Wort der Straße

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von Hauptgefreiter Damien G. Bleicht (SEALS)
Online seit 01. 06. 2007
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Das Verhör eines frisch Verhafteten gestaltet sich schwieriger als gedacht.

Dafür vergebene Note: 13


Der Schlag des Hünen traf Damien mit der Wucht eines Dampfhammers. Durch die Kraft der Faust drehte sich sein Kopf um neunzig Grad, wobei der Rest seines Körpers sich mitdrehte und die Zigarette, die er gerade geraucht hatte, schleudernd in der Dunkelheit verschwand. Bevor er reagieren konnte, wurde er mit einer Hand bei der Schulter gepackt, nach vorne gezogen und bekam die andere Faust des Kerls in der Magengrube zu spüren. Die Luft blieb ihm weg und als er sich reflexartig zusammenkrümmte, bekam er einen massiven Ellenbogen von oben zwischen die Schulterblätter gerammt. Er brach zusammen und lag mit den Gesicht im feuchten Rinnstein einer schmalen Seitenstraße, nahe der Geflickten Trommel. Er hatte nicht einmal den ersten Versuch unternommen aufzustehen, als er am Hinterkopf bei den Haaren gepackt, sein Kopf hochgezogen wurde und er nun das hochzornige Gesicht seines Angreifers, der sich zu ihm heruntergekniet hatte, im Blick hatte.
"Du musst wirklich matschig in der Birne sein, Bleicht!", knurrte Markov. "Hast du wirklich geglaubt, ich bemerke nicht, wie du mir nachschnüffelst? Ich hätte es eigentlich sofort merken müssen, so wie du dich immer in meiner Nähe rumgedrückt hast." Grob zog er den Kopf des Bleichen näher an sein eigenes Gesicht heran. "Aber was will so ein kleines Licht wie du mit Informationen über mich?" Sein narbiges Gesicht verzog sich zu einem hässlichen Grinsen. "Nein, jemand wie du hat kein persönliches Interesse am Aufenthaltsort von bestimmten Personen. Du wirst dafür bezahlt, nicht wahr?"
Damien brachte nur ein heiseres Husten heraus.
"Wer hat dich beauftragt mir hinterherzuspionieren?" fuhr Markov den zerschundenen Bleichen an.
Damien schwieg.
Markov knurrte verärgert, festigte den Griff in Damiens Haaren, knallte seinen Kopf einmal kräftig auf den steinernen Boden und riss ihn ruckartig wieder nach oben.
"Sagst du es mir jetzt, oder muss ich härtere Maßnahmen ergreifen?"
Blut lief Damiens weiße Stirn hinunter. Seine Gesichtszüge hatten sich verhärtet und von seinen Augen war nur noch das Weiße zu sehen. Doch noch immer gab er keinen Ton von sich.
"Du hast es so gewollt", grollte Markov. Seine Hand fuhr zum Gürtel hinter dem sein Messer steckte...
Er schrie auf, als sich ihm eine steinerne Pranke auf die Schulter legte und zudrückte. Es knirschte. Markovs Griff löste sich aus Damiens Haaren und woraufhin dessen Kopf erneut mit einem dumpfen Pochen auf dem Pflaster aufkam. Markov dagegen wurde ruckartig nach hinten gerissen und an die gegenüberliegende Wand geschleudert. Für einen Sekundenbruchteil wirkte es so, als würde der Schläger an der Mauer kleben, ähnlich einer Fliege die gerade Bekanntschaft mit der Klatsche gemacht hat. Dann glitt er langsam zu Boden, wo er reglos liegen blieb.
Zornig blickte Scoglio auf den zusammengekrümmten Kraftprotz hinab. "Mistkerl", grollte der Troll. "Aus dem Hinterhalt angreifen. Ich so etwas niemals nicht tun würde! Sein gegen Ehre und so..."
"Ehre... glaubst du wirklich an solche Märchen?" vernahm er Damiens krächzende Stimme hinter sich. Der Troll fuhr herum und eilte auf seinen Szenekennerkollegen zu, welcher gerade ächzend versuchte sich aufzurichten, und streckte ihm seinen steinernen Arm entgegen.
"Nein, verdammt, ich schaff das alleine!", protestierte dieser wütend, doch da hatte Scoglio ihn schon auf die Beine gezogen.
"Ich kann alleine gehen, danke", keuchte Damien und schüttelte den Arm des Trolls ab. "Und übrigens: Du hast ihn aus dem Hinterhalt angegriffen", stellte er fest.
"Oh." Der Troll stutzte. "Nun, das hier natürlich etwas anderes sein."
"Natürlich." Humpelnd bewegte sich Damien auf den noch immer am Boden liegenden Markov zu. Plötzlich musste er husten und spuckte Blut auf den Boden. Keuchend hielt er inne und versuchte schwankend, wieder zu Atem zu kommen. Nach einigen Augenblicken fand er die Sprache wieder. "Scoglio?"
"Ja?"
"Ich könnte doch eine Stütze gebrauchen."
Der Troll trat neben ihn, so dass sein Kollege sich an den gut einen Meter größeren Troll lehnen konnte und sie blickten auf Damiens Angreifer hinab, der beunruhigend verdreht auf dem regenfeuchten Pflaster lag und vor sich hin stöhnte.
"Interessante Verrenkungsmethode, Markov", keuchte Damien, dem das Sprechen immer noch schwer fiel. "Vielleicht sollte ich auch mit Gymnastik anfangen..."
"Ihr... Mistkerle..." keuchte Markov und hielt sich die Schulter welche der Troll ihm wohl angeknackst hatte. Oder war sie gar gebrochen?
Die Hoffnung stirbt zuletzt, dachte Damien. Der verdammte Mistkerl...
"Da hast du vollkommen recht Markov...", brachte er hervor. "Vollkommen recht..."
Ohne Vorwarnung rammte er dem am Boden liegenden den Stiefel die Magengrube, mit aller Wucht die er in seinem momentanen Zustand aufbringen konnte. Markov keuchte und krümmte sich zusammen. Scoglio schwieg zwar, doch spürte Damien den misbilligenden Blick des Trolles auf sich ruhen. Er beschloss, es nicht zu übertreiben und versuchte, seinen Zorn herunterzuschlucken, obwohl er große Lust hatte, den Totschläger hervorzuholen und den Mistkerl ein wenig damit zu bearbeiten. Doch zum einen hätte Scoglio dies bestimmt nicht zugelassen, zum anderen bezweifelte Damien, dass er in seiner derzeitigen Verfassung überhaupt die Kraft dazu aufbringen könnte. Nein, es war besser, sich zu beherrschen. Markov hatte schon zuviel durchschaut. Offenbar wusste er nichts von Damiens Verbindung zur Wache, doch allein dass er mitbekommen hatte, dass der Szenekenner ihn schon seit längerem "studierte", wie er es nannte, machte das ganze zu einer sehr hässlichen Angelegenheit.
Damiens Kopf fühlte sich an, als würde er gleich zerspringen und der beunruhigende Pfeifton in seinen Ohren verstärkte diesen Eindruck noch. Muss das ignorieren..., dachte er mit zusammengepressten Zähnen. Er raffte sich so gut er konnte auf, und blickte betont verächtlich auf Markov hinab. Er musste versuchen, sich mit einer Flucht nach vorne aus der Schusslinie zu bringen
"Du hast vollkommen Recht, Markov", wiederholte er. "Wir beobachten dich, und das schon eine ganze Weile. Wir sind durchaus vertraut mit deinen diversen... Aktivitäten."
Markov stöhnte.
"Du wolltest vorhin wissen, wer mich bezahlt", fuhr Damien fort. "Nun, dir das auf die Nase zu binden, wäre wohl zuviel des Guten. Aber eines kannst du ruhig wissen: Unsere Auftraggeber sind nicht sehr erfreut über das, was du in ihrem Revier treibst. Es wäre besser, wenn du diesen Zwischenfall hier als Warnung deutest. Eine von der freundlichen Sorte."
Markov versuchte, auf die Beine zu kommen, doch ohne Erfolg.
"Hilf unserem Freund, hoch, Scoglio", sagte Damien. Ich denke, es ist besser wenn er jetzt geht."
Scoglio zögerte kurz, bis er Damiens Gesichtsausdruck sah. Er kannte diesen Blick. Er streckte den Arm aus und zog Markov nicht gerade behutsam auf die Beine.
Markov war zwar noch etwas unsicher auf den Beinen, aber gehen konnte er, wenn auch nur stark hinkend. "Das werdet ihr bereuen", knurrte er.
"Ja", sagte Damien. "Darauf wette ich. Bis dahin...", er nickte ihm wie zum Abschied zu.
Wortlos wandte Markov sich um und verschwand humpeld in der Dunkelheit.
"Verdammt", murmelte Damien. "Er taugt nichts mehr als Informationsquelle. Er ist zu misstrauisch. Wir dürfen ihm auf keinen Fall gestatten, sich weiter in der Stadt zu bewegen."
Scoglio blickte leicht verwirrt drein. "Warum wir ihn dann laufen lassen?", fragte er. "Er einen Wächter angegriffen hat! Ich ihn einfach mitschleppen hätte können!"
"Nein. Meine Szenekenner-Tarnung ist so schon angeknackst genug", sagte Damien. "Wie unauffällig wäre es, deiner Meinung nach, wenn du mit Markov über der Schulter durch die Stadt marschierst?"
"Ähm..."
"Wir kennen sein Versteck. Und wir haben genug gegen ihn in der Hand. Bald werden ihm ein paar Wächter einen Besuch abstatten, sobald wir im Wachhaus Bericht erstatten. Dennoch sollten wir uns ein wenig sputen, denn wie du siehst bin ich zurzeit nicht sonderlich gut zu Fuß..."


Zu jenem Zeitpunkt, hatte Damien G. Bleicht befürchtet, dass sich der Vorfall mit Vladimir Markov, zu einer verdammt unangenehmen Angelegenheit entwickeln könnte. Keine zehn Stunden später bestätigte sich seine Vermutung.
Inzwischen befand er sich, nach einigen wenig erholsamen Stunden Schlaf in einem der Schlafräume des Wachhauses, im Büro der S.E.A.L.S.-Abteilungsleitung, einem Ort an dem er sich nur äußerst ungern aufhielt. Damien mochte es nicht, in die Schusslinie seiner Vorgesetzten zu geraten und genau dies war soeben passiert.
Der Beruf des Szenekenners war eine heikle Angelegenheit. Dabei spielte es keine Rolle, ob man offen als Wächter auftrat, oder wie Damien die Option wählte, sich in Zivilkleidung unter die Bevölkerungschicht der Stadt zu mischen, die es mit dem Gesetz nicht ganz so genau nahm. Beides bot sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Vorteil eines Szenekenners, welcher sich offiziell in seiner Wache-Uniform präsentierte war, dass das gemeine Volk sofort sah, mit wem es hier zu tun hatte, nämlich mit einem Vertreter des Gesetzes der Stadt Ankh-Morpork. Richtig eingesetzt konnte dies dem einen oder anderen kleinen Gauner die Zunge etwas lockern. Der Nachteil war, dass das gemeine Volk sofort sah, mit wem es hier zu tun hatte, denn nicht jeder möchte einem dahergelaufenen Wächter alles auf die Nase binden, vor allem wenn es für ihn selbst unangenehm werden könnte. Zudem kam man als Szenekenner oft in Kreise, in denen es nicht immer klug war, sich als Wächter zu erkennen zu geben. Aus diesem Grund hatte Damien den Weg des verdeckten Szenekenners gewählt. Seit er sich vor Jahren bei S.E.A.L.S. für die Stelle beworben hatte, hatte er an sich das gleiche gemacht, wie vor seinem Beitritt der Wache: Sich in üblen Gegenden unter Ankh-Morporks Abschaum zu mischen. Als Szenekenner war es hilfreich, nicht nur mit dem Abschaum der Stadt zu verkehren, sondern ein Teil des Abschaums zu sein. Der Vorteil war, dass man nicht sofort aufgrund seiner Wache-Uniform misstrauisch beäugt wurde und die Leute auf Abstand gingen. Der Nachteil jedoch, war ebenfalls dass die Leute nicht auf Abstand gingen. Wer den Wächter nicht erkennt, der hat auch keine Skrupel, diesem gegenüber Gewalt anzuwenden, wie Damien jüngst am eigenen Leib erfahren hatte.
Kurz gesagt: Als Szenekenner war man gewohnt sich in die Schusslinie zu begeben. Es gehörte einfach dazu. Allerdings hatte ihn niemand darauf vorbereitet, wie man sich aus der anderen, wesentlich heikleren Schusslinie hielt: Die der Abteilungsleitung. Damien wusste, dass der Grat als Szenekenner verdammt schmal war. Offiziell gehörte man zu der gleichen Klientel, gegen die man insgeheim vorging, gleichzeitig galten für einen dieselben Regeln, wie für die restlichen Wächter. Oft geriet man in Situationen, in denen es schwer war, keine dieser Regeln zu übertreten. Der Szenekenner musste ständig darauf bedacht sein, das Gleichgewicht zu halten. Und wenn es doch einmal soweit kam dass diese empfindliche Balance ins Schwanken geriet, dann war das letzte was der Szenekenner gebrauchen konnte ein Vorgesetzter, der unbequeme Fragen stellte.
Früher war das nie ein Problem gewesen. Cim Bürstenkinn, den letzten Abteilungsleiter der S.E.A.L.S. kannte er noch aus seiner Zeit als Rekrut und in gewisser Weise konnte man behaupten dass er eine Art Freund war. Cim hatte jedenfalls nie unbequeme Fragen gestellt. Er war einfach davon ausgegangen dass Damien seine Arbeit tat und damit hatte es sich. Damien dankte es ihm, indem er seine Arbeit tat und so weit es ging versuchte, sich nicht die Hände schmutzig zu machen[1], was meistens geklappt hatte. Es war heimliche, unauffällige Arbeit und wenn alles glattging, bemerkte niemand etwas davon. Wenn allerdings etwas schiefging...
Das Problem hatte eigentlich erst mit Cims Entscheidung angefangen, Rea Dubiata zu seiner Stellvertreterin zu ernennen. Aufgrund eines Zwischenfalls bei einem von Bürstenkinn geleiteten Gruppeneinsatz [2], standen Damien und Rea in einem alles andere als freundschaftlichen Verhältnis zueinander. In Bezug auf S.E.A.L.S. war daraus zunächst nur ein eher unterkühltes Arbeitsverhältnis resultiert und wenn es die Arbeit nicht anders erforderte, waren sie sich eher aus dem Weg gegangen.
Doch nun sahen die Dinge anders aus. Seit kurzem war Rogi Feinstich Abteilungsleiterin bei S.E.A.L.S.. Nach wie vor hatte Rea Dubiata den Posten der stellvertretenden Abteilungsleiterin inne. Damien hatte noch nicht viel Zeit gehabt, seine neue Schäffin richtig einzuschätzen. Allerdings war es ihm nicht entgangen, dass sie mit dem Posten des Abteilungsleiters offensichtlich Neuland betreten hatte. Bisher hatte er Rogi Feinstich immer nur als die Person wahrgenommen, die im allgemeinen ein Fachmann im verarzten verletzter Wächter war. Auch nachdem Scoglio den zerschundenen Damien ins Wachhaus gebracht hatte sie auf diesem Gebiet großes Talent bewiesen. Sie hatte seine Schulter betastet und ein wenig daran herumgedreht, was "nur ein kleinef bifchen" wehgetan hatte.
"Keine Forge, die Fulter ist nur geprellt und Knöchel verftaucht. Daf Humpeln dürfte in ein paar Tage auch wieder aufhören, ebenfo wie der Huften", war das Krankheitsbild, das sie ihm erstellt hatte. Sogar als einige Zeit später Markov von einigen Wächtern ins Wachhaus eskortiert worden war, hatte sie ihn kurz untersucht, bevor man ihn in einer Zelle untergebracht hatte.
Dennoch, die unsichere Art, mit der Feldwebel Feinstich sich in ihrem neuen Tätigkeitsbereich bewegte, sowie Rea Dubiatas gesteigerte Bereitschaft ihrer Schäffin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen... beunruhigten Damien.
Feinstich saß an ihrem Schreibtisch und blätterte gerade die Akte "V. Markov" durch, die Damien ihr gegeben hatte. Sie enthielt sämtliche Informationen die Damien über diesen Menschen gesammelt hatte. Neben ihr stand Feldwebel Dubiata und blickte ihr mit gerunzelter Stirn beim lesen über die Schulter. Damien selbst saß ihnen zusammengesunken auf einem Stuhl gegenüber, während Scoglio neben ihm stand - Es gab in diesem Raum keinen Stuhl, der dem Gewicht des Trolls standgehalten hätte.
"Hmmm...", machte Rogi. "Daf ift wirklich eine ärgerliche Fache..." Sie blickte auf und sah Damien in ein blunterlaufenes Auge. Das andere wurde von einem verklebten schwarzen Haarschopf verdeckt. "Wie ich daf deinen Notitfen entnehmen kann, war Vladimir Markov eine fiemliche Bereicherung für unferen Informatfionf-Funduf. Auch wenn er nur ein kleiner Gauner war, fein Gaffenwiffen hat unf fon den einen oder anderen heifen Tipp befert. Fein Verluft alf Informatfionfquelle ift... bedauerlich". Sie blickte Damien unsicher an. In Kombination mit Reas Stirnrunzeln fand er dies höchst beunruhigend.
Damien räusperte sich und richtete sich langsam auf seinem Stuhl auf, was sein Rücken mit einem schmerzhaften Knacken kommentierte. "Der Mann ist nur ein kleiner Dealer", brachte er heiser hervor. "Er stellte nie eine Gefahr dar... Er war eine Weile nützlich, doch sein Potential war erschöpft"
"Ach?", wurde er von Rea brüsk unterbrochen. "Keine Gefahr? Sein Potential war erschöpft? Aus deinen Aufzeichnungen geht da aber etwas anderes hervor!"
Rogi blätterte eine Seite in der Akte um. "Der Feldwebel hat recht, Hauptgefreiter. Hier fteht, Markov hätte Verbindungen fum Fündikat gehabt. Der Verbrecherorganifatfion auf deren Konto einige der letften gröferen Coupf in diefer Ftadt gehen." Sie blickte ihn aus besorgten Augen an.
"Meine Vermutungen dieserseits stützten sich vor allem auf Gerüchte, Mä'äm", sagte Damien. "Ich habe Markov längere Zeit in dieser Richtung abgeklopft, aber ich konnte nie..."
"Scheint als hättest du ihn ein wenig zu gründlich 'abgeklopft', Damien", wurde er abermals von Rea unterbrochen. "Oder weshalb sonst, wurdest du plötzlich in einer dunklen Gasse von einem offensichtlich 'leicht' verärgerten Markov angegriffen und vermöbelt?"
Damiens dunkel umrandete Augen verengten sich zu Schlitzen. Als er sprach klang seine Stimme weiterhin rauh, doch entbehrte auch nicht einer gewissen Schärfe: "In diesem Beruf kann es schon einmal vorkommen, dass ein Informant misstrauisch wird. Ich habe jahrelang mit Leuten wie Markov zu tun gehabt und eine gewisse Grundparanoia gehört bei Menschen von seinem Schlag einfach dazu..." Doch er wusste, das auch Rea nicht falsch lag. So etwas sollte eigentlich nicht passieren. Für diesen Beruf war es dringend nötig, ein Leisetreter zu sein. Andernfalls konnte es passieren, dass man für immer unbrauchbar für diese Arbeit wurde. Doch Damien hatte nicht vor es der Hexe unter die Nase zu reiben.
"Dies hier schien mir doch ein bisschen mehr zu sein, als nur eine 'gewisse Grundparanoia'", sagte Rea kühl.
"Madam, ich kann nur sagen, dass ich meine Arbeit gemacht habe. Meine Aufgabe ist es, mit Menschen auf der Straße zu tun zu haben und zu hören was sie über die Menschen auf der Straße zu sagen haben, sowie zu wissen wo sie sich befinden. Dies habe ich getan, so wie immer. Und daher war es auch möglich Markov kurz nach dem... Zwischenfall so schnell zu fassen, weil ich wusste wo sein Versteck liegt. Wenn du den Leitfaden für Szenekenner durchgehst, Madam, so wirst du feststellen dass dies durchaus zum Protokoll
gehört: Stellt ein Informant eine Gefahr für den Verlauf einer Operation oder den Szenekenner selbst dar, so kann dem mit einer Verhaftung entgegen gewirkt werden. Und genau so ist es verlaufen. Ich habe meine Arbeit getan, Mä'äm", schloss er, an Rogi gewandt.
Kurzes Schweigen folgte. Rogi sah nachdenklich aus und auch Rea erwiderte nichts mehr. Schließlich wandte sich die Abteilungsleiterin an den Troll, der sich bisher in Zurückhaltung geübt hatte. "Fcoglio, du arbeiteft fon einige Feit mit Damien fufammen. Kannft du für unf kurtf in eigenen Worten tfufammenfaffen, waf geftern Nacht paffiert ift?"
Der Troll hatte ob der unerwarteten Aufmerksamkeit alarmiert die Augen aufgerissen und blickte nun verlegen nach links und rechts bevor er sprach: "Nun, Mä... ähm, Damien und ich gestern Nacht in der Trommel gewesen sind. Um Routen zu planen. Lokäischns, für Szenekenner und so... und allgemein uns auszutauschen über die... Arbeit. Damien dazu auch sagt 'Briefen', auch wenn ich nicht verstehe was Post damit zu tun haben..." Er zögerte kurz, als er mit seltsamen Blicken bedacht wurde, fuhr dann aber fort: "Nun, ja, Damien jedenfalls kurz nach draußen gegangen ist, um zu rauchen. Ich eine Weile drin geblieben bin, doch er ganz schön lange weg war. Schießlich ich nach draußen ging und sah dort Handgemenge zwischen Markov und Damien, also ich eingegriffen habe. Ich doch nix falsch gemacht, oder?" Besorgt blickte er in die Runde.
"Nein, Fcoglio, du hast geftern allef richtig gemacht. Gut gemacht." Der Troll strahlte ereleichtert. "Und wie würdeft du daf Verhalten def Hauptgefreiten beurteilen?"
Das Lächeln des Szenekenners erstarrte. "Hö?"
"Ich meine, würdeft du fagen, daf Damien in irgendeiner Weife fahrläffig gehandelt hat und wir defhalb Markov alf Informatfionfquelle verloren haben?"
Der Troll sah alles andere als glücklich aus. Auch er mochte es nicht, unbequeme Fragen gestellt zu bekommen. "Ähm... Nein, Mä'äm. Damien Markov nicht anders behandelt hat, als ich es tue mit meinen eigenen Quellen. Er seine Verhaltensweisen und Wege studiert hat, wie es üblich sein, Mä'äm. Markov einfach wachsamer gewesen sein, als wir es gedacht hatten, Mä'äm. Es zum Berufsrisiko gehören, Mä'äm."
"Danke, Scoglio."
Der Troll, entspannte sich, als er merkte dass die Befragung damit wohl vorbei war.
Rogi lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah nachdenklich aus. Schließlich schien sie zu einem Entschluss gekommen zu sein: "Ich glaube dir, Hauptgefreiter", sagte sie. "Unter den gegebenen Umftänden def Berufef kann nicht immer allef glatt verlaufen. Entfuldige, daff wir dir auf den Fahn gefühlt haben, aber ef muff nun mal allef feine Richtigkeit haben."
"Ja, Mä'äm", sagte Damien und warf Rea einen kurzen Blick zu. Vergeblich versuchte er, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
"Daf Problem ift", fuhr Rogi fort, "Daff Markov unf fehr nütflich hätte fein können. Ich hätte gerne feine wertvollften informationen noch auf ihm heraufbekommen, vor allem daf Fündikat betreffend. Doch daf Verhör mit ihm brachte keine Ergebniffe fuftande. Die Tfunge diefef mannef liefe sich nicht einmal mit einer Brechftange lockern..."
"Mä'äm, wenn ich Erlaubnis hätte zu sprechen", begann Damien mit betonter zurückhaltung.
"Bitte, Damien."
"Ähm. Ich könnte ihn verhören", sagte Damien.
"Mä'äm, das halte ich für keine gute Idee!", entfuhr es Rea. Ihre Betonung der respektvolleren Anrede entging Damien nicht. Normalerweise sprach sie Rogi bei ihrem Vornamen an.
"Mä'äm, ich bitte dich, darüber nachzudenken", redete Damien auf seine Vorgesetzte ein. "Das letzte Jahr hatte ich mehr mit Vladimir Markov zu tun als sonst jemand hier. Ich kenne seine Art auf Dinge zu reagieren, ich weiß wie man auf ihn einwirken muss. Ich denke dass ich mit meinem Hintergrund zu ihm durchdringen könnte."
"Bei allem Respekt, Damien, aber dein 'Hintergrund' wie du es nennst dürfte inzwischen bedeutungslos sein. Wenn Markov sieht, wie der Kerl, den er dabei ertappt hat, wie er ihm hinterherschnüffelt, munter zur Tür hereinspaziert kommt, um mit ihm über eine kaum greifbare Verbrecherorganisation zu plaudern, dürfte ihm das wohl kaum die Zunge lockern."
"Ich würde es dennoch gerne versuchen", beharrte Damien.
"Rogi, ich halte das wirklich für keine gute Idee", redete Rea auf ihre Abteilungsleiterin ein.
"Wefhalb?" fragte diese ihre Strellvertreterin. "Waf könnte ef faden?"
Rea wollte zu einer Antwort ansetzen, stockte dann aber. Was sollte sie sagen? Dass sie ernsthafte Vorbehalte gegenüber Damiens Methoden hatte? Dass sie ihn für einen zweifelhaften Charakter hielt? Damien hatte sich nie etwas zu Schulden kommen lassen, zumindest nichts was man ihm ernsthaft zur Last legen oder beweisen konnte. Sie konnte sich nicht nur auf ihre persönlichen Differenzen mit ihm stützen, oder auf die Gerüchte dass er während eines Gruppeneinsatzes zum Zweck der Informationsbeschaffung einen Jungen gefoltert hatte[3], was nie hatte bewiesen werden können.
"Ich glaube einfach, dass es unsere Zeit verschwendet", sagte sie deshalb nur.
Rogi blickte nachdenklich von Rea zu Damien und schließlich auf Markovs Akte. "Ich denke ef ift einen Verfuch wert", sagte sie.

Sie gingen die Kellertreppe hinunter. Vor Verhörraum 1 verharrte die Gruppe im Korridor.
"Fo, Hauptgefreiter", sagte Rogi Feinstich. "Hier haft du deine Chance. Nutfe fie gut."
"Ich versuche es Mä'äm", sagte Damien.
Er bemerkte Reas warnenden Blick, Marke "Mach besser keine Dummheiten".
Er wandte sich an seinen Szenekenner-Kollegen. "Du solltest mitkommen, Scoglio. Könnte sein, das ich dich brauche."
"Ja, Damien", sagte Scoglio und wollte sich in Bewegung setzen.
"Scoglio!", entfuhr es Rea. "Du bist sein Vorgesetzter! Du musst keine Befehle von Damien entgegennehmen!"
"Es in Ordnung sein, Mä'äm, Damien sein erfahrenerer Szenekenner als ich", sagte Scoglio und lächelte auf eine Weise die er für beschwichtigend hielt[4].
"Nein, das ist nicht in Ordnung!" beharrte Rea. "Dieses Verhalten gegenüber dem Lance-Korporal ist äußerst respektlos, Hauptgefreiter! Längere Erfahrung hin oder her!"
"Respektlos, Madam?" antwortete Damien mit aufgesetztem Unglauben. "Lance-Korporal Scoglio hat mir ausdrücklich befohlen ihm in schwierigen Situationen führend zur Seite zu stehen."
Scoglio nickte. "Das die Wahrheit sein", grollte er stolz. "Damien sehr folgsam sein..." Wie zur Demonstration wandte er sich barsch an den Bleichen. "Hauptgefreiter Bleicht! Ich sofort wissen will was du für richtig hältst das ich als nächstes tun soll! Das ein Befehl ist!"
Damien salutierte zackig und ächzte kurz ob der ruckartigen Bewegung. "Zu Befehl, Sör", antwortete er in übertrieben diszipliniertem Tonfall. "Du solltest mit mir in den Verhörraum kommen, um dem Verhörten ein wenig auf die Sprünge zu helfen, Sör!"
Scoglio nickte zufrieden. So verschaffte man sich Gehorsam.
Rea warf Damien einen finsteren Blick zu. Bis auf ein kurzes Blitzen in seinen dunklen Augen zeigte er keine Reaktion, woraufhin sich Sorge in Reas dunkelgrünen Augen widerspiegelte.
"Macht einfach eure Arbeit, in Ordnung?", sagte sie mit einem Anflug von Müdigkeit in der Stimme.
"Die Sache gefällt mir immer noch nicht", wandte sie sich an ihre Vorgesetzte, nachdem die Tür hinter den Szenekennern zugefallen war.
Rogi streckte eine von Nähten übersähte Hand nach der Tür aus und schob einen kleinen Riegel beiseite der zwei paar Gucklöcher in der Tür freilegte.
"Abwarten, Rea", erwiderte sie. "Ich weif, ich bin noch nicht lange, bei F.E.A.L.F. und ich lege grofen Wert auf deine Meinung, aber ich denke auch daff ef nicht schaden kann wenn die beiden ihr Glück mit Markov verfuchen..."
Rea sagte nichts mehr. Sie beschloss ihre Meinung für sich zu behalten und abzuwarten. Sollte Damien wirklich Dummheiten machen, war er in Schwierigkeiten, niemand sonst.

Vladimir Markov befand sich in der Mitte eines Raumes mit steinernen Wänden ohne Fenster. Er saß auf einem Stuhl, mit dem Rücken zur Tür, seine Hände waren mit Handschellen auf den Rücken gebunden. Vor ihm befand sich ein kleiner Tisch und gegenüber ein weiterer Stuhl. Sonst gab es nichts in diesem Raum.
Diese Narren. Sie hatten ihm allerlei unsinnige Fragen gestellt, vieles auf seine diversen Aktivitäten bezogen, darunter aber auch allerlei dummes Zeug. Dies bewies ihm nur, dass sie keine Ahnung hatten, mit wem sie es hier zu tun hatten. Sie mussten verrückt sein, wenn sie dachten dass sie ihn zum reden bringen konnten, wenn sie ihn nur lange genug mit unsinnigen Fragen bombardierten. Wovor sollte er Angst bekommen, davor dass ihm vor lauter Fragerei die Ohren abfielen? Lächerlich.
Lächerliche dumme Wächter mit ihren lächerlichen dummen Moralvorstellungen, dachte er verächtlich. Wenn er aus jemandem Informationen rauskriegen wollte, so hätte er nichts weiter gebraucht als zehn Minuten allein mit dem Befragten und eine besonders lange Nadel. Er fragte sich, wie die Wächter jemals ein erfolgreiches Verhör führten, wenn sie offenbar nicht einmal das obligatorische Mindestmaß an Gewalt einsetzen durften. Wie sollte man denn so an irgendeine Information gelangen? Die Tatsache, dass ein solcher Haufen Amateure von sich als "Gesetz der Stadt Ankh-Morpork" sprach, hätte ihn schockiert, hätte er es nicht gleichzeitg auch extrem belustigend gefunden. Er setzte zu einem grimmigen heiseren Lachen an, welches jedoch sofort wieder verstummte. Noch immer tat ihm jeder Knochen einzeln weh und selbst das Lachen bereitete ihm Schmerzen. Der vedammte Troll...
Hinter sich vernahm das Geräusch eines zurückschnappenden Riegels, bevor die Tür knarrend aufging und er hörte wie zwei Personen den Raum betraten. Markovs geschultem Ohr, entging es nicht, dass der Wächter, der zuerst den Raum betreten hatte, hinkte und eher ein Leichtgewicht sein musste. Der zweite wiederum musste ein echter Fettsack sein, denn er näherte sich mit langsamen, schwer stampfenden Schritten. Diese Idioten versuchten es also tatsächlich noch einmal. Und dann schickten sie scheinbar auch noch zwei echte Clowns. Ein grimmiges Grinsen breitete sich auf seinem Narbengesicht aus. Jeder wusste doch, dass ein Dicker und ein Dünner in Kombination nie etwas anderes erzielten konnten als Gelächter...
Der erste Wächter geriet in sein Blickfeld. "Hallo, Markov!"
Sein Grinsen erstarrte. "Du?"
"Ich sagte dir doch, unsere Bosse sind nicht erfreut über deine Aktivitäten", sagte Damien. "Nein, ganz und gar nicht..."
Er hätte es wissen müssen. Die Antwort hatte die ganze Zeit vor seiner Nase herumgetanzt und er hatte es nicht bemerkt! Bleicht, diese verdammte widernatürliche Missgeburt, war ein Spitzel. Deshalb trieb er sich dauernd auf den Straßen rum, deshalb hatte er sich immer in seiner Nähe herumgedrückt. Und deshalb waren gestern Nacht auch so schnell die Wächter in seinem Versteck aufgetaucht und deshalb hatten sie mit den ganzen Beweisen seiner diversen Geschäfte vor seinem Gesicht herumgewedelt, genug um ihn völlig legal hier festzuhalten. Ikononographenbilder, die seine Arbeit als Drogendealer dokumentierten und ihn zudem mit einigen namhaften Leuten aus Ankh-Morporks Unterwelt zeigten, offenbar mit einem dieser neumodischen winzigen Nano-Dämonen [5] aufgenommen. Bleicht musste das Ding die ganze Zeit in seiner Tasche getragen haben. Ein verdammter Spitzel!
Voller Hass funkelte er den kreideweißen Verräter an. "Du verdammtes Stück Sch..."
"Vorsicht", unterbrach Bleicht ihn. "Mein Partner ist etwas... empfindlich was solche Ausdrücke angeht."
Eine schwere Pranke legte sich auf seine heile Schulter. "Hallo, Kumpel", grollte es hinter ihm.
"Ich nehme an, du kennst Scoglio", sagte Damien im Plauderton.
"Fahr zur Hölle, Bleicht!", knurrte Markov.
"Ah, das wird also eins von solchen Gesprächen", sagte Damien. "Bisher dachte ich ja, du bevorzugst eher die... handfeste Variante." Damiens Mundwinkel zuckten kurz, so als freute er sich über einen besonders gelungenen Witz.
"Wie dem auch sei. Ich würde mich gerne mit dir über das Sündikat unterhalten."
Markovs Miene blieb ausdruckslos, doch fur den Bruchteil einer Sekunde glaubte Damien ein nervöses Zucken in dem narbigen Gesicht entdeckt zu haben. Markov saß ziemlich zusammengesunken in seinem Stuhl, Scoglios Hand ruhte noch immer behutsam auf seiner Schulter. Inzwischen wirkte er nicht mehr so fit, wie er noch letzte Nacht gewesen war, was Damien nur allzu gut nachvollziehen konnte, denn insgeheim fühlte er sich mindestens genauso elend wie Markov. Doch davon durfte er sich nun nichts anmerken lassen, umkippen konnte er auch (hoffentlich erst) nach dem Verhör. Im Gegenteil, gerade jetzt, wo Markov offensichtlich Schwierigkeiten hatte, seine Mauern aufrecht zu erhalten, durfte er keine Schwäche zeigen.
"Wir können das auf einfache oder schwierige Weise regeln, Markov", sagte Damien, als der Gefangene immer noch schwieg. "Wenn du dich kooperativ zeigst, kommen wir sicher gut miteinander aus."
"Du verschwendest deine Zeit, Bleicht", sagte Markov heiser und brachte nun doch ein schwaches grimmiges Lächeln zustande. Ich weiß nichts über das sogenannte 'Sündikat'. Hörst du? Nichts. Man weiß nicht einmal, ob diese 'Organisation' wirklich existiert."
"Ist das so?", fragte Damien in gespieltem Erstaunen. "Oder leidest du nur an einem plötzlichen Anfall von Gedächtnisschwund? Auf der Straße geht jedenfalls das Wort rum, du hättest gewisse Verbindungen dorthin, wichtige Mittelsmänner..."
"Ha...", Markovs von einem Schweißfilm bedecktes Gesicht verzerrte sich zu einer grinsenden Fratze. "Gerüchte und Tratsch von der Straße. .. Ist das alles was du in der Hand hast?"
"Unterschätze das Wort der Straße, Markov", sagte Damien ruhig. "Es kann sehr mächtig sein. Ich denke es wäre wirklich besser für dich, wenn du von alleine auspackst. Bevor das ganze hier... unangenehm wird."
"Oder was?" Markov grinste Damien provozierend ins Gesicht. "Ich kenne eure Bestimmungen hier. Gewaltlose Informationsbeschaffung? Eure Methoden sind ein Witz! Auf diese Weise erreicht man gar nichts. Und das weißt du auch, nicht wahr, Damien? Du kannst deine kleinen Tricks einsetzen soviel du willst, mit dem Gerede dass mich einschüchtern soll und der Pranke des Felsens auf meiner Schulter. Er drückt ja doch nicht zu. Genau wie du nicht den Totschläger hervorholen wirst, der dein einzig wahrer Verhörpartner hier wäre..."
Damiens Augen verengten sich kurz zu Schlitzen, doch er erwiderte nichts. Lass ihn reden, dachte er, es ist gut wenn sie reden. Wer viel redet, wird unvorsichtig...
"Du kannst mich mal, Bleichgesicht. Ich sage jetzt gar nichts mehr", sagte Markov, wie aufs Stichwort. Dann herrschte Schweigen.
Das klappt ja sehr gut, dachte Damien bitter. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen.
Eine Weile blickte er den Gefangenen nur schweigend an, welcher wiederum wortlos ins Leere starrte. Schließlich setzte er sich wieder in Bewegung und ging augenscheinlich nachdenklich langsam humpelnden Schrittes einmal um Markov und den Tisch herum. Als er wieder an seinem Ausgangspunkt angelangte, zog er sich den Stuhl heran, setzte sich und faltete die knochigen weißen Hände auf dem Tisch.
"Das Wort der Straße", begann er ruhig, "Ich sagte dir bereits dass es nicht zu unterschätzen ist. Erst einmal angeschubst, stellt es eine Kraft dar, die so leicht nicht mehr zu stoppen ist und die verdammt schnell verdammt weite Kreise ziehen kann."
Markov schwieg. Mit steinerner Miene starrte er geradeaus.
"Genauso ist es mit den Gerüchten über deine 'angeblichen' Verbindungen abgelaufen. Sie zogen weite Kreise, bis sie schließlich zu uns führten. Und nun bist du hier, in der liebevollen Obhut der Wache..."
Schweigen. Starren.
"Und genauso, wie dieses Wort die weite Reise durch die Stadt gemacht hat, genauso könnte dies auch mit... anderen Informationen geschehen. Die Kunde von deiner Verhaftung zum Beispiel. Die Menschen reden, Markov. Und sie tun es die ganze Zeit. Und glaub mir allein die Information 'Markov ist verhaftet worden' würde weite Kreise ziehen und unterwegs äußerst interessante Transformationen durchmachen. Verstehst du was ich meine, Markov? Vladimir?"
Schweigen. Starren.
"Nun beharrst du ja darauf, dass du ohnehin nichts mit diesem schwammigen Gebilde namens 'Sündikat' zu tun hättest, ja dass es sorgar fraglich sei ob so etwas überhaupt überhaupt existiere."
Schweigen. Starren.
"Und dennoch..." Damien beugte sich vor. "Ich frage mich wie viele Schritte es von 'Markov ist verhaftet worden' zu 'Markov hat geplaudert' sind. In Verbindung mit dem immer noch hartnäckigen Gerücht 'Markov hat Verbindungen zum Sündikat' könnte daraus schließlich 'Markov hat seine Verbindungen zum Sündikat ausgeplaudert' resultieren und wer weiß wo solch eine Information landen würde, ob der Wahrheit entsprechend oder nicht. Und wer weiß...", Damiens Gesicht war jetzt nur noch einige Zentimeter von Markovs entfernt, "..wie lange wir dich hier in unserer schützenden Obhut behalten können. Ein Mörder bist du schließlich nicht, wir können dich nicht ewig wegsperren."
Damien blickte Markov fest in die Augen und prüfte ob er irgendeine Reaktion erzielt hatte. Doch noch immer blieb seine steinerne Miene völlig ausdruckslos.
Damien wich zurück und stand langsam auf. "Natürlich geht ein solcher Prozess ohne den entsprechenden... Schubs wesentlich langsamer vonstatten, Aber da du ja sowieso absolut nichts mit diesem ominösen Sündikat zu tun hast, hast du ja ohnehin nichts zu befürchten, was alter Freund?"
Noch immer humpelnd bewegte sich der Szenekenner vom Tisch weg. "Du solltest darüber nachdenken, Markov."
Er bewegte sich auf die Tür zu und Scoglio folgte ihm. Hinter sich hörte Markov wie die schwere Tür ins Schloss fiel.

Als Scoglio und Damien von ihren Vorgesetzten im Korridor empfangen wurden, sahen diese alles andere als glücklich aus.
"Das sah nicht besonders gut aus", sagte Rea gequält.
Rogi schwieg, doch ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck wirkte ebenfalls nicht begeistert.
"Er braucht einen kurzen Moment, für sich", sagte Damien und hoffte dass es überzeugend klang. "Er muss erst verarbeiten, was er gehört hat. In ein paar Minuten, gehe ich wieder rein und..."
"Moment, Damien", unterbrach in Rea. "Wir sprachen von einem Versuch."
Damien seufzte. "Das ist der eine Versuch. Die kurze Wartephase gehört zu meiner Strategie. Bitte, Mä'äm", wandte er sich an die Abteilungsleiterin.
Rogi hatte offensichtlich inzwischen auch ihre Zweifel, ob diese Aktion tatsächlich Erfolg haben könnte. Nach kurzem Zögern nickte sie jedoch.
"Danke", sagte Damien. "Du wirst es nicht bereuen."
"Das sehen wir noch", sagte Rea in zweifelndem Tonfall.
"In der Zwischenzeit bitte ich um Erlaubnis, mich einen kurzen Moment entschuldigen zu dürfen. Ich brauche dringfend ein paar Spritzer Wasser in mein Gesicht."
Rogi nickte. "Wenn ef dir hilft..."
"Danke, Mä'äm", sagte Damien, salutierte müde und schlurfte auf die Treppe zu.
Nachdenklich blickten sie ihm nach.

Doch als Damien das Erdgeschoss erreichte, ging er nicht in Richtung Waschraum, wie es angeblich seine Absicht war.
Yogi Schulterbreit und Kannichgut Zwiebel saßen gerade in ihrem gemeinsamen Büro und erledigten Schreibtischarbeit, als Damien G. Bleicht eintrat.
"Guten Morgen, Yogi. Kannich." sagte er mit einer müden, doch auf seltsame Weise enthusiastisch klingenden Stimme, nickte ihnen zu und humpelte zu seinem eigenen Schreibtisch. Verwirrt beobachteten sie, wie er in ein paar Schubladen herumwühlte, schließlich "Da sind sie ja..." murmelte und sich wieder auf die Tür zubewegte. Sie sahen noch, wie er im vorbeigehen etwas in seine Tasche steckte, dann war er auch schon wieder verschwunden.
"Was war das denn?", fragte Yogi.
"Ähm, das war Damien", sagte Kannich verwirrt.
"Ja, aber ich meine doch... Ach, vergiss es."

Nach einiger Zeit hörte Markov, wie sich die Tür erneut öffnete. Wieder hörte er die unterschiedlich schweren Schritte der beiden Spitzel und wieder erschien der verhasste Bleiche in seinem Blickfeld, während der Felsen sich hinter ihm aufbaute. Seine Hände behielt er diesmal bei sich.
Damien beschloss, diesmal sofort zur Sache zu kommen. Er hatte schon genug Zeit mit diesem Mistkerl vergeudet. "Nun, Markov", begann er. "Du hattest genug Zeit zum nachdenken. Konntest du dich inzwischen dazu durchringen, ein wenig mit uns zu plaudern?"
Markov schwieg wie zuvor und starrte den Hauptgefreiten hasserfüllt an.
"Also nicht", stellte Damien fest. "Um ehrlich zu sein, habe ich das auch nicht erwartet. Schade eigentlich. Dabei habe ich ein Thema parat, das dich bestimmt brennend interessieren wird."
Er griff in die Innentasche seiner Jacke und holte einen schmalen Umschlag hervor. Dessen Inhalt breitete er vor Markov auf dem Tisch aus. Dessen Gesichtszüge verhärteten sich.
Es waren Ikonographenbilder, von der gleichen Sorte wie die, die auch seine diversen Geschäfte dokumentiert hatten. Diese hier zeigten jedoch gänzlich andere Motive.
"Ein hübsches Mädchen", durchbrach Damien die Stille, die sich plötzlich im Raum ausgebreitet hatte.
Die Bilder zeigten eine junge Frau, die im Eingang einer kleinen schäbigen Wohnung stand. Auf dem Arm trug sie ein Kind, noch nicht ganz ein Jahr alt. Markov war bei ihnen. Auf einem der Bilder hatte er das Kind auf dem Arm, welches lachte. Auf einem anderen küsste er die Frau zum Abschied.
"Die junge Frau heißt Martha. Sie wohnt in der Unbesonnenheitsstraße, wie man hier gut erkennen kann. Ihr Vater war Jonathan Sud, ein Salzsieder. Das Geschäft ging nach seinem Tod pleite, seitdem ist sie auf sich allein gestellt", sagte Damien. Seine Stimme klang ernst und monoton während er sprach. "Sie arbeitet als Kelnerin im Klatschianischen Schnellimbiss, nahe der Leichten Straße. Das Geld reicht scheinbar kaum, die Miete zu bezahlen."
Markov schwieg weiterhin, doch seine steinerne Fassade wirkte plötzlich nicht mehr ganz so undurchdringbar.
"Sie bekommt jedoch jeden Monat ein wenig dazu, wie ich gehört habe. ich frage mich, ob sie weiß woher das Geld kommt?"
Markov sagte nichts, doch Damien bemerkte, dass seine Stirn schweißnass war.
Er beugte sich näher zu Markov heran. "Wenn du dich nun an das erinnerst, was ich vorhin über das Wort der Straße gesagt habe..."
Markov blickte auf. "Nein..."
Damien beugte sich zu ihm vor, und sprach dabei so leise dass nur Markov ihn hören konnte: "Oh doch, Markov. Es wird die Runde machen, Das Wort. 'Markov ist verhaftet worden'. Diverse Leute werden sich fragen, über was genau du mit den Wächtern gesprochen hast. Nun, du hast ja vorhin schon recht deutlich gemacht, dass du in Bezug auf deine eigene Sicherheit keine großen Bedenken hast. Was wäre jedoch, wenn neben dem Besagten noch ein weiteres Wort die Runde machen würde?"
Markovs Gesicht war inzwischen eingefallen und aschfahl. "Nein...", sagte er leise.
"Oh doch", erwiderte Damien ebenso leise. "'Markov hat ein Liebchen in der Unbesonnenheitsstraße'. Noch besser: 'Markov hat ein Liebchen in der Unbesonnenheitsstraße, das ein kleines Kind großzieht'. In Verbindung mit den anderen Informationen, deine Verhaftung betreffend... Es gibt bestimmt Leute die das... interessant fänden."
"Sie... hat nichts damit zu tun", sagte Markov mit belegter Stimme.
"Womit nichts zu tun, Markov?", fragte Damien eindringlich. "Gibst du zu, dass es da eine Sache gibt?"
Markov funkelte ihn an. "Verdammter Mistkerl", brachte er hervor.
"Nein", knurrte Damien, "Du bist der Mistkerl. Es widert mich an, dass du mich dazu zwingst, das zu tun. Aber du weißt dass ich den Stein ins Rollen bringen werde, wenn du nicht endlich Klartext mit mir redest." Er blickte Markov fest in die Augen. "Du wirst morgen immer noch hier festsitzen, während ich mich wieder wie gewohnt unter das Volk mischen werde. Und das Wort wird seine Kreise ziehen, dass verspreche ich dir... Und Martha und das Kind werden es zu spüren kriegen, obwohl sie die einzigen sind, die nichts falsch gemacht haben..."
Markov bäumte sich auf, wurde jedoch von seinen Fesseln aufgehalten. "Ich bringe dich um, Bleicht!" brach es aus ihm heraus, während Damien sich einfach umwandte.
"Du wirst gar nichts tun, so wie die Sache hier aussieht", sagte er, als würde ihn das ganze nicht mehr groß interessieren. "Da du jedoch immer noch nicht mit der Sprache rausgerückt bist und offensichtlich dich auch nicht mehr dazu herablassen wirst, hast du bestimmt nichts dagegen, wenn mein Kollege und ich wieder unserem Tagwerk nachgehen? Komm, Scoglio."
Sie gingen zur Tür und Damien legte die Hand an den Türgriff und drehte diesen langsam. Es knackte als der Riegel zurückschnappte...
"Porst!" platzte es aus Markov heraus.
Damien wandte sich um. "Wie bitte?"
"Mein Kontakt", sagte Markov heiser. "Er heißt Fabius Porst."
Damien erschien wieder in seinem Blickfeld und beugte sich vor, die Fingerknochel auf die Tischkante gestützt. "Und wer genau ist dieser Fabius Porst?"
Markov zögerte. Damien richtete sich wieder auf und wollte sich abermals abwenden, da sprach Markov hastig weiter: "Na gut, verdammt! Er plant diverse kleinere Coups für das Sündikat. Er ist keine besonders große Nummer! Wahrscheinlich kennt er selbst auch nur eine wenige Leute, die über ihm stehen. Das ist wirklich alles was ich weiß!"
"Das ist alles? Keine Auftraggeber nichts?"
"Nein. Niemand weiß, von wem genau die Befehle kommen und wer alles darin verwickelt ist. Warum, meinst du, fragt man sich, ob das Sündikat überhaupt wirklich existiert."
Damien schwieg eine Weile. Das war weniger als er erwartet hatte. "Weißt du wenigstens auch etwas über den nächsten Coup, der geplant ist?"
Markov blinzelte unsicher. "Nicht direkt...", gestand er unsicher.
Damiens Miene verfinsterte sich.
"Aber... aber ich weiß, wo er zu finden ist..."
Damien beugte sich erneut zu ihm vor. "Wo?",wollte er wissen
Markov zögerte.
"Wo finde ich den Verdammten Mistkerl?!", fuhr Damien ihn an.
"Er ist meistens an den Docks", sagte Markov. "Oder auch im drehwärtigen Bereich der Schatten. So genau kann man das nie wissen."
Damien wich zurück und wandte sich zum gehen. Mehr war hier nicht zu holen, das fühlte er. Scoglio folgte ihm.
Vor der Tür verharrte Damien kurz. "Ich werde die Bilder verschwinden lassen", sagte er leise. Dann öffnete er die Tür

Als die Szenekenner den Verhörraum verließen, wurden sie draußen bereits von ihren beiden Vorgesetzten erwartet.
"Das war's", sagte Damien. Er klang müde "Mehr war wirklich nicht aus ihm herauszuholen. Es führt uns zwar nicht direkt zum Sündikat, aber wenigstens wissen wir nun einen Namen und den Ort an dem er sich meistens rumtreibt. Ich denke, wenn man ihm einen Szenekenner auf die Fersen schickt, gäbe es hier durchaus einen Angriffspunkt. Ich schlage vor, dass ich das übernehme, Mä'äm."
"So, das schlägst du vor, ja?", sagte Rea. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war nicht zu deuten.
Damien stockte. "Ähm... Stimmt etwas nicht?" Erst jetzt bemerkte er, dass auch Feldwebel Feinstich kein sehr zufriedenes Gesicht machte.
"Nun...", begann sie. "Wir haben unf nur gefragt, waf du Markov vorhin gefagt haft, daff er fo plötflich kooperierte."
"Ihr habt das Gespräch doch mitverfolgt, Mä'äm", sagte Damien. Die Richtung die dieses Gespräch nahm gefiel ihm ganz und gar nicht.
"Wir haben nicht gehört, was du ihm zugeflüstert hast, kurz bevor er geplaudert hat", sagte Rea. "Außerdem hast du ihm offenbar etwas gezeigt, was wir nicht sehen konnten. Scoglio stand im Weg. Wir haben nur mitgekriegt, dass er plötzlich sehr aufgebracht zu sein schien, so wie er dich angeschrien hat. 'Ich bringe dich um, Bleicht'?"
"Ich... habe ihm nur ein wenig auf die Sprünge geholfen, Mä'äm.", sagte Damien. "ich habe..."
"Mit Erpressung?", fuhr ihm Rea dazwischen. Plötzlich konnte man ihre Missbilligung gut erkennen.
"Diese Anschuldigung ist vollkommen haltlos!", entfuhr es Damien.
"Hauptgefreiter", begann Rogi langsam. "Bitte feig unf, waf du Markov gefeigt haft."
"Mä'äm, ich habe nichts..."
"Daf ift ein Befehl, Hauptgefreiter." Zum ersten mal hörte Damien so etwas wie Schärfe in der Stimme des Feldwebels.
Er wandte den Blick nicht von der Abteilungsleiterin ab, während seine Hand langsam in der Jackentasche verschwand und mit dem Umschlag wieder zum Vorschein kam. Er reichte ihn seiner Vorgestzten, die ihn öffnete. Sie ging die einzelnen Fotos durch. Rea, die ihr über die Schulter sah, schnappte nach Luft.
"Du hast ihm gedroht?", entfuhr es ihr.
Rogi blickte ihn bestürzt an. "Hauptgefreiter?"
Damien zögerte. "Es... gab keine andere Möglichkeit", sagte er schließlich.
"Keine andere Möglichkeit?", fuhr Rea ihn aufgebracht an. "Das ist höchst unzulässig!"
"Es war ein Bluff...", sagte Damien langsam.
"Selbst wenn das der Fall war, bleibt es dennoch unzulässig!"
"Mä'äm", wandte er sich an Rogi.
"Nein, Damien", sagte Rogi. "Rea hat recht. Daf hätteft du nicht tun dürfen."
"Es war notwendig Mä'äm", beharrte Damien.
"Das hast du nicht zu entscheiden Damien!" fauchte Rea ihn an. Es gibt Regeln, und diese müssen befolgt werden!"
"Ich kann mich nicht daran erinnern, zurückgerufen worden zu sein", sagte Damien kühl.
"Du hast es so inszeniert, dass wir es erst zu spät gemerkt haben!" entfuhr es Rea. "Oder weshalb sonst war Scoglio genau so positioniert, dass Markov und der Tisch nahezu vollständig verdeckt waren? Ich meine mich zu erinnern, dass er dir 'befohlen' hat, ihm zu sagen was er tun soll", sagte sie verächtlich.
Beschämt blickte der Troll zu Boden.
"Damit wollte ich dich nicht tadeln, Scoglio", versuchte Rea ihn zu beschwichtigen. "Du trägst keine Schuld daran."
"Es ging darum, Ergebnisse zu liefern, Mä'äm", sagte Damien. "Und die habe ich geliefert."
"Daf haft du tatfächlich", gab Rogi zu. "Dennoch heift ef nicht, daff dein verhalten richtig war. Du wirft dich noch, in meinem Büro dafür verantworten. Für'f erfte jedoch, möchte ich, daff du in dein Büro gehft und einen Bericht über daff Verhör verfafft. Noch heute möchte ich ihn auf meinem Freibtiff fehen."
"Mä'äm, was ist mit Porst?"
Rogi schüttelte den kopf. "Du bift von der Fache abgetfogen, Hauptgefreiter. Verfaffe einfach nur deinen Bericht, dann ift deine Rolle in diefer Angelegenheit beendet."
"Aber..."
"Daf war ein Befehl, Hauptgefreiter!"
Damien salutierte schwach. "Zu Befehl, Mä'äm", sagte er müde und bewegte sich auf die Treppe zu.
Die übrigen drei Wächter blieben zurück. Keiner wusste so recht, was als nächstes zu sagen war.
Schließlich ergriff Rogi wieder das Wort. "Nun, Fo unerfreulich, daff auch eben war, wir müffen unf funächft um andere Dinge kümmern. Wenigftenf haben wir nun eine Fpur def Fündikatf. Fcoglio?"
"Mä'äm?"
"Du wirft dich Porft an die Ferfen heften. Höre dich auf der Ftrafe um, fammle jede Informatfion die du bekommen kannft, felbft wenn ef nur Ftrafengerede fein follte. Folge dem Wort der Ftrafe."
"Ja, Mä'äm."
Als sich Scoglio schließlich entfernt hatte und nur noch Rogi und sie anwesend waren, fragte Rea: "Was machen wir nun mit Damien?"
Rogi rieb sich nachdenklich das Kinn. "Du mufft, tfugeben, wir hätten überhaupt nichtf in der Hand, wenn er nicht zu dieser Maßnahme gegriffen hätte."
"Das ist nicht der Punkt, Rogi."
"Ich weif. Ef geht um'f Prinfip."
Rea nickte.
"Ich werde ihn fpäter in mein Büro rufen und mit ihm darüber reden. Bevor wir irgendetwaf unternehmen. Ich finde daf ift nur fair."
Rea erwiderte nichts. Die Strafe die Damien erwartete, lag nicht in der Hand der Wache, denn er würde in der nächsten Zeit sehr vorsichtig sein müssen. Er hatte einen großen Fisch gefangen der eine Spur zu einem noch größeren Fisch war. Und ob sie ihn leiden konnte oder nicht, er war ein fähiger Szenekenner und sie gönnte ihm nicht das, was passieren würde, wenn man erfuhr dass er Markov die Informationen entlockt hatte.
Sie wandten sich der Treppe zu. Rogi zögerte kurz. "Wort der Ftrafe...", murmelte sie nachdenklich, bevor sie die Treppe hinaufstieg.
[1] Zumindest nicht zu sehr.

[2] Siehe Multi-Mission "Die Fänge des Farns Teil 2 - Apokralypse jetzt"

[3] Siehe Multi-Mission "Desdeamon"

[4] Er irrte sich

[5] Der Nano-Dämon ist eine erfindung von Pratchett, das habe ich mir nicht ausgedacht ;)

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Valdimier van Varwald

01.07.2007 00:29

</b><br><br>Eine sehr nette Geschichte, die den Job des Szenekenners sehr schön rüberbringt. Dein Schreibstil bietet keinen Grund zu Kritik. Nur das Verhör, das sonst klasse geschrieben ist, verfolgt doch das typische Klischee.

Von Kolumbini

01.07.2007 00:29

</b><br><br>Eine ausgezeichnete kurze Geschichte. Der Stil ist wie immer hervorragend und die Charaktere unglaublich dicht und glaubwürdig beschrieben. Für mich definitiv ein Ribbon bei dieser äußerst atmosphärischen Szenenbeschreibung. Kritikpunkt wäre vor allem, dass dafür, dass es eine Pokalmission ist, die Abteilung noch relativ wenig eingebunden ist. Dafür sind die Wörter aber meiner Meinung nach gut eingebaut, da sie nicht aus dem Kontext unangenehm herausfallen. Du hast sie sehr gut eingebunden. Wie gesagt: du hast ein sehr gutes Werk geschaffen!! Weiter so! Freue mich schon auf die nächsten Geschichten=)!<br><br><b>

Von Ophelia Ziegenberger

01.07.2007 00:29

</b><br><br>Deine Single hat mir gut gefallen. Sie ist athmosphärisch dicht geschrieben und zudem hast Du den inneren Konflikt deiner Hauptfigur überzeugend eingebracht. Besonders gut fand ich, dass Damien während seiner Tätigkeit an die oft angemahnten aber selten klar benannten Grenzen seiner Spezialisierung gerät und diese Grauzone durch seine Abteilungsleitung kommentiert, bzw. sein Verhalten sogar sanktioniert wird! Ein schönes Beispiel dafür, dass selbst gutgemeintes zwielichtiges Agieren nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf, wenn ein Minimum an Struktur in der Wache aufrecht erhalten werden will. Damien trotz des erzielten Ergebnisses von dem Fall abzuziehen ist daher folgerichtig. Auch sehr schön fand ich die gelungene Beschreibung der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Troll, die Letzterem einen ungewohnt liebenswert-verschlagenen Beiklang verlieh. Vom Pokalhintergrund aus betrachtet ist die Geschichte allerdings etwas zu sehr auf die Hauptperson fixiert, zumal Deine Abteilung nicht nur aus drei Personen bestehen dürfte; gerade in Pokeys würde ich mir ein Einbringen auch der offiziell passiven Abteilungsmitglieder mehr wünschen, wenn es denn von der aktiven Besetzung her nicht ganz reichen sollte. Mittel und Wege gibt es immer. Aus meiner persönlichen Sicht hat die Single die Pokalanforderungen daher nicht ganz erfüllt.<br><br><b>

Von Breda Krulock

01.07.2007 00:29

</b><br><br>Die Geschichte war flüssig zu lesen und du hast ein gutes Augenmerk für die richtigen Worte, welche du in einem sehr schöner Schreibstil zusammen fügst.<br>Dein Job als Szenekenner kam vor, die Abteilung und einige Kollegen. <br>Damien stand die ganze Zeit über im Mittelpunkt der Geschichte, was mir persönlich aber leicht missfiel aber für die Länge der Single angemessen war. Einzelgänger hin oder her, mir fehlte für eine Pokey die Zusammenarbeit der SEALS... das hättest du noch irgendwie mit einbringen können.<br>Fazit: Eine sehr nette Single mit besonderem Augenmerk auf Damien. Man hat einiges über ihn erfahren, was mE nicht unbedingt in eine Pokey gehört, dem Lesespass aber keinen Abbruch gab.<br><br><b>

Von Rea Dubiata

01.07.2007 00:29

</b><br><br>Ein Klasse Ausschnitt aus dem Leben der SEALS, eine schöne Darstellung deines Charas. Schon das Korrigieren hat mir Spaß gemacht. Bei einer Pokey hätte ich mir natürlich etwas mehr Abteilungsbeteiligung gewünscht, trotzdem ist die Geschichte wie ein kleines Fenster in den rauen Alltag des Szenekenners. Stilistisch mochte ich die derbe Sprache die trotzdem von den A-, S-, und F-Bomben (die schneiden in den Stil immer so ein) frei blieb und stattdessen kreative Beschimpfungen aufwies. Die Geschichte war packend geschrieben. Ein kleines Stückchen mehr Hintergrund hätte nicht geschadet, aber ansonsten:<br>Mehr davon, bitte!<br>Liebe Grüße,<br>Rea<br><br><b>

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