Recht, Misdrijf en Dood

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von Gefreiter Bjorn Bjornson (SEALS)
Online seit 31. 08. 2007
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Bjorn arbeitet an seiner Ausbildung und hat endlich einen richtigen Fall: Jetzt kann er endlich zeigen, was er kann.

Dafür vergebene Note: 8

SEALS 1
Stabsspieß Atera, Rechtsexpertin
Gefreiter Bjorn Bjornson, Rechtsexperte i.A.

Dieses Schild hing an einem Haken neben einem Büro im Erdgeschoss des Wachhauses am Pseudopolisplatz. Onyx betrat den Raum. Im Zimmer standen zwei Schreibtische, einer weiter vorne, da der Raum für beide nebeneinander zu schmal gewesen wäre. Außerdem gab es noch Regale an allen dreieinhalb Wänden, die nicht von der Tür beansprucht wurden. Diese Regale waren zur Hälfte mit Büchern gefüllt. Der hintere Schreibtisch war im Moment nicht besetzt. Am vorderen saß ein Zwerg und las in einem Buch. Auf dem Deckel des Buches standen die Worte "TierSchHuV - Tierschutz-Hundeverordnung". Dieser Zwerg war Bjorn Bjornson.
"Hallo, Bjorn", sagte Onyx.
Bjorn sah von seinem Buch auf. "Oh, hallo, Onyx. Ich hab dich gar nicht kommen gehört."
"Ja, ich sehr leise sein kann jetzt." Onyx war anscheinend stolz.
"Äh, nein, ich höre die Leute nie kommen, wenn ich lese."
"Oh, schade", sagte Onyx jeicht enttäuscht.
"Ach übrigens, herzlichen Glückwunsch zu deiner Verlobung mit Sodalith. Ich bin doch bestimmt zur Hochzeit eingeladen, nicht wahr?"
"Ja, natürlich." Onyx' Laune besserte sich sofort.
"Gut", sagte Bjorn und legte das Buch beiseite. "Was gibt's denn, das dich zu mir treibt?"
"Nun, ich eine Frage habe an meinen Freund und eine an den Rechtsexperten von Intörnal Affärs."
"Intörnal Affärs?", sdagte Bjorn erstaunt. "Mit denen hab ich nichts zu tun."
"Aber an der Tür doch steht: 'Rechtsexperte IA.'"
"Ach so. Nein, 'i.A.' steht für 'in Ausbildung'", klärte ihn Bjorn auf.
"Ach so, na dann, welche Frage du zuerst hören willst?"
"Die zu dem Rechtsexperten."
"Wenn ein Mann eine Frau umbringt, weil er nötig hat die Hilfe eines Mannes, der sehen will die Frau tot, und er mit seiner Armbrust auf mich schießt, wenn ich ihn will festnehmen, was ich dann mit ihm machen soll?"
Bjorn versuchte, aus der ungewöhnlichen Grammatik den Sinn herauszufiltern, und überlegte. "Nun, es handelt sich hier wohl um Totschlag, gepaart mit Angriff auf einen uniformierten Wächter, und hoffnungslose Dummheit - auf einen Troll zu schießen -, also etwa 5-10 Jahre. Hast du den Mann schon?"
"Ja."
"Hat er gestanden?"
"Nein, ich aber einen Zeugen gefunden habe, dem ich da sehr vertraue."
"Wen denn?"
"Mich."
"Oh, gut. Also, sperr ihn für, sagen wir, 5 Jahre ein, gut?"
"Ja, danke, Sir", sagte Onyx.
"Und deine andere Frage...?"
"Wann du Zeit hast, mir mal dieses Wachhaus zu zeigen?"

-


Man einigte sich auf einen Termin. Und dann musste Bjorn auch schon los. Zu seiner Ausbildung gehörte, dass er zweimal die Woche einen Kurs in Etikette bei der Assassinengilde besuchte. Außerdem hatte er regelmäßig Streifendienst, wie alle Seals-Wächter. Doch jetzt ging er zur Anwaltsgilde, weil er dort einen Rhetorikkurs belegt hatte.
Als er die Tür zum Kursraum öffnete, blieb er für etwa eine Sekunde im Türrahmen stehen. Auch der Dozent war nicht gerade unüberrascht. Eben jenen kannte Bjorn unter dem Namen Abba Starkimarm[1].
"Abba!", brachte Bjorn schließlich verblüfft hervor. "Was machst du denn hier oben? Und hier bei der Anwaltsgilde?"
"Och, weißt du. Mir sind, nachdem du weg warst da unten, Zweifel gekommen, ob das wirklich sinnvoll ist, immer unten zu bleiben."
"Also bist du jetzt auch kein Grag mehr?"
"Na ja, bis jetzt hat mich noch keiner rausgeworfen, aber wenn ich wiederkommen würde, wäre ich wohl gleich raus."
"Hallo? Bin ich hier richtig?", kam eine schüchterne Stimme von der Tür.
"Ah, unser zweiter Teilnehmer." Abba zog seine Liste zu Rate. "Annus[2] Unten? Bjorn, wenn wir hier fertig sind, musst du mir unbedingt erzählen, wie's bei dir gelaufen ist. Warum du zum Beispiel jetzt hier bist."
"Na klar."

-


2 Wochen später.
Mittlerweile hatte Bjorn den Etikettenkurs bis auf einen Termin abgeschlossen. Mittlerweile hatte Onyx seine Hochzeitsfeier "steigen lassen". Mittlerweile hatte Bjorn den Rhetorikkurs bis auf zwei Wochen abgeschlossen. Mittlerweile hatte er sich mit Annus Unten, einem schüchternen Gesellen, angefreundet. Mittlerweile war er bis zu dem Buch "StVO (Straßenverkehrsordnung)" vorgedrungen. Mittlerweile hatte er Atera auf den Schwertkampftrainingsplatz begleitet. Dort hatte er auch gleich eine Schrecksekunde erlebt, als er nämlich seine Ausbilderin mit dem Schwert bedrohen sollte, auf den Arm deutete und dieser, wie bei Zombies üblich, spontan zu Boden fiel.
Mittlerweile war er so weit, dass seine Ausbilderin nach diesen 16 Tagen zu Bjorn kam und ihm folgendes sagte.
"Es wird Zeit, deine Ausbildungserfahrung in die Tat umzusetzen, um endlich dieses nervige Kürzel 'i.A.' loszuwerden."
"Gut?", sagte Bjorn, gespannt, was jetzt auf ihn zukommen würde.
"Wir haben hier einen Herrn, der des Schmuggels verdächtigt ist. Es handelt sich hierbei um kupferkopfische Tulpenzwiebeln."
Als Bjorn dies hörte, begann er etwas Fremdländisches zu murmeln. Atera glaubte ein "wat hei te seche heift" zu vernehmen. Da erinnerte sich Atera, dass Bjorn ja aus Kupferkopf stammt.
Sie brachte dies gleich in das Gespräch ein. "Also genau der richtige Fall für dich. Ich werde dich dabei beobachten. Hier ist die Akte für den Fall."
"Waren Sie bei der Verhaftung dabei, Ma'am?"
"Ja, das war ich."
"Was wurde denn da so erzählt?"
"Och." Atera konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. "Eigentlich nur 'Sie sind verhaftet!'"
"Gut, aber vorher muss ich noch mal eben in die Kröselstraße, um etwas zu holen."
"Kein Problem"

-


Die Tür ging auf und wieder zu. Bjorn betrat das Vernehmungszimmer. Atera befand sich nebenan und beobachtete das Geschehen durch den Spiegel hindurch.
Bjorn stellte einen Aufnahmedämon auf den Tisch, setzte einen Diktierdämon mit Papier und Stift daneben und sich selbst auf den Stuhl gegenüber von dem Herrn. Der mutmaßliche Schmuggler war schlank und groß, hatte braunes Haar, blonde Augenbrauen und einen roten Schnurrbart. Das war typisch für die Verbrecher in Ankh-Morpork, die zeigen wollten, dass sie Verbrecher waren. Sie färbten sich dafür die Haare, damit man sie nicht mehr erkannte, aber ließen die Augenbrauen und den Bart so wie sie waren, damit andere Verbrecher trotzdem erkannten, dass man ein Verbrecher war. Dieser hier war wohl übereifrig.
"So, Diktator und ###[3], macht euch an die Arbeit.
Protokoll vom Verhör am 6. August des Jahres 2007 um 22 Uhr 9 zwischen dem Gefreiten Bjorn Bjornson, Rechtsexperte in Ausbildung, Seals, und Herrn Hans-Peter T...Tintenstrahl...drucker, oha. Ein ... seltener Name."
"Kann ich was dafür?", antwortete Herr Tintenstrahldrucker (im weiteren Herr T. genannt).
"Nein, eigentlich nicht. Nun gut, Herr T. Gibt es etwas, was Sie mir unbedingt erzählen möchten?"
"Nein."
"Und was wollen Sie mir nicht erzählen?"
"Also... ah, Moooment", sagte der Mann langsam. "Das hättest du wohl gerne, nicht wahr? Auf so nen Trick fall ich nicht herein, Freundchen."
"Och, ich habe noch andere Tricks auf Lager. Ich könnte Ihnen zum Beispiel einen Kartentrick zeigen. Ziehen Sie eine Karte", sagte Bjorn und hielt urplötzlich einen Kartenfächer in der Hand, als wäre er darauf vorbereitet gewesen.
Herr T. zog eine Karte. Bjorn legte den Stapel wieder zusammen und fächerte ihn erneut auf.
"Jetzt stecken Sie sie wieder rein."
Das tat Herr T.
Bjorn mischte die Karten, schaute den Stapel durch und sagte schließlich: "Schauen Sie mal, wie viel ich von Ihnen weiß. War das die Karte?" Er hielt Herrn T. das Kreuz Ass hin.
"Ja", sagte dieser verwirrt, was Bjorn mit Zufriedenheit und einem Gefühl von Erfolg wahrnahm.
"Aber das ist ja nicht der Grund, weswegen wir hier sitzen..."
"Es bringt auch nichts, dass wir hier sitzen. Ich hab mit der Sache nichts zu tun."
"Ach, Sie hatten also rein zufällig ein Stück of 10 Tüten mit ausländischen Tulpenzwiebeln dabei, oder wie?"
"Wie viele?"
"Oh, Verzeihung. Ich meinte etwa 10."
"10 was?"
"Zwiebeln. Blumenzwiebeln."
"Welche Zwiebeln? Ich weiß nichts von irgendwelchen Zwiebeln."
"Jetzt tun Sie doch nicht so. Ich zitiere." Bjorn schlug die Mappe, die vor ihm lag, auf. "'Er trug 10 Tüten von diesen Zwiebeln bei sich. Die eine ist aufgerissen. Ich weiß aber nicht, wozu die gut sind, schmecken tun sie auf jeden Fall nicht.' So steht es in diesem Bericht von Damien Bleicht."
"Ach, dieser Zombie, der mich verhaftet hat?", erinnerte sich Bjorns Gegenüber.
"Damien erfreut sich bester Gesundheit und ist ganz sicher nicht tot. Er hat nur sehr helle Haut, das ist alles."
Ein Geistesblitz schien Herrn T. zu treffen, als er sagte: "Ach, die Zwiebeln meinst du, die da überall auf dem Boden rumlagen. Aber mit denen habe ich nichts zu tun..."
"Außer dass du sie fallen gelassen hast, oder wie?", sagte Bjorn. "Zumindest behauptet das die Kassiererin steif und fest.
"Kein Wunder."
"Wieso kein Wunder?", fragte Bjorn.
"Sie hat sie doch selbst vom Tresen fallen gelassen, als die andere Frau da sie kaufen wollte - also die Zwiebeln, nicht die Kassiererin. Die wollte bestimmt keinen Ärger mit ihrem Chef, weil die Tulpen aus Kupferkopf" Bjorns innere Miene erhellte sich, die äußere blieb, wie sie war. "bestimmt teuer waren."
"Könnten Sie die Frau beschreiben?"
"Na ja, sie hatte braune Haare, etwa schulterlang, und einen roten Mantel, und sie war etwa 1,70m groß... oder so. Das war alles, was ich von hinten sehen konnte."
"Haben Sie gesehen, was sie sonst noch gekauft hatte?"
"Blumenerde war das Braune vermutlich."
"Geht's genauer, z.B. Marke, Herkunftsland?" Diese Frage war entscheidend, dachte Bjorn. Bitte sag jetzt, dass du zu weit weg warst. Du willst uns doch keine zu präzisen Angaben machen, sodass es genug Frauen in der Stadt gibt, die deiner Beschreibung entsprechen.
Und tatsächlich. "Nein, da war ich zu weit weg, das konnte ich nicht lesen."
"Gut, ich glaube Ihnen die Geschichte nicht. Geben Sie's zu. Die Frau existiert nicht. Sie haben doch etwas damit zu tun."
"W...w..was?" Man hörte deutlich die Unsicherheit anhand der 'Tripplung' des Wehs.
"Hier", sagte Bjorn, zog einen Zettel aus dem Stapel vor ### und zeigte ihn Herrn T. "Ich habe bisher noch kein Wort von Kupferkopf gesagt, Sie aber schon. Auch die Wächter bei der Verhaftung haben, laut Stabsspieß Atera, nichts davon gesagt."
"Mist", sagte Herr T.
Das gab Bjorn mehr Zuversicht.
"Aber die Frau gibt's schon, aber sie hat die sch- Zwiebeln nicht gekauft. Und okay, ich habe auch mehr von ihr gesehen, als ich gesagt habe. Sie..."
"Das wird nicht nötig sein, denke ich. Ich weiß alles darüber, was ich wissen muss. Wo haben Sie die Zwiebeln denn entgegengenommen?"
"In der Gottesstraße 5. Da wohnen zwei Zwerge, von denen hab ich sie."
"Wieder een leugen... eine Lüge, mein ich. Zufällig kenne ich die Zwerge, die in der Gottesstraße 5 wohnen. Der eine heißt Nah'tze Starkimarm und ist einer meiner besten Freunde und der andere bin ich."
"So ne Sch-, immer ich."
"Aber, aber, was sollen denn die schlimmen Ausdrücke. Sparen Sie sich die für später auf, sonst haben Sie nachher keine mehr, wenn ich das andere alles herausfinde. Wir fügen den Anschuldigungen also noch einen 'zweifachen, leichten Fall von versuchter Irreführung der Wache (bestätigt)' hinzu. Das sind schon mal knapp 25$." Bjorn sah auf die Uhr. "Oh schon so spät. Wir machen morgen weiter..."

-


Als Bjorn zu Hause ankam, fragte er Nah'tze: "Du bist nicht zufällig in einen Schmuggel verwickelt, oder?"
"Mist, wie hast du davon erfahren?"
"Ja, ja, schon klar. Gute Nacht."
"Gute Nacht."

-


Am nächsten Morgen weckte Nah'tze Bjorn, damit dieser seine Schicht pünktlich antreten konnte.
Und es geschah, dass Amalarie, die Kollegin von Bjorn im Schichtdienst dieses Morgens, krank war und Vertretung bestellt hatte. Und als diese durch die Tür kam, traute Bjorn seinen Augen nicht. Es war jemand, den er aus seiner Grund-Zeit nur zu gut kannte, und es war jemand, mit dem er sich von Anfang an nicht verstanden hatte: Ettark Bergig. Bjorn wusste gar nicht, dass Ettark bei Seals war. Er hatte gedacht, er wäre ihn los. Und jetzt standen sie sich gegenüber und sahen sich an mit einem Blick, der sagte: Ich frage mich, wer von uns beiden wohl diesen Morgen überleben wird[4].

-


Die Streife verlief ohne Probleme, mit Ausnahme zweier Hobby-Juwelendiebe, die sich immer, wenn die Wache sie entdeckte, ergaben. Bjorn und Ettark brachten sie zum Wachhaus und sperrten sie in die Zellen. Bjorn schrieb einen Bericht in doppelter Ausführung, brachte einen Hauptmann Llanddcairfyn und den zweiten der Diebesgilde.

-


Dann betrat Bjorn erneut unter den Augen Ateras das Verhörzimmer. Der Stabsspieß gab Bjorn eine Akte mit.
Nachdem Diktator und ### den formellen Teil aufgenommen hatten, sagte Bjorn: "So, Herr T. Gibt es etwas, das Sie mir unbedingt erzählen wollen?"
"Nein", kam die Antwort, die Bjorn erwartet hatte.
Jetzt geht das Theater los, dachte Bjorn.
"So, mal sehen, ob es schon was Neues in dieser Mappe gibt." Bjorn öffnete sie, und heraus fiel ein blutbeflecktes Messer in einer Plastiktüte.
Noch bevor das Pling des Messers verklungen war, schien Herr T. wie in Wasserfällen zu schwitzen. Kein Wunder, dachte sich Bjorn. Ich täte das auch an seiner Stelle. Als wollten wir ihm einen Mord anhängen. Aber es gab keine bessere Methode als diese, um ihn nervös zu machen.
"Hm", sagte Bjorn nachdenklich und sah sich die Beschriftung der Akte an. "Ich glaube, da ist uns ein Fehler unterlaufen. Schließlich bist du ja nicht Herr Lucas Tintaki, oder, Herr T.?"
Bjorn verließ den Raum um - scheinbar - mit dem Stabsspieß zu reden. Er ließ Herrn T. mit ### und Diktator alleine zurück.

-


Als Bjorn den Raum wieder betrat, sagte er: "So, weiter geht's."
"Na, gut", entgegnete Herr T.
Bjorn legte die Mappe auf den Tisch, auf der ein deutlich längerer Name stand als vorher.
"Gut, Was steht denn hier so?
Was die Verkäuferin und die Frau angeht, ist alles geklärt. Es gibt sie tatsächlich. Die Geschichte ist also nicht so weit hergeholt. Die Frau wird noch anhand der Angaben der Kassiererin ausfindig gemacht. So, und was hast du dazu zu sagen?"
"Ich sage, dass Kupferkopf ein sehr schönes Land ist. Man hört, dass du daher kommst."
"Waren Sie schon mal dort?"
"Ja, in einer Stadt... wie heißt sie noch... Pinienhecke, glaube ich. Ich weiß nicht, ob du sie kennst. Sie liegt an der Mittseite des Kupferkopfes."
"Pine Hedge heißt sie und sie ist meine Geburtsstadt."
"Tatsächlich? Also, warum die schönen Tulpen aus diesem schönen Land nicht auch hier sehen können?"
"Weil meine jetzige Heimat ziemlich leere Kassen hätte ohne die... die douanes... den Zoll"
"Aber warum gerade kupferkopfische Tulpenzwiebeln?"
"Keine Ahnung. Hätte man klatschianischen Kaffee oder viericksisches Bier genommen, wäre bestimmt einer gekommen und hätte gefragt, warum gerade klatschianischer Kaffee oder warum gerade viericksisches Bier?!"
"Das leuchtet ein."
"Irgendetwas musste es ja sein. Also, von wem haben Sie nun die Zwiebeln?"
"Hans Meier und Hans-Gerd Schmidt."
"Genau. Meier und Schmidt. Die Namen werden immer genannt. Und zwéi Mal Hans, wo sie doch selbst Hans-Peter heißen, wie? Veräppeln kann ich mich selber."
"Johann Wolfgang von Goethe und Wolfgang Amadeus Mozart", erwiderte Herr T. gereizt. Die Namen fielen ihm gerade so ein.
"Warum nicht gleich so. Die Namen scheinen nicht so gebräuchlich." Bjorn sah auf die Uhr. "Oh, schon so spät? Ich muss los zum Kurs bei den Assassinen und vorher noch was essen. Wir machen morgen weiter."

-


Bjorn ging nach Hause und aß eine Kleinigkeit. Nah'tze war nicht da. Er war wie immer am Sonntagvormittag von 11 bis 12 Uhr in der Straße der Geringen Götter in der 'Kirche', also dem Tempel des Gottes Om. Nah'tze war sehr engagiert in der Gemeinde, aber nicht auf Frau-Kuchen-Art. Seine Mit-Omnianer waren sich sicher, dass Nah'tze im Sektober in den 'Kirchenvorstand' gewählt werden würde.
Bjorn hatte von Nah'tze zu seinem 111. Geburtstag einen Anhänger bekommen, an dem eine Schildkröte, das Zeichen des Omnianismus, aus Jadestein hing. "Eine Schnapszahl", hatte Nah'tze damals gesagt, ohne näher auf den Schnaps einzugehen, womit Bjorn natürlich überhaupt kein Problem hatte.
Als Bjorn seine Mahlzeit beendet hatte, ging er auf sein Schlaf- und Arbeitszimmer und überflog die Zettel, die ### geschrieben hatte.
Protokoll vom Verhör...Tüten mit ausländischen Tulpenzwiebeln dabei, oder...die Wächter bei der Verhaftung wurden darauf hingewiesen, nichts davo...es schon was Neues in dieser Mappe gibt.
-Pling
-Hm, ich glaube, da ist uns ein Fehler unterlaufen. Schließlich bist du ja nicht Herr Lucas Tintaki, oder, Herr T.? Ich bin gleich wieder da.
-Huch, ich dachte schon, die hätten was rausgefunden, von dem ich nichts wusste. Mit dem Messer... puh. Aber wie schafft er das bloß. Jetzt hatte ich mich selbst verplappert. Ich muss aufpassen, dass ich das Wichtigste nicht schon ausplauder, wie z.B. die Sirupminenstraße 9, wo ich die Ware entgegennehme, oder wie die Zwiebeln nach Ankh-Morpork rein geschafft werden. Er wird nie darauf kommen, dass die Zwerge...
-So, weiter geht's.
-Na gut...


-


Nach dem Etikettenkurs ging Bjorn wieder zurück ins Wachhaus, um weiter die Gesetzbücher zu studieren. Gegen Abend zeigte er dem Rekruten Onyx das Wachhaus am Pseudopolisplatz und noch später am Abend ging Bjorn nach Hause, um für den nächsten Teil des Verhöres ausgeschlafen zu sein.

-


Und das war er dann auch.
"Melde mich zum Dienst, mevrouw. Ich meine Ma'am", sagte Bjorn salutierend.
"Gut. Auf geht's", sagte Atera.
Doch bevor Bjorn begann, sah er noch ein Adressbuch ein.

-


Nachdem Diktator und ### erneut den formellen Teil aufgenommen hatten, begann Bjorn mit den Worten: "So, ist da noch irgendetwas, das Sie mir unbedingt erzählen wollen?"
"Nö", sagte Herr T.
"Gut, dann kehren wir zurück zu dem Schmuggelverdacht."
"So schlimm kann das doch nicht sein, Tulpenzwiebeln von einem Ort zum anderen zu tragen."
(Der nun folgende Text muss nicht verstanden werden.)"' 373 Gewerbsmäßiger, gewaltsamer und bandenmäßiger Schmuggel
(1) Wer gewerbsmäßig Einfuhr- oder Ausfuhrabgaben hinterzieht oder gewerbsmäßig durch Zuwiderhandlungen gegen Monopolvorschriften Bannbruch begeht, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer
1.eine Hinterziehung von Einfuhr- oder Ausfuhrabgaben oder einen Bannbruch begeht, bei denen er oder ein anderer Beteiligter eine Schusswaffe bei sich führt,
2.eine Hinterziehung von Einfuhr- oder Ausfuhrabgaben oder einen Bannbruch begeht, bei denen er oder ein anderer Beteiligter eine Waffe oder sonst ein Werkzeug oder Mittel bei sich führt, um den Widerstand eines anderen durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt zu verhindern oder zu überwinden, oder
3.als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung der Hinterziehung von Einfuhr- oder Ausfuhrabgaben oder des Bannbruchs verbunden hat, unter Mitwirkung eines anderen Bandenmitglieds die Tat ausführt.'"(bis hier), sagte Bjorn, obwohl er selbst daran zweifelte, ob der Text zu dem passte, was er als nächstes sagen wollte. Da er aber anhand des verwirrten Gesichtsausdruckes seines Gegenübers sicher sein konnte, dass dieser den Paragraphen nicht verstanden hatte, sprach Bjorn weiter. "Das ist Mittäterschaft an einem Verbrechen."
"Ich habe 'Freiheitsstrafe von 3 Monaten bis zu 5 Jahren' gehört."
"So ist es und darauf läuft es hinaus"
"Oh... aber ich hab's ja nur einmal gemacht."
"Wir haben weitere Läden ausfindig gemacht, die beliefert wurden. Dabei sind diese Phantombilder unabhängig voneinander entstanden."
Er legte sechs Zettel auf den Tisch. Alle zeigten, mit nur subtilen Abweichungen, das Gesicht von Herrn T.
"Na gut, ich hab's 'n paar Mal öfter gemacht."
"Sie haben es in allen Läden gemacht."
"Moooment, das stimmt nicht. Da war noch dieser Herr Fru- mpffffmistmistmistmistmist. Also ich bin später eingestiegen. Mein alter Schulfreund Peter- sch-, sch-, sch-, sch-, sch-!!!!!"
"So schlimm ist ihr Schulfreund? Sagen Sie mal, wo wohnt den der besagte Herr 'Sch'? Mir würde auch schon eine Angabe wie Sirupminenstraße reichen. Wenn Sie die Hausnummer wissen hängen Sie diese einfach dran. Sagen Sie einfach Sirupminenstraße 9."
"Ähm. Tja, ähm...", sagte der Mann und das bestätigte Bjorn durch seinen Gesichtsausdruck, dass er gut geraten hatte.
"Huch, schon so spät? Ich muss los", sagte Bjorn.
Rhetorikkurs...

-


Nach dem Rhetorikkurs betrat er das eher weniger genutzte Archiv der Stadtwache und suchte einen Peter aus der Sirupminenstraße 9. Die Sirupminenstraße 9 war, wie er festgestellt hatte, ein Haus mit mehreren Wohnungen. Deshalb konnte Bjorn sich nicht sicher sein, welcher von den Einwohnern der Gesuchte war. Doch es gab nur einen Peter in dem Haus.
Gans war der Name, den er fand, Peter Gans. Außerdem gab es nur zwei Personen in Ankh-Morpork, die Fru- hießen, und das war das Ehepaar Nick und Frauke Frust. Gegen die Herren Gans und Frust wurde eine Fahndung eingeleitet.
Nun fehlte Bjorn nur noch der Ablauf des Schmuggels, und für die kupferkopfische Organisation, die wohl aus Zwergen bestand, war er nicht verantwortlich.
Und dazu musste er weiter verhören.
Doch jetzt ging er nach Hause.

-


"Dag", begrüßte Bjorn Herrn T. am nächsten Morgen.
Nachdem er zu Hause angekommen war, hatte Bjorn noch zu Abend gegessen und sich ins Bett gelegt und in "SVertO - Gesetz über das Verfahren bei der Errichtung und Verteilung eines Fonds zur Beschränkung der Haftung in der See- und Binnenschifffahrt" gelesen. Schließlich hatte er das Buch zur Seite gelegt und war ziemlich schnell eingeschlafen.
"Tach!", antwortete Herr T. "Und? Wie geht's so?"
"Einen Moment. ### und Diktator", sagte Bjorn zu den mitgebrachten Dämonen. "An die Arbeit." Und es folgte der protokollarische Teil.
"So, zurück zum Thema. Gibt es etwas, das Sie mir unbedingt erzählen wollen?"
"Nein."
"Schade. Wir haben Ihren Vorgänger, Nick Frust, bereits zum Verhör gebracht", sagte Bjorn, wobei er nicht log, sondern nur die halbe Wahrheit erzählte. Klar, der Mann war vorbestraft, und als man ihn damals verurteilt hatte, hatte er nach einem langwierigen Verhör vor Atera selbst gestanden[5]. Jetzt hatten sie ihn noch nicht einmal gefasst.
"Oh, so schnell?", erwiderte der Mann erstaunt.
"Ja, so schnell, und wissen Sie, was er gesagt hat?"
"Natürlich. Bestimmt hat er von den Gärten und den Zwergen erzählt."
"Um ehrlich zu sein, hat er nur von dem erzählt, weswegen wir ihn jetzt schon kennen und im Moment nach ihm fahnden."
"Was?! Ihr habt ihn noch gar nicht verhört?"
"Doch, aber zu einem ganz anderen Thema und vor etwa einem Monat."
"Oh, sch-"
"Na, na. Vielen Dank für den Tipp." Bjorn hatte schon eine Idee, wie das Ganze zusammenhängen könnte. Aber irgendein Teil fehlte noch
"Und wie hängt Ihr alter Schulfreund da noch drin? Ich meine, Sie hätten gesagt, sein Name sei Herr Laus."
"Gans", sagte Herr T., bevor ihm klar wurde, was er da soeben gesagt hatte. Als es ihm klar wurde, kniff er die Augenlider zusammen und hängte er ein leises "Oh sch-" an. Und dann improvisierte er. "... ganz richtig", fügte er hinzu. "Hast du mal was zu essen?", sagte er auch noch, in dem Versuch, vom Thema abzulenken. "Ich hab gerade Hunger."
"Ich habe nur ein Zwergenbrötchen, und das ist Ihnen bestimmt zu hart."
"Na ja, ich hab ja selbst noch ein Sandwich hier vom Mittagessen aufbewahrt." Er holte es heraus, packte es aus dem Papier aus und biss hinein. Es war sehr dick belegt, und so kam es, dass ein Zwiebelring herausrutschte und auf den Tisch fiel.
Bjorn sah es und starrte darauf. Ihm war soeben ein Geistesblitz gekommen, was den Schmuggel an sich anging, also die möglichst kostengünstige Überführung über die Grenze.

-


Bjorn saß mit Nah'tze zusammen am Küchentisch. Sie spielten Schach. Nah'tze schlug gerade mit einem Läufer einen Turm von Bjorn.
"Oh, Mist. Das hab ich nicht gesehen. Verdorie!", ärgerte sich Bjorn, als er den König behutsam auf die Seite legte.
Der Zwerg nahm einen Zettel und einen Stift zur Hand und malte in eine Reihe von Zeichen, die aussahen wie umgedrehte Pokale, die Zwergenrune für Niederlage im Spiel, einen weiteren. Weiter oben war eine Reihe von aufrechten Pokalen, und zwar jetzt zwei weniger als in der unteren Reihe. Dazwischen befanden sich nebeneinander drei Runen, die aus zwei Quadraten, welche sich an je einer Seite berührten, bestanden. Sie bedeuteten Remis.
Bjorn sei ein sehr guter Schachspieler. Das betonte Nah'tze ständig, und das wurde Bjorn auch schon in der Zwergenmine in Kupferkopf, in der er Freunde gefunden hatte, gesagt.
Der Wächter nahm auch an Turnieren teil, die er größtenteils tatsächlich gewonnen hatte, wie z.B. die Morpork-Schachmeisterschaft oder die U150-Ankh-Morpork-Schachmeisterschaften für Zwerge[6]. In ganz Ankh-Morpork galt er als der drittbeste Schachspieler, nach Nah'tze und einem ehemaligen Minenkameraden von Bjorn namens Tobias Koch.[7]
Doch als Bjorn und Nah'tze gerade die Revanche beginnen wollten, traf Bjorn wieder ein Geistesblitz...

-


Und ihm war so einiges klar. Und das war es, was ihm klar war:
Wahrscheinlich lief die Schmugglerei so ab: In letzter Zeit kamen und gingen häufiger Zwerge als sonst, die bei den Tiefenern studieren wollten. Sie kamen in die Stadt mit großen Koffern, die für die am Tor stationierten Wächter nur viel Zwergenbrot und viele Speisezwiebeln enthielten. Wahrscheinlich ist selbst jenen Wächtern mittlerweile bekannt, dass viele Zwerge tatsächlich Zwiebelbrot vorziehen. Sie ließen sie herein und brachten sie direkt zu den Tiefenern, oder so. Die Zwerge lieferten die Zwiebeln ab und diese wurden dann von unten in Gärten geschoben. Wer würde schon geschmuggelte Blumenzwiebeln in Gärten suchen, bevor sie durch irgendein Geschäft verkauft wurden.
Dann traten Herr Gans und Herr T. auf den Plan. Sie stiegen in die Gärten ein und gruben die Zwiebeln aus, bevor sie Wurzeln schlagen konnten. Herr Frust hatte sich wohl erwischen lassen... und in dem Moment erinnerte sich Bjorn an die Vorstrafe Herrn Frusts: versuchter Diebstahl in Tateinheit mit leichtem Hausfriedensbruch, (weil er den Zaun kaputt gemacht hatte und der Lärm den Frieden im Haus zerstört hatte.) was eben diese 20 Tage Haft mit sich führte. Dann führte Herr T. diese Aufgaben fort und brachte die Zwiebeln zu den Läden. Und das nämlich so offensichtlich, dass niemand Verdacht schöpfte.

-


Bjorn freute sich darüber, dass er den Fall gelöst hatte, der einiges in seiner Karriere ändern würde.
Doch am nächsten Tag änderte sich einiges in Bjorns Leben...

-


Als Bjorn gerade mitten in dem nötigen offiziellen Teil des Protokolls vor dem Verhör steckte, schwang die Tür auf, und herein kam Atera.
"Kommst du mal eben, Bjorn? Nein, du brauchst nicht salutieren, komm einfach."
Bjorn folgte Atera aus dem Verhörzimmer.
"Was ist denn los, Ma'am?", fragte er verwirrt.
"Da ist ein Zwerg, der hat einen anscheinend ernsten Brief für dich. Einen schwarzen Brief", sagte Atera ernst. Und an den vorbeikommenden Bleicht gewandt: "Hauptgefreiter, geh eben in den Verhörraum 1 und bring den Herrn dort in seine Zelle. Ach, und bring die Diktierdämonen in mein Büro, ja?"
"Ja, Ma'am."
Und so kam Bjorn in den Vorraum der Wache, in dem es wie immer hektisch zuging Und dort in der Menge stand Nah'tze und hielt den schwarzen Brief in der Hand.
Bjorn ging zu Nah'tze, der ihm stumm den Brief reichte.
Der Wächter befürchtete das Schlimmste.
Er öffnete ihn.



"Was ist passiert?", wollte der Stabsspieß wissen.
"Meine Mutter ist gestorben", antwortete Bjorn nach kurzem Zögern und mit schwacher Stimme.
"Oh", sagte Atera. "Wie es üblich ist, ist es dir für die nächsten Tage bis einen Tag nach der Beerdigung freigestellt, ob du zum Dienst erscheinst."
"Ja, ich glaube, ich komme nicht. Die Beerdigung ist in drei Tagen, also bin ich in spätestens vieren wieder hier."
"Überhaupt kein Problem. Mein Beileid."

-


Und an diesem Abend saß Bjorn in seinem Zimmer, den Kopf auf den Ellenbogen gestützt, der auf dem Schreibtisch ruhte. Er hatte seine Sonnengläser abgelegt. Er gab keinen Ton von sich. Seinen Augen schienen weniger stark grün als sonst.
Er dachte an die letzten Worte seiner Mutter.
Hoffentlich kommt ihr ohne mich zurecht...

-


Worte sind für Zwerge sehr wichtig. Das weiß jeder. Und daraus kann man ableiten, dass die letzten Worte ebenfalls sehr wichtig sind. Die letzten Worte eines Zwerges, die er an einen anderen Zwerg richtet, sind die, die später auf dessen Grabstein, in Nachrufen, auf Gedenktafeln u.s.w. stehen werden. Die Worte von Bjorns Mutter passten gut zu ihrem Charakter. Sie wollte sich immer um alles kümmern, so wie Bjorn sich an sie erinnerte.
Doch andere Grabsteine auf dem Friedhof in Pine Hedge, auf dem Bjorn in seiner Jugend gelegentlich mal mit seinen Eltern war, waren vermutlich weniger passend, z.B. "Wie gern hätte ich jetzt eins von Schnap'pars Würstchen", "Nein, nicht die Zeit!", "Was ist denn das da hinten?" oder "Aaaaargh!".
Worte... sie waren so wichtig für Zwerge. Zu wichtig, als dass sich Bjorns Vater in dem Brief selbst so einen kleinen Schnitzer erlaubt hätte.

-


Etwas später kam Bjorn die Treppe herunter und setzte sich zu Nah'tze an den Esszimmertisch.
"Nah'tze?", sagte er traurig.
"Ja, Bjorn?"
"Was sagt der Omnianismus dazu, was nach dem Tod passiert?"
"Na ja, wenn du gut gewesen bist im Leben, dann kommst du nach oben in d..."
"Oben?", warf Bjorn verwundert ein. Er war ein Zwerg aus Kupferkopf; man merkte es auch hier.
"Nun, die meisten Omnianer sind Menschen, daher kommt das. Also, du kommst dann da oben in den Himmel, und dort gibt es ein großes, hölzernes Tor, wovor ein Heiliger steht, der dich nur herein lässt, wenn du gut warst."
"Und was ist hinter dem Tor?", fragte Bjorn.
"Dort ist das Ewige Leben."
"Das heißt...?"
"Das du ewig lebst."
"Das war mir klar." Zweifel breiteten sich auf Bjorns Gesicht aus, und er sprach es aus. "Wird das nicht irgendwann langweilig?"
"Bestimmt kann man dort oben ne Menge tun", mutmaßte Nah'tze. "Was, das weiß ich nicht. Die einzigen, die das wissen, sind jetzt da oben, und wer einmal dort oben ist, der kommt meist nicht zurück..."
"Ach, eins noch. Was passiert eigentlich mit den Lehrlingen und Studenten der Tiefener, wenn sie in die Stadt kommen?", fragte Bjorn, dem das gerade wieder eingefallen war.
"Das solltest du doch am besten wissen."
"Nein, ich hab damals nichts davon gesehen."
"Stimmt", gab Nah'tze zu. "Also, das Komitee für gleiche Höhe bringt sie auf einer festgelegten Route in die Sirupstraße, weil es großes Interesse daran hat, sie vom Alkohol fernzuhalten."

-


Am nächsten Morgen machte Bjorn einen Spaziergang. Zumindest tat er das zuerst. Danach tat er einen Abstecher zum Mittwärtigen Tor, um dort etwas zu überprüfen.
"Halt! Wer da?", fragte der dort stationierte Wächter, den Bjorn nicht erkannte.
"Ich wollte nur etwas nachfragen", sagte Bjorn. "Wie viele Zwiebeln wurden in letzter Zeit von Zwergen nach Ankh-Morpork gebracht. Würden Sie mir das sagen?"
"Das wird nicht das Problem sein", sagte der Wächter, dankbar für die Abwechslung. "Ich schau mal nach." Und er verschwand hinten in der Wachstube.
Eine Minute später kam er mit der entsprechenden Mappe zurück.
"Oh", sagte er erstaunt. "Also pro Zwerg 10, und das bei ... ziemlich vielen Zwergen. Da kommt ne Menge zusammen. Das ist mir gar nicht aufgefallen, und meinen Kollegen scheinbar auch nicht. Woher wissen Sie davon?"
"Ich bin Wächter", sagte Bjorn. "Und genau so viel Zwergenbrot, nicht wahr? Übrigens heißt es 'anscheinend', nicht 'scheinbar'."
"Moment." Der Wächter blickte in die Mappe. Er schien den letzten Satz nicht gehört zu haben. "Stimmt genau ungefähr."
"Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen", verabschiedete sich Bjorn.

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Bjorn ging zum Wachhaus, obwohl er nicht im Dienst war. Er wollte noch eben die Akten von den Herren Gans und Frust nachsehen.
Als er das Wachhaus betrat, sah er Atera, wie sie mit einer Frau sprach. Soeben fiel das Wort "Tulpe". Bjorn näherte sich den beiden Damen.
"Hallo, Ma'am", sagte Bjorn und wollte salutieren wurde sich dann aber bewusst, dass er als Zivilist hier war.
"Was tust den du hier, Bjorn? Du bist doch vom Dienst befreit."
"Ich wollte nur etwas in den Akten nachschlagen. Das darf ich doch, oder?" Bjorn war sich da nicht ganz sicher.
"Aber natürlich. So, zurück zu uns." Atera wandte sich wieder der Frau am Wachetresen zu.
"Ich habe vorhin etwas von Tulpen gehört."
"Ja, im Garten der Frau ist eine Tulpe gewachsen. Sie wohnt in der Erfahrungssichel, Zimmer 3."
"Irgendwo ist mir dieses Zimmer vor kurzem begegnet." Bjorn versuchte sich zu erinnern, und es klappte. "Ist bei Ihnen nicht vor kurzer Zeit jemand über den Zaun gestiegen?"
"So ist es."
"Und es ist sicher keine von Ihnen gepflanzte Tulpe?", fragte Atera.
"Nein, die kann ich mir gar nicht leisten, solche Tulpen. Die sind viel zu teuer. Ich kenn mich ja mit Blumen und so aus und ich bin sicher, dass diese aus Kupferkopf kommt."
"Ich glaube, damit ist der Fall gelöst. Der Teil, für den wir zuständig sind, ist erledigt."
"Bitte was?", fragte die Frau.
"Oh, das ist wacheintern", entschuldigte sich der Stabsspieß.
"Und was soll ich jetzt mit der Blume tun?"
"Lassen Sie sie wachsen", sagte Bjorn. "Sie tut Ihnen ja nichts."

-


Bevor Bjorn nach Kupferkopf zur Beerdigung reisen wollte, sprach er noch ein letztes Mal mit Herrn T., so als Zivilist, als eine Art Bekannter.
Als er das Vernehmungszimmer betrat, sagte Herr T.: "Hey, was willst denn du hier? Ich dachte, du hast Urlaub."
"Hatte ich auch eigentlich, aber ich bin nur als Zivilist hier und wollte eine Sache eben überprüfen." Er stellte ### auf den Tisch. Diktator hatte er nicht dabei, schließlich war dies kein offizielles Verhör, das protokolliert werden sollte. "Hören Sie, meine Mutter ist gestorben und morgen ist die Beerdigung in Pine Hedge. Ich habe also nicht viel Zeit. Ich frage Sie einmal. Wollen Sie mir meine Fragen wenigstens einmal ehrlich mit Ja oder Nein beantworten?"
"Oh, das mit deiner Mutter wusste ich nicht, das tut mir Leid", und Tonfall und Gesichtsausdruck bestätigten Bjorn die Wahrheit dieser Aussage. "Ausnahmsweise, aber nur Ja oder Nein."
"Gut." Und Bjorn erzählte Herrn T. vom Ablauf des Schmuggels, so wie er ihn als wahr vermutete. Als er fertig war, fragte er: "Stimmt das so? Haben Sie das so gemacht?"
"Ja, im großen und ganzen, ja."
"Das genügt. Vielen Dank."
"Tschüss", sagte Herr T., als Bjorn den Raum verließ. Er sagte es zum ersten Mal in diesem freundlichen Ton.

-


Die Kutsche hielt in Pine Hedge und Bjorn stieg aus. Er ging zum Mineneingang, wo ein etwas älterer und ein sehr junger Zwerg warteten.
Bjorn und der Ältere fielen sich in die Arme.
"Vader"(Vater), sagte Bjorn.
"Mijn zoon"(Mein Sohn), antwortete Bjorn Bjornson senior. "Wij hebben ons lang niet gezien"(Wir haben uns lange nicht gesehen) Er streckte ihn mit den Händen auf den Schultern von sich und sah ihn von oben bis unten an.
"Jij bent gegoeit, zoon, en een héél stukje al."(Du bist gewachsen, Sohn, und zwar ein ganzes Stück)
"En hoe is dat?"(Und wer ist das?), fragte Bjorn mit einem Finger in Richtung des jungen Zwerges, der bisher nur schüchtern zugesehen hatte.
"Hebben wij niet van hem vertellt? Klopt, destijds waren wij toch niet van dezelfde meining, en dan zijn we het wel vergeten. Hij was toch zestien jaar geleden eerst geboren"(Haben wir dir nie von ihm erzählt? Stimmt, damals waren wir noch nicht einer Meinung, und dann haben wir es wohl vergessen. Er ist ja erst vor sechzehn Jahren geboren worden.)
"Ik... ben jouw broer orn."(Ich... bin dein Bruder orn.)

HET EINDE
[1] Für alle, die meine Charakterisierung nicht gelesen haben: Abba war Bjorns Meister, und bald darauf sein Kollege bei den Grags der Tiefener unter Ankh-Morpork. Abba war auch selber ein Grag, weswegen Bjorn sich sehr wunderte, ihn an der Oberfläche zu sehen.

[2] "Seine Eltern waren einfache Leute vom Lande und hatten sich ein Mädchen gewünscht, das sie [Anna] nennen wollten." ("Fliegende Fetzen", S. 82, Z. 34f.)

[3] ### ist ein Kobold, den Onyx zum Berichteschreiben verwendet und der von Bjorn die neuesten Regeln im Rechtschreiben und Zeichensetzen beigebracht bekommt. Diese Regeln werden in letzter Zeit etwa einmal die Woche geändert. Seitdem macht selbst die Times mehr Fehler und man merkt, dass selbst deren Setzer bisweilen sehr verwirrt sind.

[4] Bjorn hatte etwas, das ihm Zuversicht gab, dieser jemand zu sein. Vor Kurzem hatte er beim Stöbern in den Akten entdeckt, dass er dienstälter war als Ettark, zwar nur 22 Tage, aber dienstälter.

[5] Das heißt, er hat während des Verhörs natürlich gesessen[7a], aber er hat alles zugegeben.

[6] Bjorn hätte noch in der U120 spielen können, in der er aber bereits mit 110 ohne Niederlage Meister geworden war.

[7] Was Bjorn für den Grund seines Erfolges hielt, war seine Eröffnung mit 1. b4. Auf die hatten bisher erst drei Personen mit dem Bjorns Meinung nach besten Zug, nämlich 1. ... c6, geantwortet, und das waren Nah'tze, Tobias und der Bibliothekar, der übrigens auch so eröffnete. Kein Wunder, wo dies doch die so genannte Orang-Utan-Eröffnung ist.

[7a] obwohl er danach auch noch ein paar Tage gesessen hatte.




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

17.09.2007 17:48

</b><br><br>Die beschriebenen Verhöre haben mir sehr gut gefallen, zumal es sich im Grunde ja nur um eines handelte, welches etappenweise geführt wurde. Ich war schon immer der Meinung, dass es extrem unwahrscheinlich ist, einen Schuldigen gleich beim ersten Versuch zur Kooperation zu bewegen bzw. ihn zu überrumpeln oder zu zermürben. Die von Dir angewandte Methode dagegen erscheint mir sowohl ökonomisch, immerhin hatte er zwischendurch wirklich Zeit, Anderes zu erledigen, als auch von der rhetorischen Seite her realistischer. Wobei der Befragte sich schon das eine oder andere Mal etwas zu leicht verplappert hat. Dein knapper Erzählstil schrammt stellenweise ziemlich dicht an etwas ausführlicherer Auflistung vorbei - ich kann Dir wirklich empfehlen: scheue Dich nicht, Dich auch mal auf die Figuren und ihre Gefühle einzulassen. Gestehe den Worten und Bildern etwas mehr Raum zu, damit sie sich entfalten können und nicht lediglich in Sekunden am Leser vorbeizischen. Ständige Wortwiderholungen verlieren übrigens sehr schnell ihren humoristischen Beigeschmack.<br><br><b>

Von Kannichgut Zwiebel

17.09.2007 17:48

</b><br><br>H(ans)P(eter) Tintenstrahldrucker? Muss sowas sein?<br><br>Deine Charaktere könnten etwas mehr Individualität vertragen. Sie wirken alle gleich. Es scheint kaum eine Rolle zu spielen, mit wem Bjorn spricht.<br><br>Wieso wundert mich nicht, dass Bjorn das Verhör wie ein Profi beherrscht? Er hat einen Rhetorik-Kurs besucht, immerhin.<br><br>Exzessiver Einsatz von Fremdsprachen in Singles würd' ich zukünftig lassen. Entweder versteht man nicht alles oder die eingestreuten Übersetzungen stören den Textfluss.<br><br><b>

Von Ruppert von Himmelfleck

17.09.2007 17:48

</b><br><br>Hmm, schwierig.<br>Ich mag die Geschichte, aber sie war mir in manchen Teilen zu abgehackt. Bjorn ermittelt eigentlich nicht. Er weiß plötzlich etwas. Zwischendurch macht er seine Ausbildung. Du hast einen sehr eigenen Stil aber ich würde mir trotzdem etwas mehr Handlung wünschen. Nicht nur rückblickend "er hat das und das gemacht", sondern ich möchte wissen wie er es gemacht hat. Was hat er in dem Rhetorik-Kurs gelernt? Welche Etikette bei den Assassinen? Oder was ist mit diesem Annus Unten? Nur ein nettes Wortspiel?

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