Maßgeschneiderte Pläne

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vollendet am 03.08.2015
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 24.01.2014 datiert

Wenn zwei Diebe bei der Wache Unterschlupf suchen ist das ungewöhnlich. Wenn sie plötzlich Selbstmord begehen noch viel mehr.

Daemon Llanddcairfyn

Es war früher Morgen, der erste Schwall warmen Morgenlichts floss um die Stadtmauer der größten Stadt der Scheibenwelt, sammelte sich davor, drang durch Ritzen und Löcher und ergoss sich schließlich über ihren Rand. Kurze Zeit später erreichte ein erster Ausläufer das Wachhaus am Pseudopolis-Platz, in dem sich gerade die Tür zu einem ungewöhnlich kleinen Büro öffnete.
"Bei Io, wir können doch nicht so weiter machen", erklärte Tussnelda.
"Wir sind schon so weit", Cim stürmte ihr hinterher auf den Flur, fasste sie an den Schultern und drehte sie mit dem Rücken an die Wand. "Jetzt aufhören wäre eine Sch-"
"Bürstenkinn!", schrie es hinter ihm. Der Omnianer erstarrte. Etwa ein Dutzend Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf, die meisten endeten mit der Erkenntnis, dass sein Schwert zusammen mit einem Gutteil seines Waffengeschicks bei den leeren Flaschen in der Garderobe lag. Langsam drehte er sich um. Im halbdunklen Flur stand ein großer Schatten vor ihm. Und es stank gewaltig.
"Hauptmann", antwortete er.
"Wie ich mir denken kann, weißt du genau, wo das IA-Büro ist", schnaubte der Offizier. "Ich habe eine Anzeige aufzugeben." Tussnelda erschrak mit einem Mal und versuchte unauffällig, hinter Cim im Büro zu verschwinden.
"Ah, von Gratin! Sehr gut. Hier!", Hauptmann Llanddcairfyn drückte ihr eine Uniformjacke in die Hand, von der das meiste des Gestanks, der den Flur zu füllen begann, auszugehen schien. Etwas tropfte auf den Boden. Erst jetzt fiel Cim Bürstenkinn auf, dass der Llamedône nicht die gewohnte DOG-Uniform trug, sondern in Zivil vor ihnen stand. "Ist das nicht eine Schweinerei? Offenbar hat einer unserer Kollegen nicht nur dem Alkohol zugesagt, sondern konnte ihn auch nicht bei sich behalten. Und sich dann", er unterbrach sich. "Und sich dann in meinem Büro erbrochen", beendete er ruhiger den Satz.
"In ihrem Büro, Sir?", fragte Tussnelda vorsichtig.
"Auf meinem- Bett", antwortete Daemon.
"Und Du hast Deine Uniform auf das Bett gelegt, ohne dies zu bemerken?", sagte die Gefreite hoffnungsvoll. "Sir?"
"Ich habe MICH auf das Bett gelegt, ohne es zu bemerken."
Bevor dieses Thema weiter verfolgt werden konnte [1], betrat eine weitere Gestalt den langsam eng werdenden Flur. Der Hinzutretende war ein gutes Stück kleiner als der Hauptmann, wirkte aber mit seinen muskelbepackten Armen und Oberkörper wesentlich wuchtiger. Die kleine Katze, die ihm um die Beine strich, milderte den martialischen Einddruck ein wenig.
"Ähm", machte Rekrut Daniel Dolch. "Entschuldigen sie bitte. Die Dame. Die Herren. Wenn ich sie um ihre Unterstützung bitten dürfte?" Die Anwesenden sahen ihn fragend an.
"Ich und einer meiner Kameraden haben heute Morgen den Tresendienst übernommen und bei der Kontrolle der Räumlichkeiten haben wir-", er unterbrach sich und suchte nach Worten.
"Was ist gestohlen worden?", fragte Cim.
"Nichts, Sir. Leider", der Schmied schaute zu Boden.
"Führ uns zur Leiche", knurrte Tussnelda.

Auf dem Weg in den Keller erzählte Daniel Dolch den Dreien, was er aus dem Tresenbuch wusste. Ein Ermittler von RUM hatte spät in der Nacht den Eintrag gemacht, dass sich die lizenzierten Diebe Pit Brack und Stef "Die Leuchte" Hummel der Wache gestellt hatten. Obwohl das nicht wirklich Sinn machte, hatte der Ermittler die Sache aufgenommen und die beiden offensichtlich mit der Absicht, die Klärung der Tagesschicht zu überlassen, in eine der Zellen gesteckt. Hierbei waren die sonst üblichen Massnahmen nicht ergriffen worden. Insbesondere hatte man den beiden ihre Gürtel gelassen.
"Und jetzt hängen sie da", sagte der Schmied. "Mein Kamerad ist unten geblieben."
"Mach dir keine Sorgen, Wächter Diolch", sagte der Hauptmann. "Ihr habt ja nichts falsch gemacht. Wir brauchen jetzt die Leute, die gestern Abend mit der Sache zu tun hatten und dann finden wir raus, was hier los ist", er ging hinter dem Rekruten her in den Zellentrakt. "Du und Dein Kollege habt hiermit ab jetzt quasi nichts mehr zu tun", versicherte er und bemerkte erst jetzt, dass Tussnelda und Cim wie erstarrt im Treppenaufgang stehen geblieben waren. "Was habt ihr denn? Es sind zwei sehr frische, nicht auslaufende Leichen. Da werdet ihr doch nicht schwach werden?", der Hauptmann wandte sich um. "Ah, und DU bist der zweite Rekrut, der die beiden Toten gefunden hat, nicht wahr? Wie heißt du?"
Der junge Mann ihm gegenüber lächelte freundlich.
"Flanellfuß. Rach Flanellfuß", antwortete er. "Darf ich fragen, weshalb sie keine Uniform tragen, obwohl sie sich offenbar im Dienst befinden?"

24.10.2014 21: 32

Cim Bürstenkinn

Tatsächlich waren Tussnelda und Cim kurz erleichtert. Daniels Information über die beiden Toten hatte den Hauptmann von der stinkenden Jacke kurz abgelenkt. Die Gefreite hatte tatsächlich keine Lust noch mehr Zeit in dem stickigen Zimmer des IA-Zwerges zu verbringen.
Zwei Tote waren da eine willkommene Gelegenheit auf andere Gedanken zu kommen.
Leider war da noch der Inspektor. Und natürlich bohrte er genau dort weiter wo eigentlich gerade keiner hinsehen sollte. Aber gleichzeitig war das die Szene eines Mordes oder zumindest einer Selbst-Tötung. Wie impertinent musste man eigentlich sein…..Cims Farbe wechselte vor Ärger vom sanften hellbraun zum rotgetönten dunkelbraun.
»Das kann ja nicht dein Ernst sein, Rekrut Flanellfuß! Da hängen zwei Männer in einer Zelle und anstelle eines ordentlichen Saluts vor einem Vorgesetzten, geschweige denn einem Bericht über die Erkenntnisse zu dem Vorfall kommentierst du die Bekleidung eines Hauptmannes der Stadtwache? Ich denke nicht, dass dies deinem Auftrag gerecht wird und ich werde das persönlich mit der Ausbildungsleitung besprechen!«
Zornig sah er den Inspektor an, der überrascht aber kaum beeindruckt wirkte. Als er antworten wollte, sprach Cim weiter.
»Also, Rekrut! Bericht! Jetzt!«


24.10.2014 23: 06

Rach Flanellfuß

"Ja, Sir", entgegnete Rach Flanellfuß mit einem zackigen Salut. "Die Igorina wird sicher begeistert sein sich mit ihnen über meine Impertinenz zu unterhalten oder wollen wir das ganze direkt seiner Lordschafft vortragen, da ich meinem Auftrag nicht gerecht werde?"
Cim schnaubte und es schien kaum möglich zu sein, dass sich sein Gesicht noch weiter verfärbte, doch so war es und der Inspektor wusste auch, dass dies sicher noch ein Nachspiel haben würde, jedoch sicher nicht hier und jetzt.
"Wie dem auch sei...", sprach der Rekrut Flanellfuß weiter bevor der Omnianer die Fassung verlor. "Als wir im Zellentrakt unseren Routine-Durchgang gemacht haben sind mir die beiden Herren aufgefallen zu denen wir auch nicht mehr wissen, als im Protokoll nachzulesen ist. Wir haben die Zelle natürlich nicht betreten, es sah auch wirklich nicht danach aus als wäre den Männern noch zu helfen, allerdings habe ich gemerkt, dass die Hände beider Diebe ungewöhnlich viel Schmutz aufweisen."
"Das ist alles?", fragte die Gefreite von Grantig.
"Das ist alles", sagte Rach und Daniel Dolch nickte zur Bestätigung. "Vielleicht sollten Sie sich selbst ein Bild machen. Letzte Zelle rechte Seite."
"Aha", sagte der Hauptmann nur und trat an dem Inspektor vorbei. "Rekrut der Schlüssel!"
"Sollte das nicht jemand von der Spurensicherung übernehmen?"

25.10.2014 0: 02

Damien G. Bleicht

Von den anderen Wächtern noch ungesehen, lehnte der Szenekenner Damien G. Bleicht an der Wand eines abzweigenden Korridors. Die Routine des auf der Straße Herumlungerns und Informationen Sammelns funktionierte auch gut innerhalb des Wache-Hauptquartiers, wenn natürlich in einem eingeschränkteren Rahmen. Er bemerkte zum wiederholten Male, wie fremd ihm dieser ganze Wache-Alltag eigentlich war und wieviel vertrauter die Arbeit unter den anderen Kleinkriminellen. Zwei Diebe hingen also gerade (im wahrsten Sinne des Wortes) im Wachhaus herum? Meine Güte...
Interessanterweise beunruhigte ihn aber diese ominöse "Inspektor" wesentlich mehr, als zwei tote Diebe. Damien kümmerte sich bei all dem Umhören in den Straßen und Kneipen häufig zu wenig um die Belange im Wachhaus, und langsam fragte er sich ob das ein Fehler war. So kam ihm auch erst spät zu Ohren, dass die Wache offenbar vor einer Umstrukturierung stand, und dass der Patrizier einen seiner Leute bei der Wache eingeschleust hatte, um deren Effizienz (oder was auch immer) zu prüfen. Das passte Damien gar nicht. Er war es, der in den Angelegenheiten anderer herumschnüffelte, er würde den umgekehrten Fall nicht dulden. Wenn dieser Flanellfuß schon die Zivilkleidung eines Hauptmanns beanstandete... Damien schauderte, und blickte kurz an seiner eigenen abgewetzten Straßenkleidung hinunter.
Die von ihm belauschte Gruppe machte anscheinend Anstalten sich zu entfernen. Sollte er ihnen folgen? Im Wachhaus war es schwieriger unentdeckt zu bleiben, als auf der Straße, und Damien wollte eigentlich ungern riskieren, in diese uninteressante Diebesgeschichte hineingezogen zu werden. Andererseits war er vielleicht zu lange ignorant gegenüber den internen Prozessen der Wache geblieben, vor allem da sich offenbar Veränderungen ankündigten. Er entschloss sich, sich möglichst lange in der Nähe herumzudrücken. Es war Zeit, diesen Inspektor einer Inspektion zu unterziehen...

25.10.2014 1: 05

Fynn Düstergut

Entschlossen, sich das Heft der Handlung nicht mehr aus der Hand nehmen zu lassen, schnaubte Cim den Rekruten an. "Wie du vielleicht erkannt hättest, wenn du dich besser mit den Uniformen und Abteilungen unserer Wache vertraut gemacht hättest, haben wir eine SUSI dabei. Sogar eine Tatortwächterin." Er wies auf Tussnelda, die inzwischen die stinkende Uniformjacke unauffällig auf einem Stuhl platziert hatte und jetzt nickte.
"In Ausbildung", gab Rach zurück und bewies damit, dass er durchaus auf dem Laufenden war, was Zugehörigkeiten und Spezialisierungen betraf.
"Nun, sie hat ja die Unterstützung von erfahrenen und höherrangigen Kollegen."
Mit leicht amüsiertem Gesichtsausdruck gab Rach schließlich nach und überreichte Tussi die Schlüssel.
"Und du treib gefälligst endlich diesen Ermittler auf", verlangte der Hauptmann erneut von Dolch. "Wer war das überhaupt?"
"Die Handschrift ist leider kaum zu entziffern und die Rechtschreibung lässt erst Recht zu wünschen übrig, aber ich würde sagen, es handelt sich um den Gefreiten Düstergut", bemerkte der Inspektor.
Während Daniel erneut die Stufen zum Wachetresen hinauf stieg, um in Erfahrung zu bringen, wo Düstergut jetzt zu finden war, erreichte der Rest der Gruppe die besagte Zelle.

25.10.2014 16: 00

Cim Bürstenkinn

Quetschbauchgasse, etwa zur gleichen Zeit
Er hatte beinahe zu lange gewartet, aber er musste wissen wer sich mit der Sache befassen würde.
Abwesend salutierte er zurück, als ihn ein hektisch wirkender Rekrut eifrig begrüßte und weiter Richtung Pseudopolisplatz hetzte.
Er bog in die kleine Sackgasse ein und fing ohne Zögern an seine gestohlene Wächteruniform auszuziehen – erst jetzt sah er unter der umgedrehten Kiste nach ob seine Lederkluft noch da lag.
Unberührt lag alles zu seinen Füßen. Sein Auftraggeber würde zufrieden sein – es war schon beinahe zu leicht gewesen die beiden auszuschalten. Die Aufregung die rund um diesen Inspektor herrschte kostete den Wächtern mindestens 20% ihrer Aufmerksamkeit. Keiner wusste, was mit ihm passieren würde – egal ob man einen guten Job machte oder nicht.
Endlich war er die kratzige RUM-Uniform los. Er genoss das Gefühl eine zweite Haut auf der Haut zu tragen und ging gut gelaunt zu seinem Auftraggeber


25.10.2014 17: 04

Ophelia Ziegenberger

Der Korporal runzelte die sonst so glatte Stirn.
Hatte sie irgendwas übersehen?
Noch einmal betrachtete sie die Kleidungsstücke, die auf der sanft gemusterten Tagesdecke des schmiedeeisernen Himmelbettes vor ihr ausgebreitet lagen. Sie ging zum Fußende des Bettes und blickte in die geöffnete große Reisetruhe dort hinab. Entschlossen beugte sie sich vor und nahm nun doch jedes Kleidungsstück heraus, um es auf der breiten Liegefläche zu stapeln. Dunkelblaue und dunkelgrüne Kleider aus festem Tuch kamen neben weißen Blusen aus feiner Wolle zum Liegen. Der schwere Umhang, die schlichte Nachtwäsche. Es gab sogar ein sehr edles graues Kleid aus hauchfeinem Stoff, der noch etwas nachwehte im leichten Luftzug ihrer Bewegungen. Der Stapel in der Mitte lag jedoch dunkel und separat, wie ein rot-schwarzer Turm der Anklage; unvollständig.
Die Vampirin trat einen Schritt zurück.
„Ich habe nichts übersehen. In der Truhe sind die Sachen nicht. Und ich bin mir sicher, dass Ophelia die Sachen hier gelassen hatte! Ich bin sie doch mehrmals durchgegangen, direkt nach ihrem Verschwinden! Wenn also kein Kollege mit der gleichen Anweisung losgeschickt wurde... dann hat irgendwer sich an ihren Habseligkeiten vergriffen.“
Mina presste ihre Lippen fest aufeinander. Das war kein Kavaliersdelikt! Das war eine ernste Sache. Nicht nur, weil sie nicht wusste, ob mehr dahinter steckte. Romulus würde fluchen. Sie hatte sich ohnehin schon etwas kurz angebunden gegeben, als er ihr den Auftrag übertrug, die Uniformen und die anderen Sachen, die als Wacheeigentum gelten mussten, aus Ophelias Hinterlassenschaften zusammenzusuchen. Sie fand es deutlich zu früh, die Hoffnung aufzugeben. Und so eine Aktion setzte ein Signal für die Kollegen, die davon erfuhren. Wenn sie ihm nun mitteilen müsste, dass sie keinen der angefragten Gegenstände in die Ausrüstungskammer verbracht habe... es wäre sogar fraglich, ob er ihr glauben würde, dass alle auf einmal verschwunden waren! Der Gürtel, der Schlagstock, das Kurzschwert, der schlichte Helm...
Ihr kam ein Gedanke und mit flauem Gefühl im Magen hastete sie zu dem Schreibtisch in der Ecke des Zimmers. Es handelte sich um kaum mehr, als einen ganz einfachen Tisch aber immerhin wies er in der Front zwei Schubladen auf. Sie zog gezielt die Rechte der beiden auf und...
„Ihre Wachemarke ist auch weg!“
Mina von Nachtschatten sah in die Schublade hinab. Die ordentlich gestapelten Papiere darin oder die sorgsam nebeneinander liegenden Schreibutensilien nahm sie kaum wahr.
„Was geht hier vor sich?“

27.10.2014 9: 31

Daniel Dolch

Währenddessen im Zellentrakt des Wachhauses am Pseudopolis-Platz

Nachdem sie die aus ihrem STAUB gezogenen Handschuhe angezogen hatte, begann sie mit der Tatortsichtung. Tussi schloss gerade die schwere Tür zur Zelle auf und betrat diese nun vorsichtig, darauf bedacht keine Spuren zu verwischen. Der Tatsache, dass sie den Türknauf noch ausgiebig auf Fingerabdrücke untersuchen musste, war ihr natürlich auch sofort in den Sinn gekommen. Aber sie wollte aufgrund der vorhanden Masse an Fingerabdrücken beim ersten Hinsehen später darauf zurückkommen. Schließlich würden die ja nicht mehr weglaufen.
Zuerst sah sie sich in dem spartanisch ausgestatteten Raum mit den sehr kleinen, hohen Fenstern genau um. Außer den beiden Leichen, einem Eimer für die Notdurft und zwei Brettern die stellvertretend für Betten irgendwie an der Wand befestigt worden waren, gab es auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Während sie begann sich die beiden Toten genauer anzusehen, hörte sie im Hintergrund wie Daniel zurück aus dem Wachraum die Kellertreppe wieder runter kam und dem Hauptmann gerade Bericht erstattete.
„Herr Hauptmann, Gefreiter Düstergut hat heute wieder die Spätschicht und könnte sich dementsprechend momentan Zuhause aufhalten.“
Daemon schaute ihn verdattert an“...und dann sind sie noch nicht auf dem Weg ihn hierher zu holen, Rekrut?“ sagte er mit erhobener Stimme.
„Ich war so frei diese Aufgabe in ihrem Namen weiter zu delegieren, damit ich selbst wieder an den Wachtresen zurück kehren und gemäß dem Fall, dass die Beauftragten zurück kehren, entweder Gefreiten Düstergut oder Informationen über seinen Verbleib direkt zu euch bringen kann!“ strahlte Daniel den jetzt restlos sprachlosen Hauptmann an.
Cim konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als er den Rekruten lobte und zurück auf seinen Posten schickte. Sie schauten dem ungleichen Paar aus Mann und Kater kurz hinterher. Dann schauten sie sich kurz an und wiederrum konnte Cim sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
„Ich will kein Wort von dir hören, Rekrut!“ grummelte Daemon, was Cim nur noch breiter grinsen ließ.
Dann wandten sie sich wieder der Tatortwächterin zu, die damit begonnen hatte von allem Proben zu nehmen was ihr relevant erschien. Immer wieder ging sie dabei die Abläufe durch, die ihr Ausbilder versucht hatte zu lehren. Akribisch schrieb sie auf, welche Probe sie wo und wann entnommen hatte. Ihr fiel gerade wieder der Türknauf ein. Als sie sich herum drehte und Richtung Zellentür sah, um Cim darauf hinzuweisen, dass niemand den Knauf anfassen soll, bemerkte sie hinter der Tür etwas, was nichts in einer Arrestzelle verloren hatte.

27.10.2014 19: 29

Daemon Llanddcairfyn

Hauptmann Llanddcairfyn warf einen Blick in die Zelle, in der sich die angehende Tatortwächterin sehr genau an die Arbeit gemacht hatte. Gerade, als sie anhob, etwas zu sagen, erkannte er die Details der dort Hängenden und schluckte schwer. Er geriet kurz ins Taumeln und hielt sich gerade noch am Türknauf der Zellentür fest. Tussnelda von Grantick jappste. Der Hauptmann auch.
"Nun. Ähm. Ich sehe", sagte er. "Ihr habt das im Griff. Ich kümmere mich schnell um diese andere Sache und stoße dann später wieder zu euch." Er ging schnell zwei Schritte zurück, drehte sich um und stürmte an Cim vorbei zum Treppenaufgang, schnappte sich seine Uniform und verschwand nach oben, das IA-Büro zu suchen.
"Sie hatten etwas sagen wollen, Fräulein", Rach machte eine äußerst kurze Pause. "Gefreite?"

28.10.2014 15: 10

Mina von Nachtschatten

Tussnelda starrte dem eilig entschwindenden Hauptmann noch einen Moment hinterher, während sich ein Gefühl aufkommenden Ärgers in ihr auszubreiten begann. Es waren ja noch nicht genug Fingerabdrücke an diesem Knauf!
"Gefreite? Etwas Interessantes?"
Der fragende Blick des Inspektors ruhte noch immer auf ihr und Tussi räusperte sich vernehmlich, um dann auf das Wesentliche zurückzukommen. An der potenziellen Verunreinigung ihres Tatortes durch einen ranghöheren Wächter würde eine Bemerkung ihrerseits ohnehin nichts ändern - ganz zu schweigen davon, was für einen Eindruck das wahrscheinlich bei Flanellfuß hinterlassen hätte.
"Nun ja, bis eben hätte ich es vor allem als interessant bezeichnet, dass sich unter der groben Schicht ordinären Straßendrecks an den Händen der Leichen eine rötliche, feinkörnige Substanz befindet", sagte sie, erneut an Cim gerichtet - denn Inspektor hin oder her, sie würde hier keinem Rekruten Bericht erstatten! "Auf die Schnelle würde ich die Konsistenz mit der von Sägemehl vergleichen." Die Tatortwächterin zuckte mit den Schultern und entfernte sich dann einige Schritte von den Leichen. "Doch ich denke, dafür lässt sich noch eher eine Erklärung finden als für das hier." Tussnelda ging in die Hocke und unterzog das Objekt hinter der Tür einer genauen Musterung: Ein kleiner Lederbeutel, nicht unähnlich einer Geldkatze, lag da, farblich dem steinernen Boden so ähnlich, dass man ihn bei einem flüchtigen Blick leicht übersehen konnte. Und tatsächlich war es auch nicht das Behältnis, welches die Aufmerksamkeit der Tatortwächterin auf sich gezogen hatte. Denn betrachtete man die Ecke aus einem bestimmten Winkel, dann brach sich das spärliche Licht in der Zelle in einigen hauchdünnen Glasscherben, welche rund um den Beutel verteilt waren. "Ein Ikonograph wäre jetzt wohl hilfreich", schloss die Gefreite dann und begann bedächtig einige der nummerierten Schilder aus ihrem STAUB zu holen.. "Der... Tatort ist offenbar umfangreicher, als gedacht."
Cim nickte.
"Rekrut, ich erteile dir den Auftrag zu den Räumlichkeiten der Abteilung SUSI zu eilen und von dort ein solchen Gerät zu beschaffen", wies er Rach nicht ohne Genugtuung in der Stimme an. "Und solltest du dabei einem Gerichtsmediziner begegnen, der gerade nichts zu tun hat, kannst du ihn gleich mitbringen. Währenddessen wird die Gefreite die Untersuchung des Tatorts unter meiner Aufsicht fortsetzen."
Ohne die Reaktion des Rekruten abzuwarten trat der Vektor nun hinter seine Kollegin und beugte sich ebenfalls interessiert nach vorn.
"Irgendeine Idee, was das ein könnte?"

29.10.2014 10: 43

Fynn Düstergut

"Ich glaube, dass ... Moment", unterbrach sich die Gefreite sofort wieder, ehe sie den Gedanken zuende formulieren konnte. Ihr war ein weiteres Detail ins Auge gefallen, weshalb Cim etwas irritiert beobachtete, wie Tussi auf die Knie ging und mit sehr großer Vorsicht versuchte, ihr Gesicht möglichst nah an die Scherben zu bringen, ohne ihre Lage zu verändern. Dann schloss sie die Augen und schnüffelte.

"Das Labor muss das natürlich noch bestätigen, aber ich würde sagen, die Flüssigkeit, die an dem Glas klebt, wird üblicherweise zur Betäubung eingesetzt", meinte sie, nachdem sie sich aus ihrer unbequemen Stellung wieder aufgerappelt hatte.



Fynn hatte die Nacht im Schlafsaal der Wache verbracht, weil er den Heimweg im Dunkeln gescheut hatte. Jetzt war er auf dem Weg in den Waschraum, um noch schnell ein wenig Katzenwäsche zu betreiben, ehe er seine Freizeit zu genießen dachte. Leider prallte er an der Abzweigung zu den Zellen mit einem Rekruten zusammen. Und wenn ihn nicht alles täuschte, war es sogar der Rekrut, von dem die ganze Wache redete, der der eigentlich Vetinaris Inspektor war.




29.10.2014 15: 10

Damien G. Bleicht

Rach hatte sich gerade vom Tatort entfernt, um den erhaltenen Befehl auszuführen. Als er gerade um die Ecke biegen wollte prallte er mit jemandem zusammen. Nach einigen wechselseitigen Entschuldigungen betrachtete er sein Gegenüber genauer. War dies nicht der Gefreite, nach dem geschickt worden war?
"Gefreiter Düstergut?"
"Erm, Ja?"
"Hinten bei den Zellen ist eine.. äh... Angelegenheit, die deine Anwesenheit verlangt. Hauptmann Llandcarfyn hat angeordnet, dass du sofort erscheinst."
"Ähm, eigentlich hab ich ja gerade dienstfrei..."
"Aha, dies nimmt die Mitarbeiter der Wache also von Notfällen aus?"
"Ähm." Der Gefreite hatte nichts allzu angenehmes über diesen Rekruten gehört, auch wenn es größtenteils nur Gerüchte waren. Er war eigentlich nicht scharf darauf sich jetzt in einen Dienstauftrag hineinziehen zu lassen, aber er wollte diesem Inspektor, was immer der auch inspizierte, lieber keinen Grund geben, die Wache in ein schlechtes Licht zu rücken. Er murmelte etwas von "Überstunden..." und marschierte in die von Flanellfuß angewiesene Richtung davon.
Rach blieb noch einen kurzen Moment stehen. Dieser plötzliche Zusammenstoß hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Was war noch mal zu tun? S.U.S.I., Gerichtsmediziner holen... Er stutzte. Irgendwie hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Er wandte sich um und bemerkte einen Mann, der an der zum Zellenflur abzweigenden Wand lehnte. Der Mann war irgendwie sonderbar. Seine Haut war komplett weiß, und zwar nicht einfach nur blass, sondern im wörtlichen Sinne so weiß die Schminke des Oberhauptes der Narrengilde. Zur Wache schien er auch nicht zu gehören, seine Aufmachung erinnerte eher an die Gestalten, die in Ankh-Morporks zwielichtigen Gegenden herumlungerten. Vielleicht ein Verdächtiger, der auf seine Befragung wartete? War dieser Mann in Gewahrsam und musste nur noch weggeschlossen werden? Nah genug dran an den Zellen war er ja... Blödsinn, wieso lungerte der hier dann so lässig herum?
"Kann ich dir irgendwie weiterhelfen, mein Herr?"
"Keine Sorge, ich komme zurecht.", erwiderte der Mann nicht gerade herzlich.
"Ich will nicht unhöflich sein, aber Zivilisten ist der Zutritt in diesem Bereich nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis gestattet." Glaube ich zumindest, fügte Rach in Gedanken hinzu.
"Gut zu wissen", entgegnete der Mann lapidar.
Jetzt wurde die Sache Rach zu dumm. Um die Wache schien es wirklich nicht allzu gut bestellt zu sein, wenn jeder Kleinkriminelle hier rumhängen durfte wie es ihm passte. Er hatte aber auch einen Befehl erhalten und den sollte er lieber ausführen. Er beschloss, diesen Vorfall in seinen Aufzeichnungen zu vermerken und den Dingen ansonsten erstmal ihren Lauf zu lassen. Letztendlich hatte die Wache ein Problem und entsprechend würde sich dies in seinem Bericht auswirken. Ohne ein weiteres Wort an die ominöse Gestalt zu richten, wandte er sich um und setzte seinen Weg Richtung S.U.S.I. fort.
Damien blieb an seinem Platz und seine Mundwinkel zogen sich einen halben Millimeter nach oben, was für seine Verhältnisse einem breiten Grinsen gleichkam. Sollte dieser Inspektor ihn doch für einen Zivilisten halten, soweit es ihn selbst betraf war er das sowieso. Der Patrizier hatte offenbar ein Problem, wenn der Mann nicht aufmerksam genug sein beobachtetes Feld observierte, und zu den falschen Schlüssen kam. Damien war es mehr als recht, entsprechend würde sich dies auf seinen Bericht auswirken. Sein angedeutetes Schmunzeln wuchs noch ein bisschen weiter. Bürstenkinn, mit seinem Gerechtigkeitsfimmel und seiner übertriebenen Liebe zu S.E.A.L.S., würde sich sicher freuen, wenn er erfuhr dass Flanellfuß das neue "Studienobjekt" des Szenekenners war. Folgen würde er ihm erstmal nicht, offenbar würde er sowieso gleich mit einem Gerichtsmediziner wiederkommen. Er zog sein Notizbuch hervor und kritzelte einige erste Einsichten hinein. Langsam wurde die Sache interessant...

30.10.2014 10: 04

Cim Bürstenkinn

* zwei Stunden später, Besprechungsraum 302 *

Alle Wächter, den Inspektor ausgenommen, die bisher Kontakt mit dem Fall hatten waren versammelt. Zusätzlich saß der Kommandeur in der ersten Sesselreihe und hörte sich besorgt den Bericht der SUSI - Wächterin an.
Tussnelda zeigte auf den vorletzten Punkt auf der Tafel. Glasbehälter
»Die Untersuchung der Glasscherben ergab, dass sich ein modifiziertes Beruhigungsmittel darin befand. Das Gefäß dürfte in etwa kugelförmig gewesen sein. Wir können es nicht mit Sicherheit sagen, eine qualifizierte Vermutung von Lady Rattenklein und Huitzli geht aber von einer Bewusstseinsveränderung aus. Die beiden hätten jeden Befehl ausgeführt der ihnen gegeben wurde.«
Araghast runzelte die Stirn. »Das würde bedeuten, dass ihnen jemand befohlen hat Selbstmord zu begehen?«
Die Gefreite nickte. »Kein leichtes Unterfangen, weil der Selbsterhaltungstrieb einer der widerspenstigsten im Menschen ist. Er oder sie muss ihnen eingeredet haben, dass es der einzige Ausweg ist.«
Sie atmete durch und zeigte auf den letzten Punkt.
»Kommen wir zu den Fingerabdrücken. Zusammengefasst: nur Wächter haben den Türknauf, die Gitterstäbe, die Glaskugel, den Lederbeutel oder irgendwas in der Zelle berührt. Unser Täter, und wir gehen fix davon aus, dass es einen gibt, muss Handschuhe getragen haben!«
Daemon räusperte sich. »Mir fehlt der Lederbeutel in deiner Aufstellung. Er lag mitten in den Glasscherben.«
Tussnelda nickte. »Ebenfalls keine Spuren. Aber es ist imprägniertes, gefärbtes Leder - vielleicht zum Transport der Kugel verwendet«.
Araghast stand auf. »Nun gut, das ist alles sehr unerfreulich. Ich kann das gerade in unserer Situation nicht brauchen.«. Er ging zielstrebig zur Tür. Als er die Hand nach der Klinke ausstreckte, drehte sich der Kommandeur um und sagte. »Hauptmann Daemon, du leitest die Ermittlung. Stelle ein Team zusammen und löst das Problem so schnell wie möglich. Der Raum hier steht Euch bis auf weiteres exklusiv zur Verfügung!«
Er öffnete die Tür und Rach stand davor.
»Rekrut? Lauscht du jetzt an Türen?«
Unbeeindruckt sah der Inspektor dem Vorgesetzten in die Augen.
»Scheinbar hat jemand vergessen mich zu diesem Meeting einzuladen, Ara...Sir!«, antwortete er und lugte an ihm vorbei in den Besprechungsraum.
Mit rotem Kopf schnappte Bregs ihn am Kragen und zerrte ihn hinter sich her. Bevor die Tür ins Schloss fiel hörten die Versammelten noch wie er schrie. »Dir werde ich jetzt mal ein paar Sachen erklären, Wächter!«
Breites Grinsen und Kichern breitete sich im Raum aus, doch Daemon blieb ernst.
»Also gut, Leute. Ihr bekommt eine Verständigung wer Teil der Einsatzgruppe sein wird. Bis dahin seit ihr mal hier entlassen.«
Murmelnd und diskutierend verließen die Wächter den Raum bis nur noch Tussnelda, Daemon und Cim im Raum standen.
»Hast du was heraus gefunden, Damien?«, fragte Cim und hinter einer Pinwand die im hinteren Bereich des Raumes stand, trat der Szenekenner hervor.
»Klar. Hi Hauptmann! Pit Brack lebt alleine - hat auch keine Familie und nur lose Freundschaften. Er hat ein kleines Zimmer in den Schatten gemietet, das ziemlich wüst durchsucht wurde. Stef "Die Leuchte" Hummel hingegen, hat eine Frau namens Elisa und einen kleinen Sohn. Beide sind verschwunden - die Wohnung der Hummels sieht ebenfalls furchtbar aus. Keine Spur von den Beiden.«
»Darf ich annehmen, dass ihr davon ausgeht, dass ihr im Team seid, Rekrut?«, fragte Daemon und sah Cim mit hochgezogener Augenbraue an.
Der Seals grinste und klopfte ihm auf die Schulter. »Wir lassen doch einen alten Freund nicht im Regen stehen - na ja in deinem speziellen Fall vielleicht schon, aber den Fall helfen wir dir zu lösen!«
»Wir sollten so schnell wie möglich herausfinden, wo die Familie von Hummel ist!«, sagte Tussnelda. »Sie sind unsere einzige Spur!«
Daemon ging zum Fenster und sah in den Innenhof. »Also gut. Kümmert euch darum. ich mache einstweilen einen Plan wen wir sonst noch ins Boot holen. Heute Abend sehen wir uns hier wieder.«


01.11.2014 19: 37

Mina von Nachtschatten

Mit tief in den Taschen vergrabenen Händen trabte Fynn missmutig in Richtung seines Büros. So viel zum Thema dienstfrei! Hatte er noch gehofft, nach dem Gespräch im Keller endlich den Heimweg antreten zu können, so war ihm diese Aussicht durch die abschließende Bemerkung genommen worden, er möge sich doch bitte abrufbereit halten. Ihm waren einige recht unangenehme Fragen gestellt worden, warum er bei der "Einquartierung" von Brack und Hummel das ein oder andere unterlassen hatte. Der Gefreite knirschte mit den Zähnen. Ja, gut, das mochte alles sein, aber es war so verdammt spät gewesen und die Kerle hatten es sich schließlich mehr oder weniger freiwillig in der Zelle bequem gemacht, oder? Wer hätte denn da auf den Gedanken kommen könne, dass das derartige Folgen nach sich ziehen würde? Und selbst jetzt, nach dem Treffen in der 302, fühlte er sich nicht weniger im Fokus: Der Blick Llanddcairfyns war ihm nicht entgangen, als dieser bemerkt hatte, sie würden eine "Verständigung" erhalten. Natürlich würde er ihn mit ins Team holen! Er war schließlich derjenige, der die beiden Toten zuletzt lebend gesehen hatte. Gedanklich verabschiedete sich Fynn von jeglicher geplanter Nachmittagsbeschäftigung und hätte sich zu seinen Füßen ein Stein befunden, er hätte ihn wohl kräftig über den Gang getreten.
"Warum müssen die sich auch ausgerechnet nach meiner Schicht umbringen lassen?", murrte er.
"Wer wurde wann umgebracht?"
Der Ermittler hob den Kopf und sah in das fragende Gesicht seiner stellvertretenden Abteilungsleiterin, welche gerade mit einem Stapel Akten unter dem Arm am anderen Ende des Ganges aufgetaucht war. Ein Mensch hätte sein leises Schimpfen auf diese Entfernung gar nicht gehört...
"Äh, also, Mä'äm", begann Fynn und bemühte sich dann, den Sachverhalt in möglichst wenigen Worten ausreichend zu erklären. Sollte sich erweisen, dass sein Versäumnis doch in größerem Maße zu der Sache beigetragen hatte, dann würde seine Abteilungsleitung ohnehin davon erfahren.
Mina von Nachtschatten machte ein nachdenkliches Gesicht.
"Brack und Hummel?", hakte sie nach, was Fynn mit einem Nicken quittierte. Daraufhin begann die Vampirin umständlich die Papiere vor ihrer Nase umzuschichten.
"Mir ist so als... ah, genau!" Triumphierend hielt sie eine blassgrüne Mappe empor und entschloss sich dann, in Ermangelung einer dritten Hand, den restlichen Stapel doch noch auf den Boden zu stellen, um vernünftig in dem eingehefteten Material blättern zu können. "Pit Brack und Stef Hummel sind vor kurzem als Zeugen zu einem fehlgeschlagenen Raubüberfall in der Schimmerstraße vernommen worden und infolgedessen konnten die Täter identifiziert werden. Den Fall bearbeitet hat..." Die Vampirin las den Namen und seufzte entnervt. "Rabbe. Eine ihrer letzten Ermittlungen, bevor... na ja." Sie schnaubte unwillig. "Es verschwinden momentan eindeutig zu viele Dinge. Erst Wächter und jetzt auch noch Ausrüstung. Du hast nicht zufällig gesehen, wie jemand mit einer vollständigen RUM-Uniform nebst Dienstmarke in der Hand durchs Haus gegangen ist?"
Fynn schüttelte nur den Kopf, doch der plötzliche Stimmungsumschwung seiner Vorgesetzten war ihm nicht entgangen.
"Wenn du etwas hörst, gib mir Bescheid. Momentan hoffen Romulus und ich noch, dass einfach nur irgendjemand im schieren Übereifer, gewisse Kapitel abzuschließen, die Sachen irgendwohin geräumt hat, auch wenn das bedeutet, dass ein anderer irgendjemand jetzt Arsenal und Fundus durchwühlen darf, um die Angelegenheit zu klären. Und wenn dem nicht so sein sollte..." Mina starrte noch einen Augenblick lang vor sich hin, dann riss sie sich sichtlich zusammen und auch ihre Stimme fand wieder in eine ruhigere Tonlage zurück. Sie schloss die Akte mit einem satten Klatschen. "Wer sagtest du leitet die Ermittlung zu den beiden Dieben?"

02.11.2014 13: 36

Tussnelda von Grantick

Mit einem letzten knappen Nicken verließ der Hauptmann das Büro. Tussnelda ließ sich seufzend tiefer in ihren Stuhl sinken und zündete sich eine Zigarette an.
"Im Übrigen finde ich durchaus, dass man die Wohnungen der beiden näher unter die Lupe nehmen sollte", sie paffte einen Kringel in Richtung der Decke, "Keine Ahnung wer da die Spurensicherung verantwortet haben will, aber im Gegensatz zu der Meinung dieses", die Gefreite beugte sich leicht vornüber und deutete mit dem Finger auf ihren Rachen, "Rekruten weiß ich durchaus, was ich tue. Ist doch klar, dass die mir den Ausbildungsstatus nicht aberkennen. Hat wahrscheinlich der Zwerg seine Finger mit ihm Spiel."
Die Gefreite lachte kurz bitter auf und legte dann ihre Beine bequem auf den Tisch.
"Ich sagte dir ja schon, was ich von ihm halte", brummte Cim und lehnte sich gegen die Tischkante ihr gegenüber. "Vielleicht hat aber auch der Hauptmann seine Finger im Spiel?", Cim grinste sie kurz an und nahm ihr dann die Zigarette aus den Fingern.
"Daemon? Warum", die Mundwinkel der Gefreiten sackten noch einen Millimeter hinunter, "Ich habe doch kaum was mit ihm zu tun."
"Und trotzdem machst du ihm Geschenke? Nelli, wie unanständig", verhalten lächelnd schüttelte er den kahlen Kopf.
"Es ist dir also aufgefallen?"
"Nur zu offensichtlich."
Tussnelda ließ die Füße vom Tisch gleiten und beugte sich leicht zu Cim vor, ein schelmisches Glitzern lag in ihren Augen.
"Eifersüchtig?"
Cim drückte die Kippe mit dem Stiefel aus.
"Solange ich davon ausgehen kann, dass dies das einzige Geschenk ist, dass er von dir im Bett findet?"
Er sah sie direkt an und wie so oft zu solchen Gelegenheiten, fühlte sich Tussnelda erröten. Die Geschehnisse um Dunkelwacht hatten nicht gerade dazu beigetragen, dass es zwischen ihnen leichter wurde und sie genoss das Gefühl, dass diese Art der Anspannung nachließ. Auch wenn dadurch eine andere Variante der Unruhe wuchs. Sie atmete aus.
"Natürlich hast du recht", wechselte Cim unwillkürlich das Thema, "Wir sollten unbedingt die Wohnungen von beiden inspizieren. Fangen wir bei Familie Hummels an. Wer weiß, ob die dort fündig geworden sind. Und eine ordentliche Spurensicherung kann in so kurzer Zeit wirklich nicht erfolgt sein."

***Wohnung der Familie Hummels***


Tatsächlich hatten die Berichte nicht zu viel versprochen - die kleine Wohnung, bestehend aus zwei karg möblierten Zimmern, war völlig durcheinandergewirbelt. Geschirr hatte man mutwillig aus einer wurmstichigen Anrichte gezerrt, halb zertrümmert lag es auf dem nackten Holzfußboden. Der einzige andere Schrank im Schlafzimmer, in dem offenbar die Eltern nebst Kind geschlafen hatten, stand halboffen. Davor ein Haufen Kleidungsstücke, Tischdecken, Papiere. Über alledem lag der Geruch verbrannten Haferbreis, der auf dem noch halbwarmen Ofen stand.
Tussnelda und Cim hatten sich systematisch durchgearbeitet - die üblichen Formalitäten hatte die Gefreite rasch und routiniert erledigen können, jetzt filterten sie den Wirrwarr persönlichen Lebens...
"Ist auf jeden Fall nicht lange her, dass die beiden verschwunden sind", murmelte Tussi und wies zum Ofen.
"Im wahrsten Sinne ist die Spur noch warm. Wir sollten mit den Nachbarn sprechen, vielleicht haben die was mitbekommen."
"Später", knurrte Tussnelda zwischen den Zähnen hervor. Sie kroch auf dem Boden herum, suchte unter dem Bett, im Ofen, suchte überall nach einem Detail, was ihrer Aufmerksamkeit wert sein könnte. Kurz - die Gefreite war in ihrem Element und nahm kaum noch die anderen Eindrücke ihrer Umwelt in sich auf. Doch so vieles, das sie kurz mit Blicken oder den behandschuhten Händen prüfte, erzählte einfach nur die Geschichte eines lahmen Lebens. Eines gewöhnlichen Lebens, dass es nicht wert war, durch ein Verbrechen beendet worden zu sein.
"Die letzte Lösung", murmelte sie.
Cim hielt inne.
"Sie haben sich versteckt", fuhr die Gefreite fort, "Sie haben versucht sich in Sicherheit zu bringen. Eigentlich waren sie nur gewöhnliche Diebe... wovor hätten sie sich so fürchten sollen? Die Gilde schützt ihre Aktivitäten doch..."
Oberfeldwebel Bürstenkinn brummte freudlos und lehnte sich gegen die Wand. "Muss mal austreten", meinte er dann und machte sich auf die Suche nach dem Abort.
Tussnelda hörte ihm gar nicht zu, verstrickt in ihren eigenen Gedanken hatte sie nur Blick für den Holzboden, die Wände der Wohnung, den Geruch nach Haferbrei... ein überraschter Ausruf ließ sie zurück in die Realität kehren.
"Das nenne ich mal Klolektüre", Cim war zurückgekehrt. In seiner Hand hielt er eine Ausgabe von "Twurps Adelsverzeichnis".

04.11.2014 12: 21

Daemon Llanddcairfyn

Daemon saß im Büro des IA-Agenten und war recht zufrieden mit sich. In Windeseile hatte er das Team zusammengestellt und in verschiedene Richtungen gesendet. Wenn jetzt noch dieser Agent auftauchen würde, damit er ihm die Sache mit seiner Uniform übergeben könnte. Er sah an sich herunter. Er war lange nicht mehr in Zivil unterwegs gewesen. Da draußen. Und bald würde er ermitteln müssen. Er hätte eine andere Jacke aus dem Boucherie mitnehmen sollen. Aber er war zu aufgeregt gewesen.
Cim und Tussi sollten mittlerweile in der Wohnung der verschwundenen Familie sein. Er hatte Mina gebeten, mit Gefreitem Düstergut zu besprechen, warum die beiden Diebe am Abend ins Wachhaus gekommen waren, auch wenn der Korporal ebenfalls eher mit einer Uniform beschäftigt gewesen zu sein schien. Damien war unterwegs und hörte sich um und der Hauptmann würde es auf sich nehmen, bei den bekannten Stellen nach den Substanzen zu fragen, die Susi an den Glasscherben gefunden hatte. Und damit sie etwas lernten, würde er die beiden Rekruten mitnehmen, die mit in der Sache steckten. Der Kommandeur hatte zwar etwas merkwürdig reagiert, als er die beiden angefordert hatte, hatte dann aber mit einem merkwürdigen Lächeln zugesagt.
Wenn nur der Zwerg auftauchen würde.

09.11.2014 15: 56

Mina von Nachtschatten

Unterdessen in der Wohnung der Familie Hummels

Tussnelda sah zu ihrem Kollegen hinüber, welcher das Buch nachdenklich in der Hand drehte.
"Vielleicht mochten sie den üblichen Almanach einfach nicht", meinte sie trocken und erhob sich, um das Fundstück ebenfalls in Augenschein zu nehmen.
Dabei wurde allerdings schnell deutlich, dass dem Verzeichnis nicht jenes unrühmliche Ende zugedacht gewesen war, auf welches der Fundort hätte schließen lassen können. Wie der Oberfeldwebel ganz richtig bemerkt hatte schien es in der Tat vielmehr Lektüre der eigentlichen Wortbedeutung nach zu sein: Die Ausgabe war noch nicht besonders alt und in recht gutem Zustand; weder waren Seiten herausgerissen worden noch andere, willentliche Beschädigungen zu entdecken. Lediglich der Buchrücken zeigte deutliche Spuren häufigen Gebrauchs, ein Bild, welches auch das Innenleben des Buches widerspiegelte: Jemand hatte auf mehreren Seiten ganze Textpassagen unterstrichen oder auch farbig eingerahmt und ab und an fand sich ein dickes rotes Ausrufezeichen am Rand.
Die Tatortwächterin griff vorsichtig nach dem Lesebändchen, welches exakt in der Mitte des Buches platziert war. Mit dem Daumen strich sie über das ungewöhnlich stark zerfaserte Gewebe am unteren Ende des Bandes.
"Also entweder hatte der Besitzer einen nervösen Tick oder irgendetwas anderes hat ihn beim Lesen derart nervlich angespannt, dass er es hieran ausgelassen hat." Durch ein leichtes Anheben der Hand wies sie Cim auf ihre Entdeckung hin. "So etwas passiert nicht bei gewöhnlicher Benutzung."
"Dann hoffen wir mal, dass die Markierungen hier drin einen Hinweis darauf geben, was "die Leuchte" so aufgeregt haben kann", nickte der Oberfeldwebel und fuhr mit dem Finger den grünen Rahmen um die zugegebenermaßen sehr kurzen Chronologie irgendeiner neureichen morporker Adelsfamilie nach, während Tussnelda ein Beweismitteltütchen aus ihrem STAUB zu pfriemeln begann.
In diesem Moment erklang ein knirschendes Geräusch und die beiden Wächter fuhren alarmiert herum, die freien Hände auf halbem Weg zu ihrer jeweiligen Bewaffnung. Doch bestand kein Grund, die Bewegung auch zu Ende zu führen: Zwischen Anrichte und Ofen war eine kleiner Junge mit zerzausten dunklen Haaren aufgetaucht, das Gesicht über und über mit Sommersprossen gesprenkelt. Die Hand nach einem blauen Stoffhasen inmitten all des Durcheinanders ausgestreckt, wanderte sein Blick von der Porzellanscherbe unter seinem Schuh über das Tier zu den beiden Wächtern. Sichtlich ertappt verharrte er kurz in dieser Haltung, bevor er sich entschloss, dass Angefangene doch noch zu Ende zu bringen und mit dem schnellen Griff das gewünschte Objekt an seine Brust zog. Dann warf er Tussnelda und Cim einen weiteren scheelen Blick zu und schob sich verlegen den Fuß des Hasen in den Mund.
"Hat euch auch der böse Mann geschickt?", fragte er.

11.11.2014 12: 07

Fynn Düstergut

Fynn war mit der Tatsache der ausgefallenen Freizeit schon fast wieder versöhnt, als er den Auftrag bekam, mit Mina zusammen zu arbeiten. Auch wenn er sich andere Dinge vorstellen konnte, die er mit seiner Kollegin zusammen unternehmen könnte, Dinge die sich weit weniger dienstlich gestalten würden...
"Ich weiß, du würdest jetzt bestimmt lieber etwas anderes tun", sagte die Vampirin und dem Gefreiten kam zum ersten Mal der Gedanke, dass ihrer Spezies nachgesagt wurde, in die Köpfe ihrer Mitmenschen hinein schauen zu können. Bei dieser Vorstellung lief der Ermittler rot an. Sie hatte doch nicht etwa wirklich...
"... aber wir müssen alle mal Überstunden machen, gerade in der derzeitigen Situation. Und schließlich geht es hier wohl um Mord. Alles in Ordnung? Du bist ein wenig rot im Gesicht."
"Alles ... klar. Äh. Mord, genau. Sehe ich auch so."
"Also, kannst du noch mal genau erzählen, was gestern Abend geschehen ist? Haben die beiden irgendeinen Grund genannt, warum sie inhaftiert werden wollten?"
Der Gefreite riss sich zusammen und versuchte sich zu konzentrieren. "Hmmm, also. Ich war am Tresen und habe gerade ... ein wenig Papierkram erledigt. Da kamen die beiden hineingestürmt..."
Der Korporal hob die Hand, um Fynns Redefluss zu stoppen. "Darf ich das wörtlich verstehen? Sie waren also ziemlich in Eile, ja?"
"Jetzt, wo du es sagst. Joa, könnte man so sehen. Sie waren insgesamt echt hektisch drauf. Sagten, sie wollten sich stellen. Sie wären Diebe und wollten sofort verhaftet werden."
"Was hast du getan?"
"Naja, ich meinte, das müssten sie erstmal beweisen, behaupten könnte das ja jeder. Da wedelten sie mit ihren Gildenausweisen herum. Ich meinte, dann wäre Diebstahl ja nicht illegal, woraufhin der eine dann was von Schutzhaft brabbelte. Ich hatte keine Lust mehr auf große Diskussionen und habe sie eben weggesperrt."
"Moment – sagte er wirklich 'Schutzhaft'? Und hat er auch erwähnt, wovor?"

11.11.2014 16: 57

Ophelia Ziegenberger

Daemon Llanddcairfyn saß bereits seit geraumer Zeit wartend im Büro des Zwerges. Zu Beginn hatte es sich nicht wie Warten angefühlt, da ihm so viele Dinge durch den Kopf gegangen waren, dass er völlig zufrieden damit gewesen war, sich sinnierend zu wissen. Ein Einsatzleiter hatte eben auch nachzudenken, da gab es kein Drumherum, inwieweit sich dies mit dem eher geschäftigen Bild eines hektisch oder gar panisch durch die Gegend rennenden Wächters decken mochte, dass sich so mancher Zivilist gerne ausmalte – war ihm ohnehin gleichgültig. Dann jedoch wurde ihm die Situation unbequem. Was vor allem an dem wenig komfortablen Möbelstück liegen mochte. – Er stand auf, umrundete den Schreibtisch und setzte sich auf dessen andere Seite. Vielleicht war der Stuhl dort ja erträglicher. – Gleichzeitig ärgerte ihn die Vorstellung, die bereits investierte Wartezeit womöglich vergeudet zu haben, wenn er nun unverrichteter Dinge ginge.
Und der hinterhältige Anschlag auf seine Bekleidung war auch wirklich zu impertinent gewesen, um ihn ungesühnt zu lassen. Sollte Sebulon sich mal um etwas wirklich Wichtiges kümmern!
Der Dobermann schlug verärgert das andere Bein über, griff entnervt zu der bisher ignorierten Akte, die ihm die Nachtschatten in dem knappen Gespräch zuvor ans Herz gelegt hatte und begann lustlos darin herum zu blättern.
Wie waren ihre Worte gewesen? Die beiden Toten hätten erst vor kurzem mit ihren Zeugenaussagen dafür gesorgt, einen Raubüberfall zu klären?
Die klein beschriebenen Seiten flippten unter seinen Fingern durch und er brummte unwillig.
"Klären? Der Begriff war wohl etwas ambitioniert gewählt, hm?"
Es war offensichtlich, dass die beiden Gauner zum Zeitpunkt ihrer Zeugenaussagen stockbesoffen gewesen waren. Mehr durch Zufall waren sie in den Überfall hineingeraten. Oder eher gestolpert. Wortwörtlich! Die Saufkumpane hatten sich torkelnd an den Hausfassaden der Schimmerstraße entlang gehangelt, waren in die "Rangelei" gefallen und hatten damit das noch lichtscheuere Gesindel vertrieben. Das Opfer war ein gewisser Humperton Normalverbraucher gewesen, ein ausgezeichnetes Mitglied der Schneidergilde. Dieser selber hatte auf Stein und Bein geschworen, seine Peiniger nicht erkannt zu haben und sich keinen Grund vorstellen zu können, weswegen sie ihn mitten in der Nacht an seine Haustür geholt und dort zusammengeschlagen hätten. Brack und Hummel hatten in ihrer hochprozentigen Umnachtung lediglich bemerkt, dass sie ihre Quote bereits erfüllt hatten und in diebischer Vorfreude beschlossen, die Wache zu informieren. Um sie zu beschäftigen. Die dankbare Aufgabe war der Nachtschicht und somit Rabbe zugefallen. Die hatte sowohl Humperton, als auch die beiden Diebe in die Verhörzimmer verfrachtet und befragt. Dabei waren Brack und Hummel allmählich ausgenüchtert – und den Notizen zufolge hatte das zu deutlichen Einbußen des Spaßfaktors bei ihnen geführt. Hatten sie zu Beginn noch betont, dass die beiden Angreifer feine Pinkel gewesen waren und versucht, ein Ratespielchen mit der RUM-Wächterin dazu zu führen, wer die Typen gewesen waren, wurden sie umso nervöser, je mehr ihnen bewusst geworden war, wie viele Hinweise sie bereits gegeben hatten. Bis Hummel seinen Kumpel anschrie, er solle gefälligst die Klappe halten, das sei nicht mehr lustig.
Daemon blätterte das Verhörprotokoll eine Seite zurück und runzelte die Stirn.
"Soso... die beiden waren auf Sauftour, um die guten Quoten der gesamten Woche zu begießen... abgelaufene Plaketten zugeteilt bekommen und abgegrast... und Brack sagte an einer Stelle: "Also wirklich! Wir waren ja schließlich grad erst bei dem Kerl, da war das doch kein Problem, den wieder zu erkennen! Auch wenn er heute Nacht nicht mehr mit seinem Rüschenhemdchen unterwegs war." Allerdings... " Er blätterte schnell zum Ende der Akte und die Furchen auf seiner Stirn gruben sich tiefer ein. Die angehängte Ikonographie dessen, der letztlich für die Tat angeklagt wurde, zeigte einen so unscheinbaren Mann, dass man schon beim Betrachten des Bildes fast wieder vergessen hatte, wie er aussah! Auch was man von seiner Kleidung erahnen konnte, wirkte keinesfalls teuer. Daemons Blick wanderte zu den abschließenden Kommentaren, die deutlich davon kündeten, wie genervt die Ermittlerin inzwischen gewesen sein musste. Man konnte die Ironie förmlich heraushören, wenn dort zu lesen stand: "Otto der Kriecher stellte sich freiwillig und voller Reue für seine böse Taten. Humperton Normalverbraucher erkannte ihn erst wieder, als dieser ihn mit den Worten "Du weißt Bescheid!" erinnerte. Woran auch immer. Dann war er sich aber total sicher. Der Kriecher brachte gleich seinen eigenen Anwalt mit. Obwohl der Kriecher so aussah, als wenn er sich nicht mal sicher sein kann, in zwei oder drei Tagen noch eine Wohnung zu haben. Die Sache wurde überraschend beigelegt. Die beiden Zeugen entlassen."
Llanddcairfyn trommelte mit den Fingern in der Akte auf seinem Bein herum und dachte nach.
Die Tür öffnete sich und er bedachte den Besucher ob der Störung mit einem genervten Blick und einem noch genervteren "Ja? Was ist?"
Sebulons Blick streifte die Szenerie, den Schreibtisch, die Akten auf diesem. Und richtete sich dann auf die offen vor dem Dobermann liegende Akte.
Daemon kam nicht umhin, einen leicht angespannten Zug um Sebulons Augen wahrzunehmen.
Der Zwerg räusperte sich deutlich wahrnehmbar.
"Sör? Ich will nicht vorschnell urteilen aber... was tust du da?"
Daemon setzte sich aufrechter.
"Arbeiten, selbstverständlich!"


11.11.2014 22: 15

Sebulon, Sohn des Samax

Der Blick des Agenten ruhte auf dem Hauptmann. "Nun, da mir in der letzten Zeit oft vorgeworfen wurde, ich würde mich mit albernen Kinkerlitzchen beschäftigen anstatt mich um 'richtige' Verbrechen zu kümmern, werde ich darüber hinwegsehen, dass du auf meinem Platz sitzt und in einer Akte blätterst, die den meinen rein äußerlich sehr ähnelt." Er hob eine Hand, um die unvermeidliche Antwort des Dobermanns hinauszuzögern. Ohne die Tür zu schließen, trat er an den Tisch heran und stützte sich mit beiden Händen auf, während er langsam lauter wurde. "Ich werde ebenfalls darüber hinwegsehen, dass du in meinem Büro sitzt, das ich mehrfach abzuschließen pflege, was ich heute vergessen zu haben scheine, sonst müsste ich dir ja Einbruch oder dergleichen vorwerfen. Worüber ich nicht hinwegsehen werde ist, dass du eine derbe Leichenfäule verströmende DOG-Uniform auf meinem Arbeitsplatz deponiert hast, darum werde ich dir diese eine Frage stellen, bevor ich dich hochkant aus meinem Büro werfe: WAS hat das zu bedeuten?"
Neugierige Nasen von Rekruten tauchten hinter der offen stehenden Tür auf, die etwas Aufregenderes witterten, als das Reinigen des Taubenschlags.
Unter Aufbietung seiner Selbstbeherrschung setzte sich Daemon auf dem Agentenstuhl etwas nach vorn. "Zunächst muss gesagt sein, dass die Tür offen stand und diese Akte ..."
"Die Uniform, Mann!", donnerte ihn der Zwerg an.
In diesem Moment klopfte Ikari Gernetod an die offen stehende Tür, schob sich an den Rekruten vorbei und füllte das Zimmer mit einer zusätzlichen Note von Verwesung. "Du wolltest mich sprechen, Sör ...?"
"Jetzt nicht!", fauchte Sebulon, ohne seinen Blick von Llanddcairfyn weichen zu lassen. "Ich frage ein letztes Mal: Was ist mit dieser Uniform?"
Die Farbe war aus Daemons Gesicht gewichen. Er mochte es nicht, in die Ecke gedrängt zu werden, auch wenn er sich selbst in diese Ecke gesetzt hatte. "Jemand hat sich auf ihr erbrochen. Ich fordere, -"
Mit der flachen Hand schlug Sebulon auf seinen Schreibtisch, um den Dobermann zum Schweigen zu bringen. "Was bist du, ein Rekrut?", rief er. "Schaff die Jacke zu den SUSen, lass gegebenenfalls eine Probe nehmen und dann bringst du sie gefälligst in die Wäsche! Beim Barte meines Großvaters, ich bin doch keine Amme, dass ich deine Sachen für dich waschen muss! Solltest du noch mehr an Stellungnahme abzugeben haben, will ich davon schriftlich Kenntnis erhalten, und zwar ohne Erbrochenes, dass das klar ist. Und jetzt raus, ich habe zu arbeiten!"
Unter dem Gekicher von Jungwächtern verließ Daemon samt besagter Uniform das Intörnal-Affärs-Büro, doch schon bald verstummte es, als der bohrende Blick des Zwergs sich zu den amüsierten Gesichtern wandte. Eine halbe Minute später war die Tür wieder ins Schloss gefallen und er blieb mit dem Zombie allein zurück.
"Sör?", fragte Ikari geduldig.
Mühsam zwang sich Sebulon wieder zu professioneller Ruhe. "Ich habe eine Bitte." Er griff unter seinen Aktenstapel und zog ein sorgfältig beschriebenes Blatt hervor, das er dem SEALS übergab. "Hier steht alles drauf. Es ist nur ein kleiner Auftrag, der aber unter höchster Geheimhaltung passieren sollte."
"Sör", machte Gernetod, nachdem er das Blatt überflogen hatte, und salutierte anschließend. Dann verließ er das Zimmer.
Als der Zwerg schließlich allein war, ließ er sich nicht dazu hinreißen, die Ruhe zu genießen, sondern öffnete erst die Fenster, um den bestialischen Gestank zu vertreiben. Erleichtert fiel er auf seinen Platz. Und dann fiel ihm auf, dass Daemon seine Akte hatte liegen lassen.
Von Neugier gepackt begann er zu lesen.

12.11.2014 12: 10

Tussnelda von Grantick

Verblüfft wandten sich die Beiden dem Drei-Käse-Hoch zu.
"Was machst du denn hier?", entfuhr es Cim zuerst und er ging unwillkürlich in die Hocke. Augenblicklich wandelte sich auch sein Gesicht, die Züge wurden weicher, offener.
"Hm", machte der Junge, musterte zweifelnd den hockenden Oberfeldwebel. und presste den abgegriffenen Hasen fest an sich. Sein Blick ging suchend durch die Wohnung und blieb dann sogar an Tussi hängen.
"Was macht ihr denn hier?", entschied er sich dann zu fragen und schob die Unterlippe vor.
"Weißt du, wir sind Wächter. Wir machen uns ein bisschen Sorgen wegen deiner Mama", erklärte Cim vorsichtig. Seine Schultern verkrampften sich, als er daran dachte, dass er noch vor kurzem den toten Vater des Kleinen begutachtet hatte.
"Mama ist weggegangen. Mit dem bösen Mann", sagte der Kleine und schniefte.
Nun ließ sich auch Tussi nieder in die Knie, dieses Verhalten schien bei Kindern offensichtlich erfolgreich angenommen zu werden, auch wenn sie sich überhaupt nicht erklären konnte, woran das liegen mochte. Mit Kindern hatte sie bislang wenig zu tun und sie legte eigentlich keinen gesteigerten Wert darauf, dass zu ändern. Aber hier schien sich ein interessanter Zeuge zu befinden, der vernommen werden sollte!
"Beschreibst du mir den bösen Mann?", fragte sie forsch und schob währenddessen das Buch aus dem Abort in ihren Staub.
"He! Was machst du da? Das Buch gehört meinem Papa!", schrie da der Knabe auf und bewegte sich in Tussis Richtung.
"Das macht nichts, wir werden es zurückgeben, wenn wir fertig sind", erwiderte Tussi jovial.
"Nein! Das geht so nicht! Nicht ohne Kwittung - mein Papa hat gesagt, man klaut nichts ohne Kwittung", krähte er.
Flucks hatte Cim einen Zettel aus der Hosentasche gezogen und kritzelte mit eiligen Worten einen kleinen Text darauf.
"Hier Kumpel, eine Quittung", meinte er schiefgrinsend und hielt dem Jungen den Zettel hin. Dieser trat auf den Oberfeldwebel zu, schnappte sich schnell den Zettel und unterzog ihn einer eingängigen Musterung, die zarten Brauen mit großem Ernst zusammen gezogen, die Lippen öffnend und schließend.
"Scheint in Ordnung zu sein", murmelte er dann, den herunterhängenden Hasen in der Rechten. "Und mit der da rede ich nicht", schob er dann hinterher, runzelte noch einmal die Stirn und lief dann schnurstracks auf Cim zu. Instinktiv legte dieser die Arme um den Jungen, die Lippen fest zusammengepresst.
Erstaunt musterte Tussnelda dieses Bild. Cim schien nicht nur sehr genau zu wissen, wie man mit Kindern umzugehen hatte, fast schon schien er die spontane Sympathiebekundung des Jungen zu genießen. Wäre da nicht der schmerzliche Zug um seine Lippen gewesen... Fest nahm sie sich vor, ihn einmal darauf anzusprechen. Sie wusste, dass er irgendwann ein Familienleben gehabt hatte, aber er trug eben sein Herz nicht grade auf der Zunge. In diesen Dingen schien es eine nahezu unüberwindbare Kluft zwischen ihnen zu geben. Die Gefreite seufzte und richtete sich wieder auf.
"Dann frag du ihn doch, wie dieser Mann aussah", brummte sie und konnte es nicht vermeiden, dabei angestrengt zu klingen.
"Hatte einen feinen Anzug an", murmelte der Junge an Cims Brust.
"So? Kannte ihn deine Mama denn?", fragte Cim, während er sich erhob und den Jungen an der Hand zum Esstisch ging.
"Hast du Hunger? Und einen Namen?"
Folgsam nahm der Junge am Esstisch Platz.
"Krümel", meinte er und schüttelte dann den Kopf. "Mama hat Haferbrei gemacht. Nur ein bisschen angebrannt. Bevor ich mich versteckt habe."
"Versteckt? Warum hast du dich versteckt Krümel?", Cim deutet auf sich selbst, "Cim. Und die eigentlich ganz nette Dame da hinten ist Tussi."
"Tussi ist ein blöder Name", Krümel steckte Tussi die Zunge raus.
Tussnelda verdrehte die Augen. Mochte sich Cim doch mit dem Kerl rumschlagen, sie suchte lieber nach weiteren Hinweisen. Das Adelsverzeichnis war natürlich ein interessanter Anhaltspunkt, aber man durfte nicht nach einem Tropfen Milch schon erwarten, dass die Kuh gemolken war. Sie drehte den beiden den Rücken zu und arbeitete weiter.
"Was macht die da?"
"Hm. Sie sucht nach Hinweisen."
"Pft. Das sollte die mal lernen. Mich hat sie auch nicht gefunden."
Im Hintergrund ließ Tussi einen Schrei los.
Unfreiwillig musste Cim grinsen.
"Ich fürchte, da hast du bei der Gefreiten von Grantick einen wunden Punkt getroffen. Sie lernt das schon ziemlich lange", Cim klopfte Krümel auf die Schulter. "Aber gegen einen Meister ist kein Kraut gewachsen, was?"
Sachte grinste Krümel und platzierte den Hasen auf dem Tisch.
"Ich glaub schon, dass Mama den kannte. Sie hat geschimpft, wegen dem Anstalt... genau, sie hat geschimpft, dass sie dieser Anstalt doch in Ruhe lassen soll. Sie hätte doch schon mit Papa geschimpft, ganz lange... Das hab ich sogar gehört, weißt Du?"
Cim zog die Brauen zusammen und legte den Kopf leicht schief.
"Anstalt? Was für eine Anstalt?"
"Naja, so ein Herr Anstalt eben, die für andere Leute das Reden übernehmen. Zumindest Mama hat gesagt, dass es der Tschob von denen ist. Das Reden für so Leute zu übernehmen, die voll viel Geld haben."
Cim nickte brummend.
"Verstehe. Ja, Anstalt könnte man auch sagen. Oder eben Anwalt. Hm", Cim strich sich über das Kinn.
"Sag mal, wo deine Mama grade nicht da ist - sie ist bestimmt mit dem Anwalt was regeln gegangen - da hast du doch Zeit? Hast du Lust, dir mal das Wachhaus anzugucken? Da gibt es jede Menge zu sehen."
Sofort bekam Krümel glänzende Augen.
"Auch Schwerter? Und Armbrüste? Und all so Zeugs?"
"All so Zeugs, allerdings."




14.11.2014 19: 57

Mina von Nachtschatten

Er war nicht zufrieden. Zugegeben, im Großen und Ganzen lief das Vorhaben wie geplant und da man nun die beiden größten Risikofaktoren aus der Gleichung gestrichen hatte... Doch die Details, die Details! So viele Mitwisser waren ursprünglich nicht geplant gewesen. Jeder einzelne von ihnen konnte schließlich etwas unsagbar Dummes tun! Das fing schon bei dem Herren an, der für ihn die, nun ja... Er ließ sich einen Moment Zeit einen passenden Begriff zu ersinnen. "Aufräumarbeiten" vielleicht? Das klang angemessen. Er nickte, nahm dann einen Schluck aus dem Weinglas in seiner Rechten und genoss für einen Moment das perfekte Bouquet, bevor er sich erneut der mängelbehafteten Realität widmete. Ja, der Mann, der eben diese Aufgabe für ihn durchgeführt hatte: In seiner Eile, die zugegebenermaßen geschickt ergaunerte Uniform der Stadtwache wieder los zu werden, hatte er sie einfach in einer Gasse liegen lassen, nur leidlich unter einer Ansammlung Sperrgut versteckt. Solche Spuren gehörten vernichtet, jeder Anfänger wusste das. Was, wenn sie von den falschen Leuten gefunden wurden? Zwar hatte er selbst nur eine sehr geringe Meinung von der Wache und war auch weit davon entfernt, diesem Pack irgendeine Professionalität zuzutrauen... aber verhielt es sich nicht so, dass auch ein blindes Huhn gelegentlich ein Korn fand?
Er seufzte und ließ sich noch etwas tiefer in den alten Ohrensessel sinken. Wie schwer es doch war, heutzutage zuverlässige Mitarbeiter aufzutreiben! Und das Ganze wäre auch gar nicht erst notwendig geworden, wenn diese beiden betrunkenen Idioten nicht in die... hmm... "Unterredung" mit Humperton Normalverbraucher geplatzt wären, die er in jener Nacht mit tatkräftiger Unterstützung eines langjährigen Gefolgsmannes geführt hatte. Der Umstand, dass diese Zeugen exakt die gleichen Personen gewesen waren, die ihn erst kurz zuvor in ihrer Eigenschaft als Lizensierte aufgesucht hatten, um Außenstände einzutreiben... tja, der bewies nur einmal mehr des Schicksals seltsamen Sinn für Humor. Die Natur seiner eigenen Geschäften erforderte viel zu viel Aufmerksamkeit, um in so etwas wie einer abgelaufene Plakette der Gilde mehr als eine zweitrangige Angelegenheit zu sehen. Er bekam in dieser Hinsicht beinahe jährlich Besuch und war stets sehr großzügig - so auch dieses Mal. Aber das hatten die beiden in ihren vernebelten Hirnen wohl schon wieder vergessen gehabt. Dennoch, die Wache zu verständigen war selbst unter diesen Umständen nahezu unentschuldbar! Die Wogen hatte sich zwar mit einiger Mühe glätten lassen; zum einen durch die Mitarbeit von Otto dem Kriecher, auch wenn dieser eine nahezu unverschämte Summe dafür gefordert hatte. Und zum anderen natürlich durch eine leicht verspätete Einsicht der beiden Trottel ihre eigene Torheit betreffend - der ausgebliebene Besuch der städtischen Ordnungshüter war ein recht sicheres Indiz dafür gewesen. Alles in allem hatte er also ernsthaft in Betracht gezogen, die Sache auf sich beruhen zu lassen, oh ja. Doch dann mussten diese Diebe ja unbedingt ein weiterführendes Interesse an seinem Tun entwickeln: Es blieb nun einmal nicht aus, dass, wenn man Kontakt mit jemandem wie Normalverbraucher aufnehmen wollte, in gewissen halbseidenen Kreisen bestimmte Informationen streuen musste, welche somit auch Subjekten wie Brack und Hummel zu Ohren kommen konnten. Schließlich hatten sie sich wohl genug im Bilde gesehen, um einen Erpressungsversuch als lohnend zu erachten. An ihm! War das einfach nur Dreistigkeit oder pure Dummheit? Und mehr noch, auf seine unmissverständliche Botschaft auf ihr Ansinnen hin, welche nicht ganz ohne Schäden am jeweiligen Wohnraum ausgekommen war, hatten sie natürlich nichts besseres zu tun gehabt, als ein weiteres Mal schnurstracks zur Wache zu laufen! Damit war Nachsicht natürlich keine Option mehr gewesen.
Er schüttelte betrübt den Kopf. Die Welt war schon reichlich kompliziert. Denn damit war es ja noch immer nicht vorbei: Wie viel die beiden Diebe zwischen dem Ereignis ihres schmählichen Vergehens und ihrem unglücklichen Ableben noch ausgeplappert hatten, ließ sich nun nicht mehr mit Gewissheit sagen. Immerhin hatten sie seinen Namen gekannt, das war der Knackpunkt. Nun, der Ehefrau des einen würde sein Anwalt ein Angebot machen, dass diese nicht abschlagen konnte. Alles andere würde man abwarten müssen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Unter diesen Umständen wäre es wohl das Beste, das laufende Projekt schnellstmöglich zu einem Abschluss zu bringen.
Schlecht gelaunt schnippte er das nunmehr leere Weinglas von der Sessellehne zu Boden, wo es klirrend zerbrach. Nicht sein Problem, es gab schließlich Bedienstete, die dazu da waren, so etwas aufzuräumen. Dann wanderten seine Gedanken erneut zu dem Schneider: Der gute Humperton war entscheidend für seinen Erfolg. Das, was er mit Nadel und Faden plus dem gelieferten Zusatzmaterial zustande brachte, war wirklich erstaunlich. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, in den Ärmelaufschlägen und Säumen der exklusiven Kleidungsstücke danach zu suchen. Nur arbeite dieser spezielle Experte einfach zu langsam. Der Besuch letztens hatte ihn an seinen überfälligen Liefertermin erinnern sollen. Falls er sich auch an den nächsten nicht hielt... dann würden bedauerlicher Weise noch ganz andere Saiten aufgezogen werden müssen.

15.11.2014 18: 10

Ophelia Ziegenberger

Der Mann in der fensterlosen Kammer blinzelte verzweifelt. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm unmissverständlich, dass er einen Kampf gegen Windmühlen focht. Er musste kurz innehalten, um das Zittern seiner Hände zu unterdrücken.
Es war unmöglich, einfach nicht machbar! Wie stellte der Kerl sich das vor?
Humperton biss sich auf die Lippe und atmete hektisch ein und aus, ehe er den Docht der Öllampe noch ein Stück höher drehte. Was nicht viel brachte. Die Lampe begann augenblicklich zu flackern und zu blaken, so dass er sie sofort wieder zurückschrauben musste. Er fluchte laut und herzhaft. Der Drang, Nadel und Faden in die nächstbeste Ecke zu werfen, war nahezu übermächtig. Doch dann hätte er sich ebenso gut einen Dolch ins Herz rammen können.
Nein, aufgeben kam nicht in Frage! Einfach weitermachen, als wenn nichts wäre, nicht nach der Zeit schauen, nicht mit unnötigen Gedanken belasten. Jede Herausforderung war zu meistern, es wäre nicht die erste, an der andere gescheitert wären! Einen Stich nach dem anderen setzen, winzig, fein, fast unsichtbar...
Der Schneider nahm sich wieder das zarte Gespinst vor und setzte seine Arbeit fort. Der helle, einfädige Seidenfaden mit dem er die Linien in den blassen Lufthauch zeichnete, war dabei kaum zu sehen. Zusätzlich erschwert wurde das Projekt durch den Umstand, dass der Stoff, auf dem er arbeitete, so empfindsam war, dass er diesen zum Besticken nirgendwo einspannen konnte. Bei jedem Atemzug flatterte ihm die Arbeitsgrundlage quasi davon und er musste sie für den nächsten Stich komplett neu ausrichten - sonst würden sich die Proportionen des Motivs verziehen. Und das wiederum konnte in Hinblick auf seine fortbestehende Gesundheit nicht in seinem Interesse liegen!
Humperton registrierte, dass seine Gedanken sich wieder einmal in eine gefährliche Richtung bewegten. Schnell rief er sich zur Ordnung.
Nicht daran denken! Nicht darüber spekulieren, zu welchem Gebäude oder zu welchen Katakomben der Grundriss gehören mag. Eher irgendwas Unterirdisches vermutlich. Das ist sehr viel weitläufiger als... argh. Nein! Nicht! Das braucht dich nicht interessieren. Übertrage die Karte, wie es von dir verlangt wird, roll sie in den Saum der Paradeuniform ein und vergiss sie! Du musst einfach nur dafür sorgen, dass die Lieferung unentdeckt durch die Kontrollen kommt!
Die winzige Nadel schimmerte in stetem Auf und Ab. Und die Zeit verstrich mit deutlich hörbarem Ticken der Standuhr.

15.11.2014 19: 37

Mina von Nachtschatten

Der diensthabende Rekrut am Wachetresen schaute in der Tat nicht schlecht, als die kleine Gruppe am Pseudopolisplatz eintraf: Die SUSI-Gefreite und den SEALS-Vektor hatte er bestimmt schon einmal gesehen, das konnte ihn also nicht weiter verwundern. Doch da war ja der Junge: Seine kleine Hand verschwand vollkommen in der narbigen des Oberfeldwebels und er sah sich begeistert um, während er an der Seite des Wächters das Gebäude betrat. Unter ganz anderen Umständen und eventuell mit anderen Personen in den Hauptrollen wäre vielleicht der Gedanke an ein Familienidyll aufgekommen, aber hier war das natürlich Unsinn. Obwohl, wenn man die Gerüchte bedachte, welche bestimmte Wächter betreffend momentan im Wachhaus kursierten...
Zumindest war es ein solcher oder ähnlicher Gedankengang, welchen Tussnelda im Blick des jungen Wächters zu lesen glaubte. Sie sandte auf dem gleichen Weg eine stumme, eindeutig strenge Erwiderung; eine Warnung, dass er es ja nicht wagen sollte, irgendeine dumme Bemerkung zu machen.
"Da wären wir also." Cim machte eine ausladende Geste und wuschelte Krümel dann durch das ohnehin zerzauste Haar. "Du kannst solange hierbleiben, bis deine Mama dich wieder abholt."
Der Junge nickte enthusiastisch und blickte mit vor Aufregung roten Wangen zu dem großen Mann auf.
"Ich will zuerst sehen, wo ihr die ganzen Verbrecher einsperrt!", verlangte er.
Tussi und Cim warfen sich einen kurzen, besorgten Blick zu. Krümel hatte sich zielsicher eben jenen Ort ausgesucht, an welchen sie ihn jetzt auf gar keinen Fall bringen würden - sie konnten nicht riskieren, dass er Kleine etwas von der Situation in jener sehr speziellen Zelle mitbekam, welche ihn doch irgendwie ziemlich direkt betraf.
Die Gefreite versuchte sich in einem versöhnlichen Lächeln.
"Da... wird gerade sauber gemacht", meinte sie. "Aber vielleicht können wir später dorthin gehen." Doch der Junge beachtete sie gar nicht und schien allein darauf zu warten, dass Cim ihm seinen Wunsch erfüllte. Tussnelda verdreht die Augen. Wirklich, in dieser Hinsicht hatte sie offensichtlich keinerlei Entgegenkommen mehr zu erwarten!
"Tussi hat recht", bestätigte Cim umgehend die Worte seiner Kollegin. "Das geht jetzt nicht."
"Ich will aber!" Der Knirps zog einen Schmollmund, warf dann rasch einen Blick über die Schulter und dachte angestrengt nach. Schließlich machte er sich ohne ein weiteres Wort von Cim los und lief entschlossen auf den Wachetresen zu - offensichtlich hatte er für den Moment ein anderes lohnendes Ziel ausgemacht. Dort angekommen legte Krümel den Kopf schief und sah den Rekruten herausfordernd an.
"Wie heißt'n du?", wollte er wissen.
"Äh, ich bin Rekrut Steinschleif... nun, nenn mich Natan."
"Was machst'n du?"
"Ich passe hier auf."
"Warum?"
Tussi schüttelte den Kopf und wandte sich dann an erneut den Vektor. "Der Junge himmelt dich ziemlich an", meinte sie.
Cim grinste schief.
"Er ist hier sicher", ging er nicht weiter auf die Bemerkung der Gefreiten ein, "und vielleicht erzählt er uns doch noch etwas, was uns weiterhilft."
"Aber wir sollten nicht vergessen, dass die Wohnung von Brack auch noch auf uns wartet. Wenn schon bei den Hummels so viel übersehen wurde, dann findet sich vielleicht in der Wohnung des zweiten Opfers ebenfalls der ein oder andere Hinweis. Gar nicht davon zu sprechen, dass wir schleunigst versuchen müssen, zumindest die Mutter des Kleinen unbeschadet aus der Sache heraus zu bekommen."
Im Hintergrund lief derweil ein recht einseitig geführtes Verhör weiter.
"Warum?"
"Na ja, wenn jemand überfallen wurde, dann schreibe ich das auf dieses Blatt Papier."
"Warum?"
"Weil... das das Formular dafür ist."
"Warum?"
"Das ist eben so."
"Warum?"
"Äh, Oberfeldwebel?"
Mit einem leicht panischen Ausdruck in den Augen sah der Rekrut Steinschleifer hilfesuchend zu dem ranghöheren Kollegen herüber, aber Cim tat ihm nicht den Gefallen, darauf zu reagieren. Zumindest noch nicht.
"Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir überlassen das den anderen oder aber wir finden jemanden hier im Haus, die auf Krümel aufpasst..."
"Oberfeldwebel!"
"... und vorzugsweise keine GRUND-Uniform trägt." Cim seufzte und kniff sich in Nasenwurzel. "Was denkst du?"

20.11.2014 11: 59

Fynn Düstergut

Auf dem Gesicht der Tatortwächterin breitete sich ein Lächeln aus, das man nur mit viel gutem Willen nicht als gehässig beschrieben hätte. "Warum eigentlich keine GRUND-Uniform?"
Einen Moment dauerte es, ehe Cim verstanden hatte, was seine Kollegin damit sagen wollte, doch dann schüttelte er den Kopf. "Das ist glaube ich keine so gute Idee. Ich meine, der wird doch gar nicht mit Kindern umgehen können. "
"Ist das vielleicht mein Problem? Aber so oder so ist er genug beschäftigt, um seine Nase nicht mehr so tief in unsere Angelegenheiten zu stecken." Trotz des noch immer nicht so begeisterten Gesichtsausdrucks Cims packte Tussi ohne viel Federlesens die Hand des Kleinen und erklärte ihm: "Ich bringe dich jetzt zu einem gaaanz netten Onkel, den kannst du alles fragen."




Hatten die Typen gesagt, wieso sie unbedingt weg gesperrt werden wollten? Fynn konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Er war bei seinem erholsamen Wachetresennickerchen gestört worden und immer noch etwas zu müde gewesen, um sich wirklich auf die Erklärungen der beiden Diebe konzentrieren zu können. "Nee, hat er nich", beantwortete er deshalb die Frage der Vampirin mit einer Notlüge.
Mina seufzte. "Schade." Einen Augenblick schaute sie nachdenklich vor sich hin, dann erklärte sie: "Wir müssen noch mal mit diesem Normalverbraucher sprechen, wenn wir Licht in das Dunkel bekommen wollen."



01.12.2014 15: 43

Ophelia Ziegenberger

"Gar nichts hast du mir zu sagen, du Sohn einer klatschianischen Kameltreiberin! Wenn dir meine Ware nicht passt, dann geh halt weiter! Soweit kommt's noch, dass ihr euch auf meine Kosten durchfuttert! Ich wird' dir Saures geben, wenn du mein Gemüse auch nur schief anguckst! Mich mit so einer billigen Masche ausnehmen wollen, von wegen Kwalitätstests! Ich bin schon länger im Geschäft, Freundchen, und nicht mehr grün hinter den Ohren. Versuch das noch einmal und ich meld' das deinem Cheffe, da kannst du aber Gift drauf nehmen!"
Der Standverkäufer beugte sich in seiner Wut immer weiter vor, mit breit in die Hüften gestemmten Fäusten. Sein Kopf lief schon rot an und sein Speichel geiferte dem dürren Wächter vor ihm ins Gesicht. Angewidert wischte dieser sich über die Wangen und blinzelte entrüstet, ehe er zur Verteidigung seiner Interessen ansetzte.
"Ey! Ich darf das wohl! Ich darf kontrollieren, was ich will. Ich darf alles. Ich bin Wächter. Wenn du mich das da nicht testen lässt, hole ich meine Kumpel und dann wirst du sehen, was du von deiner Sturheit hast, du flohbesessener Geizkragen einer Zwergennäherin! Du..."
Weiter kam er nicht. Man mag, in Anbetracht der einsetzenden Reaktion seines ihn deutlich überragenden Gegenübers behaupten, zu seinem Glück.
Ein Finger tippte ihm auf die Schulter.
"Was?", blaffte der kleine Mann die Neuankömmlinge unwirsch an – ehe er sich ihnen zuwandte; und auf einen Schlag erbleichte.
Die beiden hinzu getretenen Männer sahen ihn von Kopf bis Fuß mit mehr als nur skeptischem Blick an. Der eine sagte zum anderen.
"So extrem haben die sich bei der Ausgabe noch nie geirrt, nicht wahr?"
Es folgte ein Kopfschütteln, ehe der angesprochene Kollege antwortete: "Nein... so extrem noch nie. Was sind das? Fünf Nummern zu groß? Zehn Nummern zu groß?"
Der Neuankömmling, der zuerst gesprochen hatte, trat auf den kleinen Möchtegernwächter zu und zupfte an dessen Hemd... welches dadurch sogleich von einer Schulter rutschte und den kleinen Mann durch den Halsausschnitt betrachtet halb zu entblößen drohte.
"Was meinst du? Am Pseudopolisplatz haben sie doch eine komplette Klamotte vermisst gemeldet, richtig?"
Synchrones Nicken der beiden echten Wächter und ernste Blicke, die auf dem schmächtigen Kerlchen liegen blieben. Welches hastig in einer Tasche zu wühlen begann und trotzig eine Wachemarke vorstreckte.
"Ich hab' eine Marke, hier! Ihr könnt mir gar nichts!"
Der Wächter, der dürren Mann in den faltigen Stoffschichten gerade nicht am Schlafittchen gepackt hielt, nahm sie ihm prompt ab.
"Hey, das ist meine! Gib die mir sof..."
"Aha. Deine, ja? Wäre mir neu, dass die Ziegenberger jetzt ein Mann ist." Der Wächter hielt ihm die Marke vor Augen und grinste. "Siehste? Sie ist gekennzeichnet."
Der kleine Mann biss sich auf die Lippen. Er blickte sich nervös um, wollte sich losreißen – und blieb im eisernen Griff des zweiten Wächters hängen.
"Hooooo, nicht so eilig! Du schuldest uns da noch die eine oder andere Erklärung."
Der Gemüsehändler brummte unwillig. "Jetzt verhaften die sich schon gegenseitig. Unfassbar!"
Der Gauner blickte entsetzt von einem zum anderen und wimmerte. "Nein! Nicht! Ich kann das erklären! Ich habe die Sachen gefunden! Wirklich, ganz in echt!"


05.12.2014 14: 35

Cim Bürstenkinn

* Neue Brücke / Holofernesstraße *
Der Gefreite Fynn Düstergut ging ein Stück hinter seiner Vorgesetzten und gab vor ihn Gedanken versunken vor sich hinzustarren, während er eingehend analysierte wie die Uniform die Kurven ihres Körpers betonte. Die Tatsache, dass sie ihn kaum als ebenbürtig erachten konnte – der Rang spielte hier weniger eine Rolle, als die Tatsache, dass er ein einfacher Mensch war – machte sie beinahe noch interessanter für ihn.
»Habe ich einen Fleck auf der Hose?«
Die Vampirin war stehen geblieben und sah Fynn mit hochgezogener Augenbraue an. Erneut errötete der Gefreite und stammelte: »N..Nein, ich war nur in ….ich glaube da vorne müssen wir rechts gehen!«
Sie nickte langsam. »Ja, wenn wir nicht von der Holofernesstrasse in Ankh springen wollen, wäre das eine gute Idee. Komm jetzt endlich!«
Kopfschüttelnd ging sie weiter und Düstergut beeilte sich neben ihr zu gehen.
»Du bist ziemlich eigenartig heute, Fynn. Es wird nicht lange dauern und Romulus wird ein ernsthaftes Gespräch mit dir führen, wenn sich das nicht bessert. Du bist eigentlich kein Rekrut mehr, aber deine Leistung… sagen wir einmal , da besteht einiges an Potential.«
»Ich werden mich bemühen, Madame!«, sagte er knapp mit rotem Kopf und drehte verlegen seine Dienstmarke zwischen den Fingern. Mit gesenktem Haupt ging er mit ihr auf das Geschäft in der Pfirsichblütenstrasse 18 zu.
Ein Schild baumelte innen an der Glasscheibe und sagte »Bis auf Weihteres geschlossen«.
Das war ungewöhnlich für einen Gewerbetreibenden um diese Tageszeit.
Mina hämmerte gegen die Tür. »Stadtwache. Bitte öffnen sie, ich habe einige Fragen!«
Sie hörten schlurfende Schritte von Füßen in Pantoffeln und ein zorniges Gesicht mit einer weit vorne sitzenden Brille tauchte auf. »Ich habe geschlossen. Können sie nicht lesen?«
»Herr Normalverbraucher, wir ermitteln in einem Mordfall. Bitte öffnen sie die Tür!«, versuchte Flynn Initiative zu zeigen ohne eine Regung im Gesicht der Vampirin hervorzurufen.
Leise schimpfend sperrte der Schneider die Tür auf und bat sie herein.
»Ich habe aber nur keine Zeit. Ein wichtiger Auftrag von einer hochstehenden Persönlichkeit!«, sagte er hektisch und fuchtelte mit dem Schlüssel vor Minas Gesicht herum.
»Es geht um den Mord an Pit Brack und Stef Hummel! Sicher erinnern sie sich daran, dass sie als Zeugen zu einem Überfall befragt wurden?«, erklärte die Wächterin unbeeindruckt.
Die Brille rutschte Normalverbraucher von der schwitzenden Nase. »Das war nicht.. es war kein… eigentlich war das nur eine heftige Unterredung. Ein Missverständnis!«
»Wir haben nur leider keine Aufzeichnungen darüber wer dieses Missverständnis mit ihnen hatte. Können sie uns da inzwischen weiterhelfen?«
Normalverbraucher zitterte leicht. Schwieg beinahe eine Minute. Bis er endlich sagte: »Nicht hier! Folgen sie mir bitte!«
Ohne sich umzudrehen ging er in den hinteren Bereich des Ladens und öffnete eine Tür und machte eine einladende Geste. »Hier sind wir ungestört.«
Die beiden Wächter traten in das Zimmer, das karg eingerichtet war. Mit einer Holzbank, einem Regal, zwei Stühlen und einem Tisch auf dem eine Kerze stand.
»Warum ausgerechnet..«, wollte Mina fragen, als die Tür zugeworfen und versperrt wurde. Es war völlig dunkel in dem Raum ohne Fenster – was ihr prinzipiell nicht viel ausmachte, viel ärgerlicher fand sie, dass der Schneider sie einsperrte.
»Was tun wir jetzt? Ich kann nichts sehen!«, jammerte Fynn wurde aber von Mina angezischt. Sie ging zurück zur Tür, die für ihre Augen in Grauschattierungen sichtbar war, und stellte fest, dass sie innen mit Eisen beschlagen war. Dieser Raum diente dazu, jemand wegzusperren. In diesem Fall sie beide.
Versuchsweise schlug sie dagegen, und stellte fest, dass es so leicht nicht war.
»Zumindest wissen wir jetzt, dass er Dreck am Stecken hat!«, sie ging zum Tisch und setzte sich auf einen der Stühle um nachzudenken.

* Boucherie *
Daemon stellte fest, dass sich die Kotze tief in den Stoff der Uniform gefressen hatte und die Reinigung keine Lösung des Problems darstellte.
»Ein Fall für Roxy !«, murmelte er – als ihm Humperton einfiel .Eventuell konnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und etwas über den Fall herausfinden, während er aus seiner Zweituniform herauskam die an einigen Stellen wohl eingegangen sein musste.
Zufrieden über seine Effizienz packte er das Kleidungsbündel in eine Tüte und machte sich auf den Weg.


* Seilstrasse 10, Wohnung von Pit Brack *
Cim hatte dem Gefreiten Flanellfuß den Auftrag gegeben, auf den kleinen Mann aufzupassen und ihm jeden legalen Wunsch zu erfüllen. Tussnelda und der Omnier ließen ihn sprachlos zurück. Sie grinsten sich an, als hinter ihnen die erste Salve von Wünschen von Krümel abgefeuert wurde.

Wenig später standen vor Pit Bracks Wohnung. Die Tür war aus den Angeln gebrochen worden und nur noch an den Rahmen gelehnt. Zweifellos hatte auch Brack einen Besuch erhalten.
»Na wunderbar, wahrscheinlich war halb Ankh-Morpork mittlerweile hier drinnen. Soviel zu einem unberührten Tatort!«, seufzte Tussnelda und rückte die Tür zur Seite.
Cim griff mit zu. »Ich glaube nicht, dass so schnell jemand da reingeht«, er deutete auf die Blutspritzer auf dem Boden. »Niemand wird Interesse haben zum Zeugen und damit zum potentiellen nächsten Opfer zu werden!«
Vorsichtig schritten sie über zerbrochene Flaschen, zerrissene Kleidung die in Fetzen am Boden lagen vorbei an umgeworfenen Möbeln.
»Das kann ja heiter werden!«, sagte die Gefreite und zog mit glänzenden Augen ihre Handschuhe an.«


* Vor der Wohnung der Familie Hummel *
Die Hände eng an den Leib gepresst, ging Elisa Hummel so schnell sie konnte nach Hause.
Ihr Mann war tot, und der Anwalt hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass ihr und Krümel das gleiche Schicksal drohte, wenn sie den Wächtern auch nur irgendeinen Hinweis geben würde.
Das Geld in ihrer Tasche, dass sie als weiteres Argument erhalten hatte schien zu brennen – sie hätte es am liebsten weggeworfen, war sich aber gleichzeitig bewusst, dass es sie eine lange Weile ernähren würde, nachdem das einzige Einkommen der Familie nun weggefallen war.
Sie öffnete die Tür zu ihrer Wohnung und sah weinend auf die Katastrophe, die einmal ihr Heim gewesen war.
»Krümel! Ich bin wieder da!«, rief sie und fing automatisch an Sachen aufzuheben und suchte nach einem Besen. Doch die Stille, das Fehlen eines erfreuten Ausrufs »Mama«, ließ sie erstarren.
»Krümel?« Nichts. »KRÜMEL!« ,hektisch begann sie nun die üblichen Verstecke ihres Sohnes zu durchsuchen, schaffte es dabei die Unordnung noch zu steigern, doch ihr Sohn blieb verschwunden.
»Ihrem Sohn geht es gut!« Sie fuhr herum und sah einen Mann mit dunklen Augen und so blasser Haut, dass er ein Vampir sein musste. Doch das war ihr egal. Sie lief auf ihn zu, schlug auf seine Brust ein bis er ihre Hände packte.
»Ich hab doch gesagt, dass ich ihnen nichts sagen werde. Gebt mir meinen Sohn zurück!«
Damien wartete bis die Frau sich beruhigte, doch vielmehr sackte sie erschöpft auf dem Boden zusammen.
»Dann haben sie seine Anweisungen verstanden?«, fragte Damien - froh nicht in Uniform gewartet zu haben.
»Natürlich hab ich ihn verstanden. Der verfluchte Anwalt hat seine Drohungen sehr deutlich gemacht!«, sagte sie schluchzend und sah Damien hasserfüllt an.


07.12.2014 13: 10

Mina von Nachtschatten

"Offensichtlich, Mä’äm. Aber mit ein wenig Glück, also, könnte es sein, dass..."
Fynn räusperte sich - zum einen um das Gefühl eines Kloßes in seinem Hals loszuwerden und zum anderen aus Ärger über seine eigene Nervosität. Vielmehr als die Tatsache von einem kriminellen Schneider ohne ersichtlichen Fluchtweg eingesperrt worden zu sein, machte ihm die vollkommene Schwärze um ihn herum zu schaffen - die damit einhergehende Orientierungslosigkeit; das Gefühl, das Dunkel würde von allen Seiten auf ihn eindrängen... Unter diesen Umständen war er faktisch handlungsunfähig, doch wenn er weiterhin nur jammerte, würde sie ihn am Ende noch für einen ausgemachten Angsthasen halten. Fynn war sehr daran gelegen, diesen Eindruck bei seiner Vorgesetzten zu vermeiden. Aber dafür musste er zunächst etwas an der Situation selbst ändern.
Der Gefreite wühlte in seinen Taschen, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Objekt. Denn wenn er sich nicht täuschte, dann hatte er hier noch irgendwo... er war sich ziemlich sicher, sie während der vergangenen Nachtschicht in der Hand gehabt und dann eingesteckt zu haben... Endlich umschlossen seine Finger ein kleines Kästchen und Fynn fühlte sich erlöst, als er es hervorzog und dabei das typische leise Klappern vernahm. Das würde die Bedingungen für ihn um ein Vielfaches verbessern!
"...ich hier noch ein paar Streichhölzer habe. Vielleicht, um ein wenig Licht... also, ins Dunkel zu bringen?"
Er tat einen Schritt in die Richtung, in der er den Tisch vermutete.
"Nun, schaden kann es nicht." Mit diesen Worten wurde ihm die Schachtel aus der Hand genommen und gleich darauf flammte schräg vor ihm ein Licht auf; es hob sich unangenehm gleißend vor der Finsternis ab, bevor die Kerzenflamme zu einem beruhigenden Flackern fand. Es war nicht viel, aber wenigstens begannen sich für den Gefreiten nun erste Details aus der Dunkelheit zu schälen.
Mit einem erleichterten Lächeln ergriff Fynn den Kerzenhalter, um das Regal in der Ecke einer genaueren Musterung zu unterziehen. Die spärliche Einrichtung ließ zwar nicht viel Raum für Erkundungen, aber schließlich wusste man nie! Doch bis auf ein paar Staubflusen und alte Kerzenstümpfe waren die Bretter leer und machten auch nicht den Eindruck, als würden sie einer großen Belastung standhalten.
"Es tut mir übrigens Leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe", drang überraschend die Stimme Minas an sein Ohr. "Weder war mein Tonfall gerechtfertigt, noch die Kritik in irgendeiner Weise konstruktiv."
Fynn hielt inne. Das hatte er in dieser Situation nicht unbedingt erwartet. Der kleine Lichtkegel schwenkte herum, als er sich wieder dem Raum zuwandte.
"Schon in Ordnung, Mä’äm", meinte er rasch.
"Nein, ist es eben nicht!" Die Vampirin wirkte unzufrieden. "Ich habe momentan einen ziemlich vollen Kopf, aber das sollte sich nun wirklich nicht so auf andere auswirken."
Fynn war sich nicht sicher, ob seine Kollegin darauf eine Antwort erwartete, aber die Entscheidung wurde ihm von einem dumpfen Poltern vor dem Zimmer abgenommen.
Die beiden Wächter warfen sich einen irritierten Blick zu.
"Was treibt der da draußen?"
Mit wenigen Schritten waren sie an der Tür, durch welche nun gedämpft ein schleifendes Geräusch zu hören war... und vielleicht die Andeutung eines Schnaufens?
"Herr Normalverbraucher?" Mina sprach mit lauter, deutlicher Stimme. "Hören Sie, das bringt doch nichts. Wenn Sie uns nicht gehen lassen, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis unsere Kollegen hier auftauchen und die werden sich nicht so einfach abwimmeln lassen. Sie können sich sicher sein, dass die Wache sehr genau weiß, wo wir sind."
Tatsächlich? Konnte es ihm entgangen sein, dass die Kollegin vor dem Aufbruch noch eine Nachricht an den Hauptmann geschickt hatte? Fynn machte ein fragendes Gesicht, welches von Mina mit einem entschuldigenden Schulterzucken beantwortet wurde. Aha, so viel zum Thema Rettung ist nah… aber das wäre ja auch zu schön gewesen.
Von jenseits der Tür kam keine Antwort und schließlich ließen auch die Geräusche nach, welche auf eine irgendwie geartete Aktivität auf der anderen Seite schließen ließen.
"Herr Normalverbraucher? Vielleicht können wir Ihnen helfen. Reden Sie mit uns."
Stille. Hatte er sie überhaupt gehört?
Fynn ließ den gespannt angehaltenen Atem entweichen. Zugegeben, die Chance auf eine Einigung war nicht hoch gewesen, aber dennoch - die Enttäuschung war deswegen nicht geringer. Jetzt hieß es wohl wieder abwarten.

Humperton Normalverbraucher wischte sich den Schweiß von der Stirn und spähte dann vorsichtig aus einem Fenster auf die Straße. Er hoffte inständig, die Wächterin möge Recht haben. Natürlich war er ein Risiko damit eingegangen, die beiden hineinzubitten. Wenn das jemand gesehen hatte! Aber auf der anderen Seite... die Aussicht, vielleicht doch noch irgendwie aus der Sache herauszukommen, war es allemal wert!
Die Idee war ihm bereits vorhin an der Tür gekommen. Zwei Wächter einzusperren, das war gewiss eine Straftat. Er hatte das Zimmer hübsch verbarrikadiert, damit der Raum auch gleich auf den ersten Blick verdächtig wirkte. Dafür würden sie ihn hinter Schloss und Riegel bringen. Vielleicht - er wagte es kaum zu denken - vielleicht würden sie sogar seine Räumlichkeiten durchsuchen und seine Auftragsarbeit finden. Dann konnte ihm niemand etwas vorwerfen! Er hatte nicht geredet! Es war einfach Pech gewesen! In einer schönen sicheren Zelle, da konnte auch er nicht an ihn herankommen, ganz bestimmt nicht. Und dieser ganze Albtraum wäre schneller vorbei, als er es je zu hoffen gewagt hatte.

11.12.2014 15: 08

Tussnelda von Grantick

Vorsichtig stieg Tussnelda über die Blutspuren. Eines stand fest - sie waren nicht von Pit. Irgendjemand anderes hatte sich also Zutritt zu der Wohnung verschafft und war dabei unliebsam überrascht worden.
"Klar, sag immer nur schön das Offensichtliche", brummte sie.
"Bitte?" erwiderte Cim, für einen Augenblick irritiert. Dann sah er Tussneldas leicht geistesabwesenden Ausdruck, die leicht geöffneten Lippen, die geweiteten Pupillen und musste unwillkürlich lächeln.
"Du bist mal wieder in deinem Element, was? Nein, keine Sorge, du musst nicht antworten", grinste er, sich völlig klar darüber, dass sie ihn ohnehin nicht hörte. Sein Blick schweifte durch die schummrige Düsternis des verwinkelten Raumes. Ein umgeworfener Stuhl, eine Blechschüssel auf dem Boden, ein unglaublicher hoher Stapel Zeitungen an der Wand - in Ermangelung an Einrichtung war hier nur unwesentliches Chaos entstanden, dennoch - Seine Nackenhaare richteten sich auf.
"Vorsicht Nelly", zischte er zwischen den Zähnen hervor.
Tussnelda war mitten im Raum wie erstarrt stehen geblieben und blickte in eine Ecke.
"Der atmet noch", murmelte sie dann, wandte sich zu Cim um und winkte ihn rasch herbei.
Und tatsächlich. Als sich der VEKTOR näherte, erkannte er Otto den Kriecher, der in einer Lache seines Blutes schwitzte und kaum noch bei Sinnen war. Seine Hand krampfte sich um einen Fetzen Stoff.

14.12.2014 18: 13

Cim Bürstenkinn

* Zwischen Boucherie und Pfirsichblütenstrasse *
Daemon marschierte, seine zerstörte Uniform in einer Papiertüte, Richtung Normalverbrauchers Laden. Er hatte das Gefühl etwas vergessen zu haben. Das nagende Gefühl, im Hinterkopf irritierte ihn und er konnte nicht fassen ob es etwas Wichtiges oder Nebensächliches war. Es war beinahe greifbar, fast konnte er ein Gesicht dazu sehen, doch es entzog sich ihm beharrlich.
Besser an etwas anderes denken, nahm er und endlich sah er das Schild in Form von Schere und Zwirnrolle in der Pfirsichblütenstrasse vor sich.
Es war eine nette Gegend. Ruhig, mit gepflegten Häusern, sauberen Straßen und unbesorgten Bürgern. Aber ließ man deshalb seine Tür offen stehen?
Vorsichtig trat er näher und sah in den verwüsteten Verkaufsraum. Möbel lagen auf der Seite, Stoffballen halb aufgerollt daneben. Eine Porzellankanne lag zerbrochen im ausgelaufenen Tee.
Der Hauptmann räusperte sich: „Ist da jemand? Bevorzugt jemand der meine Uniform wieder in Ordnung bringen kann?“
Doch niemand gab Antwort. Er stieg über eine Tonvase hinweg, und genau auf einen Spiegel der sich unter seiner Stiefelsohle knirschend in tausende Teile auflöste.
Hier muss dringend jemand aufräumen, dachte er und löste eine automatische Assoziationskette aus. Niedrige Tätigkeiten – Delegieren – Opfer identifizieren – Rekruten.
„Wo ist bitte schön Daniel Dolch?“, sagte er bevor über eine Kleiderpuppe stürzte und in einem Berg aus Nachthemden stürzte.


Fynn war nahe daran die Nerven wegzuwerfen. Er hasste die Hilflosigkeit seiner Situation und wünschte er hätte die Gelassenheit der Korporalin die mit ausdruckslosem Gesicht am Tisch saß und das Hin-und Hergelaufen ihres Untergebenen ignorierte.
„Was geht nur im Kopf dieses Schneiders vor?“, sagte der Gefreite zum wiederholten Male. „Er kann doch nicht glauben, dass er damit davon kommt, wenn er zwei Wächter..“
„Schhhhh!“, zischte ihn Mina an und war aufgestanden. Sie legte das Ohr an die Tür und hörte gedämpft, dass sich draußen jemand bewegte, herum rumorte.
Sie hatte keine Lust noch einmal übervorteilt zu werden und machte sich bereit anzugreifen, was immer da auf sie wartete – endlich wurde der Riegel zur Seite geschoben.
Jeder Muskel in ihrem untoten Körper war angespannt, doch der Anblick der sich ihr bot war zu komisch um auch nur entfernt an Gewalt zu denken.
Daemon, immer noch mit zahlreichen Unterwäscheteilen bedeckt, stand mit ernstem Gesicht in der Tür und sah die lachende Vampirin kritisch an.
„Wenn du fertig bist, kannst du mir aus dem Zeug helfen und erzählen, was ihr mit meinem Schneider gemacht habt!“



* Auf dem Kutscherbock eines Pferdekarren *
Normalverbraucher saß auf dem Kutscherbock und spornte die beiden Pferde an schneller zu laufen. Eigentlich wollte er sich bereits in Gewahrsam befinden, doch dann kam der Brief. Jemand hatte ihn unter der Eingangstür durch geschoben und beinahe wäre er unter einem aufgetürmten Schrank verschwunden. Oder wäre es besser gewesen?
Die Anweisungen darin waren recht klar.

„Humperton,
Ich glaube wirklich der Betrieb in Deinem Laden lenkt Dich zu stark von Deinen Zielen ab.
Du hast eine Stunde Zeit um zu unserem letzten Treffpunkt zu kommen. Sonst Â…. Aber sie Dir die Ikonographie an.

X“
Das Bild zeigte seine Schwester – die junge Frau war an einen Stuhl gefesselt, umgeben von Peitschen, glühenden Kohlenbecken und Zangen. Er brauchte keine großartige Vorstellungsgabe um sich auszumalen was passieren würde, wenn er jetzt mit der Stadtwache zusammen arbeiten würde.
Er wischte sich die Tränen aus den Augen und ließ die Zügel einmal mehr knallen.

Wohnung von Pit Brack
Eilig untersuchte Cim die Wunde. Die Waffe, ein Stiefelmesser mit stählernem Heft steckte im linken Lungenflügel nahe dem Herzen. Er konnte es unmöglich herausziehen ohne den Mann zu töten.
Blut quoll aus dem Mund von Kriecher, als er sich aufraffte um Worte zu formen. Doch außer einem gurgelnden Laut, erstickt durch den eigenen Lebenssaft, war nichts zu hören.
Dem Tode nahe tauchte der Dieb einen Finger in die Blutlache unter ihm und zeichnete ein X auf den Boden – bevor er Cim den Stofffetzen in die Hand drückte und in sich zusammen sank.


14.12.2014 22: 47

Tussnelda von Grantick

Tussnelda war blass geworden, als die Augen des Mannes brachen. Die Sache wurde immer rätselhafter. Otto der Kriecher war immerhin jener Mann gewesen, der in die Sache mit Normalverbraucher verwickelt war - jener Überfall, dessen Zeugen die beiden Diebe wurden. Nun war auch er tot.
Die Gefreite schüttelte sich und nahm das Stück Stoff entgegen, dass ihr Cim mit spitzen Fingern reichte. Es war Stoff feinster Bindung, von exzellenter Webart. Etwas, dass sich nur wenige Leute leisten. Die Tatortwächterin entfaltete den geknüllten Stoff vorsichtig.
"Ein Ärmelstück ganz offensichtlich", sagte sie und blickte zu Cim, der zwischenzeitlich die weit aufgerissenen Augen des Diebes zugedrückt hatte. Sie beäugte das Stück näher, untersuchte Saum und Nähte.
"Grob abgerissen... und diese Farbe", murmelte sie, "Sag mal, tragen die Palastwachen nicht ganz ähnliche Farben? Oder sogar die gleichen?"
Cim schüttelte den Kopf.
"Im Augenblick würde mich eher interessieren, warum sich der Kerl so schwer verletzt hierher geschleppt hat", erwiderte er dann und erhob sich wieder aus seiner hockenden Position.
"Klar. Eher würde man erwarten, dass er zu einem Arzt geht."
Tussi ließ das Stoffstück in ein Beweistütchen wandern und kniete sich dann ihrerseits neben die Leiche, um die tödliche Wunde zu begutachten.
"Das ist ausgezeichnete Qualität", meinte sie und deutete auf die Waffe. "Nur das Heft wundert mich, siehst du diese Kratzspuren am Stahl? Sieht so aus, als wäre die Ummantelung gewaltsam entfernt worden."
Der Oberfeldwebel zuckte mit den Schultern. "Mach Du mal den Tatort klar", meinte er dann, "Ich verständige die Kollegen, dass wir hier noch mal sehr genau durch müssen. Nichts gegen dich, aber ich hab das Gefühl, wir müssen hier verdammt schnell sein - und vor allem sollten wir sehr genau überlegen, wer mal dringend ein freundliches kleines Verhör brauchen kann. Wäre im Übrigen sehr dafür, dass du dabei bist."
Die Gefreite zuckte zusammen.
"Ich? Sag mal, dir ist schon klar, dass ich mich bei Verhören noch nie sonderlich mit Ruhm bekleckert habe?"
Unwillkürlich grinste der Omnier.
"Ich magÂ’s, wenn du ruppig bist."
Unwillig schüttelte Tussi den Kopf. "Wie schön, dass wenigstens einer von uns Spaß dran hat", brummte sie und begann damit, Indizientäfelchen aufzustellen. "Aber du hast schon recht. Wäre Zeit, dass wir uns mal alle zusammensetzen, um die neusten Erkenntnisse zu teilen. Wenn es denn Erkenntnisse gibt. Für mich sieht das alles reichlich undurchsichtig aus."
Cim hob die Brauen. "Im Ernst? Die Fäden verdichten sich doch sprichwörtlich alle bei Normalverbraucher. Seine Auftragsbücher interessieren mich immer mehr... zur Not auch ohne Durchsuchungsbefehl."


21.12.2014 11: 31

Daniel Dolch

*Im Wachhaus am Pseudopolisplatz*

Daniel hatte, wie befohlen, erst seinen Tresendienst beendet, und wartete seit dem vergebens auf den Hauptmann. Dies empfand er aber nicht als verlorene Zeit weil er so Gelegenheit hatte, von der ihn ablösenden Gefreiten Gahdollie den neusten Tratsch aus der Wache zu hören. Als Daemon Llanddcairfyn nach der ersten halben Stunde immer noch nicht aufgetaucht war machte er sich auf den Weg in die Kantine um sich und den Tresendiensthabenden eine weitere Tasse mit heißen Kaffee zu besorgen. Er informierte die Gefreiten, die sich gerade mental für eine Konfrontation mit Frau Willichnicht wappnete, von seiner Absicht und bekam als Antwort nur ein schiefes Lächeln.
Während er sich vom Tresen entfernte und Richtung Kantine ging, hörte er noch die nur allzu bekannte Einleitung zu einem willichnichtischen-Monolog: "So geht das nicht! Ich muss mich beschweren…“

Als Daniel, dichtauf gefolgt von Luzyfer die Kantiene betrat saß dort in der hintersten Ecke Rach. Er wirkte leicht geknickt und der kleine Krümel holte offensichtlich erneut Luft um seine nächste Salve von „Warum-bekundungen“ auf den Inspektor des Palastes abzufeuern. Doch dazu kam es nicht mehr.
Daniel stand gerade am Kaffeedämonen und setzte sein ganzes diplomatisches Geschick ein um die begehrten Heißgetränke zu bekommen als ein kindliches „Oh, eine Mieze!“ im Raum erklang.
Luzyfer legte die Ohren an und sah hilfesuchend zu Daniel. Er erkannte aber schnell dass von dieser Seite dieses Mal keine Unterstützung zu erwarten war, so breit wie der ehemalige Waffen und-Rüstungsschmied grinste. Rekrut Flanelfuss sagte eben noch , „Die, würde ich an deiner Stelle besser in Ruhe lassen“, wurde aber im Satz schnell leiser als er bemerkte das Krümel, an den diese Worte gerichtet waren, gerade bei dem Versuch dem Vierbeiner habhaft zu werden, die Kantine verließ.
Daniel grinste immer noch breit als er sich zu Rach umdrehte. „Willst du auch einen Kaffee?“
Der Angesprochene wirkte sichtlich hin und her gerissen. Er stand gerade auf, um sich an die Verfolgung des Kindes zu machen. „Ähm,….“
„Na, komm schon, du weißt schon das deine Chancen schlecht stehen das Kind wieder einzuholen. Luzyfer wird ihm schon nichts antun. Das weißt du genauso gut wie ich.“
Sagte Daniel, da er merkte das Rach noch ein wenig mit sich haderte.
Der ehemalige Waffen und-Rüstungsschmied hob symbolisch die Kaffeetasse und Rach konnte sehen wie sie dampfte.
„Komm schon, und dann gehen wir zusammen zum Wachentresen. Ich bin fest davon überzeugt dass sowohl das Kind als auch Luzyfer dort früher oder später auftauchen werden.“ Während er das sagte drückte er dem Mitrekruten eine von den Tassen in die Hand und schob ihn vorsichtig Richtung Kantinenausgang.

Als sie zusammen am Tresen ankam, wurden sie schon von Eleanore erwartet.
„Oh, hi Rach“, sagte sie beiläufig. Sie nahm ihren Kaffee entgegen und richtet dann ihr Wort an Daniel, „ kann es sein das ich Luzyfer gerade gesehen habe wie er am Wachentresen vorbei gelaufen ist, als wenn es um sein Leben ginge und dabei von einem kleinen Jungen verfolgt wurde?“
Daniel´s Grinsen wurde breiter.
„Danke, das reicht als Antwort!“ sagte die Gefreite, welche nun auch leicht Grinsen musste.
Ein Tumult am Haupteingang der Wache zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Dort war ein kleiner zeternder Wächter in viel zu großer Uniform, welcher gerade von zwei anderen Wächtern herein getragen wurde. Die beiden Tragenden hatten offensichtlich alle Mühe ihre Fracht überhaupt ins Wachhaus zu bekommen der sich mit allem sperrte was ihm zur Verfügung stand. Bis er sich dann jedoch an einem Bein von Opal festhielt. Dieses hatte er wohl mit einer Steinsäule verwechselt. Da packte der Troll ihn einfach am Kragen und schleifte ihn zum Wachtresen. Dabei schrie der kleine Uniformierte immer wieder, dass er diese „Drecksuniform“ in der Qutschbauchgasse gefunden habe, und sich davon nur erhofft habe, seinen und den Hunger seiner sechs Kinder zu stillen.
Nachdem die Gefreite Gahdollie den Gefangenen übernommen, durchsucht, und ordnungsgemäß in einer Zelle untergebracht hatte, sicherte sie die Uniform und alle weiteren Habseligkeiten von Ophelia die bei dem kleinen Mann gefunden hatten in einer Plastiktüte der Tatortwächter.
„Bringst ihr die Sachen bitte zu SUSI?“ sprach sie an Daniel und Rach gerichtet.
Daniel nickte sofort, doch Flanelfuss wiedersprach, „ich muss jetzt den kleinen Krümel suchen gehen“.
„Warte kurz, “ sagte Rekrut Dolch „ ich habe das Gefühl der kommt gleich von selbst“.
Kaum hatte er das ausgesprochen hörte man auch schon ein leises „Miez, Miez, komm her Miezi!“ welches immer lauter zu werden schien.
Schon kam Luzyfer um die Ecke geschossen, rannte auf Daniel zu und sprang ihm ohne Vorwarnung in die Arme wo er sich sicher wähnte. Als Krümel um dieselbe Ecke bog sah er den kleinen Kater auf dem Arm des Rekruten und brach enttäuscht die Verfolgung ab.
„Och menno, ich habe sie zuerst gesehen“ brummelte er noch.
Daniel hob den kleinen Kater an und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Eleanore war die einzige die dabei in das kleine Gesicht des schwarz-weißen Katers schauen konnte während der ehemalige Rüstungs und-Waffenschmied zu dem Kater sprach. Sie musste sich stark zurück halten nicht laut los zu lachen als sie sah wie Luzyfers Mimik von grinsend, über entsetzt, zu hasserfüllt wechselte.
„Hier hast du ihn, habe ihn nur für dich festgehalten“ mit diesen Worten übergab ein grinsender Daniel jetzt einen knurrenden Luzyfer an den Jungen. Dieser ließ sich durch das Knurren nicht im geringste beeindrucken und drückte ihn fest an sich.
„So, jetzt haben wir alles. Auf zu SUSI!“ sagte Daniel nachdem er lautstark die Hände aneinander gerieben hatte.
„Meinst du wirklich er tut, dem Jungen nichts, Daniel?“ erkundete sich Eleanore leise während Rach und Krümel, mit dem immer noch knurrenden Kater auf dem Arm, sich schon in Bewegung setzten.
„ich bin mir fast sicher…“ dabei zwinkerte er ihr zu, hob entwaffnend die Hände und grinste noch breiter als vorher, während er den anderen dreien folgte.


23.12.2014 20: 55

Damien G. Bleicht

Damien blickte auf Elisa Hummel, die ihn voller Hass aber auch Verzweiflung anstarrte. Er seufzte innerlich. Früher hätte er den Umstand ausgenutzt, dass die Frau ihn offenbar für einen Schergen der Übeltäter hielt, hätte versucht ihr auf diese Weise Informationen zu entlocken. Doch jetzt gerade fühlte er sich nur müde. Er spürte eine beunruhigende Bequemlichkeit und sehnte sich insgeheim nach einer der (zugegebenermaßen recht unbequemen) Pritschen im Schlafsaal der Wache. Überhaupt, sollte sich doch Bürstenkinn mit der Frau herumschlagen, immerhin war es auch dessen tolle Idee gewesen das Balg zu entführen.
"Was ist nun mit meinem Sohn?!" giftete die Mutter ihn an.
"Ich kann ihnen nur folgendes sagen", begann Damien, "Wenn herumschnüffelnde Polizisten ein einsames Kind in einer verwüsteten Wohnung vorfinden, werden die das nicht so einfach ignorieren."
"Neugierige Polizisten... Was soll das den heißen?" Nach ein wenig Grübelei riss Frau Hummel erschrocken die Augen auf, als ihr klar wurde was das bedeutete. Die Stadtwache hatte ihren Sohn! Warum waren sie in ihrer Wohnung gewesen? Waren sie der Sache etwa auf der Spur? Und wenn sie sich nun an die Wache wandte, würden sie bestimmt Antworten von ihr verlangen. Und sie war angewiesen, der Wache nichts zu sagen. Aber sie konnte auch nicht im Ungewissen über das Schicksal ihres Sohnes bleiben... Sie wollte zu einer Frage an den seltsamen Mann ansetzen, aber der hatte ihre kurze Denkpause genutzt, so plötzlich zu verschwinden wie er aufgetaucht war.

12.01.2015 16: 32

Mina von Nachtschatten

Nachdem der Hauptmann erfolgreich von jedweden fremden Wäschestücken befreit und ihm zudem glaubhaft versichert worden war, dass die Kollegen rein gar nichts mit "seinem" Schneider angestellt hatten, wanden sich die drei Wächter dem verwüsteten Verkaufsraum zu.
"Vorhin sah es hier definitiv noch anders aus", stellte Mina fest und bahnte sich vorsichtig einen Weg in Richtung Tresen.
"Aber selbst da drin kann euch doch nicht vollständig entgangen sein, was geschehen ist! Ihr wart doch im Grunde gleich nebenan." Daemon wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen dem noch immer neben ihm stehenden Gefreiten zu. "Nun?", fragte er streng.
War es seine Absicht gewesen, durch diese Haltung etwas von seiner letzthin leicht angekratzten Autorität wieder herzustellen, so wurde der Hauptmann enttäuscht: Fynn war viel zu glücklich, der Gefangenschaft unversehrt wieder entronnen zu sein, als dass er derartigen Signalen die erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt hätte.
"Er hat hier herumgepoltert, Sör. Es klang, als schiebe er schwere Gegenstände über den Boden."
"Ja, eure Tür war sehr gründlich verrammelt, das muss man ihm lassen. Aber warum sollte er darüber hinaus auch den Rest seines Ladens derart zurichten?"
"Keine Ahnung, Sör."
"Und gesagt hat er gar nichts?"
"Nicht nachdem er uns eingesperrt hatte."
In knappen Worten schilderte der Ermittler seinem Vorgesetzten das kurze und wenig aufschlussreiche Gespräch, welches sie bei ihrer Ankunft mit Humperton Normalverbraucher geführt hatten. Daemon gab ab und an ein bestätigendes Brummen von sich oder nickte gewichtig - wenn man sich schon keinen Reim auf das Vorgefallene machen konnte, so schadete es nichts, den Untergebenen gegenüber wenigstens so zu tun, als durchschaue man die Angelegenheit voll und ganz. Derweil ließ er seinen Blick erneut durch den Raum wandern, die eigenen Gedanken beschäftigt mit der Frage, an wen er sich denn nun bezüglich seines Uniform-Problems wenden könnte. Wirklich, was die Wache brauchte waren keine modernen Spielereien für die Laboranten oder Bewilligungen für teure Großeinsätze auf dem kurzen Dienstweg - sondern eine Fachkraft für derlei alltägliche Dinge, für hartnäckige Flecken und die ein oder andere Änderung an der Ausstaffierung. Bestimmt fand sich irgendwo ein Formular, mit welchem er... Aus dem Augenwinkel bemerkte er die RUM-Vampirin hinter dem Verkaufstresen in die Hocke gehen und gleichzeitig wurde Daemon gewahr, dass er immer noch nickte, obwohl keine Worte seitens des zweiten Kollegen im Raum mehr an seine Ohren drangen. Wie lange der Gefreite ihn wohl schon schweigend anstarrte? Er beschloss, diese Frage zu ignorieren.
"Nichts anfassen!", polterte er stattdessen an die verdeckte Ermittlerin gewandt, "Ich habe keine Lust auf das Gejammer von SUSI, wir hätten einen potenziellen Tatort verunreinigt. Natürlich nur für den Fall, dass wir wirklich Tatortwächter hierher bitten müssen."
Mina hob kurz beide Hände über den Kopf zum Zeichen, dass sie nicht vorhatte irgendetwas anzurühren, bevor sie ihre Inspektion fortsetzte.
"Hier liegen eine Menge Papiere in den Tresenfächern", informierte sie kurz darauf die anderen Wächter, "scheinbar unsortiert, in mehrere Stapel aufgeteilt. Und zwei dicke Bücher, ich könnte mir vorstellen, dass es sich um die Auftrags- oder Rechnungsbücher handelt. Könnte für uns vielleicht nicht uninteressant sein."
Hauptmann Llanddcairfyn trat an ihre Seite und überging kurzerhand seine eigene Anweisung indem er das obere der beiden Bücher hervorzog und auf dem Tresen aufschlug. Diverse sich zwischen den Seiten befindliche lose Blätter wurden vom plötzlichen Luftzug angehoben und verteilten sich auf der Ablagefläche.
"Schluderige Buchführung", schnaubte Daemon und unterband damit zugleich jeden aufkeimenden Protest an seiner Handlung seitens der Kollegen. "Vielleicht ganz gut, dass ich ihm meine Uniform zuletzt doch nicht anvertrauen konnte." Er zog mit spitzen Fingern einen sehr auffällig hervorstehenden, zusammengefalteten Zettel aus dem hinteren Teil des Buches. Die mit Tinte gezeichneten Linien darauf drückten durch das dünne Papier und vermittelten weniger den Eindruck einer weiteren Auftragsliste als den von sorgfältig gezeichneten geometrischen Anordnungen. Vielleicht ein Schnittmuster? Mehr aus einem spontanen Impuls heraus als aus wirklichem Interesse entfaltete der Hauptmann das Blatt und für einige Augenblicke herrschte erstauntes Schweigen, während die Wächter das Dargestellte eingehend betrachteten: Von den exakten Geraden und Winkeln über die Anmerkungen an beiden Rändern bis hin zu dem augenfälligen Stempel in der rechten unteren Ecke.
"Gut, nun..." Daemon räusperte sich. "Und jetzt erkläre mir bitte jemand, was ein Schneider mit einem handgezeichneten Grundriss aus dem Archiv der Architektengilde vorhat!"

26.01.2015 15: 26

Ophelia Ziegenberger

Mina räusperte sich leicht.
„Sör? Bevor wir uns ein abschließendes Urteil über diese Frage bilden... vielleicht wäre es hilfreich, die Seite gänzlich aufzuschlagen, aus der du diesen Plan aus dem Auftragsbuch herausgezogen hast? Da stecken noch einige lose Seiten mehr dazwischen.“
Der Hauptmann zog indigniert eine Braue in die Höhe und schnaubte herablassend.
„Als wenn ich das nicht sowieso vorgehabt hätte! Immer diese jugendliche Eile!“
Die Vampirin musste ernsthaft an sich halten, um ein sichtbares Augenrollen zu unterdrücken. Hatte sie sich nicht eben erst selbst maßregeln müssen, dass sie ihre Anspannung der letzten Wochen nicht an ihren Kollegen auslassen durfte? Der Vorgesetzte gehörte zu diesen Kollegen dazu.
Das Buch schlug schwer auf und die Zettelsammlung, die bisher zwischen den letzten Seiten eingeklemmt gewesen war, rutschte heraus wie ein sich entfaltender Fächer. Eine handgeschriebene Seite stach dabei deutlich heraus. Das Papier war von überdurchschnittlich guter Qualität, die Tinte satt und dunkel in großzügig geschwungenen Lettern aufgetragen. Das Schreiben wirkte in seiner Ganzheit so, als wenn der Absender sich nur mit Mühe davon hätte zurückhalten können, es mit einem Siegel zu verschließen. Unterschrieben worden war mit einem leicht schnörkeligen X.
Der Hauptmann hielt das Schreiben in die Höhe und schräg zum Licht, als wenn er am liebsten eine Sehhilfe zur Hand genommen hätte. Dadurch war es Fynn und Mina jedoch problemlos möglich, parallel über dessen Schulter mitzulesen.
„Mein lieber Humperton! Ich bin mir sicher, dass du dich noch an unser erstes Treffen erinnerst. Hier nun lasse ich dir die angekündigten Materialien zukommen. Zusammen mit dem bitte, bitte sehr ernst zu nehmenden Hinweis auf das von mir so schön erdachte Terminfenster. Es wäre mir nicht recht, wenn dir etwas zustoßen würde, nur weil du dieses aus reiner Unachtsamkeit womöglich übersehen hättest. Deswegen: Brav acht geben!
Zu den Einzelheiten! Der feine Stoff sollte in Qualität und Menge ausreichen. Das Garn ebenfalls. Für eventuell zusätzlich benötigtes Material, wie Stecknadeln oder solche Trivialitäten, wirst du sicherlich aufkommen können. Dein Salär wird Entschädigung genug sein, daran soll es nicht scheitern, das weißt du. Anbei findest du die fünf Grundrisse. Die dazu gehörigen Uniformjacken werden dir zeitnah zugestellt. Der Austausch mit den Originalen kann nur zu bestimmten Gelegenheiten erfolgen, weswegen ich auf eine pünktliche Lieferung bestehen muss. Du kannst somit sofort mit dem Kopieren beginnen. Pro Zeichnung ist eine Jacke vorgesehen. Stelle die große weiße Stumpenkerze in das Fenster deiner Dachkammer und entzünde sie, sobald die nächste Arbeit abgeholt werden kann. Einer meiner Mitarbeiter wird sich dann unverzüglich auf unauffällige Weise mit dir in Verbindung setzen.
Es wäre zu deinem eigenen Besten, wenn du möglichst wenig darüber nachdenkst, was für eine spannende Reise den kleinen Kostbarkeiten bevorsteht, sobald sie deine fleißigen Hände verlassen. Mir ist klar, dass du zwangsläufig schnell erkennen würdest, dass es Überschneidungen in den Plänen gibt, dass sie unterschiedlich tiefe Untergeschosse ein und desselben Bauwerkes betreffen. Und auch die Kleidungsstücke an sich geben natürlich, leider, leider unvermeidlich, einen dezenten Hinweis. Man kommt bei den anspruchsvolleren Herausforderungen ja auch nicht umhin, mit Personen zusammenzuarbeiten, die eben nicht dumm wie Stroh sind. Aber das sollte uns beide nicht beunruhigen, nicht wahr, Humperton? Solch kluge Köpfe wissen dann eben auch umso mehr, wann es den Mund zu halten gilt.
Ein Wort zur Sicherheit zum Schluss. Verbrenne die Zeichnungen der Architektengilde sofort, sobald die jeweilige Ebene umgesetzt wurde!
X“
Die Vampirin trat kurzerhand neben ihren Vorgesetzten und blätterte schnell durch die losen Zettel und danach durch das Auftragsbuch. Dieser wollte gerade protestieren, als sie ihm ins Wort fiel.
„Dieser Plan ist der einzige hier drin. Nur noch einer von fünfen? Und der Schneider ist fort, ohne ihn mitgenommen zu haben? Trotz der deutlichen Drohungen? Benötigt er ihn nicht mehr? Das hört sich nicht gut an.“


29.01.2015 17: 18

Daemon Llanddcairfyn

Der Schneider war in aller Eile aufgebrochen, nachdem er die beiden Wächter eingesperrt hatte. Das ließ darauf schließen, dass er sich auf der Flucht befand. 'Merken', dachte Daemon. Humperton war trotz eindeutiger Mittäterschaft an - an was eigentlich? - an dem Verbrechen offenbar nur ein kleines Licht. Man musste an den Auftraggeber herankommen. Der Hauptmann grinste. Dann noch die Tüte und er durfte nicht vergessen, noch die Anzeige zu schreiben.
"Fräulein Schattengewächs", hob er an. Die Vampirin seufzte hörbar.
"Herr Hauptmann?", fragte sie.
"Wir werden ein wenig Zeit miteinander verbringen."
Der Gefreite hinter ihm zog scharf die Luft ein. Der Offizier wandte sich um.
"Ah, Gefreiter Dusternett", er nickte zu. "Wichtige Aufgabe!", er drückte ihm seine Papiertasche in die Hand. "Bitte bring dies ins Wachhaus und lasse es von dort ins Boucherie verbringen. Roxy soll sich darum kümmern." Fynn starrte ihn an. Er sollte die dreckige Wäsche des Offiziers zum Waschen bringen, während der mit der unvergleichlichen Mina hier allein zurückblieb? Doch Daemon sprach weiter.
"Trommel im Wachhaus zusammen, wen Du von unserer Einheit findest. Soweit ich weiß, ist die junge Büronachbarin von Cim eine fähige Tatortwächterin. Wir treffen uns hier, doch nähert euch vorsichtig, wir machen hier derweil weiter", er wandte sich an die Korporalin. "Egal ob Humperton geflohen ist, weil er überrascht war, dass die Wache vor seiner Tür steht, oder ob er aus einem anderen Grund unterwegs ist"
"Er hat das letzte Teil der Lieferung noch nicht abgeliefert", beendete Mina den Satz. SO kompliziert war der Gedankengang jetzt auch nicht, dass ihn nur Offiziere haben konnten. "Der letzte Grundriss liegt ja noch hier. Wir schicken den Gefreiten zum Wachhaus, zünden eine dicke Kerze an und hoffen, dass irgendein Handlanger das ganze hier nicht mitbekommen hat, reinkommt und wir ihn in die Mangel nehmen können, bis er damit rausrückt, wem er die Uniform bringen sollte." Daemon sah sie ausdruckslos an.
"Guter Plan", sagte er schließlich.
Fynn drehte sich mit hängenden Schultern um und ging zur Tür des Ladens. Daemon zog die viel zu kleine Uniformjacke aus und stand jetzt quasi in Zivil - und wesentlich weniger bekleidet, wie Fynn eifersüchtig feststellen musste - neben der Vampirin.
"Sonst noch etwas, Sir?", fragte der Gefreite und griff zur Klinke, daran vorbei und auf das kleine Abstelltischchen neben der Tür. Verwundert sah der Gefreite auf das Blatt Papier unter seiner Hand und die Ikonographie. Er konnte leidlich Lesen und Schreiben, aber selbst einem Analphabetiker wäre aufgefallen, dass dasselbe X wie im Brief als Unterschrift diente.
"Ähm", machte er. "Vielleicht sollte ich die SEALS anklackern und das hier mitnehmen?"

04.02.2015 20: 02

Mina von Nachtschatten

Der Schweiß rann ihm in Rinnsalen über die Stirn, brannte in den Augen und kitzelte an der Nasenspitze, doch Humperton wagte es nicht, diesem Ungemach ein Ende zu bereiten indem er sich mit der Hand über das Gesicht wischte. Denn dabei hätte er für Sekundenbruchteile die Straße vor sich aus den Augen verloren und das schien bei dem halsbrecherischen Tempo, welches der Pferdekarren mittlerweile erreicht hatte, keine gute Idee zu sein. Es war auch so schon schwer genug, die Tiere in der Spur zu halten und den Göttern sei Dank war auf seiner Route nicht allzu viel Verkehr unterwegs - oder zumindest keiner, dem er nicht hätte ausweichen können. Vorhin hatte er beinahe ein Huhn überfahren und kurz darauf einen Obstkarren dergestalt touchiert, dass der Besitzer nun wohl alle Mühe hatte, seine Ware wieder von der Straße aufzulesen, aber ansonsten? Eigentlich lief es zu glatt... Der Schneider verfluchte sich im Stillen, diesen vermaledeiten Auftrag jemals angenommen zu haben. Wenn sie ihn in die Mangel nahmen, schön, aber seine Schwester? Das arme, unschuldige Ding hatte doch keine Ahnung! Wie hatten sie überhaupt von ihr erfahren?
Obwohl aus feinem, leichten Stoff gefertigt, wog seine letzte Stickarbeit schwer in Normalverbrauchers Tasche. Sie war noch nicht ganz fertiggestellt, natürlich, wann hätte er auch die Zeit dafür finden sollen? Er hatte nicht sicher sein können, ob sein Plan, der Wache "unbeabsichtigt" die richtigen Hinweise zu liefern, rechtzeitig das gewünschte Ergebnis haben würde, also war es naheliegend gewesen, das letzte Teil des Auftrages doch noch einzustecken. Vielleicht konnte er sich mit einem Beweis seines bisherigen Fortschrittes noch ein paar Stunden mehr Zeit erkaufen, nur einige wenige Stunden... Beinahe hätte er die Abzweigung verpasst! Normalverbraucher riss an den Zügeln, der Karren ächzte und eines der hinteren Räder löste sich kurz vom Boden, bevor das Gefährt zurück auf die Straße krachte und mit nur geringfügig verminderter Geschwindigkeit seinen Weg fortsetzte. Ein Stück weiter voraus nahm er einige Gestalten in roter Kleidung war, welche am Straßenrand standen und die vorbeifahrenden Kutschen und Karren genau im Auge behielten. In diesem Moment streckte eine von ihnen die Hand aus und winkte einen vollkommen überladenes Kohlfuhrwerk heraus. Der Schneider spürte, wie er trotz seiner Anspannung erbleichte. Gerade jetzt konnte er so gar keine Aufmerksamkeit seitens der Wache gebrauchen!
Es ist erstaunlich, wie schnell das Gehirn in außergewöhnlichen Stresssituationen fähig ist, die Lage genau zu erfassen: Humperton wusste, dass er viel zu schnell unterwegs war, als dass er noch unauffällig hätte abbremsen können, um dergestalt einer Kontrolle zu entgehen. Ihm blieben genau zwei Möglichkeiten: Entweder die Wächter zu passieren, hoffend, dass das Überraschungsmoment ihm den notwendigen Vorsprung geben würde. Oder abbiegen. In diese enge Gasse da; eine kaum zu bewältigende Kurve bei seinem Tempo. Die in dieser Sekunde heran war. Er musste sich entscheiden.


Unterdessen in der Pfirsichblütenstraße

"Da kommt keiner mehr."
Daemon schnippte unwirsch ein Fädchen blaues Garn vom Ärmel des Mantels - er hatte ihn soeben an einer Schneiderpuppe entdeckt und sogleich beschlossen, dass er einen formidablen Ersatz für seine Uniformjacke abgab. Vorübergehend. Probeweise. Außerdem war es in diesem Verkaufsraum nicht unbedingt warm und die roten Ärmelaufschläge gefielen ihm wirklich gut, ebenso wie die Messingknöpfe, welche so viel schöner glänzten als die an seiner sonstigen Dienstkleidung. Dieses Kleidungsstück lies keinen Zweifel daran, dass sein Träger der Leiter, der Chef, der Kopf der Mission war. Welche, dummerweise, gerade ein wenig ins Stocken geriet: Die weiße Stumpenkerze zu finden war nicht das Problem gewesen und da der Raum unter dem Dach auch nur über das eine Fenster verfügte, hatten über den korrekten Aufstellungsort keine Zweifel bestanden. Jetzt passierte allerdings so gar nichts mehr. Weder war die angeforderte Unterstützung vom Pseudopolisplatz eingetroffen, noch hatte sich bisher irgendein Handlanger des mysteriösen X blicken lassen.
Nachdem Fynn das Drohschreiben und die Ikonographie der jungen Frau gefunden und die ganze Angelegenheit somit eine neue Dringlichkeit erhalten hatte, war ihr Plan nur geringfügig verändert worden: Der Gefreite sollte nach wie vor die Kollegen verständigen, darüber hinaus aber auch um verstärkte Streifen bitten und SEALS mit dem Material auf die Straße schicken. Vielleicht konnte sich ja auch irgendjemand einen Reim auf den Raum machen, dessen Wand im Hintergrund der Ikonographie zu erkennen war: Hinter dem Fenster in der rechten oberen Ecke zeichnete sich verschwommen der Umriss eines hohen, schlanken Gebäudes mit einer Art Zwiebeltürmchen ab. Wie viele konnte es davon schon in Ankh-Morpork geben?
"Wie lange sollen wir denn noch hier warten?"
Der Hauptmann wandte sich in einer großen Geste dem Raum zu - und stellte fest, dass er mit der Luft sprach. Richtig, seine Kollegin hielt ja oben die Stellung, für den Fall, jemand würde den Weg über das Dach wählen. Und wenn die Standuhr ihm gegenüber richtig funktionierte, tat sie das erst seit etwa 20 Minuten. Wirklich, musste die Zeit ausgerechnet in solchen Situationen die Konsistenz von Kaugummi annehmen? Daemon stöhnte gequält und spielte schon mit dem Gedanken, aus lauter Langeweile einfach einmal ein paar von den hier vorhandenen Hüten anzuprobieren, als die Ladentür ein leichtes Knarzen von sich gab. Der Hauptmann fuhr herum - wobei die weiten Rockschöße des Mantels besonders elegant in der Bewegung mitschwangen - und sah in das verwunderte Gesicht einer jungen Frau, die mit beiden Händen ein kleines Weidenkörbchen vor sich hertrug. Sie hob fragend eine Augenbraue und strich sich eine widerspenstige rote Locke aus dem Gesicht.
"Sie sind nicht Herr Normalverbraucher", stellte sie dann mit schneidender Stimme fest.

22.02.2015 18: 29

Ophelia Ziegenberger

Humperton konnte exakt und ohne den kleinsten Zweifel erkennen, dass er zu schnell unterwegs war, um beim Passieren unauffällig der Verkehrskontrolle zu entgehen. Ebenso klar schlussfolgerte er, dass es seiner Schwester das Leben kosten könne, wenn er bei einem in aller Hast erreichten Treffen mit dem Auftraggeber die Wächter im Schweif hinter sich her gezogen mitbrächte. Es blieb ihm keine wirkliche Wahl. Er musste die Gasse nehmen. Jetzt, in dieser Sekunde!
Der Schneider riss ruckartig an den Zügeln, das Zugtier wieherte schrill, es folgte dem erzwungenen Richtungswechsel partiell, während der Karren mit dem Heck ausbrach... dann krachten Fuhrwerk, Tier und Mensch gegen die Hausfassade. Holz explodierte in alle Richtungen, zerborsten zu tausenden Splittern, ein eisenbeschlagenes Rad pflügte sie wie ein übergroßer Teller innerhalb einer Sekunde durch die wegspritzenden Kopfsteine und in die darunter liegende Erd- und Unratschicht, dass es einen Erdwall aufwarf, der die halbe Straße querte, die soeben noch befahren worden war. Ein zweites Rad kreiselte klappernd über das Pflaster, bis es an der Bordsteinkante anschlug und liegenblieb. Holz und Metall prasselte zu Boden, es folgten Erdklumpem und Staub. Dann Stille.
Stimmen kamen aufgeregt aus allen Richtungen angerannt.
"Bei Om! Hast du das gesehen?"
"Da ist Hopfen und Malz verloren!"
"Der arme Mann!"
"Das arme Vieh!"
"Platz da! Stadtwache! Wir kümmern uns darum. Weitergehen! Weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen! Hey, Finger weg von dem Rad, das lässt du schön da liegen, Freundchen!"
"Sollen wir noch nach einem Sani rufen? Oder..."
"Wenn er sich nicht in fünf Minuten doch noch regt und Schwierigkeiten mit einem Neustart hat... dann dürfte es das für den hier gewesen sein. Lass uns mal nachsehen, ob er irgendwas in seiner... Jacke... magst du vielleicht... ich meine... ob er was dabei hat, um ihn zu identifizieren."

27.02.2015 13: 12

Fynn Düstergut

„Sehr richtig, junge Frau“, konterte Daemon, „Herr Normalverbraucher hat etwas zu erledigen und mich gebeten, so lange alle... Geschäfte für ihn abzuwickeln.“
„Aha.“ Der Mund der Rothaarigen verzog sich zu einer missbilligenden Schnute. „Ich glaube, dann werde ich besser noch einmal wiederkommen, wenn Herr Normalverbraucher wieder da ist.“
Daemon setzte auf, was er für sein charmantestes Lächeln hielt. „Nicht so schnell. Sie sind doch gekommen, um etwas abzuholen, wenn mich nicht alles täuscht? Ich versichere Ihnen, ich bin mit allen Befugnissen ausgestattet, um Ihnen weiterzuhelfen“, log der Hauptmann.
„Nun, ich sollte tatsächlich etwas abholen. Und zwar den Mantel, den Sie gerade tragen.“

Fynn hatte sich beeilt, zum Wachhaus zu kommen und seine Aufträge auszuführen. Er gab die Tüte bei der Gefreiten Gahdollie zusammen mit der Anweisung des Hauptmanns ab und machte sich auf den Weg zu SUSI. Aus dem Labor dort erklang eine Stimme, die sich verdächtig nach dem Lance-Korporal Rattenklein anhörte. Die Gnomin schimpfte über irgendetwas, gekrönt von einem „UND JETZT RAUS HIER!!“ Eine merkwürdige kleine Gruppe kam daraufhin aus dem Labor. Rach Flanellfuß, dessen Haltung unterdrückten Ärger ausdrückte, führte einen heulenden, kleinen Jungen an der Hand und Daniel Dolch drückte schuldbewusst seinen Kater an sich.
„Was ist denn passiert?“, fragte Fynn. Wenn er schon nicht bei Mina und am Ort des Geschehens sein konnte, konnte er wenigstens etwas Klatsch aufschnappen.


03.04.2015 12: 01

Mina von Nachtschatten

Lange hatte Elisa Hummel mit sich gerungen. Auf der einen Seite wollte sie es einfach nicht riskieren, jemand könnte auf die Idee kommen, sie würde der Wache irgendwelche Informationen zuspielen. Ein Besuch im Wachhaus, um Gewissheit über Krümels Aufenthaltsort zu erlangen, war somit undenkbar. Und im Fall der Fälle wäre der Junge dort gewiss in Sicherheit, sicherer zumindest als hier. Elisa ließ ihren Blick zum wiederholten Male über ihr zerstörtes Heim schweifen. Die junge Frau hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie dies bereits getan hatte - und ebenso wenig wusste sie, wie viel Zeit eigentlich genau verstrichen war, seit der seltsam blasse Mann sich so urplötzlich auf und davon gemacht hatte. War er auch ein Wächter gewesen? Oder nur ein weiterer Scherge des Mannes, dem sie dieses ganze Unglück hier verdankte? Vielleicht war sie ja auf die Probe gestellt worden, ob sie sich an die Abmachung hielt? Selbst jetzt noch fühlte sie sich unentwegt beobachtet. Elisa Hummel fröstelte. Doch auf der anderen Seite, was war sie für eine Mutter, wenn sie nicht alles daransetzte, ihren Sohn zurückzubekommen! Nichts weiter war ihr schließlich geblieben. Sollte er sich wirklich auf der Wache befinden, wäre es da nicht vielleicht doch möglich, ihn schlicht abzuholen, ohne irgendetwas zu sagen? Sie konnte immer noch behaupten, sie wisse rein gar nichts. Genau: Sie würde Krümel einfach an der Hand nehmen und auf der Stelle zu ihrer Schwester nach Quirm reisen. Ohne sich noch einmal umzusehen. In Ankh-Morpork gab es nichts mehr, was sie hielt. Elisa nickte entschlossen und stand auf. Aus dem Durcheinander, das einmal ihre Küche gewesen war, ergriff sie noch rasch ein Brotmesser und verbarg es in einer Manteltasche. Für den Fall, jemand würde sich ihr mit schlechten Absichten in den Weg stellen, war sie verzweifelt genug, davon Gebrauch zu machen!
Dann war sie auch schon aus der Tür hinaus: Den Blick stur geradeaus gerichtet achtete sie auf nichts links und rechts ihres Weges; genauso wenig wagte sie es, den Stadtbewohnern, welche ihr entgegenkamen, ins Gesicht zu sehen. Zu groß war die Furcht, darin etwas zu entdecken, was ihren Willen ins Wanken hätte bringen können. Eine gefühlte Ewigkeit eilte sie so durch die Straßen, bevor sie schließlich, ohne den geringsten Zwischenfall, am Pseudopolisplatz eintraf. Elisa Hummel atmete noch einmal tief durch und betrat das Wachhaus.


Cim hatte wirklich versucht, nicht im Weg zu stehen. Und Bracks Behausung war übersichtlich genug, um eine einzelne Tatortwächterin dahingehend gut im Auge behalten und bei Bedarf zur Seite treten zu können. Als allerdings die durch ihn verständigten Kollegen von SUSI eingetroffen waren, hatte die Sache auf einmal ganz anders ausgesehen. War er sich zunächst nur ein wenig überflüssig vorgekommen, während die einen den verstorbenen Dieb für den Abtransport vorbereiteten und andere zwischen Beweisschildchen herumstiegen und Ikonographien anfertigten, so erschien es ihm bald als gute Idee, doch besser ganz draußen zu warten. Diese Erkenntnis hatte sich in etwa zu dem Zeitpunkt eingestellt, als seine ständigen Ausweichbewegungen in ihrer Häufigkeit zu einer Art sehr seltsamen Ballett geworden waren. Darüber hinaus konnte er sich auch wesentlich angenehmeres vorstellen, denn den zunehmend giftiger werdenden Blicken grummelnder Tatortwächter ausgesetzt zu sein.
Der Oberfeldwebel lehnte sich draußen an die Mauer und beobachtete das Treiben in der Seilstraße - welches größtenteils aus ein paar Straßenkindern bestand, die "Wer wagt sich am nächsten den Wächter heran" spielten. Cim überlegte kurz, ob es vielleicht sinnvoll wäre sie zu fragen, ob sie nicht etwas gesehen hatten, als Tussnelda neben ihm aus der Tür trat.
"Und, was haben wir?", wandte er sich umgehend seiner Kollegin zu.
Die Gefreite hob drei größere Beweismitteltüten in die Höhe.
"Vorerst", betonte sie, "haben wir den Dolch, den Fetzen - und jetzt auch noch das hier."
Sie reichte ihm die dritte Tüte. Darin befand sich ein Buch... welches sie an diesem Tag schon einmal gesehen hatten.
"Schon wieder Twurps Adelsverzeichnis", stellte der Oberfeldwebel erstaunt fest.
"Erneut mit einer Menge sehr ähnlicher Markierungen darin", ergänzte Tussnelda, während sie sich die Handschuhe von den Fingern zog. "Wenn das Labor es nicht braucht, dann könnte es aufschlussreich sein, die beiden Exemplare direkt miteinander zu vergleichen."
Cim nickte.
"Nun sollten wir uns wirklich einmal mit den anderen zusammensetzten. Bin gespannt, ob die auch nur halb so viel entdeckt haben wie wir."

09.04.2015 23: 25

Ophelia Ziegenberger

„...wir nahmen natürlich die Verfolgung auf, doch keine zehn Meter vor dem Haus stürzte die Frau mitten im Lauf zu Boden und rührte sich nicht mehr. Wir stellten fest, dass sie von einem Schützen mit einem Bolzen in den Kopf getroffen worden war. Ein Absuchen der Umgebung brachte keinen Täter zu Tage und auch an der Toten ließen sich keine Hinweise finden, die uns weitergeholfen hätten.“ Mina schloss ihren schmalen Notizblock und setzte sich wieder in den Kreis der Kollegen. Wobei der Begriff Kreis an dieser Stelle nicht wörtlich zu nehmen ist.
Hauptmann Llanddcairfyn nickte zufrieden und räusperte sich gewichtig.
„Danke, Fräulein Nachtmahr! Ich fasse also zusammen: Wir haben nichts, was uns einen Hinweis darauf geben würde, wer hinter all dem steckt!“
Sein Kollege verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust und widersprach.
„Nicht ganz richtig. Wir haben die beiden Adelsverzeichnisse. Der Auftraggeber entstammt ganz sicher nicht der Arbeiterklasse, wenn man sich euren Fund nur anschaut.“ Womit Cim auf das Schreiben und dessen edel geschwungenen Lettern auf dickem Büttenpapier deutete. Er nickte, wie um sich selbst zu bestätigen und Tussnelda von Grantick stimmte ihm umgehend zu. Sie hob eines der genannten Beweisstücke hoch, in dem sie gerade geblättert hatte, das andere ruhte noch immer auf ihrem Schoss, die Seiten zum Vergleich an derselben Stelle aufgeschlagen.
„Sör, ich denke wir können davon ausgehen, dass die beiden ermordeten Diebe in unserer Zelle, Pit Brack und Stef Hummel, ihren Mörder kannten. Also zumindest den Auftraggeber. Und wenn man Korporal von Nachtschattens zusätzlich eingebrachte Akte berücksichtigt, mit deren Zeugenaussagen, dann läuft es auf einen feinen Pinkel und dessen brutalen Handlanger hinaus. Das passt zu den vorhandenen Informationen. Ich war mal so frei, die angefragte Liste der Diebesgilde, die vor ein paar Stunden ankam, mit den an den Tatorten gefundenen Adelsverzeichnissen und ihren Markierungen zu vergleichen. Von den Besitzern der abgelaufenen Plaketten, die Brack und Hummel vor jener Nacht abklapperten, sind fünf Personen auch in den beiden Ausgaben des Twurps umkringelt. In beiden ist aber jeweils der Eintrag zu Lord Havimdash besonders fett umrandet. Das wird wohl kein Zufall sein.“
Cim blickte wohlwollend zu ihr rüber.
„Du denkst also, dass dieser Havimdash der Drahtzieher ist?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Spricht jedenfalls nichts dagegen. Er wurde in den letzten Tagen wegen seiner abgelaufenen Plakette kontrolliert, er ist deffinitiv reich, er hat einen extrem zweifelhaften Ruf und einen als brutal und rücksichtslos bekannten Schläger in seinen Diensten.“
Cim grinste, als wolle er am liebsten sagen: Seht her! Das ist mein Mädchen!
Die Tür öffnete sich zum Besprechungsraum und alle drehten sich um.
Hauptmann Llanddcairfyn runzelte unwillig die Stirn.
„Rekrut Wollfuß! Das hat ja ewig gedauert! Gibt es erwähnenswerte Neuigkeiten? Und wo ist das Gör abgeblieben? Du hast es doch wohl nicht verloren?“
Der Angesprochene wirkte außerordentlich erschöpft, selbst wenn er sich aufrecht hielt und ob der Ansprache einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln verzog. Er seufzte, schloss die Tür hinter sich und querte den Raum auf der Suche nach einem freien Stuhl. Als er keinen fand, strich er sich frustriert die Strähnen aus der Stirn, stellte sich locker hinter die Stühle seiner Kollegen und salutierte dermaßen präzise, dass zwar kein Zweifel an seiner Einstellung dazu bestehen konnte, dass es aber trotzdem unmöglich sein sollte, ihm diese Einstellung vorzuwerfen.
„Ja, Sör! Nein, Sör! Bei seiner Mutter, Sör! Und nein, Sör!“
Der Hauptmann blinzelte irritiert, ehe er sich auf die einzige Information beschränkte, die ihm wichtig genug erschien, um sich präventiv zu echauffieren.
„Wie bitte? Du hast den Jungen abgeschoben? Entgegen deiner Anweisungen, dich um ihn zu kümmern? Einen wichtigen Zeugen einfach weggeschickt?“
Der Rekrut straffte seine Haltung etwas und richtete seinen Blick so aus, dass dieser knapp über den Kopf seines nominellen Vorgesetzten hinweg glitt.
„Eliza Hummel konnte sich eindeutig als die Mutter des Kindes ausweisen, welches sich unter dem Rufnamen Krümel in unserer vorübergehenden Obhut befand. Zu den Vorgängen in ihrem Haus hat sie eine vollständige Aussage aufnehmen lassen, die ich persönlich niedergeschrieben habe. Eine Kopie davon wird soeben erstellt und uns in die Sitzung gereicht werden. Inhaltlich bleibt nur festzustellen, dass sie von den Vorgängen keine Ahnung hat und davon ausgegangen ist, dass ihr Mann sich wieder einmal in unlautere Geschäfte verwickeln lassen hat. Sie habe ihn deswegen ohnehin verlassen wollen, das sei schließlich kein Leben für ein Kind. Als sie vom Tod ihres Mannes erfahren habe, sei das zwar traurig gewesen, in gewissem Sinne aber auch eine Erleichterung. Die Zerstörung ihrer Wohnung habe in ihrer Abwesenheit stattgefunden. Als sie zurückgekehrt sei von ihrem Einkauf, habe sie verzweifelt nach ihrem Sohn gesucht und von einer zwielichtigen Person erfahren, dass sie ihn bei uns finden könne. Frau Hummel sagte aus, dass sie sich nicht genau an diesen Informanten erinnern könne, sie sei außer sich vor Angst um ihr Kind gewesen. Krümel, pardon... Erich, wie er in Wirklichkeit heißt, hat seine Mutter sofort und ohne Zweifel erkannt. Beide bestanden darauf, zu gehen und nichts weiter zu wissen. Ich wies sie darauf hin, dass sie sich noch eine Zeit lang zu unserer Verfügung bereithalten müsste, falls wir Fragen hätten. Sie bejahte das.“
Daniel Dolch, der sich bisher im Kreise der höherrangigen Kollegen absolut zurückgehalten hatte, konnte nicht verhindern, dass ihm spontan die gemurmelte Erkenntnis herausrutschte:
„Als wenn! Die sehen wir nie wieder.“
Rach warf ihm einen unbewegten Blick von solcher Intensität zu, dass der Ex-Schmied leicht in sich zusammensank. „Tschuldigung...“
Llanddcairfyn wirkte auf seine eher flatterige Art erbost.
„Man hätte sie verhaften müssen!“
Rach hob spöttisch beide Brauen, was trotz seiner offenkundigen Erschöpfung nicht die Wirkung verfehlte.
„Tatsächlich... Sör?“
Der Hauptmann zuckte zusammen, als ihm ein oder zwei Gedanken durch den Sinn flitzten, die vermutlich etwas mit der eigentlichen Tätigkeit des geduldeten Pseudo-Rekruten hier im Wachhaus zu tun haben mochten. Er räusperte sich und entschied, das Thema fallen zu lassen. Demonstrativ aufgeräumt wandte er sich wieder seinem echten Team zu.
„Kommen wir zu den wirklich interessanten, wenn natürlich auch sehr tragischen Neuigkeiten! Gefreiter Diestelgut, bitteschön!“
Fynn wich möglichst allen Blicken aus, als er sich zum Vortragen seiner Notizen erhob.
„Ja, äh, die Leiche, Sör! Also… die neueste Leiche. Vom Schneider die.“
Oberfeldwebel Bürstenkinn holte tief Luft, wie um sich zu Ausgeglichenheit und Selbstbeherrschung zu zwingen und der Gefreite Düstergut machte den Fehler, ihn dabei anzusehen. In Reaktion wurde er knallrot im Gesicht und beeilte sich, noch einmal in geordneter Form mit seiner Aussage anzusetzen.
„Also… Unser Verdächtiger, der Schneider Humperton Normalverbraucher... der war ja auf der Flucht. Wegen des Bildes seiner Schwester auf der Anrichte bei ihm in der Werkstatt hatten die Kollegen ja schon geschlussfolgert, dass Humperton auf schnellstem Wege unterwegs sein würde und hatten deswegen eine Ikonographie von ihm aus dem Verzeichnis der Gilde entnommen und diese an die Seals-Kollegen zu den Straßensperren klackern lassen. Die haben Ausschau gehalten, hauptsächlich nach zu schnellen Gefährten, in denen er unterwegs vermutet wurde. Die haben ihn dann auch ziemlich schnell gefunden. Weil er eine Kurve bei überhöhter Geschwindigkeit nicht mehr richtig bekommen hat, als er den Kollegen ausweichen wollte. Er ist gegen ein Haus gekracht. Tot. Die Kollegen haben ihn sofort erkannt, obwohl die Ähnlichkeit zwischen ihm und der Ikonogr... naja... jedenfalls, sie haben ihn dann durchsucht. Gefunden haben sie eine Stickarbeit, die... also, in der Nachricht per Taube stand jedenfalls, dass sie vermuten würden, dass es sich um einen dieser gesuchten Grundrisse handeln würde. Sie haben sich nicht getraut, das Tuch weiter als nötig aufzufalten, weil der Stoff wohl zu dünn sei. Sie hatten Angst, das Beweismittel aus Versehen kaputt zu machen dabei. Es wird in den nächsten Minuten im Wachhaus eintreffen, dann wissen wir Genaueres.“
Er holte schnell Luft und setzte sich prompt wieder. Sein Blick huschte nur kurz scheu zu der Kollegin in roter Uniform hinüber, doch die konzentrierte sich bereits wieder auf den Hauptmann.
„Was jetzt, Sör? Aus dem handgezeichneten Grundriss aus dem Archiv der Architektengilde, den wir aus dem Auftragbuch Humpertons mitgebracht haben, ist ja ersichtlich, dass es sich um eine Sache rund um den Patrizierpalast drehen muss. Erst recht, wenn man die Uniformjacke der Palastgilde hinzunimmt, die du beim Eintreffen der Handlangerin anhattest und die sie direkt vor ihrem Tod noch als ihr Zielobjekt ausgewiesen hatte. Mit dem öffentlichen Unfalltod Humpertons dürfte die Hoffnung irrational sein, dass Lord Havimdash nichts davon erfährt, dass ihm der letzte Teil zu Durchführung seiner Pläne abhandengekommen ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er entweder sofort auf die Umsetzung dieses Planes drängt... oder dass er umgehend damit beginnen wird, sämtliche Beweise zu vernichten, wenn wir ihm nicht zuvor kommen.“
Der Hauptmann atmete tief durch, was Tussnelda die Möglichkeit gab, mit neutraler Stimme in die Stille zu fragen:
„Reichen unsere Beweise für einen Haftbefehl gegen einen Adligen aus? Sind sie stabil genug, um uns gegen die erste Anwaltsmauer durchzusetzen?“
„Und die andere Frage lautet:“, warf Cim mit leicht verkrampften Kiefermuskeln ein. „Informieren wir den Palast erst nach dem Versuch? Oder lieber...“, er blickte bedeutungsvoll über seine Schulter zu dem dort schweigsam stehenden Rekruten, „... davor?“


07.05.2015 16: 14

Mina von Nachtschatten

"Dritte Frage", knurrte Daemon, "Wollen wir wirklich, dass unsere kompetente Palastwache den Fall an sich reißt und diesen Havischmarn entkommen lässt?"
Stille schloss sich an, während die meisten Wächter genau diesen Fakt gegen die unbestreitbare Tatsache abwogen, dass in solchen Fällen eigentlich die jeweilige Zuständigkeit zu beachten war.
"Sagen wir es so", meinte Rach schließlich mit einem resignierten Seufzen, "Sollten wir tatsächlich Interesse an einem Erstversuch haben, aber gleichzeitig vermeiden wollen, dass der Palast uns die Unterschlagung von Informationen vorwirft... so würde ich, selbstredend nur rein hypothetisch, den langen Dienstweg empfehlen. Denn sehr langen. In Kombination mit dem, was die Kollegen vom Palast wiederum der Stadtwache zutrauen, dürften wir dadurch mehr als genug Zeit gewinnen, um wie auch immer in Aktion zu treten. Aber das ist alles rein spekulativ." Er zuckte mit den Schultern. "Denn ansonsten dürfte ich eigentlich gar nicht darauf hinweisen."
"Soso, dürftest du nicht...", murmelte Cim beinahe unhörbar, während der Hauptmann den Rekruten misstrauisch musterte und offenbar einen Test durch den Inspektor witterte.
"Aber selbst wenn wir Havimdash zuerst konfrontierten, was wollten wir zu ihm sagen? Sie sind festgenommen, da ihr Name in einem Buch dick umrandet ist?" Mina setzte eine kritische Miene auf. "Ich halte das ehrlich gesagt für ein wenig dünn..."
"Aber mehr haben wir nicht, weil jemand einfach so potenzielle Zeugen hat davonspazieren lassen", ließ es sich Hauptmann Llanddcairfyn nicht nehmen, eine weitere verbale Spitze gegen den Inspektor abzuschießen.
Rach ignorierte die Provokation gekonnt.
"Wie wäre es mit einer Schriftprobe?", schlug er stattdessen vor. "Immerhin haben wir einen schönen handschriftlichen Brief vom Täter."
"Das wäre in der Tat hilfreich." Tussneldas Blick verklärte sich. "Man könnte sogar Tinte und Papier miteinander abgleichen. Sollte es da Übereinstimmungen geben, würde es selbst dem feinen Lord schwerfallen, sich herauszureden..."
"Und vielleicht, also...", fiel ihr Daniel Dolch eifrig ins Wort, offenbar bemüht, seinen vorangegangenen unpassenden Kommentar durch einen konstruktiven Beitrag wieder wett zu machen. "Haben wir denn schon irgendeine Ahnung, wo diese Schwester sein könnte? Wenn sie noch lebt und wir den Verdächtigen mit ihrer Entführung in Verbindung bringen..."
"Dann müsste aber erstmal eine Lösung zu unserer Zwiebeltürmchen-Frage her. Dass aber auch keiner dieses vermaledeite Gebäude erkennt!" Cim verschränkte die Arme vor der Brust und man sah ihm an, wie es ihn wurmte, einer von "keiner" zu sein. "Und für den anderen Kram fehlt uns die Zeit! Zumindest wenn sich niemand hier zu Havimdashs Brieffreunden zählen kann."
In diesem Moment betrat eine drahtige, bleiche Gestalt den Besprechungsraum, in Händen ein kleines Tütchen - und wurde prompt zum nächsten Opfer des immer noch gereizten Hauptmanns.
"Lance-Korporal Blass, wo warst du? Sold gibt es nicht für Abwesenheit!"
Damien tat ihm allerdings nicht den Gefallen, angemessen schuldbewusst dreinzublicken. "Ich bringe ein weiteres Puzzleteil, mit den besten Grüßen meiner Kollegen", meinte er salbungsvoll und reichte dem Vorgesetzten das Tütchen, welches dieser ohne es anzuschauen an Tussnelda weitergab.
"Machst du dich über mich lustig, Lance-Korporal?", wollte Daemon mit scharfer Stimme wissen.
"Käme mir nie in den Sinn, Hauptmann", meinte sein Gegenüber mit vollkommen ernster Miene. Dann fiel sein Blick auf die vor der Gruppe ausgebreiteten Beweismittel. "Ist das die vermisste Schwester?", fragte er und nahm die Ikonographie in die Hand. Die Eckdaten der Angelegenheit waren also trotz nur unzureichender Anwesenheit bis zu ihm durchgedrungen.
"In der Tat. Aber bisher konnten wir nur wenig damit anfangen."
"Das ist in der Ankhstraße", meinte der Szenekenner ohne mit der Wimper zu zucken. "Ich hatte da mal einen Kontakt. Der Turm gehört zu einer Villa, die sich so ein reicher klatschianischer Tabakmagnat hat bauen lassen. Ruinierte sich damit vollkommen, der Herr. In der Gegend stehen einige leere Häuser." Er blickte auf uns sah in erstaunte Gesichter. "Sagt bloß, das hat außer mir keiner gewusst?!"


Derweil an anderer Stelle...

Eigentlich hätte ihm von Anfang an klar sein müssen, dass die Angelegenheit nicht wunschgemäß vonstattengehen würde. Das kam davon, wenn man sich auf irgendwelche Handlanger und Aushilfskräfte verließ! Aber er hatte nun einmal keine Wahl gehabt und zu oft selbst in Erscheinung zu treten wäre seinem Vorhaben nur noch abträglicher gewesen. Jetzt galt es, die Sache zu einem Abschluss zu bringen und zwar zu einem Abschluss in seinem Sinne. Die Voraussetzungen waren nicht ideal, bei Weitem nicht, und besonders Humpertons vorzeitiges Ableben ließ die Erfolgsaussichten noch einmal schwinden. Aber er hatte schon zu viel Geld und Mühe in diese Unternehmung investiert, um nun zurückzuweichen! Scheitern war keine Option!
Er atmete tief durch. In Kürze wäre alles vorbei. Dann musste er nur noch die Mitwisser davon, nun... überzeugen, nichts mehr zu wissen. Am besten nie wieder. Die Getränke standen schon bereit. Um auf den Erfolg anzustoßen, selbstredend. Bedächtig holte Lord Havimdash eine kleine Flasche hervor und gab einige Tropfen jener Flüssigkeit in die schweren Kristallgläser, welche auch schon bei Brack und Hummel gute Dienste geleistet hatte.

07.05.2015 20: 52

Ophelia Ziegenberger

„Es ist das richtige. Nach hinten verhängte Fenster im ersten Stock, alles andere leer.“ Bürstenkinn flüsterte die wenigen Worte im Vorbeigehen und rieb sich dabei zudem mit beiden Händen wie müde über das Gesicht. „Fünf Minuten, dann bin ich um den Block und drin. Ich warte nicht zu lange auch euch.“ Damit war er auch schon fort.
Tussnelda und Mina standen in der schmalen Seitenstraße an der verschatteten Hausecke, sahen einander an und waren sich auch wortlos einig. Sie hatten nicht vorgehabt, den Einsatz unnötig zu verzögern. So gesehen kam es ihnen eher so vor, als wenn sie nun auf den Oberfeldwebel zu warten hätten.
Es dauerte nicht lange, da ging auf der breiten Straße, gegenüber von ihnen, Damien an der Häuserfront entlang. Der schwere Tragebeutel, in dem er Lebensmittel transportierte, wirkte reichlich mitgenommen – und gab nach. Es entstand ein kleiner Aufruhr, als er erst vor sich hin fluchte und kurz darauf die üblichen ‚netten’ Helfer abwehren musste.
Tussnelda zog ihren Kopf wieder zurück. Der observierte Hauseingang um die Ecke hatte soeben planmäßigen Besuch erhalten.
Sie nickte der Kollegin zu.
„Er ist drinnen. Auf zehn! 1... 2... 3... 4...“
Gegenüber schmiss der Lance-Korporal in zivil seine eben eingesammelten Einkäufe trotzig mit Absicht zu Boden und setzte zu einem vorwurfsvollen Vortrag über Ungerechtigkeit an.
Die beiden Frauen gingen zügig auf den Hauseingang zu, nutzten die Vorarbeit des Kollegen und huschten lautlos in den staubigen Vorraum hinein. Mina schloss die Tür so vorsichtig wie möglich hinter ihnen, dabei stets mit beiden Händen am Holz, um es sachte einrasten zu lassen. Sie sahen sich im Schummerlicht um und lauschten.
Tussnelda wartete darauf, dass ihre Augen sich daran gewöhnen würden. Als sie die Treppe direkt vor ihren Füßen zu erkennen begann, deutete ihre Vampirkollegin ihr bereits per Handzeichen an, dass sie vorangehen würde.
Der Aufstieg ging nur zäh voran. Jede einzelne Diele musste mit den Schuhspitzen angetestet und mit äußerst zögerlicher Sorgfalt belastet werden, um verräterische Geräusche zu verhindern. Insgeheim fragte sie sich ernsthaft, wie Cim ihnen da so schnell so weit voraus sein konnte.
Das Ächzen und Knacken des arbeitenden Holzes im verlassenen Haus hätte beruhigend wirken können. Wenn es nicht aufgrund des Wissens, dass sie eben nicht allein waren, so unheimlich gewesen wäre!
Eine Stimme murmelte in einiger Entfernung gedämpft. Das Geräusch war jedoch so konkret und fast greifbar, dass es sie regelrecht an ihrer Stelle gefrieren und den Atem anhalten ließ. Mina, einige Schritte vor ihr und bereits auf dem Treppenabsatz angekommen, hatte ähnlich reagiert und hielt ihre Hand warnend erhoben.
„Brauchst gar nicht so zu glotzen... nur die Nachricht abzuwarten... eigentlich schon klar, was er... nur eine Frage der Zeit. Dann hast du’s auch hinter d...“
Sie warteten bewegungslos, doch das kaum hörbare Gespräch verlief wohl sehr einseitig. Keine zweite Stimme, die zugestimmt, widersprochen oder das Gesagte auch nur ergänzt hätte.
Nachdem Mina die Lage kontrolliert hatte, bogen sie in sehr, sehr langsamem Tempo in den Korridor der ersten Etage ein. Ein klitzekleines Fenster am Ende des Ganges spendete schmutziges Licht, so dass sie Cim vor einer der verschlossenen Türen knien sehen konnten. Er blickte in angespannter Haltung durch das tiefe Schlüsselloch.
Die Stimme war zwar noch immer leise, doch die verständlichen Passagen wurden umfangreicher.
„Wobei ich sowieso schon ganz genau weiß, was er sagen wird. Dasselbe wie immer: Vernichte die Beweise! Man kann über den Boss sagen, was man will. Aber schlampig ist er nicht, was so was angeht. Vielleicht sollte ich ihm einfach zuvor kommen? Das würde ihm doch zeigen, dass ich nicht so nutzlos bin, wie die anderen es gewesen sind, oder?“
Es folgte Stille, untermalt von leisen Schritten. Eine Diele knarrte. Und zwar keine von denen hier draußen!
Tussnelda sah kurz auf ihre eigenen Füße, wie um sicher zu gehen, als sie Cim scharf einatmen und sich dann schnell bewegen hörte. Sie blickte auf, da krachte auch schon die Tür aus den Angeln, vor der er bis dato gehockt hatte. Mina von Nachtschatten rannte vor ihr los und sie hörte Stimmen durcheinanderschreien.
„Stadtwache! Waffe fallenlassen und auf den Boden! Weg von der Frau, sofort! Hinlegen! Aber plötzlich!“
Die Tatortwächterin dachte für einen Sekundenbruchteil ‚Hoffentlich läuft es bei den Kollegen mit der Schriftprobenaktion vorhersehbarer ab.’, ehe sie auch schon alle Hände voll damit zu tun hatte, eine völlig verängstigte Frau von Fesseln und Knebel zu befreien, sie zu beruhigen, Cim bei der Festnahme des kräftig gebauten und keineswegs willigen Verdächtigen aus dem Wege zu springen, Mina Handschellen zu reichen und auch sonst konzentriert bei der Sache zu sein.


09.05.2015 23: 45

Mina von Nachtschatten

Schon seit geraumer Zeit beobachteten die beiden Wächter in zivil das große Anwesen auf der anderen Straßenseite. Sie hatten die verschiedensten Szenarien gedanklich durchgespielt und wieder verworfen; abenteuerliche Pläne geboren aus schierer Verzweiflung (zumindest auf Seiten des anwesenden Gefreiten), die selbst mit ausreichend Vorbereitungszeit nur schwer umzusetzen gewesen wären. Aber genau daran mangelte es ihnen - sowohl an Zeit, als auch an jedweder Vorbereitung. 'Versucht mal, so eine Schriftprobe zu beschaffen, aber beeilt euch.' Das war die Anweisung des Hauptmanns gewesen. Alle anderen hatten klar strukturierte Aufgaben erhalten, für deren Durchführung es nicht viele Optionen gab: Die Schwester retten, den Palastwachen auf die Nerven gehen... Im Falle des Hauptmanns bestand seine derzeitige Tätigkeit wohl in einem Päuschen - etwas, das Fynn jetzt gerade auch gern gehabt hätte. Aber nein, er saß hier neben dem Inspektor und wusste nicht, auf was er sich mehr konzentrieren sollte: Auf die Aufgabe oder darauf, nicht allzu schlecht bei einer etwaigen Inspektion abzuschneiden. Wobei, bei nähere Betrachtung, das eine eng mit dem anderen zusammenhing.
"Wie wäre es mit so einem, na ja, religiösen Hausbesuch", schlug er nun halbherzig vor. "Die gehen doch manchmal von Tür zu Tür, oder? 'Guten Tag, wir würden gern mit Ihnen über Offler sprechen', oder so."
"Kennst du dich damit ausreichend aus?", fragte Rach ohne den Blick vom Havimdash'schen Anwesen zu wenden.
"Nein, leider nicht."
"Dann ist das nicht glaubwürdig genug. Und überhaupt, wie sollte uns das weiterbringen?"
"Wenigstens versuche ich mir etwas auszudenken."
"Willst du damit etwas andeuten, Gefreiter? Ich bin ganz Ohr."
Oha, zu weit vorgewagt. Fynn hüstelte verlegen.
"Nicht so wichtig..." nuschelte er.
Das einfachste wäre wirklich gewesen, wenn sie offiziell als Wächter hätten anklopfen können, wegen irgendeinem Bagatelldelikt. Aber das war beiden zu riskant: Sollte der Lord wirklich ihr Mann sein, dann lag es nahe, dass ihn ein offizieller Wächterbesuch misstrauisch machen würde - auch wenn es "offiziell" nur um eine Verwarnung wegen Falschparkens für seinen Kutscher gehen sollte.
"Was denkst du, was das da oben ist? Über dem Erker auf der linken Seite?", wollte Flanellfuß kurz darauf wissen. Mit einem Nicken wies er zum Gebäudedach hinauf.
Fynn kniff die Augen zusammen und spähte in die angegebene Richtung. Schornsteine, Dachschindeln, ein Wasserspeier... und daneben, halb verborgen hinter anderen Aufbauten...
"Könnte ein privater Klacker sein", meinte er nach einer Weile unsicher. Er warf seinem Kollegen einen schiefen Blick zu. "Aber als Mitarbeiter vom Großen Strang gehen wir auch nicht gerade durch."
"Das bleibt abzuwarten. Wo ist der nächste öffentliche Semaphorenturm? Zwei Straßen weiter, wenn ich mich nicht irre?"
"Ich glaube schon..."
Der RUM-Ermittler war sich nicht ganz sicher ob ihm das Eigenmoment gefiel, welches die ganze Angelegenheit gerade bekam. Doch Rach schien bereits zu einem Entschluss gelangt zu sein.
"Gut, ich bin gleich wieder da", meinte er. "Du könntest uns mittlerweile ein paar Werkzeuge besorgen." Und damit war er auch schon verschwunden, bevor Fynn überhaupt die Gelegenheit gehabt hatte, protestierend den Mund zu öffnen. Was erlaubte dieser Flanellfuß sich eigentlich? Immerhin war er hier der fertig ausgebildete Wächter, sogar mit Spezialisierung, und der andere nur der Rekrut. In einem kurzen Anfall von Trotz erwog Fynn, die Anweisung einfach zu ignorieren, aber wenn er es sich mit dem Inspektor verscherzte, nun ja. Niemand wusste so genau, was das nach sich ziehen konnte.
Missmutig erhob sich der Gefreite und trottete die Straße entlang, bis er einige Häuserblocks zwischen sich und den vorherigen Beobachtungsposten gebracht hatte. Wahllos steuerte er einen Hauseingang an und klopfte, während er seine Wachemarke aus den Tiefen seiner Jackentasche pfriemelte. Ein Mann mittleren Alters öffnete.
"Jau, was issn?"
"Stadtwache Ankh-Morpork. Ich... also ich müsste kurz Ihren Werkzeugkasten beschlagnahmen, so Sie einen haben."

Dem melodiöse Läuten der Türglocke folgte zunächst Stille, dann entschlossene Schritte und gleich darauf öffnete sich die schwere Eingangstür. Ein Mann in tadelloser Livree beäugte die beiden Wächter misstrauisch.
"Sie wünschen?", näselte er.
"Guten Tag, Knurrhahn und Tack, wir wurden vom Großen Strang beauftragt hier im Bezirk alle privaten Klackeranlagen zu überprüfen." Rach tippte sich kurz an die geliehene Mütze und lächelte einnehmend. "Es gab letzthin einige fehlerhafte Meldungen, die Schäden an der Klappenjustierung verursachen können, sofern sie über die entsprechenden Anlagen gelaufen sind. Um einen weiterhin reibungslosen Ablauf zu gewährleisten müssten wir einen kurzen Blick auf ihren Klacker werfen, wenn's genehm ist."
Der Mann in der Tür hob misstrauisch die Augenbrauen.
"Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Anlage einwandfrei läuft", behauptete er in herablassendem Tonfall.
"Sind Sie der Besitzer dieses Anwesens?"
"Ich stehe in Diensten Lord Havimdashs!"
"Wäre er zu sprechen?"
"Ihre Lordschaft möchte momentan nicht gestört werden."
"Das ist verständlich", erwiderte Rach bedächtig. "Aber wenn wir die Kontrolle nicht durchführen können benötigen wir eine Unterschrift des Klackerinhabers, welche unsere Firma von allen eventuell entstehenden Schäden durch zukünftige fehlerhafte Übertragungen ob nicht gestatteter Reparatur entlastet."
Der Bedienstete überlegte einen Moment. Der Gedanke, seinen Herrn mit etwas derartigem zu belästigen schien ihm noch weniger zu behagen, als unerwartet Handwerker im Haus zu haben.
"Na schön, aber treten Sie sich die Stiefel ab."
Handwerker mit schmutzigen Schuhen um genau zu sein.

11.05.2015 20: 50

Ophelia Ziegenberger

Die dicken Teppiche dämpften ihre schweren Schritte. Die samtbezogenen Tapeten taten ein Übriges, zusammen mit den allenthalben dekorativ drapierten Vorhängen mit ihren dicken Fransenquasten. Die immer wieder abbiegenden Flure schienen kein Ende nehmen zu wollen. Dunkle Möbel, schimmernd von der Holzpolitur, nirgendwo der kleinste Staubkrümel zu entdecken, die mit strahlend weißen Schürzchen umgürteten Dienstmädchen kamen ihnen alle Nase lang lautlos und mit gesenkten Blicken entgegen.
Fynn sah schüchtern zu den Gemälden auf, die allesamt dicke reiche Männer mit schweren Goldringen zeigten. Seine Nackenhärchen richteten sich auf und es fiel ihm schwer, zu atmen. Rasch wandte er den Blick von den hohen Herren ab und richtete ihn stattdessen auf den ihm vorangehenden Kollegen. Flanellfuß wirkte, wenn überhaupt, nur ein wenig ungeduldig. Die düstere Atmosphäre in diesem Haus schien ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken.
Sie gelangten an eine schwere Doppeltür, vor der der Diener ihnen zu warten gebot. Dann verschwand er nach kurzem Klopfen in dem dahinter liegenden Raum. Die Tür schloss sich vor ihrer Nase.
„Was machen wir, wenn das nicht...“ Der Kollege unterbrach ihn mit auffahrender Hand, den Finger mahnend erhoben, die Augen geschlossen, während er sich leicht vorbeugte und sein Ohr vorsichtig an das dicke Holz anlehnte.
Fynn presste die Lippen gekränkt zusammen. Er wechselte den schweren Werkzeugkasten absichtlich nicht ganz so leise in die andere Hand, wie es ihm möglich gewesen wäre.
Flanellfuß öffnete die Augen wieder und sah ihn vorwurfsvoll an. Dann richtete er sich plötzlich wieder mit völlig arglosem Blick auf und strich sich gelangweilt die Jacke glatt.
Die Tür öffnete sich wieder, diesmal etwas weiter als zuvor.
„Wenn die Herren bitte eintreten würden? Seine Lordschaft empfängt nun.“
Er hatte mit einem Mal Schwierigkeiten, richtig zu schlucken. Gemeinsam traten sie in ein prunkvoll ausgestattetes Arbeitszimmer. Fynn wusste nicht, ob es an seinem vergleichsweise eher schlichten Geschmack lag oder ob es tatsächlich so war. Aber all der Goldputz, die ausgestopften Nagetiere mit ihren stumpf glänzenden Glasaugen auf jeder freien Ablagefläche, die wuchtigen Möbel... alles das wirkte auf ihn völlig überladen. Offenbar lebten die Schönen und Reichen ja wirklich so. Aber für ihn wäre es nichts gewesen. Man traute sich ja kaum, sich zu bewegen, aus Angst, versehentlich irgendein Frettchen oder Eichhörnchen runter zu stoßen!
Flanellfuß schritt großzügig aus und streckte dem Hausherrn hinter dem Schreibtisch dabei zur Begrüßung leutselig die Hand hin.
„Lord Havimdash, wenn ich nicht irre? Freut mich, dass sie kurz Zeit für uns erübrigen können. Knurrhahn und Tack, vom Großen Strang. Wir wollen auch nicht lange stören.“ Er bemerkte den verächtlichen Blick auf seine Hand und zog diese peinlich berührt zurück, kurz in Verlegenheit, was er mit dieser machen solle. Er wischte sie nervös an seiner Hose ab, bevor er sich sichtlich wieder fing. „Äh, ja...“ Sein Blick huschte, wie nach Bestätigung suchend, zu Fynn – der sich einen kurzen Moment der Schadenfreude gestattete.
‚Wie dumm von ihm! Das hätte sogar ich ihm sagen können, dass er von dem Kerl keine Nettigkeiten zu erwarten braucht.’
Ihr Verdächtiger erwies sich als ein überraschend schlanker Mann, wenn man die Galerie seiner vermeintlichen Vorgänger oder Vorbilder im Korridor zum Vergleich heranzog. Er hatte einen leicht dekadenten Kleidergeschmack, konnte aber gerade noch so als gut angezogen durchgehen. Er griff mit abfälligem Blick nach einem Glas Wein, das auf seinem Schreibtisch bereit stand und gönnte sich einen genussvollen Schluck, ehe er es wieder abstellte. Seine Stimme klang ungeduldig.
„Worum geht es? Meine Zeit ist kostbar. Tatsächlich gedenke ich in eben diesem Moment, im Salon wichtige Geschäftspartner zu empfangen. Ich bin nicht willens, sie warten zu lassen. Also?“
Flanellfuß begann sofort, in der geliehenen Umhängetasche zu kramen, während er umständlich zu erklären begann, weswegen sie hier seien.
„Wir kommen wegen des Privatklackers, euer Lordschaft. Es gab in den letzten Tagen einige Unregelmäßigkeiten bei der Übermittlung von Kurznachrichten. Die Chiffrierung hat sich als eine überarbeitete Variante des Thermoflexischen Temporalüberfahrers erwiesen, Nummer drei Punkt zwei würden wir sagen, der ja bekanntermaßen zu einem Verklemmen der Klappen auf...“
„Kommen sie zum Punkt! Mein Diener meinte, sie wollten eine Unterschrift von mir?“
Der Kollege schien mit jeder weiteren Minute unter dem scharfen Urteil des Adligen seine Maske der Gelassenheit einzubüßen. Fast tat er Fynn inzwischen ein bisschen leid, als dieser beobachten musste, wie dem Rekruten bei dem Versuch, die Unterlagen aus der Tasche zu zerren, sich die Papiere verkanteten und mit lautem Klatschen auf den Teppich fielen. Der Kollege bückte sich schnell, um die Blätter hastig wieder einzusammeln und stammelte eine Entschuldigung. Er sortierte sie hastig... und wirkte plötzlich fast gehetzt.
Etwas, das auch dem Hausherrn nicht entging.
„Was ist es, Herr Knurrhahn?“
„Ich... also, ich war mir sicher gewesen... aber anscheinend...“ Mit einem hilflosen Blick wandte Flanellfuß sich ihm zu und Fynn spürte, wie ihm schlagartig die Knie weich wurden. Eigentlich war er doch ganz froh gewesen, dass der Rekrut sich so vorgetan und bisher den Ton angegeben hatte. Immerhin waren sie ja wirklich bereits bis hierher gelangt! Flanellfuߒ Augen huschten von dem ungeduldigen Lord zu ihm. „Hast du vielleicht noch eines der Formulare dabei? Ich habe nicht gemerkt, dass wir beim letzten Haus auch das letzte Formular verbraucht haben. Ich dachte, ich hätte noch welche aufgefüllt gehabt heute morgen aber...“
Fynn murmelte etwas unsicheres, stellte den Werkzeugkasten auf den Boden und begann wahllos darin zu kramen, ehe er ihn wieder zuklappte und den Kopf schüttelte.
Lord Havimdash schlug verärgert mit beiden Handflächen auf den Tisch vor sich.
„Soll das heißen, dass sie meine Zeit ganz ohne Grund vergeuden?“
Der Rekrut hob seine Hände entschuldigend, wodurch er mit dem Stapel bereits voll geschriebener Papierseiten wedelte.
„Das tut mir außerordentlich leid, Sör! Bitte sehen sie uns das nach, wir haben wirklich nicht... also, das ist gar kein Problem! Wenn sie vielleicht stattdessen so freundlich wären... also sie könnten einfach einen kurzen Zweizeiler schreiben? Ist kein großer Aufwand! Nur die Bestätigung, dass wir beiden hier waren und ihnen das mit dem Problem erklärt haben. Und dass sie keine Kontrolle ihres privaten Anschlusses wünschen, weil alles so weit in Ordnung ist. Ja, wäre das machbar? Ist wirklich keine große Sache. Wir müssen halt nachweisen, dass wir da waren. Sonst können wir natürlich auch morgen noch mal wiederk...“
„Auf keinen Fall! Ein solcher Besuch genügt vollauf. Miller!“ Er winkte den Butler näher. „Räumen sie das Gedeck ab.“ Er hob seine Arme an, während der Butler Weinglas, Karaffe und einen schmalen Gebäckteller abräumte. Dann beugte er sich wieder vor, zog ein schweres Blatt Papier zu sich heran, sowie Feder und Tinte. Schnell schrieb er in großzügigem Schwung einige Worte auf das Papier, löschte es mit Sand ab, ließ diesen über das gebogene Blatt zurück in den Behälter rutschen. Er faltete das Schreiben zweil, als wenn er es siegeln wolle, unterließ das dann jedoch mit kurzem Blick auf die beiden Jammergestalten vor sich. Wortlos legte er das Schreiben auf dem bereitgehaltenen Silbertablett seines Butlers ab – der die wenigen Schritte zu ihnen hinüberkam und das Tablett dann ihnen vorhielt.
Der Rekrut nahm es mit einem umständlichen Knicks entgegen und bedankte sich mehrmals hintereinander, dabei so erleichtert wirkend, dass es Fynn fast peinlich war. Er wollte nur noch gehen.
Was sie nach einem ungeduldigen Wink des Hausherrn auch taten. Fynn atmete tief durch, als sie sich hinter dem Butler hergehend der Haustür näherten. Neben ihm entfaltete Flanellfuß unauffällig das Schreiben. Fynn warf ihm einen Blick zu.
Die Unsicherheit war von ihm abgefallen. Flanellfuß betrachtete das Schreiben kurz mit einem überaus kritischen Blick, dann entspannte er sich merklich. Eine gewisse Zufriedenheit trat zutage. Er erwiderte Fynns Blick und kippte das Schreiben leicht in dessen Richtung, damit auch dieser die deutliche Übereinstimmung erkennen konnte zu dem Schreiben, das ihnen bereits von dem bis dato unbekannten Drahtzieher vorlag; die gleiche schwere Qualität des Papiers, die gleiche satte, dunkle Tinte, der gleiche schwungvolle Strich der Federführung und sogar die Art, in der die Linien des ‚L’ sich schnörkelig kreuzten, glich derjenigen, die sie beim unterzeichnenden ‚X’ gesehen hatten.
Sie lächelten sich eine Sekunde lang in gegenseitiger Zustimmung zu.
Dann war der Moment vorbei.
Sie traten auf die Straße und Flanellfuß deutete auf den Werkzeugkasten in seiner Hand.
„Du bringst das da zurück zu seinem rechtmäßigen Eigentümer und das hier auch.“ Er legte Mütze und Überwurf des Großen Strangs ab und wand sich aus dem Tragegurt der Umhängetasche heraus. „Schicke gleich eine Nachricht an den Pseudopolisplatz. Die Schriftprobe sollte genügen, um einen Einsatz zu rechtfertigen. Wir treffen uns in zehn Minuten wieder hier, möglichst unauffällig dort drüben. Und warten auf die Verstärkung. Bis dahin... ich behalte das Anwesen solange im Auge. Keiner der hinein oder hinaus geht darf unserer Aufmerksamkeit entgehen.“
Fynn kniff die Lippen zusammen, als er sich schwer bepackt auf den Weg machte, seine Aufträge auszuführen.
‚Gerade, als ich dachte, dass er vielleicht doch nicht ganz so schlimm ist!’


14.06.2015 17: 35

Daemon Llanddcairfyn

Zwanzig Minuten später erreichte die Nachricht, dass die Schriftprobe ausreichen würde, den Adligen mit den Vorgängen des Tages in Verbindung zu bringen, das Haupthaus der Wache. Der Hauptmann lächelte und rief Daniel Dolch zu sich.
"Wir haben das Mädchen, den Handlanger, die Grundrisse, die Ikonographie und eine Schriftprobe", verkündete er. "Sag dem Rest des Einsatzteams Bescheid, dass wir uns direkt vor Ort treffen. Die beiden Rekruten passen auf, dass keiner unbemerkt das Haus betritt oder verlässt. Offenbar wird gerade eine Versammlung abgehalten." Der Offizier lehnte sich zurück. "Und wenn Du das erledigt hast, habe ich noch eine Spezialaufgabe für Dich."

***

Fynn und Rach warteten bereits auf ihre Kollegen.
"Niemand hat das Haus verlassen", meldete Fynn schnell, bevor ihm der Rekrut zuvor kommen konnte. "Aber es stehen drei Kutschen vor dem Haus, die auf Besucher hindeuten."
Daemon sah zu dem Haus herüber.
"Sehr gut. Zuerst müssen die Kutschen weg. Glücklicherweise haben wir genau drei Wächter in zivil. Ihr geht zu den Kutschern, weist euch unauffällig als Wächter aus und sorgt dafür, dass die Wagen verschwinden. Man muss den Leuten ja nicht gleich die Fluchtfahrzeuge liefern." Damien, Fynn und Rach nickten und liefen los.
"Ich gehe hinten herum. Fünf Minuten, länger warte-", begann Cim. Der Hauptmann hob die Hand - was seinen auffälligen roten Ärmelaufschlag hübsch flattern ließ.
"Nicht so schnell", sagt er. "Ihr habt heute schon einmal etwas zu viel Aufregung erzeugt mit dieser Taktik. Jetzt sind wir in einem anständigen Viertel."
Cim grunzte.
"Wir gehen jetzt zu viert an die Haustür, klingeln höflich und machen bekannt, dass wir die im Haus Befindlichen Personen festzunehmen gedenken."
"Das ist ein total blöd-", Tussnelda schluckte. "Ich meine: Das scheint mir wenig Aussicht auf Erfolg zu haben, Sir."
Mina nickte zustimmend. Daemon lächelte.
"Hier geht es um gebildete, angesehene Bürger der Stadt. Sie werden sich anstandslos festnehmen lassen. Die obere Schicht hat Anstand und Ehre. Sie wissen, wann ihr Spiel verloren ist, und ergeben sich ohne Murren."
"Das glaubst du doch selbst nicht!", platzte es aus Cim heraus.
"Jedenfalls glaube ich, dass wir es genauso machen."

***

Der Türklopfer krachte drei Mal an seinen Messingbeschlag. Hauptmann Daemon Llanddcairfyn stand an der Tür und lächelte. Mina und Tussnelda sahen sich unsicher um und versuchten, etwas in den dicken Bleiglasfenstern neben der Tür zu erkennen. Cim Bürstenkinn stand vor Wut kochend hinter dem Offizier.
"Ein ganzer Tag Arbeit und jetzt versauen wir es auf den letzten Metern."
"Beruhige dich etwas, bitte", flötete der Llamedone gelassen. Er hob den Arm und klopfte nochmal.
Die Tür öffnete sich. Der Butler schaute überheblich heraus. Er blickte kurz auf die vier Uniformierten. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck zu einer entsetzten Maske. Gerade, als Daemon zum Sprechen ansetzen wollte, drehte sich Miller um und rannte schreiend ins Haus.
"Mylord! Die Wache! Rette sich, wer kann!"
"So viel dazu", knurrte Cim und rannte am Hauptmann vorbei hinter dem Butler her. Mina und Tussnelda folgten ihm. Als aus dem Haus einiges Klappern und Knallen zu hören war, schritt Daemon langsam über die Türschwelle und schloss die schwere Hauseingangstür hinter sich.

Die drei anderen hatten das ein oder andere Hausmädchen links liegen lassen und waren dem Butler tiefer ins Haus gefolgt. Dieser hatte gerade am Ende des Flures eines Tür zugeschlagen, als Cim sich schon dagegen warf und sie dem Hausangestellten gegen Gesicht und Brust donnerte. Miller fiel um und stand erstmal nicht wieder auf. Cim sah sich schnell um. Er stand in einem Salon: Sitzgruppen, Echtholz, Gemälde, alles drin und dran. Nur keine Personen. Als die beiden Wächterinnen den Raum betraten, sah er den flatternden Vorhang und die Tür zum Garten dahinter.
"Ich habe ihm gesagt, ich gehe hinten rum", Cim trat nach dem Tigerfell, das vor ihm auf dem Boden lag.
"Hinterher!", rief Mina und war an ihm vorbei. Die Wächter stürzten durch den Vorhang, warfen die Flügel der Glastür auf, dass eine der Scheiben zersprang, und standen geblendet vom Licht der tiefstehenden Sonne vor einem parkähnlichen, riesigen Garten mit Hecken, Büschen, Skulpturen und ähnlichen Versteckmöglichkeiten. Sie standen allerdings auch vor einer dicht geschlossenen Reihe von Palastwächtern, die in ihrer Mitte drei gut gekleidete, wenn auch etwas aus der Puste wirkende Männer festhielt.
"Lord Havimdash!", rief einer der Palastwächter mit einem beeindruckenden Federbüschel auf seinem Helm. "Sie und ihre Begleiter sind festgenommen. Uns wurden eine Reihe von Beweisen vorgelegt, die sie in Verbindung mit einer Verschwörung geegen Lord Vetinari bringen."
"Pah!", machte der schlankeste der drei Männer. "Und was ggenau soll das für eine Verschwörung sein?"
Der Offizier der Palastwache erlaubte sich ein kurzes Grinsen, bevor er antwortete.
"Es gibt Leute im Palastkeller, die sich genau diese Frage auch stellen." Der Mann nickte den drei fassungslosen Wächtern zu und ließ seine Männer samt den Gefangenen abtreten.
"Woher...?", fragte Tussnelda die Welt im Allgemeinen und den hübschen Steinengel, vor dem sie stand, im Besonderen.
"Von mir", antwortete Daemon hinter ihr und trat über die Scherben der Glastür hinweg zu ihnen. "Oder habt ihr geglaubt, ich lasse die Zuständigkeiten außer Acht, während ein Inspektor des Palasts uns auf die Finger schaut?" Die drei sahen ihn groß an.
"Ich wollte nur vorher wissen, ob wir den richtigen haben, damit wir nicht dumm dastehen, wenn wir unbegründet ein, zwei Adlige in die Keller Vetinaris verfrachtet haben. Sobald das klar war, habe ich Gefreiten Storch zum Palast geschickt und der Wache dort mitteilen lassen, dass sie im Garten des Gebäudes auf ihre Männer warten können. Ich war fast davon überzeugt, dass sie das schaffen. Glück gehabt", er lächelte entschuldigend. "Danach musste ich nur noch mit genug uniformierten Wächtern vorne klingeln, dass alle, die im Haus nichts mit der Wache zu tun haben wollten, nach hinten rausrennen."

11.07.2015 14: 49

Rach Flanellfuß

Der Inspektor saß an einem der Schreibtische im Großraumbüro der Kröselstrasse und betrachte das Papier vor sich kritisch. Seit seinem Eintritt in die Wache hatte sich der Papierkram verdoppelt. Für jeden Bericht für die Wache brauchte es mindestens einen Bericht für den Palast. Der Umfang und Unterschied konnte kaum größer sein. Für die Wache beschränkte er sich auf seinen wesentlichen Einsatz, oder versuchte es zumindest, und musste sich trotz der reibungslosen Festnahme Lord Havimdash noch schriftlich rechtfertigen, weshalb er Mutter und Kind hat gehen lassen. Mit einem Seufzer legte Rach das Papier wieder vor sich ab und rieb sich über die Augen. Vorschriften hin oder her, er sah weder den Nutzen noch die Notwendigkeit, die beiden weiter festzuhalten. Der Wache hätten sie unter keinen Umständen etwas verraten. Er zog kurz seinen Ärmel zurück und betrachte die Kratzer, die Daniels Kater ihm zugefügt hatte und ihn noch etwas länger an den Tag erinnern würden. Entnervt ließ er die Flache Hand auf das Papier Knallen und zerknüllte den Angefangenen Bericht und warf ihn frustriert hinter sich zum Papierkorb. Das Papierknäul landete ohne weitere Beachtung auf dem Boden. Der Inspektor sah kurz zum Schreibtisch an dem Daniel Dolch meistens saß und fühlte sich an Zeiten in der Gilde erinnert, die schon lange vorbei waren. Schließlich zuckte er mit den Schultern und stand auf. Ausbildung war Ausbildung ob nun Aufsätze oder Berichte wo war der Unterschied? Ein zwei Drinks im Eimer und der Kollege war sicher gewillt ihm bei seinen "Hausaufgaben " zu helfen. Mit dem Gedanken packte er sich entschlossen seine schriftlichen Ausführungen für den Palast und machte sich auf dem Weg, dabei in Gedanken bei dem Einsatzteam des Falls. In seinem Bericht für den Palast hatte er sich darauf beschränkt ein Profil der Kollegen zu erstellen. Mit den Details einer weiteren Verschwörung wollte er im Palast niemanden unnötig langweilen. Natürlich hatte er die Abneigung der anderen Wächter erwartet, doch Gefreite von Grantick und Oberfeldwebel Bürstenkinn machten keinen Hehl daraus was sie von seiner Anwesenheit hielten und es gab genug die diesem Beispiel folgten. Allerdings hatte er sich bisher nicht darüber in seinen Berichten darüber geäußert, zumindest noch nicht. Schließlich gab es noch genug, die ihm freundlicher gesinnt waren und damit seine Arbeit leichter machten. Wobei Mina vermutlich zu sehr durch Ophelia mit ihm verbunden war, als ihn schon als Kollegen in der Wache oder gar als Inspektor wahrzunehmen. Rach senkte den Blick und beschleunigte seine Schritte durch die Gassen Ankh-Morporks. Allein der Gedanke an Ophelia schmerzte noch immer und brachte ihn in den ungünstigsten Momenten aus dem Konzept. Er packte die Akte unter dem Arm fester und richtete seine Gedanken wieder auf seine neuen Kollegen, bevor er weiter abschweifen konnte. Daniel war noch jemand der ihm nicht gleich verachtete, doch das kam mehr durch dessen Naivität und der Tatsache, dass sie zusammen die Ausbildung durchliefen. Rach Flanellfuß hätte nie gedacht, tatsächlich mal mit einem Schmied wie Daniel auf eine Stufe gestellt zu werden, doch der Inspektor hatte nicht vor, das es noch lange so bleiben würde. Die kurze Zusammenarbeit mit Fyn war durchaus unterhaltsam gewesen auch wenn er bezweifelte, dass der Gefreite dies genauso sah wie er, doch er behielt im richtigen Moment die Nerven und er das rechnete er Düstergut hoch an. Das Schauspiel war schließlich ein Risiko gewesen, dass er zwar durchaus bereit war einzugehen, allerdings hatte er den Gefreiten gewissermaßen mit reingezogen und vermutlich würde diese Art von Interaktion vom Patrizier kritisiert werden. Rach zuckte bei dem Gedanken mit den Schultern. Eine demütigendere Versetzung, als zur Wache war kaum möglich. Zwei im Ermittlungsteam gaben dem Inspektor allerdings noch ein paar Rätsel auf und sicher gab es das ein oder andere Detail über jeden Wächter zu entdecken. Etwas worauf sich Rach Flanellfuß irgendwie freute. Der Lance-Korporal Bleicht und Hauptmann Llanddcairfyn waren für ihn noch nicht durchschaubar. Der Lance-Korporal war ihm erst aufgefallen, als der dieser zur Besprechung kam und genau die Informationen lieferte die noch nötig waren. Etwas was im Palast durchaus zu den Aufgaben des Inspektors gehörte und er wunderte sich über sich selbst bei der Feststellung wie viele Parallelen sich ziehen ließen. Das schwierigste Profil allerdings war und ist das von Hauptmann Llandcairfyn. Der Mann brachte Namen durcheinander, machte oft einen Verwirrten Eindruck und seine Methoden stellten viele in Frage, dennoch erzielte er am Ende des Tages die gewünschten Ergebnisse und brachte es am Ende noch fertig eine Zusammenarbeit mit der Palastwache zu bewirken. Entweder steckte dahinter ein gewisses schauspielerisches Talent oder mehr Glück als Verstand. Im Allgemeinen blieb nur zu sagen, dass es ein Erfolg für die Wache war sein Bericht würde dies nicht abwiegeln. Erst als er an den Palastwachen am Tor, wie immer freundlich grüßend, vorbeischritt, bemerkte er dass er noch in Uniform unterwegs war. Einer von ihnen fing an zu Grinsen und Rach seufzte innerlich.
"Spar dir deinen Kommentar, Hans", kam er der Palastwache zuvor und tippte mit der freien Hand auf die Akte.
Ohne einen weiteren Kommentar ging er weiter und hörte die beiden schließlich Lachen als er an der obersten Treppenstufe angekommen war. Mit einmal dachte der Inspektor an all die Witze über die Stadtwache, die er im Palast aufgeschnappt hatte und musste grinsen als er an die Versionen dachte die sich die Rekruten im Wachhaus erzählten. Eins stand jedenfalls fest: die Witze der Stadtwache waren besser, dreckiger und meistens vulgär.

14.07.2015 18: 40

[1] Eine direkte Folge der gerade beendeten Multi "Dunkelwacht beginnt", in der Tussnelda dem Boucherie Rouge einen kurzen Besuch abgestattet hat.


Wörter:

Sebulon, Sohn des Samax   619
Rach Flanellfuß   1172
Damien G. Bleicht   1176
Fynn Düstergut   1179
Daniel Dolch   1454
Tussnelda von Grantick   2349
Daemon Llanddcairfyn   2579
Cim Bürstenkinn   2945
Ophelia Ziegenberger   7217
Mina von Nachtschatten   8221



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