Interna

Langsam senkte sich der Staub zu Boden. Einzelne Lichtbalken durchschlugen die waberne Luft und zeichneten schräge, grelle Säulen in den Raum. Unruhige Schemen wurden sichtbar.
Kommandeur Rince blinzelte.
"Habt ihr euch jetzt geeinigt, wer den Job übernimmt?", fragte er die anwesenden Wächter. Die Angesprochenen beendeten die letzten Nach-hinten-drängel-und-Andere-nach-Vorne-schubs-Aktivitäten und sahen ihn an.
"Ich glaube, Ven wollte.", behauptete Daemon und Fand sich unsanft auf den Boden geworfen.
"Habe ich mich wohl verhört.", knurrte er und nutzte die Gelegenheit, um kriechend in den hinteren Reihen zu verschwinden.
Rince nickte langsam und sah an den Übrigen entlang.
"Ich denke, das sollte ein Offizier übernehmen, weil...", murmelte Valeriaa, doch ein bitterböser Blick von Ptracy brachte sie zum Schweigen.
"Oh! So spät ist das schon, tztztz, wie doch die Zeit vergeht. Ich habe ja schon längst Dienstschluß.", Rascaal stand auf, ging schnurstracks auf die Tür des Raumes zu, ergriff deren Griff, öffnete sie und ging hinaus. - Einen halben Schritt. Dann hatte er Malachit erreicht.
"Wir haben einen Freiwilligen.", verkündete Rince. Ein kollektives Seufzen ging durch die Reihen.



Satan aß einen Apfel. Er aß ihn sehr schnell. Damit war sein Esstempo seiner derzeitigen Laufgeschwindigkeit angepaßt. Der Obsthändler hinter ihm unternahm derzeit den Versuch, ein Tempo anzustreben, dass über dem des Wächters lag. Allerdings geriet er mit zunehmender zurückgelegter strecke aus der Puste, während der Lauferfahrende Satan seine Geschwindigkeit halten konnte. Der Wächter beachtete den Obsthändler nicht. Der Mann war ihm egal, ihn interessierte viel mehr dessen Besitz. Die Äpfel in Satan´s Taschen und Mund hatten sich bis vor Kurzem im Zustand des Besitzes des Obsthändlers befunden. Ein wichtiges Faktum, das bis vor Kurzem ein Großteil der Aufmerksamkeit des Wächters gegolten hatte. Dies hatte sich mit dem Übergang des Besitzstandes geändert. In den Fokus des Denkens war seitdem bei Satan eine andere Tatsache gerückt: Auch der zähnefletschende Hund, der hinter ihm herrannte, gehörte dem Bestohlenen.
Der Wächter wetzte um eine Ecke. Er fand sich in einer dunklen Gasse wieder. Er mißachtete jede Sicherheitsregel und rannte mit unvermindertem Tempo weiter. Er sprang über eine verfaulende Holzkiste. Ein heiseres KJläffen ertönte hinter ihm. Es klang nach scharfen Zähnen und jeder Menge Speichel. Geschickt wich der Wächter einer Mülltonne aus. Die Düsternis vor ihm wurde noch düsterer und das Chaos aus Müll und Unrat noch chaotischer. Er rannte weiter. Etwas schepperte hinter ihm. Etwas, das wie eine Mülltonne klang, die von einem sehr bissigen Monstrum umgeworfen wurde. Satan verzichtete darauf, sich umzudrehen und hastete weiter. Die Wand am Ende der Gasse brachte ihn zum Stoppen.
"Uff!"
Ein schnelles Getrappel hinter ihm wurde lauter. Wütendes Schnaufen gesellte sich zu ihm. Ein schleifendes Geräusch, als wenn ein schweres Tier mit langen Zähnen auf rutschigen Brettern zum Halten kommt.
"Uh oh.", Satan verschluckte den letzten Bissen Apfel.
Das Tier sprang.



"Huh.", sagte Satan, "Das war knapp.", er sah den Mann an, der ihn im letzten Moment über die Mauer gezogen hatte.
"Oh, Hauptfeldwebel Ohnedurst.", er salutierte zackig. Der Vampyr sah ihn streng an.
"Wie ist es wohl zu dieser Situation gekommen?", fragte er rethorisch in der Hoffnung, dass Satan dies erkennen würde.
"Es war so: Ich ging an diesem Obsthändler vorbei und da muß mir doch jemand..."
"Lance-Korporal Satan." Der Angesprochene schaute zu Boden. Rascaal begann, um ihn herum zu marschieren und hielt ihm eine Gardinenpredigt über das Eigentum Anderer und erläuterte ihm, wild in der Gegend herumgestikulierend, einige der vielen Höllen, die einen Dieb auf der Scheibenwelt erwarten konnten.
"...und da wir ja alle nicht wollen, dass Du, wenn alles gut läuft, in der Sieben plus Einten Hölle des Bru-Pa-La-Logomo landest, werden diese andauernden Diebstähle augenblicklich und sofort aufhören. Haben wir uns verstanden, Lance-Korporal Satan?"
Der Wächter nickte und blickte zu Boden.
"Gut.", erwiderte Rascaal und ging, froh, dieses unangenehme Kapitel abgschlossen zu haben.

Satan sah dem Vampyr nach, dann blickte er auf die Mauer neben sich, hinter der vage ein Knurren zu hören war. Das war ja noch mal gut gegangen. Er griff in seine Tasche, zog einen der Äpfel hervor, biß hinein und verließ pfeifend die Gasse.