Dolchschwingers Auftrag

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von Feldwebel Kanndra (FROG)
Online seit 15. 07. 2006
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 Außerdem kommt vor: Magane

Eine neue Abteilung, ein verschwundener Freund und eine verbrannte Leiche halten Kanndra auf Trab

Dafür vergebene Note: 12

Einzug

Mit dem Ellenbogen drückte sie die Türklinke herunter, trat in den Raum und setzte den letzten Karton ab. Dann nahm sie erstmal einen tiefen Atemzug und sah sich um. Ein riesiger, aus dunklem Holz gefertigter Schreibtisch, flankiert von einem abgewetzten Sessel und einem wackligen Holzstuhl, fielen ihr ins Auge. Dahinter gab ein Fenster den Blick auf Pseudopolisplatz und Oper frei. Es war nicht das erste Mal, dass sie in diesem Büro war, doch für die nächste Zeit würde es ihres sein. Kanndra konnte es immer noch nicht ganz fassen. Ihre erste Abteilungsleitung! Und das nach der Dämonengeschichte. Und trotz ihrer nicht sonderlich erfolgreichen Einsatzleitung im Fall des ermordeten Astrologen. Vielleicht hatte sie dort doch nicht so versagt, wie sie gedacht hatte. [1] Viel Zeit, den Moment zu genießen hatte die frischgebackene Abteilungsleiterin jedoch nicht.
"Wo soll das hin?" Valdimier van Varwald drängte sich, eine schwärzliche Holztruhe in den Armen, hinter ihr ins Zimmer.
"In der Ecke zwischen den beiden Fenstern sähe sie gut aus, nicht?"
Der Chief-Korporal nickte und schleppte die Truhe dorthin. Dann richtete er sich auf und grinste. "Wäre ich kein Vampir, würde ich dich vermutlich um die zwei Fenster beneiden. Obwohl wenigstens eins nicht schlecht wäre. Dann bräuchte ich nicht immer den Umweg über Tür und Treppe nehmen."
Die Ex-Späherin grinste zurück. Sie kannte die dunkle Bude, in die Valdimier jetzt einziehen würde. Er war schließlich ihr Nachfolger im Amt des Stellvertretenden Abteilungsleiters bei FROG.
"Wenigstens brauchen wir meine Klamotten nicht so weit schleppen", antwortete sie und deutete über den Flur. "Wie sich in drei Jahren nur so viel ansammeln kann... Hilfst du mir gerade, den Schreibtisch zu verrücken?" Sie fand es besser, das Fenster zum Eingang im Rücken zu haben, durch das wegen dem überkragendem zweiten Stock nur wenig Licht ins Zimmer fiel und statt dessen den Lichteinfall aus dem anderen Fenster von der Seite nutzen zu können. Ausserdem konnte sie so die bessere Aussicht genießen und hatte die Tür trotzdem noch im Blick.
Eine zeitlang mühten sich die beiden Wächter mit dem Möbel ab, das noch aus der Zeit der Königsherrschaft in Ankh-Morpork stammen musste, wobei es für den Vampir natürlich kaum eine Mühe darstellte.
Valdimier blickte sich weiter um. "Sogar einen Ofen hast du jetzt."
"Bregs soll auch einen bekommen haben, habe ich gehört." Kanndra nahm den runden Blechofen in Augenschein. Er sah ein wenig aus wie eine Regentonne, nur dass er oben geschlossen war. Ein Rohr führte heraus und in die Wand hinein und vorne gab es eine kleine Klappe, um Holz und Kohlen einzufüllen."Das Brennmaterial werde ich mir aber wohl selbst besorgen müssen."
In der Nähe hing unter der Klappe für die Rohrpost ein kleiner Auffangkorb an der Wand, den die Dämonen aber wie immer ignorieren würden, da war sich Kanndra sicher. Ein dritter Stuhl, ein Regal an der anderen Wand und ein windschiefer Spind komplettierten die Einrichtung.
"So, und jetzt helfe ich dir bei deinen Sachen", schlug die Gennuanerin vor, nachdem sie die Inspektion abgeschlossen hatte.
"Nicht nötig. Das schaffe ich schon allein. Es sind nicht viele", antwortete Valdimier mit einem Blick auf Kanndras Karton.

Zur gleichen Zeit verließ ein in geschmackvollem Schwarz gekleideter Mann sein Gildengebäude, um sich mit einem Auftraggeber zu treffen. Dieser hatte auf dem Treffen bestanden, um dem Assassinen einige Informationen über seinen "Kunden" zu geben. Und, wie Dorian Dolchschwinger vermutete, um ihn bei der Gelegenheit unter die Lupe zu nehmen, denn der Auftraggeber war ein allseits bekannter Unternehmer, der seine Leute sorgfältig auswählte. Und sollte ihm doch mal ein Fehler unterlaufen, dann gab es Dienstleister wie Dolchschwinger, die man einkaufen konnte. Der große, blonde Mann lächelte, zog seinen Hut tiefer ins Gesicht und überprüfte den Sitz seiner aus feinstem Leder gefertigten Handschuhe. Mit ihm hatte sich der Unternehmer auf jeden Fall einen sehr kompetenten Mitarbeiter zugelegt, das würde er ihm schon bald beweisen können. Nur ganz kurz streifte Dorian der unangenehme Gedanke, was passieren würde, wenn er versagte. Doch solcherlei Überlegungen fanden in dem Assassinengehirn nicht viel Raum und wurden schnell von anderen Gedanken verdrängt.

Frost war in diesem Winter sehr fleißig, deshalb freute sich Kanndra besonders über den Ofen. Zwar war sie nicht so kälteempfindlich wie eine gewisse Gnomin, die sie heute morgen in das Späherbüro gegenüber hatte einziehen sehen, aber in Gennua waren die Temperaturen normalerweise auch höher als in dieser Stadt und vor allem die strengen Winter machten der Voodoo-Priesterin zu schaffen. Darum zog sie sich als erstes nachdem Valdimier gegangen war, ihren dicken Mantel über und ging zu dem Kohlenhändler, der auch Jovanni regelmäßig belieferte.
"Tach, junge Frau. Wat kann isch für disch tun?", wurde sie von Erwin Grude begrüßt, ohne dass der stämmige Mann von seiner Tätigkeit aufsah, die im Beladen eines Ochsenkarrens mit Säcken bestand.
"Ich brauche Kohle."
"Wat du nich sachst. Welsche? Wifill zu wann?"
"Tja..." unsicher blickte die Wächterin sich im Hof um. Überall lagerte Kohle in verschiedenen Sorten. Kohle war Kohle oder etwa nicht? Und wieviel würde sie überhaupt brauchen?
Wahllos zeigte sie auf einen der Haufen. "Die da. Wie teuer ist die?"
Flüchtig folgte der Blick des Händlers dem ausgestreckten Finger. "Die braune? 50 Cent pro Kilo."
"Dann hätte ich gern... äh... eins. Jetzt sofort."
Das veranlasste Grude sich ganz auf seine neue Kundin zu konzentrieren. "Eins? Hör ma, Mädel, isch bin kein Kleinkrämer. 'Nen Zehn-Killo-Sack musste schon nehmen."
"Zehn Kilo?" Wie sollte sie den denn transportieren? Ganz zu schweigen davon, dass sie ja nur ihren eigenen Ofen und nicht die ganze Wache versorgen wollte. "Na gut, dann zwei. Aber mehr brauche ich wirklich nicht."
"Dann jeh mir aussem Wesch. Muss schlisslich meine rischtigen Kunden beliefern."
Nach einigen weitern Verhandlungen einigten sie sich endlich auf eine Menge von fünf Kilo, die Kanndra bezahlen und nach und nach abholen würde. Mit einer Kiste zum Lagern, Holzscheiten zum Anfeuern und dem ersten Kilo Kohlen verließ die RUM-Abteilungsleiterin den Hof des Händlers und freute sich auf ein neues, warmes Büro.

Immer noch lächelnd hatte Dorian das verschwiegene, kleine Café betreten und seinen Auftraggeber begrüßt. Jetzt schlang er dankbar seine eisigen Finger um die Tasse heißen Kakao, den die Kellnerin ihm gebracht hatte und lauschte den Ausführungen seines Gegenübers.
"Meine Tochter musste ihn damals unbedingt heiraten. Ich habe gleich gewusst, dass er nur Ärger machen würde. Nun ist sie tot und er weiß zuviel von Dingen, die ich lieber für mich behalte."
Dolchschwinger fragte sich, warum es die Leute immer für nötig hielten, sich zu rechtfertigen. Das alles ging ihn nichts an. Dennoch nickte er verständnisvoll, das gehörte zum Service.
Der Mann redete noch ein wenig weiter, dann übergab er dem Assassinen einen Umschlag.
"Da drin ist noch einmal alles aufgeführt, was Sie wissen müssen. Eine Ikonographie liegt ebenfalls bei. Ich will keinerlei Kontakt mehr, bis die Sache erledigt ist, klar? Das ist nur schlecht fürs Geschäft."
"Natürlich, Herr Mietzins. Sie können sich auf mich verlassen."
"Das will ich Ihnen auch geraten haben. Vor allem bei Ihren Preisen."
Dorian erhob sich, tippte respektvoll an seinen Hut und wollte bereits das Café verlassen, als Mietzins ihn noch einmal ansprach.
"Übrigens, er hat eine Freundin bei der Wache. So eine dunkelhäutige Schlampe. Ich glaube, sie haben etwas miteinander."
Dolchschwinger zuckte die Achseln. "Ich wüsste nicht, wo das Problem liegt. Ich werde ihm eine ordnungsgemäße Quittung ausstellen, keine Sorge." Mit einem Grinsen im Gesicht wandte er sich ab und trat er hinaus in die winterliche Kälte.

Der Blick auf die Uhr in der Eingangshalle sagte Kanndra, dass ihr wohl keine Zeit mehr blieb, um ein paar Sachen auszupacken, bevor die Mitarbeiterversammlung, die sie für zwei Uhr angesetzt hatte, beginnen würde. Sie war schon gespannt auf die Zusammenarbeit mit der Abteilung, die ihr größtenteils noch unbekannt war. Natürlich kannte sie den einen oder anderen Wächter von der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit, von FROG, aus der GRUND-Ausbildung oder von ihrer Tätigkeit als Ausbilderin, dennoch konnte sie die meisten ihrer neuen Kollegen noch nicht richtig einschätzen. Sie war daher froh, dass ihr Romulus von Grauhaar als Stellvertreter zur Seite stehen würde.
Sie hatte gerade ihren Mantel an den Haken in der Wand gehängt, als der erste bereits anklopfte.
"Herein!"
"Gefreite Tussnelda von Grantick, Mä'äm!", stellte sich eine junge, aschblonde Frau perfekt salutierend vor.
Nach und nach strömten auch die anderen Abteilungsmitglieder in das Büro. Die meisten mussten stehen, da es bis auf die drei Stühle keine Sitzgelegenheit gab, und so beschlosse Kanndra es kurz zu machen.
"Wie ihr sicher schon erfahren habt, hat der Kommandeur mir die Abteilungsleitung für das nächste halbe Jahr anvertraut."
Einige musterten den Boden oder die Wände, andere blickten sie ernst an, als wüssten sie noch nicht so recht, was sie mit dieser neuen Schäffin anfangen sollten. Besonders intensiv wurde sie aber von Ophelia Ziegenberger in Augenschein genommen, die Kanndras seltsames Verhalten bei der Durchsuchung von Notomnibus' Wohnung nicht vergessen hatte. Auch Kolumbini schaute sie misstrauisch an.
"Ich hoffe, wir werden gut zusammenarbeiten und den unlizensierten Räubern und Mördern keine Chance lassen", schloss die Voodoo-Priesterin etwas pathetisch ihren Vortrag. "Danke, das wars. Wenn es noch Fragen gibt..."
"Ähm, ja. Ich hätte da gleich eine", meldete sich Magane zu Wort. "Wie sieht denn die neue Büroverteilung aus? Lange kann das mit dem Hämmern und Bohren da ja nicht mehr weiter gehen. Und Tussnelda campiert schon seit sie hier arbeitet in einer Abstellkammer." Den erstaunten Blick der Genannten nahm die Ermittlerin nicht wahr.
Etwas überrumpelt schüttelte der Feldwebel den Kopf. "Ehrlich gesagt, habe ich mich damit noch gar nicht beschäftigt... aber ich werde einen vorläufigen Plan aufstellen, ok?"
Die Püschologin hatte ihre Überraschung schnell verdaut und meldete sich ebenfalls. "Mä'äm, angesichts des hohen Arbeitsanfalls möchte ich eine Couch und eine Sekretärin beantragen."
Das veranlasste Kanndra die Augenbrauen hochzuziehen. "Die Sekretärin ist abgelehnt." Jedenfalls hatte sie keine Lust, mit einer solchen Forderung beim Kommandeur vorstellig zu werden. "Und für die Couch können wir ja mal bei DOG nachfragen, ob sie eine über haben", grinste sie.
Zu ihrer Überraschung nickte Tussnelda besänftigt. Anscheinend hatte sie den Witz ernst genommen.
Als der Raum sich langsam leerte, nickte Romulus seiner neuen Abteilungsleiterin zu. "Gut gemacht. Herzlich willkommen bei RUM, übrigens." Dann deutete er auf den Aktenstapel auf dem Schreibtisch. "Irgendwo da muss eine Bewerbung für eine Püschologin liegen. Hat der Hauptmann noch angenommen, aber wir haben den Termin fürs Bewerbungsgespräch verschieben müssen."
"Noch eine Püschologin? Haben wir nicht schon genug davon?" Stirnrunzelnd blickte sie den Aktenstapel an. "Na gut, ich kümmere mich drum."
Der Ermittler lächelte, froh, dass nicht mehr alles an ihm hängen blieb. "Tussnelda hat übrigens bald Geburtstag. Vielleicht kann man für eine billige Couch sammeln?"

Julian schob ein paar Blätter Papier zusammen und erhob sich von seinem Schreibtisch. Er wusste nicht genau, warum er immer noch für seinen Ex-Schwiegervater arbeitete und warum er Kanndra noch immer nichts über dessen nicht ganz sauberen Geschäfte berichtet hatte. Nein, das war nicht ganz richtig. Er wusste es sogar ziemlich genau. Der Grund lautete Angst. Angst vor Gerhard Mietzins und Angst vor Kanndras Reaktion, wenn sie erfuhr, was er so lange Jahre getan hatte. Trotzdem konnte er nicht so weiter machen, das war ihm klar. Und deshalb packte er die Blätter fein säuberlich in einen Ordner und steckte diesen in seine Tasche. Dann zog er seinen Mantel an und verließ das Haus seines Arbeitgebers zum letzten Mal.
Als er wenige Meter zurückgelegt hatte, schlüpfte ein dunkel gekleideter Mann aus einem Hauseingang in der Nähe, zog sich seinen Hut tiefer ins Gesicht und folgte dem Gennuaner die Straße hinunter.

Nach einer Viertelstunde war ihm klar, wohin der Immobilienmakler ging. Und die Art, wie er sich nervös umschaute und wie er seine Aktentasche umklammert hielt, sagten dem Assassinen noch mehr: Es war Zeit, zu handeln.
Er bschleunigte deshalb seinen Schritt, überlegte es sich dann aber anders, als eine Leiter in sein Blickfeld geriet. Behende stieg er an ihr auf das Dach des nächstgelegenen Hauses und setzte seinen Weg in der Domäne der Tauben, Wasserspeier und Assassinen fort. Schnell hatte er so dem Gennuaner den Weg abgeschnitten und in einer wenig belebten Straße trat er ihm entgegen.
"Julian le Surprise?"
"Woher..." Julians Augen weiteten sich, als der blonde Mann vor ihm ein Messer aus dem Umhang zog.
Dolchschwinger lächelte. "Ich soll Ihnen schöne Grüße von Ihrem Schwiegervater ausrichten. Und falls Sie gerade daran denken, einen kleinen Dauerlauf einzulegen...", der Meuchelmörder schüttelte betrübt den Kopf, "das ist so unschön. Von hinten, Sie verstehen."
Julian zuckte zusammen. Die schmale Klinge schien sein ganzes Gesichtsfeld auszufüllen, als Dorian bei seinen Worten näher kam. Wie würde es sein, das Sterben? Blöderweise konnte er nichts anderes denken als "Ich habe Kanndra noch gar nicht gratuliert."

Frische Luft. An etwas anderes konnte sie gerade nicht denken und so stürzte sie zum Fenster und mühte sich einen Augenblick mit tränenverschleierten Augen ab, es zu entriegeln. Dann sog sie den Sauerstoff tief in ihre Lungen und drehte sich erst wieder um, als die Oper langsam wieder klarer zu erkennen war.
Irgendetwas musste den Abzug blockieren, denn der Rauch aus dem Ofen füllte das Büro aus, statt sich draussen in Luft aufzulösen. Kanndra hatte bereits eine Ewigkeit gebraucht, um die Kohle überhaupt zum Brennen zu kriegen, da sie sich mit dieser Art von Ofen nicht auskannte. Vielleicht hatte sie auch etwas falsch gemacht. Resigniert goß sie etwas von dem Wasser aus der Gießkanne auf die Kohlen, was einen neuen Schub von Rauch und Wasserdampf nach sich zog. Und dieser einen neuen Hustenanfall. Aber schließlich schaffte sie es doch, das Feuer zu löschen.
Um der Januar-Kälte, die durch das Fenster hereinkroch, zu trotzen, packte sie die ersten Sachen aus den Kartons in das Regal. So blieb sie wenigstens in Bewegung. Kurze Zeit später begutachtete sie das Ergebnis zufrieden.
Nur das Problem mit dem Ofen blieb. Da sie aber keine Lust hatte, sich jetzt noch einmal damit zu beschäftigen, schloß sie das Fenster und zog ihren Mantel an. Dann griff sie sich die erste Akte von dem Stapel auf ihrem Schreibtisch und begann, mit angezogenen Beinen im Sessel hockend, darin zu lesen.
"Ach, der Wereber mit der Zuckerstange. Der Fall ist doch längst abgeschlossen." Kopfschüttelnd legte der Feldwebel die Akte beiseite und nahm die nächste.

... konnten wir den Männern bis zu einem Park folgen, wo sie sich mit der Verdächtigen Sandra Süßholz trafen. Aus ihren hierbei gemachten Aussagen ging eindeutig hervor, dass sie in dem Raub verwickelt war. Wir konnten den drei Räubern bis zu ihrem Haus im Schützenweg 31...

Auch daran erinnerte sich Kanndra dunkel. Ein paar FROGs hatten die Täter ohne Mühe dort verhaften können, da sie gerade dabei waren ihren Rausch auszuschlafen.

Erst als sie bereits mehrere Stapel gebildet hatte und das schon lange entzündete Öllämpchen allein gegen die Dunkelheit kämpfte, fand der Feldwebel, was sie gesucht hatte: die Personalakte von Doris von Zitti, obenauf die Bewerbung zur Püschologin. Nun meldete sich aber ihr Magen ganz energisch. Wie spät es wohl war? Merkwürdig, Julian hätte längst da sein sollen, um sie abzuholen. Sie hatten eigentlich vor, ihren Abteilungsleiterjob bei Jovanni so richtig zu feiern. Oder hatte sie ihn missverstanden und sie wollten sich gleich dort treffen? Oder er war noch im Büro aufgehalten worden und war sofort zu der Pizzeria des Zwerges gelaufen, in der Annahme, dass sie schon dort war. Wie auch immer, früher oder später würde er schon da auftauchen. Achselzuckend schob Kanndra ihre Beine aus dem Sessel, die sofort anfingen, unangenehm zu prickeln.
"Verdammt", fluchte sie leise vor sich hin, während sie durch Reiben und Stampfen versuchte, den Blutkreislauf schneller wieder in Gang zu bringen. Als das Prickeln dumpfem Schmerz gewichen war, machte sie sich auf den Weg nach Hause. Ihr Abendessen wartete sicher schon auf sie. Und morgen musste sie unbedingt diesen Ofen zum Laufen bringen.
Sie nickte Will Passdochauf zu, die den Wachetresen hütete.
"Da war vor zwei Stunden oder so jemand, der nach dir gefragt hat", sprach die Kommunikationsexpertin sie an. "Ein blonder Mann."
"Ah. Das war wohl Julian. Warum ist er denn nicht hoch gekommen?"
Will zuckte die Schultern. "Er sagte, er wolle nur wissen, ob du noch da bist."
"Merkwürdig." Plante er etwa eine Überraschung? Ein Grinsen bildete sich auf dem Gesicht der Gennuanerin. Na, dann würde sie sich natürlich angemessen überrascht zeigen, keine Frage. Mit gehobener Stimmung näherte sie sich nun endgültig ihrem Feierabend.

Der Fall

Der Geruch nach kaltem Rauch hing noch immer im Raum und erinnerte sie an ihr Vorhaben. Trotzdem wollte es Kanndra nicht richtig gelingen, sich auf das Säubern des Ofens und seines Rohres zu konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Julian und seinem Ausbleiben am gestrigen Abend. Sie fragte sich, was das nun schon wieder zu bedeuten hatte. War sie ihm egal? In den letzten Wochen hatte die Wächterin eigentlich den gegenteiligen Eindruck gewonnen, auch wenn ihre Beziehung seit dem Tod von Luisa sich erst vorsichtig wieder zu festigen schien. Julian machte das seltsame Verhalten von Xnndra noch immer zu schaffen und Kanndra hatte ihrerseits erstmal verdauen müssen, dass Julian ihr den Mord an seiner Frau zugetraut hatte. Auch die Schwierigkeiten mit seinem Schwiegervater waren dem Feldwebel bekannt und auch, in welche Geschäfte dieser verstrickt war. Obwohl sie ihm nichts nachweisen konnten, und das war der Knackpunkt: mit Julians Wissen und Beweisen, die dieser ihnen verschaffen konnte, hätten sie ihn schon längst festnageln können. Doch der Gennuaner schwieg sich aus und Kanndra wollte ihn nicht drängen - noch nicht jedenfalls.
Gerade als sie ihren Kopf aus dem Ofen wieder herausziehen wollte, da sie einsah, dass es doch keinen Zweck hatte, hörte sie eine Stimme. Sie klang etwas blechern, aber klar verständlich.
"Komm rein, Gefreiter!"
Erst dachte sie, jemand hätte sich im Raum geirrt, doch als sie erkannte, um was es sich handelte, zog sie so schnell ihren Kopf zurück, dass sie ihn sich an der Ofenklappe stieß. Ein wenig peinlich berührt, dass sie ihren Freund einen Stock höher unfreiwillig belauscht hatte, rieb sie die schmerzende Stelle, als es an ihr Fenster klopfte.
"Hallo, Carisa!", begrüßte sie die Wasserspeierin. "Hast du Sehnsucht nach deiner alten Abteilung?"
"Ich wollte mal sehen, wie du dich so eingelebt hast."
"Es geht so. Die Aktenberge sind noch höher als bei FROG und dieser Ofen hier zieht nicht richtig, dafür kann ich Bregs bei der Arbeit belauschen, wenn ich will", grinste Kanndra.
"Hmmm, dabei kann ich dir vielleicht helfen - also nicht beim Lauschen, sondern..." Carisa beendete den Satz nicht, sondern verschwand in Richtung Dach. Nach wenigen Augenblicken kam sie wieder und schwenkte ein etwas aus Zweigen und Moos.
"Vögel bauen sich gern Nester in Kaminen. Jetzt sollte es eigentlich wieder gehen."
"Danke dir. Endlich ein warmes Büro!"
Ihre Unterhaltung wurde durch ein erneutes Klopfen unterbrochen, diesmal an der Tür.
"Und schon ruft wieder die Pflicht", seufzte der Feldwebel. "HEREIN!"
Der Tatortwächter Rabe Raben öffnete etwas schüchtern die Tür und salutierte.
"Mä'äm, wir haben da etwas für RUM... möglicherweise."
"Was heißt möglicherweise? Drück dich bitte etwas klarer aus, Obergefreiter."
"Mhm, ja, also. Da gab es einen Brand in der Tulpengasse letzte Nacht und in den Trümmern des Hauses wurde eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche gefunden."
"Hört sich nach einem Unfall an", mischte sich Carisa ein.
"Kann sein. Eine Quittung haben wir jedenfalls nicht gefunden, aber vielleicht ist sie bloss verbrannt."
"Verstehe", sagte Kanndra. "Schäffsache." Ihr Blick glitt zu den immer noch auf ihrem Schreibtisch versammelten Akten, ehe er wieder bei dem Susi landete. "Ist noch etwas?"
"Ich habe mich gefragt, ob sie vielleicht noch einen Ermittler brauchen können, Mä'äm? Wissen Sie, manchmal fragt man sich schon, welche Geschichten dahinter stecken... hinter den Tatorten, meine ich", brachte Rabe erst stockend, dann immer schneller werdend hervor.
"Sicher... ähm, ich muss hier irgendwo auch Bewerbungsformulare haben." Nach einigem Suchen hielt die RUM-Abteilungsleiterin dem ehemaligen Wasserspeier das begehrte Schriftstück hin. "Füll das einfach aus und dann sehen wir weiter. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss einen Fall lösen."
"Ja, Mä'äm. Ich werde es mir überlegen."
Als Rabe den Raum verlassen hatte, runzelte Kanndra die Stirn. "Tulpengasse - irgendetwas war da."
Carisa zuckte die Schultern. "Da soll ein reicher Fabrikant eine riesige Villa geplant haben, aber ein Haus war ihm noch im Wege, es..."
"Mietzins! Genau, Julians Schwiegervater hat da seine Hände im Spiel. Und bekanntermaßen schreckt der ja auch vor einem warmen Abriss nicht zurück."
"Du meinst, er hat etwas damit zu tun?"
Kaum hatte Kanndra ihren Verdacht ausgesprochen, als ihr ein noch viel schlimmerer Gedanke kam. Wie eine Faust, die ihre Magengrube traf. Unter ihrer braunen Haut wurde sie blass und ließ sich auf ihren Sessel fallen. "Julian", flüsterte sie. "Er ist gestern abend nicht gekommen, erinnerst du dich? Und ich habe mich so geärgert..."
"Kanndra, hör auf! Dafür gibt es keinen Beweis." Behutsam strich die Halbtrollin ihrer Freundin über den Arm.
"Und ich hoffe, ich werde auch keinen finden."

Während Kanndra ihren Mantel auszog, machte sie in Gedanken bereits eine Liste der Dinge, die sie erledigen musste. Der Butler von Mietzins hatte ihr widerwillig Auskunft gegeben, dass Julian seit gestern nachmittag nicht mehr im Hause gewesen sei und ihren Befürchtungen damit neue Nahrung gegeben.
Als erstes sollte sie sich den Bericht des Gerichtsmediziners holen, und zwar am Besten persönlich, obwohl ihr vor diesem Schritt am meisten graute. Aber so hatte sie Gelegenheit, Jacks Einschätzung zu dem Fall zu hören. Er war zwar nicht besonders umgänglich, aber auf seinem Gebiet sehr fähig und nicht alles fand Eingang in die Akten - Gefühle, Ahnungen, Dinge die sich nicht beweisen ließen. Und vielleicht war er in der Lage, ihre eigenen Ahnungen auszuräumen.
Die Quelle der meisten Informationen - die der unnützen und manchmal sogar nützlicher- waren oft die Zeugen.Gab es welche? Mal sehen... Romulus hatte bereits Urlaub beantragt, Kathiopeja und Tussnelda bearbeiteten den Zwergenmörder-Fall, doch Magane und Fred waren etwas weniger ausgelastet. Es würde ihnen zwar nicht gefallen, aber sie würden die übliche Nachbarschaftstour übernehmen müssen.

Der Anblick der verkohlten Überreste eines Menschen auf dem blankgescheuerten Tisch ließ Kanndra schwer schlucken. Sie hatte schon viel gesehen in ihrer Laufbahn, aber an so etwas gewöhnte man sich nicht.
Jack grüßte nur kurz, zeigte auf den Leichnam und fragte: "Du kommst wegen ihm?"
Der Feldwebel nickte und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch der Gerichtsmediziner kam ihr zuvor.
"Männlich, menschlich, erst erstickt, dann verbrannt."
"Hört sich eigentlich nicht nach den Assassinen an, oder? Glaubst du, dass es ein Unfall war?"
Jack zuckte gleichmütig mit den Schultern. "Das ist wohl eher euer Tschob, das rauszufinden."
"Hätte ja sein können, dass es irgendetwas..."
"Nein, und jetzt wartet meine übrige Kundschaft."
Doch eine Frage brannte Kanndra noch auf der Zunge. Sie konnte nicht gehen, ohne sie gestellt zu haben. "Warte. Hatte der ... Mann irgendwelche besonderen Kennzeichen? Eine Narbe oder Goldzähne oder so etwas?"
Aus der hinteren Ecke der Pathologie rief Hauptmann MeckDwarf, der dort über etwas gebeugt stand, das wie Fleischklumpen aussah: "Komm mal hier rüber, Hauptgefreiter!"
Jack seufzte. "Keine, die wir noch erkennen konnten, jedenfalls. Alles andere kriegst du dann in meinem Bericht. Später." Dann drehte er sich um und schlenderte betont langsam zu seinem Auszubildenden hinüber. Ein wenig mitleidig schaute Kanndra ihm hinterher. Es war bestimmt nicht einfach, einen Vorgesetzten ausbilden zu müssen.

Zurück in ihrem Büro, feuerte sie erst einmal den Ofen an. Anschließend schrieb sie eine Nachricht an die Gefreite von Zitti, um ihr den Termin für das morgige Bewerbungsgespräch mitzuteilen. Für sich selbst pinnte sie eine Erinnerung an das Holzbrett, das die Wand gegenüber ihres Schreibtisches zierte.
Da die Ermittler auf keinen Fall bereits zurück sein konnten, konnte sie gerade noch vor dem Mittagessen bei den DOGs vorbeischauen. Vielleicht konnten die rausfinden, ob es ein Assassinenauftrag gewesen war. Danach konnte sie sich auf dem Weg irgendwo etwas zu Essen besorgen.
Fähnrich Picardo war die Karriereleiter noch schneller heraufgefallen als sie. Bis auf einen wenig erfolgreichen Einsatz als Wasserschutzpolizei auf dem Ankh [2] hatte sie allerdings bisher wenig mit ihm zu tun gehabt.

"Wie stellst du dir denn das vor? Einer meiner Dobermänner klopft an Lord Witwenmachers Büro und verhört ihn wie einen gewöhnlichen Verbrecher? Er wird uns wohl kaum einfach so seine Auftragsbücher zeigen."
Wäre nicht dieses bohrende Gefühl in ihrer Magengrube gewesen, hätte Kanndra grinsen müssen. So aber schüttelte sie nur leicht verzweifelt den Kopf. "Es ist mir ehrlich gesagt, egal wie ihr eure Informationen beschafft. Ich dachte, deine Experten wären auch für schwierige Fälle ausgebildet?"
Ein Zucken lief durch Picardos Gesichtzüge, dann streifte sein Blick kurz, aber zärtlich den Pokal, den zu erringen jedes Jahr alle Wächter besondere Anstrengungen unternahmen. Seit er sich in der Boucherie befand, hatte er aufgehört, dieses rätselhafte Winseln von sich zu geben.
"Dann sollte das ja auch kein Problem für euch sein", lächelte der Feldwebel angestrengt. "Bitte, es ist mir sehr wichtig."
"Na gut", brummelte Robin. "Ich werde sehen, was sich machen lässt.
Den leichtbekleideten Damen im Erdgeschoss schüchtern zulächelnd, verließ Kanndra daraufhin das Gebäude. Robin musste ganz schön unter Stress stehen, so grantig hatte sie ihn jedenfalls nicht in Erinnerung gehabt.

Mehr als ein belegtes Brötchen hatte sie nicht herunter bekommen und jetzt brauchte sie unbedingt einen Kaffee zum Runterspülen. Beim Betreten der Kantine hörte sie , wie Herold Ruth zu einer ihr unbekannten Gnomin mit einem wilden Haarschopf und einer SEALS-Uniform sagte: "Dieser Vampir bei FROG soll ja immer noch Blut trinken und wie es aussieht ist er auch nicht bes..."
"Gefreiter Ruth!" Kanndra hatte ja nichts gegen Kantinen-Klatsch, aber bösartige Gerüchte über ihre Freunde konnte sie nicht zulassen. Erst recht nicht, wenn sie vielleicht nicht ganz der Grundlage entbehrten.
Die beiden Wächter sprangen erschrocken auf und salutierten.
"Da du offensichtlich gerade nichts Besseres zu tun hast, kannst du mir alle Akten aus dem Archiv raussuchen, die die Tulpengasse 23 betreffen. Und zwar sofort. Deine Freundin wird dir sicher gerne helfen." Die Gennuanerin glaubte nicht wirklich, dass das etwas nützen würde, aber Strafe musste sein.
Begleitet von Kanndras strengen Blicken, stotterte der Püschologe: "J..ja, Mä'äm", nahm die Gnomin auf und lief aus der Kantine. Einige geflüsterte Wortfetzen wehten dabei von ihnen herüber. "... auch mal umgebracht... Nadeln..." Die RUM-Abteilungsleiterin schüttelte den Kopf, musste aber unwillkürlich grinsen. Man konnte die Gerüchteküche einfach nicht unterbinden.

Ihr Büro war nicht wesentlich wärmer, als sie es zurückgelassen hatte. Verwirrt runzelte sie die Stirn. Sie hatte den Ofen doch in Gang gebracht, bevor sie gegangen war? War er schon wieder aus? Doch als sie dem Blechungetüm näher kam, spürte sie Wärme davon ausgehen. Das Feuer prasselte immer noch gemütlich vor sich hin, aber es schien nicht genug Kraft zu haben, um den ganzen Raum zu erwärmen. "Na toll", dachte sie, "anscheinend ist er nur zum Kaffeekochen zu gebrauchen... Und um andere Büros abzuhören." Bei dem Gedanken musste Kanndra schmunzeln. Ob Bregs diesen Nutzen auch schon entdeckt hatte?
Durch die offene Tür schoben sich Magane und Kolumbini in den Raum und salutierten kurz. Wie fast immer, zeigte die dunkelhaarige Hauptgefreite einen mürrischen Gesichtsausdruck. "Ich habe einige der Nachbarn befragt, aber viel ist nicht dabei heraus gekommen. Das Haus hat keine direkt angrenzenden Gebäude mehr, die Häuser sind bereits seit Monaten abgerissen. Auch dieses war nicht mehr bewohnt und sollte in den nächsten Tagen beseitigt werden. Die Anwohner waren darüber ganz froh."
"Ja, leerstehende Gebäude bedeuten meist Ärger, vor allem wenn sie verfallen sind. Und in dieser Wohngegend..."
"Eben. Es sollen sich nicht nur Ratten dort rumgetrieben haben, sondern es wurde wohl auch regelmäßig von Bettlern als Schlafplatz genutzt. Einige der Nachbarn haben sich bereits mehrfach bei der Wache beschwert deswegen, aber Zitat: 'Es ist nie was passiert'."
Konnte es so einfach sein? Der Druck auf ihrer Brust schien sich etwas zu verringern.
"Bettlern? Und hast du die auch befragt?"
"Äh... nein. Ich... äh... da..." Maggies Miene war deutlich anzusehen, dass sie gehofft hatte, darum herum zu kommen. Diese Haus-zu-Haus-Lauferei war schon schlimm genug. Bettler waren ihr nicht ganz geheuer, ausserdem stanken sie.
"Dann erledigst du das gleich morgen früh. Sie haben vielleicht etwas gesehen, wenn sie sich da öfter rumtreiben."
"Ja, gut", nickte die Ermittlerin ergeben.
"Alle drei Grundstücke wurden von einem Däumler-Renz gekauft. Er stellt Kutschen für den 'gehobenen Geschmack' her und will sich dort eine Villa errichten lassen", ergänzte Fred, der geduldig den Bericht seiner Kollegin abgewartet hatte.
Kanndra atmete einmal tief durch. "Und ist auch mal der Name Mietzins gefallen?"
Etwas überrascht schaute der kleine Ermittler von seinen Notizen auf, fragte aber nicht nach. "In der Tat, er war der Makler bei dem Geschäft. Anscheinend eins von seinen sauberen, jedenfalls gibt es keine Hinweise auf das Gegenteil."
"Wir werden sehen." Jetzt war sie doch gespannt auf die Akten, vielleicht lieferten sie einen Beweis für die Identität des Toten.
Der restliche Nachmittag verging mit der neuen Einteilung der Büros und anderem Papierkram. Romulus stellte eine Sammelbüchse auf ihren Schreibtisch und Kanndra beauftragte Kathiopeja mit der Besorgung einer gebrauchten Couch. Nach drei Stunden brachte Herold vier dünne Akten aus den Tiefen des Archivs. Drei waren jüngeren Datums und behandelten die Anzeigen wegen Herumlungerns und Hausfriedensbruch. Jedesmal war es der gleiche Mann gewesen, ein gewisser Raimund Schorf, auch "Brocken-Raimund" genannt. Kanndra wollte lieber nicht wissen, wie er zu dem Spitznamen kam. Die Anzeigen wurden nicht weiter verfolgt, als sich herausstellte, das Schorf Mitglied der Bettlergilde war. Bei "unveränderlichen Kennzeichen" war "Hasenscharte" eingetragen. Also konnte Brocken-Raimund nicht der Tote sein, denn dieser hatte ja keine besonderen Merkmale aufgewiesen. Andererseits... konnte man bei dem Verbrennungsgrad so etwas wie eine Hasenscharte überhaupt noch erkennen? Sie musste noch mal Jack danach befragen.
Die andere Akte war älter. Ein Wächter namens "DNT Vinni" hatte einen Bericht über einen Einbruch in das Haus verfasst, bei dem einige Schmuckstücke der damaligen Hausbesitzerin verschwunden waren. Der unlizensierte Täter konnte kurz darauf ermittelt werden. Die ehemalige Späherin bezweifelte, dass es irgendetwas mit ihrem aktuellen Fall zu tun hatte, also legte sie die Akte auf den "ins Archiv"-Stapel ab.


Lösung und Erlösung

Ausgerechnet jetzt musste Romulus in den Urlaub fahren. So ganz passte Kanndra das nicht, da sie nun ganz allein mit der ihr fremden Abteilung dastand, aber andererseits hatte der Ermittler lange keinen gehabt und so konnte sie schlecht ablehnen.
Wenigstens lag schon der Bericht der Laboranten vor. Wie es aussah, hatten sie ausnahmsweise mal ihre Arbeit sofort erledigt. Die SUSI-Experten kamen zu dem Schluss, dass der Brand in der Nähe des Opfers angefangen haben musste, und zwar durch eine Zigarre. Sie hatten Spuren von Nikotin und Teerpappe in der Asche des Schlafplatzes feststellen können.
Das schloss natürlich nicht aus, dass der Brand vorsätzlich gelegt worden war, doch die Hoffnung, dass das Opfer nicht Julian war, wurde immer größer.
Ein Gerumpel auf dem Flur störte sie beim Lesen des Berichtes. Was zum Offler war da nun schon wieder los?
Sie streckte den Kopf aus ihrer Bürotür und sah einen strahlenden Schnapper und einen schwitzenden Rekruten, die ein fleckiges Sofa trugen und von Kathiopeja dirigiert, das RUM-Büro 5 ansteuerten, in dem Tussnelda von Grantick zusammen mit Magane und Kathiopeja nun untergebracht war.
"Auftrag ausgeführt", meldete die Ermittlerin gutgelaunt, als sie ihre Vorgesetzte in der Tür stehen sah.
Bei der Rückkehr stolperte Kanndra fast über einen noch nicht ausgepackten Umzugskarton.
Ein wenig ratlos schaute sie sich um und fragte sich, wann sie Zeit dafür finden sollte.
"Soll ich helfen?"
Ein Zwerg mit ziemlich kurzem Bart war ohne zu Klopfen plötzlich in ihrem Büro erschienen.
"Huch, wo kommst du denn her?"
"Ich hatte doch... äh... ein... Vorstellungsgespräch..."
Die Gefreite wurde rot und Kanndra begann zu dämmern, um wen es sich handeln musste.
"Ach ja... aber von Klopfen hast du noch nichts gehört?"
Der Feldwebel fragte sich, ob den Rekruten heutzutage gar keine Manieren mehr beigebracht wurden. Selbst auf das Salutieren musste sie warten. Trotzdem hatte die Abteilung nach dem Gespräch eine weitere Püschologin in Ausbildung. Sie beschloss sie in das Büro zu stecken, dass sie insgeheim schon das "Zickenbüro" getauft hatte.

"Schoscho, von der Wache", nuschelte der zahnlose Greis und musterte den Lance-Korporal, wie es ihr vorkam, mit einem lüsternen Blick.
"Und was willste von uns?", fiel die Frau mit dem ekelerregenden Hautausschlag in aggressivem Tonfall ein.
"Nur ein paar Auskünfte. Ihr habt doch sicher gesehen, wie das Haus vorgestern gebrannt hat." Maggie zeigte auf die halbverkohlte Ruine, die wenige Häuser von der Straßenecke entfernt noch immer in der kalten Morgenluft vor sich hin schwelte.
"Jo, war'n riesen Spekakel oder wie das heisst. Un' die Wärme..." Ein Ellbogen in die Rippen und das geflüsterte "Sei still, Rosti" der Frau unterbrach die Begeisterung des Jungen. Schuldbewusst senkte er die Augen und fuhr sich mit seiner verbliebenen Hand durch die roten Haare.
"Haben wir nichtsch mit schu tun." Die Falten im Gesicht des Alten wurden jedoch tiefer und Trauer trat in die überraschend klaren Augen. "Vielleicht ist er doch noch nicht so alt" fuhr es der Ermittlerin durch den Kopf.
"Das sage ich ja auch gar nicht." Sie spürte, wie Ungeduld in ihr hochstieg. "Aber vielleicht habt ihr was beobachtet in der fraglichen Nacht? Ist zum Beispiel jemand ins Haus gegangen vor dem Feuer?"
"Wir sagn nichts." Wieder die Frau. Ihre Stimme klang jetzt jammernd und die Augen nahmen einen misstrauischen Ausdruck an. "Warum solln wir dir auch helfen? Die Wache tut ja auch nichts für uns." Sie streckte eine Hand fordernd aus, die andere begann, an ihren Geschwüren zu kratzen.
Bei dem Anblick spürte Maggie ebenfalls einen Juckreiz, der sich auf ihren Armen ausbreitete. Sie musterte ihre Hände... Sie hasste Feuer. Und diese Bettler begannen, ihr leid zu tun. Sie kramte einige Münzen heraus und ließ sie in die offene Hand fallen.
"Hihihi, Krätze kanns einfach nich lassen", kicherte der Junge.
"Also, war Brocken-Raimund im Haus? Ist er es, der dort verbrannt ist?" Es war nicht ganz klar, ob der Ärger in der Stimme der Ermittlerin sie selbst oder die Bettler betraf.
Krätze schaute die Wächterin überrascht an. "Was fragste denn, wenn dus schon weisst?"
"Seid ihr sicher?"
"Junge Frau", tönte der Greis, "Raimund war mein Freund." Leiser setzte er hinzu: "Und ich hab ihm immer geschagt, er scholl nicht im Bett rauchen."
"Hast du Salem. Das hast du."

Plötzlich ging alles ganz schnell. Zwar hatte Fred erfahren, dass Mietzins tatsächlich der Makler des Hauses gewesen war, aber der Bericht von Maggie machte Kanndra Mut. Auf ihre hartnäckige Anfrage hin bestätigte Jack schließlich, dass der Tote durchaus eine Hasenscharte gehabt haben könnte.
Kanndra fühlte fast körperlich, wie ihr eine Last in der Gewichtsklasse eines Trolls vom Herzen fiel, als sie endlich den Beweis hatte, dass es sich bei dem Toten nicht um Julian handelte. Kurz gestattete sie sich, in ihrem Sessel zurückzusinken und erleichtert die Augen zu schließen. Doch dann riß sie sie wieder auf, denn eine Frage war noch immer offen: Wo bei allen Göttern war Julian?

Die braungoldene Flüssigkeit funkelte im Wintersonnenschein, als er sie im Glas leicht kreisen ließ. Normalerweise war es nicht seine Art, so früh am Tag bereits alkoholische Getränke zu sich zu nehmen, doch Gerhard Mietzins brauchte etwas, um seine Nerven zu beruhigen. Im Büro waren brisante Unterlagen nicht mehr aufzufinden und er war sich sicher, dass sein nichtsnutziger Ex-Schwiegersohn sie an sich genommen hatte. Der Lady sei Dank, hatte er ja bereits Vorkehrungen getroffen, was ihn betraf, doch er fragte sich, ob sie nicht zu spät kamen. Dazu kam, dass der Assassine sich noch immer nicht gemeldet hatte, um die Erfüllung seines Auftrags zu melden und den Rest seines Honorars einzufordern. Hatte dieser Dolchschwinger versagt? Oder sich gar mit der Anzahlung zufrieden gegeben und war bereits über alle Berge? Immerhin stand die Stadtwache noch nicht auf seiner Matte. Aber wozu hatte Julian die Unterlagen sonst mitgenommen? Hätte er ihn erpressen wollen, hätte er es längst getan. Mietzins schnaubte abfällig in seinen Whisky. Nicht mal dafür war der Schwächling manns genug.

Er sah, wie sie das Wachhaus verließ, das Gesicht zur Sonne drehte und tief einatmete. Es war nicht schwer, ihr zu folgen, wie er es seit Tagen tat. Offensichtlich mit den Gedanken woanders, ging sie schon fast mechanisch durch die Straßen. Nur einmal zog sie erschauernd die Schultern hoch und blickte sich misstrauisch um, als hätte sein Blick sie körperlich berührt.

Kanndra schüttelte den Kopf. Das fehlte auch noch, dass sie in Verfolgungswahn verfiel. Seit Tagen hatte sie ein unbestimmtes Gefühl der Beobachtung gehabt, dass sie jedoch verdrängt hatte. Doch hier, kurz vor ihrem Ziel, war es plötzlich so stark geworden, dass sie sich umschaute. Allerdings konnte sie nichts Verdächtiges entdecken, und warum sollte sie auch jemand verfolgen? Die Belastungen der letzten Zeit waren wahrscheinlich nicht ganz unschuldig an diesem Gefühlschaos. Sie ermahnte sich in Gedanken, sich zusammenzureißen. Püschositzungen bei Bregs waren das Letzte, was sie wollte und bei ihren eigenen Leuten ging das jawohl erst recht nicht. Vielleicht war es nicht die schlechteste Idee gewesen, bei ihrer Schwester vorbeizuschauen. Zwar kannten sie sich erst ein paar Monate - und die meisten davon war Kanndra nicht mal sie selbst gewesen - aber Krister konnte sie möglicherweise trotzdem ein wenig aufmuntern oder ihr einen Rat geben. Wozu waren Geschwister schließlich da? Seit dem Exorzismus war ihr Verhältnis jedenfalls um einiges herzlicher geworden.
Sie ließ den wie ein fliegender Rabe geformten Türklopfer schwer gegen das Holz fallen. Einige Zeit rührte sich nichts, dann öffnete Krister die Tür. Sie lächelte ihre Halbschwester zur Begrüßung zwar an, ließ aber gleichzeitig den Blick über die Straße schweifen. Mit einer hastigen Bewegung zog sie Kanndra ins Haus.
"Er ist hier", sagte sie, ehe die Wächterin auch nur den Mund geöffnet hatte.
"Wer?" Halb amüsiert, halb besorgt wusste Kanndra nicht, wie sie das Verhalten Kristers einordnen sollte.
"Na, Julian natürlich. Wer sonst?", fragte die Hexe erstaunt. "Wir wollten dich benachrichtigen, hatten aber Angst, dass der Assassine uns auf die Spur kommen könnte."
Kanndra schaute sich um, als hätte ihr Freund sich in ein Möbelstück verwandelt. "Julian ist hier?"
"Im Wohnzimmer. Wir..."
Inzwischen hatte sich der zweite Teil der Nachricht bis zu Kanndras Bewusstsein vorgekämpft. "Assassine? Was für ein Assassine? Was ist überhaupt los?"
"Am Besten kommst du mit rein. Juli kann dir das Alles selbst erklären."
Das Wohnzimmer war der Schauplatz ihres Exorzismus gewesen. Bei jedem Besuch musste sie wieder daran denken und einen Schauer unterdrücken. Sie hielt sich noch immer nicht gerne dort auf. Doch heute hatte die Voodoo-Priesterin dafür keinen Blick, denn ihr Geliebter stand endlich wieder vor ihr - gesund und munter.
"Ich habe mir Sorgen gemacht." Wie lächerlich das angesichts der Angst der letzten drei Tage klang.
Julian schaute verlegen. "Ich weiss... Ich wollte dich nicht mit reinziehen." Er holte tief Luft und sah Kanndra in die Augen. "Mein Schwiegervater hat einen Assassinen auf mich angesetzt. Einmal bin ich ihm entkommen, aber... Ich bin eine Nacht und einen Tag lang durch die Stadt geirrt, ohne zu wissen, wohin ich gehen sollte. Bei dir hätte er mich sicher zuerst gesucht und sonst habe ich niemanden, der mir helfen würde. Eigentlich traurig, oder?"
"Naja, und dann stand er plötzlich vor der Tür, weil er zufällig vorbei gekommen war und sich erinnerte, dass ich hier wohne", ergänzte Krister die Geschichte, als Julian betrübt innehielt.
Kanndra schlug die Hand vor den Mund, als ihr ein Gedanke kam. "Dann war es doch keine Einbildung, dass man mich verf..."
"Sehr richtig", bestätigte eine Stimme hinter ihnen. Alle drei drehten sich um und erstarrten. Ein schwarz gekleideter Mann mit gezogenem Dolch stand auf der Schwelle zum hinteren Raum. Sein Kinn zeigte neben einem dünnen Bärtchen einen großen grün-bläulich verfärbten Fleck.
"Vielen Dank übrigens. Ich wusste, dass du mich zu ihm führen würdest, wenn ich mich an dich dran hänge. Glücklicherweise gibt es nicht viele dunkelhäutige Wächterinnen. Trotzdem hat mich dieser Auftrag schon zu viel Zeit gekostet." Mit ärgerlicher Miene kam der Assassine langsam auf sie zu. Kanndra griff automatisch an ihre Seite, wo sie ihre Armbrust schmerzlich vermisste. Als Abteilungsleiterin trug sie sie nicht mehr ständig mit sich herum und woher hatte sie wissen sollen, dass ein Besuch bei Krister so gefährlich werden konnte? Trotzdem achtete sie darauf, dass sie zwischen ihrem Freund und seinem Angreifer stand.
Die Spitze des Messers wippte auf und ab, als würde der blonde Mann dessen Gewicht prüfen wollen. "Du hast Glück, dass du mir nicht den Kiefer gebrochen hast, Surprise. Dann wäre dein Tod um einiges schmerzhafter ausgefallen." Seine Augen wanderten zu der Wächterin. "Wenn du mich jetzt wohl meine Arbeit machen lässt, Verehrteste?"
"Vergiss es. Meinst du, wir lassen dich ihn einfach so abschlachten?"
"Tststs, wie vulgär. Die Kunst eines Assassinen..."
Bei diesen Worten brach er ab, seine Augen wurden schmal und er stürzte plötzlich vorwärts. Im gleichen Augenblick spürte Kanndra, dass Julian nicht mehr hinter ihr stand. Während sie einen Stoß von dem Meuchelmörder erhielt, der sie zu Boden schickte, hörte sie Schritte die Treppe hinauflaufen. "Warum läuft er nach oben? Einer der Fehler, die die Opfer in Bregs' Romanen immer machen" , dachte sie verzweifelt.
Der Feldwebel hatte sich kaum aufgerappelt und war ebenfalls in den Flur gerannt, als sie einen Schrei hörte. Gleich darauf kam ein zweiter, wie das Echo des ersten. Kaum hatte sie den Fuß auf die erste Treppenstufe gesetzt, als der Assassine aus dem zweiten Stock fiel. Das häßliche Knacken und die unnatürliche Stellung des Kopfes sagten ihr, dass er tot war.
Fragend blickte sie Julian entgegen, der sehr blass die Treppe herunter gewankt kam.
"Du bist verletzt!", rief die Wächterin entsetzt, als sie das Blut sah, dass Julians Arm hinunter lief.
"Nur ein Kratzer", winkte dieser tapfer ab. "Er hat den Dolch nach mir geworfen, aber nicht richtig getroffen."
Behutsam zog Kanndra den Arm zu sich heran und stellte erleichtert fest, dass es tatsächlich nur ein nicht sehr tiefer Schnitt war. "Und der Assassine?", fragte sie, während Krister sich schon auf die Suche nach Verbandsmaterial machte, "Wie..."
"Stolperdraht und angesägtes Geländer. Ich war nicht umsonst so lange in Mietzins' Firma. Dort... naja, wir haben nicht immer so ganz ähem... im Rahmen der Gesetze gehandelt." Das Lächeln auf seinem Gesicht gelang ihm nicht ganz.
Kanndra nickte. "Das weiß ich doch längst. Die ganze Wache weiß es. Wir konnten ihm nur nie etwas nachweisen."
"Jetzt schon." Triumphierend hielt der Kaufmann seine Aktentasche mit seiner unverletzten Hand hoch. "Sie hat mich übrigens gerettet, vor ein paar Tagen. Gut, dass Papier so ein Gewicht hat."
"Und was machen wir jetzt mit ihm?", nickte Krister in Richtung der Leiche.
Kanndra dachte nach. "Ich glaube, es gibt nur eine Lösung."

"Ich danke Ihnen für die Überführung der Leiche. Selbstverständlich hatte ihr Bekannter das Recht, sich zu wehren. Sie werden jedoch verstehen, dass wir noch einen Auftrag zu erfüllen haben." Lord Witwenmacher lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte die Wächterin vor ihm. "Nicht unattraktiv, wenn man auf exotische Schönheiten steht" , dachte er.
"Was das angeht, wird es Sie sicher interessieren, dass der Auftraggeber gestern von uns verhaftet wurde. Er wird also kaum noch in der Lage sein, die Gebühr zu bezahlen, Sir." Kanndra schluckte hart. Ihr trockener Mund sehnte sich nach einem Schluck Wasser, es war ihr jedoch keiner angeboten worden. Innerlich betete sie, dass sie und Julian heile aus dieser Sache wieder heraus kommen würden. "Ausserdem dürften Sie diese Informationen interessieren, die sich auf die Geschäfte von Herrn Mietzins beziehen." Sie reichte dem Oberhaupt der Assassinengilde die Akte, die sie sorgfältig hatte kopieren lassen. Die Akte, die Julian ihr schon an dem Abend seines Verschwinden hatte überbringen wollen. Zusammen mit der silbernen Taschenuhr, sein Geschenk zu ihrem neuen Tschob.
Lord Witwenmacher studierte das Schriftstück gründlich und runzelte ab und zu die Stirn. "Nun, das ändert wohl die Lage", sagte er endlich. "Wir werden den Auftrag annullieren."

Als sie abends erneut bei Krister vor der Tür stand, erwartete sie ein leckeres Abendessen und eine Überraschung. "Willst du nicht bei mir einziehen, jetzt wo Kibia fort gegangen ist? Julian und ich haben uns da nämlich etwas überlegt..." , begann Krister und warf ihre langen, schwarzen Haare über ihre Schulter.
Julians Lächeln war zurückgekehrt und ließ Kanndras Herz schneller schlagen. Es sah irgendwie spitzbübisch aus. "Ich werde nämlich hier einziehen und wir werden zusammen ein Geschäft eröffnen. Im Erdgeschoß ist ja genug Platz."
"Was wollt ihr denn verkaufen?"
"Na, Salben, Kräuter, Amulette... Alles, was wir beiden herstellen können", grinste Krister ihre Halbschwester an. "Mit Julians Geschick als Kaufmann und seiner Gildenlizenz kann dann gar nichts mehr schief gehen."
Endlich eine größere Wohnung, endlich eine große Küche, wo sie kochen und ihre Voodoo-Rezepte viel besser umsetzen konnte... und noch dazu mit zwei ihrer liebsten Menschen zusammen sein. "Das ist wirklich eine verlockende Vorstellung. Jovanni und Tania kann ich ja besuchen, wenn sie mir fehlen... oder ich Hunger auf Pizza habe."
"Dann ist es abgemacht? Ich freue mich." Krister strahlte über das ganze Gesicht.
"Ich auch. Gleich morgen fange ich an, umzuziehen. Langsam bekomme ich Übung darin", grinste Kanndra zurück.

ENDE
[1] s. MM "Vom Fall eines Sterndeuters"

[2] s. MM "Flusswespen"




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