Wundertrank oder Kampf der Unschuldigen Teil 2

Bisher hat keiner bewertet.

von Gefreite Arwan (DOG)
Online seit 01. 07. 2006
PDF-Version

Der Mörder ist unter uns... oder auch nicht.

Dafür vergebene Note: 11

Es hat ewig gedauert, aber jetzt bin ich mit dem zweiten Teil der Strafsingle endlich fertig. Ich möchte nur noch darauf hinweisen, dass es eine direkte Fortsetzung ist und dass man den ersten Teil gelesen haben muss, um zu verstehen, warum es hier geht... und sonst noch, viel Spaß beim Lesen!

Unheimlich...

Schweißgebadet erwachte John Allesmischer. Er spürte, wie sein Herz raste, wagte es jedoch nicht, die Augen aufzuschlagen. Seinen Körper bedeckte eine angenehm warme Decke und die Nase erreichte ein vertrauter Chemikaliengeruch. Ein beruhigendes Schnarchen, das der Umgebung einen besonderen Rhythmus verlieh, wurde nur gelegentlich von einem lauten Knall unterbrochen. John fürchtete die Explosionen nicht, an die hatte er sich schon längst gewöhnt. Er blieb regungslos liegen, während sein Herz sich langsam beruhigte. Das Atmen fiel ihm in dem stickigen Zimmer schwer und der Kopf drohte zu platzen.
Aber... er lebte noch und es war gut.
Unentschlossen öffnete er die Augen und erblickte eine weiße, halbabgebrannte Decke. Um ihn herum standen mehrere Betten und zwei verwundete Alchemisten genossen in völliger Seelenruhe ihren Schlaf.
John lies sich von dem betrügerischen Sicherheitsgefühl jedoch nicht täuschen, er spürte die Gefahr, selbst die Luft schien sich anzuspannen. Schon bald musste etwas Schreckliches passieren.
Die geheimnisvolle Mörderin wird zurückkommen und ihn töten...
Aber warum hat sie es nicht gleich getan? Sie hat Kaputtmach bereits ermordet, warum brachte sie diese Sache nicht zu Ende? Warum ließ sie Zeugen?

Was sollte John nur tun? Andere Alchemisten holen? Die Wache alarmieren? Nein, nicht die Wache! Die Frau war doch selber eine Wächterin... oder hat sie die Uniform nur irgendwo gestohlen? Nein, sie sagte, sie habe ein Befehl missachtet, dann muss sie ja eine Wächterin sein... oder? Sie hatte also das Befehl, Kaputtmach nicht zu töten,[1] hat es dann jedoch trotzdem getan. Aber warum?? Sie sagte, sie wolle damit jemandem einen Gefallen tun und dass sie daran nichts Schlimmes sehe... und dass es eigentlich gar kein Verbrechen sei. Seit wann ist Mord kein Verbrechen mehr? Assassinen dürfen vielleicht töten, aber Wächter doch nicht! Und überhaupt, es ist doch völlig verrückt! Wenn man ein Mord begeht, dann erzählt man das doch nicht überall rum! Es seid denn...
Allesmischer versuchte verzweifelt wenigstens einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Gehirn leistete jedoch hartnäckig Widerstand.
...es sei denn, sie hatte vor, denjenigen, den sie den Mord gesteht, ebenfalls zu tötet... Nein! Nein, wenn sie mich töten wollte, hätte sie es bereits getan. Vielleicht hat sie einfach nichts zu verheimlichen, weil sie die Ermordung für eine gute Tat hält. Aber warum??
John fuhr zusammen, als vor seinem inneren Auge wieder der Leichmann auftauchte, den er in der Toilette gesehen hat. Die leeren, weit aufgerissenen Augen des Toten schauten ausdruckslos zur Decke. Sein Mund war leicht geöffnet, als ob er gerade nach Luft schnappen wollte oder vielleicht um Hilfe schreien. Der Körper hatte jedoch keinerlei Verletzungen, er sah völlig... gesund aus, abgesehen von der Tatsache, dass er nicht mehr lebte...
Er muss vergiftet worden sein....
Dann war es aber auch keine Selbstverteidigung. Die Wächterin muss den Mord also schon vorher sorgfältig geplant haben. Na logisch, sie saß ja auch völlig gelassen am Tatort und schlief. Aber warum?? Warum hat sie es getan?? Und warum hat sie es mir erzählt??
John bekam immer mehr Kopfschmerzen, während er verzweifelt nach Antworten auf seine vielfachen Fragen suchte.
Es erforderte sehr viel Mühe nicht die Nerven zu verlieren. John war verwundet, hatte eine Leiche und eine sehr eigenartige Wächterin am Hals und keinerlei Ahnung, was er tun sollte.

Und plötzlich geschah etwas Unheimliches... etwas, was das Blut in den Adern erfrieren ließ... John blieb ein paar Sekunden lang reglos sitzen, während seine Fantasie das Geschehen zu erklären versuchte... Dann wurde das Zimmer von seinem Schrei erfühlt...

LK Drei Hungrige Mäuler hatte viel zu tun, zum Beispiel musste sie ihre Huskyausbildung machen, ursprünglich wollte sie eigentlich Moloss werden, aber nach dem das Bewerbungsgespräch leicht daneben gelaufen war,[2] musste sie sich damit zufrieden geben, ein verdeckter Ermittler zu werden.
Außerdem sollte sie diese Woche auch noch Arwan in der Alchemistengilde beaufsichtigen, was überhaupt nicht zu ihren eigenen Plänen passte. Sie war der Meinung, dass Kaputtmach auch selber sehr gut mit der Gefreiten zurecht kommen würde.[3] Doch gegen Mittag entschied sich Drei doch mal bei der Gilde vorbei zu kommen, um nachzuschauen, ob alles glatt ging.

Niemand will mir glauben

... Allesmischer presste mit seiner ganzen Kraft die warme Bettdecke gegen die Brust, als ob er sich damit vor allen Schrecken der Welt schützen wolle. Seine Hände zitterten immer noch, als er tief durchatmete und alles noch mal vom Anfang an erzählte (inzwischen schon zum dritten Mal), doch seine Nachbarn wollten ihm einfach nicht glauben.
"Kaputtmach liegt also tot auf'm Klo?", fragte ein zwangspensionierter Alchemist, namens Alexander Löffling. Auf seinem breiten rosaroten Gesicht befanden sich zwei große heraus gequollene Lippen, eine kartoffelförmige Nase und zwei kleine, aber unausgesprochen lebendige Augen.
John nickte.
"Und es sind auch keine anderen Pfleger anwesend?", wollte Alex wissen.
"Nein"
"Also bekommen wir weder ärztliche Behandlung noch Essen! Habe ich es richtig verstanden?"
"Ja... ein Mensch wurde getötet, wie kannst du noch ans Essen denken?", flüsterte John entsetzt. Die Verzweiflung stand ihm im Gesicht.
"Kaputtmach konnte ich schon immer nicht leiden... aber eine Salbe gegen Verbrennungen hätte nicht geschadet", seufzte Herr Löffling gelassen.
"Warte John, bist du sicher, dass du die Leiche gesehen hast?", mischte sich ein anderer Patient ein, der auf den Namen Max Wasserstoff hörte. Sein schmales, langgezogenes Gesicht erinnerte nur all zu sehr an einen Pferd und seine lange spitze Nase war, wie dafür geschaffen, in die Angelegenheiten andere Menschen gesteckt zu werden.
"Ja!!!"
"Und dann sagte dir eine Wächterin, dass sie ich getötet hat?"
"Ja!! Wie oft soll ich das noch wiederholen?"
"Und dann bist du wieder in deinem Bett aufgewacht?"
"Ja"
"Und dann versuchte jemand die Toilettentür von innen zu öffnen?"
"Ja, ja verdammt, wie bescheuert es auch klingen mag!"
"Aber dort ist doch niemand außer Kaputtmach, der, deiner Meinung nach, tot ist"
"Vielleicht... vielleicht ist er als Zombie wieder auferstanden..."
"Dann hätte er bestimmt noch mal versucht, die Tür aufzubrechen. Wir unterhalten uns bereits seit einer viertel Stunde und es sind keine Geräusche aus dem Toilettenraum zu hören"
"Ich weiß, ich weiß... ich habe euch ja nur erzählt, was ich gesehen und gehört habe... es ist alles so... unheimlich"
"John, hast du bei der Explosion vielleicht eine Kopfverletzung erlitten? Vielleicht hast du nur Holuza... Hozulu... vielleicht siehst du Dinge, die in Wirklichkeit gar nicht existieren?"
"Ich bin nicht verrückt!!", brüllte Allesmischer wütend und fasste sich schmerzerfühlt an den Kopf.
Oh Gott, vielleicht bin ich es doch?
Er holte tief Luft. "Okay, ich schließe jetzt die Tür noch mal auf, dann werden wir schon sehen, ob ich mir die Leiche nur eingebildet habe"

Hey, du mit der Sense! Kannst du mir bitte helfen?

Nein, nein, nein, es war eindeutlich keine gute Idee, in das Toilettenzimmer durch das Fenster zu klettern, vor allem nicht, wenn die Toilettentür sich von innen ebenfalls nicht öffnen ließ, und schon gar nicht, wenn man auf dem Rückweg auf dem dünnen Fensterbrett ausrutschte...
...Arwan konnte sich an nichts festhalten, an gar nichts. Der einzige Grund, warum sie noch lebte, war der glückliche Zufall, dass ihr Mantel irgendwo festgeklemmt war.

Sie spürte, wie die Sekunden vergingen, wie jeder einzelner Augenblick, nach dem sie so verzweifelt zu schnappen versuchte, unwiderruflich zur Vergangenheit wurde. Die Zeit lief ab und es fühlte sich schrecklich an. Wie aus der Ferne nahm sie Geräusche war: Menschenstimmen, Lärm... irgendwo sehr weit unter ihr. Der ganze Körper wurde vom Adrenalin durchflössen und jedes Herzschlag bereiteter ihr Schmerz. Es wurde immer heißer. Der leichte kühle Wind streichelte Arwans Haut. Warme, lebenslustige Sonnenstrahlen trafen auf ihr blasses Gesicht, als ob sie sie absichtlich mit ihrer Fröhlichkeit ärgern wollten. Ihnen konnte es ja egal sein, dass sie sich kurz vor einem tödlichen Sturz in die Tiefe befand.

Plötzlich wurde Arwan bewusst, dass auf dem Fenstervorsprung jemand stand. Aber... war denn so etwas möglich? Der pechschwarze Umhang des Unbekannten flatterte in dem Wind. Eine knöcherne Hand hielt eine scharfe Sense, so scharf, dass ihre Schneide beinahe durchsichtig zu sein schien.
Arwan verschlug den Atem, sie wollte nicht wissen, wer der Mann war, doch das dumme an der ganzen Sache war, dass sie es bereits wusste...
Die Wächterin sah seine tiefe blaue Augen und wurde von ihnen gefangen, alles um sie herum schien zu einem unwichtigen Hintergrund zu werden... die Geräusche wurden leiser...
Arwan hatte das Gefühl zu fallen und das ganze Universum bestand nur aus dem unendlichen Blau und... Leere. Die Zeit blieb stehen. Nein! Es gab gar keine Zeit, die stehen bleiben könnte. Weder Zeit, noch Entfernung, noch Schwerkraft. Es gab nur... nichts, ein unendlich großes Nichts...
Wie durch eine sehr dicke Wand, die sie von der Realität trennte, nahm Arwan eine Stimme wahr.
"Werde ich sterben?", ihr wurde bewusst, dass die Worte aus ihrem eigenem Mund stammen und dass es sich ehe um eine rhetorische Frage handelte. SICHER, diese Stimme schien das Universum zu erfassen und sich alle anderen Geräusche zu unterordnen. Sie ereichte das Gehirn nicht durch die Ohren, sondern war einfach nur da.
"Jetzt gleich?", hörte Arwan sich fragen.
JA, ABER VIELLEICHT NUR IN EINEM ANDEREN HOSENBEIN
Schlagartig wurde Arwan von dem Bann befreit und kehrte wieder ins Jetzt und Hier zurück.
Er redete von Hosenbeinen in so einem Augenblick? War denn das zu fassen?
Das Entsetzen, was Arwan umhüllte, verwandelte sich in zielgerichtete Wut. Was auch immer dieses skelettähnliche Wesen sein mochte, war es nur ein Jemand, eine grausame Persönlichkeit (immerhin hatte er gerade das Wort "Hosenbein" verwendet und Hosenbeine sind etwas alltägliches, was auch Normalsterbliche benutzen.). Vielleicht war er gar nicht die Unendlichkeit, der man blind gehorchen musste. Vielleicht konnte man sich wehren, oder es wenigstens versuchen.
"Du Mistkerl! Ich bin kurz davor, vom vierten Stock runter zu stürzen und du erzählst mir von irgendwelchen Hosenbeinen!"
Arwan nahm ihre ganze Kraft zusammen und unternahm einen wagemutigen Versuch sich hoch zu ziehen. Ihre Hand rutschte jedoch an der Wand ab und sie hörte, wie ihr Mantel riss, blieb jedoch, wie durch einen Wunder weiterhin in der Luft hängen.
Die Verzweiflung kehrte zurück und diesmal noch größer als zuvor... Die Leute da unten waren so klein. Und der Fußboden so hart. Irgendwo in der Gilde explodierte etwas, sodass der Knall Arwans Ohren erreichte und die Wand gefährlich erzitterte. Das Herz schien für einen Moment stehen zu bleiben. Sie verlor die Nerven. Die Spannung war einfach nicht mehr auszuhalten. "Geh! Verschwinde! Du wirst hier nicht gebraucht! Mach, dass du weg kommst! Ich werde nicht runterfallen, klar?"

Der Tod schien gekränkt. Warum hassen ihn die Menschen nur so sehr? Er geht doch nur seiner Pflicht nach.
ICH BIN DOCH HIER, UM DIR ZU HELFEN, sagte er beleidigt. "Echt??", fragte Arwan. Die Überraschung stand ihr im Gesicht. Langsam wurde sie in der Gesundheit ihres eigenen Verstandes nicht mehr sicher. Zuerst Hosenbeine und dann das...
"Zieh mich doch hoch! Worauf wartest du dann noch?", flehte sie hoffnungsvoll. ICH WARTE BIS DU TOT BIST.
"Verdammt!... Oh Gott, der Mantel reißt schon wieder... zieh mich hoch, bitte!", Arwan fühlte, wie die Furcht die Gewalt über sie übernahm. Die ganze Welt schien sich gegen sie zu richten.
DU VERWECHSELST WAS, ICH BIN KEIN GOTT, ICH BIN DER TOD

Amüsantes Straßentheater

Immer mehr neugierige Ankh-Morpork-Bewohner versammelten sich vor der Alchemistengilde, um sich das höchstinteressante Schauspiel anzusehen. Eine junge Frau hing mit dem Kopf nach unten an einem Fenstervorsprung im vierten Stock und führte Selbstgespräche. War das nicht toll?
"Ich wette 10 Dollar, dass sie runter fällt", sagte ein aufgeregter Zuschauer.
"Ich setzte 2 Dollar dagegen!"
"Komm, Mädel, halte dich fest, ich habe einen ganzen Doller auf dich gesetzt!", schrie noch jemand anderes aus der Menge.
"Nein, das schaffst du sowieso nicht, sonst verliere ich ja meine 15!"
"Heiße Würstchen! Leckere heiße Würstchen!..." "Junge Frau, dürfte ich deinen Namen erfahren... nein, ich will kein Würstchen, Schnapper"
"Wozu brauchst du ihren Namen?"
"Ich bin von Times und wenn sie dann tot auf dem Boden liegt, wird es schwer sein ihn raus zu finden"

NA LOS, BEEILE DICH, ICH HABE HEUTE NOCH VIELE ANDERE TERMINE.
Hasserfühlt schaute Arwan zu dem schwarz gekleideten Sensemann.
Warum spielte er mit ihr? Warum sagte er solche eigenartige Dinge. Machte er sich über sie lustig?
Oder war er nur eine Holuznation? Vielleicht hätte sie nicht so viele Nächte im Eimer verbringen sollen? Oder haben die ständigen Explosionen der Alchemistengilde sie völlig um den Verstand gebracht?

Arwan nahm Schwung und versuchte nach dem hoffentlich nicht existierenden Sensemann zu greifen, erreichte ihn jedoch nicht, stattdessen riss der Mantel noch mehr und die Gefreite stieß einen Schrei aus, blieb jedoch weiterhin hängen.
"Wette 20 Dollar, dass sie's nicht überlebt!"
"Komm, sag schnell, wie du heißt!"
"Heiße Würstchen..."
"50 Dollar, für denjenigen, der mich als erster runter holt", schrie Arwan voller Verzweiflung.[4] Ein paar Männer fingen damit an, vorsichtig hoch zu klettern. Wenn es um Geld ging, waren die Ankh-Morpork-Bewohner für alles bereit.
DAS SCHAFFEN SIE NICHT
"Halt die Klappe! 100 Dollar, aber macht hin!"

Willkommensgeschenk

John Allesmischer näherte sich vorsichtig der Toilettentür.
"Soll ich sie wirklich öffnen?", fragte er flüsternd.
Die anderen nickten.
Mit zittrigen Händen drehte John den Schlüssel im Loch und hoffte, dass es kein Fehler war. Das letzte, was er jetzt tun wollte, war diese verdammte Tür öffnen.
Wer weiß, was sich dahinter verbirgt. John blieb unentschlossen stehen, es war noch nicht zu spät, wieder abzuschließen. Nicht dass er Angst vor einer Leiche hätte... aber vor einer Leiche, die die Türen zu öffnen versucht.
"Steh nicht so blöd rum! Mach endlich was! Oder hast du etwa Schiss?", hörte er Wasserstoffs spöttische Stimme, dessen Gesicht sich zu einem hämischen Grinsen verzog.
"Nein, nicht im geringsten", antwortete John nervös, "ich bin nur... ich... meine nur, wer weiß, was die Leiche alles anstellen kann"
"Hör mir zu, John," sagte Löffling, in dem er jedes Wort sehr deutlich aussprach, als ob er mit einem geistesbehinderten reden würde, "Eine Leiche kann nichts anstellen, sie ist... eine Leiche eben"
"Komm, mach einfach auf!"
Ich bin kein Feigling, sagte Allesmischer zu sich selber, blieb noch eine Sekunde lang stehen und schlug dann entschlössen die Tür auf.

...Nichts. Nichts hatte sich verändert. Die Leiche war genau so leblos wie früher. Ihr sauberes grünes Nachthemd strahlte Ordnung aus. Es passte überhaupt nicht zu dem Umfeld, zu den schmutzigen und stinkenden Toiletten zu dem verrosteten Waschbecken, der nur an Feiertagen funktionierte. Das einzige wozu es doch passte, waren die Augen des Verstorbenen... genau so grün und... leblos.
Eine Weile lang schaute Allesmischer den Toten wie gebannt an, als ob er irgendwelche Veränderungen zu finden hoffte. Als ob er erwartete, Kaputtmach würde in jedem Moment aufspringen und auf ihn losstürzen, oder ihn vielleicht einfach nur einschreien, so wie er es öfters tat. Das war so ungewöhnlich, Kaputtmach schweigen zu sehen.

Plötzlich hörte er Schritte aus dem Korridor. Schreckliche Vorahnungen stießen in seinen Kopf und ein Anflug von Panik erfasste ihn von Kopf bis Fuß.
Es war diese Wächterin..., daran bestand kein Zweifel! Sie kam, um ihren Fehler wieder gut zu machen und die Zeugen zu liquidieren.
John wusste nur eins, er musste handeln und zwar schnell, davon hing sein Leben ab. Und eventuell nicht nur seins.
Ohne weitere wertvolle Sekunden zu verlieren, bewaffnete er sich mit einem Stuhl und stellte sich kampfbereit rechts von der Tür auf.
Jemand klopfte... John hielt den Atem an. Die Tür ging auf und jemand trat ein...
John sah die graue Uniform und schlug entschlossen zu...

Die Alchemisten betrachteten die bewusstlose Frau auf dem Boden.
"Verflucht, es ist eine andere Wächterin!", schrie John erschrocken.
"Es gibt Ärger!"
"Und wie!"
"Es gibt mehr Ärger, als wir uns vorstellen können"
"Okay, ich werde sie jetzt fesseln!", verkündete John.
"Was??? Du hast gerade einen Mitglied der Wache ohne jeglichen Grund dafür einfach so von hinten mit einem Stuhl auf den Kopf geschlagen. Aber es ist dir nicht genug, du willst sie auch noch fesseln??", sagte Herr Löffling verblüfft.
"Hast du die nicht mehr alle? Dafür kommst du in den Knast!", kommentierte Herr Wasserstoff.
"Die Mörderin sagte nur, sie habe es nicht alleine getan, sondern mit noch einem anderen Wächter. Das ist vielleicht dieser andere Wächter!", versuchte sich John auszureden.
"Na gut, auf deine Verantwortung!"
"Vergiss nicht, dass wir mehrmals versucht haben, dich aufzuhalten!"
"Aber, das habt ihr doch gar nicht!"
"Und? So soll es dann aber in einem Wächterbericht stehen, wenn du ins Gefängnis kommst..."

Lebwohl, mein Retter!

Die Umgebung drehte sich leicht und Arwan lehnte sich an die Wand, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es war ein wunderbares Gefühl, wieder einen festen Boden unter den Füßen zu spüren, vor allem, wenn man vor kurzem noch mit dem Tod gesprochen hat.
Die Gefreite schaute nach oben, um zu sehen, ob der Sensemann immer noch oben irgendwo rum stand, doch er schien sich in der Luft aufgelöst zu haben. Oder vielleicht hatte er nie existiert. Nur ein klarer wolkenloser Himmel begrüßte Arwan zu ihrem neuen Leben. Nein, eigentlich zu ihrem alten, das nun überraschenderweise eine Fortsetzung gefunden hat. Die Sonne ermutigte sie mit ihren warmen Strahlen und schenkte ihr neue Lebenskraft.
Wie aus der Ferne nahm Arwan Menschenlärm wahr.
"Alles in Ordnung mit dir?", sagte plötzlich jemand in der Nähe ihres Ohres. Sie zuckte leicht zusammen, drehte den Kopf und erblickte ihn, ihren Retter. Sie erinnerte sich an die wärme seines Körpers, an seine starke Hand, an die Schweißtropfen auf seiner Haut... Es war bestimmt nicht einfach, an der Wand runter zu klettern und sie gleichzeitig zu halten.
Nun sah Arwan den jungen Mann zum ersten Mal ins Gesicht. Er hatte auf eine sehr männliche Art ungepflegte Haare und ein selbstsicheres sogar ein bisschen herausforderndes Lächeln. Seine dunkelbraunen Augen betrachteten die junge Frau mit leichter Skepsis.
"Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll", flüsterte Arwan, fasziniert von seinem mutigen (wie es ihr schien) Blick.
"Keine Ursache, für 100 Dollar wäre ich bereit gewesen, selbst meine Schwiegermutter zu retten"
"Du bist verheiratet?", fragte die Gefreite enttäuscht.
"Was spielt es für eine Rolle? Wann kriege ich meine Kohle?"
Plötzlich kehrte Arwan aus dem Land der Träume zurück und die harte Realität versetzte ihr eine Ohrfeige.
100 Dollar? Er erwartet doch nicht im Ernst, dass ich es ihm bezahle! So viel Geld habe ich noch nie im Leben gesehen, dachte sie erschrocken.
"Wie heißt du Herr?", eilte der Zeitungsreporter herbei.
"Schreib mit: Martin Wiesemann, 23, wohne auf der Ulmenstraße 8, ich bin ein Athlet und ein Mitglied der Diebesgilde...", antwortete der junger Mann voller Stolz.
"Mit deinem großen Heldentat hast du dir wohl ein Würstchen verdient", wurde er von Schnapper unterbrochen, "Es schmeckt köstlich und kostet nur 15 Cent! Und du, junge Frau, nach dem du so einen Schock erlitten hast, würde dir ein Würstchen sehr gut tun!"
Arwan wurde nervös. Und zwar nicht wegen Schnapper.
Wie soll ich den jungen Dieb nur erklären, dass die Sache mit 100 Dollar nur ein Scherz war?
"Nein, kein Würstchen", Martin verzog das Gesicht, als er an das Geschmack des angebotenen Würstchens dachte.
"Alle Lächeln!"
Plötzlich blitzte etwas, ein Vampir zerfiel zu Staub, nahm jedoch gleich wieder seine Ursprüngliche Gestalt an...
Was war das denn? dachte Arwan überrascht, als ihr bewusst wurde, dass sie ihre Chance nicht verpassen durfte. Die faszinierten Passanten betrachteten erstaunt den wiederauferstanden Vampir (vor allem die, die diesen eigenartigen Photographen noch nicht kannten.) Die Gefreite würde ihn auch gerne eine Weile lang fassungslos anstarren, dann würde sie jedoch höchstwahrscheinlich Martin erklären müssen, dass er seine 100 Dollar nie im Leben bekommen wird... und dazu hatte sie überhaupt keine Lust.
Plötzlich arbeiteten ihre Gehirnzellen unglaublich schnell und befahlen den Füßen sich sofort in Bewegung zu setzen.
Arwan sprintete los... Egal wie, egal wohin... Hauptsache weg!
"Hey!! Bleib stehen! Haltet sie auf! Sie schuldet mir Geld!"...
Arwan konnte unglaublich schnell rennen, vorausgesetzt, sie wurde verfolgt. [5]

"Was soll das? Lass mich sofort los!", schrie Martin Wiesemann den Zeitungsreporter, der ihn verzweifelt fest zu halten versuchte"
"Bleib doch da! Ich muss dir noch ein Paar fragen stehen. Es ist schon schlimm genug, dass das Mädchen abgehauen ist, wenn du auch noch verschwindest, ist mein Bericht so gut wie versaut"
"Scheiß auf deinen Bericht! Meine 100 Dollar haben grade Beine gemacht! Einfach so davon gelaufen!", brüllte Martin wütend. "Wenn du mich nicht aufgehalten hättest, wäre es nicht passiert!"
"Mach dir doch keine Sorgen. Wir werden sie schon finden. Schließlich haben wir ja ein Bild von ihr. Ich kann auch eine Suchanzeige schreiben", versuchte ihn der Zeitungsreporter zu beruhigen und holte wieder seinen Bleistift hervor. "Und jetzt zu den Fragen: Was hast du dabei gespürt, als du die junge Frau von dem sicheren Tod rettetest?"
"Ich fühlte mich blendend! Weil ich an die hundert Dollar dachte! Und jetzt ist das Geld hutsch!! Dank dir! Das Weibstück hat mich um den Finger gewickelt!

Kampf der Unschuldigen

Nie wieder, nie wieder, tue ich solchen Unsinn! Die ganze Aktion mit der Kletterei war so unglaublich dumm!
Und was hat sie mir überhaupt gebracht?? Na gut, ich weiß jetzt, dass Kaputtmach wirklich tot ist und, um diese Erkenntnis zu bekommen, habe ich mein Leben riskiert. Das war es wohl wirklich nicht Wert. Was kümmert mich die ganze Sache überhaupt? Soll sich S.U.S.I doch den Kopf zerbrechen.
Der Fall ist doch hoffnungslos! Kaputtmach hatte seine Patienten sehr schlecht behandelt, es heißt, jeder von ihnen hätte Motive, ihn zu vergiften. Soll ich vielleicht die Liste aller seiner ehemaligen Patienten aufstellen und jeden befragen? Es sind bestimmt über fünfzig Leute. Vielleicht hat jemand besonderes gelitten oder ist sogar gestorben? Und jetzt wollten seine Freunde für ihn rechen? Das wäre eine Variante. Wenn nur Julia da gewesen wäre, dann hätte ich sie fragen können.

Plötzlich wurde Arwan von einem Gedankenblitz getroffen und blieb stocksteif stehen. Ein paar Sekunden lang schaute sie ausdruckslos ins Leere, bis sie dann triumphierend weiter marschierte.

Der Schlag auf den Kopf war das letzte, woran sich LK Drei Hungrige Mäuler erinnerte, doch schon bald musste sie weitere unangenehme Dinge feststellen. Erstens saß sie auf einem Bett, mit den Händen hinter dem Rücken an die Bettkante gefesselt. Zweitens hatte sie höchstwahrscheinlich eine riesengroße Beule am Kopf, die selbstverständlich auch ordentlich schmerzte. Und der dritte und nicht weniger unangenehme Umstand war die Anwesenheit eines Messers in der Nähe ihres Halses... (wohlgemerkt, war es ihr eigenes Messer)
Drei zuckte leicht zusammen, wie durch einen Schlag konnte sie plötzlich viel klarer denken. Die Scharfen Gegenstände besitzen die wunderbare Fähigkeit, Leute frischmunter zu machen. Drei fixierte den Mann, der für ihre jetzige Lage verantwortlich war, mit einem duschdringlichen Blick.
"Denk nicht daran irgendwelche Tricks auszuprobieren", sagte er scharf.
Noch ein Umstand, der die Lance-Korporal störte, war die Tatsache, dass sie keine Ahnung hatte, warum das alles geschah. Warum sie geschlagen, gefesselt und mit einem Messer bedroht wurde. Sie war doch nicht mal im Einsatz!
Der Mann mit dem Messer sah ziemlich mitleiderregend aus. Auf seinem blassen, augenbrauenlosen und halbverbrannten Gesicht waren große Schweißtropfen zu erkennen. Von seinen Haaren bekam man den Endruck, dass jede einzelne Strähne im verzweifelten Versuch, von seinem Kopf in eine spontan gewählte Richtung zu fliehen, erstarrt war. Das Blitzen in seinen Augen wies auf Entschlossenheit und Kampfbereitschaft hin, was allerdings überhaupt nicht zu seinen nervös zitternden Händen passte.
Lance-Korporal hörte sein schweres Atmen und schwieg. Man sollte lieber vorsichtig sein, wenn man mit einem aufgebrachten Alchemisten zu tun hat. "Ich weiß, dass ihr Kaputtmach getötet habt! Du und diese dunkelhaarige Gefreite", fuhr der Mann fort. "Ich weiß nicht warum, aber ich werde es raus finden!"
Und wieder Stille... Drei fielen die Worte... Sie hätte alles erwartet, aber nicht so eine freche Behauptung.
"Wie bitte?", gab sie schließlich von sich.
"Tu nicht so unschuldig, darauf falle ich nicht rein!"
"Hell Kaputtmach ist tot?"
"Als ob du es nicht wüsstest!", antwortete John wütend, während seine Stimme immer mehr an Selbstsicherheit verlor. Er fühlte sich schwach und hilflos.
Leichen, Verbrecher, scharfe Klingen... das alles war nicht seine Welt. Diese kannte er nicht, wollte auch nie kennen lernen. Er war ein mutiger Mann, solange es um neue Substanzen und gefährliche Experimente ging. Aber jetzt kam er sich wie ein Schauspieler vor. Er benahm sich, wie jemand, der er gar nicht war. Er versuchte gelassen und selbstsicher zu wirken, während er sich kurz vor dem Nervenzusammenbruch befand und fürchtete wieder in Ohnmacht zu fallen. Er hielt eine Waffe, von der er wusste, dass es sie nie benutzen wird, selbst wenn die Wächterin ihn angreift oder zu fliehen versucht.
Er gab sich aber Mühe überzeugend zu wirken, wie schwer es im auch fiel. Er sprach mit einer relativ ruhigen Stimme und schaute der Wächterin fest in die Augen...
Oh ja und wie er sich bemühte der Welt zu bewiesen, dass die Frau vor ihm am Kaputtsmachs Mord beteiligt war, das Problem war jedoch, dass ein großer Teil von ihm selber noch weigert daran zu glauben... Und dieses Teil wurde immer lauter und wollte ihn einfach nicht in Ruhe lassen.
"Nein, ich wusste es wilklich nicht", sagte Drei ruhig.
Die Lance-Korporal war klein, schlang, hatte einen langen Zopf und... sah einfach nicht wie eine Mörderin aus!
John fühlte sich mies und sein Gewissen spielte verrückt.
Das konnte doch nicht war sein! Was ist, wenn ich sich geirrt habe? Wenn sie tatsächlich nichts mit dem Mord zu tun hat? Ich habe gerade eine junge Wächterin angegriffen, ohne jeglichen Grund dazu... oh Gott, meine Bettnachbarn hatten recht, ich komme tatsächlich in den Knast.
Allesmischer war noch nicht bereit aufzugeben. Nach einem verzweifeltem Versuch, alle düsteren Gedanken aus dem Kopf zu werfen, fuhr mit einer relativ festen Stimme fort.
"Lüg mich nicht an! Die Gefreite hat mir alles erzählt"
"Meinst du Gefleite Alwan?"
"Ich weiß nicht, wie sie heißt, sie hatte sich nicht vorgestellt, sie war aber mittelgroß, hatte langes schwarzes Haar, braune Augen und genauso eine Uniform wie du"
"Dann muss sie es gewesen sein. Und was hat sie dil elzählt?"
"Dass sie und noch ein anderer Wächter Kaputtmach vergiftet haben!"
Stille...
"Bist du sichel, dass sie es elnst gemeint hat? Vielleicht war es nur ein Schelz", fragte Drei nach einer Weile.
"Ich bin nicht bescheuert!"
"Wo ist sie denn jetzt? Und was ist mit dem Helln Kaputtmach passielt?"
"Ich weiß nicht, wo diese Wächterin ist, aber Kaputtmach liegt tot auf'm Klo und Scherze von dieser Art erscheinen mir nicht sonderlich lustig"
"Oh...", Drei schien ziemlich verwirrt, "Wie geschah das denn alles?"
"Als ich aufwachte, saß diese Alwan völlig gelassen auf dem Stuhl dort und hat gepennt. Ich wollte auf's Klo gehen, die Tür war aber versperrt. Dann fand ich den Schlüssel unter meinem eigenen Kissen, wahrscheinlich hatte sie es dort versteckt. Als ich die Toilettentür öffnete, fand ich dort die Leiche. Mir wurde leicht schwindelig, dann kam diese Gefreite und sagte, dass sie zusammen mit noch 'nem Wächter den Mann getötet hat und dass sie auch noch stolz darauf sei und damit jemanden ein großes Gefallen getan hat. Und dass es daher gar kein Verbrechen sei. Es ist aber ein Verbrechen!!! Wenn ihr Wächter seid, bedeutet es lange nicht, dass euch alles erlaubt ist! Ihr könnt nicht einfach so Leute umbringen!"
John machte eine Pause und atmete tief durch.
"Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du ihr bei dem Mord verholfen hast, denn du trägst die gleiche Uniform und warum wärst du sonst hier?"
"Habt ihl das Gespräch auch mitgehölt", wendete sich Drei an die zwei anderen anwesenden Patienten, die schon die ganze Zeit über interessiert, aber völlig teilnahmslos das Gespräch verfolgten.
"Nö" antwortete einer von ihnen "Wir waren zur Zeit noch nicht wach"
"Aber du musst nicht alles glauben, was dieser Mann dir erzählt", fügte der anderer hinzu. "Er sieht und hört in der letzten Zeit sehr komische Dinge. Zum Beispiel behauptete er, dass jemand versucht hat, die Toilettentür von innen zu öffnen. Es kann aber gar nicht der Wahrheit entsprechen, denn dort befindet sich niemand außer der Leiche"
"Die Leiche existielt aber wilklich? Die habt ihl gesehen?", vergewisserte sich Drei.
"Ja"
Allesmischer spürte, dass er die Initiative verlor. Die Lance-Korporal war zwar entwaffnet und gefesselt, aber warum auch immer, war sie diejenige, die hier Fragen stellte... Irgendwas machte er eindeutlich falsch...
"Ich weiß nicht, was dil Alwan elzählt hat", fuhr LK Drei fort, "ich habe damit nichts zu tun. Ich bin geladeeben gekommen und soll sie bei dem Elledigen der Stlafarbeit beaufsichtigen. Sie wurde nämlich dazu velulteilt hiel zwei Wochen lang gemeinnüchtige Albeit zu vellichten"
"Ich glaube dir nicht!", antwortete John mit einer vibrierenden Stimme. Das dumme daran war, dass er ihr doch irgendwie glaubte, trotz aller Anstrengungen sich gegen das Gefühl zu wehren.
"Was willst du jetzt tun", fragte Lance-Korporal, beinahe flüsternd.
Allesmischer schwieg. Er hatte keine Ahnung.
Plötzlich hörte er Schritte im Korridor.
Jemand kommt... Alwan... Wer sonst?
Und sie hat den Mord begannen,
da war sich John ziemlich sicher.
Schnell bewaffnete er sich mit einem Stuhl und stellte sich neben der Tür auf, bereit um sein Leben zu kämpfen.
"Halt! Was machst du dann?", protestierte Drei Hungrige Mäuler...

Julia, das ist die Lösung! dachte Arwan, als die Freude über den tollen Einfall, ihr Geschwindigkeit verlieh. Sie könnte schreien vor Glück. Jetzt, wo sie das Rätsel gelöst hatte, erschien alles so einfach und so logisch.
Als ich her kam, stand Julia doch vor der Toilettentür und tat so als ob sie die öffnen wolle, was für ein billiger Trick? Wie konnte ich nur darauf reinfallen? Sie hatte die Tür abgeschlossen, nach dem sie die Leiche dort versteckt hat. Sie hat mir doch selber erzähl, wie sehr sie Kaputtmach hasst. Und dann ist sie abgehauen! Passt alles zusammen! An ihrer Stelle würde ich auch nicht warten, bis jemand kommt, um mich zu verhaften.
Hoffentlich ist Drei schon da, dann kann ich ihr gleich alles erzählen.

Entschlössen öffnete die Gefreite die Tür zur Abteilung für die Fast-Dahingerafften und blieb geschockt stehen, als sie Lance-Korporal Drei Hungrige Mäuler an die Bettkante gefesselt sah.
Was ging denn hier vor? War Julia etwa zurückgekehrt? "Vorsicht, hintel dil!", schrie Drei, als Arwan zu ihr rennen wollte. Die Gefreite drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um den auf sie zukommenden Stuhl blocken zu können, verlor jedoch trotzdem das Gleichgewicht und fiel auf den Boden. John Allesmischer holte mit dem Stuhl noch einmal aus, Arwan reagierte jedoch schneller und trat ihn mit dem Fuß in den Bauch. Der Alchemist krümmte sich zusammen vor Schmerz. Arwan hatte offenbar zu stark zugeschlagen, wenn man bedenkt, dass ihr Gegner schon bereits verwundet war. Völlig blass im Gesicht sank John zu Boden und, da das Schicksal es so wollte, knallte er dabei mit dem Kopf gegen die Bettkante und verlor das Bewusstsein.

"Das ist unglaublich!", schrie Arwan aufgeregt. "Ich war mir hundert pro sicher, dass Julia die Mörderin ist. Aber der...", Die Gefreite zeigte auf John, "den habe ich überhaupt nicht verdächtigt. Wie kann ein Mann, der bei jeder Gelegenheit das Bewusstsein verliert und totalen Schrott faselt, jemanden töten? Ich dachte, er würde so was nie über sich bringen... obwohl... wenn ich mir recht überlege... ich habe ihn doch vor der Toilettentür liegen gefunden. Was hatte er dort sonst zu suchen? Dann passt ja doch alles zusammen."
"Alwan!"
"Äh... ja?"
"Würdest du mich bitte losfesseln"
"Oh... ja, natürlich, mä'äm"

Die Experten von S.U.S.I

"Das Opfer ist selbstständig von seinem Büro bis zur Toilettentür gelaufen und brach dort zusammen", sagte Rabe Raben von S.U.S.I., der mit einer Lupe den Boden untersuchte.
"Und dann wurde er hier entlang gezogen, es gibt deutliche Spuren auf dem Boden", fügte seine Kollegin Alice hinzu.
"Wenn Allesmischer wieder aufwacht, wird er uns bestimmt ein paar Fragen beantworten können", sagte Arwan aufgebracht, während sie immer noch böse Bliche in Richtung des Bewusstlosen schickte. Nach ihrem Tonfall zu beurteilen hatte sie keinen Zweifel daran, dass er ein paar Fragen tatsächlich beantworten wird. Und wehe, er beantwortet sie falsch!
Der Wächterin wurde bereits erzählt, dass John sie für eine Mörderin hielt und das gefiel ihr ganz und gar nicht.
"Hast du denn gal keine Idee Alwan, walum John dil die Schuld geben könnte?", fragte Drei.
"Ich habe keine Ahnung. So eine Frechheit! Der ist doch völlig übergeschnappt, einfach irre! Ich bin doch erst heute früh angekommen. Wie soll ich da gestern Abend jemanden vergiftet haben?"
"Beluhige dich doch, ich glaube dil ja. Aber du hast Allesmischer vor der Toilettentür gefunden, was hat el denn alles gesagt, als el aufwachte und was hast du ihn geantwoltet? Velsuche dich ganz genau zu elinneln"
"Ich habe nur gefragt, ob mit ihm alles in Ordnung sei und er...", Arwan stockte und wunderte sich, wie sie so etwas Wichtiges vergessen haben konnte.
"Genau!", fuhr sie fort, "er wusste von der Tür, die Esus gesprengt hatte, es bleibt mir immer noch ein Rätsel, woher. Er meinte, dass es ein schreckliches Verbrechen war. Ich habe ihn natürlich versucht zu erklären, dass es überhaupt nichts schlimmes daran gibt, eine Tür zu sprä...", Arwan unterbrach sich, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie gerade etwas sehr dummes sagte. "... dass es mir sehr leid tut, was ich getan habe", korrigierte sie sich schnell, "und dass es ihn überhaupt nicht angeht und dann ist er, glaube ich, wieder ins Ohnmacht gefallen. Komisch, nicht?"
"Sichel, dass el vorher nicht noch ilgendwas geflagt hat?"
"Stimmt, er wollte noch wissen, wer genau, die Tür gesprengt hat, ich sagte ihn dann nur dass ich es gewesen bin und noch ein anderer Wächter, den genauen Namen braucht er wohl nicht zu erfahren..."
"Ich glaube, ich velstehe es jetzt", wurde sie plötzlich von Drei unterbrochen.
"Was verstehen Sie", fragte Arwan verwirrt, denn so eine Reaktion hatte sie nicht erwartet, nicht in dem Moment, wo alles noch viel rätselhafter wurde.
"Ihl habt euch einfach nul missvelstanden. John wusste übelhaupt nichts von dem, was ihl mit Esus angestellt habt. El ledete übel etwas Andeles, wahlscheinlich von del Toilettentül und von del Leiche und als du ihm sagtest, dass du es walst, hat el es als ein Moldgestendnis angenommen"

John stöhnte und fasste sich schmerzerfühlt an den Kopf. Erinnerungen überfluteten ihn, schreckliche, unbarmherzige Erinnerungen. Eine unaufhaltbare Welle von Dingen strömte in seinen Kopf.
Dinge, die er vergessen, aus seinem Gedächtnis gelöscht hatte und an die er sich nie wieder erinnern wollte...
Plötzlich wusste er die Antwort auf viele seine Fragen und wünschte, er hätte sie nie erfahren. Er wünschte sein Gedächtnis wäre nie zurückgekehrt, er wäre nie aufgewacht und hätte das ganze nie erlebt... Er wollte sich in der Luft auflösen... verwinden... einfach nicht mehr existieren... nicht fühlen... nicht denken... sterben...
Er wusste nun, warum seine Wunden nur so wenig schmerzten, ihn dafür aber schon die ganze Zeit über starke Kopfschmerzen quellten. Er wusste, warum der Schlüssel von der Toilette unter seinem Kissen lag, wie Kaputtmach gestorben war und wer ihn getötet hat.
Er hätte nicht gedacht, alle diese Erkenntnisse aus seinem eigenen Kopf ziehen zu können und hatte das Gefühl, seine ganze Welt würde in einem Augenblick auseinander brechen.
"Alwan", stöhnte er leise. Er hatte nichts mehr zu verbergen, er wollte nur noch alles erzählen... nun war ihm alles egal...
"Ich heiße Arwan!"
"Warum hast du mich angelogen? Warum hast du behauptet, Kaputtmach getötet zu haben? Du hast es doch gar nicht getan!"
"Natürlich nicht! Schön, dass du es auch mal schnallst!"
"Das war ich. Ich habe Kaputtmach vergiftet", sagte John und erschrak seiner eigenen Worte, als ihm bewusst wurde, dass sie der Wahrheit entsprachen.
"Ich habe es nicht gewollt... es... es tut mir leid!"

Erinnerung

Es war vor zwei Tagen, als John wirklich zum ersten Mal aufwachte. Sein ganzer Körper schmerzte und Kaputtmachs Heilungsmethoden machten sein Leben nicht gerade einfacher. Was Julia anging, manchmal hatte man den Eindruck, dass sie hauptsächlich da war, um Kaputtmach Kaffee zu kochen, seine lange Reden anzuhören und in seinem Büro zu putzen.
Doch für John gab es wichtigere Dinge, als die eigene Gesundheit. Es war etwas anderes, was ihn beschäftigte. Das Experiment.
Er war so nah dran. Es muss nur ein kleiner Fehler gewesen sein, der den Unfall verursachte.
Vielleicht... vielleicht...
Und plötzlich wusste er es. Wie durch einen Schlag. Es schien der glücklichste Augenblick seines Lebens zu sein. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen?
Natürlich! Man sollte die Sirimirisäure zuerst mit Alpha-Hydroxyl reagieren lassen und erst dann dazugeben! Das ist doch so klar, wie der Tag.
John war sich noch nie so sicher in seinem Vorhaben. Er konnte nicht mehr ruhig liegen bleiben. Die Aufregung brodelte in im, wie kochendes Wasser.
Heute Abend ist es so weit... er wird nicht länger warten... gleich wenn Kaputtmach und Julia schlafen gehen, wird er ins Experimentierraum schleichen und seine Arbeit vollenden...

... drei Tage später
"Und das habe ich auch getan", fuhr Allesmischer mit einer gequellten Stimme fort. Er fühlte die kalten Schweißtropfen auf seiner Stirn und der Kopf war nur noch eine Ansammlung von Schmerz. Mit müden und beinahe tränenden Augen blickte John zu den Wächtern auf, die sich über ihn gebeugt hatten und ihn mit vollster Aufmerksamkeit betrachteten. Keiner gab ein Laut von sich... Die unerträgliche Stille schien Allesmischer die Luft zu rauben. Er wollte nur noch weg... egal wohin... einfach nur verschwinden...

"Ich... ich", seine Stimme vibrierte, "Ich habe das Experiment durchgeführt und es hat geklappt, oder ich dachte es damals zu mindestens, weil die richtige Farbe raus kam... Schwarz. Pechschwarz", John hatte die Flüssigkeit immer noch vor Augen, wie sie in einem kleinen Kessen brodelte, wie der heißer Dampf aufstieg und ihn schwitzen ließ... wie seine Augen brannten.
"Ich kehrte zurück ins Krankenzimmer, konnte jedoch nicht einschlafen, die Aufregung war immer noch viel zu groß und plötzlich hörte ich Stimmen, Kaputtmach und Julia, waren wach, denn es hatte wieder eine Explosion gegeben und zu uns kamen zwei neue Verwundete", John warf einen Blick auf Alexander Löffling und Max Wasserstoff. Ihre nicht mehr so sehr kranke Gesichter zeigten offene Interesse und Allesmischer kam plötzlich zu einer schrecklichen Erkenntnis: Sie freuten sich, dass Kaputtmach tot war. Nun hielten sie ihn vielleicht sogar für eine Art Helden, für jemanden der den Mut aufgebracht hat, Kaputtmach zu bestraffen, dafür dass er seine Patienten schlecht behandelte. Aber so was dürfen sie nicht denken. Ich bin kein Mörder! Ich habe es nicht gewollt... Es war ein Unfall...
John schloss die Augen, da er niemanden mehr sehen konnte.
Was verstehen sie schon davon, was es ist einen Menschen zu töten? Glauben sie vielleicht, ich hätte Spaß? Wahrscheinlich werden nun alle denken, ich hätte es absichtlich getan.
Allesmischer fuhr beinahe flüsternd fort.
"Ich tat so, als würde ich schlafen, während Kaputtmach Julia beauftragte sich alleine um die Kranken zu kümmern, da ihre Verletzungen nicht lebensgefährlich waren. Außerdem sollte sie ihm Tee bringen. Am Tage trank er immer Kaffee und abends Tee, um besser einschlafen zu können... Julia stellte die Teekanne zum Aufwärmen und ging Medikamente holen. Da dachte ich, es ist meine Chance, ich wollte wissen, wie meine Erfindung wirkt. Ich war überzeugt, dass es nicht gefährlich sein kann, nach meiner Berechnungen, sollte es jeden, der es trinkt für eine bestimmte Zeit von jeglichen Schmerzen und Sorgen befreien. Kaputtmach war zu dem Zeitpunkt ganz schön verärgert, weil er so spät geweckt wurde und da dachte ich mir, wenn er was von dem Getränk bekommt, beruhigt er sich vielleicht ein bisschen und kriegt zum ersten Mal im Leben gute Laune. Ich nahm die Dose mit dem frisch hergestellten Getränk, schlich leise in Julias Zimmer und schüttelte etwas in die Kanne", John verstummte, in!
der Hoffnung, nicht mehr weiter erzählen zu müssen. Jetzt werden ihn die Wächter anschreien oder verhaften und die Hände fesseln. John wartete, doch nichts davon geschah. Er öffnete vorsichtig die Augen und sah, dass die Wächter ihn immer noch regungslos anschauten.
Er wünschte, sie hätten ihn auf der Stelle verhaftet. Er wusste, dass er es verdient hat, man sollte nicht so leichtsinnig mit Chemikalien umgehen und schon gar nicht an Menschen ausprobieren.
"Und dann... ", jedes Wort fiel ihm schwer. Es kam ihm so vor, als ob er den ganzen Schrecken noch einmal erleben müsste. "... ging ich wieder schlafen.
Und... und plötzlich, rannte Kaputtmach in das Krankzimmer. Ich hatte ihn noch nie so erlebt, völlig blas mit einem verzogenen Gesicht und heraus gequollenen Augen. Er versuchte nach Luft zu schnappen, das gelang ihm jedoch nicht. Er erreichte noch die Toilettentür und brach dort zusammen...", John machte wieder eine Pause. Musste er es unbedingt weiter erzählen?
"Ich hatte Panik bekommen und wusste nicht mehr, was ich tat. Ich... ich trug die Leiche ins Toilettenraum und sperrte sie dort ein, den Schlüssel versteckte ich unter meinem Kissen... dann... legte ich mich wieder hin, mich schüttelte am ganzen Leib. Ich wollte irgendwas unternehmen. Irgendwas. Konnte aber nicht. Dafür war es zu spät. Kaputtmach war bereits tot... Ich... ich... für einen Augenblick dachte ich, ich werde auch sterben... ich konnte es nicht mehr aushalten untätig zu bleiben und auf den Morgen zu warten. Ich stand auf und ging in den Chemikalienraum, ich hoffte vielleicht eine Schlaftablette zu finden oder irgendetwas in der Art... und dann stieß ich auf ein Vergessenstrank"
John schwieg. Er war fertig, es gab nichts weiter zu erzählen. Manche meinten, dass es einem besser geht, nachdem er alles ehrlich berichtet hat, doch John fühlte sich nur noch schlimmer.
Er hat Kaputtmach getötet und daran konnte man nichts mehr ändern. In seiner Fantasie wird die Leiche ihn ein Leben lang verfolgen...

In der Fantasie??
John Allesmischer öffnete den Mund und seine Augen nahmen beinah eine quadratische Form an. Über ihn stand Kaputtmach und sah unausgesprochen real aus.

Das Leben nach dem Tod

"Was Geht Hier Verdammt Noch Mal Vor???", heulte Kaputtmach aus vollem Halse. Die Wächter drehten sich erschrocken um, manche von ihnen stießen einen Schrei aus.
"Ich wache auf'm Klo auf und kein Schwein kümmert sich um mich! Auf meiner Krankenstation halten sich ohne jegliche Erlaubnis Wächter auf und schenken mir keinerlei Beachtung! Ich will eine Erklärung, sofort!!"
"Du... du bist tot!", sagte Rabe Raben. Als ein SUSI-Experte musste er über solche Dinge bescheid wissen.
"Ihr wagt es auch noch so unverschämt mit mir zu reden! Habt ihr wenigstens schon diese dreckige Pflegerin Julia verhaftet? dieses Miststück hat mir nämlich was in den Tee geschüttet. Sie wollte mich vergiften!"
"Nein. Julia ist nicht da. Sie hat damit auch nichts zu tun...", widersprach Drei Hungrige Mäuler.
"Nein??", unterbrach sie Kaputtmach. "Wo ist denn dieses fiese Weib. Sie kann nicht einfach so 'nicht da' sein. Sie hat hier zu abreiten!!"
"Du hast ihr doch selber...", begann Arwan.
"Sie haben!"
"Sie haben ihr doch selber 14 Tage Urlaub gegeben"
"Wann meine Angestellten Urlaub kriegen und wann nicht, geht dich überhaupt nichts an!", schrie Kaputtmach, während ihm bewusst wurde, dass sie recht hatte. Er wollte seinen Fehler jedoch nicht zugeben.
"Dieser Nichtsnutz hat versucht mich zu vergiften. Ihr könnt sie nicht einfach laufen lassen. Es ist schließlich euer Job Verbrecher zu fangen!"
"Sie wollte Sie nicht velgiften", wiederholte Drei.
"Es war kein Mordversuch. Sie hatten einen Harzanfall. Wegen Nerven. Ihre Arbeit muss sehr stressig sein", sagte Arwan schnell, bevor die Lance-Korporal etwas anderes erzählen könnte.
"Ah ja? Jetzt hör mir aber gut zu! Mit meinen Nerven ist alles in Ordnung!", Kaputtmach machte einen Schritt auf die Gefreite zu, nun standen sie so nah beieinander, dass Arwan sogar sein schweres Atmen spüren konnte. Plötzlich bekam sie Angst und ihr wurde leicht mulmig. Nicht weil Kaputtsmachs kleine giftgrüne Augen ihren ganzen Hass auf sie gerichtet hatten und nicht weil er sie voller Wut anschrie.
Sie hatte seinen leblosen Körper gesehen... tot auf dem Boden... zweifellos tot...

"Äh... Herr Kaputmach, wie fühlen Sie sich? Brauchen Sie vielleicht einen Arzt?"
"Nein! Ich brauche gar nichts! Wenn ich nur, wie du sagst einen Anfall hatte, was haben hier verdammt noch mal Wächter zu suchen? Ha! Hast du darauf auch eine Erklärung?"
"Ja, Sir! Wir waren zufällig in der Nähe und als wir davon hörten, dass Ihnen nicht gut geht, eilten wir sofort her, um Ihnen zu helfen!... Sir", antwortete Arwan blitzschnell und ignorierte Dreis erstaunten Blick.
"Und jetzt raus hier, alle! Ich will keinen mehr sehen! Verschwindet! Ihr habt hier nichts mehr zu suchen!... Hop hop, macht hin, ich brauche Ruhe!"
"Anscheinend werden wir hier tatsächlich nicht mehr gebraucht. Wir können wieder gehen", meinte Drei Hungrige Mäuler, die offenbar genug hatte, von dem schreienden Kaputtmach. Seine Gesellschaft war offenbar noch weniger Angenehm, als die von seiner Leiche.
Die Wächter wendeten sich zum Gehen. Wenn es keinen Toten gab, gab es auch keinen Grund sich hier länger aufzuhalten. Oder etwa nicht? Hatte Arwan jemals eine andere Aufgabe, als den Fall, um Kaputtmachs Tod zu lösen? Die junge Gefreite lief allen voran, nichts wünschte sie sich sehnlicher, als diese schreckliche Gilde für immer zu verlassen. Sie hatte schon beinahe die Treppe erreicht, als Kaputtmachs mehr als nur laute Stimme ihr jegliche Hoffnung raubte.
"Halt! Wartet! Für die nächsten zwei Wochen sollte doch ein Wächter kommen, um bei mir gemeinnützige Arbeit zu verrichten. Befindet sich dieser Wächter unter euch?"
Arwan blieb wie angewurzelt stehen.
"Ja", antwortete Drei schadenfroh und deutete auf Arwan "Gefleite Alwan"
"Wolltest du gerade eben abhauen? Wenn du es noch einmal versuchst, wird deine Frist auf vier Wochen verlängert!"
Arwan drehte sich langsam um und sah Kaputtmach aus einer neuen Perspektive. Er war nicht das Opfer, sondern der Folterer. Zwei Wochen. Das wird sie doch nie aushalten!
"Ich gehe jetzt schlafen und du bringst mir Tee, räumst in den Zimmern auf und kümmerst dich um die Kranken"
Die Gefreite machte ein gequelltes Gesicht. Warum hat sie nur diese verdammte Tür in die Luft gejagt? Sonst wäre sie niemals hier.
"Warum stehst du immer noch da?? Habe ich deine Aufgaben nicht klar genug erklärt??"...

"Ich verstehe es nicht", sagte Alice, als sie bereits unten auf den Treppe angelangt waren. "Er hatte weder Puls-, noch Herzschlag. Er war tot!"
"Scheintot", antwortete Rabe Raben nachdenklich, "Das Getränk hatte ihn auf diese Art für eine bestimmte Zeit von jeglichen Schmerzen und Sorgen befreit"
"Wie Allesmischer es wollte", fügte Alice leise hinzu. "Erstaunlich"

Zwei Wochen später

Arwan hatte das Gefühl nach einer langen und sehr anstrengenden Reise wieder nach Hause zu kehren. Es war vorbei. Kaum zu glauben, sie hatte es überstanden. Kaputtmach gehörte nun zur Vergangenheit.
Die Gefreite betrat die Boucherie Rouge und wurde von einem angenehmen Parfümgeruch und leidenschaftlichen Schreien (aus dem Erdgeschoss) begrüßt. Sie genoss es, langsam und gemütlich die Treppe hoch zu laufen, ohne dabei ab und zu mal in Deckung gehen zu müssen, weil urplötzlich irgendetwas explodierte.

Schon bald hatte sie das Vergnügen den Kollegen von ihren Abenteuern zu erzählen, wobei sie sich bemühte es so spannend wie möglich zu gestalten. Nichts mehr konnte ihre gute Laune verderben. Selbst nicht die stundenlange Schreibarbeit, das sie erwartete. Im Vergleich zu Kaputtmach und seinen Anforderungen war der Abteilungsleiter Fähnrich Picardo ein Engel und der Wächterjob - ein leichtes Spiel.

Und dann sah sie den Zeitungsartikel... mit einem Foto...

"Die junge Frau auf dem Bild sieht dir aber verblüffend ähnlich aus", meinte Breda Krulock grinsend. Vom dem tollpatschigen Abrutschen auf dem Fenstervorsprung hatte Arwan in ihrer Geschichte nicht erwähnt, da sie es für peinlich hielt.
"Ja, zum Verwechselt ähnlich...", bestätigte Arwan unschuldig pfeifend.
"Und reinzufällig warst du in der Zeit auch in der Alchemistengilde, genauso wie diese Frau", sagte Dippwin.
"Das Leben kann ganz schön verrückt sein", wollte Arwan nicht aufgeben.
"Und hier unten steht, dass jeder, der Name und Adresse dieser Frau kennt, sich bei Martin Wiesemann melden soll und von ihm 5 Euro Belohnung bekommt", gab Timotheus zu bedenken.
"Ihr werdet mich doch nicht verraten... oder??"...

Nachwort

Eine kleine anscheinend völlig harmlose Flasche mit einer geheimnisvollen pechschwarzen Flüssigkeit versteckte sich in den Tiefen von Arwans Damentasche. Wenn es hier bloß nicht so dunkel gewesen wäre, hätte man einen Aufschrift erkennen können:

Vorsicht, kein Gift!


ENDE
[1] komisches Befehl

[2] sie hatte nur beinahe ihren Chef umgebracht

[3] Sein Talent, andere Leute anzubrüllen und zur Arbeit zu zwingen, war allgemein bekannt.

[4] Es war ein bereits erprobter Trick. Die Schulden vom letzten Mal hatte sie allerdings immer noch nicht zurückbezahlt

[5] Ganz anderes sah es aus, wenn sie jemandem hinterher laufen musste




Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Arwan

13.07.2006 21:21

*Obergefreite Arwan macht sich in einem Sessel gemütlich und schaut ihre Kollegen erwartungsvoll an. Ob sie nicht irgendwas zu ihren abenteuern in der Alchemistengilde sagen wollen...*

Von Ophelia Ziegenberger

13.07.2006 22:36

:( Sorry, bin nicht zum Lesen gekommen.

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung