Zerbrochene Besen

Bisher hat keiner bewertet.

von Fähnrich Robin Picardo (DOG)
Online seit 28. 06. 2006
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Alles hat ein Ende...

Dafür vergebene Note: 11


... und am Ende meiner Reise
hält der Ewige die Hände,
und er winkt und lächelt leise -
und die Reise ist zu Ende.

Matthias Claudius, (1740 - 1815), deutscher Dichter


Ich mag Aphorismen und Zitate bedeutender sowie auch unwichtiger Leute!!
Robin Picardo, immer noch Fähnrich....



Anmerkung:
Diese Single spielt nach Robins letztem Fall als Abteilungsleiter DOG, der vielleicht noch erscheinen wird...irgendwann einmal und soll dann den Kreis schließen.

Dank allen, die mich auf meinem Weg zum und als Abteilungsleiter D.O.G. begleitet haben. Den einen mehr...den anderen weniger.....



Im Gruni war die Luft in der größten Stadt der Scheibenwelt kaum mehr zu ertragen.
Selbst der manifestierte Geruch des stinkenden alten Ron gönnte sich einen kleinen Kurzurlaub in den Kohlfeldern der Sto-Ebene, da die Metropole in den heißen Monaten seine Arbeit um ein vielfaches besser verrichtete als er.
Die oft beschworene Käseglocke aus abgestandener Luft, dem Odeur des Ankhs und den verschiedensten Ausscheidungen der Bewohner Ankh-Morporks hatte die Gesamtheit der Bevölkerung metaphorisch eingekerkert und begann nun langsam mit ihrer kleinen, ungefähr drei Monate dauernden, Folter.

***Ankh-Morpork, Schatten, Springstraße 21, Die Boucherie Rouge


Verschwitzt und mit hochrotem Kopf ließ sich der dickliche Fähnrich auf seinen Stuhl im Abteilungsleiterbüro, dem Drunter und Drüber, sinken.
Es war nicht nur die Hitze die Picardo zu schaffen machte, sondern auch die ungewohnte körperliche Anstrengung die er jetzt, den Göttern sei Dank, großteils hinter sich gebracht hatte.
In den Jahren hatte sich so einiges angesammelt und jeder halbwegs vernunftbegabte Mensch fragte sich nun ob der vielen Kisten, Schachteln und anderen Behältnissen, wer so wahnwitzig gewesen war, dies alles in ein so relativ kleines Zimmer zu pressen.
Nun ja, die Frage beantwortete sich der Gildenexperte selbst, obwohl er sie eigentlich nur rein rhetorisch in die Wirren seiner Gedankengänge geworfen hatte.
Er selbst!
Robins Zimmer ähnelte eigentlich einer großen Version des Registers der Gildenmitglieder; nur eben noch unaufgeräumter....
Proppenvoll, relativ ungeordnet und mindesten die Hälfte des ganzen Krimskrams brauchte er eigentlich nicht wirklich.
Wenn die Stadtwache sein Leben nicht in einigermaßen geordnete Bahnen gelenkt hätte, so war sich der angehende Offizier sicher, würde er sabbernd und brabbelnd mit einem 'Bollerwagen' voller Plunder, in schmutziger und abgerissener Kleidung über den Hier-gibt's-Alles-Platz schlurfen und bestimmt bald Probleme mit Königin Molly und der Bettlergilde bekommen, weil er unlizenziert Mitleid erweckte.
Ganz zu schweigen davon, dass das Brabbeln und Sabbern einer ganz eigenen Kaste innerhalb der Gilde vorbehalten war.
Er war schon lange genug bei der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten um schaudernd zu wissen, wie eifersüchtig gerade diese Vereinigungen über ihre 'Arbeitsbereiche' wachten.
Die bedauernswerten Gauner, die ohne gültige Lizenz von der Diebesgilde erwischt wurden bevor die Stadtwache sie in 'Schutzhaft' nehmen konnte, endeten regelmäßig als verfaulender Wetterhahn hoch über den Dächern der Stadt.
Bei der Bettlergilde tippte Robin darauf, dass die Mitglieder die Unlizenzierten einfach aßen.
Es war nur ein Verdacht, aber irgendwie sah Picardo zu oft Schuhe oder andere lederne Kleidungsstücke in den brodelnden Töpfen, die die Gammler immer unter einer Brücke 'schmackhaft' zubereiteten.
Der Dobermann nahm sich vor, hier nie ..... wirklich niemals nachzuforschen.
Es gab Dinge die sollten besser im Trüben des Ungewissen bleiben.

Papierkram!
Nichts war weiter weg von echter Ermittlungsarbeit.
Lichtjahre entfernt von Verfolgungsjagden und adrenalinstrotzenden, gefährlichen Zusammentreffen mit Verbrechern.
Bürokratie bestimmte das ganze Berufsleben eines Abteilungsleiters und dessen Tagesablauf.
Manchmal fühlte sich Robin wie der tragische Held einer sehr alten tsortianischen (oder war es eine ephebische?) Legende, dessen Namen für den Gildenexperten ähnlich wie eine widerliche Geschlechtskrankheit klang [1]
Die Routine des bemitleidenswerten Heroen bestand darin, den ganzen Tag eine riesige Felskugel einen steilen Hang hinauf zu rollen. Immer kurz bevor er das Ende des Hangs erreichte, entglitt ihm der Stein und er musste wieder von vorne anfangen.
So ging es Tag ein und Tag aus.
Der Abteilungsleiter der Dienststelle kam sich oftmals vor wie eine kleine tezumanische Säbelzahnratte in einem Laufrad, immer mit einem Banner vor Augen mit der Aufschrift 'Der Weg ist das Ziel!'.
Ein letztes Mal widmete sich der Wächter nun einem Stapel Papier, nämlich den Personalakten seiner Wächter.
Er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er eine allzu wilde Müllhalde, seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin hinterließ.
Faktisch blieb es jedoch ein Schutthaufen aus Pergamenten, gemischt mit Krumen von altem Brot, Bröseln vergangener Mahlzeiten und das Ganze durchzogen mit geschmackvoll angeordneten Kaffeeflecken.
Picardo griff sich einen der schmuddeligen und kaffeebesudelten Aktendeckel und schlug ihn auf. Gleichzeitig nahm er einen Stift und ein Blatt Pergament, lächelte und begann zu schreiben:


Beurteilungsnotizen und persönliche Einschätzungen des Abteilungsleiters

***Patrick Nichts***


Nachdenklich lehnte sich der Offizieranwärter in seinem Stuhl zurück und kaute gedankenvergessen auf seinem Schreibgerät.
Nur zu gut erinnerte er sich an die erste Begegnung mit seinem fast dienstältesten Husky, nur noch Hatscha al Nasa hatte diesen Dienstposten schon länger als der junge Mann aus den Nichtsfjorden inne.

Engagiert und teilweise kompetent!

Robin lächelte.
Der junge Mann der immer so viel wert auf sein Äußeres legte, allzeit mit schwarzem Ledermantel unterwegs, nahm ohne zu klagen hin, dass ihn sein Abteilungsleiter in ein rosafarbenes Narrenkostüm steckte und zu verdeckten Ermittlungen in die Gilde entsandte. Hier erwarb sich der verdeckte Ermittler Respekt seitens seines Vorgesetzten.

Sollte gefördert und mehr gefordert werden!, ergänzte der Fähnrich noch und wandte sich der Nächsten Akte zu.

***Breda Krulock


Das Schreibgerät kratze leise über das braune Pergament.
Breda....Der Vampir in den heiligen Hallen von D.O.G.
Angehörige einer Rasse...oder sollte man es besser Laune der Natur nennen, mit der Robin so seine Probleme hatte.
Dennoch, 'die Krulock' war anders.
Trotz ihres offensichtlichen vitalen Mangels, strahlte die Vampirin eine schier unendliche 'Lebensfreude' aus und vor allem beherrschte sie ihr Aufgabengebiet.
Den Gedanken, dass sie trotz ihres Unlebens den jüngeren Männern reihenweise den Kopf verdrehte verkniff sich der Gildenexperte mit einem Lächeln.

Hat Potential!, war die knappe Stellungnahme des Dienststellenleiters und auch hier dachte er an eine legendäre 'Verkleidungsaktion' im Rahmen einer Ermittlung im Stripperinnenmilieu.
Allerdings zog die Wächterin für Robins Geschmack zu bereitwillig, das doch recht offenherzige Kostüm an.

***Goldie Kleinaxt***


Robin gab es nicht gerne zu, aber die kleine Zwergin war ihm mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen.
Ihr beinahe mitreißender Sinn für Gerechtigkeit [2]stellte einen krassen Gegenpol zu den allgemeinen Tendenzen in der Großstadt Ankh-Morpork, wie auch in der Stadtwache dar.
Es gab nichts für das man die Wächterin nicht begeistern konnte und wenn es eine diffizile Angelegenheit war musste man nur die Schlagworte Redlichkeit, Rechtschaffenheit oder ähnliches mit einfließen lassen, schon hatte man einen wackeren Streiter für die eigene Sache.
Nicht dass Picardo diesen Umstand jemals ausgenutzt hätte!

Vorsichtig auf den Boden der Realität holen. Behutsam dabei vorgehen!!, lautete das Urteil des Fähnrichs und eigentlich war es ihm gar nicht recht, dass diesen Kraftakt nun ein Anderer erledigen würde.
...Nun, es zumindest sein Nachfolger versuchen würde.

***Bruder Laudes***
der Kommunikationsexperte und TKA.

Die Schrift des Dobermannes wurde ein wenig wacklig als er nachstehendes niederschrieb, weil er lachen musste.
Ein solcher Wächter war Robin in all den Jahren noch nicht untergekommen.
Gerüchteweise hörte er von einem 'Priester' der sich bei GRUND herumtrieb, umso erstaunter war er, als eine Taube mit der Bewerbung von eben diesem Rekruten ihm auf den Schreibtisch flatterte.
TKA.....temporärer klerikaler Angestellter! Nun besaß das Boucherie wirklich alles! Von Näherinnen über Wächter bis hin zu einem Hausmeister und einem Kleriker.
Kurz dachte der Dobermann über die Möglichkeit nach, sich mit dem Boucherie in Ankh-Morpork selbstständig zu machen, verwarf aber den Gedanken in dem Wissen, das dies wohl zu viel Schreibkram für ihn bedeuten würde.
Obwohl erst so kurze Zeit bei der Meute, konnte Picardo sich das Leben im Boucherie nicht mehr ohne den leicht verwirrten, ständig stammelnden Wächter vorstellen.
Als kleine 'Nettigkeit' legte Robin Leutnant Mückensturm als Ausbilder für den neuen Hund fest und hoffte inständig, dass Bruder Laudes die erste Woche seiner Spezialisierung überlebte.

Seramis mit Dir!, schrieb Picardo und grinste in sich hinein, ob dem Wissen, dass sein Nachfolger wohl nichts mit der Bemerkung würde anfangen können und gleichzeitig hoffte er, den Gott des allzeit rötlichen Pflanzgranulates, oder wie auch immer Laudes seinen Herrn bezeichnete, nicht allzu sehr zu verärgern.

***Hatscha al Nasa***


Über eines der Urgesteine von DOG gab es eigentlich nicht so viel zu sagen, außer dass sie dauerverschnupft war...und natürlich gute Arbeit ablieferte.
Robin hatte sie lange nicht mehr gesehen, zuerst war sie schwanger und danach erfüllte sie ihre 'Tour of duty' bei GRUND.
Picardo sah die Tätigkeit bei GRUND als durchaus wichtig an. Sei es nur dafür, dass die Wächter in den grauen Uniformen im Hintergrund Werbung für seine Abteilung betrieben und seiner Meinung nach immer die Creme der Rekruten für die Außenstelle der Wache abschöpften.
Nur böse Zungen behaupten, dass das was oben schwimmt, nicht immer das Sahnehäubchen sein musste.

Lass Hatscha einfach ihr Ding durchziehen! Sie weiß was sie tut!

***Mückensturm***


Über den Leutnant traute sich der Fähnrich eigentlich gar nichts zu schreiben, noch erdreistete er sich die Leistungen seines ersten Abteilungsleiters zu bewerten.
Außerdem hatte er Angst vor den etwaigen Konsequenzen, denn Armbrustbolzen taten verdammt weh.

Niemals das Büro des Leutnants ohne dessen Erlaubnis betreten!!! (!!!!!!), war die weiseste Aussage, die der Wächter seinem designierten Nachfolger mit auf den Weg geben konnte.

***Timotheus Trobar***


Der erste Moloss der Abteilung DOG.
Eine Spezialisierung in der viele Ideen und auch Herzblut der Abteilungsleitung steckte, die aber auch Unmut in den eigenen Reihen, wie auch bei den anderen Abteilungsleitern auslöste.
Es war ein harter Kampf den alten Knollensauger davon zu überzeugen, dass eine solche Spezialisierung wichtig war und die Aufgabengebiete die zu seiner Dienststelle gehörten.
Wie eine dunkle Wolke schoben sich Gedanken an die Spezialisierung des Okkultismusexperte von SUSI in das Hirn des Fähnrichs, der beinahe zeitgleich und wie Robin meinte in einer Nacht- und Nebelaktion, eingeführt und durch die Wacheleitung gebilligt wurde, was eine schwerwiegende Umstrukturierung der Spezialisierung des Moloss zur Folge hatte.

An der kurzen Leine halten!, resümierte der scheidende Abteilungsleiter über den Wächter.

***Arwan***


Ein kleiner Tintenklecks löste sich von der Schreibfeder des Dobermanns und verunstaltete das Pergament.
Ungeschickt verwischte Picardo die Flüssigkeit und entstellte damit das Papier noch mehr.
Über Arwan konnte der Abteilungsleiter nicht viel sagen. Sie fiel ein einziges Mal negativ auf, was sie natürlich sofort vor IA brachte und in der Folge hatte sie ein Praktikum bei der Alchemistengilde unter Dreis Aufsicht zu absolvieren.

Sorgsam beobachten!, irgendetwas musste der Fähnrich ja schreiben.

***Neflie***


Wieder ein Gnom in den Reihen der Dienststelle.
Die bevorzugte Spezialisierung dieser Gattung war naturgemäß der Terrier, also der Experte für Observation und Überwachung.
Weil diese kleine Rasse leicht übersehen wurde, eigneten sie sich wirklich gut für diese Tätigkeit.
Robin hatte nur immer Probleme mit der Einstellung und dem Gebaren dieser kleinen Wächter.
Sie waren aggressiv, hielten nicht viel von Zwängen und Hierarchien und zu allem übel waren sie sehr stark, so dass man einen solchen Wicht besser nicht zu sehr reizte und aus der Reserve lockte.
Im Klartext: Man konnte sie nicht einmal richtig beschimpfen oder mobben, ohne dass dies ernste körperliche Konsequenzen nach sich zog.
Der Fähnrich war sich persönlich auch sicher, dass diese 'kleinen Menschen' (um politisch und speziezistisch korrekt zu bleiben) die Spezialisierung Terrier nur deswegen aussuchten, weil sie sich bei ihren Observierungen einen faulen Lenz machen konnten.

Hab deine Freude mit dem!, Picardo hoffte, dass der ironische Unterton gut transportiert wurde.

***Dippwin***


Der zweite Experte für Schriften, Bruderschaften und geheime und offizielle Bündnisse sowie Spionage und Gegenspionage -kurz Moloss.
Wächter Dippwin, mit dem langen Nachnamen den sich Robin nie merken konnte, war eigentlich die menschliche und männliche Ausgabe von Goldie Kleinaxt.
Auch im Leben des Molosses war Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit der Dreh- und Angelpunkt allen Tuns.
Der Gildenexperte versuchte dem neuen Wächter die Welt und die Stadt Ankh-Morpork mit Farben zu erklären.
Der fast abgedroschene Spruch, dass in der Großstadt kein Schwarz oder Weiß existierte, sondern sie nur Schattierungen von Grau bestand, war nach Picardos Meinung nach die beste Erklärung für den inneren Zustand und das Leben in dem großen Moloch.
Der Abteilungsleiter revidierte aber seine Meinung je länger er Dippwin und Goldie kannte und fügte in Gedanken immer hinzu 'bis auf die beiden weißen Flecken'.

Ich hoffe Dippwin kommt mit seinem Dienstposten zurecht und zerbricht nicht daran., das war zwar keine Bewertung des Wächters, sollte aber seinem Nachfolger signalisieren, dass er ein fürsorgliches Auge auf den Moloss werfen sollte; was aber wiederum nicht wörtlich gemeint war, sofern es sich bei seinem Nachfolger um einen Zombie handeln würde, denn dann wäre es nur eklig.

***Drei Hungrige Mäuler***


Über seine langjährige Stellvertreterin hätte der Experte für die Alchemistengilde Bände füllen können.
Der erste Band würde wohl von den vielen durchgeführten Bewerbungsgesprächen handeln, die beide immer sehr ernst nahmen.
Nun nicht immer!
Manchmal war der Fähnrich froh, wenn sie wieder einmal während eines solchen Gespräches über die Stränge schlugen, nicht am nächsten Tag vor dem Kommandeur und IA-Agenten Rede und Antwort stehen zu müssen.
Es war immer eine schlechte Idee, wenn Drei oder Robin dem Delinquenten während des Gesprächs etwas zu trinken anboten, sich dies auch tatsächlich einzuverleiben.
Irgendeinem Wächter hatten die Beiden im Rahmen eines solchen Dialoges ein stark wirkendes Abführmittel eingeflößt und ergötzten sich an dem Anblick des hippelnden Rekruten auf dem Bewerbungsgesprächstuhl Marke "Extra hart und unbequem".
Andere Bedauernswerte wurden in kritische Situationen versetzt, um zu sehen wie sie reagierten.
Es war herrlich!
Im Nachhinein betrachtet war die Entscheidung des Fähnrichs, Mäuler den Dienstposten eines Moloss zu verwehren, objektiv nicht fair, denn er wusste, dass die Lance-Korporal diese Aufgabe zu seiner vollen Zufriedenheit erledigen würde.
Trotzdem lehnte der Abteilungsleiter seine Stellvertreterin nach einem, zugegeben nicht ganz anständigen Bewerbungsgespräch, ab; denn er hatte zuviel Angst um die kleine Achatin.
Er kannte die Arbeitsweise der Muffia und fremder Spione! Das Bild einer aufgedunsenen bleichen Drei Hungrige Mäuler mit Betonschuhen an den Füßen am Grunde des Ankhs hatte definitiv großes Albtraumpotential für ihn.
Die Grenze zwischen professioneller Zusammenarbeit und der ganz und gar amateurhaften Zuneigung zu der Wächterin war bei dem Gildenexperten fließend und beeinflusste oft seine Entscheidungen.
Die beiden Wächter verband auch ein wenig mehr als profane Zuneigung.
Während einer Ermittlung gerieten die beiden während eines Rituals an einen Zwei-Komponenten-Dämon, dessen manifestierten Teile sich unglücklicher Weise in den zwei Wächtern entluden und von ihnen aufgenommen wurden.
Großartige Auswirkungen hatte die ganze Sache noch nicht und Robin war sich nicht einmal sicher, ob es der Lance-Korporal genauso erging wie ihm, aber seither schien das Band zwischen ihnen noch ein wenig fester geworden zu sein.
Picardo ahnte immer öfter, wo sich seine Stellvertreterin aufhielt, oder wie ihr derzeitiger Gemütszustand war.

Eine sichere Bank!, der Fähnrich wollte mit diesem Sinnbild die absolute Loyalität und Verlässlichkeit der Diebesgildenexpertin für seinen Nachfolger darstellen.

***Bernedetto Besen***


Der Hausmeister gehörte zwar nicht zu den Wächtern des Boucherie Rouge, sondern eher zur Belegschaft, aber Picardo musste ein paar Zeilen über diese Heimsuchung loswerden.
Ständig nörgelnd herumschnüffelnd und definitiv mit einem starken 'Pförtner-Syndrom' [3]ausgestattet.
Bernedetto baute sich nach und nach eine Aura des Schreckens und der subtilen Willkürherrschaft im Boucherie Rouge auf.
Wächter schlossen hektisch ihre Zimmer ab und die Näherinnen im Erdgeschoss hörten blitzartig auf zu kichern, wenn das marternde Geräusch eines an die Fußleisten klopfenden Wischmobs durch die dunklen Flure hallte.
Die Bestrafungen von Besen waren heimtückisch und reichten vom Nichtausleeren des Mülls, über das einfache Ignorieren eines Wächters bis hin zum 'Ich lasse die Person in ihrem Dreck ersticken!'.
Manchmal, bei den lichtscheuen untoten Wächtern, putzte er die Fenster gerade jener und brachte die Vorhänge zum Waschen, was oft in einem kleinen Aschehäufchen endete, wenn der Wächter zügig sein dunkles Refugium betrat.
All dies kennzeichnete Bernedetto Besen und machte ihn wohl zum meistgehassten Bewohner der Springstrasse 21.

Mein Beileid!, schrieb Picardo und hoffte, dass Besen seine Bewertung niemals zu sehen bekam.

***Crunkers***


Der braunmelierte Hund war dem Fähnrich ans Herz gewachsen und ebenso wie Drei beinahe bei jedem Bewerbungsgespräch einer der Hauptakteure.
Sei es als 'Wolf', 'böser Kampfhund' oder einfaches Modell fürs Haare waschen.
Niemand wusste, woher der Rüde kam oder wem er gehörte.
Crunkers war irgendwann einmal da.
Genaugenommen war es eigentlich so, dass er die Näherinnen und Wächter adoptiert hatte und nicht, wie oft behauptet, umgekehrt.
Das Tier war der eigentliche Herrscher über die Dienststelle.
Er kam irgendwie in jedes Zimmer, fraß alles Essbare was herumlag und genoss das Leben in vollen Zügen, während er sich von seinen 'Vasallen' bedienen ließ.

Zweimal täglich füttern, Näpfe reinigen, einmal die Woche bürsten lassen. Leckerlis in der oberen Schublade. Er mag es am Bauch gekrault zu werden., sicher keine Bewertung, sondern eher eine 'to-do-Liste' für den zukünftigen Rudelführer im Boucherie Rouge.

Ich wünsche meinem Nachfolger ein glückliche Hand bei der Führung der wohl besten Abteilung der Stadtwache.
Mach nichts kaputt und ändere nicht zu viel. Du hast die besten spezialisierten Allroundwächter (keine Fachidioten!!!) um dich geschart, also mach was daraus!
gez. Picardo, Fähnrich


Mit einem letzten leisen Kratzen der Feder beendete Fähnrich Robin Picardo seinen Bericht.


***Epilog***


Robin klappte die staubigen Akten zu und versuchte sie in einem ansprechenden Stapel auf seinem Schreibtisch zu häufeln.
Er schaute sich noch einmal in dem großen Büro um, dass so lange seine Wirkungsstätte und Heimat war.
Irgendwann einmal würde ein eingeteilter Mannschaftsdienstgrad seine Sachen in ein freistehendes Büro tragen und Picardo hoffte inständig, dass es sich nicht um den Raum der gelben Froide handeln würde und ehrlich gestanden kam nur eine Person dafür in Frage.
Der Wächter hatte nicht geglaubt, dass es ihm so schwer fiel wieder in die 'zweite Reihe' zurückzutreten, aber jetzt, da der Moment zum Greifen nahe war, legte sich dieses Gefühl wie eine eiserne Fessel um seine Brust.
Er hoffte, dass der bleiche Vampir die richtige Entscheidung über seine Nachfolge treffen würde.
Umständlich begann der Gildenexperte den Schlüssel des Büros von einer langen Kette, die an seinem Hosenbund befestigt war, zu lösen.
Auch diesen legte er neben den Akten und dem Bericht auf den Schreibtisch, wandte sich um und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen.

Zerbrochene Besen dienen niemandem mehr zur Zufriedenheit.
Beim Kehren muss man sich zu tief bücken und die Handhabung wird, je nach dem wo sich die Stelle des Bruches am Stiel befindet, immer schwieriger und manchmal gänzlich unmöglich.
Geborstene Besen gehören entsorgt, damit ist allen Beteiligten am Besten gedient!


Jede Zeit hat ihr Ende,
jedes Ende seine Zeit.

Aus einem Nachruf
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[1] Als fahrender Bader sah Robin früher viel zu viele solcher oder ähnlicher Krankheiten, oft auch wenn jede Behandlungsmöglichkeit bereits vergebene Liebesmühe war. Bei vielen jedoch half der Tipp, dass sie zwei Wochen lang schimmliges Brot zu sich nehmen sollten, was ihm oft ungläubige Blicke und skeptisches Schulterzucken einhandelte. Vielen rettete das verdorbene Lebensmittel das Leben. Andere, die nicht an den Hinweis des Baders glaubten, kostete es das Dasein.

[2]  und Gerechtigkeit sowie Gerechtigkeit...nicht zu vergessen Gerechtigkeit!!!

[3] Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal irgendwo schriftlich niedergelegt habe. Das Pförtner-Syndrom kennzeichnet sich dadurch, dass eine Person, mit einer relativ unwichtigen Aufgabe, sich im Laufe der Zeit für wichtiger als die Geschäftsleitung hält. Es ist wie zurzeit in deutschen Wohnzimmern! Dort wimmelt es auch von selbsternannten Bundestrainern, die alles sowieso besser machen als der Amtierende. Das o.g. Syndrom bezieht sich aber nicht nur auf das Fantasieren, das man dies oder jenes besser machen könnte, sondern die Leute glauben tatsächlich, dass sie wichtiger als der Chef wären!

Kritik: nein

Zählt als Patch-Mission.



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