Davor und dahinter.

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von Gefreiter Thomas 'Bruder Laudes' Spitzschuh (DOG)
Online seit 01. 06. 2007
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Die Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten gerät zwischen die Fronten zweier Gilden. Doch was ist eigentlich das Verbrechen?

Dafür vergebene Note: 12

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Die Dunkelheit polterte, ihr Kopf stieß gegen die gebogene Wand, prallte davon ab, stieß gegen das Holz auf der anderen Seite. Hart ruckte die Welt, als sie auf den Boden krachte. Sie musste kurz das Bewusstsein verloren haben, denn plötzlich waren Stimmen da, Rufe. Männer schrien wütend und dann knirschte es über ihrem Kopf, Holz splitterte, als der Deckel des Fass' aufbrach und grelles Licht auf sie eindrang, ihre Augen blendete. Zwei Hände griffen nach ihren Schultern und sie wurde hart empor gerissen. Blinzelnd erkannte sie die Marke auf dem blutüberströmten Brustpanzer, bevor sie aus dem Fass gezogen und in einen Planwagen verfrachtet wurde, der mitten auf der großen, blendend weißen Ebene stand.

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Einen Tag nach der Aktion an der Küste seufzte Hauptfeldwebel Araghast Breguyar an seinem Schreibtisch tief und legte eine der unsäglichen Notizen eines seiner Abteilungsmitglieder zur Seite. Die Ausbildung in die Spezialisierungen dauerte immer lange und dazu kamen noch einige Sonderfertigkeiten, die in einer Abteilung von Bedeutung waren. Musste ein Frog ein generelles Waffengeschick an den Tag legen, so war es für eine SUSI von essentieller Bedeutung, den Blick für die wesentliche Kleinigkeit am Tatort zu entwickeln. Ein Mitglied der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten musste jedoch vor allem eins können: Tarnen und Täuschen. Erfolg einer Ermittlung und Wohlergehen eines Wächters und seiner Kollegen konnten davon abhängen, im richtigen Moment eine glaubwürdige, perfekte Rolle zu spielen. Der Abteilungsleiter sah den Wächter vor seinem Schreibtisch an. Es war nicht der, dessen Notiz er gerade gelesen hatte.
"Schattig", sagte Araghast. Der Gefreite nahm Haltung an. "Es gibt ein Problem in der Gilde der Salzsieder." Schizzel sah sie verwirrt an. Er dachte an den allgemeinen Zustand des Ankhs und die Tatsache, dass es sich um einen Süßwasserfluss handelte. Schwer vorstellbar, dass sich in der Stadt eine Vereinigung von Salzsiedern zusammengefunden haben könnte.
"Sie meinen die Gewinnung von Salz aus Meerwasser, Sir?", fragte er. Araghast nickte langsam.
"Das ist nicht alles, was dahintersteckt, aber im Großen und Ganzen geht es darum, ja. Die Gilde hat ihre Anlagen einige Meilen Richtung Meer in der Nähe von Holy Wood", kam er der nächsten Frage zuvor. Er griff nach einem Stoß Papierzettel vor sich und reichte sie dem Gefreiten. "Gestern wurden auf einen Tipp hin ein paar Seals dorthin geschickt, um eine bestimmte Ladung der Salzfässer zu inspizieren, die mit in die Stadt geschifft werden sollten."
"Ein Tipp?", fragte Schizzel misstrauisch. Araghast kniff das Auge zusammen und fuhr fort.
"Die Schmugglergilde machte uns darauf aufmerksam, dass bei den Salzsiedern illegale Waren befördert würden. Auf unsere Frage", er hob die Hand, den Einwand des Wächters wieder unterbrechend, "weshalb die Schmuggler, Marodeure und Transporteure diese Sache nicht selbst regelten, meinten sie, sie wollten der Wache den Papierkram ersparen, der sich durch die vielen Toten ergäbe. Nach der Aktion denken wir allerdings, den eigentlichen Grund für die Zurückhaltung zu kennen."
"Die Salzsieder haben Widerstand geleistet?", riet Schizzel. Araghast nickte.
"Ein Teil floh, als sie die Uniformen sahen. Sicher wäre es bei einem Eingreifen der Schmuggler zu größeren Kämpfen gekommen. So mussten die Seals nur eine kleine Truppe stellen. Diese allerdings hat sich hart zur Wehr gesetzt." Aus dem Papierstapel in der Hand des Gefreiten fiel ein einzelnes Blatt.
"Urgs", machte Schattig. "Ist das nicht Yogi?"
"Der Obergefreite hat einen kräftigen Hieb auf die Nase bekommen", bestätigte der Abteilungsleiter. Glücklicherweise war das die schwerste Verletzung, die in der Wächtertruppe zu verzeichnen war. Dennoch wäre eine Einheit Frogs sicher besser für diesen Einsatz geeignet gewesen."
"Was wurde also gefunden?"
Die beiden Wächter standen der Frau gegenüber. Eine Reihe Eisenstangen, senkrecht zwischen ihnen aufragend, trennte sie. Schizzel und Laudes sahen wortlos in die dunkle Zelle. Die Frau in dem kleinen Raum starrte ins Nichts, die Augen weit offen. Sie hatte ihre Arme um die angezogenen Knie geschlungen und hockte so in der Nische neben dem Bett. Schweiß glänzte auf ihrer dunklen, fast schwarzen Haut. Rote Striemen waren an ihren Handgelenken zu sehen, wo die Fesseln die Haut aufgescheuert hatten, als sie im Fass der Salzsieder gesteckt hatte. Schritte hallten in den Gang, als Rogi die Wendeltreppe herunter kam.
"Jetzt feid ihr also plötflich wieder fufändig, waf?", fragte sie. "Nachdem andere die eigentliche Arbeit erledigt haben."
"Und siehe, es ward ein Murren, unter denen, deren Arbeit im Verborgenen stattfand und jeden, die sie unter den hellen Strahlen von Serami-", begann Bruder Laudes, wurde jedoch unterbrochen.
"Ja, ja", winkte die Abteilungsleiterin ab. "Wir tun alle unfere Arbeit, nicht wahr?"
"Spricht diese Frau unsere Sprache?", fragte Schizzel Schattig mit einem Blick in die Zelle. Die Igorina schüttelte den Kopf.
"Wir hatten einen Dolmetfer da. Doch leider leidet die Ärmsfte unter einem plötflich und für fie fehr vorteilhaft auftretenden Anfall von Gedächtnisverluft."
"Gedächtnisverlust?", wiederholte Bruder Laudes. "Sie kann uns also nicht sagen, wie und warum sie sich auf dem Boot der Salzsieder aufgehalten hat. In einem Fass?"
"Kann fie nicht", erwiderte. "Oder fie will es nicht." Die drei starrten in den die Zelle, wo die Klatschianierin keinerlei Notiz von ihnen zu nehmen schien.
"Und solange wir keine Aussage von ihr haben, ob sie entführt wurde oder verschleppt oder geschmuggelt, können wir die Salzsiedergilde nicht belangen, es sei denn wegen Widerstand gegen die Wache und dafür bekämen sie wahrscheinlich auch noch Recht", erklärte Schizzel. "Schließlich sind die Seals ungefragt auf Gilden-Gelände eingedrungen."
"Wohl wahr, doch - Oh - was bleibt uns nun zu tun, als wir doch kaum noch Möglichkeiten sehen, uns zu betätigen?", die anderen beiden sahen den ehemaligen Mönch skeptisch an.
"Was können sie uns zu dem Krankheitsbild sagen, Madam?", versuchte Gefreiter Schattig, wenigstens einen Teil der DOG-Ehre zu retten. "Könnte es sein, dass sie wirklich das Gedächtnis verloren hat? Wenn es so wäre, hätten wir tatsächlich keinen weiteren Ansatzpunkt." Rogi wiegte den Kopf.
"Ef wird fwierig fein, daf herauf fu finden", sie sah die beiden Wächter an. "Vielleicht folltet ihr verfuchen, etwaf über ihre Herkunft zu erfahren. Vielleicht wurde fie am Verladehafen erwartet. Und feinbar feinen die Fmuggler etwaf über fie fu wiffen, flieflich kam der entfeidende Tipp von ihnen."

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Soweit waren die erfahrenen Wächter der Dienststelle bereits selbst gekommen und so befand sich Hatscha Al Nasa, während die Gefreiten noch im Wachhaus standen, bereits einige Stunden im kalten Licht des Frühlingstags am Hafen und forschte nach, wo das Boot der Salzsieder abgeladen worden wäre und ob dort Jemand beobachtet worden war. Sie hatte einen der Hafenaufseher bestochen, Matrosen schöne Augen gemacht, hatte über Bootswände geschaut und mit jeder Verrenkungsmethode, die ihr in ihrer kurzen Assassinenausbildung beigebracht worden war, versucht, an Kisten, Ladungsgütern, Tauen und Ketten vorbei unbemerkt näher an angelegte Schiffe und unscheinbare Hütten auf dem Hafengelände zu kommen, um etwa geheime Treffen oder konspirative Unterhaltungen belauschen zu können. Doch was sie auch versuchte: Es war nichts herauszufinden über die Klatschianerin im Fass oder Jemanden, der sie hätte in Empfang nehmen können. Die betreffende Salzlieferung ging an dieselben Abnehmer wie seit Jahren: Die Vereinigung der Salz- und Pfeffer-Freunde[1] und die Gilde der Hersteller von Pökeltaschen[2]. Keine der beiden Gruppen war im Geringsten verdächtig, mit Menschenschmuggel zu tun zu haben. Und dennoch war Niemand am Hafen zugegen gewesen, um etwa ein besonderes Fass aus der Ladung in Empfang zu nehmen oder beiseite zu schaffen. Es war fast so, als ob bereits bekannt gewesen wäre, dass die Frau ihr Ziel nicht erreichen würde. Mehr noch: Als wäre nie geplant gewesen, dass sie es überhaupt schaffen sollte.

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Yogis Nase mit einer dicken Mullbinde verbunden. Über diesen Verband hinweg sahen zwei Augen gleichgültig auf den Körper vor sich hinab. Die Haut des vor ihm Liegenden war gerötet, die Augen ausgetrocknet, der zusammengezogene Mund starrte ihn offen an.
"Das kommt also dabei heraus, wenn man Jemanden ein paar Stunden kopfüber in ein Salzfass steckt", kommentierte er stark gedämpft durch die Bandage. "Kann nicht behaupten, sonderlich traurig zu sein um ihn." Der Wächter ging in die Knie. "Hättest du dich gestern einfach festnehmen lassen sollen, alter Knabe."
Über die grell-weiße Ebene rollte ein Karren der Wache auf die Siederei zu, um die Leiche abzutransportieren.

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"Ihr habt was verpasst", verkündete Goldie Kleinaxt, als Schizzel Schattig und Bruder Laudes das Boucherie Rouge betraten. Die beiden Gefreiten sahen sie fragend an.
"Kurz nachdem ihr raus seid, tauchte hier ein Mann auf. Ich war gerade unten und dachte, er wäre ein Kunde der Damen. Kam betont unauffällig herein, ein rechter Leisetreter. Schaute hierhin und dorthin und kam schließlich auf mich zu."
Der Mann trug unauffällige Kleidung, dunklen Anzug, Straßenschuhe, einen flachen Hut. Man wäre ohne etwas Besonderes zu bemerken an ihm vorbeigelaufen. Jetzt allerdings, als er vor der Zwergin stand, spähte er um sich und benahm sich höchst auffällig. Goldie musterte ihn sorgfältig und legte die Hand an den Gürtel, nahe ihrer Waffe.
"Kann ich dir helfen?", fragte sie ihn. Der Mann nickte.
"Ich habe gehört, ihr Wächter habt eine Frau bei euch", sagte er. Wieder sah er sich um, beobachtete die Türen zu den Kammern der Näherinnen im Erdgeschoss des Gebäudes. "Und ich dachte, dass sie vielleicht hier wäre", er machte ein Geräusch, das ein unterdrücktes Lachen oder ein Ausdruck von Scham sein konnte. Die Zwergin verzog bei dem Glucksen in der Kehle des Mannes das Gesicht. "Es scheint mir der passende Ort für sie zu sein."
"Es befinden sich in diesem Haus einige Frauen. Allerdings musst du deine Abmachungen mit ihnen selbst treffen, Herr", erklärte Goldie und wollte sich abwenden.
"Die Frau, von der ich spreche, ist gerade eben erst in euer Gewahrsam gekommen. Und bevor Jemand anderes sie abholt dachte ich: Schmiede das Eisen, solange es weiß ist", der Mann stellte sich vor die Zwergin, um sie aufzuhalten. Die sah ihn jetzt misstrauisch an.
"Wie heißt du und was willst du eigentlich?", fragte sie schroff.
"Leisetreter ist mein Name", stellte er sich vor. "Roland Leisetreter. Ich bin hier, um die Klatschianerin abzuholen, die ihr gestern glücklicherweise aus den Händen unlizensierter Schmuggler befreien konntet", sagte er hastig und sah wieder von der Wächterin zu den Türen.
"Du weißt erstaunlich viel über diesen Fall", stellte Goldie fest. "Du hast wohl mehr mit der Sache zu tun."
"Da hast du die Nadel auf den Kopf getroffen", bestätigte Leisetreter. "Ich bin Vertreter der klatschianischen Gemeinde in Ankh-Morpork und damit beauftragt, das arme Geschöpf in Sicherheit zu begleiten und für ihre Rückreise in ihre Heimat zu sor-"
"Was macht der denn hier?", rief eine helle Stimme. Ilona-Verona war aus ihrem Zimmer getreten und starrte den Mann an. Weitere Türen öffneten sich und mehrere Näherinnen schauten in den Raum, der gleichzeitig Empfangsraum des Bordells und mehr oder weniger offizieller Wachetresen war. Wütende Rufe waren zu hören und Lieselotte kam mit lodernden Augen auf Leisetreter zu und zischte ihn an, zu verschwinden. Der so Aufgeforderte zuckte mit den Schultern.
"Man soll den Tag nicht vor der Nachtschicht loben", wandte er sich an die Wächterin vor ihm und verließ das Boucherie Rouge, als Estelle mit zwei Peitschen in den Händen aus ihrem Raum kam und zum Schlag ausholend auf ihn losging.
"Jedenfalls wollten sie mir danach nicht erklären, warum sie so wütend auf den Mann waren", schloss Goldie den Bericht der Ereignisse. "Araghast will herausfinden, was das alles zu bedeuten hat. Er sitzt gerade mit den Damen zusammen und redet mit ihnen."

Die Näherinnen hatten sich an die Tische im Besprechungsraum der Dienststelle gesetzt und sahen unter zusammengezogenen Augenbrauen hindurch den vor ihnen stehenden Abteilungsleiter an. Araghast sah sich mit sieben Frauen konfrontiert, deren verschränkte Arme und finsteren Mienen nicht auf eine große Bereitschaft zur Kooperation hoffen ließen. Er räusperte sich.
"Also", begann er. "Was hatte es mit dem Mann auf sich, den ihr erfolgreich verjagt habt? Ein schlecht zahlender Kunde?" Eisiges Schweigen brandete ihm entgegen.
"Immerhin wollte der Mann zur Wache. Er hatte Goldie angesprochen, als ihr eingegriffen hat. Vielleicht hätte er wichtige Informationen zu einem Fall gehabt", erklärte der Hauptfeldwebel. Lieselotte schnaubte.
"Der Mann ist ein Schieber. Was immer er Goldie auch erzählt hat, er war wegen uns hier. Er will sicher nichts mit der Wache zu tun haben, sondern wollte auskundschaften, wie viele von uns hier im Haus sind und ob Jemand dabei ist, den er-", sie verzog das Gesicht. "an den Mann bringen kann." Araghast zog die Augenbraue hoch.
"Ihr meint, dieser Leisetreter hat mit Menschenhandel zu tun?"
"Und wenn wir ihn nicht aus dem Haus gejagt hätten, hätte einer deiner Gefreiten wahrscheinlich noch eine Hausführung mit ihm veranstaltet", behauptete Estelle. Sie trug noch immer die beiden Peitschen bei sich. Der Abteilungsleiter schüttelte den Kopf.
"Ich versichere euch, dass euch nichts geschehen wird. Aber was ihr erzählt bringt tatsächlich Licht in eine andere Sache. Wir haben tatsächlich einen Fall, in dem eine junge Frau in die Stadt geschmuggelt werden sollte. Wir konnten bisher nicht herausfinden, warum die Klatschianerin gefangen und versteckt in die Stadt geschafft werden sollte."
"Klatschianerin?", fuhr Lieselotte auf. Ilona-Verona pfiff zwischen de Zähnen.
"Die jungen Dinger da hinten kennen sicher die ein oder andere Verrenkungsmethode, für die ein Mann mit dem nötigen Kleingeld das Nötige veranlassen würde", erklärte Mya, mit keiner Silbe auf ihr achatenisches Aussehen eingehend.
"Ihr meint, Männer wie Leisetreter lassen sich Frauen aus bestimmten Gegenden hierher entführen?", fragte der Hauptfeldwebel ungläubig.
"Unsinn", entfuhr es Monique. Tina legte die Hand auf ihren Arm.
"Leisetreter ist der Agent. Er nimmt die - Bestellungen entgegen und organisiert den Transport. Die Empfänger sind die Männer aus Ankh, die es sich leisten können."
"Das heißt, dass wir diese Frau vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt haben", konstantierte Araghast. Die Frauen sahen ihn zustimmend an.

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Roland Leisetreter sah sich noch einmal um und trat in die Gasse. Der Mann wartete dort auf ihn.
"Hast du die Ware?", fragte ihn eine hohe Stimme unter der breiten Hutkrempe hervor. "Meine Leute haben dein Fass auf dem Schiff nicht gefunden." Roland leckte sich über die Lippen.
"Die Lieferung wurde abgefangen", erklärte er. "Irgendwer hat der Wache einen Tipp gegeben. Sie haben das Fass unten am Meer von meinen Vertragspartnern abgepasst." Die kleine Gestalt trat auf ihn zu.
"Dann ist sie also im Wachhaus?", fragte die hohe Stimme. Roland nickte.
"Die Frau spricht kein Wort unserer Sprache, sie werden nichts von ihr erfahren. Und sie hat niemals etwas über dich oder mich erfahren."
"Vielleicht hätte ich doch die Gilde mit der Aufgabe betrauen sollen", die Gestalt seufzte. Leisetreter fuhr auf.
"Unsinn. Die wissen vielleicht, wie man Drogen oder Edelmetalle schmuggelt. Die geheime Beförderung von Personen ist etwas vollkommen anderes", er streckte stolz die Brust heraus. "Du wirst in der ganzen Stadt keinen zweiten finden, der sich so gut darauf versteht." Der kleine Mann, der ihm gegenüber stand, nickte.
"Das wird reichen", kommentierte sie das Gesagte. Der dunkle Schatten hinter Roland Leisetreter holte aus, der Schädel des Mannes knackte, als der Schlag ihn traf. Leblos fiel der Menschenhändler zu Boden. Freund Beuteltasche schüttelte abermals den Kopf.
"Ein tüchtiger Geschäftsmann, aber ein Gehirn wie eine Erbse", erklärte er.
"Wirklich?", Lila Bugratte trat interessiert vor und sah auf die Leiche hinab. "Sieht mir nicht wie eine Erbse aus", brummte der Matrose. Der Unterboss der Gilde der Schmuggler, Marodeure und Transporteure illegaler Güter kicherte leise.
"Lass das Ding hier liegen, ich kenne Jemanden, der es brauchen kann", forderte er den Seemann auf und ging an ihm vorbei zum Ausgang der Gasse. Lila zuckte mit den Schultern und ließ die mit einem halben Stein gefüllte Socke fallen. Mit einem dumpfen Geräusch landete der Totschläger hart auf dem lehmigen Boden.

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"Also hat die Frau im Wachhaus nicht strafbar gemacht", beendete Schizzel die Erklärung. Bruder Laudes, der neben ihm her lief, nickte.
"So sie denn ohne Schuld ist an den Dingen, die ihr wiederfuhren, so soll sie denn freigelassen werden und gehen und tun, was ihr beliebt, alslang es nicht sei wider den Willen dessen, der über ihr glitzernde Sonnenstrahlen funkeln lässt. Und sie funkeln auf Gräsern und Büschen. Und auf Bäumen und Farnen funkelten sie. Und auf Häusern und Flüssen funkelten sie. Und auch funkelten sie auf allem, was da lebt und kreucht und fliegt auf der Erde und über der Erde. Auf allem, was lebt und kreucht aber unter der Erde, da funkeln sie nicht", bestätigte er. "Wort unseres Bruders Holzmann." Schizzel schwieg eine Weile und wartete ab, ob weitere Ausführungen folgen würden.
"Wie dem auch sei", sagte er schließlich. "Wir laufen jetzt zum Wachhaus und sorgen dafür, dass sie aus der Zelle raus kommt."
"Es ist schon erstaunlich, dass wir über eine so moderne Kommunikations-Anlage verfügen, und niemand sie bedienen kann", kommentierte der TKA der Dienststelle. Kurz darauf erreichten sie das Wachhaus am Pseudopolis-Platz und meldeten sich bei Rogi Feinstich, erzählten vom Auftauchen Roland Leisetreters im Boucherie Rouge und erklärten die Ergebnisse der kurzen Befragung der Näherinnen durch Araghast.
"Daher ist der Hauptfeldwebel der Meinung, die Frau sollte so schnell wie möglich entlassen werden, um in ihre Heimat zurück kehren zu können, nachdem sie über den Menschenhändler ausgesagt hat." Die Igorina schüttelte den Kopf.
"Da kommt ihr etwas fu fpät", verkündete sie. "Heute Nacht ist Irgendjemand ins Wachhauf eingedrungen, hat fich an den Rekruten am Trefen vorbei geflichen und die Entführte befreit."
Die beiden Dogs sahen sie erstaunt an.
"Aber-", machte Gefreiter Schattig. "Damit haben wir nichts gegen diesen Schuft in der Hand. Sicher hat er sie wieder entführen lassen, damit sie nicht aussagt."
"Daf denke ich nicht", antwortete die Abteilungsleiterin. "Um euren Herrn Leifetreter müfft ihr euch nämlich keine Gedanken mehr machen."

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Die feingeschliffenen Gläser stießen hell klirrend aneinander. Der Perlwein kribbelte kurz in der Nase, als Freund Beuteltasche das Glas ansetzte und leerte.
"Wer konnte ahnen, dass es so einfach sein würde, den größten illegalen Menschenschmuggler der Stadt zu entlarven?", kicherte er. "Die Summe muss nur groß genug sein, irgendwann kommt jeder aus seiner Deckung.", er stellte das Glas auf den fleckigen Tisch, der in dem kleinen, staubigen und dreckigen Büro stand. "Herr Leisetreters Machenschaften waren uns schon lange ein Dorn im Auge. Nun werden die Herren aus Ankh sich wieder an uns wenden müssen, um ihre Bedarfe zu decken." Der Unterboss der Gilde der Schmuggler, Marodeure und Transporteure illegaler Güter lehnte sich in dem hohen, abgewetzten Ledersessel zurück. "Und das alles nur als ein äußerst willkommenes Extra zum eigentlichen Sinn der Aktion." Über seine schmale Nase sah er seine Gegenüber an. Die Klatschianerin, jetzt in modischer Kleidung, gewaschen und frisiert weder in eine Zelle der Wache noch in dieses Büro passen wollend, lächelte ihn an und hob ein weiteres Mal das Glas.
"Die Überfahrt hätte ein wenig komfortabler sein können", erklärte sie mit tiefer, rauchiger Stimme im perfekten Morporkianisch. Freund Beuteltasche grinste.
"Die Spione und Abwehrspione haben jedes unserer Schiffe und jeden Weg um das Meer herum im Blick. Nur dieser schmierige Leisetreter konnte unter ihren Augen durchschlüpfen, da er nichts mit uns zu tun hatte. Und seine Leute haben naturgemäß alles getan, um dich vollkommen ungesehen und möglichst unversehrt hierher zu bringen", er zog eine Ledermappe auf dem Tisch liegend vor sich und öffnete sie. "Danach musste ich nur noch der Wache einen Tipp geben, damit sie dich noch an der Küste abfangen und streng bewacht und schwer bewaffnet in die Stadt bringen. Am Hafen von Morpork hätte man dich sofort entdeckt und beiseite geschafft. So warst du außerhalb ihrer Reichweite", er nahm eine Feder in die Hand und tunkte ihre Spitze in sein Tintenfass. "Und nun-", er sah sie lächelnd an, "Was kannst du über die Aktivitäten in den randwärtigen Gebieten berichten?"

Ende.
[1] Hinter diesem freundlichen Namen verbirgt sie ein brachial agierendes Händler-Syndikat, das mit brutalen Methoden des Aufkaufens von Mitbewerbern, einer rigiden Preispolitik und gezielten Rufmordkampagnen versucht, den kompletten Gewürzhandel der Sto-Ebene an sich zu reißen. Die Gilde der Kaufleute ist bereit, dieses Verhalten zu akzeptieren, solange die Beiträge rechtzeitig gezahlt werden.

[2] Diese Gilde war nicht wirklich ein Zusammenschluss organisierter Handwerker sondern vielmehr eine Vereinigung interessierter Laien, die das Herstellen handgepökelter Taschen nicht in Vergessenheit geraten lassen will. In den frühen Jahren des vorherigen Jahrhunderts waren die Damen der Stadt im Sommer mit Taschen aus feinem Pökelwerk durch die Straßen und Parkanlagen flaniert. Die Produktion dieser prachtvollen Stücke war weniger Handwerk als Kunst und verlangte viele Wochen präziser Arbeit. Mit der Einführung neuer Stoffarten und fremdländischer Stile verlor die morporkianische Pökeltasche als Modeaccessoire jedoch zusehends an Bedeutung, so dass es heute nur noch wenige neue Modelle in den Geschäften der Zwillingsstadt zu bewundern gibt.




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

01.07.2007 00:29

</b><br><br>Dir ist ein überaus spannender Einstieg in die Geschichte gelungen. Von der inneren Logik her fand ich es allerdings schon beim LEsen merkwürdig unpassend, dass dieser schmierige Kerl nicht nur einfach so die Tarnung im Boucherie durchschauen konnte und sich dort dreist an einen Wächter wandte, sondern er dies auch noch tat, obwohl doch nicht die kleinste realistische Chance bestehen konnte, mit solch einem fadenscheinigen Argument die Gerettete überlassen zu bekommen. Diese Aktion hätte im Grunde genausogut zu seiner Verhaftung führen können! Ein Eindruck, der sich bis zum Ende der Geschichte hielt, so dass die Szene (und somit unweigerlich auch der Aufbau der Single) ziemlich konstruiert wirkte. Die zudem etwas zu einfache Lösung des Falles seitens der Wache änderte allerdings nichts daran, dass der Hintergrund zur Geschichte wieder einmal überzeugend ausgearbeitet wurde. Du hast die Abteilung gut ins Spiel gebracht. Was der Titel mit dem Inhalt der Single zu tun hatte, weiß ich allerdings noch immer nicht. ;) Aus meiner persönlichen Sicht hat die Single die Pokalanforderungen gut erfüllt.

Von Goldie Kleinaxt

01.07.2007 00:29

</b><br><br>Heyho,<br>Die Geschichte, der Stil insbesondere, liest sich irgendwie .. erfrischend. Gefällt mir auf jeden Fall!<br>Zu der Geschichte selbst .. mmh ich mag ja kurze Geschichten, aber irgendwie hatte ich das starke Gefühl, daß Deine Story viel mehr Potential hat und wir hier nur ne kurze und etwas lieblose Zusammenfassung gelesen haben. Meine Gedanken.<br><br><b>

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