Frösche nicht ganz allein im Wald

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vollendet am 07.01.2008

In Quirm wurde ein ranghohes Muffia-Mitglied gefangen genommen und FROG wird auf die Reise geschickt, um den Gefangenen nach Ankh-Morpork zu holen. Was da alles passieren kann...

Kanndra

Schusi wedelte nervös mit den Ohren, die Pferde, die den Gefängniswagen zogen, scharrten mit den Hufen und die beteiligten Wächter rannten hin- und her. Kurz: es herrschte Aufbruchstimmung am Pseudopolisplatz. Nach einer Phase, die im Wesentlichen von Langeweile geprägt gewesen war, hatten die FROGs endlich wieder einen großen Auftrag vom Patrizier bekommen. In ihrer Nachbarstadt war es der dortigen Wache gelungen, einen wichtigen Muffia-Killer gefangen zu nehmen. Da er aber ein Bürger Ankh-Morporks war, hatte der Patrizier die Auslieferung an die hiesige Gerichtsbarkeit [1] verlangt. Und die Quirmer wollten es sich nicht mit ihrem großen Nachbarn verderben, weshalb sie der Forderung zugestimmt hatten.
Nachdem auch das letzte Bündel verstaut worden war, machte sich die kleine Kolonne, bestehend aus dem Wagen der Wächter, wie immer gezogen von dem roten Rennesel, dem befestigten Wagen für den Transport des Gefangenen und zwei weiteren Pferden, die als Pack- und Ersatzpferde für den schweren Gefängniswagen dienten, auf den Weg. Dieser würde sie quer durch einen Ausläufer der Morporker Berge führen, weshalb sie nicht früher als in sechs Tagen zurück sein würden.
"Wie haben die das bloss geschafft, ausgerechnet Il Serpente zu schnappen? Ich meine, die haben doch noch nicht mal richtige Armbrüste dort?", wunderte sich Raucher und schielte etwas neidisch auf die Triffinsziel-Waffe von Stefan.
"Das frage ich mich allerdings auch", nickte Valdimier und versuchte, den Esel davon abzuhalten, den anderen Wagen noch vor dem Stadttor zu überholen. "Immerhin ist er nicht nur einer der besten Auftragsmörder, die sie haben, sondern er soll sogar in der Rangfolge gleich hinter den beiden Bossen rangieren."
"Ich frage mich eher, wozu wir drei Püschologen für einen Gefangenen brauchen", brummte Araghast schlechtgelaunt. Er wäre lieber in seinem neuen Büro geblieben und hätte die Weihnachtsras-Akte studiert, anstatt sich auf einem zugigen Karren durchschütteln zu lassen. Das hatte er am Anfang seiner FROG-Karriere bereits mitgemacht und schon damals hatte es ihm nicht gefallen.
"Franco Ficcini wird nicht nur Il Serpente, die Schlange, genannt, weil er so schnell und unvermutet zuschlägt, sondern auch weil er eine äußerst flinke Zunge hat, wie du weißt", antwortete Kanndra. "Da können mehrere ähm... Fachleute nicht schaden." Ihr Blick fügte hinzu Außerdem wollte ich ihn nicht auf die Mädels alleine loslassen. . Insgeheim hoffte sie auch, dass diese Unternehmung dazu beitragen könnte, die Spannungen zwischen Valdimier und Araghast zu überwinden.
Schon wenige Meilen von der Stadt entfernt änderte sich die Luft. Sie bekam eine irgendwie reinere Qualität, liess sich leichter atmen und erhöhte den Sauerstoffgehalt im Blut der noch lebenden Mitglieder auf ein ungewohntes Maß. Ansonsten verlief der erste Reisetag ohne besondere Vorkommnisse und bis zum Einbruch der Abenddämmerung hatten sie bereits die ersten Ausläufer der Berge erreicht. In einem kleinen Waldstück am Fuß eines Hügels richteten sie ihr Nachtlager ein.
"Also ich glaube, man musste diese Stange durch diese Öffnung schieben und dann..."
"Hat jemand die Heringe gesehen?"
"Wer hat die Schnüre so verknotet?"
Grinsend trat Kanndra an Araghast heran, der Schusi mit einer Möhre fütterte. "Da kommen doch Erinnerungen auf, oder?"

10.10.2007 12: 12

Araghast Breguyar

"Und wie." murmelte der Hauptfeldwebel und kraulte Schusis feuerrote Stirnlocke. "Bloß damals waren wir mit Veni unterwegs." Er seufzte leise. "Hachja, Veni. Allerdings habe ich wohl doch eine bleibende Erinnerung an sie behalten. Mein linkes Ohr ist nicht mehr das, was es mal war."
"Du meinst, weil sie immer reingebrüllt hat, während sie auf deiner Schulter saß?"
Araghast nickte und machte sich daran, den Seesack mit seinen Habseligkeiten vom Karren zu hieven.
"Wo hat dieser Hauptmann Grüezi Il Serpente eigentlich eingelocht?" erkundigte er sich. "Ich wage zu bezweifeln, dass eine Stadt wie Quirm ein wirklich sicheres Gefängnis hat."
"Wir werden sehen." antwortete Kanndra nur.

Währenddessen hatten die Übrigen es geschafft, die beiden Zelte aufzubauen, je eines für die Herren und eines für die Damen. Raucher war damit beschäftigt, ein Lagerfeuer zu entzünden, während Sayadia auf einem Baumstumpf saß und ein einem kleinen Buch blätterte.
"Was liest du da?" erkundigte sich Nyvania.
Die Gefreite sah auf. "Es ist ein Reiseführer über Quirm." Sie zuckte mit den Schultern. "Es scheint keine besonders aufregende Stadt zu sein. Die einzigen nennenswerten Attraktionen sind die Blumenuhr und der eingestürzte Turm von Quirm."
"Der eingestürzte Turm?" fragte Mindorah.
Sayadia schlug eine neue Seite im Reiseführer auf. "Ein Bauwerk des berühmten Absolut Bekloppten Johnson." erklärte sie. "Das Baumaterial war Treibsand."
"Verstehe." murmelte Nyvania. "Das erklärt einiges."

10.10.2007 15: 07

Plötzlich gab es einen ansehnlichen Knall. Einige der Gefreiten fielen glatt um, während die erfahreneren Wächter mit der Hand an Schwert oder Armbrust sich duckten und nach der Ursache umsahen.
Raucher lag verdutzt auf dem Rücken und hustete schwarze Krümel auf seinen Brustpanzer, rappelte sich zumindest soweit hoch, dass er breitbeinig auf seinem Hintern saß und rieb sich verlegen die qualmenden Augenbrauen... "'schuldigung Leute, hätte nicht gedacht dass das so laut wird..."
"GEFREITER MARMELADE!!! WAS SOLLTE DAS?" Der Hauptfeldwebel funkelte Raucher zornig an. Raucher nahm im Sitzen Haltung an, was noch schiefer aussah, als das eh bei ihm der Fall war.
"Ähm... wissen sie, Sir... Es gibt da eine neue Methode... ähm ich hab sie letztens entwickelt und dachte mir... wissen sie, Sir... ähm Sir?" Die anwesenden Wächter stöhnten: "Oh mann! Der Vogel hat ernsthaft das Feuer mit dem Pulver Nr. 1 angemacht!"
Kanndra kicherte hinter der vorgehaltenen Hand: "Heb das Latrinenloch aus, Gefreiter."
"Ja Ma'am." Raucher salutierte in etwa so zackig wie ein Käsetoast, stand auf, zünde sich eine bröckelige Selbstgedrehte an, betrachtete kurz gedankenverloren das brennende Streichholz und stapfte dann davon. Stefan hörte ihn noch brummen: "Das Ergebnis spricht für sich...", denn es brannte wirklich ein Feuer am Grund eines kleinen Kraters.
Mindorah wante sich an Sayadia: "Geh und pass auf, das er das Latrinenloch nicht aussprengt."
"Jawohl, Hauptgefreite", sagte Sayuda grinsend und erhob sich.
Kopfschüttelnd setzten sich Kanndra und Araghats etwas abseits des Feuers und nickten Valdimier zu, der sich zu ihnen setzte.
Araghast riss einen Grashalm aus und betrachtete einige Zeit, wie Nyvania Scheiben aus trockenem Brot, Trockenfleisch und Dörrobst auf die Blechnäpfe verteilte, in Rauchers Fall auf seinen Helm.
"Rechnet ihr mit einem Befreiungsversuch der Muffia?" wandte sich Araghast an Kanndra und Valdimier.
"Naja...", überlegte Valdimier. "Acht Wächter, anstatt ein ganzes Wachhaus plus die Garde des Patriziers, eins Gefängniswagen aus eisenverstärktem Holz anstatt ein tiefes Verlies aus massivem Stein, tiefe Wälder und Dunkelheit als Decknung anstatt garkeine... ich denke wenn sie es versuchen, dann auf jeden Fall bei uns."
Kanndra nickte. "Auf der Rückreise wird es noch haarig. Das denke ich auch, aber naja. Wir haben schon anderes überstanden, nicht wahr?", sagte sie und lächelte Araghats freundschaftlich an.
"Jap...", sagte dieser und streckte sich. "So ich denk ich leg mich hin... Nacht zusammen."
"Schlaf gut", antworteten die Beiden.

11.10.2007 3: 05

Sayadia Trovloff

Der nächste Morgen hielt einige wetterliche Überraschungen für den Wächtertrupp bereit. Nachts hatte es angefangen wie aus Eimern zu schütten. Der eh schon sandige Weg war aufgeweicht und nur schwer passierbar.
Langsam und murrend krochen die Wächter und Wächterinnen aus ihren Zelten, um dann knöcheltief im Sumpf zu stehen. Besonders Araghast war noch schlechter gelaunt, als sonst. Leise brummend ging er zu Schusi, da der Esel anscheinend der einzige war, den es nicht störte vollgebrüllt zu werden.
Die nassen Zelte wurden so gut es geht verstaut und die Wagen startklar gemacht. Nach einem beschwerlichen Morgen setzten sich die Wächter miesmutig in Bewegung.
Durch den anhaltenden Regen waren alle schnell bis auf die Knochen durchnässt. Raucher beschwerte sich ununterbrochen, dass seine Zigarette einfach nicht brennen wollte. Doch er widerstand der Verlockung dem Ganzen mit ein wenig Pulver Nr. 1 nachzuhelfen.
Sayadia war nass bis auf die Knochen. Sie begann schnell zu frieren und zitterte bald wie Espenlaub. Nyvania ertappte sie dabei, wie sie einen Nieser unterdrücken wollte.
"Na na, nicht schlappmachen. Wer weiß, wozu wir noch gebraucht werden. Wenn wir denn gebraucht werden möchten!" Mit einem sarkastischen Unterton und einer leichten Kopfbewegung in Bregs Richtung beschwerte sie sich murmelnd über die Laune des Hauptfeldwebels, dem die Tatsache nicht gefiel, dass alle Püschologen mit an dem Auftrag beteiligt waren. Sayadia indessen freute sich darüber, so hatte sie die Gelegenheit, einen erfahrenen Püschologen genau zu beobachten, doch momentan war sie viel zu beschäftigt damit, zu frieren und zu zittern.

17.10.2007 16: 04

Mindorah Giandorrrh

Mindorah saß zusammengekrümmt in einem Eck des Wagens. Sie strich sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und schlang ihren Umhang fester um den Körper. Neben ihr stand ein viel zu kleiner Käfig mit zwei besonders robusten Tauben der Wache. Ungehalten gurrend waren sie damit beschäftigt das Ruckeln und Schlagen des Wagens durch knappes Flügelschlagen auszugleichen. Mindorah schüttelte seufzend den Kopf. Sie verstand bis jetzt nicht, was sie eigentlich hier zu suchen hatte. Es ging doch nur um eine Auslieferung... und von Quirm bis Ankh-Morpork würden es die Tauben ohnehin nicht schaffen. Dafür waren sie schließlich auch nicht geschult. In den Bergen würden sie sich rettungslos verfliegen.
Anfangs war sie ja noch neugierig gewesen. Mindorah kannte Quirm nur aus Erzählungen und sie hatte schon immer voller Neugier gesteckt. Doch das schlechte Wetter, das Kälte in ihre Knochen trieb, sowie das endlos scheinende Holpern und Stocken des Wagens überzeugten sie schnell von der Schönheit ihrer eigenen Heimat, die einen Besuch in Quirm eigentlich völlig überflüssig machte.
Gerade wollte sie eine der Tauben aus ihrem engen Gefängnis befreien und ihr wenigstens für kurze Zeit etwas Auslauf gönnen, da erklang ein Poltern und der Wagen blieb mit einem kräftigen Ruck stehen. Mindorah wurde hart gegen den Taubenkäfig geschleudert, der sich zwischen ihr und der Wand verkeilte, die Tauben gurrten aufgebracht, die Wächter stöhnten und ächzten nicht minder als die Wagenräder und der Rennesel, der vor den Wagen gespannt war, trug mit kreischenden Iah-Lauten zum allgemeinen Durcheinander bei.
"Tschuldigung", murmelte Mindy ihren zwei gefiederten Schützlingen zu, dann kroch sie neben Nyvania und Sayadia aus dem Wagen.
"Was war das denn?", meldete sich letztere und rieb sich ein schmerzendes Bein.
Eine Seite des Wagens war stark abgesunken, das linke Hinterrad hing in einem schlammigen Loch. Es dauerte nicht lange bis sich die gesamte Truppe um das Rad drängte und es missmutig begutachtete.
Stefan Mann beugte sich zum Rad hinab. "Mist", ließ er ärgerlich verlauten, "sieht so aus als stecken wir fest... womöglich ist sogar das Rad gebrochen."
Ein Stöhnen ging durch die Wächter. Auch das noch...
Raucher Marmelade meldete sich vorsichtig zu Wort: "Vielleicht ließe sich ja mit dem Pulver Nr. 1 irgendwas..."
"NEIN", fielen ihm Kanndra, Bregs und Valdimir fast gleichzeitig ins Wort.

18.10.2007 22: 28

Raucher kroch unter den Wagen und nutze die Gelegenheit endlich mal ne Kippe im trockenen zu rollen.
"Die Achse scheint gehalten zu haben...", hörte man ihn von hinter dem Rad sagen. "Aber ich glaub im Rad ist ein Riss."
"Verdammt! OK Leute, holt das Ersatzrad!", befahl Kanndra sichtlich entnervt.
"Wir haben keins." erwiederte Araghast.
"Wie jetzt?" empörte sich Kanndra
"...naja... der Befehl war: macht den Karren leicht, die Straßen sind schlecht, wir wollen schnell voran kommen. Und na haben wir halt alles rausgeschmissen, was nicht dazu dient den Gefangenen fest zu halten..."
"Alles?", fragte Kanndra ungläubig.
"Ja, alles."
"Ersatzrad..."
"Weg", sagte Stefan
"Werkzeug..."
"Weg", meinte Mindorah
"Signalraketen..."
"Weg, aber die sind schnell gemacht.", sagte Raucher, immer noch unter dem Wagen.
"Na wenigstens etwas. Was machst du da noch unter dem Wagen, Gefreiter Marmelade?" fragte Kanndra.
"Eine Rauchen, Mä'am.", erwiderte Raucher und knallte militärisch seine Hacken zusammen, die unter dem Karren hervorschauten.
"Komm da raus, Gefreiter! Du gehst mit Valdimier uuuund... mal sehen... Mindorah los und suchst ein Dorf. Besorgt uns ein neues Rad. Wenn ihr in sechs Stunden keine Erfolg gehabt habt, kommt zurück. Dann geben wir den Wagen auf und versuchen in Quirm einen zu leihen. Wir warten hier. Ab mit euch!"
Raucher kroch unter dem Wagen hervor und stiefelte mit den anderen zwei Wächtern los. Der Rest begann zu beratschlagen wie der Wagen aus dem Loch zu bekommen sei.


Einige Meter von den Wächtern beobachteten zwei Gestalten den Abzug der Wächter.
"Verflucht!", sagte die erste Gestalt "Warum müssen uns ausgerechnet Wächter in die Fallen laufen?"
"Fahren...", verbesserte die zweite Gestalt automatisch
"Jajaja. aber was machen wir nun?"
"Die Deppen teilen sich auf! Wir holen Verstärkung und nehmen sie uns nacheinander zur Brust..."
Damit verschwanden sie lautlos zwischen den Bäumen.

19.10.2007 0: 10

Nyvania

Nyvanias Haare hatten mittlerweile wahrscheinlich genug Wasser gesammelt um die gesamte Mannschaft im Fall einer Trockenheit wahrscheinlich drei Tage zu versorgen. Sie fuhr sich seufzend durch ihren Zopf und musterte, so wie alle anderen, etwas hilflos das Rad. Es half nichts. Sie würden versuchen den Wagen anzuheben. Als sich alle verbliebenen Wächter einen Platz suchten, an dem sie den Wagen gut halten konnten überlegt die Gefreite ob der Vorschlag mit dem Pulver Nr.1 nicht doch noch einmal in Erwägung gezogen werden sollte...
"Also gut! Auf drei!", rief Kanndra als alle soweit waren. Die Wächter murrten Sätze die sich ansatzweise wie "Ja wir sind soweit." anhörten und warteten auf das Kommando.
"Gut! Und eins, zwei, DREI!"

"Mein Rücken tut immernoch weh!", knirschte Saya nachdem der Versuch den Wagen anzuheben kläglich misslungen war. Nyv betrachtete sich das Gefährt.
"Ich hatte gehofft, dass das mit vereinten Kräften funktioniert.", entgegnete sie und rieb sich ihren rechten Oberarm, dann griff sie in eine kleine Tasche, die sie um ihre Hüfte trug und schob sich einen Teebeutel in den Mund.
"Ich find' die Idee mit dem Pulver immer besser...", kommentierte sie leise, als sie Stefan bei dem Versuch beobachtete das Rad abzumontieren- ohne Werkzeug.

19.10.2007 16: 36

Kanndra

Kanndra hörte die gemurmelte Bemerkung der Püschologin und schüttelte den Kopf. "Erstens ist Raucher nicht mehr hier und zweitens denke ich nicht, dass wir den Wagen hinterher noch gebrauchen könnten."
Stefan stöhnte unter der Anstrengung die verrosteten Schraubenmuttern zu lösen. Der rechte Ärmel und die Schulter seiner Uniform waren bereits schlammverkrustet.
"Sayadia und ich bleiben hier bei Stefan und dem Wagen, und ihr beiden sucht bitte genug Holz, um den Wagen damit abzustützen, wenn das Rad sich abmontieren lässt.", wandte sich Kanndra an Bregs und Nyvania. Sie blickte sich kurz um. "Und für ein kleines Feuer", fügte sie dann hinzu.
Als sich die beiden FROGs auf den Weg gemacht hatten, zeigte der Fähnrich auf das Bein der frischgebackenen Püschologin. "Lass mal sehen. Tut es sehr weh?"
"Nein, nein. Das ist nichts", wehrte Sayadia tapfer ab. Die beiden Frauen setzten sich auf den Rand des zweiten Wagens und die Gefreite schob ihr Hosenbein nach oben.

28.10.2007 13: 34

Araghast Breguyar

Araghast schlenderte ein Stück die schlammige Straße entlang und trat zwischen die Bäume. Als er sich sicher war, von niemandem mehr gesehen zu werden, zog er seinen Flachmann aus der Innentasche seines nassen Mantels und gönnte sich eine hochprozentige Stärkung.
Während er sich schließlich auf die Suche nach halbwegs trockenem Holz begab, dachte er über ihre Lage nach. Zum Glück hatte es den Reisekarren der Wächter und nicht den Gefangenenwagen erwischt. Doch wie auch immer, die Weiterreise konnte schwierig werden. Der Gefangenenwagen bot auf dem Kutschblock nur Platz für zwei Wächter. Die dem Kutschbock zugewandte Wand des Gefangenenkäfigs, der die gesamte Ledefläche einnahm, bestand zur Sicherheit aus massiven eisenverstärkten Holzplanken, der Rest aus verschweißten Eisenstangen. Auf der Hinfahrt konnten sich die übrigen Wächter zur Not im Käfig niederlassen, auf der Rückfahrt hingegen...
Araghast hoffte, dass niemand auf die Idee kam, ihn auf ein Pferd zu setzen. Er hatte Schusi mit einem Eselskarren bereits durch so manche wilde Verfolgungsjagd gelenkt, doch reiten hatte er nie gelernt. Wie er gehört hatte, gehörte es heutzutage zum GRUND-Ausbildungsprogramm, doch zur zeit als er selbst Rekrut gewesen war, hatte es noch nicht einmal einen geregelten Stundenplan gegeben. Man hatte aufgeschnappt, was einem der Ausbilder zufällig beigebracht hatte...
Regen lief Araghast unter die Augenklappe und in die leere Augenhöhle dahinter. Fluchend blieb der Hauptfeldwebel stehen und beugte sich vor. Seiner Meinung nach war es höchste Zeit, dass es zumindest für die Abteilungen die oft draußen zu tun hatten eine Schlechtwetteruniform eingeführt wurde. Und überhaupt, was waren diese Quirmer eigentlich für eine Luschentruppe, dass sie noch nicht einmal einen Gefangenen selbst ausliefern konnte?
Mit grimmiger Miene sah Araghast wieder auf und blinzelte.
Zwei unrasierte Gestalten, eine mit einem rostigen Säbel und eine mit einem Knüppel, waren zwischen den Bäumen hervorgetreten und kamen langsam auf ihn zu. Gerade als er gedacht hatte, dass der tag kaum noch schlimmer werden konnte...
"Geld oder Leben, Wächterlein." sagt der Säbelträger mit einem schmierigen Grinsen, das schwärzliche Zahnstümpfe zeigte.
Araghast ließ sein inzwischen gesammeltes Holz fallen. Räuber. Das hatte gerade noch gefehlt. Ob das Loch in der Straße wirklich so ein Zufall gewesen war?
Der Hauptfeldwebel schlug seinen Mantel zurück und legte die Hand auf den Griff seines Entermessers. Seine Tavernenschlägerinstinkte erwachten. Grimmig sah er von einem Räuber zum anderen.
"Also, wer von euch will zuerst Ärger haben?"

28.10.2007 18: 56

Nyvania

Nyvania war eine Weile herum gelaufen und hatte hier und da Holz aufgesammelt, dass sich halbherzig dazu entschieden hatte nicht ganz so nass zu werden wie seine Kollegen. Mit einem beachtlichen Stapel war sie dann auf eine beachtliche Zahl, schließlich war sie alleine,Männer gestoßen, die sie dreckig angrinsten.
"Na, da seid ihr uns ja ganz schön in die Falle getappt."
"Gefahren.", verbesserte die Wasserspeierin automatisch und Giff mit einer Hand nach ihrem Schlagstock, während sie die Holzstücke bis auf eines fallen ließ. Seit gewissen Vorkommnissen hatte sie beschlossen immer eine Waffe dabei zu haben.
"Jaaaaaaaaaaaaa!", entgegnete ihr Gegenüber genervt. "GEFAHREN! ich hab es verstanden, du bist ganz schön vorlaut, wie?"
Irgendwie scheint er genervt..., dachte Nyvania und zuckte mit den Schultern. Sie konnte nicht genau ausmachen wieviele es waren, vielleicht war sie sogar umzingelt. Nun gut, eine scheinbar ausweglose Situation erforderte manchmal halsbrecherischen und sehr naiven Mut.
"Na, willst du dich etwa verteidigen, Schätzchen? Das wird wohl nichts werden. Wir sind eindeutig in der Überzahl."
Nyvania schob den Teebeutel in ihrem Mund von einer auf die andere Seite, während sie sich ihren Körper steinhart vorstellte. Hoffentlich klappte es.
"Noch.", sagte sie all ihren Mut zusammennehmend und hoffte insgeheim auch, dass sich bald jemand über ihren Verbleib wundern würde.

31.10.2007 15: 44

Araghast Breguyar

"Es ist zwecklos, Ma'am." Stefan Mann kam unter dem Wagen hervor und rieb sich geistesabwesend einen schlammigen Streifen auf die Wange. "Ohne Werkzeug kann ich nichts machen."
Kanndra nickte nur und musterte den bei den Wagen verbliebenen Rest der Truppe. Wenigstens waren die Wächter bei der Panne bis auf einen großen blauen Fleck, der auf Sayadias Schienbein prangte, unverletzt geblieben. Während sie sich eine vorwitzige nasse Locke hinter das Ohr klemmte, dachte der Fähnrich, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können. Was hätten sie gemacht, wenn der Gefangenenwagen in das Loch geraten und beschädigt worden wäre? Kanndra bezweifelte insgeheim, dass sie in einer Stadt wie Quirm adäquaten Ersatz gefunden hätten.
Zwischen den Bäumen raschelte es und Araghast Breguyar trat auf die Straße. Kanndra erschrak. Die Unterlippe des Hauptfeldwebels blutete und sein rechtes Hosenbein zierten ein langer Riss und ein handgroßer blutiger Fleck. Zudem hinkte er leicht. Die Klinge seines gezogenen Entermessers war rot gefärbt.
"Räuber." sagt er nur und blickte hektisch durch den Regen die Straße auf und ab.
Reflexartig eilte Stefan zum Packen mit der Ausrüstung und holte seinen Bogen hervor.
"Wieviele?" fragte Kanndra und zog ihren Dolch.
"Keine Ahnung. Aber es sind nun schon mal zwei weniger."
Trotz der ernsten Situation musste Kanndra lächeln.
"Bist du schwer verletzt?" erkundigte sie sich.
Araghast winkte ab. "Frag mich das, wenn wir die Sache hier überlebt haben. Weißt du, wo Nyvania steckt?"
In diesem Moment kamen drei Pfeile kurz hintereinander von schräg vorn geflogen, zischten über Schusis Rücken und bohrten sich dicht neben Sayadia in die Karrenwand. Der Esel iaaahte erschrocken und ein Ruck ging durch den Karren. Sayadia hechtete über den Kutschbock auf die Ladefläche, die anderen Drei liefen um den Karren herum und gingen an der Rückwand in Deckung. Stefan legte einen Pfeil auf die Bogensehne. Die Pferde vor dem Gefangenenwagen schnaubten unruhig.


"Was weiß ich, wo das nächste Dorf liegt, Sör." brummelte Raucher Marmelade und versuchte erfolglos, seine Zigarette vor dem Regen zu schützen. "Und ob sie da so etwas wie das Rad auch schon erfunden haben, weiß ich auch nicht."
Valdimier van Varwald schwieg nur und hing weiter seinen Gedanken über Lilith, die Unmöglichkeit, einen vernünftigen achatenen Kampflehrer zu finden, und einen wasserdichten und gleichzeitig stilvoll aussehenden Umhang nach. Neben ihm schlurfte Mindorah die Straße entlang und starrte dabei auf ihre Schuhspitzen.
Und so waren sie auch völlig überrascht als sich plötzlich aus dem Wald heraus ein gutes Dutzend Räuber auf sie stürzte.

03.11.2007 16: 54

"Och nöööööööö!!" stöhnte Raucher und trat dem erstbesten Räuber zwischen die Beine und schnippte ihm die Kippe ins Gesicht. Die Wächter stellten sich sofort Rücken an Rücken und zogen ihre Schwerter. In Rauchers Fall seinen Schlagstock, da sein Schwert mal wieder festgerostet war. Valdimier war froh über die schnelle Reaktion seiner Kameraden und dankte der guten Ausbildung, die die Wächter heutzutage bekamen.
"Guten Tag die Damen und Herren. Straßenräubergilde... Bitte macht keinen Ärger und ihr bekommt auch keinen." sagte einer der Räuber.
"Keinen Ärger?", fragte Raucher unsicher.
"Najaaaa nicht so viel." sagte ein anderer Räuber.
"Das heisst?" fragte der Gefreite.
"Wir töten euch nach dem Ausrauben nur ein kleines bisschen." erwiderte der erste Räuber böse grinsend.
"HA!! Wir zeigen euch wie man in Ankh-Morpork kämpf ihr Amateure!", rief Mindorah.
"Wir haben nicht genug Geld ihnen die Waffen abzukaufen." zischte Raucher ihr zu.
"Nun gut... geben wir ihnen ein Geschmack vom guten alten Ankh-Morpork-Straßenkampf. Fertig? Hallali Herschaften!!" rief Valdimier und schoß dem nächstbesten Räuber einen Bolzen ins Bein, während Mindorah einem anderen ihr Schwert quer über die Brust zog. Raucher verteidigte sich wie üblich mit Ellenbogen und spitzen Knien. das funktionierte super bis zum ersten Räuber mit Unterleibsschutz. So gekonnt (oder in Raucher Fall so unfair) sich die Wächter auch wehrten die Räuber spielten ihre zahlenmäßige Überlegenheit geschickt aus und hatten sie schnell überwältigt. Mit erhobenen Händen wurden sie eingekreist.
Raucher blickte konzentriert und rauchend über die Schulter eines vor ihm stehenden Räubers.
"Sag mal...", fragte er den Räuber und blies ihm dabei Rauch ins Gesicht "habt ihr auch Trolle in eurer Truppe?"
"Wie jetzt?", fragte der Angesprochene verwirrt "Und wann hast du dir bitte in dem Durcheinander eine Kippe ange..."
Weiter kam er nicht da eine riesige Keule auf den Boden matschte. PLötzlich standen vier Trolle auf dem Weg und verfuhren mit den anderen Räuber auf äquivalente Weise. Nach wenigen Sekunden war der Widerstand sprichwörtlich eingeebnet. Der Größte unter den Trollen trat vor und salutierte scheppernd vor den mehr als verdutzten Wächtern.
"Wir das Anti Wäge-lager..rer-koomando sein." sagte er stolz "ihr da in großes Aaaaoouruuaaagh gewesen seit."
Raucher grinste zufrieden und genehmgite sich ein Stück Lancrekäse, was Mindorah zum Niesen brachte und zog an seiner brökeligen Kippe, die er bei jedem Wetter am brennen halten konnte.

03.11.2007 22: 29

Stefan Mann

Stefan behielt die Stelle im Blick von der er vermutete, dass von dort die Pfeile gekommen waren. Neben sich hörte er das schwere atmen des Hauptfeldwebels. Mit einem stillen Lächeln bewunderte der Gefreite die Einstellung seines Vorgesetzten. Plötzlich hörte man ein lautes Krachen von hinten und es hätte nicht Sayadias erschrockenes Zischen gebraucht, um zu wissen, dass von dort nichts gutes kam. Aus dem Wald traten 2 Trolle heraus, jeder davon hatte einen Trollknüppel in der Hand. Die anwesenden Wächter machten sich zum Kampf bereit, doch einer der Trolle hob beschwichtigend eine Hand.
"Wir nicht böse", sagte er mit dumpf brummender Stimme.
In diesem Augenblick konnte man von weiter vorne Kampfgeräusche hören und nach kurzer Zeit kamen von dort zwei weitere Trolle, mit einigen bewusstlosen Personen in den Armen und über den Schultern, aus dem Unterholz.
"Wir Anti-Wegelagärä-Komm... komm.. Trupp", erklärte der Troll mit der dumpfen Stimme. "Wir euch danken für Locken die Bösen aus Versteck."
Beruhigt senkten die FROGs die Waffen.
"Nichts zu danken", ergriff Kanndra das Wort für die Truppe. "Ohne euch säßen wir ziemlich in der Patsche." Der angesprochene Troll grinste breit. "Könnten wir euch noch um einen kleinen Gefallen bitten?"
"Natürlich. Um was es gehn?"
"Nun ja", begann die Abteilungsleiterin. "Wir sind mit unserem Karren in ein Loch gefahren und kommen jetzt nicht mehr raus."
Der Troll nickte. "Verstehe."
Er winkte dem neben ihm stehenden Troll zu und nach kurzer Zeit [2] befand sich der Karren wieder auf der Straße.

04.11.2007 19: 48

Sayadia Trovloff

Nachdem die Trolle erfolgreich die Situation geregelt und alle Wächter neue Hoffnung auf ein glückliches Gelingen geschöpft hatten, kehrte langsam wieder Ruhe in die Truppe ein.
Der verletzte Bregs wurde untersucht und so gut es ging verbunden. Die Verletzungen waren nicht weiter schlimm, ein paar Kratzer, wie der Hauptfeldwebel es gewöhnt war.
Saya fand ein paar Minuten Ruhe auf der Ladefläche, die ihr eine Rettung gewesen war. Natürlich war sie genau mit dem blauen Fleck aufgekommen, doch die Schmerzen konnte sie durch das Erstaunen verbergen. Da waren Trolle, die Räuber jagten? Es waren Trolle, die sie beschützt hatten? Immernoch baff starrte sie auf die felsigen Gestalten.
Die schienen ganz die Ruhe weg zu haben und begleiteten sie noch ein Stück zum Waldesrand. Mittlerweile hatten sich die Regenwolken komplett verzogen und der Himmel strahlte in herrlichem Blau.
Am Waldrand kamen Raucher, Mindorah und Valdimier ihnen aufgeregt entgegen. Raucher wollte gerade aus zu vielen Metern Entfernung losbrüllen, was sie erlebt hatten, als er die Trolle bemerkte und verstand. Er ließ den Kopf hängen und murmelte seine Geschichte.
Als der ganze Trupp wieder offenes Gelände erreichte, verabschiedeten sich die Trolle und gaben als letzten Gruß jedem einen Klaps auf die Schulter, der so manchen in die Knie zwang.


06.11.2007 21: 05

Kanndra

Als die erste Freude sich gelegt hatte, blickte Kanndra auf ihre versammelte Truppe - und stöhnte auf. "Stopp!"
Valdimier, der wieder die Zügel des Eselskarrens und Stefan, der die der Pferde übernommen hatte, hatten Mühe dem Befehl schnell Folge zu leisten, da die Tiere gerade erst in vollen Lauf gefallen waren. Nach einigem Ziehen und Fluchen gelang es aber doch, die schweren Wagen ohne größeren Unfall zum Halten zu bringen.
"Nyvania ist noch nicht wieder bei uns. Ist das Keinem aufgefallen?" Der ärgerliche Blick, den der Fähnrich auf ihre Mitwächter abschoß, galt nicht nur ihnen. Sie ärgerte sich auch über sich selbst. Wie konnte man nur ein Mitglied des Tiehms vergessen? Sie hätte vorher mal durchzählen sollen, das machte selbst der dümmste Lehrer in der Schule.
Araghast musterte bereits die von tiefen, schlammigen Furchen aufgewühlte Straße. "Zu wenden würde viel zu viel Zeit und Mühe kosten. Ich denke, wir müssen uns erneut aufteilen. Eine Gruppe bleibt bei den Wagen, die andere geht Nyvania suchen."
Kanndra nickte ihr Einverständnis und teilte die beiden Gruppen auf. Dann machte sie sich mit Valdimier, Stefan und Raucher auf den Rückweg in den Wald.

11.11.2007 14: 18

Araghast Breguyar

Unfähig sich zu rühren stand Nyvania im Wald. Die steinerne Starre ihres Körpers hatte bewirkt, dass die Waffen der Räuber von ihr abgeprallt waren ohne Schaden anzurichten und schließlich hatten sich die Wegelagerer unverrichteter Dinge in Richtung Straße verzogen, von woher wenig später lauter Lärm gedrungen war. Soviel zur positiven Seite des Ganzen.
Und nun stand sie wie eine Statue zwischen den Bäumen und konnte weder rufen noch sich sonstwie bemerkbar machen. Nach einer Weile war der Lärm verebbt und eine friedliche Stille hatte sich über den Wald gesenkt. Langsam bekam die halbe Wasserspeierin es mit der Angst zu tun. Was mochten die Räuber mit ihren Kollegen angestellt haben?
Und so erschien ihr die Stimme, die sie leise mit Namen rief schließlich wie eine Erlösung.
"Nyvania?" schallte es durch den Wald. "Bist du hier irgendwo?"
HIER! dachte die Püschologin, doch die Worte wollten ihre Lippen nicht verlassen.
"Sie muss hier irgendwo sein." sagte eine andere Stimme. "Bregs ist auf die eine Straßenseite gegangen und sie auf die andere. Nyvania! Kannst du mich hören?"
Die Stimmen kamen näher und das charakteristische Geräusch von Stiefeln auf astbedecktem Waldboden kam näher.
Und schließlich teilten sich die Zweige eines Busches und Raucher Marmelade kam zum Vorschein.
"Ich habe sie!" brüllte der Gefreite in den Wald hinein.
Kurz darauf standen vier Wächter um die versteinerte Nyvania herum.
"Was machen wir nun, Schäffin?" fragte Stefan.
Kanndra trat vor.
"Bregs hat mir gesagt, was man tun muss." erklärte sie und holte aus. "Entschuldigung, Nyvania." Und mit diesen Worten verpasste sie der Obergefreiten eine schallende Ohrfeige.


Araghast saß auf dem Kutschbock des Gefangenenkarrens und lehnte mit geschlossenem Auge an der massiven Rückwand des Käfigs. In seinem verletzten Bein pochte es schmerzhaft und er sehnte sich nach einem Schluck aus seinem Flachmann. Doch er spürte, dass Mindorah und Sayadia, die auf dem Eselskarren saßen, sich immer wieder verstohlen zu ihm umsahen.
So wie die Reise begonnen hatte, war es wirklich ein Wunder, wenn sie es überhaupt bis Quirm schafften, überlegte der Hauptfeldwebel bissig. Und alles wegen dieses Il Serpente. Wenn dieser es wagen wollte, während der Rückfahrt irgendwelche Scherereien zu machen, würde er ihn höchstpersönlich mit einem großen Knüppel ruhig stellen.
Rufe hinter ihm auf der Straße weckten ihn aus seinen Gedanken und er kletterte vom Kutschbock und sah nach hinten.
Der Suchtrupp kam zurück, im Schlepptau eine teebeutelkauende Nyvania.

Kurz darauf ruckelten die beiden Karren wieder im Nieselregen die Straße entlang, ihrem Ziel Quirm entgegen.

12.11.2007 20: 46

Valdimier van Varwald

Sie hatten nur wenige Meter hinter sich gebracht, als sich Valdimier auf dem Karren bemerkbar machten.
"Eigentlich hätten wir es wissen müssen."
Fragend schauten die anderen Wächter zu dem Vampir, der sich in eine Ecke des Karrens verzogen hatte.
"Was meinst du?", fragte Kanndra.
"Na ja, so ziemlich jedes mal, wenn wir eine etwas längere Fahrt unternehmen, meinen irgendwelche Räuber uns überfallen zu wollen." Kurz zuckten seine Schultern. "Ich meine, was war denn mit der Trainingsfahrt nach Überwald?"
"Die Scheibenwelt ist eben ein schlechter Ort", murrte Bregs vom Kutschbock aus. "Damit muss man eben rechnen, wenn man auf den Strassen unterwegs ist."
"Das mag sein", bestätigte Valdimier. "Aber es ist ja nicht gerade so, dass man es uns nicht ansieht, dass wir Wächter sind. Oder wen würdest du sonst vermuten, wenn du eine Gruppe bewaffneter siehst, die mit einem riesigen Käfig durch die Gegen fährt?"
"Keine Ahnung. Vielleicht einen örtlichen Wanderzirkus?"
Allgemeines Gelächter breitete sich auf dem Karren aus, in das auch Valdimier nach kurzer Zeit einstimmte.
"Ich weiß nur eins", erklärte Bregs nachdem das Lachen wieder verstummt war. "Wenn wir auf der Fahrt noch einmal auf so ein paar Idioten treffen sollten, dann wird denen das Trollkommando auch nicht mehr helfen."


15.11.2007 1: 02

Araghast Breguyar

Den Rest des Tages wurden die Wächter von keinerlei Räubern, Trollen oder Schlaglöchern mehr aufgehalten und machten schließlich, als es dämmrig geworden war, Rast auf einem Hügel neben einem Bach. Zu ihrer Erleichterung hatte der Regen am Ende des Nachmittags nachgelassen und so hingen zahlreiche Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände zum Trocknen über den Zeltstangen.
Während die Mannschaftsdienstgrade am Feuer saßen und Stockbrot grillten, zog sich Kanndra mit Araghast und Valdimier auf die Ladefläche des Eselskarrens zurück.
"Morgen sollten wir einen Kundschafter vorschicken." erklärte die Abteilungsleiterin. "Ich habe keine Lust auf weitere unliebsame Überraschungen."
"Stefan Mann." sagte Valdimier sofort. "Er ist, soweit ich weiß, irgendwo hier draußen großgeworden. Dazu kann er zusätzlich zur Armbrust noch mit einem Bogen umgehen."
Kanndra nickte nur. "Wir laden eines der Packpferde ab und werfen die Sachen in den Gefangenenwagen. Hoffentlich kann er auch reiten."
"Ein Tag noch, dann sind wir in Quirm." sagte Araghast und sah nach oben in den wolkenverhangenen Nachthimmel. "Und dort fangen unsere wirklichen Schwierigkeiten erst an."
Kanndra entzündete eine mitgebrachte Kerze und faltete eine Landkarte auseinander.
"Darum habe ich mir heute Nachmittag überlegt, dass wir eventuell eine andere Strecke für den Rückweg nehmen. Wir können nicht ausschließen, dass wir beobachtet werden, sobald wir die Stadtmauern von Quirm verlassen. Die Abkürzung die wir jetzt nehmen eignet sich einfach zu gut für Hinterhalte. Vielleicht wäre es klüger, wenn wir die Hauptverbindungsstraße nehmen. Dort ist immer etwas los und Hinterhalte sind schwerer zu bewerkstelligen. Außerdem führt sie größtenteils durch die Sto-Ebene. das heißt, keine Bäume hinter denen uns jemand auflauern kann. Löcher in ein Kohlfeld zu graben ist weitaus mühsamer und könnte Aufmerksamkeit erregen."
"Klingt verünftig." stimmten ihre beiden Freunde ihr zu.
Wneig später waren alle bis auf Mindorah, die das Pech gehabt hatte, die erste Wache zu ziehen, in den Zelten verschwunden.

20.11.2007 21: 50

Kanndra

Entgegen ihren Erwartungen verging auch die Nacht ohne Störung für die Wächter. Kanndra hatte großzügig Heilsalbe für die Verletzten ausgeteilt und war selbst froh, dass ihre Hand nicht mehr von der Ohrfeige für Nyvania schmerzte. Seit ein Amokläufer ihr ein Messer in den Handrücken gestoßen hatte, war sie dort empfindlicher geworden, auch wenn nur noch eine hauchdünne, weiße Linie davon kündete. Kurz: die Nachtruhe hatte allen gutgetan und so machten sie sich am nächsten Morgen erneut auf den Weg. Der Fähnrich setzte den am Abend gefassten Plan in die Tat um und schickte Stefan voraus, alle anderen verteilten sich wie gehabt auf die beiden Wagen. Der Himmel war zwar immer noch bedeckt, es blieb aber trocken und langsam fing der eine oder andere an, sich zu entspannen und die Reise ein kleines bisschen zu geniessen. Natürlich konnte das nicht so bleiben und kurz vor der Mittagsrast passierte es dann.
Stefan Mann hatte sie gerade informiert, dass nicht weit vor ihnen ein Rasthof lag, der auch oft von Postkutschen angefahren wurde und auch von den Bewohnern des etwas höher gelegenen Dorfes Bergfleck besucht wurde und war bereits wieder vorangeritten, um schonmal die besten Plätze zu reservieren. Da krachte es auf einmal laut und gleichzeitig sackte die hintere linke Hälfte des Einsatzkarrens ab, so dass Nyvania mit einem spitzen Schrei auf Raucher landete.
"Verdammt", kommentierte Araghast, der sich an die Karrenwand klammerte. "Das Rad ist jetzt endgültig hin."
Kanndra, Sayadia und Valdimier kamen von dem anderen Wagen her angelaufen und besahen sich ebenfalls die Katastrophe, während Nyvania und Raucher sich hastig wieder entknoteten und dann verlegen und vorsichtig von der Ladefläche glitten. Mindorah hatte Schusi davon abgehalten, einfach weiterzulaufen, indem sie ihn eine Möhre vor die Nase hielt, die er nun genussvoll verspeiste. Dann gesellte sie sich zusammen mit Bregs dem Kreis der leicht verzweifelten Wächter hinzu.
"Stefan hat doch gesagt, der Rasthof ist nicht mehr weit." Valdimier fand als erster seine Fassung wieder. "Dann müssen wir eben bis dahin laufen."
"Schon", stimmte Kanndra zu. "Aber was ist mit den Wagen? Die können wir hier nicht so stehen lassen. Sie blockieren die ganze Passstraße." Und da der Gefängniswagen hinter dem Einsatzkarren gefahren war, konnten sie noch nicht mal ihn benutzen, um zum Rasthof damit zu fahren, denn sie würden ihn auf dem engen Weg nicht an dem anderen Karren vorbei manövrieren können.
Zu allem Überfluss fing es in diesem Augenblick wieder an zu nieseln.

24.11.2007 15: 44

Stefan Mann

Stefan führte sein Pferd am Zügel, während er ein wenig neben der Straße durch das Unterholz ging. Immer wieder blieb er kurz stehen um den Kopf zu heben und sich den Regen ins Gesicht prasseln zu lassen. Lange hatte er dieses Gefühl vermisst, fast vergessen. Doch zum Genießen blieb ihm keine Zeit. Er hatte schließlich einen Auftrag. Mit diesem Gedanken schwang er sich wieder auf sein Roß, lenkte es auf die Straße und ließ es in einen leichten Trab fallen.
Nach etwa 30 Minuten kam der Wächter an dem Gasthof an, dessen Schild er schon von weitem hatte ausmachen können. Zwar wusste er nicht was er von einem Gasthof mit dem Namen "Zur Königsgrube" erwarten konnte, aber es war mit Sicherheit besser als bei diesem Wetter in den Zelten schlafen zu müssen.
Stefan band sein Pferd an dem dafür vorgesehenen Pfosten an, streichelte es einmal kurz und betrat das Gebäude. Auch von innen machte es nicht den besten Eindruck. Man konnte erkennen, dass der Besitzer wusste wie schlecht das Wetter hier werden konnte und das er den einzigen warmen Unterschlupf in einer größeren Umgebung anbieten konnte. Entsprechend gefüllt war auch der Schanksaal. Allerlei gestalten, von harmlos und eingeschüchtert aussehenden Reisenden bis hin zu beinahe offensichtlichen Wegelagerern war alles vertreten, saßen hier nebeneinander und versuchten so viel wärme wie möglich von dem kleinen im Kamin brennenden Feuer zu erhaschen.
Mit selbstbewussten Schritten ging Stefan an den Tresen und gesellte sich zu den dort stehenden Personen. Nach ein paar Augenblicken kam schließlich jemand, der sich nach Stefans wünschen erkundete.
"Ich bräuchte 8 Schlafplätze sowie zwei Stellplätze für Kutschen und ein paar Pferde", antwortete der Gefreite.
"Acht Plätze wollt ihr?", der Mann hinter den Tresen lächelte diebisch und entblößte dabei ein nicht mehr ganz vollständiges Gebiss. "Das könnte sehr problematisch werden. Schließlich seid ihr heute nicht die einzigen, die sich hier einquartieren wollen."
Stefan stöhnte innerlich auf. Er hatte von dieser Art der Verhandlung gehört. Seine Aufgabe bestand nun darin einen überhöhten Preis für zu schlechte Betten unter einer undichten Stelle des Daches zu bezahlen. Und das als Wächter der stolzen Stadt Ankh-Morpork. Plötzlich hatte er eine Idee.
"Nun, das stimmt wohl", begann der Stadtwächter. "Aber wie viele Leute darfst du eigentlich in diesem Haus bewirten? Dürfte ich bitte deine Lizenz sehen?"
"Lizenz?" Ein verwirrter Gesichtsausdruck erschien auf dem Gesicht des Wirts. "Warum sollte ich plötzlich eine Lizenz brauchen? Hab ich doch noch nie!"
"Nun ja, dir ist sicherlich bewusst, dass du hier noch im Hoheitsgebiet der Gilde der Gast- und Schlafhausbetreiber von Ankh-Morpork bist. Und dementsprechend brauchst du eine Lizenz." Innerlich fing Stefan an zu Grinsen. Wenn er es wirklich schaffte so die Anzahl der Betten zu bekommen, die er brauchte hatte sich das Stadtleben schon einmal gelohnt.
"Um was geht es?", dröhnte es plötzlich von hinten.
"Ah, Chef. Bitte red' du mit dem Kerl hier. Ich weiß nicht was er will."
Stefan drehte sich um und fragte sich direkt wie er diese Person übersehen konnte. Der "Chef" überragte Stefan um fast zwei Köpfe und hatte aufgrund seiner Schulterbreite wohl Probleme durch normale Türen zu kommen. Nun war dem Wächter auch klar warum hier trotz der unterschiedlichen Kundschaft nichts passierte.
Der Triffinsziel wurde von oben bis unten in Augenschein genommen.
"Kann es sein das du ein Wächter bist?", fragte der Chef.

26.11.2007 20: 14

Valdimier van Varwald

"Ähm, ja. Das bin ich."
Stefan versuchte seine Stimme fest und entschlossen klingen zu lassen. Die Größe des "Chefs" hatte ihn etwas aus dem Konzept gebracht, doch er hoffte, dass man es ihm nicht ansah.
"Sie sollten wissen, dass es nicht besonders gut ist einen Rasthof zu bewirten, ohne eine entsprechende Lizenz dafür zu besitzen, oder was meinen Sie Herr..."
Fragend ließ der Wächter seine Stimme verklingen um den Namen des "Chefs" zu erfahren.
"Herr Schumper", verkündete der Mann auch sogleich. "Und ja, ich weiß, welche Regeln es in der Stadt gibt, aber wenn du ein Wächter bist, dann bist du sicher nicht von der Gilde, oder?"
"Das haben Sie recht", erwiderte Stefan.
"Also kann es dir doch egal sein, ob ich eine Lizenz habe oder nicht, oder? Wenn es jemanden gibt, dann sind das die von der Gilde, aber um die mach ich mir keine Sorgen."
"Das sollten Sie aber nicht zu laut sagen", konnte es sich Stefan nicht verkneifen, worauf der Mann ihm gegenüber anfing zu lachen.
"Mit denen hab ich noch nie Probleme gehabt. Die trauen sich wahrscheinlich nicht hierhin."
Herr Schumper lachte noch etwas vor sich hin, ehe er wieder verstummte und Stefan weiter musterte.
"Also, du weißt, dass ich keine Lizenz habe. Was willst du jetzt machen? Ich habe noch nie gehört, dass die Wache Leute einsperrt, die sich ihr Geld damit verdienen, ein Gasthaus zu betreiben. Und außerdem, wie solltest du das eigentlich anstellen? So ganz alleine."
"Ähm... Chef, der wollte Schlafplätze für acht Personen und eine Unterstellmöglichkeit für zwei Kutschen mitsamt Gespann", meldete sich der Wirt zu Wort. "Ich glaube nicht, dass der alleine ist."
"Aha ich verstehe." Ein fettes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des großen Mannes, das dem vorherigen des Wirtes in nichts nachstand. "Daher weht also der Wind. Wolltest wohl etwas Geld sparen."
Für einen kurzen Augenblick glaubte Stefan, dass man ihn in die Enge getrieben hatte. Er ließ einen kurzen Blick durch den Raum schweifen. Einige der anwesenden Gäste hatten sich zu ihnen gedreht und schienen die Unterhaltung aufmerksam zu verfolgen. Jetzt blieb ihm nur noch die Flucht nach vorne. Diese Blöße würde er sich jetzt nicht geben.
"Wie gesagt, wir kommen aus Ankh-Morpork." Nun verzog sich sein Gesicht zu einem selbstgefälligen Grinsen. "Bei uns probiert man mit allen Mitteln etwas Geld zu sparen."
Es verging ein kurzer Moment, in dem der Wirt und sein Chef ihn mit ihren Blicken fixierten und Stefan fing an sich zu fragen, ob er nicht lieber über Rückzug nachdenken sollte.
Doch dann fing Herr Schumper wieder an zu lachen.
"Also das nenn ich mal dreist." Er schlug dem Wirt auf die Schulter, worauf dieser den Eindruck machte, als würden seine Knie der Belastung nur sehr widerwillig standhalten. "Aber das gefällt mir."
Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, blickte er im Schankraum umher.
"Sag, wo sind denn deine Kollegen? Hol sie mal hierher, dann finden wir schon ein Fleckchen für euch."


06.12.2007 2: 09

Nyvania

Eine ganze Weile standen die Wächter rätselnd vor dem Karren. Hier und da wurden ein paar Vorschläge gemacht, aber im Prinzip waren sie ratlos. Die unangenehmste Lösung war natürlich den Wagen auf irgendeine Weise in Richtung Gasthaus zu schieben - was in Gedanken positiver klang als es wohl sein würde. Ja, es war die unangenehmste Variante, aber Bregs und Kanndra hatten sich deutlich gegen den - fast schon verzweifelten - Vorschlag ausgesprochen den Karren einfach niederzubrennen.
Man hatte sich letztendlich dazu entschlossen, eine kleine Truppe aus Wächtern, bestehend aus Mindorah, Raucher und Nyvania, ebenfalls zu dem Gasthaus zu schicken und dort nach einem Ersatzrad zu fragen. [3]
Währenddessen würden die anderen Wächter hier Stellung halten.

Das Wetter wurde immer schlechter. Man konnte schon nicht mehr von Schütten sprechen. Es schien eher so, als habe sich das Meer spontan dazu entschieden, vom Himmel zu fallen.
Triefend lief die Gruppe den Pfad hinauf. Der Regen ging ihnen auf die Nerven. Auf der Scheibenwelt waren nicht nur die Menschen, sondern auch noch das Wetter schlecht.
Langsam wurde es wieder dunkel und wenige hundert Meter entfernt erkannten die drei nun Lichter, die hoffentlich zu dem vermeintlichen Gasthaus gehörten.

08.12.2007 16: 57

Kanndra

Als Stefan erneut vor die Tür trat, entrang sich ihm ein Seufzer. Hier in den Bergen ging ihm der Regen auf die Nerven, genauso wie in der Stadt. Kein Baum schirmte ihn hier ab, so dass die Tropfen einem direkt auf den Kopf klatschten, als versuchten sie, das Gehirn aus dem Schädel zu waschen. Zu allem Überfluss wurde es auch noch allmählich dunkel und er hatte wirklich keine Lust, den unbekannten Pfad im Finstern zurückzulegen. Schließlich aber siegte sein Pflichtgefühl und die Sorge um seine Kollegen, die eigentlich längst bei dem Rasthaus hätten sein müssen und er wandte sich seinem Pferd zu. Mit ein paar Zuckerstücken, die er vorsorglich eingesteckt hatte, bestach er die Stute mit dem kleinen Stern auf der Stirn. Doch ehe er sich noch in den Sattel schwingen konnte, rief ihn jemand an.
"He, Stefan!"
Der Triffinsziel drehte sich um und erkannte Raucher, Nyvania und Mindorah, die aus dem Halbdunkel in den Lichtkreis der Fenster traten.
"Blöde Sache, das", meinte Raucher. "Das verflixte Rad ist doch noch gebrochen."
"Ja, und nun blockiert der Karren den anderen Karren und die Straße, deshalb sollen wir ein Ersatzrad besorgen. Meinst du hier kriegen wir eins?", brach es aus der halben Wasserspeierin heraus, die trotz ihrer Herkunft ein Plätzchen im Trockenen bevorzugen würde und daran interessiert war, dieses möglichst schnell zu erreichen.
"Keine Ahnung. Aber wenn wird es sicher nicht billig", antwortete Stefan finster.

"Ich glaube, nach dieser Sache brauche ich erstmal Urlaub", stöhnte Kanndra unterdessen.
"Hast du dir schon überlegt, wie wir das Rad anbringen wollen ohne Werkzeug? Ich meine, falls sie überhaupt eins bekommen?"
"Dein Optimismus ist wie immer herzerfrischend, Bregs. Der baut einen doch gleich wieder auf. Und nein, ich habe keine Ahnung, wie wir das verdammte Rad anbringen sollen."
"HE! MACHT MAL HINNE DA VORNE! ANDERE LEUTE WOLLEN AUCH NOCH HIER DURCH!" Hinter dem Gefängniswagen war ein Ochsenkarren aufgetaucht, dessen Besitzer nun wütend gestikulierte, als könne er so das unerwünschte Hindernis aus dem Weg wedeln.
Gelassen schlenderte Valdimier zu dem Mann hinüber. "Tut uns leid. Wir haben leider ein kleines Problem. Unser Rad ist gebrochen und wir...", begann er höflich zu erklären.
"Das ist euer, aber nicht mein Problem. Mein Problem ist es, das Bier hier auszuliefern. Und zwar ehe der Wirt der 'Königsgrube' ohne Vorrat dasteht. Glauben Sie mir, das habe ich einmal erlebt, das möchte ich nicht noch mal erleben."
"Nun, in diesem Fall sollten Sie uns besser helfen. Denn solange wir hier nicht wegkommen, kommen Sie nicht vorbei", entgegnete der Vampir.

13.12.2007 16: 54

Sayadia Trovloff

Das Quartett der halbwegs glücklicheren Wächter, die sich ein trockenes Plätzchen in der "Königsgrube" ergattert hatten, standen nun vor neuen Schwierigkeiten. Mit einem mulmigen Gefühl war Stefan mitsamt seiner Unterstützung zurück in den Schankraum getreten. Er spürte die musternden Blicke und mehr oder weniger versteckten grinsenden Gesichter genau.
Sie mussten schon ein seltsames Bild abgeben: nass, triefend und immer noch nicht vollständig und eindeutig etwas hilflos.
Die Vier kämpften sich vor zum Tresen. Der Wirt hatten sie schon beobachtet und vorläufig sofort seinen "Chef" zurückgeholt. Dieser stand nun ungeduldig mit verschränkten Armen und breitbeinigem Stand vor ihnen, was seine gesamte Statur noch mehr unterstreichte. Die nassen, zusammengekauerten Wächter davor wirkten eher wie ertappte Diener, und nicht wie stolze Vertreter des Gesetzes.
Mit einem schiefen Grinsen übernahm Herr Schumper das Wort: "Bringt man euch in Ankh-Morpork nicht das Zählen bei? Oder berechnet ihr generell pro Person zwei Betten?"
Mindorah, die noch kein Gespräch mit dem Mann gehabt hatte, ließ sich nicht einschüchtern: "Nein, Herr ..."
'Schumper' flüsterte Stefan ihr von der Seite zu.
"...Herr Schumper. Wir sind wohl durchaus in der Lage zu zählen, wir hatten lediglich ... technische Probleme auf dem Weg und würden es sehr gut heißen, wenn wir in Ihrem Haus ein Ersatzrad auftreiben könnten."
Mit neuem Mut mischte sich Stefan wieder in das Gespräch ein: "Und ganz nebenbei könnte dann auch die Gilde weiterhin nichts von Ihrem Lizenz-Problem erfahren."
Der "Chef" ließ sich nicht in die Enge treiben. "Ihr wollt mir wohl drohen? Meine Gastfreundschaft in Frage stellen? Meine ehrliche Haut? Ihr werdet gleich sehen müssen, wo ihr eure Schlafstellen herbekommt...Noch ein Wort wegen dieser Lizenz und ihr schlaft in Zelten!"
Damit drehte er sich um und ließ die verdatterten Wächter hinter sich.
"Na toll", murmelte Nyvania leise vor sich hin.
In dem Moment drehte sich ein ungepflegter Kerl zu ihnen hin. Seine Zähne waren abwechselnd vergoldet oder schwarz verfault. "Ihr scheint da ein kleines Problem zu haben. Vielleicht kann ich euch ja helfen...!"

17.12.2007 19: 12

Araghast Breguyar

"Wo bleiben sie denn?" fragte Valdimier während der Einsatzwagen langsam im Regen die Straße entlangeierte. Die schlingernde Bewegung wurde von dem zu großen Rad verursacht, das der Fahrer des Ochsenkarrens sich nach einigem Hin und Her und einigen bissigen Kommentaren Hauptfeldwebel Breguyars bereit erklärt hatte, für den Weg bis zum Gasthaus zu verleihen. Schusi schnaubte unwillig und Valdimier hatte alle Hände voll zu tun, den Esel am Bocken zu hindern. Neben ihm saßen Sayadia und Kanndra, dicht hinter ihnen lenkte Araghast den Genfangenenkarren.
Der Weg bis zum Gasthaus schien eine Ewigkeit zu dauern und alle verspürten Erleichterung, als sie endlich durch den Regen das Gasthausschild mit der Aufschrift Königsgrube sahen. Sie lenkten die Karren in den zu ihrem Leidwesen mit Karren aller Formen und Farben gefüllten Innenhof.
"das sieht nicht gut aus mit dem Platz." sagte Kanndra frustriert. "Bregs, kannst du mal schauen, wo unsere Gefreiten geblieben sind?"
Der Hauptfeldwebel nickte nur, kletterte vom Kutschbock und verschwand leicht hinkend in der Gaststube.

Zwei Stunden und eine Standpauke an die Wirtshausgruppe wegen Kompetenzüberschreitung und ein Gespräch mit Herrn Schumper später befanden sich ein gebrauchtes, jedoch sehr stabil wirkendes Rad an der Achse des Einsatzkarrens und die Wächter saßen um den warmen Wirtshauskamin herum. Kanndra hatte dem Fremden, der breitwillig seine Hilfe angeboten hatte, das Rad abgekauft und dieser war so freundlich gewesen, es auch gleich zu montieren.
"Nun denn." erklärte die Abteilungsleiterin. "Wir werden spätestens morgen Mittag in Quirm sein. Und dann beginnt unser eigentlicher Auftrag erst. Hoffen wir, dass wir nun alle Wahrscheinlichkeiten von Karrenpannen für die Fahrt aufgebraucht haben."
"Haben wir nun eigentlich Betten gekriegt?" erkundigte sich Raucher.
"Betten nicht." antwortete Araghast. "Aber wenn du etwas gegen einen Heuboden einzuwenden hast, kannst du auch gern draußen im Gefangenenkäfig schlafen."
"Ein Heuboden ist völlig in Ordnung." Genüsslich zog der Knallpulverexperte an seiner Zigarette. "Hauptsache, es ist trocken!"

19.12.2007 21: 43

Kanndra

Es war trocken auf dem Heuboden. Nach nachdrücklichen Warnungen seitens der Abteilungsleiterin verkniff sich Raucher sogar seine Glimmstängel auf dem Heuboden und ging mehrmals zum Rauchen in die Schankstube. Valdimier nutzte die Gelegenheit für einen ausführlichen Rundflug, bevor er sich einen Balken suchte. Die übrigen FROGs machten es sich im Heu gemütlich und bald drang nur noch das vielstimmige Atmen von mehreren Schläfern durch den Raum.
Am nächsten Morgen zupften sie sich die Halme aus dem Haar, verhandelten mit dem Wirt um ein kräftiges Frühstück und nahmen dieses gerade zu sich, als es draußen laut wurde. Das Klingeln von Geschirr, das Rattern von Rädern und das Wiehern von Pferden kündigten die Ankunft einer Kutsche an.
"Oh, die Postkutsche aus Quirm", ließ sich der Gastwirt vernehmen, der aus dem Fenster gelinst hatte. "Die ist aber früh dran heute. Normalerweise kommt sie erst mittags."
"Prima", freute sich Kanndra. "Da können wir bestimmt Neuigkeiten erfahren."
Sie warteten, bis sich die Fahrgäste, ein älterer Mann mit gepflegter Kleidung und einem grauen Backenbart, eine junge Frau mit einem Kind und ein hagerer, dunkelblonder Typ, der sie misstrauisch anstarrte, sich gesetzt und ihr Frühstück geordert hatten. Kurz darauf kam auch der Kutscher in die Gaststube. Den Staub von seinem Mantel schüttelnd suchte er sich einen Platz abseits seiner Passagiere und begrüßte den Wirt herzlich.
"He da", sprach Araghast ihn an. "Ihr seid früh dran, wie man hört?"
Gerfried Zaum kam aus Ankh-Morpork und erkannte die Uniformen der Stadtwächter auf den ersten Blick. Erstaunt hob er die Augenbraue. "Und ihr seid weit weg von der Stadt, wie man sieht."
"Wacheangelegenheit. Wir sind sozusagen auf Dienstreise", antwortete der Hauptfeldwebel vage.
Der Postkutscher seufzte und nahm erst einmal einen tiefen Schluck seines Bieres, das der Wirt ihm unaufgefordert serviert hatte. Es hatte schon seine Vorteile, wenn man immer wieder die selbe Strecke fuhr.
"Ehrlich gesagt, haben wir uns beeilt aus Quirm wegzukommen. Wo da jetzt dieser Verbrecher frei rumläuft."
"Natürlich, da wolltet ihr schnell nach Ankh-Morpork", murmelte Bregs einen Kommentar.
"Welcher Verbrecher?", mischte Kanndra sich ein. Sie schob ihren leeren Teller von sich fort. Bald war es Zeit, aufzubrechen.
"Na, dieser Muffia-Killer. Sie hatten ihn ja schon geschnappt, aber dann ist er ihnen wieder entwischt. Wächter!", schnaubte Gerfried.
"Il Serpente??"
"Ficcini??", fragten Valdimier und Nyvania gleichzeitig.
"Ja, ich glaube so hieß der." Der Kutscher zuckte die Achseln. "Ist mir aber egal, solange er sich nicht in meine Kutsche verirrt."
Unwillkürlich wanderten die Augen aller Wächter zu den Reisenden. Aber unter ihnen war keiner, der auch nur im entferntesten der Beschreibung des Flüchtigen entsprochen hätte.
"Verdammt. Was tun wir denn jetzt?", raunte Kanndra Bregs und Valdimier zu.
Die Frage jedoch wurde von Mindorah beantwortet, die hinaus gegangen war, um ihren Tauben einen Ausflug zu gönnen. Als sie nun zurückkam, hatte sie nicht nur die beiden Vögel dabei, die sie aus der Stadt mitgenommen hatte, sondern eine dritte. Diese schien am Ende ihrer Kräfte angelangt zu sein und hockte nur noch apathisch in einer Ecke des Käfigs.
Besorgt betrachtete die Kommunikationsexpertin das Tier. "Das ist Rogis beste Taube. Ich hoffe, sie wird wieder." Dann überreichte sie Kanndra eine Nachrichtenkapsel. "Die hatte sie bei sich."
Die FROG-Abteilungsleiterin öffnete den winzigen Behälter und las die Nachricht. "Wir werden zurückbeordert. Befehl von ganz oben. Na, dann lasst uns aufbrechen, Leute. Damit ist unsere Mission beendet."
Und als hätten die Götter ihren Spaß daran verloren, mit ihnen zu spielen, erreichten sie zwei Tage später ohne Zwischenfall Ankh-Morpork.

ENDE


04.01.2008 10: 20

[1] also an sich selbst

[2] und einem lauten I-Ahen eines hochgehobenen Esels

[3] Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt


Wörter:

Mindorah Giandorrrh   401
Nyvania   641
Valdimier van Varwald   727
Sayadia Trovloff   841
Stefan Mann   870
  1129
Araghast Breguyar   2218
Kanndra   2415
 



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