Schweig oder Stirb

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von Obergefreite Breda Krulock (DOG)
Online seit 31. 07. 2006
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Die Stärkste Waffe eines Wächters ist sein Sprachorgan. Um Hilfe schreien ist in jeder Situation denkbar und teils auch sehr vorteilhaft und kann Leben retten. Aber was ist ein Wächter ohne seine Waffe ... und wer sind diese Typen dort drueben und warum hören sie nicht auf zu grinsen?

Dafür vergebene Note: 11

Dämonen kommen und gehen, sie sind ständig auf der Welt unterwegs.
Manchmal geschieht nichts, sie kommen dann nur um zu sehen, was grade geschieht.
Andere Male kommen sie um die eine oder andere Seele auf die Probe zustellen.
Doch sie sind unbeständig und wechseln ihr Ziel ohne erkennbare Logik.
Häufig nur aus Freude an einem Kampf der sich lohnt.



Epilog


Ankh Morpork. Die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine Stadt, in der Träume wahr wurden oder bereits im Keim erstickten. Keine andere Stadt beherbergte soviel Möglichkeiten, den Vorgang eines Sonnenaufgangs zu beschreiben und die so Facettenreich war, das man damit Bücher Füllen konnte. Sie war ohne Zweifel das häßlichste, was auf der Scheibenwelt anzufinden war, aber jeder Bewohner liebte diese Stadt. Jeder auf seine eigene Art und Weise aber man konnte es mit dem Gefühl eines geprellten Lovers gleichsetzten. Benutzt, verstoßen aber man konnte dem Liebreiz nicht widerstehen.
Seit mehreren Tagen schien nun schon die so oft poetisch umschriebene Sonne auf die Stadt hinab. Die Luft war stickig und schwül und schwirrte über manch einem der Häuserdächer, zu heiss für die fliegenden Bewohner der Stadt.
Richten wir aber unser Augenmerk nun auf einen kleinen Raum, in einem der bekanntesten Gildengebäude der Stadt. Im zweiten Stock des Boucherie Rouge saß gut ein Dutzend Wächter in eben diesem kleinen Raum, nebeneinander auf maroden Stühlen und lauschten eher weniger als mehr den Worten ihres Abteilungsleiters. Im hinteren Teil des Raumes stand Robin Picardo hinter einem grün gebeizten Tisch. Wahrend er sprach, stützte er sich an einem Stuhl ab, hielt die rechte Hand in Augenhöhe und leierte den Text herunter, welcher auf dem Blatt Papier stand. Soweit er es erkennen konnte, waren alle Anwesenden noch halbwegs wach, auch wenn hier und da ein Kopf nach vorne nickte um dann ruckartig wieder nach oben zuschnellen. Die Stellvertretende Abteilungsleiterin Dlei Hunglige Mäuler saß nahe dem einzigen Fenster neben den Tisch und hatte den Kopf an den Fensterrahmen gelehnt, um durch den dünnen Spalt im Holzrahmen ein wenig Sauerstoff erhaschen zu Können. Anscheinend hatte sie dadurch einen geringen Vorteil, wenn sie die zufallenden Augen der anderen richtig deutete. Still beobachtete Dlei weiterhin ihre Kollegen und hörte dem Vortrag Robins kaum zu.
"Eine nonverbale Kommunikation ist wichtig da sie Vertrauen und Können voraussetzt nicht nur im Notfall, sondern auch im Alltag eines Wächters ist es von Vorteil, wenn man sich ohne Laute verständigen kann da gerade im Einsatz des öfters eine nonverbale Kommunikation erforderlich ist... " Robins Stimme hallte monoton durch den Raum als er ohne Punkt und Komma durch den vom Kommandeur verfaßten Bericht raste. Eines der Dinge welche er nicht vermissen wird, wenn er seinen Dienst als Abteilungsleiter ablegte. Das seine treuen Hunde zu diesem Zeitpunkt von dem anstehenden Wechsel noch nichts wußten, machte die Sache nicht unbedingt leichter für ihn. Sein Blick schweifte über seine Wächter während er das Diagramm an der Schiefertafel weiterführte. Einer von ihnen, Patrick Nichts, Zweitdienstältester Husky der Wache, machte fleißig Notizen auf einem kleinen, vergilbten Block.
"Wir müssen uns in manchen Situationen bewußt sein, daß es bessere und intensivere Arten der Kommunikation gibt." Er beobachtete wie Patrick jedes einzelne Wort aufschrieb. "Gesten, Zeichen, Blicke... all diese verschiedenen Arten Können und werden dem Wächter im Alltag behilflich sein und gegebenenfalls Leben retten." Sein Blick wanderte weiter, blieb kurz an der Zwergin Goldie Kleinaxt hängen, welche gebannt seinen Worten lauschte und sich kaum zurückhalten konnte, das soeben erlernte im Kampf für die Gerechtigkeit anzuwenden. Neben der Zwergin saß die Vampirin Breda Krulock. Picardo hatte das Gefühl das sie ihn entweder anstarrte oder durch ihn hindurch sah. Ihr Blick war wie immer, das Gesicht ausdruckslos und blaß, ihre Augen wirkten abwesend. Was ganz einfach daran liegen könnte, daß sie Untot war und immer irgendwie gespenstisch wirkte, womit sie bei nicht Eingeweihten immer einen schlechten Eindruck hinterließ.
Nachdem Robin eine kurze Pause eingelegt hatte erzählte er weiter. Die Brille zurechtrückend wanderte er ein wenig auf und ab, seine freie Hand unterstütze ihn derweil mit ausführlichen Gesten. Die Vampirin saß weiterhin reglos auf ihrem Stuhl und beobachtete den Oberhund sehr genau. Sie konnte nicht anders als das merkwürdig, verschweigende Verhalten Picardos zu bemerken. Stirnrunzelnd streckte sie sich auf ihrem Stuhl und lehnte sich dabei nach hinten, den Kopf in den Nacken gelegt. Die Decke bettelte förmlich nach frischer Farbe, große Risse hatten sich gebildet und die alte Farbe blätterte zu großen Teilen und gab das darunter liegende Holz frei. Bredas Blick fiel auf eine kleine, surrende Fliege. Träge hockte sie auf einem dicken Holzsplind welcher aus der hölzernen Decke ragte, wo sie mit einer beeindruckenden Gemächlichkeit ihre Vorderbeine aneinander rieb. Das dadurch entstehende Surren hallte laut in Bredas Ohren wieder, ihr außergewöhnlicher Gehörsinn filterte jeden einzelnen Ton. Müde schloss sie die Augen und rieb sich ihren Nacken. Sie drehte ihren Kopf von links nach rechts um beim öffnen der Augen feststellen zu müssen, daß sie alleine war. Die Stühle um sie herum waren allesamt leer und ein seidiger Staubfilm haftete auf ihnen. Verwirrt stand sie auf, richtete ihren Blick auf den Tisch an welchem zuvor noch Robin Picardo gesessen hatte und sah nichts weiter als einen roten Apfel, mittig plaziert auf dem Tisch liegen.
"Soviel zur stillen Kommunikation." Sagte sie leise in den Raum hinein. Einige Sekundenlang sah sie sich um aber es war keine Spur von ihren Kollegen, sie schienen schon vor einer ganzen Weile den Raum verlassen zuhaben. Kopfschüttelnd schob sie ihren Stuhl nach hinten und strich ihre Kleidung glatt. Als sie eine leise Mädchenstimme vernahm. Es schien von dem Flur zukommen, welcher sich hinter der Tür erstreckte. Langsamen Schrittes ging sie auf die Tür zu, steckte ihren Kopf durch die schmale Öffnung und trat dann hinaus. Der Flur schien zu beiden Seiten hin leer, dunkle Schatten fielen auf den Boden als die Vampirin einige Schritte Richtung Treppe ging. Sie hatte die rotgestrichenen Stufen beinahe erreicht als ein Lachen sie herumfahren ließ. Auf der anderen Seite des Flures stand Mädchen, gekleidet in einem weißen Kleidchen und die schwarzen Haare zu zwei Zöpfen zusammen gebunden. In ihren blass wirkenden Händen hielt es einen kleinen, braunen Holzkasten, auf jeder der sechs Seiten eine Rune eingraviert. Bevor sich der Dobermann intensiver auf die Zeichen konzentrieren konnte, fing das Mädchen an zu singen.

"Kannst nicht mal schrei'n,
kannst nicht mal wein.
Die Hüter kommen auch bei dir vorbei.
Schau'n in Fenster,
klopfen an Tür'n.
Sie brauchen sieben und deines nehm sie auch.
Du bist völlig stumm,
siehst nie mehr Licht,
du wirst schreiend sterben doch man hört dich nicht!"


Verzaubert von dem Gesang und seinen Worten bemerkte der Dobermann nicht, wie sich langsamen Schrittes jemand von hinten näherte. Erst als sich eine Hand um ihre Schulter schloss löste sich ihr Blick von dem Mädchen und der mysteriösen Box, wirbelte herum und blickte in das entstellte Gesicht eines Mannes. Erschrocken ballte sie die Hände zu Fäusten und schlug reflexartig nach dem Gesicht des Mann. Nachdem ihre Faust ins Leere ging rührte sie sich einige Sekunden lang nicht, um dann festzustellen, daß Goldie Kleinaxt sie finster anstarrte. Robin Picardo hatte seinen Vortrag unterbrochen und sie hörte Neflie hinter vorgehaltener Hand kichern.
"Schlecht geträumt, Hauptgefreite?" Ertönte Dleis Stimme.


1.Akt


Das RegGil der DOGs war eines der wichtigsten Utensilien im Kampf gegen oder eben für die Observierung aller Gildenangelegenheiten. Dicke Akten lagerten hier, für jeden Wächter zugänglich um sich alle nötigen Informationen aller aktuellen oder in Vergessenheit geratenen Gilden einzuverleiben. Meist wurde der Neuzugang dazu abkommandiert, alle unsortierten Akten in katalogischer Reihenfolge zu bringen, doch manchmal packte selbst der Chef mit an.
Derzeit saßen in diesem kleinen Raum zwei Wächter. Zum einen Breda Krulock, zum anderen Timotheus Trobar, der dienstälteste Moloss, eine an sich sehr junge Spezialisierung. Beide hatten aufgeschlagene Bücher vor sich, die Köpfe tief gesenkt, verzweifelt nach einer Antwort suchend. Nach einer ganzen Weile seufzte Timo und sah Breda an.
"Es war also ein Reim?" Fragte er mit resignierter Stimme.
Die Vampirin nickte und blätterte in den Unterlagen.
"Ich muss dir ganz ehrlich gestehen Breda, ich habe noch nie etwas von einer reimenden Organisation gehört und schon gar nicht von kleinen Mädchen die diese schlechten Reime singen." Er beugte sich nach vorn und sprach mit leiser Stimme weiter. "Vielleicht solltest du mal mit einem der Püschos reden, angeblich sollen die helfen können." Beide Augenbrauen beschwörend nach oben gezogen legte er seine Hand auf Bredas Knie, zog sie aber wieder weg als ihn der Blick des Dobermannes traf.
"Ich will ja nicht behaupten, dass ich in die Zukunft blicken kann," Begann sie. "Aber die Gabe eine Bedrohung zu spüren haben wir dennoch." Sie schloss das Buch und gab es dem Moloss zurück, welcher es mit beiden Händen entgegennahm. "Tu mir einfach den Gefallen und versuch etwas herauszufinden." Nachdem der Gefreite zugestimmt hatte verliess Breda den Raum, in der rechten Hand ein gefaltetes Stück Papier, welches sie unbemerkt von ihrem Kollegen aus einem der Bücher entwendet hatte. Normaler weise gab sie nicht viel darauf, was sie in ihren Träumen erlebte. Sie könnte ganze Bibliotheken füllen mit den Alpträumen, die sie nachts jagten. Sehr oft kam es vor, dass sie tagsüber aufwachte mit den Gesichtern derer vor Augen, welchen sie in ihrem langen Leben begegnet war, und von deren Blut sie getrunken hatte. Durch den Verlust ihrer Seele sollte es ihrem Körper nicht möglich sein, zu träumen, doch sie hatte nachgeforscht und kam dabei zu dem Entschluss, dass Reue in ihrem Leben eine große Rolle spielte. Der Fakt, dass dieser Traum durchaus real erschien, veranlasste sie, der Sache nachzugehen. Und das nicht nur, um dem nächsten Vortrag des Fähnrichs zu entkommen.

***


Die Nacht kam über die Stadt, die Hitze des Tages wurde von einem seichten Wind verdrängt und ein besonders aufmerksamer Beobachter hätte nun beschreiben können, wie der Wechsel von den Tagaktiven zu den Nachtaktiven überging. Fensterläden wurden zugezogen, Lichter gelöscht und die Straßenlaternen erleuchtet, während dunkle Schatten über Häuserwände huschten und hier und dort verharrten. Die fernen Wolken weit hinter der Stadt ließen hoffen, das es bald zu einem erfrischenden Regenguß kommen würde, die Blitze über dem runden Meer züngelten in Richtung Mitte.
Etwas außerhalb des Stadtkerns, nahe der alten Stadtmauer stand neben ein paar alten Geschäften, Ställen und brüchigen Behausungen ein alter, stillgelegter Klackerturm. Es geschah nicht allzu oft, daß die Türme aus dem regulären Betrieb der Klackerkommunikation herausgenommen wurde, aber bei diesem hatte man erhebliche Mängel feststellen müssen, nachdem es zu einigen unschönen Unfällen gekommen war. [1] Die Fenster wurden vernagelt und die typischen schwarz weißen Fächer abgebaut. Eigentlich sollte in diesem Turm tiefste Stille und absolute Regungslosigkeit herrschen. Doch hinter den Brettern der Fenster bewegten sich lange, dunkle Schatten. Fades Kerzenlicht flackerte im inneren und das leise Knistern von Kleidungsstoff ertönte. Das innere des Turmes war spärlich möbliert zurückgelassen worden, ein Paar Stühle standen an der Wand, überzogen mit Staub und Rattenkot. Das Hauptaugenmerk war ein großer, massiver Holztisch in der Mitte des Raumes. Eben genau auf diesen Holztisch bewegte sich ein Schatten zu, streckte sich langsam um eine kleine, handliche hölzerne Kiste auf dem Tisch zu greifen. Zwei zerknitterte, graue kalte Hände schlossen sich darum, um dann den Deckel zu öffnen. Ein leises Wispern erklang, wie ein Weinen oder Jammern durchzog es die Kammer, hallte von den Wänden nieder um dann zwischen den Ritzen im Holz nach draußen zu verschwinden. Dort legte es sich sofort, unbemerkt, über die Stadt und alle Häuser. Es drang in Häuser ein, durch Ritzen und geöffnete Fenster fand es seinen Weg. Jedesmal wenn dieses Wispern auf einen Bewohner traf, so bildete sich eine Art schleierhafter Nebel um dessen Gesicht, welcher seinen Wirbel artigen Ursprung im Munde des Betroffenen fand. Unbemerkt und seiner skurrilen Schönheit unbeachtet zog das Wispern von Person zu Person, von Lebewesen zu Lebewesen. Kreisend zogen die Schwaden von Gewisper und dem nebelartigen Gebilde über der Stadt, drehten ihre Runden um dann ihren Weg zurück in die Runen besetzte Box zu finden. Als das letzte Wispern wieder eingefangen war schloss sich der Deckel der Box und es wurde still.


2.Akt


Langsam räkelte sich die blonde Frau in ihrer roten Satin Bettwäsche, schob ihre Arme nach oben und streckte sich herzhaft. Ihr Schmollmund formte ein Gähnen und ihre Schminke war um die grünen Augen ein wenig verwischt als sie sich aufsetzte und blind mit ihren Füssen nach den Plüschpantoffeln suchte. Mit verkniffenen Augen sah Liselotte, eine der beliebtesten Näherinnen des Boucherie Rouge, aus dem Fenster. Es kam nur selten vor, das sie im "Büro" übernachteten, aber es gab einfach zuviel Arbeit zu bewältigen. Langsam zog sie sich ihren Morgenmantel über, wusch sich ihr Gesicht in dem kleinen Handwaschbecken in der Ecke des Zimmers und griff nach dem Handtuch. Sich das Gesicht reibend ging sie hinaus auf den Flur und klopfte an die dunkelrote Tür des Nebenzimmers. Als sie keine Antwort bekam öffnete sie die Tür und sah ihre verschlafen dreinblickende Kollegin im Bett sitzen. Estelle, die schwarzen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, rieb sich die Augen und wünschte ihrer Freundin einen guten Morgen. Als sie den fragenden Blick von Liselotte sah, formte ihr Mund erneut eine Begrüßung, aber die Panik in den Augen ihrer Kollegin vergrößerte sich.. "Ich bin taub!" formten ihre roten Lippen doch Estelle winkte schnell ab, anscheinend mit einer bessere Auffassungsgabe gesegnet als ihre blonde Kollegin. Mit Schwung pfefferte sie einen Flakon vom nahestehenden Tischchen, welcher mit einem lauten Klirrrr am Boden zerschellte. Elegant schwang sie ihre langen Beine über den Bettrand, griff sich ihren Bademantel und zog Liselotte am Handgelenk hinaus auf den Flur, wo sich die junge Gefreite Arwan aufhielt. Dicke Tränen kullerten ihr über die Wange als sie auf die beiden Näherinnen zustürmte. Mit zitternden Händen zeigte sie sich wiederholend auf die Ohren, ihrer roten Gesichtsfarbe nach zu urteilen, schien sie zu schreien, gab aber keinen Ton von sich. Auch sie schien des Rätsels Lösung im Verlust des Gehöres gefunden zuhaben. Estelle schaute von der Pochenden Ader in Arwans Gesicht zu Liselotte und wieder zurück. Die schwarzhaarige Schönheit rollte mit den Augen und klatschte direkt vor Arwans Nase in die Hände, welches zum Ergebnis führte, das die junge Wächterin von einem Ohr bis zum anderen strahlte und nun jubelnd ihre Freude zum Ausruck brachte. Gestikulierend machte Estelle den beiden klar, das es das beste wäre, den anderen DOGs Bescheid zugeben. Ohne weitere unausgesprochene Worte zu verschwenden machten sich die drei auf in den ersten Stock, Richtung Drunter und Drüber.

***


Angesichts der Tumulte in und vor dem Wachhaus gab es einige Wächter, die trotz der äußerst merkwürdigen Umstände verzweifelt ihrer Arbeit nachzukommen versuchten. An jeder Tür im Gebäude hing seit den frühen Morgenstunden ein Schreiben des Kommandeurs, das die Wächter beruhigen sollte und erklärte, dass es anscheinend vielen, wenn nicht sogar allen die Sprache verschlagen hatte. Die eine Äußerung auf dem Schreiben, das an die Vernunft der Wächter appelliert wird sich ruhig zu verhalten, war mehrmals durchgestrichen. Einige der jungen Rekruten hatten sich den Scherz erlaubt und ein Kreisgesicht dahinter gemalt.
Sich schweigend anstarrend saßen sich Laiza Harmonie und Ruppert von Himmelfleck in ihrem Zimmer gegenüber. Vor dem jungen Werwolf lag der Zettel, eine Seite aus einem Buch, welchen er gestern Abend unter der Tür hindurch geschoben gefunden hatte. Es war eine kurze Notiz darauf gekritzelt worden mit der Bitte um Hilfe. Seine Recherchen waren unvollständig, erst der weitaus erfahrene Korporal konnte die Lücken füllen und ein wenig Licht ins Dunkle bringen. Mit dem Fingerknöchel auf den Tisch klopfend, um somit die Aufmerksamkeit seiner Schaeffin zu bekommen, nahm er ein Stück Kreide zur Hand und begab sich zu der kleinen Schiefertafel an der Wand, schrieb kratzend einige Worte und schaute wieder zu Laiza. Diese schien zu seufzen, nickte und packte die nötigen Unterlagen zusammen.

***


Im Büro des Kommandeurs war so ziemlich jeder anwesend, der in der Stadtwache etwas zusagen hatte. Nur das die große Diskussion diesmal ausblieb und alle statt dessen angestrengt auf kleine Papierblöcke kritzelten, welche sie sich gegenseitig unter die Nase hielten.
"Die ganze Stadt ist betroffen!" schrieb Daemon Llanddcairfyn, welcher es als sehr angenehm empfand, mal kein Genörgel der Rekruten hören zu müssen.
"Wir sollten die Zauberer fragen." las man Humph MeckDwarf schreiben.
Wildes Schreiben brach aus als jeder seine eigene Theorie vorbringen wollte. Währenddessen saß der Kommandeur der Stadtwache an seinem Schreibtisch und starrte stur auf das aufgeschlagene Buch vor ihm. Langsam blätterte er eine Seite weiter und wagte einen kurzen Blick auf die erhitzten Gemüter vor sich. Was er sah erfreute ihn keinesfalls, sein Vortrag über stille Kommunikation schien noch nicht in jeder Abteilung vorgetragen worden zusein. Mit einem Knall schloss er das Buch, welches anscheinend keine Lösung parat zuhaben schien. Aus einer der Schubladen holte er einen Federkiel, tunkte ihn in das Tintenfässchen und fing sorgsam an zu schreiben. Nach einiger Zeit nickte er zufrieden und zeigte den Anwesenden seine Anweisungen.
"Schickt eure Wächter auf Streife, verstärkt in der Nacht!
Kleidet euch als Zivilisten, um keine größere Panik heraufzubeschwören.
Der Tresen wird doppelt besetzt, laßt einen Ranghöheren Wächter bei ihnen.
Bleibt ruhig und vermeidet Chaos, wir werden die Sache schon regeln."

Einige lasen die Nachricht schneller als andere, salutierten und machten sich auf den Weg, ihren Abteilungen die nötigen Anweisungen zu geben. Als der erste Offizier die Tür öffnete, sah er zwei leicht nervöse Okkultismusexperten an derTürschwelle stehen. Laiza Harmonie hob die Hand zum Gruss und lächelte schief.

***


Robin Picardo saß schwitzend auf seinem Stuhl während die beiden Näherinnen aufreizend auf und ab schritten. Der Fähnrich hatte es grade noch so geschafft, seine Haare notdürftig zu ordnen, als es an seiner Türe geklopft hatte. Da die Besucher keine Antwort hören konnten, traten sie einfach ein, was bei dem Dobermann einen leichten Schock auslöste. Und das nicht nur weil er aus dem Tiefschlaf gerissen wurde und dadurch noch ein klein wenig neben sich stand. Arwan hatte sich derweil ein wenig umgesehen und blieb bei den Büchern über die allgemeine Alchimie stecken. Seit Minuten hatte sie ihre Nase nun schon in eines der dicksten und kompliziertesten Bücher gesteckt, welche Picardo sein eigen nannte. Dieser bezweifelte allerdings, das der junge Husky auch nur einen Hauch von einer Ahnung hatte, was sie dort las.
Der altbekannte Herdentrieb seiner Abteilung ließ nicht lange auf sich warten und innerhalb einer halben Stunde befanden sich so gut wie alles DOGs im Drunter und Drüber. Es gab nur wenige welche außerhalb des Boucherie ein Zimmer hatten, die billige Miete und der kurze Arbeitsweg sprachen für sich.
Nachdem der Fähnrich den beiden Näherinnen zu verstehen gegeben hatte, das nun Wächterarbeit gefragt sei, verließen diese schmollend und hüftschwingend das Büro. Unter den Blicken anwesender DOGs war der Fähnrich dazu gezwungen, seine Kleidung zu wechseln. Langsam legte er sein Schlafzeug zusammengefaltet auf sein Bett während er gleichzeitig versuchte im Schutz der Matratze und der Bettwäsche zu bleiben. Sich Hose, Hemd und Jacke greifend ließ er stets einen wachsamen Blick auf seine Wächter gleiten. Als Breda vor einigen Minuten das Büro betreten hatte, ist sie sofort auf Timotheus zugestürmt, welcher ihr nickend bestätigte was diese vermutete. Er übergab ihr eine Akte welche sie gierig öffnete und die Informationen aufsog, die sich ihr boten.
Robin kam hinter dem Bett hervor und ging zu seinem Schreibtisch während er sich seine Uniform zurechtrückte. Er wartete, bis seine Autorität wieder die verdiente Aufmerksamkeit bekam um dann die Akte entgegenzunehmen, welche ihm die Vampirin mit zusammengepreßten Lippen übergab.
Erstaunt riss er die Augen auf. "Märchen?" fragte er lautlos.

***


Allmählich wurde es dunkel in der Stadt. Die Präsenz der Wächter, ob in Uniform oder in Zivil, erwies sich als kluge Entscheidung. Zwar schienen die Bürger weniger besorgt zusein über die reine Tatsache, das sie nicht sprechen können [2], als das vielen nur die subtile Frage nach der Dauer dieses Umstandes einfiel. Der Kommandeur hatte beauftragt, Kontakt zur Unsichtbaren Universität herzustellen, aber die ebenfalls stummen Zauberer saßen nur in ihren Kammern und verbrauchten Unmengen von klebrigem Tabak. Das einzige was an Informationen zusammengetragen werden konnte war, das die Zauberer nichts damit zu tun hatten und auch in eine Art Gildenstreik getreten waren. Sie liessen auch betonen das sie sehr wohl wussten, keine Gilde zu sein, aber sie bestanden einfach darauf.
Während unsere fleissigen Wächter also versuchten, die stumme Stadt ein wenig sicherer zumachen, zogen unbemerkt sechs merkwürdige Gestalten durch die nächtlichen Gassen. Zielstrebig bewegten sie sich Richtung Schatten. Ihre Kleidung bestand aus teurem Stoff, jeder einzelne von ihnen war gekleidet in einem Anzug, der Grundton war schwarz, nur das unter dem Jackett liegende Hemd war weiß. Ihr Gesicht schien entstellt, ein breites, angsteinfloessendes Grinsen auf den Lippen, die Zähne glänzten silbern und die dunklen Augenhöhlen verbargen die rotglühenden Augen. Der Kopf war kahl und auch sonst zeigte sich keinerlei Ansatz von Haaren und auf den Körpern. Drei von den sechs hielten jeweils eine mittelgroße, aus schwarzem Leder bestehende Tasche in ihren Händen und lautlos Kommunizierten sie auf einer Ebene, die kein anderer zu verstehen vermochte. Nachdem sie fündig geworden waren stoppten sie und klopften an eine unscheinbare Holztür, eine ohne Hausnummer und ohne Namensschild. Eine Tür hinter der sich ein Leben verbarg, welches ohne Erfolg und Glück durchlebt wurde. Von Klopfen aufgeweckt schlurfte der Mann mittleren Alters zum Eingang, kratzte sich am Allerwertesten um dann die Tür zu öffnen. Er stolperte rückwärts in seine Kammer zurück, als ihn ein kalkweiße Gesicht anlächelte, die rechte Hand hob um das äußert spitzes Skalpell im Mondlicht funkeln zulassen. Bruno schrie vor Furcht, doch kein Ton entkam seiner Kehle. Zwei der Gestalten traten ein und zerrten ihn mühelos an den Armen zurück ins Bett, wo sich ihn fixierten. Der Mann mittleren Alters war alles andere als ein Schwächling, doch gegen die Übernatürlichen Kräfte der Männer kam er nicht an. Ein weiterer trat ein und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Langsam und mit aller Ruhe, von oben nach unten, bis die Brust des Mannes freilag. Nun näherte sich der Mann mit dem Skalpell und das letzte woran sich Bruno erinnerte, war an das skurrile Lächeln seines Mörders, als ihm das Skalpell an die Brust gesetzt wurde. Seine stummen Schreie hallten durch die Nacht.


3. Akt


Breda hatte versucht ihren Kollegen zu erklären, was sie wußte. Sie war grade dabei gewesen, mit großen Gesten und kleinen Wutanfällen, sich auf den Boden wälzend und Grimassen ziehend, ihren Traum zu rekonstruieren als die Tür aufflog und einer der neuen Rekruten herein stürmte. Die Nachricht die er überbrachte kam vom Kommandeur und die vielen Ausrufezeichen und der Rote Beetesaft Fleck auf dem Couvert ließen auf die Angespanntheit des Vampirs hinweisen. Die Informationen welche er von Laiza und Ruppert bekommen hatte, waren sehr einseitig und bezogen sich nur auf die Bedeutung einiger Runen, nach deren Bedeutung die Hauptgefreite Krulock gefragt hatte. Eben diese hatte am nächsten Morgen mit ihrem Abteilungsleiter ein Treffen mit Rascaal und hatten in seinem Büro zu erscheinen. So hatten alle noch ein wenig Zeit, ihren nun expandierten Pflichten nachzugehen. Breda hatte die Informationen von den Okkultismusexperten eingefordert und verbrachte die ganze Nacht damit in diversen Büchern weitere Informationen zu sammeln, eine Übung die sie als Dobermann mit Bravour meisterte. Am nächsten Morgen klopfte sie Picardo erneut aus den Federn und begrüsste ihn mit einem noch dickeren Aktenberg als üblich.
Im Dauerlauf machten sie sich auf den Weg zum Kommandeur, auf den Straßen sah man nur noch gesenkte Häupter, die Stimmung war derzeit ganz unten, auch weil es ein paar bestialische Morde gegeben hatte in der Nacht. RUM und SuSi waren der Sache bereits nachgegangen, da es sich offensichtlich um unlizensierten Morde handelte. Die Gerüchte, welche auf den Straßen flanierten, besagten das es Ritualmorde gewesen seien. [3] Der Gefreite Trobar war inoffiziell von Breda beauftragt worden, soviel wie möglich darüber herauszufinden und ihr jede Information schnellstmöglich zukommen zulassen. Eigentlich hatte Robin sie ja indirekt dazu befugt, immerhin war es ihre "Vision" oder was auch immer es war. Er hätte niemals erwartet, das ihn mal ein Tagtraum zu Ermittlungen führen würde... oder eben ins Büro des humorlosen Knollenvernichters. Der Fähnrich war zwar froh, mal aus seinem Büro herauszukommen, aber die Umstände waren nicht die besten. Ihm schauderte es als die das Gebäude erreichten.

***


In dem stillgelegten Klackerturm versammelten sich sechs Figuren, allesamt fein gekleidet. Einer von ihnen stellte grinsend eine Art Einmachglas auf den Tisch, dicht an die Runenbesetzten Box. Das Gesamtbild des Tisches schien ihnen eine Art Genugtuung zugeben. Sie applaudierten sich leise zu und ihre roten Augen funkelten tief in den schwarzen Höhlen. Es standen 7 dieser Gläser auf dem Tisch. Vier von ihnen waren derzeit noch ohne Inhalt, in den anderen dreien war deutlich zuerkennen, das es sich beim Inhalt um Menschliche Herzen handelt.

***


Sämtliche Abteilungsleiter waren versammelt und sie alle starrten nun Breda an, welche wie auf dem Präsentierteller vor ihnen stand. Jeder von ihnen hatte einen Block Papier und einen Stift bekommen, damit jeder in dieser Versammlung etwas zu der Lösung des Problems beitragen konnte. Leicht nervös hatte sie um eine Kerze gebeten, welche sie erst kritisch prüfte um sie dann in einen kleinen Holzkasten zustellen, den sie in einer Tasche mitgebracht hatte. Der Kommandeur betrachtete sie und ihr Handeln wie immer sehr skeptisch, prüfte jeden Handschlag den sie machte. Robin hatte sich derweil zu den anderen gesellt, mit zuckender Schulter hatte er kundgetan das er keine Ahnung hatte, was sein Dobermann vorhat.
Mit einem Räuspern begann die Vampirin, schwenkte ihre rechte Hand zur Begrüßung in Kopfhöhe und formte ihre Lippen zu einem überdeutlichen "Hallo" Sie lächelte tapfer als sie die Kerze mit einem Streichholz entflammte und den Deckel der Apparatur schloss. Ein weißer Fleck wurde an die Wand projiziert und als Breda erst die kleine Glasscheibe präsentierte und sie dann in einen Schlitz der Box steckte, erschien ein Begrüssungstext an der Wand. Robin lächelte und nickte zufrieden, er hatte nicht erwartet, das sie den "Liecht Bilt Pruh Jektor" verwenden würde. Leise jubelte er das ihm anscheinend doch jemand irgendwann einmal zugehört hatte.
Bredas triumphierendes Lächeln verschwand als sie in die wartenden Gesichter ihrer Vorgesetzten blickte. Schnell wechselte sie die Scheibe aus.
In penibler Schönschrift hatte sie die Scheiben vorbereitet, hatte alle Informationen in kurzen und simplen Bildern darzustellen versucht. Mal besser, mal schlechter.
Auf der Ersten Scheibe standen nun lediglich die harten Fakten.
Das diese Theorie auf dem Tagtraum eines Vampires basiert, aber durchaus mit den Fakten übereinstimmt. Die Runen welche die Okkultismusexperten entzifferten, stehen hauptsächlich für Zerstörung, Macht und Gewalt. Diese Runen wurden vor einiger Zeit von einer Gruppe semi professionellen Beschwörern benutzt. Deren Gruppierung wurde jedoch aufgelöst da sie ihre eigenen Prinzipien nicht einhielten und nur Zerstörung, Macht und Gewalt verbreiteten. [4]
Die immer noch desinteressierten Gesichter ihr gegenüber fingen an ihr auf die Nerven zugehen. Leise knurrend griff sie zum vorbereiteten Stapel. Auf der nächsten Scheibe war zu lesen:

"Es gab drei Morde letzte Nacht, alle mit dem selben Schema. Allen Opfern wurde das Herz auf der Brust entfernt. Den Schnitten nach zu urteilen wurde es fachmännisch, schon beinahe operativ durchgeführt. Ein Arzt scheidet als Täter also aus."


Sie wartete kurz bevor sie die nächste Scheibe einlegte. So langsam erfüllte leichte Spannung den Raum.

"Es gab einen Zeugen. Die Aussage der Frau gab eine detaillierte Beschreibung des eventuellen Täters, oder Tätern, wieder.


Sie nahm eine Zeichnung zur Hand und reichte sie durch die Reihen. Viele kannten es schon und warteten nun das sie etwas neuen zuhören bekamen.

B.Krulock


Die Schrift wurde nun etwas wackeliger, Breda hatte mit sich gerungen, bevor sie den nächsten Satz schrieb. Die Wahrscheinlichkeit direkt hier,... vor allen Anwesenden,... direkt vom Kommandeur für verrückt erklärt zu werden wäre verdammt hoch. Aber diese Gefahr mußte sie eingehen. Sie war sich sicher das sie auf dem richtigen Weg war, auch wenn dieser voller Steine und sehr holprig war.
Langsam schob sie die Kerze ein wenig nach hinten, womit sich das Bild verschärfte.

"Der Mann war der aus meinem Traum!"


Sie hatte diesem Satz eine persönlichere Note gegeben als den Rest der Glasscheibe, um damit die ganze Sache ein wenig tastbarer zu gestalten. Einer der Anwesenden hob die Hand und schrieb etwas auf seinen Block. Als er ihn hochhielt damit es jeder lesen konnte, sah Breda ein fieses Lächeln seine Lippen umspielen.

"Ich habe von einer hübschen Blondine geträumt, irgendwelche Ideen?"


Leider blieb der darauffolgende Lachanfall stumm, es sah demnach also sehr dümmlich aus da man schallendes Gelächter erwartete. Dies merkten auch die Betroffenen und ihre Gesichter wandten sich wieder der Hauptgefreiten zu.
"Komm zum Punkt Mädel!" , forderte eine der weiblichen Anwesenden. Breda wußte nicht, in welcher Abteilung sie arbeitete, aber die Vampirin nahm sich vor, alle Hebel in Bewegung zusetzten um dies herauszubekommen... um dann diese Abteilung zu meiden so gut es ging.
Neben den Kasten, welcher die Bilder vergrößert an die Wand warf, lag ein Buch. Es sah auf den ersten Blick nicht besonders interessant aus. Bei näheren Hinsehen bestätigte sich der erste Eindruck und wenn man es nun aufschlug, wußte man das es nichts besonders ist. Der junge Dobermann nahm das Buch zur Hand und zeigte die Vorderseite dem Publikum. Die Reaktionen waren die selben wie bei Robin am Tag zuvor. Sie schlug das Buch an einer vorgemerkten Seite auf und reichte es dem Wächter, welcher ihr am nächsten saß. Während das Märchenbuch durch die Reihen ging legte Breda eine Neue Scheibe ein. Nacheinander sahen die Anwesenden auf.

B.Krulok


Stolz grinsend sah Breda in die Runde. Das Buch hatte die Runde derweil bis zu Ras seinen Schreibtisch gemacht, welcher interessiert darin herumblätterte, um dann seiner Artgenossin anerkennend zuzunicken.
Anschließend zeigte sie eine Reihe von Bildern um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.

B.Krulock


B.Krulock


Rascaal Ohnedurst empfand die merkwürdigen Windungen der Hauptgefreiten als äußerst verständlich, auch wenn er von Picardo nur ein entschuldigendes Schulterzucken bekam, als diese einen Blick austauschten. Langsam nahm der Kommandeur einen Stift zur Hand.

"Was wollen sie hierrr?"


Breda hob einen Zeigefinger und legt die nächsten zwei Scheiben ein, aber nicht ohne beide lange genug wirken zulassen.

B.Krulock


B.Krulock


Breda ließ die letzte Scheibe im Projektor und ging zum Schreibtisch hinüber um Rascaal das Buch zu entnehmen. Mit ernstem Gesicht tippte sie auf eine bestimmte Stelle im Text, welchen sie von sich weg zeigte. Wieder kratze der Federkiel über das Papier.

"Wie halten wirr sie auf?"


Jemand hob seine Armbrust zu Demonstrationszwecken doch die Vampirin schüttelte den Kopf. Sie überlegte kurz und schrieb kurzerhand eine neue Nachricht auf eine der Scheiben. Sie war gut vorbereitet aber sie konnte nicht jede Reaktion vorhersagen.

"In den Märchen konnte kein Schwert oder andere Waffe sie töten oder verletzen. Auch gegen Magie schienen sie immun."


Es war zum verrückt werden. Als der Dobermann alle Fakten [5] zusammentrug, ahnte Breda nicht das die Lösung dieser Geschichte so simpel und doch so kompliziert werden würde. Zwar litt sie weder an mangelnder Kampfausbildung noch hatte sie eine Zaubereiphobie , dennoch würde sie einen unkomplizierteren und vor allem Realistischeren Lösungsweg bevorzugen.
Dies alles erschien ihr selbst mehr als merkwürdig, dennoch paßten die Indizien zusammen. Nachdenklich legte sie eine weitere Scheibe ein.

B.Krulock


Robin Picardo hatte sich derweil zurückgelehnt und tippte sich nachdenklich mit seinem Finger auf die Nase. Zwar war er grob über die Akte gegangen und wurde von Breda eingewiesen was ihre Theorie betraf, doch so langsam überkamen ihn leichte Zweifel. War sein Dobermann nun vollkommen verrückt geworden? Hatte sie die flauschige Umwelt im Boucherie den Verstand verlieren lassen? Aus den Augenwinkeln heraus sah er, das die meisten seiner Kollegen ebenfalls so dachten. Ihre Mimik und ihre Gesten verrieten alles, denn wenn der Fähnrich eines gelernte hatte in seiner Zeit als Abteilungsleiter, so war es die Gedanken seines Gegenübers zulesen. Meist tat er dieses im Sitzen während irgend jemand vor seinem Schreibtisch stand, im besten Falle noch salutierend und auf seine Anweisung wartend.

B.Krulock


Nachdem sich jeder die letzte Scheibe eingeprägt hatte, welche deutlich machte das es nicht zur Option stand, eine Klickerstimme zu verwenden, wurde die Vampirin hinausgeschickt, womit sie allerdings gerechnet hatte.
Von Natur aus eher neugierig widerstand zu rechtzeitig der Versuchung, an der Tür zu lauschen, was ja nun auch nicht grade erfolgreich gewesen wäre. Es waren nur wenige Rekruten auf den Fluren unterwegs und so zog sich eine gespenstische Stille durch die Wände des Gebäudes in der Kröselstrasse. Hätte es jemand für Möglich gehalten, das die trippelnden Schritte und das Klirren fallengelassener Tassen, hervorgerufen durch aufgeregte Rekruten, irgend jemanden fehlen würde? Sie drehte grade ihre achte Runde auf dem Flur als sich die Tür öffnete und Robin sie herbeiwinkte. Er wirkte ernst als er sie ins Zimmer lud und im inneren war bereits eine der Wandleuchten angezündet. Lange Schatten bildeten sich hinter Breda als sie vor den nun stehenden Wächtern auf einem Stuhl Platz nahmen. Rascaal Ohnedurst lehnte an seinem Schreibtisch und stand der Hauptgefreiten somit direkt gegenüber. Er hob einen Zettel.

"Weisst du wie wirr unserre Stimmen wiederrbekommen?"


Breda schüttelte den Kopf. Der Kommandeur nickte.

"Weisst du werr die Hüter gerrufen haben könnte?"


Sie senkte den Blick und schüttelte erneut den Kopf.

"Weisst du werr die Prrinzessin sein könnte?"


Breda sah dem Vampir in die Augen nachdem sie die Frage gelesen hatte. Erneut konnte sie nur den Kopf schütteln. Der Kommandeur nickte langsam und schrieb eine neue Nachricht.

Ein paar Minuten später verließ sie mit Robin das Gebäude. Er versuchte seinen Dobermann Schulterklopfend aufzumuntern, aber sie lehnte seine Einladung auf einen kurzen Drink im Eimer lächelnd ab, verabschiedete sich statt dessen und symbolisierte ihm mit zwei nach unten zeigenden Fingern, das sie spazieren gehen wollte. Mittlerweile war es später Abend.


4.Akt



Leichter Nieselregen fiel vom Himmel herab, ließ das Kopfsteinpflaster glänzen, wusch den Schmutz des Tages in den Ankh und verbreitete eine melancholische Stimmung in den dunklen Straßen und Gassen der Zwillingsstadt. Viele Gilden gingen trotz der widrigen Umstände ihren Diensten nach. Es gab Leute genügend Leute zu inhumieren, Dinge zu stehlen... die Aufträge stapelten sich, selbst im Boucherie war wie jede Nacht Hochbetrieb. [6]
Breda Krulock schlenderte einsam durch die verregnete Stadt, ihr dunkles Haar klebte ihr feucht an der Stirn und es hatten sich dicke Tropfen an ihren Haarspitzen gesammelt, welche langsam in ihren Nacken kullerten. Gedankenverloren wanderte ihr Blick von den Häuserfronten zu den Fenstern und wieder zurück zur Straße, wo sie im Lampenschein die Tropfen herabrieseln sah.
Sie war wütend über die Entscheidung gewesen aber nun paarte sich die Wut mit einer grossen Portion Enttäuschung. Einerseits konnte die verstehen, das ihre Theorie etwas komisch klang aber man hätte ihr wenigstens eine Chance geben können, sich zu beweisen. Langsam musterte sie ihre Umgebung. Ihr Blick fiel auf ein kleines, billiges Pappschild, welches nun aufgeweicht und wellig Werbung für einen Laden machte. Die Wächterin folgte der kleinen Unterführung, welche durch eine kleine Steinbrücke hindurch führte. Am Ende des steinernen Durchganges sah sie eine Anreihung von kleinen Häusern und Schuppen. Ein zweites welliges Pappschild deutete den Weg zu dem kleinen Laden, der mit der Apportation von Hunden warb. Die Vampirin schritt näher und las das sich in der Auslage befindende Werbeschild durch. Es dauerte einen Augenblick bis sie den von Schreibfehlern durchsiebten Text gelesen hatte, dennoch ergab es in ihren Augen keinen Sinn. Welchen Vorteil sollte es bringen, einen Hund mit Hilfe von spiritueller Energie von einem Ort zu einem anderen zu bringen? Kopfschüttelnd ging sie einige Schritte weiter, geschützt vor dem Regen unterhalb des Dachvorsprunges. Die in der Dunkelheit liegenden Häuser wurden nur von den vereinend anwesenden Straßenlaternen erhellt, auch in diesem Viertel waren die meisten Bewohner bereits zu Bett gegangen. Hier und da huschte ein Assassine durch den Schatten aber ansonsten herrschte, außer dem leisen Plätschern des Regens, eine absolute Stille. Die Luft bekam eine angenehme Kühle als die Stärke des Regens nach einer Weile zunahm. Der Wind blies die nun dicken Tropfen in Bredas Gesicht und entnervt wischte sie sich über die Augen. Für einen Augenblick, so erschien es dem Vampir, wehte ein Flüstern durch die Nacht. Achtsam drehte sie sich um und war nicht überrascht als sie niemanden erblickte, selbst die Schatten waren leer. Langsam ging sie einige Schritte, bevor sie das einzig erleuchtete Fenster in der Umgebung sah. Als sie sich näherte erkannte sie das Gebäude als Alten Klackerturm.

***


Ein gutes Dutzend Wächter waren auf den nächtlichen Straßen Ankh Morporks unterwegs und liefen Streife. Manche trugen es mit weitaus mehr Fassung als andere. Einer dieser Fassungsträger war Yogi Schulterbreit, seines Zeichens Vektor bei SEALS. Da es sozusagen Hautbestandteil seines Tschobs war, schlenderte er, mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen durch die verregnete Stadt. Seine große Gestalt fing eine ganze Menge Regen ab, der bräunliche Mantel war demnach triefnaß und hing schwer um seine Schultern. Der Haupgefreite ließ sich dadurch aber nicht irritieren und stand nun dich an eine Hauswand gedrückt und leckte angespannt einen Regentropfen von der Lippe. [7] Er war dieser merkwürdig anmutenden Gestalt nun schon seit einigen Minuten gefolgt. Die schwarze Tasche hatte seine Aufmerksamkeit geweckt, als sich die Person über die nasse Straße bewegte. Nur kurz empfand es der Hüne als irritierend, das der Mann anscheinend den Boden nicht mit den Füssen berührte aber in dieser Stadt und gerade in den letzten zwei Tagen wunderte ihn gar nichts mehr. Er wartete kurz ab bis die verdächtigte Person um eine Ecke verschwand, bevor er die Verfolgung weiter aufnahm. Man hatte ihm eingebleut, das ein Irrer unterwegs zu sein schien. Ein Jemand der mit einem äußerst scharfen Messer Übungen an noch lebenden Personen durchführte. Der Gedanke, bei lebendigem Leib aufgeschnitten zu werden ließ ihn schaudern. Die Hilferufe der Opfer erstickten in ihren stummen Kehlen und selbst der Kommandeur bestätigte den unvermeidlichen Verdacht auf einen Zusammenhang beider Situationen.
Schnell huschte Yogi an der Häuserwand entlang und folgte dem Verdächtigen weiter, bis dieser zielsicher auf eines der Gebäude zu schwebte. Just in diesen Augenblick erschien eine weitere, identisch aussehende Person von der anderen Seite und beide verschwanden, wie auf ein stummes Abkommen einigend, im inneren des Klackerturmes. Für einen kurzen Augenblick sondierte der Vektor die Situation, und entschloß sich dann, trotz heftiger Widersprüche seines Bauchgefühls, die Lage zu observieren. Er würde nur ein paar Informationen sammeln, sagte er zu sich selbst. Falls diese zwei Gestalten wirklich etwas damit zu tun haben, so könnte eine ganze Armee Wächter sie bereits zum Morgengrauen ausgeschaltet haben. In geduckter Haltung schlich er über die kleine Straße. Leise schnaufend lehnte er neben der Tür an der Wand und lauschte hinein. Es ging das Gerücht um, das einer dieser Freaks von DOG behauptet, das es sich hierbei um ein wahrgewordenes Märchen handelt. Trotz sprachlicher Barrieren verbreitete sich diese Geschichte unter den Wächtern schneller als die Gerüchte über den anstehenden Abteilungsleiterwechsel.
Als er keinerlei Geräusche vernahm schlußfolgerte er, das sich die beiden Männer nach oben begeben haben müssen. Langsam drehte er nun am Türknauf und zu seiner Überraschung war nicht abgeschlossen. Kerzenschein fiel durch die Öffnung der Leiter der Oberen Etage als er die Tür wieder ins Schloss zog.
Außerhalb des Turmes gesellte sich zudem nun starken Regen, etwas weiter von den Stadtmauern entfernt ein helles Gleißen. Das darauffolgende Grollen zog langsam Richtung Mitte, es würde nicht mehr allzulange dauern bis weißrote Streifen den Himmel über der Stadt erhellen würden.
Dem Klackerturm gegenüber war eine weitere kleine Gasse, in welcher Breda beharrlich gewartet hatte. Ihre Augen waren der Dunkelheit angepaßt wodurch sie ihren Kollegen von SEALS genauestens beobachten konnte. Sie hatte gehofft, er würde zurück zur Wache laufen um Verstärkung zuholen. Um so verärgerter war sie als sie mit ansah, wie er sich in den Turm schlich. Im oberen Bereich konnte sie durch das Fenster und dank der im inneren brennenden Kerze sehen, das sich zwischen vier und sechs Hüter dort oben befanden.
Zähneknirschend beobachtete sie die Tür. Als diese geschlossen blieb fluchte sie lautlos und lief hinüber.

***


Sobald die Vampirin das innere des Turmes betreten hatte, ging alles recht schnell. Von oben hörte sie einen dumpfen Aufschlag der darauf schließen ließ, das ein menschlicher Körper auf den Boden prallte. Sie wollte nicht erst ausknobeln, wie hoch die Chancen für ihren Kollegen standen, das es nicht sein Körper war, welcher auf diese unsanfte weise auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. Hastig stieg sie die Stufen hinauf und rollte instinktiv zur Seite, als ein Holzknüppel auf ihren Kopf zuschnellte. Während sie sich mit der rechten Hand abstützte, nahm sie die linke um den Knüppel zur Seite zuschlagen. Als sie das tat kam ihre rechte zur Hilfe und griff nach dem Arm, welcher an dem Knüppel hing. Nachdem sie ihren vermeintlichen Gegner an die Wand gedrückt hatte, sah in das Gesicht von Yogi Schulterbreit. Ein Blick, der sehr deutlich die Frage darstellte, was sie hier mache lies die Hauptgefreite müde lächeln. Sie ließ ihn los und stiess ihn zur Seite. Der Vektor schielte geschockt zu dem Messer, welches neben ihm auf Augenhöhe im Holz vibrierte. Wütend blickte er am Messer vorbei in das Gesicht der Vampirin. Sie nickten sich zu und sprangen auf die Beine. Zwei der insgesamt sechs anwesenden Hüter standen den beiden gegenüber, beide mit einem skurrilen Grinsen auf dem blassen Gesicht. Breda Krulock war geschockt wie hoch die Ähnlichkeit dieser Personen zu der in ihrem Traum war. Sie waren beinahe identisch. Hinter den zwei ihnen Gegenüberstehenden Hütern standen drei weitere an einem Stabilen Holztisch, ein anderer zu ihrer linken etwas 3 Meter entfernt. Schnell hatten beide Wächter die Lage sondiert und während der Hauptgefreite Schulterbreit überlegte, was das Beste wäre in dieser Situation wäre, war Breda damit beschäftigt, einen Faustschlag der ersten Hüters abzuwehren. Es entstand eine Rangelei bei welcher die Wächter deutlich die Unterhand hatten. Trotz Bredas Geschwindigkeit und Yogis körperlicher Stärke gab es keine Möglichkeit, ihre Gegner auch nur ein wenig zu schwächen. Die Vampirin wurde zu Boden gerissen, als sich zwei der Hüter auf sie stürzten und sie mit einem Messer am Arm verletzten. Während sie dort lag bemerkte sie das einer Männer ständig dafür sorgte, das niemand dem Tisch zu Nahe kam. Als sich einer der Hüter grinsend über sie beugte, trat sie ihm gegen den Kopf und nutzte den Moment der Überraschung um sich wegzurollen. Yogi hatte währenddessen alle Hände voll zutun. Er wich stechenden Messer und beißenden Zähnen aus. Angewidert gab er dem Gesicht vor sich einen Faustschlag was ihm die Möglichkeit gab, eine vorteilhaftere Position zu beziehen. Er sah sich nach seiner Kollegin um, die hinter einem Querbalken, der zu einer räumlichen Unterteilung diente, den Weg freikämpfte. Sie stürmte nach vorne als sich ein kräftiger, kalter Arm um ihren Hals schlang. Mit einem übermenschlichen Druck wurde sie gegen den Balken gedrückt, welcher ihr in Brusthöhe die Luft abdrückte. Trotz ihrer körperlichen De-funktionen erschien ihr dieses als relativ schmerzvoll. Sie griff nach hinten, bekam aber nichts zufassen. Sie sah auf und beobachtete wie Yogi dem Typen, dem der akribisch den Tisch bewachte, das Messer aus der Hand schlug um ihn danach abwehrend mit dem Knüppel auf die Seite zuschlagen. Die Vampirin beobachtete dieses Szenario für einige Sekunden bevor ihr Blick auf den Tisch fiel. Neben den teils leeren, teils gefüllten Gläsern, deren Inhalt für Breda wie eine fleischige Sauerkirsche aussah, stand ein kleiner, unscheinbarer Holzkasten.
Draußen erhellte ein Blitz die Stadt und der laute Knall untermalte die düstere Atmosphäre, welche durch die Stadt wogte. Als der gleißende Blitz das Innere der Kammer erhellte, sah Breda die Runen auf dem Kästchen. Für einen Augenblick vergaß sie den Arm in dessen griff sie steckte und blickte zu Yogi. Da dieser bereits erneut mit der Abwehr zweier Hüter beschäftigt war, mußte sie seine Aufmerksamkeit bekommen. Sie schnippte und klatschte in die Hände, aber er hörte sie nicht, und das Bersten eines Stuhles, als einer der Hüter darauf geschleudert wurde, übertönte ihre Versuche. Resigniert stampfte sie mit ihren Händen und Armen auf den Balken, welches ein dumpfes Geräusch ergab, leise aber laut genug um von dem Hauptgefreiten gehört zuwerden. Er blickte sie an und folgte ihren deutenden Fingern, welche eindeutig auf den Tisch zeigten. Er riß sich los und stürmte erhobenen Knüppels auf den Tisch zu, holte aus und zerschlug mit einem Treffer alle sieben Gläser. Das Glas zerbarst und eine ekelige, dickflüssige Masse floß über den Tisch und sickerte durch die Ritzen. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen als er stolz grinsend Breda ansah. Diese konnte sich nicht helfen und verdrehte die Augen. Mit beiden Händen formte sie eine Box samt Deckel und bewegte die eine Hand in einer klappenden Bewegung, beschrieb so den Deckel einer Box. Der Hauptgefreite Schulterbreit schaute zuerst verwirrt, warf einen Blick zurück auf den Tisch und grinste dann erneut. Mit Wucht holte er aus und zerschlug den kleinen Kasten.
Was keiner der anwesenden mit bloßen Auge sah, war das bevor der Holzknüppel auf den Kasten traf, er bereits zu zerbarsten begann. Er splitterte in winzig kleine Einzelteile als die Waffe des Wächters seine Berufung fand und ein leises Flüstern drang heraus, umhüllt in einer weißen nebelartigen Wolke, welche sich in alle Richtungen verteilte. Breda und Yogi merkten, wie der Nebel in ihre Kehlen drang und ihnen das zurück gab, was ihnen vor 2 Tagen genommen wurde. Mit einem kräftigen Ellenbogenschlag befreite sich Breda von ihren Widersachern und fiel bei dem Rückprall auf die Knie. Mit beiden Händen sich auf den Boden abstützend sah sie auf... und schrie. Sie schrie so wie nur ein Vampir schreien konnte, den man unerlaubt die Stimme geraubt hatte. Die Hüter grinsten immer noch, doch diesmal zeigte sich Schmerz in ihrem Gesicht. Sie schützten ihre Ohren mit den Händen doch der Schrei wollte nicht verstummen. Breda schrie weiter, sie schrie und schrie, zum Glück nicht gezwungen Luft zu holen. Sie schrie auch dann weiter als dem ersten Hüter, wie in einem schlechten Klacker, der Kopf zerplatze. Dann dem zweiten und dann folgte auch der Rest. Erst nachdem die nun kopflosen Körper am Boden lagen, verstummte der Dobermann. Erschöpft sah sie Yogi an, welcher sich einen Spritzer grünen Schleim vom Mantel wischte. Als er den Kopf hob sah er sie durchdringend an. "Beschützt den Apfel!" sagte er.
Verwirrt schüttelte Breda den Kopf. "Was?" Sie hatte gehofft das die ersten Worte die sie hören würde, lobend und anerkennend sein.
Der junge Mann kam nun näher und hockte sich vor seine Kollegin. Beide Hände auf ihre Schulter legend wiederholte er seine Aufforderung. "Beschützt den Apfel, Breda!"
Noch immer etwas verwirrt wollte sie sich losreißen, doch sie konnte ihn nicht abschütteln. Als sie aufstehen wollte knallte sie mit dem Kopf an dem Holzbalken, welcher sich direkt über ihr befand. Für einen Augenblick lang wurde es schwarz vor Augen.
Als sie die Augen wieder öffnete, fühlte sie sich kalt und heiß zugleich. Sie ordnete ihre Körperhaltung einer sitzenden zu, als sie die Anordnung ihrer Gliedmassen durchging. Nur irgend etwas schien verkehrt. Mit ihren Händen ertastete sie den Boden hinter ihrem Rücken. Sie lag, sitzend auf einem Stuhl auf den Boden. Verwirrt rieb sie sich den Kopf als sich jemand über sie beugte.
"Schlecht geträumt, Hauptgefreite?" ertönte Dleis Stimme.

***


"Wir müssen uns in manchen Situationen bewußt sein, das es bessere und intensivere Arten der Kommunikation gibt. Gesten, Zeichen, Blicke... all dies verschiedenen Arten können und werden dem Wächter im Alltag behilflich sein und gegebenenfalls Leben retten." Erklang es DéjaVu artig in Bredas Ohren. Robin hatte ihr einen oder mehrere böse Blicke zugeworfen aber er war schnell zum Thema zurückgekommen. Auch hatte er gefragt, ob sie wenigstens etwas schönes geträumt hatte, wenn sie schon seinen Vortrag verschlafen hat, aber die Vampirin hatte nur peinlich berührt den Kopf geschüttelt. Es war, als wäre sie aus einem Jahrelangen Schlaf erwacht, so real kam ihr der Traum. Und sie hätte schwören können, immer noch das Kratzen im Hals zu spüren, als sie ihre Stimme wiederbekam. Den Rest des Tages saß in dem stickigen Raum mit all ihren Kollegen und lauschte aufmerksamer als zuvor den Worten ihres Abteilungsleiters. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl, so als ob es zum letzten mal wäre.
Robin Picardo leierte seinen Text herunter und nach einigen Stunden und mehreren blöden Rollenspielchen, die vom Kommandeur aufgetragen wurden, beendete er seinen Vortrag. Gespannt saßen seine Wächter vor ihm und warteten darauf, in den Feierabend gehen zu dürfen. Allerdings hatte der Dobermann noch etwas zusagen. Er lehnte sich gegen den Tisch und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Auf der Unterlippe kauend sah er auf und blickte jeden einzelnen an als er anfing.
"Wie ihre wißt, gibt es bald einen Abteilungsleiterwechsel." Er machte eine kurze Pause und holte tief Luft. "Und wie ihr auch wißt, mache ich diesen Job nun seit einigen Jahren. Genauso wie Dlei hier." Er zeigte vage in die Richtung der jungen Frau, welche mit gesenktem Kopf nun an dem Fensterrahmen lehnte. Schwer atmend ging der Fähnrich um den Tisch herum und griff in eine der Schubladen. Als er wieder seinen ursprünglichen Platz einnahm, hielt er einen roten, leicht angeschlagenen Apfel in der einen Hand, mit der anderen spielte er geistesgegenwärtig am Stiel. Als er sich räusperte sah er auf, und was er sah erstaunte ihn. Fast jeder Wächter sah ihn mit einer Mischung aus Flehen und Mitgefühl an, nur Ein oder Zweien schien es egal zusein. Der einzige Vampir in seiner Gruppe schien es sogar schon zuwissen, woher auch immer. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ Bände sprechen. Breda saß mit gefalteten Händen dort, versuchte ihr Missgefallen an eine Abteilung ohne Robin als Leiter zu verdrängen und starrte auf den Apfel. "Beschütze den Apfel." Flüsterte sie leise als Robin fortfuhr.
"Ich werde mein Amt als Abteilungsleiter aufgeben. Dlei wir ebenfalls ihr Amt freigeben für jemand neuen." Er schaute in die Runde. "Möchte irgend jemand dazu etwas sagen?" Und als er nur ein Kollektives Schweigen als Antwort bekam, wurde ihm bewußt, wie sehr man durch Gestik und Mimik ausdrucken konnte. Und so kam es, das trotz der Möglichkeit etwas zusagen niemand diese Fähigkeit nutzen wollte. Ein Schweigen sagt oft mehr als tausend Worte.

The End
[1]  Natürlich war der eigentliche Grund das der Patrizier sparen wollte und die hohen Preise der Unternehmer boykottierte.

[2]  Als Bewohner von AM hat man schon so einiges erlebt, da erschien diese herrliche Stille wie ein wohlverdienter Urlaub.

[3]  In Ankh-Morpork waren Gerüchte nicht auf Sprache angewiesen, zur Not wurden sie mit dem großen Zeh in den Dreck der Straße geschrieben.

[4]  Was bei der umliegenden Bevölkerung nun wirklich nicht gut ankam.

[5]  Wenn man ein Märchenbuch als seriöse Quelle bezeichnen konnte

[6]  Die im 2. Stock schlafenden Wächter wühlten sich unruhig in ihren Betten. Es fehlten einfach die typischen Hintergrundgeräusche, das Lallen Betrunkener und die gelegentlichen, röchelnden Schreie, kurz bevor die Assassinen Feierabend machten.

[7]  Angewidert spuckte er ihn wieder aus, selbst der Regen schien dreckig in dieser Stadt.




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