln, SIE nicht! Und ICH bin der einzige, der sie wirklich lieben kann. All die anderen sind doch nicht mehr wert, als...", er beendete den Satz nicht, denn er erblickte die Stirn der Ermittlerin, hinter der es mächtig zu arbeiten schien.
"Wir bringen sie jetzt zur Wache.", sagte sie, als sie sich sicher war, dass sie wusste, von wem er sprach. Es kam nur eine Person in frage.
Der Festgenommenen leistete nicht viel Widerstand. Er wusste, dass es aus war und dachte nur an seine Geliebte.
"Sie wird mich hassen.", sagte er von Zeit zu Zeit leise.
Am Wachehaus angekommen empfing die beiden Wächter ein Durcheinander, das hier schon eine Weile lang nicht mehr geherrscht hatte. Ständig eilten Wächter durch die Tür hinein und hinaus und auffällig viele FROGs waren schon zu sehen, als sich die drei dem Gebäude auch nur genähert hatten.
"Was ist los?", fragte Amok verwirrt, als er Frän erspähte.
"Eine Geiselnahme. Nicht weit von hier. Eine Frau hat einen Mann zur Geisel genommen. Bis jetzt wissen wir nur, dass sie wahnsinnig eifersüchtig ist und ihn wiederhaben will."
"Therese!", platzte es aus Ayure hinaus.
"Wer ist Therese?", wollte Amok wissen.
"Eine Nachbarin. Sie hat einen Mann, der sie verlassen hat. Aufgrund einer jüngeren Frau und als ich Therese befragte, sagte sie, dass sie ihn um jeden Preis wiederhaben wolle. Wir müssen..."
Frän unterbrach sie und nannte den beiden die Adresse.
Dann eilten sie los.
Das Haus war bereits umstellt. Ayure und Amok wussten um FROG und erspähten bald ein paar der Triffinsziel. Scheinbar war lang genug verhandelt worden oder es wurde eine vorschnelle Entscheidung getroffen, denn plötzlich gab es einen lauten Knall, einen hellen Lichtblitz und jede Menge Rauch.
Auch Therese wurde, von oben bis unten mit Staub bedeckt zum Hauptgebäude gebracht, wo sie dem zuerst festgenommenen Mann einen mahnenden Blick zu warf. Ihre Haaren waren zerzaust und ihre Kleidung verdreckt.
"Therese! Ich...", sagte er und stockte, als sie sich von ihm abwandte.
Morris blickte traurig zu Boden und seine Augen füllten sich mit Tränen.
Es verging eine Weile des Schweigens und auf einmal wurde es auffällig still und leer in dem Raum.
"Wie gesagt, es ist vorbei." Plötzlich dran die sanfte Stimme Amoks in sein Ohr und er blickte auf, um das Gesicht des Anwerbers wieder zu erkennen.
Amok war sich nicht sicher, ob das, was er tat richtig war und ob es überhaupt seine Aufgabe war, doch Therese wollte einfach nichts sagen und somit blieb nur Morris übrig, den der Anwerber mittlerweile einzuschätzen wusste. Frän blieb im Hintergrund und schrieb von Zeit zu Zeit etwas auf.
"Sie wollte dich nicht. Sie hat mit dir gespielt wie mit all den anderen.", sagte Amok mit ruhiger Stimme.
Der Mann war still und begann zu zittern. "Nein...", flüsterte er.
"Sag uns, was passiert ist. Es wird für sie nicht leichter, wenn wir nicht wissen was es war. Und für dich auch nicht."
Langsam und mit ängstlichem Blick schaute der klein gewachsene Mann wieder auf und schluckte.
"Sie wollte alles. Jede Woche wollte sie mehr und mehr Honig."
"Wofür?"
"Ich weiß nicht wie, aber sie macht daraus ein Parfüm oder so etwas. Es macht sie jünger und die Männer verlieben sich sofort in sie. Nur bei mir war es anders. Ich liebte sie von Anfang an...", wieder stoppte er und schaute zu Boden.
"Wieso hat es bei ihrem Mann nicht gewirkt? Aus irgendeinem Grund wollte sie ihn plötzlich mit Gewalt an sich binden."
"Ich weiß es nicht genau.", begann er schluchzend, "Doch ich denke, es lag an den Blumen, die ich benutzt habe. Am Anfang waren es Moosröschen. Nur Moosröschen. Doch sie wollte immer mehr und dann musste ich andere Blumen nehmen. Ich wollte es nicht! Ich wollte doch niemanden bestehlen, doch auch mein Geld reichte irgendwann nicht mehr aus. Ich weiß, dass ich nicht der schlauste bin- ich bin zu nichts zu gebrauchen und..."
Das war alles, was der Anwerber wissen wollte und somit wandte er sich, das Gejammer des Mannes ignorierend, ab, um den zuständigen Wächtern die Nachricht zu überbringen.
>Epilog<
Amok klopfte an seiner Tür, auch, wenn es sich seltsam anfühlte. Eigentlich klopfte er nie an, doch er fühlte sich schuldig. Schuldig Ayure gegenüber. Er wusste immer noch nicht genau warum, doch es war ihm klar, dass er sich für etwas entschuldigen musste, wenn er ihre Freundschaft retten wollte.
In einer Hand hielt er das noch immer etwas zerknitterte Papier mit dem geschriebenen Gedicht und in der anderen einen Strauß Blumen. Er wusste nicht, ob ihr das gefallen würde, ob es ihr zu kitschig wäre, doch im Moment war das egal. Er hatte mit Frän darüber gesprochen und erst durch sie wurde ihm klar, dass er etwas tun musste.
Überraschenderweise reagierte niemand im Inneren der Wohnung, hatte er doch gesehen, dass Ayure schon zeitiger gegangen war als er. Er öffnete und musterte das übliche Chaos. Etwas fehlte. Es waren nicht nur die Bücher, Decken und dergleichen- es war eine Leere, die er sich nicht erklären konnte und die sich nach und nach in seine Seele fraß. Als er langsam festmachen konnte, welche subtile Anwesenheit hier fehlte, erkannte er von neuem, wieso er sich niemandem hingeben wollte. Er legte die Blumen auf den Tisch, warf das Gedicht weg und zog sich in sein Zimmer zurück.
Zum ersten Mal seit einer sehr langen Zeit musste er eines Menschens wegen trauern.
Die Blumen waren nach ein paar Tagen vertrocknet und zerfielen leise.
[1] Für alle, die es interessiert: Es waren Unterhosen und Socken des Gnoms, aber das zu erwähnen wäre peinlich für den kleinen Racker.
[2] Sie musste hier leben, denn anderenfalls hätte der Mann sein Vorratslager an einem sichereren Ort errichtet
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