Lalalala

Bisher hat keiner bewertet.

von Obergefreiter Ruppert von Himmelfleck (SUSI)
Online seit 28. 07. 2007
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Kann der Kommandeur der Stadtwache falsche Entscheidungen fällen? Manchmal könnte man fast den Eindruck gewinnen. Aber natürlich nur fast.

Für diese Mission wurde keine Note vergeben.

"Lalalalalalala-laaaaaaaa lala-lala-lalalalalalalala-laaaaaaa lalalalala lalalalala lalalalala-la-la lalalalali ..."
Rascaal Ohnedurst hob den Taktstock und die Wächter verstummten.
"Wer hat hier lalalalali geungen?", fragte er mit strenger Stimme.
Niemand hatte lalalalali gesungen. Oder gab es zumindest zu.
"Also gut. Noch mal von vorne. Und diesmal ohne lalalalali, verstanden?"
Eine vielstimmige Bestätigung kam ihm entgegen.
"Also Manni ma non troppo il allegro montezuma!"
Der Kommandeur der Wache klopfte mit dem Dirigentenstab auf das Notenpult und die Wächter standen stramm.
'Quäääääiiiieeeeckquuuu'
Daemon Llanddcairfyns Dudelsack fiel in sich zusammen als sich die scharf geschliffene Piccoloflöte Goldie Kleinaxts in den Stoffsack bohrte weil Kanndra durch eine ungeschickte Bewegung ihrer Zugposaune Goldie die Flöte aus der Hand geschlagen hatte, denn Hauptmann MeckDwarf hatte ihr beim Herumdrehen mit der großen Pauke einen Stoß versetzt als er sehen wollte warum Lillis Schellenbaum durch eine reflexartige Armbewegung Sillybos' umgefallen war, der versuchte seine Geige aus dem verfilzten Bart zu befreien in den sie sich verwickelt hatte weil Scoglio mit dem Anschlagstäbchen statt der Triangel Kathiopejas Kontrabass getroffen hatte, der umfiel und Laiza in den Rücken traf, die vor lauter Schreck eine ungeahnte Mezzosopranbefähigung zeigte und dies genau in Rogi Feinstichs Ohr bewies, die ob des schrillen Tons zurückzuckte und Ettark dabei die Gitarre aus der Hand schlug, die Bjorn Bjornson von seinem Klavierschemel stieß mit der Folge, dass dieser Breda Krulocks Cello umwarf das den Notenständer auf dem Lady Rattenklein und Feldwebel M'Laut saßen umfallen ließ, was wiederum Ophelia Ziegenberger veranlasste ihre Klarinette abzulegen um zu helfen, dabei aber dummerweise eben Sillybos anstupste dessen Barthaare sich in die Violine wickelten. Kurz gesagt, es war ein ziemliches Chaos.
Nach etwas einer Viertelstunde war das Orchester wieder bereit und auch der Chor hatte sich von seinem Lachanfall beruhigt.
Der Kommandeur erhob erneut seinen Taktstock und mit einem furiosen Manno Metro begann der Chor eine überwaldianische Ballade zu singen. Nach der ersten Strophe setzte das Orchester mit gewaltigem Supremo ein und bewog die Sänger zu noch kräftigerem Einsatz.
Kraftvoll, emphatisch und voller Glorioso stieg das Lied zum Himmel ...
Die Probe fand im Hof des Wachhauses am Pseudopolisplatz statt. Angezogen von dem machtvollen Gesang und dem lautstarken Musik des Orchesters hatten sich hunderte ehrfurchtsvoll lauschende Hörlustige um das Wachhaus versammelt. Als die Ballade verklang herrschte für Sekunden absolute Stille bis die ersten Zuhörer begannen zu klatschen. Lauter noch als die Randfälle erklang der Applaus des ankh-morporkianischen Publikums. Erstaunt vernahmen es die einhundertsiebenundzwanzig Wächterinnen und Wächter im Hof. Als laute "Zugabe! Zugabe!" Rufe durch die dichte Luft klangen überlegte Rascaal Ohnedurst nicht lange und winkte den Wächtern ihm zu folgen. Unter anhaltend rhythmischen Klatschen des mittlerweile auf tausende angewachsenen Publikums begaben sich die Wächter auf die große Freitreppe vor der Oper und stellten sich dort auf. Erwartungsfrohe Stille senkte sich über den Platz, nur unterbrochen von hoffnungsvollen Rufen "Würstchen! Heiße Würstchen!" des Herrn T.m.s.i.d.R. Schnapper und den klatschenden Geräuschen als ihn musikbeflissene Bürger zum Schweigen brachten.
Erneut hob der vampirische Dirigent seinen Taktstock. Aus den Wolken brach ein einsamer Sonnstrahl und tauchte Ohnedurst in strahlendes Licht. Der Taktstock blitzte silbern im güldenen Schein der Sonne. Dann verbreitete sich die Wolkenlücke und tauchte das ganze Ensemble in ein strahlend freundliches Licht. Unsichtbar für die meisten Anwesenden linsten mehrere Götter durch den Schlitz in den Wolken und warteten ungeduldig auf den Einsatz.
Der Silberstab senkte sich und wieder begann der Chor die Ballade zu singen. War vorher der Gesang durch die Mauern des Hofes eingedämmt worden, so konnte er sich nun ungehindert über den großen Platz ausbreiten. Selbst in den hintersten Reihen hörten die verzauberten Zuhörer noch jedes Wort, jeden Klang. Nun setzte auch das Orchester ein. Klar und hell stiegen die Töne zu den Göttern, schwermütig und dunkel krochen sie über den Platz. Hier brachten sie hilflose Helden zum Weinen, dort erfüllten sie unterdrückte Frauen mit unbezähmbaren Willen und Widerspenstigkeit.
Creszendo. Versadgio. Tshibonello. Die Ballade fand zu ihrem Ende. Der Held floh aus seinem Land und fand neues Lebensglück in der großen Stadt Ankh-Morpork. Molo fillo silencio. Ein letztes Hauchen des Chores, ein verklingendes Geigensolo des Philosophen. Schweigen. Ehrfürchtige Stille. Ein bis an den Rand des Platzes deutlich vernehmbares Klicken des Taktstockes der sanft auf den Notenständer gelegt wurde. Dann, nach Minuten, brausender Jubel, exstatische Begeisterung, Unterwäscheregen. Aus dem Himmel schob sich ein gewaltiges Füllhorn und Gold und Silber und Edelsteine ergossen sich auf die Wächter auf der Freitreppe, die dies jedoch im Taumel der Begeisterung der vielen Zuhörer voller Verachtung ignorierten. Dann stürmten Menschen, Zwerge und Trolle auf die Wächter zu, hoben sie auf die Schultern und trugen sie im Triumphzug über den Unteren Breiten Weg zur Messingbrücke von wo aus sie immer noch jubilierend alle Sänger, Sängerinnen, Musiker und Musikerinnen in den Ankh warfen wo sie, Aquario submersis submarinis, unter anfeuernden Beifallsbekundungen versanken.

Ruppert von Himmelfleck wachte auf und riss entsetzt die Augen auf. Kein Fluss, keine Brücke. Orientierungslos sah er sich um und erkannte schnell wieder wo er war. Er lag in seinem eigenen Bett, hatte einen brummenden Schädel und einen widerlichen Geschmack im Mund. Mühsam erinnerte er sich an den Abend zuvor. Er hatte gefeiert. Mit den anderen Wächtern zusammen. Im Eimer. Sein zweijähriges Dienstjubiläum. Und offenbar hatte er ein oder zwei Glas zuviel getrunken. Und die Trinklieder im Eimer, sie mussten ihn nach Hause begleitet haben. Denn anders konnte er sich so einen verrückten Traum nicht erklären.



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