Dämonstranten

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von Korporal Laiza Harmonie (SUSI)
Online seit 31. 01. 2007
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In der Abteilung Suchen und Sichern läuft nichts wie gewohnt und der Arbeitsablauf innerhalb der Wache gerät ins stolpern ...

Dafür vergebene Note: 12


Die Gabel kratzte über das Porzellan mit dem blauen Zwiebelmuster und versuchte die letzten Krümel des Apfelkuchens aufzunehmen.
Als diese in Sillybos' Mund verschwunden waren, legte er die Kuchengabel beiseite und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück.
Der alte Philosoph sah seine Stellvertreterin an, die geduldig auf dem Besucherstuhl wartete.
"... und wenn wir stattdessen wieder Sumpfdrachen einsetzen?" nahm Sillybos das Gespräch wieder auf.
Laiza Harmonie schüttelte entrüstet den Kopf: "Bist du wahnsinnig? Du weißt doch wie gefährlich Sumpfdrachen sind!"
Der Abteilungsleiter schob seinen leeren Teller zur Seite und blickte auf ein Pergament, das darunter lag. Er seufzte missbilligend und zuckte mit den Schultern: "Wieso das denn? Früher haben wir zum Erhitzen auch Drachen benutzt und die Alchemisten benutzten sie immer noch."
"Oh ja, deshalb haben deren Gebäudekosten auch astronomische Ausmaße", sie verdrehte die Augen.
Im selben Moment hallte ein dumpfer Knall durch die erste Etage, eine leichte Erschütterung wabberte durch das Gemäuer. Einige Augenblicke sah sich die Abteilungsleitung beunruhigt an.
"Ähm ... ja ...", meinte Laiza, "die Renovierung .... des Wachhauses wurde erst vor einem Jahr abgeschlossen, ich glaube nicht, dass der Kommandeur noch mal eine Renovierung finanzieren lassen möchte."
Besser bezeichnet als Wiederaufbau, ging es ihr durch den Kopf.
"Und wenn wir einfach mit Holz feuern?" überlegte der Oberfeldwebel.
Laiza blickte zu der großen Zinnbadewanne herüber. Sie war mit Wasser befüllt und unter ihr hatte der Sklave Hegelkant ein Feuer entzündet. Noch dampfte das Wasser nicht, doch im Büro des Abteilungsleiters wurde es zunehmend wärmer.
"Das klappt vielleicht bei deinem Badewasser, aber für die meisten Labortechniken benötigt man eine größere Hitze als brennendes Holz erzeugen kann."


~~~~~



Es klopfte an der Tür des Laboratoriums, unverzüglich wurde sie von außen aufgezogen.
Der Gefreiten Ayure Namida quoll weißer Rauch entgegen, die bittere verqualmte Luft löste sofort einen Hustenreiz bei ihr aus.
"Feld..kööhh ...webel? kääköö! Hauptgefreite?" warf sie dem Rauch entgegen und versuchte ihn zur Seite zu wedeln.
"Keine Angst, dass zieht gleich ab. Ratti bemüht sich schon. Seit der Dämon nicht mehr den Ventilator antreibt ist hier immer so eine stickige Luft drin", drang die Stimme des Feldwebels Tut'Wee "Rib" M'Laut zur Tür. "Ratten sind zwar ganz putzig und mit der richtigen Soße schmecken sie auch lecker, aber viel aushalten tun sie nicht. Das war jetzt schon die dritte Ratte in dieser Woche und wir haben erst Mittwoch..."
Allmählich lichtete sich der Dunst, doch die Gefreite zog es vor im Gang zu warten.
"Aber da stimme ich Laiza zu, wenn man den Mittwoch überlebt ist auch schon Donnerstag. Wahrheit aus dem Mund einer Frau und dass obwohl sie andauert an irgendwelchen Duftkerzen schnüffelt und so..."
Auf einer Anrichte bewegte sich ein dreckiger Lumpenhaufen.
"Ich mag ja die Dämonen nicht sonderlich, ätzende Quälgeister und immer unersättlich. Hatte ja genug mit ihnen zu tun, als ich bei Seals war. Aber sie sind äußerst wichtig, damit alles glatt läuft, und das sag ich nicht nur als ehemaliger KommEx."
Irgendwo summte ein Ventilator und jemand ächzte erschöpft.
"Wir sollten mal schauen, was es momentan für Gnome bei den Rekruten gibt. Kann ja nicht sein, dass sich unsere Laborantin so verausgaben muss."
Ayure betrat die Räumlichkeit, als der Dunst so gut wie weg war.
Rib stand auf der Arbeitsfläche, die Hände in die Seiten gestützt und beobachtete sie mit seinen Rubinaugen.
Aus einem etwas zu groß geratenen Hamsterrad fiel Lady Rattenklein heraus. Sie keuchte und blieb erschöpft liegen. Eine seltsame Konstruktion aus Stangen und Zahnrädern wand sich vom Antriebsrad hinauf an die Decke. Genau dort hing ein großes dickes Rohr, in dem der Qualm verschwand und durch die Wand fort getragen wurde. Es knatterte noch einige Momente, dann stand der Ventilator im Rohr still.
Die Gefreite beobachte fasziniert einen Versuchsaufbau, in dessen Kolben und Rohren eine blaue Flüssigkeit stand. Irgendwie fehlten die Bewegungen und die Blubberblasen.
"Hast du eine Nummer gezogen?"
"Wie bitte?" sagte Ayure verdutzt und wurde sich plötzlich wieder bewusst weshalb sie hier war.
Rib klopfte sich Dreck von den Schultern und deutete dann auf einen Block, auf dessen oberstem Blatt die Zahl 189 geschrieben war. Die Gefreite riss sich das Blatt ab.
"Ähm..."
"Trag dich da ein, Gefreite!" Die Gnumie stapfte zu einem Laborjournal mit verkohlten Ecken und diversen Flecken und deutete auf die erste freie Zeile.
Ayure trug die Zahl, ihren Namen und die Kennnummer des zu untersuchenden Objektes ein, dann hielt sie dem Feldwebel das Probegläschen hin.
"Ja, von wegen", erwiderte dieser, "Es ist ja nicht nur der Dämon für den Ventilatorantrieb... sondern auch der Heizdämon und diverse kleine Helferchen. Sieh uns mal an, wir sind Gnome und schmeißen hier denn ganzen Laden alleine."
Eine ausschweifende Armbewegung schloss das ganze Laboratorium ein.
"Natürlich haben wir keine Probleme, unseren Job zu tun. Aber ohne die Hilfen dauert es alles viel länger, wenn wir auch weiterhin gewissenhaft und ordentlich arbeiten wollen, wie man es bisher gewöhnt ist."
"Silly hat ganz Recht. Nieder mit den Dämonen!" japste Ratti kläglich. Sie bereute wieder einmal, dass sie nur Hauptgefreite und Rib Feldwebel war. Er war untot und ihm würde es sicher nichts ausmachen in diesem Rad herum zu rennen.
"Ja... nein... Der Fortschritt, den die Dämonologen erreicht haben ist schon ganz klasse. Ich meine, die Dämonen funktionieren ja und sie sind sehr praktisch. Nur man sollte sie nicht zu sehr verärgern."
Ayure sah auf Rib hinunter, der unbekümmert weiter sprach:
"Mich sollte man natürlich auch nicht verärgern. Ich weiß wie man mit Dämonen umgeht, im Gegensatz zu unserem AL. Aber dem kann ich das auch mal beibringen."
Die roten Rubine fixierten wieder die Gefreite: "Ist noch was?"
"Ähm nein..." Die RUMlerin drückte die Labortür auf und verließ mit ihrer Probe den Raum.
Der Feldwebel seufzte. Kurz bevor die Tür ins Schloss fiel wurde sie wieder aufgerissen. Und wieder stand ein Gefreiter im Labor, langsam gingen ihm die Mannschaftsmitglieder auf die Nerven.
Es war Johann Schaaf.
"So da bin ich wieder, Feldwebel", er salutierte und nieste, "Sind die Er..."
"Nein! Ich sagte Ich gebe Bescheid! Wieso versteht das niemand aus diesem Sauhaufen?" Der Feldwebel trat an die große Schiefertafel heran, die gegenüber der Tür befestigt war und zog mit einem Stück Kreide einen Strich hinter dem Namen des Gefreiten. Rib kam aus dem Ziehen der Malusstriche kaum mehr heraus und die Schiefertafel war fast weiß.
"So und nun kusch dich!"
"Aber...!"
"Kennst du dich mit Piraten aus? Ah... Wahrscheinlich nicht, immerhin kümmerst du dich um falsch parkende Karren..."
"Hey..."
"Aber es gab da mal einen Piraten Namens Jeronimus Frühlingsacker. Sie nannten ihn aber alle nur den Grausamen Hans..." Rib dachte über diese Aussage nach und zuckte dann mit den Bandagierten Schultern, "Wie auch immer, aber grausam war er, keine Frage!"
Der Feldwebel nahm einen Schrubber zur Hand und begann einen großen schwarzen Fleck weg zu machen.
"Was der alles mit Leuten angestellt hat... Der würde den Dämonen schon das fürchten lehren."
"Ich brauche die Ergebnisse... dringend."
"Die Leute, die mit Kapitän Frühlingsacker zusammen stießen, brauchten auch dringend was, bevorzugt einen fähigen Igor und Ersatzteile."
Der Feldwebel hatte seine Arbeit für einen weiteren Kreidestrich unterbrochen: "Er hatte auch ein Ersatzteil... Man sagt sich, ein Halunke hätte ihm bei einer Kneipenschlägerei die Zunge abgebissen und ein Igor habe ihm als Ersatz eine Silberzunge verpasst."
"Ich komm dann später wieder...", meinte Johann und verließ Rücklings das Laboratorium.
"Gute Idee, dann können wir wieder in Ruhe arbeiten! Komm Ratti, es wird nicht gefaulenzt. Mir fällt ein ich muss noch einen Silbernachweis machen. Werwolf müsste man manchmal sein. Holen wir mal unseren Sumpfdrachen aus seiner Kiste und füttern ihn ein wenig mit Kohle. Im Gegensatz zu den Heizdämonen ist dass richtiges neues Feuer, nicht so eine Sicherheitsschnickschnack."


~~~~~



Für einen Augenblick war Sillybos mit den Gedanken abgeschweift, als er wie Laiza zur Badewanne hinüber blickte, dann nahm er das Gespräch wieder auf.
"Gut, da hast du wohl Recht", der Abteilungsleiter blickte wieder auf das Pergament herab und wischte ein Stück Apfelkuchen weg. Es hinterließ einen schmierigen Streifen. "Wofür haben wir eigentlich Rekruten?"
"Wohl kaum um die Arbeit unserer Spezialisten zu machen", antwortete Laiza mit gehobener Augenbraue.
"Aber sie könnten ihnen unter die Arme greifen. Zum Beispiel den Gerichtsmedizinern."
"Die Pathologie ist schon eng genug, wir bekommen noch nicht mal alle Schnippler und die anfallenden Leichen gleichzeitig hinein."
"Dann nehmen wir einen sehr dünnen Rekruten, der kann sich in die Ecke stellen und das Protokoll führen."


~~~~~



"Wie es scheint befindet sich ein Fremdkörper im Oesophagus, der diesen verletzt und zu einer Blutung im Bauchraum führte..." Jack sah vom offenen Abdomen seines stummen Besuchers auf. Er seufzte, dann richtete er seinen Blick auf den kleinen Kasten zwischen den leblosen Beinen.
Skulte lächelte. Er war ein Dämon aus der siebten Ebene einer Kerkerdimension, für dessen Namen einem mindestens drei Zungen fehlten. Normalerweise bestand seine Aufgabe darin, den Worten der Gerichtsmediziner zu lauschen und sie zu notieren. Doch gerade beschäftigte er sich damit - dick eingepackt in einen Gnomenpullover, denn in der Pathologie war es kalt - kleine Würmer zu verzehren.
"Hey, du Mistding, du zerstörst Beweismaterial!"
Der kleine schwarze Dämon starrte mit seinen gelben Augen auf den Wurm, der sich in seinen Fingern wand.
"Ihr habt doch noch genug", sprach er mit einer Stimme, die für seine Körpergröße untypisch tief klang.
"Die sind aus der Leiche, die müssen ins Labor zur Analyse!" In einem blutigen Glasgefäß schlängelten sich kleine Würmer, die dem Laboranten mitteilten wie lange der Tod schon eingetreten war.
Der Wurm wand sich ein letztes Mal, dann war er im Dämonenmaul verschwunden.
Jack blickte grimmig zur Pathologieausstattung herüber: "Du wirst das noch bereuen, du elender ..."
"Du mich auch, Meister", Skulte grinste, kletterte aus seinem Bürokasten heraus und verschwand im Rohrpostsystem.
"Mistverdammter!"
Jack ließ vorerst den Abdomen Abdomen sein und zog einen der blutigen Handschuhe aus. Aus seiner Kitteltasche holte er einen Block und einen Bleistift hervor und begann, seine Notizen selbst aufzuschreiben, als die Tür auf ging.
Zwei Wächter wollten gleichzeitig die kalten Räumlichkeiten betreten, kurzes Gerangel entstand, dann lies der Hüne der Wächterin Vorrang.
"Hallo, Lance-Korporal!" begrüßte die Ermittlerin Magane freundlich und stemmte die Arme in die Hüften.
"Was!" der Gerichtsmediziner hatte sich genervt umgedreht. Rotes Etwas hatte sich von seinem Handschuh gelöst und klebte nun unappetitlich an den hellen Wänden.
Instinktiv trat die Ermittlerin einen Schritt zurück: "Ich wollte nur wissen, wie es mit meinem Opfer aussieht."
"Er genießt die Kühle unseres Leichenschrankes!"[1]
"Aber das tut er doch schon seit gestern Morgen! Ich brauch die Ergebnisse."
"Jaja, jeder kommt hier rein und will irgendwelche Ergebnisse!"
Yogi Schulterbreit, der Hüne, hob die Hand: "Genau. Ich auch."
"Es war kein Mord", wandte sich Jack an Yogi, "Er ist an einer Appendizitis gestorben, so was passiert manchmal."
"Einer Appwiebitte?"
Der Pathologe verdrehte die Augen und wurde sich seiner laienhaften Gesprächspartner bewusst: "Er ist an einer Entzündung des Append... des Wurmfortsatzes gestorben."
"Oh, gut ... und der Bericht?"
"Später..." Jack machte eine nach draußen befördernde Bewegung mit der behandschuhten Hand. Wieder flogen rote Teilchen durch die Luft und Magane konnte sich gerade noch ducken.
Der Vektor zog sich schnellsten zurück, doch die Ermittlerin blieb hartnäckig.
"Ich brauch die Ergebnisse!"
"Ich hab ihn noch nicht untersucht, morgen!", antwortete Jack bestimmt.
"Bekomme ich Morgen den Bericht?"
"Morgen Mittag!"
"Morgen Früh?"
"Übermorgen! Und jetzt raus aus meiner Pathologie!" wurde Jack lauter.
Hinter dem Lance-Korporal fiel die Tür laut ins Schloss.


~~~~~



Auf dem Flur polterte es. Sillybos beugte sich zur Seite und sah an Laiza vorbei auf die Bürotür. Manchmal wünschte er sich eine Glastür, um alles beobachten zu können.
Kaum einer würde diesen Wunsch teilen, vor allem dann nicht, wenn der Philosoph wieder einmal in seiner Badewanne saß. Seit Tagen war es viel lauter im ersten Stockwerk des Hauptwachhauses. Durch das Rohrpostsystem drang immer wieder das erboste Gemeckere des Feldwebels. Türen wurden unnötig geknallt und Wächter gingen häufiger als sonst zwischen Labor und Büro hin und her.
Nun seufzte der Philosoph, dann lehnte er sich wieder im Sessel zurück. Er betrachte Laiza, die mit ihren blauen Augen imaginäre Fliegen verfolgte.
Langsam hatte Sillybos das Gefühl, dass ihr der Job als Okkultismusexpertin nicht so gut tat. Natürlich war ihm klar, dass niemand normal blieb, wenn er Tag ein Tag aus mit übersinnlichen und abnormen Dingen zu tun hatte. Aber man munkelte hinter vorgehaltener Hand, dass sie heimlich mit Magie herumspielte. Er hatte sich vertrauensvoll an Rib gewandt. Der Feldwebel kannte sie schon seit dem sie bei FROG war und sie hatte unter ihm ihre Ausbildung als GiGa abgeschlossen. Rib schien das alles noch ganz gelassen zu sehen und hatte nur mit einem "Aber das sieht man doch" geantwortet, als Sillybos auf die Magie zu sprechen kam. Er wusste nicht genau, was der Feldwebel damit meinte, aber solange Laiza ihren Job gut machte war noch alles in Ordnung. [2]
Von irgendwoher drangen ärgerliche Flüche.
"Aber bei euch ist noch alles in Ordnung, oder?" fragte der Abteilungsleiter. "Als Okkultismusexperten habt ihr ja nicht so viel mit Dämonen zu tun..."
"Wie bitte? Wir haben nichts mit Dämonen zu tun?"
"Ich meinte doch als Gegenstände. Solche, mit denen man arbeitet."
"Achso, nein", antwortete Laiza. "Ruppert scheint die Spezialisierung Spaß zu machen, bei ihm scheint alles super zu laufen."


~~~~~



Nicht nur für den Vektor, sondern auch für den Okkultismusexperten galt: Bürgernähe ist wichtig! Denn das Okkultismusexpertenbüro musste bei den verschiedensten Dingen auf dem Laufenden sein, da sich okkulte Aktivitäten - sofern nötig - am Besten im Anfangsstadium bekämpfen lassen. Und so hatte das Okkultismusexpertenbüro eine Sprechstunde für die Bürger der Zwillingsstadt eingerichtet, damit diese seltsame und unheimliche Dinge melden konnten.

Ruppert hatte ein leeres Blatt in seinem Notizblock aufgeschlagen und hielt einen Stift in der Hand bereit. Vor ihm saß eine ältere Dame. Sie hatte sich als Frau Hasenbusch vorgestellt und berichtete nun mit leiser Stimme von ihrem neuen Nachbarn.
"Entschuldigen Sie, Frau Hasenbusch..." Ruppert lächelte die Dame an und bemühte sich abermals, sich nicht von diesen elenden nervenden Geräuschen aus dem Rohrpostsystem ablenken zu lassen. Sie waren nicht laut, aber beständig. Er setzte sich gerade hin und versuchte sich zu konzentrieren. "Erzählen Sie noch mal, und bitte ganz langsam..."
"Also, wie ich bereits sagte..." Weiter kam sie nicht.
"Einen Moment, bitte", unterbrach Ruppert, da sein Disorganizer ein merkwürdiges Gemurmel von sich gab. Der Obergefreite nahm ihn von seinem Tisch und steckte ihn in eine Schublade, nachdem er zuvor mit dem Disorganizer dagegen gehauen hatte.
"Verzeihen Sie..." Ruppert lächelte Frau Hasenbusch an. Das Rohrpostsystem nervte noch immer, auch der Disorganizer murmelte weiter, aber Ruppert lächelte. Gerade, als die Dame zu reden begann, summte eine Fliege durch den Raum und setzte sich auf Rupperts Nase. Sie kitzelte ihn. Ruppert versuchte, sie mit Naserümpfen zu vertreiben.
"... und Myrre, wie im Tempel... und in seinem Müll sind immer ganz viele Kerzenstumpen."
"Sie durchwühlen seinen Müll?" Ruppert wedelte kurz vor seinem Gesicht, und die Fliege flog weg. Und summte wieder.
"Oh, nein nein", die alte Dame riss erschrocken die Augen auf, "Ich sehe es nur, wenn ich meinen Müll weg bringe... ähm... und die Kerzen sind hauptsächlich schwarz... ich glaube, der Mann führt was im Schilde." Wissend zeigte die Dame mit einem Finger auf.
"Davon gehen Sie aus, nur weil die Wohnung riecht wie ein Räucherfass und er schwarze Kerzen benutzt?"
"Und sein Mitbewohner erst ... wenn sie den sehen würden, erschreckend. Ganz bleich und heruntergekommen."
"Vielleicht ist er untot, die meisten können nichts dafür, dass sie so aussehen."
"Nein, der ist nicht untot, da bin ich mir sicher... Aber der erzählt immer seltsame Dinge. Von Bunten Lichtern und Erscheinungen, die ihn verfolgen. Und so einem Kerl, der ihm begegnet ist... Frühlingsacker, oder so..."
Krrrääaap
Die wiewunderländische Pflanze auf Laizas Schreibtisch erzitterte. Ruppert betrachtete das fleischfressende Gestrüpp und ihm fiel auf, dass das Summen der Fliege aufgehört hatte. Für jeden ging es Mal zu Ende.
"Ähm", wandte er sich wieder der Frau zu, "Vielleicht nimmt er Drogen?"
"Wie kommen sie darauf? Der ist bestimmt besessen!"
"Nun, für mich hört sich das wie Drogenfantasie an."
"Ich nehm' doch keine Drogen!" entrüstete sich die alte Frau.
"Nein, nein, ich meine ja auch diesen Mitbewohner."
"Ich sag ihnen, die führen was im Schilde!"
"Was halten Sie davon, wenn ich ihren Fall an SEALS weiter gebe? Deren Spezialisten werden sich diesen Mann einmal ansehen."
"Haben die Ahnung vom Teufel?"
"Ähm, wir arbeiten abteilungsübergreifend zusammen und stehen uns bei Problemen zur Seite. Sie brauchen keine Angst haben, dass wir etwas nicht im Griff haben."
Irgendetwas kicherte hämisch im Rohrpostsystem.


~~~~~



Und fügte an: "Er macht seine Arbeit gut, ich kann mich nicht beschweren..."
Die Tür des Abteilungsleiters wurde ohne große Vorwarnung aufgedrückt und Lance-Korporal Magane stand im Türrahmen.
Für einige Momente besann sie sich und salutierte, dann schritt sie ärgerlich auf den Oberfeldwebel zu und durchbohrte ihn mit einem eisigen Blick.
"Seit gestern Morgen warte ich auf meine Ergebnisse! Euer verfluchter Leichenfledderer hat noch nicht mal mit der Obduktion begonnen und in eurem Labor durfte ich die Sachen noch nicht mal reinreichen!"
Der Philosoph lächelte: "Ganz ruhig Lance-Korporal."
"Ich bin nicht ruhig! Ich brauche meine Ergebnisse, andere brauchen auch ihre Ergebnisse. Das kann doch nicht sein, dass hier plötzlich alles schief geht!"
"Gute Arbeit benötigt eben seine Zeit", grinste Laiza und wusste, dass es in diesem Fall nicht der Wahrheit entsprach.
Magane zischte: "Das ist nicht wirklich euer ernst. Vorher ging es doch auch!"
"Es gibt halt ein paar Schwierigkeiten", versuchte Silly zu beschwichtigen.
"Susi legt hier alles lahm! Und was tut die Abteilungsleitung? Sitzt bei Kaffee und Kuchen!" Die Ermittlerin deutete auf den fast krümelfreien Teller.
"Ich hatte gar keinen Kaffee", mit Bestimmtheit fügte er hinzu: "Würdest du jetzt bitte mein Büro verlassen, Lance-Korporal?"
Magane grummelte noch einmal hingebungsvoll und war dann so schnell verschwunden wie sie aufgetaucht war.
"Das geht nicht mehr lange gut, Oberfeldwebel."
"Wir sind ja schon dabei eine Lösung zu finden."
"Die einfachste Lö..."
"Den Tatortwächtern", überging Sillybos seine Stellvertreterin, "könnten wir Zeichner bereitstellen."
Laiza schloss die Augen. Sie sah eine weite Landschaft mit großen Tannen und wogenden Hügeln. Sillybos lächelte sie an, als sie die Augen wieder öffnete. Sie seufzte.
"... bereitstellen ... das sind nur wieder unnötige zusätzlich Kosten."
"Man könnte mit der Künstlergilde einen guten Vertrag aushandeln."
"Wir hätten sicher nur Probleme damit. Die malen dann irgendeinen Mist der nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun hat und wollen dass wohlmöglich noch ausstellen oder verkaufen. Mal ganz davon abgesehen, dass so ein Tatort auch mal ziemlich ekelig aussehen kann."
"Wohl war... ", Sillybos erinnerte sich an seine Spurensichererzeit zurück, er hatte wahrlich viel gesehen und manchmal war es ihm arg auf den Magen geschlagen, "Was würdest du davon halten, wenn wir die Tatortwächter einfach einen Zeichenkurs unterziehen. Somit würden wir Geld sparen und hätten auch keine Probleme mit Künstlerrechten."
Laiza ließ den Kopf in den Nacken fallen und starrte an die Holzverkleidete Decke.
"Allerdings, Probleme mit Künstlerrechten hätten wir sicherlich nicht", sie sah ihren Vorgesetzen wieder in die Augen und erinnerte sich an einen Einsatz vor über einem Jahr, der ihr eine Akte mit Strichmännchenzeichungen beschert hatte. [3] Damals war Sillybos noch nicht Abteilungsleiter gewesen. Viel verändert hatte sich der Mann nicht, überlegte Laiza und seufzte erneut, diesmal laut.
"Das wäre eine wirklich schlechte Idee, Sillybos."


~~~~~



Sonne schien auf den Ankh nieder, es roch muffig und nach alten Innereien.
Olga-Maria quittierte dies mit einem unterdrückten Würgelaut. Sie hatte schon einiges gesehen und gerochen aber zwischendurch überkam es sie einfach.
Sie folgte ihrem ehemaligen Ausbilder Lance-Korporal Charlie Holm hinunter zum Ankh.
"Hier ist wohl ein Massenmord geschehen ..." beschwerte sie sich.
"Psst..." Plötzlich stand Rea Dubiata neben ihr und hielt den Zeigefinder auf den Lippen. "Sag so was nicht zu laut... das könnte Ärger geben."
"Rea, schön dich zu sehen!" Die Tatortwächterin lächelte.
Charlie begrüßte die Vektorin ebenfalls mit einem Nicken und paffte seine Pfeife.
Er ließ seinen Blick schweifen.
Sie befanden sich am Wassertor, hier war der Fluss noch fast ein Fluss und man konnte das schlammige Ufer vom Ankh unterscheiden. Es war viel los an diesem sonnigen Morgen. Nicht nur an den Ufern tummelten sich die Bewohner, sogar auf dem Fluss selbst herrschte Trubel.
Oder doch eher ein Gerangel, korrigierte sich der Lance-Korporal.
"Was geht davor?" wandte er sich an Rea, ohne den Blick vom Fluss abzuwenden.
"Die Zombies haben einen neuen Sport entdeckt... zumindest jene, die es mal unter die Erde geschafft haben. Sie treten mit ihren Särgen zum Wettkampf an."
Charlie betrachtete die Riemen, die an manchen Holzkisten befestigt waren. Einige der Zombies hatten sie los gemacht und benutzen sie nun als Schlagwaffe.
"Sargrudern? Das ist nicht dein Ernst."
"Doch, du siehst es doch mit eigenen Augen."
"Im Moment sehe ich Leichen beim Schlammcatchen."
"Jaaa ... es gab da einige Schwierigkeiten... Am Ufer in der nähe des Startpunktes wurde eine Leiche ... ich meine eine richtige Leiche gefunden."
"Aber wieso Prügeln sich die Untoten?"
"Naja, die Entdeckung des Toten hat ihr Rennen gestört, der eine der dadurch gewonnen hat, will das Rennen nicht wiederholen ... Yogi, Michael und ich werden uns schon darum kümmern."
"Wo sind denn eure GeMes?"
"Die Parken grad ein..." meinte Charlie und sah noch mal zu dem untoten Mob, "Wir gehen dann mal zu unserer Leiche. Viel Spaß noch Chief-Korporal."

Olga-Maria war gerade damit beschäftigt, den Tatort mit einem rotweißen Band abzusperren, als die Gefreiten Avalania von Gilgory und Huitztli Pochtli dazu kamen.
"Hier sind so viele von denen ...", meinte der Wasserspeier leise.
Avalania blieb vor der Absperrung stehen und betrachtete den leblosen Körper aus der Ferne.
"Einfach ignorieren und auf das Wesentliche konzentrieren."
Der Gefreite war noch nicht sehr lange bei SuSi und hatte den Großteil seiner Ausbildung noch vor sich, deshalb entschied er sich die Gerichtsmedizinerin gut zu beobachten. Viel lieber hätte er jetzt in der Pathologie gestanden und bei den Obduktionen zugesehen. Aber auch diese Leiche würde früher oder später auf dem Seziertisch landen.
"Dieser Tatort ist eine einzige Katastrophe", meckerte Olga-Maria und tauschte das Absperrband durch ihren Ikonographen.
"Fundort", korrigierte die Zwergin, "So wie der Leichnam aussieht, liegt der Todeszeitpunkt einige Zeit zurück. Man kann also davon ausgehen, dass er nicht hier umgebracht wurde."
Die Tatortwächterin nahm die Verschlusskappe vom Ausguck des Ikonographen. Charlie verteilte schon gewissenhaft kleine gelbe Nummernschilder. Olga visierte mit dem Ikonograph das erste Schild an und drückte auf den Auslöser.
Normalerweise ertönte in diesem Fall eine kleine, leise Glocke, doch im Kasten blieb alle ruhig.
"Ach Mist", Olga öffnete die Seitenklappe und lugte hinein.
Ein grauer Winzdämon mit großen schwarzen Knopfaugen starrte die Gefreite an.
"Hey Dämon, es steht Arbeit an."
"Ich heiße nicht Dämon, dass habe ich dir jetzt oft genug gesagt."
"Wie auch immer..."
"Perzipititibili!"
"Ja, wie auch..."
"PERZIPITITIBILI!"
"Pärzibiliti..."
"Das machst du extra! Ihr respektiert uns nicht! Mal dein Zeugs doch selber!" Perzipititibili zog die Klappe zu.
"Dein Blitzdings funktioniert wohl nicht." meinte Huitztli und sah zu Olga auf.


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"Aber w...", wollte der Philosoph argumentieren, doch Laiza schnitt ihm das Wort ab:
"Es bringt einfach nichts, wie du es drehst oder wendest, die Dämonen sind nicht mehr wegzudenken. Es ist eine Sache des Fortschrittes, da müssen wir uns eben anpassen."
"Der Fortschritt hat inzwischen ein enormes Tempo erreicht, weil es bergab geht [4]." Sillybos verschränkte die Arme vor der Brust. "Je mehr entwickelt und beschwört wird, desto mehr Fehler passieren. Dieser Diktierdämon konnte nicht mal einen einzigen Satz richtig schreiben! Früher sind wir doch auch ohne diese ganze Technik zurecht gekommen. Wir dürfen uns nicht nur auf die Dämonen verlassen. Damit kommen wir nur in Schwierigkeiten."
"Aber ohne sie geht es auch nicht, das siehst du doch."
"Ich muss hier noch einiges erledigen, sicher hast du auch noch etwas zu tun."


~~~~~



Er hatte sie einfach heraus geschmissen.
Höflich, aber bestimmt.
Sie eilte in den zweiten Stock hinauf, wo Ruppert gerade dabei war, eine ältere Dame zu verabschieden.
Sie sauste grummelnd an ihm vorbei und kassierte von der Alten einen empörten Gesichtsausdruck. Als sein Gast gegangen war, schloss Ruppert die Tür und blickte seine Vorgesetzte verdutzt an.
"Gibt es was Neues von der Front?"
Sie fragte sich, wie ein einzelner Mann nur so stur sein konnte. Das sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich, denn sonst konnte man immer mit Sillybos diskutieren und einen angemessenen Kompromiss finden. Doch was diese Dämonensache betraf, verhielt er sich ziemlich schnippisch und dickköpfig.
"Ich kann ihn ja verstehen, ich mag die Dämonen auch nicht! Aber Suchen und Sichern ist auf sie angewiesen. Wir müssen uns wohl selbst drum kümmern."
"Meinst du, sie hören auf uns?"
"Nicht mehr und nicht weniger als auf den Oberfeldwebel", der Korporal entzündete einen Kerzenstummel und näherte sich damit dem Rohrpostauswurf.
Die Kerze erhellte den Tunnel nur spärlich, davon abgesehen machte er keine zwanzig Zentimeter nach der Öffnung einen Knick.
"Ich weiß, dass ihr mich hört, ich will sofort mit dem Diktierdämon der Abteilungsleitung SuSi sprechen! Und zwar sofort!"
"Ich glaube nicht, dass sie sich davon beeindrucken lassen..." meinte Ruppert.
"Ich kann sie immer noch ausräuchern, mit Weihrauch!"

Ob die Dämonen Laizas Drohung gehört hatten, oder ob sie sich überhaupt davon beeindrucken ließen, wusste sie nicht, aber trotz allem kamen fünfzehn Minuten später Geräusche aus dem Postsystem und ein leises Klopfen am Auswurfdeckel riss die Beiden Okkultismusexperten aus ihren Unterlagen.
Ruppert, der genau neben dem Rohrpostloch saß, hob den Deckel und machte den Blick auf einen kleinen Dämon frei.
Er war keine sieben Zentimeter groß, grau und unscheinbar, zwei große Ohren und drei Hörner zierten seinen schrumpeligen Kopf, in dem man die Augen zu erst nicht erkennen konnte. Er blinzelte angestrengt, aufgrund des einfallenden Lichtes und räusperte sich dann um mit quiekiger Stimme hervorzubringen: "Ihr wolltet mich sprechen?"
"Du bist der Diktierdämon des Abteilungsleiters richtig?"
"Ich heiße Kribt und bin ein Diktiomat rx1950."
"Ja gut... wie auch immer", meinte Laiza, "Es gab da ein Problem, das ein noch viel größeres Problem ausgelöst hat. Und soweit ich weiß, bist du der Grund. "
Das kleine Geschöpf zitterte plötzlich und ließ die Ohren hängen.
"Es gibt eine Bedienungsanleitung für mich."
"Ja und?"
"Diese neumodischen Dämonen haben allerlei Zusatzfunktionen", meinte Ruppert, "Sie sind alle Sprachgesteuert und ohne Handbuch blickt man da überhaupt nicht durch."


~~~~~



Vorsichtig prüfte er mit dem großen Zeh noch einmal die Wassertemperatur, bevor das Bein ganz ein tauchte und das andere nachzog. Er sah sich nach seinem Quietscheentchen um, das er auf dem Aktenschrank fand.
Ohne Vorwarnung schwang die Tür auf und Hauptfeldwebel Breguyar stand im Büro.
"Ach bitte... Immer dasselbe mit dir."
"Was denn?"
"Es gibt gewisse ..." Tentakeln "...Dinge die will ich nicht sehen, erst recht nicht mehrmals."
"Du könntest anklopfen, wie wäre es damit?" meckerte Sillybos und setzte sich in seine Wanne. Mit einem Seifestück versuchte er Schaum zu machen.
"Wie wäre es damit, wenn du deine Abteilung wieder zum laufen bringst?!"
"Bis jetzt sind noch keine Dienstleistungen ausgeblieben."
"Das ist Ansichtssache! Wenn ich auf ein Ergebnis drei Tage warten muss, das ich sonst innerhalb eines Tages bekommen habe, dann ist das für mich keine gute Dienstleistung."
Wieder schwang die Tür auf und die Feldwebel von Grauhaar und Feinstich standen in der Tür.
Sillybos starrte die drei Wächter an, die plötzlich in seinem Büro standen, und durcheinander redeten. Der Philosoph saß in seiner warmen Wanne und verstand nur noch Gemüse.
RhabarberRhabarberRhabarberRhabarberRhabarberRhabarberRhabarberRhabarberRhabarberRhabarber...
"Jetzt seid doch mal verdammt noch mal ruhig! Das ist ja nicht zu ertragen."
"Exakt, es ist nicht zu ertragen und zwar eure Arbeitsweise", meinte Romulus von Grauhaar.
"Waf geht bei euch denn die ganfe Feit fief?"
"Wir haben leichte Probleme mit den Dämonen und sind schon dabei, das zu lösen."
Skeptische Blicke trafen den Oberfeldwebel.
"Wenn die Dämonen streiken und nicht mehr arbeiten wollen, würde ich das nicht als leichtes Problem bezeichnen", meinte Romulus.
Ein Knall wabberte durch das Gebäude und von Sillys Wand fiel ein gerahmtes Bild. Es war die Wand zum Labor. Die vier Wächter blickten stumm zur Wand herüber.
"Und wann, meinst du, sind diese Probleme gelöst? Ihr haltet den ganzen Ablauf auf", nahm Araghast das Gespräch wieder auf.
"Wir suchen schon Alternativen zu den Dämonen..."
"Alternativen? Wir leben in einer Feit, in der wir wohl oder übel mit Dämonen arbeiten müffen, fie erleichtern unf die Arbeit. Ef gibt keine wirklich guten und finnvollen Alternativen."
"Außerdem denke ich nicht, dass Rascaal sehr begeistert davon sein wird", trumpfte Breguyar und fügte in Gedanken bei 'Wenn er es nicht sowieso schon längst weiß.'
Sillybos hob die Hände.
"Ist ja schon gut, ist ja schon gut, ich werde mit den Dämonen reden. Wenn sowieso schon niemand meiner Meinung ist." Der Philosoph erhob sich wieder aus seiner Badewanne und die drei Besucher wanden geschwind ihre Blicke ab.


~~~~~



"Aber wofür brauch man solchen Schnickschnack? Reicht es nicht einfach, wenn er es aufschreibt und fertig?"
"Du weißt doch, die Leute stehen auf die ganzen Zusatzfunktionen, bis man irgendwann nicht mehr weiß, wofür der Dämon eigentlich da war", meinte Ruppert.
Laiza schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Dämon zu.
"Du hast nicht das getan, was er von dir verlangt hat."
"Das stimmt nicht, ich habe so gearbeitet wie ich eingestellt wurde."
"Anscheinend war dies nicht der Fall."
"Ich hatte ihn darauf hingewiesen, dass er das Handbuch lesen sollte."
"Okay und nachdem er dann sauer war bist du verschwunden?"
Der Dämon sah verärgert auf.
"Nur weil ich ein Dämon bin, brauch man mich nicht wie einen Gegenstand zu behandeln."


~~~~~



Sein Bart tropfte noch, als er sich auf den Weg zum Susi Pausenraum machte. Hier im ersten Stock lagerte die Abteilung die Fundstücke in einigen großen Regalen, die ganz eng beieinander standen. Dem gegenüber standen ein Tisch und einige bequeme Stühle, ein grauer Kasten beherbergte einen Kaffeedämon, der die Abteilungsmitglieder versorgen sollte.
Stimmen drangen durch die Tür auf den Gang hinaus und Sillybos wusste, das keine davon irgendeinem Abteilungsmitglied gehörte.
Er betrat den Raum, der von zwei auf den Hinterhof zeigenden Fenstern beleuchtet wurde. Vor dem grauen Kasten stand eine kleine Horde Dämonen und redete durcheinander. Einige erkannte Silly. Zum Beispiel die Winzdämonen aus den Ikonographen oder die neuen Heizdämonen aus dem Laboratorium. Die kleinen Geschöpfe verstummten, als sie die Tür hörten und drehten sich um. Ein Wispern durchfuhr die Gruppe und dann trat der Kaffeedämon vor. Er war relativ groß und hatte einen glühenden Zigarettenstummel im Mundwinkel hängen; er schien der Chef der Truppe zu sein.
"Schau an, wer sich hier her verirrt."
"Von verirren kann wohl kaum die Rede sein. Ich möchte mit euch über die aktuelle Situation reden."
"Da kann ich nur eins sagen, erstmal eine Lohnerhöhung um mindestens vier Prozent und eine weitere warme Mahlzeit", meinte der Kaffeedämon und aschte seine Zigarette in einem Kaffeebecher ab.
"Ihr seit wohl kaum in der Position, um Forderungen zu stellen."
Ein diabolisches Lachen ging von dem Dämon aus und seine kleinen Kollegen stimmten mit ein:
"Ach wirklich nicht? Ich in der Meinung, dass gerade wir in dieser Position stecken. Oder wer ist auf welche Hilfe angewiesen?"
"Du bist nur irgendein Kaffeedämon. Ich komme auch ohne Kaffee aus."
"Nur irgendeiner ... dass sieht dir ja ähnlich, Schäff. Erstens heiße ich Fuskuunz und zweitens geht uns das alle etwas an."
"Wo ist der Diktierdämon?"
"Du meinst wohl Kribt? Der ist grade unterwegs. Denk an die vier Prozent, dann sind wir im Gespräch."
"Von wegen vier Prozent...! Wir werden ja noch sehen, wer von wem abhängig ist. Früher ist Susi auch ohne diese dämonische Technik ausgekommen und ich erst Recht!"
Sillybos drehte sich um und verließ erhobenen Hauptes den Pausenraum.


~~~~~



Sillybos' Magen knurrte und er fragte sich was sein Sklave Hegelkant ihm heute leckeres zu Mittag gekocht hatte. Voll freudiger Erwartung schloss er die Tür zu seinem Fass auf. Ein deftiger Geruch von Knödeln und Fleisch stieg ihm in die Nase, als er die Tür öffnete.
"Ich bin zu Hause!" rief er und leckte sich über die Lippen.
"Es dauert noch ein paar Minuten, Herr", kam es aus der Küche und so zog sich der Philosoph in seine Bibliothek zurück.
Er genoss die Ruhe und den gewohnten Geruch der Bücher, es war so angenehm still im Raum. Das war er seit Tagen nicht mehr von der Arbeit gewohnt. Immer kam von irgendwo Lärm, hauptsächlich bestand er aus meckernden Stimmen und immer wieder explodierte etwas im Laboratorium.
Wenn diese Ruhe doch bloß wieder ins Wachhaus einkehren würde... diese herrliche Ruhe. Die Worte der anderen Abteilungsleiter gingen ihm durch den Kopf. Es war im Grunde so leicht, dass Problem zu lösen, doch Sillybos wollte einfach nicht nachgeben. Es durfte nicht sein, dass die Wächter sich so sehr auf diese neumodische Technik verließen. Der Philosoph sah darin keine gute Entwicklung. Was wäre, wenn sie sich auf die Dämonen verließen und sie spielten plötzlich ganz verrückt? Niemand konnte die Auswirkungen voraus ahnen, doch er ging davon aus, dass es große Probleme verursachen würde.
Hegelkant betrat die Bibliothek auf leisen Sohlen. Sillybos sah wie sein Sklave den Mund bewegte und lächelte, doch die Worte erreichten seine Ohren nicht. Verdutzt richtete er sich in seinem Sessel auf.
Was war passiert? War er taub geworden? Er bohrte verwirrt mit seinem Finger im Ohr, doch auch als er sprach blieb alles still.
Hegelkant lächelte weiter unbekümmert und winkte seinen Herrn aus dem Zimmer.
Die Geräusche einer Wanduhr drangen an sein Ohr, als Hegelkant die Bibliothekstür schloss.
"Was war denn jetzt?" fragte er entsetzt.
"Das Essen ist fertig, ich erkläre es dir am Tisch, Herr."
Wie immer war das Essen hervorragend und Sillybos bereute es ein weiteres Mal, dass seine Mittagspause ihm nicht mehr Zeit für ein ausladenderes Mittagessen bot.
"Also, was war das gerade?"
"Es ist eine ganz neue Entwicklung. Man nennt es einen Lärmabsorber."
Sillybos machte große Augen.
"Ich dachte, es wäre ein wirklich gutes Gerät für deine Bibliothek oder dein Arbeitszimmer, Herr. Damit du ganz ungestört philosophieren und lesen kannst."
"So was wäre für die Arbeit ganz hervorragend. Im Wachhaus ist es doch so laut."
Hegelkant nickte.
"Und wie funktioniert es genau?"
"Es ist ein kleiner Kasten in dem ein immerschlafender Dämon gefangen ist."
Streng blickte Silly seinen Sklaven an:
"Hegelkant, ich habe dir doch gesagt, dass ich keine Dämonen im Fass haben will."
"Aber Herr, es ist eine so wunderbare Erfindung, die dir das Philosophieren erleichtern kann."


~~~~~



"Du hast die anderen Dämonen aufgewiegelt!" meinte Ruppert.
"Ich habe sie nicht aufgewiegelt, das war Fuskuunz, er hat die anderen zu sich gerufen und auf sie eingeredet."
"Wer ist Fuskuunz?"
"Der Kaffeedämon aus dem Pausenraum. Er hat Unruhe unter die Dämonen gebracht."
Ruppert und Laiza blickten sich wortlos an.
"Also ist er schuld, dass die Dämonen ihre Arbeit nieder gelegt haben?"
Kribt nickte: "Die anderen sehen zu ihm auf, er sagt wir müssen es uns nicht gefallen lassen, wie Gegenstände behandelt zu werden."
"Ihr seit von den Kerkerdimensionen befreit, habt ein Dach über den Kopf, was zu essen und bekommt sogar jeden Monat zwei Cent."
"Einen Cent", korrigierte Kribt schnippisch.
"Naja, was wollt ihr auch schon mit Geld? Ihr seit Dämonen."
"Ihr Menschen seit alle gleich..."
Es klopfte an der Tür.
"Herein."
"Ich bin's, Rib..." kam es durch die Tür, Laiza stand auf und öffnete sie.
Der Feldwebel sah dreckig aus und obwohl jegliche Mimik nicht vorhanden war, wurde ihr sehr schnell klar, dass die Gnumie verärgert war.
"Falls es dich interessiert, der Sumpfdrache ist vorhin explodiert."
"Welcher Sumpfdrache? Ihr habt doch gar keinen mehr."
"Oh doch, Silly hat uns wieder einen besorgt. Aber andauert rennt irgendwer ins Labor und macht einen Aufstand, weil die Ergebnisse noch nicht da sind. War klar, dass der nicht lange überlebt."
"Ist irgendwas kaputt gegangen?"
"Danke, mir geht's gut", entgegnete Rib und wurde auf Rupperts Schreibtisch gehoben.
"Hey, ein Dämon, kaum zu glauben, dass es die hier noch gibt. Apropos Quälgeister, wie sieht's jetzt eigentlich aus mit eurer Problemlösung?"
"Ich habe schon damit begonnen, mit den Dämonen zu reden, wie du siehst."
"Ach reden, Jeronimus Frühlingsacker würde ihnen einfach den Garaus machen und neue anschaffen."
"Wer ist Jeronimus Frühlingsacker?"
"Hat keine Ahnung, das Mädel.... Kann man die Dämonen nicht einfach bei der Gilde umtauschen?"
"Du weißt doch, wie das mit den Umtauchklauseln ist... nur wenn wir beweisen können, dass sie Fehlerhaft beschworen wurden, kann man da was erreichen..."
"Man könnte es doch zumindest versuchen, oder bei Edger Balwin Ay in der Gänsetorstraße vorbeibringen, der gibt einen für jeden Schund noch ein paar Dollar."
"Wir sind kein Schund! Wir sind auch nicht irgendwelche Gegenstände!"
Kribts schrumpeliger Kopf bebte vor Zorn und ohne ein weiteres Wort sprang er vom Schreibtisch herunter und war durch die offene Tür verschwunden.
"Vielen Dank Rib, fällt dir vielleicht noch etwas Hilfreiches ein?"


~~~~~


"Hegelkant, das ist mir egal", beharrte Sillybos und schnitt seine Knödel klein. "Das Ding kommt weg."
"Es ist kein Ding, Herr. Es ist ein Dämon."
"Ich dachte, ich hatte mich klar ausgedrückt..." Sillybos zog ein Stück Knödel durch die Soße und steckte es sich in den Mund.
"Ja, Herr, aber ich dachte...", begann Hegelkant mit einem traurigen Blick, "ich dachte, Ihr würdet euch vielleicht darüber freuen. Er ist doch sehr nützlich."
Sillybos kaute den Mund leer.
"Mein lieber Hegelkant, es mag sein, dass Dämonen den ein oder anderen Nutzen haben. Aber deswegen müssen wir sie nicht immer und überall einsetzen. Je mehr wir uns auf die Dämonen verlassen, desto größer ist die Gefahr, dass sie irgendwann einen Fehler machen."
"Aber was wäre die Alternative, Herr?"
"Früher kamen wir auch ohne Dämonen klar", behauptete Sillybos.
"Und Menschen machen keine Fehler?"
"Doch, schon, deswegen sind sie Menschen. Aber diese Dinger sind Dämonen."
"Es sind auch Wesen, Herr."
"Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Hegelkant?"
Hegelkant stockte. "Es... tut mir Leid, Herr. Aber ich als Sklave kann die Lage der Dämonen durchaus nachvollziehen. Ihr verlasst Euch ja auch auf mich, nicht wahr? Und auf Eure Untergebenen in der Wache."
"Hm. Du meinst, dass zwischen Sklaven und Dämonen prinzipiell kein Unterschied besteht?"
"Nein, Herr, natürlich nicht. Ich meinte nur, dass es vielleicht nicht die Gefahr eines Fehlers ist, die Euch an den Dämonen stört."
"Hm." Sillybos dachte nach. "Ich glaube, du hast Recht, Hegelkant. Was mich stört, ist die Tendenz, dass wir immer mehr immer einfachere Arbeiten den Dämonen überlassen, die wir im Prinzip auch selbst erledigen könnten."
"Wie bei einem Sklaven, Herr?"
"Unsinn, Hegelkant. Keiner kann so gut kochen wie du." Ihm viel sein Essen wieder ein und schnitt ein Stück Fleisch ab.
"Danke, Herr." Hegelkant grinste. "Allerdings helfen sie einem auch insofern, dass sie viele zeitraubende Arbeiten übernehmen, und man dadurch selbst mehr Zeit hat."
"Hm. Ja... vielleicht ist der Gedanke an die gesparte Zeit wertvoller als meine Zweifel. Zeit ist in der Tat eine wichtige Ressource für die Wache."
Der Oberfeldwebel genoss sein Essen.


~~~~~



"Diese Dämonen sind nicht sehr billig, eine Neuanschaffung würde der Kommandeur nicht genehmigen. Wir haben die Heizdämonen auch nur bekommen, weil das Wachhaus gerade frisch renoviert worden war und er vermeiden wollte, dass ein explodierender Sumpfdrache alles zunichte macht."
"Und wenn man einen Dämonen her kommen lässt, der dann noch mal ein wenig an ihnen herum beschwört? Immerhin sind sie dafür da, ihre Arbeit zu tun und sonst nichts."
"Sie sind keine Golems, vergiss das nicht. Es sind unreine Wesen, die eigentlich nichts Gutes im Sinn haben."
"Im Grunde hat Sillybos Recht, wenn er gegen sie ist, aber sie sind einfach zu nützlich."
"Irgendwas ist wieder los", meinte Ruppert, als er Gepolter aus dem ersten Stock hörte. "Wir bekommen Besuch."
Und wenige Augenblicke später wurde die Bürotür aufgestoßen und Jack betrat den Raum. Er sah grimmig aus, grimmiger als sonst.
"Wo ist Sillybos? Und verdammt noch mal, wer unternimmt endlich was gegen diese Dämonen?"
"Ähm ... Sillybos ist in seinem Büro ... oder?"
"Nein, ist er nicht und diese Mistviecher demonstrieren vor seinem Büro."
"Wieso das denn?" fragte Ruppert, woraufhin der Gerichtsmediziner mit den Schultern zuckte.
"Ich konnte die Schilder nicht lesen, sie sind zu klein."
"Das sollten wir uns ansehen, Ruppert."

Die Dämonen waren kaum zu sehen, denn um sie herum hatte sich eine Traube aus Wächtern gebildet, die das Geschehen neugierig beäugten.
"Lasst mich mal durch", mit Rib auf den Schultern schob Laiza einen Rekruten bei Seite und blickte auf die Quälgeister herunter.
Sie gingen im Kreis und hielten kleine Schilder in den Händen, auf denen kleine Schriften prangten. Doch das Einzige, das die Okkultismusexpertin erkennen konnte waren die Ausrufungszeichen.
"Mehr LOHN!"
"Mehr Essen!"
"Weniger Diskriminierung!"
"Auch wir sind Lebewesen!"
Laiza öffnete die Tür zu Sillybos Büro. In der Wanne stand noch das Badewasser, auf dessen Oberfläche die letzten Seifeblasen tanzten.
"Was haltet ihr davon wenn ihr hier rein gehen würdet? Dann können wir uns genauer unterhalten", meinte Laiza auffordernd und zu ihrem erstaunen kamen die Dämonen sogar ihrer Aufforderung nach.


~~~~~



Sillybos war sich nun darüber im Klaren, wie er dass Problem aus der Welt schaffen würde. Auch wenn er die Dämonen trotz allem nicht mochte, musste er sich nun endlich eingestehen, dass die Wache trotz allem mit den Dämonen besser dastand als ohne sie. Egal wie er es drehte und wendete, man konnte keinen wirklich effizienten Ersatz für sie bekommen.
Er würde in den Pausenraum herein spazieren und diesem Kaffeedämon einen Freien Tag pro Woche anbieten und wenn nötig würde er mit Rascaal Ohnedurst auch eine Lohnerhöhung aushandeln können. Er war sich sicher, dass er das Problem in den Griff bekommen würde, denn das einzige, das er sicher nicht wollte, war eine Abteilung, die schlecht dasteht.
Ehe er sich versah, hatte er das Wachhaus wieder erreicht und machte sich auf den Weg in den ersten Stock.


~~~~~



"Wir wollen bessere Unterkünfte, warme Decken für den Winter, hier bei euch friert man sich ja den Arsch ab", meinte Skulte, Jacks Diktierdämon.
"Wir brauchen keine Decken", entgegnete Calor, einer der Heizdämonen aus dem Laboratorium, "In unserer Kerkerdimension haben wir ewiges Eis."
"Na und, du Schwachkopf, du musst ja aufpassen dass du deinen eigenen Hintern nicht in Flammen setzt!"
Laiza und Ruppert seufzten Zeitgleich.
"Ich bin für Decken, in der Pathologie ist es so saukalt, da kann man ja kaum arbeiten."
"Darüber hast du dich ja noch nie beschwert", warf Perzipititibili mit seiner leisen hohen Stimme ein.
"Bis vor einigen Monaten, war das auch nicht der Fall, da sind ja die Leichen im Sommer weg gelaufen, ohne Untot zu sein."
"Wir haben halt ein gutes Kühlsystem bekommen", warf Laiza ein.
"Dann eben keine Decken, aber wie wäre es mit mehr essen? Der Metzger beschwert sich ja immer, wenn ich seine Würmer esse."
"Ich bin Gerichtsmediziner!" motzte Jack, aus einer Ecke des Büros, "Kein Metzger!"
"Ganz ruhig bleiben", versuchte Laiza zu beschwichtigen."
"Mehr Essen! Metzger hin oder her!"
"Und mehr Geld", meinte ein anderer Heizdämon.
"Genau, ein Cent ist viel zu wenig!"
"Ich denke nicht, dass der Kommandeur eine Lohnerhöhung zulässt. Über das Essen können wir reden, aber es wird wohl nicht mehr Geld geben."
"Das ist ja wie Ankhpiraterie! Ihr nehmt uns aus! Diskriminiert uns! Ihr wollt doch dass wir für euch arbeiten, also solltet ihr uns auch entgegen kommen!"


~~~~~



Erst dachte der Oberfeldwebel, der Pausenraum war verlassen, weil er nichts daraus hörte. Doch dann sah er die beiden Dämonen Fuskuunz und Kribt an den Kaffeekasten lehnend eine Zigarette rauchen.
"Schau an, wer dort wieder ist, Kribt."
Der kleine Dämon drehte sich um und machte auf Sillybos den Eindruck bekümmert und unglücklich zu sein. Es verwirrte den Philosophen, dass solch ein Wesen in der Lage war, Emotionen auszustrahlen. Er trat näher.
"Wir müssen das nun endgültig klären."
"Jaja, die anderen sind schon mitten in den Verhandlungen, sie fordern Geld und allerlei Dinge. Aber deine Vertreterin ist auch dickköpfig", meinte Fuskuunz und blies einen Ring aus Rauch in die Luft.
"Sicher kann man sich irgendwie einigen", meinte Sillybos hoffnungsvoll. "Es tut mir auch wirklich leid, was da vorgefallen ist."
"Dir tut es leid?", fragte Kribt mit großen Augen.
"Ja, ich wollte dich nicht niedermachen, es ist nicht meine Art. Auch ich hab mal einen schlechten Tag."
"Es tut dir wirklich leid?"
"Ja, es tut mir leid. Ich entschuldige mich ganz aufrichtig dafür."
"Hast du das gehört Fuskuunz! Er hat sich entschuldigt."
Der Kaffeedämon seufzte: "Na und?"
"Damit ist doch alles wieder gut."
"Du spinnst wohl, nur weil er sich entschuldigt ändert sich unsere Situation nicht."
"Was haltet ihr von einen freien Tag pro Woche, für jeden Dämonen?" Der alte Mann blickte die zwei Wesen hoffnungsvoll an.
"Das ist alles?"
"Wir können natürlich über mehr Verpflegung reden."
"Hey cool", meinte Kribt und sein verschrumpeltes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
"Halt die Klappe! Meinst du so laufen Verhandlungen ab?" Fuskuunz wandte sich an Sillybos: "Meinst du es hat sich damit getan, dass du mit irgendeiner Kleinigkeit daher kommst und wir fallen dir dann aus Dankbarkeit um den Hals und nehmen die Arbeit wieder auf?"
"Äh", meinte der Abteilungsleiter ein wenig sprachlos.
Die Beiden starrten sich an und Kribt sah unsicher von einem zum anderen.
"Wir sind auf den Jeweils anderen angewiesen und sollten daraus das Beste machen."
"Ich könnte auch woanders meinen Kaffee kochen", meinte Fuskuunz und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ach ja und wieso tust du das dann nicht?"
Peinliches Schweigen machte sich breit, als der Kaffeedämon um eine Antwort verlegen war.
"Ein freier Tag klingt eigentlich nicht schlecht", meinte Fuskuunz kleinlaut, "Vielleicht kann man ja auch noch etwas an unseren Unterkünften machen...."
Sillybos nickte zufrieden.
"Wo finden wir die anderen Dämonen?"
"Drüben in deinem Büro."
"Dann sollten wir dort Mal hin gehen und ihnen das mitteilen."



~~~~~


"... nicht angebracht ... ihr habt wohl den Knall nicht mehr gehört", meinte Jack.
Die Stimmen erhoben sich wieder und jeder versuchte den anderen zu übertönen.
Sillybos war über die Lautstärke in seinem Büro bestürzt. Niemand verstand den anderen oder versuchte auch nur ihn zu verstehen.
Mitten in dem Chaos saß Laiza und machte einen überforderten Eindruck.
Erleichtert sprang sie auf, als sie ihren Vorgesetzten erblickte und stieß Rib fast vom Schreibtisch.
"Ich weiß nicht was ich noch machen soll!" wandte sie sich deprimiert an Silly.
Dieser lächelte nur:
"Jetzt seit mal bitte alle RUHIG!"
"Das hab ich auch schon ver ..." Laiza verstummte, als sie feststellte, dass die Dämonen wirklich leise wurden.
"Ich kann euch mitteilen, dass Fußkunst..."
"Fuskuuunz!!!"
"Ähm ... Entschuldigung, Fuskuunz und ich uns einigen konnten."
Die Dämonen brachen wieder in wirres durcheinander aus.
"Bleibt ruhig, bleibt ruhig, bitte. Also jeder von euch wird einen freien Arbeitstag bekommen. Korporal Harmonie wird dafür einen Plan aufstellen", Laiza sah ihn irritiert an, "Außerdem werden eure Mahlzeiten und Unterkünfte verbessert. Ich wünsch euch noch einen schönen Arbeitstag."
Sillybos hielt die Tür auf.
"Einen freien Tag, dass ist ja toll", meinte einer der Heizdämonen, "das werd ich doch direkt mal ausnutzen ..."
"Da so viel Arbeit liegen geblieben ist, dürft ihr euch keinen freien Tag nehmen, wie gesagt der Korporal erstellt einen Plan, an den ihr euch dann halten werdet."
Fuskuunz scheuchte die Dämonen aus dem Büro und Sillybos sah seine versammelten Susi Mitglieder an.
"Wie hat er das nun wieder geschafft", meinte Ruppert zu Laiza.
"Ruppert, zu echter Weisheit gehört auch die Größe, eigene Fehler einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen", meinte Silly und hielt die Tür auf.
"Wie meint er, dass jetzt bitte?" wisperte Ruppert, zuckte dann aber mit den Schultern und verließ das Büro.
"Nun, ich bin gespannt was daraus wird", meinte Jack und verabschiedete sich wieder zu seinen Leichen.
"Nicht so elegant wie Jeronimus Frühlingsacker, aber immerhin gelöst Oberfeldwebel", meinte Rib und grinste unter seinen Bandagen. "Soll ich dir bei dem Plan helfen, Laiza?"
"Das wäre nett", meinte sie und stand auf.


~~~~~


Sillybos sah auf das beschriebene Pergament hinab, das einmal ein Memo hätte werden sollen. Doch das einzige was er sah, war eine wirre Aneinanderreihung von Buchstaben, Zeichen und Zahlen.


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Alles lief wieder so, wie es sollte. Er dachte daran, wie einfach alles gewesen wäre, wenn er das Schreiben direkt selbst verfasst hätte. Es hätte keinen Aufstand gegeben und die Wachearbeit wäre nicht aufgehalten worden.
Nun war alles vorbei.
Der Philosoph zerknüllte das Pergament und ließ es in den Papierkorb fallen. Er würde es mit Hand noch mal aufschreiben. Denn Schreiben ging per Hand schließlich noch genauso schnell wie mit einem Dämon, und es war weniger fehleranfällig.
Doch zunächst schrieb er noch ein anderes Memo.


Liebe Mitglieder von SUSI,

der Dämonenstreik wurde beendet, alles geht wieder seinen gewohnten Gang. Ich möchte betonen, dass die Dämonen, die für uns wertvolle Sklavenarbeit verrichten, für uns eine große Zeitersparnis darstellen - Zeit, die wir nutzen sollten. Ich erwarte von der Abteilung ein effektiveres Arbeiten, sowohl innerabteilich als auch abteilungsübergreifend. Ich hoffe, dass sich diese Effizienz in einer schnelleren Bearbeitung von Fällen und zu mehr Berichten auf meinem Schreibtisch führt als bisher.

OFw Sillybos
Abteilungsleiter Suchen und Sichern

PS: Im Pausenraum steht nun neben dem Kaffeedämon-Automaten eine kleine Schale. Bitte denkt daran, ab und zu einen Cent hineinzuwerfen, wenn ihr euch einen Kaffee holt.



Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück, alles war wieder in Ordnung und in der ersten Etage des Hauptwachhauses herrschte endlich wieder Stille, richtige natürliche Stille, ohne zutun irgendeines Dämons.


[1]  Die Schildwächter - Ein Wandschrank wird zum Dimensionstor umfunktioniert und verbindet die Pathologie mit dem kalten Klima der Nichtsfjorde

[2] Manchmal geht von Laiza ein oktariner Glanz aus, wenn sie wieder zu viele Seancen gemacht hat

[3]  L-Mission: Hey Mann, wo ist die Leiche? - Sillybos hatte - obwohl im Dienst - seine Ausrüstung vergessen und den Tatort dann selbst skizziert

[4] Zitat von Wolfgang Mocker




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Feedback:

Von Ayure Namida

28.02.2007 19:00

</b><br><br>Als Pokey gut, allerdings ging es mir so, dass sich das alles etwas zu sehr in die Länge gezogen hat, da insgesamt recht wenig Handlung vorhanden war. <br>Was mir gefallen hat war die Umsetzung der Charaktere und einige Dialoge waren wirklich gut. <br><br><b>

Von Breda Krulock

28.02.2007 19:00

</b><br><br>Eine sehr unterhaltsame, schöne und auch wundervoll geschriebene Single.<br>Die Verwendung der Pokal-Wörter war in meinen Augen perfekt.<br>Die Darstellung der Abteilung war sympatisch und detailliert. Sehr interessant war es zu sehen, wie die einzelnen Personen auf den Stress und die extra Arbeit reagieren.<br>Das einzige was mich ein bissel (ganz klein bissel) störte, war wie schnell (?) Silly sich umstimmen liess. Alle vorherigen Einwände Laizas konterte er geschickt, um dann zuhause seine Meinung zu ändern. Du hast diese Sache wunderbar umgesetzt, der Vergleich von/mit Hegelkant war genial, aber irgendwie fehlte <i>mir</> da das Tuepfelchen auf dem i.<br>Die Idee, das die kleinen Helfer in den Streik treten war beispielhaft. Somit bekam ich einen sehr guten Einblick in eure Arbeit!<br><br>Du hast die sehr viele Gedanken über die Storyline gemacht, es gab keinen einzigen Stolperer und alle Fäden fanden am Ende zusammen. Perfekt!<br><br>Bitte bitte mehr davon! *thumpsup*<br><br><b>

Von Goldie Kleinaxt

28.02.2007 19:00

</b><br><br>Mir ist hierbei negativ aufgefallen, daß die Single einen linearen Plot hatte, keinen richtigen Spannungsfaden und sich dadurch sehr zäh in die Länge gezogen hat. Sonst soweit ok, aber weder vom Stil als von der Kreativität herausragend.<br><br><b>

Von Kanndra

28.02.2007 19:00

</b><br><br>Ich finde, dein Schreibstil wird immer besser, immer lebendiger. Die Schilderung des "innerbetrieblichen" Chaos durch den Ausfall der Dämonen war eine originelle Idee und die Pokalworte waren gut eingebaut.<br><br><b>

Von Schizzel Schattig

28.02.2007 19:00

</b><br><br>Gefällt mir sehr gut, aber warum ist die Schrift so klein?<br><br><b>

Von Valdimier van Varwald

28.02.2007 19:00

</b><br><br>Hallo Laiza,<br><br>eine super Pokey hast du da abgeliefert. Viel Witz und einfach schön zu lesen. Die Abteilung hast du mehr als Pokeywürdig eingearbeitet.<br><br>Was kann ich groß kritisieren?<br><br>Eigentlich nur, dass der Leiche am Ankh später keine Beachtung mehr geschenkt wurde und der Absatz so etwas verloren wirkt, aber ich denke auch hier war es die Wörterbeschränkung.<br><br>Mach weiter so.

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