Wenn die Vergangenheit schneller ist

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von Lance-Korporal Patrick Nichts (DOG)
Online seit 23. 06. 2006
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Die neue Kultdroge heißt Spiehd. Nur, wie kann man diese verrückten Alchimisten davon abhalten sie unter das Volk zu bringen? Ein Wächter zumindest versucht diesen Fall zu beenden, den er vor einiger Zeit begonnen hatte.

Dafür vergebene Note: 13

Vorwort:
Diese Single möchte ich besonders meiner Abteilungsleitung widmen die jetzt in ihren letzten Zügen liegt.

Für Robin, weil er sich 3 Jahre lang für uns aufopferte um aus der Abteilung etwas besonderes zu machen. Diese Single möchte ich besonders ihm widmen, damit er als letzte Single noch eine hat, in die einiges an Arbeit gesteckt wurde.

Für Dlei, weil sie wie Robs immer für uns da war und ihren Chef tatkräftig unterstütze. Und wahrscheinlich wird auch sie diese Single online gestellt haben, wie die vielen vorherigen.

Ihr beide könnt euch meines Danks bewusst sein, auch wenn ich das wohl nicht oft genug gesagt habe. Ihr seid es die der Wache das Besondere geben.
An dieser Stelle noch ein Dank an all die Leute die daran gearbeitet haben und daran arbeiten, dass die Wache das ist, was sie heute ist. Ihr habt einen klasse Job gemacht die Wache zu einem unvergleichlichen Rollenspielvergnügen zu machen.

Kapitel:

1.Alles hat einen Anfang
2.Die Scheibenmeisterschaft
3.Die obligatorische Leiche
4.Druck von oben
5.Vorbereitungen
6.Skandal bei den Nichtsfjordern
7.Das Rendezvous
8.Die Vorrunde (Nichtsfjord - Klatsch)
9.Achtelfinale (Nichtsfjord - Quirm)
10.Akte Nr. 220787-L-050306
11. Die Früchte der Arbeit ernten, oder auch nicht

Alles hat einen Anfang

"Von weitem schon sah ich die Stadt. Vor Meilen hatte ich den Geruch zum ersten Mal bemerkt. Die Beschreibung die mir die Händler gegeben hatten verstand ich jetzt auch erst richtig. Zuerst hatte alles sehr verrückt geklungen, aber nach und nach lösten sich die kleinen Rätsel von alleine auf. [1]
Der Gestank war so schlimm geworden, dass ich mir ein Tuch vor die Nase binden musste. Es roch immer noch nach Christinas Haaren. Der Gedanke an sie lässt meine Gedärme verkrampfen und es treibt mir unweigerlich Tränen in die Augenwinkel. Ich atmete einmal tief durch und ging weiter. Ich durfte mich nicht durch Sentimentalitäten ablenken lassen. Es galt mein großes Ziel zu verfolgen, zu Überleben.

Eine halbe Stunde später ging ich durch die Straßen der größten Metropole der Scheibenwelt. Ich hörte wie die ersten Fensterläden ruckartig geschlossen werden. Mütter zogen ihre Kinder von der Straße in ihr Heim.
Ich bleib einen Moment stehen und schaute mich etwas genauer um. Viele der Häuser sahen sehr provisorisch aus. Aus Holzstöcken, Fellen und Papier waren die kleinen Hütten schnell zusammengezimmert. 'So schauen also Slums aus' dachte ich mir und ging weiter.
Es ist schon verwunderlich wie die Menschen, besonders die einer Metropole, von Personen anderer Herkunft zugleich fasziniert aber auch verängstigt werden.
Als ich so durch die Straßen ging fielen mir immer wieder kleine Kinder auf, die mit dem Finger auf mich deuteten und etwas sagten, dass ich nicht verstehen konnte. Immer wieder riefen sie ein Wort. Es klang wie "Aus Län Der". Wenn ich erst einmal eine Bleibe gefunden habe muss ich mich damit beschäftigen die Sprache der Einheimischen zu lernen. Man hat mir Zuhause erklärt, dass die Leute hier Morporkianisch sprechen.
Unbeholfen zog ich meine Kiste hinter mir her. Durch die kaputten Straßen hatte sie schon einige Sprünge bekommen. 'Ich brauche dringend eine Unterkunft' dachte ich mir und sah mich um. Zwischen den Dingern, die man nicht wirklich Häuser nennen konnte, gab es zwar einige kleine Geschäfte, aber von richtigen Gebäuden wie Kneipen und Gasthäusern war nichts zu sehen.
Erschöpft und verloren ging ich einfach weiter.
Je weiter ich die Straße entlang irrte umso klarer wurde, dass ich mich dem Stadtzentrum näherte. Die baufälligen Hütten nahmen zusehends ab und richtige Gebäude, aus Stein gebaut, tauchten immer öfter auf. In der Ferne erblickte ich ein sogar großes Tor.
Zu meiner Erlösung entdeckte ich noch vor dem Stadttor ein billiges Gasthaus.
Dem Barmann konnte ich zum Glück durch langsames Reden, einem Wörterbuch und Gesten klarmachen, dass ich ein Zimmer für ein paar Tage benötigte."

Lord Nichts saß aufrecht in seinem Bett. Über seinen Beinen war ein Tablett mit dem Frühstück platziert. Davor ausgebreitet hatte er die aktuelle Ausgabe der lokalen Tageszeitung. Als er ruckartig den Schluck Kaffee auf dem Papier verteilte, den er gerade herunterschlucken wollte, las er gerade auf Seite vier.
"Alfred!" rief er.
Keine Reaktion.
"AAAAAAlfred!!!" wiederholte er den Namen.
"Ja, mein Herr?" fragte der Diener und betrat das Schlafzimmer des Oberhaupts der Nichtsfjorde.
Mit einer Serviette versuchte der Lord den Kaffee von der Zeitung herunter zu wischen und reichte seinem Diener schließlich das noch ziemlich nasse Stück Papier.
"Einem Nichtsfjorder gelingt es erstmals ein Bild eines torkelnden Schneehasen [2] zu schießen. Der Dämon war dabei so aufgeregt (oder ihm war einfach so kalt), dass das Bild leicht verwackelt ist. Die Nichtsfjord Times veröffentlicht erstmals das Bild" las Alfred vor.
"Ich verstehe nicht ganz, mein Herr."
"Einen Artikel weiter unten. Alfred." antwortete Lord Nichts und versuchte ruhig zu bleiben.
"Sondereinsatzkommando der Stadtwache Ankh Morpork gelingt es die Scheibe zu retten, vor größenwahnsinnigem Gnom." Las der Diener die Schlagzeile.
"Genau der. Lies einfach weiter."
"Dem Team unter Kommando des Oberfeldwebels Cim Bürstenkinn gelang es die Götter zu und somit die Scheibe zu retten. Außerdem im Spezialkommando der Farnbesieger sind Fähnrich Robin Picardo (v.l.n.r.), Lance Korporal Rea Dubiata und Oh."
"Aah, also hast du es auch gelesen." stellte der Lord fest und riss dem Diener die Zeitung wieder aus der Hand.
"Was gedenkt ihr zu tun, mein Herr?" fragte Alfred und knetete seine Hände vor Aufregung.
"Natürlich das zu Ende führen, was wir damals begonnen haben Alfred. Bring mir Vladimir. Ich habe mit ihm etwas zu besprechen."
Der Diener nickte eifrig und zog sich untertänig zurück.

Die Scheibenmeisterschaft


Lance Korporal Nichts schlug die Times wie jeden Morgen auf und trank dazu seinen morgendlichen Kaffee. Dankend verneinte er die Frage Frau Biliens, ob er noch eine Tasse möchte.
"Es ist schon komisch wie schnell die Zeit vergeht. In acht Wochen fangen die Scheibenmeisterschaften an. Es kommt mir wie gestern vor, dass in der Times stand dass Ankh Morpork das Turnier ausrichten wird." Erzählte der Husky etwas in Gedanken während er den Artikel im Sportteil der Times betrachtete.
"Wir haben dieses Mal auch eine richtige Chance Scheibenmeister zu werden." erklärte Herr Bilien bei einem Stück Marmeladenbrot. "Am wichtigsten ist wohl der Heimvorteil. Aber die Auslosung der Gruppen ist auch gut gelaufen. Mit Djelibeby und Omnien haben wir zwei nicht leichte, aber machbare Gegner. Zum Glück sind die ständigen Favoriten Klatsch und Pseudopolis in anderen Gruppen."
Patrick stimmte dem Besitzer des Hauses zu und trank den letzten Schluck seines Kaffees. "Aber am Besten ist ja wohl, dass Sto Lat es nicht geschafft hat. Geschieht diesen Kohlköpfen ganz recht."
Patrick faltete die Times zusammen und legte sie auf den Estisch. Dann nahm er seinen Mantel und verließ das Haus, auf seinem Weg zur Boucherie Rouge.


"So langsam ging mir das Geld aus. Das mühsam angesparte Geld meiner Mutter für einen Ernstfall reichte gerade mal für ein paar Tage der Unterkunft, einem Wörterbuch und einer Sonnenbrille. Meine Augen vertrugen das helle Licht in der Metropole nicht.
Ich hatte schnell herausgefunden wo die Assassinengilde war. Zu dieser Zeit hatte ich nur den Ratschlag meines ermordeten Vaters. Etwas anderes fiel mir auch nicht ein. Ich kannte die Stadt ja kaum.
Meine Abstammung schien die Eintrittskarte zur Assassinengilde zu sein. Es ist schon erstaunlich was ein einziger Brief eines Mannes mit Rang und Namen bewirken konnte. Wie ich später herausfand hatte mein Vater mich schon nach meiner Geburt in die Gilde einschreiben lassen. Das erste Jahr war auch schon bezahlt gewesen. Zu meinem Glück hatte mein schlauer Vater mir einen ebnen Weg vorbereitet.
Da war ich nun also in der Assassinengilde mit meiner Kiste, in der all mein Hab und Gut war."


Vladimir ging durch die Tür die Alfred aufhielt in das Arbeitszimmer Lord Nichts.
"Ihr habt mich gerufen, mein Lord?" eröffnete der Mann das Gespräch und verbeugte sich untertänig.
"Das habe ich allerdings. Ich habe einen ganz speziellen Auftrag für dich. Lies!" forderte der Herrscher Vladimir auf und reichte ihm eine etwas ältere Ausgabe der Nichtsfjord Times.
"Oh ja. Die Ausgabe habe ich bereits gelesen. Der Artikel über den torkelnden Schneehasen ist sehr interessant." antwortete der Untertan und fiel in einen leichten Plauderton. Er wurde aber sofort von seinem Lord unterbrochen.
"Die Sportseite Vladimir, die Sportseite!" Lord Nichts verlor langsam seinen Glauben an die Nichtsfjorder. Alle schienen dümmer zu sein als das Stroh auf dem sie des Nachts lagen. [3]
"Ja mein Lord." Wurde der Mann wieder ernst und schlug die Sportseite auf. "Spielt ihr auf die Scheibenmeisterschaften an, mein Herr?" fragte Vladimir. Bei dem Gedanken an dieses Wortspiel konnte er sich ein leises kichern nicht verkneifen.
"Genau die. Ich möchte dass du eine Mannschaft zusammenstellst und dort antrittst. Außerdem habe ich noch etwas spezielles für dich."
Lord Nichts beugte sich zu Vladimir und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Die obligatorische Leiche


Es regnete. Und dann schlug auch schon der Donner des wenige Sekunden zuvor niedergezuckten Blitzes ein. Die Wassertropfen trommelten unruhig auf die Scheibe des Bürozimmers. Sie vollführten eine Komposition Naturalis und klatschten gerade in einem lauten Tremolo gegen das Glas. Wieder untermauerte ein lauter Donner das hohe Geräusch des Regens und gab der erstklassigen Licht-Show am Himmel einen unregelmäßigen Bass.
Es schien gerade so, als würde auf Himmelfest gerade ein Musik-mit-Steinen-Drin Konzert abgehalten.
Der Lance Korporal Nichts war tief über eine Akte gebeugt. Beim nächsten Donner zuckte er erneut zusammen. Mit verkrampften Händen hielt er seinen Kopf und fragte sich nicht zum ersten Mal an diesem Abend warum mal wieder alles gegen ihn arbeitete. Bei dem Lärm konnte er sich nicht auf den aktuellen Fall konzentrieren.
Ein Blitz leuchtete horizontal am Himmel auf und erhellte die schwach beschienene Akte schlagartig.
"Carla Rosenrot. 21; verlobt, keine Kinder" las Patrick zum wiederholten Male den Kopf der Akte. Ein Bericht aus der Pathologie. In anderen Umständen wäre der Husky wahrscheinlich erfreut gewesen über einen Bericht der Gerichtsmedizin. Aber dieser Fall war anders. Die Gauner waren ausnahmsweise richtig gut. Er bekam keinen Kontakt und alles was man wusste war sowieso allgemein bekannt. Einige Artikel der Ankh-Morpork Times machten die Sache natürlich nicht einfacher.
Das Wort der Straße erzählte von der neuen Super-Droge. Ein absoluter Spaßmacher ohne Nachteile. Wirkte praktisch sofort, war nicht nachzuweisen, gab einen riesigen Flash und man wurde nicht abhängig.
Nun, das war das Wort der Straße. Zwei Blitze schlugen fast gleichzeitig außerhalb der Stadt ein.
Fakt war, dass diese neue Droge einen alarmierend hohen Suchtfaktor hatte. Immer mehr Bürger beschwerten sich über dieses Junkies die nur Lärm und Ärger machten, aber sonst nicht nutzten.
"Junkies. Wieder ein neues Wort. Wahrscheinlich aus dem Klatschianischen für Volltrottel." enttäuscht stellte Patrick fest, dass noch nicht einmal er selbst über diesen schlechten Witz lachen konnte.
Einige hundert Jugendliche schlafen mittlerweile täglich in irgendwelchen dunklen Gassen ihren Rausch aus. An den Wochenenden war ihre Zahl noch viel größer.
Und nun gab es ein erstes Opfer.
Vier kurz nacheinander auftönende Donner untermalten die Dramatik der Szene während draußen das Gewitter fast seine Klimax erreicht hatte. Die Götter wurden so allmählich müde und stimmten ein prachtvolles Ende an. Eine Viertelstunde später war das Gewitter vorbei. Vereinzelt schlugen noch Tropfen gegen das Bürofenster des Lance Korporal.

"Es war nun schon einige Wochen her, dass ich mein Heim verlassen hatte. Unsere Stadt war nun wirklich nicht das, was man sich von einer Hauptstadt so vorstellte. Ankh Morpork allerdings war die Mutter aller Groß- und Hauptstädte. Groß, laut und schmutzig.
Ich lernte nur langsam die Sprache der Morporkianer. Einiges konnte ich allerdings schon verstehen. Vor allem aber das, was die ganzen Bettler von mir wollten.
Von zu Hause kannte ich diese Obdachlosen schon. Am Anfang gab ich allen noch etwas. Sehr bald musste ich aber feststellen, dass ich nicht allen etwas geben konnte. Ich hatte einfach nicht genug. Die Masse an Bettlern erdrückte mich fast.
Wenn ich an einer Kreuzung stand und darauf wartete, dass ich die Straße überqueren konnte kamen meist schon vier oder fünf Kinder angerannt. Flehend bettelten sie mich mit ihren großen Augen kann. 'Geld, Geld. Oder auch Herr, Geld.' Des öfteren stellte ich verwundert und auch gering zur Genugtuung fest, dass ich besser morporkianisch sprechen konnte als sie. Einige Wochen fühlte ich mich immer schlecht, weil ich ihnen nichts geben konnte. Dann aber geschahen ein paar Dinge die mir sozusagen die rosarote Brille abzogen. Ich war gerade auf dem Weg zurück zu den Assassinen als ich wieder von einem Bettlerkind abgefangen wurde. Das übliche 'Hallo Herr' durfte natürlich nicht fehlen. Dann kam aber etwas schockierendes.
'Kein Essen, keine Mutter, keine Vater, kein Kaffee-Dämon'. Die Vorstellung, dass diese Kinder schon vom Koffein abhängig waren übertraf aber nicht die Frechheit in der Stimme des Jungen, als er nach diesem Luxus-Artikel frönte. Getoppt wurde das ganze aber noch von dem frechen Lachen des Jungen als er meine Verwunderung bemerkte [4].
Nun, das war nur eine Situation, auch wenn sie noch so schockierend für mich war und ich noch jahrelang von ihr berichte. Sie war sozusagen der kleine Stein, der eine Lawine der Erkenntnis auslöste. Ein paar Tage später. Ich kam gerade vom Bäcker und hatte eine herrlich duftende Tüte frisch gebackener Brötchen in der Hand. Ein Bettler am Straßenrand streckte schon die Hand aus, als ich noch ungefähr zehn Meter entfernt war. Ich dachte mir, der Mann hat bestimmt Hunger. Also holte ich ein frisches Brötchen aus der Tüte und übergab es ihm mit einem Lächeln. Wieder aber wurde ich schockiert. Anstatt genüsslich in das herrlich duftende Brötchen zu beißen, schmeißt er es in den Dreck und verlangt einige Ankh Morpork Dollar. [5]


Es nieselte noch als Patrick die Boucherie verließ. Er schlug den Kragen seines Ledermantels hoch und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zu seinem Appartement. Mit nassen Haaren öffnete er die Haustür. Tropfend betrat er den Flur und stürmte sofort die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Ohne sich umzuschauen ging er sofort in das Bad und nahm ein Handtuch um sich die Haare zu trocknen. Den Mantel und die Schuhe zog er aus und lies sie dort stehen. Sich den Kopf trocken rubbelnd verließ der Husky sein Bad. Mit dem Handtuch um den Hals hängend ging der Lance Korporal zu seinem Kleiderschrank.
"Hallo Patrick. Oder sollte ich lieber Patricio zu dir sagen?" kam eine weibliche Stimme aus der anderen Ecke des Zimmers. Erschrocken zuckte der Wächter zusammen, schaut dann aber zu seinem Bett.
"Oh. Du bist's. Hallo Skadi. Was verschafft mir die Ehre." er versuchte es möglichst lässig klingen zu lassen um seine Überraschung zu verbergen. Die Archäologin nicht beachtend zog er sich das Hemd aus und zog ein trockenes aus dem Kleiderschrank an.
Skadi stand vom Bett auf und war mit wenigen Schritten neben dem Wächter. Dieser war immer noch damit beschäftigt sein Hemd zuzuknöpfen
"Ich habe dich vermisst." gestand die Studentin und schaute Patrick mit ihren großen braunen Augen an.
Die Augen des Lance Korporal lösten sich vom vorletzten Knopf und schauten in das Gesicht der Archäologin. Pure Überraschung stand ihm im Gesicht. Bevor er dies aber in Worte packen konnte küsste Skadi ihn schon.

Druck von Oben


Einige Meilen vor Ankh Morpork trieben zwei Männer einen Holzbalken in den Boden. Ein weiteres Paar war wenige Meter von ihnen entfernt dabei, genau das gleiche zu machen.
Ein fünfter Mann hielt einen langen Stock und überprüfte jeweils abwechselnd die Höhe.
Als die Balken schließlich die richtige Höhe hatten kamen zwei weitere Männer an, die einen noch längeren Balken trugen und ihn auf die zwei im Boden steckenden legten. Geschickt hämmerten sie die 3 Holzstücke zusammen. Zufrieden blickte der Mann mit der Messlatte das Gebilde an und ging zur nächsten Baustelle um den wiederholten Prozess dort auch zu überwachen.

Als die beiden Holzkonstrukte standen sammelten sich alle anwesenden Männer in der Mitte. Der Verantwortliche schritt an der Truppe aus 21 Mann vorbei und machte schließlich direkt vor ihnen halt.
"Meine Herren. Das was sie gerade gebaut haben sind so genannte Tore. In den nächsten Wochen werde ich sie das Spiel lehren. Ich bin der Trainer. Was ich sage wird gemacht, denn ich habe immer einen guten Grund dafür. Wer nicht gehorcht, wird bestraft werden. Ich bin sicher wir werden gut miteinander zurechtkommen, wenn sie sich an die Spielregeln halten, meine Herren." Der Trainer beendete seine kleine Ansprache und blickte erwartungsvoll in die Gesichter der Anwesenden Personen. Ganz am Rand seines rechten Blickfeldes bemerkte er plötzlich eine rasche Bewegung. Als er an das rechte Ende der Reihe blickte meldete sich jemand.
"Ja, bitte? Fragen sie ruhig nur. Keine Hemmungen meine Herren."
"Nun, ähm. Was machen wir hier eigentlich? Das einzige was ich weiß ist, dass ich für mein Vaterland etwas machen soll. Aber was und warum hat uns niemand gesagt." Der Fragende ging wieder einen Schritt zurück in die Reihe und wartete gespannt auf die Antwort des Trainers.
"Was genau wir machen werden sie die nächsten Tage erfahren. Das Warum allerdings ist recht einfach. Sie sind hier um ihr Vaterland bei dem wichtigsten Turnier der Scheibe erfolgreich zu vertreten."

"Bald darauf erfuhr ich auch über das Gildensystem von Ankh Morpork. Ich hatte keine Probleme damit zu verstehen, dass die einzelnen Handwerke organisiert waren. Es machte sogar Sinn und ich war erpicht darauf mehr zu erfahren, weil mich dieses System faszinierte. Alles war so genau geregelt, erlaubte aber dennoch genug Freiraum um richtig zu leben. Oftmals stellte ich mir vor, wie meine Heimat wohl ausschauen würde mit einem eigenen Gildensystem.
Ich konnte aber nicht verstehen warum die Bettler in einer Gilde organisiert waren. Alle anderen Gilden benötigten einen gewissen Grad von Talent. Die Bäcker müssen backen können, die Assassinen stilvoll morden und die Diebe sind geschickt im Klauen und Einbrechen. Zum Betteln gehört aber nicht viel. Ich könnte mich jederzeit an eine Hauswand setzen, ein Pappschild beschriften und mit ein paar Münzen in einem Becher klappern. Noch heute habe ich die Bettlergilde noch nicht richtig akzeptiert. Zumindest sehe ich jetzt halbwegs einen Sinn in einer Bettlergilde, da ich sie schon von Innen gesehen habe. Die Bettler in der Stadt ignoriere ich aber doch meist.
Das größte Problem was ich bei der Sache habe ist, dass die Bettler das Geld, dass ich ihnen gebe gar nicht benutzen können. Das Meiste davon geht an die Gilde und Königin Molly freut sich. Der arme Bettler, der aber am verhungern ist, kann sich gerade so genug Essen kaufen zum überleben. Gegen das System zu kämpfen macht aber keinen Sinn. Der Patrizier nimmt es einfach so hin und kassiert die monatlichen Steuern der Bettlergilde. Auf der anderen Seite wollen die Bettler auch nur die harte Währung. Wahrscheinlich bekämen sie dann aber nicht mehr ihre Quote zusammen, wenn die Bevölkerung ihnen lieber ein Stück Brot gibt als das Geld.
In gewisser Weise muss ich sagen, überraschen die Bettler mich auch. Die kreativen Arten auf die ich schon angebettelt wurde sind im Rückblick oftmals ein Lächeln wert. Was ich aber noch erstaunlicher finde ist der Fortbestand der Gilde. In den Jahren die ich in der Stadt verbracht habe konnte die Bettlergilde ihre Quote sogar steigern und macht heute mehr Geld als je zuvor. Wenn ich aber mit einigen Personen über dieses Thema rede beteuern diese aber schon lange aufgehört zu haben den Bettlern etwas zu geben. Woher die Bettler also ihr Einkommen beziehen wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Von den Touristen kann es nicht kommen. Davon gibt es einfach zu wenige.


Als Patrick sein Büro betrat sah er als erstes das Blatt Papier, dass auf seinem Schreibtisch lag und nicht dorthin gehörte. Es war eine Notiz von Robin. "Wenn du da bist, sofort in mein Büro!" las der Lance Korporal und verlies sofort sein Büro.
Ohne Klopfen betrat der Husky das Drunter und Drüber. Robin schien bereits auf ihn gewartet zu haben, denn er fing sofort an zu reden, nachdem Patrick das Büro betreten hatte.
"Du hast wohl verlernt wie man anklopft Lance Korporal."
"Tut mir leid Sir. Das hab ich in meiner Eile total vergessen. Wird nicht wieder vorkommen. Du wolltest, mich sprechen, Sir?"
"Allerdings Patrick. Ich habe eine Nachricht vom Knollensauger bekommen. Er fragt danach wie der stand der Dinge bei den Ermittlungen ist. Nun, was soll ich ihm berichten?"
"Oh." Beschämt schaute der Husky auf den Boden. "Ich bin noch nicht weiter gekommen. Diese Alchemisten wissen ganz gut wie sie sich verstecken können. Ich habe zwar einen Kontakt. Aber in die Gruppe rein zu kommen wird schwer. Besonders weil ich kein Alchemisten-Genie bin. Ich vermute allerdings dass diese Jugendlichen hinter der neuen Droge stecken."
Robin hörte den kurzen Report seines ranghöchsten Huskies an.
"Dann wird es langsam Zeit, dass du endlich mehr Informationen sammelst. Der Kommandeur hat dem Patrizier versprochen, dass er sich darum kümmern wird. Das heißt jetzt für dich, dass dieser Fall deine erste Priorität wird. Die anderen Fälle an denen du arbeitest müssen auf sich warten lassen. Abtreten!"
Mit immer noch hängendem Kopf verließ Patrick das Drunter und Drüber. Er konnte zwar nicht wirklich etwas dafür, dass er noch nicht richtig weit gekommen war, fühlte sich aber trotzdem schuldig. Besonders wegen diesem jetzt tote Mädchen machte er sich schwere Vorwürfe. Hätte er nur schneller und besser gehandelt würde sie jetzt vielleicht noch leben.

Während Patrick zurück in sein Büro ging überlegte er sich, wie er die benötigten Informationen erlangen konnte. Wenn er herausbekommen würde, wer der Anführer ist und wie der Rest der Alchemisten heißt, dann könnte FROG ohne Probleme eingreifen und diesen Verbrechern das Handwerk legen.
Der Lance Korporal setzte sich vor seinen Schreibtisch und schaute auf die beiden Akten, die dort lagen. Die eine war der Autopsie-Bericht von SUSI und die andere die Fallakte, an der er schon einige Wochen arbeitete.
Patrick öffnete den schon arg abgenutzten Aktendeckel und begann seine Notizen erneut durchzugehen. Mittlerweile konnte er sie schon fast auswendig, so oft hatte er sie schon angeschaut.
Und dann auf Seite 2 fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er hatte eine Idee wie er es schaffen konnte.

Tja, die Bettler waren so eine Sache. Manchmal waren wieder Unmengen in der Stadt und man konnte ihnen gar nicht entkommen. Die kleinen Kinder liefen neben einem fast 'nen halben Kilometer, bis sie es endlich aufgaben. Man muss ihre Hoffnung und ihr Durchhaltevermögen wohl einfach bewundern. Wenn ich schon einen halben Tag betteln würde und noch nichts zu essen hätte, dann würde ich nicht einfach so fünfhundert Meter neben einem herlaufen und ihn die ganze Zeit zulabern. Aber wie gesagt. Dieses Problem variierte von Tag zu Tag.
Eines meiner größeren Probleme waren aber die ganzen Tiere in der Stadt. Die Hunde sind ja schön und gut. Ich kann verstehen, dass jeder einen eigenen Hund zum Schutz haben will. Ich persönlich konnte die Viecher noch nie ausstehen. Hunde waren mir schon immer suspekt. Obwohl ich gestehen muss, dass Crunkers mir mittlerweile ans Herz gewachsen ist.
Aber die Hunde meine ich gar nicht. Was mich besonders aufregt sind die ganzen Katzen. Der alleinige Gedanke, dass so viele Mäuse und Ratten existieren, dass bestimmt auf jeden Kopf in der Stadt eine Katze fällt ist einfach nur erschreckend. Auch hier kann ich wieder den Gedanken der Besitzer verstehen. Wenn man eine Katze besitzt, dann ist es wahrscheinlich, dass man weniger Probleme mit Kleingetier hat.
Der Fakt aber, dass bestimmt jede Nacht Katzen auf meinem Dach sitzen und sich gegenseitig anjaulen ist schon nervend genug. Das wirklich nervenaufreibende sind aber die Hunde der ganzen Nachbarschaft die dann sofort anfangen zu Bellen.
Nun gut. Das hab ich nach einer Weile einfach ausgeblendet. Mittlerweile höre ich das gar nicht mehr.
Was mich aber überrascht, sind die tausenden von Nutztieren die täglich durch die Stadt getrieben werden. Als ich noch bei GRUND war, konnte ich das Spektakel zur Genüge bestaunen. Oftmals waren ganze Straßen gesperrt weil wieder eine Kuhherde durch die Stadt getrieben wird. Die Metzgerbranche muss seit Jahren in Hochkonjunktur sein. Immer wenn man durch die Stadt geht begegnet man bestimmt einer Herde. Seien es nun Kühe, Schafe oder Ziegen. Im Grunde ist es alles das Gleiche, es blockiert einfach die Straßen und hinterlässt eine Spur aus Kot. Ich möchte gar nicht wissen wie viele Vorgärten schon dran glauben mussten, weil ein blöder Schafshirte nicht aufgepasst hat.
Aber das sind wohl Sachen die man bei einer Großstadt erwarten muss. In den Nichtsforden lagen die Schlachtereien jedenfalls am Rand der Stadt. Die Tiere sind also gar nicht erst in die Stadt gekommen. Generell hatten wir da erst kein Problem mit Mäusen und Ratten. Die haben die Kälte einfach nicht abgekonnt. Das ultimative Haustier waren Schneehasen. Leicht zu halten, vermehren sich unheimlich schnell und ein guter Hasenbraten hin und wieder ist auch nicht übel.


Vorbereitungen


Patrick Nichts betrat das Zimmer des Moloss Timotheus Trobar. Dieser schien auf den Lance Korporal gewartet zu haben, denn er reichte ihm sofort eine Akte.
"Ist sie das?" fragte der Husky mit einer gewissen Vorfreude.
"Natürlich. Ansonsten würde ich sie dir ja nicht geben." antwortete der Moloss wiederum etwas genervt. Die Tatsache, dass er wegen Patrick ins Archiv gehen musste, hatte ihm wohl nicht gefallen.
Patrick warf noch einen schnellen Blick unter den Aktendeckel und verließ dann sofort das Büro um die Akte noch genauer zu studieren.

Lord Nichts saß an seinem Schreibtisch und las die Nichtsfjord Times. Er war gerade auf Seite 12., Außenpolitik.
"Hör dir das an Alfred. 'Die neue Kult-Droge Spiehd (klatschianisch: Geschwindigkeit) hat ihr erstes Opfer gefordert. Wie viele junge Menschen werden der 21 jährigen, verlobten Carina (Name von der Redaktion geändert) folgen müssen? Ein Interview mit dem Kommandör der Wache, Rascaal von Ohnedurst ergab, dass an dem Fall gearbeitet wird. Nähere Informationen konnte der Kommandeur uns aber nicht geben.
Eine erschreckend hohe Zahl junger Leute hat nach eigener Aussage die Droge zumindest schon einmal ausprobiert. Unter den Brücken tummeln sich schon einige Gruppen so genannter 'Dschunkies' wie sie die Stadtverwaltung nennt.
Ob die städtische Muffia in dem Drogengeschäft steckt ist nicht bekannt aber anzunehmen. Die Regierung von Klatsch hat heute angekündigt, dass sie Notfalls die Handelsverbindungen zu Ankh Morpork abbricht um die Gefahr zu mindern, dass die Droge auch in ihr Land gelangt. Ob sie dort bereits schon im tiefsten Untergrund verkauft wird ist uns leider nicht bekannt. Unser Korrespondent in Klatsch ist dabei die Lage zu erörtern.
Das ist ja was Alfred. Wenn wir Glück haben erledigt sich unser Problem von alleine. Haben wir schon etwas von Vladimir gehört?"
Alfred ging an den Schreibtisch und reichte seinem Herren einen Brief.
"Ah ja, danke. Wie ich sehe steckt er bereits tief in den Vorbereitungen. Nur noch ein paar Wochen Alfred, dann sind wir unser Problem los." träumte der Lord von der Zukunft.
"Ja, Herr." erwiderte der Diener schlicht.

Patrick schaute sich im Spiegel an. "Ja, so könnte es funktionieren" sagte er mehr zu seinem Spiegelbild und überprüfte dann erneut den korrekten Sitz der Verkleidung. Glaubwürdigkeit war das wichtigste bei dieser Aufgabe. Besonders bei diesem Ziel konnte er sich keine Fehler erlauben oder er würde den Ankh von unten sehen.
Mit Robin Picardo war alles geregelt. Er wusste bescheid und würde wohl die nächsten Tage oder vielleicht Wochen auf den Lance Korporal verzichten müssen.

Estefano Ehrlich ging durch die schäbig aussehende Tür eines kleinen Gebäudes. Ein muskelbepackter Mann stand vor ihm und verweigerte den Durchlass.
"Erst Duchsuchähn!" forderte er eindringlich und deutete an die Wand des Flurs. An dieser waren schon in Voraussicht zwei Hände angezeichnet worden und darunter am Boden zwei Füße. Estefano begriff schnell und stellte sich so hin, wie man es von ihm wollte.
Der Muskelprotz begann mit seinen tellergroßen, starken Händen den doch recht dürren Estefano zu durchsuchen. Als er zu seiner Enttäuschung aber noch nicht einmal ein kleines Taschenmesser fand trat er zurück und begleitete danach den Mann in das Zimmer des Bosses. Genauer gesagt in das Zimmer von Don Mozarillo. Dieser saß auf einer Couch und rauchte eine dicke Zigarre.
Etwas unsicher und nervös ging Estefano zu der kleinen Sitzgruppe und setzte sich schließlich in einen Sessel gegenüber des Don, nachdem man ihn höflich darauf hingewiesen hatte.
"Nun Härr Estefano, was wollähn sie?" begann Don Mozarillo das Gespräch.
"Ähm ja. Ich habe gehört, dass sie eine freie Stelle haben die besetzt werden muss." Nervös rieb sich Herr Ehrlich die Hände als er sein Anliegen hervorbrachte.
"So? Das habähn sie gehört äh? Soweit ich äh weiß habähn wir gerade keinän Bedarf an Personal. Welchä Stellä hätten sie denn angestrebt, äh?" Don Mozarillo zog genüsslich an seiner Zigarre und machte es sich etwas gemütlicher auf der Couch.
"Ich hab erfahren, dass sie einen Buchhalter benötigen. Die Stelle scheint vakant geworden zu sein."
"Das kannäh nicht sein, äh. Ich habe einen äh zufährlässigen Buchhalter." Der Don wollte gerade widersprechen, in dem Moment kam aber ein weiterer Muskelprotz in das Zimmer gerannt. Schnell ging er zu seinem Don und flüsterte ihm etwas in das Ohr. Die Mine des Mafiabosses verzog sich schlagartig von amüsiert zu wütend.
"Ermordäht? Ihr seid so äh unnütz. Ihr Vollidiotähn." Als Zeichen seines Unmuts drückte Don Mozarillo seine Zigarre auf dem Handrücken des Boten aus. * Von dem Spruch: "Don't kill the Messenger" (Tötet den Boten nicht) hatte man in damaligen Zeiten wohl noch nichts gehört. Wahrscheinlich hätte man den Boten der ihn aussprach sowieso sofort getötet. *
Don Mozarillo wendete sich wieder Estefano Ehrlich zu und versuchte seinen Unmut hinter einem Lächeln zu verbergen. Mit der rechten Hand ordnete er die Frisur, die beim kleinen Wutanfall etwas unordentlich geworden war.
"Sie scheinähn Recht zu haben, Herr äh Ehrlich. Wir haben tatsächlich eine äh vakantäh Stellä. Wie kann ich ihrä Fähigkeiten überprüfähn? Wir stellähn generell nur die äh Besten ein." Der Don hatte sich mittlerweile wieder gefasst. Sein Angestellter aber betastete immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen linken Handrücken.
Estefano war aber auf alles vorbereitet und zog ein Papierstück aus seiner Aktentasche, die er die ganze Zeit bei sich hatte. Er stand auf und überbrückte die kurze Distanz mit wenigen Schritten.
"Dies ist ein Abschlussdiplom des Fachs Buchhaltung , wie sie wahrscheinlich schon bemerkt haben. Wie sie auch sehen können haben ich mit guten Noten das Fach gemeistert." Estefano ging langsam zurück zu seinem Sessel und setzte sich wieder hin. Gespannt wartete er auf das Kommentar des Dons. Dieser musterte aber noch konzentriert das Dokument.
"Sie habähn wirklich sehr gutä Noten. Ich werdä mir die Sachä durch den Kopf gehän lassen."
Mit einem Handwink beendete Don Mozarillo das Gespräch. Estefano Ehrlich konnte gerade noch seine Aktentasche packen bevor er sanft aus dem Zimmer gezerrt wurde.
Auf der Straße richtete der Mann seinen Anzug und ging dann fort.

Damals als ich noch nicht achtzehn war, da lebte ich in einem Paradies. Mit sechzehn lernte ich das erste Mal Christina kennen. Ihre langen, gelockten, blonden Haare und ihr schönes Gesicht zogen mich sofort in ihren Bann. Die Unsicherheit die mich sonst umnachtete, wenn ich schönen Frauen gegenüberstand war bei ihr komischerweise nicht vorhanden. Ich konnte es mir nur damit erklären, dass ich in ihrer Gegenwart einfach alles sagen konnte. Auf interessante Weise schienen wir sehr ähnlich zu sein. Sie verstand mich ganz einfach.
Einige Wochen später hatten wir unseren ersten Kuss und ab dort an wurde es nur noch besser. Nun gut, das war was ich zumindest dachte.
Ein halbes Jahr vor meinem achtzehnten Geburtstag fiel mir zum ersten Mal auf, dass etwas anders war mit Christina. Dass sie mich betrog wollte ich zuerst nicht glauben. Sie konnte mir im Grunde alles sagen, ich hätte es ihr geglaubt. Diese Augen können nicht lügen, hab ich mir immer gedacht. Tja, dann kam mein Geburtstag immer näher. Schon vor einiger Zeit hatten wir Pläne gemacht. Pläne für einen schönen Urlaub in Djely Beby. Mit Besichtigung der Pyramiden und allem Drum und Dran. Ich hatte schon ein Schiff ausfindig gemacht, dass uns dorthin bringen würde.
Eine Woche vor meinem Geburtstag fand ich dann einen Brief auf meinem Kopfkissen. Der Inhalt war ungefähr so: "Patrick, es tut mir fürchterlich Leid, aber ich muss dich verlassen. Es blieb mir nichts anderes übrig. Ich liebe dich nicht mehr. Aber den Vladimir, den liebe ich. Er hat mich sogar schon gefragt ob ich ihn heiraten will und ich habe Ja gesagt. Ich hoffe du verstehst mich. Du bist ein kluger junger Mann, du wirst schon über mich hinweg kommen."
Die Wahrheit ist aber, dass ich noch nicht ganz über sie hinweg bin. Ich habe diesen Vladimir nie kennen gelernt. Hätte ich ihn gekannt, dann würde er jetzt wohl nicht mehr leben.
Tja und dann kam mein Geburtstag. Mein Mutter bekam heraus was der alte Lot vorhatte und schickte mich deshalb weg. Ich musste flüchten. Aber wohin? Ich hatte noch das Schiff was nach Djelibeby fuhr und das benutzte ich auch.


Skandal bei den Nichtsfjordern


Die nichtsfjordische Abordnung traf ihre letzten Vorbereitungen zum großen Turnier. Die Startaufstellung des Tiehms wurde bekannt gegeben. Die internationale Presse stand einige Meter vom Trainer entfernt und wartete mit gezückten Blöcken, gespannt auf die Bekanntgabe.
"Im Tor wird Janosch Josephsson spielen." Erklärte der Trainier des nichtsfjordischen Teams die Aufstellung. Hektisch kritzelten die Reporter die Worte auf ihre Notizblöcke. Einer der Reporter meldete sich schließlich als er fertig war.
"Ja?" fragte der Trainer und deutete auf den Mann der sich meldete.
"Nach unseren Informationen war bisher Olof Bootsson der Favorit für diesen Posten. Was hat sie dazu gebracht ihre vorläufige Entscheidung in den Mülleimer zu werfen und den populären Bootsson auszubooten?" innerlich lächelte der Reporter über das geschickte Wortspiel und war auf die Antwort gespannt.
"In den letzten Tagen hat sich herausgestellt, dass Janosch als Torwart der Nationalmannschaft einfach besser geeignet ist. Es war keine leichte Entscheidung, aber schließlich mussten wir uns eingestehen, dass das die richtige Wahl ist." Der Coach versuchte ruhig zu bleiben, hatte er dieses ständige Geplänkel zwischen den zwei Torwarten und der daraus entstandenen Pressebeliebtheit satt. Am liebsten hätte er in Abgeschiedenheit mit seinem Team trainiert. Außerdem musste er sich auch noch auf seine primäre Aufgabe vorbereiten. Durch die ganzen Interviews kam er aber nicht dazu.
"Schön, schön. Aber hat Bootsson nicht die größere Spielerfahrung? Josephsson hat doch erst vor zwei Jahren mit diesem Sport begonnen."
Der Trainer atmete erst tief durch bevor er den Journalisten antwortete.
"Das mag stimmen. Aber seit wann bewertet man das Können eines Kutschfahrers mit der Länge seiner Erfahrung. Er mag vielleicht viel mehr gesehen haben als ein Kutschfahrer der nur wenige Jahre diesen Beruf ausübt. Deswegen kann der junge Kutschfahrer aber trotzdem besser lenken und gleicht die fehlende Erfahrung mit Talent aus." Nach diesem Vergleich stand der Trainer von seinem Platz auf und ging. Die Reporter lasen noch einmal was sie gerade notiert hatten und schauten dem Trainier verwirrt hinterher.

Vladimir Prustov ging in seine Wohnkutsche zurück. [6] Dort angekommen warteten schon einige Männer auf ihn, in der viel zu klein geraten Sitzecke der Wohnkutsche. 'Die Haupteinnahmen machen die Hersteller wahrscheinlich bei reichen Zwergenkönigen'!
dachte sich Vladimir und holte einen kleinen Hocker um sich zu den anderen zu gesellen.
"Was habt ihr mittlerweile über ihn herausgefunden?" fragte der Trainier sichtlich neugierig.
"So einiges. Das Meiste davon aber ohne Belang." Bei den letzten Worten schaute der Sprecher einen der anderen beiden Männer an, welcher betrübt den Kopf gesenkt hatte.
"Wir haben seine Adresse. Außerdem wohnt er bei einem älteren Ehepaar in der oberen Etage." Fuhr der Sprecher, anscheinend der Anführer der dreiköpfigen Bande, fort. "Da wir wissen, wann er zur Arbeit geht und wiederkommt, haben wir jetzt alle nötigen Informationen um den perfekten Mord zu planen."
"Sehr schön Richard, sehr schön." erwiderte Vladimir erfreut.
Vladimir griff hinter sich in eine kleine Schublade und holte einen Stadtplan von Ankh Morpork hervor. Er entfaltete ihn etwas mühsam und legte ihn schließlich vor Richard hin.
Dieser nahm einen roten Stift und zeichnete ein zweites Kreuz in die Landkarte. Danach fuhr er einige Straßen mit den Stift nach und markierte so die alltägliche Route des Opfers.
"Ähm Boss?" fragte einer der Handlanger etwas verlegen
"Ich konzentriere mich gerade, Benno!" antwortete Richard leicht gereizt und zeichnete eine zweie Route in die Karte.
"Ich glaub es ist wichtig, Boss." sagte der Mann namens Benno jetzt mit etwas mehr Nachdruck.
"Was gibt es denn?" fragte Richard genervt nach und legte den Stift neben die Karte.
"Da schaut so einer durchs Fenster mit seinem Ikonographen" erklärte Benno seinem Boss und zeigte auf das Fenster einige Meter neben Richard.
"Oh verdammt!" fluchte der Anführer der kleinen Bande und verließ die Wohnkutsche nur um festzustellen, dass der Reporter schon in einen nahe gelegenen Wald geflüchtet war.
Hat er etwas gehört? Hat er den Stadtplan gesehen? Wieso ist er uns überhaupt gefolgt? Und was um Himmels willen weiß er?
Dies waren einige der Fragen die Richard Morgensson plagten während er wieder in die Wohnkutsche trat. Als er den Ausdruck auf Vladimiers Gesicht sah, wusste er schon, was ihm bevorstand.

Patrick las gerade den Sportteil der Ankh Morpork Times. Ganz groß, in der Mitte war ein aktueller Artikel über die letzten Vorbereitungen der Tiehms zu den großen Scheibenmeisterschaften. Schließlich fand der Lance Korporal den für ihn interessanten Teil.
"Verheimlicht der nichtsfjordische Trainer den Lesern etwas?" las Patrick für sich selbst mit, während er an seinem frischen Kaffee schlürfte. "Während der offiziellen Pressekonferenz hielt der Trainer der Nichtsfjorde sich sehr knapp. Der sonst so redselige Mann beantwortete die meisten Fragen mit nur einem Satz, manchmal sogar nur mit einem Wort. Der Eindruck, dass er auf etwas wartete wurde durch sein konstantes überprüfen des Zeitdämons nur bekräftigt. Durch den selbstlosen Einsatz unseres Sonderkorrespondenten für diesen Fall haben wir vielleicht auch die Antwort auf dieses Rätsel.
Nach der Pressekonferenz traf sich der Trainer, Vladimier Prustov mit den Spitzenstürmern Benno Kahlsson und Richard Morgensson sowie dem bisherigen Favoriten für den Torwartposten, Olaf Bootsson. Diese drei Spieler trafen erst während der Konferenz von einer Reise mit unbekanntem Ziel zurück.
Hat der Trainer die drei Spieler an anderer Stelle intensiv trainieren lassen? Ist die Besetzung des Torwartpostens nur ein großer Blöff?
Wieder stellen sich uns einige Fragen. Eins ist aber sicher, diese vier Personen tüfteln einen Plan aus (siehe Foto). Alles in allem kann man nur sagen, dass die Scheibenmeisterschaften spannend werden."
Mit einem Lächeln faltete Patrick die Zeitung wieder zusammen und schluckte den Rest des Kaffees.
So kannte er seinen Onkel. Immer Pläne im Hintergrund schmieden und Leute ohne Skrupel hintergehen. Innerlich war der Husky schon darauf gespannt welcher Spitzenspieler an einem noch unbekannten Gift sterben würde, oder welche Unfälle es während des Turniers noch geben würde.

Die Fahrt nach Djelibeby. Die meiste Zeit während der Überfahrt regnete es wie aus Kübeln. Oder wie meine Mutter immer sagt,e wuschen die Götter die Welt mal wieder. Und meist hatte sie Recht damit. Der ganze Dreck der sich in den Straßen ansammelte floss in das nahe Gewässer. Nach der Schauer schien die Stadt manchmal richtig zu Glänzen. Für mich war das aber meist der Schlüsselsatz. Kann man das sagen? Schlüsselsatz? Ich meine es gibt Schlüsselwort. Wie nennt man es, wenn ein ganzer Satz dieser virtuelle Schlüssel ist? Ich glaub Schlüsselsatz passt ganz gut. Naja jedenfalls war das für mich meist der Schlüsselsatz in mein Zimmer zu gehen und aufzuräumen. Ich kann mir vorstellen was du denkst. Ich als reiches Kind weiß gar nicht was aufräumen ist. Meine Mutter, die aber aus ärmeren Verhältnissen stammte , legte großen Wert auf solche Sachen. Deshalb lernte ich schon früh die essentiellen Dinge der Selbsterhaltung. Waschen, Ordnung halten, kochen und immer misstrauisch !
sein. Das Letztere ist es wahrscheinlich warum mein Onkel sie so mochte. Er selbst war ja der Meister in Sachen Paranoia, Intrigen und Betrug. Ich glaub er hat vor kurzem auch wieder einen neuen Bestseller herausgebracht. Wo war ich? Achja, meine Überfahrt nach Djelibeby. Nach drei Tagen des Regens konnte ich meine Finger nicht mehr fühlen. Meine Füßen waren eh schon nach wenigen Stunden abgestorben. Jedenfalls schien es mir so. Je näher wir aber der Küste von Djelibeby kamen umso seltener wurden die Regenschauer und die raue See.
Da war ich nun also in einem Land, dass ich nur aus Prospekten kannte. Nach Hause konnte ich nicht. Was sollte ich also machen?
Richtig, ich bin erstmal trinken gegangen und danach Essen. Besonders die Sache mit Christina zehrte an meinen Nerven. Die Tatsache, dass ich nicht mehr heim konnte war mir in diesem Moment richtig egal. Als ich vor meinen fünften Bier so saß und über die Götter und die Scheibe so nachdachte hörte ich einem Gespräch. Ein Mann schwärmte von Ankh Morpork und den unbegrenzten Möglichkeiten dort. Er erzählte, dass dort für einen praktisch schon eine Stelle reserviert war. Man brauchte nur hingehen und seinen Platz einnehmen, so gut war die Arbeitslage in der großen Stadt. Vorher hatte ich von Ankh Morpork nur gehört, wenn mein Vater beim Abendessen über die Außenpolitik mit meiner Mutter diskutierte. Mein Onkel hatte natürlich immer die verrücktesten Ideen, wie man die Scheibenherrschaft einfach an sich reißen konnte. Ja, diese Gespräche waren immer Unterhaltung erster Klasse.


Das Rendezvous


Estefano arbeitete nun schon über eine Woche bei Don Mozarillo. Er war zufrieden mit seinem Job. Das war es zumindest, was er den anderen gegenüber immer ausstrahlte.
Der Don war zufrieden mit der Arbeit die sein neuer Buchmacher leistete. Dennoch traute noch niemand ihm richtig. In diesem Geschäft war das aber gewissermaßen selbstverständlich. Wer nicht paranoid und misstrauisch war überlebte nicht lange im harten Muffialeben.
Gerade arbeitete Estefano an den Finanzen des Deckbetriebs von Don Mozarillo, seiner Käsefabrik. Laut Angaben war dies ein Familienbetrieb seit zehn Generationen. Aber wie alles was in Akten steht kann dies gefälscht sein. Als Estefano einige Anwohner der Käsefabrik fragte sagten diese, dass das Gebäude noch recht neu seien. 15 Jahre höchstens, das war die Antwort, die fast jeder gab.
Estefano schreckte aus seinen Gedanken auf, als die Tür geöffnet wurde. Don Mozarillo stand in der Tür.
"Ah, da sind sie ja Herr Ehrlich. Wie ich erwartet habe. Gehen sie mit mir ein Stück Estefano!"
Der Buchhalter stand sofort auf und war in wenigen Schritten neben seinem Arbeitgeber. Mit einem Nicken begann der Muffiaboss ein kleine Tour durch das Anwesen. Wie sich herausgestellt hatte war das kleine Gebäude nur der Eingang. Der Hauptteil lag im Untergeschoss unter dem ganzen Häuserblock versteckt. Die vielen Räumen wurden für verschiedene Sachen gebraucht. Die meisten kleinen Büros, wie das von Estefano, waren besetzt durch Bürger wie ihn, die versuchten die Fassade aufrecht zu erhalten. Vor allem Anwälte waren hier unten anzufinden. In einige der größeren Räume war Estefano noch nicht gekommen, er vermutete aber, dass in diesen die Ausbildung der kleinen Privatarmee des Dons stattfand.
"Wie ich höre sind sie des Öfteren in der Boucherie Rouge." Der Don schaute seinen Angesellten an und erkannte die erhoffte Reaktion. Angstschweißperlen begannen sich auf Estefanos Stirn zu bilden.
"Kein Grund in Panik zu geraten. Als Mann hat man eben bestimmte Bedürfnisse und diese müssen erfüllt werden. Ich verstehe sie Estefano, ich bin auch nur ein Mann. Was meinen sie warum eine meiner Investitionen ein Bordell ist?"
Der Don lächelte und zwinkerte dem Buchhalter schelmisch zu, fuhr dann aber mit seinem Monolog fort.
"Ich sorge mich um alle meine Angestellten, das müssen sie wissen Herr Ehrlich. Deswegen habe ich auch wenig Probleme mit meinen Leuten. Sie alle vertrauen mir ihr Leben an und ich kann versichern, dass es gut bei mir aufgehoben ist. Deswegen werde ich mich auch um sie kümmern Herr Ehrlich. Stefan hier wird sie führen und ich möchte, dass sie auf ihn hören."
Im Raum, den sie gerade betreten hatten, stand ein anderer Mann. Irgendwie sah er bizarr aus mit seinem gertenschlanken, langen Körper in einem riesigen Anzug. Die Hose war einmal umgeschlagen und es schien, dass das linke Hosenbein länger war als das rechte. Irritiert von diesem Anblick registrierte Estefano ein bisschen spät, dass Stefan ihm die Hand reichte. Beschämt nahm er sie an und stellte sich vor.

Der Weg den die beiden zurücklegten war nur kurz. Fünf Minuten waren sie erst gegangen als Stefan anhielt und ein unscheinbares Haus betrat. Wie auch das Haus des Don war hinter der normalen städtischen Fassade etwas anderes versteckt. Die Farben änderten sich dramatisch von schwarz und grau zu rot, rosa und orange. In der Luft lag plötzlich der Geruch von Parfum und Schweiß und einige Mädchen huschten in den Gängen herum.
Stefan ging den Gang entlang in das letzte Zimmer. Komischerweise war Estefano sowohl enttäuscht als auch erleichtert, dass es nur ein Büro war.
Der Buchhalter setzte sich in den Sessel, der ihm angeboten wurde und Stefan bezog seinen Platz hinter dem Schreibtisch.
Endlich brach er die Stille, welche die letzten Minuten geprägt hatte.
"Der Don hat mir von deinen Vorzügen für schöne Frauen erzählt. Nicht jedermann traut sich ein solches Etablissement zu besuchen, weil er Angst hat sein Gesicht oder mehr zu verlieren. Die Männer, die es aber wagen bereuen es generell nicht. Vor einigen Jahren habe ich angefangen wie du Estefano. Als einfacher Angestellter habe ich angefangen und war bald unverzichtbar für das Geschäft. Und nun habe ich einen großartigen Job und ein Einkommen, dass ich mir nicht hätte träumen können.
Jetzt aber zum eigentlich Grund deines Besuchs. Dein Don möchte dich belohnen für die erstklassige Arbeit die du leistest. Deswegen bekommst du einen speziellen Sonderrabatt."
Stefan griff neben sich und zog an einer langen Kordel. Irgendwo im Haus läuteten einige Glocken.
Kurz darauf betraten schon die ersten Damen das Büro ihres Chefs. Estefano betrachtete einige der leicht bekleideten Näherinnen und konnte kaum etwas sagen. Eine war schöner als die Andere und alle lächelten ihm zu. Etwas, dass er in seinem Leben noch nie erlebt hatte.
"Ah ich sehe schon, sie favorisieren Katja." sagte Stefan nachdem er bemerkt hatte, dass er Buchhalter eines der Mädchen für einige Sekunden fixiert hatte.
Die Angesprochene trat aus der Reihe, welche die Näherinnen geformt hatten. Bereitwillig lies sich Estefano aus seinem Sessel ziehen. Katja führte ihn an der Hand quer durch das Etablissement zu ihrem Zimmer.
Nach einem schweren Schlucken lockerte Estefano seine Krawatte, weil sie ihm den Atem abschnitt. Derweil pumpte sein Herz bewusst viel Blut in seinen Kopf um das Bild zu vervollständigen.

Patrick schaute sich noch einmal in seinem Fenster genau an. Mit seinen Händen richtete er geschwind seine Frisur und schnell strich er noch einige Falten von seiner Paradeuniform glatt. Dann atmete er ein letztes Mal tief ein und klopfte an die Tür. Ein leises "Moment, ich komme" hörte der Lance Korporal und darauf das regelmäßige Trommeln von Schuhen auf einer Holztreppe, wenn jemand sie herunter stürmte.
Mit einem verlegenen Grinsen und leicht rosanen Wangen öffnete Skadi die Tür. Nervös strich sie sich eine Strähne aus ihrem Gesicht. Nicht weniger nervös reichte Patrick ihr einen Blumenstrauß. Überrascht nahm die Studentin den Strauß entgegen.
"Komm doch rein und setz dich. Ich brauche noch einen Moment." Erklärte Skadi während sie schon mit dem Strauß die Treppe wieder herauf rannte.
Mit einem Grinsen schloss Patrick die Tür und folgte Skadi das Treppenhaus hinauf in ihre Wohnung. Er musste noch breiter grinsen als er den Raum betrat. Anscheinend hielt es die Studentin genauso wie der Lance Korporal mit dem aufräumen. Überall in der Wohnung auf verschiedenen Möbeln hingen Kleidungsstücke. Patrick entfernte einige Sachen von einem Stuhl und legte sie zu einigen anderen auf die Couch. Unruhig saß der Wächter auf dem Stuhl während er wartete. Schließlich entschied er sich dazu, während Skadi in ihrem Bad beschäftigt war, sich um den Blumenstrauß zu kümmern. Nach einiger Zeit hatte er sogar eine Vase gefunden. Er füllte die Vase mit Wasser und stellte dann den Blumenstrauß darin ab. Herr Gänseblümchen hatte mal wieder erstklassige Arbeit geliefert. Es war schon ein Unterschied zu erkennen zwischen einen professionellen Blumenstrauß und einem selbst gepflückten. Zwar wurde das sommerliche Wetter immer aufdringlicher, aber in einer Stadt wie Ankh Morpork konnt!
e man nicht einfach auf eine Wiese gehen und die Blumen pflücken. Und Frau Bilien hatte sich sehr deutlich ausgedrückt, was ihren Garten anbelangte. Patrick wollte es darauf nicht ankommen lassen.
Nervös Däumchen drehend verbrachte der Lance Korporal weitere Minuten des Wartens bis seine Verabredung schließlich bereit war. Als sie schließlich das Badezimmer verließ raubte sie dem Lance Korporal seine Worte.
"D.. schön aus.." stammelte Patrick schließlich zusammen und erntete einen fast tödlichen, empörten Blick.
"Wie bitte" fragte Skadi noch einmal nach.
Der Wächter fasste sich schließlich und ging zu ihr.
"Du schaust wundeschön aus Skadi. Es ist mir eine Ehre mit dir dinieren zu dürfen." erklärte Patrick das Gestammelte zuvor.
Mit einem zufriedenen Lächeln nahm die angehende Archäologin schließlich den Arm des Lance Korporal an.

Der Weg zum Restaurant und die ersten Minuten im Restaurant waren von peinlichem Schweigen gekennzeichnet. Interessiert musterte das Mädchen die Uniform ihres gegenüber sitzenden Begleiters.
Als Patrick gerade einen Schluck des Weines nehmen wollte brach Skadi schließlich die peinliche und bedrückende Stille.
"Warum grau?"
An dem darauf folgenden "Was?" verschluckte sich der Husky fast.
"Oh, du meinst die Uniform. Grau ist die Farbe meiner Abteilung."
Skadi nickte verstehend und fragte trotzdem noch einmal.
"Warum grau? Grau ist so trist, so langweilig. Es gibt doch viel schönere Farben. Zum Beispiel Blau oder Grün. Sogar Rot ist noch aufregender als dieses helle Grau."
So schmerzlich es war musste der Lance Korporal sich eingestehen, dass er es nicht wusste weil er sich nie Gedanken darüber gemacht hatte. Grau war für ihn eine Farbe wie jede andere. Außerdem mochte er das Grau. Es war nicht so aufdringlich wie das Gründ der FROGS oder das Rot der RUM. Das Grau ging gut in der Menge unter und man fiel nicht so leicht auf.
"Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Diese Entscheidung hat vor vielen Jahren mal ein Hauptmann getroffen. Warum und wieso kann ich dir nicht sagen, ich habe ihn noch nie danach gefragt."
Zum Glück wurde der Wächter aus dieser peinlichen Situation durch das Auftreten des Kellners mit dem Essen gerettet.

Die Vorrunde (Nichtsfjord - Klatsch)


Patrick saß wie jeden Morgen am Küchentisch, trank seinen Kaffee und las den Sportteil der Ankh Morpork Times. In der heutigen Ausgabe stand die offizielle Aufstellung der Vorrunde der Scheibenmeisterschaft. Insbesondere für zwei der zig Teams interessierte sich der Lance Korporal. Morpork gegen Lancre war das Eröffnungsspiel, erkannte Patrick und ging die Liste etwas hinab. Bei dem Spiel Klatsch gegen Nichtsfjord blieb er hängen. Morpork schien klar Glück gehabt zu haben bei der Auslosung, Nichtsfjord hatte aber einen schweren Gegner bekommen. Wenn die Preise für Tickets nicht so unverschämt wären, dann hätte sich Patrick auch ein Spiel angeschaut. So hatte er keine Chance, besonders weil die wenigen Tickets schon vor einem Jahr ausverkauft gewesen waren.

Lord Nichts versuchte bestmöglich das Geschaukel der Kutsche auszugleichen durch Bewegungen mit seinem Oberkörper. Alfred der herumgeschleudert wurde wie ein Sack Kartoffeln wunderte sich mittlerweile gar nicht mehr darüber, dass seine Lordschaft Dinge vollbrachte die normale Menschen nicht einmal träumen konnten. Wieder einmal beugte sich Lord Nichts aus dem Fenster und brüllte den Kutscher an schneller zu machen, ansonsten seien sie nächstes Jahr noch nicht in Ankh Morpork. Und er hatte nicht umsonst ein Vermögen ausgegeben um seinem Team zuschauen zu können.

"Ich hatte also von dieser Wunderstadt Ankh Morpork gehört. Da mich die großen Pyramiden von Djelibeby eh nicht reizten suchte ich mir den nächsten Wagen nach Ankh Morpork. Nach kurzer Zeit fand ich auch eine Postkutsche nach Ankh Morpork. Von meinem Geld blieb zwar nicht mehr viel übrig, aber damit konnte ich einige Tage in Ankh Morpork überleben. Das war zumindest das was ich damals dachte. In Wirklichkeit reichte es genau drei Tage. Danach wurde ich von dem Besitzer dieser Gaststätte auf die Straße gesetzt. Wenn ich das Wort schon höre, Gaststätte. Ich war wohl alles dort, aber kein Gast.
Wie ich bereits erzählte, hab ich erst später erfahren wie die Bettler wirklich arbeiten. Was ich aber einige Zeit später erfuhr, dass hat mir restlos den Atem geraubt. Ich unterhielt mich mit einem Anwohner über die Bettler und generell die Gilde.
Da erzählte er mir, dass manche Mütter, besonders arme Frauen, ihre Kinder mit Absicht verstümmeln. Die meisten Krüppel die in der Stadt rumlaufen mit verdrehten Gliedern und ähnlichem sind alles Opfer ihrer eigenen Mütter die sie dazu benutzten um an Geld zu kommen. [7]
Ein anderer Beweis dafür, dass dieses Volk etwas krank ist erhielt ich erst vor kurzem. Ich laufe eine steile Straße herunter und sehe einen Welpen und einen kleinen Jungen. Jeder erwartet jetzt wohl, dass der Junge zum Welpen geht und diesen streichelt. Weit gefehlt sag ich da nur. Der Junge trat den Welpen wie einen Fußball die Straße herunter.[7a] Ich konnte mich gerade noch beherrschen das Gleiche mit dem Jungen zu tun. Manchmal frag ich mich echt wo ich gelandet bin"


Patrick fand es erstaunlich wie schnell man ihn aufgenommen hatte. Warm und herzlich begrüßten ihn die anderen "Mitarbeiter" und schnell hatte er sie und sie wahrscheinlich auch ihn in ihr Herz geschlossen. Wie überall gab es die verschiedenen Charaktere.
"Den Komiker Karlos kann man einfach nur mögen, auch wenn er auf den ersten Blick ein brutaler Schläger zu sein scheint. Und dann gibt es da noch Claudius und Francesco. Der erste Eindruck könnte bei beiden nicht trügerischer sein. Francesco ist ein treuer Ehemann mit vier Kindern und das was er macht geschieht nur um seine Frau und Kinder zu versorgen. Claudius auf der anderen Hand ist ein Mann Gottes. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist jemanden umzubringen, dann liest er in heiligen Schriften und betet."
Während Patrick sich abschminkte und den falschen Schnurrbart abnahm hörte ihm Chaleb gespannt zu.
"Wenn ich nicht ständig der Wache berichten müsste, dann wäre ich bestimmt schon viel weiter. Don Mozarillo glaubt jetzt, meine angebetete arbeitet in der Boucherie Rouge. Er hat schon gefragt ob er mit Frau Palm reden soll. Vielleicht ließe sich da ja etwas arrangieren meinte er und er hat auch von einem Angebote geschwafelt, dass sie nicht ablehnen könne. Ich konnte ihn gerade noch davon überzeugen, dass meine Astrid es in ihrer Boucherie liebt und sie es nicht verkraften würde sie zu verlassen." Patrick musste leicht lachen. "Siehst du jetzt Chaleb, dass das ganze immer komplizierter wird? Ich werde praktisch in diesen Sumpf aus selbst gebastelten Lügen hineingezogen. Es scheint fast so, als würden die Lügen allmählich zur Wahrheit und immer neue Sachen kommen hinzu die ich gar nicht geplant hatte. Zum Beispiel gibt es wirklich eine Astrid im Erdgeschoss. Wer hätte gedacht, dass sich eine Frau mit diesem Namen in Ankh Morpork rumtreibt und dazu gerade noch in der Boucheri!
e arbeitet? Um meine Deckung aufrecht zu erhalten muss ich jetzt mit der Astrid regelmäßig essen gehen und mich mit ihr blicken lassen. Ich schwöre dir, wenn du das Skadi erzählst, dann hetze ich dir die Muffia auf den Hals. Mittlerweile habe ich einige Freunde gemacht mit denen man nicht spaßen sollte."
Patrick schaute ernst, aber doch grinsend durch den Spiegel in Chalebs Gesicht.
Der Lance Korporal überprüfte noch einmal den Sitz seiner Kleidung, nahm dann den Blumenstrauß den Chaleb schon eine Weile bereit hielt und verließ dann das Kellergeschoss der Boucherie durch den selben Hintereingang, durch den er schon hereingekommen war.

Der Trainer zog unruhig in der Umkleidekabine seine Kreise. Die Spieler schauten ihn besorgt an. Sie hatten ihn noch nie so nervös erlebt. Bisher war er immer die Ruhe selbst gewesen und hatte sich eher aufgeregt als nichts zu sagen. Zur Erleichterung aller blieb er schließlich in der Mitte stehen und drehte sich dann zu seinem Team, welches auf den Bänken unruhig wartete.
"Das wird kein leichtes Spiel Leute. Und wir müssen einfach gewinnen. Wir müssen gewinnen um den Leute dort draußen zu zeigen, dass wir um die Trophäe spielen und nicht um die hinteren Plätze." Der Trainier legte eine kurze Pause ein und schaute durch diverse Wände zum Fußballplatz hindurch. "Nun geht auf den Platz und mäht die Mannschaft von Klatsch nieder. Wir müssen nicht nur einfach gewinnen, wir müssen beeindruckend gewinnen. Vor allem weil Klatsch einer der Favoriten für den Pokal ist. Aber wir haben den Überraschungsmoment auf unserer Seite. Niemand kennt unseren Stil und das müssen wir ausnutzen. Als geht jetzt auf das Feld und zeigt den Klatschianern wie der Schneehase läuft!"
Vladimir verließ als erster die Umkleidekabine. Kurz dahinter kam seine Mannschaft. Unter vorgehaltenem Klatschen und Jubeln betrat die Mannschaft das Spielfeld. Während sich die ersten Elf auf dem Feld aufwärmten ging die andere Hälfte hinter dem Trainer her auf die Trainerbank. Richard setzte sich direkt neben Vladimir.
"Es wird schon alles gut Boss. Sie wissen nicht was alles an dem Sieg hängt. Deshalb ist es für sie einfacher."
Vladimir nickte langsam. "Du hast recht Richard. Du bist mein Joker. Wenn alles schief läuft, dann musst du das Team wieder aus dem Dreck heraus ziehen."
"Kein Druck also." meinte der Stürmer scherzhaft und wandte sich dann zum Spielfeld. Das Spiel müsste in Kürze beginnen.

Die Lady würfelte. Eine 1. "Mhm" sagte die Lady und zog eine kleine Figur auf dem Feld weiter. Zur Zeit spielte man in Ankh Morpork. Om warf kurz einen Blick auf den Rest der Scheibenwelt kehrte danach aber wieder nach Ankh Morpork zurück. Om würfelte. Eine 4.
Ein leises schelmisches Lachen kam von der kleinen Schildkröte während sie einen Priester zog. "Ereignisfeld!" sagte Io und reichte der Schildkröte eine Karte.
"Gehe drei Felder zurück. Dann stirbt deine Figur." las Om vor. "Das sind ja doofe Regeln. Wieso kann er nicht gleich sterben? Die drei Züge sind ja total Verschwendung."
Die Schildkröte grummelte noch etwas unverständliches führte dann aber den Extrazug aus.
Als nächstes schmiss Thol den Würfel auf das Spielfeld. [9] Eine 7.
Om war sprachlos. "Eine sieben? Erst machst du ein Loch in meinen Boden und dann versuchst du zu betrügen?"
Offler, der diese Runde aussetzen musste nahm die Position des Scharfrichters ein und versuchte die beiden Streitparteien zu beschwichtigen.
"Als wenn du nie versuchst zu schummeln du alte Schildkröte. Ich kann mich noch genau an das letzte Mal erinnern, da hast du zweimal gewürfelt und hast behauptet der Würfel wäre an der Kante hängen geblieben. Thol ist recht neu. Lassen wir ihn einfach erneut würfeln."
Offler reichte Thol einen Würfel und dieser würfelte. Eine 4.
"Hah, das hast du jetzt davon du Betrüger. Ereigniskarte!" verhöhnte Om den Gott der Nichtsfjorde ganz offen.
Die Lady reichte Thol die entsprechende Ereigniskarte und Thol las. Mit einem breiten Grinsen las er schließlich die Karte laut vor.
"Du darfst zwei Felder vorgehen und außerdem die Lady oder das Schicksal um Rat bitten."
"Das ist nicht faihr" sagte Om während Thol sich zur Lady hinüber beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Das Schicksal würfelte eine drei und zog eine schwarze Kutsche 3 Felder weiter. Die letzten Züge hatte er diese schon gezogen und sie näherte sich rapide Ankh Morpork. Es schien, als wollte das Schicksal mit den anderen Göttern mitmischen.

Estefano saß an seinem Schreibtisch und genoss seine allmorgendliche Tasse Kaffee zum aufwachen. Der Sportteil der Times war aufgeschlagen und der Buchhalter war sichtlich erfreut. Claudius kam zur Tür herein mit seiner Tasse Kaffe in der Hand. Er setzte sich auf den Sessel neben dem Schreibtisch und grinste Estefano an.
"Ich weiß nicht woher du es gewusst hast, aber das muss an göttliche Intuition grenzen. Niemand hätte gedacht, dass die Nichtsfjorde die erste Runde überstehen. Und jetzt müssen sie gegen Om. Jeder weiß, dass die kein Fußball spielen können. Wie die es gegen Djelibeby geschafft haben weiß ich immer noch nicht. Bei Offler, die Scheibenmeisterschaft ist mal wieder mit Überraschungen gesegnet."
Estefano nippte schlicht weiter an seinem Kaffe. Das breite Grinsen konnte man aber an beiden Seiten der Tasse noch erkennen.
"Tja, ich habe eben ein glückliches Händchen. Francesco hat gestern zehn Ankh Morpork Dollar auf Nichtsfjord gesetzt nach meinem Tipp. Bei den aktuellen Kursen hat er jetzt mindestens hundert Dollar Gewinn gemacht."
Francesco verabschiedete sich wieder und verließ das Büro von Estefano. Dieser legte sich nun die Zeitung zurecht und begann zu lesen, während er eine zweite Tasse Kaffe süffelte.

Nach dem Anpfiff begann schon das Problem für die Nichtsfjorde. Das viel erfahrenere Tiehm aus Klatsch arbeitete wohl nach der Taktik den Gegner in den ersten Minuten des Spiels zu überrollen und so zu demoralisieren. Der erstklassige Torwart Josephsson konnte trotz vorheriger Bedenken glänzen und hielt viele gefährliche Torschussversuche. In der 34. Minute kam der Starstürmer aus Klatsch, Didi, an Josephsson vorbei und führte sein Tiehm in die Fühung. Der Torwart konnte gegen dieses Tor nichts ausrichten, das war eindeutig ein Versagen der Abwehr.
Nur zwei Minute später folgte der Konter von Nichtsfjord durch den frisch eingewechselten Morgenstern. 1:1 stand es nach der 37. Minute. Die letzten Minuten der ersten Halbzeit zeichneten sich durch kleine Geplänkel auf dem Spielfeld, aber nichts interessantes geschah.
Nach der Halbzeit schien die Mannschaft der Nichtsfjorde aufgeweckter zu sein. Die sonst recht defensive Mannschaft ging plötzlich und schlagartig in die offensive und überraschte die Klatschianer. In der 50. Minute schoss Morgenstern ein zweites Tor. Die arg bedrängten Klatschianer verzettelten sich immer öfter in Duelle um den Ball. Der extreme Druck und die Nervosität schienen nichts zu sein für die Mannschaft aus Klatsch. Immer öfter konnten die Nichtsfjorder Stürmer die Abwehr durchbrechen. Der Torwart von Klatsch konnte aber bisher immer ein Tor zu einem noch größeren Vorsprung verhindern.
In der 75. fiel es dann, das Gegentor der Klatschianer. Wie aus heiterem Himmel konnte ein Stürmer durch die Abwehr brechen und besiegte Torwart Josephsson. Die letzte Viertelstunde des Matschs war spannen. Ein Konter folgte dem anderen. In der 89. Minute fiel es dann, das entscheidende Tor für Nichtsfjord. Stürmer Kai Mors wagte einen mutigen Schuss und hatte Glück. Der Torwart von Klatsch rutsche aus und der Ball fand das Netz. In den letzten Sekunden konnten die Klatschianer nichts mehr ausrichten und das bedeutete das enttäuschende, vorzeitige AUS für Klatsch.
Viel Spaß auf der Heimreise Jungs. (a.m.t.)


Achtelfinale (Nichtsfjord - Sto Lat)


Patrick hatte den Zettel von Robin erhalten. Er wartete jetzt schon fünf Minuten am vereinbartem Treffpunkt. Endlich kam sein Abteilungsleiter mit zwei weiteren DOGs um die Ecke. Der Husky wollte schon auf sie zugehen und begrüßen, erinnerte sich dann aber an die Vereinbarung. So blieb er vorerst stehen und schaute in eine andere Richtung bis die drei Wächter ihn erreicht hatten.
Nach einem kleinen Schauspiel für die schaulustige Menge war Patrick verhaftet und wurde abgeführt. Einige Meter entfernt stand auch schon ein Eselskarren von SEALS auf den der verdeckte Ermittler etwas grob geschubst wurde.
Zehn Minuten später standen die Wächter in einem der Mannschaftsräume im Wachgebäude des Pseudopolisplatz.
"Was sollte das eben? Ihr hättet ruhig etwas aufpassen können. Schließlich bin ich kein Schwerstverbrecher. Was gibt's überhaupt?"
Die Wächter standen schweigend und schauten sich gegenseitig an. Chaleb kramte schließlich eine Ikonographie hervor.
"Kennst du den?" fragte er Patrick.
"Ein Rekrut? Kann sein, dass ich ihn schon einmal gesehen habe. Was ist mit ihm?" antwortete Patrick und wusste immer noch nicht was hier gespielt wurde.
"Er ist gestern Abend gestorben. An einer Überdosis von Spiehd." schaffte es endlich auch Robin seinen Kiefer zu bewegen. "Wir brauchen Resultate und zwar schnell. Ras spielt verrückt und der Patrizier ist auch nicht gerade erfreut. Wir brauchen endlich das wichtige Glied in dieser Kette des Verbrechens Patrick. Wir müssen die Kette brechen.
Um den Knollensauger zu beruhigen habe ich veranlasst schon jemand zu verhaften. Aber bisher haben wir nur kleine Namen von dir bekommen. Wir brauchen mehr! Wir brauchen den Don, wir müssen ihn festnageln." Robs ging langsam zu einem Fenster und schaute heraus.
"Ihr habt jemanden verhaftet? Durch meine Informationen? Was soll die Scheiße? Wollt ihr meine Deckung auffliegen lassen?" der Husky steigerte sich immer weiter in diesen Gedanken hinein und hatte schon fast sein Leben an den Nagel gehängt.
"Wie soll ich jetzt noch weiter ermitteln? Hat euch der Verstand verlassen?"
"Hör mal zu Gefreiter!" antwortete Robin nicht minder lautstark und trat vom Fenstersims weg. " Ras brauchte einen Namen und ich habe ihm einen gegeben. Du wirst nicht auffliegen. Du gehst jetzt schön wieder zu deinen Ermittlungen zurück und versuchst endlich brauchbare Resultate zu liefern!"
Robin stürmte aus dem Zimmer und die anderen beiden folgten ihm schließlich und ließen den Lance Korporal zurück. Verzweifelt sank Patrick zusammen und schlug mit beiden Fäusten auf den Boden.
Genauso schnell fasste er sich aber wieder und verließ stürmend das Wachhaus und machte sich auf den Rückweg.

Verdächtig große Schweißflecken hatten sich unter Patricks Achselhöhlen und zwischen seinen Schulterblättern gebildet. Mit einer zitternden Hand klopfte er an die Tür, die zum Reich der Muffia führte. Wie erwartet schob Marco das kleine Fensterchen zur Seite und schaute Patrick ins Gesicht.
"Passwort?" fragte er gelangweilt und kramte schon einen Schlüssel hervor.
"Können wir das nicht lassen? Du kennst mich doch mittlerweile." quengelte der Husky.
"Nein, das geht leider nicht. Sag einfach das Passwort Estefano und ich mach dir auf." Erklärte Marco und winkte schon mit einem Schlüssel hinter dem kleinen Fenster.
"Wenn es unbedingt sein muss! Schwertfisch"
Patrick hörte wie ein Schlüssel ins Schloss rastete und schließlich aufgeschlossen wurde.
"Na also geht doch. Der Boss wartet übrigens auf dich. Du sollst dich sofort bei ihm melden."
Der Wächter schluckte einen mentalen Brocken herunter und sofort fingen leichte Magenkrämpfe ihn an zu plagen. Er nickte nur und trat dann ein.
Die Gedanken rasten wild durcheinander und der verdeckte Ermittler konnte kaum geradeaus denken. Es war schon fast ein Glück, dass er die richtige Tür fand. Nachdem Patrick geklopft hatte trat er auch schon ein.
Der Don saß in seinem breiten Sessel und paffte wie immer eine teure Zigarre. Als sein Buchhalter eintrat erhob er sich kurz und deutete Patrick sich auf den Stuhl gegenüber zu setzen.
"Da sind sie ja Herr Ehrlich. Wir haben uns alle schon sorgen gemacht. Heut morgen erst Francesco und dann auch noch sie. Aber wie ich sehe haben sie sich ganz gut selbst helfen können. Sehr schön."
Patrick ließ sich vorsichtig auf den Stuhl nieder. Er nickte einfach und ernte ein aufmunterndes Lächeln von seinem Boss.
"Sowas schätzt man in unserem Gewerbe Herr Ehrlich. Aber für das Lob hab ich sie nicht hierher bestellt. Diese beiden Verhaftungen waren doch sehr komisch." Der Don hatte gerade seinen Satz beendet als weitere Angestellte den Raum betraten. Diese stellten sich neben den Stuhl von Patrick und schienen auch nicht so recht zu wissen warum sie hier waren. Alle waren sie kleine Lichter in der Muffia.
"Tja meine Herren. Sie wundern sich wahrscheinlich warum ich sie habe hier versammeln lassen. Der Grund ist ganz einfach. Einer von ihnen arbeitet für die Wache. Anders kann ich mir die Vorfälle von heut Morgen nicht erklären. Falschspiel als Grund für die Verhaftung von Francesco ist doch wirklich lächerlich. Das konnte nur einer von uns wissen, die Wache ist viel zu blöd um so etwas zu bemerken." Der Don grinste schelmisch und schaute die drei Männer an. Patrick versuchte seine Angst zu unterdrücken und spielte den überraschten Buchhalter.
Der Don musterte jeden einzelnen genau. Dann zog er eine Pistolenarmbrust und schoss.
Während Patrick hinter zugekniffenen Augen gerade feststellte, dass er nicht getroffen war, hörte er rechts von sich einen dumpfen Aufschlag. Als er die Augen öffnete stand der Don auf, warf die Handarmbrust weg und stellte sich über den liegenden Körper.
"Das hast du davon Luigi, wenn du mich betrügst. Ich habe dich gewarnt und du wusstest, dass es nicht gesund ist gegen mich zu arbeiten. Was hast du dir dabei gedacht? Und was soll erst dein Sohn von dir denken?"
Der Don schrie den Leichnam von Luigi an, der durch einen aus der Stirn ragenden Bolzenstiel geschmückt war.

Den restlichen Tag konnte Patrick nicht arbeiten. Die meiste Zeit saß er hinter seinem Schreibtisch und schaut auf ein nicht ausgefülltes Dokument. Vor seinem geistigen Auge sah er immer noch Luigi und den Bolzen in seinem Kopf. Es ließ ihn nicht los, dass es wahrscheinlich seine Schuld war weshalb jetzt ein Sohn und dessen Mutter trauern mussten. Von Selbstzweifel und Schuldgefühlen geplagt konnte der Husky an nichts anderes denken.

Kurz vor Feierabend rief der Don Patrick erneut zu sich. Seit dem Vorfall vor einigen Stunden hatte er sich nicht aufraffen können zu arbeiten.
Wieder saß Don Mozarillo in seinem Sessel und wartete schon auf seinen Buchhalter. Als dieser in das Büro trat stand er auf und ging zu ihm hinüber. Er legte seinen Arm um die Schulter und redete aufmunternd auf den Wächter ein.
"In den wenigen Wochen seit denen du hier arbeitest hast du dich sehr schnell unersetzlich gemacht. Du kennst dich nicht nur in deinem Fachgebiet aus sondern bist auch sehr intelligent wenn es um krumme Dinge geht. Manchmal ist es wichtig, dass man nicht geradeaus denkt sondern um einige Ecken herum. Ich möchte, dass du mich begleitest zu einem kleinen Treffen unserer Organisation. Der Don wird auch anwesend sein."
Etwas verdutzt schaute der Husky seinen Boss an.
"Der Don? Ich habe gedacht ihr seid der Don."
Mozarillo musste laut lachen. "Wer hat dir denn diesen Floh ins Ohr setzt? Ich glaube es wird Zeit dass du lernst wie die Muffia aufgebaut ist, jetzt wo du sozusagen befördert worden bist."
Patrick ließ sich von seinem Boss aus dem Büro führen. Beide machten sich auf den Weg zum Eingang des Gebäudes.
"Der Don ist die große Schattenfigur. Selbst ich habe ihn nur ein mal gesehen. Und das war als ich damals zum Capo befördert wurde. Der Don ist der Mann mit den Fäden in den Händen, der alles steuert. Er ist das Gehirn des Organismus Muffia. Ihm direkt unterstellt, sozusagen sein zweiter Mann und Stellvertreter ist der Unterboss. Er hält ständigen Kontakt zu den Capos. Es gibt in dieser Famiglia fünf Capos. Die Capos stehen über den einfachen Männern wie Francesco und wie du es warst. Du bist jetzt meine zweite Hand. Du gehörst zu mir, verstanden?"
Der Überschuss an Informationen der sich auf Patrick ergoss ließ ihn fast die Frage vergessen. Schließlich nickte er aber heftig. Der Capo ging als erster auf die Straße. Patrick begleitete ihn auf seinem Weg.
Eine viertel Stunde später standen sie bei den Docks in einem Schatten und warteten darauf, dass die Sonne unterging. Mozarillo erklärte dem Husky noch einige wichtige Dinge bis schließlich der Rest eintraf. Die anderen vier Capos mit ihren Männern trafen ein und dann kam schließlich der Unterboss in einer edlen Kutsche.
Der Unterboss schaute sich genervt in der Gegend um. Schließlich trat er mitten in die Menge die sich vor dem Eingang gebildet hatte. Nach und nach ließ er sich von allen begrüßen und musterte sie gleichzeitig. Als er schließlich dem Husky ins Gesicht schaute stockte er.
"Wer ist das? Was hat der Kerl hier zu suchen?" beklagte er sich und schrie dabei Mozarillo an.
"Das ist Estefano Boss. Der geht in Ordnung. Ich habe ihn mitgebracht, Boss." versuchte er den Unterboss zu beruhigen.
"Verbürgst du dich für ihn?" fragte der Unterboss nach und schaute Mozarillo skeptisch an. Dieser schaute Patrick einen kurzen Moment an und verbürgte sich dann schließlich für Estefano Ehrlich.

Lord Nichts schaute aus dem Fenster während die Kutsche langsam durch das Stadttor passierte.
"Das ist also Ankh Morpork. Also ich hab es mir glamouröser vorgestellt." teilte er seinem Butler mit."
Alfred staunte nur über die schiere Größe dieser Stadt. Soweit seine Augen sehen konnten waren nur Häuser. Der Geruche des Ankh störte ihn keineswegs. Wer viele Jahre in einem kleinen Fischereidorf gelebt hat, der beschwert sich nicht über strenge Gerüche.
Die Kutsche fuhr quer durch die Metropole und verließ sie auf der anderen Seite wieder.
Kurze Zeit später begrüßte Vladimier sein Staatsoberhaupt.
"My Lord. Welche freudige Überraschung, dass ihr vorbeischaut. Soll ich das Team zusammenrufen, damit ihr ihnen etwas sagen könnt?" fragte der Trainier mit einem nicht ganz überzeugendem Lächeln, nachdem er den Ring seinen Lords geküsst hatte.
"Nein Vladimier. Ich bin hier um mich über die Fortschritte in unserem besonderem Projekt unterrichten zu lassen. Ich bin sicher es gibt einiges was du mir sagen möchtest." erklärte der Staatsführer während er durch das Lager stolzierte.

Am nächsten Morgen beim allmorgendlichen Frühstück mit Familie Bilien spuckte Patrick den Kaffee quer über den Tisch, nachdem er das Titelblatt gelesen hatte.

Hoher Besuch aus Nichtsfjord.
Der Führer dieses kleinen Küstenstaats der zur Zeit in der Scheibenmeisterschaft alles durcheinander wirbelt ist gestern Abend unangekündigt eingetroffen. Nach Informationen der Spieler ist er ein großer Fußballfan und deswegen hierher gekommen um die hoffentlich noch vielen Spiele seines Teams zu überblicken.


Mit der Überzeugung, dass sich alle Götter gegen ihn verschworen hatten machte sich der Husky auf den Weg zur Boucherie. Den Schock des gerade gelesenen hatte er aber noch nicht überwunden. Er konnte aber nicht wissen, dass ein Gott auf seiner Seite war. Auch wenn er dies nur machte um den anderen Göttern einen Strich durch die Rechnung zu ziehen.

Akte Nr. 220787-L-050306


Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend öffnete der Lance Korporal die Akte. Dieses für ihn doch recht ungewöhnliche Gefühl hatte er die letzten Tage öfter gehabt. Die Liste derer die wegen seinem langsamen Fortschritt starben wurde von Tag zu Tag länger. An die Hersteller der Droge kam er einfach nicht heran. Er wusste wer sie waren, aber ohne Beweise konnte die Wache nichts unternehmen. Die Alchemisten waren schlau, daran bestand kein Zweifel. Aber irgendwann schwor er sich, würden sie einen Fehler machen und er würde da sein um sie deswegen aufzuhängen. Zuerst musste er aber die Verteiler ausschalten. Wenn er das geschafft hatte, dann konnte er sich um die Alchemisten kümmern.
"Rekrut Bailan. Rasse Mensch, Funktion Außer Dienst" las Patrick die Akte des Rekruten. "Alter unbekannt, Größe unbekannt und Gewicht unbekannt."
Der Lance Korporal schloss die Akte Nr. 220787-L-050306. Viel wusste die Wache nun wirklich nicht über diesen Rekruten. 'Aber, dass er einer von unseren ist, dass ist das wichtigste. Täglich sterben genug andere Leute an Spiehd, aber wenn mal ein Rekrut umkommt, dann ist die Hölle los. Auch wenn der Rekrut sich noch nicht mal ordentlich registriert hat.' dachte der Husky nach. Das war mal wieder typisch für die Wache und vor allem für diesen hochtrabenden Knollenbeißer.
Besondere Einsätze wurden immer seltener geehrt. Wahrscheinlich würde er einen einmaligen Gehaltszuschlag von 20 AM Dollar bekommen und eine kleine Medaille dafür, dass er sich nun schon fast drei Monate seines Lebens täglich in Lebensgefahr begab. Wahrscheinlich würde der Kommandör ihm noch eine Anzeige für irgendwas auf den Hals hetzen, weil er die Regeln mal bog um voran zu kommen. Aber, dass er auch am Wochenende im Büro saß um den ganzen Aktenkram zu erledigen, das bemerkte niemand.
Aus den Schuldgefühlen hatte sich schnell ein Hass auf die Institution Wache gebildet. Genervt warf Patrick die Akte des toten Rekruten quer durch den Raum.
"Was man nicht alles macht um seinen Tschob gewissenvoll auszuführen um ein paar Dschunkies das Leben zu retten. Wahrscheinlich ist das eh ein Plan des Patriziers das ganze ekelhafte Gesindel loszuwerden." redete sich der Lance Korporal ein.

Lord Nichts schaute sich die Pläne, die seine Untergegeben gemacht hatten sehr genau an.
"Das ist alles was ihr habt? So geht das nicht! Es wird Zeit meinen Plan in die Tat umzusetzen." erklärte der Lord und warf zwei Papierzettel auf den Tisch.
Die anderen schauten den Zettel ungläubig an.
"Wie sind sie daran gekommen, mein Lord?" fragte Vladimir ungläubig. "Diese Karten sind doch schon seit Monaten ausverkauft. Es ist nahezu unmöglich jetzt noch an sie heran zu kommen."
"Wer sagt denn, dass ich sie erst kürzlich erworben habe?" sagte Lord Nichts und lächelte die anderen verschwörerisch an.
"Sie haben das schon vor Monaten geplant? Ihr seid wahrlich ein Genie auf euren Gebiet, Lord Nichts" zollte Vladimier einmal wieder seinen Respekt für die Lordschaft.
"Nicht vor Monaten Vladimier, vor Jahren. Die erste Version entstand nach der Geburt des Thronerben. Ich musste lange warten, bis mein Traum in Erfüllung gehen konnte. Aber jetzt ist es soweit. Nur noch wenige Wochen, dann bin ich unangefochtener Herrscher der Nichtsfjorde." Lord Nichts hielt seine Ansprache und endete in einem wahnsinnigen Lachen.

In der nächsten Woche fand sich der Husky immer öfter in Begleitung von Capo Mozarillo. Schritt für Schritt wurde er in die Welt der Muffia geführt. Wie auch in diesem Moment. Der Muffioso hatte seinen Buchhalter in einen entlegenen Bereich seines großräumigen, unterirdischen Areals geführt.
"Du fragst dich sicher, warum ich dich so schlagartig in das Innere der Muffia aufnehme. Es ist auch recht ungewöhnlich für uns, und die anderen waren auch dagegen, dass es so abläuft. Wir brauchen deine Fähigkeiten für gewisse Sachen, die unter der Oberfläche laufen und nicht ganz so sauber sind. Ah, hier sind wir schon."
Die beiden standen vor einer Tür wie jeder anderen im ganzen Gebäude. Der einzige Unterschied war nur, dass der Capo einen Schlüssel hervorkramte und die verschlossene Tür öffnete.
"Wenn ich mir nicht zu einhundertfünfzig Prozent sicher wäre, dass du vertrauenswürdig bist, dann würde ich dich niemals hierher führen." sagte er und öffnete die Tür. Dahinter verborgen war ein recht kleiner Raum der von oben bis unten mit Schränken zugestellt war. In den Schränken standen Akten und Ordner und generell viel Papierkram.
"In diesen Schränken ist genug belastendes Material um mich zwanzig mal Lebenslang einbuchten zu können." erklärte der Capo in einem stolzgeschwängerten Tonfall.
Langsam trat Patrick in den Raum und hinter ihm schloss der Muffioso wieder die Tür.
"Und was erwarten sie von mir?" fragte der Husky etwas unsicher nach.
"Im Grunde das, was du vorher auch gemacht hast. Nur eben mit diesem Material. Ich habe keine Ahnung von Buchhaltung und ich muss am Ende schließlich wissen wie viel und ob überhaupt Profit herauskommt. Die Muffia ist schließlich nichts anderes als ein Unternehmen. Wir wollen genauso wie die anderen überleben und reich werden. Und der Don wäre nicht gerade erfreut, wenn wir nicht viel Geld machen bei unserem neusten Projekt."
Mozarillo zeigte auf einen Stapel Papiere auf dem einzigen Tisch im Raum.
"Nachdem unser alter Buchhalter starb hat sich das ganze nur angesammelt. Ich habe schon lange den Überblick verloren. Du siehst also, wir brauchen dringend jemand der das jetzt übernimmt."
Patrick schaute sich kurz in seinem neuen Arbeitsplatz um und ging dann auf den Schreibtisch zu und nahm das oberste Blatt Papier.
"Ich lasse dich dann mal allein." verabschiedete sich der Capo und verließ dann den Raum.
Als die Tür wieder zuknallte lockerte der Husky seine etwas verkrampfte Haltung und man konnte sehen, wie er sichtlich zitterte. Er hatte sein Ziel erreicht. Jetzt musste er nur noch die richtigen Ordner finden und er würde die Muffia auffliegen lassen können. Um sich zu beruhigen setzte Patrick sich auf den Stuhl und schaute verträumt auf den Haufen Papiere vor ihm.
Der verdeckte Ermittler teilte den Haufen in mehrere kleine Haufen. In der Mitte des großen Stapels hatte er dann auch endlich das erste der gesuchten Dokumente gefunden. Zum Glück des Lance Korporals war alles klar strukturiert und einfach nachvollziehbar. In einer Organisation dieser Größenordnung ging es wohl auch nicht anders ohne den Überblick zu verlieren. Patrick kramte aus den tiefen seiner Jacke einen kleinen Stift hervor. Er hatte sich dieses Spezialgerät aus der Boucherie mitgenommen. Auch wenn es für die Benutzung von Bluthunden vorgesehen war, stellte es sich gerade jetzt als sehr nützlich heraus. Der pingelige Beobachter hätte gemerkt, dass der Stift etwas dicker war als jeder andere und dass das offensichtliche O in der Schrift auf dem Stift kein O war sondern ein Loch.
Patrick schüttelte den Stift leicht und ein piepsige Stimme motzte daraufhin etwas ziemlich wütend.
"Sei still und mal. Es kommt jetzt auf jede Sekunde an." klärte der Husky den Dämon über die Lage auf.
Und schon fing er an einige der Dokument zu ikonographieren[10].

Die Früchte der Arbeit ernten, oder auch nicht


Angespannt wartete der Lance Korporal in dem SUSI Labor auf die Auswertung seiner Ikonographien. Unruhig tippte er mit seinen Fingerkuppen auf dem Tisch während er geduldig auf die Ikongraphien warteten.
"Was dauert das denn so lange?" beklagte er sich schließlich bei einem Laboranten "Wenn ich noch länger abwesend bin wird es komische Fragen geben bei meiner Rückkehr." Patrick bezweifelte zwar, dass es etwas bringen würde, aber schließlich kehrte Rib mit den Ikonographien zurück.
"Na endlich wurde aber auch Zeit. Gib her!" empfing der Husky den ranghöchsten Laboranten etwas zu grimmig, was dazu führte, dass er fast hinfiel nachdem er nach den Ikonographien gegriffen hatte.
"Nichts da Lance Korporal. Ich darf dir die Ikonographien nicht aushändigen." erklärte die Gnumie Patrick, der sich gerade wieder aufraffte, sichtlich mit Vergnügen.
"Und warum das?" fragte er verwundert.
"Das steht in den Regeln. Ich darf bearbeitete Sachen nur den Zuständigen des Falls geben."
"Aber ich bearbeite den Fall. Also gib bitte her!" verlangte der Husky etwas ungehalten.
"Nicht soweit ich weiß. Meines Wissens nach arbeitet der Abteilungsleiter persönlich dran. Also kriegst du nichts."

Dies war wieder einer dieser Tage, dachte sich der Lance Korporal während er in die Boucherie trat. Die anzüglichen Vorschläge der Näherinnen tat er mit einem Knurren ab. Auf dem Weg die Treppe hoch wrang er den unteren Teil seines nassen Shirts aus.
Durch einen lauten Donner begleitet stürmte der Husky in das Büro seines Abteilungsleiters. Die Blitze schlugen ununterbrochen ein und tauchten das Büro in ein abwechselndes Stakkato aus greller Helle und Finsternis.
Patrick schob die nassen Haare aus seinem Gesicht, sah aber trotzdem im allgemeinen wie ein begossener Pudel aus, da alles einfach nach unten hing und unablässig auf den Boden tropfte.
Zwischen Büro und Flur hatte sich schon eine ansehnliche Pfütze gebildet. Nun gut, er sah eher aus wie ein wütender, nasser Pudel.
"Was gibt es Lance Korporal?" fragte Robin mal wieder rhetorisch, so als ob nichts vorgefallen wäre. Einzig allein die Benutzung des Lance Korporal ließ darauf schließen, dass der Fähnrich nicht darauf aus war Eierkuchen zu verteilen.
"Was soll das? Warum hast du das gemacht? Wie konntest du mir nur den Fall einfach so wegnehmen, jetzt wo ich im Grunde fertig bin?" drückte Patrick seine Verwunderung und Wut gleichermaßen aus, während er vor den Schreibtisch trat und sich mit geballten Fäusten darauf abstützte um Robin direkt in die Augen zu schauen. "Wie konntest du nur" wiederholte Patrick sich leise und Robin konnte die Enttäuschung seines verdeckten Ermittlers aus den Augen lesen.
"Du musst mich verstehen Patrick. Ich konnte nicht anders. Ich musste eingreifen, denn der Fall hat dich verändert. Du scheinst mit diesen Muffiosos zu sympathisieren und das kann ich nicht akzeptieren. Außerdem ist es ein ziemlich großer Fall. Wie würde die Wache denn ausschauen, wenn ein einzelner Lance Korporal die Muffia auseinander genommen hätte? Um das zu verhindern hat Rascaal beschlossen, dass der Fall indirekt durch ihn und direkt durch mich behandelt wird. Du darfst nicht vergessen, dass sich die Wache ein Image in den letzten Jahren angeschafft hat, dass es vorher noch nie gegeben hat. Dieses dürfen wir nicht gefährden." erklärte Robin seinem Hund die Sachlage.
Patrick war schockiert. Einige Sekunden lang verharrte er in seiner Haltung, dann schlug er ohne Vorwarnung mit seiner rechten Faust auf den Schreibtisch von Robin. "Das ist aber ein Lüge!"
Danach verließ der Husky in schnellem Schritt das Büro.

Nachdem der Lance Korporal sich trockene Sache angezogen hatte, bemerkte er erst den Brief auf seinem Schreibtisch. Mit grüner Tinte war Lance Korporal Nichts sehr vornehm auf den Umschlag geschrieben worden. Langsam hob Patrick den Brief auf und öffnete ihn. Irgendwoher kannte er diese Handschrift und deswegen zögerte er kurz, zog dann aber zwei Papierscheine aus dem Umschlag.
Nach diesem ereignisreichen Tag war das, was er fand, doch zu viel. Patrick musste sich hinsetzen und starrte auf die beiden Eintrittskarten, die er auf den Schreibtisch gefallen waren.

"Es ist ein schöner Tag an dem die achtzehnten Fußball Scheibenmeistschaften ihr Ende finden werden. Die Titelverteidiger Pseudopolis werden in kürze gegen die Heimmannschaft aus Morpork antreten." Ein lauter Jubelsturm ließ den Stadionsprecher einige Momente innehalten. "Der Schiedsrichter für dieses Spiel kommt aus Quirm, und da kommen auch schon die beiden Mannschaften."
Mit tosendem Beifall wurden die beiden Teams begrüßt. Die 20 Spieler rannten auf das Spielfeld zu ihren Positionen, während die beiden Kapitäne zum Schiedsrichter gingen.
Nach dem Händeschütteln, Fähnchenaustauschen und dem Münzwurf begann dann auch das Spiel.
Patrick verdrückte ein Popp Korn nach dem anderen, während der die hektischen ersten Minuten des Spiels verfolgte.
"Du hattest Recht Skadi, das Zeug ist klasse. Auf was für Ideen mache Leute schon kommen" sagte Patrick während er die armen Ausländer beobachtete, die gerade eine von Schnappers neuesten Erfindungen kosteten. Das Würstchen-Am-Stil, extra für die Scheibenmeisterschaft gemacht um die andere Hand für das Bier frei zu halten.
Während der Wächter das Spiel gespannt verfolgte und ab und zu vom Popp Korn aß oder am Bier nippte, machte sich nicht all zu weit ein Schütze bereit.
Er legte den ziemlich langen Bolzen in die große Armbrust ein und suchte das Ziel. Kimme und Korn waren perfekt auf das Ziel ausgerichtet und der Schütze drückte ab.
Die Lady würfelte. Eine 4.
Wie aus heiterem Himmel schoss einer der morporkianischen Stürmer aus dem Mittelfeld und der Ball landete im Netz. Verwundert schaute sich der Pseudopolische Torwart um, hatte er mit diesem Ball überhaupt nicht gerechnet. Und das nach vier Minuten schon!
Patrick sprang schon auf, als er den Ball fliegen sah. Jubelnd wollte er die Arme heben, als plötzlich ein stechender Schmerz in seinem linken Bein auftauchte.
Skadi fing an zu kreischen, als Patrick zurück in seinen Stuhl fiel. Verschwommen nahm er noch wahr, wie die Leute um ihn herum aufsprangen und schreiend davonliefen.
Der Schütze zerlegte hastig seine Armbrust und machte sich dann über die Dächer davon.

"Er hatte Glück, daff die balanfierenden Mönche neben dem Ftadion ein Felt aufgeftellt hatten. Ah, er kommt wieder fu fich." hörte der Lance Korporal als erstes, nachdem er aufwachte. Hastig versuchte er Spucke in den Mund zu bekommen um sprechen zu können.
Die Menge um ihn herum schien auf seine ersten Worte zu warte und schaute ihn auffordernd an.
"Wer hat gewonnen?" bekam Patrick gerade so hervor und schaute in die Gesichter der Anwesenden.
Erst schauten ihn alle verwirrt an, dann aber begannen sie zu lachen.
"Morpork hat gewonnen." Eröffnete ihm schließlich jemand das Ergebnis des Spiels. " Zwei zu eins."
"Jaaaa, wir sind Scheibenmeister" schrie Patrick und wollte sich schon aufrichten, wurde aber grob von Rogie zurück ins Kissen geworfen. Mit einem "Du brauchft Ruhe" begründete sie ihre Handlung und schaute ihn vorwurfsvoll an.
"Ich weif nicht welchen Gott du anbeteft, aber du follteft ihm furchtbar danken. Wärtft du nicht aufgeftanden, dann hätte der Bolfen dich tödlich getroffen."

Thol warf seine Würfel über die Schulter und trat vom Spielbrett zurück. "Das ist gemein Lady." meinte er nur. Die Lady warf ihm ein Lächeln hinterher, während sie ihre an Om weiter gab. "Du bist dran."


Eine Woche nach dem Vorfall ließ Rogie den Husky aus dem Bett. Man hatte ihn schon bald in die Boucherie verlegt, nicht nur weil dort die Betten bequemer waren sondern auch, weil das feuchte Klima der Zellen nicht gerade gut war für ihn.
Patrick humpelte aus seinem Büro heraus in das von seinem Abteilungsleiter.
"Ah, du bist schon wieder auf den Beinen? Schön" begrüßte Robin seinen Schützling und rückte sogar den Stuhl für ihn ab, damit Patrick sich einfacher hinsetzen konnte.
"Wie schauts aus?" fragte der Lance Korporal während er sich langsam auf den Stuhl nieder ließ.
"Die Informationen die du besorgt hast haben gereicht. Der Capo Mozarillo und seine anderen Freunde der Muffia sitzen gerade im Gefängnis und warten auf ihre Gerichtsverhandlungen. Bis die durch sind vergehen allerdings noch Monate. Desweiteren wurde auch der führende Alchimist festgenommen. Auf den Dokumenten der Muffia war immer sein Name zu finden und so konnten wir ihm etwas anhängen."
Patrick nickte zustimmen. "Und was ist mit dem Don?"
"Der Don wurde noch nicht gefunden. FROG arbeiten gerade in Höchstgeschwindigkeit daran den Don ausfindig zu machen. Aber wir haben den Unter Don gefunden. Er sitzt gerade zusammen mit den anderen in einer Zelle." erklärte Robin Patrick und schob ihm dann die aktuelle Times zu.
"Tragischer Unfall beim Finale Morpork vs. Pseudopolis (2:1)." las der Lance Korporal die Schlagzeile und wurde von seinem Chef aufgefordert weiter zu lesen.
Der bei der Muffia arbeitende Buchhalter Estefano Ehrlich wurde während den Eröffnungsminuten des Fußballspiels durch einen Bolzen tödlich getroffen. Die Wache vermutet, dass Streitereien zwischen rivalisierenden Famiglias das Motiv gewesen sein könnten.
Nach dem Ausheben der Famiglia in den Schatten durch die Wache auch kein Wunder. Leider konnte die Times nicht in Erfahrung bringen welche Ermittler an dem Muffia-Fall gearbeitet haben. Klar zu sein scheint aber, dass die Ermittlungen begonnen hatten, nachdem der erste Jugendliche an der Kultdroge Spiehd gestorben war. Unser Reporter auf den Straßen berichtet, dass es einen Drogenengpass gibt und die Aktion der Wache somit erfolgreich war.
Ob diese Lösung aber anhält, das bezweifeln die Experten." beendete Patrick den Artikel.
"Ich hab mir gedacht, dass du Estefano Ehrlich nicht mehr gebrauchen kannst und das war eine elegante Möglichkeit ihn zu entsorgen. Willkomen zurück!"
Der Husky musste Lächeln und schlug die Hand, die Robin ihm entgegenstreckte.
"Eine Sache noch Robin." Patrick machte eine kurze Pause, fuhr dann aber fort. "Warum eigentlich grau?"


[1] Eine typische Beschreibung war: gehe solange in Richtung Cori Celesti bis du die Eiswüste verlassen hast. Dann folge dem großen Fluss. Nach ein paar Tagen musst du nurnoch deiner Nase folgen. Nie hätte der Junge erwartet, dass sie dies wörtlich gemeint hatten.

[2]  Der torkelnde Schneehase ist das Wappentier der Nichtsfjorde. Es ist nicht nur in der Fahne zu finden, sondern auch in vielen Volksliedern und Mythen. Bisher ist es aber noch niemandem gelungen ein Exemplar dieser seltenen Spezies zu fangen oder gar zu ikonographieren. Dies verleiht dem Tier einen so mystischen Status, dass Touristen aus fernen Länder angereist kommen um vielleicht doch einen torkelnden Schneehasen zu erblicken. Bis heute gibt es keinen Beweis, dass das Tier existiert.

[3]  In einem späteren Bericht aus der Unsichtbaren Universität wurde diese Aussage verifiziert. Die gemeine Bettlaus der Scheibenwelt hat zwar einen sehr geringen IQ von 0,0002. Durch die durchschnittliche Menge von 2 Millionen Läusen pro Bett ergab sich insgesamt aber ein Intelligenz Quotient der vier mal so hoch ist wie der eines überdurchschnittlich klugen Nichtsfjorders.

[4]  Dies ist eine wahre Begebenheit, auch wenn es komisch klingt und etwas angepasst wurde. Der wahre Wortlaut des Kindes lautet: "No Father, no Mother, no Color-TV" (!!!)

[5] Wieder etwas, was meinem Vater passiert ist.

[6] "Wohnkutschen sind größere Kutschen mit Betten und kleinen Sitzgelegenheiten, für die reichere Bevölkerung der Scheibenwelt. Der Nachteil der Wohnkutschen ist das große Gewicht, dass von mindestens 6 Pferden (oder 4 überaus kräftigen) gezogen werden muss. (Jemand der sich eine Kutsche dieses Kalibers leisten kann besitzt meist eh einen ganzen Pferdestall). Dafür bieten sie aber größtmöglichen Wohnkomfort für den Aufenthalt außerhalb der eigenen 4 Wände.(Jetzt auch in den super trendigen Farben des kommenden Sommers: lila und orange(auch in Klatsch erhältlich). )" [11]

[7] Jaja, das Leben ist schon grausam. Was manche Leute ihren eigenen Kindern antun ist einfach nur falsch

[7a] Man erlebt so einiges in 4 Jahren, aber das war mein absolutes "Highlight"

[9] Auszug aus der Ankh Morpork Times vom nächsten Tag: Gestern Abend schlug ein gewaltiger Gesteinsbrocken etwa 50 Kilometer entfernt von Kom ein. Anwohner berichten von einem gewaltigen Quader der erst noch einige Kilometer rollte bis er wieder verschwand. Das kantige Loch des ersten Einschlags ist den Wissenschaftlern ein Rätsel. Es gleicht keinem anderen Einschlagsort vergleichbarer Ereignisse, bei denen große Steine vom Himmel auf die Scheibe stürzten.

[10]  Diese Mini-Ikonographie-Dämonen stellten den neuesten Stand der Technik dar. Liebevoll werden sie in Fachkreisen auch Miniiko oder MID genannt. Durch die geringe Größe der Ikonographiedämonen braucht man aber einen weiteren Dämon als Adapter um die winzigen Bilder auf Normalgröße zu bekommen.

[11] Originalauszug aus der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Was man unbedingt haben muss, wenn man stinkreich ist und es den anderen auch unter die Nase reiben möchte"

Kritik - Ja


Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

02.07.2006 10:52

Lob: Dir ist eine lange und dennoch in sich schlüssige Geschichte gelungen. Besonders positiv fiel mir die Beschreibung der sachten Veränderungen auf, die die Verdeckte Ermittlung allmählich über diesen langen Zeitraum hinweg in Patrick auslöste. Ich habe mir diesen fast unweigerlich einsetzenden, unbewussten Vorgang wechselnder Sympathie und Antipathie ganz ähnlich in Ophelias Fall vorgestellt. Die wachsende Distanz des Ermittlers zu den Wachevorgängen und die damit einsetzende Aggression, wenn eben wacheintern andere Prioritäten gesetzt erden, als diese für den sich in Gefahr befindlichen Wächter richtig wären, erschien mir beim Lesen deiner Geschichte absolut logisch, auch wenn mir dieser Aspekt bisher selber nicht eingefallen wäre. Auch gut eingesetzt war die Erzählweise über mindestens drei bis vier Ebenen, der sowohl Patricks Vergangenheit zu entnehmen war, welche immer mehr zu ihm aufschloss, als auch sein "Zweites Ego" als Buchhalter. Dieses getrennt von dem regulären Patrick einzuführen und auftreten zu lassen, bewirkte tatsächlich auch einen separaten Blick auf die Situationen, so dass es mir leicht fiel, seine Gefühle beim Wechsel der "Verkleidungen" nachzuempfinden. Es war gut herausgearbeitet, wie verwickelt und schwierig das Leben eines Verdeckten Ermittlers wird, wenn die verschiedenen Bereiche, auch die von privat und Job, nicht mit Eintritt in einen Einsatz "einfrieren", sondern weiterlaufen und miteinander zu kollidieren drohen. Wobei ich sogar gut fand, dass Du diesen Zusammenstoß nicht auch noch in die Geschichte eingebaut hast, denn das wäre vielleicht zu viel geworden. Allein die ständig drohende Gefahr dessen hielt schon zusätzlich den Spannungsbogen aufrecht.

Kritik: Für meinen Geschmack ging es in der Geschichte zu viel um Fussball. Ich habe nichts gegen Fussball an sich, doch spätestens an dem Absatz angelangt, in welchem Du eine Partie Zug um Zug nacherzähltest, entrang sich mir ein entnervtes Stöhnen. Was mich zusätzlich störte, das waren immer wieder genutzte Fach- und Rundweltbegriffe, die für mich jeweils Brüche im Erzählfluss bedeuteten.

Von Magane

02.07.2006 11:45

Ich hatte auf eine Fußballgeschichte gewartet, eigentlich seit dem Moment an dem realisierte, dass meine niemals rechtzeitig fertig werden würde.
Nachdem ich im vergangenen Jahr sehr viel Literatur rund um das Leder lesen durfte würde ich diese Single irgendwo zwischen Handkes Angst und Hornbys Fieber einstufen. Was mir ein bissel fehlte war Tiefe, aber vielleicht hab ich auch nur zu wenig von dir gelesen um die Lücken füllen zu können. Wer ist Patrik Nichts? Ein Scheibenwelthamlet? - Wie gesagt, wahrscheinlich mein Problem ;)

Eine schöne Geschichte, durchaus rund und mit einem guten Schuss im Eckigen versenkt.

Glückwunsch zum Ribbon.

Von Patrick Nichts

07.07.2006 20:38

so, danke für die zwei Kritiken und das ganze Lob. hätte nie gedacht, dass sie so gut ankommt. Nunja, nachdem ich nur positive Resonanz bekam hat es sich schon fast angekündigt. ;)

zu Ophelia:Nun gut, Fußball. Ich war halt im Fußballfieber und haben diesen Extra-Strang eben benutzt um bissl abwechslung in die Story rein zu bekommen. Es hat sich angeboten :evilgrin:

zu Maggie: Wer ist patrick Nichts? Eine gute Frage. Hatte gehofft mit dieser Single würde es etwas klarer werden. Jetzt wo er eine Geschichte vor der Wache und ein Leben hat. Ich muss diese verdammte Charakterisierung aktualisieren...

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