Bei einer Besichtigung von DOG, der Dienststelle für die Observierung von Gildenangelegenheiten, kann doch gar nichts schiefgehen - oder?
Pismire
"Mist", fluchte Pismire leise, als im der Stapel mit den Rekrutenunterlagen zum zweiten Mal auf vom Schreibtisch fiel. Ächzend schob er den Stuhl nach hinten und versuchte, das Papier von Boden zu kratzen.
"Jetzt kann ich den Krempel noch mal sortieren! Also: von vorne."Nach einer guten Viertelstunde zeigten sich vier Stapel. Ganz vorne lagen die Fälle, auf denen eine kurze Notiz der beiden Ausbilder zeigte, dass der Rekrut beziehungsweise die Rekrutin mehr oder weniger offensichtlich die Ausbildung durch Fernbleiben beendet hatte.
"Don Ecke - vermutlich von der Assassinengilde inhumiert. Hammerfaust - klar, nur ein Rasen... - Hrmmrm!", rief der Hauptmann sich in Gedanken zur Ordnung,
"Na gut, nur ein Zwerg kann sich erst a) so einen Namen zulegen und dann b) auf Streife im 'Steinhaus' das Koomtal-Lied anstimmen - Abgang durch Selbstmord." Mit einem kurzen Schnörkel zeichnete er die Akte gegen. Flink kratze seine Feder über das Papier.
Eine ganze Zeit später hatte er den Papierkram befriedigend erledigt.
Zwei Fälle, bei denen er nachzuhaken gedachte, warum die in seinen Augen längst überfällige Bewerbung in eine andere Abteilung nicht schon längst erfolgt war. Einige Akten, bei denen ihm nicht klar war, warum die Ausbildung noch andauern sollte, eine Handvoll aktueller Rekruten in unterschiedlichen Ausbildungsständen, zwei Neuzugänge seit Schneevater.
Dann blickte er auf die Unterlagen zu seinen beiden Ausbildern. An Chief-Korporal Baum erinnerte er sich noch gut von dem Fall der Achatenen Reisegruppe her, bei Korporal Goldwart musst er ein wenig länger graben, dann fiel ihm ein, dass er bei einer Ermittlung in einem Werwolfclan schon einmal - wenn auch sehr wenig - mit ihm zu tun gehabt hatte. Nun, wie dem auch sei - für heute hatte er sich vorgenommen, ein wenig aktive Arbeit mit den Rekruten zu machen. Auf dem Ausbildungsplan für diese Woche stand das Gildensystem und die Arbeit der Wache mit, gegen oder auch wegen der Gilden. Und aus diesem Grund hatte er um die Möglichkeit eines Besuches mit einer kleinen Gruppe von Rekruten bei der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten gebeten. Denn seiner Erfahrung nach waren deren Mitarbeiter eh geeigneter als jeder andere, die Schwierigkeiten bei Dingen, die mit Gilden - denen der Patrizier eine ziemliche Autonomie innerhalb der Stadt zubilligte - zu tun hatten, anschaulich und aus der Praxis her zu vermitteln.
Die von ihm zusammengestellte Gruppe war heterogen, was der Hauptmann auch beabsichtigt hatte. Ein absoluter Neuling - nass hinter den Ohren wie ein frisch gewässerter Schwamm - mit dem schönen Namen Vinzent Trocken, allerdings nicht mehr der Jüngste und schon in einer Reihe von Berufen ...
"Nennen wir es: Erfahrungen gesammelt," dachte Pismire abwägend.
Im Gegensatz dazu war der zweite Wächter, Weon Creyente, fast schon zu lange in der Kröselstraße. Gläubiger Omnianer, eines Tages der Wache beigetreten, dann wieder verschwunden, später ohne Erklärung wieder aufgetaucht. Immerhin hatte der Kommandeur ihn akzeptiert - oder seine Erklärung. Pismire schmunzelte in sich hinein.
Die dritte war eine Frau, auch nicht mehr ganz jung, eine Menge Erfahrungen gesammelt -
und Konsonaten, dachte sich Pismire, als er den Namen Rabbe Schraubenndrehr las. Pismire erinnerte ebenfalls an eine Menge Frau, eine hochgewachsene Person mit dem etwas mürrisch wirkenden Gesichtsausdruck, die ihm bei seiner Antrittsrede aufgefallen war.
Er hatte die Gruppe für 9 Uhr in sein Büro bestellt - und in der Tat, Schritte auf dem Gang zeigten ihm, dass sie pünktlich waren.
Er verstaute die Unterlagen auf seinem Tisch mit einem schnellen Wischen in der zentralen Schublade - ein System, dass ihm einfacher dünkte, als den ganzen Kram wider in die Hängegegistratur einordnen zu müssen, räusperte sich und rief: "Herein!"
Die drei Rekruten betraten nacheinander und in Zivil den Raum, die Frau vorweg, dann der Omnianer, zuletzt der Neue.
Mehr oder weniger hektisches Salutieren, und das "Sör" war nicht wirklich zackig, aber derartige Dinge wie Förmlichkeiten beim Grüßen hatten den Schamanen noch nie gestört.
"Guten Morgen! Heute steht die Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten auf dem Plan - wie ich gestern bereits mitteilte. Auch D.O.G. genannt. Bevor wir uns auf den Weg machen, schauen wir doch einmal, wie gut ihr euch vorbereitet habt. Wer weiß, worum es sich dabei handelt - und noch wichtiger - wer kennt den Stadtplan und weiß, wie wir dahin kommen!?"
26.01.2011 20: 47Rabbe Schraubenndrehr
Rabbe Schraubenndrehr warf einen hastigen Blick zu den anderen Rekruten. Ein Blick in die wenig zuversichtlichen Gesichter stachelte sie prompt an, etwas Dummes zu tun - wie etwa ihre so genannte Kompetenz in den Vordergrund zu stellen.
Entschlossen trat die Rekrutin vor, hängte ihre Hände lässig an den Gürtel. "Soweit ich weiß ist eine der Hauptaufgaben der D.O.G sich mit den Un-, Vor- und Todesfällen zu beschäftigen die in irgendeiner Form mit den Gilden zusammen hängen", sprach die nicht unbedingt damenhafte Frau achtungsheischend. "Die Dienststelle befindet sich in der Springstrasse 21, im Viertel der käuflichen Zuneigung", fügte sie hinzu, ohne auf die Bemühungen ihrer Kollegen, die eigentlich selbst etwas hatten hinzu fügen wollen, einzugehen.
Zumindest hatte sie diesen Eindruck gehabt.
Wie sehr häufig, sah die Rekrutin auch diesmal alles ein wenig anders als der Rest der Welt. Obgleich Weon Creyente, der ihr auf dem Weg zu diesem Ort ein wenig seltsam vorgekommen war, offenbar die Absicht gehabt hatte zumindest zu versuchen etwas zu sagen, so hatte Vinzent Trocken aus ihrer Sicht sowohl die Worte des Hauptmanns, wie auch die der arroganten Rekrutin kaum wahrgenommen ... entweder das, oder sie waren ihm einfach egal ... vielleicht auch ein wenig von beidem.
Was auch immer es war, er entschloss sich offenbar genau in diesem Moment dazu, etwas zu sagen was demonstrieren würde, dass er nicht nur zugehört hatte, sondern auch mehr auf dem Kasten hatte als die großwüchsige Überwäldlerin.
"Das ist schön und gut, aber...", begann er, und einen Moment lang wirkte es, als würde er Anlauf nehmen um den nächsten Gedanken von der Klippe seines Gehirns in die Tiefe des Raums zu katapultieren: "Der Hauptmann hat uns gefragte ob wir den Stadtplan kennen und wissen, wie wir dahin kommen. Die Straße oder das Viertel zu kennen ist für uns vollkommen nutzlos, solange wir nicht wissen, wo wir sind, und wie wir zu der genannten Adresse gelangen."
27.01.2011 21: 54Vinzent Trocken
"Ich bin zwar in dieser Stadt aufgewachsen, jedoch war ich noch nie in besagtem Viertel", fuhr Vinzent fort. "Ich nehme an, dass der Hauptmann möchte, dass wir den Weg selbst finden. Das wird eine lehrreiche und interessante Erfahrung. Da anscheinend keiner von uns den Weg kennt, sollten wir uns mit einem Stadtplan ausrüsten."
Hauptmann Pismire holte lächelnd den bereitgelegten Stadtplan aus der Schublade und überreichte ihn Rekrutin Schraubenndrehr.
Zehn Minuten später beobachten einige Neugierige wie drei Rekruten in Zivil, über einen Stadtplan gebeugt auf einer Kreuzung stehen. Neben ihnen steht ein Offizier der Wache mit mürrischem Gesichtsausdruck, verschränkten Armen und ungeduldig mit dem Fuß auftippend.
Rekruten sind ja so berechenbar, dachte Pismire. Gleich beginnt die Diskussion.
28.01.2011 8: 14Rabbe Schraubenndrehr
Pismires Erwartungen wurden unmittelbar erfüllt. Nachdem Rabbe, Vinzent und Weon schwer konzentriert auf die Karte gestarrt hatten, fingen alle drei gleichzeitig an zu reden.
"Also ich denke ..."
"Wir sollten ..."
"Wenn wir ..."
Doch so schnell sie angefangen hatten zu reden hörten sie auch wieder auf, war doch allen klar, dass sie nicht vorankommen würden, wenn alle durcheinander redeten.
"Hört zu. Ich denke wir sollten erstmal rechts in die Unbesonnenheitsstrasse und dann wieder rechts in die Ulmenstrasse ...", begann Rabbe und beschrieb mit ihrem Finger den Weg auf der Karte.
"Nur dass du die Karte verkehrt rum hältst", meinte Vinzent trocken. "Wenn, dann müssen wir links in die Unbesonnenheitsstrasse und dann wieder links, ansonsten landen wir bei den Perlendocks und ...", fuhr er fort, als Rabbe ihn unhöflich unterbrach: "Blödsinn, schau doch. Die Karte ist richtig herum. Wir sind in der Kröselstrasse, was bedeutet dass wir die Karte so rum ..."
"Nein andersrum!"
"Ich sag dir, so rum, das ist doch ..."
"Ähm...", meldete Weon sich nun auch mal zu Wort.
"Also ... Vinzent hat recht, die Karte gehört wirklich andersrum ... zumindest aus deiner Sicht, Rabbe. Aus unserer Sicht ist sie richtig herum, aber für dich steht alles auf dem Kopf. Der kürzeste Weg wäre demnach, wenn wir erst in die Unbesonnenheitsstrasse gehen und dort durch den Plänkelweg. Wenn wir das machen kommen wir viel schneller in die Sirupminenstrasse, von wo aus wir dann an der Ecke glatte Gasse direkt bei der Näherinnengilde ankommen, von dort aus ist es ein Leichtes in die Springstrasse zu gelangen."
Schweigen.
"Das klingt eigentlich ganz logisch ...", meinte Vinzent.
"Na toll ... der Schweigsame weiß es besser. Bitte, wenn ihr unbedingt wollt, dass wir uns verlaufen, gehen wir doch da lang, wenn ihr das unbedingt wollt, aber ihr dürft dann später auch dem Hauptmann erklären, warum wir eigentlich solange gebraucht haben!", meinte Rabbe schnippisch und drückte Weon den Stadtplan in die Hand.
Pismire bedachte die Bemühungen der Truppe derweil mit einem Seufzen, einem Augendrehen und einem müden Lächeln. Es war auch jedes mal dasselbe mit den Rekruten. Falsche Ansichten, Streit, einige Uneinigung ... immer das gleiche Spiel. "Wisst ihr jetzt wo ihr hingeht?", fragte er geflissentlich, obwohl er die gesamte Diskussion mitverfolgt hatte.
"Ja klar, wir gehen jetzt hier rechts...", kam es von Rabbe.
"Links!"
"Ja, links, mein ich doch ..."
"Lasst uns einfach gehen, ja?", sprach Vinzent, genervt durch den Sturkopf seiner Kollegin.
29.01.2011 8: 50Weon Creyente
Kurze Zeit später standen die drei Rekruten wieder beisammen und starrten auf den Stadtplan, welchen Rabbe Weon wieder entrissen hatte.
"Ich hatte doch gesagt, dass wir links gehen müssen!", keifte die Rekrutin.
"Wir sind links rum gegangen, danach in den Plänkelweg, alles wie geplant. Nur sind wir vorhin bei der einen kleinen Gasse mit der Zwergenkneipe vermutlich eine Gasse zu früh abgebogen", erklärte Weon gelassen.
"Wo sind wir denn jetzt?", fragte Vinzent vorsichtig an Rabbe gewandt, welche sich die Karte nun ganz nah vors Gesicht hielt.
"Ach, jetzt werde ich auf einmal gefragt. Erst selbst alles besser wissen, aber nachher wieder ankommen und fragen."
"Nunja ... Du hast den Stadtplan", ergänzte Vinzent etwas unsicher.
"Weil ihr ihn nicht lesen könnt!", kam es sofort zurück.
"Vielleicht sollten wir mal jemanden fragen", murmelte Vinzent leise. "Und wo ist eigentlich der Hauptmann?"
"Hier wird niemand gefragt", zeterte Rabbe weiter. "Und der Hauptmann ist vermutlich schon längst bei DOG während wir hier noch rumstehen. Das könnt ihr ihm erklären. Hey, Omnianer, wo willst Du hin?"
Weon war während Rabbe, den Stadtplan hin und herdrehend, angefangen hatte zu schimpfen, auf den nächstbesten Menschen den er gesehen hatte zugegangen.
"Verzeihung und Om mit Dir, können Sie mir sagen, wie ich am schnellsten zur Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten komme?"
Der Mann, bärtig, relativ klein und stämmig, blickte den Rekruten von unten nach oben an und lies zunächst nur ein grummelndes Grunzen hören, welchem ein geräuschvolles Ausspucken direkt vor Weons Füße folgte.
"Bist'n Wächter, häh? Kann Wächter nicht leiden, nenene, kann ich nicht und werd ich auch niemalsnieundnimmermehrundnein, nenene! Häh?" Die Stimme war ziemlich hoch, geradezu piepsig.
"Diese Einstellung nehme ich zur Kenntnis, aber vom Beruf abgesehen sind wir alle Geschöpfe Oms und vor ihm als gleichgestellte Individuen weder besser noch schlechter gestellt. Und Om weist jedem den Weg - man muss ihn sich nur zeigen lassen. In dieser Situation hat er mich zu Dir geführt. Ich hätte auch direkt beim Boucherie Rouge ankommen können, aber er führte mich stattdessen zu einem verirrten Schaf aus seiner großen Herde, zu Dir, um ..."
"Boucherie Rouge, häh? Sag doch gleich, dass Du zu den Näherinnen willst, nenene. Da musst Du einfach die nächste Straße links rein und dann die zweite rechts, schon bist Du da, häh? Und nun lass mich in Ruhe, häh?" Der kleine Mann hatte so schnell geredet wie er konnte und sprang geradezu an Weon und den anderen beiden Rekruten, welche hinzugekommen waren vorbei um, so schnell wie er nur gehen konnte ohne flüchtend zu wirken, sich davon zu machen.
"Sagte ich doch, wir müssen nach links", erklärte Rabbe nur, während Vinzent schwieg.
Als sie auf das Boucherie Rouge zukamen wartete Pismire bereits vor dem Haus und blickte die drei Rekruten nicht sonderlich begeistert an.
31.01.2011 15: 10Pismire
Bisher hatte sich der frisch gebackene Ausbildungsleiter wenig amüsiert. Andererseits war er beinahe froh, seine Schäfchen endlich in der Nähe ihres Ziels auftauchen zu sehen.
Äh, Sör, äh, drei Rekruten sind ...", versuchte Rekrut Trocken eine zackige Meldung und brach ab, als der Hauptmann müde abwinkte.
"Danke, ich kann sowohl zählen als auch sehen - und ja, Rekrutin", würgte er mit einer energischen Handbewegung Schraubenndrehr ab, die bereits ansetzte, ihrerseits die Verspätung zu erklären, "ich kann mir vorstellen, dass es länger gedauert hat als ihr gedacht oder vermutet hattet und das auch mit Grund, aber glaube mir, letztendlich möchtest
Du nicht, dass
ich weiß, wer von euch dreien dafür verantwortlich ist. Und nun", wechselte er das Thema, "noch ein paar erläuternde Bemerkungen, bevor wir hier", und damit deutete er auf die Tür des Boucherie Rouge hinter ihm, "eintreten. Das Gebäude des Boucherie Rouge gehört der Näherinnengilde, deren Damen im Erdgeschoss ihrer Arbeit nachgehen. Die Räume unserer Dienststelle befinden sich in den darüber liegenden Stockwerken - vor allem auch deswegen, weil sie zur Zeit von der Gilde nicht benötigt werden. Dennoch sehen es die Nutzungsbedingungen vor, dass die - zum Teil recht exotische Ausstattung - von der Wache nicht verändert werden darf, für den Fall dass die Näherinnen das Gebäude doch noch benötigen. Aus diesem Grund tragen die Diensträume auch ebenso eigenwillige wie hinweisende Bezeichnungen, wie beispielsweise
Raum der gelben Froide oder
Spaß im Gras oder
Matratzenlager, die ebenfalls nicht zu ändern sind. Daher sollten sie auch kein Anlass zu nervösem Gekichere sein", fügte er mit strengem Blick hinzu, als er ein leises Prusten zu hören vermeinte.
Nachdem er den Rekruten den Vortritt gewährt hatte, betrat auch Pismire das Gebäude. Allerdings sollte seine Hoffnung, mehr oder weniger unauffällig durch das Erdgeschoss zu kommen, sich nicht erfüllen.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, als jemand nahe seinem Ohr sinnlich die Worte: "Na, Hauptmann, zum Schluss doch noch die Tür gefunden!?!", hauchte. "Und wir hatten schon die Strohhälmchen gezogen, wer dich reinlosten soll."
Pismire fuhr herum und blickte in die Augen von Myra. "Nun, Verehrteste, wie Du unschwer erraten hast bin ich dienstlich hier."
"Und gleich zeigst Du uns deine große, große Dienstmarke, nicht?" Schelmisch lächeln schoben sich zwei zierliche Frauen, die ganz offensichtlich Zwillinge waren, links und rechts an der hochgewachsenen Näherin vorbei.
Die drei Rekruten rückten instinktiv ein wenig näher zueinander und weg von den Damen.
"Oh, wie süss", gurrte es nun von der anderen Seite. "Er hat uns auch was zum Spielen mitgebracht - Rekruten find ich so niedlich ..."
Bei mindestens einem von den dreien brach der Schweiß aus.
"Die sind nicht zum Spielen da", schnappte Pismire, brach aber ab , weil er merkte, dass ihn der eigenartige Ton der Konversation anzustecken drohte. "Also bitte, meine Damen, wir sind dienstlich hier, dass ist ein Projekt im Rahmen der Ausbildung und ...", versuchte er es nun mit seriösen Argumente.
"Du glaubst gar nicht, was ihr drei alles von uns lernen könntet", grinste die erste Frau. "Und weißt du, was mir noch gefällt?" Mit einem Lächeln wandte sie sich Rabbe zu: "Da habt ihr endlich mal eine große und überaus stattliche Frau in der Wache." Mit diesen Worten drückte sie, da sie sie um ein weniges überragte, der Rekrutin eine gehauchten Kuss auf den Scheitel.
"Aber eigentlich ist es sogar gut, dass ihr hier seid", meinte der zweite Zwilling. "Lieselotte hat nämlich ein Problem, bei dem ihr helfen könnt - nein, helfen müsst. Wächter müssen doch helfen, oder?", fügte sie mit bewusst naivem Tonfall hinzu.
Noch näher zusammen ging eigentlich nicht, aber die drei schafften es.
"Also gut. Ihr braucht die Hilfe meiner Rekruten. Weil sie Wächter sind - beziehungsweise werden wollen - und Wächter ja nun bekanntlich allen und jedem helfen. Und wobei?", fragte Pismire, dem die Sache langsam ungeheuren Spaß machte.
"Nun, Lieselotte hat da ein Problem in ihrem Zimmer. Sie hat ein wertvolles Medaillon gefunden, das - sagen wir mal - jemand bei ihr vergessen hat. Aber sie ist sich nicht sicher, wer das war - könnte aber den entsprechenden Personenkreis einschränken. Aber dann ist es ihr unter das Bett gefallen und da sucht sie ihn nun vergeblich. Bitte - ihr müsst uns helfen."
"Könnte ich während ich hier warte wenigsten einen Kräutertee bekommen? Die Kräuter habe ich da." Pismire fingerte ein stark riechendes Säckchen aus seinem Umhang. "Eigentlich brauche ich nur heißes Wasser."
"Aber überhaupt kein Problem", flötete der erste Zwilling. "Kommt sofort. Mach es dir doch einfach bequem." Sie wies auf einen gepolsterten Sessel an der Wand.
"Oh ja, danke. Und ihr", wandte sich der Hauptmann an seiner Rekruten, "könnt wieder auseinander rücken und den Damen ein wenig zur Hand gehen. Der Rest da oben läuft uns ja nicht weg.
Doch, der Tag versprach amüsant zu werden ...
02.02.2011 21: 13Vinzent Trocken
Nervös, ängstlich, hilflos.
Mit diesen einfachen Worten liessen sich die drei Rekruten in diesem Moment beschreiben. Nein, das stimmte nicht ganz. Auch Neugier, Tatendrang und ein kleines bisschen aufkeimender Übermut waren vorhanden. Jedoch schirmten die erstgenannten Gefühle die anderen nach innen so gründlich ab, das sie von den Rekruten selbst kaum bemerkt wurden.
Einer der Zwillinge schwebte hinfort um heisses Wasser für den Hauptmann zu holen. Der andere schob sich geschmeidig hinter die kleine Rekrutengruppe, während die hochgewachsene Dame anmutig vorweg den Flur entlang ging. Nach einigen wenigen Schritten sah sie sich nach den Rekruten um.
"Ihr dürft mir ruhig folgen. Ich verspreche euch, es wird euch niemand beissen. Es sei denn," eine kurze, phantasievolle Pause, während der ein charmantes und zugleich kesses Lächeln über das Gesicht der Dame huschte, "ihr möchtet es."
Bei den Legionen des Alten Reiches währe die Formation in der sich Rabbe, Weon und Vinzent den Flur entlang bewegten wohl als
"Dreibeiniger Igel" bezeichnet worden. Und jeder Feldherr mit nur ein wenig taktischem Verstand hätte sie nie im Leben in einer Schlacht verwendet.
Die drei brauchten etwa fünf Minuten um die knapp 25 Schritt bis zu der Tür zurück zu legen, an der die anmutige Dame auf sie wartete.
"Ich freue mich sehr, das ihr den weiten Weg den Flur entlang auf euch genommen habt", sagte sie mit verführerischer Stimme, während sie die Tür öffnete. "So tretet doch ein. Lieselotte wird bestimmt überaus dankbar für eure Hilfe sein."
Für einen kurzen Augenblick standen die Drei wie erstarrt vor der Tür. Doch ein lautes "Buh!" hinter ihnen setzte eine Reaktion in Gang, die das Reisen per
"Beam mich hoch Scotti" wie einen Bummelzug erscheinen liese.
"Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen", sagte der Zwilling zu der grossen Dame.
"So, da währen wir", sagte die hochgewachsene Dame kurz darauf. "Hier hat Lieselotte", dabei deutete sie auf die atemberaubende Frau, die auf der Bettkannte sass, "das Medaillon verloren."
Die angehenden Wächter sahen sich im Raum um. Ein vielleicht etwas kitschig eingerichtetes Schlafzimmer. So sah es jedenfalls auf den ersten Blick aus. Doch den drei angehenden Wächtern schoss ein Gedanke durch den Kopf:
"Dies ist so etwas wie ein Tatort!"Sofort nahmen die drei ihre einstudierten Wächterhaltungen an.
Für Vinzent bedeutete das, dass er sich gerade und mitten im Raum positionierte, sein Notizbuch hervor holte und die erste Seite aufschlug.
"So, Liselotte, nicht wahr?", wandte er sich an die blonde Schönheit. "Wenn wir das verlorene Medaillon, im folgenden
"das gesuchte Objekt" genannt, finden sollen, brauchen wir möglichst genaue Angaben. Zunächst mal, eine genaue Beschreibung des gesuchten Objekts. Ausserdem muss ich wissen, was am Tatort seither verändert wurde. Soweit ich weiß, ist das gesuchte Objekt unter das Bett gefallen. Ist damit gemeint, das es erst vor das Bett gefallen ist und dann unter das Bett gerollt ist oder befandest du dich zum Tatzeitpunkt unter dem Bett? Ferner, befand sich zum Tatzeitpunkt noch etwas anderes oder eine dritte Person unter dem Bett?"
02.02.2011 23: 36Rabbe Schraubenndrehr
Auf Vinzents Frage huschte ein amüsiertes Lächeln über das Gesicht der Näherin. "Nun... ja. Zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt waren tatsächlich noch andere Personen anwesend", sprach sie, und obgleich die Rekruten nur wenig verbales Feingefühl hatten, so hörten sie dennoch den kleinen Haken am Ende.
"Person-en?", übernahm Rabbe das Ruder wieder. "War mehr als eine zusätzliche Person anwesend?"
Lieselotte nickte.
"Bitte beschreiben Sie den Tathergang in allen Einzelheiten", forderte Rabbe schroff, was die Dame die noch immer in der Tür stand erneut zu einem heiteren Lachen veranlasste. Rabbe warf ihr einen berechnenden Blick zu, erwiederte aber nichts sondern richtete einen fragenden Blick auf Lieselotte, welche ihr ein kesses Lächeln schenkte und dann begann den Tathergang darzulegen.
"Ich war gerade dabei einen Kunden zu betreuen, als er sich des Schmuckstücks ..."
"Gesuchten Objektes!", warf Vinzent ein, wovon sich die Näherin jedoch kaum beirren ließ.
"... des
"gesuchten Objektes" gewahr wurde. Er versuchte es in Besitz zu nehmen, was ein paar ... Komplikationen hervorrief. Während er versuchte das gesuchte Objekt an sich zu bringen, entglitt es meinen Fingern und flog hinter das Bett. Ich dachte zu jenem Zeitpunkt es leicht wieder hervorholen zu können, aber nachdem die Schmerzlichen Schwestern ihn weggebracht hatten musste ich feststellen, dass ich nicht mehr in der Lage war das Schmuckstück zurück zu holen."
"Das heißt also ...", kombinierte Vincent, "dass
"das gesuchte Objekt" noch mit jemand anderem in Berührung gekommen ist, weshalb wir einen Austausch nicht zu Hundert ProZähnt ausschließen können."
03.02.2011 20: 15Weon Creyente
"Wir sollten", erklärte Rabbe, "nun zunächst einmal uns anschauen, wo genau das Medai ... ähh ... das gesuchte Objekt sich befindet." Vinzent, schon im Begriff gewesen seine Mitrekrutin zu korrigieren, blickte zufrieden nickend zu Rabbe, als diese doch noch rechtzeitig die richtige Formulierung wählte. Er war so zufrieden, dass er gar nicht merkte, dass Rabbe ihn erwartend anblickte. Erst einige Momente später bemerkte er den Blick und war sofort etwas verunsichert.
"Ähh ... genau ... hmm?", stammelte er, als Rabbe nichts weiter sagte.
"Ich sagte", erklärte die Rekrutin nochmal "Dass wir nachsehen sollten, wo genau das gesuchte Objekt sich nun befindet, um dann zu überlegen wie man es hervorholen kann."
"Ja, das klingt logisch", stimmt Vinzent zu.
"Na dann ... !" Rabbe blickte Vinzent weiter auffordernd an.
"Du meinst ... ich? ... Da auf den Boden ... unter dieses ... Bett? ... Wo die Dame vorhin ... und mit mehreren ...!?" Vinzent wurde noch nervöser.
Rabbe versuchte noch strenger dreinzublicken. Sie verspürte keinerlei Lust selbst den Bereich unter dem Bett genauer zu inspizieren. Doch Vinzent machte nach wie vor keinerlei Anstalten der unausgesprochenen Aufforderung nachzukommen.
"Das Ganze erinnert mich an ein Gleichnis", meldete sich plötzlich Weon zu Wort. Er stand an einer Wand des Zimmers und hatte ein dort hängendes Bild, welches merkwürdigerweise nicht wie man vielleicht vermuten würde Menschen ohne Bekleidung bei bestimmten Aktivitäten zeigte, sondern eine Landschaft, interessiert betrachtet. Mittlerweile hatte er sich vom ersten Schock erholen können. Die Nervosität vor den Mädchen (vor allem die Zwillinge hatten es ihm angetan) war nun größtenteils gewichen. Trotzdem war er froh, nicht alleine mit ihnen im Raum zu sein, und selbst der Drang den beiden etwas über Om und seinen Propheten zu erzählen war deutlich schwächer als sonst.
"Ein sich seines Glaubens nicht bewusster
[1] Mann hatte zwei Ziegen", begann der Omnianer, nun den beiden anderen Rekruten sowie den Damen zugewandt. "Die eine gab viel Milch, die andere nur wenig. Darauf hin entschloss sich der Mann, die eine Ziege zu schlachten. Da jedoch beide Ziegen fast genau gleich aussahen und er sie kaum auseinanderhalten konnte", bei diesen Worten konnte er nicht anders als zu den Zwillingen zu schauen, "wusste er nicht, welche er nehmen musste ... also ich meine zum Schlachten ... nicht was anderes ..." Nun wurde er doch wieder nervös.
"Hat die Geschichte auch irgendeinen Bezug zu der Geschichte hier mit dem Medaillon?", wollte Rabbe wissen
"Dem gesuchten Objekt!", protestierte Vinzent sofort.
"Naja, am Ende schlachtete er die falsche Ziege", erklärte Weon.
Niemand sagte etwas, und Weon bemerkte gar nicht so recht, dass alle im Raum Anwesenden weitere Erklärungen zu erwarteten schienen.
"Ein Omnianer - wie süß", brach schließlich der eine der beiden Zwillinge die Stille.
"Schaust Du jetzt gefälligst endlich unter das Bett!", fauchte Rabbe zu Vinzent. Sie war alles andere als zufrieden mit dem bisherigen Verlauf dieser
Ermittlung, und das ihrer Meinung nach nutzlose religiöse Gequatsche ihres Mitrekruten hatte sie noch mehr verärgert.
Vinzent sah sich hilfesuchend zu Weon, doch der schaute nur aufmunternd lächelnd zurück. Also ging Vinzent neben das besagte Bett und lies sich langsam auf die Knie nieder. Vorsichtig beugte er Oberkörper und Kopf nach unten und versuchte, unter das Bett zu sehen. Und was er da sah, ließ ihn fast sofort wieder aufspringen.
04.02.2011 14: 52Rabbe Schraubenndrehr
Was zum...", setzte der geschockte Rekrut flüsternd an, weil er das, was er im trüben Dunkeln vor sich sehen konnte einfach nicht genau einordnen konnte. Er wusste nur eins: Es bewegte sich.
Und das war nicht gut.
"Uaah!", rief er, als etwas nach ihm schnappte und er sich schnell nach hinten warf, was zur Folge hatte, dass er schmerzhaft auf dem Hintern landete.
"Was ist los? Was ist da unten?", fragte seine Kollegin, während sie sich anschickte ihm aufzuhelfen. "Ich... ich weiß nicht ...", stammelte Vinzent, noch immer etwas erschrocken. "Da waren ... Zähne und ... Haare und ... ich weiß nicht, es roch ganz komisch ..."
"Es roch komisch? Nach Gelee? Fröschen? Shampoo? Gebackener Küchenschabe?", schlug die Rekrutin vor, wobei ihr manche ihrer Vorschläge ein verwundertes Brauenrunzeln von Vinzent einbrachten.
"Nein... Irgendwie nach ... Karotten ... und ... Salat."
"Karotten und Salat? Vinzent ... hast du dein Frühstück ausgelassen und phantasierst dir jetzt den Geruch von was zu Essen her?", fragt die zynische Rekrutin spöttisch und ging nun selbst in die Knie um die Sache in Augenschein zu nehmen.
"Nein, gewiss haust dort unten eine Schildkröte, eines jener erhabenen Geschöpfe, von denen eines einstmals die Persönlichkeit des Gottes Oms inne hatte ...", sprach Weon mit einem versonnenen Ausdruck auf dem Gesicht.
Rabbe ignorierte diese Äußerung, zog eine kleine Lampe aus ihrem Gürtel und beugte sich unter das Bett.
Angespanntes Schweigen herrschte im Raum, während der Lichtschein sich langsam unters Bett ausbreitete. "Das ist ...", setzte Rabbe an, während ihre Kollegen den Atem anhielten, "... ein Kaninchen."
Schweigen.
"Äh ... was?", fragte Vinzent verdutzt, und beugte sich erneut herunter, um sich selbst zu überzeugen.
"Naja, ein Kaninchen. So ein weißes Ding, Fell, lange Ohren ..."
"ich weiß was ein Kaninchen ist!", erwiderte der Jüngere genervt und sah es nun mit eigenen Augen.
Da saß ein kleines Tier mit Salatblatt im Maul, kleine Zähnchen lugten aus der Schnauze hervor.
"Äh... Meint ihr, er hat das Medaillon ...", setzte Weon an.
"Das gesuchte Objekt!", unterbrach Vinzent.
"Äh... ja. Also, meint ihr, dass das Tier es gefressen hat?"
"Könnte sein ..."
"Meint ihr?"
"Tja..."
"Äh..."
"Okay, schneiden wirs auf und sehen nach", meinte Rabbe entschlossen und zog ein Messer aus dem Gürtel.
06.02.2011 19: 15Vinzent Trocken
"Moment mal, so geht das doch nicht!", fiel Vinzent hastig dazwischen.
Rabbe sah fragend auf.
"Warum denn nicht? Das Tier weigert sich ein Beweisstück heraus zu geben. Also dürfen wir angemessenne Gewalt einsetzen."
"Schon, aber wir können nicht sicher sein, das es das Beweisstück tatsächlich verbirgt. Auserdem gehört es vermutlich jemandem. In diesem Fall besagen die Vorschriften, dass wir es unter dringendem Tatverdacht festnehmen und den Besitzer ausfindig machen müssen."
"Ein Kaninchen festnehmen?"
"Warum nicht? Ich habe von eindeutigen
Präzädensfällen gehört."
"Ähm... dürfte ich...", setzte Lieselotte an.
"Meine Dame, sie werden später Gelegenheit haben sich als Zeugin zu äusern. Rabbe, nimm das Kaninchen fest und lies ihm seine Rechte vor. Weon, du bleibst hier und sicherst den Tatort, bis die Spurensicherung eintrifft. Rabbe und ich bringen den Gefangenen zum Wachhaus."
Vinzent sah sich um. Sowohl die Rekruten als auch die Damen sahen ihn erstaunt an.
"Was denn?"
06.02.2011 22: 26Pismire
Während die Ermittlungsbemühungen seiner Rekruten im Zimmer der blonden Kindfrau und Rollenspielexpertin bereits in voller Fahrt waren, räkelte der Hauptmann sich entspannt in seinem Sessel. Einer der beiden Zwillinge hatte ihn mit heißem Wasser versorgt und war noch ein Weilchen bei ihm geblieben um zu Plaudern. Die anderen Damen verfolgten neugierig das Treiben der Wächter, wobei sie in der Tür standen oder nur um die Ecke in den Raum lugten und sich hin und wieder tuschelnd hinter vorgehaltenenr Hand oder mit knappen gesten verständigten. Dann war die junge Frau ebenfalls in Richtung Lieselottes Zimmer entschwebt (oder besser:
entschlängelt, dachte sich der alte Mann, der die Art zu Gehen von hinten beobachtet hatte), das ein wenig schräg versetzt links vom Eingang an der gegenüberliegenden Wand lag und dessen Eingang Pismire von seinem Sessel in der rechten Ecke des Raums gut um Blick hatte. Was im Raum vor sich ging, konnte er von hier aus nicht sehen, auch schienen die Wände ausgespriche gut schallisoliert zu sein, denn er konnte - trotz der offenen Tür - nicht einmal vernehmen, was sich im Raum abspielte. Seine Gedanken schweiften ab. Wen der Punkt DOG abgehakt war, musste er sich die weiteren Schritte der Ausbildung überlegen. Zwar gab es ein vorgeschriebenes Pensum, aber in gewisser Weise war jeder Ausbilder und auch der Ausbildungsleiter frei darin, wie und in welcher Reihenfolge er das notwendige Wissen an den Rekruten oder die Rekrutin zu bringen gedachte. Nun erst einmal abwarte, wie sie sich hier machten.
"... Puffelchen noch nicht einmal seine Rechte vorgelesen!"
"Hrmm - äh, wie bitte?" Pismire schreckte hoch. Er war offensichtlich ein wenig weggedöst und das Satzfragment mit den
vorgelesenen Rechten klang nicht gut.
"Ich sagte", wiederholte die hochgewachsene dunkelhaarige Frau, die sich nun über den Hauptmann beugte und ihm somit einen für seinen Konzentration nicht gerade förderlichen Anblick bot, "dass deine Männer gerade dabei sind, Puffelchen zu verhaften und ihm nicht einmal seine Rechte vorgelesen haben. Das geht nun aber nicht!"
"Äh, Puffelchen!?"
"Lieselottes weißes Kaninchen. Sie braucht es für so mancherlei. Zum Beispiel für
"Die aufregende Sitzung des Kaninchenzüchtervereins" - wenn du verstehts, was ich meine."
"Puffelchen? Sie verhaften ein Kaninchen?" Ein wenig fassungslos deutete Pismire auf Lieselottes Zimmer, vor dem die Näherinnen aufgeregt miteinander flüsterten.
Die Dame nickte streng.
Pismire stemmte die Arme auf die Lehne und schob sich hoch.
"Nun, dann muss ich wohl eingreifen."
"Ja, das musst du wohl."
"Entschuldigung die Damen!" Mit diesen Worten drängte sich Pismire in das Zimmer, wo Rabbe in ihren Taschen etwas suchte, Vinzent vor einem Bett kniete, unter dem Pismire besagtes "Puffelchen" vermutete, das der Rekrut offensichtlich fangen wollte, und Weon gerade einen Zettel auffaltete, von dem er augenscheinlich
die Rechte vorlesen wollte.
"Also gut. Kann mir bitte mal jemand erklären, was bei allen geringen Göttern ihr hier so treibt?", fragte der Ausbildungsleiter in Richtung seiner Schäfchen.
08.02.2011 9: 34Rabbe Schraubenndrehr
Einen Moment lang sahen die Rekruten überrascht auf. Dann warf Rabbe ihren Kollegen einen schnellen Blick zu und ging zum Hauptmann, während Weon und Vinzent ihre Beschäftigungen fortsetzten.
"Sir, wie Sie vorhin bereits erfuhren, ist in diesem Raum ein Objekt verloren worden", begann sie ihren knappen Bericht, während sie weiter ihre schier unendlichen Gürteltaschen durchsuchte (und keinerlei Anstalten machte zu salutieren, was Pismire jedoch kaum auffiel).
"Während einer genauen Besichtigung des
"Tatorts" fanden wir ein Kaninchen unter dem Bett. Besagtes
"Subjekt" weigert sich, uns etwas über den Aufenthaltsort des gesuchten Objektes mitzuteilen oder es uns direkt auszuliefern - aus diesem Grund ist Kollege Rekrut Trocken nun damit beschäftigt das tatverdächtige Subjekt permanent zu observieren, während Rekrut Creyente es über seine Rechte aufklärt", formulierte die Dunkelhaarige ihren Bericht knapp zu Ende und ging dann (ohne auf eine Reaktion des Hauptmanns zu warten) zu den anderen, hatte sie ihre Suchaktion offenbar doch noch beendet.
Während Rabbe ein paar winzig kleine Handschellen zückte, versuchte Pismire sich klar zu machen was hier gerade passierte.
"Die. Rekruten. Wollen. Ein. K A N I N C H E N Verhaften.
Rekruten. Verhaften. Kaninchen.
Meine Rekruten...""Hört sofort damit auf!", brach es mit einem Mal aus Pismire hervor, als er das Grauen in vollem Ausmaß erfasste.
09.02.2011 20: 09Vinzent Trocken
Erschrocken fuhren die drei Möchtegern-Helden hoch und standen sofort stramm vor der Autorität des Hauptmanns.
"Was fällt euch eigentlich ein?", fuhr Pismire die Rekruten an. "Seid ich völlig irre? Ihr hattet einen einfachen Auftrag.
Findet das Medaillon. Mir will nicht in den Kopf, wie ein solch einfacher Auftrag euch dazu bringt ein Kaninchen verhaften zu wollen." Pismire war inzwischen zu dem Bett herüber geschlendert. "Ich frage mich", er faste das schwere Bett am Rückenteil, "warum keiner von euch auf die Idee gekommen ist", und schob es mit einem Ruck von der Wand in die Mitte des Raumes, "das verdammte Bett wegzuschieben", wobei eine Kette mit einem kleinen Medaillon klimpernd zu Boden fiel. "um sich einen vernünftigen Überblick zu verschaffen. Anscheinend war
"das gesuchte Objekt" die ganze Zeit zwischen dem Rückenteil des Bettes und der Wand eingeklemmt gewesen."
Während der so plötzlich seiner Deckung beraubte Puffelchen Zuflucht unter einer Kommode suchte, sahen die drei Rekruten betreten zu Boden.
Und während Pismire das Medaillon aufhob und es Lieselotte zurückgab wartete er, ob einer der drei so selbstmörderisch wäre, einen Erklärungsversuch zu wagen. Doch anscheinend hatten sie alle genügend Selbsterhaltungstrieb um zu schweigen.
Der Hauptmann ging zur Tür und drehte sich um.
"Ihr werdet das Bett an seinen Platz zurück stellen.
Dann werdet ihr euch bei den Damen für die völlig unnötige Aufregung die ihr verursacht habt entschuldigen.
Und dann werdet ihr mir folgen.
Habt ihr verstanden?"
"Ja Sör!" kam es von den dreien wie aus einem Mund.
11.02.2011 22: 03Rabbe Schraubenndrehr
Nachdem sich die drei Rekruten äußerst demütig bei den Damen käuflicher Zuneigung entschuldigt hatten, schlichen sie kleinlaut zum Hauptmann zurück.
"Sör!", riefen die drei, mehr oder weniger gleichzeitig, und salutierten (mehr oder weniger erfolgreich).
Missmutig musterte Pismire die Rekruten.
"Also gut. Wir werden nun die Besichtigung fortsetzen ... hoffentlich ohne weitere unorthodoxe Vorfälle", sprach er ein wenig zerknirscht, wobei er Rabbe bei den letzten Worten einen scharfen Blick zuwarf. Dass sie die treibende Kraft hinter der "Wir-verhaften-ein-Kaninchen"-Nummer gewesen war, schien ihm mehr als wahrscheinlich.
"Entweder das, oder sie wollte es gleich aufschneiden um das Medaillon rauszuholen...", fügte er geistig hinzu, doch eigentlich konnte die Rekrutin ja wohl nicht
so blöd sein...
"Ihr begebt euch nun direkt ins karmesinrote Ritherzimmer und erkundigt euch nach dem Kommunikationsexperten. Wenn ihr
alles erledigt habt erstattet ihr mir Bericht!", wies Pismire sie an, in der aufrichtigen Hoffnung dass diesmal nichts schiefgehen würde.
Erneut salutierten die Rekruten und schlichen so schnell sie konnten aus dem Blickfeld des genervten Hauptmanns.
"Weiß einer von euch wo das karmesinrote Ritherzimmer ist?", fragte Vinzent, und sah sich etwas nervös um, aus Angst, der Hauptmann könnte sie belauschen. Die Sache mit dem Kaninchen ärgerte ihn immer noch, hätte er es doch so gerne verhaftet... Aber es sollte wohl nicht sein.
"Ja, wir müssen wieder in den erste Stock und dann nach links...", meinte Rabbe, und versuchte sich ein wenig zu beruhigen. Es war so eine Demütigung gewesen sich bei diesen
Damen entschuldigen zu müssen ... und die Tatsache dass man ihren Einfallsreichtum im Bezug auf das Aufschneiden des Kaninchens in keinster Weise gewürdigt hatte machte die Sache auch nicht besser ...
"Sagt mal ... ähm ... Was glaubt ihr, warum der Hauptmann das Wort "Alles" so komisch betont hat? Glaubt ihr, dass ist irgendein Test?", meldete Weon sich nun auch mal wieder zu Wort und sah seine Mitrekruten leicht verunsichert an.
13.02.2011 19: 14Weon Creyente
Im ersten Stock angekommen ging Rabbe vorweg. Es war ziemlich ruhig auf dem Flur. Vor dem kahrmesinroten Ritherzimmer angekommen blickte Rabbe etwas zögernd auf die anderen beiden Rekruten, bevor sie vorsichtig an die Tür klopfte. Nichts passierte. Rabbe versuchte es nochmal aber es kam noch immer keine Reaktion. Wieder suchte die Rekrutin den Blick der beiden Männer, aber Vinzent blickte selbst etwas nervös hin und her und Weon blickte in Gedanken versunken den Flur hinunter. Also setzte Rabbe zum dritten mal an und klopfte abermals. Zwar kam immer noch kein
herein, aber es war schließlich auch kein
bleib draußen zu hören, weshalb Rabbe beschloss, die Tür einfach zu öffnen. Ohne größeres Zögern stieß sie die Tür auf und trat einen Schritt ins Zimmer.
"Ähh .... dürfen wir das so einfach?" fragte Vinzent unsicher, worauf er nur einen bösen Blick von Rabbe zurück bekam. Weon schien sich nicht damit zu beschäftigen ob sie das Zimmer einfach so betreten durften oder nicht, denn er ging an Rabbe vorbei in die Mitte des Raums und sah sich um. Vinzent blieb vor der Tür stehen und überlegte nach wie vor, ob das was die beiden Mitrekruten da grad taten überhaupt erlaubt war. Er war noch immer zu keinem Schluss gekommen, als Rabbe und Weon das Zimmer wieder verließen.
"Keiner da." Meinte Rabbe nur.
"Vielleicht sollten wir einfach zurück zum Hauptmann und ihn fragen was ....", tat Vinzent seine Meinung kund.
"Ach was, hier scheint es doch hoch zu gehen. Schauen wir uns oben mal um, vielleicht finden wir da ja diesen Kommunikations-Typen", sprach Rabbe und begab sich auf direktem Weg in das zweite Obergeschoss. Weon folgte ihr, so dass auch Vinzent nach kurzem Überlegen zu dem Schluss kam, dass alleine zurückzubleiben die schlechtere Möglichkeit ist als mit den beiden Mitrekruten einfach mitzugehen.
"Kennt ihr euch mit dem Zeugs hier aus?" fragte Rabbe.
Die drei Rekruten standen nun bei der TK-Anlage und sahen sich staunend um. Keiner von ihnen hatte solch eine Anlage bereits gesehen gehabt. In ihren Käfigen gurrten die Tauben um die Wette.
"Hallo?", rief Rabbe etwas lauter, "Ist jemand hier?"
Doch keine Antwort kam. Die Rekrutin sah sich weiter auf der Dachterrasse um, doch es schien tatsächlich kein Wächter da zu sein. Sie ging zu den Tauben. Weon und Vinzent betrachteten interessiert die Anlage.
"Meinst Du, dass hier die Tauben eingespannt werden?", fragte Weon seinen Mitrekruten, der aber auch nicht viel mehr davon zu verstehen schien.
Die Wächter waren so vertieft in die Apparatur bzw. die Tauben, dass sie nicht bemerkten, wie durch die Tür zum zweiten Obergeschoss jemand heraustrat.
"Hehem!", hörte man ein Räuspern. "Darf man erfahren was ihr hier macht?"
Erschrocken sahen die Rekruten auf. Breda Krulock stand in der Tür und musterte sie.
"Wer seid ihr?", fragte sie in einem ziemlich strengen Ton die Rekruten.
"Wir ... ähhh ... ", stotterte Vinzent etwas.
"Wir sind die Rekruten", erklärte Rabbe "Hauptmann Pismire ..."
"Hey, Du da!", unterbrach Breda die Rekrutin und blickte zu Weon "Dich kenn ich doch. Warst Du nicht damals auch bei der Enten-Sache dabei?"
Rabbe, nicht begeistert von der Unterbrechung, wandte ihren Blick auch zu Weon.
"Ja, Mäm!", antwortete der Omnianer
"Und Du bist immer noch Rekrut? Da lässt Du Dir aber ganz schön Zeit."
"Ich muss leider ....", wollte der Omnianer sich erklären, doch wurde sofort wieder vom Feldwebel unterbochen.
"Egal. Ihr seid also die Rekruten und jemand soll euch die TK-Anlage erklären, wenn ich das richtig verstanden habe?"
Die drei Rekruten nickten stumm.
15.02.2011 12: 48Pismire
"Nun, dieser jemand bin ich. Feldwebel Krulock. Ich leite die D.O.G. - also die Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten. Den Teil des Gebäudes, der nichts mit uns zu tun hat, habt ihr ja - nach allem was man hört - bereits gründlich absolviert."
Ungerührt und doch ein wenig neugierig betrachtete sie die leicht geröteten Gesichter der drei Menschen vor ihr. Eigentlich waren lange Vorträge nicht ihre Sache, andererseits war auch das Einweisen von Rekruten - letztendlich - ein Teil der Arbeit für ihre Abteilung.
Und wer weiß, dachte sie.
Kann ja sein, dass - so unwahrscheinlich das sein mag - hier ein neuer Moloss oder ein neuer Husky vor mir steht. Sie deutete auf den sie umgebenden Raum voller Tauben und fuhr fort: "Und das hier ist unsere T.K.A. Die Tauben Kommunikationsanlage. Jedes Wachhaus hat eine. Tauben bilden den Grundstock der Kommunikation der Wache. In den allermeisten Fällen genügt es, eine normale Taube zu senden. Auf die traditionelle Art: Nachricht anschnallen, Taube mit Hilfe des Arms starten, Uniform reinigen. Mit der TKA aber kann man die Geschwindigkeit der Nachrichtentaube auf das bis zu 17-fache der normalen Geschwindigkeit steigern. Was meint ihr, wofür das gut ist?"
"Die Taube erreicht schneller ihren Bestimmungsort, Mäm", antwortete Rabbe wie aus der Pistole geschossen und bevor ihr jemand zuvor kommen konnte. Sollte noch mal einer sagen, sie habe ihre Hausaufgaben nicht gemacht!
"Richtig. Und weiter?"
Schulterzucken - drei mal.
"Der Start der Taube - und damit ihr Herkunftsort - sind schwerer zu lokalisieren."
Dreimal nicken.
Mit dem Rücken zu den Taubenkäfigen folgten die drei Rekruten den Ausführungen des Feldwebels.
Hier war der Platz, wo die Taube eingespannt wurde, dort erfolgte die Justierung der Abschussbahn, dieser Hebel war zuerst und dann jener zu spannen, wichtig: immer die Doppelklemme rechts und links gleichmäßig gespannt zu bekommen, hier der Knopf, der den kontrollierten Abwurf bewerkstelligte. Sauber und unglaublich schnell zog das Testkissen seine Bahn in Richtung Horizont.
Acht Augen folgten ihm.
"Aber besteht nicht das Risiko einer, ich meine: stehen die Tauben das durch?", fragte Vinzent besorgt.
"Nun, wir haben hier eine spezielle Züchtung - sozusagen. Die Tauben, die wir hier halten, sind alle TKA-erprobt und abschussfest. Am besten zeige ich es euch. Nein", lächelte die Vampirin freundlich und - wie sie hoffte - aufmunternd, "du probierst es aus."
Ihre Hand deutete auf Rekrut Trocken.
"Greif einfach hinter dich in einen der Käfige. Die sind so konstruiert, dass es schnell geht und man nicht hinsehen muss. Deswegen ist in den Startkäfigen nur jeweils ein Tier. Greif hinein, packe dann die Taube, drück das Gitter nach oben bis es einrastet; jetzt die Taube in den Schusskorb drücken, justiert ist ja schon alles, und ab damit.
Vinzent folgte ihren Anweisungen eifrig. Die Taube war so - äh - flauschig?
Aber was war das? Fassungslos starrte er auf das, was er gerade in den Tarnsportkorb drückte. Rabbe sog erschreckt den Atem ein - nun froh, dass nicht sie ausgewählt worden war. Weon hauchte nur: "Nein, tu das ..."
Aber Vinzents Hand war schneller als sein Kopf, und mit einem leichten "Plopp" löste sich ein weißes Kaninchen vom Transportkorb ...
Nur Bredas überschnelle Reflexe verhinderten in allerletzter Sekunde, dass ein erschrecktes Puffelchen dem Horizont entgegen raste. Sie schnappte das Tier, bevor das Unglück sich ereignen konnte und drehte sich ihm in der Hand zu den dreien um.
An den Ohren gehalten baumelte das Tier in sein Schicksal ergeben vor den Rekruten.
"Falls das ein Scherz sein sollte - es ist kein guter", fauchte die Leiterin von DOG. "Ich hätte gerne eine Erklärung dafür! Und zwar rasch."
17.02.2011 20: 18Rabbe Schraubenndrehr
"A... Aber ich konnte doch gar nichts dafür! Ich wusste nicht, dass das Kaninchen da drinnen ist, und Sie haben mir doch auch gesagt, dass man gar nicht hinsehen muss, und als ich es dann bemerkt habe, war es schon zu spät und ...", versuchte Vinzent sich unter dem einschüchternden Blick Bredas zu rechtfertigen, und schien dabei immer kleiner zu werden.
"Ach? Das ist aber eigenartig, findet ihr nicht? Dasselbe Kaninchen, von dem ich gehört habe, dass ihr es vorhin verhaften und aufschneiden wolltet, wurde nun rein zufällig beinahe von euch in den weiten Himmel geschleudert, ist das nicht ein netter Zufall?", fragte die DOG-Leiterin spitz und musterte einen Rekruten nachdem anderen.
"Hey! Also erstens hatten wir gute Gründe für unser zuvoriges Handeln, und zweitens kannten wir diesen Raum bis vorhin doch gar nicht! Wie hätten wir wissen sollen dass, es hier eine solche Vorrichtung gibt?", fragte Rabbe aufgebracht und gestikulierte wild mit den Händen.
Plötzlich viel ihr etwas ein. Die Käfige hier waren mit Sicherheit so gebaut, dass nicht einfach so etwas hineinkrabbeln konnte ... das hieß, das Kaninchen wurde mit Absicht von jemandem hier untergebracht, entweder um ihnen etwas unterzuschieben ... oder um sie zu prüfen.
Rabbe lächelte. "Außerdem waren es doch entweder Sie oder Hauptmann Pismire, die das Kaninchen hier herein gebracht haben, nicht wahr?", meinte sie nun mit einem süffisanten Grinsen auf dem Gesicht, wobei Vinzent und Weon einen gewaltigen Schrecken bekamen.
"Rabbe, das kannst du doch nicht tun! Schlimm genug was fast mit dem Tier passiert wäre, du kannst doch nicht auch noch zwei hochrangige Offiziere beschuldigen, sie hätten mit Absicht das Leben eines unschuldigen Tieres gefährdet ...", flüsterte der Rekrut ihr hastig zu, darum bemüht, nicht allzu panisch auszusehen.
"Haben sie ja auch nicht", sprach Rabbe laut, nun vollständig überzeugt davon, dass sie recht hatte. "Übrigens, von "Unschuldig" kann hier wohl kaum die Rede sein, du vergisst wohl, wem das Ding gehört.", fügte sie an Vinzent gewandt hinzu, richtet ihren Blick dann jedoch wieder auf Breda.
"Ich nehme an, sie wollten sehen ob wir klug genug sind um zu merken dass die Käfigen so gebaut sind dass sich nicht einfach so andere Tiere einschleichen können, oder sie wollte wissen, wie wir uns behaupten wenn man uns zu unrecht beschuldigt. So oder so ist nun klar, was der Hauptmann mit seiner merkwürdigen Anspielung gemeint hat, zumal das Tier ja nie ernsthaft in Gefahr war - immerhin wussten Sie ja, dass es da drinnen ist, wodurch Sie darauf gefasst waren es auffangen zu müssen", unterstellte sie überlegen, und ein freches Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht.
20.02.2011 8: 57Weon Creyente
Breda schritt langsam auf Rabbe zu und blieb schließlich wenige Zentimeter vor ihr stehen. Sie lehnte den Kopf etwas weiter nach vorne, so dass ihre Nasenspitze nun beinahe die der Rekrutin berührte.
"So ... das glaubst Du also?", sagte sie leise, beinahe flüsternd. Trotzdem waren die Worte auch in einiger Entfernung noch deutlich zu verstehen.
Rabbe fiel es schwer dem Blick standzuhalten, doch sie schaffte es.
"Ja, das glaube ich." So sehr sie sich auch bemühte, die leichte Unsicherheit in der Stimme war nicht zu überhören.
"Schön", sagte Breda, und das Wort klang betont fröhlich, gelassen und trotzdem gleichgültig. Sie hatte ihr Gesicht schlagartig wieder zurückgezogen und drehte sich nun zu Vinzent um.
"Deine Mitrekrutin meint, dass der Hauptmann oder ich dieses arme Kaninchen, zu unserer reinen Belustigung auf eure Kosten, bewusst in den Käfig gesteckt haben. Was meinst Du dazu?"
"Ich ... ähhh ..." Vinzent blickte nervös und nach Hilfe suchend zu den anderen, doch Rabbe musste sich nach selbst erste einmal wieder etwas ordnen und Weon blickte ebenfalls ein wenig ratlos zurück. Vinzent blickte schließlich zu Boden und sagte erst einmal gar nichts mehr, woraufhin Breda sich Weon zuwandte.
"Und Du, Langzeitrekrut, was meinst Du?"
Weon wich Bredas blick aus und dachte kurz nach.
"Das Ganze erinnert mich an ein Gleichnis. Ein Ziegenhirte hatte drei Söhne. Der älteste war fleißig und hilfsbereit, aber dumm. Der mittlere war klug, aber ungeschickt im Umgang mit den Tieren. Der jüngste ..."
"Ich habe Dich danach gefragt, dass Du mir sagst ob Du ebenfalls glaubst, dass der Hauptmann oder gar ich selbst das Kaninchen hier zu unserer reinen Belustigung in den Käfig gesteckt haben, nicht dass Du mir eine Geschichte erzählst", unterbrach ihn der Feldwebel, bevor er richtig in Fahrt gekommen war. Wieder wich Weon Bredas Blick aus und dachte kurz nach.
"Nein!", sagte er schließlich leise
"Du glaubst es also nicht?", wiederholte Breda mit gespieltem Erstaunen.
"Nein, das tue ich nicht." antwortete Weon nun mit fester Stimme
Breda wandte sich wieder Rabbe zu.
"Wie es aussiehst, bist Du die einzige die ...."
"Zumindest nicht zur reinen Belustigung!", warf Weon schnell ein.
"Was bitte?", drehte sich Breda wieder zu Weon um.
"Ich glaube, dass Sie oder der Hauptmann nicht zur reinen Belustigung auf unsere Kosten das Kaninchen in den Käfig gesteckt haben. Ich denke, dass es zu einem bestimmten Lernzweck für uns gemacht wurde."
Breda sah den Rekruten eine Weile an und schien nachzudenken. Schließlich wandte sie sich wieder allen Rekruten zu.
"Na gut. Da ihr ja überzeugt zu sein scheint, dass dieses Kaninchen von hochrangigen Mitgliedern der Wache in den Käfig gesteckt wurde mit dem Vorsatz, dass es abgeschossen wird, würde mich interessieren, wie ihr denn glaubt, wie wir das gemacht haben sollen. Immerhin war das Kaninchen bis eben ja noch unten im Erdgeschoss, oder habt ihr den Hauptmann oder sonst jemanden etwa an euch vorbeilaufen sehen während ihr hier hochgekommen seid?"
Erwartungsvoll sah sie in die Runde. Keiner der Rekruten sagte etwas.
"Nun, da haben wir ja gleich eure nächste Aufgabe gefunden. Diesmal dürft ihr etwas nachdenken, das kann nie schaden. Wenn ihr meint zu wissen wie ihr eure Annahme untermauern könnt, gebt mir Bescheid."
Mit diesen Worten drehte sich Breda um und ging wieder in ihr Büro.
23.02.2011 17: 44Vinzent Trocken
"Also für mich liegt der Fall ganz klar", wandte sich Rabbe an die anderen als Breda gegangen war. "Die beiden stecken unter einer Decke. Warum sonst sollte Feldwebel Krulock
rein zufällig hier oben aufgetaucht sein und ..."
"Vielleicht um eine Nachricht zu verschicken?", warf Weon ein.
"Und warum hat sie es dann nicht gemacht?"
"Hat was nicht gemacht?"
"Eine Nachricht verschickt."
"Das ist ein Punkt. Aber das erklärt nicht, wie das Kaninchen in den Käfig kam."
"Was das angeht bin ich mir noch nicht ganz sicher", räumte Rabbe ein, "aber es gibt bestimmt Möglichkeiten."
"So? Und welche zum Beispiel?"
"Vielleicht ein anderer Wächter. Es gibt ja jede Menge unterschiedliche Rassen in der Wache. Bestimmt ist es dem einen oder anderen Wächter möglich irgendwie an uns vorbei gekommen zu sein. Was meinst du denn dazu Vinzent?"
Vinzent, der seine Aufmerksamkeit dem Taubenkäfig gewidmet hatte, drehte sich zu Rabbe um.
"Leihst du mir mal dein Messer?", fragte er.
"Klar, hier bitte. Und wofür ..."
"Und wie soll ein Wächter an uns vorbei gekommen sein?", warf Weon ein.
"Was?", fragte Rabbe.
"Wie soll ein anderer Wächter mit dem Kaninchen hier herauf gekommen sein, ohne von uns bemerkt worden zu sein?"
"Was weiß ich. Vielleicht kann einer fliegen. Oder es könnte sich um Magie handeln."
"Jetzt mach aber mal halblang. Einem hochrangigen Wächter vorzuhalten, er würde sich einen Spaß mit uns erlauben ist eine Sache - aber der Vorwurf des Missbrauchs von Magie ist etwas ganz anderes."
"Na schön, wahrscheinlich keine Magie. Trotzdem gibt es bestimmt Möglichkeiten. Jetzt sag doch auch mal was dazu Vinzent."
Rabbe und Weon wandten sich dem bisher so schweigsamen Rekruten zu, der gerade mit dem rechten Arm bis zur Schulter in einem der Taubenkäfige steckte.
"Sag mal, was treibst du denn da?", fragte Rabbe.
"Die Antwort auf die Frage, wie das Kaninchen in den Käfig gekommen ist, finden", antwortete Vinzent während er den Arm aus dem Käfig zog. "Jedenfalls hoffe ich das."
"Und was haben deine Recherchen ergeben?", fragte Weon.
"Das es zu jedem Käfig einen hinteren Zugang gibt."
Die andere sahen ihn erstaunt an.
"Seht selbst. In der Rückwand der Käfige befindet sich eine Klappe. Ich habe dein Messer gebraucht, um sie von dieser Seite aus zu öffnen. Dahinter scheint eine Art Rohr zu sein. Ich vermute, das es sich um einen Lademechanismus handelt."
"Schön und gut," sagte Rabbe, "dann kann man die Käfige eben von hinten laden, aber was nützt uns das?"
"Denk mal weiter: Es wäre ja eher unsinnig die Käfige von hinten zu laden, wenn man das genauso gut von hier vorne erledigen könnte. Außerdem ist hinter den Käfigen eine Wand. Aber ein Stückchen weiter und etwas nach oben schauend sieht man einen Schornstein. Und ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, das trotz der Kälte kein Rauch daraus hervorsteigt."
"Kommst du jetzt irgendwann mal zum Punkt?", fuhr Rabbe dazwischen.
"Also ich vermute, das es sich um einen Mechanismus handelt, mit dem sich die Tauben von den unteren Stockwerken aus wieder in die Käfige transportieren lassen, ohne das man extra hier heraufkommen muss. Was natürlich noch zu beweisen wäre, indem wir die entsprechenden Zugänge im Gebäude finden und/oder einen Wächter dazu befragen."
"Na was stehen wir dann noch hier herum?" Rabbe nutze sofort die Gelegenheit, wieder die Führung zu übernehme und marschierte voran in Richtung Treppe.
"Und so können wir die Tauben, die uns Nachrichten überbracht haben, gleich von unseren Büros aus wieder in die TK-Anlage zurückführen", beendete Hatscha al Nasa wenig später ihre Ausführungen.
"Danke Chief-Korporal", kam Weon Rabbe zuvor, bevor diese wieder etwas Unwirsches sagen konnte. "Du hast uns wirklich sehr geholfen."
"Ich freue mich wenn ich Rekruten helfen kann. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?"
"Ich hätte da noch Fragen", sagte Vinzent. "Gibt es diese Zugänge im ganzen Haus?"
"Nein, nur in den oberen Stockwerken. Die Damen brauchen sie nicht, da sie unsere TK-Anlage nicht nutzen."
"Aha, aber du sagtest, dass der Ofen für die warme Luft welche die Tauben in die richtige Richtung drückt im Keller ist, und dass zum größten Teil alte Kaminschächte dafür genutzt werden. Wäre es dann nicht möglich, dass sich auch im Erdgeschoss ein Zugang zu diesen Schächten verbirgt?"
"Ich schätze, es wäre schon möglich. Ich wüsste allerdings nicht wo der seien könnte."
"Also ich habe da so eine Idee, wo der seien könnte", sagte Vinzent nachdenklich. "Nochmals Danke Chief-Korporal."
Wenig später standen die drei Rekruten wieder in Lieselottes Zimmer um eine offene Kaminluke herum, die hinter einer Kommode zum Vorschein gekommen war.
24.02.2011 15: 46Rabbe Schraubenndrehr
"Ha! Das ist es. So haben sie die Sache gedreht", sprach Rabbe triumphierend.
"Äh, da muss ich dir nun doch widersprechen", erwiderte Vinzent, bevor die Rekrutin zu ihren Vorgesetzten laufen konnte um ihnen zu sagen, wie leicht es doch war ihren Trick herauszufinden.
"Wir wissen jetzt nur, dass es so gewesen sein kann. Wir haben immer noch keinen Beweis."
Knirschend drückte die Rekrutin die Zähne aufeinander. Leider musste sie zugeben, dass er Recht, hatte, auch wenn ihr dies zutiefst widerstrebte.
Sie wussten nun, dass es möglich war aus dem Erdgeschoss ein Kaninchen hochzudrücken, aber sie wussten auch, dass diese Tatsache offensichtlich nicht allgemein bekannt war und außerdem, dass sie ohne Beweis zwar weiterhin davon ausgehen konnten, dass man sie reingelegt hatte, aber ihre Annahme nicht ausreichend untermauern konnten ...
"Seht mal was ich hier habe!", rief in diesem Moment Weon, der sich den Schacht ein wenig genauer angesehen hatte.
"Kaninchenhaare! Damit ist klar, dass das Tier hier drinnen gewesen sein muss."
Die Rekruten nickten sich geschlossen zu, und machten sich nun auf den Weg um ihre Vorgesetzten mit ihren Erkenntnissen zu konfrontieren.
Im Gänsemarsch begab sich die Truppe zurück zu ihrem Ausgangspunkt, wo Breda und Pismire bereits warteten.
Etwa zehn Meter von ihnen entfernt wurden sie plötzlich stetig langsamer, aus den Gänsen wurden Schnecken und so kamen sie schließlich auch nur noch im Schneckentempo vom Fleck.
Nach einer Vielzahl von mikroskopisch kleinen Schritten kamen die Rekruten schließlich bei den Offizieren an und salutierten.
Rabbe schluckte einen Moment, begann aber entschlossen zu sprechen.
"Sör, Mäm", sie nickte beiden zu, "wie Sie beide wissen, habe ich vorhin die Behauptung aufgestellt, dass sie beide zusammen den Plan gefasst haben, uns zu testen, indem sie ein wehrloses Kaninchen in einen Käfig der TK-Anlage stecken und es von uns abfeuern lassen."
Breda lächelte falsch. "Und nun möchtest du dich für deine unverschämten Anschuldigungen entschuldigen?",fragte die Befehlshaberin, und man konnte den Haken in der Frage geradezu körperlich spüren.
"Nein", sprach Rabbe bestimmt, darum bemüht sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös sie eigentlich war. Auch wenn sie sich nicht gern unterordnete blieb doch stets ein kleiner Rest Respekt vor ...
den Offizieren.
"Wir wollen unsere Behauptung nun untermauern", übernahm Vincent, der inzwischen ebenfalls sicher war, dass man sie ausgetrickst hatte und zeigen wollte, dass auch er die Sache durchschaut hatte.
"Um die Käfige der TK-Anlage aufzufüllen kann man die alten Kaminschächte benutzen, die überwiegend in den oberen Stockwerken vorhanden sind. Die Damen der käuflichen Zuneigung benötigen die Anlage nicht, deshalb wissen die meisten auch nicht, dass es auch hier unten eine Möglichkeit gibt, Tauben nach oben zu schicken."
"Und zwar in Lieselottes Zimmer", fügte nun Weon hinzu, hoffte auch er doch noch darauf, ein wenig Anerkennung zu bekommen.
"Dort gibt es hinter einer Kommode eine entsprechende Öffnung, in der wir auch entsprechend Kaninchenhaare gefunden haben."
"Das bedeutet", fasste Rabbe zusammen, "dass wir in einem Schacht, der unserem Hauptmann zugänglich war, Rückstände des Subjekts vorgefunden haben, die den Schluss zulassen, dass jene Vorrichtung genutzt wurde, um es in einen Käfig der TK-Anlage zu geben", schloss die schwarzhaarige Rekrutin, sehr mit sich zufrieden und gleichzeitig darauf hoffend, dass man sie nicht auch noch damit konfrontieren würde, dass das Tier ja auch von allein hätte in den Schacht krabbeln können ...
27.02.2011 9: 36Weon Creyente
"Eine richtige Schlauberger-Truppe hast Du da aber, Pismire", sagte Breda an den Hauptmann gewandt. "Darf ich oder möchtest Du?"
Pismire blickte nachdenklich die drei vor ihm stehenden Rekruten an, die nach Bredas Worten merklich beunruhigt aussahen.
"Sie gehören ganz Dir, Feldwebel", antwortete er schließlich.
Weon und Vinzent sahen sich beunruhigt an, und auch Rabbe war sich auf einmal gar nicht mehr so sicher bezüglich dessen, von dem sie bis eben gerade noch fest überzeugt gewesen war.
"Ich nehme an, dass ihr euch erklären habt lassen, wie dieses Taubenrückführsystem funktioniert?" Die Frage stand mehrere Sekunden im Raum und machte auch nicht den Anschein wegzugehen.
"Ähh ...", fand schließlich ausgerechnet Vinzent als erster wieder die Sprache. "Chief-Korporal Hatscha al Nasa hat es uns erklärt, Mäm."
"Dann möchte ich euch zunächst einmal kurz dafür loben, dass ihr zumindest etwas richtig gemacht habt und einfach mal jemanden gefragt habt, der sich besser mit diesem Thema auskennt als ihr. Aber leider scheint ihr entweder nicht genau zugehört zu haben als der Chief-Korporal euch über das TRS
[2] aufgeklärt hat oder ihr seid schlicht und ergreifend dumm!"
Diese Anschuldigung saß. Vinzent wagte nicht einmal mehr vom Boden aufzublicken, Weon nestelte an dem Schildkrötenanhänger an seiner Kette und kaute auf seiner Unterlippe und Rabbe blickte mit aufgerissenen Augen den Feldwebel an. Sie versuchte sich zurückzuhalten, doch es platzte aus ihr heraus.
"Dumm? Was meinst Du ...", legte sie los, doch Weon, zumindest geistesgegenwärtig genug um zu verstehen, dass ein Wutausbruch seiner Mitrekrutin ihre Lage nicht gerade verbessern würde, stieß sie in die Seite, gerade doll genug um die Aufmerksamkeit von Rabbe auf sich zu lenken und ihre gerade ansetzende Schimpftirade zu verhindern.
"Bitte klären Sie uns auf, Mäm, was wir Ihrer Meinung nach nicht beachtet haben bei unserer Theorie", sagte Weon schnell, bevor Rabbe weiter schimpfen konnte, sei es auf ihn oder auf die Vorgesetzten.
Breda betrachtete mit einem leichten Lächeln im Gesicht Rabbe, die sich mittlerweile aber genug abgeregt hatte um zu verstehen, dass sie besser ruhig bleiben sollte.
"Ich will es euch ganz einfach erklären. Wie kommen die Tauben zurück in die Käfige?"
"Sie werden in den Schacht gesetzt und von dort drückt sie der Luftstrom nach oben", antwortete Weon.
"Sie landen einfach so an der richtigen Stelle? Im dreidimensionalen Raum!? Ihr habt offensichtlich alle keine Erfahrung mit dem Fliegen, nicht wahr?", fragte der Feldwebel weiter. "Wenn ein kleiner und leichter Körper in einen mächtigen Luftstrom gerät, dann braucht er bestimmte aerodynamische Eigenschaften, um das zu überstehen. Flügel halten den Vogel nicht nur in der Luft, und der Schwanz ist nur beim Pfauen zum Radschlagen da; das sind alles Steuer. Womit wäre nun ein Kaninchen in der Lage zu steuern!? Mir seinen langen Armen? Dem Luftwiderstand leistenden Pfötchen? Dem langen Schwanz wie eine Katze? Oder nutzt es etwa die Ohren!?"
Den dreien dämmerte es, sie bemerkten ihren kolossalen Denkfehler und kamen sich nun tatsächlich dumm vor und blickten beschämt zu Boden. Stille. Verlegenes Füssescharren.
"Kaninchen können natürlich nicht so fliegen wie die Vögel", entfuhr es Rabbe, die sich wahnsinnig über sich selbst ärgerte.
"Ein Glück, dass ihr das so schnell bemerkt habt", kam der Kommentar von Pismire, der sich langsam fragte, womit ausgerechnet er diese drei Rekruten heute verdient hatte.
"Wollt ihr euch nun entschuldigen oder besteht ihr weiter darauf, dass der Feldwebel und ich das Kaninchen vorsätzlich in den Käfig gesetzt haben?" fragte Pismire so streng wie es ihm möglich war die Rekruten.
"Wir ent ...", setzte Vinzent an, doch Breda unterbrach ihn.
"Nein, so einfach kommt ihr aus der Sache nicht heraus. Ich möchte, dass ihr euch weiter darüber Gedanken macht, wie der Hauptmann und ich das Kaninchen hätten in den Käfig stecken können."
"Heißt das, dass sie doch ...?", fragte Rabbe sofort.
"Das heißt, dass mir sicherlich mindestens drei Wege und Möglichkeiten einfallen wie wir es bewerkstelligen hätten können - egal ob wir es nun gemacht haben oder nicht - und ich möchte, dass ihr drei euch nun zumindest
eine logische Möglichkeit überlegt und uns erläutert. Fasst es als Lehrstunde auf in
"einen Tathergang rekonstruieren"." Und bevor einer der Rekruten widersprechen konnte wandte sie sich ab und ging davon.
"Ihr habt den Feldwebel gehört", sagte Pismire knapp, drehte sich um und ging Breda nach.
Die drei Rekruten sahen sich wortlos an.
28.02.2011 17: 06Pismire
"Drei Möglichkeiten?", fragte Weon. "Welche drei Möglichkeiten sollen das bitte sein? Ich sehe nicht mal eine!"
"Nun - eine würde uns ja schon reichen", meinte Vinzent. "Am besten ist, wir gehen das ganze nochmal in Ruhe durch. Und noch was: Feldwebel Krullock war oben bei der TKA, weil sie sie uns erklären sollte. Das könnte ihre Anwesenheit dort erklären - in meinen Augen zumindest."
"Ja gut, dann war sie eben
auch zum Erklären da", wischte Rabbe diesen Punkt vom Tische. "Aber du hast Recht: Wir sollten wirklich alles nochmal durchdenken - und zwar von Anfang an." Jetzt glitzerten ihre Augen unternehmungslustig, was bei ihren Mitrekruten keine wirkliche Begeisterung auslöste. "Wir sollten uns Puffelchen genauer ansehen. Ein normales Karnickel kann nicht steuern beim Fliegen, meinetwegen - aber: Ist Puffelchen überhaupt normal!?"
03.03.2011 19: 11Vinzent Trocken
Das hasenzähnige Grinsen, welches den jungen Mann aus dem Spiegel heraus ansah, wirkte recht zufrieden. Und das konnte es wohl auch sein, hatte der erste Teil seines Planes doch ganz hervorragend funktioniert. Noch ein paar solcher Aktionen und sämtliche neuen Rekruten würden als absolute Volltrottel dastehen. Und dann gab es da noch den nützlichen Nebeneffekt, das es Misstrauen und Zwietracht in der gesamten Wache sähen würde. Hm... das war etwas, was sich sicher noch erweitern ließe. Vielleicht war es möglich nach den Rekruten auch alle anderen Wächter zu denunzieren. So ließe sich die gesamte Stadtwache ins Chaos stürzen. Und nach der Wache? Die ganze Stadt! Nie wieder würde es irgend jemand wagen sich über ein Wehrkaninchen lustig zu machen! NIEWIEDER! AH HA HA HAR HAR HAR!!!
Der junge Mann streichelte sich selbst einige Male über das weiche, weiße Haar. Das beruhigte ihn immer.
07.03.2011 20: 52Weon Creyente
"Ähh, meint ihr wir sollten klopfen?", fragte Vinzent an die beiden anderen gewandt.
Sie standen vor der geschlossenen Tür von Lieselottes Zimmer und sahen sich unschlüssig an.
"Wenn die Tür geschlossen ist, wird sie vermutlich gerade ... arbeiten", wandte Rabbe ein, der der Gedanke nicht behagte, die Näherin beim Arbeiten zu stören.
"Sollen wir warten?", fragte Vinzent.
"Vielleicht ist das Kaninchen ja gar nicht bei ihr", meinte Weon.
"Es ist ihr Kaninchen, also - wo soll es sein, wenn nicht bei ihr?", sagte Rabbe etwas bissig.
"Vielleicht hat es noch irgendwo einen Stall oder es darf hier frei rumlaufen oder ..." Weon unterbrach seinen beginnenden Redefluss, als sich eine andere Zimmertür öffnete und einer der beiden Zwillinge auf den Flur heraustrat.
"Ohh ... ähh ... hallo", stotterte Weon, worauf Rabbe ihn spöttisch ansah. Vinzent versuchte angestrengt nicht auf die seiner Meinung nach deutlich zu wenig bekleidete Frau zu starren, doch auch sein Blick blieb an ihr hängen.
"Kann ich euch helfen?", fragte der Zwilling.
"Wir ...", setzte Rabbe an, doch Weon unterbrach sie.
"Ja, hey ... ähh ... Monique? ...", brach es aus ihm heraus.
"Tina", sagte die Näherin.
"Ja, natürlich, Tina! Ein wunderschöner Name. Wir sind auf der Suche nach dem Kaninchen. Aber Lieselotte scheint zu arbeiten. Vielleicht weißt Du ja ob ..."
"Das Kaninchen heißt Puffelchen. Wollt ihr es etwa wieder aufschlitzen?", fragte Tina mit kühler Stimme, begleitet von einem sehr lasziven Blick.
"Ich habe versucht ...", brauste Rabbe sofort auf, wütend was sich dieses Mädchen da halbnackt im Flur stehend rausnahm, doch wieder wurde sie vom immer mehr nicht mit dem Kopf denkenden Omnianer unterbrochen.
"Wir wollten es doch nicht aufschlitzen. Wir wollten es untersuchen. Es ist wichtiger Bestandteil einer Tathergangsrekonstruktion," erklärte der Rekrut.
"Aber das Medaillon ist doch wieder aufgetaucht. Was müsst ihr denn nun noch herausfinden? Entspannt euch lieber und ruht eure armen Köpfe aus. Meine Schwester und ich könnten euch dabei sicherlich gut helfen," zwinkerte die Frau Vinzent und Weon zu.
"Jetzt ist aber gut", platzte Rabbe endgültig der Kragen. "Wir haben hier einen Fall aufzuklären, da wird nicht zwischendurch eine Pause gemacht oder gar .... was auch immer. Wir sind Wächter und wir ermitteln hier gerade, also beantworte gefälligst einfach nur die Fragen. Weißt Du, ob Deine Kollegin hier gerade ... arbeitet oder ob wir rein können. Oder, viel wichtiger: Weißt Du, ob das Kaninchen bei ihr im Zimmer ist oder ob es irgendwo einen Stall oder so etwas hat."
"Ist das denn überhaupt eine richtige Ermittlung?", fragte Vinzent leise, worauf Rabbe ihm am liebsten eine Kopfnuss verpasst hätte, es aber dann doch bleiben ließ.
"Na, da regt sich aber jemand sehr auf", schmunzelte die Näherin, nicht im geringsten von Rabbes Geschrei beeindruckt. "Auch Dir könnten wir sicher gut beim Entspannen helfen."
"Ich will nicht ...", schrie Rabbe
"Ist ja gut", wimmelte Tina sofort ab. "Puffelchen wohnt bei Lieselotte im Zimmer. Aber es kann hier frei rumlaufen, und ich habe es vorhin - glaube ich - die Treppe in den Ersten hochhoppeln sehen."
"Es kann die Treppe hochhoppeln?", fragte Vinzent erstaunt, "Erklärt das nicht schon alles?"
"Nein, das tut es nicht." Die Stimme vom Hauptmann erklang direkt hinter den drei Rekruten, die sich erschrocken herumdrehten.
"Was ist das hier für ein Geschrei?" wollte der sichtlich nicht erfreute Ausbilder wissen.
10.03.2011 18: 00Rabbe Schraubenndrehr
"Na, die wollte uns an die Wäsche!", rief Rabbe empört, warf der Näherin einen giftigen Blick zu, als ihr etwas einfiel. "Und das auch noch auf völlig unprofessionelle Weise", fügte sie dann hinzu, was die anwesende Näherin zu einem empörten Schnauben verleitete.
Pismire schob sich wieder in ihr Sichtfeld. "Ich bezog mich eigentlich auf euren Ermittlungsstand. Dass ihr euch wieder mit dem Kaninchen befassen wollt, war eigentlich unüberhörbar. Ich frage mich nur: wieso? Glaubt ihr immer noch, dass wir etwas getrickst haben?", fragte der Hauptmann kühl, und fixierte der Reihe nach Rabbe, dann Weon und schließlich Vinzent. Auf Vinzent blieb Pismires Blick haften, und er trat näher an ihn heran. "Rekrut Trocken. Du bist der älteste der anwesenden Rekruten. Misstrauen, Verrat und ...", er bemaß Weon mit einem kurzen Blick, "...
anderes ... haben dich offenbar jedoch nicht so geprägt wie deine Kollegen. Was hältst du also von der Situation als Ganzes?", fragte Pismire, interessiert daran, ob wirklich die ganze Gruppe an eine Verschwörung der Offiziere glaubten oder ob das Ganze nur von der bissigen Überwäldlerin ausging.
Vinzent, plötzlich im Zentrum des allgemein Interesses, sah erst unsicher zwischen dem bohrenden Blick Rabbes, dem tönernen Starren Weons und dem ruhigen aber durchdringenden Blick Pismires hin und her, bis er sich lieber für einen Punkt etwa zwei Zentimeter über Pismires Kopf entschied und versuchte nachzudenken. Was wusste er bisher? Das Kaninchen war in dem Käfig gewesen, Breda hatte es aufgefangen. Dies warf ein schlechtes Licht auf die Rekruten, die jedoch nichts dafür konnten. Gleichzeitig hätten die Offiziere die Möglichkeit gehabt, das Kaninchen...
"Aber nicht nur die Offiziere!", schoss es dem Rekruten plötzlich siedend heiß durch den Kopf, während die Umstehenden scheinbar ungeduldig wurden. Die auffordernden Blicke erneut bemerkend räusperte sich Vinzent kurz: "Äh ... naja, also ... mir ist eben was eingefallen: Wir - also die Rekruten - können das Kaninchen nicht zum Abschießen präpariert haben, denn keiner von uns kannte diese Anlage vorher. Unsere Offiziere könnten es gewesen sein, um uns zu testen, aber ... es könnte auch noch jemand anderes getan haben. Irgendjemand von außerhalb, der unseren Zusammenhalt schwächen will oder so ...", meinte er zögernd, wurde jedoch sofort wieder von Rabbe unterbrochen.
"Red doch nicht so einen Stuss! Wie soll das denn gehen? Die Person bräuchte immerhin Zutritt zum Gebäude!"
"Naja...", meldete sich nun auch Weon mal wieder, "wisst ihr ... auch die Näherinnen und ihre Kunden haben Zutritt zum Gebäude ..."
01.04.2011 18: 34Pismire
Trübe vor sich hinschnuppernd saß Puffelchen unter einem der Sofas im Flur. Keine Möhre heute, noch nicht gepuschelt worden, immer nur:
"Versteck dich hier, geh' mir da aus dem Weg, wenn dich einer sieht, dann ...". Dieser, der - Puffelchen strengte sein kleines Gehirn an - der
andere Puffel, der eigentlich kein Puffel war, war so, so
anstrengend. Fordernd, dreist und böse. Genau. Böse war er. Nicht so wie er selbst, das liebe Puffelchen. Und noch nicht einmal Frauchen merkte den Unterschied. Puffelchen hier - Puffelchen da, selbst dann, wenn es das
andere Puffel war. Und nicht mal das stimmte. Puffelchen hatte es gesehen. Mal sah es aus, wie ein Puffel, mal sah es aus wie ein Heubringer - einer der Vorne-flach-Heubringer, die immer kamen und gingen. Am liebsten hätte es sich jetzt zu Frauchen geflüchtet. Aber die blöde Tür war zu. Und vor dem Sofa dröhnte schon wieder dieser Vorne-Buckel-Heubringer rum, der Puffelchen vorhin so feste gegrapscht und ihm ans Bäuchlein gewollt hatte. Dann blieb er doch lieber im Dunkeln.
"Meine Güte ja - die Näherinnen und ihre Kunden sind auch hier. Und ihre Kunden sollen ja auch hereinkommen - gell? Wäre eine seltsame Näherei, die keinen reinlässt, nicht wahr? Schön, dass das wenigstens einem von euch einfällt", meinte Pismire sarkastisch. "Selten gute Beobachtungsgabe. Und damit könnte hier auch jemand herein, der ...?" Erwartungsvoll blickte Pismire in die Runde: "... der?"
Langsam und bedächtig umkreiste Rekrut Trockens Verstand weiter die Materie: "Der sich unter diesem Vorwand Zutritt zum Gebäude verschaffen kann. Und so in der Lage wäre, sich unter Umständen auch Zutritt zu anderen Teilen des Gebäudes zu verschaffen."
"Vorausgesetzt?"
"Vorausgesetzt was, Sör?", fragte Vinzent irritiert zurück.
"Vorausgesetzt er weiß, dass es diese Teile gibt", sprudelte es aus Rabbe heraus. "Das hier ist ja offiziell nur eine Näherei. Eigentlich weiß niemand, dass hier noch eine Dienststelle der Wache ist - im selben Gebäude mit, äh, mit dem hier", schloss sie etwas erlahmt.
Ein leises Kichern ließ sie herumfahren: "Was gibt es da zu kichern, Frau?", fragte sie Tina barsch.
"Nun, einige Wächter sind schon ziemlich bekannt in der Stadt. Und dass die hier regelmäßig zu Zeiten rein und rausgehen, wo sie eigentlich arbeiten sollten, ist von den Nachbarn sicher nicht unbeobachtet geblieben - auch wenn der durchschnittliche Bürger der Stadt nichts lieber vermuten würde, als dass die nicht eben gut beleumundeten Wächter auch noch während der Arbeitszeit die Dienste von Näherinnen in Anspruch nehmen - und das von meinen Steuergeldern!" Die Stammtischstimmenimitation gelang ihr erschreckend gut.
"Ja, aber er müsste auch die TKA kennen. Und das TRS und wie beide funktionieren. Und das Kaninchen sollte ihn auch kennen - sonst wäre es doch vor ihm geflohen", steuerte Weon nun bei. "Er müsste also", fuhr er fort, "sich recht ausführlich im Gebäude umgesehen haben. Ich kenne mich nun nicht mit den Gegebenheiten eures, äh, Gewerbes aus, gute Frau, aber hieße das nicht, dass es jemand wäre, der recht, äh, häufig hier sich aufhält und auch nicht nur in äh einem äh ..." Errötend brach er ab, als er Tinas Grinsen sah.
"Sagt dir das Wort "Stammkunde" etwas, guter Mann?"
Diesen Augenblick benutzte Eusebius Löffelbein, auf den die Beschreibung Stammkunde recht gut zutraf, um nach getaner Entspannung Lieselottes Zimmertür zu öffnen, sich noch einmal zu bedanken und auf den Flur hinauszutreten. Als routinierter Besucher der er war, ignorierte er die Gruppe von Leuten im Flur gekonnt und schlüpfte zur Tür hinaus. Puffelchen aber nutzte nun seine Chance: So schnell ihn seine Läufe trugen, flitzte er unter dem Sofa hervor und stürmte auf den geöffneten Türspalt zu.
"He, Moment", brüllte Rabbe, "es hieß doch, der wäre vorhin nach oben gehoppelt. Ich wusste doch, dass da was faul ist. Und mit diesem Triumpfschrei stürzte sie dem kleinen Nager hinterher.
28.04.2011 15: 20Rabbe Schraubenndrehr
Rabbe rutschte über den Dielenboden, erwischte Puffelchen gerade noch am Knubbelschwanz und rutschte geradewegs in Lieselottes Zimmer, welche sich gerade wieder frisch machte.
Offenbar hatte sie eben erst ihre Sachen wieder angezogen, den ihre Kleider wirkten verknittert, und als die Rekrutin auf allen Vieren ins Zimmer schlitterte drehte sie sich mit einer Puderdose in der Hand irritiert und verärgtert um.
"Was machst du wieder hier? Unmittelbar nachdem ich einen Kunden betreut habe darf ich nicht gestört werden! Und was machst du da mit Puffelchen?", fragte Lieselotte genervt und ohne eine Antwort abzuwarten stöckelte sie zu der Schwarzhaarigen herüber und nahm Puffelchen an sich.
"Hey das geht nicht! Wir müssen Puffelchen in Gewahrsam nehmen, er ist dringend tatverdächtig!", rief Rabbe empört und richtete sich zögernd auf. "Wir glauben, dass es zwei Kaninchen gibt, und das eine äh..."
"Und das eine hat sich in den Kopf gesetzt euch auszuticksen, ja?", fragte Lieselotte, nun aufrichtig verärgert. Langsam begann diese Rekrutin sie zu nerven.
"Nein ... Wir glauben dass äh...", Rabbe hielt kurz, inne, wurde einen Moment lang wieder unsicher, was sie eigentlich vermutete, fuhr dann aber fort: "einer eurer Stammkunden ein identisches Kaninchen benutzt hat, in der Hoffnung uns zu diskreditieren. Darum bräuchten wir die Namen aller Stammkunden ... äh, bitte", fügte sie ein wenig zögerlich hinzu, hatte sie doch immer noch Probleme mit der Höflichkeit.
29.04.2011 21: 58Pismire
"Meine Güte, die Namen aller Stammkunden. Und - ich vermute mal - auch die Adressen, soweit bekannt - oder? Wäre doch hilfreich, nicht wahr?" Die Stimme der Näherin triefte vor zuckersüßer Gefälligkeit. "Auch noch die Vorlieben gefällig?", strahlte sie die Rekrutin an.
"Äh ..."
"Wenn ich du wäre, würde ich dass jetzt einfach auf sich beruhen lassen, rückwärts den Raum verlassen, die Tür schließen und mir folgen", raunte es in ihr rechtes Ohr. Scheinbar aus dem Nichts war Feldwebel Krullock hinter der Rekrutin aufgetaucht. "Und das auf der Stelle."
Mit dem lapidaren Satz: "Regle das bitte mit deinen Leuten, ich sag dann später noch was dazu!", hatte die Leiterin von DOG Hauptmann Pismire und seine drei Rekruten im
Drunter und Drüber, dem im ersten Stock des 'Boucherie Rouge' gelegenen Büro des Abteilungsleiters abgeliefert. Sie selbst lehnte in dem dunklen Raum an der Wand und musterte die drei Rekruten und den Leiter der Ausbildung mit eisiger Miene. Die drei saßen verlegen nebeneinander auf der Seite des Himmelbetts, Pismire stand mit dem Rücken zum Kamin und schaute auf einen Punkt über den Rekruten an der Wand.
"Was ist der wichtigste Regel bezüglich des Verhältnisses der Wache zu den Gilden der Stadt?", fragte er.
Schweigen.
"Die Gilden sind in ihrer internen Regelung ihrer Angelegenheiten frei und autonom. Zusätzlich obliegt ihnen in ihrem Zuständigkeitsbereich das volle Maß an Gerichtsbarkeit und Strafvollzug. Der Stadtwache ist es offiziell untersagt sich in ihre Belange einzumischen. Eine der obersten Maximen der Näherinnengilde lautet: Diskretion. Die Namen von Kunden werden unter keinen Umständen - ich wiederhole: unter
gar keinen Umständen - an Außenstehende preisgegeben. Unter Außenstehende fallen nicht nur die normalen Bürger und vor allem Bürgerinnen der Stadt - auch die Wache und ihre Mitglieder sind Außenstehende. Ausnahmen können bei der Leiterin der Gilde, Frau Rosie Palm, im Gildengebäude an der Ecke Glatte Gasse - Morphische Straße beantragt werden. Möchte jemand von euch dort mit der Begründung: es könne sein, dass das im
Exklusiwen Ätablismon der
Boucherie Rouge in der Springstrasse 21 lebende weiße Kaninchen namens Puffelchen einen Doppelgänger habe, der dazu benutzt worden sein soll, eine Gruppe von drei Rekruten in den Augen ihres Ausbilders oder der Damen der besagten Boucherie Rouge oder der möglichen zukünftigen Kollegen der Dienststelle zur Observierung von Gildenangelegenheiten - auch DOG genannt - zu diskreditieren, und der womöglich dorthin zu eben diesem genannten Zweck vielleicht von einem Stammkunden verbracht worden sei, weswegen die Gilde die Bücher über die Stammkunden des besagten Etabilssements der Wache offenlegen möge, auflaufen? Oder noch besser: den Patrizier bitten, auf der Basis der genannten reinen und in Teilen höchst unsinnigen Spekulation die Näherinnengilde um die Herausgabe der Stammkundendaten zu bitten?"
Schweigen. Kopfschütteln.
01.05.2011 12: 41Pismire
In Rabbe brodelte der Zorn. Mit der linken Faust hieb sie wütend auf ihre rechte Hand: "Das ist absolut ungerecht! Ihr wisst genau, dass mit dem Kaninchen was nicht stimmt. Und dass das mit diesem - diesem dämlichen Haus hier irgendwas zu tun hat, und dennoch verbietet ihr es mir", sie zögerte, "vielmehr uns - weiter zu ermitteln, nur wegen dieser dämlichen Gildenregeln!"
"Nun, dass du das, was ihr hier veranstaltete,
"Ermitteln" nennst zeigt, dass du noch einiges zu lernen hast. Und nicht nur du." Aus Pismires Stimme war nicht zu erkennen, was in ihm vorging. Scheinbar emotionslos fuhr er fort: "Wenn ich eure - nennen wir es mal - Umtriebe des heutigen Tages zusammenfassen darf: Planlos seid ihr durch die Gegend geirrt, weil ihr euch nicht einmal zur internen Kooperation beim Lesen eines Stadtplans verständigen konntet. Dann werdet ihr in der Boucherie Rouge gebeten, einer Dame beim Finden eine Medaillons, das einem Kunden gehört und vermutlich unter das Bett gefallen ist, behilflich zu sein. Und anstatt sich normal zu benehmen, betretet ihr das Zimmer mit einer Variante des als "Dreibeiniger Igel" bekannte militärischen Manövers, was nicht gerade als der Gipfel weltgewandter Unauffälligkeit gilt. Als ihr dann endlich nach endlosem Gezeter und nutzlosen Spekulationen unter dem Bett nachschaut, findet ihr dort ein Kaninchen und jemand", ein Blick unter buschigen Augenbrauen verweilte missmutig auf Rabbe, "kommt auch die
brill-i-ante Idee, ausgerechnet das Kaninchen müsse das Schmuckstück gefressen haben, und der einzige Weg seiner wieder habhabt zu werden sei es, das arme Viecherl aufzuschlitzen - anstatt zu warten, bis die Natur ihren Lauf nimmt."
Weon und Vinzent blickten zu Boden. Rabbe starrte den Hauptmann immer noch trotzig an, war aber klug genug, zu schweigen - vorläufig zu schweigen, wie sie sich innerlich schwor.
"Und damit nicht genug. Während ich mich noch frage, ob ihr euch am Morgen wohl mit dem Klammerbeutel pudert, wird dann noch die Verhaftung des besagten Nagetiers ansatzweise vollstreckt, anstatt mit einem simplen Handgriff zu überprüfen, ob das Medaillon nicht noch irgendwo feststecken könnte. Was dann ja auch der Fall war."
Pismire schwieg kurz, dann wechselte er den Tonfall: "Was ist eine wichtige Regel bei jeder Ermittlung?"
"Man muss jederzeit die Fakten im Blick behalten und bereit sein, seine gegebenenfalls gefasst Ermittlungshypothese oder -theorie auf ihre Tauglichkeit im Hinblick auf die Fakten zu prüfen und sie nötigenfalls modifizieren oder aufgeben. Auf keinen Fall darf man in Versuchung sein, die Fakten so zu interprtiern, dass sie auf jeden Fall zur eigenen Theorie passen." Vinzent spulte fast automatisch diesen Spruch aus dem
"Leitfaden für Ermittler", den er sich gründlich zu Gemüte geführt hatte, ab.
"Ihr habt euch von eurer eigenen Ermittlungshypothese mitreißen lassen", erklärte der Hauptmann nickend. "Das ist ein Fehler, der jedem Wächter passieren kann und einigen auch schon passiert ist. Außerdem kann man an eurem Verhalten sehr gut sehen, was passiert, wenn man beginnt, eine Hypothese zu bilden
bevor man alle Fakten auf der Hand hat - und aller Möglichkeiten überprüft hat."
Nach einer kurzen Pause, die den dreien die Gelegenheit geben sollte, das Gehörte zu beherzigen, fuhr er fort: "Außerdem habt ihr - vielleicht - einen Eindruck davon bekommen, was Gruppendynamik ist und wie sie wirken kann."
Trotzig verschränkte Rabbe die Arme vor der Brust: "Du willst doch damit nur mir die Schuld zuschustern - habe ich nicht recht?"
"Nein, da missverstehst du mich - und zwar gründlich. Dass du zeitweise zum dominierenden Faktor der Gruppe geworden bist und die beiden anderen in diese haarsträubenden Vermutungen wie
"Die große Offiziersverschwörung gegen die Rekruten" mit hineingezogen hast, hat nur dadurch funktioniert, dass die beiden mitgemacht haben. Anstatt sich Gedanken über alternative Szenarien zu machen, haben sie - wiederum - die scheinbar einfachere Hypothese akzeptiert. Und: Es geht mir auch nicht um Schuld. So verkorkst der Vormittag auch war - ihr könnt etwas daraus lernen, wenn ihr", und hier traf wieder sein Blick Rabbe, "wenn ihr bereit seid, etwas lernen zu wollen."
"Trotdem habe ich recht: das mit den Gilden und so ist nicht richtig."
Pismire seufzte; so unbestritten die Überwalderin das Zeug zu einer guten Wächterin haben mochte, so sehr gab sie sich jede erdenkliche Müche, sich selbst im Weg zu stehen.
"Rekrutin Schraubenndrehr, ja, das Gildensystem ist ungerecht. Gleichzeitig gehört es zu unserer Stadt und genauso wahr ist, dass die Wache nicht die Aufgabe hat, die Regeln zu setzten; ihre Aufgabe ist es, über die Einhaltung der Regeln zu wachen - auch und gerade bei sich selbst. Was ich - oder viele andere Wächter auch - privat davon halten mögen, dass ganze Teile der Stadt hin und wieder eigenen Gesetzten folgen und deren Einhaltung auch selbst übernehmen, steht hier nicht zur Debatte."
"Dennoch bleibt es Fakt, dass es zwei Kaninchen gibt", wagte Weon einen schüchternen Einwand.
"Habt ihr dafür einen Beweis?"
"Ja, denn die eine Frau sagte, das Puffelchen sei die Treppe hochgehoppelt, dennoch haben wir es nur wenige Minuten danach in einer völlig anderen Ecke des Gebäudes gesehen, äh, Sör." Auch Vinzent sprang seinen Mitrekruten bei.
"Was hat sie genau gesagt?", kam es nun von Feldwebel Krullock. "Ihr Satz war:
Puffelchen wohnt bei Lieselotte im Zimmer. Aber es kann hier frei rumlaufen, und ich habe es vorhin - glaube ich - die Treppe in den Ersten hochhoppeln sehen. So ein Wissen nennt man "Hörensagen". Und das ist etwas grundlegend anderes als Fakten - und schon gar kein Beweis. Ihr habt eine Vermutung, die ihr - bislang - kaum durch Fakten untermauern könnt. Und das ist bei Leibe keine solide Grundlage für eine Ermittlung auch nur in der Nähe einer Gilde", schloss die Vampirin.
"Ich denke, wir sollten es dabei belassen", pflichtete Pismire ihr bei. Da bleibt allerdings noch eine Sache ..."
"Und die wäre, Sör?", fragte Weon vorsichtig
"Ihr werdet euch bei den Damen ausführlich und aufrichtig für die verursachte Aufregung und so weiter entschuldigen. Und dann werdet ihr selbstständig den Weg in die Kröselstraße nehmen, wo ich euch in", er zögerte kurz, "sagen wir mal: einer Stunde, erwarte."
***"Und ich bleibe dabei: irgendetwas ist mit diesem Kaninchen oberfaul. Da wette ich drauf", meinte Rabbe auf dem Rückweg.
Unsicher stimmte Vinzent ihr zu. "Ja, schon, aber wie sollten wir das jemals beweisen?"
"Ich finde einen Weg, ganz bestimmt - vielmehr", und sie blinzelte den beiden verschwörerisch zu, "wir finden einen Weg!"
"Nun, das ist wie in der Geschichte mit dem Mann mit den drei Töchtern: Die älteste war fromm, aber mit einem häßlich Antlitz, die mittlere", hub Weon an, "war schön von Angesicht und hatte dennmoch ein verdorbenes Herz, die jüngste aber ..."
"Ach komm, hör schon auf mit deinen omnianische Geschichten - was meint ihr, haben wir noch Zeit für einen Kaffee unterwegs?", unterbrach Rabbe den schlaksigen Mann.
04.05.2011 9: 57
[1] Weon war überzeugt davon, dass es keine wirklichen Ungläubigen gab, sondern nur Menschen die sich ihres Glaubens und ihrer Zuneigung Om gegenüber nicht bewusst waren
[2] Taubenrückführsystem
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