Achtundachzig

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vollendet am 15.11.2006

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Es ist ein Sonniger Oktotagmorgen, als seltsame Dinge in den Haufen geschehen. Plötzlich stehen 77+10+1 Menschen auf den taunassen Wiesen und wissen nicht Recht wie sie dort hingekommen sind. Woher kommen diese Personen? Wo waren sie gewesen? Und was ist mit ihnen passiert?

Laiza Harmonie

Die Luft war noch kühl und vom Ankh wabberter leichter Nebel durch die Straßen. Es war ruhig in Ankh-Morpork zu dieser Morgenstunde am Oktotag. Die Dächer wurden in ein sanftes goldenes Licht getränkt.
Es kündigte sich ein warmer Sommertag an, wie es die vergangenen Tage auch gewesen waren und Rea Dubiata, Korporal der Stadtwache von Ankh-Morpork, sah ihrem wohlverdienten Schichtende entgegen.
Zusammen mit Scoglio hatte sie in den frühen Abendstunden eine Schlägerei in den Schatten beschwichtigt, die zwischen einigen Tavernengästen ausgebrochen war, ansonsten war die Nacht relativ ruhig verlaufen. Für einen Moment hatte sie daran gedacht, dass es für ankhmorporkische Verhältnisse zu ruhig gewesen war, doch dann genoss sie die auf gehende Sonne, deren Strahlen endlich Wärme brachten.

Eine kleine unscheinbare Eidechse huschte durch das noch taunasse Gras der Haufen. Für sie schien es ein Tag wie jeder andere auch zu werden, sie machte sich auf der Suche nach einem kleinen bequemen Stein, der schon von der Sonne leicht erwärmt war, damit sie ein angenehmes Sonnenbad nehmen konnte. Sie wurde relativ schnell fündig und wäre sie nicht mit einem äußerst kleinen Hirn gesegnet gewesen, dann hätte sie sich vielleicht darüber gewundert, weshalb das Sonnenlicht an diesem Morgen so sonderbar blau war.

Als die beiden Wächter den Bachlosen Weg in Richtung Mengen See entlang schritten, erreichte die Sonne schon fast die Erdgeschosse der Häuser. Für einen Moment dachte Scoglio er hätte sich versehen, als der Himmel seltsam leuchtete. Der Troll blinzelte einige Male.
"Das doch nicht ganz in Ordnung sein!"
Rea schreckte auf. Sie hatten schon seit einiger Zeit geschwiegen und so war sie in ihren Gedanken versunken. Sie blickte sich um, um herauszufinden was der Troll meinte, doch sie sah nichts Auffälliges in der Straße.
"Wie bitte?"
"Der Himmel leuchtet."
Der Korporal schirmte sich die Hände gegen die steigende Sonne ab. Sie wollte ihren müden Augen nicht Recht trauen... aber leuchtete der Himmel blau?
"Das sollten wir uns ansehen!"

Die Echse hatte es sich gerade auf dem Stein bequem gemacht, der schon ein wenig angewärmt war, als für einen Sekundenbruchteil vollkommene Stille herrschte.
Knackendes Gestein war zu hören, als plötzlich ein Troll den Platz einnahm, den zuvor die Eidechse für ihr Sonnenbad beansprucht hatte. Verdutzt sah sich der Troll um und mit ihm taten dies siebenundachtzig weitere Personen.
Rea hatte es genau beobachtet die Wiese war im einen Moment noch leer gewesen und seltsame blaue Lichter hatten über ihr getanzt und nun standen dort viele Personen in der Morgensonne und sahen ziemlich verwirrt aus.
"Was sein hier passiert?" stutzte der Szenenkenner und blickte zu seiner stellvertretenden Abteilungsleiterin herunter.


Laiza Harmonie beschäftigte sich gerade mit einem Bannzauber gegen Insekten, mit denen sie die Bürofenster belegen konnte, denn die summenden Mitbewohner machten ihr das Arbeitsleben unerträglich und Sampo, der kleine weiße Kater den sie zusammen mit Rea Dubiata durchfütterte, hatte sich schon lange nicht mehr im Wachhaus blicken lassen. Er hätte die Population der Fliegen eventuell eindämmen können. Dazu kam noch, dass ihre wiewunderländische fleischfressende Pflanze wegen des hohen Fleischgehaltes in der Luft unerträglich stank. Doch die ankhmorporkianische Fliege ließ sich nicht verarschen und so brachte das hübsch blühende Pflänzchen auch nichts.
Ansonsten war das Büro leer und ruhig, ihr Kollege Ruppert von Himmelfleck befand sich zu solch frührer Stunde noch im Bett, wie die meisten anderen vernünftigen Leute.
Die Klappe des Rohrpostsystems, die an Rupperts Schreibtisch endete, öffnete sich und Laiza blickte von ihren Notizen auf. Der Kopf eines der Meldedämonen schob sich durch die Öffnung. Es war Aaps, das erkannte sie an dem kleinen Schlips und der Nickelbrille, über der ein Fettfilm lag.
"Na Gespensterflüsterin, ganz alleine mit den Verstorbenen?" Der Dämon schüttelte sich vor Lachen und schmiss einen Umschlag auf den Schreibtisch.
"Verzieh dich!"
"Was willst du tun mich in die Kerkerdimensionen verbannen?"
Laiza griff nach einem Buch über 'Das geheime Astralwesen' und schmiss es dem Dämon entgegen. Sie seufzte als er rechtzeitig im Rohrsystem verschwand und die Klappe gegen die Wand schlug.
Sie stand auf und hob das Buch auf. Eine Seite war halb heraus gerissen, doch bei diesem Buch war es kein großer Verlust. Sie lies die schlechte Lektüre auf Rupperts Schreibtisch liegen und nahm den Umschlag mit zu ihrem Platz.
Es handelte sich um eine Semaphoren Nachricht, sie war so kurz wie man sie von einer SEALS Streife nur erwarten konnte:






Ca. 100 Menschen auf dem Haufen. Orientierungslos, kommen quasi aus dem Nichts. Verstärkung!!! Korporal Dubiata



Niemand kam einfach so aus dem Nichts. Die Menschen könnten Spurlos verschwinden und vor allem in einer Stadt wie Ankh-Morpork war dies absolut keine Kunst. Doch wieso sollte man aus dem Nichts in den Haufen auftauchen?
Vor allem da die Nachricht von Rea stammte, die generell eine äußerst Rational denkende junge Frau war, klang alles ein wenig merkwürdig.
Laiza legte ihren Umhang um die Schultern und griff nach ihrer Umhänge Tasche.
Die ersten beiden Stockwerke waren wie leer gefegt und die zwei Rekruten, die hinter dem Wachetresen eingeschlafen waren nahmen keine Notiz vom Korporal. Unter normalen Umständen wäre sie leise an ihnen vorbei geschlichen und hätte in eineinhalb Stunden Frau Willichnicht das Aufwecken erledigen lassen. Doch sie benötigte noch die geforderte Verstärkung und wollte keine Zeit mit Taubennachrichten und Botengängen verschwenden und so blieb ihr nichts anderes über als die Rekruten an ihre Pflichten zu erinnern.

Die Sonne war eifrig höher gestiegen und die Straßen füllten sich mit den ersten Bewohnern der Stadt als Laiza an den Haufen ankam.
Die Szenerie, die sich ihr bot, machte den Eindruck eines kleinen Mobs dem die Energie ausgegangen war. Sie sah Scoglio in Mitten der Menge und wahrscheinlich war dort auch Rea Dubiata.
Sie hielt auf die zwei Wächter zu, die ein wenig Ratlos da standen und mit einigen Gestalten in ein Gespräch vertieft waren.
Voller Verwunderung erkannte sie beim näher kommen dass es sich unter anderem um Skilla handelte. Es war ein Jahr vergangen, seit dem sie die junge Vampirin gesehen hatte. Erinnerungen huschten Laiza durch den Kopf, an die gemeinsame Zeit bei FROG und das grimmige Gesicht das Araghast Breguyar immer gezogen hatte, wenn Skilla in seiner Näher weilte. Sie war einiger Zeit vor ihr nach SUSI gewechselt und hatte als erste Wächterin den Beruf des Okkultismusexperten erwählt.
Doch es kam nie zu einem Abschluss ihrer Ausbildung, den eines Tages tauchte sie nicht mehr in der Wache auf. Auch ihre Vermieterin wusste nicht wo sie abgeblieben war. Die Wache hatte natürlich nach ihr gesucht, kam aber zu keinem Ergebnis.
Nun stand sie dort, mitten auf den Haufen zwischen unzähligen anderen. Woher war sie gekommen?
Sie spürte die verwirrten Blicke auf sich ruhen, während sie immer näher kam. Kaum jemand sprach ein Wort und trotzdem herrschte in den Haufen keine Stille.
Was sie als nächstes sah waren wuschige schwarze Haare die ihr seltsam vertraut vorkam, zu diesem Gefühl mischte sich der melodische Klang einer Stimme, sie sie noch nicht ganz verstehen könnte. Als sie endlich nah genug herangetreten war umsehen zu können was hinter Scoglio geschah, blieb ihr fast das Herz stehen.
Es schien erst gestern gewesen zu sein, dass sie in dieses Gesicht gesehen hatte und doch war es schon ein Jahr her. Die braunen Augen von Tibor Khäinen leuchteten und er drängte sich aufgeregt an Rea und Skilla vorbei.
"Laiza!" rief er entzückt aus und umarmte sie überschwänglich.
Für Bruchteile von Sekunden fragte sie sich ob sie in ihrem Büro eingeschlafen war und alles was hier geschah nur ein skurriler Traum war der von ihrem Unterbewusstsein projiziert wurde. Geistesabwesend zwickte sie dem jungen Mann in die Seite, der darauf hin erschrocken aufschrie und von ihr los lies.
Es musste ein Traum sein, denn Tibor war genauso wie Skilla eines Tages vom Erdboden verschwunden. Für einen Szenenkenner war es natürlich nicht ungewöhnlich für einige Tage abzutauchen, doch Laiza hatte meistens ganz gut darüber bescheid gewusst wie lange er weg blieb. Den die zwei hatten sich seit ihrer Zeit bei GRUND gut verstanden, sie waren Freunde und Tibor hatte sie ein paar Mal ausgeführt. Doch als die Tage vergingen und zu Wochen wurden und immer noch keine Nachricht von ihm aufgetaucht war, hatte man sich allmählich Sorgen gemacht.
Man hatte seine Informanten vorgeladen, Dealer und Bandenmitglieder aus der Schatten Szene. Doch niemand davon hatte ihn zu Gesicht bekommen. Natürlich konnte man solchen Kleinkriminellen nicht trauen, vielleicht hatten sie noch eine offne Rechnung mit ihm. Schließlich war er einmal einer von ihnen gewesen und hatte sie verraten in dem er der Wache beigetreten war. Motive gab es genügend, doch Beweise fehlten weit und breit. Trotz allem gab Laiza nie die Hoffnung auf noch einmal etwas von ihm zu hören, obwohl die Sorge um ihn im Alltag jeden Tag mehr vergraben wurde. Schuldgefühle kamen plötzlich in ihr hoch, als sie ihm nun gegenüberstand.
Rea riss ihre Kollegin aus den Gedanken: "Da kommt ja Verstärkung."
Vorne Weg stapfte der Fähnrich Bürstenkinn, er machte fast den Eindruck als würde er den Rest von sich abschütteln wollen, der aus der Gnomin Amalarie Mögebier, dem Gerichtsmediziner Herr Made, der Gefreiten Olga-Maria Inös und zu guter Letzt Sillybos bestand.
Rea freute sich, die Kollegen von SuSi wieder zu sehen, doch insgeheim hatte sie sich etwas anderes unter der Verstärkung vorgestellt.
Das erste Mal blickte sich Laiza bewusst um und durchleuchtete die Lage in den Haufen. Es handelte sich hauptsächlich um Menschen, einige Zwerge und ein Troll waren auch dabei, aber vor allem vielen ihr zwei kleine Kinder auf, die in weißen Nachthemden mit nackten Füßen im Gras standen und sich aneinanderklammerten. Das Mädchen vergrub schamhaft ihr Gesicht in der Schulter des Jungen.
"Wir sollten die Leute hier wegschaffen", meinte Laiza als die Verstärkung bei ihnen ankam, "Und ich sollte Ruppert auf wecken..."

01.06.2006 21: 50

Ruppert von Himmelfleck

"La donna é mobile
Qual piuma al vento,
Muto d'accento - e di pensiero."


Rupperts kräftige Stimme drang durch die Tür auf die noch ruhige Straße. Laiza erkannte eine gennuaische Opernarie und war einmal mehr über ihren Kollegen überrascht.
Sie klopfte kräftig und zog gleichzeitig an der Klingelschnur.
"Maledetto, mio ... ähm... Wer ist da?"
"Ich bin's. Laiza!"
"Warte einen Moment, ich bin in der Badewanne."
Laiza hörte es rumpeln und plätschern und dann das platschen nasser Füße.
"Ruppi, ich hoffe du hast etwas angezogen", rief sie schnell. Die Tappser hörten auf und entfernten sich dann wieder. Dann kamen sie wieder und der Obergefreite von Himmelfleck stand in der Tür, angetan mit einem dunkelroten Bademantel.
"Gut, dass du mich gewarnt hat, Laiza. Ich hätte mal wieder nicht dran gedacht." Er schüttelte den Kopf. "Ihr mit eurem Nacktheitstabu, ich glaube, daran werde ich mich nie gewöhnen. Was ist passiert, ach was, komm erst mal rein und geh rauf in die Küche, ich hab schon Kaffe aufgesetzt. Ich komme gleich."
Laiza ging die steile Wendeltreppe hinauf in Rupperts Küche und setzte sich an den Tisch. Auf dem Herd stand eine Kaffeekanne, aus der es verführerisch roch. Sie schenkte sich eine Tasse ein. Nach ein paar Minuten kam auch Ruppert mit nassen Haaren und in sauberer Uniform nach oben und setzte sich zu ihr an den Tisch. Er schenkte sich auch eine Tasse ein, lehnte sich zurück und sah Laiza fragend an.
"Warum bist du so früh auf? Ist etwas geschehen? - natürlich ist etwas geschehen!"
"... etwas geschehen! Ja, etwas sehr Merkwürdiges. Und deshalb brauche ich auch dich, ein zweiter Okkultismusexperte kann nicht schaden - vor allem wenn er ausgeschlafen ist." Sie gähnte heftig und schlürfte den starken Kaffee aus der Tasse. Ruppert wartete geduldig bis sie weitererzählte.
"Also, ich saß im Büro und machte nichts Besonderes, als eine Nachricht aus den Haufen eintraf. Ich bin sofort hingeeilt ..." Laiza erzählte was sie vorgefunden hatte und was Rea und Scoglio berichtet hatten.
"... und das merkwürdigste war, dass zwei Wächter dabei waren, die als verschollen galten, darunter eine ehemalige Okkultimusexpertin, na ja, sie hat die Ausbildung nie beendet - eines Tages war sie einfach weg. Als dann Cim und Sillybos eingetroffen sind, hab ich mich verdrückt um dich zu holen. Ja, und hier bin ich eben. Gib mir noch eine Tasse Kaffee, bitte, und dann las uns gehen."

Auf dem Weg zu den Haufen, der nicht weit weg von Rupperts Wohnung in der Teekuchenstraße lag. fragte Laiza ihren Kollegen: "Ach, übrigens - was für ein Lied hast du vorhin gesungen?"
"Ein Lied aus einer gennuaischen Oper, Rib und Letto."
"Ich habe kein Wort verstanden, kannst du das übersetzen?
"Hm, mal überlegen ... La donna é mobile - Die Frau ist beweglich. Qual piuma al vento, - wie die ausgerissene Feder im Wind, Muto d'accento - e di pensiero. Ohne Akzent und Gedanken ..."
"Sag mal, das erfindest du jetzt aber", unterbrach ihn der Korporal lachend.
"Na ja, es ist schon etwas frei übersetzt - aber erwartest du einen Sinn in diesen Liedern?" Er lachte und fing wieder an zu singen.

Sempre un'amabile
Leggiadro viso,
In pianto o in riso - e menzogner.



02.06.2006 19: 47

Cim Bürstenkinn

Cim hatte sich gleich nach seinem Eintreffen Rea geschnappt und ein Stück in die Ruinen hineingeführt.
"Was soll das, Hexe?"
Genervt sah Rea ihren Vorgesetzten an "Und was hätte ich den falsch gemacht, Cim?"
"Was soll dieser ganze SUSI-Auflauf hier? Ich weiß ja, wo Du her kommst, aber ist das der richtige Ort für ein Klassentreffen?", angewidert sah Bürstenkinn seine Stellvertreterin an.
"Und wessen Zuständigkeit glaubst Du denn, wäre das spontane Auftauchen von 100 Leuten die selbst absolut keine Ahnung haben, wie sie hier her gekommen sind?", Rea hatte es satt, und sie war durchaus bereit das hier zu Ende zu diskutieren.
"Du kennst die Antwort Korporal und ich dachte ...", holte Cim aus als er von einer unsicheren Stimme unterbrochen wurde.
"Cim?" Rea und Cim sahen zornig zur Seite und sagten synchron:
"WAS IST, LAGAN?"
Es folgte eine kurze Pause die voll war mit dem Versuch zu verstehen, was das hier zu bedeuten hatte.
"Lagan?", kam es erneut gleichzeitig aus dem Mund von Rea und Cim. Vor ihnen stand in korrekter SEALS-Uniform [1] der Gefreite Lagan Nerviar.
"Was ist hier los Cim?" Es war dem jungen Wächter anzusehen, dass er ehrlich verwirrt war, aber in diesem Moment realisierte Cim, dass er hier einen Wächter vor sich hatte, der ein ernstliches Dienstvergehen auf seinen Schultern sitzen hatte.
"Das ist eine sehr gute Frage, Lagan. Soviel ich mich erinnern kann war es Deine Aufgabe gemeinsam mit Will Passdochauf die Streifen in der Stadt zu organisieren während wir auf Übung [2] waren."
"Ja aber", Verzweiflung stahl sich in seine Gesicht, "da war ich ja auch eben gerade noch und...."
"Ach lüg hier nicht rum! Du wanderst erst mal in den Bau und wirst wegen Befehlsverweigerung angeklagt! Deinen Quatsch kannst Du dann IA erzählen. Rea!"
Damit stapfte er weg und ließ die beiden Vektoren einfach stehen.
Rea spürte förmlich, dass Lagan unschuldig war, aber natürlich sprachen die Fakten in jedem Fall gegen ihn. Sie legte die Hand auf seine Schulter und führte ihn zurück zur Gruppe.
"Na komm Lagan, es wird sich schon alles aufklären!"


Severin sah auf seine blutigen, zitternden Hände die das Küchenmesser immer noch festhielten. Polternd fiel es zu Boden und katapultierte kleine Bluttropfen durch das elegante Büro.
Er sah sich selbst wie er immer und immer wieder auf seinen Chef eingestochen hatte, der nun auch nicht mehr schrie.
Wegen einer kleinen Unterschlagung von Gewürzen hatte er ihn den Behörden übergeben wollen - und das nach 24 Jahren treuer Arbeit!
Sein Kopf der eben noch mit Wut erfüllt war wurde nun zu einem Vakuum, und machte einer aufsteigenden Panik Platz. Wie sollte das weitergehen? Wer würde sich um seine Familie kümmern?
"Sir?", jemand hämmerte an die Tür, "Wir haben Schreie gehört! Ist alles in Ordnung?"
Der Koch hetzte zur Tür und versperrte sie eilig von innen.
"Sir?", erklang es verwundert. Das war sicher Remun, der Verwalter.
"GEHT WEG!", rief er nun ohne viel Nachdenken, "ODER ES PASSIERT WAS!"
Severin lachte in sich hinein. Was sollte noch groß passieren? Immerhin hatte er seinen Boss schon umgebracht. Sicher würde gleich die Wache kommen. Er würde verurteilt werden. Sein Leben war ....
Da erschien plötzlich eine blaue schwebende Kugel im Zimmer, anfangs nicht größer als ein Apfel, aber schnell anschwellend und heller werdend.
"Ahh", kam es noch aus Severins Mund. Dann war er verschwunden.

Just in dem Moment kam TOD um die Seele des toten Kaufmanns zu holen.
"MACHT DIR TÜR AUF, SONST BRECHEN WIR SIE AUF!", ertönte es von draußen, und der Knochenmann sah sich verwirrt um. Immerhin war er es der hier in Großbuchstaben redete! Schließlich zuckte er mit den Schultern, trennte den Faden zwischen Seele und Körper und rief "OK". Dann war auch er verschwunden.








03.06.2006 10: 58

Rea Dubiata

"Wir müssen versuchen, das zu organisieren. Irgendwie...", sagte Laiza zu Sillybos.
Der Abteilungsleiter von SUSI fluchte leise, denn er wusste dass das bei all den Leuten ungefähr dem Hüten eines Sackes Flöhe gleichkam. "Nun, wir brauchen Name, Adresse und so... und dann einen Bericht wie sie hierher kamen und was sie hier tun."
Rea kam aus den Ruinen zurück und sah die beiden SUSI stirnrunzelnd an, hinter denen sich die restlichen Wächter außer Cim versammelt hatten. "Was steht ihr noch hier rum?", fragte sie verärgert. "Wir müssen sie Leute sofort alle zur Wache bringen und sie dort vernehmen bevor sie abhauen! Die ersten wandern schon davon!", sie deutete in eine Richtung, in der man tatsächlich zwei oder drei Menschen gerade verschwinden sah.
"Das ist leichter gesagt als getan, Rea", sagte Made.
Laiza kratzte sich am Kopf. "Herr Made, Olga, ihr geht bitte und holt die Leute da zurück, aber fix." Sie wartete, bis die beiden losgelaufen waren und blickte dann den Rest, Sillybos, Scoglio Amalarie, Ruppert und Rea an. "Und wir überlegen jetzt, wie wir die Leute am Besten zum Wachhaus kriegen."
Rea seufzte. "Vielleicht indem wir mit Tee und Keksen locken?"
"Eine gute Idee", sagte Ruppert.
"Wir sollten das ganze strukturiert angehen", sagte Sillybos. "Jeder bekommt eine Nummer und der ordnen wir dann Name und Geschichte zu..."
"Vielleicht sollten wir einen Schritt nach dem anderen machen, Feldwebel", sagte eine Stimme von etwas weiter weg. Ein kleiner roter Punkt wurde kurz etwas größer und wurde dann von Racuh verhüllt. Cim stand unter einem nahen Baum. "Wir sind sieben Leute, also kriegt jeder von uns eine gruppe von 12 bis 15 Leuten zugeteilt die er zur Wache bringt."
In jenem Moment kamen Olga und Made wieder zurück. Nur einer der drei Flüchtigen war bei ihnen.
"Die anderen", keuchte Olga, noch völlig außer Puste, "sind auf und davon."
"Gut, dann sind wir mehr... lauft schonmal vor und schaut, ob ihr irgendwie Lagerstätten für die ganzen Leute errichten könnt, ja?" Rea seufzte. De Kapazität der Wache würde niemals ausreichen, aber sie mussten unbedingt dafür sorgen, dass alle der Neuankömmlige zusammen blieben.

"Lagan?", Rea lächelte. "Schön, du bist noch da." Sie sah sich in ihrer Gruppe um. Die fünf Frauen, vier Männer und zwei Zwerge waren allesamt desorientiert, selbst Lagan hatte erst nach einiger Zeit begriffen, dass er auf den Haufen war. Das machte es allerdings leichter, sie zusammenzuhalten, alle suchten jemanden, der ihnen einen Weg weisen konnte und souverän auf ein Ziel zuschritt, einen Anführer.
Ums sie herum hatten sich andere Gruppen gebildet, die von Cim war bereits losgezogen.
"Mein Name ist Rea Dubiata", sagte Rea so freundlich und aufmunternd wie sie nur konnte. "Ich möchte euch in die Stadtwache bringen, dort könnt ihr die Nacht über bleiben. Wir werden euch vernehmen, medizinisch untersuchen und euch möglichst eine warme Mahlzeit anbieten."
Ein etwas älter wirkender Mann hob die Hand. "Wieso?", fragte er, als Rea ihn zu sprechen gebat. "Wir haben doch gar nichts getan..."
Rea nickte zustimmend. "Nein, habt ihr nicht. Aber ihr wisst nicht wieso ihr hier seid und das ist recht seltsam. Daher wollen wir herausfinden, woher ihr kommt und wieso ihr gerade hier seid."
Der Mann nickte, ein wenig zufriedener. "Ich bin aus Quirm."
"Gut, warten Sie, bis wir das aufgeschrieben haben."

Lagan ging neben Rea, als sie die Gruppe zum Wachhaus führten. Er schien nicht ganz so weit fort mit den Gedanken zu sein wie die anderen, die Rea jeden Schritt nachzumachen versuchten.
"Es war ein gleißend blaues Licht, weißt du? Blaues Licht. Und dann war ich dort. Wie teleportiert oder so..."
"Das ist... ungewöhnlich. Und du hast vorher nichts konsumiert oder eingenommen, was deine Wahrnehmung hätte verändern können?"
"Rea!", rief der Vektor geschockt. "Ich war im Dienst!" Er deutete auf die Uniform die er trug.
"Das heißt nichts, Lagan und du weißt, dass ich nur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen will und muss."
"Hm... nein, ich hatte nichtmal was getrunken. Wir waren einem seltsamen Vampir auf der Spur. Ich war ganz normal auf Streife. Alleine, weil ich keine Lust hatte mich mit den Rekruten abzugeben... Und dann kam das Licht..."
"Wo genau?", fragte Rea, während sie sich versicherte, das noch alle ihre Schützlinge bei ihr waren.
"Um mich rum... Ich glaube ich war in der Nähe des Hier-Gibt's-Alles-Platz... die Gelbe Route, aber ich habe einen Umweg gemacht."
Rea nickte. Sie glaubte Lagan, nur musste sie beweisen, dass er die Wahrheit sagte. "Ob alle diesen Leuten das gleiche passiert ist?", fragte sie sich.


04.06.2006 0: 11

Olga-Maria Inös

Die Gefreite Olga-Maria Inös und der Obergefreite Herr Made bogen im Laufschritt um die nächste Ecke, um ihren Auftrag zu erfüllen. Als sie jedoch außer Sichtweite der anderen Wächter waren verlangsamten beide ihren Schritt.
"Seltsame Sache, das", meinte Herr Made. Olga-Maria nickte. Das stimmte, diese Ereignisse waren selbst für Ankh-Morpork ungewöhnlich.
Als man ihnen mitgeteilt hatte, dass am Haufen urplötzlich eine Personenansammlung erschienen war, dachten sie erst an einen Scherz, doch nun hatten sie besagte Gruppe ja selbst gesehen.
"Sehr, sehr seltsam in der Tat", bestätigte die Tatortwächterin.
"Ich frage mich, wo all diese Leute plötzlich hergekommen sind..."
"Viel wichtiger ist jetzt, dass wir eine Unterkunft für sie finden. Hast du eine Idee?"
Herr Made überlegte, ebenso wie Olga-Maria.
"Was schätzt du, wie viele Leute das waren?"
Die blonde Gefreite rückte ihre Brille zurecht:" Ich würde auf etwa 90 oder 100 tippen. Himmel, welcher Ort könnte groß genug sein? Im Wachhaus ist kein Platz für alle, oder?"
"Kaum, ich denke nicht, dass die Aufenthaltsräume ausreichen und in die Zellen können wir sie nicht stecken."

Eine Sommernacht vor 88 Jahren


Bianca lag in ihrem Bett und konnte nicht schlafen. Sie hielt ihren Teddybären Henry fest im Arm, aber der Schlaf wollte einfach nicht kommen.
Der Vollmond schien durch die Gardine und warf helle Flecken auf ihre Bettdecke und auf die ihres Bruders, der an der gegenüberliegenden Wand in seinem Bett lag.
Bianca flüsterte leise: "Nero? Bist du wach?"
Ihr Zwillingsbruder gab ein leises Schnaufen von sich. Er war also nicht wach.
Bianca schlug vorsichtig die Decke zurück und stand auf. Barfuss tappte die Achtjährige über den weichen Teppich und verschiedenes Spielzeug hinweg zu ihrem Bruder hinüber.
Sie schüttelte ihn vorsichtig an der Schulter. Er bewegte sich unruhig.
"Nero, wach auf. Bitte. Nero?"
Ihr Bruder blinzelte und sah sie müde an.
"Wasisdenn?"
"Ich kann nicht schlafen. Gehst du mit mir raus den Mond ansehen?"
"Muss das sein?", murrte der müde Junge und rieb sich die Augen.
Seine Schwester sah in bittend an. Bianca liebte den Mond. Sie und ihr Bruder schlichen sich nachts oft zusammen aus dem alten Gutshaus in den großen Garten, denn allein traute Bianca sich nicht.
"Komm schon, bitte. Ich mag nicht allein gehen. Du musst doch auf mich aufpassen."
"Na schön."
Nero erhob sich aus seinem Bett, um seiner Schwester den Gefallen zu tun. Er hatte sie sehr gern, obwohl sie oft stritten. Weil sie Zwillinge waren herrschte zwischen ihnen eine innige Bindung.
Die Geschwister schlichen sich auf bekanntem Weg aus dem Haus und traten in den Garten. Es war Sommer und die Nacht war mild, daher verzichteten sie auf Schuhe oder Jacken.
Die beiden Kinder setzten sich auf die Holzbank unter der knorrigen Eiche und betrachteten den runden Mond und die glitzernden Sterne am Himmel.
Das sanfte Licht der Himmelskörper ließ die weißen Nachthemden der Zwillinge leuchten, ebenso wie Neros hellblondes Haar, das vom Schlaf noch strubbelig war. Biancas Locken waren dagegen pechschwarz. Beide Kinder hatten jedoch dieselben hellgrauen Augen, während sie ansonsten völlig verschieden waren. In eben diesen Augen spiegelte sich jedoch plötzlich ein helles blaues Licht, das vom Himmel herabkam. Die beiden Zwillinge Nero und Bianca hatten nicht einmal Zeit zu schreien, da verschwanden sie schon in der blauen Lichtkugel.

***


"Ich habs!", meinte Olga-Maria schließlich.
Herr Made schreckte aus seinen Ãœberlegungen auf. "Was hast du?"
"Na, ich weiß jetzt, wo wir die Leute unterbringen können. Erst dachte ich ja daran, Zelte zu organisieren, aber dann ist mir was viel besseres eingefallen!"
Die Gefreite lächelte stolz. Der Gerichtsmediziner sah sie erwartungsvoll an.
Nach einigen Augenblicken fragte er dann:" Und was ist dir nun eingefallen?"
"Der Morpork Quadrat Garten draußen vor den Stadtmauern. Der wäre doch ideal. Groß genug ist die Halle allemal und soweit ich weiß gibt es auch sanitäre Anlagen und so. Und da es außerhalb der Stadtmauern ist, sind die Leute dort auch recht sicher bis klar ist, woher sie gekommen sind. Was sagst du?"
Der Zombie lächelte. "Ich halte das für eine hervorragende Idee!"


04.06.2006 1: 45

Laiza Harmonie

Laiza hatte sich den Tatortwächter Koffer von Olga-Maria geliehen. Jedem, der die Haufen verlassen wollte drückte sie eins der kleinen nummerierten Metallschilder in die Hand, die normalerweise an einem Tatort auf gestellt wurden.
Tibor betrachtete sie, wie sie da stand, im dunklen Rock und dunklem Mieder, dazu eine helle Bluse. Er war den Anblick der FROG Uniform an ihr gewöhnt, doch diese Zeit war schon lang vorbei. Er konnte sich daran erinnern, dass sie sich für einen Wechsel entschieden hatte, nach dem das Labor in der Schinkengasse abgebrannt war. Doch alles übrige verschwand im dichten Nebel der Erinnerungen. Wann war er verschwunden? Was hatte er kurz zu vor getan?
Auf keine Fragen konnte er sich eine Antwort geben.
Laiza schreckte ihn aus den Gedanken auf, als sie ihm eins der Metallschilder in die Hand drückte. Er betrachtete die Zahlen darauf. Tibor war also die 76. Er drehte sich in die verschiedenen Richtungen. Die Gruppen hatten sich gebildet, ohne das er dies mit bekommen hatte, und jene in der er sich befand war die einzige die noch keine Schilder hatten.
Aber das änderte sich schnell.
Laiza ging vor den Kindern in die Knie. Der Junge strich seiner Schwester behutsam die Haare aus dem Gesicht. Die Okkultismusexpertin lächelte freundlich und hielt den beiden die letzten benötigten Nummernschilder entgegen.
87 und 88.

04.06.2006 21: 15

Scoglio

Es war eine seltsame Prozession, die da durch Ankh-Morpork zog. Die sieben Gruppen marschierten in kleinen Abständen in Richtung Götterinsel, zum Wachhaus am Pseudopolisplatz.
Scoglio besah sich seine Gruppe genauer, während er sie durch die Straßen führte. Sie wirkten alle verstört und orientierungslos, einige mehr, andere weniger. Aber sonst konnte Scoglio nichts Auffälliges an ihnen entdecken. Nur eine Person betrachtete er noch genauer. Der einzige Troll, der sich unter den Leuten befunden hatte, war in seiner Gruppe. Etwas an ihm kam Scoglio seltsam vor, aber er konnte nicht sagen, was es war. Aber irgendetwas störte das Bild. Er betrachtete ihn noch eingehender, aber er fand nicht, wonach er suchte. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder von ihm ab. Doch dabei stutzte er. Etwas hatte im Augenwinkel seine Aufmerksamkeit erregt. Er drehte den Kopf wieder zurück und starrte den anderen Troll an.
Nichts.
Verwirrt blickte er wieder nach vorne und konnte deswegen gerade noch geschickt einer Hauswand ausweichen.
Da war es wieder. Nur einen winzigen Augenblick lang sah er es. Etwas andersfarbiges, etwas weißes, das sich nicht dort befinden sollte, wo es sich befand - auf den Schultern des anderen Trolles.
Erneut drehte Scoglio den Kopf und jetzt, da er wusste, wo er suchen musste, fand er auch, was er suchte. Die weiße pulverartige Substanz auf den breiten steinernen Schultern kam ihm nur allzu bekannt vor.
Neugierig geworden ging er zu dem Troll zurück, versuchte aber gleichzeitig die Gruppe weiterzuführen, was zu kurzen Komplikationen führte.
Er versuchte nicht die ganze Zeit auf die Schultern seines Gefährten zu starren, als er anfing zu reden.
"Was geschehen ist?"
Der andere Troll schreckte auf. Er schien ganz in Gedanken versunken gewesen zu sein.
"Es ein helles blaues Licht war", sagte er langsam und aus seinen Augen sprach die Furcht.

Ein helles blaues Licht. Es war in einiger Entfernung vor ihm erschienen und war am Anfang nicht mehr als ein kleines Kügelchen. Doch es wuchs stetig an und näherte sich dem Troll unheilvoll. Selbst er merkte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Er hätte seinen Mund weit aufgerissen, um sein Erstaunen angemessen zum Ausdruck zu bringen, hätte dieser nicht ohnehin schon weit offen gestanden, wenn auch aus anderen Gründen. Reflexartig schlug er die Hände schützend vor seinem Kopf zusammen, als die Kugel schon fast so groß war wie er, was zur Folge hatte, dass die Prise Platte, die er sich gerade hatte genüßlich einverleiben wollen, auf seine Schultern rieselte. Ein erstickter Schrei entrang sich seiner Kehle. Dann herrschte Ruhe und der Platz unter der Ankh-Brücke lag verlassen dar.

Krachend brach die Tür in das Büro hinein. Remun rappelte sich wieder auf und rieb sich die schmerzende Schulter. Hinter ihm stürzten zwei weitere Männer in den Raum.
Verwirrt blickten alle drei sich um. Dort lag der Körper des Chefs, eindeutig tot. Aber nirgends war jemand zu sehen, der ihn hätte umbringen können. Nur ein Messer lag auf dem Boden und eine kleine Pfütze aus Blut hatte sich darunter gebildet.
Vorsichtig schritten die Männer weiter in den Raum hinein.
"Komm heraus, du hast keine Möglichkeit uns zu entkommen!"
Ein rascher Blick zum Fenster - es war verschlossen und machte nicht den Anschein, in letzter Zeit geöffnet worden zu sein.
"Dein Versteckspiel wird dich nicht vor deiner Strafe retten. Es wird nur herausgezögert."
Die Hintertür - verschlossen, so wie immer. Außer dem Chef wusste niemand, wo der Schlüssel dafür war.
"Du kannst nicht..." Remun brach ab. In einer Ecke hatte sich etwas bewegt. Er versuchte, etwas in der Dunkelheit zu erkennen und hielt den Atem an. Dort - ein schwaches Licht bewegte sich auf die Wand zu. Es sah aus wie eine kleine blaue Kugel. Vor der Wand stoppte sie kurz und verschwand dann.

05.06.2006 0: 19

Sillybos

Die Morgenschicht des Tresendienstes im Wachhaus am Pseudopolisplatz hatte einen Vorteil, nämlich, dass Frau Willichnicht zu dieser Zeit in der Kröselstraße einkehrte. Es war herrlich ruhig. Insbesondere an einem Oktotag, weil das Wachhaus zu dem Zeitpunkt so gut wie unbesetzt war und die ganze Hektik des Wache-Alltags so unendlich weit weg schien. Und so lehnte Obergefreite Kathiopeja, die heute Dienst hatte, sich in aller Ruhe zurück und nippte genüsslich an ihrem Kaffee und genoss die Ruhe an diesem wunderschönen Oktotag-Morgen...
"Kathi, weißt du, wer für die Belegung des Morpork Quadrat Garten zuständig ist?"
Kathiopeja öffnete die Augen und erblickte Olga-Maria Inös und Herrn Made in ziemlicher Aufregung.
"Was macht ihr denn hier?"
"Hier kommen gleich zirka einhundert Leute, die wir unterbringen müssen", sagte Olga.
"Der Morpork Quadrat Garten. Hmm." Kathiopeja kratzte sich am Kopf. "Könnte schwierig werden, am Oktotag da jemanden zu erreichen. Außerdem ist der zu diesen Tagen auch ziemlich oft belegt, soweit ich weiß..."
"Kann der Kommandeur da nicht was regeln?" fragte Herr Made.
"Es ist sieben Uhr morgens am Oktotag. Ich würde mich nicht trauen, ihn jetzt zu fragen. Zumal er im Moment ohnehin nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen ist."
Olga und Herr Made schauten sich an und fragten sich, was am besten zu tun sei. Noch ehe sie eine Antwort fanden, hörten sie bereits die ersten Gruppen in Richtung Wachhaus marschieren. Zu ihrer Überraschung war ihr Abteilungsleiter als erster eingetroffen.
"So, jetzt einfach in das Wachhaus hinein, am Wachetresen vorbei und zur Hintertür wieder hinaus", hörten sie ihn vor dem Wachhaus sagen. "Bitte in Fünferreihen nebeneinander aufstellen." Kurz darauf erschien er in der Tür. "Ah, sehr gut", sagte er zu Olga und Herrn Made. "Schnappt euch Block und Stift und kommt mit. Einen großen Block." Und schon ging er an der staunenden Kathiopeja vorbei, öffnete die Hintertür und winkte zur Vordertür. Dort erschienen nach und nach immer mehr Menschen unterschiedlichsten Alters, Aussehens und Geschlechts. Unsicher folgten diese dem Feldwebel, an der sprachlosen Obergefreiten vorbei, dem Feldwebel in den Innenhof.
"Aber Sör", begann Olga, "wir sollten uns doch um die Unterbringung kümmern." Aber Sillybos hörte es nicht.


Kurze Zeit später zählte Sillybos durch. Siebzehn mal fünf plus drei macht achtundachtzig Leute. Plus die zwei davongelaufenen, von denen Rea berichtet hatte, also neunzig Leute. Er hatte die beiden Wächter Lagan und Tibor bemerkt, die auch dabei waren, aber sie dennoch gebeten, sich erstmal mit einzureihen. Von der Menge entsprach es ungefähr der Anzahl der Wächter, wenn der Kommandeur die Wache antreten ließ.
Die aufgereihten Menschen standen mehr oder weniger unruhig da und unterhielten sich leise. Einige blickten sich unsicher um. Einige wurden ungeduldig, andere mürrisch, die meisten aber waren einfach nur verwirrt.
Die Wächter standen mehr oder weniger unsortiert davor. Amalarie, Ruppert und Scoglio standen jeweils in der Nähe ihrer Gruppe, während Laiza und Rea aufpassten, dass alle schön in der Reihe blieben. Hinter ihnen berieten sich leise Cim und Sillybos.
"Was machen wir jetzt mit ihnen?" frage der Philosoph.
"Wir müssen ihre Daten aufnehmen. Das dürfte ohnehin schon mal einige Zeit dauern. Bis zum Mittag, nehme ich an. Dann brauchen sie was zu essen. Und sie brauchen eine Unterkunft."
"Unterkunft?" Sillybos zog die Stirn in Falten. "Wieso das?"
"Weil wir rausfinden müssen, was mit diesen Leuten passiert ist. Und ich glaube nicht, dass wir das bis heute Abend schaffen werden."
"Ich glaube kaum, dass wir das Recht haben, sie über längere Zeit hier festzuhalten. Das ist Freiheitsberaubung."
"Es geht um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung."
"Es ist wunderschönes warmes Wetter. Können wir sie nicht einfach hier auf dem Hof kampieren lassen?"
"Gern, das darfst du dann auch dem Kommandeur erklären."
Sillybos nickte. "Ich verstehe nur noch nicht so ganz, wie das alles mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zusammenhängt."
"Silly, vielleicht solltest du dich in Zukunft auf deine Spurensicherung beschränken und uns das machen lassen", sagte Cim, der sich manchmal fragte, wie es der Philosoph mit dieser Einstellung bis zum Feldwebel geschafft hatte.
Mit diesen Worten wandte der Fähnrich sich ab und machte sich bereit, zu den versammelten Leuten zu sprechen.

In der Tür zum Wachhaus erschienen die Gefreiten Made und Inös mit jeweils einem großen Schreibblock in der Hand. Etwas irritiert sahen sie auf das Geschehen und gingen dann auf ihren Abteilungsleiter zu.


05.06.2006 21: 35

Laiza Harmonie

"Sie da! Sie da!", der Mann, der von Olga-Marie und Herr Made zurück gebracht wurde, dackelte Laiza schon seit den Haufen hinterher, obwohl er gar nicht zu ihrer Gruppe gehörte. Erst als er sie an den Schultern ergriff und herum drehte nahm sie Notiz von ihm.
"Was um Himmels ...?!"
"Diese Lumpen! Sie haben mich beklaut!" Er hatte eine dicke Nase, sie leuchtete rot vor Wut und seine Haare standen ihm zu Berge.
"Würden sie mich erst einam los lassen?"
"Sie haben mich beklaut!"
Mit wenigen Schritten war Tibor bei den Beiden angekommen: "Hast du nicht gehört? Du sollst sie in Ruhe lassen!"
Der Szenenkenner war etwa einen Kopf kleiner als der Mann, doch um einiges schlanker und Sportlicher. Er wich zurück und sah zu Boden.
"Aber sie haben mich beklaut!"
"Wer verdammt noch mal?"
"Na diese zwei Bängel, die ich verfolgt habe."
"Es waren also keine von... Euch?"
"Nein, nicht das ich wüsste."
"Wie heißten sie?"
"Edmund Klothe."
"Und was wurde ihnen gestohlen?"
Er klopfte sich die Tasche ab: "Ich weiß nicht was es war, aber ich hatte es in der Hand, es war ein Kästchen."
Laiza zückte einen Block und einen Stift aus ihrer Tasche: "Edmund Klothe... ihre Nummer war?"
"64."
"...64... beklaut ... Kiste... . Wir werden uns drum kümmern. Bewahren sie erst einmal Ruhe!"

07.06.2006 12: 44

Rea Dubiata

Severin rappelte sich auf und starrte in... die Leere. Die Person die sich über ihn beugte, schien kein Gesicht zu haben. Zitternd hob er die Hand, zu welchem Zweck wusste er auch nicht genau, doch zumindest bemerkte er, dass er sich nicht bewegen konnte. Sein Blick wurde klarer und er erkannte, dass die Person sehr wohl ein Gesicht hatte - doch dieses wurde durch eine Kapuze verdeckt, die so tief ins Gesicht gezogen war wie nur die verruchtesten Anhäger eines Geheimkultes es wagten. Tatsächlich trug die Person eine grobe, dunkelbraune Kutte.
"Martok!", rief die Person mit einer tiefen Stimme, die klang wie eine Gerölllawine. "Martok", schallte es nocheinmal aus der Kapuze heraus.
Was sollte das heißen? Sprach der Mann - bei dieser tiefen Stimme musste es ein Mann sein, auch wenn er sehr aufgebracht zu sein schien - etwa in einer anderen Sprache? Severin versuchte etwas zu sagen, doch auch seine Lippen waren wie zugescnürrt. Nichtmal seine Augen konnte er bewegen, wie er panisch feststellte.
Der Kuttenmann drehte sich um und wartete bis eine weitere Person in Kutte den steinernen Raum betreten hatte.
Der erste Kuttenmann zeigte mit einer vollkommen vom Ärmel verdeckten Hand (wenn dort denn eine Hand war) auf den am Boden liegenden Severin. "Martok, ich habe doch gesagt, dass wir keine mehr entführen!! 88 ist die wirklich Zahl! 88, keiner mehr, keiner weniger! Willst du unser Projekt ruinieren?"
Der zweite Kuttenmann, offensichtlich namens Martok, ließ die Kapuze hängen. "Meister, ich... Ich wollte es auch mal machen." Die Stimme Martoks klang jung und kleinlaut.
"Was machen? Du weißt, dass nur die Ältetsten von uns, die dieser Aufgabe würdig sind, die Abduktion durchführen dürfen. Schau, was du gemacht hast!" Die Stimme des Meisters donnerte noch lauter als zuvor.
Martok trat vor und betrachtete Severin von Kopf bis Fuß. Dann zuckte er die bekutteten Schultern.
"Siehst du es nicht? Ja, es gibt auch nichts zu sehen, Martok! Dieser Mann..." der Meister holte tief Luft, "ist in eine prämortale Leichenstarre gefallen. Er wird sich nie wieder bewegen können, weil du ihn nicht - wie vorgeschrieben, in die Inkubationszelle abduziert hast!"
Trotz der Kapuze war Martok das Entsetzen anzusehen. Ein leises Schluchzen war zu hören, doch das tröstete Severin herzlich wenig. Was zur Hölle war eine prämortale Leichenstarre? War das der Grund warum er sich nicht bewegen konnte? Leichenstarre klang überhaupt nicht vertrauenerweckend. War dieser komische Lehrling schuld daran, dass er hier hilflos wie ein Säugling herumlag?
Der Meister donnderte weiter. "Aus diesem Grund wirst du diesen armen Herren an dich nehmen und mit ihm zusammen die Heilung finden während du dich um ihn kümmerst, verstanden?"
"Es gibt eine Heilung?", fragte Martok verblüfft. Severin hatte das selbe gedacht.
"Natürlich. Aber du musst sie finden und dich um ihn kümmern. Er hört alles was du sagst, sieht alles was vor seinen Augen ist, spürt alles was du tust - und wenn er stirbt wirst du auch kein schönes Leben mehr haben. Verstanden?"
Martok schluchzte auf, sagte jedoch nichts.
"Du hast eine Stunde deine Sachen zu packen", sagte der Meister und verließ den Raum.


07.06.2006 18: 09

Herr Made

"Gut, also, ähm... Welche Nummer haben sie?" Herr Made war unsicher. er war es nicht gewöhnt, Leute zu befragen. Beziehungsweise, er war nicht gewohnt, dass die Befragten sich bewegten und eigenständig antworten konnten.
"Nummer 7. Aber wo bin ich hier überhaupt? Und wieso habe ich diese Nummer? Ich war doch gerade noch in meinem Büro!", antwortete der Angesprochene.
Herr Made stöhnte. Seine Leichen waren ihm wesentlich lieber.
"Also, eins nach dem anderen. Wie heißen sie und an welches Datum können sie sich zuletzt erinnern. Und was genau ist da passiert?"
"Mein Name ist Ibrahim Diadem. Und ich bin reich genug, eine bessere Behandlung verdient zu haben."

ca. 2 1/2 Jahre zuvor


Ibrahim saß in seinem Büro im Hafenviertel von Ankh-Morpork und sortierte die Grundpfeiler seiner Macht. Er war der Herrscher eines Handelsimperiums, das das runde Meer praktisch beherrschte, er verfügte über 20 Schiffe die praktisch im Pendelverkehr zwischen Ankh-Morpork, Al-Khali und Quirm hin und her fuhren. Heute hatte ihn die Nachricht erreicht, dass eines dieser Schiffe gesunken war. Es war zwar ein schwerer Schlag gewesen, aber Ibrahim würde es überleben. Auch ohne Dieses Schiff warf sein Unternehmen im Jahr noch zehntausende, nein, Millionen von $AM-Dollar Gewinn ab. Trotzdem starrte er recht niedergeschlagen auf die Urkunde, die ihm den Besitz der MS "Glückspilz" bescheinigte. plötzlich hörte er etwas, es klang wie astrales Rauschen. Er sah auf und wurde im nächsten Moment schon von der blauen Lichtkugel verschluckt, die in seinem Büro erschienen war.

"Sie sind also Ibrahim Diadem, einer der reichsten Männer Ankh-Morporks? Jener Herr Diadem, der vor zweieinhalb Jahren spurlos verschwunden ist?"
"Genau der."
Herr Made stöhnte erneut. Ihm wurde das alles zuviel. "Und wie wollen sie das beweisen?"

09.06.2006 23: 05

Cim Bürstenkinn

Made sah den Alten vor ihm scharf an. Irgend etwas störte ihn, aber er kam nicht drauf was es war.
"Junger Mann! Nicht nur, dass sie uns hier reinpferchen - ohne jede medizinische Versorgung und ohne jeden Komfort. Sie bezweifeln auch noch, meine Identität. Glauben Sie die letzten 2 Jahre waren ein Honigschlecken? Lassen Sie mich endlich nach Hause gehen!"
Da sah es Made klar vor sich.
"Sir, was war den an den letzten 2 Jahren so anstrengendes los bei ihnen? Alle anderen Leute haben als letzte Erinnerung ein blaues Licht."
Da wurde Ibrahim plötzlich knallrot. "Ja , also. Ich....das war nur so eine Redensart."
"Und woher wissen sie überhaupt wie lange sie weg waren?", Made wollte jetzt nicht locker lassen.
Hilflos blickte Ibrahim um sich, als suchte er einen Ausweg. "Einer der anderen Wächter hat..."
Doch Made schüttelte wie enttäuscht den Kopf.
Plötzlich wurde der Blick von Ibrahim starr, ausdruckslos und er viel nach vorne - direkt in die Arme von Herrn Made der er es irgendwie schaffte seinen Block und Bleibstift trotzdem nicht fallen zu lassen.
"Wie ist das möglich?", fragte Sillybos der mitverfolgt hatte, was passiert war.
"Ach das. Ich hab ein wenig meine Reaktionen getestet und den Block mit dem Handballen.."
"Der Mann, Made, nur der Mann!", entgegnete sein Abteilungsleiter ohne jeden Anflug von Amusement.
"Ich glaube er hat gelogen", erklärte Made, "noch dazu schlecht"


Rote Nebelschwaden trieben durch den Raum. Ein stetes Tropfen war zu hören und die Hitze nahm ständig zu.
"Unscha Mann ischt aufgeflogen!", ächzte eine tiefe Stimme. Der Atem der dazugehörenden Person war schwer und schnaufend.
"Ich sagte Dir gleich, dass ihr einen besseren nehmen sollt. Ich meine wir haben auch gute Leute oder?". Nicht beunruhigt aber doch verärgert, erklang die warme Stimme in den Nebelschwaden. "Wieviele haben wir noch eingeschleust?"
Die folgende Kunstpause war gefühlt mit leisem aber angestrengtem Nachdenken.
"Esch schind noch 7. Die werden die Meischter niemalsch alle finden. Die Wächter schon gar nicht."
"Na meinetwegen!", antwortete die Stimme etwas beruhigt."Trotzdem! Keine Patzer mehr sonst findest Du Dich auf einem langem, spitzen Pfahl wieder, damit die anderen wissen wie man Versager bestraft."
Offenbar verlagerte der Sprecher seine Position und als er zur Ruhe gekommen war befahl er:
"Hol jetzt den Masseur rein! Und nimm diese bescheuerte rote Laterne mit. Mir ist völlig egal welche Wirkung die Farbe auf mein Unterbewusstsein hat!"
Schlurfend entfernte sich jemand und mit ihm das rote Licht. Langsam zersetzte die Hitze auch die Nebelschwaden, und ein nackter Mann, auf einem grauen Handtuch liegend kam zum Vorschein. Unter ihm war eine Holzkonstruktion die den steinernen Ofen von ihm fernhielt. Er hatte dunkles Haar und ein Oberlippenbärtchen das sehr gepflegt aussah.
"Bald geht es los, und wir sind bereit!", seufzte er zufrieden und döste ein bis der Masseur in unsanft weckte.


"MARTOK", rief Meister Ahnan erneut. Gleichzeitig fragte er sich warum er sich nicht der Kommunikationsmethoden seiner Art bediente. Aber das Schreien hatte wohl auch etwas beruhigendes und so ließ er noch einmal die Sau raus und rief "Wo ist dieser unseelige Lehrling?"
"Hier Meister!", demütig bückelnd stand er vor seinem Meister.
"Wie es scheint ist dir das Glück hold! SIE haben uns einen Spion unter geschoben. Das bedeutet wir haben einen zu wenig. Ist Severin schon gesund?"
"..." , kam von Martok als Antwort und Ahnan sah kritisch unter seiner Kapuze hervor.
"Ja?", fragte er vorsichtig die Hände aber bereits zu Krallen formend.
"Nun, er ... er ist in guten Händen."
Ahnan hob beide Hände fuhr in die Kaputze und kratze sich mit einem Geräusch das an gebürstetes Leder erinnerte.
"Martok".
"Ich habe ihn in eine Klinik gebracht. Die finden dort sicher bald eine Heilung für ihn"
"Eine Klinik.."
"Ja, ich hab schriftliche Anweisungen hinterlassen, dass..."
"WAS GLAUBST DU EIGENTLICH WO DU HIER BIST, MARTOK?"
Beide krallenartigen Hände waren nun ausgestreckt als wolle er den Lehrling würgen .
"Geh sofort, und hol ihn wieder bevor noch echter Schaden entsteht!!!"
Damit ging er schimpfend davon . "Ab nächstem Monat machst du wieder Latrinendienst! Da bist Du unter Deinesgleichen, und kannst wenig Schaden anrichten. Und wenn doch, ist er immerhin leichter zu entsorgen."
Seufzend machte sich Martok auf den Weg in die Klinik, und wunderte sich über die seltsame Denkweise seines Meisters.


Severin war nicht unglücklich, dass er in einer Klinik lag. Immerhin konnte er die Augen bewegen, und sein Atem wurde offenbar von seinem Körper automatisch übernommen.
Er hatte ein paar Mal den Versuch gestartet zu analysieren was mit ihm seit dem Mord an seinem Chef passiert war, aber alles war so verwirrend, dass er es schnell wieder sein ließ und lieber den Hintern der Krankenschwester oder die Spinnweben in der Zimmerecke auf die er sehen konnte beurteilte. Ersteres war ein schwieriges Unterfangen, weil er ja den Kopf nicht bewegen konnte, und sich beim Versuch der passierenden Schwester mit dem Blick zu folgen beinahe die Augen verrenkte.
"Da ist er ja!"
Severin kannte die Stimme. Leider ertönte sie rechts von ihm.
"Hattest Du gedacht, Du könntest Dich einfach in eine Klinik der Organisation legen, und wir würden es nicht erfahren?"
Wie ein Blitz fuhr es durch Severin, dass er hier wohl im "Haus der Endgültigen Schwestern" sein musste - und das gehörte nun mal auch seinem Boss.
Remun beugte sich grinsend so knapp über ihn, dass er bedauerte, dass auch sein Geruchsinn funktionierte.
"Jetzt bringen wir Dich an einen Ort, an dem wir reden können . Und ein paar andere Sachen. Bist Du da einverstanden?"
Anstelle eine Antwort abzuwarten stopfte er dem Koch ein Tuch in den Mund und schlug ihm auf den Kopf. Severin spürte den Schmerz, konnte sich aber weder äußern noch wurde er bewusstlos. Er beschloss vorsichtshalber die Augen zu schließen. Er spürte, dass er aus dem Zimmer getragen wurde.










10.06.2006 20: 09

Scoglio

"Was heißt hier, er ist nicht mehr da?", schrie Martok mit zitternder Stimme.
"Wenn ich es doch sage", antwortete die Schwester ruhig und wanderte langsam den Flur entlang. "Ãœberzeugt Euch selbst!"
Nervös folgte Martok ihr. Sie betraten einen großen Raum und kamen an einigen Betten vorbei, doch in keinem von ihnen lag der gesuchte Severin.
Schließlich blieben sie vor einem leeren Bett stehen.
"Hier hat er vor kurzem noch gelegen, bevor ihn Mitarbeiter unserer Organisation abgeholt haben", sagte die Schwester und wies auf die unbenutzte Schlafstatt.
Entsetzt starrte Martok darauf.
"Aber... aber, das darf nicht sein..." Er wurde bleich und ließ sich kraftlos zu Boden sinken.
Mit unbewegter Miene stand die Schwester daneben und deutete ein leichtes Schulterzucken an.
"Wie soll ich ihn denn so finden? Wenn das der Meister erfährt...", murmelte Martok leise und starrte weiter auf das Bett. Eine Weile saß er so da und wurde von der Schwester kritisch beobachtet.
"Wo ist er hin?", rief er plötzlich aus. Er erschrak selber über den wütenden Klang seiner Stimme.
"Ich fürchte, es steht mir nicht zu, darüber Auskunft zu gewähren", sagte die Schwester mit derselben monotonen Stimme wie zuvor. Nicht ein Gesichtsmuskel hatte sich bei dem plötzlichen Ausbruch ihres Gastes gerührt und sie beobachtete ihn weiter unverwandt.
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, stand Martok auf und ging den Weg zurück, wieder an den anderen Betten vorbei.
Wenn er stirbt wirst du auch kein schönes Leben mehr haben.
Die Worte seines Meisters kamen ihm wieder in den Sinn. Was sollte er jetzt nur machen? Er musste Severin wiederfinden. Um jeden Preis.

Nachdem der seltsame Mann in der Kutte verschwunden war, ging die Schwester mit eilendem Schritt zum Ende des lang gestreckten Raumes. Vor einer kleinen hölzernen Tür blieb sie stehen, griff in ihr Gewand und holte einen kleinen, einfachen Schlüssel heraus. Sie steckte ihn ins Schloss und drehte ihn geräuschlos um, sodass sie die Tür nach innen aufdrücken konnte. Sie verschloss die Tür wieder sorgfältig und stieg die kleine Wendeltreppe, die sich vor ihr erstreckte, hinab.
Sie würde besser berichten, dass sich jemand so vehement nach Severin erkundet hatte.

12.06.2006 17: 07

Cim Bürstenkinn

Martok stolperte durch die Straßen einer fremden Stadt. Er wäre schon zufrieden gewesen, wenn er eine Idee gehabt hätte wo und wie er Severin suchen sollte. All seine Fähigkeiten, Kräfte und Möglichkeiten waren wertlos wenn sie kein Ziel fanden auf das er sie fokussieren konnte.
"Verzeihen sie werter Herr", er legte sanft eine verhüllte Hand auf die Schulter eines am Boden kauernden Bettlers. "Wissen sie vielleicht wie man hier jemand finden kann?"
Martok konnte ja wirklich nichts dafür, aber mit seinem Revisor-Outfit rannte er nicht gerade offene Türen ein.
Ängstlich robbte der vor Schmutz starrende Mann am Boden von ihm weg, presste sich gegen die zerbröckelnde Mauer hinter ihm und hielt Martok 3 kleine Münzen hin.
"Da hast Du! Mehr hab ich nicht!", keuchte er zitternd und Martok nahm das Geld interessiert entgegen.
"Und wie darf ich diesen Hinweis verstehen, werter Herr? Das kann doch nicht alles sein?"
Der Bettler verfluchte sich, hätte er sich wie geplant auf die Kurze Straße gelegt, da gab die Gilde auf ihn acht.
Ausspuckend warf er dem Vermummten noch einmal drei Münzen vor die Beine. "Da! Mögest Du ersticken wenn Du im Eimer darum Bier bestellst!"
Martoks Miene hellte sich auf - was natürlich niemand sah, weil er sein Gesicht ja in einer Kapuze verbarg. . [i]Eimer[/i] war ein Lokal soviel hatte er schon mitbekommen.
"Vielen Dank für alles", sagte er deutete die Gestik des Bettlers aber so, dass er keinen heftigen Händedruck zum Abschied austauschen wollte, wie es sonst hier nicht unüblich war.
Etwas zuversichtlich ging er nun um das Lokal zu finden. Was er nicht bemerkte, waren die drei groben Gesellen die ihm hinterher schlichen.


Severin schmeckte das Blut auf seiner Zunge, fühlte die gebrochenen Rippen, den ziehenden Schmerz in der Schläfe aber er hielt die Augen fest zusammen gepresst - er war sich sicher, dass ihm noch viel schlimmeres drohte, wenn er "bei Bewusstsein" war.
Er fragte er sich, ob er in diesem Zustand der Starre auch sterben konnte ohne sich zu bewegen und ob die Starre dann kurz von ihm weichen würde...
Da drang ein stechender Geruch in seine Nase begleitet von einem plätschernden Geräusch und einem warmen feuchten Gefühl in seinem Gesicht.
Sie würden doch wohl nicht...
"Hahaha, genau pinkel ihn voll. Das hat er verdient."
Der Koch konnte nicht anders als die Augen zu öffnen, was er schnell bereute, denn der stinkende Urin des Schlägers vor ihm brannte wie Feuer auf seiner Netzhaut.
Unbändiger Zorn und Ekel erfasste ihn und er fühlte wie seine Hände und Beine zu zittern begannen. Wie konnte das Schwein es wagen!
Er war ein Auserwählter! Ein Werkzeug der Macht! Schlagartig fiel die Starre von dem Mann, der gerade noch "nur" ein bewegungsunfähiger Koch gewesen war ab. Er drehte sich zur Seite um dem Strahl zu entgehen, zog dem Frevler mit einer raschen Bewegung die Beine weg und schlug ihm beinahe gleichzeitig die Nase ins Hirn.
Dann richtete er sich auf und sah Remun ausdruckslos an.
"Du hast ein echtes Problem mit Deinem Mundgeruch", sagte Severin als er sich dem Verwalter und seinem verbliebenen Gehilfen näherte

Simon Waldhahn, Führer der Tanaki lag in ein wallendes Gewand gekleidet auf einem prächtigen Diwan und ließ sich von einer Dienerin Trauben füttern.
Er war nach wie vor verspannt und dementsprechend gereizt.
"Lasst den Masseur auspeitschen - 30 Hiebe- und dann will ich Neuigkeiten von den Meistern hören.
"Herr", aus dem Schatten der herabhängenden Palmenblätter trat Singan, der oberste Informationsverantwortliche der Tanaki "Sie haben einen Lehrling ausgeschickt. Scheinbar sucht er etwas."
Simon runzelte die Stirn. Es war ungewöhnlich, dass sich die Meister bei gewöhnlichen Leuten zeigten. Aber ein Lehrling?
"Schafft ihn herbei!"
"Herr?", Singan hatte sehr wohl verstanden was Waldhahn gesagt hatte, aber er wollte es nicht verstehen.
"Langweile mich nicht, Singan, Ihr werdet doch wohl einen Lehrling dieser Kretins herbeischaffen können. Berichte mir wie es gelaufen ist, und jetzt geh".
Er bedeutete der jungen Frau nun ihrerseits ihr Massageglück zu versuchen - und bald war er richtig entspannt.

16.06.2006 13: 01

Sillybos

Die Wächter hatten flugs vier Tische aufgestellt, hinter denen nun die Gefreiten Olga-Maria Inös und Amalarie Mögebier bzw Obergefreiten Herr Made und Ruppert vom Himmelfleck saßen und die wichtigsten Angaben der einzelnen Personen (und manchmal auch noch die gesamte Lebensgeschichte) aufnahmen.
Olga-Maria rückte ihre Brille zurecht. "Name?" fragte sie.
"Theodor Tropfhahn", antwortete der Mann ihr gegenüber. Er war zirka einsachtzig groß, hatte kurze dunkle Haare und eine gerötete Haut. Sein Gesicht war von tiefen Furchen durchzogen, doch größtenteils war es von einem vollen Bart bedeckt.
Olga schaute wieder auf ihren Block. "Alter?"
"Vierundfünfzig."
"Herkunftsort?"
"Ankh-Morpork." Er schniefte kurz. "Schatten."
"Beruf?"
"Köhler."
"Was haben Sie gemacht, als das blaue Licht erschien?"
"War im Wald, die Kohle kontrollieren. Der Ofen hatte immer ein paar Macken." Er schniefte erneut.
"Und wann war das genau?"
"Keine Ahnung. Zeit ist mir ziemlich egal. Ist aber wohl 'ne Weile her."
Olga versuchte, ihr freundlichstes Lächeln aufzusetzen. "Danke. Bitte gehen Sie dort hinüber. Dort bekommen Sie demnächst eine kleine Mahlzeit, bevor wir Ihnen sagen, wie es weitergeht." Olga schob ihre Brille wieder nach oben. "Nummer dreiunddreißig bitte."


"Selbst wenn", betonte Sillybos, "selbst wenn dieser Ibrahim Diadem sich noch so sehr aufspielt - er wird genauso behandelt wie alle anderen auch."
"Vielleicht sollten wir ihn mal etwas weiter ausfragen", schlug Rea vor. "Er scheint etwas zu verbergen."
"Später", erwiderte der Philosoph. Erstmal müssen wir uns um die Logistik kümmern. Wir brauchen Essen für die Leute und irgendwie eine Möglichkeit, sie medizinisch zu untersuchen. Unsere Sanitätsabteilung wird dafür wohl kaum ausreichen."
"Was das Essen angeht, können wir vielleicht einen Großauftrag an Harga vergeben", meinte Rea, die sich darauf freute, Ibrahim eine schöne Ratte am Spieß zu servieren.
"Auf jeden Fall brauchen wir mehr Leute", warf Laiza ein, die sie zu ihnen gesellte. "Ich wird' mal sehen, wen ich am Oktotag noch auftreiben kann. Und wir sollten uns so langsam auch mal Gedanken machen, was hier eigentlich passiert ist. Je schneller wir mit den Ermittlungen anfangen, desto schneller sind wir diese Leute wieder los."
"Da hier eindeutig Magie im Spiel ist, könnte man es bei der Unsichtbaren Universität versuchen." Sillybos kraulte seinen Bart. "Das wäre zumindest nahe liegend, meint ihr nicht auch?"
Die Okkultismusexpertin und die Hexe sahen sich an und entschlossen sich durch Heben der Augenbrauen, diesen Vorschlag nicht weiter zu kommentieren.


19.06.2006 18: 42

Laiza Harmonie

"Okay, gehen wir das ganze noch mal durch. Wir sind zu wenige um das hier zu bewältigen. Vielleicht könnte Hauptmann Llanddcairfyn einige seiner Rekruten entbehren?" meinte Laiza und blickte zwischen Sillybos und Rea hin und her.
"Mhh, einen Haufen Nichtsnutziger Rekruten? Meinst du das wäre bei dieser Ausnahmesituation wirklich von nutzem?" Rea sah skeptisch aus während sie sich das Chaos im Erdgeschoss des Wachhauses ansah.
"Nein, aber das beste was wir wohl an einem Oktotag erwarten können. Da fällt mir ein, hat Harga überhaupt auf? Und wenn wie wollen wir ihn überhaupt bezahlen? Das sind immerhin siebenpluseinssiebzigpluszehn Menschen." Der Korporal drehte sich um, als etwas an ihrem Rock zog. Das Etwas entpuppte sich als das kleine Mädchen. Sie trug das Schild mit der Achtundachtzig und sah Laiza aus großen Grünen Augen an.
"Hallo, was kann ich den für dich tun?"
"Wenn ihr die Schafe fangt, bekommt ihr vielleicht welche geschenkt und wir hätten dann etwas zu essen", antwortete sie mit einer lieblichen Stimme.
"Welche Schafe?"
"Na die, die ausbrechen werden!"
Laiza hob irritiert die Augenbrauchen und blickte zu Rea, die nur mit den Schultern zucken konnte.
"Woher willst du den wissen das Schafe ausbrechen, Kleine?" meinte der Philosoph und lachte leise.
Das kleine Mädchen grummelte und drehte sich von den Erwachsenen Weg. Hier langes schwarzes Haar wehte förmlich hinter hier her.
Die Okkultismusexpertin seufzte: "Am besten ich mach mich sofort auf dem Weg in die Kröselstraße. Da Oktotag ist, werde ich den Karren nehmen. Kommt wer mit?"
Der Feldwebel und der Korporal nickten beide zustimmend, worauf hin Laiza lächelte.
"Rea kommt mit mir, die Rekruten holen und du Silly, als Feldwebel und Abteilungsleiter, bist wohl am besten dafür geschaffen hier die Stellung zu halten und dem Kommandeur die Situation zu erklären, falls er auftauchen sollte. Immerhin bist du ein wenig Wortgewandter als ich. Oder?"
"Ja... das wird wohl stimmen", meinte Sillybos.
Darauf hin verschwanden die Beiden Korporale durch die Tür in den Hinterhof des Wachhauses.
Ein Rekrut war gerade damit beschäftigt einen der Esel zu striegeln und starrte verwundert zur Tür, als mit den beiden Vorgesetzten der Lärm vieler Menschen in den Hof getragen wurde.
"Ah wie schön, da ist ja direkt ein Esel!"
Ohne das Tier oder den Rekruten weiter zu beachten griff Rea nach dem Seil, mit dem das Tier an einem kleinen Mast im Boden festgebunden war und führte ihn zu einen der Karren.
"Rekrut, du gehst in der Zwischenzeit ins Wachhaus und lässt dir von einem anderen Wächter sinnv.... Arbeit geben", meinte Rea während sie zu Laiza auf den Kutschbock stieg.
"Arbeitet der Hauptmann überhaupt an einem Oktotag?" fragte die stellvertretende Abteilungsleiterin der SEALS als die Kutsch den Hof verließ und die Schatten anpeilte.
"Aber natürlich, Rekruten Quälung ist an keinen bestimmten Tag oder Zeitpunkt gebunden."

"Hast du ihnen gesagt sie sollen nicht mit dem Karren fahren?" fragte Nero leise als seine Schwester wieder zu ihm kam. Sie blickte ihn mit großen Augen an und schwieg, "Du hast es ihnen doch gesagt? Mit den Schafen?"
Sie nickte stumm und eine Haarsträhne viel ihr ins Gesicht.
"Na gut, das du ihnen bescheid gesagt hast. Dieser blöde Esel würd sich ja nur erschrecken."
"Welcher blöde Esel?"
"Na der den Karren zieht."
Sie sah ihren Bruder ängstlich an: "Ich habe nur die Schafe gesehen!"

22.06.2006 11: 43

Amalarie Mögebier

Amalarie knirschte völlig entnervt mit den Zähnen.
Die junge SEALS Wächterin wuselte zwischen den Füßen der 88 Leute hin und her. Wütend sprang sie auf einen Stiefel, der sich ihr urplötzlich in den Weg stellte "Hey, pass gefälligst auf, wo du deine Treter abstellst! Das könnte sonst nicht so schön für dich ausgehen!" Die Gnomin sprang mit einem großen Satz von dem Schuh und rannte zu dem Tisch, der in mitten des Hinterhofes des Wachehauses aufgestellt worden war.
"Ama, hol dies....Ama hol das....immer muss ich hier für alle hin und her laufen und dann wird man fast plattgetreten....so hab ich mir das mit der Wache aber nicht vorgestellt!!".
*

Severin keuchte, als er sich aus dem Eingang der Klinik schleppte, sein Körper schmerzte und das Adrenalin, welches bis eben noch seinen Körper durchströmt hatte verließ ihn so schnell es gekommen war auch wieder. Er wusste, dass er in diesem Zustand nicht lange in Ankh Morpork überleben konnte. Er brauchte einen Unterschlupf, Schlaf und ziemlich viel Hilfe...



23.06.2006 12: 27

Scoglio

Plötzlich erstarrte Severin und sah sich aufmerksam um. Er hatte die Straße vor der Klinik ganz anders in Erinnerung. Nicht so dreckig und... bedrohlich.
Severin taumelte leicht, als er in eine andere Straße einbog, und fasste sich an den schmerzenden Kopf. Irgendetwas stimmte nicht. Was war ihm alles passiert?
Er war in der Klinik gewesen, hatte in dem Bett gelegen. Gut, das wusste er noch. Dann war er in dem anderen Raum gewesen und hatte wieder gelegen, mit geschlossenen Augen. Dann... er musste aufgestanden sein und die Augen geöffnet haben, denn sonst wäre er nicht hier. Er rieb sich seine Augen, die aus irgendeinem Grund stark juckten. Verzweifelt versuchte er sich an den Rest zu erinnern. Wie war er hierher gekommen? Er war mit Sicherheit nicht einfach aus dem Raum herausspaziert. Er...
Wie in Zeitlupe kippte Severin nach vorne. Seine Hände umfassten reflexartig das Mauerwerk neben ihm, aber er sank dem Boden unaufhaltsam entgegen. Der Fall schien endlos zu werden, als plötzlich alle Erinnerungen mit einem Mal zurückkehrten.
Er war in eine prähistorische Leichenstarre oder etwas in der Art gefallen und war in der Klinik bewusstlos geschlagen worden, was keine Auswirkung auf ihn gehabt hatte. Nun, als sein Körper wieder funktionierte, erinnerte sich dieser an den Schlag und vollzog die logische Konsequenz, wenn auch verspätet.
Unmittelbar bevor er auf dem Boden auftraf und völlige Schwärze seinen Geist umnebelte, wusste Severin auch wieder, warum seine Augen brannten.

Remun lag noch immer verblüfft am Boden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Gefangener plötzlich auspringen würde. Dementsprechend war er auch nicht in der Lage gewesen, sich in irgendeiner Weise zu wehren, als Severin auf ihn und seinen Gehilfen zustürmte.
Sein Gehilfe... er schaute sich nach ihm um und sah, dass die Wucht des Aufpralls ihn noch viel stärker erwischt haben musste. Zumindest lag er weiter entfernt in einer äußert ungesunden Haltung an der Wand und stöhnte leise.
Sein Blick glitt wieder zu der Tür zurück, durch die Severin den Raum verlassen hatte, und langsam wich die Verblüffung von ihm.
Vielleicht sollte er mal etwas unternehmen und Severin wieder einfangen. Er stützte sich mit den Händen auf und stemmte sich hoch. Besonders weit kam er nicht, denn seine Beine versagten den Dienst. Er versuchte es nochmal, während Verzweiflung und Angst gemeinsam in ihm hochkrochen, aber seine beiden Beine ließen sich nicht bewegen.
Verzweiflung und Angst hatten unterdessen seinen Kopf erreicht und enterten nun das Gehirn. Remun sank zurück auf den Boden und lag dort, unfähig etwas anderes zu tun.

25.06.2006 0: 26

Rea Dubiata

"Willst du nicht besser fahren, Laiza?", fragte Rea und sah den Korporal hoffnungsvoll an.
"Bitte was? Du bist doch aus der Abteilung für Verkehr, ich bitte dich!"
"Ich kann aber nicht so gut fahren", sagte Rea. "Außerdem sind wir keine Verkehrsabteilung sondern schlicht und einfach die Abteilung für den Außendienst."
Rea setzte sich auf den Bock und nahm die Zügel in die Hand. "Geh los!", rief sie dem Esel zu, der in tiefster Glückseeligkeit auf eine Wand starrte und nicht den Anschein erweckte, er hätte heute Lust zu laufen. "Gehen, laufen, Esel!!" rief Rea ungeduldig und sah hilflos zu Laiza. "Er will nicht."
Laiza grinste. "Ach, der hat nur Startschwierikeiten, wenn der einmal in Fahrt kommt."
Rea seufzte. "Hoppla, hühott, aufi!" Der Esel rührte sich nicht. "Ist er vielleicht taub?"
"Vielleicht schnalzst du ihn mal mit den Zügeln?", fragte Laiza unschuldig, der die Sache sichtlich gefiel.
"Bitte was?? Ich kann doch kein Tier schlagen!" Die Vektorin sah Laiza fassungslos an, doch diese hatte schon eine kleine Peitsche unter dem Bock hervorgeholt und ließ sie auf den grauen Hintern flitschen. Der Esel setzte sich sofort in Bewegung.
"Diese Brutalität", sagte Rea kopfschüttelnd.
"Quatsch, die spüren dass doch gar nicht. Das machen alle! So fährt man! Du bist doch schonmal gefahren, oder?"
"Ja... Ein wenig..." Tatsächlich benutzte Rea viel lieber ihre eigenen Füße, als Hilfmittel der Fortbewegung in Anspruch zu nehmen.

Severin erwachte von etwas rauen, klebrigen, das über sein Gesicht fuhr. Er blinzelte. Ein Hund leckte sein Gesicht ab, was auch immer er dort zu finden glaubte konnte Severin nicht sagen.
Ein Karren rumpelte vorbei, beladen mit wolligen, blökenden Tieren die offenbar ihre letzte Reise antraten, denn die meisten Tiere kamen nach Ankh-Morpork um dort ein besseres Leben als Braten zu beginnen.
"Komm, Rumo!", rief eine Stimme vom Wagen her. Der Hund drehte den Kopf, offenbar war er mit Rumo gemeint. Der Schäferhund wandte sich wieder Severin zu und blickte ihn interessiert an.
"Lass den ollen Besoffenen liegen, Rumo, wir haben keine Zeit zu verlieren," rief die Stimme vom Wagen herunter. Der Hund gehorchte und ließ Severin liegen. Dieser jedoch witterte eine Chance, denn alle Wagen mit Tieren fuhren zu den großen Schlachthäusern und dort konnte man hervorragend untertauchen. Severin sprang auf und lief unbemerkt dem Wagen hinterher, mit einem kleinen Satz herklomm er das hintere Gatter des Karrens und kletterte hinein. Nun gut, um ihn herum stank es nach Urin und nervösen Schafsgedärm, doch hier war er ersteinmal sicher und konnte... überlegen.

Rogi sah die beiden Wächterinnen irritiert an. "Der Hauptmann ift nicht hier, tut mir Leid... Ich bin die Einfige die da ift. Aber wenn ihr wollt, kann ich ein paar Rekruten aufwecken. Ef gibt nichtf föneres alf daf." Sie grinste und marschierte zum Schlafsaal.
Nur eine halbe Stunde später saßen 6 schläfrige Rekruten im Karren und murrten, was die beide Korporäle auf dem Bock kaum erschütterte. Sie fuhren eine Weile ohne große Ereignisse in Richtung Pseudopolisplatz als auf einmal ein Karren viel zu schnell aus einer Gasse gejagt kam. Mehrere Pfeile steckten in den Hintern der Ochsen, die den Karren zogen und der Fahrer hing zusammengesackt auf dem Bock, während hinter ihm panisch blöckende Schafe im Laderaum den Karren ins Schwanken brachten.
Mit vor Schreck geweiteten Augen zog Rea die Zügel an, doch der Esel hatte bereits gestoppt und versuchte, gegen alle Vernunft, die Richtung zu ändern.
Der Karren mit den Schafen jedoch kippte schließlich und ließ die Zugachse an die die Ochsen gebunden waren brechen.
Der Esel selbst hatte sich in seiner eigenen Panik verfangen und den Wachekarren quer in der Straße verkantet.
"Mistverdammter!", schrie Laiza und sprang vom Karren.
Auch Rea sprang hinunter und gebot den Rekruten zu warten. Die Schafe waren eingepfercht zwischen einem gefallenen und einem verkanteten Karren und stellten kein großes Problem dar, außer dass ihre Geblöke alles übertönte. Rea sah einige Schafe, denen ein Pfeil in der Wolle steckte und jene rührten sich zumeist nicht. Der Fahrer teilte dieses Schicksal, nur dass sich der Pfeil bei ihm direkt durch die Brust gebohrt hatte.
Ein leises Stöhnen ließ Rea herumfahren. Keine zwei Meter von ihr entfernt lag ein zweiter Mann, der über mitgenommen aussah. Er sah sie mit einem Blick an den nur wenige Menschen einem Wächter gegenüber aufbrachten: "Bitte hilf mir", schien er zu sagen.

"Ich weiß zwar nicht wer hier der Chef ist aber ich will einen Abort haben, und zwar sofort!", schrie ein alter Mann den Feldwebel an.
"Aber guter Mann, im Wachhaus finden Sie eine Latrine, das geht schon, oder?"
"Arrrr! Neumodischer Schnickschnack, Latrinen im Haus, was für eine Geldverschwendung. Gib mir eine Schaufel dann grab ich mir selbst ein Loch."
Sillybos betrachtete den alten Mann. Er trug eine Uniform, und zwar jene, mit denen alte Kriegsveteranen ihre verbliebenen Gliedmaßen an Gedenktagen verhüllten.
"Bei den Pflastersteinen wird dies wohl nicht möglich sein, oder?", sagte Silly mit einem Zwinkern, doch der Mann sah ihn nur noch wütender an.
"Was zu Essen könnte es auch mal geben!", sagte er. "Oder Getränke! Was ist das hier, ein Gefangenenlager??"
Der alte Mann stampfte mit dem Fuß auf und sah Silly dann vor Schreck an. Auch dieser bemerkte, dass es irgendwie heller und wärmer geworden war.
"Sir, gehen sie bitte weg von mir", sagte Herr Made und wich vorsichtshalber selbst ein paar Schritte zurück.
"Was ist denn?", fragte der Feldwebel erstaunt, doch dann erkannte er es. Sein Bart stand in Flammen!! Panisch versuchte er ihn auszuklopfen, doch da hatten schon jemand einen Eimer Wasser über ihn geschüttet.
"Was... was war das?" sagte Sillybos pitschnass aber dennoch beruhigt, da sein Bart kaum Schaden genommen hatte. Er sah sich nach einer offenen Flamme um, konnte jedoch nicht mal eine Kerze in seiner Nähe entdecken. "Seltsam..." murmelte er. "Vielleicht war es bloß ein dummer-Jungenstreich..."

11.07.2006 22: 18

Olga-Maria Inös

Olga-Maria schnitt ein paar Grimassen, um ihre Gesichtsmuskeln zu lockern, die vom ständigen Lächeln schon ganz verkrampft waren.
Sie besah sich ihre Notizen. Inzwischen hatte sie um die 40 Leute nach Namen, Herkunft und dem blauen Licht befragt. Aber neue Erkenntnisse hatte sie nicht gewonnen.
Die Leute schienen alle völlig unterschiedlich zu sein und es gab nur die Gemeinsamkeit, dass sie in einem blauen Licht verschwunden waren und sich bis zu ihrem Wiedererscheinen an nichts erinnern konnten.
Olga-Maria sah wieder nach vorn. Ihr gegenüber saß eine ältere Dame.
Sie hatte kleine graue Löckchen und trug ein geblümtes Kleid, das großzügig mit Spitze verziert war. Die Frau umklammerte mit der einen Hand eine riesige Handtasche und hielt in der anderen eine Teetasse.
Olga-Maria wandte den erstaunten Blick erst von der Tasse ab, als die Frau sich leise räusperte.
"Verzeihung. Also, wie ist ihr Name?"
Die Gefreite sah die Frau an. Ihre Gesichtszüge erinnerten die Wächterin an jemanden, aber sie kam nicht dahinter.
"Ich heiße Libella Kugelkopf", flüsterte die Frau.
Olga-Maria riss die Augen auf. Natürlich, das war es. Diese Frau sah ihrer Hauswirtin ähnlich. Und sie trug sogar denselben Nachnamen.
"Sa-sagten Sie Kugelkopf?"
Die kleine Frau nickte und starrte nach unten in ihre Teetasse.
"Ähm, sind Sie verwandt mit einer Salmariandra Kugelkopf?"
Die ältere Dame hob erstaunt den Kopf.
"Ja, so heißt eine Nichte von mir. Ich war auf dem Weg zu ihr, weil ihre Mutter, also meine Schwester verstorben ist und ich wollte ihr das Erbe bringen. Die Kleine ist nach Ankh-Morpork gegangen, erst kurz vorher, um ihr Glück zu machen und ich dachte, dass Erbe könnte ihr dabei helfen, auch wenn es nur gering ist."
Olga-Maria machte sich eilig Notizen.
"Und wann ist das gewesen?"
"Na, jetzt. Ich bin vor einigen Wochen von Sto aus aufgebrochen. Und als ich kurz vor Ankh-Morpork war, erschien dieses blaue Licht und dann war ich plötzlich mitten in der Stadt."
Olga-Maria schluckte.
"Frau Kugelkopf, wie alt ist ihre Nichte denn?"
"Sie ist jetzt 24", sagte die Gefragte bestimmt.
Olga-Maria schwieg und überlegte. Salmariandra Kugelkopf war inzwischen mindestens so alt, wie ihre Tante selbst.
Vorsichtig begann die Gefreite der alten Dame zu erklären, wie lange sie fort gewesen war.

Rea eilte auf den Mann zu. Er warf ihr noch einen Hilfe suchenden Blick zu und schloss dann die Augen. Er war ohnmächtig geworden.
"Laiza? Kannst du mir mal helfen?"
Die Okkultismusexpertin sah sich um. "Was ist denn?"
"Der Mann hier braucht Hilfe."
Laiza gesellte sich zu ihrer Freundin.
"Ist er ohnmächtig?"
Rea nickte. "Ja. Wir sollten ihn zur Wache bringen. Ist der Wagen noch brauchbar?"



20.07.2006 18: 05

Herr Made

Herr Made sah den Mann an, der ihm nun am Tisch gegenübersaß. Nun waren sie schon bei dem Verschwundenen mit der Nummer 73 und keinen Schritt weiter. Keiner der Wiederaufgetauchten hatte eine Ahnung, was nach dem blauen Licht passiert war und wieso er ausgerechnet jetzt wieder aufgetaucht war.
Der Mann ihm gegen über war schwarzhaarig, um die zwanzig, recht schmutzig und sehr nervös.
"Ihr Name?"
"Siegfried Wurm."
Herr Made stutzte, er kannte die Familie Wurm, in dem Dorf, aus dem er kam gab es viele Menschen mit dem Nachnamen Wurm, zum größten Teil waren sie seine Verwandten (was daran liegen könnte, dass es im gesamten Dorf nur 3 Familien gab und man sich immer sehr gut verstanden hatte). Saß dort etwa ein Verwandter vom ihm?
"Ähm, na ja, weiter, Alter?", fragte Made.
"Weiß nich, so um die 20 Winter?"
Er benutzte zumindest die gleiche Zählweise wie die Leute aus dem Dorf.
"Ihre letzte Erinnerung, bevor sie auf dem Haufen erschienen sind?"
"Nun, ich hatte gerade mein Gepäck, in das Zimmer in der Pension gebracht, weil, ich bin ja erst gestern aus Lancre hier hin gekommen und, naja, da braucht man ja so nen Zimmer und die Pension erschien nett und dann kam ich halt wieder raus, will ja Ankh-Morpork erst kennen lernen, war ja noch nicht hier, und wie ich da dann aus der Tür trete seh ich so ein blaues Licht und dann bin ich plötzlich ganz wo anders."
Herr Made notierte alles gewissenhaft, es hörte sich fast genau so an wie bei dne meisten anderen auch.
"Welches Jahr haben wir zur Zeit?", fragte Herr Made weiter
"Keine Ahnung, totes Flattervieh oder so was." Antwortete Siegfried nervös.
Herr Made wusste, welches Jahr der Mann meinte, Das Jahr der toten Fledermaus, sein Geburtsjahr vor mittlerweile 37 Jahren. Nun konnte Herr Made seine Neugier doch nicht mehr zügeln:
"Wieso sind sie eigentlich aus Lancre fortgegangen?"
"Naja, also, da gabs dieses Mädchen... und... und dann gabs Streit mit ihrem Vater und dann wurde ich weggeschickt und durfte nicht wieder kommen und..." Der Mann wurde immer nervöser, hibbelte nervös auf dem Stuhl hin und her und schien mit den Händen einen Ball aus Luft zu formen. Plötzlich fühlte der Gerichtsmediziner wie ihm etwas silbriges am Bein hinablief und Qualm aufstieg. Panisch griff Herr Made in seine Hosentasche, wo sich der Flachmann mit dem Knieweich befinden sollte. Doch der Flachmann war verschwunden, stattdessen war seine Hose nun vollends durchtränkt von der metallischen Flüssigkeit. Sein Flachmann schien sich in eine Flüssigkeit verwandelt zu haben, die zusammen mit dem Knieweich nun gerade dabei war, sein Bein zu zersetzen. Das einzig wundersame war, dass die Flüssigkeit kalt war. Der Flachmann war nicht geschmolzen es hatte sich nur... verflüssigt.
Trotzdem schien die Flüssigkeit nicht gut für sein Fleisch zu sein, befand der Zombie und als sich plötzlich ein weiterer Fleck an seiner Uniformtasche auf der Brust, dort, wo sich seine Dienstmarke befand, bemerkbar machte, wurde er richtig panisch.
Der Gerichtsmediziner meinte noch: "Entschuldigen sie mich bitte kurz", Stand auf und ging gemächlichen Schritts vom Innenhof. Sobald er im Wachhaus angekommen war, rannte er los, eine metallische Spur nach sich ziehend.

20.07.2006 20: 48

Ruppert von Himmelfleck

Ruppert lehnte sich zurück und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass sein Hocker keine Lehne hatte. Das Singen war ihm längst vergangen. Genervt sah er auf seine Notizen als Sillybos ihm zwei Zwerge an den Tisch stellte.
"Von Himmelfleck, ich kann die beiden nicht verstehen, sie sprechen nur zwergisch und irgendeine Sprache, die sich überwaldisch anhört. Versuch du doch bitte dein Glück."
Er drehte sich um und ging zu ihrer Gruppe zurück.
"Schäff, he, dann nimm aber zwei von meiner Gruppe mit, Feldwebel!"
Der Philosoph tat so als hörte er nichts und Ruppert sah resigniert auf die beiden Zwerge vor sich.
"Na gut, dann eben nicht."
Er suchte seine zwergischen Sprachkenntnisse heraus.
Um die des Zwergischen nicht mächtige Leser dieser Chronik nicht auszuschließen wird der folgende Dialog simultan übersetzt.
"Hakennase - Frage nach Ort hiesigem in Bezug auf Ankunft - präadverbiales ..."
bitte grammatikalisch korrekt übersetzen!
"Du da, der Zwerg mit der großen Nase, was führt dich nach Ankh-Morpork? Du sprichst nicht die Sprache von hier, wo kommst du her, was ist geschehen?"
Der angesprochene Zwerg sah ihn überrascht an und erwiderte: "Wir waren auf dem Weg in die Stadt Ankh-Morpork. Stollengefährten haben hier eine Werkstatt aufgebaut und uns aufgefordert ihnen zu helfen. Da in unserem Bergwerk nur noch totes Gestein zu finden war, blieb uns nichts anderes übrig als dem Ruf zu folgen."
"Wann war das?"
"Vor etwa zwei Monaten sind wir von Ãœberwald aufgebrochen."

Ruppert seufzte, das hätte er sich sparen können.
"Und dann?"
Jetzt erzählte der andere Zwerg.
"Wir reisten zusammen, die ganze Stollengemeinschaft. Vor den Toren der Stadt standen viele Wagen mit Lebensmitteln und Waren aller Art. Die Tore der Stadt waren von Soldaten besetzt. Ein Aufruhr wurde uns gesagt. Die Menschen haben uns bestaunt. Die meisten hier haben wohl noch nie einen Zwerg gesehen. Wir haben unser Lager abseits der Menge an der Stadtmauer", er schnaubte verächtlich, "aufgeschlagen. Arik und ich sind noch ein wenig herum gelaufen als uns plötzlich ein blaues Leuchten umschloss und wir mit den Menschen und sogar einem Troll", er spuckte das letzte Wort förmlich aus, "auf diesem Hügel gestanden haben."
Ruppert erinnerte sich daran, dass er die Namen der Zwerge noch nicht kannte und fragte nach. Sie stellten sich als Arik Glodsonsson und Froder Kleinarsch vor.
"Können wir jetzt zu den anderen gehen?" , wollte Froder wissen.
"Nein, das ist nicht möglich. Es ist etwas mysteriös, aber ich glaube ihr werdet die anderen nicht mehr finden. Bitte habt etwas Geduld."
Die meisten der Aufgetauchten hatten wohl inzwischen verstanden, dass in ihrem Leben eine Lücke klaffte. Sie reagierten sehr unterschiedlich, zwischen gefasst und panisch. Seine beiden Zwerge hatten es noch nicht verstanden. Ruppert hatte aus ihren Worten geschlossen, dass sie zur Zeit der VRS[3] in die Stadt gekommen waren, zu einer Zeit vor etwa 30 Jahren also, als Zwerge noch sehr selten in Ankh-Morpork anzutreffen waren.

Einer der beiden Zwerge flüsterte dem anderen etwas ins Ohr. Rupperts scharfen Ohren entging nicht das zwergische Wort für Werwolf. Der Bursche hat einen scharfen Blick, er anerkennend. Die beiden sahen ihn nun noch misstrauischer an, der offenbar wesentlich jüngere Froder sogar recht ängstlich. Auf einmal fühlte sich Ruppert von seiner Rüstung nach unten gezogen. Die beiden Zwerge gafften ihn an, als er nach hinten von seinem Hocker fiel. Ruppert griff nach dem Harnisch und schrie laut vor Schmerz. Olga Maria Inös rannte zu ihm.
"Nimm mir den Harnisch ab!", zischte Ruppert durch die Zähne. Mit bebenden Fingern löste sie die Riemen und war über das hohe Gewicht erstaunt. Endlich löste sich die letzte Halterung und der Panzer klapperte auf den Boden. Der Werwolf sprang auf und sah erschrocken auf die beiden Harnischhälften, die plötzlich aus purem Siber bestanden.

***


Laiza fuhr vorsichtig mit dem Karren vor das Wachhaus. Sie war froh, dass die Rekruten bei ihnen gewesen waren, ansonsten hätten sie den Karren nie aus dieser misslichen Lage gebracht.
"Bringt ihn irgendwohin, wo er untersucht werden kann, ich schaue kurz nach dem Rechten."
Laiza nickte und trug den bewusstlosen Mann zusammen mit den Rekruten hinauf in das Reich der Gerichtsmediziner. Jack Narrator verzog das Gesicht, als der stinkende Severin auf seinen Tisch gelegt wurde.
"Was soll ich den damit anfangen? Der lebt ja ... noch.", nörgelte er herum.
Laiza, die die Rekruten wieder nach unten geschickt hatte, mit dem Befehl den Esels wieder in seinen Stall zu bringen versuchte ihn zu beruhigen: "Ich dachte mir, dass du vielleicht zur Abwechslung mal einen Lebendigen untersuchst. Rea meinte, er ist ziemlich übel zusammengeschlagen worden."
Brummelnd machte sich Jack an die Arbeit. Er schnitt dem Mann die stinkenden und zerrissenen Kleider vom Leib und untersuchte ihn.
"Ja, er ist übel misshandelt worden. Fünf gebrochene Rippen, zwei ausgeschlagene Schneidezähne, heftige Hautabschürfungen, die Finger der rechten Hand gebrochen und noch diverse Prellungen wie von Tritten." Jack bandagierte geschickt den Brustkorb des Mannes und schiente die Finger der Hand.
"Er kann aber nicht hier liegen bleiben", meinte Jack grimmig und deutete auf den Stahltisch.
Laiza überlegte kurz und meinte dann kurz entschlossen: "Bringen wir ihn runter in eine der Zellen." Jack packte mit an und zusammen trugen sie Severin in den Keller und legten ihn auf die Pritsche in der ersten Zelle.

***


Martok lief recht orientierungslos durch die Schatten. Instinktiv führte ihn sein Weg in weiten Kurven um alle Gefahren herum, bis er vor der Geflickten Trommel stand. Sein Instinkt versuchte ihn auch hier in einem weiten Bogen weiter zu führen, aber Martok missachtete ihn und ging auf die Tür zu. Sein Instinkt verkroch sich in eine gegen Schläge geschützte Region des Körpers und beschloss eine Weile zu schmollen.
In der Kneipe war nichts los. Eine größere Schlägerei war vor ein paar Minuten zu Ende gegangen und die wenigen nicht Bewusstlosen waren gerade dabei die vielen Bewusstlosen auszuplündern und bei dieser Gelegenheit dafür zu sorgen, dass sie noch recht lange bewusstlos bleiben würden. Außer dem hölzernen Knacken wenn Totschläger und Köpfe aneinanderprallten war es recht ruhig. Gelegentliches Klimpern verriet, dass Besitz den Eigentümer wechselte.
Martok wand sich zwischen den Körpern hindurch und ging an den Tresen.
Er gab sich Mühe seine Stimme tief und männlich klingen zu lassen. "Heda, fröhlicher Wirt, gib mir ein starkes alkoholisches Getränk ohne Wurm, gerührt und nicht geschüttelt."
Schlagartig sahen ihn die Plünderer an als bemerkten sie ihn erst jetzt.
Der "fröhliche Wirt" drehte sich um und Martok sah in ein Gesicht das seit Jahrzehnten nicht mehr gelacht hatte. Der Lehrling bemerkte, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte.
"O je", dachte Martok, der erkannte dass seine Bücherweisheit nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmten. Der Wirt näherte sich mit seinem Gesicht dem Martoks und grunzte: "Was willst du von mir, du halbe Portion?"
Martok machte eine kleine Handbewegung und konzentrierte sich auf das sehr kleine "Ich" des Mannes. Dann drückte er mental zu und formte ein Wenig an dem schwachen Licht des Wirtes herum. In dessen Augen begann auf einmal ein warmes Leuchten aufzuglimmen und seine Mundwinkel hoben sich, langsam und gegen uralten Widerstand ankämpfend, nach oben. Seine Wangen röteten sich und aus seinem Mund ertönten ein "HO HO HO! Mein lieber Freund, selbstverständlich bekommst du dein alkoholisches Getränk."
Zum Entsetzen der anderen Gäste polierte der Wirt mit seiner vor Dreck starrenden Schürze ein Glas und schenkte eine klare Flüssigkeit hinein. Er stellte es vor Martok auf den Tresen und sagte die bis dahin in der Geflickten Trommel nie gehörten Worte: "Geht aufs Haus, mein Freund."



01.08.2006 22: 07

Olga-Maria Inös

Olga-Maria starrte Rupperts heruntergefallenen Harnisch erstaunt an. Eben gerade war er noch matt und leicht angerostet gewesen, nun aber glänzte er in herrlichstem Silber.
Kein Wunder, dass der Werwolf solche Schmerzen empfunden hatte.
"Was.. was war das?"
Ruppert sah die Tatortwächterin völlig verstört an.
Olga-Maria sah ebenso verwirrt zurück. "Ich habe keine Ahnung. Aber irgendwie scheint sich dein Harnisch versilbert zu haben..."
Sie unterbrach sich, denn das Gesagte schien ihr selbst unmöglich. Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass der Harnisch sich von einem zum anderen Moment verändert hatte.

***


Herr Made stolperte die Treppe in den Keller hinunter und kletterte in seinen Schrank. Dort befreite er sich hastig von seiner Hose und betrachtete sein Bein. Das kalte, flüssige Metall tropfte an seinem Bein hinunter, während der hochprozentige Knieweich das Fleisch des Zombies zersetzte. Herr Made beeilte sich, die Flüssigkeiten mit seiner Hose abzuwischen.
Dann ließ er diese auf den Boden fallen.
Schließlich traute er sich, nach seiner Dienstmarke zu greifen, doch er fühlte nur wiederum metallene Flüssigkeit, die sich an seinem Finger festsetzte.
Er wischte sie ebenfalls an seiner Hose ab, die mittlerweile sehr schwer geworden war. Und fest.
Offenbar hatte das Metall zu seiner festen Form zurückgefunden.
Herr Made schüttelte den Kopf und suchte nach seiner Zweithose. Wie war es nur möglich, dass Metall sich so plötzlich verflüssigte ohne dass sich seine Temperatur veränderte?

***


"Lassen Sie uns endlich gehen! Sie haben kein Recht uns hier festzuhalten!"
Kommandeur Rascaal Ohnedurst sah von seinen Unterlagen auf.
Da rumorte schon seit einiger Zeit jemand auf dem Hof herum und nun war der Lärmpegel angestiegen und der Vampir beschloss, dass es nun an der Zeit sei, nach dem Rechten zu sehen.
Der Anblick verschlug ihm beinah die Sprache.
Auf dem Wacheinnenhof tummelten sich an die hundert Leute und dazwischen wanderten Wächter herum. Außerdem gab es mehrere Tische an denen offenbar Befragungen durchgeführt wurden. Und das alles ohne sein Wissen? Er sah sich nach eventuellen Verantwortlichen um und erblickte gleich zwei Abteilungsleiter.
"Was ist hier los?"
Sillybos und Cim Bürstenkinn zuckten zeitgleich zusammen und begannen, dem Kommandeur von den Ereignissen zu berichten.

***


Laiza schloss die Zellentür und wandte sich mit Jack zum Gehen.
Sie überlegte gerade, ob es nicht besser sei, einen Rekruten zur Bewachung des Verletzten bereitzustellen, als sie plötzlich Herrn Made aus dem Archiv kommen sah.
"Was tust du denn hier unten? Sollst du nicht oben die Leute befragen?"
Der Zombie nickte: "Ja, das hab ich ja auch getan, aber dann passierte etwas sehr Merkwürdiges."
Er berichtete von den Geschehnissen und zeigte als Beweis seine halb metallische Hose und die Reste seiner geschmolzenen Dienstmarke.
Laiza schüttelte den Kopf. "Aber, das ist doch völlig unmöglich. Wie soll das funktioniert haben?"
"Ich kann es mir auch nicht erklären."
"Wahrscheinlich war es Magie", vermutete Jack. "Frag den Kerl doch mal, ob er Zauberer ist. Ich geh jetzt jedenfalls wieder, ich hab noch anderes zu tun, als mich um Lebende zu kümmern." Der Gerichtsmediziner verließ seine Kollegen.

***


"Und was soll nun mit all diesen Leuten geschehen?", erkundigte der Kommandeur sich leicht verärgert. "Hier können sie nicht bleiben."
Die letzten Worte hatte auch Olga-Maria gehört, die mittlerweile mit ihrer Befragung durch war und auch die Übrigen von Herrn Made übernommen hatte, der plötzlich verschwunden war. Sie hatte alle Ergebnisse eingesammelt und kam mit einem riesigen Stapel Notizblätter zu den beiden Abteilungsleitern und dem Kommandeur.
Sie wollte sich gern die Brille zurecht rücken, doch dann wären ihr die Zettel aus den Händen gefallen.
"Äh... Entschuldigung?", meldete sie sich vorsichtig. Die hochrangigen Wächter wandten sich der Gefreiten zu.
"Bist du schon fertig, Gefreite Inös?", fragte Sillybos.
"Ja, das auch, also hier sind alle Informationen über die Leute und ähm..."
Die Wächterin geriet ins Stocken. Sie war dem Wachekommandeur noch nie so nah gewesen und gesprochen hatte sie vor ihm schon gar nicht.
"Ja, was denn?" Fähnrich Bürstenkinn schien ungehalten.
Olga-Maria versuchte, sich zusammen zu reißen.
"Nun, wegen den ganzen Leuten, also, Herr Made und ich, wir dachten uns... also... Wir dachten uns, man könnte all die Leute doch im Morpork Quadrat Garten unterbringen.
Der steht doch leer und groß genug ist er auch. Außerdem gibt es dort alles, was die Leute brauchen und er liegt außerhalb der Stadtmauern, also, dachten wir, das wäre doch ideal. Ja."
Die Tatortwächterin wartete auf eine Reaktion und der Vampir lieferte sie.
"Das ist eine gute Idee. Schafft die Leute dort hin und klärt, woher sie gekommen sind und was mit ihnen geschehen soll. Ich kläre das mit den Verantwortlichen für den Quadrat Garten. Bringt die Leute nur schnell hier weg, dieses Chaos ist ja nicht auszuhalten."


02.08.2006 1: 47

Herr Made

Nachdem sich Herr Made eine neue Uniform aus seinem Schrank im Keller geholt hatte, machte er sich auf den Weg zurück zum Innenplatz. Dort herrschte nun ein noch größeres Durcheinander als zu dem Zeitpunkt, als er ihn verlassen hatte. Die Wächter versuchten die Wesen auf dem Platz davon zu überzeugen, dass sie nun schon wieder einen längeren Fußmarsch auf sich nehmen mussten, diesmal bis auf einen Platz vor der Stadt. Die einen sahen es nicht ein und meinten, auf dem Innenhof sei doch genug Platz, bis zu anderen war diese Nachricht noch nicht vorgedrungen und sie standen in der Gegend rum und wollten mehr wissen, andere verstanden schlicht und einfach nicht was man ihnen sagte und wieder andere riefen nach ihrem Anwalt, ihren Müttern oder irgendwem sonst, der in dieser Situation alles andere als nützlich war.
Dazu kam, dass nicht alle Wächter sich wirklich bemühten, die Leute zu beruhigen. Ruppert tat gar nichts und stand nur in einer Ecke und betrachtete noch immer gedankenversunken seinen versilberten Harnisch, während Olga-Maria nervös von einem Konflikt zum nächsten rannte, und versuchte, ihn irgendwie zu klären, dabei allerdings nie viel Erfolg hatte.
Und so wurden das Stimmenwirrwar auf dem Platz immer gewaltiger, und wie so oft, wenn viele Leute ziellos durch einander reden schlug die Verwirrung und Empörung langsam in Richtung Wut und Aggression um und es schien, dass sich die Stimmung jeden Moment in einem Handgemenge entladen könnte. Doch in dem Augenblick scholl eine Stimme über den Innenhof, alle anderen Stimmen übertönend:
" RUUHEE!!!"
Schlagartig verstummte die Mnge und alle sahen gebannt auf jenes Fenster im ersten Stock, aus dem sich gerade der Kommandeur höchtpersönlich herauslehnte.
" Dieser Transport dient ihrer eigenen Sicherheit! Wenn sie alle hier im Wachhaus oder auf dem Innenhof bleiben, dann sind wir hier im Haus nicht mehr arbeitsfähig! Wir können euch hier nicht unterbringen, im Quadrat Garten schon! Es dient eurer eigenen Sicherheit. Wir werden versuchen, euch den Aufenthalt im Quadrat Garten möglichst angenehm zu gestalten, bis wir geklärt haben, was passiert ist und bis wir wissen, wo ihr weiter hin könnt. Aber bitte, get jetzt endlich!"
Nach dieser kleinen Ansprache setzte das Stimmengemurmel wieder ein, hörte sich diesmal jedoch wesentlich freundlicher und kompromissbereiter an.
Die einzigen noch kritischen Stimmen stammten von den beiden Zwillingen:
"Wir wollen nicht! Die Leute werden uns anstarren und auf uns zeigen!"
"Genau, die sind gemein zu uns! Die mögen uns nicht. Sie werden uns fürchten."
Herr Made trat an die beiden heran.
"Das ist doch schwachsinnig, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Die Leute werden euch nicht fürchten. Und selbst wenn sie euch etwas tun wollten, die Wache wird euch beschützen.", sagte er ihnen mit einem Lächeln im staubtrockenen Gesicht. Doch insgeheim fragte er sich, ob die beiden nicht recht hatten. Sie waren... seltsam. All diese Menschen waren zu den unterschiedlichsten Zeiten verschwunden, nur um alle in einem gleißenden Leuchten wiederaufzutauchen. und seit sie aufgetaucht waren, passierten lauter komische Sachen...

Schließlich setzte sich der Treck der Menschen wieder in Bewegung und die Wächter machten sich daran, die "Aufgetauchten" zu ihrem neuen, provisorischen Heim zu bringen.
Doch schon in den Straßen direkt am Wachhaus zeigte sich, dass zumindest in einem Punkt die beiden Zwillinge recht gehabt hatten. Eine riesige Menschemenge hatte sich versammelt und von überall wurde auf die Gruppe gezeigt, die aus dem wachhaus hinaus kam und ein allgemeines Murmeln lag in der Luft.
" ...Blaues Leuchten."
"Fast hundert Leute, alle wie aus dem nichts..."
"...stimmt was nicht."
" ... was faul an denen."
"Böse!"


15.08.2006 20: 25

Cim Bürstenkinn

Als Laiza erkannte, dass Rea die Untersuchung von Severin in die Hand nahm erinnerte sie sich an den Vorschlag ihres Abteilungsleiters und machte sich auf den Weg in die Unsichtbare Universität.
Meistens war das Zaubererpack so jenseits von jeder Realität, dass wenig Hilfe von ihnen zu erwarten war. Trotzdem - sie zückte ihren Notizblock - mehrfacher Wechsel des Aggregatszustandes eines Flachmannes und einer Dienstmarke, Metall, spontane Entzündung eines Bartes, Ein rostiges Kettenhemd das sich plötzlich in Silber verwandelte - zuviele eigenartige Dinge hatten sich ereignet. Vieles davon machte wohl auch einen Besuch bei der Alchimistengilde notwendig, aber zuerst wollte sie die UU abhaken können.
In der Universität angekommen, fragte sie den Pförtner wer für spontane, magisch begründete Erscheinungen zuständig wäre.
Der alte Mann sah sie misstrauisch an, unterdrückte aber sexistische Anspielungen als er hörte worum es geht.
Vielmehr wurde er blass, verschloß das Tor und flüsterte: "Folgen sie mir Missi!"
Immer von links nach rechts und von rechts nach links wippend kam der recht dicke Alte voran und führte Laiza durch die Gänge des komplexen Gebäudes.
Endlich blieben sie vor einem Büro mit einer schäbigen, uralten Tür stehen und er klopfte an.
"Frederick! Da will dich ein junges Mädchen in der Sache sprechen. Kann ich sie reinlassen?"
"NEIN, schick sie weg. Jetzt nicht!"
Aber Laiza reichte es jetzt. "..reinlassen" murmelte sie nur und griff, vorbei am verblüfften Pförtner,nach der Schnalle und öffnete die Tür.
Vor einem kleinen, erstaunlich schlanken Zauberer in einer roten Robe schwebten drei graue Schemen . Sie hatten gewisse Ähnlichkeit mit leeren Mönchskutten, die einige Zentimeter über dem Boden schwebten und wandten Laiza gesichtslose Stellen zu hinter denen sich die Abstraktion von Augen befinden mussten.
"Also ich geh dann halt wieder?", versuchte sie den Fehler wieder rückgängig zu machen. Aber natürlich glaubte sie selbst nicht an eine so einfache Lösung.

* * * *


Einige der nervenschwächeren Gäste waren gegangen. Aber die anderen saßen im Halbkreis um Martok und sahen zu wie er die Drinks die ihm nun von den Zusehern bezahlt wurden durch die Luft schweben und endlich in seiner Kaputze verschwinden ließ.
"Wisst ihr wirklich nicht, wo ich Severin..." wollte er zum wiederholten Male fragen, als die Tür aufgerissen wurde und ein großgewachsener, hagerer Mann in einer grauen Uniform betrat das Lokal.
"Wo sind die verdammeleiten Rekruten? Meinen Vorlesungen entgeht niemand so einfach. Also Wirt - du weißt ich ab noch jeden gefunden - wo verstecken sich die Rekruten Flickgut, Torkelia, Sayuri und Zaun?" Wirr sah er herum und rief endlich "KOMMT RAUS IHR MACHT ES NUR NOCH SCHLIMMER!"
Aber Martoks Neugierde war geweckt.
"Verzeiht mein Herr, zufällig suche ich auch jemand. Könntet ihr mir behilflich sein, Herr...?"
Irritiert sah der Wächter die Gestalt an.
"Das ist Oberleutnant Daemon", flüsterte der Wirt Martok zu.
"Hauptmann, Freund der Schenke, und nein, neinneinneinnein. Es ist nicht meine Aufgabe Ihnen zu helfen. Wenden sie sich an die SEALS die haben massig Zeit und Leut für ihre kleinen Probleme."
Er zuckte mit den Schultern und stürmte mit "wenn ich die erwische" aus dem Wirtshaus.
"Was ist SEALS?", fragte Martok nun und war zuversichtlich endlich einen Schritt weiter gekommen zu sein.

* * * *


Rea hatte sehr leise gesprochen, als sie gehört hatte was Jack und Laiza mit dem Mann gemacht hatten, während sie sich nur einmal umgedreht hatte. Dennoch waren ihre Worte nicht erfreulich.
"Hör zu Jack, ich war lange genug bei Susi um zu verstehen was in Euch vorgeht. Aber sollte der Mann in der Zelle sterben landet einer von euch Beiden auch auf dem Tisch. Und es wird nicht genug übrig sein für eine vernünftige Obduktion. "
Damit rauschte sie zornig davon und ließ den Gerichtsmediziner stehen.
Der Rekrut Neras Andor hielt Wache vor der Zelle, und als Rea wütend in den Gang trat, salutierte der blonde,junge Mann und hielt aus einer Art Selbsterhaltungs-Instinkt sofort einen Bericht für angebracht.
"Sir, der Gefangene scheint im Fieberwahn zu sprechen. Sagt dauernd, so wahr ich Severin bin, da gehören mehr Zwiebel rein!" und "nicht in die Augen".
Etwas besänftigt nickte die Vektorin knapp.
"Geh zum Wachetresen und finde heraus ob Michael Machwas oder Oberleutnant Pismire da sind. Wenn ja, schick mir einen oder beide hierher."
Als sie die Tür öffnete richtete sich Severin halb auf und rief "Es ist die prämortale Leichenstarre!" Rea drückte ihn wieder auf die harte Pritsche zurück und begann den Mann zu befragen.

* * * *


"Was meint ihr, es sind Abtrünnige Revisoren?"
Die Schemen tanzten unruhig auf und ab.
"Es ist uns zu eigen, dass wir bei der Entwicklung von individuellen Denkvorgängen unsere Rolle nicht mehr einnehmen können. Deshalb werden wir abgezogen und ersetzt. "
Laiza nickte ungeduldigt. "Ja, soweit kenne ich die Gerüchte um euch. Wo ist das Problem?"
"Ich kann es nicht ausstehen, wenn sie so mit mir redet!", entfuhr es dem Revisor ganz links. Der plötzlich erschrocken den Fehler feststellte und zerplatzte.
"Ja, das ist nichts neues", erklang eine Stimme hinter Laiza plötzlich und schwebte auf die Stelle zu an der sich sein Vorgänger gerade aufgelöst hatte.
"Allerdings gibt es eine kleine unrühmliche Ausnahme. Sie nennen sich Meister und alle paar Jahrhunderte gibt es einen von uns, der sich an seiner Individualität festkrallt und sich weigert zum großen Ganzen zurückzukehren.
"Mit anderen Worten ein Revisor der sich seiner selbst bewusst ist!", ergänzte Frederick der mit besorgter Miene neben den schwebenden Gestalten stand.
"Und warum habt ihr die Typen nicht einfach ausgelöscht? Ich meine ihr seid Revisoren mit mehr Macht als der Tod. Oder ist das auch nur so eine Geschichte und ihr taugt zu gar nichts?"
"ich kann das nicht mehr ..." mitanhören wollte der Revisor sagen, war aber schon zerplatzt bevor er den Satz fertig gesprochen hatte.
"Du hast eine recht unangenehme Wirkung auf unsere Art. "stellte eine durch die Wand kommender Schemen trocken fest.
"Das schlimme ist, dass die "Meister" eine noch viel schlimmere Wirkung auf uns haben.
Sie bringen uns laufend dazu an eine individuelle form zu denken, eigene Gedanken zu entwickeln, die unserem auftrag einfach nicht ensprechen. "
"Also habt ihr jemand der für Euch die Drecksarbeit macht", schloß Laiza völlig richtig.
Die Revisoren nickten. "Die Tanaki, eine brindisische Geheimorganisation ist uns hierbei eine große Hilfe. "
"Warum die 88 Leute?", wollte die Okkultismusexpertin wissen.
"Wir wissen es nicht genau. Deshalb sind wir auch hier. Eventuell gibt es ein Ritual zur Umkehrung der Situation. Alle Revisoren wären dann primär individuell und die Gruppe wäre das Ausgestoßene.
Laiza hatte eine Menge gehört, wusste aber nicht wesentlich mehr als zuvor.
"Wie werden wir Euch und Eure Freunde wieder los? " Betretenes Schweigen war die einzige antwort auf Laizas Frage .

* * * *


Außer Atem kam Neras Andor zum Tresen gerannt und berichtete, dass Michael Machwas oder Pismire gesucht wurden. Ein Severin lag offenbar im Sterben. Huitztli Pochtli, ein recht gemütlicher Wasserspender stand auf und sagte zu dem Bürger den er gerade bediente:
"bitte nicht vergessen auf allen drei Seiten ausfüllen". Dann wandte er sich Neras zu und sagte: "Ich hab so keinen Ahnung wo die Leute sind. Kann ich Dir sonst noch irgendwie helfen?"
Andor schüttelte genervt den Kopf und zog ab. Grinsend wollte sich Pochtli wieder seinem Kunden widmen der war aber weg und hatte sogar seinen Bleistigt mitgenommen.

Martok wollte nicht mehr warten er schnappte sich den übersichtlichen Verstand des Wächers nud führte sich selbst zu den Zellen. Eine Frau saß in der Zelle von Severin und sprach leise mit ihm.
Nun würde alles gut werden.


21.08.2006 0: 19

Laiza Harmonie

Mit benebelten Sinnen verließ sie wieder die Unsichtbare Universität. Sie drehte sich zu dem großen Gebäude um und dachte darüber nach was gerade eben passiert war. Geister, Stimmen aus den Jenseits und Dämonen jeglicher Art, Dinge die so unvorstellbar waren und doch konnte sie sie verkraften und akzeptieren. Doch die Revisoren waren für sie immer eine Legende gewesen, eine Legende mit der man kleinen Kindern Angst machte, damit sie immer brav aufräumten.
Das Beste wäre es, entschloss sich Laiza den Alchemistenbesuch abzuarbeiten und dann einige Bücher zu studieren. Was wäre das Arbeitsleben eines Okkultismusexperten ohne seine Bücher?


24.08.2006 18: 34

Olga-Maria Inös

Herr Made ging mit dem Leiter seiner Abteilung der Menge voran. An den beiden Seiten marschierten Scoglio mit der kleinen Gnomin Amalarie auf der Schulter sowie die beiden SUSI-Wächter Olga-Maria Inös und Ruppert von Himmelfleck. Sie achteten darauf, dass keiner der "Erschienenen", wie sie die Leute gesammelt bezeichneten, zur Seite ausscherte.
Fähnrich Cim Bürstenkinn bildete die Ein-Mann-Nachhut und scheuchte die langsamen vor sich her, damit die Gruppe zusammen blieb.
So schleusten die Wächter die Erschienenen durch Ankh-Morpork auf das Mittwärtige Tor zu.
Entlang des Breiten Weges hatte sich eine riesige Menge gesammelt. In Windeseile hatten sämtliche Klatschweiber Ankh-Morporks die verschiedensten Gerüchte über die kürzlich erschienenen Leute in der gesamten Stadt verbreitet.
Viele davon konnten die Wächter und auch die Leute selbst hören, als sie an der tuschelnden Menge vorbeigingen.
"Ich hab gehört, es handelt sich um ein magisches Experiment, das furchtbar fehlgeschlagen ist."
"So, Berta hat mir erzählt, dass Annie gesagt hat, dass sie von ihrer Nachbarin weiß, dass deren Tochter gehört hat, diese Leute sollen wohl aus Klatsch kommen und den Patrizier besuchen wollen."
"Mami, ist das da ein Zirkus?"
"Die sind Außerscheibische, die kommen vom Mond, mit einer riesigen Rakete!"
"Ich hab es selbst alles gesehen, ein gewaltiges Tor zu einer anderen Dimension ging auf und dann kamen sie alle raus..."
".. sie sollen seltsame Fähigkeiten haben..."
"Einer hat Dreck in Gold verwandelt!!!"
Ruppert zuckte leicht, als er diese Aussprüche hörte. Wie waren die Gerüchte über die Fähigkeiten an die Menge gelangt? Das hätte doch eigentlich keiner wissen sollen.

"Hey, der sieht aus wie mein Cousin. Frederick? Bist du es?"
Der Angesprochene drehte sich um.
"Hey, du bist es ja wirklich! Freddie!" Der Rufer drängte sich an Olga-Maria vorbei und stürmte auf seinen wieder gefundenen Cousin zu.
"Wo warst du denn? Wir haben auf dich gewartet, um Ios Willen! Wir haben dich im Laden gebraucht! Du Faulenzer!"
Die Tatortwächterin unterbrach das herzliche Wiedersehen.
"Entschuldigung, mein Herr, aber wir müssen weiter gehen, bitte gehen Sie zurück an den Straßenrand."
"Was?", der Mann sah Olga-Maria verständnislos an. "Ich gehe nicht, ich hab mit dem Kerl hier einen ganzen Hühnerstall zu rupfen!"
"Aber bitte nicht jetzt! Wir sind auf dem Weg zum Morpork Quadrat Garten, Herr, Ihr Cousin wird vorerst dort untergebracht, Sie können ihn später besuchen, in Ordnung?"
Der Mann ließ sich überzeugen, doch er blickte nicht erfreut.
"Hey, Gefreite, du sollst an der Seite gehen, nicht hinten!"
Cim Bürstenkinn hatte Olga-Maria inzwischen fast eingeholt, da die Gruppe schon weiter gegangen war. Die Wächterin beeilte sich, wieder an ihren Marschierplatz zu kommen.

Als die Menge schließlich den Patrizierpalast passieren wollte, kam Sillybos und Herrn Made eine kleine wuselige Gestalt entgegen. Der Mann wandte sich an Sillybos.
"Vörzeihung, Hörr, der Patriziör lässt fragön, wör für diesön Marsch verantwortlich ist."
Herr Made verkniff sich ein Lachen angesichts dieser seltsamen Sprechweise.
Der Abteilungsleiter zögerte mit einer Antwort. Wer war eigentlich verantwortlich? Er selbst?
Genau genommen hatte der Kommandeur ja den Aufbruch befohlen...
"Für diesön Marsch, ähem... für diesen Marsch ist der Kommandeur verantwortlich, ich bitte den Patrizier sich in dieser Angelegenheit an ihn zu wenden. Einen schönen Tag!"
Mit diesen Worten ging der Abteilungsleiter an dem kleinen Mann vorbei und Made, der sich
"Noch einön schönön Tag, mein Hörr!", nicht verkneifen konnte, folgte ihm schnell, die Sammlung an Daseinsformen noch immer hinter sich.

Nach einer anstrengenden Wanderung durch die Straßen Ankh-Morporks, die von gelegentlichen Wiedererkennungen gestört wurde, erreichten die Wächter mit den Erschienenen endlich das Mittwärtige Tor.
Einige sehr sture Angehörige, die in der Menge Verwandte oder Bekannte wieder entdeckt hatten folgten ihnen, ebenso eine große Anzahl Schaulustiger, die sich jedoch schnell wieder zerstreute, nachdem die Gruppe Ankh-Morpork verlassen hatte und auf den MQG zuwanderte.

An der Tür des Gebäudes erwartete sie ein runzliger, gebeugter Pförtner mit einem lächerlich überdimensionierten Schlüsselbund.
"Ah, die Herren von der Stadtwache. Und Damen, Verzeihung. Also, ich zeige euch dann mal den Kasten, aber den Rest müsst ihr selbst organisieren."
Er pickte zielsicher einen Schlüssel heraus und öffnete die Eingangstür.


24.08.2006 22: 19

Sillybos

Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, als Laiza Harmonie stoppte. Ihre Nase bestätigte ihr, dass sie an der Alchemistengilde angekommen war; es roch verbrannt, aber künstlich verbrannt. Es war ein beißender Gestank, fast unterträglich. Entschlossen, die Befragung möglichst schnell hinter sich zu bringen, klopfte sie an die Eingangstür.
Ein kleiner, dunkelhaariger Mann öffnete die Tür einen Spalt breit. "Isses wichtig?"
"Ich bin Korporal Harmonie von der Stadtwache. Ich habe ein paar Fragen."
"Harmonie? Kommt sonst nicht immer dieser... wie heißt er doch gleich?"
"Doch gleich? Achso, die Dienststelle ist für diesen Fall nicht zuständig. Ich habe nur ein paar fachliche Fragen. Es gibt ein paar merkwürdige Phänomene zu erklären, zu denen ich die fachkundige Meinung von Alchemisten brauche."
Fachkundig? Na wenn se glauben, dass se hier fündig werden, komm se halt rein..."
Laiza lächelte gequält und trat ein. Unter dem Vorwand sich zu kratzen, hielt sie sich die Nase für ein paar wohltuende Sekunden zu.

***


Sillybos trat als erster in die große Halle. Und trat gleich darauf wieder heraus.
"Was ist denn das?" fragte er den Pförtner.
"Das sind die Reste von der Kleintiermesse, die gestern hier stattfand", sagte der Pförtner mit der Gelassenheit eines Mannes, den niemand unter keinen Umständen aus der Ruhe bringen konnte. "Das Reinigungspersonal kommt erst morgen."
Sillybos schaute den Pförtner ungläubig an.
"Ist halt Oktotag." Der Pförtner zuckte mit den Schultern. "Aber es gibt Schlimmeres. Ich kann euch erzählen, als wir hier Rindermarkt hatten, der zufällig gleichzeitig mit dem Streik der Fallnichtreins stattfand..."
"Ja, ähm, ist gut", sagte Sillybos. "Danke, wir... kommen schon zurecht."
Der Pförtner lies den Feldwebel ein Formular unterschreiben und trottete dann von dannen. Sillybos überlegte kurz und ging noch mal kurz hinein.
"Sir? Die Leute warten", rief Herr Made seinem Abteilungsleiter nach einer Weile hinterher.
Kurz darauf erschien Sillybos wieder in der Tür und wandte sich an den Gerichtsmediziner. "Wir schicken sie rein. Zählst du bitte mit, ob auch alle da sind? Sag ihnen am besten, sie sollen auf der Haupttribüne Platz nehmen. Die scheint zumindest noch sauber zu sein." Er lächelte dem Zombie kurz zu und verschwand dann wieder im Innern. Made nickte kurz und tat dann wie ihm befohlen.
Schon bald war die ganze Gruppe im Morpork Quadrat Garten versammelt. Cim wies Ruppert an, vor der Tür zu warten, falls was Wichtiges draußen passieren sollte, ehe auch er in dem großen Kasten verschwand.
Ruppert dachte an seinen schönen Harnisch. Rostig war er, ja, aber doch auch schön. Hoffentlich konnte man ihn noch reparieren. Die ganzen Leute sollen doch zur Hölle fahren, dachte er.

***


Thomas Silberfisch überlegte kurz, bevor er Laiza begrüßte. "Nein, ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen. Oder? Aber setzen Sie sich doch."
Höflich nahm Laiza Platz. "Um gleich zur Sache zu kommen..."
"Tee?"
"Nein danke. Ich habe ein paar Fragen und hoffe, dass Sie sie mir beantworten können."
"Das nehme ich an, dass Sie das hoffen. Warum sonst sollten Sie sie stellen?"
Laiza überhörte das und ging in medias res. "Wie kann es passieren, dass sich Metall ohne Änderung der Temperatur verflüssigt?"
Das Gildenoberhaupt kniff die Augen zusammen und legte die Stirn in Falten. "Hmm. Was für ein Metall?"
"Eisen, nehme ich an. Oder dass sich ein rostiger Harnisch in Silber verwandelt?"
Silberfischs Augen weiteten sich. "Korporal, ist das Ihr Ernst?"
Laiza wunderte sich über die Reaktion, so dass sie kurz den Gestank vergaß. "Ernst? Ja, wieso? Haben Sie eine Erklärung?"
"Das nicht. Aber eine Vermutung. Auf jeden Fall sind wir in höchstem Grade interessiert."
"Was für eine Vermutung haben Sie?"
"Möchten Sie die kurze Version oder die lange?"
"Die kurze bitte."
"Nun gut." Thomas Silberfisch lehnte sich zurück und gab dem Pförtner ein Zeichen, das die Okkultismusexpertin nicht verstand. Und als das Gildenoberhaupt zu erzählen begann, fragte Laiza sich, ob er auch die spontane Selbstentzündung eines Bartes erklären könnte.


25.08.2006 23: 57

Amalarie Mögebier

Draußen brach der Himmel auf und ergoss sich in einem alles überflutendem Inferno über die Stadt. Der Wind heulte und riss erbarmungslos Schindeln von den Dächern. Blitze zuckten über das Firmament und erhellten einzelne Momente lang die dunklen Wolken.
Eine einzelne Kerze flackerte inr Zelle 2 und tauchte den Raum in ein schummriges Licht.
Rea Dubiata hing dicht über Serverin gebeugt und versuchte aus seinem Unzusammenhängenden Gebrabbel irgend einen Sinn zu ziehen - vergeblich.
Der Verletzte schien sich in seine eigene Welt irgendwo in seinem Geist zurückgezogen zu haben, den nur er erreichen konnte.

Der Korporal seufzte und legte ihm einen neuen feuchten Lappen auf die fiebrige Stirn.
Ein ungewöhnliches Geräusch im Gang ließ sie herumfahren, ein Mann stand in der Zellentür. Er war in einen braunen,unförmigen Mantel gehüllt.Er sprach kein Wort, trat in den Raum und schloss ganz vorsichtig die Tür.
Rea ging einen Schritt zurück "Wer bist du? Wo ist Neras Andor, er weiß doch, dass hier niemand etwas zu suchen hat", sie straffte die Schultern und blickte dem Eindringling kühl in die Augen.
Er zuckte mit dem Kopf herum und fixierte den Verletzten auf der Liege "Ich werde ihn jetzt mitnehmen. Er gehört uns", der Fremde trat auf Severin zu.
"Das wirst du ganz sicher nicht, du glaubst ja wohl selbst nicht, dass du einfach so in die Wache reinspazieren und unseren Gefangenen entführen kannst!", wütend über diese unvorstellbare Dreistigkeit griff Rea den Fremden am Arm.
Der Mann blickt verdutzt auf die Hand die ihn festhielt und richtete dann den Blick wieder auf den Vektor. Er schien verdutzt, Gegenwehr schien nicht zu seinem Plan zu gehören.
"Lass mich lieber los, oder..."
"Oder was?", Rea drückte noch ein bisschen fester zu.
Martok wollte niemandem weh tun, doch scheinbar blieb ihm bei dieser sturen Frau gar nichts anderes übrig.
Er blickte ihr tief in die Augen und schloss diese sogleich, der junge Novize öffnete seinen Geist und tastete nach ihrem. Der Mann ließ seine Gedanken fließen und überlegte sich ob er nun die Chance bekam endlich mal einen dreifachen Hirnwürger zu erproben. In freudiger Erregung ließ er seine gesamte Kraft zu einem vernichtenden Schlag gegen ihr Gehirn fahren und prallte an einer Stahlharten Mauer ab. Der Kuttenträger öffnete mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Augen und blickte in das breit grinsende Gesicht Reas.
Der Vektor hätte am liebsten Laut aufgelacht, da versuchte dieser Amateur doch tatsächlich ihr Hirn anzugreifen. Mit einem geübten Handgriff drehte sie ihm den Arm auf den Rücken und zwang den Mann in die Knie. "So Freundchen, jetzt ziehst du eine Zelle weiter und dann unterhalten wir uns. Versuch blos keine Tricks, damit tust du dir doch nur selber weh"
***

Die Wächter richteten das Podest notdürftig für die ersten Tage ein. Einige der Leute grummelten etwas von "unerhört" oder "unzumutbar", doch zu wirklichen Ausfällen kam es nicht. Die Menschen wirkten angeschlagen, müde und verängstigt. In einer Ecke des Gartens hatten die Wächter eine Schlafecke eingerichtet und einige der 88 schlummerten dort schon.
Amalarie wanderte angenervt auf dem Podest auf und ab, sie nahm die Situation nicht so leicht hin wie die Erschienen, die Gnomin fand den Geruch unerträglich und äußerte dies auch lautstark "Unverschämt fies stinkt es hier, ich dachte wir wären das Gesetzt und nun seht euch mal an was das Gesetzt von Ankh Morpork für eine Unterkunft bekommt", die Gefreite deutete mit einer weitschweifenden Geste um sich "Einen ganzen Raum voller Schei...".
In genau diesem Moment trat ein großer, schwarz polierter Stiefel vor die Gnomin und Cim Bürstenkinn beugte sich ziemlich weit zu ihr herunter "Hör mir gut zu, Mögebier, wir finden es alle nicht gerade toll wie die Situation ist", seine Stimme nahm einen bedrohlichen Tonfall an "Aber, wenn du weiterhin so rumstänkerst werde ich mir etwas ganz besonderes für dich einfallen lassen, wenn du verstehst was ich meine...Und nun wirst du dich mit Herr Made aufmachen und bei Hargra erkundigen was mit dem Essen für unsere Schützlinge ist, ja?"
Die Informantenkontakterin blickte grummelnd auf den Boden und presste ein leises "Ja, Sör", zwischen den Zähnen hervor.
Draußen am Eingang saß Ruppert an der Mauer gelehnt und polierte seinen Harnisch, wenn er den kleinen Mistkerl nur erwischen würde der seinem Liebling und ihm dies fiese silber angetan hatte. Er knurrte wütend und polierte noch ein bisschen verbissener. Mister Made und Amalarie traten aus der Halle heraus und Ruppert nahm blitzgeschwind Haltung an, sackte aber sofort wieder zusammen als er bemerkte, dass es keine Vorgesetzten waren.
Er grinste beiden zu "Na ihr zwei, noch nicht erstickt da drin?",
Amalarie wollte sofort zu einer Antwort ansetzten doch plötzlich zischte etwas an ihr vorbei und hätte sie fast von Mades Schulter gerissen. Hinter den beiden schepperte es laut, ein alter Nachtopf nur um Haaresbreite vorbeigeflogen.
Am Anfang der Wiese zum quadratischen Garten stand eine Menge ziemlich wütender Menschen ,die mit verschiedenen Gegenständen nach den Wächtern warfen. Darunter Pflastersteine,ziemlich feste Quadrate aus Ankh-Schlamm, Regenschirme und alles was man sonst noch sofort Griffbereit hatte um sich zu einem Spontanen Mob zusammen zu schließen.
Die Wächter sahen sich anhand der Übermacht gezwungen, einen Rückzug ins innere der Halle anzutreten, da die Menge auch keine Wutanfall der Stufe 10 von Amalarie stoppen konnte.
Im Garten erstatteten sie den anderen Bericht, es wurden einige Pläne durchdacht und wieder verworfen, ihr größtes Problem war, dass sie leider Scoglio vor einer Weile zurück ins Wachehaus geschickt hatten um Schaufeln, Eimer und Besen zu holen. Dem Mistproblem musste ja zu Leibe gerückt werden.
"Ich habs!", Cim sprang auf "Amalarie, DU wirst hilfe für uns holen!!", die Gnomin blickte den ehemaligen Banditen entgeistert an Hat der vielleicht ne Schraube locker?? Ich geh da doch nicht raus!! sie versuchte sich vorsichtig Rückwärts zu bewegen. Cim grinste breit "Du und deine Ratte, ihr werdet dort hinten durch das Loch huschen und uns Hilfe holen!!"
"Ach und wenn mich wer entdeckt, werde ich gesteinigt, oder viel schlimmer geANKHT!!!"
"Für seine Kollegen muss man Opfer bringen!!", der Fähnrich donnerte "Außerdem würde es dir wenn du hier bleibst in kürzester Zeit nicht anders ergehen und dies ist ein Befehl!"
Die verriegelte Eingangstür des Gartens erzitterte merklich und die Informantenkontakterin seufzte "Na gut, ich machs..."
***

Meister Ahnan hatte ziemlich schlechte Laune.
Der alte Mann winkte einen seiner Lakaien zu sich "Therba, bring mir eine Schale mit bestem Quellwasser und wage es nicht einen Tropfen davon zu verschwenden", er durchbohrte den bibbernden Jungen mit seinen Blicken.
Dieser nickte nur eifrig und eilte aus dem Zimmer, erleichtert den Blicken des Oberhaupts der Vereinigung für eine kurze Zeit zu entkommen.
Nach einiger Zeit tauchte der Junge wieder auf und brachte eine Schale voller Wasser zu seinem Meister, kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und er betete inständig das keine davon dem kostbaren Nass zu nahe kam. Der Jüngling stellte das Gefäß auf einen kleinen Tisch vor dem Meister und entfernte sich buckelnd.
Ahnan zog ein kleinen Beutel mit seltenen Kräutern aus dem Wiewunderland aus seinem Gewand, strich zweimal übers Wasser, murmelte einige Formeln und beobachtete die Schüssel aufmerksam.
Das Wasser verfärbte sich zu einem intensiven Purpur, einige Schlieren bildeten sich auf der Oberfläche, bevor diese sich blitzartig zu einem scharfen Bild entwickelte...Der Meister starrte wie gebannt hinein.

Die Schale krachte auf den Boden und das Bild zersplitterte in tausend kleine Tropfen die auf dem Boden zersprangen. Ahnan brüllte "Martok!! Dieser Idiot! Er wird uns alles kaputt machen! THERBA!", brüllte der Mann.
Der unglückliche Junge trat zitternd an den Meister herran "Ja? Meister", seine Stimme zitterte .
"Ruf die Oberhäupter des Rates zusammen, es müssen Maßnahmen ergriffen werden, das Projekt darf nicht gefährdet werden!"


04.09.2006 1: 29

Ruppert von Himmelfleck

Das Tor bebte unter den Schlägen des wütenden Mobs. Die Wächter standen besorgt dahinter. Sie hatten das Tor so gut es ging verbarrikadiert - aber ob es halten würde?
Cim, Sillybos, Olga-Maria, Herr Made und Ruppert hatten sich so postiert, dass sie eindringende Personen abfangen konnte.
Mit einem mal wurde es draußen still und der Ansturm auf die Tür ließ nach. Dann - mit Donnerkrachen - splitterte die dicke Holztür und ein riesiger Troll versuchte sich durch die Öffnung zu schieben. Dabei verstopfte er sie aber nur noch dichter als es die Tür jemals gemacht hatte. Nach einer Weile sah er ein, dass er so nichts ausrichten konnte und trat schwerfällig zurück. Nun konnte der Mob eindringen. Mit schrillem Kreischen drangen dutzende Männer, Frauen und Zwerge mit allen möglichen und unmöglichen Waffen hinein.

Olga-Maria war die erste die fiel. Eine kräftig geschwungene Pfanne hatte ihr den Schädel eingeschlagen. Herr Made wurde von wütenden Zwergen in kleine Stücke gehackt und ging lautlos unter.
Silly und Cim standen Rücken an Rücken und verteidigten sich tapfer mit ihren Kurzschwertern gegen die andrängende Menschenmasse. Um sie herum lagen mehrere Erschlagene, als ein gut gezielter Stein Cim am Kopf traf und ihn taumeln ließ. Er stieß den SUSI-Abteilungsleiter dabei so unglücklich an, dass dieser zu Boden stürzte, was ihrer beider Schicksal besiegelte. Von der wütenden Masse wurden sie nieder getrampelt und starben eines schnellen aber dennoch grausigen Todes.
Ruppert stand als einziger noch auf den Beinen. Verzweifelt versuchte er sich in seine Wolfsgestalt zu verwandeln, aber er verhedderte sich hilflos in seinen Kleidern. Mit Äxten und Schwertern schlugen viele Zwerge nun auf ihn ein, solange, bis auch sein tapferes Wolfsherz zu Schlagen aufhörte und er seinen entsetzlichen Wunden erlag.

Entsetzt hatten die Aufgetauchten beobachtet wie die Wächter niedergemetzelt wurden und nun der haltlose Mob auf sie zu stürmte. Flucht war unmöglich und die folgenden Szenen zu beschreiben wäre niemandes Nerven zuzumuten (schon gar nicht meinen).

Nach fünf Minuten waren fast alle tot. Nur noch der verzweifelte Troll wehrte sich gegen eine rasende Schar berserkerhafter Zwerge, die Splitter für Splitter aus seinem Körper schlugen. Auch diese Schlächterei war irgendwann vorbei und als die von Amalarie herbeigeholte Verstärkung eintraf empfing sie ein Bild des Grauens.

***


Während der von ihm anberaumten Ratssitzung spürte Meister Ahnan, dass etwas Unplanmäßiges vorging. Er fluchte lauthals als er spürte, dass seine Verbindung zu den Erwählten nach und nach abbrach.
Die geballte Geistesmacht der Oberhäupter des Rats machte es möglich ein Bild der Geschehnisse im Morpork Quadrat Garten über der runden Tischplatte aus reinem Polarium erscheinen zu lassen. Tumult brach aus, als sie erkannten, dass ihr Plan zu scheitern drohte.
"Ruhe, Meister des Rates, Ruhe!"
Erst der Stimme des obersten Meisters gehorchten die anderen. Eine kleine zusammengeschrumpelte Gestalt schleppte sich schwer auf ihren Stock gestützt durch den Raum zu Meister Ahnan.
"In Panik ihr verfallen dürft nicht", sagte er mit altersschwacher Stimme.
"Einsetzen eure Macht ihr müsst. Müsst verhindern, dass geschieht dieses dort."
"Aber Großmeister Adoy, es ist bereits geschehen," wagte Ahnan einzuwenden.
"Geschehen ist was wir geschehen haben lassen. Nicht unumkehrbar sind die Dinge, auch wenn du meinst sie es sind!"
Hier sprach der Meister zu seinem Lehrling, hier war der Abstand so groß wie zwischen Ahnan und Martok.
"Großmeister, was können wir tun?", wandte sich flehentlich Ahnan an Adoy.
"Ihr euch konzentrieren müsst auf das Vergangene und ihr herbeirufen müsst die Hose der Zeit." Eine kleine grüne Hand mit dicken Wurstfingern schob sich aus der Kutte. "Wenn ihr das tut, ich werde ändern das Geschehene ..."
Ruhe kehrte ein und die Ratsoberhäupter stellten sich um den Tisch. Sie nahmen einander bei den Händen und konzentrierten sich. Schemenhafte Lichter tanzten über das Polarium ...

***

Das Tor bebte unter den Schlägen des wütenden Mobs. Die Wächter standen besorgt dahinter. Sie hatten das Tor so gut es ging verbarrikadiert - aber ob es halten würde?
Cim, Sillybos, Olga-Maria, Herr Made und Ruppert hatten sich so postiert, dass sie eindringende Personen abfangen konnte.

"Hoffentlich kommt Ama durch!", sagte Cim zu niemand Bestimmen.
"Hoffentlich kommt sie rechtzeitig wieder!", erwiderte Sillybos.
Die anderen schwiegen.
Ruppert begann sich auszuziehen.
"Was amchst du da?"; fragte ihn Olga-Maria irritiert.
"Ich werde versuchen den Mob von der Tür zu vertreiben."
"Indem du dich in Unterwäsche ...", sie schloss verlegen die Augen, "... nackt auf die Mauer stellst?"
"Ja, Ruppert, das könnte uns die nötige Zeit verschaffen.", meinte Sillybos.
Ruppert nickte seinem Abteilungsleiter zu und lief zum Tor.
Das Tor war von einer Art Torbau umgeben. Ruppert stieg die Treppe hoch und öffnete ein Fenster. Dann verwandelte er sich in seine Wolfsgestalt und sprang mit lautem Heulen in die Masse Mob vor dem Tor.
Beim Aufprall riss er mindestens ein Dutzend Menschen und Zwerge um. Andere wichen erschrocken zurück und begannen zu schreien. Ruppert sprang sie an und biss auch (vorsichtig) zu - in Arme und Beine und auch mal in diverse Gesäße. Das laute und erschrockene Schreien setzte sich nach hinten fort und der Mob zeigte die ersten Auflösungserscheinungen. Die ersten Menschen, Hausfrauen, die dann doch Besseres zu tun hatten als den MQG zu belagern machten sich auf den Nachhauseweg, die vorsorglich mitgebrachten Bratpfannen und Schürhaken in saubere Taschen eingepackt. Das Schreien aus der Mitte führte dazu, dass sich immer mehr Personen den Hausfrauen anschlossen und langsam in die Stadt zurück schlenderten. Zum Schluss lagen nur noch ein paar benommene Bürger vor dem Tor und ein riesiger Troll, der offenbar verzweifelt überlegte was er nun machen sollte.






06.09.2006 17: 50

Rea Dubiata

"Wer bist du?", fragte Martok die Frau.
"Ich stelle hier die Fragen", sagte die Blonde grimmig und stieß Martok vor sich her. Schließlich schubbste sie den gefesselten Martok auf eine Pritsche. Sie zog einen Dolch den sie am Gürtel trug und der eher ornamentös wirkte - doch die Klinge glänzte wie frisch geschärft. "Nun? Dein Name?", sagte sie.
Marok antwortete zunächst nicht. Dann nahm die Frau den Dolch, beugte sich vor und schob mit der Klinge die Kapuze von Martoks Kopf. Im gleichen Moment zeichnete sich Erschrecken, Angst und, wie Martok traurigerweise zugeben musste, auch Ekel auf ihrem Gesicht aus. Doch er registrierte, dass sie vor Schreck ihre Deckung hatte fallen lassen, dass sie nun angreifbar war. Er nutzte das und die Frau fiel zu Boden, ruhig, ohne einen Laut glitt sie mit dem Rücken die Wand entlang während sich an ihrer Wange ein Schnitt auftat und begann zu bluten. Dann traf Martok ein Schlag am Kopf und er viel - im Gegensatz zu der Frau mit einem erstickten Schrei - vornüber auf den Boden.

Ein leichtes Klopfen auf die Wange holte sie zurück. Für einen Moment glaubte sie, vor ihr stünde Martok. Martok - hätte sie sein Gesicht doch nie angesehen... Vernarbt und augenlos, voller Geschwüre von dem eines, das in der Mitte saß, vielleicht eine Nase war - doch da der Mann auch keinen Mund hatte, konnte man schwer sagen, ob er wirklich ein Gesicht besaß. Er hatte etwas von einem Frosch - seine Haut war zumindest schleimig grün und übelriechend. Moooment - woher wusste sie, dass der Mann Martok hieß. Woher wusste sie plötzlich, dass er hier war um den Verletzten zu holen, Severin? Und warum um alles in der Welt stand Severin nun vor ihr, mit einem Nachttopf in der Hand?
"Geht es Ihnen gut?", fragte Severin und sah Rea besorgt an. Offenbar verriet ihr Gesicht, dass sie mehr als nur verwirrt war.
Rea begriff, dass die Flüssigkeit in ihrem Gesicht Blut war - ihre alte Narbe war aufgesprungen, doch das Blut sickerte nur und würde bald versiegen"Ja... ja... er wollte mich töten..." Sie richtete sich mit Severin Hilfe auf. "Und dir geht es wieder gut?" Sie betrachtete Severin,er sah viel besser aus als gerade eben, als sie ihn verlassen hatte, hatte sogar ein wenig Farbe im Gesicht.
"Nicht der Rede wert", sagte eine Stimme aus dem Flur heraus. Eine ältere Frau trat ein. "Ein Junge sagte mir, dass man mich hier brauchen würde..."
"Bitte was?" Rea sah die Frau ungläubig an, erkannte aber eine der 88 in ihr, was wohl daran lag, dass auf einem kleinen Schildchen dass sie an ihre Kleidung geheftet hatte in Olga-Marias peinlich genauer Handschrift die Nummer 42 stand.
"Nun, man sagte mir, dass man eine Heilerin braucht", sie zwinkerte Severin zu und legte dann die Hand auf Reas, immer noch blutende Wange. Die Wunde schloss sich.
"Sie sind eine von den 88!"
"Ja, gut beobachtet."
"Und sie können heilen."
"Sicherlich", sie alte Dame setzte sich auf die Pritsche und stieß den bewusstlosen Martok an. "Was für ein Wesen ist das?"
"Ich weiß es nicht", Rea sah zu Severin. "Du?"
Severin überlegte kurz, als würde er etwas abwägen. Dann nickte er. "Er hat mich entführt... sein Chef ist für die Entführung von 88 Menschen verantwortlich."
"Uns", sagte Nummer 42. "Wir sollten zum Morpork Quadrat Garten. Sicherlich brauchen sie uns dort."
"Sie können also auch hellsehen?", fragte Severin erstaunt.
"Nein, nur heilen."
"Wieso..." begann Rea doch die alte Frau winkte ab.
"Die Schwester des Jungen sagte, ich sei nun eine Heilerin. Und dass ich damit klarkommen würde."

06.09.2006 23: 14

Laiza Harmonie

Das Mädchen sah Tibor aus großen Augen an.
Der ehemalige Szenenkenner beugte sich zu ihr herunter und lächelte: "Ist dir auch so langweilig, Kleine?"
Sie blinzelte und strich sich stumm eine Strähne aus dem Gesicht: "Nichts ist mehr so wie es mal war."
"Da geb ich dir Recht", er lächelte bitter, "aber trotzdem wird alles wieder gut, bestimmt!"
Nichts würde mehr so sein wie es mal war, da hatte das kleine Mädchen vollkommen Recht. Doch er hoffte zumindest, dass es alles wieder gut werden würde. Tibor dachte an die letzten Tage an die er sich erinnern konnte. Der Schnee war in Regen über gegangen und langsam kam der Frühling näher, er hatte den Mut aufgefasst Laiza zu einem Konzert mit Steinen drin einzuladen. Damals war sie Obergefreite gewesen und führte das FROG Labor als Gift und Gasexpertin. Und nun? Es hatte sich so vieles geändert, er seufzte bedrückt.
"Es wird nichts mehr so sein wie es ist", der Bruder des kleinen Mädchens riss Tibor aus seinen trübseligen Gedanken, "Schwarz wird weiß, Weiß wird schwarz."
"Du solltest deiner Schwester keine Angst machen. Wie ist dein Name?"
"Nero und du solltest aufpassen an wen du denkst."
Tibor nahm sich eine Tasse und ließ die beiden Kinder mit einem Schauerdern zurück.

Die Worte von Thomas Silberfisch säuselten immer noch durch Laizas Ohren, als sie sich von der Alchemistengilde abwandte. Zum Glück hatte sie ihm nicht gesagt, wo sich die Rückkehrer im Augenblick befanden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre er mit mehreren Gildenmitgliedern sofort zum Morpork Quadrat Garten aufgebrochen um die Rückkehrer genauer unter die Lupe zu nehmen. Ihr ging das Wort Gold kaum mehr aus dem Sinne und langsam fing sie an die Melodie eines bekannten Zwergenliedes zu summen. Natürlich hatte er nicht erklären können, wie es zu dem seltsamen Phänomen der Metallschmelzung und der Transmutation gekommen war. Aber Herr Silberfisch war ganz aufgeregt bei dem Gedanken, dass jemand doch die Möglichkeit besaß unnützes Metall in Silber oder sogar in Gold zu verwandeln. Der Korporal hatte schnell gemerkt, dass die Alchemistengilde nicht der richtige Weg gewesen war und hatte das Gespräch so schnell es ging wieder beendet. Die Alchemisten würden die Rückkehrer und die Wächter in nur noch größere Schwierigkeiten bringen, als die Rückkehrer selbst.
Sie wollte gerade den Weg zum Wachhaus einschlagen, als einige Bewohner mit Mistgabeln an ihr vorbei zogen.
"... und dann hat er gesagt, die Wächter würden sie auch noch in Schutz nehmen", nahm sie die Gesprächsthemen von einem untersetzten kahlköpfigen Mann auf.
Sein Partner hob die Mistgabel in die Höhe: "Das lassen wir uns auf keinem Fall gefallen!"
Laiza sah den beiden Männern erstaunt hinter her. Was um alles in der Scheibenwelt ging hier vor sich? War es die Vor oder die Nachhut des Mops? Waren sie wirklich auf dem Weg in den Morpork Quadrat Garten?

Sie nahmen den Karren, denn das war die schnellste Möglichkeit um die Stadt zu verlassen. Rea lenkte, mehr schlecht als recht, während Severin zusammen gesunken auf der Ladefläche neben dem sorgsam verschnürten Martok hockte. Der Vektor riss ihn aus den Gedanken:
"Wieso wurdest du entführt?"
Der Koch seufzte und sah auf seine Finger hinab: "Vielleicht weil ich ein böser Mensch bin?"
"Weshalb denn das?"
"Ach nichts... ich habe nur etwas geborgt...", er blickte zu Marina, der Heilerin, "Du bist also eine der vielen?"
"88 sind wir, oder besser 89?", sie lächelte aufmunternd, "Der Junge redete von dir, du gehörtest dazu."
"Ich habe dieses blaue Licht gesehen."
Sie passierten das Stadttor, in der Ferne sah Rea schon den Komplex in dem sich die Rückkehrer eingefunden hatten.
"Du warst aber nicht in den Haufen, dass ist sehr seltsam. Wo warst du?"
"Ich weiß es nicht genau, ich konnte mich nicht bewegen."
In Reas Blickfeld rückte ein schwarzer Lockenkopf, der ihr vertraut vorkam, sie ließ die Zügel auf den Hintern des Esels sausen und er setze sich sogar schneller in Bewegung.
"Hey, Korporal, sollen wir dich mitnehmen?"
Laiza drehte den Kopf und lächelte als Rea an ihr vorbeizog: "Aber sehr gerne doch." Sie erhöhte ihr Tempo und sprang auf den Karren auf.
"Bist du der...?"
"Ja, ist er."
"Er sieht äußerst gesund aus."
"Sie ist ja Heilerin."
"Wer ist sie?"
"Ich bin die Nummer 42 und Lehrerin von Beruf."
"Ich dachte Heilerin!"
"Nein, dass ist sie erst seit heute."
Laiza stieg über den gefesselten Martok und setze sich hinter den Kutschbock: "...heute? Wie geht das? Und wer ist, dass da?"
"Es scheint langsam alles kompliziert zu werden", entgegnete Rea.
"Ach, wirklich?" die Okkultismusexpertin sah Severin durchdringend an: "Rea, gib Gas, ich glaub unsere Freunde haben Besuch von einem Mob. Und du, wer bist du? Was hattest du mit diesem Unfall zu tun?"
"Ich habe keine Ahnung von dem Unfall, ich bin erst im Wachhaus wieder zu mir gekommen."
"Wo warst du vorher?"
"Auf der Flucht, vor ... dem da", Severin deutete auf das Bündel aus Kutte und Fesseln.
Laiza beugte sich vor und griff nach der Kapuze um sie vom Gesicht zu ziehen.
In ihrer weit entfernten Heimat hatte es einmal eine einsame Hexe gegeben, die man nur Frau Warze nannte, denn ihr ganzes Gesicht war ein einziger Haufen Warzen. Einmal war sie ihr im halbdunkeln begegnet und Laiza hatte Nächtelang nicht schlafen können. Doch im Gegensatz zu dem was sie jetzt sah erschien ihr Frau Warze als angenehmer Anblick. Sie starrte die Stelle an, an der sich normalerweise die Augen befinden müssten, doch sie sah nur schrumpelige pockige Haut.
"Wir wissen nicht was es ist", flüsterte Severin und wandte den Blick ab.
"Ein Antirevisor!" entwich es Laiza und sie ließ die Kapuze zurück sinken.


15.09.2006 23: 01

Amalarie Mögebier

Amalarie schmiegte sich dicht an Schnorzie. Sie dirigierte die Ratte auf dem schnellsten Weg in Richtung Pseudopolisplatz. Die Gnomin versuchte sich noch etwas tiefer ins Fell zu drücken, um es Schnorzie zu ermöglichen sich noch schneller zu bewegen. "Beeil dich Ama...Wir sind in Gefahr Ama...Immer bleibt alles an mir hängen!", die Gnomin fluchte laut auf, als erste große Tropfen an ihrer Nase zersprangen "Nur drinnen im trocknen wollten die bleiben, von wegen der Mob kommt...".
Als die Gefreite gerade das mittwärtige Tor passierte, fiel ihr ein Eselkarren auf "Das Vieh kenn ich doch", die Reiterin dirigierte Schnorzie direkt an die Fesseln des Esels, zog vorsichtig ihre Füße aus den Steigbügeln,zog sie dann nach oben und kniete nun etwas wackelig auf dem Rattenrücken. Alle Muskeln und Sinne gespannt drehte sie sich zur Seite und sprang. Sie hatte es geschafft und klammerte sich fest an die Fellzotteln des Esels. Behende erkletterte die Gnomin unter den lauten Protestschreien des Tiers sein Bein hinauf, bis sie zwischen seinen Ohren angekommen war.
Rea zog im ersten Moment erschrocken die Zügel an, was ihr ein wütendes Murren von den anderen Wagenlenkern hinter sich einbrachte.
"Amalarie, was machst du denn hier?", kam es von der Okultismusexpertin hinterm Kutschbock,
"Die anderen, sie brauchen Hilfe!", die Gnomin gestikulierte wild herrum "Ein riesen Mob hat sich eingefunden und will die Tür öffnen um sich die achtundachtzig zu holen. Cim hat mich losgeschickt Hilfe zu holen, wir müssen uns beeilen!!" Die Informationen sprudelten nur so aus der Gnomin herraus und die zwei Unteroffiziere versuchte alles mitzubekommen. Amalarie fühlte sich unverstanden, sie standen immer noch mit dem Wagen, während sie versuchte den Beiden vor sich alles nocheinmal langsam zu erklären. Es reichte ihr wirklich, sie drehte sich geschwindt um, packte eins von den Eselohren und flüsterte etwas hinnein. Der Esel i-ahte kummervoll und beschleunigte zu vollem Galopp, Amalarie wurde durch den plötzlichen Ruck fast vom Wagen geschleudert konnte sich aber noch knapp an dem Ohr festhalten. Sie brüllte über die Schulter "Tut mir leid, Mä'ams, ich erkläre alles nocheinmal wenn wir da sind!", mit diesen Worten drehte sie sich wieder um, setzte sich zwischen die beiden Ohren, schnappte sich das andere und lenkte den Esel so zum MQG.

***


Ein gewaltiger Haufen Müll und Unrat lagen vor dem Tor der Festhalle und mittendrin der komplett entblößte Ruppert. Er keuchte und versuchte in seinem Kopf alle Körperteile wieder an den Richtigen Platz zu bugsieren und den Wunsch nach einem großen Stöckchen zu unterdrücken.
Rea und Laiza sprangen von dem Wagen, dicht gefolgt von der Heilerin und Severin, und liefen auf ihn zu. Die Seals Hexe ließ es sich jedoch nicht nehmen im vorbeigehen der Gnomin zu zuflüstern "Wir sprechen uns noch, Fräulein....", dann drehte sie sich um und rannte mit raschelnden Röcken auf die Halle zu.
Amalarie kletterte murrend vom Hals des Esels und hüpfte auf den Karren, interessiert näherte sie sich dem verschnürten Bündel vor ihr. "Na, wer steckt denn da unter so einer riesigen Kaputze?", die junge Gnomin näherte sich interessiert dem Gefangenen. "Er sieht nicht gefährlich aus, vielleicht sollte ich ihm die Fesseln etwas lockern, die sehen mir all zu fest aus ...", ein kalter Schauer überlief Amalaries Rücken und sie wich einen Schritt zurück "Das habe ich gar nicht gedacht! ",Sprach sie laut aus, scheinbar um sich von dem Klang ihrer eigenen Stimme zu überzeugen.
Sie griff sich an die Stirn und wunderte sich..."irgendetwas stimmt hier nicht"..vorsichtig näherte sie sich dem Gefangenen erneut, ein fürchterlicher Schmerz ließ sie aufschreien und auf die Knie sinken "Ruhe!", die Stimme in ihrem Kopf schien ihr den Verstand zu rauben "Wenn du nicht möchtest, dass teile deines Hirns gleich hier überall verteilt rumliegen wirst du ein braves Mädchen sein und keinen Mucks von dir geben!Verstanden?", Amalarie nickte schwerfällig "Gutes Mädchen, komm nun her und löse meine Fesseln und keine Tricks, ich bin in deinem Kopf, ich weiß was du denkst...".
Zitternd erhob dich die Gnomin und kam wieder auf die Beine, ihr Kopf fühlte sich schwer an und sie nahm ihre Umwelt nur noch verschwommen war. Langsam schleppte sie sich zum Rücken des Unbekannten, schwerfällig zog sie ihre Nagelfeile aus dem Gurt und begann die Fesseln damit zu lösen. "Weiter, weiter....beeil dich!!", Amalarie sah nur noch wie die Fesseln von den Handgelenken abfielen, wie junge Schlangen ringelten sie sich zu Boden, ihr wurde schwarz vor Augen, erschöpft sank sie zu Boden.
Martok grinste breit, so einfach hatte er es sich nicht vorgestellt zu entkommen. Er drehte sich zu der Gnomin hinter ihm um und hob diese vorsichtig auf die Hand "Ich werde nun eine kleine Reise antreten und du wirst mich begleiten, meine kleine Helferin".
Der Mann erhob sich, murmelte einige Worte und ein blaues Licht umhüllte seinen Körper.

***


Im Quadratischen Garten erhob sich Nero und fasste Bianca an der Hand "Einer von ihnen ist ganz in der Nähe....er ist gekommen um die kleine mitzunehmen und er wird wiederkommen mit einer Ganzen Schaar von seines gleichen!"
Die Wächter blickten sich ratlos an, als der kleine Junge mit donnernder Stimme auf die anderen Verschwundenen einredete, was hatte dies nun wieder zu bedeuten?

26.09.2006 17: 41

Rea Dubiata

"Laiza jetzt hör mir endlich zu! Diese Biester können dich mit ihren Gedanken töten, verdammt nochmal, man geht da nicht einfach hin und wirft einen Ring in einen Vulkan!"
"Bitte was?" Laiza sah Rea verwirrt an. Wie kam sie jetzt auf einen Ring? Rea schien es selbst nicht zu wissen denn ihre Miene veränderte sich schlagartig.
"Oh nein...". hauchte sie.
Cim und Sillybos traten hinter Laiza und auch Ruppert kam an - mittlerweile trug er wieder eine Hose.
"Das war's also mit unserem Gefangenen", seufzte Cim. Er versuchte schelmisch zu gucken doch schon zog Laiza wieder Reas Aufmerksamkeit auf sich.
"Du hast ihn nicht richtig festgebunden, Rea! Das ist alles deine Schuld! Gleichzeitig haben wir 88 Leute die alle nicht verstehen was los ist und keine Ahnung wie wir irgendwas hier ändern sollen!"
Reas Augen verengten sich: "Wer hat denn die Alchemisten über unsere Wunderknaben informiert? Ich ja wohl nicht. Ich kann ja nichts dafür wenn ihr alle abhaut bevor ich den wichtigsten Zeugen vernehmen kann!" Rea stämmte herrisch die Arme in die Hüften.
"Da wussten wir ja gar nicht, dass er ein wichtiger Zeuge ist!", konterte Laiza.
"Jajaja, dieser Martok hätte mich beinahe umgebracht! Wir müssen endlich etwas tun!" Rea fühlte sich noch immer unverstanden. Für die Menschen hier waren nur die Menschen aus Ankh-Morpork eine Gefährdung. Die Antirevisoren waren für alle eine Gefährdung. Sie hatte die Macht gespürt, mit der sie die Menschen manipulieren konnten.
"Natürlich müssen wir das, Fräulein Vektor. Wer ist denn hier für das Wohl der Bürger verantwortlich, das ist doch SEALS, nicht wahr?", keifte Laiza, Spucke flog durch die Luft.
Plötzlich begann ein wahrer Redeschwall von allen Seiten. Jeder schien eine Lösung für die Situation parat zu haben und Rea versuchte vergeblich allen gleichzeitig zuzuhören.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Wut kochte in ihr hoch und der Kampf gegen dieses schreckliche Gefühl eines Feuers im Brustkorb war zwecklos.
"HALTET VERDAMMT NOCHMAL ALLE DIE KLAPPE!!!", schrie sie.
Schlagartig wurde es still. Doch die Münder bewegten sich für wenige Sekunden weiter. Verdutzt sahen sich einige Leute an, andere fassten sich an die Kehle und wieder andere bohrten mit ihren Fingern in ihren Ohren herum.
"Bei allen Göttern", hauchte Rea doch sie hatte nicht lange Zeit um überhaupt zu verstehen was sie angerichtet hatte denn zwei Hände hatten sich den Weg zu ihrem Hals gebahnt und versuchten sie zu würgen. An diesen Händen hang Laiza, das Gesicht vor Wut und Panik verzerrt.

Scoglio und Cim brauchten keine Worte um in dieser Situation zu kommunizieren. Der Fähnrich deutete nur kurz auf Rea und dann auf sich, dann auf Laiza und Scoglio. Der Troll nickte, packte Laiza so sanft wie möglich bei den Schultern und hob sie hoch. Die Arme hatte einige Kratzer im Gesicht und ihr Haar war zerzaust, denn Rea hatte, selbst in Panik und ohne Rücksicht auf Verluste daran gezogen um sich die Okkultismusexpertin vom Leib zu schaffen. Auf dem Hals der Vektorin zeichneten sich schon rote Würgemale ab, die noch rot waren aber bald eine blaue bis schwarze Farbe annehmen würden. Zudem hatte sie eine blutende Nase, die von Laiza keinenfalls beabsichtigt gewesen war. Doch nur wenige Sekunden nach Beginn des Kampfes waren beide gefallen und Laiza mit ihrem Kopf gegen Reas Nasenbein gestoßen.
Es war wahrlich kein schöner Anblick.
"Es wird alles wieder gut, ich mache das rückgängig. Ich wollte dass doch gar nicht." Dann aber grinste sie. "Zuerst aber sollten wir einiges klären. Wir müssen die Antirevisoren kriegen bevor sie noch mehr Menschen entführen und für ihre Zwecke missbrauchen."
"Was sind das eigentlich für Zwecke?", fragte Nummer 42.
"Wie kannst du...?", fragte Rea und stockte.
"Ich kann nicht nur andere heilen, weißt du? Du hast uns allen eine akute Kehlkopfentzündug angehext - keine schlechte Idee, aber die Herren werden langsam ungeduldig..." Sie ging zunächst zu Ruppert der besonders grimmig aussah und legte ihre Hand auf seine Kehle.
Der Werwolf grinste. "Wenn wir weggehen wer passt dann auf die Leute hier auf?", fragte Ruppert und war als er seine Stimme hörte sichtlich zufrieden.
"Skilla und Tibor?", fragte Rea. "Sie sind schließlich mal FROGs gewesen - und dass hier erfordert auf jeden Fall ein Sondereinsatzkommando!" Sie lächelte unschuldig.
"Es sind doch auch ein paar Rekruten unterwegs", sagte Sillybos und war froh, dass diesesmal sein bart verschont geblieben war. "Außerdem könnten Made und Inös hier weitermachen, sie registrieren ja alle. Wenn sich die Leute verpflichten würden eine bestimmt Marke bei sich zu tragen an denen man sie erkennt und dass sie die Stadt nicht verlassen... nunja das werden wir dann sehen..." Er kratzte sich an einem Bart und ging verschiedene Agorithmen im Kopf durch.
Cim nickte ebenfalls. "Zeigen wir diesen schleimigen Biestern was echte Wächter sind." Er packte den neben ihm stehenden Severin an der Schulter. "Du führst uns doch hin, oder?"
"Ich... ich weiß nicht genau ob ich das finde...", murmelte Severin unschlüssig. Immerhin war dieses Unternehmen mit Sicherheit gefährlicher als seine bisherigen Probleme. Schließlich nickte er jedoch. Was konnte ihm schon passieren das schlimmer war als das, was er in den letzten 24 Stunden erlebt hatte?
"Eigentlich würde ein Werwolf hier sicherlich gut aufpassen können", murrte Ruppert, der nicht wirklich davon begeistert war die Stadt zu verlassen.
"Aber wir brauchen zwei Okkultimusexperten", sagte Laiza, die allmählich wieder ruhig atmen konnte, von Scoglio aber nicht aus den Augen gelassen wurde.
"Gut, welche Gefahr geht von diesen Antirevisoren aus?", fragte Cim und fühlte mit einem Handgriff ob sein Schwert noch da war.
"Sie kontrollieren Gedanken. Wenn sie wollen können sie den Körper so kontrollieren dass man von alleine aufgibt und stirbt." Rea biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste nicht genau, wie man sich dagegen wehren konnte wenn man keine Hexe war.
"Hm...", überlegte Cim. "Dann nützt uns Metall nicht viel."
"Nein," versicherte Laiza. "Aber wenn wir einen Abstecher in mein Büro machen dann finde ich sicher eine Lösung.

Aufbruchstimmung kehrte ein, während die Heilerin, Nummer 42, begann, die vernünftigen unter den Rückkehrern aufzusuchen um mit ihnen einen "Lagerrat" zu gründen. Noch waren die meisten Leute zum schweigen verdammt, doch man hatte ihnen mitgeteilt dass dies nur eine vorübergehende Maßnahme sei. Die beiden Abteilungsleiter hatten der Sache zugestimmt und waren sogar ganz froh, ein wenig Verantwortung von ihren Schultern falle zu sehen.
"Was meinst du...", sagte Laiza zu Ruppert. "Was sollten wir besser nehmen, ein Amulett oder Kräuter?"
Der Werwolf winkte ab. Er schnupperte mit geschlossenen Augen. Dann knirschte er mit den Zähnen. "Amalarie ist weg."

02.10.2006 16: 18

Scoglio

Nachdem die Schwärze vor Amalaries Augen wieder gewichen war, hatte sie diese noch einige Momente geschlossen gehalten. Bei der kurzen Reise war ihr übel geworden, jetzt erst getraute sie sich, ihre Augen wieder zu öffnen. Eine zweifellos dumme Entscheidung, denn sie sah als Erstes den Kopf des Antirevisors, dem seine Kapuze ein Stück zurück gerutscht war. Schnell schloss die Gnomin die Augen wieder und unterdrückte ein Würgen.
Martok hörte das wohl, denn er sagte: "Ich weiß, diese Art zu reisen ist scheußlich, aber es geht so schön schnell. Man bloß aufpassen, dass man sich dabei nicht selber abduziert. Immerhin könnte ich mich dann gar nicht so schnell in die Inkubationszelle stecken. Nein, ich muss kurz vor der eigentlichen Abduktion aufhören, dann kann ich so ganz normal reisen."
Amalarie schwirrte der Kopf, sie hatte kein Wort verstanden. Aber wie schaffte dieser Kerl es eigentlich zu sprechen? Einen Mund hatte sie bisher noch nicht entdecken können auf der Fläche, die sie etwas zögerlich Gesicht nannte.
"Ach, weißt du, bei mir bekommt der Begriff 'Bauchredner' eine ganz neue Bedeutung", meinte Martok.
Ein neues widerwärtiges Bild entstand vor Amalaries innerem Auge und sie würgte einmal mehr. Warum konnte sie denn auch nicht ihre Gedanken im Zaum halten? Sie wusste doch, dass ihr Entführer fähig war, ihre Gedanken zu lesen.
Aber warum war er überhaupt so gesprächig und fröhlich? Das passte so gar nicht zu ihm.
"Das liegt daran, dass mir Meister Ahnan gleich einfach danken muss", sagte der Antirevisor. "Ich habe zwar nicht Severin mitgebracht, aber dafür habe ich dich. Hähä." Er lachte auf eine Weise, die vermutlich hämisch wirken sollte, als er die Tür eines Gebäudes öffnete, das der Gnomin vage bekannt vorkam.
"Martok, du verdammter Idiot!", ertönte ein Ruf im selben Moment und Ahnan stürmte mit vor Wut verzerrtem Gesicht auf den plötzlich erstarrten Novizen zu. "Weißt du eigentlich, dass du mit deiner Dummheit das ganze Projekt gefährdest?"
Der Meister war nur noch wenige Schritte von Martok entfernt und hatte ihm seine klauenartigen Hände bereits entgegen gestreckt, als eine weitere Stimme ertönte. Eine leise Stimme, aber sie sorgte dafür, dass Ahnan inne hielt und Martok demütig zu Boden sank.
"Immer mit der Ruhe", sagte die kleine, grüne Gestalt, die auf einen Stock gestützt herbeihumpelte. "Wir doch erstmal wollen sehen, wen unser lieber Martok da hat mitgebracht."
Amalarie wurde bleich, als Großmeister Adoy mit funkelnden Augen auf sie zeigte.

Scoglio grummelte vor sich hin. Hatte man denn hier keine ruhige Minute? Er war gerade erst vom Wachhaus - mit Schaufeln, Eimern und Besen schwer beladen - wiedergekommen, als er den kleinen wacheinternen Streit schlichten musste und jetzt war auch noch seine kleine Kollegin verschwunden. Was dachten sich die eigentlich alle? Sie waren doch Wächter im Dienst, da durfte man sich nicht mal einfach so streiten oder verschwinden. Obwohl... wie oft hatten sich Amalarie und er nicht schon gestritten? Und jetzt war sie weg, es war also vorbei mit den kleinen Streitigkeiten... schon vermisste er etwas. Auch wenn es nicht angenehm war, es gehörte dazu. Also gehörte die kleine Gnomin genauso dazu. Also...
"Wo sie ist? Wir sie wiederfinden müssen!" Der Troll stand sichtlich aufgeregt vor seinem Abteilungsleiter und drängte darauf, loszueilen.
"Ja, natürlich müssen wir das, aber wir müssen es ruhig und mit Planung angehen." Langsam schüttelte Cim den Kopf. Seinen Eifer in allen Ehren, aber manchmal war er doch etwas zu unorganisiert.

Hektisch drehte Gregor Himmel das Schild mit der Nummer 79 in den Händen. Seine Gedanken rasten wie wild. Dieser kleine Junge hatte gesagt, dass einer von ihnen da wäre und bei den Wächtern herrschte nun eine etwas panische Stimmung. Es musste wohl einer der Antirevisoren sein und sein Auftrag war es, diese zu vernichten. Er musste sich irgendwie mit seinen anderen Kollegen absprechen, was es jetzt zu tun galt.
Vorsichtig stand er auf und sah sich nach den anderen um. Als er einen von ihnen erblickte und auf ihn zuging, sagte eine helle Stimme: "Achtet auf den Kleinen in Grün. Er ist der Mächtigste."
Verwirrt sah Gregor nach unten und blickte in die großen Augen des kleinen Mädchens, das ihm schon von Anfang an so seltsam vorgekommen war. Bevor er etwas entgegnen konnte, hatte sich das Mädchen umgedreht und war in der Menge verschwunden.
Schulterzuckend, aber mit wirren Gedanken, ging er weiter.

02.10.2006 18: 02

Ruppert von Himmelfleck

"Schön und gut, wir sollten diese Antidinger tatsächlich finden, aber wir können die Menschen nicht allein dem Schutz von Olga-Maria und Made überlassen. Wenn wir nach den Anti-Revisoren suchen muss eine starke Wachmannschaft hier sein." Ruppert beharrte auf seiner Meinung, dass nicht alle gehen konnten.
"Diese verflixte Amalarie, warum hat sie den Befahl auch nicht befolgt!", murrte Cim. "Dann wäre die Verstärkung schon hier und wir könnten los ziehen. Na die kriegt was zu hören ...", er unterbrach sich als ihm einfiel, dass sie in der Gewalt ihrer Gegner war.
"Ich schlage vor, dass Ruppi und ich in die Stadt zurückfahren und uns nach einen Gegenmittel gegen die Gedankenkraft der Antis umschauen. Bei der Gelegenheit schicken wir eine Ablösung hierher. Ohne einen Schutz gegen deren Kraft sind wir ohnehin aufgeschmissen." Rea nickte nachdrücklich zu Laizas Vorschlag und so wurden die beiden Okkultismusexperten in die Stadt zurückgeschickt.

"Gut", begann Laiza als sie mit Höchsttempo den Eselkarren in die Stadt steuerten, "zurück zu meiner Frage. Amulette oder Kräuter?"
Ruppert, der sich bei solchen Fragen immer noch wie ein Lehrling vorkam, der von seiner Ausbilderin getestet wurde, überlegte eine Weile. Nach ein paar Minuten stupste Laiza ihn an. "He, was ist denn nun?"
"Ich glaube nicht, dass uns Amulette helfen. Amulette sind gut gegen Geister, Dämonen und solches Kroppzeug, vielleicht auch noch gegen Flüche. Aber die Anti-Revisoren sind eher so etwas wie eine Naturgewalt. Wir können uns bestenfalls gegen sie wappnen, wenn wir unsere Gehirne, wie soll ich sagen ... weniger angreifbar machen. Vielleicht gelingt das durch irgendwelche Mittel. Ich denke da zum Beispiel an eine Mischung aus Kieselpaste[4], Nashornpulver, Mandragora officinalis, Lytta vesicatoria und so."
Laiza starrte ihn an und prustete los. "Das ist ja, das ist - Hihihi - das ist ja wohl - warum um alles in der Welt Kieselpaste?"
"Weil die den Geschmack derartig vermiet, dass niemand auf die Idee kommen wird die Mischung freiwillig zu sich zu nehmen."
"Aber die Nebenwirkungen? Ich meine, wir sind ein gemischtes Team!", sie musste wieder lachen.
"Na hör mal, Laiza, es geht doch nur darum eine gewisse Wirkung auf das Gehirn auszuüben, sozusagen einen, ähm, mentalen Schutzschild aus abschweifenden Gedanken darum zu legen."
"Aber das ist eher eine Mischung für die Männer. Dann brauchen wir für die Frauen eine andere Zusammensetzung."
Ruppert musste Laiza Recht geben. Bis sie zum Wachhaus gekommen waren hatten sie sich auf die Mischungen geeinigt. Während Laiza sich daran machte einen ausreichenden Vorrat zusammenzumixen, ging Ruppert zum Kommandeur, der sein Büro in der anderen Ecke des zweiten Stocks hatte. Er klopfte an.
"Herrrein, wenn's keine Näherin ist!", kam die aufgekratzte Stimme des Kommandeurs. "... ach nein, wenn's kein Schneider ist muss es heißen!"
Ruppert öffnete die Tür und sah den Rascaal Ohnedurst hinter seinem Schreibtisch sitzen, ein Buch in der Hand.
"Guten Tag. Sör!", meldete er sich.
"Ach ja, Obergefreiter Himmelblau. Das ist hier ein sehr interessantes Buch. 'Metaffern im gegenseitigen Umgang miteinander". Was kann ich für dich tun?"
"Sör, wir haben die ersten Ermittlungsergebnisse wegen der plötzlich aufgetauchten Individuen."
"Ach ja, interessant. Hör mal den hier 'Den in einigen Trollgebieten entbotenen Gruß 'Keule!' hört man auch in unabgewandelter Form in manchen Gebieten des mittleren hessianischen Landes.'.
Und was ist nun mit den Aufgetauchten. Sind sie endlich wieder weg?"
"Nein, Sör, leider nicht. Aber wir haben herausgefunden, dass ihre Anwesenheit eindeutig auf das direkte Einwirken von Anti-Revisoren zurück zu führen ist."
Der Vampir ließ das Buch fallen und starrte den Werwolf an "Anti-Revisoren? Die gibt es nicht, das sind doch reine Märchengestalten!" Er wirkte sehr erregt.
"Leider gibt es sie doch, Herr, und ..."
"Mann, Himmelblau, dann macht etwas dagegen, das ist ja Schrecklich!"
"Wir würden ..."
"Warum unternehmt ihr nichts?, Ohnedurst holte tief Luft und bekam sich wieder unter Kontrolle.
"Wir haben eine Spur, aber wir können sie nicht verfolgen weil wir die Verantwortung für die Aufgetauchten übernommen haben."
"Ich verstehe. Ich brauche einen oder zwei Leute aus eurer Gruppe, der Rest wird die Spur aufnehmen. Ich stelle sofort eine Schutztruppe auf und werde sie selber zum Quadratgarten führen."
"Gute Idee, Sör, wir lassen Inös und Made da, denn die sind am ehesten mit den Aufgetauchten vertraut."
Der Kommandeur schob Ruppert aus der Tür und machte sich auf den Weg nach unten, wobei er jede Tür an der er vorbeikam aufriss und eventuell im Büro weilende Wächter mitnahm. Mit Ausnahme von Laiza versteht sich, die im Okkultistenbüro saß und ungeduldig auf Ruppert wartete.
"Da bist du ja endlich. Wie ist es mit dem Kommandeur gelaufen?"
"Er treibt gerade unseren Ersatz zusammen und bringt sie selber zum MQG."
"Das ist ja prima, Komm, wir müssen noch zu einem Kräuterladen und dann schnell wieder zu den anderen."
Die beiden Okkultismusexperten eilten die Treppen hinunter. Aus dem Hof hörten sie den Kommandeur eine kleine Ansprache an die versammelten Wächter halten, nahmen sich aber nicht die Zeit nachzusehen wer alles abkommandiert wurde.
Sie stiegen auf den Eselkarren und machten beim erstbesten Kräuterladen halt.
"Vierksahme und Wührtzige Kreuter" stand über der Tür. Eine Glocke schlug an als die beiden Wächter den Laden betraten. Ein junger Mann stand hinter dem Tresen. Im ganzen Raum lagen Säcke mit getrockneten und frischen Kräutern, Mineralien und Tierkadaverteilen auf Tischen und Gestellen. Eine Wand war mit einem Regal voller Gläser und Dosen bedeckt und in einer Ecke stand ein Schrank dessen massive Stahltür von diversen Totenkopfsymbolen[5] geziert wurde.
"Was kann ich für euch tun?"
Laiza legte dem Mann eine Liste vor, auf der zwei Kräutermischungen notiert wurden. Der Mann nahm lächelnd die Liste und warf einen Blick darauf. Dann sah er Laiza und Ruppert an und musste sich ein Lachen verkneifen.
"Ich braucht tatsächlich diese Mengen?", wollte er grinsend wissen.
Laiza fuhr in ärgerlich an: "Ja, brauchen wir, und zwar ein bisschen plötzlich. Stadtwachenangelegenheit!"
Der Mann holte aus diversen Gläsern die benötigten Zutaten und mischte sie in einem Mörser.
"Stadtwachenangelegenheit, ha, Amtsmissbrauch ist das bestenfalls", grummelte er leise vor sich hin.
"Soll ich tatsächlich auch die Kieselpaste untermischen?", fragte er.
Ja, er solle, und er solle sich auch beeilen wurde er von Laiza angefahren.
Nach ein paar Minuten hielt sie zwei mit einer sauberen Handschrift beschriftete Gläser in der Hand.
"Schick die Rechnung an die Stadtwache", sagte Laiza noch und verließ zusammen mit ihrem Kollegen den Laden.[6]
Die beiden bestiegen wieder den Eselkarren und eilten so schnell es ging zurück zu ihren Kameraden vor der Stadt. Unterwegs überholten sie einen größeren Trupp Stadtwächter, die im Eiltempo zum Morpork Quadratgarten unterwegs waren.

Selbst dort angekommen meldeten sie sich bei Sillybos und Cim Bürstenkinn zurück.
"Verstärkung muss gleich kommen, wir haben sie vor ein paar Minuten überholt. Der Kommandeur führt selber die Truppe an. Bis die da sind, können wir schon mal das Mittel gegen die Anti-Revisoren schlucken." Laiza zeigte auf die beiden Gläser.
"Was ist da drin?", fragte Rea Dubiata skeptisch.
"Verschiedenen Kräuter und etwas Mineralisches, sozusagen mineralisch", wich ihr Laiza aus.
"Aber was für Kräuter ..."
"Das spielt doch jetzt keine Rolle!", unterbrach der Fähnrich Rea, "Hauptsache es nutzt!"
Der Kräuterhändler hatte aus den Zutaten mit Hilfe von etwas Bienenwachs kleine Kugeln gerollt, die Laiza und Ruppert nun verteilten.
"Die Mischungen sind für Männer und Frauen getrennt gemixt. Verwechselt sie nicht, denn dann wirken sie nicht", erklärte Ruppert. "Wenn ihr euch danach etwas ... merkwürdig ... fühlt und ... beunruhigende Bedürfnisse habt ... dann nehmt euch zusammen."
"Was bewirken die Kügelchen denn?", fragte nun auch Sillybos.
"Sie legen einen Schirm aus Gefühlen um unsere Gehirne. Die Anti-Revisoren sind dann hoffentlich nicht in der Lage unsere Gedanken zu beherrschen sondern werden abgelenkt.", erklärte Laiza.
"Sie auch legen Schirm um mein Gehirn?", fragte Scoglio.
Ruppert seufzte. "Nein, Scoglio, dummerweise wirken die Mittelchen nicht bei Trollen. Wir können nur hoffen, dass die Antis dein Siliziumgehirn nicht angreifen können."
Scoglio nickte unglücklich mit dem Kopf. "Das ich auch hoffen."


03.10.2006 16: 12

Sillybos

Schweigend gingen die sechs Wächter los und folgten Severin, ein jeder mit seinem Innenleben beschäftigt, das sich immer weiter veränderte.
"Ruppert, was ist das nur für ein Zeug?", fragte Cim. "Nicht nur, dass es verdammt eklig schmeckt, es macht mich auch völlig wirr im Kopf. Ich kann mich gar nicht mehr konzentrieren."
"Es schützt dich gegen die Antirevoisoren", sagte Ruppert.
"Verdammte Scheiße, ich kann auf mich selbst aufpassen! Hätte ich das Zeugs doch bloß nicht gschluckt."
"Warum gibt es eigentlich für Männer und Frauen verschiedene Pillen?" fragte Rea die Okkultismusexperin Laiza, die dafür mitverantwortlich war.
"Weil die Wirkung durch Hormone erzielt wird, und da Männer und Frauen einen unterschiedlichen Hormonhaushalt haben, brauchten wir auch verschiedene Tränke."
"Aber die Wirkung ist gleich?"
"Ja, aber bei Frauen setzt sie etwas langsamer ein."
"Bei euch muss man ja auch weniger abschirmen", sagte Ruppert und lachte.
"Ruppert, solche Bemerkungen kenne ich ja gar nicht von dir! Lass dir mal eines gesagt sein...", begann Rea in einem verärgerten Tonfall.
"Lass ihn", unterbrach Laiza. "Bei ihm beginnt es bereits zu wirken."
"Wie genau funktioniert das Rezept?" fragte Rea.
"Nun, zunächst wird die Gehirnleistung etwas runtergefahren, aber nicht viel. Im Laufe der Zeit steigt dann der Hormonpegel immer weiter an und wird unsere Geister abschirmen."
"Aber werden wir dann überhaupt selbst noch klar denken können?"
"Ja, das dürfte kein Problem sein. Allerdings..."
"Ja?" Rea lauschte auf.
"Allerdings haben wir dieses Mal eine neue Zutat hinzugefügt. Eine Art ... Geschmacksverstärker. Ich weiß nicht, ob der irgendwelche Auswirkungen hat."
Severin ging vorneweg und schwieg. Er schien einen inneren Konflikt auszutragen - vielleicht hatte er auch noch mit dem fürchterlichen Geschmack zu kämpfen.
Sillybos ging mit Scoglio am Schluss des Feldes und dachte nicht viel. Stattdessen betrachtete er seine Fingernägel.

Sie kamen nicht weit. Nach knapp 200 Metern blieben sie an einer Kreuzung stehen.
Und taten nichts; sie standen einfach da.
"Warum wir anhalten?" fragte Scoglio, nachdem er sich das Verhalten seiner Vorgesetzten einige Zeit angeschaut hatte..
"Ähm, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, welchen weg wir nehmen müssen", sagte Severin.
"Ich bin für links", sagte Ruppert.
"Ich bin für rechts", sagte Laiza.
"Ich bin für weiter geradeaus", sagte Rea.
"Ich bin für dahin", sagte Sillybos und deutete in eine Richtung.
"Da sind wir hergekommen, Silly."
"Tatsächlich? Oh."
"Ich bin für geradewegs zu den Antirevisoren!" rief Cim und streckte die Faust gen Himmel.
"Ich auch!"
"Jawohl!"
"Auf zu den Antirevisoren!"
"Ja, los!"
Keiner rührte sich.
"Wo sind eigentlich diese Antirevisoren?" fragte Sillybos.
Die Wächter schauten zu Severin, bis auf Sillybos, der schaute unbeteiligt in der Gegend rum. Der aber hob nur die Augenbrauen nach oben. "Ich glaube ich sagte, dass ich den Weg nicht mehr weiß."
Allgemeine Ratlosigkeit.
"Wir könnten nach dem Weg fragen", schlug Ruppert vor.
"Wächter fragen nicht nach dem Weg!" betonte Cim. "Wächter wissen den Weg. SEALS-Wächter wissen den Weg. Ha!" Mit diesen Worten marschierte Cim in irgendeine Richtung los. Die anderen Wächter zuckten kurz mit den Schultern und folgten ihm dann.
Bis auf Sillybos. Der blieb an einem Schaufenster stehen, um sich die neueste Sommermode anzugucken.

06.10.2006 23: 28

Laiza Harmonie

Laiza drehte sich um und beobchtete Sillybos, wie er vor dem Schaufenster stehen blieb und interessiert hineinblickte. Der Korporal lief zurück.
"Sör? Willst du nicht mitkommen?"
"Mhhh..."
Irgendetwas schien ihr äußerst schief zu laufen, dachte Laiza. Sie blickte sich zweifelt auf der Straße um, die nur von wenigen Häusern gesäumt war, die wahrscheinlich schon den Anspruch darauf herhoben ein eigenständiges Dorf vor den Stadtmauern Ankh-Morporks zu sein.
"Meinst du nicht, mein Bart ist etwas spröde?" fragte Sillybos ohne sich vom Schaufenster abzuwenden.
Seine Stellvertreterin beobachtete ihn einige Augenblicke, wie er sich durch seinen Bart strich, an dessen Ende man immer noch die Spuren eines Feuers entdecken konnte, dann erwiderte sie: "Ich habe keine Ahnung wie sich dein Bart anfühlt, Silly."
"Eine Rezeptur aus verschiedenen Kräutern soll da ganz gut helfen, habe ich gehört, weißt du mehr darüber?"
Die Okkultimusexpertin war sich nicht sicher vorüber sie sich mehr Sorgen machen sollte, dass ihr Vorgesetzter sie über Pflegeprodukte ausfragte oder dass er sich ein Schaufenster mit Sommermode für Frauen ansah.
Sie räusperte sich verlegen und langsam stieg auch ihr das Gemisch zu Kopf.
"Meinst du Rot steht mir?" Der Philosoph blickte sie an. "Du bist ein wenig Grün zwischen den Ohren, Laiza."
"Das... Zeug..."
"Ja, es ist nicht sehr appetitlich... Aber ich glaub Rot ist nichts für mich, da seh ich ja aus wie der Schneevater!"
"Wir sollten wei..." Sie konnte gerade noch einige Schritte von Sillybos wegeilen, bevor sie sich fürchterlich erbrach. Kieselpaste war sowieso schon so fürchterlich, aber auf diese Weise war es noch viel ekelhafter.
Sie erfrischte sich an einer nähen Pferdetränke.
"Jetzt bist du ziemlich blas, Laiza, vielleicht solltest du ein wenig Puder benutzten! Du hast nicht zufällig welches dabei?"
Sie verzog angewidert die Augenbrauen: "Die Anderen warten schon, Sör, wir sollten uns auf den Weg machen."
Sie griff nach seinem Oberarm und zog ihn hinter sich her.

Wortlos standen Gregor Himmel und Nici Putzig bei einander und beobachteten, wie die drei Ehemaligen und die zwei Wächter versuchten Herr der Lage zu werden, nachdem die übrigen ohne viel Verstand losgezogen waren.
Sie war eine kleine zierliche Person und neben dem großen Gregor Himmel sah Nici noch viel kleiner und zierlicher aus. Doch ihre braunen Augen funkelten kalt und zeigte dem Betrachter eine Gewisse überlegenheit. Sie überblickte ruhig die Situation und versuchte die anderen Ausfindig zu machen, dabei überging ihr Blick Ibrahim Diadem, der in einer Ecke kauerte und ausharrte, bis alles vorbei war und Finrod, der Inquisitör der brindisischen Geheimorganisation, sich seiner Annahm. Man konnte nur hoffen das Simon Waldhahn an diesem Tag einen guten Masseur hatte.
Sie erblickte die anderen fünf im Morpork Quadrat Garten verteilt. Vier Männer und eine weitere Frau. Nici erfasste einen Entschluss und nutzte ihre Befehlsgewalt.
"Wir werden gehen."
Gregor drehte nervös eine Mütze in der Hand: "Gehen? Einfach so?"
Nici lächelte. Gregor war ein so großer Mann, mit kantigem Gesicht ... und solch ein Feigling. Wenn dies alles hier vorbei war und sie Simon gegenüberstand würde sie ihn ersteinmal dafür zusammen schimpfen, dass ihr solche Agenten mitgeschickt wurden.
"Ja, einfach so", antwortete sie ruhig und zuckersüß, "Die Wächter werden das nie alleine schaffen."
"Da hast du sicher Recht, Frau Putzig."
"Hol die anderen und wir nehmen die Kinder mit."

07.10.2006 13: 36

Olga-Maria Inös

"Sie kommen gleich. Meinst du, sie wollen uns etwas tun?" Bianca sah ihren Bruder etwas ängstlich an, doch Nero schüttelte den Kopf.
"Nein, sie sind auf unserer Seite, sie wollen helfen, den Grünen und die anderen zu besiegen.
Das ist wie in dem Märchen vom kleinen Granko und den Silberfeen, erinnerst du dich?"
Bianca nickte nachdrücklich. Natürlich erinnerte sie sich. Immerhin war es ihr Lieblingsmärchen gewesen, damals... zu Hause.
Das kleine Mädchen fragte sich, ob sie dorthin je wieder zurückkehren würden.
"Wir haben schon gewartet. Wohin werdet ihr uns bringen?", sagte da ihr Bruder neben ihr.
Bianca schob ihre kleine Hand in seine und schaute zu der Frau vor ihnen auf. Die Frau lächelte, doch ihre braunen Augen lächelten nicht mit. Bianca mochte sie nicht, doch sie spürte, dass ihr Bruder Recht hatte. Diese Frau und die anderen würden ihnen gegen den Grünen und seine Leute beistehen.
"Nun, wir werden uns nicht weit fortbewegen, mein Kleiner. Na kommt ihr zwei, die anderen warten schon."
Die Zwillinge erhoben sich und folgten Nici Putzig zu einer Seitentür, an der schon die anderen warteten.

***



Herr Made stand an der Tür des Quadrat Garten und sah beunruhigt in Richtung Ankh-Morpork. Die Ablösung sollte schon da sein, Cim Bürstenkinn hatte doch gesagt, sie hätten sie überholt... Dennoch konnte der Zombie noch keine Spur von der Verstärkung entdecken und das machte ihn nervös.
Immerhin hatten sie in dieser Halle eine Menge mysteriöser Leute und seit die anderen gegangen waren, waren sie nur noch zwei offizielle Wächter, zusammen mit drei Ehemaligen.
Der Zombie kehrte in die Halle zurück und sah sich nach seinen Kollegen um.
Olga-Maria stand gerade sehr eingeschüchtert gegenüber von einem Troll, drei Zwergen und einem älteren Herrn, die alle sehr vehement auf die Gefreite einredeten.
Herr Made überlegte, wie er seiner Kollegin zu Hilfe kommen könnte, als sein Blick auf eine der Nebentüren fiel, die zu den Korridoren führte.
Die Tür bewegte sich, oder etwa nicht?
Der Zombie sah genauer hin. Doch, die Tür war offen...
"Es sind neun Personen durchgegangen. Drei weibliche und sechs männliche, zwei davon Kinder.
Das ganze ist etwa eine Minute und 34, 35, 36 Sekunden her... 37, 38..."
Der perplexe Zombie sah neben sich einen alten Mann mit wirrem, schneeweißem Haar, gekleidet in einen altmodischen aber nicht uneleganten Anzug, der jedoch sehr zerknittert war. Der Alte stützte sich auf einen hölzernen Gehstock.
"Äh, was?"
"Neun Personen, davon zwei Kinder, sind durch die Tür dort gegangen, vor mittlerweile zwei Minuten und vier Sekunden... Du solltest ihnen nachgehen."
Der Mann sah Herrn Made auf seltsame Weise an. Er trug die Nummer 17 an seinen Kragen geheftet.
"Danke...", sagte der verwirrte Zombie und eilte los.
Noch im Laufen rief er den drei ehemaligen Wächtern zu, dass sie doch bitte eben allein aufpassen sollten, bis die Verstärkung da sei.
Dann schnappte er Olga-Maria am Arm und zog sie von ihren Belagerern fort auf die Tür zu.
Die beiden SUSI-Wächter befanden sich kurz darauf in einem langen Korridor und der Zombie zog die Tatortwächterin weiter. Schließlich gelang es ihr jedoch, sich loszureißen und stehen zu bleiben. Sie japste etwas.
"Himmel, Made, was ist denn in dich gefahren? Was soll denn das?"
"Nicht stehen bleiben, wir müssen hinterher, los doch!" Er setzte sich schon wieder in Bewegung, doch Olga-Maria blieb wo sie war.
"Bevor ich weitergehe, sag mir doch bitte nur grad, wen wir hier eigentlich verfolgen und warum, ja?"
Der Zombie seufzte.
"Die Tür bewegte sich, jemand hat die Halle verlassen, wir müssen hinterher."
"Wer denn? Und was ist, wenn dieser jemand bloß... in die Waschräume wollte?", entgegnete Olga-Maria.
"Ich hab nicht gesehen, wer es war, aber sie gehen sicher nicht zu neunt in den Waschraum."
"Wenn du nichts gesehen hast, woher weißt du dann, dass es neun Leute sind?"
"Weil der alte Mann es mir gesagt hat... und nun komm endlich!"
Der Zombie lief weiter.
Sein letzter Satz klang ihm selbst noch in den Ohren, dazu sah er vor seinem geistigen Auge das Bild des seltsamen alten Herrn und plötzlich wurde ihm klar, was an seinem letzten Blick so merkwürdig gewesen war. Es hatte sich nicht um einen Blick gehandelt, die Augen des Alten waren milchig weiß gewesen. Er war blind.

.


15.10.2006 19: 49

Herr Made

"Welcher alte Mann?", fragte Olga-Maria.
"Na der an der Tür, der Blinde!", rief Herr Made und rannte weiter, seine Mitwächterin immer noch hinter sich herziehend.
Gefreite Inös wollte vor Erstaunen und Verärgerung stehen bleiben, doch Herr Made hatte nicht mit dem abrupten Halt seiner Mitwächterin gerechnet und zog sie weiter, so dass sie vorn über auf den Weg stürzte.
Nachdem sie sich den gröbsten Schmutz von der Kleidung geschlagen hatte, fing sie an. All die angespannten Nerven und kleinen Panikattacken, die sie heute schon gehabt hatte, ballten sich zusammen um sich in einer eindrucksvollen Explosion zu entladen.
"Was fällt dir eigentlich ein, mich einfach hinzuschmeißen? Made, du hast sie doch nicht mehr alle! Und was soll der Mist, dass wir hier einfach unseren Posten verlassen, weil irgendein blinder Mann IRGENDWAS gesagt hat?! Wie hirnrissig BIST du eigentlich?!" , schrie Olga-Maria dem Zombie ins Gesicht. In anderen Universen wären ihr wahrscheinlich Rauchwolken aus den Ohren gestiegen.
Herr Made schaute seine Kollegin perplex an. So kannte er sie nicht, das passte nicht in sein Weltbild. Also überging er schlicht all die Beleidigungen und die Nachdringlichkeit, die in Olgas Anfall gesteckt hatte und meinte trocken:
"Heute sind schon seltsamere Sachen passiert. Und nun komm, wir dürfen sie nicht entkommen lassen." Daraufhin verließ er den Garten.
Die Tatortwächterin sah dem Zombie eine Weile einfach nur verblüfft hinterher, bis ihr klar wurde, was da gerade geschehen war. Dann lief sie ihm hinterher.
Sie fand ihn in der Straße direkt vor dem Quadratgarten, er schien gerade irgendetwas vom Pflaster aufzuheben. Sie wollte gerade zu einer erneuten Schimpftirade gegen den Gerichtsmediziner ansetzen, als dieser sich mit triumphalem Blick aufrichtete. Er hielt neun kleine Nummernzettel in den Händen.
"Da, das ist der Beweis, dass sie wirklich fort sind!", sagte er "Und wir wissen, sogar, wer verschwunden ist: Nummer 13, Nummer 79, Nummer 23, Nummer 32, Nummer 44, Nummer 62, Nummer 71, sowie die Nummer 87 und 88."
Angesichts dieser neuen Fakten verschwand Olga-Marias Ärger schlagartig. Sie hatte wieder etwas, worauf sie ihren Verstand richten konnte. Und ihre Sorge.
"87 und 88? Das sind die Zwillinge! Du weißt schon, Bianca und Nero. Ich glaube kaum, dass die freiwillig gegangen sind."
"Ja, glaub ich auch nicht. Und die Nummer 79, die kam mir schon von Anfang an suspekt vor!" sagte Herr Made. "Und nun komm, wir müssen hinterher."
"Aber wo sind sie denn hin?", fragte Olga-Maria.
"Da lang!"

***


Als die Gruppe der Tanaki mit den beiden Kindern ein paar Straßen vom MQG entfernt waren, blieben Nero und Bianca plötzlich zeitgleich stehen.
"Was ist denn los, wieso geht ihr denn nicht weiter?", fragte Frau Putzig die beiden.
"Wir sollten auf die Wächter warten und ihnen das erklären", meinte Bianca.
"Ja, sie werden es sonst missverstehen und etwas furchtbar dummes tun", fügte Nero hinzu.
"Wächter?", fragte Nici Putzig erstaunt und sah Manuela Vidi, die andere Frau in der Gruppe an. Diese schloss daraufhin die Augen.
"Ja, zwei Wächter sind uns aus dem Quadratgarten gefolgt, der Zombie und die Kleine. Sie werden gleich hier sein und uns entdecken", sagte sie, als sie die Augen wieder aufschlug.
"Dafür haben wir keine Zeit, Kinder! Kommt mit, wir können nicht auf die Wächter warten!", antwortete Nici.
"Aber...", setzte Bianca an, aber wurde harsch unterbrochen.
"Nichts aber! Manuela, wo lang?", sagte Frau Putzig.
Manuela schloss erneut ihre Augen, schlug sie einen Moment später wieder auf und zeigte gerade aus.


15.10.2006 21: 42

Cim Bürstenkinn

Adoy richtete die hervor quellenden Augen auf die kleine Wächterin.
"Gut ist es für die Sache unsere, dass Du bist bei uns hier!"
Als Antwort grunzte Amalarie. "Du kannst mich mal Froschkopf. Bist Du der Vater von dem Kerl hier? Auf jeden Fall bist Du gleich hässlich!" Ein Raunen ging durch den Saal. Alle Ratsmitglieder sahen gebannt auf den Großmeister und warteten auf die gerechte Strafe der Gnomin.
Nur Ahnans Blicke gingen zwischen Adoy und Martok hin und her. Konnte sie recht haben?
"Erfreut wir sind,über den Spass doch musst verstehen Du, dass nicht reden du darfst in dieser Art mit mir." Damit riss er beide Hände in die Luft und die Gnomin wurde etwa einen Meter hoch gehoben.
"Die Form die gewählt ein Meister hat, obliegt ihm selbst allein. Auch ist die Form" - er bewegte einen zuckenden Zeigefinger, und Ama wurde plötzlich 60 Zentimeter hoch und wuchs weiter -
"nur ein Trugbild für das Auge, dass wir jederzeit" Ama wechselte nun auf die Farbe gelb, rose und wurde grün.
"ändern können".
Er senkte die Arme und eine grässlich verformte, grüne Amalarie fiel auf den Boden zurück. Sie sah Martok auf Haar ähnlich. Sie fühlte sogar den Mund auf dem Bauch.
Ahnan trat aus der Reihe der Ratsmitglieder und warf Ama eine Kutte zu, die sie verblüfft überstreifte.

"Du wirst gemeinsam mit Martok und Therba zurückkehren, denn Morgen ist der Tag des Rituals. 9 weitere Träger der Energie brauchen wir, Severin nicht eingeschlossen. Sie müssen mit den anderen zumindest einmal in Kontakt gekommen sein. Damit wir Sank-Tari erfolgreich beenden können.
"Ich weiß ..", Ama hasste das Gefühl aus "dem Bauch" zu reden, genauso wie 1 Meter 50 groß zu sein oder grün oder hässlich oder die Schuppen auf ihren Händen, "..ja nicht was ihr hier abzieht, aber warum sollte ich Euch nach der Sache hier noch helfen?"
Ahnan ging grinsend auf sie zu. "Martoks ansprechendes Äußeres ist von nun an Deine "wirkliche" Gestalt. " Blitzschnell legte er der zurück zuckenden Ama die Hand auf die Stirn und ein warmes Schaudern fuhr ihr über den Rücken.
"Sieh dich an, Wächterin!"
Sie blickte an sich hinab und in einem langsamen Metamorphose-Prozess verschwanden die Schuppen und sie wurde wieder zu Ama.
"wow. Dan...ke?", sagte sie fühlte aber das die Worte irgendwo immer noch aus dem Mund in der Höhe ihres Bauchnabels kamen.
Laut lachend klopfte Ahnan sich auf den Oberschenkel. "Gut was? Jetzt bist du Mortok der sich in Ama verwandelt hat. In 12 Stunden verwandelst Du Dich wieder zurück. Dann wäre es gut für Dich, wenn ihr bereits 9 neue Träger gefunden hättet. Wenn Du dann nicht schleunigst wieder hergestellt wirst, bleibst du auf ewig das Spiegelbild vom Martok - Vielleicht freundet ihr Euch ja auch an?"
Ama wollte nichts mehr wissen, sie wollte nur noch sie selbst sein. Sie spürte wie Panik über ihr zusammen schwappte. Ihre Knie wurden weich und Tränen liefen aus ihren Augen.
"So schlimm es nicht ist, Kind!", übernahm Adoy wieder das Wort. "Verstehen Du musst, dass es bei Sank-Tari um das Überleben der Art unserer geht."
"Herr", zischte Ahnan entsetzt darüber, dass Adoy so viel verriet, doch der faltige Großmeister ließ sich nicht beirren und winkte beruhigend ab.
"Nicht stört es, wenn sie weiß, dass sie für eine Sache des Guten arbeitet. Wenn schon die Mitteln sind drastisch"
Die Informantenkontakterin wischte sich die Augen trocken und sah die Ratsmitglieder hasserfüllt an.
"Sank-Tari wird uns einen Gott geben. Der Glaube von 88 sehr speziellen Menschen ist notwendig um mit diesem Ritual einen Fürsprecher im Pantheon zu bekommen."
Ama hatte genug gehört, wieder so ein Verein, der sich einen Übergott schaffen wollte um alle anderen von Cori Celeste zu werfen. Das Archiv war voll von...
"DU IRRST!", schmetterte Adoy nun, seine Stirn wirkte nun etwas weniger gnädig als die letzte halbe Stunde. "Nicht wollen wir töten oder beherrschen andere Wesen und Götter. Revisoren hätten wir können bleiben, wenn das unser Begehr wäre gewesen. Wir wollen....Existieren. Gemeinsam mit Martok und Therba du jetzt gehen sollst. Und Deine Freunde du sollst warnen, nicht alles zu schlucken was bekommen sie können. Auch Getränke in Lokalen stehen lassen ist gute Idee keine!"
Amalarie schüttelte den Kopf und wurde immer verwirrter.
"Wir werden Euch nun in den Morpork Quadrat Garten schicken. Vergesst nicht: wir brauchen 9 weitere Träger und dann noch diesen Severin." Ahnan ging nervös hin und her, während er sprach.
"Wenn ihr scheitert, dann scheitert unsere Sache!"
Er beschrieb mit der Hand einen Halbkreis und sein Gesicht verschwamm vor Amas Augen.

Amalarie war völlig irritiert. Sie war von dem Großmeister in die selbe furchtbare Form verwandelt worden wie Martok schon sein eigen nannte. Irritierend daran war nur, dass Adoy meinte, der junge Meister hätte sich seine Form selbst ausgesucht. Am Ende hatte der Kerl ihr dann wieder die Illusion ihrer eigentlich Form gegeben. Sie hatte keine Ahnung was hinter all dem steckte.

15.10.2006 23: 11

Laiza Harmonie

Nero und Bianca fügten sich der harschen Stimme der kleinen Frau und begnügten sich vorerst damit den Gesprächen der sieben Erwachsenen zu lauschen.
Einige sahen äußerst besorgt aus und Nero fand, dass sie allen Grund dazu hatten. Einiges ging hier schief und so wie es den Eindruck machte wussten sie nicht wie sie den Plan der Anderen durchkreuzen sollten. Nero fragte sich immer noch wer die Anderen waren und wer diese Leute waren, doch diese Informationen lagen noch im dichten Nebel, er hoffte dass sie auf der guten Seite waren.
"Sie dürfen uns nicht entkommen, wir müssen diesen Mann in Gewahrsam nehmen", zischte Nici Putzig und legte noch einen Zahn zu.
"Wir müssen wieder rechts ab!" meinte Manuela Vidi, "Die Wächter gehen anscheinend im Kreis."
Die kleine Gruppe bewegte sich nicht mehr vom Morpork Quadrat Garten weg, sondern befanden sich wieder auf direktem Wege zum Gebäude hin. Und tatsächlich befand sich die Gruppe Wächter am Ende der Straße. Es machte den Eindruck als würden sie sich zanken, anstatt weiter zu gehen.

Die Welt drehte sich um Amalarie, obwohl sie die Augen fest verschlossen hatte. Neben sich fühlte sie die Präsens von Martok und dem Lakain, dessen Name sie schon wieder vergessen hatte. Um sie herum brach plötzlich eine seltsame Stille aus und als ihr nicht mehr so übel war traute sie sich die Augen zu öffnen.
Sie befand sich wieder im Morpork Quadrat Garten und die anwesenden Rückkehrer blickten sie schweigend an.
Aus der Mänge trat die Vampirin Skilla: "Du da! Was soll das? Wer sind die Beiden!?"
Drei wagemutige Rekruten traten ebenfalls aus der Menge und zogen gleichzeitig ihre Schwerter, wobei sie sich klirrend in die Quere kamen.
"Ah, die Verstärkung ist anscheinden aufgetaucht", entkam es Amalarie aus der Höhe ihres Bauchnabels.
Martok, der zu ihrer linken stand, lachte und hob die Hände.
"Schwerter! Die braucht ihr nicht, dort wo ihr hingeht."
Tibor Khäinen betrachtete mit offenen Mund die zu bodenfallenden Schwerter. Für einen kleinen Moment hatten die Rekruten in einem Blauen Licht geleuchtet, dann waren sie verschwunden.
"Was fällt euch ein!" entfuhr es dem ehemaligen Szenenkenner. Getose brach in der Halle auf, als die übrigen 78 Rückkehrer anfingen weiter zu reden und sich an die Wände zurück drängten, weg von den Schwertern am Boden und vorallem Weg von den drei Gestalten, die aus dem Nichts aufgetaucht waren.
Martok lachte weiter und schien daran gefallen zu haben.
Skilla und Tibor sahen sich an, dann griffen sie nach zwei der Schwerter.
"Wenn ihr glaubt ihr werdet damit durch kommen, dann habt ihr euch aber vertan!" patze Skilla hervor und streckte ihre Zunge raus.
Lagan Nerviar eilte zu ihnen: "Meint ihr nicht, dass ihr das noch einmal überdenken solltet? Habt ihr gesehen was sie mit den Rekruten gemacht haben?"
"Du dummes Gör!" grollte Martok, am liebsten hätte er sie jetzt durch die Lüfte schweben lassen, wie Großmeister Adoy es mit Amalarie gemacht hatte, doch dafür fehlte ihm die Macht. Noch. "Drei und Drei Macht Sechs!"
Und so verschwanden auch sie im blauen Licht und ließen die Schwerter klirrend im Morpork Quadrat Garten zurück.

Olga-Maria und Herr Made hatten die Verfolgung aufgenommen. Als sie die Ausreißergruppe erblickten bogen sie gerade in eine breitere Straße ab und verschwanden wieder aus ihrem Blickfeld. Olga war der Meinung gewesen Ankh-Morpork hätte genug verwinkelte Straßen, aber vor der Stadtmauer sah es nicht viel anders aus.
Ganz verdutzt blieben sie stehen, als sie in die Straße eingebogen waren. Die Gruppe hatte halt gemacht und beobachtete etwas, dass am Ende der Straße lag.

Kälte war das erste was Lagan spürte, danach merkte er wie Feuchtigkeit seine Kleidung in beschlag nahm. Für einige Momente dachte er, er wäre blind als er die Augen öffnete, den er sah nichts anderes als Schwarz, doch ganz langsam sah er Konturen in diesem Schwarz. Und er hörte den schnellen Atem anderer, die wohl das selbe dachten wie er.
Unerwartet entfachten sich aberdutzende von kleinen Kerzen um ihn herum. Er erblickte Skilla und Tibor direkt vor sich und auch die anderen drei Rekruten. Eigentlich hatte er nicht viel Ahnung von okkulten Dingen, doch mit Erschrecken musste er feststellen, dass er in der Mitte eines riesigen Oktagrammes stand und in fünf von acht Ecken standen die anderen. Seine erste Reaktion war Weglaufen, doch er konnte sich nicht bewegen.
"Ihr gar nicht braucht erst versuchen, den geband seit ihr an eurem Platz."
Die Stimme klang laut und das Echo verursachte einen Schauer auf der Haut des ehemaligen Wächters. Wie es schien befanden sie sich in einer großen Höhle.

24.10.2006 19: 05

Rea Dubiata

Adoy lehnte sich zurück und betrachtete durch sein inneres Auge die verängstigten Wächter in der Opferhalle. Sie standen dort, unwissend des Schicksals, das ihnen blühte in dem türlosen Raum, den man extra dafür angelegt hatte. Alle der 88 hatten ihn bereits gesehen, auch wenn sie sich wohl nicht daran erinnern konnten. Doch die 9 die sich dort einfanden sollten nicht zurückkehren - jedenfalls nicht in einem Stück.
Ahnan trat zu Adoy: "Es beginnt also?"
Adoy nickte. "Es ist ja nicht allzuschwer für Martok, ein paar X-beliebige Menschlein in die Bluthöhle zu schleppen."
"Warum hast du die Gnomin miteingeweiht? Was hat sie damit zu tun?"
"Eingeweiht? Dass wir 9 Leute für unsere kleine Raubtierfütterung brauchen? Nicht mehr lange und unsere 88 lechzen nach Blut..."
"Aber drei der Leute in der Bluthöhle sind von den 88..." Ahnan sah Adoy fragend an. Er war verwirrt.
"Wir haben sowieso keine 88 mehr, aber der symbolische Charakter der Zahl ist nicht so wichtig. Die drei sind weder loyal noch haben sie Fähigkeiten erlernt die sie nützlich machen würden für uns."
"So sei es, sie sind nicht mehr wichtig. Die Vampirin..?"
"Enthält auch Blut, genug davon für das Ritual. Was willst du, Ahnan, habe ich nicht schon oft genug alles erklärt? Wir müssen stärker werden! Aber wir können uns nicht selbst mit den Fähigkeiten bestücken, wir brauchen einen Vektor[7]! Genug für alle von uns auf der Spitze ihrer Kraft. Und um sie stärker zu machen brauchen wir das Blut von 9 mutigen... Personen, das von den Vektoren verspeist wird! Das Ritual von Sank-Tari wird uns stark machen, stark für den endgültigen Kampf gegen die Revisoren!" Das letzte Wort hatte er geschrien und mit der Faust auf die Stuhllehne gehauen.
Ahnan nickte. "Herr, ich hege Zweifel an dem Plan... die Wächter..."
"Sind ebenso mutig und können uns nur nützlich sein."


Als Sillybos und Laiza in die Richtung liefen, in die sie die restlichen Wächter hatten verschwinden sehen, mussten sie nach wenigen Minuten feststellen dass diese schon über alle Berge waren.
"Verdammt!", rief Laiza. "Können die sich denn nie umschauen ob auch all da sind?"
"Meine Füße tun weh!", maulte Sillybos. "Ich mag nicht mehr, ich will heim in meine Badewanne!"
"Was bitte ist mit dir los?", keifte Laiza.
Sillybos schmollte. "Schrei mich nicht gleich so an, mag ja sein dass du Probleme hast aber ich habe höllische Schmerzen!"
"Wir haben unseren Trupp verloren, Feldwebel! Wir müssen die anderen einholen!"
"Warum laufen wir ihnen nicht einfach nach??", fragte Sillybos unschuldig.
"Argh, lass mich nachdenken..."
"Wir könnten auch zurück in die Wache gehen und schauen ob wir mehr Informationen finden!", schlug Silly vor.
"Lass mich nachdenken, ja?"
"Ah! Oder wir gehen zurück zum Ankh-Morpork-Garten, ein Täter kommt immer zurück zum Tatort!" Sillybos schien vor Begeisterung zu strahlen.
"Der MQG war nicht der Tatort - UND JETZT LASS MIH NACHDENKEN!"
"Jetzt schrei doch nicht so..." Die nächsten Worte flötete Silly geradezu:"Komm, ich trag deine Taaaschääää!"
"Verdammt nochmal, ich will nicht!"
"Püh, du bist aber auch unentschieden. Erst willst du ihnen folgen, dann wieder nicht. Dann willst du zur Wache, dann wieder nicht, dann in den MQG... und wieder nicht! Nichts kann man dir recht machen, mit nichts bist du zufrieden!"
"Jetzt langt es aber, Feldwebel! Halt gefälligst die Klappe, ich weiß du hast das falsche Kraut genommen aber das heißt nicht dass du mir sooo auf die Nerven fallen darfst!" Laiza hatte mit dem Finger in der Brust des Feldwebels gebohrt.
"Ist ja schon gut, fragen wir einfach nach dem Weg?" Sillybos machte eine versöhnliche Geste.
"Wen denn?", fragte Laiza.
Drei dunkle Gestalten standen mit einem Mal in einem Schatten.
"Ich denke nicht dass das eine gute Idee ist...", sagte Laiza. "Wer kennt schon diese mundlosen Monster??" Sie drehte sich zurück zu Sillybos, der plötzlich blau aufleuchtete und verschwand.
"Was um alles in der Scheibenwelt...?" dann spürte sie ein Prickeln - und sah nur noch schwarz.

Rea hechtete Cim hinterher. Wie konnte der Kerl trotz seiner ewigen Sauferei so trainiert sein? Gelegentliche Gemeinheiten waren keinstenfalls körperliche Ertüchtung und was tat er sonst noch außer andere herumzukommandieren? Ruppert hatte kein Problem, hätte sogar schneller rennen können und Scoglio machte sowieso so einen Schritt für von einer Länge für die Rea fünf Schritte brauchte.
"Wohin rennen wir eigentlich??", fragte Ruppert.
"Irgend-wo-hin... neh-me - ich - an!", keuchte Rea.
"Was dieses Blaue Leuchten sein?"

24.10.2006 21: 16

Laiza Harmonie

Beim näherkommen bemerkte Nici Putzig, dass die Wächtergruppe nicht stritt sondern wie gebannt in eine schmale Seitengasse starrte. Da fiel ihr das blaue Leuchten auf.
Bianca japste nach Luft. Ihre Lockenmähne flog durch die Luft als sie sich hastig umsah. Sie erblickte die zwei Wächter, die Frau und die Leiche, die schon fast bei ihnen war.
Jetzt war es soweit! Sie griff nach der Hand ihres Bruders und rannte los. Nero hatte keine Zeit sich zu widersetzen und starrte nur noch auf das Blaue leuchten, dem er immer näher kam.

"Die Kinder! Sie rennen auf das Licht zu", entfuhr es Olga und rannte wieder los. Der Zombie versuchte ihr hinterher zu kommen, auch wenn ihm nicht ganz klar war wieso sie überhaupt rannten, obwohl Rea, Ruppert, Severin und Scoglio viel näher an den Kindern und dem Licht standen.

Die zurückgelassenen Rückkehrer klammerten sich aneinander und starrten ängstlich auch jene Stellen im Raum, an denen vor nicht allzulanger Zeit noch Personen geweilt hatten.
In der allgemeinen Starre merkte niemand wie dir Tür auf ging und ein hagerer großer Mann den Raum betrat. Er war in eine lange violette Robe gekleidet und trug schulter langes blondes Haar das er zu einem Zopf gebunden hatte. Er stellte sich in die Mitte des freien Platzes. Vor ihm lagen die Schwerter auf dem Boden.
"Höret ihr Rückkehrer, für euch ist die Zeit des Glaubens angebrochen!" Jeder der Rückkehrer starrte gebannt auf seine Lippen und wartete wie hypnotisiert darauf, dass er weiter sprach.

Das Blaue Licht, so groß wie eine Wassermelone, schwebte auf Kopfhöhe in der Gasse und regte sich keinen Millimeter. Die Wächter und Severin starrten gebannt darauf und schienen kaum Notiz davon zu nehmen, dass jemand auf sie zugerannt kam.
"Ruppert! Haltet sie auf!" japste Olga und hatte die Zwillinge fast eingeholt. Hinter ihnen hörten sie die Schritte der sieben Tanaki Mitglieder.
Heilloses Durcheinander brach aus, als sich die vier übrigen ebenfalls in Bewegung setzten. Doch die Zwillinge waren klein und flink und schlüpften zwischen Scoglios Beinen hindurch. Der Troll blieb verdutzt stehen, während die anderen sofort kehrt machten um die Kinder in die Finger zu bekommen.

Es schien dem Philosophen um einiges besser zu gehen, nachdem er sich des Kräutergemischs erleichtert hatte. Zumindest hatte er nun andere Gedanken im Kopf als Mode.
"Wo sind die anderen?" fragte er Laiza.
"Ähm, keine Ahnung, aber ich habe Amalarie wieder gefunden!"
Der Philosoph blickte in die Richtung in die Laiza nickte und sah Ama, in begleitung zweier Kutten.
"Ähhh... sie schaut so böse."

"Wo sein das blaue Licht?" fragte Scoglio als er sich ebenfalls umgedreht hatte. Er hatte noch gesehen wie die Wächter aneinander gestoßen waren und dann war das Licht erloschen.
"Das wüssten wir auch gerne", meinte Nici Putzig.
Der Troll drehte sich um: "Wer überhaupt ihr seit!?"

31.10.2006 18: 55

Olga-Maria Inös

"Wo.. Wo sind wir hin?"
Olga-Maria sah sich verwirrt um. Für einen kurzen Augenblick war alles sehr hell gewesen, dann schwarz und nun... seltsam. Auf jeden Fall war sie nicht mehr auf der Straße, wo sie eben noch die Zwillinge verfolgt... Die Zwillinge! Da vorn waren sie ja!
Und dort stand auch Herr Made.
Aber wo waren sie denn überhaupt?
Olga-Maria sah sich mit dem noch wenig geübten Blick einer unerfahrenen Tatortwächterin um. Es war ein großer dunkler Raum, vermutlich eine Höhle, erleuchtet von einigen Kerzen.
Dort drüben standen mehrere vermummte Gestalten. Sie hatten die anderen noch nicht bemerkt.
Und Olga-Maria war sicher, dass sie keinesfalls von diesen Gestalten bemerkt werden wollte.
So leise wie es ihr möglich war schlich sie auf Herrn Made zu und berührte ihn sehr vorsichtig. Der Zombie zuckte zusammen und wollte etwas sagen, doch Olga-Marias Blick hielt ihn davon ab.
Lautlos verständigten sich die beiden Wächter über ihr weiteres Vorgehen. Zumindest versuchten sie es.
Olga-Maria versuchte gerade mit vielen Gesten dem Zombie klar zu machen, dass sie ruhig stehen bleiben und nicht auf sich aufmerksam machen für das Beste hielt, als Made sich plötzlich abwandte und zu den Zwillingen hinsah.
Die beiden waren im Begriff, auf die verhüllten Gestalten zuzugehen und sie anzusprechen.
Die Wächter wedelten panisch mit den Armen, doch die Geschwister sahen nicht hin.

***


"Wer ihr seit?", wiederholte Scoglio noch einmal.
"Das würde mich allerdings auch interessieren", ließ Rea verlauten.
Nici Putzig zögerte, sie war ein Profi, keine Frage, aber die Ereignisse gerade hatten sie etwas aus der Bahn geworfen.
"Wir.. wir...", setzte sie an, "Wir sind die Guten."
Die Wächter starrten sie an.
"Doch, ehrlich, wir arbeiten gegen die Anti-Revisoren und wir haben nicht mehr viel Zeit, um Sank-Tari zu verhindern, deswegen müssen wir uns beeilen."
Die Wächter starrten sie verständnislos an.
"Ach, kommt einfach mit."
Sie lief auf den MQG zu und die Tanaki folgten ihr. Kurz darauf setzten sich auch die Wächter in Bewegung.

***


"Nero, siehst du auch all das Blut? Ich hab Angst..."
Bianca umklammerte fest die Hand ihres Bruders. Sie zitterte, denn dieser Ort war kalt, doch dies war nicht der einzige Grund. Was sie in ihrem Kopf sah, ließ sie schaudern.
"Ja, ich sehs. Aber das ist noch nicht passiert, wir können das ändern."
"Bist du sicher?"
Nero lächelte seiner Schwester ermutigend zu.
"Ja, ich habs gesehen."

***


Laiza betrachtete Amalarie. Sie sah tatsächlich böse aus, ihre Gesichtszüge wirkten merkwürdig verzerrt, wie ein schlechtes Spiegelbild. Und genau das war es auch, wurde Laiza plötzlich klar. Irgendetwas war hier gewaltig verkehrt.
Sie besah ihre neue Umgebung.
Nachdem sie plötzlich von diesem blauen Leuchten mitgenommen worden waren, befanden sie sich nun in einem großen Raum. Mehrere Leute standen dort in mitten eines riesigen Oktogrammes.
"Ach, du meine..."
Der Okkultismusexpertin wurde klar, dass sie sich hier in einem äußerst gefährlichen Ritual befanden.

***


Der Mann in der violetten Robe sprach weiter und seine Stimme schallte laut durch den Raum. Die Anwesenden lauschten mit offenen Mündern diesen Worten der Wahrheit und Erleuchtung.
Ein Vampir lauschte diesem sinnentleerten Geschwafel.
Für Rascaal Ohnedurst lief hier einiges wie es absolut nicht laufen sollte. Er war mit einer Verstärkung lauter grünschnäbligen Rekruten hier her gekommen, um mal etwas Ordnung in die ganze Sache zu bringen, doch nun waren drei der Rekruten in einem seltsamen blauen Licht verschwunden, ebenso drei ehemalige Wächter, die aus dem Dienst verschwunden und dann wieder aufgetaucht und nun abermals verschwunden waren. Außerdem hatte sich eine Gefreite scheinbar mit dem Feind verbündet und nun war dieser seltsame Robenträger hier aufgetaucht und erzählte von mysteriösen Religionsdingen.
Das gefiel Rascaal Ohnedurst ganz und gar nicht, daher beschloß er, diesem Chaos auf den Grund zu gehen.

***


"Meister, die Gläubigen... da läuft etwas schief, schaut doch." Ahnan klang dringend.
Meister Adoy blinzelte und rief vor seinem Auge die Szenerie im MQG auf.
Alles schien in Ordnung. Die Rückkehrer lauschten gebannt den Worten ihres auserwählten Priesters und würden bald vollständig hypnotisiert und im Blutrausch sein, doch... da war etwas falsch. Dieser Vampir schritt auf ihren Priester zu, statt wie die anderen zu lauschen.
Er war keiner von den Rückkehrern, doch das hätte ihn nicht davon abhalten sollen, ebenso gebannt zu lauschen.
Das gefiel ihm überhaupt nicht. Dieser Vampir musste einen enorm starken Willen haben, geradezu außergewöhnlich. Das war nicht so geplant gewesen, doch Meister Adoy ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. dann würde Sank-Tari eben eine kurze Weile warten müssen, bis er das Vampirproblem geklärt hatte.
Meister Adoy stellte eine Verbindung zu dem Priester her und führte seine Rede weiter. Seiner geistigen Kraft würde dieser hartnäckige Vampir trotz allem nicht widerstehen können.
Davon war Meister Adoy überzeugt.

***


Die Zwillinge waren nun schon ganz nah bei den beiden Vermummten.
Olga-Maria blickte Herrn Made panisch an.
"Was sollen wir machen?", presste sie so leise wie möglich hervor, sodass der Zombie sie kaum verstand.
Er zuckte mit den Schultern.
Die Gefreite fluchte lautlos. Dann kratzte sie aus allen Winkeln ihren allerletzten Mut zusammen, dazu ihre ganze Wut über die Verursacher dieser verwirrenden Ereignisse und schließlich wagte sie es, sich ebenfalls den Gestalten und den Zwillingen zu nähern.

***


"Fangen wir jetzt an, oder was?", wandte sich der Lakai an Martok.
Sie standen nun schon eine ganze Weile hier in diesem Oktogramm und Sank-Tari hätte eigentlich bereits beginnen sollen, aber nichts passierte. War etwas schief gelaufen?
Martok knurrte den Lakaien unwillig an und versuchte erneut Kontakt zum Großmeister zu knüpfen, doch es antwortete niemand. Auch Ahnan war nicht erreichbar.
Martok wurde nervös, als er plötzlich eine Bewegung am Rande seines Gesichtsfeldes wahrnahm.
Da waren zwei Personen, die hier nicht sein sollten. Martok fluchte. Irgendetwas war tatsächlich schief gegangen.
Er wandte sich den beiden Unbefugten zu und wollte sich ihnen nähern. Doch er konnte keinen Schritt tun. Er war wie festgenagelt. Was war denn nun los? Nervös versuchte er, seine Füße vom Fleck zu bewegen, doch es gelang ihm nicht.
Langsam dämmerte ihm die unglaubliche Erlenntnis.
Ihr gar nicht braucht erst versuchen, den gebannt seit ihr an eurem Platz.
Damit waren nicht nur die Träger gemeint, damit waren sie alle gemeint... er zählte selbst auch zu den Trägern! Aber das konnte doch nicht sein, sie konnten ihn doch nicht opfern wollen! Das musste ein Irrtum sein, ein schrecklicher Fehler!
Und er kam nicht mal aus dem Oktogramm hinaus, um diesen Fehler zu berichtigen.
Panik ergriff ihn und erneut suchte er Kontakt zum Großmeister und ja, da war er...
Aber was nun in seinem Kopf erklang war nicht die gewohnte Präsenz des Großmeisters.
Es war... eine Kinderstimme.

31.10.2006 21: 54

Laiza Harmonie

Sie versuchte sich zu bewegen, doch die mysteriöse Stimme in ihrem Kopf hatte die Wahrheit gesprochen, die Okkultimusexpertin konnte sich nicht vom Fleck bewegen. Doch zumindest hatte sie gewalt über ihren Kopf. Laiza versuchte die Ruhre zu bewahren und sah sich um. Sie stand in eine der acht Spitzen des Oktagramms, das aus hellem Sand gelegt war. Um die Linien herum standen Kerzen und verströmten den Geruch von Süßholz. Zu ihrer Rechten stand Sillybos in einer Spitze, zu ihrer Linken erblickte sie Tibor, darauf folgte Skilla, und drei ihr unbekannte Rekruten. In der letzten Ecke stand der grässliche Antirevisor, den sie schon in den Fingern gehabt hatten, sie erkannte ihn an seinen grässlichen Händen. Er schien über die Gesamtsituation genaus unerfreut zu sein, wie die übrigen Beteidigten. Hinter ihm und außerhalb des Oktagramms stand ein weiter Kuttenträger und Laiza hatte das Gefühl, dass dieser grinste.
"Was soll den die Scheiße?" kam es giftig aus der Mitte des Oktagrammes. Laiza wandte den Kopf und erblickte Amalaria, die neben Lagan stand.

31.10.2006 22: 49

Olga-Maria Inös

Meister Ardoy konzentrierte all seine hypnotische Macht in seine Worte, die aus dem Mund des Priesters kamen.
Es war nicht besonders wichtig, was er eigentlich sagte, die Wirkung würde sich auch so entfalten, selbst wenn er ein Kochrezept oder einen Kinderreim aufgesagt hätte.
Und dennoch reagierte dieser Vampir einfach nicht, wie konnte denn das sein?
Meister Ardoy konzentrierte sich noch stärker, er blendete alles andere aus, ließ jedes Fünkchen Kraft in seine Worte fließen und vergaß dabei jede Vorsicht.
Das war ein Fehler. Erzielten seine Worte auch bei dem Vampir kein Resultat, bei den Rückkehrern wirkten sie umso stärker.
Ihr erwünschter Blutdurst erwachte. Doch Sank-Tari hatte noch nicht begonnen.

***


Olga-Maria war bis auf wenige Schritte an die Zwillinge heran getreten, als Bianca sich zu ihr umdrehte und der Gefreiten direkt in die Augen sah.
Die Wächterin blieb stehen.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Wir schaffen das, vertrau uns."
Die Stimme des kleinen Mädchens hallte in Olga-Marias Kopf und natürlich vertraute sie den beiden, was auch sonst und wovor sollte sie Angst haben? Es würde doch alles gut werden.
Olga-Maria lächelte.

***


Hast du sie beruhigt? Die Frage ihres Bruders beantwortete Bianca mit einem Nicken.
Nero bemühte sich, Martoks Gedankenruf aufzufangen. Da war er wieder! Nero wusste genau, was er tun musste, er hatte alles in seiner Vision gesehen.
Er nahm die Hand seiner Schwester und gemeinsam nahmen sie Kontakt zu Martok auf, um Sank-Tari aufzuhalten.


31.10.2006 23: 30

Rea Dubiata

Martok zitterte. Die Stimme des Meisters wurde immer wieder gestört von leisen Kinderstimmen, die unkoordiniert etwas zu vermitteln versuchten. "Befrei dich!", riefen die Kinder. "Blut!", rief der Meister. "Wir können dir sagen wie du überlebst!", die Kinder bettelten förmlich. Martok wurde es immer klarer. Es gab nur einen Ausweg. Nur einen! Er konnte ihn gehen, alle retten! "Du musst die Barriere überwinden, es ist schmerzhaft, aber es geht!", sagte das Mädchen der beiden Kinder. "Die Rückkehrer verleihen dir bereits Macht! Nimm sie in dich auf!"
Martok befolgte den Ratschlag, er atmete tief ein und stellte sich vor, wie die Energien in ihn einströmten, seine Fingerspitzen füllten sich mit Kraft, seine Knie wurden weich und er begann leicht zu zucken. Martok schloss die Augen und ließ das berauschende Gefühl über sich ergehen, das leichte Kitzeln auf seiner Haut, die gelöste Anspannung. Dann war er frei.

Rea und die anderen betraten den MQG. Die Menschen dort bemerkten sie nicht. Alle starrten auf einen Mann in der Mitte - zwei Männer! Das durfte nicht wahr sein! Rascaal Ohnedurst, Kommandeur der Stadtwache wurde von einigen der Rückkehrer in einer unangenehm anmutenden Pose festgehalten, doch er versuchte immer wieder, das Zentrum zu erreichen. Trat nach hier und dort - irgendwo blitzte ein Dolch auf, den er wohl fallen gelassen hatte.
"Verdammt, der alte Knollenbeißer, was tut der hier?", knurrte Cim und zog sein Schwert.
Ruppert begann seine Kleidung abzulegen. Rea und die weibliche Rückkehrerin wandten den Blick ab.
"Rea, wo ist deine Waffe?", fragte Cim genervt. Er konnte es nicht ausstehen dass Rea nur selten mit etwas mehr als einem Skalpell durch Ankh-Morpork lief.
Die Vektorin kramte in ihren Rockfalten herum und zog dann einen Dolch heraus, der alle Ansprüche eines Athames erfüllte. "Reicht das?", sagte sie mit einem zickigen Unterton.
Der Fähnrich nickte. "Also dann... Ich wollte schon immer mal den Hals des alten Kerls retten. Ruppert?"
Ein leises Knurren ertönte aus Cims Kniehöhe.
"Gut, du von links, Scoglio von rechts, Rea und ich rennen durch die Mitte. Tötet alle, die euch zu nahe kommen!" Cim rannte los, Rea hinterher.

Martok ging leise murmelnd im Oktagram herum."Anweisungen, ich brauche Anweisungen! Was tue ich jetzt?"
"Du musst das Siegel öffnen!", schrien die Kinder.
Eine weitere, tiefere Stimme meldete sich zu Wort. Martok lauschte angespannt. Dann, mit einem Mal, schie es als sei er zur Erleuchtung gelangt. "Nein, das darf nicht...! Das wäre...! Ja!"

Ein Mann stellte sich ihnen in den Weg, Cim beachtete ihn nicht weiter sondern schlug ihm im Vorbeilaufen den Kopf ab. Das fliegende Haupt, dessen Gesicht noch immer gierig drein sah klatschte mit voller Breitseite gegen Reas Bauch. Diese wurde nach hinten geschleudert, direkt in die Arme eines anderen Mannes. "Keine Angst, ich bin ein Mensch!", sagte der junge Mann und zwinkerte. "Laufen Sie weiter Ma'am, meine Kumpel und ich bewachen den Ausgang!"
Die Vektorin nickte nur, sie hatte den Kerl noch nie gesehen, aber die Rückkehrer hatten bis auf ein paar Schreie, die Rea links und rechts von sich hörte noch nicht viel von sich gegeben.
"Cim!", der Fähnrich hatte das Zentrum nun beinahe erreicht und Rea war weit ab von allen Wächtern. Warum musste ihr das andauernd passieren? Fernab von aller Hilfe sein und um sich herum nur Feinde? Das war mal wieder typisch. Typisch! Es wurde Zeit, dass sie die Spezialisierung wechselte.
Der Fähnrich drehte sich kurz um. Dann drehte er sich noch einmal um, mit weit geöffneten Augen. "Hinter dir!"
Voller Schrecken, was sich hinter ihrem Rücken für Gefahren verbargen, drehte sich die junge Frau um und starrte in das tote Gesicht des Mannes, der sich vorhin noch als Mensch deklariert hatte. Nun war er eine Leiche. Er war ganz offensichtlich tot, denn sein Gesicht war durch eine Axt von seinem Kopf getrennt worden. Seiner eigenen Axt. Das blutverschmierte Werkzeug wurde von einem großen Mann angehoben. Er lächelte schief, mit beiden Händen hielt er die Axt über seinem Haupt, Speichel lief aus seinem Mund.
"Edwin, ich dachte diese Klinge würde nie wieder Blut spüren...", murmelte Rea und zog den Dolch, während der Mann wohl noch über Kochrezepte oder die richtige Garzeit nachdachte. Mit voller Wucht stieß sie dem Kerl mit dem Dolch in den Bauch, stieg über die Leiche des Menschen und stieß dem Wegtaumelnden noch einmal in eine andere, privatere Stelle. Noch voller Adrenalin hörte Rea ein Ächzen hinter sich, blitzschnell drehte sie sich um und sah in eine Klinge die aus dem Brustkorb einer Frau hervorsah. Die Klinge wurde zurückgezogen und Cim sah sie grimmig an. "Komm, das sind 80 Verrückte, wir haben keine Zeit mit allen ein Schwätzchen zu halten!" Sie waren bereits ein Stück weiter als er hinzufügte: "Außerdem verbiete ich dir, diesen Dolch noch einmal dorthin zu... du weißt schon... argh!"
Eine Faust hatte den Fähnrich getroffen, sein Kiefer knirschte unheilverkündend, doch sie waren fast dort. Der Angreifer wurde mit einem Tritt abgewehrt.

"Ja, Martok, genauso..." Die Stimme verklang leise in Martoks Kopf. Dann grinste er (wenn man das sagen konnte). "Wir müssen das Siegel öffnen. Und keine Angst, ich weiß was ich tue..." Er zog den Ärmel seiner Kutten rauf und entblößte seinen Arm. Er knirschte ekeleregend, man hörte, wie Haut barst und Knochen auf Knochen rieb. Ein dunkelgrünes Etwas tropfte auf den Boden, dann zog sich Martok den Knochen aus dem Arm. Er war spitz und scharf und am Ende schien so etwas wie ein Griff zu sein.
Martok schritt einige Male um die Mitte des Oktagramms, dann sah er zu Amalarie. "Du bleibst wo du bist..." Die Gnomin rührte sich nicht mehr.

Auch Lagan beobachtete, stumm und reglos wie er war das Wesen, dass sich ihm näherte. Es sah ihn an... augenlos und blind. Mit seiner glitschigen Hand, der ein Knochen fehlte strich er über seinen Hals. Dann ging alles sehr schnell. Ein heißer Schmerz zog sich quer über seinen Hals, warmes Blut floss an ihm herab. Er fiel nach vorne, beobachtete, wie sein Blut in den Sad sickerte. Ein leises Summen ertönte.
Dann sah er einen zweiten Mann in Kutte, der von den anderen unbemerkt blieb. WEISST DU; FRÜHER WAR ICH AUCH EINMAL IN DER WACHE... DAMALS WÄRE SO ETWAS NATÜRLICH NICHT PASSIERT... ABER SO IST DAS NUNMAL, KANN ICH DIR DAS STERBEN NOCH ETWAS ANGNEHMER MACHEN, LAGAN?
Nevriar schüttelte den Kopf. Tod löste seine Seele und Lagan trat ein in das Land der weißen Kaninchen, von dem seine Mutter ihm immer erzählt hatte.

Der Priester in der Mitte war aus irgendeinem Grund zusammen gesackt, doch das störte die Rückkehrer herzlich wenig. Zum Glück waren sie so sehr mit einem Streit untereinander beschäftigt dass sie kaum Notiz von den Wächtern nahmen.
"Ohnedurst, alter Junge, hätte nicht gedacht dich hier zu treffen. Blöder Ort zum abhängen hm?", Cim stützte sich lässig auf sein Schwert.
"Spar dir die dummen Kommentare, Fähnrich!" Der Kommandeur wirkte wütend, wahrscheinlich deshalb, weil einer der Rückkehrer begonnen hatte, in seinen Arm zu beißen mit dem er ihn würgte.
"Ich helfen", sagte Scoglio und bahnte sich forsch einen Weg.
Cim sah zu, wie der Vampir aus den Klauen der Rückkehrer gezogen wurde, die sich kleinlaut zurückzogen, da sie gesehen hatten, was mit ihren Kumpels passiert war, als Scoglio gekommen war.
"Aber Herr!", schrie plötzlich einer der Rückkehrer. "Wir brauchen doch Blut!! Es ist so schlimm, diese Giiiiier! Wir wollen nicht töten, aber wir brauchen Bluuuut!"
Die Wächter sahen sich an. Rascaal grinste und fuhr mit der Zunge über seine Eckzähne. Dann stemmte er die Arme in die Hüfte und schrie: "Ihr Leute! Hört mir zu! Auch ich fröhnte lange Zeit des Blutes, gierte nach dem roten Safte der mir neue Kraft und wie ich meine Vitalität verlieh. Doch nein, nie erhielt ich zurück was man mir nahm als ich damals starb! Nur die Gier blieb, egal wieviel ich trank, wie viele Jungfrauen ich auch in mein Schloss lockte, wie vielen Männern ich die Kehle aufriss - ich war und blieb hungrig! Doch dann kam ich nach Ankh-Morpork und ich erkannte, dass man auch ohne diese Gier leben kann! Alles, was ich brauchte gab es hier, ich konnte endlich beginnen zu leben und wie ihr seht bin ich jetzt Kommandeur!! Hört mir zu, viel besser als Blut ist die rote Beete, ihr werdet es spüren wenn ihr einmal gekostet habt!"
Rascall zog einige Knollen aus seiner Tasche und warf sie ins Publikum. Die Leute bissen herzhaft hinein und begannen zu strahlen.
"Wo kriegen wir mehr davon?!", rief einer der Rückkehrer.
"Ich zeige es euch, kommt!" Der Kommandeur zwinkerte den Wächtern zu und verließ mit den überlebenden Rückkehrern den MQG.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Cim.
"Gehen wir zu den Rückkehrern und diesen Kindern zurück...", sagte Rea.

Skilla lag in ihrem eigenen Blut. "Ja, ich weiß dass du nicht sterben kannst, aber dein Blut genügt völlig. Nur noch 7 muss ich opfern, dann können wir raus... die Überlebenden, meine ich..."

02.11.2006 21: 55

Laiza Harmonie

Martok drehte sich von Skilla weg. Von dem knochigen Etwas in seiner heilen Hand tropfte Blut auf den unebenen Steinboden. Er sah sich um und überlegte seinen nächsten Schritt. Er war nur ein Lehrling der zweiten Stufe und wusste so gut wie gar nichts über das Ritual Sank-Tari.
Wortfetzen des Großmeisters drangen in seinen Kopf, doch sie waren so abgehackt dass er nicht verstehen konnte. Dann hörte er wieder eine Kinderstimme.
Töte die Frau.

Bianca zog am Arm ihres Bruders: "Aber Nero, was sagst du da!" Erst zu spät bemerkte sie, dass ihr die Worte über die Lippen kamen, anstatt in Gedanken den Weg zu ihrem Bruder zu finden. Sie hielt die Luft an, als es um sie herum plötzlich vor Anspannung knisterte.
Die zwei Kuttenträger vor ihnen schwangten, als ihre Konzentration zerbrach. Verwirrt blickten sie sich an, bevor sich sicher der vier Menschen bewusst wurden und sich um drehten.
"Was ihr hier tut!" platzte es aus dem kleinen Kuttenträger heraus und der Stock auf den er sich stützte knallte laut auf dem Boden nieder.
Bianca ging hinter Nero in Deckung.
Euer Ende ist nahe, Martok ist nicht mehr in eurer Hand.

Laiza sah Martok auf sich zu kommen, alles an ihm strahlte grausame Vorfreude aus und voller Entsetzen blickte sie auf den labrigen Arm aus dem er sein Mordinstrument gezogen hatte. Skilla war hinter ihm zusammengesunken, blutend und erschöpft. Immer noch war sie in der Ecke des Oktagramms gebunden, wie die übrigen. Der Lehrling wog sein Mordinstrument in seiner Hand ab.

Der kleine Kuttenmann lachte hämisch.
"Wir sind Antirevisoren und das Sank-Tari hat schon begonnen! Aus dem Blut der Ritualopfer wird unser Gott auferstehen und nichts und Niemand wird das Ritual aufhalten können."
Wie gespannt blickten Olga und Made auf die Szenerie und die Tatortwächterin vergaß fast weiter zu atmen.
"Ihr nennt euch Antirevisoren", sprach Nero und steckte sich um größer zu wirken, "weil Ihr euch eine Individualität angeschafft habt. Ihr entscheidet wie ihr ausseht, ihr habt eigene Gedanken, ihr empfindet Hass und ihr verfolgt jeder ein Ziel."
"Ja und von diesem Ziel lassen wir uns nicht abbringen!" grollte Meister Ahnan.
Nero lächelte: "Doch ihr habt etwas wichtiges in eure Entwicklung nicht kennen gelernt und nicht mit einberechnet."
Die Zwei Kuttenmänner kamen auf die Zwillinge zu.
"Wir sind tausendfach Intelligenter als du!" patzte Ahnan.
Nero wandte sich an seine Schwester, drückte sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Die hässlichen Antirevisoren blickten ihn verdutzt an.
"Ihr habt keine Ahnung, von Liebe und Zuneigung und kaum etwas ist stärke als diese Gefühle", Nero grinste und zog seine Schwester hinter den beiden Wächtern in Deckung.

Tibor schrie sich die Seele aus dem Leib, er konnte es nicht zu lassen, das dieses Ding noch mehr umbrachte und erstrecht nicht Laiza.

07.11.2006 22: 06

Rea Dubiata

"Liebe ist mächtiger als alles andere!", sagte Bianca.
"Sie versetzt Berge! Aber ihr, ihr besteht nur aus Hass, aus Gleichgültigkeit, es ist euch egal wer stirbt solange ihr nur Macht bekommt!"
Ahnan hob ruhig die Hand. "Es nicht so seien wir sie nicht empfinden. Wir sie nicht kennen, uns die Drüsen fehlen. Es sehr einfach ohne Drüsen ist."
"Die Liebe wird euch zerstören!", rief Bianca. "Ihr haltet es nicht aus, wenn man euch liebt!"
"Ihr uns lieben?", der Meister schüttelte den Kopf. "Wir nichts fühlen..."
"Aber..." Nero kam ins Stottern. "Aber, aber, ihr könnte sie doch nicht verstehen, es ist etwas unbegreifliches für euch, eure Köpfe sollten platzen vor Unverständnis..."
Für eine Weile herrschte Stille, dann ertönte ein ekelhaftes, klatschendes Geräusch und die Kapuze von einem der Antirevisoren sank herab als sei sein Kopf verschwunden. Die Kinder, Made und Olga fanden sich mit grünlichem Schleim besudelt.
"Adoy!", sagte Ahnan mit einem verwerflichen Unterton.
Auf dem Hals Adoys schien ein Luftballon aufgepustet zu werden, innerhalb weniger Sekunden war der Kopf regeneriert. "Den konnte ich nicht vorbeigehen lassen", sagte Adoy und kicherte kindisch. "Musste einfach sein."
Ahnan schüttelte den Kopf. "Komm, Adoy, ich möchte das Ende von Sank-Tari nicht verpassen. Bringen wir sie um..."
"Äh, entschuldigung?", sagte Herr Made.
"Dich zerstückeln wir fein säuberlich, kein Problem."
"Öhm, das war es gar nicht, was ich sagen wollte... Aber auch gut, dann muss ich die Hand nicht wieder annähen die gerade abgefallen ist..."
Ahnan ignorierte den Zombie und begann, einige komplizierte Bewegung durchzuführen, die Olga-Maria später als "Versuch eines äußerst untalentierten Wackelpuddings den sterbenden Schwan zu verkörpern" beschrieb. Danach goß er eine Füssigkeit auf den Boden und grüner Dampf stieg auf.
"War der Tanz wirklich nötig?", fragte Adoy. Er streckte die Hand aus und griff Neros Hals. Langsam hob er den Jungen hoch, das Mädchen schrie während er zappelte und keuchte. Olga-Maria vergrub das Gesicht an Mades Schulter und begann zu weinen.

Martok betrachtete Laiza genau. Er durchforstete ihre Erinnerung. Würde die Macht nicht nur noch stärker werden, wenn sie mehr litt? Er sah das Band zwischen den beiden Menschen, die gar nicht so weit entfernt lagen. Auf der Seite der Frau namens Laiza lag viel mehr Schmerz... eine lange Trennung, Angst und Unsicherheit und dann ein plötzliches, unerwartetes Wiedersehen hatten sich bei ihr in den letzten Tagen aufgestaut.
Auf der Seite des Mannes waren weniger aufgewühlte dafür stärkere Gefühle. Doch ein erneuter Verlust würde die Frau noch viel mehr aufwühlen, da war sich Martok sicher. Und das war es doch was Sank-Tari wollte. Aufgewühltheit, Unfrieden. Die Rückkehrer würden ihre Kräfte verlieren und die Antirevisoren würden sie erhalten. Er sah nach oben. In dem Rundgang, der unbeleuchtet kaum sichtbar gewesen war, hatten sich Antirevisoren versammelt. Fast alle sogar. Sie alle sahen ihm zu, nur Adoy und Ahnan fehlten noch.

Ein erschütterndes Krachen riss alle der vier Opfer aus ihrer Angst. Herr Made hatte schon lange die Gestalten am Ende der Straße beobachtet, die langsam auf sie zugeschlichen kamen. Erst war er unsicher gewesen, ob er wirklich recht hatte, aber dann wusste er, dass der Hund kein Hund war, sondern ein Wolf und das riesige Etwas hinter ihm kein Karren sondern ein Troll. Der Werwolf hatte sich leise herangeschlichen - es sagte etwas über SEALS aus, dass der Troll nicht geschickt wurde sondern erst jetzt in ihre Richtung rannte.
Drei Meter vor dem Ziel hatte Ruppert zum Sprung angesetzt. Das Maul weit aufgerissen. Dann hatte er seine messerscharfen Zähne in Adoys Nacken gejagt und den Kopf zu verdreht dass die Wirbel wie riesige Mahlsteine knarrten.
"Sie können sich regenerieren!", schrie Made während er beobachtete wie Scoglio Ahnan eine Tracht Prügel erteilte die an das allseitsbeliebte Buch "Mord im Mähdrescher" erinnerte.
"Es ist fertig!", schrie eine Made wohl bekannte Frauenstimme, die hinter einer dampfenden Regentonne stand, die die Vektorin mehr denn je wie eine Hexe wirken ließ. Der Zombie meinte sogar, durch den Rauch hindurch ganz schwach einen Hut zu erkennen.
Mit etwas, dass man in der jugendlichen Sprache einen "Schlemmtaucher" nannte beförderte Scoglio Ahnan in die Tonne und nahm dann auch Ruppert sein neues Spielzeug aus dem Maul und warf es ebenso dorthin. Ein leises Zischen war zu hören während Rea mit Cims Schwert die letzten Reste in die Regentonne beförderte.
"W-was ist das...?", fragten die beiden Kindern fast gleichzeitig.
Rea tätschelte ihre Köpfe: "Säure... Gute, dass ich immer ein bisschen Flour bei mir trage, man weiß ja nie... und was ist das?" Rea betrachtete skeptisch die grüne Rauchsäule.
"Das ist ein Tor zu dem Ort, wo die anderen sind", sagte Olga-Maria. "Das Ritual von Sank-Tari benötigt Blut, ich glaube, sie wollen die Wächter opfern!"
"Also dann...", Cim ging auf die Rauchsäule zu doch Rea hielt ihn zurück. "Was machen wir mit den Kindern?", fragte sie. "Mitten in der Nacht?"
"Wir kommen mit", sagten Bianca und Nero im Chor. "Wir können euch helfen..."
Rea nahm die beiden bei der Hand. "Ihr bleibt bei mir, verstanden? Jeder der euch anrührt landet in der Regentonne."
"Gut, dann mal los!", sagte Cim und schritt als erster durchs Tor. Die anderen folgten ihm.

Martok schritt auf den Mann namens Tibor zu. Ahh, er konnte den Schmerz in der Frau schon riechen... Voller Vorfreude auf den bevorstehenden Evilgasmus senkte er das Messer. Den Aufruhr auf den Rängen bekam er gar nicht mit.

08.11.2006 21: 06

Laiza Harmonie

Tibor sah das GrausameMonster auf sich zu kommen und schloß mit seinem Leben ab.
Für einen Moment schien alles um die Anwesenden herum zu Flackern. Verdutzt sah sich Martok um, während auf dem Räng hoch über ihme leises Murmeln ausbrach. Doch der Lehrling hatte sich schnell wieder gefasst und so schritt er weiter auf den jungen Mann zu.
"Auch du wirst dein Blut geben!" der Antirevisor hob sein Messer und beschrieb mit ihm schnell und ohne Zögern einen Halbkreis.
Die Hand des Szenenkennerst fasste sich erstaut an den Hals, warmes Blut sickerte zwischen seinen schlanken langen Fingern hindurch. Martok ließ erstaut sein Mordinstrument fallen und riss die Augen weit auf.
Der Szenenkenner sah zu Laiza hinüber und versuchte etwas zu sagen. Doch aus seiner Kehle klang nur ein gequältes Röcheln und er schmeckt Blut auf seiner Zunge, dass sich mit jedem Schlag seines Herzens in seinem Mund ausbreitete und immer weiter seine Hand überflutete.
Als Tibor auf die Knie hinab sang und aus seinen Händen, die verbittert seinen Hals umfassten, immer mehr die Kraft verschwand, brach auf dem hohen Rang großer Tumult aus.
Die übrigen Antirevisoren versuchten die Flucht zu ergreifen, doch dabei trampelten sie sich nur gegenseitig auf den Füßen herum. Einer fiel hinunter und landete in dem kerzenumfassten Oktagramm.
Mit zitterndem Finger deutete der Antirevisor auf Martok: "Du hast alles kaputt gemacht! Du hast das Ritual zerstört!"
"Da liegst du falsch du hässliches Stück Anhkschlamm! Zwei euerer Anhänger haben sich ziemlich schnell in ihre Bestandteile zersetzt."
Cim stand plötzlich mit gezogenem Schwert in der Opferhöhle. Hinter ihm stieg grüner Rauch auf, aus dem gerade Scoglio trat.
"Es war alles um sonst!"
Das Leben war schon aus Tibor Khäinens Körper gewichen, als der Bann des Oktagrammes ganz verpuffte und sein Körper dumm auf dem Höhlenboden aufschlug. Auch Skilla konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ihre Knie knickten ein und sie fiel ohne Halt in die aufgestellten Kerzen, ihr darauf folgender Schrei zeriss förmlich die Luft. Cim stürmte vor und enthauptete in einer eleganten Drehung die beiden Antirevisoren in der Mitte des Oktagrammes.
"Wir könnten den Hexenkessel gut hier drinnen gebrauchen", meinte der SEALS Abteilungsleiter und blickte hoch zum Rang auf dem sich immer noch die Antirevisoren tummelten.
Widererwartend regenerierten sich die Köpfe nicht. Grünes Blut breitete sich über dem Steinboden aus und fing langsam an zu kochen.
Scoglio hob den Arm und packte den hölzernen Boden des Ranges, er riss einen Großteil mit trollischer Lässigkeit aus der Wand.
Es regnete Antirevisoren und die übrigen Ritualopfer kamen nur allmählich aus ihrer Trance.
Sillybos kam einen der Rekruten zur Hilfe, auf dem eins der Monster gefallen war. Amalarie floh vor der immer größer werdenden grünen Lache, die große Hitzeblasen warf, als etwas weiches an ihre verüberstrich griff sie instinktiv zu.
Ruppert merkte den zusätzlichen Balast nicht, denn er war damit beschäftigt sich auf die hässlichen Antirevisoren zu werfen.
Laiza war zu Tibor hinüber gekrabbelt und saß stumm neben seiner Leiche.

Dreckig und müde saßen die Wächter in der Cafeteria des Wachhauses, lange Zeit schwiegen sie, dann brach Scoglio das Wort:
"Wieso sie haben sich einfach so in Luft aufgelöst?"
Ruppert seufzte: "Ich denke, dass ihr Blut nichts in dem Oktagramm verloren hatte."
"Aber der Bann des Oktagramms war doch mit dem Säuretod der zwei Antirevisoren gebrochen", argumentierte Olga.
"Ja, aber er war nicht sofort ganz weg. Er hat sich nur langsam abgebaut."
"Außerdem hatten die Antirevisoren Angst empfunden. Angst um ihre Existenz", sagte Laiza leise und schlürfte an ihrem heißen Tee.
"Was wird aus den Rückkehrern?" erkundigte sich Olga.
"Sie bleiben erstmal im Morpork Quadrat Garten unter Quarantäne", meinte Rea, "Wie es aussieht haben sie ihre besonderen Fähigkeiten mit dem Ausschalten der Antirevisoren verloren."
"Natürlich können wir das erst in einiger Zeit definitiv sagen", meinte Cim.
"Und Severin?"
"Er sitzt in Zelle Nummer 2, denn er hat seinen Chef auf dem Gewissen, der Fall ist an RUM weitergegeben worden", antwortete Rea.
"Wäre diese Katastrophe also... abegehakt?" erkundigte sich Herr Made und leerte seine Kaffeetasse.
"Wir sind zufrieden." Die Wächter sahen zur Tür hinüber, wo plötzlich drei graue Kutten aus dem Nichts aufgetaucht waren.
"Ach nein, ihr wieder", entfuhr es Laiza.
"Wir sind zufrieden", wieder holte einer der Revisoren wieder und dann verschwanden sie in dem Nichts aus das sie gekommen waren.
"Drei ehemalige Wächter sind tot, drei Rekruten ebenfalls, im Morpork Quadrat Garten ist die Hölle los ... ich denke nicht dass der Kommandeur zufrieden sein wird."


Ende


14.11.2006 21: 33

[1]  das bedeutete im Wesentlichen: eine fleckige graue Hose, mit einer geflickten grauen Jacke und vergilbten rot-goldenen Abzeichen daran, und einem kleinen Vektor-Abzeichen auf der Brust, was auf die abgeschlossene Ausbildung hindeutete

[2]  Cim hatte den Begriff der Ãœbung in diesem Falle in der Tat etwas strapaziert , wie in diesem Bericht nachzulesen ist: DESDEAMON

[3] Volksrepublik der Sirupminenstraße

[4] Wir kennen die Kieselpaste dank Lilli Baums kulinarischer Hinweise in "Kein Fall für RUM"

[5] je ein Menschen-, Zwergen-, Gnomen-, Trollschädel

[6] Der Kräuterhändler schickte die Rechnung tatsächlich an die Stadtwache aber auch eine Kopie mit einer ausführlichen Beschreibung der Wirkung an die AM-Times. Das ganze sollte zu einem kleinen Skandal avancieren, der erst durch Lord Vetinaris Intervention "inhumiert" wurde.

[7] Vektoren sind in der Biologie niederentwickelte Organismen die Krankheitserreger von Wirt zu Wirt transportieren ohne selbst zu erkranken. Die Entwicklung von außergewöhnlichen Fähigkeiten wurde hier als "Krankheit" bezeichnet - daher würde ich den 88 eher den Titel Reservoirwirt oder Zwischenwirt zuschreiben, ein erkrankter Ãœberträger bzw. ein Wirt für die Larve [7a]. Aber wer kennt sich in der Biologie und Terminologie von Anti-Revisoren schon aus??

[7a] Mögen die Götter wissen, was da aus den Anti-Revisoren wird...


Wörter:

Herr Made   2069
Scoglio   2254
Sillybos   2434
Amalarie Mögebier   2473
Ruppert von Himmelfleck   4332
Cim Bürstenkinn   4612
Olga-Maria Inös   4969
Laiza Harmonie   7216
Rea Dubiata   7503
 



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