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Olga-Maria Inös ist nunmehr seit über zwei Jahren Wächterin und noch immer in Ausbildung zur Tatortwächterin. Nun ist es an der Zeit, dass sich dies ändert...
Dafür vergebene Note: 10
Olga-Maria wanderte unruhig durchs Wachhaus. In ihr Büro konnte sie nicht, denn Rabe hatte es beschlagnahmt. Er arbeitete an einem sehr kniffligen Fall und brauchte viel Platz um die Hinweise auszuwerten. Gezwungenermaßen hatte Olga-Maria eingewilligt, ihm solange das Büro allein zu überlassen.
Normalerweise wäre sie jetzt in die Gerichtsmedizin gegangen, doch Rea war ja nicht mehr dort. Sie war ja nun bei SEALS als Vektor und außerdem stellvertretende Abteilungsleiterin.
Das bedeutete, dass die Freundinnen aus GRUND-Zeiten sich nur noch sehr selten sahen.
Und wenn doch, dann berichtete Rea immer von außergewöhnlichen Fällen und interessanten Tätern und dergleichen. Olga-Maria hatte in dieser Hinsicht nichts zu erzählen. Und wenn sie mit Rea durchs Wachhaus ging, wurde diese ständig von allen möglichen Wächtern gegrüßt, die Olga-Maria oft nicht einmal kannte und von denen sie selbst auch völlig ignoriert wurde.
Aber was hatte sie schon zu erwarten? Während Rea schon als Korporal in der Abteilungsleitung tätig war, war sie selbst nicht über den Rang als Gefreite hinaus gekommen und ihre Tatortwächterausbildung hatte sie auch noch nicht abgeschlossen.
Diese Erkenntnis war äußerst deprimierend. Wieso war Rea so viel erfolgreicher als sie? Sie strengte sich doch auch an und doch kam sie nicht weiter und man trug ihr allenfalls unwichtige Diebstähle auf. Meistens waren die nicht einmal unlizensiert, es war nur die Quittung im Durcheinander verschwunden und Olga-Maria fand sie recht schnell...
"He, Olga-Maria! Schön, dich zu sehen!", ertönte eine Stimme hinter der Gefreiten.
Sie drehte sich erschrocken um und erblickte eine Leiche.
Es war Herr Made, der ehemalige Ballistiker und nun Gerichtsmediziner mit einem starken Hang zu Schusswaffen. Eigentlich ein ganz netter Kerl, aber sein mitunter leerer Blick erzeugte bei Olga-Maria Unbehagen.
"Hallo, Herr Made, was gibt es denn?". Sie lächelte ihn zögernd an.
"Ach, nichts weiter, Charlie Holm bat mich, dich zu ihm zu schicken, wenn ich dich träfe."
Olga-Maria seufzte. Nicht schon wieder... Der Lance-Korporal war ihr Ausbilder und würde ihr vermutlich wieder einen ewiglangen Vortrag halten wollen. Über Spurensicherung, über Tatortsicherung, über Disziplin, über Ordnung, über Genauigkeit... er konnte stundenlang über so etwas reden und hatte sehr seltsame Ansichten.
Dennoch musste Olga-Maria zu ihm, wenn sie jemals aus der Ausbildung hinaus wollte, denn es war seine Entscheidung, wann seine Auszubildende gut genug war. Vermutlich würde es nie soweit sein...
Olga-Maria stieg gerade die Treppe hoch in den zweiten Stock als ihr Alice entgegen kam.
Die Obergefreite hatte ihre Ausbildung zur Tatortwächterin schon beendet und so manchen Fall gelöst.
Olga-Maria lächelte ihre Kollegin mit den roten Haaren an und erhob die Hand zum Gruß.
Alice schien Olga-Maria erst nicht zu bemerken, wandte ihr dann aber doch die grünen Augen zu.
"Hallo, Olga-Maria, gut, dass ich dich treffe. Charlie Holm lässt dir ausrichten, dass du in sein Büro kommen sollst. Es schien dringend zu sein."
Olga-Maria nickte:" Ja, Herr Made hatte mir schon Bescheid gesagt, ich bin grad auf dem Weg."
"Oh, Verzeihung, das wusste ich nicht", sagte Alice. Es klang beleidigt und sie wandte sich ab und lief weiter die Treppe hinunter. Olga-Maria war von der Schroffheit der Obergefreiten erschüttert. Welche Laus war der denn über die Leber gelaufen?
Kopfschüttelnd rief sie Alice nach:" So meinte ich das doch nicht! Danke, dass du mir Bescheid gegeben hast!"
Doch die Angesprochene war bereits um die Ecke verschwunden. Als Olga-Maria den Treppenabsatz erreicht hatte, streckte Alice jedoch ihren Kopf noch einmal um den Vorsprung und rief:" Es tut mir Leid, ich wollte nicht so patzig sein... ich bemüh mich..."
Olga-Maria drehte sich um und lächelte sie an:" Kein Problem, schon vergessen."
Sie schob verlegen ihre Brille zu Recht, weil eine Ranghöhere sich bei ihr entschuldigte.
Alice lächelte kurz zurück und verschwand wieder.
Olga-Maria setzte ihren Weg fort und dachte über Alice nach. Die Obergefreite erinnerte sie mit ihren roten Locken und ihren grünen Augen an ihre Schwester Donnatella Inös.
Olga-Maria teilte sich mit ihrer großen Schwester ein Zimmer in der Pension von Salmariandra Kugelkopf, einer netten alten Dame. Sie hatte mal zur Näherinnengilde gehört, wie jetzt Donna und stellte ihr Haus für junge Näherinnen zur Verfügung. Auch Olga-Maria durfte dort wohnen.
Noch immer hatte sie nicht herausgefunden, wieso Donna und ihre Kolleginnen fast ausschließlich nachts ihrer Gildentätigkeit nachgingen. Da mussten sie fürs Nähen doch Unmengen an Kerzen verbrauchen...
Doch jedes Mal wenn Olga-Maria nachfragte, lachte Donna nur wissend und schwieg.
Bei Gelegenheit würde Olga-Maria ihre Schwester einmal richtig ausfragen... doch erst einmal musste sie zu Charlie Holm. Sie hatte sein Büro gerade erreicht, als die Tür ihres eigenen Büros aufging und Rabe murmelnd mit verschiedenen Zetteln in der Hand hinauskam.
"Hallo Rabe, kommst du voran?", fragte Olga-Maria freundlich, doch Rabe erschrak fürchterlich und alle Zettel verteilten sich auf dem Boden.
"Oh, Mist! Mistmistmistmistmist!", rief Rabe und bückte sich hastig.
"Die waren alle geordnet... oh nein..."
Olga-Maria wurde knallrot. Oh je, war ihr das peinlich! Sie eilte Rabe schnell zu Hilfe und brachte unablässig Entschuldigungen hervor.
Rabe beachtete sie kaum. Er rupfte ihr die Papiere aus der Hand, die sie aufgehoben hatte, warf ihr einen säuerlichen Blick zu und verschwand wieder im Büro. Die Tür schloss sich knallend.
Olga-Maria stand verzagt im Flur. Was hatte sie bloß angerichtet? Bestimmt hatte sie Stunden von Rabes Arbeit zunichte gemacht, dabei hatte sie nur freundlich sein wollen.
Doch ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon öffnete sich die nächste Tür und Charlie Holm schaute heraus.
"Was ist denn das für ein Lärm hier draußen? Ach, Gefreite Inös, da bist du ja, ich warte schon auf dich. Komm rein!"
Olga-Maria eilte in das Tatortwächterbüro, nahm vor dem Schreibtisch Aufstellung und salutierte.
Charlie Holm nahm hinter dem Schreibtisch Platz.
"Also, Gefreite... du kannst aufhören zu salutieren... Also, unser Abteilungsleiter Sillybos
meint, dass es an der Zeit ist, deine Ausbildung abzuschließen. Auch wenn ich noch nicht der Meinung bin, dass du soweit bist, werden wir dein Können testen und dann entscheiden, ob du voll ausgebildet bist. Ich erwarte von dir, dass du dich anstrengst, verstanden, Gefreite?
Der Test findet in zwei Stunden statt und zwar hier", er reichte ihr einen Zettel mit einer Adresse "und sei ja pünktlich! Du kannst jetzt gehen und dich vorbereiten. Wir sehen uns dann in einer Stunde."
Olga-Maria stammelte:" J-ja, S-s-Sir!", salutierte und verließ das Büro.
Draußen blieb sie erst einmal entgeistert stehen. Was war denn das grade gewesen?
Hatte sie das richtig verstanden? Sie sollte endlich ihre Ausbildung abschließen mit einem Test? Und dann wäre sie voll ausgebildet?
Oh je, was würde das nur für ein Test sein? Sie würde mit Sicherheit durchfallen, und dann würde man sie aus der Wache werfen und sie würde mit nichts dastehen. Vielleicht sollte sie besser gleich austreten um sich die Schande zu ersparen.
Olga-Maria war tatsächlich drauf und dran in Charlies Büro zurückzukehren und ihren Austritt zu verkünden, als sich in ihrem Kopf einen andere Stimme zu Wort meldete. Ihr Stolz. Er sprach nicht oft, doch nun mit ganzer Überzeugungskraft.
Sie konnte nicht einfach so aufgeben, sie musste es immerhin versuchen. Sie war gut, sie hatte alle von Charlies Büchern mehrmals gelesen und kannte seine Vorträge fast auswendig. Sie würde den Test sicher bestehen und endlich voll ausgebildete Tatortwächterin sein.
Jawohl!
Wo musste sie eigentlich überhaupt hin für diesen Test? Sie blickte auf das Papier in ihrer Hand und bemerkte verwundert, dass sie zwei Zettel hielt. Aber Charlie Holm hatte ihr mit Sicherheit nur einen gegeben...
Der andere musste von Rabe sein. Wahrscheinlich hatte Olga-Maria ihn unfreiwillig behalten.
Hmm.. auf jedem der beiden Zettel stand eine Adresse, was für ein blöder Zufall. Welche war nun die, bei der Charlie Holm sie in zwei Stunden erwartete?
Olga-Maria brachte es nicht über sich, in sein Büro zurückzugehen und zu fragen, der Tatortwächter würde sie für bescheuert halten. Ob sie Rabe noch einmal stören sollte? Nicht, dass sie wieder Unheil anrichtete. Andererseits brauchte er diesen Zettel vielleicht.
Sie rang sich schließlich dazu durch an Rabes Tür zu klopfen, die ja auch ihre eigene war.
Rabe antwortete von drinnen mit einem unwilligen Knurren.
Olga-Maria öffnete trotzdem und erblickte Rabe inmitten eines Wusts aus Zetteln und Notizen, die er eifrig sortierte.
"Ähemm... Rabe? Da draußen war noch ein Zettel von dir und..."
Olga-Maria konnte den Satz nicht beenden, denn in einer Bewegung hatte Rabe ihr einen Zettel abgenommen, sie mit einem kurzen "Danke" zur Tür hinausgeschoben und selbige hinter ihr geschlossen.
Nun stand Olga-Maria dort und hatte nur noch einen Zettel, aber war es der richtige?
Silberstraße 4g, 1.Keller
Na ja, ein Keller.. wieso sollte der Test wohl nicht in einem unbenutzten Keller vorbereitet sein? Es würde schon stimmen, so beruhigte Olga-Maria sich.
Sie erkundigte sich am Wachetresen nach der Uhrzeit und stellte fest, dass sie nur noch eineinhalb Stunden bis zu ihrem Test hatte.
Sie musste bis dahin ihre Sachen zusammen gepackt haben und noch einmal die wichtigsten Regeln wiederholt haben und...
Wo hatte sie ihr S.T.Au.B. nur hingetan? Im Büro war es nicht, dass wusste sie. Hatte sie es im Aufenthaltsraum? Sie lief erneut über die Treppen und hastete in den SUSI-Aufenthaltsraum.
Dort saßen Avalania, die zwergische Gerichtsmedizinerin und Ruppert, der Werwolf, der mit Laiza zusammen zu den Okkultismusexperten der Wache gehörte.
Beide starrten die japsende Gefreite erstaunt an.
"Ha... Hallo! Ha- Habt ihr... mein... ha... S.T.Au.B. he... gesehen?"
Avalania nickte: "Ja, es liegt hier drüben, auf dem Regal."
Olga-Maria blieb noch kurz in der Tür stehen, um ihren Atem wieder in den Griff zu kriegen und durchquerte dann den Raum, um ihre Arbeitsutensilien zu holen.
Sie wollte den Raum schnell wieder verlassen, denn die Anwesenheit des Werwolfs war ihr unangenehm. Sie hatte nicht wirklich ein Problem mit anderen Spezies, natürlich nicht. Aber sie war als Kind einer Bauernfamilie aufgewachsen und dort gehörten Wölfe nicht zu den freudig erwarteten Gästen.
Olga-Maria lächelte die beiden Kollegen kurz zum Abschied an und verließ dann den Raum wieder.
Ihr kam Laiza, die zweite Okkultismusexpertin entgegen.
"Hallo Olga-Maria, ist Ruppert da drin? Ich such ihn schon überall."
Die Gefreite nickte nur und Laiza betrat den Aufenthaltsraum.
Olga-Maria ging die Treppe wieder hinunter und trat hinaus auf die Straße. Ihr blieben noch eineinviertel Stunden. Bis zur Silberstraße benötigte sie nicht allzu lang, sie hatte also Zeit. Was sollte sie damit anfangen? Am besten bereitete sie sich auf ihren Test vor. Dazu benötigte sie ihre Bücher und die waren zu Hause. Olga-Maria beeilte sich dorthin zu gelangen.
Mittlerweile war es fast Mittag und die Straßen waren besonders voll. Olga-Maria zwängte sich durch die Massen und brauchte beinah doppelt solange bis nach Haus wie sonst, wenn sie morgens oder abends die Strecke zurücklegte.
Doch es gelang ihr und als sie ankam blieb ihr auch noch genügend Zeit, um einen ausführlichen Blick in die Bücher zu werfen und sich die wichtigsten Sachen einzuprägen.
Ihre Schwester Donna lag schlafend im Bett, deswegen setzte Olga-Maria sich mit ihren Büchern an den Küchentisch und leistete Salmariandra Kugelkopf Gesellschaft, die für Janine ein Kleid flickte. Janine und Jennyfer waren Zwillinge, beide dunkelhaarig und bildhübsch, allerdings fand Olga-Maria beide ziemlich unsympathisch. Dass sie als Näherinnen ihre Kleider von der lieben Frau Kugelkopf flicken ließen, hielt Olga-Maria für eine Unverschämtheit. Donna und Soffiee taten das nicht.
Soffiee wohnte schon am längsten bei Frau Kugelkopf. Sie war blond und liebte rosafarbene Dinge mit Plüsch. Olga-Maria fand sie ganz nett, wenn auch mitunter etwas nervig.
"Was liest du denn da so Interessantes, meine Kleine?", erkundigte sich Salmariandra Kugelkopf.
"Das ABC der Spurensicherung. Ich muss gleich zu einem Test, der entscheidet, ob ich endlich meine Ausbildung abschließe", antwortete Olga-Maria sichtlich nervös.
"So, so... Und wo findet das Ganze statt?"
Olga-Maria nannte ihr die Adresse.
"Kenn ich nicht. Aber du wirst das schon schaffen, meine Kleine", murmelte Salmariandra und wandte sich wieder Janines Kleid zu.
Die Uhr an der Wand begann zu schlagen. Olga-Maria sah alarmiert auf. Sie musste los, sonst würde sie den Test verpassen!
Hastig schnappte sie sich ihre Ausrüstung, warf Frau Kugelkopf einen Abschiedsgruß zu und machte sich auf den Rückweg. Die Straßen waren nur unwesentlich leerer geworden und Olga-Maria musste an den Schatten vorbei, was ihr nicht sonderlich behagte.
Doch sie kam ohne besondere Zwischenfälle an der besagten Adresse an, sogar etwas zu früh, so sehr hatte sie sich beeilt. Vermutlich war deswegen auch noch nichts von Charlie Holm und Sillybos zu sehen, falls letzterer überhaupt anwesend sein würde. Olga-Maria hoffte, er hätte besseres zu tun. Seine Anwesenheit würde ihre Nervosität nur noch steigern. Ihr zitterten jetzt schon die schweißnassen Hände. Der behäbige Abteilungsleiter strahlte eine unheimliche Autorität aus und schüchterte Olga-Maria jedes Mal ein.
Doch weder er noch Charlie Holm erschienen, obwohl Olga-Maria geduldig wartete. Doch niemand kam, nicht einmal Passanten. Einmal rannte eine räudige Katze vorbei, das war alles.
Ob man die Gefreite vergessen hatte? Oder es war etwas dazwischen gekommen? Vielleicht erwartete man auch von ihr, dass sie allein herausfand, worin der Test bestand. Schließlich hatte Charlie Holm oft erwähnt, wie wichtig Eigeninitiative sei. Bestimmt stand er versteckt irgendwo und beobachtete sie.
"Gut, dann wollen wir mal schauen", sagte Olga-Maria absichtlich laut und drehte den Türknauf des Hauses 4g. Mit einem klassischen Knarzen ging die Tür auf. Eine Welle muffiger Luft schlug Olga-Maria entgegen.
Das Haus war leer und das schon recht lang, das erkannte sie sofort an den vielen Spinnweben und der fingerdicken Staubschicht, die alles überzog. Olga-Maria mochte keine Spinnen, doch das war ihr vor lauter Nervosität entfallen, was gut war, denn gerade ließ sich ein besonders fettes Exemplar genau vor Olga-Marias Kopf von der Decke hinab. In anderen Situationen hätte die Gefreite das Gebäude schreiend verlassen, doch nun war sie so angespannt, dass sie das Tier achtlos mit der Hand zur Seite schob. Sie schritt vorsichtig durch ein großes leeres Zimmer. Naja, beinah leer, es befand sich noch ein riesiger Tisch in der Zimmermitte. Das morsche Holz war ordentlich von einer Generation Holzwürmer malträtiert worden.
Plötzlich erschrak Olga-Maria fürchterlich. Da stand eine zweite Person im Raum, hinten an der Wand. Im Schummerlicht konnte die Gefreite ihr Gegenüber nicht erkennen.
Einige Augenblicke standen beide da und rührten sich nicht. Dann zog Olga-Maria mit zitternden Händen ihre Dienstmarke hervor und rief mit dünner Stimme:" Hier ist die Stadtwache Ankh-Morpork. Bitte... Bitte identifizieren Sie sich! Wer sind Sie?"
Die andere Person bewegte sich, antwortete jedoch nicht. Zaghaft trat Olga-Maria ein paar Schritte vor und plötzlich wurde ihr Gesicht knallrot.
Sie stand vor einem Spiegel. Das Glas war milchig angelaufen und gesprungen. Die unzureichenden Lichtverhältnisse und ihr Nervosität hatten ihr übriges getan, so dass Olga-Maria ihr Spiegelbild nicht erkannt und zur Identifizierung aufgefordert hatte. Himmel, war ihr das peinlich. Sie hoffte inständig, dass Charlie Holm sie nicht beobachtete, sondern wirklich nur zu spät gekommen war.
Wo war nun der Keller? Dort hinten führte eine Treppe nach unten, das musste es sein.
Olga-Maria zog eine Kerze aus ihrem S.T.Au.B. und zündete sie an. So konnte ihr ein Fehler wie die Spiegelgeschichte nicht noch einmal passieren. Dann wagte sie sich die Stufen hinunter. Der staubige Holzboden wurde von einem Lehmboden abgelöst.
Sie stand nun in einem engen und nur kurzen Gang mit drei nummerierten Türen. Auf dem Zettel stand 1.Keller , also musste es die Tür mit der schiefen 1 drauf sein, so folgerte Olga-Maria messerscharf.
Sie rüttelte vorsichtig an besagter Tür, doch diese blieb fest verschlossen. Auch nach deutlich festerem Rütteln änderte sich nichts daran.
Aha, ein Trick! Der erste Test bestand also darin, die Tür zu öffnen, ohne eventuelle Spuren zu vernichten. Olga-Maria erinnerte sich an die entsprechende Buchpassage:" Man nähme eine Hahrnadel und oeffne damit durch geschikktes Stocherern die geschlosssene Thür. Dann ziehe man..."
Sie ging vorsichtig und Schritt für Schritt vor, gemäß dem Lehrbuch und tatsächlich gelang es ihr, die Tür zu öffnen. Stolz verstaute sie erst die Haarnadel wieder und postierte sich dann so neben der Tür, dass niemand aus dem Raum auf sie schießen konnte. Das hatte sie von Herrn Made gelernt, in seinem Vortrag über "Erste Schritte am Tatort". Er war sehr genau auf die verschiedenen Waffen eingegangen, mit denen der Täter auf einen zielen konnte, bis Charlie Holm in nachdrücklich gebeten hatte, mit dem eigentlichen Thema fortzufahren.
Olga-Maria drehte den Türknauf und zog die Tür sehr vorsichtig auf. Dann wartete sie die vorgeschriebenen zwei Minuten und als kein Täter versuchte, zu entfliehen oder auf sie zu schießen, wagte sie sich schließlich in den Raum hinein.
Zunähchst verschaffe man sich durch genauhes Beobachtigen einen Überblick des Tatohrts und bestimme, welche Artt von Verbrechän geschehhen ist.
Olga-Maria erblickte einen dunklen Keller. Das einzige Licht stammte von ihrer Kerze und aus einem verschmierten, winzigen Kellerfenster gegenüber der Tür. Der schmale Raum war vollgestellt mit Schrott. Anders konnte man es nicht sagen. Die angehende Tatortwächterin sah ein kopfloses Schaukelpferd, dessen bunte Bemalung verblasst war und absplitterte. Auf dem Boden lagerte Rost in Form von Ritterhelmen in einem fliederfarben gepolsterten Katzenschlafkorb mit gelben Flecken, deren Ursprung Olga-Maria nicht kennen wollte. Die Scherben einer grässlichen Vase, die man nicht einmal seiner Schwiegermutter schenken würde, lagen auf dem Boden verstreut.
Hinter diesem Gerümpel stapelten sich verrottende, feuchte Bücher und rußgeschwärzte Holzkisten bis zur niedrigen Decke. In der Raummitte stand ein moosgrüner Samtsessel, der völlig verschlissen war und dessen Farbe sich bei näherer Betrachtung als Schimmel erwies. Darin saß eine Leiche. Nun ja, eigentlich lag sie mehr und gammelte mit dem anderen Plunder
schon seit geraumer Zeit vor sich hin, wie der Gestank vermuten ließ.
Olga-Maria versuchte ihre Gedanken zu ordnen, doch in ihrem Kopf herrschte wildes Durcheinander.
Sie stand hier in einem Keller und dort war eine Leiche und sie sollte doch ihren Test machen, aber dort war eine Leiche, eine echte, lebendige Leiche, nein Quatsch, natürlich war sie nicht mehr lebendig, aber genau das war das Problem! Wo waren Charlie Holm und Sillybos? Wo blieb die Wache? Wieso kam keiner und half ihr? Wie sollte sie ihren Test bestehen?
Wer war der Tote? Wer hatte ihn ermordet? War er überhaupt ermordet worden? Wieso setzte man ihr für einen Test eine echte Leiche vor?
Diese letzte Frage erinnerte Olga-Maria an etwas. Heute Morgen... vor dem Büro... Rabe und die Zettel.. die Zettel...
Sie hatte den falschen Zettel. Rabe musste ihr den richtigen von Charlie Holm aus der Hand genommen haben und nun war sie zur falschen Adresse gegangen. Was wurde nun aus ihrem Test? Sie würde aus der Wache fliegen, alle würden hämisch über sie lachen, welch eine Schande...
"RUHE JETZT!", brüllte die Gefreite. Die Gedanken in ihrem Kopf hielten inne.
"Ich muss Ruhe bewahren, ich bin eine Wächterin. Ich stehe hier an einem Tatort. Dort ist eine Leiche. Was ist zu tun?"
Olga-Maria kannste die Antwort im Schlaf, so oft war sie die Liste durchgegangen.
1. Vergewissere dich, ob der Täter noch anwesend ist.
Das hatte sie getan, sie hatte vorschriftsmäßig abgewartet und in diesem engen Raum hielt sich wohl kaum eine zweite Person auf.
2. Sperre den Tatort für Schaulustige ab, damit keiner deine Spuren zerstört.
Das konnte sie sich sparen, hier war sowieso keiner.
3. Observiere die Leiche und ihre Umgebung und suche nach Hinweisen auf den Tathergang und den Täter.
Gut, damit würde sie nun beginnen. Sie holte ihren Notizblock und einen Bleistift hervor und machte eine Skizze vom Tatort. Normalerweise machte man Aufnahmen mit einem Ikonographen, doch als Auszubildende trug Olga-Maria keinen bei sich, ebenso wenig wie einen Vergrößerungsdämon. Sie hatte nur eine normale Lupe.
Also musste sie sich für die Tatortbilder etwas anderes ausdenken und zeichnen konnte sie recht gut, zumindest im Bereich detailgetreues Abzeichnen.
Nach einer langen Weile hatte Olga-Maria die Leiche aus allen möglichen Perspektiven gezeichnet.
Nächster Schritt nach dem Festhalten des Tatortes war das Untersuchen der Leiche.
Olga-Maria betrachtete den Toten. Es war ein Mann, etwa einssiebzig groß, zwischen 45 und 50, graumeliertes Haar, sehr füllig, scheckgeweitete Augen, seinem Verrottungsstadium nach schon mindestens drei oder vier Tage tot. Kein erfreulicher Anblick, doch die Gefreite riss sich zusammen. Plötzlich wurde sie sich des widerlich-süßen Faulgestanks bewusst und klemmte hastig ihre Nase mit der praktischen Nasenklammer zu.
Dann zog sie ihre Handschuhe an und untersuchte die Leiche nach Wunden. Sie schob alle Skrupel beiseite und redete sich ein, dass alles sei nur eine weitere Übung ihres Ausbilders.
Sie betastete vorsichtig den Körper des Mannes. Er war ungewöhnlich blass und in seinen toten Augen lag ein panischer Ausdruck. Er musste große Angst vor seinem Tod gehabt haben.
Seine Kleidung war ankh-morporkianischer Standard, nichts besonderes, einfache Leinen, die beinah jeder trug. Sie waren nicht gut gepflegt, wirkten verschlissen und schmutzig.
Als Olga-Maria vorsichtig den Kragen befühlte, entdeckte sie eine Wunde am Hals des Toten. Es waren zwei gleich große Einstiche an der Halsschlagader...
Das war verdächtig. Olga-Maria hatte wenig Erfahrung mit tödlichen Wunden, aber eine solche Art war auf vielen Bildern in ihrem Lehrbuch abgebildet gewesen. Es handelte sich zweifellos um einen Vampirbiss.
Die meisten Vampire in Ankh-Morpork hatten dem Blutkonsum abgeschworen, das wusste die Gefreite von ihrer Freundin Frän Fromm, die selbst eine Vampirin war. Doch offensichtlich hielten sich nicht alle Vampire an ihren Eid, denn dieser Mann hier war Opfer eines Blut saugenden Vampirs geworden.
Das erklärte auch seine unnatürliche Blässe und seine schreckgeweiteten Augen.
Ein weiterer Gedanke tauchte in Olga-Marias Kopf auf, eine Merkwürdigkeit, die ihr zu Beginn aufgefallen war. In dem Haus waren viele Spinnweben gewesen und Unmengen an Staub, aber...
Olga-Maria ließ die Leiche Leiche sein und rannte nach oben, um ihren Gedanken zu überprüfen. Tatsächlich! Oben in dem staubigen Zimmer, das nur noch den blinden Spiegel und den riesigen Esstisch enthielt, waren in der Staubschicht Fußspuren zu sehen. Doch die stammten nur von Olga-Marias eigenen Stiefeln.
Das war sehr merkwürdig. Wie waren Leiche und Vampir hier hineingeraten? Sicher, der Vampir konnte geflogen sein, aber nicht die Leiche. Sie musste Fußspuren hinterlassen haben und da die Leiche noch nicht allzu lang tot war, hätten die Fußabdrücke auch noch im Staub sichtbar sein müssen. Aber da waren keine.
Nachdenklich schritt Olga-Maria wieder die Treppe hinunter zurück zu dem Keller mit der Leiche. Sie starrte auf den lehmigen Fußboden. Dort waren auch keine Fußabdrücke außer den ihren... nein, halt! Da waren doch welche! Allerdings sehr seltsame. Die Abdrücke zeigten keine menschlichen Füße, es waren nur runde Löcher, die in regelmäßigen Abständen in den lehmigen Boden gebohrt waren. Olga-Maria beeilte sich, einen der Abdrücke abzuzeichnen. Welches Lebewesen hatte bloß solche Füße?
Sie folgte den Abdrücken bis hin zu Tür Nummer 2. Die Gefreite rückte nervös ihre Brille zurecht und versuchte, die Tür zu öffnen. Es gelang ihr auf Anhieb. Vorsichtig stieß sie selbige auf. Mittlerweile war ihre ängstliche Nervosität einer konzentrierten Anspannung gewichen. Wiederum wartete Olga-Maria zwei Minuten und betrat dann den Keller.
Nun stand sie in einem von Form und Größe her identischen Raum zum ersten, nur dieser hier war absolut leer. Das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite war offen. Die Tatortwächterin nahm eine Bewegung darin wahr, doch Olga-Maria konnte es nicht erkennen. Sie folgte den seltsamen Abdrücken bis zu jenem Fenster und erkannte nun, dass am Fensterrahmen ein Stück Stoff hing. Ob der Täter an diesem Fenster hängen geblieben war und das Stück Stoff zu seiner Kleidung gehörte? Olga-Maria beeilte sich, den Fetzen mit den Handschuhen vom Rahmen zu entfernen. Es war dunkler, rot gemusterter und sehr fester Stoff, edel und etwas teurer. Er wurde ordnungsgemäß in eine Tüte verpackt. Das konnte ein wichtiger Hinweis sein.
Nun bemerkte sie auch, dass einige der Löcher, denen sie zum Fenster gefolgt war, tiefer waren, als andere. Was konnte das bedeuten?
Olga-Maria kehrte zur Leiche zurück, als ihr die Lösung einfiel! Natürlich! Der Vampir musste eine Frau sein, die diese neuen Schuhe mit den Absätzen trug, so wie Donna es seit neuestem auch tat. Olga-Maria hatte auch einmal versucht, in diesen Schuhen zu laufen, doch sie war jämmerlich gescheitert und bevorzugte doch ihre Stiefel. Aber die seltsamen Abdrücke passten genau auf diese neue Schuhart.
Der Vampir war also eine Frau mit Stöckelschuhen und die unterschiedliche Tiefe der Löcher erklärte sich auch: Die Vampirin musste die Leiche getragen und in den Keller gesperrt haben, deshalb war sie auf dem Hinweg schwerer gewesen und die Abdrücke waren tief. Ohne die Last der Leiche war die Vampirin zurückgekehrt und daher waren die Eindrücke nicht mehr so tief.
Olga-Maria lächelte stolz ob dieser Erkenntnisse. Sie hatte diesen Fall fast schon allein gelöst! Das war besser als jeder Test! Man würde sie loben, befördern, ihr vll. eine Solderhöhung gewähren...
Ach, welch ein Quatsch! Sie durfte jetzt nicht träumen und sich ablenken lassen, dafür war später noch Zeit. Jetzt galt es Professionalität zu beweisen.
Zuerst einmal musste sie sich die Hilfe anderer Wächter holen, sie konnte nicht so dumm sein und glauben, sie könnte diesen Fall allein lösen. Sie war zwar erstaunlich weit gekommen, doch trotz allem war sie erst Gefreite und noch in Ausbildung, sie durfte sich auf ihren Erfolg nicht zu viel einbilden.
Sie notierte sorgfältig ihre Beobachtungen, die Besonderheiten und Theorien und packte dann schnell ihre Ausrüstung zusammen. Als sie ging, verschloss sie die Haustür sorgfältig. Sie wollte den Anschein erwecken, es sei nichts passiert. Und nun?
Was sollte sie nun tun? Bei Charlie Holm hatte sie gelernt, dass man nach einer Tatortuntersuchung die Ergebnisse in einem Bericht zusammenfasste und an die ermittelnde Abteilung weitergab. Aber wer war das?
Sie machte sich auf den Weg zurück zum Wachhaus. Den Zettel hatte sie von Rabe, also sollte sie auch ihm ihre Ergebnisse mitteilen. Oder doch nicht? Er würde sicher wütend sein, weil sie in seinen Untersuchungen herumgepfuscht hatte. Vielleicht war er schon längst am Tatort gewesen und hatte selbst schon alles herausgefunden.
Zu Charlie Holm wollte sie auch nicht gehen. Der war sicher wütend wegen des verpassten Tests. Am besten wäre es wohl, wenn sie zu Rea Dubiata ginge und sie um Rat fragte, die musste sich doch auskennen. Doch als Olga-Maria im Wachhaus ankam, wurde sie enttäuscht. Rea war nicht da und keiner wusste über ihren Aufenthaltsort Bescheid.
Dafür begegnete Olga-Maria Charlie Holm, der sie sogleich in sein Büro führte und sie anklagend ansah.
Er sagte nichts.
Olga-Maria wusste nicht, wohin sie schauen sollte. Charlie Holm sagte noch immer nichts.
Schließlich ergriff die Gefreite zögernd das Wort, weil sie das Schweigen nicht mehr aushielt:" Sir, ich.. also, ich.. Ich wollte ja zu dem Test kommen, ehrlich, aber ich bin mit Rabe zusammengestoßen und dann war da diese Leiche, also nein, die war später, aber es war ein Vampir, da bin ich sicher, weil sie Spuren, die zeigen genau das und der Staub war ja auch noch da und..."
Charlie Holm schnitt ihr mit einer plötzlichen Geste das Wort ab.
"Gefreite Inös, wovon sprichst du überhaupt? Hab ich dir nicht beigebracht, dich vernünftig auszudrücken. Fang gefälligst von vorn an."
Die Getadelte begann erneut mit dem Versuch einer Erklärung.
"Also, heute Morgen, Sir, sie haben mir doch diesen Zettel mit der Adresse gegeben, aber ich habe ihn mit einem von Rabes Zetteln vertauscht und deswegen bin ich zum falschen Ort gegangen, aber dort habe ich diese Leiche im Keller gefunden und sie hatte einen Vampirbiss am Hals. Und die Abdrücke zeigen, dass es ein weiblicher Vampir sein muss und dann hab ich noch dieses Stück Stoff gefunden, im Fenster und... Sir?"
Charlie Holm hatte unwillig den Kopf geschildert, das war Olga-Maria nicht entgangen.
"Gefreite, erzähl mir von deinen Beobachtungen am Tatort."
Olga-Maria kam dieser Aufforderung schnell nach und zeigte Charlie Holm auch ihre Zeichnungen und Notizen und die gesicherten Hinweise, wie das Stoffstück aus dem Fenster.
"Hier, das war die Wunde am Hals des Opfers. Das ist doch ein Vampirbiss nicht wahr? Die Vampirin muss das Opfer getötet und dann durch das Fenster von Keller zwei in Keller eins getragen haben. Wahrscheinlich, weil man ihn in dem Gerümpel nicht so schnell findet oder so..."
Olga-Maria brach ab.
Charlie Holm hob den Kopf und sah sie an.
"Was ist denn Gefreite? Willst du mit deinem Bericht nicht fortfahren?"
Charlie Holms Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln, das Olga-Marias Argwohn weckte. Irgendetwas stimmte hier nicht.
"Irgendetwas stimmt hier nicht", sagte sie bestimmt.
"Und was soll das sein?", erkundigte sich der Lance-Korporal.
"Naja.. Sie.. Sie lächeln so komisch, Sir."
Charlie Holm schüttelte resigniert den Kopf und Olga-Maria fragte sich unwillkürlich, was sie nun wieder falsch gemacht hatte.
"Gefreite Inös, ich wäre sehr erfreut, wenn du deine überaus scharfsinnige Beobachtungsgabe auch bei der Untersuchung von Tatorten einsetzten würdest.
Laut deinen Zeichnungen hat das Kellerfenster gerade mal die Größe einer Schublade, wie sollen denn ein erwachsener Mann und eine Vampirin dort hindurch gepasst haben, hm?"
Olga-Maria schaute betreten zu Boden. Daran hatte sie gar nicht gedacht. So etwas Dummes!
Und Charlie Holm fuhr noch fort:" Außerdem ist dir auch nicht ein Mal in den Sinn gekommen, die Wunde genau zu untersuchen? Hab ich dir nicht oft genug erklärt, dass man sich niemals auf den ersten Eindruck verlassen darf und keine voreiligen Schlüsse ziehen soll? Wenn du anständig untersucht hättest, wäre dir aufgefallen, dass der Abstand zwischen den beiden Einstichen viel zu klein ist, als dass er zu einem menschlichen Gebiss gehören könnte.
Du bist keine Gerichtsmedizinerin, aber dir hätte doch auffallen können, dass die Haut um die Wunde herum graubraun verfärbt ist. So was wird durch einen ordinären Schlangenbiss hervorgerufen, nicht durch Vampire."
"Ja, aber die Fußspuren...", murmelte Olga-Maria leise.
"Die sind von Alices Schuhen, ich habe mit ihr zusammen diesen Tatort für deine Prüfung vorbereitet. Du hättest dir doch denken können, dass es nicht Rabes Zettel war. Seine Handschrift solltest du kennen, ebenso wie meine. Daran hättest du sofort erkennen können, dass du den richtigen Zettel hast."
Das sah Olga-Maria ein. Sie ärgerte sich, dass sie daran nicht gedacht hatte. Nun hielt Charlie Holm sie wahrscheinlich erst recht für unfähig und sie würde ihre Ausbildung niemals beenden.
"Doch obwohl du noch einiges zu lernen hast, insbesondere sorgfältiges und logisches Denken, kann ich dir mitteilen, dass du deine Ausbildung nun abgeschlossen hast. Rabe und ich werden noch ein Auge auf dich haben, aber deine Vorgehensweise am Tatort ist ausreichend genug, um dich als voll ausgebildet zu bezeichnen. Gratuliere. Du kannst dir demnächst deinen Ikonographen und einen Vergrößerungsdämon bei mir abholen. Und nun geh, ich hab noch zu tun."
Olga-Maria salutierte und wankte wie betäubt aus dem Büro.
Sie hatte es geschafft. Sie hatte bestanden und war nun ausgebildete Tatortwächterin.
Endlich, nach so vielen Monaten. nun konnte sie Rea auch endlich etwas Spannendes berichten. Sie freute sich schon.
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