Der Prinz von Llamedos

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vollendet am 14.06.2014
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 01.12.2013 datiert

Eine Serie von grausamen Morden, verbunden mit sinnloser Zerstörung beschäftigt die Wache.
Auf dem Nachhauseweg von einem nachdienstlichen Trommel-Besuch, stolperte Cim im strömenden Regen der Nacht über .... aber konnte das sein, oder war da wieder Vorlauf im Schnaps?
Nein, ein Golem, völlig aus Holz, zerlegte nach allen Regeln der Kunst gerade einen der braven Bürger von Ankh-Morpork. Die Züge der magischen Kreatur waren beinahe menschlich, zu einer verächtlichen Grimasse verzerrt.
»Heh!«, lallte der SEALS-Wächter und versuchte würdevoll und gerade zu stehen, auch wenn die Wände rundherum furchtbar wankten. »Im Namen der Schatwache, bisu verhafded!«
Der Golem riss die letzten Eingeweide aus dem Mann und begann nun ihn mit Äpfeln zu füllen, während er langsam den Kopf zu dem Vektor drehte. Die roten Augen musterten den Omnier abschätzig und richteten sich endlich wieder auf sein Opfer.
»Hasu nich....«, gehört, wollte er sagen doch eine blutige Holzfaust traf ihn mitten ins Gesicht und warf ihn nach hinten in den Morast der sich auflösenden Nebenstraße.
»Hasu doch gehört«, krächzte der Wächter und wurde bewusstlos

Cim Bürstenkinn

Dunelm war mehr als gut gelaunt, denn die Trommel war wie immer gut besucht. Es war egal, dass die jungen Musiker besser einen Hammer in einem Steinbruch schwingen sollten, als ihre Lauten erbarmungslos zu quälen. Der durchschnittliche Besucher, trank einfach so lange Bier bis ihm sogar diese Musik gefiel. Dem Wirt war schon lange klar, dass die beste Strategie war, eine wirklich schlechte Gruppe anzuheuern und diese überschwänglich anzukündigen.
Je größer der Unterschied zwischen der Erwartungshaltung an die Qualität und der Umsetzung selbst waren, desto höher der Konsum.
An der Theke stand eine Schar junger Wächter, die über ihren Ausbildungsleiter lästerten und sich dabei vorsichtig umsahen. Rogi Feinstich schaffte es immer irgendwie unerwartet hinter einem zu stehen und einen bei Sachen zu ertappen, die man augenblicklich bereute.
In fröhlicher Symbiose bevorzugten die Mitglieder der Diebesgilde eher die dunkleren Ecken des Gastraumes. Verschwörerisch steckten sie ihre Köpfe zusammen, sahen misstrauisch zu den Wächtern und besprachen, wen sie heute Nacht noch besuchen würden, um auf ihre Quote zu kommen. Zusätzlich sah er einige leichtsinnige Händler, eine Handvoll Assassinen und zwei Näherinnen, die auf Kundenfang waren.
Jeder ging seinem Geschäft nach, und der Umsatz im Lokal florierte. Nicht zuletzt auch, wegen des Mannes, der alleine mit einer Flasche Bärdrückers an einem Tisch saß und vor sich hinstarrte. Es war schon seine zweite Flasche, aber dennoch passte er nicht in die Stimmung des heutigen Abends – wenn der nur mal keinen Ärger machte!

Cim nahm einen weiteren Schluck von der Whiskeyflasche. Er hatte sich vorgenommen heute bei Bier zu bleiben, denn eigentlich konnte er sich das Zeug gar nicht leisten.
Aber immerhin war das der zehnte Geburtstag seines Sohnes Arim. Seine Frau hatte ihm erneut verboten ihn zu besuchen, hatte Angst vor dem schädlichen Einfluss, den sein Vater auf ihn haben könnte, also hatte er beschlossen hier weiter zu feiern.
»Hallo Feldwebel, darf ich mich zu dir setzen?«, ein junger, blonder Rekrut war zu ihm gekommen. Wahrscheinlich besorgt, weil der SEALS-Wächter keine Gesellschaft hatte.
Cim starrte weiter gerade aus auf seine Flasche.
War es denn nichts wert, dass er jeden Tag für Ordnung in dieser Stadt sorgte? War er so ein schlechtes Beispiel, dass er …
»Sör? Ich bin Damian Okham , aus..«
Cim schlug mit der Faust auf den Tisch und unterbrach den Ecalponer – immer noch ohne ihn anzusehen.
»Rekrut, das ist eine private Feier und glaub mir, du möchtest keine Einladung dazu!«
Okham schluckte und räusperte sich verlegen.
»Ein anderes Mal dann!«, sagte der Rekrut und ging zurück zur Theke.
Es reichte. Cim schnappte sich die Flasche, die nur noch fingerbreit mit dem braunen Alkohol gefüllt war, und wankte zur Tür.
»Morgen zahlst du aber Bürstenkinn!«, schrie Dunelm ihm nach, erleichtert, dass der Kerl weg war ohne Ärger zum machen.
Der Vektor wankte auf die Filigranstrasse und goss sich den Rest des Whiskeys in die Kehle.
»Ihr könn mich alle mal!«
Er zielte auf eines der beiden Fenster direkt über dem Eingang und warf die Flasche. Harmlos zerbrach sie auf den Dachziegeln und Scherben regneten nach unten.
Dann machte er sich auf den Weg zum Wachhaus zurück. Immer wieder machte er Halt für biologische Pausen oder um die wankenden Häuser festzuhalten.
Eigentlich sollte er heute noch zu Timara gehen und ihr die Meinung sagen. Das war doch auch für den Kleinen nicht gut, ständig von seinem Vater getrennt zu sein.
Wer weiß, was sie ihm erzählt hatte. Ob er glaubte, sein Vater wäre tot? Oder im Gefängnis? Irgendeine Geschichte, die verhindern würde, dass er nachfragt.
Da ertönte ein Schrei unweit von ihm. Nichts Ungewöhnliches in Ankh-Morpork, aber dieser wollte gar nicht mehr enden.
»Wo bin ichn hier gelandet?«, fragte er sich selbst und sah sich kichernd um.
»Wenn ich der Hexe erzähle, dass ich mich in der Stadt verlaufen habe, setzt sie mich wieder auf Entzug«.
Endlich wurde es wieder leise, wie Cim erleichtert feststellte, als er nach Anhaltspunkten suchte, in welchem Teil der Schatten er gelandet war.
»Ich werde sie wirklich besuchen!«, gab er seinem Einfall recht. »Einfach ein ruhiges Gespräch zwischen zwei erwachsenen Menschen führen und die Sache ausreden!«
Es hatte schlagartig zu regnen begonnen und er war nun auf der Höhe der Seitengasse, aus der gerade noch der Schrei ertönt war. Über das Plätschern der Tropfen hinweg war ein seltsames Knirschen zu hören, als würden Knochen aus Gelenken herausgemergelt - begleitet von einem eigenartigen Summen. In den Schatten summte um diese Uhrzeit niemand auf der Straße, es sei denn er verspürte Todessehnsucht.
Cim hatte gerade überhaupt keine Lust auf die Probleme fremder Leute. Wenn jemand so dumm war, hatte die natürliche Auslese zugeschlagen.
Gleichzeitig wollte er den nächsten Tag nicht mit einer weiteren Morduntersuchung verbringen – vor allem, weil er sicher einen höllischen Kater haben würde.
»Na gud, ich seh mal nach!«, sagte er zu sich selbst. Mehr seiner Neugier folgend, als aus Pflichtgefühl bog er in die Gasse und sah ein rotes Licht wenige Meter vor ihm.
Der kalte Regen brachte ihm ein wenig klares Denken zurück, und als er näher kam, setzte er gerade an sich als Wächter zu melden, als ihm die Worte im Hals stecken blieben.
Vor einem kleinen Gemischtwarenhandel lag ein Mann auf einem Holztisch, auf dem untertags die Ware feilgeboten wurde.
Er war nackt, sein Kopf war abgetrennt und lag neben dem Rumpf. Hände und Füße waren abgehackt.
»Beim Ausnehmen des Truthahnes achten sie darauf, dass die Galle nicht verletzt wird, solange sie noch im Inneren des Tieres ist. Das Fleisch wird sonst ungenießbar«, sagte eine Gestalt aus dunklem Holz und rot glühenden Augen, die konzentriert auf den aufgeschnittenen Unterleib des Händlers gerichtet waren.
Dann summte er wieder, beide Hände im Inneren seines Opfers, die Melodie von »Die tätowierte Lady«.
Endlich schaffte es Cim sich aus der Starre zu befreien, in die er bei der furchtbaren Szene verfallen war. Das war ein Golem aus Holz, machte er sich bewusst.
»Heh!«, lallte er und versuchte würdevoll und geradezustehen, auch wenn sich die Wände rundherum allesamt bewegten. »Im Namen der Schatwache, bisu verhafded!«
Der Golem hatte die letzten Eingeweide aus dem Mann gerissen und die Bauchhöhle ausgespühlt. Nun begann er die Leiche mit Äpfeln zu füllen, während er langsam den Kopf zu dem Vektor drehte.
»Nach der Füllung die Bauchdecke mit Schaschlickspießen und Küchengarn wieder verschließen«, erklärte der Golem, während seine roten Augen den Omnier abschätzig musterten. Schließlich konzentrierte er sich endlich wieder auf sein Opfer.
»Truthahn mit Butter einreiben und in den Herd«, sagte er wie als Erklärung.
»Hasu nich ...«, gehört, wollte er sagen und den Golem bei der Schulter packen, doch eine blutige Holzfaust traf ihn mitten ins Gesicht und warf ihn nach hinten in den Morast der sich auflösenden Nebenstraße.
»Hasu doch gehört«, krächzte der Wächter und wurde bewusstlos.
»Bei mittlerer Hitze ca. fünf Stunden garen!«

Cim schlug die Augen auf und wurde sich bewusst, dass er nicht mehr im Schlamm, sondern in Bregs Büro am Boen lag.
Er hatte eine Pferdedecke als Unterlage bekommen und der Sonne nach zu urteilen, war es bereits Mittag.
»Hi Cim. Wieder unter den Lebenden?«
Der Omnier fuhr sich mit der Hand über die Glatze - wie erwartet hatte er brüllende Kopfschmerzen und überdies war seine Oberlippe angeschwollen. Ein weiterer Zahn in seinem Mund wackelte, schickte kleine Blitze in sein Gehirn. Er hatte das mit dem Golem wohl doch nicht geträumt.
»Hier!«, der Kommandeur reichte dem SEALS eine kleine Metallflasche. »Wir müssen reden!«
Misstrauisch setzte sich Cim auf und nahm einen tiefen Schluck.
»Also was gibt es Bregs?«, fragte er und suchte nach Zigaretten in seiner Jacke. Erst jetzt merkte er, dass er völlig durchnässt, aber verhältnismäßig rein war.
»Thymian Erz hat dich solange in die Pferdetränke getaucht, bis sich der ganze Dreck aufgelöst hat. Ich glaube so sauber warst du seit Wochen nicht.«
Dann wurde der Kommandeur plötzlich ernst.
»Seit Wochen verfolgen wir einen Mörder, der seine Opfer so absurd wie grausam umbringt. Bisher haben wir nur die Leichen, aber keine Spuren vom Täter selbst gefunden. Weißt du, was gestern passiert ist?«
Cim zuckte mit den Schultern. »Es war irgend so ein Golem-Ding. Hat einen Mann regelrecht ausgenommen, und dabei lauter Unfug geredet. Ich war mir unsicher, ob nicht die Firma Bärdrückers mir das vorgegaukelt hat, aber mein Gesicht dürfte ein Beweis sein, dass es wirklich passiert ist.«
Bregs ging aufgeregt hin und her. »Zum ersten Mal hat das Ding jemand gesehen und kann davon erzählen! Nachdem er dich bewusstlos geschlagen hat, wurde Herr Geisfeld noch mariniert und in seinem Haus fertig gegart. Der Täter hat es angezündet und wir haben es nur dem Regen zu verdanken, dass nicht die halben Schatten mit zerstört wurden.«
Der Omnier stand langsam auf und streckte sich. »Also?«
»Du übernimmst die Untersuchung und findest den Mörder! Das muss so schnell wie möglich ein Ende haben. Vetinari ist irritiert, wenn ständig Bürger frittiert, ausgestopft, geräuchert oder kastriert werden.
Ich hab ein paar Leute abgestellt, die dich unterstützen werden. Das ist dein Team für diesen Fall.«
Er reichte Cim eine Liste mit fünf Namen .
Cim nickte. »Ich mach mich gleich auf den Weg.« Er hatte keine Ahnung wie ausgerechnet diese Leute ausgewählt worden waren , aber es hätte schlimmer kommen können – viel schlimmer.
»Nochwas«, Bregs zögerte kurz. »Es ist nur eine Formalität, aber nachdem man dich beim letzten Tatort gefunden hat, und du bisher der Einzige bist, der den Täter gesehen hat – nun, Sebulon besteht darauf mit dabei zu sein. Er möchte ausschließen können, dass du etwas mit den Morden zu tun hast!«
Der Vektor schloss genervt die Augen. Schon war es schlimmer geworden. »Du weißt doch, dass er nur wieder die Ermittlungen behindern wird. Wenn ich ständig punktgenau die Regeln befolgen muss, werden wir nicht weiterkommen.«
Araghast ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Ohne aufzusehen sagte er, »Viel Erfolg Cim! Ich erwarte rasche Ergebnisse.«
Der SEALS-Wächter verließ grunzend das Büro und warf die Tür lautstark hinter sich zu – was vor allem ihm selber Schmerzen verursachte.
Zornig stapfte er zum Tresen.
»Wächter Bernstein! Beordere die Wächter auf dieser Liste in einer halben Stunde in den SEALS-Versammlungsraum.«
»Ja Sir«, sagte der Zwerg und wies nicht darauf hin, dass er dafür den Tresen verlassen musste.
»In etwa 25 Minuten wirst du den Stammagenten Sebulon besuchen, und um seine Teilnahme bei einer Besprechung bitten, die in 10 Minuten beginnt. Hast du das verstanden?«
»Wird der Agent dann nicht zu spät kommen, Sir?«
Cim nickte nachdenklich. »Ja, das hoffe ich!«
Mit einem Klopfen auf den Helm des Zwerges sagte der Feldwebel »Weitermachen!«
Er hoffte inständig, dass Rogi etwas gegen Zahnschmerzen hatte.


01.12.2013 8: 03

Sebulon, Sohn des Samax

Glum Steinstiefel schlürfte genüsslich Kaffee. Nach dem Stress der letzten Wochen war er mehr als froh, sich einmal zurückzulehnen und nichts zu tun. Sollten doch die anderen malochen. Sollten sie schwitzen und sich die Füße wundlaufen.
Mit Schwung hob er beide Füße auf den Schreibtisch und landete genau auf der Spitze des Aktenbergs.
Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Es war viel liegengeblieben, sicher. Aber dafür war man ja in der Abteilungsleitung, dass man das Unwichtige delegieren konnte, um für das Notwendige die Hände und den Kopf frei zu haben.
Er nahm einen weiteren Schluck Kaffee aus seiner Lieblingstasse.
Es tat so gut, einen Moment Pause zu haben. Mehr als früher, fiel ihm auf. Mit den Jahren genoss man die Aufregungslosigkeit zu genießen. Ruhe, sinnierte Glum, war wie der Geruch von echtem Zwergenbrot, genossen in einem echten Zwergenstollen.
Das Aroma von Kaffee verteilte sich in seinem Büro.
Um den Tag noch Perfekt zu machen - es klopfte an seiner Tür -, müsste sich nun ein kleines Nickerchen anschließen - es klopfte erneut -, vielleicht gefolgt von einem kurzen Ausflug zu demjenigen Café, das den besten Apfelkuchen der Stadt auf der Karte hatte.
Jemand klinkte die Tür von seinem Büro auf geschäftige Weise. Gemurmel von draußen ließ vermuten, dass jemand weniger entspannt war, als der stellvertretende Abteilungsleiter von DOG, der seinen Kaffee in langsamen Zügen genoss. Wie gut, dass er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte. Es ging doch nichts über eine wohlverdiente Pause.
Mit einem Pfffffft und einem Katschonnnng sauste eine Rohrpostnachricht aus der dafür vorgesehenen Klappe, pfiff im Halbbogen bis zum Schreibtisch und landete mit einem metallenen Plönk in der dafür vorgesehenen Auffangschüssel, die Glum dort aufgestellt hatte, nachdem es ihm endlich gelungen war, die Rohrpostverstopfung der letzten Wochen zu beheben.
Zufrieden lächelte er. Eine Nachricht. Sicher nur irgendein Memo der Wacheleitung, die mal wieder Kürzungen oder dergleichen ankündigten. Oder die aktuelle Liste der abhandengekommenen Jungrekruten.
Glum hätte nicht zugegeben, dass er solch morbide Neuigkeiten mit hohem Interesse verfolgte. Nicht, weil er sich darüber freute. Im Gegenteil. Es bewies eigentlich nur, wie schwer es war, gute Ausbilder und gute Rekruten zusammenzubringen.
Vor seinem Büro redeten ein Mann und eine Frau miteinander. Glum schlürfte seinen Kaffee. Es schien ihm, als ob es eine hitzige Diskussion sein würde. Zumindest redete der Mann viel ... oh, er kannte die Stimme. Sebulon. Bluthund der Wache und Nachfolger von Rascaal Ohnedurst. Wächter, die sich unter Vorwänden vor der echten Arbeit drückten.
Persönlich mochte er Sebulon. Wie man einen Sohn mochte, der jugendliche Dummheiten beging und ständig gegen Laternenpfähle lief, weil er sie nicht sah. Aber so, wie ein Sohn Familie war und einen besser verstand, als einem lieb war, -
Es klopfte mit Nachdruck an der Tür. "Glum, komm raus, wir wissen, dass du da drin bist!"
- ja, in der Tat, Sebulon kannte ihn gut, auf eine sohnliche Weise. Er würde ihn zwar in den nächsten hundert Jahren kaum richtig verstehen lernen ... -
"Senray hat mir gesagt, dass sie dich hier hat hineingehen sehen!"
- und er war genauso penetrant, wie seine Familie. Wen suchte man sich nochmal aus? Freunde oder Familie? Glum schlürfte seinen Kaffee. Feinde. Feinde suchte man sich aus. Freunde fielen einem zu und Familie war nun einmal Familie.
"Wir müssen reden, Glum! Und zwar auf dem Weg zum Pseudopolisplatz!"
Die Umstände bedauernd und mit der durch seinen Gemütszustand gebotenen Langsamkeit schwang er seine Füße vom Aktenberg hinunter, stand auf, brummte sich ankündigend, griff im Vorbeigehen in die Metallschüssel, öffnete die Rohrpostmitteilung und überflog sie. Vor der Tür angekommen stockte er. Las den Namen noch einmal.
"Cim Bürstenkinn", knurrte Glum und ein fauliger Geschmack machte sich in seinem Mund breit, vertrieb den Duft von Zwergenbrot. Er schloss auf und öffnete die Tür. Senray und Sebulon standen vor ihm - sie geduckt und er fordernd, beide jedoch froh, ihn zu sehen.
"Es geht hierum, nehme ich an?", grüßte er und warf Sebulon die Rolle zu.
"Was?", fragte Sebulon.
"Ja", sagte Senray und hob ebenfalls eine solche Rolle hoch.
Der IA-Agent fing und überflog die Nachricht. Sein eben noch munteres Lächeln verfinsterte sich. Mit säuerlichem Gesichtsausdruck hauchte er: "Cim."

01.12.2013 10: 21

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe ging langsam den Gang zum SEALS-Bereitschaftraum hinunter und las nachdenklich noch einmal die Nachricht. Im Grunde stand dort so gut wie nichts. Es war eine Nachricht von Wächter Bernstein, der schrieb dass Cim sie im Seals Bereitschaftsraum sprechen wollte.
Wahrscheinlich war sie nicht die Einzige, die beordert worden war. Hätte Cim etwas mit ihr besprechen wollen, hätte er sie einfach in ihrem Büro aufsuchen können, oder ihr direkt eine Nachricht schicken können. Hatte er aber nicht.
Ohne irgendwie weiter abzuwarten, öffnete sie die Tür und trat ein.
Auf einem Stuhl saß... Eine Beule.
Es war natürlich nicht nur eine Beule, doch für den Augenblick dominierte sie das Gesicht von Feldwebel Cim Bürstenkinn so dermaßen, dass Rabbe einen Moment stehen blieb um sie, zusammen mit den sonstigen Blessuren, die sein Gesicht zeichneten, zu bewundern. Der grimmige Ausdruck rundete das Ganze schön ab.
"Siehst wieder toll aus Cim, gibtÂ’s das Gesicht auch in gesund?"
Cim sah sie genervt an. "Witzig. Wir haben wieder einen größeren Einsatz."
Rabbe setzte sich mit erster Mine auf einen Stuhl. "So wie du das sagst, nehme ich mal an, dass das Einsatzteam nicht nur aus uns beiden besteht, oder?"
Der Seals schüttelte den Kopf. "Die anderen dürften auch bald kommen... Wir haben Jargon, Glum Steisteifel, zwei Grünschnäbel namens Rattenfänger und Omnien... und den IA-Agenten haben wir auch wieder an der Backe."
Rabbe seufzte. "Schon wieder?", beließ es aber dabei. "Omnien ist in Ordnung. Rattenfänger ist nervig und nicht eben kompetent. Relativ nutzlos beim Kämpfen denke ich. Worum geht es eigentlich?"
Hastig erklärte der Feldwebel die Ereignisse der vorigen Nacht. Warum er sich wieder so zugetrunken hatte, ließ er für den Moment lieber aus, und er war dankbar, dass sie nicht fragte. Als er mit der eigentlichen Beschreibung des Ereignisses fertig war, blickte sie ihn nachdenklich an.
"Er hat ihn.. wie einen Truthahn zubereitet?"
"Ziemlich eindeutig, ja. Er hat ihn so angerichtet und schien ein Rezept zu zitieren, außerdem ... summte er."
"Er summte?"
"Ja ... ich denke es war "Die tätowierte Frau."
"Ausgerechnet? Viel hausfrauenartiger gehtÂ’s ja wohl kaum ... hmm..."
Sie blieben einen Moment schweigend sitzen.
"Denkst du, der IA-Zwerg ist dabei weil,-"
"Ja."
"Schon wieder?"
Cim nickte. "Er kann’s einfach nicht lassen. Wahrscheinlich wird er mir wieder die ganze Zeit über die Schulter schauen ..."
Sie tauschten einen Blick. Rabbe war selbst schon mehr als einmal in Konflikt mit den Intörnal Affärs gekommen. Sie wusste, wie penetrant dieser Schnüffler sein konnte.
Ehe noch ein weiteres Wort gewechselt werden konnte flog die Tür auf und ein genervter Glum Steinsteifel stampfte herein, dichtauf gefolgt von Rattenfänger, die den heruntergekommenen Raum argwöhnisch begutachtete. "Bürstenkinn. Was zur Hölle ist jetzt wieder los? Willst du uns wieder zu einem deiner lästigen Abenteuer mitschleppen? Drachen? Tauben? Tonnenweiße Taubenkot auf meiner Uniform?"
Cim blinzelte. Er setzte an etwas zu sagen, schloss den Mund aber dann wieder und beschloss zu warten bis Glum einfach still war. Sein Kopf tat immer noch weh.
Nach einigen weiteren Schimpfereien seitens Glum schien dieser sich weit genug beruhigt zu haben, um sich anzuhören, was Cim zu sagen hatte.
Während der stellvertretende DOG-Leiter sich aufgeregt hatte, waren auch die übrigen Mitglieder des Teams eingetroffen; Jargon und Dagomar waren eher still hereingekommen und hatten im Angesicht des verärgerten Steinstiefels einfach platz genommen und warteten nun darauf, dass Cim ihnen allen sagte, was sie hier eigentlich sollten. Eben dieser räusperte sich soeben, stand auf und wischte sich unbewusst einen kleinen Blutfleck vom Hals.
"Ihr wundert euch sicher, warum ich euch alle hier her bestellt habe." Cims Blick schweifte über die versammelten Wächter, und er seufzte innerlich. Die Belegschaft könnte schlechter sein, ja. Sie könnte aber auch um einiges besser sein.
"In der vergangenen Nacht wurde ich Zeuge eines Verbrechens. Im Dunkeln der Nacht musste ich mit ansehen wie ein Golem, mutmaßlich einer aus Holz, einem Mann die Organe aus dem Bauch entnahm, ihn mit Äpfeln füllte und ihn offenbar auch sonst weiter, wie einen Truthahn zubereitete. Ich wurde während meiner Beobachtungen ohnmächtig geschlagen, aber wir wissen, dass das Opfer den Namen Thomas Geisfeld trug und nur eines von mehreren Opfern war, die in den letzten Wochen auf ähnliche Art umgebracht wurden. Ihm wurde im übrigen im Laufe des Vorgangs der Kopf abgeschlagen und er wurde danach ins einem brennende Haus gegart."
Cim schluckte. Er hatte über die Jahre gelernt, derartige Ereignisse auf Distanz zu halten, aber es war dennoch ein selten grausamer Anblick gewesen. "Der Kommandeur hat uns ausgewählt um in dieser Mordserie zu ermitteln und den Täter davon abzuhalten noch mehr Menschen umzubringen. Irgendwelche Fragen?"

01.12.2013 13: 55

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

Auch von Omnien musste schlucken. Er notierte sich hastig einige Stichpunkte, bevor er grüblerisch mit seinem Stift auf seiner Wange trommelte. Die Anwesenheit der Hauptgefreiten Schraubendrehr erfüllte ihn immer mit einem nicht geringen Maß an Unbehagen. Trotz seiner anfänglichen Scheu räusperte er sich kurz, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Fürwahr, Sör, es erfüllt mich mit Freude, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht. Einige Fragen hätte ich jedoch bereits. Wenn du von 'mehreren Opfern' sprichst ... wie viele genau sind 'mehrere'? Sind Ihre Namen bekannt? Und wurde in diesem Fall bereits ermittelt? Waren die Opfer stets männlich?"
Dem Gefreiten wurde bewusst, dass dies vielleicht ein paar viele Fragen auf einmal waren, insbesondere, da der Feldwebel gerade dabei war, ein höchstwahrscheinlich traumatisches Erlebnis zu verarbeiten, und so hielt er inne, um fragend in die Runde zu blicken.
Einige Augenblicke lang herrschte Stille, als die Anwesenden im Geiste die Fragen registrierten und verarbeiteten. Cim war der Erste, der das Wort ergriff.
"Danke, Omnien. Ich habe eine Liste mit allen bekannten Informationen der bisherigen Opfer anfertigen lassen, und, ja, bisher waren alle Opfer männlich."
Der Feldwebel teilte einige hastig geschriebenen Blätter aus und ließ den Anwesenden etwas Zeit, um sich die Informationen durchzulesen.
"Oh, das ist ... interessant", sagte Dagomar und kritzelte weitere Stichpunkte in sein Notizbuch.

01.12.2013 17: 36

Senray Rattenfaenger

Senray sah unruhig von einem zum anderen. Ihr war fast etwas schlecht - tatsächlich jedoch nicht wegen der Schilderung des Verbrechens, sondern vor Nervosität.
Allein die Tatsache, dass sie zum Pseudopolisplatz beordert worden war, obwohl sie sich hier nur in äußersten Ausnahmen aufhalten durfte, hatte sie bereits vollkommen durcheinander gebracht. Dann war hier auch noch Rabbe, die Senray immer noch zutiefst verunsicherte. Glum hatte auf dem Weg hierher mit Sebulon über Cim geredet und auch wenn die Gefreite nicht alles verstanden hatte, hatte es nicht zu positiv geklungen.
Und dann auch noch der Fall selbst. Die Brutalität der Morde musste einen geradezu beängstigen.
'Ein Golem ...' Eigentlich hatte Senray immer gedacht, Golems dürften Menschen nichts antun. Allerdings hatte sie auch nicht gewusst, dass es Golems aus Holz gab. Die normale Lehm-Version war ihr schon unheimlich genug.
Sie sah auf den Zettel mit den Informationen und versuchte, sich zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bewahren.
Aber was machte sie eigentlich hier? Bisher war kein Wort von einer Gilde gefallen.
Unsicher sah sie wieder von einem zum anderen. Jargon, der ihr gegenüber saß, wirkte zwar selbst geschockt, nickte ihr jedoch dennoch aufbauend zu. Also beschloss sie, ihre Frage einfach zu stellen.
"Ver-verzeihung, Sör, aber, also wie-" Während sie sprach glitt ihr Blick zu Glum und Senray entschied sich um. Wenn er nichts sagte - und der Zwerg war sicher nicht auf den Mund gefallen - wollte sie nicht zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, was sie hier machte.
Sie räusperte sich leicht verzweifelt. "Also, nun, wie genau, also, sah der Golem aus? Und, also, gab es vielleicht schon berichte, von, nun, einem Golem aus Holz? Immerhin, also, nun, sieht man die nicht wirklich ... also, jeden Tag ..." Die letzten Worte waren immer leiser ausgefallen, da die Gefreite sich von den anderen beobachtet fühlte. Insgesamt schrumpfte sie etwas auf ihrem Platz und wartete auf die Reaktionen der anderen.

01.12.2013 19: 10

Jargon Schneidgut

Jargon stand weiter hinten, Zettel und Stift in der Hand. Er hatte alles was ihm relevant erschien mitgeschrieben und überflog die Zeilen. Die Informationen die er hatte schienen doch sehr dürftig. Senrays Frage machte die Sache nicht viel besser - er selbst hatte bisher noch keinen Holzgolem gesehen. So wie die anderen Wächter dreinblickten schienen auch sie nichts dazu sagen zu können.
Cim nickte nach kurzer Ãœberlegung.
"Ich habe bisher noch keinen gesehen", sagte er und Senray nickte stumm. "Aber das wäre zumindest schon mal ein guter Punkt, an dem wir Ermittlungen anstellen sollten."
Er blickte zu Dagomar, der sich die wichtigsten Punkte aus der Liste der Opfer notierte und bereits darüber nachgrübelte.
"Wir sollten außerdem versuchen, Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern aufzudecken." Dagomar blickte kurz auf und sah Cim fragend an, der eine abwägend seinen Kopf schräg legte.
"Ich habe mir die Liste angesehen und konnte noch nichts auffälliges entdecken, außer dass alle Opfer männlich waren."
"Bei bisher sechs Toten deutet das meiner Meinung nach rein statistisch auf eine Präferenz hin", meinte Dagomar. Er lies noch einmal den Blick über die Liste huschen. "Außerdem scheinen sämtliche bisherigen gemeuchelten Personen in diesem Fall mindestens ihr dreißigstes Lebensjahr erreicht zu haben."
"Das hilft nicht wirklich", äußerte Glum. Rabbe nickte zustimmend.
"Auf jeden Fall brauchen wir noch weitere Informationen zu dem letzten Opfer. Jemand sollte mit den Angehörigen sprechen."
Jargon kritzelte diesen Punkt auf seine 'Ermittlungsansätze'-Liste.
"Was können wir noch tun?", warf Cim dann in die Runde.
In diesem Moment klopfte es, und ein Rekrut kam mit einer Akte herein, die er Cim überreichte.
"Ah", brummte der Feldwebel, als der junge Mann wieder gegangen war und überflog die Zeilen.
"Am Tatort wurde eine blutverschmierte Seite gefunden... es sieht so aus als wäre es aus einer Art Kochbuch."
Cim hielt ein Blatt mit einer Ikonographie hoch, und die Wächter betrachteten es.
"Oh", entfuhr es Jargon. "Das kenne ich! Das ist das Truthahnrezept aus dem Almanach!"
"Ja", ergänzte auch Senray. "Das hab ich auch schon mal gesehen."
"Interessant", kommentierte Dagomar. "So wie es aussieht haben wir hier eine Art Tathergangs Beschreibung."
Cim betrachtete das Papierstück und hob eine Braue. "Das Format kannte ich auch irgendwoher, aber ich schätze ich habe nie-" Er unterbrach sich. "Wie dem auch sei. Was können wir damit anfangen?"
"So wie ich Golems einschätze, könnte man einem einfach so ein Ding in die Birne legen", sagte Rabbe, "und dann zeigst du auf einen Kerl und sagst 'Das ist dein Truthahn!" und schwupp- du hast deinen Mord."
Kurz herrschte Stille.
"Meine Güte", hauchte Jargon. "Das müsste dann heißen, wir haben jemanden in der Stadt, der Golems zum Töten abrichtet!" Er bekam eine Gänsehaut. Golems waren ihm schon so unheimlich genug gewesen.
"Oder jemand hat Mist gebaut, als er einen Küchengolem brauchte", brummte Glum. "So oder so ist es eine saublöde Idee, in den Köpfen von Golems herum zu pfuschen. Und solange das Ding", er zeigte auf die Iknonographie, "am Tatort und nicht im Kopf eines Golems ist, zweifle ich stark an, das das so passiert ist."
"Er hätte es wohl auch einfach lesen können", kommentierte Glum.
"Ja, sicher, Golems sind ja für ihre Belesenheit bekannt - und dass sie Gelerntes in die Tat umsetzen - und dass sie gerne Kochrezepte an Menschen ausprobieren!", sagte Rabbe sarkastisch und warf dem Zwerg einen verächtlichen Blick zu. Glum schüttelte nur den Kopf.
"Ganz abwegig finde ich die Vermutung nicht - ein Golem aus Holz ist schon ungewöhnlich genug. Und Golems mit freiem Willen haben wir ja auch in der Stadt", merkte Cim an.
"Stimmt", meinte Glum. "Wenn da einer rumspinnt wird's problematisch."
Cim setzte sich auf seinen Stuhl und seufzte kurz. "Leider haben wir bisher nur Spekulationen - nun, außer dem Kochrezept. Wir brauchen mehr Informationen."
Er blickte zu den Wächtern.
Jargon sah noch einmal auf seine Liste.

*Informationen über Holzgolems - Unsichtbare Universität (Ponder?)

*Angehörige des neuesten Opfers befragen

*Das Kochrezept untersuchen

*Verdächtige Golemexperimente? Informationen aus Akten/von anderen Abteilungen, Präzedenzfälle


01.12.2013 21: 36

Cim Bürstenkinn

Die Tür wurde aufgerissen und ein zorniger Sebulon trat in den Raum. Wenn Blicke von Zwergen töten könnten, wäre Bürstenkinn in diesem Moment wie ein Stein umgefallen.
»Sebulon, wie schön, dass du kommen konntest«, begrüßte ihn Cim mit schlecht verhohlenem Vergnügen.
Der Zwerg sah ihn unter zornig zusammen gezogenen Augenbrauen an und machte nicht den Eindruck gerade viel Spaß zu verstehen.
»Ich war noch bei Araghast. Er lässt dir ausrichten, dass du dich bald wieder in der Kröselstraße finden wirst, wenn du dich wie ein Rekrut benimmst und blöde Scherze machst!«
Cim verdrehte die Augen, »Daemon nennt mich heute noch Rekrut. Das mit dem Tresen ist etwas ...«
»Was habe ich verpasst?«, unterbrach ihn der Stammagent.
Jargon reichte ihm wortlos seine Notizen und Sebulon sah ihn nach kurzem Studium fragend an.
»Golems und Kochrezepte? Ernsthaft?«


03.12.2013 6: 39

Rabbe Schraubenndrehr

"Ja Sebulon, leider sehr ernsthaft."
In aller Kürze wiederholte Cim mit bewusst genervten Unterton noch einmal knapp um was es ging - wobei er ein paar Details ganz bewusst aussparte.
"Nun denn“, fuhr er danach fort und straffte seine Haltung. "Ich denke wir sollten folgende Aufgaben für den Anfang wahrnehmen. Jargon, du gehst mit..." Er blickte einen Moment angestrengt in Senrays Richtung, "...der Gefreiten Rattenfänger bitte zur Universität und zur Golem-Stiftung, wo ihr euch nach Holzgolems erkundigt. Sebulon und Glum..." er tauschte einen kurzen Blick mit dem Agenten, "ich würde es begrüßen, wenn ihr euch um die Aktenarbeit kümmern würdet. Ihr wisst schon, den Fall mit anderen Abteilungen abgleichen, rauskriegen ob es irgendwo bekannte Fälle von merkwürdigen Experimenten gab, und so weiter..." Sebulon sah den Missionsleiter missbilligend an, unterbrach ihn aber noch nicht.
Cim richtete den Blick auf Dagomar. "Rabbe und... Gefreiter Omnien. Ihr kommt mit mir. Ich will mir den Tatort noch einmal bei Tageslicht ansehen und wir müssen die Hinterbliebenen befragen. Gibt es dazu noch irgendwelche Fragen?"
"Ja“, meldete sich der Stammagent grimmig drei blickend. "Warum teilst du nicht Senray mit Glum ein, der inzwischen wohl auch recht geübt im Aktenumgang ist, schickst Rabbe mit Jargon mit und lässt mich Teil deines Teams sein? Ich war schließlich auch mal Püschologe, das kann bei den Hinterbliebenen nur hilfreich sein."
Cim blickte ihn schweigend an. Die Luft zwischen den Feldwebeln schien leicht entflammbar. "Ich wollte das hier jetzt nicht so vor allen sagen... Aber Rabbe kann manchmal etwas... aufbrausend sein. Ich weiß, dass sie dazu neigt, insbesondere gegenüber den Zauberen, manchmal ein wenig unfreundlich zu werden. Ihre Ermittlungsarbeit ist dagegen exzellent. Sie ist eine große Hilfe, wenn es um Auffälligkeiten an Tatorten geht, und ich weiß dass sie mit dem befragen normaler Bürger nie Probleme hatte und sich dabei auch durchaus sehr rücksichtsvoll und..." seine Augen verengten sich. "einfühlsam sein kann. Darum wollte ich Rabbe lieber in meinem Trupp haben, wo ich sie erstens im Auge behalten kann, und sie mich außerdem unterstützen wird. Außerdem sind deine hervorragenden Fähigkeiten im Aktenumgang allseits bekannt. Ich wollte jemanden auf dieser Position von dem ich sicher war, dass er die Dinge schnell koordinieren kann und weiß wie er an bestimmte Informationen bekommt. Und ich bin sicher, das kannst du von den Anwesenden am besten, Seb."
Sebulon atmete einen Moment durch, bevor er antwortete: "Du schmeichelst mir, Cim. Und ich denke du unterschätzt die Hauptgefreite. In der Vergangenheit hat sie sich immer sehr... kooperativ in Zusammenarbeit mit meiner Abteilung gezeigt. Ich bin sicher sie wird dir eine große Hilfe sein.

Nach der Besprechung gingen alle ihrer Wege. Sebulon hatte noch das ein oder andere Argument vorgebracht, es letztlich aber nicht mehr geschafft, Cim dazu zu bringen die Teams umzuverteilen. Deshalb machten nun doch er und Glum sich zusammen auf, Informationen zu sammeln, während Jargon und Senray Richtung Universität marschierten.
Cim, Rabbe und Dagomar waren noch einen Moment zurückgeblieben nachdem die anderen den Raum verlassen hatten. Der Feldwebel und die Hauptgefreite tauschten kurz einen Blick, bevor sie beide in leises Gelächter ausbrachen.
"Exzellente Ermittlungsarbeit? War das wirklich nötig?" Rabbe sammelte ihre Notizen ein, während Dagomar nur irritiert zwischen den beiden hin und her blickte.


03.12.2013 10: 19

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

"Was gaffst du denn so deppert, hm?", fauchte Rabbe den Püschologen unvermittelt an.
Es machte ihr einfach viel zu sehr Spaß, diesen eingebildeten Fatzke zucken und kuschen zu sehen, auch, wenn Rabbe sich das niemals eingestehen würde.
"Ich, oh, ähm", stammelte dieser, "Es ist nichts."
Dagomar machte sich dennoch eine mentale Notiz darüber, dass es scheinbar eine Art von einvernehmlichem Verständnis zwischen Cim und Rabbe gab, dem der Püschologe nur zu gerne einmal unauffällig nachgehen wollte.
Der Feldwebel indes suchte noch ein paar Dinge zusammen, die er für möglicherweise nötig hielt und schenkte dem Gespräch zwischen Rabbe und Dagomar kaum Beachtung. Erst, als ein leicht verunsichertes "...Sör?" an seine Ohren drang, drehte Cim sich zu dem Gefreiten um.
"Ja, bitte?"
"Ich ... bin mir nicht ganz sicher, Sör, aber, ich habe eine erste ... Arbeitstheorie, die sich jedoch keinesfalls mit der momentan vorherrschenden Theorie deckt, sodass es eigentlich müßig wäre, sie zu erläutern, dennoch würde ich es möglicherweise für sinnvoll halten, wenn ... "
Cim wedelte mit einer Hand, um Dagomar zum Weiterreden aufzufordern, während Rabbe nur die Augen verdrehte.
" ... Ja. Die Theorie. Wenn der Täter kein Golem wäre, was er aber natürlich ist, wäre auffällig, dass sein Verhalten immer mit dem Bereich des Zuhause, der Familie und der Versorgung zu tun hat. Schließlich ... bereitet er ... " Der Gefreite musste schlucken.
"Schließlich bereitet er Menschen zu wie ein Familienmahl. Wenn der Täter also kein Golem wäre, würde ich einen tiefsitzenden und unterdrückten Wunsch deduzieren, eine Familie, oder zumindest jemanden zu haben, den er umsorgen kann. Leider ist es um meine Kenntnis der Golem-Püsche nicht allzu gut bestellt, sodass es, wie gesagt, nur eine Theorie ist. Diese ließe sich aber auch auf die momentane Haupttheorie übertragen, dass dem Golem schlichtweg Rezepte in den Kopf gelegt wurden, entweder aus Versehen, oder aus krankhafter, boshafter Absicht."
Einige Zeit war es ruhig, bevor Rabbe wieder das Wort ergriff:
"Das ist ja alles schön und gut, aber haben wir im Moment nicht etwas Anderes zu tun, als irgendwelche wüsten Ideen in den Raum zu werfen?"
Cim nickte bestätigend in die Runde, und so sammelten die Wächter ihre Siebensachen zusammen, um im Anschluss den Tatort erneut aufzusuchen.


03.12.2013 16: 35

Cim Bürstenkinn

Als sie über die Ponsbrücke gingen, räusperte sich Dagomar - ohne die gewünschte Reaktion bei dem Omnier zu erzeugen - er versuchte es erneut. Cim verdrehte die Augen und sagte endlich: »Hast du etwas auf dem Herzen, Gefreiter?«
»Also um es direkt und ganz offen auszusprechen - ich möchte natürlich nicht ihre Handlungsweisen infrage stellen und schon gar nicht den Sinn ihrer Wege. Vielmehr bin ich überzeugt, dass gute Gründe für ihre Vorgansweise existieren die im Sinne der Stadt und der Wache sind, auch wenn auf den ersten, vielleicht nicht einmal auf den zweiten Blick ersichtlich wird ..«
»Was willst du sagen, Dagomar?«, unterbrach ihn Rabbe und schüttelte den Kopf.
»Madame, Sir, laut Bericht waren sie in der Trommel, ich gehe davon aus, sie haben dort wichtige Informationen erhalten, wurden aber dann in der Schlichtrockgasse mitten in den Schatten aufgefunden. Entspricht das dem kürzesten Weg zu ihrem Domizil oder liegt da ein Irrtum vor?«
Cim war stehen geblieben und sah ihn mit ausdrucksloser Miene an. Es verursachte Kopfschmerzen Dagomar zu folgen. Er fragte sich was den jungen Omnier so ruiniert hatte.
»Natürlich könnten sie auch auf ein verdächtiges Individuum aufmerksam geworden sein und sind auch nach Dienst ihrer Pflicht als Wächter dieser Stadt nachgekommen und haben die Verfolgung aufgenommen. Die Frage wäre dann..«
»Er war dicht, Omnien«, kürzte die Wächterin die Erklärung genervt ab. »Sternhagel besoffen, hat sich verlaufen und ist über den Golem gestolpert. Habe ich etwas ausgelassen, Cim?«
Der Vektor machte ein nachdenkliches Gesicht. »Naja, da war noch die eine oder andere Pause die ich machen musste, weil ich doch eine Menge getrunken hatte. Ich bin mir aber unsicher, ob dieser Umstand für die Beantwortung der Frage des Gefreiten maßgeblich ist.«
»Äh, nein«, antwortete Dagomar verlegen aber kurz, »Das klärt es dann wohl umfassend auf.«
»Dann können wir ja weiter gehen, oder hast du noch weitere Fragen? «
Er hatte nicht und sie folgten der Glatten Gasse. Nun war es an Cim seine Neugier zu stillen.
»Sag mal, Dagomar: Bei uns zu Hause in Omnien scheint doch ständig die Sonne. Ich kenne niemand der dort geboren ist und es geschafft hätte so blass zu bleiben. Das schließt die Priester in Oms Tempel mit ein, die das Tageslicht niemals sehen. Wie kommt es, dass du einen Teint wie Damien Bleicht hast?«
»Sir, das ist, wenn ich mir erlauben darf das anmerken zu dürfen, eine sehr persönliche Frage«, Dagomar sah starr nach vorne.
»Hej, du hast mich gerade gefragt, wie oft ich pinkeln war, als ich betrunken durch Ankh-Morpork getorkelt bin. Wieviel persönlicher kann es noch werden?«
»Ich habe natürlich nicht … ich meine, nicht absichtlich Fragen zu ihrem Stoffwechsel gestellt.«
Eine unangenehme Stille legte sich über die drei Wächter, die vom Lärm der Sirupminenstrasse kaum kompensiert werden konnte.
»Sir, meine Familie legte immer viel Wert auf gesunde Haut. Wir haben seit Generationen danach getrachtet unnatürliche Bräune zu vermeiden.«
»Unnatürliche… bist du wirklich aus Omnien? Oder hast du nur irgendein Land vorgegeben, das weit weg ist?«
Dagomar wurde vom Tatort gerettet , den sie nun erreicht hatten. Das Erdgeschoss des Hauses war völlig ausgebrannt, der Stock darüber wurde wohl von dem löchrigen Dach, durch das der Regen umfangreich fließen konnte, gerettet.
Vor dem Haus stand noch immer der Holztisch, auf dem sich Blut in tiefen Hackspuren gesammelt hatte und nicht einmal vom Gewitter der letzten Nacht rein gewaschen werden konnte.
»Na dann sehen wir uns den Backofen mal an.«


04.12.2013 9: 08

Senray Rattenfaenger

Zur gleichen Zeit ...

'Die Universität und die Golem Stiftung also. Ersteres ist wenigstens wirkliche eine DOG Aufgabe', dachte Senray beruhigt, während sie neben Jargon herlief.
'Und die Golem Stiftung ...' Sie schauderte leicht.
"Alles in Ordnung, Senray?" Jargon sah sie besorgt an, dann suchte sein Blick auf der Straße nach dem Grund für ihr Unbehagen.
"Danke, Sör, nein, ich, ... also, das geht schon, Sör."
Der Hauptgefreite seufzte leise. "Senray, ich habe dir doch schon mal gesagt, du kannst mich Jargon nennen."
"J-ja, Sö-Jargon."
Etwas verlegen sah sie wieder auf den Weg und versuchte sich auf den Fall zu konzentrieren. Die Vorstellung von dem Mord und die Aussicht auf ein Zusammentreffen mit Golems ließen die Gefreite jedoch nicht gerade glücklich aussehen.
Immerhin, dass sie mit Jargon mit durfte, freute Senray sehr. Sie hatte fast etwas Angst gehabt, zusammen mit Rabbe irgendwohin geschickt zu werden und auch Cim selbst wirkte auf sie mehr als beunruhigend.
‚Allein wie er über den Mord gesprochen hat …‘ Sie schauderte erneut leicht und versuchte, nicht darüber nachzudenken.
Mit Sebulon oder Glum wäre sie auch gerne mitgegangen, Glum war ja schließlich auch ihr Vorgesetzter und fast ihr zweiter Ausbilder, zumindest sagte er das immer. Aber Jargon war ihr gerade doch am liebsten. Der würde sie sicher nicht wegen ihrer Unsicherheit aufziehen oder zurechtweisen.
Während sie darüber nachdachte, sah sie zu dem Wächter neben sich ohne jedoch zu bemerken, dass er sie fragend ansah.
Noch ehe Jargon etwas sagen konnte, sah Senray wieder gerade aus auf ihren Weg und schien in Gedanken versunken zu sein. Der Wächter seufzte leise, beließ es jedoch dabei.
Eine kleine Weile liefen die beiden schweigend nebeneinander, dann räusperte sich Senray unsicher.
„Also, Sö-Jargon. Wenn wir, naja, gleich zur Universität kommen… Also, ich wollte fragen, ob ich hinten rum reingehen kann?“
Der Rechtsexperte sah sie verwirrt an. „Warum denn? Ich dachte, wir fragen am besten Ponder Stibbons, der kann uns am ehesten weiterhelfen.“
Irgendwie hatte Senray das Gefühl das an der Art, wie Jargon das sagte, ein „Und der macht am wenigsten Ärger“ mitschwang.
„Also, Sör, ich … nun ja, gerade in der Universität wissen die Köchinnen über vieles Bescheid. Außerdem … also …“ Senray zögerte und fragte sich, wie sie das am besten sagen konnte.
Jargon betrachtete sie einige Augenblicke, dann nickte er. „Ich denke, ich weiß um was es dir geht. Wegen deiner Spezialisierung, nicht wahr? Du willst nicht … offiziell dort sein, habe ich Recht?“
Sie nickte erleichtert, froh, dass er sie verstand. Sie hatte wirklich Glück gehabt, mit ihm losgeschickt worden zu sein!



04.12.2013 18: 36

Rabbe Schraubenndrehr

*Währenddessen am Pseudopolisplatz*

Sebulon blättere frustriert in einer Akte herum. Er war sich nicht sicher was er von der Situation halten sollte. Die Akten, die er und sein missmutiger Kollege soeben bearbeiteten [1] bargen in der Tat nur wenig nützliche Informationen. Es waren insgesamt hauptsächlich die normalen RUM-Akten für ungelöste Fälle, mit Autopsie- und Tatortberichten Susis und gelegentlichen Notizen von Seals-Wächtern, die die unglücklichen Opfer meist gefunden hatten.
Es war grässlich.
Menschen wurden nach scheinbar willkürlichem Muster überall in der Stadt nachts aufgegriffen und umgebracht. Jedes Mal eine andere Mordmethode, aber keiner der Morde weniger bizarr als der vorherige; Einer wurde ebenfalls geköpft, die Innereien aber zusammen gebunden, die haut teils abgezogen und orangen darunter geschoben. Ein anderer war völlig geschwärzt in seiner Badewanne gefunden worden – die man mit Öl gefüllt über ein großes Feuer geschoben hatte. Ein weiterer hatte auf grässliche Art seine Fortpflanzungsfähigkeit verloren, wurde kleingehackt und zu einer Art Pilzragout verarbeite worden. Ein Opfer war grob auseinander gehackt und in einem großen Zwiebelbett im Keller des Hauses geräuchert worden, und das letzte Opfer vor dem verbrannten Mann... nun...

"Der Mann stand in komischer Haltung vor seinem Haus. Dass sie komisch war, möchte ich betonen, denn sein Kopf hatte die Falsche vorm und er hatte statt Augen Murmeln eingesetzt bekommen. Sein Inneriges lag in der Nähe auf dem Boden. Es war offenbar fetzenweiße aus ihm herausgerissen worden, und um ihn rum lag Stroh, also denke ich, dass er wohl damit ausgestopft wurde. Denn ausgestopft wurde er. Und dies offenbarig von jemandem, der sich nicht sehr gutig auskannte, den es war zu vielig Stroh beigefügigt worden, so dass er nun merkwürdig aufgequwollen und unförmig wirkt..."

Sebulon schauderte. Im Grunde schien sich der Täter nicht darum zu scheren, ob er Spuren hinterließ. Dennoch hatte bis auf Cim nie jemand den Täter gesehen.
Cim Bürstenkinn.
Sebulon ließ die Akte los und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Der Mann war mehr als verdächtig. Der Agent hatte in den letzten Monaten viel um ihn herum ermittelt, und es waren eine Menge unangemessene Verhaltensweisen aufgefallen... aber nichts reicht für eine Anzeige. Und was war mit diesem Fall? War Bürstenkinn nur ein schlampiger Wächter der sich gerne betrank und vielleicht ein paar krummen Geschäften nachging, oder ein wahnsinniger Mörder?
Glum trat ein. "Es gab keinen Kuchen in der Kantine. Nicht zu fassen. Und so etwas nennt sich Hauptwachhaus."


*Tatort des Mordes an Herrn Geisfeld*

Rabbe drückte sich durch den Rest der Tür ins Innere. Es war ein einfaches Haus - es schien nicht eben einem besonders wohlhabendem Mann gehört zu haben, aber ein arme Schlucker war er wohl auch nicht gewesen. Das Haus als solches war nur noch teilweise vorhanden - das Dach war größtenteils eingestürzt und die Wände Rauch geschwärzt. Das Ganze war noch mit dem Absperrband abgegrenzt, dennoch hatten Schaulustige offenbar schon angefangen den Rest an verwertbaren Möbeln mitzunehmen. Es standen verdächtig wenig verkohlte Kommoden und Schränke herum, Stühle waren gar keine mehr auszumachen. "Hast du 'ne Idee wo die Leiche gefunden wurde?"
"In der Küche."
"Wo sonst..."
Rabbe grinste unwillkürlich als sie weiter durch die Ruine stapften. Sie hatten den Gefreiten Omnien losgeschickt, die nächsten Nachbarn zu befragen ob sie irgendetwas von dem Verbrechen mitbekommen hatten, aber im Grunde war Rabbe sich sicher dass niemand etwas gesehen oder gehört hatte. Wer wollte schon etwas gesehen oder gehört haben, wenn die Wache nach einem wahnsinnigem Golem suchte der Leute ausnahm und als Festtagsbraten herrichtete?
In der Küche angekommen sah alles umso verkohlter aus. Auf den Boden, wo man offenbar die Leiche gefunden hatte zeigte sich ein sehr großer, widerlich klebriger braun-schwarzer Fleck, und Rabbe war stumm dankbar dafür, dass der Mann schon tot gewesen war, als er verbrannt war.
Einen Moment lang musterten die Wächter die Ruine schweigend, bevor Cim leise etwas fluchte und fischte eine Zigarette au der Tasche. "Der Tatort hätte bewacht bleiben sollen. Wenn hier irgendeine nennenswerte Spur war ist sie inzwischen getilgt worden. Ich weiß nicht, warum Breguyar den Tatort nicht bewachen lässt, aber es gefällt mir nicht."
Rabbe grummelte zustimmend und lehnte sich an eine brandige Wand. Sie machte Anstalten eine kleine Flasche aus dem Gürtel zu ziehen, doch sie rutschte ihr aus der rußigen Hand. Genervt bückte sie sich, als ihre etwas auf dem Boden aufzufallen schien. Sie ging in die Hocke und starrte den Grund an.
"Was ist?" Cim kam zu ihr herüber, und sah mit an wie sie ein paar Sekunden mit den Fingern durch den Ruß wischte, bevor sie einen kleinen Anhänger hervorzog. "Ist dass das Symbol der Kaufmannsgilde?"
"Fast.. Ich glaube da hängt noch ein extra-Kringel dran, wo keiner sein sollte... aber sonst passt es haargenau."
Rabbe zog eine kleine Tüte aus ihrem Gürtel in welche sie das verkohlte Schmuckstück sogleich ablegte.
"Ich schätze... wir sollten die Mitgliederliste mal mit unseren Opfern abgleichen."
Rabbe nickte, und hob ihre Flasche nun doch noch auf. Sie nahm einen kleinen Schluck und bot sie dem Älteren an, der sie nach kurzem zögern dankbar annahm.
"Schätze wir sollten Omnien aufgabeln und sehen was er so raus gefunden hat."
Cim zuckte mit den Schultern und reichte die Flasche düsteren Blicks zurück. "Egal was es ist... ich fürchte, wir werden vor unserem Besuch bei der Kaufmannsgilde erst mal zum Pseudopolisplatz zurückmüssen. einmal werden wir die Namen der bisherigen Opfer brauchen, und außerdem... gibt uns die Gilde ihre Mitglieder Namen mit Sicherheit nicht freiwillig."

04.12.2013 21: 08

Jargon Schneidgut

Nach einer kurzen weiteren Absprache war es also ausgemacht - Jargon und Senray trennten sich, als sie sich dem Gebäude näherten. Die Gefreite verschwand in einer Seitenstraße, um die hohen Mauern zu umrunden und Schneidgut blieb allein vor dem Eingangstor stehen.
Er atmete einmal tief durch, erinnerte sich daran, dass er Stadtwächter mit Auftrag war, und versuchte sein kleines bisschen Autorität zu zeigen.
Langsamen Schrittes setzte er sich dann wieder in Bewegung.
"Halt! Wer Läuft Da?!", brüllte der linke Brüller.
"S- Stadtwache Ankh-Morpork." Jargon zeigte seine Marke.
Der Torwächter musterte die Marke, dann den Wächter und nickte.
"Alles Klar! Sie Dürfen Passieren!"
Schneidgut lief weiter, ein wenig hastiger als zuvor und ließ noch einmal alle Luft aus der Lunge entweichen, bevor er wieder tief einatmete. Er mochte dir Brüller nicht. Geschrei war ihm schon immer unangenehm gewesen. Er schüttelte den Kopf, um aufwallende Gedanken loszuwerden und hob den Blick. Die wundervollen Gartenanlagen der Universität schafften es, hin ein wenig aufzumuntern, während er direkt den Weg zum Forschungstrakt für hochenergetische Magie einschlug, wo er Ponder Stibbons vermutete.
Ponder war Jargon sofort sympathisch gewesen, als er ihn das erste Mal getroffen hatte, und seitdem kam er manchmal her, um sich die Gerätschaften anzusehen, die der Zauberer bediente und erforschte.
Er verstand nicht viel davon - Magier war ihm schon immer suspekt gewesen - aber er mochte die Art des jungen Mannes.
Schließlich blieb der Wächter vor der Tür des Traktes stehen, machte sich noch einmal klar, weswegen er hier war, und trat ein.
Innen war es dunkel, die meisten Fenster waren mit Decken verhangen und die Luft kündete von einer Menge nicht verspeister Pizzen. Auf den ersten Blick schien keiner da zu sein, aber in der Dunkelheit konnte man sich auch täuschen.
Jargon machte einen vorsichtigen Schritt in das Innere des Gebäudes. Er glaubte, aus einer Ecke leises Summen zu hören.
"Ähm", sagte er dann und lief langsam weiter. Dabei musste er einigen Flaschen ausweichen, die auf dem Boden lagen. "Ist... jemand da?" Unsicher blinzelnd ging er einen Schritt weiter in die Düsternis und hoffte, dass sich seine Augen schnell an die Lichtverhältnisse gewöhnen würden. Er trat auf etwas weiches und fuhr mit einem erschrockenen Keuchen zurück. Kurz innehaltend stellte er fest, dass er nur in eine weiche Pizzaschachtel getreten war und entspannte sich wieder.
"Hallo? Ist jemand da?", fragte er nochmal und lauschte auf eine Antwort, hörte aber wieder nur ein leises Summen. Dann ein Kratzen.
Was ist denn da los?, dachte Jargon, man kann doch einen so empfindlichen Forschungstrakt nicht einfach so offen stehend zurücklassen!
"Hallo-ho? Herr Ponder?" Er drehte sich auf der Stelle und suchte den Raum nach irgendeinem Lebenszeichen ab, aber als wieder nur ein leises Kratzen ertönte, das er im Geiste irgendeiner Maschine zuwies, seufzte er, stand unentschlossen herum und wandte sich schließlich zum Gehen.
"Huch! Hallo!" Ponder stand im Türrahmen, einige Papierrollen auf den Armen tragend. Er wirkte leicht außer Atmen.
"Hallo Ponder", sagte Jargon und hob die Hand als Gruß. "Ich müsste dir ein, zwei Fragen stellen-"
"Jargon! Wie bist du hier reingekommen?!" Der junge Zauberer huschte ins Gebäude, sah sich um und warf ihm einen merkwürdigen Blick zu.
"Die Tür sollte eigentlich abgeschlossen sein!"
"Äh", antwortete der Wächter und sah sich ebenfalls um. "War sie aber-"
In diesem Moment raschelte laut, wie von einer Menge Papier und aus dem trüben Dunkel, dem sich die beiden erschrocken zuwandten, tauchten, hell und klar, zwei rote Punkte auf. Sie kamen schnell näher, begleitet von merkwürdig hart klingenden Schritten und die roten Punkte taten sich als die Augen einer merkwürdig verformten Kreatur hervor, die aus einer Ecke auf sie zuwankte.
"Ponder!", brüllte Jargon sofort, "raus hier!"
Als der junge Mann die Stirn in Falten legte und etwas sagen wollte, packte ihn Jargon am Arm und zerrte ihn so schnell er konnte zur Tür und stieß ihn hinaus.
"Renn' zum Tor! Bleib weg von dem Ding!" Vom Tageslicht geblendet wandte sich der Wächter hastig um und zog sein Schwert. Er musste zumindest versuchen, etwa zu unternehmen.
Der Holzgolem kam aus dem Gebäude, hoch über dem kleinen Mann aufragend. In der einen Hand trug er ein Bündel Papiere, die andere hielt ein Schlachtbeil fest umklammert. Die Schneide war von altem Blut bräunlich verfärbt.
"Im Namen der St-Stadtwache-", setzte der Hauptgefreite an und hob drohend seine Waffe. Er hörte, wie Ponder hinter ihm etwas rief. Der Golem blickte kurz mit glühenden Augen auf, dann wieder zu Jargon, zur Tür und machte einen Satz zur Mauer. Etwas schwirrte knapp an der Gestalt vorbei und zersplitterte einen Teil der Wand des Trakts.
"Halt! Stehenbleiben!" Jargon machte Anstalten, die Verfolgung aufzunehmen, aber der Golem hatte bereits einen guten Teil der Mauer erklommen, griff wieder nach oben und ließ dabei sein Hackbeil fallen. Es grub sich mit einem grässlichen Geräusch in den Kies des Weges.
Dann schwang sich das hölzerne Wesen über die Mauer und war aus dem Sichtfeld des Wächters verschwunden.
Jargon atmete schwer, und er hörte, wie Schritte hinter ihm laut wurden.
"Was war das für ein Ding?", fragte Ponder laut keuchend. In einigem Abstand ertönte das Geschrei eines Brüllers.
"Holzgolem", antwortete Schneidgut, ebenfalls atemlos, und hielt sein Schwert immer noch fest umklammert. Das Hackbeil war nur wenige Meter von ihm entfernt auf - nein, in - dem Boden gelandet.
"Ich denke", murmelte der Zauberer, "es wird Zeit, dass du mir einige Fragen stellst, Jargon."

05.12.2013 21: 43

Cim Bürstenkinn

Sebulon starrte seit Minuten das Blatt mit dem Rezept an, ohne zu verstehen, was es zu bedeuten hatte.
»Das ist ja ein heftiger Irrer«, sagte Glum und ließ die Luft pfauchend zwischen seinen geschlossenen Lippen hindurchstreichen. Er legte den Bericht wieder auf den Stapel vor sich.
»Aber nichts gegen meine Mutter. Sie hat früher Seite um Seite aus dem Almanach gekocht – hat sich beschwert, wenn einmal ein Tag ohne Rezept dran war. Sie hasste diese kulturellen Beiträge. Ich frage mich wirklich ob man nicht einfach ein Kochbuch herausbringen sollte. Ich hab gehört, dass eine Hexe sowas vorhatte.«
»Was?«, Sebulon sah den Zwerg an, als hätte er eine Schlange auf dem Kopf sitzen.
»Wie, oh die Hexe, keine Ahnung. Ich glaube ihr Name war Blog, oder Ogg. Aber die Rezepte im Almanach haben meistens nicht gut geschmeckt weil ..«
»Seite für Seite«, rief Sebulon aufgeregt. »Wenn er den Almanach Seite für Seite durchgeht, müssen wir nur nachsehen, was als nächstes kommt.«
Glum sah ihn erstaunt an. »Das würde bedeuten, wir müssen nur..:«
»Genau, Glum«, rief der Agent aufgeregt. »Wir müssen nur im Almanach lesen, was als nächstes dran ist. Das sollte uns sagen, was der Golem als nächstes vorhat. Aber wo finde ich einen?«
»Am Klo?«, antwortete der Moloss.
Ohne ein weiteres Wort, rannte Sebulon los.



Almanach vom 6.12. im Jahr des prophezeienden Frosches, von Dorean y Gwill

Bevor wir in unserer Serie »Rezepte aus aller Welt« fortfahren, wollen wir uns wieder mal alten Bräuchen und Riten widmen, und den Mythos des Schneevaters genauer unter die Lupe nehmen.

Jeder kennt den fetten Kerl der in seinem Knochenschloss wohnt, auf einem Schlitten gezogen von Schweinen, durch die Luft zischt und Kindern ihre Geschenke bringt (zumeist nicht was sie sich wünschen, sondern was sie angesichts ihrer sozialen Stellung haben sollten).
Aber diese anthropomorphe Personifizierung wird nicht in der ganzen Welt gleich gesehen.
In Sumtri, einer Insel unweit von Klatchistan, finden wir ein seltsam verzerrtes Bild, das von einer Druidensekte streng befolgt wird.
»Baal-Ohn, als Gott des verschlingenden Feuers, dem Menschenopfer, und vor allem Kinder, als Opfer dargebracht wurden, wurde betrachtet als großer Kindes-Verschlinger, da er seine eigenen Kinder zum Mahl hatte. Diese Legende hat eine weitere und tiefere Bedeutung; aber, auf Baal-Ohn, oder 'Der Gehörnte' angewandt, waren Kleinstkinder die akzeptabelsten Opferungen auf seinem Altar. Wir haben ausgiebige und schmerzliche Beweise aus der jüngeren Zeit, für die weitere Befolgung dieses Brauches. Aber warum ist das menschliche Opfer solch ein Begriff zur Verehrung dieses schlimmen Gottes? Welchen möglichen Wert hätten die Menschen in dem abschlachten ihrer eigenen Kinder sehen können? In einer alten Überlieferung finden wir: "...derjenige, der in die Nähe des Feuers kam, würde ein Licht der Gottheit erhalten" und "durch das heilige Ritual des göttliches Feuer« alle Flecken, durch Generationen hervorgebracht, könnten weggewaschen werden." Deshalb, "wurden Kinder veranlasst, durchs Feuer zu Baal-Ohn zu gehen"
So unglaublich wie dies scheint, verblendete Menschen dachten in der Tat, dass sie Gefallen ihres "Gottes" erhalten würden, indem sie ihm ihre eigenen unschuldigen kleinen Kinder opferten. Sie glaubten, dass Feuer sie von der Ursünde befreien würde. Die heidnische Lehre – eine gewisse Zeit im Fegefeuer zu verbringen, um die Seele von allen Sünden zu befreien – wird hiervon abgeleitet!

Wer ist dieser Ball-Ohn
Zuerst müssen wir einen näheren Blick darauf werfen, wer dieser Baal-Ohn ist. Wir haben ihn bereits als einen der ursprünglichen falschen Götter der Geschichte gesehen, aber was können wir sonst noch lernen?
In Neuholds »Geschichte von Sumtri« lesen wir über Baal-Ohn, "Er war ein mächtiger Jäger vor dem Herrn." In der Tat versuchte er, Io zu ersetzen.
Ebenfalls änderte er langsam die Regierung zur Tyrannei... Er [Baal-Ohn] sagte ebenfalls, dass er sich an Io rächen würde, falls er nochmals Lust hätte, die Welt zu ertränken, indem er einen Turm so hoch bauen würde, dass Cori Celesti daneben verblassen würde. Die Vielzahl war sehr bereit, Baal-Ohns Entschluss zu befolgen, und es als Feigheit anzusehen, sich Io zu unterwerfen."
Der Menschheit frühester und vielleicht größter Rebell ist unter vielen Namen durch falsche Religionen hindurch verehrt worden. In Omnien wurde er lange Zeit als Tammuz verehrt
Endekiel 8:13-14 zeichnet ein Bild der Frauen Omniens auf, "die um Tammuz weinen." Dieser Tammuz (der Gott des Feuers) wurde für Baal-Ohn gehalten, und die Etymotologie des Wortes selbst ist faszinierend. Tam bedeutet "perfekt machen" und muz "Feuer." Der Sinn ist klar im Licht von dem, was wir gelernt haben.
Für Molech verbrannt.
Lassen wir untersuchen, wie das Volk von Sumtri Baal-Ohn verehrten, sobald sie von Io abgefallen waren: "Aliam 32:35 Und sie haben die Höhen des Baal-Ohn gebaut, welche im Tale des Sohnes Arlek sind, um ihre Söhne und ihre Töchter dem Baal-Ohn durch das Feuer gehen zu lassen (zu opfern), - was ich nicht geboten habe und mir nicht in den Sinn gekommen ist - um diesen Gräuel zu verüben, damit sie ihr Volk sündigen machten..."


Die Druiden und Menschenopfer
Viele Leute haben von den Druiden gehört. Wenige wissen wer sie sind, oder haben schon einmal einen gesehen. Bevor wir ihre Rolle bei den Schneevater-Mythen behandeln, müssen wir erst ihre historische Rolle in Bezug von Menschenaufopferungen etablieren.
"Druiden, die gebildete Klasse unter den Menschen von Llamedos, deren Namen bedeutet die Eiche kennend (oder findend). Sie scheinen Eichenwälder aufgesucht und als Priester, Lehrer und Richter zu fungieren. Druiden übernehmen die Leitung der öffentlichen und privaten Opferungen, und viele junge Männer besuchten sie zur Ausbildung. Sie richten alle öffentlichen und privaten Streitigkeiten und verordnen die Strafe...Die Hauptdoktrin der Druiden war, dass die Seele unsterblich sei...(sie) opferten Menschen auf für diejenigen, die schwer krank waren, oder Gefahr liefen, in der Schlacht getötet zu werden. Abbildungen von enormen Flechtwerkkörben gefüllt mit lebenden Männern, und dann verbrannt wurden; obwohl die Druiden vorzogen, Kriminelle zu wählen, opferten sie, wenn nötig, unschuldige Opfer."

Die Rolle des Kannibalismus
Eine andere Wahrheit über den Ursprung von Weihnachten entstammt dem modernen Wort Kannibale. Dieser Brauch hat seine Wurzeln in der Hauptfunktion aller Priester Baals. Bitte bedenken Sie, dass sich das omnische Wort für Priester von »Cahn« ableitet.
Erneut greifen wir zum Buch von Neuhold: " Und es war ein Prinzip des Gesetzes des Alim, ein Prinzip ohne Zweifel abgeleitet von dem Glauben der Partriarchen, daß die Priester an dem, was immer als Sündenopfer aufgeopfert wurde, teilnehmen müssen. Folglich, erforderte es, dass die Priester des Baal-Ohn von den menschlichen Opfern aßen, und so entstand, daß 'Cahna-Bal,' der 'Priester des Baal,' das etablierte Wort in unserer Sprache für Verschlinger von Menschenfleisch ist."

Haben wir ihnen Appetit gemacht? Keine Angst, vor dem zweiten Teil dieses Beitrages kommen nun wieder »Gerichte aus aller Welt«

Sebulon klappte das Buch zu, und sank neben der Abort-Tür zu Boden. Er wusste jetzt was die Kreatur als nächstes plante – wenngleich nicht wie.
»Gehen wir Glum!«
Der Zwerg sah ihn erstaunt an. »Wohin sollten wir gehen?«
Sebulon sah sie beunruhigt an. »In die Universität wir müssen verhindern, dass das Ritual des göttliches Feuers gestohlen wird.«
»Was passiert sonst?«
Ohne stehenzubleiben oder sich umzudrehen antwortete der Agent. »Sonst, hat Ankh-Morpork einen sehr zornigen Gott mehr. Nicht zu sprechen von einem kannibalischen Kult, der gewohnt ist kleine Kinder zu fressen.«
»Wer würde kleine Kinder opfern?«, fragte Glum ungläubig. Sebulon nickte.
»Das haben sich die Leute auf dieser Insel auch gefragt. Scheinbar haben die Druiden keine Alternative als ihm zu folgen und von den Opfern zu essen.«




06.12.2013 0: 00

Sebulon, Sohn des Samax

Es blubberte.
Senray sah in das gemütliche Zwielicht und entspannte sich ein wenig. Um die Mauern zu schleichen, den angelehnten Hintereingang und den parkenden, halb entladenen Versorgungskarren zu finden, den Mut zum Eintreten in die Universität aufzubringen, die Treppen in das Untergeschoss der Küche hinabzusteigen - all das war aufregend gewesen. Ihr Hals war trocken, ihre Hose verschwitzt, doch niemand hatte sie ernsthaft aufzuhalten versucht.
Die Räume, durch die sie nun schlenderte, erinnerten sie auf angenehme Weise an ihre Kindheit. Die Vorratshallen der Unsichtbaren Universität waren gigantisch. Es war ein wenig, wie als Zweijährige durch den Vorratskeller eines Hauses zu stolpern: Ein Abenteuer, das nach allen Jahreszeiten zugleich roch. Hier lagerten Obst von Ananas über Kiwi bis hin zu Zymanderbeeren, hier gab es Gemüse in allen Farben, Gewürzgläser stapelten sich bis zur Decke - und ständig gingen rechts und links Gassen ab, in denen weitere Zutaten gelagert wurden: Schweinehaxen, Ochsenschwänze, Fasanenhälse, Rippchen, hier verbarg sich eine Kühlkammer, dort eine Kochgelegenheit, da ein Abfalleimer. Senray passierte absurd viele aufgestapelte Käselaiber, sie zählte mindestens fünfzig Sorten, die sie schon rein äußerlich auseinanderhalten konnte. Und überall hingen Pfannen und Töpfe.
Geschäftige Mitarbeiter der unteren Küchenetage eilten an Senray vorbei. Hier wurde scheinbar gerade die nächste Hauptmahlzeit vorbereitet. Alle Versuche, jemanden anzusprechen, waren vergeblich. Die meisten Bediensteten ignorierten Senray, die anderen sahen sie scheinbar als eine Art Störfaktor in der je eigenen Geschäftigkeit.
Doch die Geruchskulisse, der Geräuschteppich, die vielen guten Düfte, all das ließ Senray einen Moment ihren Auftrag vergessen. Dort mischte sich Kaffeeduft mit gerösteten Mandeln. Da hinten summte jemand ein schweihnachtliches Lied. Schuhe klapperten über den Boden, Dinge wurden flambiert, irgendwo gackerten Hühner, die ganze Welt roch nach Zimt und Koriander.
Es war so ganz anders als bei ihrer Mutter in den Spitzhornbergen, und doch ... und doch ... hier lebte die Leidenschaft der Kochkunst in einer alltäglichen Form, die ganz und gar Senrays Sinne berauschte.
Bald blieb sie stehen, lehnte sich an eine Säule aus Einweggläsern mit verschiedenen Obstkompotts, schaute versonnen in die Gegend und genoss den Moment.
Sie erwachte aus ihrer Trance jäh, als sie bemerkte, dass ein Küchenmädchen vor ihr stand und grinsend mit den Füßen tappte.
"Die Neue, was?", fragte die junge Frau. Sie trug eine Hochsteckfrisur und war unlängst in einen Bottich voll Teig gefallen, ihrer vormals weißen Küchenkleidung nach zu urteilen. "Du wirst keine zwei Stunden durchhalten, wenn du jetzt schon ausruhen musst. Wo hast du überhaupt deine Kluft gelassen? Hol dir schnell eine neue - den Gang da hinten runter, erste links, zweite rechts. Und sprich mit Frau Allesweiß, sie ist gerade beim Kartoffelschäler, direkt daneben."
Während ihr Verstand noch damit beschäftigt war, verzweifelt Widerworte zu finden, setzte sie sich bereits mit hochrotem Kopf in Bewegung.

Andernorts befragte der Gefreite von Omnien verschiedene Anwohner aus der näheren Umgebung des Truthahnmordes. Die meisten Leute waren wortkarg und bekamen diesen ganz speziellen Gesichtsausdruck, sobald er sich als Wächter vorstellte. Es war verblüffend: Niemand wusste etwas. Niemand hatte etwas gesehen. Niemand hatte auch nur irgendjemanden gesehen. Niemand hatte verdächtige Geräusche gehört oder ungewöhnliche Gerüche gerochen. Auf spezielle Nachfrage gab sogar eine Anwohnerin zu, nachtblind zu sein und mit Ohrstöpseln zu schlafen.
Ein einziger alter Mann mit Namen Robert Reineweiß wollte etwas gesehen haben, verhandelte jedoch derart lange über den Preis der Aushändigung seiner Auskünfte, dass Dagomar der Geduldsfaden riss und eine Pause mit der Befragung einlegte.
Zurück auf der Straße streckte er sich und versuchte, den eigenen Kampfgeist wiederzufinden. Es fiel ihm nicht leicht, denn sein Verstand beschwerte sich schon seit dem Eintreffen am Tatort darüber, dass es ein sinnloses Unterfangen werden würde, hier Informationen zu bekommen. Und tatsächlich hatte diese ganze Befragerei ja auch zu nichts geführt. Hier war niemand bereit zu helfen. Ob die Aussage des Alten auf eine heiße Spur führen würde, bezweifelte Dagomar von ganzem Herzen. Er konnte nur hoffen, dass Rabbe und Cim nicht untätig gewesen waren und irgendetwas Verwertbares zutage gefördert hatten.
Gerade, als er sich zu einer letzten Befragungsrunde aufraffen wollte, bemerkte er den ausgemergelten Jungen, der ihn misstrauisch ansah. Überrascht hob Dagomar die Augenbraue. Sein Püschologen-Wissen sagte ihm drei Dinge über diesen erbärmlich ausschauenden Menschen: der Junge hatte etwas Grässliches durchgemacht, er wollte dringend darüber reden, und er misstraute dem Wächter massiv.
Wer konnte es ihm verübeln? In Ankh-Morpork konnte man binnen kürzester Zeit genug schlechte Erfahrung mit vorschnellem Vertrauen sammeln, dass man sich freiwillig abgewöhnte, zweckfrei zu lächeln.
Die Rippen zeichneten sich deutlich auf dem Oberkörper des Jungen ab. Wann hatte dieser Knabe das letzte Mal etwas gegessen, was nicht gestohlen oder bereits aus gutem Grund weggeworfen worden war?
Er räusperte sich. Und lächelte zögerlich. Dann suchte er nach Worten. Wie nur würde er den Jungen dazu bekommen können, sich ihm zu öffnen?

Zurück in der Universität:
Zwei Abbiegungen (links bei gefühlten hundert Schüsseln voll Eier in verschiedener Größe, rechts bei mit Fischsorten beschrifteten Blechtonnen) später fand die Wächterin, dass die unverhoffte Begegnung nützlich gewesen war: Frau Allesweiß stand vor ihr. Die Schuhe der kurzen und etwas dicklichen Frau wirkten gepflegt, die Schürze etwas in Ordnung, die rötlichen Haare auf verwirrende Weise unecht. "Hich bin Frau Hallesweiß. Mit hwem habe hich die Hehre?" Sie knickste höflich, während ihre Zunge sich abmühte, genügend Noblesse in ordinäre Worte zu bringen, um einen angemessenen ersten Eindruck zu machen.
Diesmal war Senray vorbereitet. Ein dramatischer Auftritt schien ihr angemessen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb begann sie ihre unauffällige Befragung mit den Worten: "Äh, ich, also, ich kündige!"

07.12.2013 0: 44

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

Frau Allesweiß hob kurz eine Augenbraue und musterte Senray von Kopf bis Fuß. Man konnte ihr ansehen, dass sie angestrengt versuchte, die Wächterin einzuordnen, und sich daran zu erinnern, wann sie eingestellt wurde. 'Rita Quasselviel?', ging ihr durch den Kopf, aber dann fiel ihr ein, dass Rita wahrscheinlich zu dämlich ist, um ein Wort wie 'kündigen' überhaupt zu kennen. Überhaupt schien diese junge Frau etwas an sich zu haben, das sie von den anderen Küchenmädchen unterschied. Eine Zeit lang hing Frau Allesweiß dem Gedanken nach, dass früher viel mehr Wert auf anständige Arbeit und gutes Personal gelegt wurde, als ein dezentes Hüsteln Senrays diesen Gedanken jäh unterbrach. Frau Allesweiß hatte keinen Erfolg bei dem Versuch, dieses junge Ding einzuordnen, das ihr gegenüber stand, und so entfleuchte ihr nur ein kurzes, bestätigendes Geräusch.
"Hin Hordnung!"
Senray konnte es nicht fassen, wie kühl sie diese "Kündigung" hinnahm.
"Ähm. W-wie bitte?"
"Hin Hordnung, habe hich gesagt!", wiederholte Frau Allesweiß und drehte sich zum Gehen.
Senray biss sich auf die Unterlippe. Das lief nicht ganz so, wie sie es sich das vorgestellt hatte, und so fasste sie der älteren Dame womöglich etwas zu fest an den Ellenbogen.
"M-Moment!"
Frau Allesweiß drehte sich um und ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus kochender Wut und Fassungslosigkeit.
'Na gut, Senray, denk' nach, jetzt musst du improvisieren!'

Dagomar indes fasste sich ein Herz. Ein Straßenkind ist immer eine Gelegenheit, hatte er mal gehört, und so setzte er sich auf einen undefinierbaren Haufen in der Nähe des Jungen und kramte in einer seiner Taschen. Nach einiger Zeit holte er ein etwas muffiges Butterbrot heraus und biss missmutig hinein. Heimlich blinzelte er zu dem Jungen herüber, ob dieser auch mitbekam, was der Gefreite gerade tat.
Der Junge bemerkte es, und so riss Dagomar ein großes Stück von seinem Butterbrot ab und hielt es dem Jungen wohlwollend hin. Dieser schaute misstrauisch auf die bräunlichen Ränder eines Salatblattes und die wächsern schimmernde Käsescheibe. Ein lautes Bauchgrummeln verriet ihn jedoch, und so hatte er kaum eine andere Wahl, als schnell zu dem seltsamen blonden Mann herüber zu gehen und ihm blitzschnell das Brot aus der Hand zu reißen.
Dagomar lächelte den Jungen ermutigend an und biss gespielt lustvoll in seine Hälfte des Brotes.
"Dürfte ich mich erdreisten, nach deinem werten Namen zu fragen, Junge?"
"Hä?", war die heiser klingende Antwort.
"Wie ist dein Name?"
"Y- Yorrick."
Der Junge schaute sich skeptisch um, so, als erwarte er einen Schlägertrupp, der sich plötzlich aus den Schatten schält, um ihm das Brot zu stehlen. Doch der Schlägertrupp blieb aus.
"Ich bin Dagomar. Schön, dich kennen zu lernen, Yorrick."
Der blasse Omnier erntete nur einen weiteren skeptischen Blick und ein angedeutetes Kopfnicken von dem Jungen, der vorsichtig in das Brot biss.
"'nke", sagte er.
"Das tue ich doch gerne, Junge. Du siehst müde aus. Hast du einen harten Tag gehabt?"
Mit beinahe väterlichem Blick klopfte Dagomar mit der Handfläche auf den Haufen, auf dem er saß, um dem Jungen so mitzuteilen, dass er sich gerne neben ihn setzen dürfe. Doch dieser nahm die Einladung nicht an, sah sich nur immer wieder verstohlen um.
Dagomar seufzte innerlich. Nach dem alten Mann war ihm eigentlich nicht nach einer weiteren harten Nuss wie diesem Jungen, aber, es nützte ja alles nichts. Während beide still das Butterbrot vertilgten, lief Dagomars Verstand auf Hochtouren. Er versuchte, sich an die zahllosen Texte zum Thema Gesprächsführung und -aufrechterhaltung zu erinnern, und ob er irgendwann einmal einen Absatz zu traumatisierten Straßenkindern gelesen hatte. Aber ihm fiel nichts ein.
'Na gut, Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien, denk' nach, jetzt musst du improvisieren!'

09.12.2013 18: 29

Senray Rattenfaenger

"Und, also, was ist mit ... mit meinem Geld? "Und, also, was ist mit ... mit meinem Geld?“
Senray schluckte. Ihr war nichts anderes eingefallen, um die Frau noch bei sich zu behalten und so das Thema wechseln zu können. Aber wie sollte ihr das jetzt noch gelingen?
Außer …
Frau Allesweiß schien kurz davor, die Fassung zu verlieren und mittlerweile schauten einige der Küchenmägde neugierig, allerdings sehr vorsichtig zu den beiden.
Während die beeindruckende und vor allem wütende Frau vor ihr Luft holte, begann die Wächterin zu reden und versuchte auch weiterhin, fast trotzig dem Blick der Anderen Stand zu halten.
„Immerhin … also, eigentlich müsste ich sogar noch Zuschläge bekommen. Bei den, also, Zauberern weiß man, nun, schließlich, also, nie, was sie, nun, gerade aushecken und … also, sie haben immer Hunger und wollen, nun, irgendwas! “
Sie wusste selbst, dass das die fast mit Abstand schlechtesten Argumente waren, die sie hatte nennen können, allerdings waren es auch die ersten, die ihr in den Sinn gekommen waren.
Wie sie allerdings noch einmal auf ein normales Gespräch mit Frau Allesweiß kommen sollte, war ihr nicht klar und die Husky in Ausbildung bereute ihren schön dramatischen Start in die Unterhaltung.

Die Köchin vor ihr hatte nun endgültig genug und der einzige Grund, warum sie diesem ungehörigen Mädchen keine ordentliche Standpauke hielt, war der Krach von Oben. Stürzte dort gerade eine Wand ein? Und was war das für ein Pochen und Poltern?
„Hiese Zauberer, hwenn das hwieder hin die Küche hstaubt …“, sprach sie und verschwand wütend. Es gab jetzt wichtigeres zu klären, als die Kündigung einer Magd an deren Namen sie sich nicht einmal erinnern konnte. Falls sie sie jedoch noch einmal auf einem der Gänge treffen würde, würde es etwas setzten, so viel war sicher.

Senray war erschrocken zusammengezuckt und fragte sich ängstlich, was da oben los war. Gleichzeitig war das jedoch ihre Chance, Frau Allesweiß war verschwunden.
Die Wächterin entschloss sich, jetzt ihr Glück bei den Küchenmägden zu versuchen und gezielt über die Aktivitäten der Zauberer zu reden. Bei so vielen neugierigen Mädchen wie sie vorhin beobachtet hatten musste doch eine sein, die mit ihr Sprach und auf die Unterhaltung einging …
Zumindest hoffte Senray das.


Indessen eilten zwei Zwerge durch die Stadt, auf dem Weg zur Unsichtbaren Universität.
„Und du bist dir sicher, was diesen Gott angeht?“
„Wenn ich es doch sage!“
Glum und Sebulon hielten kurz schnaufend inne. Zwerge waren im Allgemeinen nicht für Dauerläufe gemacht.
Während er an einer Wand lehnte, kam dem IA-Agenten ein Gedanke. „Habt ihr vielleicht vor kurzem etwas … von einer neuen Sekte oder dergleichen gehört?“
„Du meinst Anhänger dieses Ball-Ohn? Darüber habe ich auch gerade nachgedacht.“
„Und?“

09.12.2013 20: 06

Rabbe Schraubenndrehr

"nun...", Glum schien zu überlegen. "Nicht direkt. Es gab einen Bericht über eine Gruppe Druiden die sich offenbar regelmäßig hier in der Stadt treffen, aber worum genau es da ging weiß ich auswendig nicht. Das einzig merkwürdige daran war auch eigentlich nur, dass diese Sorte Druide in der Stadt normalerweise wohl nicht so häufig ist. Warum genau kann ich aber nicht wirklich sagen."
Sebulon dachte erschöpft einen Augenblick darüber nach. In dem Bericht standen vielleicht weiter Informationen - aber in der Universität würde ihre Anwesenheit auf jeden Fall so schnell wie möglich von Nöten sein.
Er holte tief Luft. "Wir müssen weiter!"

*In einem anderen Stadtteil*

"Tja... die haben ihn ebenfalls eindeutig gesehen, aber das hilft uns nicht unbedingt weiter in der Hinsicht wo er hin ist.", meinte Rabbe kopfschüttelnd, nachdem sie einen weiteren Anwohner nach dem jungen Püschologen gefragt hatten. Eigentlich hatten sie gehofft, den jungen Mann relativ schnell zu finden um zum Wachhaus zurück kehren zu können - wenn die anderen Opfer allesamt Mitglieder der Händlergilde waren, hätten sie endlich ihre Übereinstimmung gefunden. Aber ihr Gruppenteil bestand nun einmal aus drei Mitgliedern.
Rabbe seufzte. "Im Grunde hat das doch gar keinen Sinn, Cim. Wir sollten einen Zettel an die Ruine hängen dass Dagomar uns im Wachhaus findet und einfach schon mal zurück gehen. Wer weiß, wann unser Täter den nächsten Mord begeht? Jede Minute die wir nach ihm suchen könnte kostbar sein."
Cim überlegte einen Moment, nickte dann aber. "Wir könne wohl wirklich nicht länger warten. Ich habe kurz über die vergangenen Morde drüber geschaut... Die Zeitpunkte scheinen vollkommen sinnlos. Würde mich nicht wundern wenn er gleich heute Nacht wieder zuschlägt.", erwiderte er grimmig.
Zügig liefen die Wächter Richtung Ruine zurück, machte eine kurze Notiz [2] und bewegten sich dann schnellen Schrittes zurück Richtung Pseudopolisplatz, in der Hoffnung das Glum Mittel und Wege hätte, schnell auf dog-informationen zu greifen.

10.12.2013 15: 19

Glum Steinstiefel

Mit einem raschen Blick nach oben [3] hatte Glum Notiz von den bisherigen Eingebungen seiner Kollegen genommen. Und hätte er eines dieser Geräte mit den bewegten Bildern aus einem seiner viel zu häufigen Rundweltbesuche mitgebracht und diesem aufmerksam zugesehen, dann hätte er einen Kriminalfall unter der Leitung eines abgewrackten Kommissars und seiner gehandicapten Beamten vermutlich für eine Art Normalfall gehalten. Jetzt allerdings fand er es zunächst einmal ermüdend, sich, die Kollegen und sich in einer dieser angehenden Spontanapokalypsen wiederzufinden. "Stehen bleiben, wir sind die Stadtwache!" – wo war der Witz? In seiner bisher sechseinhalbjährigen Polizeikarriere war er vier Mal in der Rundwelt, acht Mal in Paralleldimensionen, drei Mal auf dem Cori Celesti, zwei Mal in Scheinrealitäten und einmal bei einem Kartenvorverkauf gewesen, aber er wäre niemals auf die Idee gekommen, einem potentiellen Mörder, fummelfanaten Feudalfetischisten (und dieser eine war auch noch hyperaktiv gewesen!), Sektenpriester, Dämon oder Gott seine S.A.M.-Marke unter die Nase zu halten und tatsächlich mit der geforderten Reaktion zu rechnen. Überhaupt genügte ein einziger kurzer Blick auf den desolaten Zustand seiner Abteilung, um sich ähnlich wie einst die Feldherren des späten Reichs von Djelibebi vor den Toren irgendeiner Stadt Ephebes davon zu überzeugen, dass die Zeit der großen Siege vorbei war.
"Mein Gott, Sebulon! Hätten wir es diesmal nicht kleiner anfangen können?“, schnaufte der lancierteste aller Korporals an die Adresse des zuoberst gewebelten Offiziers: „Einfach ein paar Golemregister durchzublättern oder Theorien über die Feinjustierung in verlehmten Oberstübchen anzustellen – nicht zwingend die der Golems selbst -, hätte ich für die ersten paar Tage begrüßt. Aber voraussichtlich wiederkehrende Pseudogottheiten mit Vorliebe für die gastronomischen Qualitäten ihrer jüngsten Anhänger und das alles noch vor dem Mittagessen…?"
Sie befanden sich gegenwärtig im vollen Lauf und wurden soeben der U.U.-Tore ansichtig, da gab Samax’ Sohnemann trotz der beanspruchten Atmung ein stutzendes Geräusch von sich. Nicht vielleicht deshalb, weil er sich an den Bemängelungen des gleichrangigsten aller Untergebenen angestoßen hätte oder weil es diesem gelang selbiges in solcher Ausführung im vollen Trab zu besorgen – was bei Glum eher nicht verwundern mochte und weshalb Sebulon es auch kaum bemerkte -, vielmehr war ihm etwas ins Auge gefallen. Im gleichen Augenblick, in dem sie die letzte sichtbehindernde Ecke hinter sich gelassen hatten und der sich im Wunsche das Ziel schnellstmöglich erreichen zu wollen so ersehnte Anblick der Universitätsgemäuer eingestellt hatte, schien es dem Stammagenten als wäre gerade dann, in exakt genau demselben Moment etwas von der Mauer verschwunden. Normalerweise wäre die Feststellung, ob und wenn ja was sich von einer Mauer hinabgeschwungen hatte weniger ansprechend gewesen. Jetzt aber überlappte die Ecke eines Hauses am Ende der Straße die freie Sicht auf das eben dahinter liegende Stück Uni-Mauer. Seine Überlegung teilte er sogleich mit dem steinigsten Stiefel seines Herzens.
"HabÂ’ ich nicht gesehen, Sebu."
"Aber ich könnte darauf schwören!"
Für einen weiteren Augenblick war der Agent des Stammes (und er befand diese Bezeichnung dann doch als etwas schwurbelig) aus dem Trott des Trabs gebracht, fing sich jedoch sofort wieder und beschleunigte. Protestwillig schnaufte Glum neben ihm ein paar Mal heftiger als sonst, bemühte sich dann dennoch, dem Begleiter nachzufolgen, der unbedingt das verdeckte Mauerstück einsehen wollte. Und eigentlich hatte der alte Zwerg auch hierzu einen passenden Kommentar auf den Lippen. Aber auch diese gehörte eindeutig in die Rundwelt und unter Berücksichtigung seiner dortigen Flugversuche mit dem blechernen Vogel und Sebulons nun beinahe hüpfendem Tempo bezweifelte er, dass Sebulon, der Enkel von Samax’ Vater, mit dem Begriff Zwischengas etwas anfangen konnte.

Ponder Stibbons hingegen hatte sich in knappen Worten aufklären lassen. Seit der hölzerne Golem über den Mauerrand verschwunden war, und der Zauberer ging davon aus, dass diese Zustandsbeschreibung dem Körper, weniger dem Gemüte galt, war höchstens eine halbe Minute vergangen. Entsprechend waren die Worte Jargons wirklich sehr knapp gewesen, sogar wenn man dessen grundsätzliche Labilität berücksichtigte. Alles in allem hatten sich dessen Ausführungen in etwas wie folgt angehört: "Daswarnholzgolemderwoweilmenschenumbringtwegendesrezeptsmitdenäpfelnimtruthahnundvielleichtsindhändlerbetroffenaberbestimmtauchzauberer!"
Während also der dürre Wächter nervöse Blicke umher warf, um eine etwaige Rückkehr des Rotäugigen nicht zu verpassen und dabei Anstalten traf, sich dem Hackbeil untersuchend zu nähern, begann Prolektor Ponder damit, dessen Aussage mit Sinn (Verzeihung!), mit Syntax zu befüllen.
"Ein Golem bringt Menschen um, weil die Händler betroffen sind von den tollen Äpfeln der Zauberer? Und welcher Truthahn hat ein Rezept? Ich würde meinem Truthahn kein Rezept geben, wenn ich einen hätte. Oder ein Rezept."
Er schüttelte den Kopf in der Weise eines kampfmüden Mannes, wie er es so oft tat, wenn der Erzkanzler etwa zum fünften Mal vor Hex’ Kommunikationstrichter stand und erkundigend hinein schrie, ob es der Maschine etwas ausmachte, wenn der Weißbärtige ihn sich zum Umfüllen seiner Sirupsammlung ausborgte. Die Antwortformulierung der Maschine war durchaus nicht die passendste, aber sie hatte Mustrum Ridcully immerhin dazu gebracht, durch die U.U. zu laufen und sich im Kollegium zu erkundigen, ob ihm jemand ersatzweise ein Ohr als Ausgleich für die Denkmaschine leihen möge – bislang erfolglos.
"Versuchen wir das anders, Jargon – das hier wird doch nicht wieder eine dieser Verrücktheiten, in die mich die Stadtwache seit über dreizehn Jahren immer wieder hineinzieht? Ich fange gerade wieder an, normal zu träumen!"
"Äh..."
Der hauptsächlich Gefreite, noch immer mit erhobenem Schwert, ließ das Hackbeil Hackbeil sein und setzte mit einer Mine voller ringender Widersprüche zu einer Antwort an.
"Diesmal fürchte ich nur, dass dich die Sache ganz unmittelbar betreffen könnte."
"Unmittelbar betreffen? Wie verrückt genau?"
"Glum? Ich sehe da wirklich nichts! HabÂ’ ich mich verguckt? Wo bleibst du denn?"
"Ehrlich, du Oberfelddings – ich muss wieder Sport betreiben! Und dich quäle ich mit da durch, da kannst du Gift drauf nehmen!"
Ponder schwindelte als die wohlbekannten Stimmen sich ihm näherten und er bedachte Jargon flehentlichen Blicks, ehe er schluckte und mit einem Abwinken feststellend bemerkte: "Schon gut, Jargon, schon gut, ich denke mir die Antwort: das Traumteam ist wieder da."


13.12.2013 17: 13

Sebulon, Sohn des Samax

Dagomars Kopf raste und fühlte sich gleichzeitig völlig leer an. Keine Idee kam ihm, kein Moment der Erleuchtung. Seufzend ließ er seinen Kopf nach hinten sacken und kaute auf seiner Hälfte des Brotes herum.
Er musste einfach einen Weg finden, den Straßenjungen zum Sprechen zu bringen. Er wusste etwas, das konnte von Omnien bis in die Zehenspitzen fühlen. Etwas über den mörderischen hölzernen Troll ...
Seine Augen verfolgten eine Möwe, die drehwärts vor dem Gestank des Ankhs floh.
Er merkte auf, als der Junge leise hustete. Oder hatte er etwas gesagt? "Wie bitte?", fragte der Gefreite und holte ein blütenreines Taschentuch aus den Untiefen seiner Kleidung hervor, um es seinem Gegenüber hinzuhalten.
"W'schlckt", hustete Yorrick, atmete dann tief durch und lächelte verhalten. "Danke. Brauch ich nich'." Einen Moment schien er nachzudenken, doch dann nickte er und stellte fest: "Bist der nett'ste Bullntyp, dem ich je getroff'n hab."
Das hatte Dagomar nicht erwartet. Seine Wangen wurden rot. "Oh, ich, danke, ich bin ganz gerührt."
"Scheinst viel um die Ohr'n zu ha'm", stellte der Junge fest, "is' wegen dem Feuer, wa? Von weg'n letzte Nacht und so."
Der Püschologe öffnete erstaunt die Augen weit. Er hatte nicht erwartet, dass es so einfach würde. "Du weißt etwas?"
Die Furcht kehrte in das Gesicht des jungen ausgemergelten Mannes zurück. "Gar nichts weiß'ch nich'! Hab nichts geseh'n, schon gar nicht kein' Holzmann mit roten Aug'n und Stampfebott'n!"
"Aber ..."
Bevor Dagomar noch etwas mit Hand und Fuß erwidern konnte, um den Straßenjungen zu beruhigen, war dieser bereits aufgesprungen und in den Gassen verschwunden.
"Verflixt und zugenäht", seufzte Dagomar und verstaute sein Taschentuch erneut. "Das hatte ich mir anders vorgestellt."

13.12.2013 20: 19

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

Der junge Püschologe seufzte ein weiteres Mal und spurtete los, dem Jungen hinterher. Ihm war, als würde er immer noch gerade so die Ferse des Jungen Yorrick um eine Ecke verschwinden sehen, sodass Dagomar sich seines Weges weitestgehend sicher war. Er hastete vorbei an dubiosen Gestalten und lauten Straßenkrämern, während ein Gedanke den nächsten jagte.
' Eine Verfolgung macht genau das Vertrauen zunichte, das man sich mit mühevoller Arbeit aufgebaut hat'.
In welcher der zahllosen Abhandlungen hatte er diesen Satz nur gelesen? Dennoch, ein verängstigter Verfolgter Junge, der etwas weiß, ist immer noch besser, als ein durch Abwesenheit glänzender Junge, der etwas weiß, und so setzte Dagomar seine Verfolgungsjagd fort.
Nach nur wenigen Minuten jedoch musste der Püschologe stehen bleiben, da er schon immer von eher spärlicher Konstitution war. Während er seine Hände auf den Knien abstützte und beinahe verzweifelt nach Luft schnappte, sah er sich um.
Es kam ihm so vor, als sei es dunkler geworden. Auch kam es ihm so vor, dass er in diesem Teil der Stadt noch nie gewesen war, und so suchte er nach irgendeiner Art von Landmarke, an der er sich orientieren konnte.
Vergeblich.
Die Passanten hier schienen auch eher gewillt zu sein, einen Angriff auf einen wehrlosen, stadtwächterisch aussehenden Mann zu wagen, als eben jenem Mann Auskünfte über dessen aktuellen Aufenthaltsort zu erteilen.
Diese Richtung ist genauso gut wie jede Andere, dachte sich der Gefreite, und setzte sich in gemütlichem Gehtempo in Bewegung, als-

BUMM!

Ein lautes Krachen und Scheppern war zu hören, und Dagomar drehte sich, das Schlimmste befürchtend, um.
Auch, wenn er das schlimmste befürchtet hatte, war der Anblick doch um einiges schlimmer.
Zwei rote Lichter leuchteten in der relativen Dunkelheit, und nur schemenhaft konnte man die massive Gestalt ausmachen, die zu diesen Lichtern gehörte. In den riesigen Pranken hielt er etwas, das aussah, wie eine Flickenpuppe, deren Gliedmaßen in seltsamen Winkeln vom Rest des Körpers abstanden. Durch die Puppe war ein langer Spieß gebohrt.
Erst jetzt verstand Dagomars Unterbewusstsein, dass es keinen Sinn hat, dem 'Chef' vorzugaukeln, dass ein ziemlich großer Mensch mit einer ungewöhnlich großen und ... feuchten Puppe hantierte.

Danilo Zählmann stand am Fenster und genehmigte sich eine Zigarette, die er aus den Stummeln, die man gelegentlich am Straßenrand fand, gebastelt hatte und starrte hinaus. Er war tief in Gedanken und wälzte die Probleme, die ihn schon seit vielen Nächten nicht mehr schlafen ließen.
Seine Gedanken wurden jedoch jäh unterbrochen, als ein kreischender Schatten an seinem Fenster vorbei rannte [4], als hätten die Zauberer der Unsichtbaren Universität wieder etwas ausprobiert, und mit "Hoppala!" kommentiert.

Welcher Teil von Dagomars Püsche die Führung übernahm, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben, doch verschaffte er ihm ungeahnte Atemreserven.
Der Püschologe schaffte es noch, wie ein Wahnsinniger an der Wachhaustür zu hämmern und zu ruckeln, bevor ihm schwarz vor Augen wurde.

16.12.2013 18: 00

Rabbe Schraubenndrehr

*Nahe des Pseudopolisplatzes*

Cim und Rabbe liefen zügig Richtung Wachhaus. Nachdem sie die Nachricht an der Ruine hinterlassen hatten war die Ankunft im Hauptwachhaus natürlich das erste auf ihrer Prioritätenliste gewesen [5]. In letzten Minuten hatte keiner der beiden Wächter ein Wort gesprochen, und doch waren sie beide kontinuierlich schneller geworden - irgendetwas machte die Situation zunehmend gefährlicher. Es war keine Sache über die man sprechen musste, mehr etwas was in der Luft lag, eine gewisse Aufregung, eine Unregelmäßigkeit im Chaos der Stadt - ein allgemeines Falschsein der Welt, das jedes Wächterbewusstsein in hellem Alarm aufschrillen ließ und jeden Diensttuenden zur Eile anrief.
Von diesem Gefühl getrieben hasteten die beiden Wächter um eine Ecke und sahen sich einem erschreckendem Anblick konfrontiert: Sie sahen den Kollegen Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien von der anderen Seite her in offenbar größter Panik auf das Wachhaus zurennen, während unmittelbar hinter ihm eine Gestalt her raste die dem Dienstältesten erschreckend bekannt vorkam.
Der Holzgolem verfolgte den Gefreiten, in der riesigen Pranke eine Art Lanze auf der eine kleine Gestalt hilflos umher schwang - und die Reflexe der beiden ranghöheren Wächter sprangen auf Überlichtgeschwindigkeit.
Sie tauschten einen kurzen Blick und rannten los, das Geschehen angespannt vor Augen - Cim peilte an, Dagomar abzufangen, der seinem Gesichtsausdruck nach zu deuten nur noch an Flucht und nicht mehr weiter dachte - zumindest schien er den sich positionierenden Wächter nicht wahrzunehmen. Rabbe versuchte indes sich seitlich zu platzieren um zu versuchen, den Golem abzupassen. Sie kamen schnell näher, und es würde sehr knapp werden - sie sahen wie Dagomar die Tür des Wachhauses fast erreicht hatte. Rabbe hatte den Golem ihrerseits ebenfalls fast erreicht, doch Cim würde Dagomar schnell erreichen müssen - Wenn er seinen Weg beibehielt und sie den Golem nicht stoppen konnten würde dieser in den Gefreiten hinein rasen während dieser versuchte die Türe zu öffnen [6]- was selbigen Wächter in Zukunft wohl mehr Pfannkuchen als Wächterartig wirken lassen würde [7]. Rabbe hastete an eine Stelle zwischen Gefreitem und Golem - und kippte eine Viehtränke um. Das Wasser schwappte hinter Dagomar auf die dreckigen Pflastersteine, und nun konnten sie nur hoffen dass es auch sein Wirkung tat.
Rabbe hechtete auf die Seite. Der Golem rannte weiter, auf die Lache aus Dreck, Wasser und mehr Dreck,- und rutschte aus. Das nasse Holz rutschte über die Pflastersteine während Dagomar die Tür erreichte und wie besessen an die Tür hämmerte. Cim war so schnell er konnte vorgesprungen, eigentlich, um ihn vorher schon auf die Seite zu ziehen - doch wurde er nun von dem vorbei sausendem, taumelndem Golem an der Schulter getroffen und rammte den Gefreiten mit Wucht an die Tür.
Er schrie, und für einen Moment, der ewig zu dauern schien, war er überzeugt dass man ihm soeben die Schulter abgerissen hatte.


*Derweil in der Universität*

Jargon und Ponder blickten irritiert bis genervt nach unten und sahen zu, wie sich nacheinander erst Sebulon und dann Glum aus einem Loch quetschten. Sebulon, der zuerst herauskam hatte zuerst relativ vorsichtig gewirkt, dann jedoch Jargon bemerkt. "Oh. Wir sind..." er blickte sich um und richtete sich auf. "Wir sind wohl in der Universität. Guten Tag Herr Stibbons, hallo Jargon.", er drehte sich um und half Glum aus dem Loch, der nun seinerseits missbilligend von einem zum anderen blickte. "So. Wir sind so also in der Universität gelandet... schön Sebulon. Es hatte wohl einen Sinn, aber dennoch... als ich in deinem alter war habe ich ältere nicht genötigt mich durch solche Löcher zu quetschen."
Der Stammagent ließ dies unkommentiert und wandte sich stattdessen an Ponder. "Herr Stibbons, hat unser Kollege Sie bereits über das aufgeklärt was wir gerade untersuchen?", fragte er hastig, aber bestimmt.
Ponder wiegte den Kopf hin und her. "Mehr oder weniger. Er hat mir gesagt das... irgendein Golem Leute umbringt. Und irgendetwas von Truthähnen und so. Und unmittelbar vorher ist hier ein merkwürdiger hölzerner Golem durch gestapft, der,-"
"Er war schon hier? Was genau hat er getan?", unterbrach der IA-Agent hastig und sah alarmiert von Jargon zu Ponder und zurück.
"Ähm... er hatte ein Hackbeil und ein Bündel Papiere in der Hand und ist damit abgehauen...", erklärte der Hauptgefreite und sah den Ranghöheren leicht verwundert an. "Wieso, habt ihr etwas neues dazu herausgefunden?"
"Etwas neues? Ja, das kann man wohl sagen."
Er fuhr fort sie über ihre Ergebnisse so schnell wie er konnte aufzuklären.


*Zurück vor dem Wachhaus*

Der Golem war die Straße herunter geschlittert und war dann einfach davon gerannt. Rabbe hatte einen Moment lang abgewogen was sie nun tun sollte, war dann aber zu den am Boden liegenden Wächtern geeilt und ging neben Cim in die Hocke der mit zusammen gebissenen Zähnen und zusammen gekniffenen Augen am Boden kauerte und sich verkrampft die Schulter hielt. Als der Golem ihn getroffen hatte war er mit Wucht schräg gen Wand geschleudert worden - wobei der Gefreite wiederum von ihm gestoßen worden war und mit dem Kopf an die Tür aufgeprallt war. Rabbe sah Blut unter Cims Uniform hervor sickern und biss die Zähne zusammen. Sie warf kurz einen Blick auf die Straße um sicher zu gehen dass der Golem weg war, als sich die Tür öffnete und ein verschlafen wirkender Sillybos genervt den Kopf herausstreckte. "Was ist denn hier draußen für ein Radau? Ich wollte nur eben,-" er verstummte als sein Blick erst auf den bewusstlosen Gefreiten von Omnien fiel und dann gleich zu Rabbe schnellte die ihn hastig ansprach. "Sillybos! Schnapp dir den Gefreiten und bring ihn rein! Die beiden müssen so schnell wie möglich nach drinnen, vielleicht werden wir nochmal attackiert! Danach muss man sofort einen Sani ran schaffen der sich Cims Schulter ansieht, Er ist gerade von einem Golem gerammt worden."
Der Tatortwächter erkannte erst jetzt die kauernde Gestalt Bürstenkinns, der nur langsam wieder ansprechbar wurde. Er stöhnte schmerz gepeinigt auf, während Sillybos die anwesenden erst einmal irritiert musterte, bevor er den Gefreiten unter den Armen packte und ins innere zog. Rabbe blickte sich indes erneut nach einem Zeichen des Golems um, bevor sie Cim half, halbwegs auf die Füße zu kommen. "Uach... Ich fühle mich als wäre ein Troll gegen mich gerannt.", brachte er mühsam hervor, während er taumelnd um Gleichgewicht rang. Rabbe beobachtete seinen Gang ins Wachhaus kritischen Blickes während er die gesunde Hand auf seine zunehmend blutende Schulter presste. "Was ist mit dem Golem?", fragte der Vektor, bevor sie ins Sanitätszimmer gingen.
"Ist geflohen." knurrte die Ermittlerin. Sie hatte noch erkennen könne, was das Wesen auf seinem Speer mit sich geführt hatte.
"Der Speer den er hatte...", der Vektor blickte Rabbe fragend an. Sie nickte düster. "Ich werde sehen ob Glum und der Stammagent was heraus gefunden haben.", sagte sie widerwillig, "wollen wir hoffen dass die etwas vorzuweisen haben."

22.12.2013 22: 30

Senray Rattenfaenger

Senray hatte, solange sie konnte – was bedeutet bis zu dem Moment, an dem Frau Allesweiß wieder durch die Flure kam – mit den Mägden geredet. Zugegeben, sie hatte nicht wirklich viel erfahren aber vielleicht war dennoch etwas Nützliches dabei.
Gerade lief sie wieder um die Universität herum, um zu Jargon zu stoßen.
‚Hoffentlich ist er überhaupt noch da, wir haben keinen Treffpunkt ausgemacht.‘, kam es der Gefreiten.
Während sie darüber nachdachte, was sie erfahren hatte und was sie machen sollte, wenn der Rechtsexperte nicht mehr im Hof war, fiel ihr Blick auf einige Steinbrocken vor sich. Jene stammten eindeutig aus der, nun recht demoliert wirkenden, Mauer des Universitätsgeländes vor sich.
‚Das hatte wahrscheinlich das Poltern vorhin verursacht! Aber wer oder was …‘
Neugierig, allerdings vorsichtig und jeder Zeit bereit wegzuspringen, sollte ihr ein Feuerball oder sonst etwas das die Zauberer beschworen hatten, entgegenkommen, kletterte Senray an den Resten der Mauer hoch und sah hinüber.
Sie steckte gerade rechtzeitig den Kopf über das Gestein und bemerkte die anderen Wächter und Ponder, um mitzuhören wie Glum sagte: „Schön und gut, aber wo genau ist meine Gefreite? Sie sollte –“
Die Gefreite selbst unterbrach unfreiwillig den Zwerg. Ein Stein unter ihrem Fuß löste sich, wodurch sie rutschte. Sie fing sich zwar ab, ein kleiner Schrei war ihr jedoch dennoch entfahren. Sie brauchte jedoch nur wenige Sekunden, ehe sie sich wieder gefangen hatte und vorsichtig auf die Mauer schwang.
„Äh, Sör, also …“
„Senray! Was genau machst du da? Und überhaupt, wo hast du dich herumgetrieben während dieser Golem hier gewütet hat?“
„Also, Sör, ich …“
Glum setzte bereits erneut zum Unterbrechen an, doch Sebulon hielt ihn zurück. „Komm erst mal runter, Senray und dann der Reihe nach.“
Die Gefreite lies sich das nicht zweimal sagen und kletterte vorsichtig, um nicht erneut abzurutschen, an der Innenseite der Mauer herunter und kam zu den vier wartenden.
„Also, Sör, ich, also …“
„Ja?“ Alle drei Wächter sahen sie gespannt, Ponder eher irritiert an.
„Also, nun, Sör, ist es, also, so gut, wenn, naja, also, er ….“ Sie sah unsicher zu dem Zauberer.
Der verstand den Wink durchaus und sah Jargon an. „Kein Problem, ich denke wir sollten auch soweit alles … geklärt haben. Oder hast du noch Fragen?“
„Oh, also …“
„Kein Problem, Jargon, wir setzten dich dann danach in Kenntnis.“, sprang Sebulon auf das Zögern des Rechtsexperten ein.
Die beiden Männer gingen ein kleines Stück, Richtung der zerstörten Mauer, während die Zwerge die junge Frau ansahen.
„Also?“
„Also, nun, Sör, ich, also, ich war in der Küche. Um, also, nun ja, nicht … aufzufallen, Sör.“
Senray beschloss, erstmal nichts von ihrem ersten Versuch bei Frau Allesweiß zu erzählen. Glums Blick sprach auch so alle Bände.
„Um nicht aufzufallen, soso. Und dann wählst du zum Wiederkommen ausgerechnet die Mauer als Eingang aus? Ich frage mich, was Lilli dir überhaupt schon beigebracht hat, zu meiner Zeit liefen Ausbildungen noch ordentlich ab. Es gibt wirklich viel zu tun.“
Sebulon unterbrach den DOG fast seufzend. „Hast du denn etwas herausfinden können?“
„Nun ja, also, Sör, ich weiß nicht ob es, also, nützlich ist, aber … Die Zauberer haben vor kurzem einige Dokumente und Relikte zugeschickt bekommen, aus … also, das wussten die Mägde nicht, aber von weit her. Ein anderer … also, Zauberer oder Gelehrter hat sie gebracht und war, nun, bis vor wenigen, also, Tagen noch hier. Er kam den Mädchen, aber … also, falsch vor.“
„Falsch? In wie weit falsch?“
„Nun ja, Sör, also … er hat scheinbar kaum gegessen und, also … der Bart sah auch falsch aus, haben sie erzählt. Vor allem hat er aber so gut wie nicht gegessen.“
„Ah ja. Und er ist jetzt nicht mehr da?“
„Nein, er ist einfach, also, verschwunden. Das war wohl eine, nun, große Überraschung, also, scheinbar war seine Abreise noch nicht, nun, geplant. Nun, das hat jeden Falls etwas Verwirrung ausgelöst. Ansonsten wurden, zumindest, also, soweit die Mägde wissen, keine neuen Beschwörungen oder dergleichen ausprobiert, Sör.“
Senray sah unsicher zu den beiden Zwergen, in der Hoffnung auch etwas nützliches Beigetragen zu haben und ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht zu werden.


06.01.2014 20: 18

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

Dagomar öffnete die Augen. Doch diese weigerten sich, etwas anderes wahrzunehmen, als vollkommene Schwärze.
Der Gefreite blinzelte in die Dunkelheit, um möglicherweise irgendetwas erkennen zu können, doch Fehlanzeige. Nicht ein winziger Fleck Licht war auszumachen.
"Fürwahr, Dagomar", sprach der Püschologe zur Welt im Allgemeinen und sich selbst im Besonderen, "in welcherlei Malaise hast du dich diesmal wieder manövriert?"
Seufzend wollte Dagomar seine Hände heben, um sich die Stirn zu reiben, doch er merkte, dass dies nicht funktionierte. Er hörte ein metallisches Klirren, und es war klar, dass jemand den blassen Omnianer angekettet haben müsste.
Plötzlich gab es einen lauten Knall, und ein greller Lichtschein aus der Zimmerdecke blendete den Gefreiten.
"H-Hallo? Wer ist dort?", fragte der Püschologe, bekam jedoch keine Antwort. Stattdessen erlosch der Lichtstrahl wieder, sodass bunte Lichtflecken in der Dunkelheit vor seinen Augen zu tanzen schienen.
Panik machte sich in dem Gefreiten breit. Wie konnte er in diese Situation geraten sein? Er versuchte, sich an das Geschehene zu erinnern und die Bilder strömten auf ihn ein: Der gepfählte Junge, die Verfolgungsjagd, die geschlossene Wachhaustür, und die Augen. Diese rot leuchtenden Augen, die sich anfühlten, als würden sie die Seele ergreifen, rösten und zerquetschen wollen.
Und da sah Dagomar sie: Die eben noch willkürlich bunt tanzenden Lichtflecken hatten sich in eben jene Augen verwandelt, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagten.
Doch es war nicht nur ein paar Augen. Immer wieder tauchen neue rote Punkte in der Dunkelheit auf, die sich mit einem gleichmäßigen Wummern näherten. Der Püschologe rüttelte an seinen Fesseln, doch es tat sich nichts. Immer näher und näher kamen die Augen, bis er selbst in dieser tiefen Dunkelheit eine riesige, hölzerne Hand ausmachen konnte, die nach ihm Griff. Er schrie -

- und wachte schweißgebadet auf einem Tisch liegend auf. Dagomar brauchte einige Augenblicke, um sich zu orientieren und festzustellen, dass er im Wachhaus, also in Sicherheit war. Ihm fielen die anderen Wächter ein, die womöglich in großer Gefahr schwebten, und so sprang er vom Tisch auf und verließ den Raum eilends. Gerade, als er die Wachhaustür aufreißen wollte, sah er Rabbe, die ihn missmutig ansah.

"Na, endlich wach?", fragte der LK mürrisch.

07.01.2014 16: 08

Sebulon, Sohn des Samax

Dagomar ließ sich - langsam und vorsichtig, seinen schmerzenden Muskeln zuliebe - wieder rückwärts auf seine Liege sinken. "Das kann derzeit unter Berücksichtigung der Umstände weder komplett bejaht noch verneint werden", urteilte er. "Doch ich denke, dass sich mit relativer Akzeptanz sagen lassen könnte, mein Empfinden war im Verlaufe meines Lebens bereits um Längen negativer."
Rabbe schnaubte missmutig. Es gab Zeiten, da fand sie den Omnier ganz sympathisch - sein Rätselsprech jedoch war derart abgehoben, dass sie ihn am liebsten wieder in die Dunkelheit der Träume zurückgeschickt hätte. Einen kurzen Augenblick lang amüsierte sie sich über den Gedanken, was die effizienteste Art dafür wäre, doch dann wurde sie wieder ernst. "Kannst du aufstehen?"
"Das bedarf einer eingehenden Überprüfung, die nicht zu vorschnellen Urteilen führen sollte. In Anbetracht der Signale, die meine Muskeln und Sehnen mir senden, wäre ich geneigt, die Anfrage vorerst zu vernei-"
"Ich nehme das als ja", schnitt Rabbe ihm das Wort ab. "Du hast zwanzig Minuten, um auf die Beine zu kommen, wir treffen uns im SEALS-Gruppenraum." Ihr lag eine sarkastische Frage auf der Zunge, doch dann schwenkte sie, seine letzten Antworten noch im Hinterkopf, um. Sie sagte stattdessen: "Du kennst ihn sicher. Ich gehe Kaffee besorgen, Cim ist oben bei den Tauben, um die anderen Wächter zusammenzutrommeln ..."
"Wenn du mir die vermessene Frage gestattest, und es ist mir wirklich unangenehm zu fragen", druckste Dagomar herum.
Rabbe seufzte, lehnte sich an die Wand und machte sich auf eine lange Frage gefasst, doch sie wurde diesmal positiv enttäuscht.
"... was geschah mit dem rotäugigen hölzernen Verfolger?"
"Tja", meinte die Schraubenndreherin, "da war nichts zu machen. Cim ist mit zwei FROGS los, auf Verfolgungskurs, kam aber bald zurück, hab ich gehört. Das Mistding war wohl schneller."
"Oh. Ich verstehe." Dagomar schloss die Augen und versuchte sich ein wenig zu entspannen, während Rabbe den Raum verließ. "Nun, ich werde mich alsbald aufmachen, um zu gegebener Zeit am bestimmten Ort in Erscheinung zu treten, damit mir nicht fehlende Anwesenheit oder gar ein minderwertiges Verantwortungsgefühl unterstellt werden könnte ..."

Mit einem Tablett voll dampfenden Tassen und einer zusätzlichen Kanne betrat die Wächterin den SEALS-Besprechungsraum. Die Kaffeedämonen in der Kantine waren überraschend gut gelaunt gewesen. 'Es sind gerade wirklich wenig Wächter im Dienst', dachte Rabbe. 'Hmm, er bereitet die nächste Besprechung schon vor. Gut, dass er unseren Einsatztrupp leitet. Er ist echt motiviert und organisiert, naja, zumindest im Gegensatz zu ...' In ihrem Kopf zählte sie diverse Mitarbeiter verschiedener Spezies auf, bevor sie sich bremsen konnte. 'Ich sollte was sagen', befand sie, 'nicht nur starren. Irgendwas! Komm schon, Rabbe, sag was!'
"Verflucht schnell, was?", brummte sie und stellte ihre Last auf einem Tisch ab, bevor sie sich Cim zuwandte, der damit beschäftigt war, auf dem Stadtplan von Ankh-Morpork einige Fähnchen einzustecken.
"Was?", fragte Bürstenkinn.
"Der Golem."
Cim nickte knapp. "Denkt man gar nicht."
Und damit ist alles gesagt, dachte Rabbe. 'Ich werd den Teufel tun nachzufragen und mich aufzudrängen, du hingegen wirst deine Schwäche nicht breitreden wollen. Gehe ich jetzt nochmal 10 Minuten an die frische Luft?'
Der Feldwebel trat von der Karte zurück und betrachtete sie aus etwas Entfernung, dann näherte er sich ihr wieder bis auf wenige Zentimeter. Langsam hob er die linke Hand. Er nahm den Abstand zweier Fähnchen mit einem Fingerspann Maß und begann mit dem kleinen Finger in Kreisen die Karte zu vermessen.
"Sör, was tust du?", fragte Rabbe. Ihr Gesicht zeigte deutliche Verwunderung.
"Ich suche ein Muster. Bisher hat er hier und da zugeschlagen. Und verloren haben wir ihn vorhin hier ... das sieht aber nur zufällige ... oder ... hmm ..."
'Definitiv frische Luft.', dachte die Wächterin und ließ den Feldwebel Muster suchen. Die anderen Wächter würden sicherlich bereits auf dem Weg sein, daher entschied sie sich, im Hof Luft schnappen zu gehen.

10.01.2014 11: 57

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe schob sich nachdenklich ein Stück Schnaufkrauts bestes gestampftes in den Mund und starrte Löcher in die Luft.
Die Situation gefiel ihr ganz und gar nicht. Cim war der einzige Wächter bei dieser Mission, dem sie wirklich vertraute - und nun war er in einem ernsthaften Kampf wahrscheinlich nicht mehr zu gebrauchen. "Und dass ausgerechnet wenn sich die Sichtung dieser Holzgolems zunehmen vermehrt. Immerhin waren die vorigen Fälle ja offenbar auf die letzten Wochen verteilt - Jetzt hat er sich aber schon mindestens Dreimal in den letzten Vierundzwanzig Stunden gezeigt - und dass, wo er doch vorher nie von jemandem gesehen wurde."
Sie schob noch ein Stück Kautabak nach.
"Aber was war mit diesem Symbol dass wir in der Ruine gefunden haben? Müsste das nicht doch irgendetwas mit der Kaufmannsgilde zu tun haben?"
Sie kaute.
"Ich frage mich, wo Glum bleibt. Es hieß ja, er wäre mit dem Verräter zur Universität gegangen, aber müsste er dann nicht langsam wieder zurück kommen? Wäre mal an der Zeit."
Rabbe setzte die rhythmischen Mundbewegungen [7a], nachdenklich fort und lief zurück ins Wachhaus um mit Cim über ihr weiteres vorgehen zu reden.

*Irgendwo in Ankh Morpork*

Vier Wächter liefen zügig durch die Stadt. Sie hatten eine Taube zum Pseudopolisplatz geschickt damit direkt eine Fahndung nach einem Holzgolem mit Schriftrollen rausgegeben wurde, sowie eine kurze Nachricht an Feldwebel Bürstenkinn abgegeben wurde, dass entsprechende Ritualanleitungen gestohlen worden waren, und dass der Golem offenbar Seite um Seite aus dem Almanach ausführte. Dass Die Kinder der Stadt in großer Gefahr waren hätte Sebulon auch noch gerne hinzugefügt - doch es war einfach kein platzt mehr auf dem Zettelchen gewesen, und sie hatten nur eine einzige Taube zur verfügung gehabt. Jetzt endete die Nachricht mit "Kder d. Stdt. n. gr. gfahr. - SmxShn". Dass daraus das richtige entziffert wurde hielt der Oberfeldwebel für eher unwahrscheinlich.
Also beeilten sie sich den Weg zurück zu legen und nebenher Senray so gut wie möglich zu erklären was sie herausgefunden hatten - letztlich würde sich alles noch einmal im Wachhaus erklärt werden, doch bei dieser Sache war insgesamt höchste eile geboten - vielleicht hatte der Golem bereits damit angefangen, Kinder zu entführen.


*Vor der Boucherie Rouge, ein wenig später*

Rabbe lief leicht nervös auf die Boucherie Rouge zu. Sie war noch nie im Inneren des Gebäudes gewesen, wusste aber dass das Untergeschoss komplett von Näherinen besetzt war... und sie dort durch musste um ein tatsächliches Abteilungsmitglied zu finde. "Und das hoffentlich allein.", dachte sie missmutig, und achtete darauf, möglichst selbstbewusst zu gehen als sie in das Gebäude eintrat.
Die Boucherie sah aus wie leer gefegt.
Weit und breit war keine der Damen der Nacht zu sehen, was die Ermittlerin im Grunde aber nur freute. "Außerdem", bemerkte sie gedanklich "sind es schließlich Damen der Nacht, da ist irgendwie klar dass um diese Uhrzeit nicht wirklich viele von Ihnen zu sehen sind.

Im oberen Stock wurde ihr schlagartig klar, wie dankbar sie dafür war, dass Cim ihr noch gesagt hatte, welches Büro das von Harry war. Ein anderes stand offen und offenbarte den Blick auf eine merkwürdige Bettenkombination mit eigenartigen Verzierungen und es lag ein beunruhigender, süßlich-bitterer Geruch in der Luft, dem Rabbe lieber nicht auf den Grund gehen wollte.
Sie ging den Gang hinunter und blieb vor der Puppenstube nur einen kurzen Moment lang stehen, bevor sie anklopfte und (ohne auf Antwort zu warten) eintrat.

Im inneren erwartete sie... Chaos. Der Schreibtisch war übersät mit durcheinander liegenden Akten, mehrere leere Kaffeebecher standen herum und zwischen den Akten lag, friedlich schnarchend, Oberstabsspieß Harry, bedeckt von einer Akte.
Rabbe blickte ihn einen Moment lang nervig an. Sie glaubte dass dies ihr erstes zusammentreffen mit ihm war. Sie hatte eine sehr vage Erinnerung daran, sich einst mit ihm, Sillybos und Romulus betrunken zu haben was letztlich sehr peinliche Folgen gehabt hatte... allerdings hielt sie es bis heute für wahrscheinlicher, dass sie das ganze nur im Suff zusammen geträumt hatte.[ * Siehe Rabbes Version *]
Rabbe schüttelte den Kopf und konzentrierte sich. Immerhin war die Situation ernst, und sie hatte keine Zeit sich irgendwelchen Ablenkungen hinzugeben. Sie ging näher an den Gnom heran und brüllte:"HARRY! AUFSTEHEN!"
Der Gnom rührte sich nicht.
Sie packte den Gnom am Schlafittchen und schüttelte ihn ein wenig.
Er schnarchte friedlich weiter.
Frustriert setzte sie ihn wieder auf der platte ab. Wie bekam man so einen Gnom am besten wach? Mit Wasser abspritzen? In einen Kochtopf setzen?
Sie blickte aus dem Fenster und dachte besorgt daran, dass da draußen ein mordlustiger Golem herum rannte der jeden Moment anfangen konnte willkürlich mehr Menschen umzubringen. Sie blickte Harry an, packte ihn kurzentschlossen und nahm ihn mit hinaus.
Sie musste zur Kaufmannsgilde.


*Im Wachaus*

"Feldwebel Bürstenkinn?"
Der angesprochene drehte sich fragenden Blickes um, und entdeckte einen Rekruten im Türrahmen der eine Nachricht für ihn in der Hand hielt. "Eben per Taube als Eilpost für Sie eingetroffen Sör.", sagte der Rekrut, und blickte ihn an wie ein Hund, der auf eine Belohnung wartet.
Cim nahm die Nachricht hastig an sich und las den Inhalt, wobei er zunehmend bleicher wurde, während der Rekrut noch immer in der Türe stand.
Als er die Nachricht zweimal komplett gelesen hatte gab er sie stumm an Dagomar weiter, der neben ihm auf einem Stuhl gesessen hatte, und hastete, am Rekrut vorbei, Richtung Kommandeursbüro davon.


Wenig später im SEALS Aufenthaltsraum

"Vielen Dank, dass ihr alle", Cim erinnerte sich wieder dass Rabbe nicht da war, "fast alle kommen konntet."
Er zeigte auf eine Tafel die auf Rollen neben ihm stand und holte tief Luft.
"Ich habe mich bemüht hier alle Fakten zusammen zu fassen, die uns bisher vorliegen!"
Sofort brach helles Gelächter unter den Wächtern des Einsatzkommandos aus. Verwirrt sah der Vektor auf die Tafel und fand "DSCHIM IST EIN EIERBÄR" in roter Kreide geschrieben.
Knurrend drehte er die Tafel um und offenbarte eine Punkteliste.

VERBRECHEN an scheinbar zufälligen Orten
"Auf den ersten Blick gibt es kein Muster. Nur wenn man die SEALS-Streifenrouten kennt, merkt man dass beinahe alle Verbrechen die wir dem Golem zuschreiben in gleicher Gehweite von einem Punkt liegen. Das hat wohlgemerkt nichts mit der Luftlinie zu tun, den teilweise muss man gewaltige Umwege gehen um von diesem Schlachthaus zu den Tatorten zu gelangen.
Jemand hat dem Golem gesagt: entferne dich 30 Minuten von unserer Position und begehe dein Verbrechen."
Dagomar sah angestrengt auf seinen Notizblock.
"Aber der Truthahnmord...."
"Genau", Cim nickte begeistert," Der Truthahnmord geschah wesentlich näher, kaum zehn Minuten von besagtem Schlachthaus entfernt. Das bedeutet, dass es dort einen anderen Auftrag gegeben hat, der irgendwie mit dem Gildensymbol zu tun haben muss."
"Warum wurde der junge Yorrick aufgespießt?", fragte Dagomar weiter. Der Straßenjunge der gerade noch mit ihm Butterbrot gegessen hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf.
Der Feldwebel zuckte mit den Schultern: "Es muss mit dem Ritual zu tun gehabt haben. Vielleicht hat er sich gewehrt und der Golem hat ihn lieber am Spieß mitgenommen als gar nicht. Oder er hat den unliebsamen Zeugen beseitigen wollen. "
Sebulon schüttelte den Kopf. "Und warum hat er dann Dagomar verfolgt? Das sind doch alles nur Mutmaßungen. Du findest ein Muster, das zufällig fast stimmt und leitest Schlüsse davon ab.
Ich bin dafür den Fakten zu folgen und als nächstes die Kaufmannsgilde unter die Lupe zu nehmen."
Cim drehte sich um und sah seine nächsten Punkte an. Er musste dem Stammagenten recht geben. Zu viel von seinen Überlegungen war Bauchgefühl oder einfach nur geraten.
"Also gut!", er drehte sich um und zeigte auf Sebulon. "Du nimmst Dir Senray, Dagomar und Glum und untersuchst die Kaufmannsgilde. Jargon und ich nehmen das Schlachthaus unter die Lupe. Wenn dort etwas verdächtiges ist, schicke ich dir eine Taube!
In spätestens zwei Stunden treffen wir uns wieder hier und besprechen die weitere Vorgangsweise!"

Langsam verließen die Wächter murmelnd den Raum. Nur Jargon blieb sitzen und sah Cim erwartungsvoll an.
"Wo ist eigentlich Rabbe?"
"Sie wollte mit Harry reden. Wir hoffen, dass er uns mehr über das Gildenzeichen sagen kann!"
"Cim!" Glum und Dagomar standen wieder in der Tür des Aufenthaltsraumes. Zwischen ihnen stand ein Mann mit einem langen Leinengewand und einem langen weißen Bart, der rund um den Mund gelblich verfärbt war.
"Dieser Herr will uns etwas erzählen!"


*Auf halber Strecke zur Kaufmannsgilde*

Harry öffnete die Augen zögern. Wieso war es so hell? Und wieso schwang er hin und her? Und wieso...
Er blickte sich erschreckt und desorientiert um. Er baumelte an der Vorderseite einer Rum-uniform. Was war hier los?
Das noch verschlafene Gehirn versuchte eine passende frage zu formulieren, doch stattdessen kam eine wesentlich gewohnheitsmäßigere Frage zum Ausdruck: "Kaffeeee?"
Wortlos wurde ihm ein winziger Kaffeebecher in die Hand gedrückt, der offenbar aus einem klatschianischen Imbiss stammte, denn schon beim ersten Schluck merkte Harry erschreckt dass es sich um alkohol-gestreckten Ringelberg pur handelte.
Wenigstens wurde er so wach. "Wer issn das?", brachte er schließlich, noch immer verwirrt hervor.
Rabbe löste den Gnom von ihrer Gürtelschlaufe und setzte ihn auf ihre Schulter.
"Rabbe Schraubenndrehr, RUM. Tut mir Leid dass ich dich so grob einfach mitnehmen musste, aber es stehen Leben auf dem Spiel."
Harry wurde sofort deutlich wacher. "Na gut. Wieso stehen leben auf dem Spiel, und wofür genau brauchst du meine Hilfe?", kam er direkt zum Punkt.
"Wir haben einen Holzgolem der durch die Stadt wandert und Leute wie Truthähne zubereitet und insgesamt potenziell jeden angreifen, Bürstenkinn und ich haben den letzten Tatort untersucht und dabei dieses Symbol gefunden. Wir glauben dass es mit den opfern zu tun hat, dass es uns vielleicht einen Hinweis auf die Opfergruppe gibt, warum genau die umgebracht werden die... nun.. umgebracht werden." Rabbe trank einen Schluck von ihrem eigenen Kaffee [9]und reichte dem Gnom das brandige Symbol.
"Wir gingen davon aus dass es sich um eine Untergruppe der Kaufmannsgilde handelt, weil,-"
"Nein tut es nicht... "
Rabbe blieb stehen und blickte ihn überrascht an.
"Es ist ein Gildensymbol, und es ist eine Untergruppe, aber sie gehört definitiv nicht zur Kaufmannsgilde."
Ungeduldig blickte sie ihn an. "Zu wem dann?"
Harry blickte besorgt auf das Symbol.

15.01.2014 12: 34

Sebulon, Sohn des Samax

An einer Häuserecke kam Rabbe abrupt zum Stehen und sprang einen Schritt zurück in den Halbschatten des letzten Hauseingangs.
"Was ist los?", fragte Harry, der bei dem holprigen Stopp den ganzen Inhalt seines Kaffeebechers verschüttet hatte.
"Still!", flüsterte sie und presste sich an die Häuserwand.
"Sind wir in Gefahr?", flüsterte Harry in ihr Ohr zurück.
"Wie man's nimmt. An der Kaufmannsgilde stehen der Samaxsohn und die Rattenfänger!" Sie zögerte kurz, dann nahm sie, die Schmerzen des Abschieds in Mark und Bein spürend, einen letzten Schluck aus ihrem Pappbecher und stellte den Rest neben sich auf die Türschwelle. Es dürfte sicher keine drei Minuten dauern, bis der Becher einen neuen Eigentümer gefunden haben würde. "Wirk so nüchtern, wie es geht, Sör."
Die Erkenntnis, worin die Gefahr bestand, dämmerte dem Gnom. Adrenalin strömte durch seinen Körper. "Rabbe, in dem Kaffee ..."
"- war Kaffee", schnappte sie, "sonst nichts. Nüchtern wirken, Sör - ab jetzt." Sie nahm sich eine Sekunde zum Durchatmen, um ihrem Körper zu befehlen, Langeweile auszustrahlen, bevor sie loslief.

Senray winkte den beiden Neuankömmlingen entgegen. Als sie auf zwei Meter herangekommen war,
"Das wurde Zeit", brummte Sebulon. "Ich hoffe, wir halten dich von nichts wichtigem ab, Harry?"
Der Gnom schüttelte den Kopf und winkte ab. Dann lächelte er gewinnend.
Rabbe bückte sich nach ihren Stiefeln und werkelte an ihren Schnürsenkeln herum, während sie betont beiläufig fragte: "Sör, ich dachte, du wolltest mit Jargon ...-"
"Die Dinge haben sich verändert", unterbrach Sebulon sie, die Nase rümpfend. "Wir haben einen möglichen Konspiranten in Gewahrsam, der gerade von Glum und Dagomar verhört wird."
"Ein Druide", sagte Senray. Sie wirkte von der Vorstellung begeistert.
Sebulon nickte. "Er hat sich der Wache gestellt, kurz nachdem du aufgebrochen warst. Cim geht mir Jargon seiner Theorie nach." Er hielt inne, musterte Rabbe aufmerksam, hob eine Augenbraue und fuhr fort, als sie sich aufrichtete: "Wir sind hier, um dich und Harry zu unterstützen. Acht Augen sehen mehr als vier."
Wie zur Bestätigung öffnete sich die Tür der Kaufmannsgilde und eine betucht bekleidete, dunkelhaarige Türsteherin öffnete den Wächtern. Nachdem Senray sie vorgestellt und um Einlass gebeten hatte, betrat sie das Haus, Sebulon folgte und mit gehörigem Abstand auch Rabbe und Harry.
Kaum hatten Wächterin und Gnom den Eingang durchquert, stieß Rabbes Bauch gegen einen kräftigen Zwergenarm, sodass Harry sich mit beiden Händen festhalten musste, um nicht von ihrer Schulter zu fallen.
"Du hast eine Fahne von drei Metern Länge", raunte Sebulon ihr zu, leise genug, dass Senray ihn nicht hörte. "Und deine Hände zittern. Hast du getrunken?"
Statt einer Antwort kniff Rabbe nur ihren Mund zusammen.
"Wir reden darüber, wenn die Sache mit dem Golem vorbei ist. Das heißt, wenn du bis dahin keinen Fehler machst, der dich in noch tieferes Fahrwasser fallen lässt, Lance-Korporal." Dann ließ er sie los.
Die Wächterin fluchte innerlich und schloss mit weiten Schritten zu ihrer Kollegin auf.
Sebulon blieb noch einen Moment stehen und schüttelte den Kopf. Dabei fiel sein Blick auf einen kleinen, am Boden liegenden Gegenstand: einen leeren Kaffeebecher in Gnomengröße. Er musste wohl einem Gnom hinuntergefallen sein.
Mit erhobenen Augenbrauen ließ er sie in einer Tasche seiner Uniform verschwinden. 'Oh ja', dachte er, als er den noch warmen Becher einsteckte, 'das wird eindeutig ein Nachspiel haben.'
Dann folgte auch er seinen Kollegen.

15.01.2014 16: 27

Jargon Schneidgut

"Das musst du mir jetzt nochmal erklären. Ihr seid durch die Dunkelkammer gegangen und seid in einem Alternativuniversum gelandet, wo Ratten die eigentlichen Herrscher waren?"
Jargon kratzte sich am Kinn.
"Naja... Also... Herrscher ist vielleicht der falsche Ausdruck..." Er guckte zu Cim hoch und gestikulierte mit einer Hand.
"Sie waren jedenfalls sehr intelligent und... haben versucht, den Patrizier umzubringen..." [10]
"Aha."
"Es war ziemlich... durchgeknallt."
"Es klingt so."
Jargon hüstelte verlegen und blieb vor einem alten Schlachthausgebäude stehen.
Die Fassade des Holzbaus war mit Putz verkleidet, der aufgrund des Alters des Bauwerks eher wie schlecht aufgetragene Schminke aussah. An manchen Stellen kam das uralte, nahezu schwarze Holz zum Vorschein und eine dünne Schneeschicht lag auf der unebenen Oberfläche des Gebäudes. Sämtliche Fensterscheiben waren zerbrochen oder fehlten ganz, bei manchen fehlte der ganze Rahmen.
"Sieht nach dem richtigen Ort aus, um einen wahnsinnigen Golem zu erschaffen", murmelte Cim.
Sein kleinerer Kollege sah ihn besorgt an.
"Bist du sicher, dass du mit der Schulterverletzung-"
"Ja", knurrte der Feldwebel und starrte an die Fassade. "Sie ist nur geprellt."
Jargon schluckte. "Und das Blut...?"
Cim schüttelte den Kopf. "Ich komme klar."
Die Antwort seines Kollegen war ein stummes Nicken. Trotzdem war Jargon skeptisch. Er war sich sicher, dass er, sollte es zum Kampf kommen, nicht auf die Kampfkünste seines Vorgesetzten zählen konnte.
Er schluckte wieder. Heitere Aussichten.

***


"Also- zu welcher Gruppe gehört das Zeichen jetzt nochmal?", fragte Rabbe den Gnom auf ihrer Schulter.
"Oh, äh, ja." Harry schreckte aus einem Tagtraum auf.
"Zeig es mir nochmal, bitte."
Sie hielt ihm das Papier vors Gesicht.
"Was genau machen wir hier nochmal?", fragte sie dann lauter, an Sebulon und Senray gerichtet.
Der Stammagent drehte sich um, sah zu ihr hoch und runzelte die Stirn.
"Na, wegen des Gildenzeichens. Das wir gefunden haben. Du meintest doch, es sähe aus wie das Zeichen der Händlergilde."
"Naja-"
"Das gehört nicht zur Händlergilde", sagte Harry deutlich vernehmbar von Rabbes Schulter. "Auch wenn es sehr ähnlich aussieht."
Oberfeldwebel und Obergefreite sahen sich belämmert an.
Dann bildete sich (wieder) eine Zornesfalte über den Augenbrauen des Zwergs.
"Und das fällt dir jetzt ein?! Nachdem wir uns angemeldet haben? Möglicherweise gefährden wir unser Ansehen bei der Gilde, wenn wir jetzt einfach wieder gehen!" Die Worte waren an Rabbe gerichtet.
"Du Depp hättest dich eben erstmal erkundigen sollen, was ich bei Harry überhaupt mache und nicht so vorschnell irgendwo hinrennen müssen!"
Harry klammerte sich fest, als sich die große Wächterin zornig vorbeugte.
"Aber du warst ja mal wieder viel zu beschäftigt, mir irgendwelche haltlosen Anschuldigungen zu machen!"
Die Nase des Stammagenten nahm Gefechtskurs auf.
"Lance-Korporal Schraubenndrehr! Wenn du dir noch einen solchen Verstoß in meiner Gegenwart- nein, überhaupt noch einen solchen Verstoß leistest, garantiere ich dir-"
"Halt! Stop!"
Beide Streitparteien guckten verdutzt zu Senray, die verzweifelt mit den Armen winkte.
"Können wir das nicht... wann anders klären? Immerhin geht es um die Leben von Kindern!"
Es war kurz still.
Wut wich Scham.
Zwerg und Menschenfrau nahmen Abstand voneinander, beide hochrot.
"Das wird trotzdem ein Nachspiel-"
"Ach, halt doch die Klappe."

***


Die Tür der Schlachthalle fiel aus den Angeln, als Cim sie vorsichtig aufstieß.
Es knallte, Staub wirbelte auf.
"Na super", brummte der Feldwebel und betrat das Innere der Halle.
Entgegen diverser Klischees war es drinnen nicht finster oder zumindest dunkel. Immerhin handelte es sich um ein Gebäude, in dem Arbeit erledigt wurde.
Hohe Fensterreihen unter dem Dach erhellten das Innere deutlich.
Diverse Zäune und Gatter standen herum, die meisten von ihnen rostig und/oder mit uraltem Blut behaftet. An einer Wand waren mehrere Haken befestigt, an denen teilweise noch Werkzeuge hingen, alle mit roter Kruste überzogen. Der Boden war staubig.
"Aha", murmelte Cim, als er die deutlichen Fußabdrücke in der Staubschicht entdeckte. "Soweit so gut."
Die Spuren führten in ein kleines Innengebäude, vermutlich ein Büro.
Jargon war froh, das Blutbesudelte Innere der Halle nicht allzu lange betrachten zu müssen.
Das Büro beinhaltete einen Tisch, einen Stuhl, zwei Aktenschränke und diverse Dinge, die stark nach Ritualmagie aussahen.
Mit einem Schaudern erinnerte sich Schneidgut an den Fall mit den Hühnern und den Füßen. [Gemeint ist Ktullu Banang! *]
Ein Oktagramm bedeckte den größten Teil des Fußbodens, die Spitzen waren mit diversen Zeichen versehen. In der Mitte des Sterns befand sich ein Blumenkübel.
"Sehr Interessant", murmelte Cim. "Es wirkt gar nicht wie die typische 'Böser Kultist'-Nummer." Er ging näher an das magische Zeichen heran. "Es wirkt geradezu... professionell."
Jargon schauderte. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finde."
Cim nickte nur und sah sich um. Dann schnupperte er.
Weil es sich für einen guten Ermittler so gehört, tat Jargon es ihm gleich.
Der vorher sehr dominante Metallgeruch war hier drin einer... angenehmen Kiefernduftnote gewichen..
"Mal schauen was sich finden lässt."
"Wir sind wohl auf jeden Fall richtig...", sagte er und holte ein Blatt Papier und einen Stift hervor

16.01.2014 21: 10

Cim Bürstenkinn

Schlachthaus, Büro
Es geschah alles viel zu schnell für Cim:
plötzlich schoss der Golem durch die Tür und rammte Cim den Speer in die bereits verwundete Schulter und nagelte ihn damit an die Wand.
Dann ging er ruhig auf Jargon zu.
»Verschwinde du Bestie!«, rief der Rechtsexperte und sah sich nach einem Fluchtweg um und warf dem magischen Wesen eine Stuhl vor die Beine und zog unbeholfen sein Schwert.
Unbeirrt trat der Golem den Sessel beiseite und streckte den Arm aus um Jargon zu packen.
»Du irrst dich Wächter«, sagte eine weitere Stimme, deren Akzent eindeutig llamedonisch war. Ein Druide in einem weiten Baumwoll-Gewand, das am Saum und am Bauch mit Blut getränkt war, trat in das Büro.
»Der Golem wurde hier nicht erschaffen. Ich habe ihn von zu Hause mitgebracht um sicher zu stellen, dass ich in dieser fremden Stadt meine Interessen mit genügend Nachdruck verfolgen kann. Mein Name ist übrigens Triloin.«
Cim bemühte sich nicht vor Schmerz bewusstlos zu werden. Seine Uniform färbte sich rund um die Wunde rot. Allein die in ihm steckende Waffe verhinderte, dass er nicht verblutete.
»Du musst völlig durchgeknallt sein!«, keuchte der Vektor. »Deinen Freund haben wir übrigens bereits! Meine Kollegen werden jeden Moment durch diese Tür kommen!«
Der Druide lachte. »Das glaube ich nicht. Die sind sicher noch ein Weilchen mit den Gilden beschäftigt, und viel mehr brauche ich nicht um meinen Herren in diese Welt zu holen.«
»Warum der Almanach?«, fragte Cim schwach. Ein Nebel schien in dem Raum vor seine Augen aufzusteigen. »Warum keine heiligen Worte?«
»Es sollte nichts heiliges an ihm sein. Seine Taten und seine Bestimmungen sind unheilig und unheilvoll. Was wäre besser geeignet als dieses Fanal der degenerierten Welt in der wir leben. Noch dazu ist ein sehr hilfreicher Artikel über meinen Gott darin, der mir hilft dem Golem auf ihn zu fokussieren. Ihm dienstbar zu sein und ihn direkt zu seinem Werkzeug zu machen!«
Er nickte dem Golem zu der Jargon nun auf das Oktogramm zu schleppte und den Blumeneimer zur Seite trat.
»Was tut er mit ihm!«, schrie Cim zornig vor Wut, dass er seinem Kollegen nicht helfen konnte. Besorgt sah er wie Jargons Arme an die seitlichen und seine Beine an die darunter liegenden Spitzen des Oktogrammes gebunden wurde, während sein Kopf auf der obersten Spitze ruhte.
Es blieben noch drei Spitzen frei - seitlich von Jargons Schädel wurden Yorriks Hände gelegt. Zwischen seinen Beinen das Herz des Jungen.
»Baal-Ohn wird wie er es gewohnt ist, die Welt mit vier Händen und zwei Herzen betreten. Danke nochmal dass du mir so ein geeignetes Gefäß gebracht hast Feldwebel.«
Damit wandte er sich dem am Boden liegenden Wächter zu und Cim verlor das Bewusstsein.

Pseudopolisplatz – Wachehaus , SEALS Aufenthaltsraum
»Nochmal langsam, Darinil. Ihr habt den Golem in Lladmeos geschaffen und dein Freund Triloin kam plötzlich auf die Idee, einen alten Gott aufzuwecken?«
Der Druide sah den Omnier genervt an. »So hab ich es nicht erzählt, aber im wesentlichen ja! Wir müssen ihn aufhalten, Baal-Ohn darf nicht erweckt werden. Sonst wird es eine Spur des Todes geben, die von hier bis in unsere Heimat reicht. Triloin ist leider verrückt geworden, als er die alte Schrift gefunden hat.
Er hat einen Schmuggler namens Thomas Geisfeld beauftragt die Schriften aus der Universität zu besorgen. Aber der Kerl hat nichts getaugt. Ich war beim Erzkanzler um ihn zu warnen, aber es war zu spät. Triloins Golem war schon dort und konnte mit dem Ritual entkommen. Können wir jetzt endlich gehen?«
Glum sah ihn nachdenklich an. »Schmugglergilde also!«
Darinil sah den Zwerg entnervt an. »Baal-Ohn hat die Macht alle Druiden von Llamedos unter seine Kontrolle zu bringen. Wenn das passiert, wird zuerst das ganze Land, dann die Spitzhornberge und so weiter unter seine Kontrolle fallen. Versteht ihr, dass die Sache dringlich ist?«


Kaufmannsgilde
Herr Spottbillig sah die Wächter vor seinem Tisch ungläubig an.
»Ihr kommt zu viert hier an, obwohl ihr eigentlich gar nichts von uns wollt?«
Sebulon sah betreten zu Boden, nur Harry langweilte sich und sprang von Rabbes Schulter auf den Schreibtisch.
»Immerhin wurde eines deiner Mitglieder umgebracht!«, sagte der Gnom und schielte in den Kaffeebecher auf dem Tisch des Gildenoberhauptes. »Thomas Geisfeld wurde auf bestialische Art und Weise getötet und es geht darum seinen Mörder zu finden!«
»HA!«, Spottbillig fuhr zornig aus seinem Stuhl hoch und warf ihn beinahe um. «Geisfeld war kein Gildenmitglied von uns. Im Gegenteil habe ich ihn persönlich ausgeschlossen, als seine Verbindung zur Schmugglergilde klar wurde. Wir können nicht dulden, wenn sich unsere Kaufleute persönlich bereichern und an der Gilde vorbei arbeiten!«
Der Gnom nickte Rabbe zu . »Das passt. Den das Symbol auf deinem Zettel, gehört zu einer Gruppierung der Schmuggler, die sich primär um die Verschiebung von Artefakten und historischen Schriften kümmert. Langweiliges Zeug eigentlich, aber scheinbar lukrativ.«
Zufrieden nahm er einen Schluck aus Spottbilligs Becher und spuckte den Inhalt auf den Tisch.
»Mann soviel Milch kann nicht gesund sein!«
»Wenn das dann alles war, würde ich verstehen, wenn ihr woanders Dreck macht!«, sagte der Gildenchef mit rotem Kopf.

Wenig später standen sie wieder auf der Straße.
»Dann gehen wir mal zurück zur Wache. Cim hat sich bisher nicht gemeldet und wir sollten ihn bald dort treffen. Vielleicht hat die Vernehmung des Druiden etwas gebracht!«
»Sollten wir nicht nachsehen was Bürstenkinn treibt?«, fragte sie als sich Harry räusperte.
»Meine Liebe, du kannst alles machen was du willst, NACHDEM du mich in der Boucherie abgesetzt hast. Geh bitte vorsichtig, mit sanft abrollenden Schritten, sonst kann ich auf deiner Schulter nicht schlafen!«
Mit den Zähnen knirschend stapfte Rabbe zum DOG-Hauptquartier.

Ein Schlachthaus, Büro
»Marduk morane Hammon karmelos quarnaim Sapon«
Nachdem er wieder zu sich gekommen war, versuchte Cim sich von der Wand zu befreien, während der Druide vor Jargon kniete und rezitierte, doch die Widerhaken des Speeres hatten sich in Haut und Fleisch von Cim gegraben.
Immerhin konnte er seine Hand noch spüren. Also war offenbar nichts Dramatisches verletzt. Dennoch kroch eine Taubheit in seine Finger, und jede Bewegung ließ zornige Blitze durch seine Schulter fahren, da der Speer automatisch an die Wunde stieß.
»Zebub Schamem Bigäh hadad quarnaim Sapon«
Jargon lag auf dem Rücken, die Gliedmaßen weit von sich gestreckt und rollte mit den Augen.
Nun hob Triloin einen schmucklosen Holz-Kelch und führte ihn an die Lippen des jungen Wächters, der vergeblich den Kopf zur Seite riß.
Sofort griff der Golem zu, hielt ihn fest und zwängte ihm den Kiefer auf.
»Gadal Pharas Phegor Zephro quarnaim Sapon«
Triloin sank nun vor Jargon auf die Knie und drückte die Stirn auf den schmutzigen Boden .
Plötzlich wurde Jargon sehr ruhig, hob den Kopf und sah den Druiden fragend an.
»WO IST BAAL-BERITH?«, fragte Jargon mit einer Stimme als käme sie aus den Eingeweiden eines Drachen.
»Herr, Baal-Berith ist nicht mehr. Bitte nimm mich als deinen Diener an. Ich war es der, das Opfer, das Werkzeug und das Gefäß für dich, bereitgestellt hat.«
»WARUM BIN ICH SO SCHWACH? LÖST DIE FESSELN!«
»Herr, es ist tausend Jahre her, dass ihr auf der Scheibenwelt wandeltet. Eure Anhänger haben sich verloren und wir müssen den Glauben an eure schreckliche Macht erst wieder mit allen Mitteln herstellen. Ich habe diesen Golem als Geschenk für Dich. Er wird jedem Deiner Aufträge Folge leisten.«
Angewidert sah Jargon seine Hände an und befühlte sein Gesicht. Dann richtete er sich endlich auf.
»WER IST DIESE KREATUR?«, er zeigte auf Cim. »ER IST OMNIER UND TRÄGT GLEICHZEITIG DAS ZEICHEN DER KERKERDIMENSIONEN AN SICH?«
»Ein unbedeutender Wächter, Herr. Sollen wir ihn töten?«
Ein grausames Lächeln spielte um Jargons Lippen, als er sagte.
»NATÜRL…«, da riss er plötzlich die Augen auf und versetzte Triloin einen Schlag auf die Nase.
»Natürlich nicht!«, doch ein Schaudern fuhr durch den Rechtsgelehrten und er formte seine Augen zu Schlitzen.
»WIR MÜSSEN GEHEN! DER GEDANKE AN DEN TOD DIESES WÄCHTERS, GIBT MEINEM GEFÄSS STÄRKE UND MACHT IHN WIDERSPENSTIG. LASSEN WIR IHN ZURÜCK.«
»Dann brechen wir sofort nach Llamedos auf, Herr!«
Stumm nickte Jargon und trat, gefolgt von dem Druiden und dem Golem aus dem Büro.
»Ihr verdammten…«, schrie Cim über ihre verhallenden Schritte hinweg als er endgültig ohnmächtig wurde und nur von dem Speer aufrecht gehalten wurde.


19.01.2014 23: 50

Rabbe Schraubenndrehr

*In der Nähe der Schlachthäuser*

Rabbe lief mit besorgter Miene durch die Straße. Je näher sie dem Ritualort kam, desto beunruhigter wurde sie. Ihre Schritte beschleunigten sich.
Die Ganze Gildensache wurde ihr zunehmend suspekter. War es nicht praktisch für diese merkwürdigen Druiden dass sich die wache mit Gildennachforschungen herum schlagen musste statt den eigentlichen Tätern auf der Spur zu sein?
Rabbe atmete durch und öffnete langsam die Tür zum Schlachthaus. Es roch nach Blut, nicht ungewöhnlich in einem Schlachthaus; Doch es lag eine Spannung in der Luft welche der Ermittlerin einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
Sie schlich sich ins innere und blickte sich vorsichtig in dem staubigem Raum um. Sie war in einer Art Vorhalle, die wirkte als wäre schon länger niemand mehr hier gewesen. "Wahrscheinlich sind Schneidgut und Cim durch den anderen Eingang herein gekommen."
Sie hatte bereits einen gang und zwei räume durchschritten, als sie in ihren Bewegungen einfror und den Atem anhielt.
Cim hing auf der anderen Seite des Raumes an der Wand.

*Wachhaus am Pseudopolisplatz*

Senray und Sebulon waren soeben wieder angekommen und fanden Glum und Dagomar in der Kantine.
"Hallo Sör. Kaufmannsgilde war nichts,-", sagte Senray zu Glum, der ihr direkt das Wort abschnitt. "Wissen wir.", sagte er. "Sie haben mit der Schmugglergilde zusammen gearbeitet, daher stammt auch euer Zeichen.", er wedelte leicht missbilligend mit einer Zeichnung durch die Luft. "Hätte mir das ruhig direkt mal zeigen sollen, dann hättet ihr euch den Weg zur Kaufmannsgilde sparen können."
Sebulon nickte. "Ist Cim noch nicht zurück?", seine Stirn kräuselte sich. Cim, Jargon und Rabbe zusammen in einem Ritualschlachthaus.
Kein angenehmer Gedanke.
Der Moloss schüttelte den Kopf. "Der Druide hat uns da außerdem noch ein paar beunruhigende Sachen über diese ganze Gottbeschwörungssache erzählt die mir nicht gefallen. Wir sind erst vor wenigen Minuten mit ihm fertig geworden und ich muss sagen, ich hatte mir so schon überlegt ob wir uns nicht ein paar Frogs ausborgen sollen um ihnen gleich hinterher zu fahren, denn so langsam könnten die sich doch wieder melden."
Die Zwerge tauschten einen ernsten Blick und Glum stand auf.
"Auf gehtÂ’s."


*Vor dem Schlachthaus*
Nachdem sie sicher gegangen war dass niemand mehr in der nähe war, hatte Rabbe sich rasch genähert und Cim so gut es ging untersucht. Atmung und Puls waren alles andere als ermutigend, die unter langsam ihm größer werdende Blutlache war ebenfalls äußerst beunruhigend.
Dass er auch nach zwei ohrfeigen keinerlei Reaktion gezeigt hatte machte das ganze nicht besser.
"Verdammt, Cim...", murmelte Rabbe verärgert und besorgt zugleich. Ihre Gedanken rasten. Wenn sie den Speer einfach aus ihm heraus zog, wäre er keine Minute später verblutet. "Aber hier kann ihm keiner helfen. Bis Hilfe hier ist wäre er längst tot."
Sie blickte sich die Wunde von beiden Seiten so genau wie möglich noch einmal an. Wer auch immer ihn dort hin genagelt hatte war verflucht stark gewesen - auf der anderen Seite war eine kleine Lücke zwischen Wand und Wächter entstanden. Rabbe begutachtete selbige und atmete erleichtert auf. Die Spitze des Speers steckte komplett in der Wand, was bedeutete das zwischen Cim und der Wand genug Holz des Speeres war, dass sie ihn hoffentlich halbwegs gefahrlos von der Wand sägen konnte.
Rabbe dachte nach. Sie musste nun so schnell wie möglich weiter handeln.
Nachdem sie einen Plan gefasst hatte, zog sie ein paar leere Kisten herbei die sie zuvor im gang hatte liegen sehen, und schob sie vorsichtig unter Cim, so dass zwar Belastung von der Wunde genommen, diese aber so wenig wie möglich bewegt wurde. Dann zog sie schnell einen Miniaturzettel aus der Tasche, froh darum noch schnell eine neue taube mitgenommen zu haben.

"A: Fw Fnstch; Fw Feinstich, brng. Fw Brstknn. gleich z. Kröselstr. Extrem schwer verletzt. Dringende Hilfe benötigt. Todesgefahr. Erbitte Hilfe. ~ LK Schrbndr."


*Irgendwo in Ankh Morpork*

Jedem, der in diesem Moment aus dem Fenster gesehen hätte wäre ein merkwürdiges Bild geboten worden: Auf der Straße lief ein Golem aus Holz, der alleine eine große, aus weichem Stoff gewebte Sänfte trug. Er hielt sie in festem griff über sich, und bewegte sich trotz des großen Gewichtes mit der Geschwindigkeit eines zweispännigen Karrens, behielt jedoch die Wendigkeit eines Einspänners. Die Sänfte zitterte kein bisschen sondern wurde permanent grade gehalten, obgleich die langen Tücher im Wind flatterten.
Im Inneren, von der Front einsehbar, saßen zwei Gestalten. Der Druide kauerte, die Beine so dicht wie möglich an sich gezogen, in einer Ecke, in dem dringenden Versuch seinem Herrn so wenig wie möglich im Weg zu sein. Bahl-Ohn(in Jargons Körper) seinerseits blickte mit herrischem Blick ins Nichts. Seine Arme lagen betont locker auf dem Armlehnen auf, sein blick verriet nichts von dem was derzeit in seinem inneren ablief; Wo in einem Käfig der wahre Besitzer dieses Körpers saß und verzweifelt auszubrechen versuchte währen das Feuer der Verdammnis um ihn herum immer heißer und heißer brannte [ * Bildlich gesprochen. * ]
Sobald sie aus der Stadt heraus kamen, würden sie das Tempo bedeutend steigern.

In entgegen gesetzter Richtung, vom Pseudopolisplatz, hetzten Drei Wächter die Straße hinunter. Sie waren zunächst mit Valdimir - dem einzigen gerade verfügbaren FROG - auf Schusis Karren Richtung Schlachthausviertel gefahren, als das unfassbare geschah; Schusis war über ein plötzlich heranrollendes Fass gestolpert und hatte sich einen Knöchel verstaucht. Mit knappen rufen hatte man sich geeinigt dass sie alleine weiter rannten während Valdi sich um das Tier kümmerte, denn den drei Wächtern wurde immer mehr klar in was für einer unglücklichen Situation ihr Missionsleiter sich derzeit mutmaßlich wohl befand.
Senray schnappte nach Luft. Sie hatten Dagomar nach kurzer Beratung im Wachhaus zurück gelassen, da er noch zu schwer verletzt gewesen war um ernstlich von Hilfe zu sein, doch während die Wächterin kurz mit Seitenstechen rang konnte sie nicht umhin, trotz aller sorge, doch ein wenig neidisch auf den Püschologen zu sein.
Sie waren erst kürzlich am Rekruten Wachhaus Kröselstraße vorbei gekommen und bogen eben im rennen wieder um eine ecke - und erblickten kaum Zehn Meter vor sich Rabbe die mit einer extrem hohen Geschwindigkeit auf sie zu gerannt kam. Die Wächter bremsten willkürlich ab und hatten gerade so die Möglichkeit ein paar wenige Details wahrzunehmen - Rabbe rannte mit einer großen Schubkarre und ernstem Gesichtsausdruck auf sie zu, auf der Schubkarre der offenbar bewusstlose Bürstenkinn aus dem Speer ragte - da rannte sie auch schon ihnen vorbei, offenbar ohne zeit oder Lust ihnen irgendetwas zu erklären.
Sebulon, Glum und Senray bremsten ab, drehten sich um und keuchten erst mal hingebungsvoll. "Ich... finde... unfassbar... dass sie nicht mal... anhält... und uns sagt.. was los ist! Zu meiner zeit...", der Rest ging in dumpfem Gehuste unter, während auch die anderen beiden nach Luft schnappten. "Das...", brachte Senray erschöpft hervor,- "war doch Lance Korporal Schraubenndrehr mit... Feldwebel Bürstenkinn... oder nicht?" Langsam kamen sie alle wieder zu Atem und machten sicher bereit, nun möglichst schnell wieder hinter Rabbe hinterher zu laufen, als sich ihnen ein noch merkwürdiger Anblick bot.
Sie wollten eben wieder auf die Straße zugehen, aus der sie gekommen waren, da sauste der Golem aus selbiger Hervor, und die beiden Zwerge dachten gleichermaßen eine Art grässliche Mischung aus wirrem Traum und dejavue zu erleben. Der Holzgolem trug eine große Sänfte und darin saß... Jargon. Doch es schien nicht wirklich ihr geschätzter, unsicherer Kamerad Jargon zu sein mit dem Sebulon und Glum die schrecken der Mäuse Invasion überlebt hatten... Dieser Jargon wirkte Böse. Sie konnten nur seinen Kopf und den Oberkörper sehen, denn er war sehr schnell vorüber, doch was sie sahen erschreckte die beiden zutiefst: Böse Augen blickten aus dem einst freundlichen Gesicht und eine herrische Pose wurde von dem schmächtigen Kerlchen wiedergegeben. Er wirkte durch und durch abstoßend.
Dann war es vorbei. Der Golem rannte an ihnen vorbei ohne sie weiter zu beachten und die drei Wächter sahen ihm völlig erstarrt nach, unfähig zu verstehen was gerade eben passiert war.

20.01.2014 22: 24

Senray Rattenfaenger

Senray stand vollkommen schockiert auf der Straße. Das war viel zu schnell geschehen. Auch die beiden Zwerge schienen schockiert zu sein, ihren entsetzten Blicken und dem Schweigen nach.
Das war ja auch kein Wunder, gerade eben war nicht nur ein offensichtlich schwer verwundeter Kollege an ihnen vorbeigekarrt worden, nein, ein anderer Kollege, der eigentlich liebenswert und eher zurückhaltend sein sollte war gerade von dem mörderischen Holzgolem auf einer Sänfte vorbeigetragen worden.
Sebulon und Glum erholten sich fast gleichzeitig, nur über die Richtung konnten sie sich noch nicht ganz einigen – das hieß, eigentlich waren sie sich sehr einig, was dazu führte, das sie gegeneinander stießen.
„Wir müssen ihm hinterher!“
„Das musst du mir nicht sagen!“
Senray stand beobachtete die beiden und versuchte immer noch, sich zu sammeln. Sie wusste nicht was sie mehr schockierte.
Gerade als Lance-Korporal und Oberfeldwebel dem Golem hinterherstürmen wollten hatte die junge Frau ihre Sprache wieder gefunden.
„Ci-Cim hatte … Jargon war …“
Sebulon sah sie kurz besorgt an. „Senray, du gehst zum Wachhaus an der Kröselstraße. Schau dir die Lage an und informier Dagomar, wir versuchen Jargon zurückzuholen“
Die Wächterin nickte schwach und schon waren die beiden Zwerge fort. Auch sie beeilte sich, zur Kröselstraße zu kommen.

* Wachhaus am Pseudopolisplatz *

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien saß in seinem Büro und wirkte gelangweilt. Tatsächlich fragte er sich jedoch, wie es den anderen erging. Was war mir Cim, Jargon und Rabbe? Wo steckten sie nur? Und ob der Rest der Truppe bereits beim Schlachthaus war? Mit Schusi sollte das eigentlich kein Problem sein, aber man konnte sich in dieser Stadt nie ganz sicher sein.
Gerade als er sich fragte, ob er erneut zu dem Druiden gehen oder ob er noch warten sollte, klopfte es an der Tür.
Auf sein Herein steckte ein Rekrut den Kopf durch die geöffnete Tür. „Verzeihung, Sör, sind Sie G DIVvOm?“ Er wedelte mit einem kleinen Röhrchen das vom Bein einer Taube stammen musste
Dagomar nickte. „Ich bin es höchstselbst, Gefreiter Dagomar Ignotius Volkwin von Omnien, ist –“
Ihm wurde das Wort abgebrochen. „Äh, gut, dann hier.“, sprachs, warf ihm die Kapsel zu und schloss die Tür energisch.
Der Gefreite saß einen Moment verwundert bis entrüstet da, ehe er die Nachricht las. Dann jedoch sprang er auf. Er musste dringend nochmal mit dem Druiden reden und dann … ja was dann? Sollte er zur Kröselstraße? Wurde er dort vielleicht sogar als Püschologe gebraucht?
Er zögerte und las die Nachricht erneut.
„An DIVvOm – Cim wurde verletzt, Rabbe hat gefunden, wird gerade von Fw Feinstich versorgt. Jargon wurde entführt (?), scheint böse zu sein, Glum u. Sebulon sind hinterher, warte auf Inform., OG Senray“
Die Schrift der Obergefreiten wirkte, als hätte sie gezittert während sie versucht hatte soviel wie möglich auf das kleine Blatt zu bekommen. Andererseits kannte er ihre normale Schrift nicht.
Dagomar haderte einen Moment mit sich selbst. Was sollte er tun?

* Wachhaus in der Kröselstraße *

Senray pustete vorsichtig in ihren Tee. Rogi war über Cim gebeugt und sah zornig auf die Verletzung.
»Wie oft foll ich euch noch fagen, daff ich keine Fanigtäterin mehr bin! Dauernd fleppt ihr irgendwelche Verletzten hier an und wartet auf ein Wunder!«
Auch Rabbe war zurecht gewiesen worden, , weswegen der Lance Korporal jetzt an der gegenüberliegenden Wand lehnte, Kautabak kaute und grimmig zur Seite sah.
Die Obergefreite traute sich nicht, die andere anzusprechen oder gar zu fragen, was sie in dem Schlachthaus sonst noch gesehen hatte. Andererseits fragte sie sich, ob Rabbe auch Jargon dort gesehen hatte. Oder war er bereits weg gewesen?
Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe. Ob Glum und Sebulon den Golem noch einholen hatten können? Und was wenn? Der Gedanke schockierte sie fast noch mehr.
Gerade als sie sich das schlimmste ausmalte, hörte sie Schritte und Stimme näher kommen.
„Wenn dieser Karren nicht in den Weg gekommen wäre … zu meiner Zeit, da ist man einem Wächter in Ausübung seiner Pflicht noch ausgewichen, ja weggerannt sind sie, und haben sich nicht quer gestellt!“
Die beiden Zwerge kamen durch die Tür.
„Ah, da seid ihr ja. Senray. Rabbe.“ Sebulon sah die beiden an, auf der letzt genannten ruhte sein Blick eindeutig länger und strenger als auf ersterer.
Senray fürchtete schon, der Streit von davor würde wieder ausbrechen, aber die RUMlerin ging nicht darauf ein, auch wenn sie seinen Blick ebenso unfreundlich erwiderte.
„A-also, Sör, habt ihr… was habt ihr …?“, setzte die Gefreite an.
Glum, in altgewohnter Manier, unterbrach sie. „Nichts, wir haben ihn nicht erwischt – dank eines unmöglichen Karrenfahrers, sowas gab es in meiner Jugend noch nicht! Der uns nicht nur blockiert hat, sondern auch noch beleidigt hat, wie es für diese Stadt zu typisch ist, wo er doch froh sein sollte das wir ihn nicht wegen Behinderung einer Ermittlung anklagen. Der Golem jedenfalls samt Druiden und Jargon ist entwischt, Richtung Geringstes Tor möchte ich meinen, wenn er nicht noch seine Richtung geändert hat. Übrigens unzulässig schnell dieses Teil, nur um das Mal angemerkt zu haben.“
Sebulon sah immer noch kritisch, Senray war Glums Ausführungen mit großen Augen gefolgt und Rabbe schnappte hörbar nach Luft.
„Der Schneidgut ist … was? Von dem Holzgolem mitgenommen worden? Verflucht, was …“
„Das wissen wir nicht.“, schalt sich der IA Agent wieder ein. „Ich jedenfalls werde jetzt zum Pseudopolisplatz zurückgehen und dem Kommandeur berichten. Der Anführer unserer Truppe wurde verwundet und einer unserer Leute scheinbar nach einem Ritual verändert und verschleppt – ich finde das sollte er wissen. Außerdem muss geklärt werden, wer hier jetzt das Kommando hat. Cim wird so schnell wohl nicht mehr auf den Beinen sein.“

22.01.2014 19: 51

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

*Wachhaus am Pseudopolisplatz*

Der Püschologe ging, oder eher humpelte, in seinem Büro auf uns ab. Sein Kopf dröhnte noch immer, seitdem er wieder zu sich gekommen war, und auch Kaffee änderte daran nichts. Angestrengt versuchte er, herauszufinden, ob in Senrays Nachricht irgendein Auftrag heraus zu lesen war. Alleine das 'warte auf Inform. könnte als solcher verstanden werden. Doch Warten war nie die Stärke des blassen Omniers gewesen.
Jargon scheint böse zu sein? , fragte er sich immer wieder.
Selbstverständlich ist Jargon böse, wer wäre nicht erbost, wenn er oder sie entführt worden wäre! Das alles schien keinen Sinn zu ergeben, und das kleine Fragezeichen hinter der Information, dass Jargon entführt wurde, verringerte die Verwirrung des Püschologen nicht im Geringsten.
"Irgendetwas muss ich doch tun können!" klagte Dagomar vor sich hin, bevor ihm eine Idee kam.
"Ein Holzgolem scheint über keine Püsche zu verfügen, das ist simple Deduktion. Jedoch diejenigen, die ihn erweckt haben, werden - so vermute ich zumindest - über Gefühlsregungen verfügen. Vielleicht ließe sich so genaueres herausfinden", sagte er und setzte sich an seinen Schreibtisch, um eifrig die wenigen Informationen, die er über die 'Eltern' des Golems hatte, zu notieren und zu ordnen.

*Irgendwo in Ankh-Morpork*

Bahl-Ohns Blicke wanderten durch die Gassen der Stadt. Hin und wieder hörte er Rufe und Entsetzensschreie der Maden, die sich Lebewesen nannten, und die diesen Tumor einer Stadt befallen hatten. Er ergötzte sich an ihnen, und ein boshaftes Grinsen huschte über Jargons Gesicht.
Eine Gestalt in Kapuzenmantel stand am Straßenrand und schien seine Umgebung nicht wahrzunehmen. Als Bahl-Ohns Sänfte jedoch an ihr vorbeizog, fiel er auf die Knie und bettelte darum, von der grausigen Wut seines Herren verschont zu bleiben.
Bahl-Ohn hob lässig eine Hand, und die Kapuzengestalt richtete sich auf. Ein kurzes Nicken, und kurz darauf verschwand sie in einer kleinen Gasse, der niemand weitere Beachtung schenkte.
Bahl-Ohn hingegen lachte leise vor sich hin. Es lief alles wie geplant.


25.01.2014 13: 11

Rabbe Schraubenndrehr

*Wachhaus am Pseudopolisplatz*

Sebulon stieg grimmig in den Zweiten Stock hoch, in der Hoffnung, den Kommandeur in seinem Büro vorzufinden. Die ganze Situation gefiel ihm ganz und gar nicht. Ein wahnsinniger Druide mit Mörder Golem auf der Flucht - und das zusammen mit seinem Freund und Kollegen Jargon, nebenher war der Anführer dieser Mission außer Gefecht gesetzt und ein weiteres Mitglied mehr schlecht als recht einsatzfähig, ein anderes überaus unumgänglich.
Und er hatte eine ungute Ahnung, wer bei Cims Ausfall die Missionsleitung übernehmen müssen würde.
Er klopfte an und hörte ein eher knurriges "herein". Als er eintrat war der Kommandeur scheinbar in eine Akte vertieft und sah nur kurz auf.
"Oberfeldwebel Samaxsohn... solltest du nicht mit Feldwebel Bürstenkinn unterwegs sein um einen Mörder zu stellen?"
"Ja, Sör. Wir haben auch schon einiges herausgefunden..."
Sebulon gab sich Mühe, seinen Bericht gleichzeitig sehr knapp zu halten, dabei aber keine wichtigen Details auszulassen. Der Kommandeur hatte schon nach kurzer Zeit seine volle Aufmerksamkeit auf den Agenten gerichtet, und als dieser zu der Stelle kam als sie auf der Straße erst den verletzten Cim und unmittelbar darauf den scheinbar besessenen Jargon sahen, runzelte er besorgt die Stirn. "Ihr glaubt also, dass Hauptgefreiter Schneidgut von diesem Gott besessen ist?"
"Es erscheint wahrscheinlich, Sör. Der gefangene Druide hat uns alles über das Ritual zu Bahl-Ohns Wiedererweckung gesagt und ich fürchte der Hauptgefreite wurde als Gefäß ausgewählt."
Araghast nickte grimmig. Die Situation ließ nicht allzu viele Möglichkeiten offen. "Und Feldwebel Bürstenkinn hatte einen Speer in der Schulter und wird noch versorgt, sehe ich das richtig?"
Erneut bejahte der Zwerg, woraufhin der Kommandeur etwas unverständliches brummelte und dann aufstand.
"Wenn Bürstenkinn so schwer verletzt ist wie es klingt, wird er die Leitung nicht länger halten können. Rede mit Feldwebel Feinstich ob er einsatzbereit ist, wenn er es nicht sein sollte, wovon ich ausgehe, hast du ab jetzt die Leitung dieser Mission. Findet Schneidgut und macht diesem ganzen Spuk ein Ende."
Sebulon nickte. Genau das hatte er befürchtet.

*Wachhaus Kröselstraße*

Rogi trat aus dem Raum und wirkte fahrig und nervös. Sie sprach ohne die andere Wächterin anzusehen.
"Ef geht mich ja eigentlich nichtf an, aber er hat fiemlich maffiven Blutverluft gehabt. Euren Einfatf wird er ficher nicht mehr leiten können. Er hatte fo schon unglaublichef Glück daff keine Gelenke oder Mufkeln kaputt gegangen find, hätte man ihn aber noch fpäter hergebracht wäre er mit Ficherheit an dem Blutverluft geftorben. Bif er wieder ein Fwert oder ähnlichef benutfen kann wird ef noch länger dauern."
Rabbe nickte und war sichtlich erleichtert. "Danke Mäm...", sagte sie ruhig und nachdenklich. "Ist er schon bei Bewusstsein?"
Die Igorina rieb nervös die Hände aneinander. "Du weifft fon, daf ich keine Fani mehr bin? Von mir auf kannft du mit ihm reden, aber fieh fu daff er sich nicht aufregt. Mit fo wenig Blut im Körper kann man bei fu ftarker Aufregung feht fnell wieder ohnmächtig werden. Nächftef Mal bringt ihn beffer zu Rea"
Rabbe nickte erneut und betrat leicht zögerlich den Raum.

Cim sah, für seine Verhältnisse, ausgesprochen blass aus. Er trug nur noch ein dünnes, ärmelfreies Hemd, mutmaßlich damit die Igorina ihn hatte behandeln können, und seine Schulter war großzügig mit einem verband umschlungen worden. Die Krankenliege war schräg hoc gestellt worden so dass er in einer Art halb sitzenden, halb liegenden Position verharrte, die Augen blickten wach aber distanziert.
Rabbe blickte ihn bedauernd an. Würde es ihm besser gehen, wenn sie früher da gewesen wäre? Wenn sie schneller gewesen wäre oder vor Ort versucht hätte ihn zu behandeln?
Sie schluckte. Es hatte keinen Sinn, solche fragen zu stellen. Im Grunde wusste sie das.
"Cim.", sprach sie ihn mit rauer Stimme an, und setzte sich langsam auf den neben der Liege stehenden Stuhl.
Er reagiert nicht sofort sondern blicke noch einen Moment ins leere, bevor sich sein Blick fokussierte und er den Kopf zu ihr drehte. "Rabbe.", er nickte ihr zu und schien wieder zu sinnen zu kommen. Der Blick schweifte durch den Raum während sein Gehirn die letzten Ereignisse vor seiner Bewusstlosigkeit wieder nach oben spülte, und Cim riss erschrocken die Augen auf, als ihm einfiel was mit Jargon passiert war. "Jargon! Habt ihr,- Habt ihr Jargon gefunden?", fragte er hastig und sah die Ermittlerin ernst an. Diese schüttelte nur den Kopf. "Wir wissen noch nicht, was genau mit ihm passiert ist. Während ich dich hierher gebracht habe sind der IA-Zwerg, Glum und die Rattenfänger ihm offenbar begegnet... Es gab noch keine richtige Gelegenheit mit ihnen darüber zu sprechen denn.. nun, nachdem ich dich hierher gebracht hatte haben sie offenbar erst mal versucht ihn zu verfolgen und dann... hat es sich nicht ergeben." Sie zuckte mit den Schultern und mied seinen Blick.
"Was genau ist passiert nach dem du und der Schneidgut in dieses Schlachthaus gegangen sind?", fragte Rabbe nach einem Moment des Schweigens.
Cim dachte einen Moment nach. "Wir kamen hinein und... zuerst schien es, als wäre niemand da, aber überall lagen Ritualgegenstände und es war ein Oktagramm auf dem Boden. Dann kam der Golem plötzlich und... hat mich an die Wand gespießt." Der Vektor verzog das Gesicht bei der schmerzlichen Erinnerung. "Dann haben sie Jargon gepackt und... da war dann auch noch sein Druide da, der gesagt hat dass sie diesen Bahl-Ohn in die Welt zurück holen werden. Sie haben Jargon auf das Oktagramm gezwungen, die Hände und das Herz eines getöteten Kindes dazu gelegt und dann... gingen mir die Lichter aus." Cim zog verärgert die Brauen zusammen. Warum hatte er nicht länger wach bleiben können? Vielleicht hätte er noch wichtiges über ihren Zielort herausfinden können wenn dem so gewesen wäre... aber nein, er hatte von dem Blutverlust ohnmächtig werden müssen.
Rabbe nickte derweil leise vor sich hin. Sie schien sich soweit wieder gesammelt zu haben. "Das erklärt zumindest, warum der Schneidgut angeblich so dämonisch geguckt haben soll." sie grübelte. "Hat der Druide noch irgendeinen Hinweis gegeben, wo er mit ihm hinwill?"
Cim schüttelte den Kopf. "Nicht in dem Sinne. Aber er hatte einen stark llamedosianischen Akzent, und wenn ich mich recht entsinne stammte doch auch der andere Druide aus Llamedos, oder?"
"ich meine, ja."
"Und der Druide im Schlachthaus sprach wiederholt von seinem zu hause.. Ich denke, er wird ihn dort hinbringen. nach Llamedos."
Rabbe stöhnte und massierte sich die Nasenwurzel. "Ausgerechnet.", grummelte sie.
Cim blickte sie fragend an und wollte eben eine entsprechende Frage stellen, als es an der Tür klopfte, und Sebulon einen Moment später den Raum betrat.
Er blickte Rabbe einen Moment an und nickte Cim dann grüßend zu. "Es ist gut zu sehen, dass du offenbar außer Gefahr bist.", sagte er, nach einem Moment des angespannten Schweigens. Er zögerte mit seinen nächsten Worten, denn er wusste dass das folgende keiner der beiden besonders positiv aufnehmen würde, auch wenn ihnen sicher schon klar war dass es so kommen musste. "Ich war eben beim Kommandeur und habe ihm Bericht erstattet, und ich habe eben auch mit Feldwebel Feinstich über deinen Zustand gesprochen... Cim. Es tut mir Leid aber... Unter den derzeitigen Bedingungen habe ich das Kommando über diese Mission übertragen bekommen."
Für einen Moment herrschte erneut gespannte Stille. Rabbe und Cim tauschten einen kurzen Blick, und ihre Gesichter wurden ausdruckslos. "Ich nehme also an, dass ich komplett von der Mission abgezogen bin und auch nicht mehr über aktuelle Vorgänge informiert werde? Was genau zum Beispiel mit Jargon passiert ist?"
Sebulon schien einen Moment zu überlegen. "Ich kann dir sagen, dass wir gesehen haben wie er von dem Holzgolem mit hoher Geschwindigkeit durch die Stadt getragen wurde, und dass wir nicht genau wissen wo er hinwill."
Cim nickte und biss die Zähne zusammen. "Ich verstehe."
Sebulon wandte sich nun an Rabbe:" Lance-Korporal Schraubenndrehr... Wir werden in einer Stunde eine Lagebesprechung am Pseudopolisplatz haben, ich bitte darum, dass auch du dich zu diesem Zeitpunkt im Rum-Bereitschaftsraum einfindest."
Rabbe blickte ihn verärgert an, nickte aber.
Sebulon blickte noch einen Moment zwischen den beiden hin und her, bevor er nach der Tür griff und Anstalten machte, den Raum zu verlassen. "Gute Besserung noch, Cim."
Dann verließ er den Raum.
Rabbe und Cim blickten sich nachdenklich an.

25.01.2014 20: 18

Jargon Schneidgut

Jargon kannte die Schwärze, die ihn umfing.
Für gewöhnlich folgte sie auf einen Wutanfall - es war eine Schwärze der Bewusstlosigkeit, der Ohnmacht, der... Resignation.
Für gewöhnlich hielt sie nicht lange an, und für gewöhnlich war Jargon nicht in der Lage zu denken oder irgendetwas wahrzunehmen.
Diesmal war es anders.
Er nahm eine Art... unterbewusstes Flackern wahr. Er spürte bewusst keinerlei Eindrücke seiner Umgebung aber... etwas tief in seinem Bewusstsein kämpfte um jeden Millimeter seiner Aufmerksamkeit.
"Natürlich nicht!", brüllte er plötzlich, weil alles in ihm entsetzt war von der Vorstellung -
Ja, wovon eigentlich?
Etwas in ihm riss und zerrte, erfüllte ihn mit einer Nervosität, die er noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte[11].
Aber was genau denn los war, was das Problem war... das konnte er einfach nicht erfassen. Ein jedes Ausstrecken nach einem Körperbewusstsein oder einem Gefühl, das Sinn und Substanz hatte, verlor sich in einer unendlichen Weite, einer Leere, die nicht gefüllt werden wollte.
Was war nur los?
Das ist eine ausgezeichnete Frage.
Er wusste nicht wie, aber Jargon konnte plötzlich sprechen. In seinem Kopf.
"Wer bist du?"
Ich bin Tod.
"...der Tod?"
Ja.
"Warum bist du in meinem Kopf?"
Plötzlich hatte Jargon die Impression eines Totenschädels mit blau leuchtenden Augenhöhlen, der sich Nachdenklich einen Finger an das Kinn hielt.
Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, du hast eine Art Nahtoderfahrung.
Das klang ziemlich... unheimlich.
"Eine Nahtoderfahrung? Aber-"
Eine Art Nahtoderfahrung. Ich denke, es wäre passender zu sagen, du hast auf fatale Weise deinen Körper eingebüßt.
"Meinen Körper eingebüßt? Aber dann müsste ich doch tot sein."
Ich habe gesagt, du hast ihn eingebüßt. Das heißt nicht, dass er nicht mehr... lebt. Oder dass du nicht mehr lebst.
Jargon fand, dass das richtig klang.
"Und was soll ich jetzt tun?"
Das bleibt dir überlassen. Das Bild eines Skeletts, das ein Buch aufschlug, manifestierte sich kurz in Jargons Wahrnehmung.
Ich werde lesen.

"Soweit klar", kommentierte Glum, nachdem Sebulon (fast) alle bisherigen Ereignisse fertig zusammengefasst hatte.
Der Stammagent atmete kurz durch. Dann fügte er hinzu:
"Und Kommandeur Breguyar hat daraufhin entschieden, dass als ranghöchster Wächter ich die Leitung der Mission übernehmen werde."
Glum blickte finster drein und setzte zu einer Erklärung seiner Jahrelangen Erfahrung an, aber Sebulon sprach schnell weiter:
"Allerdings glaube ich, dass es hier wenig entscheidend ist, wer die Leitung übernimmt. Wichtig ist, dass wir alle zusammen arbeiten und versuchen, so schnell wie möglich einen Plan zu erstellen, den jeder nachvollziehen kann."
Rabbe guckte skeptisch. So skeptisch, dass sie sich zurückhalten musste, um nicht laut loszulachen. "Ist klar", sagte sie.
Sebulon tat sein bestes, sie zu ignorieren.
"Es geht hier um das Leben eines Wächters, den wir alle kennen und respektieren", fuhr er fort, was ernstes Nicken von den Meisten nach sich zog. "Wir sollten unser bestes tun, ihn zu retten."

03.02.2014 20: 14

Sebulon, Sohn des Samax

Eine Viertelstunde später war viel passiert.
Dagomar hatte ein äußerst höfliches Kommuniqué nach Llamedos aufgesetzt und über das Klackernetzwerk versandt. Große Vorsicht wurde angeraten, da der Golem bekannter Weise sehr gefährlich war und nun auch eine Geisel genommen hatte. Die Wache der Hauptstadt Pant-y-Girdl wurde um besondere Mithilfe und um gezielte Koordination in den Ermittlungen gebeten. Man hatte sie auch darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Geisel ein Wächter der Zwillingsstadt war und wie die diplomatischen Verhältnisse sich ändern könnten, falls besagte Geisel vor Ankunft der Ankh-Morporker Delegation aus dem Leben scheiden sollte.
Senray und Sebulon hatten gemeinsam eine Route ausgearbeitet, wie eine Kutsche am schnellsten von Ankh-Morpork aus das regenreiche Llamedos erreichen konnte. Dabei hatten sie mehrere Stops zum Pferdeaustauschen eingeplant, unter anderem in Quirm und Pseudopolis. Welchen Weg ein Golem jedoch nehmen würde, lag den Wächtern verborgen.
Just als sich Senray auf den Weg zum Klackerturm auf dem Dach machte, traf Glum wieder am Pseudopolisplatz ein. Er hatte mit großer Eloquenz bei der Post deutlich gemacht, dass die Dringlichkeit dieser Angelegenheit einer Sonderkutsche bedurfte - das war zumindest der Teil, den er Sebulon gegenüber zugab, der wiederum nicht weiter nachfragte, wenn ihm auch gute zehn Minuten Verhandlungszeit für ein solches Zugeständnis erstaunlich wenig vorkamen. Während der alte Zwerg sich selbstzufrieden setzte und die Beine streckte, stattete sein jüngerer Kollege der Kantine einen Besuch ab.

Nur Rabbe beteiligte sich nicht an den Vorbereitungen. Sie saß an Cims Bettstatt und ging Dagomars Notizen zur Püsche der Golemverschwörer durch. Gelegentlich hob sie ihren Blick von dem Papier und blickte auf Cim, der mittlerweile wieder erschöpft eingeschlafen war. War er für sie so etwas wie ein Freund? Ein Vertrauter? Sie war sich selbst nicht sicher, doch sie beschlich immer wieder, dass sie sich sehr ähnlich waren.
Ihr Blick wanderte zurück auf die Notizen. Sie verstand nicht allzu viel von 'Prohfailing' und dergleichen, dennoch fesselten Dagomars Worte ihre Gedanken. Einen Satz las sie immer wieder: "Warum ausgerechnet Ankh-Morpork?"
Endlich fasste sie einen Entschluss, strich sich nervös durch die kurzen Haare und stand auf.

"Du willst - was?", fragte Sebulon. Dagomar, Glum und Senray schreckten ob des scharfen Tonfalls von der Karte hoch, die sie eben noch studiert hatten.
Rabbe fand das dumm. Sie hatte laut und deutlich gesprochen. Dies war kein Moment für püschologische Zerknirschungstricks, kein Moment sich dumm zu stellen. Oder dumm zu sein. "Du hast mich verstanden, Sebulon", ging sie ihn barsch an, "ich bleibe hier. Auf dem Weg nach Llamedos wird euch kaum der Schlüssel dazu begegnen warum ausgerechnet Ankh-Morpork der Ort ist, an dem der Golem aktiv wurde."
Die Gesichtsausdrücke von Sebulon wechselten in rascher Folge von Unglauben über Wut bis hin zu offenem Misstrauen. Er setzte zu einer Antwort an, doch Dagomar kam ihm zuvor.
"Der Gedanke ist nicht schlecht. So gibt es auch jemanden, der schon eingearbeitet ist und die Kommunikation mit Llamedos am laufen halten kann."
"Und der nach unserem jüngst invaliden Bürstenkinn sehen kann", brummte Glum.
Sein Tonfall klang in Rabbes Ohren spottend, doch die Worte verfehlten ihr Ziel nicht, denn Sebulon kratzte sich nachdenklich am bärtigen Kinn und sagte: "Wenn es dein Wille ist. Also fahren wir zu viert." Er wandte sich den drei Wächtern hinter sich zu. "Also dann. Abfahrt in zehn Minuten an der Post. Leichtes Handgepäck, vergesst eure Dienstwaffen nicht und steckt genug regendichte Kleidung ein. Jeder holt sich in der Kantine sein Proviantpaket ab, das uns Frau Piepenstängel freundlicherweise vorbereitet hat."
Rabbe atmete aus - und bemerkte, dass Glum sie beobachtete. Das Lächeln des Steinstiefels sah sie aus wie eine Mischung aus väterlichem Stolz und mütterlicher Warnung. Sie kniff die Augen zusammen, schwieg jedoch.
"Wenn wir Glück haben", fuhr der Sohn des Samax fort, "holen wir den Golem auf seinem Weg ein. Alles unter der Hoffnung, dass er tatsächlich nach Llamedos strebt, wohlgemerkt, sonst sitzen wir tief im Bruch."
"Verbrechen?", korrigierte Dagomar irritiert über den ihm unbekannten Bergmannsbegriff.
"Kuhmist", brummte Glum.
"Wegtreten", schloss Sebulon. Und man brach auf.

Passanten sprangen aus dem Weg, als die Postkutsche die Königsstraße hinaufpreschte. Die Pferde schwitzten bereits jetzt, doch der Kutscher blickte mit geübter Gelassenheit auf die Straße und läutete seine Warnglocke, um für seine wächterliche Expresslieferung Platz zu machen. In seinem Mundwinkel steckte ein Grashalm, auf dem er, wie der Geschwindigkeit seines Gefährts zum Hohn, beharrlich und nachdenklich herumkaute. Ihm waren zwei Karten für das nächste Emilia-Singtnichtgut-Konzert versprochen worden und das Wetter war gut. Das würde ein ruhiger Trip werden und in spätestens zwei Wochen war die Rückkehr sicher. Er hatte kurze Kleidung und Badehose eingepackt, für den Fall, dass es etwas länger dauern sollte.
In der gepolsterten Fahrgastkabine gewöhnten sich vier Wächter an das hohe Tempo ihrer gerade begonnenen Reise.
Und eine Wächterin lauschte am Pseudopolisplatz den sich entfernenden Flüchen von aus dem Weg gesprungenen Passanten und Karrenlenkern. Sie hatte viel vor. Doch zunächst würde sie etwas mehr über diesen Kult herausfinden müssen. Und vielleicht über Llamedos. Wer in der Wache würde am meisten Ahnung haben ...?

12.02.2014 14: 46

Rabbe Schraubenndrehr

*Auf der Straße nach Quirm*

Sebulon sah nachdenklich aus dem Fenster. Die gleichförmige Kohl Landschaft interessierte ihn kaum, die Schönheit des blauen Himmels konnte nicht zu ihm durchdringen.
Warum hatte Rabbe unbedingt in Ankh-Morpork bleiben wollen? Sie war für gewöhnlich nicht der Typ der sich vor einer Konfrontation drückte... War es wegen Cim? Wollte sie sich um ihn kümmern? Oder hatte sie etwa ein Problem damit, dass dies eine Rettungsaktion für Jargon war?
War ihr der andere Wächter so egal?
Der Stammagent biss die Zähne zusammen und zog die Brauen zusammen. Er glaubte nicht dass es hier um reinen Antagonismus gegenüber Jargon oder ihm selbst ging. So stur und launisch Rabbe im allgemeinen auch war - ihre Kollegen ließ sie für gewöhnlich nicht im Stich. "Aber vielleicht ist genau das der Punkt. Vielleicht glaubt sie, Cim im Stich zu lassen wenn sie geht... Immerhin ist immer noch ein Druide in Ankh-Morpork - Wer weiß ob er wirklich auf unserer Seite ist?"
Die Reise nach Quirm würde noch einige Stunden dauern. Er hatte noch viel Zeit zum nachdenken.

*Ankh-Morpork, Klackerturm*

Rabbe ging nachdenklich noch einmal über die frisch verfasste Nachricht.

...weiß ich nicht ob alles nach Plan laufen wird.
Wenn sie zuvor ankommen, behalte sie im Auge, es würde mich nicht wundern wenn sie sich in Schwierigkeiten bringen - offenbare dich ihnen nur unter widrigsten Umständen....
...Wird der Golem einen kleinen Kerl bringen der die Gottheit Bahl-Ohn beherbergt... muss verhindert werden...
Pass auf dich auf!
....


Die Ermittlerin schluckte, gab die Nachricht dann aber durch und ging dann schnell zurück nach unten und verließ binnen kürzester Zeit das Wachhaus - Sie hatte noch eine Nachricht zu übergeben.

*Irgendwo in Pseudoplis*

Ein zorniger Gott döste in seiner Sänfte. Sie hatten halt gemacht, damit der Diener sich erfrischen konnte um ihm ein Opfer zur Stärkung besorgte - doch dies beschäftigte Bahl-Ohn in diesem Moment nur wenig.
Viel amüsanter fand er in diesem Moment das Innenleben des Kopfes dieses kleinen Spinners; Es bot sich ihm da wie eine alte Rumpelkammer - Federkiele, dunkle, klebrige Ecken, eine Unmenge von Papier... Und dort, in einer grauen und doch erleuchteten ecke des Geistes saß dieser jämmerliche kleine Wächter und rang um sein Bewusstsein.
Bahl-Ohn grinste. Der Wächter schien überhaupt nicht verstanden zu haben, was passiert war. Keine Ahnung von der Macht die den Körper nun durchströmte, von dem uralten Wissen dem er die Ehre gehabt hatte, ein Gefäß zu werden. Der Gott gab sich weiteren Machtfantasien hin und schweifte wieder von dem Wächter ab.

Der seinerseits langsam das Gefühl hatte, in einer völlig ausweglosen Lage zu sein. Er hatte alles versucht was ihm einfiel um irgendwie Kontrolle zu erhalten - er hatte sich auf einzelne Körperteile und Funktionen konzentriert um Kontrolle auszuüben, hatte machtvolle Erinnerungen wachgerufen um eine stärkere Reaktion zu bekommen, - er war sogar soweit gegangen dass er versucht hatte, selbst einen Wutanfall zu erzeugen - alles sinnlos. Nun saß er - metaphorisch betrachtet - in einem der einzigen zwei Lichtkegel seines Geistes und sah betrübt zu Tod hinüber, der sich im Band eines Jojos verheddert hatte und sich nun bemühte die Schnur zwischen seinen Knochen hervor zu ziehen.
Die permanente Gesellschaft des Knochenmanns beunruhigte Jargon. Selbiger hatte ihn zwar wiederholt angelächelt, doch hatte dies bei einem Totenschädel keinen allzu großen Mimischen Effekt.
Und er war müde. Die geistigen Versuche wieder Kontrolle zu erhalten waren sehr anstrengend gewesen und er hatte inzwischen ein Gefühl als ob er Kopfschmerzen hätte und ihm schlecht wäre - doch was würde passieren wenn er einschlief? Wenn er seinem Verstand etwas ruhe gönnte... würde er dann wieder erwachen? War Tod deshalb hier? Würde er seine Klinge schwingen sobald Jargons geistiges Selbst eine Pause einlegte?

*Cim's Krankenzimmer*

"Hey Cim wach auf! Ich hab ihn erwischt!", rief Rabbe als sie ohne anzuklopfen ins Krankenzimmer gelaufen kam, einen recht missmutig wirkenden Hauptmann Llanddcairfyn im Schlepp der noch immer vom Regen tropfte der seit einer guten Stunde auf das Pflaster prasselte. Er grummelte. "Du hast es also geschafft als Anführer einer Mission absolut betriebsunfähig zu werden... Der Stammagent hat dich als Missionsleiter abgelöst... und jetzt willst du dass ich dir mit irgendetwas helfe?" Daemon blickte den Seals genervt an. Selbiger hatte sich inzwischen mühsam aufgerichtet und blickt ebenso mürrisch zum Dobermann zurück.

14.02.2014 18: 24

Cim Bürstenkinn

Cims Krankenzimmer – Kröselstraße
Cim sah den missbilligenden Blick des Hauptmanns und wusste sofort, dass er nicht echt war. Vielmehr sollte die hochgezogene Augenbraue das Mitleid überdecken und die Betroffenheit über den Zustand des Gefährten und Freundes.
Der Vektor grunzte. »Hör auf mich so anzusehen, Dae und überleg dir lieber wie du mich hier rausholst!«
Rabbe hatte sich erschöpft in den Besuchersessel sinken lassen und war schlagartig aufgesprungen.
»Cim, ich weiß was wir besprochen haben, aber glaubst du wirklich....?«, sie sah ihn zweifelnd an. »Rogi hat recht deutlich gesagt, dass du Tage brauchst um wieder auf die Beine zu kommen und Wochen bis du wieder ein Schwert in der rechten Hand halten kannst!«
Daemon räusperte sich. »Ich glaube darum geht es« und fuhr kopfschüttelnd fort. »Warum redest du nicht mit deiner Chefin?«
Der SEALS lachte und verzog sofort schmerzerfüllt das Gesicht. »Ich brauche keinen Vortrag über natürliche Wundheilung. Die Zeit heilt alle Wunden und ähnlicher Käse. Ich brauche etwas das schnell hilft .«
»Und was erwartest du von mir?«, fragte der Dobermann, »soll ich dir die Hand auflegen damit wieder alles gut wird?«
Cim schüttelte den Kopf und sagte nur leise, »Sankt Tobsucht!«
Die anfängliche Verwirrung wich aus dem Gesicht des Llamedoniers. »Du erwartest, dass ich zu Speier gehe! Das kann nicht dein ernst sein!«
Doch Cims unbewegtes Gesicht ließ keinen Zweifel aufkommen, was er erwartete. Es gab einige Sachen, die er nur dem Hauptmann zutraute.
»Wer ist Speier?«, fragte Rabbe verwirrt ehe Daemon sie am Ärmel packte und mit sich zog.
Auf der Straße hielt er kurz an und begann zu erklären : »Du hast mich in diese Sache reingezogen, jetzt darfst du auch helfen sie auszulöffeln. Typisch dass du nicht weißt von wem die Rede ist. Auf einer Skala von eins bis zehn ist Speier an guten Tagen eine Zwölf. Er ist sowas wie der Hohepriester des Ordens vom heiligen Sankt Tobsucht. Eine Schlägerreligion die Kampfclubs veranstaltet. Natürlich ist kaum jemand so verrückt oder verzweifelt dieser Religion beizutreten, aber viele Jugendliche lassen sich von ihnen ausbilden. Sie haben wenige aber klare Regeln: Austeilen ist seliger als einstecken und so. « [12]
»Wie sollte dieser Kerl Cim helfen?«
»Die Gläubigen verehren ihren Gott mittels sinnloser Gewalt und Straßenraufereien. Sie haben irgendeinen Ritus mit dem sie Wunden schnell heilen können. Damit sie keine ihrer Auseinandersetzungen verpassen.«
»Und wo finden wir diesen Speier?«
»Im Knast!«

Zwei Stunden später
»Wie soll ich mit Handschellen meinen Gott anbeten, verdammte Ork-Kacke?«, schimpfte Speier und kramte in einer kleinen Tasche die vor ihm auf dem Tisch stand.
»Schnell, am Besten? Ich habe mit den Gefängniswärtern vereinbart, dass ich dich nur kurz für eine Befragung ausborge«, sagte Daemon ungeduldig. Rabbe sah zu dem riesigen Kerl mit dem flach geschlagenen Gesicht hoch. Nein, er hatte nicht viel priesterliches an sich, wenn man normale Maßstäbe anwandte.
Speier verzog das Gesicht. »Das ist sehr hilfreich. Es gibt allerdings zwei kleine Formalitäten für die Heilung.«
»Red schon, sonst sind die anderen über alle Berge.«, stöhnte Cim genervt und war nicht mehr ganz sicher, dass Sankt Tobsucht eine Idee gut gewesen war.
»Erstens: Du musst zum Glauben von Sankt Tobsucht konvertieren! Unser Gott ist kein Freund der Ökumene. Wer etwas will, muss dafür zahlen!
Zweitens: Wie viele Jahre bist du bereit zu opfern? Irgendwas zwischen zwei und zehn Jahre würde ich vorschlagen!«
»Wie bitte«, fragte Rabbe. »Was bedeutet hier Jahre?«
»Püppchen, das bedeutet, dass wir diese Anzahl seiner eigenen Lebensenergie verwenden werden um ihn zu heilen. Es ist ungefähr so, als würdest Du nicht wissen wieviel Geld du in der Börse hast. Wenn Du geheilt werden willst, musst Du einmal etwas mehr als normal ausgeben. Tod wundert sich hin und wieder, wenn er auf sein Stundenglas schaut.«
Der Wächterin blieb die Luft weg und ein Sturm der Entrüstung baute sich in ihr auf. Wie konnte er nur glauben… Eine bodenlose Frechheit, dass er überhaupt…
»Zehn Jahre!«, sagte Cim laut genug, um jeder Diskussion zuvor zu kommen.
Überrascht sahen Rabbe und der Priester den Wächter an. »Das muss dir ja ganz schön wichtig sein, Junge!«
Der Vektor formte die Augen zu Schlitzen. »Unter meinem Kommando ist ein Kollege abhanden gekommen. Ich werde nicht hier liegen und darauf warten, dass irgendein bescheuerter Druiden-Gott ihn tötet, während der interne Schnüffler zusieht und irgendwelche Regeln befolgt.«
Gregor Speier zog die Augenbrauen hoch. »Ein anderer Gott ist im Spiel? Kenne ich ihn?«
»Ein llamedonischer Foltergott, mit vier Armen. Er tötet Kinder zum Spass«, antwortete Rabbe bitter und dachte an das Oktogramm.
»Ich will mitmachen!«, sagte Speier bestimmt. »Mein Gott liebt es anderen anthropomorphen Manifestationen die Schnauze zu polieren!«
Doch Daemon schüttelte den Kopf. »Ich habe mein Wort gegeben, dass ich dich wieder zurückbringe wenn der Glatzkopf geheilt ist«
Speier verschränkte trotzig die Hände vor der Brust. Dabei schob er seine Unterlippe soweit vor, dass sie beinahe seine Nase berührte. »Keine Jagd auf den Druidengott - keine Heilung.«
Der Hauptmann zuckte mit den Schultern. »Da kann man nichts machen, Cim. Ich bringe ihn wieder….«
»Willkommen im Team, Gregor!«, unterbrach ihn Cim und hielt dem Priester schwach die linke Hand hin.
Verblüfft schüttelte er sie und sah Daemon fragend an.
Resignierend seufzte der Llamedonier und kratzte sich am Kopf. »Ich habe ja nur kurz gesagt. Gemessen an geschichtlichen Maßstäben sind ein paar Wochen fast nichts. Ich hoffe der Patrizier ist gut gelaunt, wenn er mich in die Skorpiongrube werfen lässt.«
Der Priester setzte ein breites Grinsen auf und wenn er noch gehechelt hätte, wäre die Ähnlichkeit mit einem Hund vollständig gewesen.
»Wir brauchen ein paar Sachen!«


Pseudopolis
Baal-Ohn lehnte sich gemütlich in der Sänfte zurück. Er spürte bereits wie der Glaube seiner Gemeinden ihn stärkte. Vor allem in Quirm hatte sich spontan eine fanatische Gemeinde von »originalen Quirmern« gebildet, die allen Besuchern und neuen Ankömmlingen den Garaus machen wollten.
In den wenigen Stunden seit seiner »Offenbarung« wurden fünf Menschen in seinem Namen geopfert. Zar noch keine Kinder aber immerhin war die Anzahl der Gläubigen auf 50 angewachsen. Nichts war so überzeugend wie ein frisch aus der Brust geschnittenes Herz. Bald würde er diese Hülle zerreißen und alleine durch seine Macht seinen ursprünglichen Körper und seine alte Macht wieder herstellen.
Am Wichtigsten war, dass es eine Hierarchie gab. Der »Würdigste« jeder Stadt, also Derjenige der bereit war ohne Skrupel alles zu tun um den Glauben an Baal-Ohn voran zu treiben, wurde zum Hohepriester ernannt und durfte seinerseits seine Untergebenen auswählen – und die Opfer bestimmen. Selbst der Gott war überrascht, dass ein alter Schulmeister soviel Hass in seinem Herzen tragen konnte, wie Emanuel da Ponda in Quirm.
Bald würde er stark genug sein, um die Schattenkreaturen in die sich die geopferten Kinder verwandelten zu kontrollieren und gegen seine Feinde einzusetzen - unbesiegbare kleine Dämonen die skrupellos jeden abschlachten würden, der ihm im Wege stand.
»Herr die Gläubigen sind versammelt!« Triloin hatte sich tief vor seinem Gott verbeugt als er das sagte. Er war zum Metropolit von Llamedos ernannt worden und damit der Anführer der Kirchenorganisation wie er es sich gewünscht hatte. Gleichzeitig hatte er ein unangenehmes Gefühl dabei. Der Gott würde nicht zögern ihn jederzeit durch jemand zu ersetzen, der ihm geeigneter vorkam. Triloin würde sehr darauf acht geben müssen, sich keine Rivalen zu züchten.
»Vor allem musst du aufpassen, dass du meinen Wünschen gerecht wirst, Metropolit!«, grollte Baal-Ohn und sah ihn aus Jargons Augen finster an.
»Verzeiht Herr!«, natürlich las er seine Gedanken. Triloin war froh, dass er bereit war sein Leben dem Wachstum und Wohlsein des Baal-Ohn – Glaubens zu widmen und keine bösen Gedanken in seinem Kopf herumschwirrten.
»Schon viel besser, Triloin! Lass uns das nächste Opfer auswählen!«

In Jargons Kopf
»ICH WILL HIER RAUS«, schrie der Wächter und war sich wohl bewusst, dass niemand ihn wirklich hören konnte. TOD hatte sich längst die Zeigefinger in die Ohren gesteckt, was in seinem Fall bedeutete, dass er die Fingerknochen durch die seitlichen Löcher im Schädel steckte bis sie sich berührten.
»Warum bin ich eigentlich in einer Rumpelkammer?«, fragte Jargon plötzlich. »Das ist doch mein Kopf und ich sollte mir aussuchen können wie es hier aussieht.
Das Skelett sah von seinem Buch auf und sagte: Das ist zum Teil richtig. Eigentlich bist du – sind wir – in dem verbliebenen Rest deines Bewusstseins der nicht mehr stärker komprimierbar ist. Das ist so als würdest du die Luft in einem Raum so lange zusammenpressen bis sie flüssig wird und in ein Weinglas passt. Du kannst diesen Raum so gestalten wie du möchtest. Die Rumpelkammer ist wohl sowas wie der Normalzustand in deinem Kopf. Das bedeutet, wenn du nichts tust, wird alles wieder in diesen Zustand zurück kehren.
Aber wenn du dabei bist hier aufzuräumen, könntest du ein paar Plätzchen und ein Glas Milch erzeugen. Kleine Katzen wären auch nett!

Jargon hatte weder Lust auf Kätzchen noch Plätzchen.
»Warum bist du überhaupt hier? Solltest du nicht unterwegs sein und arme Seelen erlösen?«
TOD klappte sein Buch zu. Wie es scheint, hat dein Körper auf die ganze Situation mit einer massiven Todessehnsucht reagiert, die mich in deinen Kopf gebracht hat. Ich bin nur froh, dass mein Pferd nicht dabei ist sonst hätten wir jetzt schon ein Geruchsproblem. Aber wenn sonst nichts geschieht, sollten wir die Sache in zwei bis drei Tagen hinter uns haben und ich kann offiziell herkommen.
Er hielt inne.
Oh, Moment! Die Gestalt des Knochenmannes löste sich auf und Jargon bedauerte kurz nun völlig allein in seinem Kopf zu sein. Vielleicht wurde er aber auch einfach wahnsinnig und lag gerade zu Hause im Bett. Er sollte wirklich aufräumen in seinem Kopf.
Mit einem »Plop« erschien TOD wieder – in Begleitung eines Mannes der seinen Kopf irritierender Weise in der rechten Hand und eine klaffende Wunde in der Brust hatte.
Das mit dem Plop habe ich extra für dich gemacht. es irritiert die Leute oft, wenn ich einfach so auftauche.
»Vielen dank«, sagte Jargon trocken. »Es war viel weniger irritierend auf diese Art und Weise.«
Der Knochenmann zeigte auf seinen Begleiter. Darf ich vorstellen, dass ist Emerald aus Sto Lat. Er war nur auf der Durchreise – er bleibt wohl jetzt doch ein wenig länger wie es scheint.
Verlegen nahm Emerald seinen Kopf in die linke Hand und streckte die blutige Rechte aus um sie Jargon entgegen zu halten. Verblüfft schüttelte sie der Wächter und spürte wie das Blut den Raum zwischen ihren Handflächen ausfüllte.
Emerald wie stellst du dir das Jenseits…., begann TOD als hinter dem Toten eine rote Tür erschien, aufgestoßen wurde und der schreiende Geist des Mannes hineingezogen wurde.
»Nein, ich will Wiesen und Bluuuuu…«
Die Tür flog zu und verschwand wieder.
Wie unerfreulich. Es scheint dein Besucher hat seine eigene Vorstellung wie das Jenseits seiner Opfer aussieht. Ich bin nur nicht sicher, ob mir das gefällt.
Nachdenklich ging er hin und her, schob alte Möbelstücke mit der Sense zur Seite die im Weg waren.
Ich meine, es würde meine Aufgabe erheblich erleichtern, wenn ich die Geister nicht mehr selbst abholen muss. Auf der anderen Seite, wäre es doch nett mich zu fragen was ich davon halte.
Er hob den Zeigefinger und zeigte auf Jargon. Er ist eine Konkurrenz! Ein Marktbegleiter! Wettbewerb soll ja das Geschäft beleben - kann man das in diesem Fall sagen? Sowas hatte ich ja schon ewig nicht mehr!
Jargon räusperte sich und bemühte sich normal zu sprechen: »Hör mal, es tut mir leid, dass jetzt neue Leute in deinem Geschäft sind, aber könntest du mir einen Tipp geben wie wir hier dauerhaft rauskommen ohne irgendwelche Jenseitsideen? «
Der Totenkopf sah ihn ausdruckslos an.
Ein paar Plätzchen wären jetzt wirklich angebracht! Immerhin bin ich mitten in einem Verdrängungswettbewerb!

Quirm:
»Ich komme immer gerne nach Quirm«, sagte Sebulon im Plauderton. »Es ist ein entspannter Ort ohne Konflikte. Ideal um sich zur Ruhe zu setzen.
Glum lachte. »Wahrscheinlich wissen die gar nicht, dass ein bösartiger Gott hier durchgekommen ist, der Unheil und Verderben über die Welt bringen will.
»Schneidet ihm das Herz raus!« - »Köpft ihn!« - »Zuerst soll er ausgepeitscht werden« , rief eine wütende Menge die sich um einen Tisch vor ihnen versammelt hatte und mit allerlei Werkzeug und Stöcken in der Luft herumfuchtelte.
Dagomar nahm sein Notizbuch und notierte etwas. Dabei murmelte er: Ganz ehrlich glaube ich schon, dass sie etwas bemerkt haben!«

Cims Krankenzimmer – Kröselstraße
»… und jetzt noch ein wenig Krötenpisse und wir sind fertig.«, sang der Schlägerpriester beinahe als er seinen Trank braute.
»Du willst dieses Zeug aber nicht auf meine Wunde schmieren, oder?«, fragte Cim beunruhigt. Er hatte keine Lust an einer Infektion zu sterben
Gregor lachte und sagte: »Aber nein, das wäre ja verrückt.«
Er schnüffelte zufrieden über dem Topf. »Du musst es natürlich trinken!«
Breit grinsend sahen sich Rabbe und Daemon an und genossen das Schauspiel. Sie hatten eine interessante Stunde hinter sich, in der sie vom Hier-gibt’s-Alles-Platz über diverse Gilden gezogen waren um unter bedeutsamen Blicken der Händler die Bestandteile von Speiers Trank einzukaufen.
»Aber zuvor musst du konvertieren. Sankt Tobsuchts Macht hilft dir nur, wenn du zu seiner Kirche gehörst!«
Nun hatte Cim immer ein gestörtes Verhältnis zur Religion gehabt. Was in Oms Namen in seiner Heimat passiert war hatte ihm auf ewig die Lust auf göttliche Gunst verdorben. Die Schicksalsgöttin war auch so eine Sache und Io so vertrauenserweckend wie ein unlizenzierter Dieb.
Aber sollte er tatsächlich diesem völlig durchgeknallten Gott die Treue schwören? Die mehrfach gebrochene Nase des Hohepriesters war ein deutliches Zeichen, dass diese Kirche »anders« war. Aber er hatte keine Wahl.
»Also gut. Was muss ich tun?«
Speier grinste und sabberte leicht auf den Boden dabei. »Nichts.«
Damit holte er aus und knallte Cim die Faust ins Gesicht. Die Schmerzen in seiner Schulter die Erschütterung seines Kopfes schickten ihn wieder in eine schützende Bewusstlosigkeit.

Lange war es dunkel und wie durch eine Wand hindurch hörte er Stimmen rund um sich, unverständlich aber eindeutig besorgt.
Schließlich sah er einen muskulösen Mann mit kurzen roten Hosen, Boxhandschuhen und einem verbeulten Gesicht vor sich.
»HA WIEDER EIN GLÄUBIGER! JETZT HABE ICH SCHON ZWÖLF!«
Er trat zu Cim sah ihn an und sagte »HMMM, EINE GEWALTÄTIGE VERGANGENHEIT, ERFAHRUNGEN IN ER KERKEDIMENSION, EINEN VAMPIR AUSGESCHALTET, MAG DIE GÖTTER NICHT. SIEHT NICHT ÜBEL AUS - WIR MELDEN UNS BEI DIR.«
»Bist du bescheuert? Ich muss diesen Druiden-Gott beseitigen. Ich hab keine Zeit für deinen Bewerbungsworkflow. Bin ich dabei oder muss ich mir einen anderen Gott suchen, der sich nicht in die Hosen macht, wenn er gegen einen Blutgott antreten muss.«
Sankt Tobsucht sah ihn grinsend an. Er hatte absolut keinen Respekt. Scherte sich einen Dreck, dass er mit einem Gott sprach.
»DU BIST WÜRDIG«, verkündete der Gott. Er trat zu Cim holte aus und schlug ihn zurück ins Bewusstsein.

Der Omnier fuhr hoch, sein Puls raste und er merkte, dass er durch die Nase keine Luft bekam.
»Was ist passiert?«
Die beiden Wächter sahen ihn verblüfft an, den er hatte sich mit beiden Händen aufgestützt. Wie sein Gesicht aussah, würden sie ihm später sagen.
»Willkommen zurück, mein Sohn! Du bist geheilt und bereit deinem Gott zu dienen!«
Erst jetzt merkte Cim, dass er seine rechte Hand wieder normal bewegen konnte und griff zuerst nach seiner Nase. Sie schien wesentlich unförmiger zu sein und war stark angeschwollen. Aber er hatte bekommen was er wollte.
Er setzte sich an den Bettrand und bemerkte erst jetzt, dass er nicht gerade salonfähig war.
»Vielleicht kann mir jemand meine Hosen besorgen und bittet Rogi her, damit sie meine Nase wieder richtet. Und dann will ich endlich diesem blöden Gott in den Hintern treten!«
Cim war froh den Zorn in sich wie eine heiße Woge zu spüren. Niemand entführte einen SEALS während seiner Wache. Vielleicht passte der neue Gott gar nicht so schlecht zu ihm. Immerhin machte er sich nicht viel aus Regeln.
Er sah Rabbe an und während er aufstand sagte er: »Wie vereinbart?«
Sie nickte und verließ den Raum.


17.02.2014 10: 22

Rabbe Schraubenndrehr

*Straße nach Pseudopolis*

Die Kutsche raste über die Straße.
In Quirm hatten die Wächter die Pferde wechseln lassen.
Sie hatten sich umgehört und umgesehen. Hatten vorsichtig nach einem Holzgolem gefragt.
Und waren dann so schnell wie nur möglich los geprescht als deutlicher wurde, wie dringend sie den Golem einholen mussten.
Senray starrte in einer Mischung aus Irritation und Angst von Glum zu Sebulon. Sie war bei der Kutsche geblieben und hatte au ihre Ausrüstung aufgepasst während die anderen drei sich erkundigen gegangen waren. Als sie eben kurz einsteigen wollte um etwas aus ihrer Tasche zu holen waren ihre Kollegen plötzlich angerannt gekommen und hatten den Kutscher angebrüllt das sie so schnell wie möglich weiter mussten.
Und nun holperte sie über die Straße. Die Zwerge hatten etwas gebraucht um wieder zu Atem zu kommen, Dagomar wirkte so als wäre er in eine Art Schockzustand verfallen. Sebulon stierte entsetzt.
"Was... ist denn passiert?", fragte die Obergefreite leise, nachdem sie sich ein Stück vom Quirm entfernt hatten.
"Sie sind konvertiert.. Sie... beten Bahl Ohn an.", sagte Sebulon mit hohler Stimme.
"Du hast ja vorhin beim ankommen schon gehört was sie gerufen haben.", ergänzte Dagomar. "Tja. Offenbar kam Bahl-Ohn hier durch und... hat ihnen seine Werte vermittelt. Sie sind absolut blutrünstig geworden, sie wollen Menschenopfer bringen, sie... sind absolut durchgedreht." Der Püscholge war offensichtlich entsetzt.
"Und deshalb.. müssen wir nun erst recht umso schneller hinter diesem elendigen Golem her.", knurrte Glum. "Er scheint in den Orten Gemeinden zu gründen, und das mit einer unfassbaren Geschwindigkeit. Wenn ich mir vorstelle wie es Jargon damit gehen wird..." er verstummte. Außer Dagomar konnte jeder der anwesenden wenigstens ein Stück weit einschätzen, wie furchtbar es für Jargon sein musste dass er für so etwas missbraucht wurde.
Sie mussten ihn so schnell wie möglich von der Kontrolle befreien.


In Ankh Morpork

Rabbe stieg aus dem Klackerturm herunter. Sie hatte erneut eine Nachricht an ihren Kontakt aufgegeben.
"Machen uns auf den Weg. ~R"
...und nun musste sie im Grunde nur noch warten bis bis Cim alles für ihre Reise besorgt hatte, Llandcairfyn dazu bringen eine Postkutsche zu besorgen, in Feinstichs Büro einbrechen..."und diesen komischen Priester würde ich auch lieber loswerden.", dachte sie grimmig. Sie fand den Gedanken einen so unberechenbaren Kerl auf so eine Mission mitzunehmen mehr als beunruhigend. "Und ich hoffe doch mal sehr dass unsere Theorie stimmt.. wenn ich für nichts und wieder nichts in Feinstichs Büro einbreche werde ich wahnsinnig."
"Hey Llandfinn!", rief sie und pflanzte sich ihm gegenüber an den Tisch in der Kantine.
Er blickte sie steinern an.
"Der Name ist Hauptmann Llanddcairfyn. Und ich muss dich doch sehr darum bitten dass du dich um die korrekte Aussprache bemühst, Lance-Korporal.", sagte er kühl.
Rabbe sah ihn einen Moment abschätzend an, nickte dann aber. Sie hatte im Grunde keinen Grund ihm dies übel zu nehmen, und sie brauchte seine Hilfe. "Na schön. Es tut mir Leid, Hauptmann Llanddcairfyn, ich wollte nicht geringschätzend wirken."
"Jedenfalls brauchen wir deine Hilfe. Cim hat es dir ja schon gesagt - wir brauche eine Kutsche mit schnellen Pferden, und damit kannst du uns eindeutig am besten helfen."
"Aha." Daemon nickte langsam.
Rabbe verdrehte die Augen. "Also, kümmerst du dich drum oder was?"
Daemon grummelte etwas unverständliches um sah nicht eben erfreut aus. Rabbe musste gute zwei Minuten auf eine Antwort bevor er sich endlich dazu herab ließ ihr zu antworten. "Na schön... ich helfe euch damit, aber dafür... hilfst du mir diesen elendigen Priester wieder einzusperren."


*Eine Stunde später, Kröselstraße*

"Mäm! Mäm! Mäm! Mäm!", brüllte ein Rekrut und rannte zu Rogis Büro, die bereits die Türe öffnete als der Wächter noch Zehn Meter entfernt war.
"Mäm, da unten sind ein paar Leute und sie wälzen sich auf dem Boden rum!" Rogi seufzte und schloss ihre Tür. Dies klang ernst, würde aber wahrscheinlich nicht allzu lange dauern.
Hoffte sie zumindest.
Die Igorina begab sich Richtung Hauptraum. Kaum war sie außer Sichtweite ihres Büros, kam Rabbe hinter einer Ecke hervor und huschte schnell in ihr Büro. Sie wusste, dass sie nur wenig Zeit hatte bevor sich die Situation auf die eine oder andere Art klären würde.
Hastig blickte sich die Ermittlerin um - Schreibtisch, Lampe, Schrank - Schrank!
Sie rüttelte einen kurzen Moment an den Türen, sah dann unter den Schrank, auf den Tisch auf den Schrank und - Bingo. Leicht nervös stocherte Rabbe mit dem Schlüssel in dem Loch herum und unterdrückte den Gedanken, was wohl passieren würde wenn man sie hierbei erwischte. Nicht dass sie nicht in gesunder Regelmäßigkeit gegen das Gesetz verstoßen würde, aber in das Büro einer vorgesetzten einzubrechen war... gewagt.
Sie öffnete den Schrank und blickte sich vorsichtig um. Allerlei Gläser und andere Behältnisse mit teils glühenden oder glibberigen Inhalten standen herum, manche dinge schienen zu leben. Rabbe suchte eine Weile in dem durcheinander, bestrebt nichts zu auffällig zu verrücken, bevor sie nach ein paar Minuten unter einem Tuch gut abgedeckt, fand was sie suchte.
Die Ermittlerin zog die Beute so vorsichtig wie möglich aus dem Schrank, schloss ihn wieder ab und legte den Schlüssel zurück. Sie betete eigentlich nicht, aber in diesem Augenblick dachte sie hingebungsvoll "Ohgottlasssienochnichtzurckkommenneinneingottlasssienochnichtzurckkommenichtzurück..." So leise sie konnte schloss sie hinter sich die Tür, ging um eine Ecke und verstaute alles in ihrem Rucksack. Sie lauschte auf die Geräusche, die soeben bei "Brummm....Brummm...", angekommen waren, und Erleichterung durchfuhr sie. Die Bettler die sie engagiert hatte würden in wohl 30 Sekunden das Gebäude verlassen - mehr als genug zeit um völlig unauffällig aus einem Fenster zu klettern.
Kurze Zeit später kehrte die Igorina zurück - und bemerkte schon bald dass offensichtlich jemand an ihrem Schrank gewesen war.


*Eine halbe Stunde später, in der Nähe des Pseudopolisplatzes*

"Und hier ist die bestellte Kutsche.", sagte Daemon und machte eine auslandende Bewegung auf einen strammen Zweispänner. Die Kutsche wirkte nicht besonders schnell, und ein Zweispänner war bei weitem nicht genug. Die Ermittlerin warf ihm einen eindeutigen Blick zu, klopfte an die Kutsche und sagte "Ahja... ein hervorragendes Gefährt!", dann öffnete sie die Tür und sah kurz hinein. "Wunderbar. Möchtest du nicht schon mal eintreten Herr Speier?"
"Danke Püppchen, da sag ich nicht nein, war schien länger in keiner Reisekutsche mehr!", der Priester lachte gemein und kletterte in das Gefährt, als Daemon und Rabbe die Tür hinter im zu klatschten und rasch einen schweren Riegel davor schoben der zuvor nicht sichtbar gewesen war. "Und jetzt... kommst du wieder in den Knast.", kommentierte die Ermittlerin.
»Beeilen wir uns, bevor der Gefreite Bürstenkinn zurück kommt!«, sagte Daemon und stieg auf den Kutschbock.

18.02.2014 22: 30

Senray Rattenfaenger

*Kurz vor Pseudopolis*

Senray sah ängstlich der Stadt entgegen, der sie sich mit der schnellst möglichen Geschwindigkeit näherten. Seit Quirm hatte sie die Besorgnis wesentlich stärker erfasst, ja war eigentlich zu Angst geworden. Sie sah zu den anderen Wächtern in der Kutsche.
„S-Sör …“ Da man nicht sagen konnte, wenn die junge Obergefreite direkt meinte, fühlten sich beide Zwerge sowie der Mensch angesprochen.
„Ja?“, „Senray?“, „Hm?“, kam es fast gleichzeitig von ihnen.
„A-also … glaubt ihr, in … nun, in Pseudopolis ist es … also, so wie in Quirm? Genauso … schlimm?“
Sie brach ab. Ihr Blick suchte in den drei Gesichtern nach einer Spur Hoffnung, die ihre Angst vor dem kommenden zumindest mindern konnte. Doch sie fand nicht, was sie suchte.


*Pseudopolis*

Das dauerte zu lange. Viel zu lange. Der Druide, dieser unwürdige Narr Trilion würde dafür zur rechten Zeit bezahlen müssen. Er hätte die Gemeinde vorbereiten müssen, hätte bereits würdige Gläubige in Pseudopolis die Ankunft Baal-Ohns erwarten lassen müssen. Wofür war er denn über die halbe verdammte Scheibe gereist wenn er nicht mal auf der Wegstrecke ordentliche Kandidaten platzierte?!
Nun mussten sie also Opfer auswählen und eine effektive Show bieten, so dass ihm die Menschen allein aus Angst folgten. Oh ja, an ihrem Schrecken konnte er sich zehren, konnte sich nähren und wachsen. Bald war es soweit, bald würde der Wurm der immer noch in diesem Körper zitterte vollkommen in seiner Dunkelheit verschwunden sein und dann … Dann würde Baal-Ohn diesen Körper nach seinen Wünschen transformieren können. Dann endlich würde er seinen vollen Schrecken entfalten können und so seine Macht weiter sammeln. Bis ihn wirklich nichts mehr aufhalten konnte.
Aber dafür musste jetzt ein geeignetes Opfer her. Einige Maden von Menschen waren bereits für seine Sache in dieser Stadt geopfert worden, aber es zeigte noch nicht den Effekt, denn er wollte. Ein Teil der Sterblichen wagte es tatsächlich zu rebellieren. Sie versuchten, sich zu widersetzten. Er musste diesem Gesindel zeigen, mit wem sie sich anlegen wollten.
Gerade als er Trilion zu sich hatte kommen lassen, um ihm erneute Instruktionen zu erteilen, sah er sie. Die Angst war ihrem ganzen Körper abzulesen und ihre Augen spiegelten den Schrecken seines Anblickes wieder. So gefiel ihm das und er leckte sich begierig die Lippen. Doch da war noch etwas, etwas … starkes an ihr, in ihr. Eine … Präsenz. Aus dem Pandämonium! Sie trug einen Dämon in sich.
Baal-Ohns Augen weiteten sich einen Moment und er betrachtete die Frau noch länger. Das ultimative Opfer … die Sterblichen würden seine Gnadenlosigkeit erkennen und ihm gehorchen, um nicht selbst der Nächste zu sein. Und selbst die niederen Dämonen würden ihn fürchten, wenn er ein derartig starkes, an einen Menschen gebundenes Exemplar eliminierte. Oh ja. Sie konnten gar nicht anders, sie würden ihm zu Füßen liegen. Und die menschlichen Narren trugen überall niedere Dämonen mit sicher herum, für ihren täglichen Bedarf, als wären sie Spielzeug. Sie alle würden ihm zu Füßen liegen …
Die Vorstellung beflügelte ihn, so dass er seinen Unmut über Trilion kurzzeitig vergaß.
„Fangt sie! Errichtet einen Scheiterhaufen und bindet sie daran! Ihr Tod soll allen Ungläubigen hier zeigen, was mit ihnen geschehen wird, mit all den Frevlern die mir, ihrem einzigen wahren Gott lästern. Ich will sie brennen sehen …“

*Pseudopolis – selbe Zeit, leider auch derselbe Ort*

Senray stand wie versteinert da. Wie konnte das passieren? War das wirklich Jargon? Nein, natürlich nicht, aber … Sie erkannte den anderen Wächter kaum wieder. Natürlich, der Körper war derselbe. Allein die Ausstrahlung jedoch verdeutlichte mehr als genug, dass sie vergebens hoffen konnte, den unsicheren Mann zu erreichen wenn sie mit dieser Gestalt sprach.
Das war jedoch nicht der Grund, warum sie wie versteinert dastand. Sein Blick. Er war auf sie gerichtet und schien sie zu fesseln. Die Panik lähmte sie, als die Gläubiger des wahnsinnigen Gottes kamen und sie auf einen schnell gesammelten, schlecht errichteten Scheiterhaufen banden.
Was geschah hier? Sie kam sich selbst wie eine Beobachterin vor und registrierte kaum die Rufe, die überall zu sein schienen.
„Baal-Ohn, Ball-Ohn“, ging es in einem permanenten, verheerenden Chor. Das Selbst der Obergefreiten fühlte sich nicht mehr nur überfordert, es kapitulierte und sank in sich zusammen. Und während die Schwärze über sie kam war ihr Blick immer noch gefesselt von den Augen, die sie aus Jargons Gesicht anstarrten.
„Nein …“, hauchte sie, ehe sie sich der beschützenden Dunkelheit hingab.

Das Feuer knackte im Holz. Es war schlechtes Holz, schnell geholt, nicht ordentlich getrocknet. Dennoch, immerhin brannte es. Keine machtvollen Flammen, aber es brannte. Refizlak [13] zog den Geruch des Rauchs ein, er spürte die ersten, vorsichtig tastenden Flammen auf der Haut der Frau. Die Wärme begann sich aus zu breiten, das Feuer leckte, küsste ihre Beine. Die Beine seines Wirtes.
Er schlug die Augen auf. Jetzt hatte er die Kontrolle über Senrays Körper, sie hatte ihn ihm überlassen und das Feuer spendete ihm die Kraft, die er durch ihre Angst verloren hatte.
Refizlaks Blick glitt abschätzend über die Menge, er rührte sich nicht, er würde die Flammen alles kosten lassen und solange ihre Wärme, ihre Energie absorbieren. Während das Feuer anfing ihre Kleidung zu fressen, spürte er keinen Schmerz. Es griff die Haut seines Wirtes nicht an. Warum sollte es auch? Da, wo die Flammen ihn berührten absorbierte er ihre Energie komplett.
Ein grimmiges Lächeln kam auf sein Gesicht und umspielte damit den Mund der Obergefreiten. Im Augenwinkel konnte er die beiden Zwerge sehen, die wohl ihren Schützling suchten. Dieses Mal war Senray, ganz die Husky in Verkleidung, in die Stadt um die Lage aus zu kundschaften. Da man nicht sofort mit dem Geschrei der Baal-Ohn Anhänger begrüßt wurde, hatten die Wächter noch Hoffnung gehabt.
Der Dämon schüttelte innerlich den Kopf. Menschen, Zwerge, … Narren waren sie allesamt. Und dieser sogenannte Gott … ihn und seine Wirtin mit Feuer zu bekämpfen …
Refizlaks Grinsen wuchs in die Breite, so dass er dem durch die Erkenntnis geschockten Baal-Ohn höhnisch entgegengrinste. Das Feuer hatte ihn bereits komplett eingehüllt. Während er also spürte, wie seine eigene Kraft erneut wuchs, schien der selbsternannte Gott zu schrumpfen. Auch seine Anhänger merkten, dass etwas eindeutig nicht nach Plan lief, die der Dämon zufrieden feststellte.
‚Narr‘, dachte er und sein Grinsen wuchs noch etwas in die Breite und gewann an Hohn, ‚wer mit dem Feuer spielt …‘



19.02.2014 22: 43

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

Einer der höher stehenden Diener Bahl-Ohns taumelte zur Sänfte seines neuen Gottes.
"Herr! Herr! Wir haben ein Problem, sie ... sie scheint nicht brennen zu wollen!"
Bahl-Ohn bedachte seinen aufgeregten Diener mit einem abschätzigen Blick.
"Ich weiß. Tu etwas."
Während der junge Mann davon eilte, kniff Bahl-Ohn in Jargons Nasenwurzel. Seine Sicht, die sonst alles erfassen konnte was ist, war und sein wird, war getrübt. Scheinbar gab es ... Komplikationen mit seinem Gefäß.

Währenddessen trat der aufgeregte Diener Bahl-Ohn Namens Krummhand in die Menge, die sich eingefunden hatte.
"So seht denn her, ihr unwissenden Menschen! Diese Frau hier ist von Bahl-Ohn gesegnet! Gesegnet! Selbst die Flammen können ihr nichts anhaben!" Er breitete seine Arme aus. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und geifernd brüllte er weiter:" So folgt ihm nun auch, und er wird dafür sorgen, dass auch Ihr vor den Widernissen dieser dunklen Welt gefeit seid! Er ist das Feuer, das die kalte Dunkelheit vertreibt! Er ist der Stern, der uns verirrten Seelen den Weg weist! Er ist Bahl-Ohn!"
Diese Interpretation des Glaubens war unüblich, und dennoch schien es zu funktionieren. Krummhand blickte in interessierte Gesichter und sah, dass seine kurze Rede gefruchtet haben musste.
Was er nicht sah, war Senray, die mit einem glimmenden Holzscheit hinter ihm stand und ausholte.

20.02.2014 9: 45

Cim Bürstenkinn

Baal-Ohn schloss die Augen und konzentrierte sich kurz auf seinen Gefangenen. Was immer der dünne Kerl vorhatte, es bereitete ihm Kopfschmerzen und das konnte er gerade jetzt nicht brauchen. Er hatte eine recht genaue Vorstellung davon, wie er Jargon beschäftigen konnte.


Aus den Wänden, der Decke und dem Boden krochen kleine humanoide Gestalten, die völlig schwarz waren – sah man von ihren rot glühenden Augen ab. Sie bewegten sich gebückt, und ihre langen Krallen kratzen am Boden des geistigen Raumes, während sie langsam auf Jargon zugingen - die Augen starr auf Jargon gerichtet, Speichel tropfte zischend aus ihren Mäulern auf den Boden.
TOD saß entspannt auf seinem Stuhl, streichelte ein kleines Kätzchen während er den letzten Keks in ein Glas Milch tunkte.
Du hättest mir sagen müssen, dass noch Freunde von dir kommen! Dann hätte ich nicht die ganzen Kekse verfüttert!, sagte TOD vorwurfsvoll.
»Das…das sind keine Freunde von mir«, der Wächter wich zurück und stieß das Milchglas um, als er gegen den Tisch stieß.
Oh, sagte der Knochenmann überrascht, und sah etwas enttäuscht auf die vergossene Milch, die verschwand als sie vom Tisch auf seinen Mantel floss. Wenn das keine Freunde sind, dann solltest du dich wohl am Besten verteidigen.


Zufrieden öffnete Baal-Ohn Jargons Augen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Szene in der Realität.
Die junge Frau war gerade dabei einem Diener von Triloin mit einem glimmenden Stück Holz eins überzuziehen. Passte gar nicht zur Glaubens-Geschichte. Der Golem war knapp hinter ihr und drauf und dran sie in Stücke zu zerreißen. Baal-Ohn lechzte nach der blutigen Tat, sehnte sich nach Schmerzen und Schreien und normaler Weise hätte das auch wunderbar zu seinem Mythos gepasst, aber nicht nachdem er sie mildtätig vom Feuer errettet hat.
Unweit vom Scheiterhaufen entfernt standen Wächter, zwei Zwerge und ein Mensch, die offensichtlich gerade einen Plan besprachen wie sie ihre Freundin wieder befreien konnten.
Es war an der Zeit ein wenig seiner frisch zurückgewonnenen Kräfte zu zeigen.
»Ruhe«, er hob die Hand und flüsterte das Wort das sich wie ein Schwarm Insekten verbreitete. »Ihr hört nun meinen Willen. Und mein Wille ist Gesetz«
Senray hielt inne, ließ aber den nach wie vor glühenden Stock fallen – der Dämon reagierte nicht auf solche kleinen Hitzequellen. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie gänzlich unbekleidet vor einer Horde von Menschen – noch schlimmer, ihren Kollegen stand, konnte aber nichts tun, als den Worten des Gottes zu lauschen.
»Ihr seht«, sprach er mit erhobenen Händen und zum Himmel gewandten Blick, »meine Gläubigen stehen unter meinem Schutz.
Aber so wie meine Gemeinde immer auf meine Hilfe und Gnade hoffen kann, bin ich meinen Feinden gegenüber unerbittlich.«
Es war still, jeder sah den Gott gebannt an und wartete auf seine Offenbarungen.
»Ich frage euch also, wollt ihr Teil der unaufhaltsam wachsenden Gemeinde von Baal-Ohn werden, oder wollt ihr zu denen gehören die unerbittlich verfolgt werden und denen zur Belustigung der Menge das Herz aus der Brust gerissen werden wird«
Es war eigentlich keine Frage. Aber bald rief eine alte Frau. »Baal-Ohn nimm mich auf in deine Gemeinde!« - »mich auch«- »Zeig mir einen Feind, und wir töten ihn!«
»Ah«, ein einzelner erhobener Zeigefinger deutete an, dass der Gott wieder zu sprechen gedachte und es wurde wieder ruhig. »Tatsächlich sind Feinde unter uns, die euch meine geliebte Gemeinde und mir schaden wollen!«
Entrüstet sahen sich die Menschen und Zwerge um , suchten nach dem Übeltäter als die Wächter, die eben noch so gerne zur Gemeinde gehören wollten merkten, dass der Finger auf sie zeigte.
»Da stehen sie, meine Freunde! Lasst sie nicht Euer Schicksal stören, lasst sie nicht eure Kinder töten, und eure Schweine vergiftet. Tötet sie, reißt ihnen die falschen Herzen aus der Brust!«
Baal-Ohn hob den Bann von der Menge und den Wächtern, und wie eine Flut rannte eine mordlüsterne Menge, Senray nicht minder blutrünstig als alle anderen, auf Sebulon, Dagomar und Glum zu, packten sie und trugen sie zum Scheiterhaufen.
"Tötet sie in meinem Namen und wartet auf den Ruf der euch ereilen wird!"
Damit stieg er wieder in die Sänfte und ließ sich in die weichen Sitze fallen.
»Das war genug Unterhaltung, Triloin. Ich glaube, das läuft ganz gut hier und wir müssen weiter.«
Verblüfft stiegen Triloin und sein Diener in die Sänfte und der Golem hob sie auf die Schultern und rannte aus der Stadt.


20.02.2014 17: 41

Jargon Schneidgut

Kaum hatte er die letzten Worte ausgesprochen, begann Baal-Ohns Kopf zu pochen. Es war ein... beunruhigendes Gefühl. Als würde jemand mit winzig kleinen Fäusten gegen die Innenseite seines Schädels klopfen.
Er bleckte Jargons Zähne. Er kannte das Gefühl.

Es schien eine reine Instinktreaktion - sobald das erste der krallenbewehrten Wesen herankam, schwang Jargons seine Faust, als hätte er ein Schwert in der Hand. Es gab einen grellweißen Blitz, und plötzlich hatte Jargon ein Schwert in der Hand. Es war komplett weiß, sah aber ansonsten genauso aus wie sein Lieblingsdienstkurzschwert.
Vor ihm löste sich die Kreatur auf wie schwarzer Nebel, der plötzlich ins Warme gekommen war.
Einen Moment lang starrte er perplex auf die Waffe - genau wie die schwarzen Figuren, die einen Moment lang innehielten.
Ihre roten Augen leuchteten einen Moment lang, und es schien fast, als würden sie zögern.
Dann öffneten sie ihre Münder und offenbarten ebenso schwarze, spitze Zähne, die sich im Kontrast zur ebenfalls rot glühenden Mundhöhle abzeichneten.
Tod rührte sich nicht, aber auch er wirkte merkwürdig angespannt - wie auch immer er das ohne jegliche Muskelmasse bewerkstelligte.
Die schwarzen Wesen kamen auf Jargon zu und versuchten, einen Kreis um ihn zu bilden.
Er stieß nach der ersten Kreatur, die ihm zu nahe kam, und er glaubte, ein Echo seiner Körperreaktion spüren zu können, den erhöhten Puls, das Adrenalin -
Wieder ein Blitz. Schwarzer Rauch quoll aus der Körpermitte des Wesens, das sich in einem stummen Schrei aufbäumte und so schnell verschwand wie das erste.
In einer, vom Instinkt erzeugten, panischen Reaktion schwang Jargon das Schwert um sich und fuhr in einer Linie durch die Hände zweier weiterer Wesen, die sich von hinten an ihn herangepirscht hatten. Sie sprangen zurück, ihre Arme lösten sich in Rauchfäden auf.
Jargon zitterte am ganzen Leib, fuchtelte, stach und schwang das Schwert in die Richtung jedes Wesens das ihm zu nahe kam.
Ich werde sie nicht lange aufhalten können, dachte er. Sie werden mich kriegen! Und was dann?
Mit einem kurzen, schreckerfüllten Blick sah er, wie sich Tod erhob. Er hatte einen gebogenen Stab in einer Knochenhand und ging langsam auf Jargon zu.
Dieser verlor langsam an Geschwindigkeit, fühlt sich erschöpft, ängstlich und... zornig.
Ich will jetzt nicht sterben!, dachte er, und biss seine Zähne zusammen. Ich werde jetzt nicht sterben!
Er brüllte einen Schrei der Herausforderung und sein Schwert verwandelte zwei weitere Wesen in Nebel.
Plötzlich stand Tod neben ihm. Mit großen Augen beobachtete Jargon, wie die Sensenklinge aus dem Schaft sprang.
"Ich werde jetzt nicht sterben!", rief er und wich vor dem Skelett zurück, das ihn angrinste. Tod machte einen großen Schritt in seine Richtung und schwang die Sense. Es gab ein Geräusch wie von einem Windmühlenflügel, der sich im Sturmwind bewegte.
Jargon hatte sich geduckt und merkte, dass er noch da war. Tod hatte ihn verfehlt. Oder hatte er auf etwas anderes gezielt?
Ich weiß.

"Herr, was ist mit euch?!", rief Triolin entsetzt.
"Das darf er nicht tun! Das verstößt gegen die Regeln!"
Baal-Ohns Gesicht war verzerrt von Wut und Entsetzen. Speichel sprühte bei den Worten von seinen Lippen, sein Gesicht war Blutrot, und er schlug sich mit der Hand gegen die Schläfe, die Augen verdreht in Rage.

Ich halte mich an die Regeln, die du hier geschaffen hast, sprach Tod und wirbelte um die eigene Achse, während er weitere schwarze Kreaturen zerlegte.
Ich werde nicht zulassen, dass du die Menschen missbrauchst, um ihre Seelen zu verschlingen. Und in diesem Geist, er streckte einen Finger zu Jargon aus, darf ich das auch. Solange du nicht deinen eigenen Kopf benutzt, habe ich jedes Recht, hier einzugreifen.

Senray fühlt sich, als hätte ihr jemand eine Ohrfeige mit einem brennenden Handschuh gegeben. Einen Moment lag sah sie das panik- und trauerverzerrte Gesicht Dagomars.
Dann wieder Dunkelheit, in der ihr eine Stimme zuflüsterte, dass alles gut sei. Sie war sicher, den Baal-Ohn wachte über sie.
Wieder traf sie ein feuriger Schlag, wieder öffnete sie kurz die Augen und sah, wie Glum, Sebulon und Dagomar festgebunden auf einem Haufen Holz standen. Sie starrten sie an, ihre Augen sprachen von Furcht. Was geschah hier?
Dann spürte sie plötzlich, wie in ihr zwei Stimmen um die Vorherrschaft kämpften - da war ein vertrauter, und doch unbekannter Geist - heiß und feurig und leidenschaftlich. Woher kannte sie ihn?
Er drängte gegen den süßen, einschläfernden Klang einer unirdischen Melodie, die sie zur Passivität und zum Gehorsam aufforderte. Und dann war sie wach.
Und sie sah, wie jemand eine Fackel zum Scheiterhaufen hinunterneigte.

21.02.2014 12: 20

Rabbe Schraubenndrehr

*Auf der Straße nach Pseudopolis, ein Stück hinter Quirm*

Rabbe trank etwas und massierte sich die Nasenwurzel. Ihr war schlecht. Sie richtete den Blick einen Moment aus dem Fenster, bereute es aber gleich wieder - Die Umgebung war kaum mehr als ein wirrer Schleier.
Daemon hatte seine Kontakte genutzt und eine Kutsche besorgt... und ein paar geisteskranke Pferde. Rabbe und Cim wussten sehr gut dass sie ein gutes Stück hinter dem Rest ihrer Mannschaft zurück lagen - und hinter dem Golem. Also hatten Sie getan was jeder vernünftig denkende Stadtwächter getan hätte... Sie hatten Pferde der Marke 'Boris' [14] besorgt, die sie nun mit einer Übelkeit erregenden Geschwindigkeit durchs Land zogen. Die ersten zwei Stunden war es Rabbe gut gegangen, doch langsam wurde die Geschwindigkeit... belastend. Ihr Blick glitt zu Cim herüber der keine äußerlichen Anzeichen von Unwohlsein erkennen ließ und ins Leere starrte. Daemon wirkte bleich und schien als wollte er die Kutsche sobald wie möglich verlassen. Sie hatten sich so gut ausgerüstet wie es in der kurzen Zeit möglich gewesen war, - Rabbe trug einen Brustpanzer, hatte ihren Brustgurt und einen stabilen Rucksack mit allerlei Ausrüstung bei sich, und auch Cim schien mehr als nur seine Rüstung dabei zu haben.
Sie schwiegen.
Die Wächter wussten nicht was genau sie erwartete. Sie würden in Pseudopolis anhalten und sich kurz umhören ob ein merkwürdiger Golem oder eine Gruppe Wächter durchgekommen war. Wenn nicht würden sie auf direkten Weg nach Llamedos fahren - quer durch das Oktarine Grasland.
Rabbes Gedanken schweiften ab. Sie würde es nicht zugeben, aber sie machte sich ernsthaft sorgen um Jargon. Er ging ihr manchmal fürchterlich auf die Nerven, aber... er war dennoch ein Wächter, und seine Leute ließ man nicht im Stich. Niemals.


*Pseudopolis*

Sebulon blickte auf die Menge. Die letzten zwei Stunden waren nicht unbedingt so gelaufen wie er es gerne gehabt hätte. Sie waren planmäßig in Pseudopolis angekommen, so weit so gut... nur was sie hier vorgefunden hatten war noch einmal um einiges schlimmer als die Situation in Quirm gewesen. Als sie auf den Marktplatz gekommen waren hatten Sie Baal-Ohn in Jargons Gestalt sofort gesehen - er hatte hoch oben auf einem Podest gestanden und den Leuten seine unumstößliche Herrschaft gepredigt. Dann hatte er Senray ausgewählt und wollte sie anzünden lassen - sie war nicht verbrannt, aber... warum war dem Zwerg unklar. Baal-Ohn hatte behauptet, er hätte sie unter seinen Schutz gestellt, doch Sebulon wusste es besser; Die Entität hatte überrascht gewirkt, fast schon fassungslos als deutlich wurde, dass das Feuer Senray nichts anhaben konnte. Dann hatte er schnell umgeschwenkt, sich heraus geredet, und die Wächter dachten schon, sie könnten einen Moment verschnaufen - als Baal-Ohn sie als Ziele benannt hatte.
Glum, Dagomar und der selbst hatten zunächst versucht, gegen die Menge anzukommen, doch sie unterlagen, wurden gefangen genommen und auf einem Scheiterhaufen festgebunden.

Und genau dort standen standen sie nun. Glum war zu seiner linken, Dagomar zu seiner rechten festgebunden - und er konnte seine Hände nicht bewegen. "Glum, kannst du... kannst du dich bewegen?", presste er mühsam hervor - die Seile machten ihm die Atmung etwas schwer.
Glum brummelte etwas verneinendes. Er wirkte nicht besonders besorgt, was den Stammagenten irritierte. Dagomar auf der anderen Seite schien dagegen fast schon panisch. Er zuckte und wand sich soweit er konnte unter seinen Fesseln, schien aber zu keine wirklich hilfreichem Ergebnis zu kommen. Sebulon dachte nach. Der Zwerg hatte eben gesehen wie sich Baal-Ohn in Gestalt seines Freundes und Kollegen Jargon erneut davonmachte. Aber sie wären dennoch dem Flammentod geweiht wenn ihm keine Lösung in den Sinn käme. "Verdammt. Für einen wahnsinnigen Mob binden die verdammt gute Knoten.", dachte der Zwerg während er fieberhaft nach einer Lösung suchte. Er sah dass sich ein Mann mit einer Fackel näherte-
Wenn ihm nicht sofort etwas einfiel würde er sich bald keine Sorgen mehr machen müssen.


*Vor dem Scheiterhaufen*

Senrays Aktionen nahmen sich nicht die Zeit mit ihrem Gehirn abzusprechen was sie als nächstes Tat. Dank Refizlaks Hilfe war ihr Kopf klar - doch sie dachte nicht. Sie sah wie der Mann, nur wenige Meter von ihr entfernt, die Fackel Richtung Scheiterhaufen neigte. Im nächsten Moment war sie zu ihm hin gerast, riss ihm die Fackel aus der Hand und schlug ihm wuchtig ins Gesicht.
Das nächste was sie realisierte war, dass vor ihr eine gewaltbereite Menge stand... die unschlüssig schien, was sie tun sollten.
Die Menge schien irritiert von ihrer Aktion - jeden anderen hätten sie der Menge nach Mistgabeln nach zu schließen sofort angegriffen, aber sie war von Baal-Ohn gesegnet. Wusste diese Frau etwa eine Sache, die sie nicht wussten?
"Äh...", brachte Senray hervor, als ihr einmal mehr klar wurde dass sie nackt war, und alle Blicke auf sie gerichtet waren. Ihre Gedanken schienen wie blockiert, doch sie hörte sich selbst etwas zu einem Mann neben ihr sagen. Er wirkte angriffslustig aber ratlos und hatte ein Messer in der Hand gehalten. "Hey... Das hier ist heiliges Feuer, Baal-Ohn hat es durch mich gesegnet. Ich tausche es gegen dein Messer!", brachte sie hastig hervor, und zu ihrem Glück ging der Mann auf den Deal ein. Er drückte ihr grinsend das Messer in die Hand und nahm die Fackel mit einem Ausdruck hirnlosen Glücks an sich, wurde aber als gleich zum Zentrum der Aufmerksamkeit der Leute um ihn herum - die derzeit zwar ein Glaubensproblem hatten, aber immerhin noch so viel religiösen Eifer in sich trugen um zu wissen - "dies ist heiliges Feuer. Es ist gesegnet. Also täte es mir sicher gut wenn ich es hätte."

Senray erkletterte derweil den Scheiterhaufen, bevor es sich die Menge anders überlegte. Die angebundenen Wächter sahen angespannt aber erleichtert ihrer Ankunft entgegen und umgingen Kommentare bezüglich ihres Outfits taktvoll. Im Grunde sagten sie gar nichts während die nackte Frau sie losband, denn die letzten Minuten waren sehr sauerstoffordernd gewesen - als sie endlich wieder frei Luft holen konnten, atmeten die Wächter ein paar Momente hingebungsvoll, bevor Sebulon sich zu Wort meldete. "Danke... Senray...", er wandte sich an die anderen die ebenfalls noch um Atem rangen. "Lasst uns verschwinden. Wer weiß wie lange die Leute noch beschäftigt sind..." "...und wieweit Jargon schon wieder von uns entfernt ist.", fügte er in Gedanken hinzu, während sie sich den Holzhaufen hinten herum hinunter hangelten.

22.02.2014 18: 14

Cim Bürstenkinn

Auf dem Weg nach Pseudopolis
Cim sah seit Stunden sprachlos aus dem Fenster und Quirm lag lange hinter ihnen. Die Gefahr, dass ihm schlecht werden könnte war nicht gegeben – den er sah durch die vorbeifliegende Landschaft hindurch und bemerkte kaum, dass sie abseits der normalen Strecke unterwegs waren um Zeit zu sparen. .
Welche Chance hatten sie gegen einen Golem mit Bärenkräften und einen neu erwachten Gott, der mit jedem Gläubigen stärker wurde. Wie üblich hatte er die Sache zu wenig durchgedacht und fuhr Mitten ins Verderben. Er hatte nicht vergessen, in welche Situationen ihn das schon gebracht hatte. Die Tatsache, dass diesmal eigentlich ein Anderer die Verantwortung trug, tröstete ihn nur wenig.
»Daemon, was kannst du uns von Llamedos erzählen? Ich weiß kaum mehr, dass es dort Druiden mit eigenartigen Ritualen gibt«, ja, es war zum Teil um sich von der Ausweglosigkeit abzulenken aber wenn sie auch nur den Hauch einer Chance haben wollten, war es gut das Land zu kennen in das sie fuhren um einem uralten Gott das Handwerk zu legen.
Der Hauptmann fächelte sich mit einem Handschuh Luft ins Gesicht. Seit ihrer Abreise hatte er konsequent bereut diese Boris-Gäule genommen zu haben.
»Also mein wunderbares Heimatland besteht aus einer Vielzahl von Königreichen, mit Unterkönigen die gemeinsam die herrschende Klasse darstellen. Die Druiden stellen die religiöse Klasse und versuchen sich mit den Königen zu arrangieren.
Darunter gibt es die normalen Leute, Freie Bauern die Steuern zahlen oder Leibeigene die nicht einmal ihr eigenes Leben besitzen und ein Stück Erde bearbeiten bis sie sterben.
Unsere Helden und Edlen werden in Hügelgräbern beigesetzt, mit ihren Trophäen und Schätzen, die üblicher Weise von Eichenhainen umgeben sind und wiederum von den Druiden geschützt werden.
Gegenwärtig gibt es erbitterte Erbfolge-Streitigkeiten zwischen zwei Unterkönigen, der Neffe eines verstorbenen, einst mächtigen Königs erhebt Anspruch auf den Thron, weil sein Cousin behauptet der Prinz wäre ein Bastard und nicht Sohn des Königs.
Die Auseinandersetzung dauert nun seit über zwei Jahren, in denen keine Felder bestellt werden und immer mehr Männer aus den Dörfern geholt und zum Schlachtfeld gebracht werden.
Ich hoffe wir werden in diese Auseinandersetzung nicht verwickelt.
Über all dem hängt aber der gemeinsame Glaube an die Naturgeister, geringe Götter die über die Natur wachen und mit denen die Druiden kommunizieren.
Umso ungewöhnlicher ist es, dass einer von Ihnen sich einen Gott aus der Dunklen Vorzeit anlacht . Eigentlich hatten wir sowas hinter uns. « [15]
In diesem Moment kamen sie an einem Klackerturm vorbei – oder vielmehr dem was davon übrig war. Er war umgebrochen, lag auf der Seite und an allen Seiten eingetreten.
»Wenn das mal nicht unser lieber Golem war.«, sagte Rabbe.
»Das bedeutet, dass die Klackerstrecke nach Pseudopolis und jenseits davon gestört sein wird. Ob es etwas gibt, dass nicht bekannt werden soll ?«, fragte Cim und fühlte nun auch, dass ihm übel wurde.
Tobsucht sei Dank wurde es draußen langsam dunkel.

Sänfte von Baal-Ohn
»HALT DEN MUND, DU ALTES KLAPPERGESTELL!«, schrie Baal-Ohn immer wieder und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Die Stimme von TOD in seinem … in Jargons Kopf machte ihn wahnsinnig und der Knochenmann wollte einfach nicht den Mund halten. So konnte er unmöglich vor weitere Gläubige treten. Selbst Triloin sah ihn eigenartig an.
Der Gott hielt inne und hatte einen Moment der Klarheit.
»Triloin, du willst doch Herrscher über Llamedos werden! Das ganze sinnlose Kämpfen beenden, das Land und seine Leute ins Licht führen?«
Der Druide sah ihn verwirrt an und nickte. »Ja Herr, das ist was ich will, wenn du gestattest!«
Baal-Ohn nickt heftig. »Ich gestatte. Aber dafür musst du mir helfen. Dieses Gefäß hier ist völlig ungeeignet. Außerdem habe ich höllische Kopfschmerzen. Bist du bereit bis zum Zeitpunkt der Wiederauferstehung meines wirklichen Körpers mein Gefäß zu sein? Wir wären gemeinsam wesentlich stärker und ich finde es auch ein wenig peinlich als Wächter herumzulaufen.«
Zögernd sah der Druide den Gott an. »Ja Herr, wenn es denn ungefährlich ist..«.
Baal-Ohn lachte. »Natürlich ist es ungefährlich. Alles was ich brauche, ist deine uneingeschränkte Zustimmung – dann können wir den Kerl hier los werden und endlich mit der notwendigen Würde auftreten. Es wird dir selber auch nicht schaden, wenn Du den Leuten sagen kannst, dass du das Gefäß eines Gottes warst!«
Triloin sah es tatsächlich vor sich, er stand vor einer Menge, sein Name wurde gerufen alle knieten nieder und beteten zu ihm. Ja, das war der richtige Weg. Er würde herrschen – nicht nur über Llamedos sondern von einer Küste bis zur nächsten. Die alten Götter würden nur noch ein Abglanz ihrer selbst sein und um seine Gnade flehen.
»Herr, ich bin bereit. Was muss ich tun?«
Langsam steckte Baal-Ohn die Hände aus. »Zuerst fessle den Kerl hier, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt, wenn er zu sich kommt. «
Ball-Ohn grinste als Jargons Körper wie ein Paket verschnürt wurde.
»Nun leg deine Hände auf meine Schläfen – sag laut, »Ich möchte, dass Baal-Ohn mich als Gefäß nimmt.«
»Ich möchte, dass Baal-Ohn mich als Gefäß nimmt!«, es kam ohne Zögern, Triloin war bereit etwas zu wagen. Es ging um seinen Ruhm, seine Macht, sein..
Da schlüpfte Baal-Ohn aus Jargon in Triloins Kopf. Er war nicht gewillt den gleichen Fehler noch einmal zu machen. Der Druide hatte ihn gerufen – das gab ihm ganz andere Möglichkeiten, als bei dem widerspenstigen Kerl.
Er erschuf eine riesige Ebene in Triloins Kopf und stand plötzlich vor ihm
»Das hast du gut gemacht! Du bist ein guter Diener, Triloin«
Der Druide verbeugte sich, als ein langer Dorn aus Baal-Ohns Hand fuhr und ihn durch den Nacken hindurch aufspießte. Hinter ihm erschien eine rote Tür und mit einem verächtlichen Lächeln stieß Baal-Ohn die Seele seines Dieners in das Höllenfeuer.
»Jetzt hast du aber ausgedient!«
Er zwinkerte und hob die Hände des Druiden, die nun die seinen waren. Dann beugte er sich zu Jargon der noch nicht bemerkt hatte, dass er nun wieder die volle Kontrolle über seinen Körper hatte.
»Du kannst ebenfalls gehen!«, sagte der Gott und öffnete die Tür der Sänfte. Der Boden verschwamm beim Tempo des Golem zu einem verwischten Bild aus kräftigen Pflanzen.
Ohne ein weiteres Wort warf er den gefesselten Wächter in das oktarine Grasland und schloss die Tür hinter ihm.
»Was sagst du Krummhand? Langsam wird es Zeit, dass wir etwas essen, oder?«
Der Diener hatte nicht völlig verstanden was passiert war – irgendwie waren der Gott und sein Herr nun die gleiche Person – oder in der gleichen Person?
Sicherheitshalber, das konnte selten falsch sein, antwortete er »Ja, Herr!« und wartete auf weitere Befehle



22.02.2014 19: 03

Senray Rattenfaenger

Senray hatte im Laufen ein Tuch, in das sie sich hüllte, von irgendwoher gegriffen – die anderen Wächter hatten nicht mitbekommen woher oder wie und fragten zum Glück nicht nach, auch wenn sie die junge Frau nicht sicher war in wie weit Sebulon sie später dazu befragen würde – doch wirklich besser fühlte sie sich erst, als sie an der Kutsche in ihre normale Kleidung wechseln konnte. Kaum war Senray auch nur halbwegs soweit, saßen sie auch schon im Inneren und fuhren los, nur fort von Pseudopolis und dem Golem hinterher.
Während sie in die Stiefel geschlüpfte, realisierte sie erst langsam was eben alles geschehen war. Der Schock traf sie erneut hart und die Rothaarige konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wange liefen. Geistesabwesend streifte sie mit der Hand über das alte Leder und ein Teil von ihr war überglücklich, dass sie nicht ihre eigenen Sachen getragen hatte, als sie in Pseudopolis waren. Der Rest von Senray versuchte verzweifelt die Ereignisse des Tages zu verarbeiten.
Wir haben Jargon eingeholt, aber … Keine Chance. Das war nicht er. Würde er überhaupt jemals wieder zurückkehren, er selbst werden? Ohne es selbst wirklich zu realisieren entfuhr ihr ein leises Schluchzen und die Tränen überschwemmten wieder ihre Augen.
Er war … er hat … mich ausgewählt und wollte mich opfern … Der Gedanke lies sie erneut schluchzen. Sie sehnte sich nach Wärme und ihre Linke suchte automatisch nach einem Streichholz in ihrer Tasche. Und ich hätte … ich habe fast … und … Sie zitterte und schluchzte nun ungehemmt, die Gegenwart der Kollegen hatte sie komplett ausgeblendet. Senray zog ihre Beine auf den Sitz der Kutsche und versteckte ihr Gesicht an diese gepresst, das war insgesamt zu viel. Ihre linke Hand umklammerte fast verzweifelt das Streichholz.
Nur am Rande nahm sie war, wie die anderen drei ihren Namen sagten und versuchten sie zu erreichen.

*Irgendwo im Oktarinen Grasland*

Jargon drehte sich und stöhnte. Alles, aber wirklich alles tat ihm weh. Er konnte sich kaum rühren, wenn er zwischen den Schmerzen noch etwas richtig wahrnahm waren seine Hände gefesselt. Oder fehlte ihm nur die Kraft, sie zu heben?
Wo war er? Er versuchte vorsichtig, den Kopf zu heben und sich umzusehen, doch sein Blickfeld verschwamm. Während er wieder in die Bewusstlosigkeit dämmerte, nahm er jedoch die Stille in seinem Kopf war.
Er war allein. Endlich wieder allein, nur er selbst. Zumindest hoffte er dies, während ihn die Schwärze erfasste und mit sich riss.

*In Pseudopolis*

Rabbe lehnte an einer Hauswand und atmete durch. Auch wenn sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen war sie mehr als froh aus der Kutsche heil herausgekommen zu sein. Diese Pferde waren wirklich mehr als nur schnell gewesen.
Da sie, als sie aus der Kutsche ausgestiegen war erst einmal einige Schritte nur getaumelt war, hatte sich die Wächterin schnell entschlossen an eine Wand gelehnt und malmte gerade Kautabak, während sie nicht nur scheinbar auf Cim und Daemon wartete. Sie mussten sich unbedingt absprechen, schnellst möglich die Informationen sammeln die sie brauchten und dann weiter, den anderen und dem Golem hinterher.




02.03.2014 21: 54

Rabbe Schraubenndrehr

*Pseudopolis*

Rabbe trank einen langen Zug kühlen Wassers. Die Reise war sehr aufreibend gewesen, und auch wenn sie normalerweise vor allem Kaffee und Alkohol konsumierte, so wusste sie in solchen Momenten dennoch auch durchaus die Vorteile des herrlichen, kühlen Wassers zu schätzen, dass ihr nun die Kehle herunter rann.
"Rabbe.", sprach Cim sie von der Seite her an. Er war soeben von seiner umhör-Tour zurück gekehrt - er War bei der Pferdewechselstation gewesen um zu fragen ob die Kollegen durchgekommen waren, und bei der örtlichen Wache ob ein Golem hier gewesen war.
"Wie siehts aus?"
"Sebulons Truppe ist hier auf jeden Fall durchgekommen - Herrn Späth zufolge sind sie gemütlich hier angekommen und dann in großer Eile wieder verschwunden, offenbar wirkten sie irgendwie panisch. Warum wusste er nicht, er meinte er hätte Mittagspause gehabt und hat gemütlich gegessen während sie fort waren... ich denke er hört etwas schlecht, denn bei der wache hat man mir gesagt dass der Golem wahrscheinlich heir durch kam..."
Rabbe sah ihn fragend an. "wahrscheinlich?"
"Ja... der Wächter wirkte sehr durch den Wind. Ich habe noch mit einem anderen gesprochen, aber sie alle gaben mir keine besonders klare Auskunft. Sie meinen alle, sie haben ihn gesehen, sie können aber nicht sagen wo, wie und was er getan hat." Der Vektor blickte besorgt gen Himmel, als Dameon zu ihnen stieß.
"Ich denke wir sollten sofort weiter."
"Irgendwas interessantes?" Cim hob neugierig die Augenbrauen. Daemon wirkte ungewöhnlich gehetzt...
"Ich habe mich bei ein paar Leuten umgehört und mich mal auf dem Marktplatz umgesehen... soweit ich das sagen kann, war der Golem auf jeden Fall hier, nur was genau passiert ist lässt sich nicht sagen. Auf dem Marktplatz sind Überreste von Scheiterhaufen und Blut, offenbar hat es auch tote gegeben... ich habe den Eindruck, Baal-Ohn hat sich hier eine gemeinde aufgebaut. Habt ihr herausgefunden ob die Kollegen noch in der Stadt sind?"
Cim nickte. "Sie sind schon weg... ich denke unter diesen Umständen bleibt uns kaum eine andere Wahl als direkt durch das Grasland weiter zu fahren."
Rabbe nickte und blickte sich kurz um. Wenn sie schon längere zeit durch unwegsames Gebiet fahren würde, so wollte sie wenigstens sicher sein, dass sie genug Alkohol mit sich führte.


*Etwas später, an einem Dorfrand auf der Sto Ebene*

Die Kutsche fuhr nun wieder etwas gemächlicher. Die Vier Wächter hatten sich bemüht, ein wenig Entspannung und eventuell etwas Schlaf zu finden, doch das erlebte steckte ihnen in den Knochen und ließ ihnen keine Ruhe.
Durch den Befehl eines anderes Wächters fast verbrannt zu werden... Das gehörte nicht zu den Dingen die man so schnell vergaß, auch wenn man genau wusste dass der Kollege besessen war und nichts für die Handlungen konnte.
Die Wächter fuhren in das kleine Dorf hinein. Es war eine jener typischen ländlichen Gegenden - irgendein Lord hatte hier wahrscheinlich ein größeres Anwesen und der Großteil der Dorfbevölkerung arbeitete für ihn.
Sebulon blickte aus dem Fenster. Eigentlich fuhren sie nur durch das Dorf um ein paar Lebensmittel zu kaufen, aber... die Dämmerung war bereits herein gebrochen. Der Zwerg war sich nicht sicher, wie gut er an einem solchen Ort zu einer solchen Zeit noch Vorräte bekam.
Die Kutsche hielt an. Dagomar schreckte aus seinem Schlaf hoch und sah sich verwirrt um. "Sind wir schon da?", fragte er irritiert, mit einem Hauch Angst in der Stimme.
Sebulon blickte weiter aus dem Fenster und sah ihn nicht an. "Wir sind in einem kleinen Dorf angekommen, Gefreiter. Falls du das gemeint haben solltest, dann ja, wir sind angekommen. Wenn du Llamedos gemeint haben solltest - wir sind noch Tage von unserem endgültigen Zielpunkt entfernt."
Der Stammagent öffnete die Tür, stieg mit Dagomar aus und sah sich vorsichtig um. Alles sah friedlich, idyllisch und leicht pittoresk aus - aber das hatte er zu Beginn von Quirm auch gedacht.
"Hey! Ihr da!", hört er plötzlich jemanden rufen und wandte sich schnell um.
Vor ihm stand ein Mann mit einem Karren. Soweit die Wächter es bei diesem Licht erkennen konnten, trug er eine leicht ungewöhnliche Kleiderkombination - einen rot-karierten Mantel mit gelbem Aufschlag über einem kariertem Hemd, einer gestreiften Hose und einer merkwürdig anmutenden, grün-weißen Krawatte.
An seinem Kragen schienen Fragezeichen ein-gestickt. "Wollt ihr einen Regenschirm kaufen?", rief er ihnen hoffnungsvoll zu.

*Oktarines Grasland*

Rabbe lief missmutig durch die Gegend. Sie waren vor gut Zwei Stunden aus Pseudopolis weggefahren - und doch nicht besonders weit gekommen. Nach kurzer Fahrtzeit, hatte es ein gewaltiges Knacken gegeben und es hatte sich gezeigt, das eines ihrer Räder gebrochen war.
So standen sie nun hier. Im oktarinen Grasland - die nächste Stadt schon zu weit entfernt, mit einem Kutscher der aus der Mechanik des Radwechsels eine Wissenschaft zu machen versuchte.
Die Ermittlerin knurrte. Cim trieb den Kutscher zur Eile an, Daemon war eingedöst... Sie konnte im Moment nichts tun. Nur abwarten.
Sie trottete ein wenig in der Gegend um die Kutsche umher, griff zwischendurch beinahe reflexartig nach ihrem Tabakbeutel - und legte ihn wieder zurück. Sie wusste, dass sie in letzter Zeit übermäßig viel kaute und trank... Sie war sich noch nicht sicher, ob es ein Problem war, aber.. nur für denn Fall schien es besser, ihren Konsum ein wenig zu regulieren Am Ende stände sie sonst vielleicht mit einer neu entflammten Tabaksucht irgendwo ohne Tabak im Grasland da.
Sie betrachtete den matschigen Weg und plötzlich fiel ihr etwas ins Auge, was eigentlich gar nicht da war. Es war einer jener merkwürdigen Moment, von dem sie glaubte dass man sie vor allem als Polizist hatte - eine Winzigkeit die merkwürdig aussieht, und man weiß nicht warum. Rabbe ging in die Hocke und sah sich den Weg an. Es sah aus, als wäre hier... etwas gewesen. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, aber irgendetwas hier war anders.
Die Ermittlerin zog ihre bewährte Laterne hervor und entzündete sie. Ihr Instinkt sagte deutlich das hier jemand gewesen war. Sie leuchtete auf das Gras in der Nähe - auf einer Seite des Weges war es geknickt, und es bildete sich eine Spur in dem leichten Abhang der auf jener Seite zu sehen war.
Ohne weiter nachzudenken hastete Rabbe den Abhang hinunter - und sah am Ende der Spur eine kleine Gestalt liegen.
"CIM! KOMM SOFORT HIER RUNTER!", brüllte sie so laut sie konnte, während sie näher hastete. Sie hatte den anderen inzwischen erkannt, und dass der am Boden liegende auf jeden Fall Hilfe brauchte - sei es in Form von Verarztung oder einem kräftigen Schlag auf den Kopf.
Die Wächterin erreicht Jargon und drehte ihn um. Er sah ziemlich verschrammt aus.

03.03.2014 9: 45

Sebulon, Sohn des Samax

*Oktarines Grasland*

"Kannst du mir noch ein Stück Stoff geben?", fragte Rabbe nervös. Sie hatte Jargons Wunden mit einem kleinen Teil des Alkoholvorrats über weite Strecken desinfiziert und notdürftig verbunden. Noch immer war er ohne Bewusstsein.
Bürstenkinn reagierte gelassen auf die Anfrage. "Gibt's nicht."
"Was? Aber ..."
Er lächelte und kaute auf einem Grashalm herum. "Das war der letzte Stoff ohne Funktion. Wir könnten unsere eigene Kleidung zerreißen, da bin ich allerdings dagegen." Er deutete in die Richtung des frisch reparierten fahrbaren Untersatzes. "Oder wir nehmen die Kutsche auseinander. Das kostet allerdings, wenn wir sie zurückbringen." Er schnalzte mit der Zunge. "Lass den Rest an der Luft trocknen. Da heilt's eh am besten, hab ich gehört."
Unwillig schnaubte Rabbe. "Dann reich mir wenigstens nochmal die Flasche mit dem Sieben-Minuten Bärdrücker. Ich desinfiziere eben noch den Rest der sichtbaren Schürfungen."
Daemon trottete gemächlich zu den beiden Ersthelfern hinüber. "Und, wie ist unser Patient, Igor?" Der beißende Tonfall überspielte die Sorge auf seiner Stirn.
"Nyyyyyiiiiiaaaaaaaaaa!!!", kreischte Jargon wie zur Antwort. Seine Atmung raste. Er holte erneut Luft, um dem Brennen seiner Haut erneut Ausdruck zu verleihen. Der nächste spitze Schrei hallte noch Meilen entfernt durch das oktarine Grasland.

"Habt ihr das gehört, Herr?" Krummhand hatte eine Weile gedöst - das stetige Stampfen des Golems tat zu den aufregenden Ereignissen der vergangenen Stunden ihr Übriges getan, um ihn in einen wohligen Schlaf zu wiegen, während sein Herr die besorgten Vorräte verspeiste. Draußen hatten sich tiefschwarze Wolken zusammengezogen, die Regen ankündigten.
"Das ist eine dummer Frage, mein Diener." Reste von Brokkoli und Kohl waren über seine Kleidung verteilt, doch es störte Bahl-Ohn nicht. Er genoss es, dass endlich seine Verdauung in Schwung kam. Dass er diesen Magen noch umbauen musste, hatte er bei dem unangenehmen Versuch, ein frisch geschlachtetes Huhn zu verspeisen, zu Notiz genommen. Ein Hindernis, bestenfalls. Einem Gott sollte es mehr als möglich sein, einem Magen das saubere Verdauen von Knochen und dergleichen anzuerziehen. Derzeit hatte er noch nicht viele Anhänger, aber in nicht mal einer Woche würde er wieder so speisen können, wie früher. Bis dahin begnügte er sich mit Schonkost. "Du unterschätzt mich. Ich weiß nicht nur, wer geschrien hat, und warum, sondern auch in wessen Gesellschaft er nun unterwegs ist." Er wischte sich den Mundwinkel und lächelte zufrieden. "Im nächsten Dorf werden wir noch einmal anhalten. Es wird nicht lange dauern. Es braucht nur eine kleine ... Ablenkung für die Reisegesellschaft."
Der Blick seines Meisters ließ Krummhand erschaudern. Bildete er sich das rötliche funkeln in diesen Augen nur ein?

Eine Viertelstunde später hatten die drei Wächter Jargon so weit beruhigt, dass er verständlich reden konnte. Er fasste seine Erlebnisse so klar zusammen, wie es ihm nur möglich war - doch sein Kopf hatte bereits begonnen, die Fakten so zu ordnen, dass sie ihm beim Betrachten der Erinnerungen keine Kopfschmerzen verursachten, sodass wichtige Details bereits in der Vergessenheit des Gedächtnisses verstaut worden waren.
"Also weißt du nicht genau, was Bahl-Ohn vorhat, obwohl er in deinem Kopf war?", fragte Cim.
"Nein", gab Jargon mit heiserer Stimme zu. Die Ohnmacht lockte ihn bereits wieder mit zuckersüßer Stimme. Das Brennen seiner Haut hielt ihn wach, doch er konnte sich nicht regen, da Rabbe und Daemon ihn an Beiden und Händen am Boden festhielten. "Und wenn ich verspreche, niemanden von euch umzubringen, lasst ihr mich dann los? Ich habe ein wenig überreagiert, fürchte ich. Es tut mir aufrichtig leid."
"Fast vergessen", brummte die Lance-Korporal, deren Wange blutete. Sie war ihrem um sich kratzenden Patienten im ersten Moment nicht schnell genug ausgewichen. Zwei weitere Attacken hatte sie erfolgreich abwehren können, bevor Daemon ihr zu Hilfe kam. Auch gemeinsam hatten sie mit Schneidgut ihre liebe Mühe. Insgeheim fragte sie sich, woher Jargon diese Körperkraft hatte, die man ihm nicht ansah, und ob das Besitzergreifen des Bahl-Ohn mehr als äußerliche Spuren hinterlassen hatten.
Daemon räusperte sich. "Eine Frage: Woher wissen wir, dass Bahl-Ohn dich wirklich verlassen hat und dies keine Falle ist, Hauptgefreiter?"

03.03.2014 12: 04

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

*Immer noch am Dorfrand*

Der Stammagent schaute gen Himmel. Es sah nicht so aus, als würden sie demnächst einen Regenschirm benötigen. Nur einige wenige Wolken bedeckten den ansonsten klaren Himmel und schienen wenig geneigt, sich in naher Zukunft zu entleeren. Sebulon schaute den seltsam gekleideten Mann irritiert an, während der Püschologe einen Blick in die Kutsche warf, um sich nach Senrays Befinden zu erkundigen. Sie schlief, jedoch zeigte sie kein Anzeichen dafür, dass sie wirklich entspannt war. Sie stöhnte leise und wand sich hin und her, doch Dagomar genügte dies, um für sich zu beschließen, dass keine akute Krise bevorstand, also wandte auch er sich wieder dem seltsam gekleideten Mann zu, der eindringlich auf Sebulon einredete.
"... wenn ich es doch sage! Man kann nie genügend Regenschirme haben. Und auch, wenn es nicht regnen sollte, so stellt ein lässig getragener Regenschirm ein absolut stilvolles Akkzässoah dar, das Mann von Welt einfach haben MUSS!"
Sebulon seufzte. Er hatte momentan wirklich keine Lust auf Verkaufsgespräche, und so wandte er sich an den Gefreiten.
"Ich gehe schon mal vor und ... bereite alles weitere vor. Würdest du indessen diesem Herrn erklären, wie eilig wir es haben und dann nachkommen, damit wir möglichst schnell weiter ziehen können?"
"Jawohl, Sör!", antwortete der Püschologe gehorsam und salutierte.
Auch er hatte nicht wirklich viel für den seltsamen Schirmverkäufer übrig, und er bezweifelte, dass der Stammagent wirklich nur daran gelegen war, möglichst schnell die benötigten Vorräte einzuladen und weiter zu fahren, oder ob er den bunt gekleideten Mann nicht einfach nur los werden würde.
Jetzt seufzte der Gefreite und wandte sich dem Schirmverkäufer mit einem aufgesetzten Lächeln zu, während sich Sebulon mit eigenartigerweise sehr hastigen Schritten dem Dorfzentrum näherte.

*Oktarines Grasland*

Cim überlegte kurz. Er war alles Andere als ein Experte für Besessenheit und deren Anzeichen, und solange Jargon nicht in seltsamen Sprachen redete oder anfing, zu glühen, war er sich nicht vollkommen sicher, dass Bahl-Ohn wirklich nicht in der Nähe war.
"Vielleicht sollten wir ihn fesseln. Sicherheitshalber.", schlug Rabbe vor. Sie wusste zwar, dass, sollte Jargon immer noch besessen sein, der zurückgekehrte Bahl-Ohn Möglichkeiten fände, die Fesseln zu sprengen, aber sie selbst sah dies als Vertrauensbeweis, dass Jargon wirklich wieder er selbst war.

Krummhand lächelte seinen Meister unsicher an.
"Selbstverständlich. Eine Ablenkung. Wir sollten in einigen Stunden das nächste Dorf erreicht haben, Meister. Wenn es mir erlaubt ist, würde es mich interessieren, was dort geschehen wird?"
Bahl-Ohns Miene zeigte kein Anzeichen irgendeiner Emotion.
"Du wirst schon sehen, Krummhand. Es wird ... groß sein. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Du wirst schon sehen."


04.03.2014 8: 17

Rabbe Schraubenndrehr

* Das Dorf Blaidd Drwg, Oktarines Grasland*

Das Dorf schlief friedlich. Diese Gegend des Graslandes lebte, so wie die meisten kleineren Gegenden, von der Landwirtschaft. Das blaue Gras wehte freundlich im lauen Wind und heller Mondschein viel auf die gemütlichen Hütten als ein Fremder das Dorf betrat. In einer von einem Golem getragenen Sänfte betrat er die Siedlung, sein Geist sollte bald wie ein Messer durch den friedfertigen Schlummer der Bevölkerung fahren.
Baal-Ohn ließ sich in die Mitte des Dorfe tragen und konzentrierte sich. Auch wenn er auf Basis der körperlichen Schwäche seines Wirtskörpers genötigt Wesen war die Hülle der Tieropfer wieder von sich zu geben, so hatte ihm der Blutkonsum und der Tod der Kreaturen doch Kraft gegeben. Nun sammelte er seine Kräfte und drang gleichzeitig in alle Köpfe der Bewohner ein. Zunächst fühlte er mental nur nach den Geistern, tastete mit den Fingern nach ihnen. Als er nach wenigen Minuten spürte, dass er alle in seiner Gewalt hatte, sprach er in ihre Träume, und die Bewohner hörten zu.

Olaf Kartoig, überzeugtes Mitglied der hier wenig verbreiteten orthodoxen Kartoffelkirche warf sich unruhig im Schlaf umher. Er hatte einen seiner typisch beruhigenden Träume gehabt: Er stand auf seinem Feld und erntete, brachte Jahre später die zugehörige Saat aus, und es wiederholte sich so über viele Jahre - nie gab es irgendwelche Kausalitätsprobleme.
Er genoss diese Träume, sie gaben ihm die Sicherheit die er brauchte um dieses nervenzehrende Geschäft des reanuellen Anbaus weiter auszuhalten.
Dieses Mal war der Traum anders.
Er brachte die Gaben ein, säte später ordentlich - und ein giftiger Nebel fiel über ihn. Er spürte sich von Verwirrung erfasst und Angst kroch in ihm hoch, als er eine Stimme spürte - er hörte sie nicht, er spürte sie in seinem Brustkorb widerhallen und durch seine Adern schneiden.
"Dein Gott spricht nun zu dir und du stehst unter seinem Schutz, doch musst du auch gehorchen. Du musst aufstehen und töten. Feinde sind unterwegs - Täusche sie - nimm sie gefangen - töte sie. Sie wollen das kommende Paradies vernichten, sie wollen den Tod all derer die du liebst. Sie bringen verderben. Du musst sie töten...töten....töten...töten...

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tags fuhr eine Kutsche gemächlich an den Dorfrand. Und blieb dort. Eine Weile.
Nach gut Zwei Stunden öffnete sich eine Tür der Kutsche zögerlich und eine große Gestalt taumelte aus dem inneren hervor, blickte in die Landschaft, starrte kurz aufs Dorf und schaute dann die zusammengesunkene Gestalt auf dem Kutschbock kurz an, bevor sie sich übergab und dann wieder die Schlafende Gestalt auf dem Kutschbock blicklich taxierte.
Nach einer guten Minute hatte Rabbe das Gefühl, ganz langsam aufzuwachen. Sie schluckte, hangelte ihren Wasserschlauch aus einem Gurt und nahm einen langen Zug. Sie war nicht sicher ob es gut oder schlecht gewesen war dass sie ein wenig säure losgeworden war, auf jeden Fall half das Wasser.
Sie starrte Cim an und schubste ihn dann leicht. "Ey! Cim... wach mal auf! Wir müssen... weiter!", brachte Rabbe hervor und gab dem Dienstälteren nun einen kräftigen Schlag auf die Schulter der nun langsam zu Bewusstsein zu kommen schien. Während er nun offenbar in die Orientierungsphase kam ließ sich Rabbe auf den Boden fallen und begann geübt Liegestütze zu machen um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen.
Nachdem sie am vorigen Abend Jargon gefunden hatten waren sie so schnell sie es ertrugen weiter gefahren - da aber jeder noch so gute Kutscher irgendwann Schlaf brauchte, hatten sie sich schließlich alle zwei Stunden abgelöst - Daemon, Rabbe und dann Cim. Jargon hatte nicht gemusst. Immerhin konnte man ihm nicht trauen.
Rabbe grummelte. "Elendiger Glückspils", dachte sie genervt und versuchte die erneut aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Normalerweise hatte sie keine Probleme mit längeren reisen, auch wenn sie das reiten dem Kutschfahrten vorzog.
Aber diese Fahrt verlangte einem langfristiges alles ab.
Rabbe holte zwei Futtersäcke aus einem Seitenfach hervor, stülpte sie den Gäulen über die gierigen Köpfe und klopfte ihnen geistesabwesend auf die Flanken.
Cim war derweil erwacht und blickte sich irritiert um. "Wo sind wir?"
"Das Ortsschild vor deiner Nase behauptet das wir in Blaidd Drwg sind."
Die Ermittlerin lief zur Kutsche zurück in deren Inneren noch immer der Hauptmann Daemon mit dem Hauptgefreiten Schneidgut und dem Kutscher schlief. Sie zog am Bein des Hauptmanns der kurz auf schnarchte und dann auszutreten versuchte. Er blickte sich verwirrt und verschlafen um. "Hmm?"
"Daemon!"
"Hmmmmm?" Er wirkte sehr müde.
"Ich schnapp mir Cim und wir gehen schnell ins Dorf und besorgen vielleicht ein paar Vorräte und sehen ob wir Neuigkeiten hören... Der Umstand das Jargon zurück gelassen wurde kann so ziemlich alles heißen... Vielleicht hat jemand irgendwas gehört."
Der Hauptmann nickte verschlafen und Rabbe schloss die Tür.
Die Aufteilung der Gruppe würde sie in weniger als Zwei Stunden gehörig bereuen.


*Auf dem Weg Richtung Kreisland*

Sebulon blickte nachdenklich Richtung Horizont. Es war später Vormittag, und weil auch ein geübter Kutscher sich einmal ausruhen musste, hatte er die Wagenführung für eine Weile übernommen.
Das Kreideland.
In einem knappen Tag würden sie diesen Ort erreichen.
Das Land in welchem die kleinen freien Männer lebten.
Heimat des Siebgut-Clans.
Sein Geburtsort.
Er seufzte. Es war lange her seit er zuletzt in diesem Land der grünen Hügel und kühlen Feuersteinhöhlen gewesen war... und es war kein schöner Abschied gewesen.

"Senray, mach bitte das Feuer aus!", kam die Stimme des leicht panisch klingenden Püschologen aus der Kutsche geschwebt.

08.03.2014 4: 16

Jargon Schneidgut

"Ein was?"
Der rundliche Mann hinter der Ladentheke schaute verwirrt drein, während er mehrere Fische auf der Waage platzierte.
"Ein Golem. Ein großes Ding aus Holz, das aussieht wie eine Art Statue", erklärte Cim. Er seufzte und strich sich übers Gesicht.
Der Verkäufer schüttelte mit geschürzten Lippen den Kopf.
"Nie gehört, sowas." Er besah sich Rabbe und Cim und packte den Fisch in altes Zeitungspapier ein.
"Das macht dann sechs Dollar."
"Was?!", entfuhr es den Wächtern.
"Fisch ist knapp zurzeit", knurrte der Mann.
Rabbe sah mit zornigen Blick auf das Preisschild, das deutlich beschilderte, dass ein halbes Kilo Fisch zu 2 Dollar verkauft wurde.
"Nehmt ihn oder geht."
Bevor Rabbe den dicklichen Herrn packen konnte, hielt Cim ihren Arm fest.
"Das ist Wucher!", sagt er dann aber auch selbst. "3 Dollar."
"Vergesst es!", rief der Verkäufer und klatschte den Fisch hinter die Theke. "Raus hier!"
"Was?", fragte Cim perplex.
"Raus! Verschwindet! Diebe!", brüllte der Mann und schlug ein Glöckchen, das von der Decke hing.
"Verflucht, was soll das, wir-!"
Rabbe packte Cim am Arm und zog ihn Richtung Ausgang.
"Ich glaube, wir sollten verschwinden!", sagte sie.
Als sie die Ladentür aufstieß, sah sie, dass sich vor dem Gebäude bereits einige Leute versammelt hatten. Sie waren offensichtlich verärgert, trugen improvisierte Waffen wie Mistgabeln und Knüppel. Einer hatte Tatsächlich schon einen Galgenstrick in der Hand.
"Knüpft sie auf!", schrie der Ladenbesitzer hinter ihnen. "Verdammte Diebe!"
Ähnliche Rufe klangen von der wütenden Meute, die bereits einen festen Kreis geschlossen hatte.
"Hängt die Mistkerle!"
"An den Strick!"
"Lasst die Diebe baumeln!"
"Nieder mit den Kapitalisten!"

"Daemon!"
Der Hauptmann schlug die Augen auf und fuhr hoch.
"Hm, was?"
"Ich glaube, Rabbe und Cim sind in Gefahr!", drängte Jargon und versuchte, die Kutschtür zu öffnen indem er seine Schultern gegen die Klinke drückte. Seine Hände waren noch immer gefesselt.
"Was? Was sagst du?"
Daemon erhob sich und merkte sofort, was Jargon meinte. Von draußen erklangen Rufe, die ganz offensichtlich nach Aufgebrachtem Mob [16] klangen.
"Verflucht", entfuhr es ihm, und er öffnete die Kutschtür und huschte nach draußen.
Jargon folgte ihm, schlicht weil er es nicht ausgehalten hätte zurückzubleiben.
Die Rufe kamen vom Innern des Dorfes, und es dauerte nicht lang, bis die Wächter den Menschenauflauf erspähten. Es war eigentlich eine Art... Massenschlägerei. Dabei musste man aber die Tatsache außer acht lassen, dass zwei Menschen gegen ungefähr achtzig kämpften, und die achtzig aus irgendeinem Grund nicht innerhalb der ersten vierzehn Sekunden des Kampfes außer Gefecht gesetzt worden waren.
Baal-Ohn hatte bei seinem Plan irgendwie vergessen, dass die Menschen im oktarinen Grasland zum einen praktisch nie kämpften und entsprechend keine Ahnung hatten, wie man dabei vorging, und zum anderen eine gewisse Immunität gegen geistige Verwirrung besaßen, der von ihrer angestammten Arbeit mit magischen Komponenten herrührte.
Im einen Moment waren die Bewohner Blaidd Drwgs ein Haufen gewaltbereiter, aber ahnungsloser Menschen, und Sekunden darauf verwirrt, ängstlich und nicht bereit, es mit zwei kampferfahrenen Wächtern aufzunehmen.
Doch kaum hatten sie den Gedanken gefasst, die vermeintlichen Ladendiebe laufen zu lassen, wurden sie plötzlich wieder mit plötzlicher Mordlust und teuflischer Wut erfüllt.
Rabbe und Cim waren sich sicher, dass sie noch nie gegen so einen unentschlossenen Mob gekämpft hatten.
Daemon und Jargon beobachteten die Szenerie einen Moment lang, verwirrt und unentschlossen.
"Ich glaube, ich hole am besten schnell die Kutsche", sagte Daemon dann.

09.03.2014 23: 22

Rabbe Schraubenndrehr

* Das Dorf Blaidd Drwg, Oktarines Grasland*

Rabbe blinzelte irritiert. Sie war schon einmal im oktarinen Grasland gewesen - Der Fakt dass die Leute hier ein wenig dümmlich und im großen und ganzen aber sehr gutmütig waren stellte für sie eigentlich keine neue Erkenntnis da. Umso merkwürdiger war der ärger in dem laden gewesen, und dass sich dieser... nun.. Mob [17] überhaupt gebildet hatte.
Weil es eben kein Mob war. Natürlich hielten zwei oder drei Leute die obligatorische Mistgabel in der Hand, doch schienen sie sich nciht so ganz sicher zu sein was sie außerhalb des Stalls damit anfangen sollten. Im großen und ganzen hatten Vierzig Menschen Zwei Wächter einfach umzingelt und.. standen da. Sie konnten sogar herumlaufen. Cim und Rabbe hatten begonnen, einfach weiter zu laufen - Die Leute folgten ihnen in einem Engen Kreis um die beiden und riefen immer wieder dass sie sie umbringen würden - doch niemand legte Hand an sie an.
"Muss ich das verstehen?", fragte die Ermittlerin zwischendurch verwirrt.
Cim schüttelte den Kopf. Er war nicht sicher ob er die Dinge so besser fand als wenn die Leute sich wirklich einen Kampf mit ihnen liefern würden. Natürlich war es nett, nicht aufgespießt zu werden, aber.... Dieses Gesamtverhalten war extrem merkwürdig, vor allem weil die Mimik der Leute immer wieder das gleiche zeigte: Wut, gefolgt von Verwirrung, Beruhigung, Entspannung und dann plötzliche Mordlust - woraufhin sich der Kreis wiederholte. Es schien keinen Grund für die Aggressionen an sich zu geben.
Plötzlich ertönten entschlossenere schreie; "Warum habt ihr sie noch nicht eingeschlossen? Ihr wisst sie wollen uns umbringen, sie wollen uns vergiften und unsere Kinder misshandeln!", riefen einige Hasserfüllte Stimmen und Vier junge Männer kamen in die Mitte des Raums.
Rabbe kannte die Sorte und konnte kaum fassen dass die Menge diese Kerle ernst nahm: Sie sahen aus wie typische Schafhüter die versuchen irgendwelchen vorbei kommenden Leuten bösartige Streiche zu spielen, ohne Ambition und aus reiner Bosheit.
...Was möglicherweise der Grund war, warum sie offenbar leichter zu beeinflussen waren. Bevor Rabbe noch etwas sagen konnte, versuchte der erste sie mit einer Metallstange zu schlagen, was sie jedoch gut abwehren konnte. Die zuvor relativ unentschlossenen Menschen schienen nun zu wirklich auch in der Lage zu sein die Wächter anzugreifen, immerhin waren jetzt endlich ein paar Leute da, die auch bereit waren die Menschen vor ihnen als absolute Verbrecher hinzustellen. Natürlich gab es dafür keinen Grund, aber hey, alle machten mit, und außerdem... hatte ihr Gott ihnen gesagt dass Leute kommen würde, die das Schlimmste im Sinn hatten.
Rabbe und Cim schlugen und traten um sich, bestrebt niemanden zu schwer zu verletzen, doch sie konnten sich nicht lange behaupten: Nachdem die anderen Männer aufgetaucht waren schien es, als wäre ein geheimes Kommando gegeben worden - alle wirkten nun viel blutrünstiger, und auch wenn die erfahrenen Wächter so viele Leute wie möglich von sich drängten und weg schlugen - nach kurzer Zeit wurden sie von schierer Masse überschwemmt und schließlich nieder gedrückt.

Dies war zumindest das, was Daemon aus Entfernung sah. Er war vor wenigen Minuten vor der Kutsche am Rand des Platzes angekommen - und hatte schnell erkannt dass er seinen Kollegen nicht helfen konnte. Er hatte kurz mit dem Gedanken gespielt mit der Kutsche einfach in die Menge zu fahren - doch dabei wären sicher Leute nieder getrampelt worden und hätten womöglich ihr leben verloren, und dieses Risiko war er nicht bereit gewesen, einzugehen - zunächst.
Als sich immer mehr Leute immer dichter an die Wächter herandrängten war dem Hauptmann leicht der Atem gestockt - er war auf dem Kutschbock aufgestanden um einen besseren Blick zu bekommen - und hatte so mit angesehen wie Cim und Rabbe schließlich von der Menge zu Boden gedrückt wurden.
"Cim...", sagte Daemon leise, fassungslos. Er war nicht sicher was gerade passiert war. Hatten... Würden... Hatten diese Dörfler seine Kollegen gerade nur zu Boden gedrückt ums sie zu überwältigen und gefangen zu nehmen, oder....?
Für grauenhafte drei Minuten kämpfte Daemon mit dem Gedanken, gerade zwei Kollegen für immer verloren zu haben, als zwei gefesselte Körper aus der Menge getragen wurden. Rabbe und Cim waren offenbar bei Bewusstsein. Rabbe schnappte mit den Zähnen nach den Fingern derer die sie trugen, doch sie war ordentlich verschnürt. Offenbar konnte sie ihre armen und Beine nicht bewegen.
"Oh diese verdammten... ach so ein Mist...", murmelte Deamon und sackte in sich zusammen. Er würde es wohl nicht ohne weiteres zugeben, aber... er war maßlos erleichtert.
"Was ist denn da draußen jetzt los?", rief Jargon vom inneren der Kutsche aus, und der Hauptmann verdrehte die Augen. Jargon war immer noch von Kopf bis fuß gefesselt und konnte darum nicht allzu schnell laufen... er hatte den Hauptgefreiten irgendwann kurzerhand gepackt und war mit ihm wieder zur Kutsche gerannt, den Wächter in die Kutsche geworfen und war danach so schnelle r konnte hierher gefahren. Der Mann der eigentlich als Kutscher dabei gewesen war, hatte sich nicht mehr in der Kutsche aufgehalten, und der Hauptmann war recht sicher dass der Mann getürmt war weil ihm die Sache zu gefährlich wurde - man konnte es ihm schwer verdenken.
Daemon trieb die Pferde an und führte sie ein Stück aus dem Zentrum weg, zurück zum Dorfrand. Die Leute würden sicher auch noch auf sie aufmerksam werden - und er wollte lieber die Kollegen befreit haben um mit ihnen zu Verschwinden bevor das geschah.

10.03.2014 0: 54

Senray Rattenfaenger

Glum blinzelte verschlafen in die Flamme. Die Kutsche ruckelte mehr oder minder gemächlich über den Weg und er hatte sich erlaubt, ein Nickerchen zu machen, nur um von Dagomars Stimme geweckt zu werden.
„Was stellt ihr jetzt schon wieder an?“, fragte der alte Zwerg und betrachtete seinen Schützling und den RUMler. „Als ich noch jung war hatte man so viel Respekt vor dem Alter das man, nach einem stressigen, arbeitsreichen Tag auch einmal ein Schläfchen machen konnte ohne gleich von dem nächsten Ärgernis geweckt zu werden. Also, Dagomar, was soll der Krach?“
Der Zwerg sah den Püschologen eindringlich an, der sichtlich durch den Wind war.
Da Dagomar nicht sofort reagierte, ergriff Senray unsicher das Wort.
„Ver- Verzeihung Sör, ich werde … also, die Kerze, nun, löschen, wenn sie, also, stört …“
Glums Blick viel auf die kleine Kerze, die die Obergefreite vorsichtig in der Hand hielt. Die Bilder von dem Scheiterhaufen drängten sich ihm wieder auf, auch wenn er versuchte sie zu unterdrücken kamen sie an die Oberfläche. Dass die junge Frau dennoch ausgerechnet die Nähe zu Feuer suchte … nun, er wusste ja um das dahingehende spezielle Training. Kein Wunder jedoch, dass der ahnungslose Omnianer dadurch verstört wurde, auch wenn er versuchte ausgerechnet Püschologe zu werden.
„Nein, Senray, lass sie ruhig an, wenn es dir hilft. Pass nur auf, dass du mit dem Wachs nicht kleckerst, die Kutsche kommt uns nicht gerade billig.“ Der DOG hatte einen fast väterlichen Ton in seine Stimme gelegt, ehe er wieder zu der gewohnten Bissigkeit überging. „Oder gibt es dagegen etwas einzuwenden? Nein? Gut, dann werde ich mich jetzt weiter ausruhen, besten Dank auch. Weck mich, Obergefreite, wenn etwas Interessantes passiert.“
Damit verschränkte Glum seine Arme vor der Brust und schloss die Augen, um kurz darauf nicht zu leise zu schnarchen.

* Das Dorf Blaidd Drwg, Oktarines Grasland*

„Sag mal, was soll das hier werden?“, fluchte Rabbe zwischen einigen missglückten Versuchen, ihre Träger zu beißen.
Cim knurrte etwas, das sich wie „Baal Ohn“ anhörte, mit Sicherheit konnte man jedoch nichts sagen.
Einer der Männer, die Ermittlerin glaubte ihn als einen der Anstachler zu identifizieren, ging jedoch sofort darauf ein.
„Er lästert unserem Gott! Hängen soll er! Nein, brennen soll er! Auf den Spieß mit den beiden!“
Die Leute um die Wächter herum wurden wieder unruhig – Unentschlossenheit machte sich breit.
„Spieß? Welcher Spieß?“, hörte Rabbe jemanden fragen.
„Brennen? Worauf? Womit? Ich werde sicher nicht mein Holz von nächsten Jahr dafür opfern!“
„Ja, Opfer, genau! Unser Gott schreit nach einem Opfer!“
„Nicht mein Holz.“
„Du willst dich unserem Gott widersetzten?“
Das ganze schien eine, für Menschen nicht untypische, Eigendynamik zu entwickeln, der Rabbe misstrauisch folgte. Vielleicht war das ihre Chance, sie suchte Cim´s Blick. Wenn nur die Fesseln nicht so verdammt straff wären …

*Auf dem Weg ins Kreideland*

Dagomar hatte sich auf den Kutschbock zu Sebulon gesetzt. Er wollte es nicht zugeben, doch der Anblick von Senray in Kombination mit Feuer machte ihn nervös. Als die Kollegin dort auf dem Scheiterhaufen stand … er schauderte leicht, saß aber sofort wieder ordentlich da und blickte scheinbar gelangweilt über die Landschaft.
Der Zwerg neben ihm wirkte Gedankenverloren, so als beschäftigte ihn etwas. Nun, kein Wunder bei dem zurückliegenden. Auch das was bald kommen würde … wer wusste schon, was auf sie alle zukam. Erneut fragte sich der Püschologe, ob er Sebulon um Rat fragen sollte. Immerhin hatte dieser auch die Ausbildung zum Püschologen gemacht. Gleichzeitig …
Gerade als er darüber nachdachte, verlangsamte Sebulon die Kutsche.
„Ich denke, hier sollten wir kurz Rast machen. Dann kann jemand anders wieder das Steuern übernehmen.“
Der junge Mann nickte. Natürlich, auch Zwerge wurden müde. Es war sowieso bewundernswert, das Sebulon bisher durchgehalten hatte.
„Gute Idee, Sir, dann können wir uns an diesem schönen Flecken unberührten Landes beraten und einen Moment rasten, ehe wir …“
„Hey, ihr da!“, kam es in genau dem Moment aus dem Gebüsch. Oder eher von hinter dem Gebüsch am Straßenrand, aus dem sich gerade vier Gestalten lösten.
„Ja, ihr, anhalten!“
Die beiden Wächter sahen einander kurz an. Wollten die etwa wirklich …?
Der Zwerg jedenfalls brachte die Kutsche langsam zum Stehen, wenn auch nur weil die Pferde beim Auftauchen der Männer immer nervöser wurden.
„Meine Herren, es handelt sich hier eindeutig um ein …“, setzte Dagomar in gewohnter Manier an.
„Klappe verdammt! Hier wird nicht geschwätzt!“, unterbrach ihn der erste Sprecher.
„Wollen mal sehen, was ihr schönes da hinten habt …“, lachte ein anderer und ging zur Tür.
Dagomar hörte, wie der Mann die Tür aufmachte, anschließend brach Chaos aus.
Der Mann schien gerade darüber informieren zu wollen, dass dies hier ein Überfall war, als Senray beim Anblick seines pelzigen, lebendigen Schulterschmucks einen „Ra-ra-ra-ra-ratte!“-Schrei ausstieß. Daraufhin war einiges Poltern, sowie ein weiterer Schrei zu hören.


11.03.2014 21: 28

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

*Das Dorf Blaidd Drwg, Oktarines Grasland*

"Nein, nein, NEIN!", krächzte ein alter Mann, der sich auf einen Gehstock stützte, "Der fünffach gekreuzte Kroppstick ist definitiv viel zu locker! Komm, Junge, ich zeige dir einen richtigen Knoten!"
Rabbe schaute sich um. Sie und Cim wurden gerade an improvisierte Pfähle gebunden, doch auch bei den Knoten herrschte die typische Uneinigkeit. Das ließe sich sicher nutzen.
Auch, wenn sie nicht genau sehen konnte, was der alte Mann hinter ihr tat, kicherte sie kurz und hoffte, dass das glaubhaft klang.
"Du versuchst doch nicht gerade, uns mit einem einfachen Kreuzknoten zu fesseln, oder, Alterchen?"
Für diesen Kommentar erntete sie verwirrte Blicke aus der Menge.
"Naja, der einfache Kreuzknoten ist ... einfach. Man muss damit rechnen, dass wir versuchen werden, uns zu befreien, und sowohl mein Begleiter als auch ich haben die üblichsten Knoten gelernt und ebenso, wie man sie auflöst. Wieso ... experimentiert ihr nicht ein wenig? Was soll schon passieren?"
Rabbe war sich durchaus bewusst, dass dieser Vorschlag entweder ihre Rettung oder ihren Tod durch Verbrennung bedeuten könnte. Aus den Augenwinkeln konnte sie Cim erkennen, der vielleicht ein leichtes Nicken andeutete, aber sicher war sie sich nicht.
Ein junger Mann trat zu den beiden und warf ihnen missmutig einen Stapel Holz vor die Füße. Rabbe hörte wieder das Greinen des alten Mannes. Er schien die Sorte alter Mann zu sein, die gerne alles besser wussten und Andere korrigieren mussten.
"Was soll das denn sein? Feuchtes Holz? Für einen Scheiterhaufen? Sie sollen doch brennen, und nicht an dem Qualm ersticken!"
Rabbe seufzte. Sie wusste nicht genau, warum, doch diese offensichtliche Inkompetenz des Lynchmobs ging ihr gehörig auf die Nerven.

*Auf dem Weg ins Kreideland*

Dagomar war sich nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was genau hinter ihm vor sich ging, als sich einer der Männer rückwärts rollend von ihm weg bewegte. Die anderen Drei waren mit rostigen Kettenhemden, Helmen, Armbrüsten und Kurzschwertern bewaffnet, der Standardausrüstung für jeden Straßenräuber, der etwas auf sich hielt.
Der Weg, den sie eingeschlagen hatten, war nicht unbedingt der, auf dem man Straßenräuber erwarten würde: keine große Straße, auf denen man mit vielen Opfern rechnen könnte, aber nicht so klein, als dass ein Übeltäter sicher sein konnte, keine Zeugen zu haben. Dies verwunderte ihn. Doch da er sich aufgrund der bedrohlichen Lage weder traute, sich ohne Rückendeckung zu bewegen, noch etwas zu sagen, stand er zunächst unschlüssig herum und beobachtete die Räuber, um eventuell Schlüsse über das soziale Gefüge dieser Kleingruppe ziehen zu können.

14.03.2014 8: 41

Sebulon, Sohn des Samax

Es wurde Abend in Blaidd Drwg, doch kein Feuer wurde angezündet, da man sich nicht einigen konnte, wie sicher die Knoten am Pfahl sein mussten, um die maximale Bewegungseinschränkung für die Gefangenen zu gewährleisten. Obendrein wollte das zum Scheiterhaufen designierte Holz einfach nicht trocknen. Alle Stunde kam jemand am sonnigsten Fleck des Dorfes vorbei, um den Holzstapel auf die erhoffte Trocknung zu prüfen, doch wider Erwarten hielt sich die Feuchtigkeit in den Scheiten.
Man entschloss sich nach vielem Hin und Her, die vermeintlichen Diebe über Nacht in eine leere Scheune zu sperren und am nächsten Morgen nach dem Melken der Kühe per Handzeichen auf dem Dorfplatz über die Knotenform abzustimmen. Die paar Stunden, fanden alle, machten den Braten nicht fett und würden den Gott nicht über die Maßen erzürnen.
So ging die Sonne unter, während viele anständige Bauern ihren Kindern Gute-Nacht-Lieder sangen, zu Bett gingen und den Schlaf der Gerechten schliefen.
Doch nicht alle gingen zu Bett.

Still saßen Jargon und Daemon am Dorfrand hinter einem Haus und aßen Käsebrote aus ihrem Reiseproviant. Aufgrund der besonderen Situation hatte sich der Dienstältere für einen Vertrauensvorschub entschieden: Schneidgut trug keine Fesseln mehr. Dafür war ihm jedoch deutlich gemacht worden, was genau dem Rechtsexperten widerfahren würde, falls er seine Kollegen hinterginge. Es hatte nur weniger bildhafter Beschreibungen bedarft, bis Jargon schwer schluckend zugestimmt hatte.
Nachdenklich strich sich Llanddcairfyn über die rauhe Kleidung, die penetrant nach Schaf roch, ihn jedoch in ihrer dezenten Graufärbung gegenüber den Häusern des Dorfes so gut wie unsichtbar machte. Es war ein schlauer Vorschlag von Jargon gewesen, sich Verkleidung zu besorgen. Um die Wäscheleine würde sich heute niemand mehr kümmern. Schade nur, dass dort nicht noch mehr Männerwäsche gehangen hatte. So würde jeder aus dem Dorf denken, dass sich an Daemons Seite seine Geliebte befand. In Wächterstiefeln, zugegeben.
"Und du bist sicher, dass das Holz nicht trocknen wird?", fragte Jargon besorgt.
Daemon lächelte. "Weißt du, warum man gelben Schnee nicht essen soll, Schneidgut?" Das Gesicht des Rechtsexperten blieb eine gewisse Zeit reglos. "Nein? Es hat mit dem Geschmack ...? Na egal. Ja, ich habe sichergestellt, dass das Holz nicht trocknet, punktum."[18]
"Und wie machen wir jetzt weiter?", fragte Jargon, während er zum wiederholten Male sein Kleid glattstrich. Der Stoff juckte ihn auf unangenehme Weise, doch das versuchte er zu ignorieren. Das Leben seiner Freunde Mitwächter stand auf dem Spiel. Keinesfalls würde er sein eigenes Wohl vornanstellen, ehe nicht den beiden Gefangenen geholfen wäre! "Wir müssen sie ... befreien, denke ich. Ohne dabei selbst zu sterben."
Der DOG-Mitarbeiter verdrehte die Augen. "Darum haben wir doch bis zur Nacht gewartet. Wenn alle schlafen, wird es kaum eine Wache geben, die nach gefesselten Gefangenen sieht. Und wenn doch ..."

Pock.
Dumpf sackte eine Wache in sich zusammen und glitt geräuscharm zu Boden.
Daemon schüttelte seine Hand aus. Sie schmerzte, doch diese Methode war immerhin effizient gewesen. Er nickte den Schatten des Hauses zu und seine getreue Begleiterin Schneidgut tauchte wieder aus dem Zwielicht aus. "Gute Ablenkung", gestand er mit einem feinen Grinsen, "vielleicht ein bisschen mehr flirten, beim nächsten Mal."
"Noch mehr?", flüsterte Jargon skeptisch, wartete jedoch nicht auf eine Antwort, sondern öffnete mit Schwung das Scheunentor. Innen war es ähnlich dunkel wie draußen, nur der Mond beschien die Gefangenen und die beiden Retter.
"Was wollt ihr jetzt schon wieder?", knurrte Rabbe und spuckte einzelne Hanffasern aus, "Haben Gefangene in diesem Dreckskaff kein Recht auf wenigstens eine Stunde Nachtruhe?"
"Undankbare Kollegen befreien", gab Daemon zurück und kalter Stahl blitzte vier mal im Mondlicht auf.
"Gute Arbeit", flüsterte Bürstenkimm, "Jetzt lasst uns so schnell wie möglich verschwinden. Ich habe kein Interesse daran, die Knotenkünste der hiesigen Einwohnerschaft noch einmal aus der Nähe zu studieren ..."
"Heda!", rief jemand von der Tür. Es war nicht Jargon. "Was macht ihr hier drinnen? Ihr habt gar nicht Schicht - Moment, das sind meine Sachen! Wachen!! W-"
Aus dem Dunkel traf ihn die Sohle eines Stiefels. Noch ehe der Mann begriff, wie ihm geschah, stürzte sich ein Wächter in den Kleidern seiner Frau auf ihn und rang ihn zu Boden. Kurz darauf hatten ihn drei weitere Wächter gepackt und gefesselt.
Bürstenkinn nickte Schneidgut anerkennend zu. "Guter Wurf, Junge. Wie ich sehe, trägst du keine Fesseln mehr - mir scheint, das Vertrauen Daemons hat sich gerade gerechtfertigt."
Jargon wurde ein wenig rot im Gesicht und wechselte das Thema: "Ob das jemand gehört hat?"
Rabbe hingegen knurrte. "Nicht warten, abhauen." Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Zu spät.
"Da sind sie!", brüllte ein Alter mit knorrigem Stab von draußen.
Eine Frau fiel faustschüttelnd ein: "Sie haben den kleinen Timm aufgeweckt! Hängt die Mistkerle!"
Dann ertönten weitere Stimmen: "An den Strick!" - "Lasst die Schweine baumeln!" - "Nieder mit den Kapitalisten!" - "Schei-ter-hau-fen! Schei-ter-hau-fen! Schei-ter-hau-fen!"
"Ideen, irgendjemand?", frage Cim. Dann weiteten sich seine Augen vor Erstaunen, als er die Antwort in seinem Kopf vernahm.
"Nun, ich sollte ja bisher schweigen", flüsterte Sankt Tobsucht ihm tonlos ein, "denn gewisse Leute glauben ja an das Verschonen von 'Unschuldigen' - aber, ganz unter uns, wollen wir nicht diese Meute ein bisschen aufmischen? Wenn du mich fragst: Sie haben es sich mehr als verdient. Zeig mir, dass du mein getreuer Diener bist, und ihnen, was die Linke eines Wahren Gläubigen vermag!"

16.03.2014 15: 16

Cim Bürstenkinn

*Blaidd Drwg, Oktarines Graslan*
“Was faselst du da?”, sagte Cim laut und sah zornig auf die Menschenmenge die sie eingekreist hatte.
Die anderen können mich nicht hören, du Dumpfbacke! Kann ich nicht einmal einen intelligenten Anhänger haben!, sagte Tobsucht mit traurigem Ton in Cims Kopf.
Egal. Ich habe beschlossen, dich zu meinem ehrenwerten Paladin zu machen! Du wirst zum Anführer meiner religiösen Heerscharen werden und die Ungläubigen in den Staub treten oder bekehren! Oder noch besser beides.
„Darf ich daran erinnern, dass du genau 12 Anhänger hast, und wenn ich mir die Meute so ansehe, wird diese Zahl sich bald erheblich auf 11 reduzieren?“
Tatsächlich war alle Unentschlossenheit von den Leuten gewichen. Es stimmte also tatsächlich. Die fremden Eindringlinge wollten ihren Kindern schaden, ihre Brunnen vergiften, ihre Kartoffel essen. Da war keine Zeit mehr, um auf trockenes Holz für den Scheiterhaufen zu warten, sie würden diese Kerle in Stücke reißen und ihre Herzen verschlingen!
„Rekrut, wenn du fertig bist mit dir Selbstgespräche zu führen, sollten wir versuchen hier raus zu kommen!“, sagte Daemon, obwohl er wusste, dass sie keine Chance hatten. Zuviele Heugabeln, Äxte und Stöcke, zu viele Dorfbewohner warteten auf ein Ziel.
„Ich werde versuchen links durchzubrechen“, schlug Rabbe vor, die angewidert auf den Seals-Wächter sah. Jetzt war der schlechteste Zeitpunkt um die Nerven zu verlieren. „Vielleicht schafft es wenigstens einer von uns!“
Sie schlossen ab, mit dem was von ihrem Leben noch auf sie gewartet hätte – Jargon hätte sich gewünscht in würdigerer Kleidung zu sterben…nein, eigentlich wäre er lieber in absolut lächerlicher Kleidung gar nicht gestorben.
„Das ist ein Schwachsinnsplan!“, sagte Cim und sah kopfschüttelnd vor sich auf den Boden und sah nachdenklich auf seine geballte linke Faust.
„Hast du einen besseren?“, fragte Rabbe genervt , während sie Cim zornig ansah.
„Wie, achso, nein. Ich hab mit ihm gesprochen. Es hilft ohnedies nichts.“
Der Vektor räusperte sich und rief. „Wer ist euer Anführer?“
Unsicher sahen sich die zornigen Leute an. „Also der Bürgermeister ist Elif Tarjan, der Priester der Kartoffelkirche ist….“
„Was willst du?“, ein hochgewachsener Mann war aus der Menge getreten, mit einer hässlichen zweischneidigen Axt auf dem muskulösen Rücken.
„Ich bin Olaf Kartoig, unser Gott, der allmächtige Baal-Ohn, hat mich zuerst erwählt und ich spreche für diese Gemeinde bis die anderen kommen. Habt ihr entschieden, wie ihr sterben wollt?“
„Du verwendest verdammt viele Nebensätze für einen Kartoffelbauern! Im Prinzip haben wir uns entschieden, aber es ist mir etwas peinlich. Könnte ich mit dir unter vier Augen sprechen?“
Misstrauisch sah ihn Kartoig an und kam langsam näher, die rechte Hand fest um den Griff der Axt gekrallt.
„Der ist viel zu grooooߓ, wisperte Cim durch seine Zähne hindurch.
Auf die Größe kommt es nicht an!, versicherte Tobsucht ihm und kicherte. Aber das weißt du ja
„Wunderbar, ich habe einen Witzbold als Gott. Wahrscheinlich ist es ohnedies besser ich sterbe.“
„Was murmelst Du?“, fragte Kartoig und sah ihn mit zu Schlitzen geformten Augen an.
Daemon hielt Rabbe zurück, die ihre Chance nutzen wollte, zumindest einen der Angreifer auszuschalten. Der Hauptmann kannte den Omnier schon zu lange, als dass er glauben könnte, er würde einfach nur über die Konditionen ihres Todes verhandeln. Cim klebte am Leben wie grüne Spucke an einem Pflasterstein und würde noch mit den Zähnen kämpfen solange er welche hatte.
„Es gibt da ein kleines Problem“, sagte der Vektor leise, und unbewusst beugte sich der Hüne zu ihm herunter. „Was?“
„Das Problem ist, wir wollen noch gar nicht sterben, und schon gar nicht durch so Furchenkacker wie ihr welche seid.“
Damit schlug er ihm die linke Faust von unten aufs Kinn; seine Mitwächter glaubten kurz einen Blitz in der Dunkelheit zu sehen, als Kartoig wie ein gefällter Baum umfiel.
Verblüfft sah Cim seine Hand und den Bewusstlosen an. Die Dorfbewohner taten es ihm gleich, lösten sich aber eine Sekunde früher aus der Starre.
„ER HAT IHN GETÖTET!“, schrien der ehemalige Priester des Kartoffelgottes. „RÄCHT UNSERN MÄRTYRER!“
„Toller Plan, Cim! Du hast sie wirklich beruhigt“, sagte Jargon trocken und zog sich in den Schuppen zurück.
„Alle rein!“, rief Rabbe und sah missmutig auf die effiziente Axt die unter dem Mann begraben lag und nur ein Stück hervorragte.
Daemon zog schließlich die Tür hinter sich zu und legte einen dürftigen Holzriegel um.
„Das hält sie mindestens 5 Sekunden auf!“, sagte er. „Was hast du dir dabei gedacht, Cim?“
Der Omnier hob wehrlos die Hände. „Tobsucht hat gemeint, ich könnte sie von ihrer Besessenheit befreien. Ich bin sein Paladin!“
"Oh, welche Ehre!", spottete Rabbe - man sah ihr an, dass sie ihrer Wut am liebsten freien Lauf lassen und dem SEALS eine donnern wollte.
Die Tür wurde aufgetreten und schleuderte Daemon auf den Heuhaufen an der gegenüberliegenden Wand. Die Öffnung schien vor spitzen Werkzeugen zu glitzern, erhellt durch einige Fackeln die im Hintergrund leuchteten.
„Das ist euer Ende!“, sagte eine hysterische junge Frau mit bösem Lächeln und holte mit ihrer Heugabel aus.
„WARTET!“
Verwirrt drehte sich der Mob um und war es leid, ständig von seiner Lyncharbeit abgehalten zu werden. Viele waren müde und wollten endlich ins Bett, ohne erneut geweckt zu werden.
„WIR SIND ALLE OPFER EINES BÖSEN GEISTES GEWORDEN!“, rief Kartoig, der die meisten in der Menge um einen Kopf überragte. „Der Kartoffelgott ist der einzige wahre Gott, nicht dieser Baal-Ohn!“
Die Menge verschwand aus der Tür und scharte sich um Kartoig.
„Es kann doch nicht normal sein, dass sich eine friedliebende Gemeinde plötzlich in eine blutdürstige Höllenbrut verwandelt. Seht ihr nicht, dass wir alle verraten und beeinflusst wurden? Folgt meinem Beispiel, und kehrt zurück zum Glauben des Kartoffelgottes, der uns all die Jahre beschützt hat.
Was sagt ihr? Kehren wir zurück zu unseren Feldern und vergessen wir das alles.“
Vernunft und Wärme gingen von seinen Worten aus. Die tägliche Arbeit war ihnen vertraut, war etwas Beständiges und schuf Nahrung. Was sonst sollten sie tun als…..
„BLASPHEMIE!“, schrie der ehemalige Priester des vieläugigen Kartoffelgottes und rammte Kartoig die Mistgabel in den Bauch.
Wie auf einen Befehl stürzten sich nun alle auf, den ehemaligen Führer der Baal-Ohn Gemeinde. Jeder wollte Teil haben an seinem Tod - ein Verräter war noch schlimmer als ein Gegner. Hinterhältig hatte er sich für einen Gläubigen ausgegeben und hatte doch nur Hinterlist im Sinn gehabt!
„Die sind völlig von der Rolle. Nichts wie weg hier“, sagte Rabbe, die als erstes mit der Überraschung fertig wurde. Sie schlichen am Rand der Häuser von der schrecklichen Szene weg, sprangen auf die Kutsche und Cim ließ die Zügel so fest er konnte auf die Rücken der Pferde schnalzen. Hinter ihnen verklangen langsam die ekstatischen Mordgeräusche.
Eine halbe Stunde donnerte die Kutsche über den holprigen Weg, ehe Bürstenkinn es wagte anzuhalten.
„Könnt ihr euch vorstellen, was lost ist, wenn dieser Glaube sich ausbreitet?“, fragte er als er abgestiegen war.
Rabbe und Jargon stiegen aus der Kutsche, Daemon saß noch immer am Kutschbock als er sagte:
„Die Frage ist, was meinte Kartoig mit: bis die anderen kommen

20 Kilometer vor Blaidd Drwg
Die Meisten rannten, ohne ihre Beine zu spüren, ohne richtig Luft zu bekommen. Getrieben nur von ihrem Auftrag der wie ein Feuer in ihnen brannte. Sie wussten, sie mussten rechtzeitig in Llamedos sein und vorher die anderen von Baal-Ohns Armee einholen.
Immer wieder fielen alte Leute, oder schwächliche Kinder um und wurden gnadenlos von den nachfolgenden „Gläubigen“ niedergetrampelt. Es ging nicht um den Einzelnen. Es ging um den Glauben. Natürliche Auslese war gut, und nur die Starken würden den Endkampf erreichen. Im nächsten Dorf würde es eine kurze Pause geben, mit den Brüdern und Schwestern der Gemeinde würden sie weiterziehen um zur Erleuchtung in Llamedos zu sein.

Ãœberfall, knapp vor dem Kreideland
Glum saß gemächlich auf dem Rücken eines bewusstlosen Räubers und durchsuchte seine Taschen.
Der Stammagent legte große Sorgfalt darauf den anderen zu fesseln, während Dagomar ein stück abseits stand und Ausschau hielt, ob die beiden Geflüchteten ihre Meinung nicht noch änderten und zurückkehrten.
„Und die Ratte ist sicher weg?“, fragte Senray und sah besorgt zu Boden, während sie aus dem Wagen stieg. Sebulon verdrehte wortlos die Augen.
„Also sprich: Wer hat euch geschickt?“
Der Räuber hatte ein sehr verbeultes Gesicht, so, als hätte ihm ein Zwerg mit seinem Stiefel die Nase gebrochen.
„Ich weich gar nich wach du meincht“, antwortete er durch eine neue Zahnlücke und geschwollenen Lippen hindurch. „Wir wollten euch einfach nur auchrauben!“
„Hier?“, Sebulon zeigte ihn die öde Landschaft, „Niemand kommt hierher? Ihr müsst die schlechtesten Dieb der Scheibenwelt sein!“
Doch der Dieb schüttelte den Kopf. „Viele kommen hier her. Weil chie dem Gebiet der kleinen freien Männer auchweichen. Die Leben hier gleich nebenan!“
Sebulon sah ihn erschrocken an. „Weg hier“, sagte er beinahe flüsternd und stolperte zum Wagen zurück. „HABT IHR NICHT GEHÖRT WEG HIER!“
Er sprang auf den Wagen und erst als er nach den Zügeln griff sah er, dass die Räder weg waren. Binnen Sekunden in denen er mit dem Dieb gesprochen hatte.
„Sie sind da! Wir sind erledigt!“


17.03.2014 19: 13

Jargon Schneidgut

Dagomar spürte plötzlich eine Gestalt mit ungeheurer Geschwindigkeit an seinem Oberkörper hochklettern, und ehe er sich versah füllte eine winzige, blaue Gestalt sein Blickfeld aus.
"Du hast dich mit'n falschen Leuten angelegt, Kumpel!", kreischte sie, bevor er einen panikerfüllten Schrei ausstoßen konnte.
In diesem Moment hielt der kleine freie Mann in der Bewegung inne und guckte verwirrt. Die kleine rothaarige Gestalt kniff die Augen zusammen und sah Dagomar tief in seine eigenen, während er ängstlich starrte.
"Boss, das isser nich!", brüllt die kleine Gestalt dann und hüpfte von seinem Kragen runter.
"Was?!", antwortete eine andere, ähnlich laute Stimme.
"Das isser nich Boss! Er hat sich grad in die Hosen gemacht, als ich ihm ne Koppnuss geben wollt'!"
Dagomar sah sich um.
Seine Gefährten wurden von diversen winzigen Gestalten auf den Boden oder gegen die Kutsche gedrückt.
Einer von den Kobolden stand auf Sebulons Brust und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
"Das is' schon komisch... Ich dachte, die Kelda hat gesacht, dass der böse Gott ins Regenland will. Und das heißt ja wohl, dass er hier durch muss."
"Versteh ich das jetzt richtig?", brummte Glum, der mit dem Gesicht gegen die Kutsche stand. "Ihr wollt einen Bösen Gott abfangen, der nach Llamedos will?"
"Das geht dich gar nichts an, Fetti!", rief eine von den Gestalten, die seinen Arm gegen die Kutsche gedrückt hielten.
"Fetti? Also ich muss schon sagen, ich-"
"Seid mal ruhig! Ich muss nachdenken!", brüllte der Anführer der blauen Truppe.
"Also- wir ham ein paar Leute, die aussehen und riechen als wären se aus Ankh-Morpork." Der Kobold zählte den Punkt an seinen Fingern ab.
"Wir haben einen Mensch, der leicht schwächlich aussieht." Dagomar guckte sich etwas ängstlich um und spürte, wie zwei kleine Gestalten auf seine Schultern kletterten. Er sah, dass es mindestens zwanzig von den Kobolden sein mussten, und so wie es aussah, konnten sie sich schneller Bewegen, als er gucken konnte.
"Und sie hocken alle in ner Kutsche."
Der Anführer der Truppe präsentierte seine drei ausgestreckten Finger und sagte: "Stimmt doch alles."
Der kleine Mann, der beinahe Dagomars Stirn eingedellt hätte, schüttelte den Kopf.
"Das is einfach nur en bleicher Typ. Kein Gott hier."
"Guckt euch mal die andern an", meinte der Chef dann und klang etwas genervt.
Senray, die mit dem Gesicht nach unten die Straße inspizieren durfte, spürte, wie jemand ihren Kopf nach oben drängte und sah dann in die Augen einer kleinen blauen Gestalt.
"Die hier isses au nich", rief ihr Inspekteur dann. Von den anderen Wächtern kamen ähnliche Rufe.
Der Anführer des Trupps lies nachdenklich und ungeduldig seinen Fuß klopfen und brummte etwas, das wie "Verdammte Kuhkacke" klang.
"Ihr wisst, was die Kelda gesacht hat, Jungs", rief er dann und machte eine vage Handbewegung. "Das Fang'n von dem andern Typ hat oberste.. äh.. Pri- o-... Prio-"
"Wichtigkeit, Boss!", rief ein anderer.
"Hat oberste Wichtigkeit! Weg hier, Jungs!"

23.03.2014 16: 23

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

*Im Wachhaus*

Der Druide saß apathisch auf einer Pritsche. Er hatte das Gefühl, dass bald etwas geschehen würde, und auf sein Gefühl hatte er bisher immer vertrauen können. Da ihm keine Möglichkeit einfiel, aus dieser ... Zelle zu entkommen, ohne sich großen Ärger einzuhandeln, wäre es wohl am weisesten, abzuwarten und darauf zu hoffen, dass die Dinge sich von alleine regelten. In druidische Gedanken versunken und mit verschränkten Händen summte er leise vor sich hin und zählte die Umdrehungen, die seine Daumen schafften, ohne sich zu berühren. Nach einer Weile hörte er ein leises Klicken von der Tür. Als jedoch niemand Anstalten machte, diese zu öffnen, wurde er skeptisch.
"H-Hallo?"

*Kurz vor dem Kreideland*

Die zurückgelassenen Wächter schauten sich ungläubig an. Hatten sie gerade eine Begegnung mit den Kleinen Freien Männern unbeschadet überstanden?
Dagomar schüttelte ungläubig den Kopf, so, als wolle er einen Gedanken verjagen.
"Nun, scheints hat diese finstere Entität uns ohne ihr Wissen eine Wohltat anheim kommen lassen. Wenn selbst diese ... Männer nach ihm suchen, und sich so different zu ihrem üblichen Usus verhalten ..."
Plötzlich schien der Püschologe seinen Gedanken verloren zu haben. Mit einer Mischung aus Panik und Unwohlsein schaute er zur Kutsche.
"Wohlan denn, ich würde vorschlagen, wir ziehen weiter ... allerdings ... Wo ich gerade von 'ziehen* spreche: Wenn es keine allzu großen Umstände macht, würde ich zunächst ... nun ja ... meine Kleidung wechseln?"
Ohne eine Antwort abzuwarten hastete er zur Kutsche und war kurz darauf in ihr verschwunden.
Senray, Sebulon und Glum schauten sich immer noch etwas verwirrt an, bis Senray das Wort ergriff: "Nun, das war ... interessant."

26.03.2014 9: 00

Sebulon, Sohn des Samax

*im Wachhaus, Ankh-Morpork, Zellentrakt*

Der Druide Darinil musterte die Tür aus der Distanz seiner Pritsche. Merkwürdig. Ob die Türen in diesen Wachhäusern das häufiger taten?
Sein wissenschaftlicher Ehrgeiz war geweckt. Sanft ließ er sich auf seine nackten Füße gleiten und strich sich über den graumelierten Bart, der ihm fast bis zur Hüfte reichte. Wenn dies kein mechanischer Defekt war: Hatte ihm jemand absichtlich die Tür geöffnet? Sein großer Zeh drehte sich nachdenklich auf dem grob behauenen Steinfußboden und fuhr die schmalen Rillen nach.
Darinil wusste nicht viel über das Rechtssystem von Ankh-Morpork, einerseits kam er ja aus Llamedos und andererseits lagen seine Interessengebiete eher in Richtung Botanik, Tierkunde, Mantik[19] und Alchemie. Allerdings vermutete er, dass man mit flüchtigen Zelleninsassen kaum besser umgehen würde als mit geständigen Verbrechern.
"Hallo-o?", fragte er erneut, doch nur das grüßende Echo antwortete dem Bärtigen. Listig fügte er hinzu: "Wenn niemand etwas dagegen hat, gehe ich jetzt. Hat jemand Einwände?" Erneut lauschte er. Da selbst die Wände schwiegen, nahm er die Zustimmung dankbar an und glitt lautlos, Schritt für Schritt, auf die schwere Eisentür zu.
Sie war tatsächlich nicht abgeschlossen. Ein Blick in den Gang offenbarte zwei am Boden liegende Wächter, die sich gegenseitig zu Boden gerungen zu haben schienen. Der eine war mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck ohnmächtig geworden. Der Druide beugte sich über ihn. Ein Werwolf, der sich in der Wandlung befindlichen Physiognomie nach, dachte Darinil nachdenklich. Sein Blick musterte den Wächter aufmerksam. Da mussten große Kräfte im Spiel gewesen sein, um diesen Halb-Mensch auszuschalten, bevor die Wandlung komplett war.
Nachdenklich blickte er auf die andere. Es war eine Frau, sie trug ein Amulett um den Hals.
Sein Zeigefinger tippte sacht auf die schlichte bronzene Platte. Sie war noch warm, doch völlig unbearbeitet. Zumindest jetzt, nachdem alle Kraft aus ihr herausgeflossen war.
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Also kein Zufall - sondern Moloin und Bahl-Ohn hatten ihm beigestanden. "Gepriesen sei der Ewig Hungrige", flüsterte Darinil, dankbar für seinen Druidenbruder. Er musste dieser braunhaarigen ahnungslosen Wächterin das Amulett geschenkt haben, das für kurze Zeit eine Kontrolle ermöglichte. Die Scheiben waren ausgesprochen schwierig in der Herstellung - ohne göttliche Hilfe war es ohnehin unmöglich, hatte Moloin ihm eingeschärft -, entsprechend selbstlos war der Akt, der sich gerade so geräuschlos wie effektiv abgespielt hatte.
Kurz wog Darinil ab, ob die beiden Wächter zum Opfer taugten, doch dann verwarf er den Impuls. "Lieber frei sein und viele kleine Opfer bringen als erneut gefangen werden bei der Zubereitung zweier Ganzopfer", säuselte er mit Llamedonischem Akzent.
Geschwind huschte er durch den schlecht beleuchteten Gang, zur Treppe, die untersten Stufen hinauf, dann langsamer werdend bis ins Erdgeschoss.
Wo würde er Moloin finden? Sie hatten leider keinen Treffpunkt ausgemacht, falls etwas schief ging, aber wenn er seinen Druidenkollegen richtig kannte, würde er dort warten, wo man am wenigsten nach ihm suchen würde: Am südlichen Tor, so weit entfernt von Llamedos, wie es in Ankh-Morpork ging. Oder in einer Süßwarenstube, selbstvergessen Kuchen schlemmend. Beides gute Möglichkeiten, beide unerreichbar weit entfernt: Außerhalb des Wachhauses.
Im Erdgeschoss war wenig Betrieb. Jemand war am Wachetresen zugegen, hier und da hörte Darinil Stiefeltrapsen und Türenschlagen - doch niemand in Sichtweite. Kurzentschlossen drehte er sich nach links und klopfte an die erstbeste Tür. Als niemand antwortete, öffnete er die Tür, glitt in das Büro hinein, schloss die Tür hinter sich, lehnte sich an und atmete aus. Als er dann einatmete, fiel seiner Nase die eigenartige Mischung aus Staub, Schweiß und Schmieröl auf.
Ein leises Schnarchen ließ ihn aufmerken. Ein ungekämmter braunhaariger Mensch lag quer über den größeren der beiden Schreibtische und schlief den Schlaf der Gerechten.
Der Blick des Druiden glitt zum Fenster. Vergittert! Sein Verstand fand es logisch, wichtige Räume in der Zwillingsstadt schwer zugänglich zu machen, aber gerade jetzt wäre etwas weniger Sicherheit für die Flucht äußerst hilfreich gewesen.
Sich zur Ruhe zwingend ließ Darinil den Rest des Zimmers auf sich wirken. Etwas musste es doch hier geben, was er zur Flucht benutzen konnte! Da, ein Spind! Leise wie der Wind schlich der Druide durch das Büro und öffnete den kleinen Schrank. Perfekt! Eine Rüstung, ein Helm, eine Dienstmarke, eine Notiz ... geschwind überflog er den Inhalt. Hier hatte wohl ein Herr Eisenbart vergessen, sein Eigentum ordnungsgemäß wieder abzugeben, als er den Dienst quittierte. Eine Frau Baum erklärte ihm mittels dieses Zettels wortreich, welche Nachbesserungen die Rüstung zu erfahren hätten, bevor sie das gute Stück zurücknehmen würde.
Die Sachen waren zwar knapp bemessen, aber als Verkleidung würde es wohl herreichen. Er griff nach dem Helm und wiegte ihn nachdenklich in der Hand.
Metall. Wieso man in der Stadt derart großen Wert auf denaturierten Stein legte ...?
Jemand schmatzte.
"Dogol? Hassu vergessn Rüsung surücksu-rück. Chrrrrr ...", machte Kannichgut Zwiebel, bevor er wieder einschlief.
Erleichtert schlüpfte der Druide in die etwas zu enge Rüstung, griff die Dienstmarke und verschwand auf dem Wege aus dem Büro, durch den er es betreten hatte.

Zeitgleich trat ein blondgelockter Zwerg aus der Kantine, einen Kakao schlabbernd. Er hatte Dienstschluss, nachdem er fast einen ganzen Tag lang durchgängig gearbeitet hatte. Jemand musste die Arbeit ja machen, sagte er sich, und er hatte sich seinen freien Abend wahrlich verdient.
Braggasch sah auf. Die verbeulte Rüstung erkannte er auf Anhieb. Freudig winkte er seinem Kollegen zu. Er hatte Dogol lange nicht gesehen - oh, Eisenbart hatte es wohl eilig ... aber war er etwa gewachsen?
"Äh", machte der Zwerg und schluckte.
Und eine andere Haarfarbe hatte der Dogols Bart auch. Dabei war er doch eher konservativ eingestellt gewesen, was Koloration anging ...
Misstrauisch und in bewusstem Abstand folgte Goldwart seinem so radikal veränderten Kollegen aus dem Wachhaus hinaus.

26.03.2014 11: 20

Cim Bürstenkinn

Straße der geringen Götter

Braggasch war sich der Tatsache wohl bewusst, dass er nicht besonders zum Anschleichen gebaut war. Er bemühte sich einen ansehnlichen Abstand zwischen ihm und dem Fremden
einzuhalten. Es war noch nicht einmal hell, aber das Klimpern und Scheppern seiner Ausrüstung ging dennoch im Lärm der Stadt unter wie Spucke im Ankh.
Es schien als würde der falsche Dogol jemand suchen - er reckte den viel zu langen Hals über die Menge und sah aus, als hätte er am liebsten laut gerufen.
'Vielleicht ist es ja nur ein Rekrut', dachte sich der Zwerg. Er wollte sich nicht dadurch lächerlich machen, zu dieser frühen Stunde Alarm zu schlagen um dann einen Rekruten
zu stellen, der sich an der Uniform eines ranghöheren Wächters verging.
In diesem Moment bog der Verfolgte um die Ecke und war für Braggasch nicht mehr zu sehen. Leise fluchend wurde er schneller - er hatte keine Lust ihn zu verlieren und folgte ihm in die kleine
Seitengasse. Er war erleichtert, als er den Kerl auf einer alten Kiste sitzen sah. Gleich würde ihm der Schreck in die Glieder fahren, wenn ihn ein Vorgesetzter erwischte.
»Hast Du dich verlaufen, Rekrut?«, fragte er leutselig und ging auf ihn zu, doch auch im düsteren Licht der Gasse erkannte er nun den Druiden, der eigentlich unter Bewachung in Gewahrsam sein sollte.
»Nein, danke! Alles in Ordnung, Korporal! Darf ich darauf hinweisen, dass du recht auffällig bei der Verfolgung warst?«
Mit einer tausend mal geprobten Bewegung nahm der der FROG seine Armbrust vom Gürtel und spannte sie gleichzeitig.
»Was treibst du hier, Druide? Ich muss dich natürlich zurückbringen!«
Die Amtshandlung ignorierend, lächelte Darinil den Wächter an. »Was beinahe noch wichtiger als jemand leise zu verfolgen...«
In diesem Moment traf ein knorriger Ast den kurzen Nacken des Zwerges. Reflexhaft feuerte er die geladene Waffe ab und sank bewusstlos zu Boden.
»...ist nachzusehen, ob man selbst verfolgt wird!«, ergänzte der Druide den Satz seines Bruders. »Machen wir ihn gleich zu unserem ersten Opf..«, erst jetzt fiel ihm auf, dass Darinil stöhnend und zusammengekrümmt auf der Kiste saß.
In seiner Seite steckte ein Nagel, hatte die alte Rüstung durchschlagen und den Druiden scheinbar schwer verletzt.
»Darinil! Verdammt noch mal!«, rief Moloin, doch sein Bruder winkte ab.
»Lass uns hier verschwinden. Wir müssen das Opferritual vorbereiten. Unser Gott braucht Kinder!«, ächzend und von seinem Bruder gestützt humpelte er zurück auf die Straße der geringen Götter und sie verschwanden in der Menge die langsam dichter wurde.


Kurz vor de Kreideland
Zufrieden kletterte Dagomar wieder aus der Kutsche. seine Kleidung saß wie angegossen. »So, Freunde, wir können fahren!«, verkündete er vergnügt und konnte es immer noch kaum glauben, dass sie die Begnung mit den sonderbaren Wesen so unbeschadet überstanden hatten.
Doch seine Gefährten sahen ihn mit frustrierter Miene an.
»Gute Idee, Dagomar!«, antwortete Sebulon, »Wärst du nur noch so nett uns schnell die Räder zu holen? Sie müssten sich irgendwo da vorne im Reich der Kleinen freien Männer befinden!«
Der Püschologe sah abwechselnd auf die leeren Achsen des Wagens und das Kreideland über dem sich nun langsam das Licht der Sonne erhob.
»Ähäm», räusperte er sich, »Darf ich etwas vorschlagen?«


Baal-Ohn spürte wie sein Körper an Stofflichkeit zunahm, er konnte schon beinahe die Finger seiner dritten und vierten Hand spüren und sein Schwanz drückte gegen die Haut der verlängerten Wirbelsäule.
Der Gott hatte den Plan der Druiden in Trilonis Erinnerungen noch vor seinem Tod gesehen und musste eingestehen, dass er an Skrupellosigkeit und Aufopferung für ihren Gott nichts zu wünschen übrig ließ.
Diese Initialzündung würde er noch abwarten um alle Fesseln und alles Sterbliche abzuwerfen. Das ultimative Opferritual würde ihm so viel Kraft geben, dass er wieder unsterblich wurde.
Doch zuerst galt es die Druiden von Llamedos unter ihm zu vereinen. Er streckte den Kopf aus der Sänfte und sah die ersten Eichenwälder, die als Schutz der Hügelgräber vor hunderten Jahren gepflant worden im Schein der aufgehenden Sonne.
in diesem Moment hielt der Golem so abrupt an, dass die Sänfte von seiner Schulter rutschte und sich überschlug.
»Krummhand!«, der Diener hatte seinen Fuß mitten im Gesicht seines Gottes und /oder Herren und versuchte panisch von ihm herunterzuklettern.
»Verzeiht, Herr! Das war keine Absicht!«
Zornig wegen dieser Unterbrechung hätte Baal-Ohn ihn am liebsten sofort getötet. »Sieh nach was passiert ist. Wir müssen weiter!«
Der Diener kletterte aus dem Fenster und wurde sofort vom Golem gepackt und hinausgezogen.
Am idealsten ist Putenfleisch, aber jedes Tier das sie zur Verfügung haben ist geeignet«, sagte der Golem mit einer Stimme die wie das Quietschen zweier Äste im Wind klang, ohne die hölzernen Lippen zu bewegen.
Die Waldkräuter werden klein gehackt und das Fleisch damit gefüllt!«.
Der Golem hielt inne. Wo sollte er Waldkräuter hernehmen? Da heftete sich sein Blick auf den Eichenwald vor ihnen. Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich Krummhand bei den Beinen und schleifte ihn mit rasender Geschwindigkeit Richtung Wald.
Seufzend sah Baal-Ohn auf die Sänfte und der Staubwolke, die den Weg des Golems markierte, resignierend hinterher.
»Wenn mein Neues Testament geschrieben wird, werde ich diesen Teil wohl ändern müssen.«
und mit schleifenden Sohlen, die Hände tief in den Seitentaschen vergraben, folgte er dem hölzernen Diener.

Unweit vor Llamedos
Der Kautabak hatte Rabbe wach gehalten, doch sie wusste, dass sie genau wie die Zugpferde eine Pause brauchte. Langsam erhob sich die Sonne über dem Horizont und die Wächterin versuchte sich die Illusion aus den Augen zu reiben, die sie sich gerade einbildete.
Sebulon , Senray, Glum und Dagomar saßen je auf einem Kutschenrad und schwebten scheinbar über das Gras. Der Gesichtsausdruck der Wächter zeigte das blanke Entsetzen, was wohl der Geschwindigkeit ihres Fortbewegungsmittels und den ständigen ruckartigen Richtungswechseln zuzuschreiben war,
»Daemon, Cim, Jargon! Könntet ihr bitte mal aus der Kutsche sehen und mir sagen, dass ich eine Nikotin-Überdosis erwischt habe?«
Knurrend zog Cim den Vorhang zurück und hielt den Kopf aus dem Fenster. »Ist dir klar, dass es noch nicht einmal ganz hell ist?«
»Seht dort!«, sagte Rabbe anstelle einer Antwort auf die rhetorische Frage.
Auch er sah die andren Wächter auf ihren Rädern über das Gras gleiten.
»Was ist den mit denen passiert?«, fragte Daemon der das verblüffende Bild in sich aufsaugte.

27.03.2014 1: 18

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe starrte. Sie wusste keine Antwort. Müdigkeit und eine Überdosis von Nikotin und Koffein machten es ihr schwer, mit dem bloßen Augen Details auszumachen. Sie tastete nach ihrem Rucksack und fand, nach einigem fahrigen Gesuche ihr Fernglas.
Sebulon, Glum, Dagomar und Senray schienen auf einer Art blauen Schemen dahin zu rasen, ihre Gesichtsausdrücke eingefroren in einer art starrem, angsterfülltem grinsen während sie sich an ihre jeweiligen Räder klammerten.
Rabbe blickte in die Ferne und sah, dass sie tatsächlich nur noch sehr knapp von der Grenzen nach Llamdos entfernt waren, genauer gesagt, wenige hundert Meter - in der Ferne sah man, wie das Gras langsam wieder eine normalere Farbe annahm. Die Ermittlerin lenkte die Kutsche auf die Seite und versuchte, eine parallele Fahrtrichtung zu den anderen Wächtern zu erreichen. Sie war zwar nicht unbedingt scharf auf ein Wiedersehen mit dem Stammagenten, aber sie wusste auch dass sie insgesamt eine wesentliche bessere Chance hatten Baal-Ohn aufzuhalten, wenn sie als geschlossene Gruppe agieren könnten.

Sebulon und der Rest seiner Gruppe bewegten sich um einiges schneller als die Kutsche die sie nun verfolgte. Da für die Personen auf den Rädern jegliche Umgebung seit einigen unangenehmen Stunden nur noch ein bunter Schleier gewesen war, bekamen sie davon nichts mit. "Wie lange wird es wohl noch dauern?", dachten alle Mitglieder dieser Truppe unabhängig voneinander, vereint in Agonie. Es war zu Beginn recht schwierig gewesen Kontrolle über Magen und ähnliche Organe zu behalten, dann waren sie für einige Stunden in eine Art gleichgültige Taubheit gefallen, doch die drohte nun zu zerbrechen. In wenigen Stunden hunderte von Kilometern zu Reisen war nichts, was der Menschliche Geist ohne weiteres einfach akzeptieren konnte - dem Zwergischen ging es in dieser Hinsicht kaum besser.
Sebulon fragte sich eben, wie lange er dies noch durchhalten würde, als es plötzlich einen Ruck gab, und er und seine Kollegen sich fühlten, als würden sie durch die Luft geschleudert und würden dann hart auf dem Boden aufkommen wonach sich manche der Teilnehmer hingebungsvoll übergaben, bevor sie in süße Bewusstlosigkeit fielen.

Rabbe schluckte. Sie konnte nicht umhin sich ein wenig Sorgen zu machen. Aus ihrer Sicht hatten die Räder sehr plötzlich angehalten. Die darauf sitzenden Wächter waren mit starker Wucht herunter geworfen worden und mehrere Meter weit geflogen, bevor sie offenbar einen wenig angenehmen Aufprall mitmachten. Die Wächterin zügelte die Pferde um am Ende nicht an den Kollegen vorbei zu reiten. Die Räder waren derweil offenbar davon gelaufen. Rabbe hatte gesehen wie sie sich in die andere Richtung bewegt hatten - dann hatte sie ihr Auge kurz auf die Kollegen gerichtet, zurück gesehen, und die Räder waren weg.
"Ich glaube sie sind bewusstlos.", rief Rabbe ins hintere der Kutsche.
Cim nickte nur vor sich hin und sammelte seien Sanitätsausrüstung zusammen. Er hatte gesehen wie die Kollegen gestürzt waren, und er wusste auch das jeder von ihnen, im besten Fall, mindestens ein paar Prellungen erlitten haben mussten.


*Ankh-Morpork*

Moloin und Darinil hatten ihr Lager in den Schatten aufgeschlagen. Sie wussten nicht so viel über Ankh-Morpork wie sie es für eine solche Situation gerne wissen würden, aber es war offensichtlich dass man in diesem Stadtteil vermisste Kinder am wenigsten vermissen würde. Und am spätesten. Hier hatten wenige Kinder feste Essenszeiten, denn man wusste nie ob es an einem Tag mehrmals etwas zu essen gab würde oder nicht.
Wie fing man hungrige Gassenkinder? Selbst Monoloin wusste, mit Speck fängt man Geziefertiere, also hatten sie zwei Möglichkeiten - Kinder mit essen unauffällig in eine Gasse locken und sie einfangen oder ihnen einfach so auflauern. Ersteres erschien einfacher.
Monoloin begab sich in einen Krämerladen und kaufte ein paar Brote und etwas Schinken ein. Schinkenbrote mussten bei Gassenkindern doch funktionieren, oder? Er hätte lieber Driloin geschickt, dies zu erledigen, doch der Kollege war atmete schwer und er wagte es nicht einmal den Nagel aus der Wunde zu ziehen ohne das notwendige Verbandszeug dabei zu haben. Es war nicht unwahrscheinlich dass man seine Abwesenheit inzwischen bemerkt hatte, und nach ihm gesucht wurde. Er musste von der Straße!
Nicht das man in finden würde. Moloin hatte alles vorbereitet. Alles was für das Ritual noch fehlte waren die Kinder selbst - ihr Versteck mit den Aufbauten würde niemand finden.
Niemand.

*Auf der Grenze des Oktarinen Graslandes zu Llamedos*...
...lagen zwei Zwerge und zwei Menschen auf dem Gras. Eine Kutsche hatte eben neben ihnen gehalten, ein Mensch sprang vom Kutschbock, drei aus der Kutsche. "Dreht sie alle auf die Seite, legt sie nicht auf den Rücken, sie könnten sonst an ihren Zungen ersticken!", wies Cim den Rest seiner Gruppe an, Sekunden nachdem sie ihr Gefährt verlassen hatten. Die Wächter bemühten sich, die am Boden liegenden in eine halbwegs sichere Lage zu bringen. Sie schienen nicht vollauf bewusstlos, eher in einem halb-bewusstem, ausgelaugten Dämmerzustand.
Cim beugte sich über Sebulon.
"Sebulon, kannst du mich hören?"
"wrglfg?" Der Zwerg zwängte die Augen halb auf. Sein ganzer Körper fühlte sich an als wäre er in ein Hamsterrad gebunden und für lange Zeit schnell gedreht worden. Alles schien leicht wirr zu sein, und durch den Schleier der Übelkeit sah er dunkel das Gesicht Cim Bürstenkinns vor sich schweben.

Rabbe begann ein flaches Loch zu graben um ein Feuer zu machen. Die Nacht würde bald hereinbrechen.


*AnkhMorpork*

Moloin leckte sich die Wunde an seiner Hand und machte sich fluchend zurück auf den Weg zu ihrer Basis. Wer hätte gedacht dass unterernährte Kinder so schnell sein konnten? Und so intelligent? Das letzte Kind hatte ihm mit einer Geschwindigkeit in die Hand gebissen die bemerkenswert war, und der restliche Schinken war ihm schon früher gestohlen worden.
Offenbar würde es doch nicht so einfach sein, Kinder in Ankh-Morpork zu fangen. Zumindest nicht so. Aber was würde besser funktionieren? Netze vielleicht? Fallgruben?
Monoloin ging an den großen Schlachthäusern vorbei als ihm eine Idee kam.
So würde es sicher funktionieren!

*Grenze Llamedos-Oktarines Grasland.*

Die Wächter saßen ums Feuer. Sebulon unterhielt sich leise mit Jargon und klopfte ihm zwischendurch einmal beruhigend auf die Schulter, Senray saß zur anderen Seite des Rechtsexperten und schien dort eingeschlafen zu sein. Der Rest blickte mehr oder weniger missmutig und/oder besorgt ins Feuer.
Nachdem die Gruppe des Stammagenten langsam hochgepäppelt worden war, hatte zunächst die Verwirrung um Jargons Anwesenheit geklärt werden müssen. Insbesondere die Zwerge hatten zu Beginn starke Sorge gehabt, dass der Rechtsexperte noch immer von Baal-Oh besessen sein könnte, und Dagomar war einen halben Meer zurück gesprungen als er ihn gesehen hatte. nach einigem hin-und her mit teils merkwürdigen Fragen und komischen Tests seitens der neu-Hinzugestossenen, war dieses Problem schließlich geklärt und es war zum nächsten gekommen

*Eine knappe Stunde zuvor*

Sebulon trank einen Schluck Wasser und sah Cim grimmig an. Er würde mit dem Feldwebel gleich noch ein ernstes Gespräch führen müssen - aber vorher musste er etwas anderes Wissen. Er wandte sich Dagomar zu, der betrübt ins Feuer starrte und sprach ihn an:"Dagomar... ich habe das vorhin ehrlich gesagt kaum mitbekommen... Was hast du den... den kleinen freien Männer gesagt?" er wirkte sichtlich beunruhigt über die Kreaturen zu sprechen, doch Sechs weitere paar Ohren gingen nun auf Empfang - die Aufmerksamkeit lag ganz auf Dagomar.
"Naja, ich... ich bin zu Ihnen hin, und im Grunde habe nur gesagt dass ich gehört habe was sie über Baal-Ohn gesagt haben, dass wir wissen, wo der Böse Geist hin will, und dass wenn sie uns dorthin bringen wir ihnen zeigen können wie er aussieht damit sie mit ihm kämpfen können wenn sie wollen. Und dann. Naja.. haben sie uns irgendwie gepackt glaube ich. Es tut mir leid, aber auch mir scheinen die Ereignisse ein wenig aus dem Bewusstsein entronnen zu sein. Warum sie dann davon sind kann ich mir nicht erklären – immerhin scheinen sie dem Kampf mit großem Eifer entgegen zu sehen."
Sebulon nickte. Es wäre in mancher Hinsicht zwar möglicherweise hilfreich gewesen die kleinen Freien Männer weiterhin auf ihrer Seite zu haben, doch im Grunde war er einfach nur froh sie wieder los zu sein. Ihre Gegenwart machte ihn nervös.
Für einen Moment weilte er in unbekannten Gedanken, als er den Kopf plötzlich hob und Cim fixierte. "Wie bist du eigentlich hierher gekommen, Bürstenkinn? Du konntest dich doch kaum rühren als wir weg sind. Und du, Rabbe. Du wolltest doch die Lage in Ankh-Morpork im Auge behalten, und bist nun doch wieder hier - mit dem angeschlagenen Feldwebel Bürstenkinn, Hauptmann Llancairfyn der eigentlich nichts, aber rein gar nichts mit unserer Mission zu tun hat, und mit Jargon - den ihr, wie ihr sagt, zufällig auf der Straße gefunden habt." Sebulon merkte dass er zu gereizt war. Es war sonst nicht seine Art in der Gegenwart eines vorgesetzten Offiziers so unhöflich zu werden, aber die letzten Tage waren mehr als aufreibend gewesen. Der Schlafmangel, die Morde, die Eile und nun die kleinen freien Männer und das Kreideland... all das zehrte an seinen nerven.
Er blickte Cim verärgert an und wartete auf eine Erklärung.

29.03.2014 14: 24

Senray Rattenfaenger

Senray schlief unruhig neben Jargon, immer wieder kam mit dem Flackern des Feuers vor ihr das Bild von dem Marktplatz in ihren Sinn. Und der Blick, dieser Blick der sie zum Tode verurteilt hatte.
Es war ihr schwer gefallen nicht an diese qualvollen Augenblicke zu denken, als sie Jargon wieder gesehen hatte. Allerdings schien er wie ausgewechselt, das war wieder der Jargon den sie glaubte zu kennen. Doch die Unsicherheit blieb. Was, wenn doch noch ein Teil des Gottes da war? Konnte sie ihm wirklich wieder vertrauen? Würde sie ihm je wieder in die Augen sehen können, ohne daran zu denken, dass er sie hatte opfern wollen?
Die ganzen Fragen, die Schmerzen, die Erschöpfung, die Übelkeit, alles zusammen hatten sie schläfrig werden lassen, so dass sie noch im Sitzen während alle redeten eingeschlummert war.
Doch die Bilder, die ihr der Schlaf brachten, ließen die Wächterin keine Ruhe finden.
„Ratten! Kleine blaue Ratten!“, schrie sie plötzlich und sprang hoch.
Der Rest der Mannschaft sah sie erschöpft und verwirrt an.
„Senray, ist … alles in Ordnung?“, fragte Jargon vorsichtig neben ihr, während er sich umsah.
Leicht zitternd setzte die Angesprochene sich wieder hin und schlang ihre Jacke enger um den Körper.
„Tut … tut mir, also, Leid, Sör … ich, also… ich habe wohl, nun, schlecht … geschlafen…“


31.03.2014 21: 06

Sebulon, Sohn des Samax

"Das haben wir alle", stellte Rabbe leise fest. Sie saß am Feuer und braute den ersten Kaffee des neuen Tages. "Kein Grund, den Rest zu wecken, der noch nicht wach war."
Als Senray sich umsah, erkannte sie, dass nur Dagomar noch schlief. Sebulon, Cim und Glum saßen zueinander gekehrt und hatten vielleicht gerade noch miteinander das weitere Vorgehen besprochen, Daemon und Jaron waren soeben aufgewacht und räkelten sich gähnend.
"Das, also, Entschuldigung", stammelte sie und zog den Kopf ein.
Das Knacken des Holzes beruhigte ihren Verstand. Es roch nach Kindheit und Lagerfeuer, nach angebranntem Kuchen und nach sich anbahnendem Regen. Sie blickte hinauf zum Himmel.
Ein seltsames Land, in das sie im Begriff waren zu reisen. Am Horizont regnete es bereits. Sie dachte darüber nach, dass ihre Regenschirme noch in der anderen Kutsche waren, wenn sie nicht von den kleinen blauen Wirbelwindmännern mitgenommen worden waren. So wie ein Teil ihrer Ausrüstung. Wenigstens hatten einige von ihnen daran gedacht, sich eine Waffe mitzunehmen.
Jargon hatte sich bereits wieder hingelegt und atmete schwer.
Bei dem Gedanken daran, dass er neben ihr lag und schlief, wurde ihr ganz kalt. Sie entschied, sich zum Feuer zu setzen. Das war die wärmere und angenehmere Alternative zu diesen Träumen.
Rabbe blickte sie skeptisch an, kommentierte Senrays Gesellschaft jedoch nicht.
Mit einem Seitenblick auf die hochrangigen Wächter fragte Senray: "Sind, also, naja, palavern die schon lange?"
"Hrm", machte Rabbe und schnalzte mit der Zunge. "Knobeln, wer laufen muss."
Überrascht und etwas erschrocken hob Senray die Augenbrauen. Sie wusste, dass es nicht mehr weit bis zur Grenze nach Llamedos war, aber bis zur nächsten Stadt durch immerwährenden Regen zu wandern, schien ihr wenig erstrebenswert. Allerdings leuchtete auch ihr ein, dass die Kutsche wenig Platz bot. Aus dem Bedürfnis nach Gesellschaft heraus, sprach sie weiter. "Ich bin, also, überrascht, dass die schon wieder miteinander reden. Wenn du weißt, was ich meine."
"Cim und der Agentenzwerg?" Rabbe lächelte humorlos. "Auch der Teufel muss in der Not Brot essen und kann nicht jeden festnehmen, scheint's."
Senray dachte darüber nach. Wie hätte sie in dieser Situation reagiert? Wäre sie so professionell, ihre persönlichen Befindlichkeiten hintanzustellen? Vermutlich war es dann doch die Berufserfahrung, die ihre Vorgesetzten so gesittet miteinander umgehen ließen. Oder vielleicht kam die große Keule erst noch, wenn man erst einmal zurück war und unter Ankh-Morporkischer Jurisdiktion wandelte.
"Kaffee?", frage Rabbe in schroffem Tonfall.
Senray zuckte zusammen und lehnte dankend ab. "Ich werde nochmal, solange es geht, naja, etwas liegen", erklärte sie.
"Wie du meinst."
'Merkwürdig', dachte die Obergefreite, als sie ihr Nachtlager an eine andere Ecke des Lagers verlegte, 'fast scheint es mir, als wäre sie einsam.'

11.04.2014 14: 19

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

Rote Augen umgaben ihn. Sie kamen immer näher, und mit jedem Stück, das sich diese kleinen Höllenfeuer ihm näherten, erklang ein dumpfes Grollen, wie weit entfernter Donnerschlag, nur ... künstlicher. Der Püschologe drehte sich verwirrt im Kreis und suchte nach einer Lücke, durch die er ausbrechen konnte, doch nichts dergleichen war zu sehen. Ihm blieb nur eines: Kämpfen oder Aufgeben. Da beides jedoch unweigerlich zu seinem Tod führen würde, hielt er es für heroischer und angemessener, seine Waffe zu zücken. Er griff an seinen Gürtel, und erfühlte etwas weiches. Dagomar schaute verwirrt an sich herunter. An der Stelle, an der sonst sein Kurzschwert hing, befand sich eine gebratene Truthahnkeule.
Mit einem inneren Achselzucken zog er den Leckerbissen aus seinem Gürtel, und versuchte, möglichst bedrohlich zu wirken. Ohne Erfolg.
Das dumpfe Grollen und die leuchtend roten Augen kamen immer näher, so nahe, dass der Gefreite die Gesichter erkennen konnte, die zu dem roten Glühen gehörten. Sie alle hatten die gleiche hölzerne Maske, die ihn erschreckend an Yorrik, den Straßenjungen, der durch den Holzgolem sein Ende fand, erinnerten. Jede der hölzernen Gestalten, die ihn umkreisten, hoben einen ihrer sechs Arme. Die gesamte Situation wirkte auf den blassen Omnianer wie eine groteske Ballettaufführung. Die Arme sausten auf ihn zu und -
Dagomar wurde von einer Ohrfeige geweckt. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Als er die Augen öffnete, sah er das Gesicht Rabbes vor sich, das eine seltsame Mischung aus Genugtuung und Besorgnis zeigte.
"Nicht du auch noch!", brummelte sie.
"W-Was ist passiert?", wollte der Püschologe wissen.
"Du hast geschrien wie am Spieß. Hast um dich geschlagen und allen in der Nähe den wohlverdienten Schlaf geraubt!"
"Oh. Wohlan, hiermit möchte ich mich selbstverständlich bei allen Anwesenden für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Ich fürchte, die strapaziöse Reise fordert ihren Tribut und belastet uns alle."
Rabbe nickte nur kurz, bevor sie sich wieder entfernte.

Kurze Zeit später rief Sebulon die etwas verstreute Truppe zusammen, um das Beratungsergebnis zu verkünden. Da ein schnelles Weiterziehen von großer Wichtigkeit war, würde sich die gesamte Truppe irgendwie in die letzte verbliebene Kutsche zwängen müssen, wobei es eine enorme Erleichterung wäre, wenn sich jemand bereit erklären würde, sich auf das Kutschendach zu begeben, um dort Platz zu nehmen.
Zum großen Staunen Aller meldete sich Dagomar freiwillig für diesen unbeliebten Platz, während er etwas von frischer Luft murmelte.
Kurz darauf gab es eine kleine Rangelei darüber, wer welchen Platz einnehmen würde, aber ein paar strenge Blicke und ein Räuspern der Ranghöheren beendete dieses Verhalten, sodass jeder Wächter relativ zivilisiert seinen Platz einnahm.
Als die Kutsche anfuhr, trafen einige Tropfen das Gesicht des Püschologen auf dem Kutschdach.
Prüfend streckte dieser eine Hand aus und schaute zum Himmel.
"Vermaledeit", entfuhr es ihm, als er die großen schweren Gewitterwolken sah, die sich über ihnen zusammenbrauten.

16.04.2014 13: 48

Rabbe Schraubenndrehr

*Ankh-Morpork*

Darinil stöhnte. Moloin hatte soeben erneut versucht an dem Nagel zu ziehen, doch er schien sich verbogen zu haben und es fühlte sich an, als wäre der Nagel L-Förmig geworden und zöge nun an Darinils Haut. Er hatte einiges an Blut verloren und fühlte sich schwummrig, doch der neue Plan lag klar vor seinen Augen.
Wenn die Kinder Ankh-morporks eines gemeinsam hatten, dann war es ihr Halunkentum. Also musste man sie mit einer Gelegenheit ködern - einer Gelegenheit so wunderbar, so einfach und so gewinnbringend, dass auch das vorsichtigste Kind nicht widerstehen können würde - und sie alle würden wie eine Schafherde in ihren Untergang geführt werden.
"Argh!", entfuhr es Darinil, er kippte leicht vornüber. Ein neuer Blutschwall drang aus seiner Brust und er atmete nun schneller. Moloin hatte den Nagel erneut gepackt und mit aller Macht gezogen - was dafür gesorgt hatte, dass die Verletzung nun noch um einiges größer war.
Der Druide keuchte und versuchte sich aufzurichten. Moloin sah ihn beunruhigt an - seiner Meinung nach, sollte sich der Kollege hinlegen, doch der hatte darauf bestanden sitzen zu bleiben um die Gefahr einzudämmen dass er einschlief, denn wie sollte er seinem Gott dienen, wenn er nicht bei Bewusstsein war?
Moloin versuchte das Blut weg zu tupfen und seufzte seinerseits. Er konnte womöglich die Blutung stoppen und einen Verband anlegen - aber er war kein Arzt. er konnte den Kollegen nicht nähen und auch nicht prüfen ob Organschäden vorhanden war. Wenn sie nicht zufällig überraschend unglaubliches Glück hätten, würde Darinil sterben sofern sie es nicht schafften das Baal-Ohn rechtzeitig seine Macht erlangte. Fall sie dies schaffen würden, könnte dessen göttliche Macht jeden von ihnen in die Lage versetzen, jeder Verletzung stand zu halten - ganz zu schweigen von den anderen Kräften die ihr Gott ihnen geben könnte.
Er verband den Kollegen und bat ihn, vor Ort alles vorzubereiten um die ankommenden Kinder zu überwältigen. Dann wandte er sich seinem Teil der Aufgabe zu. Er zog den verwaschenen Anzug an, den er in einem Kramladen erstanden hatte, und prüfte die Stabilität der Geldsäcke die er sich besorgt hatte. Das Geld zu bekommen war nicht schwer gewesen - sie hatten ein paar Goldmünzen von daheim mitgebracht, und die Bank hatte ihnen gerne eine größere Menge Dollars dafür gegeben.
Moloin schüttete das Geld auf dem Boden aus und begann eine einfache Zielhypnose darauf zu wirken. Damit würde es ein leichtes sein, einige Kinder hierher zu bekommen.


*Llamedos*

Die Kutsche donnerte über die Steppe. Es regnete noch immer, und es war so dunkel das man denken könnte der Himmel wollte die Scheibe verschlingen. Rabbe biss die Zähne zusammen. Nach Zwei Stunde fahrt war der Omnier auf dem Dach völlig durchgefroren gewesen und sie hatte sich bereit erklärt mit ihm den Platz zu tauschen - so würde er wenigstens nicht mehr jammern. Sie waren schon einige Stunden unterwegs, und Rabbe hatte wenig Hoffnung dass der Regen irgendwann nachlassen würde. Sie war vor einigen Jahren schon einmal hier gewesen, und in den Dreizehn Monaten die sie an diesem verdammten Ort gelebt hatte war so viel Regen vom Himmel gefallen dass sie sich wunderte dass sie nicht anfing zu faulen. Im Grunde hatte es an keinem Tag nicht geregnet. Kein einziger! Es war normal - man wachte auf, man ging nach draußen, duschte im Regen und zog sich dann an.
Sie fragte sich bis heute warum sie das damals auf sich genommen hatte.
In der Ferne schien es, als würde der Himmel aufklaren und die Überwäldlerin atmete erleichtert auf. Wenn dort wirklich Sonnenschein ohne Regen wartete wäre das die bisher beste Nachricht des Tages. Rabbe zog ihr Fernglas hervor und sah sich um.
Am Horizont wurden Häuser sichtbar.

17.04.2014 11: 04

Sebulon, Sohn des Samax

*Gwyrdd Gelyn, Llamedos*

Rabbe saß durchgefroren und mit einem Handtuch umwickelt am Feuer im Klappbrettraum des einzigen Klackerturms von Gwyrdd Gelyn. Ihre Haare und Kleidung waren noch feucht von der verregneten Fahrt durch das Oktarine Grasland. Sie hatten in diesem Vorort zur großen Überraschung der meisten Wächter gehalten und zielstrebig auf den Klackerturm zugehalten.
Ein kleiner Kerl mit ungesund grauer Haut hatte ihnen geöffnet, scharfe Zähne und ein schelmischer Blick empfingen die Wächter im geschäftigen Heim des alten Kobolds, der sie auf Llamedonisch im Namen seiner ganzen Familie willkommen hieß. In gebrochenem Morporkisch stellte er sich nach ausführlichen Übersetzungen durch Daemon noch einmal als Junges Zwielicht vor. Sie wurden von ihm in den Nachrichtenbeobachtungsraum geführt, in dem sie nun alle dicht an dicht saßen und sich am Feuer wärmten. Über ihnen klappte am großen Klappbrett etwa alle zwei Sekunden eine Zahl oder eine Buchstabenreihe um, sodass man mit genug Geduld die wichtigsten Nachrichten der Scheibenwelt in Echtzeit mitlesen konnte.
Cim und Daemon waren mit ihm in ein Büro gegangen und saßen dort nun schon eine Viertelstunde lang, ohne dass mehr als undifferenziertes Männerstimmenbrummen zu den anderen Wächtern durchgedrungen wäre.
Senray und Jargon wurden wach, als Sebulon sich räusperte und zu reden anhob. "Ihr fragt euch sicherlich, weshalb wir ausgerechnet in diesem kleinen Raum eine Pause machen."
"Warum wir überhaupt eine Pause machen", knurrte Rabbe aus purem Widerwillen gegen den Agenten, auch wenn ihr Körper den Aufenthalt definitiv zu schätzen wusste.
Der Sohn des Samax nickte verständnisvoll. "Zunächst ist niemandem geholfen, wenn wir das kriminelle Subjekt finden und zu erschöpft sind, um ihm das Handwerk zu legen."
"Du meinst: Baal-Ohn aufhalten", murmelte Jargon, verwirrt über die künstliche sprachliche Distanz.
Glum setzte sein Sonntagsgesicht auf und wies den Rechtsexperten zurecht: "Nicht nur diesen besitzergreifenden Hassballon, Bursche, sondern auch seine Handlanger, Helfer, und nicht zuletzt ist da noch ein gewisser nachtschwarzer Holzriese zu Fall zu bringen. Was wir bereits in Ankh-Morpork hätten erledigen sollen, wenn ihr mich fragt, wie in der guten alten Zeit, als man nicht erst einen Erholungsurlaub gemacht hat, wenn so ein Drecksack die Stadt in flüchtiger Weise verließ."
In diesem Moment nieste Dagomar. "Ich bitte um Verzeihung", sagte er und schnaubte sich dezent mit einem Stofftaschentuch die gerötete Nase. "Gehe ich recht in der Annahme, dass unserer Einkehr in diesem Ähtablissmong auf einer über bloßes Akklimatisieren hinausgehenden taktischen Entscheidung basiert, die dem Fortgang unserer Unternehmung eine Richtung aufzuerlegen vermag?"
Während Senray noch ihre Lippen bewegte, um den Satz des Püschologen in ihrem Kopf zu entschlüsseln, nickte Sebulon schon, der eine ähnliche Frage erwartet hatte.
"Der taktische Hintergrund für den Halt ist basal." Er deutete nach oben auf die unregelmäßig klappende Apparatur. "Nachrichten. Austausch und Koordination mit den zuständigen Wachen auf der Route des kriminellen Subjekts. Außerdem sollte die Wache am Pseudopolisplatz über Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden." Mit einem Blick auf Rabbe fügte sie hinzu: "Auch über unerwartete Nebenkosten."
Die Ermittlerin überhörte den Seitenhieb und rubbelte sich mit dem Handtuch durch ihre kurzen Haare.
"Äh, Sör", meldete sich Senray zu Wort, doch dann hielt sie inne. Sie suchte nach Worten, während Sebulon sich die Müdigkeit aus den Augen rieb.
Erwartungsvolles Schweigen lag über den Wächtern, als in diesem Moment Cim und Daemon mit ernsten Gesichtern in den Klappbrettraum zurückkehrten.
"Frisch von der Leber weg, Obergefreite", sagte Sebulon und blickte Cim fragend an.
Cim nickte.
"Wäre es, also, möglich", sagte sie und holte tief Luft, "dass wir die Klacker für kurze Nachrichten nach Hause benutzen?"
"Ja", antwortete Cim statt des Agenten. "Wir haben arrangiert, dass jeder, der möchte, einige Zeilen über die Klacker absetzen kann. Nicht viel, keine langen Briefe. Mir ist egal, ob es an private Adressen geht oder ans Fratzenbuch, Hauptsache wir sind bald wieder auf dem Weg. Es wird ohnehin eine Übertragungsverzögerung geben, die Nachrichten werden über mehrere Türme in Lancre weitergeleitet - es kann also sein, dass wir schon zurück sind, wenn die letzten Nachrichten ankommen." Mit einem Blick auf den mit vielen scharfen Zähnen lächelnden Kobold fügte er leise hinzu: "Und ich gehe fest davon aus, dass wir zurückkehren, also bitte keine Lebewohls, wenn ich bitten darf." An seine Kollegen gerichtet fuhr er fort: "Junges Zwielicht hat sich erboten, uns eine Mahlzeit zur Verfügung zu stellen. Ich möchte keine Beschwerden hören, wir sind Gäste. Verstanden?" Die Frage war eindeutig an Glum Steinstiefel gerichtet, der jedoch nur gleichmütig mit den Schultern zuckte.
"Felly", sagte der Kobold, "Wer möchtest als Erstling, ysgrifennu, schreiben nach Heimat?"

An verschiedenen großen Orten der Scheibe begannen in dieser Stunde zwei Dutzend Druiden mit Llamedonischem Akzent Beschwörungen zu murmeln und mit Blutopferungen zu beginnen. Sie wussten, es kam auf die Gesamtwirkung an, auf den Glauben, auf den Terror. Nicht einmal auf eine Anzahl von Leichen - sie ließen viele Straßenkinder wieder gehen, als sie hatten, was sie brauchten.
Baal-Ohn verlangte nach Aufmerksamkeit, nach Macht, nach Herrschaft über den Geist, nicht am Einzelnen, sondern in der Fläche.
Und seine Macht wuchs.

19.04.2014 12: 09

Jargon Schneidgut

Die Messer der Druiden gingen nieder, und das Regenwasser auf dem Boden färbte sich rot.
Die Füße des Holzgolems standen im schlammigen Boden außerhalb der Ritualstätte. Der Steinkreis war gesäumt mit Stechpalmen, Weiden und Erlen. Regentropfen fielen, und ein durch die Wolken zwielichtiges Sonnenlicht glitzerte auf dem Boden und den Blättern.
Baal-Ohn stand inmitten der Monolithen, und er spürte, wie ihm Lebensenergie zufloss, die von überall auf der Scheibe zu seinen Gunsten vergossen wurde.
Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
Es scheint alles nach Plan zu verlaufen, dachte er. Zu schade, dass Krummhand nicht hier ist, um diesen Augenblick wahrzunehmen.
Der Diener war letztendlich am Spieß geendet, als der Golem die Fehlfunktion erlitten hatte - schade, aber es hätte sich nicht gelohnt, den eigenen Körper im Versuch, ihn zu retten, zu riskieren.
Immerhin war er bereits nahezu gewandelt.
"Baal-Ohn! Baal-Ohn!", riefen die Druiden um hin herum, die auf ihren Plätzen im Oktagramm das Blut der Unschuldigen zu kleinen Kreisen anordneten.
Er spürte die schwindende Angst der Kinder der Welt, die letztendlich Kälte wich. Die Augen, die einst Triolin gehört hatten, nahmen einen roten Schein an, und er spürte, wie seine zusätzlichen Arme gegen die Haut an seinem Brustkorb drückten.
Der Schmerz nahm zu, ebenso wie der Regen, der aber, so stark er schüttete, nicht in der Lage war die roten Kreise an den Ecken des Sterns aus Stein zu verwischen.
"BAAL-OHN!", schrien die Druiden.
Er schrie mit ihnen.

Jargon, Senray und Cim schrien im gleichen Moment wie er und pressten sich die Hände gegen den Kopf.
Das brachte ihnen verständlicherweise erschrockene Blicke ihrer Kollegen ein.
"Wir sind zu spät!", ächzte Cim und versuchte, sich an einer Stechpalme abzustützen, die neben der Kutsche stand, die sie gerade hatten bemannen wollen.
Er fiel in den schlammigen Boden, die Augen aufgerissen.
Jargon und Senray waren zu Boden gesunken und schrien unverständliche Dinge. Es klang, als kämpften sie gegen die Luft an, die ihnen jemand aus den Lungen zerren wollte.
"ICH GEHORCHE NIEMANDEM!", schrie Jargon, und er schlug immer wieder auf den matschigen Boden zu seinen Füßen ein.
"N-Nein- keine Kälte kann mich beherrschen-", brabbelte Senray während ihre Augen von grün nach rot und wieder zurück wechselten.
Während Rabbe Cim aufhalf, versuchten Dagomar und Glum Senray zu beruhigen. Sebulon kniete neben Jargon und achtete darauf, dass er sich nicht verletzte.
Senray beruhigte sich bald wieder, auch wenn ihre Augen zwischendurch immer wieder einen merkwürdigen Orangeton annahmen.
Jargon wurde nach wenigen Minuten ohnmächtig und ließ sich nicht wieder wecken.
"Hm", brummte Glum. "Sieht so aus, als müssten wir uns jetzt etwas beeilen."

23.04.2014 22: 19

Rabbe Schraubenndrehr

*Llamedos*

Die Truppe beeilte sich nun, so schnell wie möglich weiter voran zu kommen. Manche von Ihnen hatten am Vorabend noch Klackernachrichten verschickt, andere hatten nur das Dach über dem Kopf genossen.. Nach den Ereignissen dieses morgens war an Ruhe jedoch nicht mehr zu denken. Die Wächter packten alles so schnell wie möglich zusammen und rasten weiter. Die Sticheleien untereinander beschränkten sich heute auf ein zuvor nie bekanntes Minimum, denn allen ging dieselbe Frage durch den Kopf: Wenn sie Baal-Ohn erst einmal eingeholt hatten.. wie würden sie ihn besiegen? Sie wussten nicht was sie tun konnten um sich der Gedankenkontrolle zu entziehen. Es musste einen Weg geben sich davon abzuschirmen, das wussten sie. Nur gefunden hatten sie ihn noch nicht.

Rabbe sah nachdenklich aus dem Fenster. Sie hatte keine Antwort mehr von ihrem Kontakt in Pant-y-Girdl bekommen und das beunruhigte sie mehr als sie zugeben mochte. Normalerweise war die Person an die sie geschrieben hatte sehr zuverlässig gewesen und hatte sehr schnell geantwortet. Sie wusste dass er an einer Möglichkeit gearbeitet hatte die eigenen Gedanken abzuschirmen um den Verstand zu schützen. Doch was wenn man ihn erwischt und schon geopfert hatte?
Die Ermittlerin versuchte zu ignorieren wie sich ihr bei dem Gedanken die Kehle zuschnürte. Das war sicher nicht passiert. Er würde sich bestimmt nicht einfach erwischen lassen.
Nein.
Er nicht.


*Pant-y-Girdl*

Dem Schwarzhaarigen war schlecht. Hundsmiserabel elendig schlecht. Er war sich sicher das Baal-Ohn jeden Moment völlig in diese Welt treten würde - und das spürte man. Wie ein sog der langsam am Verstand fraß und der Wahnsinn durch die Luft zu fluten schien... Der Überwäldler blickte sich in der Stadt um und stellte fest dass er sich besser in den Untergrund begeben sollte. Er würde bald eine Möglichkeit haben sein Gehirn vor dem schädlichen Einfluss zu schützen, aber das würde ihn nicht vor der gottesfürchtigen Meute bewahren.
Er blickte sich um, trat in eine dunklere Gasse und rutschte an einer verlängerten Feuerstange in den Boden. Das hier angelegte, feuchte System war nicht besonders groß – es war ein Zusammenschluss aus mehreren Kellern dass sich zwar insgesamt durch die Ganze Stadt erstreckte, jedoch noch nicht besonders verzweigt war. Es war leicht überschaubar, womit es kein allzu günstiges Versteck darstellte.
Aber man konnte sich ungesehen bewegen.


*Ankh-Morpork*

Darinil atmete ruhig. sie hatten genügend Opfer gebracht. Die Luft roch metallisch und der Boden war mit Blut übersät.
Und er spürte wie ihm die Zeit ausging. Vor ein paar Minuten hatte er begonnen sich ernsthaft schwächer zu fühlen, kurze Zeit darauf konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten. In seinem Kopf spürte der den beruhigenden, stärker werden Sog Baal-Ohns der alle gläubigen aufforderte, ihm zu folgen, zu ihm zu kommen und ihm zu dienen.
Der Druide öffnete die Augen und sah sich nach Moloin um. "Moloin? Wo bist du?", er konnte den Kollegen nicht entdecken.
Ein lautstarkes Hämmern ertönte von der Tür her. "Stadtwache! Sofort aufmachen!, rief eine unfreundliche Stimme, und Darinil blickte sich so erschreckt um wie es ihm sein blutarmer Zustand noch gestattete. Von Moloin war keine Spur zu entdecken. Der Boden kündete von den Überbleibseln des Rituals. Er hatte das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen, als die Tür berstend aufgebrochen wurde.


*Pant-y-Girdl*

Eine Platte im Boden öffnete sich und ein Fernrohr kam heraus, drehte sich im Kreis und verschwand wieder darunter. Kurz darauf wurde die Platte zur Seite geschoben um ein dunkel gekleideter Mann kam heraus und verschwand schnell zwischen den Nahe stehenden Bäumen. An dieser Seite Pant-y-girdls grenzte der Wald an, und die Gestalt war dankbar dafür, denn er spürte wie die Macht in der Stadt stärker wurde, und er hatte auf dem Weg schon einige Leute gesehen die verträumt ins nichts gestarrt hatten und offenbar Schwierigkeiten hatten sich an ihre Gedanken zu erinnern.
Eile tat Not.
Alexander lief durch den Wald. Er sprang durch ein paar Büsche und kletterte schließlich einen Baum hoch, kletterte auf einen anderen hinüber und sprang, nach einigem weiteren Baum-überquerens in das Innere eines sehr breiten, teilweise ausgehöhlten Stammes.
"Spulok! Hast du etwas gefunden? Rabbie wird bald hier sein und ich möchte sie nicht enttäuschen was dieses Problem angeht."
Der alte Mann sah nicht von einer Arbeit auf, murmelte aber etwas verärgertes in seinen Bart. "Spürst du Baal-Ohns Einfluss in deinem Kopf?", fragte er mit einer merkwürdig metallisch hohlen stimme.
"Ein ziehen, aber noch kein Einfluss."
Der Alchemistentechniker nickte. Alexander fand immer, das der alte Mann wie ein Uhu aussah. Aber er war ungeschlagen in seinen Fachgebieten.
"Ich habe mein Gehirn in das Aquarium dort drüben gelegt um die Theorie z testen, und ich glaube wir hatten recht. Er konnte mein Gehirn nicht finden, dachte aber er hat mich weil er meinen Kopf angezapft hat."
Der jüngere starrte. So verstörend diese aussage auch war, meist sagte der Wissenschaftler kurz nach solchen aussagen irgendetwas dass alles erklärte und es völlig normal erscheinen ließ.
Er bemerkte eine blutige Linie am Rand des Kopfes dieses Mannes.
"Äh...", entfuhr es ihm leise. "Und.. Ich... Du hast aber sich etwas... einfacheres gefunden, oder? Wir werden nicht.. unsere Gehirne raus nehmen lassen müssen, oder?" Alexander versuchte, seine Unsicherheit zu überspielen, doch es gelang ihm nicht ganz.
Spulok sah ihn sauer an. "Du tuft gerade fu fo alf of ef ein Problem wäre gelegentlich mal daf gehirn rauffunehmen. Waf tuft du wenn due f reinigen willft, hm?" Der Igor fuhr sich genervt durch die Federn und Alexander beschloss am besten abzuwarten. Spulok lispelte nur wenn er sehr aufgebracht war.
"Wie auch immer.. Trag diesen Stein auf deinem Kopf. Er tut so als wäre er dein Gehirn und fängt damit Baal-Ohns Kontrollenergie ab. Es wird nicht bemerkt werden."
"Einen.. Stein?"
Spuok sah ihn böse an und gab ihm einen metallisch glänzenden Stein an dem ein Gummiband angebracht worden war. "Ef ift kein normaler Ftein. Jetft mach fon,e r foltle problemlof unter dienen Hut paffen."
Alexander tat wie ihm geheißen. Er hob den Hut von den langen, schwarzen Haaren, klemmte den Stein widerwillig auf den Kopf und setzte den Hut auf. Es gefile ihm nicht. "Keine Veränderung. Bist du sicher dass es funktioniert?"
"Denk mal fowaf wie "Baal-Ohn if ein miftiger miftkerl."
Alexander dachte es. Der Stein trommelte kurz auf und war dann still.
"Wenn du ihn nciht aufgehabt hätteft wär dein Kopf jetft matf. Fau auf die Machtanfeige. Baal-Ohn hat egrade die Bevölerung üebrnommen... diefer miftige Miftkerl."

25.04.2014 13: 49

Cim Bürstenkinn

Eichenwald vor Pant-y-Girdl

Zufrieden saß Baal-Ohn auf seinem Thron, der aus den übereinander getürmten Leichen seiner Opfer gebaut worden war. Der Geruch von trocknendem Blut, verbranntem Fleisch und offen liegenden Eingeweiden erinnerte ihn an seine ruhmvolle Zeit vor seinem Sturz. Die auf ihn einströmende Energie schaukelte sich immer mehr auf. Je mehr Opfer ihm gebracht wurden, desto mehr Leute konnte er in seinen Bann ziehen, desto mehr Opfer wurden gebracht!
Wenn er die Augen schloss, sah er ganz Llamedos inklusive Hergen in einem roten Licht. Zusätzlich gab es einen breiter werdenden Steg von Ankh-Morpork hierher wo er absolut herrschte. Schließlich die Zwillingsstadt selbst. Es war weise von den Druiden in Ankh Morpork nicht alle Kinder zu opfern, den sie waren glühende Anhänger seiner Religion und töteten nun ihrerseits in seinem Namen.
Es war an der Zeit.
Er richtete sich auf und erhob die Hände.
»Meine Gläubigen! Es ist an der Zeit der Prophezeiung zu folgen. Nicht länger sollt ihr einander bekriegen, nicht länger um die Herrschaft über Bäume und Steine unter dem ewig fließenden Regen von Llamedos kämpfen.«
Dunkle Wolken zogen vor die Sonne, als wollten sie unterstreichen was der Gott gerade gesagt hatte.
»In alter Zeit war es der Prinz von Llamedos der zum König des Reiches von Ankh-Morpork wurde. Diesen Brauch werden wir nun erneuern!«
Damit begann die regennasse Druidenkutte langsam an zu dampfen, dann zu rauchen, schließlich zu brennen, bis der gesamte Körper in Flammen stand.
Mit ungläubigen Augen starrten die Unterkönige, Grafen und Barone ihren Gott an und die Hitze die von ihm ausging ließ sie schützend ihre Gesichter bedecken.
»Seht nun, und seid gesegnet, meine wahre Form!«, brüllte Baal-Ohn und Triloins Körper explodierte – tatsächlich spritzten Teile des Druiden über die versammelte Menge, die mit Blut und kleinen Stücken von Knochen und Innereien bedeckt waren.
Doch die rot strahlende Form stand nach wie vor auf dem Leichenthron und erhob nun vier Arme über die Menge.
»SENKT DEN KOPF VOR MEINER MAKELLOSEN GESTALT!«, erklang Baal-Ohns Stimme direkt in den Köpfen seiner Gläubigen und der langen Reihe von Opfern die vor der Feuergrube noch auf ihren Tod warteten.
»FAHRT FORT MIT DEN OPFERUNGEN! NOCH ETWAS MUSS GESCHEHEN, DAMIT WIR DIE HERRSCHAFT ÜBER ANKH-MORPORK ERLANGEN KÖNNEN!«
Damit setzte er sich wieder und stellte vergnügt fest, dass seine glühende Haut die Leichen unter ihm weiter verschmorte, während die einfachen Bürger zur Feuergrube geführt wurden. Nur noch 24 Stunden, dann würde sein Körper die unverwundbare Form angenommen haben die ihm bestimmt war!
Währenddessen zerbröselte im Holzgolem ein weiteres Blatt mit einem ungenießbaren Rezept und zum Vorschein kam ein weiteres Special mit dem Namen »Der König von Ankh-Morpork, Herrscher bis Überwald.«

Ankh-Morpork
Braggasch stand mit gezückter Armbrust in der Türöffnung und sah wie der Geflohene schwach auf einem Heuballen saß. Seine Brust war blutgetränkt. Scheinbar hatte ein Unkundiger die gebogenen Nägel aus ihm entfernt und damit noch größeren Schaden verursacht.
»Keine Bewegung Darinil«, sagte der Zwerg, der sich wohltuend der FROG-Wächter in seinem Rücken bewusst war. Doch der Druide konnte der Aufforderung nicht Folge leisten und fiel vornüber auf den Boden.
»Ok!«, sagte Braggasch unsicher. »Aber bleib jetzt liegen!«

Moloin hatte einem Heiler eine Wundermedizin abgekauft, bevor er ihn im Namen seines Herren getötet hatte. Der kleine Tiegel hätte 1000 AM-Dollar gekostet und er hoffte, dass er wirklich so viel wert war. Er wollte Darinil jetzt nicht verlieren. Vielleicht sah es sein Gott sogar als Versagen an, wenn sein Partner starb bevor er seine Aufgabe erfüllt hatte und richtete seinen Zorn auf den Überbringer der Nachricht.
Abrupt blieb er stehen, als er sah, dass ein ganzes Aufgebot an Wächtern vor ihrem Versteck stand und aufmerksam das Haus darüber beobachtete. Schnell machte er kehrt und warf den Tiegel mit der Wundersalbe in einen Haufen Unrat der auf der Straße lag.
Er hatte keine Wahl mehr, und war froh, das Buch mitgenommen zu haben, dass sie aus der Unsichtbaren Universität gestohlen hatten.
Im Eingang eines verlassenen Stockhauses kniete er sich zu Boden und schloss die Augen
»Mein Herr und Gott, Baal-Ohn! Die letzte Phase unseres Vorhabens hat begonnen. Steh mir bei in dieser Aufgabe und hilf mir mit deiner göttlichen Kraft!«, betete er leise und spürte wie sich die Aufmerksamkeit des Gottes schlagartig zur Gänze auf ihn richtete.
Moloin sah ihn, auf seinem rauchenden Thron aus Menschenleibern, bereits in seiner neuen Form und alle vier Hände schienen ein Gefäß darzustellen, das sich mit göttlicher Energie füllte. Die schlagartig auf Moloin überging.
Er zuckte wild, seine Hände verkrampften sich um das Buch und er spürte wie ihn unglaubliche Kräfte durchströmten. Er war bereit, doch er musste seinem Gott sagen, dass sich der Plan geändert hatte.
»Herr, Darinil. Er ist verletzt und die Stadtwache hat ihn festgenommen!«
Kurz spürte er wie der jubelnde Gott verwirrt war und Moloin zuckte zusammen als er spürte, dass Ärger in ihm aufkam.
»WER IMMER DARINIL SEIN MAG. GEH UND ERFÜLLE DEINEN AUFTRAG!« Damit endete die Verbindung und der Druide erhob sich erleichtert.
»Diebesgilde von Ankh-Morpork. Das hier ist Ewald Schnellgriff und mein Name ist Joachim Notdurft. Dies ist ein offizieller Überfall, der ihnen natürlich quittiert werden wird. Wir müssen darauf hinweisen, dass jede Zuwiderhandlung ein Verstoß gegen das Gildengesetz darstellt, der schwer geahndet werden ….kann?«
Moloin hatte den Sprecher der beiden Diebe nur angelächelt bis dieser unruhig wurde.
»Bist du ein gläubiger Mensch, Dieb?«

Wenig später trat Moloin in Begleitung von Ewald Schnellgriff und Joachim Notdurft vor den Palastwächter beim Patrizierpalast.
»Wir würden gerne den Patrizier sehen, mein Freund. Es ist dringend und am Besten kommst du gleich mit!«


Llamedos – Die Kutsche
Cim hatte nun den Platz auf dem Dach der Kutsche eingenommen. Zum einen war die Luft im Inneren der Kutsche zum Schneiden und das ständige Dröhnen von Baal-Ohns Beeinflussung in seinem Kopf ließ ihn halb verrückt werden. Der Regen hatte aufgehört und er hatte es satt seinen Begleitern ständig zu erklären, warum er Grimassen schnitt.
»DER SOLL NUR HIER REIN KOMMEN«, sagte Sankt Tobsucht in seinem Kopf, »DEM ZIEHE ICH DIE HÖRNER LANG, WIE ER ES NOCH NIE ERLEBT HAT!«
»Kannst du bitte die Klappe halten, Tobsucht? Es genügt wenn ER dauernd quatscht!«
Rabbe saß am Kurtschbock und trieb die Pferde an. Sie bezog Cims Monologe längst nicht mehr auf sich und war froh, dass er wenigstens nicht bewusstlos war wie Jargon.
Sie hatte keine Ahnung mehr wie das Ganze noch gut aus gehen sollte, den längst spürte sie selbst die beeinflussende Macht des Gottes. Nur das Wissen um seine Absichten, die Gräueltaten die sie gesehen hatte, machten sie noch immun gegen die Einflüsterungen doch endlich in die stetig wachsende Gemeinde von Baal-Ohn zu kommen.
Gleichzeitig fragte sie sich ob es den wirklich so schlimm war, was er machte. Immerhin war er ein Gott und hatte das Recht…. So fest sie konnte schlug sie sich selbst mit der rechten Hand ins Gesicht und schüttelte die fremden Gedanken aus ihrem Gehirn. Sie hatte zwar keinen Raufbold als Gott, aber ein Schlag half auch ihr um Herrin der eigenen Gedanken zu bleiben.
Längst kannte sie den Weg wieder auf dem sie fuhren, und nur noch der Wald vor ihnen trennte sie von Pant-y-Girdl. Würde ihr Bruder die Nachrichten bekommen haben, die sie geschickt hatte? Und wenn konnte er ihnen helfen, diesen wahnsinnigen Gott zu besiegen?
Plötzlich wurde ihr klar, dass außer der ständigen Präsenz von Baal-Ohn ihn ihrem Kopf auch ihre Ohren den Namen hörten.
»Baal-Ohn, Baal-Ohn!«, schrie eine gewaltige Menge gefolgt von einem Jubelschrei. Rabbe konnte sich denken, dass erneut ein Mensch sein Leben verloren hatte und war froh nur zu hören und nicht zu sehen, was da gerade passierte.
»Hallo Schwesterchen!«
Die schwarzen Haare des Mannes, standen zottig über den Hut hinaus, dessen Rand er zur Begrüßung antippte.
»Alexander!«, rief sie erleichtert und hielt die Pferde halbherzig an und sprang von der noch fahrenden Kutsche. Freudig umarmte sie ihn als sie erkannte, dass er kein Freund sein konnte. Er lebte im Untergrund, schmiedete Pläne gegen Baal-Ohn. Wie dumm war er doch nicht zu erkennen, welche Weisheit und welche strahlende Zukunft vor ihnen lag, wenn sie SEINEN Weg gingen.
Ihre Hand griff zur Waffe, denn sie erkannte dass es keinen anderen Weg gab.
»Das wird dir jetzt mehr weh als mir tun«, sagte Alexander ruhig und schlug Rabbe mit einem Stein auf den Kopf. Sie sackte in sich zusammen und er befestigte den schützenden Gegenstand mit einem Band rund um ihr Kinn.
»Hey, was soll das?«, rief Cim halbherzig – die Stimmen in seinem Kopf machten es schwer sich zu konzentrieren. Auch ihm warf Alexander einen Stein aufs Wagendach.
»Leg ihn auf deinen Kopf und verknote die Schnur. Du siehst aus als würdest du ihn brauchen!«, sagte der Schwarzhaarige und hob den Hut um zu zeigen, dass er das gleiche Ding trug.
Misstrauisch sah der Wächter das graue Mineral an durch das ein Loch gebohrt worden war und ein flexibles Kautschukband lief. Er legte ihn mit der Einbuchtung nach unten auf den Kopf und erschrak. Es war plötzlich ruhig, wenn man von den entfernten Baal-Ohn-Schreien und dem Tumult im Wagen unter ihm absah.
Aber in seinem Kopf – beide Götter hielten plötzlich die Klappe. Der Vektor machte sich keine Gedanken mehr, wie ein Stein auf seiner Glatze aussehen würde. Mit großen Augen schnallte er das kautschukband um das Kinn und schloss erleichtert die Augen.
»Besser, nicht wahr?«, sagte Alexander grinsend. »Hilf mir deine Freunde zu versorgen und dann sollten wir schleunigst die Kutsche verstecken!«
An ihnen vorbei zog eine eigenartige kleine Armee. Etwa 50 kleine blaue Männer ging in Richtung des Geschreie und Gejuble. »Baal-Ohn, wir kommen!«, riefen sie freudig und verschwanden im dichten Unterholz des Waldes.


27.04.2014 20: 54

Jargon Schneidgut

Keine halbe Stunde später hatten sich die Wächter und Alexander etwas abseits der Menge, die sie zu ignorieren schien, um die Kutsche herum versammelt. Alle Wächter trugen einen Stein auf dem Kopf, und sie alle genossen es sichtlich, nicht mehr den Einflüsterungen Baal-Ohns ausgesetzt zu sein.
Jargon war wieder bei Bewusstsein. Sobald Sebulon ihm den Stein aufgesetzt hatte, war er sofort wieder erwacht, wenn auch stark desorientiert.
Die Zwerge hatten sich den Stein unter ihre Helme geklemmt, was diese einige Zentimeter über ihre eigentlichen Köpfe erhob. Es war ein amüsanter Anblick.
"Wie sieht jetzt der weitere Plan aus?", fragte Alexander nachdem sporadische Begrüßungen ausgetauscht wurden.
"Gute Frage", antwortete Glum, bevor Sebulon oder Cim irgendetwas sagen konnten und versuchte missmutig, den Helm etwas zurechtzurücken.
Die Blicke aller Wächter waren auf Sebulon gerichtet, der seinerseits nachdenklich zu Boden starrte.
Nach kurzer Zeit sah er sich um, seufzte, und sagte: "Ich weiß es nicht."
Jetzt sahen alle zu Cim, doch auch er wirkte nicht weiser.
"Ich glaube, die Wenigsten hier haben schon mal eine Situation dieses Ausmaßes erlebt", meinte er dann und sah in Gesichter, die ihm größtenteils zustimmten. Vor allem Dagomar, Jargon und Senray wirkten bleich, zittrig und allgemein verzweifelt. Bei Letzterer wechselte sich dieser Gesichtsausdruck ab und zu mit einer beunruhigend ausdruckslosen Miene ab - immer dann, wenn ihre Augen in einem unheimlichen Orange flackerten.
"Nicht jeden Tag versucht ein wahnsinniger Gott die Weltherrschaft an sich zu reißen und hat dabei mäßigen Erfolg."
Sebulon warf ihm einen Blick zu, und sagte dann:
"Die Situation, in der wir uns befinden, scheint aussichtslos. Aber haben wir uns nicht alle schon einmal in genau so einer Situation befunden?"
Alexander blickte verwirrt zwischen Cim und Sebulon hin und her, als Ersterer wieder das Wort übernahm.
"Wir, als Wächter, haben den Job, genau diese Situationen zu handhaben. Wir sind diejenigen, die gerufen werden, Ordnung zu schaffen."
Sebulon nickte und fügte hinzu:
"Wenn wir es nicht schaffen, Baal-Ohn Herr zu werden - wer dann?"
Kurz herrschte Stille im Kreis der Wächter, als sich Cim und Sebulon auf merkwürdige Weise anstarrten.
Alexander atmete kurz durch, sah sich um und meinte dann:
"Ich glaube, wir sollten uns beeilen. Sobald das Ritual ganz abgeschlossen ist, haben wir keine Aussicht auf Erfolg mehr."
Die Vertreter der Stadtwache schienen aus einer Starre zu erwachen und begannen, einen Schlachtplan zu schmieden.

*Ankh-Morpork*

"Herr, einige Besucher möchten dich sprechen."
Der Patrizier, der bis eben noch aus dem offenen Fenster geblickt hatte, drehte sich um und nickte.
"Ich habe mit ihnen gerechnet, Drumknott. Lass sie herein."
"Sie wirken sehr-"
"Ich weiß Bescheid."
Der Diener nickte und ging, um die Tür zu öffnen.
Ein Armbrustbolzen verfehlte Vetinari und flog durch das offene Fenster nach draußen.
"Ergib dich, falscher Tyrann von Ankh-Morpork! Baal-Ohn befiehlt es!", rief Moloin.
"Ich weiß ihren Enthusiasmus zu schätzen, verehrte Herren", antwortete Vetinari. "Aber ich fürchte um eine neue offizielle Religion zu gründen, müssen sie sich an die Herren im Erdgeschoss wenden."
"Wir sind nicht hier um eine Religion zu gründen!", rief der Kultist, während er auf den Schreibtisch zuging und das Schwert des Palastwächters an sich nahm.
"Sondern, um den einzig wahren Gottesherrscher auf seinen rechtmäßigen Platz zu bringen!"
"Was glauben sie, wie oft ich das schon gehört habe."
Und plötzlich war Vetinari verschwunden.
Moloin drehte sich wirbelnd um und lachte.
"Ich weiß von deinen Fähigkeiten als Assassine, falscher Tyrann! Mir entgeht nichts!"
Ein Giftpfeil prallte an der mit übermenschlicher Geschwindigkeit gewirbelten Schwertklinge ab.
"Interessant", ertönte die Stimme des Patriziers hinter ihm.
"Ich frage mich, wie gut du über die Architektur meines Büros Bescheid weißt."
Und Moloin stellte überrascht fest, dass plötzlich der Boden fehlte.

28.04.2014 12: 52

Cim Bürstenkinn

Moloin Beine und Hände verspreizten sich am Rand des Loches und er sah in nicht enden wollende Finsternis hinab.
Zufrieden stellte er fest, dass seine beiden Diebe ihn jeweils am linken Arm und Bein packten und auf den sicheren Boden zogen.
»Können wir jetzt endlich reden, oder willst du weiter Unhöflichkeiten austauschen?«, fragte Vetinari - offensichtlich mehr an den Papieren auf seinem Schreibtisch interessiert.
Moloin zog seine Kutte gerade und seinen Bart in Form. Dann schnippte er einmal mit den Fingern und nahm gegenüber dem Patrizier Platz, während Joachim Notdurft hektisch in einer Tasche kramte und ein Buch herauszog [20].
»Dieses Buch belegt, dass der Prinz von Llamedos der legitime Thronfolger des Königreichs Ankh-Morporkl ist«, begann Moloin und schlug die entsprechende Seite auf.
»Nachdem ich dessen Abgesandter bin, würde es uns freuen, wenn du auf unkomplizierte Weise abtrittst und uns die Schlüsseln übergibst.«
Erwartungsvoll sah der Druide den Patrizier an, der interessiert das Buch studierte.
Nach einiger Weile klappte er es zu.
»Damit sieht alles richtig aus!«, sagte Vetinari aufrichtig. Moloin sah ihn erfreut an.
»Allerdings gibt es keinen Prinzen von Llamedos mehr. Der letzte bekannte Nachfahre ist ... verschollen.«
Der Druide stand auf und stolzierte nervös hin und her - die immer noch offene Grube, trug mindestens so stark zu dieser Nervosität bei wie die Tatsache, dass sein Herr diese Antwort erwartet hatte.
»Seit heute gibt es wieder einen. Die 12 Unterkönige von Llamedos haben meinen Herrn Baal-Ohn einstimmig zum Prinzen von Llamedos ernannt und erwarten seine Krönung in Ankh-Morpork. Dieses Siegel ist der klare Beleg dafür!«
Er legte eine kleine Platte aus Metall auf den Tisch und deutete darauf.
Mit erhobener Augenbraue nahm der Patrizier die Kupferplatte und betrachtete sie. »Die Llamedonier verwenden für so etwas doch ....« Bevor der Gedanke hereingelegt worden zu sein sich in ihm festigen konnte, merkte er plötzlich, dass er die Sache von einem anderen Blickwinkel angehen musste. Baal-Ohn hatte jedes Recht den Thron zu verlangen und würde Ankh-Morpork wieder zu seiner alten Größe führen.
»Wann wird der Herr hier sein? Wir haben viel vorzubereiten«, fragte Vetinari und Moloin grinste.
Er hatte 12 Stunden um den alten Narren dazu zu bringen die Machtübergabe einzuleiten. Danach sollte er besser in einer seiner Skorpiongruben liegen oder Moloin würde einen unangenehmen Tag haben.
»Sprechen wir mit den Gilden!«, sagte Moloin nahm ihm das Amulett wieder aus der Hand.

28.04.2014 20: 13

Rabbe Schraubenndrehr

*Cori Celesti*

Offler gähnte. Er biss in eine Wurst, sah sich kurz um und blickte dann wieder zurück zu Io. Dieser hatte sich wichtigtuerisch in Pose geworfen und hob nun die Stimme;"Ihr alle wisst was passiert ist. Das Gleichgewicht der Entitäten wurde verschoben, und viele kleinere Götter haben sich in den letzten Tagen aufgelöst. Mir muss keiner von euch sagen dass dies normal ist und wir uns keine Sorgen machen sollen, aber heute morgen bemerkte ich etwas, was mich geringfügig beunruhigt hat; Jimi, Petulia und Trinkegern haben sich vor kurzem sehr plötzlich aufgelöst, und ich bin sicher jeder von euch spürt auch einen leichten Sog des Nichtglaubens."
Die Götter blickten sich untereinander an. Es waren nur etwa die oberen Zwanzig von ihnen anwesend, unter ihnen Om und Offler. Man hatte auch Anoia gesehen die seit einiger Zeit weiter oben mitzuspielen schien und am Rande des verharrten das Schicksal und die Lady, beide in ihrem Verhalten wie unbetroffene Zuschauer.
Keiner von beiden musste ums eine Existenz fürchten.
Selbst wenn die neue Macht alle Bürger des namenlosen Kontinents in sich aufnahm, so gab es immer noch Millionen auf Krull, XXXX und dem Gegengewicht Kontinent - die alle voller Hingabe an Schicksal und Glück glaubten.
Anoia blickte sorgenvoll zum blinden Io. Sie hatte in den letzten Jahren sehr plötzlich beträchtlich an macht gewonnen und spürte diese nun genauso schnell schwinden. In der Menge murmelte jemand, Nuggan wäre seit einer weile auch verschwunden, woraufhin er zum allgemeinen Gespött wurde. Anoia wandte sich von Ihnen ab. "Wissen wir, wer der neue Spieler ist?", fragte sie Richtung Io und trotz der Augenbinde wirkte es nun so als würde dieser sie auf einmal direkt ansehen. "Baal-Ohn ist zurück gekehrt.", sagte er mit Grabesstimme, und das Gemurmel wurde lauter.


*Ankh-Morpork*

"Sind das alle, Drumknott?"
"Ja, Herr. Ich habe sämtliche Informationen und Formulare die wir zu diesem Thema haben zusammen gestellt."
"Danke, Drumknott. Du darfst dich nun entfernen."
Drumknott neigte den Kopf und verließ den Raum gemessenen Schrittes. Danach ging er absolut ruhig in sein Büro, brachte den restlichen Papierkram in einen erträglichen Zustand bevor er ruhig zwei Gänge weiterging und in einen Briefkasten stieg.
Lord Vetinari hatte von ihm sämtliche Informationen zum legitimieren von Thronerben angefordert, während die Herrschaften hinter ihm standen, die zuvor aus ihn geschossen hatten und die Dienste der ganz Raumfalltür nötig gemacht hatten. Nachdem Drumknott beim eintreten des Druiden von seinem Herrn ein geheimes Zeichen bekommen hatte zu verschwinden hatte sich der Sekretär nichts dabei gedacht. Es geschah zwar nicht häufig, aber manchmal kamen Leute herein, schossen zuerst und setzten sich erst dann zu ihrer Geschäftsbesprechung hin. Das gehörte für solche Leute zu einer Audienz dazu.
Aber das hier war anders. Irgendetwas stimmte nicht. Lord Vetinari hatte schon einmal Informationen zu der Herabilität des Königdaseins angefordert, damals, allerdings hatte er ihm damals auch sehr direkt offenbart dass er es benötigte um die Irrwege des jungen Edward d'Eath eher einschätzen zu können.
Die jetzige Situation wirkte mehr so als würde Vetinari in eigener Überzeugung arbeiten. Er hatte die Dokumente angefordert mit denen Mann einen König legitimieren könnte. Und er hatte einen merkwürdigen Schimmer in den Augen gehabt. All das ließ eigentlich nur Zwei mögliche Schlüsse zu.

Entweder wurde Lord Vetinari kontrolliert, oder er war wahnsinnig.

Aber das Universum sprach dagegen das Vetinari wahnsinnig war, also blieb nur eine Möglichkeit.

Drumknott sah sich einen Moment um, strich dann über eine völlig normale Stelle an der Wand und glitt den Briefkasten hinunter. Er rutschte in einen dunklen Gang, wo er ein himmel-und-hölle spiel begann, in der Hoffnung, dass man ihm hier helfen können würde.


*Llamedos*

Sechs Wächter stapften durch den Wald, durch dessen dichtes Blattwerk die Schreie klangen als wären sie weiter entfernt als sie wirklich waren.
"Sag mal, hat das eigentlich 'nen Grund dass Rabbi dich nicht leiden kann?", fragte Alexander, als er wie aus dem nichts plötzlich neben Sebulon auftauchte.
Der Zwerg sprang vor Schreck einen kleinen Schritt zurück und sah den Menschen gleichermaßen missbilligend wie überrascht an. "Ich habe keine Ahnung wovon du redest.", sagte er dann in aller Ruhe und richtete dem Blick wieder nach vorne.
"Ja, schon klar. Hat sie denn arg Probleme in der Wache gemacht?"
Der Zwerg lachte leise. "Wir sind manchmal vielleicht verschiedener Ansicht, aber ich halte sehr viel von ihrer Arbeit."
Alexander sah ins nichts und nickte nachdenklich. "Verstehe.. Verstehe... sie macht also ärger."
Sebulons Miene blieb hinter einer Maske verborgen. "Ist es noch weit zu dem Informanten?"
Am anderen Ende der Wächter die je zu zweit marschierten lief Rabbe mit Glum und blickte grimmig zu Alexander vor. Sie konnte nicht besonders gut verstehen was sie redeten, aber Rabbe kannte ihren Bruder. Leider bedeutete das auch, dass sie zwar wusste worüber er mit dem Zwerg wohl sprach, aber auch dass sie ihn nicht aufhalten konnte. Überhaupt, was sollte er ihm schlimmstenfalls auch groß erzählen?
Warum du der Mensch bist, der du heute bist?"
Rabbe schüttelte abwesend den Kopf. Sie würden in kürze auf einen Igor treffen der sie nicht besonders gut leiden konnte. Darauf musste sie sich konzentrieren. Der Mann(?) hatte vielleicht hilfreiche Informationen, auch wenn es schwierig werden würde sie aus ihm heraus zu bekommen.

29.04.2014 16: 55

Cim Bürstenkinn

*Unweit der Opferstätte von Baal-Ohn*
»Danke, dass du mich für diese erfrischende und lehrreiche Aufgabe ausgewählt hast«
Cim widerstand dem Wunsch zu antworten und konzentrierte sich auf die Szene vor ihm. Die Gestalt des Gottes schien in einem diffusen Licht aus sich selbst heraus zu glühen, die vier Hände lagen gefaltet auf seinem Schoß, während die Leichen die seine Sitzgelegenheit bildeten sanft schmorten. Irritierender Weise fiel ihm auf, dass Baal-Ohn geschlechtslos zu sein schien. Ein weiterer niedriger Adeliger kniete vor ihm und legte seinen Eid ab, dem Prinzen von Llamedos auf ewig, und sei es in den Tod zu folgen.
»Nicht genug, dass ich im Dreck meines Heimatlandes liegen muss und dabei meine Uniform hoffnungslos ruiniere, ich darf dabei einen schicken Stein am Kopf tragen und sehe aus wie eine Putzfrau vom Gegengewichts-Kontinent«
Eine breite Reihe von Druiden trat vor Baal-Ohn . Jeder einzelne sank im Schlamm auf die Knie und sah auf den Boden vor dem makabren Thron und der Gott erhob sich.
»DIESE PRIESTER SIND DER FUNKEN DES WAHREN GLAUBENS. NATÜRLICH SIND SIE NUR STELLVERTRETEND FÜR ALL JENE HIER DIE IN DER SCHEIBENWELT IN MEINEM NAMEN TÄTIG SIND!«
Er hob die Hände und beschrieb einen Halbkreis damit.
»FORTAN TRAGT IHR DEN FUNKEN MEINER MACHT IN EUCH! EINE BERÜHRUNG EURER HÄNDE IST WIE DIE BERÜHRUNG VON MIR SELBST. HELFT DEN MENSCHEN ZUM WAHREN GLAUBEN ZU FINDEN!«
Kurz hatte Cim den Eindruck, dass auch die Priester zu glühen begannen - am stärksten an Händen und in den Augen. Dann war das Leuchten wieder verschwunden. Sie standen immer noch gebeugt auf und traten ihre Missionarstätigkeit an.
»Eigentlich habe ich ja Llamedos verlassen um nicht dem ständigen Regen ausgesetzt zu sein. Aber kaum hat man sich in Ankh Morpork eingelebt, kommt ein Rekrut aus Omnien und ich wälze mich …«
»Daemon, halt die Klappe, oder ich zerre dich zu dem Kerl mit den vielen Gliedmaßen und mach dich zur Armlehne!«, sagte Cim durch zusammengekniffene Zähne und immer noch wesentlich lauter als er vorgehabt hatte. Der Hügel der ihnen als Deckung diente, war höchstens 20 Meter von den hinteren Reihen der Gläubigen entfernt und unweigerlich drehten einige den Kopf nach hinten, um die Quelle des frevelhaften Lärms zu eruieren. Die beiden Wächter legten sich flach auf den Boden und rutschten ein Stück nach unten.
»Bist du jetzt zufrieden, Rekrut? Hast du irgendein ein Gelübde abgelegt, mir einen schmerzvollen Tod zuzufügen, nachdem du mich genug gedemütigt hast?«
Es reichte. Cim warf sich auf den Hauptmann und drückte seine Hände nach hinten.
»Hör zu Dae, wenn du nicht sofort…«
»Hallo ihr zwei Turteltauben! « Fünf llamedonische Krieger in so etwas wie einer Uniform nur schmutziger und älter als jene von SEALS stand mit ausgestreckten Speeren rund um die beiden.
»Wir haben da einen Druiden, der euch unbedingt kennenlernen will!«


*Ankh-Morpork, Ratssaal im Palast des Patriziers*
Die Gildenoberhaupte der Stadt saßen etwas derangiert auf ihren Plätzen. Hinter jedem Stuhl standen zwei Palastwächter, die sich offensichtlich recht unwohl in ihrer Haut fühlten. Das rührte zum Teil davon her, dass sie Herrn Boggis in einer intimen Auseinandersetzung mit einer jungen Diebin gestört und Herrn Witwenmacher mehr oder weniger aus der Dusche gerissen hatten um sie unter vehementen Protest hierher geschleppt hatten. Der Chef der Assassinengilde hatte noch immer Schaum in den Ohren und malte sich gerade aus, was er mit den Wächtern, der Familie, Bekannten und deren Haustiere anstellen würde.
»Ruhe!«, sagte Vetinari, der damit das empörte Tratschen der Anwesenden beendete.
»Verzeiht mir bitte die Kurzfristigkeit meiner Bitte uns hier zu versammeln..«, begann der Patrizier und machte eine Kunstpause.
»Bitte! Wohl eher Entführung«, sagte Herr Schräg, dessen Brille verdächtig schief auf seiner Nase hing. Sofort spürte er eine Klinge an seinem Hals und sah Vetinari erschrocken an. »Fahrt bitte fort, Lord Vetinari! Ich wollte euch nicht stören!«
Freundlich nickte der Patrizier ihm zu.
»..uns hier zu versammeln, weil die Dringlichkeit meines Anliegens keinen Aufschub duldet!«
Er holte tief Luft und stieß sie schicksalsträchtig wieder aus. »Ich habe hier«, er legte die Hand auf einen Stapel Bücher, »den Beleg dafür, dass es einen neuen Prinzen von Llamedos gibt, der Anspruch auf den Thron von Ankh-Morpork und seine Kolonien erhebt.«
»Wir haben seit hundert Jahren keine Kolonien mehr!«, tönte Theodor Bester, der schwunghaften Handel mit den ehemaligen Kolonien betrieb und das auch nicht gefährdet wissen wollte.
»Ich lasse ihn inhumieren und gehe wieder duschen! In Ordnung?«, sagte Witwenmacher und machte sich auf zu gehen, wurde aber sofort in seinen Stuhl zurück gedrückt.
»Vielmehr gedenke ich, ihm die Herrschaft zu überlassen!«, sagte Vetinari und plötzlich wurde es wirklich ruhig.
»Er wird unsere Nation zur alten Größe führen, ja noch weit darüber hinaus herrschen und Friede bringen!«, sagte Vetinari in unbekannter Begeisterung.
Moloin sah ihm vergnügt zu. Er freute sich schon darauf, was Vetinari zu der Versammlung sagen würde, wenn die Wirkung des Amulettes erst verklungen war.
In diesem Moment, spürte er den Ruf seines Herren.
»FORTAN TRAGT IHR DEN FUNKEN MEINER MACHT IN EUCH! EINE BERÜHRUNG EURER HÄNDE IST WIE DIE BERÜHRUNG VON MIR SELBST. HELFT DEN MENSCHEN ZUM WAHREN GLAUBEN ZU FINDEN!«
Eine Woge aus Energie hüllte ihn ein schien in jede Pore zu dringen und er sah seine Hände und seine Seele aufleuchten. Er wusste was zu tun war und nacheinander ging er um den Tisch um jeden der Gildenoberhaupte zu berühren. Der Druide spürte wie etwas von Baal-Ohns Kraft auf die Würdenträger überging und sah, wie ihre Aura sich veränderte. Gleichzeitig veränderte sich die Stimmung im Raum.
»Vetinari hat recht! Was kann uns besseres passieren, als ein neuer König der zugleich Gott ist!«, rief Lord Spottbillig, ohne sagen zu können, warum er wusste, dass der neue Prinz ein Gott war.
»Bist du jetzt durchgeknallt«, fragte Witwenmacher, der schön langsam an einen dummen Scherz glaubte. Vielleicht war das so etwas wie eine Junggesellenparty? Er schielte vorsichtig nach versteckten Ikonographen, die sein verdutztes Gesicht festhielten. Doch dann war Moloin schon bei ihm und er reihte sich ein in die Gruppe der Prinzenanhänger und lobte die Selbstlosigkeit von Vetinari in solch einem Moment nicht an die eigene Person zu denken.
Eine halbe Stunde später gab es einen Beschluss. Vetinari würde abgesetzt werden und alle Vorbereitungen für eine friedlichen Übergabe im Rahmen einer Opferprozession geplant.
Zufrieden verließ Moloin die Versammlung um Darinil zu befreien.
Nichts konnte ihm mehr widerstehen.
»Ihr müsst wissen, dass ich ihn wirklich gut kenne!«, sagte Drummknott und trat aus dem finsteren Erker in dem er gewartet hatte. In seinen Händen hielt er eine geladene Stark-im-Arm-Handbrust und zielte auf den Druiden. »Wie machen wir das wieder rückgängig?«
Moloin sah ihn freundlich an und ging einen Schritt auf ihn zu. »Du verstehst das falsch, mein Sohn! Der Patrizier ist nun ein besserer Mensch und bereitet alles für unseren Herrn …«, damit trat er dem Sekretär die Waffe aus der Hand und kam mit ausgestreckten Händen auf ihn zu.
»Gleich wirst du alles verstehen«
In diesem Moment machte sein Kopf Bekanntschaft mit einem Oberschenkelknochen, der zu einem Schau-Skelett aus da Quirms Labor stammte. Das beinahe mechanische Geräusch als Knochen auf Knochen stieß war das letzte, was Moloin bei Bewusstsein wahrnahm. Dann krachte er auf den Boden.
»Sagtest Du nicht, es gäbe eine wissenschaftliche Lösung?«, fragte Drummknott den Erfinder. Leonardo zuckte mit den Schultern.
»Den Schlag richtig zu berechnen war gar nicht so leicht. Lass ihn uns fesseln, bevor er wieder zu sich kommt! Dann denken wir nach, wie wir dem Patrizier helfen..«.
»Am besten außerhalb einer Skorpiongrube!«, fügte der Sekretär hinzu.


29.04.2014 23: 21

Senray Rattenfaenger

*Unweit der Opferstätte von Baal-Ohn*

Seine Augen leuchteten gefährlich.
„Was habt ihr dort hinter dem Hügel gemacht? Wenn ihr nicht den Zorn des einzig wahren Gottes, Baal-Ohn spüren wollt, sprecht und sprecht weise!“
Die beiden Wächter sahen einander an. Wiederholt binnen kürzester Zeit von fanatistischen Gottesanbetern mit mordgelüsten gefangen genommen zu werden, verbesserte mit Sicherheit nicht das Betriebsklima. Zudem sorgte es zuweilen für einen gewissen, durchaus als fatal zu bezeichnenden Humor.
„Wir wollten seine unerhörte, göttliche Abscheulichkeit in all seiner Pracht sehen, da wir nicht glauben konnten was man uns berichtet hat.“
Daemon ignorierte Cims Blick.
„So? Ihr wolltet also unseren Gott in all seiner Pracht bewundern und treue Anhänger des einzig wahren Glaubens werden?“
Der Wächter seufzte. Was gab es schon für einen Ausweg, in mitten lauter Wahnsinniger die sie wachsam beobachteten, ein nicht unwesentlicher Teil von ihnen auch noch bewaffnet?
„So könnte man das auch sagen, wegen mir.“
„Dann werde ich euch die volle Schönheit unseres Gottes zeigen, so dass ihr seine ganze Macht begreifen und für ihn handeln könnt!“
Damit ging der Druide auch die beiden zu, um ihnen die Hand auf zu legen. Ein leichtes Leuchten an seinen Fingerspitzen verriet die Energie, die Baal-Ohn ihm und all den anderen für diesen Zweck zu teil hatte werden lassen.


*Llamedos*

Senray sah erschöpft zum Himmel. Der Regen wollte einfach nicht enden. Sie war bereits nicht mehr einfach nur nass – sie war durchtränkt. Und irgendwie zerrte es an ihr, mehr als sonst. Sie fühlte sich erschöpft, geschwächt. Aber wahrscheinlich lag das an den Ereignissen der letzten Zeit.
Ihre Hand suchte automatisch nach Streichhölzern, aber selbst die waren natürlich mittlerweile mir Wasser getränkt. Nicht mal an eine kleine Flamme war zu denken.
Nur ab und an spürte sie die sanfte, dunkle Wärme in ihrem Inneren. Allerdings verlor sie in diesen Momenten auch einen Teil der Kontrolle über sich selbst, ihre Wahrnehmung schien die eines Beobachters zu werden und sie nahm selbst das was ihr Mund sagte wie die Worte eines anderen wahr. Die versuchten Gespräche hatten sie dadurch mehr verwirrt, als das sie ihnen wirklich teilhaben konnte, so dass die junge Frau die meiste Zeit nur geschwiegen hatte und sich darauf konzentrierte, alles mit zu bekommen.
Jargon trottete neben ihr – auch er war auf die Knochen durchnässt und sah erschöpft aus. Aber das war auch kein Wundern, fand Senray. Langsam fiel es ihr wieder leichter den anderen Wächter anzusehen und in ihm den netten Kollegen wahrzunehmen. Nicht den wahnsinnigen Gott der sie töten wollte.
Der Stein auf ihrem Kopf gab ihr dabei Sicherheit, egal wie sonderbar es ihr gleichzeitig erschien einen Stein auf dem Kopf zu tragen. Das ausgerechnet der die bösen Gott abhalten sollte … Automatisch griff sie nach dem Gegenstand und wollte ihn nehmen und betrachten, herausfinden wie es möglich war das …
„Nicht! Senray!“, hörte sie es von mehreren Stimmen.
Jargons Hand war blitzschnell auf ihrer und hielt sie in der Bewegung auf.
Sebulon hatte sich sofort umgedreht und beobachtete sie aufmerksam.
„Senray, alles in Ordnung?“
Die junge Frau hörte Rabbe wütend hinter sich schnauben und nickte, verwirrt, betroffen, verängstigt. Was hatte sie sich nur gedacht?
Sebulon gab Jargon ein Zeichen, sagte einige Worte zu Alexander und blieb dann neben ihr. Die Gruppe setzte sich langsam wieder in Bewegung und der Zwerg beobachtete sie immer noch aufmerksam. Schließlich fragte er: „Und, an wen hast du die Klackernachricht geschickt, um die du gebeten hast? Oder ist dir das zu privat, Senray?“
Die Wangen der Rothaarigen färbten sich leicht. „An, nun ja, also, Bo, er soll nach Mizie sehen solange ich, nun, weg bin …“
Sebulon nickte. „Bo … Bo … irgendwoher sagt mir der Name etwas …“
„Er, also, er hat eine recht bekannte Räucherstube, nun, spezialisiert auf Ratte mit Rauch …“
Der Zwerg nickte und ging darauf ein. Mit der Erinnerung an Bo kam Senray langsam wieder zu sich und lies sich gerne auf die Unterhaltung mit Sebulon ein, auf ein Thema abseits von dem Tod und Schrecken der die Wächter umgab.


*Ankh-Morpork, Palast des Patriziers*

„Was hast du mit ihm gemacht?“
Moloin lächelte vielsagend. „Ich habe nichts mit ihm gemacht. Unser Gott, der einzig wahre Baal-Ohn hat ihn auserwählt und zu sich genommen, ihm zu dienen und den Weg zu ebnen. Auch ihr könntet …“
Ein Knebel verhinderte weitere derartige Aussagen des Druiden.
„Wie lange, sagtest du, brauchst du noch?“, fragte Drummknott und massierte sich die Schläfen.
„Möchtest du es genau wissen oder …?“ Die beiden Männer tauschten Blicke aus, dann wandte sich der Erfinder wieder den Fläschchen die vor ihm standen zu. Irgendetwas blubberte.
„Nun, in ungefähr … wenn das hier kocht … nun, etwas weniger als einer halben Stunde habe ich das hier soweit. Allerdings frage ich mich, ob es nicht schon zu spät ist.“
Der Sekretär wandte sich ab und schüttelte leicht den Kopf. Das war eine Möglichkeit, die außerhalb aller Möglichkeiten lag.


06.05.2014 20: 56

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

*Unweit der Opferstätte von Baal-Ohn*

Der Druide spürte, wie sich die schier grenzenlose Macht seines Neuen, aber nichtsdestotrotz mächtigen Gottes auf ihn übertrug. Er konnte die Energielinien förmlich sehen, die strahlenförmig aus dem Opferhaufen und dem Körper des wiedergeborenen Baal-Ohn durch das Land selbst, und schließlich in seine Hände strömten. Er sah all die potenziellen Opfer um sich herum, doch an der Stelle, an der er die Lebensenergie der beiden Wächter sehen sollte, sah er...etwas Anderes.
Er konnte nicht ganz feststellen, was genau es war, das er sah, aber er wusste genug über Götter, um sich selbst glaubhaft machen zu können, dass die seltsame Verformung der Realität nur eine Prüfung seines Herren sein würde, um die Frevelhaften Heuchler von den wahren Gläubigen zu trennen.
Auch war er sich bewusst, dass eine leise Stimme in seinem Hinterkopf protestierte, so laut, wie leise Hinterkopfstimmen protestieren können. Etwas an der gesamten Situation war grundlegend falsch, und doch...
Der Druide holte einmal tief Luft und ignorierte die leisen Proteste, als er die beiden Wächter gleichzeitig mit jeweils einer leuchtenden Hand an der Stirn berührte.
Die Welt wurde blendend hell und stockdunkel zugleich, bevor der Druide das Bewusstsein verlor.

Cim und Daemon sahen sich vielsagend an, als der eigenartige Druide zuerst zögerlich näher kam, kurz innehielt, und dann die Hand ausstrecke, um kurz darauf vollkommen geräuschlos in sich zusammenzusacken. Die Steine auf ihren Köpfen fühlten sich heiß an und knackten besorgniserregend.
"Na gut, LOS!", rief Cim, als er sich bereits in vollem Lauf befand.

*In der Nähe von Pant-y Girdl*

Rabbe rauchte beinahe vor Zorn. Als ob es nicht schon genug wäre, dass Alexander und Sebulon sich scheinbar so prächtig verstanden, dass es beinahe beängstigend war, nein, dieser Dämlack von Püschologe hatte auch just diesen Moment gewählt, um den Versuch zu starten, ein heiteres Gespräch in Gang zu bringen.
"Wohlan, es könnte doch alles schlimmer sein. Ein großes dräuendes Ungemach könnte die Welt bedrohen und-"
Rabbe unterbrach ihn jäh: "Halt doch endlich mal die Schnauze!", zischte sie aus zusammengepressten Zähnen hervor, "Was ist dieser Baal-Ohn denn anderes als ein 'großes dräuendes Ungemach', hm?"
Rabbe stapfte einige Schritte vor dem Püschologen, als ihr dieser hinterherrief: "Nun, es KÖNNTE schlimmer sein. Immerhin tragen wir nur Steine auf dem Kopf, und nicht, sagen wir, Dinge, die schleimig sind, oder unangenehm riechen. Oder beides."
Mit bedrohlicher Langsamkeit drehte Rabbe sich zu dem blassen, munter lächelnden Püschologen um und holte Luft, um etwas angemessen wütendes zu erwidern, als Alexander ihr ins Wort fiel.
"Wir sind da!", sagte er und deutete auf ein halb verdecktes, wenig einladendes Loch im Boden.

07.05.2014 23: 36

Rabbe Schraubenndrehr

*Llamedos*

Einer nach dem anderen stiegen die Wächter in das Loch, Alexander hinterher. Nach einem kurzen Gang führte eine Treppe nach oben. Die Truppe kletterte schweigend nach oben. Niemand hatte mehr groß Lust zu reden - wenn der Informant wusste wie sie Baal-Ohn besiegen konnten würden sie sich in wenigen Stunden einem blutrünstigen Gott stellen müssen. Wenn sie keinen Weg fanden dies zu tun würden sie in wenigen Stunden von einem blutrünstigen Gott umgebracht oder versklavt.
Die Zukunftsaussichten machten niemanden besonders glücklich.
Die Wächter kletterten auf eine kleine Plattform und standen nun vor einer eisernen Tür mit einem großen Rad davor. Alexander trat vor die Tür, trat ein paar mal in unregelmäßigen Abständen an die Tür bevor er das Rad drehte und sich der Durchgang öffnete.
Auf der anderen Seite sahen sich dich Wächter mit fünf... Gestalten konfrontiert.
Die Gestalten wirkten auf den ersten Blick identisch - Sie alle trugen feste, grün-braun gestreifte Kleidung mit weißen Kitteln darüber. Sie hatten eigenartige Brillen, einer doppelseitige Uhrmacherlupe nicht unähnlich, und sie alle hatten die Federn auf ihren Köpfen steil aufgestellt und eine Armbrust im Anschlag.
Die beiden Gruppen starrten sich einen Moment lang stumm an, bis die Federgestalt die Armbrust senkte und die Brille nach oben schob. "Verdammt Alekfander, ich habe dir gefagt du follft erft in Bafifcode und danne rft in Obularatio überfetfen! Ich hätte faft den Eingang gefpregt!", sagten die Gestalten verärgert, absolut synchron, legten dann einen Schalter um und auf einmal war nur noch eine einzige Gestalt derart merkwürdiger Qualität sichtbar. "Nun macht die Türe schon zu." Der Igor legte genervt die Armbrust auf die Seite. "Ihr seid Rabbies Kollegen die helfen wollen baal-Ohn zu stürzen sehe ich das richtig?"
Rabbe trat mit roten Kopf an den anderen Wächtern vorbei während die anderen sie leicht irritiert ansahen. Es war bei Alexander schon merkwürdig gewesen als er einen der grummeligsten Wächter mit einem Spitznamen angesprochen hatte - dass es ein merkwürdiger... FederIgor nun ebenfalls tat machte die ganze Situation nur noch surrealer als sie es ohnehin schon gewesen war.
Rabbe indes war durch sie durch getreten und mit schiefen Grinsen auf den anderen zu getreten. "Hallo Spulok." Sie umarmte in kurz und trat danach seitlich neben ihm, in dem verzweifelten Versuch irgendwie gelassen zu wirken. Sie hatte den älteren seit einigen Jahren nciht gesehen und freute sich aufrichtig ihn zu sehen.
Wie wichtig die seltsame Gestalt für sie war musste nun aber wirklich niemand erfahren.
"Spulok, dass sind Gefreiter Omnien, Lance-Korporal Steinstiefel, Obergefreite Rattenfänger, Hauptgefreiter Schneidgut und", sie verdrehte die Augen "...Oberfeldwebel Samaxsohn. Sie sind mit mir und zwei anderen Wächtern hier um. genau das zu tun was du gesagt hast. Danke übrigens für die Klarmosphoren, ohne die hätten wir es nicht hierher geschafft."
Spulok nickte nachdenklich und blickte in die Runde. "Ich denke wir haben nicht viel Zeit. Ich weiß nicht wie Baal-Ohn beim letzten Mal besiegt wurde, aber ich werde euch zu jemandem bringen der es wissen müsste. Folgt mir."


*Ankh-Morpork*

Moloin saß auf einem erhöhten Stuhl und trank genüsslich den teuersten Wein der Stadt aus einem goldenen Becher. Es war tatsächlich ein Becher aus Gold, er hatte darauf bestanden, denn er fand, er, als ausführende Hand des Gottes hatte das verdient. Um ihn herum liefen Anwälte, Arbeiter und viele Diener herum und versuchten alle Vorbereitungen rechtzeitig zu treffen, immerhin waren es nur noch wenigen Stunden bis zur Machtübergabe, und es gab noch sehr viel zu tun.
"Drumknott?"
"Ja, Gebieter?"
"Mich hungert es ein wenig. Bitte besorg mir etwas zu essen. Gänseleber in Kaviar oder so."
"Sehr wohl, Gebieter."
Der Sekretär ging gemessenen Schrittes davon und delegierte die Aufgabe als gleich an einen Diener, sah sich um und huschte hinter eine Ecke. Er war von Herzen dankbar für die Erfindung Leonardos, wenn er auch nicht so ganz verstand wie dieses Gerät-das-die-Gedanken-so-versteckt-das-nur-die-wahre-Loyalität-präsent-bleibt funktionierte. Der Erfinder war sich sicher gewesen dass es bei Vetinari nicht funktionieren würde solange dieser der Überzeugung war dass das was er tat das richtige war - was bedeutete dass man den Einfluss über ihm brechen musste, was wiederum bedeutete dass man die Person aus dem Weg räumen musste die das ganze überhaupt angezettelt hatte. Doch etwas derartiges würde nicht einfach werden. Drumknott wusste genau, dass für den Druiden die gleichen Sicherheitsbestimmungen galten wie für den Patrizier (der auf einem kleinen Stuhl ein paar Stufen unter dem Druiden gesessen und eifrig etwas geschrieben hatte) - und die waren nicht so leicht zu umgehen, zumal Moloin schon einmal bewiesen hatte dass er gerne mal mit Vetinari das Getränk oder essen tauschte, Drumknott könnte ihn also sicher nicht darüber aus dem Weg räumen. "Ein Amboss auf den Kopf vielleicht? In Klickern scheint das immer gut zu funktionieren..."
Aber es gab ja noch eine andere Möglichkeit.
Leonardo hatte ganz eindeutig gesagt, dass das Gerät auch bei Vetinari funktionieren würde - es würde nur seine Überzeugung nicht verändern. Wenn man die Logik der aktuellen Situation also brechen könnte, wäre es möglich den Patrizier ganz zurück zu holen.
Und der Sekretär hatte auch schon einen Plan wie man das anstellen konnte.


*Ankh-Morpork, Wachhaus am Pseudopolisplatz*

"...ist wahrscheinlich eh in kürze tot. Rea hat ihn eben so gut sie konnte verarztet, aber sie meinte wenn wir ihn weiter bewegen stirbt er auf jeden Fall und ohne Krankenhaus überlebt er den Tag nicht. Dennoch solltest du ihn bewachen, ich löse dich in einer Stunde ab, ich muss mir noch den Korporal Goldwart ansehen.", war das erste was Darinil hörte, als er auf einer Bare zu sich kam. Er hörte entfernt ein grummeln und eine Türe zuschlagen. Es roch nach Schweiß, Papier und schlechtem Kaffee.
Und er fühlte sich gut. Sehr gut sogar - er spürte in sich eine Gewissheit, ein warmes Glühen dass sein Gott ihn nicht vergessen hatte.
So unauffällig er konnte blickte er auf seine Hand - ein mattes glühen ging von ihr aus, und er dachte zufrieden an die Brandmarkung vor dem Aufbruch aus Llamedos zurück. Sie hatten geschworen alles für ihren Gott zu tun, und wurden als Dank mit seinem Zeichen gebrandmarkt.
Ein wohliges Prickeln erfüllte den Druiden und er setzte sich ruckartig auf.
Auf einem Stuhl in der Nähe hatte ein bewaffneter Wächter gesessen der bei seiner Bewegung ruckartig aufgestanden war.
"Nicht aufstehen!", bellte er, als sich der Druide so ruckartig bewegte. Selbiger betrachtete sein gegenüber einen Moment. Ein kräftiger Mann mit Glatze und Vollbart. Er sah aus als könnte er einigen Schaden anrichten.
"Sag mir, guter Mann.. bist du religiös?"


*Llamedos*

Die beiden Wächter rannten. Sie hatten gesehen dass im Moment des Rückstoßes auch Baal-Ohne getaumelt hatte - angreifen wäre nun aber zu riskant gewesen. Es war eine Vielzahl von Druiden vor Ort gewesen und auch der Holzgolem stand ganz in der Nähe baal-ohns. Sie hätten zwar die Macht des Überaschungsmomentes gehabt, dies hätte gegen einen Golem, viele Druiden, einen wahnsinnigen Gott und eine Herde Kleiner Freier Männer kaum ausgereicht, zumal die schützenden Steine auf ihren Köpfen äußerst bedrohlich knackten und sich anfühlten, als könnten sie jeden Moment zerspringen.
Nach einiger Zeit des rennens hielten sie kurz an um zu verschnaufen und drehten sich um. Sie blickten gerade rechtzeitig hinter sich um noch zu sehen wie eine Bande kleiner blauer Gestalten direkt auf sie zu stürzten.

10.05.2014 11: 44

Sebulon, Sohn des Samax

*auf Cori Celesti*

Anoia meldete sich zu Wort. "Dass ich das richtig verstehe", sagte sie, "ihr wollt eingreifen?"
Nacht nickte und Donner grollte.
Jetztbistdudran erhob sich. "Ich halte das keinesfalls für eine gute Idee. Wir sollten neutral bleiben und die Sterblichen ihre Angelegenheiten regeln lassen. Noch ist Baal-Ohn sterblich. Wir sollten uns zurückhalten."
Schicksal betrachtete die Szene mit mildem Desinteresse. Er wusste bereits, was passieren würde, doch er wollte den Göttern nicht die Illusion der freien Meinungsbildung nehmen.
"Einmal angenommen", sagte die Mondgöttin und legte die linke Hand auf ihre anmutig geschwungene Hüfte, "nur einmal angenommen, wir würden eingreifen. Wer von uns wäre zuständig?"
Der blinde Io lächelte. "Es kann keine Frage sein, ob wir eingreifen ..." Er hielt mitten im Satz inne und drehte seinen Kopf zu Tak, der die Hand gehoben hatte. "Ja, bitte?"
Der zwergische Gott räusperte sich, dachte nach, nickte dann und begann etwas auf seine Tafel zu meißeln. Kleine Gesteinsbrocken flogen in alle Richtungen, die meisten verfehlten die anderen Götter. Nach einiger Zeit nickte er zufrieden und hielt das Ergebnis seiner Arbeit hoch.
"Das ist kein schlechter Vorschlag", meinte Offler und leckte sich die langen Lippen. "Damit würden zumindest mehrere Probleme auf einmal gelöst."
"Und wir müssten Cori Celesti nicht mit dem aufgeblasenen Illusionsgott Baal-Ohn teilen", stimmte der siebenhändige Sek zu.
"Amen", sagte der Gott des Kopfsalates. Blicke trafen ihn. Man war nicht gewohnt, dass er sich zu Wort meldete.
Nacht schürzte die Lippen. "Dann brauchen wir einen Freiwilligen. Jemanden, der bereit ist, dieses Risiko einzugehen."
Die Götter betrachteten sich misstrauisch. Niemand wollte sich hervortun und den Nacken hinhalten. Man mochte zwar göttlich sein, doch wenn einem Gott etwas zustieß, war es auch mit dem lebenserhaltenden Glauben so eine Sache.
Das einzige Geräusch, das die Stille zerschnitt, kam von Tak, der seinen Meißel polierte - bevor ein Kampfstab zweimal auf den Boden tackte.
"Ich denke, euch kann geholfen werden", sagte eine Stimme, die auf Konfrontation aus war. "Für den richtigen Preis."
Anoia war empört. "Wer hat dich zu dieser Beratung geholt, hmm?"
Sankt Tobsucht tippte sich an die gebrochene Nase und grinste auf jene besondere Weise, die große Geschwister für dumm fragende Kinder übrig haben.
Als Anoia sich widerstrebend umsah, stellte sie fest, dass Schicksal nunmehr alleine Stand. "Oh, diese ..."
"Reden wir über das Geschäft", sagte Sankt Tobsucht und legte Anoia versöhnlich die Hand auf die Schulter, wurde jedoch von einer Schöpfkelle unfreundlich abgewiesen. "Ich schicke einen meiner Anhänger und regele das mit Baal-Ohn."
Die Mondgöttin legte ihre Hände ein Dreieck bildend aneinander. "Und was, mein Süßer, möchtest du als Gegenleistung?"
"Fast nichts", flötete der Gott. "Austeilen ist immerhin seliger als einstecken. Ich begnüge mich mit ein paar Gläubigen. Das heißt, falls es mich danach noch gibt. Wenn jeder von euch mit zwei abgibt, bin ich mehr als ..."
Das letzte Wort ging im heftigen Einspruch der Mitgötter und Mitgöttinnen unter.
Schicksal lächelte. Es musste ja so kommen.

20.05.2014 20: 34

Rabbe Schraubenndrehr

*Llamedos, Waldstück*

Zwei Wächter lagen auf dem Boden des Waldstückes, überschüttet mit kleinen, blauen Gestalten. „uuhrg..“, entfuhr es Cim unwillkürlich. Sein Kopf dröhnte und der Stein auf selbigem war unangenehm heiß, ihm war schlecht und er fühlte sich insgesamt so als wäre er gerade von einer Droschke überfahren worden. Vorsichtig öffnete der Chief-Korporal die Augen und sah sich mit.. blau konfrontiert. Er blieb ruhig liegen (und das nicht nur weil er fürchten musste, sich von seinem Mageninhalt verabschieden zu müssen wenn sich aufrichtete) und versuchte außer dem blau noch etwas zu erkennen. Sah er an dem Bein das offenbar auf seinem Gesicht lag vorbei, so erkannte er Bäume. Ein weiterer Gehirnteil sprang an und sagte ihm, dass es regnete und er klatschnass war. Er hörte Stimmen.
„Wie kommen wir hierher? Die Kelda hatte uns gesagt, wir sollen die Leute nach Llamedos bringen, aber was ist dann passiert?“
Cim schaffte es, seinen Kopf ganz leicht zu heben: Auf seinem Bauch saßen einige kleine freie Männer, um ihn herum und auf dem (offenbar noch bewusstlosen) Daemon befanden sich noch mehr. Sie alle schien relativ ratlos zu sein und machten keinerlei Anstalten ihn weiter anzugreifen.
“Kleine Freie Männer haben das sicher nicht gerne wenn man sie Gedanken kontrolliert.. vielleicht können wir das nutzen...“
„ihr wurdet von einem falsche Gott kontrolliert und missbraucht.“, sagte der Wächter so deutlich er unter der Last der Nac mac feegle konnte.
„Ein falscher was?“


*Ankh-Morpork, Wachhaus*

Darinil stand auf und streckte den Arm aus. Nachdem Ettark ihn eben schon gewarnt hatte zog er sein Schwert. Dieser Mann war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Kindermörder. Er würde ihn nicht umbringen, er war kein Henker.
Aber er würde ihn nicht entkommen lassen.
Darinil trat auf ihn zu, doch Ettark stieß ihn mit der freien Hand weg und der Druide fiel wieder aufs Bett. „Aber aber.. ich will dich doch nur segnen.. fürchtest du dich, vor der heilenden Berührung des einzig wahren Gottes?“, Darinil hatte ein irres grinsen aufgesetzt dass dem Wächter einen Schauer über den Rücken jagte. Dafür dass die Hexe meinte er würde es nicht mehr lange machen ist der aber erstaunlich robust.“, dachte er besorgt, hielt das Schwert erhoben und öffnet rückwärts die Tür einen Spalt ohne die Augen vom Druiden zu lassen. „Hey! Komm mal einer her, ich brauch hier Verstärkung! Und bring ein Seil mit, wer auch immer der nächste ist der das hier hört!“
Ettark wartete ab. Während er dastand, das Schwert erhoben wurde das Grinsend es Druiden breiter. Er stand erneut auf und kam langsam näher.
Ettark hob das Schwert und die Tür ging hinter ihm auf. „Ähm.. hier hat jemand.. äh... nach einem.. äh... Seil.. gerufen?“, brachte Braggasch nur mühsam hervor. Ettark schüchterte ihn immer wieder ein, allein durch seine Art. dass er selbst eigentlich Ranghöher war hatte dabei keinerlei Bedeutung – einzig wichtig war, dass er mit dem Hauptgefreiten nicht auskam.
Ettark war für einen kurzen Moment überrascht, was von dem Druiden sofort genutzt wurde. Er sprang vor um Ettark schnell an der Stirn zu berühren, als Ettark auswich und der Druide gegen den Zwerg prallte.
Dann schickte ihn der Schlag des größeren Wächters zu Boden.
.

*Llamedos*

Glums Magen knurrte. Sie waren schon eine ganze Weile dabei durch den matschigen dunklen Wald zu latschen, der immer matschiger und dunkler zu werden schien. Vorher waren sie über Baumwurzeln geklettert, durch ein Flussbett gewatet und hatten sich durch ein Heer aus Pilzhörnchen gekämpft – und all das in andauernder hetze ohne ernsthafte pausen und unter dem ständigen Druck nicht zurück zu fallen und nicht zu langsam zu sein. Zugegebenermaßen war es keins ehr großes Flussbett gewesen, er war eigentlich kaum 20 Sekunden von Fungalis Flutoris attackiert worden und das mit den Wurzeln war auch nicht so schlimm...
Aber verdammt, wann hatte er zuletzt einen richtigen Kuchen gehabt?
„Sind wir bald da? Wir stehen ein klein wenig unter Zeitdruck, weißt du, Spulok?“
Der Igor murmelte verärgert etwas zustimmendes, aber Glum war nicht entgangen warum Rabbe wirklich so genervt war. Die Aussicht dass alle Leute bald versklavt oder tot sein könnten schien sie nicht groß zu bedrücken... aber sie durchbohrte den Stammagenten (der sich entspannt mit ihrem Bruder unterhielt) mit einem Blick, der den Moloss die Möglichkeit überdenken ließ, ob Spitzzulaufende Küchenwerkzeuge als aktive Geschosse durch mentale Anstöße über die optischen Organe entsandt werden konnten.
Die Wächter hielten an einem Baum an, wo Spulok einiges an Gestrüpp wegriss, wonach sich eine Öffnung offenbarte. „Ja nee, noch ein Loch?“, meckerte Glum, dem es mit der Loch hoch- und herunter Kletterei langsam reichte. „Kann keiner von euch Alternativen Leuten einfach in einem normalen Haus wohnen? Nicht dass ich etwas gegen einen ordentlichen Stollen hätte, aber eure nassen Löcher sind ja nicht mal richtig abgestützt.“, das war nicht wahr, wie der Zwerg sehr wohl wusste, aber diese ganze Mission nagte ihm an den Nerven. Solange ohne Kuchen und mit dem Wissen dass in Ankh-Morpork gerade womöglich die Hölle los war.

Niemand erwiderte etwas auf Glums Gegrummel. Niemand hatte Lust dazu. Das Gespräch zwischen Alexander und Sebulon war inzwischen verstummt und die Truppe ging schweigend hinter Spulok her als er die glitschige Treppe hinab stieg und an eine dunkle Türe klopfte. Sie Tür öffnete sich einen Spalt und eine Gestalt fluchte leise. „Spulok du nichtsnutziger Affenfledderer! Ich habe dir gesagt ich kann dir keinen Pferdefüße annähen und ich werde es auch nicht versuchen!“
Die alten Frau die im Dunkeln nur schwer zu erkennen war, versuchte die Türe zu schließen, doch Rabbe, die schräg neben Spulok gestanden hatte rammte ihren Stahl verstärkten Stiefel in den Türspalt. „Du bist die einzige mit genug Historik Wissen um uns zu helfen Girlinde. Wir müssen wissen wie der alt Möchtegern-gott Baal-Ohn beim letzten Mal besiegt wurde.“
Die Alte blickte sie für einen Sekundenbruchteil recht erstaunt an, dann legte sie den Kopf in den Nacken und lachte höhnisch. „Du erwartest doch nicht ernsthaft dass ich dir helfe, du kleine Mist Geburt. Deine Mutter war eine Hure sondergleichen und du bist nicht besser!“
Eine Hand packte die Frau am Kragen und zog sie schnell zu sich heran.
Alexander hatte sie unsanft gepackt und in den Regen gezogen. Rabbe stand ruhig da und zeigte keinerlei Emotion. „Du wirst uns sagen was du weißt, Linda.“, zischte Alexander, nun alles andere als freundlich. „Oder ich schwöre dir, ich werde dich töten. Du warst lange genug eine Belastung und ein Schaden für die Bevölkerung – das ist deine Chance Wiedergutmachung zu leisten. Was weißt du über Baal-Ohn?“
Sebulon beobachtete den jungen Mann aufmerksam während Senray und Dagomar zu müde schienen um bemerkt zu haben dass hier sehr wohl die Möglichkeit bestand, dass ein Mord geschah.
Alexander hatte der Frau während er gesprochen hatte ein kaum sichtbares Messer an den Hals gesetzt.
Der Stammagent rang mit sich. Er glaubte nicht dass er sie töten würde, egal ob sie half oder nicht – und letztlich hatten sie keinerlei Optionen mehr wenn sie hier keine Informationen bekamen, und dann würden Millionen sterben.
Aber das hier war nicht richtig. Man drohte keinen Informanten damit sie einem die Informationen gaben die man wollte. Jedenfalls nicht so.
Der Zwerg schluckte und machte einen Schritt vor, als ihn jemand zurück hielt.
Rabbe stand hinter ihm und hatte eine Hand auf seiner Schulter. Mit sachtem Druck zog sie ihn zurück. „er wird sie nicht töten. Lass ihn arbeiten.“
Sie ließ ihn los und blieb ausdruckslos stehen.
Sebulon blickte sie verdutzt an. Er glaubte nicht dass sie ihm gegenüber je so... professionell geklungen hatte. Verwundert drehte er sich zurück, als Alexander auf ihn zukam, ihm wortlos einen Zettel in die Hand drückte und Richtung Rückweg losmarschierte und seine Schwester mitzog.
Der Zwerg blickte von den Geschwistern zu dem Zettel und wieder zurück.

Der böse Lord aß unsere Kinder und trank unser Blut. Auf einem Thron aus Toten erfreuten ihn die Tänze seiner Spirtula[Alt, spit. Klap. Dämonen] und brachten ihm seine Gedanken entrissenen Sklaven alles was er wünschte. Als das Blut zu einem Meer wurde und alle Hoffnung dem Ende nahte ging der Neue Mond auf, die Prüfzeit des Kaisers war so angebrochen und mit einem mal ging ein blauer Regen auf ihn hernieder und er wurde umschlossen von den Wesen der Nässe. Sie zogen ihn hinab und straften sein Fleisch mit Korallen. Nur im doppelten treuen Dunkel konnte das Finstere zum Abstieg gezwungen werden, denn nur hier kann es von weltlichem verwundet werden und ist dem Schwert so ergeben, wie die Seele dem allwissendem Feuer.

05.06.2014 0: 01

Sebulon, Sohn des Samax

"Von einem falschen Gott", fuhr Cim Bürstenkinn so ruhig wie möglich fort. Sein Versuch, sich aufzurichten, wurde von zwei dicken Feegels unterbunden, deren Fäuste einmal sanft auf seine Unterarme krachten. "Au, verdammt!", fluchte der Wächter, legte sich jedoch wieder auf seinen Rücken.
"Nicht aufrichten, Langer", brummte der dicke blaue zu seiner Rechten. "Niemand hat über unserem Anführer Halbgroßer Jim-Jock zu sein!"
Der kleine Mann auf seiner Brust fuhr sich in einer großspurigen Geste durch die zotteligen Haare. Seine Nase schien mehrfach im Laufe seines kleinen Lebens gebrochen worden zu sein, seine grünen Augen funkelten Kampflustig, sein Schwert schien aus dieser Entfernung gut geschärft. Das musste der Anführer sein.
"Halbgroßer Jim-Jock, sehr erfreut", log Cim, "wie gesagt, ihr wurdet benutzt."
"Unmöglich", sagte Halbgroßer Jim-Jock, "wir sind niemands untertan und werden nicht gegen unseren Willen benutzt. Wir sind die Kleinen Freien Männer!"
Vierzig Münder grölten enthusiastisch: "Kleine Freie Männer!"

'Stolze Bastarde', dachte Bürstenkinn. "Hört mich an! Ich habe drei Beweise für meine Unterstellung. Erstens: Ihr seid hungrig, obwohl es noch gar nicht lange er ist, dass ihr etwas gegessen habt!" Das war ein Griff ins Blaue. Wenn sich die Blaulinge nicht daran erinnerten, was die letzten Stunden passiert war, dann -mussten- sich körperliche Anzeichen für fehlende Zeit finden. Erleichtert atmete er auf, als die Männer sich verlegen auf die Bäuche fassten und nacheinander verwirrt zu nicken begannen. "Zweitens: Ihr wisst nicht, warum mich und meinen Freund festhaltet!"
"Doch, Herr Langbein, du steckst nämlich in Uniform", quiekte ein kleiner blauer Mann von Cims Füßen her. "Und das kann nichts gutes nich' bedeuten - Autschn!"
"Lass unseren Gefangenen ausreden, Klein-Jock", fuhr Halbgroßer Jim-Jock den vorlauten blauen Mann an und verpasste ihm eine Kopfnuss.
"Das liegt daran", fuhr Cim fort, "dass ich Wächter bin und ihr von einem Verbrecher benutzt wurdet, den ich ... einsperren will. Sein Name ist Baal-Ohn. Was mich zum dritten Punkt bringt ..."
"Hundedreck!", rief der Kleine Freie Mann auf Cims Brust, "Riesengroßer Hundedreck!"
Erstaunt hob der Wächter die Augenbraue. "Sicher bin ich Wächter. Meine Dienstmarke ist in ..."
Wütend trampelte Halbgroßer Jim-Jock auf dem Brustkorb auf und ab, was dem Wächter das atmen deutlich erschwerte. "Hundedreck und Kuhmist! Der rote Ballon mit dem schmorenden Thron ist zurück! Der war beim letzten Mal schon ein Kotzbrocken, der seinesgleichen sucht - diesmal wird er vorbereitet sein."
Verwundert beobachtete Cim die Veränderung in der Haltung der Kleinen Freien Männer: Schultern sackten, Beine begannen zu wackeln, Lippen zitterten - so merkwürdig die Vorstellung war, die Unerschrockenen Krieger schienen so etwas wie Angst zu haben. "Das letzte Mal?", bohrte Cim nach.
Ein kleiner Mann mit Dudelsack und knitterfreiem Sakko über dem kleinen Kilt hob eine blaue Hand. "Halbgroßer Jim-Jock, wenn es mir erlaubt ist, so bitte ich dich: lass mich die Ballade von den Großtaten des kleinen Callum vortragen, zur Ehre des Siegers über den falschen Herrscher über Llamedos und das Ankh-Tal, auf die traditionelle Weise. Das Langbein kennt sie sicher nicht und ich gehe davon aus, dass es erhellend sein könnte zu wissen, welche große Rolle unser Clan einst in der Vernichtung des Seelenfressers spielte."
Die Klagelaute seiner Untergebenen ignorierend nickte der Anführer dem Dudler zu.
"Spiel sie auf die schönste Weise, Wallace."
Kleine blaue Finger wurden in kleine blaue Ohren gesteckt. Der Dudler holte tief Luft. Kurz darauf fühlte sich Cims Ohr so, als würde sein Ohrenschmalz zu schmelzen beginnen.

Eine kleine Weile später war das Vorspiel vorbei. Es herrschte wieder Stille und Wallace der Dudler begann, die Ballade vorzutragen, wie die Kleinen Freien Männer unter der Leitung von Callum in einer verregneten Vollmondnacht mit List und vielen Messerstichen den falschen Gott töteten.
Die Ballade dauerte nicht so lange, wie Cim sich erhofft hatte. Er fand sie sehr aufschlussreich und hätte Applaudiert, wenn er nicht von den Kleinen Freien Männern auf dem Boden festgehalten wurde.
Er hatte eine Idee ... doch zu seinem großen Schrecken ließ Wallace das lange Nachspiel nicht aus. Nach drei qualvollen Minuten sank er in Ohnmacht.

05.06.2014 13: 07

Rabbe Schraubenndrehr


*Llamedos*

Sebulon dachte nach. Er hatte Alexander noch einmal gefragt was genau das jetzt heißen sollte, doch er hatte nur gesagt dass es die Beschreibung war wie Baal-Ohn beim letzten mal besiegt worden war und war dann wieder zu Rabbe gegangen. Beide wirkten um einiges angespannter als vor dem Besuch bei der alten Frau.
Das musste aber nichts bedeuten. "Immerhin schien die Frau irgendwie mit ihrer Familie zu tun zu haben. Wer wäre da schon allzu begeistert" Für einen Moment schweifte der Stammagent mit den Gedanken ab, dann zwang er sich aber wieder in die Gegenwart. Sie waren zu ihrem Treffpunkt zurück gekehrt. Dagomar hielt Wache, Senray saß nahe bei Jargon und schien sich leise mit ihm zu unterhalten. Rabbe und Alexander standen zwischen den Bäumen herum. Sebulon selbst saß auf einem Baumstumpf und starrte auf die Notizen.
Die Sache über die Dämonen gefiel ihm nicht. Baal-Ohn war so schon äußerst gefährlich, wenn er auch noch Wesen aus der Kerkerdimension beschwören konnte würde es noch schwieriger werden ihn aufzuhalten.
Nicht dass es nicht jetzt schon nahezu unmöglich erschien.
Der Wächter blickte besorgt zu Senray und Jargon hinüber. Der Rechtsexperte schien gut mit der Situation umgehen zu können, aber Senray wirkte verängstigt. "Sie hat gesehen wie Menschen zu mörderischen Bestien werden und weiß, dass in diesem Moment viele Menschen geopfert werden und wir uns einem mörderischen Möchtegerngott entgegen stellen müssen. Jeden Wächter würde das mitnehmen, vor allem wenn er noch so jung ist.", der Zwerg seufzte, und blickte zu Glum, der neben ihm saß. "Was hältst du davon?" Er hielt ihm den Zettel hin.
Glum grummelte. "Klingt wie ein heiterer Bursche. Der neue Mond könnte Neumond sein, muss aber nicht. Kann auch einfach Nacht sein. Manche Poeten sind so. Alles was Hoffnung bringt ist "neu". Heutzutage zumindest. hmpf."
Der jüngere nickte grimmig. Auch er war sich nicht sicher wie man bestimmte Details beachten sollte. Natürlich konnte man es soweit interpretieren dass Baal-Ohn ins Wasser sollte, oder dass es nachts sein musste - das würde auch zu der Zeile des "doppelten treuen Dunkel" passen. Aber was war blauer Regen? Und war normale Nacht oder wirklich Neumond gemeint?
Er fuhr sich genervt durchs Gesicht. Er war Wächter und Zwerg, nicht Historiker oder Theologe. Ein solcher Text konnte eigentlich alles heißen – er wusste über die mythologischen Bräuche der Menschen in dieser Gegend nicht Bescheid. Es konnte gut sein dass er etwas übersah was für einheimische offensichtlich war., einfach weil es in diesem Land verankert war.
Sebulon streckte sich und stand auf. Er würde mit Daemon darüber reden müssen. Der Mann war schließlich gebürtiger Llamedosianer, er würde hoffentlich eher Bescheid wissen.

05.06.2014 14: 59

Jargon Schneidgut

Rabbe, Dagomar, Sebulon, Glum, Jargon, Senray, Alexander und Spulok mussten keine lange Diskussion führen, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie sich sehr bald wieder mit Cim und Daemon treffen mussten.
"Ich halte es für am wahrscheinlichsten, dass mit dem neuen Mond entweder ein Vollmond, oder einfach die Nacht gemeint ist", vermutete Alexander, während sie durch das Moor in Richtung Stadt stapften.
"In den traditionellen Volksgeschichten ist eigentlich nie vom Neumond die Rede."
"Was denn? Der 'Neue Mond' heißt nicht Neumond, sondern Vollmond?", argwöhnte Glum. "Was für ein Blödsinn."
"Entweder daf, oder einfach 'neue Nacht'", bestätigte Spulok. "In Llamedof sprift man meift erft bei einem Vollmond vom "neu vollem" Mond." Er hielt kurz inne. "Oft heift ef aber auch einfach 'der neue Mond war angebrochen', wenn von Nacht die Rede ift."
Glum schüttelte nur den Kopf. Sebulon grübelte.
"Wenn wir nicht wissen, ob es Vollmond sein muss oder nicht, ist das ziemlich ungünstig", sagte er.
"Ach was", brummte Rabbe.
"Was für einen Mond haben wir denn im Moment?", fragte Jargon vorsichtig.
"Halbmond, glaube ich", meinte Dagomar und schaute zum Himmel, wo sich die Sonne erst allmählich Richtung Boden bewegte.
Senray murmelte zustimmendes. Ihre Augen schienen abwesend, als auch sie zum Himmel hochstarrte.
"Na super", brummte Glum. "Das heißt, wir warten entweder noch eine Woche, in der sich herausstellt ob er zunimmt oder nicht - was heißt, dass Baal-Ohn bis dahin halb Llamedos auf dem Gewissen hat - oder wir riskieren einen Versuch, ohne zu wissen ob er uns dann einfach in Stücke reißt oder nicht."
"Und selbst dann", murmelte Alexander, "wissen wir nicht genau, was es mit dem blauen Regen oder den Korallen auf sich hat."
Spulok sah zu Boden und leckt die Lippen. "Naja- alfo- ef könnten flicht die kleinen freien Männer gemeint fein."
"Natürlich!", entfuhr es Dagomar, "sie haben ja selbst davon erzählt, als wir ihnen begegnet waren!"
Senray, Sebulon und Glum stimmten zu, als sie sich erinnerten.
"Das wäre dann ja mal zumindest eine Sache, geklärt wäre...", bemerkte Sebulon anschließend.
Alexander sah auf den Zettel und schüttelte den Kopf.
"Na immerhin."

*Bei den kleinen freien Männern*

Na, das wurde aber auch Zeit, dröhnte der zuvor scheinbar Ohnmächtige Cim plötzlich mit fremder Stimme und schwang sich auf seine Beine, was einige Kleine blauen Gestalten verwirrt zu Boden purzeln ließ.
Habt ihr schon mal vom Gott Sankt Tobsucht gehört?
Kleine Augen starrten den Mann an, der sich eben der Kraft sechs sehr starker erwachsener Männer widersetzt hatte.
"Un' ich hab gedacht, die Menschen wär'n eher schwächlich", kommentierte der Halbgroße Jim-Jock Cims Auftreten.
Sind sie auch. Daemon, der sich soeben wachblinzelte, beobachtete erschrocken die Veränderung in seinem Kollegen.
Hört mal, meinte Cim, wir verfolgen das gleiche Ziel. Wir wollen dem falschen Gott eine reinprügeln!
Zustimmendes Gebrummel kam von den blauen Männlein.
Ich weiß, ihr habts nicht so mit Göttern. Aber ich würde euch gerne einen Vorschlag unterbreiten, bevor er sich wieder in eure Köpfe krallt.
Dudler und Anführer der Truppe warfen sich einen Blick zu. Dann fragte der Halbgroße Jim-Jock:
"Und der wäre?"
Ihr schließt euch mir an-
Protestierendes Geschrei im Sinne von "Keiner beherrscht die Kleinen Freien Männer!" erhob sich sofort, aber Sankt Tobsuchts dröhnende Ansprache bahnte sich einen Weg durch die Stimmen.
-damit wir Baal-Ohn zusammen verprügeln. Und dann geht jeder wieder seinen eigenen Weg!
Das Protestgeschrei wurde etwas leiser.
Cim breitete die Arme fragend aus.
Entscheidet euch, bevor der Typ hier wieder zur Besinnung kommt.

07.06.2014 14: 38

Rabbe Schraubenndrehr

*Ankh-Morpork, Palst des Patriziers*

Drumknott blickte sich um. Wo war Leonard? Sie hatten sich hier noch einmal absprechen wollen bevor sie einen ernsthaften Versuch unternahmen seine Lordschaft zurück zu holen, wo war als der Erfinder? "Hoffentlich wurde er nicht durch die plötzliche Idee einer revolutionären Kriegsmaschine abgelenkt", dachte der Sekretär bei sich und rekapitulierte den bisherigen Ablauf. Nachdem sie Moloin gefangen hatten wollten sie ihn ursprünglich seiner Macht berauben, als sie jedoch gemerkt hatten dass dies nicht möglich war hatte Leonard Drumknott eines seiner kleinen Geräte gegeben, wonach er, Drumknott, sich absichtlich "aus versehen" von Moloin hatte berühren lassen um ihn so zu befreien dass der Druide der Überzeugung sein würde dass er die Loyalität des Sekretärs hatte.
Inzwischen zweifelte Drumknott die Weisheit des Plans an.
Um Lord Vetinari zurück zu holen mussten sie es schaffen, ihm eine Nadel in jedes Ohr zu stechen um dann die kleinen Metallstäbe an selbigen zu befestigen wonach sie die Logik seiner aktuellen Handlung brechen mussten.
Der Sekretär war sich recht sicher dass Vetinari dies nicht ohen weiteres zulassen würde. Er war unter fremden Einfluss und davon überzeugt das der so genannte Prinz von Llamedos der rechtmäßige König von Ankh-Morpork war – aber er war dennoch weiterhin Lord Vetinari, ein ausgebildeter Assassine von ausgemachter Finesse und scharfem Verstand. Es wäre extrem schwierig ihn zu überwältigen oder zu überzeugen, denn auch wenn Vetinari unter normalen Umständen Drumknott zumindest angehört hätte und abgewogen hätte ob der Sekretär vielleicht recht hatte, und er unter fremden Einfluss stand, so würde er das jetzt sicher nicht tun – schon allein deshalb, weil er als primären Befehl offenbar das Beenden der Krönungsvorbereitungen erhalten hatte.
„Tut mir Leid dass ich zu spät bin.“, sagte eine Stimme hinter dem Sekretär.
Er drehte sich ruckartig um und sah sich mit Leonard konfrontiert – flankiert von Zwei Wachen. „Ich fürchte... unser Unternehmen würde zu viele Leute mit Sicherheit das Leben kosten. Wenn wir kooperieren können alle in Zukunft ohne jegliche Konflikte leben.. alle vereint..“, sagte der Erfinder verträumt.
Seine Ohren bluteten.


*Ankh-Morpork, Wachhaus am Pseudopolisplatz*

„Rekrut.. Gahdolie? Rekrut Opal? Bitte holt mir den Gefangenen aus Zelle 1.“
Elanore sah den Zwerg leicht irritiert an. Der Druide in jener Zelle war vor einer knappen halben Stunde erst von zwei äußerst zornig aussehenden Wächtern eingesperrt worden. Und nun sollten sie ihn gleich wieder herauslassen?
„Wir müssen ihn verhören.“, fügte der Zwerg hinzu, und hätten die Elanore schon öfter mit ihm zu tun gehabt wäre ihr aufgefallen wie merkwürdig der Zwerg sich verhielt. „Sör... Du sicher sein?“
Braggasch nickte. „Wir müssen ihn befragen, Holt ihn sofort aus der Zelle.“
Opal tauschte einen Blick mit Elanore und stand eher zögerlich auf. „Ähm.. Sör? Müssen Gefangene nicht immer von Zwei Wächtern eskortiert werden, auch wenn sie zum Verhör gehen?“
„Deshalb wird Opal mich auch begleiten.“
Die Rekruten bewegten sich nur zögerlich auf die Zelle zu. Elanore schloss die Tür auf und Opal sah den Druiden an, als würde er jeden Moment einen Meisel aus der Tasche ziehen und versuchen, ihm den Arm abzuklopfen.
Darinil war inzwischen aufgestanden und trat widerstandslos aus der Zelle, die arme hinter dem Rücken zusammen gekettet. Elanore schloss hinter ihm vorsichtig die Türe zu und war heilfroh sich wieder hinsetzen zu können, während Braggasch und Opal mit dem Druiden Richtung Ausgang ging. Irgendwas an der aktuellen Situation kam der Rekrutin extrem merkwürdig vor.


07.06.2014 17: 55

Cim Bürstenkinn

*Ankh Morpork* Stadtwache.
Braggasch führte den Druiden, begleitet von Opal, in Ettarks Büro und öffnete die Tür ohne Klopfen.
»Das hat ja gedauert«, begrüßte sie der RUM-Wächter mürrisch.
Der Zwerg drehte sich zu Opal um und nickte ihm zu. »Du kannst jetzt zurück zu deinem Posten gehen. Wir sind zu zweit!«
Opal salutierte steif und ging zurück zu Elanore. Es war recht warm und die Gedanken quälten sich unter erheblichen Verlusten durch die Siliziumstränge seines Gehirns, aber einerseits war Braggasch ein Zwerg und andererseits der Druide aus Llamedos. Er beschloss hinter der nächsten Ecke zu warten was weiter passierte. Unabsichtlich zertrümmerte er einen Teil der Wand von Ron Kleinschuhs Büro als er vorsichtig um die Ecke spähte und wartete.
Er musste kurz eingeschlafen sein, als das Geräusch der schwungvoll geschlossenen Tür ihn die Augen aufreißen ließ und er gerade noch sah, dass Darinil mit Ettark und Braggasch im Schlepptau den Gang in die andere Richtung verließ. Sie machten keine Versuche vorsichtig zu sein und gingen zielstrebig zum Büro des Kommandeurs und betraten es.
Mühsam versuchte Opal die Informationen zu verarbeiten und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Der Zwerg holt den Gefangenen unter dem Vorwand aus der Zelle, ihn verhören zu wollen.
Warum verhörte er ihn nicht in der Zelle?
Er ging in Ettarks Büro, aber die Zeit für ein Verhör war viel zu kurz. Vielmehr verließen die Wächter mit dem Druiden das Büro sofort wieder und betraten das Zimmer des Kommandeurs.
langsames Dahinwittern, den Regen spüren der in ein paar Jahrtausenden Furchen in seine steinerne Oberfläche grub, während Generationen von Moospflanzen wuchsen, sich fortpflanzten und wieder neu wuchsen. Das war seine …
Opal schlug sich heftig mit der Hand auf den Kopf – Funken und kleine Steinbrocken stoben durch den Gang. Er musste denken. Er musste….
Daniel Dolch ging mit einem Wassereimer die Stufen empor. Er hatte einen jener unseligen Rekrutenaufträge erhalten und musste nun den Taubenschlag säubern. War das wirklich die Aufgabe eines Wächters, fragte er sich während er keuchend den zweiten Stock erreichte und den Eimer kurz abstellte. Oberfeldwebel Varwalds würde später seine Arbeit kontrollieren, doch zuerst musste er sich vor beginn bei ihm melden. Seufzend griff er nach dem Griff des hölzernen Bottichs, als ein Plätschern verriet wo er gelandet war.
Opal hatte sich den Eimer kurzerhand aufgesetzt und genoss Abkühlung in seinem Kopf.
»Opal du Trampel! Jetzt kann ich nochmal Wasser aus dem Brunnen holen«
Doch der Troll war endlich in der Lage seinen Gedanken zu beenden.
»1. Braggasch und Ettark stecken mit dem Gefangenen unter einer Decke.
2. Niemand betritt das Büro des Kommandanten ohne Klopfen. Es sei denn, er ist auf Ärger aus.
3. Daniel folge mir, wir müssen Bregs retten!«
Damit rannte er einer Stampede gleich los und trat die Tür zum Büro des Kommandeurs ein.
Daniel zuckte mit den Schultern und zog sein Schwert. »Es klingt spannender«
Llamedos, unweit Baal-Ohns Lager
»Wir pirschen uns von dieser Seite an«, sagte Halbgroßer Jim-Jock und beschrieb einen Bogen der auf die andere Seite des Lagers führte. »Währendessen wird Klein-Jock den Damm des Flusses brechen, damit alles unter Wasser steht, wenn wir loslegen. Mit dir und unserem neuen Gott alles ok?«
Cim sah ihn mürrisch an. Scheinbar hatte sich Tobsucht seines Körpers bedient, während er bewusstlos war. Nun stand er gemeinsam mit Daemon in einer hoffnungslosen Auseinandersetzung und der Plan konnte nur einem Schlägergott und einem Haufen kleiner blauer Prügel-Gnome eingefallen sein. Er musste irgendwie die anderen warnen, aber er hatte keine Ahnung wie.

Llamedos, Wald unweit Baal-Ohns Lager
»Hört auf hier Klugzuscheissern!«, rief Gerlinde und sprang hinter einem Busch hervor. »Das hält ja die taubste Frau nicht aus. Es bedeutet NEUMOND! Nicht Nacht, nicht Vollmond sondern Neumond. Nur dann kann Baal-Ohn die kleinen blauen Männer nicht beeinflussen und wenn sie wirklich zornig sind, können sie den Gott im Wasser ertränken. «
»Das bedeutet, wir haben keine Wahl als zu warten?«, fragte Sebulon, und ignorierte die Tatsache, dass das Weib ihnen gefolgt war. »Wird Baal-Ohn dann nicht schon seine unsterbliche Form angenommen haben?«
Die alte Frau zuckte mit den Schultern. »Wenn das passiert, könnt ihr es vergessen. «
»Wir müssen uns dringend mit Cim und Daemon abstimmen. Die Anzahl der Opfer muss so gering wie möglich gehalten werden, bis Neumond«, sagte Sebulon bestimmt und sah versonnen auf den aufgestauten See, der eine Reihe von Mühlen und Bewässerungswerke antrieb - und dessen Wasser plötzlich erheblich sank.
Linda fing hysterisch zu lachen an. »Die Narren haben bereits begonnen. Bald werden sie seine Sklaven sein!«
»Ich fürchte, wir müssen da eingreifen«, sagte Rabbe zu niemand bestimmten und ging in Richtung von Baal-Ohns Lager ohne sich umzudrehen.

Baal-Ohns Lager
Baal-Ohn fühlte seine Vollendung näher kommen, hörte bereits das Geflüster der neidvollen Götter von Cori-Celesti, sah jeden einzelnen seiner Anhänger und wartete auf den Angriff der kleinen blauen Männer. Er hatte sorgfältig geplant und würde nicht den gleichen Fehler zweimal begehen. Der nächste Neumond war wochenlang entfernt. Die kleinen Kreaturen würden seinem Bann erliegen und erneut für ihn kämpfen.
Der Omnier in dem Tobsucht steckte, würde ihm genug göttliche Energie liefern um die Vollendung frühzeitig abzuschließen. Der Prügelgott war sich nicht bewusst, dass auch seine Energie zum Opfer auf Baal-Ohns Alter werden konnte.
In Kürze würde die Armee aus Ankh-Morpork und der Sto-Ebene eintreffen und morgen würde Llamedos wieder einen klaren Herrscher haben das alte Reich von Groß-Ankh Morpor wieder hergestellt hatte.
Cori Celesti
Die Lady ging mit vornehmen Schritten durch den herrlichen Park der das Haus von IO umgab. Niemand hatte Lust mehr von Sankt Tobsucht zu sehen, und niemand konnte sich vorstellen, die Heimat mit einer Abscheulichkeit zu teilen.
Der Führer des Götterrates kam ihr entgegen und nickte ihr zu.
»Hast Du mit ihr geredet?«, fragte der blinde Gott, während sich die schwebenden Satellitenaugen rund um seinen Kopf auf sie richteten.
Sie nickte andeutungsweise. »Es ist bereits geschehen! Sie will einige Gefälligkeiten von mir, aber es bleibt ein gutes Geschäft.«
Zufrieden nickte IO und fuhr sich mit einer Hand über die Augenbinde.
»Dann beenden wir die Sache«, ab sofort ist niemand außer euch beiden befugt in dieser Sache einzugreifen.

Llamedos, vor Baal-Ohns Lager
»Wie lang braucht der eigentlich noch?«, fragte Cim und sah genervt auf die Stelle im Hügel, an der das Wasser auftauchen sollte.
»Gleich ist es soweit. Vielleicht wurde der Damm noch bewacht und der kleine Jock musste die Bahn fertig machen.«, erklärte der Anführer der kleinen Blauen.
»ich möchte festhalten, dass es mir reicht im Dreck zu liegen und irgendwelche Kreaturen auf meinen Bandscheiben stehen zu haben«, sagte Daemon genervt, sah aber ebenfalls gespannt zu dem Hügel.
Ohne Vorwarnung, schoss ein gewaltiger Strom über den Steinrand und begann das Land zu überspülen.
»jetzt!«, rief der Halbgroße Jim-Jock und rannte los.
»Nieder mit Baal-O..«, wollte Cim schreien aber jemand zog ihn an der Schulter zurück und drückte in auf den Boden.
Daemon erging es ähnlich, auch wenn der gar nicht schreien wollte.
»Wir wollen doch nicht in das Verderben laufen«, flüsterte Rabbe, hielt den Omnier weiter an der Schulter gepackt und nickte ihrem Bruder zu, der den Hauptmann übernommen hatte.
»Ihr dürft jetzt nicht angreifen.«, erklärte die junge Frau. »Wir brauchen Neumond!«
Erschrocken sah Cim auf das überflutete Lager, in dem die kleinen freien Männer bereits kämpften. Baal-Ohn saß zufrieden grinsend auf seinem Thron und befahl dem Baum-Golem auf ihn aufzupassen.


10.06.2014 0: 51

Jargon Schneidgut

Jargon, der die Augen starr auf Baal-Ohn gerichtet hatte, spürte plötzlich ein... Ziehen. Es war schwer zu beschreiben. Es war, als würde ein kräftiger Windstoß, der so lange und instinktiv mit der immer gleichen Intensität gepustet hatte, dass man ihn gar nicht mehr wahrnahm, auf einmal die Richtung wechseln. Aber es war kein Wind. Es war ein merkwürdiges Ziehen und Schieben an allen Stellen, die er fühlen konnte. Druck. Das ist es, dachte er. Irgendwann hatte er einmal gehört, dass alles ein Gewicht hatte, sogar Luft, und dass das, was man von deren Gewicht spürte, als Druck bezeichnet würde. Und der veränderte sich gerade. Oder? Mit einem mal wurden die Schatten länger - aber mit einer Geschwindigkeit, die dem Sonnenuntergang nicht gerecht wurde. Sie waren viel, viel schneller. Und sie beschleunigten.
Plötzlich wurde Jargon klar, dass es nicht der Druck war, der sich veränderte - es war die Schwerkraft. Und er wusste auch warum.
Er blickte sich erschreckt um und sah in den Gesichtern seiner Kollegen dieselbe Realisation.
Die Sonne raste gen Horizont, und plötzlich war es Nacht. Und kaum hatten die Wächter geblinzelt, war es wieder Tag. Und dann wieder Nacht, mit blendender Dunkelheit. Und dann wieder Tag - Jargon schloss die Augen und verbarg das Gesicht im Boden, während all seine Körperwahrnehmungen total verrückt spielten. Ihm war kalt, warm, schwindelig und furchtbar, furchtbar übel im selben Moment. Ein Druck wie von einem gewaltigen Ventilator - nur ohne Wind - huschte mit schrecklicher Geschwindigkeit über ihm und unter ihm vorbei, immer im Takt mit der Sonne. Und wie, er bemerkte, auch von einer anderen Richtung. Es muss der Mond sein, dachte er, während ihm Schweiß aus allen möglichen Poren drang. Während sein Geist realisierte, was geschah, krallte sich sein Körper mit allem fest, das er hatte, von Todesangst geplagt.
Die Götter bescheren uns einen Neumond!
Die Richtung, mit der sich die Schwerkraft veränderte, wechselte ein wenig, als Mond und Sonne in die richtige Konstellation gerückt wurden. Und auf einmal fiel ihm das Atmen wieder leichter, und er spürte, wie die Sonne wieder langsamer wurde, bis sie zum letzten Mal hinter dem Horizont verschwand und kein Licht mehr als die Sterne am Himmel zurückließ.
Er schlug die Augen auf, zitternd, erhob sich schwankend auf seine Knie und übergab sich.
In der Ferne hörte er das wütende Geschrei Baal-Ohns.
"Diese verfluchten Schummler!"
Zeitgleich ertönte das verwirrte, schwankende Kriegsgeschrei der kleinen freien Männer. Er sah auf die Opferstätte und sah, wie sie versuchten, den Holzgolem, der von der Mondphasenverschiebung scheinbar unbeeindruckt war, daran zu hindern, Baal-Ohn aus dem Wasser zu heben.
"Wir-", keuchte Cim, und seine Stimme war merkwürdig angehaucht von Sankt Tobsuchts Einfluss, "wir müssen ihnen helfen. Solange das Wasser fließt!"
Die anderen, immer noch schwer angeschlagen von der plötzlichen Karusselfahrt der Schwerkraft und des Lichts, sahen zur Opferstätte hinab.
"Nieder mit Baal-Ohn!"

10.06.2014 18: 27

Rabbe Schraubenndrehr

*Ankh Morpork, Wachhaus am Pseudopolisplatz, ein paar Minuten zuvor*

Araghast Breguyar saß an seinem Schreibtisch und ärgerte sich mit Papierkram herum. Er unterschrieb eben ein weiteres Formular und warf es auf den 'halbwegs-erledigt'-Stapel, al sich die Tür öffnete und drei Leute hereinkamen. Der Kommandeur blickte verärgert auf. "Was soll das? Habt ihr noch nie gehört dass man gefälligst anklopfen soll?" Er warf einen Blick auf die Personen. Korporal Goldwart, Hauptgefreiter Bergig und ein grau gewandter Kerl, wahrscheinlich ein Druide. Die drei gestalten blickte ihn einen Moment an bevor sie die Tür hinter sich schlossen und wortlos, von dem Druiden angeführt, näher auf den Kommandör zukamen. "Korporal Goldwart, was zur Hölle hat dieser Zivilist in meinem Büro verloren?!", rief Bregs verärgert und stand auf.
"Herr Kommandeur... glaubst du an Götter? Weißt du um die unfassbare Weisheit des allmächtigen..."
"RAUS!", brüllte Bregs, aufrichtig verärgert und zog sein Entermesser. Die beiden Wächter wirkten merkwürdig neben sich, und der Druide wirkte auch nicht eben wie ein glanzvolles Beispiel für Geistesgesundheit. „Hauptgefreiter Ettark, Korporal Goldwart, entfernt diesen Zivilisten SOFORT AUS MEINEM BÜRO!“, rief Bregs, doch die beiden Wächter rührten sich nicht sondern starrten nur glasig ins leere, Der Druide war inzwischen bei ihm angekommen und streckte den Arm aus, was der Kommandeur als Anlass nahm ihm mit der flachen Seite des Entermessers hart auf den Handrücken zu schlagen. Der Druide schien von dem Schlag, der ein deutliches knacken aus der Hand hatte hören lassen, unbeeindruckt und lächelte den Kommendeur an. „Schmerz bedeutet nichts im an Gesicht der Göttlichkeit. Lass dich ins Licht führen.“, sagte er verträumt und ging weiter auf ihn zu. Araghast warf einen flüchtigen Blick auf die Wächter, dann zurück auf die Hand die ihm entgegen gestreckt war. Er zählte Zwei und Zwei zusammen und schlug mit dem Entermesser zu.
Die Hand des Druiden wurde nur bis zum Handgelenk gespalten, und er schien keinen Schmerz zu empfinden – weder bei dem eintritt der Klinge, noch bei dem Tritt gegen die Brust mit dem Bregs ihn kurz darauf von sich wegstieß. Er taumelte lediglich nach hinten, wurde von den anderen beiden Wächtern jedoch aufgefangen und er richtete sich direkt wieder auf.
Das Lächeln war geblieben. „Widerstand ist zwecklos, Kommandeur.“, sagten alle Drei gleichzeitig und traten nun zusammen auf den Kommandeur zu. „Sie werden teil unserer Gemeinschaft werden, egal was sie tun.“, fügte Darinil hinzu und streckte die blutige, zweigeteilte Hand aus.
Dann regnete es Schutt als Opal durch die Tür brach und einen guten Teil Mauer mitnahm.



*Llamedos*

Spulok kaute genervt auf einem Stück Kohle herum. Er hatte nicht vor sich in den Kampf einzumischen – immerhin hatte er Rabbe und ihren Mitwächtern schon mehr als genug geholfen. Aber er war – trotz aller Besonderheiten – Immer noch ein Igor. Und als solcher würde er sich um verletzte kümmern wenn es welche geben würde.
Und ein toter Gott würde sicher ebenfalls sehr interessante Möglichkeiten offenbaren, falls der Kadaver bestehen blieb.
Der Mann blickte durch ein Fernglas und beobachtete die Ermittlerin. Sie schien sich wieder mit dem jüngeren Zwerg zu streiten. “Die lernt es nie..., dachte er sich, und gönnte sich noch ein Stück Holzkohle.


10.06.2014 20: 23

Cim Bürstenkinn

Ankh-Morpork -Bregs Büro
Ettark, Braggasch schienen die Eindringlinge zuerst gar nicht zu registrieren, bis Darinil zu dem Zwerg sagte: »Kümmer dich um ihn!«, und seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kommandeur richtete, der seine Auge zusammenkniff um auf den nächsten Angriff zu warten.
»Ich glaube wir hatten einen schlechten Start, Kommandeur. Ganz klar, dass ihr euch bedroht fühlt, wenn sich eine Änderung anbahnt. Aber Änderung ist notwendig und gut! Seht meine Hand an«
Während sich Braggasch an Opals Bein klammerte und »Ich befehle Dir stehen zu bleiben, Rekrut«, schrie, schlich sich Daniel an Ettark heran, der seinerseits gerade Breguyar von der Seite angreifen wollte. Der Schmied versetzte dem RUM-Wächter einen Stoß der ihn neben dem Schreibtisch des Kommandeurs zu Boden schickte; seine Waffe landete klirrend am Boden.
»Schlecht ausbalanciert, dein Schwert, Sir!«, vermeldete Daniel mit einem kritischen Blick auf die Klinge , und zog sie Darinil mit dem Knauf über den Kopf.
Wie ein Sack fiel der Druide in sich zusammen, und Braggasch und Ettark blinzelten plötzlich verwirrt, ohne Verständnis dafür, wie sie ins Büro des Kommandanten gekommen waren.
»Widerstand ist doch nicht zwecklos«, sagte Araghast und sah die beiden Rekruten nachdenklich an.
»Danke für eure Hilfe! Seid so gut und helft den Beiden beim Aufräumen. Ich hätte auch gerne wieder eine Tür, damit man Klopfen kann!«

Ankh-Morpork-Patrizierpalast
Moloin öffnete die Augen. Die Verbindung zu Darinil war plötzlich abgerissen, was nur bedeuten konnte, dass der Kommandeur ihn erwischt hatte.
Nach der Enttäuschung mit Drumknott, der eine eigenartige Immunität gegen seinen Einfluss hatte, auch nachdem ihm das Gerät von da Quirm abgenommen wurde, war die Stadtwache die zweite Niederlage. Was noch viel schlimmer war: sie waren organisiert und in der ganzen Stadt verteilt.
Das Einzige was jetzt noch helfen konnte, war ein gezielter Schlag, der die ganze Gruppe aushebelte, und er wusste schon wie er das bewerkstelligen konnte.
»Vetinari, mein Freund!«, der Patrizier sah von seinen Vorbereitungen auf und sah seinen »Freund« aufmerksam an. »Wie es scheint, hat sich die Stadtwache gegen den Prinzen verschworen. Sie wollen ihn töten und haben bereits meinen Bruder verletzt!«
»Oh?«, antwortete Vetinari, »Gibt es denn Beweise für bestimmte Wächter die sich verschworen haben?«
Moloin seufzte, »wie es scheint sitzt das Übel in der Wache ganz oben. Breguyar selbst hat die Verschwörung geplant. Wir können nicht sicher sein, wer daran beteiligt ist. Wir werden sie wohl oder übel alle töten müssen, oder wir gefährden das Wohl Seiner Hoheit!«
Kurz schwieg der Patrizier, sein Gesichtsausdruck spiegelte angestrengtes Nachdenken wieder.
»Ich werde sofort alles in die Wege leiten, Herr. Die Palastwache ist mir treu ergeben und wird jeden Befehl ausführen, den ich ihnen gebe«, damit verbeugte sich Vetinari und eilte aus dem Raum.
Wenig später kam er im Kerker an, wo er Drummknott , flankiert von zwei Palastwächtern, an die Wand gekettet fand.
»Befreit ihn!«, befahl er den Wachen, die ihn erstaunt ansahen, aber keinen Grund sahen dem Vertrauten von Moloin zu wiedersprechen.
Während sie die Fesseln lösten, zeigte Vetinari wo seine Wurzeln lagen, schlug dem einen Wächter ins Genick und verpasste dem anderen einen Schlag ans Kinn, der ihn bewusstlos neben seinen Kollegen sinken ließ.
»Beeil dich Drumknott, wir haben Arbeit vor uns. Der Druide hat schon beinahe gewonnen!«
Doch der Sekretär tat etwas, was ihm früher nie in den Sinn gekommen wäre. Er schnappte Vetinari am Ärmel und sah ihm tief in die Augen. »Wie hast du dich befreit?«
Der Patrizier versuchte streng drein zu sehen, konnte aber ein Schmunzeln nicht verbergen.
»Irgendwann war es soviel Unfug, dass die Idee eines Prinzen von Llamedos nur noch absurd war. Unglaublich, dass ich so lange gebraucht habe. Es war schließlich die Idee von Moloin, Breguyar des Verrates zu bezichtigen. Natürlich würde es keine Beweise geben, wenn er so etwas vorhätte.«
Mit einem Blick auf die Hand des Sekretärs, die immer noch um seinen Arm gekrallt war, sagte er : »Können wir jetzt gehen, oder hast du noch etwas auf dem Herzen.«
Drummknott riss seine Hand zurück als wäre sie heiß geworden. »Nein, Sir. Wo fangen wir an?«

Baal-Ohns Lager
Der Holzgolem schien überall zu sein und kaum hatte sich einer der kleinen blauen Männer wieder zu Baal-Ohn durchgekämpft, flog er bereits in hohem Boden wieder davon. Das Wasser sank mittlerweile bereits wieder, und es war nur noch eine Frage von Minuten, dass nichts als flüssiger Schlamm von der Flut zurückblieb.
Greifen wir endlich an!, sagte Tobsucht ungeduldig in Cims Kopf. Die Kleinen halten den Golem beschäftigt. Jetzt oder nie.
»Du hast leicht reden, Tobsucht. Es sind meine Knochen die gebrochen werden und nicht deine!«, nichtsdestotrotz rannte Cim weiter und warf sich in das brusthohe Wasser.
Doch sofort war der Golem zur Stelle, entgegen seiner Taktik bei den Kleinen Blauen Männern, hob er sein Bein und drückte Cim unter Wasser und drückte ihn in den Schlamm.
»Was soll das Bürstenkinn? Wie soll ich da Baal-Ohn angreifen!«, doch Cim war zu sehr damit beschäftigt zu ertrinken um dem Gott eine Antwort zu geben. Er spürte, wie der Golem sich immer noch rasant bewegte, kleine blaue Gestalten in hohem Bogen davon flogen und Baal-Ohn triumphierend »Ich werde siegen! Und dann nehme ich mir die Mondgöttin vor!«, schrie.
Bürstenkinn bemühte sich mit aller Kraft den Mund geschlossen zu halten. Er wollte nicht an llamedonischem Dreck ersticken, aber er fühlte gleichzeitig wie es schwerer wurde, wie seine Lungen nach Luft schrien und wie das Bewusstsein langsam aus seinem Kopf schwand.
»Du bist eine leichte Enttäuschung, Omnier!«, sagte Sankt Tobsucht, dann wurde es dunkel um Cim und zuletzt spürte er wie sich sein Mund mit Schlamm füllte.

Unweit von Baal-Ohns Lager
»Sie schaffen es nicht!«, schrie Sebulon den anderen zu. Sie waren Rabbe gefolgt, sahen die wütenden aber erfolglosen Angriffe der blauen Gestalten, sahen Bürstenkinn nicht mehr auftauchen.
Um es noch übler zu machen, erwachten nun die llamedonischen Soldaten aus ihrer Starre, Krieger aus der Sto-Ebene begannen einen Kreis um die Kämpfenden zu bilden (ohne die Flugbahn der kleinen blauen Männer zu stören, die wütend immer wieder zurück zu Baal-Ohn schwammen, der geschützt durch seinen Thron, nur von einer Seite angreifbar war.
Rabbe stand mit ihrem Bruder auf einer kleinen Anhöhe unweit des Kampfgeschehens und wühlte in ihrem Rucksack, während zehn der Sto-Kämpfer mit Sensen und Stöcken auf sie zukamen.
»Wir müssen Rabbe den Rücken frei halten. Sie plant irgendetwas!«, schrie Jargon den anderen zu und ohne darauf zu antworten, rannten die Wächter los. Nach einiger Zeit folgte auch ein spuckender und fluchender Spulok, der nicht mehr sicher war, ob er helfen oder vivisezieren wollte.
Ein wütender Kampf entbrannte zwischen den Wächtern und den verzauberten Bauern, die plötzlich einem kampferprobtem Feind gegenüber standen. Sie wichen zurück und begannen wie aus einem Mund »Baal-Ohn, Baal-Ohn,..« zu rufen - und erzielten den Effekt den sie beabsichtigten.
Ein ganzes Bataillon von llamedonischen Kämpfern wurde auf sie aufmerksam, sah, dass keine blauen Männer unter den Fremden waren und sahen ihre Chance doch noch heldenmutig zu sein.
»Rabbe, was immer du tust, tu es schneller!«, rief Sebulon der versuchte den Haufen aus Ankh-Morpork so zu ordnen, dass sie sich selbst decken konnten.
»Wir find fo im Eimer!«, sagte Spulok als er die Soldaten näher kommen sah, und sprach nur aus, was alle anderen dachten.


10.06.2014 21: 47

Rabbe Schraubenndrehr

Rabbe hatte nach einigem suchen endlich gefunden was sie gesucht hatte: Ein dünnes, bläulich leuchtendes Glas kam aus ihrer Tasche, und sie hielt es vor ihre Augen. Spulok hatte ihr die Waffe glücklicherweise in ein anderes Glas umgefüllt, das eine Zielvorrichtung am Boden hatte - zumindest in soweit dass sie durch den Boden ungefähr sehen konnte worauf sie zielte, und mit einem Knopfdruck das Glas öffnen konnte.
Sie stierte durch das schimmernde etwas, die kampf- und Schmerzensschreie ihrer Mitstreiter in den Ohren. Ein Atemzug. Ein klarer Gedanke. Zielen. Schuss.
Ein heller Strahl zuckte über die Menge, so schnell wie das Licht raste der Blitz zu dem hölzernen Golem - traf ihn und riss ihm brennend den Leib auf.

Außer den Wächtern, Baal-Ohn und den kleinen freien Männern schien kaum jemand bemerkt zu haben dass der Holzgolem beschädigt war. Das Ungetüm taumelte. Sein Kopf war gespalten, sein Rücken brannte obgleich seine Beine von Wasser umspült wurden. Baal-Ohn auf seinem Thron schien sich der verstärkten Gefahr nun eher bewusst, denn er rief "Untertanen! Vernichtet diese ungläubigen sofort!", und in seinem Tonfall schien leichte Panik mit zu schwingen. Noch während er dies rief waren die Kleinen freien Männer bereits zu seinem Thorn vorgedrungen und bemühten sich, diesen zu erklimmen. Rabbe hatte nach dem Blitzschlag indes nicht gezögert sondern war ins Wasser gesprungen und kämpfte sich zu den Überresten des Holzgolems durch. Wie lange hatte er Cim unter Wasser gedrückt? Eine Minute, Zwei? Fünf? Sie war sich nicht sicher, aber es war sicher lang genug um beinahe jeden bewusstlos zu machen, wenn nicht gar zu töten. Ganz davon abgesehen dass der Wächter nicht aufgetaucht war nach dem der Golem nach hinten weggetaumelt war. Die Wächterin platschte durchs Wasser und kämpfte sich zum Holzgolem durch, wo sie das ding nach hinten weiter ins Wasser zog. Bevor sie es weiter als einen Zentimeter bewegt hatte stand Cim urplötzlich aus dem Wasser auf. „Cim! Alles klar?“
„Baal-ohn! Du wirst nun vergehen!“, rief Tobsucht in Cims Körper, und die stimme klang merkwürdig dumpf und dunkler als sonst. Mit einer überraschenden Geschwindigkeit ging er quer durch das Wasser auf Baal-Ohn zu, kletterte nun zeitgleich mit den Kleien Freien Männern den restlichen Weg nach oben empor - und stürzte sich mit Baal-Ohn ins Wasser.

Die restlichen Wächter waren inzwischen zu Alexander auf den Felsvorsprung geklettert und wehrten von dort aus die nahenden Fanatiker ab. Sie hatten aus der Ferne gesehen wie Cim sich auf Baal-Ohne gestürzt hatte, und mit der Heerschaar an Nac mac feegle, der immer noch in der nähe harrenden Rabbe und einer Vielzahl Fanatiker zwischen all jenen Parteien schien es ihnen unmöglich überhaupt noch zu baal ohn durchzudringen. Die Fanatiker mieden aus irgendeinem Grund das Wasser und schienen es nicht gerne zu durchqueren, was den Wächtern einerseits einen Vorteil im Kampf gab, andererseits sorgte es aber auch dafür dass die Fanatiker hilflos am Rande standen und ihrem so genannten Gott nicht zur Hilfe eilen konnten. “Wenn Cim ihn jetzt erledigen kann, haben wir es geschafft.“, dachte Senray hoffnungsvoll, während sie in einer ungeübten Bewegung mit ihrem Schwert nach einem Angreifer schlug. Ihr blick wanderte für einen kurzen Moment zu Alexander der mit einer Kombination aus zwei langen, merkwürdige verbogenen Klingen zu kämpfen schien. Sie fragte sich kurz, wo man wohl lernte mit solchen Waffen umzugehen, dachte dann aber nicht weiter darüber nach.
Die Situation war zu ernst.

Baal-Ohn versuchte, seien Truppen zu sich zu rufen, seine Kräfte die er ins eine abgesandten investiert hatte zurück zu ziehen, stärke zu sammeln, aber der Kampf mit dem anderen Gott nahm ihn sehr mit. Körperlich wäre er normalerweise jedem Überlegen gewesen – Aber der andere war nicht umsonst der Gott der Tobsucht – und er war sauer. Die beiden waren seit einiger weile unter Wasser gewesen und tauchten nur selten aus selbigem auf, denn beide brauchten wenig Sauerstoff. Seit einiger zeit hatten sie sich nur mit den Händen geschlagen, doch Rabbe war die ganze zeit relativ in der nähe gewesen.. und sie wählte diesen Moment um eines ihrer Wurfmesser nach Baal-Ohn zu werfen. Tobsucht fing das Messer in der Luft und stieß es gleich darauf tief in Baal-Ohns Fleisch.

Sie waren im Wasser. Es war Neumond. Die Kleinen Freien Männer bissen und zogen an jeder Ecke Baal-Ohns und Tobsucht selbst perforierte die Brust des nun sterblichen Körpers mit dem Messer. Dann schien kurz ein Lichtschein von dem Gott auszugehen und die Kleinen Freien Männer wurden von ihm weggeschleudert, Tobsucht machte einen Satz nach hinten. „Mich kriegst du so nicht! Ich werde wiederkehren, und euch alle verschlingen!“, brüllte Baal-Ohn und riss seinen arm hoch. „Kehl-schra! Kehl-ahru!"Domine Satanas exaudi meam orationem! Veni, omnipotens aeternae diabolus! Kehl-ahru! Kehl-ahru! “ Ein Loch schien sich über ihm aufzutun und Baal-Ohn wirkte, als würde er halbdurchsichtig werden. Tobsucht stürzte sich auf den Gott und... Cim sank auf die Knie und versank bis zu den Schultern im hüfthohen Wasser. Die Gestalt eines übergroßen rothaarigen Wikingers stürzte sich auf die Sechsarmige Geistesgestalt – und beide taumelten in das Loch, bevor es sich mit einem merkwürdigen, abflussartigen Geräusch schloss.

Für eine gute Minute starrten alle Anwesenden nur. Wer zuvor nicht mehr er selbst gewesen war, schien langsam sich selbst zu finden – alle anderen starrten auf den toten Körper Baal-Ohns oder die Stelle an der eben noch ein Dimensionsportal gewesen war.
Ein Platschen, verursacht von Cim, der mit dem Gesicht in das weiter gesunkene Wasser gefallen war, beendete Rabbes Starre und sie realisierte dass Cim immer noch bewusstlos war.
»Der Rekrut versucht sich ständig zu ertränken«, sagte Daemon, der mit ihr zu dem Omnier geeilt war und ihn gemeinsam mit Rabbe auf den Hügel zerrte.
Prellungen, Abschürfungen und eine riesige Menge Dreck übersäten den Wächter. Sie überprüfte seine Atmung und nickte dem Hauptmann zu. Schwach aber vorhanden. Es hätte wesentlich schlimmer kommen können. Die Wächterin drehte sich um und watete zurück in den schlammigen Rest der Flut. Sie zog ihr Messer aus dem sechsarmigen Etwas, wischte es am Gras ab und steckte es wieder ein. Gemeinsam mit Daemon, packte sie den Bewusstlosen unter den Armen packte und schleppte ihn zum Rest der Wächterschaft, und dem dort wartenden Igor.


10.06.2014 23: 53

Sebulon, Sohn des Samax

Tags darauf war der Himmel Wolkengrau.
Sonne und Mond standen gleichzeitig am Himmel. Das war das erste, was Rabbe nach dem Aufwachen bemerkte. Sie konnte sich nicht erinnern, wie sie ins Bett gekommen war, nachdem sie die nötigsten Wunden versorgt hatten. Sie fühlte sich, als hätte sie einen ganzen Monat lang nicht geschlafen.
Mühsam richtete sie sich auf. Ihr Körper wehrte sich, der Schwerkraft Widerstand zu leisten - und ihr Rücken reichte beim Bewusstsein offizielle Beschwerde ein, dass kein Bett sondern nur der Waldboden als Ruhestatt hergehalten hatte.
"Hallo", sagte der Igor, "haft du waf fönef geträumt?"
"Hrrgmpf" erwiderte Rabbe erschrocken-müde-ungesprächig. Sie räusperte sich. "Ging so." Sie stöhnte auf und hielt sich den schmerzenden Kopf. "Der beste Teil war, als zwei Götter sich gegenseitig aus der Realität geworfen haben."
Ein Zwerg trat in ihr Blickfeld und ihre Laune verschlechterte sich weiter.
"Cim geht es übrigens besser", sagte Sebulon anstelle eines Morgengrußes. "Das heißt, er ist nicht mehr am ertrinken."
Igor lächelte schief. "Er war fon drauf und dran fu fterben - aber nun ift er auffer Gefahr."
Unsicher hob Rabbe einen Zeigefinger. "Hattest du gestern nicht noch ... also, dein ..."
"Mein neuef Ohr?", fragte Igor, "Gefällt ef dir? Ich habe ef von jemandem aufgefammelt, der wohl keinen Nutfen mehr dafür haben wird, fo ganf ohne Körper."
Die Vorstellung verdrehte der Schraubenndrehrin den Magen.
Der ehemalige Püschologe erhob seine Stimme. "Ich schlage vor, du frühstückst erst einmal, Lance-Korporal."
Noch immer kaum bei Sinnen sah sich Rabbe um. Neben ihrer Decke lagen noch mehrere weitere, doch sie schien die letzte zu sein, die noch geschlafen hatte. Etwas entfernt konnte sie Stimmen hören - ja, das war eindeutig Alexanders Lachen. Wie gut: Er lebte. Ein wenig beruhigte es sie auch, den Zwerg vor sich zu sehen, auch wenn diese Freude rein kollegial und von äußerster Kürze war. Dann drang der Duft von frisch gebrautem Kaffee und angerührtem Porridge an ihre Nase und ihr Magen beschloss, sich lautstark Nahrung herbeizuwünschen. Doch das war alles nicht genug, sie nach dieser Höllennacht milde zu stimmen. "Ist das ein Befehl, Sör?", knurrte sie und hielt sich die pochende Schläfe. Vielleicht würde sie später vom Igor irgendein Schmerzmittel erbitten können, wenn der IA-Zwerg sie endlich wieder in Ruhe ließ.
Sebulon betrachtete sie lange und kratzte sich dann über dem Ohr. "Wenn du nicht demnächst isst und trinkst, wirst du es von alleine bereuen, denke ich. Es spricht jedoch aus meiner Sicht auch nichts dagegen, etwas zu sich zu nehmen, bevor man Tribut zollt."
"Wasn?", fauchte sie. "Wem müssen wir was zahlen?"
"Tribut zollen. Ehre erweisen", versuchte sich der Zwerg verständlich zu machen. "Nach dem Frühstück wird es eine kurze Totenfeier geben, für die vielen Opfer Baal-Ohns. Seine kurze Schreckensherrschaft hat viele Tote gefordert. Wir sind es den Gestorbenen schuldig, dass wir ihrer gedenken, bevor wir zurückreisen. Und ja, die Teilnahme ist dir nicht freigestellt, Lance-Korporal."
Schon zum zweiten Mal nannte er sie bei ihrem Rang. Ihr war schleierhaft, was er damit unterstreichen wollte. Es war ihr auch egal. Sobald sie zurück in der Stadt waren, würde er ohnehin dieses ganze Höflichkeitsfloskeln lassen und alle Entscheidungen hinterfragen, die Cim und sie getroffen hatten, um den dunklen Gott aufzuhalten. Er würde sie vorladen, verhören und ihr irgendein Verbrechen anhängen wollen.
Der Gedanke ließ sie unerwartet lächeln, denn er fühlte sich ... nach Alltag an. Und nach dem Wahnsinn der letzten Tage war selbst dieser Alltag, das Zurückkehren zum geistigen Kräfteringen mit dem Verräterzwerg, eine willkommene sich wieder einstellende Routine.
"Habe ich etwas Lustiges gesagt, Lance-Korporal?"
Sie überlegte kurz, doch dann entschloss sie sich, ihm wortlos den Rücken zu kehren und sich mit schmerzendem Körper dem Frühstück widmen zu gehen.

*Derweil weit entfernt, in Ankh-Morpork*

Opal war stolz auf die Mauer, die er in der Nacht gebaut hatte. Sie war solide und würde beim nächsten Mal nicht so leicht zerbrechen, wie die hauchdünne Wand, die ihn davon abhalten wollte, das Kommandeursbüro zu betreten. Er hatte sich große Mühe gegeben und viel Mörtel angerührt. Zwar hatte das Steinetragen ziemlich gedauert - glücklicherweise hatte er einen Bekannten namens Torf, der für Harry König arbeitete und ihn mit auch noch in der Nacht mit gebrannten Ziegeln beliefern konnte - aber nun war er fertig und hatte sogar genug Ziegel übrig behalten, um sich einen Snack vor dem Zu-Bett-gehen zu gönnen.
Ihm war heiß geworden, über dem ganzen Arbeiten und seine Gedanken waren langsam wie Schliefer. Genüsslich kaute er auf einigen Ziegeln herum, als sich leise Schritte näherten.
"Guten Morgen, Opal", grüßte ihn Daniel Dolch, der den Gang entlanggeschlendert kam. Sie hatten sich am Abend geeinigt, dass Opal das Arbeiten und Daniel eventuelle Nachfragen durch den Kommandeur übernehmen würde. Beide hatten das als eine faire Abmachung empfunden.
"Morgen ist gut, beruhigt sein kannst. Guter Schlaf, Daniel?", fragte Opal mit schabender Stimme. "Möchten Ziegel? Guter Ziegel. Lecker-lecker."
"Nein, danke. Und ja, vielen Dank der Nachfrage, ich habe gut geschlafen." Er klopfte gegen die frisch verputzte neue Wand. "Und ich sehe, du hast ganze Arbeit geleistet. Die Wand hat alles, was eine Wand haben sollte. Beständigkeit und Standfestigkeit." Seine Hand strich über die Mauer.
"Das macht Opal stolz", knarzte der Troll.
"Allerdings hätte ich dich nicht alleine arbeiten lassen sollen."
"Nein-nein, Daniel. Wir verabredet, dass in Ordnung so."
Der menschliche Rekrut lächelte schief. "Das meine ich nicht. Ich hätte bei dir bleiben sollen, denn jetzt stehe ich vor vollendeten Tatsachen."
"Ganz und gar voll beendete Tatsachen", sagte Opal im Brustton der Überzeugung. "Schwer einzureißende Tatdinge."
"Genau. Und ich bin es, der Breguyar erklären müssen wird, ..."
Weiter kam der Rekrut Daniel Dolch nicht, denn eine mächtige Stimme unterbrach ihn. "WO IST MEINE TÜR?", wollte der Kommandeur der Wache wissen.
Opal blickte den Wacheleiter an, dann die wunderbar stabile Wand, dann wieder den wütenden Menschen. "Upsi", sagte er.

12.06.2014 23: 19

Cim Bürstenkinn

Ankh-Morpork, wenige Stunden zuvor im Palast des Patriziers, Waschküche
»Wie können wir sicher sein, dass die Wächter nicht von Moloin beeinflusst wurden?«
Es war eigenartig an mit dem Patrizier einen Plan auszuhecken. Drumknott hatte sich noch selten so »gleichwertig» gefühlt wie in diesem Moment und verspürte dabei so etwas wie Schuld. Immerhin war es seine verworrene Idee, Moloin etwas vorzuspielen und ihn wieder freizulassen.
Doch Vetinari hatte ihn um seine Meinung gebeten - kein simples »Drumknott, mach das!«, sondern echtes Interesse an seinen Gedanken.
»Moloin hat mich aufgefordert ALLE Wächter töten zu lassen. Keine Ausnahmen, keine Informanten die es zu verschonen gilt. Schon klar, dass dem Druiden das Leben eines beeinflussten Wächters nichts bedeuten würde, aber er würde ihn doch als hilfreichen Fakt sehen.
Darüber hinaus, hat Breguyar noch immer den anderen Druiden gefangen. Es war nur eine Frage der Zeit bis Moloin seinen Bruder befreien wird.«
Der Sekretär räusperte sich. »Was ist mit den restlichen Kindern?«
Vetinari nickte. »Irgendwo haben sie die restlichen Straßenkinder gefangen, aufbewahrt für das finale Ritual. Wir müssen herausfinden wo sie sind, bevor sie Futter für Baal-Ohn werden! Die Druiden werden es uns unter keinen Umständen sagen, und wahrscheinlich haben sie jemand angewiesen die Kinder zu töten, wenn wir versuchen sie zu befreien. Ich habe aber eine Idee, wer wissen könnte wo sie versteckt sind. Das Thema übernehme ich! Am besten du gehst jetzt. Ich kann die Palastwache nicht mehr lange zurückhalten, ohne dass es auffällig wird.
»Sie gehen nicht mit, Sir?« Es wäre alles leichter, wenn Drummknott mit dieser Sache nicht allein gewesen wäre, doch der Patrizier setzte ein stilles Lächeln auf.
»Nein, ich muss noch etwas anderes erledigen. Wir treffen uns vor der Wache! Bereite alles vor!«
Der Sekretär nickte, legte die Kapuze über den Kopf und stahl sich beim Lieferanteneingang aus dem Palast. Er war zurück. Geheimnisvoll und verschwiegen. So, war es gut!

Vetinari hatte eine recht klare Vorstellung wie es weitergehen musste. Er nahm es ziemlich persönlich, dass ihm jemand Leonardo weg genommen hatte. Er arbeitete schon zu lange mit ihm, und es missfiel ihm, dass er die absurden Aufträge von Moloin erledigte. Darüber hinaus brauchte er ihn um so viele Menschen im Palast wie möglich zu befreien.
Nach einer kurzen Weile betrat er das kleine fensterlose Zimmer in dem da Quirm arbeitete. Die Wände waren voller Konstruktionszeichnungen, Bauanleitungen einer möglichst effizienten Opfer-Apparatur die als Holzsteg rund um ein mit Feuer gefülltes Loch lief und mittels eines Hebels hunderten Opfern den Tod bringen würde.
Der kindlich, eifrige Blick des Wissenschaftlers, mit dem er an der ultimativen Tötungsmaschine für Kinder arbeitete, bestärkte Vetinari noch in seinem Tun und er räusperte sich laut um bemerkt zu werden.
»Das ist ja großartig!«, begann er begeistert und beäugte die Hauptzeichnung aus der Nähe. »Aber wird das nicht ewig dauern, das alles zu bauen?«
»Hallo Patrizier! Ist das nicht wunderschön? Es wird schon daran gebaut. Und der Vorteil ist, dass der Platz der gebrochenen Monde beinahe vollständig unterminiert ist. Man muss eigentlich nur noch die Trennwände des Höhlensystems beseitigen und hat ein beinahe rundes Loch im Boden. Etwas Holz und Öl und wir haben das größte Opferfeuer, dass der Prinz je gesehen hat!«
Der Patrizier schluckte schwer. »Das ist genial!«
»Nicht wahr? Und das Arbeitspersonal hat Moloin für mich gelöst. Die Opfer arbeiten selbst daran die Stätte ihres Todes herzustellen. Sind sie erst fertig, gehen sie nach oben und werden runter in die Flammen geworfen, um ihn zu preisen und die neue Ordnung einzuläuten.«
»Na damit wäre das auch gelöst. Sag, etwas anderes:«, würde er durchdringen? Leonardo war überhaupt nicht klar, welche Grausamkeiten er gerade von sich gab. »Erinnerst du dich noch an den obersten Grundsatz der Forschung? Du weißt schon, dass Wissenschaft kritisch gegen eigenes und fremdes Handeln sein soll!«
Nun hatte er das Interesse von da Quirm geweckt. Heftig nickend antwortete er, »Natürlich! Dieser Grundsatz verhindert, dass man jahrelang in die falsche Richtung geht, nur weil irgendein Säufer meinte dort wäre die Lösung. Nur nachvollziehbare Ergebnisse sollten als Basis genommen werden!«
»Nur nachvollziehbare Ergebnisse… wir ändern gerade sehr viel in der Stadt. Auf Basis welcher Erkenntnisse machen wir das eigentlich?«
Leonardo sah in verwirrt an. »Das weißt du doch. Der Prinz …«
»Stimmt!«, der Patrizier schlug sich mit Hand auf den Kopf, »Gut, dass du die Geschichte von Moloin so eingehend geprüft hast und wir uns keine Sorgen deshalb machen müssen!«
»Was machst du hier«, Moloin war beinahe lautlos in den Raum gekommen und sah den Patrizier misstrauisch an.
»Moloin!«, sagte Vetinari mit ehrlicher Freude im Gesicht, »Ich wollte nur sehen ob Leonardo voran kommt, bevor ich aufbreche. Alles in Ordnung – wie erwartet. Aber wenn ihr mich entschuldigt, ich muss jetzt zur Palastwache. Die warten schon auf mich!«
Lautlos fluchte der Patrizier. Er hatte ihn beinahe gehabt. Wenn nur der Druide nicht gekommen wäre. Er hoffte, dass der Funke in Leonardo gelegt war und machte sich auf zum Hauptmann der Palastwache.

Ankh-Morpork, Pseudopolisplatz
Drumknott war wie ein Dieb durch die Stadt geschlichen, unsicher wer ihn schon erkannt hatte und noch verraten konnte bevor er seinen Auftrag erfüllt hatte. Schließlich stand er vor dem Wachhaus und öffnete die Schwingtür beim Eingang – nur um auf fünf geladene Armbrüste zu blicken.
»Besser du bewegst dich nicht, Sir!«, sagte Oberfeldwebel Varwald, »ich wäre sehr betrübt, wenn es zu einem Missverständnis kommen würde! Schön wegen dem Papierkram! Gar nicht zu reden von fünf Missverständnissen«
Drumknott schluckte. »Herr Varwald, wenn ich mich recht entsinne. Ich muss dringend mit Deinem Kommandanten reden. Es ist … sehr zeitkritisch!«, antwortete er, nicht ohne sich nervös umzusehen.
»Der letzte Besuch ist leider etwas unerfreulich verlaufen«, sagte Varwald und rieb mit der Unterlippe an seinen Vorderzähnen. »Du hast sicher nichts dagegen, dass wir ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen?«
Sie nahmen Drumknott den Umhang ab und legten ihm Handschellen an – immer darauf bedacht ihn möglichst wenig zu berühren. Schließlich war der Oberfeldwebel zufrieden und führte ihn in Reas Büro.
Varwald klopfte und trat ein. »Sir, es ist Drumknott – er will dich Sprechen!«
Nach einer kurzen Pause nickte Araghast und der Sekretär betrat das Zimmer.
»Bist du umgezogen, Kommandant?«, sagte er anstelle einer Begrüßung und nickte der Hexe zu.
Ohne jegliche Regung antwortete Bregs, »Wir haben gerade einen kleinen Umbau. Sollte bald fertig sein! Aber was führt dich zu mir?«
»Ich bin hier um dich darauf aufmerksam zu machen, dass der Patrizier auf dem Weg hierher ist. In Begleitung der Palastwache.«
»Aus welchem Grund besucht mich der baldige Ex-Patrizier mit seinen Freunden?«
Drumknott bemühte sich um eine gleichgültige Miene.
»Nichts besonderes. Er hat nur den Auftrag euch alle zu töten!«

Vetinari führte einen Trupp von etwa 40 Palastwächtern an und ließ sie am Pseudopolisplatz anhalten.
»Wartet hier, ich werde versuchen Breguyar zur Aufgabe zu bewegen. Vielleicht ersparen wir uns Verluste.«
»Aber Sir, wir sollten doch…«, begann ein Feldwebel zu widersprechen, doch der Blick des Patriziers sprach Bände. »Ich wollte sagen: Ja, Sir«
Ohne ein weiteres Wort betrat Vetinari das Wachhaus – hinter dem Tresen warteten Drumknott und Bregs.
»Seid ihr bereit?«
»Ich freue mich auch dich zu sehen, Sir!«, sagte Breguyar. »Lock sie in den Hof, den Rest übernehmen wir. Ich nehme an, du möchtest sie unversehrt lassen – die meisten Kerle der Palastwache, kann ich nämlich nicht ausstehen!«
Vetinari trat aus der Tür und winkte die davor stehenden Wächter mit dem Zeigefinger auf den Lippen in das Haus, am leeren Tresen vorbei und in den Hof.
»Hier sind wir!«, sagte Vetinari und deutete um sich.
»Sir?«, sagte der Feldwebel verwirrt, als Opal,Thymian Erz, Nyvania und Huitzli in den Hof traten und die Tür versperrten. Armbrustschützen traten durch den Hofausgang, und aus jedem Fenster wurden Seile geworfen und viele der Palastwächter baumelten hilflos an der Mauer. Die Vampire näherten sich mit gebleckten Zähnen und die Werwölfe fielen über die erschrockenen Männer her und entwaffneten sie blitzschnell mit ihren Zähnen.
Schließlich kamen Avalania und ein sehr wütender Braggasch, die ihre Opfer einfach umrannten und blitzartig fesselten.
Die ganze Auseinandersetzung hatte etwa 10 Minuten gedauert, es war kaum Blut geflossen und nach etwa einer halben Stunde waren alle 40 Palastwächter spärlich bekleidet aber ordentlich verschnürt am Boden des Innenhofes.
»Das verbessert unsere Chancen im Palast einigermaßen«, sagte der Patrizier zufrieden, »Aber wir müssen ein paar Leute zum Platz der gebrochenen Monde schicken. Vielmehr darunter!«
Bregs sah ihn zweifelnd an. »Ich bin froh, wenn Du wieder in deinem Büro sitzt. Hier gebe ich die Befehle!«
Vetinari nickte. »Ich auch, Kommandant , ich auch!«

Die Menschen unter den Wächtern hatten sich passende Palast-Uniformen gesucht und der Rest wurde als »Gefangene« zurück in den Patrizierpalast geführt.
Die dort verbliebenen Männer konnten sie nicht mehr aufhalten, und folgten ihrem primären Befehl, Moloin schützen. Sie bildeten einen Kreis um den Druiden, der Vetinari zornig ansah.
»Lass uns das beenden Moloin, du hast verloren und es wurde genug Blut vergossen.«, sagte Vetinari und sah den Llamedonier zornig an.
Doch Moloin lachte. »Verstehst du nicht, dass es für unseren Herrn niemals genug Blutvergießen geben kann? Ich habe verloren, aber ich werde ihm zwei letzte Opfer geben. Zum einen die Kinder die wir für das Ritual aufbewahrt haben und zum anderen..«, er gab den Palastwachen ein Zeichen und jeder richtete seine Waffe auf den eigenen Körper.
»..habe ich noch die hier!«
Er hob die Arme. »Herr nimm dieses Opfer an, mögen sie dir Kraft und Stärke geben in dieser rebellischen Welt!«
Ein lautes Summen ertönte und die Waffen der Palastwachen, aber auch der Stadtwächter wurden plötzlich aus ihren Händen gezogen – auf einen Vorhang zu, wo sie mit einer bunten Vielfalt von »Klonk, Klenk und Kling« landeten. Leonardo schob etwas verwirrt den Vorhang zurück und die Waffen vielen von dem Magneten den er nun ausgeschaltet hatte.
Alle rannten nun auf ihn zu, um sich eine Waffe zu greifen bevor es der Gegner tat und gleichzeitig den anderen dabei zu behindern eine zu ergattern. Ein wildes Handgemenge begann – als plötzlich ein lauter Schrei ertönte.
»Nein Herr, hab Gnade«, Moloins Augen leuchteten rot, begannen zu glühen, als er weiter schrie.
»Vergib mir mein Versagen, He..«, dann zerplatzte sein Kopf mit einer Explosion, die zugleich auch die verzauberten Wächter befreite.
»Ob der wohl sauer war?«, fragte Bregs und suchte sein Entermesser in dem Haufen aus Waffen zu Leonardos Füßen.
»Steht auf!«, sagte der Patrizier nun streng und sah den jämmerlichen Rest seiner Palastwache an. »Nachdem ihr hier sauber gemacht habt, könnt ihr mit eurem Kommandanten eine hübsche Nachtübung veranstalten. Ihr habt einiges wieder gut zu machen!«
»Allef beim Alten!«, sagte Rogi und stampfte zurück zur Kröselstrasse.

Llamedos, ehemaliges Lager von Baal-Ohn
Die Truppen der Unterkönige erwachten aus ihrer Verzauberung und merkten, dass sie wild durcheinander gemischt waren. Für einige endete das spontan in einem überraschenden Tod – doch die meisten fanden schnell zurück zu ihrer Fahne. Die Druiden, eben noch treue Vasallen eines grausamen Gottes, waren gewohnt schnell zu reagieren und überzeugten die Adeligen, dass alles nur ein Komplott der gegnerischen Kräfte war.
Nur die Tatsache, dass niemand sicher war, was den tatsächlich geschehen war, verhinderte einen sofortigen Krieg zwischen den einzelnen Unterherrscher. So schnell es ging, zogen alle ab und leckten in ihren Burgen ihre Wunden.
Die verzauberten Bauern und Bürger aus der Sto-Ebene, waren am Ärmsten dran. Sie waren völlig erschöpft und orientierungslos in der Fremde. Wären nicht die zurückgelassenen Vorräte der Armeen gewesen, hätten es wohl viele nicht mehr geschafft. Doch so war es Alexander ein leichtes die Leute mit Nahrung und Ausrüstung zu versorgen bevor sie sich wieder auf den Nachhause Weg machten

Die Kutsche der Wächter war verschwunden, aber sie sie fanden einen Karren und genug davor gespannte Pferde um ebenfalls an ihre Heimreise zu denken.
Sebulon hatte gerade die Zügel in der Hand, als sie ein buntes Gewirr von Stimmen, »ich nehme das Pferd – ich das Rad, he das dreht sich jaaaaa« hörten und der Karren, sehr zum Schrecken aller ( inklusive der Pferde) eine wahnwitzige Geschwindigkeit annahm.
Sie legten die Strecke bis zum Kreideland in zwei Stunden zurück, und nachdem sich die kleinen freien Männer überschwänglich verabschiedet hatten, brauchten alle eine Rast bis zum nächsten Tag.

Tage später, Rabbe führte gerade die Zügel, sahen sie am Horizont den Kunstturm auftauchen und hatten so etwas wie ein Gefühl von zu Hause.
»Die haben keine Ahnung was ihnen beinahe gedroht hätte!«, sagte Rabbe mit einem Lächeln.
Cim schnaufte, »Wie immer. Wahrscheinlich kriege ich wieder eine Verwarnung wegen unerlaubter Abwesenheit oder so. Hauptsache ich bin Tobsucht wieder los!
Aber da ist noch die andere Sache ….«
Rabbe und Cim sahen sich an, dann den Zwerg, der vergeblich versuchte seinen verfilzten Bart wieder in Ordnung zu bekommen. Plötzlich merkte er, dass die beiden ihn anstarrten.
»Was ist? Ich bin ja dabei ihn wieder ordentlich zu machen. «
»Sehr gut, Sebulon! Wir waren schon besorgt«, sagte der Omnier.
»Ja«, sagte Rabbe, »was gibt es schlimmeres als einen ungepflegten Bart!«
Alle waren froh, den Geruch des Ankhs bald wieder in der Nase zu haben.

EPILOG

Kerkerdimensionen
Die Arena war riesig, die Zuschauerränge türmten sich hundert Meter weit auf und waren gefüllt mit Kreaturen die jeder Beschreibung spotteten. Das Innere der Arena war durchzogen von glühenden Bächen, von messerscharfen Steinspitzen und Bereichen in denen die Zeit schneller oder langsamer verging.
»Du verdammter Mistkerl hast alles verdorben!«, schrie Baal-Ohn und schmetterte eine gewaltige Lanze auf Sankt Tobsuchts Kopf. Der rothaarige Hüne schüttelte sich einmal und lachte. »Wärest du lieber von den kleinen blauen Kerlen besiegt worden wie beim letzten Mal? Du bringst es einfach nicht!« Damit gab er ihm einen Tritt auf die Brust, der ihn nach hinten warf. Eine Hand verglühte in einem der Lavabäche und wuchs sofort wieder nach.
»Hee! Der schummelt!«, schrie ein zwei Meter hoher Berg aus grau-blauen Tentakeln der eine weitere rosa-Tentakel drohend in der Luft ballte.
»Zuerst auf der Scheibenwelt ein Versager und dann in der Arena!«
Baal-Ohn hielt kurz inne und sah hasserfüllt nach oben. »Mach es besser, du …«, welches auserlesene Schimpfwort Baal-Ohn für seinen Kritiker ausgewählt hatte, erfuhr die Menge nicht, weil Tobsucht mit einem lauten »Juhuuu« gegen ihn gedonnert war und wild auf ihn einprügelte.
Sankt Tobsucht war genau dort wo er sein wollte.


13.06.2014 23: 13

[1]  Oder bearbeiten sollten. Glum war vor 10 Minuten Kaffee holen gegangen und war noch nicht zurück gekehrt

[2]  inklusive Androhung einer Haftstrafe für jeden unbefugten der den Zettel abnehmen sollte

[3] mit achtzehn, um ganz konkret zu sein

[4]  Er wohnte im Hochparterre

[5] und nicht, wie man fälschlicherweise hätte annehmen können, das erringen eines Kaffees der sich derzeit dampfend in Rabbes rechter Hand befand

[6]  Erklärung: Dagomar rennt die Straße herunter und wird von seinem derzeitigem weg aus etwa 2 Meter nach links abweichen müssen sobald er am Wachhaus ankommt - der derzeitig gerade weg würde den Golem die Straße hinunter weiter rasen lassen wenn er Dagomar ab jetzt nicht mehr folgen würde - es wird hier von einem Seiteneingang ausgegangen den es irgendwo geben muss...

[7] Von den Strukturschäden am Wachhaus sei hierbei mal ganz abgesehen, auch wenn sie sich wohl auf mehrere tausend AM Dollar belaufen würden

[7a]  In manchen Volksgruppen auch als 'Kaubewegungen' bezeichnet

[9]  Der im Verhältnis um einiges mehr Alkohol enthielt als Harrys, und nicht nur aus Sicherheitsgründen beigefügt war

[10]  siehe Coop: Die andere Wache oder "Don't split the World"

[11]  Bei Jargon! Muss man sich mal Vorstellen.

[12]  nachzulesen bei Bregs. Die 101. Verschwörung

[13] Siehe auch Huskywelpe, dort wird er zwar erstmalig beschrieben, jedoch nicht namentlich erwähnt. Ansonsten ist es natürlich der Feuerdämon, der in Senray lebt und sie am Leben erhält.

[14]  basierend auf dem Pferd Boris aus Ab die Post

[15] Danke an Hauptmann Daemon Llanddcairfyn für seine Angaben zum Leben in Llamedos

[16]  Mit großem A.

[17]  Rabbe konnte sich nur schwer dazu bringen die Menschenansammlung so zu nennen.

[18] Das Zögern war nicht profunder Unkenntnis geschuldet: Tatsächlich kannte Jargon viele gelbe Schneesorten, von denen jedoch einige essbar und äußerst nahrhaft waren. In Ankh-Morpork aufzuwachsen war über weite Strecken der Alltagslogik mehr als lehrreich gewesen.

[19] Speziell das Hervorsagen von zukünftigen Dingen aus Gedärmen gefiel ihm außerordentlich, nicht zuletzt weil die Zukunft bei einem deftigen Mahl stets positiver aussah.

[20]  Sie hatten das einige Zeit am Hier-Gibts-Alles-Platz geübt und nicht schlecht verdient dabei


Wörter:

Glum Steinstiefel   1075
Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien   4944
Senray Rattenfaenger   6563
Jargon Schneidgut   7348
Sebulon, Sohn des Samax   10571
Cim Bürstenkinn   21693
Rabbe Schraubenndrehr   24870



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Feedback:

Von Daniel Dolch

24.06.2014 08:32

Eine sehr schöne Geschichte, mit gut durchdachter Storyline, Erzählungen von Geschehnissen an mehreren Orten, diversen Rückblenden und dabei gut strukturiert. Auch wie ihr gegenseitig immer schön auf die Charaktere der anderen eingegangen seid hat mir sehr gut gefallen. Mann hat fast den Eindruck gewonnen dabei zu sein und ich konnte mich immer nur schwer los reißen, vom Lesen wenn es bei der Arbeit mal von Nöten war. ;)

Umso entsetzter war ich als ich ab dem ersten Fünftel bemerkte das sich immer mehr der Fehlerteufel einschlich. Die vereinzelten Rechtschreibefehler, Wortverdoppelungen, oder Buchstabendreher waren ja eher harmlos aber wie ich feststellen musste sind hier einige mit der Groß und Kleinschreibung auf dem Kriegsfuß, was darin Gipfelte des teilweise Passagen in Einglischer Manier geschrieben wurden (sprich nur der erste Buchstabe im Satz und Namen groß der Rest klein).
Dann sei hier auch noch erwähnt das die englische Bezeichnung der Kleinen freien Männer hier gemeindlich nichts verloren hat, da sie aus den englischen Büchern stammt und ich muss zugeben sie hat mich eher verwirrt(ich musste sogar das lesen unterbrechen und mein Freund GooGle fragen was sie überhaupt genau bedeutet ;) ). Es gibt weit aus genug Synonyme für das kleine Blaue Volk als das mann dort auf den Begriff aus dem Englischem ausweichen müsste.
Desweiteren versteh ich nicht wie mann bei Wörter auf die sich ein Relativpronomen (der, die, das) bezieht ( also z.b.: die Sonne ) dann klein schreiben kann (also z.B.: die sonne)?

Dass finde ich bei sieben theoretischen Korrekturlesern eher eine schwache Leistung und ich finde es schade das es ein wenig die Freude verdirbt, an einer sonst so gut durchdachten Erzählung.

Von Cim Bürstenkinn

26.06.2014 15:18

Hallo Daniel,
Vorab freut es mich, dass Du die Multi liest. Die Storyline ist nicht durchdacht - bestenfalls bestand eine grobe Idee dazu - sondern gewachsen, wie es bei einer Multi sein sollte.
Die Rechtschreib-Fehler werden noch korrigiert - ist nicht ganz einfach en gros.
In Formulierungen etc. greife ich aber nicht mehr ein. Die Multi ist wie sie ist.

Wenn Du mal eine Multi leitest, wirst du schnell feststellen, dass es andere Schwerpunkte gibt, als Rechtschreibung die herausfordernd sind, deshalb lege ich auch keinen Schwerpunkt darauf. Ich bin froh, wenn die Teilnehmer mit einer gewissen Regelmäßigkeit schreiben und sich kreativ einbringen.

Insofern haben wir eine Multi geschaffen, die eine gut durchdachte Storyline vortäuschen konnte und die Leser sich entsetzt abwenden mussten - Stephen King wäre stolz auf uns.......