Vom Fall eines Sterndeuters

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vollendet am 23.05.2006

Die Times bringt einen Artikel über einen berühmten Astrologen, in dem dieser erzählt, er würde an einem Buch über Zukunftsvorhersagen arbeiten. Als er kurz darauf vom Kunstturm gestürzt wird, liegen die Gründe vielleicht nicht nur in der Vergangenheit...

Kanndra

"Eigentlich", dachte Kanndra Mambosamba, als sie die Tafel studierte, "Sieht alles nach einem ganz normalen Mord aus."
Warum also hatte der Kommandeur es für nötig befunden, eine abteilungsübergreifende Ermittlungsgruppe zu bilden? Und warum hatte man ausgerechnet ihr die Leitung übertragen, obwohl sowohl ein erfahrener Ermittler von RUM, als auch ein Stabsspieß beteiligt waren? Vielleicht steckte Bregs dahinter. Er wollte vielleicht sicher gehen, ob er ihr wieder vertrauen konnte und Harry sollte sie im Auge behalten? Ganz unverdient wäre das nicht, wie die Späherin zugeben musste. Ihr Verhalten als "Xnndra" war ihr noch immer peinlich. Nun gut, das war vorüber und sie würde beweisen, dass es so war. Sie räusperte sich und musterte die im Bereitschaftsraum der FROGs versammelte Truppe.
"Dies wird unsere Operationsbasis. Hier laufen alle Informationen zusammen." Der Feldwebel zeigte auf die große Tafel in ihrem Rücken. Auf dem Stoff waren bereits mit Nadeln Ikonographien der Leiche, ein Zeitungsartikel, erste Informationen über das Opfer und eine Übersicht über die bisher gefundenen Spuren am Tatort befestigt.
"Heute morgen gegen fünf Uhr haben drei Studenten der Unsichtbaren Universität die Leiche des bekannten Astrologen Michael von Notomnibus unweit des Kunstturmes gefunden", fasste Kanndra zusammen.
"Ist er vom Turm gestürzt?" Obergefreite Ophelia Ziegenberger sass mit durchgedrücktem Rücken auf ihrem Stuhl, als befände sie sich bei einem Kaffeekränzchen. Ihre Augen drückten jedoch den Schock aus, den eine solche Vorstellung in jedem empfindsamen Wesen hervorrief. Mehr als zweihundert Meter tief fallen! Aus diesem Stoff waren Alpträume.
"Offensichtlich. Und aufgrund der Verletzungen am Körper des Toten und der auf dem Turm gefundenen Kampfspuren kann Selbstmord höchstwahrscheinlich ausgeschlossen werden. Wir sollten das aber noch einmal überprüfen." Die Späherin überlegte kurz. "Romulus und Laiza, ihr schaut euch noch mal am Tatort um und Übrigens und Will reden mit den Leuten von Susi. Der Bericht der Gerichtsmediziner sollte eigentlich langsam fertig sein." Sie nahm einen Schluck Kaffee, während sie noch einen Blick auf die Tafel warf. Was noch? Ach ja... "Interessant ist noch, dass erst am Samstag ein Artikel in der Times erschienen ist, in dem über Notomnibus' Arbeit berichtet wurde. Es ging vor allem über ein Buch mit Zukunftsvorhersagen, an dem er gerade schrieb. Es ist also möglich, dass das Motiv des Mordes damit zu tun hat. Obergefreite Ziegenberger und ich werden uns deshalb die Wohnung des Toten vornehmen, und schauen ob wir etwas darüber herausfinden. Hatscha und Harry befragen bitte die Zauberer und Gefreite Feldacker lässt ihre Kontakte spielen. Vielleicht war es ja ein illegaler Auftragsmord oder es gibt andere Informationen aus der Szene. Noch Fragen?"

10.11.2005 12: 02

Harry

"Ja, eine", meldete sich Harry. "Eigentlich sieht das doch alles nach einem ganz normalen Mord aus - warum hat Rascaal dazu überhaupt eine abteilungsübergreifende Ermittlungsgruppe gebildet?"
"Ich habe keine Ahnung", entgegnete der Feldwebel wahrheitsgemäß. "Vielleicht hat jemand Wichtiges aus irgendeinem Grund seinen Einfluss geltend gemacht? Möglicherweise finden wir das ja heraus."
Romulus war inzwischen an die Tafel heran getreten und studierte den Zeitungsartikel.
"Prophet verspricht unglaubliche Offenbarungen", las er vor. "'Es wird ein Knüller', sagte Michel von Notomnibus der Times. Der Autor hat bereits früher eine Sammlung von Prophezeiungen herausgebracht, die viele Leute heutzutage für eine Schilderung der geheimnisvollen Ereignisse um Herrn Hong halten. Kritiker werfen dem selbst ernannten 'größten Hellseher aller - und ich meine aller Zeiten' jedoch vor, dass seine in Versform gehaltenen Prophezeiungen so vage und kryptisch sind, dass man im Nachhinein alles darin sehen kann. In diesem Fall, verspricht Notomnibus jedoch, wird niemand an den Vorhersagen zweifeln können. Ob das wirklich so ist, wird sich spätestens in vier Wochen herausstellen, wenn das Buch endlich..."

Romulus wandte sich von der Seite ab. "Nun ja, erscheinen wird es jetzt ja wohl nicht mehr. Vielleicht hatte wirklich jemand so eine Angst vor dem, was darin steht, dass er den Mann töten ließ... aber wer?"
"Genau das wollen wir jetzt herausfinden." Kanndra stand von ihrem Platz auf. "Alle wissen, was zu tun ist, nehme ich an."

11.11.2005 21: 25

Laiza Harmonie

"Es stellt sich nun die Frage wo das Manuskript dieses Buches ist", meinte Laiza als alle aufstanden um sich auf ihren Teil der Arbeit zu stürzen, "wenn es in vier Wochen erscheinen sollte, ist es bestimmt schon fertig und wartet nur noch auf den Druck."
Kanndra nickte: "Natürlich, aber keine Druckerei der Stadt hat das Manuskript, wir können nur hoffen das es sich in der Wohnung von Herrn von Notomnibus ist."
"Ansonsten haben wir es nicht nur mit Mord zu tun, sondern auch mit Diebstahl", meinte Ophelia.
"Oder sogar noch Betrug, vielleicht will sich jemand anderes mit von Notomnibus Lorbeeren schmücken", fügte Laiza hinzu.
"Wer weiß was in dem Buch steht", überlegte sich Übrigens Gernegroß, doch der Feldwebel unterbrach ihn.
"Das werden wir erst herausfinden wenn wir das Buch gefunden haben. Wir sollten uns an die Arbeit machen."


11.11.2005 23: 07

Ophelia Ziegenberger

"Da wären wir!" Die F.R.O.G.-Späherin blickte kurz auf die Notiz in ihrer Hand und dann wieder zu dem langen Häuserblock vor ihnen, der sich rechterhand bis zur Augentroststraße hinunter zog. Selbst dieser kurze Moment des Innehaltens wurde mit unwilligem Knurren und mit Ellenbogenstößen von vorbeihastenden Passanten quittiert, die aus der hinter ihnen liegenden Esoterischen Straße hervorquollen.
Ophelia trat hastig beiseite und folgte der dunkelhäutigen Gennuanerin, die sich schon wieder zielstrebig in Bewegung gesetzt hatte. Die Fassade des alten Hauses glich mehr einer verrußten Felswand, als dem ehemals prunkvollen Gemäuer, nahe dem Zentrum der Zwillingsstadt, das es einst gewesen sein musste. Die Gegend war nicht die schlechteste und sowohl des Tages als auch nächtens wohl äußerst belebt. Nicht zuletzt, weil der Hier-Giebt's-Alles-Platz ein kleines Stück hinter ihnen lag.
Ophelia fröstelte, als ihr der unweigerliche Gedanke kam: dieser Platz lag ungefähr auf halbem Wege zwischen der Wohnung des Opfers und dem Schauplatz des... Todesfalles. Ihr Magen krampfte sich leicht zusammen, bei diesem ungewollten Wortspiel. Übelkeit stieg gleich Sirup in ihrer Kehle auf. Sie hatte definitiv zu viel Phantasie! Phantasie, die sich kaum aufhalten ließ, so sie einmal in Gang geraten war!
Gewiss würden die Kollegen die sterblichen Überreste nicht einmal völlig vom Boden abbekommen können? Außer vielleicht, wenn sie einen Teil des Bodens abtrügen. Ob Spaten dazu ausreichen würden? War der Platz um den Kunstturm mit Steinen gepflastert?
Sie legte sich beruhigend die flache Hand auf den Magen und versuchte die Augen vor den blutigen Bildern zu verschließen, vor den Spritzern und den Splittern und den Fetzen. Sie versuchte ihre Ohren vor dem eingebildeten Geräusch des schweren Wächterstiefels zu schützen, der auf...
"Ophelia?"
Sie schlug die Augen wieder auf – gerade rechtzeitig, um nicht in den Feldwebel zu laufen. Die braunen Augen blickten sie misstrauisch an, beinahe gereizt. "Alles in Ordnung?"
Sie beeilte sich, schnell zu nicken. "Ja, Mam, es ist alles in bester Ordnung. Kein Grund, sich Sorgen zu machen."
Kurz wollte es scheinen, dass ihre Vorgesetzte nachhaken würde. Diese runzelte die Stirn, wandte sich dann jedoch der Haustür zu, die sie soeben erreicht hatten. Der eisenbeschlagene Eingang mit dem schweren Riegel ließ sich nicht ohne weiteres öffnen, so dass Kanndra kräftig dagegen schlug.
Sie warteten. Nach einer halben Ewigkeit und weiterem "Klopfen" hörten sie sich nähernde Schritte. Eine relativ junge Frauenstimme fragte vorsichtig: "Wer ist da?"
Die Wächterin näherte ihr Gesicht der Tür: "Wächterin Kanndra und Wächterin Ziegenberger. Öffnen Sie bitte!"
"Zeigen Sie mir erst ihre... ihre Dienstmarken?" Ein kleines Guckloch öffnete sich einen Spalt breit.
Kanndra nickte Ophelia zu und beide hielten die verbeulten Bleche kurz vor die Öffnung. Das winzige Türchen schloss sich wieder und der große Riegel wurde fort geschoben. Im Schatten des Türsturzes erkannten sie eine schüchterne Frau, klein und zierlich, mit langem Haar. "Ja bitte?"
Die Freiwillige Retterin warf einzelne Stränge ihres Zopfes wieder über die Schulter und steckte die Dienstmarke weg. Sie schielte dabei an eine ihrer widerspenstigen Locken vorbei und taxierte die Blondine von Kopf bis Fuß. "Wir kommen in dienstlicher Sache und möchten gerne eintreten, wenn das irgendwie machbar wäre." Die eingeflochtene Bitte war dem Tonfall nach kaum noch zu erkennen. Die Dame bat sie sehr schnell herein. Kanndra ließ keine Minute unnütz verstreichen.
"Wer sind Sie, bitte?"
"Ich bin die Haushälterin hier, Händchen Mehltau." Sie griff vorsichtshalber nach den Schürzenzipfeln und knickste.
Die F.R.O.G. sah sich flüchtig um, deutete dann jedoch Ophelia mit einem Wink an, dass jetzt der richtige Moment wäre, den Notizblock aufzuschlagen, den diese die ganze Zeit schon wie im Anschlag bereit gehalten hatte. Kurz darauf hörte man leises Kratzen auf rauem Pergament. Die junge Frau wirkte plötzlich sehr nervös. "Händchen Mehltau... wie lange arbeiten Sie schon für den Astrologen Michael von Notomnibus?"
Die dünnen Hände krallten sich knochig in die Schürze und das ohnehin blasse Gesicht verlor jeglichen Rest von Farbe. "Ich war es nicht! Bitte... ich habe nichts damit zu tun!"
Kanndras Augen funkelten mutwillig. "Womit wollen Sie nichts zu tun haben?"
Die kleine Angestellte schaute Hilfe suchend zu Ophelia. "Wirklich nicht! Mit seinem Tod natürlich."
Ihre Augen weiteten sich jetzt fast panisch, als sie sich der Gnade der dunkelhäutigen Wächterin ausgeliefert fand. "Das weiß doch schon jeder! Auf dem Marktplatz reden sie alle davon! Natürlich habe ich gemerkt, dass er heute Nacht nicht zu Hause gewesen sein kann. Er hat nicht einmal seine Weste vom Vortag gewechselt, wo er doch niemals zwei Tage hintereinander dasselbe Kleidungsstück getragen hat! Er hat immer so auf sein Äußeres geachtet! Oh, bitte... glauben Sie mir! Ich hatte nichts damit zu tun. Ich bin nur heute früh, wie jeden Morgen, her gekommen, um sein Frühstück zuzubereiten und ihm die Wäsche zu waschen. Aber er war nicht da und sein Bett war unberührt. Da habe ich mir noch nichts dabei gedacht. Aber als ich neues Gemüse auf dem Platz kaufen wollte, da haben sie schon von den Spurensicherern gesprochen, die mit einem Eselskarren zur UU unterwegs waren und dass sie einen Unbefugten vom Gelände holen, einen, der vom Turm gestürzt wurde, und der bei den Zauberern kein Unbekannter war."
Der Feldwebel hakte schnell nach: "Was soll das heißen, kein Unbekannter?"
Die kleine Frau kaute betroffen auf der Unterlippe. "Ach, das wussten Sie noch nicht?" Sie zögerte kurz, bemerkte dann aber das unheilvolle Glühen in den fremdländischen Augen und beeilte sich zu antworten: "Der Herr war regelmäßig zu Gast bei den Herren Zauberern."
Ophelia schnappte erstaunt nach Luft, als sie von ihren Stichpunkten aufsah. Sie fragte fast im Chor mit ihrer Vorgesetzten, was ihr einen weiteren unwilligen Blick von dieser einbrachte: "Zu Gast?" Schnell konzentrierte sie sich wieder auf Stift und Papier.
Die Späherin betrachtete Frau Mehltau nun mit einer Eindringlichkeit, die diese ihren Blick senken ließ. "Erklären Sie das etwas genauer. Wie kann das sein, wo doch jeder weiß, dass die Zauberer ein recht eigenbrötlerisches Völkchen sind, die nicht viel Kontakt zu Außenstehenden pflegen?"
Die Antwort kam leise, doch mit einem ungewollt belustigten Unterton: "Nun, vielleicht ist das etwas Anderes, wenn man gemeinsame Interessen hat?" Sie blickte mit einem schiefen Schmunzeln auf. "Herr von Notomnibus liebte gutes Essen. Und einer der näheren Orte in dieser Stadt, an dem dies reichlich zu bekommen ist, ist die Neue Aula der UU – wenn man denn einen Zauberer in eine interessante Diskussion ziehen und somit dazu überreden kann, einen dorthin einzuladen."
Die beiden Ermittlerinnen sahen sich mit großen Augen an.
Die blasse Frau vor ihnen räusperte sich verhalten. "Ich nehme an, Sie wollen sich jetzt seine Räume ansehen?"


12.11.2005 22: 02

Will Passdochauf

Nachdenklich ging Will mit Übrigens, der es sich auf ihrer Schulter gemütlich gemacht hatte, aus dem Besprechungsraum. Sie hatte den Bericht über den Tod des Astrologen in der Times gelesen. Immerhin konnte man so etwas in einer Stadt wie Ankh-Morpork nicht lange geheim halten. Sie hatte erleichtert festgestellt das die Reporter auf die Veröffentlichung einer Ikonographie der Leiche verzichtet hatten. 'Vom Kunstturm fallen', sie schauderte bei dem Gedanken und schlug den Weg zur Kantine ein.
"Ich dachte wir wollen zu den Susis", meldete sich der Gnom und deutete zur Treppe, die in den Keller führte.
"Ah, ja, natürlich wollen wir zu denen, aber es ist ja nicht nötig sie in den Räumlichkeiten zu suchen, in denen sich unter anderem auch Notomnibus Leiche befindet, nicht wahr?", meinte die Hauptgefreite und Gernegroß schien sich mit der Erklärung zufrieden zu geben.

Die Kantine, ein bei Wächtern recht beliebter Aufenthaltsort - immerhin ist man dort vor dem Wetter geschützt und Verbrechen ereignen sich in den Räumlichkeiten meist auch nicht - , war zu diesem Zeitpunkt eher spärlich besucht. Passdochauf ging zum Tisch an dem Jack Platz genommen hatte und grüßte ihren Kollegen. Die gemurmelte Antwort deutete sie als Erlaubnis sich zu setzen.
"Ist das der Bericht über den Fall Notomnibus?", fragte sie, während der Gift- und Gas-Experte sich auf den Tisch stellte und neugierig zu den Unterlagen, in denen der Gerichtsmediziner vertieft zu sein schien, sah.
"Glaubst du S.U.S.I hat sich nur um einen Fall zu kümmern? Wir sind hier in Ankh-Morpork. Hier geschehen täglich jede Menge Morde!", war die Antwort.
Die Kommex sah zum Hauptgefreiten, der bisher ein ebenso großes Streben im Aufstieg der Karriereleiter gezeigt hatte wie sie selbst. "Na ja, es hätte ja sein können.."
"Nun, es ist auch tatsächlich so. Ich bin gerade mit dem Schreiben des Berichts fertig geworden", erwiderte Narrator und reichte ihr die losen Blätter. Er griff in eine seiner Uniformtaschen. "Ich hab hier sogar noch ein paar zusätzliche Bilder der Leiche, falls ihr noch welche braucht", fügte er grinsend hinzu und schob einen Umschlag zur Omnierin , den diese nicht öffnete, da sie zurecht glaubte, das ein Betrachten der Leiche mit dem unfreiwilligen Verlust des Mageninhaltes zusammenhängen würde.
"Vielen Dank. Aber eins frage ich mich immer noch. Wie konntet ihr so schnell herausfinden um wen es sich bei dem Todesopfer handelte?"
"Es gibt da eine neue Alchemistische Methode mit deren Hilfe man erkennen kann ob zwei "Körperfetzen" von der gleichen Person stammen. Dafür braucht man zwar hochkomplizierte Chemikalien und schwer zu beschwörende Dämonen, aber es funktioniert. Die Erfolgsrate liegt bei ganzen fünfzig Prozent".
Er machte eine kurze Pause. "In diesem Fall war aber das Ganze gar nicht nötig. Wir fanden eine Quittung der Diebesgilde bei ihm, mit seinem Namen drauf. Aber, das kannst du ja auch selbst nachlesen."

13.11.2005 17: 36

Ilona Istnichtgut Feldacker

Ilona ging nachdenklich die Straße entlang und versuchte all ihre Gedanken zu sortieren. Michael von Notomnibus, sie hatten doch nicht gestern noch im Club der Philosophen über ihn geredet. Die anderen beiden waren so aufgeregt gewesen über sein Buch und konnten es kaum abwarten dieses zu lesen. Aber soweit sie sich erinnern konnte, kannte keiner der beiden Notomnibus persönlich. Dennoch konnte es nicht schaden kurz bei ihnen vorbei zu schauen, immerhin schienen sie mehr über ihn zu wissen als Ilona im Moment.
Es dauerte eine Weile, doch schließlich stand sie vor einem kleinen etwas herunter gekommen Haus im Ly Schwatzmaul Weg, das von Außen eher unbewohnt aussah. Die Tür ging nur mit Mühe und nach etlichem gegen treten auf, doch schließlich stand sie in dem kleinen und dunklen Flur.
"Hallo jemand hier!" rief die Wächterin in den Raum hinein.
"Es kommt ganz darauf an wer das wissen möchte" kam es von weiter oben.
"Wer wohl? Ich bins Ilona", antwortete die Kontakterin und schüttelte den Kopf.
"Gut dann sind wir beide hier."
"Und was wäre wenn jemand anderes gefragt hätte?"
"Dann hätte ich ihm klar gemacht das dieses Haus verlassen ist."
"Sags mir nicht, ich will gar nicht wissen wie."
Im oberen Stockwerk saßen der Gnom und sein Freund um die Zeitung und lasen grade über Notomnibus.


14.11.2005 17: 03

Übrigens Gernegroß

"Eine Quittung der Diebesgilde?" Übrigens blickte Jack nach, der mit einem Pott Kaffee in der Hand die Kantine verlassen hatte. "Warum liegt bei einem Toten eine Diebesquittung? Jeder Dieb sollte sich hüten, sein Opfer vom Kunstturm zu stürzen oder sonstwie für seinen Tod verantwortlich zu sein..."
"Vielleicht war es ja auch Selbstmord", schlug Will vor, die immer noch die SUSI-Akte in der Hand hielt. Sie drehte sie zwischen den Fingern, konnte sich aber nicht dazu aufraffen, sie zu öffnen und die Ikonographien zu untersuchen.
"Wegen eines Diebstahls? Das einzige was dafür in Frage käme, wäre jawohl das Manuskript seines Buches. Aber sich dafür gleich umzubringen, finde ich doch ein bisschen übertrieben. Es gibt schließlich wichtigere Dinge im Leben.[1]"
"Es sei denn, an der Zukunfts-Vorhersage-Sache ist was dran. Vielleicht hat er etwas schreckliches herausgefunden und wollte deshalb nicht mehr leben?" Der Umschlag drehte sich jetzt schneller.
"Das erklärt dann aber nicht die Quittung."
"Vielleicht war der Dieb auch nur zufällig in der Nähe, als Notomnibus sich vom Turm gestürzt hat?"
Übrigens guckte sie skeptisch an. "Ich finde, du steigerst dich zu sehr in deine Selbstmordidee rein. Noch gibt es dafür keine Indie..., Indits..., äh, Hinweise, und Beweise erst recht nicht!"
"Aber..."
"Jetzt vergiss deine Theorie erstmal und mach endlich den Umschlag auf, du machst mich noch ganz kirre! Ich hole mir so lang 'nen Kaffee." Sprachs und ließ die Obergefreite sitzen. Skeptisch betrachtete sie ein letztes Mal den Umschlag, dann fanden ihre Finger den Weg zum Verschluß.

14.11.2005 17: 42

Harry

"Und, wie ist es bei FROG?", eröffnete Hatscha das Gespräch, nachdem Harry es sich auf ihrer Schulter bequem gemacht und sie beide unterwegs zur Unsichtbaren Universität waren. Zusammen mit Romulus und Laiza, die ja fast das gleiche Ziel hatten, saßen sie auf einem der Eselskarren der Wache und fuhren durchs nachmittägliche Ankh-Morpork.
Harry betrachtete seine grüne Uniform. "Ich weiß nicht so recht. Ich glaube, Bregs ist ziemlich enttäuscht von mir. Bisher habe ich erst die Anfängerübungen der ersten Stufe bestanden, dabei bin ich nun schon fast ein Jahr in der Ausbildung. Armbrustschütze war irgendwie doch nicht die richtige Wahl. Und wie ist es bei GRUND?"
"Anstrengend... aber nicht schlecht."
Harry schwieg.

Einige Zeit später kam der Karren an der Unsichtbaren Universität an. Laiza und Romulus marschierten zum Kunstturm, und Hatscha ging mit Harry auf der Schulter zum Eingangstor der Hauptgebäudes, wo sie von einem Brüller hereingelassen und kurze Zeit später von einem jungen, dunkelhaarigen Zauberer namens Artemis Vogel empfangen wurden, der sich als Professor für Futorologie vorstellte.
"Ja, der Notomnibus, ja, tragisch, wirklich tragisch, sage ich, nicht?", eröffnete er ohne lange Vorreden das Gespräch. "Hatte etwas eigenwillige Ansichten, ja, die hatte er, aber er war ein sehr anregender Gesprächstpartner, nicht?"
"Haben Sie ihn oft getroffen?"
"Ja, ich sage mal, er kam bestimmt einmal die Woche zum Essen hierher, nicht? Wir haben uns über verschiedene Hellsichtsmethoden ausgetauscht, und er hat immer erzählt, er hätte jetzt absolut narrensichere Vorhersagen, nicht? Aber er wollte sie nicht verraten, wollte er nicht. Hat immer gesagt, ich soll auf das Buch warten, nicht?"
"War er heute Morgen, als er vom Turm gestürzt wurde, vorher bei Ihnen gewesen?"
"Oh nein, das war er nicht... er kam immer abends am Oktotag, nicht? Also vorgestern. Aber da war er eigentlich wie immer, nicht? Warum er sich also vom Turm gestürzt haben sollte, weiß ich wirklich nicht, nicht?"

15.11.2005 21: 51

Hatscha al Nasa

Hatscha betrachtete den Zauberer, während sie mit ihm sprach. Harry machte sich auf ihrer Schultern Notizen. Diese Redensweise von diesem komischen Kauz - Verzeihung, Vogel - machte sie noch ganz wahnsinnig. Außerdem schien man nichts Interessantes aus ihm rausholen zu können. Bis vielleicht auf die Tatsache, dass Notomnibus das letzte Mal vor zwei Tagen in der Universität gewesen ist. Was hat dann gestern abend oder heute ganz in der Früh hier zu suchen gehabt?
Genau das fragte sie ihn dann auch. "Ja, das wissen wir nicht, nicht? Das ist seltsam, nicht? Vielleicht hat er noch eine kleine Forschung für sein Buch machen müssen, oder nicht?"
Hatscha musste niesen. "Hey!", rief Harry von der Schulter aus ihr ins Ohr. "Ich wäre fast runtergefallen! Und einen ekligen Strich hab ich auch in meine Notizen gemacht."
"'tschuldigung. Hättest ja auch zur Befragung runterkommen können. Du solltest meinen Schnupfen kennen", sagte Hatscha.
"Gesundheit, nicht?", kam es von dem Zauberer.
Sie führten das Gespräch noch ein wenig weiter, was Hatscha zur Verzweiflung und letztendlich zur Aufgabe brachte. "Ich glaube, wir wissen jetzt alles, was wir von Ihnen erfahren können. Wenn Ihnen noch etwas wichtiges, hilfreiches einfällt, dann kommen Sie einfach vorbei und sagen uns Bescheid."
Daraufhin verließ sie mit Harry auf der Schulter den Raum. Draußen gab es noch einen kurzen Wortwechsel. "Du bist sicher, dass du alles in Erfahrung gebracht hast?"
"Nein, aber mich hat der Kerl wahnsinnig gemacht!", gab sie zu. Dann zuckte sie vorsichtig mit den Schultern. "Meinst du, ein anderer Zauberer kann uns noch mehr erzählen?"
"Hm, wenn er ein Professor für Futorologie war, wird er doch der Experte auf dem Gebiet sein, nicht?" Hatscha funkelte ihren Kollegen böse an.
"Also gut. Mir ist da gerade noch eine Frage eingefallen." Sie drehte ruckartig um und der Gnom musste sich in ihre Haare klammern, um nicht herunterzufallen. Sie klopfte an die Tür.
"Ja?", kam es von drinnen. Es klang ein wenig genervt.
Hatscha machte die Tür auf und trat ein. "Mir ist da eben noch eine Frage eingefallen."
"Dann stellen Sie sie doch, nicht?"
"Ja", antwortete sie irritiert. Harry hatte seinen Block wieder gezückt. "Hat er mit Ihnen auch ab und zu über die Inhalte seines Buches geredet?"
"Naja, Vorhersagen, nicht?"
"Das wissen wir, ja. Aber genaueres? Bestimmte Vorhersagen, die Sie mit ihm diskutiert haben? Worüber haben Sie denn mit ihm diskutiert?"
"Er wollte nichts verraten, nicht? Wir sollten auf das Buch warten."
"Schade. Hätte uns sicherlich weiter geholfen. Weiß vielleicht einer Ihrer Kollegen mehr?"
"Denke ich nicht, nicht? Sonst hat sich kaum einer auf dieses Gebiet spezialisiert, nicht?"
"Dann vielen Dank."

16.11.2005 18: 16

Kanndra

"Zuerst das Arbeitszimmer, bitte." Die Späherin nickte der Haushälterin zu und wartete darauf, dass diese vor ging. Gespannt fragte sie sich, ob sie dort das Manuskript oder etwas anderes finden würden, das sie auf die Spur des Mörders führen würde. Die Obergefreite hinter ihr räusperte sich zweimal, sagte aber nichts.
"Was ist denn los?", flüsterte Kanndra ihr zu, in der Annahme, Ophelia wolle ihr etwas mitteilen, dass Händchen Mehltau nicht hören sollte.
"Es ist nichts, Mä'äm", beeilte Ophelia sich, dem Feldwebel zu versichern. Diese wurde von der blonden Frau abgelenkt, die sie bis auf die oberste Etage geführt hatte und nun auf eine etwas wacklige, aber breite Stiege deutete, die in einer niedrigen Tür endete.
"Dort oben ist... war sein Observatorium, da hat er auch seinen Schreibtisch und alle seine Papiere." Frau Mehltau knetete weiter ihre Schürze. "Kann ich jetzt gehen, ich habe noch einen anderen Herren zu versorgen? Sie können die Tür einfach zuziehen, wenn Sie gehen."
"Einen Augenblick noch. Hat Herr von Notomnibus mal über sein Buch mit Ihnen geredet?"
"Ich weiss, dass er eines veröffentlichen wollte. Und das er sehr aufgeregt deswegen war. 'Sie werden sich noch alle wundern, Händchen' hat er immer gesagt und dann hat er gelacht."
Die Späherin zog die Augenbrauen in die Höhe und starrte die kleine Frau verwundert an. "Was soll das denn bedeuten? Wer wird sich wundern und warum?"
Ophelias Stift kratzte unablässig über den Block. Ihre Phantasie gaukelte ihr den Astrologen als heldenhaften Vertreter einer Wahrheit vor, der sich gegen alle Widerstände stellte und den Mächtigen trotzte... Das Frau Mehltau bedauernd den Kopf schüttelte und Kanndra sie nach Erfragung ihrer Adresse gehen ließ, bekam sie kaum mit.
"Worauf wartest du noch, Obergefreite? Lass uns rausfinden, was dieses verflixte Buch mit der ganzen Sache zu tun hat." Die Gennuanerin hatte die Tür zum Arbeitszimmer einladend geöffnet.

17.11.2005 16: 00

Ilona Istnichtgut Feldacker

Der Besprechungsraum des Clubs war ziemlich klein und überall lagen Aufzeichnungen von verschiedenen Diskusionen. In der Mitte stand ein runder Tisch den man unter den Papier und Bücherhaufen nur wage erkennen konnte.
"Ist es nicht schrecklich?" jammerte Fred und sah betrübt zu Boden.
"Was ist schrecklich?" hackte Ilona nach und sah ihn verwundert an.
"Na der Tod von Notomnibus, was sonst!" mischte sich Tom der Gnom ein und schüttelte den kleinen Kopf.
Woher wussten die beiden schon wieder davon, fragte sich die Wächterin verwundert. Immerhin hatte sie erst heute Morgen in der Wache davon erfahren. Man konnte doch nicht schon jetzt überall in der Stadt davon sprechen oder?
"Man spricht in allen Philosophen Kreisen von nichts anderem mehr", beantwortete Fred ihre unausgesprochene Frage, als hätte er sie voraus geahnt.
"Und was sagen sie dazu?" fragte Ilona interessiert.
"Im Moment gibt es zwei Lager. Die einen sind geschockt und ärgern sich dass, das Buch nun wohl niemals veröffentlicht wird. Die anderen freuen sich da so eine große Gefahr gebannt ist", antwortete Tom.
"Was den führ eine Gefahr?" fragte die Wächterin verwundert.
"Das Buch natürlich. Stell dir doch mal vor wenn es stimmt und man damit wirklich in die Zukunft blicken kann. Da hätten ganz schön viele Leute keine Arbeit mehr. Was ist mit alle den Wahrsagern, die bräuchte dann keiner mehr. Oder mit den Philosophen die sich auf die Zukunft spezialisiert haben, die müssten sich dann ein neues Gebiet suchen. All diese Leute sind mehr als froh darüber dass, das Buch wohl niemals erscheinen wird und sie ihre Arbeit behalten können", erklärte er ihr und sah dabei nachdenklich auf den Zeitungsartikel.
Natürlich, daran hatte Ilona noch gar nicht gedacht. Jeder dessen Beruf etwas mit der Zukunft zu tun hatte, würde mit erscheinen des Buches große Probleme bekommen. Denn wer bezahlt schon einen Wahrsager wenn er selber in einem Buch nachschlagen kann. Konnte es vielleicht sein das jemand Herrn Notomnibus deswegen umgebracht hatte?


18.11.2005 18: 42

Laiza Harmonie

Über zweihundert Meter ragte der Kunstturm über dem Universitätspark auf.
Laiza wurde alleine vom Blick nach oben zur Turmspitze schwindelig. Ihr Augen verfolgten den vermeintlichen Fallweg des Herrn von Notomnibus, bis sie den Boden erreichte und damit einen Ort, der noch von der Spurensicherung gekennzeichnet war. Und von einer riesigen langsam eintrocknenden Blutlache.
"Ich hab über den Kunstturm gelesen", fing sie an zu reden und blickte den Chief-Korporal von Grauhaar an, "als ich nach Ankh-Morpork kam, es heißt man könne von seiner Spitze aus den Rand der Scheibe sehen."
Der Werwolf schmunzelte, doch die Okkultismusexpertin hatte sich schon wieder Notomnibus Aufprallstelle zu gewand. Weiße Kreidelinien skizzierten die Position des Körpers. Er musste sich sämtliche Knochen im Leib gebrochen haben, als er auf den Boden auf schlug.
"Vielleicht wollte er genau das", meinte Romulus plötzlich und strich sich über seinen Stoppelbart.
"Wie bitte?"
"Vielleicht wollte von Notomnibus den Rand sehen."
"Dann stellt sich die Frage was er dort zu sehen hoffte", entgegnete Laiza und näherte sich der Tür zum Turm, "Wir sollten nachschauen, was wir dort oben finden."
Sie öffnete die Tür und blickte ins dunkle Innerste.
"Hast du auch gelesen, dass der Turm achttausendachthundertachtundachtzig Treppenstufen besitz?"
Sie trat einen Schritt in den Turm hinein und entzündete ein Streichholz, das sie aus ihrer Umhängetasche gezogen hatte. Der Schein des kleinen Holzstückes verlor sich in dem fensterlosen Gebäude.
"Ich glaube... das habe ich übersehen..."

19.11.2005 14: 41

Ophelia Ziegenberger

Kanndra trat einen Schritt vor und war schon im Labyrinth des Arbeitszimmers verschwunden. Ophelia konnte nicht umhin, das Chaos zu bemerken. Bücher türmten sich auf den vormals freien Flecken des Teppichs in die Höhe und erinnerten makabererweise an den einen Turm, der dem Besitzer all dieser Schätze zum Verhängnis geworden war. Die Regale, die tief in den Raum hinein ragten, bildeten zusammen mit diesen exotischen Stalagmiten und den Papierseiten, die von jeder einigermaßen waagerechten Fläche herunterhingen, einen schattigen Blätterwald, der nach Pergament und Leder duftete.
Etwas tiefer im Raum ratschte schnell und laut, Tageslicht sickerte zwischen die Regale.
"Ma'am?"
Die Antwort klang gedämpft von der anderen Seite der Dachschräge zu ihr herüber. "Ja? Was denn?" Ebenso wie der Klang lauten Raschelns und unbarmherziges Klappen und Schlagen fester Buchdeckel.
Die junge Obergefreite seufzte leise, hob etwas die diversen Lagen Röcke an, die sie trug, und begann, sich vorsichtig einen Weg um die wertvollen Einbände und deren dicht beschriebenen "Manuskriptbewuchs" herum zu suchen. Mehrmals machte sie einen besonders großen Schritt, um nicht auf Papier treten zu müssen. Sie erreichte die andere Seite der Dachkammer – und war erstaunt. Der dunkle Raum öffnete sich, wie wenn ein Ungeheuer seine gierigen Zähne in das Dach geschlagen und dort ein Loch hinterlassen hätte.

Was tatsächlich der Wahrheit recht nahe kam. Die kurze, doch selbstverständlich ruhmreiche Regentschaft des Drachen, hatte deutliche Auswirkungen auf die Bauvorhaben der Stadt hinterlassen. Von Notomnibus hatte die Gunst der Stunde genutzt und die architektonische Neuplanung des obersten Stockwerkes dieses Gebäudes, das mit dem Drachenschwanz Bekanntschaft geschlossen hatte, in die eigenen Hände genommen. Es schien, als wenn er dabei auch auf seinen guten Draht zu einem Zauberer hatte zählen können.

"Unglaublich!" Ophelia trat näher und hob eine Hand an die gewölbte Membran. "Das muss ihn ein Vermögen gekostet haben!"
Der Feldwebel war schon völlig in die Sichtung der nächstbesten Unterlagen vertieft und hörte nur mit einem Ohr zu. Dennoch wusste sie instinktiv, was gemeint war. Sie brummte unwillig: "Es sei denn, man lässt sich das Abweis-Feld von einem gutwilligen Bekannten zaubern."
Ophelias Hand strich über die kaum sichtbare Wand. "Das ist... wunderschön. Viel besser als die verschwommenen Scheiben aus den Glasbläsereien. Ich hatte schon von solch einer Möglichkeit gehört aber da war die Sprüche-Kombination wohl noch im Forschungstrakt. Ich wusste gar nicht, dass sie inzwischen freigegeben wurde. Die Schicht ist federweich! Dabei soll sie größten Belastungen standhalten und extreme Temperaturschwankungen ausgleichen können!" Seitlich der Verankerung gab es einen Hebel, der fast wie ein Zauberstab aussah, den jemand in die Wand gerammt hatte. Ihre Neugier begann in den Fingern zu kribbeln.

Hinter ihr erklang die genervte Stimme der Späherin. "Das ist ja schön und gut aber wir sind nicht zum Aus-dem-Fenster-Starren hergekommen. Es wäre überaus freundlich, wenn die Dame sich vielleicht auch mal herbemühen und mit anpacken würde!" Die Worte wurden von leisem Knistern begleitet. Dann murmelte die F.R.O.G. leise vor sich hin, was sie beim Überfliegen der Dokumente mitnahm. "Margaretens Gugelhupf der beste, den... hatten sie nicht die günstigste Konstellation für die... bevor ich den Bericht des... Zerreffekt... Rechnung der Schneidergilde... freundlichst Ihre Einladung vom... hmmm..."

Der Hebel faszinierte sie ungemein. Was wohl geschehen würde, wenn sie ihn berührte und umlegte? Immerhin musste es etwas mit dem Fenster und diesem Kraftfeld zu tun haben. Also konnte es nichts Gefährliches sein?

"...beim letzten Treffen der Kameraden... Blumen gießen... zum Haare raufen mit den dämlichen Viechern, die nie wirklich ruhig stehen, sondern stattdessen ständig rumzappeln... die Vereinbarung mit... Meine Güte. Der Kerl hat echt kein Händchen für Ordnung!" Kanndra musste leise in sich hinein kichern. "Wenn auch vielleicht eines für die Küche."

Ein plötzlicher Windstoß fegte alle Blätter im Raum von den geraden Flächen und pustete sie hoch hinauf an die Decke, von wo sie neu sortiert herunter rieselten.
Eine sehr verlegen klingende Stimme begann sich hastig zu entschuldigen: "Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass das passiert, ich hätte nicht gedacht, dass es einen Rückstoß haben würde oder eine Art Sog, wenn ich es öffne aber jetzt ist es ja schon wieder zu, ich wollte auch nur..."

Kanndra drehte sich betont langsam um und durchbohrte die rothaarige Ermittlerin mit einem Blick ihrer braunen Augen. Deren Erklärungen kamen immer stockender, bis sie verstummte. Die peinliche Stille wurde nur von leise flatterndem Pergament unterbrochen. Ein älteres Schriftstück mit braunen Kaffeetassenrändern landete auf dem Kopf der Vorgesetzten. Sie stieß es wirsch beiseite, ohne es auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Dann sagte sie, mit zusammen gepressten Zähnen. "Eine Struktur kann ich in dem Kram zwar nicht entdecken. Aber vielleicht hast Du damit soeben wertvolle Spuren zerstört. Nur, falls Dir das nicht klar war."
Ophelia hob kleinlaut die Hand, in der sie eines ihrer sauberen Stofftüchlein hielt. "Zumindest habe ich keine Fingerabdrücke zerstört. – Falls welche da sind." Schnell wich sie dem Blick ihres Gegenübers aus.
Kanndra atmete noch einmal tief durch. Bloß nicht überreagieren. Vielleicht gab es überhaupt keine Spuren, die gefunden hätten werden können. Oder sie hatten sie noch nicht gefunden, würden dies aber gleich nachholen. Es gab so viele Spuren, denen Wind überhaupt nichts anhaben konnte! Und sowieso... der Windstoß hatte längst nicht alle Ecken erreicht. "Beginne Du dort drüben mit dem Suchen. Ich... fange hier am Schreibtisch noch einmal an."

Die Obergefreite wandte sich den Stapeln zu ihren Füßen zu.

Die Stille hinter ihr ließ sich Kanndra ahnungsvoll der kleinen Kollegin zuwenden. "Was ist nun schon wieder?"
Die junge Frau fuhr erschrocken aus ihren Gedanken hoch. "Ich... es..."
"Ja?" Die Einsatzleiterin spürte, wie sie allmählich die Geduld zu verlieren drohte. Etwas in ihr begann mit hämischer Vorfreude auf einen Tobsuchtsanfall zu hoffen. Aber... nein. Das war vorbei. Betont gelassen fragte sie nach. "Hast Du schon etwas gefunden, was uns weiterhelfen könnte?"
Die rot gehauchten Wangen wären im Grunde Antwort genug gewesen. Sie wollte gar nicht wissen, was für ein Problem die Kollegin nun wieder mit diesem Einsatz hatte.
"Ich... es ist nur... Ich bin es nicht gewohnt, in fremder Leute Sachen zu... suchen."
Die Gennuanerin stöhnte innerlich entnervt auf. "Keine Sorge. Er ist tot. Es wird ihm nichts ausmachen. Und selbst wenn er hier neben uns stünde – das ist unser Job! Er hätte sich damit abzufinden."
Ophelia nickte zurückhaltend. "Natürlich, das weiß ich ja. Aber..."
Ritsch! Da war das Ende vom Geduldsfaden. "Nein. Nicht 'aber'. Fang an mit der Suche, damit wir nicht noch mehr unnötige Zeit verschwenden!"

Beide Frauen wandten sich schweigend einem Stapel beschriebener Papiere zu – einem jeweils anderen wohlgemerkt. Weit voneinander entfernte Stapel.

21.11.2005 22: 21

Harry

"Was hältst du davon, wenn wir noch bei Romulus und Laiza am Kunstturm vorbei sehen?", fragte Hatscha den Gnom auf ihrer Schulter, als sie wieder draußen vor den Toren der Universität standen. "Wahrscheinlich sind die beiden inzwischen noch nicht mal oben angekommen."
Harry warf einen prüfenden Blick auf die Nachmittagssonne. "Einverstanden. Bis wir uns wieder im Wachhaus treffen sollen, haben wir ja noch ein paar Stunden."

Von ihren Kollegen war nichts zu sehen, als die beiden Wächter am Kunstturm ankamen.
"Schauen wir uns doch mal um, ob wir hier unten noch verwertbare Spuren finden", schlug Harry vor.
Hatscha warf einen skeptischen Blick auf den Boden um die schon wieder stark verwischte Kreidezeichnung. "Nachdem SUSI - ganz zu schweigen von einer sicherlich nicht kleinen Horde von Schaulustigen - schon hier gewesen war?"
"Man kann nie wissen - vielleicht gibt es hier noch..." Harry verstummte und sah auf die geöffnete Tür. "Sag mal, ist der Kunstturm eigentlich normalerweise abgesperrt, oder steht die Tür immer offen?"
"Natürlich!", entfuhr es Hatscha. "Das hätten wir diesen komischen Vogel mal fragen können. Ich würde eher annehmen, dass die Tür normalerweise verschlossen ist."
"Und dann", ergänzte Harry, "stellt sich natürlich die Frage, woher - und warum - Notomnibus den Schlüssel hatte."

21.11.2005 23: 39

Ilona Istnichtgut Feldacker

Nachdenklich blickte Ilona aus dem Fenster und sah auf das gegenüber liegende Haus in deren Garten grade ein Pärchen einen heftigen Streit hatte. Als die Stimmen lauter wurden, änderte die Wächterin ganz schnell ihre Meinung, die beiden mussten schon sehr lange verheiratet sein, wer sonst stritt sich über zu viel Salz im Essen.
Energisch schüttelte sie den Kopf, sie durfte ihre Gedanken nicht schon wieder wandern lassen, immerhin galt es bei der Klärung eines Mordfalles mit zu helfen.
"Wisst ihr wer mehr über die einzelnen Meinungen der Philosophen und Wahrsager wissen könnte?" fragte sie und drehte sich wieder zu Fred und Tom um.
"Ja", murmelte Tom und sah verlegen zu Boden.
"Ja aber?" hackte Ilona nach und sah ihn etwas verwirrt an.
"Du wirst wohl ein längeres Gespräch mit ihr führen wollen", warf der Gnom ein und hüpfte auf Freds Schulter.
"Wenn es nötig ist ja", antwortete die Wächterin und wunderte sich nun erst recht was das wieder zu bedeuten hatte.
"Siehst du und wir möchten dich eigentlich nicht in den Wahnsinn treiben", sagte Fred beschwörend.
"Was sie ist noch verrückter als ihr beide? Ist das überhaupt möglich?" fragte Ilona und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkeifen.
"Ja das gibt es!" antworten ihre Freunde in einem beleidigten Tonfall und sahen sie etwas verletzt an.
"Schon in Ordnung, war doch nur ein kleiner Scherz", entschuldigte sich Ilona schnell und schalt sich innerlich für ihre Dummheit. Warum musste sie auch immer ihre Gedanken laut aussprechen.
"Also sie nennt sich Hildegard von Warenburg, aber besser bekannt ist sie unter Schreckensburg, auch wenn du ihr das niemals sagen darfst. Sie befindet sich um diese Zeit meistens Außerhalb der Unsichtbaren Universität, da sie der Meinung ist das ihr die Strahlung dort hilft ihre Fähigkeiten zu verbessern. Aber wenn du mich fragst hat sie davon schon viel zu viel abbekommen", erklärte ihr der Gnom in einem etwas versöhnlicherem Tonfall.
"Gut dann werde ich mal mit ihr reden, kann ja nicht so schlimm sein und ihr könnt ja eine Nachricht in den toten Briefkästen hinterlassen, solltet ihr noch etwas neues erfahren", antwortete Ilona.
"Wird gemacht Chef", meinte Fred noch scherzhaft und sah der Wächterin noch nach als sie um die nächste Straßenbiegung verschwand.


25.11.2005 17: 26

Kanndra

Mit spitzen Fingern zog Will die erste Ikonographie aus dem Umschlag, als könnte das Abgebildete irgendwie ihre Hand beschmutzen. Sie schluckte und warf vorsichtig einen Blick auf das Bild. Es zeigte den Kopf des jüngst Verstorbenen in Großaufnahme. Er war von Blut und Erde gereinigt worden und ein Loch im Hinterkopf war deutlich zu erkennen. Schnell wandte die Obergefreite ihre Aufmerksamkeit wieder dem Umschlag zu. Das nächste Bild zeigte die Wunde noch größer. Wieder musste Will schlucken, als sich aufmüpfiger Mageninhalt auf den Weg in ihre Speiseröhre machen wollte. Sie schloß kurz die Augen und sammelte Mut für die letzte Ikonographie im Umschlag. Dann starrte sie verdutzt auf die etwas verschwommene Abbildung eines Usambaraveilchens. Doch noch ehe sie darüber nachdenken konnte, was das mit ihrem Fall zu tun hatte, unterbrach Übrigens ihren Gedankengang. Der Gnom hatte eine fingerhutgrosse Tasse in der Hand und zog sie mit der anderen am Hosenbein.
"Könntest du mich freundlicherweise vielleicht endlich auf den Tisch heben?"
Als die Kommex der Aufforderung nachgekommen war, beugte sich Übrigens interessiert über die Bilder. "Das ist ja hochinteressant. Hast du das gesehen?"

"... für im Zeichen der Himmelskuh Geborene Reichtümer bereithalten, wenn Sie sich nicht scheuen, ein Risiko einzugehen. Vor allem..."
"Eigentlich hatte ich dich ausgewählt, weil ich dachte, dass du als verdeckte Ermittlerin gewohnt bist, schnell und gründlich vorzugehen", sagte die strenge Stimme des Feldwebels hinter ihr.
Ophelia schreckte auf und wurde wieder mal rot. "Ähmm, ich habe hier äh... einige Horoskope gefunden."
"Gut, wenn ein Name drauf steht, nimm sie mit. Ansonsten..." Mitten im Satz wurden die Augen Kanndras glasig.
"Siehst du Sterne in der Ferne, halt sie fest, denn fliegen kannst du nicht!" brach es aus der Späherin in einer viel tieferen als ihrer normalen Stimme heraus.


26.11.2005 17: 29

Laiza Harmonie

Sie hatte überhaupt keine Ahnung wie lange sie schon die schier endlose Treppe bestiegen. Sie wusste nur, dass der Schein der Öl-Lampe, die Romulus in der Hand hielt nicht mehr bis zum Boden des Turms reichte.
Obwohl die achttausendachthundertachtundachtzig Treppenstufen lächerlich waren und mehr an übereinander gestapelten Schieferplatten erinnerten, schmerzten ihre Oberschenkel und sie fühlten sich an wie schwerer Stein. Dabei hatte sie sich noch so fit gefühlt. Aber man sollte nie die Steigung außer Acht lassen, rief sie sich in den Kopf. Und genau diese schmerzte in ihren Beinen.
Laiza wurde immer langsamer, während sich Romulus kontinuierlich weiter nach oben schleppte, wie es wohl nur ein Werwolf konnte. Aber auch er war inzwischen langsamer geworden.
Auf einen der immer wiederkehrenden Treppenabsätze ließ sich die Okkultismusexpertin nieder. Irgendetwas machte sie an ihrem privaten Training falsch, das sie durchzog nachdem sie FROG verlassen hatte. Sie vermisste das Training von Araghast Breguyar und sie hätte nie geglaubt dass sie das einmal behaupten würde.
Erst als sie von der Dunkelheit fast verschluckt wurde bemerkte Romulus, dass seine Kollegin zurück geblieben war.
Er ließ sich ebenfalls nieder.
"Wenn hier wenigstens ein Fenster wäre", begann Laiza ein Gespräch, "Hier ist es so stickig."
Der Werwolf nickte: "Wir müssen weiter."
"Ja", Laiza rappelte sich wieder auf, "Wir müssen heraus finden was dort oben zu sehen ist."
"Genau."

Der Wind pfiff kalt und scharf um die Turmspitze herum und soviel frische Luft auf einmal warf Laiza fast um, als sie durch eine kleine Holztüre auf einen Rundgang stieg. Der Himmel war Wolkenverhangen und grau.
Laiza trat auf die Balustrade zu, zwischen ihr und dem Boden befanden sich Zweihundertmeter Luft. Sie dachte immer, dass das sie keine Höhenangst hatte, doch sie traute sich nicht hinunter zu blicken. Verzweifelt suchten ihre Augen stattdessen nach dem Rand.


28.11.2005 18: 17

Harry

Währenddessen, am Fuß des Turmes

Hatscha und Harry hatten den Boden des Turmes mehrmals abgesucht, aber wie sie befürchtet hatten, waren keine Spuren mehr zu erkennen. Sicher hatte SUSI alles verwertbare vom Boden vor dem Turm bereits mitgenommen.
"Keine Gewalteinwirkung", meinte Hatscha mit einem Blick auf das Türschloss. "Wenn sie wirklich verschlossen war, muss Notomnibus entweder ein hervorragender Schlossknacker sein, oder den Schlüssel gehabt haben."
"Also sollten wir noch mal an die UU zurück gehen", meinte Harry. "Dort kann man uns sicher weiterhelfen, was den Schlüssel zum Kunstturm angeht."

"Ich glaube, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, nicht?" Artemis Vogel zuckte bedauernd mit den Schultern. "Ich meine, jeder der Fakultät hat einen Standard-Schlüsselsatz, haben wir, und der Schlüssel zum Kunstturm gehört auch dazu, nicht? Aber den verleihen wir natürlich nicht, sag ich jetzt mal, wissen Sie?"
Die Korridore des Hauptgebäudes der Universität waren bereits vom Geruch des bevorstehenden Abendessens erfüllt, was Harrys Magen dazu brachte, sich knurrend zu Wort zu melden. Langsam wurde es auch wirklich Zeit, sich zur Lagebesprechung bei der Wache zurückzumelden und sich in die Puppenstube zurückzuziehen.
"Könnten wir uns den Schlüssel von Ihnen vielleicht borgen? Für unsere Ermittlungen?"
"Nun, ich sag mal, das lässt sich sicher einrichten, nicht? Für Wächter..." Vogel kramte in seiner Tasche und zog einen schweren Schlüsselbund hervor. "Mal sehen, wir... na, das ist ja seltsam, nicht?"
"Lassen Sie mich raten: Er fehlt?"
"Ja, ich sag mal, so sieht es zumindest aus, tut es nicht?"
"Na, zumindest wissen wir jetzt, wo Notomnibus seinen Schlüssel hergehabt hat", murmelte Hatscha. "Vielen Dank, Herr Vogel. Wir sollten jetzt besser gehen und Sie nicht länger vom Essen abhalten."

Am Eselskarren warteten die beiden auf Laiza und Romulus.
"Meinst du, Notomnibus hat diesem Vogel die Schlüssel gestohlen? Oder hat er sie ihm gegeben und will es nur nicht zugeben?"
"Gute Frage. Genau so gut wie die, ob der Schlüssel überhaupt bei Notomnibus' Leiche gefunden wurde. Kanndra hat da nichts zu erwähnt."
Harry betrachtete die Silhouette des Kunstturms, die sich majestätisch vor der Abendsonne abzeichnete. "Da runter zu fallen, muss ein echt unangenehmer Tod sein", meinte er. "All die Zeit, die man fällt, und den Boden näher kommen sieht..."
"Das kannst du laut..." setzte Hatscha an und stutzte dann. "Überhaupt. Ist das für einen Mörder nicht sowieso viel zu riskant?"
"Was meinst du?"
"Nun, Notomnibus schließt die Tür auf und steigt eine Stunde oder so den Turm hoch. Der Mörder klettert eine Stunde lang hinterher, und stößt den Hellseher dann von oben runter. Der muss doch schreien wie am Spieß! Und wenn in der nächsten Stunde jemand, der die Schreie gehört haben könnte, die Leiche entdeckt, dann sitzt der Täter in der Falle, weil er noch auf der Treppe steht? Ich würde ja mein Opfer von hinten erdolchen und oben liegen lassen, das wäre auf jeden Fall sicherer. Selbst wenn Notomnibus schon tot war, als er herunter fiel, dann wäre das doch nur ein unnötiges Risiko."
"Und was heißt das?"
"Selbstmord", meinte Hatscha. "Ein Mörder würde das nicht riskieren."
"Es sei denn natürlich..." meinte Harry und sah nachdenklich auf die Turmspitze, "er kann fliegen..."


01.12.2005 20: 30

Ilona Istnichtgut Feldacker

Während Harry und Hatscha über Selbstmord und fliegende Mörder nachdachten, begab sich Ilona auf den Weg zur Unsichtbaren Universität. Die Straßen waren wie immer mit Schlamm überzogen und Ilonas Füße verursachten ein platschendes Geräusch als sie in eine der vielen Pfützen trat. Verärgert merkte sie wie ihre neu gestrickten Strümpfe langsam nass wurden und dabei sollte man meinen dass es bei der Wache nur die beste Ausrüstung gab. Doch es half nichts, als Wächter musste man mit solchen Unannehmlichkeiten auskommen. Als sie an der Unsichtbaren Universität ankam, sah sie zuerst einen jungen Mann, dessen viel zu großer Umhang darauf hinwies das es sich um einen Studenten handeln musste.
"Entschuldigung", rief Ilona ihm entgegen, "wissen sie zufällig wo sich Hildegard Warenburg aufhalten könnte?"
"Wer?" fragte der Student.
"Hildegard von Schreckensburg", versuchte Ilona es mit dem Spitznamen.
"Nie was von ihr gehört. Frauen haben bei uns sowieso keinen Zutritt", kam die Antwort, während der angehende Zauberer kopfschüttelnd weiter ging.
Also in der Universität kannte man diese Frau schon mal nicht, denn grade die Studenten wussten sonst immer über alles und jeden Bescheid. Neuigkeiten verbreiteten sich bei ihnen fast so schnell wie bei alten Damen, deren Rekord aber wohl niemals jemand brechen würde. Nach fast einer Stunde des Durchfragens, war sie kurz davor aufzugeben. Keiner schien diese Frau zu kennen und sie fragte sich langsam wirklich ob ihre Freunde sich nur einen schlechten Scherz mit ihr erlaubt hatten.
Müde setzte sich Ilona auf einen größeren Stein, warum musste man als Wächterin auch immer so viel laufen? Mittlerweile war auch ihr anderer Socken durchgeweicht, in dieser Stadt blieb man einfach nicht sehr lange trocken. Während sie ihre Gedanken weiter schweifen lies, merkte sie gar nicht, wie sich jemand zu ihr runter beugte. Das erste was sie sah war eine lange, alte etwas schrumpelige Nase, was sie sofort aufschrecken lies.
"Na, na Kindchen brauchst dich doch nicht gleich so zu erschrecken", sagte eine ältere Dame beruhigend.
"Bah?" war das einzige was Ilona heraus brachte und konnte ihren Blick nicht von der Nase abwenden. Groß, sehr groß, alt und schrumpelig und äm..... sehr groß, fuhr es ihr immer wieder durch den Kopf.
"Was ist den mit dir los? Kannst du nicht sprechen?" fragte sie und sah Ilona etwas skeptisch an.
"Gna!" konnte diese nur Antworten während sie an nur ein Word dachte, Nase!
"Hallo ich rede mit dir!" meckerte die Dame in einem hohen energischen Tonfall und wedelte wild mit ihren Händen vor Ilonas Gesicht.
"Entschuldigung,", murmelte die Wächterin als sie ihre Sprache endlich wieder gefunden hatte und ihre Augen nun auch den Rest der Frau wahrnahmen.
Sie hatte ein geblümtes Kleid an das hauptsächlich aus giftgrün und einem grellen gelb bestand das von dem Schmutz der Stadt seltsamer weise verschont geblieben schien. Ihre langen grauen Haare hatte sie in einer Art geflochten die man sonst eher bei Schulmädchen sah. Ihre Hände tief in die Hüften gestemmt sah sie Ilona nun aus zwei Augenschlitzen an.
"Entschuldigung? Na das ist wohl auch das mindeste, was man erwarten kann!" schimpfte sie auf einmal drauf los.
"A.. Aber ich hab doch gar nichts gemacht", murmelte Ilona verwirrt und fing an sich zu fragen ob der Doktor dieser Dame vielleicht die falschen Medikamente gegeben hatte.
"Ja genau was machst du überhaupt hier?" fragte sie nun in einem immer noch sehr aufgebrachten Ton.
"Ich suche nach Hildegard Schreckens.. äm Warenburg", antwortete die Wächterin für die nun feststand das diese Frau nicht nur die Falsche Medizin, sondern auch eine Überdosis dieser genommen haben musste.
Ihre Anname verstärke sich nur noch, als die alte Dame auf einmal laut zu schluchzen anfing und nur mit wenig Erfolg versuchte ihre Tränen zu verbergen.
"Ach so werde ich von allen genannt", schluchzte sie und zog ihre Nase hoch so das Ilona sofort ein par Schritte auf Sicherheitsabstand ging.
Verdammt, war das einzige was der Wächterin dazu einfiel, warum musste auch immer sie in solche Fettnäpfchen treten. Wie sollte sie da nur wieder raus kommen, das schien bei dieser Frau unmöglich zu sein. Mit einem Taschentuch wischte sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und sah traurig zu Boden.
"Es, es tut mir leid", sagte Ilona verlegen und wurde dabei ziemlich rot im Gesicht.
"Ja, Ja immer tut es den Leuten leid, aber was unternehmen sie dagegen? Nichts! Gar nichts!" murmelte sie immer noch verletzt.
"Ich habe es nicht so gemeint wirklich, ich bin einfach nur etwas müde und da ist es mir raus gerutscht", versuchte es Ilona erneut mit einer Entschuldigung.
"Einmal ausgesprochenes kann man nicht mehr zurück nehmen", meinte Hildegard immer noch beleidigt, "Aber was wollen sie überhaupt von mir?"
"Wissen sie etwas über Herrn Notomnibus?" fragte Ilona grade heraus ohne erst um den heißen Brei herum zu reden.
"Ja schrecklich das er gestorben ist nicht? Ich hab mich doch so auf sein Buch gefreut, na nun werden wir wohl niemals erfahren was dort drin geschrieben steht", sagte sie leise und wischte sich eine Träne aus ihrem Gesicht.
Die Wächterin konnte nur hoffen das Frau Warenburg nicht wieder zu weinen anfing, da es ihr etwas peinlich war. Was mochten die Leute die vorbei gingen sonst wohl von ihr denken? Aber diesmal hatte sie Glück und es blieb nur bei der einen Träne, anscheinend war der Tod von Notomnibus dann doch nicht so schlimm wie ihr neuer Spitzname.

02.12.2005 1: 30

Romulus von Grauhaar

"Und erkennst du etwas Auffälliges am Rand?" wandte sich Romulus an seine Kollegin, die blinzelnd ihre Augen anstrengte, um Anhaltspunkte zu finden, was Notomnibus auf die Spitze des Turm getrieben haben konnte.
"Nein", gab die Okkultismus-Expertin resignierend zu. "Aber warum versuchst du es nicht auch mal, etwas zu erkennen?"
Missbilligend blickte sie den Werwolf an, der sich in aller Ruhe eine Pfeife stopfte, diese dann anzündete und das erloschene Streichholz den langen Weg gen Erdboden schickte, wobei es allerdings ziemlich schnell von einer Windbö erfasst und davongetragen wurde.
Pfeifenrauchwolken paffend antwortete ihr der Chief-Korporal:
"Nun, ich glaube nicht, dass wir heute all zu viel erkennen können. Der Himmel ist eindeutig viel zu verhangen. Abgesehen davon kann es durchaus sein, dass das, was Notomnibus sehen wollte, falls er denn irgend etwas sehen wollte wohlgemerkt - immerhin handelt es sich da ja nur um eine Vermutung von uns - jetzt gar nicht mehr zu sehen ist."
Der stellvertretende RUM-Abteilungsleiter nahm einen weiteren kräftigen Zug von seiner Pfeife und begann, den Boden abzusuchen.
Laiza tat es ihm gleich, da sie doch nichts Bemerkenswertes am Rand der Scheibe erkannt hätte.

"Fliegen? Du glaubst doch nicht etwa... haaaaatschi!"
"Gesundheit!"
"... dass wir es wieder mit einem Drachen zu tun haben?"
"Nein," erwiderte Harry. "Aber es gibt heutzutage ja noch andere Möglichkeiten, sich fliegend fortzubewegen, als mit einem Drachen. Einige Gnome haben sich bespielsweise damit befasst, verschiedene Vogelarten abzurichten, um sie als Reittiere zu verwenden."
"Hmmm... also käme ein Gnom als Täter in Frage?"
Hatscha wirkte ein wenig ungläubig ob der Vorstellung, dass ein fliegender Gnom den Astrologen vom Kunstturm gestürzt haben könnte.

200 Meter Höher.
"Also, ich für meinen Teil habe nichts gefunden", ließ sich Romulus vernehmen. "Wie schaut's bei dir aus?"
"Ob man bei mir von einem Fund sprechen kann, wage ich auch zu bezweifeln."
"Was hast du denn entdeckt?"
"Hier lag so ein kleiner Papierfetzen rum mit ein paar Schriftzeichen oder Runen oder so etwas drauf."
Laiza hielt dem Werwolf einen Umschlag entgegen, in dem sich besagtes Papierstück befand.
"Komisch, dass der Fetzen noch nicht vom Wind davon getragen wurde", erwiderte der Ermittler, während er die Zeichen beäugte.
"Naja, so komisch ist das nicht. Es lag ein Pflasterstein darauf."

02.12.2005 14: 20

Ophelia Ziegenberger

Die Suche nach irgendwelchen Indizien dafür, dass Jemand anderer als Notomnibus dessen Studienraum unter dem Dach des alten Hauses aufgesucht hätte, zog sich in die Länge. Die F.R.O.G.-Späherin war schon vor Stunden mit einem frustrierten Schnaufen in die Schlafkammer des Opfers gewechselt, um auch diesen Raum zu durchsuchen.

Ophelia dagegen hatte sich darauf konzentriert, nicht ins Lesen und Schmökern zu verfallen, sondern lediglich jedes Dokument nach Stichworten zu überfliegen und es in einem mentalen Raster abzulegen.
War es eines dieser bunten Werbeblättchen aus billigem Papier, die in letzter Zeit so modern wurden? Dann war es völlig nutzlos und konnte getrost beiseite gelegt werden.
War das Schriftstück stattdessen ein Teil der vielfältigen Korrespondenz des Astrologen?
Oder doch eher einer seiner Entwürfe, der dem Sternenkind Glück oder dem hasenfüßigen Biber ein besonders schweres Schicksal prophezeite?

Die Obergefreite seufzte leise und legte ein weiteres Blatt Papier beiseite.
Es war dämmrig geworden in der Kammer, denn die Sonne war längst hinter die hohen Giebel der umliegenden Häuser weiter gewandert.

Ophelia nahm das nächste Pergament, einen fleckigen und beidseitig flüchtig beschmierten Notizzettel, an sich und las die ersten Zeilen. Gerade, als sie ihn zu den anderen "unwichtigen" Zetteln geben wollte, blieb ihr Blick an dem ausgestrichenen Datum hängen – das heutige!

Was hatte Notomnibus an diesem Tag, den er nun nicht mehr erleben durfte, vorgehabt? Und warum hatte er diese Planung dann schon während er die flüchtige Notiz schrieb verschoben oder sogar gänzlich aufgegeben? Außer dem Datum war nur noch wenig leserlich. Offenbar war dieser Zettel seitdem sowohl als Untersetzer, als auch als eine Art Handfeger genutzt worden.

"...kann ich Dich leider doch nicht sehen. Ich hoffe, Du wirst das verstehen, wo Du doch genau weißt, wie viel mir an diesem Manuskript und seiner Veröffentlichung liegt und ich daher zuallererst diese Verabredung einplanen und wahrnehmen muss und ich nun einmal nicht genau sagen kann, wie lange sie dauern wird, was für einen Astrologen, wie ich gestehen muss, natürlich ausgesprochen..."

Die letzten Zeilen waren ebenfalls durchgestrichen und anschließend neu geschrieben worden:

"...wo Du doch genau weißt, wie viel mir an Dir liegt und dass ich nicht leichtfertig absage, sondern aus gewichtigem Grund! Gedulde Dich nur noch ein kleines Weilchen – es wird alles gut werden. Bitte glaube mir! Ich melde mich so schnell als irgend möglich wieder bei Dir..."

Sicherlich hatte er an dieser Stelle zu dem richtigen Briefbogen gegriffen und die Nachricht anschließend auf diesem versandt. Ophelia hielt den schmutzigen Papierfetzen unsicher in der Hand. Auch wenn sie seinen Inhalt nicht gänzlich zuordnen konnte, allein das Datum und die Erwähnung eines wichtigen Manuskriptes und eines ungewiss langen Treffens deswegen, verliehen ihm ein gewisses Gewicht. Sie musste ihn in eine dieser Tüten tun und einen Zettel mit Datum und Nummer dazu, nicht wahr? Aber wenn sie nun aufstand konnte es sein, dass sie ein weiteres Indiz in der Nähe dieses ersten übersehen würde? Vielleicht sollte sie eher weitersuchen? Verflixt! Jetzt fiel ihr siedendheiß auf, dass ihre eigenen Fingerabdrücke das Papier wahrscheinlich schon übersäten. Was sollte es, sie würde eben erst einmal dieses Papier in die Tüte tun und danach weiter sehen.

Sie erhob sich von den Fersen, auf denen sie die letzten Stunden gehockt hatte, und streckte sich vorsichtig. Die Muskelkrämpfe ließen nicht lange auf sich warten. Nach den ersten schmerzhaften Sekunden und einigem Blinzeln richtete sie sich vollends auf und humpelte zu dem verschütteten Schreibtisch, um eine Kerze anzuzünden. Sie konnte keine Streichhölzer finden. Weder bei dem dicken Stumpen, noch bei dem vielarmigen Leuchter mit dem eingetropften Standfuß. Jeder normale Mensch legte sich die Anreißhözchen doch irgendwo in der Nähe hin?

Eigentlich ein selbstmörderisches Unterfangen, dachte sie bei sich. Im Hinblick auf diese Massen an trockenem Papier! Sie stellte sich eine unbedachte Bewegung vor, einen Luftzug oder ein gedankenlos gewendetes Blatt, das ebenso sanft, wie unbemerkt von dem Lesenden, der Flamme entgegen sank. Wie diese lautlos an dem Pergament zu streicheln und dann hungrig daran zu lecken begann. Und dann das Inferno! Ein Aufbrüllen von Feuer, ein Sturm aus sengender Hitze, aufwirbelnde Funken, undurchdringliche Wände aus fauchender Glut und mitten darin ein alter Gelehrter, verzweifelt um sein Leben kämpfend, rufend, schreiend.

"Ich hab's! Ich hab es, hier, hier sieh!"
Ophelia blinzelte, als ihre Vorgesetzte mit vor Aufregung geröteten Wangen einen dicken Packen Papiere vor ihrer Nase auf den Schreibtisch fallen ließ und dann immer wieder mit der flachen Hand darauf klopfte.
"Hier, sieh! Das muss es sein! Er hatte es doch tatsächlich in einer Hutschachtel unter seinem Bett versteckt! Überleg Dir das mal! In einer Hutschachtel! Und dazu noch unter dem Bett! Also ich kann mir partout nicht vorstellen, dass irgendein ungeschickter Dieb uns zuvor gekommen sein könnte, ohne das Manuskript gefunden und mitgenommen zu haben, denn da sucht man doch zu allererst, oder?"

Leider sprach Ophelia den allerersten Gedanken, der ihr dazu in den Sinn kam, auch prompt aus. "Es sei denn, dieses Manuskript ist eine Fälschung, die an Stelle der richtigen Buchvorlage eingetauscht wurde, und die wir finden sollten."
Kanndras Mundwinkel sanken augenblicklich etwas herab. Sie nahm kurz entschlossen das dicke Bündel, welches mit einer festen Schnur am Rand gebunden worden war, wieder auf und drückte es unzufrieden brummend an ihre Uniform. "So ein Unfug. Möchte mal wissen, wie Du auf derartige Unwahrscheinlichkeiten kommst! Um so etwas zu schreiben, bräuchte man ja ewig!"
Endlich erreichte ein diplomatischer Gedanke das von Hungergefühl und Müdigkeit gebeutelte Gehirn der jungen Wächterin. Es wäre nicht nett gewesen, gerade in diesem Moment des Triumphes auf die Möglichkeit eines von langer Hand geplanten Diebstahls hinzuweisen – zumal die Vorgesetzte garantiert von selbst auf diese Idee kommen würde bzw. höchstwahrscheinlich soeben schon gekommen war, wenn man ihrem grimmigen Gesichtsausdruck nach folgerte.

Die Genuanerin atmete tief durch. "Na wenigstens kommen wir nicht mit leeren Händen zurück, wenn wir zu den Anderen dazu stoßen. Zumal wir es wohl kaum noch pünktlich zur Besprechung schaffen werden."

Ob die Kollegin sich über den zweiten Fund, nämlich Ophelias', freuen würde?

05.12.2005 21: 59

Laiza Harmonie

Der Abstieg zum Fuß des Turms ging viel schneller als der Aufstieg, schon alleine weil sie die Hälfte des Weges hinunter rutschten.
Das sie nicht die Geländerlosen Treppen hinunter fielen und ein selbes Ende nahmen wie von Notomnibus war schier ein Wunder.
Erleichtert atmete Laiza tief ein als sie im Schein der Öllampe den Fußboden erkannte.
Bevor sie aus dem Kunstturm heraus trat überprüfte sie ob der Briefumschlag nimmer noch in ihrer Umhängetasche war. Sie hatte ihn extra in ein Leinensäcken getan, damit ihre Kollegen im Labor noch ein wenig Arbeit für heute hatten. Sie hoffte dass sich einige brauchbare Spuren darauf befanden. Mit der Sicherheit es bei sich zu haben verließ sie zusammen mit dem Chief-Korporal den Turm.
Über die Scheibenwelt war schon die Nacht herein gebrochen, ein frischer - im Sinne von Kühl - Wind wehte durch die Straßen und mit einem Blick auf ihre Taschenuhr musste Laiza erschreckt feststellen das sie schon ziemlich spät dran waren. So spät, dass Harry und Hatscha schon weg waren.

Sie rannten das letzte Stück zum Wachhaus, obwohl ihre Beine immer noch einwenig vom Aufstieg schmerzten. Romulus ging vor in den Besprechungsraum, während Laiza einen Abstecher in ihr Büro und ins SuSi Labor machte.
Zielstrebig griff sie in das kleine Bücherregal, welches das Okkultismusexpertenbüro schmückte und zog einen dicken in abgewetztem schwarzem Leder gebundenen Wälzer hervor.
Lady Rattenklein war so freundlich eine schnelle Ikonografie von dem gefundenen Schriftstück anzufertigen, mit dem sich Laiza dann auf dem Weg in den Besprechungsraum machte, wo alle schon auf sie warteten.


07.12.2005 19: 33

Ilona Istnichtgut Feldacker

Ilona stand immer noch vor einer nun wieder etwas ruhigeren Frau Warenburg und war sich mittlerweile sicher dass ihre Haare schon ganz grau sein mussten. Die gute Dame hatte in den letzten Minuten sämtliche Gemütsregungen durchlebt. Von überaus fröhlich zu tot traurig, um dann von sauer wie eine Zitrone zu einem endlich etwas normalerem Verhalten zu kommen.
"Wir sind keine Mörder, nur weil manche gegen sein Buch waren, heißt es noch lange nicht das sie ihn umbringen wollten", wiederholte die alte Dame nun schon zum fierten mal.
Irgendwie schien sie an diesem Spruch festzuhalten wie ein Ertrinkender an einem Rettungsreifen. Aber Ilona hatte selber Schwierigkeiten sich vorzustellen das ein Philosoph oder Wahrsager wirklich einen Mord begehen konnte.
"Es ist ja nicht gesagt dass es wirklich jemand aus diesem Bereich gewesen sein muss. Aber wir können diese Möglichkeit nun mal nicht ausschließen und deswegen wäre es wirklich sehr hilfreich wenn sie mir sagen könnten wer mit zu den größten Gegnern Notomnibus gehört", antwortete Ilona wie auch die fier mal zuvor.
"Ach jetzt darf man noch nicht mal gegen etwas sein und es öffentlich äußern? Dann kommt gleich die Wache und bezichtigt einen des Mordes. So weit sind wir also schon!" meckerte Frau Warenburg und wurde dabei wieder lauter.
"Bitte, so kommen wir nicht weiter! Wir drehen uns hier im Kreis", stöhnte die Wächterin und war kurz davor aufzugeben.
"Da haben sie ausnahmsweise mal recht", murmelte ihr Gegenüber kaum hörbar.
"Es ist für die Wache wirklich wichtig den Täter zu finden und sie möchten doch sicher auch wissen warum Notomnibus ermordet wurde. Also überlegen sie sich das ganze noch mal, wir werden ja niemanden verhaften nur weil er gegen die Veröffentlichung des Buches war. Aber es ist nun mal unsere Pflicht jeder Spur nachzugehen und sei sie noch so klein. Fred hat mir gesagt das sie mir am ehesten helfen könnten und ich weis sonst im Moment einfach keine andere Lösung", versuchte es Ilona ein letztes mal.
"Welcher Fred?" fragte Frau Warenburg sofort interessiert.
"Vom Club der Philosophen für Fragen des Alltags, ich bin seit neustem Mitglied dort", antwortete die Wächterin beiläufig.
"Wirklich? Das gibt`s ja gar nicht, dann sind sie ja einer von uns. Warum haben sie das nicht gleich gesagt", rief die ältere Dame erfreut aus und umarmte Ilona überschwänglich.
"Könpfen fie mir nun fie nafen nepfen?" brachte diese nur gedämpft durch die Umarmung hervor.
"Was? Oh Entschuldigung", murmelte Frau Warenburg und trat einen Schritt zurück.
"Ob sie mir nun die Namen nennen können?" wiederholte die Wächterin noch einmal ihre Frage.
"O hm sie sind ja als Wächterin hier nicht und ich möchte keinen meiner Kollegen in Schwierigkeiten bringen. Allerdings ist Fred kein Wächter und mit ihm wollte ich sowieso noch mal reden", überlegte ihre Gesprächspartnerin laut.
Warum mussten Philosophen immer alles so erschweren, ob sie ihr nun die Informationen gab oder Fred später, was machte das für einen Unterschied? Es war manchmal wirklich zum verrückt werden.
"Gut dann kann Fred ja einen Nachricht in den Toten Briefkästen hinterlassen wenn er etwas Wichtiges erfährt. Damit hat er ja mittlerweile Erfahrung", beschloss die Wächterin und verabschiedete sich so schnell wie möglich um zum Wachhaus zurück zu gehen.
Frau Warenburg sah ihr nur Kopfschüttelend hinterher. "Nein, nein diese Jugend von Heute immer muss alles so schnell gehen und aufdringlich sind sie nicht zu glauben", murmelte sie den Standartspruch der älteren Leute, um doch noch das letzte Wort zu haben .
Im Wachhaus holte sich Ilona erst einmal einen starken Kaffe, das brauchte sie nach dieser anstrengenden Diskussion. Dann begab sie sich mit der schön warmen Tasse in den Händen zum Besprechungsraum um sich zu den anderen zu gesellen.

10.12.2005 1: 05

Kanndra

Erleichtert stellte Laiza nach einem zweiten Blick fest, dass doch noch nicht alle vor ihr da waren. Ilona kam noch zwei Minuten später in den Raum gehetzt und salutierte flüchtig, bevor sie sich setzte.
"Da wir nun wieder komplett sind, können wir ja anfangen, die Ergebnisse zusammenzutragen." Kanndra fuhr sich durch das Gesicht und starrte kurz auf die Gegenstände, die vor ihr auf dem Tisch versammelt lagen. "Gefreite Ziegenberger und ich waren in Notomnibus' Wohnung und haben dort eine Haushälterin angetroffen, die berichten konnte, dass der Astrologe die Nacht nicht zuhause verbracht hat, dass er regelmäßig bei den Zauberern zu Gast war..."
"Jeden Oktotag" unterbrach Harry die Späherin. "Das hat einer der Zauberer ausgesagt."
Kanndra nickte. "...und das er über sein Buch gesagt hat: 'Sie werden sich noch alle wundern.' Was er damit meinte, konnte die Dame allerdings nicht sagen. In seinem Arbeitszimmer haben wir dann einige Schriftstücke gefunden, unter anderem einen Briefentwurf, in dem es um das Buch geht und in seinem Schlafzimmer lag..." - der Feldwebel machte eine dramatische Pause und zeigte dann auf den dicken Papierstapel - "...das Manuskript."
Ein kurzes Raunen ging durch die versammelten Wächter.
"Allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen, es mir näher anzusehen. Auf den ersten Blick erscheint es doch recht... rätselhaft."
Wenn es nicht so verrückt wäre, dachte Ophelia, könnte man annehmen, sie hat es selbst geschrieben. Oder was auch immer diese fremde Stimme in ihr erzeugt hatte. Doch als sie Kanndra darauf angesprochen hatte, hat die FROG nur mit dem Kopf geschüttelt und ihr geraten, das zu ignorieren. Was sie wohl für Geheimnisse mit sich rumtrug? Die Verdeckte Ermittlerin musste sich zusammenreissen, um den Rest der Besprechung mitzubekommen.
"... haben wir uns gefragt, woher Notomnibus den Schlüssel hatte", berichtete Hatscha gerade. "Deshalb haben wir ...hatschi... Vogel danach gefragt und er vermisste seinen. Wahrscheinlich hat Notomnibus ihn gestohlen."
"Oder der Dieb." Alle Köpfe fuhren zu Will herum, die etwas verlegen wurde ob der plötzlichen Aufmerksamkeit, die sie erzeugt hatte. "Jack hat uns erzählt, dass sie eine Quittung der Diebesgilde bei der Leiche gefunden haben", fuhr sie etwas leiser fort.
Sofort fingen alle an, ihre Vermutungen zu dem seltsamen Umstand zum Besten zu geben.
"RUHE! Es bringt jetzt nichts, hier wild herumzuspekulieren. Wenn es eine Quittung gibt, kann die Diebesgilde sicher darüber Auskunft geben. Das ist doch eine Aufgabe für unsere DOG. Gehst du morgen mal dort vorbei, Hatscha?"
Der Husky versuchte, gleichzeitig zu nicken und sich die Nase zu putzen, was ein wenig komisch aussah.
"Das ist aber noch nicht alles, was wir rausgefunden haben." Übrigens warf sich in Positur und zeigte mit dem Stiel seiner Pfeife auf die Ikonographien auf dem Tisch. "In der Wunde am Hinterkopf sind blaue Fasern hängengeblieben und sie stammen nicht von der Kleidung des Opfers. Mehr konnten die SuSis uns allerdings auch nicht sagen."
Ilona berichtete, dass die Philosophen und Wahrsager einerseits sehr gespannt auf das Buch waren, andererseits Notomnibus auch Gegner hatte, und das viele fürchteten, durch das Buch arbeitslos zu werden. "Ich bekomme morgen vielleicht noch mehr Informationen", schloss sie ihren Vortrag.
"Und was konntet ihr erreichen, Romulus?"
"Also, viel war da nicht mehr zu erkennen. Am Himmel jedenfalls nicht. Aber Laiza hat einen Zettel gefunden, der mit einem Pflasterstein beschwert war."
"Was steht drauf?", erkundigte sich Ãœbrigens.
"Das weiss ich noch nicht, aber ich werde es herausfinden." Die Okkultismus-Expertin klopfte auf ihren Wälzer. Dann holte sie eine Ikonographie hervor und erklärte: "Das Labor untersucht das Original auf Fingerabdrücke, deshalb habe ich einen Abzug machen lassen."
Alle starrten auf die Schriftzeichen, aber keiner wusste etwas damit anzufangen.
"Gut." Kanndra fuhr sich erneut über das Gesicht. Der Exorzismus hatte sie doch stärker mitgenommen, als sie gedacht hatte. So schnell war sie früher nicht erschöpft. Wahrscheinlich brauchte sie noch ein wenig Zeit, um sich vollständig davon zu erholen. "Es gibt also noch einige offene..." Ein Klopfen an der Tür unterbrach den Feldwebel.

10.12.2005 15: 19

Harry

"Ja, bitte?" Kanndra sah mit gerunzelter Stirn in Richtung Tür. Eigentlich wollte sie nur noch Feierabend machen und sich ein bisschen ausruhen.
Die Tür schwang knarrend auf, und eine hoch gewachsene Gestalt in einem dunklen Mantel wurde sichtbar. An dem Mantel steckte das Kommandeursabzeichen der Stadtwache.
"Hallo, Feldwebel", grüßte Kommandeur Ohnedurst in seiner gewohnten Grabesstimme. Seine Augen glühten Rot im Schein des Kerzenleuchters, der den Raum erhellte. "Nein, bleibt ruhig sitzen. Dies ist also deine Ermittlungsgruppe für den Notomnibus-Fall, richtig?"
"Das... ja, Sör", bestätigte Kanndra.
"Gut. Ich wollte nur einmal vorbeischauen und betonen, wie wichtig es für die Wache ist, dass dieser Fall so schnell wie möglich gelöst wird. Ich möchte bitte von dir jeden Tag einen aktuellen Statusbericht haben."
Der Kommandeur sah in die Runde und lächelte ein Lächeln von der bedrohlichen Sorte, die nur Vampire und Anwälte beherrschen. "Ich hoffe, ihr alle zeigt höchsten Einsatz, was diesen Fall angeht. Einen schönen Abend wünsche ich!"
Er wandte sich ab, und die Tür fiel hinter ihm wieder knarrend ins Schloss.
Allgemeines Gemurmel schwoll im Raum an, als die Wächter sich über die Bedeutung dieses seltsamen Besuchs unterhielten - bis Kanndra schließlich wieder das Wort ergriff.
"So, ihr habt den Kommandeur gehört. Ich werde mir das Buch vornehmen - Laiza, du versuchst, etwas über diesen Papierfetzen herauszubekommen. Hatscha geht morgen früh gleich zur Diebesgilde - hol dir am besten noch die Quittung aus dem Labor, damit du sie den Dieben zeigen kannst. Ansonsten sehen wir uns hier morgen Punkt acht Uhr wieder. Weggetreten!"
Währemd die anderen den Raum verließen, blickte sie auf das Buch herunter. Dies war also das Buch, um das so ein Theater gemacht wurde... neugierig schlug sie es auf der ersten Seite auf.

Vers 1 : Vom Kopf der Ziege

Der Dritte Stein ist Teil von einer Mauer,
die langsam wächst. Und ewig grünt das Gras.
Was weiß von Büstenhaltern schon ein Bauer,
und gibt es Milch in einem leeren Glas?


Irritiert sah Kanndra auf den Text herunter. Was war das? Und weiter unten auf der Seite sah es auch nicht besser aus, bis... sie blätterte ans Ende... bis 'Vers 8888: Vom Öffnen der Ananas'. Über achttausend Verse mit so einem Kauderwelsch? Und das sollte sie nach Hinweisen durchsuchen?
Seufzend rief der Feldwebel sich die Dringlichkeit in Erinnerung, die aus den Worten des Kommandeurs gesprochen hatte. In ihrem Bericht würde es sich sicher nicht gut machen, wenn sie nicht bis morgen zumindest einen Teil des Textes durchgearbeitet hatte.
Das würde eine lange Nacht werden...

10.12.2005 20: 58

Laiza Harmonie

Nur eine kleine weiße Kerze erhellte das Büro der Okkultismusexperten.
Langsam wurden ihre Augenlider schwer und die kleinen Bilder vor ihr fingen an zu verschwimmen. Sie hätte nach Hause gehen und sich ins Bett legen sollen.
Ausgeruht hätte sie am nächsten Morgen viel besser übersetzen können. Doch ihre Neugier war stärker gewesen als ihr Verlangen nach Schlaf. Was sie nun auf ihrem Pergament stehen hatte war ein durcheinander aus Zahlen und Buchstaben, zwischendurch ergaben die sogar ein Wort, aber sie standen so verteilt auf dem Blatt das sie keinen Zusammenhang ergaben.
Irgendwann schlief sie ein und ein kalter Windhauch löschte die Kerze.

Laiza war kein Freund von Kaffee doch an diesem Morgen bat sie den Dämonen in der Kantine um den Stärksten den er Brauchen konnte. Gedankenverloren starrte sie auf ihre Übersetzung. Und die Worte und Zahlen versuchten sich ihn ihr Gedächtnis zu brennen:
EA8, Nur jede, Vers, 3, 8B22, Gewissheit. Doch sie ergaben einfach keinen Sinn.
Zusammen mit ihrem Kaffee und ein belegtes Brot ging sie in den Besprechungsraum, in dem sie so früh am Morgen die erste war. Sie holte den Wälzer und die Ikonographie aus ihrer Umhängetasche um die Runen noch einmal durch zu gehen. Es waren verschiedene Arten von Runen, zum einen welche aus den Spitzhornbergen, andere wiederum waren aus dem Achatenen Reich. Der Verfasser hatte sie stark gemischt. Die Okkultismusexpertin war sich sicher, dass sie die zwei verschiedenen Schriftzeichentypen durcheinander geworfen hatte, außerdem war sie mit der Übersetzung noch nicht ganz fertig. Wer weiß was sich hinter den Restlichen Zeichen noch alles verbarg.


13.12.2005 17: 27

Kanndra

Auch Kanndra hatte die Nacht in ihrem Büro verbracht, über das Buch gebeugt, dass seine rätselhaften Botschaften verbreiten sollte. Aber was soll man anfangen mit diesen merkwürdigen Gedichten? Für die Späherin ergaben sie jedenfalls nicht den geringsten Sinn und ein Mordmotiv erst recht nicht. Mit schwirrendem Kopf und steifem Nacken begab sie sich in die Kantine, um dem Kaffeedämonen eine Tasse des heissen Getränkes abzuschwatzen. Die dazu notwendige Diskussion führte sie schon fast automatisch, ohne das ihre Gedanken großartig davon abgelenkt wurden.
Wenn sie die Rätsel nicht lösen konnten, sollten sie dann vielleicht Zivilisten hinzuziehen? Und wenn ja, wer käme dafür in Frage? Artemis Vogel vielleicht oder die Informantin von Ilona? Dieses Vorgehen barg natürlich das Risiko, den Bock zum Gärtner zu machen. Es war andererseits ja auch gar nicht sicher, dass das Manuskript überhaupt etwas damit zu tun hatte, dass Notomnibus nun im Leichenkeller von SUSI lag.
Und welche Maßnahmen sollte sie noch ergreifen? Das nähere Umfeld des Toten musste überprüft werden, Vogel, die Haushälterin und... gab es da nicht noch einen Bruder?
In diese Überlegungen versunken, holte sie das Manuskript aus dem Büro und begab sich in den Besprechungsraum. Überrascht sah sie, dass Laiza bereits da war und an den Runen arbeitete.
"Guten Morgen. Und bist du schon weitergekommen?" Der Feldwebel ließ die Gelenke knacken und gähnte. "Irgendwann muss ich mir auch mal ein wenig Schlaf gönnen", dachte sie ironisch.
Laiza zog eine unentschlossene Miene. "Da ist noch nichts, was einen Sinn ergibt. Jedenfalls nicht bis jetzt."
"Mir geht es da nicht viel besser", seufzte Kanndra. "Oder was soll man mit so etwas anfangen:

Vers 6: Von grünenden Zweigen

Umweht der Wind den Abendstern so kalt,
ist Nacht. Gib dem Löwen keinen Brei.
Kennst du das Lied, dass durch die Wälder hallt?
Doch sehen Affen allerlei.


"Vielleicht müssen wir das die Affen fragen", grinste Laiza.

19.12.2005 15: 21

Hatscha al Nasa

Hatscha hatte die Nacht auch eher wach als schlafend verbracht. Sie sollte also in die Diebesgilde. Soweit keine Probleme. Die fingen erst da an, als ihr klar wurde, dass sie diesmal nicht verdeckt ermitteln würde. Das machte die ganze Situation etwas komplizierter. Sie war es nicht gewöhnt, als Wächterin erkannt zu werden, zumindest nicht von Gildenmitgliedern. Na gut, dachte sie sich. Irgendwann würde es eh kommen müssen, warum nicht jetzt. Also fing sie an, sich zu überlegen, wie sie sich am besten verhalten sollte. Mit wem sollte sie reden? Sollte sie direkt zu Boggis gehen? Sie war sich nicht ganz im Klaren darüber.
Dann kam ihr der Gedanke, dass sie sich die Quittung von Jack holen könnte. Ja, damit würde ihr Tag anfangen. Dann würde sie damit zur Gilde gehen... und dann... dann würde schon das richtige passieren.
Froh, endlich eine Art Plan zu haben, nieste sie noch einmal und schlief dann ein.

Sehr früh am nächsten Morgen klopfte sie an die Bürotür von Jack. Lange Zeit rührte sich nichts. Er wird doch nicht noch schlafen, dachte sich die Wächterin. Doch bevor sie das schlimmste befürchten konnte, erklang schließlich doch ein dumpfes "Herein!" von drinnen. Hatscha öffnete die Tür und betrat den Raum. Sie trug Jack ihr Anliegen vor und er kramte daraufhin in seinen Unterlagen und überreichte ihr dann die Quittung. "Da sind schon alle Spuren gesichert, du kannst sie ruhig anfassen. Da kannst du nichts mehr kaputt machen." Damit ließ er sie gehen.
Wenig später stand Hatscha vor dem Eingang zur Diebesgilde und nieste. Der Pförtner bemerkte sie dadurch und fragte nach ihrem Anliegen. Sie zeigte ihm ihre Dienstmarke und erklärte, um was es ginge. Mürrisch und nach einigem Nachfragen ließ er sie dann herein. "Kann dir aber nicht garantieren, dass Boggis dich empfängt. Dann musst du dir ne andre Kontaktperson suchen." Die Wächterin nickte und machte sich auf den Weg.

"Was ist daran so schlimm, dass das Buch gestohlen wurde? Das ist ganz legitim", erklärte Boggis, als Hatscha hereinkam und ihm die Quittung zeigte.
"Ja, schon, aber es ist garantiert nicht legitim, wenn der Bestohlene daraufhin tot aufgefunden wird." Sie beobachtete das Gildenoberhaupt. "Wir sagen gar nicht, dass einer von deinen Leuten Notomnibus umgebracht hat", unterbrach sie seinen Einwand. "Aber wir können auch diesen Verdacht nicht ausschließen. Deshalb möchte ich gerne wissen, ob es möglich wäre, herauszufinden, wer den Auftrag gegeben hat, wenn es denn so jemanden gibt. Und davon gehe ich aus." Sie hatte überlegt, ob sie auch nach dem fragen sollte, der ihn ausgeführt hatte, aber dann fiel ihr ein, dass der Name ja auf der Quittung stehen müsste.
"Hm, grundsätzlich wäre das möglich. Aber bei Auftragsdiebstählen versuchen wir den Auftraggebern Anony... Anyno... wir versuchen, dass sie unbekannt bleiben", wich Boggis aus.
"Es könnte aber sehr wichtig für uns sein, um den Mörder ausfindig zu machen - Haaatschie!" Sie schneuzte sich und schaute den Dieb an.
"Hm."
Hatscha dachte nach. Wie konnte man einen Dieb überreden? Was wollte ein Dieb, was er sich nicht selbst besorgen konnte? "Ich bin jetzt nicht in der Stellung, irgendwelche 'Geschenke' zu verteilen, aber ich bin mir sicher, dass die Diebesgilde in ein sehr gutes Licht gerückt werden kann, wenn sie mithilft, den Fall zu lösen." Neue Mitglieder kann jede Gilde brauchen. Und was ist da besser, als Werbung?
"Ich werde sehen, was sich machen lässt. Ihr werdet von mir hören." Hatscha nickte. Mehr konnte sie jetzt nicht mehr erwarten. Sie hoffte, Boggis würde seinen Boten bald vorbeischicken. Oder was auch immer.
"Danke." Damit verließ sie das Gildengelände und machte sich auf den Weg zum Wachhaus, wo sicher schon alle auf sie warteten.

20.12.2005 22: 15

Ilona Istnichtgut Feldacker

Während die anderen über die einzelnen Verse im Buch grübelten, ging Ilona noch einmal in die Straßen Ankh Morporks. Vielleicht hatten Fred und der Gnom ihr ja mittlerweile eine Nachricht in einem der toten Briefkästen hinterlassen. Zielstrebig ging sie auf Frau Lebs Gemüsestand zu, da sie wusste dass die beiden ihre Nachrichten dort am ehesten abgeben würden.
"Hallo Frau Wächterin", wurde sie freundlich begrüßt, "sie sehen hungrig aus, wie wäre es mit etwas Obst oder Gemüse, meine Brötchen gibt es seit heute auch mit etwas dickerem Belag."
"Ich nehme das gleiche wie immer", antwortete Ilona und hielt schon bald eine Tüte mit zwei Brötchen in der Hand.
Wie nicht anders zu erwarten war, fand sie einen kleinen Zettel am Boden, auf dem sie sofort die Schrift von Fred erkannte.

An Ilona istnichtgut Wächterin bei RUM:

Vorhin hat uns Schreckensburg besucht und ich kann dir sagen es hat eine ganze Weile gedauert eh sie wieder gegangen ist. Was hast du mit der armen Frau nur angestellt? Sie wusste gar nicht ob sie dich lieben oder hassen soll. Auf jeden fall konnten wir nicht sehr viel Nützliches aus ihr heraus bekommen, nachdem sie irgendeine Flüssigkeit geschluckt hatte, die ihr angeblich dazu verhilft mehr mit ihrem dritten inneren Auge zu sehen. Sie hat sich dann ewig das Bild von Notomnibus in der Zeitung angesehen, biss sie in einem sehr komischen Tonfall sagte:

"Suchst du nach der Verse Sinn, gehe zu den Affen hin.
Stumm und starr in Stein gehauen sind sie sehr schön anzuschauen.
Geht wohin die Affen sehen und ihr werdet bald verstehen, was es damit auf sich hat, wenn ich schreibe, gibt es Milch im leeren Glas?"

Also wir konnten damit nichts anfangen, solange wir auch überlegt haben. Aber vielleicht weist du oder einer deiner Kollegen ja von welchen Versen sie spricht und wo es in der Stadt eine Affenstatur gibt.

Fred und Tom.


Ilona schaute lange auf den Zettel, konnte sich aber im Moment auch nicht an irgend etwas erinnern das ihr weiter helfen würde. Also ging sie langsam zurück zur Wache um sich gleich in den Besprechungsraum zu begeben.
"Wisst ihr ob es in der Stadt eine Affenstatur gibt?" fragte sie ihre Kollegen und hielt ihnen den Zettel hin.


21.12.2005 1: 12

Harry

"Eine Affen... was? Meinst du eine Statue?" Kanndra sah sah sich etwas ungehalten wegen der Störung um. "Setz dich doch erst mal. Hatscha war gerade dabei, von den Ereignissen in der Diebesgilde zu erzählen."
"Mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen", erwiderte die Ermittlerin. "Boggis sagte, er forscht nach, in wessen Auftrag der Diebstahl ausgeführt wurde."
"Wer war denn der Dieb? Und was wurde überhaupt gestohlen? Meinst du nicht, dass das auch ein paar ganz interessante Informationen wären?"
"Wären sie schon", sagte Hatscha defensiv, "aber so leicht ist das nicht." Sie legte die Quittung auf den Tisch. "Hier - der Zettel wurde in der Mitte durchgerissen."
Kanndra las:

Quittung
über den Diebstahl vo
1 Tasche (Leder) mit
Durchgeführt von: Abr
Quittungsnummer: 3-91


"Alles, was wir wissen, ist, dass Notomnibus eine Ledertasche gestohlen wurde, und der Name des Diebes mit Abr anfängt, sowie den Anfang der Quittungsnummer. Deswegen musste ich direkt zu Boggis gehen", erklärte Hatscha. "Wir wissen ja nicht einmal, was in der Tasche drin war."
"Womit sich eine neue Frage ergibt: Wer hat die Quittung zerrissen, und warum? Und wo ist die andere Hälfte?"
"Auf dem Kunstturm war sie mit Sicherheit nicht", meinte Laiza. "Da haben wir alles abgesucht."
"Na gut." Kanndra nickte. "Dann also das Manuskript. Wir haben 8888 Verse mit Text, der anscheinend keinen Sinn ergibt. Viele wirken tatsächlich wie Prophezeiungen, aber auch die sind im besten Falle so kryptisch, dass man darunter alles mögliche verstehen kann. Zum Beispiel hier..." Die Späherin schlug das Buch wahllos auf einer Seite auf.

Vers 5922: Von den vier Zeichen
Ein Krieg zieht auf im Haus des Drachen,
wenn Kuh und Nilpferd mittwärts seh'n.
Die Mutter wird den Brand entfachen,
Manch mächtiger wird untergeh'n.


"In diesem Stil", fuhr Kanndra fort, "sind fast alle Einträge gehalten. Wahrscheinlich könnte man für alle Symbole eine Interpretation finden - das Nilpferd für Ankh-Morpork, die Kuh für die Sto-Ebene, und irgend eine verrückte Bruderschaft für das Haus des Drachen, oder so - aber nirgendwo steht etwas, das einen Mord rechtfertigen würde. Vielleicht wäre es..."
"Steht irgendwo etwas von einem Glas Milch?", fragte Ilona mit einem Räuspern.
Kanndra sah überrascht auf. "Milch? Ja, gleich in Vers 1 - das ist einer von den allerseltsamsten. Wieso?"
"Ich habe hier einen Brief gekriegt", erklärte Ilona - froh, endlich beachtet zu werden. "Lies mal."
Kanndras Blick flog über die Zeilen. "Interessant. Vielleicht kannte diese Frau das Manuskript? Ich denke, wir sollten uns noch mal etwas eingehender mit ihr beschäftigen."





28.12.2005 16: 27

Laiza Harmonie

"Aber Milch ist nicht bedrohlich", meinte Ãœbrigens.
Laiza klappte das Runenbuch zu.
"Wie man's nimmt", entgegnete die Okkultismusexpertin, "Die Milch ist heilig für einige Kulturen der Scheibenwelt. Sie ist der Lebenssaft. Immerhin wird jedes Neugeborene mit ihr ernähert und großgezogen. Daraus kann man schließen, dass sie eine Bedrohung darstellt, wenn sie fehlt."
"Danke", meinte Kanndra, "aber wie kommen wir in der ganzen Sache weiter?
Laiza deutete auf die Runenikonographie: "Ich weiß nur, das hier mehrere Tiernamen erwähnt werden, Nilpferd, Drache, Elefant... und 'Die Gewissheit über die Wahrheit wird kommen wenn die Stunde des goldenen Vogels vor', mehr steht ihr leider nicht, der Rest wurde weg gerissen und wie wir die Zahlen und Buchstabenkombinationen deuten sollen weiß ich auch noch nicht. Vielleicht sind es Beschriftungen in einer Bücherei oder der gleichen."
"Die einzige große Bücherei, die so etwas vielleicht bräuchte wäre die der Unsichtbaren Universität", meinte Harry, "Aber dort gibt es den Bibliothekar."
"Vielleicht ist es auch irgendeine andere Bücherei außerhalb von Ankh-Morpork, oder irgendein Code. Aber mit Codes kenn ich mich überhaupt nicht aus", meinte Laiza.


28.12.2005 19: 32

Ophelia Ziegenberger

Die Anhaltspunkte der astrologischen Verse waren viel zu konfus, zu unlogisch und willkürlich. Man hätte tatsächlich die abstrusesten Vermutungen in sie hinein interpretieren können, ohne jemals zu erfahren, wie weit diese an die Absichten des Verfassers heranreichten. Falls der Autor überhaupt über die Zeilen, die er zu Papier brachte, nachgedacht hatte. Die Idee, einer absichtlich in diesen chaotischen Zimmern versteckten Fälschung aufgesessen zu sein, hatte sich im Kopf der kleinen Ermittlerin verankert. Mit einem Tonfall, der ihre aufkeimende Frustration undamenhaft erahnen ließ, warf sie den Gedanken, der sich ihr seit der kurzen Befragung Händchen Mehltaus stets von Neuem präsentierte, in die immer sprunghaftere Diskussion ein:
"Das ist doch viel zu umständlich! Das kann nicht stimmen! Ich meine", sie deutete bei diesen Worten auf den ausgeschnittenen Zeitungsartikel an der Pinwand. "Dieses Interview, welches der Astrologe kurz vor seinem Tod gab. In dem Artikel wurde ihm doch vorgeworfen, seine früheren Vorhersagen seien dermaßen kryptisch formuliert gewesen, dass eine Interpretation im Voraus kaum möglich sei und eine im Nachhinein alles bestätigen lassen könnte. Und was antwortete er auf diesen Vorwurf?" Sie machte eine Pause, in der sie sich plötzlich der vielen Blicke bewusst wurde, die nun auf ihr ruhten. Nach einem Räuspern fuhr sie etwas zurückhaltender fort, indem sie selber die Antwort gab: "Er sagte gewissermaßen, das neue Manuskript könne nicht mit dem alten verglichen werden, da die Vorhersagen dieses Mal so eindeutig seien, dass niemand an ihnen zweifeln könne!" Der Blick der R.U.M.Ermittlerin blieb an der geschnürten Blattsammlung haften. "Ich denke jedenfalls nicht, dass dieses Manuskript, welches wir gefunden haben, eindeutig ist. Ich denke eher, dass es eine Fälschung sein könnte."

Die aufmerksame Stille brach, als sich alle Kollegen auf einmal zu dieser Vermutung äußern und Widerspruch gegen sie einlegen wollten.
"Als wenn es so nicht schon schwierig genug wäre!"
"Wie bist Du denn darauf gekommen?"
"Vielleicht hat er das ja als klar formuliert und im Vergleich zum Vorigen leicht verständlich empfunden, wer weiß schon, wie diese Leute ticken?"
Die Obergefreite fühlte sich schlagartig verunsichert. Aber dennoch. Sie versuchte, ihren Gedankengang zu erklären, wobei sie immer wieder unauffällig zur Vorgesetzten hinüber sah: "Für mich stellt sich der Fall einfach so dar: Von Notomnibus wurde ermordet. Dafür sprechen inzwischen verschiedene Indizien. Zum Einen sein Sturz vom Kunstturm, einem Ort, an dem er offiziell nicht hätte sein dürfen. Er hatte nicht einmal einen Schlüssel bei sich! Es musste also jemand Anderer mit ihm zu diesem Turm gegangen oder von ihm, ihm Tausch für den Schlüssel, in seine Pläne eingeweiht worden sein. In beiden Fällen hätte sich dieser Jemand nach einem Unfall bei der Wache melden müssen."

Lance-Korporal Hatscha al Nasa machte sich mit einem explosionsartigen Niesen bemerkbar, das alle erschrocken zusammenzucken ließ. Sie schaute entschuldigend um sich, schniefte dann jedoch mit ironischem Blick in Ophelias Richtung: "Als wenn irgendein Bürger dieser Stadt von sich aus bei der Ermittlungsarbeit helfen würde!"
Die rothaarige Wächterin ging auf den zurückhaltenden Einwand ein: "Selbst wenn wir von einem sehr schüchternen Mitwisser ausgehen, sprechen drei andere Dinge gegen die Unfallthese: der extra mit Stein beschwerte mysteriöse Runenzettel, die blauen Fasern, die bei der Obduktion in der Kopfwunde gefunden wurden und die schon ganz zu Beginn attestierten Kampfspuren am Körper und auf der Aussichtsplattform."
Auf dem Tisch neben Hatscha wackelte der winzige Hut mit der großen Feder ruckartig, als der darunter befindliche Gnom die grauen Augen zusammenkniff und die Vortragende damit fixierte. "Ja, ja. Es war Mord. Davon braucht uns ja niemand mehr überzeugen, geht schon klar. Weiter!"

Die geballte Aufmerksamkeit wurde ihr allmählich unangenehm. Sie war sich längst nicht so sicher, wie sie vorgab. Vielleicht hätte sie doch nichts sagen sollen? "Wenn wir von Mord ausgehen, dann auch von einem Motiv, nicht wahr?" Sie sah sich fast bittend um, auf Zustimmung hoffend.
Die sie denn auch von Will erhielt. Die Kommunikationsexpertin der S.E.A.L.S. nickte ihr aufmunternd zu.
"Natürlich kommen alle nur erdenklichen Hintergründe in Frage aber um von einem Punkt ausgehend zu ermitteln, haben wir die Motive auf die wahrscheinlichsten Beweggründe eingegrenzt, so dass entsprechende Informanten überhaupt ausgewählt werden konnten. Und von Notomnibus' Leben drehte sich, gerade in den letzten Monaten, ganz offensichtlich um dieses Projekt der Vorhersage. Ein Mord, der in irgendeinem Sinne mit der Veröffentlichung seiner Theorien zusammenhängt, ist also mehr als wahrscheinlich. Erst recht nach seiner Aussage in diesem Artikel, die für jeden, der beruflich mit demselben Thema zu tun hat oder der aus persönlichen Gründen etwas verschweigen möchte, wie eine Drohung klingen mochte!"
Ihre beiden R.U.M.Kollegen bedachten sie mit nachdenklichen Blicken. Der Gefreiten Istnichtgut war beinahe an der Nasenspitze anzusehen, dass sie mit sich rang. Einerseits hatte sie schon mit Ophelias ausgeprägtem Vorstellungsvermögen Bekanntschaft schließen dürfen, andererseits klangen deren Schlussfolgerungen bis zu diesem Punkt einleuchtend.
Es war der Chief-Korporal von Grauhaar, der freundlich aber mit leicht entnervtem Ausatmen einwarf: "So weit, so gut. Das ist uns nicht neu. Ein Ansatz von vielen. Aber ein ausgetauschtes Manuskript? Diesen Umfanges?"
Die junge Wächterin bemühte sich, schnell auf diesen Einwand einzugehen. "Ja, ich weiß, es mag weit hergeholt klingen. Vor allem würde es einen Mord von langer Hand bedeuten. Aber eben darauf laufen meiner Meinung nach die Hinweise hinaus! Wie gesagt, der Verstorbene hatte ein Manuskript angekündigt, dass einen klaren Unterschied zur ersten Veröffentlichung aufweisen sollte. Das dort" und dabei deutete sie auf den welligen Berg brauner Blätter, "erfüllt dieses Kriterium nicht! Im Gegenteil. Es stellt meiner Meinung nach genau das dar, was jemand Drittes sich zusammenphantasieren würde, wenn er eine Fälschung schreiben wollte. Zweitens war es unter dem Bett versteckt! Welcher einigermaßen intelligente Mensch versteckt denn in Ankh-Morpork etwas, das für ihn wirklich wertvoll ist, unter dem Bett? Das ist zu offensichtlich, zu leicht!"
Lance Korporal Harmonie gab ein unbestimmtes Brummen von sich. "Kommt ganz darauf an, was man noch so unter dem Bett hat. Bei manch Einem würden mich keine zehn Pferde an die Bettkante schleifen können."
Die Husky beeilte sich, die Hand für einen halbherzigen Nieser vors Gesicht zu nehmen und sich abzuwenden.
Auf dem Tisch neben ihr grinsten die beiden Gnome dermaßen über ihre Gesichter, dass man sie für einen kurzen Moment für Geschwister hätte halten können. Harry blickte dann aber doch schnell auf seine kleine Armbrust, an der er auch mit dem Ärmel herumzupolieren begann.
Was wiederum die Wächterin Kanndra ihm gegenüber dazu veranlasste, Ophelias Ausführungen nur noch mit einem Ohr zu folgen und ansonsten eher das Schauspiel beunruhigt zu beobachten, immer auf dem Sprung, zur Not auszuweichen.

"Natürlich, das kann bedeutungslos sein aber es scheint mir doch ein merkwürdiger Zufall. Dann der Zettel, den wir in von Notomnibus' Haus gefunden und sichergestellt haben. Ein Briefentwurf. Das Datum von gestern war darauf vermerkt. Es ging also um eine Planung, die sich auf wenige Stunden nach seinem tatsächlichen Ableben bezog. Er bat dort jemanden im ursprünglichen Entwurf um Verständnis dafür, dass er wegen eines abendlichen Treffens, von dem er nicht wusste, wie lange es dauern würde, eine Verabredung nicht einhalten können würde. Und wieder wird ein Manuskript erwähnt, dessen Druck bevorstünde und ihm sehr wichtig sei. Dann der Tatort selber. Der Kunstturm der Unsichtbaren Universität ist nicht einfach so jedem zugänglich. Von Notomnibus erlangte das nötige Vertrauen, um leichteren Zugang zum Gelände zu erhalten, durch Diskussionen mit dem Fachdozenten über eben jene Grundlagen, die auch seinem Buch als Fundamente dienten. Und das Opfer war jemand, der gerne gutem Essen zusprach. Ihn all' diese Stufen hinauf zu locken, wird es eines triftigen Grundes bedurft haben und wie gesagt, drehte sich sein Leben um dieses Manuskript. Als letztes der Runenzettel vom Kunstturm. Der Mörder hat sich die Zeit genommen und die Mühe gemacht, nicht nur die Nachricht zu entwerfen und zu platzieren, sondern auch einen Stein mit nach dort oben zu schaffen. Wenn das nicht für geplanten Mord spricht, weiß ich nicht, was sonst. Und alle diese Indizien zusammen, Mord, Planung, Vorhersagen und die Zusammenhänge zum Manuskript, veranlassen mich eben, von einer langfristigen Planung auszugehen. Bei welcher das Originalmanuskript eine so wichtige Rolle gespielt haben muss, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass der Mörder es uns einfach so leicht überlassen hat." Sie holte tief Luft und wartete auf die Reaktionen der Kollegen.


04.01.2006 0: 02

Kanndra

"Tja, nun du könntest recht haben mit dem Manuskript. Zumindest sollten wir noch mal überprüfen, ob es wirklich um diese wirren Verse geht." Die Späherin blickte auf eine Liste mit offenen Fragen, die an dem Übersichtsboard hing. Es kam ihr vor, als würden sie nur auf immer neue Ungereimtheiten stossen, statt mal welche aufzuklären. "Aber da es auch noch jede Menge anderer Hinweise gibt, sollten wir uns wieder aufteilen."
"Ich übernehme Notomnibus' Umfeld", bot sich der Werwolf an. "Also den Bruder und die Haushälterin."
"Gut", nickte Kanndra. "Ophelia, du gehst mit ihm. Und findet raus, ob er ein Konto hatte oder finanzielle Probleme."
"Ich rede noch mal mit Jack", warf Ãœbrigens schnell ein, bevor der Feldwebel noch auf die Idee kam, ihn durch die halbe Stadt zu schicken. Ausserdem gab es bei dem Gerichtsmediziner immer ein wenig Schinkenbrot oder andere Leckereien zu stibitzen.
Auch dieses quittierte Kanndra mit einem zustimmenden Nicken. "So lange die Diebesgilde nichts von sich hören lässt, kannst du ja mal mit Will bei der Times vorbeischauen, Hatscha und Näheres über das Interview rausfinden und ob sie wissen, ob Notmnibus schon eine Druckerei gefunden hat. Und ich werde mir mal die Studenten und diesen Vogel vornehmen. Laiza kann bestimmt den Bibliothekar überreden, einen Blick in Notomnibus erstes Buch werfen zu dürfen. Schließlich kennt das hier auch keiner, oder? Bei der Gelegenheit kannst du auch etwas über diesen Bibliotheks-Code oder was immer es ist, rausfinden." Kanndra grinste die Okkultismus-Expertin an, die ergeben nickte. Ausgerechnet mit diesem T... Affen sollte sie sich rumschlagen.
"Apropos Affe", sagte sie. "Was ist mit dieser ominösen Statue? Kennt jemand so eine?"
Stille senkte sich über die Wächter, während jeder darüber nachdachte.
"In der Affenstraße vielleicht?", schlug Hatscha vor.
"Du bist lustig, die ist mitten in den Schatten. Ich wäre dafür, zuerst woanders nachzusehen", entgegnete Harry, der noch keine Aufgabe hatte und dem dämmerte, wer sich wohl auf die Suche machen würde.
"Am Zoo", fiel Will ein. "Da stehen welche vor dem Eingang."
"Gut, Ilona und Harry, ihr seht euch das mal an. Ich bin gespannt, in welche Richtung sie schauen, wahrscheinlich nach oben." Die Ironie im letzten Satz der Späherin war nicht zu überhören.

Abraham Greifzu war die ganze Nacht unterwegs gewesen und wollte nun in den wohlverdienten Feierabend gehen. Vorher wollte er nur noch schnell bei der Gilde vorbeischauen, ob es vielleicht neue Aufträge für die kommende Nacht zu sichern gab. Er hatte das Gebäude fast erreicht, als ihn jemand aus den Schatten einer Gasse ansprach.
"Entschuldigung, ich habe mir den Knöchel verknackst. Könnten Sie mir vielleicht helfen?"
"Aber natürlich", freundlich lächelnd betrat Abraham die Gasse. Schließlich konnte er es nicht mit seiner Berufsehre vereinbaren, eine so gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen.
"Danke, sehr freundlich." Der Unbekannte legte den Arm um Greifzus Schultern und rammte mit der anderen Hand ein Messer tief in den Bauch des Diebes.

04.01.2006 15: 17

Hatscha al Nasa

Hatscha stapfte mal wieder durch die Straßen der Stadt. Diesmal mit Will Passdochauf. Bald hatten sie ihr Ziel, die Redaktion der Times, erreicht. Kurz zögernd betraten sie dann das große Gebäude. Im Foyer konnten sie trotz der Entfernung die Geräusche aus den abgelegenen Hallen hören, wo gedruckt wurde. Sie sahen sich um und entdeckte eine Art Schalter, an der bereits eine ganze Menge anderer... Leute anstanden. Aber hinter keinem anderen saß jemand, also beschlossen die Wächterinnen, sich hier anzustellen. Geduld, sagte sich Hatscha.
Nach etwa dem zehnten Mal Niesen kamen die beiden dann doch noch an die Reihe, nachdem etliche Leute vor ihr aus Angst, sich anzustecken, lieber den Raum verlassen haben. Ihr sollte es nur Recht sein.
"Ja?", fragte der Herr auf der anderen Seite des Schalters.
"Wir sind von der Stadtwache", begann Hatscha. Etliche Leute, die wohl mitgehört hatten, verließen den Raum. "Es geht um Ihr Interview mit Notomnibus. Könnten wir vielleicht mit dem verantwortlichen Redakteur sprechen?"
"Oh, da sind Sie aber hier vollkommen falsch. Ich nehme nur Berichte von den Bürgern entgegen. Einen Moment, ich hole jemanden, der Ihnen weiterhelfen kann." Der Herr verschwand und erschien kurz darauf mit einem Zwerg. "Das ist Grimmig. Er wird sich um Ihre Angelegenheit kümmern."
Die Wächterinnen nickten und folgten dem Zwerg, als dieser losging.
"Wohin soll's denn gehen?"
"Wir wollten mit der Person sprechen, die Herrn Notomnibus interviewt hat", sagte Will, während Hatscha nieste.
"Gesundheit. Hm, da muss ich nachsehen, wer das war. Wenn Sie kurz warten könnten." Der Zwerg öffnete eine Tür und verschwand dahinter. Wenig später kam er mit einer Liste wieder zurück. "Das muss Föl Eton gewesen sein. Stammt aus Quirm meines Wissens nach. Sein Büro ist da vorne links."
"Vielen Dank", sagte Hatscha und sie gingen dorthin, wohin Grimmig sie geschickt hatte. Will klopfte an die Tür, an der verschnörkelt Redakteur Föl Eton stand und wartete.
"'erein", sagte dann eine Stimme und die Wächterinnen trat ein.
"Guten Tag, ich bin Lance-Korporal Hatscha al Nasa von der Stadtwache und das ist meine Kollegin Hauptgefreite Will Passdochauf. Wir wollten Ihnen ein paar Fragen stellen."
Der Mann, der an einem überladenen Schreibtisch neben einem noch überladeneren Papierkorb saß, versteifte sich sichtlich. Er war, sofern das bei einer sitzenden Person erkennbar war, recht klein und hatte dunkles Haar. Oberhalb des Mundes hatte er einen feinen Schnurbart und sah ansonsten auch sehr gepflegt aus. "Ich 'abe nichts getan, was will die Wache von mir?", begann er panisch.
"Sie haben doch das Interview mit Notomnibus geführt. Keine Angst, sie stehen in keinerlei Verdacht. Wir bräuchten nur ein paar Informationen, die uns in unserem aktuellen Fall etwas weiterhelfen würden."
"Oh." Föl entspannte sich langsam. "Ja, ich 'abe das Interview geführt."
"Es ging doch um das Werk von Notomnibus, das in Kürze veröffentlicht werden sollte."
Der Redakteur nickte.
"Demnach müsste Notomnibus also bereits einen Verlag oder eine Druckerei gefunden haben, die das Buch herausbringt."
"Muss er wohl."
"Wissen Sie vielleicht, was für eine Druckerei oder so das war?" Hatscha zerrte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und putzte sich die Nase.
"Einen Moment, ich se'e nach, ob ich dazu vielleicht Aufzeichnungen 'abe." Er kramte in einer Schublade herum. Dann holte er eine Mappe heraus und sah sich die Blätter, die er darin aufbewahrt hatte, durch. Soweit Hatscha das erkennen konnte, waren es Notizen zu dem Gespräch.
"Ah, 'ier 'abe ich etwas." Er reichte Will einen Zettel. "Ich 'offe, das 'ilft Ihnen weiter."
Sie warf einen kurzen Blick darauf und zeigte ihn dann Hatscha. "Ich denke schon", sagte diese.

04.01.2006 16: 24

Harry

Währenddessen waren Ilona und Harry auf dem Weg zum so genannten Zoo (besser gesagt, zur privaten Menagerie des Patriziers), als der Gnom der Gefreiten plötzlich deutete, stehen zu bleiben.
"Also noch mal langsam", meinte er. "Wir gehen jetzt weshalb zum Zoo? Weil irgend so eine alte Oma dir einen Zettel hinterlassen hat, auf dem etwas über steinerne Affen steht?"
Ilona blickte den Gnom auf ihrer Schulter verdutzt an. "Ja, und weil sie anscheinend etwas über den Inhalt des Buches wusste... wieso?"
"Weil ich nicht verstehe, wieso wir dann nicht zu dieser alten Oma gehen, statt die Stadt nach einer Affenstatue zu durchsuchen? Die sollte doch wohl am besten wissen, worum es geht!"
"Aber keiner weiß, wo die Warenburg wohnt!"
"Nicht?" Harry dachte kurz nach. "Na gut, dann gehen wir zu Notomnibus' Wohnung."
"Wie? Aber Feldwebel Kanndra hat gesagt..."
"Und ich habe einen höheren Dienstgrad als Feldwebel Kanndra. Also, gehen wir!"

Romulus unterhielt sich gerade in Notomnibus' Wohnung mit Händchen Mehltau, als Ilona und Harry die Wohnung erreichten.
"Harry? Was..." setzte Romulus an, doch der Gnom winkte ab. "Einen Moment. Sie sind Fräulein Mehltau, richtig?"
Die Haushälterin nickte.
"Sehr gut. Ilona, könntest du dieser Dame bitte Frau Warenburg beschreiben?"
Ilona sah den Stabsspieß fragend an, doch dann beschrieb sie dem Mädchen die alte Hellseherin.
"Ja, die habe ich schon mal gesehen", bestätigte Händchen Mehltau. "Sie war gestern Vormittag hier, kurz bevor ich von Herrn Notomnibus' Ableben erfahren habe. Sie hatte hier eine Weile auf ihn gewartet und ist dann wieder gegangen."
"Hattest du etwa einen Geistesblitz, Harry?", fragte Romulus.
"Ja, den hatte ich. Wenn das Buch, wie Ophelia sagte, eine Fälschung ist, dann musste die Warenburg es kennen. Ilona, du hattest gesagt, laut Warenburg waren sie und mehrere andere Hellseher gegen die Veröffentlichung des Buches, richtig?"
Die Gefreite nickte.
"Na bitte. Wahrscheinlich hat die Warenburg das Buch hier versteckt. Vielleicht hat sie das Original sogar mitgenommen - oder sie wusste zumindest, dass das Original verschwunden ist. Und dann dichtet sie selbst noch ein paar Zeilen über Affenstatuen, um uns von unseren Ermittlungen abzuhalten - klingt das nicht plausibel?"


04.01.2006 23: 36

Ilona Istnichtgut Feldacker

"Das kann gut sein", überlegte Ilona laut; "das würde auch erklären warum sie meisten vor der UU zu finden ist. Vielleicht wusste sie ja das Notomnibus öfters dort hingeht und hat vielleicht sogar dem Mörder beschrieben wo er sein Opfer finden kann. Ich hab ehrlich gesagt auch ganz vergessen sie zu fragen ob sie an diesem Tag irgend etwas verdächtiges gesehen hat. Aber ihre ganzen Gefühlsausbrüche haben mich dann doch etwas verunsichert. "
"Gefühlsausbrüche?" mischte sich Frau Mehltau ein, "Also als sie gestern hier war schien sie sehr ruhig zu sein. Ich habe versucht sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie antwortete meistens nur mit ja oder nein. So dass ich es bald aufgegeben habe."
"Das ist aber nicht die Frau die ich kenne. Da stimmt doch wirklich was nicht", murmelte Ilona und spielte gedankenverloren mit einem Stift in ihrer Hand.
"Gut, aber kommen wir erstmal zum eigentlichen Thema zurück", warf Romolus ein, um den Spekulationen fürs erste ein Ende zu setzten.
"Notomnibus hatte also ein Konto, hat aber nur selten etwas einbezehalt?" wandte er sich nun wieder an die Haushälterin.
"Ja wie gesagt, er besaß nie viel Geld, aber es reichte zum leben. Da blieb meistens nichts übrig um es einzuzahlen", antwortete diese, wobei man ihr anmerkte, das sie wohl sehr viel von ihrem früheren Arbeitgeber hielt.
"Wenn er so wenig Geld besaß, hat er da dann nicht mal einen Kredit aufgenommen?" hackte Ophilia nach.
"Früher schon, aber er wahr ein ehrlicher Mann und hat sie alle zurück gezahlt. Ich glaube kaum das er noch einen Kredit offen hat, aber ich kann ja mal nachsehen. Wenn wird er einen Beleg davon in einer der vielen Schreibtisch Schubladen haben", meinte Frau Mehltau und war auch schon im Nebenzimmer verschwunden.
Man hörte ein lautes Rascheln und gelegentliche Flüche über die ganze Unordnung, bis die Haushälterin mit einem etwas überraschten Gesichtsausdruck wieder kam.
"Das glaub ich ja nicht", murmelte sie immer wieder und hielt einen kleinen Zettel in der Hand, "warum wusste ich davon nichts?"
"Was haben sie denn gefunden?" fragten fast alle Wächter gleichzeitig voller Neugier.
Wortlos übergab die Haushälterin ihnen den Zettel und konnte nur weiterhin verwundert den Kopf schütteln.

08.01.2006 13: 15

Laiza Harmonie

Sie hatte einen Abstecher über einen kleinen Marktplatz gemacht um eine Tüte Erdnüsse zu kaufen, schließlich sollte man den Bibliothekar nicht besuchen ohne ihm irgendetwas Eßbares mitzubringen. So war man sich seines gutem Gemüts und seiner Hilfe sicher. Voraus gesetzt man verwendete nicht das T-Wort.
Doch anstatt sich Gedanken über die alphanumerische Zeichenfolge zu machen, wegen der sie sich gerade auf dem Weg zur Bibliothek befand, ging ihr der goldene Vogel nicht aus dem Kopf, der im Runentext erwähnt wird. Sie hatte in freien Stunden schon häufiger die Symbolik der Scheibenwelt studiert und nun versuchte sie sich daran zu erinnern, ob ihr etwas zum Wort Vogel einfiel. Doch es gab auf der Scheibenwelten viel zu viele Kulturen und Religionen, zu viele verschiedene Ansichten von ein und demselben, so dass sie nicht wirklich weiter kam.

Die Lederartige Nase bewegte sich zitternd unter dem geräuschvollen Schnüffeln des Bibliothekars, mit dem er die Tüte Erdnüsse untersuchte. Er schien zu frieden zu sein, denn er legte sie bei Seite und wandte sich mit einem fragenden Ugh an Laiza.
Der Orang-Utan Sprache nicht mächtig, hoffte Laiza, das es sich um die Frage handelt, was sie genau wollte.
Die Okkultismusexpertin bat um ein Buch über Symbolik, worauf hin der Affe sich von seinem Schreibtisch erhob und zwischen den Bücherregalen verschwand. Es dauerte nicht lange und er kam mit einem dicken Foliant wieder.
"Ugh."
"Vielen Dank, ich hätte da noch eine Frage zu dieser Zeichenfolge", sie reichte ihm ein Stück Papier auf dem sie die Zeichenfolgen übertragen hatte, "ist das zufällig eine Signatur hier aus der Bücherei."
"Ughugh", was immer das genau zu bedeuten hatte blieb der Wächterin verschlossen, aber immerhin setze sich der lebende Ledersack wieder in Bewegung und verschwand erneut zwischen den Büchereien. Zuerst ging sie wartend vor dem Schreibtisch des Orang-Utans auf und ab, doch als die Minuten ereignislos verstrichen setzte sie sich mit dem Symbolikbuch an einen freien Tisch und begann darin zu blättern.
'Die Gewissheit über die Wahrheit wird kommen wenn die Stunde des goldenen Vogels vor'
Ein Vogel stand in fast allen Kulturen und Religionen der Scheibenwelt für etwas Göttliches und Lebendiges. Zwei Vögel wiederum versinnbildlichen die Gegensätze der Welt. Und wo ein goldener Vogel ist, war mit Sicherheit auch ein dunkler Federgenosse. Aber wie konnte man den unvollständigen Satz auf fassen? Als gut oder schlecht? War die rede vom Ende des goldenen Vogels oder würde er kommen? Von welcher Wahrheit war die Rede und überhaupt wo war der Rest des Schriftstückes?

Der Teekessel pfiff und mit freudiger Erwartung auf sein heißes Getränk ging Christopher Tannenfried pfeifend in das kleine Zimmer das hinter seinem kleinen voll gestellten Laden lag. Die getrockneten Blätter wirbelten fröhlich durch die Tasse, als die Glocke über der Tür einen der seltenen Kunden ankündigte.
"Ich komme schon! Einen Moment bitte", der alte Mann stellte die Teekanne zurück auf den Ofen, richtete seine graue Weste zu Recht und betrat den Verkaufsraum.
Freundlich wie immer setze er zu den Worten "Was kann ich für sie tun?" an, doch er kam nicht weiter als bis zum Wa, als eine Hand seinen Hals packte. Der Besitzer der in ledergepackten Hand griff nach einem schweren Aschenbecher aus Stein, kippte den Inhalt auf der Theke aus und schlug zu.
Der Körper des Ladenbesitzers sackte hinter der Theke zusammen. Der Aschenbecher wurde auf die Theke zurück gestellt, dort wo er vorher auch stand, zwischen Papierstapeln, Büchern und einer kleinen Statue, die drei Affen zeigte.
Nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sprechen.

Staub und Spinnenweben hingen im Fell des Bibliothekars, als er endlich wieder zu Laiza zurückkam. Das Buch das er ihr vorlegte war so staubig das sie die Farbe des Einbandes und des Titels nicht lesen konnte.

15.01.2006 22: 16

Ophelia Ziegenberger

Romulus von Grauhaar blickte sich aufmerksam um, als sie den hohen Raum mit den etwa zehn Schaltern betraten. Die schläfrig wirkenden Augen eines Trolls aus schiefergrauem Stein schweiften ihnen nach. Ophelia zog die lange Nadel möglichst unauffällig aus ihrem festgesteckten Hut, als sie diesen abnahm, und befestigte sie dann sogleich wieder in dessen Eingeweiden.
"Dort! Das müsste ein freier Bankmitarbeiter sein." Ihre Hand zeigte rechts an den Holzverschlägen vorbei, auf einen kleinen Mann mit Ziegenbart.
Ihr Kollege ging diesem festen Schrittes entgegen. "Sir? Hätten Sie eventuell einige Minuten Zeit für meine Kollegin und mich?"
Der kleine Mann kniff leicht die eh' schon dünnen Augenschlitze zusammen. Er betrachtete sie, als würde er ihrem Äußeren blitzschnell Proben entnehmen. "Ich wüsste nicht, auf was für einen Vorfall in unserem Hause sich ein Gespräch mit Ihnen beziehen sollte? Wir haben uns keinerlei Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen lassen!"
Die junge Obergefreite seufzte lautlos. Manchmal empfand sie dieses Vorurteil, mit dem Jeder ihnen begegnete, als störend. Hoffentlich würde sich dieses Etwas, welches sie als Angehörige der Stadtwache zu verraten schien, nicht gänzlich auf sie übertragen, so dass selbst Fremde, mit denen sie in ihrer Freizeit zusammenstieße, sie plötzlich als Wächterin zu erkennen begannen.

Eine entsprechende Szene bildete sich ungewollt vor ihrem inneren Auge, eine größere Abendgesellschaft, seidene Kleider und glitzernde Geschmeide, komplizierte Frisuren und das leise Murmeln interessanter Gespräche. Sie sah sich selbst den Raum betreten, spürte, wie die Gespräche herum verstummten, als sich einer nach dem anderen ihr zuwandte. Sie sah den tödlichen Blick von Großtante Pätrischa, die merkwürdigerweise am Kopfende des Saales auf einem Thron saß? Der Gedanke verwirrte sie für eine Sekunde, bis das Bild wieder sein Eigenmoment aufnahm und sie mit lautem Wispern und schneidenden Stimmen konfrontierte. Entsetzen malte sich auf den edlen Gesichtern der Gäste ab, schon fielen einige Damen stilecht in Ohnmacht, vorsichtig darauf bedacht, nichts Wichtiges dabei zu zerknittern und dem nächststehenden Herrn noch eine Gelegenheit zum Auffangen einzuräumen. Bewegung brandete durch die Gruppen, fort von ihr, ein Mann zog seinen bisher verborgenen Stockdegen, ein anderer riss sich die weißen Handschuhe von den Händen und ballte diese mit fester Mine zu Fäusten. "Eine Wächterin! Komm nicht näher, Du Monster! Ich werde diesen Saal mit deinem verschütteten Blut reinigen!" Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Stufen hinab, die sie eben erst gekommen sein musste, weiter und weiter, immer zwei von ihnen zugleich nehmend. Sie stolperte und verlor einen Schuh, der augenblicklich in tausend Glassplitter zersprang. Hinter ihr begann die Turmuhr zu schlagen. Sie wollte fort, nichts lieber als das, doch plötzlich spürte sie ihre Füße nicht mehr, ein taubes Gefühl ergriff Besitz von ihrem Körper, ein Kribbeln, wie von einem unkontrollierten magischen Feld. Sie fiel wiederum und als sie den Sturz mit ihren Händen abfangen wollte, blickte sie stattdessen auf blau, graue Tentakeln.

Sie schüttelte ihren Kopf. Der kleine Mann winkte ungeduldig ab und bedeutete ihnen, ihm in den Bereich mit den zwei Gesprächsecken zu folgen. Er verscheuchte mehr oder weniger freundlich die Kunden, die zu faul gewesen waren, stehend auf die Bekannten an den Schalterschlangen zu warten. Dann deutete er auf die unbequemen Stühle ihm gegenüber. "Also? Was wollen Sie von uns"
Sie wiesen sich mit ihren Marken aus. Dann bedeutete der Kollege ihr, mit Notizen zu beginnen. Etwas, was sie sich nicht zweimal sagen ließ. Ophelia zückte ihren Stift. Das Notizbuch lag schon wie durch Zauberhand auf ihrem Schoß.
Romulus legte einen zusammengefalteten Zettel, den er seinem Umhang entnommen hatte, auf den Tisch. Er nickte in Richtung des Papiers. "Wir ermitteln im Fall des Verstorbenen, dem dieses Konto bei Ihnen gehörte."
Der Ziegenmann pickte es mit spitzen Fingern auf und entfaltete es umständlich, als müsse er sich vor unsichtbaren Giftspuren in Acht nehmen. Seine kleinen Augen flitzen ungnädig über die Angaben und bohrten sich dann in Romulus' Blick. "Von Notomnibus. Ich erinnere mich. Und?"
Der Ermittler rutschte etwas auf der steinharten Sitzfläche herum. "Nun, wir hätten gerne einige Auskünfte zu dem Konto. Zum Beispiel darüber, wie lange es schon besteht und ob er öfter derartige Summen einzahlte?"
Die kleinen Schlitzaugen verengten sich, was beinahe nicht mehr möglich geschienen hatte. Der Bankangestellte beugte sich ruckartig vor, so dass Ophelia ein Zurückzucken nicht unterdrücken konnte. Sein leicht hämischer Tonfall verriet, dass ihm diese Reaktion nicht nur nicht entgangen war, sondern dass sie ihn auch zu erfreuen schien. "Haben Sie schon mit Herrn von Notomnibus' Anwalt gesprochen? Nein? Dann hätten Sie sich gar nicht erst die Mühe machen brauchen hierher zu kommen!"
Die beiden Wächter sahen sich erstaunt an. Romulus runzelte die Stirn. "Der Verstorbene ist tot, wissen Sie? Nicht untot. Das kann ich Ihnen versichern. Warum sollten wir also mit irgendeinem Anwalt sprechen?"
Eine beinahe unheimliche Veränderung zeigte sich im Gesicht des kleinen Mannes. Ein Lächeln, oder was er vielleicht dafür hielt, kämpfte sich seinen Weg durch das Dickicht entgegen gesetzter Linien, die sich im Laufe der Jahre in die trockene Haut gegraben hatten. "Herr von Notomnibus war nicht allein verfügungsberechtigt über dieses Konto. Womit noch immer ein Anspruch und entsprechend hoher Grund zur Wahrung der Daten besteht. Wir schützen unsere Kunden vor", er bedachte sie mit einem abfälligen Blick, "neugierigen Übergriffen."
Ophelia überging geübt die impliziete Beleidigung. "Wäre es Ihnen möglich, ein Treffen zu vereinbaren oder ihrem Kunden eine Nachricht zukommen zu lassen?"
Der Angestellte schloss überheblich die Augen und strich sich mit spitzen Fingern an den grauen Schläfen entlang. "Es tut mir leid." Sein Tonfall verriet das eindeutige Gegenteil. "Aber da wird sich wohl nichts machen lassen. Sie hat..." Seine Finger krampften sich noch in der Bewegung zusammen, als ihm sein verbaler Ausrutscher mit einem Schlag zu Bewusstsein kam. Er blickte sich gehetzt um, ob einer der Kollegen wohl nahe genug gestanden hatte, um dies mitbekommen zu haben. Dann blickte er in die wissenden Gesichter ihm gegenüber. Er räusperte sich und faltete nervös seine Hände vor sich. Mit wesentlich leiserer Stimme fuhr er fort: "Es ist mir nicht gestattet, unsere Kunden mit solcherlei Fragen zu belästigen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?" Bei diesen Worten erhob er sich, wich jedoch ihren Blicken aus.
Der Chief-Korporal dagegen lehnte sich scheinbar gemütlich zurück und bemühte sich nicht, die Stimme zu senken. "Aha! Sie können uns doch weiterhelfen. Eine Frau also ist die anonyme Mitnutzerin des Kontos."
Der kleine Mann blickte automatisch in Richtung des ersten Schalters, vorne an der Eingangstür. Der dortige Kollege hatte noch nichts von ihrem Gespräch, und dem vermeintlich widersprüchlichen Verhalten der daran Beteiligten, mitbekommen. Er setzte sich hastig wieder. "Bitte, Diskretion! Wir sind hier in einem Finanzinstitut in dem wir mit heiklen Informationen arbeiten und nicht in einem von Kutschern konsultierten Brauereihaus!" Er strich sich mehrmals fahrig über den dünnen Kinnbart.

Ophelia wartete gespannt darauf, wer den Gesprächsfaden als erster aufgreifen würde. Sie spürte genau, dass dies einer jener seltenen Momente war, in denen Schweigen ein wirkungsvolleres Instrument als jedwede mögliche Drohung darstellte.
Der kleine Mann wich ihren Blicken aus, bis er die Spannung nicht mehr ertrug.
Ophelia zog daraus ihre eigenen Schlüsse, was das hiesige Arbeitsklima betraf.
Mit einem letzten Blick in Richtung des, etliche Jahre jüngeren, Ersten Kassierers, legte das ergraute Männlein resignierend die Handflächen aneinander. Er seufzte tief. "Sie haben mich überzeugt? Davon, dass diese Angelegenheit außerordentlich wichtig ist? Ich weiß natürlich keinesfalls, woher Sie diese Information haben, dass es sich bei der Mitnutzerin um eine Dame handelt." Endlich hob er die schmalen Lider. Sein Blick war verzweifelt, fragend. Dieser Blick bat um Stillschweigen und Verständnis. Und er verriet, dass der Mann dahinter bereit war, noch weiter zu gehen, dafür, dass man seinen Fehler nicht an einen gewissen Vorgesetzten reichte.
Ophelia war aufgeregt. Wie sollten sie auf diese unausgesprochene Bitte erwidern? Immerhin ging es um viel mehr, als nur um diesen armen Mann.
Romulus fuhr sich achtlos mit der Hand durchs dichte Haar. Nach kurzem Zögern antwortete er leise: "Wir haben unsere Quellen. Mehr darf ich Ihnen leider nicht dazu sagen, immerhin geht es hier um einen Mordfall, zu dem nicht jeder, der einfach fragt, auch Auskunft erhält. Genauso wenig, wie wir den Namen dieser Dame nennen würden."
Der Blick der verzweifelten Augen schien für eine Sekunde schmerzerfüllt. Der ältere Mann schluckte schwer und seine Stimme klang in den Ohren der Ermittlerin wie das das Schluchzen eines zu Tode Verurteilten im Angesicht der Schlinge. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur wieder ein? Tonlos und mit starrem Blick antwortete er: "Frau Hildegard von Warenburg wird erfreut sein, das zu erfahren."
Es kostete Ophelia einige Mühe, sich keine Reaktion anmerken zu lassen, die diesen "redseligen" Moment zerstört hätte, doch sie konnte ihrerseits die gleichen Anstrengungen aus den Gesichtszügen ihres Kollegen ablesen. Wenn man davon wusste!
Romulus räusperte sich. "Bliebe nur noch das Konto. Sie erinnern sich an unsere anfängliche Frage?"
Der kleine Mann wünschte sich offensichtlich nichts mehr sehnlicher, als dass sie gingen. Er flüsterte beinahe, rang sich dabei jedoch plötzlich ein strahlendes falsches Lächeln ab, welches er unverbindlich in Ophelias Richtung warf. "Das Konto wurde vor etwa einem Jahr eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt gingen die ersten fünftausend Ankh-Morpork-Dollar als Bareinzahlung ein. Die zweite Einzahlung erfolgte erst vor etwas mehr als anderthalb Monaten, ebenfalls bar. Herr von Notomnibus brachte die Beträge persönlich zu uns. Und er hat seitdem keine noch so kleine Summe davon abgehoben." Seine Augen zeigten deutlich, dass er alles Wichtige, sowie seinen Stolz, preisgegeben hatte.
Von Grauhaar bedachte ihn noch einen kurzen Moment mit einem nachdenklichen Blick, bevor er sich erhob und ihm die Hand entgegen streckte. "Ich bedanke mich sehr für Ihre kooperative Zusammenarbeit. Wirklich! Machen Sie sich keine Vorwürfe. Wir sind nicht darauf aus, Ihnen Schwierigkeiten zu bereiten. Wir möchten einen Mörder fassen und ihre Hinweise sind Anhaltspunkte. Einige unter vielen."
Ophelia beeilte sich zu knicksen und umständlich ihren Hut wieder fest zu stecken, als sie Romulus schnellen Schritten über den Steinfußboden folgte.
Der kleine Mann mit dem Ziegenbart sah ihnen überrascht aber auch traurig nach. Von seinem arroganten Auftreten war nichts geblieben.


16.01.2006 20: 33

Kanndra

"Wir waren zu wichtigen Studien ausser Haus". Der Gesichtsausdruck Elwin Weckers, seines Zeichens Student der Unsichtbaren Universität, ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, was er von einer Befragung, noch dazu durch eine Frau, hielt.
"Zweifellos", erwiderte Kanndra trocken, die sich die "wichtigen Studien" mühelos vorstellen konnte. Vermutlich ging es um den Geschmacksvergleich diverser Bierangebote diverser Kneipen. "Und als Sie zurückkamen, fanden sie die Leiche am Fuß des Turmes?"
"Das haben wir doch alles schon einmal erzählt", jammerte Ralf Kohlenstein. Die Gestalt des jungen Studenten erinnerte die Wächterin an eine Birne. Die Miene unter der kahlen Stirn drückte anscheinend ständige Anklage aus.
Der Feldwebel nickte und blätterte wichtig in ihrem Notizblock. "Ich wollte es nur noch mal von Ihnen bestätigt haben. Kannten Sie den Toten?"
Der dritte im Bunde, Holter Krähbein, nickte missmutig, was ihm einen scharfen Blick von Elwin einhandelte. "Hat ab und zu mal mit den Dozenten gespeist."
"Was natürlich nicht heißt, dass wir ihn gut gekannt haben", fiel ihm Wecker ins Wort. "Wir haben ihn höchstens mal von Weitem gesehen." Der hochgeschossene Zaubererlehrling verschränkte die Arme, schenkte seinen Kumpanen noch einen warnenden Blick und sah dann wieder hochmütig auf die Wächterin herunter. Seine roten Haare fingen das durch das Fenster fallende Licht ein und schienen regelrecht in Flammen zu stehen.
"Aber Sie haben ihn erkannt, als Sie seine Leiche sahen?"
"Wir... waren uns nicht sicher. Es war ja schließlich ziemlich dunkel und wie gesagt, wir kannten ihn nur von Weitem."
"Dann noch eine letzte Frage. Waren Sie den ganzen Abend zusammen?"
"Klar", sagte Holter.
"Bis auf..." fing Ralf an, wurde aber durch einen plötzlichen Schmerz im Schienbein am Weiterreden gehindert.
Elwin stemmte die Fäuste in die Hüften und begann zu brüllen:" "Was erlauben Sie sich eigentlich? Soll das heißen, sie verdächtigen uns? Das ist ja wohl lächerlich!"
Kanndra hob beschwichtigend die Hand. "Das sind reine Routinefragen. Kein Grund zur Aufregung." Sie schob sich eine Locke aus der Stirn und sah die Studenten lächenld an. "Das war es auch schon, meine Herren. Sie haben uns sehr geholfen." Als sie sich umdrehte, lächelte sie immer noch, aber nun hätte es den Studenten sicher nicht mehr gefallen.

17.01.2006 14: 20

Ophelia Ziegenberger

Der schwere Türgong verklang allmählich hinter der unscheinbaren Tür. Leise Schritte waren zu hören, ein Schaben am Guckloch, ein leichtes Lichterflackern ebendort und dann öffnete sich die Tür.
"Ja?"
Die Obergefreite räusperte sich und konnte gerade noch verhindern, dass sie in einen Knicks ging. Stattdessen zeigte sie ihre Blechmarke vor.
"Herr Harald von Notomnibus? Ophelia Ziegenberger, mein Name. An meiner Seite der Kollege von Grauhaar. Wir sind von der Wache."
Sie stöhnte innerlich auf. Der Kollege hatte ihr den Vortritt gelassen. Zum Üben. Und sie stellte sich derart dilettantisch an! Natürlich kamen sie von der Wache! Das sah man den Dienstmarken an, das musste nicht betont werden.
Ihrem Gegenüber schien jedoch nicht Besonderes an ihrer Einleitung aufzufallen. Er runzelte nur leicht die Stirn, nickte und bat sie herein.
"Sie kommen sicherlich wegen meines Bruders."
Ophelia wechselte einen Blick mit dem Kollegen, doch dieser deutete nur wortlos an, dass sie dem Wohnungsinhaber besser folgen sollten.
Als sie in einem kleinen Zimmer, karg eingerichtet, auf weichen Polstern um einen niedrigen Tisch herum saßen, nickte sie zustimmend.
"Wir ermitteln im Falle ihres Bruders. Wozu ich Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen möchte."
Die zeremoniellen Worte kamen ihr leicht von den Lippen, leichter, als sie es sollten.
Der unscheinbare Mann in den Mittvierzigern schüttelte mit ironischem Blick den Kopf:
"Lassen Sie nur. Ich habe Michael vor etwa zwanzig Jahren das letzte Mal gesehen. Und es tut mir nicht leid drum."
Das war nicht ganz die Reaktion, mit der sie gerechnet hatte. Die Fragen blieben jedoch die gleichen.
"Haben Sie sich zerstritten? Verzeihen Sie, wenn ich fragen muss aber..." Sie deutete mit leicht zusammen gepressten Lippen die Notwendigkeit an.
Herr von Notomnibus zog in einer Mischung aus Belustigung und Gleichgültigkeit die Brauen hoch. "Nein. Haben wir uns nicht. Wir haben uns ganz unspektakulär auseinander gelebt, wie das so vorkommen kann, innerhalb der Familie. Man kann sich eben nicht aussuchen, mit wem man zusammen aufwächst und wenn man dann so gar nichts gemeinsam hat..."
"Hat ihr Bruder denn zwischenzeitlich etwas von sich hören lassen, oder versucht, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen?"
Romulus hatte sich unauffällig zurück gelehnt und verfolgte das Gespräch als Zuhörer.
Harald antwortete mit Blick auf das Fenster. "Nein. Das Erste, was ich von ihm seit Langem hörte, oder vielmehr über ihn, war dem Zeitungsartikel gestern Mittag zu entnehmen, der ausführlich von seinem Sturz berichtete." Er wandte ihr den Kopf zu. "Stimmt es, dass ihn jemand wegen seines Buches umgebracht hat?"
Ophelia blickte schnell zum Vorgesetzten. Dieser beugte sich nun doch wieder etwas vor und sagte mit ruhiger Stimme. "Es ist eine Möglichkeit von vielen. Wir untersuchen das."
Haralds Blick flog wieder zur Ermittlerin zurück. "Dass seine komischen Ideen einmal in Schwierigkeiten bringen würden, war irgendwie klar. Aber dass sie ihn ins Grab bringen..." Nach kurzer Pause setzte er sich gerade. "Ich glaube wirklich nicht, dass ich Ihnen weiter helfen kann. Falls Sie aber anderer Meinung sind. Haben Sie noch Fragen?"
Ophelia blätterte schnell in ihrem kleinen Block weiter. "Stehen Sie in irgendeiner sonstigen, vielleicht finanziellen, Verbindung zu ihrem Bruder?"
Die Antwort kam kurz angebunden, doch ohne Zögern: "Nein."
"Hat in den letzten Monaten irgendjemand den Kontakt zu Ihnen gesucht, im Zusammenhang mit ihm oder seiner Arbeit?"
"Nein."
"Können Sie uns Namen von Freunden oder Bekannten ihres Bruders nennen, mit denen wir uns stattdessen in Verbindung setzen könnten?"
"Nein, wie gesagt. Wir haben zwei verschiedene Leben gelebt."
Sie notierte seine Antworten und dachte bei sich, wie traurig es doch war, einen Familienangehörigen so gänzlich aus dem Blick zu verlieren.


17.01.2006 22: 00

Laiza Harmonie

Laiza beobachtete, wie der rotbehaarte Ledersack sich auf den Handknöcheln stützend von dem Tisch wegbewegte, an dem sie saß. Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und inspizierte noch einmal die braune Papiertüte mit den Erdnüssen, bevor er sie ohne weitere Umwege direkt in seinen Mund schüttelte und mit seinen Zähnen zermalmte. Er schien zufrieden zu sein.
Die Okkultismusexpertin sah auf ihre mechanische Taschenuhr. Es war einige Zeit verstrichen, weshalb sie vermutete, dass der Bibliothekar eine Reise in dem B-Raum unternommen hatte, um ihr dieses Buch zu bringen.
Woher kam es? Was war es überhaupt?
Sie klappte den Foliant für die Scheibenweltsymbolik zu und legte ihn bei Seite. Sie würde ihn ausleihen und mit ins Wachhaus nehmen, um noch verschiedene andere Begriffe nachschlagen zu können.
Das Buch, das ihr der Orang-Utan gegeben hatte, war klein und dünn.
Laiza holte tief Luft und pustete den Schaub vom Einband weg. Zum Vorschein kamen ein dunkelroter grober Stoffeinband und einige verschnörkelte Wörter auf Latatianisch. Ihr blieb fast der Atem weg, als sich in ihrem Kopf langsam die Übersetzung formte.
Gold und Pech sind die gefressenen Vögel

Der goldene Vogel!
Der goldene Vogel? Was hatte das zu bedeuten? War es nur Zufall oder hatte das Schicksal es gut gemeint? Schnell klappte sie das Buch auf, doch sie wurde vorsichtig, als sie merkte, das die Seiten beinahe durchsichtig und schon ziemlich porös waren. Es knisterte bedrohlich, als sie Seite für Seite vorsichtig umblätterte.
Obwohl sie recht gut in Latatianisch war machten ihr die Übersetzung einige Schwierigkeiten. Doch ein war klar, was sie dort in der Hand hatte war ein weiteres Buch über Zukunftsvorhersagen, und es war nicht aus der Feder vom Astrologen Michael von Notomnibus.
Doch der erste Vers zeigte, dass es genauso kryptisch geschrieben war wie das Werk des Toten Astrologen.

Ohne dies ist bekannt, zahme
Vögel betäuben durch ihren Singsang
Doch wilde Vögel fliegen
Bedenke pflanze keine Erdnüsse,
wenn der Affe zuschaut.



24.01.2006 20: 54

Will Passdochauf

Ralf bückte sich und rieb sich das Schienbein. "Das war nun wirklich nicht nötig", meinte er grimmig und blickte anklagend zu Holter hoch.
"Du hättest noch alles verraten", meinte der Angesprochene von oben herab.
"Na und?", erwiderte der Erste und erhob sich. "Was wäre schon so schlimm daran gewesen, wenn sie erfahren hätte, dass Holter bei der Schreckensburg war?" Er kratzte sich am Kopf und sah zu seinen Mitstudenten. "Ich meine, das ist eine Wächterin und kein Dozent, von denen die ständig wiederholen, dass Umgang mit Frauen schlecht für die Gesundheit ist". Er strich sich nachdenklich über den Dreitagebart. "Ich bin mir nicht mal sicher ob man die Schreckensburg überhaupt als Frau bezeichnen kann". Auf der Suche wenigstens nach einem bestätigenden Murmeln sah er zu Elwin und Holter. Ihr eigenartiger Gesichtsausdruck machte ihn stutzig. "Was denn?"
Weckers grinste den jungen Kohlestein an und versuchte damit Vertrauen zu erwecken. "Weißt du, der Dozent für außergewöhnlich uninteressante Ereignisse sagt es doch immer wieder. 'Man muss nicht immer alles durchschauen, ab und zu reicht es auch im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein'".
"Oder auch andersherum", murmelte Krähbein und sie machten sich stumm auf den Weg in Richtung Mittagessen.

29.01.2006 0: 52

Kanndra

Nachdenklich trat die Späherin hinter der Tür hervor, wohin sie sich gerade noch rechtzeitig hatte retten können, ehe die Studenten aus dem leeren Unterrichtsraum kamen. Wie sie sich gedacht hatte, hatten die drei nicht darauf geachtet, dass sie die Tür beim Rausgehen nicht ganz geschlossen hatte und so hatte sie das Gespräch nach ihrem Abgang mit anhören können. Dann war dieser Holter Krähbein also bei Ilonas Informantin gewesen. Die Frage war, ob das für ihren Fall relevant war oder nicht. Auf jeden Fall ein Detail, das man sich merken musste. Aber jetzt musste sie sich erstmal beeilen, um noch Zauberer Vogel zu erwischen, ehe dieser ebenfalls im Speisesaal verschwand.

29.01.2006 14: 27

Harry

Artemis Vogel war leider nicht auf dem Gelände der UU aufzufinden. Einer der Pförtner konnte dem Feldwebel mitteilen, dass der Zauberer morgens das Universitätsgelände verlassen und vorgehabt habe, im Laufe des Nachmittags zurückzukehren.
Also entschloss Kanndra sich, zunächst zum Wachhaus zurückzukehren, wo auch die anderen langsam zur mittäglichen Einsatzbesprechung eintrudelten.

"Dann hätte die Warenburg also Motiv und Gelgenheit gehabt, das Buch auszutauschen", meinte sie, nachdem Harry über seine Theorie berichtet hatte. "Und das mit dem Geld ist natürlich auch verdächtig genug, um sich noch einmal mit der Frau zu unterhalten."
"Nur weiß leider niemand, wo sie wohnt", sagte Ilona bedauernd. "Sie taucht immer mal wieder irgendwo auf, aber keiner kennt ihre Adresse."
"Dann solltest du deine Kontakte spielen lassen, um sie zu finden. Und wenn du sie hast, bring sie gleich hierher, damit wir uns mit ihr unterhalten können."
Kanndra notierte sich etwas auf einem Zettel. "So, was haben wir noch?"
"Vor zehn Minuten ist ein Memo von der Diebesgilde gekommen. Man hat den Dieb, der wohl Notomnibus bestohlen hat, tot aufgefunden. Niemand scheint zu wissen, was die Diebesbeute genau war, er hatte sich nach dem Diebstahl nicht bei der Gilde zurückgemeldet."
"Wann hat der Mord stattgefunden?"
"Heute, am frühen Morgen."
"Das heißt, er war zwei Tage lang nicht bei der Gilde, um seine Beute zu melden? Das würde darauf hindeuten, dass der Auftraggeber nicht wollte, dass irgend etwas über den Diebstahl bei der Gilde bekannt wird. Hatscha, du solltest vielleicht noch mal in der Umgebung des Diebes ermitteln."
Der Husky nickte. "Ich glaube allerdings nicht, dass dabei viel herauskommen wird."
"Aber ich habe vielleicht etwas", meinte Laiza. Vor ihr lagen mehrere Bücher auf dem Tisch. "Erstens habe ich Notomnibus' erstes Buch hier. Es ist etwa genau so kryptisch wie das, was wir hier als neues Exemplar haben. Aber außerdem hat der Bibliothekar mir noch ein anderes, viel älteres Buch über Prophezeiungen gezeigt. Da war zwar auch das meiste unverständlich, aber es ging um ein mythologisches Ereignis, das als der Kampf zwischen zwei Vögeln - einem schwarzen, und einem goldenen - beschrieben wird. Der Verfasser gehörte wohl einem Kult an, der an die Wiederkehr des goldenen Vogels glaubte. Ich glaube, die Tiere, die auf dem Runenzettel erwähnt werden, sind Sternbilder."
Sie deutete auf ihr aufgeschlagenes Notizbuch. "In dem Buch steht sinngemäß, dass der Goldene Vogel wiederkehren soll, wenn Nilpferd, Drache und Elefant am Himmel in einer Reihe stehen."
"Aber es gibt keine Sternbilder mit diesen Namen", warf Kanndra ein.
"Nein, aber die Dicke Tante sieht ein bisschen wie ein Nilpferd aus, oder nicht? Der Autor wusste damals ja nicht unbedingt, welche Namen wir unseren Sternbildern geben würden. Aber wie dem auch sei: Ich glaube, Notomnibus war auf dem Kunstturm, um die Sterne zu beobachten. Er wollte vielleicht überprüfen, ob diese alte Prophezeiung seine eigenen Vorhersagen stützt."
"Schön und gut", meinte Kanndra, "aber kann das ein Motiv für Mord sein? Ich tippe eher auf handfeste Motive, wie sie beispielsweise die Warenburg mit dem Geld hätte."

29.01.2006 23: 21

Ilona Istnichtgut Feldacker

"Bleibt noch die Frage warum die beiden überhaupt ein gemeinsames Konto hatten und woher das Geld stammt das sie eingezahlt haben", überlegte Larzia laut, "sie werden ja wohl kaum ein Paar gewesen sein."
"Vielleicht haben sie zusammen an einem Projekt gearbeitet, aber dann kam Notomnibus die Idee für sein Buch und er lies die Warenburg nicht daran teilhaben. Als sie schließlich raus bekam, dass er ihr solch eine große Sache verheimlicht, fing sie an Pläne gegen ihn zu schmieden. Obwohl ich mich wirklich frage wer freiwillig mit dieser Frau zusammen arbeitet", versuchte Ilona eine Antwort zu finden.
"Oder er hat sich das Geld von ihr geliehen, aber sie wollte auch noch darüber verfügen können, weswegen sie auf die Idee mit dem gemeinsamen Konto kamen. Nur warum wurde dann nie etwas abgehoben?" schloss sich Harry den Überlegungen an.
"Außerdem wurde nur zwei mal eine große Summe eingezahlt, das sieht für mich wirklich eher nach einem gemeinsamen Projekt aus", widersprach die Kontakterin
"Das sind doch alles nur wilde Spekulationen, damit kommen wir auch nicht weiter, am besten ist wirklich wenn du Frau Warenburg zur Wache bringst, damit wir sie verhören können", warf Kanndra ein.
"Ist in Ordnung, ich werde versuchen sie zu finden, irgend jemand muss sie ja gesehen haben, immerhin ist sie nicht gerade die unauffälligste Person", murmelte Ilona und spielte dabei nervös mit ihren Händen. Denn sie hatte eigentlich keine Ahnung wo sie mit der Suche beginnen sollte oder wen sie fragen könnte. Ihre Kontakte ließen in dieser Richtung sehr zu wünschen übrig. Manchmal fragte sie sich wirklich, warum sie gerade diesen Beruf bei der Wache gewählt hatte, irgendwie dachten viel zu viele Leute, das sie die halbe Stadt kennen würde. Dabei war sie doch noch gar nicht so lange eine ausgebildete Kontakterin.
Draußen stand sie auch nach der Besprechung erst einmal etwas ratlos vor dem Haus der Wache. Wo sollte sie jetzt nur hingehen? Die einzigen Kontakte die ihr einfielen waren ihre beiden Freunde vom Philosophenclub und diese hatte sie schon einmal zu dem Fall befragt. Aber es war immerhin besser als verloren vor dem Wachhaus zu stehen, beschloss Ilona schließlich.
So betrat sie schon bald erneut das kleine Haus im Ly Schwatzmaul Weg um die Treppe hinauf zu rufen: "Ist jemand da? Ich bins Ilona!"
"Eigentlich bin ich schon weg", kam es von oben.
"Und warum höre ich dann deine Stimme?" fragte die Wächterin kopfschüttelnd.
"Das ist eine verdammt gute Frage, darüber muss ich erst mal genauer nachdenken", antwortete Fred und kam nun die Treppe herunter.
"Solange du nicht plötzlich hellseherische Fähigkeiten bekommen hast, muss ich wohl doch noch hier sein", schloss er seine Überlegung ziemlich schnell ab.
"Sehr gut, denn ich muss dich noch mal etwas wichtiges fragen."
"Nur zu, du weißt ja ich liebe Fragen."
"Gut ich suche nämlich Frau Warenburg, weis aber absolut nicht wo ich damit beginnen soll."
"Schreckensburg? Was möchtest du denn von ihr, du glaubst doch nicht wirklich das du von ihr noch eine nützliche Information bekommst? Also nachdem sie uns hier etwas über Affen erzählt hat, halte ich sie nun endgültig für verrückt."
"Sagen wir einfach das meine Kollegen die Theorie mit den Affen gerne von ihr persönlich erklärt bekommen möchten, so wie einige andere Dinge."
"Na ihr scheint ja wirklich nicht weiter zu kommen, wenn ihr auf die Hilfe dieser Frau hofft. Aber wie gesagt, keiner weis genau wo sie wohnt, aber die meiste Zeit ist sie bei der UU."
"Jetzt aber nicht mehr, zumindest haben meine Kollegen sie dort nicht gesehen."
"Hm dann wird es schwierig, aber sie wurde auch schon mal in Hargas Rippenstube gesehen, vielleicht kann dir dort jemand weiterhelfen. Das wars leider mit meinen Informationen, denn eigentlich interessiert es mich eher weniger wo sich diese Frau aufhält."
Hargas Rippenstube, kein Wunder das Warenburg etwas rundlicher war, dachte Ilona bei sich, immerhin hatte auch sie mittlerweile gelernt das dort mehr Wert auf die Größe anstatt der Qualität des Essens gelegt wurde.
"Na dann noch mal vielen dank, dafür das du eigentlich gar nicht hier bist, hast du mir schon ein großes Stück weiter geholfen", sprach die Wächterin nun laut.
"Kein Problem, einem Mitglied des Clubs helfe ich doch gerne", antwortete Freud und klopfte ihr bevor er ging noch einmal freundschaftlich auf die Schulter.

04.02.2006 21: 44

Kanndra

Langsam forderte der Schlafmangel seinen Tribut. Und so sank die Späherin, kaum dass sie den Stuhl in ihrem Büro berührt hatte, in einen unruhigen Schlummer, der von Affen, Türmen und Sternbildern strotzte. Dann kam ein riesiger goldener Vogel angeflogen und bohrte seine Krallen in ihre Schulter. Sie schüttelte sich, aber der Schmerz blieb. Auf einmal hörte sie Max' Stimme.
"Aufwachen, Kanndra. Dein Typ wird verlangt!"
"Jaja, schon gut. Ich bin ja wach. Was ist denn?", gähnte der Feldwebel.
"Gefreite Feldacker war hier und sagte, sie hätte eine Schreckensburg mitgebracht, was immer das sein soll."
"Oh... gut. Dann werden wir hoffentlich endlich ein paar Antworten erhalten. Wo hat sie sie hingebracht?"
Der Schwarze Mann rückte ein wenig mehr in den Schatten, wo er sich einfach wohler fühlte und holte eine kleine Nagelfeile heraus. "In den Verhörraum von RUM."
"Ich wünschte, ich wüsste, wo sich Romulus gerade rumtreibt", murmelte sie und machte sich auf den Weg.

Clemens Butterweich wollte sich mal wieder ein richtig schönes Stück gönnen. Der achatene Atlas aus dem späten Jahrhundert des flüchtenden Geiers in Tannenfrieds Antiquariat hatte es ihm schon lange angetan. Und heute hatte er seinen Lohn bekommen, da würde er ihn sich endlich kaufen können.
Das kleine Glöckchen über der Ladentür bimmelte, doch Herr Tannenfried war nirgends zu sehen.
"Hallo?"
Keine Reaktion. Na gut, dann würde er sich eben noch ein wenig umsehen. Wahrscheinlich würde der Ladenbesitzer gleich zurück sein. Clemens stockte, als er lose Blätter, Bücher und andere Dinge auf dem Boden liegen sah. Der Laden war noch nie besonders ordentlich gewesen, aber das hätte Herr Tannenfried nie zugelassen.
"Herr Tannenfried?" Butterweichs Stimme klang vor Aufregung ganz dünn. Mit klopfendem Herzen tastete er sich die wenigen Meter in den Laden hinein, darauf gefasst, im nächsten Augenblick von einem maskierten Mörder angesprungen zu werden. Da! Hatte da nicht etwas geraschelt?

05.02.2006 12: 18

Ophelia Ziegenberger

Die Laborantin klopfte nochmals an der Bürotür an, doch noch immer erhielt sie von innerhalb des Raumes keine Antwort. Mit einem Schulterzucken öffnete sie die Tür und sah sich kurz um.
Der Feldwebel war offensichtlich schon wieder aufgebrochen. Erstaunlich, normalerweise brauchten die Ermittlungsteams für ihre abgleichenden Treffen im Wachhaus länger. Mehrere kleine Kämpfe mit dem Kaffeedämon waren daran meist nicht unschuldig. Aber ihr konnte es ja egal sein. Die Ermittlungsleiterin würde schon wieder zurückkommen.
Isis ging zum Schreibtisch hinüber und legte die Akte obenauf, auf den Stapel, der dort schon lag.

Nachdem sich die Tür wieder von außen geschlossen hatte, kehrte Stille in das Zimmer ein. Vereinzelt hörte man Schritte vorbei gehen, dann wieder Ruhe. Die Akte der Gerichtsmedizin lag einsam und verlassen auf ihrem Platz. Niemand kam, um in sie hineinzusehen. Dabei wäre das hilfreich gewesen, für all die Wächter, die an einem ganz bestimmten Fall arbeiteten und sich draußen die Füße abliefen. Beispielsweise hätten sie dann gewusst, dass der Todeszeitpunkt des merkwürdigen Sternguckers auf etwa drei Uhr in der Frühe geschätzt wurde. Oder, dass die Kampfspuren, die noch am Leichnam auszumachen gewesen waren, am Deutlichsten an den Hautresten unter den Fingernägeln abzulesen gewesen wären. Der Täter, oder zumindest der am Vorfall beteiligte, musste somit an frischen Schürfspuren irgendwo am Körper erkennbar sein. Da die meisten Menschen nicht nackt herumliefen, vermutlich an Armen oder im Gesicht. Auch hatten diese Hautfetzen den kundigen S.U.S.I.-Laboranten verraten, dass dieser an den Ereignissen Beteiligte eben ein Mensch war! Bluttests hatten einen Vampir oder Werwolf, sowie Gnomen ausgeschlossen. Und einen Troll sowieso. Das aber vielleicht interessanteste Detail, welches in der Akte zu finden war, wenn denn Jemand bald mal in sie hineinschauen würde, waren die Laborergebnisse zu den blauen Fasern, welche in der Wunde am Hinterkopf des Toten gefunden worden waren. Diese Fasern stammten nämlich eindeutig weder von Kleidung, noch von gefärbten Flechten oder Ähnlichem. Es waren typische Teppichfasern einer Sorte, wie sie in klatschianischen Webereien verwendet wurde.

Alle diese wichtigen Informationen warteten auf einen Leser. Aber, wie sagt man so schön? Papier ist geduldig. Immerhin konnte es ab und an Schritte vor der Bürotür entlang laufen hören.


05.02.2006 20: 13

Laiza Harmonie

Laiza streifte durch die Straßen der Stadt während sie ihren Gedanken nach hing. Eins war sicher, sie hatte keine Zeit um sich auszuruhen.
Sie musste unbedingt mehr über die Prophezeiung des goldenen Vogels herausfinden, irgendwer in dieser verfluchten Stadt musste mehr wissen.
Sie würde zuerst versuchen über die Astronomen und über Okkultisten versuchen an neue Informationen rann zu kommen. Vielleicht konnte irgendjemand mit den auf dem Runenzettel verzeichneten Tieren etwas anfangen. Wenn es wirklich Sternbilder waren, dann würde man dies in Erfahrung bringen können.
Ein jäher schriller Schrei schreckte sie auf ihren Gedanken hoch. Keine dreißig Meter entfernt stolperte aus einem Geschäft ein Mann heraus, der eindeutig der Urheber des Schreies war. Er stolperte und fiel unsanft auf seine Hände. Laiza sputete los und blieb kurz vor ihm stehen.
Er japste wild und war ganz bleich im Gesicht.
"Stadtwache Ankh-Morpork, was ist los Herr?"
"Da!" Er drehte sich um und plumpste erschöpft auf seinen Hintern. Mit der rechten Hand deutete er zum Laden. Sein Handballen war durch den Sturz aufgerissen und Blut tropfte heraus.
Laiza blickte zu der dunklen verglasten Tür und dem kleinen Schaufenster in dem sich staub und Spinnweben sammelte. Über der Tür hing ein Schild auf dem "Tannenfrieds Antiquariat" angepriesen war.
Laiza erinnerte sich, schon einmal in diesem Laden gewesen zu sein, klein und muffelig war er gewesen und voll gestellt mit Büchern und allerlei Krimskrams.
"Tannenfried ist tot!", brachte der Mann nach einigen misslungenen Versuchen über die Lippen.
Die ersten Schaulustigen kehrten in der Straße ein und waren gespannt auf das was noch passierte.
Der Lance-Korporal half dem verwirrten Mann hoch.
"Beruhigen sie sich erstmal!" sie sah sich um und erblickte einen kleinen Jungen, den sie zu sich winkte.
"Ja?" fragte er neugierig.
"Weißt du wo du das Wachhaus findest?"
"Natürlich!"
"...Natürlich... würdest du mir einen gefallen tun?" Laiza zog aus ihrem Beutel einen Block und einen kleinen abgenutzten Bleistift hervor.
Der Junge nickte, wobei ihm seine blonden Wuselhaare ins Gesicht fielen: "Was bekomm ich denn dafür?"
"Einen Cent", sie kritzelte schnell eine Botschaft auf das Obere Blatt und riss es vom Block. Nach dem sie es zweimal gefalten hatte schrieb sie noch 'Hpt MeckDwarf - Dringend!' drauf.
"Und wenn du zurück kehrst besorg ich dir noch einen Lolli, okay?"
"Ja!"
"Dann renn so schnell du kannst ins Wachhaus und gibt dort einem Wächter diesen Zettel."
Alles ging recht schnell. Keine Halbe Stunde später waren die Tatortwächter von SuSi und einige SEALS vor Ort. Sie riegelten das Geschäft ab und betraten das Geschäft.
Laiza nutze die Gelegenheit um von Schnapper eine garantiert gesunde rotweiße Zuckerstange zu kaufen und überreichte diese dem blonden Jungen. Dann betrat sie das Geschäft.
Es sah ziemlich chaotisch aus, irgendwer hatte etwas gesucht und der einzige der den Wächtern hätte sagen können, ob derjenige auch gefunden hatte was er suchte lag mausetot hinter dem niedrigen Tresen.
Jack trat nach einer kurzen Untersuchung auf Laiza zu.
"Er wurde erschlagen und war sofort tot."
"Er wurde wahrscheinlich damit erschlagen", meinte Rabe Raben und deutete auf einen großen Aschenbecher.
Der Okkutlismusexpertin stockte der Atem als sie sah, was hinter Rabes zeigendem Arm zu sehen war: "Affen!
"Sieht man so was in Ãœberwald nicht?" sagte Jack grummelig.
Sie ging darauf nicht ein, sondern betrachtete die kleine Statue mit drei Affen schweigend.
"Wir transportieren die Leiche jetzt ab, ich lass MeckDwarf den Bericht zukommen."
"Jaja.... kann ich mir von euch ein paar Handschuhe nehmen?", fragte sie Rabe und starrte die Statue weiter an. "Hier wurde irgendetwas gesucht.... aber was?"
Als die Tatortwächter mit ihrer Arbeit fertig waren fuhren sie mit Jack und dem Leichnam von Chrisopher Tannenfried zurück zum Wachhaus am Pseudopolisplatz und Laiza verschwand im Hinterstübchen des Geschäfts und suchte die Ladenbücher.

20.02.2006 20: 46

Hatscha al Nasa

Hatscha informierte sich zunächst einmal, ob SUSI die Leiche von Abraham Greifzu bereits obduziert hatte. So etwas konnte immer hilfreich sein.
"Tut mir leid, wir haben ihn gerade erst aufgebahrt", sagte Jack. "Viel konnten wir leider noch nicht herausfinden. Wenn du in einer Stunde nochmal vorbeischaust, können wir dir hoffentlich mehr sagen, vorausgesetzt, es kommen nicht noch mehr Leichen an."
"Ist in Ordnung, dann werd ich erstmal - Hatschie! - ermitteln." Hatscha schnäuzte sich. "Achja, was ihr vielleicht schon wisst, war es ein lizensierter Mord?"
"Nein, ich denke nicht. Es wurde jedenfalls keine Lizenz gefunden."
"Danke. Auch kein Buch?"
"Nein, tut mir Leid. Das wäre uns bestimmt aufgefallen."
Hatscha nickte und verließ das Labor der Gerichtsmedizin und machte sich auf die Suche nach Drei Hungrige Mäuler, die ihr hoffentlich Auskunft über Greifzu geben konnte. Sie war Gildenexpertin für die Diebesgilde, zumindest hatte Hatscha sie schonmal in dieser Spezialisierung aufgesucht.

"Hm, Greifzu..." Der Lance-Korporal studierte seine Unterlagen. "Ich hoffe, du weißt, dass ich nicht mehr hundertprozentig auf dem Laufenden bin, schließlich ist das mittlerweile nicht mehr meine Spezialisierung."
"Ja, ich habe davon gehört, dass du zum verdeckten Ermittler werden willst." Sie nickte anerkennend.
"Mal sehen... Also allzu viel weiß ich nicht über ihn, er ist kein besonderer Dieb in der Gilde, nur ein einfaches Mitglied. Das sind immer die, bei denen es am schwierigsten ist, etwas zu erfahren."
"Allerdings." Hatscha hasste es, immer nur irgendwelche Kommentare abzugeben.
"Nun, also, Freunde hatte er kaum bei den Dieben, er war auch nicht erfolglos, gehörte eher zu den besseren der Gilde und hatte wohl einen Aufstieg in Aussicht. Versuchs mal bei Ferdinand Habdich. Der könnte mehr wissen." Drei schloss ihre Mappe. "Mehr weiß ich nicht über ihn, so Leid es mir tut."
"Du hast mir trotzdem schon sehr geholfen, danke." Die verdeckte Ermittlerin unterdrückte gerade noch ein Niesen. Dann verabschiedete sie sich und machte sich daran, mal wieder in die Diebesgilde zu gehen.

"Abraham Greifzu? Sehr komischer Kauz. Wusste immer alles. Ließ nie eine Gelegenheit zum Stehlen aus." Der Dieb verzog das Gesicht und rollte abwertend mit den Augen.
"Und Freunde hatte er auch keine?"
"Kaum welche. Die meisten haben ziemlich bald gemerkt, dass er sehr egoistisch ist. Was ihm wohl auch den Tod gebracht hat."
"Hatte er irgendwelche Verbindungen zu Personen außerhalb der Gilde?" Hatscha notierte sich alles, was sie erfahren konnte.
"Keine besonderen. Keine, von denen ich weiß. Aber jeder Dieb hat irgendwo Verbindungen zu den anderen Bürgern, und wenns nur die Brüder und Schwestern sind."
Die Wächterin nickte. "Weißt du etwas von dem Auftrag, den er als letztes ausgeführt hat?"
"Tut mir Leid, nein. Vielleicht kann ich weiterhelfen, wenn ich wüsste, um was es ging?"
"Kann ich mir nicht vorstellen. Seine Beute wurde auch nicht hier abgegeben." Sie zuckte mit den Schultern.
"Dann kann ich dir wirklich nicht weiterhelfen."
"Danke. Ich denke, du hast noch genug zu tun?"
"Natürlich." Und er verschwand.
Hatscha schüttelte den Kopf. Er hat immer geantwortet. Nie gezögert. Aber allzu viel gewusst hat er nicht. Wieso hatte Drei sie an ihn weitergeleitet? Sie sah auf ihre Notizen. Wusste er vielleicht mehr, als er zugeben wollte? Oder war er einfach nur eine Kontaktperson der Wache? Sie hätte Drei fragen sollen. Sie seufzte. Ihr umherschweifender Blick fand eine Sitzgelegenheit, wo sie sich niederließ. Ihre Notizen sagten nicht viel aus. Aber sie hatte ja auch vermutet, dass ihr dieser Besuch bei der Gilde nicht sonderlich weiterhelfen würde. Was hatte sie eigentlich erwartet?
Die Wächterin beschloss, zurück zum Wachhaus zu gehen und dann nochmal bei Jack vorbeizuschauen. Vielleicht hatte er ja schon etwas neues in Erfahrung gebracht.

26.02.2006 23: 20

Harry

Unterdessen saßen Kanndra und Ilona im Verhörraum, ihnen gegenüber Hildegard von Warenburg.
Jetzt, wo Harry sie das erste Mal sah, sah sie gar nicht so alt aus, wie er sie sich vorgestellt hatte - eher vorzeitig ergraut, und ihr stechender Blick, sowie das ungepflegte Äußere, ließen sie ebenfalls älter aussehen, als sie in Wirklichkeit wohl war.
"Frau von Warenburg", eroffnete Kanndra das Gespräch, "schön, Sie endlich mal zu treffen." Sie schenkte ein Glas Wasser ein und stellte es der Frau hin. "Wir hätten noch ein paar Fragen an Sie."
"Fragen - oh ja, alle haben Fragen!" Der Blick der Frau schien sich zu verklären. "Aber mich deswegen von meinen Rippchen wegzureißen, ist schon ungeheuerlich..." Sie schluchzte und nahm sich einen Schluck Wasser.
"Es tut mir leid, aber wir müssen ein paar Dinge zu Ihrem Verhältnis mit Herrn Notomnibus klären", meinte Kanndra. "Zum Beispiel haben wir festgestellt, dass Sie ein gemeinsames Konto haben - können Sie uns dazu etwas sagen?"
"Ach ja, der gute alte Michel... immer hat er etwas von seinem Buch geredet... " Sie starrte gedankenverloren auf das Wasserglas in ihrer Hand. "Haben Sie schon das leere Glas Milch gefunden?"
Kanndra seufzte. Das konnte ja ein heiteres Verhör werden. "Was soll es denn mit diesem Glas Milch auf sich haben?"
"Es ist leer und voll, weil es der Schlüssel ist. Das Glas und die Schüssel, sie sind der Schlüssel!"
Die Späherin verdrehte die Augen. Diese Frau war entwerder komplett verrückt, oder eine verdammt gute Schauspielerin. Wenn sie wirklich die Bücher vertauscht hatte und versucht hatte, sie auf eine falsche Fährte zu führen, dann musste letzteres der Fall sein, so schwer es auch zu glauben war.
"Danke, Frau Warenburg, Sie waren uns eine große Hilfe. Sie können gehen, wir haben alles gehört, was wir wissen wollten."
Die Frau stand mit einem dankbaren Nicken auf und verließ den Raum. Als sich die Tür geschlossen hatte, griff Kanndra vorsichtig mit dem Fingerspitzen nach dem Glas. Zumindest sollte SUSI bald herausgefunden haben, ob die Warenburg etwas mit dem Buch zu tun hatte.

Harry hatte derweil, wie mit Kanndra vereinbart, vor dem Wachhaus gewartet. Als er jetzt die Gestalt der Schreckensburg aus dem Eingang treten sah, duckte er sich in einen Schatten und machte sich bereit. Wollen wir doch mal sehen, wo du dich so herumtreibst, dachte er.

Kanndra brachte das Glas zu SUSI und ging wieder in ihr Büro. Wo waren die anderen noch alle? Übrigens hatte sich wohl irgendwo versteckt, um keine Aufgaben aufgebrummt zu bekommen. Laiza war noch mal wegen der Prophezeiungen losgezogen, Will musste sich kurz um irgendwelchen Papierkram kümmern, der mit dem Fall nichts zu tun hatte... Ophelia und Romulus waren von dem erneuten Versuch, Artemis Vogel zu erwischen noch nicht zurückgekommen... wieso brauchten die so lange?
Auf ihrem Schreibtisch lagen einige Zettel. Eines davon war eine Rohrpost von Laiza, die unterwegs über einen Mord gestolpert war und sich anscheinend entschieden hatte, der Spurensicherung ein wenig unter die Arme zu greifen. Die Rohrpost erwähnte nichts genaueres darüber, wieso dieser Mord ein Fall für eine Okkultismusexpertin sein sollte. Das andere war - endlich - der ausführliche und endgültige Obduktionsbericht zu Notomnibus.
Die Späherin setzte sich und begann zu lesen...

04.03.2006 19: 29

Laiza Harmonie

Sie ging die Bücherreihen entlang, aus denen immer wieder wild und ziellos Exemplare heraus gerissen und auf den Boden geworfen worden waren.
Sie blieb stehen und widmete sich dem Geschäftsbuch zu, dass sie oben auf dem unordentlichen Schreibtisch gefunden hatte. Der letzte Eintrag war von Heute und er handelte von einem Kristallkugel kauf. Sie blätterte zurück, bis sie den Anfang des vorangegangenen Geschäftstages endlich fand. Anscheinend ging das Antiquariat recht gut, den es waren mehrere Seiten, die mit dem An- und Verkauf von Gegenständen voll geschrieben waren.
Laiza freute sich, das Herr Tannenfried so gewissenhaft Buch führte. Bei den meisten Einträgen standen nicht nur der Name des Objekts, eine kleine Beschreibung und der Preis dabei, sondern auch noch der Name des Käufers oder Verkäufers und außerdem pflegte Christopher Tannenfried auf zu schreiben wo er die Gegenstände platzierte. Die Okkultismusexpertin blickte auf und ließ ihren Blick durch den Laden schleifen. Letzteres war wohl dringend nötig, sonst würde man hier überhaupt nichts mehr finden.
Sie blickte wieder in das Buch und stutzte als sie zwei Einträge fand, bei denen lediglich der Name und der Preis und nur eine Beschreibung und Kennzeichnung des Standortes verzeichnet war. Zum einen Handelte es sich um einen 'Snille Napf' und einem kleinen Buch das den Titel "Das Innere Auge aus Jahrhunderten von Tomte Tonnenheim". Jenes Buch sollte im dritten Regal von der Tür aus stehen. Den Rausgerissenen Innhalt nach zu schließen würde das Buch nicht mehr in diesem Laden zu finden sein.
Doch was war mit diesem Napf?`
Wieso hatte Tannenfried nicht aufgeschrieben, wo er ihn eingelagert hatte? Oder wollte der Ladenbesitzer genau das nicht preisgeben?
Wenn ich ein Laden wäre... wo würde man bei mir etwas verstecken? Der Lance-Korporal drehte sich um sich selbst und begutachtete den Laden ein weiteres Mal.
Sie tastete jedes Regal ab, schaute hinter jedes Bild und hob sogar den staubigen schweren Teppich im Verkaufsraum an, doch nichts fand sich. Keine Geheime Tür, kein Tresor und auch keine Falltür.
Aber da war ja noch das Hinterzimmer, in dem Tannenfried sein Büro hatte.

Es schien als würde die alte Schreckensburg genau auf die Unsichtbare Universität zu halten.
Das große Gebäude war schon fast zum greifen nah, als sie in eine kleine Unscheinbare Straße abbog. Harry folgte ihr mit kleinen schnellen Schritten in einiger Entfernung.
Die Schreckensburg blieb stehen und sah sich um, Harry konnte noch rechtzeitig hinter einem leeren Kübel in Deckung gehen. Sie fühlte sich unbeobachtet und schritt nun auf ein Geschäft zu, das der Gnom von seinem Versteck nicht einsehen konnte.

Laiza stutze als die Ladenglocke erklang und hielt in ihrer Suche inne. Sie war gerade dabei den Schreibtisch zu durch fühlen, doch auch da hatte schon jemand nachgesehen gehabt. Sie schob den Kopf in den Türrahmen und erblickte eine alte Frau im Ladenraum.
Sie hätte den Laden besser abschließen sollen, dachte sie und betrat den Verkaufsraum.


05.03.2006 17: 42

Ophelia Ziegenberger

Hildegard von Warenburg sah sich hastig um und suchte die Schatten in den abzweigenden Straßen und in den näher gelegenen Hauseingängen mit ihren müden Augen ab, bevor sie das dunkle Antiquariat betrat. Dieses Gefühl, verfolgt zu werden, saß ihr seit Tagen im Nacken und wurde mit jeder verstreichenden Stunde schlimmer. Die 'Einladung' der Wache zum Verhör war da nicht eben hilfreich gewesen. Wenn sie das mitbekommen haben sollten. Nein, sie wollte lieber gar nicht erst daran denken! Besser sie beeilte sich damit, Michaels Worten von damals, gleich einer unsichtbaren Spur, zu folgen. Wenn er doch nur nicht so geheimniskrämerisch gewesen wäre in seinen letzten Tagen. Man hätte meinen können, dass er ihren 'Verrat' geahnt hatte? Unwillig schüttelte sie diesen schmerzhaften Gedanken ab, während hinter ihr die Tür wieder ins Schloss fiel. Der Geruch alten Papiers hing in der Luft.
Was hätte sie denn anderes tun sollen! Immerhin ging es ja nicht nur um ihn, im Gegenteil! Sie waren eindeutig gewesen, was das anging. Verschwiegenheit hieß nun einmal Verschwiegenheit, und nicht ein Buch herausbringen, Interviews geben oder sonst wie auf sich aufmerksam machen. Aber Michael war eigensinnig wie sonst auch. Ja, sie hatte ihn dafür gemocht, dass er eben nicht allzu viel darauf gab, was andere sagten oder auch über ihn dachten. Umso mehr schmerzte der Verlust. Sie hatte geahnt, dass irgendetwas an dieser Verabredung falsch war, dass die ganze Angelegenheit nach Gefahr roch. Gleichzeitig war sie von Angst geleitet gewesen und hätte nach jedem hoffnungsvollen Strohhalm gegriffen. Sie hatten gesagt, wenn sie ihn überreden könnte, die Sache im Stillen zu klären, möglichst ohne die Gefahr, eines zufälligen Zeugen, wenn er davon überzeugt werden könnte, das Manuskript doch noch in letzter Sekunde einzubehalten, dann wäre ihrer Forderung auch Genüge getan. Sie mussten ihn beobachtet haben, die ganze Zeit über. Nur wie hatten sie es geschafft, selbst unerkannt davon zu kommen? Immerhin hatte sie nicht umsonst diesen Treffpunkt als neutralen Ort vorgeschlagen. Der Weg die unendlich vielen Treppen hinab hätte dem Mörder zur Falle werden müssen, zu einer unkalkulierbaren Gefahr, die selbst einem normalen Diebstahl einen guten Anteil an Schwierigkeit hinzufügen hätte sollen. Offensichtlich war ihr Plan fehlgeschlagen. Diese Gedanken hatten den Tod ihres Freundes nicht abwenden können. Wenn sie doch nur dabei gewesen wäre! Vielleicht hätte sie sich bei Michael entschuldigen oder ihn warnen können? Sie hatte das alles immerhin nicht gewollt! Sie hatte ihn so oft gewarnt. Michael, hatte sie das eine ums andere Mal gesagt, Michael, die meinen es ernst. Lass das mit dem Buch lieber sein. Denk doch auch mal an mich. Natürlich wäre ich auch gerne berühmt und nicht nur als schrullige Alte berüchtigt.
Aber eine heile Haut ist noch viel wichtiger. Wir hätten uns gar nicht erst auf dieses, fraglos absolut faszinierende, Projekt einlassen sollen, schon gar nicht für einen Klatschianer. Man wusste doch, dass diese Leute gefährlich waren. Neue Technologien hin oder her, ob Ferngläser oder magische Membranen. Politik war gefährlich, egal in welchem Land, man sollte die Finger davon lassen. Selbst nach Abschluss des Projekts, wo die unglaublichen Ergebnisse wie glühende Kohlen in ihrem Sinn lagerten, hätten sie noch alles vergessen und sich stattdessen mit dem Ersparten nach Gennua absetzen, sowie ein neues Leben unter sternenklarem Himmel anfangen können. Vielleicht mit schönem Vorrat an ephebischen Büchern. Es hätte alles so schön werden können.
Sie stieß im Dämmerlicht mit der Schuhspitze an eine raschelnde Kante. Und verharrte augenblicklich.
"Herr Tannenfried?" Der freundliche Alte hatte sich immer gut mit Michael verstanden und sie war sich sicher, dass sein schelmisch dahingesagter Spruch in der letzten Woche auf eben jenen Literaten abgezielt hatte: "Du findest es eh' nicht, Hanni. Gib lieber auf, bevor Du dich in philosophischen Schnörkeln verlierst! Du wirst es in gedruckter Form das erste Mal wieder sehen, wenn es herausgekommen ist, nicht vorher. Der Einzige, der es vielleicht nicht so lange aushalten und schon vor Dir darin schmökern könnte, würde das nicht machen. Solch ein neugieriger Affenzirkus liegt ihm einfach nicht, zumal er genügend anderes zum Lesen haben dürfte." Sie hätte vermutlich schon von sich aus auf Tannenfried getippt, einfach, weil Michael nicht sonderlich viele Freunde hatte. Aber die Betonung und sein belustigter Blick sprachen Bände. Sie wusste, dass der Antiquar einen Narren an den possierlichen Tieren mit den langgliedrigen Armen und den dunklen Augen gefressen hatte. Wie oft hatten sie gemeinsam über Scherzreime und angebliche Orakelsprüche gelacht, die sie in Gedanken an Tannenfried gedichtet hatten.
Sie bückte sich und hob den dünnen Einband vom Boden auf. Inzwischen hatten sich ihre Augen an das wenige Licht angepasst und sie sah das Chaos in seiner Gänze. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Schon wollte sie instinktiv wieder nach dem alten Mann rufen, als ihr die Worte im Halse stecken blieben. Er hätte diese Verschandelung seines Lebensinhaltes nicht tatenlos zugelassen. Und er war immer in seinem Laden.
Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Bitte nicht auch noch er!
Mit gehetztem Blick sah sie sich um, als ihr der logische Schluss in den Sinn kam: Dann blieb nur noch sie selbst, als Zeugin dafür, wer hinter all dem wahrscheinlich stand!
Aus dem hinteren Teil des Ladens hörte sie ein leises Geräusch, das unterdrückte Bewegung verriet. Völlig aufgewühlt stand sie inmitten Regale, in deren Abstellflächen herzlose Breschen geschlagen worden waren. Wenn das sie waren, dann war sie so gut wie tot! Was hätte sie auch anderes annehmen können, nach all den schockierenden Ereignissen? Eine verräterische Hoffnung aber hielt sie an eben jener Stelle erbarmungslos fest. Was, wenn Tannenfried lediglich hinten in seinem Laden gewesen war und aufgrund des Teepottes nicht gehört hatte, wie in seinem Laden gestohlen wurde? Was, wenn er lebendig und mit freundlichem Lächeln auf sie zukommen und ihre Schrecken mit einem Zwinkern vertreiben würde? Gebannt starrte sie auf die Tür zum Lagerraum.


08.03.2006 22: 23

Kanndra

"Teppichflusen?" Das passte gar nicht zu den bisherigen ermittelten Indizien und Fakten. Es gab dem Fall eine ganz neue Wendung, denn das würde bedeuten, dass Notomnibus nicht vom Turm gestürzt worden war, sondern woanders getötet. Irgendwo, wo es einen blauen klatschianischen Teppich gab, auf den er gefallen war oder den man zum Transport der Leiche benutzt hatte. Oder beides.
"Es sei denn, der Mörder wollte nicht, dass sein Opfer so hart aufkommt," dachte Kanndra ironisch. Wie sollten sie jetzt mit diesen neuen Informationen umgehen? Die Späherin wünschte sich, dass sie mehr Erfahrung in solchen Dingen gehabt hätte. Hatte es in der Wohnung des Astrologen einen solchen Teppich gegeben? Oder eine Stelle, die aussah , als fehle er dort? Denn selbst wenn es mal der Fall gewesen war, hatte der Täter ihn vermutlich schon entsorgt, denn Blutflecken waren schwer zu entfernen. Die Haushälterin konnte ihnen bestimmt Auskunft geben. Auch den Studenten mussten sie noch einmal auf den Zahn fühlen. Mit der richtigen Verhörtechnik würden sie schon preisgeben, was sie hinter dem Berg hielten. Und die Schürfwunden nicht zu vergessen, die der Mörder irgendwo haben musste. Doch zuerst musste sie ihren Kaffeedurst stillen, auch wenn sie nicht gerade Lust auf eine weitere Diskussion mit dem Kaffeedämonen hatte. Auf dem Weg zur Kantine kamen ihr Romulus und Ophelia entgegen, die über etwas zu debattieren schienen.
"Da seid ihr ja wieder! Habt ihr Vogel endlich erreicht?", unterbrach der Feldwebel den Wortwechsel.
"Nein. Er scheint vom Erdboden verschluckt worden zu sein", antwortete der Werwolf etwas gereizt. Sein Nachbar war ihm mal wieder die halbe Nacht auf die Nerven gegangen und der Konsum seiner letzten Dose Superbulle lag schon drei Stunden zurück.
"Jemand bringt alle um, die sich der Zukunftsvorhersage verschrieben haben!", brachte Ophelia ihre Theorie zu Gehör. Dann unterbrach sie sich und ihre Augen wurden groß, als ihr eine mögliche Erklärung dafür einfiel, die ihren Atem stocken ließ. "Vielleicht kommt eine Katastrophe auf uns zu, von der jemand nicht will, dass wir davon erfahren!"
"Also erst mal ist gar nicht klar, ob Vogel überhaupt tot ist und zweitens glaube ich sowieso nicht an Prophezeiungen."
"Ist euch im Verlauf der Ermittlungen jemand aufgefallen, der Kratzer hatte. An den Armen oder im Gesicht zum Beispiel?", unterbrach Kanndra die fruchtlose Streiterei. "Der Obduktionsbericht hatte noch ein paar Ãœberraschungen parat."



09.03.2006 11: 02

Harry

Eine Wächterin! durchfuhr es die Frau. Auch das noch...
"Es tut mir leid, aber der Laden ist zur Zeit geschlossen", erklärte Laiza und frage sich, wieso sie die Tür nicht zugesperrt hatte. "Wir führen hier eine Untersuchung durch."
"Herr Tannenfried... ist er... ist er tot?"
Laiza runzelte die Stirn. "Ich fürchte, ja - wieso? Wie kommen Sie darauf?"
Verdammt!
Mit einer Geschwindigkeit, die man ihr gar nicht zugetraut hätte, drehte die Dame sich zur Eingangstür um und stürmte wieder aus dem Laden, nicht ohne dabei noch eines der wackeligen Bücherregale umzustoßen und Laiza den Weg zu blockieren.

Vollkommen außer Atem war Harry der Frau bis zu einem heruntergekommenen Geschäft gefolgt. Er hatte kaum Gelegenheit zum Verschnaufen, als die Hellseherin schon wieder herausgestürmt kam und die Straße herunter lief. Der Gnom sah sich zögernd um: Verfolgung aufnehmen? Oder im Laden nach dem Rechten sehen? Mit seinen kurzen Beinen konnte er der Frau sowieso nicht auf den Fersen bleiben...
Er wandte sich zum Laden, als eine mit Staub bedeckte Gestalt durch die Tür trat.
"Laiza?"
"Harry? Was... wo ist die Frau hin?"
"Die Warenburg? Dort hinunter." Der Gnom deutete die Straße herab.
"Warenburg war das? Na so etwas!" Die Okkultismusexpertin griff nach dem Gnom und nahm die Verfolgung auf.
Sie kamen kaum hundert Meter weit, als sie einen lauten Schrei hörten. Aus einer schmalen Gasse stieg auf einmal etwas senkrecht in die Höhe - es war ein Teppich, auf dem eine vermummte Gestalt saß, die mit einer Hand unsanft die zierliche Gestalt von Frau Warenburg am Arm hielt. Hilflos zappelte die Frau mit den Beinen in der leeren Luft.
"Was zum..." setzte Laiza an.
Der Teppich gewann schnell an Höhe - und in einer Höhe von etwa zwanzig Metern ließ die Gestalt die wimmernde Frau los, und flog dann in halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Dächer randwärts davon.
Der Aufprall war äußerst unappetitlich.
"Zumindest wissen wir jetzt, wie der Täter vom Kunstturm verschwinden konnte", murmelte Harry mit bleichem Gesicht.

Die vermummte Gestalt war zufrieden. Alle Zeugen, die etwas über das Buch wussten, waren beseitigt. Und das einzige Exemplar befand sich in seinem Besitz. Es hätte ihm schon viel früher gehören können, wenn dieser Blödmann Notomnibus nicht so dumm gewesen wäre, sich seine Tasche klauen zu lassen - mitsamt dem Zettel, auf dem der vergessliche Kauz sich notiert hatte, wo in diesem staubigen Antiquariat er es hinterlegt hatte. Aber er hatte den Dieb ja ausfindig machen können, also war alles halb so schlimm. Jetzt gehörte dieses Wissen nur noch ihm und seinen Leuten.

Der Abend dämmerte bereits, als die Gruppe sich wieder im Wachhaus zusammen fand. Frau Warenburgs sterbliche Überreste befanden sich in der Gerichtsmedizin, und SUSI hatte versprochen, den vorläufigen Bericht zum Mord im Antiquariat noch im Laufe des Abends fertigzustellen.
"Ein fliegender Teppich also", meinte Kanndra. "Das passt zu den Flusen, die SUSI an Notomnibus gefunden hat. Er und Warenburg scheinen also doch auf der gleichen Seite gewesen zu sein - obwohl sie es gewesen sein muss, die das Buch in seinem Zimmer hinterlegt hat. Ihre Fingerabdrücke befinden sich darauf."
"Wahrscheinlich wollte sie einfach nur nicht, dass wir nach dem Buch suchen", mutmaßte Romulus. "Sie hat ja alles getan, um uns auf eine falsche Fährte zu bringen."
"Und was jetzt?"
"Wenn der Täter auf einem Teppich geflogen ist, muss ihn doch jemand gesehen haben, oder?", überlegte Hatscha. "Ich meine, das ist schließlich kein alltäglicher Anblick."
"Nicht, wenn er hoch und schnell genug fliegt - und sein Versteck irgendwo außerhalb der Stadt hat, wo ihn niemand landen sieht."
Die Abteilungsleiterin sah in die Runde. "Also, Vorschläge?"

19.03.2006 0: 14

Hatscha al Nasa

"Bei der Druckerei war doch noch niemand. Vielleicht sollte jemand dort nachfragen, ob die Drucker bereits ein Exemplar des Buches besitzen, um den Druck vorzubereiten", schlug Hatscha vor.
Kanndra schaute sie begeistert an. "Das kannst du gleich machen. Sonst noch jemand einen Vorschlag?"
"Wer hat denn nun den Diebstahl des Buches überhaupt in Auftrag gegeben?", meldete sich Harry zu Wort.
"Hatscha?", wandte sich die Auftragsleiterin an die Verdeckte Ermittlerin.
"Darüber habe ich bisher noch nichts herausfinden können. Meine Kontaktperson konnte mir keine aufschlussreichen Informationen geben. Oder ich habe einfach falsch gefragt."
Kanndra nickte. "Na gut. Dann sollte jemand in die Gilde gehen und das herausfinden. Hatscha, du warst doch schon..."
"Ich muss schon zur Druckerei", floh sich Hatscha.
"Das kann ja jemand anderes übernehmen."
"Aber es erscheint den Dieben sicher etwas merkwürdig, wenn dreimal der selbe Wächter in der Gilde zu tun hat." Die Wächterin hoffte, dass ihre Ausrede angenommen wurde.
"Hm, stimmt auch wieder. Meldet sich jemand freiwillig?" Niemand rührte sich. Harry versuchte, hinter einer Blumenvase zu verschwinden.
"So viel Begeisterung. Dann muss ich eben jemanden auswählen", sagte sie trocken.

Wenig später stand Hatscha mit Laiza vor der Druckerei Laira. "Die Welt steht unter Druck" - mit diesem Spruch warb das Geschäft. Die beiden Wächterinnen schüttelten den Kopf darüber und traten schließlich ein.
Nach kurzem Austausch mit einem Angestellten, dem sie ihr Anliegen klar machten, dass sie nur mit dem Betreiber persönlich reden wollten, wurden sie von einem Mann, der sich als Tom Tahoma, Leiter der Druckerei, vorstellte, in ein Nebenzimmer gebeten.
"Ihr seid von der Stadtwache?", begann er das Gespräch ohne weitere Einleitung.
"Ja, Lance-Korporal Hatscha al Nasa und Lance-Korporal Laiza Harmonie", stellte Laiza beide vor. "Wir ermitteln im Fall des verstorbenen Notomnibus. Uns wurde bekannt, dass er vorhatte, sein Werk, das bald erscheinen sollte, hier drucken zu lassen?"
"Ja, auch wenn ich mir nicht erklären kann, wie Sie an diese Informationen herangekommen sind. Wie auch immer", überging er die Erklärungserstrebungen von Hatscha, die schon Luft geholt hatte, "zu dieser Veröffentlichung wird es nun wohl nicht kommen."
"Weshalb? Hatten Sie das Werk noch nicht?"
"Er wollte es mir am Tag seines Todes zukommen lassen. Vielleicht hatte er es deswegen bei sich."
Hatscha ärgerte sich. Wieder nichts.
"Aber Sie wissen vielleicht, um was es in dem Buch ging, also genaueres als die Gerüchteküche? Irgendeinen konkreten Inhaltsbestand?", hakte Laiza nach.
"Mir wurde das Werk durchaus vorgelegt, unter dem Versprechen, kein Wort davon an irgendwen zu verraten. Aber ich denke, dieses Gelöbnis ist jetzt nichtig", fügte er schnell hinzu, als er das Funkeln in Laizas Augen sah.

19.03.2006 16: 34

Kanndra

"Also", fuhr Tahoma nach einem aufmunternden Nicken der beiden Wächterinnen fort, "da stand zum Beispiel etwas über einen Jungen, der im Land des Nebels in zweitausend Jahren ein Schwert aus einem Stein zieht und deshalb König wird." Er mochte diese Vorstellung und träumte davon, dass ihm auch mal so etwas passieren würde.
Hatscha und Laiza dagegen schauten sich zweifelnd an.
"Wegen etwas, das in zweitausend Jahren passiert tötet doch niemand. Es muss etwas sein, das in Kürze geschieht", widersprach die Okkultismusexpertin.
"Ja, und wahrscheinlich hat es mit Klatsch zu tun", ergänzte Hatscha.
"Und mit einem goldenen Vogel."
Der Drucker grinste. "Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal. Aber wie es die Götter so wollen, gibt es tatsächlich etwas, das alle diese Voraussetzungen erfüllt..."

Artemis Vogel versuchte, seine Würde nicht zu verlieren. Obwohl es ihm nach einer geradezu endlosen Wanderung vor die Stadt, dem anschließenden verrückten und eisigen Flug auf einem Teppich und der Landung in einem völlig fremden Land nicht ganz leicht fiel. Und das alles wegen einem windigen Versprechen auf viel Gold. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Sicher, als Zauberer sollte es ihm in der Theorie nicht allzu schwer fallen, sich zurück zur UU zu begeben, wenn es ihm hier zu bunt wurde, aber in der Praxis hatte er diese Art von Zauberei schon lange nicht mehr betrieben.
Der dicke Kerl auf dem riesigen Sessel hatte ein Handtuch um den Kopf geschlungen, wie es hier Mode zu sein schien, nur das sein Handtuch aus Seide bestand. Mit seinen kleinen, aber durchdringenden Augen starrte er Vogel an. "Weisst du etwas über einen goldenen Vogel?"
Artemis staunte über das akzentfreie Ankh-Morporkianisch des Herrschers. Trotzdem fragte er sich, ob er die Vokabeln nicht durcheinander gebracht hatte. "Goldener Vogel, nicht? Kann nicht sagen, dass mir das was sagt, nicht?"
"Wirklich nicht?" Der Kalif beugte sich vor, um dem Zauberer noch besser in die Augen starren zu können.
Moment - hatte nicht Notomnibus etwas darüber gebrabbelt? Er wollte was nachschlagen in der Bibliothek, daran erinnerte er sich noch.
"Äh, nein, nicht?"
"Gut." Der Dicke lehnte sich entspannt zurück. "In diesem Fall habe ich dir ein Angebot zu machen. Weisst du, mein Hofastronom hatte einen... Betriebsunfall und deshalb ist die Stelle frei geworden. Wir können beim Essen darüber reden." Ein Klatschen mit den beringten Wurstfingern brachte eine lange Reihe von mehr oder weniger bekleideten Dienstboten dazu, mit dampfenden Schüsseln, Platten voll Obst und anderen Köstlichkeiten in den Thronsaal zu marschieren, wo sie vor einer Ansammlung von Kissen alles abluden. Vogel schaute sich um, aber ausser dem Kalifen und ihm würde es keine weiteren Gäste geben. Endlich hatte der Zauberer das Gefühl, dass sich die Reise gelohnt hatte. Wer brauchte schon Gold? Gold konnte man nicht essen.

Holter Krähbein schaute von dem beschriebenen Blatt vor sich auf und gähnte.
"Also langsam glaube ich, habe ich alles drauf. Kann mich noch mal jemand abfragen, zur Sicherheit?"
Ralf dagegen schüttelte verzweifelt den Kopf. "Ich kapier' dieses Zeug einfach nicht. Selbst mit den Antworten..."
"Psst", fiel ihm Elwin ins Wort. Er schaute sich genau im Schlafsaal um, doch niemand war in ihrer Nähe. "Trompete es doch gleich vom Kunstturm herunter, dass die Schreckensburg uns die Prüfungsunterlagen besorgt hat", flüsterte er dann eine Anklage in Ralfs Richtung.
"Komm schon, Wecker. Wir sind alle müde. Lass uns lieber morgen früh weitermachen. Es sind ja noch zwei Tage bis zur Prüfung", versuchte Holter seinen Kommilitonen zu beruhigen.
"Eben. Und wenn Vogel nicht wieder auftaucht, fällt sie vielleicht ganz aus", freute sich Ralf.

Vor dem Fenster des Schlafsaals machte sich langsam die Dunkelheit breit, begleitet von den unzähligen Sternen. Einem aufmerksamen Beobachter wäre vielleicht aufgefallen, dass ganz am Rande des Horizonts einige Sterne auftauchten, die die Flügelspitze eines Vogels bilden könnten...


02.04.2006 12: 14

Ophelia Ziegenberger

Die junge Wächterin wandte sich seufzend dem nächsten Manuskriptstapel zu.
Sie waren "einhellig" zu dem Schluss gelangt, dass eine neuerliche Durchsuchung der chaotischen Dachkammer des verstorbenen Astrologen sinnvoll sein könnte. Bei der ersten Durchsuchung hatten sie längst nicht jeden Winkel durchgesehen.
Und wer wäre für diese Aufgabe besser geeignet gewesen, als die Verdeckte Ermittlerin, für die es keine andere Beschäftigung gab?

Ophelia spürte, wie sich allmählich bleierne Müdigkeit auf sie herab senkte. Das ständige, aufgrund der magischen Membran, leicht flimmernde Zwielicht unter der Dachschräge, führte dazu, dass ihre Augen von der Anstrengung inzwischen schmerzten. Sie rieb sie sich mit einer erschöpften Handbewegung und setzte dann zum dritten Mal dazu an, den Text in ihren Händen zu lesen. Aber der Sinn der Worte blieb einfach nicht haften. Überhaupt neigte sie inzwischen fast zu der Ansicht, dass das Durcheinander nicht einem ursprünglichen Zustand entsprach. Diese extreme Strukturlosigkeit widersprach einzelnen, geordneten Bereichen und ein Mensch, der täglich seine Kleidung wechselte, war der nicht automatisch angetan von einer gewissen, grundsätzlichen Ordnung? Aber diese Überlegungen führten zu nichts, denn immerhin war er nicht mehr am Leben, um ihn zu fragen und sonst gab es keinerlei Beweise für ihre Vermutung, ein Einbrecher hätte alles schon einmal zuvor durchwühlt.
Sie ließ frustriert das Papier sinken. Wenn er wenigstens irgendeinen Hinweis hinterlassen hätte, so dass ihr die Suche nicht so hoffnungslos erscheinen musste!

Einen Moment lang saß sie einfach nur im Halbdunkel, lauschte dem leisen Knacken der Holzbalken und dem Wind über den Dachziegeln und dachte an gar nichts. Dann jedoch nahm sie sich zusammen und stand mit einem Entschluss auf: Sie würde ins Haus hinunter gehen, die Küche suchen und sich dort etwas Wasser für einen Tee aufbrühen. Das wäre allemal besser, als versehentlich einzunicken.
Zwar war ihr die kalte Küche etwas unheimlich aber sie sagte sich immer wieder, dass der Tote sicherlich nichts dagegen einzuwenden gehabt hätte, beziehungsweise er ihr, der guten Manieren wegen, sowieso einen Tee hätte anbieten müssen.
Händchen Mehltau hatte die am Vortag noch für ihren Arbeitgeber gekauften Waren anscheinend kurzerhand mitgenommen. Warum auch nicht? Sie wären ja wirklich nur nutzlos verkommen.
Ophelia lächelte schief bei diesem Gedanken und suchte wieder einmal nach Zündhölzern, mit denen sie dieses Mal den gusseisernen Herd würde heizen können.
Die zierliche Frau, die ständig ängstlich ihre Schürze in Falten geknetet hatte, war ihr nur so gar nicht wie ein Mensch der pragmatischen Sorte vorgekommen. Aber sicherlich irrte man sich oft dieserart in seinen Mitmenschen. Wer wusste das besser, als ihre Kollegen!
Sie fand das Heftchen und riss den roten Kopf an. Funken sprühten in der dunklen Küche, dann flackerte die Kerze, bis ihr Schein zu einem ruhigen Leuchten wurde, mit dem Ophelia sich der offenen Ofenklappe mit den geschichteten Spänen zuwandte.

Moment. So würde das nichts werden. Sie musste daheim zwar so gut wie nie einen Ofen oder Herd anheizen aber sie hatte oft genug die Haushälterin bei ihren Versuchen und Flüchen beobachtet um zu wissen, dass sie etwas Papier zum Feuern benötigen würde. Wo mochte der Altpapierstapel hier sein? Sie sah sich um. Dort! Neben einem säuberlichen gestapelten Haufen Holzklötzen und -Spalten lag ein ebensolcher aus zerknitterten Blättern. Die obere Schicht erkannte sie auf den ersten Blick wieder als ein handelsübliches Exemplar des Werkes ihres Vaters. Zumindest noch Teile davon. Vermutlich hatte Frau Mehltau, jetzt, wo niemand mehr als Gast und Nutzer des Abortes erwartet wurde, die Almanachreste von dort zum Feuerholz hier gelegt in der Annahme, dass ein potentieller Mieter sich eher die Küche anschauen würde, die daher sofort einzuheizen sein sollte.
Sie nahm einen guten Packen von oben ab. Und stutzte.
Hatte von Notomnibus etwa die Angewohnheit gehabt, sozusagen 'in aller Stille' seine Gedanken aufzuschreiben? Das wäre zu einfach gewesen. Das konnte nicht wirklich die Lösung sein, oder?
Ophelia bückte sich nochmals und nahm den zweiten, schmalen Packen Blätter von festerer Qualität, anstelle der Almanachreste an sich. Sie las die erste Seite, während sie in der anderen Hand die Kerze hielt. Das sanfte Flackern wurde weich von den weißen Kacheln reflektiert, ebenso wie von dem säuberlich gestapelten Porzellan im Küchenboard und der mattgeschrubbten Tischfläche. Die junge Wächterin atmete tief durch und setzte sich erstaunt auf einen der bereitstehenden Stühle an den kleinen Tisch. Sie atmete tief durch.
Wer hätte auch schon auf dem Abort nach verräterischen Aufzeichnungen gesucht! Wenn ihre Befürchtungen stimmten und ihnen tatsächlich noch in der Mordnacht Jemand zuvorgekommen war, so konnten sie von Glück reden, dass Einbrecher sich normalerweise nicht die Zeit zu einer Sitzung in 'Herzhausen' nahmen.
Soweit sie die Erläuterungen der zwei Seiten verstand, handelte es sich um das Konzept einer Erfindung, die technische und magische Elemente miteinander verband. Zwar stellten sie keine bildliche Umschreibung dar, die verschiedenen Andeutungen und fallenden Begriffe aber ließen das Bild eines dieser modernen Ferngläser entstehen. Hinzu kam die komprimierte Anwendung einer Schutzmembran, wie sie im Dachgeschoss als Fenster zum Einsatz kam. Allerdings mit leichten Abweichungen. Das Ganze klang furchtbar kompliziert und endete mit den Worten:

"...und ich weiß nicht, warum wir nicht schon viel früher darauf gekommen sind, sondern stattdessen einen Anstoß der Handtuchköpfe brauchten. Aber vielleicht kann man ja auch sagen, dass diese uns brauchten? Auf jeden Fall ist das Resultat überaus erstaunlich! Ich weiß nicht, ob ich Artemis darauf ansprechen und ihn auf sein Glück vorbereiten oder ihm eine kleine verschlüsselte Prophezeiung geben soll, nur für ihn, damit er sich über die persönlichen Zeilen um so mehr freut, wenn sie sich denn erfüllt haben? Es gäbe so viele, denen ich nun eine freudige Überraschung machen und exakte Voraussagen schenken könnte. Aber dann gibt es auch die gegenteiligen Visionen. Ich habe etwas Schreckliches gesehen, von dem ich nicht glauben will, dass es wahr werden und eintreffen wird. Deswegen habe ich auch darauf bestanden, dass wenn ich schon zu diesem leidigen Treffen gehen muss, Hanni nicht mitkommen darf. Ich bekomme immer noch eine eisige Gänsehaut, wenn ich sie fallen sehe, tiefer und immer tiefer, und ich genau fühle, dass dieser Sturz ein böses Ende nehmen muss. Nein, wenn ich mit solcherlei Geschenken anfinge, würde ich auch Unglück bringen müssen. Dennoch... der Gedanke, dass Artemis in meiner Vision mit Gold überschüttet wurde... meine Güte, ich freue mich schon auf sein Gesicht, wenn ich ihn an die extra für ihn heraus gekramte Prophezeiung von wegen 'Goldenem Vogel' erinnere! Das wird ein Spaß! Und ich bin so neugierig, wie diese Vision sich genau erfüllen wird, da das Glas nur einen kurzen Blick auf den See aus flüssigem Gold gewährte. Was für ein Glückspilz! Natürlich gönne ich es ihm aber ich frage mich doch, wie es dazu kommen wird? Na, ich werde es schon erleben. Gleichzeitig mache ich mir Sorgen wegen heute Abend. Typisch Hanni, dass sie unablässig auf mich einzuwirken versucht, damit ich in letzter Sekunde von der Veröffentlichung des Manuskriptes ablasse. Aber das geht nicht! Warum sollten nur einige Wenige das Privileg haben dürfen, die Politik der Großen vorab zu durchschauen? Wir hatten Glück, dass die Umstände sich derart fügten. Umso mehr stehen wir moralisch in der Verantwortung, dieses Wissen mit allen Anderen zu teilen. Aber meine liebe Freundin verfolgt einen ganz eigenen Ansatz von Moral, der mich immer wieder von Neuem erstaunt. Sie ist überzeugt davon, dass das Wohl eines Einzelnen höher zu bewerten sei, als das von Vielen und sie jegliche Mittel anwenden dürfe, mich dazu zu bringen, mehr mich selber zu schützen, als den Zorn des Kalifen herauszufordern. Ich weiß ja, dass sie es gut meint. Deswegen werde ich auch nie wieder etwas dazu sagen, dass sie den jungen Kohlenstein zu sich ins Bett lockte, um im Tausch dafür den Schlüssel zum Turm zu bekommen. Dieses klärende Gespräch heute Nacht ist ihr sehr wichtig und ich werde mir allergrößte Mühe geben, ihren Erwartungen gerecht zu werden, auch wenn ich nicht vorhabe, von der Veröffentlichung Abstand zu nehmen. Das bin ich der Menschheit schuldig! Wenn ich auch schon mein Wissen verkauft habe, so doch nicht mein Gewissen! Ich hoffe, der junge Zauberer bekommt keinen Ärger? Ich werde ihm den Schlüssel so schnell wie möglich zurückgeben. Ich weiß nicht genau, warum ich das alles aufschreibe. Das ist sonst nicht meine Art. Heute aber hat mich eine Unruhe ergriffen, die ich mir nicht ganz erklären kann. Sicherlich Hannis Unheilsankündigungen, die mir aufs Gemüt schlagen? Vielleicht wäre es besser, das Manuskript zu verstecken? Nur zur Sicherheit. Wenn ich es noch fortbringen will, dann wird es Zeit, mich auf den Weg zu Tannenfried zu machen."

Die rothaarige Frau starrte lange in den ruhigen Schein der Kerzenflamme. Dann schob sie die Blätter mit einem Ruck zusammen, pustete den Docht aus und machte sich auf den direkten Weg zu ihrer Vorgesetzten.


02.04.2006 22: 47

Harry

Es war bereits beinahe Mitternacht, als die Wächter das Wachhaus verließen und sich, jeder in seine Gedanken vertieft, nach Hause in ihre jeweiligen Wohnungen begaben.
Der Leiter der Druckerei, Tom Tahoma, hatte zu seinem Bedauern mitteilen müssen, dass er selbst kein Exemplar des Buches besaß, sondern es nur vorgelegt bekommen und einmal durchgelesen hatte.
Das Buch, so hatte er erzählt, war in einer bemerkenswert verständlichen Sprache geschrieben, und trug den Titel "Ankh-Morpork im Wandel der Jahrtausende".
Im Vorwort erläuterte der Autor, wie er mit einer Kombination aus klassischer Astrologie und einem modernen thamaturgischen Hilfsmittel alte Prophezeiungen entschlüsselt und somit eine Geschichte der wahrscheinlichen Zukunft der Stadt erstellt haben wollte.
"Natürlich ist das reiner Schwachsinn", hatte Tahoma entschuldigend angemerkt, "aber die Leute lesen so etwas. Denken Sie nur daran, wie viele Exemplare vom Almanach jedes Jahr verkauft werden!"
Der Rest des Buches enthielt die wichtigsten Ereignisse, die auf die Stadt zukommen würden, jeweils hundert Jahre in einem Kapitel abgehandelt. Es ging um Kriege, Naturkatastrophen und andere wichtige Ereignisse, und die beschriebenen Ereignisse wurden von Kapitel zu Kapitel vager und spekulativer - bis zu jemem Jungen im Nebel, 2000 Jahre in der Zukunft.
"Er hat mir allerdings nicht alle Seiten gezeigt", hatte Tamoha seine Aussage beendet. "Das Kapitel über die ersten hundert Jahre hatte er nicht dabei - er sagte, er müsse noch etwas erledigen, bevor er das jemandem zeigen könne. Aber laut dem Inhaltsverzeichnis war der Name dieses Kapitels 'Jahr 1-100: Klatsch und der Goldene Vogel'".

Klatsch und der Goldene Vogel, sinnierte Harry jetzt auf dem Heimweg. Eine Information über eine alte Prophezeiung, die Notomnibus im Auftrag der Klatschianer erstellt hatte, und die sich auf ein Ereignis innerhalb der nächsten hundert Jahre bezog. Notomnibus wollte die Information veröffentlichen, die Klatschianer töteten ihn dafür... Dem Gnom drehte sich der Kopf. Und dann war da noch der Kommandeur gewesen, der auf die Wichtigkeit des ganzen hingewiesen hatte... wenn das ganze so politisch war, dann war es sicher Vetinari gewesen, der bei Kommandeur Ohnedurst Druck gemacht hatte.
Harry blickte in den sternenklaren Himmel. Nein, er mochte diese politischen Fälle nicht.


Zur gleichen Zeit genoss Artemis Vogel die letzten Bissen eines wunderbar opulenten Nachtmahls. Hofzauberer des Kalifs von Al-Tenteil zu sein, war eindeutig ein Karrieresprung, für den es sich auch gelohnt hatte, die Unsichtbare Universität so überstürzt zu verlassen.
"Nun", sagte der Kalif, "nimm diesen Armreif als Zeichen deiner Amtswürde." Er erhob sich und legte Artemis einen dezenten Silberreif um.
"Ich danke Euch", erwiderte der Zauberer würdevoll. Dann stockte er, als er ein leichtes oktarines Schimmern sah. "Moment... ist der magisch?"
"Aber ja", sagte der Kalif lächelnd. "Er ermöglicht es mir und meinen Leuten, alles zu sehen und zu hören, was du siehst und hörst. Und wenn uns nicht gefällt, was wir sehen oder hören, ermöglicht er es uns sogar, dich zu töten - egal, wo du bist."
Artemis glaubte, nicht richtig gehört zu haben. "Aber... ich... warum?"
"Weil ich einen Auftrag für dich habe", erklärte der Kalif, immer noch lächelnd, und holte einige Blatt Papier aus seiner Robe. "Kennst du dies? Das ist das Buch, das dein Freund Notomnibus geschrieben hat - oder besser gesagt, ein Kapitel davon."
Artemis starrte mit offenem Mund. "Heißt das, ihr... ihr habt ihn..."
"Bedauerlich, aber es musste sein. Er wollte mit dem Wissen an die Öffentlichkeit gehen."
"Mit welchem Wissen?"
"In wenigen Jahren wird ein wichtiges Ereignis stattfinden. Ein Ereignis, das, wenn der richtige Mann es ausnutzt, diesem Mann enormen Reichtum und Einfluss verschaffen kann. Notomnibus hat für mich die Details dieses Ereignisses erforscht - und wenn er nicht so stur gewesen wäre, dann hätte ich sicher ihn mit der Aufgabe betraut, die ich jetzt dir gebe. Du wirst sofort nach Ankh-Morpork zurückkehren und mit deiner normalen Arbeit fortfahren. Aber gleichzeitig wirst du alles für dieses Ereignis vorbereiten. Bist du erfolgreich, werde ich dich mit Gold überschütten. Wenn nicht... werde ich den Armreif einsetzen."
"Und was für ein Ereignis soll das sein?", fragte Artemis, der einsah, dass er keine andere Wahl hatte.
Der Kalif sagte es ihm.

08.04.2006 22: 17

Kanndra

Es war einer dieser Tage, der nicht richtig hell wurde, wo die graue Decke der Wolken der Sonne keine Möglichkeit gab, sie zu durchdringen. Im Besprechungsraum der FROGs schien die Stimmung dieses Wetter widerzuspiegeln, als übermüdete Wächter aus den vielen Zetteln an der Notiztafel schlau zu werden versuchten. Gerade hatte Ophelia eine Zusammenfassung des Ermittlungsstandes gegeben und diesen zwischen das Zettelwirrwarr geheftet. Alle Augen ruhten auf dieser Liste.
"Diebesgilde", entschied sich der Feldwebel schließlich für einen Punkt. "Was hast du dort erfahren, Will?"
Die schüchterne Kommunikationsexpertin strich sich die Haare aus der Stirn. Mit Hilfe ihrer Schwester war sie am gestrigen Abend in das Gildengebäude gelangt und war sogar bis zu dem Archivverwalter vorgedrungen. Mit dem Versprechen, einen Anteil an ihrer nächsten Beute zu bekommen, konnte Hano ihn schließlich sogar überreden, ihr die gewünschte Auskunft zu geben. Will fürchtete, dass sie ihrer Schwester nun einiges schuldete.
"Nun... der Auftraggeber war...", die Hauptgefreite räusperte sich unbehaglich.
"Ja? Nun mach' es nicht so spannend", warf Romulus leicht genervt ein.
"Tja... also. Es sieht so aus, als wäre der Auftrag direkt von Boggis gekommen."
Kanndra teilte die Ansicht Harrys, was politische Fälle betraf und die besonders detaillierte Berichterstattung, die der Kommandeur gestern abend verlangt hatte, hatte ihre Meinung dazu nicht gerade geändert. Und nun das! Die anderen waren ebenfalls in ein schockiertes Schweigen verfallen, das allerdings nur kurz anhielt.

Das dritte Frühstück kam ihm gerade recht. Der nächtliche Flug war noch schlimmer gewesen als der Hinflug und um diese Strapazen zu vergessen, brauchte er erstmal ordentlich was in den Magen.
"Ah, Vogel, altes Haus! Da biste ja wieder", dröhnte der Bass des Professors für Ungewöhnliche Objekte in seinem Ohr, als dieser sich an dem Büffet neben ihm bediente. "Habe dich gestern vermisst. Gab echt gute Pasteten mit grüner Soße."
"Tja, naja. Ich hatte einen Termin... außer Haus, nicht? Hat etwas länger gedauert, nicht? Kannst du die Schokocräcker empfehlen?"
Beim Essen klapperte der Armreif immer wieder auf den Tisch und erinnerte ihn an seine Aufgabe, was dem Zauberer fast den Appetit verschlug. Vor allem die Konsequenzen eines Versagens... "Ach was", beruhigte er sich selbst, "es wird schon gut gehen. Was ist schon dabei?"

09.04.2006 14: 37

Will Passdochauf

Aber es klappte einfach nicht. So sehr er auch versuchte sich von den Ereignissen der Nacht abzulenken, das erbarmungslose Klappern des silbernen Armreifen auf dem Tisch, jedes mal, wenn er nach etwas Essbarem griff, trieb ihn langsam in den Wahnsinn. Er beobachtete mit seinen vor Schlaflosigkeit geröteten Augen seine Kollegen. Sie aßen so sorglos. Sie wussten nicht was bevorstand. Nein, das wussten sie nicht. Lustlos lies er die Gabel fallen, mit der er sich eben noch einen der frischen Krapfen angeln wollte.
Verwundert sah der Professor für Ungewöhnliche Objekte seinem jungen Kollegen nach. "Der hat wohl einen Vogel", meinte er, selbstzufrieden grinsend über dieses schlechte Wortspiel, während er Schokocräker auf seinen Teller lud.

Ralf verlagerte sein Gewicht von dem einen Bein auf das Andere. "Wir stehen jetzt schon den ganzen Morgen hier", murrte er, "wieso können wir nicht, wie alle Anderen in die Bibliothek zum lernen? Ich kann mir das Zeug immer noch nicht merken."
"Vielleicht hat er ja recht", lenkte Elwin ein. "Er war jetzt weder beim ersten Frühstück, noch beim zweiten, sieht ganz danach aus als wäre er auch heute nicht da".
"Abwarten", meinte Holter nur knapp und drehte sich um, als er Schritte näher kommen hörte.
Der Professor für Futurologie bog um die Ecke und schien in einem Selbstgespräch vertieft. "Aber tun muss ich es, nicht?", murmelte er während er näher kam.
Kohlenstein musste in diesem unpassendsten aller Momente niesen und erntete dafür ein Paar böse Blicke von seinen Mitstudenten. Gleichzeitig sorgte er dafür dass Artemis Vogel verwirrt merkte das er nicht allein war.
"Studenten seid ihr, nicht?"
Die Drei nickten und versuchten ihr bestes unauffällig zu wirken.
"Eine Klausur haben wir Morgen, nicht?", sagte der junge dunkelhaarige Mann und seinen Worten folgte ein weiteres Nicken.
"Und ihr wollt sicher gute Noten, nicht? Ich habe eine Aufgabe für euch, kommt gehen wir in mein Büro, nicht?", redete der Zauberer weiter und drei Studenten folgten ihm schlecht gelaunt, aber auch neugierig.
"Das ist alles deine Schuld, Ralf", zischte Elwin.

20.04.2006 0: 00

Kanndra

Über die Ironie des Schicksals lächelnd, las die vermummte Gestalt die ersten Zeilen des relevanten Kapitels von Notomnibus' Buch. Hatte der Astronom geahnt, dass er sich mit diesen vier Zeilen in Lebensgefahr brachte? Hatte er überhaupt das Phänomen der Selbsterfüllenden Prophezeiung bedacht? Der Kalif jedenfalls hatte es und wollte dieses unbedingt verhindern. Das allein schon hätte den Tod des Zukunftsdeuters bedeuten können, aber musste er wirklich noch selbst nachhelfen? Leise formten Lippen die Worte, die nicht nur einem Menschen das Leben gekostet hatten.
Wenn der goldene Vogel erscheint,stürzt der Kalif von Al-Tenteil. Vorbei ist die Gefahr erst,
wenn die warnende Stimme schweigt.

Die Augen wanderten weiter, lasen den Rest des Kapitels und dann lachte der Vermummte wieder. Das war also nicht der einzige Grund gewesen!


22.04.2006 14: 19

Harry

Nach diesen einleitenden Worten begann das eigentliche Kapitel. Es schilderte detailliert, was sich nach Meinung des Verfassers in ungefähr zwei Jahren abspielen würde. Schnell flogen die Augen des Vermummten über das Papier, und hektisch machte er sich ein paar Notizen auf einem Stück Papier. Der letzte Satz dieses Abschnittes lautete: Doch die Zeichen sind vage, wenn es um die Frage geht, wer diese Prophezeiung zu ihrem Ende führen, dem 'Goldenen Vogel' die Freiheit schenken und den 'Schwarzen Vogel' töten wird. Fest steht nur: Wer auch immer es tut, wird sich und seinem Reich einen wichtigen Vorteil verschaffen.
Die vermummte Gestalt machte ein paar letzte Notizen, als sie Schritte hörte. Der Kalif kam zurück! Schnell huschte sie zurück zur Rückwand des Thronsaals und verschwand hinter einem Wandteppich. Die Geheimtür schloss sich hinter ihm, ohne eine Spur zu hinterlassen, und die Gestalt machte sich auf den Weg durch die geheimen Gänge des Palastes.
Sie musste eine Brieftaube nach Ankh-Morpork schicken.


"Also!" Kanndra sah in die schweigenden Gesichter am Tisch. "Der Kommandeur möchte Ergebnisse sehen, uns bisher haben wir nur einen unbekannten Auftraggeber eines Diebstahls, und einen Klatschianer auf einem fliegenden Teppich. Einer oder zwei von uns sollten noch mal nach diesem Artemis Vogel schauen, vielleicht ist der inzwischen ja wieder da und kann uns weiterhelfen. Alle SEALS halten Ausschau nach einem Klatschianer auf einem Teppich, aber ich glaube nicht, dass der sich so einfach noch mal blicken lässt. Was den Diebstahl angeht... Wenn Boggis den in Auftrag gegeben hat, muss er etwas über die Geschichte wissen. Das heißt, wir müssen uns wohl oder übel auch noch mit dem Oberhaupt der Diebesgilde auseinandersetzen. Freiwillige?"


07.05.2006 23: 29

Ophelia Ziegenberger

Artemis Vogel wusste, dass seine Handlungen unangenehme Folgen nach sich ziehen würden. Und niemals in seinem bisherigen Leben hätte er es auch nur in Erwägung zu ziehen gewagt, offenen Auges auf eine direkte Konfrontation mit dem Erzkanzler zuzusteuern. Andererseits hätte er auch niemals für möglich gehalten, als höriger Leibeigener eines klatschianischen Kalifen, mit der ständigen Androhung eines magischen Todes oder Schlimmerem, zu enden.
Er würde sich eben um Diskretion und einen freundlichdümmlichen Anstrich seiner Aktivitäten bemühen, nicht? Vielleicht war Ridcully auch viel zu beschäftigt, um ihn und seine Studenten überhaupt zu registrieren, nicht?

Der dünne Zauberer rieb sich müde über die Augen. Und zuckte zusammen, als der Silberreif an seinem Augenwinkel aufblitzte. Irgendwann würde ihn einer seiner Schüler oder einer der Kollegen auf das vermeintliche Schmuckstück ansprechen und was sollte er dann bloß antworten? Immerhin waren magische Spielereien, die dezent leuchteten, eher bei den Frischlingen beliebte Accessoires. Die Einen würden ihn deswegen mit Verwunderung und einer gewissen Abfälligkeit behandeln, die Anderen eher mit Neugier. Wo fand man heutzutage die "angesagten" Läden für solcherlei Zaubererbedarf, dass er vorgeben können würde, den Reif dort erstanden zu haben? Überhaupt, er würde sich nun doch mit seinen Studenten beschäftigen und diese für sich und sein "Projekt" gewinnen und motivieren müssen.

Er seufzte tief, als ihm wieder einmal bewusst wurde, wie undurchführbar die Aufgabe schien, die man ihm gestellt hatte. Die fassungslosen Blicke der drei jungen Burschen von eben tauchten wieder vor ihm auf.
Wahrscheinlich hielten diese ihn nun für verrückt? Hoffentlich würden sie ihm dennoch folgen. Aber was blieb ihm schon anderes übrig, nicht wahr? Natürlich musste es ihm im Moment vor allem um das Überleben des Sohnes des Kalifen gehen. Aber davon abgesehen würden seine Bemühungen auch die Leben der voraussichtlichen anderen Opfer retten. Das war doch ein nobles Vorhaben, oder etwa nicht? Womöglich konnte er sich des Dankes Lord Witwenmachers versichern!

Schnell verdrängte er diesen größenwahnsinnigen Gedanken. Ebenso wie den unangenehmen Gedanken daran, was der Kalif ihm wohl alles verschwiegen oder worüber er ihn belogen haben mochte. Er konnte froh sein, wenn er das Alles überleben würde!

Zum Glück war wenigstens die Zeit auf ihrer aller Seite. Bis zu dem Zeitpunkt, da das Sternbild des "Goldenen Vogels" endgültig in seiner Gänze zu sehen sein würde, welcher sich mit dem der schicksalhaften Jubiläumsfeier der Assassinengilde überschnitt. Und der lag noch etwa zwei Jahre in der Zukunft. Es sollte seinen Studenten bis dahin gelungen sein, Kontakte zu den Studenten der Noblen Gilde gefunden zu haben. Es musste ihnen einfach gelingen! Der Kalif war in diesem Punkt sehr deutlich gewesen.

Ein verräterischer Gedanke schlich sich in Artemis' Überlegungen: Warum verzichtete der Kalif stattdessen nicht einfach darauf, seinen Sohn der Gefahr auszusetzen, indem er ihn dort ausbilden ließ? Er könnte ihm wiederum auch einfach verbieten, den Jubiläumsfeierlichkeiten auf dem Gildengelände beizuwohnen? Oder er konnte seiner Lordschaft gleich generell eine Warnung zukommen lassen und auch alle Anderen damit auf leichterem Wege retten?

Der Armreif lag warm und schwer um sein Handgelenk. Nein, er würde sich nicht erdreisten, seinem neuen Meister einen derartigen Vorschlag zu unterbreiten. Die Anweisungen waren klar formuliert gewesen und Spekulationen über deren Hintergründe, Motivationen oder Zusammenhänge standen ihm nicht zu.
Er würde als erstes nach Orten Ausschau halten, an denen seine Studenten möglichst zwanglos mit den Studenten der Assassinengilde in Kontakt und ins Gespräch kommen können würden. Und er würde für eine Auswahl motivierender Studienthemen sorgen müssen, die als Vorwand herhalten konnten. Vielleicht etwas in der Art von "Magische Einsichten in die Zukunft einer traditionellen Berufssparte. Welche Wege geht das Geschäft?" oder "Der magische Assassine. Der tödliche Magier"?
Eine gewisse, unterschwellige Faszination ging von diesen Themen aus, so dass er sich zusammenreißen musste. Es ging hier schließlich nicht wirklich um Forschungen, sondern um die Rettung von Menschenleben. Nicht zuletzt um das seine! Und ganz nebenbei um das politische Gleichgewicht des gesamten Kontinents!
Er verdrängte das Bild der riesigen, qualmenden Ruine nur mühsam, aus deren Trümmern kaum ein Überlebender geborgen werden würde, wenn alles den vorhergesehen Weg gehen würde.
Bei Om! Was für Konsequenzen die plötzliche Auslöschung der wohl einflussreichsten Gilde, und mit ihr einiger der mächtigsten Männer der Metropole, haben mochte? Ob der Patrizier dieses Ereignis überdauern würde können?

Artemis verbarg sein Gesicht in den Händen, schwer aufgestützt. Was auch immer den Kalifen dazu bewog, unauffällig in dieses Szenario einzugreifen um es zu verhindern. Ihrer beider Ziele mussten die gleichen sein!

Der Zauberer nahm ein leeres Blatt zur Hand und schrieb mit zittrigen Linien darauf: Wie finde ich einen Attentäter?


17.05.2006 23: 13

Kanndra

"Du gerupfte Krähe. Hat dich dein Vater aus dem Nest geschubst, als du noch klein warst?" Die Assassinenschüler, die sich um den Wortführer gescharrt hatten, brachen in kollektives Gekicher aus. Davon angespornt steigerte sich der Kalifensohn immer mehr in die Gemeinheiten hinein. "Humpel er mir nicht dauernd vor der Nase herum!", befahl er mit großartiger Geste.
Karolus Vogel zischte. "Du hältst dich vielleicht für was Besseres, nur weil dein Alter ein paar Untertanen in Klatsch hat, Jaime. Aber du wirst schon sehen, was du davon hast. Ihr alle werdet es sehen!"
Und im Gehirn des jungen Assassinen begann ein erster Gedanke Gestalt anzunehmen, ein Gedanke, der durch zwei weitere Jahre Demütigungen und Beleidigungen zu einem Plan reifen sollte, so tollkühn und so hinterhältig, wie er in der Geschichte der Gilde seinesgleichen suchte.

Währenddessen ließ Lord Vetinari den kleinen Zettel, der an dem Bein einer Taube aus Klatsch befestigt gewesen war, in sein Kaminfeuer fallen. Er hatte die letzte Bestätigung enthalten, die ihm noch gefehlt hatte. Mit gemessenen Bewegungen begab er sich zurück an seinen Schreibtisch, zog ein leeres Blatt hervor und schrieb ein paar Zeilen nieder. Dann siegelte er die Nachricht, klingelte nach seinem Sekretär und übergab ihm das gerade ausgefertigte Schriftstück.
"An Ohnedurst persönlich. So schnell wie möglich zustellen."

Die Begeisterung der versammelten Wächter, sich mit dem Obersten der Diebesgilde herumschlagen zu müssen, hielt sich in Grenzen. Kanndra öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor sie das tun konnte, wurde die Tür zum Besprechungsraum geöffnet.
Der Feldwebel salutierte, eilig gefolgt von den Anderen. "Es gibt noch keine neuen Erkenntnisse, Sör, aber wir waren gerade dabei..."
"Schon gut, Feldwebel", winkte Rascaal ab. "Ich bin hier, um euch mitzuteilen, dass der Fall hiermit offiziell zu den Akten gelegt wird. Ab sofort wird sich jeder wieder bei seiner Abteilung melden und seinen normalen Dienst wieder aufnehmen."
Kanndra fühlte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen bildete. Hatte sie etwa versagt?
"Aber...", protestierte sie schwach.
"Keine Widerrede. Ich erwarte deinen abschließenden Bericht heute abend." Der Vampir blickte noch einmal einschüchternd in die Runde, nickte dann knapp und verließ den Raum.
Die übrigen Wächter schauten sich leicht fassungslos an, nur Harry murmelte etwas von "politischen Fällen" vor sich hin.
Die Späherin räusperte sich. "Ihr habt den Kommandeur gehört. Meldet euch zurück in euren Abteilungen. Ich... räume schon auf." Traurig blickte sie dem Letzten nach und fragte sich, was sie falsch gemacht hatte. Dann begann sie Papiere und Ikonographien einzusammeln und in die Akte zu heften. Zuletzt räumte sie noch einige vergessene Kaffeebecher zusammen. "Dabei sah es aus wie ein ganz normaler Mord", dachte sie.

ENDE

21.05.2006 16: 35

[1] z.B. eine gute Pfeife, was leckeres zu essen und eine Woche dienstfrei.


Wörter:

Übrigens Gernegroß   268
Romulus von Grauhaar   367
Will Passdochauf   993
Hatscha al Nasa   2650
Laiza Harmonie   3422
Ilona Istnichtgut Feldacker   3831
Harry   5001
Kanndra   5148
Ophelia Ziegenberger   10255
 



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