Bei dieser Kurzgeschichte ist das Wort 'Kurz' groß geschrieben. Und gibt eigentlich nur eine Szene aus Jacks Dienst als Gerichtsmediziner wieder. Die im übrigen von dem Lied "Billy is dead and gone" von Bardic inspiriert wurde.
Dafür vergebene Note: 8
"Billy is dead and gone
Oh, Billy is dead and gone
Billy, Billy could dance
He danced into trance
Yeah, Billy could dance
Around and around
To the fiddle sound
The fiddle sound drove Billy around
Billy is dead and gone
Oh, Billy is dead and gone"
Titel "Billy is dead and gone"
von Bardic Album Greenish
"Du willst WAS?!?" hallte es laut durch die Flure der Abteilung SuSi.
Billy schloss die Tür der Gerichtsmedizin und wieder holte seine Bitte.
"Ich möchte, dass du Herr Gerichtsmediziner bestätigst, dass ich tot bin. Also nicht der Tod, sondern, du weißt schon, untot eben."
Jack blickte ein wenig verwirrt drein. Er hatte schon oft Beglaubigungen über verstorbene Personen ausgestellt. Aber er wurde noch nie von ihnen darum gebeten. Gern hätte er diese Aufgabe seinem Auszubildendem Huitztli Pochtli übergeben, doch dieser wurde von Jack zur Unterstützung von Herrn Made auf einen Außeneinsatz geschickt.
[1]Zur Zeit waren nur Jack und Billy in den gekühlten Räumen der Gerichtsmedizin. Die beiden Seziertische waren sauber und der ganze Raum wirkte so steril wie dir Küche der Unsichtbaren Universität
[2]. Seitdem die von Rea gestiftete Pflanze endgültig erfroren ist, wirkt der ganze Raum noch kälter und irgendwie an sich schon tot.
"Also die Sache ist die, ich bin
Billy der Untote Tänzer, oder war es, bis die Gilde der Tänzer und Schausteller mir verboten hat, damit zu werben. Weil ich kein Schreiben darüber habe, dass ich verstorben und somit untot bin."
Jack betrachtete den vor sich hin rottenden Zombie, und auch wenn seine Kleidung neu und stilvoll war, erkannte man ohne Probleme, dass die Person, die einem gegenüber stand, tot sein musste. Und dem Geruch nach zu urteilen sich auch schon länger in diesem Zustand befand.
"Du bist doch schon seit schätzungsweise 7 Jahren tot, das erkennt man doch, wenn man nicht gerade blind
und geruchlos ist."
"Ich bin sogar schon seit 8 1/2 Jahren tot" erwiderte Billy stolz.
Jack ärgerte sich ein wenig, es nicht genau erkannt zu haben. "Und jetzt soll ich dir das schriftlich geben, dass du verstorben bist?"
"Ja genau. Ich gebe dir auch Freikarten für meine Show."
Wird Jack dem Zombie helfen? Wird er feststellen, dass Billy wirklich untot ist? Dass erfahrt ihr nur, wenn ihr weiter lest... also: schnell weiter lesen! Jack haderte mit sich selbst. Er sah und roch, dass Billy tot war. Eigentlich hätte man die Beglaubigung einfach schreiben können, es wären keine 10 Minuten Arbeit gewesen. Doch das Pflichtbewusstsein, das sich in ihm entwickelt hatte, hinderte ihn daran, den einfachen Weg zu gehen. Seit sich Jack um seine kleine Familie kümmern musste, nahm er Vorschriften viel ernster. In den Vorschriften stand auch, dass die kleinen Beistelltische neben den Seziertischen immer für den nächsten Einsatz bereit sein mussten und das waren sie.
"Ok, aber ich muss erst noch ein paar Untersuchungen an dir machen. Setz dich mal bitte auf den Tisch!" Jack deutete auf den nächsten Tisch.
Freudig setzte sich Billy auf den Tisch und ließ seine Beine runter baumeln.
"Ah gut, genau so", Jack nahm das kleine Hämmerchen vom Sezierbestecktisch. "So jetzt bitte einen Moment die Beine einfach hängen lassen."
Vorsichtig und eher sanft schlug Jack mit dem kleinen Hammer unter die Kniescheibe, doch nichts passierte. Zur Sicherheit wiederholte der den Test noch zweimal, auch diese Male war kaum eine Reaktion sichtbar. Anschließend macht der den Reflextest an den Ellengelenken und auch diese blieben ohne sichtbare Reaktion.
"Sehr gut, kaum noch Reflexe an den Knien und Ellen vorhanden, wenn du dich dann bitte jetzt hinlegen würdest." Jack legte den Hammer zur Seite und nahm eine der Spritzen vom Tisch, "Ich muss jetzt versuchen Blut aus deinen Adern zu bekommen."
"AAHHHH!", schrie Billy wie am Spieß.
Erschrocken ließ Jack die Spritze auf den Seziertisch fallen.
"Ähm zwei Dinge: erstens solltest du als Zombie nicht spüren, wenn ich dich mit einer Spritze piekse, zum anderen ich habe noch gar nicht gestochen."
"Ich hab Angst vor Spritzen", gab der Tänzer bockig zu.
Kopfschüttelnd nahm Jack die Spritze wieder in die Hand und versuchte erneut, die Spritze anzusetzen. Billy holte Luft und wollte schon wieder schreien, als er durch einen bösen Blick von Jack unterbrochen wurde.
"Hm, Billy könntest du mir das Tanzen beibringen? Nicht alles, nur so ein bisschen... so was Grobes halt... das ich mit meiner Verlobten tanzen kann."
"Ich gebe eigentlich keinen Unterricht mehr, aber wenn du mich nicht stichst, mache ich eine kleine Ausnahme für die groben Grundschritte."
Jack sah auf die Spritze in Billys Arm, die sich nicht mit Blut gefüllt hatte, sah Billy in die Augen. Vorsichtig zog er die Spritze wieder aus dem Arm.
"Ne, das geht klar, ich muss dich nicht unbedingt mit einer Spritze stechen, ich trage ein, dass kein Blut geflossen ist."
"Danke. Ich weiß, ich bin schön länger tot, aber an Spritzen werde ich mich wohl nie gewöhnen können."
"So jetzt kommt der unangenehme Teil... für uns beide. Ich werde jetzt gleich mit dem Skalpell deine Bauchdecke öffnen und die Überreste deiner Organe begutachten. Würdest du dich dann bitte frei machen? Nur, damit du später nicht zusammenfällst, stopfe ich dich auch gleich mit etwas Stroh aus. Ich bin zwar kein Profi darin, hab mir aber von Herrn Hops erklären und zeigen lassen, wie das geht. Ihm und seinem Partner Herrn Ex gehört das Bestattungsunternehmen in der Siebenschläferstraße. Die präparieren aber auch lebende Tote, scheint eine wahre Goldgrube zu sein." Jack musterte die aufgereihten Skalpelle sah sich noch mal den nackten Oberkörper an und entschied sich für ein mittleres Skalpell.
"So ich muss mich mal eben etwas konzentrieren, bitte nicht das atmen imitieren."
Jack setzte das Skalpell am oberen Ende des Brustkorps an, stach fest zu und machte einen geraden Schnitt von oben bis zur Leiste. Dann setzte er das Skalpell noch einmal an der Anfangsposition an und machte einen Schnitt von der Mitte bis zur linken Schulter, um anschließend sich auf die andere Seite des Tisches zu stellen, um dort den Schnitt von der Mitte bis zur rechten Schulter zu schneiden. Zum Abschluss der Öffnung macht er einen Schnitt unterhalb des Bauches von links nach rechts.
"So, dann wollen wir mal..." Vorsichtig entnahm Jack die verkümmerten Überreste der Organe, die ehemals den Körper am leben hielten. Der Zombie ließ diese Prozedur mühelos über sich ergehen.
"Sieht gut aus hier drin, alles verkümmert und tot. So ich stopfe dich dann jetzt aus und nähe dich wieder zu."
"Nähen? Du wolltest mich nicht stechen!"
"Ähm, sagte ich 'nähen'? Ich meine, ich verschließe dich natürlich mit Kleber."
Jack fing an das trockene Stroh aus der Ecke des Raums in den Leichnam zulegen. Er ließ es aber so hoch auf der Brust gestapelt dass er ohne das Wissen von Billy die untere Partie zunähen konnte.
"So, dann mal eben die Augen zu, damit der Kleber nicht deine Augäpfel angreift", log Jack, um den Zombie komplett zuzunähen.
Wird Billy Jack das Tanzen beibringen können? Oder wird er zuerst feststellen, dass er von Jack belogen wurde? All das und noch etwas mehr im letzten Teil der Single. Also lies jetzt bis zum Ende weiter! "So fertig, aber ich musste dich doch zunähen, das mit dem Kleber hat nicht geklappt. Hoffe du bist mir nicht zu böse." Jack stellte sich an den anderen Seziertisch und füllte das Formular aus.
Billy sah an sich runter, bestaunte und betastete die Nähte, "ich habe nicht einen Stich gespürt, also ist es wohl in Ordnung. Außerdem sehe ich so echter aus. Und ich halte mein Wort, du bekommst deine Tanzstunden."
Förmlich überreichte Jack dem nun offiziell untoten Tänzer das Dokument. "Aber eine Frage habe ich noch: an was bist du gestorben?"
"Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich habe getanzt und getanzt, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich verstorben."
"Meinst du, es war Mord? Soll ich eine Untersuchung einleiten lassen?" Jack war voller Elan, einen Mordfall, der über 8 Jahre zurück lag, jetzt zu lösen. Und das allein durch sein Wissen als Gerichtsmediziner.
Doch Billy antwortete schlicht: "Nein, sieh mal... der Tod hat meiner Kariere verdammt viel weiter geholfen, und das letzte, was ich jetzt möchte, ist, dass die Mörderin, die mir hinterrücks Gift in den Wein geschüttet hat, ankommt und Geld von mir verlangt, weil sie meiner Kariere weiter geholfen hat."
"Ab..." Jack wollte Kontra geben, doch wurde er von Billy unterbrochen.
"Aber es gab keine Mörderin, die mich umgebracht hat, weil ich sie betrogen habe." Der Untote streckte dem Arm mit dem Dokument nach oben in die Luft. "So, jetzt ist es offiziell
Ich bin Billy, der untote Stepptänzer!"
"Du bist was? Stepptänzer?"
"Hab ich doch gesagt... und am Besten fangen wir gleich mit dem Üben an, hier drin ist eine tolle Akustik!" Billy fing mit ein paar einfachen Steppschritten an. "Komm schon, einfach nachmachen!"
Jack macht es Billy nach. "Hm, vielleicht kann ich Kathjo mit einem Stepptanz auf dem Ankh beeindrucken..."
Zwei Wochen später, an einem kühlen Abend, beeindruckte er sie tatsächlich mit einem Riverdance unter hellem Mondschein.
Ende
[1] Jack wollte mal wieder seine Ruhe haben.
[2] Magier mögen Essen, sie mögen es viel Essen, sie mögen fettiges Essen, selbst wenn es von Fett nur so trieft, mögen sie es. ABER sie mögen es nicht schmutzig und dulden kein Staubkorn in der Küche.
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