Die Ankh-Morporkianer und das fehlende Schema

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von Wächterin Ayure Namida (GRUND)
Online seit 17. 04. 2006
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Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht: "Streitschlichtung und Diplomatie - Umgang mit wütenden Bürgern ohne handgreiflich zu werden."
Das kann sicher mal nützlich sein.

Dafür vergebene Note: 9

Ayure gähnte herzhaft, als sie die Wohnungstür hinter sich schloss. Eigentlich war sie ein Mensch, der keinerlei Probleme damit hatte, früh aufzustehen. Doch nun stand sie mit zerknitterter Uniform, falsch geschnürten Stiefeln und zerzaustem Haar im Treppenhaus und verfluchte Amok, ihren Mitbewohner, innerlich dafür, dass er wie immer darauf bestanden hatte, dass das Fenster während der Nacht offen blieb. Sie hatte sich während der gesamten Nacht nur hin und her gewälzt und kaum ein Auge zugetan. Ein wenig strauchelnd machte sie sich auf den Weg zum Wachhaus am Pseudopolisplatz, wo sie um sieben Uhr zu einer Lektion erscheinen sollte.
Ayure blinzelte, als sie hinaus trat und von der Sonne geblendet wurde, die ihr für diese Zeit viel zu kräftig erschien. Als die bunten Punkte, die vor ihren Augen tanzten, endlich verschwunden waren, machte sich die Rekrutin auf den Weg. Es war erst kurz nach halb sieben und in den Straßen von Ankh-Morpork war noch nicht viel los.

***


Während die Rekrutin langsam über das Pflaster schlürfte, dachte sie über die Ereignisse der letzten Zeit nach.
Nachdem ihre Eltern gestorben waren, als sie 17 Jahre alt war, [1] hatte sie sich mit kleinen Tschobs durchgeschlagen, doch auf Dauer hatte das nicht gereicht.
Am Ende landete sie dann, wie so viele junge Frauen in Geldnöten, bei den Näherinnen, da das Geld mehr als knapp wurde und sie sogar die Wohnung ihrer Eltern verloren hatte. Durch einen glücklichen Zufall kam an ihrem ersten Arbeitstag ein Wächter vorbei, der dort einen Fall zu klären hatte.
Der Gefreite Amok Laufen sprach sie an und nach einem ausführlichen und langen Gespräch, überredete er sie dazu, der Wache beizutreten. Seitdem wohnte sie bei ihm.
Ayure lächelte beim Gedanken an Amok und ihre kleine Wohngemeinschaft.
Sicher hatten sie ihre kleinen Streitigkeiten - das hielt sie für normal - , aber sie genoss die Zeit mit ihm.
Und auch wenn sie sich zuerst nicht vorstellen konnte eine Wächterin zu werden, fühlte sie sich mittlerweile wirklich wohl und war froh über diese Entscheidung.

***


Endlich am Pseudopolisplatz angekommen, ging sie zu dem vereinbarten Treffpunkt und schaute sich um. Es war niemand zu sehen, also setzte sie sich auf den Boden und holte das Buch "Ikonographen - Das neue Wunder deriger Welt näher betrachtigt" heraus, in welchem sie sogleich gedanklich versank.
Als sie gerade an einer besonders spannenden Stelle über die Funktionsweise der Ikonographen und die verschiedenen Arten der Dämonen war, sprang irgendetwas auf die Seite und genau auf diese Textstelle. Die Rekrutin dachte nicht lange darüber nach, was es sein könnte[2], sondern fegte es mit einer schnellen Handbewegung beiseite und las weiter.
Irgendwo weit entfernt hörte sie einen leisen Schrei, gefolgt von einem Geräusch, das sich wie der Aufprall eines Kuscheltieres anhörte, und dann näher kommende Flüche.
Ayure fand einen Absatz, schlug das Buch zu und blickte auf. Sie sah niemanden, doch als sie zum Boden schaute, errötete sie verlegen. Schlagartig wurde ihr bewusst, was sie da gerade weggefegt hatte. Vor ihr stand ihr Mitrekrut - der Gnom Septimus Ebel.

***


Was fällt diesem Trampel von Mensch eigentlich ein? dachte Septimus wütend, als er sich aufrichtete und schnellen Schrittes zurückging.
Er war gerade am Wachhaus angekommen, als er die Rekrutin sah, mit welcher er schon einige Fälle zu lösen gehabt hatte [3]. Sie saß am Boden und las ein Buch, also beschloss er, zu ihr zugehen, es einmal freundlich zu versuchen und ihr einen Guten Morgen zu wünschen. Für einen Menschen war Ayure in seinen Augen doch ganz in Ordnung.
Sogar ein wenig lächelnd kletterte er auf ihr Buch und öffnete den Mund, um sie zu begrüßen, als er auch schon mit einer leichten Handbewegung beiseite gefegt wurde. Septimus kam nicht drum herum an das Verscheuchen einer Fliege zu denken - was ihn nur noch wütender machte.
Nun baute er sich vor ihr auf, verschränkte die Arme, klopfte mit einem Fuß auf den Boden und schaute wütend zu ihr hinauf.
Die Rekrutin schlug das Buch zu und schaute sich um. Zufrieden stellte er fest, dass sie verlegen war, als ihr Blick endlich auf ihn fiel. Der Rekrut räusperte sich so laut er konnte und versuchte darin so viele Vorwürfe wie möglich mitklingen zu lassen.
"Septimus!" rief die Rekrutin aus.
"Ich ... ähm ... du ... das eben ..." Ayure seufzte.
"Ja?" fragte Septimus nur und blickte sie herausfordernd an.
"Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du das bist, ich hab dich für einen Vo...", sie brach ab und versuchte zu lächeln, was ihr nur bedingt gelang.
Der Gnom hob eine Augenbraue. Wofür hat sie mich gehalten? Für einen Vogel?!
Er wollte sie grade zurechtstutzen, als Hatscha al Nasa, ihre Ausbilderin, aus dem Wachhaus kam und zu ihnen lief.
"Guten Morgen Rekruten!", rief sie, lächelte sie an und rümpfte dann die Nase, als ob sie ein Niesen unterdrücken wollte.
Ayure sprang hastig auf und salutierte unbeholfen, froh der Diskussion mit Septimus zu entkommen. Und auch dieser salutierte (jedoch weitaus eleganter als Ayure), wobei er irgendetwas über Frauen murmelte.
"Morgen Mä'äm", sagten die beiden Rekruten gleichzeitig.
"Also gut. Da ihr beide hier erschienen seid, gehe ich mal davon aus, dass ihr meine Nachricht erhalten habt und wisst, worum es heute gehen soll?" Hatscha schaute die beiden Rekruten fragend an und unterdrückte erneut ein Niesen.
"Um den Umgang mit wütenden Bürgern", erwiderte Septimus.
"Genau! Und hat auch jemand eine Idee, warum ich euch hierher bestellt habe?"
Betretendes Schweigen - das nur von einem kurzen Niesen gestört wurde - folgte und die beiden Rekruten sahen sich fragend an.
"Weil man solche Sachen am besten praktisch lernt und die Theorie nicht ausreicht, da jeder Bürger anders reagiert. Und hier im Wachhaus kommen täglich Bürger mit Beschwerden", erklärte Hatscha, nachdem sie sich die Nase mit einem Taschentuch geputzt hatte.
"Also gut, dann fangen wir mal an. Weiß jemand wie spät es ist?"
In genau diesem Moment kündigten die Glocken der Gilden an, dass es sieben Uhr war.
Hatscha grinste bei diesem Klang und scheuchte die Rekruten ins Wachhaus.

***


"Also gut Rekruten, dann wollen wir gleich mit einer praktischen Übung anfangen", sagte Hatscha zu den beiden, als sie das Wachhaus betraten und zum Wachetresen gingen.
"Ayure, du beginnst", verkündete sie grinsend.
Die Rekrutin schaute sich verwundert um.
"Ähm. Gerne Mä'äm, aber womit? Hier ist doch nie...", begann sie, als sie auch schon von Hatscha unterbrochen wurde: "Ah, da ist sie, pünktlich wie immer. Rekruten -haa-hatschii!- es ist 7.05 Uhr, merkt euch diese Zeit."
Und dann etwas leiser und in ein Taschentuch schnäuzend zu Ayure: "Viel Glück."
Als Ayure zum Eingang schaute, sah sie eine kleine, rundliche Frau eintreten, die zielbewusst zum Wachetresen schritt. Neben ihr trat Hatscha grinsend einen Schritt zurück und lehnte sich entspannt zurück.
Die Rekrutin räusperte sich, richtete sich auf und versuchte zu lächeln.
Gerade als sie den Mund öffnete, um die ihr unbekannte Bürgerin zu begrüßen, quasselte diese auch schon los.
"Wie können sie nur zulassen, dass so etwas passiert? Ich fasse es immer noch nicht! Wozu ist die Stadtwache da, wenn nicht dazu, zu verhindern, dass den unschuldigen Bürgern gnadenlos auf der Nase herum getanzt wird? Mhm??" Sie holte kurz Luft, was Ayure dazu nutzen wollte ihren Redeschwall zu unterbrechen - sie konnte nicht verstehen, wie man so viel an einem Stück reden konnte, war sie doch selbst eher ein Mensch, der mehr nachdachte als redete.
"Bitte beruhigen sie sich, Frau ...?", erwiderte Ayure schnell.
"Willichnicht, Amalie Willichnicht. Dass das diese neuen Rekruten nie wissen! Man müsste meinen, die Ausbilder wären so frei und würden die Rekruten aufklären! Ich gehöre doch praktisch schon dazu!"
Hinter Ayure lachte Hatscha leise, was jedoch von einem Niesanfall jäh unterbrochen wurde, wofür die Rekrutin mehr als dankbar war.
"Nun, Frau ...Willichnicht, w...", versuchte Ayure zu erfragen, was denn überhaupt passiert war, doch Frau Willichnicht ließ sie gar nicht erst zu Ende fragen.
"Und wie es hier schon wieder aussieht! Erst vorgestern habe ich darauf hingewiesen, dass hier dringend eine Putzkraft benötigt wird! Das ist schon zwei Tage her und nun schau dich um!"
Eine sehr kurze Atemholpause.
"Und wieso wurde eigentlich nicht meinem Antrag von der letzten Woche nachgegangen? Ich muss schon sagen, das schleift hier ganz schön! ... "

***


Erschöpft klammerte Ayure sich am Wachetresen fest, damit ihre Beine nicht nachgaben.
Was im Namen aller Götter der Scheibenwelt war das eben? dachte sie sich und versuchte das Geschehen der letzten Stunde zu begreifen.
Hinter ihr trat Hatscha kichernd einen Schritt nach vorne und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Als Ayure zu ihr hinaufblickte, lächelte sie mitfühlend.
"Das, Rekruten, war Frau Willichnicht. Ein gutes Beispiel für die Bürger von Ankh-Morpork. Diese reizende Dame schaut jeden Morgen um 7.05 Uhr bei uns vorbei, um sich über etwas zu beschweren", sagte sie an beide Rekruten gewandt.
Auch Septimus, der neben Ayures Hand auf dem Tisch saß, wirkte zutiefst erschöpft.
Nachdem Ayure einfach nur noch mit offenem Mund dagestanden hatte und die Flutwelle von Vorwürfen über sich ergehen ließ, hatte Frau Willichnicht auch den kleinen Gnom bemerkt.
Als die Rekrutin jetzt im Nachhinein darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass Frau Willichnicht gar nicht gesagt hatte, warum sie gekommen war.
Diese Erkenntnis ließ sie dann doch grinsen.
"Nun, Mä'äm, das eben lief ja nun nicht so gut. Ich würde wirklich gerne wissen, was es da für Tricks gibt", fragte Ayure Hatscha, in der Hoffnung nie wieder so hilflos einem redewilligen Bürger zu begegnen.
"Ach, macht euch nichts daraus. Bei Frau Willichnicht muss jeder Mal durch und selbst die - hatschi! Tschuldigung. Nun, wo waren wir? Achja. Also auch die erfahrenen Wächter haben manchmal ihre Probleme mit unserem Stammgast."
Septimus und Ayure warteten geduldig, während ihre Ausbilderin ein neues Taschentuch herausholte und sich schnäuzte.
"Also. Solltet ihr einmal in eine schwierige Situation mit einem wütendem Bürger kommen..."
Die beiden Rekruten horchten auf.
"Schweigt."
Die beiden schauten sie verdutzt an und fragten sich, ob sie das gerade richtig verstanden hatten.
Hatscha sah ihre Verwunderung und erklärte es näher.
"Wenn ein Bürger wirklich wütend ist und ihr darauf eingeht, könnte es sein, dass er sich immer weiter hochschaukelt. Wenn ihr ihn jedoch reden lasst und nur ab und zu etwas sagt, beruhigt er sich meist von allein wieder."
Das Grinsen auf Ayures Gesicht wurde immer breiter.
Wenn ich etwas kann, dann ist das Schweigen und so wenig wie möglich reden - das sollte zu schaffen sein, dachte sie bei sich.
"Sicher gilt das nicht bei allen. Es kann euch auch passieren, dass es genau anders herum ist. Normalerweise entwickelt man mit der Zeit ein Gespür für so was und jeder findet seine eigene Methode."
Als keiner der beiden Rekruten etwas sagen zu wollen schien, seufzte Hatscha.
Nach dem ersten Gespräch mit Frau Willichnich waren die meisten Rekruten für den Rest des Tages unbrauchbar.
"Also gut, ich denke das sollte fürs Erste reichen. Ich bin mir sicher, dass ihr beiden keine Probleme mit normalen Bürgern - es gibt immer Ausnahmen wie unsere werte Frau Willichnicht - ", sagte Hatscha zwinkernd, "haben werdet. Nehmt euch den Rest des Tages frei, ihr seht aus, als bräuchtet ihr eine Erholung."
Es dauerte einige Sekunden, bis die mitgenommenen Gehirne von Septimus und Ayure das Gesagte verarbeitet hatten, dann salutierten sie wackelig und gingen, begleitet von einem lauten Niesen hinter ihnen, hinaus.

***


Als Ayure und Septimus wieder draußen waren, änderte sich die kameradschaftliche Stimmung, die in Notsituationen [4] oft alles andere verdrängt, denn Septimus erinnerte sich in diesem Moment und am Ort des Verbrechens an seinen Freiflug.
Schuldbewusst schaute die Rekrutin zu ihm hinab, wobei er sie wütend anfunkelte.
Krampfhaft suchte Ayure nach einem Ausweg, denn sie war, nach langer Zeit und einigen misstrauischen Blicken, eigentlich sehr gut mit dem kleinen Naturschützer klargekommen.
Plötzlich fiel ihr eine Möglichkeit ein und sie fragte sich, wieso sie nicht schon vorher auf diese überaus simple Idee gekommen war.
Sie wusste aus Erfahrung, dass Septimus alles vergaß, wenn er erstmal auf dem Naturschutztrip war und anfing zu reden.
Also machte sie sich auf eine lange Unterhaltung gefasst und holte tief Luft.
"Sag mal, Septimus ... ich weiß, dass du momentan nicht gut auf mich zu sprechen bist", fing sie an und der Gnom ignorierte sie gekonnt.
Schmunzelnd fuhr sie fort: "Aber ich habe da ein paar Fragen zum Naturschutz und ich weiß, dass du da sehr aktiv bist."
Sie machte eine kurze Pause, um die Worte wirken zu lassen und konnte beobachten, wie der Widerstand langsam gebrochen wurde.
Seine Ohren hatten merklich gezuckt und er schaute nun doch ansatzweise zu ihr.
Er konnte einfach nicht widerstehen, doch das Eis war noch nicht ganz gebrochen.
Die Rekrutin hatte noch ein Ass im Ärmel.
"Ich habe da mal etwas von einer Gruppe gehört... wie hieß sie doch gleich? Pflanze? Strauch? Mhm... ich glaube es war B.A.U.M. ..."
Grinsend beobachtete sie, wie Septimus bei dem Klang dieses Wortes strahlte und sich ihr zuwandte.
"B.A.U.M.! Nun, aus erster Quelle, denn ich bin selbst Mitglied, kann ich dir viel darüber sagen. Ich wusste ja gar nicht, dass du dich dafür interessierst! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Nun, gegründet wurde B.A.U.M. - was übrigens für 'Bringt-Alle-Umweltsünder-uM' steht - von mir und meinem Freund Lunk Dusche, als wir..."

***


Leise vor sich hin summend ging Ayure zum Hier-Gibt's-Alles-Platz. Sie hatte sich fest vorgenommen für Amok zu kochen (ob dieser nun wollte oder nicht) und wollte noch ein paar Sachen einkaufen. Am Tragegurt ihrer Umhängetasche befand sich ein kleiner silberner Schriftzug, er war wirklich sehr klein, schien aber als B.A.U.M. identifizierbar, welcher mit einer kleinen Nadel festgemacht wurde. Als die Sonne auf eben diesen schien und sie dadurch darauf aufmerksam gemacht wurde, lächelte sie.
Ich bin zwar kein Mitglied, aber wenn der kleine Naturschützer dann glücklich ist, hat es sich ja doch gelohnt, dachte sie bei sich und erinnerte sich daran, wie Septimus am Ende ihrer Unterhaltung wirklich strahlend weggegangen war. Er schien sogar den Vorfall vom Morgen vergessen zu haben, wofür sie sehr dankbar gewesen war.
Gut gelaunt betrat sie den Hier-Gibt's-Alles-Platz und schaute sich um. Irgendwo entfernt hörte sie Treibe-Mich-Selbst-In-Den-Ruin-Schnapper seine Würstchen anpreisen.
"Das kann ja wohl nicht ihr ernst sein! Seit zehn Jahren stehe ich hier mit meinem Stand! Sie..."
"Das soll wohl ein Scherz sein! Gestern habe ich hier noch meine Waren verkauft!"
Ayure seufzte, als die Stimmen zweier Männer über den ganzen Platz hallten.
Es war nicht schwer die Quelle des Streites ausfindig zu machen.
Zwei Stände mit Rädern standen nebeneinander vor einem Platz, der offensichtlich nur für einen Stand bestimmt war. Die Besitzer standen auf dem Platz und stritten sich lautstark, wobei an den Ständen fleißig von Gehilfen an die angelockten Bürger verkauft wurde.
Ayure sah sich die Situation stirnrunzelnd an.
Genau in diesem Moment sahen die beiden Streitenden sie und grinsten hämisch.
Ihr wurde bewusst, wie sie auf andere wirken musste: eine junge Rekrutin mit sichtlich verzaustem Haar, falsch geschnürten Stiefeln und einer sehr zerknitterten Uniform, die einfach nur dastand und zusah, und keine Ahnung zu haben schien - das perfekte Opfer.
Sie hatte völlig verdrängt, dass sie ja immer noch in Uniform herumlief und hatte sich selbst gedanklich schon als Zivilistin gefühlt - immerhin hatte sie frei.
Leider sahen das die anderen nicht so und spannten sie sofort ein.
"Ah, die Stadtwache, immer da, wenn man sie braucht", wandte sich der erste Besitzer überfreundlich an sie.
Auch der zweite schaltete sofort um. "Gut, dass sie da sind. Dieser Mistk... werte Herr behauptet, dass dies sein Standort ist, aber ich verkaufe hier schon immer meine Waren. Ich verlan... ich bitte ihn darum sich einen anderen Ort zu suchen, er hat sich offensichtlich geirrt!"
Die Rekrutin hob eine Augenbraue und schaute von einem Händler zum anderen.
Nicht nur, dass sie auf einmal überfreundlich waren, ihre Wagen waren mittlerweile halb leer gekauft von den Schaulustigen. Ayure brachte ein schiefes Lächeln zustande.
Sie wurde in Ankh-Morpork geboren und lebte nun seit 19 Jahren hier, es war offensichtlich, was hier gespielt wurde.
Als sie sah, wie die beiden auf einen Klärungsversuch hungerten, damit sie eine richtige Szene veranstalten konnten - denn es war nichts weiter als Theater - konnte sie sich nicht weiter beherrschen und fing an laut zu lachen.
Sich die Tränen aus den Augen wischend sagte sie so leise, dass es nur die beiden hören konnten: "Gut Jungs, spielt euer Theater weiter, aber lasst die Stadtwache aus dem Spiel. Eure Wagen sind schon fast alle."
Dann räusperte sie sich und sagte lauter: "Ich gebe euch 10 Minuten, dann komme ich vorbei und gucke, ob ihr euch geeinigt habt. Einigt euch auf einen Gewinner, sonst geht ihr beide leer aus. 10 Minuten!"
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging.
Jetzt können sie sich 10 Minuten lang weiter 'streiten' und ihr Spiel spielen. Derweil werden ihre Sachen gekauft und dann geben sie Ruhe, dachte sie, während sie die Stände nach passenden Zutaten für das Abendessen absuchte.

***


Vollständig mit Tüten beladen machte sich Ayure auf den Heimweg.
Sie hatte sich ihren schwarzen Mantel übergezogen, um nicht als Wächter erkannt zu werden.
Als sie an der Stelle vorbei kam, an der vor wenigen Minuten noch Menschenmassen waren, um den Streit der beiden Standbesitzer zu beobachten, musste sie grinsen.
Die Stelle war leer. Anscheinend hatten die 10 Minuten gereicht, um die letzten Waren loszuwerden und die beiden Besitzer, die Rekrutin nannte sie in Gedanken 'Schauspieler', waren zufrieden nach Hause gegangen.
Relativ zufrieden mit sich, setzte sie ihren Weg zu ihrer gemeinsamen Wohnung, in der Amok auf sie wartete, fort.

[1] Keiner, nicht einmal Ayure, wusste genau, was eigentlich passierte

[2] eigentlich dachte sie gar nicht darüber nach, sie war immerhin beim Lesen

[3] siehe Live "Liebe, Diebe, Brechreiz" und "Ankh-Multi"

[4] das eben zählte für beide zu dieser Kategorie




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Feedback:

Von Tussnelda von Grantick

26.04.2006 19:47

jaaaa - dem kann ich mich in allen Punkten anschliessen. Guter sauberer Stil, solide Mission aber leider ein bissl abgeschmackt. Und der Schnapper macht nicht die Scheibenwelt;-) Trau ruhig Deinem Instinkt und immer ein paar schöne Konflikte einbauen, dann wird das super.

Von Ayure Namida

29.04.2006 13:04

hallo
danke erstmal für die kritik :)
jaa..ok.. ich hab ein wenig abgekürzt :scheinheilig:
aber gut, ich werde mich bemühen es beim nächsten mal besser zu machen, habe ja noch genug gelegenheiten.
eine coop ist in arbeit und eine ausbildungssingle kommt dann ja auch bald ;)

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