Die Wissenschaftler der UU sind in Aufregung, endecken sie auf einem Rundwelt-Artefakt das Lebenszeichen eines angeblich im Urlaub befindlichen Wächters.
Trauen sich Kollegen, loszuziehen und ihn zu retten? Ohne Aufsehen, versteht sich. *Räusper*.
Tut'Wee "Rib" M'Laut
Tut'Wee M'Laut, bekannt auch unter den Namen "Rib", "die kleinste Mumie der Scheibenwelt" und "elender Mistkerl", ging die lange Linie des Tisches hin und her. Die Arme des Miniwächters waren hinter dem Rücken verschränkt und sein Gesichtsausdruck dank der Binden nicht zu deuten. Doch irgendetwas an dem kleinen Ding strahlte Ungeduld und Aggression aus.
[1] Er, der als Untoter keinen Atem brauchte, stieß nur des Effekts wegen einen Seufzer aus.
Bei der vierten Widerholung seiner Wanderung blickte er zu seinem Vorgesetzten.
'Sollen wir?' schien der Dezimeter bandagierter Wut auszudrücken.
Humph MacDwarf, Stellvertretender Leiter der Abteilung SUSI, Stadtwache Ankh-Morpork nickte. Wie immer war ihm nicht ganz wohl dabei, wenn er Rib die Wortführung überließ. Seine Ausführung waren oft direkt und mit der Zielstrebigkeit von Lemmingen.
Wie dem auch sei, Tut'Wee nickte zurück. Und begann.
"Kollegen!" begann die Gnumie. "Es freut mich, das ihr euch so zahlreich und freiwillig für diesen gefährlichen Einsatz gemeldet habt. Wie ich euch versichern kann, allen Unkenrufen zum Trotz, ist dies kein Himmelfahrtskommando. Glaubt einem Untoten. Ihr verreckt alle nur. Um so lobenswerter, das ihr euer Leb... Ja? Was?"
Humph hielt seine Lippen auf Tischhöhe und begann zu flüstern. Rib wendete sich seinem st.AL, wie man es kurz nannte, zu.
"Wie? Nicht freiwillig? Aber das hier ist doch saugefähr...ÄÄÄÄHHHH" Rib drehte sich hastig wieder zu seinen Untergebenen um. Das hatte man davon, wenn man in der Mitte der Befehlskette steckte. "JA... hmm... Hahaha... kleiner Witz, den ich da gemacht hab. Ist natürlich total ungefährlich, haha, so ein Spaß. Ein Durchmarsch mit Mittagspause sozusagen."
Ein weiteres Getuschel. Rib blickte über die Anwesenden. Er sah die Gefreiten Arwan, Fromm, Schaaf, Baum, Neflie, und von Seherr Dertief. Daneben die Hauptgefreite HG Ziegenberger und die LanceKorporale von Schloss Escrow und Hatscha al Nasa.
'Super. Die Mehrzahl ist noch Grün hinter den Ohren.' dachte er sich. 'Und mein Vorgesetzter spricht mit sich selbst und ist manchmal sogar überrascht, was er antwortet. Ich bin so gut wie tot.'
Immerhin, aus Rib Sicht, war mit dem Fräulein Fromm jemand dabei, der wußte, wie man Polizeibrutalität schrieb. Oder besser gesagt morste... auf dem Körper des Verdächtigen.
Die Gnumie lächelte: "Die obligatorische Verzichtserklärung auf Haftungsanspruche gegenüber dem Witwen- und Waisenfont ist natürlich nur Routine. Totale Lapalie."
Manchem Mitwächter ging an dieser Stelle durch den Kopf, das Rib als Untoter diesen Font ja schon beantragt hatte. Das gnomengroße Ding räusperte sich, wie so oft, wenn es verlegen war. Räuspern verschaffte Zeit.
"Gut zu den Fakten." fuhr er schnell fort. "Wie ihr vielleicht wisst, ist der Ballistiker meiner... äh... unserer Abteilung, Herr Made, derzeit auf Urlaub. Was man besonders gut daran erkannt, das Jack, unser anderer Gerichtsmediziner, derzeit seine Kenntnisse in dem Bereich auffrischt. DUCKEN!"
Wie auf Kommando raste das speerartige Geschoss einer Mut-Armbrust durch das Fenster herein und blieb zitternd in der Wand direkt vor der Gefreiten Krulock stecken. Die Vampirin zuckte nicht mal zusammen, sondern hob mit ihrem rechten Zeigefinger den Holzschaft etwas an, um besser sehen zu können.
"Und?" fragte sie.
"Gute Frage." kommentierte Rib antwortend. "Wir haben, nach den ersten Löchern, die bis ins Fundament ragten, versucht ihn anzuflehen, zurückzukommen. Aber niemand wusste, wo er war."
Hämisches Gekicher kam aus den Reihen der Untergebenen. Als ob
irgendein Wächter wirklich seine Urlaubsadresse angab. Zumindest mehr als einmal in seinem Leben.
Rib blickte Johann, den er noch gut aus einer Zeit in einer anderen Abteilung kannte an. Er wusste, welche Frage nun kommen würde und griff ihr vor.
"Ja, ihn zu finden, ist nicht meine Aufgabe. Und geht die anderen Abteilungen nichts an." Ein weiterer Bolzen raste durch den Raum. Diesmal musste die Tafel daran glauben und zersprang mit einem lauten Knall. Rib fuhr fort: "Zumindest jene, die nicht an ihrem Dasein besonders hängen. Wie dem auch sei, es hat sich etwas geändert. Hatscha, reichst du das herum?"
Humph reichte der angesprochenen ein Ding, das aussah wie eine Ente. Ungefähr in Ribs Größe, zeichnete sich diese Skulptur durch Brandspuren, Schnittstellen und eine seltsame Beschaffenheit aus.
Rib, als Laborant, hatte auch hier etwas zu sagen: "Das haben die Spinn... Äh, Pyro hier? Nein? Gut. Die Spinner von Zauberer von einer anderen Welt, der sogenannten Rundwelt, mitgehen lassen. Ein Kultartefakt, behaupten die Hirnis. Jungs, dieses Zeug, die Art wie es brennt und auf Säuren... Schwimmbar ist das Ding auch..."
"Hmmhmm." räusperte sich Humph. Ihm ging es nicht um Zeit.
"Äh ja. Tatsache ist, Ophelia, drehst du das Ding um? Danke. Das jemand dort eine Nachricht darauf verfasst hat. Kannst du mal vorlesen?"
"'Made in Hong Kong' steht hier." las die angesprochene erstaunt.
Rib nickte: "Und das bedeutet?"
"Das wir wissen wo er ist?"
"Jap. Und? Noch mehr?"
"Er muss in Schwierigkeiten sein."
"Erklärst du auch den anderen, warum?"
"Äh..." mutmaßte sie. " Weil er seinen Urlaubsort angibt?"
"Genau. Anstelle selber zu kommen. Und deswegen gehen wir hin und finden raus, was los ist? Wächter sorgen füreinander. Noch Fragen?"
"Ja." meldete sich Arwan. "Warum wir?"
"Weil die Rundwelt anders sein soll. Wir brauchen Spezialisten. Wir brauchen Könner. Wir brauchen, was die Wache an bestem zu bieten hat." Rib blickte ernst in die Runde. "War alles nicht zu bekommen, deshalb seid ihr dran. Und Humph und ich kommen mit, um ein Auge auf euch zu haben. Weitere Fragen?"
12.06.2006 23: 46Carisa v. Schloss Escrow
"Anders, was meinst du mit anders?" fragte die Wasserspeierin Carisa von Schloss Escrow.
"Ähm ja..., nun...", antwortete Rib ihr.
"Wissen wir überhaupt etwas über die Rundwelt?"
Rib blickte den Lance-Korporal böse an, er hatte gehofft, dass niemand der Anwesenden diese Frage stellte.
"Ja nun, wir haben ein paar Informationen von den Zauberern. Ich denke, sie werden uns dann noch das ein oder andere sagen", antwortete er.
"Wie kommen wir da überhaupt hin?" fragte jetzt ihrerseits Hatscha al Nasa und nieste anschließend.
Die sonstigen Anwesend nickten zustimmend zu dieser Frage, so wie sie es schon vorher bei Carisas Frage getan hatten.
Rib drehte sich zu Humph um, blickte diesen etwas ratlos an. Nun waren sie an den Punkt gekommen, den zu erklären wohl noch das Schwierigste sein würde. Humph jedoch nickte nur kurz.
Die Mumie drehte sich wieder um, holte kurz Luft, einfach des Effektes wegen.
"Nun, also die Zauberer werden uns dort hinbringen."
"Wie bitte!!" Hatscha starrte ihn ungläubig an. "Die Zauberer? Mit Magie?"
Der Geräuschpegel im Raum nahm hörbar zu. Alle plapperten durcheinander.
"Wie war das nochmal, nicht gefährlich?" ließ sich von Arwan vernehmen.
"Ich vertraue doch mein Leben keinem Zauberer an", sagte Ophelia und stampfte mit dem Fuß auf.
Rib schaute etwas hilflos in den Raum. Wenn nur Humph etwas sagen würde.
"Ruhe!!!" brüllte die Mumie gegen das Stimmengewirr an.
Die Wächter verstummten und sahen ihn fordernd an. Sie erwarteten eine Erklärung.
13.06.2006 11: 56Johan Schaaf
"Also, jetzt habt euch doch mal bitte nicht so!", forderte Rib seine Kollegen auf, als wieder Ruhe eingekehrt war. "Ich will euch nur mal darauf aufmerksam machen, dass im Laufe der Jahre schon viele Wächter irgendwelche magischen Tore und ähnliches benutzt haben, um an andere Orte oder sogar in andere Dimensionen überzuwechseln. Zwar nicht immer freiwillig... und manchmal kann so etwas auch ziemlich gefährlich sein... und sogar böse enden..."
Als er bemerkte, dass sich wiederum leises Gemurmel im Raum breit machte, fuhr er schnell fort: "Aber was ich euch sagen will, ist folgendes: Solange die Magie, die für die Reise notwendig ist, von... äh, kompetenten Fachkräften kontrolliert und in ihren Bahnen gehalten wird, besteht absolut kein Grund zu Sorge! Johan..."
"Ähm... ja?" Der Gefreite schaute überrascht auf.
"Wie ich aus dem Bericht deines Abteilungsleiters erfahren habe, hattest du vor nicht all zu langer Zeit das Glück, mit einer kleineren Wächtergruppe ein solches Tor... nein, sogar zwei, benutzen zu dürfen. Und sicher kannst du hier einige deiner Mitwächter beruhigen, indem du ihnen bestätigst, dass so etwas - von den richtigen Leuten durchgeführt - absolut ungefährlich ist."
"Also..."
"Ich meine, euch ist doch aufgrund des Ãœbergangs nichts schlimmes passiert, oder?"
"Na ja..."
"Da seht ihr's! Mit Hilfe der Zauberer wird das ein wahrer Spaziergang!"
"Ja, aber..." Der Verkehrsexperte erhob sich von seinem Stuhl und noch bevor der Untote ihm abermals ins Wort fallen konnte, sagte er: "Also, die Reise an sich war ja eigentlich wirklich nicht schlimm. Und dass es von kompetenten Personen geleitet ungefährlich ist, stimmt vermutlich auch. Aber warum dann die Spinner aus der Unsichtbaren Universität?"
Die Frage stand einige Sekunden im Raum, sodass alle Wächter Gelegenheit hatten, sie sich durch den Kopf gehen zu lassen, bevor Rib zu einer Antwort ansetzte.
"Ahhh..." Er räusperte sich mehrmals, um die peinliche Stille zu füllen, bis ihn ein Klopfen an der Tür endlich erlöste. Eine Rekrutin steckte den Kopf herein und meldete zaghaft: "Der Herr von der Unsichtbaren Universität ist jetzt da. Soll ich ihn hereinbitten?"
"Aber sicher doch!", erwiderte er dankbar. Und wieder an die Wächter gewandt: "Der Zauberer, den ich herbestellt habe, wird euch die Lage sicher besser erklären können."
13.06.2006 19: 52Lilli Baum
Jener trat zugleich mit diesen Worten ins Zimmer ein. Genauer gesagt, schritt er wie ein Pfau und versuchte somit einen möglichst würdevollen Auftritt zu haben - was ihm allerdings nicht gelang. Er hatte zwar einen sehr würdevollen Hut, mit funkelnden Sternen und noch mehr funkelnden Monden und trug eine lange, überaus würdevolle Robe, deren Färbung so tiefblau wie die Untiefen des Meeres war, beides half aber trotzdem nichts.
Der Gute hatte nämlich eine sehr große, wahrhaft opulente und Ehrfurcht gebietende Nase.
Eine Nase, so wie man sie nur alle paar tausend Jahre in den Gesicht eines wahrlich
gestraften gesegneten Wesens erblicken durfte.
Alle Blicke wanderten auf diesen immensen Vorsprung im Gesicht des jungen Zauberers, und nur wenige waren dazu imstande, diesen wieder fortzureißen.
Einen Moment lang herrschte peinliche Stille. Dann räusperte sich der Magier und sagte: "Gestatten, mein Name ist Blasius von Langenstein. Ich bin der kürzlich ernannte Professor für 'RRR', und folglich für den von Ihnen geplanten Ausflug zuständig." Seine Stimme war mehr als auffallend nasal.
"RRR?", fragte Hatscha El Nasa, die als einzigste wieder die Sprache fand und den anderen dadurch eine Nasenlänge voraus war. Was nicht zuletzt daran lag, dass sie sich oft mit solchen Dingen, mehr als die gesamte restliche Runde der Anwesenden, beschäftigte. Auch wenn es sich dabei meist um ihr eigenes, schnupfengeplagtes Riechorgan drehte.
"Rudis Rundwelt-Reisen", entgegnete Blasius.
"Wer ist Rudi?!"
"Niemand. Rudi ist die Abkürzung für 'Rudimentär'. Aber das hätte nicht auf meine hübsche Plakette gepasst." Er holte ein kleines metallenes Ding heraus, auf dem tatsächlich "Rudis Rundwelt-Reisen" eingraviert worden war und heftete es sich demonstrativ an seine Robe.
"Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich Sie mit einigen Sicherheitsbestimmungen vertraut mache, bevor Sie mit den eigentlichen Reisevorbereitungen beginnen. Wäre schließlich überaus bedauerlich, wenn jemand zum Beispiel einen Elefanten ausnimmt, kocht und mit Oliven füllt, nur um später festzustellen, dass man keine mit Oliven gefüllte Elefanten mit in die Rundwelt nehmen darf. Sie verstehen sicher, worauf ich hinauswill. Nun gut, wenn mir jetzt bitte alle zuhören würden..."
Einen Moment herrschte Schweigen, Blasius stemmte einen Arm in die Seite und wiederholte: "Wenn mir JETZT bitte ALLE
ZUHÖREN würden!"
Augenblicklich schauten sich alle erstaunt um, wer denn gerade nicht dem Magier zuzuhören schien. Die Blicke fanden schnell einen potentiellen Übeltäter: Gefreite Lilli Baum, die sich gerade tief über eines ihrer Kärtchen beugte und mit hochangestrengten Gesichtsausdruck darauf schrieb. Ihr Kopf war so weit unten, dass sie fast schon mit der Nase ihr garantiert zu 100% holzfreies Kärtchen berührte.
Nelfie, der zufällig neben Lilli saß, linste zu ihr herüber und versuchte herauszufinden, was sie da eben so hochinteressantes aufzuschreiben hatte. Die Gefreite drehte ihren Kopf, und warf diesem einen "Man beziehungsweise Gnom steckt seine Nase nicht in anderer Bäume Angelegenheiten" -Blick zu.
Dann schaute sie zu Blasius, brachte sich wieder in eine aufrechte Position und hielt diesem dann das eben beschriebene Kärtchen hin.
Er rümpfte die Nase, als er jenes las und meinte dann: "'Problem' schreibt man mit h. Auf die anderen Fehler will ich erst gar nicht erst eingehen. Aber worin besteht denn nun dein ominöses Problem?" Er klang leicht verärgert (aber immer noch sehr nasal), schließlich hatte er auch guten Grund dazu, denn normalerweise hingen die Leute immer wie gebannt an seinen Lippen. Wozu hatte man solch einen majestätischen Vorsprung im Gesicht, wenn ihn niemand beachtete? Er war stolz auf seine Nase, sehr sogar.
Lilli reagierte mit eichener Gelassenheit und stellte den Kasten, welchen sie bisher unter ihrem Stuhl, und somit außerhalb der Sichtweite der meisten Anwesenden, aufbewahrt hatte, auf den Tisch.
Erneut herrschte einen Moment lang Stille, nur ein leises Geräusch, dass ein wenig wie ein Pfeifen klang, war von irgendwo zu hören.
"Und?", fragte von Langenstein.
Lilli hob eine Augenbraue, griff sich den Kasten und schüttelte diesen kurz, aber energisch.
An hörte ein Klappern, vielmehr ein Rumpeln, dann bewegte sich etwas am Kasten. Eine kleine Klappe, vielmehr ein Rumpe... ähm ein Fenster, öffnete sich, und heraus schaute Lillis S.P.R.E.C.H.
[2] - Dämon Horatius. "Lilli, was soll das?! Ich hatte bis eben geschlafen! Ich habe einen gewerkschaftlich festgelegten Anspruch auf mindestens 16 Stunden Schlaf am Tag!", keifte er sofort los, während er sich eine Beule an seinem kleinen Dämonenschädel rieb. Dann fiel sein Blick auf Blasius und somit auf dessen gewaltige Nase.
"Boah!", rief Horatius: "Hat der aber 'nen Riesenzinken!"
Die Aussprache des Unübersehbaren brach das allgemeine Schweigen, dass den Großteil der Runde seit Blasius Ankommen befallen hatte.
15.06.2006 2: 57Arwan
Der Zauberer fixierte den kleinen Dämon mit einem vernichtenden Blick. Er hob den Kopf und gab sich alle Mühe so würdevoll, wie möglich auszusehen. Er lies sich nicht darauf hinab, auf diese Bemerkung zu reagieren. Er drehte sich den anderen Wächtern zu und sein ganzes selbst strahlte Weisheit und Ehrfurcht aus. Komischerweise schienen die Wächter es nicht zu bemerken. Auf manchen Gesichten zeigte sich ein unverschämtes Lächeln.
Bildete sich der Zauberer nur ein oder hörte er etwa, wie jemand kicherte?
"Fahren wir fort", sagte Blasius laut und achtete sehr darauf, dass ihm jeder einzelner zuhörte. "Ich werde euch jetzt erklären, was ihr alles für eure Reise braucht"
"Was für 'ne Reise? Ich will gar nicht reisen!", unterbrach ihn Horatius.
Lille warf den Dämon einen bösen Blick zu, was "Sei still, wenn sich Bäume unterhalten" bedeutete und fing damit an auf die halbdurchsichtigen Buchstaben auf dem Kasten zu tippen.
"Was machst du da?", fragte Langenstein verärgert. Lilli schenkte ihm genau so viel Beobachtung, wie viel ihm in der gleichen Situation ein vorbildlicher Lehrling aus der Baumschule schenken würde. Vielleicht war sie viel zu unbegabt, um die Kunst der Photosynthese zu erlernen, was ihre ehemalige Mitschüler selbst im Schlaf beherrschten. Aber etwas hatte ihr die Baumschule doch gebracht. Schweigen konnte sie ausgezeichnet.
"Gefreite, leg sofort den Kasten weg und hör diesen Zauberer zu", mischte sich Rib ein.
Lilli nickte, denn sie war sowieso mit dem Tippen fertig.
Horatius Las vor: "Also, sie schrieb: 'Sie müssen wissen, der Kleine hier ist ein wenig eigensinnig, wenn sie verstehen, was ich meine, ich habe deswegen schon Probleme mit meiner Püschologin bekommen.' Ich bin ganz und gar ihrer Meinung. Dieser Nelfie da ist mir total suspekt!"
Lilli schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, stieß ein entnervtes Seufzen aus, und verstaute den Kasten ohne weiteren Kommentar wieder unter ihrem Stuhl.
Man konnte noch "Und dafür wurde ich aus meinen Schönheitsschlaf gerissen..." hören, während Lilli einen hilflosen Blick in die Runde warf.
"Also wo war ich stehen geblieben...ah ja, bevor ihr auf diese selbstmörde... äh... ein kleinweinig gefährliche Reise geht, müsst ihr euch unbedingt, die Sicherheitsmaßnahmen gründlich durchlesen und sich dann strickt an die Regeln halten...", der Zauberer holte ein seltsames Etwas hervor, auf den ersten Blick war es nur ein kleines Stern aus trübem Glas, doch auf den zweite erkannten man... dass es wohl wahrscheinlich tatsächlich um ein Glassternchen handelte.
Frän Fromm musste plötzlich an ihren Vater denken. Obwohl er seit fast 100 Jahren tot war, erinnerte sich Frän immer noch viel zu oft an ihn. Er war ein Glasblässer und seine faszinierenden Kunstwerke waren das schönste, was sie in ihrer Kindheit gesehen hatte.
Das Stern sah jedoch weder beeindruckend, noch auf irgendeine Weise besonderes schön aus. Trotzdem eroberte es die Aufmerksamkeit der Wächter.
"Ist dieses... Ding irgendwie gefährlich?", wollte Johan Schaaf wissen.
"Nein! Solange es sich in den Händen eines erfahrenen Zauberers befindet, ist es überhaupt nicht gefährlich!", antwortete Blasius stolz. Es ist nämlich meine Erfindung! Ich zeige euch jetzt mal, wie es funktioniert"
Er hob das Stern hoch über den Kopf und flüsterte etwas in einer unbekannten Sprache.
Alle hielten den Atem an.
Jetzt wird etwas passieren. Das Stern wird hell aufleuchten. Und alle Regenbogenfarben... na ja wie auch immer. Auf jedem Fall bekommen jetzt alle die Magie zu spüren...Die Wächter stellten enttäuscht fest, dass nicht derartiges geschah. Um genauer zu sagen, es geschah überhaupt nichts.
Der Zauberer nahm das Stern wieder runter und schaute es so an, als ob er es gerade zum ersten mal gesehen hätte. Anschließend nahm es entschlössen wieder hoch und find wieder an zu flüstern, während sein Fuß nervös auf den Boden tippelte.
Plötzlich wurde er von einem Schrei unterbrochen.
"Autsch! Was zu Teufel...", Arwan hielt sich an den Kopf und unten auf dem Boden lag ein dickes Buch, der offensichtlich gerade eben einfach so von der Decke gefallen war.
"Es hat geklappt", triumphierte der Zauberer. Glücklich hob er das Buch auf und las vor: "Sicherheitsmaßnahmen für RRR... ihr müsst dieses Buch nur durchlesen, dann ist eure Reise so gut wie ungefährlich!"
16.06.2006 23: 27Lilli Baum
Blasius legte das Buch auf den Tisch und lächelte.
Er erwähnte nicht, dass so ein magisches Buch zuweilen ein recht eigensinniges Eigenleben entwickeln konnte. Selbst wenn es nicht mit magischen Formeln gespickt war, die in einem unachtsamen Moment einfach von der Seite sprangen und sich in den Kopf des Lesers einnisteten.
Nun, die Gefahr bestand bei Blasius' Buch freilich nicht, denn es enthielt keinerlei Formeln. Aber es war vollgepumpt mit Magie, denn Blasius hatte sein Wissen über die Kunst von Rudis Rundwelt-Reisen mit einem Zauber auf die Seiten gebannt, statt alles selbst mit Tusche und Feder in Schönschrift niederzuschreiben. Außerdem hatte dieser kleine praktische Transportzauber auch seine Spuren in dem Buch hinterlassen.
"Na, dann wollen wir mal sehen!", meinte Rib und näherte sich dem Buch, schlug es auf und überflog die ersten paar Seiten. Er runzelte die Stirn: "Sagen Sie mal, was sollen diese ganzen Zahlen hier?"
"Och", erwiderte Basius: "Das sind nur unsere Reisetarife. Je teurer die Reise, desto sicherer. Außerdem gibt es Aufschläge für Wasserspeier, Gnome, Vampyre und Mumien. Sie müssen übrigens doppelt zahlen, weil sie eine Gnumie sind."
"Das ist ja eine Unverschämtheit!", rief Rib erbost.
Das Buch erzitterte, urplötzlich klappte es zu und verschlang Tut'Wee M'Laut.
Carisa reagierte sofort, schnappte sich das Buch und befreite den Vorgesetzen.
"Es hat mich gebissen!", schrie Rib: "Was ist das für ein krankes Buch?!!"
Jenes spuckte kurz ein kleines Stück Mullbinde aus und rührte sich nicht mehr.
"Ich habe es gewusst!", meinte Arwan: "Seit dem Moment, in dem es mir auf den Kopf fiel, wusste ich, dass es böse ist!"
"Nun haben sie sich nicht so", meinte Blasius: "Das Buch ist vollkommen harmlos. Gutschi, gutschi, guuh!" Er kraulte das Buch am Deckel, woraufhin es ein wenig mit den Seiten raschelte.
Trotzdem rückten alle ein klein wenig von dem Buch weg.
18.06.2006 23: 31Hatscha al Nasa
"Die Kosten wird doch wohl die Wacheleitung übernehmen, oder?", fragte Frän hoffnungsvoll, die als Gefreite sowieso noch keinen so hohen Sold bekam wie die Ranghöheren.
"Nun, also... ich werde natürlich sofort einen Antrag stellen, aber der durch ist..." Rib, der sich von dem Buch-Angriff noch nicht vollkommen erholt hatte, zuckte mit den Schultern.
Humph zog den Gnumie zur Seite. "Ihr entschuldigt uns mal einen Augenblick." Zu Rib sagte er dann: "Ich hatte gedacht, du hättest die Reise schon längst geplant und das mit den Kosten geregelt?", flüsterte er.
"Nun ja, Sir... wie Blasius schon sagte, die teuersten Reisen sind die sichersten. Ras wird nur nie das Teuerste genehmigen."
"Das heißt, was garantiert genehmigt wird..."
"Kostet nichts oder kaum was, genau, Sir. Die Sache mit den einzelnen Rassen habe ich auch erst eben erfahren."
"Pass bloß auf! Es ist ja nicht dein erster Fall..." Man konnte sein Unbehagen regelrecht mitspüren. Der Hauptmann blickte mitleidig in die Runde. Sie wussten ja gar nicht, was sie erwarten konnte. Aber das war vielleicht auch besser so, so machten sie sich nicht ganz so viele Sorgen wie er.
"Also, was ist nun mit dem Buch?", wandte sich Humph schließlich wieder an den Zauberer. "Wenn es sich nicht benimmt, verlange ich mein Geld zurück!"
"Ja, also, keine Angst. Ihr müsst eigentlich nur die AGBs, die Ankh-Morporkianischen Garantie Besonderheiten, unterschreiben." Er reichte Rib einen Zettel mit viel kleiner Schrift.
Der Feldwebel sah auf die vielen Buchstaben und resignierte. So viel Geschriebenes... Es wird schon stimmen und seine Richtigkeit haben. Er griff nach einem Stift und unterschrieb das Dokument.
"Dann kann es ja jetzt losgehen. Oder gibt es noch Fragen, Anregungen, oder sonst etwas?" Vereinzelte Hände hoben sich. "Ja, Lilli?"
Die Gefreite fing an zu schreiben. Rib fluchte leise und rief inzwischen den nächsten auf, wofür er sich böse Blicke von Lilli einfing.
"Wie lange werden wir unterwegs sein?"
"Wisst ihr im Normalfall, wie lang ihr daran arbeiten werdet? Nein? Also, dann werdet ihr es hier auch nicht wissen, genausowenig wie ich selbst."
Gibht äs ainen Zuhschlahg führ Beumä?", hatte Lilli schließlich auf ihr Schild geschrieben. Der Feldwebel sah fragend Blasius an.
19.06.2006 1: 04Lilli Baum
Von Langenstein schien einen Moment lang zu überlegen, was das Kauderwelsch den bedeuten könnte. Dann zuckte er mit den Schultern. "Also wenn du Bäume meinst... Wozu? Ihr wollt doch nicht etwa einen Baum mitnehmen, dass wäre doch bekloppt! Noch bekloppter als einen mir Oliven gefüllten Elefanten einzupacken!"
Lilli stemmte sich erbost einen Arm in die Seite und wollte schon eine Antwort schreiben, überlegte es sich dann aber anders, stellte Horatius (respektive seinen Kasten) wieder auf den Tisch und hämmerte förmlich aufs Tastenfeld.
Horatius öffnete seine Klappe schaute breit grinsend in die Runde und sagte dann "Piep!"
"?!!" Lilli schaute ihn durch den Glasdeckel hindurch fragend an.
"Na, das war die automatische Zensur, dass sämtliche Schimpfwörter wegzensiert. Schließlich würde ich NIE jemanden beleidigen. Auch wenn es so ein offensichtlicher Idiot wie diese Großnase da drüben ist."
Die Gefreite schob resigniert den Kasten ein Stück weiter in die Tischmitte, damit sie Platz hatte, mit dem Kopf mehrmals auf die Tischplatte zu hämmern.
19.06.2006 8: 34Arwan
Alle Blicke rixhteten sich auf Lilli.
"Was macht sie da", fragte Arwan flüsternd.
"Keine Ahnung. Frag sie doch...", meinte Ophelia.
"Du, Lilli, äh... was tust du da eigentlich?"
Gefreite Baum antwortete mit einem "Siehst du es etwa nicht?" - Blick. Und hämmerte noch ein mal, damit Arwan es besser erkennen konnte.
"Ist es so ein Ritual ... äh... bei den Bäumen..."
"Stellt bitte eure Gespräche ein!", befahl Humpf. "Quatschen könnt ihr, wenn ihr Feierabend habt und jetzt: Gibt es erst mal noch irgendwelche Fragen zu der Reise"
"Allerdings! Was ist mit der hohen oder niedrigeren Sicherheit gemeint?", wollte Arwan wissen, bevor sich irgendjemand anderes melden könnte.
MackDwarf wand sich dem Zauberer zu, glücklich diese Frage nicht selber beantworten zu müssen.
"In dem Buch ist alles genau beschrieben. Du kannst es freilich nachschlagen, Gefreite", Blasius musste sich ein Grinsen verkneifen. Aus irgendeinem Grund war er sich ziemlich sicher, dass keiner von den Anwesenden dieses Buch freiwillig anfassen wird.
"Danke", antwortete Arwan mit einem gespielt freundlichen Lächeln und ging voller Entschlossenheit auf das Buch zu.
Wenn er mich herausfordern will, von mir aus, dachte sie.
"Komm her, du nettes Büchlein!", sagte sie laut und dachte:
Weh, du wagst es noch ein mal mich zu schlagen! Dann fliegen hier bald Papierfetzen! Und niemand wird mir dafür die Schuld geben, ich darf mich doch schließlich verteidigen. Dann gibt es keine Preisliste mehr... keine Reiseanleitung... und eventuell auch keine Reise, wo wir auf alle Sicherheitsmassnahmen verzichten müssten, weil die Wache sparen will. Ah wie schade, dann werden wir ja zu Hause müssen... und ich war ja so scharf drauf von der runden Walt runter zu fallen und durch das Universum zu fliegen.Die Kunst, genau das Gegenteil zu zeigen, von dem, was sie gerade dachte, beherrschte Arwan ausgezeichnet.
Liebevoll streichelte sie das Buch, während sie sich überlegte, ob es für die Menschheit nicht besser wäre, seine Existenz für immer zu beenden.
Das Dumme daran war:
Das Buch konnte Gedanken lesen...19.06.2006 17: 18Carisa v. Schloss Escrow
Ein weiteres Mal griff Carisa beherzt zu.
Sie befreite Arwans Arm, an dem sich das Zauberbuch festgebissen hatte, mit einen gekonnten Griff und hielt das Buch nun weit von sich gestreckt.
"Könnten wir uns jetzt mal langsam ein wenig beruhigen?" fragte die Lance-Korporal unwirsch in den Raum.
"Ist ja furchtbar, ihr verhaltet euch wie die kleinen Kinder." Sie blickte sich im Raum um. Humph nickte ihr kurz zu, als ihr Blick ihn streifte.
Das Buch in ihrer Hand wand sich.
Die Wasserspeierin blickte das Buch scharf an.
"Das mit dem Ruhigwerden gilt auch für dich", setzte sie hinzu und griff nocheinmal fester zu.
Das Buch schien kurz zusammen zu zucken, dann hörte es auf zu zappeln.
"Sehr brav!"
Auch der Rest der Wächter war nun still geworden. Blasius hatte sein überlegenes Grinsen abgelegt, als er sah, wie das Buch Carisa gehorchte.
"Also, dann schlagen wir doch mal nach. Herr Zauberer, würden Sie mir bitte die Seite nennen?" der Ton in Carisas Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
"Seite 666", antwortete Blasius etwas niedergeschlagen. Die Wasserspeierin hatte ihm seinen Auftritt nun endgültig kaputt gemacht.
Carisa schlug die Seite auf und begann zu lesen.
19.06.2006 17: 54Lilli Baum
Sie räusperte sich und begann:
"...sollte es zu Turbulenzen kommen, fallen Sauerstoffmasken von der Decke. Unter Ihrem Sitzplatz befindet sich außerdem eine Schwimmweste.. ähm..."
Die Wasserspeierin hielt inne und kniff die Augen zusammen.
"Warum liest du nicht weiter?!", fragte Rib in einem harschen Tonfall.
"Die Buchstaben haben anschließend beschlossen, sich nicht lesen zu lassen. Schau selbst!"
Carisa schob das Buch zu Rib hinüber. Dieser warf einen Blick auf die Seite, und kaum betrachtete er ein paar Buchstaben genauer, begannen sie zu erzittern und Momente später zischten sie davon.
"Was soll das denn?", fragte Rib ungehalten.
Blasius' errötete. Dann sagte er in einem beiläufig klingenden Tonfall: "Ich hätte vielleicht anmerken sollen, dass das Buch eigentlich nicht gelesen werden kann. Nur von ähm... sachkundigen Personal. Außer die Preisliste natürlich. Ich habe einen extrem mächtigen Zauber benutzen müssen, damit die wirklich jeder lesen kann!"
Derweil dachte Nelfie laut nach: "Was soll dieses 'Sauerstoff' eigentlich sein?"
"Man bist du blöd!", kam es von Horatius: "Jedes Kind weiß doch, dass das in Zitronen enthalten ist. Deswegen sind die auch so sauer."
"Hey!", rief Nelfie empört.
19.06.2006 23: 21Neflie
Es war nicht so, das Neflie es nicht gewohnt war, von anderen Leuten herablassend behandelt zu werden, aber von jemandem, der noch kleiner und noch dazu ein Dämon war, war dies selbst für den kleinen Gnom eine Spur zu frech.
Während Blasius sein Buch wieder an sich nahm, und versuchte so würdevoll wie möglich darin zu blättern, was ihm aufgrund seines schief sitzenden Hutes, der ihm ein sehr lustiges Aussehen verlieh, nicht so richtig gelingen wollte, fuhr Neflie am anderen Ende des Tisches Horatius an:
"Was weist du schon. Die sind doch nur so sauer weil die den ganzen Tag an einem Baum hängen. Du wärst dann bestimmt auch sauer!"
"Warum sind dann Weintrauben nicht sauer, Blödmann?", äffte der Dämon zurück.
"Wahrscheinlich weil sie geduldiger sind. Und Ãœberhaupt, was weist du schon davon!"
Neben ihm trommelten die Finger von Lilli Baum auf den Tisch, und wusste nicht so richtig was schlimmer war; das man für sie keinen eigenen Tarif hatte, das sich die beiden kleinen Geschöpfe vor ihr gleich an die Gurgel fallen würden oder das die Preise für einigermaßen sichere Reisen, die am anderen Ende des Tisches genannt wurden ein vielfaches ihres Monatssoldes waren.
"Ich bin wenigstens nicht den ganzen Tag in einer dummen Kiste eingesperrt und gehöre einem Baum!", schrie Neflie zu Horatius hinauf.
"Pah!", erwiderte Horatius, und setzte dazu an aus seinem S.P.R.E.C.H. auszubrechen.
Neflie krempelte seine Ärmel hoch und machte sich darauf bereit dem kleinen Dämon ein mal zu zeigen, das man sich nicht mit einem Gnom anlegen sollte, auch wenn das was er anhatte so aussah als wäre es gestern noch ein Putzfetzen gewesen. Der Geruch verstärkte den Eindruck nur.
"Den hier können wir nehmen, soviel Geld kann der Kommandeur sicher für uns ausgeben", sagte Rib, und zeigte auf eine Zeile in dem Buch, die sich daraufhin beleidigt auf die nächste Seite verkroch.
Blasius blätterte ein mal um, und begann dann:
"Aber das ist eine sehr gefä...", wurde aber durch einen plötzlichen Hustenanfall der Gnumie unterbrochen.
"Ja, natürlich, das ist eine sehr gute Wahl, die Sicherheit ist bei dieser Option gegeben, und es sollten keine Probleme auftreten", versuchte er es erneut, und wurde dieses mal nicht von Rib unterbrochen.
20.06.2006 23: 11Ophelia Ziegenberger
Die Verdeckte Ermittlerin von R.U.M. rieb sich unauffällig die Schläfen. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und hatten ihr mehr abverlangt, als sie gewohnt gewesen war. Die Zuteilung zu diesem neuerlichen Unternehmen durch ihre Abteilungsleiterin war überraschend und nicht eben willkommen gewesen. Gerne hätte sie den Abschlussbericht zum letzten Einsatz nochmals auf Rechtschreibfehler Korrektur gelesen, anstelle ihn im Rohentwurf abgeben zu müssen. Die wenigen wacheeige-nen Utensilien, die sie genutzt hatte, benötigten dennoch Reinigung und Pflege und zudem hätte sie sich um die ihr anvertraute Auszubildende lieber unter "normalen" Umständen gekümmert. Es war so schon nicht einfach, dieser gerecht zu werden. Aber Lilli in eine andere Dimension mitnehmen zu müssen, auf eine Reise, die zwar nötig aber auch gefahrvoll erschien, das wollte Ophelia einfach nicht zusagen. Sie trug doch die Verantwortung für ihren Schützling! Etwas ganz in der Nähe machte hölzern 'Klonk!'. Das Geräusch wiederholte sich. Sie ließ ihre Hände sinken und beobachtete Lilli dabei, wie diese ihren Kopf auf den Tisch schnellen ließ. Oh ja. Jemand würde sich um die Auszubildende kümmern müssen. 'Klonk!'
Das Pochen schien hinter Ophelias Stirn nachzuhallen und mit wabernden Fingern an ihren Nerven zu zupfen. Zu allem Überfluss gesellte sich nun auch noch das eindringliche Zetern der kleineren Wesen dieser Einsatzgruppe dazu, die sich kindisch auf den Schlips getreten oder doch vom jeweils Anderen herausgefordert fühlten. Gerade als einer der beiden die winzigen Ärmelchen hochzukrempeln begann und Lilli sich stirnrunzelnd vorbeugte, endete das kurze, halb geflüsterte Gespräch vor ihnen mit dem gekünzelt fröhlichen Ausruf: "Ja, natürlich, das ist eine sehr gute Wahl. Die Sicherheit ist bei dieser Option gegeben und es sollten keine Probleme auftreten."
Endlich eine klare Aussage! Die rothaarige Frau atmete erleichtet auf.
22.06.2006 22: 59Lilli Baum
"'Ja, natürlich, das ist eine sehr gute Wahl, die Sicherheit ist bei dieser Option gegeben, und es sollten keine Probleme auftreten'? Meinen sie das ernst oder wollen sie uns nur in Sicherheit wiegen?", fragte Horatius misstrauisch, nachdem er Neflie die Zunge herausgestreckt hatte.
"Natürlich!", zischte Rib in einem Tonfall, der alle Zweifel beseitigte, wenn auch auf einer sehr zweifelhafte Art und Weise.
Horatius dachte einen Augenblick lang nach und sagte dann: "Das will ich doch hoffen, sonst bekommst du Ärger mit meiner Gewerkschaft, sollte mir etwas bei der Reise passieren."
"Warum bleibst du dann nicht einfach hier?", fragte Neflie gehässig.
"Ähm", entgegnete Horatius: "Ähm..."
23.06.2006 13: 00Frän Fromm
"Ich habe gewisse Verpflichtungen aber davon verstehst du eh nichts!" keifte Horatuis nun. Neflie wollte contra geben, woraufhin Horatius wieder contra geben würde, was Neflie dazu veranlassen würde... Lilli kappte die Schleife, noch bevor sie begonnen hatte. Mit einem geschickten Griff packte sie Horatius in den S.P.R.E.C.H. und ließ diesen sang und klanglos verschwinden. Neflie, von der Vorstellung getrieben sich als Gewinner dieser Auseinandersetzung zu zeigen, grinste breit. Ein Blick von Lilli, einer dieser durchdringenden, auf diese bestimmte Art und Weise warnender Blick streifte den Gnom, was ihn dazu veranlasste sich einfach unauffällig zu setzen.
Ophelia entspannte sich ein wenig mehr.
Rib versuchte den Eindruck gegebener Sicherheit zu erwecken. Vielleicht lag es an ihm, vielleicht auch daran, dass die Wächter froh waren, das Wort Sicherheit überhaupt gehört zu haben, Rib jedenfalls nahm keine weiteren Beschwerden wegen der Sicherheit wahr.
Leider war trotz allem eine Meldung vorhanden.
"Ja, Frän?" sie würde jetzt bitte nicht noch mal nach der Sicherheit fragen...
"Was ist mit Waffen und dem Gepäck gibt es da bestimmte... Vorschriften?" der Zauberer freute sich, wieder in das Geschehen eingebunden zu sein.
"Ja, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt!", er schmunzelte und packte die RRR-Bibel, "Das mit dem Gepäck ist sehr einfach zu erklären, eigentlich ist alles einfach zu erklären hähä.." er wippte ein wenig.
"Jaja, alles einfach und nun bitte zum Punkt." Rib hatte nicht die Nerven einem wippendem, schmunzelnden Zauberer zu zu hören.
"Wie der Herr wünscht.", Blassius war etwas geknickt, "Euer Gepäck darf nicht schwerer als 3kg sein. Jedes weitere zehnte Gamm kostet Aufschlag. Die Sache mit den Waffen ist ein... schnell erklärt. Alles was größer ist als mein Fuß, mein Fuß ist die Norm, kostet mehr."
23.06.2006 18: 12Ophelia Ziegenberger
Nur drei Kilo? Die zierliche Wächterin zog skeptisch eine Braue in die Höhe. Drei Kilo? Schon die Standardausrüstung eines Wächters überschritt dieses Maximum um Einiges. Sie jedoch sollten nun in eine andere Welt überwechseln, völlig auf sich allein gestellt und im Angesicht schrecklicher, ungeahnter Gefahren, ohne auch nur ansatzweise genügend gerüstet zu sein? Obwohl! Das hatte noch Niemand gefragt.
Sie reckte zögerlich aber deutlich sichtbar ihre Hand und meldete sich. Der Zauberer seufzte und stellte das Auf- und Abgewippe ein. "Die Wächterin dort hinten." Ophelia konzentrierte sich auf eines der Augen, um nicht ständig die große Nase zu betrachten. "Gibt es während der Reise auf die Rundwelt eine Möglichkeit, mit unseren hiesigen Kollegen in Kontakt zu treten?" Sie überlegte schnell und ergänzte ihre Frage: "Und zwar nicht nur dann, wenn diese uns, sondern auch wenn wir sie kontaktieren wollen? Und nicht an eine vorgegebene Zeit oder Situation gebunden und unabhängig von der Tarifliste, so dass wir uns einen Notruf leisten können?"
Der Zauberer zupfte unbehaglich an seinem tiefblauen Umhang und drapierte ihn glatt gestrichen über seine Schultern. "Nuuuuun, wenn Sie das so genau wissen wollen..." Kollektives Schweigen lastete auf den glatt gestrichenen Stoffbahnen über den knochigen Schultern. Der kürzlich als verantwortlich ernannte Zauberer war solches nicht gewohnt und wand sich regelrecht. "Also normalerweise kümmert sich der Kollege um die kleine Kugel mit den vielen Flocken drin. Ich meine, sie taugt höchstens etwas für einen Nachmittagsausflug. Und dann auch nur kurz. Meistens schneit es dort wieder, ehe man sich Milch aufwärmen und die mitgebrachten Kekse tunken kann." Dem lästigen Schweigen gesellten sich von allen Seiten eindringliche Blicke hinzu. Blasius wich ihnen allen aus, was ein gewisses Geschick bedeutete. Mit scheinbar freudigem Lächeln setzte er erneut zur Erklärung an: "Also Nachrichten schicken ist ja kein Problem. Normalerweise ist HEX viel zu neugierig, als dass er die Rundwelt aus den Augen lassen würde, sozusagen. Er hat ja keine richtigen Augen. Da müsste der Erzkanzler schon nach einem warmen Bad verlangen oder die großen Sommerprüfungen anstehen, um ihn derart auszulasten, dass er es versäumen würde, Nachrichten eines registrierten Reisenden weiterzuleiten. Und beides steht erst in einigen Wochen wieder an." Sein Lächeln fand nirgendwo eine Erwiderung. Er hatte sich diese Einweisung irgendwie einfacher vorgestellt.
Die Wasserspeierin von Schloss Escrow runzelte die Stirn. "Warum holt dieser HEX dann nicht auch unseren Kollegen rüber, wenn das mit den Nachrichten kein Problem zu sein scheint?"
Blasius guckte vorwurfsvoll: "Hat sich ihr Kollege denn für diese Reise registrieren lassen oder den Tarif gezahlt, na? Wo kämen wir denn da hin, wenn wir uns um jeden Hans und Wurst kümmern würden, der in irgendeiner Dimension verläuft! Also das kann man nun wirklich nicht von uns verlangen. Hätte er vorher Bescheid gesagt, dann hätte man ihn von Beginn seiner Reise an beobachten können, so wie wir Ihre Reise beobachten können werden. Aber ihn jetzt einfach so finden? Haben Sie überhaupt irgendeine Vorstellung davon, wie winzig klein die ganzen Details sind? Und überhaupt! Dazu bräuchte es unglaubliche thaumaturgische Energien, das ist nicht aufzubringen!"
Der steinerne Gesichtsausdruck seines direkten Gegenübers wandelte sich kaum. "Gilt das auch für unsere Hinfahrt? Oder gibt es da unterschiedliche Regeln? Und wie verdammt noch mal sollen wir dann alle, wenn es soweit ist, wieder zurück kommen?"
Blasius blinzelte in einer grotesken Mischung aus Hilflosigkeit, Unsicherheit und verletztem Stolz. "Ich habe nie behauptet, dass die Reise durch Magie zustande kommt. Jedenfalls nicht so direkt."
Nun war es an Rib, die Sirn zu runzeln. "Wovon redest Du, Mann? Bist Du nun einer von den SP- annenden Hutträgern oder nicht?"
Die hohe Spitze wackelte in gerechter Empörung. "Natürlich bin ein Zauberer, wenn Sie das meinen, Herr Wächter. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich über unbegrenzte Magie verfüge. Und diese Gruppe wäre viel zu groß, um sie durch eine kontrollierte Entladung zu transferieren. Die wäre nämlich nicht lange kontrolliert und dann wäre das Geschrei groß, nicht wahr?" Er schüttelte den Kopf. "Ihr Kommandeur und der Erzkanzler haben eine Sondervereinbarung getroffen und sie alle sollten diese Gelegenheit als etwas Besonderes ansehen, was bei Weitem nicht Jedem Erstbesten gestattet wird. Immerhin hat es ziemlich vieler Geschenke an den Bibliothekar gekostet dessen Genehmigung zur Durchquerung des B-Raums zu bekommen, zumal er sie führen muss und auch nicht ständig Zeit hat. Die tarifliche Bezahlung, zu deren Einstufung Sie sich entschieden haben, werden nicht einmal die Kosten decken, nur dass Sie es wissen." Der lange Vortrag schien ihn erschöpft zu haben und er schnappte nach Luft.
Frän Fromm nutzte die kurze Atempause um auf ihr anfängliches Anliegen zurückzukommen, welches ihr offensichtlich sehr am Herzen lag: "Wann können wir unsere Waffen mit ihrem Fuß vergleichen? Wegen der Größe?"
Der Zauberer wurde scharlachrot im Gesicht und begann zu stottern: "Ddddas mit ddddem Fuß, ddddas müssen wir ja vielleicht nicht so in aller Öffentlichkeit, ich meine, ddddas ist jetzt nicht unbedingt, es gibbbbt noch sssso viele andere Sachen zu klären, nicht?" Hilflos zupfte er seinen langen Robensaum um die Schuhspitzen.
Humph MacDwarf half dem stammelnden Zauberer genorös aus der Patsche. Oder auch nicht. Wie man es halt nahm. "Wir werden also durch den B-Raum reisen? Habe ich das richtig verstanden?"
Die Antwort kam zögerlich: "Jaaaaaa." Schnell fügte der Mann mit dem Hut an: Bei einer so großen Gruppe geht das leider nicht anders. Und es dürfte auch gar nicht soooo schwierig sein. Wir haben schon einige mögliche Zielorte in der Nähe des Fundortes des Artefaktes ausfindig gemacht. Es scheint einige Ausgänge in der fraglichen Gegend zu geben. Eine Ansammlung von Menschen, Ratten, Tauben und Hunden. Einige Katzen gibt es dort auch, sowie Fische. Die steigenden Tarife für Zombies, Vampire, Wasserspeier, Werwölfe, Banshees, Feen und Mumien etc. ergeben sich daraus, dass es solche Spezies auf der Rundwelt nicht gibt. Sie fallen zu schnell auf, so dass sie die natürliche Entwicklung dort stören könnten. Deswegen lassen wir auch normalerweise nicht einfach so jeden X Beliebigen hin."
Dies war der Zeitpunkt, an dem Ophelia hellhörig wurde: "Das bedeutet, dass wir sämtlichst Verdeckt dort auftreten werden?"
Der Zauberer blickte leicht verwirrt drein. "Verdeckt? Ich weiß nicht? Wenn Sie meinen. Obwohl ich denken würde, dass es noch mehr Aufmerksamkeit auf Sie ziehen dürfte, wenn Sie mit Decken über den Köpfen auftreten erden."
Eine unterschwellige Welle der Belustigung durchlief den Raum, prallte unbemerkt an dem Hutträger ab und führte zu etwas entspannterer Athmosphäre.
23.06.2006 23: 22Johan Schaaf
Johans Laune war nicht gerade die beste, als er im sich Schlafraum Ausrüstung unter drei Kilogramm zusammenzusuchen versuchte, wobei er immer, wenn er etwas gefunden hatte, was doch noch unbedingt mit musste, eine andere Sache fluchend wieder auspackte. Nun gut, seine Zahnbürste würde er dieses Mal wenigstens nicht vergessen...
In einer halben Stunde würden sie auf dem Hof wieder zusammentreffen und sich gemeinsam auf den Weg zur Unsichtbaren Universität machen, um von dort durch den B-Raum in eine andere Welt überzuwechseln, eine Vorstellung, die ihm - und, wie er den Eindruck hatte, den meisten anderen an der Aktion beteiligten Wächtern - trotz der Bemühungen von Rib und dem Zauberer noch immer nicht besonders angenehm war.
Mit einem Seufzer nahm er schließlich sein Schwert ab und legte es zur Seite. Dann prüfte er mit einem kurzen Blick noch einmal, ob er auch nichts vergessen hatte, drehte sich um und verließ den Raum.
"Sind alle bereit?", fragte Rib, als sich nach ungefähr achtundvierzig Minuten auch die letzten Wächter auf dem Platz eingefunden hatten. "Habt ihr alle eure Waffen überprüfen lassen, und zu großes Gerät, für welches die Wacheleitung aus Kostengründen leider nicht den Aufschlag übernehmen kann, entweder selbst angemeldet und aus eigener Tasche bezahlt, oder wieder ins Wachhaus gebracht?"
"Ja", antworteten alle Wächter, außer Lilli, die dafür leicht mit dem Kopf nickte.
"Der hat ja gut reden", flüsterte Johan der neben ihm stehenden Gefreiten Arwan zu. "Er ist ja selbst kaum so groß wie der Fuß dieses Kerls."
"Und war jeder noch einmal auf der Toilette?", wollte Blasius wissen. "Wie Sie hoffentlich wissen, gibt es auf dem Weg durch den B-Raum keine Möglichkeit, das noch zwischendurch zu erledigen."
Nachdem alles weitere geregelt war, setzte sich die Gruppe in Bewegung.
24.06.2006 12: 07Lilli Baum
Lilli die sich ans Ende der Gruppe zurückfallen ließ, begann nach einer Weile unverhohlen zu grinsen. Diese drei Kilo Klausel war großartig gewesen, das war eine Ausrede, die sich ihr wie auf dem Präsentierteller bot. Zwar konnte sie keine Hellebarde mitnehmen (die Wachemodelle fielen eh immer auseinander), aber dafür konnte sie auch Horatius dalassen, ohne schlechtes Gewissen. Es war wundervoll, sie würde diesmal keinen Ärger bekommen, weil Horatius sich nicht benahm.
Und was ihre Ausrüstung anging: Mehr als Schreibzeug und ein, zwei Zwergenbrötchen brauchte sie nicht. Diesmal hatte sie Marmelade draufgeschmiert.
Nach einer Weile schreckte Lilli aus ihrem Gedankengang auf. Dieser B-Raum kam ihr irgendwie bekannt vor...
24.06.2006 13: 30Carisa v. Schloss Escrow
Carisa hatte ihre paar Sachen gepackt, bei denen sie gedacht hatte, dass sie hilfreich sein konnten. Ihr Standartausrüstung betrug sowieso selten mehr als 3 Kilogramm. Neuerdings war zwar die Armbrust hinzugekommen, allerdings verzichtete sie sowieso auf den Dämonen, ihre Augen waren scharf genug, um die Arbeit dieses Wesens zu übernehmen. Aber die Armbrust hatte sie in ihrem Büro gelassen. Ihr war durchaus bewusst, dass sie nicht zu den Wesen zählte, die auf dieser Rundwelt normalerweise auf der Straße spazieren gingen. Nunja, zumindest hatte das der Zauberer angedeutet. Folglich hatte Carisa ein wenig Schminke mitgenommen und hoffte ansonsten mit vorhandenen Dingen verdeckt ermitteln zu können.
Hoffentlich gibt es da wenigstens Steinfiguren, sonst wird es wirklich schwierig, dachte sie.
Die Wasserspeierin lief am Anfang der Gruppe. Neben ihr stapfte Humph her. Sie beobachtete den Hauptmann, immerhin hatten die beiden ein ziemlich unangenehmes kleines Abenteuer erlebt. Ihre Hirngespinste, oder wie auch immer man das nennen mochte, wenn sich ein naher Verwandter im Hirn einnistete, hatten sich ineinander verliebt. Auf Grund der fehlenden Körper war dies durchaus möglich gewesen. Carisa und Humph hatten schließlich aber das Glück beide los zu werden. Sie lebten jetzt im Kopf eines Verrückten und fühlten sich da nach eigenem Bekunden ausgesprochen wohl.
"Warst du in letzter Zeit mal die Eltern besuchen?" versuchte Carisa ein Gespräch zu beginnen.
28.06.2006 14: 47Arwan
Humpf öffnete den Mund, um etwas zu antworten, doch plötzlich knallte eine Tür hinter ihm zu, er drehte sich schlagartig um.
Aber... gerade eben gab es hier doch gar keine Tür."Was war das?", fragte Carisa.
Gefreite von Seherr versuchte diese Tür zu öffnen, doch vergebens.
Es ist nicht sehr angenehm, wenn ganz plötzlich aus dem Nichts irgendwelche Türen erscheinen, die dir den Weg zurück versperren.
"Sie ist verschlössen", erklärte Seherr, als sie endgültig, aufgehört hatte, gegen die Tür zu kämpfen.
"Was passiert jetzt?", wollte Hauptgefreite Ziegenberger wissen. Alle Blicke richteten sich auf Humpf und er bekam das unangenehme Gefühl, dass diese ganzen Fragen an ihn gerichtet wurden.
"Wir sind in dem B-Raum, was habt ihr den erwartet? Solche Dinge sind hier vollkommen normal", antwortete er fest.
"Was ist es für ein Geflüster?", erklang Neflies nervöse Stimme.
Die anderen horchten und mussten entsetzt verstellen, dass man von allen Seiten ein sehr leises Flüstern hören konnte.
"Wisst ihr, was mich stört", sagte Arwan leise, als ob sie nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich lehnen wollte. "Der Zauberer ist verschwunden"
Die Wächter schauten sich um. Blasius war tatsächlich nirgendwo zu sehen.
"Herr von Langenstein!", rief Johan Schaaf
"Blasius!"
"Hallooo! Blasius, antworte bitte"
Stille.
Langsam aber sicher brach Panik aus.
"Es hat uns hängen lassen", beschwerte sich Hatscha al Nasa
"Dieser... wenn ich lebend raus komme, kann der Typ was erleben!", versprach Arwan.
Da sie gar keine andere Wahl hatten, liefen die Wächter weiter. Inzwischen befanden sie sich in einem unendlichen Labyrinth von Bücherregelen. Das unheimliche Geflüster schien sie zu verfolgen.
"Es sind Bücher... nicht?", flüsterte Arwan Johann zu... "Es sind Bücher, die sich... leise unterhalten"
Gefreite Schaaf betrachtete einen der Regale mit einem kritischen Blick. Beim genauen hingucken konnte man erkennen, wie manche Bücher sich bewegten. Oder war es vielleicht nur Einbildung?
"Es ist unheimlich", sagte er leise.
...Arwan stieß einen Schrei aus und war nicht die einzige. Der Grund für die plötzliche Aufregung, war der Boden, der ganz plötzlich zu verschwinden begann. Johann wurde bewusst, dass er sich inzwischen an dem Rand eines großen Lochs befand. Eilend hielt er sich an einem der Regale fest. Auf der anderen Seite des Lochs versuchten die anderen Wächter den eigenen Sturz in die Tiefe zu verhindern. Neflie gelang es jedoch nicht, er verlor das Gleichgewicht und fiel mit dem Kopf nach unten in das Loch. Arwan hätte wahrscheinlich derselbe Schicksaal ereilt, wenn Gefreite Schaaf sie nicht festgehalten hätte.
Für einen Moment hörten die Wächter auf zu schreien und schauten in das anscheinend unendlich tiefe Loch, in dem Neflie immer kleiner wurde, bis er letztendlich völlig verschwand.
Die trauernde und fassungslose Stille dauerte jedoch nicht sehr lange, da dass Loch sich weiterhin vergrößerte.
"Lauft weg!", befahl Rib. Die Wächter hätten es wahrscheinlich sowieso getan.
Johan und Arwan sprinteten die Korridore entlang, während manche feindselige Bücher sie aufzuhalten versuchten. Eigentlich liefen sie in die Richtung, von der sie gekommen waren, oder hofften es zu mindestens. Doch schon bald mussten sie feststellen, dass die Bücherregale andauernd ihren Platz änderten.
"Ich glaube das Loch verfolgt uns nicht mehr", sagte Johann schwer atmend und schleuderte ein Buch in die Ecke, das ihn gerade zu beißen versuchte.
Arwan fiel auf die Knie.
"Ich kann nicht mehr, meine verdammten Stiefeln haben sich in Damenschuhe mit hohen Absetzten verwndelt. Ich hasse Magie"
Arwan schaute zu Johan und auf ihrem Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln.
"Dein Hemd sieht aber schick aus"
Schaaf schaute an sich herunter und sah ein Giftgrünes Hemd mit einer großen Hand drauf, die einen bestimmten Finger zeigte.
"Dein Kleid ist auch hübsch, nun sieht man sofort, dass du in der Boucherie Rouge arbeitest", meinte Johan. Inzwischen trug Arwan ein sehr kurzes schwarzes Kleid mit einem riesigen Ausschnitt vorne und hinten. Die junge Frau stand eilend auf, da ihr bewusst wurde, dass sie mit so einer Bekleidung die Beine nicht so weit auseinander halten darf.
"Ich frag mich, wo die anderen sind", wechselte Arwan das Thema.
"Hoffentlich geht es ihnen gut", meinte Johan.
"Neflie geht es bestimmt nicht gut"
"Vielleicht führt dieses Loch ja bloß zu einer anderen Stelle in dem B-Raum"
"Hoffnung stirbt zu letzt"
Die beiden Wächter blieben noch eine Weile schweigend stehen. Die Bücher hatten sie in Ruhe gelassen. Hier sah es jedoch genauso aus, wie auch in jedem anderen Ort.
Regale, Regale und noch mehr Regale.
"Was machen wir nun? Ich glaube, wir kommen hier nie wieder raus", stöhnte Arwan.
"Wir sollten die anderen Wächter suchen"
"Und wo? Die Richtungen ändern sich doch andauernd"
09.07.2006 18: 45Tut'Wee "Rib" M'Laut
Anscheinend waren sie alle verstreut. Alle Wächter. Seines Kommandos. Und sein Vorgesetzter ebenfalls. Sie irrten umher zwischen Regalen voller Bücher. Bissige, brutale Pergamentmonster. Eines davon hatte Rib in eine Welt entführt, in der er ermordet, entkernt und mit ekeligen Dingen im Bauch wieder erweckt worden war. Das damals war die Leihbibliothek gewesen. Nicht... das hier.
Und, dachte Rib bei sich, wirklich schlimm war, das er der einzige in der Gruppe war, der sich wirklich wehren konnte.
Von Fran vielleicht abgesehen. Was die Brutalität im Dienst anging, fand Rib, war sie auf dem rechten Weg. Oder dem linken. Na ja, auf irgendeiner Spur zumindest... auf jeden Fall war der Fußbelag rot. Oder würde es bald sein.
Rib rülpste. Es war ein lauter, volltönender Klang, der besonders dadurch an Klang gewann, das er, wie alle Wörter, die der Untote produzierte, vor Mund und Binden, quasi im leeren Raum, entstand. Nicht das Mumien häufig die Neigung zu Rülpsen hätten, auch wenn Rib als Lebender damit gerne seine Zeit vertrieben hatte: Immerhin fiel mit Binden vor dem Mund dem Einbalsamierten schlichtweg das Essen schwer.
Aber darum ging es hier auch gar nicht. Rülpsen war ein unhöflicher Laut und wenn, das hatte Rib zu nutzen gelernt, 'zivilisierte' Personen
[3] eines kaum zu ignorieren fähig waren, war das eine unhöfliche Geste. Sicher, sie gingen darüber hinweg, taten so, als ob sie es nicht bemerkten, aber Rib wusste: Sie logen. Und nicht mal besonders gut.
Die Theorie war recht simpel. Wer sonst würde eine Unhöflichkeit als eine Art Radar benutzen? Rib hatte allerdings nicht vor, jemanden zu suchen. Er wollte sich finden lassen.
Irgendwann musste er lernen, wie man als Mumie Blähungen vortäuschte. Für Taubstumme.
Daher überraschte es ihn auch kaum, das innerhalb der nächsten halben Stunde sich die Gruppe mehr oder minder zusammenfand.
[4]Wahrscheinlich, sei dem Leser gesagt, würde Rib niemals akzeptieren können, das seine Theorie in diesem Fall ausgemachter Blödsinn war. Die Wächter kamen, je näher ihr Ziel rückte, selbstverständlich auch einander näher. Nun, Blasius wird es in den Tagen nach der Rückkehr unserer Helden versuchen, diesen Punkt zu erläutern. Ebenso, wie er dann zu erklären versucht, mit deutlichem Verweiß auf das Handbuch, wie genau die Zeit-Raumreise funktionierte und warum man die Wächter schutzlos in der Bücherei zurückließ. Hoffen wir, das der Geschmack eben dieses Handbuches ihm nicht zu fade mundete. Gnumien konnten vielleicht nicht essen, hielten aber viel von Nahrungsergänzungen.
Zurück zur Theorie. Manche Methoden der Raumzeitreisen benötigen ein Raumschiff, das mit seinem überlichtschnellen Antrieb in Sekundenschnelle ganze Universen verbrannte. Andere benötigte magische Orte, Pentagramme und geopferte Mitmenschen.
RRR funktionierte anders: Da jede Bibliothek mit jeden anderen verbunden war in Zeit und Raum, ging es nur um den Weg durch diesen B-Raum. Unglücklicherweise weigerte sich hier ein gewisser Primat, Pfadfinder zu spielen. Als griff man auf Wissenschaft zurück, denn, wie ein kluger Kopf mal behauptet hatte: Bei ausreichendem technologischem Fortschritt war Wissenschaft und Magie nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Man sparte sich nur das Putzen hinterher.
Weg war, wie man herausgefunden hatte, die Menge der Arbeit durch die erforderliche Kraft. Ponder Stibbons hatte das herausgefunden, als er unklugerweise wieder mal ein Buch gelesen hatte. Ebenso unglücklicherweise hatte er dann auch noch Kollegen wie Blasius und dem Erzkanzler davon erzählt. Besonders letzteres bedauerte Stibbons außerordentlich.
Wenn das wahr war, fand Erzkanzler Ridcully, waren diese Reisen einfacher als gedacht. Kraft war gleichbedeutend mit der Macht, Dinge durchzusetzen. Als Mann vom Lande wusste man so was. Und als Zauberer wusste man, das man auch negative Vorzeichen setzen konnte, ohn den Sinn einer Formel zu ändern. Man konnte die Formel also so formulieren: Wer in der Bibliothek machtlos war und generell keinem ordentlichen Beruf nachging, hatte sich um den Weg nicht zu kümmern. RRR war als Idee geboren. Und die Wächter schienen als Testkandidaten geradezu ideal...
Also, die Wächter kamen am Ziel an. Da Leser so was gerne sehen, reden wir hier mal über Lichtexplosionen, merkwürdige Erscheinungen und Nahtot-Erfahrungen. Nicht das die Wächter so was erlebt hätten, immerhin würden solcher Ereignisse anwesende Bücher verschrecken, beschädigen oder traumatisieren. Aber man ließt so etwas gerne und es klingt so viel besser als "Sie irrten durch Bücherregale, bis sie einander wiederfanden".
[5]Rib der kaum aufhören konnte zu rülpsen, sammlte gerade die letzten beiden Wächter ein: Arwen und Johann. Beide knieten vor einer Tür und linsten abwechselnd durch ein Schlüsselloch.
"Das finde ich nicht gerade höflich! Leute zu beobachten." meldete sich Humph zu Wort. Erschreckt drehten die beiden 'Spanner' sich herum.
"Sir." salutierte Johann flüsternd. "Wir sollten leise sein. Johan und ich sind schon ine Weile hier. Und wir haben ein dickes Problem."
Damit deutete Johann auf das Schlüsselloch. Widerwillig folgte der Herr der Seals der Aufforderung.
Er sah Menschen, in grauen Anzügen. Selbst die Frauen in ihren Röcken trugen Grau. An Schreibtischen hauten sie irgendwelche weißen Tafeln herunter und starrten wie blöde auf ebenso weißen Kästen. Diese Menschen, ihrer Haut und ihren Augen nach könnte man sie für Bürger des Gegengewichtskontinenten halten. So wie Dlei. Aber warum trugen sie so komische Sachen, wie diese glänzenden Schuhe?
"Ja und?" murmelte er. "Wir tragen auffällige Sachen. Und Waffen, was anscheinend nicht üblich ist. Und?"
Der Abteilungsleiter blickte Arwen an.
"Schauen sie genauer hin."
Humph gehorchte. Und da begriff er: "Mist."
"Was ist? Müssen wir uns durchprügeln?" fragte Rib.
"In der Rundwelt..."
"Ja?"
"...gibt es anscheinend nur Menschen."
10.07.2006 19: 29Lilli Baum
"Was ist das für ein schrecklicher Gestank?", jammerte einer der Rundweltbewohner und schaute sich schnüffelnd um.
Und so kam zu der Verärgerung aufgrund der Tatsache, dass anscheinend nur Menschen anwesend waren, auch noch Erstaunen hinzu. Erstaunen aufgrund der Tatsache, dass die Wächter die seltsame Sprache dieser Leute verstanden.
Das war ja schließlich nicht anders zu erwarten, denn schließlich hatte Hex seine Finger respektive das entsprechende Äquivalent im Spiel.
[6]Rib beobachtete durch das Schlüsselloch, wie der Büroangestellte aufstand und ein Fenster öffnete.
"Was machen wir denn jetzt?", fragte Carisa, die sich als Wasserspeier nicht gerade zu den Angehörigen der menschlichen Art nennen konnte.
Vielfältiges Stimmengemurmel erhob sich und alle begannen durcheinander zu reden.
Nur Lilli nicht, die schwieg. Sie scherte sich auch reichlich wenig um das aufgeregte Gespräch, sondern besah sich ihre Ausrüstung, die sich in einem bedenklichen Maße verändert hatte. Zum einen waren ihre Notizkärtchen zu einem kleinen Teil geworden, auf dem eine Palme gemalt worden war, sie hatte keine Ahnung warum. Aber interessant war das Ding; immer wenn man auf einen der kleinen Knöpfe drückte, änderte sich das Bild hinter dem kleinen Fenster und ab und zu piepste es. Noch viel interessanter fand sie aber dieses kleine Ding, aus dem ihre Schreibfeder geworden war, so ein kleines blaues Ding, das klickte, wenn man hinten draufdrückte. Dann war vorne eine Spitze, mit der man schreiben konnte.
Sie hatte den Kugelschreiber sogar schon ausprobiert, nebenbei an einem Buch, dass hinterher nach ihr geschnappt hatte.
Lilli wunderte sich zudem über die Kleidung die sie trug. Ihre alte Uniform war verschwunden, dafür trug sie nun eine komische grüne Hose mit Trägern und einen passenden Pullover. Und dicke Handschuhe. Und außerdem hatte sie noch quietschgelbe Gummistiefel an.
Die Gefreite kannte Gummi; schließlich wurde dass aus Bäumen gewonnen; und so was lernte man in der Baumschule schon im ersten Jahr.
Sie hatte in einer Hosentasche außerdem noch eine kleine Pflanzschaufel gefunden.
Aber eine Sache störte sie doch ganz gewaltig: Aus ihren Zwergenbrötchen waren komische viereckige Dinger geworden. Mit Mühe entzifferte sie "Müslipowerriegel - Jetzt mit 100% Powerapfelmus!" und auf der Rückseite stand noch ganz klein: "Enthält keine echten Äpfel".
"Lilli!", rief jemand nach ihr: "Jetzt komm endlich, die Luft ist rein, die schlafen alle!"
Die Gefreite folgte verwirrt.
Schließlich wusste sie nicht, dass es in China üblich war, zur Mittagspause ein kleines Schläfchen zu machen, dass dieses Recht sogar gesetzlich verankert war.
11.07.2006 3: 05Johan Schaaf
Auch die Kleidung der anderen menschlichen Wächter und Fräns hatte sich auf seltsame Weise verändert, nur Neflie
[7], Rib und die beiden Wasserspeier sahen noch genauso aus wie sie es getan hatten, als sie den B-Raum betreten hatten.
"Was hätte es auch für einen Sinn, uns zu tarnen, wenn wir uns eh nicht zeigen dürfen?", flüsterte Neflie dem so leise es nur ging durch das verschlafene Büro schleichenden Johan von dessen Schulter aus zu. "Von Langenstein hat sich ja anscheinend schon etwas dabei gedacht, nicht war? Ich frage mich bloß, warum er euch vorher nicht bescheid gesagt hat, dass eure Ausrüstung sich hier in unbrauchbaren Schrott verwandelt. Ich meine, ihr habt schließlich dafür gezahlt, sie mitnehmen zu dürfen, und..."
"Würdest du jetzt wohl bitte mal still sein?", zischte der junge Mann aggressiv. "Stell dir doch mal vor, was passiert, wenn einer von denen aufwacht!"
Bestimmt würden sie, vorausgesetzt es gab hier auch so etwas wie eine Wache, wegen Einbruchs oder so etwas verhaftet werden und er glaubte nicht, dass sie aus dem Kerker noch eine Chance haben würden, ihren vermissten Kollegen zu finden, geschweige denn zu retten. Und so sehr zur Tarnung geeignet fand er ihre Kleidung nun auch nicht: Jeder würde sofort sehen, dass sie nicht zu den Grauen hier gehörten.
Die Gruppe erreichte den Ausgang und huschte lautlos auf einen, abgesehen von einer ungesund wirkenden Topfpflanze, völlig leeren Gang hinaus. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, atmeten die Wächter erleichtert auf.
"Und wie gehts jetzt weiter?", wollte Hatscha al Nasa wissen.
"Na ja, erst einmal müssen wir herausfinden, wo wir sind", antwortete Rib. "Und dann suchen wir dieses Hong Kong. Aber dazu sollten wir erst aus diesem Gebäude raus." Er zeigte auf eine Metalltür, etwas weiter den Gang hinunter. "Auf, auf!"
Schon als sie sich näherten, bemerkte Johan das Problem: "Ähm, da fehlt irgendwie die Klinke, oder? Wie kriegen wir die denn auf?"
Die Gnumie ließ einen Seufzer vor sich in der Luft entstehen. Dass man hier auch alles alleine machen musste! Er sprang von Humphs Schulter, baute sich in seiner ganzen Winzigkeit vor der Tür auf und sprach beschwörend: "Sesam, öffne dich!"
Als sich auch nach wenigen Sekunden nichts tat, machten sich Zweifel auf seinem - zum Glück für seine Autorität den anderen Wächtern abgewandten - Gesicht breit. "Nicht? Hm... dann muss es ein Rätsel sein."
"Oder vielleicht eine andere Art von Körnern", schlug Arwan vor. Sie breitete die Arme aus und rief: "Sonnenblumenkern, öffne dich!"
Bis auf ein mehrstimmiges "Psst!" von den anderen Wächtern hatte auch dies keine Wirkung.
"Womöglich hat es eher etwas mit dem Sesamöl zu tun...", murmelte Rib nachdenklich. "Man sollte..."
In diese Moment trat Lilli vor. Mit dem ausgestreckten Finger drückte sie ein helles, rundes Ding neben der Tür ein Stückchen tiefer in die Wand. Vor ihnen erklang ein Geräusch. Sie alle hielten für einen Moment die Luft an, aber als das Metall vor ihnen sich dann langsam zur Seite zu schieben begann, fragte Johan in anerkennendem Tonfall: "Woher hast du das gewusst?"
Die Gefreite zuckte mit den Schultern.
Als die Tür schließlich vollständig offen war, machte sich jedoch Enttäuschung breit.
"Was soll das denn?" "Erst eine so gut gesicherte Tür und dann so was!" "So kommen wir doch nie und nimmer hier raus!"Vor ihnen befand sich ein winzig kleiner Raum mit verspiegelten Wänden und nur einem Ausgang, dem nämlich, vor dem sie gerade standen.
"Nein, da hat sich wohl jemand einen Scherz erlaubt." Der Feldwebel drehte sich wieder zu seiner Gruppe um. "In diesem Fall würde ich vorschlagen, dass..."
Weiter oben am Gang öffnete sich knarrend eine herkömmliche Tür.
"Oh verdammt! Schnell rein, bevor uns hier jemand sieht!"
Die Wächter drängten sich in den Raum. Verzweifelt hielt Johan nach etwas Ausschau, womit man die Türe wieder schließen konnte, doch anders als draußen befanden sich hier so viele Knöpfe an der Wand...
Schritte näherten sich ihnen.
"Ene, mene, Maus und du bist raus!" Blind tippte er auf einen von ihnen und zu ihrer Erleichterung glitt die Türe zu.
"Gut gemacht!" Humph klopfte ihm auf die Schulter und musste im gleichen Augenblick aufpassen, dass er nicht das Gleichgewicht verlor.
Der Raum hatte sich in Bewegung gesetzt.
12.07.2006 14: 58Ophelia Ziegenberger
Und das mit einem alarmierenden Ruck. Fast alle hatten sich instinktiv an Etwas oder Jemandem neben sich festgehalten, um nicht zu fallen. Dabei wäre das bei der Enge in dem winzigen Raum gar nicht möglich gewesen. Immerhin befanden sich in diesem nun sieben Wächtern in menschlicher Größe, zwei Wasserspeier aus Stein und zwei sehr kleine, aber dafür umso lauter zeternde kleine Wächter eng an eng aneinandergequetscht.
Besonders Carisa bemühte sich, niemanden zu verletzen und möglichst unbeweglich in einer Ecke dieses fensterlosen Gefängnisses zu stehen.
Johans unsicheren Blicken sah man richtiggehend die Suche nach einem Ausweg an, sowie den Gedanken, welches Unheil er wohl in guter Absicht herbeigeführt haben mochte, als er irgendeinen dieser Knöpfe gedrückt hatte. Waren sie womöglich direkt in eine raffinierte Falle geraten? Er hatte einmal von einem Raum bei den Assassinen gehört, einem Übungsraum im Gildengebäude, der legendär war. Niemand, auch von den D.O.G.'s nicht, hatte ihn bisher zu Gesicht bekommen. Aber was man von ihm hörte, ließ einen schaudern. Er fröstelte. Die Gedanken der anderen Wächter schienen sich unabhängig von den seinen in ähnlichen Bahnen zu bewegen.
Mit seinem Gespür für interessante Kommentare zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt klopfte die Gnumie in Knöchelhöhe der Anderen gegen die Wand. "Das nenn' ich man feine Arbeit! Was für ein Metall! Das ist so sauber, dass man sich prima drin spiegeln kann. Und dann gleich ein ganzer Raum damit beschichtet! Und erst das Zeug da oben bei Euch! Wenn die Tür nicht wieder aufgeht, müssen Carisa und ich da wohl zusammen ran, sonst verrottet ihr andern noch hier drinnen."
Der etwas jüngere Hauptmann McDwarf brummte besänftigend, als er Arwans entsetzten Blick ihm gegenüber registrierte. Sie war ja noch dermaßen jung! "Nun, nun. So schlimm wird es schon nicht kommen, nicht wahr?" Und bevor sein Kollege aus der Gerichtsmedizin ihm da widersprechen konnte, fügte er schnell hinzu: "So schnell stirbt es sich nicht. Jedenfalls nicht in irgendwelchen Räumen. Und unsere Assassinengilde ist schon etwas Einzigartiges. Die gibt es nicht einmal in jeder anderen Stadt auf unserer Welt, wie sollte so eine komische Rundwelt da denn mithalten können? Und immerhin war es ja gar nicht so schwer, hier herein zu kommen. Da werden irgendwann bestimmt auch welche von den Rundweltern in den Raum gucken kommen. Oder was sie sonst mit dem machen. Irgendeinen Sinn muss er ja haben. Oder?"
Von unten erklang eine aufgeregte Stimme, als Neflie seinen überraschenden Einfall mit den Anderen teilen wollte: "Vielleicht ist das eine Vorratskammer und sie ist zur Zeit einfach leer? Bei so vielen Leuten nebenan!"
Die Anwesenden versuchten sich noch etwas mehr an die Wände zu schieben, um an ihren Armen, Bäuchen und Röcken vorbei den Kleinen komisch ansehen zu können.
Hatscha al Nasa nieste kurz und fügte dann leicht zynisch hinzu: "Entweder die Vorratskammer wird derzeit renoviert und die Regale stehen in einem andern Zimmer oder aber es gibt hier doch Vampire, die zudem gerne mal was Frisches haben." Der stete kühle Luftzug von der Decke her verlieh ihren Worten mehr Bedeutung, als ihr genau genommen selber lieb war.
Ophelia sah unweigerlich zu der untoten Kollegin aus ihrer Abteilung herüber, die den Blick mit spöttisch erhobener Augenbraue erwiderte. Dies war nicht der richtige Moment, um die Anderen auf ein eventuelles Problem dieser Enge hinzuweisen, sollte die Tür sich über längere Zeit nicht öffnen lassen. Wer wusste das besser, als die Püschologin ihr gegenüber?
Der Blick der rothaarigen Ermittlerin blieb unweigerlich an der polierten Fläche hinter der Mitwächterin haften. Spiegel! Etwas in ihrem Magen verkrampfte sich und ihr wurde bewusst, dass sie sich seit Betreten des Raumes extrem aufrecht hielt, immer mit wachsamer Haltung, was die Wände rundum anging. Der Eindruck von Größe war eine Täuschung. Aber es war nicht nur das. Sie hatte in ihrem Leben nicht nur im Almanach des Vaters gelesen, sondern auch in ephebischen Werken, in klatschianischen. Und in gennuesischen! Spiegelmagie war eine der gefährlichsten überhaupt.
Dennoch.
Ophelia konnte den Blick nicht von ihrer Reflexion wenden. Im Gegensatz zu Arwan hatte sie das Glück gehabt, bei der Reise durch den B-Raum nicht in eine Näherin verwandelt worden zu sein. Rein äußerlich gesprochen. Sie trug noch immer Schnürstiefel, einen langen Rock und eine dazu passende Bluse. Allerdings hörten an diesem Punkt die Ähnlichkeiten mit ihrer vorherigen Kleidung auch auf. Achtete sie gewöhnlich darauf, in angenehm anzuschauenden Farben aufzutreten, glich sie nun dem Klischee einer Vampirgräfin.
Lange, schwarze Seidenbahnen, ergänzt durch viel zu viel schwarze Rüschen aus Spitze und Ärmel, die bis auf Kniehöhe herabreichten, sowie ein erstaunlich blasses Make Up vervollständigten das Bild. Was es allerdings wieder zerstörte, waren die vielen silbernen Ketten, Ringe, Ösen und Hüftgürtel. Und die weißen und rosa Blüten, die zwischen den wahllosen Strähnchenzöpfen mit den Stoffbändern steckten, die rundherum von ihrem Kopf abstanden. Irgendwas musste da gründlich schiefgegangen sein während des Transfers? In dem Raum eben hatte doch auch Niemand so ausgesehen!
Sie war nur froh, dass ihr, im Gegensatz zu ihrer Auszubildenden, der Notizblock mit dem Stift geblieben war. Zwar musste sie diese nun in einem merkwürdigen schwarzen Flauschetäschen mit einer dicken Kette herumtragen, und das Buch war ebenso flauschig gehalten, ja, der Stift war sogar mit einem rosa Federnbusch verziert, aber immerhin konnte sie damit noch schreiben!
Sie dachte mit Neugier an die merkwürdigen Dinge, in die sich ihr Notproviant verwandelt hatte. Sobald die Gelegenheit etwas günstiger wäre, würde sie sich das etwas genauer anschauen.
In dem Moment gab es wieder einen starken Ruck, der durch den Raum ging, und die Türen öffneten sich von Zauberhand mit einem leisen "Pling!" von selbst.
Sie starrten betroffen hinaus.
Frän Fromm, die bei weitem Älteste der Gruppe, sprach schließlich recht trocken das Offensichtliche aus: "Das ist nicht der Flur, von dem aus wir in diesen Raum hineingegangen sind."
Rib fasste sich als Nächster und antwortete scheinbar ungerührt. "Natürlich nicht. Schließlich hat der Raum sich ja auch bewegt! Oder dachtest du etwa, das sei bloss ein Erdbeben gewesen, hä?"
Lilli trat auf den neuen Gang hinaus, sah in beide Richtungen hinauf und hinab und dann beinahe auffordernd zu ihren Kollegen in den Kasten zurück.
12.07.2006 21: 42Carisa v. Schloss Escrow
Vorsichtig traten die Wächter in den neuen Gang.
"Ich frage mich woher Lilli das mit dem Knopf wusste," grummelte Frän. Ihr gefiel die ganze Sache überhaupt nicht. Sie blickte sich um und sah dass es den anderen auch nicht viel anders zu gehen schien. Besonders die Wesen, die nun gar nicht menschlich waren, schienen sich nicht sonderlich wohl zu fühlen.
Lilli verschwand um eine Biegung. Die Wächter folgten ihr langsam und mit großer Acht, keine Geräusche zu machen.
"Lilli, jetzt warte gefälligst", zischte Hatscha, als sie Lilli erreicht hatte. "Wenn du so weiterstürmst, dauert es nicht lange und wir sind alle entdeckt. Also tu langsam."
Lilli zuckte etwas zusammen ob der scharfen Worte der Lance-Korporal, blieb dann aber stehen.
Hatscha sah um die nächste Ecke und stöhnte.
"Was ist los?" flüsterte Carisa ihr zu.
"Da vorne ist eine große Halle, da ist scheinbar auch ein Ausgang, zumindest sieht es so aus. Aber da draußen sind tausende Menschen."
Carisa linste um die Ecke.
Wundervoll, dachte sie, da fallen wir ja kein bisschen auf. Laut sagte sie möglichst leise:
"Nun gut, so wie es aussieht müssen wir, also die auffälligen Wesen sich wohl hier erst mal verstecken. Raus können wir nicht. So wie es aussieht werden die anderen wohl wenig auffallen, da draußen laufen die Menschen in so ziemlich allem rum, nicht nur in Grau. Vielleicht könnt ihr ja etwas rausfinden, zum Beispiel wie wir uns verkleiden können um da nicht auf zu fallen. Vorallem wo wir Sachen zum Verkleiden her bekommen. Ich persönlich würde am liebste aufs Dach dieses Gebäudes, vielleicht ist da nicht so viel los. Vielleicht sollten wir eine Treppe suchen. Was meint ihr?"
Die Wächter blickten sich an. Das schien die vernünftigste Lösung. Erst einmal erkunden und dann zurück hierher. Was anderes konnten sie wohl auch nicht tun.
"Hat eigentlich jemand eine Ahnung, wie wir wieder zurückkommen? Und wie wir mit unserer Welt kommunizieren können? Können wir das überhaupt? Und wie wir miteinander?" fragte da Arwan mit leicht panischen Ausdruck im Gesicht.
Als Antwort erhielt sie zunächst nur irritierte Blicke, die sich dann ebenfalls in Panik wandelten. Darüber hatten sie noch gar nicht gesprochen.
13.07.2006 13: 06Humph MeckDwarf
Die Wächter standen schockiert auf der Strasse vor dem Gebäude, dass sie gerade verlassen hatten und versuchten sich zu erholen. Riesige Glaskasten standen um sie herum und eine Menge achatenisch aussehende Menschen waren unterwegs.
Der erste, der seine Sprache wieder fand, war Johan: "Diese Wagen haben keine Pferde."
Humph folgte dem Fingerzeig mit seinen Augen und nickte: "Dafür sind sie viel lauter..."
"Was machen wir jetzt, Sör?", fragte Hatscha. Beunruhigung schwang in der Frage mit und Humph konnte ihr das nicht verübeln. Wer hatte noch einmal die Idee gehabt, in die Rundwelt zu kommen? Er sah in die Runde Wächter, die um ihn herum standen und ihn erwartungsvoll anblickten. Hauptmann sein hatte nicht immer Vorteile. Eigentlich hatte er Rib die volle Entscheidungskraft geben wollen, auch wenn Ras das für keine gute Idee gehalten hatte. Und jetzt saß der Gnom mit Neflie und den Wasserspeiern im Gebäude und versteckten sich, weil es hier nur Menschen gab. Mit einem unguten Gefühl sah er Frän an und blickte dann hoch zum Himmel, aus dem vereinzelt Regentropfen fielen.
Vampire wahrscheinlich auch nicht, überlegte er, bevor er sich durchrang, doch etwas zu sagen.
"Naaa... gut... Wir bilden Gruppen...", er sah kurz konzentriert in eine Richtung und überlegte, "Ophelia, du nimmst Lili und Frän. Fragt nach allem was mit Hong Kong und diesem Artefakt zu tun hat. Die Leute scheinen unsere Sprache zu sprechen, also dürfte das nicht allzu problematisch sein. Versucht euch... unauff... wie Touristen zu benehmen. Ihr wisst schon, die Leute, die in Ankh-Morpork immer herum rennen und ikonographieren. Nur ohne ikonographieren. Oh, und Ophelia, es ist besser, wenn du redest...", er sah die Vampirin noch einmal an, "Und versuch zu vermeiden, zu lächeln. Wer weiß, wie sie auf dich reagieren würden. Hatscha, du, Johan und Arwan seht euch da gegenüber mal um, dort, wo alle hinein und hinausgehen, da scheint irgendetwas los zu sein, vielleicht könnt ihr da was herauskriegen."
"Und wie sollen wir da rüber kommen? Diese Wagen ohne Pferde sind verdammt schnell.", Johan sah sich die Strasse an.
"Du bist doch Verkehrsexperte, überleg dir was."
"Und was machst du", Hatscha blickte ihn erwartet an.
"Ich, Lance-Korporal, überlege mir, wie wir unsere Kollegen unauffällig hier rausbekommen. Und jetzt ab mit euch."
Logisch betrachtet war es eine vollkommen unlogische Idee, in eine fremde Dimension zu reisen, ohne sich vorher richtig darüber zu informieren und ohne Geld zu haben. Ankh Morpork-Dollar schienen sich nicht einfach in hiesiges Geld zu verwandeln. Im Gegensatz zur Kleidung, die Humph am Körper trug. Allerdings konnte er nichts mit dieser verwaschenen blauen Hose, die im Schritt kratzte und dem bunten Hemd nicht allzu viel anfangen. Vor allem fragte er sich, welche Früchte und Bäume darauf abgebildet waren. Die Schuhe, die einen eigenartigen Haken überall auf sich gezeichnet hatten, fühlten sich auch eigenartig an, als würden sie... atmen. Eins wusste Humph noch von seiner Einreise in Ankh Morpork. Wenn man in eine Stadt kam und kein Geld hatte, gab es zwei Möglichkeiten: Entweder man suchte sich Arbeit oder man besorgte sich das Nötigste anders. Humph hatte sich für zweiteres entschieden. Eine weitere universale Konstante in Großstädten schien zu sein, dass es immer, wenn man es brauchte, eine dunkle Gasse war. Und in dieser, wo er sich jetzt befand, rannte genau die richtige Person hinein - nun, eigentlich war Humph dem Mann gefolgt. Jetzt stand er über den Niedergeschlagenen und zog sich den langen Mantel an. Dann nahm er das glitzernde Armband des Mannes ab. Es tickte leise. Humph schüttelte es und hörte daran. Dann sah er sich das Zifferblatt an. Was auch immer es war, hier trugen es eine Menge Leute, also zog er sich das auch über den arm und verschloss es. Der Hauptmann war hatte sich gerade die Brieftasche des Opfers genommen und sich die bunten Papierscheine angesehen, als es plötzlich von der Straße her mehrmals laut quietschte.
14.07.2006 18: 38Frän Fromm
Der B-Raum war harmlos gegen diesen Flur, befand Frän. Sie begründete sich das damit, dass es im B-Raum keine Knöpfe gab, auf denen Pseudobäume ihr Fingerkräfte testen konnten und damit neue, größere Räume erschlossen. Nein, im B-Raum gab es nur aggressive Bücher... und die konnte man kräftigst versohlen.
Und, eine weitere, ebenfalls unter wichtig einzuordnende Veränderung war ihre Kleidung. Aus ihrer Uniform, die bequem, bewegungsfreundlich und naja, eben einfach ihre Uniform war, war ein, zu viel Spielraum gebender, Poncho, eine weite Cordhose, Stiefel, eine große bunte und mit Bommeln versehene Tasche und (aus ihr völlig unbekannten Gründen) eine Mütze mit Ohrenklappen geworden.
...Sie mochte die Hose, sie war nett grün...
Allerdings stand sie momentan auf der Straße und das beschäftigte sie weit mehr.
"Bist du von Sinnen, einfach über die Straße zu gehen? Kannst du diese vielen Wagen, ohne Pferde, diese vielen, schnellen Wagen nicht sehen?" Ophelia hatte Frän am Arm gepackt und nun standen beide mitten auf der Straße und diskutierten.
"Ich mache das immer so... außerdem wäre ich beinahe drüben gewesen." Frän machte sich los.
"Beinahe wärest du platt gewesen!" eine Gestalt stampfte auf sie zu.
Sie war aus einem der Wagen gestiegen, hatte ein sehr rotes Gesicht und fing an zu schreien.
"Idioten! Vollidioten! Könnt ihr keine 3m weiter gehen?! Da steht eine Ampel, mein Gott man hat die nicht zum Spass erfunden!" Während er sprach oder besser schrie, machte sich ein dünner Speichelfaden auf den Weg nach unten.
"Sehr cholerisch." Frän verstand nicht, warum sie nun, grundlos, angeschrien wurde.
"Cholerisch, ich geb' dir cholerisch!" ein weiteres Mal quietschten Reifen gequält auf. Lili stand mitten auf der Straße, drei Meter weiter. Sie hatten den Knopf betätigt (es gab scheinbar sehr viele Knöpfe in der Rundwelt). Die beiden Wächterinnen ließen den roten Mann stehen und liefen zu Lilli.
"Gab's da schon wieder einen Knopf?", die Psychologin sah Lilli missbilligend an, diese nickte, "Dein Verhalten hat Ähnlichkeiten mit dem eines Zauberers... drücken auch immer auf alles drauf." Lilli warf Frän einen etwas erschütterten Blick zu.
"Wir sollten endlich mal auf die andere Straßenseite wechseln..." stellte Ophelia fest, schnappte sich Lilli und Frän und überquerte die Straße.
Endlich! Das Hupen verstummte. Noch eine Zeit wurden weniger nette Worte in Richtung der Wächter geworfen (und dort völlig ignoriert), dann lief der Verkehr problemlos weiter.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Humph und dachte über die Definition von unauffällig in den Köpfen der Wächter nach.
15.07.2006 14: 09Lilli Baum
Und Lilli dachte darüber nach, was ihr eben gesagt worden war. Wie gemein! Sie einfach mit einem Zauberer zu vergleichen! Dabei war Lilli mittlerweile Expertin, was das drücken von Knöpfen anging, schließlich hatte sie weit über zehn Minuten an ihrem Palmending herumgedrückt.
Beleidigt zog sie eine Schnute und beschloss, die anderen Wächter für die nächste Zeit einfach mal machen zu lassen. Wenn diese undankbaren Vorgesetzten die unschätzbare Hilfe von einer hochqualifizierten Möchtegernermittlerin (verdeckt natürlich) nicht wollten, dann würde Lilli eben nicht mehr für die anderen die Hand ins Feuer - beziehungsweise den Finger auf den Knopf - legen.
Lilli triumphierte innerlich aufgrund ihres gloriosen Gedankenganges, der ihr voll und ganz Recht gab und wandte sich dann wieder dem Palmending zu, um ihr Wissen über Knöpfe zu vertiefen. Nicht dass sie es nötig gehabt hätte.
Interessiert stellte Lilli fest, dass sich ein kleines langes Ding von der Seite des Palmendings abmachen ließ. Einer spontanen Eingebung folgend, tippte sie damit auf dem Bildschirm.
Nichts passierte.
Doch dann ertönte eine leise Stimme: "Sie haben Post!"
Ein kleines, briefförmiges Icon begann zu blinken und Lilli tippte probeweise darauf. Es öffnete sich ein Ordner und oben verkündete ein Satz: "Sie haben 517 neue Nachrichten!"
Probeweise klickte Lilli auf die oberste, neben der das Wort "Wichtig!!!" in schreiend roten Buchstaben stand.
Es öffnete sich ein neues Fenster und mit erstaunten Blick las Lilli:
"Seid gegrüßt Wächter.
Mein Name ist Hex, über mich stehen Sie mit der magischen Universität in Verbindung. Sollten Sie irgendwelche Probleme haben, dann kann ich eingreifen und Ihnen helfen, auch wenn Sie wieder zurückkehren möchten. Gehen Sie dazu einfach zum nächsten Telefon und Sie werden automatisch mit mir Kontakt aufnehmen. Ich hoffe, dieser Weg der Kommunikation ist für Sie angenehm, denn ich befürchte, dass ein offenes Reden mit Ihnen zu der einen oder anderen Unannehmlichkeit führen würde.
Ich werde von meiner Seite aus in nächster Zeit keinen Kontakt aufnehmen, da sämtliche Rechenkapazitäten momentan von der Lokalisierung ihres verschwundenen Freundes in Beschlag genommen werden. Ich werde mich aber melden, falls es nennenswerte Ergebnisse gibt.
Hex."
Als die Wächterin das gelesen hatte, hob sie eine Augenbraue. Wer zum Teufel war dieser Hex?
"Lilli, was treibst du da?", fragte Ophelia ungehalten und nahm der Wächterin blitzschnell ihr Palmending weg. Ihre Augen wanderten über den Bildschirm, dann gab sie es Lilli zurück und sagte ihn einem ermahnenden Tonfall: "Gefreite, es ist jetzt nicht die Zeit, sich über Blumendünger zu informieren!"
Lilli zog eine Schnute, aber wandte sich sofort, nachdem sich Ophelia wieder weggedreht hatte, ihrem Palmending zu, und öffnete die mittlerweile dritte Mail, von einen gewissen Winmuchmoney.
15.07.2006 23: 57Arwan
Ein paar Meter entfernt standen Hatscha, Johan und Arwan und überlegten sich wie sie eine andere noch gefährlichere Straße überqueren sollten. (es war eine Kreuzung) Höchst merkwürdige
Dinge mit vier Rädern schossen an ihnen vorbei. Es musste ziemlich schmerzhaft sein mit so einem Ding zusammen zu stoßen. Die Wächter fragten sich, auf welche Weise sich diese Fahrzeuge (Falls es überhaupt Fahrzeuge waren) vorwärts bewegten...
Hatte es irgendwas mit Magie zu tun?Sie wünschten, es sei nicht der Fall.
Aber wie sonst? Und konnten die Menschen diese Dinge steuern?...Und plötzlich hörten sie eine sehr merkwürdige Melodie. Sehr nah. Und sehr plötzlich.
Die Wächter drehten sich suchend um, doch niemand schien ein Musikinstrument zu spielen.
"Wo kommt diese komische Musik her?", fragte Johan und hörte nicht auf den Kopf zu drehen.
"Ich glaube, es kommt von dir, Arwan", stellte Hatscha fest.
"Es kann gar nicht von mir kommen, ich habe nichts, was solche eigenartige Geräusche macht", protestierte Arwan nervös, sprang jedoch sicherheitshalber zu Seite und betrachtete die Stelle, wo sie grad gestanden hat mit einem kritischen Blick.
Die Musik weigerte sich jedoch leiser zu werden. Arwan machte noch ein paar Schritte, in der Hoffnung der Melodie entkommen zu können.
"Die Musik entfernt sich mit dir", sagte Johan.
"Ich finde es nicht lustig...", stönte die Obergefreite und schaute an sich herunter.
Irgendjemand oder irgendetwas, das sie verfolgte oder gar auf ihr saß, hatte bestimmt einen großen Spaß daran, eine Melodie zu spielen. Die junge Frau versuchte verzweifelt den Missetäter zu finden.
"Meine Tasche... da drin bewegt sich etwas..."
Arwan warf die Tasche hastig auf den Boden.
"Vielleicht sitzt dort ein Dämon", vermutete Johan.
"Ein Musikdämon... davon habe mal ich gehört", sagte Hatscha.
"Wer auch immer du bist, hör sofort auf zu spielen, oder ich versetze dir einen Tritt", befahl Arwan.
Die Wächter warteten noch ein paar Sekunden und die Musik hörte tatsächlich auf.
"Na, geht doch! Was ein Tritt ist, versteht wohl jeder!", triumphierte die Obergefreite. Entschlossen hob sie die Tasche auf und schaute hinein.
"Komm raus, du Biest!"... Arwan biss sich an die Lippe. "Ich glaube... er ist entwischt"
Hatscha und Johan schauten ebenfalls neugierig hinein, als völlig unerwartet die Melodie wieder von vorne ging und ein schwarzes Ding in Arwans Tasche zu zittern begann.
"Was ist das?", flüsterte Johan.
"Es hat ziemlich viele Knöpfe", stellte Hatscha fest, "Es wäre ehe was für Lilli"
"Ja, sie hätte bestimmt sofort auf eins davon gedrückt und dann hätte sich irgendwo eine geheimnisvolle Tür geöffnet", meinte Johan sarkastisch.
"Guckt mal, die Tasten sind mit Ziffern vermerkt", sagte Arwan. "Sollten wir vielleicht eine ausprobieren"
"Lieber nicht", beschloss Lance-Korporal al Nasa.
"Dann vielleicht das rote Knopf", schlug Johan vor.
"Nein, bloß nicht das Rote. Rot bedeutet Gefahr", protestierte Arwan. "Wenn schon das Grüne. Irgendwas müssen wir ja tun, sonst hört die Musik nie auf!"
Die Melodie brach abrupft ab, als ob es Arwan widersprechen wolle.
"Interessant", die junge Frau grinste. "Offensichtlich hat es einen Sinn für Humor"
"Es kann keinen Sinn für Humor haben, es ist ein
Ding", sagte Johan.
"Gut", Arwan schloss die Tasche entschlossen wieder zu. "Vergessen wir das Thema. Ich hasse Technik! Okay wie wollen wir jetzt diese verdammte Straße überqueren"
"Wir können auch hier einen Passanten nach Hongkong fragen", gab Hatscha zu bedenken.
Aus irgendeinem unbekannten Grund, fühlte sich Arwan angesprochen. Ohne weiterhin Zeit zu verlieren wendete sie sich an einen vorbeigehenden Jungen, der kaum älter als 10 sein konnte.
"Du, Kleiner, warst du schon mal im Hongkong?"
"Bist du doof? Ich
bin in Hongkong! Außerdem bin ich überhaupt nicht klein! Ich bin 9!", der Knabe bemerkte das Bild auf Johans Oberteil, "Wow, dein T-shirt ist voll cool!"
18.07.2006 21: 12Lilli Baum
Was Johann nicht wusste, war die Tatsache, dass sein T-Shirt fast schon so etwas wie ein Unikat war. Es gab zwar etliche giftgrüne T-Shirts, auf denen eine Hand einen bestimmten Finger zeigt; sein Exemplar gehörte aber nicht zu den 85% Raubkopien, die es von diesem exquisiten Kleidungsstück gab.
Die Luft im Forschungstrakt für hochenergetische Energie hatte eine völlig neue Qualität bekommen. Sie flimmerte und die Hitze ließ einen augenblicklich den Schweiß ausbrechen, wenn man nur an Hex dachte.
Ein Surren, dass schon so hoch war, dass man es als Sirren bezeichnen konnte, erfüllte die Universität, denn Hex arbeitete auf Hochtouren. Auf mehr als Hochtouren.
Einem Beobachter, der sich in diesem Augenblick dazugesellt hätte, hätte sich ein
ungewöhnlicher Anblick geboten. Nämlich ein Professor Rincewind (u.a. ungewöhnliche und grausame Geographie und Arbeitsschutz), der gerade vor einem vor einer Wand ungekippten Schreibtisch stand und mit einer Bratpfanne fliegende Amienen erschlug.
Der Beobachter würde natürlich nicht fragen, was Amienen sind, denn er würde auf den ersten Blick sehen, dass es sich um gewöhnliche Hybriden aus Ameisen und Bienen handelte; 10 mal größer als die Originale und 20 mal so angriffslustig.
Das
ungewöhnliche war an dem Anblick weder die Amienen noch die Tatsache, dass Rincewind eine Bratpfanne schwang, sondern die Tatsache, dass er immer noch
da war.
Hätte sich der Beobachter allerdings einige Minuten früher dazugesellt, dann wäre er Zeuge des folgenden Gesprächs geworden, und der
ungewöhnliche Anblick hätte sich als furchtbar gewöhnlich entpuppt.
"Es ist heiß", stellte Erzkanzler Ridcully fest.
"Ja, Herr", entgegnete Ponder Stibbons, der Leiter der Abteilung für unratsam angewandte Magie.
"Warum?"
Ponder antwortete nicht, sondern notierte sich mit gefurchter Stirn etwas auf einem Klemmbrett.
"Ponder!", sagte der Erzkanzler in einem energischen Tonfall.
Dieser schaute auf und sah den Erzkanzler an, als würde er ihn dass erste Mal sehen: "Oh Erzkanzler. Suchen Sie etwas?"
"Ich habe dich gefragt, warum es hier drin so heiß ist."
"Oh", entgegnete Ponder: "Das liegt an Hex, Herr. Seine Leistung hat nachgelassen. Deshalb hat der Dozent für neue Runen etwas ausprobiert."
"Der Dozent für neue Runen?", fragte der Dekan, dem nichts gutes schwante.
"Ja, Herr. Er meinte, er habe gehört, die in Braseneck haben ihr RGD
[7a] verbessert, indem sie ein Metronom hineingestellt haben. Natürlich reicht es damit bei weitem immer noch nicht an unser SGD
[9] heran; aber die Leistung hat sich doch etwas verbessert."
"Ein Metronom?", fragte der Erzkanzler.
"Ja, Herr. Sie wissen schon, dieses Gerät, dass in bestimmten zeitlichen Abständen immer hin und her schwingt. Gibt es in der Musikergilde. Verbessert die Organisation bei den Ameisen und Bienen von Hex, Herr."
"Aja..."
"Die Brasenecker nannten diese Technik übrigens übertakten."
"Das klingt ja verdammt idiotisch. Metronomieren wäre doch viel naheliegender. Aber was hat das mit der Hitze zu tun?"
"Nun...", sagte Ponder Stibbons und suchte nach den richtigen Worten: "Es gibt gewisse Geschwindigkeiten bei so einem Metronom. Und es gab da so eine kleine Verwechslung zwischen Adagio und Allegro."
"Und?"
"Der Unterschied ist vergleichbar mit einer Mücke und einem Elefanten, Herr"
"Aha."
Ridcully betrachtete mit hinter dem Rücken verschränkten Armen Hex und schien das eben gesagt noch einmal zu überdenken, während ein kleiner Schweißrinnsal an seinen Hals hinunter floss, und aus Hex ein immer lauteres Sirren kam.
"Herr?", fragte Stibbons.
"Ja, Ponder."
"Nun... es wäre angebracht, ein paar Leute zum Wedeln zu holen. Um Hex zu kühlen. Die Temperatur wird kritisch; die Langzeitspeicher könnten wie Wachs schmelzen."
"Sind die nicht aus Wachs?"
"Ja, Herr. Das ist ja das Problem."
"Aha.", sagte Ridcully und drehte sich um. Hinter ihm standen einige höherrangige Universitätsmitglieder.
Diese waren nicht etwas ungefragt erschienen, weil sie helfen wollten, oder sich auch nur erkundigen, ob Gefahr drohte; sondern weil die backofenartige Hitze sie angelockt hatte. Sie hatten wohl angenommen, dass es Grillhähnchen gab.
"Ihr habt ihn gehört, schnappt euch etwas und wedelt."
Zauberer neigten dazu, sich bei den einfachsten Aufgaben unglaublich ungeschickt anzustellen. Statt den Raum zu verlassen und sich einen passenden Gegenstand zu holen, versuchten der Dekan und der oberste Hirte einen Tisch hoch zu hieven und mit diesem zu wedeln; was natürlich scheiterte, denn es war ein sehr schwerer Tisch. Aber immerhin schafften sie es ihn umzukippen.
Rincewind zeigte als einziger so etwas wie einen praktischen Sinn; er fing an, mit einer Bratpfanne, die er am Morgen für den Fall der Fälle aus der Küche mitgenommen hatte, Hex Luft zuzufächern.
Allerdings brachte das nicht viel, denn das Problem war nicht das metronomieren, denn Hex hatte sich auf der Suche im Datennetz der Rundwelt einen Computer-Virus eingefangen. Und der ergab zusammen mit dem mit Leben erfüllten Hex etwas völlig Neues: Einen Kompotter-Virus.
Irgendwie (unter anderem durch die ständige hohe magische Hintergrundstrahlung) hatten sich aus sich zufällig treffenden Bienen und Ameisen die ersten Amienen gebildet, und diese waren dann gewachsen. Und gerade jetzt beschlossen, dass es an der Zeit war, alles dort draußen zu
Kompott zu verarbeiten.
Dabei zeigten sie eine unerwartet hohe Intelligenz: Anstatt sich nämlich alle wie ein Berserker auf die anwesenden Zauberer zu stürzen, machte das nur ein Teil, der Rest flog Richtung Tür.
Um zu beweisen, dass sie doch ziemlich dumm waren.
Die erste Amiene flog nämlich gegen den Kopf von Ponder Stibbons, statt diesem den Stachel in den Hals zu rammen. Ponder kippte um, wurde von dem Erzkanzler aufgefangen, der ihn hinter den umgekippten Tisch zerrte, hinter dem auch der oberste Hirte und der Dekan in Deckung gegangen waren. Vor dem Tisch stand Ridcully, der immer noch die Bratpfanne schwang, nicht mehr um Hex zu kühlen, sondern um Amienen davon abzuhalten ihn einige sehr, sehr schmerzhafte Stiche zu verpassen.
Gleichzeitig schaute er sich nach einem Fluchtweg aus.
"Rincewind, solltest du dass jetzt türmen, dann wird das
Konsequenzen haben!", rief der Erzkanzler hinter dem Tisch.
Eigentlich wäre das ein weiterer Grund für Ridcully gewesen, schleunigst das Weite zu suchen; allerdings war nicht nur die erste Amiene ziemlich dumm gewesen.
Denn die Amienen, die durch die Tür den Raum verlassen wollten, hatten dies alle gleichzeitig tun wollten, was dazu führte, dass keine einzige den Raum verlassen konnte. Der Türrahmen war nämlich mit sirrenden, zappelnden und unentwirrbar ineinander verkeilten Amienen angefüllt.
Deswegen stand Ridcully mit einer Bratpfanne da und erschlug Amienen. Nicht einmal hinter dem Tisch hätte es für ihn in diesem Moment sicherer sein können, denn der Dekan und der Oberste Hirte begann mit verschiedenen Zaubern um sich zu schießen, in der Hoffnung, damit das Insektenproblem zu lösen. Der Erzkanzler versuchte übrigens Stibbons wieder aufzuwecken und kam gar nicht auf die Idee, die anderen mit seiner Armbrust im Hut zu unterstützen.
Es hätte den Beobachter wahrscheinlich sehr interessiert zu erfahren, dass der Kompotter-Virus ursprünglich aus Hongkong stamme. Und dass er von organisierten Softwareraubkopieren stammte, die ihr System mit eben jenem Virus zu schützen versuchten.
Mit Erfolg, wie die Zauberer feststellen durften.
Der Beobachter wäre außerdem mehr als amüsiert darüber gewesen zu erfahren, dass jene Raubkopierer zudem noch giftgrüne T-Shirts fälschten. Mit Händen drauf.
Und auch, dass jene Raubkopierer den vermissten Wächter, ganz im Gegensatz zu Ribs Truppe, alles andere als vermissten...
Aber es wäre zu
ungewöhnlich gewesen, wenn es zu diesem Zeitpunkt einen Beobachter gegeben hätte, weswegen auch niemand dazu kam, die Wächter zu benachrichtigen, dass Hex für eine Weile ausgefallen war.
20.07.2006 0: 39Johan Schaaf
"Mein..." Etwas verlegen schaute Johan an sich herunter.
"Moment mal!", rief Arwan, bevor sich das Gespräch weiter in Richtung seltener grüner Kleidungsstücke verlagern konnte. "Du sagtest gerade, du seist in Hongkong. Was meinst du damit?"
"Na, dass ich hier in Hongkong bin. Mann, wir alle sind hier in Hongkong! Das hier ist Hongkong!" Der Junge machte eine ausladende Geste und die Blicke der drei Wächter folgten zweifelnd seiner Hand.
Johan schluckte. "Du meinst...", fragte er, nachdem er einen Moment lang über die Konsequenzen dieser Behauptung nachgedacht hatte, "...diese ganze... große Stadt... ist Hongkong?"
"Klar doch!"
"Verdammt." Der Gefreite wandte sich an seine Kolleginnen: "Wenn das hier der Ort ist, an dem sich Made befindet, dann können wir lange suchen. Hier ist alles so... riesig."
"Sagt mal, was seid ihr eigentlich für Spinner?", fiel das Kind ihm nicht besonders höflich ins Wort, sodass er sich überlegte, dass jemand einmal ein ernstes Wörtchen mit seinen Eltern reden sollte, die ja von guter Erziehung nicht allzu viel zu halten schienen. "Und wo kommt ihr eigentlich her? Seid ihr Touristen?"
"Ich denke, das tut eigentlich nichts zur Sache", meinte Hatscha eilig. "Du könntest uns jetzt nur noch einen Gefallen tun, indem du uns sagst, wie man hier über die Straße kommt, ohne von diesen Dingern platt gefahren zu werden."
Einen Augenblick noch starrte er sie entgeistert an, dann zeigte er zögernd auf eine Stelle etwas weiter unten an der Straße, wo sich auf dem Gehweg eine größere Menschentraube gebildet hatte.
"Na, da drüben an der Ampel." Nach kurzem Überlegen fügte er noch hinzu: "Lauft einfach, wenn die anderen es auch tun. Und passt ein bisschen auf die Fahrradfahrer auf, die glauben nämlich öfter mal, sich nicht an die Verkehrsregeln halten zu müssen."
Mit diesen Worten hatte er sich umgedreht und lief nun eilig weiter in die Richtung, in die er ursprünglich unterwegs gewesen war.
"Na, dann mal los!", sagte Johan und machte sich auf den Weg dorthin, wo der Junge es ihnen gezeigt hatte.
"Weiß einer von euch, was er mit 'Fahrradfahrern' gemeint haben könnte", fragte Arwan unsicher.
"Ach, das werden wir schon sehen!"
Die Menschenmenge setzte sich gerade in Bewegung, als sie die Ampel erreichten.
"Gliedern wir uns einfach mit ein", forderte Johan, der sich in seiner Rolle als Verkehrsexperte dazu verpflichtet fühlte, an dieser problematischen Stelle ihrer Mission die Führung zu übernehmen, die anderen beiden auf. Als er sich kurz umsah, erkannte er, dass die Kutschen links und rechts ihres Übergangs wohl irgendwoher das Kommando bekommen haben mussten, anzuhalten. Und wenige Sekunden später erkannte er noch etwas, was ihnen zuvor, da ihre Blicke sich einzig und allein auf diese eindrucksvollen, großen, pferdelosen Wagen konzentriert hatten, entgangen war: Zwischen diesen fuhren noch mehr Menschen auf wesentlich kleineren, zweirädrigen Fahrzeugen, die zwar kein solch lautes Brummen und Gestank von sich gaben, dafür aber ununterbrochen klingelten und sich nur unwesentlich langsamer fortbewegten. Einer von ihnen rauschte mitten durch die Menschenmenge und direkt vor Johans Nasenspitze an ihnen vorbei.
"Kannst du nicht aufpassen?", schrie Hatscha erbost, während der Gefreite dem Zweirad noch verdutzt hinterher blickte. Die anderen Menschen auf der Straße hatten den Vorfall scheinbar nicht zur Kenntnis genommen. Wie durch ein Wunder hatte sich, als der Raser durch sie hindurch gefahren war, eine schmale Lücke zwischen ihnen gebildet, durch die jetzt noch weitere Räder fuhren.
"Schnell weg hier!", schlug Arwan vor.
"Das waren wohl diese Fahrräder, von denen der Junge gesprochen hat", meinte sie, als sie die andere Straßenseite erreicht hatten. "Wahnsinnig gefährlich, die Dinger. Was meint ihr?"
"Also, ich finde sie eher faszinierend", stellte der Verkehrsexperte zu ihrer Überraschung fest. Sie wollte etwas erwidern, aber er lief schon auf eine ganze Reihe herrenloser Räder zu, die man vor dem Gebäude, in das sie hineingehen sollten, abgestellt hatte, und sagte, auf eines deutend: "Schaut doch nur, ich denke, ich kann sogar sehen, wie sie funktionieren! Das ist eine durchdachte Mechanik."
"Stimmt", sagte Hatscha, die neben ihm stehend das Gerät ebenfalls begutachtete. "Ich kann gar nicht verstehen, wieso sich die Leute freiwillig in diese doch wahrscheinlich ziemlich unsicheren, stinkenden, magiebtriebenen Dinger setzen. Das hier sieht in meinen Augen viel praktischer aus."
"Denkst du, das könnten wir auch bei uns bauen?", wollte Johan wissen, aber Arwan unterbrach sie ungeduldig: "He, ihr beiden, wir haben einen Auftrag zu erledigen! Das könnt ihr euch auch noch später anschauen, wenn's euch so sehr interessiert!"
Kurz darauf drängten die drei sich durch das überfüllte Kaufhaus.
"Ich hab keine Ahnung, wen wir hier fragen sollen", moserte Johan. "Wenn wir draußen geblieben wären, dann hätten wir uns jeder ein solches Fahrrad nehmen können und..."
"Huhu, bist du noch ganz dich?", fuhr Arwan ihn an. "Wir sind doch keine Kriminellen! Außerdem hast du doch keine Ahnung, wie der Verkehr hier läuft! Wer weiß, was uns in dem Chaos da draußen alles zustoßen könnte..."
"He, beruhigt euch!", ging Hatscha dazwischen. "Wir haben den Auftrag, uns hier drinnen umzusehen, Johan, danach können wir immer noch..."
Aber der Gefreite war viel zu aufgeregt, um auf seine Kollegin zu hören. Niemand erzählte
ihm, er hätte keine Ahnung von Verkehr! Er machte eine wütende Geste und...
"Vorsicht!"
...stieß einen Stapel Teller von dem Regal, an dem sie gerade vorbei gingen. Mit Entsetzten sah er zu, wie sie fielen und sich dem Boden näherten, auf dem sie gleich in tausend Stücke zerspringen würden. Und sie hatten kein Geld dabei, um den Schaden zu bezahlen! So viel zur Unauffälligkeit...
Doch die Teller zersprangen nicht.
"Was für ein komisches Material", stellte Arwan, die sich danach gebückt hatte und nun einen in der Hand hielt, fest.
"Da hast du recht", sagte Johan und machte sich daran, die restlichen hastig aufzusammeln und wieder an ihren Platz zu stellen. Mitten in der Bewegung erstarrte er.
"Was ist los?"
"Ich glaube...", sagte er, und als er sich ihnen zuwandte, sahen sie, dass er bleich vor Schreck war. "Ich glaube, dass solltet ihr euch mal ansehen."
Auffordernd hielt er ihnen die Rückseite eines Tellers entgegen. Und noch eine. Und noch eine.
Auf ihnen allen stand in kleinen, kaum sichtbaren Buchstaben: "Made in Hong Kong"
21.07.2006 15: 15Tut'Wee "Rib" M'Laut
"Anfänger." Rib schüttelte den Kopf. "Anstatt das dafür zu sorgen, das ihr nicht gesehen werdet, laufen alle weg, die sich im Notfall von Menschen zu Mensch unterhalten könnten. Lassen uns an einem öffentlichen Ort zurück, dabei sind die doch die einzigen, die gefahrlos nach einem Versteck suchen könnten. Eine Eins für Kameradschafts- und Taktikdenken."
"Wieso? Breda ist doch auch noch bei u..." warf Carisa ein. "Wo ist Breda?"
"Ich hab sie seit dem Büroraum nicht mehr gesehen." bekannte Salien. "Mist. Oh, Achtung Schritte."
Rib und Neflie sprangen in das erste Versteck, das sie finden konnten. Ein Behaltnis, das fest an der Wand angebracht war. Eine Art Korb.
Carisa verharrte still. Hinter ihr näherte sich jemand mit schweren Schritten. Sie hoffte Salien machte es ihr nach.
'Mindestens zwei.' dachte die FROG.
"Oh, wie sind wir gesegnet, Stärke
[10]." Der Tonfall der Stimme klang neutral und zeigte damit fundamentale Nichtbegeisterung an. "Die Firmenleitung beschenkt uns mit weiteren Kunstgegenständen. Nach oben in den Ausstellungsraum?"
"Natürlich mit Freuden. Ich hole nur noch die Sackkarren, denn auch wenn ich nicht an deinen Kräften zweifeln kann, sind meine Arme zu müde, um diese Statue zu heben."
Rib wurde ganz schlecht vor lauter Freundlichkeit, die dort draußen eine Schleimspur bildete.
[11]"Hmm..." meinte er. "Meine Kelda sagte immer: 'Sage mir, welchen Müll Du hast und ich sage Dir, wie er schmeckt.' Naja, oder so ähnlich. Mann [4] kann jedenfalls eine menge daraus lernen, wenn Mann den Müll des anderen durchsucht. In diesem Fall: Das hier sind echte Schweine. Totale Unordnung, als ob man die Sachen nicht mehr braucht. Naja, jedenfalls, unser Ballistiker muss wirklich verzweifelt sein. 'Made in Hong Kong' steht hier auf einer Menge Sachen." Zum Beweiß hielt Rib ein kleine, halb angesenkte Spielzeugfigur hoch. Drähte schauten aus seinem Rücken und vorne stand Sony darauf. Das gleiche Material wie diese Vogelfigur. Bestimmt kultischen Ursprungs."
"Sir? Ich glaube, jemand versucht unsere Wasserspeier zu entführen. Gleich werden sie weggetragen." Neflie hatte vorsichtig über den Rand geschaut.
"Aha." Als Laborant fing Rib gleich an, vorsichtig das Beweißmittel zu untersuchen. Sprich: Er entkernte die Figur.
"Was ist das?" fragte Neflie. "Sir, die kommen mit einer Sackkarre."
"Sei jetzt still, ich versuche eine Art Tarnung herzustellen. Für dich."
"Und Sie, Sir?"
"Das fällt mir unterwegs schon ein."
"Unterwegs, Sir?"
"Na hinterher! Wir dürfen uns nicht noch mehr trennen."
Auch anderen Ortes brachte man sich in Schwierigkeiten.
"Dieses Geschirr hier geht kaputt, im Gegensatz zu den anderen!" meinte Johan testend. "OH! Ich wie, wie wir Herrn Made finden."
"Was ist?" fragte Hatscha.
"Na, dann ist es ja ganz einfach. Wir gehen dahin, wo die Teller getöpfert und bemalt werden. Da muss Made stecken. NEIN! SCHAU MAL DA HIN!"
Alle drei Wächter blickten in Richtung eines Tisches mit Spielwaren. Eine kleine Pyramide, eher eine Necropolis in Mini stand einsam und verlassen unter einer Reihe von Kuschelbären.
Hatscha ging darauf zu und nahm sie in die Hände.
"Ob das was für Rib wäre?" fragte sie und drehte die Heimstätte um. "Vielleicht gibt es ja noch mehr von den Gnomenbinden hier."
Dann riss sie die Augen erschreckt auf und setzte zu sprechen an. Doch Johan legte die Hand auf die Schulter. Er zeigte auf ein paar Uniformierte, die sich den Weg durch diverse Wühltische bahnten.
"Da." meinte er. "Wächter."
"Ich glaube, die sind wegen der Teller hier." meinte Arwen. "Und ich habe kein Geld das zu bezahlen. ihr?"
Die drei schauten sich an. Und waren sich einig.
"Weg." stellte Hatscha fest. "Los."
Sie fingen an rennen. Und Hatscha ließ die Necropolis nicht los. Ein wichtiges Fundstück. Anscheinend war Made durchaus an mehreren Orten gefangen gehalten worden. Denn auf der Unterseite, kaum erkennbar, war etwas in den Boden gedrückt worden. 'Made in Nippon' stand dort.
Lilli nickte zufrieden und sonnte sich in der Aufmerksamkeit eine Minute, denn die anderen Wächter schauten Sie an. Von Rib abgesehen, der gerade unbefugt in einer eisernen Korb herumwühlte. Größtenteils schien dieser Ort mit Pappschachteln und vergammelten Obstresten gefüllt.
'Alles klar.' dachte sie. 'Wir gehen zum Telephon und dort wird dieser Hex mit uns reden, wenn er zwischen seinen Mathesachen Zeit hat. Nur eine Frage: Was ist ein Telephon? Und wie teile ich das den anderen mit, ohne eingewiesen zu werden?'
"Zeig mal." Ophelia kam einen Schritt näher. "Was kann das Ding noch?"
Lilli zuckte mit den Schultern und berührte dann mit dem Stäbchen noch einmal die Fläche. Doch der Bildschirm war schwarz geworden. Und schien es auch bleiben zu wollen.
"Gibt mal her." Frän entriss ihr den Apparat.
"Hallo????" Auch Schütteln schien nicht zu helfen.
"Da." Ein kleiner Wurf beförderte das Gerät in Lillis Hand zurück. "Das Ding schweigt."
"Kein Wunder." warf Ophelia ein. "Es wurde brutal hin und her geschüttelt und dann angefaucht. Ich wäre da auch beleidigt."
Dann blickte sie irritiert auf: "Seht ihr noch die anderen?"
28.07.2006 22: 42Breda Krulock
Schweigend stand die Vampirin vor einem riesigen Schreibtisch aus massiven Holz und versuchte, die zwei plapperten Maenner zu verstehen.
Sie war nach dem aeusserst unangenehmen Fall durch den B-Raum aufgewacht ohne eine Spur ihre Kollegen zu entdecken und war dann kurz entschlossen durch die einzige Tuer getreten. Ein geschaeftiges Treiben bot sich ihr auf der anderen Seite, der Raum war gefuellt von jungen, gut durchblutenden Frauen welche emsig auf irgendetwas eckigem rumtippten. Ihre Augen klebten an einem haesslichen Kasten, welche in einer schien unendlichen Anzahl auf den Tischen standen. Hier und da ertoente ein nerviges
DONG , woraufhin die meisten wuetend mit der Faust auf den Tisch hauten um sich dann stoehnend zurueckzulehnen. Breda observierte die Lage innerhalb weniger Sekunde, strich sich, warum auch immer, ihr Jackett glatt, griff ihre Aktentasche und ging einige Schritte an der Wand entlang. Sie spuerte die Schwere der Tasche in ihrer Hand, ruempfte die Nase und schob mit der freien Hand ihre Brille zurecht. Erst dann hielt sie inne. Ihre Augen wanderten in den Hoehlen nach links und rechts, schlossen sich darauf um dann den Blick nach unten zu wenden. Sie trug ca 1/2 Gnom grosse Absaetze unter den schwarzen Pumps, einer Hose welche nach ihren Massen viel zu kurz war, da sie weit ueber den Knoechel endete, zusammengebunden mit einem weissen Guertel, anscheinend auch aus Leder mit den Schriftzeichen D&G an der silber glaenzenden Schnalle. Darueber rug sie ein ebenfalls schwarzes Jakett, welches von Aussehen her zu der Hose gehoerte. Darunter trug sie nichts. Kurz raeckelte sie sich in ihrer Kleidung. Nun, nichts schien verkehrt. Ein beengendes Gefuehl umgab ihre Brust. Sich unbeobachtend fuehlend schielte sie in ihren Auschnitt. Was sie dort sah kannte sie zwar, aber dies war eine ihr vollkommen neue Sichtweise der Dinge(r). Das Stueck Stoff mit den zwei Beulen, welches sie unter dem Jackett trug, schien seinen Zweck zu erfuellen, indem es alles was sich dort befand nach oben drueckte.Ihre Brueste waren ihrem Kinn nun weitaus naeher als ueblich. Schulterzuckend befand sie dies als garnicht so uebel und wandte sich "ihrer" Tasche zu. Doch bevor sie zu einer weiteren Untersuchung kam, stuermten bereits zwei Maenner auf sie zu. Als diese sich freudig strahlend mehrere Male verbeugten und dabei Bredas freie Hand nahmen um diese kraeftig zu schuetteln, laechelte sie nur.
"Frau Muller, wie schoen das sie endlich da sind!" began der kleiner von beiden. Mittlerweile hatte er ihre Hand losgelassen, woraufhin sich sein Kollege diese gleich ergriff. Auf seiner Halbglatze perlte leichter Schweiss als er fortfuhr. "Wie war ihr Flug? Ich habe gehoert es gab Probleme in Europa...?" Mit diesen Worten nahm er dem DOG Mitglied die Aktentasche aus der Hand und zeigte auf seinen Kollegen. "Dies ist Mister Pong, mein Assistent. Oh, entschuldigen sie, wie unhoeflich von mir." Erneut verbeugte er sich vor Breda. "Mein Name ist Mister Ping."
Daraufhin wuerde sie in dieses Buero gefuehrt. Sie passierte eine Menge merkwuerdig aussehender Daemonen, viele machten Geraeusche aber der Sinn verbarg sich vor der Vampirin. Einige Menschen schienen ihre Kasten Daemonen nicht zu moegen und fluchten laut.... Breda verstand nur etwas mit Fenstern und irgendein Typ Namens Tor schien nicht sehr beliebt zu sein. Durch eine grosse Glasscheibe konnte sie zwar immernoch die anderen Menschen sehen, aber es schien als ob Mister Pong durch schliessen der Tuere den Laerm ausgesperrt hat.
Man bot ihr einen bequem aussehenden Sessel an, welches sie nicken annahm. Sie hatte keine Ahnung wo sie hier hineingeraten war. Sie wusste nur das diese zwei Maenner sie mit einer Frau Muller verwechselten.
Okay, dachte sie Breda.
Solange die echte Frau Muller hier nicht auftaucht muss ich wohl mitspielen. Mister Ping hatte ihre Tasche neben den Stuhl abgestellt. Als dieser seinem Assistenten zunickte, verliess dieser den Raum und postierte sich vor der Tuer.
"Etwas zu trinken bevor wir anfangen, Frau Muller?"
Sie ueberlegte nicht lang und nickte eifrig mit dem Kopf, was von dem Mann mit einer hochgezogenen Augenbrau belohnt wurde.
Unauffaellig! erinnterte sie sich. Sie faltete beide Haende in den Schoss. "Ja gerne!" brachte sie durch die halb geoeffneten Lippen heraus. "Ich bin etwas muede..." Sie ueberlegte erneut. "Von dem Flug!" beendete sich den Satz, welcher anscheinen der richtige war, denn Mister Ping laechelte zufrieden und begab sie zu einm merkwuerdigen Daemonen, welche am oberen Ende einen durchsichtigen Wasserbehaelter trug und mit einem lauten Gluckern das kuehle Nass in ein Glas befoerderte. Strahlend stellte er ihr das Glas auf einen Untersetzer und setzte sich ihr gegenueber.
"Im Namen meiner Firma begruesse ich sie nun hiermit offiziell als Geschaeftspartner im Antikgewerbe." Er schob ihr ein blaeuliches Papier hinueber bevor er erneut aufstand um zu einem der Schranke an der ihr gegenueberliegenden Wand zusehen. Gespannt darauf herauszufinden was sich daran befand, reckte sie ihren Hals an der Statur des Mannes vorbei, um einen dieser merkwuerdigen Kaesten zusehen. Nur war dieser schwarz und das Ding zum drauftippen war weitaus kleiner. Er betaetigte einen der Knopefe und Breda sprang vom Stuhl auf, was diesen dazu veranlasste nach hinten zukippen.
"Entschuldigen sie bitte," begann der Mann, sich verbeugend in Bredas Richtung Bewegend. "Ich konnte diese Auprah Windfrei auch nie leiden." Mit einem weiteren Knopfdruck wechselten die Menschen in dem Ding und Breda sah die Rueckseiter ihrer Kollegin Carisa in einer grossen, dunklen Halle. Die Ueberwachungskamera zeigte, wie sich die Mitarbeiter daran machten, die Austellungsstuecke auf die Sackkaren zupacken, um diese zum Austellungsraum nach oben zu bringen.
"Immer diese verfluchten Ratten!" Murmelte der Mann leise und griff zu einem komischen scwarzen Ding, nahm das obere Teil in die Hand und drueckte ein paar Tasten. In dem Kasten konnte die Vampirin nun sehr deutlich erkennen, wie Rib sich am Muell betaetigte und Neflie daneben stand.
01.08.2006 2: 55Hatscha al Nasa
Hatscha rannte. Und mit ihr rannten Arwan und Johan. Und mit den drei Wächtern rannten noch ein paar andere Menschen im Kaufhaus. Verdammt! Was hatten sie jetzt schon wieder falsch gemacht? Sie schaute sich um. Da vorne, zwischen den seltsam farbenen Tieren und den Gnomenstatuen war es hell, wie es nur draußen hell sein konnte. Da musste es rausgehen.
"Dorthin! Da kommen wir hoffentlich raus - Hatschie!", rief sie den Kollegen zu und hielt auf den vermeintlichen Ausgang zu. Sie tastete ihre Taschen mit der freien Hand nach Taschentüchern ab. Da, da war etwas. Ein seltsames weiches blaues Päckchen, dessen Aufschrift besagte, dass es zehn Taschentücher enthalte. Und zehn handkerchiefs, was auch immer das sein sollte. Hatscha dachte nicht weiter drüber nach. Aufkriegen würde sie das jetzt auf die Schnelle mit einer Hand sowieso nicht. Sie steckte es zurück und blickte wieder dorthin, wohin sie lief.
Tatsächlich befand sich dort eine Tür. Ein seltsames grünes Schild hing darüber.
Notausgang stand da. Sie hatten einen Notfall, oder? Sie vermissten einen Kollegen, hatten Hinweise, wo er stecken konnte, und wurden nun wohl Leuten verfolgt, die mit Mades Kidnappern anscheinend unter einem Hut steckten. Hatscha blickte kurz das Gebilde in ihrer Hand an. Wo war nur Nippon? Aber das würde sie schon herausfinden. Also, ein Notfall berechtigte sie, die Tür zu benutzen. Die Wächterin drückte die Klinke herunter und zog. Nichts tat sich.
"Hatscha, drücken!", rief Arwan ihr zu.
Sie befolgte den Rat und tatsächlich, die Tür ging auf. Schnell hastete sie durch die Tür, die anderen zwei hinterher. Ein gellender Alarmton erklang. "Verdammt!"
07.08.2006 0: 40Lilli Baum
"Verdammt!", war übrigens auch die Feststellung, die Erzkanzler Ridcully machte, als eine von Rincewind mit seiner Bratpfanne betäubte Amiene hinter die improvisierte Deckung flog. Dabei streifte sie sein Haupt, da er über Stibbons gebeugt war, denn eben noch mit Ohrfeigen wieder ins Bewusstsein zu rufen versucht hatte.
Das Insekt zuckte in einer unnatürlich krummen Haltung mit den Flügeln.
"Bonsai!", rief der Dekan, sprang auf, und trampelte todesmutig auf der sterbenden Amiene herum. Er schüttelte im Triumph die Fäuste und rief: "Und wieder einmal hat ein Magier über die niederen Geschöpfe gesiegt!"
Eine weitere Amiene surrte heran, nur dass diese genug Intelligenz hatte, um außerhalb von Rincewinds Bratpfannenradius zu bleiben.
"Runter!", brüllte der Erzkanzler, packte den Dekan an den Beinen und riss ihn von den Füßen. Die Amiene bohrte sich an der Stelle, an sich eben noch die Brust des Dekans befunden hatte, mit einem hübsch hässlichen Geräusch in die Wand.
"Verdammt! So kann das nicht weitergehen!", stellte der Erzkanzler fest, als er einen wagemutigen Blick hinter die Absperrung zu Rincewind warf.
Dieser wurde von immer mehr Amienen bedrängt, seine Bratpfanne trug deutliche Zeichen vom Kampf.Außerdem rannSchweiß im Strömen, was aber auch mit den backofenartigem Temperaturen im Raum zu tun hatte.
Dann, zu allen Überfluss, (und nicht nur, weil es ein höchst komödiantisches Ereignis in diesem Moment war), brach der Pfannenstiel entzwei, und Rincewind musste mit ansehen, wie der nützliche Teil seiner improvisierten Waffe in einer parabolischen Kurve davonflog.
Er warf einen entsetzten Blick auf den jämmerlichen Stielrest in seiner Hand, dann auf die Amienen.
Er beschloss, dass es das Beste sei, sich in Sicherheit zu bringen.
Mit einem gewagten Sprung flüchtete er zu den anderen hinter dem Tisch in Deckung.
"Rincewind!", zischte Ridcully: "Du gehst jetzt sofort wieder da raus und kämpfst wie ein Mann!"
Die Amienen flogen nun Kreise direkt über den Zauberern, griffen aber noch nicht an. Es schien fast so, als wollten sie für ein paar Momente die Angst ihrer Opfer auskosten.
Rincewind hingegen kam es so vor, als würden sie nach den besten Stellen Ausschau halten, um ihre Stachel hinein zu rammen.
"Ich habe eine Idee!", rief plötzlich der oberste Hirte hob seinen Arm und zauberte ein ... Picknick. Mit rotkarierter Decke, einem Picknickkorb, kleinen Tellerchen, Besteck und sogar waschechten Pappbechern.
"Das soll helfen?!", fragte Rincewind, doch schon einen Augenblick später stürzten sich sämtlichen Amienen, wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt, auf das Picknick.
"Oh!", rief der oberste Hirte: "Dabei wollte ich doch einen Bienenfresser herbeizaubern."
"Beeilt euch!", rief Ridcully: "Wir müssen etwas unternehmen, solange sie abgelenkt sind!"
08.08.2006 0: 27Sallien Elonie Amenda von Seherr Dertief
Nur nicht bewegen. Auf gar keinen Fall auch nur mit der Wimper zucken. Diese oder ähnliche Gedanken gingen den Wasserspeierinnen Sallien und Carisa durch den Kopf. Jedoch sollte zumindest in Carisas Gedanken keine zweite Stimme auftauchen, die die Wächterin in noch größere innere Konflikte zwishen Flucht und Erstarrung bringen sollte. In Salliens Kopf jedenfalls spielte sich im Moment ein relative heftiger Dialog zweier Stimmen ab:
Wenn du dich jetzt rührst ist es dahin mit deiner Unauffälligkeit. und dies war immerhin ein Teil deines Auftrages.Und wenn du dich jetzt nicht wehrst verschleppen dich diese Menschen sonst wohin!Du darfst den Auftrag nicht gefährden!!Hau denen einen auf den Latz!! Sonst müssen bald noch mehr Wächter gesucht werden!!Bleib ruhig und warte auf einen passenden Augenblick für die Flucht!!Währenddessen luden die zwei Menschen Carisa und Sallien auf die Sackkarren und schuben sie recht mühsam in die Richtung in der sich der verspiegelte Raum befand.
Beweg dich!!Nein bleib ruhig!!Gleich ist's zu spät!!09.08.2006 15: 06Lilli Baum
Arwan, Hatscha und Johan nahmen die Beine in die Hand, denn der Alarmton verhieß nichts Gutes. Genauso wenig wie die unheilvolle Nebenstraße, in der sie eben gelandet waren. Entweder links oder rechts. Sie wandten sich nach links und landeten, ehe sie es sich versahen in einer Menschentraube. Mühsam versuchten sie sich durch zu schlängeln, aber nur Hatscha gelang dies halbwegs, da die Leute um ihren chronischen Schnupfen einen Bogen zu machen schienen. An Arwan hingegen rückten die Leute sogar noch näher heran, was wohl an ihrer Kleidung lag. Johan griff nach ihrer Hand und schlängelte sich mit ihr zu einer Stelle durch, an der weniger Leute zu sein schienen.
Die Leute hielten einen gewissen Abstand um einen Tisch, auf dem eine riesige Schüssel stand, in der sich jede Menge Kugeln befanden. Hinter dem Tisch standen einige aufgesetzt freundlich grinsende Damen, und einem mürrisch dreinblickenden Koloss von einem Kerl. Eine der Damen, offensichtlich die Anführerin verkündete: "Heute ist die Supersonderverlosung zum zehnten Jubiläum unseres Kaufhauses! Wer möchte eine Kugel ziehen und eventuell unseren Hauptpreis, eine Wochenendendreise nach Shanghai, gewinnen? Es kostet nichts!"
Die Menschenmenge wogte näher an den Tisch, doch als der Koloss ein wenig mit den Zähnen knirschte, hielten die Leute wieder gebührenden Abstand.
"Wie wäre es mit Ihnen, meine Dame!", sagte die Anführerin.
Eine Chinesin mittleren Alters löste sich aus der Menschenmenge, ging zu der Schüssel und zog eine Kugel heraus. Sie öffnete sie und schien enttäuscht.
"Das war wohl eine Niete!", stellte die Anführerin fest und fixierte ihren Blick auf ihr nächstes Opfer: "Wie wäre es mit Ihnen, werter Herr! Auch Touristen sollten eine Chance haben!"
Johan stellte mit Grauen fest, dass sich alle Blicke auf ihn richteten. Offensichtlich war er gemeint. Er wollte schon ablehnen, da knuffte ihn Arwan in die Seite und zischte: "Nicht ablehnen! Das ist viel zu auffällig!"
Johan trat vor, griff in die Schüssel und zog nun seinerseits eine der Kugeln. Er öffnete sie, und las auf einen kleinen Zettel "Sonderpreis"
"Sie glücklicher Gewinner!", rief die Anführerin und klatschte begeistert in die Hände: "Sie haben hiermit ein niegelnagelneues Fahrrad gewonnen! Wenn sie einen Moment warten würden, meine Kollegin holt eben ihren Preis, während meine andere Kollegin eben ein Foto von ihnen schießt."
"Ein Foto schießt?!", fragte Arwan, und ihm wurde ganz mulmig dabei. Hatscha war in der Zwischenzeit gewahr geworden, dass ihre Kollegen einen kleinen Umweg gemacht hatten und war mittlerweile aufgeschlossen.
"Was wird das?", fragte sie Johan leise in einem ungehaltenen Tonfall.
"Ich kann nichts dafür, ich wurde dazu gezwungen!", entgnete Johan und spürte plötzlich einen festen Griff auf seinem Arm. Es war der Koloss. "Sie kommen jetzt mit, damit wir sie fotografieren können", sagte er in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete.
Hinter dem Tisch winkte eine der zwei niederen Damen mit dem Fotoapparat, während die Anführerin weiterhin Leute herauspickte, die allesamt Nieten zogen. Bis auf einer, der gewann ein Päckchen Kaugummi.
"Lilli, was hast du da?", fragte Ophelia, als sich diese bückte und etwas vom Gehweg auflas. Die Gefreite schaute sich den Gegenstand neugierig an, ehe sie ihn an ihre Ausbilderin weiterreichte.
"Sieht aus wie ein winziges Päckchen", mutmaßte Miss Ziegenberger: "Und es steht etwas sehr seltsames darauf 'Habbu Babbu - der frische Kaugenuss'."
"Darf ich mal sehen?", fragte Frän und ließ sich das Päckchen geben.
Auch sie betrachtete es eingehend, konnte aber nichts interessantes feststellen. Deshalb reichte sie das Päckchen wieder an Lilli.
Diese folgte eine plötzlichen Eingebung und zeriss das Papier und im nächsten Moment flogen zehn Kaugummistreifen auf den Boden.
"Du hast es kaputt gemacht", meinte Frän, als Lilli sich daran machte, den Kaugummi wieder ein zu sammeln. Als die Gefreite alle Streifen wieder beisammen hatte, entschloss sie sich, dass sie jetzt auch nichts mehr zu verlieren hatte. Sie packte auch einen der Streifen aus, um das Innere, einen weiteren Streifen einer beigen Masse, die mit Puderzucker bestreut zu sein schien, zu enthüllen.
"Was ist das?", fragte Ophelia.
Lilli zuckte mit den Schultern und steckte kurzerhand den Streifen in den Mund. Vielleicht konnte sie am Geschmack etwas feststellen.
"Lilli!", rief ihre Ausbilderin entsetzt. Die Gefreite ließ sich jedoch nicht beirren und kaute vorsichtig auf dem Streifen herum... 'Nicht übel!' Sie begann zu lächeln und hielt ihren Kolleginnen die anderen neun Streifen hin.
10.08.2006 1: 40Johan Schaaf
"Nun, wie Sie sehen können, Frau Muller, sind unsere Männer gerade noch damit beschäftigt, die Kunstwerke nach oben zu bringen", sagte Herr Ping zu der vor Schreck erstarrt auf den Bildschirm blickenden Breda. "Sobald alles aufgebaut ist, können wir sie uns gemeinsam ansehen und über den Preis sprechen. Wir wollen ja nichts überstürzen."
Er lächelte ihr freundlich zu, was insofern gut war, dass er in diesem Moment nicht weiter zu den im Müll wühlenden Gnomen sah. Für einen Augenblick lächelte sie zurück, schloss ihren Mund jedoch augenblicklich wieder, als ihr einfiel, dass ihre spitzen Eckzähne hier wohl für noch mehr Verwirrung sorgen könnten als auf ihrer Welt.
Unauffälligkeit, ermahnte sie sich.
Wir müssen um jeden Preis unaufällig sein!"Wäre es möglich", fragte sie, "dass Sie mir so lange noch mehr von der Umgebung hier zeigen. Auf Ihrem...äh... Ding."
Mit einer schnellen Handbewegung deutete sie auf den Kasten.
Einen kurzen Moment schien ihr Gegenüber sichtlich verwirrt, dann fing er sich wieder einigermaßen und sein Lächeln wurde noch breiter und freundlicher.
"Ach, natürlich." Mit einem Druck auf die Fernbedienung schaltete er um.
"Schau mal!", sagte Arwan, als sie die Frau mit dem Fotoapparat sah. "Ich glaube, die wollen einfach nur eine Ikonographie von dir anfertigen. Spiel einfach mit, umso schneller sind wir dann von hier weg!"
Sie gab Johan einen leichten Stoß, der sich daraufhin unsicher dem freien Platz näherte, auf den soeben von der anderen Frau ein gelb-rotes Fahrrad geschoben wurde.
"Und das ist jetzt meines?", brachte er hervor.
"Ja, aber erst, sobald wir ein Foto von Ihnen haben!", antwortete der große Mann. "Schließlich soll jeder sehen können, wie großzügig wir sind, nicht wahr?"
"So, bitteschön!" Die junge Dame, die das Fahrrad herbeigeschafft hatte, löste den Koloss von Johans Arm ab. "Stellen Sie sich bitte hinter Ihr neues Rad. Genau! Und jetzt lächeln Sie bitte!"
Der Verkehrsexperte versuchte es, doch sein Lächeln erstarb, als er über die Menschenmenge hinweg die Sicherheitskräfte des Kaufhauses erblickte, welche gerade durch die Tür getreten waren und sich suchend umschauten.
"Okay, das war's dann auch schon!"
Ãœberrascht sah er die Frau an.
"Aber es ist doch gar nichts passiert..."
"Oh doch, wir haben das Foto gemacht. Wenn Sie jetzt bitte mit Ihrem Preis nach da drüben gehen würden! Wir müssen hier noch mehr Bilder schießen."
Mit diesen Worten winkte sie den glücklichen Kaugummigewinner herbei und Johan ging, das Fahrrad neben sich herschiebend, mit eiligen Schritten auf seine Kolleginnen zu.
"Wurde ja auch Zeit!", zischte Hatscha. "Wir müssen hier weg!"
10.08.2006 12: 57Ophelia Ziegenberger
Ophelia versuchte, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Ein Versuch, der schon im Ansatz gnadenlos zum Scheitern verurteilt war. Sie blickte zu der neben ihr hergehenden Frau mit der Ohrenklappenmütze und der bunten Bommeltasche und auf der anderen Seite zu der Auszubildenden mit den quitschegelben Stiefeln und der schlackernden Latzhose. An ihr eigenes Aussehen mochte sie nicht einmal denken. Sie konnte den Leuten deren merkwürdigen Blicke nicht verdenken.
Ophelia runzelte die Stirn, als ihr allmählich das ständige Geklimper und Geklingel bei jedem Schritt auf die Nerven zu gehen begann.
"Wartet bitte kurz..."
Frän und Lilli blieben kauend stehen und sahen der Hauptgefreiten amüsiert dabei zu, wie diese mit der systematischen Zerstörung ihres Zwangsoutfits begann. Eine Silberkette nach der anderen wanderte in die schwarze Plüschtasche. Dann folgten die Hüftgürtel, wobei es langsam eng wurde in dem Täschchen. Schließlich blieben nur noch die komplett schwarze Kleidung und die merkwürdige Frisur aber wenn sie damit begonnen hätte, wahllos die Bänder und Blüten aus ihren Verankerungen zu reißen, hätte sie vermutlich schnell nur noch Knotennester auf dem Kopf gehabt. Was auch nicht besser anzusehen gewesen wäre.
"Schon etwas besser." Sie begegnete Fräns belustigtem Blick und kam einem Kommentar zuvor. "Bevor wir noch länger ziellos in der Gegend herumlaufen... Habt Ihr vielleicht eine Idee, wie wir schneller an unser Ziel kommen und Informationen zum Verbleib von Made erhalten können?"
Die beiden anderen sahen einander an und überlegten und kauten.
"Nun gut, soviel anders wird es wohl in dieser Welt auch nicht ablaufen. Orientieren wir uns zu allererst einmal an Bekanntem. Wo würden wir daheim um Hilfe bitten?"
Frän begann ihre spontanen Ideen an den Fingern abzuzählen: "Bei Freunden, Nachbarn, Gilden..."
Lilli Augen blitzten regelrecht auf, als sie mit diversen, hintereinander gelegten Habbu-Babbu-Papieren eine Kartei andeutete und dann auf ihre Kolleginnen deutete. Es dauerte eine Weile, bis diese verstanden, dass die Wache im Allgemeinen und deren Ablagesysteme im Besonderen gemeint schienen.
Ophelia nickt langsam: "Es ist zwar nicht ohne Gefahr aber vielleicht könnten wir uns tatsächlich bei der hiesigen Wache schlau machen? Was meint ihr? Schwer zu finden dürfte sie ja nicht sein. Wir könnten uns gewiss einfach durchfragen."
Die Vampirin konnte sich einen skeptischen Kommentar nicht verkeifen: "Und dann fragen sie uns nach unserer Herkunft und unseren Absichten. Wer weiß? Vielleicht müssen wir Plaketten oder Lizenzen dafür nachweisen, uns überhaupt hier oder dort aufhalten zu dürfen? Geschweigedenn anderes."
Lilli legte ihren Zeigefinger fragend an die Lippen und runzelte die Stirn, als sie mit suchenden Blicken und am Kopf kratzen die Möglichkeit präsentierte, sich als verirrte Touristen auszugeben.
Ihre Ausbilderin seufzte frustriert: "Sie hat schon recht, Lilli. Dann bleibt immer noch die Frage, wo wir herkamen und wo wir hinwollen."
Frän lehnte sich locker gegen die Häuserwand und ignorierte die Passanten, welche der Gruppe lieber etwas aus dem Weg gingen, als sie sie passierten. "Wir könnten auch zur Näherinnengilde gehen. Bei denen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Die sind gewöhnlich gut informiert."
"Andererseits geben sie nicht gerne Auskunft. Das fällt sozusagen unter deren Berufsgeheimnis." Ophelia schüttelte den Kopf. "Vielleicht könnten wir bei der Kaufmannsgilde nachfragen. Die geben doch gerne Auskunft zu den Sehenswürdigkeiten und den Angeboten der Stadt?"
Sie überlegten noch eine Weile, dann jedoch entschieden sie sich und Ophelia trat an die zunächst stehende kleine Frau heran: "Entschuldigen Sie bitte! Könnten Sie uns vielleicht sagen, wie wir von hier aus zur Kaufmannsgilde kommen?"
Die schlanke Wächterin erkannte schon an dem Blick der Angesprochenen, dass entweder ihre Formulierung oder der Gegenstand des Anliegens, wenn nicht sogar beides, von den hiesigen Gepflogenheiten abwichen. Sie seufzte ein weiteres Mal innerlich. Das konnte ja heiter werden.
17.08.2006 21: 39Frän Fromm
"Sie wollen bitte wohin?" fragte die kleine Frau und sah die Wächter auf jene Weise an, mit der man typischer Weise Touristen ansieht.
"Zur Kaufmannsgilde, bitte." die kleine Frau sah sie nun sehr skeptisch an.
"Kaufmannsgilde... ja...hm... das ist bestimmt irgendeine neue Ausstellung, nicht? Da gehen sie mal besser zur Museumsinsel und fragen die Angestellten dort, ich kann ihnen nämlich gar nicht so genau sagen, wo das ist, ja?" Frän zog ihre Augenbraue missbilligend nach oben.
"O, trotzdem danke für ihre Hilfe. Äh, wenn sie uns vielleicht noch den Weg zur Museumsinsel erklären könnten?" die kleine Frau nickte, auch wenn ihr Blick verriet, dass sie die Wächter gerne sehr weit hinter sich gelassen hätte.
"Also, da gehen sie zuerst mal diese Straße nach unten, da kommt dann eine Bushaltestelle, da steigen sie in die 17, fahren bis zur Endstation durch und steigen dann dort um in die 9, damit fahren sie dann..." den Wächtern tat sich das komplizierte Verkehrsnetz diese sehr komplizierten Stadt auf.
"Gut, haben sie alles verstanden?" die kleine Frau lächelte gekonnt freundlich.
"Ja, danke, danke nochmals für die Hilfe." Ophelia nickte der Frau freundlich zu. Diese lächelte noch mal kurz und verschwand schleunigst in der Menge.
"Aha, die Kaufmannsgilde ist seit Neustem eine Ausstellung." kommentierte Frän auf sehr zynische Art.
"Vielleicht heißt es hier einfach anders, es ist zumindest ein Anhaltspunkt." warf Ophelia ein. Lilli zeigte auf sich, ging dann einen Schritt zur Seite, zeiget auf die leere Stelle und zeichnete mit den Fingern ein Kreuz vor sich in die Luft.
"Wir gehen einfach mal davon aus, es existiert eine", Frän öffnete den Mund, "und sollte dies nicht der Fall sein, dann sehen wir weiter." diese Schwarzmaler!
Die drei gingen die Straße, nach unten, entlang und suchten nach der so genannten Bushaltestelle.
"Sag mal, wie lange kaut man eigentlich auf diesen Streifen herum?" Lilli sah Frän an und zuckte unwissend mit den Schultern.
"Konzentriert euch auf die Suche nach dem Bus. Ich wollte sie nicht fragen, wie wir ihn erkennen, ich glaube das hätte sie verstört." Ophelia sah sich um, an der Straße rauschte ein Bus vorbei.
"Sie wäre dann vermutlich abgehauen, was sie sowieso die ganze Zeit tun wollte." Frän knetete den Streifen weiter in ihrem Mund herum.
Lilli zeigte auf die Rücklichter des Buses und zeichnete ein 12 in die Luft, danach deutete sie energisch auf den nächsten vorbeirauschenden Bus.
"Du meinst, das ist ein Bus? Diese Dinger?" die drei Wächter blickten irritiert auf die Straße.
"Und dann ist das dort die Bushaltestelle, zumindest stehen diese Dinger dort." Ophelia deutete auf einen Platz mit Schild und einigen der Ungetüme, viele Leute standen dort.
"Gut, dann fahren wir Bus."
20.08.2006 15: 01Ophelia Ziegenberger
Die vielen Menschen und herumflitzenden Dinge in den beengten Straßen, die unglaublich hohen Häuser, bei denen sie die ganze Zeit fürchtete, sie können über ihrem Kopf zusammbrechen und herunterstürzen, dazu der ungewohnte Geruch nach Verbranntem, das alles machte Ophelia nervös. Dabei war sie eine waschechte Städterin und ihr Leben lang an Ankh-Morpork gewöhnt. Was schließlich auch nicht ohne war.
Inwischen standen Lilli, Frän und sie selbst ebenfalls an diesem Wartepunkt mit an. Ophelia blickte zweifelnd zurück, zu dem inzwischen weit die Straße hinunter liegenden Gebäude, in dem ihrer aller Ankunft stattgefunden hatte.
"Ich muss unbedingt die Straßennamen dort an der Kreuzung notieren. Wartet bitte hier auf mich. Ich beeile mich. Aber sonst finden wir nie zurück." Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern eilte zu den Schildern und kramte dabei nervös nach dem plüschigen Notizbuch. Ein Glück hatte sie daran noch gedacht. Wer wusste schon, wie groß diese Stadt sein mochte und lediglich anhand einer ungefähren Beschreibung eines großen Hauses mit Spiegelraum würde ihnen niemand den Weg weisen können.
Als sie den erwartungsvollen Blicken ihrer beiden Begleiterinnen wieder entgegentrat, fühlte sie sich wenigstens etwas sicherer. Was natürlich nicht viel bedeuten musste. Lilli deutete zu der Einstiegsluke des merkwürdigen, großen Zauberkarrens und Frän ergänzte die Aussage leise und mit mürrischem Tonfall:
"Wir haben eben beobachtet, wie eine Ladung Leute in das Ding davor geklettert ist. Und wie sollte es anders sein? Natürlich brauchen wir dafür Geld!"
Ophelia blickte von Frän zu Lilli und zurück. Auch sie sprach mit gedämpfter Stimme, um ein Belauschtwerden zu verhindern. Das Resultat war, dass sie kaum noch zu hören war in all dem Lärm. Die Wächterinnen in zivil rückten näher zusammen. "Habt ihr schon nachgesehen, ob der Übergang etwas Geld in eure Taschen gezaubert hat? Ich bin noch nicht dazu gekommen, meine Sachen genauer zu inspizieren."
Die anderen schüttelten den Kopf und die folgenden Minuten verbrachten sie mit einer Bestandsaufnahme. Es stellte sich heraus, dass sie Glück gehabt zu haben schienen. Alle drei hatten einige fremdländische Münzen erhalten, Frän fand zusätzlich ein Stück Papier mit Zahlen und Bildern, das vielleicht einen ähnlichen Zweck erfüllte. Aber den Wert ihres gemeinsamen Guthabens konnten sie nicht einschätzen.
Lilli zuckte grinsend mit den Schultern und nickte in Richtung des nächsten heranrasenden Gefährts.
Die Schlange an der Haltemarkierung rückte wieder etwas auf und die Wächterinnen taten es den Anderen gleich.
Das Untier aus Metall kam kreischend wie ein dämonisches Ungeheuer zum stehen, öffnete seine Pforten in die Hölle und Ophelia konnte nicht verhindern, dass ihr das Herz bis zum Halse schlug. Entweder, sie würden damit durchkommen oder nicht. Entweder es wäre gleich eine erboste Menschentraube um sie herum oder nicht. Entweder...
Der Mann vor ihr stieg die Stufe hinauf und die kleine Hauptgefreite aus einer anderen Welt war an der Reihe. Das Ungetüm schien lauernd auf dem Straßenbelag zu kauern. Sie setzte ihren schmalen Stiefel auf dem Treppchen ab und spürte das Grollen durch die Knochen. Ein merkwürdiges Gefühl überkam sie, während sie das Gefühl hatte, nicht mehr richtig atmen zu können. Ein anschwellendes Rauschen legte sich auf ihre Ohren und als sie sich hilfesuchend zu ihren Kolleginnen umblicken wollte, da sah sie, wie sich dunkle Tunnelwände um ihren Blickbereich zu formen begannen.
23.08.2006 17: 48Johan Schaaf
"Okay", sagte Johan, als sie die Menschenmenge hinter sich gelassen hatten, und stieg auf sein neues Fahrrad. "Ich bin dafür, dass wir uns trennen, um ihnen die Verfolgung zu erschweren. Nachdem wir uns ein bisschen verstreut und sie abgehängt haben, kehren wir schnellst möglich zu den anderen zurück!"
Er schaute erwartungsvoll zu Hatscha, der es ja eigentlich als Höchstrangige in der Gruppe zustand, die weitere Vorgehensweise bekannt zu geben. Sie zögerte kurz, doch da auch ihr anscheinend nichts besseres einfiel, zuckte sie schließlich mit den Schultern und meinte: "Klingt gut. Machen wir's so! Aber dann schnell!"
Arwan warf dem Gefreiten noch einen skeptischen Blick zu.
"Bist du dir sicher, dass du weißt, wie man damit umgeht?", wollte sie wissen.
"Ich denke schon. Das meiste kann ich ja während der Fahrt ausprobieren..."
"Achtung, sie kommen!", rief Hatscha und die drei schossen in verschiedene Richtungen davon.
Johan trat in die Pedale. Das war es eigentlich auch schon, merkte er, er musste nur in die Pedale treten und schon wurde das Ding schneller. Zufrieden gliederte er sich in den Verkehr ein. Es war wirklich die einfachste Sache der Welt, wie er fand: Einfach ein bisschen treten und schneller werden...
Moment! Für den Bruchteil einer Sekunde erfasste ihn eine leichte Panik, bevor er kurz mit dem Treten aufhörte, um erleichtert festzustellen, dass er langsamer wurde. In diesem Moment fegte schon ein anderer Fahrradfahrer haarscharf an ihm vorbei und er beschloss, lieber wieder etwas zügiger zu fahren. Es war ja auch wirklich ein Kinderspiel: Treten um schneller zu werden und damit man bremste, musste man einfach nur damit aufhören.
Mit einem kurzen Blick über die Schulter stellte er fest, dass er zwischen sich und das Kaufhaus und damit auch zwischen sich und seine Verfolger eine große Strecke gebracht hatte und es somit Zeit war, sich auf den Weg zum Treffpunkt zu machen. Bei der nächsten Gelegenheit bog er mit dem Strom nach rechts ab, kurz darauf gleich wieder, um so in die andere Richtung zu fahren. Er bemerkte, dass es nun leicht bergab ging.
Vor ihm schaltete eine Ampel auf rot, etwas, worauf er natürlich nicht achtete. Was er sehr wohl bemerkte, war dagegen, dass das große stinkende Ding, dem er bisher gefolgt war, urplötzlich anhielt. Er hörte mit dem Treten auf. Das Fahrrad rollte ohne langsamer zu werden weiter.
"Verdammt!"
Er riss den Lenker herum, um einem Auffahrunfall zu entgehen, und raste auf der anderen Spur zwischen den zu seinem Glück gerade ebenfalls abbremsenden Autos hindurch. Dann war er auch schon am Bordstein, den er bis dahin gar nicht so wahrgenommen hatte, und dann irgendwie drüber und sein Fahrrad lag neben ihm und ihm tat irgendetwas weh.
"Ist Ihnen etwas passiert?", fragte jemand und als der Verkehrsexperte, der sich gerade gar nicht mehr als einer fühlte, den Kopf hob, sah er, dass sich einige Menschen um ihn versammelt hatten und neugierig, teilweise auch besorgt, auf ihn herabsahen.
"Äh... nein, es geht schon wieder", antwortete er und versuchte hastig, aufzustehen. "Ich muss dringend weiter!"
24.08.2006 14: 06Arwan
Wie durch Zauberei knallte die Tür zu und der
Bus fuhr los. Die Wächter wurden von allen Seiten von verschiedenen Menschen bedrängt und versuchten verzweifelt das Gleichgewicht zu halten. Sie konnten nicht aus dem Fenster sehen, doch sie spürten, dass der Bus beschleunigte. Schwer atmend schauten sie sich um und merkten, dass die anderen Passagiere sich an solche komische metallische Stangen hielten, die womöglich extra dafür gedacht waren. Gerade noch rechtzeitig fassten die Wächter nach einer, solchen Stange, und versuchten sich krampfhaft festzuhalten, während der Bus um die Kurve fuhr.
Die Leute im Bus schienen sich in völliger Seelenruhe zu unterhalten, oder einfach nur gelassen da zu stehen, ohne sich nur ein klein bisschen Sorgen zu machen...
Langsam entspannten sich die Wächter...
Sie fühlten sich auch auf keiner Weiser angesprochen, als jemand "Ihre Fahrkarten, bitte!" sagte. Sie fragten sich vielleicht nur, warum Viele plötzlich ihre Taschen öffneten und etwas rausholten...
"Ihre Fahrkarten, bitte!", wiederholte der Mann, der nun direkt vor Lilli stand. Die Wächter schauten ihn fragend an.
"Do you speak english?", sagte der Mann und schenkte ihr ein freundlichen Lächeln.
"Wie bitte?", fragte Ophelia mit einem schwülen Gefühl im Bauch und spürte, dass etwas schief ging.
"Fahren Sie zusammen?", der Mann deutete auf Lilli. Hauptgefreite zögerte...
"Ja", sagte sie schließlich und fühlte, dass ihre Stimme von der Aufregung höher wurde. "Wir drei", sie zeigte auf Lilli und Frän.
Vielleicht gibt es ja Rabat, wenn man zusammenfährt, dachte sie.
"Haben Sie Fahrkarten?"
Die Wächter schauten sich an.
"Wir haben doch eine", flüsterte Frän, während sie nicht zu viel von den Zähnen zu zeigen versuchte...
Wer weiß vielleicht gibt es einen Aufschlag für Vampire. "Eine Fahr Karte... hm..."
Gefreite Baum holte aus ihrer Tasche den Stadtplan hervor und zeigte ihn den Mann.
"Nicht, das! Eure Tickets brauche ich!", meinte der Fahrkartenkontrolleur verärgert, der inzwischen das Gefühl hatte, zum Opfer eines Streicht zu werden.
Die Wächter blickten sich erneut gegenseitig an.
"Wir haben keine!", sagte schließlich HG Ziegenberger entschlössen. "Aber wir würden gerne welche kaufen. Wie viel kosten sie?"
"Na, zum Kaufen ist es jetzt zu spät. Ihr werdet Strafgeld bezahlen müssen. Haben Sie Personalausweise? Sie müssen jetzt Formulare ausfühlen"
"Haben wir Ausweise?", fragte Frän flüsternd.
Die Gäste von der Scheibenwelt durchsuchten eilend ihre Taschen, fanden jedoch nichts, was ein Personalausweis sein könnte. Sogar ihre Wächterausweise waren verschwunden.
Der Fahrkartenkontrolleur schob den Wächtern drei Formulare unter die Nase.
"Name... Straße... Wohnort...", las Ophelia.
"Oh", sagte sie erfreut, "das können wir auch ohne unsere Ausweise ausfühlen"
"Das glaube ich Ihnen gerne", sagte der Mann grinsend. "Ich brauche aber Ihre Ausweise, um zu überprüfen, ob ihre Daten auch stimmen. Sonst können sie ja sonst was schreiben. Aber wenn sie keine Ausweise haben, können Sie auch mit bar bezahlen"
"Und wie viel wird es kosten?"
"50 Yuan, für jeden. Insgesamt 150. Haben Sie so viel mit?"
Die Wächter durchsuchten erneut ihre Taschen und atmeten erleichtert auf, als sie drei Münzen fanden, worauf 50 eingraviert war.
"Hier, bitte!"
Warum auch immer schien der Fahrkartenkontrolleur unzufrieden zu sein. Er verlor langsam die Geduld.
"Es sind 1,50 CNY und nicht 150!"
Anschließend packten die Wächter das ganze Geld heraus, was sie in ihren Taschen zusammenfanden. Doch wie mühsam sie auch zählten, kamen sie nur auf 40,87 Yuan.
"Dann werden Sie wohl mit mir mitkommen müssen!", meinte der Mann triumphierend.
Nein, es war keine gute Idee sich zu trennen, dachte Arwan und rannte verzweifelt weiter. Sie wurde immer noch verfolgt und ihre Kollegen waren lägst nicht mehr zu sehen.
"Halt! Bleib stehen!"
Es war nicht das erste mal, dass die Obergefreite so etwas hinter sich hörte. Sie hasste es wie die Pest. Sie versuchte zu beschleunigen, was offenbar auch keine gute Idee war. Nicht wenn man Schuhe mit hohen Absetzen trug.
Sie stolperte und fiel auf den harten Asphalt. Als sie wieder aufstehen wollte standen die Verfolger bereits neben ihr und hielten sie fest. Ohne lange zu überlegen versetzte sie einen von ihnen einen Tritt, was alles andere als klug war...
25.08.2006 16: 18Breda Krulock
Das geschaeftige Treiben der Stadt ging voran, Geschaeftsmaenner liefen im Dauerlauf von A nach B, in der Hoffnung eine freie Luecke in den meist dramatisch ueberfuellten U-Bahnen zu erhaschen, Schulkinder marschierten in zweierreihen, Hand in Hand durch die brodelnde Metropole und Autokaravanen gaben ein Hupkonzert nach dem anderen. Die Nachtdaemmerung hatte allmaelich Einzug genommen und mit einem kleinen
plingplingPLING entfachten die elektronischen Laternen ihr Licht.
Breda Krulock stand in dem Buero ueber der Stadt, ihre Sinne waren ueberflutet mit all den kleinen und grossen Klaengen, die Situiation welche sich ihr auf dem Monitor bat, war alles andere als berauschend und sie hatte das unendliche Vergnuegen, dem Gerede von Mr. Ping zu lauschen. Der kleine Mann hatte sich zurueck hinter seinen Schreibtisch bewegt und schrieb eifrig kleine Notizen mit, waehrend er der Vampirin ein Verkaufgespraech aufzwang.
"Sie nehmen also die ganze Lieferung?" Der Stift flog ueber das weisse Papier. "Eine sehr gute Entscheidung, Frau Muller. Ihre Vertragspartner werden sehr zufrieden sein. Einige dieser Stuecken stammen aus dem ... " Seine Worte hallten durch den Raum und fuehlten sich nun gestoert als eine leise Melodie aus Bredas Richtung erklang. Abwarten sah Mister Ping die blasse junge Frau an, welche stumm auf ihren Stuhl sass und verzweifelt laechelte.
"Ihr Handy!"
Es dauerte einen Augenblick ehe sie bemerkte das dieser Teil der Konversation nicht zu dem vorherigen Teil gehoerte.
"Bitte was?"
Breda erweckte nun den Anschein eines Teufels der einen Heiligen Schein zu tragen probiert. Irgendwie war ihm diese Frau Muller nicht geheuer. Mister Ping spuerte ein leichtes Prickeln in seinem Nacken, ein Zeichen das dieser Vetrag schnellstmoeglich abgeschlossen werden sollte.
"Ihr Handy klingelt, Frau Muller. In ihrer Tasche!?"
"Oh," Breda griff neben sich. "Ich...eh... mag diese Dinger nich besonders..ich .. eh..." Sie zog das schwarze vibrirende Ding an zwei Fingern heraus und legte es auf den Tisch, wo es sich brummend ueber die Tischplatte bewegte.
Mister Ping seufzte.
Diese dummem Europaeer dachte er und griff nach dem Mobiltelefon.
"Hallo, Muller!" antwortete er in das anscheinend dafuer vorgesehende Ende. "Kleinen Augenblick bitte." Er reichte Breda das Plastikteil. "Fuer Sie, natuerlich!" Ironie sprang aus seiner Stimme, von einem stets freundlichen Laecheln begleitet. "Ein Herr Hex"
Irgendwo weit ausserhalb des kochenden Herdes namens Hong Kong surrte ein Generator und brachte die Personen um sich rum ganz schoen ins schwitzen. Wie kleine Bienen surrten sie herum, in der Mitte stand die Koenigin und schrie ihre Anweisungen in ein Megaphon, den Kopf ganz rot vor Anstrengung. Doch das alles half nichts. Mit einem froehlichen Glucksen beschloss der Hauptgenerator das er eine Pause braeuchte. Er surrte ein letztes mal, sagte seinen Mitgeneratoren Bescheid welche sich ihm teilweise anschlossen und alle zogen gemeinsam in den Urlaub.Die Stadt wurde schwarz.
Breda hatte die Hand ausgestreckt und das komische Teil aus der Hand des Mannes zu nehmen, doch die ploetzlich einfallende Dunkelheit und die, angenehmer weise damit verbundene Stille, schmeichelte ihren Sinnen und sie fuehlte sich wieder wie sie selbst.
Nach ein paar Minuten verliess sie im Dauerlauf und unbemerkt von den umherwuselnden Menschen das Buero und begab sich auf den Weg in den Keller...
Mister Ping hingegen lag auf dem Fussboden seines Buero und wuerde sich beim aufwachen aergern, das er sich mit dem Kugelschreiber in den Hals gestochen haben musste. Die Unterschrift von Frau Muller auf dem Vetrag wuerde ihn jedoch entschaedigen und den kleinen Zwischenfall vergessen lassen. Denn Stromausfaelle waren in dieser Stadt normal.
28.09.2006 11: 37Arwan
Falten bildeten sich auf Professor Chung-Hujs Gesicht. Schon seit einer ganzen Weile schaute er fassungslos auf den Bildschirm, konnte sich jedoch bei bestem Willen nicht erklären, was er dort sah.
Vielleicht war es ein Computerfehler? Vielleicht hat sich der PC überhitzt oder es stimmte mit dem Programm irgendetwas nicht?
Das wäre zweifellos schlimm. Ja, natürlich. Aber noch viel schlimmer wäre es, wenn es nicht der Fall wäre.
Was ist, wenn mit dem Computer alles in Ordnung ist? Was ist, wenn er die Wahrheit zeigt?
Chung-Huj kam sich hilflos vor.
Das Problem war, er wusste es nicht. Er wusste nicht, was dann geschehen wird. Er wusste nicht mal, was diese Wahrheit war. Es sah nur solche komische rote Punke, auf der der Karte, genau dort wo sich Herr Made gerade befand.
Aber, was bedeuteten diese Punkte? War es ein magnetisches Feld? Nein. Ein magnetisches Feld würde der Computer mit Orange kennzeichnen.
Aber Herr Made war von einem Feld umgeben! Welches Feld es auch sein sollte. Das dumme daran war, dass sich dieses Feld keinerlei bemerkbar machte, mit anderen Worten, man konnte ihn nur mit einem speziellen Computerprogramm aufspüren.
Der Professor seufzte. Er war einfach zu alt für solche Dinge. Ihm blieb nur noch ein Jahr bis zur Rente. Und es bereitete ihm schon genug Kopfschmerzen sich mit normalen Dingen zu befassen, aber jetzt musste er eine Erscheinung erklären, die der Wissenschaft vorher noch nicht bekannt war. Beziehungsweise
ihm noch nicht bekannt war, was im Grunde genommen ein und dasselbe ist.
Alles begann mit diesen verdammten T-Shirts. Am Anfang waren sie nur eine erfrischende kreative Idee. Sie hatten ein hübsches Design und eine relativ hohe Verkaufsquote.
Aber dann...
Na ja... vielleicht war das alles Blödsinn... kranke Fantasie... auf jedem Fall konnte man das kaum mit physikalischen Gesetzen erklären, aber...
Sie waren...
Chung-Huj verbot sich immer wieder auf diese Weise zu denken. Er war kein Kind mehr. Er glaubte nicht an so was. Aber er wurde trotzdem das Gefühl nicht los, das diese T-Shirts irgendwie...
lebendig waren.
Mysteriös.
Mit ihnen stimmte etwas nicht. Zu einem war ihr Designer vor zwei Wochen spurlos verschwunden. Außerdem ging ein Gerücht rum, dass die T-Shirts sich selbständig vermehrten, denn, wie absurd es auch klingen mag, alle hatte das Gefühl, dass mehr T-Shirts verkauft wurde als hergestellt.
Und dann...
...kam dieser komischer Mann. Und zwar aus dem Nichts. Er stellte sich als Herr Made vor und hatte dieses merkwürdige Feld um sich herum.
Magisches Feld...Nein! Nein! Es gibt doch überhaupt keine Magie!
Professor Chung-Huj hat in den letzen Tagen nur wenig geschlafen. In der Nacht konnte er sich nur wenig ausruhen. Die grausamen Gedanken, an den verschwundenen Designer, gefährliche T-Shirt-Industrie und den geheimnisvollen Herrn Made, den er inzwischen für einen Außerirdischen hielt, quellten ihn ununterbrochen.
Es war zweifellos eine gute Idee Herrn Made einzusperren und einer gründlichen Medizinischen Untersuchung zu überliefern, denn Außerirdische oder Medien oder, was auch immer, der Mann war, haben nicht einfach so frei rum zu laufen. Wer weiß, was sie alles anstellen können! Doch leider hatte die medizinische Untersuchung nichts gebracht, man könnte denken dieser Fremde wäre ein stinknormaler Mensch. Wenn die rote Punkte auf dem Bildschirm nicht gewesen wären...
Chung-Huj lehnte sich im Sessel zurück, trank ein Schluck, atmete tief durch und wendete sich entschlössen wieder seiner Arbeit zu. Er betrachtete die Karte auf dem Bildschirm. Dann verkleinerte er sie nachdenklich, so dass man fast das ganze Stadtzentrum überblicken konnte.
Plötzlich sah er etwas, was sein Atem stocken lies. Das Herz klopfte schneller. Ihm wurde sogar ein bisschen schwindlig. Er fühlte, wie das Blut in seinen Kopf flöß und es wurde unglaublich heiß. Mit einer zitternden Hand nahm er noch einmal das Glas Wasser, stellte es jedoch gleich wieder hin.
"Frau Kushun-Li, kommen Sie her schnell", in Professors Stimme war ein Hauch von Panik zu hören.
Eine kleingewachsene, sehr förmlich angezogene Frau erschien in dem Büro, verbeugte sich und eilte zu Chung-Huj.
"Ist irgendwas passiert?"
"Es sind noch mehr hier!! Es sind noch mehr von der Sorte!! Sie kommen...", sagte der Professor schwer atmend und zeigte auf den Bildschirm.
Dort war ein roter Punkt zu sehen auf der Stelle, wo sich Herr Made befand, es war jedoch
nicht der einzige rote Punkt.
Es gab noch viel mehr davon."Oh, mein Gott", flüsterte die Frau erschrocken. "Was... was hat das alles zu bedeuten?"
"Ich habe keine Ahnung", schrie Chung-Huj wütend, seine Nerven waren völlig am Ende.
"Es gibt noch mehr Menschen, die so ein magisches Feld um sich herum haben..."
"Es ist keine
magische Felder!! Wir sind nicht im Kindergarten!"
"Was sollen wir jetzt tun?"
"Gehen Sie bitte zum Chef und erzählen ihm von den Punken", befahl Chung-Hung, wieder einigermaßen ruhig.
Kushun-Li verbeugte sich wieder und verschwand eilend hinter der Tür.
Wer sind diese Menschen?, dachte Chung-Huj.
Sind es überhaupt Menschen? Oder kommen sie her, um die Erde zu erobern?Der Professor schaute starr auf den Bildschirm. Er war müde und erschöpft und wünschte nur noch Feierabend zu haben.
Kushun-Li erschien wieder in der Tür. Nach einer kurzen Verbeugung sprach sie mit einer hohen Stimme:
"Der Chef meint, wir sollen diese Menschen, die mit einem roten Punkt gekennzeichnet werden, so schnell wie möglich finden und her bringen, oder besser
herlocken..."
29.09.2006 19: 36Ophelia Ziegenberger
Die Türen des Ungetüms hatten sich geöffnet und sie drei, gemeinsam mit vielen anderen Menschen und den drei Männern, die ihre Fahrscheine sehen wollten, auf den nächstbesten Bürgersteig ausgespien. Und plötzlich war die Obergefreite Arwan weg. Ophelia stand völlig von der Situation überrumpelt neben dem verbliebenden Aufpasser und blickte den sich schnell entfernenden Verfolgern nach.
"Glauben Sie ja nicht, dass Sie damit weit kommen werden. Ihre Freundin hat keine Chance, gegen unsere gut ausgebildeten Volkspolizisten anzukommen! Das wird sie noch bitter bereuen! Bleiben Sie lieber ruhig hier stehen und folgen den Anweisungen, vielleicht können Sie dann noch auf etwas Milde hoffen." Das erboste Schimpfen bedeutete der Wächterin im Moment nicht mehr, als ein lästiges Summen in den Ohren.
Wie hatte es dazu kommen können? Sie hatten doch alle den Auftrag erhalten, unauffällig nach dem Aufenthalsort Mades zu ermitteln. Und schon nach wenigen Stunden war die Gruppe zerrissen, zerteilt, in alle Winde gestreut. Und nun sogar im Gewahrsam der hiesigen, irgendwie öffentlichen Behörden? Sie schüttelte traurig den Kopf.
Der kleine Mann mit den schmalen Sehrschlitzen schien darin eine Bestätigung zu sehen. Er nickte zufrieden und erklärte ihnen etwas ruhiger: "Gut. Wenn Sie keine Schwierigkeiten mehr machen, wird es für uns alle leichter."
Sie warteten zu dritt an der Haltestelle, schweigend. Doch die beiden Männer und Arwan tauchten nicht wieder auf. Der kleine Mann seufzte schwer und bat die beiden fremdländischen Frauen, die in überragten, ihm zu folgen. "Ich muss Sie zur Polizeistation bringen und dort melden. Aber bestimmt dauert das nicht allzu lange." Er brummelte missvergnügt vor sich hin: "Und das alles nur wegen ein paar Fahrkarten... Sie haben mir den Tag dadurch wirklich erschwert..."
Lilli und Ophelia sahen einander an und dachten vermutlich beide das Gleiche: Er hatte mit dieser missglückten Kontrolle schließlich auch ihren Tagesablauf erheblich durcheinander gebracht. Dennoch bemühte die junge Wächterin sich um Schadensbegrenzung. "Das tut uns sehr leid. Wir wussten nicht, dass wir nicht genügend Geld bei uns hatten." Der Kontrolleur winkte resigniert ab. "Jetzt ist es eh' zu spät."
Sie gingen nebeneinanderher die Straße hinab und allmählich setzte die Dämmerung ein. Und mit ihr ein wahres Lichtermeer! Ophelia wusste zwar nicht, wie es ihrer Auszubildenden gehen mochte aber ihr selbst schlug das Herz flatternd vor Aufregung immer höher. Was für eine furchteinflößende Pracht. Die Rundwelter mussten gewaltige Magier sein! Säulen aus Licht, die den Himmel stützten, Balken aus leuchtender Farbe, die die Wolken abtasteten, grün und blau blitzende Fächer, die die Luft durchschnitten, ohne dabei die gewaltigen Häuser aus Glas und Silber zu durchschneiden, bewegte Bilder, die über die Gebäude huschten, feurige Schrift, die sich in die Wände brannte und aufflammte... und all das, ohne die zu erwartenden Explosionen, wie sie für das Schalten und Walten der Chemikergilde oder der Zauberer typisch gewesen wären. Die verdeckte Ermittlerin sah von einer Schauerlichkeit zur nächsten und merkte kaum, wie sie dabei derart den Kopf verrenckte, dass ihr allmählich der Nacken zu schmerzen begann. Sie beugte sich leicht zu Lilli hinüber: "Schau Dir das nur an... ist das nicht grandios? Wenn wir das irgendwem erzählen würden..."
Vor ihnen spannte sich, zwischen einem weiten Metallgitter zur linken und zur Rechten, ein hölzernes Tor, gleich einem überdimensionalem Joch, in feuerroter Färbung über zwei ebensolchen Säulen. Der Eingang zu einem eindeutig offiziellen Gelände, denn nicht nur war der kleine Vorhof von Uniformierten mit platten Mützen und Abzeichen gefüllt, sondern es war an einer der roten Säulen auch ein Schild mit geprägten Lettern angebracht. Schon durchschritten sie Tor und Hof und betraten einen winzigen Vorraum mit einer Art Schalter. Dahinter saß ein etwas größerer Mann mit unbeteiligtem Gesichtausdruck, dessen ganze Haltung "ICH BIN WÄCHTER" ausdrückte. Er hörte schweigend den Klagen des kleinen Mannes zu und reichte ihm dann ein Formular.
"Füllen Sie das erst mal aus. Da hinten ist ein Brett an der Wand, das Regal da. Darauf können Sie schreiben. Ein Stift ist dort angebunden." Und schon beugte er sich wieder über eine Akte.
Der Mann aus dem Bus blickte verdutzt auf das Papier. Er blätterte zögerlich durch die Seiten. Es waren einige, mit zusätzlichem Durchschlagpapier. Er trat einen kleinen Schritt vor und deutete unsicher auf die Papierseiten. "Das alles hier? Normalerweise macht das mein Kollege, wissen Sie?"
Der Beamte zuckte desinteressiert mit den Schultern. "Füllen Sie das aus, dann können wir weiterreden."
Ophelia dachte wehmütig an ihre G.R.U.N.D.-Zeit. Wenn sie mit Frau Willichnicht nur auch so einfach hätten fertigwerden können. Der Bus-Mann bat sie grummelnd, ihm zu dem schmalen Brett an der anderen Seite des Raumes zu folgen. "Na gut, wenn es eben nicht anders geht... Dann wollen wir mal..."
05.10.2006 22: 13Frän Fromm
"Ich stehe vor einem Problem." Frän rannte durch die Menschenmenge
"Ja, ein Problem mit vier Beinen." antwortete sich Frän in ihrem Selbstgespräch.
"Warum bin ich eigentlich weggelaufen?"
"Naja.. Instinkt... oder etwas in der Art, jetzt bist du jedenfalls weggelaufen und stehen zu bleiben verbessert deine Lage wohl kaum."
"Ha!" eine Seitengasse ließ die Fliehende im Dunkeln verschwinden.
Die Polizisten rannten. Die Verfolgungsjagd dauerte schon eine ganze Weile und einer der beiden blieb immer weiter zurück.
Diese Frau war verdammt schnell, verdammt ausdauernd und sie scherte sich nicht darum rannte sie einige Menschen über den Haufen. Sie schien es absichtlich zu machen! Damit sie stehen blieben und sie, die Polizei, es noch schwerer hatten ihr zu folgen. Gut, die Menschen außenherum taten auch nicht gerade viel um zu helfen. Sie blieben nur stehen und gafften, mitten auf dem Weg blieben sie stehen. Es war zum Brüllen.
"Jin... ich.. ich kann.. kann nicht mehr." jappste der zweite Polizist und blieb endgültig stehen. Chin nickte nur, rannte weiter. Die Frau rannte auch weiter, schien sogar zu beschleunigen.
Musste denn ausgerechnet er, ausgerechnet heute, eine Sportlerin verfolgen müssen und das wegen einer Fahrkarte? Die Frau bog in eine Seitengasse, eine Sackgasse.
Chin fasste neuen Mut, jetzt hatte er sie.
Er bog ebenfalls ab und.... die Gasse war leer, keine Spur von der Frau. Unmöglich, keiner würde ihm das glauben. Er hatte es doch genau gesehen!
Eine Fledermaus stieg in die Nacht empor. Sie wirkte zornig und schien sich mit sich selbst zu streiten.
"Anderen suchen, oberste Priorität!"
"Los, schneller!"
"Ja und wie?"
"Denk nach, denk nach!"
10.10.2006 15: 33Ophelia Ziegenberger
Lilli Baum und Ophelia Ziegenberger standen schweigend neben dem kleinen Mann mit den schmalen Augen. Der kleine Mann bekam noch schmalere Augen, als er frustriert durch das Formular blätterte, das man ihn auszufüllen angewiesen hatte. Er murmelte immer wieder mehr oder weniger in ihrer beider Richtung und deutete dabei frustriert auf die vielen Seiten mit dem bunten Durchschlagpapier: "Das macht sonst immer mein Kollege. Ich... wenn ich wenigstens..." Frustriert biss er sich auf die Lippen, warf den beiden Wächterinnen einen bösen Blick zu und knallte seufzend den Stigt auf das Ablagebrett mit der Anzeige. Er kreuzte die Arme vor der Brust.
Ophelia konnte es richtiggehend hinter seiner Stirn arbeiten sehen und ein Gedanke bahnte sich euphorisch einen Weg durch ihr Gehirn. Der kleine Mann aus dem Monstergefährt konnte nicht Schreiben! Sie bemühte sich, diese Erkenntnis nicht sichtbar werden zu lassen.
Der kleine Mann atmete schaufend aus, schnappte sich kurzentschlossen stift und Formular und stürmte an den Tresen zurück. Der größere Mann blickte gelangweilt auf. "Möchten Sie die Anzeige jetzt aufgeben?"
Der Bus-Mann schob den Antrag über den Tresen. "Die Sache hat sich soeben erledigt. Die beiden Damen haben sich einverstanden erklärt, ihre Tickets nun doch zu bezahlen."
Der Beamte grinste frech: "Da sehen Sie mal, wie schnell wir das Verbrechen aufklären!"
Der Kleinere schnaufte nur wieder verächtlich und stapfte zu den beiden Frauen zurück. Er wich ihren Blicken aus, als sie hinauskommandierte. "Kommen Sie!"
Lilli und Ophelia sahen einander erleichtert an. Sie liefen ihm hinterher, wobei die Verdeckte Ermittlerin in Ausbildung ihre Vorgesetzte mit einem gezielten Kopfnicken und gerunzelter Stirn danach fragte, was nun zu erwarten sein würde. Die Befragte zuckte mit den Schultern. Hauptsache aus dem Wachhaus heraus.
Auf der Straße angekommen wandte der kleine Mann sich ihnen mit trotzigem Blick zu: "Ich werde noch einmal Gnade vor Recht gehen lassen. Immerhin kommen Sie eindeutig nicht von hier. Nächstes Mal überlegen Sie sich das mit dem Geld vorher oder fragen Sie wenigstens nach, anstatt sich umsonst einzuschleichen." Er nickte heftig, um sich seine eigenen Worte zu bestätigen. "Immerhin müssen sonst andere für Sie mitbezahlen und das ist doch schließlich nicht fair!"
Die rotgeschopfte Frau beeilte sich damit, ihre künftige Rechtschaffenheit zu beteuern, was der kleine Mann unglücklich seufzend akzeptierte. Er wandte sich um und wollte sie beide schon allein im Dunkel der Metropole stehen lassen, als die Wächterin ihn mit einem leisen Ruf davon abhielt. "Entschuldigen Sie bitte vielmals die Umstände, die wir Ihnen gemacht haben. Das lag nicht in unserer Absicht. Wir sind wirklich fremd in dieser Stadt und durch den Weg hierher haben wir auch noch den letzten Rest an Orientierung verloren."
Der Bus-Mann runzelte, Unangenehmes auf sich zukommen ahnend, die Stirn.
Die beiden Frauen wechselten einen kurzen Blick und Lilli nickte langsam. Ophelia fuhr fort: "Wir... Sehen Sie, wir wissen inzwischen nicht mehr, wo wir sind, in dieser großen Stadt und wir haben unsere Freundin verloren. Sie wird vermutlich eher nicht hierher kommen, um gerade an dieser Stelle nach uns zu suchen. Und..." Es fiel der kleinen Frau schwer, solch eine Lüge über sich zu bringen aber Job war Job: "...wir haben keinen Treffpunkt vereinbart."
Ihr Gegenüber schwieg eisern, während sich sein Blick verfinsterte. Doch er war noch nicht gegangen.
Ophelia nahm einen letzten Anlauf: "Könnten Sie uns nicht vielleicht weiterhelfen? Gibt es hier einen großen Marktplatz, an dem irgendwann Jeder vorbeikommt, so dass wir dort warten sollten? Oder gibt es sonsteine Möglichkeit, Leute zu suchen?"
Die Gestalt des Anderen schien allmählich von den Schatten in diesen Straßen verschlungen zu werden, erst recht, da er sich lange Zeit ließ mit seiner Antwort. Dann endlich: ein leises Seufzen. "Sie haben nicht einmal genug Geld für die Fahrkarten dabei, nicht wahr?" Er musterte die beiden auffälligen Fremden resigniert. Seine Ex-Frau hatte sich mit den Worten von ihm getrennt, dass er ein Weichei, ein Waschlappen, ein Looser mit einer matschigen Tränendrüse anstelle eines Gehirns sei, ein dämlicher Kerl ohne Geld im Portemonaie, der nicht einmal seine ersten Versprechen ihr gegenüber hat einhalten können. Sie hatte sich für eine aussichtsreichere Partie entschieden und ihn seinem Internetanschluss überlassen. Er gab sich einen Ruck. Es gibt hier so eine Art Marktplatz. Thai's Karaoke Bar ist in der Nähe aber ich glaube nicht, dass er für Sie ein Auge zudrücken und Sie umsonst die NAcht dort verbringen lassen würde. Und für ein Hotel wirds bei Ihnen wohl erst recht nicht reichen... Wenn Sie wollen, können Sie beide heute Nacht bei mir mit übernachten. Ist zwar etwas eng aber morgen könnte ich Sie vor meiner Schicht an die Haltestelle zurückbringen, in der Sie einstiegen. Von da aus müssten Sie ja wohl wieder zurück finden, oder nicht?"
Die Wächterinnen sahen einander an und tauschten sich stumm aus. Lilli zuckte in klassischer Manier zustimmend mit den Schultern. Ihre Unterbringung war ihr relativ gleichgültig. Zur Not würde sie die Nacht stehend auf der Straße verbringen. Einen Baum störte so etwas schließlich nicht. Ophelia dagegen rang noch mit ihrem Gefühl für Anstand. Die Nacht im Hause eines Junggesellen verbringen? Andererseits war sie ja nicht allein. Und vielleicht ergaben sich aus einem Gespräch noch weiterführende Informationen? Sie konnten ja nicht ewig wie blind durch diese Welt tappen. Sie brauchten Antworten! Sie nickte langsam.
"Gerne, Herr...?"
Der Bus-Mann schnitt eine Fratze, die eine missglückte Mischung aus Verzweiflung und Resignation darstellte: "Quam ist mein Name. Quam Tschie! Und der Ihre?"
Die Wächterin antwortete das Erstbeste, was ihr einfiel: "Ich heiße Barbara Kartnenhand." Sie spürte, wie ihr die Wangen sofort zu brennen begannen. Dieser Name war gut, verteidigte sie sich gedanklich schnell, er kann auf der Rundwelt schließlich auf keinen Fall die gleiche Bedeutung haben, wie bei uns. Und es braucht ja auch keiner der Kollegen erfahren.
Sie bemerkte Lillis Blick auf ihrer Wange.
19.10.2006 21: 26Carisa v. Schloss Escrow
In der Zwischenzeit waren Sallien und Carisa in den verspiegelten Raum zurückgebracht worden. Glücklicherweise stellten die Männer die beiden so ab, dass sie Richtung Tür sehen konnten. Die beiden Wasserspeier blieben ganz ruhig, wobei ein aufmerksamer Betrachter mit Sicherheit das leichte Minenspiel in ihren Gesichtern erkannt hätte. Carisa konnte gerade noch sehen, wie Rib und Neflie auf die Tür zusprinteten und das nicht gerade unauffällig, als sich die Türen schlossen.
"Verdammt", fluchte Rib, "jetzt sind wir doch getrennt. Woher sollen wir wissen wohin sich der Raum bewegt?"
"Em Sir", ließ sich Neflie hören.
"Nicht jetzt", schnappte Rib, "ich denke nach."
"Sir ich glaube ich kann helfen, sehen sie doch", Neflie deutete über die Tür des magischen Raums. Dort leuchtete gerade eine kleine Zahl auf, verlosch wieder und die nächste erleuchtete.
"Das könnten doch sein, dass diese Zahlen anzeigen, wo der Raum sich grade befindet."
"Ach und woher weißt du, was die Zahlen bedeuten?" antwortete Rib scharf um zu überspielen, dass er ratlos war.
"Weiß ich ja nicht", antwortete Neflie.
Die Zahl 5 erleuchtete und verdunkelte sich nicht wieder.
"Ich glaube der Raum ist angekommen", sagte Neflie.
Rib nickte.
In diesem Moment hörten sie Stimmen hinter sich. Ein paar Menschen kamen auf die Tür zu.
"Schnell verstecken", zischte Rib und sprang hinter einen Blumentopf, der sich neben der Tür befand. Neflie tat es ihm gleich.
Einer der Menschen drückte auf eine Taste neben der Tür. Die Leute warteten, sahen nach oben auf die Zahl, nichts geschah, die kleine Zahl über der Tür leuchtete immer noch.
"Ach verdammt, der Aufzug braucht heute ja wieder ewig. Ich nehme die Treppe, sind ja nur zwei Stockwerke", sagte einer der Menschen, löste sich aus der Gruppe und trat auf eine Glastür keine 2 Meter von der Tür des Spiegelraums zu. Er öffnete sie und verschwand.
"Es gibt eine Treppe", murmelte Neflie.
Die Zahl über der Tür erlosch und wenig später öffnete sie sich wieder. Carisa und Sallien waren nicht mehr in dem Raum. Die Gruppe betrat den Raum.
"Ich muss in Stockwerk 3", hörten die Wächter eine Frau sagen. Die Türen verschlossen sich wieder. Über der Tür begannen die Zahlen wieder zu wechseln, bis die 3 erleuchtete. Diese änderte sich für etwas eine halbe Minute nicht.
"Ja und scheinbar ist diese Aufzugsding dazu da, die Menschen in verschiedene Stockwerke zu bringen", bemerkte Rib, "nichts wie zur Treppe, das ist unsere einzige Chance. Carisa und Sallien sind vielleicht im 5. Stock."
Die beiden Wächter rannten los.
Carisa und Sallien waren mittlerweile im Ausstellungsraum angekommen. Die Männer stellten sie ab und verliesen den Raum. An den Wänden hingen Bilder, mit Licht angestrahlt. Die Wasserspeierinnen schauten sich um.
"Wahnsinn, was hier alles rumsteht", murmelte Carisa. In diesem Moment erloschen alle Lichter und es wurde still.
"Was ist das?" fragte Sallien.
"Keine Ahnung", antwortete Carisa.
Schlagartig war das Licht wieder da.
Die beiden Wächterinnen schauten sich fragend an.
Rib und Neflie erreichten den 5. Stock und traten gerade auf einen Gang als der Strom ausfiel. Beide schauten irritiert um sich herum.
"Wieso ist es auf einmal dunkel?" fragte Neflie. Als Antwort wurde es wieder hell und sie sahen hinter sich Breda die Treppe hinunter stürmen.
Ohne zu denken drehte Rib sich um und lief ihr hinterher.
"Obergefreite, bleib stehen!" rief er.
Breda stoppte und schaute irritiert die Treppe hinauf.
25.10.2006 13: 48Johan Schaaf
Johan Schaaf, der sein neues, nun jedoch trotzdem schon etwas ramponiert aussehendes Fahrrad nach dem Unfall lieber erst einmal weiter geschoben hatte, war gerade wieder auf Höhe des Kaufhauses, als plötzlich alle Lichter erloschen, und blieb überrascht stehen, ebenso wie der Verkehr auf der Kreuzung, mit Ausnahme der Radfahrer natürlich, die die günstige Gelegenheit nutzten, sich zwischen den Kraftwagen hindurchzuschlängeln. Auch die Menschen um den Gefreiten herum schien der Vorfall nicht sehr zu beschäftigen. Erst als er von hinten unsanft angerempelt wurde, machte Johan wieder einige Schritte vorwärts und hätte, wäre die Stadt nicht in diesem Augenblick wieder ebenso plötzlich wie vor wenigen Sekunden die Dunkelheit hereingebrochen war von einem Lichtermeer überflutet worden, beinahe die kleine Fledermaus übersehen und überrollt, die nun direkt vor seinem Vorderrad auf dem Boden saß.
"Wo kommt die denn her?", murmelte er.
Das Tier erhob sich und er wollte weitergehen, schreckte jedoch im nächsten Moment zurück, da es direkt in sein Gesicht zu flattern drohte.
"Verdammt, verschwinde!" Er wedelte mit seiner freien Hand ein paar mal hin und her, doch das Geschöpf machte keine Anstalten, seiner Aufforderung nachzukommen. Stattdessen setzte es sich frech auf seine Lenkstange und sah ihn scheinbar erwartungsvoll an.
"Okay... Könnte es vielleicht sein, dass du..."
Der Verkehrsexperte wurde in seiner Überlegung jäh unterbrochen, als aus einer Gasse direkt neben ihm eine ihm bekannte Stimme erklang: "Psst, Gefreiter Schaaf!"
Ãœberrascht fuhr der Angesprochene herum: "Hauptmann McDwarf?! Wolltest du nicht am Ausgangspunkt auf uns..."
"Nicht so laut, nicht so laut! Mir ist was dazwischen gekommen, ja? Komm erst mal rein!"
Sich von der offensichtlichen aber sicherlich begründeten Paranoia seines Vorgesetzten angesteckt misstrauisch umschauend schob der Gefreite das Rad in die Seitengasse.
"Ich wurde von einigen hiesigen Wächtern verfolgt, konnte aber fliehen und mich hier verstecken", erklärte der Hauptmann.
Johan beschloss, dass es wohl besser war, vorerst keine Fragen zu stellen. Stattdessen tat das sein Gegenüber: "Was schiebst du da eigentlich für ein Ding mit dir herum? Und was macht das Vieh dort auf der auf der Stange?"
Die Fledermaus ließ bei diesen Worten ein empörtes Quieken ertönen, erhob sich und flatterte in die Dunkelheit der Gasse hinein. Gleich darauf hörten sie hinter ein paar nahen Mülltonnen ein Rumpeln und wenige Sekunden später sprach eine weibliche Stimme: "Würdest du mir bitte deinen Mantel reichen, Hauptmann?"
27.10.2006 18: 17Arwan
Professor Chung-Huj wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaute auf die Uhr, es war 17.55 Uhr. Eigentlich dürfte er in 5 Minuten die Sachen packen und nach Hause gehen. Die Betonung lag jedoch auf eigentlich. Sein Chef hatte eine sehr klare Einstellung, was seine
Bitten anging. Sie mussten befolgt werden. Immer. Und diesmal hatte er Chung-Huj sehr höfflich darum
gebeten, diese merkwürdigen Menschen, die der Computer mit rot kennzeichnete, ins Untersuchungslabor zu bringen und zwar noch heute.
Mit anderen Worten, wenn Chung-Huj sich plötzlich entscheiden sollte, Feierabend zu machen, und seine Arbeit auf morgen zu verschieben, dann konnte er morgen auch gleich zum Arbeitsamt laufen und sich einen neuen Job suchen.
Professor Chung-Huj versuchte sich zu konzentrieren.
Wenn ich ein paar Leute schicke, dachte er,
und jeden von ihnen einen Funkgerät gebe, der auf der Karte auf meinem Computer zum Beispiel mit einem blauen Punkt gekennzeichnet wird, dann wäre es machbar. Ich sehe ja, wenn sich ein blauer und ein roter Punkt nebeneinander befinden... Ein Versuch wäre es auf jedem Fall wert. Und wenn die Jungs sich beeilen, kann ich vielleicht doch bald nach Hause gehen.Chung-Huj nahm den Hörer ab und wollte anrufen, um ein paar "Jungs" zu bestellen.
Plötzlich flog die Tür und Frau Kushun-Li betrat das Zimmer, völlig außer Atem und blass, wie eine Leiche.
Der Professor schaute sie paar Sekunden lang überrascht an. Zuerst wollte er sie anschreien, weil sie einfach so reingeplatzt kam, ohne vorher einmal anzuklopfen, doch als er ihre zitternde Hände und weit aufgerissene, völlig verrückte Augen sah, entschloss er sich auf eine kurze Verbeugung zu beschränken.
Kushung-Li wollte sich an die Wand lehnen, es klappte jedoch warum auch immer nicht, woraufhin sie das Gleichgewicht verlor und beinahe umgekippt wäre, wenn Chung-Huj sie nicht rechtzeitig festgehalten hätte.
"Geht es ihnen nicht gut?", fragte er besorgt und half ihr zu einem Sessel.
"Die... Die..."
"Was?"
"Die Ergebnisse..."
"Ergebnisse?"
"Die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung vom Herrn Made"
Chung-huj drückte seiner Kollegin ein Glas Wasser in die Hand und schaute sie erwartungsvoll an.
"Was ist mit ihnen?", fragte er schließlich.
"Die sind da!"
"Und?"
Kushung-Li atmete tief durch, fasste ihren ganz Mut zusammen und sprach es aus.
"Herr Made ist tot... Medizinisch gesehen auf jedem Fall"
Chung-Huj setzte sich ebenfalls hin, nahm der Frau das Glas wieder aus der Hand und trank er selber aus.
"Wie bitte?", sagte er schließlich.
"Er ist definitiv tot", fuhr Kushung-Li wieder mit einer sehr hohen, mit Panik erfühlten Stimme fort. "Er atmet nicht und seinen Puls konnte man auch nicht aufspüren und... und er hat so einen großen Loch in dem Schädel"
"Aber heute früh schien er ja noch ganz gesund", meinte der Professor erstaunt. "Das bedeutet, dass er getötet wurde..."
"Äh... das Problem ist... äh", Kushung-Li fing an zu flüstern, "Ich glaube... äh... es geht ihm immer noch gut. Er benimmt sich nämlich nicht wie eine Leiche... Er redet und so..."
"Sind sie sicher, dass es Ihnen gut geht?", platzte es aus Chung-Huj heraus. Er wollte der Frau noch einmal Wasser anbieten, das Glas war aber schon leider leer.
"Zuerst habe ich es auch nicht geglaubt, aber dann sah ich
es mit den eigenen Augen. Wenn Sie mich für verrückt halten, können Sie ja selber im Labor anrufen und fragen"
Arwan lehnte sich nach hinten und entschloss die Taktik zu wechseln. Fluchtversuche waren sowieso aussichtslos. Die Polizeibeamten anzugreifen, führte auch nur zu sehr schmerzhaften Momenten, die Arwan nicht unbedingt zweimal erleben wollte.
Inzwischen saß sie in einem Polizeirevier und betrachtete den Boden, wobei sie so unschuldig wie möglich auszusehen versuchte.
"Name?", fragte der junge Polizist ihr gegenüber.
Arwan hatte eine Idee, die sie selber für sehr schlau hielt. Was natürlich keinerlei ein gutes Zeichen war. Denn ihre "geniale" Ideen endeten meistens damit, dass sie entweder in irgendeinem dunklen Keller landete, wo ihr gewalttätige Männer sehr komische Fragen stellten oder bestenfalls rasteten ihre Kollegen aus, so dass sie bald das Befehl bekam den Mund zu halten und ihr Vorgesetzter sich heimlich Beruhigungsmittel spritzte...
Arwan war jedoch stolz auf ihren Einfallsreichtum, auch wenn sie deswegen meistens nur Probleme bekam und ihre Kollegen sie für völlig durchgedreht hielten (was vielleicht auch irgendwo stimmte).
"Lisa Made", sagte die Obergefreite entschlossen.
Das Spiel soll beginnen, dachte sie und spürte wie die Aufregung in ihr stieg. Sie
mochte dieses Gefühl.
"Alter?", fragte der Polizist.
"15", hörte sich Arwan antworten und blickte kurz auf, um die Reaktion des Mannes zu sehen. Ob die Lüge wohl nicht zu dick war...
Der Polizeibeamter notierte es sich nur.
"Also noch nicht volljährig", schlussfolgerte er nach einer kurzen Pause.
"Nein"
"Hausadresse?",
"Kalinwaj Strasse 31"
"Ist es in Hong Kong?"
"Nein, ich bin zum ersten mal in Hong Kong"
"Und aus welcher Stadt kommen Sie"
"Kleinwald"
"Von der Stadt habe ich noch nie gehört"
"Kein Wunder, es ist auch nur eine sehr kleine Stadt. Beinahe ein Dorf"
"Sind Sie alleine hier?"
Na endlich, auf die Frage habe ich gewartet, dachte Arwan und versuchte möglichst traurig auszusehen.
"Nein, wenn ich alleine gekommen wäre, hätte ich auch Geld dabei und wüsste, wie ich wieder nach Hause komme", sagte sie den Tränen nah.
"Und mit wem sind Sie hier?"
"Mit... Mit... Ich
war mit meinem Vater", eine dicke, sehr überzeugend aussehende Träne verließ ihr Auge und rollte nach unten.
"Was meinen Sie mit
war?", wollte der Polizist wissen.
"Er hat mich auf eine Geschäftsreise mitgenommen und... Und dann ist er plötzlich verschwunden"
"Wie, verschwunden?"
"Na ja... Gestern sind wir angekommen. Er hat mich nur mitgenommen, damit ich die große Stadt sehe, weil ich sonst immer nur zu Hause sitze und noch nie irgendwohin gefahren bin. Und als wir hier durch das Stadtzentrum gingen, sagte er, er wolle Zigaretten kaufen und ich soll auf ihn warten. Danach ist er um die Ecke gebogen und... und...", Arwan brach endgültig in Tränen aus.
"Beruhigen Sie sich doch"
"Diese verdammt Zigaretten... Warum bin ich nur nicht mit ihm mitgegangen? Dann wäre das alles nicht passiert", sagte die Obergefreite schluchzend.
"Was ist denn passiert?"
"Ich habe gewartet und gewartet und... Er kam nicht... Gar nicht. Und seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen"
"Wie lange ist es her?"
"Es war gestern"
"Wollen Sie eine Vermistenanzeige machen?"
"Werden Sie ihn finden?", fragte die junge Frau voller Hoffnung.
"Vielleicht"
"Ja bitte, Sie sind doch die Polizei, Sie müssen so was können"
"Das ist jetzt aber nicht mehr mein Verantwortungsgebiet, ich hole mal einen Kollegen, Sie werden Ihren Vater Beschreiben müssen, damit wir ihn aufzeichnen können"
"Gut" ...
28.10.2006 0: 54Ophelia Ziegenberger
Herr Quam Tschi hatte soeben die Tür seiner Wohnung geöffnet und mit einer Geste um den Türrahmen herum Licht gezaubert, als dieses wieder verlosch.
"Mist! Schon wieder. Na hoffentlich dauert es nicht zu lange."
Der kleine Mann ging ihnen missmutig und etwas unsicher voran.
"Kommen Sie! Es ist wie gesagt etwas eng. Aber es ist ordentlich und sauber."
Ophelias Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit der dicht beieinander stehenden scharfkantigen Wände.
"Ist es vielleicht möglich, doch wieder die Lampen zu entzünden?"
Sie spürte neben sich Bewegung und hörte es leise rascheln, als der Fahrkartenkontrolleur sich wieder an ihr vorbeidrängelte, um die Tür zu schließen. Das Einrasten des Schlosses in den Schließmechanismus war laut vernehmlich.
"Tut mir leid, habe ich eben schon versucht aber ist grad Stromausfall. Aber das dauert ja meistens nicht allzulange, vielleicht haben wir ja Glück und die..."
Das Licht flammte plötzlich wieder auf und beide Frauen sprangen vor Schreck ein Stück nach hinten, womit sie sofort den Druck der mit Papier beklebten Wand zwischen den Schulterblättern spürten.
Ihr Gastgeber sah sie merkwürdig an.
"Keine Sorge. Das war nur ein Stromausfall, wie gesagt, nichts Ungewöhnliches." Er betrachtete sie kurz von Kopf bis Fuß und Ophelia vermutete, dass ihre Aufmachung auch für diese Welt nicht üblich war. Bloss gut, dass sie die ganzen Ketten schon abgenommen hatte. Sie spürte deren Gewicht nur allzu deutlich in der Handtasche.
Dann seufzte das kleine Gegenüber mit den schmalen Augenschlitzen.
"Na ja, jedenfalls ist es für uns nichts Ungewöhnliches. Bei Ihnen, wo immer Sie auch herkommen, scheint es das sehr wohl zu sein." Er drehte sich um und ging in den kleinen Raum geradezu. "Das hier ist mein Reich. Der Wohnraum." Sie wollten ihm gerade folgen, als er auf die kleine Nische deutete, die sich im selben Eck befand, in dem auch sie noch standen. "Das ist die Küche." Und mit dem ausgestreckten Arm zeigte er auf die schmale Tür, die ihnen gegenüber scheinbar fugenlos in der Wand eingelassen war. "Und das ist das Bad. Wasser, Seife, Handtücher... Wenn Sie möchten, können Sie sich gerne frisch machen."
Ophelias Gedanken sprangen unwillkürlich zu dem "Wohnraum" zurück. Das bedeutete also, dass dieser Mann über nur einen Raum zum Wohnen, Mahlzeiteneinnehmen und... Schlafen verfügte. Sie wäre am liebsten sofort wieder zur Tür hinausgestürmt, doch Lilli hatte bei dem Wort "Wasser" erfreut genickt und war schon in die winzige Nische getreten, die sich hinter der Tür verbarg. Ihre Auszubildende schien sich in dieser Welt sehr schnell zurechtzufinden, denn Ophelia sah über deren Schulter hinweg, wie sie einfach an den kleinen Rädchen zu drehen begann und kurz darauf hörte sie das Rauschen von fließendem Wasser! Was für ein Luxus!
Quam Tschi begann inzwischen in dem Zimmer rumzuräumen.
Ophelia zögerte noch einen Moment, dann aber war die erste Panik wieder niedergerungen. Sie folgte ihm.
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Die Matratze, die er unter dem auseinandergefalteten Gestell seiner Liegestatt hervorzog, überragte ihn um einiges. Er hatte einen kleinen Tisch zusammengeklappt und an die Wand gestellt, so dass er die Matratze in die Raummitte legen konnte. Neben das Kastending, auf dem vermutlich er schlafen würde. Damit war dann aber auch der gesamte Raum ausgefüllt.
"Nein, danke. Ich mach das schon. Obwohl... Sie könnten etwas Tee aufbrühen, wenn Sie so nett wären?"
Ophelia nickte erleichtert mit dem Kopf. Das konnte sie. Küche! Sie drehte sich der Wandnische zu und suchte nach einer Feuerstelle. Hätte sie Schimpfworte gelernt, so wäre jetzt der passende Moment dafür gewesen, sie gekonnt anzuwenden. Nirgendwo war etwas zu sehen, mit dem sich Feuer machen ließe. Sie bemühte sich, sich die Unsicher- und Unwissenheit nicht anmerken zu lassen. Gut, begann sie erst einmal mit etwas anderem. Tassen oder irgendwelche Trinkgefäße würden auch hier benutzt werden. Und normalerweise bewahrte man diese in Schränken auf.
Sie blickte sich nach Knöpfen oder so um, an denen sie Türen öffnen könnte und wurde fündig.
Tataaa! Tassen, eine Teekanne, sogar Tee gab es in diesem Schrank. Sie nahm alles heraus und stellte es vor sich ab.
Wasser. Da wusste sie schon, wo sie es herbekäme. Sie räusperte sich.
"Li..eschen, könntest Du bitte etwas Wasser einfüllen?"
Sie reichte die Kanne ins Bad und erhielt sie kommentarlos gefüllt zurück. Fast hätte sie sie erschrocken fallen lassen. Das Wasser war schon heiß! Umso besser. Dann erübrigte sich die Feuerstellensuche. Misstrauisch beäugte sie aus dem Augenwinkel die grinsende Auszubildende. Entwickelte Lilli in dieser Welt etwa magische Fähigkeiten?
Als sie den Tee eingeschenkt hatte und jedem eine Tasse brachte, war der Wohnraum fertig umdekoriert und Herr Quam Tschi nahm die seine dankend an.
Es folgte ein beinahe behaglicher Moment der Stille, als alle leise an ihren Teetassen schlürften. Während dessen versuchte die rothaarige Wächterin bewusst, den Anblick der aufgeschüttelten Betten zu meiden und sah sich stattdessen in dem kleinen Zimmer um.
"Was ist das dort?"
Der kleine Mann strahlte regelrecht vor Stolz.
"Ja, der ist komplett neu, allerneueste Marke. Den kennen sie natürlich noch nicht. Möchten Sie mal sehen, wie schnell der hochfährt? Und das ist noch gar nichts, im Vergleich mit seiner Geschwindigkeit im Netz!" Sein Gesicht leuchtete und die Augen funkelten schwarz durch die Schlitze. "Ich weiß was! Wir suchen nach Ihrer Freundin!"
02.11.2006 10: 26Hatscha al Nasa
Hatscha war immer noch auf der Flucht. Schon seit etwa einer Viertelstunde, so schätzte sie, lief sie schon vor der hiesigen Wache - waren es Wächter? - davon. Irgendwann bemerkte sie, dass niemand von ihren Verfolgern mehr hinter ihr war. Sie wurde langsamer um blickte sich um. Um genau zu sein, war
niemand mehr hinter ihr. Auch vor ihr oder neben ihr befand sich keiner. Erschrocken blieb sie stehen. Wo war sie? Es war eine kleine, dunkle Gasse, sie könnte aus den Schatten in Ankh-Morpork stammen. Irgendwie war das unheimlich hier. Wie war sie hier her gekommen? Sie drehte sich um, um den Weg wieder zurück zu gehen, den sie gekommen war. Bald waren die Häuser links und rechts von ihr zu Ende und machten einer Querstraße platz, die aber auch nicht größer war als alles andere. Wie in den Schatten, dachte sie wieder, und ein Hoffnungsfunken erreichte sie. Konnte es denn sein, dass sie wieder in Ankh-Morpork war? Die Wächterin schaute sich genauer um. Nein. Die Häuser, die Straßen... das alles machte einen ganz anderen Eindruck als zu Hause.
Sie war ganz allein hier. Oder lauerte da hinten im Schatten jemand? Oder da vorne, hinter der Mülltonne? Hatscha bekam es mit der Angst zu tun. Sie wollte weg hier, wieder irgendwohin, wo andere Menschen waren! Sie ging die Straße weiter, glaubte, Geräusche zu hören, Geräusche, wie man sie machte, wenn man leise sein wollte. Sie ging schneller, schließlich lief sie.
Sie rannte durch dieses Stadtviertel, dass sie insgeheim schon die Schatten nannte, und wünschte sich zugleich, doch in den echten in Ankh-Morpork zu sein. Sie bog mal links, mal rechts ab. Das Gebiet schien riesig zu sein. Oder lief sie im Kreis?
Hatscha blieb nach Atem ringend stehen und lauschte. Da, da vorne! Klang das nicht wie der Lärm von diesen komischen, gefährlichen Eselskarren-ähnlichen Dingern? Sie ging vorsichtig in diese Richtung. Tatsächlich! Hier waren wieder Menschen. Die Wächterin atmete erleichtert aus. Aber wo war sie? Wie konnte sie ihre Kollegen wiederfinden? Wo war der Platz, wo sie aus dem Gebäude getreten waren? Sie blickte sich verzweifelt um. Vielleicht musste sie einfach einen der Passanten fragen? Oder war es doch am klügsten, sich an einen der hiesigen Wächter zu wenden...
Sie fasste einen Entschluss und sprach die nächstbeste Person an. "Wie komme ich denn von hier zur Wache?"
05.11.2006 14: 21Lilli Baum
Während Ophelia sich mit dem Herrn unterhielt, schaute Lilli in ein Buch, dass sie im Badezimmer neben der Toilette gefunden hatte. Es war ein Torbogen zu sehen, im Hintergrund Sonnenauf oder -untergang und durch den Torbogen flog ein narbengesichtiger Brillenbursche auf einem Besen. Und darüber stand "Harry Potter und der Stein der Weisen".
Lilli schaute sich das Buch interessiert an. Offensichtlich ging es um Zauberei. Wer sollte sich sonst einen Besen zwischen die Beine klemmen?
Lilli beschloss, Ophelia das Buch zu zeigen.
Sie tippte dieser, die gerade dabei zusah, wie Quam Chi seinen Computer in Gang brachte.
"Sehen sie! Das ist doch ein Wunder der Technik!"
Lilli sah nur ein Bild dass sie irgendwie an ein Fenster erinnerte und eine Sanduhr. Komisches Ding.
Kurz entschlossen tippte Lilli Ophelia, die hinter dem Mann stand, auf die Schulter und reichte ihr das Buch.
"Was ist das?", fragte die verdeckte Ermittlerin und unterzog das Buch einer genaueren Inspektion.
Lilli konnte Ophelias Mienenspiel beobachten. Die verdeckte Ermittlerin lass die ersten Seiten mit offensichtlicher Neugier. Dann schien es in ihren Augen zu glitzern und sie schien diesem Buch, dass von irgendjemanden mit Namen Rowling war, völlig zu verfallen.
Irgendwann setze sich Ophelia auf die Matratze, ungemein in Harry Potter vertieft.
Anscheinend war das Buch sehr spannend geschrieben, befand Lilli.
"So, ich habe die Suchmaschine geöffnet, wie heißt denn ihre Freundin?" Quam Chi drehte sich um, sah dir in ihr Buch vertiefte Ophelia und Lilli. Er schien einen Moment zu überlegen, dann stand er auf und bot der Gefreiten den Platz auf den Schreibtischstuhl an: "Am besten sie tippen den Namen selbst ein!"
Lilli setzte sich gehorsam nieder und sah sich plötzlich mit Rundwelttechnik im höchster Perfektion konfrontiert.
Vor ihr lag ein Ding mit vielen Zeichen darauf, die meisten waren Buchstaben.
Das kannte sie doch! Das war fast so wie die Glasscheibe von ihrem Kasten mit Horatius.
Probeweise tippte Lilli auf den ersten Buchstaben des Namens ihrer verschollen Kollegin. Nichts passierte. Dann stellte sie fest, dass doch etwas geschehen war. Ein einzelner Buchstabe erschien in den Kasten, über dem groß Google stand.
Lilli tippte alle erforderlichen Buchstaben ein und wartete dann. Sie starrte das Wort und dann das Google und dann wieder das Wort an, in der Hoffnung, das penetrantes Starren diese zu zu irgendeiner Reaktion bewegen würde.
Neben Lilli erschien Quam Chis Hand und betätigte Enter.
Die Gefreite sah mit Staunen, wie sich das gezeigte auf dem Glaskasten völlig zu verändern schien. Mit einem Male stand sehr viel auf dem Bildschirm!
Lilli las langsam das auf dem Bildschirm durch, und tippte dann mit dem Finger auf eine Sache, die ihr sehr interessant erschien.
"Das ist doch kein Touchscreen!", meinte Quam Chi ungehalten: "Benutzen sie doch die Maus!"
Lilli schaute sich um und hob dann das Zeug auf dem Schreibtisch hoch. Als sie das komische kleine Teil bewegte, bewegte sich auch ein Dreieckt auf dem Bildschirm. Interessiert vergaß Lilli augenblicklich, dass sie eigentlich nach einer Maus suchte, und bewegte das Ding mehrmals hin und her und beobachtete wie sich auch das Dreieck bewegte. Sie schob es auf den ihr interessant erscheinenden Text. Aber nichts passierte.
Sie drückte das Ding, in der Hoffnung, dass es vielleicht etwas machte.
Irgendetwas am oberen Teil der Maus machte Klick und Lilli fand sich mit einem Male auf einer gänzlich neuen Seite wieder.
Mit Schreckgeweiteten Augen sah diese sich mit einer großen Wachemarke konfrontiert, auf der ein Mann mit Ratte am Spieß zu sehen war. Und darüber war "Die Ankh-Morpork Stadtwache" zu lesen.
Sie zog scharf die Luft ein.
Bei Ophelia klingelten alle Ermittlersinne, sie riss sich von ihrem Buch los und schaute auf: "Was ist los, Lieschen?"
07.11.2006 22: 26Breda Krulock
Büro KomplexEs dauerte nur einige Minuten ehe sich die drei Wächter aus dem Treppenhaus aufmachten, um ihre zwei verschleppten Kollegen zu suchen. Breda hatte nur grob und Ansatzweise erklärt, was ihr bisher widerfahren war und Rib hatte zum Glück nicht weiter nachgefragt.
Die Vampirin hatte ihren Kopf zur Tür hindurch gesteckt und spähte nun in den Flur, aus welchem sie gerade geflüchtet war. Er schien leer und auch ihre Sinne gaben keinen Hinweis darauf, das sich Menschen in unmittelbarer Nahe befanden. Sie trat einen Schritt hinaus und hörte ein leises Hüsteln hinter sich. Verstohlen blickte sie schräg hinter sich nach unten, wo Rib mit gefalteten Armen und wippenden Fuss sie anstarrte.
"Obergefreite?″ Die Gnumie räusperte sich. "Du scheinst da eine sehr, nun, geräumige Tasche zu haben.″
Der Dobermann zog die rechte Augen braue hoch und hob die Hand mit dem schwarzen Aktenkoffer in der Hand. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihn mitgenommen zu haben, und dieser Fakt verwirrte sie.
"Ja, Sir.?″
"Ich ... Wir werden uns in deine Tasche setzten, dann sind wir ... dann bist du schneller. Du weißt wo sich unsre beiden Wasserspeier aufhalten?″
"Ich ahne es Sir, ja. In dem Gespräch vorhin ergaben sich einige Hinweise auf den Ausstellungsraum. Ich ... .″
"Jajaja,″ unterbrach der Feldwebel. "Hör auf rumzufaseln, wir haben keine Zeit.″ Mit diesen Worten zog der kleine, untote Koleriker die lederne Tasche nach unten und gab dem Gefreiten Neflie einen Stoß, um ihn unsanft zum Einsteigen zu nötigen.
Die Obergefreite hielt bereitwillig ihre Tasche hin, bis sich die beiden Gnome im inneren breit gemacht hatten und schloss dann den Deckel, verschloss ihn aber nicht. Als sie sich die Tasche unter dem Arm klemmte, hörte sie ein leises quieken, gefolgt von einem unmissverständlichen brummeln.
Mit einem zufriedenen Lächeln folgte Breda schnellen Schrittes ihren Instinkten und nahm die Spur ihrer Kollegen auf.
StrasseneckeDer Gefreite Schaaf und Hauptmann McDwarf hatten sich mit leicht errötetem Kopf zur Seite gedreht, als die unbekleidete Vampirin Fromm aus dem Schatten hervortrat, um den neu erworbenen Mantel des Hauptmannes entgegen zunehmen. Schnell schloss sie ihn um ihren schmalen Körper, eigentlich war sie froh ihr merkwürdiges Outfit los zu sein. Andererseits war ihr etwas unwohl bei dem Gedanken, in dieser fremden Stadt mit nicht mehr als einem muffigen Mantel herumzulaufen.
"Fertig!″ sagte sie, als sie sich einigermaßen bekleidet fühlte.
Der RUM Abteilungsleiter räusperte sich als er die blasse Gestalt vor sich sah. Der Mantel reichte ihr bis unter die Knie die Schultern waren offensichtlich für einen männlichen Rücken geschneidert worden und wenn sie sich zu viel bewegte, gewährte sie tiefe Einblicke.
"Was guckt der denn so doof?″
"Ich weiß es nicht!″
Der Hauptmann ignorierte das Gespräch seiner Psychologin gekonnt und trat einen Schritt auf sie zu.
"Wieso bist du hier? Wo sind die anderen?″
Während Frän ihrem AL alle Einzelheiten des Vorfalles schilderte, lugte Johann über seine Schulter und bemerkte eine Bewegung in dem hinteren Teil der Gasse. Seine Schamesröte, hervorgerufen durch unsittliche Gedanken gegenüber seiner jungen Kollegin, verflog und ein flaues Gefühl legte sich in seiner Magengegend ab.
"Sir? Gibt es hier so etwas wie eine Diebesgilde?″
Der Hauptmann, vertieft in das Gespräch mit Frän Fromm, hob lapidar die Hand.
"Jetzt nicht, Gefreiter!″
"Wenn nicht jetzt, wann denn dann, Mann?″
"Mann?″ McDwarf drehte sich um. "Ich glaube ich muss mal mit deinem ... Schaaf? Schaaf!″
Der junge Mann konnte nicht antworten, eine Hand auf seinem Mund und ein Messer an seiner Kehle hinderten ihn daran. Er röchelte leise.
"Ich will eure Kohle, und zwar jetzt!″ zischte er Mann mit dem Messer. "Und zwar flott, Mann!″
Büro Komplex IICarisa und Sallien leideten stumm. In den letzten paar Minuten waren Männer gekommen und gegangen, einige fingierten wahllos an ihnen herum, strichen über Rundungen und machten Kommentare über unschöne Konturen.
Beide Wächterinen waren sich bewusst, das jegliche Bewegung oder auch nur das kleinste schnappen nach diesen nervigen Fingern fatale Folgen hätte. Also hielten sie still und liessen diese Tortour über sich ergehen. Nach einer schier endlos langen Zeit wurde es still im Raum, Lichter wurden gelöscht und Türen verschlossen. Beide Wasserspeier warteten bis es ruhig wurde, wechselten dann einen Blick und machten sich auf den Rückweg.
Das heißt, sie versuchten es.
"Mist!″ fluchte Carisa. "Wir sind festgebunden!"
"Diese Schweine!" Vollendete Sallien den Satz ihrer Vorrednerin.
So sehr sich die beiden auch wendeten, es bestand nicht die kleinste Möglichkeit, sich aus den festen Schnüren zu befreien. Metallene Schlaufen hielten das Zentimeter dicke Band fest wie eine eiserne Kralle.
"Ich hätte dem Mistkerl die Nase abbeißen sollen als ich die Möglich ...″
"Braucht ihr Hilfe?″
Die beiden Wasserspeier drehten so gut es ging ihre Köpfe und blickten in das Gesicht von Breda Krulock, aus deren Aktentasche Rib und Neflie ihnen entgegen grinsten.
"Lasst und schnell machen und die andren suchen, ich habe das Gefühl, hier läuft was schief!″ Mit diesen Worten sprang die Gnumie aus der Tasche und machte sich daran, die Schnüre zu lösen.
09.11.2006 1: 05Frän Fromm
Straßenecke:
"Ich sagte her mit eurem Geld! Sofort oder das Bürschchen ist tot!" schrie ihnen der Mann entgegen.
"Ich glaube es gibt da zwei Probleme: 1.) Wir haben kein Geld, 2.) Wir wollen dir auch gar kein Geld geben, außer du zeigst uns deine Lizenz." stellte Humph klar.
"Mach keinen Scheiß, Mann! Her mit der Kohle!" das Messer rückte um einiges näher an Schaafs Hals.
"Lizenz!"
"Ich geb deinem Freund hier gleich etwas viel wirksameres als eine Lizenz! Also, her mit der Kohle!"
"Ich möchte mich nicht beklagen aber, wenn ihr ihm vielleicht wenigstens irgendetwas geben würdet." meldete sich Schaaf, der, zugegeben, in der wohl unvorteilhaftesten Position überhaupt stand.
"Haben sie denn Geld dabei?" erkundigte sich Frän bei der schwarzen Gestalt
"Natürlich habe ich Geld aber ich will noch mehr! Also los!" Frän nickte. Damit konnte sie sich bestimmt ein paar Kleidungsstücke kaufen, vielleicht wenigstens ein Höschen...
Lagerraum:
"Hätten er mich noch einmal angefasst, ich schwöre ich hätte ich gebissen!" Sallien schäumte vor Wut. Carisa fühlte sich äußert unwohl in dieser neuen Welt. Hoffentlich wollten sie nicht alle mal anfassen.
"Jaja, du hast es doch überlebt also machen wir uns aus dem Staub. Wenn du mir die Tasche reichen könntest?" ,die Gnumi machte eine herrische Handbewegung Richtung Breda, "Auf, auf und davon! Wir haben unsere Kollegen zu finden!" der Deckel der Tasche klappte diesesmal ganz zu.
In einem winzigen Wohnraum:
"Meine Güte! Das kann nicht wahr sein!" Ophelia starrte den Bildschirm entsetzt an.
"Ja, das kenne ich. Man sucht verzweifelt eine Hompage und findet dann etwas völlig unerwartetes." der kleine Mann lächelte schief, er war sich nicht ganz sicher aber.. doch, eine Homepage und das Internet, das mussten sie einfach kennen.
"Was bedeuten diese Namen hinter.. hinter unseren Namen?" die zwei Frauen nahmen ihn nicht zur Kenntnis. Er würde einen Tee trinken gehen, ja, das war eine gute Idee. Danach würde die Welt ganz anders aussehen, bestimmt, hoffentlich.
Lilli klickte auf einen Namen, ein kleines Fenster sprang auf.
"Nachricht? Betreff? Klick auf einen unserer Namen." Klick, ein weiters kleines Fenster sprang auf.
"Meine Güte! Woher wissen die das?!"
11.11.2006 21: 09Ophelia Ziegenberger
Der Kasten flimmerte beständig in dem dunklen Zimmer, während die junge Frau in dem langen, schwarzen Rock mit dem fransig aufgesteckten roten Haar- und rosa Blütenmeer voller Entsetzen das Dargestellte verfolgte.
Es musste sich um eine Art magische Kugel handeln, eben nur viereckig und auch von Laien zu bedienen. Die gezeigten Informationen betrafen nicht nur ihr Leben mit allen bisher getroffenen Entscheidungen und Wendungen, sondern darüber hinaus sogar ihre innersten Vorstellungen und Ängste! Es war absolut erschreckend, sich derart bloßgestellt zu wissen! Ihr erster Gedanke war gewesen, den Kasten zu zerstören. Aber natürlich war damit niemandem geholfen. Es gab viele von diesen Kästen, wie sie den Bemerkungen Quam Tschies entnehmen zu können glaubte. Und die Kästen bewahrten das Wissen nicht in sich auf, sondern... nun ja, saugten es aus dem B-Raum oder einer ähnlichen Einrichtung heraus. Über magische Bahnen eben. Und sie konnte schließlich nicht ernsthaft darüber nachdenken, den B-Raum zu zerstören. Zumal sie damit, wenn sie überhaupt eine Ahnung gehabt hätte, wie das zu bewerkstelligen wäre, noch viel mehr gefährdet hätte. Nein. Sie versuchte sich selber zu beruhigen, indem sie sich einredete, dass es niemanden interessieren könne, was eine so unbedeutende Person wie sie dachte und fühlte.
Lilli klickte wieder mit dem Pfeil im Kasten auf eine Reihe Schrift. Das Bild änderte sich. Ophelia schreckte auf. Sie musste eingenickt sein. Wie spät es wohl war? Hier gab es keine Wächter auf den Straßen, die mit der Glocke die Zeit ausriefen. Hier behauptete niemand, alles sei gut. Sie blickte zum Fenster. Es war noch immer dunkel dort draußen. In anderen Häusern sah sie das gleiche bläuliche Flackern, wie es dieses Zimmer erfüllte. Gab es hier so viele Magier? Dabei hatte es zu Beginn der Reise geheißen, dass hier überhaupt keine Magie zugänglich wäre. Wie sie sich doch täuschen konnten, die Zauberer. Aber man erwartete da ja auch gar nichts anderes.
Sie blickte hinter sich und sah den kleinen Mann auf seinem Bett liegen. Er musste dort eingeschlafen sein, während er sich zurückgelehnt und sie beobachtet hatte. Sie hatte ein klein wenig ein schlechtes Gewissen, dass sie seine Gastfreundschaft so einsilbig erwiderten. Und darüber hinaus bezweifelte sie allmählich, auf diesem Wege Herr Made zu finden. Informationen zu ihm, gleich einer Personalakte, ja, die hatten sie tatsächlich gefunden. Und es war ihnen wie der eiskalte Atem eines Toten über den Rücken geschaudert. Es fühlte sich falsch an, durch diesen Kasten ganz leicht an die intimsten Geheimnisse der Kollegen herankommen zu können. Andererseits war es verlockend.
Ophelia gestand sich in diesem einen Moment ehrlich ein, dass sie einen beständigen Kampf gegen ihre ureigenste, viel zu überbordernde Fantasie führte. Schon immer hatte sie alles über die Menschen um sie herum wissen, sie völlig durchschauen wollen. Hier gab es einen Weg, diesen Wunsch zu erfüllen. Unweigerlich tauchten die Namen in ihrem Sinn auf, die sie beide sich vor kurzem angesehen und an denen sie sozusagen vorbeigeblättert hatten: Rogi Feinstich, Kanndra Mombasamba, Irina Lanfear, Tussnelda von Grantick. Oder auch die Menschen, die noch weit über ihr standen... wie wäre es, die Mysterien zu lüften, die sich um Vorgesetzte wie den einäugigen D.O.G.-Leiter wanden... oder gar... den vampirischen Kommandeur!
Ophelia schüttelte schnell den Kopf und zwinkerte die Müdigkeit aus den Augen. Allmählich tat ihr der Kopf weh, wohingegen Lilli keine Müdigkeit zu kennen schien.
Plötzlich griff die Auszubildende aufgeregt nach ihrem Arm. Sie blickte sie mit wachsamen Augen an und deutete nachdrücklich pochend auf einen Schriftzug in dem Zauberkasten.
Die Wächterin beugte sich näher und sah genauer hin.
12.11.2006 0: 08Breda Krulock
GasseSeine Augen weiteten sich, als die junge Frau den Mantel über die Schulter streifen ließ. Der Druck auf Johanns Kehle wurde weniger, was der junge Verkehrsexperte dankend zur Kenntnis nahm. Hauptmann MeckDwarf nutze hingegen die Gelegeneheit, den Mann am Arm zu packen und diesen mit Schwung und Schmackes herum zu drehen. Mit einem lauten Knacken landete der Arm des unlizensierten Diebes in einer Position, welche im Notizbuch eines Igors mit einem doppelt unterstrichenen Wort
AUA! beschrieben wäre. Überrumpelt vom Überraschungsmoment schrie der Mann auf.
Fraen Fromm fing den nach vorne stürzenden SEALS auf, während Humph sein Knie in den Rücken des Mannes drückte, um ihn in die Knie zu zwingen. Als dieser mit dem Gesicht wimmernd am Boden lag, sah der RUM-Abteilungsleiter auf. Blaues Licht flackerte durch die Gasse, begleitet von einem leisen Heulen, welches lauter wurde, als die Intensität des Lichtes zunahm.
Johann Schaaf, noch immer in den Armen der unbekleideten Vampirin, tastete nach dem Mantel und berührte dabei Stellen, von denen er noch lange Zeit träumen würde. Die beiden Wächter erhoben sich, als sich ein Polizeiwagen näherte. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen zum Stehen und zwei Uniformierte stiegen aus und zogen ihre Waffen.
"Keine Bewegung und Hände hoch!" Kurze Pause. "Und Sie da: Stehen sie von dem Mann auf!"
BürokomplexMit der Nacht kam auch der wohlverdiente Feierabend und so kam es, dass die fünf Wächter fast gemütlich durch die Gänge schlendern konnten. Allen voran ging Breda, ihr Aussehen des eines Menschen am ähnlichsten, lief sie am wenigsten Gefahr, als 'Alien' betitelt zu werden.
[12] Aus ihrer Aktentasche grummelte und fluchte es, als sie das Treppenhaus durchquerten. Sallien und Carisa hatten einige Mühen, die vielen Treppen hinab zusteigen, aber Rib empfand diesen Weg als sicherer. Nach gut dreißig Minuten kamen sie am Ende der Treppe an und standen, wie vor einigen Stunden zuvor, in der Tiefgarage des Gebäudes.
Fluchend krabbelte Rib aus der Tasche und stampfte wild mit den Füßen aus.
"Verdammter Mist! So ein verdammter .. arghhh!"
Die übrigen Wächter sahen sich nur stumm an.
"Jetzt sind wir wieder genau da, wo wir angefanggggnnnn... " Der arme Neflie wurde so arg am Kragen geschüttelt, dass er seinen Vorgesetzten nur noch in Zickzack-Abständen sah.
"DAS WEISS ICH AUCH!" schrie Rib, bevor Breda ihm den Mund zuhielt. Als sie bemerkte, was sie soeben getan hat, war es auch schon zu spät. Aus Ribs Augen blitze es. Die Vampirin nahm die Hand weg und starrte auf einen Punkt hinter dem Laboranten.
"Ich glaube." begann der Dobermann, nahm den Kopf der Gnumie in eine Hand und drehte ihn sachte, sodass der Rest des Körpers Zeit hatte, der Drehung zu folgen. "Ich glaube ich habe eine wundervolle Idee, Sir!"
Gasse/ PolizeirevierDie Dauer der Fahrt war recht kurz, dennoch waren die drei Wächter heilfroh, als sie aus der metallenen Karossen entlassen wurden. Mit ihnen im Wagen saß der Mann mit dem gebrochenen Arm. Er drückte sich wimmernd an die Wagentür, als der Hauptmann neben ihm Platz nahm. Die beiden Polizisten hatten jegliche Einwürfe, Beschuldigungen, Geständnisse und Flehen rigoros überhört und fuhren die Verdächtigen zum nächst gelegenen Revier.
"Erregung öffentlichen Ärgernisses", hatten sie gesagt. "Körperverletzung und versuchter Diebstahl." Wer nun welches Verbrechen begonnen hatte, war unklar, weswegen alle abgeführt wurden.
Auf dem Revier angekommen, bekam die junge Vampirin ersteinmal neue Bekleidung, danach wurde sie zu den anderen in ein offenes Zimmer geführt, vorbei an einem kleinen Raum, in welchem eine junge Frau schluchzend von ihrem vermissten Vater erzählte.
Bürokomplex/ Über den Dächern"Würde es euch etwas ausmachen, ein bisschen langsamer zu fliehiiiiiiiiiiiiiii" Der kleine Gnom fühlte, wie seine Augen tief ins Innere seines Kopfen dringen wollten, als Sallien in einem rechtem Winkel nach oben schoss. Man hatte sich dazu entschieden, einen etwas sichereren Ort aufzusuchen, sodass sie nicht noch einmal getrennt werden würden. Da die anderen der Einsatztruppe bisher nicht zurückgekommen waren, erteilte der Feldwebel den Befehl, nun auch mit der Suche zu beginnen. Man hinterließ eine undeutige Nachricht, nur für den Fall, dass ein Rundweltbewohner sie findet anstelle einer der Scheibenwelt.
Carisa flog schwerfällig hinter ihrer Kollegin her, sie hatte bei weitem nicht soviel Spaß. Auf ihrem Rücken, festgeschnürt, saß Rib in seiner neuen Rüstung. Das grüne Plastik schimmerte im auftauchenden Mondlicht und sein Visir war heruntergefahren. Er fühlte sich wie ein Superheld.
"BREDA!" Die Gnumie schrie gegen den Fahrtwind an. "WIR LANDEN DORT AUF DEM DACH. DU SIEH DICH NACH DEN ANDEREN UM UND KOMM SO SCHNELL WIE MÖGLICH ZURÜCK!" Er holte erneut Luft. "HÖRST DU MICH, OBERGEFREITE? KEINE SPERENZCHEN!"
Für einen kurzen Augenblick verdunkelte sich sein Blickfeld als mehrer Dutzend Fledermäuse um ihn herumschwirrten. Er wedelte wild mit den Armen und machte Carisa damit nur noch nervöser. Ihr letzter Flug war schon eine Weile her.
Die Fledermäuse sammelten sich neben dem Wasserspeier, flatterten eine Weile nebenher um sich dann fiepend in die Nacht zu verabschieden und sich über die glitzernde und hell erleuchtete Stadt zu verteilen. Breda fühlte sich so frei wie schon lange nicht mehr.
[13] 16.11.2006 1: 45Lilli Baum
"Wie kann das sein?!", fragte Ophelia laut. Dort, genau vor ihrer Nase, in dem komischen Kasten, waren die Ereignisse der letzten Zeit aufgelistet. Mit Erstaunen las Ophelia was schon passiert war, erinnerte sich an die Szenen bei denen sie dabei gewesen war. Es war wahrlich erschreckend.
Ihr Leben schien sich in eine Art offenes Buch verwandelt zu haben.
Dann kam sie zum Schluss des Textes - und stutzte.
Sie sah Lilli an: "Gefreite, Carisa war doch bei GRUND deine Ausbilderin
[14]. Hast du sie jemals fliegen sehen?"
Lilli schüttelte energisch den Kopf.
Ophelia starrte auf den Bildschirm: "Also irre ich mich wirklich nicht... Carisa kann nicht fliegen."
Aber das warf neue, tiefschürfende Fragen auf: Wie konnten sich diese allwissenden Chronisten irren? War das eben auf dem Bildschirm passierte wirklich passiert? Was war mit der narrativen Kausalität?
Nun, jene beschloss, es sich einfach zu machen:
Eine Welle aus purer Notwendigkeit brandete, von Hex ausgehend, durch den ganzen Raum, die unsichtbare Universität, Ankh-Morpork, die Scheibenwelt, und dem ganzen erzählerisch nicht so ganz entscheidende Rest des Multiversums. In ihrem Zentrum war die Welle so stark, dass Teile von Hex abfielen und die Amienen einfach zerbröselten.
Die Zauberer waren zum Glück etwas robuster. Oder vielleicht sah die Narrative Kausalität auch nur die Notwendigkeit dazu, diese noch ein, zwei, (vielleicht auch mehr,) Jahrzehnte leben zu lassen.
Außerdem war Rincewind bei ihnen, und der war ziemlich geübt darin, nicht zu sterben.
"Au...", jammerte der Qästor und rappelte sich wieder auf. Er war plötzlich von irgendetwas von den Beinen gerissen worden.
Ridcully klopfte sich währenddessen den Staub aus der Kleidung und schaute fragend zu Ponder Stibbons: "Verflixt, was ist denn jetzt passiert?!"
"Quanten?", murmelte Pondel halb ausweichend, halb verwirt, während er mit sorgengefurchter Stirn Hex betrachtete: "Das sieht gar nicht gut aus! Alle Speicherzellen sind geschmolzen! Und er ist außerdem noch fragmentiert!"
Er wandte sich zu Ridcully um: "Herr, wir brauchen neue Ameisen. Und einen Bienestock; sonst bringe ich Hex nicht mehr zum Laufen!"
Der Erzkanzler hob eine Augenbraue. "Geht in Ordnung. Während du Hex defragmentierst, werden wir anderen die Insekten holen."
"Eine großartige Idee!", pflichtete Rincewind ihm bei und hob die Reste seiner Bratpfanne auf.
"Eigentlich könntest du Ponder helfen. Ich brauche nicht alle."
Rincewind verzog säuerlich das Gesicht, während der Rest den Raum verließ.
Was er nicht wusste, war, dass der Erzkanzler samt Gefolge erst einmal die eine oder andere Mahlzeit nachholen würden, ehe sie zurückkehrten.
Ponder werkelte schon fleißig an Hex herum, also seufzte Rincewind und hob eines von Hex' Teilen vom Boden auf. Angewidert ließ er es sofort wieder fallen.
"Das ist Blauschleim", behauptete Ponder, der sie umgedreht hatte: "Blauschleim ist der untrügbare Hinweis auf einen schweren Ausnahmefehler in einem SGD."
Rincewind verzog das Gesicht und wich etwas zurück: "Vielleicht sollte ich einmal schauen, ob die anderen auch die richtigen Ameisen kaufen."
"Die Sorte ist egal.", sagte Stibbons: "Es kommt auf die Ameisen an sich an. Ohne Leben ist Hex quasi... tot. Es wird nichts passieren, ehe wir wieder alle Teile zusammengesetzt haben und neue Insekten eingesetzt."
Rincewind entspannte sich sichtlich.
Es stimmte, dass Hex sich abgeschaltet hatte; allerdings hatte die Notwendigkeit; die ja aus seinem Innersten ausging den Kompotter-Virus neutralisiert; so dass Hex seine normalen Berechnungsroutinen aufnahm, einen schweren Fehler feststellte und sich ausschaltete.
Und nebenbei auch alles andere.
Der Bildschirm flimmerte kurz, dann wurde er schwarz, und das penetrante Sirren im Computer endete. Düsternis umgab auf ein Mal Lilli und Ophelia.
Die selbe Dunkelheit umgab auch Hongkong; was ganz gut war, denn so eröffneten sich den Wasserspeiern völlig neue Möglichkeiten, das Dach des Hochhauses zu verlassen.
17.11.2006 13: 43Ophelia Ziegenberger
Obgleich es dem alten Mann schon in Gedanken zuwider war, den Gefangenen aufzusuchen, schien dies doch die vernünftigste Möglichkeit zu sein, um den Tatsachen ins Angesicht zu sehen. Die kleine Assistentin begleitete ihn mit zusammengekniffenen Lippen.
Professor Chung-Huj konnte nicht länger schweigen: "Diese ganze Angelegenheit ist schrecklich. Mit jedem Tag kommt Weiteres dazu, das nicht passieren dürfte. Schon die Sache mit der Tarnfirma sagte mir nicht zu. Ich bin Wissenschaftler! Kein Textillieferant!"
Frau Kushun-Li blickte nervös zu ihm hinüber. Es stand keinem von ihnen beiden zu, die Entscheidungen der Firmenspitze anzuzweifeln. Wenn irgendwer von dem Gespräch Wind bekäme, dann konnten sie noch von Glück sagen, wenn sie in China eine neue Anstellung fänden. "Herr Professor..." Sie biss sich vorsichtig auf die Unterlippe aber ihr mahnender Tonfall blieb gänzlich unbeachtet.
"Schön und gut, dass dieses Labor getarnt arbeiten muss. Ich war ja auch damit einverstanden. Aber hätte es nicht auch eine Tarnung tun können, wie sie all die anderen illegalen Chemielaboratorien benutzen? Eine Wäsche vielleicht oder ein Chiplieferant?"
"Herr Professor, ich denke wirklich, Sie sollten nicht..."
Der weißhaarige Mann sah sie mit einem scharfen Blick an. "Sagen Sie mir nicht, es würde Ihnen zusagen, was hier geschieht! An der Sache mit den Hemden war ja schon etwas faul. Aber hat irgendwer etwas gesagt? Hat irgendjemand mal öffentlich gefragt, wo der ständige Nachschub aus dem Lager herkommt, selbst wenn man es über Nacht verriegelt? Ha! Nein, hat keiner."
Kushun-Li murmelte in automatischem Tonfall: "Bestimmt gibt es dafür eine Erklärung."
Der Professor blieb stehen und sie tat es ihm gleich. "Eine Erklärung also. Und die wäre?"
Das Schweigen zwischen ihnen sagte mehr als tausend Worte. Er seufzte tief und legte erschöpft seine faltigen Hände vors Gesicht. Sie hörte ihn undeutlich murmeln: "Wissen Sie, was mich beschäftigt?" Seine Hände sanken herab und er steckt sie doch tatsächlich, wie ein kleiner Junge, unbedacht in die Hosentaschen. Kushun-Li schüttelte zaghaft den Kopf und wirkte ebenfalls jünger, verletzlicher in ihrer Hilflosigkiet.
"Dieser Kerl lebt also. Obwohl er klinisch tot ist. Und unsere Messinstrumente zeige ein Feld um ihn herum an, dass ansonsten nicht wahrzunehmen ist. Und, als wenn das noch nicht genug wäre, gibt es scheinbar noch mehrere andere von seiner Sorte, die sich auf unserem Planeten herumtreiben."
Die kleine Frau schnappte bei diesen Worten erschrocken nach Luft, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. "So viele Zufälle gibt es nicht auf einmal. Wir können also davon ausgehen, dass wir in etwas Größeres hineingestolpert sind. Etwas, das unser wissenschaftlich fundiertes Wissen übersteigt. Was blieben da noch für Möglichkeiten?" Der Alte begann zögerlich zu lächeln. "Vielleicht wandeln die Götter auf unserem Boden?"
Frau Kushun-Li musste bei diesem ungewohnten Anblick ebenfalls lächeln. Sie dachte an die vielen Mythen und Sagen, in denen Himmelsfeen in den Seen der chinesischen Täler badeten, sie dachte aber auch an das Gleichgewicht der Kräfte von Gut und Böse, an die unzähligen grausamen Guhle, Dämonen und verzauberten Menschen, die ihre heimatlichen Mythen mit bösartigen Exzessen besiedelt und dominiert hatten.
Professor Chung-Huj dagegen war schon einen Schritt weiter in seinen Überlegungen und gestand sich noch eine weitere Möglichkeit ein: "Vielleicht aber ist es auch eine ganz irdische Verschwörung? Wie viele Wissenschaftler waren schon an verbotenen Versuchen beteiligt und wie viele von diesen waren von ganz Oben autorisiert! Und so viele von diesen Kollegen verschwanden."
"Professor, Sie denken doch nicht...?"
Der alte Mann riss sich wieder zusammen und schüttelte erschöpft den Kopf. "Es ist spät. Ich habe den Anweisungen entsprechend dafür gesorgt, dass die übrigen Individuen, die auf dem Bildschirm lokalisiert werden konnten, von unseren Leuten eingesammelt werden. Und auch wenn es mir überhaupt nicht gefällt, Personen hier in den Käfigen der großen Versuchstiere festzuhalten und einzusperren, so weiß ich mir doch keinen besseren Rat. Wir wissen, dass dieser Herr Made nicht von hier kommt, dass er anders ist, als wir und nicht einmal eine Einreisegenehmigung oder sonstige Ausweispapiere vorzeigen konnte. Selbst, wenn wir ihn freilassen könnten, müssten wir ihn doch der Regierung ausliefern, wegen des Verdachts auf Spionage. Vielleicht ist das nur eine Hintertür für mein Gewissen aber ich denke, wenn er wüsste, was dies für ihn bedeuten würde, wäre er doch froh, dass wir uns hier um ihn kümmern und ihm dabei alles bieten, was er für einen angenehmen, wenn auch etwas beengten, Aufenthalt benötigt."
Frau Kushun-Li konnte den Gedanken an die Geschichten ihrer Mutter, die diese ihr in der Kindheit erzählt hatte. nicht mehr verdrängen und nickte eifrig. "Außerdem wissen wir ja nicht einmal, ob er uns wohl gesonnen oder mit bösen Absichten hier ist!"
Sie erreichten den Labortrakt und wiesen sich den beiden Wachtposten gegenüber aus.
Die Türen öffneten sich vor ihnen und sie betraten die sterile Welt weißer Kittel, klaren Lichts und Reihen flimmernder Bildschirme.
Die kleine Assistentin stand in dem Extra-Raum mit den Glaswänden eine Weile schweigend neben ihm, als sie gemeinsam auf den blassen Mann im großen Käfig hinab sahen. Er schien im Schlafen zu sitzen, an die Eckstäbe angelehnt.
"Wie lange werden die Jungs voraussichtlich dazu brauchen, die Ãœbrigen herzuholen?"
Der Professor antwortete schleppend: "Es sind einige aber sie sind in Gruppen unterwegs, was die Sache erleichtern dürfte. Einige haben sich auch seit längerem nicht mehr von der Stelle bewegt, so dass sie dort zuerst angreif... zuschla..." Er räusperte sich unangenehm berührt. "Ich nehme an, dass wir sie noch vor dem Morgengrauen hier haben werden."
Die kleine Frau fröstelte und umschlang mit beiden Armen ihren Körper. "Wir sollten weitere... Unterbringungsmöglichkeiten vorbereiten."
Die Lichter verloschen und aus den angrenzenden Räumen erklang ein kollektives Stöhnen.
"Nicht schon wieder!"
"Sind die Daten noch gesichert worden?"
"Verdammt, wer hat hier eine Tasse abgestellt?"
Die Notstromaggregate des Labors sprangen fast übergangslos an und die Lichter flackerten im gesamten Gebäude wieder auf. Die beiden Mediziner machten sich an die Arbeit und verließen den Glasraum. Hinter ihnen hob der vermeintlich Schlafende seinen Kopf mit der matt schimmernden Schädelplatte von den Knien und blickte ihnen mit besorgten Augen nach.
Die beiden Wächterinnen in ihrer unbeabsichtigten Verkleidung schraken auf. Schon wieder war es dunkel. Ophelia... Verzeihung, Barbara, sah schnell aus dem Fenster. Auch in den Fenstern der gegenüberliegenden Räume war es dunkel geworden. "Anscheinend hat wieder die Magie versagt." Sie erhob sich mit steifen Gliedern von dem Sitz mit den Rollen und streckte sich gerade, als ihre übernervösen Sinne ein verdächtiges Geräusch aus dem kleinen Flur vor dem Zimmer hörten. Dieses Klicken eines zurückschnappenden Schließmechanismus klang in allen Welten gleich und ein Irrtum lediglich anhand der Schlosssorte war nicht möglich. Sie hatte während ihrer Ausbildung viele, sehr viele Schlösser aufbrechen müssen, schon um bei einem Auffliegen ihrer Identität und einer Gefangennahme wenigstens den Hauch einer Überlebenschance zu haben.
"Li... Lieschen! An der Tür machen sich Einbrecher zu..."
Die Wohnungstür flog auf. Mehrere Männer mit Waffen im Anschlag und in schwarzen Uniformen stürmten in den Raum. Ihr Gastgeber war vor Schreck vom Bett gefallen und rappelte sich ungläubig blinzelnd vom Boden auf.
"Alle Mann die Hände hoch und hinter den Nacken!"
Einer der Männer zeigte mit einem blinkenden Kasten und stummen Nicken auf die beiden Frauen. Die anderen stürmten auf sie zu und verrenkten ihnen die Hände auf den Rücken, um diese dort mit metallenen Handschellen zu fesseln. Ein anderer Mann begann den verängstigten Chinesen auszufragen und ihre Handtaschen einzusammeln. Sie hörten Satzfetzen wie den, dass der völlig überrumpelte Busfahrer der Regierung den unschätzbaren Dienst erwiesen habe, zwei berüchtigte Gaunerinnen dingfest zu machen.
Ophelia fühlte sich grob aus der Wohnung gestoßen und in den Treppenaufgang geführt. Sie entschloss sich, bei so vielen Gegnern, es dem Beispiel ihrer Kollegin nachzutun und möglichst gelassen zu bleiben, wobei sie kein Wort sagen würde, bis sie wusste, was hier vor sich ging.
Ein ungewöhnlich großer, schlanker Mann griff kräftig um ihren Oberarm und grinste sie zufrieden an. "Mal sehen, was Sie zu sagen haben werden!"
22.11.2006 13: 45Johan Schaaf
Langsam wurde Arwan ungeduldig. Wie lange war es jetzt her, dass der Polizist mit dem Versprechen, einen Kollegen zu holen, der sich um den Fall ihres vermissten "Vaters" kümmern sollte, den Raum verlassen hatte? Zu lange jedenfalls.
Die junge Frau spielte gerade mit dem Gedanken, aufzustehen und jemanden zu suchen, bei dem sie sich beschweren konnte, als sich die Tür öffnete. Ein Mann in schwarzer Uniform stand da und nickte ihr freundlich zu.
"Frau Made, würden Sie bitte mit mir mitkommen?"
Unsicher erhob sie sich von ihrem Stuhl.
"Sind Sie der Kollege, der mir wegen meines Vaters weiterhelfen sollte? Warum können wir das denn nicht hier besprechen?"
"Nun, ich glaube, wir haben Ihren Vater bereits gefunden." Sie schnappte erstaunt nach Luft. "Würden Sie mir nun bitte folgen?"
Während sie den Gang in Richtung Ausgang hinunter gingen, wunderte die Obergefreite sich über die Einfachheit, mit der der Fall nun anscheinend gelöst werden könnte. Warum waren sie eigentlich nicht gleich auf die Idee gekommen, bei der örtlichen Wache nachzufragen? Dabei war es doch nur logisch, dass diese ihnen am ehesten weiterhelfen konnte. Nun musste sie nur noch, nachdem man sie zu Herrn Made gebracht hatte, mit diesem ihre Kollegen wieder finden, bevor sie nach Hause zurückkehren konnten.
Am Ausgang hielt der Mann mit der schwarzen Uniform einem Beamten irgendein Stück Papier unter die Nase, woraufhin dieser nur stumm nickte und sie passieren lies. Dann gingen sie weiter zu einem dieser großen Kästen auf Rädern, an dessen Hinterteil eine Türe geöffnet war.
"Steigen Sie bitte ein!", sagte der Mann, nun nicht mehr ganz so freundlich, und Arwan spürte einen Drück am Rücken. Warum er jetzt plötzlich so grob werden musste...?
Sie bückte sich etwas, um den Kasten besser betreten zu können. Als sie drinnen war, stockte sie. Gegenüber zwei anderen schwarz gekleideten Gestalten, die mit schwarzen Stöcken auf sie deuteten, saßen ihre Kollegen Frän Fromm, Humph MeckDwarf und Johan Schaaf, welche genauso verwirrt blickten wie sie.
In diesem Moment erloschen hinter ihr die Lichter der Stadt.
Lung Chen, Leiter der Operation "Men in Black", wie er den Einsatz in Gedanken selbst nannte, nickte seinen Männern zu, welche daraufhin mit gezogenen Waffen in den Hinterhof vordrangen, der laut der letzten Informationen des Hauptquartiers den momentanen Aufenthaltsort der Gruppe darstellte, welche sie einzufangen hatten. Die Anweisungen, die er von Professor Chung-Huj persönlich erhalten hatte, hatten mehr als merkwürdig geklungen. Sie hätten es mit einer unbekannten Lebensform zu tun, falls man überhaupt von so etwas sprechen konnte, welche zwar dem äußerem Anschein nach menschlich war, über deren genauen Eigenschaften man allerdings noch nichts herausfinden konnte, weshalb er mit sich auf das Schlimmste gefasst machen sollte.
Chen war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. Einerseits hatte er großen Respekt vor dem Professor, dessen Arbeit er für äußerst wichtig für das Wohl des Landes, ach was, der ganzen Menschheit hielt, aber andererseits fragte er sich auch, ob man von der ständigen Arbeit in Laboren voller Dämpfe giftiger Chemikalien nicht irgendwann geistige Schäden davontrug, die sich nun langsam zu zeigen begannen. Völlig ernst nehmen konnte er die Geschichte jedenfalls nicht, was ihn jedoch natürlich nicht davon abhielt, die Operation mit aller Vorsicht und Disziplin durchzuführen. Selbst wenn sie am Ende nur Menschen gegenüber standen und keinen unheimlichen Wesen aus einer anderen Welt, wollte er seine Leute keinesfalls einer unnötigen Gefahr aussetzen.
"Sir, hier ist niemand!", teilte ihm einer seiner Untergebenen flüsternd über Funk mit.
"Was? Das kann nicht sein!" Zügig schloss Chen zu seinen Männern auf. "Laut dem Hauptquartier müssen sich hier fünf... äh, Personen befinden." Er blickte suchend in die Dunkelheit des Hofes, welcher allerdings bis auf einige Müllcontainer und zwei altmodische Steinfiguren, die an der gegenüberliegenden Wand lehnten und gar nicht in diese Szenerie passen wollten, wirklich leer zu sein schien.
"Macht eure Taschenlampen an!", befahl er und schlagartig wurde es heller.
Er nickte stumm in Richtung der Container und zwei Männer machten sich auf den Weg dorthin.
Konnte es etwa sein, dass der Auftrag wirklich gefährlicher war als er vermutet hatte? Hätte er Chung-Hujs Warnungen doch ernst nehmen sollen? Ein kalter Schauer lief über Chens Rücken. Doch andererseits, was hätte es geändert? Sie waren hier und sie waren auf Anordnung des Professors bestmöglich ausgerüstet. Nur das Auftauchen irgendwelcher Aliens würde sie doch einigermaßen unvorbereitet treffen, aber so oder so hätten sie sich im Kampf gegen solche auf das verlassen müssen, was sie nun einmal hatten.
Er atmete tief durch, als die beiden ihm durch ein Handzeichen klar machten, dass auch die Container nichts interessantes enthielten, und zuckte im nächsten Moment schlagartig zusammen, als hinter ihm eine Stimme erklang.
"Entschuldigung!"
Ruckartig fuhr der Söldner herum und seine Pistole zielte genau zwischen die Augen einer für seinen Geschmack recht hübschen, vom Aussehen her europäischen, jungen Frau, deren Gesichtsausdruck, obgleich sie kreidebleich war, eher Verwirrung als Erschrecken ausdrückte.
"Tut mir leid...", stammelte er und lies die Waffe sinken. "Bitte sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich von hier verschwinden! Wir..."
Hinter ihm erklang das Stöhnen eines seiner Männer und ein dumpfer Aufschlag, und als er sich umdrehte, sah er, wie ein anderer scheinbar grundlos zu Boden sackte. Verwirrt rieb er sich einen Moment die Augen, als er etwas sehr kleines erblickte, was sie mit großer Geschwindigkeit von dem anscheinend Bewusstlosen entfernte. Er wollte zu seinen Männern eilen, doch auf einmal spürte er den überraschend festen Griff der Frau an seinem Arm, die ihm ins Ohr flüsterte: "Bleib einfach, wo du bist, dann wird dir nichts passieren!"
In diesem Moment gab einer seiner beiden noch stehenden Untergebenen einen Schuss auf sie ab.
17.12.2006 17: 15Breda Krulock
Es vergingen einige Sekunden ehe der Knall auf dem Hinterhof verhallte. Breda hielt dem Mann noch immer am Arm fest, welcher nun mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit starrte.
War es eine Sinnestäuschung oder hatten sich die zwei merkwürdigen Steinfiguren soeben bewegt? "Was zum Geier?" Der Druck um seinen Arm ließ nach als die Frau plötzlich nach hinten torkelte. Sein Kollege muss sie erwischt haben.
Er stieß die eiskalte Hand der Frau hinfort und sah diese zu Boden fallen. Entsetzt über den Verlauf dieser Mission wandte er sich seinem Kollegen zu, welcher den Schuss angegeben hatte. Dieser stand, noch immer mit gezogener Waffe, vor dem Container und sah abwechselnd von seinem Truppenführer zu Breda und dann zu dem am Boden liegenden Kollegen. "Was war das?"
Lung Chen brauchte nur wenige Sekunden, um diese vermeintlich ungünstige Situation zu überdenken. Sein Auftrag war klar definiert gewesen. "Ruf Verstärkung!" Donnerte er dem Schützen entgegen. "Und einen Krankenwagen für Fung Shui. Ich werde dem Professor Bescheid geben."
Nickend steckte der Angesprochene seine Waffe in den Halfter und schulterte seinen stöhnenden Kollegen. Nachdem seine beiden Söldner verschwunden waren, beugte sich Lung zu der angeschossenen Person hinab. Sie schien nicht mehr zu atmen, aber der Professor hatte mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, sich nicht von solchen Banalitäten abschrecken zulassen. Kleine Rauchschwaden stiegen aus der Einschuss wunde hervor, aber weder auf der Kleidung noch um die Wunde herum war Blut zusehen. Seine Nackenhaare richteten sich auf als er den leblosen Körper hochhob, um ihn zum Auto zubringen. Sie war ausgesprochen leicht, trotz ihrer beachtlichen Groesse. Ein weiterer Schauder lief ihm über den Rücken, als er sich noch einmal umdrehte. Er hätte schwören können das die beiden Figuren ihn beobachten. Am besten er würde sie ebenfalls abtransportieren lassen, immerhin sprach Chung-Huj von 5 Objekten. Und drei von fünfen war doch ein sehr guter Durchschnitt.
"Na, das läuft doch wunderbar."
"Sie wurde angeschossen, ich finde das läuft gar nicht... ."
"Ruhe, Gefreiter! Sie wird es überleben, oder so ähnlich. Außerdem war es ihre Idee." Rib wunderte sich noch immer, wie es Breda gelungen war, sich ihrer Sache so sicher zu sein. Aber er konnte und wollte gar nicht mit der Vampirin diskutieren, immerhin hatten sie nur ein paar wenige Minuten Zeit, bevor der Trupp den Hinterhof stürmte.
"Los, komm jetzt!' Befahl der Feldwebel, als die angeforderte Verstärkung der 'Man in black' auffuhr.
Konzentriert lauschte Breda den wirren Gedanken des Mannes, welcher sie zu einem dieser merkwürdigen Dinger trug. Er schien etwas zu wissen, etwas wichtiges was die Herkunft und den Aufenthaltsort Mades anging. Hätte die gewusst, das man ihr etwas in den Bauch jagt, wäre ihr Plan ein klein wenig anders ausgefallen aber jetzt war keine Zeit dafür.
Sie überlegte kurz. Der Mann schien von ihren körperlichen Defiziten nicht besonders überrascht zu sein, warum sollte sie dann weiterhin reglos in seinem Armen liegen? Andererseits hatte sie nicht mit solch einer Brutalität gerechnet und wer weiss, was diese Männer noch alles fuer Methoden hatten, um sie ruhig zustellen. Sie blinzelte durch ihre Lider, als der Mann sie auf eine Art Bank ablegte und eine Türe des Gefährtes schloss. Breda wartete einen Augenblick und lugte in einem unbeobachteten Moment an ihr herunter. "Mein schönes Kostüm!"
Die Verstärkung des Sondereinsatzkommandos traf ein und bekam sogleich Instruktionen von ihrem Leiter Herrn Chen. Die beiden Wasserspeier wurden in einem separaten Wagen gehoben, nur für den Fall das es sich bei diesen beiden ebenfalls um Aliens handelte. Zwar rührten sich diese beiden keinen Millimeter, aber er wollte keine weiteren unangenehmen Überraschungen haben an diesem Abend. Als er zurück zu seinem Dienstwagen ging, sah er durch das hintere Seitenfenster die immer noch reglose Person liegen. War sie tot? Blinzelte sie ihm grade zu? Und was war das für ein Schatten gewesen vorhin, welcher den Kollegen zu Boden gerissen hatte? Es gab einige unbeantwortete Fragen und er konnte es kaum erwarten, endlich Antworten zu bekommen.
18.12.2006 16: 00Hatscha al Nasa
Shan Li konnte ihrem Glück kaum glauben. Die kleine Frau schaute erneut auf das Display, auf dem einige rote Punkte immer wieder aufblinkten. Einer davon näherte sich unaufhörlich der Stelle, an der sie sich befand. Sie brauchte voraussichtlich gar nicht nach diesem einen Punkt zu suchen, er würde sie schon von alleine finden.
Sie lächelte und lehnte sich an die nächste Hauswand. Der Chef würde zufrieden mit ihrer Arbeit sein. Shan Li wendete sich wieder ihrem Display zu und beobachtete weiter die Punkte, die in der ganzen Stadt umherirrten. Sie wunderte sich kein bisschen, als sie kurz darauf angesprochen wurde. Der eine Punkt war bei ihr angekommen.
"Wie komme ich denn von hier zur Wache?", war die Frage einer dunkelhäutigen Frau, die etwas aus der Puste zu sein schien.
Hatscha konnte die Hilfsbereitschaft der Frau, an die sie sich gewendet hatte, kaum fassen. "Das ist schwer zu erklären von hier aus. Wenn Sie wollen, bringe ich sie hin", hatte sie der Wächterin freundlicherweise angeboten.
Jetzt saß sie in einem von den Dingern, die hier wohl die Eselskarren ersetzten. Viel schneller fuhren sie durch die Stadt. Hatscha starrte wie gebannt aus dem Fenster, während an ihrem Augen Häuser regelrecht vorbeiflogen.
"Wie macht ihr das? Wird das... Ding durch Magie angetrieben? Oder habt ihr ganz kleine Esel davorgespannt? Oder gar Pferde?", fragte sie erstaunt.
Shan Li, die sich ihr inzwischen vorgestellt hatte, erwiderte: "Nein, keine Magie, auch wenn einem das manchmal so vorkommen mag. Man spricht zwar bei der Leistung von Autos von 'Pferdestärken', aber wirkliche Pferde benutzen wir auch nicht. Der Motor wird mit Benzin angetrieben, durch Verbrennung."
Hatscha hatte kein Wort verstanden von dem, was die fremde Frau ihr erklärt hatte. Sie nickte einfach nur und staunte weiter.
Immer wieder hörte sie, wie andere...
wie hatte Shan Li sie genannt? Autos?... wie andere Autos komische Geräusche von sich gaben. Daraufhin fluchte ihre Helferin manchmal, oft aber ignorierte sie es.
Bald hatte die Wächterin keine Ahnung mehr, wie lange sie schon unterwegs waren. Fuhr die Frau immer im Kreis? Alles sah so gleich aus... Alle Häuser irgendwie grau, kaum etwas Grünes sah man dazwischen. Und überall waren viele, viele Leute.
Vom vielen Schauen wurde sie müde und schlief schließlich ein.
Shan Li blickte zu ihrem seltsamen Gast hinüber und schüttelte den Kopf. Von wo kam sie her, dass sie keine Autos kannte, dass sie so über die Stadt staunen konnte? Wenigstens war sie recht leicht zu handhaben. Ihr fiel auf, dass ihr Beifahrer tatsächlich eingeschlafen war. So würde es kein Problem geben, sie in ihr Quartier zu locken. Der Chef würde
sehr zufrieden mit ihr sein.
28.12.2006 17: 53Lilli Baum
Shan Li ahnte jedoch nicht, dass ihr Chef sehr unzufrieden gewesen wäre, hätte er erfahren, dass die wahren Zauberkünstler immer noch auf der Scheibenwelt waren.
[15]Und - um ehrlich zu sein - die Zauberer waren auch nicht die wahren
Künstler.
"Gebratene Tauben in Honig-Senf-Soße mit Rosmarinkartoffeln und frischen Kohlspitzen!", rief der Quästor.
"Mouse von Orangen und Stachelbeeren mit Schokoladenstreuseln und einem Hauch von Zimt!", trumpfte der Dozent für neue Runen auf.
"Mit Mandelsplittern gespickter Rehrücken in Champion-Sahne-Soße", seufzte der oberste Hirte entzückt.
"Nicht übel. Aber da fehlt die Potzblitz-Soße", stellte der Erzkanzler fest und goss eine großzügige Portion über das Essen auf seinem Teller.
Die Köchin rümpfte etwas die Nase, während die Delikatessen förmlich zu
schmelzen schienen. Sie machte sich wieder Richtung Küche auf, um binnen unverschämt kurzer Zeit Nachschub zu produzieren.
Die Zauberer verbrachten ungefähr zweieinhalb Stunden beim Essen, bis sie dann tatsächlich satt waren. Zufrieden lehnte sich einer von ihnen zurück und strich sich zufrieden über den Bauch: "Das war nötig gewesen."
"Da hast du Recht."
Es herrschte eine Weile ein angenehmes Schweigen.
"Wir haben etwas vergessen!", rief mit einem Male der Quästor und sprang höchst energisch auf.
"Was sollen wir denn vergessen haben?!", erkundigte sich Ridcully unwirsch.
"Na, wir sollten doch die Insekten besorgen!"
"Das haben wir nicht vergessen. Nur auf später vertagt", entgegnete der Erzkanzler entschieden und der Quästor ließ sich daraufhin wieder nieder.
"Also, wenn dass so ist, dann haben wir noch Zeit. Und wenn ich ehrlich sein darf - ich könnte noch einen Nachtisch vertragen."
"Gleich habe ich's!", rief Ponder: "Allerdings schaffe ich es nur, wenn du endlich aufhören würdest, wie ein Betrunkener hin und her zu schwanken."
"Selber schuld!", keuchte Rincewind und bemühte sich ernsthaft um sein Gleichgewicht: "Du zappelst hier doch so herum!"
"Ich muss mich bewegen, denn diese Kolbenrückziehfeder wird bestimmt nicht wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren, wenn ich sie einfach finster anstarre."
"Aber dann beeil dich wenigstens!"
Rincewinds Forderung war einem Beobachter mehr als verständlich: Ponder saß nämlich auf den Schultern seines Kollegen und werkelte an einer höher gelegenen Stelle von Hex. Fast schon brachial anmutend hämmerte er mit einem Hammer (so unglaublich dies sich auch anhören mag) auf der Kolbenrückziehfeder herum, auf dass diese in passgenau in der richtigen Halterung landete.
Nach einer Weile hatte er es geschafft, wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn und sagte zu seinem Kollegen: "So, dass wäre geschafft."
"Dann geh endlich von meinen Rücken runter", stöhnte jener.
"Ich habe nicht gesagt, dass wir schon fertig sind! Ich muss noch den WOM
[16]-Speicher reparieren, und der befindet sich ebenfalls auf einem höheren Niveau."
Innerlich verfluchte Rincewind die Tatsache, dass er wusste, dass es sich bei jenem Niveau um ein eines von längentechnischer Natur handelte und nicht um eines von geisteswissenschaftlicher. Als Professor für ungewöhnliche und grausame Geographie musste er so etwas nämlich wissen; was ihm aber momentan nur zu der Einsicht brachte, dass seine Geographiekenntnisse ihm ungewöhnlich grausam erschienen.
"Auf geht's!", sagte Ridcully und die anderen Zauberer folgten ihm brav im Gänsemarsch, als sie die Universität verließen. Natürlich war das nicht sofort nach der Mahlzeit geschehen; erst hatten sie noch ihre Hüte überprüfen müssen und die Zauberstäbe und diverse andere obligatorische Zaubereraccessoires. Und Ridcully brauchte auch neue Munition für seine Armbrust, denn er hatte damit diverse Amienen erlegt. Auch wenn die Chronisten etwas anderes behaupteten...
Es dauerte eine Weile, bis die Zauberer feststellten, dass es kein entsprechendes Geschäft für Bienenstöcke und Ameisenhaufen gab. Deshalb beschlossen sie dann auch, erst mal zur Universität zurückzukehren und erst mal über die ganze Sache eine Nacht zu schlafen. Und vielleicht noch den einen oder anderen Happen zu sich zu nehmen. Sie konnten ja nicht ahnen, dass während ihrer Orgien mittlerweile die gesamte Truppe der Stadtwache erfolgreich aufgespürt, festgenommen und in Zellen gesperrt worden war. In Einzelhaft.
05.01.2007 0: 51Ophelia Ziegenberger
Die kleine Chinesin stand regungslos am Fenster und beobachtete den friedvollen Sonnenaufgang. Der goldige Schimmer der ersten Sonnenstrahlen beleuchtete sanft die ferderleichten Wolken am hellen Himmel und ließ die kleinen Blätter der Bäume im gegenüberliegenden Wald lautlos in der Brise glitzern. Lautlos, da sich die Fenster nicht öffnen ließen. Zwar befand Kushun-Li sich in ihrem persönlichen Wohnraum, aber dieser lag lediglich einige Etagen über den Laboratorien und befand sich somit im Sicherheitsbereich. Ein ironischer Zug um ihre Mundwinkel ließ vermuten, dass ihr der Gedanke um die Gefangenen vertraut vorkam, nur dass sie sich selber an manchen Tagen zu ihnen zugehörig fühlte. Auch ihr war es nicht einfach möglich, von hier zu gehen. Natürlich hatte sie diese Aufgabe zu Beginn gerne angenommen. Wer hätte das nicht? Immerhin legte man sich nicht mit Obrigkeiten an, in ihrem Heimatland. So etwas konnte ungesund ausgehen. Nicht nur für einen selber. Und dann hatte sie ja auch immer gedacht, sie hätte sich diese gut bezahlte Stelle von klein auf selber hart erarbeitet. Sie seufzte traurig.
Wenn der Professor sich nicht vorsah mit seinen Vermutungen oder wenn er den Gefangenen die falschen Fragen stellen und diese von der Regierung als Spione der besonderen Art beauftragt worden sein sollten, dann würden sie alle in Gefahr schweben. Sie war bisher allen Gefahren aus dem Wege gegangen und hatte sich auf ihre Arbeit konzentriert. Warum nur, war nun gerade diese Arbeit plötzlich die Quelle einer neuen, nicht leicht einzugrenzenden Gefahr geworden?
Die Wissenschaftlerin wandte sich von dem beruhigenden Anblick hinter dem Fenster ab und trat vor ihren Spiegel. Sie bürstete sich die langen, schwarz glänzenden Haare zu einem streng gebundenen Dutt. Dabei veränderte sich der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht zur gewohnt strengen und nahezu emotionslosen Maske einer älteren Frau. Sie betrachtete einen Moment die blasse Haut. Heute kam sie sich selber wie ein Gespenst vor. Vielleicht rührten all die Legenden von Begegnungen her, wie sie selber sie seit gestern zu ihren Erfahrungen zählen durfte? Hatten so viele vor ihr Geister getroffen? Vielleicht waren die Gefangenen wirklich Spione aus einem besonderen Regierungsprogramm. Aber Kushun-Li bezweifelte dies inzwischen. Sie hatte während der Einlieferungen der Übrigen in der Nacht aufmerksam den Erzählungen der Mannschaften zugehört. Wozu hätte es gut sein sollen, die vermeintlichen Spione dermaßen im Ungewissen über die Natur dieser Welt zu lassen, wie sie es scheinbar waren? Nein. Entgegen jeder wissenschaftlichen Logik und den Bedürfnissen des menschlichen Denkens war sie inzwischen zu einem anderen Schluss gelangt.
Sie nahm ihren Stift und das Klemmbrett. Es behagte ihr nicht, dass sie gezwungen war, die Gefangenen heute einer Reihe von verschiedenen Untersuchungen und Tests zu unterziehen. Die Befragungen waren etwas Anderes. Fragen zu stellen, konnte vermutlich eher zu Antworten führen. Denn wie konnten sie schon erwarten, aus den verwirrenden Ergebnissen der Computer schlauer zu werden, wenn es doch für echtes Verständnis auf das Wohlwollen der Gefangenen ankommen musste, auf deren Bereitschaft zu vertrauen. Kushun-Li glaubte seit dieser Nacht an die Geschichten und Legenden ihrer Kindheit, an die ränkeschmiedenden Dämonen ebenso, wie an die gutmütigen Himmelsfeen. Und sie würde es sich mit keinem von Beidem verscherzen wollen!
Ophelia saß seit Stunden allein in dieser Gefängniszelle. Der Käfig bestand aus einer magischen Barriere, einem durchsichtigen Schild, hart wie Glas aber weniger zerstörbar. Und das Türschloss war mit einem schmerzhaften Bann versehen worden, welcher wie Feuer in ihre Hand einschlug, sobald sie den schwebenden Verschluss auch nur berührte. Nicht einmal ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht konnten ihr hier weiter helfen! Der unsichtbare Bann in Form einer Wand begrenzte sie von allen Seiten und schien sozusagen innerhalb eines normalen Zimmers zu stehen, lediglich an der oberen Seite schienen zwei kleine Öffnungen zu schweben, denn dort hingen zwei Schläuche mitten in der Luft. Sie führten zu einer leise brummenden Maschine neben dem Gefängnis, die manchmal zu blinken begann.
Die schlanke Hauptgefreite sah sich wieder einmal in dem Raum außerhalb der magischen Wand um. Es war besorgniserregend. Auch wenn ihre Gedanken allmählich etwas diffuser zu werden begannen, aufgrund des Schlafmangels, konnte sie sich mehreren Dingen nicht verschließen. Sie wusste, dass sie, gemeinsam mit anderen ihrer Ermittlungsgruppe, hier gefangen genommen worden war. Wenn man den blinkenden Kasten bedachte, mit dessen Hilfe Lilli und sie selber so exakt in der Wohnung des Busfahrers aufgespührt worden waren, dann war es nicht weit hergeholt, dass Jeder ihrer Gruppe eingefangen worden war. Bei einem wichtigen Teil ihres Auftrages waren sie also bereits gescheitert - sie waren als Fremde erkannt worden und somit keineswegs mehr verdeckt am Ermitteln. Es schien so, als wenn die vermeintlich primitive Bevölkerung der Rundwelt über besondere Fähigkeiten verfügte, die die ihren übertrafen. Und sie besaßen definitiv Magie, egal was der Zauberer der Unsichtbaren Universität auch behauptet hatte.
Sie wäre am Liebsten aufgesprungen, selbst nur um sich noch einmal von der Festigkeit der Wände zu überzeugen. Allerdings hatte sie diese oft genug zu Beginn der Nacht überprüft. Es wäre nicht nur sinnlos, sondern gefählicher Leichtsinn gewesen, diese kräftezehrende und erniedringende "Untersuchung" wieder aufzunehmen. Sie wusste zwar nicht, wie lange sie sich inzwischen in Gefangenschaft befand, vermutlich aber schon mindestens sechs Stunden über. Sie hatte schon wesentlich länger nichts mehr zu sich genommen, wenn man von der Tasse Tee absah, und noch viel länger nicht geschlafen. Sie wusste um die teilweise rauhen Behandlungsweisen von Gefangenen in der Wache. Natürlich wurde das nicht gerne gesehen aber es gab immer wieder schwierige Fälle und wenn diese auf schwierige Wächter trafen...
Sie schauderte bei dem Gedanken daran, dass sie selbst vielleicht bald zum ersten Mal in ihrem Leben auf der anderen Seite des Verhörtisches sitzen würde. Wenn hier überhaupt so etwas wie ein schützender Tisch vorhanden sein würde!
Ein weiteres Mal verbot sie sich, ihre Kraftreserven durch unnötige Herumlauferei im Kreis zu vertun. Sie waren nicht umsonst hierher gebracht worden. Irgendwann würde schon Jemand kommen und seine Fragen stellen. Und dann war es an ihr, mit klarem Kopf zu reagieren. Sie setzte sich wieder aufrecht, als wenn sie daheim bei einer der lästigen Teestunden wäre, und faltete sittsam die schlanken Hände im Schoß.
Das schwarze Glanzauge in der gegenüberliegenden Raumecke, außerhalb ihres Gefängnisses, blieb ungerührt auf sie gerichtet und leuchtete sie mit einem kleinen, roten Funkeln böse an.
Professor Chung-Huj fuhr sich mit beiden Händen durch sein weißes Haar und stützte sich dann, ebenfalls mit beiden Händen, auf der Konsole vor sich ab. Er ließ seinen Blick von links nach rechts langsam über die Monitore wandern, die jeweils einen anderen Raum im untersten Stockwerk dieses Gebäudes zeigten. Es waren hier dreizehn Bildschirme in einer Reihe aufgebaut worden. Ein dicker Wust an Kabeln führte hinter der Tischphalanx entlang, so dass jeder Vorbeikommende zur Vorsicht ermahnt werden musste.
"Faszinierend!"
Der junge Wissenschaftler neben ihm hatte schon einige Stunden an dieser Station hinter sich, so dass er sich an den Anblick gewöhnen hatte können. Dennoch konnte der Ältere jetzt aus seiner Stimme eine aufgeregte Begeisterung heraushören: "Ja, nicht wahr? Sie sind teilweise so unterschiedlich, dass man beim ersten Blick nicht einmal auf die Idee käme, dass zwischen ihnen irgendein Zusammenhang besteht, nicht wahr? Diese beiden aus Stein zum Beispiel oder die ganz kleinen Objekte! Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es so etwas wirklich geben könnte!"
Der Professor runzelte die Stirn, ging aber nicht auf den Jüngeren ein. Er fragte lediglich die Ereignisse der letzten Stunden ab. "Gab es irgendwelche besonderen Vorkommnisse?"
Tang Peng rollte mit seinem Drehstuhl zum vierten Monitor in der Reihe und tippte der abgebildeten "Person" dort auf die Stirn. Dieser kleine Kerl hier hat die ganze Nacht hindurch getobt. Wir hatten teilweise schon die Befürchtung, dass er zum ersten erfolgreichen Materialtester werden könne."
Der Wissenschaftler mit der strubbeligen braunen Kurzhaarfrisur grinste unpassend, wie der Professor fand. Er ließ ihn dies auch durch einen betont ernsten Blick wissen, woraufhin der Jüngere schnell damit aufhörte.
Tang senkte seinen Blick mit plötzlichem Interesse auf das vorliegende Protokoll und las von dort ab: "Der Insasse in Zelle 1 schien wesentlich nervöser, als in den letzten Tagen. Der Insasse in Zelle 2 wurde interessanterweise mit einem der Original-T-Shirts eingeliefert, wie sich herausstellte. Es war bisher nicht aus ihm herauszubekommen, von wo er es herhat. Die Insassin in Zelle 3 hat lediglich in der ersten halben Stunde systematisch nach Fluchtmöglichkeiten gesucht. Sie hat sich seitdem keinen Deut mehr vom Platz bewegt; sitzt da stocksteiff wie eine Rachegöttin auf der Lauer..."
"Gewöhnen Sie sich solche Vergleiche besser schnell wieder ab, Tang Peng. Sie wissen doch, dass der Mensch den Worten Macht verleiht und umgekehrt?"
Der Jüngere sah ihn mit weit geöffneten Augen erschrocken an, bis Chung-Huj bei diesem Anblick trotz ihrer ernsten Lage leise lachen musste. "Nun, nun. Sie solten vielleicht mal tief durchatmen und eine Tasse Tee zur Beruhigung ihrer Nerven trinken."
05.01.2007 14: 38Lilli Baum
"Vielleicht sollte ich das wirklich tun."
"Aber vorher berichten Sie mir doch noch, was sich in den anderen Zellen getan hat!", meinte Chung-Huj in einem etwas strengeren Tonfall.
"Nun, Zelle vier war unser kleiner Materialtester. Zelle fünf ist der andere Gnom.", Tang Peng hielt einen Moment lang inne. "Entschuldigung, erschien mir irgendwie passend."
"Schon gut, schon gut."
"In Zelle sechs allerdings..."
"Ja, was denn?"
"Nun, schauen Sie am besten selbst."
Tang Peng tippte mit seinem Kugelschreiber auf den entsprechenden Bildschirm.
"Wir mussten die Wunde versorgen, die die Frau hatte."
Man sah jemanden auf einer Krankenliege festgeschnallt liegen, eine Infusion im Arm.
"Und dabei haben wir festgestellt... dass gewisse Vitalfunktionen nicht so sind, wie sie es sein sollten."
"Was meinen Sie damit?"
"Nun... Ihr Herz schlägt... sie atmet... aber beides viel zu selten! Es scheint, als ob sie willentlich ihre Vitalfunktionen kontrollieren kann!"
"Das müssen wir uns unbedingt genauer anschauen. Wie sieht es mit dem Rest aus?"
"Zelle fünf, sechs, neun und zehn nichts Auffälliges. Die Insassen haben die Zellen erwartungsgemäß nach einer Fluchtmöglichkeit abgesucht und benehmen sich ansonsten unauffällig. Ab und an laufen sie etwas auf und ab, aber das ist auch schon alles. Zellen zehn und elf, da sitzen die Steinfiguren. Wir haben natürlich die Sicherungsmaßnahmen etwas verstärkt, da wir nicht sicher sind, ob sie sich von unseren normalen Sicherungsmaßnahmen beeindrucken lassen würden. Zwar etwas altertümlich, aber ich glaube in diesem Fall durchaus effizient."
Tang Peng deutete mit dem Kugelschreiber auf einen weiteren Bildschirm.
Dort konnte man Carisa sehen - in schweren Ketten. Zudem war sie noch mit Kabelbindern gefesselt und mit reichlich Klebeband umwickelt worden. Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck höchster Wut; aber die Fesseln schienen wirklich zu halten.
"Unsere Techniker arbeiten schon an einer besseren Lösung; vielleicht ein enger Kasten aus dreifach verstärktem Sicherheitsglas? Aber bis diese fertig sind, wird das genügen müssen."
"Und was ist in Zelle acht?"
"Nun, ich glaube, darin befindet sich unsere heiße Spur." Tang Peng begann zu lächeln.
Lilli nieste.
Ob wohl Jemand an sie dachte? Eigentlich egal, sie wollte nur wieder von diesem grauenvollen Ort weg. Er jagte ihr kalte Schauer über die Rücken.
Nachdem man ihr das Palmending weggenommen hatte, wurde sie in diesem grässlichen Raum gesperrt.
Zunächst hatte sie ja versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen und hatte sich in die Mitte des Raumes gestellt und angefangen, sich sachte im Wind zu wiegen.
Allerdings konnte sie sich nicht wirklich entspannen oder auch nur schlafen.
Immer wieder kamen ihr menschliche Gedanken dazwischen, denn sie empfand wirklich Abscheu für diese Umgebung. Sie verabscheute sie so sehr, dass sie nicht einmal Notiz davon nahm, wie die zwei Wasserspeier, besser verschnürt als ein Pantomime in der Skorpiongrube, auf zwei Schubkarren an ihrer Zelle vorbei gekarrt wurden.
Natürlich hätte sie das nicht durch die Wände, die ihre durchsichtige Zelle von außen noch mal umgaben, sehen können aber die Schubkarren waren auf den Fliesen des Ganges, der zu den einzelnen Zellräumen führte, deutlich zu hören gewesen.
Dieser Raum war so... so...
künstlich! Lilli gab ihre gewöhnliche stoisch-bäumische Haltung auf und schlug mit den Fäusten gegen eine der Glaswände. Einerseits, um Stress abzubauen und andererseits, um ... na ja, die bisher ausgelassene Untersuchung auf irgendwelche Fluchtmöglichkeiten zu beginnen.
Als Lilli sich wieder etwas beruhigt hatte, starrte sie eine Weile finster in die einzige Gesellschaft, die sie hatte. Ein komischer Kasten, in einer Ecke gegenüber ihres durchsichtigen Gefängnisses. Er sirrte manchmal und das runde Teil davor schien sich ab und an etwas zu drehen.
Wut begann in Lilli zu brodeln. Dieser blöde Kasten! Sie fühlte sich extrem unwohl.
Kurzerhand setzte sie sich auf den Boden, zog ihre quietschgelben Gummistiefel aus, feuerte beide kurzerhand in verschiedene Ecken ihres Gefängnisses und ließ ihre Socken dann auch noch folgen. Danach fühlte sie sich besser. Sie stand auf, ging ein wenig auf und ab und konnte unter ihren bloßen Füßen den staubigen Stahlbeton fühlen. Natürlich wusste sie nicht, dass es sich um Stahlbeton handelte, aber es handelte sich eindeutig um etwas steinartiges.
Auf jeden Fall war das besser, viel besser.
Lilli setzte sich zu Boden und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Sie langweilte sich - und dass war ihr schon seit sehr langer Zeit nicht mehr passiert.
Antriebslos begann sie, auf der Suche nach irgendeiner Ablenkung, in ihrer Latzhosentasche zu kramen. Und sie förderte tatsächlich etwas zu Tage. Lilli zog den Müsliriegel heraus und erinnerte sich wieder daran, ihn schon bei der ersten Inspektion ihres seltsamen Outfits bemerkt zu haben. Hm... "Müslipowerriegel - Jetzt mit 100% Powerapfelmus!" stand darauf. Hörte sich irgendwie essbar an.
Lilli zerrte ein wenig an der glänzenden Hülle, bis diese ihr Inneres preisgab.
Uh! Das sah tatsächlich essbar aus!
Interessiert schnüffelte Lilli an dem Barren und knabberte dann vorsichtig daran. Anschließend verzog sie ihr Gesicht. Igitt! Das schmeckte wie eine Woche alte Zeitungen! (Nicht, dass sie je Zeitung gegessen hätte...)
Angewidert schleuderte die Verdeckte Ermittlerin in Ausbildung den hauptsächlich aus Papierhaschee bestehenden Riegel von sich, er rutschte zur Tür, traf auf einen der seltsamen Strahlen und 'Poff!' ging er mit einem Male in Flammen auf.
Verängstigt rutschte Lilli in eine Ecke ihrer Zelle, möglichst weit weg von den seltsamen Strahlen. Ha! Die waren ihr vom Anfang an suspekt gewesen, die waren das Künstlichste im ganzen Raum!
Das Feuer knisterte ein wenig und Lilli zitterte verängstigt am ganzen Leib. Dann spürte sie, wie etwas Feuchtes auf ihre Stirn fiel. Und noch etwas. Es schien richtiggehend zu regnen.
Gefreite Baum blinzelte verunsichert. Es regnete tatsächlich!
Da sie ja nicht ahnen konnte, was eine Sprinkleranlage ist, betrachte sie das Wunder mit großen Augen. Sie begann zu lächeln, denn Regen hatte etwas sehr Vertrautes an sich. Endlich begann sie sich wieder baumiger zu fühlen, nicht mehr so schwach und menschlich.
Lilli erhob sich und begann sich im milden Regen zu wiegen.
Leider endete jener, bevor sie überhaupt wirklich anfangen konnte den unerwarteten Wetterumschwung zu genießen und zu allem Überfluss waren auch noch einige Gestalten an der Türseite ihrer Zelle erschienen.
Erst jetzt fiel Lilli auf, dass die seltsamen Strahlen verschwunden waren.
"Du da!", zischte ein Mann und zielte mit seiner Waffe auf sie. "Mitkommen, aber zack, zack! Und keine Sperenzchen!"
Lilli zuckte mit den Schultern und folgte ohne Widerstand.
Helles Licht strahlte in ihr Gesicht, als der Verhörer eine Lampe auf sie richtete , um sie zu verunsichern und zu blenden. Lilli grinste nur. Es gab nichts Schöneres für einen Baum, als hellen Sonnenschein nach einem erfrischenden Regenschauer. Auch wenn die Sonne in diesem Falle nur eine Lampe war.
"Wer ist Hex?", zischte der Verhörer, ein junger Chinese namens Chu Knall: "Und keine Zicken! Wir wissen von ihm und der 'Magischen Universität'." Er schob Lilli ihr Palmending zu.
Die Gefreite strahlte, als sie feststellte, dass ihr kleines Spielzeug wieder zu funktionieren schien.
"Rede!", bellte Chu und haute mit der Faust auf den Tisch. "Sonst werden wir andere Methoden anwenden müssen, um dich zum Sprechen zu bringen!"
Er konnte ja nicht ahnen, dass jeglicher Trick sich als vergeblich erweisen würde; Lillis Schweigen war gewissermaßen von magischer Natur und ließ sich nicht ohne Weiteres brechen...
07.01.2007 17: 41Hatscha al Nasa
Hatscha fühlte sich an der Nase herumgeführt. Klar, sie wollte zur Wache, aber konnte sie ahnen, dass sie, wenn sie aufwachen würde, selbst in einer Zelle landen würde? In Ankh-Morpork hätte man sie in der Zelle vielleicht zum Schlafen gelassen, aber dann, wenn sie wach war, wieder rausgelassen und gefragt, was denn los sei. Hier schien man anders mit Leuten umzugehen, die die Hilfe von Wächtern in Anspruch nehmen wollten. Aus ihrer Zelle kam sie nicht heraus. Im Gegenteil, irgendetwas, vielleicht Magie, verursachte ihr Schmerzen, wenn sie auch nur in die Nähe der Tür kam. Sie nieste verärgert. Hoffentlich würde sie nicht allzu lange hier eingesperrt bleiben, denn sonst könnte ihr noch reichhaltiger Taschentuchvorrat bald zur Neige gehen.
Aus anderen Zellen hörte sie immer wieder gedämpfte Stimmen, Schreie. Es könnten ihre Kollegen sein, aber sicher war sie sich nicht. Nur ein Gezeter war recht eindeutig als Rib auszumachen.
Die Wächterin setzte sich auf den Boden und lehnte sich an eine nicht Schmerzen verursachende Wand. Ihr Magen knurrte. Sie hatte wirklich schon lange nichts mehr gegessen, fiel ihr ein. Aber jetzt musste sie erstmal über Fluchtmöglichkeiten nachdenken. Das Knurren wurde lauter, stärker. Verdammt, wie sollte sie da nur einen klaren Gedanken fassen? Sie stand wieder auf und lief durch die Zelle. Irgendwas musste ihr doch einfallen...
Sallien war wütend. Sie hatte sich in Ketten legen lassen müssen, konnte sich nicht wehren. Und jetzt? Jetzt konnte sie sich nicht mehr befreien. Wenn sie hier nicht bald rauskam, würde sie platzen!
Panik keimte in ihr auf. Sie war es nicht gewöhnt, so eingeengt zu sein. Sie konnte ihre Flügel nicht ausbreiten, sich nicht strecken. Alles tat ihr weh.
Plötzlich begann es in ihrer Zelle zu regnen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie hatte doch unheimliche Angst vor Wasser! Doch jetzt gab es kein Entkommen mehr. Sie schrie. Panisch versuchte sie, dem gefährlichen Wasser zu entrinnen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie warf sich zur Seite, fiel um, landete mit einem lauten Krachen. Die Wasserspeierin rollte über den Boden der Zelle, wild, ungebremst, in alle Richtungen, stieß immer wieder gegen die Wände.
Die Herren betrachteten von ihren Monitoren aus das Vorgehen in Zelle elf, waren entsetzt, was dort vor sich ging. Sie hätten nie geglaubt, dass diese Steinfiguren eine solche Kraft entwickeln konnten. Aber die Ketten hielten. Hoffentlich taten es ihnen die Wände gleich.
"Ach was", meinte Tang Ping, als sein Kollege seine Bedenken geäußert hatte, "Das ist Plexiglas. Das geht nicht so leicht kaputt. Aber faszinierend ist das schon. Was sind das..." Er verstummte, als er sah, wie die Figur plötzlich regungslos liegen blieb. "Was ist passiert?"
"Das Wesen schaut aus, als wäre es tot oder ohnmächtig", erwiderte sein Kollege.
"Also gut, dann warten wir noch ein wenig. Wenn sich nichts ändert, soll eine Sicherheitstruppe nach dem Rechten schauen. Nicht, dass irgendetwas passiert ist!" Aufregung klang in seiner Stimme mit. "Aber gut ausgerüstet und bewaffnet! Vielleicht verstellt sich dieses... Wesen nur!"
25.01.2007 14: 53Breda Krulock
Die Geräusche der Umgebung und die ihrer Kollegen drangen nur gedämpft an Bredas Ohr. Das Wirrwarr an Gedanken und Klängen liess ihren Kopf dröhnen, bis man ihr die Injektion verabreichte. Es gab keine Adern, geschweige denn eine Blutbahn, in welche das Mittel hätte fliessen konnte, so verteilte es sich nun gleichmaessig in dem toten Körper und hinterliess im inneren einen seidigen Film auf den funktionsunfähigen Organen, betäubte diese und wirkte narkotisierend. Breda stand dermaßen unter Drogen, das sie die Schreie und flehenden Rufe der anderen nicht mehr mitbekam. Ihre Lider waren halb geschlossen und flatterten, als sich die Intensität des Lichtes in der Kammer verstärkte. Wage nahm sie wahr, das außerhalb ihrer rosaroten, flauschigen Welt jemand an sie herantrat und ihr die Spritze aus dem Arm zog. Vorsichtig testete der Mann, ob die Arm- und Beinfesseln noch ausreichend festgeschnurrt waren und verließ dann den Raum.
Knurrend bemerkte die Vampirin, das das Licht immer noch grell strahlte und mit den nun fehlenden Drogen kamen auch allmählich ihre Sinne wieder zurück. Blinzelnd schaute sie an die Decke, hörte das Surren der Birne hinter der Glasfassung und das rote Auge, welche neugierig auf sie zeigte. Breda laechelte.
"Glaubst du wirklich, das das so eine gute Idee war?" Furcht klang in seiner Stimme mit.
"Anordnung ist Anordnung!" erwiderte der andere Mann, welcher soeben aus der Zelle gekommen war. Ohne ein weiteres Wort gingen die beiden Assistenten zurück in der Kontrollraum, in welchem der Professor vor den Monitoren sass.
"Was ist da unten passiert?" bellte dieser.
"Wie meinen?" Aufgeregt kamen die beiden Männer näher und sahen auf de Monitor der Zelle, in welcher beide eben beschäftigt waren. Nur ein Stoss in die Seite liess den jüngeren Kollegen verstummen, welcher zu lachen begonnen hatte. Auf dem Bildschirm sahen sie die noch immer angebundene Vampirin, welche ihnen nun einen ganz bestimmten Finger entgegenreckte und dabei lachte.
27.01.2007 14: 39Frän Fromm
Fraen sass in ihrer Zelle. Sie sass, wenn man es genau betrachtete schon eine geraume Zeit in diesem verflixten Ding und... schlicht und einfach: Es ging ihr auf die Nerven.
Ausserdem hatte sie Hunger. Was erwartete man eigentlich von ihr? Gab es irgendein Passwort, mit dem man die Freiheit erlangen konnte? Musste sie etwas verraten, was sie, da sie nicht wusste was, nicht verraten konnte... geschweigedenn, dass sie einem dieser bloede gekleideten Menschen auch nur irgendetwas gesagt haette. Sie starrte das rote Licht an (immerhin seit einer Stunde). Rot, rot..HUNGER! Ihre Gedanken trifteten ab, kulinarische Genuesse taten sich vor ihren Augen auf, sie... Sie blinzelte. Sie hatte sich auf einen sinnvollen Gedanken zu konzentrieren. Was wohl mit den Kollegen war?
Als sei dies ein Zeichen gewesen, vernahm sie Laerm. Es war nicht das andauernde Gezeter ihres Vorgesetzten Rib, es war etwas, das sich wie eine Kugel anhoerte. Eine verdammt gute Kugel, die tat, was man von ihr erwartete. Die rollte und an jede Ecke dotzte, die ihr in den Weg kam. Es schienen einige zu sein. Dann hoerte es auf.
"Ok... es bewegt sich nicht mehr. Wir tragen die Verantwortung, sollte diesen Kreaturen etwas zustossen. Sie sind enrom wichtig! Schicken sie ein Sicherheitsteam in die Zelle." der kleine Mann fixierte den Monitor mit teifer Entschlossenheit.
"Aber, sind wir nicht auch fuer unsere Leute verantwortlich?"
"Jaja! Sie sollen sich alle Schutzkleidung anziehen, die es hier anzuziehen gibt. Und sie sollen vorsichtig sein, es koennte ein Trick sein!" weiterhin starrte er auf den Schirm.
"Aber..."
"Sie sollen einen Meisel mitnehmen und noch ein paar dieser Seile. Und lassen sie die Voltzahl in der gesamten Zelle erhoehen."
Sallien antmete tief durch. Es war nur Wasser, nur Wasser... Ja, es war Wasser und es war furchtbar und zudem war sie eingewickel und nichts und niemand bot ihr Schutz aber es war nur Wasser. Es haetten Tauben sein koennen. Sie lag auf dem Boden und Wasser floss um sie herum. Es kam ihr vor, als haette man sie in einem See versenkt. Sie musste ruhig bleiben, entspannen, es war nur Wasser.
"Ok, gaaanz vorsichtig und achtet auf die Fesseln!" ein Team aus Sicherheitsleuten baute sich vor der Tuer auf.
"Wir erinnern uns, es handelt sich um eine sehr gefaehrliche Kreatur."
Das Team bildete einen Ring um die Tuer.
"Sollte einem von uns etwas zustossen, drueckt den roten Knopf und verlasset so schnell wie moeglich die Zelle. Ich erinnere euch noch einmal: es ist eine sehr gefaehrliche Kreatur!"
Mit diesen Worten entriegelten sie die Sperre der Tuer und "stuermten" die Zelle.
Der erwartete feindliche Angriff blieb aus. Die Steinfigur lag am Boden, Lebenszeichen waren nicht zu erkennen. Die Anspannung im Sicherheitsteam stieg.
"Boss... es gibt scheinbar ein Problem."
27.01.2007 17: 52Johan Schaaf
Der Mann ging zögerlich einen Schritt auf das inmitten einer großen Wasserpfütze liegende Ding zu. Sie mussten in dieser Situation ganz sicher sein und durften sich keinesfalls zu irgendwelchen unüberlegten Handlungen hinreißen lassen. Vorsichtig, mit der anderen Hand seine Waffe - einen großen, stabilen Hammer - fest umklammert, packte er den Arm des Wesens, konzentrierte sich einen Moment und sagte dann:
"Es zeigt keinerlei Lebenszeichen, Boss!"
Die Antwort bestand aus einem leichten Schlag auf den Hinterkopf.
"Das hat es von Anfang an nicht getan, Sie Idiot!" Der Ranghöhere zögerte einen Moment. "Aber Sie scheinen dennoch Recht zu haben. So völlig... tot gewirkt hat es seit es hier ist noch nie." Er hob sein Funkgerät zum Mund. "Bereiten Sie den Untersuchungsraum vor, wir bringen das Wesen nach oben!"
Mit einer knappen Geste verdeutlichte er seinen Männern, was er von ihnen erwartete.
"Aber Chef, das Ding ist verdammt groß und aus Stein. Wie sollen wir es denn...?"
Abermals bekam der Mann, welcher die Frechheit besessen hatte, zu widersprechen, die Hand seines Vorgesetzten zu spüren, dieses Mal ein klein wenig fester.
"Mensch, Sie werden doch schließlich dafür bezahlt, hier den starken Mann zu spielen! Jetzt zeigen Sie mal, was in Ihnen steckt!"
Der Wissenschaftler öffnete die Stahltüre und stand einem Haufen völlig erschöpfter Sicherheitsleute mit einer Steinfigur im Schlepptau, deren schwere Eisenketten vor dem Transport noch zusätzlich mit einigen stabilen Seilen verstärkt worden waren, gegenüber.
"Ah, das hat ja eine ganze Weile gedauert. Heben Sie es bitte gerade noch auf den Tisch dort!"
Bei dieser Aufforderung entfuhr einem jungen Mann ein vernehmliches "Uff!", welches von seinem Vorgesetzten mit einem strengen Blick quittiert wurde, der ihn zusammenzucken ließ.
Als die Männer mit ihrer Arbeit fertig waren und von dem Behandlungstisch zurücktraten, streifte der Professor sich seine Handschuhe über und näherte sic der bewegungslosen Kreatur.
"Jetzt noch die Fesseln lösen...", murmelte er.
Augenblicklich wurde er vom Anführer der Sicherheitsmänner unterbrochen: "Halten Sie das wirklich für eine gute Idee? Immerhin handelt es sich um eine unbekannte und mit Sicherheit gefährliche Spezies!"
"Herr Huang, für eine genaue Untersuchung ist es unbedingt notwendig! Wenn ich Sie nun bitten dürfte..."
Huang zuckte mit den Schultern und verbiss sich eine weitere Bemerkung. Er wusste genau, mit wem er wie umspringen durfte, und es war immer besser, den höher gestellten Wissenschaftlern nicht zu widersprechen. Die Männer machten sich an die Arbeit.
"Dankeschön, meine Herren! Sie dürfen nun gehen!"
"Moment!", entfuhr es dem jungen Mann, der nun schon zum Wiederholten Male unaufgefordert redete. "Ich glaube, es hat sich gerade bewegt!"
Tatsächlich hatte Sallien für den Bruchteil einer Sekunde ihr linkes Auge geöffnet, um die neue Umgebung zu betrachten, doch nun lag sie wieder so reglos da wie eh und je.
"Nun, vielleicht, wäre es wirklich besser, wenn zwei oder drei Männer zu Ihrer Sicherheit da bleiben würden, Professor", meldete Huang sich zu Wort.
Der Wissenschaftler überlegte einen Moment, meinte dann aber: "Na gut, zwei, aber nicht mehr! Ich benötige höchste Konzentration."
Huang nickte und verließ mit den meisten anderen das Labor.
31.01.2007 17: 57Lilli Baum
"Höchste Konzentration" wäre übrigens
kein gutes Stichwort, wenn einer der seltsamen Chronisten jetzt wieder einen Sprung zu den Zauberern machen würde.
Moment - ich korrigiere - es
ist kein gutes Stichwort.
Denn die Zauberer machten sich gerade bettfertig. Sie hatten gerade noch einen relativ leichten Snack
[17] zu sich genommen und wollten sich endlich der wohlverdienten Bettruhe hingeben, um am nächsten Tag, also so zur Mittagszeit - natürlich nicht ohne vorher entsprechend gefrühstückt zu haben - - und das Mittagessen nicht zu vergessen - wieder aufzumachen um irgendwo die Insekten für Hex zu besorgen.
Sie sollten nicht ahnen, dass gleich drei Personen sie davon abhalten sollten, diesen Plan entsprechend in die Tat umzusetzen. Vier sogar, wenn man die Angelegenheit nicht aus Ridcullys Augen betrachtete.
Die erste Person wies sich durch eine sehr ähm... aristokratische Nase aus.
Der Erzkanzler stand gerade vor einem Spiegel und pulte sich einige grobe Essensreste aus den Zähnen. Es klopfte an seiner Tür.
"Was ist?", fragte er, die Türm sprang auf und Blasius betrat das Zimmer.
"Herr Erzkanzler, Sir, ich habe hier die Einnahmen von der Stadtwache."
Ridcully hob eine Augenbraue: "Einnahmen? Stadtwache?"
"Ja,
die Einnahmen von
der Stadtwache. Sie wissen schon, man hat unseren Rundweltreiseservice genutzt."
Ridcully beschlich ein verdammt unangenehmes Gefühl.
"Blasius, wann war die Stadtwache aufgebrochen?"
"Vor einigen Tagen, Erzkanzler Sir."
Ridcully hob die andere Augenbraue. Ja, da war der Fall ganz klar.
"Blasius, verrate mir doch mal, warum du mir die Einnahmen erst jetzt bringst. Es war doch festgelegt worden, dass im Voraus kassiert wird. Was wäre, wenn einer der Wächter unterwegs verloren gehen würde?! Wir säßen auf den ganzen Kosten fest!"
"Aber das habe ich doch!", entgegnete Blasius in einem beleidigten Tonfall: "Ich hatte nur bisher keine Gelegenheit die Einnahmen vorbei zu bringen, Sir."
"Warum?"
"Na, ich war doch auf Promoschän-Tour!"
"Pro-mo-schän?"
"Ja!", entgegnete Blasius und seine Augen schienen förmlich zu strahlen, so sehr, dass der Blick beinahe von seiner gewaltigen Nase abgelenkt worden wäre.
"Ich habe überall in der Stadt Plakate verteilt, Sir, so dass alle Bescheid wissen, dass wir sie auf die Rundwelt bringen können. Und ich habe außerdem in der Stadt ein kleines Ladenlokal gemietet, damit das ganze offizieller wirkt. Machen sie sich aber keine Sorgen, ich benutze gleichzeitig den Raum als Büro, also ist das Geld ganz sicher nicht verschwendet."
"Quasi Rudis-Rundwelt-Reisen-Büro?"
"Ja, Erzkanzler Sir, Sie haben es erfasst."
"Eine großartige Idee, Blasius, ganz fantastisch. Allerdings habe ich noch eine viel bessere Idee", Ridcully legte seinen Arm kameradschaftlich auf Blasius Schulter und führte ihn in Richtung Zimmerausgang: "Du wirst jetzt wieder losgehen und jedes einzelnes Plakat, dass du in den letzten Tagen aufgehängt hast, wieder einsammeln. Na, was hältst du davon? Ist doch großartig, die Idee, oder?"
Blasius schaute ziemlich enttäuscht aus der Wäsche, gab aber keine Widerworte.
Mustrum Ridcully hingegen wandte sich wieder seiner Zahnhygiene zu. Schließlich wollte er ja möglichst bald zu Bett gehen. Leider ahnte er nicht, dass die zweite Person schon in Richtung seines Zimmers schlürfte und den fauligen Gestank des Todes mit sich führte. Und eine Kopie des Reisevertrages.
(Und das sich außerdem einer der Chronisten eben einen ziemlich schlechten Scherz verkniff, der sich um "Promotion" und "Promotion" drehte. Wahrscheinlich, weil sich schwerlich eine Pointe zu der Kombination von Werbetour und der Erlangung eines Doktortitels fand. Aber das tut hier auch nichts zur Sache.)
Es klopfte.
"Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte der Erzkanzler ungehalten, der sich gerade intensiv mit einem besonders hartnäckigen Brocken zwischen zwei Backenzähnen beschäftigt hatte.
Die Tür schwang auf, und ein modriger Geruch strömte in sein Zimmer, begleitet von einer Person namens Atera. Zombie und Rechtsverdreher in einer Person. Und momentan ranghöchstes Abteilungsmitglied bei SEALS.
"Ich bin froh, Sie endlich anzutreffen", sagte Atera.
"Was wollen Sie hier? Sie haben hier nichts zu suchen."
"Oh doch", entgegnete Atera: "Ich wurde vom Kommandör persönlich ausgeschickt um mich nach dem Verbleib der Wächter zu erkundigen. Ich habe es schon früher am Tag versucht, aber da waren Sie nicht anwesend."
"Dann kommen Sie morgen wieder! Das hier ist mein Schlafgemach, nicht mein Büro! Wie sind Sie hier überhaupt reingekommen? Die Pförtner sind angewiesen, dass niemand unbefugtes die Universität betreten darf!"
"Ich erinnere mich: Sie sagten "nur über meine Leiche" woraufhin ich mich erkundigte, ob meine auch ausreicht", entgegnete Atera und verzog keine Miene: "Ich werde nicht gehen, bis ich Auskunft erhalten habe. Wissen Sie, ich kenne mich zufällig
sehr gut mit dem hiesigen Gesetzen aus. Sie wissen schon, die Gesetze, die Lord Vetinari gemacht hat."
Ridcully knirschte mit den Zähnen.
Es war ja nicht so, dass sich die Zauberer vom Patrizier einschüchtern ließen; dennoch war es aus gewissen Gründen nicht unangebracht, sich diesen nicht zum Feind zu machen. Deswegen zahlte die Universität auch jedes Jahr "freiwillig" eine Spende, die "zufällig" der Höhe der Steuern entsprach, die sie eigentlich zahlten sollte, aber nicht tat. Weil Zauberer grundsätzlich keine Steuern zahlten.
"Nun, wie schon erwähnt, hätte ich gerne Auskunft über das Befinden meiner Kollegen."
"Das geht nicht", erwiderte Mustrum: "Außerdem, wie kommen Sie auf die Idee, dass wir hier einfach Nachrichten übermitteln? Sieht die Universität aus wie ein Postamt? Oder haben Sie am Kunstturm irgendwelche Klappen gesehen?"
Atera zog statt einer Antwort einen Zettel aus der Tasche und überreichte ihn Mustrum. Dieser las ihn und verzog seine Miene und murmelte etwas davon, Blasius zum Dozenten zu machen
[18] sah auf und sagte: "Das Angebot gilt nicht für die Wache!"
"O nein!", entgegnete Atera: "Da auf dem Blatt steht ganz deutlich geschrieben "Spaß für jedärman! (...) und vergeßen sie nicht, dass sie ihren Liben dahaim eine Pohstkarte schicken können." Also ich bin der Meinung, dass hier eindeutig Wächter inkludiert sind, beziehungsweise nicht eindeutig exkludiert."
"Das Angebot bestand noch nicht, als der Vertrag abgeschlossen wurde!"
"Sie wollen also sagen, dass Sie der Stadtwache - Lord Vetinaris Stadtwache wohlgemerkt - die gleichen Rechte vorenthalten, die andere jederzeit in Anspruch nehmen könnten?"
"Ja... ich meine nein! Ach, verflixt und zugenäht noch einmal!"
Mustrum schaute finster aus der Wäsche: "Wir können keine Auskunft geben, das ist unmöglich!"
"Das wird den Kommandör sicher enttäuschen zu hören. Und den Patrizier gewiss interessieren."
Mustrum verengte seine Augen zu Schlitzen: "Es lässt sich momentan keine Auskunft geben... Morgen Abend aber sicher..."
Der Erzkanzler sah eine Menge Hektik am morgigen Nachmittag auf sich zukommen.
"Tatsächlich? Das heißt, Sie schicken mich einfach weg mit der Begründung morgen wieder zu kommen? Wer garantiert mir, dass Sie morgen nicht dasselbe wieder tun? Es geht hier schließlich um einige unserer wertvollsten Mitarbeiter!"
"Aber es geht wirklich nicht!", fauchte Ridcully und verschränkte entnervt seine Arme. Er wurde von einem Gefühl des schon verloren Habens heimgesucht.
"Sie könnten ja wenigstens beweisen, dass Sie mit uns kooperieren, indem wir den Vertrag ein wenig erweitern", entgegnete Atera und begann leicht zu lächeln: "Zum Beispiel gefällt dem Kommandanten die böse Klausel mit "auf eigene Gefahr" ganz und gar nicht. Viel lieber wäre ihm "wenn jemanden etwas passiert, dann bekommen wir unser Geld zurück"."
"Meinetwegen!", knirschte Ridcully und fügte hinzu: "Aber nicht das gesamte Geld, sondern nur die Gebühr für die jeweilige Person!"
"Das nenne ich einen Deal, Hand drauf!"
Etwas später verließ Atera wieder Ridcullys Schlafzimmer, mit einem zweiten Vertrag, der die neuen Bedingungen quittierte und dem Versprechen, am nächsten Abend wiederzukommen.
Mit einem säuerlichen Gesichtausdruck wandte sich der Erzkanzler wieder seinem Spiegel zu, um seine Zahnhygiene endlich zu Ende zu bringen. Zugleich versuchte er es, sich wieder zu beruhigen, schließlich wollte er ja endlich zu Bett.
Dummerweise war Person Nummer Drei schon an der Tür.
Es klopfte.
"Verdammt noch mal! Welcher Vollidiot stört mich denn jetzt schon wieder?"
Ponder schaute zaghaft zur Tür herein: "Es geht um Hex, Herr."
Sämtliche Alarmglocken schellten im Kopf des Erzkanzlers. "Sag jetzt bloß nicht, dass es schon wieder Probleme gibt!", brummte er ungehalten.
Stibbons schüttelte seinen Kopf: "Nein, Herr, im Gegenteil. Ich wollte Bescheid sagen, dass die Reparaturen erfolgreich abgeschlossen wurden."
"Das ist doch schön!", meinte der Erzkanzler mit mäßiger Begeisterung und drehte sich dann wieder demonstrativ zu seinem Spiegel. Leider machte Ponder keinerlei Anstalten zu gehen. Mit einem gewaltigen Seufzen drehte sich Mustrum wieder um: "Was willst du, raus mit der Sprache!"
"Nun, Herr", sagte Ponder in einem Tonfall, von dem er hoffte, dass er beschwichtigend wirkte: "Ich wollte die Insekten abholen, die sie in der Zwischenzeit besorgt haben."
Eine andere Person hätte sich an dieser Stelle wohl zur nächsten Wand begeben und hätte mehrmals mit dem Kopf dagegen geschlagen.
"Insekten?", fragte Mustrum: "Du willst Insekten?! Die kannst du haben!! Warte nur einen Augenblick, damit ich deine Kollegen aus ihren Betten werfen kann, dann werden wir dir Insekten besorgen! Und wenn es die ganze verdammt Nacht kostet!"
Der Erzkanzler rauschte an Ponder vorbei aus dem Zimmer, und der brillengesichtige Zauberer entschied intuitiv, dass es wohl besser wäre, ihn nicht darauf aufmerksam zu machen, dass er immer noch sein Nachtgewand trug.
Etwas später standen alle in einer Reihe aufgereiht vor dem Kanzler und murrten mehr bis weniger darüber, dass sie so unsanft aus ihren Träumen gerissen wurden. Mustrum, der sich mittlerweile auch schon wieder umgezogen hatte, rügte gerade Rincewind, der noch nicht schlafen gegangen war (da er ja im Gegensatz zu den anderen mit Ponder Hex repariert hatte), sich die Gelegenheit sich nicht entgehen ließ, sich der Gelegenheit entsprechend umzuziehen:
"Du trägst keinen Lendenschurz!"
Rincewind lief rot an: "Aber wenn ich den weglasse, was sollen dann die Leute von mir denken?"
"Ich meinte damit, dass du dir wieder etwas überziehen sollst!"
"Aber unnötige Kleidung behindert einen nur bei der Flucht!"
"Wir sind werden Inkognito unterwegs sein, es geht darum kein Aufsehen zu erregen. So dass kein Grund zur Flucht bestehen wird. Außerdem - wer denkst du, wird im Zweifelsfalle verfolgt? Doch sicher der mit dem Lendenschurz..."
"Das ist ein Einwand", stellte Rincewind fest und entfernte sich, um sich wieder umzuziehen.
Der Erzkanzler schritt weiter die Reihe seiner auserwählten Untergebenen entlang und blieb vor dem Quästor stehen: "Habe ich nicht gesagt "Keine Hüte"?"
Der Quästor verschränkte die Arme: "Aber das ist doch gar kein Hut! Und außerdem trage ich die immer, wenn ich schlafen gehe!"
"Runter mit der Zipfelmütze, aber sofort!"
Der Quästor verstaute murrend das weiße Kleidungsstück mit den Monden und Sternen.
Etwas später waren sie wieder unterwegs, erneut im Gänsemarsch, diesmal verstärkt von Ponder und Rincewind.
Da der Erzkanzler schon festgestellt hatte, dass es keine entsprechenden Geschäfte in Morpork zu scheinen gab, hatte er beschlossen, das nächstliegende zu tun: Er suchte jemanden auf, der sich auf die Beseitigung von Insekten spezialisiert hatte.
Als sie bei ihrem Ziel angekommen waren, setzte sich Ridcully demonstrativ seinen Hut auf: "So, wir gehen wie nach Plan vor."
"Das ist gemein!", empörte sich der Quästor und verschränkte die Arme: "Wieso darf der einen Hut tragen und nicht."
"Weil ich der Erzkanzler bin, und jetzt geh' endlich, verdammt noch mal!"
Augenblicke später waren die anderen Zauberer außer Sicht, und Mustrum klopfte demonstrativ an der Tür des Kammerjägers. Als sich nichts tat, rief er laut: "Ey, aufmachen!" und trat noch demonstrativer kräftig gegen die Tür.
Innen im Haus ging ein Licht an, man hörte etwas rumpeln und Augenblicke später öffnete sich die Tür und ein unrasierter Kerl, mit einem Kerzenhalter in der Hand, zischte in einem sehr ungehaltenen Tonfall: "Was fällt Ihnen ein, mich rechtschaffenen Bürger mitten in der Nacht zu wecken, wenn Sie was wollen, kommen Sie gefälligst morgen früh!"
Er wollte schon die Tür vor Mustrums Nase zuknallen, als ihm der Hut auffiel. Und der Zauberstab, der auf ihn gerichtet war.
"Oh... äh...", sagte der Mann: "Ach so, jetzt sehe ich es, es handelt sich wohl um einen Notfall! Das ich das nicht gleich gesehen habe!"
Er schlug sich mit der flachen Hand vor dem Kopf, um zu beweisen, wie vergesslich er doch war, und dass seine plötzliche Freundlichkeit bestimmt nichts mit Angst vor dem Zauberer zu tun hatte.
"Wo liegt denn ihr Problem? Kakerlaken in der Küche, Ameisenstraßen quer durch ihr Haus, Wespen im Schuppen, Schmetterlinge im Bauch oder Hummeln in der Hose? Ich kenne mich mit jedem Insektenproblem aus, schnell, zuverlässig und diskret. Und das für einen äußerst geringen Obulus!"
Ridcully starrte nur.
"Aber ähm... da Ihr es seid... gibt es natürlich einen Rabatt... so ein treuer Kunde wie sie mit Sicherheit sind."
Im Haus klirrte es, und man konnte leises Fluchen vernehmen. Der Mann drehte sich um, doch als sich der Kanzler räusperte entschied er sich, dass der Zauberer momentan schlimmer war, als alles andere, was sich wohl hinten in seinem Haus abspielte.
Er konnte ja nicht ahnen, dass sich dort gleich
mehrere befanden.
"Autsch!", zischte der oberste Hirte: "Ich habe mir den Kopf angestoßen! Wieso ist das so dunkel hier drin?"
"Psst!", machte Rincewind mit dem Finger vor dem Mund: "Beile dich lieber, der Erzkanzler kann ihn nicht ewig ablenken! Such weiter!"
"Okay, okay."
"Ich habe sie gefunden!", rief der Quästor fröhlich leise, doch schon einem Moment später hielt ihm der Dozent für neue Runen den Mund zu: "Verflixt, nicht so laut!"
"Mblmmmbl!", entgegnete jener.
Wenig später hatten die Zauberer wieder das Haus verlassen und eilten zur Universität zurück. Alle fühlten sich großartig, denn dieser Einbruch war wirklich spannendes Abenteuer gewesen.
Abgesehen von Rincewind; der durfte das Wespennest tragen, in dem es höchst bedrohlich summte.
Etwas später stieß Ridcully zu Ihnen und schien höchst amüsiert zu sein. Allerdings sollte es noch bis zur Rückkehr in die Universität und den Einbau des Wespennests dauern, bis die anderen erfuhren, warum:
"Ich habe ihm den Vorschlag gemacht, ihn in einen Frosch zu verwandeln. Mit der Begründung, dass er so bestimmt prima Insekten fangen könnte. Natürlich hat er abgelehnt, aber ihr hättet sein Gesicht sehen müssen!"
Ridcully lachte: "Tja, dass hatte er davon, mir als Abgesandter der Feuerwehrgilde einen Besuch abzustatten und mir eine Feuer-fair-sicher-rung andrehen zu wollen. Ich merke mir Gesicht, auch Jahre später."
Die anderen Zauberer lachten höflicherweise und Rincewind schaute sich zufrieden, da er nun eine neue Anekdote sein Eigen nennen konnte zu Hex um, aus dem leises Brummen kam.
"Und läuft wieder alles?"
"Nein", antwortete Ponder und schüttelte den Kopf: "Aber das ist normal, erstens läuft Hex normalerweise auf Ameisen und Bienenbetrieb und zweitens dauert es immer eine Weile bis ein SGD hochfährt."
Ponder ahnte hierbei zwei Dinge nicht: Erstens, dass anscheinend die Nacht der Ahnungslosen war, und zweitens, dass die Wespen für einige Betriebsfehler sorgten.
Der Verhörer Chu Knall hatte alles versucht.
Er hatte guter Bulle, böser Bulle gespielt, was recht schwierig als Einzelperson war.
Er hatte alle Psychotricks aus seiner langjährigen Erfahrung gekramt.
Er hatte gedroht, geschmeichelt, gebrüllt, gebettelt, geflirtet, gefleht.
Am Ende hatte er es sogar mit seinem Wissen aus dem Pädagogikstudium probiert.
Aber aus der Frau vor ihm hatte er kein Wort herausgebracht, was ihn so geärgert hatte, dass er ihr eine Ohrfeige verpasste - entgegen der ausdrücklichen Anweisung, keine körperliche Gewalt anzuwenden (zu wertvoll waren die Personen mit der magischen Ausstrahlung). Nun weinte Lilli sich die Augen aus.
Also griff Chu zu seiner letzten Option. Er gab auf. Vorerst. Wenn es nicht gleich ging, dann würde er eben warten, bis sie richtig hungrig war und bettelte, auspacken zu dürfen im Austausch für etwas Essen.
Er griff nach einem Hörer seines Telefons: "Verhör der Gefangenen aus Zelle acht beendet. Bitte zurückbringen."
Es dauerte einen Augenblick, dann antwortete man mit einer Frage: "Können Sie das noch mal wiederholen?"
Knall Chu zischte ungehalten: "Also noch einmal, bringt die Gefangene aus der Verhörkammer in Zelle acht zurück, ich bin hier fertig."
An sich war das kein sonderlich bemerkenswertes Gespräch. Solange man sich nicht am anderen Ende der Leitung befand:
"Verhör krkskrks aus Zelle krkskskkks. Bikrsrks zurückkrksks."
Der Kommunikationsoffizier fluchte kurz über die schlechte Verbindung, und fragte dann: "Können Sie das noch mal wiederholen?"
Die Person am anderen Ende schien aufgebracht: "Also noch krkskrrs, bringt kkrks Gefangene aus der Verhörkammer krkkskrskskrrkskrskrkks hier krksks."
'Das war eindeutig genug gewesen.', dachte er und griff nach einem Walkie-Talkie: "Bitte zwei Wachen zum Verhörraum und Gefangenen in Zelle vier überführen."
"Wird erledigt. Roger und aus."
Diesmal gab es keine Verbindungsstörung.
"Da hinten ist aber einiges los", meinte die eine Wache an die andere gewandt, als er vor dem Eingang zur Zelle vier stand und die Tür öffnete, damit er und sein Kollege, der Lilli gerade festhielt mit ihr jene betreten konnte.
"Ja, da soll angeblich was mit den Steinfiguren sein. Aber man sagt uns ja nie was. Wir sind ja bloß die blöden Wachen, uns braucht man nichts zu erzählen."
"Da hast du Recht", entgegnete sein Kollege und aktivierte die Türverriegelung der eigentlichen Zelle mit einer Chipkarte öffnete: "Natürlich nur, weil Getratsche zur Unaufmerksamkeit führen würde. Also wirklich, wir sind Profis!"
"Da hast du völlig Recht, genau!"
Der andere schob die wie Espenlaub zitternde Lilli (der es gar nicht gefiel, wieder in eine Zelle zu müssen) in die eigentliche Zelle und wollte schon wieder die Tür schließen, als etwas, schnell wie ein Blitz angeschossen kam.
Berserkergleich stürmte sich die kleinste Mumie der Scheibenwelt auf ihn. Der Wächter schrie erschrocken auf, spürte einen stechenden Schmerz im Schienbein, dass mit einem Male sehr unnatürlich wirkte. Der andere griff nach seinem Funkgerät, doch bevor er auch nur einen Pieps herausbringen konnte, stürzte sie die kleine Furie auf ihn und bewies eindrucksvoll, dass eine Gnumie mindestens genauso viele Kabelbinder wie ein Wasserspeier wert war.
Dumm nur, dumm nur, dass Augenblicke, bevor die Wächter mit Lilli den Raum betreten hatten, die Kamera ihren Geist aufgegeben hatte.
Verdammtes Ungeziefer aber auch!
05.02.2007 15: 08Ophelia Ziegenberger
Während das Drama in Zelle 4 noch unbemerkt seinen Lauf nahm und dadurch einen sehr wütenden Gnom mit einem schweigsamen 'Baum' zusammenbrachte, war die kleine chinesische Assistentin Kushun-Li inzwischen im untersten Geschoss angelangt. Sie stand mit ihrem Klemmbrett im Arm bei den Akten der Gefangenen und versuchte sich darüber klar zu werden, welche dieser dämonischen Gottheiten wohl die ungefährlichste sein mochte. Immerhin war es an ihr, die Untersuchungen zu beginnen. Die Aufmerksamkeit der übrigen Anwesenden im Raum war gänzlich von den Ereignissen des Monitors am Ende der Phalanx eingenommen - das steinerne Wesen dort war außer Kontrolle geraten. Kushun-Li nahm sich fest vor, keines der beiden Wesen zu untersuchen. Sie wusste zwar noch keine Ausrede dafür aber zumindest konnte sie auf der anderen Seite der Skala beginnen. Irgendwen ruhiges, irgendwen... "Diese Person hat sich wirklich seitdem nicht mehr bewegt und sitzt nur dort und wartet aufmerksam ab?"
Der technische Assistent sah nur kurz von den spannenden Bildern der Zelle 11 weg, um zu wissen, wovon die Frau im weißen Kittel sprach. "Ja, ja. Die ist so unbeweglich wie ein Berg. Ziemlich langweilig, wenn Sie mich fragen." Und schon lenkte ihn ein Ausruf seiner Wetten abschließenden Kollegen wieder ab.
Die junge Frau nickt unbemerkt. "In Ordnung. Ich werde drei von den Wachen mitnehmen und die Insassin der Zelle 3 zur Untersuchung bringen."
Tang Peng nickt nur geistesabwesend, völlig gebannt von seinen Gewinnaussichten.
Die äußere Tür des Raumes öffnete sich und es traten drei Bewaffnete mit achatenem Aussehen ein. Ihnen folgte eine Frau in weißem Kittel, mit ebenfalls leicht herzförmigem Gesicht und schmalen, dunklen Augen. Ophelia richtete sich vollends auf und blickte ihnen scheinbar ungerührt entgegen.
Die junge Frau trat an den Wachen vorbei und blieb kurz vor der inneren unsichtbaren Magiebarriere stehen und schenkte ihr ebenfalls einen langen, nachdenklichen Blick.
Ophelia bemerkte, dass ihr Gegenüber ein ganzes Stück jünger sein musste, als es beim ersten Eindruck scheinen mochte. Die strenge Frisur und die emotionale Schranke in den Augen der achaten anmutenden Frau ließen sie um Jahre altern. Die Lider senkten sich mit einem kaum hörbaren Seufzer über die tiefschwarzen Pupillen.
"Ich werde Sie nun in einen anderen Raum geleiten und hoffe sehr auf Ihr Verständnis. Bitte folgen Sie der Wache ohne Widerstand. Es wäre nicht gewollt, wenn wir Ihnen mit Zwang begegnen müssten. Wir möchten Sie lediglich etwas besser verstehen und Ihnen vielleicht sogar unseren Schutz anbieten, wenn Sie dies denn wünschen würden."
Die Wächterin war verblüfft über den freundlichen Tonfall, in dem dieses Anliegen vorgetragen wurde. Waren hier alle so freundlich? Sie erinnerte sich an die vorangegangene Nacht. Nein, das waren sie nicht. Sie musste ein besonders nettes Exemplar zugeteilt bekommen haben. Sie wollte instinktiv aufatmen, zögerte dann jedoch. Die Falle war zu offensichtlich. Sie kannten in der Wache eine Bezeichnung für dieses Vorgehen: Guter Wächter - Böser Wächter! Sie würde sich vorsehen müssen, nichts Falsches zu sagen. Die Freundlichkeit in gleicher Weise zu erwidern konnte dagegen nicht falsch sein. Sie neigte ihren Kopf leicht zum Zeichen des Einverständnisses. Das mit dem Zurwehrsetzen konnte sie sich immer noch überlegen.
Einer der Wächter trat näher und öffnete das magische Schloss ohne die geringsten Schwierigkeiten.
Ophelia sah sich um, konnte jedoch keine zusätzliche Gefahr ausmachen und passierte ihn vorsichtig.
Die kleine Assistentin mit den schmalen Augen und dem rabenschwarzen, hochgesteckten Haar wandte der Gefangenen halb den Rücken zu, während sie ihr voranging und sie mit Gesten freundlich zum Folgen aufforderte. Sie liefen an zwei geschlossenen Türen vorüber und und dann einen längeren Gäng entlang. Schließlich kamen sie an eine eiserne Tür am Ende eines weiteren, abgelegenen Ganges. Zwei Bewaffnete standen dort bereits Wache, etwas, das offenbar nicht vorgesehen war, denn die freundliche Rundweltlerin fragte beunruhigt nach dem Grund dafür.
"Der Doktor ist zur Zeit drinnen zugange. Der Gefangene aus Zelle 11 hat auf irgend etwas überreagiert und scheint kollabiert zu sein. Er will schaun, was der Auslöser gewesen sein könnte und was sich jetzt noch machen lässt."
Die kleine Pseudo-Achaterin konnte nicht verhindern, dass sie ihrer geheimnisvollen Begleiterin einen unangenehm berührten Blick zuwarf. Schnell bemühte sie sich um Ablenkung. "Ach, so ist das. Ja dann... eigentlich sollte ich jetzt das Labor zur Verfügung haben aber bei einem Notfall ist das natürlich etwas anderes..." Sie schlug die Augen nieder, rang einen Moment mit sich selber und entschied dann mit einem winzigen Erleichterungsseufzer: "Nun ja, dann gehe ich mit unserem Gast derweil in den Besprechungsraum und werde mich mit ihr unterhalten." Sie wandte sich der Wächterin zu: "Wenn es Ihnen recht ist?", und wies wieder den Weg.
Dieser erschien Ophelia noch länger, als der vorangegangene. Was allerdings auch an ihrer Phantasie liegen mochte.
Wer war es gewesen, den man in Zelle 11 untergebracht hatte? Breda? Hatten sie sie womöglich einer Überdosis Sonnenlicht ausgesetzt? Es mocht sein, immerhin hatte die Vampirin schon eine graume Zeit über vermutlich keine Gelegenheit mehr dazu gehabt, die Schutzschicht auf ihrer Haut durch Eincremen zu erneuern. Oder hatten sie womöglich damit begonnen, Jemanden gezielt zu... foltern?
Ihr wurde regelrecht schlecht, als sich vor ihrem inneren Auge vage Vorstellungen zu manifestieren begannen. Nein, das durfte nicht sein!
Der unweigerlich folgende Gedanke ließ ihr die Knie zittern und sie war nur froh darüber, einen gewohnt langen Rock tragen zu dürfen, der dieses Zittern einigermaßen verbarg. Sie hatte Angst. Eine Erfahrung, die sie trotz ihrer nun schon etwas andauernden Wachezugehörigkeit und ihrer zudem gefahrvollen Spezialisierung, noch nicht allzu oft hatte machen müssen. Sie biss die Zähne zusammen und musste sich daran erinnern, dass Angst eine gute Voraussetzung für schnelle Flucht und Überleben war. Man durfte sie nur nicht zeigen!
Kushun-Li öffnete eine weitere Tür, die wie jede andere aussah, und wies Ophelia mit einem Wink an, seitlich des Raumes in einer kleinen Sitzecke Platz zu nehmen. Sie wies die Wächter an, vor der Tür zu warten und holte zwei Gläser und eine Flasche mit durchsichtiger Flüssigkeit an den Tisch. Sie schenkte ihnen beiden ein und schob der misstrauischen Wächterin das eine Glas zu. "Bitte bedienen Sie sich... es ist bloß Wasser aber sicherlich verspüren Sie längst Durst."
Die Wächterin saß stocksteif auf der Kante des Möbels, nicht willens, sich ins Polster sinken zu lassen und zu entspannen. Sie zögerte. "Danke!"
Kushun-Li lächelte.
02.03.2007 18: 17Hatscha al Nasa
Skeptisch betrachteten die beiden Wachen den Wissenschaftler, wie er anfing, das reglos daliegende steinerne Wesen zu untersuchen. Immer wieder murmelte er etwas vor sich hin, hämmerte mit einem kleinen Hammer auf die Stellen, wo er Gelenke vermutete und machte sich Notizen. Er schien keinerlei Angst zu zeigen und sich seiner Sache vollkommen sicher zu sein. Aber was war, wenn das Ding plötzlich wieder wild werden würde? Klar, sie hatten ihre Waffen und der Wissenschaftler war in einer deutlich gefährlicheren Situation, aber konnten die wirklich etwas gegen dieses... Monster anrichten?
Plötzlich zuckten sie wie eineiige Zwillinge zusammen. Da, es hatte sich bewegt! Auch der Forscher hatte entsetzt einen Schritt zurück vom Behandlungstisch gemacht, näherte sich aber jetzt wieder zur weiteren Untersuchung.
Jetzt lag es wieder ganz still da, aber sie waren sich beide sicher... DA, schon wieder! Sie blickten einander an und nickten. Mit geübten Bewegungen legten sie ihre Waffen an und zielten auf Sallien. Sie wollten kein Risiko eingehen, ihr Leben nicht in Gefahr bringen. Außerdem konnten sie doch den Wissenschaftler nicht dieser Gefahr aussetzen!
Dieser blickte die beiden Wachen an und nickte ihnen beruhigend zu, doch sie waren sich sicher, auf seiner Stirn kleine Schweißperlen entdeckt zu haben. Also war auch ihm das Ungeheuer etwas ungeheuer.
Wissenschaft hin oder her, das eigene Leben musste doch wichtiger sein! Auch wenn Huang wohl nicht diese Ansicht vertrat. "Unsere Ergebnisse könnten ein Durchbruch in der Lebensforschung ergeben! Und das können wir nur heraus finden, wenn das Wesen lebt!"
"Aber...", hatte einer von ihnen begonnen.
"Kein Aber!"
Sallien war verdutzt. Irgendjemand schien an ihr herumzuhämmern. Es kitzelte sie etwas, sie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu zucken. Vorsichtig machte sie die Augen auf. Sie sah einen älteren Mann, der komisches Zeug von "Reflexen" und "Ablagerungen" faselte, aber sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. Sie versuchte den Kopf zu heben, um mehr von ihrer Umgebung zu sehen. Doch sofort musste sie wieder stillhalten, weil sie gemerkt hatte, dass die zwei übrigen Wächter, die sich im Raum noch befanden, sofort ihre Armbrust-ähnlichen Geräte auf sie gerichtet hatten. Vor einer Armbrust musste sie als Wasserspeier eigentlich nicht zurückschrecken, aber wer weiß, was diese Waffen in dieser seltsamen Welt alles anrichten konnten?
Vorsichtig ließ sie den Blick schweifen, ohne sich dabei weiter zu bewegen. Der alte Mann ließ sich davon nicht einschüchtern und machte mit seinen Untersuchungen weiter.
Auf einem Tisch entdeckte Sallien viele kleine Gefäße, die mit bunten Flüssigkeiten gefüllt waren. Es erinnerte die Wächterin irgendwie an das SUSI-Labor. Rib würde sich hier austoben können, dachte sie.
Sie lauschte. Die Stimmen ihrer beiden Bewacher tuschelten miteinander, aber die Wasserspeierin konnte nicht verstehen, um was es ging. Dann verstummten sie. Vom Gang her hörte sie Schritte auf die Tür zukommen, die noch offen stand. Eine weitere Person betrat den Raum.
"Hast du schon etwas herausgefunden?"
"Nein, noch nicht wirklich. Nur, dass es keine Reflexe zu haben scheint. Ich denke, als nächstes werde ich mit konzentrierter Schwefelsäure beginnen. Mal sehen, wie dieses Wesen darauf reagiert. Einen gewöhnlichen Stein würde dadurch aufgelöst werden und diese lebendige Statue kommt mir sehr steinern vor."
Sallien zuckte zusammen. Das Wort
Säure kam ihr bekannt vor. Und das konnte durchaus gefährlich für einen Wasserspeier werden! Sie richtete sich in Panik auf, zu spät bedachte sie die beiden auf sie gerichteten Waffen.
Vor Schrecken weiteten sich die Augen der beiden Wächter. Da, es hatte sich aufgerichtet, es saß auf dem Labortisch! Starr im Schock konnten sie das Geschehen nur noch beobachten, bis sie reagierten. Vor Angst vor diesem Ungetüm machten sie das einzige, was ihnen jetzt einfiel. Sie schossen.
Gerade noch rechtzeitig machte der Wissenschaftler einen Satz zurück, um nicht getroffen zu werden.
Mehrere Salven aus den Maschinengewehren der beiden Wachen ergossen sich über den Wasserspeier. Sallien schrie auf, vor Schreck und vor Schmerz. Immer weitere Treffer zertrümmerten das Steinwesen, bis es schließlich reglos zerbröselt am Boden lag.
Sie schossen immer noch, bis sie schließlich merkten, dass keine Gefahr mehr zu erwarten war, höchstens von den mittlerweile angekommenen Forschern.
"Seid ihr denn vollkommen übergeschnappt? Ihr wisst schon, dass ihr ein wichtiges Forschungsobjekt soeben zerstört habt?!"
"Aber Sir, wir..."
"Hatschie!", nieste Hatscha und hatte immer noch Hunger. Sie durchsuchte ihre Kleidung, ob sie irgendwo Taschentücher fand. Schließlich zog sie eines aus der Hosentasche und schnäuzte sich.
Immer wieder hatte sie irgendwelche Leute an ihrer Zelle vorbeigehen sehen - die eine Wand schien durchsichtig zu sein. Einmal kam es ihr so vor, dass einer ihrer Kollegen dabei war. Hatten sie irgendwas angestellt? Hatten sie ausbrechen können?
Sie kam sich dumm vor. Dumm, dass sie so vollkommen tatenlos in ihrer Zelle saß und sich nur über ihren Hunger Gedanken machte. Sie ärgerte sich.
07.03.2007 0: 39Ophelia Ziegenberger
Der Wächter, dessen Name unwichtig war, drehte leicht den Kopf, um seinen Kollegen anzusehen. "Die wirkt nicht gefährlich, wenn Du mich fragst."
Der Kollege blickte starr geradeaus und brummte lediglich unartikuliert zur Antwort.
Der Dritte im Bunde lehnte lässig an der gegenüberliegenden Wand des Ganges und besah sich eingehend seine Schuhspitzen.
Wächter Nummer eins wollte das Thema nicht so schnell aufgeben. Er sprach den zweiten Kollegen an: "Was meint Ihr, was die beiden miteinander bereden werden?"
Wächter Nummer drei zuckte gelangweilt mit den Schultern. "Weiß nicht. Ist mir auch egal."
Es entstand eine Pause, angefüllt mit Schweigen.
Wächter Nummer zwei brummte scheinbar missgelaunt in Richtung des lässigen Kollegen. "Hast Du den Alk bekommen können?"
Wächter Nummer zwei warf ihm einen warnenden Blick zu, doch es war bereits zu spät.
Der neugierige Wächter Nummer eins ließ schnelle Blicke zwischen ihnen beiden hin und her eilen. "Was für Alk?"
Während dessen versuchte die wissenschaftliche Assistentin krampfhaft den Drang zu unterdrücken, sich vor der Fremden auf die Knie zu werfen und Räucherstäbchen anzuzünden. Sie musste sich zusammenreißen und ihren Job tun! Ein letzter Rest rationalen Verstandes hämmerte immer wieder gegen die sich langsam absenkenden mentalen Schotten gläubiger Gewissheit. Diese Frau war eine junge Frau aus einem anderen Land, ja. Aber kein Dämon und keine Göttin, keine zurückgekehrte Ahnin und keine der mystischen Himmelsfeen! Kushun-Li war Wissenschaftlerin, ihr ganzes Leben lang, sie hatte gelernt ein Urteil aufgrund von erforschten Tatsachen zu treffen. Und selbst die Regierung duldete keinen religiös behauchten Unsinn! Ihre Phantasie spielte verrückt, weil die Geräte es ebenfalls taten. Sobald die Maschinen vernünftige Ergebnisse liefern würden, könnte sie über ihre jetzigen Gedanken nur lachen - wenn sie jetzt eben keine Dummheit beginge, über die später jemand anderer nicht lachen würde können! Sie sah noch einmal auf die notierten Fragen auf ihrem Block und atmete tief durch.
"Wie lautet Ihr Name?" Sie sah endlich auf und musterte neugierig die zierliche Fremde.
Ophelia stählte sich innerlich, so gut es ihr irgend möglich war, gegen die nagende Angst. Konzentrieren, sie musste sich konzentrieren. Keine Widersprüche produzieren, einfach an die wenigen "Fakten" halten, die sie schon herausgefunden haben dürften, ansonsten schweigen. Beziehungsweise sollte sie baldmöglichst die Gelegenheit ergreifen und das Verfahren umkehren - sie selber benötigte noch viel dringender Informationen!
"Mein Name lautet Barbara Kartenhand." Sie hatte dies ohne merkliches Zögern gesagt und war von der Ruhe und Sicherheit überrascht, die sie ihrem eigenen Tonfall entnehmen konnte. Sie begann zu hoffen. Bis sie den wissenden Blick der dunklen Augen ihr gegenüber sah.
Die junge Frau ihr gegenüber lächelte sie beinahe scheu an und nickte leicht mit dem Kopf, während sie die Antwort notierte und gleich zur nächsten Frage überging.
"Von woher kommen Sie?"
Ophelia dachte kurz nach. Die Wahrheit verbot sich von selbst. Zumal sie keinesfalls akzeptiert werden würde, so wie sie die Umstände vermutete. Wobei sie da nicht sicher sein konnte... Sie dachte an das Buch, welches Lilli ihr in der Wohnung des Buskontrolleurs gezeigt hatte. Es gab auch hier Zauberer! Und wenn man die ganzen Erfahrungen der beiden Tage, die sie nun schon in dieser Welt zubrachte, betrachtete, dann mussten diese eine weitaus höhere Stufe des Könnens erreicht haben, als die der Scheibenwelt. Kästen mit Informationen, die sogar Laien in der Zauberei bedienen konnten, um den B-Raum zu erforschen! Lichter und Blitze, die sogar die Götter als Beleuchtung akzeptierten, da sie offensichtlich keinen Schaden anrichteten! Sie dachte an die Informationen aus dieser spannenden Zaubererbiographie. Dort hatte es geheißen, dass es in dieser Welt offenbar sogar ein Schulfach gab, in welchem eine Wandlung zwischen Mensch und Tier beigebracht werden konnte! Vielleicht wäre es ihr selber, zumal in dieser Welt auch weibliche Zauberer gestattet schienen, möglich gewesen, einen solchen Berufsweg einzuschlagen? Hatte die junge Frau vor ihr eine entsprechende Ausbildung genossen?
Sie würde die Frage nach ihrer Herkunft nicht zufriedenstellend beantworten können, darüber hatte sie während der Wartezeit in der Zelle schon eingehend nachgedacht. Sie kannte sich in der hiesigen Geographie nicht aus. Jede speziellere Aussage konnte, insofern sie nicht eh' sofort als Blödsinn ersichtlich wäre, hinterfragt und dadurch ad absurdum geführt werden. Eine zu allgemein gehaltene Aussage würde ebenfalls zu weiteren Fragen führen. Warum nicht hier und jetzt, noch bevor das Verhör richtig begonnen hatte, es in die eigenen Hände nehmen? Die Situation war günstiger, als sie vermutlich je wieder würde. Die Frau in dem weißen Kittel saß ihr allein gegenüber und dennoch lag keinerlei Anspannung zwischen ihnen in der Luft, die auf Gefahr oder tiefgründiges Misstrauen hingedeutet hätte. Es fühlte sich eher nach... Neugier an. Ja, wenn sie sich das ganze Gebaren der Frau näher betrachtete, so schien diese sich nicht wirklich professionell zu verhalten, sondern sich lediglich solch einen oberflächlichen Anschein zu geben. Immerhin... welcher gute Wächter hätte einen Gefangenen in solch ein relativ gemütliches Zimmer zum Verhör geführt. Und dann die drei Bewaffneten draußen gelassen, anstatt wenigstens einen mit in das Verhörzimmer zu nehmen? Erst recht, wenn dieser Wächter keine illegale Behandlung des Gefangenen vorhatte, sondern ihm stattdessen freundlich ein Glas Wasser anbot und regelrecht schüchterne Fragen stellte?
Ja, es konnte noch immer eine ausgeklügelte Falle sein, um sie in Sicherheit zu wiegen. Aber intuitiv war Ophelia inzwischen anderer Meinung. Es schien ihr eher so, als wenn die wissenschaftliche Assistentin auf eigene Faust agierte, emotional voreingenommen, und das auch noch in einer Art Grauzone, in der sie sich nicht von ihren Kollegen beobachtet wissen wollte. Hoffentlich trog ihr Gespür für die Situation Ophelia nicht. Aber sie vermutete, dass nicht alles, was in diesem Gespräch gesagt werden oder geschehen würde, auch nach Draußen dringen würde. Und eine der wenigen Annahmen, von der sie ausgehen konnte war wohl die, dass sie alle gesammelt als Fremdkörper in dieser Welt ausgemacht worden waren. Sie verstanden sie nicht und waren längst nicht allen Andersartigkeiten ihrer "Gäste" bisher auf die Spur gekommen. Und, Ophelia wurde sich dessen erst jetzt wirklich bewusst, als sie darüber nachdachte, sie selber war nicht die einzige, die Angst haben musste.
Nun gut, es war definitiv an der Zeit, das "Spiel" in andere Bahnen zu lenken...
Kushun-Li fröstelte, als sie das allmählich aufleuchtende Lächeln auf dem Gesicht ihr gegenüber sah. Die rothaarige Fremde mit der auffallend blassen Haut hatte nach dieser simplen Frage lange Zeit geschwiegen und sie nur mit einem fast nachsichtigen Blick dieser ungewöhnlichen Augen bedacht. Ihr Lächeln wirkte freundlich, doch die grauen Augen schienen zu nebelverhangenen Toren in eine andere, bedrohliche Welt zu werden, deren unerklärlicher Sog an Kushun-Li zu ziehen begann, wie sanfter Wind an langer Kleidung. Eine beinahe verschüttete Erinnerung aus ihrer Kindheit tauchte vage vor Kushun-Li' s innerem Auge auf. Eine stürmische Nacht, eine Nacht, in der sie gemeinsam mit ihrer älteren Schwester bei der Tante am Meer gewesen war. Sie hatten beide mit glänzenden Augen heimlich eine Kerze entzündet und sich in dieser ungewohnten Umgebung, mit all den knarrenden Geräuschen, den fremden Gerüchen und dunklen Schatten gruselige Geschichten erzählt, bis ihnen die feinen Härchen auf den Armen aufstanden und jedes ungezähmte Rütteln des Windes an den dünnen Außenwänden der Hütte sie sich ängstlich umsehen ließ. Damals hatte sie ein ähnliches Empfinden beherrscht, wie in diesem Moment jetzt. Ihre Rationalität begann zu bröseln und von ihr abzufallen wie Spinnweben von Seide. Es war das Gefühl, von einer Präsenz beobachtet zu werden, die nicht von dieser Welt war. Und daran änderte auch der hellichte Aufenthaltsraum und die Stille nichts. Kushun-Li meinte beinahe wieder das rauhe Flüstern des Windes zu hören, als die schlanke Frau ihr gegenüber mit undeutbarem Lächeln feststellte: "Nicht alles lässt sich mit einfachen Worten erklären... Oder mit einem wissenschaftlichen Verstand erfassen." Der Sog der Nebelschleier in den Augen der Anderen hielt sie gefangen und die Stille zwischen ihnen dehnte sich bedeutungsschwer.
Ophelia fürchtete fast, etwas zu dick aufgetragen zu haben. Zwar war sie schon in einigen Außeneinsätzen gewesen und hatte glücklicherweise feststellen dürfen, dass sie ein gewisses schauspielerisches Talent ihr Eigen nennen durfte, doch bisher hatte sie damit hauptsächlich Erfahrungen die soziale Leiter hinab verbunden. Soll heißen, die bisherigen Ermittlungen in diversen Anderkaffer-Einsätzen liefen darauf hinaus, dass sie sich stets als von niederem Rang ausgeben hatte müssen, um beispielsweise als Magd oder Aushilfe in einen Haushalt eingeschleust werden zu können. Lediglich ein einziger Einsatz war bisher von diesem Prinzip abgewichen und hatte sie mit einem ähnlich gefährlichen Hochgefühl konfrontiert - damals die Geschichte, bei der sie als Lockvogel im Patrizierpalast einspringen sollte und kurzzeitig seiner Lordschaft begegnete. Sie verdrängte den Gedanken wieder. Selbst das war kaum vergleichbar mit dem Hier und Jetzt. Sie hatte das erschrockene Weiten der Pupillen ihr gegenüber sofort wahrgenommen, ebenso wie sie das gebannte Schweigen in diesem Moment zu deuten wusste. Es war ihr gelungen, einen "Ort" zu kreieren, in dem nur noch sie beide zu existieren schienen, in dem weder Zeit noch die übrigen Menschen eine Rolle spielten. Die Situation war zerbrechlich wie das zarte Gebilde eines Glasbläsers - und sie bot ungeahnte Möglichkeiten! Denn wenn die junge Frau, die so sehr einer Achaterin glich, keinen Widerspruch einlegte, so musste Ophelia von der winzigkleinen Chance ausgehen, dass sie ihr glaubte. Und dass sie ihr zudem eigenes magisches Können bis zu einem gewissen Punkt zutraute. Die Gefahr bestand nun darin, unauffällig herauszufinden, bis zu welchem Punkt sie noch glaubwürdig wäre, ohne dieses angebliche Können sofort unter Beweis stellen zu müssen. Fragen... Fragen zu stellen, war nie verkehrt... zumindest fast nie.
"Du weißt, dass Ihr mit Euren Geräten nicht weit kommen werdet, nicht wahr?" Das war im Grunde eine so dermaßen allgemein formulierte Aussage, dass Ophelia beinahe mit einem Lachanfall als Antwort rechnete. Geräte hatten immer und überall, zu jeder Zeit, ihre Tücken und jeder der gezwungen war mit Geräten zu arbeiten, egal ob sie mechanischer, magischer oder dämonischer Natur waren, kam irgendwann an einen Punkt, an dem er diese am liebsten verflucht oder in den Abort geworfen hätte.
Stattdessen sah sie die schwarzhaarige Frau schwer schlucken. Und nicken.
Ophelia spürte Nervosität in sich aufsteigen. Dies war schwieriger, als ein Abend voller gesellschaftlicher Konventionen und Fallstricke bei den von Guggelhupfs! Sie legte ihre Hände sittsam und betont gelassen im Schoß ineinander, achtete dabei aber weiterhin auf eine betont grade Haltung.
"Wir haben nicht vor, hier länger als nötig zu bleiben. Wenn dieses 'länger' für Euch vielleicht auch eine andere Bedeutung haben mag, als für uns."
Die Assistentin strich sich mit zitternden Fingern eine der dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Ophelia beobachtete dies mit einer Mischung aus Belustigung, Unsicherheit, Angst und Mitgefühl. Sie überlegte fieberhaft, was für unverfängliche Plattheiten noch möglichst bedeutungsschwer wirken mochten und entschied sich für ein listig geflüstertes: "Ihr seid auf eine gewisse Weise... interessant."
07.03.2007 15: 02Breda Krulock
Breda lag auf ihrer Pritsche und dachte nach.
Sie hoerte den Tumult nebenan, vernahm Ribs Kampfgebruell und las die Gedanken um sie herum. Ansonsten tat sie nichts. Ihr war langweilig. Ihr Interesse an dem kleinen, surrenden Ding war recht schnell verflogen gewesen, wohl auch weil jegliche Reaktion ausblieb. Sie hasste es wenn Leute nicht auf sie reagierten. Also tat sie einfach mal garnichts. Einmal kam einer der merkwuerdig Uniformierten an und hielt einen Stab in die Zelle. An der Spitze war doch tatsaechlich eine Knoblauchknolle befestigt gewesen. Also hatte sie gefaucht, woraufhin die Knoblauchstange verschwand. 'Aktion, Reaktion'hatte ihr Hauptmann Llandcairfyn beigebracht. Nachdenklich stupste sie ihre Zunge gegen einen Eckzahn.
Wie war das noch, damals...Jagen, Beissen, ... Breda runzelte die Stirn.
Verdammt nochmal!'Blut ist nicht alles', erklang eine Stimme in ihrem Kopf,
'Aber es hat einen Riesenvorsprung vor allem, was danach kommt!'Die Vampirin verharrte einen Moment in ihren weiteren Gedanken.
'Fraen!' Schrie sie dann mental
'Raus aus meinem Kopf!''Komm schon, dir ist doch auch langweilig, oder?'
'Ja, aber das gibt dir nicht das Recht, in meinen ... ja, ok. Tut es! Aber es ist unhoeflich!'
'Ach ja?' Fraen kicherte in Gedanken.
'Das sagt die Richtige.'Breda schnaupfte abfaellig.
'Ich hab Hunger, wann koennen wir endlich gehen?'
'Jetzt noergel nicht rum, immerhin bist du nicht angeschnallt!'
'Hast du mitbekommen was mit ...'
'Natuerlich!' unterbrach Breda nachdenklich.
'Ich glaube, es ist wirklich an der Zeit hier abzuhauen.'
'Hast du einen Plan?' Fraen zuckte mit den zierlichen Schultern und schnupperte in der Luft. Sie roch einen sich naehernden Mann. Dann fragte sie:
'Breda, in wieviele Fledermaeuse genau verwandelst du dich?' Der D.O.G. Vampir las die Gedanken der RUM Psychologin zuende und freute sich.
Einer der Wachhabenden des Kontrollraumes hatte den Alarm ausgeloest, woraufhin ueberall in den Gaengen und Fluren rotierende Licher erhellten. Selbst in dem Raum, in welchem Kushun-Li das mehr oder weniger erfolgreiche Veroer fuehrte, wurde von dem flackernden Schein der Alarmanlage erhellt.
Professor Chung-Huj war aus dem Raum mit dem zerstoertem Wasserspeier gerannt und packte den ersten Mann am Arm, der ihm entgegen kam.
"WAS IST PASSIERT?" Seine Stimme ueberschlug sich. "WAS ZUM HENKER IST HIER PASSIERT?"
"Sie ... sie," stotterte der Waechter. "Sie waren ueberall. Wir dachte, es ginge ihr schlecht, und da haben wir ..." Ein Traene der Verzweiflung quoll aus seinem Auge und er schluckte hart."Wir haben erst Zellentuer Nummer 6 und dann Nummer 9 geoeffnet..., sie haben beide geschrien wie die Teufel und, und..."
"Was und?" Die Stimme des Professors klang nun beinahe verzweifelt.
"Sie waren ueberall!" Nun weinte der Mann wie ein Baby und riss sich los. Er liess Chung-Huj hinter sich und rannte fort. Mit wehendem Kittel sprintete der aeltere Mann zu den Kontrollraum und was er dort auf den Monitoren sah, liess ihn ein Stossgebet zum Himmel senden.
07.03.2007 17: 06Carisa v. Schloss Escrow
Carisa hatte die letzten Stunden mit Beobachten verbracht. Nachdem sie sich in ihrer Zelle genauer umgesehen hatte (die Zelle bestand aus Plexiglas, nur eine Seite war eine Steinwand, alles um Carisa herum war ansonsten durchsichtig und über dem Eingang hing ein seltsames Teil von der Decke herab), hatte die Wasserspeierin sich daran begeben, ihre Fesseln genauer unter die Lupe zu nehmen. Mehr als ihren Kopf konnte sie nicht bewegen. Sie hatte Sallien in der Zelle neben sich bemerkt, aber die andere Wasserspeierin schien sehr mit sich selbst beschäftigt, sie schien ziemlich wütend. Auf der anderen Seite konnte sie verschwommen die Konturen von Frän erkennen. Die Vampirin saß unter einer roten Lampe und starrte diese an.
Carisa zuckte innerlich mit den Schultern. Sie musste die Fesseln los werden. Und das ohne, dass es jemand bemerkte. Sie war sich sicher, dass sie beobachtet wurde. Aus dem Augenwinkel (sie war mit Gesicht Richtung Ausgang fixiert) musterte sie die steinerne Wand hinter sich. Sie schien nahezu ihre Farbe zu haben.
"Sehr gut", dachte Carisa. "Dann wollen wir mal."
In diesem Moment begann es zu regnen. Da die Zellen der beiden Wasserspeier identisch waren und am selben Sprinklerkreislauf hingen, begann es auch in Salliens Zelle zu regnen. Ein Schrei war zu hören.
Carisa seufzte, Sallien und ihre Wasserphobie. Sie selbst genoss das Wasser und war Sallien in gewisser Weise dankbar, dass sie so ein Chaos veranstaltete. Jetzt würde sicher gerade niemand auf ihre Zelle achten. Die Wasserspeierin begann mit der Wand zu verschmelzen. Zumindest hätte es für einen Beobachter so ausgesehen. In Wirklichkeit nahm Carisa nur die Farbe der Wand hinter ihr an. Und dann machte sie sich an die Fesseln.
Als die ersten Wachmannschaften bei Sallien angelangten, hatte sich Carisa bereits von den Kabelbindern befreit. Einem aufmerksamen Beobachter wäre dies sicher nicht entgangen, aber derzeit zog Sallien sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. Carisa war mittlerweile wieder von der Wand zu unterscheiden. Jetzt blieben also nur noch die Ketten.
Nach einiger Zeit wurde neben ihr Sallien aus der Zelle getragen.
"Ohje", dachte die Wasserspeierin, "ob das ein gutes Ende nimmt? Ich sollte hier schleunigst raus und etwas unternehmen."
Das einzige was sie davon abhielt hier heraus zu kommen, waren diese verdammten Ketten. Carisa zog daran und versuchte sie zu verkannten. Irgendwie mussten die doch aufgehen. Die Schlösser mit denen die Ketten verbunden und verschlossen waren knackten unter dem Zug, den die Wasserspeierin aufbrachte.
Während Carisa versuchte sich zu befreien, geschah in Zelle 4 das Zusammentreffen von Wachen und Rib. Davon konnte die Wasserspeierin aber nichts wissen, genausowenig von dem Verhör, welchem Ophelia unterzogen wurde. Im Bereich der Zellen 8-12 war es ruhig. Das lag wohl auch daran, dass nur noch Carisa und Frän sich dort befanden.
Die Schlösser knackten ein letztes Mal. Für andauernde starke Beanspruchung am äußersten Punkt dessen, was sie aushalten konnten, waren sie nunmal nicht ausgelegt. Sie gaben nach. Carisa bemerkte, dass die Fesseln sich lockerten. So, frei war sie nun, jetzt musste sie nur noch unbemerkt aus dieser Zelle heraus.
Genau in diesem Moment begann Frän zu schreien und Wachen kamen gerannt. Sie öffneten die Tür der Zelle und Frän verschwand. Mehr konnte Carisa nicht erkennen. Erst als die ersten Fledermäuse an ihrer Zelle vorbeiflogen war ihr klar, was da passiert war. Vielleicht sollte sie mit dem Verlassen der Zelle noch einen Moment warten. Dort draußen würde es sicherlich in kurzer Zeit vor Wächtern nur so wimmeln.
Die Wasserspeierin schaute an sich herunter und legte die Ketten so um ihren Körper, dass es den Anschein hatte, dass nichts sich verändert hatte. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf die Tür und tat das, was Wasserspeier am besten konnten, warten und beobacht.
12.03.2007 13: 32Lilli Baum
Mittlerweile hatte Rib in Zelle vier einige Augenblicke lang angestrengt überlegt und einen sorgfältigen Plan geschmiedet, mit dem er weitere Wächter befreien würde. Er grinste Lilli beruhigend an, denn sie war ein essentieller Bestandteil seines Planes dank mangelnder Alternativen.
Sie empfand sein Grinsen als höchst be
unruhigend.
"Gefreite Baum", begann Rib zu sagen, "du lässt dich doch zur verdeckten Ermittlerin ausbilden, wenn ich mich stark irre."
Lilli hob misstrauisch eine Augenbraue. Es stimmte zwar, aber irgendwie konnte sie nicht ganz nachvollziehen, warum er gerade jetzt zu dieser Erkenntnis kam, wenn doch zwei Wächter bewusstlos auf dem Boden lagen. Außerdem wollte sie endlich raus hier, allein die Nähe zu diesen grauenhaften Zellen ließ sie erschaudern.
"Nun Gefreite, als einer deiner Vorgesetzten, werde ich dir eine unplanmäßige Lektion in Sachen verdeckter Ermittlung erteilen."
Lilli hob die andere Augenbraue auch noch. War Rib nicht ein Laborant? Durften Gnome überhaupt verdeckt ermitteln? Die Möglichkeiten mit denen sich ein Gnom tarnen konnte waren doch sicher sehr eingeschränkt. Geradezu
klein, verglichen mit den Optionen, die ihr als Baum, der sich momentan in menschlicher Gestalt befand, offen standen.
"Gefreite, als erstes werden wir diese beiden Herren hier in die Zeller hinüber transferieren, und dann wirst du dir die Uniform von einen anziehen."
Lilli wurde bleich. Und dann rot. Das konnte doch nicht Ribs Ernst sein?!
Die narrative Kausalität trieb manchmal seltsame Stilblüten. Eine der schlimmsten war wohl die Tatsache, dass in 99% der Fälle, in denen ein Eindringling einen Wächter KO schlug und sich dessen Uniform anzog, eben jener Eindringling nicht entdeckt wurde. Aus irgendeinem seltsamen Grund hatte die Uniform nämlich immer genau die richtige Größe und niemand vermisste den fehlenden Wächter.
Nun, hier verhielt es sich allerdings etwas anders. Diesmal waren alle Wächter in Alarmbereitschaft, der Ausfall der Kamera in Ribs Zelle würde sich früher oder später bemerkbar machen, und es kam hinzu, dass Lilli die Uniform ganz und gar nicht passte. Und dass sie diese über ihre eh schon getragene Kleidung überzog. Und dass sie auch noch eine Gnumie darunter versteckte.
Nun, in einem solchen Fall bestand die Chance, nicht entdeckt zu werden, circa eins zu tausend. Bei eins zu einer Million hätten sie wenigst eine reale Chance gehabt
[19], aber so?
Zum Glück scherten sich die Fledermäuse im Gang nicht um irgendwelche Chancen, sondern sorgten für ein wundervoll ablenkendes Durcheinander, so dass niemanden auffiel, dass ein sehr seltsam aussehender Wächter den Raum von Zelle vier verließ über, den Gang huschte und anschließend in den Raum von Zelle eins eindrang.
Verwirrt starrte Made auf den Eindringling, welcher seinerseits erstaunt mit den Finger auf ihn zeigte. Ein kleiner bandagierter Kopf tauchte über dem Hemdausschnitt auf und grinste: "Gut, dass wir dich endlich gefunden haben! Wir sind hier um dich zu retten! So, erst einmal muss Lilli aber die Tür öffnen."
Die Gefreite salutierte, wanderte samt Rib zum Türschloss und zog die Karte heraus, die sei eben den Wächtern aus Zelle vier gemopst hatten. Rib hatte gut aufgepasst, und sofort verstanden, dass die Zelle mit der Karte geöffnet worden war. Interessanterweise war zum Schließen keine zusätzliche Aktion notwendig; wenn die Tür zu war, wurde die Zelle automatisch abgeriegelt.
Lilli steckte die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz und die Zelle öffnete sich.
13.03.2007 11: 07Ophelia Ziegenberger
Die rotierende Lampe des Alarms goss in stets wiederkehrendem Rhytmus rotes Licht über die einander zugewandten Gesichter der beiden Frauen. Kushun-Lis dunkle Pupillen kündeten von kaum verhohlener Panik, wie die Wächterin ihr gegenüber feststellte. Die leisen Worte Ophelias, mit denen sie der Wissenschaftlerin in Aussicht gestellt hatte, dass deren "Besucher" nicht lange zu bleiben gedachten, schienen bedeutungsvoll zwischen ihnen nachzuhallen, als auch schon die Tür des Raumes heftig aufgestoßen wurde und die drei Laborwächter ihn mit den Waffen im Anschlag stürmten.
"Alles in Ordnung?", fragte einer der Männer die technische Assistentin mit besorgtem Blick zur Gefangenen.
Die Wissenschaftlerin sprang entsetzt auf und wehrte das Einsatzkommando ab. "Um Himmels willen, ja, es ist nichts passiert. Hier drinnen ist alles in bester Ordnung. Wir waren lediglich im Gespräch, als der Alarm losging. Was ist passiert?"
Einer der Männer hatte sich schnell nach hinten abgesichert und kam nun mit einem quäkenden Gerät am Ohr wieder ins Zimmer zurück. Er nickte seinem Kollegen zu. "Draußen auch alles sauber. Irgendwas bei den Laboratorien geht gründlich schief." Er bellte kurz in das Gerät, hier sei alles in Ordnung, und wandte sich dann mit einem Wink an den Dritten. "Renn schnell rüber zu den Zellen und nimm an Verstärkung mit, was Du auf dem Weg findest! Passt auf Flatterzeug in den Korridoren auf! Die Viecher sind wohl angriffslustig. Wir kommen gleich nach."
Der Dritte sicherte seine Waffe und verschwand schnell in den Flur.
Der Einsatzleiter dieser kleinen Gruppe warf noch einmal einen misstrauischen Blick auf die rothaarige Frau, die noch immer scheinbar reglos auf dem gepolsterten Sessel saß und das Geschehen unkommentiert verfolgte. Seine Worte richtete er jedoch an die chinesische Assisstentin. "Und hier ist wirklich alles in Ordnung, ja?"
Kushun-Li nickte mit tapferem Lächeln. "Wir haben uns lediglich unterhalten. Es kam zu keinerlei Drohungen, Übergriffen oder ähnlichem. Ich bin sicher, dass alles seine Richtigkeit hat. Sie können ganz unbesorgt sein, wirklich. Vielen Dank der Nachfrage!"
Der auf Vorsicht gedrillte Mann blickte zwischen ihnen hin und her, dann gab er sich einen Ruck. "Wir sind sofort zur Stelle, falls etwas sein sollte. Gehen Sie kein Risiko ein..."
Die schwarzhaarige kleine Frau nickte zum wiederholten Male.
"Gut... dann kommen wir jetzt unsern Kollegen zur Hilfe." Und damit wandte er sich um und nahm den zweiten im Bunde gleich mit.
Die Scheibenweltlerin und die Rundweltlerin sahen einander stumm an. Gerade, als Ophelia etwas Beschwichtigendes sagen wollte, schien die kleine Wissenschaftlerin mit einem inneren Ringen zu brechen und sich zu entscheiden. Sie fiel mit aneinander gelegten Händen und geneigtem Gesicht auf die Knie.
"Es tut mir leid! Es tut mir so leid! Bitte verschont mich! Ich wollte nicht an diesen Schandtaten mitwirken. Ich wollte lediglich in Eurer Gegenwart sein und mit Euch reden dürfen. Ich bedauere meine Unverfrorenheit. Bitte, nehmt mein reuevolles Flehen an..."
Ophelia trat erschrocken an die Knieende heran, beugte sich zu ihr herab und legte ihr beschwichtigend beide Hände auf die Schultern. "Es ist gut, beruhige Dich! Ich will Dir nichts tun!"
Kushun-Li blickte auf. Sie war sich nun sicher, es mit Dämonen zu tun zu haben. Man wusste ja, wie freundlich diese auch tun mochten, sie verrieten sich zumeist schon in ihrem Äußeren. Die Dämonin vor ihr war gänzlich in schwarz gekleidet und hatte alle äußeren Anzeichen dafür an sich. Ihre Freunde konnten sich sogar wandeln zu höllischen Kreaturen der Nacht und problemlos Vernichtung und Verderben über die gesamten Laboratorien bringen. Niemand würde diese Wesen aufhalten können! Man konnte sich ihnen nicht in den Weg stellen, wie unzählige Legenden bewiesen! Und das ließ nur eine Reaktion zu. Sie schluckte schwer. Ihre bittend zusammengelegten Handflächen zitterten aber sie wollte nicht mit der Station untergehen.
"Bitte... nehmt mich als treu Dienerin an! Ich stelle mein Leben in Euren Dienst und verpfände meine Seele... Nehmt mich zu Euch!"
Die junge Frau von der Scheibenwelt stand wie vom Donner gerührt vor der Bittenden und wusste beim besten Willen nicht, was sie darauf erwidern sollte, als eine vertraute Stimme in ihrem Sinn lauthals zu lachen begann.
"Wenn Du noch länger tatenlos so rumstehst, überlegt sie es sich vielleicht anders, was doch schade wäre... Nimm sie einfach mit, ich kann sicherlich gleich, nach diesen Strapazen, etwas frisches gebrauchen... und wer weiß? Vielleicht kann sie uns tatsächlich weiter helfen?"
Ophelia war errötet bis hinter die Ohren, als sie Bredas unmöglichen Kommentar hörte. Glücklicherweise war das bei der gegenwärtigen Beleuchtung nicht auszumachen. Die Vampirin hatte es bisher nicht gewagt, in dieser Art in ihren Sinn einzudringen und so war die neue Erfahrungen nicht eben hilfreich, um schneller nachzudenken. Sie antwortete unweigerlich mit einem laut ausgesprochenem, empört überraschten: "Breda!", woraufhin die wissenschaftliche Assistentin, in der Vermutung eines Fluches, der über sie gesprochen werden sollte, erschrocken aufsah.
13.03.2007 15: 31Breda Krulock
Professor Chun-Huj biss in seine Faust. Das Spektakel auf den Monitoren schien Apokalyptisch. Seine nicht enden wollende Flut an Mitarbeitern, Wachen, ja sogar der Hausmeister nahmen den Kampf gegen diese Ausserirdischen auf ... und sie alle scheiterten. Was dies der Moment der Übernahme? Sollte er tatsächlich live dabei sein wenn die Weltherrschaft von diesen Wesen übernommen wird? Seine Augen starrten weit geöffnet auf die Bildschirme.
Nein, so kann es nicht enden! dachte der Mann und griff zum Telefon. Als er das Klicken in der Leitung vernahm, atmete er beruhigend ein. "Code Red!" Danach legte er auf.
Am anderen Ende der Stadt mobilisierten sich die Sondereinsatz Kommandos der Zweigstelle der Forschungsstation. Man sah noch davon ab, die Regierung einzuschalten. Denn wenn dies geschah, war es keine Lappalie mehr. Es ging um das Wohl der Menschheit und überall auf der Welt würden die Nachrichten Sender darüber berichten. Und dieses Debakel wollte man hinauszögern solange es möglich war.
In schwarz gekleidete Soldaten stiegen in ihre gepanzerten Busse und machten sich auf den Weg. Der Fall von Code Red war allen jahrelang eingetrichtert worden, und heute war es soweit. Mit ernsten Gesichtern und ohne eine Miene zu verziehen sassen sie da und nahmen die scharfe Munition entgegen. Die Fahrt sollte dank der Unterirdischen Strassen nur knappe 30 Minuten dauern, zu lange für den ein oder anderen von ihnen. Es juckte in ihren Fingern.
"Breda!" Ophelia Ziegenberger sah die Vampirin empört an. Die Assistentin zu ihren Füssen schaute erst sie und dann Breda an, so als ob sie überlege, welche von beiden den höheren Rang hatte und somit ihre Zukunft bestimmen könnte. "Bitte..." sagte Kushun-Li, doch Ophelia achtete nicht auf sie. Sie starrte ihre Freundin an, welcher das Grinsen aus dem Gesicht gefallen zu sein schien. Die Vampirin schaute ... ja, entsetzt. "Breda, was ist mit dir?"
Wie aus einer Trance erwacht schüttelte Breda den Kopf und ergriff Ophelias Hand. Sie bemerkte zwar sie wohlige Wärme, welche sich in ihrer kalte Hand ausbreitete, aber andere Gedanken beherrschten ihren Geist.
"Wir müssen weg. Ganz schnell!" Nach ein paar Schritten stoppte sie, weil Ophelia ihre Hand losgerissen hatte.
"Wir können sie nicht hier lassen." erklärte Ophelia und half Kushun-Li auf. "Sie hat es nicht verdient." Breda wusste um die Gutmütigkeit Ophelias und nickte nur. "Ok, aber da kommt etwas großes. Was ganz großes. Wir sollten hier schnellsten verschwinden wenn wir nicht so wie Sallien enden wollen."
Sie stürmten die Gänge hinunter zu den anderen bis es in Ophelias Kopf
Klick machte. "Was ist mit Sallien?"
Mit einem Surren gleitete die Zellentuer zur Seite und einige andere Geräusche wiesen darauf hin, das alle anderen Barrieren ebenfalls abgeschaltet wurden. Durch die Abschaltung des Alarmes war es sehr ruhig geworden, nur das lederne Geräusch schlagender Flügel war noch zu hören.
Made, Rib und Lilli ließen die Zelle hinter sich und machten sich daran, die anderen Zellen zu oeffnen, als sich Fraen hinter ihnen materialisierte. Der soeben befreite Johan Schaf blickte erneut auf die nackte Vampirin und errötete auf der Stelle.
"Gnhaaargh..." sagte die Vampirin und wirkte sehr abwesend. "Graaaaaarnnngh..."
"Was ist mit ihr?" Fragte Rib verwundert. "Fraen?" Er zwickte sie in die Wade. Im Nachhinein fragte er sich, welche Reaktion er von einer Untoten erwartet hatte, aber darum ging es jetzt nicht.
"Soer?" Arwan hob schüchtern die Hand. "Ich glaube, sie hat sie nicht mehr alle!"
Schaf und Rib starrten sie an, während Lilli nur zustimmend nickte.
"Was meinst du damit? Das sie jetzt bekloppt ist? Was fällt dir ein, Gefreite?" Rib kreischte nun fast. Erst als er Arwans Zeigefinger folgte, sah er was sie meinte. Am Ende des Zellentraktes sass auf eine der Überwachungskameras eine einsame Fledermaus. Es schien, das Fraen wirklich nicht alle beisammen hätte. Nämlich ihre Fledermäuse.
"Vielleicht geoert die da Breda und Breda hat eine von Fraen genommen?!"
"Geht das?"
"Schon ma dran gedacht, was passiert, wenn sich ein weiblicher und ein männlicher Vampir ..."
"ARWAN!"
" Tschuldigung."
"Wir sollten sie wieder... nun, vereinen." Schaf kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Weiß einer von euch, wie das geht?"
"Das passiert von allein!" sagte Breda, als sie mit Kushun-Li und Ophelia den Trakt betraten. "Und sie muss es ebenfalls gespürt haben, vielleicht hat sie n Schock?"
"Was muss sie gespürt haben? Und ist mit euch allen alles in Ordnung?" Fragte Rib beiläufig. Er würde nie zugeben, das ihm diese ganze Sache ganz schön stank und er nur froh ist, wenn sie alle lebend nach Hause kamen.
"Das dürfte ein Problem werden, Soer!"
"Krulock,' sagte er. "Raus aus meinen Gedanken."
"Ja, Soer."
Er wartete einen Augenblick.
"Schiess los, Krulock!"
"Ja, Soer."
14.03.2007 12: 36Johan Schaaf
Carisa hatte in der Zwischenzeit gewartet und mit größer werdendem Vergnügen und Hoffnung auf eine baldige Befreiung die Geschehnisse, welche sich außerhalb ihrer Zelle abspielten, beobachtet. Seitdem vor ungefähr drei Minuten die letzten Mitarbeiter der Forschungseinrichtung auf der Flucht vor den wild herumschwirrenden Fledermäusen aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, rührte sich nichts mehr und sie dachte gerade daran, nun endlich und endgültig ihre Fesseln abzustreifen, um den Ausbruch aus ihrem Käfig mit Gewalt zu versuchen, als, zu ihrer Verwunderung aus der Richtung, in welche sich der Schwarm nach getaner Arbeit zurückgezogen hatte, ein einzelner Wachmann um die Ecke bog, dessen Gesicht sie, da er seine alberne Mütze tief hinein gezogen hatte, nicht erkennen konnte. Nachdem er sich kurz umgesehen und einen Blick auf die leer stehenden Zellen neben der ihren geworfen hatte, begann er, schnurstracks auf sie zu zu schlurfen. Zu schlurfen, da die Uniform ihm etwas - nein, eher viel zu groß war, sodass er beim Laufen einige Male fast über seine Hosenbeine stolperte.
Als er schließlich direkt vor ihr stand, hob er den rechten Arm und schüttelte ihn ein wenig, sodass der Ärmel zurückrutschte und eine Hand, die eine Spielkarte oder so etwas in der Art hielt, zum Vorschein kam. Sie wurde nach der Tür ausgestreckt.
Alle Muskelersätze im Körper der Wasserspeierin waren zum zerreißen angespannt. Der Bursche kam ihr äußerst gelegen, denn, sofern er jetzt endlich die dumme Tür öffnete, stand nichts mehr zwischen ihr und ihrer Freiheit. Außer ihm natürlich, der wohl aber für 120 Kilogramm massiven Gesteins in Bewegung nur ein geringes Problem darstellen sollte. Solange er keine Dummheiten machte, würde ihm auch, bis auf einige Quetschungen, die sich wohl nicht vermeiden ließen, nichts passieren, ansonsten wäre sie in diesem Moment sogar bereit gewesen...
Die Tür öffnete sich lautlos, während Carisa aufsprang, fielen die Ketten klirrend zu Boden und sie konnte von der Gestalt ihr gegenüber ein überraschtes Nachluftschnappen vernehmen
[20], kurz bevor sie auf deren Brust landete, sie heftig zu Boden riss und, nun selbst völlig entgeistert, in das unter der über den Boden davon kullernden Mütze zum Vorschein gekommene Gesicht blickte.
"Lilli?!"
"Argh, das wollte ich nicht, das wollte ich wirklich nicht! Bist du verletzt? Geht's dir gut? Warum trägt sie diese alberne Uniform?"
Die letzte Frage war an Johan Schaaf gerichtet, der, aufgeregt und zu ihrer zusätzlichen Verwirrung mit freiem Oberkörper, als sie ihre Kollegin angesprungen und zu Boden gerissen hatte, um die Ecke gerannt gekommen war, hinter welcher vorsichtig hervorlugend die Situation beobachtet hatte.
"Wir wollten keine Aufmerksamkeit erregen" (Carisa warf einen zweifelnden Blick auf die zu große und durch die darunter liegenden Kleidung an unpassenden Stellen ausgebeulte Uniform) "und haben sie deshalb vorausgeschickt, falls noch jemand auf dem Gang ist."
Weitere Schritte näherten sich und sie hörte Ribs Stimme sagen: "Wir wären dann jetzt vollzählig. Und wenn Breda mit ihrer Vermutung Recht hat, sollten wir möglichst schnell hier verschwinden, bevor die Probleme erst richtig anfangen!"
Die Wasserspeierin sah auf. Vor ihr standen nun außer Johan noch Arwan, Lilli, Humph MeckDwarf, Breda Krulock, Hatscha, Ophelia Ziegenberger mit Rib und Neflie auf je einer Schulter, und eine noch immer verwirrt dreinblickende und nur mit Johans glücklicherweise zu großen grünen T-Shirt bekleidete Frän Fromm. Aber...
"Wo ist Sallien?"
In diesem Moment erklang von draußen ein auf alle Anwesenden äußerst beunruhigend wirkendes Geräusch.
16.03.2007 17: 08Lilli Baum
Es war das Geräusch, das viele schwere Stiefel verursachten, wenn sie sich schnell über den Boden bewegten. Die versammelten Wächter in der Zelle reagierten alle auf ihre ganz eigene Weise.
Carisa ballte die steinernen Fäuste, Frän wich zurück und versuchte das T-Shirt noch weiter nach unten zu ziehen. Breda bekam einen grimmigen Gesichtsausdruck. Der Rest ging ebenfalls in so etwas wie eine persönliche Abwehrhaltung. Rib fluchte laut, sprang dann von Opehlias Schulter und wandte sich an Lilli: "Gefreite, du weißt sicher noch, was wir vorhin ausgemacht haben, wenn wir einem Wächter begegnen sollten, und wir ein Gespräch führen müssen, oder?"
Lilli nickte, hob Rib auf und versteckte ihn wieder unter dem Hemd. Die anderen schauten sich fragend an. Dann wollte Carisa: "Was wird das" fragen, sie kam allerdings nur bis zu dem Was.
Jemand erschien in der Tür. Jemand, der eine Art Rüstung zu tragen schien, und eine Art Waffe auf die Wächter zu halten schien. Ein roter Punkt erschien auf Carisas Kopf, sie war anscheinend der gefährlichste Gegner.
"Keine Bewegung!", zischte der Mann in der Rüstung: "Ich bin dazu befügt, jederzeit zu schießen!"
Mit einer Hand griff der Mann nach einem Walkie-Talkie: "Hier Alpha Blue. Ich habe die Gefangenen aufgespürt, Zelle 10. Over and out."
"Frän!", ertönte eine Stimme in Fräns Kopf. Sie wusste, dass es Breda war.
"Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen uns wieder in Fledermäuse verwandeln. Wir müssen allerdings den passenden Moment abwarten. Und wir müssen den anderen kurz vorher Bescheid geben!"
"Geht in Ordnung, Breda!"
Mehr Männer näherten sich der Zelle. Langsam wanderte der rote Punkt von einem Wächter zu anderen, eine unausgesprochene Drohung. Die Wächter wussten zwar nicht, was ein Maschinengewehr war, aber selbst für Laien wirkte die Waffe im höchsten Maße bedrohlich.
Lilli begann mit einem Male zu zittern. Dann schluckte sie, salutierte und öffnete den Mund.
"Melde gehorsamst, dass die Gefangenen nun bereit sind, in den anderen Zellentrakt überführt zu werden!", sagte der nicht sichtbare Rib mit einer hohen Piepstimme, während er jedes Mal kurz Lilli piekste, wenn sie den Mund öffnen sollte.
"Jetzt!", erschallte es in den Köpfen der Wächter.
Der Mann zog ruckartig sein Maschinengewehr hoch, und gab eine kurze Salve in die Decke ab, Augenblicke bevor sich die beiden Vampire in Fledermäuse auflösen wollten. Breda und Frän erstarrten, ebenso der Rest der Wächter. Etwas Putz rieselte von der Decke.
"Ich will keine Sperenzchen erleben!", knurrte der Mann: "Beim nächsten Mal ziele ich nicht daneben. Und auf so eine grottenschlechte Verkleidung falle ich bestimmt nicht herein!" Der rote Punkt wanderte auf Lillis Kopf, die Gefreite zitterte noch mehr.
Kurz darauf kamen weiterer Männer an, und alle richteten ihre Waffen auf die Wächter. Bis sich schließlich ein Wissenschaftler durch die Menge schlängelte.
Es war Knall Peng, der vor geraumer Zeit versucht hatte, Lilli zu verhören.
"Es wird unserem Chef gar nicht gefallen, dass sie versucht haben, zu fliehen", sagte er in einem anmaßenden Tonfall und musterte jeden Wächter einzeln von oben nach unten.
Es entstand eine furchtbare Stille und die Scheibenweltler starrten die Männer mit den furchtbaren Waffen und den seltsamen Rüstungen und Knall Peng an.
Dann zeriss ein leises Biepen die Stille. Knall Peng zuckte zusammen, und zog dann sein Handy aus einer seiner Hosentaschen und nahm ab.
"Peng am Apparat."
Sein Gesicht verzog sich: "Sie haben sich wohl verwählt, ich kennen keinen Tut'Wee M'Laut!"
"Das bin ich!", quäkte Rib plötzlich und steckte seinen Kopf aus Lillis Ausschnitt.
Alle Lichtpunkte wanderten binnen eines Augenblicks auf seinen Kopf.
Knall Peng hob abschätzend eine Augenbraue: "Ein gewisser Hex möchte sie sprechen! Wer ist das? Raus mit der Sprache!"
Dann kam ihm eine Idee; er betätigte eine Taste an seinem Handy, schaltete so den Lautsprecher an und hielt das Handy in Richtung der Wächter: "Ich erlaube ihnen mit ihm zu reden. Keine Spielchen, wenn ich bitten darf!"
18.03.2007 16: 41Breda Krulock
Die Scheibenweltler sahen einander verblüfft an oder starrten erwartungsvoll auf den kleinen, nun leise knisternden, Apperat.
Rib räusperte sich demonstrativ und sprach deutlich in Richtung des kleinen Kastens.
"Hallo Hex!"
Die Waffen der Männer ihnen gegenüber schwankten und die leuchtenden Punkte tauchten den Gnom auf Lillis Schulter in ein rotes Licht, dass er die Augen mit seiner Hand abschirmen musste.
Die Nervosität knisterte fast in der Luft. Weißer Staub rieselte aus der angeschossenen Decke und legte sich sanft auf die zwei unterschiedlichen Gruppen in diesem Gang.
Da knisterte der Lautsprecher des Funkgerätes erneut und dieses Mal war die Stimme für jeden im Gang deutlich zu hören. Es war eine männliche Stimme, der man kein Alter entnehmen konnte.
"Hallo Tut'Wee M'Laut!"
Der Rundweltler, der das Gerät auf Distanz zwischen sie alle hielt, kniff misstrauisch die Augen zusammen. Er flüsterte zur Bekräftigung des zuvor Gesagten mit schneidender Stimme:
"Keine Dummheiten!"
Rib warf sich mächtig in die Brust. Es war klar ersichtlich, dass die Waffen und die Befehle eines ihm unsympathischen Menschen ihn innerlich an den Rand zur Weißglut treiben mussten. Laut sagte er:
"Was willst Du, Hex?"
Der achaten anmutende Laborant nickte mit einem verkniffenen Lächeln.
Die Stimme von Hex hallte emotionslos durch den Gang.
"Da sie alle in Gegenwart des Gesuchten geortet werden konnten, gehe ich vom Abschluss der Mission aus und schlage entsprechend die augenblickliche Rückholung vor. Es sei denn, Ihr habt dagegen Einwände."
Rib sah von dem Geraet auf und blickte in Pens Gesicht. Dieser hob den kleinen, rauschenden Kasten an sein Kinn und sprach hinein. "Allerdings haben wir Einwaende." Ohne mit der Wimper zu drueckte er einen der vielen Knoepfe des Dinges, woraufhin das Knistern und Rauschen verschwand.
"Das koennt ihr nicht machen!" Die roten Punkte kreisten einige Sekunden uebern den Koepfen der Scheibenweltler, bis sie letztendlich die Sprecherin erreichten. Kushun-Li hatte sich, ohne zu zoegern, an Ophelias Seite gestellt und trat nun einen Schritt vor.
In den letzten Minuten hatte sie genuegend Zeit gehabt, ihre Gedanken zu ordnen und die anderen zu beobachten. Es waren wahre Goetter und sie wollte sich ihnen ergeben, mit Leib und Seele. Sie spuerte etwas in ihrem Herzen, eine Art wohliger Schauer der sie ueberfiel. Ja, dies musste es sein. Sie war endlich sie selbst, es war ihre Bestimmung. Mit geballten Faeusten trat sie einen weiteren Schritt vor. "Lasst sie gehen! Sofort!"
Knall Peng laechelte muede. "Jetzt mach keinen Unsinn, Kushun. Komm, geh da weg, sonst wirst du noch verletzt." Zoegernd trat sie einen Schritt zurueck, als sie etwas hartes traf. Es schien, als bohre sich ein Messer in ihre Schlaefen. Stoehnend ging sie zu Boden.
Ohne auf die stoehnende Frau zuachten gab Knall den anwesenden einen Wink. "Und jetzt, seid brav und zurueck in eure neue Heimat."
"Wo bringt ihr sie hin?" Professor Chun-Hujs Gesicht war blass und tiefe Augenringe zeichneten sich ab, als er die Treppen hinunter stolperte. "Ihr koennt sie nicht wegbringen, es ist mein Projekt. Ich..."
Wie auf Kommando oeffnete sich eine Art Schleuse und ein schwarzer Lieferwagen rollte hinein. Die Fenster des Wagens waren vergittert.
"Was soll das?" Schrie Chun-Huj, doch ein uniformierter Arm hielt ihn fest.
Knall Peng straffte seine Schultern. "Professor Mao Chun-Huj, im Namen der chinesischen Staatssicherheits Behoerde enthebe sie ihres Amtes als Projektleiter dieser Operation. ebenso jeglicher Befehls-, sowie Vollmacht. Alle ihre Unterlagen werden konfiziert und ihrem Nachfolger uebertragen. Also mir." Er grinste dreckig. "Und nun, uebergeben sie mir bitte ihre Authorisation-Card!" Sein Handy klingelte erneut.
Die Stadtwaechter standen waehrend dessen stumm da und warteten auf irgendeinen Augenblick, ein Zeichen auf welches sie reagieren koennen. Sie waren sich bewusst, das sie sich noch gluecklich schaetzen konnten, das die Loecher nur in der Decke waren, nicht in ihren Koepern. Ophelia hatte sich der am Boden liegenden Assistentin gewidmet, welche ihren Kopf mit den Haenden zusammen zuhalten schien. Sie erschrack als Kushun-Li, nach einigen Sekunden der Innehaltung, aufsprang und auf den nahestehendsten Soldaten zuhielt. Sie sprang ihn foermlich ins Gesicht. Fuer Rib eindeutig ein Zeichen, mitzumischen. Er sprang Knall in den Nacken, welcher sich daraufhin drehte und den kleinen Gnom zu fassen versuchte. Doch die Gnumie blieb hartnaeckig.
Breda und Fraen nutzen derweil die Gelegenheit, ihre menschlichen Kollegen in eine der Seitenzellen zu bugsieren und trotz grosszuegiger Verwirrung Seitens der Soldaten fielen Schuesse, als Kushun-Li an dem Gewehr riss. Ihr Blick war entschlossen, als der Kolben Knalls Kopf erreichte. Er stuerzte zu Boden, Rib griff instinktiv nach dem piepsenden Ding, mit welchem sie bereits HEX kontaktiert hatten.
Die junge Assistentin beendete das Gerangel mit dem Soldaten als weitere Schuesse fielen, hauptsaechlich in Richtung Zelle. Doch dank der dicken Mauern waren die Waechter dort erstmal sicher. Kushun eilte ihnen hinter und fiel vorneueber in die offene Zellentuer. Als Johan und Arwan ihr ganz hineinhalfen, drehte sich Fraen reflektartig weg. Der ehemals weisse Kittel der jungen Frau war nun tiefrot. Ein immer groesser werdene Lache breitete sich auf dem Fliesenboden aus, und trotz der helfenden Haende hoerte die Blutung nicht auf.
"Sie stirbt." Sagte Fraen und warf einen Blick zu Breda, welche stumm nickte. "Ihr Herz wird langsamer, wir muessen sie hierlassen."
Kushun-Li hatte sich derweil aufgebaeumt, ein kleines Blutrinsal lief aus ihrem Mundwinkel, als ihr kalt wurde. Lilli hielt ihre Hand und blickte ihr direkt ins Gesicht.
"Es, es war mir eine Ehre, euch zu dienen..." Sagte die sterbende atemlos. "Bitte ... verzeiht mir meine Fehler und Suenden, ich... " Lilli nickte, senkte den Kopf und schloss dann mit Zeige- und Mittelfinger die Lider der Toten. Ophelia hatte die Hand vor den Mund gelegt und starrte nur mit grossen Augen auf ihren Schueztling hinab. Kushun hatte sie gebeten, sie mitzunehmen. War sie nicht verantwortlich fuer diese Frau gewesen? War es etwa ihre Schuld? Die junge, huebsche Frau erzitterte, als Breda ihr fast liebevoll die Haende auf beide Schultern legte.
"Es war ihr freier Wille." began sie leise. "Sie hat sich dafuer entschieden und ist mit Stolz gestorben. Das war was sie wollte. Gewissheit, und die hatte sie." Breda zoegerte als sie auf den Leichnahm blickte. Die Schussverlezungen waren toedlich, die Kugeln hatten ihre Lunge zerfetzt. "Es ist nicht deine Schuld!"
Ophelias Augen waren leer, doch sie sah ihrer Freundin direkt in die Augen. "Ok."Sagte sie nur und sammelte sich kurz, bevor sie sich alle um Rib versammelten, welcher nun ins das Telefon sprach: "HEX, wir haben keinerlei Einwaende, hol uns sofort nach Hause!"
"Hoer auf zu schreien, dann wird es ertraeglicher!"
"Was..." Kushun-Li rang mit sich selbst. Die Schmerzen waren unmenschlich.
"Nein, nicht reden, nur denken. Du bist doch eine Denkerin, Kushun-Li, oder?
...
"Ja, das bin ich."
"Gut, dann hoer mir zu. Wir brauchen dich. Ohne dich sind wir hier verloren und wir muessen zurueck. Es gab bereits Tote in unseren Reihen und das koennen wir nicht so hinnehmen. Hast du das soweit verstanden?"
"Ja, habe ich!"
"Braves Maedchen. Also, wir muessen dringend an das piepende Ding, damit, und nur damit koennen wir nach Hause. Wenn du dich als wuerdig erweist und uns hilfst, nehmen wir dich mit in unsere Welt und weihen dich ein in unsere Mysterien. Ich weiss, das dir dies Schmerzen verursacht, aber es ist die einzige Moeglichkeit."
"Du, du meinst, ich soll mich opfern?"
"Wieviele Opfer ist die die volle Erkenntniss ueber das Universum mit all seinen Geheimnissen wert?"
Breda hatte die wimmernde Frau genau im Blick, doch die kleine hielt sch tapfer. Der Vampirin war einfach keine andere Loesung eingefallen, als sich an Kushun-Li zu wenden.
Die Assistentin glaubte, ihr Kopf wuerde zerspringen, doch die Stimme in ihrem Kopf klang ... erleuchtend. Ihr kam eine Idee.
"Wir werden dich und deine Taten nie vergessen!" Mit Respekt und Ehrfurcht sah Breda, wie Kushun-Li sich in den sicheren Tod stuertzte. "Du bist eine wahre Ankh-Morporkianerin!"
Und somit began die Heimreise...
18.03.2007 22: 19Ophelia Ziegenberger
Dieses Mal war es anders. Das Bild der Toten zwischen den kahlen, weißen Wänden des Laboratoriums, verblasste, als wenn es überblendet würde. Magisches Funkeln prickelte in ihrem Sinn und sie hatte das Gefühl, leicht wie eine Feder zu werden.
'Ffffffffffffflup!'
Sie war wieder da und landete schwer auf den Fußsohlen.
Der Raum um sie herum füllte sich, zusätzlich zu den vorhandenen Zauberern und Wächtern, mit ihren Kollegen des Einsatztrupps. Hinter ihr krachte etwas schwer zu Boden, es rieselte und kollerte, als wenn etwas auseinander bröselte.
Ophelia drehte sich um und im selben Moment erklang aus einer nicht näher definierbaren Richtung die Stimme der Universitätsmaschine.
"Fehler! Abbruch der Wiederherstellung! Individuum beschädigt! Rekonstruktion nicht möglich, da magische Energiereserven auf Minimum! Fehler!"
19.03.2007 11: 41Lilli Baum
Es vergingen einige Tage.
Dann hatten sich die betroffenen Wächter wieder vollständig gesammelt
[21] und sich von den physischen und psychischen Strapazen so weit erholt, dass sie den Abschluss dieses Falles ins Auge sehen konnten.
Es regnete. Myriaden kleiner Wassertropfen ergossen sich über Ankh Morpork und durchweichten Erde und Einwohner. Der Tag neigte sich schon zum Ende zu, ziemlich grau und trüb, wie schon er schon seit seinem Beginn gewesen war.
Es war ruhig in der Stadt, und selbst die Mitglieder der Diebesgilde zogen es vor, zu Hause zu bleiben, statt sich mit dem kalten, nassen, klammen Wetter herumzuschlagen.
Nur ein einziger Schatten huschte über die Dächer der Stadt. Er hatte die Unauffälligkeit von jemanden, der sich seiner Umgebung anpasste und sich nicht nur durch dunkle Farben an lichtlosen Stellen verbarg.
Irgendwann verließ der Wasserspeier das letzte Dach des letzten Hauses und machte sich langsamen Schrittes auf die letzten Meter ihres Weges.
Schritt für Schritt kämpfte sich die schwere Carisa über den völlig durchgeweichten Erdboden, bis sie schließlich ein kleines Holzkreuz erreichte und davor stehen blieb.
Es lag ein kleiner Kranz davor. Und einige säuberlich gefaltete Kleidungsstücke.
Carisa stand nur da. Und sagte nichts. Das war auch nicht nötig, sie war sich sicher, dass Sallien damit einverstanden sein würde. Es vergingen einige Minuten in denen Carisa nur schweigend beim Holzkreuz stand. Als dann neben ihr jemand erschien, schaute die Wasserspeierin auf, und beobachtete, wie die völlig durchnässte Lilli Baum, einige Kleidungsstücke zu den anderen legte, dann noch ein paar quietschgelbe Gummistiefel, eine Pflanzschaufel und das seltsame viereckige Gerät aus der Rundwelt dazu tat.
Dann legte sie kurz ihre Hand auf das Holzkreuz und schloss für einen Moment die Augen.
Schließlich drehte sich die Gefreite weg, warf einen Blick nach oben in den völlig Wolkenverhangenen Himmel und wandte sich dann zum Gehen, nicht ohne vorher Carisa zuzunicken.
Es regnete weiter. Die Gummistiefel füllten sich vor Carisas Augen immer mehr und mehr mit Wasser. Bis es schließlich überlief.
"Hallo", sagte Ophelia und trat neben ihre Kollegin.
"Hallo", entgegnete die Wasserspeierin.
Ophelia betrachtete einen Moment lang den Kleiderstapel vor dem Kreuz, und legte dann selbst auch etwas Kleidung hinzu. "Ich war wohl nicht die einziger mit der Idee", meinte sie dann.
"Hmhm", stimmte Carisa zu und wandte sich dann ab: "Ich war lange genug hier. Ich gehe jetzt." Und damit verschwand sie auch schon im Regen.
Ophelia schaute ihr unter dem Regenschirm hinweg zu, wandte sich dann wieder dem Kreuz zu: "Also... dann... möchte ich mich von dir verabschieden Sallien... Ich weiß, ich hatte schon bei deiner Beerdigung letzte Woche Gelegenheit dazu, aber... Es erschien mir nicht richtig."
Ophelia stand einige Augenblicke wie verloren da. Dann räusperte sie sich und fügte hinzu: "Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich das hier noch dazu lege..."
Es handelte sich um einen kleinen omnianischen Anhänger: "Es ist nicht für dich... sondern für Kushun-Li... Breda meinte, dass das ihr Name war... Der Anhänger hätte ihr gefallen, zumindest denke ich das."
Ophelia hielt inne, und legte dann ihre Hand auf das Kreuz: "Sie war eine echte Ankh-Morporkerin, genau wie du. Wie jeder aus unserer Gruppe."
Ophelia nickte, und wandte sich anschließend zum Gehen.
Dabei stellte sie fest, dass aus dem stetigen Regenprasseln ein leichtes Nieseln geworden war.
Auch die anderen verabschiedeten sich ganz auf ihre Weise von Sallien. Manche lauter, manche leiser, und Rib war mehrere Tage lang die Freundlichkeit in Person, was seine Kollegen als sehr beunruhigend empfanden. Aber alle legten die Mitbringsel aus der Rundwelt neben dem kleinen schmucklosen Holzkreuz nieder, abgesehen von einem Fahrrad
[22], dass nun in einer leeren Box des Pferdestalls der Wache stand.
Die Wasserspeierin war so stark beschädigt gewesen, dass eine Reparatur ausweglos war. Und es wäre wohl auch nicht in ihrem Sinne gewesen, wenn ihr toter Körper als "normaler" Wasserspeier weiter gemacht hätte, hatte sie doch eine ausgeprägte Abneigung gegen Tauben und Wasser gehabt. Also war sie auf dem Friedhof der geringeren Götter beigesetzt worden, und es gab eine kurze Beerdigung.
Made versuchte einige Tage lang vergeblich die Umstände seines Aufenthalts auf der Rundwelt zu erinnern, und er erkannte auch das Artefakt nicht wieder, welches die anderen Wächter veranlasst hatte, nach ihm zu suchen.
Man sollte meinen, dass die Geschichte an dieser Stelle zu Ende war.
War sie aber nicht.
"Mann könnte sagen, dass Hex jetzt schnurrt wie ein Kätzchen, Herr", erklärte Ponder.
"Aber... Da sind keine Kätzchen, nur Ameisen und Bienen!", entgegnete Ridcully.
"Das ist ja auch nur eine Redensart, Herr! Ich glaube übrigens, jetzt herausgefunden zu haben, was Hex außer Gefecht gesetzt hat, Herr!"
Ridcully musterte Ponder einige Augeblicke lang von oben nach unten. "Es hat etwas mit Quanten zu tun, stimmt's?!"
Ponders Miene hellte sich auf: "Nur indirekt, aber jetzt wo Sie es erwähnen, Herr, ich habe..."
"ICH", unterbrach ihn der Erzkanzler: "Habe schon genug gehört. Mach weiter Ponder, und wenn du etwas brauchst, dann weißt du, an wen du dich wenden kannst."
Der Erzkanzler rauschte aus dem Raum, und zu seinem eigenen Büro, sogar ohne eine Zwischenpause im Ungemeinschaftsraum einzulegen, wo gerade seine Kollegen schlemmten, da sie sich immer noch nicht ausreichend erholt von der Hex-Affäre und ihrem nächtlichen Diebeszug fühlten.
Als die schwere Bürotür ins Schloss fiel und er endlich in seinen Sessel sinken konnte, atmete Ridcully hörbar auf. Dass war es wohl gewesen, endlich herrschte wieder Ruhe in der Universität und er würde sich endlich wieder wirklich wichtigen Dingen zuwenden können, Dingen wie...
Es klopfte energisch an der Tür.
"Verdammter Mist!", zischte Ridcully leise und sprach laut: "Herein!"
Ein fürchterlicher Geruch strömte in den Raum als die Tür aufschwang und Atera folgte. Sie macht keine besonderen Anstalten, sondern ging schnurstracks zu Ridcully, zog ein Dokument aus einer Tasche, die sie bei sich trug und hielt es dem Erzkanzler vor die Nase: "Sie erinnern sich doch sicher noch an den kleinen Vertragszusatz, denn wir vor einiger Zeit abgeschlossen haben..."
Ridcully sah sie an. Er zuckte mit den Schultern: "Ja. Was soll damit sein? Und wie sind Sie in mein Büro gekommen?! Ich habe die Wachen eindeutig angewiesen niemanden mehr auf das Gelände zu lassen, der hier nicht hergehört! Bin ich denn nur von Schwachköpfen umgeben?!"
"Eine unserer Mitarbeiterinnen ist während der Mission zu Tode gekommen", sagte Atera leise.
"Oh", entgegnete Ridcully: "Oh..."
Er war sprachlos. Dann fing er sich wieder: "Das tut mir aufrichtig leid."
Atera nickte: "Das kann ich mir denken. Nun, es war ausgehandelt worden, dass der Preis für die jeweilige Person zurückerstattet wird, sollte jemanden etwas zustoßen."
"Natürlich, kein Problem."
Atera begann zu lächeln: "Nun... wir haben festgestellt, dass mehrere Wächter nach ihrer Rückkehr nicht leben."
"Was?!"
"Wir haben, neben unserer armen Kollegin noch zwei Vampire, einen Zombie und eine Gnumie zu beklagen."
Ridcully runzelte die Stirn: "Die waren aber schon vorher tot!"
Atera kniff die Augen zusammen: "Wollen sie damit etwa sagen, das schon länger Verstorbene nicht die gleichen Rechte in Anspruch nehmen dürfen, wie erst kürzlich Tote? Wie reden hier schließlich von Mitgliedern von
Lord Vetinaris Stadtwache!"
Der Erzkanzler seufzte.
"Und, wenn wir schon dabei sind", fuhr Atera unbeeindruckt fort: "Eine unserer anderen Wächterinnen hält sich seit ihrer Rückkehr aus der Rundwelt für einen Baum und spricht kein Wort mehr. Das fällt zweifellos auch unter diese Klausel!"
Rincewind rollte mit den Augen: "Sonst noch was?"
"Ja tatsächlich, es gibt da noch diesen Gnom, der jedes Mal in Ohmacht fällt, wenn er Blut sieht..."
20.03.2007 1: 11Hatscha al Nasa
--- Ende ---20.03.2007 9: 24
[1] Wahrscheinlich Gewohnheit.
[2] Super Praktischer Einsatzbereiter CommunikationsHilfe
[3] Aus der Sicht eines Exkoboldes also fast jedermann.
[4] Minder, weil einige doch die Bissspur eines ungehaltenden Einbandes davongetragen hatte.
[5] He, immerhin hatten wir Löcher im Raum, teleportiernde Türen und verzerrte Himmelsrichtungen. Das ist doch auch schon was. Und mehr gibt unser FX-Bugjet sowieso nicht her.
[6] Außerdem kam noch die Tatsache hinzu, dass die Männer und Frauen, die im Hintergrund die Schicksalsfäden jener Wächter zogen nicht gerade bewandert waren in der chinesischen Sprache. Aus dem gleichen Grund sprachen auch alle Wächter mehr bis weniger einwandfreies Deutsch, statt echtes Scheibenweltschianisch.
[23][7] Den die Wächter auf dem Weg wieder aufgegabelt hatten - scheinbar hatte ihn das Loch wirklich nur zu einer anderen Stelle zwischen den Regalen gebracht.
[7a] recht großes Ding
[9] sehr großes Ding
[10] "Li"
[11] Neflie teilte dieses Gefühl, aus anderen Gründen.
[12] Alien, engl., zu deutsch Ausländer
[13] Es macht nur Sinn hier die Version zu verwenden, das Vampire sich nicht in eine Fledermaus verwandeln, sondern in soviele das ihre Körpermasse ausgeglichen ist.
[14] Das wusste Ophelia, weil sie ihrerseits Lillis Ausbilderin zur verdeckten Ermittlerin war.
[15] Mindestens genauso unzufrieden, wie gewisse Chronisten mit gewissen Ãœberleitungen...
[16] Write-Only-Memory
[17] der viel Gebratenes und Gesottenes inkludierte
[18] es gibt bekanntlich nichts schlimmeres, als Studenten zu unterrichten
[19] Erfahrungsgemäß klappen dann sechs bis siebend Versuche von Zehn.
[20] "Seltsam, kein Schrei..."
[21] bzw. Salliens Ãœberreste waren eingesammelt worden
[22] welches Hex irgendwie als Johanns Eigentum identifiziert und mitgeführt hatte
[23] Englisch
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