Blutsauger ante Portas

Bisher haben 5 bewertet.Du hast schon bewertet!

vollendet am 03.12.2007

Ankh-Morpork heißt alle Eroberer bekanntlich herzlich willkommen, und sieht sie weniger als Bedrohung, und vielmehr als eine gute Gelegenheit, Geld zu verdienen. Doch wenn es sich bei diesen potenziellen Eroberern um einen alten überwaldischen Vampirclan handelt, sieht die Sache schon anders aus... und in einer belagerten Stadt für Ordnung zu sorgen, ist nicht so einfach, wie man glauben könnte.

Harry

Tag 1, 02:00 Uhr

Nachtschichten bestehen überall im Multiversum zu einem Großteil aus gähnender Langeweile. Selbst eine Stadt wie Ankh-Morpork macht hier keine Ausnahme, wenn auch nur deshalb, weil die meisten Wächter sich hüten, nachts in irgendwelchen dunklen Gassen auf Verbrecherfang zu gehen. So ignoriert man bewusst die gelegentlich durchs offene Fenster hereinwehenden Hilfeschreie, trinkt seinen Kaffee und wartet darauf, dass die Zeit vergeht.
Auch diese spezielle Nacht war keine Ausnahme - bis ein anderes, ein lauteres und ungewohnteres Geräusch, die Stille durchbrach.
DIN -knarz- NG!
DON -quietsch- NG!
DIN -knarz- NG!
DON -quietsch- NG!
Die meisten Wächter brauchten eine Weile, um sich zu erinnern, wann sie diesen Klang das letzte Mal gehört hatten, und bei fast allen von ihnen war das während ihrer Ausbildung gewesen. In den Wachhäusern griff man instinktiv nach Schwertern und Rüstungen, und aus den verschiedenen Richtungen lief man zum mittwärtigen Tor...


...wo die alte, seit Jahrzehnten nur zu Vorführungszwecken in Bewegung gesetzte Barbarische-Eroberer-Glocke in ihrem rostigen Scharnier hin und her schwang.
Stabsspieß Harry, der zwar als DOG keine Nachtschicht gehabt hatte, aber in einem unruhigen Schlaf von den Glocken geweckt worden war, lief zwischen den Beinen mehrerer Schaulustiger hindurch nach vorne, wo eine kleine Menschenmenge sich im Halbkreis vor dem offenen Tor versammelt hatte. Ein übermüdeter Torwächter stand dort und machte einen leicht überforderten Eindruck.
Draußen in der Nacht leuchteten in ungefähr zwanzig Metern Entfernung mehrere Fackeln und malten tanzende Schatten auf den Boden. Gut fünfzig teils berittene Leute mochten dort in der Dunkelheit stehen, ganz vorne eine Gestalt in einem feinen Umhang, deren Gesicht in der Dunkelheit nicht zu erkennen war.
"Was geht hier vor?", fragte Harry den Torwächter, als er sah, dass er unglücklicherweise der höchstrangige anwesende Wächter war. Ein paar Leute vom Pseudopolisplatz sah er zwischen den Zivilisten, aber niemanden mit Offiziersrang.
"Sie sind hier plötzlich aufgetaucht, Sör", erklärte der Torwächter, als er den Gnom zu seinen Füßen sah. "Sagten, sie wollen Vetinari sprechen. Ich konnte ja schlecht losgehen und ihn holen, also habe ich die Glocke geläutet, ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte."
Harry runzelte die Stirn und sah in die Dunkelheit. "Wer ist dort?", rief er.
"Mein Name", erwiderte eine wohlklingende männliche Stimme, "ist Graf Bev von Stroganoff. Ich habe etwas Geschäftliches mit dem Herrscher dieser Stadt zu klären."
"Und was?", rief Harry zurück.
"Nun, das ist ganz einfach: Ich habe hier eine alte Urkunde dabei, laut der mir die Hälfte der Stadt gehört. Ich möchte nur noch mit eurem Herrscher aushandeln, welche."
Harry nickte, merkte dann, dass sein Gegenüber das in der Dunkelheit kaum sehen konnte, und sagte laut: "Ich bin sicher, Seine Lordschaft wird Euch empfangen. Bitte, kom-"
Weiter kam er nicht, denn eine dunkle Gestalt huschte plötzlich an ihm vorbei, hob ihn hoch und stieß, ohne ein Wort zu sagen, das schwere Stadttor zu, so dass Stroganoff und seine Gefährten ausgesperrt waren.
Harry blinzelte verwirrt und sah in das Gesicht der Person, die ihn hielt.
"Breda? Aber was..."
"Entschuldigung Sör, das musste sein. Ich habe ihn gespürt, und..."
"Wen gespürt?"
"Ihn." Sie deutete auf das Stadttor. "Er ist mächtig... sehr alt und sehr mächtig."
"Alt und mächtig? Heißt das, er ist..."
"Ein Vampir, ja." Breda ignorierte die verdutzte Torwache und verriegelte das Tor, das seit Menschengedenken offen stand, mit dem dafür vorgesehenen Balken. "Es heißt, die ganz alten können keinen Ort betreten, ohne eingeladen zu werden. Er hat Euch wohl beeinflusst, so dass Ihr ihn fast in die Stadt gelassen hättet. Man müsste einen äußerst starken Willen haben, um ihm zu widerstehen. Äh... das ist natürlich nicht persönlich gemeint, Sör..."
"Und was..."
"Erst mal einen Sicherheitsabstand zum Stadttor. Wer weiß, welche Reichweite seine Fähigkeiten haben." Sie rief einen entsprechenden Befehl in die Menge, und der Halbkreis um das Tor vergrößerte sich rasch.
Harry kletterte auf Bredas Schulter und sah sich um. "Alle Wächter zu mir!"
In kurzer Zeit hatten sich die anwesenden Wächter um Harry und Breda versammelt, die entweder Nachtschicht gehabt oder von den Glocken aus dem Schlaf gerissen worden waren. Es war nur ein kleines Grüppchen, aber besser als nichts.
"Also, wir haben einen mächtigen Vampir mit starken hypnotischen Fähigkeiten vor unserem Tor, und er meint, im gehört die Hälfte der Stadt", begann der Gnom. "Priorität eins: Dafür sorgen, dass die Leute vom Tor fernbleiben. Priorität zwei: Den Patrizier kontaktieren. Priorität drei... äh... Was noch?"




31.05.2007 21: 46

Lilli Baum

Harry kratzte sich am Kopf: "Nun, zwei Prioritäten dürften für den Augenblick genügen."
Er ließ kurz seinen Blick schweifen, und blieb dann an einem Wächter hängen: "Du siehst aus wie ein Komm-Ex", stellte er fest.
"Ja, Sör, Obergefreiter Kannichgut Zwiebel."
"Schön, mir fällt nämlich eben die dritte Priorität ein: Den Kommandeur benachrichtigen. Schick ihm und den Patrizier eine Botschaft. Vorher aber noch an alle Torwächter, dass unverzüglich sämtliche Stadttore abzuriegeln sind."
"Wird erledigt, Sör", erwiderte Kannichgut, salutierte und machte sich dann auf die Socken.
Harry ließ den Blick wieder schweifen und blieb erneut an jemanden hängen: "Lance-Korporal Ziegenberger?"
"Ja, das bin ich."
"Nimm dir ein drei von den Anwesenden Mannschaften und errichte eine Absperrung, damit niemand dem Tor zu nahe kommt - "
Im Hintergrund erhob sich schon emsiges Stimmengemurmel, denn einige Schaulustige waren dank der Glocke aus dem Bett gefallen und nun hellwach.
"- die restlichen drei kommen mit mir und helfen mir dabei, ein paar Gegenstände zu besorgen. Wir brauchen vor allem Knoblauch und Pflöcke. In der momentanen Situation ist höchste Vorsicht geboten."

Tag 1, 02:10 Uhr

Graf Bev von Stroganoff starrte das Tor, welches sich eben vor ihm geschlossen hatte, recht missbilligend an.
"Meifter?", fragte eine Stimmer unvermittelt hinter ihm und schlürfte nach vorn: "Waf gedenken Fie nun fu tun?"
Stronganoff musterte seinen Igor von oben nach unten und erwiderte dann: "Nichts."
"Nichtf, Meifter?"
"Ja, nichts", er wandte seinen Blick wieder dem Tor zu: "Natürlich könnten wir jetzt etwas unternehmen, wenn wir wollten. Aber es handelt sich hier nicht um ein wirkliches Problem, nur um eine kleine Verzögerung. Ich bin mir sicher, dass wir sehr bald aufs Herzlichtste vom Patrizier empfangen werden. Wieso sollen wir uns die Hände schmutzig machen, wenn wir nur etwas warten müssen? Wir sind Vampire, wir haben Zeit. Außerdem lohnt es sich auf die größte Sammlung von Blutkonserven auf zwei Beinen zu warten. Es wird also höchste Zeit, dass das Lager errichtet wird, oder meinst du nicht?"
"Ja, Meifter, ef ift mir ein wahref Vergnügen."
Stroganoff wandte seinen Blick vom Tor ab, drehte sich um, und ging hoch erhobenen Hauptes zwischen die Reihen der versammelten Vampire hindurch. Er erreichte das Ende des Konvois, an dem sich eine einzelne, schwarze Kutsche befand, schon außerhalb des Fackelscheins.
Ein Vorhang wurde beiseite gezogen und ein Kopf wurde aus dem Fenster gesteckt.
"Papa!", maulte eine junge Vampirin in einem klagenden Tonfall: "Wieso lässt du mich die ganze Zeit allein, mir ist langweilig! Und wo sind überhaupt meine Brüder?!"
"Sie sind weg, mein Liebes, sie erledigen einen kleinen Auftrag für mich. Aber ich bin ja wieder da."
"Großartig. Und gleich verschwindest du wieder, wie ich dich kenne!"
"Du musst verstehen, dass ich mich um gewisse Dinge kümmern muss, ich denke dabei nur an dich, Liebes. Was ist eigentlich aus dem Püppchen geworden, die ich dir unterwegs habe besorgen lassen?"
Statt zu antworten zog das Mädchen den Kopf wieder in den Waagen zurück, um ihn Augenblicke später wieder raus zu strecken, samt ihren beiden Händen. In der einen hatte sie eine filigran anmutende, mit einem hellrosa Kleidchen geschmückte Porzellanpuppe, mit der anderen griff sie nach dem Kopf derselben und riss ihn kurzerhand ab. Dann ließ sie Kopf und Torso auf den Boden fallen. Ohne die Überreste der Puppe unten im Dreck auch nur eines Blickes zu würdigen sagte sie: "Ist kaputt gegangen."
"Ich sehe es", meinte ihr Vater: "Nun, dann werde ich sehen, was sich machen lässt. In Ankh-Morpork lässt sich bestimmt ein neues Püppchen für dich auftreiben."
"Ich will viel lieber einen Ball."
"Malissa, das ist doch wohl kaum das angemessene Spielzeug für eine junge Dame in deiner Stellung."
Beleidigt zog sich das Vampirmädchen in die Kutsche zurück, und schloss den schwarzen Samtvorhang wieder. Dann verschränkte sie die Arme: "Nie kann ich das haben, was ich will."

31.05.2007 23: 11

Johan Schaaf

Rufus Drumknott, der Sekretär Vetinaris, hetzte panisch die Treppen zum Rechteckigen Büro hinauf. Mehrmaliges Läuten hatte ihn aus dem Schlaf gerissen, was ein extrem schlechtes Zeichen war, da der Patrizier, der sich sonst durch eine wirklich nervenaufreibende Geduld auszeichnete, im Normalfall niemals ein zweites Mal nach ihm läutete.
"Eure Lordschaft?", grüßte er seinen Herrn in fragendem Tonfall, als er in das spärlich beleuchtete Zimmer eintrat.
Jener saß seelenruhig und scheinbar in irgendein wichtiges Regierungsgeschäft vertieft an seinem Schreibtisch. Nichts an ihm strahlte Unruhe [1] aus, als er davon aufsah und sagte:
"Ah, Drumknott! Bitte setzte dich doch!"
Der Sekretär kam der Bitte nach und, als er nach ungefähr eineinhalb Sekunden die Stille nicht mehr ertragen konnte, fragte er: "Aus was für einem Grund hast du nach mir geläutet, Herr?"
"Erinnerst du dich an den Brief, den ich letzten Monat aus Überwald erhielt, Drumknott?"
"Du meinst den von Graf von Stroganoff, Herr? Der behauptete, dass die Hälfte der Stadt rechtmäßig ihm gehöre?"
"Genau der. Er ließ sich, wie es aussieht, nicht von der doch eher abweisenden Antwort, die du ihm hast zukommen lassen, beeindrucken. Ich könnte mich irren, aber ich denke, dass er für den Aufruhr am Tor verantwortlich ist." Er machte eine eher angedeuteten Handbewegung in Richtung des Fensters hinter ihm, durch das Drumknott weit entfernt, etwa dort, wo sich das Mittwärtige Tor befinden musste, das Licht mehrerer Fackeln in der Dunkelheit erkennen konnte. "Ich wurde", fuhr der Patrizier fort, "außerdem durch das Läuten jener Glocke geweckt, die einst vor einfallenden Horden mit der Absicht, die Stadt zu erobern, warnen sollte. Ein ziemlich ungewöhnlicher Vorfall zu unseren heutigen, zivilisierten Zeiten, findest du nicht?"
Der Sekretär zog eine Augenbraue in die Höhe. Wirklich ungewöhnlich, dachte er, dass Lord Vetinari wohl wirklich ab und zu mal schlief.
"Und was gedenkst du nun zu tun?"
"Ich werde wohl nicht darum herumkommen, einige Worte mit dem Grafen persönlich zu wechseln. Dich bitte ich, eine Kutsche zur Anwaltsgilde zu schicken. Sie sollen möglichst schnell Herrn Schräg zum Ort der Verhandlungen schicken. Ich vermute, dass wir seine Unterstützung in dieser Angelegenheit gebrauchen können."

01.06.2007 14: 46

Lilli Baum

Tag 1, 02:40 Uhr

Leise rasselte der Schlüsselbund, als Herr Schräg die Tür seines Domizils abschloss.
Langsam schlürfend machte er sich auf den Weg, die wenigen Meter zu der Kutsche zu überbrücken, die ihn vor das Tor und zu Lord Vetinari bringen sollte.

Tag 1, 02:45 Uhr

Eigentlich war die Nacht ja ganz angenehm. Nun, es gab so viele Verbrechen wie in jeder Nacht in Ankh-Morpork und es stand auch noch eine Horde Vampire vor den Toren der Stadt; aber auf der anderen Seite war es angenehm kühl, nicht etwa kalt, und außerdem vertrieb ein leichter Wind den ärgsten Gestank.
Die am Himmel funkelnden Sterne taten das Übrige zur Situation, und beleuchteten ganz nebenbei die Straßen.
Man sagt, dass Verbrechen schläft nie - erst recht nicht in einer solchen Nacht - und deswegen gab es auch das eine oder andere rechtschaffenere Subjekt, dass ebenfalls nicht schlief. Stattdessen versuchte es, dem Verbrechen heiße Würstchen anzudrehen[2].
"Hey, Sie da!", rief T.M.S.I.D.R. Schnapper, und erschrak damit einen Gelegenheitsdieb halb zu Tode, der eben im Begriff war, ein Haus durch das Fenster zu verlassen.
"Ja?", fragte der Einbrecher mit dem Sack voller Plunder auf den Rücken misstrauisch.
"Ich habe alles gesehen!", sagte Schnapper in einem beinahe fröhlichen Tonfall.
"Das ist schlecht", erwiderte der Gauner, setzte den Sack auf den Boden ab, und zog ein Messer aus der Hosentasche. "Für dich!"
Unbeirrt fuhr Schnapper fort: "Ja, ich habe genau gesehen, dass sie das Fenster benutzen, weil sie offensichtlich ihren Schlüssel vergessen hatten. Und nun sind sie wieder herausgekommen, weil sie vergessen hatten, einzukaufen und so schrecklichen Hunger haben. Natürlich haben sie ein Auge auf mein Qualitätsangebot an frischen Würstchen geworfen."
"Ähm... ja?", antwortete der Einbrecher, der sich spontan dazu entschieden hatte, dass es ungut war, Leute umzubringen und näherte sich Schnapper mit seinem Würstchenstand.
Misstrauisch beäugte er die Ware. Die Würstchen dampften förmlich in der kühlen Nacht, und sahen in der Tat sehr lecker und verführerisch aus. Allerdings...
"Hey, das eine Würstchen hat sich eben bewegt!"
"Natürlich nicht! Das sind ganz normale Würstchen. Mit echten Fleisch!"
"Nein, ich glaube, ich habe keinen Hunger..."
"Ach kommen Sie, nur ein klitzekleines, schmackhaftes, nahrhaftes Würstchen..."
Schnapper ging einen Schritt auf den Mann zu, während der zurückwich. Schweißperlen standen ihm plötzlich auf der Stirn.
"Ein Würstchen kann doch nicht schaden. Schauen sie doch nur, wie lecker die aussehen."
"Vielleicht... ähm..."
Aus der Ferne hörte man ein Rattern, und es kam verdammt schnell näher. Augenblicke später erreichte auch schon der Grund für den Lärm den Ort des Geschehens.

"Ho!", brüllte der Kutscher und ließ seine Peitsche knallen, damit die Pferde anhielten.
Es ging ein gewaltiger Ruck durch das Gefährt, bis es schließlich stehen blieb.
"Hey!", rief T.M.S.I.D.R. Schnapper: "Sie haben eben meinen Kunden überfahren!"
Herr Schräg steckte den Kopf aus dem Fenster: "Was ist los?"
"Ein Unfall, Herr!", meldete der Kutscher, der eben versuchte dem Überfahrenen Gauner auf die Beine zu helfen. Er hatte offensichtlich enormes Glück gehabt, denn er hatte nur eine Platzwunde und ein paar Prellungen davon getragen.
"Sie!", zischte Schnapper und deutete auf Herrn Schräg: "Sie haben eben meinen Kunden überfahren! Er wollte soeben ein Würs... pardon, drei Würstchen kaufen. Mit einer doppelten Portion Senf und Ketchup! Jetzt müssen Sie die Ware abnehmen!"
"Nein", antwortete Herr Schräg.
"So eine Unverschämtheit!", Schnapper wedelte bedrohlich mit einem Finger: "Wenn sie jetzt die Würstchen nicht kaufen, dann werde ich sie wegen Verdienstausfall verklagen, jawohl!"
"Verklagen? Aber sicher. Machen sie sich dann aber auf eine Gegenklage gefasst, schließlich stehlen sie meine wertvolle Zeit. Draußen vor dem Tor befindet sich eine Horde Vampire, von denen einer behauptet, dass ihm die halbe Stadt gehört."
"Und was ist mit dem armen, bemitleidenswerten Mann, denn ihre rücksichtslose Kutsche eben halbtot gefahren hat?!"
"Der wird ebenfalls verklagt. Wegen Abnutzung meiner Kutsche und schwerer Körperverletzung."
"Sie verklagen ihn wegen Körperverletzung?!!"
"Natürlich. Wegen dieser Sache habe ich eben ein schweres psychosomatisches Trauma erlitten. Würde ich schlafen, dann hätte ich bestimmt furchtbare Albträume. Sehen sie nicht, dass ich unter einem schweren Schock stehe?", erklärte der Anwalt in einem gelassenen Tonfall. "Kutscher, komm, wir müssen weiter."
"Wird gemacht."
Der Fahrer kletterte wieder auf den Kutschbock und ließ die Peitsche knallen. Binnen Sekunden war das Fahrzeug außer Sichtweite, Schnapper starrte ihr hinterher.

Dann drehte er sich zu dem Gauner um, der sich vor Schmerz stöhnend, an eine Mauer lehnte: "Sag mal, riechen sie das auch?"
"Was?"
"Na, diesen Geruch hier!"
"Der nach verwesenden Zombie?"
"Nein", erwiderte T.M.S.I.D.R. Schnapper: "Ich rieche hier ganz eindeutig ein Geschäft!"

Und er hatte recht; egal, ob die Vampire die Stadt belagerten oder sie einnahmen, es würden sich einige ziemlich lukrative Marktnischen öffnen...

02.06.2007 16: 28

Johan Schaaf

"Das ging schneller als ich erwartet hätte", kommentierte Harry die schwarze Kutsche des Patriziers, die gerade in Richtung des Tores an ihnen vorbeirauschte, als er mit seinen Begleitern den Ort des Geschehens verlassen hatte. "Guter Mann, der Obergefreite Zwiebel."
Natürlich war dessen Nachricht noch nicht beim Patrizier eingetroffen, vielmehr war dieser gerade, als Kannichgut den Palast, welcher am anderen Ende des Oberen Breiten Weges lag und von dessen Dachsemaphoren aus er die restlichen Mitteilungen abschicken würde, fast erreicht hatte, schon aufgebrochen.
"Johan, schau bitte einmal nach, was da drüben los ist", sagte Lance-Korporal Ophelia Ziegenberger, welche der höchstrangige Wächter am Tor war. "Aber, ähm, sei vorsichtig, wegen der hypnotischen Macht!", erinnerte sie sich. "Wenn du das Gefühl hast, die Kontrolle über dein Handeln zu verlieren, komm lieber wieder zurück!"
Von der Außenseite des Tores waren, während die anwesenden Wächter noch mit dem Errichten der Absperrung beschäftigt gewesen waren, wütende Rufe erklungen. Da es dem Gefreiten Johan Schaaf nicht gelang, den vermutlich seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr benutzten und schon völlig verrosteten Riegel der Gesprächsklappe des Tores auch nur einen Millimeter zu bewegen, machte er sich schließlich daran, theatralisch stöhnend die Leiter, über die man über das Tor gelangte, zu erklimmen.
Unten hatten sich zu den vampirischen Eroberern, die zu diesem Zweck äußerst friedfertig eine Gasse gebildet hatten, einige von Ochsen gezogene Karren gesellt, auf deren vorderstem ein dicker und allem Anschein nach sehr verärgerter Mann stand.
"Was soll das?", rief er, als Johans Kopf über der Mauerbrüstung zum Vorschein kam. "Warum ist das verdammte Tor zu?"
"Aus, ähm, sicherheitstechnischen Gründen", erwiderte der Wächter. "Daher kann zur Zeit leider niemand die Stadt durch das Tor betreten oder verlassen."
"Was soll das heißen? Ich habe hier ein Dutzend verdammte Karren mit Mehl für die örtlichen Bäckereien und wenn ich das nicht rechtzeitig liefere, dann werden die Bewohner eurer Stadt ziemlich grantig werden, weil sie morgen früh keine Brötchen bekommen! Und was noch viel schlimmer ist, ich bekomme dann auch keinen verdammten Cent!" Er schüttelte wütend die Faust in Richtung des Gefreiten. "Also mach jetzt schleunigst das verdammte Tor auf, Kleiner!"
"Ich glaube nicht, dass Sie so..."
Das Tor öffnete sich.
"He, was soll das?", rief Johan und drehte sich um. "Denkt an die Vampire! Wir können doch nicht wegen diesem Kerl einfach..."
"Schon gut, Johan", unterbrach ihn Ophelia Ziegenberger. "Lord Vetinari ist da und möchte mit dem Grafen sprechen."
Gerade wurde die Absperrung entfernt, um die Kutsche des Patriziers passieren zu lassen.

01.06.2007 14: 46

Breda Krulock

Leise rumpelte die Kutsche an den Waechtern vorbei. Die schwarzen Vorhaenge waren zugezogen und wogten sachte im Fahrtwind, als sie das grosse Tor passierte und den gepflasternen Weg der Stadt verliess. Die grossen Wagenraeder knirschten ueber den Kies und weisser Staub blieb daran kleben, als die Kutsche zum stehen kam.
Ophelia Ziegenberger hatte sich unbewusst an die vorderste Front der Zuschauer gewagt und stand nun direkt im Tor. Neugierig schaute sie der Kutsche hinterher. Es erschien ihr mehr als selbstverstaendlich, das der Patrizier innerhalb kuerzester Zeit hier auftauchte, um sein Recht, seine Stadt und seine Buerger zu verteidigen. Er wuerde sein Haende aufeinander legen und mit seinem stechenden Blick und weise gewaehlten Worten seine Pflicht erfuellen. Ohne auch nur einmal an sein eigenes Wohl zu denken wuerde er den elegant gekleideten Vampiren sagen, dass wir als weltoffene Metropole jeden Gast wie ein Familienmitglied begruessen, sie aber auch wie ein solches hinauswerfen wuerden, wenn sie sich nicht an die Hausordnungen halten. Er wuerde zu ihnen gehen, ohne den Boden zu beruehren und ihnen die Hand reichen, ohne sie aus den Augen zulassen. Er wuerde einfach... der Patrizier sein.
Die junge RUMlerin hielt aufgeregt durch ihre Gedankengaenge den Atem an als sich die Pechschwarze Tuer der Kutsche oeffnete und die kleine Trittstufe ausgeklappt wurde. Ihre grauen Augen weiteten sich und auf dem huebschen Gesicht bildete sich ein Ausdruck wie der eines Kindes, welches auf den Schneevater wartete. Sie bemerkte garnicht, wie sich ihre Freundin naeherte und sich neben sie stellte. Sie merkte auch nicht, wie sie einen winzigen Schritt nach vorne trat und erst recht bemerkte sie nicht den mageren Huehnen, welcher nur eine Armlaenge von ihr entfernt an der Aussenseite der Stadtmauer lehnte. Ihre Gedanken drifteten ab, den Blick fest auf den im Kerzenschein erhellten Eingang der Kutsche gerichtet. Etwas bohrte sich in ihren Arm und zog sie ruckartig nach vorn. Ein kurzer Schrei entkam ihrer Kehle als sie zu Boden stuertze. Erschrocken sah sie auf und erkannte im Halbdunkeln ihre Freundin Breda, welche sich wie wild auf einen Mann stuerzte und ihn an den Schulter an die Mauer presste.
"Wage es noch ein einziges mal!" Zischte die Vampirin in einem Ton, der Ophelia Schauer ueber den Ruecken laufen lies. Doch anstelle von Furcht oder Ueberraschung lachte der blasse Mann nun und Ophelia erkannte, um wen, beziehungsweise um was es sich handelte. Mit zitternden Knien stand sie auf und musste sich an den Torbogen stuetzten, hatte sie soeben begriffen was passiert war. Der Vampir, dem sie fast in sie Falle gegangen waere, blickte an Breda vorbei und grinste sie frech an als er einige Worte an sie richtete. Doch die Waechterin konnte nicht ausmachen, um welche Sprache es sich handelte, jedoch erahnte sie durch Bredas Reaktion, das es nichts angenehmes war.
Keuchend, aber immernoch grinsend lag der maennliche Vampir nun im Staub. Die Begegnung mit Bredas Knie war zwar nicht Schmerzhaft gewesen, aber er wusste nun, das eine von ihnen auf der falschen Seite mitspielte. Um den huebsche, rothaarigen Snack wuerde er sich erst kuemmern koennen, wenn ihre Beschuetzerin ausgeschaltet ist. Er hatte Zeit...

Waehrenddessen war der Passagier der Kutsche ausgestiegen und einige Schritte weit geschlurft. Herr Schraeg hatte seinen Aktenkoffer unter den Arm geklemmt und stand nun wartend in der Dunkelheit und spuerte, wie sich mehrere Bewusstseine in seinen Kopf draengen wollten. Als sie dort nur absolute Leere fanden, verliessen sie ihn so schnell wie sie gekommen waren. Er meinte sogar jemand ausschweifend ueber Zombies fluchend denken zu hoeren. Stau wirbelte auf, als der ledernde Aktenkoffen auf den Boden gestellt wurde.
"So", begann er trocken, " Wer von den hier anwesenden Untoten ist Graf Bev von Stroganoff?"


Unweit entfernt fragte sich Kannichgut Zwiebel, wie es der Stabsspiess fertig gebracht hatte, ihn anhand seines Aussehen innerhalb weniger Sekunden als Kommunikations Experte zu identifizieren. 'Es muss an dem Taubendreck gelegen haben.' dachte er bei sich. Eine andere Erklaerung hatte er nicht. Auch konnte er sich nicht erklaeren, warum die Kutsche des Patrizierrs bereits auf dem Weg zum Tor war, obwohl er noch keine Nachricht versendet hat. Dies erschien ihm alles aeusserst mysterioeus. Er hielt es also fuer besser, den Kommandeur mit einer guten, alten Klackernachricht zu informieren. Die Stadttore muessen schnellstmoeglich geschlossen werden, das Ausmass waere nicht auszudenken, wenn wilde Vampire die Stadt befallen wuerden. Im Laufschritt hielt Kannich auf den Klacker zu.


03.06.2007 17: 33

Kannichgut Zwiebel

Ankh-Morpork war vielleicht nicht die fortschrittlichste Stadt im Multiversum[3], doch sie verfügte über ein erkleckliches Arsenal moderner Techniken zur Beilegung verschiedenster Notfälle. Vor allem die Stadtwache besaß und verwendete viele diese Techniken. Schon bald flitzte eine Nachricht auf Licht durch die Nacht und verursachte hektisches Treiben im Wachhaus am Pseudopolisplatz. Die billigste Art der Informationsübertragung waren immer noch schnelle, motivierte Läufer, die Schwierigkeiten auf ihrem Weg sicher umschifften. Leider standen dem wachhabenden Offizier in der Zentrale der Stadtwache nur ein paar verschlafene Gefreite und Rekruten zur Verfügung. Doch das war besser als nichts und nicht lange nachdem die höchst bedenkliche Nachricht des Obergefreiten Zwiebel eingetroffen war, rannten Wächter in alle Himmelsrichtungen davon.

Langeweile stand zusammen mit zwei frischgebackenen Rekruten am Deosil-Tor Wache. Asalea Wissewas musterte den Troll, der mit ihr zusammen die Nachtschicht hatte, neugierig. Er hatte eine dunkle ... äh Farbe und trug die Wachemarke in der Nähe der verschnörkelten Gravierung auf seiner Schulter. Die Nacht war angenehm kühl, dachte sie, also lohnte vielleicht ein Gespräch.
"Was ist das da auf deiner Schulter?", fragte sie.
Der Toll schaute sie knirschend an, als er seinen Kopf in Position drehte. Er rieb sich mit einer kantigen Pranke über die Schulter.
Basalt vermochte kaum Rot zu werden. Da es aber vulkanischen Ursprungs war, half ein leichtes Glühen, den erforderlichen Effekt zu erzeugen. Basalt errötete. "Das sein Taubendreck. Ich sein gestern kurz eingenickt, auf dem Weg zur Kröselstraße."
Asalea war kurz irritiert, schüttelte dann aber den Kopf.
"Nein", sagte sie. "Dieses verknutschelte Ding da meine ich." Sie zeigte unmissverständlich auf die Gravierung.
Der Troll folgte ihrem Fingerzeig. "Oh", begann er. "Das sein lange, lange Geschichte. Ich ..."
Ein Pfiff unterbrach den Troll.
"Heey!", rief ein rot keuchender Mann in der Uniform der Stadtwache von Ankh-Morpork von Weitem. "Warum ist das Tor noch offen? Schließen! Sofort!"
Die beiden Rekruten sahen sich an.
"Möchtest du vielleicht ...?" Sie deutete auf die offenen Torflügel.
Der Troll knirschte und schloss das Tor mit lautem Rumpeln. Der Läufer kam bei den beiden Rekruten an.
"Gefreiter Bergig", sagte er zackig. "S.E.A.L.S., Spezialauftrag von der Zentrale. Alle Stadttore sind zu schließen, da Gefahr von Eroberern droht."
Asalea erbleichte. "Was? Krieg? Hier? Aber ..."
Bergig nickte. "Sie stehen vor dem Mittwärtigen Tor. Sieht übel aus. Die Tore bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Befehl von ganz oben. Niemand darf in die Stadt."
"Ja, äh", stammelte Asalea. "Gut ... dann wissen wir ja jetzt Bescheid. Äh ..."
"Ja?", fragte Bergig.
"Bekommen wir nicht irgendwie noch Verstärkung?"
"Nein, bislang nicht vorgesehen. Die Torwächter bleiben auf ihren Posten. Ach ja", der Gefreite Bergig hielt kurz inne, "mir fällt da grad noch was ein: Es soll ja erstmal eh keiner in die Stadt, aber es könnte sein, dass einige der Eroberer gezielt bitten in die Stadt zu kommen. In dem Fall sollt ihr besonders aufpassen! Es könnte sich dabei um Agenten der Eroberer handeln! Also: Äußerste Vorsicht! Noch Fragen?"
Die beiden Rekruten warfen sich einen verschwiegenen Blick zu und standen stumm da. Asalea schüttelte zaghaft den Kopf. Bergig nickte.
"Also gut", sagte er. "Wenn was ist, lasst es mich wissen ..." Er warf einen Blick über die Schulter Richtung Stadtmitte. "Ich meine: lasst es den Kommandeur wissen. Pseudopolisplatz. Ihr wisst schon." Er wandte sich ab und war kurz darauf im Dunkel der Nacht verschwunden.
Asalea und der Troll Basalt schauten sich peinlich berührt an.
"Leute, die bitten, in die Stadt kommen zu dürfen?", fragte sie.
Der Troll mahlte mit den granitenen Zähnen. "Der Mann vorhin haben nicht wirklich gebeten ..."
Asalea nickte. "Ja. Er war vom Pferd gefallen und brauchte Hilfe ..."
Es begann eine Art Spiel, in dem man versuchte, die Sätze des Vorgängers sinnvoll zu ergänzen.
Der Troll war dran. "Es nicht schlimm gewesen sein, dass sein Pferd vor Schreck davongelaufen sein."
"Genau!", war Asalea an der Reihe. "Und dass er sich kurze Zeit später wieder gut erholt hatte ... Manche Leute kommen mit Verstauchungen gut klar!"
Der Troll nickte. "Aber falls jetzt jemand wollen bittend in die Stadt. Wir ihn lassen nicht herein!"
Die beiden Rekruten waren sich einig: Das Deosil-Tor war ab sofort sicher. Mit der Betonung auf "ab sofort" ...


03.06.2007 18: 34

Ettark Bergig

Immer noch etwas außer Atem bewegte Ettark sich mit langen Schritten Richtung Randwärtigem Tor. Danach noch das Verrätertor und Morpork wäre sicher. Um die Tore von Ankh kümmerte sich derweil Schizzel Schattig.
Seine Gedanken rasten. Irgendwie fühlte er sich an einige Ereignisse seiner Kindheit erinnert, die er schon lange versuchte, zu verdrängen. Vampire die versuchten, seine Heimat zu erobert. Der bisher sorgsam unterdrückte Zorn fing wieder an zu brodeln. Warum war er eigentlich zu den dummen Rekruten so freundlich gewesen?
Ein Psychologe hätte ihm wahrscheinlich ein Trauma attestiert. Ettark, der an solche Quacksalber sowieso nicht glaubte schob es auf eine Überdosierung seines Schmerzmittels. Das kam halt davon, wenn man ohne Talent versuchte, gute Medizin zu verbessern. Er brüllte kurz auf. Einige Trinker, die scheinbar auf dem weg zur nächsten Kneipe waren zuckten zusammen und brachten sich schnell in dunkle Seitengasse in Sicherheit. Der bergiger grinste. Das hatte gut getan, nun konnte er sich wieder auf seine Aufgabe konzentrieren, die elenden Blutsauger aus der Stadt zu halten.
Da: Das nächste Tor war schon in Sicht, die große mechanische Uhr an ihrer Spitze zeigte auf fünf vor drei, er sollte sich etwas beeilen.
Er viel in Laufschritt und überraschte so zwei Rekruten, die sich angeregt über die Beschaffenheit und Bestandteile von Schnappers Würsten unterhielten und dabei ihre Umgebung völlig vergessen hatten.
Ettarks Kehle gab ein Geräusch von sich, das einem Knurren nicht unähnlich war. Noch im Laufen zog er sein schartiges Schwert und lies es mit voller Wucht in einen Holzbalken hinter den Nichtsnutzigen Rekruten krachen. Beide fuhren schlagartig auf und schienen die Flucht ergreifen zu wollen, als sie erkannten, wer da hinter ihnen stand.
"Ettark!" keuchte eine von ihnen, eine eher klein geratene Frau mit zwei plüschigen Ohren auf dem Kopf.
"Rekruten!" führ der Gefreite die beiden ungerührt an. "Schließt sofort dieses Tor und weeehe euch, dass auch nur irgendwer hier noch durchkommt!"
Die beiden sahen ihn erstaunt an und der andere Rekrut, ein belesen aussehender Zwerg machte sich so groß wie möglich.
"DU hast uns garnicht zu befehlen, du bist nämlich nur Gefreiter und damit Mansch..." weiter kam er nicht, als er von einem weiteren unterschwelligen Knurren aus Ettark Kehle unterbrochen wurde.
"Schließt sofort das Tor oder es setzt was!" stieß der Gefreite zwischen den Zähnen hervor. Scheinbar beeindruckt von dem Irren blitzen in den Augen des bergigers drehte sich der Zwerg gehörig um und half Hamsta, das schwere Tor zu bewegen.
"Ach ja... da draußen sind nicht sehr freundliche Blutsauger... Also passt auf und hört ihnen am besten gar nicht erst zu... ich glaube nicht, dass ihr stark genug sein, ihnen zu wiederstehen!" hörten die beiden Rekruten noch aus ihrem Rücken, doch als sie sich erschrocken umdrehten, war Ettark schon wieder im dunkeln verschwunden.
Als sie mit vereinten Kräften das Tor geschlossen und fachgerecht versiegelt hatten lehnten sie sich beiden keuchend dagegen.
"Au Backe ist der Typ immer so drauf?" fragte Friedrich Armstark seine Kollegin.
"Nein... nur wenn er schlecht drauf ist." antwortete Hamsta. "aber eigentlich ist er dass fast immer... vor allem wenn es um Vampire geht." Sie kratzte sich an der Schläfe, was ein unbeteiligter licht als "Vogel zeigen" hätte erkennen können. Armstark zuckte mit den Schultern und rückte sein Kettenhemd wieder zurecht.

3 Uhr, Mittelwärtiges Tor

Der untote Anwalt stierte, immer noch im Halbschatten der Torbeleuchtung stehend die Vampirgruppe an.
"Na? Ich warte. Mein Klient verlangt eine schnelle Klärung des Falles!" Bewegung kam in die Gruppe. So wie es aussah, war sie weit grösser, als es anfänglich den Anschein gehabt hatte. Überall huschten Schatten durch das dunkel der Nacht und selbst wenn es weniger war, als Herr Schräg zählte, sie würden ein Blutbad unter den Wächtern anrichten, sollten sie angreifen. Was dass wieder für eine Klagewelle über die Stadt bringen würde. Er grinste innerlich. Aber sein Ruf wäre versaut, wenn er einen so klaren Fall von Aktenfälschung durchgehen ließe. Und um eine solche konnte es sich nach seiner ersten Einschätzung nur handeln. Plötzlich kam Bewegung in die Vampire direkt vor ihm und ein kräftig gebauter Mann mit sehr markanten, sehr "adeligen" Gesichtszügen trat aus dem Kreis seiner Untergebenen.
"ICH bin Graf Bev von Stroganoff, Verwalter über die Ländereien von Stinwald und Aschtal, stellvertretendes Oberhaupt des Bündnisses der Überwaldischen Reinheit ... und rechtmäßiger Herrscher der hälfte Ankh-Morporks." Er lies die Worte einige Sekunden wirken und lächelte den Anwalt dann Zähne zeigend an.
"Und du... Zombie? Hat dich der ach so große Patrizier an seiner statt geschickt, um mit mir zu verhandeln?"
"Nein, nicht ganz." entgegnete Schräg lang gezogen, den beleidigenden Unterton des Vampirs übergehend. "Ich bin hier, um dem Grafen von Stronganoff mitzuteilen, dass die Stadt nicht bereit ist, Wettschulden eines längst verblichenen Monarchen zu begleichen."


03.06.2007 20: 06

Ophelia Ziegenberger

Mit einem eher komisch anmutenden leichten Kopfschütteln versuchte die Lance-Korporal wieder ihre Gedanken zu klären. Das dumpfe Gefühl von weicher Watte wich allmählich und machte einem einsetzenden Ziehen in den Schläfen Platz.
Breda führte sie einige Schritte in den Torbogen zurück, in die vermeintliche Sicherheit der Stadtmauern, während sie dem grinsenden Vampir außerhalb einen finsteren Blick zuwarf.
Ophelia sah dankbar zu ihr auf und ohne ein weiteres Wort zu verlieren einigten sie sich darauf, dass sie schnellstmöglich eine weniger offizielle Gelegenheit finden würden, miteinander zu reden. Diese Situation war komplizierter, als gedacht. Und sie hatte soeben erst begonnen! Ophelia dachte nicht gerne daran, dass sie aufgrund ihres neuen Ranges für das Wohl und Wehe der gesamten Stadtbevölkerung verantwortlich schien, dass die Nacht noch lange andauern würde und dass diese Belagerung ungeahnte Konsequenzen haben mochte. Sekunde um Sekunde würden die Probleme anwachsen. Der Händler mit seinen Karren voll Mehl würde einer von Tausenden sein, die Einlass begehren würden und sie könnten nicht die Nahrungszufuhr für lange stoppen, ohne mit fatalen Folgen konfrontiert zu werden.
Ihre blühende Fantasie stellte sich wieder einmal als ein Fluch heraus, als diese ihr Bilder von Hunger und Bürgerkrieg, von offener Gewalt auf den Straßen, von außer Kontrolle geratenen Gilden und blutbesudelten Straßen vorzugaukeln begann, über deren glitschige Kopfsteinpflaster amüsierte Vampire Jagden organisierten.
Wie nur sollte sie, eine hilflose junge Frau, dieses drohende Inferno aufhalten? Sie nannte keine besonderen Fähigkeiten ihr Eigen! Und schon in diesen ersten Augenblicken hatte sie es fertig gebracht, unachtsam in eine Falle zu tappen, aus der nur Bredas Eingreifen sie erretet hatte, wie Ophelia sehr wohl wusste. Es war aussichtslos! Es war sinnvoller, wenn sie diese schwierige Aufgabe an jemand Anderen deligierte. Vielleicht sollte sie jetzt gleich den Tatsachen ins Angesicht blicken und ihre Wachemarke niederlegen? Es wäre keine leichte Entscheidung, sicher, aber es ging immerhin nicht nur um sie selbst, sondern auch um die vielen Menschen um sie herum! Um ihre Kollegen. Um ihre Familie. Es sollte lieber Jemand mit dieser Aufgabe betraut werden, der stärker war. Sie würde mit ihrem Abteilungsleiter reden müssen und dann sicherlich auch mit dem Kommandeur...
Eine leichte Berührung an ihrem Arm ließ sie aufschrecken und der bedeutungsvolle Blick der Kollegin fand einen mentalen Widerhall in Ophelias Sinn.
"Das sind nicht deine Gedanken. Konzentriere Dich!"
Die jüngere Wächterin blickte ängstlich in die Schatten außerhalb des Tores, vorbei an den inzwischen diskutierenden Personen und der im Fackelschein schimmernden schwarzen Kutsche. Die Finsternis verdichtete sich jedoch lediglich. So etwas wie Belustigung prickelte in ihrem Kopf und ein eisiger Hauch rann wie perlender Tau an ihrer Wirbelsäule hinab und durch die Knochen.
Bredas Tonfall glich im Gegensatz dazu einem Eimer heißem Wasser, der Ophelia augenblicklich zu Sinnen brachte. "Lance-Korporal?"
Die rothaarige Frau wandte ihren Blick von dem, was sich außerhalb abspielte ab und atmete tief durch. Sie brauchte einen kurzen Moment, um sich zu fassen.
Diese Gedankengänge entsprachen wirklich nicht den für sie normalen Ansichten. Sie konnte sich keine Umstände vorstellen, unter denen sie von sich aus in Erwägung ziehen würde, die hart erkämpfte Freiheit einer Berufstätigkeit zugunsten des streng reglementierten Müßiggangs an ihren Stickarbeiten aufzugeben. Und sie würde mit einer ergebenen Einstellung keinem zum Vorteil gereichen, auch ihrer Familie nicht. Im Gegenteil. Es galt jetzt sofort einen klaren Kopf zu bewahren und umsichtige Entscheidungen zu treffen!
Was wäre umsichtig?
Solches, was auch ausgeglichen wäre.
Ausgeglichenheit, darauf kam es nun also an.
Wie könnte sie Ausgeglichenheit beweisen?
Welche Entscheidungen standen aktuell an, in denen diese von Nöten wäre?
Welche Probleme galt es jetzt sofort zu lösen?
Sie wandte sich dem Außerhalb zu und nahm wieder die schimpfende Stimme eines Mannes wahr, welche von den distinguierten Stimmen der bleichen Gentleman im Vordergrund übertönt wurde.
"Ich werde mich beschweren und dann..."
Ausgeglichenheit bedeutete den Mittelweg.
Weder das eine, noch das andere Extrem zu wählen.
So sagte sie mit fester Stimme: "Hauptgefreite Krulock, nimm Dir den Gefreiten Pochtli und rufe den Händler ans Tor. Kontrolliert seine Wagen und lasst ihn dann, wenn ihr keine Gefahr...feststellen könnt, passieren. Verfahrt vorerst auch mit weiteren Einreisenden so, bis Ihr einen anderweitigen Befehl erhaltet. Und seid besonders umsichtig darin, wen ihr wie hereinlasst und worüber ihr redet."
Die ältere Frau sah sie noch kurz an, nickte dann jedoch nur und schickte sich schon an, den Auftrag auszuführen, als Ophelia sie noch einmal mit einem Nachsatz zurückhielt. "Und... bitte achte auch auf die Anderen ein Wenig... wenn es Dir möglich sein sollte..."
Die Lance-Korporal blickte der Vampirin hinterher, als diese den Wasserspeier über ihre neuen Instruktionen in Kenntnis setzte. Dann straffte sie die Schultern und ließ ihren Blick über die inzwischen recht große Ansammlung Schaulustiger schweifen.
Ausgeglichenheit.
Alles, was sie von den Enden der Skala fernhielte, die den Vampiren vor dem Tor so gelegen kämen, sei es von Angst oder von Übermut, von Resignation oder Hysterie, musste zum goldenen Mittelweg tendieren und wäre somit vorzuziehen.
Auf diesem Weg musste sie sich halten.
Breda würde nicht immer in ihrer Nähe bleiben und doch musste sie die Kontrolle über ihr Fühlen und Denken bewahren, sich beides in den anstehenden Stunden so bewusst wie nur irgend möglich machen. Sie durfte sich auf keinen Fall ihren sonst so häufig auftretenden Tagträumen überlassen.
Das aufgeregte Geschnatter um sie herum drang zu ihr durch und das sorglose Lachen zweier kleiner Jungen ließ sie schaudern.
"...Nö, kommt nicht in Frage! Du hast letztes Mal schon gegen die Bullen gewettet. Dieses Mal bin ich dran..."
Sie schlang sich die Hände um die leicht zitternden Schultern und schritt dann zielstrebig auf die Menge diesseits des Tores zu, in der festen Absicht, zumindest einen Teil von ihnen nach Hause zu schicken.


03.06.2007 23: 28

Harry

Es war fast vier Uhr morgens, und die Menge am Mittwärtigen Tor dachte nicht daran, geringer zu werden. Im Gegenteil, die letzten Nachtschwärmer, die inzwischen die Kneipen verließen kamen jetzt dazu, ebenso wie die ersten Frühaufsteher. Ophelia, Breda und Huitzli hatten alle Hände voll zu tun. Johan sah immer noch von oben auf der Mauer auf das von Fackeln erleuchtete Treiben.
Herr Schräg hatte gerade ein Dokument zurückgegeben, das Stroganoff ihm gereicht hatte, und schüttelte seinen Kopf.
Wo ist eigentlich der Patrizier?" ging es Johan durch den Kopf.

"...von allergrößter Wichtigkeit. Hast du das verstanden, Kommandeur?"
Rascaal Ohnedurst nickte. Ja, er hatte es verstanden.
"Gut." Vetinari stand auf und schritt zur Tür des Kommandeursbüros. "Ich verlasse mich auf dich."
"Und was wirst du jetzt tun?"
"Das hängt ganz davon ab, was Herr Schräg erreicht. Davon, ob der Graf mit sich reden lässt..."

Johan war die Leiter wieder herabgestiegen, als Harry mit den von ihm geleiteten Wächtern zurückkehrte. Sie waren über und über mit Knoblauchketten behängt und trugen mehrere scharf angespitzte Pflöcke bei sich.
"Wie ist der Status, Lance-Korporal?", sprach der Gnom Ophelia an.
"Wir haben die Lage unter Kontrolle, Sör. Ich-"
Weiter kam sie nicht, denn ein Schrei durchschnitt die Nacht. Die Wächter blickten auf, und eine Sekunde später fiel ihnen ein rundes Objekt vor die Füße.
"Unverschämtheit!", fluchte das Objekt. "Ich war in diplomatischer Mission unterwegs!"
Herr Schrägs Kopf blinzelte und starrte in den Himmel. "Und meinen Körper haben sie dabehalten, diese Barbaren!"
"Was ist passiert?", fragte Harry, der von Lillis Schulter gesprungen war und jetzt direkt neben Herrn Schrägs Kopf stand.
"Sie haben gesagt, sie wollen den Patrizier sprechen, um die Übergabeformalitäten zu verhandeln. Wäre vielleicht jemand so nett, mich aufzuheben?"
Bevor jemand das tun konnte, landete eine graue Gestalt auf dem Kopf des Oberhauptes der Anwaltsgilde um dort das zu tun, wofür diese Tiere bekannt sind. Hektisch griff Ophelia nach dem Tier und hob es herunter, während Breda dem fluchenden Herrn Schräg die Stirn abwischte.
"Es ist vom Kommandeur", verkündete Ophelia, nachdem sie die Kapsel am Fuß des Tieres geöffnet hatte, und las im Licht der ersten Strahlen der aufgehenden Sonne vor:

An die Wächter am Mittwärtigen Tor

Bin in dringender Angelegenheit unterwegs. Ihr habt den Auftrag, die Sicherheit der Stadt zu gewährleisten und zu verhindern, dass unsere unerwünschten Besucher Schaden anrichten.
Gez. R. Ohnedurst


Die Wächter sahen sich gegenseitig an. In diesem Moment trat ein erschöpfter Kannichgut Zwiebel aus einer Seitengasse. "Der Patrizier war nicht da", verkündete er schnaufend. "Angeblich ist er schon hierher..." Sein Blick fiel auf den Kopf des Zombies, den Breda jetzt in den Händen hielt. "Habe ich etwas verpasst?"

05.06.2007 1: 17

Huitztli Pochtli

Tag 1, 04:03 Uhr

Kommandeur Ohnedurst hatte sich seiner Uniform entledigt und blickte auf die Sammlung diverser Kosmetika herab. Theaterschminke, Perücke, Turban und Kaftan.
Er seufzte leise. Manchmal hatte das Dasein als Vamir erhebliche Nachteile. Besonders dann, wenn man einen Spiegel brauchte.

Hauptgefreite Krulock und Gefreiter Pochtli erreichten den ungeduldig an seinem Wagen lehnenden Händler. Gereitzt tappte er mit dem rechten Fuß auf dem Boden und sah den beiden Wächtern mit zusammengekniffenen Augen entgegen.
"Das wird ja auch Zeit! Warum hat das denn so lange gedauert? Schon klar, Nachtkappen..."
Die beiden Wächter ließen sich nicht von den Worten des Mannes beeindrucken und nahmen seinen Karren stattdessen in Augenschein.
Breda schloß die Augen und sondierte im Geiste die Menschen auf den Kutschböcken hinter dem Karren des Händlers. Es waren keine Vampire unter ihnen.
"Geht das mal ein bischen schneller? Ich habe schließlich nicht die ganze Nacht Zeit inkompetenten Narren bei sinnloser Arbeit zuzusehen!", nölte der dicke Mann.
"Du vielleicht nicht - wir schon...", raunzte Huitztli Pochtli leise knurrend in Richtung des Händlers, so dass nur er und Breda es hören konnten.
Breda übernahm die Initiative.
"Hast du deine Ladepapiere dabei, Herr? Und deine Karrenlenkerlizenz?"
"Ladepapiere?", hastig klopfte der Mann seine Jackentaschen ab, "Äh...nein...ich meine, ich komme schließlich sieben Mal die Woche und die Wache am Tor kennt mich ja auch und..."
"...da dachtest du, für dich gelten die Regeln nicht so genau, wie für alle anderen auch...", beendete Breda seinen Satz.
Ein belustigtes "Tz, tz, tz..." aus Huitztlis Richtung begleitete Bredas Bemerkung, während der Gerichtsmediziner die Ladung genauer unter die Lupe nahm.
"Was ist mit der Lizenz? Hast du wenigstens die dabei, Herr?"
Der Mann senkte erschrocken sein Haupt.
Inzwischen waren weitere Karrenlenker aus seiner Kolonne hinzu getreten.
"Was ist denn los Alfons? Warum können wir nicht hinein?"
"Vater, was ist los?", bellte eine bildhübsche junge Frau in derber Kutscherkleidung, deren Stentorstimme im krassen Gegensatz zu ihrem Gesicht stand. Hastig bildeten die übrigen Kutscher eine Gasse, um sie durchzulassen.
Der Händler schien zu schrumpfen, als er seiner Tochter ansichtig wurde.
"Das Tor ist zu. Diese ehrenwerten Wächter hier führen gerade eine Kontrolle durch, aber ich habe offensichtlich meine Papiere beim Müller liegen lassen..."
Er zuckte unter den strafenden peitschenhiebartigen Blicken seiner Tochter zusammen, die sich direkt an Breda wandte und Huitztli als Vertreter der männlichen Rasse ausdrücklich ignorierte.
"Wir liefern das Mehl jeden Morgen um diese Zeit. Das können die Torwächter sicher bestätigen. Können wir die Papiere auch nachliefern?"
"Sicher, die Ladepapiere und die Lizenz kann ihr Vater in der Wache am Pseudopolisplatz vorlegen. Wegen der fehlenden Lizenz ist allerdings eine Geldstrafe fällig. Und er darf den Karren nicht weiterfahren, das muss jemand anderes erledigen."
"Wir sind nur zu Zwölft, Schwester. Wir müssten ihn hier solange stehen lassen, was ich ehrlich gesagt nur bei Totalverlust meines Verstandes in Erwägung ziehen würde. Das ist immerhin Ankh-Morpork." Dabei nickte sie mit dem Kinn in Richtung der Stadt.
"Was ist mit dem da? Der sieht kräftig genug aus, um einen Karren zu lenken und außerdem ist er Wächter..."
Huitztlis Miene blieb unbewegt und er schien die ständigen antimaskulinen Bemerkungen zu überhören.
Breda schüttelte den Kopf. "Der Gefreite steht dafür nicht zur Verfügung, Bedaure. Lassen Sie den Karren und ihren Vater hier. Brigen Sie ihre Ladung hinein und kommen sie dann wieder hierher und holen ihn ab. Vor den Augen der Wache wird er wohl kaum gestohlen werden."
'Wenigstens hoffe ich das...', dachte Breda zweifelnd.

Tag 1, 04:09 Uhr

"Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn die Wache Bemühungen in Sachen Wiederbeschaffung meines übrigen Körpers einläuten könnte.", staubte Herrn Schrägs Stimme. "Sie müssen wissen, ich hänge an ihm."
"Selbstverständlich, Herr!", antwortete Ophelia beflissen. "Allerdings sind die Umstände momentan kompliziert und ich bin nicht sicher, ob sich das so schnell bewerkstelligen lassen wird."
"Gut, gut. Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich meinem Mandanten Berichte. Leider mangelt es mit derzeit an geeigneten Fortbewegungsmitteln. Wenn einer der Herrschaften also so freundlich sein möchte und mich zu seiner Lordschaft bringen könnte...?"
Alle Blicke fielen auf Kannichgut.
"Na gut.", seufzte Kannichgut und löste seinen Umhang vom Brustpanzer. Er legte ihn zu einer Art Kissen zurecht und sorgsam bettete Ophelia den Kopf des Anwalts darauf. Er trabte sofort wieder in Richtung des Patrizierpalastes davon.
Langsam verebbte das gleichmäßige Klatschen sich entfernender Sandalen.


05.06.2007 21: 11

Schizzel Schattig

Sie würden ihn wohl vierteilen, wenn sie erfahren würden, welche Nachrichten er mitbringt. Ankh! Warum hatte er sich auch dazu breitschlagen lassen, sich um die Tore von Ankh zu kümmern? Das konnte ja nur Ärger bedeuten!
Mit diesen Gedanken bog Schizzel in die Bodenbienenstraße ein, als er plötzlich einen Schatten bemerkte. Entweder er wurde jetzt sogar schon verfolgt, oder er wurde allmählig wahnsinnig. Diese ehlenden Blutsauger!
Er lief nun schneller und vorsichtiger, kürzte den Weg über den Friedhof der Geringen Götter ab, verschwand in den Gassen und hoffte, den Verfolger so abzuschütteln.
Leider funktionierte das nicht.

05.06.2007 23: 17

Kannichgut Zwiebel

"Und ...", begann Kannichgut. "Sie sind also Anwalt, ja?"
Herr Schräg blickte zu Kannichgut auf. Zumindest hätte er das getan, wenn er noch einen Hals besessen hätte. So blieb es bei einem bösen Augenaufschlag.
"Das kann man wohl sagen!", antwortete er versöhnlich. "Haben Sie von dem Mann gehört, der seine Zigarren gegen Feuer versicherte?"
"Nein", sagte Kannichgut, "was war denn mit dem?"
Herr Schräg räusperte sich. "Nachdem er sie dann aufgeraucht hatte, klagte er die Versicherungssumme ein."
"Ah!" Kannichgut nickte verstehend. "Und das hatte er Ihnen zu verdanken?"
"Nein. Mein Mandant war die Versicherungsgesellschaft. Wir verklagten den Kerl wegen vorsätzlichem Inbrandsetzen der Zigarren und holten das Doppelte der Versicherungssumme raus. Klarer Fall von Versicherungsbetrug."
Kannichgut öffnete den Mund, nur um ihn gleich darauf wieder zu schließen.
"Was unternehmen Sie wegen der Vampire?", fragte Kannichgut, wohlwissend, dass er sich damit möglicherweise auf ihm unbekanntes Terrain wagte.
"Tja, mal sehen", sagte Herr Schräg. "Zuerst muss ich die tatsächlichen Besitzverhältnisse prüfen. Dann sehen wir weiter." Damit schien er alles gesagt zu haben. Eine Gesprächspause entstand, doch glücklicherweise kam bereits der Palast in Sicht.
Das ging ja glimpflich ab, dachte Kannichgut. Ich habe alles verstanden.
"Was ist denn da vorne los?", fragte Herr Schräg unvermittelt.
Kanichgut sah auf. "Klacker 59, fällt des öfteren durch defekte Eldehkahs[4] auf. Die Menschenmenge davor gefällt mir gar nicht. Vielleicht hat sie sich um einen Tatort versammelt. Ich fürchte, ich muss da mal nachsehen."
"Dafür haben wir keine Zeit!", rief Herr Schräg. "Darf ich Sie daran erinnern, dass Eroberer vor der Stadt stehen und Sie deshalb einen höchst wichtigen Auftrag zu erledigen haben?"
"Ich muss wenigstens sehen, was da los ist", beharrte Kannichgut. "Schließlich gilt es auch die innere Sicherheit zu wahren!" Er stapfte entschlossen auf die Menge zu und ignorierte dabei den schimpfenden Kopf, den er vor sich her trug.
Als Kannichgut der Menge näher kam, war diese bereits im Begriff sich aufzulösen. Offenbar hatte der Obergefreite bereits das Beste - oder das Schlimmste - verpasst. Im Zentrum des Geschehens stand eine Trage, auf der leblos ein Mann lag. Zwei kräftige Männer hoben gerade vorne und hinten an und begannen, den Bewusstlosen fortzutragen.
"Ähm, tschuldigung", machte Kannichgut sich beim hinteren der Träger bemerkbar. "Stadtwache Ankh-Morpork. Was bitte ist hier geschehen?"
Der Angesprochene schaute erst Kannichgut an, dann den Kopf in seinen Händen und zuckte schließlich gleichgültig mit den Schultern. "Keine Ahnung. Hat sich, glaub ich, überarbeitet. Klackertypen halt ..." Er bedachte Kannichgut mit einem Ausdruck, der besagte, dass er alles über solche Typen wusste.
"Ähm ..." Kannichguts Ohren begannen zu glühen. Er wollte zu einer angemessenen Antwort ansetzen, doch der vordere der beiden Träger rief "Platz da!" in die Menge und kurz darauf waren die beiden in der Menge verschwunden, die nur noch aus Zuspätkommern bestand.
"Na gut, Herr Schräg", sagte Kannichgut. "Machen wir uns also wieder auf den Weg zum Palast."

06.06.2007 22: 40

Ettark Bergig

Ettark grinste zufrieden (die Rekruten am Verrätertor hatte er schön zusammen gestaucht...) und ging die Düsterstraße Richtung Hide Park entlang um so auf dem Weg zum Mittelwertigen Tor noch mal am Pseudopolisplatz vorbei zu kommen. Außerdem konnte er sich so noch einige Utensilien von zuhause abholen. Bestimmte Dinge hatte er einfach gerne bei sich, wenn es gegen solche Massen an Vampiren gehen würde.
Mit eher gemäßigtem Tempo betrat er den großen Park und ging am Teichrand Richtung Parkweg, als sich plötzlich ein Schatten über ihn legte!


Vor dem Mittelwärtigen Tor hatte sich der Vampiergraf inzwischen wieder beruhigt und wieder von den zerfetzten Resten des untoten Anwalts abgelassen.
"Sooo eine Frrrechheit!" schnaubte er vor sich hin und begab sich wieder in das Dunkle, welches nur wenige duzend Meter von dem Tor begann.
Die anderen Vampire traten sorgsam zurück und warfen ihm ängstliche Blicke zu. Sie wussten genau, was passierte, wenn man den Grafen im Weg stand. Vor allem wenn dieser mit einer solchen Laune geschlagen war.
"MICH des Betruges zu bezichtigen! Als hätte ich so etwas Nötig! Dafür wird diese Stadt leiden!" den letzten Satz brüllte er so laut, dass Huitztli erschrocken zusammen zuckte, als er, beinahe vierzig Meter entfernt, gerade die Papiere eines kräftig gebauten Wagenlenkers überprüfte.


07.06.2007 15: 19

Lilli Baum

Schizzels Verfolger kam immer näher...
Der Wächter legte noch einen Schritt zu und änderte seinen ursprünglichen Kurs. Er kannte einen Gemüseladen in der Nähe, wo es bestimmt auch Knoblauch gab.
Schon Augenblicke später erblickte er die Tür des rettenden Gemüselädchens, an der gut sichtbar ein Schild mit der Aufschrift: "Gudruns Gemüseladen - Gemüse für alle Gelegenheiten. (Wir führen auch lustiges Obst.)" hing.
Schizzel warf noch einen Blick hinter sich, und wollte dann nach der Türklinke greifen, stieß jedoch auf ein Hindernis. Er schluckte und schaute dann langsam nach oben.
Auge in Auge stand er einen Vampir gegenüber, der gut einen Kopf größer war.
"Argh!", stieß Schizzel aus, und wich automatisch einige Schritte zurück. Er hasste Vampire. Genauso wie das ganze andere untote Gesocks.
Der Vampir griff blitzschnell zu, packte ihm am Arm, und hinderte ihn so an der Flucht ehe sich seine Beine überhaupt in Bewegung setzten konnten. Dann sagte der Vampir: "Du bist doch von der Wache, oder? Du trägst ja deren Uniform. Ich wäre nicht sehr erfreut wenn du nur ein Hochstapler wärst."
"Ich bin Wächter, ich habe auch meine Marke dabei! Was willst du?" Schizzel bemühte sich darum, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen und wie ein harter Wächter zu klingen, was aufgrund des eisernen Griffes an seinen Arm nicht leicht war. "Wage es, mich anzurühren, und du wirst es bitterlich bereuen!", fügte er hinzu, auch wenn er selbst ein wenig daran zweifelte.
"Keine Sorge, ich steh nicht so auf Blut. Ein guter Schluck Knieweich und alle Gelüste sind wie weggeblasen. Ich bin ein Schwarzbandler, siehst du?"
Der Vampir macht eine Kopfbewegung in Richtung des Armes mit dem er Schizzel fest hielt, und um den auch ein schwarzes Band geknotet war.
In Schizzels Augen machte das den Vampir nicht wirklich vertrauenswürdiger, er verkniff sich aber einen entsprechenden Kommentar.
"Ich bin hier, weil wir einen Ansprechpartner bei der Wache brauchen. Die im Wachehaus meinten, dass sie uns nicht begleiten können, da sie bereits vollkommen unterbesetzt sind, und alle zuständigen Einheiten unterwegs sind. Also bin ich auf die Suche gegangen. Du bist doch zuständig, oder? Ich wäre sehr unerfreut, wenn das nicht so wäre."
"Doch, doch, ich bin Dobermann! Ich kenne mich aus mit Vermittlungen und so!", behauptete Schizzel schnell, denn er wollte nicht wirklich wissen, was der Vampir machen würde, wenn er tatsächlich unerfreut war. Außerdem wurde der Griff an seinem Arm immer stärker, wenn der Vampir das Wort nur erwähnte.
"Gut, dann folge mir", befahl der Vampir und ließ Schizzel los.
Dieser überlegte einen Moment, ob er fliehen sollte, verwarf die Idee aber wieder schnell. Er würde sich nicht mit einem Vampir anlegen, solange der Hauch einer Chance bestand heil aus der Sache heraus zu kommen. Außerdem würde es der Chef bestimmt ungern sehen, wenn er sich weigerte, mit den Schwarzbandlern zu kooperieren. Er war ja selbst einer.
"Wohin gehen wir eigentlich?", fragte Schizzel zögerlich.
"Natürlich in unseren Versammlungsort. Die restlichen Mitglieder müssten mittlerweile alle anwesend sein. Schließlich können wir nicht zulassen, das irgendwelche dahergelaufenen Vampire aus Überwald unsere Stadt in Beschlag nehmen!"
Irgendwie war Schizzel alles andere als wohl bei dem Gedanken, bald von einer ganzen Horde Blutsaugern umzingelt zu sein.

"Meifter, Meifter!", rief der Igor aufgeregt.
"Was ist, Igor?", fragte Stroganoff immer noch sehr ungehalten: "Ich habe jetzt keine Zeit, ich bin mit dringenden Dingen beschäftigt."
"Aber ef ift wichtig!"
"Nein, Igor jetzt nicht, ich muss mich mit meinen Untergebeben besprechen. Komm in einer Stunde noch einmal wieder."
"Wie ihr wünft, Meifter", entgegnete der Igor untergeben, zog sich wieder zurück, und überlegte, was er nun machen sollte. Stroganoffs Tochter war nämlich verschwunden.

Malissa betrachtete das Tor am Ankh mit in die Seiten gestemmten Armen. Ihr war furchtbar langweilig. Nun, da sie sich ganz bewusst ein ziemliches Stück vom Lager entfernt ein Tor gesucht hatte, würde sie ihr Vater nicht sofort finden. Außerdem würde sich kein Wesen freiwillig in die Nähe dieses Flusses begeben.
Wenigstens lohnte sich der kleine Ausflug, so lange allein in der Kutsche herum zu hocken, behagte ihr überhaupt nicht. Besonders, da ihr niemand die ihr gebührende Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Und ihre Puppe war auch noch kaputt.
Hoch erhobenen Hauptes spazierte Malissa an einem Wächter, der sich im Halbschlaf auf seine Hellebarde stützte, vorbei in die Stadt. Der Wächter sah auf, musterte sie kurz, stufte sie nicht als Bedrohung ein und ließ sie ohne mit der Wimper zu zucken, passieren. Eigentlich hätte er ja gewarnt werden müssen, aber der für die Tore beim Ankh zuständige Wächter war ja verhindert.

09.06.2007 13: 51

Breda Krulock

Breda stapfte von einem Bein auf das andere, als ein weiterer Karren heranfuhr. Es war mittlerweile ueber eine Dreiviertelstunde vergangen seitdem sie diese Aufgabe uebernommen hatte. Die diensthabenden Torwaechter hatten zwar punektlich [5] ihre Schicht begonnen, waren aber mit der ungewohnten Situation vollkommen ueberfordert gewesen, sodass der Vampirin nichts anderes uebrig blieb als die Kontrollen weiterhin selbst durch zufuehren. Sie nahm die Papiere des muede dreinblickenden Mannes entgegen und gab sie direkt Huitzli weiter, welcher diese genauestes uebrpruefte. Ein Blick unter die Plane und die Waren ergaben keine Vampire an Bord und der Karren fuhr durch das Tor. Die Peitsche knallte und der naechste Wagen fuhr an die Stelle seines Vorgaengers. Die Waechterin nahm es gleichgueltig zur Kenntniss, das das vermeintliche Ende der Karrenschlange mit bloßem Auge nicht zu erkennen war, aber ein anderer Fakt liess sie schmunzeln.
"Gefreiter Huitzli!"
"Ja, Ma'am?"
"Mach hier weiter wie bisher. Ich bin gleich wieder da!" sagte Breda.
Der Wasserspeier nickte ihr nur hinterher und sah dann die baertige Frau auf dem Bock des Karrens an.
"Was issn? Wirds bald?" sagte diese.
Als Huitzli die Papiere entgegennahm, liess er seinen Blick kurz hinter den Karren schweifen und erblickte den Horizont, der sich langsam zu verfaerben begann.
Von dem dunklen Mantel der Nacht war nur noch ein grauer Schleier uebrig, eine Schoepfung der ueber den Rand kriechenden Sonne und dem langsam aufsteigenden Nebel. Er wuerde ein kuehler Morgen eines heissen Tages werden.


Bef von Stroganoff stand vor seinen Mannen und gab den Befehl des Rueckzuges. Auch er hatte das Aufgehen der Sonne nicht vergessen und war gut vorbereitet. So leise wie sie gekommen waren, machte sich die Karavane von gut 50 Mann auf den Weg zurueck. Nur einige, dicht bekleidete Vampire blieben als Wachmaenner zurueck, fuer den Fall das der Patrizier diese aeusserst unguenstige Zeit des Tages fuer ein Gespraech nutzen wollte. Auf ihrem Weg nach Ankh Morpork hatte sich von Stroganoff in weiser Voraussicht um ein Lager gekuemmert, welches sie alle heile durch den Tag bringen wuerde. Und der Schankwirt nebst Familie wuerde sie fuer ein paar Tage ueber die Runden bringen.
Langsam fuehr sich der Graf durch sein volles Haar und warf einen Blick hinauf zum Kunstturm, dann zu dem auf dem Boden liegenden Koerper des Anwalts.
"Ivan, brring den Koerrper zurrueck in die Stadt, hoerrst du. Wirr wollen keinen schlechten Eindrruck hinterrlassen. Immerrhin sollen uns unserre zukuenftigen ... Mitbuerrgerr herrzlich Willkommen heissen."
Der angesprochenen nickte und warf sich den zuckenden und umsich tretenden Zombiekoerper ueber die Schulter und bewegte sich Richtung Tor.
"Igorr!"
"Ja, Meifter"
"Wo ist meine Kutsche?"
Der Igor zoegerte, was den Vampir herumfuhren liess.
"Was ist mit meinerr Kutsche? Hat Malissa sie komplett ruiniert? Oder hat sie ..." Eine Art vaeterliche Intuition durchfuhr den Grafen. "Was hat sie diesmal angestellt?"


10.06.2007 23: 29

Harry

Malissa sah sich in der Stadt um. Der schlaftrunkene Wächter hatte kein Problem damit gehabt, um 4 Uhr nachts junge Mädchen durchzulassen, und das, obwohl sie bei weitem nicht die hypnotische Überzeugungskraft ihres Vaters besaß. Die kurze winkende Handgeste des Torwächters war ihrer Meinung nach "Einladung" genug gewesen, und tatsächlich war sie weder zu Asche zerfallen, noch noch war irgend etwas anderes mit ihr passiert.
Das Abenteuer konnte beg-
Ein brennender Schmerz auf ihrem Unterarm ließ sie zusammenzucken. Sie sah auf und stellte mit Erschrecken fest, dass das Schwarz der Nacht einem Blaugrau gewichen war. Die Sonne ging auf, und der Tag versprach hell und wolkenfrei zu werden. Es war zu spät, um die Strecke zurück zu ihrer Kutsche zu laufen, und als Fledermaus war sie noch lichtempfindlicher als in ihrer vampirischen Gestalt. Sie brauchte einen Unterschlupf für den Tag, und zwar schnell.

Ettark erwachte. Er kniete in einem dunklen Kellerraum, und seine Hände und Füße waren an einen Balken gefesselt. Drei identisch aussehende junge Männer mit sehr spitzen Eckzähnen standen um ihn herum.
"Er ist wach, Vlad", sagte der eine zum anderen.
"Das sehe ich, Flad", entgegnete der andere.
"Also, fangen wir an?", fragte der dritte.
"Wir fangen an, Wlad", bestätigte der erste.
Wlad sah Ettark in die Augen. Verzweifelt zog dieser ohne jeden Erfolg an den Fesseln. Es war, als wären die schlimmsten Alpträume seiner Vergangenheit wahr geworden. Das war es also, dachte er und bereitete sich darauf vor, die spitzen Zähne zu spüren.
"Keine Angst", sagte Wlad lächelnd (was bei einem Vampir nicht sehr beruhigend aussieht), der Ettarks Gedanken gelesen zu haben schien. "Wir machen dich nicht zu einem von uns. Du kannst unserem Vater anders viel nützlicher sein."
Der Wächter dachte nach. Die Vampire waren schon in der Stadt? Wenn das so einfach war, was hatte dann Stroganoff daran gehindert, auch einfach hinein zu spazieren? Was ging hier vor? Weiter zerrte er an den Fesseln, unwillig, sich seinem Schicksal zu ergeben - bis Wlads Augen und seine Stimme seine Welt erfüllten und alles andere unterging.
"Hör mir gut zu. Du wirst dich, wenn du aufwachst, an nichts hiervon erinnern. Du wirst deine Arbeit weiter so tun wie bisher. Es ist nichts außergewöhnliches passiert. Aber wenn..."
SÖHNE! SEID IHR DA?
Ja Vater, beantworteten alle drei den geistigen Ruf. Wir haben einen Wächter gefangen genommen, wie du es uns aufgetragen hast.
FINDET MALISSA. SIE IST VERSCHWUNDEN. ICH NEHME AN, SIE IST IN DER STADT. BRINGT SIE ZU UNSERER HERBERGE."
Ja, Vater, intonierten die drei Söhne im Chor.
GUT. IN DER ZWISCHENZEIT WERDEN WIR BEI DEN BAUERN HIER IN DER UMGEBUNG EIN PAAR... FREIWILLIGE REKRUTIEREN, UM DIESE FASZINIERENDE STADT ABZURIEGELN.
Die geistige Verbindung brach ab, und Vlad sah wieder zu den anderen. "Beeil dich, Bruder. Ich hole die Sonnencreme."
Wlad wandte sich wieder Ettark zu. "Hör zu, Wächter. Dies ist der Befehl, den du ausführen wirst, wenn die Zeit gekommen ist..."

Tag 1, 04:40

Am mittwärtigen Tor hatte sich die Lage ein wenig stabilisiert. Die Vampire hatten sich vollständig zurückgezogen, bis auf ein großes Zelt, das ein paar hundert Meter vom Stadttor entfernt stand und vor dem einige Gestalten positioniert waren, bei denen es sich um Menschen zu handeln schien. Der Rest der Gruppe war mitsamt Kutsche die Straße in Richtung Sto-Ebene verschwunden, so dass der Kutschverkehr fast wieder ohne Verzögerungen ablaufen konnte.
Harry versammelte die anderen Wächter um sich herum. Johan hielt Herrn Schrägs Körper fest, der sonst ziellos herumtorkeln würde. Einer von Stroganoffs Männern hatte ihn ein Stück vor dem stadttor abgestellt und ihm einen Schubs in Richtung Stadt gegeben, bevor die Gruppe aufgebrochen war. "Wir sollten herausfinden, wohin Stroganoff verschwunden ist, und was es mit diesem Zelt auf sich hat", meinte er. "Jedenfalls, wenn Vetinari keine anderen Ideen hat. Ich hoffe, der Obergefreite meldet sich bald - und ich hoffe, wir können Herrn Schräg bald seinen Körper wiedergeben", fügte er hinzu, als die tapsenden Zombiefüße beinahe auf ihn traten.

12.06.2007 0: 10

Huitztli Pochtli

Kannichgut Zwiebel hämmerte mit der freien Hand gegen das Palasttor. Der Lärm, den er dabei verursachte, ließ Herrn Schräg aus seinem Schlummer erwachen: "Hä? Igor, wer macht denn einen solchen Lärm um diese Zeit?"
Als Herr Schräg jedoch seine Augen öffnete, kehrte das Hier und Jetzt mit der Wucht eines Dampfhammers zurück.
Erneut hämmerte Kannichgut gegen das Tor und hätte beinahe der Torwache, die das kleine Guckloch in der Tür aufklappte, die Nase gebrochen. Das Gesicht zuckte zurück.
"Was willst du und mit dem Balg da? Die Neugeborenenklappe ist doch bei den..."
Weiter kam er nicht. Statt Kannichgut antwortete Herrn Schrägs Kopf, den die Palastwache mit nun immer größer werdenden Augen erkannte und irrtümlich für ein Baby auf dem Arm des Wächters gehalten hatte.
"Seine Lordschaft erwartet mich...nun...uns.", er blickte kurz zu Kannichgut auf, der seinen Blick starr geradeaus hielt, "Bitte habe die Güte das Tor für uns zu öffnen und veranlasse, dass seine Lordschaft über unser Kommen informiert wird."
Der verdatterte Wächter tat, wie ihm geheißen und ließ die Beiden eintreten.
Wenig später betrat Kannichgut mit seiner seltsamen Fracht das Amtszimmer seiner Lordschaft. Wenn Vetinari verblüfft war, so war es ihm in keinster Weise anzumerken.
"Guten Morgen Herr Schräg. Ich hatte dich größer in Erinnerung."
"Ich wünsche ebenfalls einen guten Morgen, euer Lordschaft. Bedauerlicherweise gab es einen 'Unfall' und nun weilt mein Körper leider nicht hoc loci. Ich habe jedoch Grund zur Annahme, dass es den überaus unermüdlichen Kollegen von...", er schielte kurz zu Kannichguts Schulter hinauf, "...Obergefreiten Zwiebel gelingen wird, diesen zu einer kurzfristigen Refusionierung mit meinem Kopf zu bringen."
Kannichgut war sich gar nicht sicher, ob das nun ein Lob, eine Aufforderung oder ein Tadel darstellte.
"Die ersten Sondierungsgespräche mit dem Antragsteller sind leider in einer Atmosphäre der Aggressivität geführt worden und waren bedauerlicherweise nicht von den angestrebten Erfolgen gekrönt. Ich war offensichtlich nicht in der Lage, unsere Position in ipso caso erfolgreich zu vertreten. Der Antragsteller scheint nicht nur von der Seinen überaus überzeugt, er vermochte Dieser auch nonverbal erheblichen Ausdruck zu geben."
Herr Schräg hustete trocken, das heißt, er wollte es, aber dazu hätte er des Restes seines Körpers bedurft und beschränkte sich daher auf ein heiseres Krächzen.
Lord Vetinari legte seine Hände gegeneinander und dachte nach.

Der Kommandeur hatte seine Verkleidung - so hoffte er zumindest - mit einigem Erfolg angelegt. Da er das Ergebnis jedoch nicht im Spiegel zu überprüfen vermochte, verblieb eine gewisse Unsicherheit. Er schaute sich hilfesuchend im Lagerraum um und dabei fiel sein Blick mehr zufällig auf einen mobilen Ikonografen für die Verkehrsüberwachung. Er klopfte gegen das Gehäuse.
"Wass'issn'los...?", murmelte der Dämon schlaftrunken in sein winziges Kopfkissen.
"Aufwachen! Es gibt was zu tun!", sagte Rascaal halblaut, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Hmm...?"
Der Dämon schlief erneut ein. Rascaal schüttelte den Kasten und schleuderte damit den Dämon aus seinem Bettchen.
"Du sollst aufwachen!", raunzte er ungehalten.
"Bin ja schon wach! Was willst von mir?", giftete der Dämon.
"Mach ein Bild von mir!"
"Spinnst du? Guck in einen Spiegel! Das geht schneller und hält mich nicht vom Schlafen ab!"
Der Anblick von Rascaals Gebiß bewirkte jedoch eine Umstellung der Weiche, über die seine Gesichtszüge rollten, von 'Verärgert' nach 'Erkenntnis'.
"Verstehe... OK, setz dich da auf den Schemel. Reicht Schwarz / Weiß? Andere Farben habe ich hier nämlich nicht zu Verfügung."
Rascaal nickte.
Einen kurzen Moment später schob sich langsam Stück für Stück ein Bild des Kommandeurs aus dem Ausgabeschlitz unterhalb des Gehäuses. Es zeigte eine offensichtlich dunkelhäutige Person mit einer um den Kopf gewickelten Tischdecke. Der Kaftan weckte zumindest Erinnerungen an die Zugehörigkeit zu einer bestimmten kulturellen Gruppe.
"Gar nicht mal schlecht."
"Wenn du mich fragst - ich weiß, das wirst du nicht - aber, wenn du dir schon Farbe ins Gesicht kleisterst, solltest du die Augenlieder nicht vergessen. Es sieht nämlich komisch aus, wenn du die Augen schließt und die weiß aus deinem Gesicht herausleuchten..."


12.06.2007 10: 08

Lilli Baum

Seine Augen blitzen förmlich auf, als Schnapper sich in die Metzgerei begab und dort in Augenschein nahm, was er erst vor wenigen Stunden in Auftrag gegeben hatte. Eine gewaltig lange Reihe von Würstchen war auf Ständern aufgereiht. Würstchen zweierlei Sorte: Die eine gespickt mit Knoblauch, die andere nur so triefend vor Blut.
T.M.S.I.D.R. Schnapper wusste ganz genau, dass er sowohl darauf vorbereitet sein musste, dass die Stadt von Vampiren belagert werden würde, als auch darauf, dass die Blutsauger einfielen.
Auf jeden Fall würde der Gewinner der Affäre sicherlich großen Hunger haben. Oder große Angst. Er konnte bei der Sache nur gewinnen; solange die Vampire noch vor der Stadt waren, würde er die Knoblauchwürste verkaufen lassen, und wenn es so weit war, die Blutwurst. Natürlich würden die Vampire nicht sehr erfreut sein, dass er vor ihrem Eintreffen Knoblauchwurst verkaufte; aber andererseits war Knoblauch ziemlich teuer, so dass er den Knoblauch mit billigen Zeug aus Klatsch streckte, dass ganz ähnlich schmeckte und noch furchtbarer roch, dem aber die vampirabschreckenden Eigenschaften abgingen. Also verkaufte er im Grunde gar keine Knoblauchwurst, und das konnte ihm die Vampire ja nicht vorhalten. Das Blut war auf jeden Fall echt.
Freudig erregt rieb sich Schnapper die Hände. Er hatte schon ein paar Leute zusammengesucht, die Punkt 5.30 mit Bauchläden losziehen würden um die Würstchen an den Mann zu bringen; außerdem hatte er den Leuten von der Times einen dezenten Hinweis auf das Treiben vor den Toren der Stadt gegeben. Schließlich beruhte sein ganzes derzeitiges Erfolgsrezept hauptsächlich darauf, dass sich die Leute in Panik alles andrehen ließen.
Er selbst würde jetzt erst noch eine Kleinigkeit organisieren, ehe er die Stadt verlassen und schon mal vorsorglich die ersten Blutwürste an den Blutsauger bringen würde. Man konnte ja nie sicher genug sein. Zudem wollte er ja nicht, dass auch nur irgendein Vampir auf die Idee kam, dass er irgendwelche Knoblauchwürste verkaufte. Und er wollte nicht auf dem kompletten Bestand von Blutwürsten sitzen bleiben, falls die Vampire es sich anders überlegten und unhöflicher weise die Stadt verschonten.
Schnapper hielt persönlich Vampire für vollkommen missverstanden, schließlich ist so ein Vampir ja auch nur ein Kun... Mensch.

Malissa drückte sich in den Schatten einer Häusermauer. Es wurde immer heller! Langsam kroch ein Gefühl von Angst in ihr hoch, welches sie durch wildes Kopfschütteln zu vertreiben versuchte. Sie rief sich in Erinnerung, dass sie Graf Bev von Stroganoffs Tochter war, und dass sie als ein Vampir von solch hoher und edler Abstammung sich nicht von solchen Lapalien wie Angst durfte beeindrucken lassen. Sie war ein Vampir von blauen Blut, also würde sie sich auch wie ein solcher benehmen.
Hoch erhobenen Hauptes, aber trotzdem stets darauf bedacht, sich in den ersten vagen Schatten der Mauer zu halten, um nicht mit den ersten Vorboten des Morgenlichts unsanft Bekanntschaft zu machen, stolzierte die Vampirin die dunkle Gasse entlang.
Na also, so schwer war das doch gar nicht! Den ersten Trottel, der ihr über den Weg lief würde sie in seinen Gedanken überwältigen, und der würde ihr dann schon eine Unterkunft besorgen.
Ja, so würde sie es machen!
Malissa hob die Nase noch mehr, um noch würdevoller zu wirken, und PADAUZ! lag sie drei Sekunden später im Straßendreck. Mühevoll rappelte sich Stroganoffs Tochter auf, und wischte sich angewidert verschiedenste Sorten der für Ankh-Morpork so typischen Hinterlassenschaften von eben noch strahlend weißen Rüschenkleid.
Jetzt war es matschig braun und roch nach drei Wochen Kutschenarrest.
Verdammt!
Dann jedoch tat sich ein LichtDunkelblick auf! Sie hörte schnelle Schritte, direkt hinter sich. Ha! Da war ihr Opfer, jetzt würde sie sich nehmen, was ihr zustand.
Malissa wirbelte herum und sah sich mit einer jungen Frau in einer grasgrünen Uniform mit einer Froschapplikation gegenüber.
"Halt, stehen bleiben!", befahl Malissa in einem herrischen Tonfall.
Die Frau in der FROG-Uniform hörte offensichtlich nicht zu, denn sie kam weiter auf die junge Vampirin zu, den Blick in einem tragbaren Stadtplan vertieft.

Lilli haderte mit ihrem Schicksal. Warum hatte ausgerechnet sie diese undankbare Aufgabe erhalten, die restlich Wächter für den Fall zusammenzutrommeln? Sie, die sie ja eigentlich aus Lancre stammte, kannte sich noch immer nicht in der gesamten Stadt so hundertprozentig aus, aber das musste sie ja nicht; schließlich verliefen sich manchmal selbst alteingesessene Bürger, dass machte ihre Tarnung als verdeckte Ermittlerin nur glaubwürdiger. Außerdem - welcher Baum interessierte sich schon für die Topographie einer Stadt?
Und trotzdem sollte sie Ettark und Schizzel holen, die es anscheinend nach der Warnung der Torwächter nicht mehr für notwendig zu hielten schienen, wieder beim Dienst zu erscheinen.
Nun, nach Ettark hatte sie schon bei dem ihm zugeteilten Toren gesucht, aber nichts gefunden, also war sie momentan auf den Weg zum Ankh, um bei dessen Toren hoffentlich wenigstens Schizzel zu finden. Nicht dass sie sich wirklich dafür verantwortlich fühlte, dass die Stadtwache wieder sämtliche ihrer Sprösslinge einsammelte - Bäume waren da viel unabhängiger - aber Auftrag war Auftrag, und da Harry sich ganz klar ausgedrückt hatte, würde sie ihr Ziel so zielstrebig verfolgen wie ein junger Schössling, welcher der Sonne entgegenwuchs. Zum Glück hatte sie ja die Karte dabei und konnte so den kürzesten Weg ausmachen, anstatt erst die Stadt zu verlassen und die Tore von außen her aufzusuchen. Den Weg zu Ettarks' Toren hatte ihr ja Ophelia ausführlich vor ihrem Weggang ausführlich erklärt.
Was bedeutete eigentlich diese lustige blaue Linie auf dem Stadtplan? Der Ankh war das sicher nicht, der war alles andere als blau. Naja, wenigstens wusste sie ganz genau, wo sie sich befand; die Legende zeichnete ja ganz deutlich Bäume als eine seltsame Abart einer Zwei aus, und die einzigen Bäume, die Lilli auf dem Plan entdeckte, waren auf der Stelle, an der jemand Hyde-Park geschrieben hatte, folglich befand sie sich jetzt genau an diesem Ort. Auch wenn Lilli sich wunderte, warum sie nicht einfach Lilli auf den Stadtplan geschrieben hatten, das war doch viel kürzer als Hyde-Park. Und nicht so unpassend. Wer gab einen Baum schon den Spitznamen Hyde-Park?

Malissa streckte ihre gedanklichen Fühler nach der jungen Frau mit dem Stadtplan aus, die mittlerweile stehen geblieben war und sich verwirrt am Kopf kratzte.
Langsam tastete sich die Vampirin in die Gedankenwelt ihres Opfers voran, achtete jedoch nicht sonderlich auf die seltsamen Gedankengänge, sondern auf Zeichen der Ablehnung und des Misstrauens. So lange sich ihr Opfer der Einmischung nicht bewusst war, und sich nicht wehrte, konnte sie ihm jeden Mist einreden.

Vor Lilli inneren Auge tauchten seltsame Bilder auf. Sie sah ein kleines Mädchen, dass herzallerliebst kicherte und knickste. Einen Augenblick später sah sie das Mädchen, wie es sich freudig in einem neuen Kleid hin und her drehte und glücklich lachte. Wieder wechselte die Szenerie, dass Mädchen saß nun in einer Badewanne voller Schaum, mit dem es spielte. Dann der erneute Wechsel, diesmal pickte sich das Mädchen Pralinen aus einer Pralinenschachtel heraus. Das letzte Bild zeigte dann, wie es vor ihr stand und einen Schmollmund zog. Dann senkte es den Blick noch mehr, schaute wie ein Hundebaby drein, begann an einem Zeigefinger zu knibbeln und fragte schließlich ganz leise: "Nimmst du mich mit, Tante?"

Die verdeckte Ermittlerin fühlte plötzlich das dringende Bedürfnis, in den nächsten Gärtnereifachbedarf zu stürmen und doch Blumenerde, Dünger, einen Blumentopf und eine Gießkanne zu kaufen und alles diesem kleinen Mädchen an den Kopf zu werfen.

Malissa zögerte. Etwas stimmte hier nicht. Normalerweise kamen die Leute all ihren Wünschen nach, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Hier jedoch... stimmte etwas entschieden nicht.
Sie ließ die Suggestionen in Lillis Unterbewusstsein sein und schaute sich genauer in Lillis Gedankenwelt um. Es herrschte ein wirres Durcheinander aus ganz alltäglichen und normalen Gedanken mit einer Vielzahl an pflanzlichen... Zeugs. Malissa beobachtete einen Augenblick. Zum Beispiel jetzt keimte in der seltsamen Frau Durst auf, und sie dachte an Gießkannen. Also mit normalen Suggestionen kam sie nicht weit, sie musste umdenken, sich an die blumige Denkweise anpassen. Malissa setzte ein mentales Grinsen auf. Also diese Herausforderung würde eine willkommene Abwechs-

"Aua!", schrie die Vampirin auf, denn mittlerweile hatten sich noch mehr zaghafte erste Sonnenstrahlen hinzugesellt. Sie wich einen Schritt in den Schatten zurück und sah verärgert zu der Frau hinüber, die ihr die Suppe eingebrockt hatte, indem sie sich nicht wie jeder andere normale Mensch sofort mental manipulieren ließ. Dann besann sie sich auf eine Waffe, die nur ihr allein aus der ganzen Vampirsippe, die sich dieser Tage nach Ankh-Morpork begeben hatte, zur Verfügung stand. Eine Fähigkeit, die selbst die härtesten und cleversten Vampirfürsten in die Knie zwingen konnte. Malissa fing an zu weinen. Dicke Tränen kullerten ihr über die Wange, Rotz lief ihr aus der Nase, heftig hob und senkte sich ihre Kinderbrust, die vor Schluchzern erbebte.
Und schon Augenblicke später klopfte ihr die Frau beruhigend auf die Schulter.
Na also, ging doch! Malissa schluchzte demonstrativ noch lauter.

12.06.2007 12: 51

Kannichgut Zwiebel

Die Stadt, die nie ganz schlief, erwachte. Allerlei redliche, aber auch mehr oder weniger redliche Leute begannen ihr Tagwerk. Im Licht der gemächlich aufgehenden Sonne wurden Waren vor die Tür gestellt, Schilder von "Geschlossen" nach "Geöffnet" umgehängt und wer das Licht des Tages scheute, bettete sich zur Ruh. So mancher ließ sich zum Frühstück aus der Zeitung vorlesen oder lauschte den Schlagzeilen der Verkäufer. Und was sie hörten, machte sie neugierig. Unrast erfasste die Massen und verbreitete sich rasend schnell.

Kurze Zeit später bogen die beiden Wächter Bjorn Bjornson und Amalarie Mögebier auf ihrer Frühschicht-Route vom Oberen Breiten Weg in die Mormiusstraße ein und wurden Zeuge eines unerwarteten Schauspiels: Hunderte von Menschen, Trollen und Zwergen umlagerten das Mittwärtige Tor und beschallten die Umgebung mit lauten Rufen und allgemeinem Gemurmel. Lange Schlangen führten die Treppen zur Stadtmauer hinauf, wo sie an den Zinnen ins Stocken kamen. Uniformierte Wächter kontrollierten den Aufwärtsverkehr.
Der Zwerg Bjorn blieb verdutzt stehen, während die Gnomin Amalarie sich auf seiner Schulter aufrichtete, um einen besseren Blick auf die absurde Szenerie zu erhalten.
"Ach du meine Güte!", sagte Bjorn. "Die Milizen wurden schnell einberufen. Jetzt wissen wir wenigstens, wohin die ganzen Leute unterwegs waren, denen wir begegnet sind. Sie haben die Zinnen bereits besetzt."
"Quatsch mit Soße!!", rief Amalarie. "Die haben nicht mal Waffen! Hey!! Da hinten ist Johan!!"
Bjorn beschirmte die Augen mit einer schwieligen Hand. "Scheint, als hätte er alles unter Kontrolle. Lass uns unsere Streife fortsetzen."
"Ich will wissen, was da los ist!", rief Amalarie. "Außerdem sollen wir ja nach Vampiren Ausschau halten! Komm!!" Sie trieb Bjorn mit einer sanften Kopfnuss vorwärts.
"Ja, ja, schon gut!"
Der Zwerg stapfte über ein achtlos am Boden drapiertes Stück Papier und murmelte etwas über die Müllgesellschaft in seinen Bart. Amalarie zupfte ihn am Ohr.
"Halt, halt!", rief sie. Halt mal an!!"
"Was ist denn nun noch?"
"Gib mir mal die Zeitung hoch, über die du grad gelatscht bist!"
"Zei ... Oh." Er fischte die Zeitung unter zwei schnell verrottenden Würstchen hervor und hielt sie mit gestreckten Armen vor sich.
"Ach du meine Güte!", sagte Bjorn erneut, als er las:

Blutsauger Ante Portas!
Gut unterrichtete Quellen ließen in den Morgenstunden verlauten, dass ein überwaldisches Invasionsheer von beträchtlicher Größe vor dem Mittwärtigen Tor lagere. Um die Opfer bei der Zivilbevölkerung und panische Reaktionen zu vermeiden, sind alle Bürger der Stadt angehalten, in ihren Häusern zu bleiben, bis Näheres zur Lage bekannt ist. Evakuierungspläne stehen von Seiten des Patriziers noch nicht zur Debatte. Lesen Sie unser Spezial auf Seite 5 "Die Belagerer von Ankh-Morpork - Geschichten zu Geschichtlichem" ...



13.06.2007 22: 01

Ophelia Ziegenberger

Ophelia hatte Mühe, mit den Ereignissen Schritt zu halten. Hatten sie vor einigen Stunden noch ernsthaft darüber nachgedacht, die relativ wenigen Zuschauer zum Heimkehren bewegen zu können, war schon allein der Gedanke daran inzwischen absurd. Es lief darauf hinaus, die Masse in Bewegung zu halten und die Strömungsrichtungen sowohl voneinander zu trennen, als auch vom Tor selber, durch welches immer mehr Wagen gelotst wurden, fernzuhalten.
"Ma'am?" Jemand neben ihr salutierte und ein kurzer Blick bestätigte dem Lance-Korporal, dass der zu dem Gesicht gehörende Rekrut sich in seiner Haut ebenso unwohl zu fühlen schien, wie sie selbst sich in der ihren.
"Ja?", antwortete sie.
Der junge Mann, der vermutlich etwa gleichen Alters war wie sie selber, sah hektisch zum Tor hinüber, während er Bericht erstattete.
"Die Frühschicht kommt rein.", er deutete auf eine Kolonne verwitterter Eselskarren, die scheinbar Kohl in die Stadt einführten. Ophelia dachte kurz bei sich, ob die Bewohner der Großen Wahoonie wohl niemals genug von diesem Zeug bekämen. Rote Hektickflecken auf den unrasierten Wangen ihr gegenüber zeigten an, dass der junge Mann das Folgende nur äußerst ungern eingestand.
"Wir sind nicht genug, Ma'am. Wir können sie nicht aufhalten, während wir in die andere Reiserichtung durchkontrollieren. Dadurch herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Ich will ja nicht behaupten, dass wir den Überblick verlieren aber..."
Die rothaarige Wächterin nickte verstehend. "Man kann nicht gleichzeitig darauf achten, was hinter dem eigenen Rücken geschieht, zumal wenn alles ständig in Bewegung ist, nicht wahr?"
Der Rekrut nickte erleichtert und blickte seine Vorgesetzte regelrecht hilfesuchend an.
Sie überlegte fieberhaft. Auch wenn die Wache in den letzten Jahren viele Neue in ihren Reihen aufgenommen hatte, stieß sie doch mit der Bewachung aller Stadttore an ihre Grenzen, selbst wenn man lediglich von den personellen Einschränkungen ausgeht. Die blutigen Bilder einer Massenpanik geisterten schon seit Stunden immer wieder unkontrolliert durch ihren Sinn.
Sie dachte laut vor sich hin: "Soweit ich weiß, sind wir auch für die nächsten Stunden auf uns allein gestellt und daran wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern. Ehrlich gesagt rechne ich erst zum späten Nachmittag oder sogar Abend mit einer Ablösung hier..."
Der hilfesuchende Blick spiegelte nach einer schnellen Versicherung Richtung Zinnenaufgang etwas weiter an der Mauer runter, so etwas wie aufsteigende Besorgnis wieder - gelinde gesagt.
Ophelia beeilte sich, dem jungen Kerl ein zuversichtliches Lächeln zu schenken.
"Keine Sorge. Wir schaffen das schon." Zumindest hoffte sie das inständig.
Von den Zinnen her hörte man ein kollektives Aufschreien.
Die beiden Wächter drehten sich in die Richtung der aufgeregten Rufe und sahen gerade noch rechtzeitig, wie eine junge Frau den erhöhten Stein der Zinne erklomm. Sie war in ein weißes langes Gewand gehüllt und hatte langes blondes Haar, welches sich ihr im steten Wind des sonnendurchfluteten Morgens in goldig leuchtenden Strähnen um den Körper wand. Die etwa vierzig Kilo zuviel, die sie mit sich herumtrug, zerstörten dieses idyllische Bild etwas und Ophelia konnte nicht umhin, mit Besorgnis den porösen Zustand der Stadtmauern zu bedenken.
Die Zuschauer zur Linken und Rechten der balancierenden Dame wechselten sich in der Kommentierung des Beobachteten ab.
"Ja! Spring!"
"Was will die denn?"
"Oh, dieser Stoff! Wo hast Du den denn her?"
"Ich habe gehört, sie sei eine entfernte Verwandte des Grafen..."
"Magst Du den Rest von dem Würstchen essen?"
"Um Himmels Willen! Komm da sofort wieder runter!"
Kann mir mal einer sagen, wo die versprochenen Vampirheere sind?"
"Haaaalloooo, Karl-Otto! Siehst Du mich? Hier oben!"
"Und jetzt musst Du die kleine Klappe vorne öffnen, damit der Dämon auch was sehen kann."
"Verdammt, wir kommen zu spät. Was wollen die denn alle hier? Gibt's was umsonst?"
"Eine Vampirdelegation mit Truhen voller Geschenken für den Patrizier? Hach ja, die Reichen und Mächtigen... nichts als Feiern im Sinn..."
"Diese saugenden Schmarotzer! Ich sage Euch, der Untergang ist nahe! Wir werden alle elendig verrecken!"

Über all diesen Stimmen erhob sich kurz darauf die quiekende, hohe Stimme der Zinnensteherin, als diese in theatralischer Geste beide Arme hob, als wolle sie die güldene Himmelscheibe empfangen.
Oh Belagerer! Hohe Herren! So nehmt mich denn als Opfer in Eure Reihen auf! Ich bin Willens und bereit dazu, mich zugunsten der Stadt zu opfern. Nur ein Zeichen von Euch und großer Kummer kann abgewandt werden!"

Der Rekrut schwieg verblüfft, bis er sich leise räusperte. Er blickte Ophelia fragend an, welche seine stumme Frage mit einem Nicken bejahte.
"Das wird uns nicht weiterhelfen. In keiner Weise. Das ist nur die dicke Sandra. Sie versucht sich schon seit Jahren jedem erstbesten Vampir an die Brust zu werfen. Aber bei dieser übertriebenen Anhänglichkeit schon im Voraus... ich denke, da trauen sich selbst die größten mentalen Könner nicht ran. Würde mich wundern, wenn der Graf und seine Mannen sich darauf einließen - außer vielleicht für eine endgültige Abendmahlzeit." Sie schauderte bei diesem Gedanken. Und atmete tief durch.
"Ich denke, wir sollten sie da vorsichtshalber runterholen. Nicht nur zu ihrem eigenen Besten, sondern auch zu dem unseren. Wer weiß, wem wir sonst Vorschub gewähren würden, wenn solch eine Fanatikerin in ihre Fänge geriete?"
Die Wächterin sah sich schnell um und entdeckte etwas weiter hinter der Menge bekannte Gesichter. Zumindest zwei Kollegen hatte man vom Pseudopolisplatz aus zur Verstärkung geschickt.

13.06.2007 23: 38

Breda Krulock

"Und damit kommen die durch?"
"Wer weiss?" sagte Ettark, schaute kurz ueber seine Schulter und wandte sich dann wieder seinem Gegenueber zu. "Ich sehe keine sich mobilisierenden Armeen. Du etwa?"
Der angesprochene Rekrut schuettelte den Kopf. "Und der Kommandeur?" fragte dieser weiter.
Ettark lachte kurz auf. "Der Kommandeur?" Er nahm einen Schluck aus dem Wasser gefuellten Trog und stellte diesen lautstark zurueck. "Der Kommandeur ist doch auch einer von denen. Du glaubst doch nicht, das diese Kreaturen ihre Natur aendern, nur weil sie ein paar Jahre in der Wache rumkrepeln. Ne ne, dafuer sind sie viel zu ... intrigant." Der Bergiger nahm einen weiteren Schluck. Aus den Augenwinkeln herraus sah er, wie der, ihn namentlich unbekannte, Rekrut unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte.
"Du ... du meinst also, das ... ."
"Genau das!" Unterbrach ihn Ettark. "Pack deine Sachen und hau ab so lange du noch kannst. Ich sage dir, es wird ungemuetlich werden, wenn diese verdammten Blutsauger erst einmal in die Stadt hineingelangen. Was meiner Meinung nicht mehr lange dauern wird." Die letzten Worte sprach Ettark mit so einer lapidaren Leichtigkeit, dass es seinem Gegenueber an keinen Zweifel mehr zu mangeln schien. Mit einem Rumpeln schob der Stuhl nach hinten und der Rekrut war raus zur Tuer. Selbstfaellig und mit einem Laecheln auf den Lippen lehnte der Gefreite sich zurueck und sah sich in der halbleeren GRUND Kantine um. Er hatte nur mit wenigen ueber seine eigenen, ganz persoenliche Ansicht der Dinge geredet. Es ist ja nicht seine Schuld, wenn manche jungen Dinger zu zartbesaitet sind. Er hoerte sie tuscheln, seine Worte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer unter den Neuen und bald wuerde jeder, der an seinem Leben haengt, nicht weiter hier verweilen. Zumindest nicht in der Wache. Und wenn die Wache erst einmal ... Ettarks sah ueberrascht auf als die Tuer aufschwang. Eine blasse, huebsche junge Frau trat ein und rammte eine Wand aus Stille und Verachtung. Mina von Nachtschatten, noch nicht allzulange bei der Stadtwache, aber schon lange genung tot um zu wissen wann man unerwuenscht ist, kaempfte kurz mit ihren inneren Daemonen, beschloss dann sich der Situation zu stellen.
"Hey Leute", begann sie, "Ich weiss, es klingt komisch aber ..."
"Sei ruhig, du Blutsauger!"
"Genau, hau ab!"
"Wir wollen dich nicht!"
Noch bevor sich die Vampirin weiter aeussern konnte, flog eine Tasse in ihre Richtung. Mina hoerte die Tasse kommen und nur dank ihrer Schnelligkeit konnte sie ausweichen. Leider trat somit aber in die Flugbahn eines Zuckerstreuers, welcher sie seitlich am Kopf traf. Mit einem Stoehnen wankte sie zurueck und hielt sich an den Tuerrahmen fest. Sie sah Ettarks froehliches Gesicht nicht, als sie sich umdrehte und fluchtartig den Raum verliss.

Es beginnt...
Es beginnt... Es beginnt...Es beginnt...

Breda rannte durch die kleine Gasse. Qualm wogte ueber ihren Mantel als sie mit einem gewagten Sprung ueber den Ankh flog und sich in die Schatten fluechtete. Ihre Verfolger, eine Handvoll laufender Heugabeln, kamen kurz vor dem Ufer zum Stehen und warfen ihr schimpfend einige Verfluchungen hinterher. Nachdem einer von ihnen ausrutschte und in den Ankh fiel, machten sie sich auf den Rueckweg, zurueck zur Stadtmauer.
Mit verbrannten Haenden zog sich Breda den Umhang aus. Sie hatte versucht, die Menschenmenge aufzuhalten, als sie die Verfolgung von Stroganoff aufnehmen wollten. "Sie ist eine Verraeterin" hatte man ihr dann Vorgeworfen. "Sie steht im Pakt mit dem Teufel." sagten die Glaeubigen. "Alles wurde von langer Hand geplant!" schrien Muetter mit ihren Kindern auf den Arm.
Als Breda den Umhang zu Boden fallen liess, rollten ein, zwei Koblauchknollen aus dem Stoff, welche sofort mit dem Lederstiefel hinfort gestossen wurden. Die Verbrennungen waren nicht sehr stark, dennoch wuerde es dauern bis sie heilen und irgendwie hatte sie das Gefuehl, das es auch im Boucherie Rouge nicht besonders sicher sein wuerde. Sie spuerte wie sich die Stadt mental gegen sie aufbahrte als sie Kontakt zu Ophelia aufnehmen wollte. Sie spuerte eine grosse Mauer aus Angst und ... Hass. Nicht von Ophelia, nein, ganz im Gegenteil. Irgendwo fern im Nichts sah sie ein hellen Lichtlein, welches zwar schwach und weit weg erschien, ihr jedoch das Gefuehl von Waerme gab. Doch die Panik der Menschen, sie Angst der Muetter um ihre Kinder, der Eherfrauen um ihre Maenner und die Angst der Maenner um ihr Geld draengten sich dazwischen und bildeten einen Eisernen Vorhang, den Breda nicht durchbrechen konnte. Sie streifte sich den Umhang ueber und verbarg ihr Gesicht unter der Kapuze, als sie sich auf Umwegen auf den Weg zu Rascaal machte. Erdrueckt von der mentalen Kraft der Stadt und den Anti-Vampir Parolen an den Waenden der Haeuser hoffte sie, dass sie aufs erste verschont bliebe.
Es beginnt...
Es beginnt... Es beginnt...Es beginnt...

Graf Bef von Stroganoff sass an dem rustikalem Tisch der Herberge und schluerfte an dem Kelch voll Blut, welches warm seine Kehle herunter fliess.
"Es beginnt!" sagte er leise zu sich selbst und hoffte, dass sich bald seine Chance ergeben wird. Es duerfte nicht mehr lange dauern.


17.06.2007 23: 42

Ettark Bergig

Ettark saß inzwischen alleine in der Grund-Kantine, all die kleinen nervigen und Rekruten hatte sich aufgemacht, Vampire zu jagen oder irgendwelche Keller zu Verstecken um zubauen. Doch aus irgendeinem Grund war die Befriedigung, über seine erfolgreichen Hetzreden schnell verflogen und es hatten rasende Kopfschmerzen eingesetzt. Zudem war er sich beinahe sicher, eine leise, flüsternde Stimme zu hören. Zwar verstand er keine Worte, doch der klang war sehr verlockend.
Doch er wollte nicht auf sie hören. Er bis sich auf die Zunge und wirklich, die Stimme schien leiser zu werden.
Mit zitternden Händen nahm er einen kleinen Schluck aus seinem Flachmann, doch die erhoffte, betäubende Wirkung wollte einfach nicht einsetzen. Dafür wurde die Stimme wieder etwas leiser.
Zwar hatte Rogi ihn davor gewarnt, größere Mengen zu nehmen aber seine Gedanken fühlten sich an, als ob sein Kopf in Watte gebettet wäre. Sie waren langsam und die Argumente der Vernunft fanden schon lange keinen Weg mehr zu ihren Zielen.
Er nahm einen ungleich größeren Schluck von seinem Schmerzmittel und wirklich, sowohl die Stimme als auch die Schmerzen schienen zu verschwinden.
Doch plötzlich bewegte sich sein Körper ohne sein zutun! Er stand von dem wackeligen Stuhl auf und bewegte sich Richtung Ausgang! Das konnte doch nicht sein! Der Gefreite versuchte mit aller Macht, wieder die Kontrolle über seine Gliedmaßen zu bekommen, doch irgendeine Kraft lies seinen Körper weiter Richtung Ausgang torkeln. Nur die Augen konnte er noch so bewegen, wie er wollte. Was war hier los?
Er schloss verzweifelt die Lider doch dass erwünschte dunkel kam nicht.
Stattdessen sah er in das Gesicht eines bleichen Mannes der ihn anlächelte und scheinbar auf ihn einredete. Und Ettark erkannte die Stimme. Es war die leise Stimme, die er schon die ganze Zeit gehört hatte.
"Hör zu, Wächter. Dies ist der Befehl, den du ausführen wirst, wenn die Zeit gekommen ist..."


18.06.2007 1: 38

Ophelia Ziegenberger

Der Lance-Korporal scheute sich davor, die aktuellen Geschehnisse als "außer Kontrolle" und die Mitbewohner dieser Stadt als "rachsüchtigen, verblendeten Mob" zu bezeichnen. Deswegen tat sie es auch nicht. Aber das änderte natürlich nichts an der Absurdität ihrer wohlmeinenden Bemühungen. Längst hatte sie ihren Mitwächtern befohlen, die Kontrolle der einkehrenden und ausfahrenden Wagen aufzugeben und stattdessen in der wogenden Masse nach irgendwie verdächtig wirkenden Personen und Situationen Ausschau zu halten.
Ophelia war mehr als nur leicht besorgt, selbst wenn jemand Unbeteiligtes ihr dies vermutlich nicht ansah. Sie blickte wieder einmal zum Tor, wo die ihr unterstellten Wächter sich teils von der ausrückenden Menge verspotten lassen, teils anfeinden lassen musste.
Ihre Anweisungen der letzten Stunden kamen ihr wie beschämende Fanale zum Rückzug vor. Andererseits sagte sie sich, dass sie auch für die ihr Unterstellten Verantwortung trug und niemandem damit geholfen wäre, wenn die ausgegebenen Befehle ihrer aller Grenzen ignorierten.
Ausgeglichenheit, dachte sie beinahe verbissen. Ausgeglichenheit...
Ihr Blick wanderte erneut über die verschiedenen Posten. Mauerkrone, Toreinfahrt, Zufahrtsstraße... Die vielen spitzen Zinken der Heugabeln und die blackenden und rußenden Fackeln, die gemeinsam in unheilschwangerem Rythmus durch den Torbogen von Dannen zogen, ignoerierte sie geflissentlich. Sie konnten die Bürger nicht davon abhalten, den einmal eingeschlagenen Weg zu beschreiten, dafür wären sie viel zu wenige gewesen. Ihre Aufgabe war es, keinen der Belagerer oder deren potentielle Verbündete innerhalb der Mauern zu lassen. Das wäre schon schwer genug.
Ihre Aufmerksamkeit wurde von einer deutlich angespannten Gruppierung in Beschlag genommen und schnell bahnte sie sich einen Weg durch das Getümmel. Die Stimmen der Kontrahenten zeugten von zu viel beleidigter Männlichkeit, zu wenig intelligenter Selbstbeherrschung und einer Kindheit in oder zumindest nahe bei den Schatten. Ihre locker kreisenden Keulen würden selbst für den Wasserspeier-Gefreiten nicht ungefährlich sein, weswegen Ophelia nicht lange zögerte und sich demonstrativ zwischen den Wächter und die Bürger stellte. Sie lächelte betont freundlich und, wie sie hoffte, beschwichtigend.
"Wie kann die Wache euch weiterhelfen, werte Herren?"
Der größere der beiden Männer raunzte sie an.
"Geh aus dem Weg, Frau! Wir hatten grad nen Gespräch mit dem da angefangen.", wobei er mit der Keule auf den steinernen Wächter hinter ihr deutete.
Ophelia dachte nicht ernsthaft über die Möglichkeit nach, beiseite zu treten. Sie wusste um ihre Wirkung und normalerweise hielten gerade angeblich hartgesottene Burschen inne, wenn ihnen eine freundliche, zartgebaute Frau lächelnd gegenüber stand und um Nachsicht bat. Normalerweise.
Als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, wurde sie jäh unterbrochen.
"Spar dir die Luft! Brauchst dich gar nicht einmischen..." Der hagere Zweite zog olötzlich misstrauisch die Brauen zusammen und stieß seinem Kumpel den Ellenbogen in die Rippen. "Hey! Guck mal! Haste die Haut von dem Püppchen gesehn? Schrillen bei dir da nich auch die Alarmglocken?"
Der Ältere pfiff verstehend durch eine Zahnlücke. "Jetzt wo du's sagst..."
Ophelia spürte, wie ihr die Situation entglitt. "Was soll das? Wovon redest du?"
Der Hagere kam mit einem fiesen Grinsen ein Stück näher, während er scheinbar locker mit seinem Kumpel plauderte. "Möchte wetten, die hat Verwandte oder wie man das nennen soll unter den Raffzähnen, was meinst du?"
Sein Freund zog nach, so dass Ophelia instinktiv einen Schritt zurückwich. Sie konnte nichts dagegen tum, obwohl ihr zugleich klar war, dass man diese Reaktion als Schwäche auffassen musste.
Der Grobschlächtige entblößte gelbe Zähne, als er sich so weit vorbeugte, dass die Wächterin den vergorenen Atem auf ihrer Haut spüren konnte.
"Wir könnten ja mal prüfen, ob 'se was aushält wie die Andern von ihra Sippe..."
Angst und Trotz hielten sich in Ophelia so ziemlich die Waage, als sie sagte: "Ich bin kein Vampir!"
Der Andere lachte kehlig. "Das sagn se alle! Besser man geht auf Numma sicha!"
Dann ging es plötzlich ziemlich schnell.
Die junge Frau setzte soeben zur Erklärung darüber an, dass selbst wenn sie einer von Denen wäre, das noch lange kein Grund für solch ein Benehmen und die Drohungen wäre, der Gefreite knarrzte hinter ihr, als er sich dazu entschloss, den aufschwingenden Arm mit der Keule abzufangen und als nächstes fiel auch schon die Keule polternd auf das Pflaster, begleitet von einem gellenden Schmerzensschrei des Angreifers. Schimpfend hielt dieser sich den Arm, aus dessen Seite ein langer, befiederter schwarzer Schaft ragte. Alle hatten sich erschrocken den Schreien zugewandt, auch die auf der Straße und am Kontrollpunkt des Tores postierten Wächter.
Es musste an der langen Schicht, dem vorigen mentalen Angriff, der drückenden Wärme und der wachsenden Müdigkeit liegen, dass Ophelia lediglich verwundert auf den Pfeil starren und darüber sinnieren konnte, wo der wohl herkäme.
Dann erreichte sie das merkwürdige Empfinden von Stille.
So still war es nicht einmal in der vorangegangenen Nacht gewesen, geschweigedenn in den letzten Stunden inmitten der atmenden, schnaufenden und wogenden Menschenmenge.
Sie sah auf.
Der Verwundete starrte mit einem Ausdruck des Entsetzens hinter sie.
Ebenso wie alle Anderen.
Der Gefreite hinter ihr drehte sich leise knirschend langsam um seine eigene Achse.
Ophelia schauderte ob ihrer lebhaften Phantasie und den diversen Möglichkeiten dessen, was da hinter ihr Grauenhaftes lauern mochte.
Langsam tat sie es den Übrigen nach und wandte sich um.
Ihr erster Gedanke beim Anblick der unzähligen Schwarzgewandeten, die sich als gemächlich schlendernde Gruppe dem Tor näherten, war: "Om sei uns gnädig! Sie haben es hinter die MAuern geschafft!".
Eine Sekunde später revidierte sie ihr Urteil - ohne hingegen aufatmen zu können.
Der hochgewachsene schlanke Mann, der als offensichtlicher Sprecher der Gruppe vortrat, verneigte sich in einer elegant fließenden, leicht angedeuteten Bewegung vor ihr und sagte, nicht ohne einen süffisanten Seitenblick auf den rotgesichtigen Möchtegernschläger geworfen zu haben:
"Lance-Korporal Ziegenberger, nehme ich an?"
Die wesentlich kleinere Frau neigte in einer misstrauischen Bewegung den Kopf. "Ja, das bin ich. Wie kann ich... kann die Wache dir weiterhelfen, Herr?"
Die restliche Gruppe schloss allmählich zu ihnen auf, wobei nicht zu übersehen war, wie viele Versteckmöglichkeiten für potentielle Waffen die unzähligen schwingenden Umhänge bieten mochten. Aber vielleicht bildete sie sich diese ja auch nur ein, jetzt wo sie wusste, mit wem sie es zu tun haben musste? Ihre Vermutung wurde umgehend bestätigt.
"Gestatten? Lord Emmanuel Flinkfuss mein Name. Hinter mir sehen sie meine Kollegen. Wir wurden mit freundlichem Gruß seitens seiner Lordschaft Witwenmacher gesandt und dem unverbindlichen Hinweis, dass ein wahlloses Gemetzel in dieser Stadt nicht im Interesse unserer traditionell fürsorglichen Einrichtung sein kann."
Ophelias Gedanken schienen zu rotieren und die folgende Aussage brannte sich für immer und ewig in ihren Sinn, ohne jemals an absurder Bedeutung zu verlieren.
Der junge Mann blinzelte fast schelmisch auf die rothaarige Lady in Uniform hinab, die sprachlos zu ihm aufsah.
"Um es mit anderen Worten zu sagen: Bitte sage uns, wie wir uns nützlich machen dürfen. Die Assassinen-Gilde steht - natürlich innerhalb gewisser Einschränkungen - zu deiner vollsten Verfügung und erwartet deine Anweisungen, Wächterin."
Die Augen und Ohren der Menge um sie herum hätten nicht größer sein können und selbst der sprichwörtliche Fall einer Nadel auf das Kopfsteinpflaster wäre zu hören gewesen. Irgendwoher erklang ein ironisches "Na Prost Mahlzeit! Auf gute Zusammenarbeit!".
Die Assassinen im Hintergrund begannen teilweise zu lächeln.

18.06.2007 22: 57

Schizzel Schattig

Draußen war es allmählich schon hell geworden, aber das interessierte die anwesenden Vampire nicht. Die Fenster befanden sich eine Etage höher und waren mit Brettern verriegelt. Schizzel dachte bisher, er kannte sich in der Stadt gut aus, aber diese Gegend war ihm völlig unbekannt. Es waren schon Stunden vergangen und die Schwarzbandler diskutierten und diskutierten. Längst schon hatte Schizzel aufgegeben, den Diskussionen zu folgen und sein Hintern war schon wundgerieben vom nervösen hin und her rutschen. Er fühlte sich alles andere als wohl zwischen den ganzen Vampiren.
Irgendein von Irgendwas erzählte etwas und wurde von einem anderen von Irgendwasanderes unterbrochen. So ging das schon eine ganze Weile, ohne dass diese Herrschaften zu einem Punkt gekommen waren.
Dann aber trat zuerst unmerklich ein Igor an seinen Meister heran und flüsterte ihm etwas zu.
Dieser stand abrupt auf und rief in einem erschrockenen Tonfall: "Es hat bereits begonnen!"
Hektisch riefen die Versammelten nun durcheinander. Sie schienen vor irgendetwas Angst zu haben, aber der junge Dobermann verstand kein Wort.
"Ruhe! Ruhe bitte!"
Vorne stand ein jung aussehender Mann, der wahrscheinlich Mitte Zwanzig gewesen sein musste, als er zum Vampir geworden ist.
"Panik ist jetzt genau das Falsche. Das hilft uns nicht."
Er sah sich um und blieb dann bei Schizzel hängen, schaute ihm in die Augen. Das Gefühl war umwerfend. Ihm wurde einen Augenblick schwindelig. Eine solche Macht hatte er noch nie gespürt. Gut er hatte einem Vampir auch noch nie direkt in die Augen geschaut, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass das bei all diesen Krea... Es war, als könnte der Vampir direkt in seine Gedanken blicken, sie mitlesen. Eine leise Panik überkam ihm. Dieses Wesen konnte seine Abscheu ihm gegenüber sehen.
'Nicht denken.' befahl sich der Gildenexperte. Es nützte nichts, aber anders als erwartet, schwang etwas Sanftes mit, etwas Beruhigendes. Schizzel wusste plötzlich, was zu tun war.

18.06.2007 23: 11

Lilli Baum

Unruhig lief Jack Narrator, seines Zeichens Gerichtsmediziner bei SUSI, im Raum auf und ab. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wächtern schob er momentan nicht Wache vor einem Tor, sondern war in seinem Zuhause. Er überlegte fieberhaft, was er unternehmen sollte, denn er fürchtete um seine Tochter Karina, die ja ein Vampir war und fragte sich, wie er sie schützen konnte, falls zufällig jemanden diese Tatsache einfiel.
Er hatte eine Weile lang überlegt, ob er den Eingang seines Hauses verbarrikadieren sollte, verwarf die Idee aber, als er bemerkte, dass er seine Tochter bereits mit seiner Besorgnis angesteckt hatte. Außerdem würde so eine Barrikade eh nicht lange halten, wenn wirklich jemand in sein Haus eindringen wollte.
Plötzlich hörte er ein Klopfen an seiner Tür. Jack wurde so blass wie die meisten seiner Kunden und eilte zu einem Fenster, dass zur Straße hinaus zeigte. Er zog den Vorhang ein kleines bisschen zur Seite und sah eine einzelne, kleine Person in einem schwarzen Kapuzenumhang stehen, ansonsten war die düstere Straße leer. Es war trotz des eben angebrochenen Tages wirklich dunkel, was wohl daran lag, dass sich dunkle Gewitterwolken am Horizont aufgezogen waren. Er zögerte einen Moment, aber da niemand sonst zu sehen war, begab er sich zu seiner Haustür und öffnete sie einen Spalt.
"Was willst du?"
Die Person in dem Mantel hob ihr Gesicht und schaute ihn mit angesäuerten Gesichtsausdruck an. "Diese blöde Kuh hat mich hier abgestellt, mir diesen Zettel in die Hand gedrückt, geklopft und ist dann einfach davongelaufen! So eine Unverschämtheit!"
Jack stellte fest, dass es sich um ein kleines reichlich blasses Mädchen handelte, welches offensichtlich schon Bekanntschaft mit dem Boden von Ankh Morpork gemacht hatte.
"Gib her!", befahl er in einem harschen Ton und streckte die Hand nach dem Zettel aus.
Das Mädchen verzog die Augen zu Schlitzen, reichte ihm aber das Stück Papier.
Jack brauchte einen Moment, um sich auf den Schriftstück zurechtzufinden, denn er war übersäht mit Rechtschreibfehlern, aber im großen und Ganzen konnte er erraten, was auf dem Zettel stand - "Jack, keine Zeit, muss die anderen suchen, die da habe ich herrenlos auf der Straße gefunden." - und vor allem, von wem er war(, denn er hatte bereits das Vergnügen gehabt, mit Lilli zusammen arbeiten zu dürfen).
Er musterte das Mädchen vor sich, welches ihm intensiv in die Augen starrte und mit einem Male wurde im ganz seltsam.
"Papa!", rief eine Stimme hinter ihm und seine Tochter Karina tauchte hinter ihm auf und versuchte einen Blick durch den offenen Türspalt zu erhaschen.
Schließlich fragte sie: "Wer ist dieses andere Vampirmädchen?"
Jacks Stirn furchte sich, als er eine Entscheidung fällte. Er öffnete die Tür und gab so Malissa den Weg in seine Behausung frei. Und an seine Tochter gewandt, sagte er: "Ich habe keine Ahnung. Aber ich befürchte sie wird wohl eine Weile hier bleiben."

Lilli hatte kein schlechtes Gewissen. Zumindest nicht wegen Jack. Dafür aber wegen der Tatsache, dass es ihr bisher nicht gelungen war, Schizzel oder Ettark ausfindig zu machen. Dieses kleine Vampirmädchen hatte sie wirklich viel zu viel Zeit gekostet. Obwohl es dann doch recht schnell gegangen war, als Lilli endlich realisiert hatte, dass es ein Vampirmädchen war. Sie hatte im nächstbesten Geschäft einen provisorischen Schutz gegen die Morgensonne erstanden und hatte es dann bei Jack abgestellt. Der wusste bestimmt besser als sie, wie man mit einem Vampir in dem Alter umzugehen hatte, er hatte ja eine vampirische Tochter.
Problem erkannt, Gefahr gebannt, wie es so schön hieß.
Jetzt musste sie aber auf jeden Fall ihre Kollegen finden, es waren bestimmt schon Stunden vergangen, seitdem sie mit dem Stadtplan aufgebrochen war.

Aufmerksam schaute sie sich um, anscheinend war sie auf dem richtigen Weg Richtung Ankhtore, dort würde sie hoffentlich wenigstens Schizzel finden.
Lilli legte einen Spurt ein, und folgte dem penetranten Geruch, der wahrscheinlich vom Ankh stammte. Dann jedoch entdeckte sie etwas aus den Augenwinkeln, dass sie inne halten ließ.
Mit Verwunderung betrachtete sie ein großes weißes Zelt, vor dem eine Menge Menschen versammelt waren. Etliche diskutierten, aber einige hatten sich ordentlich in einer Schlange aufgereiht.
Lilli ging näher heran und entdeckte ein Plakat, das sie mit etwas Mühe entziffern konnte. Darauf stand: "Das purpurrote Kreuz - spenden sie Blut, um die Vampire zu besänftigen."
Sie hörte einige Augenblicke lang einer Diskussion zu:
"Das hat der Schnapper eben aufgestellt!"
"Hältst du das für eine gute Idee?"
"Ha, mein Blut kriegen diese garstigen Biester jedenfalls nicht!"
"Ich habe gehört, dass jeder, der spendet ein kostenloses Frühstück bekommt."
"Ja, angeblich soll es sich um Würstchen handeln."
Die Wächterin zog irritiert eine Augenbraue nach oben, dann fiel ihr jedoch wieder ihr Auftrag ein und sie beschloss diese Sache vielleicht später noch einmal in Augenschein zu nehmen.
Sie schlängelte sich also durch die Menschenmassen und kam wenig später erneut ins Stocken, als sie auf ein weiteres Zelt stieß. Davor stand ein Mann auf einem Podest und hielt eine Rede. Lilli hätte schwören können, dass es sich um T.M.S.I.D.R. Schnapper handelte - aber andererseits trug der Geschäftsmann keinen unecht aussehenden Wattebart, also konnte es sich wohl kaum um Schnapper handeln.
"Kommen sie näher, ihr aufrichtigen Bürger Ankh-Morporks! Wir von den Yohannitern haben es uns zur Aufgabe gemacht, sie so gut es geht vor den Vampiren zu schützen! Spenden sie ihr Blut jetzt - denn alles was wir Ihnen abzapfen, kann Ihnen kein Vampir mehr aussaugen! Außerdem bekommt jeder Teilnehmer des Spendenprogramms ein kostenloses Knoblauchwürstchen für den besonderen Extraschutz!"
Die Argumente klangen in den Ohren der Wächterin ganz einleuchtend, und sie begann ernsthaft in Erwägung zu ziehen, ebenfalls Blut zu spenden.
Danach jedoch sah sie einen ihrer Kollegen durch die Menge schlürfen. Ettark!
Lilli began breit über das ganze Gesicht zu strahlen. Ha! Einen vermissten Kollegen hatte sie endlich gefunden, jetzt brauchte sie nur noch den anderen.
Frohen Mutes - und ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es ratsam wäre, Ettark auch mal anzusprechen - machte sie sich wieder auf dem Weg Richtung Ankhtore, während ihr Kollege unbeeindruckt seinen Weg fortsetzte.

Donner rollte, als Punkt Acht Uhr die ersten Regentropfen fielen.

23.06.2007 22: 09

Harry

Eine Weile waren Vlad und seine Brüder im Schutze ihrer Sonnencreme und ihrer hypnotischen Aura unbemerkt durch die Stadt gewandert, bis sie endlich die Anwesenheit ihrer Schwester gespürt hatten. Die Fährte hatte sie zu einem schlicht, aber gemütlich aussehenden Haus geführt.
"Sie ist hier drin, Wlad", sagte Vlad.
"Du hast recht", entgegnete dieser.
"Was machen wir jetzt?", fragte der dritte.
"Wir holen sie da raus, Flad", erwiderte Vlad.

Zur gleichen Zeit saß Graf Stroganoff in einer kleinen Herberge unweit der Stadt und trank einen Schluck vom ehemaligen Hausherrn. Ein sehr guter Jahrgang, wie er fand. Seine Gefolgsleute hatten den Bauernhöfe der näheren Umgebung einen Besuch abgestattet, was seine kleine "Armee" nicht unbeträchtlich vergrößert hatte. Natürlich hatte er sie nicht zu Vampiren gemacht, wo wäre da der Sinn gewesen? Gefolgsames "Vieh" war ihm deutlich lieber als potenziell intelligente und vielleicht sogar eigensinnige Vampire.
Er hatte ihnen den Befehl gegeben, sich mit mit allem, was sie so finden konnten, zu bewaffnen und sich zum Zelt vor dem Stadttor zu begeben. Inzwischen musste sich dort schon ein ansehnlicher Trupp versammelt haben. Aber das war natürlich nur Püschologie. Viel wichtiger war, was inzwischen wohl innerhalb der Stadt ablief. Etwa ein halbes Dutzend Leute in diversen Schlüsselpositionen hatten seine Söhne unter ihre Kontrolle gebracht - einen Wächter, einen Händler, und noch ein paar Personen mehr. Der erste Befehl war für alle gleich - die Abneigung gegen Vampire in der Stadt verstärken. Stroganoff bezweifelte, dass das wirklich notwendig war, aber er wollte kein Risiko eingehen.
Er lehnte sich zurück und nahm noch ein Schlückchen. Und damit, dachte er, geht der Spaß erst los...
Wenn nur die Sache mit Malissa nicht gewesen wäre! Er hätte ahnen müssen, dass sie das Ammenmärchen von wegen "eingeladen werden müssen" ebensowenig glauben würde, wie es seine Söhne getan hatten, als sie in ihrem Alter gewesen waren. Für Vampire, die mit der Zeit gingen, war so etwas kein Problem - nein, er hatte einen anderen Grund, weshalb er die Stadt nicht betreten wollte. Aber seine Söhne würden sie schon wiederfinden, da war er sich sicher.
"Oh ja", flüsterte er leise zu sich selbst. "Es beginnt."

Dank der Hilfe der Assassinen war die Verkehrskontrolle kein Problem mehr. Niemand widersprach, wenn ein Assassine ihn anwies, den Wagen anzuhalten oder umzukehren, und die dunkel gekleideten Gestalten ließen nicht erkennen, ob sie die Arbeit als unter ihrem Niveau empfanden. Harry atmete durch.
In den letzten Stunden hatte sich um das Tor herum nicht viel getan: Johan hatte Herrn Schrägs Körper in Richtung Patrizierpalast gelotst und war vor kurzem zusammen mit Kannichgut zurückgekehrt, der ein Pergament mit Anweisungen vom Patrizier dabei hatte.
Ordnung in der Stadt bewahren - Eindringlinge stellen, stand in gewohnt kurzen Sätzen darauf. Keine direkten Aktionen gegen Stroganoff
Harry hatte nicht geplant, direkte Aktionen gegen einen Vampir mit starken hypnotischen Kräften durchzuführen, und war entsprechend erleichtert, als er diese Aufforderung las. Direkte Aktionen wären auch nicht leicht gewesen - um das Zelt herum hatte sich inzwischen eine stattliche Gruppe von Bauern und anderen Menschen versammelt, die mehr oder weniger improvisierte Waffen trugen. Etwa ein Dutzend von ihnen blockierte die Straße und zwang alle stadteinwärts fahrenden Karren zur Umkehr. Zumindest dieses Stadttor - für Warenlieferungen eines der wichtigsten der Stadt - war von Stroganoffs Männern blockiert. Stadtauswärts fahrende Wagen wurden durchgelassen, aber der Gnom hatte die Assassinen schnell angewiesen, keine Bürger mehr über dieses Tor aus der Stadt zu lassen. Er war sicher, dass alle, die die Stadt jetzt verließen, sich über kurz oder lang unter Vampirkontrolle wiederfinden würden.
Ankh-Morpork wurde belagert.
Regen fiel unermüdlich auf das Straßenpflaster, aber Harry stand halbwegs abgeschirmt zwischen Ophelias Füßen. Ein Rekrut hatte sie informiert, dass sich an immer mehr Stellen in der Stadt Gruppen zusammenrotteten, um gegen Vampire vorzugehen. "Ordnung in der Stadt zu bewahren" - das war leichter gesagt als getan, und er wünschte sich, er hätte hier nicht das Kommando. Aber Rascaal, wo auch immer er war, hatte es ihm nun einmal übertragen.
"Sör? Sör?" Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Aus einer Gasse kam Schizzel Schattig auf die Gruppe von Wächtern zu gelaufen.
"Ja, was ist denn?" Harry hob seine Stimme, um den Regen zu übertonen.
"Ich... ich habe gerade mit ein paar Vampiren... äh... gesprochen. Es ist wichtig, Sör! Hör zu..."

Ettark marschierte geradewegs auf eine Gasse am Rande der Schatten zu. Mehrere Gestalten warteten dort bereits - ein Zwerg, ein mit teuren Tüchern bekleideter Mensch, und einige andere. Er hatte sie noch nie gesahen, aber dennoch erkannte er sie.
Sie alle dienten dem Grafen, und würden tun, was zu tun war.
Er drückte ihnen ohne ein Wort die Dokumente in die Hand, die er aus dem Wachhaus mitgenommen hatte, wandte sich wieder ab und marschierte davon. Nach ein paar Schritten blieb er stehen, blinzelte und sah sich verwirrt um. Warum war er hier? Die anderen Wächter warteten doch sicher am Stadttor auf ihn.
Er lief los, und der Teil von ihm, der unter der Kontrolle der Brüder Stroganoff stand, legte sich schlafen und wartete darauf, wieder zu erwachen.

27.06.2007 0: 37

Huitztli Pochtli

Seit Harry den Befehl zur Blockade hereinkommenden Verkehrs gegeben hatte, stand Huitztli Seite an Seite mit Wächterkollegen und einem Assasinen am Mittwärtigen Tor und war in einer Unterhaltung mit einem der schwarz gekleideten Meuchler begriffen, als dieser unbewußt ein Stichwort fallen ließ.
"...es ist das Licht der Sonne, weißt du? Sie vertragen es nicht. Zumindest einen Teil davon, denn anderes Licht, wie das von Kerzen oder Fackeln scheint sie nicht zu belasten. Schon damals unter Lord Flinkhand haben wir mit Forschungen begonnen, konnten aber bislang keine Erfolge erzielen, eine konkrete Waffe zu entwickeln...", plapperte der Assassine munter vor sich hin.
Huitztli schwindelte, als Bilder in sein Bewusstsein traten. Bilder der Vergangenheit, Gesänge, Choräle, Opferrieten. Das Bild Hopp-Singhs schob sich in den Vordergrund. Hopp-Singh, der Hohepriester des Tempels. Damals im Tehzumanischen Reich. Es musste an die 70 Jahre her sein. Wie war noch gleich der Name des Gottes gewesen? Er MUSSTE sich erinnern. Verfluchtes Gedächtnis, das einen immer dann im Stich ließ, wenn man es brauchen konnte, ja unbedingt brauchte!
"Hey, geht es dir gut...äh...Wächter? Wie heißt du eigentlich? Du hast etwas geschwankt. Hier lehn dich etwas gegen die Mauer. Alles klar?"
Huitztli schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben.
"Ja, danke. Es geht schon. Ich habe mich da an etwas erinnert aus meiner 'Jugend', wenn du so willst. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, es ist wichtig. Was du über das Licht gesagt hast, hat mich da auf eine Idee gebracht. Ich habe mich seit ich in Ankh-Morpork bin, nie wieder mit den Göttern meiner Heimat beschäftigt. Du weißt nicht zufällig, ob ein paar von Ihnen auch hier verehrt werden? Im Tempelbezirk meine ich."
Der Assassine schüttelte langsam den Kopf.
"Ich glaube nicht. Aber wenn du etwas über Götter und so weiter wissen willst, würde ich zur Bibliothek raten. Die in der Unsichtbaren Universität. Da findest du mit Sicherheit etwas."
Huitztli nickte dem Assassinen freundlich zu, trippelte zu Ophelia und salutierte.
"Ma'am? Ich hätte da ein Anliegen..."

25 Minuten später standen sich ein Wasserspeier und ein Bananen essender Primat Auge in Auge gegenüber.
"Ich suche Informationen.", begann Huitztli.
"Ugh!", wies der Bibliothekar in die Runde und meinte damit die Bibliothek als Ganzes.
"Nun, es handelt sich um die Tehzumanische Götterwelt. Habt Ihr auch darüber Bücher hier?"
"Ugh!", nickte der Orang-Utan und deutete nach schräg links hinter sich.
Der Bibliothekar wandte sich um und watschelte in die angegebene Richtung davon. Huitztli trippelte hinter ihm her und hoffte, das Gesuchte so schnell wie möglich zu finden.

Ein Klatschianer in einem schmutzstarrenden Kaftan und mürrischem Gesicht ritt auf einem Esel in der Menge, die das Mittwärtige Tor nach draußen passieren wollte. Quälend langsam wälzte sich sie Masse aus Leibern menschlicher und anderer Spezies mit und ohne Karren weiter. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hatte er endlich das Tor passiert. Der Geruch der 'stinkende Drachenatem-Sonnenschutzcreme' haftete an ihm wie Jauche und hatte die Wachhabenden davon abgehalten, unangenehmer Fragen zu stellen. Rascaal grinste ins sich hinein. Sein Trick diese statt der geruchslosen Creme zu verwenden, hatte funktioniert und sogar noch mehr zu seiner Tarnung beigetragen.
Sein Ziel war nicht weit entfernt, nur ungefähr 12 Meilen bis zur Herberge.

Huitztli stand neben dem Bibliothekar und schaute nach oben.
"Ugh!", wandte sich der Bibliothekar Huitztli zu und breitete die langen Arme aus und hob andeutungsweise die Schultern.
"Ah, ja. Nun ich suche eine Tehzumanische Gottheit. Ich weis aber leider nicht mehr, wie sie heißt."
Huitztli machte eine bedauernde Miene.
"Uhugh!", gestikulierte der Orang-Utan vor Huitztli mit seinen Händen und zeigte auf verschiedene Piktogramme auf den Buchrücken.
"Ein Bild? Ja, natürlich. Das Symbol, an das ich mich erinnere ist eine Art Salamander, der von einem Strahlenkranz umgeben ist."
Der Bibliothekar nickte und begann das Regal hinauf zu klettern. In etwa sechs Metern Höhe glitt er mit dem Zeigefinger über die dort gelagerten Werke. Mit einem zufriedenen "Ugh!" und einer mehrseitigen Steintafelsammlung unter dem Arm kehrte er auf den Boden zurück. Umständlich vorsichtig legte er die Tafeln auf einen Buchständer und trat zurück. Huitztli berührte ehrfürchtig das uralt anmutende Werk kunstfertiger Hände und schlug Seite um Seite um. Stein rieb auf Stein und knirschte dabei leise. Schließlich fand er, was er gesucht hatte. Das Zeichen eines Molchs, von dem gezackte Strahlen von Licht auszugehen schienen. Die Bilder die darunter zu sehen waren, deuteten Figuren an, die sich geblendet mit den Armen von den Augen zu schützen suchten. Das Licht schien sie zu verbrennen. Die putzigen Tehzumanischen Schriftzeichen, die unter den Bilden standen, weckten ein Gefühl der Vertrautheit. Huitztli begann zu lesen:

"Schaue UH'VAUBEH!
Der Sonnenschleuderer!
Sein Licht blende die, welche die Nacht durchflattern und böse Absichten hegen und die den Lebenssaft anderer trinken!
Sein Licht kommen über jene, welche sich versündigen und das heilige Opferblut den rechtmäßigen Göttern vorzuenthalten suchen, weil sie es für sich selbst haben wollen!
Zu Staub mögen sie werden!"

Er erinnerte sich an die Opferrieten und auch daran, dass blendend Helle Lichtblitze aus kleinen Holzkäfigen immer wieder herausgekommen waren.
Das wiederum brachte ihm eine ganz besondere Person in den Sinn und ausgerechnet die war ein Vampir - Otto Chriek.
Wenn einer etwas über Molche wusste, die Lichtblitze abgeben konnten, dann er.
Huitztli bedankte sich beim Bibliothekar und machte sich auf den Weg zu seinem nächsten Anlaufpunkt.



27.06.2007 10: 52

Ophelia Ziegenberger

Das derzeitige Wetter entsprach der allgemeinen Stimmung. Nach dem drückend-heißen Vormittag und ersten Entladungen aus Richtung Cori Celestis, deren Krachen und Donnern eine Verständigung schwer gemacht hatten, goss es inzwischen in Strömen.
Ophelia blickte in den verhangenen Himmel, dessen Ausschnitt zwischen den Häusern sich scheinbar stets neu mit hoch getürmten, schwarzgeränderten Wolkenmassen anfüllte. Es war windig geworden und nicht nur ihr Haar klebte inzwischen formlos an der Stirn und den Wangen. Wenigstens war es nicht kalt geworden.
Sie dachte kurzzeitig daran, dass sie als Rekrutin während ihrer ersten verregneten Streife ziemlich verzweifelt darüber gewesen war, sich nicht einfach umziehen gehen zu können. Wie lange ihr das inzwischen her zu sein schien! Sie ignorierte die schwer herabhängenden Stoffbahnen ihrer Rockschichten, wischte sich mit den Händen das Wasser aus dem Gesicht und konzentrierte sich einmal mehr auf die Kontrolle der Situation.
Der Beistand der Assassinen war dringend nötig gewesen, auch wenn ihr dieses Eingeständnis nicht leicht fiel. Glücklicherweise war in diesem Moment der Stabsspieß wieder an ihre Seite zurückgekehrt und hatte ihr die anstehende Entscheidung abgenommen. Sie selber hätte vermutlich erst eine Taube ins Wachhaus geschickt, mit der Bitte um Instruktionen. Solch ein Hilfsangebot der Edlen Gilde konnte ihrer Meinung nach nicht völlig uneigennützig sein. Sie hätte nicht dafür verantwortlich gemacht werden wollen, wenn in Folge eine Rechnung zur Debatte stand. Und wer wäre der Verantwortliche, wenn eine ungeplante Inhumierung geschehen sollte? Konnte die Wache sich selbst in diesem Falle belangen, als unrechtmäßige Auftraggeberin? Die Konsequenzen erschienen Ophelia zumindest als verzwickt und die Möglichkeiten als zu viele, um sie tatsächlich überblicken zu können.
Ihrem kleinen Vorgesetzten dagegen schienen sie kein Kopfzerbrechen zu bereiten. Er hatte sozusagen mit beiden Händen zugegriffen und ohne zu Zögern Befehle ausgeteilt.
Der Lance-Korporal trat einen Schritt beiseite und sah auf den Vorgesetzten herab - natürlich nur in direktem Sinne. "Sir?"
Der Gnom blinzelte in die unzähligen auf ihn herab fallenden Regentropfen hinauf. "Ja?"
Die Wächterin räusperte sich. "Sir, wenn Du möchtest, könntest Du auf meiner Schulter Stellung beziehen. Der Helm gewährt noch etwas Schutz vor dem Regen und außerdem wäre vermutlich mehr zu sehen."
Harry überlegte nicht lange, sondern nickte pragmatisch zustimmend. Kurz darauf saß er auf Ophelias linker Schulter, die Hände in die Hüften gestemmt und mit gerunzelter Stirn das Gewusel in den umliegenden Straßen überblickend.
Ophelia musste ihren Kopf nur leicht in seine Richtung neigen, um sich dadurch nun mit leiser Stimme an ihren Vorgesetzten wenden zu können, ohne dass gleich alle Anderen um sie beide etwas von diesem Gespräch mitbekommen hätten.
"Sir, ich bin mir nicht sicher, was die ganzen Ereignisse der letzten Stunden betrifft..."
Der Gnom stützte sich seitlich mit seinen Armen ab, als er sich vorbeugte, um alles gut im Auge behalten zu können. "Meinst Du etwas Bestimmtes, Lance-Korporal?"
Ophelia gab den Versuch auf, ihre Schulter ins Blickfeld zu bekommen und sprach stattdessen scheinbar mit der Luft. "Diese ganze Geschichte ist sehr... groß, Sir. Ich habe den Eindruck, dass sie sich zu einem unkontrollierbaren Selbstläufer entwickelt. Die Assassinen, ja, das gab mir schon zu denken. Aber Du hast ihnen klare Anweisungen gegeben und bisher läuft das erfreulich gut. Aber der Vorschlag der Vampire..."
Harrys Stimme wurde etwas deutlicher, als er sich ihr zuwandte und dadurch fast unmittelbar neben ihrem Ohr sprach. "Hast Du Bedenken?"
Die Wächterin lächelte mit einem dieser irritierend humorlosen, leicht schiefen Grinsen, die noch von ihrem letzten verdeckten Einsatz über geblieben waren und nur allmählich aus ihrem Gebaren verschwanden. "Nun ja, irgendwie schon, Sir. Immerhin handelt es sich um eine ganze Bevölkerungsgruppe!"
Der Gnom sah das aus einem anderen Blickwinkel. "Umso besser! Endlich entscheiden sich auch mal die Zivilen dafür, die Wache zu unterstützen!"
Sie schwiegen beide einen Augenblick, bis Ophelia ihr Zögern weiter zu erklären versuchte. "Es ist nur so, dass ich befürchte, dass mit der vorgeschlagenen Vorgehensweise eine weitere Gefahr entsteht, Sir."
Harry nickte langsam und seufzte tief auf. "Ja. Das ist mir schon klar. Aber was soll man machen? Die Vampire haben Recht! Es ist den meisten Spezies nicht möglich, von sich aus gegen die Suggestion ihrer Rasse standzuhalten. Normalerweise würde es einem Vampir sofort auffallen, wenn eine Person unter dem Einfluss eines anderen Vampirs stünde. Aber wenn sie sagen, dass im Moment tausende von Einflusssphären wie ein unsichtbares Geflecht die Straßen durchranken und dabei überhaupt nicht mehr zu unterscheiden ist, wer von wem beeinflusst wird und ob es im Einzelfall um böswilliges Inbesitznehmen oder eben doch nur um eine Abwehrmaßnahme von Vampiren geht, die ihre Verfolger zu beschwichtigen und sie abzuschütteln versuchen..."
Ophelia spürte wieder dieses Frösteln und war sich nicht sicher, ob es von den abkühlenden Regenschauern oder der lauernden Angst herrührte. War sie selbst vielleicht auch schon unter Fremdeinfluss geraten, ohne davon zu wissen? Sie verdrängte diesen verräterischen Gedanken schnellstmöglich und konzentrierte sich auf ihr persönliches Mantra: Ausgeglichenheit!
Der kleine Vorgesetzte schüttelte resignierend den Kopf. "Ich bin auch nicht glücklich mit der Situation, weißt Du. Absolut nicht! Aber wir müssen das Beste draus machen."
Sie nickte vorsichtig. Inzwischen waren sie auf die Stadtmauer gestiegen und betrachteten von hier aus das in einiger Entfernung stehende, weiße Zelt und die wachsende Zahl der potentiellen Angreifer. Sie konnte nicht verhindern, dass der Gedanke ihrem Mund entschlüpfte.
"Ich mache mir nur Sorgen, Sir, dass sich das alles als ein großer Fehler entpuppt. Der Abend wird schneller kommen, als uns lieb ist und spätestens dann wird diese Kooperation einer Feuerprobe unterzogen werden. Und letztlich sind auch die Vampire Bürger Ankh-Morporks, was in den meisten Fällen vor allem eines bedeuten dürfte: ein beinahe übersteigertes Interesse an persönlichem Nutzen. Was, wenn die Vampire es ausnützen, dass sie einer Einheit zugeteilt werden? Was, wenn sie das Kräfteverhältnis umkehren und sich nicht mehr an ihr Angebot der Unterstützung gebunden fühlen, sondern stattdessen in unseren Ängsten lesen und die größte unter diesen herausgreifen, weil sie ihnen plötzlich nur allzu verlockend erscheint, um ihre persönlichen Probleme zu lösen? Was, wenn sie selber still und heimlich das Kommando über die Einheiten übernehmen und sowohl die Assassinen, als auch die jeweiligen Wächter unbemerkt für ein eigenes Vorhaben rekrutieren? Es liefe auf eine Privatarmee hinaus, in direkter Konfrontation mit den fremden Vampiren. Ein Kampf um die Stadt, sozusagen zwischen dem alten und dem neuen "Clan". Und diejenigen Spezies hilflos dazwischen, die keiner Gedankenkontrolle mächtig sind..."
Ophelias Stimme war noch leiser geworden, bis sie beinahe vor Entsetzen verstummte. Ihr Blick ruhte wie magisch angezogen auf dem im verregneten Zwielicht fast leuchtenden, knochenbleichen Zelt und ihre Gedanken verloren sich in den grauen Schleiern der Müdigkeit.

28.06.2007 10: 21

Ettark Bergig

Noch immer nicht ganz bei Sinnen stapfte Ettark durch den Regen. Wo bei den Kerkerdimensionen war er gewesen? Und wo waren die Erinnerungen daran? Das letzte, woran er sich erinnerte war, dass er am Morgen des Tages durch den Park gegangen war, auf dem Weg zum Pseudopolisplatz. Dann waren da Schatten über ihm gewesen... und dann nichts. Das nächste, was sein Gedächtnis ausspuckte waren die Schatten gewesen. Völlig selbstverständlich hatte er das verruchte Stadtviertel verlassen und sich auf den Weg zum Zwiebeltor gemacht. Erst jetzt begann er zu bemerken, dass irgendetwas nicht stimmte.
Was hatte er die letzten Stunden gemacht? Und warum ging er zum Zwiebeltor anstatt zum Mittelwertigen? Oder besser noch zur Wache. Doch trotz dieser Gedanken änderte er seinen Weg nicht sondern ging schnurstracks auf das Tor zu. Er musste rausfinden, warum er genau dorthin ging... vielleicht würde er dort auch rausfinden, was mit ihm passierte.
Um ihn herum wurde es immer dunkler und die schweren, schwarzen Wolken machten es den Sonnenstrahlen immer schwerer, die Straßen der Zwillingsstadt zu erleuchten.
Aber auch dass bemerkte er nur am Rande, es war nichts, was schlimm wäre. Genau im Gegenteil, es würde ihnen nur zum Vorteil gereichen.
Ihnen? Wem? Der Wache sicherlich nicht, schließlich kämpften sie ja gegen... gegen wen kämpften sie eigentlich? Und warum? Er schüttelte den Kopf, doch seine Gedanken wurden nicht klarer.
Dort hinten, das Tor! Dort würde er alle Antworten finden, dessen war er sich sicher. Und dort würden seine Gedanken sich auch wieder klären. Es war alles nur... er wusste nicht was aber gleich... gleich würde er alles wieder wissen.
Vor dem Tor... da waren... Schemen. Er erkannte einige von ihnen. Waren es Wächter? Oder waren es seine neuen Freunde? Welche Freunde? Er versuchte sich zu erinnern, aber da war nur Nebel.
Nein, es waren Wächter. Er erkannte die Uniformen. Aber da waren noch mehr. Menschen in Schwarz! Das waren seine Freunde! Seine Freunde trugen immer schwarz. Oder?
Nein das waren nicht seine Freunde. Aber auch sie kannte er. Auf jeden Fall ein par von ihnen.
Dort war Narbengesicht! Wer ist Narbengesicht? Ein Freund oder ein Feind? Jemand aus seiner Vergangenheit!
Seine Gedanken fühlten sich immer schwerer an, es war, als würden sie durch tiefen Morast stapfen.
Musste er gegen die Leute am Tor kämpfen? Nein. Es sei denn, sie würden ihn daran hindern, was er würde tun müssen.
Was war dass? Was musste er am Tor tun? Was...? Da wendeten sich ihm einige der Leute am Tor zu.
"Ettark" hörte er sie rufen. Ettark? Was war das? Er kannte den Klang... war es ein Name? Von wem? Egal!
Weiter! Weiter zum Tor. Er stieß einen der Uniformierten bei Seite. Sie durften ihn nicht aufhalten. Sonst würden sie sterben müssen! Er musste das Tor erreichen. Da erschien eine weitere Gestalt vor ihm! Er betrachtete die Gestalt. Ein langer schwarzer Mantel, ein bleiches Gesicht und zwei lange Zähne. Der Begriff "Freund" sickerte in seinem Kopf nach oben, rang mit dem Begriff "elender Blutsauger" und übertrumpfte diesen.
Das musste einer seiner neuen Freunde sein. Doch warum stellte er sich ihm in den Weg? Wusste er denn nicht von seinem Auftrag?
Den Auftrag, dem ihm seine anderen Freunde gegeben hatten? Er MUSSTE zum Tor!
Er versuchte, den im Weg stehenden Freund zu umgehen, doch dieser stellte sich wieder zwischen ihn und das Tor.
Das war kein Freund! Das war ein Verräter! Warum hatte er das nicht sofort gemerkt? Ein Verräter!
Und was mit Verrätern passieren musste, war ihm klar.
Er zog sein Schwert und schlug nach dem Verräter, aber dieser wich ihm aus. Plötzlich hatte er sein Schwert nicht mehr in der Hand. Wo war es hin?
Egal!
Er musste weiter, weiter zum Tor. Er versuchte, den Verräter bei Seite zu Schubsen. Doch der ergriff ihn bei den Schultern. Er wurde geschüttelt. Dann zwang der Verräter, ihm in die Augen zu sehen.
NEIN!
Er durfte ihn nicht ansehen! Er schloss die Augen. Da! Da waren Stimmen in seinem Kopf!
NEIN! Nicht zu hören!
"Ettark Bergig? Gefreiter der Stadtwache? Sohn der von Bergig? Ich will nicht tiefer Vorstoßen, also bitte hör mir zu!"
NEIN! Nicht! Er durfte nicht zu hören! Er schlug um sich, aber seine er konnte seine Arme nicht bewegen!
"Hör mir zu!" schon wieder diese Stimme! "Du bist nicht unter deiner eigenen Kontrolle! Deine Feinde haben dich unterjocht! Kämpfe dagegen an! Ich helfe dir. Erinnere dich! Du bist Ettark! Ettark Bergig!" Ettark? Schon wieder dieser Name. Woher kannte er ihn? War er Ettark? Natürlich war er Ettark! Welche eine Frage. Er war Ettark, Ahne derer von Bergig! Oder?
"Ja! Erinnere dich! gehe tiefer in dich hinein!"
Plötzlich war alles wieder da. Er war Ettark Bergig, Gefreiter der Stadtwache, Informantenkontackter in der Ausbildung und Vampire waren seine Freu... nein das Stimmte nicht! Vampire waren seine Feinde! Er hasste Vampire!
Ettark riss die Augen auf. Vor sich sah er ein blutleeres Gesicht! Er versuchte, danach zu schlagen, doch seine Arme... Irgendjemand hielt seine Arme fest. Das Gesicht verschwand aus seinem Sichtkreis und er hörte eine Stimme:
"Ihr könnt ihn loslassen! Er ist wieder er selbst." Plötzlich war er frei und er sprang auf. Um ihn herum standen betreten aussehende Wächter (zwei Rekruten und zwei höheren Ranges), zwei wie Assassinen gekleidete Männer und der Vampir.
Was war geschehen?

Die Wächter am Mittwärtigen Tor beobachteten und kontrollierten die Neuankömmlinge, derer immer weniger wurden. Entweder sie waren von den Vampiren zum Umkehren 'überredet' worden oder sofort zu Mitstreitern ihrer Sache rekrutiert worden.
Und nun wurde es immer dunkler, die Wolken ließen immer weniger Sonnenstrahlen zur Erde und die meisten wurden sich langsam bewusst, was dass hieß!
Und plötzlich vernahmen sie Lärm hinter sich.
Ophelia dreht sich um und so sahen sie und der auf ihrer Schulter stehender Harry, was da den Oberen Breiten Weg herauf kam.
Die meisten der Menschen trugen Fackeln oder zu Waffen umfunktionierte Alltagsgegenstände mit sich, aber die Wächter konnten auch Schwerter, Lanzen und hier und da einige Armbrüste erkennen. Und sie taten etwas, was man von dem Ankh-Morpork-typischen Mob nicht gewohnt war: Sie sprachen in Sprechchören. Zwar schienen sie sich nicht ganz einig zu sein, auf welchen Sprechchor man sich jetzt einige sollte, doch alles in allem konnte man verstehen, was sie propagierten:

"VAMPIRE RAUS AUS ANKH-MORPORK! FACKELT DIE BLUTSAUGER AB! NUR EIN KOMPLETT TOTER VAMPIR IST EIN GUTER TOTER VAMPIER!"
und noch einige andere, lauthals gegrölten Forderungen hallten zu den Mauern.
"Und was jetzt?" sagte Ophelia so leise, dass nur Harry es verstehen konnte.


30.06.2007 0: 26

Kannichgut Zwiebel

Der Gnom auf Ophelias Schulter dachte nach. Die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten. Oder war das schon längst geschehen?
"Wo ist unser Kommex?", fragte er in Ophelias Ohr.
Ein tropfnasser Kannichgut Zwiebel tauchte vor ihm auf. "Sir?"
Fast wie ein Igor, dachte Harry. Erstaunlich!
"Wunderbar!", begann er. "Obergefreiter Zwiebel, sende eine Nachricht an den Pseudopolisplatz mit folgendem Inhalt ..." Er machte eine Pause, um im Geiste seine Nachricht zu formulieren. Sein gedankenschwerer Blick streifte den Obergefreiten, der aussah, als läge ihm etwas auf dem Herzen.
"Was ist?", fragte Harry.
Kannichgut räusperte sich. "Ähm ja", begann er. "Sir, es gibt da ein Problem mit den Klackern ..."

In einem anderen Teil der Stadt planten drei mit einander verwandte Vampire eine Befreiung - oder eine Entführung. Über die genaue Bezeichnung für ihre geplante Aktion waren sie sich bislang uneins.
"Ich hab' das immer noch nicht verstanden, Vlad", sagte Flad.
Vlad seufzte. Mit seinen Brüdern hatte er es alles andere als leicht. Und mit seiner Schwester schon gar nicht. "Könntest du deinen Bruder aufwecken, bevor ich den Plan noch mal mit euch durchgehe?"
Sie schauten zum Dritten in ihrer kleinen Runde. Wlad lag reglos in einer Ecke des abgedunkelten Raumes und schlief einen vermutlich traumlosen Schlaf. Flad schüttelte ihn, bis er erwachte.
"Was?", rief Wlad. "Nein, die Kruzifixe gehören nicht mir! Ich ..." Er hielt inne und schaute sich verdutzt um. "Wo ... Wo bin ich ... sind wir?" Dann dämmerte es ihm. "Oh ... ich ... ich muss wohl eingedöst sein." Er deutete mit dem Daumen auf die Wand hinter ihm, gegen die er eben noch gelehnt hatte. "Gehen wir unseren Plan noch mal durch?" Er warf ein hoffnungfrohes Lächeln in die Runde.

"Also keinerlei Kommunikation", fasste Harry den Bericht des Obergefreiten zusammen.
"Naja", antwortete Kannichgut Zwiebel, "die Klacker sind bestimmt ein paar Tage außer Betrieb, bis sich die Operatoren wieder erholt haben. Herkömmliches funktioniert aber weiterhin. Mit ein paar schnellen Läufern zum Beispiel lässt sich sicher einiges erreichen. Und wenn das Wetter aufklart, stehen uns zumindest auch die Tauben wieder zur Verfügung. Wir sollten natürlich Sorge dafür tragen, dass die Blockiernachrichten der Belagerer vorerst ignoriert werden, dann könnte man den Klackerbetrieb innerhalb der Stadtgrenzen wieder aufnehmen."
Harry nickte. "Gut", sagte er, "kümmer' dich darum." Er warf dem näher rückenden Mob einen weiteren Blick zu. "Und vergiss nicht, voher dir Nachricht zu überbringen."
"Wird gemacht, Sir!" Kannichgut salutierte. "Ma'm!" Er nickte Ophelia zu und eilte davon.
"Durch Nachrichten überbeanspruchte Klackermänner", sagte Harry. "Was es nicht alles gibt." Er warf Ophelia einen Blick zu. "Aber ein eifriger Junge!", ergänzte Harry diplomatisch.
"Oja!", stimmte Ophelia zu und ließ sich zu einem Grinsen hinreißen. Dann wurde sie wieder ernst. "Wir sollten nun versuchen, die Leute da zu beruhigen."

30.06.2007 22: 49

Harry

Graf Stroganoff saß mit geschlossenen Augen im Wirtshaus. Sein Geist war einige Meilen von seinem Körper entfernt bei seinen Söhnen... und in Ankh-Morpork. Er spürte die Angst der Bewohner, er spürte das gegenseitige Misstrauen und die Paranoia, den Hass auf Vampire. Oh ja, genau so hatte er sich das vorgestellt.
Die willenlosen Gefolgsleute, die er in der Stadt hatte, hatten das Klackersystem sabotiert und besaßen jetzt sogar einen dicken Ordner mit vielen geheimen Informationen der Stadtwache. Wenn die Wache wider Erwarten einen Schritt tat, der ihm gefährlich werden konnte, würde er auf diese Art schnell reagieren können.
Worauf wartet ihr noch?, fragte er seine Söhne. Holt sie da raus und kommt zurück, fürs erste werdet ihr in der Stadt nicht mehr gebraucht. Langsam wird es dort zu gefährlich für euch.
Ja, Vater, entgegnete Flad.
Stroganoff verfolgte im Geiste, wie die drei durch Vordereingang, Hintereingang und Kamin gleichzeitig in das Haus stürmten, spürte, wie ein menschliches Bewusstsein erschrocken zusammenfuhr, und...
"Meister?"
"Ja?" Unwirsch sah der Graf auf. Einer seiner Handlanger hatte ihn aus der Konzentration gerissen. "Was willst du?"
"Hier ist jemand, der dich sprechen möchte, Meister. Er..."
Der Handlanger kam nicht weiter, denn eine fremde Person stieß ihn unwirsch beiseite. "Graf Stroganoff?", fragte der Neuankömmling in einem dicken, klatschianischen Akzent.
Stroganoff rümpfte die Nase. Der Fremde stank nach einem üblen Sonnenschutzmittel, und war... ein Vampir? Ja, eindeutig. Vampire zu erkennen, war kein Problem - schon allein deshalb, weil er ihre Gedanken nicht lesen konnte.
"Wer bist du? Was willst du hier?"
"Mein Name ist Chemmo Globin", entgegenete Rascaal. "Ich komme aus Ankh-Morpork und muss mit dir reden."

Die Unruhe in der Stadt war so dick, dass man sie fast mit einem Messer schneiden konnte. Unter dem wolkenverhangenen Himmel, von dem immer wieder ein ungemütlicher Nieselregen fiel, bildeten sich überall in der Stadt spontane Gruppen. Es wurde getuschelt, und immer öfter mussten Wächter einschreiten, um gewaltsame Übergriffe gegen Vampire - oder auch nur Leute, von denen andere glaubten, es könnten Vampire sein - zu verhindern, und auch die Wächter am Stadttor hatten immer mehr zu tun. Die große Gruppe, die sich gebildet hatte, wurde von den Assassinen höflich, aber bestimmt, fürs erste wieder vertrieben, aber eine Gruppe auseinander zu treiben war, als würde man zwei Magneten voneinander lösen: Sobald man sich von ihnen entfernte, flogen sie wieder aufeinander zu.
"Sir?", sprach Schizzel den Gnom auf Ophelias Schulter an. "Es ist gleich zehn Uhr. Wir sollten anfangen."
Harry nickte. Er hoffte, dass dies wirklich die richtige Entscheidung gewesen war.
"In Ordnung", sagte er. "Ruf die anderen zusammen."
Kurz darauf hatte sich die Gruppe der Wächter - abzüglich Huitzli, der immer noch unterwegs war, um etwas über irgendwelche Götter herauszufinden, und Kannichgut, der die akutesten Kommunikationsprobleme lösen sollte - in einer kleinen Seitengasse um Schizzel versammelt. Breda stand ein paar Schritte abseits und betrachtete das ganze. Sie hatte vergeblich versucht, irgend etwas aus Ettarks Verstand zu lesen, aber zumindest schien der Gefreite wieder ganz er selbst zu sein, auch wenn er keine Ahnung hatte, was vorgefallen war. Nein, die anderen Vampire hatten recht: Einer von ihnen alleine konnte gar nichts ausrichten. Nur gemeinsam waren sie stark.
"Also", erklärte Schizzel, "wie ich gesagt habe: Die Vampire, die ich getroffen habe, wollen uns helfen. Sie trauen sich nicht auf die Straße, bei all dem Tumult und Antivampirismus, der hier derzeit herrscht, aber sie können uns benutzen. Sie tun sich zusammen und bündeln ihre Kraft, um durch unsere Augen zu sehen. Tiefer eindringen könnten sie gar nicht, dafür sind sie nicht mächtig genug - aber sie können uns helfen, zu sehen, wer unter Stroganoffs Einfluss steht, und vielleicht auch gegen die Panik und Paranoia ankämpfen, die hier herrscht. Außerdem sind sie sich ziemlich sicher, dass wir nicht beeinflusst werden können, so lange sie da sind. Also, entspannt euch einfach..."
Ophelia runzelte die Stirn. Nein, sie war sich gar nicht sicher, ob sie diesen Plan mochte. Aber andererseits brauchten sie jede Hilfe, die sie kriegen konnten, oder?
Wir sind hier, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Dürfen wir?

Vampire müssen, so lautet die Legende, eingeladen werden.

15.07.2007 21: 13

Ophelia Ziegenberger

Ophelia war sich gar nicht sicher, ob sie diesen Plan mochte. Aber andererseits brauchten sie jede Hilfe, die sie kriegen konnten.
Wir sind hier, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Dürfen wir?

Vampire müssen, so lautet die Legende, eingeladen werden.

Sie warf einen unruhigen Blick in Bredas Richtung. Ihrer beider Freundschaft hatte schon vor einiger Zeit dazu geführt, dass sie mental miteinander verbunden waren. Ophelia hatte dies damals mit nicht geringem Schrecken erkannt und es hatte einige längere Gespräche unter Freundinnen gebraucht, um ihr die Angst davor zu nehmen. Aber da waren sie einander schon vertraut geworden und hatten sich an den Anderen gewöhnt. Jemand völlig Fremden willkommen zu heißen, ihm Einblicke in Bereiche zu gewähren, die privater Natur waren, das war etwas gänzlich anderes. Breda hatte ihr erklärt, dass ihrer beider Gedankenverbindung gesprochenen Gesprächen ähnelten. Es sei keineswegs normal, dass Breda ihre ausformulierten Gedanken lesen könne, als wenn diese achtlos herumlägen. Ophelia habe für einen Gedankenaustausch direkt an ihre Freundin zu denken, die Worte sozusagen an diese zu 'adressieren'. Was allerdings oft unkontrolliert zwischen ihnen wechselte, das waren flüchtige Eindrücke von Emotionen. Ophelia hatte es sich inzwischen angewöhnt, diesen Aspekt ihrer Freundschaft mit der normalen Empathie gleichzusetzen, die auch andere untereinander empfanden. Denn wie oft kam es vor, dass man unter Kollegen zugleich an etwas dachte, mit dem man sich beschäftigte oder dass man das Gleiche empfand.

Breda und Ophelia hatten ihre Freundschaft und deren mentale Auswirkungen keinem der Kollegen auf die Nase gebunden. So etwas war privat und man ging damit nicht hausieren, auch wenn es etwas positives war, was das Leben deutlich bereicherte. Dementsprechend empfand Ophelia diese Situation als eine moralische Zwickmühle. Sie konnte und wollte auf keinen Fall die schützende und tröstende Verbindung zu Breda unterbinden. Allein der Gedanke war absurd und glich der Überlegung, einen Arm zu opfern. Andererseits kam sie sich wie eine Verräterin an ihren Kollegen vor, wenn sie diese dazu anspornte, ihre Geister dem gefahrvollen Unbekannten zu öffnen, während sie selber sich dem verschloss. Es schien nur eine Lösung dafür zu geben, die sie vor sich vertreten konnte, nämlich zwei Vampiren zugleich Zutritt zu ihrem Innersten zu gewähren. Und dies wiederum erschien ihr wie ein zwangsläufiger Verrat an der Besonderheit ihrer Freundschaft zu Breda.

Die Vampirin sah ihr unverwandt in die Augen und Ophelia wusste, dass sie besonders in diesem Moment ihre Gefühle miteinander teilten. Sie traute sich nicht, die Gedanken auszuformulieren, doch sie spürte, dass Breda ihre Bedenken erahnte und verstand. Einverständnis glühte warm in Ophelias Herz auf, in eben jener irritierenden Weise, in der sich die fremden Emotionen übermittelten. Sie brauchten nicht darüber diskuttieren oder abstimmen, was jetzt das Richtige wäre. Es galt eine schnelle Entscheidung zu treffen und Ophelia wusste, dass Breda sie nicht einmal dann, wenn sie darum gebeten hätte, in dieser Situation für sich hätte stehen lassen. Sie waren geeint und würden nie wieder voneinander getrennt sein können!

Ophelia seufzte tief, verdrängte die Furcht und den Zweifel, die Überlegungen darüber, welche Qualität eine Verbindung zu einer fremden Sphäre haben würde, und adressierte ihre Zustimmung an die geduldig wartende Präsenz, knapp außerhalb ihres Wahrnehmungsbereiches.

"Tritt ein!"

02.08.2007 12: 27

Breda Krulock

Und es begann tatsächlich. Auch wenn es kaum einer merkte.
Harry und Schizzel warteten vergebens auf ein grelles Lichterzucken hinter ihren Lidern und der Gnom rümpfte enttäuscht die Nase als er die anwesenden Wächter betrachtete. Niemand schien irgendetwas zu merken. Entgegen aller Vernunft hatte er wenigstens ein Augenblinzeln erwartet, ein Keuchen, ein verwundertes 'Huh?' oder ein grummelndes Fluchen, das gewisse Schublade eigenen Kopf nicht durchwühlt werden sollen. Alles schien wie vorher und überhaupt war sich der Stabsspiess nicht sicher, ob es geklappt hatte oder nicht.
Ettark hingegen hatte ein leichtes Zwicken hinter seiner Stirn bemerkt. Wenn aber der vorhergegangene Missbrauch seiner Seele nicht solche starke Furchen hinterlassen hätte, wäre auch er nicht in der Lage gewesen dieses Experiment als gelungen auszuweisen.
Der Junge Mann fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und klopfte test weise an die Schädeldecke. Als das leise TockTockTock kein Echo hervorrief, setzte er zu einen empörten Monolog an, wurde aber von einem leisen "Wer ist da?" unterbrochen. "Scheisse!" sagte Ettark. "Die sind wirklich in meinem Kopf diese Mistvie..."
"Rekrut Bergig!" rief Harry. "Reiss sich zusammen! Sie sind unsere Gäste. Das sind sie doch, oder?" fragte er an Ophelia gewandt.
"Hm?"
"Lance Korporal Ziegenberger?"
Die junge Frau stand inmitten ihrer Kollegen und nahm ihr Umfeld nur unterschwellig wahr. Ihr Blick war starr auf Breda gerichtet, welche einige Meter entfernt im Schatten der säumenden Häuser stand, gut im Dunklen verborgen. Die stellvertretende RUM Abteilungsleiterin wartete immer noch, das der fremde Vampir eintrat. Sie wartete auf dieses prickeln, dieses warme vorantasten wie es bei Breda der Fall gewesen war. Doch stattdessen spürte sie, wie sich diese bekannte und lieb gewonnene Wärme zurückzog und einen kalten Film zurückliess. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten als ihr bewusst wurde, das ihre Freundin sie verließ. Breda hatte sich zurückgezogen, hatte das Feld einen fremden Vampir überlassen, jemanden den Ophelia nicht kannte, dem sie nicht trauen konnte und von dem sie nicht wusste, welche Kräfte er über sie haben wird. Weder Ophelia noch Breda würden es voreinander zugeben, aber beide wussten dass sie durch diese Verbindung stärker, ja sogar selbstbewusster wurden als sie es alleine sein könnten. Die Vampirin fühlte sich der jungen Frau verpflichtet, hatte einen unausgesprochenen Schwur abgelegt sie zu schützen, egal um welchen Preis. Da es nichts weiter gab, um das es sich zu kämpfen lohnt, hielt Breda stets eine schützende Hand über Ophelia. Doch dieser Einbruch warf nun einen tiefen Schatten über dieses stille Abkommen.
Das Gefühl der Kälte verschwand nicht, als sich der Vampir und Ophelias Kopf meldete. Er kratze und scharrte an ihrer Seele, stiess unbeholfen umher als er sich vorstellte.
"Wie ich sehe, war hier schon mal jemand. Ich bin Racul und keine Sorgen; bei gewissen Dingen werde ich die Augen schliessen... vielleicht."
Der Vampir lachte leise, keineswegs feindselig sondern einfach nur inadäquat und sich sehr sicher, das der Witz einsame klasse war.
Ophelia spurte, wie sich diese ungemütliche Situation in ein mehr als negatives Gefühl umschlug und ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen. Wohin sollte das führen. Sie würde sich nicht mehr sicher fühlen können, wenn sie zu Bett ginge oder zur Latrine oder ... . Panik stieg in ihr hoch doch noch bevor ihre Gefühle sie übermannen konnten, nahm jemand ihre Hand. Erschrocken blickte Ophelia an ihren Arm entlang, hatte sie doch so in Gedanken gesteckt das sie es nicht bemerkt hatte, wie sich jemand näherte. Fuer einen kurzen Augenblick verwirrt schaute sie auf ihre leere Hand. Sie konnte nichts sehen dennoch spürte sie ganz deutlich ihre Hand in einer anderen, welche sachte zudrückt. Die Einsicht kam so schnell das selbst Racul für einige Sekunden zurück zuckte. Ophelia schniefte kurz und lächelte dann. Selbst wenn sie nun erstmal nicht mit ihrer Freundin kommunizieren konnte über eine Ebene, die für sie beide heilig gewesen war, so wusste Ophelia, dass die Vampirin dennoch da war. Breda wird immer für mich da sein dachte Ophelia und wusste genau, dass dies nicht nur ihre eigenen Gedanken waren.
"Ehem" meldete sich Racul zu Wort "Selbstverständlich werde ich nur durch deine Augen sehen, wenn es erforderlich ist." Und nach einer Kurzen Pause fügte er hinzu:"JaJa, versprochen. Ich verspreche es!"
Breda Krulock nickte kurz und wandte sich dann, kühl und professionell wie immer, an ihren DOG Kollegen. "Was nun, Harry?"


06.08.2007 23: 04

Ettark Bergig

Während sich die ranghohen Wächter mit Harry darüber beratschlagten, wie es weitergehen sollte, stand Ettark etwas abseits und zitterte.
Weder vor Kälte, noch vor Angst oder Wut, doch aus irgendeinem Grund schaffte er es nicht, die hundertprozentige Kontrolle über seinen Körper zu bekommen.
"LASS DAS!" brüllte er, fest davon überzeugt, das sein neuer 'Untermieter' für das Zittern seines Körper verantwortlich war. Die anderen Wächter warfen ihm skeptische Blicke zu, scheinbar hatte keiner von ihnen irgendwelche Probleme und der bergiger konnte auch niemanden erkennen, der seinen Körper nicht unter Kontrolle zu haben schien.
[i] "Lassen? Was denn?"[/i] antwortete die säuselnde Stimme in seinem Kopf und Ettark war sich sichern, ein leises kichern zu hören.
"NA DAS ZITTERN!" schrie Ettark, der langsam wirklich in Rage kam. Erst waren Vampire in seinen Kopf eingebrochen, dann hatte ein anderer sie wieder daraus verjagt und nun hatte er auch einen einladen müssen, sich in seinen Gedanken Platz zu machen! Verdammte...
[i]"Nanana!"[/i] kicherte die Stimme wieder. [i]"Ich höre alles und ... ganz ehrlich, ich habe mich nicht darum geprügelt, diesen Kopf hier zu kriegen... nur wollte keiner von denen anderen freiwillig mit dir zusammen arbeiten und ich bin halt die jüngste." [/i] Ettark stöhnte auf. [i]"Aber ich muss sagen, es macht recht viel Spaß hier drin... aber mit dem Zittern habe ich nichts zutun. Du solltest einfach aufpassen, was du in dich rein kippst!" [/i] Wieder das alberne Kichern.

Harry war anscheinend inzwischen zu einer Entscheidung gekommen, denn er wendete sich den rangniederen Wächtern zu und winkte sie heran. Erst nachdem die Gefreiten in den Kreis der anderen Wächter getreten waren fing er an zu sprechen.
"Ok, folgendes: Jetzt wo wir gegen fremde Einflüsse gewappnet sind..."Ettark schnaubte unüberhörbar "...müssen wir mehrere Dinge unternehmen. Erstens müssen wir die Eindringlinge finden, die den Gefreiten Bergig unter ihre Kontrolle gebracht hatten und sie aus dem Verkehr ziehen. Nicht, dass sie noch weiteren Schaden anrichten. Außerdem wird es dank der Wolken immer dunkler, also müssen wir befürchten, dass die Vampire bald wieder aus ihren Verstecken kommen können. Also müssen wir dieses Tor hier bewachen und am besten noch regelmäßig bei den anderen nach dem rechten gucken! Die sind zwar bewacht, aber meistens nur von Rekruten. Nicht das der nette Graf versucht, woanders durchzubrechen. Am besten wäre wohl, wenn wir uns in Dreiergruppen aufteilen, jede übernimmt eine der Aufgaben. Das ist zwar nicht optimal, aber mehr Leute haben wir wohl vorerst nicht zur Verfügung." Er zuckte mit den kleinen Schultern. "Gut, Ich bleibe zusammen mit Ophelia und dem Gefreiten Pochli hier, Kannichgut, du gehst mit den Gefreiten Bergig und Schaaf auf Tor-Streife, die anderen drei versuchen, die Eindringlinge zu finden, auch wenn ich mir da keine großen Hoffnungen mache. Tut aber trotzdem euer bestes, ihr könnt ja noch mal in der Wache nach Verstärkung fragen. Ich will hier keine Feinde im Rücken haben. Gut... das wär alles." Er wollte sich gerade wieder zum Tor drehen(und sich Ophelia dort hintragen lassen) als sein Blick auf Huitzli und Johan fiel, die versuchten, Ettark zu helfen seine Gliedmaßen unter Kontrolle zu bringen.
"Gefreiter!" brüllte er Ettark an. "Was machen sie da verdammt noch mal? Oder ist das ihr Vampir?" fragte er mit einer Stimme, die zwischen wütend und unsicher tendierte.
"Nein verflucht!" antwortete der angesprochene, während er versuchte weder mit den Zähnen zu klappern noch mit Armen oder Beinen die beiden anderen Gefreiten ernsthaft zu treffen. "Es ist mein verdammtes Schmerzmittel! Ich habe vorhin eine Überdosis genommen!" Dann sackte er in den Armen seiner beiden Helfer zusammen.
Harry fluchte leise. Dann meldete sich zum ersten Mal eine kratzige, alt klingende Stimme hinter seiner Stirn.
[i]" Claudia sagt, dass der Vampirhasser wohl noch die volle Kontrolle über seine Gedanken hat... wenn man dass so nennen kann. Nur seinen Körper kann er nicht mehr steuern. Wir können da leider nicht helfen." [/i]


07.08.2007 16: 47

Huitztli Pochtli

Nachdem Ettark halb bewusstlos zusammengesackt war, fand Huitztli endlich Gelegenheit, Harry Bericht zu erstatten. Er salutierte.
"Gefreiter Pochtli, wo warst du die ganze Zeit? Hier ist der Teufel los!"
Huitztli berichtete von seinen kürzlich gewonnenen Erkenntnissen und auch der Enttäuschung: Als er die Redaktion der Times aufgesucht hatte, erfuhr er, dass sich Otto Chriek seit einer Woche in Sto-Lat befand, um dort Bilder für den Kalender der Tims für das kommende Jahr anzufertigen. Unterwegs zurück zum Tor waren ihm immer wieder Grüppchen von mit landwirtschaftlichen Gerätschaften, Holzpflöcken und Hämmern, Knoblauchketten und oder Fackeln ausgerüsteten Bürgern der Stadt begegneten. Kurze Zeit später hatte er das Tor wieder erreicht und kam gerade recht Johan zu unterstützen, Ettark festzuhalten.
"Was machen wir jetzt mir Ettark? Gibt es ein Gegenmittel für dieses Schmerzmittel, das er da geschluckt hat?", fragte Harry in die Runde.
Alle sahen sich an und zuckten unbeholfen mit den Schultern.
Das Wetter verschlechterte sich immer weiter und die Dämmerung durch die dunklen Wolken hatte zugenommen. Gelegentlich zuckten Blitze in einiger Entfernung zur Stadt und der Donner war dementsprechend etwas gedämpfter, wenn auch deutlich.
Harry winkte Huitztli zu sich.
"Die Sache mit diesem 'HU FAU PEH'... Im Grunde brauchen wir doch nur diese Salamander... Sag mal Ophelia,", er beugte sich zu ihrem Ohr zurück, "da gibt es doch diesen schrägen Vogel, wie heißt der noch gleich...Mir liegt sein Name auf der Zunge, hat irgendwas mit einer Kopfbedeckung zu tun. Handelt mit Ikonografenausrüstung."
"Hutt? Thaddäus Hutt, meinst du den?"
"Ja, genau den! Der müsste doch solche Salamander haben oder?"
"Kann schon sein."
Ophelia verzog ein wenig das Gesicht und hob die Schultern.
"Ihr Drei macht einen Abstecher durch den Neue Flickschusterweg und stattet Thaddäus Hutt einen Besuch ab. Hutt ist gerissen. Der wird die Viecher mit Sicherheit nicht umsonst rausrücken. Irgendeine Gegenleistung müssen wir ihm bieten."
"Ermittelt SEALS momentan nicht wegen dieser 'speziellen' Ikonographien, die seit ein paar Wochen im Umlauf sind?", warf Ophelia ein.
"Hmmm, das stimmt. Ist nur ein Schuß ins Blaue, immerhin wissen wir nicht, ob er tatsächlich damit zu tun hat. Aber meine Nase sagt mir, dass zumindest das Material für die Ikonographien von ihm stammt. OK, ihr Drei, hört zu. Wenn Hutt nach einer Gegenleistung fragt, sagt ihm, dass die Wache bestimmte Ermittlungen in seine Richtung wegen der vom Patrizier untersagten Verbreitung von 'Sonderikonographien' in seinem Sinne abschließen wird."
Die Drei nickten und trabten los.

"Chemmo Globin? Ich kenne dich nicht. Was willst du mit mir bereden?", stieß Stroganoff unwirsch hervor.
"Die Vampire, die hier in Ankh-Morpork leben, sind verärgert über deine Vorgehensweise. Ungeachtet deiner Forderung an den Patrizier, die sie weder ablehnen noch unterstützen können, da sie um die Rechtmäßigkeit nicht wissen, werden sie eher die Stadt gegen dich verteidigen, als deine Herrschaft zu akzeptieren."
"Wenn sie der Mob hinwegfegt, so soll es geschehen!", Stroganoff lachte diabolisch, "Nur die Schwachen werden eliminiert, die Starken bestehen!"
"Die Vampire der Stadt werden Ankh-Morpork mit den anderen Bürgern zusammen gegen dich verteidigen."
"Waas? Wie können sie es wagen?", brüllte Stroganoff und sprang auf, "Die Familie von Stroganoff hat schon immer geherrscht und ihr Name ist weit über die Grenzen Überwalds bekannt und gefürchtet. Wie können sie unseren Herrschaftsanspruch in Frage stellen?"
"Dies ist Ankh-Morpork. Früher oder später macht sie aus jedem einen Bürger der Stadt, egal wo er herkommt oder was er ist."
Stroganoff blickte Rascaal schräg an.
"Du redest immer von 'Sie' und nicht von 'Wir'. Du zählst dich nicht zu Ihnen?"
"Wer bin ich schon, mich in die Politik einzumischen?", grinste Rascaal und entblößte seine Reißzähne, "Ich bin zu dir gekommen, um dir einen Vorschlag zu unterbreiten, mit dessen Hilfe du die Unterstützung der Stadtvampire erhalten wirst."
Stroganoff überlegte. Vielleicht war seine Taktik, Verwirrung und Panik in der Stadt auszulösen, die Vampire und Nicht-Vampire der Stadt gegeneinander auszuspielen, doch nicht der richtige Weg. Er hatte den Berichten über die Absonderlichkeit der Verhältnisse von Ankh-Morpork nie die richtige Aufmerksamkeit geschenkt. Vielleicht war das ein Fehler gewesen.
"Was schlägst du vor?", fragte er misstrauisch zögernd.
"Ein Treffen mit den Vertretern der größten Vampirfamilien der Stadt. Wenn du sie für deine Sache gewinnst, hast du auch die übrigen in der Tasche.", log Rascaal aalglatt. Er hoffte Stroganoff würde seinen Köder ungeprüft schlucken und nicht vielleicht hinterfragen, ob es so etwas wie ' Vertreter der größten Vampirfamilien' in der Stadt überhaupt gab. Er wurde nicht enttäuscht - Stroganoff biss an.

Johan und Huitztli hatten Ettark gegen die Wand gelehnt, wo er zunächst zitternd sitzen geblieben war. Allmählich ließ das Zittern nach und wich einem in Wellen auftretenden Schlottern. Ihm war kalt und er fror jämmerlich.
'Verdammte Entzugserscheinungen!', dachte Ettark bei sich und verfluchte seinen Zustand.
Mühsam stützte er sich an der Wand ab und stemmte sich in die Höhe. Johan hielt ihn aufrecht, während Ettark sich auf ihn lehnte. Kopfschmerzen droschen auf seinen Schädel ein und Claudia, die sich bis eben in seinem Verstand aufgehalten hatte, zog ihre geistigen Fühler zurück, da sich das Schmerzgefühl auch auf sie zu übertragen begann.
"Gefreiter Bergig? Wie fühlst du dich?", fragte Harry und Ophelia machte besorgt ein paar Schritte auf Ettark zu. Plötzlich weiteten sich Ettarks Augen und Ophelia konnte gerade noch rechtzeitig zurückspringen, bevor sie eine Woge halbverdauter Nahrung treffen konnte. Harry hatte da leider nicht ganz soviel Glück und wurde von der unvermittelten Gegenbewegung überrascht, die ihn abstürzen ließ. Huitztli hatte reflexartig seinen rechten Flügel ausgebreitet und sich darunter geduckt, sodass Harry von Ettarks Magenkonvulsion bis auf ein paar Spritzer verschont geblieben war.
"Jetzt fühle ich mich schon viel besser.", stellte Ettark mit leicht lallender Stimme fest.

08.08.2007 15: 13

Kannichgut Zwiebel

Harry lugte hinter seine spontan aufgetanen Deckung hervor und versuchte, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
"Obergefreiter Zwiebel, Gefreiter Schaaf?", rief er. "Besetzung bleibt wie gehabt, aber bevor ihr die Tore ablauft, bringt ihr den Gefreiten Bergig auf die Krankenstation am Pseudopolisplatz. Alles klar?"
"Jawohl, Sir!", riefen die beiden Wächter, griffen sich den immer noch lallenden Gefreiten und schleppten ihn los in Richtung Wachhaus.
Harry besah sich die mit kleinen Brocken gespickte Salzsäure-Lache, die sich zähflüssig zwischen den Pflastersteinen vor dem Tor verteilte.
"Ich schätze", sagte er zu niemand bestimmten, "darum wird sich der nahende Regen kümmern."

Kannichgut versuchte sich gleichzeitig darauf zu konzentrieren, sowohl die Hälfte von Ettarks hundertsechzig Pfund auf seinen Schultern voran zu treiben als auch dessen ausschweifendem Atem so gut wie möglich auszuweichen. Der säuerliche Gestank des Erbrochenen trieb ihm Tränen in die Augen.
"Mja", dachte er. "Würdest du durch den Mund atmen, ließe sich der Gestank vielleicht besser ertragen."
Gute Idee, dachte er und probierte es damit. Es ging tatsächlich schlagartig etwas besser. Allerdings schien das die Übelkeit nur von der Nase in den Magen zu verlagern.
"Mja", dachte er weiter. "Den Versuch war es zumindest wert."
Irgend etwas stimmte an diesen Gedanken nicht. Sie klangen schlabberig, wie Speichelfäden, die einem Mops von den Lefzen tropfen. Und vor allem: Es waren nicht seine eigenen.
Wer bist du? fragte er.
"Mjei, wie unhöflich", dachte jemand in seinem Kopf. "Korynor Hinus ist der Name. Entschuldige bitte. Ich ... mje habe lange keine Konversation mehr betrieben. Ich bin für die Zeit dieses Einsatzes dein ... mja Partner."
Verstehe, dachte Kannichgut. Du übernimmst die Peripherie?
"Mjein", übermittelte Korynor, "dann doch eher die nahe Distanz."
Wie meinst du das? fragte Kannichgut.
Korynors Antwort ließ einen Moment zu lange auf sich warten. "Mjanun. Einigen wir uns doch einfach darauf, dass du dich Verdächtigen so weit wie möglich näherst, damit wir, also ich, sie ... mjah besser in Augenschein nehmen können. Einverstanden?"
Du bist kurzsichtig? Ein kurzsichtiger Vampir? Der Gedanke belustigte Kannichgut. Vampire waren doch - er schauderte - Jäger. Wie lange mochte ein kurzsichtiger Vampir wohl in ... freier Wildbahn überleben?
"Mjun", antwortete Korynor, "genau genommen ist es sehr lange her, seit ich das letzte Mal überhaupt gesehen habe. Gib mir einfach etwas Zeit, mich ... mjahu an die neue Situation zu gewöhnen."
Kalter Wind kam auf, doch auch ohne hätte Kannichgut gefröstelt.
Wo ... wo bist du jetzt? fragte er. Er drehte sich verstohlen nach allen Seiten um, so weit es die Last Ettark zu ließ. Die Schatten in den Seitengassen und Hauseingängen schienen plötzlich tiefer und undurchdringlicher als sonst zu sein. Ob der Vampir irgendwo dort ...?
"Mjam", hallte die Antwort in seinem Kopf. "Das kann ich dir leider nicht sagen. Ich müsste sonst ... mjuh deine Existenz umgehend beenden."

09.08.2007 22: 58

Breda Krulock

Schizzel, Lilli und Breda gingen schweigend nebeneinander her. Bei der Baumdame war dies nicht verwunderlich, Breda hingegen schien in ihren Gedanken festzuhängen. Erst als sie zum dritten Mal die Trollbruecke passierten, brach Schizzel das Schweigen.
"Sag mal, Breda" begann er, "Du kennst schon den Weg zum Neuen Flickschusterweg, oder?"
Der junge Gefreite sah seine Kollegin von der Seite an. Ein Ausdruck der Verwunderung machte sich dort breit. "Welchen Weg?"
Schizzel zögerte einen Augenblick. "Na, wir wollen doch zum Hutt!"
"Welchem Hut?"
"Nicht Hut, Hutt." Sagte Schattig und runzelte die Stirn. "Das hat Harry doch gesagt!"
"Hm." Breda schwieg. "Hat er das?"
Lilli Baum spitze die Ohren.
"Ich dachte, wir gehen Vampire klatschen?" Der Blick der Vampirin schien Schizzel schmelzen zulassen. Er raeusperte sich. "Bitte was?"
"Na, es hiess doch: Ihr drei geht die Vampire suchen!, oder?"
"Ja, schon, aber..."
"Und hat er nicht auch gesagt, das er zwar wenig Hoffnung hat, wir es aber dennoch versuchen sollen?"
"Ja, aber..." Versuchte Schizzel.
"Ein Himmelfahrtskommando, sozusagen. Das gefällt mir." Brabbelte Breda weiter, ohne auf die Einwände ihres Kollegen zu hören.
"Ja, ABER!" sagte Schizzel laut. "Er hat nach Ettarks, ehm... Beitrag zur Verschmutzung der Umwelt und Erhaltung der Odors der Stadt, seine Meinung geaendert und ist auf des kalten Steinmannes Idee eingegangen, dem Thaddäus Hutt einen Besuch abzustatten. Weil dieser mit UHH-PFAU-PEE handelt, oder so."
"Hm", machte Breda erneut. "Das hat er wirklich gesagt?"
Lilli und Schizzel nickten.
"Muss wohl an mir vorbei gegangen sein." Gab Breda zu. "Aber ich bin davon überzeugt, dass es dem Stabsspieß egal ist, welche Aufgabe wir von den beiden zuerst erledigen. Immerhin waren beides eindeutige Befehle. Oder, Gefreiter Schattig?"
Der junge Mann nickte nur und folge Breda ein weiteres Mal ueber die Brücke.
Nachdem sie einige Strasse durchquert hatten und hin und wieder einigen Vampirjaegern entflohen sind, trafen sie, natürlich rein zufällig, auf den Neuen Flickschusterweg. Gewollt gekonnt ignorierte Breda die hämischen Blicke ihrer beiden Mitwaechter. "Na dann, wenn wir schon mal hier sind!"


10.08.2007 17: 28

Ophelia Ziegenberger

Der unangenehme Geruch des fremden Vampirs haftete der Unterkunft des Grafen noch lange an, zusätzlich zu den typischen Düften eines Gasthofes und seiner Ställe und Scheunen. Der Graf entschloss sich, einige Zeit auf die Atmung zu verzichten. Er erhob sich mit wehendem, schwarzem Abendumhang und schritt durch das kleine Zimmer.
Das Anliegen des Bittstellers kam ihm etwas ungelegen. Natürlich hatte er dümmlich tun und so den Schein des unbedarften Landadels wahren müssen. Woher sollten die hiesigen 'ach so weltgewandten' Vampire auch wissen, dass er durch Zuhilfenahme eines Dieners schon lange Einblick in das Ränkespiel dieser Stadt nahm? Seine Rache war schließlich wohl vorbereitet und er würde sich hüten, auch nur ein Quäntchen davon unnütz zu vertun. Sein Motiv war so schlicht wie überzeugend. Was sollte er schon mit einer gänzlich unkontrollierbaren Stadt anfangen können, geschweige denn mit lediglich einer Hälfte von dieser? Und mit potenziellen Feinden wie übergelaufenen Vampiren, war auch nicht gut Jungfrauentrinken.
Seine Forderung stellte selbstredend nur eine Finte dar, einen Vorwand, der es ihm ermöglichte, seine eigentlichen Pläne hinter einer Zeit schindenden Maske voranzutreiben. Und natürlich wusste Vetinari das auch, dieser arrogante Warmblüter. Aber was sollte er schon machen? Er konnte schlecht einen Ausrufer auf der Stadtmauer postieren und diesen verkünden lassen, er solle sich gefälligst mit seinen eigenen Ländereien zufrieden geben, den gefälschten Schuldschein wieder einstecken und gefälligst darauf verzichten, sich stellvertretend für den Patrizier an dessen Stadt zu vergreifen. Die wankelmütigen Bürger hätten ganz sicher keinerlei Verständnis für ihren despotischen Regenten, wenn sie erführen, dass ihre aktuellen Beschränkungen und Ängste, sowie die stetig wachsenden Gefahren, denen sie sich inzwischen auf den Straßen ausgesetzt sahen, auf eine seiner Entscheidungen zurückzuführen wären.
Der rastlose Vampir trat mit sicherem Gespür an das niedrige Fenster seiner Unterkunft und zog entschlossen den Vorhang beiseite. Er lächelte grimmig. Die Dämmerung war vorüber und es herrschte wieder die Königin der Zeiten. Die Nacht.
Er wandte sich um und verließ den Raum, passierte seine beiden Leibwächter, die sofort lautlos zu ihm aufschlossen und rief die zweite Sondertruppe mental zu sich. Die Schatten um ihn herum verdichteten sich, als fünf Vampire plötzlich vor ihm erschienen und nahezu synchron die Knie beugten.
"Folgt ihm! Tötet, wen auch immer er aufsuchen mag und anschließend ihn selbst! Lasst es wie das Werk unserer Freunde aussehen!"
Die vier Männer und eine Frau nickten schweigend und waren schon mit dem Wink seiner Hand wieder verschwunden.
Vetinari würde es bald zutiefst bedauern, dass er ihm im vorigen Jahr nicht den Zuspruch für den Silberimport gegeben hatte. Nun blockierte der Clan jeglichen Import des wertvollen Gutes und es würde nicht lange dauern, bis die waffennärrischen Bürger den Zwergenschmieden die Türen einrennen würden. Ein diabolisches Funkeln glomm in seinen toten Augen.
"Herr?" Die zweite Gruppe hatte seinen Ruf vernommen und kniete nun, gleich ihren Vorgängern, vor seinen Füßen. Er blickte auf sie herab und sagte:
"Ihr kennt euren Auftrag. Es ist an der Zeit."
"Ja, Herr." Und auch sie verschwanden in die Nacht, direkten Weges auf die maroden Stadtmauern zu.
Was wollte Vetinari schon gegen solch einen effizienten Plan ausrichten! Chaos! Blut! Verderben! Der zweite Sondertrupp würde durch sein provokantes Verhalten und koordinierte Angriffe den Eindruck angriffslustiger Stadtvampire vermitteln und so zusätzlich die Stimmung anheizen. Sie würden es vor allem auf die Werwölfe abgesehen haben. Schon bald stand der Stadt ein Aufruhr bevor, ein Krieg zwischen Werwölfen und Vampiren, den keine Seite gewinnen konnte, da den Gestaltwandlern eine ungeahnte Übermacht entgegen stehen und den Kaltblütern das nötige Silber fehlen würde. Eine arrangierte Ironie, die dem Grafen Genugtuung war.
Und die Bürger steuerten sich während all dessen selbst in den Ruin, da sie vorsichtshalber in ihrer Panik gegen Alles und Jeden kämpfen würden.
Sie würden ihren geliebten Patrizier schnell mit hinabreißen in diesen unerbittlichen Strudel. Und was mit gestürzten Herrschern in unruhigen Zeiten geschah, das wusste kaum jemand besser, als ein Vampir. Nur floss in den Adern des Patriziers noch frisches Blut. Noch!
Stroganoff konnte das böse Lachen nicht aufhalten, welches tief und guttural seine Kehle hinauf kroch.
Und wenn in all diesen Wirren Gallonen des kostbaren Trankes für seine Kinder und Kindeskinder abfielen, so wollte er sich gewiss nicht beschweren. Er hatte immer gut für sie gesorgt. Aber ein richtiger Blutrausch, wie es ihn früher gab, so etwas hatte er ihnen noch nicht bieten können. Die Nachwirkungen waren gewöhnlich nicht wünschenswert. All die Leichen sorgten für Krankheiten. Und der Nachschub blieb umso länger aus, je weniger Überlebende es gab, etwas, worum man sich im Rausch nun wirklich keine Gedanken machen wollte. Aber hier, fernab der Heimat, in die sie anschließend zurückkehren würden, brauchte man sich um solche Nebensächlichkeiten nicht sorgen. Sie würden gesättigt wie noch nie und um ein Vielfaches gestärkt nach Überwald zurückkehren, das eine oder andere Hab und Gut reicher, um sich der Auswirkungen ihrer Schlachtung daheim anzunehmen. Der Tod der Stadt würde weit reichen und es würde so Einiges geben, was neu aufgeteilt würde. Er würde bereit sein, ebenso wie seine Kinder.
Ein lästiger Gedanke drängte sich ihm auf. Apropro Kinder! Er hatte noch ein ernstes Wörtchen mit seinen Söhnen zu reden. Und ein beinahe tragisches Wörtchen mit seinem selbstvergessenen Töchterchen.
"Seid ihr endlich erfolgreich?" Die Frage des Grafen legte sich in die angesprochenen und sehr schuldbewussten Gedankensphären innerhalb der Stadt.

25.08.2007 19: 41

Huitztli Pochtli

Rascaal hatte nach seinem Gespräch mit Stroganoff zunächst die Lagerfeuer, die rings um den Gasthof angezündet worden waren, gelassenen Schrittes aufgesucht und das ein oder andere freundliche Wort mit den Wächtern gewechselt. Schließlich war er unbemerkt von den Wachen zu ein Paar Kühen, welche auf einer nahgelegenen Weide grasten, geschlüpft. Von dort aus hatte er den Gasthof voll im Blick. Die Feuer erhellten die nähere Umgebung ausgezeichnet, ließen sein Versteck jedoch im Dunklen. Keine Bewegungen innerhalb des Lagers entgingen ihm. Die Vampirwachen würden das blaue Leuchten seines kalten untoten Körpers nicht wahrnehmen können, da die warmen rotleuchtenden Leiber der Kühe ihn verdeckten. Und der Dunggeruch überdeckte den Odeur seiner Sonnenschutzcreme.
Stroganoffs schnelles Eingehen auf Ras' Vorschlag, hatte sein Misstrauen geweckt und daher hatte er beschlossen, die Situation vor Ort noch ein Wenig zu beobachten.
Fünf Vampire verließen den Gasthof und ihre erbarmunglose Präsenz war selbst auf diese Entfernung noch wahrnehmbar. Er sah, wie sie von einem Wachfeuer zum nächsten geschickt wurden. Von Feuer zu Feuer wurde ihr Verhalten aggressiver und Ras konnte sich sehr gut vorstellen, was diese Verhaltensänderung hervorgerufen haben mochte.
Er fühlte, dass es an der Zeit war, diesem gastlichen Ort nun den Rücken zu kehren und Vetinari zu berichten. Der geduldig widerkäuenden Kuh einen leichten Klaps auf ihr Hinterteil gebend, veranlasste er sie, langsam zum äußeren hinteren Ende der Weide zu trotten, die zu einem Graben hin abfiel und ihm somit geeignete Deckung bot.

Die drei Vampirbrüder hatten sich entschlossen, das Überraschungsmoment so groß wie möglich zu gestalten und getrennt in Jacks Haus einzudringen. Flad würde an der Tür klopfen, während Vlad durch ein Fenster im ersten Stock und Wlad über das Dach einzudringen gedachte.
Malissa und Karina hatten bei Malissas Eintreten Blicke des Verstehens gewechselt. Malissa hatte sich stets darum bemüht, die Aufmerksamkeit ihres Vaters zu erlangen und vielleicht auch so etwas wie seine Liebe. Bef von Stroganoff war dazu jedoch absolut unfähig. In erster Linie liebte er sich selbst, seine Stellung und seine machttrunkenen Pläne. Er zog es vor sich in den Phantasien des Erfolges zu sonnen, als sich um die unselige Brut zu kümmern, die er seine Kinder nannte. Nur die Furcht vor seiner Frau hatte ihn davon abgehalten, sich dieser lästigen Anhängsel zu entledigen. Zwar überschüttete er seine Tochter mit Püppchen und anderem Spielzeug, aber damit erschöpfte sich auch schon alle Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte.
In Gegenwart dieses unbekannten Vampirmädchens war die Affektiertheit und das arrogante Gequengel, das Malissa sonst an den Tag legte, mit einem Mal von ihr abgefallen. Doch für Reden blieb ihnen keine Zeit, denn Flads Klopfen ließ ihnen dazu keine Gelegenheit. Malissa spürte die Gegenwart ihrer Brüder und wußte, dass sie gekommen waren, sie zurück zu bringen. Sie blickte Karina panikerfüllt an.
"Rasch! Gibt es einen anderen Ausgang hier heraus? Habt ihr einen Keller?"
Jack schickte sich eben an, die Tür zu öffnen, doch Malissa konnte ihn gerade noch zurückhalten.
"Nein, das sind Vampire, die mich suchen. Sie sind gekommen, mich zu holen und sie werden keine Zeugen zurücklassen!"
Karina hatte bereits reagiert, die Kellertüre geöffnet und winkte ihren Vater hinein. Jacks Verblüffung hemmte sein Denkvermögen. Dies änderte sich schlagartig, als aus dem ersten Stock das Klirren von Glas und vom Dach das Scheppern von Ziegeln zu vernehmen war. Dem Scheppern schloss sich ein lautes Krachen an, als zunächst etliche der Ziegel auf das Pflaster schlugen. Danach war ein sich von oben nach unten ziehender Schrei und ein dumpfer Aufprall zu vernehmen, als Wlad den Ziegeln hinterhereilte und seinen Bruder unter sich begrub.
Malissa folgte Karina in den Keller. Jack schloß die Kellertür hinter sich und kletterte die steilen Stufen zu den beiden Mädchen hinab, die unten bereits auf ihn warteten.

Breda, Lilli und Schizzel hatten indessen nicht allzulange gebraucht, Thaddäus Hutt zur 'freiwilligen' Mitarbeit zu bewegen und ihnen einige der speziellen Salamander zu überlassen. Mit jeweils zwei Käfigen beladen, liefen die drei Wächter zurück zum Tor.



26.08.2007 0: 48

Ettark Bergig

Grell brannte sich das Licht in seine Netzhaut, als Ettark die Augenlider hob und ein Stöhnen entkam aus seinem Mund.
"Langfam habe ich genug davon, dich auf meinem Tisch liegen tfu haben Gefreiter!" wurde er von einer bekannten Stimme begrüßt.
Er rieb sich die Augen und langsam klärte sich die Welt um ihn herum.
"Willkommen zurück." wurde er von einer zweite Stimme begrüßt, gleichzeitig dazu hatte er das leichte Gefühl, dass sich etwas in seine Gedanken stahl. Er richtete sich auf und erkannte Rogi, die ihm den Rücken zu wendete und einige Dinge in eine große Tasche zu packen schien. Als der Bergiger sich von dem Tisch rollte und sich streckte drehte sich die Igorina um und blickte ihn mit ihren unterschiedlich farbenen Pupillen an.
"Fo geht daf nicht Gefreiter! Du übertreibft ef mit dem Fmertfmittel! Ich hatte dich gewarnt, daff größere Mengen zu ... Nebenwirkungen führen würden. Ich muff jetft leider wieder in die Kröfelftraffe, mich um meine Rekruten kümmern, aber sobald wir diefe... Fituation hinter unf haben, müffen wir dringendft reden. Und unf eine alternative Behandlung fuchen. Ich hätte nicht gedacht, daff du fo dumm bift!" sagte sie und bevor Ettark sich verteidigen konnte verließ sie den Raum. Ein ihm fremdes Schamgefühl brannte in ihm.
"Wir müssen gehen" drängte die Stimme von Claudia in seinem Kopf und riss ihn aus seinem Gedanken. "Deine beiden Kollegen sind schon wieder auf dem Weg zurück zum Tor, aber wenn wir uns beeilen, können wir sie noch einholen."
"Moment mal wir? Ich glaube ICH muss hier laufen oder?" entgegnete Ettark laut, während er durch den Eingangsbereich des Wachhauses ging. Der Rekrut hinterm Tresen warf ihm einen fragenden Blick zu.
"Du must nicht so brüllen, ich höre es auch, wenn du es einfach nur deutlich denkst" kicherte die junge Vampirin in seinem Kopf. Eine nervige Eigenschaft... "Genau so, dass habe ich verstanden." erklang das pubertäre Kichern in seinen Gedanken.

Ophelia stand auf der Stadtmauer und beobachtete zusammen mit Harry, der sich auf eine Zinne gestellt hatte, die Straße, die sich vom Tor Richtung des Lages der Vampire schlängelte. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter dem Rand der Welt und illuminierten die dicken Wolken, die sich über der Zwillingsstadt anhäuften in grellem Rot.
"Ob sie wohl diese Nacht angreifen werden?" frage die Ermittlerin eher sich selber, was nicht verhinderte, dass sie zwei Antworten erhielt.
"Vielleicht..." kam von Harry, während Racul in ihrem Kopf ein hochnäsiges "Natürlich!" vernehmen lies.
Sie schrak leicht zusammen, als sie die Stimme des Vampirs spürte, doch Harry bemerkte nichts davon, denn genau in diesem Moment trafen die ersten, dicken Regentropfen die Steine der Mauer.

26.08.2007 22: 33

Harry

Eine Fledermaus namens Rascaal Ohnedurst flatterte aus dem Schutz einer Kuhweide auf und erhob sich in die Dunkelheit. Es war zu riskant, in menschlicher Gestalt zur Stadt zurückzukehren. Wenn der Graf ihn tot wollte, hatte er vielleicht schon die Belagerer informiert. Nein, er musste fliegen und hoffen, seine Verfolger durch die Kühe abgeschüttelt zu haben.
Noch während er dies dachte, sah er, wie sich unter ihm vier weitere Gestalten vom Boden lösten. Drei waren Fledermäuse, eine war... ein Falke?
Keinen Respekt vor der Tradition, grummelte die Fledermaus. Einem Raubvogel konnte er nicht entkommen - jedenfalls nicht durch Geschwindigkeit.
Mit unhörbaren Echo-Schreien suchte er seine Umgebung ab. Er brauchte einen Plan, und zwar sofort. Zwar hatte er einen gewissen Vorsprung, und was Orientierung bei Nacht anging, hatte er einen deutlichen Vorteil, aber sicher konnten die anderen ihn spüren.

Jack hockte im Keller und hielt die beiden Vampirmädchen an sich gedrückt. Er wusste nicht genau, was hier vor sich ging, aber er würde es schon zu verhindern wissen, dass irgendwelche Gauner sich an einem kleinen Mädchen vergriffen. Bis die Eindringlinge das Haus abgesucht hatten, blieben ihnen sicher noch ein paar Minuten...
"Ganz leise!", zischte er den beiden zu. "Ich bin gleich wieder da, versprochen!"
Mit diesen Worten verschwand er tiefer in den Keller und hatte bald gefunden, was er suchte: Eine alte Flasche guten, starken Whiskeys aus der Nähe von Loch Loch, die er sich für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt hatte. Nun, wenn dies hier keine besondere Gelegenheit war, was dann?
Wo waren nur die Streichhölzer...

Breda, Schizzel und Lilli waren jeder mit zwei schuhkartongroßen und relativ schweren Kisten beladen. Jede davon enthielt eine rattengroße Eidechse, gezüchtet für besonders kräftige Blitze. Hutt hatte ihnen die Handhabung erklärt - "zieht den Viechern einfach kräftich am Schwanz, dann blitzt's schon." Allerdings hatte jedes Tier die Kapazität für maximal drei Blitze, danach brauchte es mindestens einen ganzen Tag strahlenden Sonnenschein, um sie wieder aufzuladen.
So bepackt waren sie auf dem Weg zum Mittwärtigen Tor, als Breda plötzlich stehen blieb.
"Was ist los?", fragte Schizzel, der fast in sie hinein gerannt wäre.
"Vampire", erwiderte sie. "Ein paar Häuserblöcke dort entlang" - sie deutete. "Sie sind wütend, und... sie kommunizieren mit jemandem. Deswegen kann ich sie wahrnehmen."

Wir sind im Haus, Vater, sagte Vlad.
DAS WURDE AUCH ZEIT, entgegnete Stroganoff. Wieso hat das so lange gedauert?
Es tut uns Leid, Vater, gab Flad beschämt zu. Wir hatten uns zuerst im Haus geirrt.
DARÜBER REDEN WIR SPÄTER. HABT IHR EURE SCHWESTER?
Sie sind in den Keller geflüchtet, sagte Wlad.
Aber gleich haben wir sie, versicherte Flad.
Zu dritt standen sie vor der versperrten Kellertür. Sie konnten die Gegenwart ihrer Schwester so deutlich spüren, wie einander.
Vlad trat drei Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen.

01.09.2007 19: 01

Kannichgut Zwiebel

Die Tür hatte Vlads übermenschlicher Kraft nur wenig entgegen zu setzen und zersplitterte mit lautem Getöse. Im Nu stand er auf der kurzen Treppe dahinter, die in den Kellervorraum hinab führte. Ein erster prüfender Blick sagte ihm, dass der Vorraum keine lebenden oder nur halb lebenden Wesen beherbergte. Mehr versprechend war da schon der Durchgang zu einem weiteren Raum. Auf dem Weg hinab streifte ein penetranter Geruch seine feinen Sinne. Offenbar handelte es sich um einen Weinkeller oder etwas ähnliches. Vlad hatte dem Alkohol schon vor langer Zeit abgeschworen und schüttelte sich bei dem Gedanken daran.
Am Fuße der Treppe hielt er inne und lauschte konzentriert. Seine beiden Brüder standen noch unschlüssig am oberen Absatz. Er nickte ihnen zu und bedeutete ihnen zu warten. Wer auch immer sich hier unten verbarg: Der anstrengendste Gegner würde mit Sicherheit seine vermaledeite Schwester sein! Er vernahm ein flaches Atmen aus dem Nachbarraum und näherte sich vorsichtig dem Durchgang.

Breda, Schizzel und Lilli standen vor der offenen Eingangstür von Jacks Haus. Das laute Krachen von drinnen ließ sie nichts Gutes erahnen. Breda lud Schizzel ihre Kartons auf und verschwand im Haus. Schizzel sah zu Lilli Baum hinüber, die ihm aufmunternd zulächelte. Dieser Auftrag zehrte an seinen Nerven! Seine Angst vor Vampiren hatte sich nicht dadurch gebessert, dass einer dieser Blutsauger in seinem Kopf spazieren ging. Er konnte von Glück sagen, dass er es mit einem rücksichtsvollen Exemplar zu tun bekommen hatte. Nachdem der Vampir von seiner Angst erfahren hatte, hatte er sich für eine Weile verabschiedet und bislang jeden weiteren Kontakt vermieden, was Schizzel nur mehr als Recht war.

Vlad sah in einen kleinen Raum hinein, in dem mehrere Fässer standen. Möglicherweise setzte sich hinter einem Vorhang an der gegenüberliegenden Wand des Raumes der Keller weiter fort. Die dickbauchigen Fässer verbargen jegliche menschliche Signatur vor seinen das Dunkel durchdringenden Blicken. Er tat einen Schritt in den Raum, als er seine Brüder von oben aufschreien hörte. Er sprang herum. Im gleichen Moment hörte er hinter sich ein fast freudiges "Jetzt!". Er sah wieder zurück in den kleinen Raum. Das blitzende Wurfgeschoss kam direkt auf ihn zugeflogen. Nur Dank seiner Reflexe konnte er ihm ausweichen. Es zerplatzte am Boden und explodierte in einem Flammenball. Kurz darauf schwamm Vlad in einem Flammenmeer. Er brüllte. Als die Hitze ihn verzehrte, wurde seine Welt schwarz.

Die Lärmkulisse in Jacks Haus nahm, so fand Schizzel, stetig zu. Vermutlich würden im nächsten Moment Feuerwerkskörper über dem Haus aufsteigen. Dort drinnen fand definitiv ein Kampf statt, dessen war er sich sicher. Die dumpfe Explosion konnte er allerdings nicht so recht einordnen. Man erwartete jetzt von ihm, dass er nachsehen ging. Vielleicht war Breda in Gefahr? Irgendwie gelang es ihm nicht, die an ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen, wenn er daran dachte, einer Gefahr zu begegnen, die der vampirischen Wächterin zu schaffen machen könnte. Glücklicherweise ging Lilli pragmatischer an die Sache heran. Sie entzündete eine Fackel und betrat das Haus. Schizzel seufzte und folgte ihr widerstrebend.
Im Innern sah er vor der geborstenen Tür zum Keller drei zerzauste Vampire, die Lilli, vor allem aber ihre Fackel wütend anzischten. Sie waren kurzzeitig in ihrer Bewegung erstarrt und wirkten, als wollten sie zu dritt einen grotesken Walzer tanzen. Breda würgte den Vampir, der seine Kiefer in ihren Unterarm vergraben hatte, an der Gurgel, während sie den Vampir, der ihr schmerzhaft an den Haaren zog, am Kragen gepackt hielt. Es sah nicht so aus, als könnte einer der drei Vampire in absehbarer Zeit einen Vorteil in diesem ausgewogenen Kampf erringen. Schizzel sah allerdings auch keine Möglichkeit, das Kampfglück zugunsten der Wächterschaft zu verlagern.
Wenn sie doch nur die nötigen Mittel hätten Vampire in Schach zu halten, dachte er noch, als Lilli eine der Eidechsen aus ihrem Karton holte. Dann zog sie ihr kräftig am Schwanz.

Am mittwärtigen Tor zuckte Ophelia zusammen, als eine Verbindung abbrach, die sie längst unterbrochen gewähnt hatte.


01.09.2007 21: 45

Breda Krulock

Dunkle Wolken hatten sich über der Stadt gebildet und der Regenschauer folgte dem Ereignis, wie es sich gehörte, im direktem Anschluss. Das gleichmäßige Prasseln der dicken Tropfen hallte auf den Dächern wider und gab der ganzen Situation eine äusserst passende Atmosphäre. So empfand es zumindest der KommEx. Mit seinem Kollegen Johan Schaaf marschierte der junge Obergefreite von einem Tor zum anderen, um dort nach dem rechten zu sehen. Zumindest war dies der Plan. Sie waren auf dem Weg zum Wassertor im Norden der Stadt, als sich Korynor zu Wort meldete.
"Mjei, ich spüre da eine gewissen ... nun ... Aggressivität. Vielleicht sollten wir einmal, mjem, nachschauen?!"
Kannichgut verlangsamte seinen Schritt und schaute sich um.
"Johan?"
"Was ist denn los?"
Kannichgut schloss einige Schritte zu seinem Kollegen auf , während er sich weiter umschaute.
"Hast du nichts gehört? Hast du denn keinen..." Kannich tippte an seine Stirn. "Ist bei dir niemand? Du weißt schon. Im Kopf?"
Der Verkehrsexperte kaute an seiner Unterlippe als er sich seine Antwort zurecht legte.
"Doch, eigentlich schon. Aber..."
"Mja, er hat den alten Findler bekommen. Ein äussert fauler Bursche. Aber ...mjem ... sehr begabt."
"Sehr begabt in was?" fragte Kannich.
"Was?"
"Mjah, er ist ein begnadeter Manipulator. Er hinterlässt so eine ... mja ... starke Spur im Geist das seine Abwesenheit unbemerkt bleibt."
"Ach so."
"Was denn?"
"Bitte?"
"Er redet mit dir! Mja."
"Hoer auf damit!"
"WOMIT DENN?"
Es folgte ein etwas längerer Moment der Stille in dem sich alle drei Parteien ruhig verhielten.
"Mjah, ich... ." begann Korynor, doch eine mentale Blockade hielt ihn auf.
"Sei still!"
"Was?"
"Nicht du, Johan. Ich meine den Vampir."
"Mei, wie unhöflich!"
Kannichgut seufzte und strich sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht.
"Korynor meinte, das er etwas spürte. Wir sollten nachsehen."

Viele Bürger versuchten immer noch um jeden Preis die Stadtmauern zu erklimmen, um dem kommenden Spektakel in der ersten Reihe beizuwohnen. Niemand verschwendete seine Gedanken daran, dass es bei einem Angriff nicht mehr ganz so günstig sein würde, in der vordersten Front zu stehen. Aber es wären keine Ankh Morporkianer wenn sie selbst diese Problematik nicht mit reiner Körperlicher Gewalt und Rücksichtslosigkeit beseitigen können würden. Aber noch war es nicht soweit in von dort oben hatte man einfach einen sehr guten Überblick. Schlachtrufe machten die Runde und einige der Sitzenden Zuschauer versuchten die Menge bei Laune zu halten, indem sie mit lauten OooooHooooooos auf die Beine sprangen und ihre Arme nach oben rissen. Von weiten musste dies aussehen wie eine große, menschliche Welle. Die Vampire vor den Toren bekamen langsam Appetit.
Ophelia Ziegenberger stand indes umgeben von Kollegen und Spezien aller Art mitten in der Menge und schien versteinert. Die Haare des Lance-Korporals waren durchträngt vom Regen und rahmten das blassen Gesicht als Stabsspiess Harry ihr ins Ohr zwickte.
"Was ist los, Lance Korporal?"
Es dauerte noch einige Sekunden ehe die hübsche junge Frau reagierte.
"Sie ist weg!" Ihre Stimme klang hohl und unpersönlich, die Augen weiterhin starr geradeaus gerichtet. Harry kratzte sich am Kopf.
"Was meinst du? Wer ist weg? Es sind doch noch alle da. Mehr als mir lieb sind sogar." Seine ausschweifende Geste zeigte auf das Treiben um sie beide herum, doch Ophelia schüttelte den Kopf. Der Gnom konnte nicht erkennen, ob es sich bei der Nässe in dem blassen Gesicht um harmlose Regentropfen handelte oder ob die Frau die Nerven verloren hatte und weinte. Er hoffte auf ersteres, denn seine Begegnungen mit Frauen erforderten bisher nie, das er einfühlsame und tröstende Worte sprach. Harry räusperte sich. "Ist es der Vampir in deinem Kopf, nicht wahr?"
Keine Reaktion.
"Nun, wenn wir die Nacht überstehen werde ich mich bei den Schwarzbädlern beschweren. Es kann nicht sein, dass sie uns Hilfe anbieten um sich dann zu verziehen. Ich meine ... hm?"
Ophelia hatte denn Kopf gedreht und eine Braue verzogen. "Wenn wir die Nacht überstehen?"
"Immerhin ist sie wieder ansprechbar." dachte Harry und lächelte schief.

Der Blitz des Salamanders entlud sich mit einem hohen Pfeifen und überrollte alle Anwesenden Schwall artig. Die drei miteinander kaempfenden Vampire spuerten die Druckwelle noch ehe das Reptil die nur wenige Sekunden andauernde Entladung beendet hatte, doch fuer einen Fluchtversuch war es zu spaet gewesen. Das grelle Licht überzog ihre Körper und färbte ihre Haut grau, hinerliess an den berührten Stellen einen porösen Ueberzug und zum ersten Mal in ihren Untoten Leben erfuhren die Vampire was es hieß zu sterben.
Der Gefreite Schattig hatte seine Kollegin noch aufhalten wollen, doch Lilli war zu schnell gewesen. Als der Salamander sich entlud, erschrak der junge Baum und ließ das Tier fallen. Geblendet von der Helligkeit schloss sie die Augen. Als sie sie wieder oeffnete, hatte sie einen hellen Punkt direkt in ihrem Sichtfeld, der sich auch durch erneutes Blinzeln nicht vertrieben liess. Als sich dieser Nebeneffekt legte, sah sie das Ergebnis. Vor den beiden Wächtern standen die drei Vampire, inmitten ihrer kämpferischen Bewegung gestoppt und rührten sich nicht. Alles an ihnen war grau, selbst die sonst so weiße Haut, sogar die Haare und die Kleidung.
"Sie sind bei lebendigen Leibe verbrannt." Brachte Schizzel mühsam hervor.
"Nun, nicht bei lebendigen Leibe."
Schizzel drehte sich in die Richtung aus der die Stimme kam. Aus den Schatten heraus trat Jack, gefolgt von zwei juengeren Maedchen, die sich ganz ihrer Natur an den Händen hielten.
"Ihr seid wirklich eine großartige Wache." Sagte Malissa hinter Jack. "Opfert einen von euch nur um meine daemlichen Brueder zu vernichten."
"Deine Brüder?" Jack zeigte auf die Asche Statuen. "Warum sagst du das nicht, ich dachte sie wollen dich angreifen?" Er drehte sich den anderen beiden Wächtern zu. "Und was macht ihr hier überhaupt?"
Während Jack nach einer Erklärung verlangte und die auch mehr oder weniger bekam, streunte der entladende Salamander frei umher und streifte wie zufällig die ehemaligen Vampire, als er auf Lilli und den Käfig zu ihren Füssen zu lief.. Und wie es kommen musste, zerfielen die drei grotesken Figuren zu einem großen Haufen Asche.
"Na klasse, und wie holen wir Breda jetzt wieder zurueck?" Fragte Jack missmutig, die Arme in die Hueften gestemmt.

Johann Schaaf beugte sich über die Leiche und begutachtetet die Bisswunden am Hals der toten Frau. Die gelben Augen und Büschel Haare auf ihrem Handrücken ließen keinen Zweifel das es sich hierbei um einen Werwolf handelte.
"Das ist gar nicht gut." Sagte Kannichgut, der sich in sicheren Abstand aufhielt. "Das ist überhaupt nicht gut. Wenn das die anderen Werwölfe der Stadt erfahren."
"Mjja, das waren wir nicht. Ich sehe mja keinen Grund, das sich jetzt die alten Feindschaften auftun, wenn vor der Stadt eine mjaam, ganz andere Gefahren lauern."
Der KommEx hörte zwar die Gedanken des Vampires, reagierte aber äusserlich nicht darauf. Es war einfach zu viel für ihn, gleichzeitig mit Johan, dem Vampir und seinen eigenen Gedanken zu reden. Er musste klare Linien ziehen.
"Warum sollten die Vampire dies getan haben?" Fragte er stattdessen seinen Kollegen.
"Immerhin verdoppeln sie so die Anzahl derer, die ihnen hinterher sind. Wenn die Werwoelfe hiervon erfahren..."
"Kannich?" Johann senkte seinen Kopf.
"Was ist denn? ... Ach du ....!"
Kannichgut schluckte hart, als der andere seine Hand hob und preisgab, was er soeben gefunden hatte. Eine schwarze Armbinde.


02.09.2007 16: 23

Harry

Rascaal hatte sich in einen hohlen Baum geflüchtet, wo sich jeder angreifende Vampir in Tiergestalt eine blutige Nase holen würde. So weit, so gut - aber wie ging es jetzt weiter? Die anderen Vampire waren noch da und lauerten - er konnte ihre Gegenwart deutlich spüren.


Malissa starte betreten auf die Aschehäufchen vor ihr. Wenn ihr Vater davon erfuhr, würde er außer sich sein. Sie hatte sich doch eigentlich nur ein bisschen umschauen wollen, und jetzt... was sollte sie jetzt tun? Sicher, dieses andere Mädchen, diese Karina, war ihr sympathisch, aber sie war und blieb eine Stroganoff, oder etwa nicht? Und wenn diese Wächter erfuhren, wer sie war... was dann?

Sie hörte die tastende Stimme ihres Vaters. Ihre Kräfte waren nie stark genug für Distanz-Kommunikation gewesen, aber verstehen konnte sie sie: VLAD? FLAD? WLAD? WAS IST PASSIERT?
Malissa sah sich um. Die übrig gebliebenen Wächter berieten sich, Karina stand ein bisschen abseits, und auf dem Boden lagen zwei separate Aschehaufen: Ein großer und ein kleinerer und nasser (Jack hatte das Feuer geistesgegenwärtig wieder gelöscht, bevor es sich weiter verbreiten konnte).
Die junge Vampirin schüttelte den Kopf. Nein, hier konnte sie nicht bleiben. Zu ihrem Vater konnte sie auch nicht zurück, es sei denn, sie machte wieder gut, was sie falsch gemacht hatte.
Prüfend sah sie zu den Wächtern, die immer noch im Kreis standen. Die Baumfrau war dabei. Malissa hatte ihren seltsamen Verstand schon früher kennengelernt. Vielleicht konnte sie so für ein wenig Ablenkung sorgen und verschwinden...?
Sie tastete sich in den Verstand der Baumfrau hinein und zuckte sofort wieder zurück. Da war jemand anders! Andere Gedanken, andere... Vampire? Es waren schwache Muster, mit wenig Erfahrung, vielleicht noch schwächer als ihre eigenen Kräfte... aber es waren mehrere.
Ganz vorsichtig und unbemerkt - wie ein Regenwurm, der unter der Erde einer Baumwurzel folgt - grub sie sich an den Fäden dieses Bewusstseins entlang. Tatsächlich - mehrere Vampire, hier in der Stadt. Sie schienen mit der Wache zusammenzuarbeiten - und jetzt wusste Malissa, wo sie waren. Ja, so konnte sie ihrer Familie sicher zeigen, was sie wert war.
Sie griff nach der Innentasche ihres Umhangs und holte das Proviantpaket heraus, das sie aus der Kutsche mitgenommen hatte. Sie hatte zwar keinen Durst, aber mit so einem Fläschen Blut ließen sich auch andere Dinge anstellen...
Sie holte aus und warf die Phiole auf den Aschehaufen, der aus zwei ihrer Brüder und der Wachevampirin bestand. Alle Augen drehten sich zum entstehenden Chaos, und sie nutzte die Gelegenheit zu einem Sprint zur Tür.

02.09.2007 17: 59

Ophelia Ziegenberger

Um sie herum fiel der Regen inzwischen, angetrieben vom stärker werdenden Wind, in schrägen Schauern. Zeitweise waren die wassergetränkten Böen so dicht, dass sie wie eine fallende Nebelbank wirkten, dann wieder ließ das Prasseln für wenige Sekunden nach und der Blick auf die unermüdliche, surreale Volksfeststimmung war wieder freigegeben.
Aus Ophelias Sicht wirkte alles unecht. Das blendend grelle Licht, welches ihr vor einigen Minuten aus dem Nichts die Sicht genommen hatte, prickelte noch immer in den Augen und ihr Inneres fühlte sich eisig und leer an. Harrys Stimme war beinahe bedeutungslos, ebenso wie alles andere. Und auch genauso weit weg. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt, jeder Muskel war schwer.
Breda war weg. Gänzlich fort. Sie hatte nicht einmal ansatzweise gewusst, dass sich das so, auf diese Weise anfühlen würde. Sonst hätte sie zuvor nicht schon gedacht, den Beistand der Freundin verloren zu haben. Wie lächerlich ihr das nun vorkam, da sie tatsächlich mit der Einsamkeit konfrontiert wurde. Ein entfernter Teil ihres Bewusstseins meldete sich rational zu Wort, indem er die Vermutung äußerte, dass die Vampirin in gewissem Sinne getötet worden sein musste. Das Licht war sicherlich eine letzte Kurzschlussübertragung aus deren Sicht gewesen. Ja, dachte Ophelia, das machte Sinn. Breda hatte einmal mit ihr über die Gefahren von Licht für jemanden ihrer Spezies gesprochen. Der rationale Teil Ophelias ergänzte diesen Gedanken mit der leicht überraschten Feststellung, dass sie wohl unbemerkt von Bredas Antrieb und ihrer Energie profitiert haben musste. Ohne diese blieb scheinbar nichts mehr. Das eigene Leben wirkte plötzlich bedeutungslos und paradoxerweise im Vergleich zur eben verlorenen Ewigkeit einfach nur kurz. Es machte überhaupt keinen Unterschied, ob sie jetzt sofort, im Laufe dieser Nacht oder erst in einigen Jahren stürbe. Im Gegensatz zu den Belagerern war sie unbedeutend, kurzlebig wie ein Insekt und nicht einmal wert, zu deren Nahrung auserkoren zu...

Aufhören!

Raculs "Stimme" hatte einen gefährlichen Unterton angenommen und auch von seiner gleichgültigen Überheblichkeit war nichts mehr zu bemerken. An ihre Stelle war alarmierte Aufmerksamkeit getreten.
Ophelia schloss resigniert die Augen und ließ sich in ihren inneren Kosmos fallen. In sicherer Entfernung zu ihrem eingekapselten, wunden Ich ließ sie die fremden Einflüsse miteinander ringen.
Die Eiseskälte, die sie inzwischen mit Racul verband, schien im übertragenen Sinne splitternd zu expandieren, als sie eine gierige schwarze Flamme zurückdrängte, diese attackierte, bedrängte, schob zu unterdrücken versuchte.
Es schmerzte Ophelia, als Raculs Bewusstsein rasend schnell an ihren Gedankenwällen entlang expandierte, als wenn gefrorene Kristalle über bloßes Fleisch schabten und tiefe Schnitte hinterließen. Die Gefühle des Vampirs waren ihr plötzlich so unmittelbar nahe, als wenn sie beide körperlich aneinander lehnten. Und auch wenn ihr das derzeit nicht viel bedeutete, spürte sie seine knisternden Emotionen mit einer Intensität, die elektrisierend war: Zorn und Entschlossenheit!
Das schwarze Feuer zog sich zurück, hinterließ aber einen bitteren Nachgeschmack, nach verbrannter Erde.

Racul war anscheinend nicht mehr zornig. Ophelia hätte schwören können, dass sie mit durchdringendem Blick betrachtet wurde. Aber auch das war nebensächlich, es lohnte nicht einmal, die Augen zu öffnen.

Harrys Stimme plätscherte an ihr vorüber: "Es ist der Vampir in deinem Kopf, nicht wahr?"
Der Vermutete fühlte sich zu unrecht angegriffen, ignorierte diese Aussage aber so gut es ging, in dem Bemühen, seinen Wirt und die aktuelle Situation einzuschätzen.
Wir haben keine Zeit für so etwas. Sie kommen und wenn du dich nicht sofort zusammenreißt, dann wird das übel für dich enden, Mädel! Hörst du? Du musst deine Freundin jetzt vergessen und handeln! Das ist nicht nur für euch wichtig, sondern genauso für uns, also lass dich jetzt gefälligst nicht gehen!
Ophelia spürte weit, weit entfernt so etwas wie Schuldgefühl, doch es genügte längst nicht, um gegen die tödliche Lethargie anzukämpfen. Die Stimme ihres Vorgesetzten brandete leicht neben ihrem Ohr auf, als er sagte: "...Es kann nicht sein, dass sie uns Hilfe anbieten um sich dann zu verziehen..."
Racul war zu weit vorgedrungen, um seine instinktive Reaktion zurückzuhalten, zumal er auch niemals einen Gedanken daran verschwendet hätte. Er wandte den Kopf der jungen Frau und hob eine ihrer zart geschwungenen Brauen, als wenn er seinen ureigensten Körper kontrollierte.
"Wenn wir die Nacht überstehen?"
Der plötzlich sehr nahe wirkende Gnom lächelte den Vampir schief an. Doch Racul nahm sich keine weitere Zeit, um diese mit unnötigem Geplänkel zu vertun. Wenn die Wächterin handlungsunfähig war, dann musste er eben selber handeln. Rücksichtnahme auf die Privatsphäre eines Opfers, auf dessen Wünsche und Ängste, so etwas hatte ihn noch nie aufgehalten - weder in seinen Vergnüglichkeiten, noch in seinen ernsteren Aufgaben. Und was konnte ein Mensch schon mehr sein. Racul hatte sich lediglich auf den Wunsch der Älteren hin auf diese Unternehmung eingelassen. Menschen! Es gab tausend Dinge, die wichtiger waren.
Beispielsweise das Nahen der ersten Angriffswelle. Er ärgerte sich über das vergleichsweise schlechte Sehvermögen der jungen Frau.
Die Vampire hatten, verborgen in den Regenböen und geschützt durch ihre Schnelligkeit, beinahe den Fuß der Stadtmauern und somit auch das nahezu ungeschützte Tor erreicht. Der dortige Wächter blickte ungerührt in die Regenfront, blind und hilflos wie ein neugeborenes Kätzchen. Er würde die Schatten nicht rechtzeitig bemerken.
"Möchtest du hier bleiben oder mit in den Kampf, Wächter? Entscheide dich sofort."
Der Gnom auf der Schulter blickte ihn verwirrt an.
"Wie bitte?"
Racul nahm ihm die Entscheidung ab, setzte ihn noch im selben Bruchteil einer Sekunde auf dem Boden ab, spannte die ungewohnten Muskeln und erfüllte den zerbrechlichen Körper mit ungeahnten und nicht dafür gedachten Kraftreserven.

Harry wankte noch immer in dem Bemühen, nach seinem unsanftem Absetzen wieder das Gleichgewicht zu erlangen, als er mit großen Augen beobachtete, wie der Lance-Korporal ohne das kleinste Zögern und mit ungeahnter Geschwindigkeit auf das Stadttor zu rannte, während sie lautlos ihr Schwert zog.


02.09.2007 21: 11

Ettark Bergig

Ophelia/Racul rannte mit langen Schritten auf der Mauer Richtung Tor und an dem Wasserspeier vorbei, der das nahen des Feindes noch immer nicht zu bemerken schien. Racul kramte im Gedächtnis Ophelias und stieß dort auf den Namen des Wächters.
"Gefreiter Pochtli!" schrie die Stimme der jungen Ermittlerin. "Sofort das Tor sichern!", als irgendetwas dieses schon mit einem lauten Krachen erbeben lies. Bevor der Wasserspeier auf die Anweisungen reagieren konnte, illuminierte ein unglaublich heller Blitz die gesamte Stadt taghell und offenbarte den beiden Wächtern, dass einige Vampire scheinbar nicht gewillt waren, auf eine Einladung oder gar auf das brechen des Tores zu warten.
Racul reagierte mit unmenschlicher Geschwindigkeit und riss Ophelias Schwertarm nach oben um sich unter einem nicht sehr weiblich klingenden Schrei auf die beiden Vampire zu stürzen, die auf einmal auf den Zinnen der Mauer erschienen war.

Derselbe Blitz zeigte auch einem anderen Wächter, was unmittelbar vor ihm auftauchte.
Ettark war, die Kapuze seines Mantels aufgrund des Wetters tief ins Gesicht gezogen, dem Weg gefolgt, den ihm seine nervige "Beschützerin" gewiesen hatte, als diese plötzlich leicht hysterisch geworden war.
"Beeil dich, irgendetwas passiert da vorne!" rief sie mit hoher Stimme in seinen Gedanken, was seine Kopfschmerzen um einige Nuancen steigerte.
"Kreisch nicht so!" brummte er, beschleunigte aber seinen Schritt. Er überlegte gerade, warum er eigentlich auf die junge Vampirin hörte, als sich diese erneut zu Wort meldete.
"Pass auf, da vorne ist es." Reflexartig wollte der Gefreite sein Schwert aus der Scheide ziehen, doch bevor die Klinge zur hälfte die schützende Lederhaut verlassen hatte sprintete ein Schemen aus dem Hauseingang vor ihm und stürmte auf ihn zu.
"Halt sie auf!" rief Claudia ihm mit einer fast greifbaren Dringlichkeit zu und ohne nachzufragen, beschloss Ettark, auf sie zu hören. Breitbeinig verstellte er dem kindsgroßen Schatten den Weg. Ein Blitz, hell wie Tageslicht beleuchtete die Straße und Ettark erkannte, dass der Schatten ein junges, entschlossen blickendes Mädchen war, welches immer noch mit vollem Lauf auf ihn zu hielt. Vom Aussehen entsprach sie ungefähr dem Bild, welches es sich von Claudia gemacht hatte.
Er stieß sein Schwert zurück in die Lederscheide und versuchte, das Mädchen festzuhalten, doch dessen Hand zuckte nach vorne und eine Kraft, die deutlich größer war, als alles, was ein zierliches Mädchen in dem alter zur Verfügung stehen sollte traf den Gefreiten an der Brust.
Er verlor den Boden unter den Füßen und krachte gegen eine nahe Hauswand.
"Du solltest eine Vampirin NIEMALS unterschätzen... und ich bin deutlich hübscher als dieses... Luder!" erklang Claudias Stimme in seinem Kopf, während er sich aufrappelte und die Verfolgung aufnahm.

Der Glaskolben klirrte, als er in dem Aschehaufen zersprang und seinen kostbaren Inhalt über die reste der drei Vampire ergoss.
Mit einem leisen Knallen reagierte der Haufen und als sich die dünnen Rauchschwaden verzogen hatten bot sich den Zuschauern im Keller ein seltsames Bild.
Während Breda scheinbar wieder vollkommen regeneriert war und die Fauste kampfbereit gehoben hatte, war die Asche der beiden Stroganoff-Brüder offensichtlich mit einander vermischt worden und so war das Ergebnis nicht unbedingt appetitanregend. Doch wie man das groteske Resultat auch immer nennen wollte... es lebte!


02.09.2007 23: 22

Kannichgut Zwiebel

Rascaal Ohnedurst hing kopfüber, an die Decke seiner kärglichen Zuflucht gekrallt, und dachte nach. So ausweglos war seine Situation gar nicht, dachte er. Wenn die Sonne aufging, müssten sich ja auch seine Verfolger zur Ruhe betten. Und wenn er nur ein paar Minuten vor ihnen wieder aufwachte, konnte der Vorsprung reichen, bis nach Ankh-Morpork zu gelangen.
Und wenn sie sich ein paar Helfer holen, denen Sonnenlicht nichts ausmacht und die dich bei Tag hier aus deinem Versteck zerren, mischte sich eine zweite Stimme in seinen Gedankengang ein, solltest du vielleicht besser doch lieber nicht mehr hier sein.
Rascaal gehörte nicht zu den Geschöpfen, die leicht in Panik verfielen. Aber er konnte ein flaues Gefühl in der Magengegend, also derzeit irgendwo oberhalb seines Kopfes, nicht verleugnen. Stimmen, diesmal von außerhalb seines Versteckes[6] rissen ihn aus seinen teils trüben Gedanken.
"Sehr gut, Dackel", rief ein junger Mann, so leise er konnte, "weiter so!"
Etwas kratzte an seinen Baum. Dann kläffte es und hechelte leise.
'Was zum ...?', dachte Rascaal. Er ließ sich auf den Boden seines Versteckes plumpsen und vollführte dabei eine halbe Drehung, so dass er auf den Krallen landete. Lautes Schaben nud Schnaufen ersetzte das Kratzen und wurde stetig lauter. Rascaal hatte nicht die geringste Ahnung, was draußen vor sich ging. Seinem Fledermaushirn fehlte es vielleicht einfach an Phantasie. Er musste wohl oder übel nachsehen gehen, um auf die Situation reagieren zu können. Unbeholfen schleppte er sich, auf seine Flügel gestützt, vorwärts. Kurz bevor er das Loch in der Baumrinde erreichte, schoss etwas in das Loch und packte ihn unsanft. 'Jetzt ist es aus!', dachte Rascaal und biss zu. Ein längst vergessener Geschmack reaktivierte angestaubte Schaltkreise und überlud sie auch gleichzeitig. Schwärze umfing den Vampir in Fledermausgestalt.

Ein roter Schleier hing über seinen Gedanken, als Rascaal wieder erwachte. Er hatte das Gefühl, hundert Jahre geschlafen zu haben. Er fühlte sich frisch und stark. Er fühlte sich ... eingeengt. Er konnte sich kaum bewegen, denn er befand sich auf engem Raum zwischen weichen, flauschigen Körpern eingepfercht.
"Professor!", klagte eine Stimme von außerhalb, die ihm bekannt vorkam. "Das Viech hat mich gebissen!"
Die Erinnerung der letzten, es mussten gerade mal fünf Minuten gewesen sein, kehrte zurück. Man hatte ihn gefangen genommen! Sein Gefängnis schien ein Jutesack zu sein und seine flauschigen Kissen Kollegen ... Nein ... Er erschauerte, als er erkannte, mit wem man ihn eingesperrt hatte. Wie grausam konnte man sein? Zwei mordlüsterne Augenpaare wandten sich ihm zu.
'Das könnte knapp werden', dachte Rascaal und rüstete sich mental für den Kampf.

"Wollt ihr Biester wohl endlich Ruhe geben?" Professor Anbrosius schüttelte den Sack ein paar Mal. "Sonst stecke ich euch doch noch in den Kochtopf!" Er sah hoch und in das Gesicht seines bleich gewordenen Assistenten. "Ach Allesfred", flüsterte er verschwörerisch, "ich habe mir doch nur einen Scherz erlaubt." Er zwinkerte. "Immerhin sind sie jetzt ruhig!" Ein triumphierendes Lächeln eroberte sein Gesicht.
"Sie wissen wirklich gut mit Fledermäusen umzugehen", sagte Allesfred und brachte eines der beim Professor oft angebrachten Komplimente an, die er alle ehrlich meinte. "Ich wünschte, ich hätte nur die Hälfte Ihres Wissens!"
"Aber, aber", erwiderte der Professor. "Du machst große Fortschritte! Vor allem mit Dackel. Hättest du ihn nicht so gut abgerichtet, hätten wir unmöglich gleich drei Blutsauger in einer Nacht gefunden! Der Falke, der uns entkommen ist, zählt nicht." Er winkte ab. "Ich bin eh der Meinung: Falken sollten nachts schlafen."
"Ja, Professor! Dackel ist sehr gelehrig", sagte Allesfred. "Danke, Professor!"
"Schon gut ... äh ... was stand für die Nacht noch auf dem Programm?"
Allesfred kramte ein speckiges Büchlein hervor und blätterte sich murmelnd zu der Seite vor, die er suchte. "Ähm ... ah!" Er begann zu strahlen. "Rückkehr ins Wirtshaus", las er vor.
"Schön, schön", sagte der Professor. "Na dann mal los! Es wird bald hell und ich möchte das exzellente Frühstück nicht verpassen!"

10.09.2007 9: 16

Huitztli Pochtli

Huitztli überwand seine anfängliche Überraschung und sprang zum Tor. Erneut erbebten die Eichenholzbalken unter den wuchtigen Schlägen des angreifenden Fußvolks und ließ Staub in Wellen herabrieseln.
Angesichts seiner eher beschränkten Körpergröße, die in krassem Gegensatz zu den Ausmaßen des Tores stand, verzichtete er darauf, sich heroisch dagegen zu lehnen. Ein paar Assasinen waren neben ihn getreten und betrachteten das Tor voller Argwohn. Konfrontationen in der Öffentlichkeit entsprachen nicht ihrer Natur.
"Wie lange wird das wohl Tor halten?", fragte der redselige Meuchler interessiert. Huitztli hatte ihn im Geiste 'Plapper' getauft. Wenn seine Kleidung nicht unmissverständlich Auskunft über seine Profession gegeben hätte, niemand wäre im Entferntesten darauf gekommen, womit dieser Mann seine Brötchen verdiente.
"Was meinst du, wie lange?", insistierte er und Huitztli merkte, dass Plapper nunmehr in seiner Eigenschaft als ausgebildeter Assasine fragte.
"Ich bin nicht sicher. Einen Moment, bin gleich wieder da."
Die Ritzen der großen Steinblöcke boten mehr als ausreichend Halt, als Huitztli die Stadtmauer neben der Toreinfassung erklomm und sich zu der Öffnung zwischen der Oberkante des Tores und dem Torbogen vorarbeitete. Vorsichtig lugte er hindurch und sah auf der anderen Seite herunter. Rythmisch nahm eine Masse aus dutzenden Menschen immer wieder Anlauf und rannte gegen das Tor an. Das unangenehme Knirschen diverser Frakturen, welches von der Niederlage im Kampf gegen uraltes mehr als einen Fuß dickes Eichenholz kündete, trieb Huitztli einen Schauer über den Rücken. Weniger die Frakturen an und für sich, die kannte er aus seiner Gerichtsmedizinerpraxis zur Genüge. Der stoisch gleichgültige Gesichtsausdruck der Leute war es, der ihn frösteln machte. Schmerzen schienen sie keine zu verspüren. Er kletterte wieder zurück.
"Wenn die da draußen ihre Taktik beibehalten, brauchen wir uns in den nächsten drei Monaten sicherlich keine Gedanken zu machen.", sagte er zu den Assasinen und verzog dabei die Mundwinkel zu einem ironischen Grinsen, "Die rammen ständig mit ihren Körpern gegen das Tor, aber so bekommen sie es garantiert nicht auf."
"Dann ist das ist ein Ablenkungsmanöver. Die wollen, dass wir uns verteilen und nicht auf die Stellen konzentrieren, an denen sie wirklich angreifen werden.", stellte der Assasine nüchtern fest.
Huitztli blickte verwirrt und begriffsstutzig. Dann folgten seine Augen denen des Assasinen und jähes Verstehen setzte ein. Vampire sind auf so etwas wie Tore nicht angewiesen.

Der Sack roch unangenehm ranzig. Ob dies an den beiden anderen Fledermäusen lag, die mit ihm dieses entwürdigende Transportmittel teilten oder an dem, welchem der Sack zuvor als Heimstatt gedient haben mochte, konnte Ras nicht sagen. Derart eingequetscht, ließen sich Fänge und Krallen nicht einsetzen. Das bösartige Funkeln in den beiden Augenpaaren verhieß nichts Gutes.
'Brutal und gefährlich!', kamen Ras als erstes in den Sinn und er stellte sich auf eine telepatische Schlacht ein.
Die mentalen Brecher, die ihm entgegenbrandteten, holten ihn nunmehr vollends in die Gegenwart zurück.
'Tausend kleine Wunden werden wir dir beibringen! Zuerst werden wir deinen Willen brechen und dann deinen Verstand zerstören! Du wirst Schmerzen jenseits der Agonje kennenlernen! Weit jenseits davon!', krachte der erste Angriff gegen seine geistige Barriere.
'Agonje?', echote Ras.
Ein zweiter weniger eloquenter Angriff folgte von dem zweiten Vampir.
'Genau! Wir werden dir Agonje zeigen!'
'Na toll!', schoß es Ras durch den Kopf, 'Brutal, gefährlich und... vollkommen verblödet!'
Die Tinte auf dem Papier dieses Gedanken war noch nicht ganz trocken, als der erste Vampir eine zweite Salve in Ras' Richtung abfeuerte. Dieses Mal waren es keine ausformulierten Gedanken, sondern eine eiskalte Lanze gebündelten abgrundtiefen Hasses, die sich tief in seinen mentalen Schutzschild bohrte. Ras schnappte überrascht nach Luft. Er konzentrierte sich auf den Gedankenstrom des Angreifers und verblüffte ihn, als er seine Waffe zu Staub zerfallen ließ. Er würde einen Moment brauchen, bevor er wieder angreifen konnte. Nummer Zwei machte schnell klar, dass seine Fähigkeiten im geistigen Kräftemessen, denen seiner quasi nicht vorhandenen Redegewandtheit in nichts nachstand. Die Geschosse aus Steinen, die er einem Schauer gleich auf Ras' Geist niederprasseln ließ, prallten wie Gummibälle ab und hüpften in alle Richtungen davon. Verwirrt schaute er ihnen im Geiste hinterher. Wenig später rollte der nächste Angriff und Nummer Eins schleuderte eine glühend heiß lodernde Kugel in Richtung Ras. Wie ein Grashalm im Wind duckte sich Ras, nahm das Bewegungsmoment der Kugel auf und lenkte sie auf den immer noch mit dem Aufsammeln seiner umherhüpfenden Steine beschäftigten zweiten Vampir. Dem Aufschrei des gepeinigten Verstandes von Nummer Zwei folgte unmittelbar die Einstellung des Sendebetriebs. Rasend vor Wut wandte sich Nummer Eins wieder zu Ras um und wollte gerade eine weitere Angriffswelle in Gang setzen, als ihm das speckige Büchlein Allesfreds einen physischen Strich durch die Rechnung machte.
"Wollt ihr Racker wohl endlich still sein!", blaffte Allesfred.
Ras nutzte die Gunst des Augenblicks und schickte ein Reihe von geistigen Kinn- und Leberhaken in Richtung des ersten Brutalos, dessen vernachlässigter Verteidigungswall nichts entgegenzusetzen hatte.
Nachdem auch bei ihm die Lichter ausgegangen waren, brach Ras erschöpft zusammen. Noch einmal würde er sie nicht so leicht besiegen können. Sie mochten dumm sein, aber sie konnten lernen. Ein paar Minuten gab er sich der Entspannung hin, dann wandte er sich dem stinkigen Sackleinen zu und unterzog es einer näheren Betrachtung. Irgendwie musste er doch hier heraus kommen können. Und das am besten, bevor die beiden merkwürdigen Gestalten den Ort ihres sehr wahrscheinlichen Verderbens erreichten. Und vielleicht auch des Seinen.

15.09.2007 1: 15

Ophelia Ziegenberger

Ophelias Körper bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die die junge Wächterin selbst erstaunte. Menschen waren gewiss nicht für so etwas gedacht! Sie drehte sich um die eigene Achse, wirbelte herum, teilte exakt gezielte Hiebe mit dem Schwert aus und das, ohne dass ihr Arm unter dessen Last müde geworden wäre. Sie wusste nicht, was um sie herum noch vor sich gehen mochte, da sie vollauf damit beschäftigt war, gegen die beiden Angreifer zugleich anzugehen. Racul war ein ganz vorzüglicher Schwertkämpfer, das war nicht zu übersehen. Und im Gegensatz zu ihr, wusste er, wo sich ein Treffer mit der nicht mehr ganz neuen Klinge lohnen mochte. Sie bemerkte relativ emotionslos, wie er immer wieder auf die Köpfe zielte, wie er die Klinge den dünnen Hälsen zu nähern versuchte. In einem dieser Kitschheftchen wären jetzt vermutlich klirrende Degen beschrieben worden oder ähnliches. Dieser reale Kampf dagegen erfolgte beinahe lautlos. Racul schwieg nach seinem anfänglichen Angriffsschrei ebenso, wie die beiden gegnerischen Vampire und da diese sich waffenlos verteidigten bzw. angriffen, gab es auch nichts Metallenes, was da aufeinander treffen hätte können. Wenigstens das Wetter bescherte artig einen anhaltend theatralischen Effekt. Ihr Körper rutschte auf den glitschigen Steinen aus und geriet für einen Sekundenbruchteil ins Schlittern. Erschrocken beugte sie sich im Reflex innerlich vor.
Vorsicht!
Raculs eisige Stimme klang spöttisch:
Ach! Hat die Dame doch noch zu sich gefunden? Etwas spät, nicht wahr? Er runzelte unwillig die Stirn und fuhr fort: Besser, Du mischst dich gerade jetzt nicht ein!
Ein weiteres Mal riss er ihren Arm seitlich herunter, um einen Ausfall anzutäuschen und den Gegner zu einer Blöße zu verleiten, doch dieser fing das Schwert mit der bloßen Hand ab, indem er dessen Breitseite weg schlug. Ophelia spürte diesen lautlosen Aufprall durch ihren ganzen Leib hinab vibrieren, dass es in den Knochen und Gelenken schmerzte. Racul jedoch gönnte ihnen beiden keinen Augenblick zum Verschnaufen, sondern nutzte das Bewegungsmoment, um den abfedernden Stahl auf den zweiten Angreifer, hinter ihnen, zurasen zu lassen. Dieser ließ sich geschmeidig nach hinten fallen, auf seine ausgestreckten Hände und sprang sofort wieder in die Hocke. Racul hatte die Zwischenzeit zu einem kurzen Kick mit dem Fuß gegen den ersten Vampir genutzt. Der Fußkick war allerdings aufgrund der voll gesogenen Röcke, die die Wächterin trug, etwas verunglückt ausgeführt worden.
Verdammte Weiberklamotten!
Es kam zu einem überraschenden Stillstand zwischen den drei Figuren auf der Stadtmauer, als die Angreifer die überraschend zähe Menschenfrau lauernd im Dunkel des strömenden Regens zu umkreisen begannen.
Racul drehte sich im Mittelpunkt dieses Kreises um Ophelias eigene Achse, um beide zugleich im Blick behalten zu können. Er streckte dabei beide Arme leicht von sich, das Schwert in Angriffshaltung erhoben, die Beine unter den Rockschichten in sicherem Stand und leicht in den Knien gebeugt. Wäre nicht ihre menschliche Schwäche gewesen, dann hätte das ein eindrucksvolles Bild voller angriffslustiger Gefahr bieten können. Aber so. Es ärgerte seinen stolzen Verstand etwas, nicht im eigenen Körper kämpfen und den gewohnten Eindruck von geübter Leichtigkeit vermitteln zu können. Er konnte nicht verhindern, dass der zierliche Körper schon nach den vergleichsweise wenigen Minuten, die er ihn auf Hochleistung genutzt hatte, seinen Tribut forderte.
Die beiden fremden Vampire bedachten die rothaarige Wächterin mit hungrigen Blicken. Sie konnte kaum schnell genug nach Atem ringen, ihre Schultern hoben und senkten sich in keuchendem Rythmus und ihr ganzer Körper pulsierte in rot glühenden Bahnen, die selbst im stetig fallenden Regen ein wundervoll verlockendes, warmes Rauschen in ihren fein geschulten Sinnen schufen.
Die beiden Vampire lächelten synchron, was deutliche Rückschlüsse auf ihr Verlangen zuließ.
Der größere von den Beiden schnurrte beinahe wie eine Katze, als er den Blick der jungen Frau einzufangen versuchte, sie zu umgarnen und sich ihr sehr vorsichtig zu nähern begann.
"Beeindruckend, junge Dame. Darf ich mich vorstellen? Vicomte Paranocte, adliger Vampir und dein künftiger Meister. Wir werden gewiss viel Spaß miteinander haben."
Noch während er die Worte aussprach musste er jedoch erkennen, dass das nicht ganz so einfach würde. Racul hatte ihm das vor Nässe glänzende Schwert mit ungewohnter Emotionalität entgegen gereckt und sehr nachhaltig gezischt:
"Denke nicht einmal daran, Herr!"
Der zweite Vampir, leicht hinter Ophelia abwartend, begann schallend zu lachen, was in der kalten Nacht, mit all den Kampfgeräuschen auf und um Mauer und Stadttor wirklich seltsam deplaziert klang.
Racul fand sich resignierend damit ab, dass er nun mit einem weiteren unberechenbaren Faktor umgehen musste. Die unverhohlene persönliche Drohung hatte die Wächterin auch innerlich wieder aufgerüttelt und es war sie gewesen, die mit purer Entrüstung ob dieser Unverschämtheit geantwortet hatte. Er räusperte sich mental.
Darf ich jetzt wieder? Oder gedenkt das Fräulein selbständig mit den beiden Gentleman fertigzuwerden?

15.09.2007 10: 40

Kannichgut Zwiebel

"So", sagte Kannichgut, nachdem er, Johan und der nicht mehr nach Erbrochenem stinkende Ettark die ermordete Werwölfin in der Pathologie am Pseudopolisplatz abgegeben hatten. "Ich denke, wir sollten zu Harry zurück kehren und uns ein paar neue Anweisungen holen. Wer weiß, was sich am Mittwärtigen Tor während unserer Abwesenheit alles abgespielt hat." Johan nickte, Ettark seufzte. "Ich habe vorhin übrigens die Information erhalten, dass wir jetzt exklusiven Zugriff auf das Stadtnetz der Klacker haben. Die Hops am Strang spähen nicht mehr nach außen. Und alle Modelle, die das unterstützen, wurden in den Scheuklappenmodus geschaltet." Kannichgut blickte in ein verständnis- und ein teilnahmsloses Gesicht. Er räusperte sich. "Das bedeutet, wir sind jetzt auch auf Klackerebene abgeschottet. Innerhalb der Stadt können wir senden, aber die Vampire können unsere Türme nicht mehr mit Nachrichtenfluten überlasten."
"Na prima!", kommentierte Ettark den Vortrag. "Können wir dann jetzt los?"
"Am besten schicken wir schon mal eine Nachricht voraus", sagte Johan und ergänzte erklärend: "Damit die am Tor wissen, dass wir kommen."
"Hätt' ich mir ja denken können", sagte Ettark völlig unpassend und in abfälligem Tonfall. Die beiden anderen Wächter wandten ihm den Kopf zu. Ettark schaute sie überrascht an. "Hab' nicht mit euch geredet. Wollt' nur sagen, dass wir dieses komische Klackergedöns überhaupt nicht brauchen!"
Kannichgut fühlte sich sofort persönlich angegriffen. Es kostete ihn erhebliche Mühe, in ruhigem Tonfall mit Ettark zu sprechen. "Hör mal. Nur weil dir die kleine Vampirin entkommen ist, ist das kein Grund, hier einfach ..."
"Ach!", unterbrach Ettark den Kommunikationsexperten scharf. "Das ist doch längst Schnee von gestern! Hör zu, Mann! Die Blutsauger sind teilweise von weit her in unsere Köpfe eingedrungen. Die unterhalten sich über große Entfernungen. Harry weiß längst Bescheid!"
Stille hing in der Luft wie Schäfchenwolken an einem ruhigen Sommertag. In Kannichguts Kopf löste eine Stimme die Stille ab und nicht zum ersten Mal fragte sich Kannichgut, wo sich der Sender wohl befand.
"Mja ... er hat Recht", meldete sich Korynor zu Wort. "Wir sind schneller und ... hun zuverlässiger. Aber ... hng unter uns: Er brodelt innerlich, weil ... har die kleine Malissa ihm entkommen ist." Die Stimme klang, als ob sie zwinkerte.
Kannichgut beschloss, es dabei zu belassen und dieses interessante Wissen nicht auszunutzen.
"Tja", sagte er stattdessen. "Komisch doch nur, dass wir dann keine neuen Befehle erhalten haben, was? Lasst uns aufbrechen."

"Ah", machte Korynor in Kannichguts Gedanken, als sie vor das Wachhaus auf den Pseudopolisplatz traten. Kurz darauf sahen sie eine Gruppe, die zum größten Teil aus Wächtern bestand, auf sie zu kommen. Mindestens einer von ihnen schien verletzt zu sein. Eine etwas zerzauste Breda trat vor die anderen und sprach Kannichgut an.
"Hey Klackermann", sagte sie, "solltet ihr nicht dabei sein, die Tore abzulaufen?"
Kannichgut errötete. "K-klar", stotterte er. "A-aber es g-gab einen ..."
"... toten Werwolf", mischte sich Ettark ein. Breda warf ihm einen missbilligenden Blick zu, den er aber ignorierte. "Wir wollten gerade zum Stabsspieß, um uns neue Befehle zu holen."
"Wie passend", lächelte Breda zuckersüß und an Ettark gewandt, "dass deckt sich nämlich mit meinen Befehlen für euch. Wir müssen diese Blitzdinger schnellstmöglich zum Tor bringen." Sie deutete auf die Kartons mit den Salamandern. "Ihr Seals seid doch gute Läufer." Sie drückte Ettark den ersten Karton in die Hand. "Also ... auf, auf!"
"Du hast mir gar nichts zu befehlen, Hauptgefreite!", knurrte Ettark.
"Oh ..." Breda winkte ab. "Das sind auch gar nicht meine Befehle ... Gefreiter, nicht wahr, Lanz-Korporal?" Sie schaute hinüber zu Jack Narrator.
Der nickte. "Jawohl", erklärte er im knappen Ton des Gerichtsmediziners, "werden dringend am Tor gebraucht die Viecher."
"Was ist mit Schizzel passiert?", fragte Johan die Vampirin.
"Er wurde auf dem Weg hierher von einem Karren angefahren", antwortete Breda ohne weitere Erklärung. "Er muss auf die Krankenstation. Und nun: hopp, hopp! Ihr seid ja immer noch da!"
"Und w-was macht ihr?", fragte Kannichgut die Vampirin.
"Jack bereitet seiner Tochter ein Taglager im Wachhaus. Ich schnappe mir ein paar Frogs und ...", das Lächeln hatte sie inzwischen aus ihrem Gesicht verbannt, "mache mich auf die Jagd nach einem doppelköpfigen Vampir."


16.09.2007 15: 44

Huitztli Pochtli

Wut brodelte in Ettark und er fluchte halblaut grummelnd in sich hinein, während ihre Sandalen über das nasse Pflaster klatschten. Johan und Kannigut hatten sichtlich Mühe den Anschluß an Ettark nicht zu verlieren. Er hatte nach seinem Geschmack in letzter Zeit zu viel Anweisungen von höherrangigen Vertretern aus den Mannschaftsdienstgraden entgegennehmen müssen.
Kleben Geblieben verschwand gerade hinter der Biegung des Steinbruchwegs und Fünf Wege kam in der Ferne in Sicht, als von links aus der Tonstrasse ein nichtsahnender Dieb ohne Lizenz sein Glück zu versuchen gedachte und ihnen plötzlich in den Weg trat.
Leider war dies absolut nicht Robby de Privation's Tag. Zum einen hatte er Ettarks Geschwindigkeit ernorm unterschätzt und zum anderen keine Ahnung von dessen aufgestauter Wut, die die Wirkung ihrer Kollision zusätzlich verstärkte. Robby prallte gegen die Mauer und sank dann daran herunter. Johan wandte im Vorübereilen den Kopf in seine Richtung und hechelte noch ein "Entschuldigung!", während er sich mühte den Abstand zu Ettark zu verringern.
Ein Schrei, der von einem erstickten Würgen abrupt beendet wurde, ließ seinen Kopf erneut herumschnellen. Doch das letzte, was er in dem düsteren Licht noch wahrzunehmen glaubte, waren Robbys zuckende Beine, die in die Tonstrasse geschliffen wurden.
'Diebesgilde' schoss es durch Johanns Kopf und er schauderte. Die verstanden wirklich keinen Spaß!
Sie erreichten Fünf Wege und bogen in die Quirmstrasse ab.

Die Assassinen erklommen die steilen Treppenstufen, die auf die Mauerkrone führte und trafen oben auf Huitztli, der den direkten Weg die Mauer nach oben genommen hatte.
"Wie wollen wir sie aufhalten, wenn die hier angeflattert kommen?", wollte einer der Assasinen wissen. Einer seiner Kollegen ließ als Antwort kurz einen Wurfdolch aufblitzen. Alle nickten sich nacheinander zu bis die Verstehenswelle auf Huitztli prallte und dort verebbte, da ihm schlagartig klar wurde, dass er über keinerlei Wurfdolche oder ähnliches verfügte.
"Äh...ich fürchte ich habe keine solchen Waffen...", stotterte er mit Blick auf seinen abgegriffenen Schlagstock, der ihm mit einem Mal sehr kurz und klein vorkam.
Plapper griff unter seinen Umhang und hielt dem Gerichtsmediziner eine Miniaturarmbrust und eine Packung mit Bolzen hin.
"Die hätte ich nachher gerne wieder", grinste er verschmitzt.
Eine einzelne Fledermaus erschien unvermittelt über der Mauerkrone und zog Aufmerksamkeit aller auf sich. Als sie in den Lichkreis der Laternen und Fackeln geriet beendete ein Wurfdolch ihren unsteten Flug und sie fiel dem Erdboden entgegen. Noch ehe sich die Torwächter am Boden des gefallenen Vampirs annehmen konnten, erhob sich das Flatterwesen wieder und gewann rasch an Höhe, so dass es außer Reichweite der Männer und Frauen am Boden war. Ein hämisches Keckern ertönte über ihren Köpfen, als der Vampir über den Dächern in der unmittelbaren Nähe kreiste.
Huitztlis Augen verengten sich zu Schlitzen und ein geradezu diabolisches Grinsen stahl sich in seine Gesichtzüge.
"Einen kleinen Moment, bin gleich zurück!", sagte er zu Plapper und schwang sich über die Brüstung nach unten. Er eilte über den Torplatz in den Oberen Breiten Weg, an dessen Seiten rechts und links bereits verschiedene Händler ihre Buden aufgebaut hatten. Ganz egal, wer Ankh-Morpork angriff. Bisher hatten noch alle etwas gekauft. An einem Gemüsestand griff er nach einem Strang Alium Sativum und rannte auch schon wieder zurück, bevor der Händler auch nur reagieren konnte.
Oben angekommen, verteilte er die Knollen unter den Assasinen.
"Reibt eure Waffen damit ein. Es mag sie nicht umbringen, aber wir schwächen sie damit auf jeden Fall."
Der Vampir flatterte neugierig näher und lachte noch immer höhnisch. Zwei gewürzte Bolzen beendeten seinen Flug erneut, als sich zu dem stechenden Schmerz in seiner Seite ein Brennen gesellte, welches sich langsam zu einem Glühen zu steigern schien. Der Vampir verlor die Konzentration und die morphologische Struktur der Fledermausgestalt begann zu verschwimmen. Sie verwandelte sich zu einem dürren Mann, der vergeblich mit den Armen ruderte, um in der Luft zu bleiben.
Mit einem verzweifelten "Verrdammt!" ergriff die Schwerkraft Besitz von ihm und zog in unbarmherzig zu Boden.

18.09.2007 0: 35

Kannichgut Zwiebel

Die Assassinen nickten sich bestätigend zu. 'Gute Arbeit!', schienen ihre Blicke zu sagen. Huitzli bekam davon nicht all zuviel mit, denn er lauschte angestrengt in die Nacht hinaus.
"Hört ihr das auch?", fragte er die Assassinen in seiner Nähe.
"Ich höre das Wummern am Tor", begann Plapper zu dozieren. "Außerdem von da hinten Schwertergeklirr. Von unten höre ich ..."
"Nein!", unterbrach ihn Huitzli. "Ich meine dieses Summen und Pfeifen!"
"Ich höre kein ...", begann Plapper, bevor er inne hielt. "... doch. Was ist das?"
Huitzli schüttelte ratlos den Kopf und spähte in die Dunkelheit hinaus. Ein anderer Assassine schlug eine Lösung vor: "Klingt wie einhundert dampfende Teekessel."
"Eigentlich klingt es wie ...", sagte ein weiterer Assassine.
"Ach du meine Güte!", rief Huitzli und zeigte in die dunkle Nacht hinaus.

Einige Vampire schafften es, entgegen der physikalischen Gesetze der Scheibenwelt, ihre gesamte Körpermasse in nur einer Fledermaus zu konzentrieren. Es musste übermenschliche Selbstbeherrschung erfordern, in dieser Gestalt auch noch fliegen zu können. Die meisten Vampire gingen die Sache lockerer an und verteilten sich gern und großzügig auf Dutzende Fledermäuse. Das mochte Probleme mit sich bringen, wenn man in einen Sturm geriet, aber das Reisen an sich war entspannter. Gewissen Verschnitt gab es immer. Außerdem gab es ein sehr imposantes Bild und kaum ein Vampir war frei von Eitelkeit. Ein Schwarm Fledermäuse machte einfach mehr her. Bei stockfinsterer Nacht ging die Gleichung "Viele Vampire gleich ganz viele Fledermäuse gleich ein großer Schwarm" nicht ganz auf, aber das Getöse und Pfeifen, das gerade über Ankh-Morpork kam, war ohne Frage beeindruckend.
Innerhalb weniger Augenblicke waren die Assassinen und Wächter auf der Mauerkrone von Hunderten flatternder Leiber derart eingehüllt, dass das Atmen schwer fiel. Wer noch konnte, staunte.

18.09.2007 13: 04

Huitztli Pochtli

Kakophones schrilles Quieken aus dutzenden von Kehlen, flatternde Bewegungen, die aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien, Ärmchen mit Flügeln daran, Beinchen, hunderte dürftig behaarte Leiber umschwirrten die Truppe auf der Mauerkrone und brachte sie dazu, sich beinahe synchron instinktiv zu ducken. Nur schwer konnten sie der Versuchung widerstehen, nicht panisch um sich zu schlagen, doch die jahrelange intensive Ausbildung der Assasinen verfehlte ihre Wirkung nicht. Alle richteten sich ruhig auf. Als ob sie sich telepatisch verständigen könnten, hatte jeder der Assasinen plötzlich einen Dolch in beiden Händen. Dann setzte ein seltsam anmutiger Tanz ein, der denjenigen, die das Glück hatten, diesem Ereignis beiwohnen zu können, noch Jahre im Gedächtnis bleiben und in Liedern und Geschichten weiterleben würde. Nun ja, es mochten vollkommen übertrieben ausgeschmückte Geschichten und Sauflieder sein, aber immerhin. Akrobatische Verrenkungen, Sprünge, Saltos und verschwimmende Bewegungen der Arme und Beine ließen die Meuchler wie ein einzige große amorphe Masse erscheinen. Eine tödliche amorphe Masse. Dutzende Beinchen und lederne Flügel rieselten zu Boden und ein Wutgeschrei aus hunderten Kehlen traf auf Ohren und bohrte sich in die Köpfe der Zuschauermenge.
Huitztlis Armbrustbolzen trafen mit jedem Schuß, was angesichts der Größe des Zieles auch nicht verwunderlich war.
'Merkwürdig,", schoss es ihm durch den Kopf, "im Grunde sorge ich gerade für zusätzliche Arbeit in der Gerichtsmedizin. Was wird Lance-Korporal Narrator dazu sagen, wenn er davon erfährt?"
Er schluckte.
"Wo er doch so großen Wert darauf legt, jede Mehrbelastung der Gerichtsmedizin zu vermeiden..."

Jack, der noch nichts von seinem Glück ahnte, hatte Karina inzwischen in den Keller des Wachhauses gebracht und Verhörraum 3 als Taglager für sie requiriert.
Karina lag auf dem Verhörtisch und sah zu ihrem Ziehvater auf.
"Ich werde die Tür nicht abschließen, mein Schatz. Rekrut Steinstiefel steht draußen Wache und passt auf, dass hier keiner reinstolpert. Ich bin spätestens heute Abend zurück. Wenn du etwas brauchst, sag es dem Rekruten durch die Tür."
Er umarmte seine Tochter und schloss die Tür hinter sich.
Glum Steinstiefel nahm Haltung an und salutierte.
"Wenn du dein Rückgrad noch mehr durchdrückst, wird es irgendwann noch brechen, Rekrut. Steh bequem. Hol dir einen Hocker und etwas zu lesen. Wenn du mal weg musst, sorg für eine Vertretung. Wenn ihr was passiert, dann...", Jack blickte zur Tür, "...nun, das willst du sicher gar nicht erst erfahren."
Der Rekrut nickte einfrig.

Johann keuchte. Seine Beine schmerzten und seine Lunge brannte bei jedem Atemzug. Zu dem ohnhein schon penetranten Duft "Fleur de Ankh" gesellte sich ein neuer, nicht weniger frischer hinzu.
"Ettark, ich glaube...", japste Johan, "...ich glaub' den Jungs hier drin ist schlecht."
"Frag mich mal!", knurrte der Bergiger zurück. Sie hatten die Straße der Geringen Götter überquert und setzen zum langen Endspurt auf das Mittwärtige Tor an, das winzig klein in der Ferne zu erkenne war.
Immer mehr Menschen und Vertreter anderer Spezies füllten den Oberen Breiten Weg und machten ihr Vorankommen von Minute zu Minute schwerer. Aus den fünfzehn Minuten, die sie normalerweise für die Strecke gebraucht haben würden, wurde dadurch fast eine halbe Stunde.
Ausgepumpt und zu keiner artikulierten Äußerung mehr fähig, langten sie am Tor an. Ettark brachte noch einen halbwegs akzeptablen Gruß Harry gegenüber zustande, während sein Brustkorb wie ein überdimensionaler Blasebalg arbeitete. Er wieß mit den Händen, die immer noch die Salamanderkäfige hielten auf die Käfige, die Johan und Kannichgut in Händen trugen. Mehr war im Moment nicht drin. Kannichgut stellte seine Käfige auf den Boden und lehnte gegen die Mauer, während er sich übergeben musste. Harry hatte aus einer Vorahnung heraus bereits einen Sicherheitsabstand eingenommen. Er lugte in einen der Käfige und blickte in das züngelnde Gesicht eines verärgerten Salamanders.

19.09.2007 9: 30

Breda Krulock

Nacht hatte sich erneut über die Stadt gelegt als die Rufe und Schreie der Kämpfenden von den brüchigen Wänden der Stadtmauer Mauer wider hallten und getragen vom Wind über die Dächer und Gassen hinweg streuten. Die Tumulte nahmen nun apokalytische Ausmaße an; Vampire jadgten und wurden gejadgt, Häuser standen in Flammen und die Leute liefen, wenn sie nicht grade jemanden töten wollten, ziellos durch die Stadt. Der Himmel über der Stadt leuchtete rot, das Dunkel der Nacht wurde vertrieben von dem kleinen Freund seines größten Feindes. Dem Feuer.
Und mitten in all diesem Chaos war Breda. Und es gab nichts, was sie aufhalten würde. Seit der Pulverisierung in dem Keller war sie ... nun, anders. Es fiel ihr schwer, sich auf ihre eigentlich Aufgabe in der Stadtwache zu konzentrieren und ihr Bedürfnis an Gewalt und Aggresivitaet stieg mit jedem Augenblick und liess sich kaum zügeln. Das Blut aus der Phiole, wahrscheinlich schon mehrere Dekaden alt, gab ihr das untote Leben zurück, in welchem sie seit Jahren gefangen war. Aber es gab ihr auch noch etwas anderes. Nämlich Erinnerungen. Alte, menschliche und liebervolle Erinnerungen, Gefühle. Wie ein ekelig süßer Nektar legte es sich über das Loch, welches den Rest ihrer Seele darstellte und versuchte mit seinem betörend zuckersüßen Ruf den Körper zum endgültigen Sterben zu überreden. Wie ein Virus nestete es sich ein, griff das untote Fleisch an und kämpfte einen erbärmlich und unfairen Kampf.
Doch unfair nur für das Virus selbst. Denn der eigentliche Wirt, der Vampyr, war, dank eines anderen Helfers, in der Überzahl. In einem toten Körper konnte nur eine Seite gewinnen und mit der gekappten, mentalen Verbindung zum Lance Korporal Ziegenberger gab es für die Vampirin kein Halt mehr an den menschlichen Gepflogenheiten. Es war wie ein Trigger, der die ganze Zeit still auf der Lauer gelegen hatte um auf seine Chance zu warten. Und nun wurde er betätigt. [7]
Gemeinsam mit einem 2-köpfigen Einsatztrupp der Frogs stürmte Breda nun einem Ding hinterher, welches eindeutig außer Kontrolle geraten war. Ohne auf weitere Kommandos zu hören, folgte die Wächterin den Vampirbrüdern in ein Gebäude.
Es hatte begonnen...


28.09.2007 15: 24

Ettark Bergig

Es war wie eine Szene aus seinen Albträumen. Hunderte von dunklen Schatten zeichneten sich vor den von flammenbeleuchteten Wolken ab und stürzten nach und nach auf die wehrlose Stadt herunter.
Tief im inneren seiner unterdrückten Erinnerungen erwachte etwas, was er schon lange verloren geglaubt hatte und breitete sich wie Wellen an der Oberfläche seiner Gedanken aus.
Dort waren sie, die Feinde seiner Kindheit, die Mörder seiner Familie, des gesamten Reiches.
Und gleichzeitig erwachten auch andere Erinnerungen, Erinnerungen an stundenlanges Kampftraining mit seinen Eltern, Vorträge über Schwachstellen von Vampiren, die reisende Jäger am Hof erzählt hatten. All dies vermischte sich mit einer, über ein Jahrzehnt lang gestauten Wut und spülte wie Feuer durch seine Adern, ersetzte die Mattheit des halben Marathons, den sein Körper gerade hinter sich gebracht hatte, ersetzte den Schmerz alter Wunden und Narben und ersetzte all das, was er sich zum Überleben in einer Stadt wie Ankh-Morpork hatte aneignen müssen.
Nun war keine Zeit für kühles Abwägen von Chancen, für Gleichberechtigung der Spezies oder für simple Krafteinteilung!
Nun gab es nur noch die Verteidiger seiner neuen Heimat und die, die ihm schon die alte genommen hatten.

Harry versuchte gerade, den Riegel eines der Salamanderkäfige zu öffnen, als ein Schrei den Tumult des Kampfes übertönte.
Johan und Kannichgut, beide noch ziemlich geschafft wichen erschrocken von Ettark zurück, als dieser sich, immer noch vor Wut brüllend aufrichtete und sich mit gezogenem Schwert auf einen Vampir stürzte, der soeben im Schatten eines nahen Hauses gelandet war und sich nun voll im Vorgang der Metamorphose befand. Noch bevor er diese vollends abgeschlossen hatte, durchstieß das Schwert des rasenden Bergigers seinen noch von schwarzem Flaum umschlossenen Brustkorb. Der Gefreite riss sein Schwert nach oben, wo es mit einem reißenden Geräusch aus der rechten Schulter des Blutsaugers wieder hervortrat.
Ohne darauf zu warten, ob die Wunde den Untoten endgültig kampfunfähig machte, wendete sich Ettark ab und rannte, mit anhaltendem Brüllen auf die Stufen der Stadtmauer zu.
Dort war soeben ein ganzer Schwarm von Vampiren gelandet und fügte sich zu mindestens einem halben dutzend Vampiren zusammen.
Als die anderen Wächter aus ihrer Erstarrung erwachten, hatte der Gefreite schon die ersten Stufen übersprungen und fuchtelte wie wild mit seinem Schwert in die Richtung der Vampire, die ihn, inzwischen voll verwandelt, mit einem breiten Grinsen erwarteten.
"Was zur...!" brachte Harry heraus, als die kratzige Stimme in seinem Kopf sich meldete.
"Wir wissen nicht, was mit ihm los ist. Claudia sagt, sie könne ihn nicht richtig erreichen. Wenn sie versucht, durch seine Augen zu sehen, sieht sie alles nur in dunklen Rottönen und -Schattierungen. Das einzige, was sie sonst noch empfängt ist Zorn und Wut. Sie sagt, es sei, als würde man versuchen, in den Kopf eines wütenden Tieres zu blicken.
Ettark hatte inzwischen die Mauerkrone erreicht und war wie ein Wirbelsturm unter die dort versammelten Vampire gefahren.
Doch obwohl sein Schwert so schnell wirbelte, dass die Wächter am Tor es kaum mit ihren Augen verfolgen konnten, die Bewegungen der Blutsauger waren noch um einiges schneller. Nur ein einziges Mal schien eine Vampirin unaufmerksam und wurde dafür mit einem blutroten strich im Gesicht belohnt, aber wirklich wirksame Verwundungen konnte der tobende Mensch den sowohl zahlenmäßig als auch physisch weit überlegenden nicht zufügen.
Doch auch die Vampire schienen es nicht zu schaffen, wirklich in die Offensive zu kommen, so dass Ettark vorerst vor Gegenangriffen sicher schien. Vorerst...

"Wir müssen ihm helfen!" keuchte der langsam wieder zu Atem kommende Johann, der mit schreckesgeweiteten Augen zur Mauerkrone blickte, auf der Ettark mehr und mehr von den Vampiren umzingelt wurde.
Harry versuchte, zu lachen. Den verrückten retten? Wie denn? Vielleicht mit Zahnstochern werfen? Dann fiel sein Blick auf den Käfig mit den zischenden Salamandern und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus.


29.09.2007 14: 35

Harry

Graf Stroganoff saß in seinem Zimmer in der Herberge. In seinem Kopf beobachtete er die Schlacht. Es sah gut aus. Nicht, dass er glaubte, Ankh-Morpork auf diese Art einnehmen zu können, aber die Zermürbung würde ihr übriges tun. Bald... bald würde er die Stadt einnehmen können wie eine überreife... nein, würde er sie schütteln können wie einen... verdammt, die Metapher gefiel ihm, aber irgendwie ließ sie sich nicht in Worte fassen.
Um seine Söhne machte er sich allerdings sorgen. Von ihnen hatte er nichts mehr gehört, seit sie den Angriff auf das Haus gestartet hatten, in dem sich seine Tochter versteckt hielt.
VLAD? FLAD? WLAD? WO SEID IHR? Nichts. Nur Stille.
Mit Sorgenfalten im Gesicht wandte der Graf sich wieder der Schlacht zu. Eine Weile sollten seine Leute noch ihren Spaß haben, dann wurde es Zeit, sich...
Schreie. Plötzlich hallten mehrere laute Schreie durch seinen Verstand. Zu mehreren seiner Leute brach abrupt die Verbindung ab.
Hell! Feuer! Licht!
Stroganoff schaltete schnell. RÜCKZUG! befahl er. Was auch immer da vor sich ging, er durfte die wenigen Vampire, die er in seiner "Armee" hatte, nicht unnötig aufs Spiel setzen. Die Fledermausschwärme mochten bedrohlich aussehen, und das war auch der Sinn der Sache, aber dennoch hatte er nicht mehr als vielleicht zwanzig Vampire dabei.
Er beobachtete im Geiste, wie seinem Befehl Folge geleistet wurde. Nun, der Angriff hatte seine Wirkung sicher nicht verfehlt, ebensowenig wie die Werwolfstötungen, die die unter seiner Kontrolle stehenden Städter begangen hatten. Er musste nur noch warten, bis sie Wirkung zeigten.
Jemand klopfte an seine Tür. Auf Stroganoffs schroffes "Herein" öffnete sie sich, und einer seiner menschlichen Diener schubste einen alten und einen jungen Mann herein, von denen der junge einen großen Sack trug. Ein kleiner, schmutziger Hund folgte ihnen hechelnd.
"Ich habe die beiden auf der Straße gefunden, Herr", sagte der Diener. "Sie wollten in die Herberge."
Der alte Mann blickte sich blinzelnd um. "Ich... ich würde gerne... ein... ein Zimmer..."
Stroganoff schnüffelte. Er spürte eine starke vampirische Präsenz, aber dieser Mann war kein Vampir. Im Gegenteil, der Mann roch ekelerregend nach Knoblauch.
"Nun, dann hast du ein Problem, Herr..."
"Anbrosius", erwiderte der Alte. "Was für ein... Problem?"
Stroganoff schritt näher, versuchte, den Ursprung dieser Vampiraura auszumachen. Der Junge war es auch nicht... der...
"Was hast du in diesem Sack?"
"Fledermäuse", erwiderte Anbrosius. Ich bin der bekannteste Flederologe der Sto-Ebene. Diese Nacht habe ich ein paar wirk..."
Bevor Stroganoff etwas sagen konnte, wurde die Tür erneut aufgerissen. "Paps! Paps!"
"Malissa?" Stroganoff breitete erfreut die Arme aus. "Malissa, Häschen! Du hast mir solche Angst eingejagt!"
"Ich weiß, das war dumm", meinte die junge Vampirin beschämt und ließ sich von ihrem Vater umarmen. "Aber ich mache das wieder gut: Die Wächter in der Stadt, die werden von einer Gruppe von Stadtvampiren beschützt, die sich in einem Keller versteckt halten. Und ich weiß, wo sie sind!"
Anbrosius und Allfred hatten sich in der Zeit vorsichtig Richtung Tür bewegt, doch Stroganoff drehte sich ruckartig um und bellte "HALT!", in einer Stimme, die keinen Widerstand zuließ. "Erzähl mir das alles gleich, Häschen, ja? Ich muss mich noch um etwas anderes kümmern." Mit diesen Worten näherte er sich dem Sack und öffnete ihn. Welcher seiner Leute war so ungeschickt gewesen, sich von einem alten Opa fangen zu lassen?
Rascaal nutzte die Chance und sauste fiepsend aus seinem Gefängnis, gefolgt von den beiden anderen Vampiren. Allfred kreischte auf und fuchtelte wild durch die Luft, der Diener sprang zur Seite, und Rascaal drehte sich in der Luft und flatterte hektisch auf die Tür als einzigen Ausgang aus dem Zimmer zu, doch eine der anderen Fledermäuse schnitt ihm den Weg ab.

29.09.2007 22: 55

Ophelia Ziegenberger

Die Explosion puren Lichts war so grell, dass die anschließende Dunkelheit undurchdringlich wirkte.

Ophelia hockte zusammengekauert, die Arme schützend über den Kopf, auf der Stadtmauer. Sie war geblendet und das panische Kreischen unzähliger hoher Fledermausstimmen hallte beängstigend direkt in ihrem Schädel nach. Dann war es still. Ophelias Augenlicht kehrte allmählich zurück, zögernd, als wenn sie durch dichten Nebel waten würde. Die Kollegen mussten zurückgekehrt sein und ihnen allen rettend beigestanden haben, anders konnte sie sich das Geschehen nicht erklären. Sie hatten die Salamander bekommen können und eine gewaltige Entladung eingeleitet. Keine Sekunde zu früh, wie Ophelia eingestehen musste!
Raculs Stimme meldete sich mit peinlich berührtem Unterton.
Die Salamander. Ja, natürlich. Irgendwie waren sie mir entfallen. Aber, ja. Eine gute... Lösung.
Sie konnte sich direkt vorstellen, wie die zur Stimme gehörige Person ihre Kleidung mit beiden Händen glättete, während sie möglichst gleichmütig aus der Deckung hervortrat. Racul konnte wohl einen flüchtigen Eindruck dieses Bildes in Ophelias Sinn erhaschen, denn er fügte dann auch prompt mit überheblichem Tonfall hinzu:
Zumindest für den Augenblick.
Der Lance-Korporal erhob sich wieder, ließ den schweren Schwertarm an ihre Seite sinken und versuchte, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.

Der Regen hatte nachgelassen und war in ein stetes, unangenehm kühles Nieseln übergegangen, welches die grob behauenen Steine der Stadtmauer mit einer weiteren glitschigen Schicht überzog. Die Nacht hatte ihren Scheitelpunkt erreicht, wobei Ophelia an vielen Orten in der Stadt den rötlichen Schein von Feuern ausmachen konnte. Von Weitem war die hektische Glocke des Einsatzkarrens der Freiwilligen Feuerwehr-Gilde zu hören. Einige Meter von ihr entfernt stand ein orientierungslos anmutender Wächter mit gezücktem Schwert, der sich verwundert nach seinen Gegenern umsah. Überall um sie herum ließen schwarzgewandete Schatten elegant ihre Waffen sinken und sowohl die zwischengestreuten Wächter, als auch die kampferprobten Bürger der Stadt sahen sich misstrauisch nach den Vampiren um. Ophelia glaubte einen feinen Staubbelag auf Gebäuden und Straßen erkennen zu können, der allmählich mit der allgegenwärtigen Schmutzpatina verschmolz und in dünnen Rinnsalen vom Nieselregen zu dümpelnden Pfützen im Straßenpflaster zusammengespült wurde.

Solange niemand hier unvorsichtigerweise Blut verschüttet, solange haben wir eine Verschnaufpause.
Die junge Wächterin nickte zustimmend und antwortete gedanklich:
"Dann dürfte es jetzt das wichtigste sein, hier erst einmal alles großzügig abzusperren, damit nichts Ungewolltes passiert."
Der Vampir quittierte diese Feststellung mit dem gedanklichen Äquivalent eines Nickens.
Dann sind wir endgültig in der Überzahl. Jetzt wäre der richtige Moment, einen Ausfall zu planen und sofort zurückzuschlagen. Der Graf kann nicht zugleich von den wenigen verbliebenen Clanmitgliedern Kräfte entleihen und die große Anzahl zwangsrekrutierter Menschen unter mentaler Kontrolle behalten.
Ophelia strich sich mit einer müden Geste über die Augen.
"Kannst Du vielleicht mit den Anderen über die Möglichkeiten zum gemeinsamen Angriff sprechen? Ich werde meinen Vorgesetzten derweil von deinem Vorschlag berichten. Immerhin... wer weiß, ob uns die Unterstützung der Assassinen auch eine weitere Nacht über gewährt werden wird. Vielleicht wäre es wirklich gut, so schnell wie möglich zu reagieren und unseren kurzzeitigen Vorteil auszunutzen."
Selbstverständlich wäre das gut! Wie kannst Du an meiner Anweisung zweifeln?
"Anweisung? Nun ja, wie auch immer."
Sie steckte das schwere Schwert mit einem leise scharrenden Geräusch zurück in das Gehänge und machte sich auf den Weg, die Steinstufen herab, zu dem Gnom.

30.09.2007 2: 25

Breda Krulock

Im Gebäude roch es nach verglimmenden Holz, dicke Rauchschwaden zogen vom ebenerdigen Erdgeschoss in die darüber liegenden Räumlichkeiten als der Einsatztrupp der FROGs durch die aus den Angeln gehobene Tür trat.
"Wo ist sie hin?" Stefan Mann kniff die Augen zusammen als sich brennende Traenen bildeten und rieb mit seiner Hand übers Gesicht. "Ist sie verrückt hier alleine reinzulaufen?" Sein Blick glitt die Treppe hinauf, doch Valdimier van Varwald schob sich in sein Blickfeld.
"Raus mit euch, die Rauchbildung ist zu stark. Wartet draussen auf weitere Befehle."
Noch bevor sich die anderen Waechter komplett zurueckgezogen hatten, stieg der Vampir die knirschenden Stufen hinauf, trat durch die immer dicker werdene Rauchschicht an die Oberflaeche des ersten Stockwerkes und sprang augenblicklich zurück.
Die Ursache seines Aufenthaltes, der missgebildete Vampir, schrie gellend auf als Valdimier durch die Wucht von Bredas Körper gegen die hinter ihm liegende Wand prallte. Zum ersten mal hatte der FROG die Gelegenheit, einen genaueren Blick auf die Vampirbrüder samt all ihrer fehlgebildeten Details zu erhaschen... und ihm schauderte.
Beide Schädel waren an ihren Wangen und Schläfen zusammengewachsen und der Mund bildete einen langen, weit aufgerissenen Schlund mit mehreren Zahnreihen. Der Koerper war mit verstümmelten Gliedmassen ausgestattet und es fiel ihm sichtlich schwer, das Gleichgewicht zu behalten. Es schrie erneut auf, als es sich in unberechenbarer Geschwindigkeit auf die beiden am Boden liegenden Vampire warf. Bevor sich Valdimier zur Seite rollen konnte, war Breda dem Ding bereits mit gespreizten Armen entgegen gesprungen und krallte sich an seine Kleidung fest, während sie versuchte ihn durch Schläge zu Boden bringen zu können. Der Raum war geschwängert mit einer zum zerschneiden dichten Mauer aus Wut, Hass und ... Valdimier war sich anfangs nicht ganz sicher, aber er spürte auch Angst. Den Moment nutzend machte er sich daran, die Aura des missgebildeten Vampires näher zu betrachten. Breda, die immer noch an dem Wesen klebte, war umgeben von blutroten Funken, sie sprühten aus jeder Faser ihres Leibes und er machte sich Sorgen über ihren Berserker Ausbruch. Doch es war nicht an der Zeit fuer Standpauken, den Bredas Gegner strahlte eine Aura wie ein Regenbogen, dominiert von einem kräftigen blau. Angst. Es ist nicht so, das der Vampir die Farben sehen konnte, nein. Er spürte sie. Jede Farbe hat einen Geschmack im Sinne einer Aura und die Brüder schmeckten sinnlich sehr stark nach Angst. Erst jetzt wurde dem FROG Vampir bewusst, welche Schmerzen das Wesen haben musste, welche Verwirrung in seinem inneren vorgehen musste. Und Angst und Wut waren eine grausame Mischung.
Erneut flog die Vampirin in eine Ecke, krachte mit dem Rücken gegen die Wand und ließ den Putz von der Decke bröseln. Das Feuer züngelte sich derweil durch die Dielen und die Treppe hinauf.
"Hauptgefreite!" schrie Van Varwald, als Breda sich aufraffte und zu einer erneuten Attacke ansetze. Ihr Umhang glühte gefährlich am äußerem Saum und auch am rest der Uniform hatte der Kampf deutliche Spuren hinterlassen. "Schluss jetzt, dass ist ein Befehl!"
Breda zögerte und sah von den Brüdern zu ihrem Kollegen. Langsam nahm sie ihre zu Fäusten geballten Hände runter und richtete ihre Gestalt. Der Koloss hinter den beiden Wächtern hatte sich derweil auf den Boden stürzen lassen und hielt seinen massigen Kopf mit zwei Stumpen, die einmal seine Hände gewesen sein mussten. Er bebte langsam vor und zurück. Der DOG sah seine Chance, doch eine scharfe Stimme drang tief in sie hinein und schien sie wach zurütteln. Die Anspannung verlor sich nun komplett aus ihrem Gesicht und sie sah aus wie die Breda die jeder kannte. Valdimier konnte diese Reaktion nicht richtig zuordnen, beließ es aber dabei. "Wir müssen ihm helfen, egal wie."
Beide sahen zu dem wimmernden etwas als sich das Feuer die Treppe nahm und sie krachend zusammen stürzen ließ.

Von Stroganoff sass in einem ledernden Sessel und lauschte den Worten seiner Tochter, welche eifrig losplapperte. Auf einem kleinen Schemel neben dem Grafen stand ein Käfig, derzeitiges Gefängnis von Rascaal Ohnedurst. Es war dem Kommandeur nicht gelungen, seine Flucht durch die anderen Vampire fortzusetzen und war ihnen in die Falle gegangen. Er ahnte nur, was ihm noch alles passieren würde.
"In einem Keller sagst du, hm?"
"Ja, Papa. Und ich weiß auch wo die dummen Wächter sich aufhalten. Jetzt kriegen wirr sie Papa."
Der Graf hatte sich zurückgelehnt und beide Hände aneinander gelegt. "Sicher doch, mein Kind. Aber zuerst müssen wir deine Brüder finden. Sie sind wich...arghh..." Des Grafen Körper zuckte zusammen und krampfte sich nach vorn. Malissa sprang auf.
"Papa, Papa! Was hast du denn? Sag schon! Papa?"
Der Vampir fiel vornüber auf die Knie und krallte seinen langen Finger in das Holz auf dem er lag.Lange Rillen zogen seine Nägel durch das Holz. Als er aufsah, stürzte seine Tochter zurück in den Sessel und sie fing an zu weinen.
Die Gestalt vor ihr, ihr Vater, hatte zwar noch alle Züge seines Gesichtes, aber sein Gesicht veränderte sich. Die Schnauze wurde lang und haarig und seine Augen wurden zu leeren Höhlen, in welchen nur noch glutrote Rubine zu leuchten schienen.
"Dafürr werrdet ihrrr büßen..."

Mit einem enormen Krachen fiel das Gebilde in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Die Flammen wuchsen in die Höhe um dann gemeinsam auf die Überreste des Gebäudes zu stürzen. Sie nährten wohl am Holz und ließen nichts weiter zurück als Schutt und Asche.
So ist es am besten. Immerhin waren sie welche von uns.
Breda nahm die geistige Kommunikation an und bestätigte stumm ihren Vampirkollegen.
Es schien wirklich das beste gewesen zu sein. Kein Vampir, egal welcher Seite er angehört, hatte so ein Leben verdient. In der Asche des alten Hauses wurde den beiden Brüdern eine ewige Ruhestätte gegeben und falls es irgendwann einmal zu einer Regenerierung, ob nun gewollt oder ungewollt, so sei es. Doch die Wahrscheinlichkeit betrug gleich null, und das wussten die Stroganoff Söhne.
Breda blickte auf die letzen Flammen unds versuchte sich zu konzentrieren. Sie wusste von der Pulverisierung, auch von der Jagd und dem Kampf. Sie wusste auch den Grund, doch warum sie es tat, konnte sie sich nicht beantworten.
"Wir sollten Bericht erstatten..."


01.10.2007 22: 29

Kannichgut Zwiebel


Es gab Leute, die sprachen dem Schlamm von Ankh-Morpork Intelligenz zu. Vor dem Hintergrund der magischen Strahlung der Unsichtbaren Universität und dem großen Anteil biologischer Masse im Schlamm, war die Behauptung nur schwer von der Hand zu weisen. Und jetzt floss trotz der Bemühungen der Stadtwache knapp ein halbes Dutzend eingeäscherter Vampire auf mehr oder weniger direktem Wege gen Ankh. Einige hatten den Kontakt mit intelligenten Teilen des Ankh-Morpork-Schlamms nicht überstanden, andere waren in die Kanalisation gestürzt. Eine dritte Gruppe dagegen schwamm nichts ahnend und denkend in einer Abflussrinne dahin, die an der großen Schlachterei vorbei führte.

Es war etwa eine Stunde vor Morgengrauen, als der Plan Gestalt annahm. Vor dem Mittwärtigen Tor hatte sich ein Gutteil der Wächterschaft versammelt. Unterstützung erhielten sie von ein paar Männern und Frauen, die bei Vollmond Fellprobleme bekamen. Den Großteil der provisorischen Armee aber bildeten freiwillige Helfer aus dem kämpferischsten Teil der Zivilbevölkerung Ankh-Morporks: junge Männer mit Flaum im Gesicht, Ehemänner mit einem schlechten Gewissen, Perspektivlose und Glücksritter.
Ophelias Blick wanderte über die versammelte Menge und konnte ihre Freude nicht komplett verbergen. Es war wie in ihren Lieblingsgeschichten: Der mit Heugabeln und Fackeln bewaffnete Mob rottete sich zusammen und zog, von ein paar Helden geführt, singend zum Schloss des Grafen, der kein gutes Ende erwarten durfte.
Sie bedauerte nicht, dass die Assassinen sie nicht begleiten, sondern die Integrität der Stadt wahren würden. Zum Einen fühlte sie sich in Gegenwart der schwarz Gekleideten mehr als unwohl, zum Anderen passte das überhaupt nicht in ihre Vorstellung davon, wie diese Geschichte weitergehen sollte.
"Prima", raunte Harry ihr von ihrer Schulter aus ins Ohr. "Eine Armee haben wir. Die Stadt ist ... nun ja geschützt. Jetzt brauchen wir eigentlich nur noch ein Ziel ..."
"Ich glaub', ich kann da weiterhelfen ..."
Alle Wächter in der Nähe drehten sich zu Breda um, die in Begleitung von Valdimier und den übrigen Frogs der Einsatztruppe beim Mittwärtigen Tor ankamen.
Ophelia, inzwischen wieder ganz sie selbst, quiekte erfreut auf und fiel ihrer Freundin überschwänglich um den Hals. Breda ließ sie eine Weile gewähren. Nach den Strapazen der Nacht tat ihr diese Umarmung mehr als gut, auch wenn es sie einen Moment kostete, das zu erkennen. Dann drückte sie die Freundin, die ob des Augenblicks der Unschicklichkeit kurz errötete, sanft von sich und wandte sich vornehmlich an Harry, der sich unangenehm berührt die Uniform glatt strich. Von seiner Position auf Ophelias Schulter aus, hatte er keine andere Wahl gehabt, als unfreiwillig an der Umarmung teilzunehmen.
"Ähm ja ...", stammelte er.
Breda ignorierte Harrys Verlegenheit. "Ich weiß, wo der Stroganov seine Basis hat", sagte sie. Und ihr wollt gar nicht genau wissen, woher ich das weiß, ergänzte sie in Gedanken und dachte mit kurzem Schaudern an die Zeit als Teil eines Aschehaufens.

Indes hatte ein wütender Graf seine Vorbereitungen für die nächste Nacht getroffen. An Schlaf war nicht zu denken und so hatte er auch Vorbereitungen für den nahenden Tag getroffen. Er wollte er sich eine besondere Genugtuung gönnen.
Kurze Zeit später hing deshalb die Fledermaus Rascaal in ihrem Käfig an dem ausladenden Ast einer purpurroten alten Ulme. Für eine Rückverwandlung war der Käfig zu klein und zu stabil. Rascaal wollte nicht riskieren, sich alle Knochen zu brechen, solange noch Hoffnung bestand auf ... ja, auf was eigentlich?
Der Graf stand im Dachgeschoss des zu einem Kommandoposten umfunktionierten Bauernhauses, von wo er das anstehende Spektakel im sicheren Schatten verfolgen können würde. Seine Rage, zumindest die äußere war vorüber. In ihm allerdings kochte es noch. Es hatte mehrere seiner Untergebenen große Anstrengung und zwei von ihnen das Leben gekostet, ihn nach dem ziemlich endgültigen Tod seiner Söhne zu beruhigen. Er ließ sich von Igor einen goldenen Kelch reichen, in dem eine rotbekannte Flüssigkeit schwenkte.
Wenigstens das, dachte er und wandte den Blick von der unterm Baum zappelnden Fledermaus ab. Und in der nächsten Nacht Ankh-Morpork.

02.10.2007 8: 18

Huitztli Pochtli

Breda erstattete Harry etwas detaillierter Bericht über die vergangenen Ereignisse. Nachdem sie geendet hatte, blickte der Gnom stumm zum Tor.
Schließlich schaute er wieder zu ihr auf.
"Die Frage ist jetzt, wie wird sich das...endgültige Ableben der Stroganoff Söhne auf unsere Situation auswirken? Wird es Stroganoff schwächen oder erst Recht wütend werden lassen? Seine Taktik war bisher schon schwer einzuschätzen."
"Die Stadtvampire gehen davon aus, dass seine Kräfte für eine Weile abnehmen werden. Jedoch nur für kurze Zeit. Er wird sich erholen und dann mit umso größerer Härte und Rafinesse zuschlagen. Dazu dürfen wir ihm nicht die Gelegenheit geben. Es ist Zeit, dass wir selbst angreifen."

Professor Anbrosius und Allesfred hockten geknebelt Rücken an Rücken gefesselt unter Rascaals Gefängnis und versuchten sich ihrer Fesseln zu entledigen. Die Stricke saßen jedoch fest und ließen kaum Raum für Bewegung. Während Allesfred besorgt das Wirtshaus im Auge behielt, betrachtete Professor Anbrosius die rund um das Wirtshaus umherstreifenden Halb- und Vollvampire mit wissenschaftlichem Interesse. Wenn er jetzt doch nur sein Notizbuch zur Hand hätte, was es hier doch alles zu notieren gab! Vor allem diese Fledermaus, die über ihnen in den Käfig gesperrt hing. Das Erscheinungsbild war eine einfache Desmodus rotundus, doch ihre Augen... Schon seit Minuten starrten sie ihn unverwandt an. Er blickte weg und gab sich eine gute Minute, ehe er wieder hinsah und noch immer blickte diese Fledermaus ihn an, als wolle sie ihm etwas sagen.

Die dritte Gruppe eingeäscherter Vampire passierte gerade den Abfluss von Dünnbiers Schlachterei, deren Betrieb gerade auf Hochtouren lief. Ein Schwall aus Abwasser, Blut und Schlachtabfällen ergoß sich über die passive Asche-Sightseeing-Gruppe und bewirkte beinahe sofort eine Reaktion. Unter normalen Umständen wäre es nun zu einem Wiederauferstehen der Vampire gekommen. Doch hier lagen die Dinge etwas anders. Das Wort 'Kompliziert' traf es nicht mal annähernd. Während ihres Dahinscheidens, hatten einige der Vampire bereits wieder ihre menschliche Gestalt angenommen, während einige noch Fledermäuse geblieben waren und wiederum andere inmitten der Transformation steckten. Als sei dies ohnehin nicht schon genug, waren die Körper leider nicht vollständig beisammen geblieben. Ein Teil der Asche, der die fehlenden Körperteile beinhaltete, war inzwischen im Ankh gelandet oder hatte unliebsame Bekanntschaft mit intelligentem Ankh-Morpork Schlamm gemacht.
Zu der Vampirasche hatte sich auch Holz- und Kohleasche gemischt, so dass der Lebensfunke zwar ständig zu zünden bemüht war, jedoch keine beständige Daseinsform zu erwecken vermochte. Durch den dauerhaften Beschuß erhitzte sich die brodelnde Masse derart, dass sie schließlich in Brand geriet und einen weiteren üblen Geruch zu dem Pottpourie des 'Odeur de Ankh' hinzufügte. Nach weniger als fünf Minuten erinnerte nur noch eine zähe teerartige Masse an die ehemals wiedererweckbare Asche der Vampire.

11.10.2007 13: 30

Lilli Baum

Wie goldener und überhaupt nicht klebriger Sirup wälzten sich die ersten Sonnenstrahlen über die Stadtmauer von Ankh-Morpork und vertrieben nicht nur die Dunkelheit, sondern auch die Angst in den Gemütern der etwas paranoideren Ankh-Morporkern.
Deswegen sangen später die Volkslieder auch von einem prächtigen Heer, dass auszog, um den unholden Heerscharen der Vampire Einhalt zu gebieten, nur mit Mut ausgerüstet.
Die Lieder erwähnten nicht, dass Mut ein Synonym für alle langen, spitzen, scharfen, kreuzförmigen, nach Knoblauch riechenden und/oder brennenden Gegenständen war, die die Meute auftreiben konnte, und dass die Vampire sich gefährlich in der Unterzahl befanden. Das Tageslicht war ebenfalls ein Faktor der aus dramaturgischen Gründen ausgelassen wurde.

Nichts desto trotz - oder vielleicht gerade deswegen - bot die von einigen Wächtern angeführte und bis an die Zähne bewaffnete Meute einen höchst imposanten Anblick.

'Wir sollten ein Lied singen', schlug die erste Stimme vor.: 'Irgendwas heroisches. Oder die Hymne von Ankh-Morpork.'
'Das ist jetzt wohl kaum angebracht!', zischte die zweite Stimme: 'Schließlich sind wir nicht zu unserem Vergnügen hier!'
Eine dritte Stimme schaltete sich ein: 'Bei der Schlachtergasse gab es einen kleinen Vorfall.'
'Was ist passiert', fragte eine weitere Stimme.
'Die Asche der anderen hat mit dem Schlamm und sich selbst reagiert... Ein kleines Feuerchen brennt jetzt dort. An sich kein Grund zur Sorge' , erklärte Vampir Nummer drei.
'Nun gut, ich werde die anderen benachrichtigen', informierte ein fünfter, der bis eben geschwiegen hatte und brach auf.
Aus irgendeinem Grund hatten sich gleich mehrere Vampire in Lillis Kopf eingenistet und nutzten sie als eine Art mobile Operationsbasis um die anderen Vampire zu kontaktieren und Informationen auszutauschen. Vielleicht lag es ja daran, dass sie ihre mentalen Türen weit geöffnet hatte und ein methaphorisches Schild mit der Aufschrift "Tag der offenen Tür" aufgestellt hatte. Oder daran, dass der erste Vampir sehr schnell gemerkt hatte, das sie ihm zwar etwas Aufmerksamkeit schenkte und aufmerksam zuhörte, allerdings keinerlei Anstalten machte, auf ihn zu hören.
Lilli, die sich etwas wie ein laufender Semaphorenturm für Kakaotrinker vorkam, trottete hinter den anderen Wächtern ungefähr mittig in der Menge und zog einen geliehenen Leiterwaagen hinterher, auf dem sie kurzerhand die entladenen Echsen geladen hatte. Diese lagen ziemlich faul und träge herum, während sie darauf warteten, dass die Sonne sie wieder aufladen würde.

Der Vampir Nummer Fünf, der übrigens den Namen Koreander[7a] trug, streckte vorsichtig seine mentalen Fühler von dem Baum aus von dem er momentan operierte und tastete sich ganz vorsichtig an den nächsten Wächter voran, der von einem seiner Gefährten besetzt worden war, so dass der Träger selbst die Präsenz eines weiten Vampires nur erahnen würde. Es war den meisten schon schwer genug gefallen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, einen von ihnen an sich heranzulassen, dass es mehr als unhöflich gewesen wäre, wenn ein zweiter direkt dazu käme. Natürlich gäbe es auch andere Kommunikationsmöglichkeiten, aber da die Schwarzbandler keineswegs ihr Versteck in der Stadt verraten wollten, indem sie laut redeten, was ein unvernünftiger Bürger hätte hören können, war diese Möglichkeit am günstigsten, da man sich nur an einer Person orientieren musste; die außerdem (zumindest im Moment) genau wusste, wo sich die meisten ihrer Kollegen befanden.
Gerade als Koreander eine zarte Verknüpfung mit dem Vampir in Ophelia knüpfen wollte, um ihn über den Brand bei den Schlachthäusern zu berichten, nahm er eine andere Präsenz wahr. Vorsichtig tastete er sich voran, bemüht nicht in Kontakt mit den Stroganoffschen Schergen zu kommen und kehrte wenige Augenblicke später wieder zurück in Lillis Kopf.
'Ich habe den mehr als berechtigten Verdacht, dass man unser Versteck herausgefunden hat!", informierte er die anderen.

Augenblicke später bliebt Lilli stehen; das ständige Vampirgebrabbel, das in den Hintergrund ihrer Aufmerksamkeit gerutscht war, war auf einmal weg.
Mindestens genauso irritiert vom plötzlichen Verlust der mentalen Unterstützung, kam der Marsch der Wächter an der Spitze der Menschenmenge ins Stocken.

Rascaal unterdessen hatte mit anderen Problemen zu kämpfen. Er hatte zwar gewaltiges Glück gehabt, weil der Baum an der Westseite des Gebäudes stand, aber die Sonne würde nicht ewig so niedrig im Osten stehen. Schon jetzt berührte das Licht den oberen Rand seines Käfigs. Er hatte eine letzte Gnadenfrist, nicht mehr.


14.10.2007 15: 52

Ophelia Ziegenberger

Das Licht der frühen Morgensonne sprach dem Regen der vergangenen Nächte Hohn und vergoldete alles, was es großzügig übergoss. Die weiten Felder, die vereinzelten Baumgruppen und sanften Hügel um die Stadt herum strahlten auf, als sie Stück für Stück von der vorrückenden Sonne in gleißendes, klares Licht getaucht wurden. Die Szenerie lag wie eine kostbare Tapisserie ausgebreitet vor dem Grafen, der sie genüsslich aus dem Schatten des überhängenden Dachfirsts beobachtete. Wobei er das jubilierende Gezwitscher der Vögel ignorierte, ebenso wie die fluffigen Schäfchenwolken. Der Frieden des Bildes wurde seiner Meinung nach erst durch die Agonie mittig des Arrangements gewürzt. In der mächtigen Buche mit ihrem prächtigen, ausladenden Geäst, schaukelte seit wenigen Sekunden der kleine goldglänzende Käfig heftig hin und her. Stroganoff schmunzelte böse.
"Igor!"
"Ja, Meifter?"
Der Graf würdigte seinen Diener nicht einmal eines Blickes, als er ihm den leeren Kelch reichte.
"Ich wünsche etwas Frischeres as dies."
"Sehr wohl, Meifter."
Das leise Schlurfen entfernte sich wieder und Stroganoff verschränkte seine Arme locker vor der Brust. Dieses Schauspiel hier würde nicht mehr allzu lange dauern und er spürte deutlich, dass er seine Kräfte dringend erneuern musste. Und zwar von Grund auf! Der Verlust eines Großteils seines Gefolges war nicht durch lediglich ein Becherchen Blut wett zu machen. Da bedurfte es schon einer umfassenderen Maßnahme. Und warum nicht das Notwendige mit dem Vergnügen paaren?
Das charakteristische Schlurfen kehrte zurück und mit ihm ein verhaltenes Schluchzen.
Der Graf ließ sich Zeit damit, sich von dem Baum und seinem verzweifelt flatternden Feind abzuwenden. Das bösartige Lächeln auf seinen Zügen veränderte sich und wurde zu einem Blick, tiefsten Verständnisses. Er drehte sich mit einer eleganten Bewegung um, die seinen schwarzen Umhang in gleitende Falten legte und näherte sich der dünnen Küchenmagd. Igor hätte sie wenigstens zuvor in einen Zuber stopfen können. Dieser allgegenwärtige Geruch von Bratenfett, Lauge, Schmauch und Schweiß ging ihm allmählich auf die Nerven. Wenigstens war sie jung, mit rosigen Wangen und großen Augen. Welche ihn voller Angst ansahen. Und voller verzweifelter Hoffnung. Er mochte diese Mischung.
"Wie heißt Du, mein Kind?"
Die Stimme versagte dem Mädchen beinahe, als sie zitternd antwortete: "Annegret, Herr."
"Annegret also. Habe keine Angst vor mir, Annegret! Ich will Dir nichts Böses..."
Er näherte sich ihr und strich mit einer vorsichtigen Bewegung das Haar, welches sich aus dem Knoten gelöst hatte und ihr Gesicht in feinen Strähnen umrahmte, über ihre Schulter zurück. Sie schauderte bei der flüchtigen Berührung und allein diese kleine Reaktion führte in seinen wachen Vampirsinnen zu einem wahren Feuerwerk der Vorfreude.
Die Hoffnung in den großen dunklen Augen flackerte ein letztes Mal auf, dann erlosch sie vollends, als Annegret das leise Schließen der Tür hinter sich hörte und im selben Moment wusste, dass sie nun allein mit dem Vampir war.
Stroganoff nahm das schmale Gesicht zärtlich in beide Hände und ließ den kleinen Käfig Käfig sein. Der Feind war schon so gut wie tot, hier vor ihm hingegen sah das blühende Leben zu ihm auf.


21.10.2007 11: 51

Kannichgut Zwiebel

"Professor?"
"Ja, Allesfred?"
"Professor, ich habe nachgedacht ..."
"Ah! Endlich! Ich habe gewusst, dass meine Nähe deinen Geist eines Tages inspirieren und beleben würde! Erst hast du Dackel abgerichtet und jetzt denkst du sogar selbständig!"
"Äh ... ja. Dackel ist ein Schäferhund aus Lancre, er wurde dazu erzogen, sich abrichten zu lassen. Wie schade, dass sie ihn davon gejagt haben. Er könnte uns jetzt sehr nützlich sein. Professor?"
"Ja, Allesfred?"
"Kommt Ihnen das alles nicht seltsam vor?"
"Oja! Ich hoffe, dass der unfreundliche Graf seinen Irrtum bald bemerkt und uns losbinden lässt. Ich kann ehrlich nicht verstehen, dass er noch nie von Professor Anbrosius gehört haben soll. Von Professor Anbrosius, dem großen Fledermausforscher!"
"Professor", Allesfred nahm all seinen Mut zusammen, "ich habe mich gefragt, warum alle Fenster des Gasthauses vernagelt sind." Er deutete mit der Schulter grob in Richtung des Gebäudes, in dessen Schatten sie lagen.
"Ach", antwortete der Professor, "du hast doch gesehen, wie es da drin inzwischen aussieht! Seit der Graf mit seinem Gefolge das Haus requiriert hat, geht es mit der Inneneinrichtung bergab. Da sollte mal jemand gründlich durchputzen! Also ich würd' da auch niemanden reinschauen lassen."
"Äh, ja, Professor. Und haben Sie bemerkt, dass der Graf die kleine Offlerstatue im Eingangsbereich hat entfernen lassen?"
"Die war auch wirklich hässlich wie die Nacht!"
"Äh ja ... und wohin ist die Bilderserie 'Aus der Sicht des Blinden Io' verschwunden, die den Flur im ersten Stock schmückte?"
Der Professor klang verdutzt. "Da waren Bilder?"
Allesfred seufzte. "Wieso hat jemand die Knoblauchpastete von der Tageskarte gestrichen? Warum wurden alle Spiegel verhangen? Und erinnern Sie sich, Professor, was dieses kleine Mädchen gesagt hat, als wir bei dem Grafen äh ... Audienz hatten?"
Der Professor überlegte kurz und legte seine Stirn in mächtig tiefe Falten. Dann glätteten sich die Züge und hellten das Gesicht auf.
"Jetzt verstehe ich, worauf du hinaus willst, Allesfred! Großartig! Dass ich da von selbst nicht drauf gekommen bin!"
"Danke, Professor ..."
"Das Mädchen sprach von Stadtvampiren, die im Schutze einer Wächterschaft jagen. Das ist das fehlende Stück im Mosaik!" Der Professor begann, bei seinen Ausführungen hin und her zu zappeln. "Edmund Priehm hatte Recht, als er behauptete, die dritte Gattung der Desmodontinae könne in Ballungszentren ohne geschützte Bereiche nicht überleben. Wir müssen sie untersuchen, Allesfred! Und das Mädchen weiß, wo sie sich befinden! Wir müssen ..."
"Professor!", rief Allesfred. Stille folgte, in der Allesfred zutiefst bereute, eine unsichtbare Grenze überschritten zu haben.
Erst ein paar zwitschernde Vögel konnten die in der Luft hängende Spannung auflockern und so zeigte sich der Professor verständnisvoll. "Du hast Recht, Allesfred. Ich habe mich da zu sehr hinein gesteigert ..."
"Danke, Professor."
"... wir können natürlich nichts tun, ohne vorher den Grafen um Erlaubnis zu bitten. Das Mädchen ist immerhin seine Tochter."
Allesfred wollte seufzen, doch der während des Quasi-Dialogs angestaute Frust entlud sich erst in einem dumpfen Grollen und dann in einem erstickten Schrei.
"Jetzt reicht's, Professor! Wir sind Gefangene eines Grafen, der eine Armee von Vampiren befehligt, und damit meine ich nicht diese Miniblutsauger, wie den über uns im Käfig, sondern richtige! Aus Uberwald! Solche, die Jungfrauen aussaugen und sich in Nebel verwandeln! Tagsüber in einem Sarg schlafen und Sonnenblumenkerne zählen müssen! Die kein Spiegelbild haben und Knoblauch hassen! Vampire, Professor!"
Wieder folgte eine, diesmal vom Summen der Bienen untermalte, Stille.
"Oh", sagte der Professor nach einer Weile. "Du meinst also, wir sollten ... verschwinden?"
"Ja, ja und noch dreimal ja, verdammt! Und jetzt fischen Sie bitte die Nagelschere aus ihrem Kulturbeutel, der an Ihrem Gürtel hängt!"
"Eine vorzügliche Idee, Allesfred, ich werde sogleich ..."
"Na, na, na", sagte eine Stimme, die nicht entschieden hatte, ob sie mehr belustigt oder enttäuscht sein wollte.
Allesfred und der Professor wandten ihren Kopf der Stimme zu und sahen einen Halunken. Einen, der für Gold sogar in die Dienste eines vampirischen Grafen trat. Einen, der sich Zahnzwischenräume mit dem langen Dolch reinigte, den er jetzt spielerisch in einer Hand wog. Einen, der für einen guten Witz seine Mutter verkauft hätte.
"Was habt ihr denn vor?", fragte er die beiden rhetorisch.

21.10.2007 14: 00

Huitztli Pochtli

Allesfred und Professor Ambrosius zuckten zusammen, als der schleimigen Stimme ein ungewaschener Körper folgte und hinter dem Baum hervortrat.
"Eine Nagelschere haben wir also versteckt? Ich fürchte, die werdet ihr für eine gewisse Weile nicht benötigen. Vielleicht sogar - nie wieder..."
Er lachte heiser bellend über seinen gelungenen Witz und schlug sich mit der freien Hand auf den Oberschenkel.
Professor Ambrosius hatte nur Augen für den scharfen Dolch, auf dessen Schneide die ersten Strahlen des Sonnenlichts dieses Morgens blitzten. Allesfred dagegen fühlte, dass er einen Scheideweg in seinem Leben erreicht hatte. Der Wegweiser an dieser Kreuzung wieß in zwei Richtungen: TODESMUTIG und TOTLANGWEILIG. Er entschied sich für ersteres. Der Halunke beugte sich über Allesfred und nestelte an der Gürteltasche des Professors herum. Allesfred musste würgen, als der optische Eindruck von 'dreckstarrende Klamotten' eine olfaktorischen Bestätigung erfuhr. Aber er überwand seine Abscheu und setzte sein Vorhaben furchtlos in die Tat um.
Johann Gottlieb Wendehals war einer der ganz harten Sorte. In ihm vereinte sich alles, dem selbst ein erfahrener Kneipenschläger lieber aus dem Weg ging. Johann kannte sich mit Schmerz aus. Er war der Schmerz. Schmerz war für ihn etwas, das nur anderen passierte, die ihm begegneten. Doch nicht heute. Heute kam der Schmerz zu ihm. Und er kam so schnell zu ihm, dass keine Zeit mehr für eine angemessene Antwort blieb. Als seine Lichter ausgingen und sein gekrümmter Körper von Professor Ambrosius und Allesfred herunterrutschte, landete der Dolch direkt neben die beiden. Professor Ambrosius mustere überrascht den bewußtlosen Mann.
"Möglicherweise akute Bauchschmerzen. Der Blinddarm womöglich. Man kann es diesen Leute immer wieder predigen, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist, aber sie schlagen alle guten Ratschläge in den Wind. Und das hat er..."
Weiter kam der Professor nicht, denn Allesfred konnte den Würgereflex nicht länger unterdrücken und erbrach sich auf den Bewußtlosen.
"Ist dir das Frühstück nicht bekommen?"
"Halten sie endlich die Klappe!", raunzte Allesfred und der Professor leistete dem konsterniert Folge, "Schnappen sie sich endlich den Dolch und befreien sie uns von den Fesseln!"
Hastig schnippelte der Professor an den Stricken und zerlegte sie mühelos in ihre Einzelteile. Allesfred wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Der eklig säuerliche Geschmack nach Schweiß, Dreck und anderen Widerwärtigkeiten hatte zwar nachgelassen, war aber nicht vollends verschwunden. So etwas würde er nie wieder tun, schwor er sich. Dann doch lieber sterben.
Die ganze Zeit über hatte Rascaal dem Treiben unter sich zugesehen. Doch die Sonnenstrahlen, die nunmehr auch durch das Blätterdach des Baumes tasteten, brachten ihn schlagartig ins Hier-und-Jetzt zurück. Ein Geruch nach angeröstetem Fleisch verbreitete sich und Allesfred bemerkte das panische Zappeln im Käfig. Er richtete sich stöhnend auf und zog dabei seine Jacke aus. Sorgfälig wickelte er den Käfig darin ein und schnitt mit dem Dolch das Seil durch, an dem der Käfig hing.

Beinahe zärtlich betrachtete der Graf das verängstigte Gesicht der jungen Maid und ließ seine Augen über ihre Züge wandern, gerade so, wie ein Kritiker ein außergewöhnliches Gemälde begutachtete. Mit einer eleganten und gleichzeitg sanften Bewegung legte Stroganoff seinen Arm um das Mädchen und beugte sich zu ihrem Hals hinunter. Noch während Graf Stroganoff seine Fangzähne in den zarten Hals des Mädchen grub, schwankte er innerlich zwischen einer einfachen Mahlzeit oder der Erschaffung einer weiteren Begleiterin zum Zeitvertreib. In die gedanklichen Harmonien der Überlegungen zu Letzterem, geriet die dissonannte Altstimme seiner Gattin und gemahnte ihn an die möglichen Konsequenzen, wenn sie von der neuen Mätresse erfuhr. Er dachte immer noch mit einem gewissen Schaudern daran, was dem letzten Mädchen widerfahren war. Und ihm danach.
Mit einem Seufzen saugte der Graf dem Mädchen auch den letzten Rest Blut aus und ließ den leblosen bleichen Körper fallen, wie einen leeren Weinschlauch.
Satt und ermüdet von der letzten Nacht und der guten Mahlzeit, wankte er zu seinem Sarg, den er hatte auf den Dachboden stellen lassen. Er öffnete den Deckel und kletterte hinein. Einen letzten Blick auf den Wolkenhimmel werfend, legte er sich zurück und schloss den Sarg. Die nächste Nacht würde kommen und es würde seine Nacht sein!


21.10.2007 18: 18

Ophelia Ziegenberger

Die erste Gruppe des Angriffspöbels, die aus Wächtern bestand und bisher kräftig ausschreitend vorneweg gegangen war, war ins Stocken geraten.
Der kleine Stabsspieß schaukelte noch kurz bedenklich auf der Schulter seines Lance-Korporals, bis er das Gleichgewicht wieder erlangt hatte.
"Sind sie etwa alle abgehauen?" Ein Blick in die verdutzten Gesichter um ihn her überzeugte ihn von seinen Befürchtungen und er stieß für ihn gänzlich uncharakteristische Flüche aus.
Ophelia konnte nicht umhin diese wahrzunehmen, immerhin streiften sie umgehend ihr linkes Ohr, aber sie bemühte sich damenhaft darum, sie zu ignorieren. Eine nur für sie hörbare Stimme half ihr dabei.
Der Winzling soll sich nicht übernehmen. Wir haben eine Sache zu klären, die eindeutig Vorrang hat, dann sind wir wieder ganz bei Euch. Solange seid Ihr eben etwas mehr auf euch allein gestellt aber angeblich ist die Wache ja so toll, dass das kein Problem darstellen dürfte.
Eine andere, leisere Stimme meldete sich in Ophelia zu Wort - im übertragenen Sinne. Nämlich die der Wächterin. Und diese konnte es nicht guten Gewissens geschehen lassen, dass vielleicht wichtige Informationen an ihr vorüber zogen.
"Was ist das für eine zu klärende Sache?" Sie beeilte sich, wenigstens eine Erklärung für ihren Wissensdurst abzugeben. "Es ist wichtig, das zu wissen. Wir zählen auf Euren großzügigen Beistand. Und es wäre gut, abschätzen zu können, wann Ihr uns wieder gänzlich zur Seite stehen werdet."
Racul war merklich verärgert über so viel Penetranz. Aber irgendetwas hielt ihn einen Moment lang zurück und mehr aus Ungeduld, denn aus einem anderen Grunde, antwortete er ihr.
Es gibt einen Verräter in unseren Reihen. Wir haben zwar mit so etwas gerechnet aber das macht es nicht einfacher, damit umzugehen. Zumal wir noch nicht wissen, wer es war! Wir werden etwas Zeit für... Befragungen benötigen, selbst wenn der Kreis der Verdächtigen nicht mehr allzu groß ist. Einige von uns sind... näher am Geschehen als andere, so dass sie den Kontakt zu Euch nicht ganz werden halten können. Ich werde mich darum bemühen, meine Konzentration aufzuteilen. Das muss Euch als Auskunft genügen."
Ophelia spürte, wie die Kälte in ihrem Sinn etwas verblasste, als wenn ein Hauch des Sonnenscheins um sie herum den Weg zurück in ihr Inneres gefunden hätte. Sie atmete unwillkürlich tief durch und lächelte. Dann wandte sie sich an den Vorgesetzten auf ihrer Schulter und unterbrach ihn in seiner Schimpftirade.
"Sör, sie sind nicht ganz weg. Wenigstens nicht alle."

21.10.2007 21: 19

Breda Krulock

Die Wächter hatten dem Lance Korporal aufmerksam zugehört, fühlten sich jedoch immer noch leer und unfähig, den Marsch fortzusetzen. Die schwache Spur Raculs schien nicht zu genügen, um ihnen das Gefühl von Kraft und Siegessicherheit wiederzugeben, und so kam es zu einer kleinen Auseinandersetzung.
"Ich habe keine Lust als Vampirfraß zu enden. Wer garantiert uns denn, dass sich dieser untote Mistkerl nicht auch zurückzieht, so wie die anderen.?" Argumentierte Ettark lauthals und wild gestikulierend. Die freiwilligen der Truppe horchten interessiert auf.
"Wir sind doch nichts als Spielzeug, wandelnde Blutkonserven die ihnen auch noch geradewegs in die Fangzähne laufen. Ohne mich!" Der junge Bergiger spuckte verachtend auf den staubigen Boden. Sein rechter Arm zuckte auf, um den Speichelfaden am Mundwinkel wegzuwischen, wurde jedoch von dem linken zurückgeschlagen. "Lasst sie uns ausräuchern und am besten schmeißen wir die beiden noch mit dazu!" Er deutete auf die zwei Wächter.
Viele der Zuschauer jubelten oder klatschten in die Hände, angesichts ihrer ausweglosen Lage und der nun total demotivierten Wächter schien dies das einzig richtige. Valdimier und Breda hingegen fanden diese Situation alles andere als angenehm, hatte ihr Mitwächter in seinem Wahn nun die Aufmerksamkeit auf sie beide gelenkt.
"Warum nehmen wir die beiden nicht gleich hier aufs Korn, lasst sie uns an Stöcke binden und sehen wie sie brennen!" Der Mann mit der Heugabel kam näher. "Stoßt ihnen einen Pflock durchs Herz!" Jubelrufe erklangen.
Ophelia Ziegenberger wusste gar nicht, wie ihr geschieht, als sie von einer Handvoll Bürger zur Seite gestoßen wurde. Harry krallte sich an ihren roten Haaren fest, um nicht hinunter zufallen, doch die junge Frau bemerkte dies nicht. "Was hast du angerichtet?" brachte sie müde hervor und fasste Ettark am Arm. "Was hast du angerichtet?" schrie sie. Es dauerte bis der Angesprochene reagierte und sich umdrehte. Sein Gesichtsausdruck erstarrte für einen kurzen Augenblick bevor es in sich zusammen fiel..
"Was? Was ist...ich... ." Sein Schrei kam so plötzlich, das Ophelia zusammenzuckte. Ettark sackte auf die Knie und hielt seinen Kopf in beiden Händen und schrie in den Himmel. "Geh' aus meinem Kopf ahhhhhhh... verdammt nochmal ihr $&%! Drecksviecher..argh."
"Er manipulieren uns, Lance Korporal. Wir müssen uns beeilen bevor noch schlimmeres passiert."
Der Pöbel hatte die beiden Wächter währenddessen eingekreist und fuchtelten wild mit ihren Waffen.
"Ich denke, meine liebe Breda, es wird Zeit." Valdimier rückte lächelnd seine Ermeni Sonnenbrille zurecht. "Oder möchtest du erneut eingeäschert werden?"
Beide Vampire waren durch das anrückende Tageslicht leicht geschwächt, aber ihr Überlebungsinstinkt lief auf Hochtouren. "Ich denke nicht, Kollege."
Es sah aus wie in eine dieser Szenen aus einem Klickerfilm, als sich beide Vampire schwungvoll ihren Umhang über den Kopf warfen, der sich dann im selben Augenblick zu einer breite, schwarzen Masse verwandelte uhnd ihn die Luft empor stieg.
Ophelia konnte ein aufzeufzen nicht unterdrücken, als sie die Fledermäuse aufstiegen sah. Aber sie erkannte auch, dass jede einzelne von ihnen ihre Probleme hatte. Der Tag war einfach schon zuweit voran geschritten.
"Es..es tut mir leid. Ich ... ich ... ."
"Ist schon gut, Gefreiter." Harry räusperte sich und drehte sich zu den anderen Wächtern zu..
"Ihr alle, seid Wächter von Ankh-Morpork. Jeder einzelne von uns hat auf den Schilling geschworen, der Wache mit all seinen Kräften mit Rat und Tat zur Seite zustehen. Und das werden wir jetzt auch machen. Wenn ihr nach Hause gehen wollt, dann geht. Geht hin und schaut euren Kollegen direkt ins Gesicht. Sagt ihnen, dass ihr aufgegeben habt weil ihr Angst hattet. Sagt euren Müttern, das all die anderen umsonst gestorben sind, weil ihr die Hosen voll hattet. Wir werden auch ohne diese geistige Hilfe unsere Stadt und ihre Bürger beschützen können, bei Ohm, dass werden wir. Dafür sind wir ausgebildet und trainiert. Manch einer von uns wartet sein ganzen Leben auf so eine Chance. Beweisst, dass ihr würdig seid, die Dienstmarke der Wache über eurem Herzen zu tragen. Und ihr!" Er wandte sich dem nun stillen Pöbel zu. "Auf meinem Schiff wird nicht gemeutert. Wir kämpfen alle für eine Sache, und was das ist sage ich euch. Ist das klar? Und wenn es nochmal einer von euch wagen sollte, einen Wächter anzugreifen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass dieser jemand nie wieder auch nur eine Heugabel ansehen kann. Verstanden?"
Der Wind wehte leise pfeifend über die Felder und wirbelte den Staub unter ihren Füssen auf, welcher just in diesen Augenblick eine enorme Bedeutung erhalten hatte.
"OB DAS KLAR IST!"
Ein mehrstimmige gemurmeltes "Ja, Sör!" erklang und das Kratzen schabender Füße war zu vernehmen. "Geht doch." Nuschelte der Gnom in Ophelias Ohr.
"Was machen wir nun?" fragte Johan. "So ohne die die Vampire wird es doch ziemlich schwer, oder?"
"Sie warten am Wirtshaus auf uns und bereiten den Weg vor."
Alle Augenpaare wanderten zu Kannich. Dieser schien erschrocken über seine eigenen Worte.
"Woher weißt du das?" fragte Harry und wusste die Antwort bevor die letzte Silbe seinen Mund verließ.
"Na dann lasst uns mal los!" Ettark zog sein Schwert und rannte los.


28.10.2007 19: 15

Kannichgut Zwiebel

Ich war ja schon in vieler Leute Köpfe, meinte Breda, aber in deinem ecke ich überall an diesem Klackerzeugs an. Wie kannst du da nur den Überblick behalten? All die Abkürzungen und Zahlenkombinationen ... EMP, LDK, 11.59 ... Ich möchte gar nicht wissen, was das alles zu bedeuten hat.
Obwohl Kannichgut sich inzwischen daran gewöhnt hatte, dass fremde Leute in seinem Kopf herum stöberten, war ihm zusehends unwohler geworden, als plötzlich die schlagfertige Kollegin in seinen Gedanken aufgetaucht war.
Ähm. Kannichgut setzte zu einer gedanklichen Antwort an. Ich ...
Nichts für ungut, Kannich. Valdimier und ich müssen in den Schatten. Bis später. Wir melden uns wieder.
Zurück blieb eine Leere, die sich nur langsam wieder mit eigenen Gedanken füllte. Kannichgut schluckte. Hoffentlich hatte sie nicht ... Nein. diese Gedanken hatte er sicher verwahrt. Oder?
"Zurück ins Glied, Gefreiter!", brüllte Harry ein Stück weiter vorne und holte Kannichgut so in die Welt außerhalb seiner Gedanken zurück. Bis Kannichgut feststellte, dass diesmal die Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern dem voran gestürmten Ettark gegolten hatte, vergingen einige Augenblicke. Der Marsch indes ging weiter und es war nicht mehr weit bis zum Wirtshaus. Kannichgut schaute sich um. Die Armee war deutlich geschrumpft, seit sie Ankh-Morpork verlassen hatten. Vermutlich hatten sich einige Leute daran erinnert, dass heute kein Feiertag war und stattdessen Arbeit zu erledigen. Anderen wiederum war sicher aufgefallen, dass die ausgewählte improvisierte Waffe ein paar Scharten oder Dellen zu viel aufwies und bestimmt überhaupt nicht vampirtötungstauglich war. Kannichgut schätzte, dass ihre Truppenstärke inzwischen auf etwa die Hälfte geschrumpft war. Und sie hatten noch nicht einmal Feindkontakt gehabt. Keines der von den Vampiren kontrollierten Bauernheere hatte sich ihnen bislang in den Weg gestellt. Er fragte sich, was genau der Plan sein würde, wenn sie schließlich beim Gasthof anlangten. Würden sie das Gebäude stürmen? Würde es eine Art Gegenbelagerung geben? Harry würde sie vorher sicher noch einmal zu einer Lagebesprechung zusammenrufen und seinen Plan erörtern. Und Ophelia würde ihn dabei unterstützen. Auf fähige Vorgesetzte war eben Verlass.

28.10.2007 20: 10

Ophelia Ziegenberger

Es war noch immer früh am Morgen und der sagenhaft schöne Sonnenaufgang versetzte Ophelia, zusammen mit der anfeuernden Rede ihres kleinen Vorgesetzten, in eine heroische Stimmung.
Ja, es wurde Zeit, dem Übel auf den Grund zu gehen! Der Gnom hatte Recht damit, wenn er sagte, genau für solche Vorkommnisse seien sie geschult und trainiert worden. Es war ihrer aller Pflicht, die Stadt, die Bürger und deren Rechte zu schützen. Was bildeten sich diese unzivilisierten Vampire ein, dass sie dachten, einfach so durch die Stadttore marschieren und Unbeteiligte aussaugen zu können? Andere Angehörige dieser Spezies mussten sich ja schließlich auch an die Regeln halten und vorher fragen! Nein, solch ein völlig deplaziertes Benehmen konnte nicht akzeptiert werden.

Sie näherten sich der letzten Wegbiegung vor ihrem Ziel und dann tauchte der kompakte Gasthof vor ihnen auf. Er lag rechterhand des tief durchfurchten Karrenweges und wirkte wesentlich kleiner, als Ophelia ihn sich vorgestellt hatte. Im Grunde bestand er aus nicht viel mehr als einem lang gezogenen Erdgeschoss mit angrenzenden Ställen und einem nicht sehr spitzen Dachgeschoss mit grade einmal sechs kleinen Kaschemmen, deren winzige Fenster zur Hälfte nach vorne hinaus zeigten.
Vor dem Gasthof stand ein bunt gemischtes Empfangskomitee bereit und sah ihnen mit grimmiger Vorfreude entgegen. Oder auch mit emotionslosen, erstarrten Mienen.

Harry wackelte mit dem Kopf. "Das sieht nicht gut aus." Er blickte sich unauffällig nach den versteckten Fledermauskollegen um und seufzte schwer. "Wir wissen nicht mal, ob sie zu uns gehören, wenn wir sie finden." Sein Blick schweifte zu der eigenen Truppe. "Vielleicht sollte ich einige letzte Worte an unseren Haufen hier richten, bevor wir zu nahe dran sind und die da drüben es verstehen können?"
Ophelia konnte ihre Sorge nicht länger an sich halten. "Sör, wir müssen sie schützen, bitte!"
Harry sah die junge Frau verwirrt an. "Natürlich, das wollen wir ja. Aber sie sind auch aus freien Stücken mit uns gekommen und alt genug sind sie auch. Und wenn was passiert... immerhin sind wir im Kampf!"
Der Lance-Korporal konnte seinen Blick kaum von den Gegnern abwenden, als er antwortete: "Nein, ich meine die unschuldigen Opfer unter ihnen. Sie sind gewiss nicht freiwillig dort drüben. Sie unterliegen teilweise der auf sie ausgeübten Macht Stroganoffs, da wäre es nicht rechtens, sie zu verletzen für etwas, wofür sie nichts können! Sie gehören doch auch zu den Bürgern, die wir schützen sollten!"
Harry hätte sich am liebsten die Hand vor den Kopf geschlagen. So aber, vor allem in Anbetracht der sie umgebenden Menschen, versuchte er schnell, die aufkeimenden Probleme im Keim zu ersticken, die er auf sie alle zukommen sah. "Sie haben die Stadt auf eigene Gefahr und entgegen den Anweisungen der Wache verlassen. Wir sind nicht für Dummheit oder Sturheit verantwortlich. Wenn es hart auf hart kommt, dann müssen wir zum Wohle derjenigen, die sich an unsere Anweisungen gehalten haben, handeln und durchgreifen!" Sicherheitshalber kam er einem weiteren Einwand der Wächterin mit endgültigem Tonfall zuvor. "Und das war ein Befehl, Lance-Korporal Ziegenberger!"
Er drehte sich dem näher gerückten Trupp Wächtern und der dahinter andrängelnden Gruppierung lebensmüder Helden zu. "Die beiden hochqualifizierten Vampire unserer Angriffseinheit kundschaften die Lage aus, bereiten unsere Aktion heimlich vor und sorgen so für Verwirrung in den Feindesreihen. Wir müssen das Gasthaus nur noch angreifen und den Grafen mit seinen Leuten unschädlich machen. Wenn ihr auf einen Vampir trefft, dann zögert nicht lange, sondern äschert ihn ein! Außer es ist die Frau von eben, oder der Mann mit den Augengläsern, der bei ihr war. Die sind tabu, damit das klar ist. Haben wir uns verstanden?"
Der scharfe Tonfall führte zu vereintem Nicken, wenn auch zu einem mit trotziger Qualität.
Er nickte sich selbst einigermaßen zufrieden zu, bevor er fortfuhr. "Das wichtigste ist es, den Anführer von denen da drüben auszuschalten, damit sie sich nicht mehr koordinieren können und damit sie leichter zu überrumpeln sind, denn dann müssten die unterdrückten Geiseln vom Bann befreit sein und wir haben es nur noch mit den letzten Vampiren zu tun. Der Kerl der sie anführt ist groß, schlank, schwarzhaarig und trägt ein Abendcape. Ja, ich weiß, nicht unbedingt die hilfreichste Beschreibung. Ich vermute, dass er von Leibwächtern beschützt werden wird, bestimmt sogar von solchen, die auch am Tage für seinen Schutz gewähren können. Also haltet die Augen offen nach einer kleinen Traube von Leuten. Denkt daran, dass das mit den Holzpflöcken am besten klappt, also möglichst gleich dazu greifen, anstatt lange rumprobieren zu wollen. Zur Not könnt Ihr mit Weihwasser und dem ganzen Kram ablenken, um nahe genug zu kommen aber allein damit kommt Ihr nicht weit. Also am besten immer schon den Hammer im Anschlag halten und aufpassen, dass Ihr den Pflock im Eifer des Gefechts nicht falsch rum haltet - Spitze nach vorn. Ich sage es nur vorsichtshalber." Er reckte sich mit gehetztem Gesichtsausdruck. "Habe ich irgendwas vergessen? Ach ja, Nachschub ist rar, also nehmt die Pflöcke nach Gebrauch auch wieder mit. Und wenn irgendwo Asche herumliegt, am Besten zusammenfegen und in die an Euch verteilten Dosen packen! Hat noch jeder eine dabei?"
Die Hände hoben sich und hielten die unterschiedlichst geformten Behälter empor.
"Sehr gut! Wenn wir das hier hinter uns haben, bekommt die Wache die Aschereste, ausnahmslos! Ihr nehmt keinen Vampir als Souvenir mit, die werden in unseren Zellen im Wachhaus arrestiert, ist das klar?"
Ein leises Murren ging durch die Reihen.
Der Gnom stemmte die Fäuste in die Hüften. "Leutchen! Wehe dem, den ich dabei erwische! Ich behalte Euch im Auge!" Er wandte seine Aufmerksamkeit den Gegnern zu, in die langsam Bewegung kam. "Ok, es ist soweit, es wird Ernst. Achtet aufeinander, helft Euch wann immer Not am Mann ist und... macht die Kerle fertig!" Er hielt sich am Uniformkragen Ophelias fest, streckte seinen Arm mit der unheilvoll blutrot glitzernden Nadel dem Feind entgegen und brüllte aus Leibeskräften: "Für Ankh-Morpork! Zum Angriff!"
Und als wenn sie nur darauf gewartet hätten, rannte ihnen die gegnerische Front mit einem tausend Mal lauteren Angriffsschrei und teilweise vor Vorfreude glühenden Gesichtern entgegen.


04.11.2007 18: 37

Harry

Ein Stück weiter im Wald, gut versteckt im Schatten einiger Bäume, aber immer noch so dicht am Gasthaus, dass man den Eingang beobachten konnte, war Professor Ambrosius eifrig dabei, sich Notizen zu machen.
"Also, Herr Immersatt..."
"Ohnedurst." Rascaals Stimme war so abweisend, dass man mit ihr hätte Bratpfannen beschichten können.
"Ohnedurst, in Ordnung. Vielleicht können Sie mir ein bisschen etwas über die Ernährungsgewohnheiten von Fled..."
Der Hauptmann drehte sich um und starrte den an einem Baum sitzenden Forscher aus seinen glühend roten Augen an. Dieser schluckte und verzichtete, ohne dafür erst Allesfreds flehende Blicke interpretieren zu müssen, darauf, die Fragen zu den Paarungsgewohnheiten zu stellen, die ihm auf der Zunge gelegen hatten.
Nachdem die beiden den Kommandeur befreit hatten, hatte der sie ohne Umschweife gepackt und war in einem günstigen Moment in den Wald geflohen, was relativ einfach war, da sich zu diesem Zeitpunkt alle auf die stadtwärtige Seite des Hauses konzentriert hatten. Jetzt beobachtete er, was vor dem Haus vor sich ging.
Er sah den Trupp von Wächtern und Zivilisten auf das Gebäude zustürmen, und er sah, wie der Trupp plötzlich innehielt, sich umsah... Mistgabeln und Fackeln hinter den Armen versteckte...
Verdammt!

Stroganoff grinste, und das Blut an seinen Zähnen schimmerte rot in einem einsamen Sonnenstrahl, der sich in das Zimmer verirrt hatte. Nein, sie waren ihm nicht gewachsen. Dieser kleine Trunk hatte ihm wieder auf die Beine geholfen. Nur das Sonnenlicht war noch zu viel für seinen geschwächten Körper...
"Was wollt ihr denn hier?", rief er nach draußen. "Seid ihr gekommen, um euch mir anzuschließen?"
Unsicheres Gemurmel war von der anderen Seite zu hören. Nun, das war schon besser als "Tötet den Vampir"-Rufe, oder nicht? Nein, denen würde jetzt auch keine Motivationsrede mehr weiterhelfen...
Die von ihm kontrollierten Menschen, die er ber Fernbefehl in den Keller geschickt hatte, dessen Position Malissa ihm geliefert hatte, hatten ihm zwar mitgeteilt, dass die Stadtvampire noch rechtzeitig hatten fliehen können, aber zumindest konnten sie die Wächter nicht mehr unterstützen. Sie hatten seine Macht unterschätzt und waren ihm schutzlos ausgeliefert.

Rascaal betrachtete die regungslos dastehende Truppe. Was sollte er jetzt tun? Auch er konnte gegen Stroganoff sicher nichts ausrichten, er hatte die Macht dieses Vampirs gespürt. Er musste...
Etwas unterbrach seine Gedanken. Etwas näherte sich. Etwas... Vampirisches. Ausläufer, Präsenzen, suchend... suchend nach ihm?
Ja, da waren Vampire in Schwarmgestalt. Nicht weit von hier. Rascaal sammelte seine Konzentration und bereitete sich auf einen mentalen Angriff vor.

06.11.2007 23: 23

Huitztli Pochtli

Huitztli stand inmitten der Truppe, die unentschlossen vor dem Gasthaus und dessen willenlosen Verteidigern Aufstellung bezogen hatte. Manche der Gesichter blickten teilnahmslos auf das Gebäude, in anderen ließ sich das langsame Heraufdämmern erster Erkenntnis über die Situation erkennen, in der sie nun alle Steckten. Es mochte ja heroisch sein, unerschrocken vorwärts zu stürmen und dem Übel die Stirn zu bieten. Andererseits hatte man von solchen Heldentaten eher selten aus erster Hand erfahren. Helden wurden im Allgemeinen nicht alt.
Harry winkte die Wächter zusammen.
"Ich bin offen für Vorschläge.", raunte er, so daß es nur die in umringenden Wächter vernehmen konnten.
Ophelia blickte zum Gasthof hinüber und ihre Augen wanderten über die verrammelten und vernagelten Fenster.
"Ein offener Angriff kommt nicht in Frage, Sir.", sagte sie, "Wir kennen die Räumlichkeiten nicht und wissen nicht, was uns da drin erwartet. Außerdem werden die Verluste außerordentlich hoch sein."
Sie wieß mit dem Daumen auf die Amateurkrieger aus Ankh-Morpork. "Mit denen da, werden wir keinen Blumentopf gewinnen, Sir. Nichts gegen die Entschlossenheut der Leute, aber das sind keine ausgebildeten Soldaten. Wir brauchen einen Plan."
Harry nickte.

Rascaal Ohnedurst blickte in die Richtung der heranflatternden Ungewissheit. Seine vampirischen Sinne nahmen ein bläuliches Schimmern wahr, dass einem blassen Nordlicht ähnlich aus Richtung Überwald auf sie zukam. Noch mehr von Ihnen! Als steckten Sie nicht schon tief genug in Problemen.

Stroganoff kratzte sich an seinem Hinterkopf. Wenn das alles hier vorbei war, würde er sich einem ausgiebigen Bad hingeben. Die Läuse waren ein weiteres Ärgernis in einer Reihe von Störungen gewesen, die den vollumfänglichen Genuß seines Sieges herabwürdigten. Auch dem er bald Abhilfe schaffen und den Gasthof bis auf seine Grundmauern niederbrennen lassen.
Dann zögerte Stroganoff. Trotz des ständigen Kratzens, blieb das Jucken und das Prickeln steigerte sich weiter. Plötzlich begriff er. Dass Prickeln stammte nicht von der Aktivität lästiger Insekten. Es prickelte in seinem Schädel.
"Nein..", stöhnte er, "Nein! Das darf nicht sein! Nicht schon wieder! Nicht jetzt! Nicht hier! Warum tut sie mir das an? Sie wird mir wieder alles verderben!"
Seine Augen wanderten gehetzt hin und her, während er fieberhaft nach einer Möglichkeit des Auswegs suchte, sein Vorhaben doch noch zu einem Erfolg zu führen. Wut und Verzweiflung wechselten sich ab und er begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.

Die Fledermauswolke erreichte den Gasthof. Von oben sah das Ganze recht friedlich aus, wenn man von den Fackeln, Heugabeln, Knüppeln und anderen scharfkantigen Gerätschaften der beiden Menschenmengen absah.
Elegant schwebte eine etwas drallere Fledermaus, deren Rücken von ergrautem Haar bedeckt war zur Gruppe der Wächter um Harry und während sie formvollendet landete, vollzog sich eine Verwandlung in eine elegante Dame gesetzten Alters. Alles an Ihr strahlte Eleganz und Stil aus. Hochgesteckte graue Haare umrahmten scharfgeschnittene Gesichtszüge, die Strenge und zugleich uraltes Wissen ausstrahlten. Die grauen Augen indes machten klar, dass sie zu befehlen und zu bekommen gewohnt war, was sie wollte. Sie trug ein nachtschwarzes Cape und darunter ein hochgeschlossenes Spitzenkleid, wie es in Ankh-Morpork schon seit mindestens zwei Generationen außer Mode war.
"Gähe ich rächt in där Annahme, das Värgniegen mit Verträtärn där Stadt Ankh-Morpork zu habän?", näselte sie aristokratisch.
Harry schaute irritiert zu Opehelia, die den Blick erwiederte, allerdings ohne den Kopf von der eleganten Dame in Schwarz zu wenden.
"Das ist korrekt.", straffte Ophelia die Schultern, "Und wir haben die Ehre mit..."
"Ludwijka Amaltäa Erythrophiläa Anuika Lamia Gräfin Stroganoff.", verbeugte sich die Lady und deutete einen leichten Knicks an, während sie ihr Cape mit der linken Hand nach hinten schwang, "Ich bin auf där Suchä nach meinär Enkälin Malissa..."

10.11.2007 23: 24

Kannichgut Zwiebel

Ophelia und Harry starrten die elegante Dame an, die sie abwartend taxierte. Harry war von ihrem Haar gefangen, da es sich unablässig zu bewegen schien. Es dauerte einige Augenblicke, bis er erkannte, dass es sich um dünne Qualmfäden handelte, die ins Licht des Tages hinauf wirbelten. Die Vampire von heute, dachte er, sind wirklich gut gegen das Sonnenlicht geschützt. Er räusperte sich.
"Guten Tag, Frau äh ... Stroganoff! Ich führe hier das Kommando und ich denke, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um ..."
Die Vampirin lenkte ihren Blick irritiert auf den Gnom, der auf Ophelias Schulter stand. Jahrhunderte lange Übung ließ sie aber ihre Contenance wahren. "Nicht där rrichtige Zeitpunkt?" Die Vampirin verzog ihr Gesicht, das vor langer, langer Zeit sicher einmal hübsch und anmutig gewesen war.
"Nun ja, äh ... Frau Stroganoff. Wir befinden uns im äh ... Krieg. Im Krieg mit diesen Herren da drüben." Er wies auf die Armee des Grafen. Getuschel und Gemurmel hatten diese inzwischen infiltriert und den letzten Rest Disziplin ausgeschaltet. Es hatten sich einzelne Grüppchen gebildet, die unterschiedlich kampfbereit und kampfeslustig waren.
Die Gräfin rümpfte die Nase. "Stäckt mein Nichtsnutz von Sohn dahintärr? Das sähe ihm ähnlich!"
"Tja", begann Harry, "gut möglich. Wir sind quasi auf dem Weg zu ihm. Zumindest nehmen wir das an. Wenn Sie uns denn begleiten möchten. Er weiß sicher, wo Ihre Tochter ist."
"Gut! Gähen Sie vorran!"
"Na das ist doch mal ein Plan!", rief Harry Zuversicht ausstrahlend. "Los geht's!"
Die Menge hinter ihm begann zu murren.
"I-ich ...", stotterte es aus einer der hinteren Reihen. Alle Blicke wandten sich Kannichgut Zwiebel zu und eine Gasse bildete sich. Er schluckte einmal, riss sich dann aber zusammen. "Ich bekomme grad eine Nachricht von Breda! Sie und Valdimier sind drinnen und sie werden ..." Er stutzte und sah aus, als würde er konzentriert lauschen. "Im Keller haben sie ..." Die Gedankenübertragung schien gestört.
"Was?", fragten Harry und Ophelia gleichzeitig und ungeduldig. Mit einem kurzen Blick einigten sie sich, dass Harry die Blitzbefragung weiterführen sollte. "Was werden sie? Was haben sie? Sprich, Obergefreiter!"
"Ein Kessel voll mit brennendem Alkohol?" Kannichgut erbleichte. "Alles in Deckung!"
Kannichgut warf sich zu Boden, was albern wirkte, weil niemand seinem Beispiel folgte. Kurz darauf ließ eine dumpfe Explosion den Gasthof und die Umstehenden erzittern. Aus dem dunklen Rauch, der aus einer Kellerklappe hinter dem Gasthof quoll, stieg ein glühender Feuerball zum Himmel auf, wo er in einem Funkenregen zerbarst.
Harry schaute den metallenen Funken noch eine Weile hinterher. "Das werden sie uns erklären müssen ..."

11.11.2007 22: 09

Breda Krulock

Carl rieb sich sein Kinn wobei seine Fingerkuppen an den Bartstoppeln kratzen.
"Nun", begann er "Du bist also schon lange bei uns, hm? Hab dich hier noch nie gesehen." Der Vampir trat von einem Fuß auf den anderen als sein Gegenüber ein nacktes Bein aus dem Wasser hob. "Ddu hast ganz schön wwenig Schaum dadrin!" Carl nahm einen Schritt vorwärts.
Die Frau, die ihm gegenüber in der Badewanne lag, räkelte sich in dem flachen Wasser und seufzte.
"Ja, ich weiß. Aber es geht ja auch nicht um die Reinlichkeit, sondern ums Vergnügen." Kichernd holte sie einen nassen Schwamm hervor und rieb sich damit langsam übers Gesicht was Carl noch nervöser machte.
"Er ist soo weich!" Als ihrer den Blick des Mannes traf, schrak sie hoch und legte somit ihren Oberkörper frei. "Nein, das meinte ich nicht, mein Süßer, ich ..."
Bevor Breda ihren Satz beenden konnte, war Valdimier hinter der Tür hervorgetreten und hatte den Vampir mit einem starken Schlag zu Kopf zu Boden gebracht um ihn mit einem gezielten Stoß eines Stuhlbeines eingeäschert. Schmollend zog die Vampirin ihre Unterlippe nach vorn.
"Es wurde grade lustig!" Doch der FROG reagierte nicht darauf und warf ihr stattdessen eines der Handtücher zu. "Die Hausherren hat es allesamt erwischt. Diese Mistkerle, selbst vor den Kindern haben sie keinen Halt gemacht."
Während er sprach stieg Breda -spärlich mit dem Handtuch bedeckt- aus der Wanne und ließ den Schaum zu Boden tropfen. Ihre Haare waren ab der Schulter an nass und klebten an ihrer blassen Haut wie Blut an den Händen der Schuldigen.
"Ich mag Kinder", sagte Breda. "Ich könnt nur kein ganzes..."
"Hauptgefreite! Untersteh dich!"
"Ja, ist ja schon gut. Also, einer ist hin. Und nun?"
Valdimier spähte durch die Tür. "Ich sehe noch zwei Wachen vor der Tür. Er muss dort drin sein. So eine Aura..."
"Ja, ich spüre es auch. Sehr stark sogar."
"Hör zu, wir machen folgendes. Wir..." Valdimier zögerte als er einen Windhauch im Nacken spürte. Auch Breda nahm diesen wahr und stöhnte leise.
"Wir," versuchte Valdimier erneut "Wir ..."
"Wir drehen uns um und schauen drei mächtig wütenden Stroganoff Vampiren ins Gesicht, die richtig wütend sind weil wir ihren Kumpel durchlöchert habe? Ohne Vorwarnung?"
Valdimier hob eine Braue als er zur Seite schaute und musterte Bredas Gesicht. In ihren Zügen war nichts von der Furie in dem brennenden Haus wieder zuerkennen und insgeheim fragte er sich, was dort wirklich geschah. Doch ihm blieb nicht all zuviel Zeit darüber nachzudenken, denn die drei Vampire hinter ihnen stürzten gezogenen Schwertes auf sie zu.
Da beide Wächter gleichzeitig versuchten, durch die Tür zukommen, steckten sie für einen Moment lang ihm Türrahmen fest, konnten dann aber mehr stolpernd als rennend den Flur hinunter hasten. Die beiden Wächter vor Stroganoffs Tür sahen die beiden Eindringlinge zwar, machten aber dennoch keine Anstalten, die Verfolgung mit aufzunehmen. Nicht mehr auf ihre Deckung achten könnend, stießen sie die Stufen hinab und durchquerten so innerhalb kürzester Zeit 2 Etagen. Geistesgegenwärtig zog Breda an der Bodenverankerung, die an der Luke zum Weinkeller befestigt war, hob diesen hoch und brach dann den Eisernen Ring aus seiner Fassung. In letzter Sekunde schloss sich die nun Grifflose Luke hinter den beiden und der geworfene Dolch landete im Holz.
"Das war ... knapp." Breda stand auf und tastete nach dem Handtuch, welches sie während der kurzen Flucht praktischer weise in einer Hand getragen hatte. "Es riecht komisch hier drin, findest du nicht auch?"
Valdimier konzentrierte sich kurz. "Könnte Knieweich sein, bin mir aber nicht ganz sicher."
Das Sehvermögen hatte sich innerhalb von Sekunden an die Dunkelheit gewöhnt und die beiden Wächter bewegten sich sicher zwischen den merkwürdig anmutenden Aufstellung.
"Die haben ihren Schnaps selbst gebrannt. Meine Güte." Breda näherte sich einem Reagenzglas. "Mit dieser Flüssigkeit bekommt man den Ankh wieder flüssig!"
"Breda Vorsicht, stoß das nicht um!" Valdimier streckte die Hand nach Bredas Arm aus.
"Ach was, ich doch nicht." Lachte diese. "Ich bin die Vorsicht in P.... upps! Wir sollten raus hier. JETZT!"


13.11.2007 22: 56

Ettark Bergig

Vor dem Gebäude indes senkten sich die Blicke der Wächter langsam wieder auf die Verteidiger des Hofes, die, bedingt durch die Explosion, nun wie gefallenes Laub im Schlamm lagen und sich nun mühsam versuchten aufzurichten. Doch irgendwie schienen sie versteift zu sein und die ganze Situation erinnerte eher an ein schlechtes Marionettentheater als an eine wirklich passierende Situation.
Ettark schüttelte sich. Die vergangenen Stunden (oder waren es Tage) zehrten an ihm, es mussten Tage vergangen sein, seit er das letzte Mal geschlafen hatte (von seinem kurzen Ausfall mal abgesehen... aber der war nicht gerade sehr erholsam gewesen). Außerdem konnte er sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal etwas Warmes in den Magen gekriegt hatte. Zudem setzten langsam seine Schmerzen wieder ein, zusammen mit einem ziemlich penetranten Kater. Kein Wunder, das die elenden Blutsauger so leicht in sein Bewusstsein eindringen konnten. Doch warum eigentlich immer in seins?
Er blickte sich um, doch in den Gesichtern seiner Mitwächter sah er überall dasselbe, was er fühlte: Völlige Erschöpfung. Einigen vielen immer wieder die Augen zu während Kannichgut scheinbar noch überlegte, ob es sich überhaupt noch lohnte, wieder aufzustehen.
Selbst der Gnom, der mit seinen Blicken immer noch den letzten Funken der Explosion folgte schien nicht mehr wirklich bei Kräften zu sein.
Seine Rede hatte vorhin scheinbar noch die letzen Reserven der Wächter geweckt, doch selbst diese gingen nun endgültig zur Neige.
Als letztes sah Ettark die neu Angekommene Vampirin an, von der er noch nicht ganz wusste, auf welcher Seite sie denn nun stand.
Nun wach war die rüstige Dame auf jeden Fall und in ihren Augen blitzte etwas auf, was der Gefreite nicht erkennen konnte, doch Freude war es auf jeden Fall nicht.
"Stümperr! Wänn meinärr kleinen Malissa was passierrt ist..." zischte sie undstürmte mit einer unmenschlichsten Geschwindigkeit an den Wächtern (sowohl an den Stadtwächtern als auch der Armee von manipulierten Bauern) vorbei.
Einige der mutigeren (oder dümmeren... oder besoffeneren...) Bürger rannten mit lauten Geschrei und erhobenen Waffen hinter der Vampirin vorbei, blieben aber verdutzt stehen, als sie merkten, das die Wächter (und der Großteil der verbliebenen Ankh-Morporkianern) ihnen nicht folgen.
"Sollten wir ihr nicht folgen? Das wäre DIE Gelegenheit!" fragte ein maximal 16 jähriger Junge, der, seiner Alkoholfahne nach, sich vor dem glorreichen Auszug aus der Stadt einiges an Mut angetrunken hatte. Härry zuckte mit den Schultern.
"Vermutlich schon... alleine um Breda und Valdimier zu suchen." Dabei stupste er Ophelia freundlich an und diese setzte sich gehorsam in Richtung Gutshaus in Bewegung. Eher ergeben als freudig folgten die anderen Wächter und einige Bürger ihnen, während ein Großteil der selbsternannten Miliz scheinbar die Meinung vertrat, dass, jetzt wo die Wächter das Haus sicher erreicht hatten ihre Aufgabe erledigt war. Außerdem musste das Gebäude ja auch von außen Bewacht werden.
Nun von der ehemaligen Bauernarmee war wirklich nicht mehr viel Gegenwehr zu erwarten, sie staksten scheinbar recht orientierungslos durch die Gegend oder waren nach der Explosion gar nicht mehr aufgestanden.
Ettark war sich sicher, von einigen ein vernehmliches Schnarchen zu hören. Die einzigen, die noch standen, waren ein halbes Duzend Männer, die dem Aussehen nach Söldner waren und nun offensichtlich überlegten, ob sie gut genug bezahlt worden waren, um sich einer Übermacht entgegen zu stellen.


14.11.2007 10: 41

Harry

Valdimier klopfte sich die Reste des brennenden Umhangs aus. Das war knapp gewesen. Was eine Öllampe in einem Knieweichlager so anrichten konnte... zum Glück hatten sie sich gerade noch durch eine Dachluke ins Freie retten können, bevor die Explosion hinter ihnen das Gebäude erbeben ließ.
Jetzt richteten er und Breda sich mühsam wieder auf und sahen zu, wie einige der Wächter hinter einer beeindruckend wirkenden Vampirin in das Gebäude traten. Abgesehen von ein paar zersplitterten Scheiben hatte das steinerne Gebäude die Explosion gut überstanden.
"Schnell, wir müssen ihnen..." begann Breda, doch Valdimier, der sich umgedreht hatte, sah ihr wortlos über die Schulter und salutierte plötzlich.
"Was ist? Was machst..." Auch Breda drehte sich um. "Oh, hallo, Herr Kommandeur. Wie sind Sie denn..."
"Später." Rascaal winkte ab. "Was ist hier passiert?"

Stroganoff fluchte. Er hatte die Leute vor dem Haus alle unter seiner Kontrolle gehabt. Sie hatten ihm ebenso wenig Widerstand entgegensetzen können, wie ein Stein der Schwerkraft. Aber dann musste diese... diese Person hier auftauchen. Oh, wie er seine Schwiegermutter verabscheute.
"Malissa?", rief er in den Nebenraum. "Komm her Liebes, deine Oma ist da." Nun, er würde das beste daraus machen.
Er zählte in Gedanken bis vier, bis sich die Tür öffnete und der alte Schwiegerdrachen hereinstürzte.
"Bev? Bev? Da bist du ja, du alter Nichtsnutz. Wo ist mein Fledermäuschen? Wo ist Malissa?"
"Oma!" Malissa kam aus dem anderen Raum gelaufen und umarmte die alte Dame kräftig."
"Da bist du ja! Bist du aber groß geworden, mein Fledermäuschen..."
"Ludwijka, was machst du hier?", unterbrach Stroganoff die Begrüßung. "Ich habe hier eine Stadt zu erobern!"
"Oh, lass dich von mir nicht aufhalten", gab die Vampirin schnippisch zurück. "Ich nehme nur deine Tochter mit. Nachdem mir erzählt wurde, was du mit deinen nichtsnutzigen Söhnen angestellt hast, will ich nicht auch noch meine einzige Enkelin verlieren. Komm mit, Fledermäuschen!"
Die verdutzte Jungvampirin ließ sich widerstandslos am Arm greifen, und Stroganoffs Schwiegermutter rauschte davon, vorbei an einem verdutzten Stroganoff und einer Gruppe ebenso verdutzter Wächter.
"Verwandtschaft", knurrte der Graf. "Also gut... ihr müsst die Stadtwache von Ankh-Morpork sein, richtig? Nun, wie ihr sicher schon gemerkt habt, habt ihr meiner geistigen Kraft nichts entgegenzusetzen. Es war also töricht von euch, hierher zu kommen, denn ihr wollt mich gar nicht angreifen. Ihr wollt vielmehr mir dienen."
Harry sah den Grafen verblüfft an. Natürlich wollten sie das. Wie hatte ihm das nur entfallen können?


26.11.2007 22: 02

Ophelia Ziegenberger

Für einen kurzen Moment hatte sie einen Anflug von Panik verspürt, als sie die leichtfertigen Worte aus dem Munde der Vampirin vernahm. Wie töricht von ihnen, ihr auch nur ansatzweise zu trauen und einfach in dieses Haus zu folgen! Andererseits hätte es eh' keinen anderen Weg gegeben. Und dann war alles Misstrauen und die Angst mit einem Mal fort, wie ausgeknipst.
Ophelia wurde es schwarz vor Augen und der Schwindel ließ sie auf die Knie sinken. Ihre Hände griffen blind ins Leere, auf der Suche nach Halt und sie blinzelte müde, bis sie wieder etwas sah. Noch immer knieend blickte sie zum Grafen auf.
Was war nur mit ihr los? Ihr war kalt und heiß zugleich und in ihrem Sinn flüsterten mehrere Stimmen zugleich, als wenn sie durch Watte hindurch auf sie einzuschreien versuchten. Sie konnte keines der Worte verstehen, sah nur die dunklen Augen des Grafen vor sich. Vielleicht wusste er, was hier geschah? Vielleicht konnte er ihr helfen?

27.11.2007 12: 47

Lilli Baum

Währenddessen hatte Lilli Baum gemächlich ihren Karren hinter sich her gezogen und näherte sich langsamen Schrittes dem Wirtshaus. Sie hatte sehr wohl mitbekommen, dass sich einiges bei den Wächtern an der Spitze der Gruppe ereignet haben musste, hatte aber nicht ihrer Neugier nachgegeben und war deshalb auch nicht nach vorne geeilt.
Zum einen, weil das absolut unbäumisch gewesen wäre, zum anderen, weil sie befürchtete, dass das plötzliche Holpern und Poltern, weclhes den Karren unweigerlich bei einer schnelleren Gangart befallen würde, eventuell die Salamander erschrecken würde. Die saßen dick und träge in ihrem Käfigen und sonnten sich.
Plötzlich gab es einen lauten Knall, der sie zusammenzucken ließ und mit einem Anflug von Panik sah sie mit an, wie die Explosion das Gasthaus erschütterte und der schon beschriebene Feuerball nach draußen quoll und explodierte. Hinter ihr gingen die Salamander los.
Lilli zitterte wie Espenlaub und starrte wie hypnotisiert auf die Feuerkugel und fand, erst nachdem sie gänzlich verschwunden war, wieder zu sich zurück. Dieses Ding hätte sogar einer Kiefer den Garaus gemacht!
Sie griff sich an den Kopf, schloss die Augen und fokussierte sich mit aller Macht darauf, nicht ihren floralen Trieben freien Lauf zu geben, sondern sich darauf zu besinnen, dass die Salamander heil ankamen, damit man die Vampire pulverisieren konnte.
Die verdeckte Ermittlerin drehte sich um und stellte mit größtem Entsetzen fest, dass die Salamander alle mit einem Male farb- und leblos wirkten. Sie hatten sich erschreckt! So ein verdammter Mist!
Einer der Salamander hatte sogar die Grenze zur Blassheit überschritten und glänzte in einem beinahe schon strahlenden Weiß. Er hob den Kopf und grinste Lilli ziemlich unverschämt an - zumindest interpretierte sie den Gesichtsausdruck so.
Plötzlich erwachte in der Wächterin ihre Tierliebe und beugte sich näher zu dem Salamander herunter und lächelte ihn freundlich an. Die Echse streckte ihr die Zunge raus.
'Du heißt ab heute Ferdinand!', taufte Lilli ihr neues Haustier, öffnete den Käfig und holte den Salamander heraus, um ihn am Kopf zu tätscheln. Es war etwas seltsam, aber es kam ihr so vor, als würde die Echse irgendwie... pulsieren.
Dann fiel ihr jedoch wieder ein, dass sie ja auf die Salamander aufpassen hätte sollen, so ein verdammter Mist! Binnen Augenblicken fällte sie daraufhin den Entschluss, dass es wohl am besten wäre, wenn sie sich für ihr Versagen sofort entschuldigen würde, damit die anderen Wächter notfalls noch umdisponieren konnten. Außerdem würde sie Ferdinand mitnehmen, der würde den Chäff sicherlich milde stimmen.
Gedacht, getan. Lilli drückte den dicken Brocken namens Ferdinand [9] fester an sich und rannte in einem flotten Lauftempo Richtung Wirtshaus, worin die anderen Wächter schon vor einigen Minuten verschwunden waren.

27.11.2007 14: 27

Kannichgut Zwiebel

Hey Kannich, da bin ich wieder, echote es in Kannichguts Kopf. Wir sind heil aus dem Haus heraus gekommen und haben auf dem Dach den Kommandeur gefunden. Wir werden jetzt ... Stille. Kannich?
Kannichgut lauschte derweil einer anderen Stimme. Sie flüsterte ihm süße Versprechen ein und ließ ihn seine Umgebung vergessen. Er hatte nicht wie Ettark Widerstand, sondern Unterordnung gewählt. Denn der Graf war ein weiser Mann. Er hatte lauter gute Ideen. Er zeigte ihm die Dinge aus einer anderen Perspektive - aus einer besseren. Jetzt empfahl der Graf ihm, sein Schwert zu ziehen. Es schien doch tatsächlich Leute zu geben, die den Grafen nicht verstanden! Sie mussten entfernt werden, denn sie störten den Grafen. Sinnvoll und logisch! Es machte Spaß, dem Grafen zu dienen und Dinge zu tun, die man sonst nie tun würde. Kannichgut näherte sich mit erhobenem Schwert jenen, die den Verlockungen des Grafen zu widerstehen versuchten. Sein Gesicht teilte ein Grinsen, das dem Wahnsinn nahe war.

27.11.2007 15: 23

Ettark Bergig

Sein Kopf fühlte sich an, als würde ihm jemand ganz langsam heißes Öl in die Ohren tröpfeln, von wo es in Zeitlupe Richtung Stirn floss. Ettark schrie. Zu mindestens vermutete er, dass er es war, der schrie, denn das Öl in seinen Ohren dämpfte alle Geräusche und es war, als ob der Schrei von überall kam, nur nicht von ihm selber. Aber er hatte den Mund geöffnet, soviel war sicher. Er schloss die Augen und schlagartig wurde die Welt um ihn herum rot!
Da war es wieder! Wie zuckende Tentakeln erschienen schwarze Schleier vor seinen Liedern. Daher der Schmerz! Dieser elende Blutsauger versuchte in sein Bewusstsein einzudringen. Nicht schon wieder! Nein! Nie wieder!
Er schloss den Mund, biss die Zähne fest zusammen und versteckte seinen Kopf unter den Armen. Er...musste...sich...konzentrieren...!
Die Tentakeln wanden sich vor seinen geschlossenen Augen, sie peitschten und bei jeder Bewegung durchliefen weitere Schmerzwellen den Körper des Bergiger. Langsam sank er in die Knie.
"Dieser Wiederstand! Woher hast du diese Kraft dazu? " zischte eine verwundert klingende Stimme in seinem Kopf. Ettark knurrte und spannte seinen gesamten Körper an. Er wusste selber nicht, woher er noch die Kraft nahm, sich zu wehren, doch was auch immer ihn dazu bemächtigte, er würde es bis zum letzten nutzen.
"Ah, ich sehe. Ich bin nicht der erste... Gast, der sich hier einnisten will. Welch ein Chaos. Da hat sich aber jemand sehr viel Mühe gegeben... Doch da ist noch etwas anderes... als wäre dein Geist ... vernebelt? " Die Stimmlage wurde spöttisch, doch ein leichter Zweifel klang in ihr wieder.
"Nun es lohnt sich nicht wirklich, ein solch seelisches Wrack zu erobern, es sind genug Kandidaten da, deren ich mich bedienen kann." Mit diesem Worten zog der Graf seine Mentalen Tentakeln zurück und schlag artig erlosch der Schmerz in Ettarks Kopf. Erleichtert sank er vollends zu Boden.
Doch nur Sekunden später fühlte der Wächter sich erneut gepackt, dieses Mal jedoch in der physischen Welt.
Eine Hand packte ihn und zog ihn ein Stück empor. Als kalter Stahl seinen Hals berührte, öffnete Ettark die Augen.
Nur wenige Zentimeter von ihm entfernt schwebte das Gesicht des schüchternen Kom-Ex und aus seinen Pupillen brannte ein Hass und ein Fanatismus, wie Ettark in noch nie gesehen hatte.
"Kannich...?"hustete er, doch der Angesprochene grinste ihn nur an.

Während dessen hatten die beiden Wächter-Vampire ihrem Kommandeur die Lage geschildert und Rascaal schien zu überlegen, was als nächstes zu tun sei.
"Kommandeur, die anderen..."
"Ich weiß. Aber dieser Stroganoff ist zu stark. Er hat sie längst unter seiner Kontrolle. Wenn wir jetzt stürmen, wird er sie entweder umbringen oder, vielleicht noch schlimmer: auf uns hetzen. Mit unseren eigenen Leuten UND einem Vampir seines Kalibers können selbst wir drei nicht viel ausrichten.
"Hey... was macht denn Lilli da?" unterbrach Breda die beiden Männer.
Lilli Baum kam, scheinbar zwischen Gewissensbissen und ziemlich guter Laune [10] die Straße hochgelaufen. Als sie den Kommandeur erblickte, erstarrte die junge Frau.


27.11.2007 18: 44

Lilli Baum

'Oh, scheiße!', dachte sie: 'Der Kommandör!'
Ihre Gedanken rasten. Was mochte er nur von ihr denken, wenn er sie mit dem Salamander sah? Wie sollte sie ihm die Situation nur erklären? Harry hätte es verstanden warum sie hier mit Ferdinand war, denn er hatte sie ja zum Salamandersitten eingeteilt, aber Ras hatte doch keine Ahnung! Er würde sie für eine schlechte Wächterin halten... Okay, sie hatte zwar ihren Auftrag vergeigt, aber sie wollte dafür nicht mehr Ärger einheimsen als sie ihrer eigenen Meinung nach verdiente.
Blitzschnell ließ sie die Hände mit ihrem Haustier nach hinten verschwinden, da hinter ihrem Rücken das ihrer Meinung nach einzig mögliche Versteck war. Scheinheilig grinste sie in Richtung Ras und Kollegen. Ihr Grinsen gefror, als sie merkte, wie ihr der schwere Salamander den Händen entglitt und auf dem Boden plumpste.

Ferdinand fiel auf den Boden. Er blinzelte verdutzt und schaute nach oben hinauf zu den seltsamen Baum, der ihn vorhin auf die Äste genommen hatte. Der Baum schien ihm keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken, also wandte sich Ferdinand ab und sah sich um. Vielleicht war hier ja irgendwo eine dicke leckere Heuschrecke, die er mit einem Haps verspeisen konnte.
Er fand aber keine. Dort vorne jedoch, aus diesem großen Kasten da vorne, drang etwas Restwärme. Fridolin mochte Wärme, er war ja schließlich ein Erstklassiger Salamander.
Ohne zu zögern machte sich die behäbige weiße Echse ins Wirtshaus auf.

Ettark stand starr wie eine Salzsäule, während sich immer noch der kalte Stahl des Schwertes an seinen Hals schmiegte. Schweißtröpfen glänzten auf seiner Haut und er bemühte sich nicht zu stark zu atmen, nicht dass er sich versehentlich selbst massakrierte.
Er warf einen hasserfüllten Seitenblick zu Stroganoff hinüber, der offensichtlich Vergnügen daran fand, ihn zu quälen.
"Also, ich könnte noch einen kleinen Drink brauchen. Ich hatte ja vorhin eine kleine Magd, aber die war mehr so etwas wie ein Snack. Ich brauche eine richtige Mahlzeit. Eine Mahlzeit, die mich mit genug Energie verschaffen wird, den kleinen bedauerlichen Rest von eurer Arme zu übernehmen, um schließlich und endlich das in Anspruch zu nehmen, was mir schon lange zusteht. Diesen stinkenden Pfuhl, den ihr als Ankh-Morpork bezeichnet."
Er grinste Ettark an und entblößte seine Zähne. Natürlich herrschte immer noch Bedrohung für ihn, aber wenn er sich ein weiteres Mal gestärkt hatte, dann würde sich ihm niemand mehr in den Weg stellen.
"Also, wen soll ich deiner Meinung nach aussaugen? Die hübsche Rothaarige?"
"Danke, Meister, welch große Ehre", hauchte Ophelia in völliger Verzückung.
"Du Bastard!", zischte Ettark durch seine zusammengebissenen Zähne hindurch.
Er spürte wie sich der Druck von Kannichs Schwert verstärkte und leicht seine Haut anritzte, so dass ein kleines bißchen Blut warm von seinem Hals hinunter lief.
Stroganoff hob eine Augenbraue und betrachtete mit gierigen Blick das rote Lebenselexier.
"Andererseits, wäre es doch schade, eine treu ergebene Gefolgsfrau zu verlieren, wenn ich doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann."
Der Graf leckte sich genüsslich mit der Zunge über die Lippen.
Ettark erwiderte darauf mit fassungslosen Schweigen. Sein letztes Stündlein hatte geschlagen!

Und mitten in dieser unheimlichen Stille, hörte man ein leises Geräusch. Es klang wie das leise Tapsen von Pfoten. Und als ob jemand auf dem Bauch herumrutschen würde.

Stroganoff schaute sich um, als er das irritierende Geräusch hörte. Dann machte er die Quelle aus. Und wurde bleich. Normalerweise war er ja schon außerordentlich blass, aber nun wurde er sogar noch blasser.
"Sa...sa...salamander!", stotterte er und deutete auf den Neuankömmling. Er war sich der drohenden Gefahr sehr bewusst. Was sollte er nun tun? Eine hektische Bewegung, und das Ding würde losgehen!

Fridolin war in einen Raum gekrochen. Mit vagen Interesse schaute er sich hier um und sah eine Menge Zweibeiner, die einfach nur herumstanden, und nichts taten. Doch einer schien sich zu bewegen. Er nannte ihn sogar Salamander. War richtig aufgeregt, weil er gekommen war. Endlich ein Zweibeiner, der ihm die ihm gebührende Aufmerksamkeit schenkte! Freudig tapste Fridolin auf dieses Exemplar zu und wedelte dabei sogar etwas phlegmatisch mit dem Schwanz.

27.11.2007 21: 36

Ophelia Ziegenberger

Stroganoff starrte voller Entsetzen auf den glücklich näherrutschenden und tappsenden Salamander. Ophelia spürte augenblicklich wieder diesen irritierenden Schwindel und reagierte mit Enttäuschung darauf. Warum das denn nun wieder? Eben war alles so wunderbar klar und einfach gewesen und nicht der kleinste Ansatz zu Zweifeln oder Angst hatte sie noch beunruhigen können. Das war ein angenehmer Zustand gewesen. Und der edle Vampir hatte ihr diese Ruhe geschenkt, das wusste sie. Warum nahm er sie nun wieder von ihr? Hatte sie ihn erzürnt? Sie musste ihr Versagen wieder gutmachen! Dann würde er sich ihr wieder mit Wohlwollen zuwenden und sich ihrer armen, verschreckten Seele väterlich annehmen.
Der Salamander! In ihrer aller Verblendung hatten sie einige solcher Tiere als Waffen mit sich genommen. Sicherlich war auch dieses Tier eines der von ihnen her geschafften. Da war es kein Wunder, wenn Stroganoff erzürnt über sie wäre. Sie musste den Salamander von hier fortschaffen, ihn vielleicht sogar töten. Ja, das wäre das sicherste.
Schnell stand Ophelia vom Boden auf und eilte zu der Echse.
"Keine Sorge, Meister, ich werde ihn fortschaffen, damit er Euch nichts zu Leide tut. Es tut mir so leid! Bitte, verzeiht uns allen, bitte!"

29.11.2007 12: 24

Kannichgut Zwiebel

Ophelia hielt inne. Was war denn das nun schon wieder? Hatte ihr neuer Herr sich noch einmal um entschieden? Ein Kribbeln kämpfte sich ihren Nacken hinauf und verharrte hinter ihrer Stirn. Sie rieb mit dem Handrücken darüber. Schweiß glänzte darauf. Ein neuerliches Schwindeln erfasste sie. Ophelias Körper zuckte leicht zusammen, als die vom Grafen aufgedrückte Gedankenwelt ins Wanken geriet. Es fühlte sich an wie eine Art Großreineamchen. Ihr fremde Gedankenfetzen stoben davon und verschwanden hinaus in die Leere des Multiversums. Nur wenige durften hoffen, je wieder als Inspirationspartikel zurück zu kehren.
So, meldete sich nach einiger Zeit eine Stimme in ihren Gedanken zu Wort. Jetzt ist Schluss mit lustig!
Ophelia benötigte einige Augenblicke, um die geistige Stimme zu erkennen. Wärme durchflutete sie. Breda war zurück gekehrt!
Der Graf ist 'ne harte Nuss, dachte Breda in ihren Gedanken. Der Kommandeur und Valdimier beschäftigen den Stroganoff, ich habe mir gedacht, ich schmeiß' den Typen derweil mal aus deinem Kopf.
Die Worte lächelten Ophelia an und umschlossen ihr Herz. Jetzt würde alles gut! Mit neuem Tatendrang ließ sie ihre neue Umgebung - wie sie wirklich war - auf sich wirken und versuchte, die Lage zu erfassen:
Huitzli hatte auf wasserspeierische Art auf die Attacken des Grafen reagiert: Er schien in Reglosigkeit erstarrt. Ettark wurde von Kannichgut mit dem Schwert bedroht, der allerdings nicht mit vollem Herzen bei der Sache war. Womöglich war die Übernahme durch den Grafen nicht vollkommen. Aber er rang mit sich. Ein glühender Salamander tapste auf den Grafen zu und sorgte für weitere Ablenkung. Harry war ... ja wo war eigentlich Harry? Auf ihrer Schulter befand er sich nicht mehr. Und der Rest ...
Achtung, meldete sich Breda erneut zu Wort, wir kommen jetzt rein!

29.11.2007 14: 14

Lilli Baum

Die Tür, flog förmlich nur so auf, als einer der Vampire ihr einen Tritt versetzte, und der Graf erstarrte, da er wusste, dass der Salamander nun losgehen würde.
Schützend, auch wenn es sinnlos war, deckte er sein Gesicht mit den Armen.
Kannich, nun endgültig vom Bann des Grafen befreit ließ entsetzt das Schwert fallen. Huitzli rührte sich nicht, Ophelia atmete auf und suchte mit ihrem Blick nach Breda, während Ettark ganz offensichtlich ein Stein vom Herzen viel.

Der Blitz kam nicht.

STroganoff gewann die Kontrolle über sich selbst zurück, streckte sofort seine mentalen Fühler aus, um zumindest noch einen Wächter wieder zu sich bekehren zu können. Eine Geisel wäre besser als nichts.
Er stieß gegen eine mentale Mauer, gebaut durch die vereinten Bemühungen von Ras, Breda und Valdimir. Der Graf kämpfte wie ein Berserker. Nicht physisch, sondern mental. Und ganz langsam merkte er, dass er allmählich, ganz allmählich die Oberhand gewann! Er war nicht ohne Grund ein Graf. Er hatte Erfahrung in solchen Duellen.

Ferdinand war furchtbar aufgeregt. Was für ein interessanter Tag! Es war alles fast so spannend wie bei der Fütterung. Also, soviel konnte, nach Meinung der Echse, ruhig jeden Tag passieren. Freudig erregt kroch die weiße pulsierende Eche mehrmals im Kreis herum, als er mit einem Male verspürte, wie er den Boden unter sich verlor und in die Höhe gehoben wurde. Eine Hand legte sich auf seinen Kopf und begann ihn zu tätscheln.
Ferdinand begann sich wohl zufühlen, richtig wohl zufühlen. Er entspannte sich zusehends, und ließ alles los...


Augenblicke blinzelte Lilli verwirrt versuchte sich wieder optisch zu orientieren, da sie Ferdinand geblendet hatte.
Ophelias Blick wirkte irgendwie leer.
Die meisten anderen Wächter starrten sie mehr bis Weniger tadelnd an.
Ettark war da noch am gefasstesten. Er griff sich an den schmerzenden Hals; besah sich seine Hand, warf einen Blick in die Runde und meinte: "Ich habe Blut, aber die Kehrschaufel müsst ihr besorgen."

01.12.2007 19: 48

Harry

Es dauerte nicht lange, bis die vorhandenen Aschehäufchen a) wiederbelebt, oder b) feinsäuberlich in Bierkrüge aus dem Schankraum gefüllt waren. Mit der Einäscherung Stroganoffs brach auch der Bann, denn der Graf über über die Menschen gelegt hatte, und die verbliebenen Vampire flohen entweder in die Luft, wo die Sonne die Hälfte von ihnen verbrannte, oder ergaben sich.
Zufrieden sah Harry sich um. Sie hatten es geschafft - sie hatten die Stadt gerettet, und...
"Harry!" Der Gnom fuhr herum und sah sich den rötlich schimmernden Augen seines Kommandeur gegenüber, der leider alles andere als freundlich aussah.
"J... ja, Sör?" Er salutierte.
"War das deine Idee, Stroganoff direkt in die Arme zu laufen? Habe ich nicht gesagt, dass ihr die Stadt sichern sollt? Einfach dem Grafen in die Arme zu laufen, das war ja wohl das Dümmste, was ihr tun konntet."
"Aber..."
"Später", winkte der Kommandeur ab. "Trommel jetzt erst mal alle zusammen, es wird Zeit, dass wir in die Stadt zurückkehren. Lord Vetinari möchte sicher einen ausführlichen Bericht haben."

Eine Gestalt sahen dem sich entfernenden Trupp nach. "Siehst du, Allesfred, ich habe gleich gesagt, dass Feldforschung nichts für mich ist", sagte sie, ohne sich dabei umzudrehen. "Okay, ich habe da eher an Erkältungen und an wilde Tiere gedacht, nicht an Vampire, aber trotzdem... weißt du, als dieses seltsame Mädchen, als wir oben beim Grafen waren, kurz mit dir verschwunden war, habe ich mich gefragt, ob sie... aber na ja, so seid ihr jungen Leute, nicht wahr? Allesfred? Allesfred, was..."


ENDE

03.12.2007 23: 50

[1] oder Müdigkeit, wie der Sekretär - nach all den Jahren, die er nun schon für ihn arbeitete, ohne Verwunderung - feststellte

[2] Was beweist, dass es doch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit gibt.

[3] Auch nicht die sauberste, sicherste oder ruhigste, das sei aber nur am Rande erwähnt.

[4] Natürlich meinte Kannichgut sogenannte Lichtdämpferklappen ...

[5]  Mit der obligatorischen halbe Stunde Verspaetung

[6] Und auch definitiv außerhalb seines Kopfes.

[7]  Siehe Single Mission Time of Changes/ Zeit des Wandels

[7a] Neben unzähligen anderen.

[9] Obwohl "Tickende Zeitbombe" unter den gegebenen Umständen ein passenderer Name gewesen wäre

[10] zwar hatte sie einen schuldbewussten Gesichtsausdruck, doch während dessen streichelte sie immer wieder lächelnd etwas, was sich in ihrer linken Hand befand


Wörter:

Schizzel Schattig   428
Johan Schaaf   841
Ettark Bergig   6038
Harry   6359
Lilli Baum   7319
Breda Krulock   7477
Kannichgut Zwiebel   7900
Huitztli Pochtli   8264
Ophelia Ziegenberger   10837



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback: