Auf den Patrizier wird ein Attentat verübt, zu dem sich eine gefährliche Gruppierung bekennt. Die Wache ist in Alarmbereitschaft und hat jeden Mann auf diesen Fall angesetzt. Zumindest fast jeden.
Dafür vergebene Note: 11
Mit der einbrechenden Nacht, kam auch der Nebel. . . Moment. . . ich glaube diese Geschichte wurde schon erzählt.
Ein Seufzen. Das kommt davon wenn man keine Ordnung hält, eine Sekunde bitte.
Papier raschelt, Blätter fliegen durch die Luft, eine Schublade wird aufgezogen und ein paar ordinäre Worte fallen. Ah ja, hier ist sie. Fangen wir also noch einmal von vorne an.
Räuspern.Morgen Abend wird der Patrizier sterben.
Gezeichnet: Die Töchter der PatrizierinFeldwebel Sillybos zog den Kopf zum Schutz gegen die Kälte ein und brummte etwas in seinen Bart. Hegelkant, sein treuer Sklave, lief nur wenige Schritte hinter ihm und bevorzugte es, das Gemurmel seines Herrn nicht zu verstehen. Der Schnee, welcher die Stadt in den letzten Wochen in seinen eisigen Klauen gehalten hatte, schmolz allmählich dahin und hinterließ nicht mehr als braune matschige Pfützen. Man konnte ohne weiteres behaupten, dass Ankh-Morpork dreckiger aussah als sonst.
Der Grund, weshalb der SUSI-Abteilungsleiter zu so früher Morgenstunde unterwegs war und nicht in seinem Büro saß und einen heißen Kaffee trank um sich zu wärmen, lag an einer äußerst beunruhigenden Nachricht, die er vor wenigen Minuten auf seinem Schreibtisch vorfand. Eigentlich war es weniger eine Nachricht, als vielmehr ein Befehl von Kommandeur Rascaal Ohnedurst, der aus einem einzigen Satz bestand.
Alle Abteilungsleiter sofort zu mir.Natürlich hatte sich Sillybos sofort seinen Mantel geschnappt, besser gesagt, er hatte ihn sich von Hegelkant reichen lassen, und war aus dem Büro gestürmt. Wenn der Chef der Wache sich so knapp und barsch ausdrückte, dann konnte es sich nur um etwas Wichtiges handeln.
Sillybos erreichte das Wachhaus in der Kröselstraße zeitgleich mit Cim Bürstenkinn, den Abteilungsleiter der SEALS. Also hatten auch die Anderen die Nachricht erhalten. Die Beiden nickten sich knapp zu und betraten das Wachhaus, in dem die Abteilungen GRUND und IA untergebracht waren.
Sillybos deutete Hegelkant mit einer Geste zu warten und machte sich mit Cim auf zu Ohnedursts Büro.
Die Nachricht, welche der Kommandeur der Stadtwache den versammelten Abteilungsleitern mitzuteilen hatte, war beunruhigender, als sich einer von ihnen hätte ausmalen können. Ohnedurst saß mit gesenktem Kopf hinter seinem Schreibtisch, sein Blick fixierte ein knittriges Blatt Papier direkt vor ihm, als müsse er sich bemühen die Schrift darauf lesen zu können. Eine einsame Fliege schwirrte chaotisch durchs Zimmer.
"Der Patrizier hat uns eine Nachricht zukommen lassen", sagte Ohnedurst nach einer Weile und schwieg wieder.
Hauptfeldwebel Araghast Breguyar wurde zuerst ungeduldig. Er räusperte sich. "Was für eine Nachricht, Sör?"
Rascaal Ohnedurst reichte ihm wortlos den Zettel. Zwischen fettigen Fingerabdrücken und schwarzen Rußflecken prangte die Nachricht:
Morgen Abend wird der Patrizier sterben.
Gezeichnet: Die Töchter der PatrizierinBreguyar las die Nachricht, schluckte und las sie noch einmal, bevor er sie weiterreichte.
"Das ist ein Scherz, oder? Ich meine, wer wäre so verrückt, das auch nur zu versuchen?"
"Die Töchter der Patrizierin", antwortete Ohnedurst humorlos. "Dieser Zettel hing an einem Pfeil, der im Rücken eines Dienstmädchens des Patriziers steckte. Sie war gerade dabei Lord Vetinaris Bett zu machen, befand sich also in dessen Schlafzimmer, als sie ermordet wurde. Die Frage die sich dabei stellt ist, warum erst eine Angestellte umbringen, wenn sie die Chance hatten, den Patrizier gleich zu ermorden? Wieso diese Warnung?"
Sillybos legte den Zettel zurück auf den Schreibtisch.
"Vielleicht soll es nur eine Ablenkung sein", mutmaßte der SUSI-Abteilungsleiter und Philosoph.
"Das könnt ihr untersuchen. SUSI und RUM werden eng miteinander zusammenarbeiten. Versucht herauszufinden wer oder was Die-Töchter-der-Patrizierin sind, egal wie absurd die Theorie ist, geht ihr nach."
Sillybos und Kanndra Mambosamba nickten.
"Die SEALS werden vermehrt Streife gehen, auch wenn ihr doppelte Schichten einlegen müsst, überprüft jeden der in die Nähe des Palastes kommt. Die FROGs werden sich um den Patrizierpalast herum positionieren, die Palastwache unterstützen und die Umgebung nach möglichen Plätzen absuchen, von denen ein Scharfschütze zielen könnte. Ihr werdet erst wieder Pausen machen, wenn wir den oder die Attentäter gefasst haben."
"Was ist mit den Wachhäusern und anderen Fällen?", wollte Robin Picardo, Chef der DOGs, wissen.
"Die Rekruten werden dafür sorgen, dass in den Wachhäusern alles wie gewohnt abläuft und jemand für die Bürger da ist, Daemon weiß bereits Bescheid. Die anderen Fälle werden, bis auf weiteres, auf Eis gelegt, nutzt jeden Mann der euch zur Verfügung steht. Sollte es den Töchtern gelingen ihren Plan durchzuführen, würde das ein Chaos mit sich ziehen, dem die Wache wohl kaum gewachsen ist. Wegtreten."
"Ähm. . ."
"Wegtreten", knurrte der Kommandeur.
* * *Rauch erfüllte die kleine Hütte. Rabe saß in einem aus Salz gezogenen Kreis, vor ihm kniete seit geraumer Zeit ein alter Mann, presste die Hand gegen seine nackte Brust und murmelte verständnislose Wörter. Der gesamte Platz an den Wänden wurde von Regalen eingenommen, auf denen obskure Gegenstände platziert waren, von denen er gar nicht wissen wollte wofür sie gebraucht wurden.
In Essig eingelegte Schrumpfköpfe starrten ihn mit aufgerissenen Augen und zugenähten Mund an, ausgestopfte Kröten schienen im Sprung und in der Zeit erstarrt, Bücher, deren Einbände wie die Gesichter entstellter Kinder wirkten, hatten den Mund zu einem letzten Entsetzensschrei geöffnet und riesige getrocknete Insekten streckten ihre gewaltigen Fühler in den dunstigen Raum.
Donner grollte, durch das Zimmer ging ein deutlich spürbares Zittern und die Luft flimmerte für den Bruchteil einer Sekunde, dann war es vorbei.
Der Alte nahm seine Hand von Rabes Brustkorb und nickte ihm zu. In seinen Augen, der einzige Teil seines Körpers, der nicht durch ein langes gelbbraunes Gewand verdeckt wurde, lag Erschöpfung und Kraftlosigkeit.
"Durch den Rest musst du alleine", sagte er und verschwand mit schlurfenden Schritten hinter dem Vorhang, welcher diesen und den nächsten Raum voneinander trennten.
Zuerst verstand Rabe nicht, was er meinte, aber kaum da er hinter dem Vorhang verschwunden war, erfuhr er es.
Es fing mit einem leichten kribbeln in seiner Brust an, wanderte durch seinen gesamten Oberkörper, steigerte sich von einem unangenehmen Ziehen, über ein lästiges Stechen in kaum zu ertragende Schmerzen. Krämpfe durchzuckten ihn wie Blitze, die von Om persönlich geschickt wurden um ihn zu strafen. Rabe fiel auf den Boden, eine dünne Staubwolke stob auf, sein Puls jagte, sein Herz schien aus seiner Brust springen zu wollen. Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er sich gefragt, wieso er das tat, ob es die Mühe wert war. Doch zu solchen Gedanken war er nicht fähig, dazu waren sie Schmerzen zu stark. Ihm war nicht bewusst, dass er vor Pein schrie, und gerade in dem Moment, als er glaubte sterben zu müssen, endete es.
Auf seiner Brustkorb erschien ein kryptisches Runenzeichen, welches er nicht entschlüsseln konnte, und der Vorgang wiederholte sich auch auf dem Rest seines Leibes - abgesehen vom Kopf -, bis er mit geschwungen, altertümlichen Schriftzeichen bedeckt war.
Der alte Mann kam zurück, dieses Mal stützte er sich auf einen Gehstock und kicherte meckernd vor sich hin. "Hast du bekommen, was du wolltest?", fragte er und reichte ihm ein Glas Wasser.
"Die Runen werden mich beschützen, richtig?" Rabe trank einen großen Schluck der kühlen Flüssigkeit und hustete, als er sich verschluckte.
"Natürlich", antwortete der Alte mit scharfer Stimme. "Das ist noch die alte Magie, nicht dieses stümperhafte Zeug, mit dem sich eure Zauberer beschäftigen. Und bisher hat sich noch keiner meiner Kunden beschwert."
"Sind Sie je wieder einem ihrer Kunden begegnet?", erkundigte sich Rabe, nachdem er seinen Hustenanfall überwunden hatte.
"Nein", antwortete der Alte kühl.
Entschlossen nicht weiter auf dieses Thema einzugehen, griff Rabe nach seinem Hemd und zog es sich über, dann nahm er seinen Mantel und zog einen Umschlag daraus hervor.
"Hier ist Ihr Geld. Leben Sie wohl."
"Machs gut, junger Wächter. Auch wenn du wirklich große Sorgen haben musst, wenn du so einen starken Schutzzauber brauchst."
Rabe löste die Hand von der Türklinke und drehte sich noch einmal um. "Glauben Sie mir, es ist die Hölle." Dann ging er.
Sollten die magischen Runen auf seinen Körper nicht wirken, würde er, nach dem nächsten All Hallows Eve Fest im Oktober, wohl auch zu den
zufriedenen Kunden zählen, die sich nicht beschwert haben.
Auf dem Hiergibt`salles-Platz herrschte herrliche Ruhe. Nichts erinnerte an das rege Treiben, das hier in ein paar Stunden den ganzen Tag über herrschen würde. Früher fand der Markt nur einmal in der Woche statt - hauptsächlich waren die Zauberer für seine Entstehung verantwortlich -, mittlerweile konnte man aber schon täglich alle lebenswichtigen und nutzlosen Waren erwerben.
Zwei SEALS Wächterinnen, eine von ihnen war eine Gnomin, schlenderten gerade über den freien Platz vor der Unsichtbaren Universität und unterhielten sich lautstark, wobei die Gnomin immer lachte. Sie warfen Rabe einen misstrauischen Blick zu, als sie an ihm vorüber gingen, woher sollten sie auch wissen, dass er ebenfalls ein Wächter war, er trug ja, wie meistens, seine Zivilklamotten. In der Wache gab es so viele Leute, dass man manchmal nur noch an der Uniform erkennen konnte wer ein Wächter war und wer nicht.
Rabe atmete mit tiefen Zügen die kühle Nachtluft ein, sein Kopf schwirrte noch ein wenig von dem Ritual und an die Tätowierungen auf seinem Körper musste er sich auch erst gewöhnen. Er betrachtete gerade die untergehende Mondsichel am wolkenlosen Himmel, als er ein Ziehen an seinem Mantel bemerkte, genauer gesagt an seiner Manteltasche.
Rabe ergriff die Hand des Diebes und zog ihn in sein Sichtfeld. Er blickte auf eine kleine zerlumpte Gestalt mit breiten Augenringen und einer dicken Dreckschicht auf der Haut. Irgendwo darunter schien sich ein Junge zu verstecken.
"Darin wirst du nichts finden, abgesehen von meiner Dienstmarke", sagte Rabe und beobachtete mit Missfallen wie sich die Augen des Jungen vor Schreck weiteten. "Wie heißt du?"
Der Dieb fing an zu zittern und als Rabe bemerkte, dass er nicht antworten wollte verstärkte er den Druck auf dessen Handgelenk noch.
"Kaal", keuchte der Dieb.
"Hast du eine Lizenz, Kaal?" Rabe erinnerte sich, einige der älteren Wächter gehört zu haben, die über einen unlizenzierten Dieb mit diesen Namen geredet haben. Sie redeten davon, dass sie ihn nie der Diebesgilde übergaben, weil er es schon schwer genug im Leben hatte.
"Natürlich. Lass einfach meine Hand los und ich zeig` sie dir." Kaal fand langsam seine Fassung wieder, nur leider überschätzte er Rabes Einfältigkeit. Vor ein paar Jahren, als Rabe noch neu in Ankh-Morpork war, hätte er mit dieser Methode vielleicht sogar Erfolg gehabt, aber die Zeiten änderten sich und Rabe auch.
"Netter Versuch, aber probier`s mit der anderen Hand."
"Fein, fein. Ich geb`s zu, ich hab keine. Bitte, lass mich laufen, die von der Gilde schälen mir die Haut von den Knochen. Bitte, die mögen mich nicht besonders."
Rabe seufzte. Mit lizenzlosen Dieben gab es immer nur Ärger, aber mit den Gilden eigentlich auch. Und im Prinzip hatte Kaal ihn auch nicht bestohlen, Rabe bezweifelte, dass er mit seinem Geschick jemals erfolgreich genug war um wenigstens einmal den großen Coup zu landen.
"Ich mach dir ein Angebot", sagte Rabe mit verschwörerischer Stimme. "Ich lass dich gehen und werde weder der Diebesgilde, noch der Wache etwas sagen."
Der Junge nickte heftig. "Ja, ja, ist gut. Einverstanden."
"Ich hab dir doch noch gar nicht gesagt was du machen sollst. Als Gegenleistung wirst du mir den ein oder anderen Gefallen tun. Nichts schlimmes, oder was dich in Gefahr bringen würde. Halte einfach die Ohren auf und sag mir bescheid wenn du was Interessantes hörst", fügte Rabe hinzu als er in das blasse Gesicht des kleinen Kerls sah.
"Ja", sagte Kaal resigniert.
"Dann ist gut. Bis bald." Er ließ den Jungen los und ging. Nach knapp zwei Jahren in der Stadt der Städte, hatte Rabe endlich gelernt wie man weiterkam. Ankh-Morpork funktionierte nicht nach dem Prinzip geben und nehmen, hier nahm man und zwar so viel wie man tragen konnte.
Lächelnd pfiff er ein Lied vor sich hin, heute war der erste Tag seines neuen Lebens.
Die beiden SEALS flitzten an ihm vorbei, so viel Zeit wie sie sich vorher beim gehen gelassen hatten, versuchten sie jetzt anscheinend wieder gut zu machen. Er hörte die menschliche Wächterin etwas sagen, dass auf einen Notfall hinwies und bemerkte einen kleinen Dämon in ihrer Hand. Heute war sein freier Tag und er fühlte noch dieses Schwindelgefühl in seinem Schädel, trotzdem beschloss er den Beiden zur Wache zu folgen.
* * *Sie hatte den Entschluss gefasst, nun gab es kein zurück mehr. Sie würde ihren Plan heute Abend ausführen, sobald die Sonne untergegangen war. Jeder verdiente einen letzten Sonnenuntergang. Danach würde es vorbei sein. Vorbei mit der Ungerechtigkeit, vorbei mit der Unterdrückung. Dann würde sie frei sein, endlich frei.
Sie öffnete ihren Schrank und nahm ihr bestes Kleid heraus. Es hatte Flecken und musste an einigen Stellen genäht werden, aber es besaß immer noch die anmutige Eleganz, welche schon die außergewöhnliche Schönheit ihrer Mutter unterstrichen hatte.
Mutter.Sie spürte wie heiße Tränen in ihre Augen flossen und ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. Das Leid, welches sie spürte, wenn sie an ihre Mutter dachte, bereitete ihr fast körperlichen Schmerz. Nur ein Gedanke bereitete ihr Linderung.
"Nach diesem Abend wird es vorbei sein und alles was
Er uns angetan hat, wird nicht mehr von Bedeutung sein."
* * *Rohrpostdämonen hasteten durch das Röhrensystem der Wache und übermittelten Nachricht um Nachricht. Auffällig viele Rekruten befanden sich hier, verrichteten Tresendienst oder standen, ratlos umherschauend in der Gegend herum und wichen den zielstrebig umhereilenden ranghöheren Wächtern aus. Rabe musste selbst einigen Kollegen ausweichen, bevor sie ihn umrannten. Hauptmann Humph MeckDwarf verließ die Wache, im Schlepptau hatte er alle Gerichtsmediziner und Tatortwächter. Seine Partnerin, Olga-Maria Inös, warf ihm einen Hilfesuchenden Blick zu, den Rabe nur ebenso hilflos erwidern konnte.
Feldwebel Sillybos erteilte den Laboranten und Okkultismusexperten gerade einige Befehle. Zumindest empfand Rabe es so, auch wenn es mehr danach schien, dass er gut gemeinte Ratschläge gab. Nach etwa fünf Minuten verstreuten sich die Wächter um Sillybos und Rabe nutzte die Möglichkeit mit seinem Chef zu sprechen.
"Sir." Rabe salutierte.
"Ja?" Sillybos wirkte abwesend und auch seine Augen irrten stets fahrig umher.
"Hier ist ja die Hölle los. Kann ich vielleicht irgendwie helfen?"
"Ich bin mir nicht so sicher. Humph ist bereits mit den anderen Tatortwächtern unterwegs. Vermutlich kommt es auf einen weniger auch nicht an. Hast du nicht ohnehin frei?", fragte Sillybos.
"Ich kam zufällig vorbei und hab den Tumult bemerkt. Es sieht so aus als wäre jeder Wächter auf den Beinen." Rabe machte eine alles umfassende Geste.
Sillybos dachte an den letzten Einsatz den er mit Rabe erleben durfte
[1]. Der Gefreite hat so gut wie jeden Fehler verbrochen, den ein Tatortwächter nur begehen konnte. Wie sollte er ihm nur beibringen, dass es wohl besser wäre, wenn er sich bei diesem Fall heraushielt? Noch schlimmer für Rabe würde wohl sein, wenn er erfuhr, dass selbst seine Partnerin in die Ermittlungen mit einbezogen wurde, obwohl sie noch nicht einmal ihre Ausbildung hinter sich gebracht hatte. Dass Rabe im Urlaub war, passte ihm recht gut, denn so wäre er um diese Entscheidung herum gekommen.
Aber nun.
Sillybos schnaufte tief durch. "Bleib hier, geh noch mal die Theorie für Tatortwächter durch und wirf ein Auge auf die Rekruten."
"Ich soll Kindermädchen spielen?" Rabe musste sich zusammenreißen, seine Stimme zu mäßigen. Aber was der Feldwebel von ihm verlangte, konnte er nicht begreifen.
"Wenn du dich beweisen willst, dann erledige erstmal deine Befehle ohne dich zu beklagen, Gefreiter. Hegelkant!"
Der Chef der SUSIs verließ das Wachhaus und ließ einen perplexen Rabe Raben zurück.
"Ich glaub das nicht", murmelte dieser. "Ich kann es einfach nicht glauben."
"Was ist denn so unglaublich?"
Rabe hörte die Frage erst gar und als er realisierte, dass ihm die Frage galt, war er ein wenig verblüfft, da die Stimme gar nicht zu der Erscheinung passte. Er nahm die nervige Stimme eines Dämons wahr
[2], doch neben ihm stand nur eine junge Frau mit schulterlangen braunen Haaren. Sie trug die dunkle Uniform der Grundis, nur das auf ihrer Schulter das Rangabzeichen einer Gefreiten prangte, ihr Namenschildchen zeichnete sie als eine L. Baum aus.
[3] Vermutlich hatte sie sich noch nicht für eine Abteilung beworben, oder wartete noch auf ihr Bewerbungsgespräch. In ihren Händen hielt sie einen Kasten, dessen Deckel aus einer gläsernen Scheibe bestand, auf den Buchstaben aufgemalt waren.
"Nichts, was dich etwas angeht", raunzte Rabe.
Die Gefreite zuckte mit den Schultern und tippte auf einige Buchstaben auf dem Kasten, woraufhin der Dämon darin "Ich wollte nur höflich sein" sagte. Die Frau wollte gerade gehen, als Rabe sie an der Schulter zurückhielt.
"Tt mr lid", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er fühlte sich sichtlich unwohl.
Sie zog eine Augenbraue nach oben und sah ihn vorwurfsvoll mit ihren blattgrünen Augen an.
"Es tut mir leid", wiederholte er noch einmal mit gesenktem Blick.
Die Wächterin grinste triumphierend, wodurch Rabe sich noch unbehaglicher fühlte. Dennoch sprang er über seinen Schatten und reichte ihr die Hand. "Soviel zu einem schlechten Start. Ich bin Rabe."
Die junge Gefreite ignorierte die Hand und tippte wieder auf die Glasscheibe.
"Lilli und ich heiße Günther", krächzte der Dämon in der Box.
"Hier steht du heißt Horatius", argwöhnte Rabe mit einem Fingerzeig auf den entsprechenden Hinweis auf dem Kasten.
"Ich heiße Günther!!!", keifte der Dämon.
Nach dem üblichen Smalltalk - und Horatius' Beschimpfungen - stellten sich Rabe und Lilli in eine Ecke und beobachteten stillschweigend das rege Rekrutentreiben in der Wache. Viel gab es für die Rekruten allerdings nicht zu tun. Ab und an kam ein Bürger herein um sich über etwas zu beschweren, Bagatelle, mit denen man ohnehin nur Rekruten beauftragt hätte.
"Wir könnten in die Kantine gehen und eine Runde Karten spielen", schlug Rabe vor und Lilli bejahte schweigend.
Eine Weile vertrieben sie sich die Zeit mit dem Kartenspiel
Klatsch, was Rabe aber bald aufgab, da Lilli eine natürliche Begabung dafür zu haben schien und ihm seine Backe davon mittlerweile wehtat. Lilli hingegen schien sehr großen gefallen an dem Spiel zu finden und nur einer der Rekruten rettete ihn vor einer erneuten Niederlage.
Der Rekrut wirkte auf Rabe ein wenig steif, was nicht an der Gegenwart der beiden Gefreiten lag, auch sein salutieren funktionierte nicht so richtig.
"Entschuldigung bitte. Da ist ein Mann, der meint, es gäbe einen Notfall und er möchte darüber nicht mit einem
Anfänger, wie er es ausdrückte, reden", sagte der Rekrut.
Rabe nickte dem Rekruten zu und stand auf. Am Wachtresen nutzte er die Gelegenheit um dem Mann einer genaueren Musterung zu unterziehen.
Der Mann war groß, an die 1,90 Meter, schlank, mit kurzen braunen Haaren und hatte eine sehr - Rabe suchte eine Sekunde nach dem richtigen Wort -
markante Nase. Seine Augen blickten ernst in Rabes Richtung und sein Mund zeichnete ein Lächeln, welches von Selbstsicherheit und Hochmut zeugte. An der Kleidung erkannte man, dass er aus einem der besseren Vierteln dieser Stadt stammte, und seine Ausstrahlung suggerierte, dass er besser war als alle in seiner Umgebung.
"Und Sie sind der erfahrenste Wächter hier?", fragte der Mann geringschätzig, als Rabe ihm die Hand zum Gruß hinstreckte.
"Ich bin wohl der Erfahrenste, der im Moment Zeit hat", entgegnete dieser so freundlich wie es ihm möglich war und zog seine Hand zurück. "Wie kann ich ihnen helfen?"
Der Mann lachte kurz auf. "Sie wohl gar nicht. Aber wenn ich Ihnen erzähle worum es geht, hab ich vermutlich eine größere Chance, dass jemand Kompetentes sich um mein Anliegen kümmert, als wenn ich es einen dieser Laien erzählen würde."
"Vermutlich", bestätigte Rabe, ohne dies allerdings auch so zu meinen.
Rabe führte den Mann in sein Büro im zweiten Stock, welches Olga und er sich teilten, bot ihm einen Sitzplatz an und nahm hinter dem Schreibtisch platz. Nachdem er einen Stift und Block gegriffen hatte, bat er den Mann zu erzählen.
"Mein Name ist Holger Ofenbach, ich habe ein gut laufendes Geschäft, mit dem ich mich auf die Herstellung von Kaminen spezialisiert habe. Natürlich arbeite ich nicht für jeden
x-beliebigen Tölpel in der Stadt, sondern nur für ausgewählte Kunden. Sie können sich vorstellen, dass ich ein beachtliches Vermögen mit meinem Geschäft verdient habe, denn meine Kundschaft hat oft einen sehr extravaganten Geschmack und Geld spielt für sie keine Rolle."
Einen Moment überlegte Rabe, ob er Herrn Ofenbach darum bitten sollte, zum Punkt zu kommen, entschied sich jedoch dagegen, als ihm die Alternative einfiel. Babysitten für Rekruten. Er schnaufte entnervt.
"Durch mein Vermögen habe ich nicht nur Freunde. Vor allem in dieser Stadt steigt die Anzahl deiner Feinde mit dem Geld auf deinem Bankkonto. Und nun ist es soweit, meine Feinde haben zugeschlagen und mir das einzige genommen, mit dem sie mir Schaden könnten. Meine geliebte Tochter Michelle.
Sie wurde entführt. Mitten in der Nacht haben diese Verbrecher sie aus ihren Bett gerissen und verschleppt, ohne eine Nachricht oder eine Spur zu hinterlassen. Jetzt verlange ich, als rechtschaffener Bürger und Steuerzahler, dass sie mir meine Tochter unversehrt zurückbringen und diese Schufte zur Rechenschaft ziehen und zwar umgehend."
"Gibt es irgendwelche Beweise für eine Entführung, zum Beispiel eine Quittung?", fragte Rabe ohne von seinem Zettel aufzusehen. Zugegeben es war nicht die intelligenteste Frage, keiner kam zur Wache, wenn es eine Quittung einer Gilde gab, trotzdem gehörte sie irgendwie zu den Standardfragen. Die Antwort kam auch prompt und völlig unüberraschend.
"Natürlich nicht, wäre ich sonst hier? Ich bezahle immer meine Gildensteuern um von solchen Unannehmlichkeiten verschont zu bleiben. Wenn Sie wollen zeig ich Ihnen meinen
Gildenbesteuerungserlass, der mir garantiert, dass meine Zahlungen nicht besteuert werden. Das ist eine Sonderregelung, die nur..."
"Ist gut, war nur eine Frage", unterbrach Rabe den Redefluss von Ofenbach. "Schreiben Sie mir einfach Ihre Adresse auf, ich werde dann dafür sorgen, dass so schnell wie möglich ein Tatortwächterteam bei Ihnen auftaucht." Er reichte Ofenbach Stift und Zettel.
Holger Ofenbach notierte seine Anschrift, reichte den Zettel zurück. "Ich hoffe Ihre Kollegen sind fachkundiger als Sie. Guten Tag."
Rabe lächelte höflich, bis Ofenbach die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann sackte er in sich zusammen und knallte mit dem Kopf auf die Tischplatte.
"Das ist alles soooo anstrengend", stöhnte er. "Ich hoffe Sillybos ist bald wieder da."
"Ein neuer Job?", fragte Lordi, der auf einem Regal in der Ecke saß und sich Akten durchlas.
"Warum liest du Wacheakten?"
"Irgendwie muss ich doch die Zeit totschlagen. Ich finde außerdem, dass wir mal über meine Bezahlung reden sollten", meinte Lor, wobei er Daumen und Zeigefinger aneinander rieb.
"Du bekommst doch gar keine."
"Genau das meine ich. Du benutzt mich quasi als dein persönlicher Kommunikationsdämon und ich werd nicht einmal bezahlt", empörte sich der kleine Wasserspeier.
"Du hast freie Kost und Logis. Das muss reichen", entgegnete Rabe.
"Guter Punkt, trotzdem find ich..."
"Willst du mit?", unterbrach Rabe Lor.
"Ja."
"Dann komm."
* * *Hauptmann Humph MeckDwarf sah aus dem Fenster und ließ seinen Blick über den Palastgarten gleiten. Sträucher und Gebüsche boten viele Gelegenheiten, sich unbemerkt bis zum Palast zu schleichen, doch diese Theorie hatten sie schon ausgeschlossen. Sie wäre nicht nur zu riskant, sondern deckte sich auch nicht mit den wenigen Beweisen, welche sie bisher gefunden hatten.
Laut Herrn Made und Avalania von Gilgory wurde der Bolzen aus sehr weiter Entfernung abgeschossen, also mit größter Wahrscheinlichkeit von der anderen Seite der Mauer. Die beiden Gerichtsmediziner berechneten gerade den Schusswinkel um herauszufinden woher genau der Schuss kam. Jack Narrator und Esus von Tara kümmerten sich um den Abtransport des toten Dienstmädchens und Sillybos überwachte die Arbeit der Tatortwächter.
"Habt ihr schon irgendwas gefunden?", fragte der Hauptmann Sillybos, als dieser neben ihn ans Fenster trat.
Der Philosoph reichte ihm ein kleines gläsernes Behältnis, in dem sich ein wenig weißer Brei befand. "Das stammte vom Armbrustbolzen, vielleicht kann es uns einen Hinweis auf den Täter geben. Nimmst du es mit ins Wachhaus zurück?"
Humph nahm den Behälter entgegen. "Ich schick dir eine Nachricht, wenn wir die Autopsie beendet haben."
"Danke. Ich bleibe mit den Tatortwächtern hier, falls Made und Avalania noch etwas herausfinden."
MeckDwarf nickte. "Dann bis später."
Sillybos beobachtete die Sonne am Himmel und strich gedankenverloren durch seinen Bart. Es war bereits Mittag und ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. Er fragte sich, wie verrückt der - oder die - Täter sein musste, um nach dieser Warnung noch ein Attentat durchführen zu wollen. FROG beschützte den Patrizier rund um die Uhr, um an ihn heranzukommen, musste man an einer Abteilung voller Spezialisten vorbei. Das war Selbstmord.
Wenn dieser Tag vorbei war, musste er bei einem schönen heißen Bad und ephebianischen Rotwein genauer darüber Nachdenken.
"Sör. Herr Made und ich denken wir wissen woher der Schuss kam." Avalania von Gilgorys Gesicht zierte ein zufriedenes Lächeln.
"Dann los, uns läuft die Zeit davon."
* * *Lilli Baum saß immer noch an dem Tisch, an dem sie mit Rabe Karten gespielt hatte. Sie war ganz froh, dass sie unterbrochen wurden und Rabe sich wieder anderen Dingen zuwenden musste. Für ihren Geschmack redete er einfach zuviel, zudem war es ziemlich nervig sich auf jemanden zu konzentrieren, der nicht einmal still auf einen Stuhl sitzen bleiben konnte. Bäume wie sie besaßen viel mehr Ruhe und alle um sie herum wirkten heute sogar noch hektischer als sonst. Vielleicht sollte sie sich einfach draußen einen schönen Platz suchen und ein bisschen im Wind wiegen.
Sie kam nicht einmal dazu, den Gedanken ganz zu beenden, schon stand Rabe Raben wieder vor ihr, eine lederne Umhängetasche hing an seiner Schulter.
"Bei welcher Abteilung hast du dich beworben?", fragte der Gefreite.
"Bei RUM", antwortete Lillis Dämon noch bevor sie etwas auf der Glastafel tippen konnte.
"Für heute bist du Tatortwächterin", meinte Rabe.
Lilli kniff grimmig die Augen zusammen, was Rabe höflich überging.
"Und wie der Zufall es so will, haben wir auch gleich einen Job", sagte er mit spitzbübischem Lächeln.
Was seinen Wohlstand anging, hatte Holger Ofenbach dem Anschein nach schamlos übertrieben, zumindest sein Haus strafte seinen Worten Lügen. Die Fensterläden hingen lose in den Angeln, oder lagen halb verfault im Schneematsch auf der Straße. Das Dach hatte Löcher, an vielen Stellen fehlten Ziegel und abgebröckelter Mörtel gab den Blick auf rote Backsteine frei. Die Tür wirkte als könnte ihr ein neuer Anstrich mehr als gut tun und lediglich die Fenster und der Schornstein waren noch in tadellosen Zustand.
Neben den anderen feinen Häusern, welche sich tatsächlich in einem exzellenten Zustand befanden, wirkte es wie ein Krüppel unter Leistungssportlern.
Rabe zog an dem Glockenseil um zu läuten. Stein und Mörtel fielen zu Boden als sich die Glocke löste.
"Ich werd wohl doch lieber klopfen", sagte er.
Lilli nickte beistimmend.
Ein älterer, gebeugt gehender Mann öffnete die Tür. Sein Äußeres hatte Anklänge an dem eines Igors, nur mit weniger Narben, und sein linker Augapfel rollte lose von links nach rechts, oben und unten.
"Holzauge", sagte der Mann.
"Hab ich`s mir doch gedacht", äußerte Rabe. "Man merkt es daran, dass es immer so wild herum . . ."
"Nicht mein Auge, mein Name ist Holzauge", belehrte der Mann. "Was kann ich für Sie tun?"
Lilli rollte mit den Augen.
Womit hab ich das verdient?, dachte sie.
"Oh ... äh ..." Rabe räusperte sich. "Wir sind von der Stadtwache. Herr Ofenbach erwartet uns."
"Der Herr ist im Moment nicht zuhause, aber er hat mich von ihrem Kommen in Kenntnis gesetzt. Bitte folgen Sie mir." Holzauge trat einen Schritt zu Seite und machte eine einladende Handbewegung.
Die beiden Wächter folgten dem Diener, der sie schlurfenden Schrittes in ein Zimmer im zweiten Stock führte.
Das erste, was Rabe an dem Zimmer auffiel, war die gewissenhafte Ordnung. Das Bett war frisch gemacht, auf einem Regal standen sauber aufgereiht kleine Porzellanfiguren, der Boden sah aus als könnte man davon essen und an den Wänden hingen viele Skizzen von Gebäuden. Einige davon kannte Rabe. Die Vorhänge waren ordentlich zusammengebunden und die Zimmerpflanzen wurden erst kürzlich gegossen. Alles in allem wirkte dieses Zimmer nicht, als hätte es jemand gegen seinen Willen verlassen.
"Haben Sie in diesem Raum irgendetwas verändert?", erkundigte sich Rabe.
"Nein, Herr. So haben wir ihn heute Morgen vorgefunden", entgegnete der Bedienstete.
"Das ist komisch", murmelte Rabe. "Wo ist überhaupt Herr Ofenbach?"
"Der Herr geht seinem Hobby, dem
Hochseefischen, nach. Ein befreundeter Lord hat ihn eingeladen."
"Er geht fischen, während seine Tochter entführt wurde?", fragte Rabe nach. Auch Lilli schien das, ihrem Gesichtsausdruck nach zu Urteilen, ein wenig seltsam zu finden, und Lor sparte sich jeden Kommentar.
"Der Herr nimmt seine Verpflichtungen den Lords und Ladys gegenüber sehr ernst." Holzauge verbeugte sich und fügte hinzu: "Ich werde nach unten gehen und Ihnen einen Tee machen."
"Wenn eure Tochter verschleppt worden wäre, dann würdet ihr doch nicht wegfahren, oder?", meinte Rabe zu Lilli und Lor.
Alle zwei schüttelten den Kopf.
"Außerdem glaub ich nicht, dass sie unfreiwillig gegangen ist", fügte Lilli mit Hilfe ihres Dämons hinzu.
Rabe knetete sich die Nasenwurzel. "Ich seh mich hier mal genauer um, es könnte sein das ich doch einen Hinweis finde. In der Zwischenzeit, Lilli, könntest du die Angestellten befragen. Wenn es keine Entführung gab, ist sie möglicherweise von zuhause weggerannt und dafür muss es einen Grund geben."
Nachdem Lilli das Zimmer verlassen hatte, grinste Lor Rabe hämisch an.
"Was ist?", fragte Rabe.
"Du hättest dich gerade selbst hören sollen", äußerte Lor. "Das ist man gar nicht von dir gewohnt."
"Vielen Dank auch", entgegnete Rabe streitig. Ohne ein weiteres Wort machte er sich an die Arbeit.
Er stellte seine Tasche, in der er den Großteil seiner Tatortwächterausrüstung aufbewahrte, auf den Boden und zog sich ein paar Gummihandschuhe über um keine eventuellen Spuren zu verwischen.
Zuerst untersuchte er das Fenster. Es war von innen verschlossen und es fanden sich nur Fingerabdrücke daran, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu einer Person gehörten. Allesamt gehörten zu kleinen, schmalen Fingern.
MichelleRabe zog seinen Ikonographen aus der Tasche. Böse Zungen behaupten ja er besäße überhaupt keinen. Tatsächlich zögerte er immer vor dessen Gebrauch, da der Dämon darin sehr eigen war. Rabe schüttelte den Kasten, der Dämon schrie einige Flüche aus und öffnete eine kleine Klappe.
"Was soll das?", keifte er.
"Du musst ein Bild machen", sagte Rabe ruhig.
"Pah, vergiss es. Ich bin Künstler und du verlangst immer nur Bilder von irgendwelchen Fingerabdrücken und Fußspuren. Und dann beschwerst du sich auch noch, wenn ich ein wenig künstlerische Freiheit walten lasse."
Seufzend griff Rabe in die Öffnung, zog den strampelnden und keifenden Dämon heraus und warf ihn gegen die nächste Wand.
"Jetzt hör mal gut zu", sagte er, während er die Fußspitze gegen die Brust des Dämons presste und ihn so gegen die Wand quetschte. "Wir werden das ab heute ein klein wenig anders handhaben. Ich werde dich nicht mehr darum bitten, deine Arbeit zu machen und du lebst deine "künstlerische Freiheit" in deiner Freizeit aus. Einverstanden?"
"Gnarg", keuchte der Dämon.
"Ich nehme das als ein Ja." Rabe hob den Dämon hoch und steckte ihn wieder in den Kasten. An Lor gewand fügte er hinzu: "Du hast nichts gesehen."
"Ja, Sir", entgegnete dieser geängstigt. Was er soeben gesehen hatte, wollte so gar nicht zu dem Rabe Raben passen, den er kannte. Für den Moment beließ er es aber dabei, möglicherweise war sein Freund nur etwas gestresst und eigentlich geschah es dem kleinen Mistkerl nur zu Recht.
Rabe machte Bilder von den mit Russpulver sichtbar gemachten Fingerabdrücken, durchsuchte den Schrank und die Kommode, in der er eine Theaterkarte für die Aufführung "Der
Kieferknacker" fand, den Boden und die Zeichnungen an den Wände.
Er tütete die Theaterkarte ein und überflog noch einmal die Skizzen. Ein Gebäude, das besonders oft zu sehen war, kam Rabe äußerst bekannt vor, doch jedes Mal wenn es ihm in den Sinn kam, verschwand der Gedanke spurlos und ließ ein unbestimmtes Gefühl der Haltlosigkeit zurück. Er verjagte den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf das wesentliche.
Nirgends gab es ein Anzeichen auf eine Entführung.
"Sieh mal da." Lordi deutete auf das Bett.
Auf dem roten Satinlaken befanden sich weiße Flecken, die ihm vorhin schon aufgefallen waren und weshalb Rabe gar nicht so genau hingesehen hatte. Es gab eine Grenze, die man einfach nicht überschritt.
Lor sprang von Rabes Schulter und roch an den Flecken. "Riecht wie Zahnpasta."
Rabe reichte dem Miniwasserspeier ein Glasfläschchen. "Kratz etwas davon ab und tu 's da rein. Wir lassen es mal im Labor untersuchen. Mehr gibt`s hier sowieso nicht zu finden."
An der Eingangstür wartete Lilli bereits auf Rabe. Sie reichte ihm einen Zettel, auf dem alles stand, was sie herausgefunden hatte.
Scheinbar kümmerte Holger Ofenbach sich mehr um seine Geschäfte als um seine Familie, vor einem halben Jahr ist seine Frau verstorben und seine Tochter verhielt sich seither Merkwürdig. Ihre Hobbys waren Zeichnen, lesen und Theater Freunde hatte sie, mit einer Ausnahme, keine. Sie traf sich des Öfteren mit einem Jungen namens Charlie Bauerfeind.
Es war nicht viel, aber immerhin etwas.
Rabe beschlich immer mehr der Verdacht das Michelle Ofenbach einfach durchgebrannt ist, da sich ihr Vater sowieso nicht um sie kümmerte. Blieb die Frage offen, ob sie die Stadt verlassen hatte, oder einfach nur untergetaucht war. Seine Hand berührte das gläserne Behältnis in seiner Tasche. Möglich, dass es ihnen Aufschluss über ihren Aufenthaltsort geben konnte, dazu noch der Name ihres besten Freundes. Alles in allem doch nicht so wenig wie er anfangs dachte. Es bestand zumindest eine reale Chance Michelle zu finden.
* * *Rib saß an der Kante des Regals mit den gefährlichen Chemikalien, die Arme verschränkt, den Blick zur Decke gewandt und schaukelte mit den Beinen. Im Labor stank es, was bei Rabe eine Art
Würgereflex auslöste
Seit er sich vor einer viertel Stunde von Lilli und Lor getrennt hatte, versuchte er die Gnumie zu überreden das weiße Pulver zu untersuchen, welches er in Michelle Ofenbachs Zimmer sichergestellt hatte. Rib nahm die Worte von Sillybos jedoch sehr wörtlich und weigerte sich auch nur einen Finger krumm zu machen, wenn es nichts mit dem Patrizier zu tun hatte.
"Bitte", wiederholte Rabe zum nunmehr fünften Mal.
"Nein", war die unveränderte Antwort Ribs.
"Aber es könnte lebenswichtig sein."
"Für das Leben des Patriziers?"
"Äh... nein."
"Dann vergiss es."
Ribs Art trieb Rabe grundsätzlich schnell zur Weißglut, doch heute übertraf sich der Chief-Korporal selbst. Außerdem machten ihm immer noch die Kopfschmerzen und der Dusel in seinem Kopf zu schaffen, durch die Diskussion mit Rib wurden sie sogar noch schlimmer.
Wütend knallte er Rib den Behälter auf das Regal. Es grenzte schon an ein kleines Wunder, dass es nicht zerbrach. "Dann lass ich das eben hier. Der Patrizier erledigt sich so oder so heute noch."
Die Tür knallte nicht weniger als er das Labor verließ.
* * *Avalania von Gilgory fühlte den kalten Stein der Wand selbst durch ihre Kleidung. Sie bewachte, zusammen mit den anderen SUSIs, die Hintertür des Gebäudes, in dem sich die Töchter der Patrizierin versteckten. Selbstverständlich sollte nicht SUSI die Verbrecher Dingfest machen, darum würden sich die FROGs kümmern, ihre Aufgabe bestand darin aufzupassen, dass keiner von ihnen durch die Hintertür entkam.
Sollten sich diese ominösen Töchter wirklich hier blicken lassen, wäre das ein fataler Fehler. Bei ihrer meist friedlichen Arbeit als Gerichtsmedizinerin freute sich Avalania auf ein wenig Äktschon.
Von der anderen Seite des Gebäudes erklang der laute Knall einer Explosion. Die Zwergin verstärkte den Griff um ihre Axt.
Es ging los.
* * *In einer Stadt, die geradezu ideal war um sich zu verstecken, glaubte Rabe nicht an die Eventualität, dass Michelle Ofenbach Ankh-Morpork verlassen hatte. Sie versteckte sich ganz gewiss an einem Ort, an dem sie sich sicher und geborgen fühlte.
Nur wo?
Rabe schlenderte ziellos durch die Straßen. Er wünschte sich einen Zettel, auf dem er sich Notizen machen konnte. So musste er sich auf seinen - viel zu leicht ablenkbaren - Verstand verlassen.
Was wusste er über Michelle, die klaren Fakten. Ihr bester Freund hieß Charlie Bauerfeind. Mit etwas Zeit konnte Rabe sicher dessen Adresse herausfinden und ihn befragen. Sie zeichnete gerne und hauptsächlich Gebäude die ...
Oh klar, darauf hätte ich gleich kommen können, dachte Rabe und beschleunigte seine Schritte.
So geschah es auch, dass Rabe eine halbe Stunde später vor einer baufälligen Ruine stand, über deren Tür ein Schild prangte mit der Aufschrift: "Theater der freien Künstler". Ein weiter unten angebrachtes Schild versicherte: "Hiere arbeitigen nur Gildenmitgliederige".
Beinahe jeden Tag passierte er dieses Gebäude auf seinen Weg zur Arbeit, ohne es auch nur eines interessierten Blickes zu würdigen. Bisher hatte er auch eigentlich gedacht das es leer stünde. Der Gedanke, dass hier Theaterstücke aufgeführt wurden hatte etwas Erschreckendes.
Aber das er nicht früher darauf kam, dafür könnte er sich Ohrfeigen. Es war eindeutig das Gebäude, von dem die meisten Zeichnungen in Michelles Zimmer hingen. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
"Drei zu eins, dass nicht einmal die Tür verschlossen ist", murmelte er und behielt Recht.
Innen sah das Gebäude nicht besser aus. Schmutz und Spinnenweben zeugten davon, dass die letzte Aufführung Jahre zurückliegen musste. An den Wänden hingen vergilbte Plakate, auf denen "Loretta Ofenbach in der Kieferknacker" stand.
Interessant.Rabe folgte dem ausgefransten Teppich vorbei an einer löchrigen Theke, an der früher Erfrischungen und kleine Snacks verkauft wurden, zu einer großen zweiflügeligen Schwingtür, welche in den Spielsaal führte.
Der Saal lag in tiefster Schwärze vor ihm, lediglich die Tribüne wurde von einem dutzend Kerzen in einen melancholischen Schein getaucht. Ein junges Mädchen, nicht ganz so alt wie er saß in der Mitte der Bühne, ihr Schluchzen war das einzige Geräusch, das die Grabesstille durchbrach.
Grabesstille. Dieses Gebäude sollte ein Grab werden. Rabe wusste nicht woher er das wusste, aber ihm war klar, dass Michelle heute hierher gekommen war um ihrer Mutter zu folgen. Um zu sterben.
Eine Ratte huschte lautlos an seinen Füßen vorbei und riss ihn aus seiner Starre. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er schon geraume Weile einfach nur dastand und die Szenerie wie ein Bild betrachtete.
Er ging den Mittelgang entlang, vorbei an kaputten Holzstühlen und Sitzen an denen die Polster aufgerissen oder von Ratten angenagt waren. Michelle bemerkte ihn erst als er auf die Bühne, und somit in den Kerzenschein trat.
Erschrocken drehte sie sich ihm zu. Ihre zittrigen Hände hielten eine Armbrust umschlossen, ähnlich dem Modell welches die Tatortwächter für den Notfall trugen. Sie unterdrückte den Impuls mit der Waffe auf ihn zu zielen, doch Rabe konnte sehen wie sich die Finger beider Hände um den Griff verkrampften.
"Was wollen Sie?", stieß sie aus. Ihre Stimme zitterte und nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten.
"Zuerst möchte ich, dass du mir die Waffe gibst." Rabe blieb einige Schritt vor ihr stehen und breitete die Arme aus, damit sie sah, dass er unbewaffnet war.
Trotzdem schien Michelle sich bedroht zu fühlen, denn mit einer langsamen und müden Bewegung hob sie die Armbrust und zielte auf ihn.
"Bleiben Sie, wo Sie sind! Oder besser, verschwinden Sie! Lassen Sie mich allein!" Sie schrie nun.
Rabe wünschte sich, dass Tussnelda bei ihm wäre. Sie kannte sich mit so etwas aus, konnte mit Leuten reden, sich in sie hineinversetzen und ihnen helfen. Ihm selbst bereitete einfacher Smalltalk schon Probleme.
"Ich werde nicht gehen. Nicht bevor du mir nicht die Waffe gibst, Michelle."
Verwundert weiteten sich die Augen des Mädchens, die Armbrust sank ein Stück.
"Woher kennen Sie meinen Namen?"
Rabe lächelte und hoffte, dass es sympathisch wirkte. "Ich such schon den ganzen Tag nach dir. Dein Vater ..."
Die Armbrust schnellte wieder nach oben.
Mist. Michelle gab ein Geräusch von sich, welches man zwischen einem lachen und schluchzen einordnen konnte. Aber es klang eindeutig verächtlich.
"Ich werde nie wieder zu ihm zurückgehen!", rief sie. "Nicht nachdem was er uns angetan hat!"
"Uns?" Unauffällig prüfte Rabe seine Umgebung. Nein, sie waren allein. Niemand versteckte sich in den Schatten. Dann traf es ihn wie einen Blitz. "Deine Mutter. Sie hat hier Theater gespielt, richtig?"
"Sie spielte die Hauptrolle im 'Kieferknacker', die Klara, die sich in den bösen Kieferknacker verliebt und ihn zum Guten verändert. Dieses Kleid hat sie immer während der Aufführung getragen, es war ihr Lieblingskleid und ich habe es ruiniert. Ich dachte
Gebissreiniger währe ein altes Hausmittel um Flecken zu entfernen, dabei hab ich es nur noch schlimmer gemacht."
In ihrer schlimmsten Stunde kümmerte sich Michelle um die profansten Dinge. Rabe fragte sich ob das jeden so ging. Gleichzeitig machte er sich Sorgen darum wie zurechnungsfähig sie noch war. Er musste ihr unbedingt die Armbrust abnehmen.
"War sie gut als Schauspielerin?", fragte Rabe um Michelle abzulenken.
Ein lächeln glitt über ihr Gesicht und verschwand beinahe sofort wieder. "Sie war die beste, alle liebten sie, die Männer lagen ihr zu Füßen und das machte meinen Vater eifersüchtig. Er kaufte das Theater und ließ es einfach verfallen. Meine Mutter sperrte er zuhause ein und ließ sie nicht einmal mehr für einen Spaziergang hinaus. Und dann, als sie es einfach nicht mehr aushielt . . ." Michelle stockte. Sie konnte ihre Stimme nicht mehr kontrollieren und brach in Tränen aus.
"Sie hat sich das Leben genommen, hab ich Recht? Um ihm zu entkommen."
Sie nickte.
"Und du willst ihr nun folgen." Während Rabe redete schlich er langsam und unauffällig näher, Zentimeter für Zentimeter.
"Er gibt es nicht zu, aber wir sind so gut wie pleite und seine Wut lässt er an mir aus. Es vergeht kein Tag an dem er mich nicht schlägt oder schlimmeres und . . . ich ertrag das nicht länger."
Nur noch ein kleines Stück und er hatte sie erreicht, die Armbrust war erneut einige Zentimeter nach unten gesunken. Sie musste nur weiterreden.
"Anders gesagt, du bist zu schwach."
Treffer.
An ihrem Gesichtsausdruck erkannte Rabe, dass sie nicht damit gerechnet hatte. Sie erwartete Verständnis und Fürsorge, keine harten und bittere Worte.
So charakterlos das auch wirken mochte, Rabe versuchte sie ganz bewusst zu provozieren. Das Mädchen wälzte sich in seinem eigenen Selbstmitleid und wählte den Freitod als leichtesten Ausweg, wie schon ihre Mutter zuvor. Ihr kam nicht einmal der Gedanke, dass es Menschen gab die es schwerer hatten. Kinder wie Kaal, für den es nichts gab, wofür es sich zu leben lohnte und trotzdem gab er aus irgendeinen Grund nicht auf. Lebte, anstatt den Tod zu wählen.
Das Kind aus der Gosse zeigte mehr stärke als diese Jugendliche aus gutem Hause und das machte Rabe wütend.
"Ich bin nicht schwach", sagte sie leise, wobei sie jedes Wort wie eine Kampfansage betonte.
"Dann beweis es, deinem Vater, deiner Mutter und vor allem dir." Mittlerweile war er nahe genug um mit einem Satz bei Michelle zu sein um ihr die Armbrust aus den Händen zu reißen. Heute würde niemand sterben, nicht solange er es verhindern konnte.
"Ich. . . ich. . . Was wenn ich es allein nicht schaffe?"
"Niemand hat gesagt, dass du alleine bist." Rabe hielt ihr die Hand entgegen als wolle er ihr aufhelfen.
Michelle zögerte noch einen Herzschlag lang, ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ es zu das Rabe sie hoch zog. Die Armbrust glitt aus ihren kraftlosen Fingern, sie presste den Kopf gegen seine Brust und weinte hemmungslos.
"Es ist gut", flüsterte er und strich ihr sanft übers Haar. "Alles ist gut."
Michelle glaubte ihm, tief in ihrem inneren wusste sie, dass dieser Mann sie nicht belog.
Epilog
Die Sonne beanspruchte nur noch einen winzigen Fleck am Horizont. Rabe saß an seinem Lieblingsplatz in der Wache, auf dem Dach, und beobachtete die Leute auf der Straße. Im Wachhaus herrschten wieder normale Zustände. Der Großteil der Rekruten befand sich wieder im Wachhaus Kröselstraße und die Abteilungen arbeiteten erneut an ihren normalen Fällen.
Die Töchter der Patrizierin hatten sich als drei Brüder herausgestellt, die ihre Mutter zur Königin über Ankh-Morpork machen wollten. Dafür mussten sie natürlich erst Lord Vetinari loswerden, doch wieso sie erst eine Warnung losschickten, wussten sie selbst nicht. Nachdem SUSI herausgefunden hatte, woher der erste Schuss kam, stellte FROG fest, dass sich die Brüder immer noch am selben Ort befanden und nahmen sie ohne erwähnenswerte Gegenwehr fest. Der Patrizier und der Tag waren gerettet.
Doch Rabe kümmerte das alles nicht. Anfangs fand er es ungerecht, dass er als einziger von dem Fall ausgeschlossen wurde, mittlerweile war er froh darüber. Ohne ihn hätte Michelle sich das Leben genommen, anstatt dafür zu kämpfen. Momentan befand sie sich in Sicherheit bei einem Freund. Morgen würde er mit ihr eine Wohnung suchen, damit sie nicht zurück zu ihren Vater musste und endlich ihr eigenes Leben führen konnte. Ohne ständig Angst zu haben.
Rabe schloss die Augen. Mit diesem Arbeitstag konnte er zufrieden sein. Vielleicht hatte er endlich seinen Platz gefunden.
[1] Nachzulesen in der Live-Mission "URMEL"
[2] Für Rabe sind alle Dämonenstimmen, einschließlich der dazugehörigen Dämonen, nervig
[3] Damit niemand verwirrt ist: Diese Geschichte spielt zu der Zeit, als Lilli Baum noch nicht bei RUM war, aber schon ihre Grundausbildung beendet hatte.
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