Es war Nacht, tiefste Nacht und der Vollmond tauchte den Raum in ein kaltes aber gleichzeitig gemütliches Licht als Ettark erwachte.
Er brauchte einige Sekunden, bis ihm einfiel, WARUM er aufgewacht war.
Waren da Schreie? Tatsächlich, da wieder. Und ein lautes Krachen, wie brechendes Holz. Doch die Schreie waren nicht von Angst, sondern eher von Zorn erfüllt. Was passierte da? Schlagartig hellwach glitt er aus seinem viel zu hohem Bett, streifte sich schnell eine Hose und eine dünne Jacke über sein Nachthemd und stürzte zum Fenster. Nachdem er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte versuchte er zu erkennen, was im Tal los war. Das Tal, er kannte es seit frühster Kindheit, war von hohen, schneebedeckten Hügeln bedeckt und überall waren kleinere Dörfer verstreut. Doch die Lichter, die heute aus den Richtungen der Dörfer zu Ihm herüber leuchteten waren heller als er es, wenn er sonst nachts aufgewachte, gewohnt war. Brannte es dort in Glucksbach? Und in Grünweiden? Und auch da, in der größten Dorfgemeinschaft von Bergigen, in Birkenau schienen Flammen zu lodern. Überhaupt, alle Dörfer im Königreich schienen mit kleineren oder größeren Feuern zu kämpfen! Was war los? Der Junge blickte zur hellen Scheibe des Mondes auf, als er es sah. Da, zwischen den Lichtpunkten der Sterne flogen Schatten! Und Ettark wusste, warum die Dörfer brannten! "AHHHHHHHHHHR... Beim nächsten Schrei ist es exakt Sechs Uhr... AHHHHHHHHHHRRRR... Beim nächsten Schrei ist es exakt Sechs Uhr und fünf Sekunden..." Reflexartig griff Ettark nach oben und erwischte den Dämon, bevor er ihm ein drittes Mal ins Ohr schreien konnte.
"Ist ja schon gut, ich bin ja schon wach." brummte er und gähnte herzhaft. Er versah den Dämon mit einem finsteren Blick und ließ ihn dann los. Mit einem fiesen Lachen rannte dieser zu seinem Kasten, drehte sich noch einmal um, streckte seinem Besitzer die Zunge raus und zog dann, immer noch lachend die kleine Tür hinter sich zu. Ettark streckte sich und rammte mit seinem Kopf gegen den Bettpfosten. Vor Schreck fuhr er auf und knallte, zum zweiten Mal in dieser Woche gegen die Dachschräge (und dabei lebte er doch erst seit zwei Tagen in diesem Zimmer!). Er ließ sich wieder auf sein Bett fallen, rieb sich die schmerzende Stirn und stieg dann vorsichtig, die kaputte Diele im Boden überschreitend, aus seinem Bett. Schon wieder dieser Traum.
'Eigentlich müsste ich dem Uhrdämon dankbar sein, dass er mich so brutal weckt.' ging ihm durch den Kopf, als er die Fensterläden seines "Zimmers" öffnete und seinen Blick über den Ankh schweifen lies. 'dann bleibt nicht immer dieses schale Gefühl auf der Zunge, wenn ich aufwache.' dachte er, als sich eben jedes Gefühl einstellte.
Er hatte sich gerade angezogen als Frau Honigwein, seine Vermieterin klopfte und ihn mit wacher Stimme durch die geschlossene Tür fragte, ob er nicht vor der Arbeit frühstücken wollte. Er bejahte und ging nach unten, wo die rundliche Frau schon den Tisch gedeckt hatte. Als Ettark den Raum betrat, wurde er von dem Geruch gebratenem Ei und frisch aufgebrühtem Kaffee begrüßt und schlagartig setzte der Hunger ein. Während des Essens erzählte Frau Honigwein von den neusten Neuigkeiten, die sie aufgeschnappt hatte, nur unterbrochen von den Ratschlägen, dass er nur gut zulangen sollte, die Ausbildung bei der Wache sei ja soooo kräftezehrend, gerade für einen Jungen in seinem Alter, wo er ja noch im Wachstum war und überhaupt. Ohne eine Pause wechselte sie wieder das Thema und erzählte von einer alten Freundin, die ja sehr viel mit der Wache zu tun hätte und die jungen Rekruten auch jeden morgen besuchen würde und ob er sie denn noch nicht kennen gelernt hätte und dass er sie doch mal von ihr grüßen sollte, wenn er sie sähe und dass er ihr sagen sollte, sie solle doch mal wieder zum Kaffee trinken kommen und wie das sei, ob er schon so eine schmucke Rüstung bekommen hätte und ob sein Ausbilder auch nett und freundlich zu seinen Rekruten sei und ob es auch Frauen in der Ausbildung gab und ob sie denn hübsch wären und ob er sie mögen würde. Bevor Ettark antworten konnte oder ihm die Fragen auch nur ansatzweise peinlich werden konnten hatte Frau Honigwein schon wieder das Thema gewechselt und redete über das Top Thema der AM-Times, ob er das denn mitbekommen hätte, wo er ja jetzt bei der Wache, sozusagen direkt an der Quelle wäre.
Als sie seinen fragenden Blick sah, stand sie auf und verließ kurz das Zimmer. Ettark genoss die Stille, die sich schlagartig im Raum ausbreitete, doch sie währte nicht lange. Kaum zwei Atemzüge später kam seine Vermieterin wieder ins Zimmer und drückte ihm die Times in die Hand. Auf dem Titelblatt stand in großen Lettern geschrieben:
DRITTE UNLIZENZIERTE ENFÜHRUNG IN DIESEM MONAT und darunter in etwas kleineren, kursiven Lettern:
Warum unternimmt die Wache nichts?"Bevor er den Artikel lesen konnte fing Frau Honigwein wieder an zu erzählen. Plötzlich fiel Ettarks Blick auf die kleine, mechanische Uhr, die über dem Herd hing.
"Sagen sie mal Frau Honigwein", unterbrach er den Wasserfall an Worten, der aus ihrem Mund sprudelte. "Geht die Uhr da oben richtig?" Frau Honigwein sah die Uhr an und nickte ganz euphorisch, scheinbar froh ein neues Thema bekommen zu haben.
"Aber ja, die ziehe ich jeden Abend vor dem Schlafengehen auf, das ist nämlich die Uhr von dem Vater von meinem verstorbenen Mann musst du wissen."
[1] Ettark unterbrach den erneut aufkommenden Monolog der Frau mit einer genuschelten Entschuldigung und stand schlagartig auf. Schon halb sieben! Um Punkt sieben war Dienstbeginn!
[2]Er stürzte aus dem Haus und rannte Richtung Schatten, sich seinem Mantel im Laufen überstreifend. Doch er war nicht weit gekommen, als er schon wieder langsamer werden musste. Vor ihm war eine Zähe Masse bestehend aus Wagen, Menschen, Trollen, Pferden, Eseln und sämtlichen anderen in Ankh-Morpork lebenden Spezies aufgetaucht, die die Straße verstopften.
Ettark verfluchte sich. Warum musste das heute passieren? Gerade jetzt
[3]?
Nun ja, schließlich hatte er nicht umsonst die besten Jahre seines Lebens in der Assasinengilde verschwendet
[4].
Mit einigen flinken Griffen zog er sich eine nahe Dachrinne hoch und kam mit einer Rolle auf dem Dach des Hauses an. Von hier oben hatte man einen herrlichen Ausblick über die Stadt, doch dem ehemaligen Assassinen fiel dass im Moment nicht auf (außerdem kannte er diesen ja schon zu genüge...).
Im Eiltempo sprang er von Dach zu Dach und rannte sicheren Schrittes über die rutschigen Firste. Nach einigen Blocks löste sich der Stau unter ihm auf und er sprang mit einem Hechtsprung zurück auf die Straße wo er sich mit einer geschickten Rolle abfangen wollte. Nun ja, er wollte. Wenige Sekunden vor seiner Landung schoss ihm die Frage durch den Kopf, wo denn verdammt noch mal seine Arme wären, die die Rolle doch schließlich einleiten sollten.
Die Antwort, nämlich dass sie noch irgendwo an seinen Hüften anstatt über seinem Kopf waren kam erst, als er mit dem Gesicht zuerst in die zentimeterdicke Schicht aus Dreck und Unrat rammte. Ein furchtbarer Schmerz durchschoss seinen gesamten Nacken bis hinunter in den unteren Rückenbereich.
Er blieb einige Sekunden benommen liegen, doch als einige in Lumpen gekleideten Kinder ihn abtasteten, ob bei dem Mann, der aus dem Himmel fiel vielleicht etwas wertvolles zu finden sei, rappelte er sich auf. Die Kinder rannten schreiend davon, während Ettark immer noch benommen seinen schmerzenden Körper abtastete, ob etwas gebrochen sei. So wie es aussah, hatte er (mal wieder) Glück im Unglück gehabt, doch als der den Kopf wenden wollte, um zu gucken, ob er etwas bei der Landung verloren hatte, fuhr ein brennender Schmerz von seinem Nacken in seinen Kopf.
'Na toll' dachte er und massierte seinen Hals. Dann viel ihm wieder ein, WARUM er sich so beeilt hatte. Er rannte los, doch schon nach einigen Schritten wurde er wieder langsamer. Der Schmerz in seinem Nacken schien immer schlimmer zu werden.
Als er das Wachhaus in der Kröselstrasse betrat zeige die Uhr über dem Tresen sechs Uhr fünfundfünfzig.
Er sah sich um, kein Zeichen von den anderen Rekruten oder seinem Ausbilder. Nur zwei müde aussende Rekruten standen am Tresen, ein etwas dunkelhäutiger kleinwüchsiger drahtiger Mann und eine kleine, zierlich aussehende junge Frau blickten ihn beim hereinkommen entsetzt an.
Der Mann lies ein leises: "Puh, sie ist es noch nicht." vernehmen, während die Frau hinter dem Tresen hervor kam und besorgt Ettarks Gesicht musterte.
"Oh gütige... was ist den mit ihnen passiert? Wurden sie überfallen?" fragte sie Ettark fürsorglich.
"Nein nein, ich bin nur... gestürzt. Aber wo ist denn der Hauptmann?" wehrte Ettark ab.
"Der Hauptmann? Der sitzt in seinem Büro und ist ziemlich mies gelaunt... irgendetwas von wegen alle neuen Rekruten hätten schon aufgegeben." informierte ihn der dunkelhäutige Mann mit leichtem Akzent.
"Aufgegeben? Aber ich habe doch nicht aufgegeben." sagte Ettark eher zu sich selbst als zu den beiden Wachhabenden und lies die beiden verdutzt stehen.
Er klopfte an die Tür Llanddcairfyns und trat, ohne auf ein "Herein" zu warten in das Büro.
Dort saß, hinter einem Schreibtisch, auf dem sich Akten und Papiere stapelten sein Ausbilder und sah ihn verwundert an.
"Was willst du denn noch hier? Und wie siehst du verdammt noch mal aus?" warf er Ettark eher unfreundlich als besorgt an den Kopf.
"Ich ähm... ich wollte meine Ausbildung weiterführen Sir
[5]. Es tut mir leid, wenn ich zu spät bin..." Ettarks Blick schweifte zu der Uhr, die neben der Tür an der Wand hing. Punkt sieben Uhr... noch mal Glück gehabt. "...aber mir ist auf dem Weg hierher ein Unfall..."
"ZU SPÄT?" der Hauptmann sah Ettark entgeistert an.
"Zu spät?" wiederholte er noch mal. "Rekrut! Herr Witwenmacher hatte mich ja gewarnt, dass sie gewisse Probleme mit Autorität haben, aber das ist jawohl die Höhe! Sie haben einen ausdrücklichen Befehl missachtet!"
"Sir?" fragte Ettark, der langsam gar nichts mehr verstand... Befehl missachtet? Wovon sprach der Hauptmann.
"Sie hatten doch gesagt, das wir hier um sieben Uhr erscheinen sollten, um unsere Ausbildung fortzusetzen... oder?" fragte er, ziemlich verunsichert. Was hatte er jetzt schon wieder missverstanden?
"Jaaaa... Um sieben Uhr solltet ihr bereit sein... aber das Wachegebäude solltet ihr heute Nacht gar nicht erst verlassen! Das habe ich gestern klipp und klar befohlen!" entgegnete der Ausbilder.
Ettarks Augen weiteten sich. Hatte er dem Hauptmann gestern wirklich nicht richtig zugehört? Möglich wäre es, er kannte sich selber gut genug um dass zu wissen.
Der Hauptmann seufzte und holte einmal tief Luft.
"Du willst also doch noch Wächter werden?" fragte er kopfschüttelnd
"Ja 'türlich!" antwortete Ettark mit Erleichterung in der Stimme.
"Na gut, aber ungestraft darf ich dich nicht davon kommen lassen... ich werde dich wissen lassen, wenn mir etwas Passendes eingefallen ist... Ab heute wirst du auf jeden fall in den Rekrutenzimmern schlafen ist das klar? fragte Daemon Llanddcairfyn streng. Ettark nickte.
"Ok. Und jetzt wegtreten, geh erstmal zur Ausbilderin Feinstich, die soll sich um dass da kümmern, sieht ja wirklich schlimm aus." Er zeigte auf Ettarks Gesicht. "Danach wirst du im Rekrutenquartier auf weitere Anweisungen meinerseits warten. Verstanden?"
"Jau" antwortete Ettark
[6] als er das Büro gerade verlassen wollte drehte er sich um.
"Die Wachhabenden haben gesagt, ALLE Rekruten hätten aufgegeben? Was ist mit den anderen?" fragte er.
"Ach frag bloß nicht! Die beiden 'Damen'
[7] haben mir ins Gesicht gesagt, die Wache sei nichts für sie und die Ausbilder seien sowie so viel zu streng... sie arbeiten jetzt als Näherinnen... und der Troll... wie hieß er noch gleich? Dingens... keine Ahnung...Der Troll wollte lieber wieder seinen alten Job als Zerreiser in der Trommel annehmen, als Wächter zu werden." Der Hauptmann schüttelte den Kopf, zuckte mit den Schultern und vertiefte sich wieder in die Akte, die er gelesen hatte, als Ettark eingetreten war.
Der junge Rekrut schloss die Tür hinter sich und ging die par Meter bis zu den Ausbilderbüros, bis er die Tür fand, auf der ein Brett mit dem Namen "Feinstich" festgeklebt war. Er klopfte an und wartete diesmal brav, bis von drinnen ein "Herein" erklang. Die Uhr über der Tür zeigte 7.04 Uhr. Er schob die Tür auf und sah sich unverhofft einer Igorina gegenüber, die ihn von oben bis unten musterte.
"Oh ich fehe... waf ift denn mit dir paffiert?"
Eine Viertelstunde später verlies Ettark das Büro, im Gesicht das ein oder andere Pflaster und im Nacken eine streng riechende Salbe, außerdem mit dem Rat, den Hals in nächster Zeit zu schonen.
Er begab sich auf direktem Weg zum Rekrutenzimmer, als er am Tresen eine etwas dickliche Frau bemerkte, die scheinbar ohne Pause auf die beiden Wachhabenden einzureden schien. Nachdem er sich mit einem raschen Blick davon überzeugt hatte, dass da nicht Frau Honigwein stand betrat er das Zimmer.
In diesem saßen schon einige anderen Rekruten, die den Neuankömmling mit einem Nicken und dem ein oder anderen "Morgen" begrüßten.
Ein Rekrut, der Ettark verdammt bekannt vorkam sah die Tür, die der Neuankömmling hinter sich geschlossen hatte misstrauisch an und fragte:
"Ist sie immer noch da?"
"Wer?" entgegnete der angesprochene
"Na die Hekse! Eine etwas breitere Frau, die redet ohne Punkt und Komma." Ettark nickte.
"Ja, sie schein einen Monolog mit den beiden Wachhabenden zu führen." sagte er mit einem Augenzwinkern, doch die anderen Rekruten schienen seinen Witz entweder nicht zu verstehen oder ihn absolut nicht witzig zu finden.
"Normalerweise geht sie ja zum Pseudopolisplatz aber die haben diese Woche die Eingangstür verriegelt, angeblich um den Notfall zu testen... frag mich nicht was für ein Notfall das sein soll... nun ja jetzt kommt sie halt hierher. Wir vermuten ja, dass sie dem Hauptmann eins auswischen wollen... aber darunter leiden müssen letztlich wir." seufzte der Rekrut, dessen Gesicht Ettark immer noch nicht einordnen konnte.
"Mein Name ist Leonhard Winter, bist du neu?"
Also stellte sich Ettark den Rekruten vor und bekam auch die Namen der anderen genannt, die er, trotz des ehrlichen Versuches sie sich zu merken nach wenigen Minuten wieder vergessen hatte.
Er war gerade mit Leonhard in ein Gespräch gekommen
[7a] als die Tür sich öffnete und die beiden wachhabenden Rekruten in das Zimmer geschlurft kamen.
"Darf ich dir auch diese beiden müden Vertreter unseres schönen Vereins vorstellen?" fragte Leonhard augenzwinkert.
"Der junge Mann mit dem exotisch-aurientalischen Aussehen ist Fünf schwarze Schwerter, unser hauseigener Ninja und..." er drehte sich zu der Wächterin um "diese hübsche Dame ist Lukela." schloss er ab.
"Darf ich euch vorstellen, Ettark der Assassine, unser neuer." stellte er den beiden müden Wächtern den Neuling vor. Die beiden nickten nur und torkelten Richtung Betten.
"Es war heute wieder schlimm oder?" hörte Ettark eine Wächterin deren Name Liha Thekenwarth oder so ähnlich war fragen. Der Aurientale nickte nur.
"Llanddcairfyn kommt gleich mit dem neuen Dienstplan vorbei." gähnte Lukela "Wir sollen alle hier sein." sagte sie und fiel mit dem Gesicht zuerst in die Kissen des Bettes.
Wenige Minuten später öffnete sich die Tür des Schlaf- und Aufenthaltsraum erneut und Llanddcairfyn betrat den Schlaf- und Aufenthaltsraum der Rekruten. Er drückte Leonhard einen Stapel Zettel in die Hand, welcher anfing diese zu verteilen. Als er Ettark einen davon in die Hand drückte konnte dieser erkennen, dass darauf eine Tabelle gezeichnet war, in deren Spalten sein eigener Name verdächtig oft zu finden war.
"Ok, hier der Dienstplan für den nächsten Monat. Wie ihr sehen könnt übernimmt der Rekrut Ettark freiwillig die Schicht von Acht Uhr abends bis Acht Uhr morgens am Tresen mit immer jeweils einem von euch als... Unterstützung." er lächelte Ettark an, während die anderen Rekruten ihn eher mitleidsvoll betrachteten.
Der Hauptmann erklärte noch kurz wer von wann bis wann welchen Unterricht hatte, doch das erklärte sich von selbst, wenn man erst einmal die Logik(Unlogik) hinter dem Dienstplan erkannt hatte.
Llanddcairfyn drehte sich, nachdem er die Erklärung abgeschlossen hatte um und schloss die Tür hinter sich, nur um sie wenige Sekunden später wieder zu öffnen.
"Ach ja, zwei Dinge noch: erstens die Wache am Pseudopolisplatz bleibt noch mindestens drei Wochen im 'Übungsfall' " die Rekruten stöhnten auf "Und unser neuer Rekrut braucht einen Schreibtisch und eine Schlafgelegenheit. Regelt das bitte, ja?" ein gemurmeltes "Sir JA Sir" war die Antwort. Sobald die Tür geschlossen war brach eine Diskussion los.
"Drei Wochen!"
"Was denken die sich bloß?"
"Diese Schweine!"
"Warum wir?"
"Und der neue! Direkt die volle Portion!" alle drehten sich zu Ettark um und sahen ihn wieder mitleidsvoll an.
"Verdammt was hast du getan, damit Llanddcairfyn dir so ne Strafe aufbrummt?" fragte Anna irgendwas
[9] ihn ungläubig.
"Na ja... ich hatte da wohl einen Befehl ... überhört..." druckste Ettark rum als von hinten die Stimme von Fünf schwarze Schwerter unter einer Bettdecke her erklang.
"Er hat trotz klarem Befehl von Daemon zuhause geschlafen! Der Hauptmann dachte schon er wär auch abgesprungen... Man war der heute Morgen sauer. Aber so eine Strafe hät' ich nicht erwartet." Ettark nickte doch blickte die anderen fragend an.
"Was ist den so schlimm an der 'Strafe'?" fragte er.
"Weist du noch die Frau vorhin am Tresen? Die Hekse?" Ettark nickte
"Wenn die Wache am Pseudopolisplatz noch drei Wochen abgeriegelt sein wird, wird sie diese Zeit jeden morgen hier erscheinen!"
"Ja und?" entgegnete Ettark fragend.
"Du wirst schon sehen." kam es da von Liha.
"Morgen früh hast du Dienst mit ... mit Leonhard." grinste sie, während letzter ungläubig auf den Plan sah und leise fluchte.
Nachdem sich Ettark eins der freien Betten ausgesucht hatte gingen alle Rekruten zum "theoretischen und praktischen Erste Hilfekurs bei Feldwebel Feinstich" mit Ausnahme von Anna und einem großen Rekruten namens Stefan Mann (Ettark war sich darüber relativ sicher), der bisher noch überhaupt nichts gesagt hatte. Die beiden hatten laut Dienstplan Tresendienst und schienen sich auf sehr lange 12 Stunden vorzubereiten.
Der Feldwebel war heute nur aufgrund des Ersten Hilfekurses in eins der Ausbilderbüros gezogen (wo Ettark sie ja schon am Morgen gefunden hatte) und hatte die dortigen Schreibtische zu einem provisorischen Arzttisch verwandelt.
Auch wenn Ettark aufgrund seines Hasses auf Vampire auch Igors normalerweise nicht sehr schätze wusste er doch von heute morgen, dass Feinstich eine gute Ärztin war
[10] und folgte dem Unterricht aufmerksam
[11].
Plötzlich öffnete sich die Tür im Rücken Ettarks und als dieser den Kopf drehte, um nachzusehen wer den Raum betrat explodierte ein Feuer im Nacken des Rekruten. Er schrie auf und sah schlagartig Sterne.
Die dunklen Schatten flogen immer wieder Kreise und stießen dann, falkengleich herunter und verschwanden in den brennenden Dörfern. Doch ihre Zahl am Himmel schien nicht kleiner zu werden.
Für jeden herabstoßenden Schatten schienen zwei neue zwischen den hellen Sternen zu erscheinen. Und da sah Ettark sie!
Mehrere Duzend Schatten steuerten nun auch auf ihn zu und der Junge wich vom Fenster zurück.
Eine Waffe! Er brauchte etwas um sich zu verteidigen! Er sah sich in dem gemütlich eingerichteten Zimmer um und suchte etwas, was als Waffe zu verwenden wäre. Weder seine kleine aus holzgeschnitzter Farm noch die dazu gehörigen Tiere schienen ihm wirklich geeignet und der neue Lederball war ihm zu wertvoll. Schließlich blieb sein Blick an einem großen Holzpferd hängen, was er vor Jahren von einem Händler aus einer Stadt namens Akmokpok oder so ähnlich geschenkt bekommen hatte. Den Sinn in diesem Spielzeug hatte er nie begriffen, denn wenn er reiten wollte, nahm er einfach ein Pferd aus den Stallungen seines Vaters, wofür sollte er sich auf ein viel zu kleines Holzpferd setzen, das zu dem nur nach vorne und hinten schaukeln konnte?
Der Entschluss war gefasst und mit ganzer Kraft hob er das Pferd hoch, als draußen im Hof der wütende Schrei eines Wächters erklang, kurz darauf ein hoher Schrei.
'Sehr schön' dachte Ettark 'einer weniger' grinste und verließ, mit dem Pferd über der Schulter sein Zimmer.
Kaum war er auf dem Flur, als er sein erstes Ziel schon ausmachte. Ein in einen langen schwarzen Mantel gekleidetes Wesen saß auf einer Fensterbank und sah sich in den Gängen um.
Ettark wollte sich gerade mit einem Kampfschrei auf seinen Gegner stürzen, als ein Diener aus einem Zimmer vor ihm erschien.
Das Wesen bemerkte diesen zu erst und schloss mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu.
Doch als er ihn erreichte sah es aus, als sei er gegen eine unsichtbare Wand gerannt und brach in sich zusammen.
Ettark stieß einen Laut der Enttäuschung aus, als sein ausgesuchter Gegner zu Boden fiel, den dreiarmigen Kerzenleuchter in der Brust, den der Diener gerade noch in seiner Hand gehalten hatte.
"Mein Prinz Ettark!" stieß der Diener erleichtert aus. "Komm ich bring dich zu deinen Eltern, sie haben die meisten Burgbewohner im Empfangssaal versammelt um gemeinsam Vampirzähne zu pflücken" sagte er und griff Ettark am Ärmel, der sein Holzpferd inzwischen abgesetzt hatte und es hinter sich her zu ziehen. Die beiden waren gerade durch das Treppenhaus gegangen, als sie in eine Gruppe von mindestens sieben Vampiren liefen. Ohne ein Wort der Warnung stürzten sich die Blutsauger auf die beiden Bergiger. Als er die Augen aufschlug, lag er auf dem Rücken, über ihm die besorgten Gesichter der anderen Rekruten und das von Feldwebel Feinstich.
"Ach er ift aufgewacht. Ich hatte doch gefagt, daff du deinen Nacken fohnen follft!" lispelte der Feldwebel und schüttelte den Kopf.
"So und nun husch husch auf eure Plätze Rekruten!" kam da die Stimme Daemon Llanddcairfyns hinter den Köpfen der Rekruten. Die Mauer der Köpfe lichtete sich und als Ettark sich langsam aufrichtete sah er den Hauptmann in einer Ecke des Zimmers stehen.
"Eigentlich war ich nur gekommen, um dir mitzuteilen, das die Chefs nichts dagegen haben, wenn du mit deinen Mühlsteinhebeln auf Streife gehst... sie müssten nur stabil genug sein, auch ein Schwert aufzufangen." Ettark rieb sich den Nacken und rutschte vorsichtig von dem Arzttisch, auf dem er gelegen hatte.
"Ich habe gestern schon bei einem recht guten Schmied vorbeigeguckt und ihn gefragt, ob so was machbar sei... in einer Woche habe ich eiserne Hebel." entgegnete er.
"Das sollte reichet... Aber bei der Rüstung... da ist leider nichts zu machen. Ein Wächter, der keine Rüstung trägt ist zu gefährdet. Die da oben haben wohl Angst, sie müssten dir Unterhalt zahlen, wenn du im Einsatz schwer verletzt wirst." Ettark verzog das Gesicht. Einerseits, weil sein Nacken immer noch pochte, andererseits, weil ihm der Gedanke eine Rüstung tragen zu müssen gar nicht gefiel.
"Das steht leider nicht zur Diskussion Rekrut." unterbrach der Hauptmann ihn, bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte. Dann nickte er Feinstich zu und verließ er mit schnellen Schritten den Raum.
Der restliche zweite Tag der Ausbildung verging ebenso schnell wie der erste, auch wenn bis 16 Uhr nur Theorie auf dem Dienstplan stand.
Dann eine Stunde Nahkampftraining, wo Ettark sich mit den (noch hölzernen) Mühlsteinhebeln, die anfangs für Gelächter unter den Rekruten gesorgt hatten schnell Respekt verschaffte und einzig Fünf Schwarze Schwerter konnte mit ihm mithalten.
Doch als das Fernkampftraining begann und Ettark Llanddcairfyn fast erschossen hatte obwohl dieser hinter ihm gestanden hatte, zeigte sich, wo die Defizite des Neulings lagen.
Um siebzehn Uhr war für Winter und Ettark frei, damit sie sich auf die 12 Stundenschicht vorbereiten konnten und während Leonhard sich hinlegte ging Ettark zu seiner Herberge, um seine wenigen Besitztümer abzuholen.
Er verabschiedete sich von Frau Honigwein, der er versprechen musste nach seiner Rekrutenzeit wieder das Zimmer im Dachgeschoss zu beziehen und da er sich wohl so oder so nichts anderes würde leisten können gab er ihr das Versprechen.
Als er um halb acht abends in der Wache ankam war Leonhard schon aufgewacht, stand am Tresen und unterhielt sich mit Anna Blass, während Stefan Mann auf seinem Stuhl hockte und die AM-Times las.
"Na, hast du alles?" fragte Leonhard, als er Ettark sah. Dieser zeigte nur auf den Jutesack, den er sich über die Schulter geschwungen hatte.
"Gut, dann pack am besten alles in einen der leeren Spinde vor dem Badezimmer, die Sachen mit Wert würde ich aber an deiner Stelle bei mir tragen. Es gibt erstaunlich viele Langfinger in der Wache." sagte Winter und zwinkerte.
Es war Punkt acht Uhr abends, als Ettark und Leonhard ihre beiden Wächterkollegen am Tresen ablösten. Leonhard schlug ein Buch auf und vertiefte sich in die Seiten, während Ettark einen dicken Ordner, den er in einer Schulblade im Tresen gefunden hatte durchblätterte.
Scheinbar hatten seine Vorgänger jede Auffälligkeit in diesen Ordner eingetragen
[12] ,doch der letzte Eintrag schien schon Jahre her zu sein
[13].
Da er nichts besseres Zutun hatte (Leonhard schien völlig in die Geschichte seines Buches eingetaucht zu sein) nahm er die Feder, die auf dem Tresen in einem Tintenfass stand und schrieb oben auf die erste Seite:
"Erster Tag des Rekruten Ettark
8.38 Uhr abends: keine besonderen Vorkommnisse bisher." Er überlegte, zuckte mit den Schultern und legte das Buch aufgeschlagen neben das offizielle "Wachhabenden Buch" auf den Tresen, und wartete, dass etwas aufschreibwürdiges geschehen würde.
Um 9.55 ging der Rekrut Terry P. als letzter der Rekruten in das Schlafzimmer, nachdem er kurz mit Ettark geredet und ihnen beiden dann gute Nacht gewünscht hatte (Scherzkeks).
Um 10.13 Uhr verließ der Hauptmann das Gebäude, nickte den beiden Rekruten kurz zu(Leonhard lass immer noch) und schloss dann die Tür hinter sich.
Um 10.46 ging Feldwebel Feinstich und schloss die Tür der Wache mit einem dezenten Quietschen, dass Leonhard kurz aus seinem Buch auftauchte. Bei niemandem sonst quietschte die Tür!
Um 11.00 legte Leonhard sein Buch weg und ging "für kleine Aristokraten". Ettark nahm das Buch und las den Titel: "Wer ich bin und wohin ich gehe" von Lord Neltons. Weder der Autor noch das Buch sagte ihm was und er legte es wieder zurück.
Um 0.00 schrieb Ettark ein "nichts passiert, langweilig" in das Buch.
Um 1.07 betrat ein junger Mann die Wache, taumelte kurz und lies dann ein:
"Näääää... hier will ich nicht sein..." verlauten, drehte sich um und rannte gegen die wieder zugefallene Tür. Nachdem die beiden wachhabenden Rekurten ihn mit einem starken Kaffee wieder aufgepäppelt hatten verließ er die Wache wieder, nahezu senkrecht.
Um 1.20 erklang aus den Schatten ein Schrei
[14] der sich verdächtig nach dem betrunkenen jungen Mann anhörte. Ettark zuckte mit den Schultern und ergänze seinen Eintrag mit einem "anscheinend ging er dann in die falsche Richtung".
Nach diesem Vorfall geschah lange Zeit nichts und nachdem Leonhard um ca. 4 Uhr sein Buch durchgelesen hatte und die beiden sich lange Zeit über Nichtigkeiten unterhalten hatten kam um 5.39 Uhr die neue AM-Times. Ettark überflog nur die Überschriften, trug die Uhrzeit in sein Büchlein ein und reichte Leonhard die Zeitung.
Um 5.42 betrat ein verschlafen aussehender Llanddcairfyn die Wache und schlurfte grußlos an seinen beiden Rekruten vorbei. Selbst die Regenwolke über seinem Kopf schien noch zu schnarchen.
Um 6.55 Uhr ging langsam der Kaffee zur neige und Ettark nahm sich die Kanne und ging Richtung Küche. Leonhard sah auf die Uhr und keuchte.
"Nein! Wohin gehst du? Du kannst doch nicht jetzt..." war das letzte, was Ettark hörte, bevor die Tür hinter ihm zufiel.
Er kippte den letzen, inzwischen kalten Schluck Kaffee in den Abguss und stellte die Kanne unter den Kaffee-Automaten.
Nachdem er einige male gegen den Automaten gehämmert hatte wachten die Dämonen im inneren endlich auf und nach wenigen Minuten floss frischer, heißer Kaffee in die Kanne.
Mit der vollen Kanne in beiden Händen schob er die Tür mit der Schulter auf und ging vorsichtig um ja nichts zu verschütten zurück zum Tresen. Schon von weitem hörte er eine keifende Stimme, die sich anscheinend über das schlechte Wetter im Moment beschwerte und ob das nicht gegen das Gesetz sei.
Kaum war er um die letzte Ecke gebogen sah er auch schon die kleine, sehr voluminöse Dame, die vor dem Tresen stand und sich bei Leonhard beschwerte, inzwischen scheinbar über die Kinder in ihrer Nachbarschaft, die ja jeden Morgen so einen Krach machen würden und überhaupt! Vergleiche mit einer Hexe waren bestimmt nicht übertrieben. Nur das bunte Blümchenkleid schien nicht ganz zu passen.
Ettark setzte die Kaffeekanne vorsichtig ab und begrüßte die frühe Besucherin mit einem freundlichen
"Guten Morgen."
"..." entgegnete diese, scheinbar aus dem Konzept gebracht.
"Ah, darf ich ihnen vorstellen Frau Willichnicht? Das ist unser neuer, Ettark." nutze Leonhard die Gunst der Stunde, doch es half nichts.
"Und das schlimmste sind die Hunde! Überall diese verlausten Köter! Da muss etwas unternommen werden! Wozu bezahlt man euch denn hier, wenn Sie nicht mal mit eine Meute flohzerstochenen Hunde zurechtkommen? Und letztens, da wollte ich so ein Miststück mit dem Besen vertreiben da kam eine Stimme "Nein! Sie wollen Gaspode nicht schlagen! Sie wollen Gaspode ein leckeres Würstchen geben. Natürlich wollen sie das!" Ich habe fast eine Stunde nach dem Bengel gesucht, der das gesagt hat! Sowas kann doch nicht angehen! Sie müssen gegen solche Verbrecher einschreiten! Und..."
"Entschuldigen sie" unterbrach Ettark da die Beschwerdeflut. "Frau Amalie Willichnicht?"
"Ähm ja?!" entgegnete diese etwas empört, offensichtlich nicht gewohnt unterbrochen zu werden.
"Ich soll sie von ihrer alten Freundin Matilde Honigwein grüßen, sie lässt fragen, ob sie nicht mal wieder auf einen Tee und Kekse vorbei kommen wollen."
"Matilde?" Frau Willichnicht stutzte. "Woher kennst du meine alte Freundin Matilde?"
"Ich wohne zur Untermiete bei ihr, das heißt ich werde wieder bei ihr wohnen, wenn ich meine Ausbildung abgeschlossen habe."
"Und sie hat mich eingeladen? Nachdem ich..." sie schluckte. "Ich hätte nicht gedacht, dass sie jemals wieder mit mir sprechen würde. Und sie hat mich wirklich eingeladen?" Ettark nickte nur und lächelte sie an.
"Dann... oh ... ich werde sofort... nein..." die alte Dame schien wirklich ratlos zu sein, was sie machen sollte. Leonhard sah zwischen Ettark und seiner "Hekse" hin und her und schien weder seinen Augen noch seinen Ohren zu trauen. Ettark zwinkerte ihm zu und wendete sich dann wieder an Frau Willichnicht.
"Wie wäre es, sie backen einen schönen Kuchen und besuchen Frau Honigwein einfach mal heute Nachmittag? Sie würde sich bestimmt freuen. Und so wie ich sie einschätze hat sie ihnen längst alles verziehen, was zwischen ihnen beiden vorgefallen ist." schlug er vor.
"DAS mach ich" nickte Frau Willichnicht. "Ich danke dir junger Mann." War das letzte, was sie sagte, bevor sie sich umdrehte und aus der Wache verschwand, als wäre sie nie da gewesen.
Leonhard schien immer noch nicht zu verstehen, was gerade vor seinen Augen abgelaufen war und sah den neuen Rekruten mit fragendem Blick an.
"WAS bei allen Göttern ist hier gerade passiert?" fragte er langsam.
"Och ich habe uns eine ruhige letzte Stunde verschafft und wahrscheinlich eine alte Freundschaft wieder belebt. Sonst nichts." grinste Ettark und beschäftigte sich dann wieder ausgiebig mit seinem Nachtwächter-Notizbuch.
'7.05 Frau Willichnicht betritt den Aufenthalts- und Empfangsraum der Wache.
7.12 Frau Willichnicht verlässt die Wache wieder.'
Leonhard hatte seine Fassung immer noch nicht wieder gefunden, als um 8 Uhr zwei verschlafene Rekruten aus dem Schlafraum kamen (Ettark hatte ihre Namen schon wieder vergessen, wie üblich) und die ihre beiden Vorgänger ablösten.
An diesem Tag würde es kein theoretisches Training geben, einige der erfahrenen Rekruten würden auf Streife gehen, während die anderen sich von der anstrengenden Woche erholen sollten
[15].
Als Leonhard und Ettark den Schlafraum betraten sahen die dort versammelten Rekruten sie mitleidsvoll an.
"Und, weist du jetzt, warum die Strafe so schlimm ist?" fragte Liha mit Blick auf Ettark.
"Nö, nicht wirklich, ich bin nur ziemlich müde, aber wirklich hart als Strafe würde ich das nicht bezeichnen... in der Assasinengilde hatten die Ausbilder mehr Phantasie..." antwortete dieser grinsend, nachdem er sich versichert hatte, dass Llanddcairfyn nicht hinter ihm stand.
Die anderen Rekruten sahen ihn völlig baff an.
"Und Frau Willichnicht...?" wollte Liha fragen, als Leonhard sie unterbrach.
"Er... er hat sie einfach wieder fortgeschickt... sie solle einen Kuchen backen hat er ihr gesagt... und sie... sie ist wirklich gegangen... und hat sich noch bedankt..." sagte er und lies sich dann kopfschüttelnd auf sein Bett fallen. Nachdem Ettark die anderen über seine Gastwirtin aufgeklärt hatte schüttelten die meisten nur ungläubig den Kopf.
Ettark wollte eigentlich noch etwas mit seiner "Fähigkeit" angeben, als er merkte, wie müde er war. Er verschob es auf später und viel rückwärts in das Bett, was es sich gestern ausgesucht hatte. Bevor er sich die Schuhe ausgezogen hatte schlief er ein.
Der erste Schwung des Holzpferdes erwischte zwei der Vampire, die zwar strauchelten, aber die Kraft des sieben Jahre alten Jungen reichte nicht aus, um ihnen wirklich zu schaden. Während dessen wehrte sich der Diener mit einer Fackel aus einer Wandhalterung und seinem linken Schuh erfolgreich gegen drei weitere Gegner von denen zwei schon nach wenigen Sekunden zu Staub zerfielen. Auch der Dritte blieb nicht lange unversehrt, denn die Fackel setzte schnell seine staubtrockenen [16] Kleider in Brand. Ein vierter Vampir wurde vom zweiten Schwung des Holzpferdes am Knie getroffen und er taumelte. Das Schwert einer alten Ritterrüstung machte ihm den gar aus, als er rückwärts in dieses hinein stolperte[17].
Die restlichen Vampire schienen kurz zu zögern, als sich eine Tür öffnete und eine kleine Gruppe Arbeitszwerge [18] heraus taumelten.
"Klock! Klock! Klock! Scheisse!" machte es, als Ettark erwachte. Nachdem er herausgefunden hatte, wo er war
[19] sah er sich um.
Fünf Schwerter und Leonhard standen vor einer bunten runden Scheibe und warfen abwechselnd kleine Pfeile auf diese.
Ettark rieb sich den Schlaf aus den Augen, streckte sich, stand dann auf und ging zu den beiden anderen Rekruten.
"Na aufgewacht?" begrüßte Leonhard ihn, nachdem er seinen letzten Pfeil auf die Schiebe geworfen hatte. Fünf Schwarze Schwerter ging auf die Schiebe zu, rief ein "64" und zog die Pfeile wieder aus der Scheibe.
"Was ist das für ein Spiel?" fragte Ettark, als die Pfeile erneut Richtung Scheibe flogen und sich alle um den Kreis in der Mitte anordneten.
"Das ist das Pfeilwurfspiel, man muss mit den Pfeilen möglichst nahe an die Mitte der Scheibe kommen um Punkte zu kriegen." antwortete Fünf Schwarze Schwerter, als Winter die Pfeile wieder aus der Scheibe zog und ein "49" von sich gab.
"Willst du mal versuchen?" fragte dieser Ettark und drückte dem neuen die Pfeile in die Hand. Er wog sie ein wenig in der Hand und warf sie gleichzeitig auf die Scheibe.
Alle Pfeile landeten zeitgleich im innersten Kreis der Scheibe und die beiden Rekruten stöhnten auf.
"Oh verdammt! Wie hast du das schon wieder gemacht?" fragte Leonhard und kratzte sich am Kopf. Auch Fünf Schwarze Schwerter schien beeindruckt zu sein.
"Wenn du mit normalen Waffen wie mit Dolchen umgehen könntest... Aus dir wär ein verdammt guter Ninja geworden." sagte er leise. Ettark ging zu der Scheibe, zog die Pfeile heraus und besah sie sich genauer.
'Wirklich schöne Waffen' dachte er und drehte seinen Kopf, um seine beiden Kameraden anzusehen. Wieder schoss der bestialische Schmerz durch seinen Nacken und dann durch seinen ganzen Körper und vor seinen Augen wurde alles schwarz.
Die Zwerge erfassten die Situation scheinbar schnell, denn sie machten sich sofort daran, die Tür wieder zu schließen [20] als der Diener ihnen zurief:
"Wartet! Nehmt den jungen Prinzen in euer Gewahrsam, bis die Situation hier wieder unter Kontrolle ist! Ich kann im Moment leider nicht für seine Sicherheit garantieren."
Die Zwerge nickten und winkten Ettark in ihre Richtung, doch der hob trotzig sein Pferd.
"Ich bleibe hier und verteidige mein Königreich." knurrte er und wollte sich gerade auf die Vampire stürzen, als ihm ein heftiger Schlag auf seinen Hinterkopf das Bewusstsein raubte.
Als er wieder etwas erkennen konnte lag er (schon wieder) auf seinem Bett und Fünf Schwarze Schwerter schlug ihm mit der offenen Hand auf die Wange.
"Siehst du?" sagte er, nachdem Ettark seine brennende Wange befühlt hatte.
"Alter Ninja-Trick... funktioniert immer." lachte er. Als Ettark sich vorsichtig aufrichtete merkte er, dass er die Pfeile immer noch in der geballten Faust hielt. Er schüttelte sich und besah sich die Pfeile noch einmal...
Plötzlich hatte er eine Idee!
Als er aufsprang unterdrückte er nur mit mühe einen Schmerzschrei, als sein Nacken sich wieder meldete doch er biss die Zähne zusammen und ging schnellen Schrittes zu seinem Spind. Die beiden anderen Rekruten sahen ihn fragend an, als er wie ein besessener seinen Spind durchsuchte und alles was er nicht brauchte in hohem Bogen hinter sich warf doch schließlich zuckten sie die Schultern.
Das der Neue nicht ganz normal war hatten sie schon längst kapiert. Doch wer in der Wache war wirklich normal? Dann schrie Ettark auf, diesmal jedoch nicht aufgrund des Schmerzes sondern weil er das Gesuchte gefunden hatte.
Stolz hielt er einen schwarzen Samtbeutel hoch und ging mit diesem und den Pfeilen, die er immer noch in der Hand hielt zurück zu seinem Bett.
Während Fünf Schwarze Schwerter ihn neugierig beobachtete hatte Leonhard ein neues Buch genommen und die erste Seite aufgeschlagen.
So sah er nicht, dass Ettark aus dem Samtbeutel verschiedenfarbige Fläschchen und kleine Töpfchen holte und einige davon entstöpselte. Aus diesen entnahm er kleine Mengen Flüssigkeit oder Pülverchen und mischte diese in einem etwas größeren Topf zu einer dickflüssigen Masse.
Noch mal sah er sich die Pfeile an, nickte sich dann selber zu und tauchte die Spitze eines der Pfeile in die Substanz. Als er den Pfeil wieder herauszog klebten einige Tropfen der Masse (sie schimmerte leicht grünlich) an der Spitze des Pfeiles.
Ettark sah sich im Raum um und schließlich blieb sein Blick auf Leonhard hängen.
"Du Leonhard... darf ich was ausprobieren?" fragte er möglichst unschuldig.
"Was? Ja na klar." Sagte dieser, scheinbar noch in sein Buch gefangen ohne aufzublicken.
Dann passierten mehrere Dinge kurz nacheinander:
1. Der Pfeil traf Leonhard am Oberarm.
2. Die Tür öffnete sich und Liha Thekenwart, Lukela und Anna Blass kamen quatschend in den Raum.
3. Leonhard verdrehte die Augen und viel hintenüber aus seinem Bett.
4. Ettark nickte zufrieden.
Als der junge Wächter mit einem lauten krachen auf dem Boden ankam eilten die drei Wächterrinnen und Fünf Schwarze Schwerter zu ihm, um zusehen was passiert war.
"Was ist denn das hier?" fragte Lukela, als sie den Pfeil aus Leonhards Oberarm zog.
"Der neue hat irgendein Gift auf die Spitze getan und dann auf ihn geworfen!" sagte Fünf Schwarze Schwerter und sah Ettark böse an.
"Mit seinem Einverständnis!" entgegnete dieser, als er sich plötzlich der bösen Blicke seiner Mitrekruten gegenüber sah.
"Keine Angst, er sollte gleich wieder aufwachen, wenn ich die richtige Konzentration gewählt habe... " sagte er fast selbstsicher. Doch Anna schien der Zweifel in seiner Stimme aufgefallen zu sein.
"Aber du weist wie man so was macht oder? Also die richtige Konzentration auswählt?"
"Ähm..." das war die einzige Prüfung in der Assasinengilde gewesen, die er fast versaut hatte... "Nun ja umgebracht habe ich bisher noch niemanden mit einem Betäubungsmittel..." sagte er, doch die anderen hörten ihm schon nicht mehr zu.
"Na toll" sagte Liha. "Und gleich kommt der Hauptmann und Leonhard schläft wie ein Troll in der Wüste. Dann erklär ihm das mal bitte." Sagte sie und sah den Neuen mit hochgezogener Braue an.
"Kein Problem." Sagte Ettark, diesmal wirklich selbstsicher und holte aus seinem Beutel ein Tuch welches er mit einer bräunlichen Substanz bestrich.
"Einen Moment bitte." Sagte er und drückte Leonhard unter den kritischen Blickender anderen das Tuch auf das Gesicht und zählte bis drei. Dann nahm er das Tuch wieder runter und schlagartig öffnete der betäubte seine Augen.
"Was zum...?" fragte er und griff sich an die Brust. "Mein Herz schlägt wie nach zehn Kannen Kaffe auf Ex!" stöhnte er. Nachdem die Wächter ihm erklärt hatten, was passiert war sah er Ettark tadelnd an.
"Und eine schonendere Art mich aufzuwecken als klatschanischer Kaffebaum ist dir nicht eingefallen?" sagte er und roch an dem Tuch, was Ettark immer noch in der Hand hielt.
"Und vor allem in solch einer Dosis! Kann es sein, das du beim dosieren von Giften in der Gilde gepennt hast?" Als Ettark nickte stöhnte Leonhard auf. Nachdem Ettark ihm versprochen hatte, nie wieder seine Gifte an ihm auszuprobieren nahm Leonhard die Entschuldigung an und auch die anderen Wächter schienen ihm den Schock zu verzeihen.
Der wenige Minuten später eintretende Llanddcairfyn merkte von dem gerade passierten nichts, als er Leonhard und Liha anwies, ihn zu einem Tatort zu begleiten. Ganz frei war der Tag dann wohl doch nicht.
Als Llanddcairfyn mit den beiden Rekruten verschwunden war nahm Ettark sein Gesetzbuch zur Hand und las darin, bis Lukela ihn anstubste um ihm zu sagen, dass sie heute Nacht zusammen Tresendienst haben würden. Außerdem machte sie ihn darauf aufmerksam, dass dieser in weniger als fünf Minuten beginnen würde
[21].
Die Nachtschicht verging reibungslos und als am nächsten Morgen der Hauptmann an den beiden Rekruten vorbeischlurfte schien er zu singen.
"Gold gold gold gold gold gold gold gold gold Hahi, haho..." kam aus seiner Richtung, bis er außer Hörweite war.
Ettark sah Lukela verwundert an, doch diese zuckte nur mit den Schultern.
Nur wenige Minuten nach dem Hauptmann öffnete sich die Tür und Frau Willichnicht betrat mit langen Schritten die Wache (was bei einer Frau ihrer Größe recht lustig aussah) und knallte die Tür hinter sich zu.
Ohne Ettark einen Blick zu gönnen ging sie schnurstracks auf Lukela zu und lies eine Flut von Beschwerden nieder
[22]. Als Ettark gerade eingreifen wollte, drehte sie sich zu ihm um und die vorher so missmutig nach unten zeigenden Mundwinkel gingen wie durch Zauberei nach oben.
"Und dir wollte ich eigentlich hauptsächlich danken. Matilde und ich haben gestern bis in die Nacht zusammen gesessen und geredet. Und die Idee mit dem Kuchen war eine vorzügliche Idee! Ich habe dir hier noch ein bisschen mitgebracht, was übrig geblieben ist" sagte sie und zog aus ihrer Handtasche eine kleine Schüssel mit mehreren Stücken Apfelkuchen und reichte sie dem verdutzten Rekruten.
"Und außerdem soll ich doch von Matilde grüßen und dir sagen, dass sie das Zimmer solange freihalten wird, bis du hiermit..." sie zog die brauen missbilligend hoch und sah sich in der Wache um "...fertig bist."
Dann drehte sie sich um und verlies die Wache, langsamer und diesmal schloss sie die Tür, ohne sie zu knallen.
"Wenn ich das jetzt nicht mit eigenen Augen und Ohren mitbekommen hätte..." sagte Lukela, als Ettark ihr ein Stück Kuchen anbot.
Die restliche Woche verlief ereignislos, Ettark lernte tagsüber mit den anderen Wächtern die grundlegenden Dinge des Stadtwächter-sein, während er nachts am Tresen Wache stand und jeden morgen von Frau Willichnicht kleine Geschenke mitgebracht bekam
[23].
Am Ende der Woche hatte Fünf Schwarze Schwerter mit Ettark Tresendienst und während Ettark sein inoffizielles und das offizielle Wachebuch gleichzeitig führte (was nachts bei dem geringen Besucheraufkommen keine wirkliche Herausforderung bedeutete) machte Schwerter "Ninja-Übungen"
[24].
Als der Hauptmann um 0700 den Wacheraum betrat stellte Fünf Schwarze Schwerter seine Übungen ein und stellte sich neben Ettark an den Tresen. Er hatte noch nie das Auftreffen von Frau Willichnicht und Ettark gesehen und war sichtlich gespannt, ob die Beschreibungen der anderen Wächter zutrafen.
Doch als der Zeiger der Uhr über dem Tresen auf 7.05 sprang passierte... nichts. Die beiden Rekruten sahen sich verwundert an.
Als auch zwei Minuten später keine Frau Willichnicht (und auch niemand sonst) die Wache betreten hatte ging Ettark langsam zur Tür und öffnete sie. Auch vor der Wache war weit und breit niemand zu sehen.
Um 7.10 ging Ettark nach einer kurzen Besprechung mit Fünf Schwarze Schwerter zum Büro des Hauptmannes und klopfte.
"Jaaaa?" tönte eine verschlafene Antwort aus dem Raum und Ettark öffnete die Tür
"Ah Rekrut. Was ist? Hat Frau Willichnicht wieder irgendwelche exorbitanten Beschwerden die
UNBEDINGT weitergeleitete werden müssen?"
"Genau darum geht es Hauptmann, Frau Willichnicht ist noch nicht erschienen... Hat die Wache am Pseudopolisplatz ihre Übung doch schon abgeschlossen?"
"Nicht das ich wüsste. Und Frau Willichnicht ist noch nicht da?" der Hauptmann sah auf seine Uhr.
"Na gut, ich werde mal sehen, was Sache ist..." seufzte er und stand auf. Nachdem er sich seinen Mantel übergestreift hatte ging er mit Ettark Richtung Ausgang, blieb jedoch neben dem Tresen stehen.
"Wobei... ich habe noch etwas
ganz unglaublich wichtiges zu tun, kümmert ihr beiden euch darum, ich werde dafür sorgen, dass ein anderer Rekrut hier aufpassen wird. Ich denke der neue Rekrut Terry P... irgendwas hat nichts dagegen." Sagte er und drehte sich um. Schwerter sah Ettark entsetzt an doch als dieser mit den Schultern zuckte und sich Richtung Tür aufmachte wollte der Aurientale sichtbar nicht kneifen und schob seine Dolche, die bis dahin vor ihm auf dem Tresen gelegen hatte schnell in die dafür vorgesehenen Halterungen und folgte seinem Kollegen auf die Straße.
"Lass uns noch einen kleinen Umweg machen, ich muss noch kurz etwas besorgen." sagte Ettark und ging in Richtung der Schmiede, in der er seine Spezial-Mühlsteinhebel geordert hatte.
Als sie ankamen war die Tür jedoch fest geschlossen und auf einem Schild an der Tür stand in krizeliger Schrift:
"
Wia öffnän heute ärst um 8.30 wegän wichtigän Besprächungen."
Ettark zuckte mit den Schultern und die beiden Rekruten begaben sich zur Teekuchenstrasse 17, was einen Häuserblock von Ettarks ehemaligen (und wohl auch zukünftigen) Wohnung
[25] entfernt war.
Nachdem sie den Ankh überquert hatten wurden die Straßen schlagartig belebter und als sie um kurz nach Acht Uhr vor Frau Willichnichts Tür standen wurden sie überrascht: Die Tür der sonst so pingeligen Dame war nur angelehnt, aber trotzdem schien niemand daran interessiert zu sein
[26].
Als Fünf Schwarze Schwerter die Tür aufstieß enthüllte sich den beiden Rekruten ein Bild des Chaos. Der gesamte Eingangsbereich des Hauses war völlig verwüstet und auf dem Boden direkt hinter der Tür lag der Schirm von Frau Willichnicht.
Ein kurzer Blick und Fünf Schwarze Schwerter huschte in das Haus, während Ettark sich den Flur genauer ansah.
Was immer passiert war, Frau Willichnicht schien damit nicht einverstanden gewesen zu sein und hatte sich aufs heftigste gewehrt. Der Schirm war in der Mitte gebrochen und an der Spitze klebte ganz klar Blut. Auch sonst machte der verwüstete Raum nicht den Eindruck, als ob die kleine Frau sich nicht gewehrt hatte.
Als Ettark sich gerade aufgerichtet hatte, um die Tür nach Schäden zu untersuchen hörte er hinter sich aus den tiefen des Hauses einen kurzen Aufschrei und als er sich umdrehen wollte schoss (wieder einmal) der inzwischen schon bekannte brennende Schmerz durch seinen Nacken.
Er biss die Zähne zusammen und als er die Sterne vor seinen Augen vertrieben hatte, sah er etwas (jemand?) an sich vorbei hechten. Fünf Schwerter kämpfte in der Tür zum nächsten Raum mit einem grau-grün vermummten Mann und es sah nicht so aus, als ob dieser dem Ninja größere Probleme bereiten würde.
Also beschloss Ettark, lieber den Flüchtigen zu verfolgen und stürmte aus dem Haus, immer noch den Schmerz in seinem Nacken bekämpfend. Schnell sah er sich um und sah gerade eben noch eine zweite vermummte Gestalt in der Menschenmenge der Teekuchenstrasse verschwinden.
Im Laufschritt und gezückter Marke hastete der Rekrut hinter her, doch die Menschen, die ihm im Weg standen, schien die Marke nicht im Geringsten zu interessieren und sahen ihn eher abfällig an. Also drängte er sich durch die Menge und hatte schon nach kurzer Zeit schon den Flüchtenden aus den Augen verloren.
Verzweifelt überlegte er, wohin sich der Vermummte wohl flüchten würde und schlug schließlich den Weg Richtung Ankh ein. Wenn er vor der Wache fliehen müsste würde er nach Morpork und sich dann so schnell wie möglich in die Schatten begeben. Er hoffte, dass auch der Flüchtige so mutig wäre.
Als er die Sentimentale Brücke erreicht hatte, konnte er den Verfolgten sehen, als dieser, inzwischen auf der anderen Uferseite des Ankhs seine Verkleidung über den Kopf zog und dann seelenruhig Richtung Schatten schlenderte.
'Na warte Bursche, dich kriege ich.' dachte der ehemalige Assassine und sprang mit einem Satz auf die Brüstung, um dem Verkehr auf der Brücke zu entgehen. Schnell hatte er die Mitte der Brücke erreicht, als er plötzlich den Boden unter seinen Füssen verlor. Scheinbar hatten die Dämpfe des Ankhs die Steine der Brüstung mit einer Art Seifenlauge überzogen und nun war an einen festen Stand nicht mehr zu denken!
Mit knapper Not schaffte er es, sein Körpergewicht Richtung Brücken-Innenseite zu verlagern, denn lieber wollte er auf Stein fallen, als in den Ankh. Mit einem verzweifelten Sprung gelang es ihm, die Brüstung zu verlassen und wieder auf der Brücke zu landen, jedoch landete er so unglücklich auf der Außenseite seines Fußes, dass er seine Sehnen förmlich krachen hören konnte.
Unter Flüchen und ohne von den Ankh-Morporkianern auch nur eines Blickes gewürdigt zu werden schleppte er sich nach Morpork rüber. An eine Verfolgung war jetzt nicht mehr zu denken, dass war ihm klar, jedoch weigerte sich sein Unterbewusstsein sich stur aufzugeben.
So versuchte er krampfhaft den Schmerz zu unterdrücken und humpelte weiter in die Richtung, in der er seinen Flüchtigen zuletzt gesehen hatte. Als er an einer kleinen Gasse vorbei kam, stand plötzlich ein in grau-grüne Leinen gehüllter Mann vor ihm. Über sein, zu großen Teilen von einem schwarzen, recht buschigen Bart überwucherten Gesicht lief eine weiße schimmernde Narbe vom linken Ohr über die nur noch halb vorhandene Nase bis zum rechten Mundwinkel. Auf den ersten Blick schien das linke Auge bläulich zu schimmern, doch als Ettark das Auge genauer betrachten wollte, schien das blaue zu verschwimmen und eine vollkommen marklose Pupille trat an seine Stelle.
"Nun junger Wächter, ich glaube jetzt kennst du mein Gesicht... leben lassen kann ich dich nun wohl nicht mehr." sagte er mit einer tiefen, kratzigen Stimme, die klang, als hätte er sein Leben lang Zigarren geraucht. Dann stieß er dem Rekruten mit der Bewegung, schneller als Ettarks Augen sie wahrnehmen konnten ein Messer in die Brust.
Ettark sah auf den Griff, der da plötzlich aus seinem Körper ragte und war im ersten Augenblick viel zu überrascht, um irgendwas zu empfinden. Irgendwie sah der Griff des Messers... künstlich aus... er versuchte das richtige Wort zu finden, doch dann entglitt ihm der Gedanke.
Dann überkam ihn plötzlich eine tiefe Trauer, als ihm bewusst wurde, dass er nun wahrscheinlich sterben müsste, doch der Gedanke war eigentlich gar nicht so schlimm. Doch auch dieses Mal schaffte er es nicht, die Überlegung weiterzuführen und seine Gedanken schweiften ab.
Er taumelte nach hinten als mit einem Mal der Boden unter seinen Füssen zu verschwinden schien und sein Körper nahm schlagartig Geschwindigkeit an.
'Ich schwebe' dachte er, während sich rosa Wolken vor seine Augen schoben. 'So ist es also, wenn man stirbt, gar nicht so schlimm, wie ich es mir immer vorgestellt habe... hoffentlich war es kein Vampir, dem ich das zu verdanken habe...' war sein letzter Gedanke, als es um ihn herum schwarz wurde.
Als er die Augen öffnete, sah er eine sich bewegende Felswand. Sie schien bearbeitet worden zu sein, hatte aber mit den Wänden menschlicher Häusern keinerlei Ähnlichkeit. Sie sah eher wie die Wände in Steinbrüchen... mit dem einzigen Unterschied, dass sie sich kontinuierlich von oben nach unten zu bewegen schien. Er schloss die Augen nochmal, doch als er sie erneut öffnete, bewegte sich die Wand immer noch.
Es dauerte einige Minuten, bis er merkte, dass er mit dem Bauch nach oben getragen wurde und das die Wand wohl eher die Decke war. Noch während er versuchte, seine Gedanken zu entwirren schob sich ein bärtiges Gesicht in sein Blickfeld.
"Oh der junge Prinz ist endlich erwacht." sagte eine tiefe Stimme und mit einem Mal blieb die Decke stehen. Da viel es Ettark plötzlich wieder ein. Noch bevor die Zwerge [27] ihn auf den Boden gelegt hatten kam der junge Prinz aus der Wage- in die Senkrechte und sah sich nach etwas um, was er als Waffe benutzen konnte.
Doch er war nicht mehr in der heimatlichen Burg!
Wohin er auch sah, überall waren behauene Wände. Scheinbar war er in einem Stollen und trotz der Fackeln, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden hingen schien beidseitig keinerlei Ende in Sicht zu sein.
Um ihn herum standen die fünf Arbeitszwerge, aus der Burg, die unter seinen gehetzten Blicken einige Schritte zurück wichen, scheinbar jederzeit damit rechnend, dass er sich auf sie stürzen würde.
Doch schnell beruhigte sich der Junge wieder. Ihm war klar, dass Bergigen verloren war. Er hatte die Masse an Vampiren gesehen und allein die Tatsache, dass sich seine Eltern für einen letzten Kampf bereit gemacht hatten zeigte, dass auch sie keinerlei Hoffnungen mehr gehabt hatten.
"Kommt mit junger Prinz, unser König wird sich um euch kümmern." sagte da einer der Zwerge und Ettark gab sich geschlagen. Ohne die Hilfe der Zwerge würde er nie aus den Stollen kommen.
Der Marsch durch die Stollen schien sich Tage lang hinzuziehen und da keine Sonne und kein Mond sichtbar war, verlor er schnell jegliches Zeitgefühl. Sein Leben bestand in dieser Zeit nur noch aus laufen und schlafen. Wenn er Hunger hatte gaben ihm die Zwerge Brot und Wasser, wenn er müde war legten sie eine Pause ein. Und auch auf andere "menschliche" Bedürfnisse nahmen die Zwerge Rücksicht, jedoch redeten sie nur das allernötigste mit ihm. Die meiste Zeit unterhielten sie sich in ihrer seltsamen, hart klingenden Sprache oder folgen schweigend einem Weg durch die Stollen, der Ettark willkürlich erschien. Für ihn sah ein Stollen aus wie die Kopie des anderen.
Erst nach Tagen (Wochen? Monaten??) veränderten sich die Wände, die Decken wurden höher und dann und wann begegneten sie anderen Zwergen, die jedoch meist schweigend an der Gruppe vorbei gingen.
Nur selten wurden einige Worte auf zwergisch geführt und auf Ettark gezeigt, jedoch ohne dass dieser erfuhr, worüber sie redeten.
Nun dauerte es nicht mehr lange, bis auch die Seitenwände der Stollen Auseinader gingen und sie die ersten großen, von Säulen getragenen Hallen erreichten.
Und wiederum nur kurze Zeit später blieben sie vor einem mächtigen Tor stehen, das sich auf ein Zeichen von dem Anführer ihrer Gruppe wie von Geisterhand öffnete [28].
Am hinteren Ende der Halle, die sich soeben geöffnet hatte stand ein reich verzierter Thron, auf dem ein in eine goldene Rüstung gehüllter Zwerg saß und die Neuankömmlinge mit einer majestätisch wirkenden Geste zu sich heran winkte.
Erst als sie näher heran waren und der König aufstand, um sie zu begrüßen, merkte Ettark, das der Anführer der Zwerge dieses Reiches scheinbar etwas zu tief in sein Horn geblickt hatte. Die mächtige Axt, die in seiner reichten Hand lag, diente schnell als stütze, als der Bärtige beinahe die Stufen seines Throns herunter gefallen war. Doch schnell waren zwei unauffällig gekleidete Diener heran, die ihren Monarchen vorsichtig wieder auf seinen königlichen Stuhl setzten, was dieser mit einer wedelnden Handbewegung und einen unfreundlich klingenden Worten kommentierte.
Der Anführer der Gruppe Zwerge, die Ettark hierhin geleitet hatten ging die zwei duzend Stufen zu seinem Herrscher hinauf und redete langsam und deutlich auf ihn ein (leider immer noch in zwergisch, so das Ettark nichts verstand. Der König antwortet mit zwei unartikulierten Lauten und einer der Diener schien für ihn zu übersetzen, redete aber, anders als der Monarch mehrere Minuten lang.
Dann kam der Arbeitszwerg wieder zu seiner Gruppe und machte ihnen ein Zeichen. Kommentarlos folgten sie ihm, als er durch eine kleine Tür schritt, die neben den großen Flügen in die Wand gesetzt worden war.
Ettark beeilte sich, den Anschluss nicht zu verlieren und als er durch die Tür war fragte er den Zwerg:
"Was ist nun? Was macht ihr jetzt mit mir?"
"Der große König hat entschlossen, dich in die große Stadt bringen zu lassen. Wir bringen dich jetzt in ein Gästezimmer wo du schlafen und dich waschen kannst. Morgen früh brechen wir auf und geben dich in die Obhut einer Gilde von Ankh-Morpork.""NUN MACH SCHON DIE AUGEN AUF!!!" weckte eine dröhnende Stimme Ettark auf. Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete er die Lider und sah einen schwarzen Mantel, eine Sense und eine große Sanduhr, in der der Sand komischerweise
hoch zu fließen schien, schaffte es aber irgendwie nicht, seine Augen wirklich scharf zu stellen. Er rieb sich mit der Hand durch die Augen, und als er sich erneut umsah, konnte er erkennen, wo er war.
Er lag in einem Bett in einem kleinen, weiß gestrichenen Zimmer, die Bettdecke bis zum Hals hochgeschoben. Neben seinem Bett stand auf einem Nachttisch ein kleiner Korb mit allerlei Gebäck
[29], eine Karte, auf die mit viel Mühe ein "Gutä Beserunk" geschrieben war und eine Flasche mit irgendeiner Gold-gelben zähnen Flüssigkeit.
Daneben stand Feldwebel Rogi Feinstich und lächelte ihn aus ihrem vernähten Gesicht an.
Von dem schwarzen Mantel war weit und breit nichts zusehen, außer Feinstich und ihm selbst war der Raum vollkommen Menschenleer
[30]"OH DER JUNGE REKRUT IFT ALFO ENDLICH AUFGEWACHT..." sagte der Feldwebel mit der selben dröhnenden Stimme wie zuvor. Ettark schüttelte kurz mit dem Kopf und langsam lies das dröhnen nach. "ICH MUF FOFORT MELDUNG MACHEN, NICHT BEwegen." sagte sie und verlies mit schnellen Schritten den Raum.
"Nun tot bin ich scheinbar nicht." dachte der Rekrut, doch der Gedanke schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis er sich durch die Watteähnlichen Schwaden in seinem Kopf gekämpft hatte. Dann kam ein zweiter, scheinbar später gestarteter Gedanke aus den Tiefen seines Gehirns nach oben gesickert...
Wenn die Worte, die ihn geweckt hatten auch von Rogi stammten... warum hatte sie dann nicht gelispelt???
Er wollte gerade wieder, noch immer völlig verwirrt die Augen schließen, als sich die Tür wieder öffnete und ein Zwerg in glitzerndem Kettenhemd den Raum betrat. Er ging mit großen Schritten
[31] auf Ettarks Bett zu, baute sich dann neben dem Kopf des Rekruten auf und reckte sich dann ein wenig, um dem liegenden von oben ins Gesicht gucken zu können.
"Rekrut Ettark? Mein Name ist Goldie Kleinaxt! Ich bin die leitende Ermittlerin in diesem Fall. Geht es ihnen gut genug, um eine Aussage zu machen?" fragte er... SIE mit ernster Stimme.
Ettark setzte sich auf und wollte gerade mit beiden Händen durch sein Gesicht fahren, als er stockte.
Er lies den Blick von der linken zur rechten Hand gleiten, doch das was er sah wollten seine Augen nicht wirklich glauben. Die Haut des rechten Armes schien dunkler zu sein, außerdem war der gesamte Arm, anders als der linke vollkommen unbehaart und etwas dünner. DAS war nicht sein Arm!
Er sah den Zwerg... die Zwergin mit großen Augen an.
"Oh... du weist es noch gar nicht? Nach deinem ...Unfall... und dem zusammentreffen mit dem Postwagen ... und nachdem der Troll vor Schreck auf dich getreten ist... Nun ja da mussten gewisse Körperteile ausgetauscht werden."
"Körperteil
e????" krächzte der Rekrut
"Nun ja... deinen Arm hast du ja schon gesehen...er gehörte früher übrigens einer recht bekannten Schwertkämpferin... außerdem wären da noch dein linkes Auge, dein rechter Fuß und mehrere... Innereien..."
Es dauerte einige Zeit, bis der Rekrut den Schock verkraftet hatte, doch nachdem er seine Aussage gemacht hatte erzählte die Hauptgefreite ihm, was passiert war.
Nachdem Ettark Frau Willichnichts Haus verlassen hatte konnte Fünf Schwarze Schwerter seinen Gegner überwinden und entdeckte in einer Ecke die gefesselte und geknebelte Hausbesitzerin, die außer einem leichten Schock und einem nicht endenden wollenden Wortschwall über die Nutzlosigkeit und Wertlosigkeit der Wache wohl auf war.
Während dessen entdeckte eine Sealsstreife unter Korporal Rea Dubiata einen Rekruten, der mit gezogener Marke und großer Geschwindigkeit Richtung Ankh rannte. Ob aus bloßer Neugier oder aus einem Instinkt heraus, auf jeden Fall verfolgten die Seals den Rekruten und sahen so, wie dieser niedergestochen und dann von einem Postwagen durch die Luft geschleudert wurde.
Nach dem sie sich durch die Reihen der Schaulustigen gekämpft hatten, mussten sie den Rekruten vor einem Troll retten, der mit leichten Tritten nachgucken wollte, ob der junge Mann noch lebt.
Schnell hatten sie den Rekruten zum Wachhaus am Pseudopolisplatz gebracht, wo er von Feldwebel Feinstich mit viel Arbeit geflickt wurde, doch einige Körperteile waren halt nicht mehr zu retten gewesen.
Der Attentäter war immer noch verschwunden, genau wie die Entführungsopfer, zudem war noch der Schmied verschwunden, der Ettarks Mühlsteinhebel hatte machen wollen.
Außerdem hatten alle Experten der Wache es nicht geschafft, die Bestandteile der Waffe zu identifizieren, nach Kleinaxt war es ein solches Material auf der gesamten Scheibenwelt nicht zu finden.
Deshalb war Ettarks Aussage so wichtig, da der Patrizier wohl langsam ungeduldig wurde, auch wenn seit Ettarks "Unfall" keine weiteren Entführungen gemeldet worden waren.
Nachdem Kleinaxt den Raum verlassen hatte versuchte Ettark aufzustehen, doch als er stand, knickte er rechts ein und viel wieder auf sein Bett.
Beim zweiten Versuch merkte er, das sein neuer Fuß irgendwie ein wenig taub schien und erst nach mehreren vorsichtigen Runden durch den Raum fing er an, ein Gefühl für sein neues Körperteil zu bekommen.
Gerade wollte er versuchen, zu springen, als die Tür sich wieder öffnete und Feinstich den Raum betrat.
"Nanana Rekrut, fo weit find wir noch nicht, ab inf Bett."
Ettark gehorchte seiner Retterin kommentarlos und nachdem die Igorina ihm eine stark riechende, bräunliche Flüssigkeit eingeflößt hatte viel er in einen traumlosen Schlaf.
Er wachte von seinem eigenen Schreien auf, erst dann merkte er, dass sein ganzer Körper in Flammen stand. Er riss die Augen auf, doch da war kein Feuer. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und der Feldwebel hastete in den Raum.
"Waf ift lof?" war das erste, was sie sagte, als sie Ettark sich vor Schmerzen auf dem Bett krümmen sah.
"ES BRENNT!" schrie Ettark und versuchte, die imaginären Flammen auszuschlagen.
Feinstich brauchte drei Wächter, um den Rekruten dazu zu bringen still zu liegen und flößte ihm erneut die bräunliche Arznei ein. Diesmal schlief Ettark nicht ein, doch die Schmerzen ließen langsam nach, bis sie beinahe ein erträgliches Maß erreicht hatten.
"Fo wie ef auffieht, ftöft dein Körper die neuen Körperteile ab." erklärte die Igorina Ettark das soeben geschehene. "Ef kann fein, daff fich dein Körper bald daran gewöhnt, doch bif dahin mufft du diefef Fmerfmittel nehmen."
"Es KANN sein?" keuchte Ettark.
"Ich kann nichtf verfprechen, aber wenigstenf du lebft..." zuckte Feinstich mit den Schulten und verlies den Raum zusammen mit den anderen Wächtern, die ihn mitleidsvoll ansahen.
Beinahe eine Woche später erlaubte der Feldwebel ihm, wieder zu GRUND zurückzukehren und mit seiner Ausbildung fortzufahren.
Er wurde von den anderen Rekruten mit viel tata begrüßt und auch der Hauptmann schien zufrieden mit Ettark Genesung zu sein. Trotz allem teilte er Ettark sofort wieder in die Wacheliste ein, auch wenn Ettark nicht umhin kam zu bemerken, dass er scheinbar erst einmal geschont werden sollte, denn er bekam die kürzesten Schichten und die längsten Pausen von allen.
Als am Nachmittag Waffentraining angesagt war reichten die Rekruten Ettark ein längliches Packet. Als er es auspackte hatte er einen eisernen Mühlsteinhebel in der Hand und die Rekruten erzählten ihm, dass dieser in der Werkstatt des Schmiedes gelegen hatte, als die Wache sein Haus nach ihm durchsuchte.
Einer der Rekruten
[32] hatte die Waffe heimlich eingesteckt, so dass Ettark sie nun benutzen konnte.
Er versuchte, die neue Waffe in der rechten Hand zu benutzen, doch irgendwie funktionierte es nicht wie gewohnt. Einer Ahnung folgend wechselte er den Hebel in die linke Hand und tatsächlich funktionierte es hier ohne Probleme.
Ohne tiefen Grund ging er zu einem der Waffenständer und nahm ein langes Schwert in die rechte Hand und versuchte es damit. Und wieder wurde er überrascht, als die Hand, scheinbar ohne sein zutun die Waffe um die eigene Achse schwang. Er drehte sich um und betrachtete nachdenklich eine der Übungspuppen.
Plötzlich schien sich die Puppe zu verändern, es bildeten sich Gesichtszüge, ein schwarzer Bart und eine weiße schimmernde Narbe vom linken Ohr über den Nasenstummel bis hinunter zum Mundwinkel und ein tiefes, kratziges Lachen hallte durch den Raum.
Plötzlich wallte in dem Rekruten ein hell brennender Zorn auf, vermischte sich mit dem Feuer seines Schmerzes und mit einem einzigen, kraftvollen Hieb trennte er der Puppe den Kopf vom Hals.
Ein neuer Feind, schlimmer als alle Vampire war in seinem Leben aufgetaucht und dank der höllischen Schmerzen in seinem gesamten Körper würde er ihn niemals vergessen.
Danksagung:
Ich danke allen Wächtern, die auf der Convention waren, ohne sie hätte diese Geschichte wohl eher "Vom Leben und sterben des Rekruten E" (oder so ähnlich) geheissen.
Und wer weis, ob ich es geschaft hätte, danach wirklich noch einmal von vorne anzufangen...
DANKE :)
[1] Sie hatte ihren Untermieter von Anfang an geduzt, aber das störte diesen überhaupt nicht, er empfand es eher als angenehm
[2] Anm.d.Ausbl.: Das denkt der Rekrut vielleicht. Die Wirklichkeit ist viel schlimmer. Zwinker.
[3] Es ist menschlich, zu denken jeder andere Zeitpunkt für irgendetwas sei besser. Doch die meisten Dinge kommen nie passend, weil sie einfach nie passend kommen können. Ein Mensch denkt nur selten "Na zum Glück steck ich jetzt im Stau..."
[4] Auch wieder so etwas... Die Jahre die man verschwendet scheinen einem hinterher IMMER die besten des Lebens gewesen zu sein, die man nun leider verplempert hat
[5] Es schien Ettark im Moment richtig, auf seine Probleme mit jeder Autorität zu pfeifen und sich so zu benehmen, wie der Ausbilder es von ihm erwartete... Denn dieser sah heute WIRKLICH schlecht gelaunt aus und die Wolke, die normalerweise über seinem Kopf zu schweben schien hätte heute wohl eher Ähnlichkeiten mit einem wahrhaften Gewitter gehabt
[6] Der leichte Anflug von Respektverhalten war inzwischen wieder verflogen
[7] Ettark hätte nicht gedacht, dass man soviel Ironie in ein einziges Wort legen konnte
[7a] Nun wusste Ettark woher er ihn kannte. Er hatte sich eine (kurze) Zeit lang auch in der Assassinenausbildung versucht und war unter den Schülern dort eine Art bunter Hund, über den selbst noch nach seinem Weggang Witze und Geschichten erzählt wurden. Am beliebtesten war die, in der er fast die gesamte Führungsriege der Gilde ausgerottet hatte.
[9] Ettarks Namensgedächnis lies ihn mal wieder im Stich
[10] Was bei Igors ja nicht gerade Seltenheitswert hat...
[11] Was bei dem jungen Rekruten sehr wohl Seltenheitswert hatte
[12] Das ging von "Beschwerdä üper den Lerm, den die Wechter beim üpen machn" bis "Der Haubtmann hat heute scheinbar noch was vor, seine Univorm kläntz wie noch ni"
[13] Ettarks detektivischer Spürsinn erkannte dies an der mehrere Zentimeter dicken Staubschicht, die auf dem Buch gelegen hatte. Die Einträge waren leider nicht mit Tages und Jahreszahlen sondern mit "Ersta Tak bei där Wache" etc. datiert
[14] An sich nichts Besonderes
[15] Erholen hieß für Rekruten das Strafbuch der Wache und/oder das Gesetzbuch von AM zu studieren, was erfahrungsgemäß jedoch keiner machte
[16] Und dies sei wörtlich zu nehmen
[17] Nur weil die Berginger keine Schwerter benutzten, hieß das nicht, dass sich der Atmosphäre, die eine alte Ritterrüstung in einer Burg verbreitete nicht bewusst waren.
[18] Die der König für eine bestimmte Zeit gegen Vampirzähne getauscht hatte
[19] Immer noch im Schlafsaal der Wache
[20] Sie waren nur zum Arbeiten hierher geschickt worden, vom Kampf gegen Vampire hatte nichts in dem !niedergeschriebenen! Vertrag gestanden.
[21] Jaja, so ein Regelwerk kann wirklich
sehr spannende Lektüre sein
[22] Unter anderem über die neuste Schlagzeile der Times:
Die Vierte Entführung des Monats Wache und Diebesgilde immer noch ratlos[23] Das ging von kleinerem Gebäck über Bücher
[33] bis zu selbst gestrickten Socken von ihr und Frau Honigwein
[24] Die Ettark eher an das erinnerte, was in Überwald "Geisterjagen" genannt wurde und normalerweise hauptsächlich von Katzen betrieben wird. Jeder der eine Katze hat, kennt das: die Katze starrt zum teil Minutenlang eine scheinbar völlig leere Stelle an und springt dann mit einem Satz los und tut dann so, als hätte sie etwas gefangen. Ettark traute sich nicht zu fragen, wofür ein Ninja das machen musste.
[25] Oder wohl eher Schlafstätte, also dem Haus von Frau Honigwein
[26] Jeder weis, was in Ankh-Morpork passiert, wenn man seine Tür offen lässt. Scheinbar schien diese Regel nicht auf das Haus von Frau Willichnicht zuzutreffen.
[27] Denn was sollten es denn anderes sein?
[28] Diese Fußnote sollten romantisch veranlage Menschen besser nicht lesen, sie dient der reinen Wahrheitsfindung und nicht dem verlangen nach der hohen Schreibkunst oder der "Verbesserung" der Welt. Erst als die Flügel sich vollständig geöffnet hatten, sah Ettark, das die "Geisterhand" in echt aus einer halben Hundertschaft Zwerge bestanden hatte, die das Tor mit riesigen Seilzügen (und scheinbar großem Kraftaufwand) geöffnet hatten. Natürlich war versucht worden, die Zwerge hinter einer verzierten Wand zu verstecken, weil jeder Besucher in einem Zwergenreich versteckte Technik und Magie erwartete... doch leider war die Wand für eine solche Anzahl von Zwergen die sich auch noch bewegen mussten viel zu klein. Außerdem kamen sie nach getaner Arbeit aus ihrem Versteck, um zu gucken, für wen sie sich so ins Zeug hatten legen müssen und waren nun sichtbar enttäuscht und zum teil echt erbost.
[29] Er erkannte sofort Frau Honigweins Kekse
[30] Und auch sonst waren keinerlei Spezies zu sehen.
[31] oder eben dem, was bei Zwergen große Schritte sind
[32] der Name wird hier nicht genannt, um ihn vor Verfolgung durch die IA zu schützen
[33] Von "Kochen für Junggesellen" bis zu "Abendkleidung der neusten Mode"
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