Last dwarf is standing

Bisher hat keiner bewertet.

von Lance-Korporal Goldie Kleinaxt (DOG)
Online seit 06. 08. 2007
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Ein dunkler Keller, wenige Stunden Zeit, ein Verräter in den Reihen von DOG und jede Menge Spannung!

Dafür vergebene Note: 14

Anmerkungen des Autors: Diese Kurzgeschichte enthält einige Szenen mit detaillierter Gewaltdarstellung. Es ist nicht mein Ziel, der Gewalt mit dieser Geschichte zu huldigen oder diese zu verherrlichen, aber ich sehe sie als Stilmittel als unverzichtbar an. Wer minderjährig oder in dieser Hinsicht sensibel ist, den würde ich persönlich davon abraten, diese Geschichte zu lesen. Desweiteren hat der Name der Geschichte nichts mit Kurosawas "Jojimbo" gemein. Nur der Titel ist entlehnt.
Desweiteren spielt diese Geschichte noch zu Zeiten, in denen Araghast Breguyar noch Abteilungsleiter bei DOG ist.
Viel Spaß beim lesen!



Irgendetwas war verdammt noch mal schief gelaufen und mir war klar, dass ich Breguyar dafür töten würde, wenn ich hier nur wieder jemals lebend rauskommen würde! Ich hasste ihn mit jeder Faser meines Körpers.
Ich atmete schwer und die prickelnde Wärme von entfesselter Wut durchströmte meinen Körper. Ich fühlte mich für einen kurzen Moment wie der Mittelpunkt der Scheibe. So kräftig und gewaltig, als ob ich die ganze Stadt in Stücke reißen könnte. Neben mir röchelte Lennie und holte mich von einem Moment zum anderen wieder in die miserable und gefährliche Situation zurück in der ich mich momentan befand.
Ich sah auf ihn hinab. Er lag neben mir in einer Lache voll Blut, die im Schein der Laterne auf seltsame Weise das Licht reflektierte. Die Lache schlug kleine Wellen mit jeder Bewegung die Lennie in seinen letzten Atemzügen auslöste. Sie erinnerten mich an die Wellen eines Meeres. Geistesabwesend betrachtete ich mein eigenes verzerrtes Spiegelbild in diesem kleinen See von Blut. Vielleicht würde es mich gleich genauso erwischen wie ihn. Lennie ging es furchtbar und ich wusste genau, dass er es nicht mehr lange durchhalten würde. Meine eigene Gefühlskälte ihm gegenüber überraschte mich, aber andererseits, was sollte ich schon tun? Im Augenblick wusste ich selbst nicht recht, was ich tun sollte. Ich hatte meine kleine Laterne, die ich nun wieder entzündet hatte, neben ihn gestellt, damit er wenigstens nicht im Dunklen lag. Ich wünschte mir, ich könnte ihm irgendwie hier heraus bringen, aber seit ich in vor einer Stunde untersucht hatte, war mir klar, dass es sinnlos war. Das einzige was ich tun konnte, war meinen eigenen Hals aus dieser dummen Schlinge zu ziehen, in die ich getappt war.
Mir kam der Gedanke ihn wenigstens von seinen Leiden zu erlösen. Ich griff zu meiner Axt, die auf dem alten Tisch neben mir lag. Das Blut, das an mir und der Waffe klebte, hatte bereits begonnen zu trocknen und roch nach Rost und Tod. Ich wog die Waffe in der Hand und überlegte, wie ich Lennie am schnellsten erlösen könnte. Der Mann, der vor mir in einer Lache voll Blut und Schmutz lag, schien meine Gedanken erahnen zu können, oder einfach nur die Bedeutung der Szene zu begreifen, die sich ihm bot. Seine Augen waren starr auf mich gerichtet und weit aufgerissen, während er versuchte mit dem letzten Rest an Kraft die ihm verblieben war, vor mir weg zu kriechen. Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich zögerte und überlegte, was ich tun sollte. Er würde sterben und das wusste sowohl ich, als auch er. Sein Blut bedeckte den Boden und hatte auch weite Teile der Einrichtung des kleinen Raumes befleckt. Ich hatte mir nie vorstellen können, dass ein Mensch so viel Blut verlieren konnte. Lennie riss den Mund auf, aber aus seiner Kehle kam nur ein verzweifeltes Krächzen und etwas Blut rann von seinem Kinn herab. Ich hatte das Gefühl sein Schicksal und sein Henker zu sein und fühlte mich dabei sowohl elend als auch schuldig.
Ich überlegte immer noch, was ich tun sollte. Ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Im Grunde hatte ich ihm mein eigenes Leben zu verdanken. Ihm und dem Bolzen der sich durch seinen Hals gebohrt hatte. Und nun stand ich vor ihm und rang mit mir, ob und wie ich seine Leiden verkürzen könnte. Ich spürte wie die Hand, in der ich meine blutverschmierte Axt hielt, zitterte und zwang mich ruhiger zu atmen. Eine seltsame kühle Luft schien durch den Raum zu strömen und mir fröstelte. Grausame Sekunden stand ich vor Lennie ohne zu wissen, was ich tun sollte. Der Mann am Boden starrte mich entsetzt an, geradeso, als ob er in mir einen Dämon oder seine Schicksalsgöttin erkennen würde. Vielleicht war ich auch so etwas in der Art für ihn gewesen, denn der Bolzen der ihn getroffen hatte, war nicht für ihn sondern für mich bestimmt gewesen, da war ich mir absolut sicher.
Armer Lennie. Ich hatte ihn kaum gekannt. Er war einer unserer Informanten gewesen, mit denen Thimoteus Trobar mich vertraut gemacht hatte. Ich kannte noch nicht mal seinen richtigen Namen, bei uns hatte er immer nur Lennie geheißen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass dies sein echter Name gewesen ist. Ich überlegte, ob ich ihn danach fragen sollte, aber das erschien mir kurzem Überlegen unwichtig. Im Grunde war ich sogar dankbar, dass ich Lennie niemals näher gekannt hatte.
Dennoch, ich konnte es nicht tun! Langsam legte ich die Axt wieder auf den Tisch und sah wie Lennie sich entspannte. Seine Augen waren nunmehr fast geschlossen und viel Leben schien ohnehin nicht mehr in ihm zu stecken. Ich war fast erleichtert darüber, dass ich nicht dazu fähig gewesen war, sein Leben endgültig zu beenden, selbst wenn ich es mit gutem Vorsatz getan hätte. Auch wenn es nur ein Gnadenakt gewesen wäre. Leider machte das meine Situation nicht wirklich einfacher. In diesem Keller waren Leute, die mich suchten. Denn wenn sie Lennie, unseren Informanten töteten, warum nicht auch gleich den Wächter, mit dem er sich verabredet hatte. Ich spürte Übelkeit die in mir aufstieg. Mein Magen verkrampfte sich und ich musste gegen einen plötzlichen Brechreiz ankämpfen. Die Wände des Keller wirkten plötzlich bedrückend eng und der am Boden liegende Lennie schien mir geradezu ein schicksalsvoller Hinweis - meine eigenene, unmittelbare Zukunft. Auch ich würde in meinem eigenen Blut enden, wenn ich mich nicht endlich zu etwas entschließen konnte was mir half hier herauszukommen. Mittlerweile sah ich es als einen für mich glücklichen Zufall an, dass ich mich schon Stunden vor Lennies Ankunft hier drin versteckt hatte. Verstecken in dem Sinne konnte man es wieder auch nicht nennen. Ich kauerte mich an die Wand des Kellers, zwang mich ruhiger zu atmen, versuchte diese unheilvollen Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen ...

... Mir war in der Boucherie langweilig gewesen und ich hatte beschlossen, eher zum Treffpunkt zu gehen und dort auf Lennie zu warten. So war ich schon Stunden vor der vereinbarten Zeit in jenem Keller eingetroffen. Zu einem Zeitpunkt, zu dem Breguyar offenbar nicht mit mir gerechnet hatte, sonst hätten mich die Männer des Bundes der Rose erwischt. Genauso wie sie Lennie erwischt hatten. Unten angekommen suchte ich mir eine Nische unter einem Tisch als Versteck, denn die Zeit und die Müdigkeit der letzten Tage erfasste mich. Ich musste wohl eingeschlafen sein, daher konnte ich auch nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war. Ich erwachte durch das Knirschen und Quietschen des alten Türschlosses, welches an meine Ohren drang und noch schlaftrunken erkannte ich einen Menschen der sich anschickte einzutreten. Die Laterne die ich neben mir abgestellt hatte war in der Zwischenzeit offenbar ausgebrannt oder ausgegangen, denn außer dem, durch die Tür hereindringen Licht herrschte im Keller Düsternis.
Was dann alles geschah, passierte so plötzlich, dass ich, frisch aus dem Schlaf erwacht, mich im Grunde nur schemenhaft daran erinnern konnte. Ein dumpfes Klacken summte durch die Gemäuer. Zeitgleich zuckte die Gestalt zusammen und taumelte wie benommen zwei Schritte nach vorne, wobei sie die Hände krampfartig an den Hals hielt. Mit endlos zähen Schritten drehte die Gestalt sich um und blickte zur Tür, durch die sie eben noch eingetreten war. Ich erschrak und presste mich gegen die Wand, an welcher der Tisch unter dem ich mich versteckt hatte, stand. Eine zweite Gestalt stürmte durch die Tür auf den Taumelnden zu und stieß ihm eine Waffe, die ich nicht genau erkennen konnte, in den Bauch. Die erste Person, welche ich nun mit Schrecken als Lennie erkannt hatte, sackte in sich zusammen und klammerte sich am langen dunklen Mantel des Attentäters fest. Mit vor Schreck geweiteten Augen beobachtete ich die Szene ohne einen Laut von mir zu geben. Der Angreifer stieß Lennie schwungvoll von sich weg in den Raum hinein, worauf dieser gegen den Tisch stürzte. Lennie versuchte sich an ihm festzuklammern, schien aber nicht mehr die Kraft dazu zu haben, rutschte weiter auf den Boden und blieb dort zusammengekrümmt liegen. Die zweite Person betrat langsam und vorsichtig den Raum und ich bemerkte jetzt erst, dass sie eine schwarze Maske trug, wodurch mir sein Gesicht völlig verborgen blieb. Er sah sich kurz um und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Einen Augenblick lang fürchtete ich entdeckt zu werden und meine Hand wanderte langsam zum Griff meiner Axt am Gürtel. Aber der Vermummte schien nichts zu bemerken, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Schockiert und gleichzeitig erleichtert wie verwirrt blieb ich noch etliche Sekunden wie erstarrt unter jenem Tisch sitzen, bevor ich nach der Laterne tastete, sie entzündete und vorsichtig aufstand um nach dem am Boden liegenden Lennie zu sehen ...


... Im Grunde konnte es nur Breguyar gewesen sein! Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Er musste die Abteilung hintergangen sein, seit er zu uns gestoßen war. Er war mir seit seinen Verwicklungen in Picardos Tod verdächtig erschienen und auch vor dieser Sache hatte ich Breguyar nicht über den Weg getraut. Wieso war ich nur so naiv gewesen, ihm zu vertrauen?
Ich konnte und wollte nicht glauben, dass das alles nur ein Zufall gewesen war. Vielmehr schauderte mir davor, dass zukünftig alle unser verdeckten Ermittlungen von einer Ratte in unseren eigenen Reihen gefährdet sein würden. Aber was machte ich mir überhaupt Gedanken über die Dinge, die später einmal sein würden. Noch hatte ich dieses Gebäude nicht lebend verlassen. Er war der Einzige gewesen, dem ich von diesem Treffen mit Lennie erzählt hatte. Das einfachste wäre, ich würde ihn heimlich töten, sobald ich hier je wieder rauskommen würde und seine Leiche auf den Ankh werfen. Verhaften würde ich ihn nicht können, dafür fehlten mir die Beweise und außerdem würde mich mir sowieso niemand Glauben schenken. Ich staunte einen kurzen Moment über mich selbst, wie ich darüber nachdachte, meinen so genannten Abteilungsleiter zu ermorden und es aber nicht fertig brachte, Lennie den Gnadenstoß zu versetzen. Vielleicht lag es aber daran, dass Araghast böse war. Soweit ich wusste, hatte Lennie nie jemandem etwas getan, aber Breguyar schien zu allem fähig zu sein. Sogar zum Mord an Wächtern.
Aber vorher musste ich hier erst einmal herauskommen. Bloß wie? Ich befand mich in einem Lagerraum eines großen Kellers und soweit ich wusste gab es nur einen Ausgang. Und sobald ich die Tür meines Kellerabteils öffnete, würde ich wahrscheinlich von zahlreichen Bolzen durchsiebt werden.

Langsam schwand das flackernde Licht meiner Laterne. Ein nervöser Blick sagte mir, dass ich bald im Dunkeln hocken würde. Eine kurze Panik erfasste mich bei dem Gedanken mit Lennie hier unten alleine im Dunkeln ausharren zu müssen. Ich musste hier heraus! Wahrscheinlich warteten sie immer noch in den Gängen des weitläufigen Kellergewölbes auf mich. Lennie war nicht ihr Hauptziel gewesen, da war ich mir sicher. Denn den Informanten hätten sie bei vielen Gelegenheiten stiller und eleganter beseitigen können. Sie mussten von Aragasth erfahren haben, dass ich mich heute hier unten mit ihm treffen wollte. Was immer mir Lennie mitteilen wollte, es musste für Breguyar so wichtig gewesen sein, dass er uns beide Verschwinden lassen musste.
Ich sah mich in dem Kellerraum um, denn bevor das letzte Licht erlosch, wollte ich mir diesen Raum noch einmal einprägen. Ich ließ meinen Blick über die alten Ziegelwände und das Gewölbe gleiten, welches an einigen Stellen schon alt und brüchig war. Offenbar wurde dieser Raum von Bund der Rosen nicht nur als Lagerraum genutzt. In einer dunklen Ecke stand ein großer und massiver Schreibtisch. Eben jener Schreibtisch, unter dem ich eingeschlafen war, was mir vermutlich auch das Leben gerettet hatte. An den Wänden befanden sich einige Fackelhalterungen, welche aber zu meiner Enttäuschung leer waren. Der Raum war offenbar schon länger ungenutzt, denn die Regale an den Längsseiten waren leer und die Tische und Stühle mit dicken Staubschichten bedeckt. In den Ecken der Gewölbe und Mauern hingen schier unendlich viele Spinnweben.

Ich tastete nach meiner kleinen Armbrust, die ich unter dem Tisch neben mich gelegt hatte. Ich spürte den kalten und trockenen Schaft und griff nach ihr.
Von der Wache war keine Hilfe zu erwarten. Mein so genannter Abteilungsleiter würde kaum Hilfe schicken, um mich aus einem Hinterhalt zu befreien, den er selbst gelegt hatte. Die Frage nach dem wieso, mit welcher ich mich noch gar nicht beschäftigt hatte, spukte mir plötzlich durch den Kopf. Wieso wollte er mich loswerden? Und warum gerade jetzt? Ich überlegte kurz. Die Antwort war klar und offensichtlich! Irgendetwas hatte mir Lennie sagen wollen, was Breguyar zum Äußersten getrieben hatte. Mein Abteilungsleiter hätte mich schon früher loswerden können. Also musste es mit meinen Ermittlungen beim Bund der Rose und mit Lennie zu tun haben.
Aber was immer er mir auch sagen wollte, ich würde es nie erfahren. Der Mann atmete nur noch sehr flach und schwach. Dünne zähe kleine Flüsse aus Blut traten aus seinem nach Luft schnappenden Mund aus. In regelmäßigen Abständen begann er am ganzen Körper zu zittern. Er erinnerte mich an einen Fisch der auf dem Land gestrandet war und sich gegen sein unausweichliches Schicksal aufbäumte. Beschämt von meinem eigenen Unvermögen sein Leiden zu verkürzen, wand ich den Blick von seinem sterbenden Körper ab. Sein Blut klebte inzwischen buchstäblich an meinen Händen. Und nicht nur dort. Meine ganze Kleidung war mit menschlichem Blut beschmutzt.
Ich spannte mühsam die Armbrust, legte einen Bolzen ein und griff meine Axt. Die Waffen vermittelten mir ein gewisses Gefühl der Sicherheit und Kontrolle in dieser für mich so aussichtslosen Situation.
Ich starrte auf die geschlossene Tür, welche der Attentäter hinter sich zugezogen hatte. Ein Gedanke, der mich bereits seit einigen Minuten beschäftigte, war der, ob ich es nicht einfach versuchen sollte. De facto das Schicksal auf die Probe stellen! Einfach diese Tür öffnen und mein Glück in der Flucht versuchen. Wenn ich erstmal draußen war, konnte ich untertauchen. Aber wie weiter? Und was wenn ich es nicht schaffen würde, wenn sie immer noch mit geladenen Armbrüsten in dem Keller auf mich warteten? Andererseits, wenn ich es nicht riskierte, würde ich hier vermutlich niemals heraus kommen und früher oder später würden sie mich letztendlich doch in meinem Versteck entdecken.
Das Geräusch von leisen Stimmen und Schritten erlöste mich schmerzhaft von meinen quälenden Gedanken. Irgendwer musste sich in der Nähe des Ganges oder der Tür zum Kellerraum befinden, in dem ich saß. Hektisch löschte ich das Licht meiner Laterne und griff meine Armbrust. Ich zwang mich ruhiger zu atmen und nicht zu verkrampfen. Ich spürte, wie ich mich an die kalte Wand in meinem Rücken presste. Ich hatte Angst, spürte deutlich meinen ansteigenden Puls und zugleich die warme anspornende Wut, die mir das Gefühl gab, die ganze Stadt aus ihren Angeln heben zu können. Mattes gelbes Licht drang unter dem Spalt der Tür und ich erkannte in den Bewegungen der flackernden Schatten, dass sich etwas vor der Tür bewegte. Ich stemmte die Armbrust gegen meine Schulter, legte meine Finger um den Abzughahn und richtete die Waffe auf die Tür.
Panik stieg in mir auf. Meine Gedanken rasten und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, wenn ich entdeckt werden würde. Ich beschloss, dass ich meine Haut so teuer wie möglich verkaufen würde. Die Tür und die flackernden Lichter, die unter ihrem Türspalt hindurch drangen, wirkten plötzlich wie eine bedrohliche Pforte zu einer fremden dämonischen Welt. Irgendwie würde ich es schon schaffen hier raus zu kommen. Vielleicht war es auch nur die Verzweifelung, die mir zu diesem Optimismus verhalf.
Quietschend öffnete sich die Tür und ich hielt den Atem an. Ich wandte den Blick ab, da das von draußen hereindringendem Licht der Fackeln meine an die Dunkelheit gewöhnten Augen blendete. Nur langsam erkannte ich die immer klarer werdenden Silhouetten von zwei großen Männern. Einer der beiden schien schon älter zu sein, zumindest ließ seine gebückte Körperhaltung diesen Eindruck entstehen. Erleichtert stellte ich fest, dass sie auf den ersten Blick nicht bewaffnet schienen. Mir kam kurzzeitig der Gedanke, dass sie vielleicht auch gar nicht hier waren, um nach mir zu suchen. Ich spürte meinen Puls bis in die Fingerspitzen. Ich war angespannt bis in die letzte Spitze meines Bartes und hatte das Gefühl gleich etwas tun zu müssen oder zu explodieren, nur um mir Luft zu verschaffen. Ich zwang mich, weiter ruhig in meiner dunklen Ecke unter dem alten Schreibtisch zu hocken und möglichst keinen Laut von mir zu geben.
Die beiden Männer traten ein und mittlerweile konnte ich sie etwas besser erkennen. Einer der beiden schien tatsächlich älter zu sein. Sein Gesicht war von Falten und Narben gezeichnet. Der Andere, ich taufte ihn auf den Jüngeren, kam mir bekannt vor, auch wenn mir jetzt nicht einfiel, wo ich ihn schon einmal gesehen hatte. Beide gehörten ganz offensichtlich zum Bund der roten Rose, ihre roten Schärpen um die Hüften waren ein deutliches Zeichen. Der Ältere hielt eine Laterne in seiner Hand, die er über seinen Kopf hielt, damit ihn das Licht nicht blendete. Auf dem Gang hinter ihnen konnte ich niemanden erkennen, was mich sehr beruhigte. Die beiden traten wenige Schritt in den Raum, blieben stehen und sahen sich um.
"Puäh hattä där Blut gelassän äh?!" Ich konnte gegen das Licht und aus meinem Versteck nicht erkennen, welcher von den beiden dies gesagt hatte, aber offensichtlich hatte Thimotheus recht gehabt mit seiner Vermutung, dass sich der Bund hauptsächlich aus Seeleuten zusammensetzte. Das war der unverkennbare und einprägsame Dialekt eines Brindisianers. Meine Gedanken schweiften kurz ab. Wir hatten mit Leuten aus dieser Region der Scheibe schon zu tun gehabt, als wir Teile der hiesigen Muffia observierten.
Eigentlich hatte ich zu klären versucht, wie weit die Verflechtung des Bundes mit der Muffia bereits reichte. Vor Jahren hatte es einen regen Schlagabtausch bis hin zum Bandenkrieg zwischen diesen beiden Organisationen gegeben, doch laut unseren Akten wurde es mit einem Tag auf den anderen dann schlagartig ruhig. DOG hatte den Auftrag erhalten, diese Beziehungen genauer zu untersuchen. Aber all diese Fragen erschienen mir momentan nebensächlich und unwichtig.
Angespannt beobachtete ich die beiden während mein Finger am Abzug der Armbrust nervös zu zittern begann. Sie schienen nicht nach etwas konkreten zu suchen, sondern sich eher ein Bild der Szene zu verschaffen. Ihre Blicke blieben auf dem den Tode nahen Lennie hängen.
"Läbt där ätwa noch?" Der Ältere stieß Lennie mit dem Fuß an, worauf dieser mit seiner letzten Kraft versuchte sich am Hosenbein des Mannes festzuklammern. Insgeheim bewunderte ich den Lebenswillen, den der schwer verwundete Mann aufbrachte.
"Häy lass das! Machst noch alläs blutig!" Hastig zog er den Fuß wieder zurück und trat einen Schritt von dem halbtoten Lennie zurück.
Erleichtert darüber, dass die beiden offensichtlich nicht nach mir suchten, entspannte ich mich ein wenig.
"Verdammt! Was machen wir jetzt?" Der Jüngere sprach einen Dialekt wie er in den Docks der Stadt sehr verbreitet war. "Ich dachte der hat ihn richtig tot gemacht. Ich bringe jedenfalls keinen Wächter um. Bin doch nicht dumm!"
Auch der Jüngere trat einen Schritt zurück, geradeso als ob von Lennie eine ansteckende Krankheit ausging.
"Mmh wir wartän einfach bis är richtig tot sein. Kommä spätä wiedä. Där läuft nicht mär wäg! Ausserdäm war das doch gar kein Wächtä. Dän Wächtä sucht doch noch diesä Typ äh!?"
Als der Jüngere immer noch wie angewurzelt dastand, fasste ihn der Ältere an der Schulter.
"Kommä odä willstä hier wartän?"
Der Jüngere beugte sich nieder und schien sich den Fußboden genauer zu untersuchen. In diesem Moment erstarrte ich vor Schreck, denn ich hatte begriffen was er am Boden bemerkt hatte. Wie hatte ich das nur übersehen könne? Verdammt, ich musste etwas tun, sonst würde sie mich hier finden. Ich zielte sorgfältig mit der Armbrust auf den alten Mann und wartete mit angehaltenen Atem und rasenden Puls auf den Moment, an dem ich den Abzug der Waffe ziehen würde.
"Schau Dir das mal an! Hier ist jemand durch das Blut gelaufen" Er ließ seinen Blick hektisch durch den Raum schweifen. "Dort auch! Überall sind Fußspuren! Wie kann der Typ denn noch rumlaufen, wenn der wie abgestochen blutet?!"
Mir schien, dass ich den Abzug der Waffe schon gedrückt hatte, bevor ich darüber nachdachte, es zu tun. Ich spürte den harten Ruck des Schaftes der von unten leicht gegen meine Schläfe schlug und hörte das dumpfe Geräusch der Sehne. Mein Blick blieb starr auf den Älteren gerichtet, auf dessen Kopf ich gezielt hatte. Wie durch einen plötzlichen Ruck wurde sein Körper plötzlich zur Seite gerissen, gab einen glucksenden Laut ab und er sackte zusammen wie eine Marionette, deren Fäden man schlagartig abgeschnitten hatte.
Ich verschwendete keine Zeit. Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl mit meinem Verstand zu handeln und irgendeine Kontrolle über meine Aktionen zu haben. Vielmehr schien alles instinktiv abzulaufen ohne nachzudenken. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich nicht schockiert über mich selbst in dieser Ecke sitzen blieb. Ich ließ die Armbrust fallen, griff nach meiner Axt, die ich rechts neben mich gelegt hatte. Mit einem Sprung war ich auf den Beinen und stürmte auf den am Boden Knienden zu, während ich mit der Axt zu einem gewaltigen Schwung ausholte. Der Kopf des Mannes wirbelte reflexartig zu mir herum, als er die plötzlichen Geräusche meiner Schritte vernahm. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen sah er mich an und versuchte zurückzuweichen, was ihn aber nicht mehr rettete. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm und hieb dem vor Schreck Gelähmten meine Axt mit aller Kraft schräg von oben gegen die Schläfe. Überrascht von meiner eigenen Wucht und der Leichtigkeit mit der die Waffe durch seinen Schädel drang wurde rang ich kurz mit meinem Gleichgewicht. Der Getroffene wurde nach hinten geschleudert, kam hart auf der Erde auf und blieb regungslos liegen. Rotes Blut spritzte mit glucksenden Geräuschen aus seiner klaffenden Wunde und zeichnete bizarre Muster auf dem Boden und den Wänden.
Erschrocken und schockiert wich ich von den beiden am Boden liegenden Körpern zurück. Mein Blick war fest auf die beiden Leichen gerichtet, geradeso als ob sie eine bittere Faszination auf mich ausüben würden. Irgendwie hatte ich mir das immer alles ganz anders vorgestellt - das Töten. Ich hatte noch niemals einen Anderen - sei es Mensch oder Zwerg - umbringen müssen und ich war sehr glücklich darüber gewesen. Verzweifelt sah ich auf die beiden Leichen herab, die vor mir auf dem Boden lagen. Ich sah, wie sich all das Blut, das von Lennie und das der beiden Männer langsam aufeinander zu bewegte, unaufhaltsam wie zwei große rote Ozeane. Sekundenlang starrte ich nur auf die riesigen Pfützen voller viskoser Flüssigkeit. Mein Blick glitt über die Augen des Älteren, dem der Bolzen meiner Armbrust offenbar tief in den Schädel eingedrungen war. Er starrte, die Lider immer noch geöffnet, mit einem leeren und trüben Blick in Richtung der Decke. Ich kniete nieder, verharrte einen Moment und schloss seine Lider mit einer ruhigen und bewusst langsamen Bewegung. Ich spürte, wie meine Hand dabei immer noch zitterte.
Ein plötzliches Knarren aus der Richtung des Ganges holte mich je in die Wirklichkeit zurück. Ich musste hier raus! Mühsam überlegte ich, wie ich aus diesem Keller entkommen konnte, wobei es mir schwer fiel, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich steckte meine Axt wieder in den Gürtel und holte die Armbrust, welche ich nach dem Schuss fallen gelassen hatte. Das im Halbdunkel fast schwarze Blut welches an den Waffen, insbesondere der Axt, klebte erschien mir im Augenblick egal. Ich hoffte die Waffe nicht noch einmal einsetzten zu müssen. Dennoch begann ich die kleine Armbrust erneut zu spannen. Erschrocken hielt ich inne, als die Waffe ein verräterisches Ächzen von sich gab. Normalerweise waren derartige Geräte bei uns DOGs eher unüblich. Hellebarden, Armbrüste und Schwerter waren eher etwas für die anderen Abteilungen, wie FROG oder SEALS. Wir hatten jedoch einen Schrank mit den Waffen, die nicht unbedingt zur täglichen Garnitur von uns gehörten. Ich hatte die alte Armbrust mitgenommen, weil ich mit dem Geschäft eines Molosses noch nicht sehr vertraut war. Dass mir die Waffe das Leben retten würde, konnte ich damals noch nicht ahnen. Vorsichtig und langsam spannte ich die alte Waffe und legte einen Bolzen ein. Leise ging ich zur Tür und hätte fast den Fehler, welcher beinahe zu meiner Entdeckung geführt hatte, wiederholt.
Ich blickte mich um und sah meine Fußspuren, die wirklich kreuz und quer im Raum zu sehen waren. Im Nachhinein erschien es mir wie ein kleines Wunder, dass die beiden Handlanger des Bundes, nicht vorher auf sie aufmerksam geworden waren. Auch jetzt hatten meine Stiefel bei jedem Schritt undeutliche blutige Flecken auf die Bodenkacheln gezeichnet. Offensichtlich war ich erneut unbeabsichtigt in ein das Blut getreten, welches inzwischen eine große Lake am Boden gebildet hatte. Es war ein Wunder, dass die beiden nicht viel eher darauf aufmerksam geworden waren. Ich löste die Schnüre meiner Stiefel, zog sie aus und band sie mit einem Riemen an meinem Gürtel wieder zusammen. Ich hatte kurz überlegt, sie einfach hier zulassen, aber anderseits war es zu riskant, wenn Breguyar meine Schuhe hier finden würde. Wer konnte schon wissen, wozu dieser Kerl noch fähig war. Ich musste ihn zur Strecke bringen sobald ich draußen war, soviel war klar. Sobald er erfahren würde, dass ich nicht in seine Falle getappt war, würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis ich in einer stillen Gasse einen gewaltsamen Tod fand. Ich spürte wie ich durch den Gedanken, meinen so genannten Abteilungsleiter für seine schändlichen Taten bestrafen zu können, wieder Hoffnung und Kraft schöpfte.
Mittlerweile war es fast finster in meinem Versteck. Die Fackel, welche der Ältere fallen gelassen hatte, prasselte nur noch schwach und ihrem Licht gelang es kaum mehr, in die letzten Ecken des Raumes vorzudringen. Auch ohne die baldige Dunkelheit hatte ich nicht vor, in diesem Raum länger als notwendig zu verweilen. Früher oder später würden sie nicht nur nach mir, sondern auch nach den beiden Männern suchen, die ich getötet hatte. Ich ließ einen letzten Blick über die drei Personen gleiten. Auch Lennie schien inzwischen seinen Wunden erlegen zu sein. Seit ein paar Minuten hatte er sich nicht mehr gerührt und lag nur noch regungslos mit zur Seite geneigtem Kopf da. Ich wünschte, ich hätte ihm helfen können und hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich es nicht mal fertig gebracht hatte, sein Leiden zu beenden. Plötzlich fiel mein Blick auf seine Hand, die er jetzt unverkrampft geöffnet hielt. Irgendetwas darin hatte einen Augenblick im flackernden Licht der Fackel gefunkelt, sonst wäre es mir niemals aufgefallen. Etwas was er in der Hand hielt. Neugierig trat ich näher, bückte mich zu Lennie herunter und nahm das glänzende Objekt aus seiner Hand.
Ich traute meinen Augen nicht. Es war eine unserer Wachemarken! Eigentlich eine billige Blechmarke, aber auf ihr war das Wappen der Stadtwache von Ankh-Morpork eingestanzt. Und darüber prangten drei mir vertraute große Lettern. D. O. G.
Ich ließ die Ereignisse der letzten Stunden vor meinem inneren Auge noch einmal ablaufen und erschauderte aufs Neue. Lennie hatte die Marke wahrscheinlich im Moment des Dolchstoßes seinem Mörder vom Umhang gerissen. Gedankenversunken blickte ich auf den Schriftzug unserer Abteilung. Das konnte nur bedeuteten, dass mir Breguyar höchstpersönlich aufgelauert hatte. Und das er selbst hier noch irgendwo auf mich wartete. Ich steckte die kleine blutverschmierte Marke in meine Gürteltasche. Vielleicht half sie mir Breguyar am Ende doch noch für seine Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.

Leise schlich ich zur Tür und lauschte. Ich hörte entfernte, matte und gedämpfte Geräusche, die wahrscheinlich aus tieferen Teilen des Kellers stammten. Langsam und vorsichtig öffnete ich die alte morsche Holztür. Gerade so weit, dass ich nach draußen in den Gang des Kellers spähen konnte. Ich sah das alte rote und an vielen Stellen mit Moos überzogene Mauerwerk und vereinzelte Fackeln. Zu meiner Erleichterung konnte ich keine Männer des Bundes ausmachen.
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum sich Lennie ausgerechnet in einem Schmuggelkeller hatte treffen wollen. Einem Unterschlupf genau jener Organisation gegen die wir ermittelten. Jeder andere Ort der Stadt erschien mir im Augenblick sicherer, als dieser verfluchte Keller. Leider hatte ich aus Unwissenheit zugestimmt, wofür ich mir im Augenblick unglaublich dumm vorkam. Ich hätte niemals alleine hinunter gehen dürfen, zumal ich fast nichts über dieses Gebäude wusste, außer das der dritte Keller links vom Gang unser vereinbarter Treffpunkt war. Ich hatte alles gefährdet, indem ich, gegen Thimotheus' Ratschlag, Breguyar Ort und Zeitpunkt des Treffens mitgeteilt hatte. Ich wusste nur, dass der Keller gelegentlich für die Verschiffung und Lagerung von Schmuggelware durch den Bund der Rose genutzt wurde. Ich fühlte mich an Lennies Tod mitschuldig.
Leise öffnete ich die Tür weiter und warf einen kurzen Blick auf den Gang und die Lagerhalle durch die ich in diesen Raum gelangt war. Mir war bewusst, dass jeden Moment ein Bolzen auf mich zuzischen konnte. Stück für Stück lugte ich mit meinem Kopf weiter durch den Spalt der Türe, bereit auf nur bei der kleinsten Bewegung oder dem leisesten Geräusch wieder in Deckung zu gehen. Ich war ähnlich angespannt, wie kurz vor meiner beinahen Entdeckung durch die beiden Schergen des Bundes. Ich wagte kaum zu atmen und spürte meinen Puls lautstark und deutlich pochen. Langsam und gewissenhaft suchte ich nach Gefahren und Bedrohungen, aber offensichtlich waren sowohl der Gang als auch die links anschließende Lagerhalle, aus welcher vermutlich auf Lennie geschossen worden war, leer. Ich blickte kurz nach rechts. Am Ende des Ganges war eine steinerne Treppe gehauen, an dessen Ende eine Tür nach draußen führte. Es war der Weg auf welchem ich hereingekommen war, daher wusste ich, dass diese Tür in einen Hinterhof eines abgelegenen Hauses am Rande der Docks führte. Instinktiv sträubte sich etwas in mir, diese Treppe hinauf zu steigen, denn ich wusste genau, dass ich auf diesem Hinterhof eine perfekte Zielscheibe abgeben würde. Es gab kaum Möglichkeiten sich zu verstecken. Zumindest am Tage. Ich dachte kurz über die Tageszeit nach, die wir inzwischen hatten, erinnerte mich jedoch daran, dass ich eingeschlafen war und es durchaus bereits früher Morgen sein konnte. Unsicher sah ich zu der Tür, die mich in die Freiheit der dunklen Nacht oder in den sicheren Tod führen konnte. Ich sah mich erneut im Lagerraum um, in welchem der Gang mündete. In der Mitte des etwa zwanzig Meter messenden Gewölbekellers standen zwei lange alte Tische auf denen neben Seilen und Säcken, auch mehrere Laternen standen. In den Ecken standen überall Holzkisten und Regale verschiedenster Bauart. In Gedanken suchte ich den Platz hinter dem sich Lennies Mörder versteckt haben könnte. Mit Sicherheit konnte ich es jedoch nicht sagen, denn dieser Raum mit all seinen Nischen und Schattenwinkeln, bot mannigfaltige Möglichkeiten sich zu verstecken. Ein paar Fackeln, die in ihren Halterungen an der Wand hingen, schenkten ein schwaches flackerndes Licht, welches dem Raum eine warme Atmosphäre gab, die Geborgenheit und Wärme vorgaukelte. Im hinteren Teil erkannte ich weitere Türen zu kleinen Seitenräumen wie dem meinem und einen Gang, der offensichtlich tiefer in den Untergrund führte.
Mir schauderte vor meiner eigenen Naivität. Ich hatte beim Betreten des Kellers unterschätzt, dass diese Lokalität offenbar noch immer aktiv vom Bund genutzt wurde. Wie blauäugig war ich bloß in diese Falle getappt? Ich hätte sorgsamer Recherchieren müssen und niemals Breguyar in den Termin und den Ort des Treffens einweihen dürfen sollen. Absurd. Ich hatte es sogar Thimotheus, meinem Ausbilder, verschwiegen. Ich fragte mich, wie es ihm wohl jetzt gehen würde. Ob es Araghast nur auf mich abgesehen hatte, konnte ich nicht sagen. Daher konnte es durchaus auch sein, da Thimotheus in Gefahr schwebte, aber in meiner derzeitigen Situation, konnte ich nichts weiter für ihn tun, als versuchen, hier so schnell wie möglich herauszukommen und ihn zu warnen. Vielleicht würde er mir sogar dabei helfen, Breguyar auszuschalten!
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mir niemand in der kleinen Halle auflauerte, hielt ich erneut den Atem an und lauschte. Durch das leise Prasseln der Fackeln hörte ich noch immer entfernte Stimmen, die jedoch zu weit entfernt waren, als das ich etwas verstehen konnte. Mit schussbereiter Armbrust ging ich langsam und leise in Richtung des Ausgangs. Fast schon paranoid spähte ich aller paar Sekunden über die Schulter nach möglichen Feinden. Schritt für Schritt ging ich vorsichtig der Freiheit und Sicherheit versprechenden Tür entgegen. Die Luft in dem Gemäuer erschien mir plötzlich stickig und die Wände schienen mit jedem meiner Schritte näher zu kommen. Während ich durch den Gang ging kam ich an weiteren Türen vorbei, die alle geschlossen waren. Erneut spürte ich, wie angespannt ich war.
Ich fixierte die kleine Treppe, die wenige Stufen hinauf zur Tür nach draußen führte. Nur noch wenige Schritte trennten mich von der Freiheit aus diesem blutigen Verlies. Ein plötzliches Geräusch ließ mich innehalten. Ich erstarrte zur Salzsäule und wagte es nicht, mich zu bewegen. Erneut drangen Geräusche an mein Ohr. Sie schienen von draußen durch die Tür zu dringen. Gedämpft konnte ich Schritte und verschiedene Stimmen ausmachen, ohne jedoch etwas Konkretes verstehen zu können. Neugierig und vorsichtig zugleich trat ich an die geschlossene Tür heran. Durch das morsche Holz drang an einigen Stellen das trübe Licht des frühen Morgens. Offenbar war bereits mehr Zeit vergangen als ich angenommen hatte. Ich versuchte durch die Ritzen im Holz zu spähen, durch welche das Licht drang, konnte jedoch nichts erkennen, da die Helligkeit meine Augen blendete. Unentschlossen was ich nun tun sollte, stand ich vor der Tür.
Was würde passieren, wenn ich diese Tür aufstemmte und nach draußen gehen würde? Fast verzweifelt kreisten meine Gedanken um die Tatsache, dass ich von meiner Abteilung keine Hilfe erwarten brauchte. Nicht solange Breguyar am Ruder war. Ich musste möglichst ungesehen hier heraus und in der Stadt untertauchen.
Es würde kein Problem sein, hier in den Straßen und Gassen unerkannt zu bleiben. Ankh-Morpork ist groß und niemand achtete auf einen einzelnen Zwerg. Ich könnte bei Freunden untertauchen, bis heute hatte die Wache keine Kontakte in die tieferen Schichten der zwergischen Bevölkerung aufbauen können. Sicher würde Breguyar nach mir suchen lassen, aber mit der Zeit würde er keinen Vorwand mehr finden, nach mir zu fanden. Innerlich freute ich mich schon auf den Gedanken mit diesem Verräter abrechnen zu können. Wie nur sollte ich hier lebend herauskommen?
Die Schritte und Stimmen, die durch die Tür drangen waren lauter geworden. Mittlerweile konnte ich die verschiedenen Dialekte und Sprachen, die dort in der Nähe der Tür gesprochen wurden, klar auseinander halten, aber nicht verstehen. Offensichtlich waren sie in Gespräche vertieft, begleitet oder unterbrochen von kurzen Aufrufen und leisen Schreien.
Leise und vorsichtig zog ich mich ein paar Schritte von der Tür zurück. Ein kalter und feuchter Lufthauch zog aus den Tiefen des Kellers an mir vorbei. Ich blickte zögernd über die Schulter. Die Tiefen, in denen sich der beleuchtete Gang verlor, wirkten beängstigend. Ich wusste, dass diese Keller lang und tief sein konnten. Manche endeten in der Kanalisation der Stadt und manche, so munkelte man, reichten sogar noch tiefer. Mich beschlichen Zweifel ob es eine gute Idee war, einen anderen Ausweg in den Tiefen dieses Kellers zu suchen. Langsam und leise drehte ich mich um und ging ein paar Schritte den Gang zurück, den ich gerade voller Zuversicht auf die Freiheit herauf gegangen war. Ich erreichte nach fünfzig Metern die große Halle, die noch genauso leer und verlassen vor mir lag.
Was mich wohl in den Tiefen des Kellers erwarten würde? Ob es überhaupt einen weiterenAusgang gab? Vermutlich wussten das nur die Männer vom Bund, die diesen Keller offensichtlich schon lange als Lager und Versteck nutzten.
Ich sah mich um. Es gab verschieden Türen rechts und links der gewölbten unterirdischen Halle und einen weiteren Gang, wie den zum Ausgang hin, der sich möglicherweise tiefer unter die Stadt wand. Kalte und feuchte Luft strömte mir von dort entgegen. Offensichtlich zog sich der Keller, einem Stollen gleich, tief in den Untergrund. Ich zweifelte daran, dass es einen Sinn hatte dort hinabzuklettern. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich starrte auf die Türen links und rechts des Ganges. Nein, in meinem tiefsten Inneren war mir klar, dass ich einen anderen Ausweg suchen musste, als den offensichtlichen Haupteingang.
Ein tiefes Gefühl der Ratlosigkeit das seit Stunden tief in mir schlummerte kämpfte sich seinen Weg an die Oberfläche meines Bewusstseins. Ich stand da und grübelte über Möglichkeiten und Wege, während ich wertvolle Sekunden und Augenblicke verstreichen ließ. Schließlich fasste ich einen Entschluss und bahnte mir eilig meinen Weg durch die große Lagerhalle in Richtung des Ganges der weiter nach unten führte. Auf der Hälfte des Weges warf ich einen hastigen Schritt über die Schulter und bemerkte gerade noch aus dem Augenwinkel, wie sich die Tür zum Hof öffnete. Eilig und wahrscheinlich in letzter Sekunde warf ich mich hinter eine an Wand stehende große Holzkiste in Deckung. Ich konnte jetzt zwar nicht mehr den Bereich der Tür einsehen, vernahm dafür aber die Stimmen in der seltsamen Sprache, die an den Wänden des Gewölbes hohl und kalt entlang hallten. Offensichtlich hatten die Männer mich nicht bemerkt, sonst hätten sie ihre Unterhaltung, auch wenn ich sie nicht verstand, wohl kaum so zwanglos fortgesetzt.
Ich warf einen Blick in die Richtung des unbekannten Ganges der aus der Halle führte. Inzwischen konnte ich sogar erkennen, wie sich das Gefälle neigte und dieser Stollen nach unten führte. Die Wände bestanden nicht mehr aus Ziegeln, sondern aus nacktem getriebenem Felsen, an dem im flackernden Licht der Fackeln die nassen Wände glitzerten und funkelten. Wo auch immer dieser Gang führen würde, er schien meine einzige Chance zu sein, diesen Keller zu verlassen, ohne von Armbrüsten durchlöchert zu werden.
Vorsichtig spähte ich über den Rand der Holzkiste hinter der ich mich versteckt hatte und erspähte die Männer. Ihre Umrisse zeichneten sich klar gegen das von draußen eindringende Licht des anbrechenden Morgen ab. Ich erspähte vier Personen die immer noch in Gespräche und Diskussionen vertieft im Türrahmen stehen geblieben waren. Offenbar waren sie nicht hergeschickt worden, um nach mir zu suchen. Darin witterte ich meine Chance unbemerkt aus meinem Versteck in die tieferen Bereiche des Kellers zu fliehen. Leise und vorsichtig schlich ich mich Schritt um Schritt an der Mauer der Halle entlang. Ich versuchte die unachtsamen Leute des Bundes im Auge zu behalten. Sie schienen mich nicht zu bemerken, wie ich im hinteren Teil der nur durch Fackellicht erleuchteten Halle zwischen Stühlen, Kisten und Tischen Deckung vorsichtig in Richtung des Ganges schlich der nach unten führte. Ein frischer kalter Luftzug kam mir entgegen und ich spürte in ihm ein Gefühl der Hoffnung und der Sicherheit. Vielleicht waren es aber auch nur meine zwergischen Instinkte, die sich bemerkbar machten sobald nur genügend Fels und Stein um einen herum war. Nur noch wenige Meter der alten Kellerhalle trennten mich von dem Gang der mir im Augenblick wie eine Pforte zu einer besseren Welt erschien.
Plötzlich merkte ich einen leichten Widerstand an meinem Ärmel. Zu Tode erschrocken fuhr ich herum und zielte mich meiner Armbrust, die ich verkrampft in meinen Händen hielt ins ... Nichts. Fast hätte ich aus Panik den Bolzen der Waffe durch die leere Luft der Halle gejagt. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie der Tisch neben mir plötzlich ruckte und einige Utensilien auf im zitterten. Ich hatte mich ohne es zu bemerken an einem der Tische verhakt, vermutlich mit dem Kettenhemd oder dem Mantel.
Bruchteile einer Sekunde später erklang rechts neben mir ein helles metallisches Scheppern, welches sirenenartig durch die Halle tönte. Immer noch erschrocken schaute ich auf den Boden und bemerkte einen leeren alten Metallkelch der auf den Steinen des Fußbodens rollte. Erschrocken ging mir durch den Kopf das ich mich soeben vermutlich selbst verraten hatte. Ich spürte, wie mir der Druck in meinem Kopf plötzlich schlagartig anstieg und ich krampfhaft überlegte, was ich jetzt unternehmen sollte. Wie angewurzelt stand ich hinter jenem verhängnisvollen Tisch und spürte erneut die Panik in mir aufkochen. Wertvolle Sekunden verschenkte ich damit den Knoten in meinem Kopf zu lösen, aber meine Gedanken gelangten immer wieder zu dem Punkt, dass ich keine Chance mehr hatte. Verdammt, wir waren für solche Einsätze niemals ausgebildet worden!
Ich bemerkte, dass die Stimmen plötzlich verstummten und einer der Vier den Anderen etwas entgegenzischte, was in meinen Ohren wie ein Befehl klang. Die Männer drehten sich in Richtung der Halle und versuchten in dem Halbdunkel des Fackellichtes etwas zu erkennen. Zumindest vermutete ich es, denn genau erkennen konnte ich gegen das hereindringe Licht des Morgens nur ihre dunklen Siluetten. Langsam und vorsichtig traten sie aus dem Gang der in die Halle mündete und blieben am mir Entgegengesetzten Eingang des Gewölbes stehen, wo sie erneut in alle Richtungen spähten. Offenbar hatten sie mich noch nicht entdeckt, aber es war nur eine Frage der Zeit und sobald ich mich auch nur ein wenig aus dem Schatten des Tisches bewegte, würden sie mich sofort bemerken. Einer der Männer, offenbar der Anführer der kleinen Schar zischte den anderen etwas in einer Sprache entgegen, die ich nicht verstand. Die Männer griffen an ihre Gürtel und zogen lange Messer und Knüppel hervor und begannen langsam und Schritt um Schritt die Halle zu durchschreiten. Ihre aufmerksamen Blicke suchten in jedem Winkel und jedem Schatten. Mir lief ein kalter Schauer den Rücken herunter, als ich begriff, dass ich hier nicht mehr unbemerkt herauskommen würde und ich spürte wie sich mein Magen verkrampfte. Ich hatte einen Plan gefasst und mir wurde klar wie schlecht meine Chancen dabei standen.
Mit zittrigen Händen hob ich langsam und vorsichtig, wie in Zeitlupe meine Armbrust und ließ einen prüfenden Blick über die Waffe schweifen. Dann legte ich meinen Arm unter den dicken hölzernen Schaft und richtete die geladene Armbrust in Richtung des Anführers der Vier. Noch konnte ich nur ihre Beine unter der Tischplatte hervor sehen. Gelegentlich tauchte ein Arm oder ein Kopf der Männer auf, aber ich mahnte mich zur Geduld. Mehr als einen Schuss würde ich nicht abgeben können und der musste mir die Sekunden verschaffen, die ich vorhin mit Nachdenken vergeudet hatte. Langsam und vorsichtig kauerte ich mich nieder, dabei immer darauf bedacht keinen Laut von mir zugeben. Mein Knie berührte die kalten Ziegel des Fußbodens und ich zuckte kurz zusammen während die Männer Schritt für Schritt näher kamen. Sie hatten bereits die Hälfte der Halle durchquert und ihre Wachsamkeit schien mit jeder Ecke und jedem Schatten, den sie erfolglos inspizierten, nachzulassen. Die Anspannung mit der sie angefangen hatten den Keller zu durchforsten, war von den Männern gewichen, geradeso als erwartete keiner von ihnen hier etwas anderes zu finden als eine Ratte. Darin lag meine Chance.
Zwischen den Stühlen und unter der Tischplatte nieder gekauert wartete ich auf meine Gelegenheit. Die Armbrust hatte ich im Anschlag und mein Finger lag ungeduldig am Abzug. Das Warten fiel mir im Augenblick unglaublich schwer und am liebsten hätte ich meine Axt gezogen und wäre schreiend auf die Männer losgestürmt.
Einer der Männer der von meiner Position am weitesten links stand, sagte etwas was ich nicht verstand, aber offensichtlich war es an die anderen gerichtet. Es war bei weitem nicht mehr leise gezischt, wie es anfangs der Anführer getan hatte, gerade so als ob er wirklich nicht mehr erwartete hier etwas Unangenehmes vorzufinden. Dennoch schauten die Männer hinter Regale und Kisten und ließen ihre Blicke wie Raubvögel durch den Raum schweifen. Der Anführer antwortete ihm kurz und ich wünschte mir, ich könnte verstehen, was die Männer sich gerade gesagt hatten.
Aufmerksam beobachtete ich die Beine der Vieren und besonders die des Anführers der sich langsam aber stetig meinem Versteck näherte. Unter normalen Umständen und Tageslicht hätten sie mich wahrscheinlich schon längst entdeckt, aber in dem flackernden Fackelschein lag mein Vorteil.
In diesem Moment tauchten die Beine des Anführers direkt vor dem Tisch unter dem ich mich versteckt hatte auf. Er trug schwere schwarze Stiefel aus glänzenden Leder und graue Gamaschen aus billigen Leinen. Aus seinem rechten Stiefel ragte seitlich der Griff eines Dolches bedrohlich hervor. Genau auf diesem Moment hatte ich gewartet. Ich richtete die Armbrust auf seine Kniescheibe, dass die metallene Spitze des Bolzens weniger als einen halben Meter von seinem Knie entfernt in der Luft schwebte. Ich verharrte noch eine Sekunde bevor meine Augen zu kniff und den Abzugbolzen der Waffe betätigte. Ich spürte wie etwas feuchtes Warmes gegen mein Gesicht und meinen Bart spritzte. Dies bemerkte ich noch vor all den Geräuschen die plötzlich um mich herum zu explodieren schienen, die ich irgendwie erst Sekunden später wahrnahm. Sekunden die mir wie eine Ewigkeit erschienen. Sekunden in denen ich realisierte, was da eben an meinen Bart und mein Gesicht gespritzt war.
Ich vernahm das satte und dumpfe Surren der Sehne und das fast zeitgleich darauf folgende Knacken. Es klang fast so, als würde man mit einem Hammer auf eine reife Melone schlagen, die dann platzte. Der markerschütternde Schrei der Person der das Knie einmal gehört hatte, schien erst eine Ewigkeit später durch das Gewölbe zu hallen. Das Gebrüll des Mannes drang mir tief ins Mark meiner eigenen Seele und ließ mich den Schmerz nachvollziehen den ich ihm soeben zugefügt hatte. Dann erst vernahm ich das Knirschen und Krachen von Holz. Die alten morschen Holzstühle vor meiner Nase gaben unter dem Gewicht des plötzlich zusammenbrechenden Mann nach. Jegliche anderen Geräusche wurden von seinem Schmerzgeschrei übertönt. Noch bevor der Körper des zusammenbrechenden Mannes auf der Erde aufschlug, wandte ich mich bereits ab, ließ die Armbrust unter dem Tisch auf dem Boden fallen und rannte in Richtung des Ganges der tiefer in den Keller führte. Ich wagte es nicht, mich umzublicken, während ich in dem noch spärlicher beleuchteten Gang sprintete. Ich hörte das Schmerzensgeschrei des Mannes in meinem Rücken und die aufgeregten Stimmen der anderen Kerle des Bundes.
All dem schenkte ich jedoch im Augenblick keine Aufmerksamkeit mehr. Ich rannte den dunklen Gang entlang, der nun in einer schmalen Treppe endete, die in wenigen großen Stufen nach unten führte. Ohne zu zögern sprang ich mehrere Treppenstufen auf einmal hinab. Was beinahe mein Verhängnis gewesen wäre, denn kurz bevor ich am Ende der Treppe angelangt war, rutschte ich auf einer der letzten Stufen aus und stürzte die letzten Meter unsanft auf Rücken und Seite hinab. Das scheppernde Getöse meines unfreiwilligen Sturzes übertönte kurze Zeit sogar die Schreie aus dem oberen Geschoß des Kellers. Mühsam rappelte ich mich auf und ignorierte die Schmerzen in meinem Beinen und Knien. Ich wagte einen kurzen Blick über die Schulter. Bis jetzt waren mir die anderen Männer des Bundes noch nicht gefolgt, aber mir war klar, dass dies nur eine Frage der Zeit sein konnte. Vielleicht warteten sie auch auf Verstärkung. Ohne weiter darüber nachzudenken rappelte ich mich mühsam auf und humpelte weiter. Ich war in einem engen, dunklen Gang angekommen. Die Reihe der Fackeln hatte an der Treppe aufgehört und ich sah, wie sich erst in einigen Metern erneut ein schimmernder, flackernder Schein um eine Ecke herum abzeichnete. Das rechte Bein schmerzte mir, dennoch rannte ich mit allen Kräften den Gang entlang. Hinter mir hörte ich leise Schreie und Schritte. Offensichtlich waren die Männer des Bundes nun doch dazu übergegangen mir zu folgen.
Ich nahm mir keine Zeit für Vorsicht mehr und schlitterte um die Ecke und fluchte innerlich als ich plötzlich vor einer Tür stand. Einer geschlossenen Tür! Innerlich fluchte ich, aber für großen Ärger oder Überlegungen blieb mir keine Zeit mehr. Ohne einen Gedanken an ein herkömmliches Öffnen der alten Tür zu verschwenden, rammte ich seitlich mit der Schulter gegen das Holz. Obwohl ich mir selbst nicht erhofft hatte auf diese Weise Erfolg zu haben, gab die morsche und wurmstichige Tür nach. Mit einem lauten Ächzen splitterte das Holz an der Angel und riss die Tür regelrecht mit mir in den Raum herein, der an sie anschloss. Mit einer Wolke an Holzspänen und einem lauten Getöse landete ich samt den Resten der Tür im Raum dahinter.
Ich zog meine Axt, richtete mich eilig wieder auf und ließ als erstes den Blick hektisch durch Raum schweifen. Offensichtlich ein erneuter kleiner Lagerraum, zeichnete sich dieser durch nichts von den anderen oberen Räumen ab. Einzig eine noch kühlere und feuchtere Luft als im Gang, schlug mir hier entgegen. Rechts und links gingen erneut zwei Türen weg, von denen die rechte bereits offen stand. Ich konnte nicht erkennen, was sich dahinter befand. Ich verharrte kurz in Überlegungen, aus welchen ich durch das erneute Geräusch von Schritten aus meinem Rücken je heraus gerissen wurde. Eilig durchquerte ich den Raum. Meine Schritte halten leise und sanft von den Wänden. Hinter mir hörte ich die immer lauter werdenden Geräusche meiner Verfolger und deren Schreie, die merkwürdig verzerrt durch die Gänge und Räume hallten. Mit einem heftigen Ruck stieß ich gegen die linke Tür, die zu meiner Erleichterung mit einem leisen Knirschen aufschwang. Eilig warf ich einen letzten Blick in den leeren Raum hinter mir unter schlüpfte durch die halbgeöffnete Tür, welche ich vorsichtig hinter mir schloss. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, was sich hinter der Tür befand. Ich befand mich in Dunkelheit. Nur sehr langsam gewöhnten sich meine Augen an die Finsternis, die nur durch das strahlenförmig eindringende Licht aus dem Raum, den ich soeben hinter mir gelassen hatte, aufgehellt wurde. Langsam konnte ich grobe Umrisse erkennen die im Dunkel des Raumes als Konturen erkennbar warnen.
Aber noch bevor ich den Rest des Raumes durch die fade Dunkelheit wahrnehmen konnte, drang das Geräusch von Schritten deutlich durch die Tür. Ich vernahm das sanfte Auftreten der Stiefel der Männer, die irgendwie etwas leiser und vorsichtiger wurden. Wahrscheinlich waren sie schlau genug, nicht in den Raum zu stürmen und gingen umsichtiger vor als noch ein Stockwerk darüber. Ich bemerkte auch, dass die Schreie von oben verstummt waren. Ich hatte in meiner Anspannung nicht mehr auf sie geachtet und konnte daher nicht sagen, wann genau der Mann aufgehört hatte zu schreien. Zwischen meinem Schuss in sein Knie und dem jetzigen Zeitpunkt waren nach meiner eigenen Schätzung jedoch höchstens ein bis zwei Minuten vergangen. Obwohl mir dies vollkommen bewusst war, kam mir die Zeitspanne wie Stunden und Ewigkeiten vor.
Ich lauschte leise an der Tür, in der Hoffnung, die Männer würden dem Wink der offenen Tür nicht widerstehen können. Es war fast schon so etwas wie Intuition gepaart mit blindem Vertrauen gewesen, was mich dazu gebracht hatte, mich hinter dieser Tür zu verstecken. Der Trick war alt. Ich hatte schon in verschiedenen Romanen davon gelesen. Im Grunde konnte ich nur hoffen, dass keiner der Männer in dem Raum hinter der Tür genug Scharfsinn besaß und einen Blick hinter die verschlossene Tür zu werfen. Für den Fall, dass mein Plan nicht aufging, hatte ich keine Alternative parat. Mir blieb nur die Hoffnung, dass die zweite Tür, welche bereits offen stand und welcher ich nie nahe gekommen war, sie in die Irre führte.
Gespannt lauschte ich den Schritten und Geräuschen der Männer. Fast beschwörend, ja nicht zu nahe zu kommen, vernahm ich das Prasseln der Fackeln und das gelegentliche Knirschen von Holz. Wie schon einige Male in den letzten paar Stunden wagte ich kaum zu Atmen. Und tatsächlich, ich wagte es kaum zu glauben wurden die Schritte langsam leiser, bis ich sie überhaupt nicht mehr wahrnehmen konnte. Offensichtlich führten die Keller tatsächlich weiter hinunter.
Ich schaute mich um und bemerkte, dass ich selbst dagegen erneut in einer Sackgasse gelandet war. In dem wenigen durchscheinenden Licht gewahrte ich eine ähnlich karge Ausstattung wie in den anderen Räumen dieses Gewölbes. Regale, alte morsche Kisten und ein Tisch. Mehr konnte ich in der Dunkelheit an die sich meine Augen nur langsam gewöhnten nicht erkennen.
Innerlich fluchte ich, aber was hatte ich denn erwartet? Ein großes Schild mit der Aufschrift AUSGANG würde ich hier nirgends finden. Mir blieb nur ein Ausweg in die Freiheit! Ärgerlich daran war für mich, dass ich vor wenigen Minuten schon einmal direkt vor eben diesem Ausweg gestanden hatte, jedoch zurückgewichen war.
Ich wartete noch ein paar Sekunden, bevor ich die Tür einen kleinen Spalt breit öffnete und hinaus in den Gang spähte. Das Licht der Fackeln blendete mich im ersten Moment und zwang mich die Augen zuzukeifen. Selbst dieses matte Licht blendete mich und ich atmete erst nach ein oder zwei Sekunden erleichtert auf, als ich erkannte, dass der Raum tatsächlich leer war.
Ich huschte hinaus und bemühte mich leise zu sein. Mein Blick fiel auf die Trümmer der Tür. Offenbar hatte meine Wucht ganze Arbeit geleistet, mehr als ich mir selbst zugetraut hatte. Die Tür war im Ganzen aus den Angeln gerissen worden, die vermutlich bereits zur Hälfte durchgerostet waren. Dennoch gab herausgerissene morsche Tür ein imposantes Bild ab. Ich verdrängte den kurzen Anflug von Stolz und ging im halben Laufschritt den Gang wieder hinauf den ich heruntergekommen war. Die Axt hielt ich locker in der Hand und mit einem Male war jegliche Anspannung von mir verschwunden. Es war eines jener Hochgefühle deren Ursache und Zeitpunkt man sich nicht erklären konnte. Denn in Sicherheit war ich noch lange nicht, obwohl ich in Gedanken bereits in Breguyars Büro stand und ihm jeden seiner Verräterfinger einzeln abhackte. Ich bemerkte sogar eine kleine Gänsehaut bei dem Gedanken, all das hier überlebt zu haben. Eine kleine Euphorie hatte mich in ihrem Bann genommen, dass mir fast ein Liedchen über die Lippen kam. Mir war fast als würde ich die Freiheit, jenen Begriff wie frische Luft bereits atmen können.
Mit kräftigen und lockeren Schritten rannte ich die Treppe hinauf, indem ich mit jedem Schritt gleich zwei Stufen auf einmal nahm. Mir war es im Grunde auch egal, ob jemand meine Schritte hörte, denn in Gedanken war ich bereits draußen in der Sonne, komme was wolle. Ich spürte erneut den kalten und kühlen Lufthauch, welcher von den Tiefen des Kellers her aufstieg, der mir nun aber in den Nacken blies.
Auf den letzten Stufen der Treppe angekommen, sah ich, dass einer der Männer bei dem Verletzten geblieben war. Er hockte neben dem am Boden liegenden Krüppel, dem mein Bolzen immer noch aus dem Knie ragte. Unbeirrt, immer noch von dem Hochgefühl befangen, stürmte ich auf ihn zu. Auch er hatte mich bemerkt, denn er hatte mir den Kopf zugewandt. Sein Blick drückte zuerst Verwirrung und dann nach ein zwei Sekunden, in denen ich die wenigen Meter die zwischen uns lagen mit langen Schritten meiner kurzen Beine überwand, blankes Entsetzen aus. Er hockte zwischen den Stühlen, starrte mich mit vor Schreck geweiteten Augen an und versuchte umständlich aufzustehen. Mit jedem Schritt kam ich ihm näher, die Axt immer noch locker in der Hand. Er verhakte sich mit seinen eigenen Beinen während er vergeblich versuchte aufzustehen und viel erneut auf die Knie. Ich zögerte keinen einzigen kurzen Moment, hob die Axt und holte auf den letzten zwei Metern, die ich auf ihn zuraste aus. Verzweifelt versuchte er mit den Händen meinen Hieb abzuwehren, aber diese Geste hatte eher einen letzten symbolischen Charakter. Die Wucht der Waffe fegte seine Hände wie Strohhalme hinweg und die Klinge der Axt drang mit einem knackenden dumpfen Geräusch tief in seinen Brustkorb ein. Das Gesicht des Mannes, welches immer noch einen Ausdruck des Erstaunens und des Schreckens innehatte, verzerrte sich auf eine groteske Art und Weise. Ich blieb eine Sekunde vor ihm stehen und starrte ihn ebenso ungläubig und verwundert an, wie er mich. Jegliches Hochgefühl und Euphorie war schlagartig von mir gewichen. Langsam und zögerlich wich ich Schritt um Schritt von dem Mann zurück, der mich immer noch ansah. Um die Wunde in seinem Oberkörper, in welcher immer noch meine Axt steckte, drang bereits Blut durch seine Kleidung. Gebannt sahen wir uns weitere Sekunden in die Augen und erst als er anfing wie unter Krämpfen zu zucken wandte ich mich von ihm ab. Einen Augenblick kämpfte ich gegen meinen Magen, konnte jedoch das bittere Erbrechen gerade noch hinunterschlucken.
Dann hatte ich mich wieder gefasst und ich wandte mich dem Ausgang der Halle zu und rannte was meine Beine noch hergaben. Ich merkte nicht mehr viel um mich herum und es war mir auch egal. Ich wollte nur noch hinaus aus diesem furchtbaren Keller. Hinaus aus diesem Gewölben, die heute soviel Leid und Tod gesehen hatten. Ich wollte nur noch hinaus in die Sonne und die Dinge die ich hier gesehen und getan hatte hinter mir wissen.
Ich rannte durch die Halle auf den Gang zu, welcher zu der Tür nach draußen führte. Alles flog an mir vorbei und ich stieg die Treppe hinauf. Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt breit und spähte hinaus. Blendend helles Licht schlug mir entgegen. Viel heller als dort unten und ich zuckte geblendet zurück. Langsam und vorsichtig öffnete ich die Augen und mein Herz überschlug sich vor Freude als ich den leeren Hinterhof erkannte, durch welchen ich vor Stunden in diese Katastrophe geraten war. Ich öffnete die Tür vollends und genoss die angenehme Wärme, die sich durch die Sonnenstrahlen auf mich ergoss.
Langsam trat ich ins Freie und verharrte einen kurzen Moment. Der Hof schien friedlich und verlassen und die Sonne schien jegliche Last schlagartig von meinen Schultern zu nehmen. Erleichtert ging ich dem Ausgang des Hinterhofes entgegen, einem kleinen Tordurchgang hinaus auf eine der zahllosen kleinen Gassen in den Randbezirken der Schatten. Meine Schritte glitten durch das sanfte Gras und mein Blick viel auf den großen Apfelbaum, der in der Mitte des Hofes stand. Ich blieb kurz stehen und starrte auf das Grün und die dicken alten Äste des Baumes.
Einen kurzen Moment lang glaubte ich eine Bewegung bemerkt zu haben, als mich ein plötzlicher Ruck herumriss. Ich verlor das Gleichgewicht und schlug hart im Gras auf. Gleichzeitig ging ein unsäglicher Schmerz von meiner rechten Wade aus. Ich lag auf dem Rücken und versuchte mich aufzurichten. Der Schmerz in meinem Bein wurde augenblicklich unerträglich und ich sackte wieder auf den Rücken zurück. Mit Schrecken bemerkte ich einen Armbrustbolzen, der quer in meinem Unterschenkel steckte. Hektisch schaute ich nach links und rechts, konnte den Schützen aber nicht entdecken. Jede noch so kleine Bewegung verursachte ungeheure Schmerzen.
"Na Kleinaxt! Hab ich mir doch gedacht, dass Du noch da unten gesteckt hast." Drang eine mir bekannt vorkommende Stimme durch den Hof. "Wäre ja auch echt schade, wenn ich die ganze Zeit hier umsonst gewartet hätte, oder?"
Ich versuchte den Kopf in die Richtung zu drehen, aus der die Stimme kam, konnte jedoch nichts erkennen. Ich überlegte krampfhaft, woher mir diese Stimme so bekannt vorkam.
"Breguyar!?" rief ich. Meine Stimme klang brüchig und zittrig.
"Aber Kleinaxt, ich bitte Dich! Der wird Dir nicht mehr helfen!" Ich hörte Schritte aus der Richtung der Stimme. Durch das Gras gedämpfte Schritte einer einzelnen Person. "Der sitzt jetzt in seinem Büro und lässt sich wie jeden Tag zulaufen."
Ich versuchte das Bein möglichst ruhig zu halten, doch die Schmerzen wurden immer schlimmer.
"Wer bist Du!?" Verzweiflung klang in meiner Stimme mit.
"Du solltest mich kennen Kleinaxt!" Die Schritte kamen näher und langsam erkannte ich eine Gestalt mit einem langen dunklen Umhang und einer tiefen Kapuze, die sich mir näherte. Ich reckte kurz den Kopf hoch, um mehr von ihr zu erkennen, doch die Schmerzen schlugen mich wie eine riesige Keule zurück auf den Boden. Ich spürte die Angst und die Panik, die sich meiner bemächtigte. Mein ganzer Körper zitterte, ohne dass ich eine Kontrolle darüber hatte.
Die dunkle Gestalt wurde mit jedem Schritt, den sie langsam und voll Pathos auf mich zu trat, größer. Aus meiner Lage schien sie geradezu in den Himmel zu ragen, bis sie schließlich wenige Meter von mir entfernt stehen blieb und auf mir herabstarrte.
"Du solltest mich wirklich kennen, Kleinaxt, schließlich bin ich Dein Ausbilder!" Die Gestalt kicherte, während sie die Kapuze zurückzog und ich das bekannte Gesicht meines Kollegen erkannte.
"Trobar?!" Ich sammelte meine letzte Kraft und kämpfte gegen die dunkle Ohnmacht die meinen Geist vernebelte und mir das Bewusstsein nehmen wollte. "Und Breguyar?!"
"Kleinaxt ich weiß nicht, was Du die ganze Zeit über von diesem alten Trottel redest. Wenn Du wissen willst, woher ich von Eurem kuscheligen kleinen Treffen da unten wusste .." Er kramte in einer der Taschen seines Umhanges und zog etwas Klimperndes hervor. "Das hier ist der Schlüssel zu seinem Büro! Weißt Du Akten und Notizen des Alten zu lesen ist manchmal sehr aufschlussreich. Ihr wolltet doch nicht etwa mein kleines Geschäft hier hochgehen lassen oder?!"
Er wies in Richtung des Kellers aus dem ich gekommen war.
"Tja Lennie hatte in der letzten Zeit etwas mehr rausgekriegt, als für ihn gut war. Aber egal, ich will Dich nicht langweilen Kleinaxt. Machen wir es kurz und schmerzlos!"
Er kicherte erneut und zog einen langen bedrohlichen Dolch aus seinen Umhang. Gebannt und wie paralysiert starrte ich auf die Waffe, die sich mir langsam näherte. Das war es also, dass Ende gegen das ich seit Stunden angekämpft hatte. Das Schicksal welches ich durch einen Zufall entronnen war, hatte mich schlussendlich wieder eingeholt. Sekunden wurden Minuten und Ewigkeiten, während vor meinem inneren Auge nochmals die Geschehnisse wie in einem Klickerfilm abliefen. In Gedanken sah ich all die Personen die nunmehr tot in jenen Mauern unter mir lagen. Lennie und die beiden Männer in dem Raum in dem wir uns treffen wollten. Der Tote und der Verwundete in der Halle und nun ... Bald würde ich unter ihnen Weilen!! Ich spürte eine kalte Taubheit, die aus meinem verwundeten Bein ausging.
"Halt Trobar, leg die Waffe nieder!" hörte ich fast schon unterbewusst, jedoch die Worte kamen nicht von mir. Ich starrte immer noch meinen ehemaligen Ausbilder an, der plötzlich hektisch nach dem Ursprung des Rufes suchte.
"Trobar! Leg den Dolch weg, dass ist meine letzte Warnung!" Erneut klang die Stimme von weiter weg, ich Echo halte an den Seiten des Hofes. Plötzlich schoß mir durch den Kopf, dass dies die Stimme von Breguyar war. Jenes Abteilungsleiters den ich noch vor Stunden sofort erschlagen hätte, wenn ich ihn in die Finger bekommen hätte.
Timotheus Trobar schien den Ursprung der Stimme entdeckt zu haben, denn er ließ in einer fließenden Bewegung den Dolch fallen, wirbelte herum und rannte in Richtung des Kellers.
"Feuer! Schießt den Kerl ab!"
Ich hörte das Geräusch mehrere Armbrüste, die mit einem satten und dumpfen Geräusch abgefeuert wurden dicht gefolgt von einem schrillen schmerzverzerrten Schrei. Meine Augen waren bereits geschlossen. An mehr konnte ich mich nicht erinnern, die Ohnmacht hatte ihren Kampf gegen mich gewonnen. Ohne weiteren Widerstand gab ich mich der kalten Dunkelheit hin, die meine Schmerzen so gnädig betäubte. Kalte, sanfte und gnädige Ohnmacht.



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Feedback:

Von Ettark Bergig

15.08.2007 18:56

</b><br><br>Hmm das einzige was mir nicht gefallen hat waren einige kurze längen aufgrund meiner Meinung überflüssiger Sätze. Zum Teil hätten Sätze ganz gestrichen oder als Nebensätze benutzt werden können.<br>Ansonsten eine wirklich sehr fesselnde Geschichte, hat mir sehr gut gefallen.<br><br><b>

Von Huitztli Pochtli

15.08.2007 18:56

</b><br><br>Selten war ich bei einer Story so gebannt. Ich musste einfach weiter lesen. Der Spannungsbogen steigerte sich immer weiter und ich hatte das Gefühl, in diesem Keller dabei zu sein. Die Gewaltdarstellungen mögen nichts für Kinder sein, aber aus der Geschichte sind sie nicht wegzudenken. Spitze!<br><br><b>

Von Rea Dubiata

15.08.2007 18:56

</b><br><br>Wie ich bereits sagte: Klasse Single! Einziges Manko war ein bisschen die Verwirrung wo genau Goldie ist während sie durch die Gänge, Hallen etc rennt. Am besten malst du dir vor dem Schreiben der nächsten ähnlichen Single einen Plan, was wo ist und welchen Weg Goldie dort wählt. Ansonsten war die Geschichte wunderbar spannend und Goldies Gedanken nachvollziehbar und schlüssig dargestellt. :-)

Von Ophelia Ziegenberger

16.08.2007 11:35

Oh... schon aus der Wertung. Aber ich hätte mit meiner Wertung nichts am Ergebnis geändert, sehr beruhigend. Dann schicke ich meinen Kommentar einfach hinterher. ;)



Deine Single ist eine von diesen ganz großen Geschichten geworden, die mir nicht mehr aus dem Sinn gehen werden, weil sie unter anderem mein Bild der Hauptfigur für immer prägen und es gewissermaßen auch verändern werden. Die Spannung, die Du gleich zu Beginn mit dem ersten Satz geweckt hattest, konntest Du konsequent bis zum Ende der Erzählung aufrecht erhalten. Zwar hast Du, wie angekündigt, viel Blut und Gewalt beschrieben, aber alle diese Elemente verbanden sich nahtlos mit den Beschreibungen der Räume und Empfindungen. Dadurch, dass das Geschehen sich im Grunde auf eine einzige lange Szene beschränkte, sind die Emotionen derart komprimiert, dass Goldies Gedanken und Handlungen für mich nicht nur nachvollziehbar waren, sondern ich diese sogar als unweigerlich alternativlos ansehen musste. Ich bedauere, dass sie mit diesem Kapitel ihrer Wachezugehörigkeit in gewissem Sinne endgültig ihre Unschuld verlor. Andererseits dürfte das etwas zur gegenseitigen Akzeptanz zwischen ihr und Bregs beitragen - da bin ich sehr gespannt, wie es weitergehen wird, zwischen diesen beiden Ewigkontrahenten. Es gab nur wenige Dinge, die mir auffielen und die Du bei der nächsten Single verbessern könntest. Zum Einen erinnerten mich die ermordeten Bündler an leblose Marionetten des Autors - ihnen war keinerlei Individualität oder Tiefgang gestattet, ihr Ableben war strikt voraussehbar und unpersönlich. Natürlich hing das in diesem speziellen Fall auch eng mit der Grundstruktur der Geschichte zusammen und war nicht dramatisch. Zum Anderen hast Du bei den Beschreibungen der Gefühle und Ängste mit sich häufig wiederholenden Formulierungen gearbeitet. Einige doppelte oder falsch geschriebene Worte irritierten im Text, da sie vermutlich gelöscht gehört hätten - ein gründliches Korrekturlesen hätte also vermutlich nicht geschadet. Aber all das tat der Geschichte keinen Abbruch und ich fand sie sehr gut!

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