Frühjahrsputz mit Hindrnissen

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vollendet am 26.10.2013
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 13.06.2012 datiert

Der Zahn der Zeit nagt am Interieur der Kröselstraße,und kaum einer der Rekruten, die sich Jahr für Jahr aus dem Staub machen, denk daran, den Müll mit rauszunehmen.
Da gibts nur eins: Frühjahrsputz im ganzen Haus. Und das heißt: Freiwillige vor - ja genau: du da und du und du und du auch.

Wolfgang von Reichenbach

Regen...
Seit anderthalb Stunden goss es wie aus Kübeln. Auf den Straßen war kaum jemand zu sehen, jeder der irgendwie konnte, hatte es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht oder war zumindest ins Trockene geflüchtet um vor dem Regen sich zu sein.
Doch..
Eine Gestalt war zu erkennen, welche die Kröselstraße entlangging. Schwere Stiefelschritte waren zu hören, ebenso das metallische Klirren einer Rüstung. Darüber hinaus vernahm man das leise `Pling` von Regentropfen auf Metall.
Wolfgang sah sich ein wenig grummelig um. Was musste es auch unbedingt heute Hunde und Katzen regnen wenn er zum Wachhaus ging? War ja wiedermal typisch, dass sowas wieder nur ihm passierte.
Seinen Gürtel zurechtrückend schritt er weiter und erreichte alsbald die Eingangstür zum Wachhaus.
"Na endlich, nichts wie rein.." murmelte er und schlug die Tür hinter sich zu.
Anscheinend war auch hier nicht viel los. Hier und da entdeckte er einige Wächter, welche umhereilten aber von ihm nicht allzugroße Notiz zu nehmen schienen.
Langsam ging er zum Tresen und nahm Haltung an:
"Rekrut von Reichenbach! Ich hatte mich für die ... Putzaktion ... gemeldet ..." sprach er mit leiser werdender Stimme. Für ihn hatte die Situation etwas Lächerliches, dass er erst einmal putzen durfte. Und zwar das ganze Wachhaus!

13.06.2012 18: 13

Senray Rattenfaenger

Erneut ein Blick aus dem Fenster, immer noch das selbe Bild: Regen. Senray schüttelte sich intuitiv. Gedankenverloren lies sie ihren Finger über die Kerzenflamme gleiten.
Sie spielte schon die ganze Zeit über mit den Kerzen hier im Empfangsraum. Städig musste Senray daran denken. Wo viel Müll war, waren auch Ratten nicht gerade selten. Sie schauderte nocheinmal.
Gerade als sie wieder auf dem Weg zum Tresen war kam Wolfgang von Reichenbach auch dort an.
"Rekrut von Reichenbach! Ich hatte mich für die ... Putzaktion ... gemeldet."
"Oh, du dich auch? Also, gemeldet eben, für die, also, Putzaktion, meine ich."
Er bedachte sie mit einem leicht irritierten Blick.
"Und du bist ...?"
"Oh, also, ich, ... Rekrut Rattenfaenger, Senray Rattenfaenger, eben."
Mit einem freundlich-verwirrten Blick sah sie an ihm hoch.
Viel rostfreies Metall, ein Bart und Nass. Das beschrieb wohl am ehesten was sie erkennen konnte. Fast kam sich die junge Frau ein wenig schäbig in ihrer abgetragenen, verbeulten Grunduniform vor. Nun, zumindest war sie noch trocken.

13.06.2012 19: 27

Pismire

Eine Stunde vorher im Wachhaus an der Kröselstraße

*Schepper* *Klirr* *Rumms* *Wusch-wisch-wusch* *Kratz* Hämmer*

Seltsame Geräusche drangen bereits seit Stunden aus dem Büro des Ausbildungsleiters - allerdings ohne dass irgendjemand davon Notiz genommen hätte, denn die Rekruten verirrten sich - aus guten Gründen - selten und ungern in dieses Stockwerk. Und der allgegenwärtige Regen, der ununterbrochen auf das Dach prasselte und an die Scheiben hämmerte, war nicht gerade leise.

Hingebungsvoll fluchte Pismire, als er beim Einsammeln eines Papierstapels, der sich - anstatt geordnet zu bleiben plötzlich entschlossen hatte, der Schwerkraft zu huldigen - sich mit Schwung über den Boden ergoss, an einem Blatt den Daumen schnitt. Einen kurzen Moment hielt er inne, beanspruchte sein ziemlich ausgeprägtes Zeitgefühl, stellte fest, dass er sich eilen musste, rief ein "Warten!" aus dem trotz des Wetters geöffneten Fenster und hastete aus dem Raum die Steigen hinunter und zum Wachetresen.

"... Rattenfaenger, eben."
"Ah, die Freiwilligen. Zwei - äh, noch zwei. Wie schön." Mit einem gewinnend wirken sollenden Lächeln hektikte Pismire die letzte Stufen hinunter. "Rekrutin Rattenfaenger. Schön, schön, schön - wenn auch ein wenig, nun, unerwartet. Und du bist der Neue - nicht wahr? Von Reichenbach? Wolfgang von Reichenbach. Gut. Kommt am besten mit in mein Büro, da können wir die Einzelheiten eures Sondereinsatzes in Ruhe besprechen." Mit einer kurzen Handbewegung wies er den Salut der beiden zurück. "Schon gut, schon gut. Keine Zeit zu verlieren!" Und schon scheuchte er die beiden jungen Menschen die Treppe hinauf.

Oben im Büro angekommen stellte Rekrut Reichenbach fest, dass er das Büro, in dem er seinen Eid geleistet hatte, wohl anders wahrgenommen hatte als es tatsächlich war, während Rekrutin Rattenfaenger sich sicher war, dass der Hauptmann - warum auch immer - umgeräumt hatte. Allerdings war das dem Raum nicht gut bekommen. Und was noch erstaunlicher war: trotz des nasskalten Wetters war das einzige Fenster des Raums sperrangelweit geöffnet. Und warum hatte der Alte den Schreibtisch vor das Fenster geschoben - und zwar so, dass der an ihm sitzende den weitaus größten Teil des Raums im Rücken hatte!?
Und die Besucherstühle wiesen mit der Sitzfläche nicht zur Person hinter dem Tisch, sondern standen sich vor dem Fenster gegenüber.
Ansonsten war der Raum ähnlich trostlos gehalten, wie sonst: graue Wände, die vielleicht ursprünglich mal Schwarz gewesen sein mochten - zumindest hielt sich unter den Rekruten hartnäckig das Gerücht, einer der Vorgänger des alten Mannes, von dem es hieß, er sei auch noch Gerichtsmediziner und habe eine fatale Neigung zu Spontanobduktionen (was immer das sein sollte), sei der Schnitter persönlich gewesen. Und es gab auch noch Rekruten, die sich erinnern konnten, dass vor Hauptmann Pismire ein weiblicher Igor für die Ausbildung zuständig gewesen war. Hinter vorgehaltener Hand wurde (zu Recht) getuschelt, dass das eine oder andere Glas im Regal hinter dem Schreibtisch noch mit Dingen gefüllt, sei, die man besser nicht von Nahem sehen wollte...
Auch die Fensterscheiben waren Grau - sie starrten vor Dreck.
Was die junge Frau aber wirklich beunruhigte, waren aber die langen Reihen von Papierstapeln, die sich längs der Wände zogen. Hinter diesen konnten sie sich aufhalten - das sah ihnen sogar ähnlich. Und der ehemalige Stellvertreter vom Alten war leider nicht mehr hier, was schade war, da Senray für die Vorliebe von Zwergen für - jetzt musste das Wort raus: Ratten als Zwischenmahlzeit ihrerseits meine Vorliebe hatte.

"Nun, setzt euch da - ans Fenster. Tee? Möchte jemand was Warmes?" Fürsorglich rückte Pismire eine Kanne, die nach Kräutertee duftete in Richtung der Tischkante. Daneben standen drei Tassen von zweifelhaftem Reinlichkeitsgrad.
"Äh, Sör, könnte man nicht das Fenster schließen - es ist nicht gerade warm."
"Bedauerlicherweise nein. Denn da draußen ist noch Rekrut Erz". Und mit diesen Worten wies der Hauptmann aus dem Fenster auf etwas, das die beiden im Regen, der die Welt in einen grauen Schleier hüllte, einfach nur für einen riesigen grauen Brocken gehalten hatten. Ein Geräusch von Stein, der sich auf Stein reibt, drang nach innen, als sich eine Art von Salutieren bei dem Troll bemerkbar machte.
"Er ist der dritte Freiwillige. Auch Rekrut Erz hat sich für diesen Sondereinsatz gemeldet. Und da sein Gewicht es ihm leider nicht erlaubt, das Wachhaus ohne Gefahr für die Böden zu betreten - und den ersten Stock schon gar nicht - war ich genötigt, ein wenig zu improvisieren. Bei schönem Wetter hätte man die Besprechung natürlich im Hof abhalten können, wo auch die meisten Lektionen für Rekrut Erz stattfinden müssen. Aber angesichts des Regens ..." Er brach ab und hob entschuldigend die Schultern. "Ich denke, ich genehmige mir jetzt doch einen Tee", sprachs und hüllte sich fester in seinen Umhang.
Mit dem dampfenden Gebräu in den Händen fuhr er mit erhobener Stimme und langsamer fort: "Am Anfang war der Staub und alles was war, war aus Staub. Der Teppich, die Welt, wir, die Menschen, die Snarge und selbst der Scheuerer - alles verdankt seinen Ursprung dem Staub. Aber alles was wurde nahm sich seinen Platz und dort wo es war, musste der Staub weichen. Und der Staub wich, aber er verging nicht - er legte sich in die Dunkelheit, wo er noch heute wartet. Und wir", er hob mahnend den linken Zeigefinger, "dürfen wir nicht zulassen, dass der Staub wiederkehrt - denn das ist sein Streben: der Staub ist bestrebt, zurückzukehren wieder alles zu bedecken." Er stockte kurz. "Nun, früher einmal habe ich diese Geschichte anders erzählt, aber wer weiß, vielleicht ist ein wenig metaphysischer Überbau als Hintergrund für eine Aufgabe wie diese nicht das verkehrteste. Wie dem auch sei - es dürfte euch aufgefallen sein, dass es in der Kröselstraße nicht wirklich gut aussieht. Und das ist nicht das einzige Problem. Denn: ihr seid nicht die erste Gruppe von Rekruten, die ich mit dieser Aufgabe betreue. Exakt heute vor vier Wochen haben hier fünf Rekruten gesessen: der Zwerg Gimli, Burak, die Mumie, ein Mensch namens Joshi, Rekrutin Annis und der Wasserspeier Sybork. Und sie hatten die exakt gleiche Aufgabe: Frühjahrsputz in der Kröselstraße."
"Da waren sie aber nicht sehr...", rutsche es Senray unbemerkt heraus. "Äh, Sör, ich ..." Sie verstummte.
"Nicht nur das", meinte der Alte und beugte sich vor. "Seit jenem Tag habe ich keinen von ihnen mehr gesehen oder gehört. Nicht einen. Ich nicht und niemand sonst. Und das passiert kein zweites mal. Aus diesem Grund werde ich diesmal euch begleiten."
"Aber was sollen wir tun? Und wo fangen wir an?", fragte Rekrut Reichenbach, der sich immer noch nicht wirklich für die Aufgabe erwärmen konnte mit leichter Skepsis in der Stimme.
"Nun, dazu dient diese Besprechung: unser Vorgehen gemeinsam abzustimmen. Eine Strategie finden - einen Plan - irgendwas. Hat jemand von euch einen Vorschlag?"

14.06.2012 23: 07

Thymian Erz

"Nenn' mich Thymian", kam es von draußen mit etwas Verspätung.
"Soll das etwa ein Vorschlag sein?", erkundigte sich Wolfgang.
"Wieso?", fragte Pismire nur.
"Erz ist nicht mein Name für die Arbeit, sondern Thymian. Erz nennen mich nur meine Familie und meine Freunde. Ihr seid keines von beiden."
"Name für die Arbeit?", fragte Senray irritiert.
Pismire macht sich nur eine Notiz und meinte dann: "Ich hatte mich schon gewundert, Trolle haben für gewöhnlich keinen Nachnamen. Das erklärt es. Dann werde ich darauf achten, dich nur mit 'Rekrut Thymian' anzusprechen."
"Danke", erwiderte der Troll mit seiner tiefen, steinernen Stimme.
Wolfgang piekte der Wächterkollegin leicht in die Seite: "Müsste der nicht deutlich dümmer sein?"
Senray schüttelte den Kopf: "Du hast doch eben selbst festgestellt, dass es kalt ist."
"Wenn ihr nun bitte eure private Unterhaltung einstellen würdet, könnten wir weitermachen", unterbrach sie ihr Ausbilder. "Ich hatte nach Vorschlägen gefragt."
"Natürlich, Sör", schmetterte Wolfgang automatisch und salutierte zackig.
Pismire nippte an seinen Tee und sah zu Senray hinüber, die ein paar Zentimeter aus Verschüchterung zu schrumpfen schien.
Draußen trommelte der Regen unablässig weiter, bis schließlich wieder Thymian das Wort ergriff: "Seife."
Pismire nippte an seinen Tee und meinte dann: "Vom Prinzip her ist das schon mal eine Idee, allerdings redundant, da ich ohnehin nicht vorhatte, euch ohne Seife putzen zu lassen."
"Putzen zu lassen", wiederholte Wolfgang leise.
"Wir brauchen auch Lavendel und Orangen", fügte Thymian hinzu.
"Zum Saubermachen?", fragte Senray irritiert.
"Die Öle riechen gut und lösen Fettschmutz", stellte der Troll fest. "Eine saubere Küche ist eine gute Küche. Meine Frau hat..." Thymian hielt mitten im Satz inne.
"Sollen wir das Wachhaus putzen oder die Kantine?", murrte Wolfgang, woraufhin Pismire ihm zunickte
"Das ist eine ausgezeichnete Idee, Rekrut, Mamsell Piepenstengel wird sich mit Sicherheit freuen, wenn sie etwas Unterstützung in ihrem Reich bekommt." "Hoffentlich ist die alte Vettel nicht in der Nähe - oder hat sich wenigstens nach über einem Jahr beruhigt. Andererseits ein gediegener Vorwand, mich ein wenig unauffällig umzuschauen, ob ich morgen mit einer Überraschung rechnen kann oder muss."[1]
Senray seufzte.
"Habt ihr sonst noch Vorschläge? Vielleicht in Bezug auf den Fall eurer verschwundenen Kollegen?"
Wolfgang zuckte mit den Schulter: "Nicht wirklich, Sör. Wie haben ja noch nicht wirklich Erfahrungen in Ermitteln sammeln können."
"Ich glaube, es wäre äh... gut, wenn wir das den Profis überlassen würden...", fügte Senray hinzu.
Pismires Miene hellte sich auf: "Das Wichtigste habt ihr schon gelernt! Zu wissen, wann man einen Fall nicht selbst übernehmen sollte, ist eine Fähigkeit, die manch einem abgeht. Hervorragend! Wir lösen hiermit dieses Treffen auf, und treffen uns in einer Stunde am anderen Wachhaus zum Putzen."

***


Seine beiden Kollegen drehten sich um, als Thymian das Wachhaus betrat. [2] Er hatte einen ganzen Schwung Eimer und Schrubber dabei. Obwohl der Wachetresen-Raum sehr hoch gebaut war, musste er sich gebeugt fortbewegen.
"Du bist größer, als ich gedacht hätte", stellte Wolfgang fest. Diese große Masse aus Stein wirkte irgendwie beeindruckend, auch wenn er das nie zugegeben hätte.
"Ich ähm ... bin Senray", stellte sich diese vor: "Bisher hatten wir drei ja eigentlich nicht viel miteinander zu tun ..."
"Wolfgang. Von Reichenbach."
"Ich bin ... Thymian", erwiderte der Troll. Er sprach sehr langsam, anscheinend schien er sehr schnell von der deutlich höheren Raumtemperatur beeinflusst zu werden.
"Wo steckt eigentlich unser Ausbilder?", fragte Senray und schaute sich um.

15.06.2012 21: 30

Wolfgang von Reichenbach

"Wo steckt eigentlich unser Ausbilder..?"
Mit diesen Worten sahen sich Senray und Wolfgang im Raum um. Merkwürdig.. gerade eben hatte er doch noch neben den verdutzten Rekruten gestanden, welche ihre Blicke durch den Raum schweifen liessen.
"Bestimmt ist er schon vorgegangen" meinte Wolfgang und Senray nickte ihm zu:"Das Gefühl habe ich äh.. auch."

*** Eine Stunde später ***
Wolfgang, Senray und Thymian hatten sich noch die Zeit vertrieben, indem sie die Korridore abschritten um sich ein wenig besser zurechtzufinden, wobei Thymian darauf bedacht war im Erdgeschoss zu bleiben und möglichst vorsichtig zu gehen, da er bei jedem Schritt ein gefühltes Erdbeben mittleren Grades auslöste. Als sie sich am vereinbarten Treffpunkt einfanden, erschien einige Minuten später auch ein grinsender Pismire: "Aaah ... sehr schön! Ihr seid pünktlich. Dann kommt am Besten gleich mit", raunte er und bedeutete ihnen mitzukommen.
Während Sie eintraten flüsterte Wolfgang Senray leise zu: "Na, da bin ich ja mal gespannt.."
Pismire führte sie schnurstracks durch die Korridore, während Thymian vorsichtig hinterherging um bei jedem Schritt nicht den Staub von der Decke rieseln zu lassen. Sie erreichten nunmehr die Küche ... oder besser ... was davon übrig war:
"Bitte einzutreten!", rief Pismire und trat beiseite.
Allen dreien klappte der Mund auf, welches von einem steinernen Knirschen begleitet wurde.
Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld. Überall standen benutzte und dreckige Töpfe und Pfannen herum. Ein kleines Herdfeuer brannte noch, was dazu führte, dass sich feine Asche überall verteilt hatte und dem ganzen noch eine staubige Note verlieh. Alles war zugestellt mit Kisten und Liefermaterial, man hatte kaum Platz sich umzudrehen. Offenbar hatte Frau Piepenstengel noch keine Zeit gehabt, alles an seinen Platz zu räumen bzw. die Küche auf Vordermann zu bringen.
Auf den verschiedenen Anrichtetischen, wo sich sonst sich das Essen für die Kantine stapelte, lagen Unmengen an Abfall. Alte Karottenstückchen und Kartoffelschalen mischten sich mit allerlei dreckigen Tellern und altem Geschirr. Ein übler Geruch waberte in der Luft, leicht zuckrig. Und gleich darauf entdeckte Senray auch warum. Auf einer der Arbeitsablagen waren die Zutaten für eine Torte verstreut. Das Mehl war umgefallen und hatte sich der Schwerkraft entsprechend großzügig auf dem Boden verteilt, während sich auch hier Schüsseln meterhoch stapelten, ein regelrechtes Kunstwerk, wie sich Wolfgang überlegte. Der Auftrag sah glasklar aus.

"Ich denke wohl, wir wissen was zu tun ist. In einigen Tagen ist äh ... sagen wir ... ein großer Anlass? Mein Dienstjubiläum. Und die Abteilungen haben sich ein wenig Mühe gemacht und eine kleine Feier vorbereitet. Darüber hinaus gab es geringfügige Vorbereitungen für die Spendenaktion für die "Vereinigung zur Hilfe für notleidende Vögel in der Mauser."
Als sich die drei wieder einigermaßen gefangen hatten, sah Pismire sie fragend an.
"Nun ... organisiert euch. Wie wollen wir vorgehen?"

16.06.2012 12: 13

Pismire

"Nun, gründlich. Putzen. Alles sauber machen."
Die Worte grollten durch den Raum. Auch wenn nur ein kleines Herdfeuer brannte, schien doch die - verglichen mit dem regenkalten Hof der Kröselstraße - geradezu tropische Temperatur hier im Pseudopolisplatz sich negativ auf Thymian auszuwirken.
"Aber wo? Das ist so ..." Senray wurde leiser
"... riesig. Ja, kann man so sagen." Wolfgang musterte die Küche mit dem Blick des Strategen. Allein das verdreckte Geschirr bildete eine erdrückende Übermacht.
"Es gibt aber auch positives: die Wache verfügt zur Zeit über eine recht stattliche Anzahl von zwergischen Mitarbeitern. So sind wir vor langschwänzigen Persönlichkeiten", aufmunternd nickte Pismire in Richtung von Senray, "sicher." "Und wahrscheinlich schmecken sie besser, als all das, was sie alte Schabracke so in ihren Töpfen zusammenstümpert", dachte Pismire sich im Stillen.
"Zwerge? Hier Zwerge?" Stocksteif verharrte Thymian.
"Ach du meine Güte. Eine Frau mit Rodentiaphobie[3]. Ein junger Held in strahlender Rüstung und mit militärischem Habitus, und nun auch noch ein Troll mit Nanophobie[4]", dachte sich der Schamane. "Was für ein Tag. Da fehlt nur noch ..."
Doch diesen Gedanken konnte er nicht in Ruhe beenden. Denn mit dem Aufschrei: "Was machst du verfluchter Leichenschänder hier in meinen heiligen Hallen!!!", stürzte Mamsell Piepenstengel, die absolute Herrin der Kantine durch die geöffnete Tür. Woher auch immer sie erfahren hatte, dass Sauberkeit ihrer Küche drohte - nun war sie da, bereit, ihr Reich wie eine Löwin zu verteidigen. Und diesen sogenannten Hauptmann, der damals versucht hatte, ihre heilige Küche zu unheiligen Zwecken zu missbrauchen und der sich dann feige vor der Strafe - Küchensklave für sie zu sein, und das ausdrücklich vom Kommandeur abgesegnet und angeordnet - gedrückt hatte, mit windigen Ausreden und absurden Winkelzügen und der sich sogar in die Kröselstraße geschlichen hatte - dieser verruchte Schelm kam ihr heute, wo ihr das Regenwetter und ihre nassen Füße die Laune verhagelt hatten, gerade und besonders recht.

19.06.2012 22: 45

Senray Rattenfaenger

Senray erschrak bei dem Schrei und machte einen Satz in die Luft. Gerade hatte sie noch aufgeatmet und sich über die hoffentliche Rattenfreiheit gefreut, schon erschien ein Gift und Galle spukender Drache in der Tür. Zumindest wirkte Mamsell Piepenstengels Auftritt genau so auf sie. Auch Wolfgang zuckte zusammen und Thymian drehte sich um.
Regennass und wutschnaubend stürmte die Frau auf Pismire zu. "Das du dich wagst auch nur einen Fuß hierein zu setzten!!" Ihr Ausbilder wich einen Schritt zurück und auch Senray hatte auf Flucht gestellt.
´Noch hat sie mich nicht bemerkt, wenn ich mich verstecke, vielleicht ...´
Doch sie kam nicht weit genug. Gerade war sie an einem irritiert-interessiert blickenden Wolfgang vorbei um sich hinter ihrem Trollkollegen zu verstecken, da erfasste sie Mamsell Piepenstengel mit ihrem scharfen Blick.
"Und dieser kleine Feuerteufel ist auch noch dabei! Zänkisches kleines Biest, habe ich dir nicht verboten dich auch nur noch einmal hier Blicken zu lassen?!"
Nun kam die Frau auf die Rekrutin, welche immer kleiner wurde, zu. Wolfgang reagierte schnell und stellte sich vor die Rothaarige.
"Wo genau ist denn ihr Problem, Mäm?"
"Wo mein Problem ist?" Schnaufend baute sie sich nun vor ihm auf.
Abschätzig betrachtete sie den jungen Mann, der scheinbar gelassen da stand. Da der Hauptmann nun nicht mehr unter Feuer stand, beobachtete er neugierig das Geschehen. Er hielt sich zwar sicherheitshalber im Rücken des alten Drachens auf, bereute aber, dass er zuvor aus Reflex zurückgewichen war. Senray hingegen, die sich kein bisschen sicherer fühlte, versuchte erneut unauffällig weg zu kommen.
Madam Piepenstengel nicht aus den Augen lassend, während diese Rekruten von Reichenbach ihre Seele aus dem Leib jammerte über diesen unheiligen Pismire und die teuflische Senray, ging eben diese langsam zu Thymian. Dabei geriet sie wieder ins Visier.
"Ha, und jetzt versuchst du dich wohl zu verdrücken! Erst Streit anfangen und meine halbe Kantine auseinander nehmen und dann weg rennen?!" Wild gestikulierend wollte sie wieder auf die junge Frau zu stapfen.
Vorsichtig hielt Wolfgang sie auf. "Was hat sie denn gemacht?", fragte er unschuldig und sah neugierig zu dem kleinen, verunsicherten Etwas.
"Was sie gemacht hat? Sie hat diesen Zwerg halb massakriert, Gimli hieß der arme Bursche, das hat sie getan! Würde mich nicht wundern wenn der Leichenfledderer sie dazu angestiftet hätte ..."
"Ich ... ich habe nicht, ich meine ...", setzte Senray an, gab aber dann verzweifelt auf.
So war es doch gar nicht gewesen! Sie erinnerte sich noch absolut klar an den Tag und stellte jetzt auch entsetzt fest, woher sie den Namen Gimli kannte. Dann war er es also gewesen …


*** Vor einem Monat in der Kantine. ***
Die Rothaarige sah entsetzt auf das Essen und fragte sich, ob sie überhaupt wissen wollte was das war. Allerdings war sie gerade hochgeschickt worden essen. Nun, immerhin wusste sie jetzt, dass man nicht mit leerem Magen (Übungs-)Verhöre durchführen sollte, da das Knurren störend wirken konnte. Sie suchte mit den Augen die Kantine nach einem leeren Platz ab und fand einen, ganz in der Nähe einer Gruppe Zwerge. Unsicher ging sie in ihre Richtung, in ängstlicher Erwartung ihres Essens. Und tatsächlich: Auf ihrem Tisch türmten sich tote Ratten. Geschockt blieb die Rekrutin stehen. Die Zwerge schienen einen Wettbewerb zu veranstalten: Wer schaffte es, am meisten Ratten zu vertilgen. Eigentlich ein nobles Ziel, wie Senray fand. Wenn sie diese Monster und ihre abgenagten Überreste nur nicht hier offen liegen gehabt hätten. Ganz offensichtlich wurde gezählt, wer als erstes hinein gebissen hatte und zumindest ein gutes Stück aß.
Senray schauderte entsetzt, schaffte es aber nicht sich von dem Anblick loszureißen. Zwei Zwerge schienen die Hauptakteure zu sein, beide hatten große Haufen vor sich liegen. Zwischen ihnen lag nur noch eine Ratte die unversehrt war.
"Ich zähle stolze 42.", sagte der eine Zwerg.
"Hm ... 42. Das ist beachtlich für einen Jungspund wie dich. Dies hier ...", er hob die letzte Ratte hoch, " ... ist Nummer 43!"
Der andere biss schnell in die Ratte des Braunbärtigen.
"Hey, ich hatte ihn bereits!"
"Aber noch nicht abgebissen."
"Argh!"
Wütend schmiss er die Ratte von sich und wie das Schicksal es wollte landete sie platschend in Senrays Teller. Erschrocken ließ sie ihn fallen und sprang zurück. Verzweifelt sah die Rekrutin auf den Boden, nur froh, dass das Tier garantiert tot war.
Die Zwerge kamen zu ihr. Während der eine entschuldigend aussah, schien diese Situation dem anderen Spaß zu machen. Sein Gesicht verriet irgendetwas zwischen Belustigung, Ärger und einer Art Arroganz, doch Senray wollte sich nicht an diesem Ausdruck festmachen.
„Es tut uns sehr leid –“
„Nein, tut es nicht.“
Damit schien alles gesagt, zumindest von der Seite des grob eineinhalb Meter großen, braunbärtigen Zwerges. Der andere hob die Ratte auf und sammelte dabei einige der Scherben mit ein. Als er wieder hoch kam, zuckte die junge Frau zurück. Sein Gefährte sah dies und schnappte sich die Ratte.
„Na, hat das jemand Angst?“ Hohn schwang in seiner Stimme mit, in einem Ausmaß, wie Senray glaubte, es noch nie gehört zu haben. Nun, fast noch nie.
Schockiert stellte die Rekrutin fest, dass er sie stark an ihren Großvater erinnerte. Der Zwerg, absolut unbeeindruckt von den Einsprüchen seines Gefährten, wedelte mit dem toten Nager direkt vor ihrem Gesicht.
Nur einige Sekunden verlor sie die Kontrolle über sich selbst. Diese Zeit reichte dafür, ihm die Ratte aus der Hand zu schlagen, seinen Bart um ihren Arm zu wickeln, zu ziehen und ein Streichholz an ihn zu halten. Immerhin war es noch aus.
Kalt sah sie ihn an.
„Nächstes Mal wenn du es wagst etwas derartiges zu tun, brennt es.“, sagte die junge Frau nur ruhig, ihre Stimme absolut klar und kalt wie Metall, einen Glanz in den Augen, den man selten bei ihr sah.
Der Zwerg schluckte, dann lies sie ihn los. Im Gehen hörte sie, wie der andere auf seinen Freund einredete: „Gimli, ich hab doch gesagt du sollst es lassen. Ist alles in Ordnung? Gimli?“
Außerdem war da noch eine wütende Stimme, die irgendetwas von „Das bezahlst du mir!“ und „Kantinenverbot!“ schrie, die Senray allerdings ausblendete.
Als sie aus dem Wachhaus war, begann sie zu rennen. Sie hatte Angst vor dem was gerade passiert war. Einige Straßen vom Wachhaus entfernt übergab sie sich. Zitternd lehnte sie sich gegen eine Mauer, es passierte nicht oft, dass sie derart die Kontrolle verlor.



21.06.2012 21: 03

Pismire

Aber Madam Piepenstendel war nicht die Person, einmal geschnappte Beute so mir nichts - dir nichts enkommen zu lassen. Und ein hochgewachsener Rekrut in poliertem Harnisch war auch nur ein ausreichend kräftiger, potentieller Küchenhelfer mit einem Gegenstand, den man zur Not als improvisierte Bratpfanne nutzen konnte - nein, so nicht -nicht mit Erna Piepenstengel!

"Und überhaupt - wie sieht es denn hier aus? Welche verdammten Schelme, Schurken und Vandalen haben meine gute Küche derartig verunreinigt, verwüstet, verdreckt und besuuuuuudelt!!!" Ihr ehedem schon in Stresszeiten hoher Diskant schien zu kippen, und mit hochrotem Kopf, schnaubend und in die Seiten gestemmten Armen schnitt die außer Rand und Band geratene Furien ihnen den Fluchtweg ab.

Hauptmann Pismire, der ursrünglich vorgehabt hatte, seinerseits die Stressfestigkeit seiner Mannen - äh, Frauen, äh, und genau: Trollheiten - zu testen erkannte, dass ein weiteres sich unauffällig hinter Thymian aufhalten und sie Szenerie beobachten nicht wirklich mehr länger hingehen konnte.

"Madam, wer immer dieses Chaos verursacht hat - wir werden nicht ruhen, bis wir den Schuldigen - äh, pardon: die Schuldigen gefunden und zur Wiedergutmachung angeleitet haben." Beinahe hätter er noch im Überschwung feierlich auf die Küchenhandtücher als Fahne geschworen, konnte sich aber in letzter Sekunde noch bremsen. Man sollte ja nicht übertreiben.
Und wirklich: Den Bruchteil einer Sekunde lang schien seine Strategie aufzugehen. Zumindest reagierte die konsternierte Kückenfee nicht sofort. Sie starrte den Hauptmann an. Ihr Blick verengte sich. Ihr Atem ging nun ruhiger.
"Und wie genau - frage ich dich - wie genau denkst du das zu bewerkstelligen, Hauptmann?"
Und als der so angesprochenen bereits begann, sich beschönigende, beruhigende und - leider, so muss man sagen - gelogenen Beschwichtigungen zurecht zu legen, unterbrach ihn sein gegenüber mit einer rüden Geste der rechten Hand.
"Haha - hast du tatsächlich geglaubt, ich fiele darauf herein, du, du, du Hauptmann? Vergiss es. Es ist mit schnurzpiepegal, wer diese Schweinerei hier angerichtet hat und wie lange es braucht, sie wieder zu beseitigen ebenfalls; aber du und dein kleiner Trupp - ihr werde diese Küche erst wieder verlassen, wenn ich mich in diesen Pfannen spiegeln kann - und von Boden essen sowieso!"

"Meine Güte - ich glaube nicht, dass ich den Geruch von Veilchen jemals wieder in meine Leben ertragen kann"[5] , knurrte Wolfgang von Reichenbach bitter, als er zusammen mit Seray, Thymian und seinem Ausbilder zurück in Richtung Kröselstraße wankte. In den letzten Jahren hatte er lange Tage mit dem Training mit Schwert und Schild verbracht. Und naturgemäß hatte seine Muskeln sich erst langsam an die Belastung gewöhnt, dennoch hatte er bisher zu Recht von sich angenommen, dass seine Armmuskulatur einer Reihe von Herausforderungen gut gewachsen sei. Aber das hier!?
"Du Bewegung aus dem Rücken heraus machen - nicht aus der Schulter", gab Thymian zum x-ten Male seinen ergonomischen Ratschlag des Tages kund, der nicht mehr wirklich bei seinen Mitrekruten auf Interesse stieß. Zumal es auch noch einen Unterschied machte, mit welcher Masse man in die Bewegung ging, argwöhnte Senray.
Hinter ihnen sorgte Pismire dafür, dass niemand unterwegs verloren ging.
Endlich erreichten Sie das Wachhaus.
"Nun, wir sollten uns morgen darauf beschränken, hier für Ordnung zu sorgen. Ich erwarte euch alle um - sagen wir mal - 6:30 zu einer ersten Einsatzbesprechung - also eigentlich ist es die zweite, aber ich denke, wir sollten den heutigen Tag einfach ignorieren und uns morgen frisch ans Werk machen", meinte der Schamane. Die Worte klangen nicht halb so munter, wie sie vielleicht geplant gewesen waren. "Und denkt daran, euren Einsatzzettel ausgefüllt mitzubrigen. Für die Unterlagen. Dann bis morgen", verabschiedete er sich am Fuß der Treppe ins Obergeschoss.
"Äh, Rekrutin Rattenfänger - auf ein Wort noch", fügte er hinzu, als die junge Frau sich den anderen anschließen wollte.

Als er sich mit leisen Ächzen hinter seinem Schreibtisch niedergelassen hatte, wies er auf einen der Besucherstühle, die noch neben dem Fenster standen.
"Was bitte war da genau mit Rekrut Gimli in der Kantine!?" Sein Blick richtete sich fragend auf Senray.

04.08.2012 11: 31

Senray Rattenfaenger

Die hatte seitdem sie in der Kantine mit Putzen begonnen hatten mit der Frage gerechnet. Dennoch wurde sie jetzt noch nervöser als sie es gewöhnlich schon war und fing an, auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Nach einigen Anläufen, bei denen sie nur stumm ihren Mund geöffnet und wieder geschlossen hatte, begann sie schließlich.
"Sör, ich, es, also ... ich schwöre, ich habe ihn nicht, habe ihm nichts, er, also, ich ..."
Verzweifelt sah die junge Frau ihren Ausbilder an, der kurz die Augen schloss und sie dann unterbrach.
"Stopp. Hol erst einmal Luft. Und vielleicht, ja, hier ist noch etwas Tee in der Kanne, trink einen Schluck. Er ist zwar schon kalt aber Kräutertee ist immer gut."
Er schenkte ihr in eine der Tassen ein, die immer noch vom Morgen dastanden und keineswegs gereinigt worden waren. Die Rekrutin versuchte nicht zu sehr darauf zu achten und sich erst einmal zu beruhigen.
„Also, Sör, es ist folgendermaßen … Gimli und ich, wir … hatten eine leichte Auseinandersetzung in der Kantine, aber, Sör, ich schwöre Sör, ich habe ihm nichts wirklich getan und ganz sicher habe ich ihn nicht massakriert!“
Der Hauptmann nickte stumm, es fiel ihm schwer genug sich vorzustellen wie diese dauerhaft verunsicherte junge Frau Streit mit einem Zwerg angefangen haben sollte. Andererseits waren Ratten ja ihr bekanntes Problem … Wenn es also in der Kantine war und Gimli am Essen … Er musste sie nur provozieren. Langsam formte sich ein Bild in Pismires Gedanken und erneut nickte er.
Während sie ängstlich seiner Reaktion harrte, dachte sie wieder über diesen Tag, diesen Moment nach. Sie hätte sich beherrschen müssen, hätte nicht die Kontrolle verlieren dürfen. Ein leichtes Schaudern, dann setzte der Hauptmann zum Sprechen an.
Genau in dem Moment ertönte ein hektisches Klopfen und ohne auf die Antwort zu warten wurde die Tür zu dem Büro auch schon aufgerissen.
Ein Rekrut, den Senray nicht kannte stand in der Tür und betrachtete sie einen kurzen Moment verwirrt. Dann kam er auf Hauptmann Pismire zugestürmt.
„Sör, Sie müssen sofort zum Hauptwachhaus, man hat die Leiche eines Rekruten gefunden!“
Der Angesprochene sprang auf und auch Senray sah erschrocken zu dem Sprecher.
„Wer? Wann?“ Streng und schnell, so hätte man Pismire in diesem Moment am besten beschreiben können. Er riss dem selbst geschockten Rekruten die Nachricht geradezu aus der Hand und überflog schnell ihren Inhalt. Dabei murmelte er einige Worte unbeabsichtigt laut, so dass sie auch Senray verstehen konnte.
„heute gefunden … bereits einen Monat tot … Rekrut Gimli …“
Nun riss die Rekrutin erschrocken die Augen auf und ihr Ausbilder konnte zusehen wie sie immer blasser wurde.
„Ich, ich schwöre, ich habe ihm nichts, habe ihn nicht …“, rechtfertigte sie sich bereits, ohne auf die Anklage zu warten.
Während der Andere sie nur irritiert ansah, bedachte der Hauptmann sie mit einem kritisch-nachdenklichem Blick. Nach dem er den anderen Rekruten fortgeschickt hatte sah Pismire Senray wieder direkt an. Seine Augen beobachteten jede ihrer Regungen, während er fragte: „Wie weit ging diese Auseinandersetzung?“
„Sör, ich, ich schwöre …“
„Was genau hast du getan?“ Seine Stimme wurde noch etwas bestimmter, falls das überhaupt noch ging.
„Ich .. er hat … Ich habe seinen Bart um meinen Arm gewickelt und … und …“
„Und was?“
„Ein Streichholz an ihn gehalten, aber ich schwöre, es war aus, Sör, ich hätte ihm nie wirklich etwas tun können, bitte Sör!“
Der alte Schamane sah sie eine Weile an, darüber würde er nachdenken müssen.
„Also gut. Ich kümmere mich jetzt hierum. Du schläfst heute Nacht im Rekrutenschlafsaal, es könnte sein das ich nachher noch einige Fragen an dich habe.“
Die junge Frau nickte nur stumm und begab sich auf den Weg in den Keller, während Pismire, gedanklich fluchend, zurück zum Pseudopolisplatz ging.


04.08.2012 22: 20

Diez

Regen, Regen und noch mehr Regen. Hörte das denn auch mal wieder auf?
Es war schon früh am Morgen schwer zugezogen und neblig. Als Diez am Morgen wach wurde, konnte er beinahe nicht die eigene Hand vor seinen Augen sehen als er einen Blick aus der Tür machte.
Der Grund warum er schon so früh wach war, ist schlicht ziemlich einfach. Er war ziemlich aufgeregt. Nicht wegen dem Regen, das machte ihm für gewöhnlich nichts aus. Aber heute hatte er es für ein schlechtes Zeichen gehalten. Immerhin sollte er heute das Ergebnis für seinen Rekrutentest bei der Wache abholen. "Habe ich den Test nicht bestanden? War ich zu schlecht? Habe ich versagt?". Diese Gedanken bereiteten ihm Kopfzerbrechen.
Am liebsten wollte er gleich zum Wachhaus laufen um sein Ergebnis in Empfang zu nehmen. Aber man sagte ihm bei der Abgabe des Tests, das er heute erst ab Mittag das Ergebnis abholen könne.
"Was stellst du jetzt so lange an? Draußen umher wandern? Ein wenig die Natur besuchen um die Zeit und den Test vergessen? Nein, dafür regnet es mir zu sehr. Bei dem Wetter holst du dir nur den Tod! Und wenn nicht den Tod, dann eine ordentliche Erkältung. Oder schlimmer: eine Lungenentzündung. Oder wer weiß was.", dachte sich Diez.
Wie er es hasste auf etwas warten zu müssen. Etwas was ihm gewaltig gegen den Strich ging: Warten und Unpünktlichkeit.
Darum versuchte er sich wieder in sein Bett zu legen und ein wenig Zeit zu verschlafen. Allerdings gelang es ihm nicht wieder einzuschlafen. Er wälzte sich eine Stunde in seinem Bett umher. "Aaaaah was machst du denn nur?", stellte er sich selbst die Frage.
Schließlich kam er zu dem Entschluss, sein Zimmer etwas auf Vordermann zu bringen. Leider gab es nicht wirklich was zu machen. Was er auch schnell bemerkte. Also griff er sich letzten Endes das Buch, das er vor kurzem angefangen hatte zu lesen.
Glücklicherweise hatte dieses Buch die Gabe, ihn die Zeit vergessen zu lassen.
Endlich: er hatte eine Ablenkung gefunden, die ihn auch für den Großteil der Zeit beschäftigte.

Es war bald an der Zeit, da er seinen Test abholen konnte. Er legte das Buch wieder zurück woher er es genommen hatte und stellte fest, das es noch immer nicht aufhörte zu regnen.
Aus seiner Bauchgegend vernahm er ein lautes Grollen. Ganz so, als wollte sich sein Magen zu Wort melden, das er den ganzen Tag noch nichts zum Verdauen bekam.
Er machte sich ein paar Käsebrote um seinen Magen zu beschwichtigen und ihn daran zu hindern, den Gedanken fassen zu lassen, sich vermutlich einfach selbst zu verdauen.

Die Glocken im Turm ließen vernehmen, das es 12 Uhr ist. Beinahe hätte Diez sie nicht gehört, so laut prasselte der Regen auf die Erde und die Wände nieder.
Er aß seine letzte Scheibe Brot auf und entschloss sich dann, sich auf den Weg zum Wachhaus zu machen. "Gleich ist es so weit. Gleich hältst du das Ergebnis für deinen Test in der Hand."
Er schloss die Tür hinter sich und wollte gerade den ersten Schritt zur Wache antreten, da machte es "FATSCH" und er musste feststellen, das er mitten in eine riesige Pfütze getreten war. "Na ganz klasse. Oh man, das wird ja immer besser. Erst der Regen, dann nasse Füße. Was kommt denn noch?"
Überzeugt das dieser Tag nicht besser werden konnte, stapfte er vom Regen immer nasser werdend los zum Wachhaus.
Dort angekommen war er klatschnass. Er trat durch die Tür und erblickte einen der zwei Rekruten die stets am Tresen zur Verfügung stehen sollten, genau dort wo es seine Pflicht von ihm verlangte. Eben genau dort am Tresen.
"Guten Tag", sagte Diez zu dem Rekruten. "Ich bin Rekrutenanwärter und wollte meinen Test abholen."
"Ah, ja sehr gut", erwiderte der Rekrut, und fing an im Schrank zu kramen. "Ähm ... der Name?", fragte er ihn.
"Diez"
"Ah, ja genau. Hier haben wir ihn ja! Aha.. sehr gut wie ich sehe. Gerade mal nur einen Fehler!"
Ohne etwas zu entgegnen, riss Diez überrascht die Augen auf. Ein breites Grinsen schlich sich dann aber im nächsten Moment über seine Lippen.
Weiterhin ohne etwas zu sagen schritt er weiter auf den Tresen zu und nahm sein Test in Empfang. Nur ein kurzes und begeistert klingendes "Danke", fuhr aus seinem Mund.
Der Rekrut kam nicht umhin, ebenfalls ein wenig zu grinsen. Er freute sich für Diez.
"Sei morgen früh einfach pünktlich um 6.30 Uhr beim Büro von Hauptmann Pismire!", pflichtete er dem dauergrinsenden, sein Glück kaum fassenden Diez bei.
Dieser drehte sich nur stumm auf, sein Ergebnis starrend um und bewegte sich wieder auf die Ausgangstür zu. Dort angekommen, nahm er erst wieder den Regen war. Er steckte das Papier in seine Tasche und machte sich auf den Heimweg.

Daheim angekommen, kramte er erst einmal das Papier aus seiner Tasche und legte es auf das Bett. Danach befreite er sich erstmal seiner klatsch nassen Kleidung und zog sich etwas trockenes an. Wieder in trockener Körperbekleidung, nahm er wieder das Buch von heute Morgen und legte sich anschließend auf sein Bett. Er kam nicht umhin noch einmal das Ergebnis zu begutachten.
Danach legte er den Test beiseite und widmete sich wieder seinem Buch. Dieses hielt ihn bis in den Abend im Bett wo er dann schließlich auch einschlief.

Am nächsten Morgen wachte er wieder früher auf als er es musste.
Er machte sich gleich fertig für den heutigen Tag. Er packte alles was er für nötig hielt in seine Tasche. Brote, wovon er gleich ein paar mehr machte, um sie nach dem Packen zum Frühstück zu essen. Seinen Test ... "Man weiß ja nie. Vielleicht wollen sie ihn ja nochmal zur Kontrolle für irgendwas sehen?", dachte er sich. Ein Taschentuch und etwas zu trinken.
"So, habe ich auch alles?", fragte er sich selber. "Ich denke schon."
Nach dem packen und essen wusste er wieder nicht, was er nun mit der Zeit anstellen sollte.
Er öffnete die Tür und stellte fest das es noch immer regnete. "Man, was für ein Wetter.", hörte er sich selbst sagen. Er drehte sich um und ließ die Tür wieder ins Schloss fallen.

Er lief Kreise in der Zeit wo er darauf wartete, von der Zeit aufgefordert zu werden, pünktlich um halb 7 bei dem Hauptmann sein zu können.
Aber das dauerte ihm zu lange. Es war erst kurz nach halb 6 und er war mindestens genauso aufgeregt wie gestern. "Ach was soll's? Besser zu früh dort sein, als hier zu warten!", dachte sich Diez. Er griff sich seine Tasche und machte sich auf den Weg zum Wachhaus.
Dort angekommen war er wieder durchnässt vom Regen. Er trat in die Wache ein und bemerkte am Tresen den selben Rekruten von gestern.
"Ah, guten Morgen Diez.", begrüßte in der Rekrut am Tresen. "Der frühe Vogel fängt den Wurm, nicht wahr?"
"Guten Morgen ... Ja das könnte man so sagen. Aber mir wäre es lieber, wenn er die Zeit vordrehen könnte.", erwiderte Diez. "Darf ich gleich zum Büro des Hauptmann´s gehen?"
"Natürlich darfst du das", antwortete der Rekrut. Er beschrieb Diez kurz den Weg, wünschte ihm einen schönen ersten Tag und widmete sich wieder seiner davorigen Aufgabe.
Diez folgte der Wegbeschreibung und fand ohne Probleme das Büro von Hauptmann Pismire.
"Sollte ich jetzt schon klopfen?", dachte sich Diez. "Warum denn auch nicht?"
Er klopfte an der Tür an und lauschte dann nach einer Reaktion... Nichts passierte. Daraufhin klopfte er noch einmal... Wieder nichts.
"Vermutlich ist grad niemand da. Also warte ich einfach. Ist ja auch erst kurz vor 6.", dachte er sich und wartete bis der Hauptmann auftaucht.

31.08.2012 19: 09

Pismire

... was auch keine fünf Minuten später der Fall war.

Im Laufe der Jahrzehnte zum Frühaufsteher geworden, hatte Pismire es sich zur Angewohnheit gemacht, die Zeit zwischen sechs und neun Uhr, wenn die Unterrichtseinheiten in der Kröselstraße begannen, mit dem leidigen Papierkram zu verbringen, um zu verhindern, dass die dennoch regelmäßig notwendigen Umschichtaktionen zu zeitaufwendig zu werden drohten. In Anbetracht der Tatsache, dass heute die Aktion Veilchenduft - wie er den Putzeinsatz mittlerweile in Gedanken nannte - nach dem gestrigen Fehlschlag in der Kantine des Pseudopolisplatzes in eine nunmehr entscheidende Phase eintreten konnte, hatte er sich entschieden, mit seinem eigenen Büro zu beginnen - Senrays latent panischer Blick zu den Papierstapeln hatte ihn dazu bewogen. Er kannte die Vorgeschichte der jungen Frau und hatte wenig Lust auf eine warme Renovierung des Gebäudes - das würde zwar den Papierkram mit den Rekruten und GRuND mit ziemlicher Sicherheit im Anschluss daran für die nächste Zeit erheblich vereinfachen, würde aber einen ebensolchen Berg an anderem Papierkram und Unannehmlichkeiten mit dem Kommandeur nach sich ziehen. Also: wenigsten sicherstellen, dass sich so wenig Ratten wie möglich in dem Teil des Gebäudes befanden, den es heute zu säubern galt. Und nach einem längerem Gespräch mit seiner Vermieterin, die in Sachen Reinlichkeit höchste Maßstäbe anlegt[6], hatte er beschlossen, das Haus von oben nach unten reinigen zu lassen. Außerdem musste er noch weiter über das gestern Abend in der Pseudopolisplatz Erfahrene nachdenken - die Sache mit Rekrutin Rattenfaenger und dem verschwundenen Zwerg: Gimli.

Der Name hatte ihn bereits bei der Einstellung irritiert, und zwar wegen seiner - Pismires - seltsamen Erlebnisse hinter der Tür in der anderen Welt und der Geschichte mit der intergalaktischen Elbenwacht[7] Und der Zwerg selbst? Pismire grub in seinem Gedächtnis. Mürrisch, unfreundlich. Wenig aus ihm raus zu bekommen. Die übertragenen Aufgaben erledigte er unfroh und irgendwie gezwungen. Der Hauptmann hatte sich hin und wieder darüber gewundert. Zwerge waren in der Regel ausgesprochen pflichteifrig - wenn sie sich für eine Aufgabe entscheiden hatten. War dieser Zwerg vielleicht nicht freiwillig bei der Wache? Stecke etwas anderes dahinter?
Und dann der Vorfall in der Kantine: Rattenwettessen waren unter Rekruten nichts ungewöhnliches. Ärger beim Verlieren auch nicht - allerdings konnte dieser blöde Rasenschmuck ja nicht ahnen, dass er ausgerechnet an eine Phobikerin geraten war. Pismire hatte sich das halbe Dutzend Zeugenaussagen in Ruhe durchgeblättert und war zu dem Schluss gekommen, dass Madam Piepenstengels Beschuldigung unbegründeter Unsinn war. Somit hatten sich weitere Fragen an die Rekrutin Senray erübrigt.
Dennoch - um auf den Anlass seiner Erwägungen zurück zu kommen - eine Vorabkontrolle des Dachgeschosses mochte nicht verkehrt sein. Der Dachstuhl war aus altem, trockenem Holz gezimmert, die Dachziegel waren - seines Wissens nach - alle an ihrem Platz und ein in Panik geworfenes Streichholz, eine vor Schreck fallen gelassene Fackel, eine bei der Flucht vergessene Kerze wollte er sich da oben nicht vorstellen. Die Dachziegel - das würde Thymians Aufgabe werden, sowie als erstes die Aufgabe, sich einen sicheren Stand zu besorgen, mit dessen Hilfe er auf das Dach greifen konnte. Dabei konnte man die Dachrinnen auch gleich nach allen möglichen Dingen absuchen. Und Senray könnte die Schornsteine übernehmen, der junge von Reichenbach und er würden sich um den Taubenschlag und das Futterlager kümmern ...

Mit diesen Gedanken betrat der alte Mann das Wachhaus, hörte mit halben Ohr Rekrut Trocken zu ("Meine Güte - war der immer noch Rekrut - da war dann wohl mal wieder ein Ausbilder-Rekruten-Gespräch fällig", notierte Pismire sich), der davon berichtete, dass nichts zu berichten war und stapfte die Treppen zu seinem Büro hoch, froh, vor der um halb acht anberaumten Einsatzbesprechung noch ein wenig Zeit zu haben.

In diesem Zustand stieß er auf den Rekruten Diez, der ein drittes Mal - diesmal lauter als bei den beiden vorherigen Malen - an seine Tür klopfte.
"Junger Mann - es ist sechs Uhr in der Frühe. Du bist Rekrut Diez, nicht war? Und ja, dein Testergebnis ist - soweit ich das im Kopf habe - in diesem Jahr das zweitbeste. Hervorragend, Glückwunsch und so. Und du kannst jetzt aufhören, zu salutieren." Pismire öffnete die Tür und winkte ihn herein.
"Nun komm schon rein und mach die Tür zu." Pismire ging zum Schreibtisch, der immer noch so vor dem Fenster stand, wie am gestrigen Tag, damit auch Rekrut Thymian von außen an der Besprechung teilnehmen konnte. Ein Schwenken der Teekanne auf dem Tisch verriet ihm, dass noch kalter Kräutertee da war. "Kalter Tee? Nein? Nun, dann setzt dich auf einen der beiden Stühle", sprach er und wollte sich gerade niederlassen, als er hinter hinter einem der Papierstapel an der Wand ein Rascheln hörte.
Mit einer knappen Geste hieß er den verdutzten Diez Schweigen und schloss die Augen. Aber zu seiner Überraschung verriet ihm das Borgen, dass keine Ratte (was er vermutet hatte) hinter dem Stapel war. Es war auch kein ihm bekanntes Bewusstsein, dass er spürte. Aber Leben - eindeutig Leben ...
Ein wenig ärgerte er sich nun, dass er, der das Rascheln schon seit geraumer Zeit bemerkt hatte, nicht schon eher auf die Sache mit dem Borgen gekommen war. Behutsam schlich er näher, beruhigendes Gedankenwellen ausstrahlend - hin und wieder erlaubte ein befreundete Ratte es ihm, seine - wie er es nannte - mentalen Massagetechniken an ihr zu erproben. Willard, der (selbsternannte) König der Ratten, mochte diese Art der körperlosen Berührung, und hin und wieder erprobte Pismire sie mittlerweile erfolgreich auch an anderen Tieren, die zu beruhigen waren. Und wirklich - das Rascheln wurde weniger aufgeregt, es hörte auf und ein Gefühl von Behagen machte sich hinter dem Stapel breit.
Mit einem schnellen Schritt war Pismire bei den Papieren, lange dahinter, wobei der ganze Berg hübsch gestapelter Ordner "Praktikumsberichte" ins Rutschen kam und sich auf den Boden ergoss, und nahm das, was dahinter war, behutsam in die Hand und verstaute es so, dass Diez, der das eigenartige Treiben seines Ausbilders neugierig verfolgt hatte, es nicht zu Gesicht bekam, in seinem Umhang.
Als der Hauptmann wieder auf seinem Stuhl saß, nahm er das Gespräch wieder auf, so, als sei nichts geschehen.
"Wie gesagt - ein ganz hervorragendes Ergebnis." Er musterte des jungen Mann vor sich. Doch ja, das mochte angehen.
"Normalerweise würde ich jetzt mit dir die einzelnen Punkte durchgehen, aber da du dich nur in dem Punkt geirrt hast, dass Wächter - also die unteren Mannschaftsränge - nicht einmal Rekruten befehligen dürfen, ihr also nur dann Befehlen folgen müsst, wenn sie von einem Wächter - oder einer Wächterin - stammen, die es mindestens zum Lance-Korporal gebracht hat, sehe ich da keinen großen Gesprächsbedarf. Oder was meinst du?"
Diez, der die ganze Zeit neugierig auf den Umhang des Ausbilders geschaut hatte, in dem er glaubte, sich etwas bewegen zu sehen, schüttelte wie gebannt den Kopf.
"Äh, Sör, Äh, was ..."
"Oh, du möchtest wissen, was da hinter dem Stapel gewesen ist? Nun, das ist", und mit einer dramatischen Geste holte Pismire das besagte Etwas aus dem Umhang, "ist ein so genannten "Eiskaltes Händchen"
Und mit diesen Worten setzt er eine Hand auf den Tisch.
"Drei Hände", dachte Diez verwirrt. "Drei?" Dann sah er genauer hin.
Pismires zwei Hände lagen auf den Schreibtisch und dazwischen bewegte sich noch eine Hand. Lange, schlanke und sehr staubige Finger, aber kein Arm - direkt nach dem Handgelenk war Schluss. Der Arm endete mit einer silbernen Platte, die um das Handgelenk einen Rand - mit Ziselierungen - bildete und so den Blick auf das Innere des Arms verwehrte. Aus der Metallplatte ragte etwas, dass ein wenig Antennen glich. Die Finger bewegten sich leicht. Diez freute sich, dass er nicht zu üppig gefrühstückt hatte.
"Ich glaube, ich habe nun doch eine richtige Aufgabe für dich, Rekrut: Du besorgte mir eine Schüssel mit handwarmem Wasser, etwas Seife, ein Handtuch, außerdem könntest du mir noch einen Kräutertee machen." Er holte ein intensiv duftendes Beutelchen aus seinem Umhang und drückte es Diez zusammen mit der Kanne in die Hand. "Frag Rekrut Trocken - den am Tresen - wo du alles findest, und wenn du magst, dann bring dir auch eine Kaffee oder Tee mit. Dann kommst du zurück. Um halb acht - also in etwa einer Stunde - beginnt hier die Einsatzbesprechung der Arbeitsgruppe "Veilchenduft", bestehend aus den Rekruten Thymian und Wolfgang von Reichenbach, der Rekrutin Rattenfaenger und - seit heute - dir. Wenn du mit den Sachen wieder zurück bist, werde ich dich über den Einsatz aufs Laufende bringen, damit du bei der Einsatzbesprechung regulär mitmachen kannst."

01.09.2012 13: 01

Diez

Diez erhob sich aus seinem Stuhl, stellte sicher das er die Kanne und das Beutelchen sicher in der richtigen Hand hielt, um dann zackig die freie Hand zum Salutieren nach oben zu reißen.
"Wird sofort erledigt, Sör", antwortete Diez.
Er begab sich nun, seine erste Aufgabe schnell und richtig bewältigen wollend, auf den Weg nach unten Richtung Tresen.
Als er unten am Wachtresen den Rekruten Trocken sah, stellte er fest, dass es derselbe von eben und gestern war.
"Hallo, da bin ich wieder. Mit meiner ersten Aufgabe."
"Ah, sehr schön.", antwortete er und bemerkte die Teekanne in der Hand des neusten Rekruten. Er grinste breit und fragte: "Na, braucht Hauptmann Pismire wieder Tee?"
Diez musste ebenfalls anfangen zu grinsen.
"Ja genau. Aber nicht nur das. Ich soll für ihn auch eine Schüssel mit warmen Wasser, Seife und ein Handtuch besorgen."
"Wozu brauch er denn die Waschsachen?", fragte Rekrut Trocken verdutzt.
"Er will sich wohl die Hände waschen", antwortete Diez und musste sich zusammenreißen, nicht lauthals loszulachen.
"Ahja ... was auch immer. Den Kram könntest du im Waschraum finden. Der befindet sich weiter hinten, noch hinter den Treppen."
"Ok, vielen Dank. Das Wasser für den Tee hole ich mir einfach in der Kantine", gab der neue Rekrut preis.
"Das könntest du machen . Nimm dir dazu die dämonenbetriebe Kaffeemaschine. Und bete, dass dich der alter Küchendrache nicht sieht", legte er Diez wohlwollend nahe.
"Ja ok", antwortete dieser leicht verunsichert um sich dann, um nicht so viel Zeit zu vergeuden, zu verabschieden. "Ich begebe mich dann mal auf den Weg. Wir sehen uns."
"Alles klar, viel Erfolg", wünschte er Diez und befasste sich wieder seiner davorigen Aufgabe.

"Erstmal bringst du ihm seinen Tee. Dann kümmerst du dich um den Waschkram", dachte sich Diez auf den Weg zur Kantine.
Dort angekommen stellte er fest, das niemand anwesend war. Die Tische waren verwaist, die Ausgabe unbemannt. "Ein Glück", dachte sich der vom Rekrut Trocken leicht verunsicherte Diez.
Er sah die dämonenbetriebe Kaffeemaschine an der Ausgabe und schlich sich heran. Er bemerkte ein Rumpeln in der Küche und erstarrte für einen Moment in seiner Bewegung. Dann hörte er ein paar Schritte und eine Tür, die ins Schloss viel.
"Sehr gut. Ich scheine allein zu sein."
An der Ausgabe angekommen stellte er fest, dass ausreichend Wasser in der Maschine ist. "Hoffentlich kommt jetzt nicht der Küchenchef wieder", dachte er sich, als er die Kaffeekanne aus der Maschine nahm um die Teekanne an den gerade frei gewordenen Platz zu stellen.
Er ließ das Wasser durchlaufen bis die Kanne voll war, nahm sie wieder hinaus und stellte die Kaffeekanne wieder an ihren ursprünglichen Platz zurück, um keinen Argwohn zu erwecken. Allerdings fehlte jetzt das Wasser. Plötzlich hörte er wieder die Tür auf und kurze Zeit später zu gehen.
"Jetzt aber nichts wie weg hier", gab er sich schnell selbst zu verstehen und ging mit leisen, aber durchaus schnellen Schritten Richtung Ausgang. Und er entkam unbemerkt aus der Drachenhöhle.
"Das ging ja noch mal gut", flüsterte er und kramte das Beutelchen, dessen intensiver Duft sich sofort in seiner Nase breit machte, aus seiner Tasche. Er öffnete den Beutel, holte etwas Tee aus ihm und füllte ihn in die Kanne. Danach schnürte er den Beutel wieder zu, steckte ihn in seine Tasche und begab sich auf den Rückweg zum Büro des Hauptmanns.
Als er den Tresen erreicht hatte, nickte er kurz dem Rekruten Trocken zu, der den Gruß erwiderte und ging dann die Treppen hinauf zum Büro. Als er es erreichte klopfte er wieder an die Tür. Das vierte mal heute schon. Es reagierte niemand.
"Ach - nicht schon wieder", sagte er leise zu sich selbst und klopfte noch einmal.
"Vielleicht ist er sich ja nur kurz erleichtern?!", dachte er sich stumm und entschloss sich kurz zu warten.
Fünf Minuten vergingen ... 10 Minuten vergingen ... Es kam niemand.
"Ach was solls? Du musst noch den Waschkram suchen!", sagte er zu sich selbst, stellte die Teekanne vor die Tür und machte sich auf den Weg in Richtung Waschraum.
"Hinter der Treppe sagte er", überlegte er kurz und ging dann den Gang um die Treppe herum.
Kurz darauf erblickte er neben einer Tür ein Schild, auf dem Waschraum" stand.
"Hier ist er ja", sagte er gedanklich und beschritt den Raum.
Es war recht dunkel in dem Raum - aber ausreichend beleuchtet um etwas zu sehen. Er sah sich kurz um, und sein Blick viel auf ein paar Eimer, die gesammelt neben den Badezubern standen. Er nahm sich einen und ging zu den Waschbecken. Dort fand er ein Stück Seife.
"Sehr gut", dachte er sich und drehte das Wasser auf. Er fühlte solange mit der Hand nach der Temperatur des Wassers, bis es warm wurde. Dann hing er den Eimer unter den Hahn und ließ ihn halb voll laufen. Er stellte das Wasser wieder ab, nahm sich die Seife und ging wieder Richtung Tür. Er wollte den Waschraum gerade verlassen, da viel ihm ein das er noch ein Handtuch fehlt. Er stellte den Eimer auf den Boden und suchte nach einem Handtuch. Vergeblich.
"Verdammt ... was machst du jetzt nur?", entfuhr es ihm.
"HA!", da kam ihn ein Gedankenblitz. Er kramte in seiner Tasche und holte sein Stofftaschentuch heraus. "Das sollte reichen", dachte er sich und musterte es, ob es nicht schon gebraucht war.
Zu seinem Glück war es noch unbenutzt. Er packte es wieder in seine Tasche, ging zur Tür, griff sich den Eimer und ging wieder zur Treppe.
Er stapfte bewaffnet mit dem halb vollen Eimer warmen Wasser, einem Stück Seife und seinem Taschentuch in der Tasche die Treppen hinauf. Auf der Hälfte der Stufen ertönten von draußen die Glocken, die verlauten ließen, das es nun um sieben ist.
"Gut, du liegst noch gut in der Zeit", stellte Diez fest und stapfte die Treppen weiter nach oben. Beim Büro angekommen klopfte er an der Tür. Diesmal kam ein kurzes "Herein" vom Inneren.
Er öffnete die Tür, erblickte den Hauptmann auf seinem Stuhl sitzend, die Teekanne in der einen und eine Tasse in der anderen Hand haltend. Der Rekrut stellte den Eimer ab, nahm Haltung an, salutierte und sprach: "Sör, ich habe hier das Gewünschte."

01.09.2012 21: 29

Senray Rattenfaenger

Als Senray aufwachte fühlte sie sich genauso müde wie am Abend zuvor, sie hatte nur schlecht geschlafen. Träge setzte sie sich auf, löschte die kleine geschlossene Laterne neben ihrem Bett und trottete zum Waschraum. Zum Glück hatten sich die anderen Rekruten mittlerweile daran gewöhnt, das sie Nachts ein Licht brennen lies. Am Anfang hatte es deswegen öfter Beschwerden gegeben, aber es war schließlich nur eine Gewöhnungssache. Und welcher anständige Wächter konnte nicht am helllichten Tag schlafen, im Zweifelsfalle mit offenen Augen?
Nach dem sie sich frisch gemacht hatte ging sie die Treppen hoch, bis sie vor Pismires Bürotür stand. Es war erst kurz nach sieben, sie war also zu früh dran. Allerdings hatte sie das Bedürfnis, noch einmal über die Sache mit Gimli zu reden. Was hatte ihr Ausbilder am vorherigen Abend noch erfahren?
Sie wusste selbst nicht so recht ob sie es wissen wollte, andererseits war sie neugierig und sich keiner Schuld bewusst. Und was war mit den anderen Rekruten, von denen ihnen der Hauptmann gestern erzählt hatte? Hing deren Verschwinden zusammen?
Einen Moment zögerte sie noch, dann klopfte sie an. Nach dem „Herein“ trat sie ein, salutierte und sah, dass bereits ein Rekrut da war.
„Guten Morgen, Sör. Ich, nun, also ich denke ich bin zu früh, eben, ich wollte nicht stören.“
„Oh, das tust du keineswegs, Rekrutin. Rekrut Diez, das“, eine Armbewegung in ihre Richtung, „ist die Rekrutin Rattenfaenger. Sie ist, wie ich dir vorhin gesagt habe, ebenfalls in der Arbeitsgruppe „Veilchenduft“. Senray, Rekrut Diez ist frisch zu uns gestoßen und wird uns bei der Aufräumaktion behilflich sein. Ich wollte ihm gerade von unserem gestrigen Tag erzählen, wenn du das dann vielleicht übernehmen könntest?“
Senray nickte. Sie stand immer noch im Raum und wusste nicht so recht, ob sie sich hinsetzten sollte oder nicht. Das der Hauptmann ihre Putzaktion als Arbeitsgruppe „Veilchenduft“ betitelt hatte, hatte ihr allerdings ein Lächeln abgerungen.
„Ok, also, wir hatten zuerst eine Einsatzbesprechung, wie wir gleich wieder eine haben werden, aber, wir sind recht schnell aufgebrochen, also zum Hauptwachhaus, weil wir uns in der Kantine und in der Küche umsehen wollten und dort putzen. Das war ein, nun, wie soll ich sagen, also, ziemlich unordentlich dort, milde gesagt. Und dann kam auch noch der alte Dra-, Verzeihung! Ich meinte Mamsell Piepenstengel und hat uns … angespornt die Arbeit zu erledigen. Und als wir endlich fertig waren haben wir beschlossen, uns erst mal vom Hauptwachhaus fernzuhalten, oh, ich meinte, uns um unser Wachhaus zu, ja, also kümmern. Oh, und ja, da ist dann noch die Sache mit den andern verschwunden Rekruten und Gimli und naja …“
Sie brach ab. Überhaupt war der Wortschwall sehr schnell gekommen und Diez fragte sich ob er alles mitbekommen hatte, aber eines war ihm nicht entgangen.
„Verschwundene Rekruten?“ Die Neugier hatte ihn gepackt, aber Pismire bremste ihn gleich wieder.
„Alles zu seiner Zeit, Thymian und Wolfgang müssten gleich kommen, dann beginnt die richtige Einsatzbesprechung. Bis dahin … Rekrutin Rattenfaenger, warum stehst du noch?“


02.09.2012 18: 15

Pismire

Gerade wollte die junge Frau sich hinsetzten, als sie zum zweiten Mal ein Geräusch hörte, dass sie bereits am Rande ihrer Erläuterung der bisherigen Aktivitäten irritiert hatte: auf dem Schreibtisch hatte der Hauptmann aus einem aufgeklappten Buch eine Art Abschirmung gebaut und von dahinter hörte sie nun schon zum zweiten Mal so etwas wie ein leises Plätschern. So, als spiele eine Hand im Wasser - was aber natürlich nicht sein konnte, da der Hauptmann in der einen Hand die Teetasse und in der andern Hand den Unterteller hielt, und der neue Rekrut hatte beide Hände deutlich sichtbar im Schoß liegen. Nun, und wo ihre Hände waren, wusste sie auch. Vielleicht bildete sie sich das Ganze auch nur ein - die Aufregung vermutlich. Im Stillen wunderte sie sich, warum der Alte sie nicht noch einmal über den Vorfall in der Kantine befragt hatte - sie konnte ja nicht wissen, dass es a) dazu einen ganzen Stapel Unterlagen in ihrer Akte - deren Existenz ihr wenn, dann nur vage bewusst war - gab, und b) Hauptmann Pismire diese gründlich gelesen hatte.

"Wobei - ein wenig sollte ich schon noch erläutern", meinte der Hauptmann nach einer kurzen Pause zu Rekrut Diez. "Ich kann mir vorstellen, dass da noch einige Frage offen geblieben sind, nicht wahr?"
Wissbegierig nickte Diez. Putzaktion - das war nicht so sein Ding, aber ein Fall, womöglich mit Verschwundenen und so, dass schein ihm aufregender.
"Nun, es ist nicht einmal sicher, ob das ein Fall ist", versuchte Pismire, dem das Jagdfieber nicht entgangen war, zu besänftigen. "Und wenn - dass sollte allen hier anwesenden klar sein, wenn es wirklich ein ernst zu nehmender Fall ist, dann ist GRuND als erstes raus - auch das muss ich erst einmal in aller Deutlichkeit klar machen. Es ist nicht meine Aufgabe, euch in Gefahr zu bringen. Wenn wir auf echte Schwierigkeiten stoßen, dann müssen wir sofort die dafür zuständigen Abteilungen hinzuziehen. Welche wären das, Rekrutin Rattenfänger?
"RUM bei Raub und unlizensiertem Mord, SEALs für alle andren Delikte. DOG wenn Gilden im Spiel sind, FROG wenns wirklich brenzlig wird, SuSi sichert die Spuren und mache die Hintergrundarbeit im Labor und IA verpfeift - äh, ich meine IA überwacht die Wache bei der Einhaltung der Gesetze." Die junge Frau spulte die Lehrinhalte gekonnt ab, was ihr ein aufmunterndes Handzeichen des Hauptmanns eintrug.
"Ausgezeichnet."
"Was wir machen, wenn wir in großen Schwierigkeiten und wir nicht können rufen andere?", grollte es wie eine Lawine plötzlich aus dem geöffneten Fenster.
"Ah, Rekrut Thymian. Pünktlich, sehr gut. Das hier ist Rekrut Diez. Es unterstützt uns bei der Arbeit", stellte Pismire den jungen Mann und den Troll einander vor. "Jetzt fehlt nur noch Rekrut von Reichenbach. Und da ist er auch schon", denn in diesem Augenblick klopfte es energisch an der Tür.
"Schön, schön, schön. Setzt dich", und mit diesen Worten wies Pismire auf einen weiteren Stuhl, den er vor Beginn der Besprechung im Unterrichtszimmer organisiert hatte. Mit diesen Worten nahm er eine Schüssel vom Tisch, dier hinter dem aufgeklappten Buch gestanden hatte und räumte gleichzeitig einen Eimer unter den Tisch.
"Ah, das war also hinter dem Buch - aber warum?", fragte Senray sich.

"Also ich habe unser ein wenig planloses Vorgehen von gestern noch einmal zum Anlass genommen, den Fall gründlich zu durchdenken. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass bei der diesjährigen Frühjahrsputzaktion nicht nur kein Dreck sondern auch fünf Rekruten verschwunden ist, beziehungsweise: sind. Nun ist das nichts ungewöhnliches. Rekruten kommen und gehen - manchmal auch ohne GRuND" - das letzte Wort betonte er dermaßen auffällig, dass allen Anwesenden dämmerte, dass es sich um ein Wortspiel handeln sollte. Ein wenig pflichtschuldiges Gekicher war zu hören.
"Wie gesagt: im Vordergrund steht eigentlich eine gründliche Reinigung und auch Instandsetzung des Gebäudes."
"Was es hat dringend nötig! Die Küche - man kann nicht sagen, dass eine Küche so aussehen sollte", ließ Thymian seine fachlich versierte Einschätzung hören.
"Äh, danke. Und daher fangen wir heute hier im Haus - also in der Kröselstraße - an. Und ich habe mir sagen lassen, dass man beim Putzen immer von oben nach unten arbeiten soll, das heißt also: Die Kamine überlassen wir der erfahrenen Hand von Rekrutin Rattenfänger - das dürfte sich ja nach deinem Einstand nur noch um Routine handeln, nicht wahr?[7a] Du, Rekrut Thymian, besorgst dir einen soliden Unterbau und säuberst das Dach nebst den Rinnen - du dürftest groß genug dafür sein. Die Rekruten Diez, von Reichenbach und ich nehmen uns das Dachgeschoss von innen vor: Taubenschlag und Futterlager. Noch Fragen?"

04.09.2012 19: 54

Diez

*** Während der Einsatzbesprechung ***
"Du solltest es ihr sagen. Das kannst du ihr einfach nicht vorenthalten! Sie ist doch immerhin so interessiert daran, was es mit dem Plätschern auf sich hat. ", stellte er grinsend fest.
Die Frage nach offen gebliebenen Fragen des Hauptmanns entrissen ihn aus seinem Gedanken und er ließ den Blick von Rekrutin Senray zum Ausbilder schwenken.
"Was genau hatte es denn mit den verschwundenen Rekruten auf sich? Wer waren sie? Wer war Gimli? Um wie viele handelt es sich eigentlich? Was ist mit ihnen passiert?"
Doch die Worte von Hauptmann Pismire holten ihn schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Aber er hatte wohl damit Recht. Wenn es überhaupt ein Fall ist, dann wäre er sicher nichts für GRuND!
"RUM bei Raub und unlizensiertem Mord, SEALs für alle andren Delikte...."
Die einzelnen und präzisen Aufzählungen der anderen Abteilungen, für die der Fall schon eher angemessen wären, die die Rekrutin nennen sollte, veranlasste ihn erneut, sie in Augenschein zu nehmen.
Diesmal hatte sie jedoch nicht gestammelt. Es kam wie aus der Armbrust geschossen. Nicht so wie vor ein paar Minuten. Da machte sie einen sehr aufgeregten Eindruck auf ihn.

WAS? Fünf Rekruten sind verschwunden?", stellte er überrascht fest, das es sich um so viele handelte.
Das ließ ihn - aufs neue von der neuen Info angespornt - mehr wissen wollen. Auch wenn der Hauptmann die Rekruten mit Wortspielen und der Aufgabe, das Wachhaus in der Kröselstraße mal wieder in eine anschaulichere Wache zu verwandeln zu wollen,ablenken wollte. Sein Ehrgeiz war geweckt. Jetzt musste Rekrut Diez einfach mehr wissen wollen. Aber alles zu seiner Zeit.
Er würde den Hauptmann nach Vollendung seiner Einsatzbesprechung danach fragen. Und wenn er ihm keine weiteren Details zukommen lassen wollte, dann würde er Rekrutin Senray fragen. Sie machte auf ihn den Eindruck, als wüsste sie in dieser Sache mehr als die anderen beiden. Aber auch mit ihnen würde er sich diesbezüglich unterhalten wollen.

"... Noch Fragen?", wollte Hauptmann Pismire seine Besprechung zum Ende bringen.
"Und ob", dachte sich Diez und meldete sich sogleich zu Wort.
"Sör, ich hätte da einige Fragen."
Der Hauptmann schaute ihn erwartend an.
"Nun, es handelt sich allerdings weniger um den ... Putzauftrag. Ähm ... nun ja ... Soweit ich jetzt erfahren habe, handelt es sich bei den vermissten um Rekruten. Fünf an der Zahl. Einer mit dem Namen Gimli, was mich annehmen lässt, das es sich dabei um einen Zwerg handelt?!"
Er sah wie Hauptmann Pismire nickte.
"Welche Informationen nützlich sein könnten, um zeitnah zur Klärung ihres Verschwindens zu kommen, wären also: Wie lange sind sie schon "verschwunden" bzw. "vermisst"? Sind sie alle auf einmal verschwunden? Sind sie bisher negativ aufgefallen oder hatten sie etwas zu verbergen? Wie standen die vermissten zueinander?", löcherte er den Ausbilder.
Bevor der jedoch etwas antworten konnte, setzte er fort: "Was UNS vielleicht einen Vorteil einbringen könnte, ist mein bisheriges Wissen ... oder sagen wir lieber: NICHTwissen."
Ein kurzer Blick in die Runde, lies ihn feststellen, das er nun von allen anderen fragend angeschaut wurde.
"Nun ja", setzte er fort. "Was ich damit meine ist: Ich kann Behauptungen aufstellen, die ihr vielleicht gar nicht mehr in Betracht gezogen hättet, aufgrund von irgendeinem Vorwissen?! Zum Beispiel ... Ähm. .. Die verschwundenen Rekruten haben etwas ausgefressen?! Wie etwa einen Diebstahl oder Körperverletzung oder gar einen Mord oder was weiß ich. Vielleicht sind sie aber auch entführt wurden?! Warum auch immer man fünf Rekruten entführen sollte. Was auch ein Grund für das Verschwinden sein kann, ist, das sie vielleicht keine Lust mehr darauf hatten als Wache zu fungieren und einfach weggelaufen sind?! ODER: Es gibt gar keine verschwunden Rekruten und Sie wollen uns nur ein wenig an den Nasen herum führen um uns zu testen?!", beendete er seine Auftischung von Vorschlägen grinsend und wendete seinen Blick fragend zu Hauptmann Pismire.

05.09.2012 10: 43

Senray Rattenfaenger

Alle Blicke ruhten auf Diez, der noch immer grinste. Doch bevor Hauptmann Pismire seiner Freude ein Ende bereiten konnte, tat es Wolfgang von Reichenbach.
"Ich bin auch ganz neu hier, auf mich trifft dieser Vorteil dann ja wohl auch zu. Und zumindest Gimli scheint hier wirklich mal Rekrut gewesen zu sein.", sagte er, bei den letzten Worten mit einem Seitenblick, der auf Senray gerichtet war. Oder wohl eher einem "Abwärtsblick", bedachte man den auch im Sitzen vorhanden Höhenunterschied.
Dieser Blick entging Diez nicht und er nahm sich vor, die junge Frau nachher erst Recht auszufragen.
Senray schien dafür noch ein wenig mehr in ihren Stuhl zu sinken, hatte aber auch noch einige Fragen an ihren Ausbilder. Welchem Wolfgangs Blick ebenfalls nicht entgangen war und der darüber nachdachte, wie viel er den Rekruten noch verraten konnte und wollte. Zwar wusste er selbst nicht über alles Bescheid und sein Besuch am vorigen Abend am Pseudopolisplatz hatte mehr Fragen aufgeworfen als er beantwortet hatte, aber die richtigen Fragen waren der entscheidende Schritt in Richtung Lösung.

"Sör,", Senray biss sich auf die Unterlippe, holte Luft und setzte dann erneut an, "Sör, wer ..."
Doch weiter kam sie nicht, denn Thymians grollende Stimme erklang wie ein Donner, der durchs Fenster hereingeweht wurde.
"Du sein die, die haben Schornsteine geputzt? Küchenfrau sagen Gestern du massakriert hast Zwerg Gimli."
Wie bei einem Gewitter nach dem Donner herrschte in dem Büro plötzlich Stille, zwar nicht durchzuckt von Blitzen, dafür aber durchbohrt von Blicken. Und alle lagen auf der kleinen Rothaarigen, die selbst nur verzweifelt zu Pismire sah.
„Du hast … was?!“, brachte Diez hervor, der fand, dass Senray nicht gerade den Eindruck machte, Zwerge „massakrieren“ zu können.
Rekrut von Reichenbach beobachtete sie immer noch und wartete auf ihre Reaktion. „Unglaublich, was?“
Während Diez gespannt-verwirrt nickte, räusperte sich Pismire.
„DAS ist ein Punkt den ich ausschließen kann. Und was die Sache mit dem desertieren betrifft, habe ich nicht ausdrücklich darauf hin gewiesen das nicht sicher ist, ob es sich überhaupt um einen Fall handelt?“
Alle nickten ergeben, auch Thymian mit leichter Verzögerung, dafür umso lauter.
Senray kaute immer noch auf ihrer Unterlippe. Nun, der Hauptmann schien ihr zu glauben, aber dennoch … Nicht sicher was sie denken sollte, lies sie ihren Blick im Raum umherwandern.
„Nun, einige Informationen kann ich euch noch geben. Oder nochmal. Bei den Verschwundenen handelt es sich um die Rekruten Gimli, der wie du, Rekrut Diez richtig erkannt hast, ein Zwerg ist, Burak, eine Mumie, den Wasserspeier Sybork und Joshi und Annis, beides Menschen.“
Senray nickte gedankenverloren, soweit waren sie gestern auch gewesen. Gimli hatte sie einmal bewusst getroffen. Was war mit den anderen? Wenn sie sich doch nur sicher wäre …
Eine Bewegung an der Kante des Tisches zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Nur eine Hand auf dem Weg zur Teetasse, nichts was sie beobachten müsste.
Eine Hand? Pismire trank gerade einen Schluck, beide seine Hände waren bei der Tasse. Auch die beiden Männer neben ihr hatten ihre Hände sichtbar für sie, ganz sicher nicht am anderen Ende des Tisches von unten auftauchend.
Verwirrt und entsetzt zugleich beobachtete sie wie die Hand am Tisch hochkletterte und sich in Richtung Teekanne begab und zwar auf den Fingern laufend ohne eine Person die sie lenkte, ja sogar ohne einen Arm. Sie fühlte dieselbe Faszination die sie überkam, wenn sie Saugi beim Fressen zusah und schaffte es nicht, den Blick abzuwenden.
„Ähm, Sör, da ist eine, eine Hand, also … eine Hand, Sör …“


05.09.2012 23: 13

Diez

Die Hand erschrak, kletterte an der Tischkante herab und versteckte sich. Alle Anwesenden im Büro – und auch die, die sich mit einem Platz im freien zufrieden geben müssen – sahen verwundert zu Senray. Alle bis auf Hauptmann Pismire und Diez. Der Hauptmann ignorierte gekonnt die Anmerkung von Senray Rattenfänger. Einfach um die Einsatzbesprechung von der völligen Abweichung der Besprechung, wegen der darauf folgenden Ablenkung die das Eiskalte Händchen mit sich bringen würde, zu schützen.
Diez musste sich stattdessen sehr darauf konzentrieren nicht lauthals loslachen zu müssen, als er zu seiner Mitrekurtin sah und ihre geistige Irritation bemerkte, die auch ihm beim ersten Anblick dieser ungewöhnlichen Hand widerfahren war.
Um diesen Vorfall schnell abbrechen zu lassen, ging der Hauptmann gekonnt auf das Thema der verschwunden Rekruten über.
Während der Hauptmann sich den Fragen und Anschuldigungen der Rekruten stellte, schlich sich das Eiskalte Händchen unbemerkt zum Fenster, um dort an dem großen Troll, der Pismire gespannt zuhörte, empor zu klettern und es sich anschließend auf dem Thymianbeet das sich auf dessen Kopf befand, gemütlich zu machen.


***Etwa eine halbe Stunde später***
Das öffnen der Tür die den Gang und das Büro des Hauptmanns voneinander trennte, ließ darauf schließen das die Einsatzbesprechung ein Ende gefunden hatte.
Geschwind begaben sich alle aus dem Zimmer und stiegen anschließend die Treppe nach oben zum Dachboden, bis auf Diez, der schnell runter in die Abstellkammer rannte, um die nötigen Putzutensilien zu beschaffen. Dort angekommen blieben die noch für kurze Zeit zwei.. und wenig später drei Rekruten stumm stehen.
"So..", begann Hauptmann Pismire. "Rekrut Wolfgang und Rekrut Diez. Dann tobt euch mal aus!"
Die noch zu dritt anwesenden Rekruten sahen sich mit einer Mischung aus Schrecken und Ekel auf dem Dachboden um. Überall wo man hinsah, ein Zentimeter dicker Staubteppich, Federn, umherflatternde Tauben und dessen rektalen Körperausscheidungen.
"Ein Glück darf ich den Schornstein sauber machen", dachte sich Senray.
"Rekrutin Senray, du weißt was deine Aufgabe ist?", fragte sie Pismire.
"Jawohl Sör. Mir gehört der Schornstein.", gab sie ihm zur Antwort.
Diez reichte ihr die nötigen Reinigungshilfen. "Viel Spaß wünsche ich dir. Und fall nicht vom Dach", legte er ihr mit auf den Weg, als sie aus dem Fenster kletterte.
Halb auf den Weg nach unten befindend, stellte er noch einmal bei Diez und Wolfgang sicher. "Ihr habt hier alles im Griff ja?"
Die beiden Rekruten nickten stumm.
"Gut. Ich werde mal eben nach Rekrut Thymian schauen."
Unten angekommen bemerkte er, das sich der Troll schon eine angemessene Hilfe für das Reinigen des Daches beschafft hatte. Als Feger für das Dach, hatte er sich einen längeren, weichen Ast mit Blättern von einem Baum gepflückt.
"Ah, sehr gut. Ich sehe, du weißt dir zu helfen", lobte ihn der Hauptmann von unten.
"Nur wie willst du jetzt bis hoch an das Dach kommen? So groß bist du nun doch nicht."
Der Troll erklärte ihm, das er einmal von Zwergen entwickelte Stelzen geschenkt bekommen hatte.
Diese würde er schnell holen wollen, um sich dann an die Arbeit machen zu können.
"Schön wie das hier alles voran läuft", dachte sich der Hauptmann. "Dann beschaffe dir deine Stelzen. Ich werde mir mal eben noch eine Tasse Tee gönnen, bevor ich wieder nach den beiden Vögeln, ääh Rekruten im Vogelstall gucke."
So machten sich die beiden auf den von ihnen gesetzten Weg.


***Währenddessen auf dem Dachboden***
"Oh man. Ich hab ja eigentlich überhaupt keine Lust hier alles sauber zu machen.", brachte Wolfgang Diez genervt zum Ausdruck.
"Naja, meine Wunschaufgabe ist es auch nicht. Viel lieber würde ich etwas über die verschwundenen Rekruten in Erfahrung bringen wollen.", antwortete ihm Diez.
"Ja, ich würde auch gerne wissen wollen.
"Sag mal.. warum hast du Senray vorhin so seltsam angeguckt, als du von diesem Gimli erzählt hast?", wollte Diez von ihm wissen.
"Hmm ... sie hatte vor kurzem mit diesen Gimli Ärger gehabt. In der Kantine. Sie ist auf ihn los gegangen und hat ihn massakriert."
"Sie hat was? Das kann ich mir bei dem süßen Ding gar nicht vorstellen", antwortete Diez halb in Gedanken an sie.
Wieder klaren Gedanken fassend, was er gerade gesagt hatte, verbesserte er sich.
"Also ähh.. bei diesem kleinem und zierlichen Ding."
Er schwang den Besen nun etwas schneller und wollte dieser peinlichen Situation somit ausweichen. Allerdings reagierte Wolfgang zu seinem Glück nicht weiter darauf.
In seinen Gedanken irrend, ob es Wolfgang nun mitbekommen hat oder einfach nur nichts sagte weil er sah, das es Diez unangenehm war, ließen ihn die Kontrolle über seinen Besen verlieren.
Der Besen rutschte ihm aus der Hand und fiel in einen wohl vor langer Zeit einmal zusammen gekehrten Misthaufen.
Wolfgang fing an zu lachen.
"Hahaha, nicht so stürmisch mein Freund. Nicht das der Haufen kaputt geht. Der ist sicher schon antik."
"Hahaha, ja da könntest du wohl recht haben."
Diez wollte den Besen aus dem Haufen von alter und schon längst verrottetem Kot, Staub, Federn und Stroh ziehen, als er darin kurz etwas aufblitzen sah.
"Hm... was ist das denn?", fragte sich Diez.
Er zog den Besen heraus und stocherte anschließend etwas mit dem Ende in dem Haufen herum.
"Sieh mal.. ich habe hier irgendwas gefunden. Was ist das? Reich mir mal bitte ein Tuch aus dem Eimer", bat Diez seinen Kameraden.
"Hier bitte sehr. Was hast du denn gefunden?", fragte ihn Wolfgang neugierig.
In dem selben Augenblick kam der Hauptmann mit einer Tasse Tee in der Hand auf den Dachboden zurück.
Überrascht wie zwei erwachsene Männer, so fasziniert und angetan von einem Haufen Dreck stehen können, ließ ihn zu dem Entschluss kommen, das Geschehen im Stillen und ohne auf sich aufmerksam zu machen, zu verfolgen.
Diez wickelte das Tuch um seine Hand, aus Angst irgendetwas von diesem ekelhaften Haufen an seine Hand zu bekommen. Er griff rein und erfühlte etwas hartes. Er packte es und zog es vorsichtig heraus.
Die beiden erblickten ein Messer. Ein altes Messer. Es war eigentlich kein ungewöhnliches Messer. Bis auf die Tatsache, das an seiner Klinge Blut klebte. Eingetrocknetes Blut.
"Wie kommt das denn her?", fragte Wolfgang.
"Frag mich mal was leichteres", entgegnete ihm Diez.
"Wer hat das denn da rein gelegt? Oder eher warum?"
"Vielleicht wollte es jemand verstecken?", antwortete ihm Diez.
"Das sollten wir dem Hauptmann zeigen. Vielleicht hat das etwas mit dem Verschwinden der Rekruten zu tun?!", sagte Wolfgang.
"Du hast Recht"
Auf einmal ertönte ein Räuspern aus dem Hintergrund.
Erschrocken drehten sich die beiden Rekruten um.
"Was wolltet ihr mir zeigen?", fragte Hauptmann Pismire.
"Das hier...", antwortete ihm Diez und hielt ihm das Messer hin. "Das haben wir eben hier in einen großen Haufen.. Dreck gefunden Sör!"


***Währenddessen vor und auf dem Wachhaus***
Thymian kehrte mit seinen zwergischen Stelzen zurück und machte sich sogleich an die Arbeit. Mit Hilfe dieser Stelzen, gelang es ihm problemlos auf das Dach des Wachhauses zu schauen. Er bewaffnete sich mit seinem zurecht gelegten Ast, und ging an die Arbeit.
Noch immer in dem Thymianbeet hockend, erblickte das Eiskalte Händchen - wie auch immer es blicken konnte - die junge Senray auf dem Dach.
Es musste sich wohl gedacht haben, das es somit den ersten Aufprall der beiden dämpfen konnte, als es anfing einen Thymian-Strauß von dem armen unwissenden Troll zu pflücken um ihn dann Senray schenken zu können.
Diese bekam natürlich von dem Friedensangebot nichts mit und verschwand schon im nächsten Augenblick in dem Schornstein.
Somit gingen nun alle ihre aufgetragenen Aufgaben nach.
Nunja, bis auf zwei. Diese beiden ein Gespräch mit dem Hauptmann hatten....

11.09.2012 0: 05

Senray Rattenfaenger

Senray fühlte sich erleichtert. Die Arbeit hier oben auf dem Dach gefiel ihr, sie war beschäftigt und konnte ihre Gedanken auf andere Dinge konzentrieren. Natürlich ging das nur, da sie sich regelmäßig um diesen Schornstein kümmerte.
Nach dem sie gleich am ersten Tag den Kamin des Wachhauses in der Kröselstraße gereinigt hatte, hatte sie es auch geschafft Pismire klar zu machen wie wichtig diese Aufgabe wirklich war. Es ging nicht nur um etwas Staub oder Ruß, es ging um viel mehr. Ein verstopfter Schornstein war ein großes Risiko und da viele Rekruten den Ofen sowieso falsch heizten und damit den Kamin verrußten war eine regelmäßige Reinigung unumgänglich. Es war ein Wunder das bisher nichts geschehen war.
Da sie sich alle eineinhalb bis zwei Monate um den Schlot kümmerte und es gerade Sommer war, wusste Senray aber auch das die Arbeit nicht lange dauern würde.
„Hoffentlich muss ich dann nicht mit im Taubenschlag putzen … Andererseits gibt es in dem Lager hier oben wahrscheinlich Ratten. Also doch Tauben.“
Sie seufzte, machte einen routinierten Handgriff mit dem Stoßbesen und erstarrte. Sie war auf ein Hindernis gestoßen. Einen Moment hielt sie erschrocken die Luft an, die Augen der jungen Frau weiteten sich etwas, dann schloss sie sie und betete stumm zu dem Gott der sich gerade zuständig fühlte. Leider schien das keiner zu sein, denn als sie die Augen wieder öffnete war der feste Gegenstand immer noch im Kamin. Relativ rund und rußgeschwärzt, soviel konnte sie erkennen. Bisher keine Hornissen oder Wespen in Sicht.
Aber das würde nicht mehr lange dauern, wie Senray aus Erfahrung wusste. Spätestens wenn sie das Nest anhob um es zu entfernen würde es hier nur so vor angriffslustigen Insekten wimmeln. Schnell zog sich die Rothaarige ihr Halstuch über Mund und Nase und die dicken Lederhandschuhe über die Finger.
Sie zog den Stoßbesen mit äußerster Vorsicht wieder aus dem Kamin und sah sich auf dem Dach um. Senray würde das Nest so schnell wie möglich loswerden müssen aber sie konnte es nicht einfach auf die Erde werfen.
Ihr Blick blieb auf dem Troll hängen. „Thymian, wie hitzebeständig bist du?“
„Warum du fragen?“ Seine grollende Stimme verriet Misstrauen und die Rekrutin konnte es ihm nicht verdenken.
„Könntest du mir, nun, deine Hand hinreichen und ich, also, ich zünde ein kleines Feuer auf ihr an? Es, es wäre sicherlich ganz schnell vorbei und nicht sonderlich, nun, heiß, aber auf dem Dach da geht das eben nicht …“, druckste sie herum.
Thymian legte den Kopf schief und das Eiskalte Händchen musste sich an einer Pflanze festhalten um nicht abzustürzen. Dabei ließ es die bisher gepflückten Kräuter fallen. Der Troll nickte und das arme Händchen wurde hoch und runter geschleudert, schaffte es aber sich weiterhin festzuhalten. Nur seine gesammelten Kräuter waren jetzt endgültig in alle Winde zerstreut und von diesen verweht worden.
Die freie Hand des Trolls hielt er ihr knapp über den Ziegeln unterhalb des Schornsteins hin.
„Danke!“, sagte die junge Frau, atmete noch einmal tief ein und verschwand wieder im Schornstein.
Es war nichts Neues für sie Hornissennester aus Schornsteinen zu holen aber das machte es kein bisschen besser. Im Gegenteil, da sie wusste was für Schmerzen durch die endlosen Stiche folgen würde kam es ihr nur noch schlimmer vor. Umso verwirrter war sie, als kein zorniges Brummen erklang als sie das runde Ding anhob. Überhaupt war es ungewöhnlich schwer. Vorsichtig schaffte sie es nach oben und kletterte selbst wieder aus dem Schornstein.
Auch hier auf dem Dach entwickelte es keinerlei Leben und sah, nun, falsch für Senrays Augen aus. Unsicher hob sie es an, drehte es um es von allen Seiten betrachten zu können und schrie wie am Spieß als sie in das verzerrte Gesicht eines scheußlichen Monsters sah. Aus einem Reflex heraus ließ sie den Kopf fallen, der sich natürlich sofort der Schwerkraft ergab und das Dach hinunter polterte. Dummerweise hatte Senray den steinernen Schädel nicht nur losgelassen sondern war auch mit einem Satz zurückgewichen, so dass sie das Gleichgewicht verlor und nun hinter dem Kopf das Dach hinunter schlidderte.

Im Taubenschlag hatten sie die drei Männer über den Fund unterhalten und waren gerade darin übereingekommen, ihn einzutüten und zu SuSi zu schicken, als sie erst den Schrei und dann das Poltern, Krachen und noch mehr Geschrei hörten. Fast gleichzeitig stürmten sie zum Fenster nur um Senray über der Kante des Daches verschwinden zu sehen.

Thymian sah irritiert auf die Frau in seiner Hand. Hatte sie nicht gesagt er solle seine Hand hochhalten und sie würde ein Feuer darauf machen? Warum war sie nun schreiend das Dach hinab gerollt?
Senray atmete schwer, ihr war schwindelig und ihr tat ihr halber Körper weh, vielleicht auch der ganze. Aber sie lebte und war unbeschadet. Mit großen Augen sah sie den Troll an auf dessen Hand sie saß.
„Du … du hast mir das Leben gerettet. Ich … ich …“ Mehr konnte sie nicht sagen, denn vom Hof ertönte laute Fluche und Verwünschungen und aus dem Dachfenster waren ebenfalls Rufe zu hören.
Der Kopf eines Wasserspeiers lag zersplittert auf dem Boden, das Gesicht zerbrochen. Wäre er vorher nicht schon tot gewesen, nun, jetzt hätte man sich sicher keine Gedanken mehr darüber machen müssen. Oder man hätte zumindest verdammt viel Kleber gebraucht um irgendwen vom Gegenteil zu überzeugen.


12.09.2012 22: 56

Diez

Die Rufe aus dem Fenster überschnitten sich und wären wohl nicht erkennbar gewesen, wenn die Worte von den drei am Fenster rufenden, nicht nur immer wieder "Senray" gewesen wären.
Hauptmann Pismire erkannte schnell das man ihr mit Rufen weniger helfen könnte und rannte nach unten. Noch ein toter Rekrut mehr würde ihm gar nicht gefallen.
Diez kletterte aus dem Fenster. "Komm mit!", rief er zu Wolfgang. "Vielleicht hält sie sich fest und wir können sie nach oben ziehen."
Wolfgang nickte und folgte ihm durch das Fenster.
Die beiden näherten sich schnell, allerdings vorsichtig dem Rand des Daches.
Immer wieder riefen sie ihren Namen.
Am Ende des Daches angekommen hielt Diez seinen Arm nach hinten.
Wolfgang verstand die Geste und wusste was zu machen war. Er hielt Diez an seinem Arm fest, sodass er sich über den Rand lehnen konnte.
"Es geht ihr gut", rief Diez seinem Kameraden zu während er ihn anschaute und eigentlich ein ruhigerer Ton gereicht hätte um ihn diese Mitteilung zu überbringen.
Er kniete sich auf den Boden unter seinen Füßen und Wolfgang tat es ihm gleich.
"Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt", rief Diez Senray zu.
"Tut mir leid", das war das einzige, was sie ihm antwortete.
Sie waren beide erleichtert, die junge Frau wohl auf in Thymians Hand zu sehen.
Wolfgang erblickte unten den Hauptmann. "Man, ist der schnell dort unten gewesen", sprach er, stupste mit seinem Ellenbogen Diez an und deutete auf Pismire.
Der erblickte den Hauptmann, wurde jedoch dann schnell von dem abgelenkt, worauf sich der Hauptmann derzeit konzentrierte.
"Was ist das dort?", fragte er Wolfgang.
"Was meinst du?"
"Dort ...", er deutete auf die Stelle. "Etwas weiter vor dem Hauptmann."
"Sieht aus als wäre dort irgendwas zu Bruch gegangen. Vielleicht ein paar Dachziegel?"
"Nein, das glaube ich nicht. Die Dachziegel sind rötlich-braun. Und das dort unten entspricht nicht gerade dieser Farbgebung.", antwortete ihm Diez.
Die beiden richteten ihr Aufmerksamkeit auf Thymian und Senray, als er sie Richtung Dach hob.
Wolfgang und Diez standen auf und reichten Senray die Hand als sie auf Höhe des Daches war.
Sie nahm die Hände ihrer Kameraden entgegen und diese halfen ihr von Thymians Hand aufs Dach.
"Geht es dir gut?", erkundigten sich die beiden bei ihr.
"Ja... ich.. ich denke schon", antwortete Senray.
Immer noch waren Rufe von unten zu hören.
"Kommt, wir gehen erst mal wieder rein", schlug Diez vor.
"Ja, gute Idee", bemerkte Wolfgang an.
Die beiden stützten die noch leicht unter Schock stehende Senray auf den Weg zum Fenster.

Im Taubenschlag angekommen legte ihr Wolfgang nahe sich erst einmal zu setzen. Senray kam dieser Aufforderung nach.
"So.. Und jetzt erzähl uns mal was da gerade eben los war", wollte Diez wissen.
Senray erzählte ihnen wie sie sich um den Schornstein gekümmert hatte. Das sie währenddessen wohl ein Hornissen Nest oder etwas dergleichen gefunden hatte und was sie damit vor hatte.
Wie sich dann aber wenig später raus stellte, hatte sie sich mit ihren Fund geirrt.
Sie sagte ihnen das Sie auf einmal einen steinernen Kopf in ihren Händen hielt, sich daraufhin erschrak, das Ding aus ihrer Hand und wenig später vom Dach fiel. Und das sie sich kurzerhand, wenn auch gegen ihren Willen, dazu entschloss dem Kopf zu folgen. Glücklicherweise in die rettende Hand von Thymian.

"Ein steinerner Kopf?", fragte Wolfgang erstaunt.
"Ja, ein steinerner Kopf", antwortet Senray.
"Wie kommt denn ein steinerner Kopf in einen Schornstein?", fragte Diez.
"Das wüsste ich auch gerne", brachte Wolfgang sich ein.
"Vielleicht hat das mit dem Verschwinden der Rekruten zu tun?", fügte die kleine Frau hinzu.
"Ja, das wäre durchaus denkbar", antwortete Diez. "Unter den vermissten Rekruten war doch auch ein Wasserspeier. Vielleicht hast du ihn gerade gefunden?!"
"Das würde dann aber bedeuten.. das es einen weiteren Toten gibt", brachte Wolfgang leicht verunsichert an.
"Wir sollten jetzt erst mal noch unten gehen. Der Hauptmann wird sicher schon auf uns warten", sagte Diez während er das eingetütete Messer aufhob.
Sie hatten es wohl vorhin in aller Eile fallen gelassen.
"Was hast du da?", wollte Senray wissen.
"Vielleicht ein Beweisstück", gab Diez ihr zur Antwort.
Senray gab sich vorerst mit dieser Antwort zufrieden.
Dann begaben sich die drei Rekruten auf den Weg nach unten.

Unten bei Hauptmann Pismire angekommen, salutierte die junge Rekrutin.
"Melde mich unverletzt zurück Sör."
"Schön zu hören Rekrutin", antwortete er. Sein Augenmerk galt nach wie vor noch dem in tausend Teile zersprungenen Kopf.
"Was geht hier vor, Sör?", wollte Wolfgang wissen.
"Ich weiß es nicht. Allerdings befürchte ich, das wir hier einen der verschwundenen Rekruten vor uns haben. Zumindest ein Teil."
"Was werden wir als nächstes machen?", wollte Diez wissen.
Alle schauten den Hauptmann erwartend an...

15.09.2012 14: 39

Senray Rattenfaenger

*** Vor einem Monat ***

Gimli verließ die Kantine nach diesem Vorfall. Er war schon vor vielen Ratten satt gewesen und musste sich jetzt nicht auch noch die Schmach antun, von einer menschlichen Frau quasi besiegt worden zu sein, noch dazu vor einfach allen.
Als er aus der Kantine auf den Flur trat, war er bereits dort. Sein Blick war streng, wie immer, und der Zwerg wusste was gleich kommen würde. Unwillkürlich ballte er seine Hände zu Fäusten und seine Miene wurde steinern.
Er wartete einfach ab. Als Gimli an ihm vorbei kam setze er sich wie zufällig in Bewegung, schlenderte einfach in die selbe Richtung. Zwei Rekruten im Wachhaus, die ohne Ziel von Raum zu Raum schlenderten, das fiel niemanden weiter auf.
Der Zwerg schluckte seine ganze Wut hinunter und schwieg verbissen. Nach einigen Augenblicken fing sein Begleiter an zu sprechen.
„Habe ich nicht gesagt, du sollst dich unauffällig verhalten? Wie würdest du das gerade eben beurteilen? Etwa als unauffällig“ Seine Stimme war kalt, geradezu tief gefroren und Gimli zog scharf Luft ein.
Der Zwerg spürte seinen Blick auf sich ruhen und bemühte sich um seine Beherrschung. Ein nichts und alles sagendes Nicken, zu mehr konnte er sich nicht bewegen.
„Soso. Es interessiert dich also nicht was ich sage. Nun, dann interessiert es dich sicher auch nicht was wir mit …“
Weiter kam er nicht, denn nun konnte Gimli sich nicht mehr zurückhalten. Als er sich wieder beruhigte hatte lag auf dem Gesicht seines Gegenübers ein gewinnendes Lächeln.
„Von jetzt an hältst du dich von ihr fern. Und lass solche Spielchen. Oder …“
Dieses Mal wurde er nicht unterbrochen, dennoch blieb das Oder nur eine Androhung von Folgen, Konsequenzen über die Gimli nicht nachdenken wollte.
Der Zwerg sollte sich also von Senray Rattenfaenger fernhalten? Nun gut. Dann würde er das eben tun. Zumindest bis sich ihm eine Gelegenheit bot, dies zu umgehen.
Während die Beiden auseinander gingen, schmiedete er bereits Pläne wie seine Verwandten Helme schmiedeten.


27.09.2012 21: 39

Diez

"Was werden wir als nächstes machen?", wollte Diez wissen.
Der Hauptmann war sich den ganzen Augen die auf ihm ruhten gar nicht bewusst, so sehr war er in Gedanken. Er stand vollkommen still da. Als wäre er gerade gar nicht anwesend.
"Hauptmann?", sprach Wolfgang mit fragender Stimme.
"Genau", murmelte Pismire. "Rekruten!", er schaute sie an und sie nahmen kurz Haltung an.
Doch der Hauptmann deutete mit einem leichten Kopfschütteln an sie sollen bequem stehen.
"Ich muss jetzt erst mal ein paar Dingen nachgehen und mit einigen Leuten sprechen.
Ihr sichert hier den Tatort und die Beweise. Später sollte jemand von SuSi kommen und die Beweise abholen. Und unternehmt mal etwas gegen diese ganzen aufgebrachten Bürger!", befahl Hauptmann Pismire.
"Jawohl Sör.", gaben die Rekruten zur Antwort, ihre Befehle verstanden zu haben.
Hauptmann Pismire nickte seinen Rekruten noch zuversichtlich zu und wandte sich dann von ihnen ab, um sich auf den Weg zu machen.
Sie schauten ihm alle vier hinter her bis er hinter einer Ecke verschwand.
"So.. und jetzt?", wollte Wolfgang wissen.
Ein kleines Donnern hallte etwas weiter über ihren Köpfen als Thymian sich zu Wort meldete.
"Du nicht zugehört dem Hauptmann?"
Erschrocken sah Wolfgang zu seinen riesenhaften Kameraden nach oben.
"Doch doch.."
"Wir wissen doch was wir zu tun haben. Wir sollen den Tatort und die Beweise sichern. Außerdem sollen wir die Bürger beruhigen. Das sollten wir doch problemlos hinbekommen, oder?", gab Diez Wolfgang nochmal zur Antwort.
"Genau.. also machen wir das jetzt auch.", brachte sich auch noch Senray mit ein.
"Gut.. wie verteilen wir die Aufgaben?", fragte Diez in die Runde. "Thymian.. willst du dich noch ein wenig in der Gegend umsehen? Mit deiner Größe fallen dir vielleicht noch ein paar unentdeckte Beweise ins Auge."
"Ich kann machen.", grollte der Troll.
"Ich kümmere mich um die Nörgeltanten hier."
Diez und Senray nickten Wolfgang zu.
"Und was machen wir beide?", wollte Diez von Senray wissen.
"Ähm.. du kannst dich um die Sicherung der Beweise kümmern und ich mich um die Sicherung des Tatorts?"
"Gut, dann machen wir das so.", antwortete Diez leicht grinsend.
Mit ihren Aufgaben vertraut, machten sich die vier an ihre Arbeit. Thymian stapfte mit langsamen und schwerfälligen Schritten durch die Gegend, auf der Suche nach weiteren Beweisen.
Wolfgang versuchte die aufgebrachten Frauen zu beruhigen. Was ihm aber mehr schlecht als recht gelingen sollte.
Diez kramte in seiner Tasche umher. Kurze Zeit später brach er das wühlen ab.
"Senray, du hast nicht zufällig mal ein Stück Papier oder so?"
Sie griff in ihre Tasche und holte ein kleines Notizbuch hervor. Sie öffnete es und riss zwei Seiten heraus.
"Hier, bitte sehr."
"Ah, vielen dank. Ich sollte mir angewöhnen auch immer ein Notizbuch dabei zu haben.", bedanke sich Diez grinsend bei Senray und nahm das Papier entgegen.
"Ja das solltest du vielleicht.", antwortet sie ebenfalls grinsend.
Er griff erneut in seine Tasche und holte einen Stift heraus.
"So.. dann mal an die Arbeit. Aber was genau schreib ich jetzt alles auf? Soll ich jemand fragen? Nein... sie werden es vielleicht auch nicht wissen und das wäre dann vielleicht peinlich für sie. Und wenn doch.. das wäre dann peinlich für mich. Ach ich schreib mir einfach das wichtigste auf. Das wird schon so stimmen."
Diez stellte sich vor die Bruchstücke des Kopfes. Er begutachtete die Stelle wo der Kopf lag, drehte sich um, schaute nach oben zu dem Dach und dann wieder nach unten zu dem Kopf.
Er begann auf das Stück Papier zu kritzeln.

Beweißaufname Toter Wasserspeier

- Beweißstükk ist ein Kopf eines Wasserspeierß
- Beweißstükk ist in viele Teile zersprungen (37 Teile gezählt)
- fiel vom Dach des Wachhauses der Kröselstraße


"Wo genau hast du den Kopf gefunden? Im Schornstein?", fragte Diez.
"Ja im Schornstein."
"Okay, danke."

Kopf wurde im Schornstein des Wachhauses von Rekrutin Senray Rattenfänger gefunden


Beweißaufname blutiges Messer

- Beweißstükk ist ein blutiges Messer
- Beweißstükk wurde auf dem Dachboden des Wachhauses in der Kröselstraße (in einem Haufen voller Dreck, Stroh und Taubenkod) von mir gefunden



"Meine Damen, meine Damen. Bewahren sie doch bitte Ruhe. Hier gibt es nichts zu sehen.", versuchte Wolfgang die zwei älteren Frauen, die aus ihren Fenstern gegenüber des Wachhauses schauten und sich lauthals aufregten, zu beruhigen.
"Aber natürlich. Jedes mal ist es das selbe hier. Und dann bleibt das wieder an uns hängen. Jemand muss ja wieder den Dreck weg machen, nicht wahr?", schimpfte eine der beiden.
"Da hast du aber sowas von Recht. Es ist noch gar nicht lange her, da hat auch irgendjemand etwas vom Dach geworfen. Und? Wer hat die ganzen Scherben weggeräumt? Keiner. Sollen sich doch die alten Schachteln um den Müll der anderen kümmern wenn sie eine saubere Straße haben wollen. Jajaja, so ist das doch. Aber diesmal könnt ihr die Sauerei weg räumen!", beschwerte sich die andere Frau.
"Meine Damen, bitte beruhigen sie sich doch. Ich verspreche ihnen wir werden alles fein säuberlich aufräumen. VERSPROCHEN!", versuchte Wolfgang die zwei Meckeromis zu beschwichtigen.
"Das wollen wir auch hoffen. Ansonsten kehren wir euch den Dreck einfach vor die Tür!"
"Aber natürlich meine lieben. Sie werden später keinen Dreck mehr hier finden.", gab ihnen Wolfgang noch auf den Weg als sie sich von ihren Fenstern verzogen.
"Puh! Hoffentlich werde ich später nicht auch einmal so.", dachte er sich.

***Währenddessen bei Senray***

Senray öffnete ihr Notizbuch und begann zu schreiben

Tatortsicherung im Fall toter Wasserspeier

Tatort: Dach des Wachhauses in der Kröselstraße
Fundort: Schornstein des Wachhauses


"Da hast du aber sowas von Recht. Es ist noch gar nicht lange her, da hat auch irgendjemand etwas vom Dach geworfen. Und? Wer hat die ganzen Scherben weggeräumt? Keiner. Sollen sich doch die alten Schachteln um den Müll der anderen kümmern, wenn sie eine saubere Straße haben wollen. Jajaja, so ist das doch. Aber diesmal könnt ihr die Sauerei weg räumen!", hörten Senray und Diez eine der Frauen lautstark am Fenster reden.
Sie schauten sich beide an.
"Denkst du das selbe wie ich?", fragte Diez Senray.
Sie nickte ihm stumm zu.
"Ich glaube einer von uns sollte sich mal mit der Frau unterhalten. Vielleicht weiß sie ja mehr."
"Das ist eine gute Idee.", antwortete Senray. "Das kann ich gerne machen."
„Sehr schön. Dann geh ich zum Pseudopolisplatz und bringe die Beweisstücke in die Gerichtsmedizin.", erklärte Diez, während er sein großes Stofftaschentuch aus seiner Tasche zog um darin die Scherben einzupacken. "Nimm dir dann am besten Wolfgang und Thymian mit. Wer weiß auf was oder wen ihr bei euren Ermittlungen stoßt.", sprach er weiter während er die Scherben verpackte.
"Ja.. Das ist glaube ich keine so schlechte Idee."
Diez nickte ihr zu und packte das Tuch samt Scherben in seine Tasche.
"Hmm.. wo ist Thymian überhaupt?", fragte sie Diez und schaute sich suchend in der Gegend um.
Diez schaute sich ebenfalls um. "Gute Frage. Der sollte doch eigentlich auffallen. Oh man, ich glaube er hat das mit dem umsehen etwas zu wörtlich genommen."
Senray musste kurz lachen.
"Nunja, dann gehe ich eben allein mit Wolfgang. Vielleicht treffen wir ja noch auf Thymian."
"Gut, dann mache ich mich jetzt auf den Weg. Wir treffen uns später dann einfach wieder hier in der Wache.", sagte Diez.
Senray nickte ihm kurz zu und ging dann zu Wolfgang.
Diez machte sich ebenfalls auf den Weg zum Pseudopolisplatz.

***Am Pseudopolisplatz***

"Endlich da. Hoffentlich finde ich jetzt schnell jemanden der damit etwas anfangen kann", dachte sich Diez als er den Wachtresen betrat.
Er sah am Tresen einen älteren Wachmann von breiter Statur und einem ungepflegten Rauschebart sitzen. Er machte den Eindruck als säße er jetzt lieber an einem Tisch im Eimer, mit einen großen Glas Bier vor sich, als vor diesem Tresen. Diese Einstellung bekam Diez auch von ihm zu spüren.
"Entschuldigung? Rekrut Diez. Ich komme..."
"Iss mir egal wer du bist und woher du kommst", unterbrach er den Rekruten. "Was iss?"
"Ähm.. Ich habe hier Beweisstücke die ich in die Gerichtsmedizin bringen wollte. Ist gerade jemand zugegen den ich die Beweise aushändigen könnte?"
"Nein..", brummte der alte. "Brings einfach runter und lass mich damit zufrieden!"
"Ok.. was hat dem denn die Laune verdorben? Ihn nach dem Weg fragen kann ich mir gleich sparen. Ich werde es auch schon allein finden.", dachte sich Diez und ging durch die Tür die ins Innere des Wachhauses führte.
Vor sich sah er gleich die Treppe die nach unten in den Keller führte. Er ging auf sie zu und merkte auf dem Weg nach unten, wie ihm ein nicht so angenehmer Geruch, viel mehr mehrere unangenehme Gerüche in die Nase stiegen. Er wollte sich nicht weiter Gedanken über die Gründe für diesen Gestank machen.
Sein Blick fiel auf eine offenstehende Tür. Sie schien zu einem Verhörraum zu führen. Zumindest lies die Einrichtung darauf schließen.
Er drehte sich nach rechts und stand so gleich vor drei Türen. Auf einem Türschild stand "003 Freizeitraum", auf dem Türschild in der Mitte stand "001 Ausrüstungslager" und auf dem Schild rechts "002".
"Gut. Hier bist du falsch.", dachte sich Diez.
Er drehte sich um und sah einen langen Gang.
"Probieren wir es doch mal in diese Richtung."
Er lief in den Gang und stellte fest, das dies hier der Zellentrakt zu sein schien. Er folgte dem Gang bis ganz nach hinten und ging um die Ecke, um den darauffolgenden, kürzeren Gang zu folgen.
"Na also. Hier bin ich richtig.", dachte er sich als er vor der nächsten Tür stand und das Türschild las.
Er klopfte an der Tür und wartete kurz auf eine Antwort. Vergeblich. Er öffnete daraufhin die Tür und betrat die Gerichtsmedizin. Der Rekrut bemerkte recht schnell das eine Quelle für den muffigen Geruch die angrenzende Pathologie war, dessen Tür zur Gerichtsmedizin offen stand. Er bemerkte außerdem zwei große Schreibtische, entschloss sich die Beweisstücke einfach auf einen der Tische zu legen und mit einem Vermerk zu versehen.
Diez sah sich auf dem Weg zum Tisch kurz um und sah dabei allerhand Zeichnungen von verschiedenen Körpern die an den Wänden hingen.
Am Tisch angekommen, griff er in seine Tasche und holte zum einen das Tuch mit den Scherben und zum anderen das eingetütete Messer heraus und legte die Sachen auf den Tisch. Dann kramte er den zweiten Zettel den er von der kleinen Rekrutin bekommen hatte, sowie seinen Stift aus seiner Tasche.
Gerade als er anfangen wollte zu schreiben, fiel im eine geöffnete Akte die auf dem Tisch lag ins Auge. Der Name Gimli machte ihn darauf aufmerksam.
"Was haben wir denn hier?", dachte sich der von der Neugierde geweckte Diez und nahm die Akte an sich. Er blätterte ein wenig darin herum und wurde auf eine Seite besonders aufmerksam.

Rasse: Zwerg
Geschlecht: männlich
Alter: ca. 150 Jahre
Todeszeitpunkt: vor ca. einem Monat
Todesursache: Blutverlust durch mehrere Stichwunden im Oberkörper
Mögliche Tatwaffe: Dolch oder Messer

Vermerk: Bei dem Toten könnte es sich um den vermissten Rekrut Gimli handeln.


Diez sah von der Akte auf.
"Na also. Das ist doch mal eine nützliche Information.", dachte er sich und legte die Akte wieder auf den Tisch.
Er nahm wieder das Papier und den Stift zur Hand.

Beweißstükke im Fall der vermissten Rekruten.

Beweißaufname Toter Wasserspeier

- Beweißstükk ist ein Kopf eines Wasserspeierß
- Beweißstükk ist in viele Teile zersprungen (37 Teile gezählt)
- fiel vom Dach des Wachhauses der Kröselstraße
Kopf wurde im Schornstein des Wachhauses von Rekrutin Senray Rattenfänger gefunden

Beweißaufname blutiges Messer

- Beweißstükk ist ein blutiges Messer
Beweißstükk wurde auf dem Dachboden des Wachhauses in der Kröselstraße (in einem Haufen voller Dreck, Stroh und Taubenkod) von Rekrut Diez gefunden

Unterschrift. Diez


Er legte das Blatt zwischen den Beutel und das Tuch. Sein Blick fiel nochmal kurz auf die Akte bevor er sich umdrehte und ging.
"Das muss ich unbedingt den anderen erzählen.", dachte er sich auf dem Weg zurück zur Treppe.
Oben angekommen ging er zurück durch die Tür zum Wachtresen.
Er blickte kurz zu dem brummigen Wachmann und warf ihn nur ein knappes „Wiedersehen“ entgegen und verließ das Wachhaus im Pseudopolisplatz.

"Na dann mal wieder zurück zur Kröselstraße", dachte er sich. Erfreut von seinen neuen und wichtigen in Erfahrung gebrachten Informationen machte er sich auf den Weg.

11.11.2012 19: 01

Pismire

Die paar Dinge, denen der Hauptmann nachgehen wollte und die Leute, mit denen er sprechen wollte befanden sich grö0ßtenteils in der Wache am Pseudopolisplatz, aber seine längeren Beine sowie die Tatsache, dass er dringend in Ruhe nachdenken wollte und mindestens eines der vor ihm liegenden Gespräche seine volle Konzentration beanspruchen werden würde, ließen ihn den Weg unabhängig von Rekrut Diez zurücklegen. Darüber hinaus vertrat der alte Mann nach einer längeren Zeit bei GRuND die recht pragmatische Ansicht, dass nur selbst gemachte Erfahrungen bei der Rekruten - wenn denn überhaupt - irgendwelche wie-auch-immer-gearteten Erkenntnisprozesse auszulösen pflegten. Also ließ er Diez seinen Weg alleine machen.

"Um dich richtig zu verstehen - du vermutest, dass das Verschwinden von mindestens zweien deiner [9] Rekruten nicht dem natürlichen Schwund wie dienstäglicher Dienstverdrossenheit, exessivem Eimern oder fallabhängiger Fauleritis zuzuschreiben sind sondern - möglicherweise - einen ernsten Hintergrund haben und willst dennoch den Fall mit deiner Auszubildendentruppe auf eigenen Faust erst einmal weiter aufklären!? Als", der Blick des Kommandeurs glitt fahrig über ein fast offiziell aussehendes Formular, dass der Alte bereits ausgefüllt hatte, "Ausbildungsprojekt." Ein abfälliges Schnauben machte die Einstellung deutlich.
"Ja, das ist - im Groben und Ganzen gesprochen, Sir - der Inhalt des vorliegenden Antrags."
Es gab nicht viele Tage, an denen Araghast Breguyar seinen Job liebte. Auch dieses war keiner.
"Und was steckt dahinter?"
Tja, dachte Pismire sich, wie viel von der Wahrheit willst du wirklich wissen ... Wir werden sehen, ja, wir werden sehen ...
"Nun, Sir, ich habe den Verdacht, dass beide Wachhäuser darin verwickelt sind. Oder besser gesagt - solange ich diesen Verdacht nicht ausgeräumt habe, wäre mir wohler, wenn ein eventueller Beobachter meiner Aktivitäten das Ganze eben nicht für eine ernsthafte Untersuchung hält."
"Du meinst, du vermutest, dass es einen wacheinternen Hintergrund gibt?"
Pismire nickte: "Ich kann es zumindest nicht ausschließen. Und daher ..." Er ließ den Satz unbeendet.
Breguyars Blick zog sich zusammen.
"Du hast Beweise?" Ein kurzes Abwarten.
"Wenigstens Indizien?" Eine längere Pause
"Nicht einmal das, Mann?"
Ein weiteres Nicken.
"Verstehe. Also willst du vermeiden, dass eventuelle Hintermänner Wind von der Sache bekommen und zur Unzeit deinen Weg kreuzen."
"So ist es, Sir. Und außerdem wirkt es so schön - dilletantisch. Rekruten, die "Fall" spielen. Was kann es harmloseres geben?"
"Und wissen deine Rekruten, dass sie "Fall" spielen?"
"Natürlich nicht. Das gehört ja zum Spiel."
"Du willst also unsere[10] Rekruten zum Köder machen?"
"Ja, Sir, das ist die Absicht."

Zehn Minuten später hatte er die Wache hinter sich gelassen. Widerstrebend hatte der Kommandeur seine Einwilligung erteilt, und die Kollegen von SuSi hatten - angesichts der knappen Personalresourcen - kein allzu großen Einwände gehabt.
"Von Rekruten gesicherte Beweismittel!? Na, da werden wir aber exakte Ergebnisse erzielen", feixte Lady Rattenklein. "Aber egal - immer her damit!"
"Das ist der rechte Geist", flaxte Pismire zurück. "Wo ich grad hier bin - ist Huitzli da?"
"Aber immer - er ist gerade oben, bei Maggie - äh, beim AL."
"Denn schau ich mal hoch, wenigsten Guten Tag sagen - wo ich schon mal hier bin."
"KLar, mach das."

"Du meinst, ich soll den Bericht fälschen?" Huitztli Pochtli, Gerichtsmediziner, derzeitiger Laborant in Ausbildung und ein besonders schönes Exemplar der Gattung Wasserspeier schaute seinen Kollegen mit schwer zu deutendem Blick an.
"Nur die Wahrheit ein wenig aufhalten."
"Und wo genau siehst du da den Unterschied? Ach egal. Aber es ist doch eigentlich eine guten Nachricht: Kein toter Wasserspeier."
"Eben." Und erläuternd schob der Schamane hinterher: "Es hat sich jemand große Mühe gegeben, uns glauben zu machen, dass es einen toten Wasserspeier gibt. Aber das hier" - und er wies auf einen Haufen aus 37, von Diez sorgfältig gezählten Steinstückchen - "sind gar nicht die Reste eines Wasserspeiers. Das ist hundsordinärer Marmor. Liebevoll in meinen Kamin gestopft. Damit ich denke, dass da ein toter Rekrut versteckt wurde."
"Oder damit wir denken, dass es gar keinen toten Rekruten gibt."
"Auch möglich. Aber: frag nicht weiter. Tu mir den Gefallen und du hast was bei mir gut."

10.02.2013 16: 12

Senray Rattenfaenger

Keine zehn Minuten nachdem Diez gegangen war, standen Wolfgang und Senray bei den beiden Frauen in der Küche, und die junge Rekrutin war dabei einen Tee zu kochen.
Wolfgang konnte es immer noch nicht so recht glauben wie zuckersüß diese alten Schachteln geworden waren, nach dem Senray sie in ihrer umständlichen, unsicheren Art um Verzeihung gebeten hatte und meinte, dass sie wirklich gründlichste Arbeit erledigt haben mussten, immerhin hatte niemand mitbekommen das da überhaupt mal etwas vom Dach gefallen war.
Jetzt waren die beiden also in der Küche der einen Nachbarin - wie hieß sie noch gleich? - nun, jeden falls waren sie hier und kochten Tee.
Senray goß gerade heißes Wasser in die vorbereitete Kanne und drehte sich um.
"Und das, also, war also vor einem Monat? Mir ist, nun, überhaupt nichts, also aufgefallen."
"Ja, doch, vor einem Monat! Und niemand hat sich darum gekümmert. Wir mussten die ganze Arbeit erledigen."
Wolfgang brummelte etwas unverständliches, was die beiden Frauen mit einem abfälligen Blick quitierten.
"Was wir sehr gut gemacht haben. Nichts ist mehr zu sehen und jetzt schon wieder! Dieses Mal kümmert ihr euch hoffentlich selbst darum."
Senray konnte sich nicht helfen: Der letzte Satz fühlte sich fast wie eine Drohung an, die sie mit einem "Selbstverständlich" versuchte fern zu halten.
"Und .. nun, haben Sie, etwas ... also mitbekommen, beim letzten Mal? War vielleicht ein, ein, also ein Wasserspeier zu viel auf dem Dach, oder sonst jemand?" Die Rothaarige verschluckte sich fast an dem Wort Wasserspeier und Wolfgang kam ihr zur Hilfe.
"Wir wollen herausfinden, wer dafür verantwortlich ist. Damit so etwas nicht wieder vorkommt."
"Aah, na dann." Ein Teil des Misstrauens wich wieder aus den Gesichtern der beiden alten Damen.
"Erinnerst du dich noch? Da waren wir doch bei dir, zum Tee, an dem Abend."
"Ja, genau. Und wir haben, selbstverständlich rein zufällig, aus dem Fenster gesehen."
Eine kurze Pause folgte, in der die Rekruten schnell nickten und diensteifrig Blöcke und Stift zückten. Als sich die Pause auszudehnen begann, brachte Wolfgang fast etwas harsch ein: "Selbstverstädnlich war es rein zufällig, und weiter? Wen oder was haben Sie gesehen?"
Dann endlich begannen die beiden Frauen zu erzählen, während Wolfgang und Senray sich Notizen machten.
Gerade als sie einige Zeit später das Haus verließen kam auch Diez zurück, mit einem gewinnenden Grinsen im Gesicht.
"Ich habe neue Informationen, die entscheidend für unseren Fall sein könnten!" begrüßte er sie.
Die beiden sahen sich nur an, Wolfgangs Miene war hart, Senrays nachdenklich-verunsichert.
"Wir ... auch", setzte sie an, schwieg dann aber.
"Ja, und was jetzt? Macht es nicht so spannend!", lachte Diez, der insgesamt fand, dass dieser Fall ein klasse Einstieg in die Wache war.
Da Senray immer noch nichts sagte, ergriff Wolfgang das Wort.
"An dem Abend als das erste Mal etwas heruntergefallen ist, und vom Aussehen her waren es wohl die selben Steine, war kein Wasserspeier auf dem Dach. Kein einziger, nicht einmal auf den umliegenden Dächern haben die beiden", ein Wink über die Schultern, "einen neuen oder einen fehlenden Wasserspeier bemerkt. Dafür aber eine Gestalt auf dem Dach."
"Was? Was für eine Gestalt?"
"Das konnten sie nicht so genau erkennen, zumindest kein Wasserspeier wie sie uns versichert haben."
Diez sah die beiden verwirrt an. "Aber das bedeutet, jemand hat den Kopf in dem Kamin versteckt! Wahrscheinlich um sein Verbrechen zu vertuschen!"
Oder damit ich ihn finde, dachte Senray, schwieg aber. Der Gedanke war abwegig und erschreckte sie. Andererseits war mindestens unter den Rekruten bekannt das sie den Kamin regelmäßig kehrte. Sie schluckte und hoffte, dass sie später den Hauptmann würde abfangen können.

12.02.2013 11: 41

Diez

Die drei Rekruten machten sich zurück auf den Weg in die Wache, um sich dort im Aufenthaltsraum weiter zu beraten.
"Wo bleibt eigentlich dieser Thymian? Sollte der nicht langsam mal wieder zurück sein?", fragte Wolfgang auf dem Weg zum Aufenthaltsraum.
"Ich weiß es auch nicht. Ich habe ihn seit wir uns getrennt haben nicht mehr gesehen.", antwortete Diez.
Senray zuckte zur Antwort mit den Schultern.
"Naja, der wird schon wieder auftauchen", brachte Diez an.

Kurz darauf kamen die drei Rekruten im Aufenthaltsraum des Wachhauses an. Sie setzten sich an einen der Tische.
"Also... fassen wir, nun ähm... noch einmal die Fakten zusammen."
Diez und Wolfgang nickten ihr zu.
"Was haben wir... nun bisher?"
"Wir haben zwei Tote Rekruten. Gimli den Zwerg und unser Wasserspeier auf dem Dach", fing Diez an aufzuzählen.
"Dann noch die anderen drei verschwundenen Rekruten. Zwei Zeugen, die eine Gestalt auf dem Dach unseres Wachhauses gesehen hatten."
Diez unterbrach Wolfgang. "Vielleicht haben die beiden, ähm aufmerksamen Mitbürgerinnen, ja auch einfach mal Senray beim Putzen des Schornsteins gesehen?"
Senray riss die Augen auf und wollte schnell jeglichen Verdacht von sich lenken. "Nein nein... also... die Damen hatten nun ähm... gesagt, sie hätten am Abend des ersten ähm... Vorfalls jemand dort oben gesehen."
"Beruhige dich, ich wollte dich nicht verdächtigen. Es hätte ja aber einfach sein können das sie dich mal sahen", beruhigte Diez Senray leicht schmunzelnd.
"Oh... ja... da hast du recht."
Wolfgang und Diez grinsten.
Trotz ihrer Verwirrung die Diez gerade in ihr ausgelöst hatte, fiel ihr noch etwas ein. "Wir haben noch etwas. Das... Messer."
"Stimmt...", antworteten Diez und Wolfgang zugleich.
“Hmm... irgendwas ist seltsam...“, überlegte Diez. "Aber warum?"
"... Diez?", rempelte ihn Wolfgang an. "Was ist los?"
"Oh, ich war gerade kurz in Gedanken..."
Kurzes Warten.
"Und? Erzählst du uns auch worüber?", stachelte Wolfgang nach.
"Oh, natürlich...", Wolfgang und Senray schauten ihn interessiert an. "Wisst ihr noch, ich hatte bei unserer, beziehungsweise meiner ersten Einsatzbesprechung doch eine Frage gestellt... oder viel mehr eine Behauptung."
Der Blick der beiden die ihn ansahen, wechselte von interessiert auf verwirrt-interessiert.
"Nein?", antwortete ihm sein männlicher Kamerad fragend.
"Ich hatte gesagt, dass es vielleicht gar keine verschwundenen Rekruten gibt und uns der Hauptmann einfach nur testen könnte."
Senray schaute ihn noch verwirrter an als zuvor. "Ja, das hattest du. Ähm... aber wir haben nun... zwei... tote Rekruten. Soviel zum... ähm... Test."
Wolfgang´s Blick wechselte zwischen den beiden hin und her.
"Das ist richtig. Aber jetzt kommt ja gerade erst was mich so nachdenklich macht." Die Blicke ruhten wieder auf Diez. "Wisst ihr auch noch was der Hauptmann in der Einsatzbesprechung gesagt hatte, bezüglich UNS?"
Jetzt schauten sich Senray und Wolfgang fragend an. Kurze Stille herschte.
"Nein", antworteten die beiden ihm.
"Hmm... Er sagte im groben, wenn das ein richtiger Fall ist, dann werden wir sofort abgezogen."
Wieder herrschte Stille, länger als zuvor.
Diez beobachtete die selbe Verwirrung bei den beiden, die ihn beherrschte.
"Ich sehe, ihr habt verstanden, was mich so stutzig macht."
"Ja, ich denke... schon.", antwortete Senray. "Aber warum?"
"Was warum?", wollte Wolfgang wissen.
"Warum sind wir an diesem FALL dran, obwohl wir es eigentlich nicht sollten?", gab ihm Diez statt Senray zu verstehen.
"Achso... Das ist wohl eine gute Frage."
"Ich verstehe das einfach nicht. Warum machen wir das? Gibt es einen Fall? Wenn nicht, warum dann die Toten? Allerdings..."
Wolfgang und Senray sahen Diez an.
"Allerdings was?", fragte sie.
"Allerdings...", er machte nochmal eine kurze Pause, um selbst noch nach einer Antwort auf diese Frage zu suchen, die ihm allerdings in keiner greifbaren Nähe zu sein schien. "... hat noch niemand von uns WIRKLICH einen der Toten gesehen."
"Ähm... ich hatte einen Kopf in meinen Händen."
Wolfgang´s Blick wechselte wieder zwischen den beiden hin und her.
"Ja, ich weiß. Allerdings auch nur kurz. Und dann waren das nur noch Scherben. Und darum, eine RICHTIGE... Leiche der beiden, hat von uns noch keiner gesehen."
"Hmm, das macht die Frage, warum WIR, nur noch größer.", brachte Wolfgang sich mit ein.
Die drei Rekruten waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht einmal bemerkten, das jemand von der Tür aus sie belauschte.

09.03.2013 13: 22

Pismire

***Vor 14 Tagen, Letztes Loch, ein winziger Handelsposten in Gonim***


"Du hast ihm alles erzählt!?"
"Dem Wirt? Alles nicht. Aber das Wichtigste, ja. Ich denke, wir können ihm vertrauen."
"Aber wenn er es ..." Annis brach ab.
"Mach dir keine Sorgen - außerdem war ihm klar, dass wir auf der Flucht sind. Ich meine, sieh uns doch an."
Widerstrebend nickte die junge Frau.
"Ich wollte nicht schon wieder lügen."
Jetzt lächelte sie. Seine Ehrlichkeit ... das war es, was ihr zuerst an ihm aufgefallen war. Tief in seinem Inneren war er ein ehrlicher Mann.
"Und der Patrizier - er hat hier keinen Einfluss. Wenn wir hier Fuß fassen, dann sind wir sicher. Und dieser eine Brief - ich will einfach abschließen mit der ganzen Geschichte ..."
"Und du bist dir sicher, dass wir wirklich das Richtige tun, Schatz?"
Er seufzte. Nein, sicher war er sich nicht. Sicher konnte man nie sein, nicht einmal hier in Letztes Loch. Er hauchte nachdenklich auf seien steif gefrorenen Finger.
"Ja, Liebling, ich bin sicher." Vielleicht konnten sie beide in Zukunft besser mit der Vergangenheit leben, wenn er jetzt eine Entscheidung traf. Und darüber hinaus - er war des Abwägens müde.
"Ich muss mich beeilen, Liebling, der Kapitän wird ungeduldig." Er erhob sich, nahm den Brief, den er gerade versiegelt hatte und ging zur Tür. Als er sie öffnete, warf in der scharfe, vom Rand wehende Wind fast wieder zurück in die Wärme des Handelspostens. Er stemmte sich gegen die Tür und schwang sich in die Kälte. Mochte in Ankh-Morpork der Frühling Einzug gehalten haben, hier, in Gonim, das zwar weiter entfernt von Coer Colesti lag, aber immer noch um einiges kälter war als die Zwillingsstadt auf der anderen Seite der Scheibe, war immer noch Winter und das für mindestens einen Monat.

"Ayay, eine Woche, vielleicht 10 Tage." Geräuschvoll sammelte der Mann Schleim in der Kehle und rotzte das Produkt seiner Bemühungen zielsicher über die Reeling. "Und so ein ganzes Bündel aus zwei Briefen, also - das machte einen, nein, mindestens zwei Dollar. Und ich kann natürlich nicht garantieren, dass die Schiffsratten nicht drangehen, die listigen kleinen Biester."
Geld wechselte den Besitzer. Eine weitere, kleinere Münze folgte hinterher. "Für Eure Bemühungen, Kapitän. Und denkt daran - sie dürfen nicht in falsche Hände geraten."
Leseungeübte Augen glitten über die Aufschrift des ersten Briefes. Mühsam formulierten sich Silben: "Load Fett-i-na-ri-i ..."
"W - es spricht sich Wetinarih."
"Ach du Scheiße. Äh, ich machs umsonst. Ehrlich. Ich wusste nich ..."

Das war erledigt. Was getan werden konnte, hatte er getan. Nun war es an der Zeit, dass Joshi und Annis sich hier in Gonim endgültig in Luft auflösten - hoffentlich zum letzten Mal.

***Ankh-Morpork, Gegenwart***

"Was soll das heißen: Für den Hauptmann persönlich?"
Witwe Hüppunter, Pimires Vermieterin, musterte den Matrosen mit sichtlichem Abscheu, ihr in Abwehr vorgestreckter Straßenbesen hielt das schmutzige Subjekt auf Abstand.
"Er wohnt hier. Er wird ihn bekommen."
"Nee, Mä'äm. So läuft das nich. Der Käpt'n hat gesagt: Gib das dem Mann, der da wo draufsteht persönlich oder ich nagel deinen Schw... - egal." Und betont vornehm fuhr er fort: "Der Herr Käptn hat mir ohn-Mist-verständlich zu verstehigen gegeben, dass dieser Brief an die an-dres-sierte Person per-söhn-lich zum auszuhändigen ist. Also diesem Hauptmann. Und der bist du ja wohl nicht. Also schaffst du mir jetzt entweder diesen Hauptmann herbei oder bringst mich gefälligst zu ihm."

Eineinhalb Stunden später hatte ein dicker und sorgfältig versiegelter Brief Hauptmann Pismire über diverse Umwege erreicht - genau genommen hatte er ihn von der Kröselstraße zum Pseudopolisplatz und wieder zurück verfolgt. Der Abdruck auf dem Siegel war ein schlichter Daumenabdruck, die Schrift war ihm nicht vertraut.
Noch bevor er auf dem Weg zu seinem Büro die nur angelehnte Tür des Aufenthaltsraums passierte, hörte er Stimmen und unwillkürlich stoppte er, als er den Satz: "Ja, ich weiß. Allerdings auch nur kurz. Und dann waren das nur noch Scherben. Und darum, eine RICHTIGE... Leiche der beiden, hat von uns noch keiner gesehen." hörte. Die Antwort von Rekrut Reichenbach: "Hmm, das macht die Frage, warum WIR, nur noch größer." brachte ihn auf die Vermutung, dass die Rekruten auch schon über die Frage "Fall oder nicht Fall" gestolpert waren. Nun, ein wenig mehr allgemeines Zweifeln an der Wirklichkeit konnte im Zweifelsfall eine gute Lektion sein - in welcher Sache auch immer. Also verzichtete er darauf, sich bemerkbar zu machen und

Lässig warf er den Brief auf den Schreibtisch, wo seine klatschende Landung das Eiskalte Händchen, das es sich auf dem Handtuch gemütlich gemacht hatte, aufschreckte.
"Schon gut - nichts passiert. Beruhige dich", brummte der Alte, dann ließ er sich am Tisch nieder, zog sich den mittlerweile erkalteten Kräutertee heran, füllte seine Tasse auf, und knibbelte das versiegelnde Wachs vom Umschlag. Neun, nein, zehn eng beschreibenen Seiten. Die Handschrift? Nein, da läutete nichts. Er blätterte zur letzten Seite. "Joshi", murmelte er, als er die Unterschrift las. "Schau an, Rekrut Joshi schreibt an seinen Ausbilder ... Und Rekrutin Annis bezeugt die Aussage. Immerhin: zwei Wächter - soviel haben sie hier gelernt."
In einem der an der Wand ruhenden Stapel musste sich noch die Ausbildungsakte befinden. Irgendetwas Handschriftliches - er brauchte Gewissheit.

Ganz tief in einem Stapel von Berichtsheften vergraben fand er, wonach er gesucht hatte: "Ausbildungsberichtsheft Rekrut Joshi". Die Handschrift zeugte von einer Ausbildung zum Schreiber - sorgfältig reihten sich die penibel gemalten Buchstaben einer geläufig zu lesenden Kurrentschrift aneinander. Genau so, wie in dem Brief. Also vermutlich keine Fälschung. Pismire griff erneut zu dem Schreiben und las.

Handelsposten Letztes Loch,
Spätwinter,
vermutlich am 24. April
im Jahr des Prohezeienden Frosches

Hauptmann Pismire, Sör,

ich weiß nicht, wann Dich diese Zeilen erreichen, aber ich hoffe, dass es noch rechtzeitig ist. Vorab möchten wir Dir sagen, dass uns die ganze Sache leid tut, aber wir haben beide nicht gewußt, auf was wir uns da einlassen. Es begann im letzten Sektober, als ich Probleme in meiner Anstellung als Schreiber der Gilde der Fisch- und Seegetierhändler bekam. Ich hatte mir dort Geld geliehen, und wollte es am nächsten Tag unauffällig wieder zurück in die Kasse legen, als es bedauerlicherweise zu Komplikationen in der Buchhaltung kam, die einen sofortigen Kassensturz unumgängliche machten und ...
"Mit anderen Worten: Du standest knietief in der Ladenkasse und hast kalte Füße bekommen." dachte Pismire grimmig. "Ich hoffe mal, Du ersparst mir nun die übliche kranke Mutter/sterbende Großmutter oder die hungrige Kinderschar, du Schlawiner."

... der Wache beizutreten in der Hoffnung, dass wir - also Annis, meine Frau und ich - dort in Sicherheit wären. Natürlich mussten wir und ein wenig verkleiden und so tun, als ob wir uns nicht kennten, aber wir waren guter Dinge, auf diese Weise erst einmal für eine Weile untertauchen zu können. Annis schnitt ihre Haare ab und färbte sie rot und ich ließ mit einen Bart stehen. Wir wollten uns in der Ausbildung ein wenig 'näher kommen', um keinen Verdacht auf uns zu lenken, aber an einem Abend im Schlafsaal wurden wir von einem Mitrekruten belauscht. Es war dieser Wasserspeier, Syborg, wie er sich nannte, und Sör, ich muss sagen, dass ich selten in meinem Leben auf ein durchtriebeneres Geschöpf gestoßen bin. Er nutzte auf der Stelle die Gelegenheit, die sich ihm bot und begann, uns systematisch zu erpressen. Zuerst ging es nur um harmlose Dinge - wir sollten andere Rekruten dazu überreden, zu desertieren. Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber wir waren ganz erfolgreich damit, unsere zukünftigen Kollegen und Kolleginnen zu vergraulen.

Nachdenklich lehnte sich Pismire in seinem Stuhl zurück und ließ seine Zeit als Ausbildungsleiter Revue passieren. Er musste zugeben, dass er eher vermutet hatte, dass seine Art der Ausbildungsleitung für die hohe Abbrecherqoute verantwortlich gewesen war - auf diese Möglichkeit jedoch, die sich hier andeutete, war er nicht gekommen.

Aber das war noch nicht alles. Einen der Rekruten hatte er - wir wissen nicht wie - ebenfalls in seine erpresserische Gewalt bekommen. Diesen Zwerg, Gimli. Der war - so vermuteten wir schnell - ebenfalls eher in der Wache, um unterzutauchen als Wächter zu werden. Er entpuppte sich als ganz hilfreich beim Vergraulen, da er ein ausgeprägtes Gespür dafür hatte, die Schwachpunkte anderer herauszufinden. Einmal habe ich ihn aus Deinem Büro kommen sehen mit einer Akte in der Hand, wobei ich mir erst nichts gedacht habe, erst als ich Dich eine kurze Zeit danach das Wachhaus betreten sah, wurde mir klar, dass er in Deiner Abwesenheit in Deinem Büro gewesen sei muss. Wahrscheinlich hat er Deine Akten durchgestöbert. Welchen Plan dieser Syborg genau verfolgte, dass haben wir nicht herausgefunden, nur so viel wissen wir, dass er es auf etwas abgesehen hat, dass irgendwo im Gebäude selber versteckt sein muss. Er hat uns natürlich nichts verraten, aber Annis und ich begannen - schon aus Selbstschutz - nach einiger Zeit ihn und Gimli, die sich immer mehr zusammenschlossen, zu bespitzeln. Schließlich kamen Syborg und Gimli auf die geniale Idee mit dem "Frühjahrsputz". Ich muss schon sagen, Sir, dass Syborg Dich geschickt manipuliert hat, bis du quasi 'von selbst' auf die Idee gekommen bist, dass eine Aufräumaktion dringend notwendig sein könnte. Mit diesem Maneuvre hofften die beiden, freie Hand beim Suchen zu bekommen - wobei man dazu sagen muss, dass Syborg auch Gimli nicht verraten hat, was eigentlich gesucht wird. Annis hat die beiden einmal vom Flur aus im Aufenthaltsraum belauscht, als Gimli sich darüber beschwerte, dass Syborg ihm nicht ausreichend vertraute. Syborg antwortete darauf nur: "Sei froh, dass du nicht alles weißt. Glaub mir - dir würde sogar der Bart zu Berge stehen. Und jetzt nerv nicht weiter, Rasenschmuck!" Leider konnte Annis den Rest des Gesprächs nicht weiter belauschen, weil sie im Flur jemand sah und grüßte.

Erneut ließ Pismire den Brief sinken. War er wirklich ohne es zu merken von dem Wasserspeier manipuliert worden? Sicherlich, dass Rekruten freiwillig auf die Idee gekommen wären, dass das Wachhaus einer gründliche Durchsicht bedürfen könne, war ihm seltsam vorgekommen. Aber er hatte sich nicht wirklich um mögliche Hintergedanken eigenen Gedanken gemacht. War er eventuell zu leichtgläubig - blauäugig gar? Naiv oder gleichgültig? Und falls ja - er zuckte mit den Achseln - interessierte es ihn das gerade eh eher weniger.

Zu dem Zeitpunkt als dieser vermeintliche Frühjahrsputz stattfinden sollte, waren nur noch wenige Rekruten im Wachhaus. Und die einzigen, die nicht eingeweiht waren, waren Burak, der sich dummerweise auch dazu meldetet und diese Senray, von der Gimli sich sicher war, dass er sie mit ein, zwei gezielt gestreuten weiteren Nagetieren "schon kirre" machen würde. Und zu Burak meinte Syborg nur, dass Mumien eh blöd wie das Stroh seien, mit dem man sie ausstopfe und dass Gimli sich darum kümmern solle. Was der auch ziemlich schnell gemacht hat. Mit Hilfe einer halben Flasche Erdpech, des Ofens im Keller und einer Schaufel wurde das Problem erledigt und die Überreste im Kamin des Wachhauses entsorgt.

Ach du meine Güte - der verstopfte Kamin. Also war die Ratte in dem Russ - der die Überreste der Mumie darstellte - stecken geblieben und hatte so zu dem ganzen Chaos geführt.[11]< Allerdings hatte Senray den Kamin damals so gründlich gereinigt und anschließend auch die Asche und den ganzen anderen Krempel entsorgt, dass man somit die Mumie Burak auch getrost als ausgeschieden bezeichnen konnte. Und zwar endgültig. Und dann dieser Gimli. Dass an dem was faul war, hatte er ach vermutet. Anders als andere zwergische Rekruten hatte er weder einen besonders fleißigen noch einen besonders geschickten Eindruck gemacht. Und auch das Zwergen eigenartige Gefühl für Hierarchien und ihr manchmal enervierender Ehrgeiz war bei diesem Exemplar kaum vorhanden gewesen - oder wenn, dann offensichtlich auf einen andere Ausbildung - die Kleinkriminelle halt - fokussiert gewesen. Abgesehen davon hatte der den Zwerg für einen echten Kotzbrocken gehalten - roh, angeberisch, ein wenig unmanierlich, großtuerisch und nicht besonders helle. Angehende Wächter mochte vielleicht eine oder zwei dieser Eigenschaften besitzen - aber bitte nicht alle. Von daher hatte dessen Verschwinden den Hauptmann eigentlich nur im Bezug zur (einigermaßen) vollständigen Aktenführung gestört - hätte er einfach so eines Tages den Dienst quittiert, wäre Pismire das nur recht gewesen.

Nun, damit entwirrte sich doch schon so einiges, dachte Pismire. Also ging die ganze Liste der permanent sich verflüchtigenden Rekruten auf das Konto dieses intriganten Dachschmucks - in Zusammenarbeit mit dem kleinkriminellen Rasenschmuck. Und der ex-vitale Hohlkörper namens Burak hatte auch noch über das Ende seiner Ausbildung hinaus für Ärger gesorgt. Und warum das Ganze? Wegen irgend eines ominösen Gegenstandes, der sich irgendwo im Wachhaus an der Kröselstraße befand - noch oder nicht mehr, das war hier die Frage, die sich ihm auch nicht mit hektischem Querlesen beantwortete. Also konzentrierte er sich wieder auf den in seinen Augen ein wenig zu behäbigen Erzählfluss dieses vermaldeiten diebischen Gildenschreibers und las weiter.

... hörte ich selber einen heftigen Streit von Gimli mit Syborg, nachdem der Zwerg die Mumie im Kamin entsorgt hatte, weil Syborg den Kamin noch nicht untersucht hatte und somit nicht sicher sein konnte, dass das Gesuchte sich nicht dort befand. Doch auf einmal ließ sich Gimli, der sonst immer klein beigegeben hatte, vielleicht beflügelt von dem Hochgefühl, einen kaltblütigen Mord erfolgreich begangen zu haben, während der eigentlich in der kriminellen Hackordnung über ihm stehende Anführer eine derartige Tat noch nicht auf seinem Kerbholz vorweisen konnte, nicht mehr so leicht von dem Wasserspeier herumkommandieren und gab ihm den Schimpf und Spott mit nahezu gleicher Münze zurück."

"Eine psychologisch feinfühlige Beobachtung,", dachte Pismire. Ja, das konnte schon sein, dass die Bluttat - sofern man beim Mord an einer Mumie davon reden konnte - in diesem unangenehmen Zwerg die vage Vorstellung geweckt hatte, nun nicht mehr hinter seinem kriminellen Mentor zurück stehen zu müssen, gleichsam Oberwasser zu bekommen und aufmucken zu können. War ihn das gut bekommen - hastig glitten Pismires Augen über die Zeilen - ah, da, nein, wie zu erwarten war.

Natürlich konnte ich in meiner Lage schlecht zu Dir gehen, Sör, und Meldung erstatten, dass ich über das Lauschen an einem Rohr mit ziemlicher Sicherheit von dem Mord an einem Rekruten durch einen anderen Rekruten Kenntnis erlangt hatte. Zumal ich mir sicher war, dass Syborg sofort gehandelt und mich ebenfalls zum Schweigen gebracht hätte. Also zog ich mich zurück und informierte Annis davon, dass Syborg vermutlich Gimli mit einem Messer - denn darauf deutete ja der Satz: "Wenn du nicht sofort das Messer runter nimmst, Abfluss, dann, dann ... " - "Was, dann, dann ... dann stotterst du mich weiter voll?" - ermordet hatte. Am nächsten Tag taten wir alle so, als hätte es nie einen Gimli gegeben.

Für Annis und mich aber wurde klar, dass wir uns dringend in Sicherheit bringen mussten. Und das heißt in unserem Fall, möglichst viele Meilen zwischen uns und Ankh-Morpork legen. In der Gilde hatte ich hin und wieder den Erzählungen über Gonim gelauscht - das weiße Land am Ende der Welt, gelegen quasi zwischen der Walbucht und den Caderackbergen, das Erlebnis des Walfangs, unberührte Natur und die Möglichkeit, ein Vermögen mit dem Zwischenhandel mit exotischen Dingen zu gewinnen. Und außerdem einer der wenigen Orte auf dem namenlosen Kontinent, wo auch der Patrizier keinen Einfluss mehr hat - also keine Strafverfolgung wegen Beihilfe und so.


Strafverfolgung? Wegen dieser Lappalie? Der Hauptmann runzelte ungläubig die Stirn. Bisher war die Geschichte einigermaßen plausibel gewesen. Kleinkrimineller Buchhalter taucht bei der Wache unter und gerät an weitere in der Wache untergetauchte Kleinkriminelle, von denen einer dann von einem anderen ermordet wird ... Aber was sollte der Patrizier in einer derart gestalteten Kombination?

Allerdings war mir klar, dass ich vorher Syborg ausschalten musste. Also stellte ich ihm eine Falle.

Wütend pfefferte Pismire den Brief in die Ecke. Wollte dieser kleinkriminelle Buchhalter für Fisch und Seegetier ihn zum Narren halten? Tatsächlich. Er kramte das Papier vom Boden und überflog die Seiten. Nun folgte der ebenso langatmige wie gelogenen Bericht, wie Joshi den Wasserspeier auf dem Dach in eine Falle gelockt, ihn niedergerungen, ihn erlegt und zerschmettert hatte und in kleinen Portionen zusammen mit Annis in der Dachrinne verteilt hatte, wobei der Hauptmann nichts gemerkt und die Gerechtigkeit gewonnen hatte - ja am Arsch... Das stimmte doch hinten und Vorne nicht. Wenn etwas sicher war, dann das: Die Teile auf dem Dach gehörten zu keinem Wasserspeier.

Also lebte der Wasserspeier noch? Wenn ja: warum und wo? Definitiv waren Joshi und Annis getürmt. Und Joshi gestand einen Mord an einem Mörder - was den Patrizier mit Sicherheit nicht in Gonim auf den Plan rufen würde. Pismire dachte weiter. Der Patrizier ... Joshi saß nun in Gonim ... Wasserspeier waren auch nur Steine ... Egal. Es war Zeit, mit dem allen abzuschließen.

Er stupste das Eiskalte Händchen, dass es sich auf dem Handtuch in der Nähe der Teekanne gemütlich gemacht hatte: "Wird Zeit, schlafen zugehen. Morgen beginnt eine anstrengende Zeit. Es geht zurück zum Pseudopolisplatz. Naja, zurück für mich. Für dich ist das wahrscheinlich alles neu."


***Acht Stunden zuvor im Eckigen Büro

"Du kannst die Lücke bei Gonim als geschlossen betrachten und entsprechend markieren, Drumknott."
"Ah, Ihr habt also endlich Post erhalten?"
"Ja. Und sorge dafür, dass die Sinnlosen Albatrosse von dem neuen Stützpunkt erfahren."
"Ja, Euer Gnaden. Gratuliere."
"Danke, Drumknott."

***EIne Woche später in Letztes Loch***

"Wieso gruselig, Schatz? Der Marmorkopf im Vorgarten ist doch eine prima Werbung für einen Handelsposten, der sich auf den An- und Verkauf von Schnitzereien und anderen künstlerischen Gegenständen versteht. Und schau mal - die großen Vögel scheinen ihn auch zu mögen ..."
"Was sind das überhaupt für welche?"
"Keine Ahnung, irgendwelche Albatrosse meinte der Wirt. Angeblich bringen sie Glück. Und Glück, das kann man immer brauchen", schloss der Mann.


***ENDE***


23.10.2013 19: 44

[1] Zum einen hatten die Gerichtsmediziner Huitzli und Pismire vorgehabt, die sich in der Pathologie stapelnden Leichen in der Kantine zu entsorgen und zum anderen stand Pismires Dienstjubiläum unmittelbar bevor

[2] Das Hauptwachehaus war darauf ausgelegt, im Erdgeschoss das Gewicht von mehreren Trollen zu tragen. Schließlich sollten auch Bürger aus Stein am Wachetresen Beschwerden können und kriminelle Fels-Subjekte in die Zellen im Keller geschafft werden können. Aus diesem Grund war auch der Raum extra hoch, was für normale Durchschnittstrolle auch gut ausreichte. Ebenso waren Teile des Kellergeschosses trollgerecht dimensioniert.

[3] altlatatianisch: Angst vor Nagetieren

[4] auch altlatatianisch: "Angst vor Zwergen"

[5] eine der bekanntesten Nebenwirkungen von Magister Propp - Glanz und Klar Veilchen Schmierseife

[6] was gelegentlich mit Frau Wwe. Hüppunter zu Problemen mit seiner Angewohnheit, interessante aber zeitaufwendige Arbeiten an kleinen Materialmengen in seinem improvisierten Labor zu Hause zu erledigen, führt, die diese aber nicht zu sehr zur Sprache bringt, da sie sich als verwitwete, lebhafte Endfünfzigerin (charmant geschätzt) durchaus eine Familienstandsänderung in Richtung Frau Hauptmann (mit Pensionsberechtigung!) gut vorstellen kann und daher dennoch hier und da - wie sie meist unter Kichern gesteht - gerne mal auch ein Auge zudrückt, wenn es sich doch um so etwas spannendes wie Mord handelte

[7] ein seltsames Erlebnis, über das der alte Schamane ungern redet und das mit Sicherheit auch nichts, aber auch gar nichts mit dem hiesigen Fall zu tun hat. Nachzulesen hier: "Bimmli, Zeit und Raum"

[7a] vgl. die Singlemission Tee, Ruß und eine Ratte

[9] Natürlich, dachte Pismire sich, wenn sie Ärger verursachen, dann sind es auf einmal wieder meine Rekruten

[10] Ah ja, nun waren sie wieder unser aller Rekruten.

[11] Nachzulesen in Senrays Ausbildungssingle "Tee, Russ und eine Ratte"


Wörter:

Thymian Erz   692
Wolfgang von Reichenbach   701
Senray Rattenfaenger   4933
Diez   8122
Pismire   8518



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