Zeit des Wandelns

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von Hauptgefreite Breda Krulock (DOG)
Online seit 27. 12. 2006
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Deutsche Übersetzung der Single-Mission Time of Changes

Für diese Mission wurde keine Note vergeben.

1. Prolog

Der Schein der Laternen bedeckte die neblige Straße mit einem Mantel grauer Schatten und verschonte allein die schwarzen Winkel der kalten Steinwände und leeren Hauseingänge. Im Grunde war es eine Nacht wie jede andere auch, vielleicht etwas nebliger als sonst. Aber die Straßen von Ankh-Morpork hielten ihren Besuchern stets besondere Überraschungen bereit.
Der Mann kroch langsam vorwärts, den Körper dicht an das glitschige Dach gepresst. Seine schwarze Kleidung verbarg ihn perfekt vor neugierigen Blicken. Außerdem ließ sie ihn schlanker wirken.
Wolfram rümpfte seine Nase. Die schwarze Maske drückte schwer auf sein Gesicht, ihr Stoff war schweißgetränkt. Er wollte nichts lieber als sie fortreißen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen. Stattdessen atmete er tief durch, kratzte sich genussvoll[1] und konzentrierte sich wieder auf sein Ziel. Er war dem anderen Assassinen bereits eine Weile gefolgt. Sein Ziel hatte bereits vor ein paar Straßen beschlossen, die von Assassinen zur Fortbewegung bevorzugten Dächer zu verlassen. Das war seltsam. Die Dächer der Stadt zu benutzen gehörte zu den Dingen, die Assassinen als erstes lernten - und nie mehr vergaßen. Falls doch waren höllische Schmerzen in beiden Beinen das Ergebnis.[2]
Je länger Wolfram sein Ziel verfolgte, desto wütender wurde er. 'Wohin zum geht sie denn?'
Er spuckte das Knäuel zurück in die Innenseite seiner Maske und murrte. Er erhob sich und umschlich einen Schornstein. Dahinter sah er die unverkennbaren roten Lichter des stadtbekannten Boucherie Rouge. Er ging in die Hocke und fingerte die Armbrust aus ihrem Hüfthalter. Er hielt einen Moment inne. Ein leichtes Ziehen im Nacken ließ ihn zögern, aber schließlich lud er die Armbrust und legte auf sein Ziel an. Er hatte freies Schussfeld auf ... dieses Ding. Ihm blieb nur noch ... sich zu der riesigen Gestalt hinter sich umzudrehen und zu starren.
Bist du fertig?
Der Klang der Worte hallte in seinem Kopf wider. Er konnte nicht sagen, ob sie den Umweg über seine Ohren gegangen waren oder überhaupt real. Er schaute hinter sich und sah einen Körper auf dem kalten Dachfirst liegen, ein Pfeil in seinem Rücken.
"Verdammt! Welche Sch ..."
Oh bitte, nicht fluchen, unterbrach ihn die Gestalt. Es war ein anstrengender Tag, bist du soweit?
Wolfram zuckte mit den Schultern und warf einen letzten Blick auf seinen toten Leib. Er sah die Gildenquittung. Zorn stieg in ihm auf, als er die Unterschrift darauf erkannte. Als er darüber nachdachte, was gerade geschehen war, erfasste ihn Ruhe und schob den Zorn zusammen mit allen anderen Gefühlen hinfort. Tods Sense zertrennte den hellblauen Faden und Wolfram verschwand in der endlosen Ewigkeit von Harmonie und Frieden.


2. Fiese Tricks

Eine einfache Flasche stand in der Mitte des schwarzen Holztisches. Papierkram und geöffnete Aktenordner lagen überall verstreut und bedeckten jeden Zoll der hölzernen Antiquität. Grauer, dicker Rauch stieg von einem Sessel auf, der dem stillen Chaos abgewandt stand und den Rauchenden hinter seiner riesigen Rückenlehne verbarg.
Dr. Henry Schneider, ein weithin bekannter Alchimist, fühlte sich in der Gegenwart seines Gastgebers unwohl. Üblicherweise nahmen seine Kunden per Brieftauben oder Laufburschen Kontakt mit ihm auf. Selten suchten sie ihn persönlich auf. Und nun, nachdem die Vorarbeit getan war, hatte er eine Einladung des Gildenvorstehers erhalten.
Henry atmete langsam aus.
"Wofür wollen Sie es verwenden, Herr?" Er verkehrte oft in gehobeneren Schichten, dennoch konnte er ein leichtes Zittern in seiner Stimme nicht verbergen, als er sprach.
Stille hing eine Weile in der Luft, bevor der Sessel herumschwang, ohne dabei den leisesten Laut zu verursachen.
"Ich?" Der Mann in dem Sessel war in den besten Jahren. Sein Haar schimmerte silbern. Winzige Fältchen um seine Augen und das kleine Grübchen am Kinn verliehen ihm ein interessantes Aussehen. Es ließ Frauenherzen schmelzen. Keine von ihnen hätte geahnt, welchem Handwerk er nachging.
Lord Witwenmacher beugte sich vor und bettete den Kopf vornehm auf seine Ellbogen. Er trug einen dunkelblauen Anzug aus einem der feinsten Stoffe, die auf der Scheibenwelt zu finden waren, hergestellt in den besten Schneidereien von Uberwald. Im Gegensatz zu seiner Belegschaft trug er gern mal andere Farben als immer nur Schwarz.
Der Alchimist straffte sich.
"Ähm, ja, Herr. Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ..."
"Entschuldige bitte, Henry. Du denkst, es geht dich nichts an?" Er betonte die letzten Wörter, so dass Henry zu verstehen glaubte.
"Liegt da vielleicht ein Missverständnis vor, Herr? Sie haben den Trank bestellt. Nun, hier ist er."
"Da hast Du recht, mein alter Freund. Und doch ist unsere Vereinbarung noch nicht erfüllt." Witwenmacher lächelte seinem Gast ins Gesicht. Dr. Schneider senkte den Kopf und dachte an das Geld, das er für den Auftrag bekommen würde. Er richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf die Flasche, die noch immer auf dem Tisch stand.


3. Gefährliches Spiel

In einem stetigen Rhythmus schlugen die großen Löffel auf den Grund der kleinen Porzellanschüsseln, stiegen in einer routinierten Bewegung wieder hinauf und endeten in schlürfenden Mündern. Von diesen monotonen Geräuschen einmal abgesehen war es mucksmäuschenstill in der Kantine der Assassinengilde. Hin und wieder kicherte die jüngere Generation über einen leise geflüsterten Witz, aber der stechende Blick der obersten Ränge brachte sie schnell wieder zum Schweigen.
Breda Krulock, Mitglied der Abteilung D.O.G., saß ebenfalls stillschweigend auf einer Bank am hinteren Ende des Raumes und beugte sich über ihr persönliches Verdauungsproblem. Während sie in der grünen Pampe rührte, verteilte sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Menschen um sie herum. Sie machte sich geistige Notizen über jeden, der die Kantine betrat oder verließ. Hier und da bemerkte sie sogar ein paar bekannte Gesichter. Sie kannte ihre Namen nicht, zumindest konnte sie sich nicht dran erinnern. Es hat einfach zu viele Namen in den Jahren gegeben, die ihren Weg gekreuzt hatten. Und Breda war sich sicher, das noch viele weitere folgen würden.
Sie hatte über diesen Fall nachgedacht. Es war einer dieser merkwürdigen, einer von denen, welcher mit gespreizten Fingern von den anderen Abteilungen über den Schreibtisch geschoben werden in der Hoffnung, dass am anderen Ende ein D.O.G. steht um ihn aufzufangen. Ein Assassine wird beauftragt einen anderen Assassinen zu inhumieren. Vollkommen legal. Mit Quittung und dem dazugehörigen Auftraggeber. Da der Tote aber in der Nähe des Boucherie gefunden wurde, und anscheinend selbst grade auf einer Auftragstour war, gab Breguyar den Befehl, sich in der Gilde einmal umzusehen. Inkognito verstand sich.
Ein Schatten schob sich in ihr Blickfeld und sie registrierte ihren Informanten. Er nickte knapp, nahm ihr Tablett und ließ einen kleinen, fleckigen Zettel zurück, den der Dobermann schnell an sich nahm.

*Schwarze Kleidung*

Breda zögerte und blickte von dem Papier auf. Natürlich gab es keine andere Bekleidungsfarbe als Schwarz. Sie betrachtete die Nachricht ein weiteres Mal und fand diesmal die richtigen Informationen am unteren Rand. Sie stand auf und verließ den Raum. Nach einem kurzen Sprint hörte sie die Stimme ihres Verdächtigen.
Sein Name war Richard West, ein Mann mittleren Alters und seit Jahren Mitglied der Gilde. Er war nicht der hellste, keinesfalls, aber seine Akte und die Aufzeichnungen im Archiv waren ziemlich erstaunlich. Breda hatte bereits das Vergnügen gehabt, sich mit Herrn West zu befassen. Und jetzt, während sie ihm durch die Gänge des Gildengebäudes folgte, lauschte sie seine Gedanken.
Natürlich gab es die üblichen wahnsinnigen:
'Wenn ich über die Stadt regiere ...'
'Ich kann es kaum erwarten endlich Patrizier zu sein!'
Die mit leicht anzüglichen Inhalt:
'-zensiert-'
'-zensiert - zensiert-'
Die regulären:
'Habe ich den Kaffeedämon ausgeschaltet?'
'Ich brauche ein Geschenk für Mama; ihr Geburtstag ist... scheiße, war gestern!'
Und diejenigen, die für unsere Verfolgerin interessant waren:
'Nächste Links abbiegen, Treppe hoch, zweite Tür auf der rechten Seite ...'
Leider erlaubte der Kommandeur bis heute kein Gedankenlesen als Beweismittel. Der Grund, warum Breda ihn beim letzten Mal gehen lassen musste. Der alte Knollenbeißer bestand darauf, dass Beweismaterial in harten Fakten geliefert werden musste. Auch weil es keine Möglichkeit gab, einen gehörten Gedanken zu beweisen. Die Vampire der Stadtwache sollten ihr Wissen also nutzen, um einen Fall voran zubringen, nicht um stets die vermeintliche Lösung zu präsentieren.
Und so geschah es recht häufig, dass Breda die Gedanken der Leute um sie herum las. Nur so aus Spaß, zur eigenen Belustigung.
Die meisten wären überrascht, wenn sie wüssten, woran ein Abteilungsleiter dachte, wenn er oder sie völlig gestresst war. Breda bekam einige interessante und persönliche Einblicke in die anderen Abteilungen, einschließlich der Wächter, die in ihnen arbeiten. Die meisten Einblicke ergaben komische Namen, spezifisch gewählt, abhängig von der Absurdität oder hirnlosen Tätigkeit des Eigentümers. [3]
Richard West jedoch, hatte keinen Schimmer, dass seine Gedanken durchleuchtet wurden, während er durch die Gänge schlenderte. Er ergriff den Schlüssel in seiner Tasche, als er sein Zimmer erreicht hatte, schloss die Tür auf und trat ein. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schloss die Vampirin auf und lauschte vorsichtig an der Tür. Um diese Uhrzeit waren die Gänge der Gilde recht leer, es liefen nur ein paar wenige Novizen durch das Gebäude. Nach einer kurzen Weile vernahm sie nur noch das langsame und gleichmäßige Schnarchen des Assassinen und es dauerte nicht lange, da wandte sie sich gelangweilt ab. Es mag interessant klingen, sich als ein sehr beschäftigter und sehr wichtigen Assassinen auszugeben, aber tatsächlich sah es ganz anders aus. Ohne weiteres Aufheben knackte sie das Schloss der Tür gegenüber und schlich hinein. Das kleine Zimmer war leer, abgesehen von einigen Stühlen und einer alten Strohpuppe. Sie ließ die Tür einen Spalt weit offen, so dass sie einen besseren Blick auf die Tür von Richards Zimmer hatte.
Und weil dies ihr Glückstag war, dauerte es nur etwa zwei Minuten, bis ein anderes Gildenmilglied den Flur passierte.
'Warum wird diese Tür NIE abgeschlossen? Hallo?'
Er blicke durch die Öffnung und schob vorsichtig einen Fuß hindurch. Alles was er zu sehen bekam, war sein eigener Schatten, den das Licht der Fackel in seiner Hand an die Wände warf. Er öffnete die Tür komplett und trat in das leere Zimmer, sah sich um und zuckte mit den Schultern, als er keinen seiner Kollegen vorfand. Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte er einen zarten Widerstand zu seinem Füssen. Ein Stapel schwarzer Kleidung, wunderte sich der Assassine, als er es in die Hand nahm. Das bedeutet doch ...
Er dachte diesen Satz nicht zu Ende, denn ein flatterndes Geräusch hinter ihm veranlasste ihn, sich ruckartig umzudrehen. Die Kleidung glitt zu Boden, als sein Blick auf die nackte Frau vor ihm fiel. Schimmernde, glatte Seidenhaut wohin er sah, nur ihr langes schwarzes Haar bedeckte ihre wohlgeformten...
Die Faust traf ihn im Gesicht, bevor weitere Gedanken den weiten Weg zum Großhirn fanden. "Hallo Schatz, ich bin zuhause!"


4. Hinterhältige Pläne

"Glaubft Du, fie wird kommen, Herr?"
"Das wird sie", antwortete Henry Schneider. "Sie muss, und wir sind auf sie vorbereitet, nicht wahr?"
Igor antwortete nicht.
Es war nicht seine Aufgabe, ein Gespräch in Gang zu halten. Er tat einfach, was von ihm verlangt wurde.
Stattdessen nickte er und ignorierte das Ziehen im Nacken. Er verließ den Raum mit einer Flasche in der Hand. Auf dem Weg zur Küche zitterte er doch tatsächlich. Einige Teile seines Körpers waren sogar von Gänsehaut bedeckt. Manchmal hatte sein Meister diesen verrückten Blick in seinen Augen, meistens, wenn er wieder eine seine Mixturen fertiggestellt hatte. Igor fragte nie nach den Hintergründen all dieser Experimente. Die meisten der Zutaten, die er für seinen Meister einkaufte, kannte er, doch ihre Zusammensetzung erschien ihm falsch. Dr. Schneider war sehr zufrieden mit ihm, vor allem wegen der Diskretion, die Igor seinem Meister entgegenbrachte. Und daran wollte Igor auch nichts ändern. Dr. Schneider war ein guter Meister. Er hatte einige Leichen im Keller[4] und die Bezahlung war exzellent. Was wünschte sich ein Igor mehr?
Henry stand am Fenster und starrte durch das trübe Glas. Scheu begann der Regen gegen die Fassade des Hauses zu klopfen. Gurgelnd floss Wasser die Dachrinne entlang.
'Sie wird kommen!', dachte Schneider. Er entzündete sich eine Zigarre und nahm einen tiefen Zug. 'Und dann werde ich ihr Innerstes nach außen kehren.' Er wartete geduldig, als die Nacht über der Stadt hereinbrach.


5. Tödliche Entscheidung

Ihre Augen öffneten sich langsam, als Richard West sein Zimmer verließ. Er eilte den Gang entlang, während er versuchte, seinen rechten Fuß in das linke Hosenbein zu bekommen und dabei fluchend die Stufen hinunter stolperte. Mit einer absurden Faszination beobachtete Breda das Geschehen. Erst als Richard außer Sichtweite war, konnte sie ihren Blick abwenden, um den zu ihren Füßen liegenden Mann einen kleinen Tritt zugeben. Nickend nahm sie das Grunzen als Lebenshinweis zur Kenntnis und widerstand nur knapp der Versuchung, einen kleinen Imbiss zu sich zunehmen. Dann schloss sie die Tür hinter sich.
Als sie Richards Zimmer betrat, stöhnte sie leise auf. Der muffige Geruch eines Männerzimmers stieg ihr in die Nase und hinterließ unschöne Erinnerungen an alte Socken, so gut wie nie durchlüfteten Betten und Zigarren. Die Vampirin rollte mit den Augen. 'Männer!'
Das Zimmer war spärlich eingerichtet. Ein Bett, ein Schrank, welcher sein Innerstes auf dem Boden vor ihm darbot, und einen hölzernen Schreibtisch. Breda machte sich vorsichtig daran, alles unnütze unberührt zu lassen und sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Nach einer kurzen Weile fand sie in einer der Schubladen das kleine gelbe Buch mit der Aufschrift Erledigte Arbeiten. Sie warf einen kurzen Blick in das innerste und nickte zufrieden. "Hab dich!"

Es begann zu regnen, als sie die Gilde hinter sich ließ. Sie war schon ein klein wenig stolz darauf, den Namen des Auftraggebers so einfach gefunden zu haben, dennoch, irgendwie fühlte sie sich nicht vollkommen befriedigt mit diesem Ergebnis. Also beschloss sie, dem werten Herren selbst einen kurzen Besuch abzustatten. Wozu wertvolle Zeit verschwenden, immerhin lagen die Fakten vor ihr. Nur der Grund lag immer noch im Dunkeln, weshalb sie einfach Gewissheit haben musste. Auch der Fundort des Toten gab ihr weiterhin zu bedenken. So kurz vor dem Boucherie, und dann noch an dem Abend, da sie selbst in der Gilde anwesend gewesen war. Und nein, sie konnte sich beim besten Willen nicht an solche einen Auftrag erinnern. Und Aufträge, die nicht ausgeschrieben wurden, haben immer etwas zu verbergen.
Sie hatte den Namen und die Adresse des Kunden, und sie wusste nun auch mehr über den toten Kerl. Während sie Richtung Süden der Stadt marschierte, fragte sie sich, wie überzeugend einige Menschen sein konnten. Wie viel könnte dieser Kunde an Richard gezahlt haben, damit er seinen eigenen Bruder tötete?


6. Konfrontation

Donner rollte über das Haus hinweg, als Igor die weiße Tür des Haupteingangs öffnete. Mit einer Geste ließ er den Gast, eine Frau, hinein und führte sie in den Salon.
"Meifter, dein Gaft ift hier."
Dr. Henry Schneider beugte sich dem wärmenden Kaminfeuer entgegen. Er war léger in ein ärmelloses Hemd und schwarze Hosen gekleidet. Sein braunes Haar streng zur Seite gekämmt. Breda Krulock erinnerte sich an ihn. Er war auf dem Gildenball im letzten Monat gewesen.
"Sie?"
"Ah, willkommen, Fräulein Krulock. Ich habe dich erwartet." Er lächelte und streckte ihr die rechte Hand entgegen, als er sich erhob und ihr entgegen kam. Die Vampirin bemerkte seinen wohlgeformten Oberkörper unter dem gut anliegenden Hemd und ergriff seine Hand schließlich zögernd. Die Wärme seiner Hand um ihre kalten Finger sandte einen prickelnden Schauer durch ihren Körper. Sie hob eine Augenbraue.
"Oh liebe Breda", sagte Henry, "ich weiß, dass du eine Perfektionistin bist. Deshalb bist du hier." Er führte sie näher ans Feuer, wo Funken über die glühenden Scheite sprang. "Was moechtest du trinken?"
"Nein danke", presste sie ernst hervor und fügte dann freundlicher hinzu: "Ich danke Ihnen, mein Herr."
"Das dachte ich mir bereits." Ein kleines Zwinker gab Igor das Zeichen zu verschwinden. Der Salon stand voller Regale mit alten Büchern. Der Geruch schweren Papiers erfüllte die Luft; alt, weise, irgendwie vertraut. "Nimm doch bitte Platz, Verehrteste!"
"Es wird nicht lange dauern, Dr. Schneider. Warum haben Sie ..."
"Na, na, na", ließ der Mann sie verstummen. "Wie unhöflich!" Er setzte sich und erwartete, dass sie sich ihm gegenüber setzte. Breda nahm Platz, während sie ihn argwöhnisch beobachtete. Er griff nach einem Weinglas, das auf einem kleinen Tisch neben ihm stand. Sie spürte ein Prickeln in der Nase. Ascheflocken stoben aus der Feuerstelle und bedeckten den roten Teppich davor.
"Sie wissen, wer ich bin?" Seine Worte rissen sie aus ihren Gedanken.
"Ich weiß, was Sie machen. Sie sind Alchimist, einer der besten. Also warum ...?" Er unterbrach sie erneut.
"Shh!" Er hielt einen Finger vor die Lippen.
"Lassen mich bitte eine Frage stellen, Fräulein Krulock. Warum bist du hier? Und erzähl mir nichts von Wolfram. Er war ein Idiot, sein Schicksal kümmert niemanden."
So ungern sie das zugab, wusste sie, dass er Recht hatte. Bis auf seinen Bruder hatte er keine Familie gehabt. Und der hatte ihn schließlich umgebracht. Aber darum ging es nicht, oder?
"Wann warst du das letzte mal jagen, Breda?" Die Worte trafen sie wie Blitze, lauter Donner grollte über das Haus, begleitet von dem leisen Knistern des Feuers.
"Was?" Für einen kurzen Augenblick herrschte totale Stille, abgesehen von dem Regen der gegen das Fenster prasselte. Ihre Hände krallten sich fest die Armlehnen. 'Wie?'
"Ich weiß, wer du bist." Henry machte Pause. "Lass mich korrigieren. Ich weiß was du bist." Er stand auf. "Du bist ein Jäger, jede Nacht gehest du hinaus, auf der Suche, auf der Jagd. Doch, wonach suchst du? Erzähl es mir, Breda." Er machte einen Schritt vorwärts, drängte Breda damit noch tiefer in die Rückenlehne des Sessels. Sie fühlte sich schwindlig, langsam fuhr sie sich mit der Hand über ihr Gesicht. "Was...." Ihre Stimme war schwach, und sie fühlte wie sie die Kontrolle verlor. 'Etwas ist ... eine Falle ..., aber wie ...?'
"Sie vergifteten mich!? Sie... "
Als Henry weitersprach, vernahm sie seine Stimme wie durch einen Wall Watte, gedaempft und weit weg. "Du bist ein kluges Mädchen. Mir war durchaus bewusst, das du das Angebot auf ein Getränk ablehnen wuerdest. Also musste ich einen anderen Weg finden. Und dort lag die Lösung, direkt vor mir." Ihre Augen folgten der Bewegung seiner Hand und endete am Kamin.
"Es nahm einige Zeit in Anspruch, das Holz mit dem Trank zu präparieren aber letztendlich funktionierte es recht gut." Der Alchemist kniete sich vor den Sessel, in welchen Breda sass, sich über ihre Unfähigkeit des Bewegens bewusst. "Seitdem du dieses Zimmer betreten hast, liebste Breda, absorbiert dein Körper ein, nun, nennen wir es Medikament . Du willst wissen, warum Wolfram sterben musste? Nur wegen dir meine Kleine. Er wurde zu neugierig. Dachte das es falsch sei, einen weiblichen Vampir Assassinen in der Gilde zuhaben. Er wollte dir was anhängen und er hätte dein Spiel auffliegen lassen können.Er stand kurz davor. Also heuerten wir seinen Bruder an." Bredas Lieder fingen an zu flattern als sie Henrys Gesicht nur noch verschwommen sehen konnte. "Leute interessieren sich für dich," Sein Kopf ruhte nun auf seiner aufgestützten Hand. "Dafür, was du bist und was aus dir werden wird. Und zukünftig kannst du dir sicher sein, das es für dich keine Grenzen und keine dummen Regeln mehr gibt." Er pausierte kurz und sah sie genau an. "Du bist frei! Frei wie ein Engel."
Benommen versuchte die Vampirin das Gesicht ihr Gegenüber zu berühren. Es glich einem letzten, verzweifelten Schrei nach Hilfe als sie nach vorne fiel.Henry fing sie lächelnd auf und legte sie zurück in den Sessel um dann in die flackernde Glut des Kamins zublicken.
Ein Mann trat aus dem Schatten. "Funktioniert es?" Henry nickte. "Ja, Herr Witwenmacher, es funktioniert."


[1] Rate wo

[2] Du willst nicht genau wissen, was mit Assassinen geschieht, die von Dächern fallen. Es ist schmerzvoll, glaube es einfach.

[3]  Dies ist reine Fiktion!

[4] Igor nahm Zweideutigkeiten sehr ernst.




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