Seit zehn Jahren lebt Mahana Lamia nun in Ankh-Morpork. Ihr Mann Norbert, Besitzer einer kleinen Fischhandlung weiß nicht viel über die Vergangenheit seiner dunkelhäutigen Frau. Vor zehn Jahren hatte er sie nahe des Meeres bei einem Krabbenzüchter aufgelesen und mitgenommen. Sie hatte damals nur klatschianisch gesprochen aber Norbert war sofort von ihrer Schönheit eingenommen.
Seither war sie bei ihm, hatte ihm wenig später eine Tochter geboren und hatte sich nie über ihr bescheidenes Leben beschwert.
Doch als Norbert vor zwei Tagen von seiner Einkaufstour zurückkehrte fand er die Tür des kleinen Wohnhauses offen, den Laden geschlossen,die Ware verdorben und Frau und Kind gar nicht mehr.
Wohin wendet sich ein aufrechter Bürger der Stadt wenn seine Liebsten verloren gegangen sind? Nun am besten an einen privaten Ermittler der Erfahrung in internationalen Kriminalfällen hat.
Jene, die gerade 40 Kilo Krabben, einen Thunfisch, einen Schwertfisch und einige Eimer voll Schnecken gekauft hatten und einen Laden voll stinkendem verdorbenem Gut hatten, fehlte das Geld dazu.
Jene gingen, entgegen jedes bessere Wissen, zur Stadtwache..
Cim Bürstenkinn
Mahana Lamia, war eine ausnehmend schöne Frau. Niemand der sie sah konnte verstehen, was sie an dem älteren, sehr gesetzten Norbert fand. Dennoch hatte sie ihm immerhin eine Tochter geschenkt und teilte mit ihm tagein - tagaus das Leben in dem bekannten Fischladen am Ende des Übermass..
An jenem Tag war Norbert wie so oft zur Küste gefahren um mit Krebszüchtern zu verhandeln, ihre Tochter war in der Schule, und das Lehrmädchen hatte frei um ihre Eltern zu besuchen. Mit anderen Worten: Sie war allein und hatte gleichzeitig dich keine Angst vor den Gefahren die lebende Wesen ihr bedeuten konnten.
Die Türglocke über dem Eingang bimmelte, ohne dass die schöne Frau auch nur von dem Schwertfisch, den sie exakt aufgeschlitzt und von seinen Innereien befreit hatte, aufsah. Nun war sie dabei handliche Filets aus dem muskulösen Rücken des Fisches zu schneiden, die in etwa 30 Minuten abgeholt werden würden.
"Marhaba, Machwi. Die harte Arbeit hat Deine Schönheit nicht verblassen lassen."
Mahana war in der Bewegung erstarrt, sah aber immer noch nicht von ihrem Schneidbrett auf, aber ihre Finger verkrampften sich um den hölzernen Griff des Filetiermessers .
Niemals hätte sie diese Stimme vergessen können, diese krämerhafte, etwas weinerliche Stimme die ohne auch nur einen Teil ihrer Freundlichkeit zu verlieren Hunderte in den Tod schicken konnte.
Gleichzeitig saß ein breites Grinsen auf dem dazugehörigen Gesicht - sie war sicher es wäre auch jetzt zu finden gewesen, wenn sie hoch gesehen hätte - entblößte die Spuren des Kautabaks auf seinem Gebiss.
"
Und wenn euch ein Gruß entboten wird, dann grüßt mit einem schöneren oder erwidert ihn. ", zitierte der Mann mit piepsiger, beinahe lächerlicher Stimme.
"Chmani! Es ist lange her." Ohne darauf einzugehen und als wäre nichts geschehen fuhr sie fort ihren Fisch zu zerteilen.
"Ja, sehr lange. Du hast sogar geheiratet, wie man mir gesagt hat. Ich bin ein wenig beleidigt, dass Du mich nicht eingeladen hast, nach all dem was uns ..."
Mahana war aus dem Stand in die Luft gesprungen und hatte dabei die Schürzenträger mit dem Messer durchgeschnitten. Sie stützte sich mit einer Hand am Eichentresen vor ihr ab, drehte die Beine nach vorne und katapultierte sich selbst gegen die Brust des Mannes, der überrascht nach hinten torkelte und auf einen einen kleinen Tisch neben dem Eingang fiel der sofort unter ihm zerbrach.
Sofort war sie über ihm bohrte das linke Knie in sein Brustbein, umfasste seine rechte Hand, kniete sich auf den linken Arm und hielt das Messer gegen seine Halsschlagader gepresst.
"Du hast 5 Sekunden Zeit mir zu sagen, warum wir ab Morgen hier nicht stinkendes, klatschianisches Schwein -frisch importiert- verkaufen sollten"
Breit grinsend antwortete der dicke Mann gut gelaunt.
"Also solche Ehrlichkeit würde doch niemand erwarten in dieser Stadt . Außerdem habt ihr einen Fischladen"
Sie drückte etwas fester zu und ein Tropfen Blut sickerte an der scharfen Klinge vorbei.
"Ist ja gut, ist ja gut", sprudelte es eilig aus seinem Mund voller braun verfärbter Zähne hervor. "Enar Makoutem ist nun zum Emir von Ewit, der weißen Stadt gewählt worden." Er machte eine kurze Pause. "Sein Halbbruder....."
"Ich weiß sehr genau wer sein Halbbruder ist...", schnitt ihm Mahana das Wort ab. "Sag jetzt lieber Auf Wiedersehen zur Welt, damit ich mir Deine Freunde vornehmen kann."
Ganz ruhig, als stünde nicht mit jedem Wort sein Leben auf dem Spiel, antwortete Chmani:
"In welche Schule geht Deine Tochter, sagtest Du?"
Cim ging über die Ankh-Brücke und saugte den vertrauten Duft der Stadt, die zu seiner zweiten Heimat geworden war, tief ein. Etwas drängte ihn dazu sein Schwert zu ziehen. Er hielt an, sah sich um und zog die zweischneidige Klinge aus der Schwertscheide. Ein kalter Schauder rannte über seinen Rücken als er das Geräusch von Metall auf Metall hörte. Der Silberdraht der um das Heft gewickelt war, schien sanft zu vibrieren, als der Wind sich an der Waffe teilte.
Der Knauf bestand aus einem Blutstein, und es war für Cim nicht ersichtlich wie er dort befestigt war. Die Parierstange war gegossen und nicht aus billigem, aber leicht zu verarbeitendem Messing gefertigt und zeigte auf der einen Seite ein "C" und auf der anderen ein "B" als Abschluss.
Er machte sich bereit, hob die linke Hand zur Balance in die Höhe, den rechten Arm leicht abgewinkelt das Schwert gehoben. Sein Blick wanderte über die Hohlkehle hinweg vor zu Spitze - der Stelle mit der höchsten Schärfe an der Waffe.
Nichts konnte ihn jetzt noch überraschen. Kein Feind...
"Naaa, Herr Fähnrich? Neues Schwert?"
Cim zuckte zusammen und hätte letzteres beinahe in den Ankh befördert. Prompt schnitt er sich in den Finger und fuhr herum.
Unangenehmer Weise hatte Bernedetto Besen, der Hausmeister des Boucherie Rouge, mit gennuanischer Abstammung ihn beobachtet als er mit seinem neuen Schwert herumgespielt hatte. Die Seals machten ohnedies seit Tagen Scherze über ihren Chef, weil er jeden dazu gezwungen hatte es mindestens einmal in die Hand zu nehmen.
"Viel Vergnügen noch, Herr Bürstenkinn", brummelte ihm der Mann viel sagend zu und ging weiter.
"Leutnant! .... ich bin..", fiel Cim recht spät ein als er Besen hinterher sah.
Trotzdem. Etwas war eigenartig heute. Er war viele hunderte Male über diese Brücke gegangen, aber heute...da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Er hatte sein neues Schwert, er war zum Leutnant befördert worden, er.. war gut gelaunt!
Breit grinsend nahm er seinen Weg wieder auf und ging nur aus dem Grund über die Mumpitzgasse zum Übermass weil dort mehr Leute zu sehen waren.
Zum ersten Mal seit er in der "Villa Aury" wohnte, hatte er andere Wächter zu sich nach Hause eingeladen. Irritierender Weise hatte die Hexe sogar angeboten ihm beim Kochen zu helfen - ein Umstand der den Trend der gegenseitigen Boshaftigkeit die nur durch Professionalität gebremst wurde eindeutig brach.
Naja, mal sehen, dachte sich der frischgebackene Leutnant, und ging weiter zu Norberts Fischhandlung um seine Schwertfisch-Filets zu bestellen. Norbert war für seine Qualitätsansprüche bekannt und war er auch nicht ganz billig, so wollte Cim doch vermeiden, dass gerade der Teil der Wache an einer Fischvergiftung starb den er mochte.
Endlich sah er das schöne Haus mit Fachwerksbauten im ersten Stock und ordentlich gepflegten Blumenkästen vor jedem Fenster vor sich auftauchen. Er war auch gleich erleichtert weil nur ein Kunde im Laden stand der...Mahana, die schöne Frau von Norbert gerade ohrfeigte.
Cim spürte wie sein Puls sich beschleunigte. Nun fielen ihm auch die anderen Kerle -allesamt Klatschianer- auf, die rund um den Laden im Kreis standen und "unauffällig" wirkten.
Der SEALS-Wächter ging so schnell es möglich war, ohne zu laufen, und auch wenn sich Köpfe der Kerle nach ihm umdrehten erreichte er die Tür und betrat den Laden.
Betretenes Schweigen empfing ihm.
"Hallo Mahana.", brach Cim diese und analysierte genau was hier passierte. Die Frau verbarg etwas hinter ihrem Rücken. Der Mann grinste ihn aus Kautabakzähnen an und es war eindeutig sein Handabdruck der die Wange von Norberts Frau rot färbte.
Erklärungen konnte es später noch geben.
Er trat einen Schritt zu dem Klatschianer, zog einen Schwert und hielt ihm die Spitze unter das Kinn.
"Ich gebe zu, ich bin froh meine neue Waffe einweihen zu können", erklärte Bürstenkinn gut gelaunt. "Obwohl ich gehofft hätte, es wäre das Blut von jemand wichtigem den ich damit vergieße - nicht von einem Kerl der Frauen schlägt".
"Cim..." versuchte Mahana ihn zu unterbrechen, doch der Wächter hob nur die Hand.
"Ich hab alles gesehen, Mahana.", er stand nun hinter seinem Gegner hielt ihm die Schneide an die Kehle und drehte ihn so um, dass er aus der Tür schauen konnte. Er wäre ungern von den anderen Kumpanen von hinten überfallen worden.
"Also worum geht es hier, mein Freund?"
Leider fühlte sich der Angesprochene in keiner Weise bedroht, sondern kicherte nur in seiner Eunuchenstimme "Du machst einen großen Fehler
mein Freund".
In diesem Moment zog sie ihm - und in einem letzten Moment der Klarheit war Cim sich sicher, dass es Mahana gewesen sein musste - das schwere Eichenschneidebrett über den Schädel. Aber...
"...warum?" entrang sich ein letztes Wort seinem Mund. Er hörte mit leisem Bedauern das hallende Geräusch als seine Klinge auf den Boden fiel, bevor er das Bewusstsein verlor.
Chmani putzte sich virtuellen Staub von den Schultern und rief nach draußen:
"Prügelt den Drecksack ordentlich durch und packt den Rest von ihm aufs Schiff. Wir wollen hier nicht zu viele neugierige Augen auf uns ziehen. Zwischen hier und Re'Durat ist genug Meer um Leichen verschwinden zu lassen.
Traurig sah Mahana zu wie ihrem vermeintlicher Retter mit Stiefeln und Knüppel das Leben herausgeprügelt wurde.
21.11.2006 0: 18Rea Dubiata
Die Seals standen vor der Tür der Villa Aury. Sie warteten bereits eine halbe Stunden und hatten bereits mehrfach an die Tür geklopft.
Rea seufzte: "Wahrscheinlich will er uns doch nur vorführen. Erst mach er einen auf großzügig und dann erscheint er nicht." Sie trat mit dem Stiefel gegen einen Topf, den sie vorsorglich der Kantine entliehen hatte, zusammen mit Geschirr, Besteck und Pfannen, da sie nicht wusste wie es in Cims Küche bestellt war.
Anette zupfte an ihrer Schürze. "Glaub ich nicht, bestimmt wurde er nur aufgehalten..."
Ein Knurren drang aus einem Schatten, in den sich Damien aus reiner Gewohnheit gedrängt hatte. "Oder er feiert seine Beförderung alleine im Eimer, dieser..." Ein böser Blick Reas sowie Ateras - wobei letzterer wohl ausschlaggebender war - ließ ihn abbrechen.
"Also, wenn er in zehn Minuten nicht hier ist, geh ich", sagte Atera. "Man mag es mir nicht mehr glauben, aber ich mag es nicht wenn alle Seals-Büros grundlos leer sind."
Damien trat aus dem Schatten hinaus und zog ein Stück Draht aus der Tasche. Er kniete sich vor der Tür nieder und begann, mit dem Dietrich im Schloss zu stochern.
"Hee," rief der Türklopfer plötzlich. "Was fällt euch ein! Ihr könnt doch nicht einfach einbrechen."
"Er spricht", sagte Damien und hörte auf, das Schloss zu bearbeiten.
"Du sprichst doch auch", gab der Klopfer beleidigt zurück. "Was wollt ihr von meinem Herrn?"
"Ach, halt's Maul", sagte Damien und stocherte weiter im Schloss herum. Wenige Sekunden später, die der Türklopfer für mehrere Flüche verwendet hatte, sprang das Schloss auf. Der Klopfer protestierte weiter, bis Will Passdochauf seinen Mund mit einer Serviette blockierte.
Rea sah missbilligend zu, wie Damien in Cims kleines Haus ging, doch als die alte Seals-Schäffin ihm folgte ging auch sie hinein. Scoglio folgte noch, der Rest blieb unschlüssig draußen stehen.
"Ich habe ein ungutes Gefühl", murmelte Damien und sah sich in dem etwas chaotischen Zimmer um.
"Hätte ich auch, Damien, du dringst in die Behausung deines Vorgesetzen ein...", sagte Rea.
Damien schnaubte. "Sei ruhig,
Chief-Korporal." Er spuckte ihren Rang aus wie andere verdorbene Milch. "Ich mache mir Sorgen dass etwas passiert sein könnte. Ich glaube kaum, dass er die ganze Abteilung vor seiner Wohnung stehen lassen würde. Das sieht ihm nicht ähnlich."
Atera und Rea sahen sich an und unterdrückten beide den selben Kommentar, der sich in ihre Hirne geschlichen hatte.
Doch das Haus war leer, und nichts fand sich, dass auf Cims Aufenthaltsort schließen ließ.
Der Mann, der trotz seines dunklen Teints kreidebleich war, regte sich. Sofort gab ein fast schwarzer, dicklippiger Mann mit schiefen Zähnen und viele verklebten Haarsträhnen einen erneuten Schlag auf den Kopf. Er fluchte in einer fremden Sprache und sah dann Chmani an.
"Was machen wir mit dem Kerl?"
"Wir nehmen ihn mit. Wieso auch nicht, in Klatsch bekommen wir vielleicht ein paar Goldmünzen für ihn. Er ist jung, stark und gut genährt" er zwinkerte. "Schafft ihn mit auf's Schiff, bindet ihn gut an und versorgt seine Wunden so, dass sie sich nicht entzünden. Nur als Haifischfutter werde ich den kostbaren Laderaum nicht hergeben."
Chmani packte Mahana am Arm. "Wir beide gehen, gemächlich, damit es nicht so auffällt..."
"Es fällt schon genug auf, dass ein verletzter, ohnmächtiger Wächter vor uns her gekarrt wird", zischte Mahana. "Was schauen die Leute dann noch auf mich?"
"Dein Verstand ist noch so messerscharf wie als wir uns kennenlernten und deine Zunge immer noch so schnell. Du wirst lernen müssen, dein weibisches Geplapper einzustellen, verstanden?"
Sie antwortete nicht.
"Es kann doch nicht wahr sein", sagte Rea zu Atera. Sie saßen im Pausenraum und tranken Kaffee. "Er kann doch nicht einfach so verschwinden, es ist schon fast vier Tage her!"
Atera musterte Rea mit zusammengekniffenen Augen. "Es war noch vor deiner Zeit als Cim einfach verschwand. Er war über ein Jahr weg... Aber, wen ich richtig rechne warst du damals noch nicht einmal in der Wache. Ich vergesse das immer, wenn ich auf dein Rangabzeichen sehe."
Rea errötete und wurde dann wieder ernst. "Es ist zwar nicht sehr viel anders als sonst, aber jetzt habe ich plötzlich die Last einer ganzen Abteilung auf den Schultern..."
Atera nickte und sagte dann: "Wenn es zuviel wird... ich war immerhin lange Zeit Seals Schäffin, ich weiß wie der Laden läuft."
"Entschudigen Sie bitte, Mä'äms?", sagt ein Rekrut, der fast lautlos durch die Tür getreten war. Er salutierte förmlich. "Da steht jemand draußen und möchte wohl eine Anzeige aufgeben. Er hat jede Menge Fisch dabei..."
"Und ihre Frau wurde also entführt?", fragte Rea. Der Fischhändler saß ih in ihrem Büro gegenüber.
"Mitsamt meiner Tochter Aicha", sagte Norbert grimmig, er hatte seine liebe Mühe damit, seine Verzweiflung zu unterdrücken..
"Wann genau?" Rea notierte sich alles auf einem Zettel.
"Vor wenigen Tagen, ich weiß es nicht, ich war längere Zeit nicht daheim." Er seufzte.
"Und... Sie haben keine Ahnung wohin, oder was passiert sein könnte?"
"Nein, ich weiß nicht viel über ihre Vergangenheit, aber hier in Ankh-Morpork war sie eigentlich sehr beliebt, zumindest bei ihren Kunden."
Rea blickte auf und betrachtete mit einem prüfenden Blick den Mann ihr gegenüber. "Sie sagten da wäre noch etwas..."
"Ja!", der Mann sprang auf und kramte in seiner Tasche. Er zog etwas heruas, es war ein metallener Stern. Es war...
"Cims Marke...", flüsterte Rea. "Wie..." Dann erinnerte sie sich. Vor vier Tagen hatte es Fisch geben sollen. War Cim zu falschen Zeit am falschen Ort gewesen?
Der Vampir bleckte die Zähne. "Nach Klatsch haben sie ihn verschleppt?", fragte er mit einem durchdringenden Blick.
"Ja, der Mann am Hafen hat sich an ihn erinnert. Mehrere Klatschianer, eine Klatschianerin und ein leicht dunkelhäutiges Mädchen gingen auf ein Schiff. Das Kind war sehr verängstigt, wahrscheinlich weil die Männer eher aussahen wie Piraten - und Cim wurde mehr tot als lebendig auf einem Karren die Planke hochgekarrt."
Rascaal brauchte eine Weile, bis er den Redefluss Reas verarbeitet hatte. "Sie haben Cim entführt und sind auf dem Weg nach Klatsch mit ihm? Hört sich... schlecht an."
"Ich möchte einen Trupp zusammenstellen und ihn suchen", sagte Rea bestimmt und sah dem Kommandeur fest in die Augen.
"Was unternimmst du eigentlich ständig solche Weltreisen mit Cim?", fragte Rascaal und grinste für einen Moment. "Ist ja schon gut. Stell einen Trupp zusammen, aber halt, nicht wieder die ganzen Seals, das war letztes mal ein verdammtes durcheinander! Nimm jene, welche die anderen Abteilungen entbehren können."
Rea stand auf und salutierte. "Ich werde die Leitung von Seals an Atera übertragen", sagte sie.
"Nichts wirst du. Du bleibst hier!" er knirschte mit den Zähnen.
"Wieso?", fragte sie, verärgert.
"Weil ich nicht will dass Seals wieder nur am seidenen Faden hängt. Als das letzte Mal die ganze Führung von Seals ausgeflogen war sind 3, nein 4 Abteilungsmitglieder gestorben oder nicht mehr zurückgekehrt. Ich sage nein."
"Jawohl, Sir", sagte Rea. Sie salutierte. Was dachte der Kommandeur da von ihr? Wie sollten denn
entbehrlichen Reste der anderen Abteilungen Cim finden?
Sie ging zur Tür. Drehte sich dann aber noch einmal um. "Sir, ich beantrage hiermit Urlaub. Auf unbestimmte Zeit."
Rascaal, der sich wieder über eine Akte gebeugt hatte, sah auf. Er zog die Nase hoch. "Dann geh halt mit und meinethalben nimm dir Fred mit, der raucht hier alles voll. Dann haste zwei erfahrene Wächter. Den Rest bitte nur Gefreite. Es wird kalt, da wird wieder mal nur geklaut."
"Ich möchte aber noch Scoglio dabei haben", sagte Rea, der von Scoglio bereits häufiger das Leben gerettet wurde."
"Stattgegeben. Wen noch?"
Sie überlegte. Sie kannte nicht soviele Gefreite außerhalb ihrer Abteilung. "Außerdem noch Kannich, falls wir eine Nachricht schicken müssen. Diesen wahnsinnigen Zwerg der MUT-Schütze werden möchte, Ilona von Rum und einen Knallfrosch, kann nie schaden."
Rascaal knurrte leise, hatte aber die nervige kleine Frau langsam satt. "Gut. Sonst noch was?"
"Wir brauchen Geld für ein Schiff, Vorräte und so Sachen..."
"Ja, ja, ja... Schick mir die Rechnung, ich regle das. Geh jetzt!"
22.11.2006 22: 15Kannichgut Zwiebel
Kannich konnte sicher träumen. Nur wenige Modifikationen am Klacker waren nötig gewesen, um bei Eingang einer Nachricht eine laut tönende Glocke erklingen zu lassen. Jetzt war er unterwegs in Weiten, die noch nie zuvor eine Klackernachricht erhalten hatten. Er stellte sie alle persönlich zu und kam sich mehr vor wie ein Postbote als ein Operator. Er winkte glutäugigen Schönheiten zu, ohne auch nur ans Stottern zu denken. Er machte den Diener vor gut betuchten Männern in schwarzen Anzügen. Und sie alle bewunderten ihn insgeheim. Er war der Chef-Operator. Er schwebte im Glück.
Als die Tür zur Kommunikationszentrale mit lautem Schwung aufgerissen wurde, schwebte er tatsächlich. Mit den Beinen nicht mehr auf dem wuchtigen Holztisch, sondern ein paar Fingerbreit darüber. Der Stuhl unter ihm war so hin und her gerissen von den neuen Möglichkeiten, die sich ihm plötzlich boten, dass er einfach gar nichts tat und verharrte. Kannich wirkte auf dem Stuhl wie ein kompliziertes Experiment zu den Themen Statik und Trägheit. Schließlich scheiterte das Experiment aber und er kippte nach hinten.
Zigarettendunst waberte in den Raum. Ihm folgte ein behäbiger Kerl, der selbst in geschlossenen Räumen perfekt zu schlendern verstand. Ein glimmender Stengel klammerte sich hochmotiviert an seine Lippen und erglühte zuweilen hellrot. Schmunzelte er, als er Kannich am Boden liegen sah? Es war schwer zu sagen. Er hingegen sagte:
"Hey Kannich."
Kannich rieb sich den Kopf, während er sich verwirrt umsah. Er sah Raucher Marmelade an. "Du nimmst deinen neuen Job ziemlich ernst, oder? Ich wusste nicht, dass er sich auch auf das Knallen von Türen erstreckt."
Jetzt endlich grinste Raucher. "Du weißt doch, dass ich Türen am liebsten mag. Besonders verschlossene." Er bot Kannich eine nikotingelbe Hand an.
"Du weißt aber schon", fragte Kannich, "dass du mit sowas auch locker mal eine Nachricht verhunzen kannst? Ich könnte vor Schreck den falschen Hebel umlegen, oder so was, und dann ist der Ärger wieder groß. Am besten klopfst du das nächste Mal leise an, bevor du die Kommunikationszentrale betrittst."
Raucher zog zur Antwort nur an seiner Zigarette und blies den Rauch provozierend in Kannichs Richtung.
"Und außerdem", hustete Kannich, "ist hier drin strengstes Rauchverbot!" Er deutete auf ein kleines Schild an einer Wand, das eine grinsende Dämonenfratze mit einer Zigarette im Maul zeigte. Ein Wassereimer war im Begriff, seinen Inhalt über den ahnungslosen Dämonen zu ergießen.
Raucher folgte Kannichs Blick und zuckte mit den Schultern. Dann löschte er seine Zigarette zwischen zwei schwieligen Fingern und klemmte sie sich hinters Ohr. "Euer Chef ist verschwunden. Wir sollen ihn suchen gehen."
"Tut mir Leid", begann Kannich erklärend, "ist seit dem ... Was?" Er starrte Raucher an. "Wie meinst du das?"
Raucher zuckte ein weiteres Mal mit den Schultern. "In zehn Minuten gibt es eine Einsatzbesprechung. Bei der Hexe. Ich hab gehört, wir machen vielleicht eine Reise."
23.11.2006 0: 51Raucher Marmelade
Raucher schlenderte gut einen Meter hinter Kannich, der die Nachricht, dass eventuell eine Reise bevorstand, mit nervöser Geschäftigkeit aufgenommen hatte. Er zog Raucher hinter sich her, bemüht möglichst wenig Kontakt zwischen seiner Hand und dem fleckigen Brustharnisch herzustellen. Raucher fühlte sich gut bei dem Gedanken wieder zeit mit Kannich zu verbringen. Nach der Grundausblidung, während der sie sich angefreundet hatten, hatte er ihn nicht oft gesehen. Das einzig störende war die Aussicht vor der Besprechung auf den Kaffee verzichten zu müssen, der schon seit gut einer Stunde bei ihm im Kopf kreiste. Während er Kannich durch die Gänge des Wachhauses folgte, dachte er daran wie er dazu gekommen war den Seals zu helfen ihren Chef zu retten.
Die Frogabteilungsleiterin Kanndra hatte ihn von einem von seinem Dienstschluss und einem vielversprechenden Experiment mit zwei Scheiben Schinkentoast weg in ihr Büro gerufen. Dort war die Rede von einer Eiltaube von den Seals und einem verschwundenen Sealoffizier gewesen. das ganze war darauf herausgelaufen, das Raucher mit sofortiger Wirkung unter dem Befehl von Rea Dubiata stand bis ihn neue Befehle erreichen. Raucher hatte wie immer wackelig salutiert und sich achselzuckend auf den Weg gemacht.
"Hörmal Kannich... ich weiß euer Boss ist weg und so, aber die Besprechung ist erst in zehn Minuten. Gönn mir noch nen Kaffee bevor es losgeht.", sagte Raucher vorwurfsvoll
"Jaja schon gut. Komm ich zeig die den Kaffeedämon." Erneut zog Kannich Raucher hinterher , aber diesmal immerhin mit einem, wie Raucher fand, vernünftigen Ziel. allerdings blieb den beiden kaum genug zeit um den Kaffee zu trinken, da der Dämon erst fünf Minuten angeschrien werden musste. Im Gehen schüttete Raucher unauffällig einen großzügigen Schluck aus der Kürbisflasche voller Knieweich in seinen Kaffee. Vor dem Büro von Chief-Korporal Dubiata warteten schon einige Wächter offensichtlich aus verschiedenen Abteilungen zusammengewürfelt. Raucher begrüßte Mohrtischa, seine Kollegin von der Frog, und lies sich von Kannich den andere Wächtern vorstellen. Raucher gab jeden lächelnd die Hand, was alle bald bereuten, und bot jeden eine Zigarette an, was sie vernünftigerweise ablehnten. Dann öffnete sich die Tür und Rea Dubiata kam zum Vorschein. in ihrem Gesicht stand die Sorge um ihren verschwundenen Kollegen. "Kommt rein. Ich erklär euch die Situation", sagte sie und winkte sie herein.
23.11.2006 20: 38Mohrtischa Unmagisch
Mohrtischa fühlte sich
großartig.
Sie hatte Ihre Ausbildung als M.U.T.-Schützin gerade erst unter Valdimier von Varwalds kritischen Blicken begonnen -eigentlich hatte Sie einen Blick auf die M.U.T. geworfen und war in Ohnmacht gefallen- und schon hatte man -das heißt eigentlich Frau, Kanndra Mambosamba nämlich - zu einer besonderen Spezialmission versetzt.
Näher schien niemand darauf eingehen zu wollen und Mambosamba meinte nur mit einem süffisanten Lächeln: "Melde Dich bei der Hexe."
"Aber...ich bin doch die Hekse..?", wand Unmagisch verwundert ein, doch Kanndra schnurrte nur: "Ich meine die
andere. Melde Dich einfach bei SEALS drüben und sag, das Du von mir kommst. Weggetreten, Gefreite!"
Die Hekse tat, wie befohlen und bei SEALS fand sich tatsächlich eine hilfsbereite Zombie, die Sie kichernd zu einer Tür führte, vor der einige Gestalten iun Wächteruniformen und ein etwas merkwürdig aussehender Golem bereits der Dinge zu harren schienen.
Kaum waren die scheinbar letzten Missionsteilnehmer - Mohrtischa freute sich, Rauchers Gesicht zu sehen, denn das kam Ihr bekannt vor - bat man, das heißt eine Frau, die bunt zusammengewürfelte Truppe auch schon recht unformell in das Büro um dort gleich zur Sache zu komemn, ohne höflicherweise den Besprechungsteilnehmern einen Platz anzubieten. Allerdings hätte es sowieso nicht genügend Stühle gegeben.
"Machen wir es kurz: man hat Leutnant Cim Bürstenkinn entführt. Glücklicherweise gibt es Augenzeugen, unglücklicherweise beläuft sich der Vorsprung der Entführer auf vier Tage. Noch unglücklichererweise befindet sich das Opfer und die Täterbereits außerhalb der Stadtgrenzen und somit strenggenommen außerhalb unserer gesetzlichen Handhabe. Allerdings spielt das nur eine geringe Rolle, wenn es darum geht, das Leben eines Wächters - noch dazu des Schäffs der SEALS - zu retten und somit auch die Ehre der Stadtwache und insbesondere mein... der Abteilung wiederherzustellen. Mit sofortiger Wirkung haben wir auf Befehl des Kommandeurs den Auftrag Bürstenkinn wiederzubeschaffen. Kolumbini, du darfst meine Vertretung in der Leitung dieser Mission sein. "
Der Tonfall ließ keinen Zweifel daran, das der Korporal das ganz genauso sah, auch wenn Ihm das bis zu diesem Moment vielleicht noch nicht bewußt gewesen war.
Unbeirrt fuhr Rea fort: "Allem Anschein nach handelt es sich bei den Entführern um klatschianische Eindringlinge, denen möglicherweise an einem erneuten Krieg gelegen ist, und die durch die Entführung Leutnant Bürstenkinn's gewisse pseudomilitärische Informationen zu erlangen suchen. Möglicherweise", und Ihr entfuhr ein leises, kaum hörbares seufzen, "war der Leutnat aber auch nur zur falschen Zeit am falschen Ort; jedenfalls wurden außer Ihm noch zwei weitere Zivilpersionen entführt. Obwohl klatschianischer Herkunft handelt es sich strenggenommen bei den beiden Frauen um Bürger Ankh-Morporks, für deren Schutz wir verantwortlich sind. Nun, man hat uns - beabsichtigt oder nicht - den Fehdehandschuh ins Gesicht geworfen und nun werden wir diesen aufnehmen und ordentlich zurückschlagen."
Mohrtischa sah sich um, konnte aber keinen derartigen Handschuh entdecken.
"Hm, Mä'äm - wie genau sollen wir vorgehen?" Kolumbini bewies, das er die Sache mit dem Stellvertreter verstanden hatte.
Dubiata nickte knapp. "Sehr gut, Korporal. Wir haben ein Schiff zur Verfügung, die
goldige Hirschkuh unter Kapitän Enterich. Mit diesem werden wir umgehend die Verfolgung aufnehmen, in Klatsch anlanden und dort die Verbrecher stellen, die Entführten befreien und die Täter zurück in Ankh-Morpork der Gerechtigkeit überstellen."
Niemand lachte, lediglich Marmelade zeigte ein besonders schiefes grinsen.
Dubiata ergriff erneut das Wort: "Sie haben acht Stunden Zeit sich reisefertig zu machen; ich erwarte sie alle pünktlich am Hafen."
Die Art und Weise, wie Rea das kleinem, scheinbar unschuldige und eindeutige Wörtchen
pünktlich aussprach, ließ keinen Raum für irgendwelche Spekulationen: ganz klar wurde erwartet vor der vereinbarten Zeit anwesend zu sein.
Weswegen es auch nach dem schnarrenden "Weggetreten!" der Chief-Korporal einige Zusammenstöße gab, als jeder versuchte, zuerst durch die Tür zu komemn.
24.11.2006 3: 40Scoglio
Scoglio betrat nachdenklich sein Büro.
Dieser Cim machte aber auch Sachen. Ließ der sich einfach entführen und das wahrscheinlich nur, weil er einmal zu viel mit seinem tollen neuen Schwert rumgefuchtelt hatte. Zumindest wäre das gut möglich, nach dem zu urteilen, wie er sich die letzten Tage benommen hatte.
Und jetzt sollten sie also wiedermal wegen ihm Ankh-Morpork verlassen? Zugegeben, diesmal war die Sachlage etwas anders und es war bei den letzten Reisen trotz allem auch irgendwie befreiend gewesen aus der engen Stadt hinauszugelangen, aber warum musste es unbedingt Klatsch sein? Hätte sich Cim nicht in ein Land entführen lassen können, das nicht so unerträglich heiß war?
Ein zeterndes "Tür zu!" riss den Troll aus seinen Gedanken.
"Ich ja gleich wieder weg bin", antwortete dieser der kleinen Gnomin, die auf seinem Schreibtisch saß und ihn böse anfunkelte.
"Schön."
Ein Blick durch den Raum.
"Und zwar etwas länger", fügte er hinzu.
"Schön."
Scoglio fand nichts, was er hätte mitnehmen müssen.
"Du das Büro schön ordentlich lassen, bis ich wiederkommen", ermahnte er seine Kollegin.
Amalarie brummte nur und der Lance-Korporal trat seufzend aus dem Raum.
Er verließ das Wachhaus und ging zu dem Haus in der Buchtgasse, in dem er ein Zimmer bewohnte. Auch hier prüfte er schnell, ob alles seine Ordnung hatte und legte seinen Stadtplan von Ankh-Morpork auf den Tisch, den er wohl kaum brauchen würde in Klatsch. Daneben legte er einen Zettel, auf den er mit seinem Graphitblock eine Nachricht an den Kleinen Willie, seinen Mitbewohner, schrieb, dass er die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen auf einer wichtigen Mission in Klatsch unterwegs wäre und sich dieser nicht zu wundern brauche, dass er in der Zeit nicht anzutreffen wäre. Dabei wunderte sich Scoglio, wieso er eigentlich den Kleinen Willie so selten zuhause antraf. Aber das konnte er auch nach der Reise klären.
Der Troll warf einen erneuten Blick durch den Raum und versuchte eine Falte in seiner Talkpritsche glatt zu streichen, was ihm nicht gelang.
Dann ging er mit trägen Schritten in Richtung Hafen.
24.11.2006 10: 22Cim Bürstenkinn
Hauptmann Rascaal, Kommandeur der Stadtwache und Träger von mehr Würden als er sich entsinnen konnte, sah hasserfüllt auf die Pendeluhr, während er darauf wartete, dass der Patrizier ihn endlich herein bat.
Er fragte sich, warum er eigentlich ja gesagt hatte. Gleichzeitig fragte er sich, warum es Dubiata eigentlich so ein Anliegen war den Mann wieder zu finden, den sie nicht müde wurde zu kritisieren und schon oft genug dorthin gewünscht hatte, wo er wohl mittlerweile war: ins tiefste Klatsch.
Er zuckte mit seinen untoten Schultern. Ein Wort ist ein Wort. Jetzt galt es das nötige Geld auch wirklich aufzutreiben und auch wenn Bürstenkinn beim Patrizier kein ganz unbekannter war, würde er doch freundlich lächelnd darauf hinweisen, dass unhöfliche Omnier am Hafen doch viel billiger zu bekommen seien. Normalerweise.
Der Kommandeur hoffte, den Patrizier an diesem Tag in guter Laune zu finden.
"Komm herein, Rascaal!"
Der Vampir verzog das Gesicht. Der Tonfall, die Tatsache dass Vetinari selbst die Tür öffnete und dann noch der Geruch. All das deutete auf eine Krise hin.
"Sir!", sagte er unverbindlich und musterte das Büro. Eine riesige Karte der Scheibenwelt lag auf dem Boden ausgebreitet und Vetinari sah angestrengt auf den Fleck wo "Klatsch" stand .
"Ich weiß warum Du hier bist. Glaubst Du ernsthaft, wir würden Zeit und Geld opfern, nur weil einer Deiner Leute Opfer eines Raufhändels wurde?"
"Nein, Sir! Aber man muss doch.."
Vetinari hob Einhalt gebietend die Hand.
"Doch, doch glaub mir, das tun wir."
Er wandte Ohnedurst den Rücken zu, und sah aus dem Fenster hinab auf das Treiben in der Stadt.
"Lass meinem Sekretär eine Liste zukommen, was ihr benötigt. Offiziell seid ihr auf der von mir missbilligten Suche nach dem Omnier. Sollten Deine Leute bei dieser Suche zufällig über Mahana Lamia stolpern oder herausfinden was hinter ihrem Verschwinden steckt, dürfen sie auch wieder in die Stadt zurück kommen."
Der Patrizier ließ sickern was er gesagt hatte.
"Versteh mich nicht falsch, Rascaal. Du weißt was mich in dieser Stadt wirklich bewegt. Und es gibt etwas in Klatsch, das seinen Schatten bis hierher wirft."
Er drehte sich um und sah den Hauptmann mit ernster Miene an.
"Findet heraus was Chmanora al Permo plant. Und wenn du sicher bist, dass er Euch dabei nicht behindert, könnt ihr gerne auch das fehlende Wächterlein suchen. Alles klar?"
"Wer ist dieser al Permo?"
"Wer er wirklich ist, weiß niemand. Offiziell ist er Außenbeauftrager seiner Eminenz Enar Makoutem Emir von Ewit, der weißen Stadt."
Der Frage des Vampirs zuvorkommend.
"Im Gebirge der Sonne; Ewit ist ein recht unbedeutendes Emirat mit so wenig Bodenschätzen, dass es die umliegenden Ländern bisher zu langweilig fanden dort einzufallen."
Vetinari setzte sich und zog einige Papiere hervor.
"Ich will dich nicht mehr länger aufhalten, ist JETZT alles klar?" Sein Blick besagte, dass die Unterredung nun vorbei war.
Rascaal aber war alles andere als amüsiert. Nachdenklich und sehr schlecht gelaunt, ging er zurück zum Wachhaus .
24.11.2006 19: 59Kannichgut Zwiebel
"Klatsch, Klatsch, Klatsch", murmelte Kannich, während er einen Stapel Blätter sichtete. Er mochte das Gespräch mit sich selbst. "Kaum Klacker. Wie rückständig ..."
"KAaaannnii?"
Sein Kopf ruckte zur Tür, als er die Stimme seiner Mutter vom Erdgeschoss heraufhallen hörte. Er legte den Stapel seufzend beiseite. "JAaaaa?", rief er zur Antwort hinunter. Ausgerufene Vokale neigten dazu, sich im Treppenhaus der Zwiebels zu verirren. Sie kamen oft erst Sekunden nach ihren versierteren Vettern, den Konsonanten, am Ziel an. Das zog Dialoge, wie auch Worte, zuweilen in die Länge.
"BEesuuuch!", setzte Kannichs Mutter das Gespräch fort.
"KOommeee!" Kannich und seine Mutter hatten jahrelange Übung darin, die Länge der Dialoge durch geschickte und prägnante Wortwahl wieder auf ein erträgliches Maß zu bringen. Als ebenso nützlich hatte sich die Technik erwiesen, den ersten Vokal mit besonderer Inbrunst auf die Reise durchs Treppenhaus zu schicken. Kannich schaltete seinen Klacker in den Ruhemodus. In den letzten Stunden hatte er genug Informationen über das Ziel ihrer Reise herausgefunden, um zu wissen, dass es schwer werden würde,
irgend jemanden dort wieder zu finden. Klatsch war
riesig! Allerdings gab es ein paar große Städte, erinnerte er sich. Vielleicht sollten sie dort anfangen zu suchen. Er hastete die Treppe hinunter.
Und erstarrte. Außer seiner Mutter befand sich ein weiteres weibliches Wesen in dem kleinen Zimmer, das je nach Bedarf als Salon, Wohn- oder Esszimmer diente und lächelte schüchtern in seine Richtung.
"Hallo Kannich", sagte Ilona Feldacker, die neben Frau Zwiebel an dem großen Esstisch saß und ein Stück Kuchen aß.
Sein Körper wollte auf dem Treppenabsatz kehrt machen und sich wieder in seiner Dachkammer verkriechen, seine Augen wollten das Mädchen eingehender betrachten, sein Kopf wollte nach Alibi-Objekten im Zimmer suchen. Und die Trägheit wollte ihn zu Boden werfen. In Summe boten diese vier Kräfte eine interessante Demonstration menschlicher Flexibilität, doch letztlich siegte die Schwerkraft. Es polterte.
"Junge!", rief Frau Zwiebel, "du sollst doch die Treppen nicht immer so runterstürzen! Irgendwann brichst du dir noch den Hals!"
"Ja, Mama", sagte Kannich und rappelte sich auf.
"Schau, Junge, das ist die Ilona. Sie sagt, sie ist eine Kollegin von dir und ihr geht zusammen auf Reisen. Wie aufregend! Sie ist hier, um dich abzuholen. Ist das nicht nett?" Frau Zwiebel war Meisterin darin, ihre Gemütslage blitzschnell an das Gesagte anzupassen.
Kannich schluckte. "Ja, Mama." Als Antwort blieben ihm in dieser Situation nicht viele Möglichkeiten.
"Ich habe dir deine Brote geschmiert", sagte Frau Zwiebel fröhlich und reichte ihm einen geschnürten Beutel. "Hast du deine Sachen gepackt? Ihr solltet bald aufbrechen, sonst werden eure Vorgesetzten sicher böse." Purer Stolz darüber, dass ihr Sohn
Vorgesetzte hatte, begleitete Frau Zwiebels Worte. Wer konnte so etwas schon von sich behaupten?
"Ja, Mama", sagte Kannich ein weiteres Mal, fast reflexartig, bevor er die Treppe hinaufeilte, um seine Sachen zu holen. Kurz darauf waren Kannich und Ilona auf dem Weg zum Hafen.
"Deine Mama ist sehr nett!", fand Ilona später, die neben einem schweigenden Kannich her lief. Kannich brummelte zur Antwort nur. "Ich habe schon
Ewigkeiten keinen echten Apfelkuchen mehr gegessen." Sie schien keine Probleme damit zu haben, das einseitig verlaufende Gespräch in Gang zu halten. Sie dachte kurz nach. "Falls du dich fragst, warum ich dich abgeholt habe, will ich ehrlich sein: Ich geh ungern allein zum Hafen und euer Haus lag direkt auf dem Weg." Sie klatschte in die Hände und schüttelte in einer paradoxen Weise lächelnd den Kopf. Ihr lockerer Pferdeschwanz hüpfte hin und her. "Hach, ich freu mich schon auf Klatsch! Ich habe gehört, dass es dort total fremde Menschen und seltsame Tiere geben soll. Dabei hab ich mich gefragt, wie wohl ..."
"Du meine Güte!", rief Kannich und blieb stehen.
Ilona blieb ebenfalls stehen und sah ihn an. "Was ist denn?", fragte sie.
Kannich deutete zum Hafen, der jetzt vor ihnen lag. "Da hinten", sagte er, "die 'goldige Hirschkuh'. Das kann ja wohl unmöglich unser Schiff sein, oder?"
25.11.2006 1: 25Mohrtischa Unmagisch
Während Gefreiter Zwiebel's Augen sich einer zumindest für Ihn erschreckenden Realität stellen mussten und Lance-Korporal Scoglio sich zu fragen begann, ob er denn eine Salzwasserkruste ansetzen würde, ehe die übrigen Wächter eintrafen, während Raucher sich eine weitere Kippe drehte, da folgte ein etwas derangierter und umso zornigerer Bürstenkinn dem alten Brauch des Landratten-Seemannsfrühstücks unter dem lauten kichern der Besatzung.
Währenddessen war Mohrtischa nach wie vor mit packen beschäftigt.
Das wichtigste hatte Sie bereits - Axt, noch eine Axt, diesmal kleiner, Besen und Zwergenbrot. Anstelle der M.U.T., welche Mambosamba für diese spezielle Mission nicht herauszugeben gewillt war (was, ohne das dieses sich bewusst war, den Kapitän der
goldigen Hirschkuh ehr glücklich machte), kam eine Triffinsziel von Burrlich & Starkimarm ins Handgepäck, dazu noch ein ausreichend großer Vorrat an Bolzen.
Nachdem alles in der ledernen Reisetasche verstaut war, holte die Hekse wieder Teil für Teil hervor, da es anders unmöglich schien, den kleinen Wäschestapel ebenfalls mit unterzubringen.
Nach einigen Fehlversuchen war das Leder endlich bis zum äußersten gespannt und angefüllt mit eben allem, was nötig schien, einschließlich Schal, langer Unterwäsche, Pullover und einem dicken Wintermantel, denn Mohrtischa erinnerte sich vage an den Dekan der Unsichtbaren Universität, der mal Studenten gegenüber erwähnt hatte, in Klatsch soll es bitterkalt.
Prüfend betrachtete Sie Ihr Werk und lud es dann vorsichtig auf einen kleinen Bollerwagen.
"Klatsch - ich komme!", rief sie, als Sie die Tür öffnete und das Wägelchen hinauszerrte.
Was einige Passanten zu eher seltsamen Blicken veranlasste.
25.11.2006 1: 55Ilona Istnichtgut Feldacker
Ilonas Laune schlug direkt ins negative über, als sie in die Richtung von Kannichs Hand sah. Das Schiff, wenn es denn diesen Nahmen überhaupt verdiente, war ein kleiner Dreimaster, wobei ein Mast schon von weitem ziemlich schief aussah. Von dem Holz aus dem die goldige Hirschkuh gebaut war blätterte an vielen Stellen die braune Farbe ab und auch vom Namen konnte man nur noch oldige Hischku lesen. Ilona schluckte entsetzt, nein sie waren doch von der Wache, da würde man ihnen bestimmt nicht so ein altes Schiff geben. Immerhin mussten sie doch Klatsch lebend erreichen und nicht irgendwo auf dem Meeresboden landen nur weil sich Holzwürmer ein größeres Essen gegönnt hatten.
"Bist du dir sicher das dies unser Schiff ist?" wand sie sich an ihren Kollegen.
"Nun ja es ist das einzige in diesem Teil des Hafens das groß genug ist aufs offene Meer zu fahren und der Name stimmt fast", Kannich verdrängte alle Gedanken an Apfelkuchen, auf diesem Schiff wäre es ein Wunder wenn nicht alle Seekrank werden dachte er mürrisch.
"Komm wir sehen ob dieses Schiff wirklich Herrn Enterich gehört, wenn wir Glück haben ist es doch eins der neuen Schiffe im anderen Teil vom Hafen", Ilona ging bei diesen Worten zielstrebig auf das Schiff zu.
Als sie näher heran traten hören sie jemanden laut fluchen und kurze Zeit später erschien ein Mann der fast genauso aussah wie das Schiff an Bord. Er war groß gebaut und seine Haut hatte wohl das ein oder andere mal zu oft einen Sonnenbrand erlebt. Die braunen Haare wiesen schon ein paar graue Strähnen auf und waren in einem dünnen Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Er lächelte sie mit braunen Zähnen, von denen auch schon ein paar fehlten, freundlich an.
"Ähm Entschuldigung", rief Ilona nach oben, "wir suchen nach einem Herren Enterich dem Kapitän der Goldenen Hirschkuh ."
"Aye da seid ihr bei mir richtig, mir gehört das gute Stück hier", stolz klopfte er gegen sein Schiff. Beide Wächter warfen sich vielsagende Blicke zu, sie hatten sich also doch nicht geirrt. "Ihr müsst wohl von der Wache sein nicht?"
"Ja wir sollen mit ihrem Schiff nach Klatsch segeln", antwortete Kannichgut.
"Na dann mal willkommen an Bord, ich zeig euch was dieses Prachtstück alles zu bieten hat. Wisst ihr es hat schon ganze acht Piratenüberfälle überstanden und schaut euch an in welch einem guten Zustand es sich dennoch befindet", seine Hand deutete einmal über das ganze Schiff.
"Ä entschuldigen sie meine Frage, aber wurde es während den Überfällen auch repariert?" fragte Ilona und sah sich besorgt um.
"Aber natürlich, wir halten es immer gut in Schuss denn man weis ja nie wann der nächste Überfall kommt nicht", der Kapitän lachte laut, bis er merkte das er wohl der einzige war der diesen Witz lustig fand. "Aber macht euch keine Sorgen, wir sind bis jetzt mit jedem Piraten fertig geworden", fügte er schnell hinzu.
Ilona umfasste ihre Tasche fester. Das sah alles gar nicht gut aus, wie sollten sie mit diesem Schiff auch nur die geringste Chance gegen eine wilde Horde von Piraten haben? Sie fing an sich in ihrem Kopf die schlimmsten Szenarien auszumalen, wurde aber zum Glück von Herrn Enterich unterbrochen bevor sie zu viele Details einbauen konnte:
"So das hier ist eure Kabine, fühlt euch wie zu Hause und solltet ihr eine Ratte sehen, schmeißt dieses dreckige Mistvieh über Bord oder noch besser gibt es dem Küchenchef!"
Mit einem tiefen Seufzer lies sich Ilona auf eines der Betten fallen, das dabei bedrohlich knarrte. Na das konnte noch eine heitere Fahrt geben.
Auch Kannichgut schien die Situation seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht besser zu gefallen. Er sah sich kurz in dem kleinen nur karg eingerichteten Zimmer um, um dann durch eins der zwei Bullaugen zu sehen. "Hey schau da kommen auch schon die anderen Wächter", kommentierte er seine Beobachtung.
25.11.2006 3: 33Cim Bürstenkinn
Irgendwann war Cim wieder zu sich gekommen. Sein rechtes Auge war verschwollen, zwei seiner Rippen waren mindestens angeknackst und seine linke Schulter war ausgerenkt und er lag mit auf den Rücken gebundenen Händen auf dem Bauch in einer Lacke seines eigenen Erbrochenen. Sein Kopf lag auf der Seite und er spürte Holzspäne in seiner rechten Wange stecken.
Darüber hinaus wackelte ein Vorderzahn, was Cim besonders aufregte, da ohnedies bereits einer fehlte. Er rüttelte versuchsweise an seinen Fesseln und eine Woge des Schmerzes schwappte über ihm zusammen.
"Wasser?" , krächzte er versuchsweise. Erstaunlicher Weise spürte er wie seine Fesseln durchgeschnitten wurden und ein Kübel mit einem Lappen neben ihn gestellt wurde.
"Zuerst Du machen sauber, Omnier!" Cims Horizont war bisher auf das vollgekotzte Deck und einen Haufen Seile beschränkt gewesen.
Der Seals-Wächter drehte sich über die rechte Seite auf den Rücken und deutete auf seine linke Schulter. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er an Deck lag. Er sah an Seilen und Segeln vorbei, zu dem bewölkten Himmel auf.
"Schulter.."
Ein dunkelhäutiger Mann, gänzlich in weiß gekleidet, beugte sich über ihn und begann die Schulter zu untersuchen. Plötzlich kniete er sich auf Cims protestierende Rippen und mit einer Mischung aus Zug und Drehung drückte er die Schulter zurück ins Gelenk.
"Schulter krank! Jetzt putzen! Du machen guten Sklaven in Re'Durat"
Tatsächlich konnte Cim die Hand wieder bewegen. Der Mann drückte ihm jetzt doch eine Kelle mit brackig riechendem Wasser, in dem irgendwelche Larven herum schwammen in die Hand und Cim trank gierig bis die Kelle leer war.
"Jetzt putzen" wurde er erneut, begleitet von einem leichten Tritt in die Seite, aufgefordert.
Ohne weiteres Zögern schnappte er sich den Lappen und begann das Deck sauber zu machen.
Kannich konnte noch gar nicht glauben, dass sie tatsächlich auf diesem Schrotthaufen nach Klatsch geschickt wurden immerhin hatten sie einen offiziellen Auftrag. Dieses morsche Ding - er klopfte frustriert gegen die Planken - wahr wohl kaum ... etwas war eigenartig. Er klopfte erneut, stampfte auf und sagte endlich. "Die wollen uns veräppeln. Das Schiff ist nur auf alt getrimmt."
"Bist ein ganz Schneller, was?", fragte ein breit grinsender Enterich, der plötzlich hinter ihnen stand. "Wir wollen doch nicht unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen!"
"Ihr werdet auch noch feststellen, dass die im Deck versenkten Ballistas für jeden Piraten eine unangenehme Überraschung darstellen werden."
Illona war wenig beeindruckt, aber doch positiv überrascht. "Wo sind die Badezimmer?"
26.11.2006 11: 22Kolumbini
"Klatf??" ließ sich Igor, Kolumbinis Diener, vernehmen, während sein Herr gerade einen altmodischen Lederkoffer packte. "Waf bei allen Göttern follft du in Klatf?"
"Ach, der Chef von den SEALS ist entführt worden und irgendwie meint der Kommandeur, dass ich dort mitgehen soll. Mal ganz abgesehen von Chief-Korporal Dubiata und der Gefreiten Istnichgut kenne ich aus dieser Truppe niemanden. Ich habe keine Ahnung, was ich da soll. Der Chef weiß so gut wie ich, dass ich kein Feldwächter bin. Wenn ich meine Befragungen durchführen kann, bin ich zufrieden, aber das wird wieder so..."
"Wie auf Reifen, waf?" sagte Igor mit gehässigem Unterton.
"Ja. Und es wird mit Sicherheit nicht erholsamer als die letzte. Auf jeden Fall will ich, dass du hier die Stellung hältst. Pass auf Hund auf, denn ich will ihn nicht dabei haben."
Nach diesen Worten blickte der schlappohrigen Hund mit einem durchdringendem Wimmern zu seinem Herrchen auf.
"Du bleibst hier und bist schön brav, ja?" versuchte Kolumbini seinen Hund zu beschwichtigen. "Igor passt gut auf dich auf."
Doch das vernarbte Lächeln des Buckligen schien das Haustier nicht sonderlich zu beruhigen.
"Oh, fön", murmelte Igor. "Jetft wird er beftimmt drei Tage lang durfheulen."
"Ich kann ihn nicht mitnehmen. Diese Sache ist viel zu gefährlich."
Kolumbini seufzte und packte seinen Koffer. Dann verabschiedete er sich von Ivonne, Igor und Hund und ging in Richtung der Docks davon.
Nach und nach traf der Trupp der Wächter am Pier an. Auf beinahe allen Gesichtern zeigte sich eine Mischung aus Vorfreude und Furcht vor dem Unbekannten, das sie erwarten würde. Die Ausdrücke der Skepsis wurden vor allem durch den ersten Eindruck des Schiffes und die Eilnachricht von Rascaal Ohnedurst mit den weiteren Instruktionen zu ihrem Auftrag sehr verstärkt.
Vielleicht steckte, wie bei der goldigen Hirschkuh, mehr hinter den Ereignissen, als auf den ersten Blick ersichtlich war...aber dies ist bei den meisten Dingen der Fall.
Und an einem weit entfernten Ort lag die weiße Stadt da. Im grellen Schein der Sonne blendete sie mehr als ein weißes Laken in einer Waschmittelwerbung. Ein so unbedeutendes Emirat, dass es niemandem besonders auffiel. Es war nicht reich an Bodenschätzen, aber ein Land kann diese Nachteile wett machen, wenn es sich auf andere Ressourcen spezialisiert. Viel zu lange hatte dieses kleine unscheinbare Emirat im Schatten der großen klatschianischen Metropolen gelebt. Doch einige ihrer herrschenden Personen wussten, dass ihre Zeit gekommen war.
27.11.2006 23: 46Mohrtischa Unmagisch
Dubiata gestattete sich ein innerliches, zufriedenes Lächeln, als Sie feststellte, das die Wächter mehr als pünktlich waren; nach Außen hin trug Sie eine stoische Ruhe mit einem Hauch Ungeduld und einem winzigen Tupfer Offiziersdünkel und SEALS-Stolz zur Schau und wies statt eines freundlichen
Ich bin stolz auf euch. wortlos mit dem Daumen auf das Schiff, das aussah, als hätte es seine letzte Fahrt längst hinter sich.
"Aufsitzen!", rief Kolumbini um seiner Stellung als Rea's Vertreter nachzukommen, jedoch ließ seine Stimme jeglichen Enthusiasmus vermissen.
"Das heißt aber
alle Mann an Bord.", grinste Raucher und warf die Glut, die er gerade nach als Stummel bezeichnen konnte geschickt auf den Rand der Hafenbrüstung, wo sie sich noch einem Moment dem leichten Wind widersetzte, ehe sie auf dem Weg ins Wasser in viel kleine Flöckchen zerfiel.
Kolumbini nickte, nickte nochmals -diesmal hoben und senkten sich Seine Augenbrauen, während die Augen auf die M.U.T-Schützin gerichtet waren- und wiederholte dann Rea's Handbewegung.
Raucher zuckte die Schultern und schlurfte zur Planke die unweigerlich an Deck führen würde.
Diese wagemutige Tat beflügelte die anderen Wächter fast eben sosehr, wie der Blick der Chief-Korporal, der dem Wort
Ungeduld einen völlig neuen Ausdruck verlieh.
Scoglio ging unmittelbar hinter der Hekse, als diese plötzlich mitten auf der Planke stehenblieb, sich umdrehte und Ihn fragte: "Hast Du keine Angst vor Wasser?"
Der Troll blinzelte und schüttelte den Kopf; eine Bewegung, die sich unweigerlich auf die Planke, den Zwerg und das Schiff übertrug.
"Gut für Moos ist."
"Moos?"
"Moos.", bestätigte Scoglio.
Ein dezentes hüsteln, das unheilschwanger auf rauhen Sohlen den Weg über die Ohren in die Eingeweide fand und dort für plötzliche Eiseskälte sorgte, unterband weitere Fragen und Hekse und Troll beeilten sich, das Deck zu erreichen, ehe aus Rea's Hüsteln noch etwas eindringlicheres wurde.
01.12.2006 6: 46Scoglio
Bald hatten alle Wächter das Deck der 'Goldigen Hirschkuh' betreten und der Kapitän gab den Befehl, die Leinen loszumachen - sie hatten wenig Zeit zu verlieren. Langsam setzte sich das so schäbig anzuschauende Schiff in Bewegung und glitt träge durch das Ankhwasser in Richtung des Runden Meeres. Die Wächter nahmen den Beginn ihrer Reise in das ferne Klatsch auf höchst unterschiedliche Weise wahr. Während Ilona den Raum aufgesucht hatte, der am ehesten als Badezimmer bezeichnet werden konnte, las Rea zum wiederholten Male die Nachricht des Kommandeurs. Kolumbini stand hinter ihr und versuchte, einen Blick auf den Zettel zu erhaschen, während er seine Pfeife anzündete. Als Raucher das sah, kramte er eine nächste Zigarette hervor und ging zu Kannichgut hinüber, dessen Blick von einem Klackerturm zum nächsten glitt, so als würde er sie möglicherweise das letzte Mal sehen. Scoglio indes hatte sich an die Reling gesetzt und starrte in das schmutzige Wasser des Ankhs, das mit schmatzenden Geräuschen vom Kiel der 'Goldigen Hirschkuh' geteilt wurde, nicht bemerkend, dass Mohrtischa neben ihm stand und sich auf Zehenspitzen stehend damit abmühte, ebenfalls einen Blick über die Reling zu werfen.
Eines aber hatten alle Wächter gemeinsam. Niemand von ihnen sprach ein Wort und niemand von ihnen wusste, was sie erwarten würde.
Als das Schiff die Stadtmauer passiert hatte, löste sich aus dem Schatten eines Hafengebäudes eine Gestalt. Niemand nahm Notiz von ihr, als sie eilends einen ganz bestimmten Weg einschlug.
Außer dem Gefreiten Kannichgut Zwiebel, der den letzten Klackertürmen hinterherstarrte, die noch zu sehen waren, bemerkte auch niemand die Nachricht, die bald darauf von einem Turm nahe des Hafens losgeschickt wurde. Aber der Wächter dachte sich nichts dabei.
Enar Makoutem saß im Schneidersitz in seinem geräumigen Zimmer und blickte nach draußen auf die weiße Stadt hinaus.
Seine weiße Stadt. Mit seiner Wahl zum Emir von Ewit war ein wichtiger Teil seines Planes Wirklichkeit geworden. Von nun an konnte kaum etwas schief gehen. Aber eine Sache beunruhigte ihn...
In diesem Moment öffnete sich die Tür hinter ihm. Ohne sich umzudrehen, fragte Enar: "Und?"
"Noch immer nichts", war die Antwort. "Keine Nachricht von Chmanora."
Auf Enars Gesicht schlich sich Besorgnis und er nickte. Die Tür schloss sich wieder und er war erneut allein. Vielleicht war es ja kein Grund zur Sorge, dass von seinem Außenbeauftragten nichts zu hören war. Aber leichte Zweifel blieben dennoch.
01.12.2006 23: 11Raucher Marmelade
Raucher, der noch immer neben Kannich stand, zog sein Schwert, dessen Rostigkeit sich durchaus mit seinem Brustpanzer messen konnte, aber zwischen all den Scharten höllisch scharfe Stellen aufwies, und begann es vorsichtig mit einer gräulichen Paste zu bestreichen. Kannich sah kurz von den klackern zu Raucher, blickte aber sofort wieder zu den Türmen. Weiterhin die Nachrichten entschlüsselnd fragte er: "Was schmierst du da auf die Kriegskeule, die du Schwert nennst?"
"Frotzel du nur, alter Freund. Du weisst genau das ich den Schlagstock vorziehe. Und der hat keinen Rost angesetzt. Aber diese feine Zeug hier ist eine Neue Erfindung. Wenn die Paste auf dem Schwert mit Blut in Kontakt kommt gibt es einen kleine Explosion die dem Gegner noch lange Bauchschmerzen bereitet. Selbst wenn man nur den Arm trifft...", sagte Raucher und grinste gemein.
"Raucher! Das ist verboten!", empörte sich Kannich. "Etwa auch in Klatsch?", fragte Raucher unschuldig. "Verdammt Raucher!!"
"Keine Angst, Mann. Noch funktioniert es ja nicht. Und bis dahin schmiert es super die Schwerscheide.", sagte Raucher und schlenderte unter den empörten Blicken von Kannich über das Deck.
Raucher schnupperte. Für ihn roch es überall nach zu Hause, da er meistens nur den lieblichen, selbst Gold anlaufen lassenden, Geruch seiner Zigarretten in der Nase hatte. Er schnibbte einen Stummel über die Rehling und zog in der gleichen Bewegung Tabaksbeutel und Blättchen unter seinem Harnisch hervor. Während er mit der einen hand ohne nachzudenken einen brögelige Kippe drehte und mit der anderen ein Stück Käse hervorzog, trat er zu Mohrtischa und Scoglio.
"Tach auch.", sagte er und hielt beiden einen Zigarrette hin. Beide lehnten ab, wodurch sie eindeutigen Überlebenswillen und mehr als genug Grips für den Dienst in der wache bewiesen. Scoglio sah auf Raucher herunter. "Du Raucher bist! Was Du halten von Sache? ", fragte er. Raucher zuckte schief mit den Schultern und steckte sich seine Kippe an. "Weiss nicht, Sör. Mach mir da nicht so die Gedanken, Sör. Wenn es dabei hilft, dass ich was in die Luft jage, um euren Chef zurück zu klauen bin ich dabei." Scoglio brummte zustimmend und damit war das kurze Gespräch auch schon zu ende.
Einige Zeit später am Tag stand Raucher, wie immer rauchend, an Deck und starrte versonnen auf das Meer hinaus. Nach einer Weile fragte er Kannich der nun in irgendwelche Notizen vertieft war: "Sag mal Kannich du bist doch sicher etwas bewandert was diese ganze Nautik hier angeht. Und du hast bessere Augen als ich. Sag mir mal was zu dem Schiff dahinten." Kannich sah auf und folgte mit den Augen Raucher gelbem Zeigefinger.
"Meinst du das Schiff davorne?"
"Jup"
"Das mit den vielen ungewaschenen Gestalten mit Turbanen auf dem Kopf?"
"Jup"
"Und den vielen Waffen?"
"Jup"
"Und der Totenkopfflagge"
"Jup"
"Nun ich denke das sind klatschianische Piraten die gekommen sind um uns auszurauben und zu töten."
"Ah. das ist schlechte, nicht wahr."
"Jup"
"OK. Ich geh und verpetz die Piraten bei der Cheffin. Mir juckt schon der Sprengsatz...", sagte Raucher, schob seine Kippe in den anderen Mundwinkel und schlenderte in Richtung Rea Dubiata. Kannich blieb zurück und überdachte mit wachsendem Entsetzen den Gesprächsverlauf.
02.12.2006 1: 27Ilona Istnichtgut Feldacker
"Sag das nochmal, was kommt auf uns zu?" fragte Rea Dubiata und versuchte dabei ruhig und gelassen zu wirken, was ihr jedoch nicht so ganz gelingen wollte.
"Hab ich doch eben gesagt Sör, Piraten aus Klatsch", Raucher paffte ruhig an seiner Kippe, "Also mein Schwert ist zwar rostig, aber es kann dennoch Wunder bewirken", fügte er hinzu.
Rea schien für einen Moment jedoch ganz in ihrer eigenen Welt versunken zu sein und murmelte leise vor sich hin: "Wie konnte das nur passieren, ich dachte wir reisen geheim. Verdammt jemand muss uns ausspioniert haben."
Energisch schüttelte sie ihren Kopf und kam wieder in die Gegenwart zurück. "Ich werde zum Kapitän gehen, er kennt dieses Schiff am besten und weis wie man mit Piraten umzugehen hat. Zusammen werden wir schon eine Strategie finden um mit ihnen fertig zu werden. Raucher sag du den anderen Wächtern Bescheid und versammelt euch alle Deck", noch während Rea diese Worte aussprach drehte sie sich um und lief in Richtung Kapitäns Kajüte davon.
Unter den anderen Wächter herrschte große Aufregung als Raucher die Nachricht überbrachte, wobei gesagt werden muss das sie am meisten von Ilona ausging.
"Was Piraten? Etwa die mit dem Totenkopf auf ihrer Flagge? Das kann nicht dein Ernst sein oder?" Sie schluckte mehrmals und versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu halten. Was hatte sie nicht schon alles an Geschichten über Piraten gehört und meistens ging es darum das die Angegriffenen nicht überlebten.
Kolumbini legte seine Hand auf ihre Schulter und redete beruhigend auf sie ein: "Hey wir sind Wächter, wir bekommen das schon hin, immerhin können sie nicht schlimmer sein als irgend welche Verbrecher aus den Schatten."
"Danke für den tollen Vergleich, das bereitet mir nur noch mehr Angst. Ich bin doch nur eine Kontakterin, ich gehe nicht in die Schatten und ich gehöre ganz bestimmt nicht auf ein Schiff das gleich von Piraten angegriffenen wird", ihr Atem wurde schneller und sie fuhr sich immer wieder nervös durchs Haar.
"Hey wir sind alle bei dir ok und Rea spricht gerade mit dem Kapitän der wird schon wissen wie man sein Schiff am besten verteidigt. Hat er nicht selbst gesagt das sie schon mehrere Piratenangeriffe unbeschadet überstanden haben?" versuchte es nun auch Mohrtischa Unmagisch.
"O Ok du hast ja recht, aber was ist mit den ganzen Geschichten über Piraten die ihre Gefangenen an einen Pfahl binden und quälen oder einen ins Wasser voller Haie werfen?" Ilona sah fragend ihre Kollegen an.
Kolumbini schüttelte lachend den Kopf: "Ach das sind doch alles Kindermärchen, so was glaubst du nicht wirklich oder?"
Wahrscheinlich tun sie viel schlimmere Dinge als das, fügte er jedoch in Gedanken für sich hinzu.
Ilona tastete derweil in ihre Tasche und umfasste mit einem beruhigenden Seufzer eins ihrer Zwergenbrötchen. Gut sie hatte alles was sie zur Verteidigung brauchte und hoffentlich hatte ihr Kollege recht und Piraten waren wirklich nichts unbesiegbares.
Das laute blasen eines Horns und wilde Angriffsschreie ließen sie alle aus ihren Gedanken hoch schrecken.
"Verdammt sie haben uns schon fast eingeholt!" rief Kannichgut und griff nach seiner Waffe.
02.12.2006 16: 55Kannichgut Zwiebel
Kannichs Gedanken rasten, als er in seinem klatschianischen Wörterbuch blätterte. Manche Dichter sagen, Wörter seien die gefährlichsten Waffen. Natürlich galt es dabei vor allem, die richtigen zu finden. Kannich fand sie nicht.
"Salam Becin", murmelte er, während um ihn herum die Leute in gefasster Panik oder eifriger Erwartung herum standen. "Rote Tod, der - ankh-morporkianische Alltagskrankheit, die ganze fremde Zivilisationen ausgelöscht hat. Hm ..." Kannich grinste. Perfekt!
Er wandte sich an Kolumbini. "Ähm ... Sir?"
Kolumbini nutzte seine derzeitige Kommandogewalt, um die übrigen Wächter strategisch günstig zu postieren. Er drehte sich zu Kannich um. "Ja, äh ... Gefreiter?"
"Ich hätte da eine Idee ..."
Hamam freute sich riesig. Es war sein erster richtiger Einsatz. Seit einer Woche war er Mitglied der "Achmalabad". Man hatte ihm die Wahl gelassen zwischen einem blutigen Tod inmitten fieser Haifischzähne und einem rauen Leben als Deck schrubbender Pirat. Er hatte nicht lange überlegen müssen und nun lag das erste Beuteschiff vor ihm: ein abgeranzter Kahn, der sich offenbar zu weit aufs offenen Meer hinaus getraut hatte. Ein paar Schiffslängen trennten sie noch von ihrer Beute. Hoffentlich finden wir
überhaupt etwas Wertvolles an Bord, dachte er. So oder so würden sie eine Menge Spaß haben, relativierte er schließlich seine Befürchtung. Dann machte er eine Entdeckung und tippte den neben ihm stehen hat-nur-ein-Auge-Gajim an.
"Was bedeutet eine gehisste Unterhose mit roten Flecken?"
Gajim starrte zurück, als bereite er sich auf einen Dialog mit einem Bekloppten vor. "Häh? Blut im Stuhl? Was redest du, Alter?"
Hamam wies hinüber zu dem alten Kahn, wo am höchsten Mast eine neue Fahne im Wind flatterte, die tatsächlich einige Ähnlichkeit mit langen Unterhosen hatte.
Gajim starrte jetzt in Richtung des anderen Schiffes. Er schien nur starren zu können. Jetzt weiteten sich seine Augen. "Oh. Scheiße."
Die Wächter standen an der Reling versammelt.
"Das könnte klappen", hoffte Kolumbini. "Sie sehen die gehisste Wir-haben-den-roten-Tod-an-Bord-Flagge und drehen ab. Tolle Idee ... Gefreiter!"
Kannich grinste bis über beide Ohren. "Danke, Sir!"
Mohrtischa hatte sich inzwischen eine Kiste besorgt, um endlich über Bord schauen zu können. "Ja, der Plan klingt wirklich gut. Aber er funktioniert nicht."
Kolumbini beugte sich zu der Zwergin hinunter. "Woher weißt du das?"
Mohrtischa zog einen Enterhaken aus ihrem Helm und reichte ihn Kolumbini. "Deshalb, Sir."
03.12.2006 2: 52Mohrtischa Unmagisch
Alle Wächteraugen -und die einiger Seeleute- richteten sich erst auf den Helm, dann auf den Enterhaken und folgten dann dem schweren Tau bis zur Bordwand, die bedauerlicherweise nicht zu ihrem Schiff gehörte.
Ilona fasste sich als erste und ohne sonderliche Anstrengung gelang es Ihr, Kolumbini und Kannich gleichzeitig scharf anzusehen.
"Haben wir da vielleicht etwas verwechselt?"
Ihr Tonfall gab einem geheuchelten
nein einen deutlichen Vorzug vor einem noch so ehrlichen
ja, aber Ihre Augen waren schneller als jede verbale Antwort es hätte sein können und Ihre Schultern sackten herab, während Sie das Zwergenbrötchen fester umklammerte.
Unterdessen schien die gegnerische Mannschaft eine Art Freudentanz aufzuführen oder größere taktische Veränderungen vorzunehmen - jedenfalls schrie und gestikulierte deren Ausguck wild, während ebenso wild, schreiend und gestikulierend der Teil der Mannschaft, der ihrem Schiff bereits gefährlich nahe schien zum entgegengesetzten Ende des eigenen Schiffes wollte und umgekehrt, was unweigerlich zu einer Ballung von bewaffneten Leibern in der Mitte unter dem Mast führte.
Plötzlich legte sich die
Goldige Hirschkuh hart und scharf zur Seite, was die Seeleute kalt ließ, während die Wächter munter durcheinander kullerten - glücklicherweise lag Scoglio recht weit unten - und Mohrtischa wurde der Enterhaken aus der Hand gerissen; verfehlte um Haaresbreite Rauchers Zigarettenstummel und Kolumbinis Nase.
Die laute, befehlende Stimme Reas ging unter dem garstigen Kichern des Kapitäns unter.
03.12.2006 22: 42Raucher Marmelade
Das Piratenschiff hatte sich nun auf knapp zwei Meter an des Schiff der Wächter herangezogen. Raucher lehnte an der Reling, mal wieder gesegnet mit einer seltsamen Mischung aus Entspannung und schierer Fehleinschätzung, und rief den Piraten zu: "Ne Kippe, Jungs?" Einer der Piraten hielt ein fast ebenso bröckeliges Zigarillo hoch und weckte damit Rauchers Interesse. Plötzlich wurde es auf der Goldigen Hirschkuh still. Einer der Piraten schob seinen Hut in den Nacken, spuckte herzhaft über die Reling und sagte: "Ihr seid also ein Kasino- und Strippschiff?"
Große Fragezeichen bildeten sich in den Gesichtern der Wächter. "Naja wegen der Flagge die ihr gehisst habt ..." Raucher stieß Kannich seinen Ellenbogen in die Rippen und aufgrund der Tatsache, dass der Ellenbogen eine von Rauchers Hauptkampfwaffen war, stöhnte Kannich kurz auf.
"Äähm... naja nicht direkt... denn wir äähmm... sind äähh.", begann Rea.
"...ausgeraubt worden..." half Kolumbini.
"Ja genau! Ausgeraubt. Jawohl! Und deswegen sind unsere Vorräte an Geld und Bier und äähmm..."
"Tabak!!", half Raucher, der diskret im Hintergrund mit dem Zigarillopiraten einen regen Tauschhandel aufzog.
"Ja auch das! Und deshalb ist grad nicht viel los mit Kasino und so. Äääh tut uns furchtbar leid. Die äh Flagge war nur noch aus Gewohnheit oben und äähh..." Rea brach ab und sah sich zweifelnd um.
Der Wortführer der Piraten begann zu knurren.
06.12.2006 20: 44Cim Bürstenkinn
Der Kapitän der Achmalabad, strich bedächtig über seinen langen Bart.
"Also nichts los mit Kasino." Die Piraten murrten herum und hätten sich über eine kleine Abwechslung gefreut.
"Bleibt also nur noch das zweite." und grinste Rea unverhohlen und mit eindeutiger Absicht an.
"Jahaa.. das ist ja..", die Hexe beugte sich verschwörerisch zu dem Kapitän der Hirschkuh und flüsterte. "Wenn dein Kahn irgendwas kann das uns hier raus bringt wäre es der geeignete Zeitpunkt es zu verwenden. Ich hab keine Lust dem Kerl meine Unterröcke zu zeigen!"
Als Rea den inneren Kampf in Kapitän Enterich in seinem Gesicht sah, wurden ihre Augen zu Schlitzen.
"Dort vorne ist der Leuchtturm von Re'Durat. Morgen früh erreichen wir den Hafen! " hörte Cim durch die Watte hindurch die seinen Kopf seit Tagen einzuhüllen schien. Er hatte Fieber und seine Finger waren von der aggressiven Seifenlauge mit der er das Deck schrubben musste wund und die Handflächen hatten Blasen in Blasen in denen das Fleisch der ätzenden Flüssigkeit ausgesetzt war.
"Hurra!", schrie die Mannschaft, die es nicht erwarten konnte den Sold wieder einmal in Huren- und Wirtshäusern und manchmal auch bei der Frau abzugeben.
"Er wird die Reise nach Ewit nicht überstehen, Chmani. Hast Du ihn nur mitgenommen um ihn zu töten?" Mahana war in den letzten Tagen immer wieder einmal an Deck gekommen. Scheinbar wurde sie nicht sehr streng bewacht. Vielleicht war aber auch die Tatsache, dass sie niemals mit ihrer Tochter zu sehen war der Grund für ihre gehorsame Ruhe.
"Es könnte mir egal sein", sagte Chmanora al Permo, Außenbeauftrager von Ewit, "doch du weißt wie sehr ich Verschwendung hasse."
Er deutete nach vorne.
"Wir werden ihn am Sklavenmarkt verkaufen. Für Feldarbeit oder den Einsatz unter Berge scheint er wie geschaffen, findest Du nicht?"
Mahana spuckte vor dem skrupellosen Mann aus, und verschwand wieder unter Deck.
"Ja komm nur Sklave", lachte er, "Putz das schön weg!"
06.12.2006 22: 46Ilona Istnichtgut Feldacker
Währenddessen hatten die Wächter auf der Goldenen Hirschkuh immer noch ihre Probleme mit den Piraten.
"Also wenn ihr schon keine Beute habt wollen wir wenigsten die Stripperinnen. Mit denen können wir auch unseren Spaß haben oder Jungs?" Alle Piraten lachten hämisch auf die Frage ihres Wortführers und warfen grimmige Blicke auf die Besatzung der Goldenen Hirschkuh.
"Äm ja tut uns ja sehr Leid, aber diese sehen aus wie das Schiff. Wirklich tragisch, ein Grund warum wir seit Ewigkeiten keine Kunden mehr haben", Rea versuchte verzweifelt zu lächeln und stieß den Kapitän zum wiederholten mal in die Rippen.
Dieser war wohl immer noch damit beschäftigt sich gewisse Personen in Unterwäsche vorzustellen und bemerkte es kaum.
"Na um so besser, dann passen sie wenigstens zu uns", der Pirat grinste breit und seine Augen funkelten schelmisch, während er einen Fuß auf die Goldene Hirschkuh setzte.
Das wurde Herrn Enterich dann offensichtlich doch zu viel und er baute sich bereit vor den Wächtern auf.
"Na na Jungs nun mal nicht so schnell, sonst könnte es noch ernsthafte Schwierigkeiten geben", warnte er laut.
"Ja Schwierigkeiten für euch wenn ihr uns nicht sofort eure Beute gebt", kam die knurrende Antwort.
"Aha da haben wir ja schon das erste Problem, seid ihr denn überhaupt echte Piraten?" Angreifer sowie Wächter sahen Herrn Enterich bei dieser Frage verdutzt an und überlegten wohl beide wie so jemand verrücktes nur hatte Kapitän werden können.
"Natürlich sind wir Piraten, kann man das nicht eindeutig sehen?" kopfschüttelnd deutete der Anführer der Bande auf die Totenkopfflagge die unübersehbar am Hauptmast wehte.
"In Ordnung ihr habt die Flagge, aber was ist mit dem Rest? Wo ist der Papagei und warum trägt niemand eine Augenklappe? Ach und sehe ich dort etwa ein paar Personen ohne Bart? Nein ihr könnt mir nicht weiß machen, dass ihr in diesem Zustand die Genehmigung von der Piratengilde bekommen habt."
"Was soll der Schwachsinn nun wieder, von so einer Gilde habe ich noch nie gehört."
"Wirklich nicht? Ihr Armen, dann seid ihr in noch mehr Schwierigkeiten als ich dachte. Wenn die Gilde heraus bekommt das ihr ohne ihre Einwilligung andere Schiffe überfallt und euch als Piraten ausgebt oh mein Gott ich möchte nicht wissen was sie mit euch anstellen werden."
Bei diesen Worten ging ein verunsichertes Raunen durch die Piraten und man warf den Personen ohne Bart tötende Blicke zu.
"Ach wir betreiben unser Geschäft schon seit Jahren und es ist nie etwas passiert", verteidigte sich ihr Anführer.
"Ja das kommt daher das die Gilde noch relativ neu ist. Sie wurde erst vor kurzem gegründet um der wahllosen Piraterie Einhalt zu gebieten."
Ilona hörte dem ganzen Gespräch verwirrt zu. Von so einer Gilde hatte sie auch noch nie etwas gehört und sie waren schon lange außerhalb Ankh Morporks, gab es da überhaupt ein Gildensystem? Vorsichtig tippte sie ihre Vorgesetzte an, um sie dann flüsternd zu fragen: "Entschuldigung aber stimmt es wirklich was der Kapitän sagt?"
"Natürlich nicht, er erfindet nur ein Märchen. Wollen wir hoffen das die Piraten drauf rein fallen werden", antwortete diese eben so leise und wand sich wieder dem Geschehen vor ihr zu.
"Also heißt das jetzt das wir keine nackten Frauen zu sehen bekommen?" kam eine enttäuschte Frage aus der hinteren Reihe der Piraten.
"Ja genau niemand hat mir beim eintreten gesagt das man Frauen sofort von Bord wirft ohne vorher mit ihnen Spaß zu haben", rief sein Nachtbar.
"Habt ihr nicht gehört was der Kapitän gesagt hat?" warf einer ihrer Kollegen ein, "Wir bekommen großen Ärger wenn man uns erwischt."
"Mich interessiert das nicht, die letzte Frau die ich in Unterwäsche gesehen habe war meine Mutter und ich war noch ein Kind."
"Ach sei still, du hast das gleiche unterschrieben wie ich. Keine Frauen an Bord!"
"Wer sagt denn das ich sie auf unser Schiff nehmen möchte?"
"Ruhe!" schrie ihr Anführer so laut er konnte und schlug mit seiner Hand fest auf eine Holzplanke, "ich muss nachdenken."
06.12.2006 23: 48Rea Dubiata
Rea drängte sich nach vorne an die Reling. Hatte es also doch nichts genutzt, ihre schöne, knielange Unterhose zu hissen. Zum Glück hatte sie mehrere eingepackt - schließlich hatte ihre Mutter ihr beigebracht, niemals in dreckiger Unterwäsche zu sterben und diese Mission schien ja tatsächlich ein Selbstmordkommando zu werden. Zum Glück hatte sie schon einige von jenen Missionen mitgemacht, in denen man dem Tod näher war als dem Leben. Sie hatte einige Unterröcke opfern müssen
[1], war schon fast nackt aufgewacht, aber bislang hatte noch nie jemand
so etwas von ihr verlangt. Doch noch war die Gefahr nicht gebannt.
Der Piratenkapitän hatte mittlerweile entschieden, sich nicht weiter an der Nase herumführen zu lassen. Irgendwann war zu ihm doch durchgesickert, dass es sich auf diesem Schiff um eine sehr heterogene Gruppe handelte. Da war diese Frau, mit dem engstirnigen, herrischen Gesichtsausdruck, die nicht danach aussah, als wären ihre Unterröcke von der Sonne gebleicht. Sie passte ebenso wenig ins Bild wie der stille Knabe, der sich halb hinter dem gelbhäutigen Schornstein verbarg. Auch die schwarzgelockte Frau war zu teuer angezogen für eine Stripperin.
"Ich sag euch was", sagte der Kapitän. "Wir reparieren eure Schaluppe hier und ihr bereitet uns ein wenig Amüsemoant, wäre das kein Vorschlag?"
"Ein Vorschlag ist es allemal, aber keiner, der uns gefällt", erwiderte die blonde Frau. Zwischen ihren Augenbrauen bildeten sich Falten. "Ich würde gerne mit dir sprechen." Sie sah ihn kühl an, aber er wusste, dass sie innerlich aufgewühlt war, vielleicht sogar fast panisch. Er bemerkte es auch an den anderen. Eigentlich sollte es ihn zufrieden stellen. Er mochte es, wenn Leute vor ihm zitterten und um ihr Leben bettelten, aber die ganze Mannschaft hatte nicht vor seinen Piraten Angst, nicht direkt.
"Ich wusste nicht dass Frauen jetzt das Kommando führen, hört dein Käpt'n auch auf dich?" Der Piratenkapitän Ibn Ramsis hatte nach einiger Diskussion zugestimmt, das Schiff zu wechseln und sich mit der Frau zu unterhalten. Der Troll stand an Deck in Hörweite, aber auch in Sichtweite seiner Männer. Die Mannschaft der Goldigen Hirschkuh blieb ebenfalls an Deck.
"Nur wenn es in meinen Zuständigkeitsbereich fällt." Rea ekelte sich ein wenig vor dem Piraten, der wohl schon lange kein Fleisch mehr gegessen hatte - wenn man nach der Beschaffenheit seiner Zähne ging. Allerdings hatte sie schon schlimmeres gesehen. Schließlich gab es von dieser Sorte Mensch einige und sie neigten dazu, unnatürliche Tode zu sterben.
"Ihr seid kein Casinoschiff," sagte Ibn Ramsis mit einem bedauernden Tonfall.
Rea nickte.
"Und habt auch keine Stripperinnen an Bord?", die Stimme des Piraten klang, als wäre dies der letzte Strohhalm, an den er sich hielt.
Rea nickte wieder.
Ibn Ramsis sank in sich zusammen. "Schätze, Juwelen, sonstwas, das wir rauben können?"
"Nur unser Leben ... und wir hängen sehr daran." Rea zwinkerte und hoffte, dass der Pirat auf ihren Bluff hereinfiel.
"Hm... Morden ist nicht gerade lukrativ." Offenbar hatte der Kapitän keine Lust, auf die von Rea angedeuteten imaginären Waffen zu stoßen. "Es macht schon Spaß, aber was wir brauchen ist Gold. Was war das für eine Gilde, von der ihr gesprochen habt?"
Rea sah auf. "Die Piratengilde? Genauer gesagt ist es die Gilde der Schmuggler, Marodeure und Transporteure illegaler Waren, aber so weit ich weiß, legt sie ihren schützenden Mantel auch um Piraten - sofern sie nebenbei Schmuggeln. Die Aufnahmegebühr beträgt 20 AM-Dollar pro Person ... Allerdings kriegt man Rabatt, wenn man schon ein Schiff besitzt."
"Hmm... Wir sind zwanzig Mann, das Geld können wir nicht aufbringen."
"Dafür könnte ich sorgen..." Rea dachte nach. "Dafür möchte ich aber mehr von dir, als nur in Frieden gelassen werden."
"Achja? Wir haben nicht mal mehr genug Rum für alle. Was willst du noch?"
Rea lächelte. "Eine Auskunft. Seid ihr in letzter Zeit Landsmännern begegnet?"
Die Wächter winkten den davonsegelnden Piraten hinterher.
"Und nicht vergessen", rief Rea nochmal. "Er heißt 'Freund Beuteltasche'!"
"Du sagtest, du hättest neue Informationen?", fragte der Kapitän.
"Ja...", murmelte Rea. "Aber sag mir erst, warum wir diesen Piraten in die Augen sehen mussten und ihnen nicht das Heck zudrehen konnten."
Der Kapitän zuckte mit den Schultern. "Sie waren schon zu nah. Die Kanonen hätten uns selbst wohl mehr geschadet als ihnen und..."
"Schon gut. Du kennst Re'Durat?", fragte sie.
Der Kapitän schüttelte den Kopf "Nur vom Hörensagen"
"Es gibt einen riesigen Sklavenmarkt dort. Glaube ich zumindest." Rea winkte Kolumbini zu sich, der etwas abseits stand.
"Ja, die sollte auf der Karte verzeichnet sein." Der Kapitän nickte. "Zumindest sagt mir der Name etwas. Dahin soll's gehen?"
Rea nickte, der Kapitän verschand und wurde von dem Rum-Ermittler abgelöst. "Wir kennen also nun einen Stadtnamen?", fragte Fred.
"Schon länger," erwiderte Rea. "Aber es war eine unsichere Quelle, die Ras in seiner Botschaft angegeben hatte. Daher wollte ich mich so spät wie möglich festlegen."
"Und wer hat dir das bestätigt?"
"Ibn Ramsis, der Pirat. Sie haben das Schiff von einem Chmanora getroffen und über Flaggen kommuniziert. Es hatte die Segel Richtung Re'Durat gesetzt. Mittlerweile sollten sie dort sein."
"Und woher weißt du, dass es das Schiff ist, auf dem Cim ist?", fragte Fred.
"Sie hatten die "Frau an Bord" Fahne gehisst."
07.12.2006 16: 00Scoglio
Torac atmete tief durch und überblickte das kleine Podium, auf dem er zusammen mit etwa einem Dutzend anderen Sklaven stand, um der Menge vorgeführt zu werden. Er nickte seinen Leidensgenossen zu und jeder von ihnen nickte kaum merklich zurück. So etwas wie ein gehässiges Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, als sein Blick über die vier ahnungslosen, mit Schwertern bewaffneten, Aufpasser vor ihm und dann weiter zu Agram glitt, der auf dem nächsten Podium stand. Torac wischte sich mit der linken Hand über die Stirn - das Zeichen, dass seine Gruppe so weit war. Während Agram es weiterleitete, richtete Torac seine ganze Aufmerksamkeit auf DarhÃn, einen Hünen von nahezu sieben Fuß Größe. Dieser stand etwa 40 Schritt entfernt, im Zentrum des Platzes, auf dem der riesige Sklavenmarkt in Re'Durat stattfand, und vergewisserte sich, dass er von all seinen engsten Gehilfen aufmerksam beobachtet wurde. Dann drehte er sich mit einem Mal blitzschnell um seine eigene Achse, streckte dabei mit einem heftigen Faustschlag einen Wächter nieder und ließ ein ohrenbetäubendes Gebrüll hören.
Sofort sprang Torac nach vorne, entwand einem Aufpasser dessen Schwert und beförderte ihn mit einem Fußtritt vom Podium. Überall auf dem Platz taten es ihnen die anderen Sklaven gleich, was dazu führte, dass unter der Menge auf dem Platz eine regelrechte Massenpanik ausbrach. Eine Vielzahl der Leute versuchte, vor den rasenden Sklaven in Sicherheit zu gelangen, obgleich einige sich ihnen auch in den Weg stellten, aber sie hatten nicht viel Zeit, diese Entscheidung zu bereuen.
Während nun am Rande des Platzes eine Gruppe von gut bewaffneten Soldaten auftauchte, drängten die Sklaven, eine Spur der Verwüstung hinter sich zurücklassend, in Richtung des Hafens, an dem gerade ein Schiff anlegte und die "Frau an Bord"-Fahne einholte.
08.12.2006 19: 54Kolumbini
Es war langweilig auf der "goldigen Hirschkuh". Die Wächter saßen auf dem Deck und beobachteten die schlaff hängenden Segel.
"Flaute", murmelte Raucher Marmelade missmutig. "Warum ausgerechnet jetzt, da wir uns beeilen müssen?"
"So ist das eben", antwortete Kolumbini bitter. "Das was man braucht ist nie da. Und alles was schief gehen kann, wird auch schief gehen."
Einige der Wächter nickten, da sie nur zu gut wussten, dass man diesem Glauben nach einer längeren Dienstzeit in der Wache erliegen konnte. Die Verbrecher entkamen immer dann, wenn man sich bereits sicher wähnte, sie zu schnappen und die Menschen schienen Leute in Uniform meist aus Prinzip zu belügen.
Rea kam in diesem Moment aus einem Gespräch mit dem Kapitän zurück.
"Was gibt's Neues?" erkundigte sich Illona.
"Nun der Käpt'n meint, dass so was einfach passieren kann, aber ich glaube, er verschweigt mir was."
"Wie zum Beispiel die dunklen Wolken am Horizont, die immer näher kommen?" fragte Raucher, der die ganze Zeit den Horizont abgesucht hatte.
Wie ein Mann drehten sich die Wächter um und sahen einen dunklen Wolkenturm der zu rasch näher zu kommen schien.
"Dann haben wir ja gleich alle nautischen Klischees durch, was?" kommentierte Fred sarkastisch und verstaute sein Pfeife im MANTEL. "Besser, wir gehen unter Deck und lassen die Seemänner ihr Tagewerk verrichten, was?"
"Wir bleiben hier und sehen was wir helfen können, Kolumbini", gab Rea scharf zurück, auch wenn sie nicht wusste, was sie helfen konnten.
Der RUM-Ermittler zuckte mit den Schultern und holte seinen Regenschirm aus seinem MANTEL.
"Und ich habe Igor für verrückt erklärt, als er mir riet das Ding mitzunehmen."
Und was darauf folgte war die Ruhe vor dem Sturm.
09.12.2006 14: 36Cim Bürstenkinn
"Donnerlütchen", hörten sie in diesem Moment Enterich sagen, "solche Wolken hab ich ja noch nie gesehen!"
Einen Moment lang wurde es noch ruhiger an Deck, denn sogar die sanft knarrenden Taue hatten eingehalten und lauschten nun angespannt.
"Ähäm, Herr Kapitän. Wie war das noch mit den 8 Überfällen und eurer reichhaltiger Erfahrung auf See?", fragte Ilona und ging sanft drohend auf den Kapitän zu.
Enterich riss die Augen auf. "Ich? Das Schiff hat 8 Überfälle überstanden. Der alte Kapitän war ein Teufelskerl, ein Bild von einem Seemann. Leider hat er sich in irgendeinem Hafen ein unangenehme Krankheit eingefangen und kann sich nun nur mehr durch Sabbern verständlich machen."
"Wie lange?", fragte Rea nun ganz offensichtlich drohend. Ihr Schicksal lag in den Händen eines Mannes der ....
"Acht Wochen!", erklärte Enterich stolz, "und ich hab die Anleitung des Kahns hier beinahe durch!"
....der seit knappen acht Wochen zur See fuhr.
"Natürlich war ich nicht alle acht Wochen auf See.."
....der seit wenigen Wochen zur See fuhr....
"...und hab die meiste Zeit im Hafen verbracht.."
...
"Aber ich hab alles darüber gelesen und krieg auch mein Kapitänspatent sollten, ähhh also wenn wir zurückkehren!"
Die Vektorin setze sich auf eine Rolle Seile.
"Na komm Beste, wir kriegen das schon auf die Reihe. Is nicht der erste Idiot vonem Käptn den wir durchziehen mussten!"
Der alte Seemann, zwinkerte ihr zu und kletterte leichtfüssig in die Wanten.
"Wie heißt du, Matrose?"
Der Alte sah über die Schulter und rief "Kalle, wieso? Hab ich Ärger?"
Rea sah Enterich an, sah den Mann an und sagte. "Per sofort bist du Kraft meiner ...äh...Zuständigkeit Kapitän dieses feinen Schiffes bis auf Widerruf. Enterich wird Dein erster Offizier sein und alles tun was du ihm aufträgst!"
Der gerade abgesetzte Kapitän wollte kurz aufbegehren, aber der Wolkenturm der sich rasch näherte schien ihn eines besseren belehren zu wollen.
"Sir!", sagte er nur und sah zu Kalle nach oben.
Der spuckte es Kautabak durch ein Zahnloch und sagte "Jetzt hab ich echten Ärger."
Doch als er sah wie Raucher sich wieder einen Glimmstengel in den Mund stecken wollte schrie er "Hör zu Bürschchen. Ab jetzt weht hier ein anderer Wind. Wenn Du glaubst auf hoher See rauchen zu müssen, tust Du es in einem Rettungsboot das wir 50 Meter hinter uns her schleppen werden. Und Deinen Freund mit der Pfeife ..äh.. und seinem Regenschirm kannst Du gleich mitnehmen. Wenn ihr so dringend was braucht, hab ich Kautabak für euch! Haben wir uns verstanden?"
Raucher und Kolumbini erkannten, dass es der gerade zu neuen Ehren gekommene
Kätpn Kalle durchaus ernst meinte.
"Aye,aye, Sir" nuschelten beide und sahen betreten zu Boden.
Rea grinste breit. Es war gut einen Zuständigen zu haben.
09.12.2006 15: 34Raucher Marmelade
Kannich musste Raucher am Mast festbinden, um ihn davon abzuhalten in ein Rettungsboot 50 Meter hinter dem Schiff zu steigen oder KäpT'n Kalle zu beissen. Nach den ersten Anfällen saß er nur noch stoisch rum und wiegte sich wie ein Bild eines Nervenbündels vor und zurück. Raucher ohne Taback war zu Nichts zu gebrauchen. So prasselte der Regen gegen raucher ausdruckloses gesicht während kalle und seine Mäner mit den restlichen Wächtern nautische Dinge tat.
09.12.2006 16: 11Kannichgut Zwiebel
Wenn man eine Walnuss in zwei Hälften brach und den schmackhaften Teil entfernte, erhielt man schnell und unkompliziert zwei Boote mit, zugegeben, sehr begrenzter Zuladungskapazität. In einer mit Wasser befüllten Holzwanne konnte man sie aber prima schwimmen lassen. Interessant wurde es, wenn man der Wanne ein paar gezielte Stöße gab und so das enthaltene Wasser aufwühlte. Was dann mit den beiden winzigen Booten geschah, lag in der Hand von Nußwahl, dem Gott der improvisierten Seefahrzeuge. Da Nußwahl kein mächtiger Gott war, kenterten sie fast immer. Zum Glück für unsere Wächter war die Goldige Hirschkuh alles andere als improvisiert. Sie steckte voller verborgener Technologie und es gab mehr bewegliches Gut an Bord, als es einem gewöhnlichen Schiff zustand. Allerdings steckte sie auch gerade in einem heftigen Sturm, der das Rundmeer aufwühlte, als hätte ihm jemand ein paar gezielte Hiebe versetzt.
Der Sturm war schnell und erbarmungslos über die Hirschkuh gekommen. Hohe Wellen neigten sie stark von der einen auf die andere Seite. Lee hatte nichts mehr zu melden, es gab nur noch Luv. Als die Schräglage der Hirschkuh einen bestimmten Winkel wieder und wieder überschritt, wurde Mechanik aktiv. Um das Schiff zu stabilisieren, schob sich knirschend eine hölzerne Finne aus ihrer Verkleidung am Kiel. Sie stieß tief in die See hinab und wirkte den Gewalten des Meeres wie ein starker Arm entgegen. Das Schiff nahm ein paar weitere Modifikationen vor, die leider nur erfahrene Seeleute zu schätzen wussten. Der nautisch unbedarfte Wächter hingegen hatte auch
mit diesen Modifikationen Schwierigkeiten, an Bord zu bleiben. Die allgemeine Empfehlung hatte daher gelautet: "Bindet euch irgendwo fest, wo ihr nicht im Weg seid, ihr Landratten!"
Als der Sturm begann, hatte Kannich sich ein dünnes Tau ein paar Mal um den Bauch gewickelt und, wie er hoffte für alle Zeiten oder zumindest bis der Sturm vorbei war, an die Unterseite der steuerbordseitigen Treppe gefesselt. Daneben war auch noch Platz für einen Troll gewesen, weshalb Scoglio sich dort ebenfalls befestigt hatte. Allerdings hatte er dafür eine der Ketten verwendet, an denen bei Bedarf der Ersatzanker hing.
"Wie es ihm geht?", rumpelte Scoglio schließlich in den Lärm des Sturms hinein.
"Schlecht", schrie Kannich zurück. Er sah an dem Troll vorbei zum Mast, wo Raucher besinnungslos in den Tauen hing. "Er hat den Kautabak abgelehnt und danach nur noch wirres Zeug gestammelt." Kannich schwieg einen Moment. "Weißt du, was ... ähm ... 'Kerftenreiter' sind?"
Scoglio schüttelte knirschend den Kopf. "Ich keine Ahnung habe. Aber sie bestimmt praktisch sind für Leute, die hängen am Mast."
Kannich freute sich über den spontanen Smalltalk, der ihn von den möglichen Auswirkungen des Sturmes ablenkte, und versuchte daher, das Gespräch in Gang zu halten.
"Wie gut, dass wir ihn am Mast festgebunden haben", rief er. "So geht er wenigstens nicht über Bord! Wir sollten allerdings an ihn denken, falls wir ... sinken!"
"Das wirklich nicht gut wäre", polterte der Troll. "Er sich nicht könnte die Ohren zuhalten!"
Kannich schaute den Troll einen Moment verwirrt an. "Nicht singen, Mann!
Sinken! Kentern! Untergehen!"
"Oh", meinte Scoglio nur.
"Ich frage mich, wie lange so ein Sturm normalerweise dauert", fragte sich Kannich. "Das Seil schnürt mir in die Rippen."
"Es heißen Tau, nicht Seil", belehrte Scoglio ihn. "Und Stürme immer dauern, bis vorbei sie sind." Die Kombination aus kaltem Wasser und kalter Luft brachte Scoglios Gehirn in Schwung. Er fühlte sich gut wie schon lange nicht mehr.
Und dann war der Sturm vorbei. Niemand hatte ihn vom einen auf den anderen Moment abgeschaltet. Er hatte sich einfach zurückgezogen wie das Wasser bei Ebbe.
"Land in Sicht!", rief ein Matrose vom Bug aus, während die Wächter damit beschäftigt waren, eine körperliche Bestandsaufnahme durchzuführen.
09.12.2006 20: 18Scoglio
"Land? Ist das Klatsch?", rief Ilona in freudiger Erwartung aus - nach dem gerade durchlebten Sturm legte sie nicht mehr viel Wert darauf, länger auf See zu bleiben.
"Nicht, wenn es nicht plötzlich sehr viel kleiner geworden ist", war die mürrische Antwort des Kapitäns. "Es ist eine verdammte Insel!"
"Vielleicht sollten wir dort vor Anker gehen?", meldete sich Enterich zögerlich zu Wort.
"Warum?", erwiderten Kapitän Kalle und Rea gleichzeitig und starrten ihn an.
"Weil äh..." Enterich wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. "Weil ein Teil unserer Vorräte von Deck gespült wurden."
Kalle stöhnte auf und musste sich zwingen, ruhig zu bleiben.
"Ich frage lieber nicht, wessen Idee es war, die Vorräte auf Deck aufzubewahren. Wozu haben wir eigentlich einen Laderaum? Also gut, legen wir dort an, aber beeilen wir uns." Er sah Enterich einen Moment lang scharf an. "Vielleicht sollten wir die Zeit dort auch nutzen, um nach dem Weg zu fragen, was?"
"Äh, ja?", antwortete der ehemalige Kapitän mit zitternder Stimme.
"Na wunderbar..."
Renan, persönlicher Diener und gleichzeitig engster Vertrauter des Außenbeauftragten von Ewit, hielt die Nachricht in seinen Händen, die ihr Informant in Ankh-Morpork über die Klacker geschickt hatte. Demnach war also ein mit einer Handvoll Wächtern besetztes, halb verwracktes Schiff der 'Ras al Permo' gefolgt, auf dem Chmani ganz nach Plan das kostbare Kleinod mitführte.
Renan lächelte. Das würde seinen Herrn brennend interessieren, wenn er wieder im Lande war. Auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, dass diese paar Wächter eine Gefahr werden würden, wenn sie noch nicht einmal über ein vernünftiges Schiff verfügten. Gesetzt den Fall, dass sie damit überhaupt bis nach Klatsch kamen.
Vielleicht sollte er die Nachricht auch weitergeben an den Emir von Ewit. Aber vielleicht berichtete er ihm lieber nur, dass Chmani bald da sein würde - die Sache mit den Wächtern könnte ihn noch beunruhigen und das wollten sie ja keinesfalls.
Renan verließ sein Zimmer und suchte die Gemächer des Emirs auf, des
Obersten Herren - sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. Nun war Enar Oberster Herr, aber er hatte keine Ahnung, worüber er damit alles verfügte. Musste er auch nicht, er hatte ja seine Leute, die darüber Bescheid wussten, auch wenn sie sich hüten würden, ihm davon zu erzählen. Dummerweise hatte er auch seinen Halbbruder, der ebenfalls darüber Bescheid wusste. Deswegen hatten sie ja auch Mahania aus Ankh-Morpork geholt, auch wenn sie dem Emir bloß gesagt hatten, dass sie für gewisse Zwecke, die sein Wohl und das des Reiches betrafen, unabdingbar wäre. Der gute Mann glaubte glücklicherweise alles und stellte keine unangenehmen Fragen. Aber tatsächlich würde Mahania im Kampf gegen Enars Halbbruder eine große Hilfe sein.
10.12.2006 0: 52Mohrtischa Unmagisch
Nicht nur die Wächter starrten voller Neugierde auf das Eiland, welches direkt vor ihnen lag, sondern auch die Seeleute.
Allerdings war deren starren mehr ein beinahe ungläubiges, ja - angstvolles, wenn man den ehemaligen Kapitän Enterich außer acht läßt, da er einfach noch nicht weit genug gelesen hatte, um zu verstehen, was er da wirklich sah.
"Sieht ziemlich...heruntergekommen aus, diese...Stadt da, nicht?", grübelte Ilona laut und Kannich nickte.
"Und...sie wirkt nicht sonderlich einladend, mit all dem...grünen Zeug da, nicht?"
Kannich nickte erneut.
"Solange sie was zu essen haben...", warf Mohrtischa schulterzuckend ein, die nur knapp über die Brüstung schauen konnte und im Grunde nur einen Wetterhahn sah.
In der tiefen Wüste von Klatsch, die man gemeinhin
großer Nef nannte, wenn man nicht mehr oder weniger zufällig aus Ankh-Morpork kam, nahe der zufälligen Phantomregion
[2], welche
verlorene Stadt Ieeh genannt wurde, blickte ein einsiedlerischer Eremit zum Himmel auf.
Was auch immer er dort sah - er erhob sich ächzend, klopfte sich den Wüstensand aus dem Lendenschurz und machte sich Schicksal, sonstige Götter und deren willkürlichen Spielchen verfluchend auf den Weg. Im nächsten Moment verschwand er an einer Stelle der Wüste und tauchte an einer anderen wieder auf.
10.12.2006 17: 49Cim Bürstenkinn
Cim torkelte über die Planke hinab und die Fieberwallungen ließen seine Umgebung verschwimmen.
Wären nicht die schwieligen Hände seiner Aufseher dagewesen - er wäre mit Sicherheit in das verdreckte, von Ratten bevölkerte Wasser des Hafens von Re'Durat gefallen.
Irgendwo hörte er Mahana reden. Ihm war klar, dass sie ihm nicht viel helfen konnte, aber gleichzeitig hatte sie sich in eine Fremde verwandelt. Sie kannte all diese Leute. Auf jeden Fall den Anführer und wie es schien, nicht deshalb weil er ein regelmäßiger Kunde im Fischladen ihres Mannes war.
"Ha! Schnappt Euch das Schiff!", hörte Cim durch die Watte um seinen Kopf.
Ein Haufen wüst aussehender Männer in zerrissenen Kleidern kam mit Schwertern wild gestikulierend auf sie zugelaufen - allen voran ein riesiger Kerl - und hatte offenbar vor, mit dem Schiff zu fliehen. Nichts hätte den Wächter weniger interessiert, wenn nicht gerade Mahana und ihre Tochter an Bord gewesen wären. Er machte sich bereit für einen ungleichen Kampf - er in Ketten und halb bewusstlos - als ein Schatten über ihn hinweg segelte und vor ihm auf dem Kai landete.
"Ich hege euch gegenüber keine Feindschaft, aber ihr könnt dieses Schiff nicht betreten", hörte er Mahana sagen.
Wie war sie so schnell ...
"Verschwinde Weib oder stirb hier. Ich hab keine Zeit mit Dir zu ..."
Für Cim hatte es so ausgesehen, als wäre ihr rechter Fuß für kurze Zeit verschwommen. Der riesige Mann vor ihr aber kippte zur Seite und fiel neben der Planke zu Boden.
Die anderen Sklaven sahen, was gerade passiert war, und zögerten kurz.
"In die Stadt! Flieht in die Stadt!", rief da ihr Anführer und löste die Versteinerung der Flüchtigen. Auf den Befehl hin zerstreuten sich die Männer und verschwanden im dichten Getümmel des Hafens Richtung Altstadt.
"Komm Bürstenkinn, ich helfe Dir hier runter!", sagte Mahana sanft und führte Cim auf den sicheren Kai.
12.12.2006 17: 50Ilona Istnichtgut Feldacker
Der Schrecken der Seeleute und der Wächter wurde nur noch größer als sie ihre kleinen Ruderboote an Land zogen. Ilona sah immer wieder zu der goldenen Hirschkuh zurück, die kurz vor der Insel auf Anker lag.
Ihre Kollegen waren mehr damit beschäftigt die Stadt vor ihnen genauer zu betrachten. Von den meisten Häusern war nicht mehr als mit Moos übersäten Ruinen übrig geblieben und auch wenn es langsam gegen Abend zu ging, konnte man das kräftige Grün bis zum Stand hin leuchten sehen.
"Na dann lasst uns mal aufbrechen und die Insel erkunden", Herr Enterich ging freudig den Strand entlang, bis er schließlich merkte das ihm niemand zu folgen schien.
"Hey was ist los? Wollten wir nicht nach Essen suchen?" fragend sah er in die ängstlichen Gesichter seiner Mitreisenden.
Kalle konnte nur den Kopf schütteln und stöhnte ungläubig: "Hast du etwa wirklich noch nicht Seite 88 im Buch gelesen?"
"Nein warum sollte ich das?" Herr Enterich nahm sein Buch aus der Tasche und fing an darin herum zu blättern.
"Das ist die wichtigste Seite im ganzen Buch. Niemand darf den Hafen verlassen ohne Seite 88 gelesen zu haben", Kalle konnte einfach nicht fassen wem er da als Kapitän die letzten Wochen gefolgt war.
Dieser hatte inzwischen die besagte Seite gefunden und fing an zu lesen. Am Ende angelangt entfuhr ihm ein einziges langes "Oooh" bevor er in Ohnmacht fiel.
12.12.2006 23: 25Mohrtischa Unmagisch
Rea und Mohrtischa warfen sich einen Blick zu, denn Worte hätten die gerade aufkommende unheimliche Stille nur genauso zerstört, wie die kürzlich eingeführten Werbepausen für Schnappers's neue Würstchenkreatur..äh...tionen in der letzten Aufführung von
Yrrah - oder das Geheimnis der Stnevda Lestear an der Ankh-Morporkner Oper.
88.
Also - acht und acht, sozusagen. Die Verdoppelung des Unaussprechlichen.
Wenn es eine
richtig wichtige Zahl gibt, die meist durch völlige Abwesenheit in Erscheinung tritt, dann die zwischen 7 und 9. Oktagramme, Oktarin, Oktagone - ohne sie könnten die UU ihren Lehrbetrieb einstellen; Hexen würden selbst mit Zwergenmotoren und gefiederten Besen nicht vom Boden abheben und überhaupt - alles wäre anders. Ist es aber nicht. Dennoch betrachten viele derer, die
wissen, die nicht-ganz-neun auch als Zeichen für Unglück. Wohl, weil sie bereits Bekanntschaft mit Zauberern und Hexen gemacht haben. Oder diesen Dingen hinter Gittern aus einer anderen Dimension.
In Überwald hätte es wohl jetzt geblitzt und gedonnert, aber aufgrund zahlreicher fehlender Ein- und Ausfuhrsonderbestimmungen wurde für das Eiland keine entsprechende Genehmigung erteilt, weswegen auf diesen besonderen Effekt leider verzichtet werden muß.
Etwa 20 Kilometer vor dem Sonnengebirge verharrte der einsiedlerische Eremit in seinem schlurfenden Schritten, sah sich um, bemerkte niemanden und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Er warf erneut einen Blick zum Himmel, wo Ihn die Sonnenscheibe wie ein einzelnes, leuchtendes Feuerauge anstarrte.
Seufzend machte er sich wieder auf den Weg, dabei etwas vor sich hin murmelnd, das wie
nicht schon wieder und
warum eigentlich immer ich klang.
"Ähem..."
Ilona zog alle Blicke auf sich und lächelte scheu.
"So...sollten wir, also...ihr..., Ihm", und Sie deutete vage in Richtung des ehemaligen Kapitäns, "nicht, nun - helfen?"
Kalle begann glucksend zu kichern und die Mannschaft fiel in das hysterische Gelächter ein. Es paßte fast genauso gut, wie original überwaldischer Blitz und Donner.
13.12.2006 7: 11Rea Dubiata
Yussef, seit gut 10 Jahren überzeugter Eremit, der schon lange Zeit nichts anderes mehr als Wüstenskorpione aß und mit einer besonderen Technik Wasser aus Steinen trank, wirkte älter als er war. Natürlich hatte er lange Zeit keinen Barbier mehr gesehen und so waren Haare und Bart hüftlang geworden. Und natürlich hatte er auch zehn Jahre lang keine Gelegenheit zum Waschen gehabt. Yussef kümmerte das nicht, denn die Sandkörner, die sich in seine sonnenbedingten Hautfalten gegraben hatten, würde wohl keiner mehr beseitigen können, so sehr hingen sie an ihm. Und das alles, zusammen mit seiner skelettartigen Statur, ließ ihn aussehen, als sei er achtzig Jahre alt, wenn nicht sogar älter. Und man würde ihm niemals glauben, wenn er sein wahres Alter preisgeben würde. Aber das tat ja sowieso nichts zur Sache, sein Geist war noch viel älter.
Sein letzter Gesprächspartner war ein halbverdurstetes Warzenschwein gewesen, welches sich jedoch nicht für seine philosophischen Erkenntnisse interessierte
[3].
Yussef war nun auf dem Weg. Ein wenig genervt, aber auch besorgt, hatte er sein weniges Hab und Gut - eine Decke aus dornigen Zweigen, ein in langwieriger Arbeit ausgehöhlter Steinkrug sowie ein kleines Büchlein mit vergilbten Seiten genommen und sich an der Sonne orientiert. Seine Route war einfach, sie führte einfach geradeaus. Wenn er wusste, wo er hinwollte, würde er schon ankommen.
Chmani fluchte. "Wir hätten ihn ins Wasser werfen sollen, oder schon in Ankh-Morpork den Garaus machen sollen. Jetzt stehen wir hier und der Sklavenmarkt ist ein totales Chaos."
Mahana sah sich um. Der Kai war jetzt fast menschenleer, die meisten Leute versteckten sich wohl vor dem wütenden Sklavenmob.
Einer der Matrosen spuckte ins Wasser und machte dann ein Geräusch dass den anderen signalisieren sollte, dass er nachdachte. "Nnngh, ich könnte zu meinem Onkel gehen, der hat ne Plantage. Die brauchen immer neue Arbeiter, weil die Arbeit sie schnell verschleißt. Sein Geschäft ist hier in der Stadt, wenn's ruhiger wird bring ich ihn hin."
Cim bekam von alldem kaum etwas mit. Er saß an eine Rolle Tau gelehnt im Schatten des Schiffs und versuchte sich daran zu erinnern, zu atmen. Mittlerweile war es glühend heiß und Schweiß floss in jede seiner Wunden. Weit enfernt hörte er hastige Schritte, spürte die Vibrationen des Untergrunds und stöhnt über die resultierenden Kopfschmerzen. Der Schmerz riss ihn aus der Litargie und er horchte auf als der Neuankömmling Chmani begrüßte. Sie sprachen kruz auf klatschianisch, dann begann der Neuankömmling, offensichtlich ein Bote, etwas vorzulesen. Mit einem starken Akzent zwar, aber in einer Sprache die er verstand und die man auf der ganzen Scheibe in den Klackertürmen verwendete.
"Die Ras al Permo wird von einem Schiff namens "Goldige Hirschkuh" verfolgt STOP An Bord befinden sich neben der Mannschaft und des Kapitäns Wächter der Stadtwache von Ankh-Morpork die offenbar einen Vermissten suchen STOP Der Trupp besteht aus drei Männern, einem Troll, einem Zwerg und zwei Frauen wovon eine das Kommando übernommen hat ENDE"
Cim atmete auf. Sie suchten ihn. Und sie hatten eine Fährte der sie folgen konnten.
Der schmale, mit Muscheln bewachsene Anlegesteg war menschenleer. Auch sonstige intelligenten Spezies waren abwesend. Ein paar Krabben, ein paar Möwen, das war alles, was sich hier fand. Die Seeleute hatten das Schiff bereits festgetaut und Rea ging eher widerwillig von Bord, auch wenn sie sich während des Sturms nichts mehr gewünscht hatte als festen Boden unter den Füßen. So schlecht wurde einem nur, wenn man tatsächlich so dumm war eines von Schnappers Würstchen zusammen mit einer seiner Fleischpasteten zu Essen, in welche man ein Pfefferminzbonbon von Lord Witwenmacher gesteckt hatte.
[4]Kolumbini gesellte sich zu dem Chief-Korporal, zündete sich eine Pfeife an und beobachtete dann, wie Ilona und Kannich den bewusstlosen Raucher vom Schiff schleiften, eine Zigarette anzündeten und sie unter seine Nase hielten. "Traurig", murmelte Kolumbini. "Was macht er eigentlich wenn er schläft?"
Rea zog die Brauen zusammen, wie so häufig wenn ihr etwas nicht gefiel, sagte jedoch nichts.
Kalle trat zu ihnen. "Nun, sieht leer aus, hier. Wenn die Krabben und die Möwen hier nichts anzubieten haben, dann müssen wir wohl Jagd auf
sie machen."
"Wenn's schmeckt...", murmelte Kolumbini und musterte eine Zeichnung an einem halb eingestürzten, gruselig wirkenden Haus. "Was ist das?"
"Ein Tentakel. Die Zeichungen sind hier überall." Rea zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ein Glückssymbol."
"Beim Klabautermann", sagte Kalle. "Das ist die Insel Leshp! Die Insel die versunken ist."
"Erklärt die Muscheln", meinte Fred.
"Und den Seetang", fügte Rea hinzu.
"Wir müssen so schnell wie möglich hier weg", sagte Kalle mit einem leichten Anflug von Panik. "Wir müssen verschwinden sonst sucht Nylonatatheps Rache uns heim."
15.12.2006 14: 46Kannichgut Zwiebel
Nylonatathep. Ein äonenalter Name. Er weckte Gedanken. Er gehörte zu einer Kreatur, die älter war als die meisten Götter. Er war so alt, dass die meisten Götter ihn längst vergessen hatten. Umso lauter hallte er durch das Multiversum, als er unbesonnen laut gesprochen wurde. In tiefster Tiefe regte es sich.
Die Monster der alten Zeiten hatten es leicht: Sie waren so präsent, dass sie sich nicht um eine Anhängerschaft bemühen mussten. Selbst ein nur mittelmäßig gefährliches Monster konnte darauf hoffen, in dem einen oder anderen Dorf berühmt und berüchtigt zu sein und entsprechende Verehrungs- oder Besänftigungsgaben zu erhalten. Dann kamen die Götter und machten alles viel komplizierter. Sie forderten meist weniger Jungfrauen als Opfer und boten deutlich mehr Service wie kleine Wunder oder Spontansegnungen. Das drängte die kleinen und schwachen Monster aus dem Geschäft, denn plötzlich gab es Helden, die sich um sie kümmerten und dafür auch noch belohnt wurden.
Nur die mächtigsten und grausamsten Monster überdauerten im Gedenken der Menschen.
Und manchmal erwachten sie, um ihre Anhänger auf den Plan zu rufen. In einem trostlosen, maroden Dorf an der Küste von Klatsch hörten die Anhänger des Grünen Tentakelgottes den Ruf und bereiteten sich auf die Ankunft der Reisenden vor.
Nylonatathep. Der Name schwamm durch Kannichs Gedanken wie der dunkle Schatten einer unsäglichen Kreatur durchs Meer. Der Name klang vertraut und gleichzeitig fremd wie der Geschmack eines unbekannten Gewürzes. Allein den Namen zu denken konnte einem schon das Gemüt verdüstern. Kannich schüttelte den Kopf.
"Das ist nicht Leshp", sagte er.
Die Köpfe der Umstehenden ruckten zu ihm herum.
"Ach ja?", sagte Kalle. "Willst du Landratte es wohl besser wissen?"
Kannich nickte. "Soweit ich weiß, ist Leshp unbewohnt." Zustimmendes Gemurmel erklang. "Die meiste Zeit ist das Klima einfach ... zu feucht."
"Genau", fiel ihm Kalle ins Wort. "Grünes Zeug an den Wänden, Tentakel, keine Menschenseele. Leshp." Kalle schaute triumphierend in die Runde und suchte nach Anerkennung für seine geniale Beweisführung.
Kannich seufzte und ging zu einem der verrottenden Häuser. "Aber hast du dir das
grüne Zeug mal angeschaut?" Er griff nach einem seetangähnlichen Lumpen, der an einer Schnur hing, die zwischen zwei wackelige Hauswände gespannt war. "Das", sagte Kannich und hielt den Lumpen in die Höhe, "sieht mir sehr stark nach Zivilisation aus. Wenn auch keine besonders weit fortgeschrittene."
Ilona und Rea, und schließlich auch weitere Wächter, traten näher und beäugten das grüne Stück.
"Ist das eine Strumpfhose?", fragte Rea endlich, nachdem sie alle möglichen Theorien gegeneinander abgewägt hatte. Alle Wächter, bis auf Scoglio, der keine Strumpfhosen kannte, und Raucher, der immer noch bewusstlos war, stimmten ihrer Einsatzleitenden zu. Sie sahen sich um. Tatsächlich waren zwischen mehreren Häusern Wäscheleinen gespannt, an denen nicht ausnahmslos, doch aber vorwiegend, grüne Wäsche aufgehängt war.
"Hm", meinte Rea. "Was hat das zu bedeuten?"
Scoglio hatte inzwischen einige Gesteinsbrocken in der Nähe untersucht. Er hob einen trollfaustgroßen Stein und biss herzhaft krachend hinein. "Das klatschianischer Wüstenschiefer ist", polterte er. "Wir es geschafft haben. Das Klatsch ist."
18.12.2006 16: 21Ilona Istnichtgut Feldacker
"Bist du dir sicher?" Kalle sah den Troll ungläubig an, "Ich war schon mal in Klatsch, aber diesen Landstrich habe ich noch nie gesehen."
"Ich wissen wie klatschianischer Wüstenschiefer schmeckt und er nur in Klatsch zu finden ist", Scoglio schaute den Seehmann beleidigt an. Er wollte ihm als Troll doch nicht wirklich unterstellen, dass er sich bei der Bestimmung eines Steins geirrt hatte.
"Wahrscheinlich sind wir einfach einen anderen Weg als den normalen gefahren und es ist bestimmt ganz gut das wir nicht an einem der großen Häfen angekommen sind, wo uns jeder sehen kann", warf Rea ein.
"Mich würde ja erstmal interessieren wo die Menschen aus diesem Dorf hin sind und vor allem wann kommen sie wieder", Ilona trat immer noch nervös von einem Bein aufs andere, diese ganzen Tentakel Bilder gefielen ihr überhaupt nicht.
Um sie herum wehten die grünen Strumpfhosen im Wind und das einzige was man sonst noch hörte waren die Seemöven, die schreiend über ihnen kreisten. Wenn man sich die Häuser genauer betrachtete sahen sie auch gar nicht mehr nach Ruinen aus. Sie waren einfach nur aus den Steinen die rings herum lagen gebaut worden und auch wenn manche dringend eine Reparatur nötig hatten, sahen sie für Ruinen doch viel zu bewohnt und neu aus.
"Kommt, sehen wir uns hier noch weiter um, solange niemand hier ist", Kolumbini ging Pfeife rauchend zum nächsten Haus um es sich genauer anzusehen.
Die Tentakelzeichnung hing direkt über dem Eingang und sah nicht gerade sehr einladend aus. Als der Ermittler in das Haus spähte, sah er ein paar grüne Decken, die wohl als Betten dienen sollten, jede Menge verschiedene Werkzeuge, Koch- und Waschutensilien und in einer der hinteren Ecken befand sich eine Feuerstelle in der noch etwas Glut zu sehen war.
Von draußen hörte er plötzlich einen lauten Gesang und Fußgetrampel das immer näher kam. "Ich glaube die Einheimischen kommen zurück", kommentierte Ilona die Lage und konnte dabei ein Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
"Ha Wächter auf See, na das kann ja nicht gut gehen. Sieht man ja schon an diesem Exemplar von Landratte", ein hämisches Grinsen legte sich auf das Gesicht des alten Matrosen als er sich kurz über Cim beugte um ihn genauer zu betrachten.
"Mach dir mal nicht zu große Hoffnungen, bis die in Klatsch sind haben wir dich schon längst an jemanden verkauft", Chamani grinste nun auch breit.
Nur Mahama schien die ganze Sache nicht zu gefallen. Sie lehnte sich müde neben Cim an eins der Taue und murmelte immer wieder: "Verdammt das hätten sie nicht tun sollen, verdammt!"
"Sorgst du dich um sie?" Cim sah sie fragend an.
"Nein, nicht um deine Kollegen. Hier steht viel mehr auf dem Spiel als das Leben von ein paar Wächter", sie schüttelte den Kopf und schloss für kurze Zeit die Augen. "Verdammt!" entfuhr es ihr noch einmal, bevor sie sich wieder zu Chamani hinzu gesellte.
Dieser unterhielt sich mittlerweile mit dem Matrosen über die Möglichkeit Cim an seinen Onkel zu verkaufen.
20.12.2006 14: 23Kolumbini
Langsam aber sicher kam der seltsame Gesang immer näher, doch genaue Worte konnten die Wächter nicht ausmachen.
"Wir sollten aufpassen, dass uns keine interkulturellen Patzer passieren", sagte Rea zu ihren Kollegen. "Immerhin könnten uns diese Menschen vielleicht helfen. Außerdem wollen wir sicher nicht in einem Kochtopf enden."
"Nun male mal nicht den Dämonen an die Wand", meinte Ilona. "Nur weil wir hier in einem seltsamen Dorf in Klatsch sind heißt das noch lange nicht, dass die Dorfbewohner barbarische Kannibalen sind."
"Vielleicht haben sie auch einfach eine Vorliebe für Sushi", murmelte Kolumbini sarkastisch in seinen Drei-Tage-Bart.
Dann kam eine große Menschenmenge, die man wohl am besten als Mob bezeichnete, um die Ecke. Selbstverständlich waren sie mit allen nötigen Utensilien ausgestattet. Seetangfackeln, grünes äußerst scharf aussehendes vermutlich landwirtschaftliche Werkzeuge, die gebogen waren wie Korkenzieher. Auf den meisten Gesichtern zeigte sich ein entrückter Blick. Doch die vordersten Personen des Mobs lächelten äußerst freundlich. Wären ihre Augen nicht in einer seltsamen Pose eingefroren gewesen, hätte man fast glauben können, dass sie glücklich gewesen wären.
"Wir Euch begrüßen, Fremde", sagte einer der vorderen Personen, der offenbar das Kommando hatte. "Ich sein weiser Mann von Dorf."
Rea verbeugte sich, obgleich alle Wächter die Menschengruppe mit Misstrauen und Furcht beobachteten. "Seid gegrüßt, weiser Mann."
"Mein Name sein Ishiphatulikrateng."
"Erfreut", fuhr Rea fort. "Und wir sind-"
"Oh ihr nicht sagen müsst, wer ihr seid."
"Warum da-" Doch der weise Mann unterbrach die Leiterin der Mission erneut.
"Ihr sein Opfer für Nylonatathep."
Der zwergische Philosoph Mirpy Sohn des Girni hat ein in Zwergenkreisen sehr bekanntes Gesetz formuliert, das da lautet: Wenn du glaubst, dass es nicht schlimmer kommen kann, bricht der Stollen erst recht ein.
21.12.2006 15: 44Mohrtischa Unmagisch
Während die Glieder der Wächter und Seeleute von einer stockartigen Steifheit erfasst wurden und sich kleine Härchen und Moosbüschelchen un den Nacken sorgenvoll aufrichteten, lächelte Rea kaltschnäuzig.
"Das ist ja ganz nett, aber ich fürchte, wir müssen diese Einladung leider ablehnen, Herr... weiser Mann."
Eine gut geschulte Truppe hätte als eingespieltes Team jetzt ein schiefes Grinsen in der Art von
wenn Du wüsstest, was wir wissen... aufgesetzt und beinahe aber nichtsdestotrotz auffällig zufällig die Waffen erhoben.
Stadtwache und Seeleute aber schafften es lediglich, Dubiata einen verwirrten Blick zu zuwerfen.
Ishiphatulikrateng lächelte nicht und ganz ohne sein offensichtliches zutun senkten sich stattdessen die korkenzieherartigen Gartenwerkzeuge, die plötzlich ganz andere Vermutungen aufkommen ließen.
"Ihr sein Opfer für Nylonatathep.", bekräftigte der weise Mann abermals und sein nicken hatte etwas entschieden endgültiges.
Mit gefurchter Stirn suchte Rea nach einen Ausweg, der nicht all zuviel eigenes Blut beinhaltete und Ihr schweifender Blick fiel wie durch Glü... die Lady gelenkt auf Unmagisch.
"Ich bitte um Verzeihung, weiser Mann, aber das ist wider die Tradition.", verkündete Sie kopfschüttelnd und ihre Begleiter taten es Ihr nach, wenn auch aus anderen Gründen, was aber nichts von der püschologischen Wirkung nahm.
Der weise Mann neigte sich zu seinem Nachbarn, ein hagerer Kerl mit haarbefreiter Denkerstirn und sie tuschelten einen Moment lang miteinander, ehe sich Ishiphatulikrateng wieder an die widerspenstigen Opfer wandte.
"Ähem... Nein. Ganz im Gegenteil -
das ist die Tradition."
Wagemutig, wie es nur eine Frau in Führungsposition in Begleitung mehrere Männer sein kann, trat Rea einen Schritt vor, pflanzte die Fäuste in die Hüften und starrte den weisen mann und sein Gefolge dermaßen düster an, das Sie damit selbst in den Schatten relativ unbehelligt geblieben wäre.
"Papperlapapp, weiser Mann.
Jeder", und Ihre Betonung ließ daran nicht den geringsten zweifel, schloss aber offensichtlich Ishiphatulikrateng explizit aus, "weiß, was passiert, wenn Schiffbrüchige oder ein Expeditionskorps auf eine einsame Insel und die dort lebenden Eingeborenen trifft."
"Man opfert sie Nylonatathep?", warf die Denkerstirn neben Ishiphatulikrateng hoffnungsvoll ein, doch Dubiata rollte nur seufzend mit den Augen und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"N-E-I-N. Habt ihr noch nie von Robinfrau Kruhso oder den Kapitänen Blei und Koch gehört?"
Bereits nach kurzer Diskussion schüttelte der bis dahin weise Mann stellvertretend für seine Anhänger das mehr und mehr fassungslose Haupt.
"Von was zur Kerkerdimension redet die da?", raunte Zwiebel Raucher zu, doch der war nach wie vor bewusstlos.
"Ich glaube, Sie hat einen Plan.", versicherte Kolumbini ebenso leise und Raucher grunzte in einem von Entziehungserscheinungen geprägten Traum wie zustimmend.
"Nun, dann will ich euch gerne aufklären, denn das kann man ja nicht mit ansehen. Wie man allen entsprechenden Quellen entnehmen kann, geschah den Genannten dies schon öfter und niemand wollte sie deshalb Nylonatathep oder sonstwem opfern. Nein, vielmehr wurden die Neuankömmlinge als, hm, Götter begrüßt, zumindest aber als gern gesehene Gäste, die nützliche Dinge als Begrüßungsgeschenk und Handelsware mitbrachten; es gibt stets ein großes, gemeinsames Festbankett und auch Mischehen sind nicht ausgeschlossen. Manchmal bietet man ihnen, den Gästen, die Häuptlingswürde oder sowas in der Art an. Kein Wort von Opfern also."
[5]Die Wächter trauten ihren Ohren nicht und Kolumbini geriet spontan in eine Glaubenskrise.
Während die Spannung den Atem anhält, stellen wir fest, das der Eremit weiter wanderte und hinter Ihm die Sandkörner nach und nach zurück in dessen Fußspuren sickerten, bis es so aussah, als sei hier nie etwas geschehen. Aber das spielte sich ja auch woanders ab.
21.12.2006 18: 48Scoglio
Ein weiteres Mal hielt Renan eine Nachricht in den Händen. Die Ras al Permo hatte inzwischen in Re'Durat angelegt. Zwar wurde Chmani noch ein wenig dort aufgehalten, aber bald würde er auch in Ewit sein.
Renan seufzte. Nun musste er also seiner Pflicht nachkommen und den Obersten Herren über den neuesten Stand informieren.
Er machte sich auf den Weg und stand wenig später vor der Tür zum Gemach des Emirs. Sein Klopfen erzeugte keine Reaktion. Renan klopfte ein weiteres Mal an und trat dann leise ein.
Enar Makoutem stand am Fenster und sah interessiert in ein Buch, das er in seinen Händen hielt, von dem Renan aber nicht erkennen konnte, was es war. Der Ewit
[6] schien ihn nicht bemerkt zu haben.
Vorsichtig ging Chmanoras persönlicher Diener weiter auf seinen Herrscher zu. Als er versehentlich mit dem Fuß gegen einen Tisch stieß, blickte Enar auf.
"Oh, du bist es. Was gibt's, Renan?"
Dieser verbeugte sich tief und sagte: "Eine Nachricht von Chmanora, Herr. Er ist nun in Re'Durat und wird bald hier eintreffen."
"Das ist eine gute Nachricht."
Renan richtete sich wieder auf und versuchte dabei stirnrunzelnd, einen Blick auf das Buch zu erhaschen. Als er gewahr wurde, welches Buch dort - nur wenige Zoll vor seiner Nase - in den Händen des Ewits lag, wurde er bleich und der Schweiß trat ihm auf die Stirn.
In der unsichtbaren Universität durchsuchte ein verschwitzter Mann hektisch die Regale. Kleine Funken sprangen von den Einbänden über und bestraften den in einen langen Umhang gehüllten Frevler. Da verharrte er in der Bewegung. Vor sich sah er eine vergilbte, ehemals schwarze Lederrolle auf der das Wappen von Tezuman prangte. Er öffnete die Rolle und nahm das Pergament heraus. Schnell entrollte er das Schriftstück und überprüfte was er da in Händen hielt.
Das Arconilaron
ist eines der ältesten Bücher des Multiversums, aber dennoch eines der am besten erhaltenen. Ein Zauber schützt es vor dem Verfall, der erst gebrochen wird, wenn das Buch nutzlos geworden ist. Es ist in der Alten Sprache geschrieben, die nur noch von einigen Gelehrten gelesen werden kann - und selbst unter diesen nur von wenigen zur Gänze. Es umfasst das Wissen um den Zh'ergon und war nicht dazu gedacht, von Menschen gelesen zu werden, bis es Narlep, ein Bauersjunge aus dem heutigen Tezumanischen Reich[7], aus den Tiefen des Berges Tryas hervorholte. Er starb zur Strafe eines qualvollen Todes - das Bekanntwerden des Arconilarons
, und somit auch das des düsteren Wissens darin, wurde dadurch aber nicht unterbunden.
Der Zh'ergon
ist eine Kugel aus schwarzem Gestein, so schön, dass sie das Auge des Betrachters sofort einfängt und nur schwerlich wieder loslässt. Geschaffen vor langer Zeit, wenn nicht gar am Anbeginn derselbigen. Wenn man über das vollständige Wissen verfügt und dazu fähig ist, die richtigen Worte in der Alten Sprache auszusprechen, ist er ein mächtiges Werkzeug. Wird er aber falsch benutzt, ist das Leben desjenigen verwirkt, der es törichterweise wagte, den Zh'ergon
für sich zu benutzen.
Es folgt nun ein kurzer Abriss der wichtigsten, bekannten Rituale um....
Er fuhr herum hinter ihm hatte er ein Schnüffeln gehört. Schnell stopfte er das Pergament in seine Robe und bemerkte dabei gar nicht, dass ein nicht unwesentlicher Teil davon abbrach und unter das Regel segelte. Schnellen Schrittes ging er zum hinteren Ausgang. Sein Auftraggeber würde zufrieden sein.
Renan keuchte und zwang sich, den Blick von der Abbildung einer schwarzen Kugel zu wenden, die einem vor Schönheit den Atem raubte, obgleich es bloß eine Zeichnung war.
"Wo habt Ihr dieses Buch her?", fragte er den Ewit mit gedämpfter Stimme.
"Oh, ich habe es in der
Versiegelten Kammer gefunden", erwiderte Enar fröhlich. "Es ist ein wunderbares Buch, nur verstehe ich leider kein Wort. Aber es hat hübsche Bilder."
"Und..." Renans Gedanken rasten. "Ihr habt nicht daran gedacht, dass es vielleicht gefährlich sein könnte? Vielleicht solltet Ihr es zurück..."
"Ein Buch? Gefährlich? Ich bitte dich", unterbrach ihn der Ewit.
"Aber..."
"Jetzt lass mich allein. Ich habe zu tun." Enar deutete auf das Buch.
"Ja, Herr. Natürlich, Herr." Renan zog sich unter tiefen Verbeugungen aus dem Raum zurück.
Verdammt, was sollten sie jetzt machen? Sie konnten nur hoffen, dass Enar nicht auf den Gedanken kam, seine Gelehrten zu befragen, wie sie es selbst auch getan hatten. In jedem Fall musste er warten, bis Chmanora mit Mahana zurück kam, und hoffen, dass Enars Halbbruder in der Zeit keine Dummheiten anstellte.
Tanal stand vor der Felswand, die sich bedrohlich und abweisend vor und weit über ihm auftürmte. Nicht weit entfernt lag Ewit, die Stadt, die nun von seinem nichtsnutzigen Halbbruder regiert wurde. Aber das kümmerte ihn nur wenig. Immerhin verfügte er über die Informationen, die er brauchte.
Mit seinen Fingern strich er über die Felswand. Staub rieselte zu Boden und die Hitze der nahezu den ganzen Tag über von der Sonne beschienenen Felswand verbrannte ihm beinahe die Haut. Er fluchte und riss die Pflanzen herunter, die in einigen Fugen im Gestein wuchsen.
Plötzlich hielt er inne und sah scharf auf die Lücken im Fels. Dann riss er schnell auch die nächsten Pflanzen herunter, bis er eine Fläche von vier Fuß Länge freigelegt hatte. Tanal trat zwei Schritte zurück und betrachtete die Felswand. Er stieß einen Freudenschrei aus, als er erkannte, was ihm da offenbart wurde. Es war die Alte Sprache, kein Zweifel. Tanal konnte sie zwar selbst nicht lesen, aber seine Kenntnisse reichten immerhin so weit, dass er imstande war, sie zu erkennen. Aber er wusste ja, wie er zu jemandem gelangen konnte, der auch tatsächlich dazu fähig war, sie zu lesen. Nur, dies ein weiteres Mal zu tun, mochte sich als schwierig erweisen.
22.12.2006 1: 57Rea Dubiata
Yussef hüstelte. "Nun Tanal..."
Tanal wandte sich um. "Wie... was... so schnell?", fragte er. Seine sonnengegerbte Haut wurde um mehrere Nuancen heller als er seinem alten Freund in die Augen sah.
Yussef nickte. "Ich wusste dass du mich hier brauchst, daher habe ich die nächste Fata Morgana genommen um zu dir zu kommen."
Tanal nickte. "Diese Zeichnungen... was bedeuten sie?"
Yussef kniff die Augen zusammen und starrte auf die Felswand. "Die Zeichen werden immer deutlicher. Ein Umbruch bahnt sich an..."
Tanal sah Yussef erstaunt an, der so viele Jahre jünger und doch soviel weiser war als er. "Aber schau dort, der Mann mit dem Schwert, er sieht aus wie du!" Tanal deutete auf eine Zeichung am Ende der Inschrift.
"Das bin nicht ich. Er ist zu jung um ich zu sein, knapp zehn Jahre zählt der Bursche vielleicht. Kein Bart, keine Haare auf der Brust. Eine Knabe." Yussef schloss die Augen. Das durfte nicht sein. Das durfte er Tanal nicht sagen. Die Prophezeiung enthielt einen Abschnitt über seinen Sohn, sein kleiner Isarak, der weit entfernt von fremden Menschen unter fremden Namen aufgezogen wurde. Der dieses Alter nun erreicht haben musste. Er las weiter. Auch Isaraks Mutter würde in Re'Durat auftauchen, war vielleicht schon dort. Die Prophezeiung wurde immer konfuser. Yussef wusste nun, dass Mahana und Isarak in größter Gefahr schwebten. Und auch die kleine Tochter Mahanas würde dass Schicksal nicht verschonen.
Yussef nahm seinen Wanderstock. "Nun, Tanal, wir müssen nach Re'Durat. Die Neun Uhr Fata Morgana sollte bald ankommen."
22.12.2006 23: 52Mohrtischa Unmagisch
Der Patrizier stand vor dem Fenster und starrte scheinbar gedankenverloren -dies würde Ihm natürlich nie einfallen- hindurch, über die Dächer der Stadt, über den Hafen, über das Meer in die Ferne, dorthin, wo sich Klatsch vor den Augen Neugieriger verbarg.
Ein phantasievoller Mensch hätte sicherlich die weiße Stadt gesehen, zumindest aber einen entsprechend zu deutenden Schimmer am Horizont; Lord Vetinari besaß durchaus Phantasie, aber in Seiner Stellung konnte er sich davon nur ein gewisses Maß leisten, das zum täglichen Gebrauch taugte.
Eine weiße Stadt am, für viele Ankh-Morporkianer jedenfalls, die nicht die hervorragende Ausbildung der Assassinengilde genossen haben, Ende der Welt bot in der augenblicklichen Situation keinen nutzen, denn er hatte alles getan, was in Seiner Macht stand.
Nun, beinahe alles.
Die offensichtlichen Inselbewohner sahen abwartend zu Denkerstirn, der sich mit dem weisen Mann beriet; Dubiata's Monolog - basierend auf Druckwerken billiger Machart und überwiegend romantischem Inhalt, wie es dem Unbefangenen gegenüber erscheinen mußte dessen Zivilisation keine Insel, sondern ein Moloch war - schien einigen Eindruck gemacht zu haben, zumindest aber hatte er angemessene Verwirrung gestiftet.
Ein gut ausgebildete und eingespielte militärische Spezialeinheit hätte die Gunst des Augenblicks sicherlich zu nutzen gewußt, sich an strategisch günstigen Positionen verteilt und den Gegner durch Einkesselung zum aufgeben veranlaßt.
Die Mitglieder der Stadtwache und die Seemänner waren keine solche Einheit, aber von der Gunst des Augenblicks verstanden zumindest die erstgenannten mindestens genausoviel.
Als Rea einen Blick über die Schulter wagte, um das unauffällige Kommando zum Rückzug zu geben, stellte Sie befriedigt fest, daß das völlig unnötig war; die mit nahezu bewegungslosem Wächterschlurfen zurückweichenden Kollegen ließen der Schiffsbesatzung gar keine andere Wahl, als die Entfernung zwischen den Anhängern Nylonatatheps und der
Goldige Hirschkuh rapide in Ruchtung Schiff zu verkürzen.
Gerade, als die stellvertretende SEALS-Abteilungsleiterin sich den anderen anschließen wollte, erklang erneut die Stimme Ishiphatulikratengs.
"Einverstanden, ich, äh, heirate Dich. Aber erst die Geschenke."
In der tiefsten Tiefe, jenseits der Gedanken, die ein normaler Mensch haben konnte, abseits und etwas links der Erinnerungen der Götter, war ein leises kichern zu vernehmen.
23.12.2006 8: 52Cim Bürstenkinn
Rea sah den alten Mann entsetzt an.
"Ähm..könnten wir kurz unter vier Augen ....?"
Mit interessiert nach oben gezogenen Augenbrauen, trat der in eine grüne Kutte gekleidete Mann mit ihr beiseite.
"Willst du mit mir den Ablauf der Feier besprechen?", fragte er listig und versuchte so etwas wie einen lüsternen Blick auf die unter Bergen von Röcken nicht einmal erahnbaren Rundungen der Hexe zu werfen.
"Du weißt, dass ich Dir das Leben zu solch einer Hölle machen würde, dass Du dich nach einer Woche Ehe mit mir selber als Opfer für Nylonatathep melden würdest. Was willst du also wirklich?"
Breit grinsend tippte der alte Mann auf seine lange Nase und sagte: "Nimm das mit den Göttern zurück, liefert ein ordentliches Geschenk ab, und verschwindet von meiner Insel! Ich werde versuchen den erwachten Gott zu besänftigen und ein Ersatzopfer zu finden."
Rea verbeugte sich kurz und rief "Ach auf dieser Insel sind wir!"
Sie suchte nach Kalle und klopfte ihm auf die Schulter und flüsterte in sein Ohr.
"Bringt alle überzähligen Waffen vom Schiff auf die Insel und dann machen wir, dass wir von hier wegkommen".
Sie wandte sich wieder den Eingeborenen zu.
"Erlaubt mir, dass ich meinen Irrtum wieder gut mache. Seid ihr an einem kleinen Tauschhandel interessiert?"
23.12.2006 10: 53Kannichgut Zwiebel
Möwen schwebten im warmen Wind, der von Meer her über die aufgeheizte Stadt strich. Weiß getünchte Flachdächer boten einen angenehmen Widerpart zum grauen Braun der ausgedörrten, staubigen Straßen. Der heiße Mittag war bereits ein paar Stunden vorbei und die Trägheit, die in der Zeit von der Stadt Besitz ergriffen hatte, machte Platz für das hektischen Treiben des Nachmittags. Mechmed war einer Panik nahe.
Im Gewühl der Straßen und Gassen von Re'Durat hatte er vollkommen die Orientierung verloren. "Gehst du zu Ali", hatte sein Onkel ihm gesagt, "beim Haus der Schlangen in der Straße der Weißen Dünen und fragst du ihn nach den Stoffen, die er mir schuldet. Sagst du ihm, dass ich dich geschickt habe, und er wird sie dir überreichen. Bringst du sie zu mir zurück, so schnell du kannst, und wir können ins Dorf zurückkehren, bevor der Muezzin zum Abend ruft."
Bis zum Haus der Schlangen war der Weg einfach gewesen und die Straßen menschenleer. Dann aber war der Nachmittag gekommen und mit ihm drängelnde, schwatzende und lärmende Menschenscharen. Mit drei Ballen Stoff auf den Schultern und etliche Rempeleien, Verwünschungen und Entschuldigungen später wurde Mechmed schließlich klar, dass er sich verlaufen hatte.
Er lehnte sich ächzend in den Schatten einer mit Kalk geweißten Wand. Er konnte einfach jemanden fragen. Der Platz der Drei Sonnen war sicher den meisten bekannt. Aber Mechmed schämte sich dafür. Er schämte sich dafür, dass er vor der großen Stadt kapitulieren musste. Sie schien ihn zu verhöhnen. Sie hatte ihn besiegt. In Burg'Chat war alles leichter. Es gab nur einen Markt und den auch nur zweimal in der Woche. In Re'Durat hingegen gab es Dutzende! Burg'Chat war ein verdurstendes Kamel in der Wüste, wenn Re'Durat die schillernde, wassersprudelnde Oase war.
Eine Stimme scholl von einem nahen Turm herunter und Mechmed drehte den Kopf, um zu lauschen. Der Muezzin! Er kündigte den frühen Abend an. Mechmed stöhnte. Der Onkel wird zürnen, dachte er. Ich bringe Schande über ihn, indem ich zu spät komme. Selbst wenn sie jetzt sofort aufbrechen könnten, würden sie es nicht mehr rechtzeitig zurück nach Burg'Chat schaffen. Der Onkel musste um ein Quartier für die Nacht verhandeln und Mechmed zur Strafe in einem stinkenden Stall schlafen müssen. Tränen stiegen ihm in die Augen und er wischte sie schnell fort. Mit seinen zehn Jahren fühlte er sich schon sehr erwachsen und er würde jetzt bestimmt nicht anfangen zu weinen. Aber er wollte dem Onkel auch nicht noch mehr Dinare aus der Tasche ziehen. Er war schon dankbar genug, dass der Onkel ihn aufgenommen hatte, als seine Eltern vor Jahren, kurz nach seiner Geburt ... Mechmed schluckte und schüttelte den Kopf, um die fürchterlichen Gedanken an den Unfall seiner Eltern zu vertreiben.
Reiß dich zusammen, schalt er sich selbst. Er schloss die Augen und genoss für einen Moment die innere Ruhe und Kraft, die ihn durchströmte. Wenn er sich genug konzentrierte, sah er manchmal die Augen seiner Mutter vor sich schweben. Er konnte nicht sagen, woher er wusste, dass es ihre waren, aber er war sich dennoch sicher. Zwei zarte Augäpfel zeigten sich hinter filigranen Lidern und spendeten ihm Trost wie schon etliche Male in den vergangenen Jahren, als Mechmed unbewusst die positiven Energien seiner Umgebung anzapfte und sich nutzbar machte. Doch diesmal stimmte irgend etwas nicht. Ein Unwetter zog hinter seinen geschlossenen Augen auf. Sturmwolken und zuckende Blitze eilten heran und verdunkelten das geistige Bild. Die Augen seiner Mutter wirkten plötzlich panisch und ruckten hektisch hin und her. Dann zuckte eine schwarze Klaue aus der Masse der Wolken hervor und wischte die Augen hinfort.
Mechmed riss die Augen auf und schrie. Keuchend rannte her los und ließ die Stoffballen zurück, die er von Ali bekommen hatte. Er prallte gegen einen dicken, stinkenden Kerl, der ihn sofort am Kragen packte. Hilflos zappelte er vor dem massigen Kerl und sah in ein vernarbtes Gesicht unter einem staubigen Fes.
"Na?", sagte der Mann mit schmierigem Atem. "Wen haben wir denn hier? Schau mal Bollok, das wird Torac freuen."
"Eine Geisel für den Boss?", erkundigte sich der Angesprochene. "Gute Idee, Mann! Lass uns verschwinden!"
Mit hämischem Grinsen im Gesicht verschwanden die entflohenen Ex-Sklaven in einer kleinen Gasse, abseits der belebten Straßen. Ein Mann, in schwarzen Schleier und Turban gehüllt, stand im Schatten eines anderen Hauses und kniff die Augen zusammen. Ein mächtiger Krummsäbel hing im Gürtel an seiner Seite. Auf dem Arm des Mannes saß ein brauner Falke, dem er jetzt die Lederkappe abnahm. Der Mann fingerte ein Stück rohes Fleisch aus einer Tasche, die über seiner Schulter hing, und fütterte damit behutsam den Falken. Dann warf er ihn hoch in die Luft und folgte den beiden Entführern in die kleine Gasse, ohne den Falken noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
25.12.2006 3: 10Kolumbini
Möwen betrachteten das Treiben um die
goldige Hirschkuh herum interessiert. Hektisch luden Wächter und Mannschaft die überflüssigen Waffen ab, um so schnell wie möglich von der seltsamen Insel zu verschwinden.
"Wir können nur hoffen, dass wir trotz der Sturmschäden noch das Festland erreichen", meinte der Kapitän zu Kolumbini, der gerade an Deck stand und das rege Treiben interessiert beobachtete. Der komische kleine Mann hatte sich bereit erklärt auf den bewusstlosen Wächter aufzupassen.
"Hmhm", antwortete der Ermittler lediglich und stieß den immer noch bewusstlosen Raucher mit dem Fuß an. "Ich werde mal eben etwas Wasser besorgen." Mit diesen Worten schnappte er sich einen Eimer.
"So das müsste genügen", meinte Rea zu Kalle, als sie wieder an Deck kam und sich die Hände an ihrem Rock abklopfte. "Wo ist-?" Bevor sie die Frage beenden konnte kippte Fred einen Schwall Wasser auf Raucher.
Währenddessen geschah in der Unsichtbaren Universität das, was früher oder später geschehen musste: der Bibliothekar entdeckt einen Diebstahl.
Das Reisen per Fata-Morgana gilt als eine der komfortabelsten Methoden des öffentlich Nahverkehrs. Nun wenn man hier überhaupt von öffentlichem Nahverkehr sprechen kann. Denn diese Art des Reisens erschließt sich selbstverständlich nur jenen Personen, die mit ihren Geheimnissen vertraut sind und diese Geheimnisse werden nunja eben nicht gerade
öffentlich gemacht. Aber wie alle Verkehrsmittel im Multiversum hat das Fata-Morgana-Reisen ein großes Problem: weder weiß man, ob das Verkehrsmittel pünktlich ist noch, wo man herauskommen wird. Man verbringt die meiste Zeit mit umsteigen und sich zu fragen, ob man letztendlich die richtige Fata Morgana erwischt hat...
28.12.2006 19: 13Mohrtischa Unmagisch
Während Raucher mit einem lauten Schrei erwachte, der nicht nur Kolumbini in Deckung trieb, wurde in der UU eine kurze und heftige Diskussion geführt, die große Ähnlichkeit mit einem Monolog hatte, da man aus dem Büro des Erzkanzlers nur immer wieder ein
Ugh vernehmen konnte.
Dessen ungeachtet nahm die
goldige Hirschkuh im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert Fahrt auf, fast so, als wisse das Schiff, das die Zeit drängte.
[7a]Tanal wußte um die Gefahren des Fata-Morgana-Reisens; die damit einhergehenden Schwierigkeiten, denn auch er gehörte zu jenen, die eingeweiht waren; jedenfalls eingeweiht genug, um zu wissen, das man herkömmliche Methoden der Fortbewegung vorziehen sollte.
Yussef hingegen schien an mögliche Komplikationen keinen Gedanken zu verschwenden; er wußte, das alles so kommen würde, wie es sollte, wenn man nur genügend Vertrauen hatte - und ein wenig Glück.
Hoch oben in den nebligen Gebirgsspitzen inmitten einer Scheibe, die auf vier Dickhäutern ruhte, die sich auf dem harten Panzer einer Schildkröte recht wohl zu fühlen schienen, lächelte ein älterer Herr mit freundlichem, vertrauenerweckendem Gesicht, in dem einzig die schwarzen Augen etwas irritierten, einer Dame zu, in deren smaragdgrünen Augen ein amüsiertes funkeln zu erkennen war.
Sie nickte dem Greis zu und der öffnete die Hand, aus der zwei kleine, weiße Würfel auf den Tisch fielen.
Der blinde Io nutzte die Gunst des Augenblicks und ließ in der Ferne einen angemessenen Donnerhall ertönen, während er sich an seinen alten Rivalen Offler wandte.
"Ich glaube, Du bist dran, oder?"
Der sechsarmige Krokodilgott nickte langsam, um die Vögel in seinem zahnbewehrten Maul nicht zu sehr in Aufruhr zu bringen und senkte den Blick auf das bunte Spielbrett mit den winzig kleinen Figürchen. Noch hatten alle Chancen auf den Parkplatz, während sie alle die Steuer hinter sich gelassen hatten.
Es würde ein interessanter Tag werden.
29.12.2006 11: 02Scoglio
Es dauerte einen Moment, bis der Falke merkte, dass er nicht mehr auf der Hand des Mannes saß, der von den meisten Menschen Decro genannt wurde - so sehr war er mit dem köstlichen Leckerbissen beschäftigt, den dieser ihm zugesteckt hatte. Dann aber, als er sich schon wieder dem Boden näherte, breitete er seine Schwingen aus und stieg hoch in die Lüfte auf.
Weit unter sich sah er, wie Decro den beiden Männern und ihrer Beute in geringem Abstand mit gewohnt geschmeidigen Bewegungen folgte. Einem Schatten gleich huschte er zwischen den dicht an dicht stehenden Häusern her und von Zeit zu Zeit blitzte sein Krummsäbel im Lichte eines Sonnenstrahles auf, der sich in eine der dunklen Gassen verirrt hatte. Seine Aufmerksamkeit galt vollkommen den beiden Entführern, die ihn aber zu keiner Zeit zu bemerken schienen.
Als die beiden Männer und der Junge durch eine unscheinbare hölzerne Tür in einem Hof verschwanden, blieb Decro stehen, hob seinen linken Arm empor und ließ einen schrillen Pfiff ertönen, was den Falken dazu veranlasste, sich in Richtung des Bodens fallen zu lassen.
"Sehr aufmerksam von euch." Torac musterte stirnrunzelnd den vor ihm kauernden Jungen. "Auch wenn mir verborgen bleibt, warum mir jetzt, wo es mir so wenig nützt, diese Aufmerksamkeit zuteil wird."
Torac beugte sich zu dem Jungen hinunter und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Wie heißt du?"
"Mechmed." Die Stimme des Junge zitterte nicht und er schaute Torac mit festem Blick an, der sich verwundert abwandte und gen Himmel blickte. Plötzlich verengten sich seine Augen zu Schlitzen und er starrte kurz angestrengt auf einen schnell größer werdenden Punkt in der Luft.
"Ich glaube, ich werde nun die Ehre haben, einen alten Freund begrüßen zu dürfen", teilte er der Welt mit.
29.12.2006 19: 58Cim Bürstenkinn
Trotz der widrigen Umstände war Cims Kopf wieder etwas klarer geworden. Freilich half ihm das nicht viel - fand er sich doch in einer Reihe mit 10 anderen Sklaven an einer Kette aus rostigem Eisen. Seine Hände waren zusammengekettet und mit einer Öse am Halsring verbunden. Durch eine weitere Öse lief die längste Kette die alle elf der bemitleidenswerten Kreaturen miteinander verband.
Direkt vor Cim stolperte ein dünner Mann dahin. Auf seine Nase saß eine Brille und bis auf einen Lendenschurz war er nackt.
"Wohin werden wir gebracht?" flüsterte der Wächter nach vorne gebeugt in das Ohr seines Vordermannes.
"Ras ni Ktara", keuchte dieser zurück. "Wir haben die Ehre als Plantagenarbeiter in einem dreckigen Dorf eingesetzt zu werden".
"Wow.", antworte Cim. "Da mach ich ja noch wirklich Karriere in meinem Le...!"
In diesem Moment wurde ihm eine Peitsche quer übers Gesicht geschlagen und der Satz endete in einem gequälten "..gnn"
"Maul halten habe ich gesagt!", befahl der riesige Aufseher der schon "ganz andere" zur Räson gebracht hatte.
Rascaal hing an seinem Balken und genoss die Stille. Er musste Klarheit in dieser Sache erlangen und nirgendwo war er entspannter als hier.
Die Entführung war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Ständig war Bürstenkinn im Ausland unterwegs, ein halbes Jahr sogar ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Wiederholte Male waren Wächter zu Tode gekommen und wogen schwer in der Waagschale die Rascaal mit dem Kopf nach unten gerade befüllte.
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein Rekrut den er heute am Tresen stehen gesehen hatte ohne seinen Namen zu kennen stand in seinem Büro.
"Sir..." er stockte kurz als er ihn hängen sah.
"Ja, das bin dann wohl ich!" sagte der Kommandeur resignierend.
Mutig schluckte er den ersten Schreck runter und fuhr fort. "Sir...der Rektor der Universität hat einen Affen mit einer schriftlichen Anzeige geschickt. Vielleicht..."
Rascaal seufzte und wirbelte vom Balken herab er trat zu dem Rekruten sah ihm tief in die Augen und ging dann zu seinem Schreibtisch.
"Sag dem Bibliothekar, ich komme gleich. Zuerst muss ich noch eine unaufschiebbare Sache erledigen!"
"Jawohl Sir!" der Knall seiner Hacken war noch nicht verhallt als die Tür wieder ins Schloss fiel.
Rascaal entrollte sein persönliches Briefpapier, tauchte die Feder in die Tinte und begann zu schreiben.
"Hallo Wächter!
Aus gegebenen Anlass muss ich Leutnant Cim Bürstenkinn seines Amtes entheben. Die Umstände seiner Entführung lassen eine baldige Rückkehr zu seinen Pflichten als unwahrscheinlich erscheinen und auch wenn es hart klingt: Die Abteilung SEALS muss ordentlich weitergeführt werden.
Ein Nachfolger wird in Kürze ernannt werden.
Gezeichnet,
Rascaal Ohnedurst, Kommandeur."
Er nahm die Streubüchse mit Schreibsand und schüttelte ein gehöriges Maß darüber aus. Dann rollte er die Nachricht zusammen und ging zum Tresen.
31.12.2006 17: 22Kannichgut Zwiebel
Schmollend stand Ilona am Bug der Goldigen Hirschkuh und begegnete dem Rollen des Schiffes mit wiegenden Bewegungen. Scoglio stand wie unbeteiligt neben ihr und ignorierte das Schwanken des Schiffes gelassen, was bedeutete, dass er schaukelte. Sie wollte gefragt werden, warum sie denn schmolle. Die Reise dauerte in ihren Augen schon viel zu lange und ein Ende war noch nicht in Sicht. Sie ... brauchte jemand zum Reden.
Unglücklicherweise war Scoglio einer der denkbar ungeeignetsten Gesprächspartner für solche Situationen. Andererseits war er bestimmt ein geduldiger Zuhörer. Ilona probierte ihr Glück.
"Ich find' das doof", sagte sie.
"Was?", malmte Scoglio.
Das war ein guter Anfang. Ilona setzte nach.
"Die Frau Chef-Korporal hat gesagt, es sollen nur überzählige Waffen von Bord gebracht werden."
"Ja."
Ilona war ermutigt.
"Ich finde es doof, dass sie meine Nagelfeile beschlagnahmt hat!" Endlich war es heraus. Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust. "Ich mein', so etwas geht doch wohl kaum als Waffe durch, oder?"
"Ja."
Ilona fühlte sich kurzfristig, als würde sie mit einem Stein reden.
"Äh, du findest das auch doof?", fragte sie hoffnungsvoll.
"Nein." Scoglio schloss die Augen und genoss den kühlen Wind, der ihm durch ein paar Farne strich. "Nagelfeilen keine Waffen sind."
Ilona sah dem Troll auf die kalksteinernen Fäuste und seufzte. Ein letzter Versuch ...
"Aber womit soll ich mir denn nun meine Nägel feilen? Hm?"
Scoglio zuckte knirschend mit den Schultern.
Nach einem Moment der Stille trat Raucher zu den beiden. Er feilte sich mit einer uralten Feile die Nägel. Im Prinzip war sie im Verlauf der Jahre völlig glatt geschliffen worden, allein der Rost bewirkte noch einen Nagelabrieb. Hinzu kam, dass man bei unachtsamen Gebrauch leicht eine Blutvergiftung riskierte. Als Knallpulverexperte aber war er Risiko gewohnt.
Scoglio schaute knirschend hinunter zur Quelle des schleifend-quietschenden Geräusches. "Du eine Nagelfeile hast. Ilona eine Nagefeile sucht." Dann drehte er den Kopf wieder in den Wind. Er fühlte sich gut.
Raucher hielt in seiner Tätigkeit inne, während Ilona verblüfft zwischen Scoglio und Raucher hin und her schaute. Raucher grinste Ilona an.
"Willst du meine haben?", fragte er. "Ich leih' sie dir."
Ilona besah sich die nikotin-gelben Fingerspitzen und die brüchigen Nägel, die kaum besser aussahen.
"Ähm ... ach ...", versuchte sie ihr Unbehagen in Worte zu kleiden. "Nein danke."
"Dann nicht." Raucher zuckte mit den Schultern und setzte seine Feiltätigkeit fort.
"Wieso musstest du deine Feile eigentlich nicht abgeben? Sie haben alles von Bord geschleppt, was nicht niet- und nagelfest war, nur damit die Eingeborenen uns gehen lassen."
Raucher blickte Ilona einen Moment ernst an. "Eine Nagelfeile ist doch keine Waffe."
Scoglio rumpelte.
"Aber du hast Recht", fuhr Raucher fort. "Die
Eingeborenen waren sehr zufrieden." Er zwinkerte verschwörerisch, als er hinzu fügte: "Ich habe gehört, dass Kannich sogar sein Kurzschwert abgegeben hat. Er konnte das Ding noch nie leiden."
"Was?" Ilona war überrascht. "Meinst du das ernst?"
Raucher nickte. "Ja. Und, wenn du mich fragst ... in seinen Händen war das Ding
tatsächlich eine überflüssige Waffe, finde ich. Aber sag ihm das bloß nicht!" Er zwinkerte erneut.
"Ich euch nur ungern störe", polterte Scoglio. Die beiden anderen sahen zu ihm auf.
"Was ist los, alter Knabe?", fragte Raucher.
Der Troll streckte einen steinigen Arm aus. "Wir Klatsch erreicht haben."
Raucher und Ilona folgten der gewiesenen Richtung.
"Meinst du wirklich?", fragte Ilona. "Das letzte Mal waren sich auch alle sicher und dann landeten wir auf dieser von Göttern verlassenen Insel."
Nach einer Weile innigen Schweigens zuckten die Wächter gemeinsam die Schultern.
Allen Zweiflern zum Trotz erreichte die Goldige Hirschkuh etwa eine halbe Stunde später den Hafen von Re'Durat. So manches Augenpaar drehte sich in ihre Richtung, als sie sich durchs Hafenbecken schleppte, vorwiegend um sich kurz darauf abfällig wieder interessanteren Dingen zuzuwenden. Eines jedoch verfolgte das äußerlich betagte Schiff neugierigerweise und verschwand kurz darauf in den Gassen der Stadt.
02.01.2007 22: 28Rea Dubiata
Als sie am Steg der Stadt Re'Durat anlegten erwartete sie ein braungebrannter Mann. Während ein Großteil der Wächter an Bord noch mit dem Zusammensuchen der Habseligkeiten beschäftigt war, den man auf der langen Reise mal hier und mal dort gelassen hatte, ging Rea über die Planke.
"Ich haben Nachricht für Goldige Hirschkuh", sagte er, wobei er Rea nicht in die Augen sah sondern sich an Kalle wendete, der zwar noch auf dem Schiff stand, die Szene jedoch beobachtete.
"Ich bin die, ähm...Die Nachricht geht an mich." Sie streckte die Hand aus.
Der Bote beachtete sie nicht.
"Hast du nicht gehört? Sie ist für mich." Rea sah den Mann verärgert an, stampfte nach einer Weile mit dem Fuß auf und riss ihm dann das Stück Papier aus der Hand.
Der Mann schrie sie an. "Nicht für niederes Weibsstück seien Nachricht!" Er ging auf sie zu, die Miene wutentbrannt.
Rea zog säuerlich die Augenbrauen zusammen und begann damit die versiegelte Nachricht zu öffnen. Der Bote versuchte, ihr das Papier zu entreißen, doch Rea hatte damit gerechnet und entzog es ihm. Sie steckte das Schriftstück in ihren Ausschnitt
[9] und sah den Mann triumphierend an. "Danke für deine Dienste", fauchte sie, überhaupt nicht dankbar. "Und jetzt geh."
"Sündhaftes, schändliches Weib", keifte er und wandte sich tatsächlich zum Gehen.
Er hatte noch keinen Schritt getan als ein gut genagelter Ankh-Morpork-Stiefel ihn an seinem Allerwertesten traf und ihm zu einem unfreiwilligen Bad verhalf.
Die Wächter waren schließlich alle an Bord versammelt, jeder hatte sein Hab und Gut in Taschen und Rucksäcken verstaut und war bereit, in Re'Durat nach weiteren Spuren Cims zu suchen.
"Ich denke wir sind dann soweit", sagte Rea und begutachtete nochmal jeden der Wächter von Kopf bis Fuß. "Wir werden uns in zwei Gruppen aufteilen, die eine Gruppe, das sind Ilona, Raucher, Kannich und Kolumbini, werden die Stadt erkunden und nach Zeichen von Cim, der Frau und dem Kind Ausschau halten. Scoglio, Mohrtischa und ich werden im Hafen nach ihrem Schiff fragen." Sie betrachtete den Stand der Sonne. Es war bereits später Nachmittag, doch in Klatsch schien die Sonne meistens bis in den späten Abend hinein. "Wir treffen uns bei Sonnenuntergang wieder hier."
"Ma'am?", fragte Ilona ein wenig zögerlich.
"Es tut mir Leid wegen deiner Nagelfeile, Ilona", murmelte Rea ein wenig genervt,
"Das meine ich nicht Ma'am, ich würde gerne wissen was in der Nachricht stand."
"Die Nachricht? Achso, ja...", Rea zog sie nach langem hin und hergreifen zwischen den Bekleidungsschichten hervor, wobei Kolumbini und Raucher beschämt wegsahen, die Matrosen jedoch interessiert zusahen.
Sie überflog das Schriftstück, murmelte dann etwas unverständliches und sah die Wächter an. "Nun, so wie es aussieht ist Cim nicht mehr Abteilungsleiter von Seals. Vorübergehend bin ich es." Sie seufzte.
Kolumbini zog aus Gewohnheit an seiner erloschenen Pfeife und versuchte zu paffen, scheiteterte jedoch kläglich. Dann sagte er: "Na, solange du jetzt keine Bewerbungsgespräche führen musst ändert das doch nichts."
04.01.2007 23: 49Kolumbini
"Ich haben gesagt FÃœNF KAMELE!!! DAS LETZTES ANGEBOT!!"
"Wir verkaufen diese junge Dame nicht, Sir und das ist
unser letztes Wort!!" Kolumbini schrie den Basarverkäufer wütend an und wandte sich danach wieder seinen Kollegen zu.
"Lasst uns mal einen ruhigeren Ort aufsuchen."
Rund um die Wächter herum herrschte das überaus geschäftige Treiben des Basars von Re'Durat. Sie hatten die letzte halbe Stunde mit dem Versuch verbracht, mit den Händlern in ein Gespräch zu kommen, doch letzten Endes hatten diese Versuche mit einer mehr oder minder abstrusen Situation geendet. So hatte der letzte Händler von der ersten Gesprächssekunde an versucht, dem kleinen Trupp Ilona für einige Kamele abzukaufen.
"Die spinnen die Klatschianer", meinte Kannich missmutig, was ein wortloses Nicken seiner Kollegen erzeugte.
"Wie soll man denn bei so einem Gewusel anständig ermitteln können?" meinte Kolumbini. "Wo ist eigentlich Raucher abgeblieben?"
Erst jetzt fiel den anderen auf, dass ihr Kollege sich offenbar verkrümelt hatte.
"Ich habe eigentlich gedacht, dass er hinter mir war", meinte Ilona, doch genau in diesem Moment, tippte ihr Raucher bereits mit einem breiten Grinsen auf die Schulter. Stolz hielt er eine braune Papiertüte hoch, die verdächtig nach Tabak roch. Zwischen seinen Lippen ruhte bereits eine...etwas urtümlich anmutende Zigarette.
"Verdammt guter Tabak, den ich da gefunden habe", meinte er stolz.
Seine Kollegen schüttelten lediglich den Kopf.
"Wenn wir hier voran kommen wollen, müssen wir zusammen bleiben und die Ohren aufsperren", versuchte Kolumbini seiner Rolle als stellvertretender Anführer gerecht zu werden.
"Nach was die Ohren aufsperren?" meinte Raucher unschuldig.
"Nach Neuigkeiten, die mit Cim zu tun haben könnten."
"Wie zum Beispiel, dass es noch keine zwei Tage her ist, dass hier ein Sklavenaufruhr war?"
Diese Neuigkeit überraschte die Wächter sichtlich.
"Das könnte wichtig sein, ja", gab Kolumbini murrend zu. "Gut gemacht. Weißt du noch mehr?"
"Mehr konnte mir der Tabakhändler in seinem gebrochenen Morporkianisch nicht erklären."
"Ähm, nunja, dann haben wir wenigstens eine Spur, die wir verfolgen können."
05.01.2007 13: 59Mohrtischa Unmagisch
Alle Häfen sind im Grunde gleich; einige sind gleicher, doch bewegen sich die Unterschiede meist nur im Bereich von geographischer Lage, Baustil, Landessprache, Schiffstypen, Waren, die umgeschlagen werden, zollrechtlichen Ein- und Ausfuhrbestimmungen und dem Wetter.
Troll, Zwerg und Mensch boten als Gruppe nicht nur wegen der mehr oder weniger erkennbar identischen Uniform ein eher seltsames Bild, doch schenkte den Ausländern kaum jemand Beachtung, sah man davon ab, das Zusammenstöße mit Scoglio geflissentlich vermieden wurden.
"Warm es. Ist.", bemerkte dieser trocken.
"Ja", bestätigte Rea und fächelte sich mit der Hand nicht ganz so warme Meeresluft zu, "aber das wird uns nicht davon abhalten, uns nach diesem Schiff zu erkundigen."
Noch während die durch das Klima verlangsamten Denkprozesse des Trolls aus ihrer Siesta erwachten, machte sich die Dubiata ans Werk.
"He, Du, guter Mann - ja, genau Du! Ich hätte da eine Frage."
Der Angesprochene starrte Rea blinzelnd an und drehte sich dann brüsk ab, um seine Arbeit fortzusetzen.
Die AL stampfte leicht gereizt mit dem Fuß auf.
"Gefreite Unmagisch - teile diesem
Herrn bitte unmißverständlich mit, das ich mich mit Ihm zu unterhalten wünsche."
Mohrtischa salutierte schwitzend, zog auf dem kurzen Weg zum dem
Herrn ihre Axt, holte aus, überlegte es sich anders, drehte das Familienerbstück und schlug mit der Rückseite des Axtblattes zu, was den Mann zu einem grotesken einbeinigen Tanz veranlaßte, begleitet von einem schrillen
Ouauohauohuhhau.
Nun wurde Rea und Ihren Begleitern einiges an Aufmerksamkeit geschenkt; vielleicht etwas mehr, als es der AL lieb war.
"Ähem, danke, Gefreite. Beim nächsten Mal vielleicht doch besser...auf eine verbalere Art."
Unmagisch salutierte erneut und Scoglio sagte: "Ja, Sör."
"Einen wunderschönen guten tag, die Herren.", grüßte Dubiata in die Runde der starrenden Gesichter, "Ich bin...wir sind auf der Suche nach einem Schiff, das mir...uns... empfohlen wurde, doch leider haben wir...ich den Namen vergessen... Es gehört einem gewissen Chmanora und muß vor kurzem hier angekommen sein. Mit der Flagge
Frau an Bord."
Ihre kommunikative Offenherzigkeit schob Sie auf den Klimawechsel, denn natürlich war Ihr klar, das die Ermittlungen nun nicht mehr länger wirklich als geheim zu sehen waren.
Aber vielleicht wurde der Gegner dadurch gewarnt und vielleicht verleitete diese Warnung den Gegner zu einem entscheidenden Fehler ...
Die 9-Uhr-Fata Morgana erschien pünktlich weil sie auf die Minute genau eine Woche zu spät dran war.
Ein älterer Mann mit Augenklappe und einem geflickten Turban trat einen Schritt vor und nickte Scoglio zu. "Ihr sucht die
Perle von Chitrr."
Während diese Information verarbeitet wurde und ein klarer Befehl an die Schultern erging, zu zucken, nickte Rea an Stelle des angesprochenen Trolls. "Ja, ich glaube, so hier das Schiff. Kannst Du uns zu ihr führen?"
Endlich bewegten sich Scoglios Schultern und die AL hatte eine Idee, wie Sie sich die Aufmerksamkeit des Einäugigen sichern konnte. "Ich zahle gut."
Der Alte verneigte sich breit lächeln. "Oh, behütenswerteste aller bewahrenswertesten Herrinen, wenn Ihr die Güte hättet, Eurem bescheidenen Diener Babaali folgen zu wollen, so werde ich Euch, edelste der edlen, sicher und rasch zu Eurem Ziel geleiten, Herrin."
Im Grunde war Respekt, Anerkennung, Höflich- und Freundlichkeit abseits der Wache wohl überall auf der Scheibe eine Frage des Geldes. Rea hoffte nur, der Kommandeur würde die Spesenrechnung mit Fassung tragen.
05.01.2007 16: 46Scoglio
Babaali führte die kleine Gruppe durch das Menschengewirr, bis er vor einem Schiff zum Stehen kam, das den mit schwungvollen Lettern geschriebenen Schriftzug
'Perle von Chitrr' an der Seite trug.
"Dieses hier ist es. Vor nicht einmal zwei Tagen angekommen", sagte Babaali und verneigte sich tief, während er eine Hand erwartungsvoll ausstreckte. Rea fischte in ihrer Kleidung abwesend nach einigen Münzen und drückte sie dem Mann in die Hand, der sofort in der Menge verschwand.
"Nun, wollen wir doch mal sehen", sagte Rea und blickte hoch zum Deck des Schiffes. Dort geschah etwas, das ihre Stirn zum Runzeln bewegte.
Einige muskelbepackte Männer schleppten unter großem Ächzen und Stöhnen einen Skund'schen Gaumen
[10] über die Planke vom Schiff hinunter. Rea trat, den Baum und die Männer kritisch musternd, sicherheitshalber einen Schritt zurück, bevor sie wieder interessiert auf die
Perle von Chitrr blickte, an deren Reling nun ein relativ junger Mann mit kurz gelocktem blondem Haar erschien und auf die Wächter hinunterblickte.
"Fasziniert euch das Schiff?", fing er an zu reden. "Das kann ich gut verstehen, denn es ist schließlich faszinierend. Und es gehört mir, jawohl, mir.
Perle von Chittr habe ich es genannt und wisst ihr warum? Weil es aus Chittr kommt, da komme ich übrigens auch her, und es einfach eine Perle ist. Faszinierend, nicht wahr? Darf ich mich im Übrigen vorstellen? Ich bin Kamora, auch Kamin genannt - ihr dürft das auch, wenn ihr wollt - und mir gehört dieses Schiff. Wir hatten, wie ihr vielleicht bemerkt habt, einen Baum an Bord, ein Skund'scher Gaumen, faszinierender Baum ist das. Deswegen auch diese wundervolle Flagge dort oben, seht ihr sie? Die weiße mit dem grünen Baum drauf? Sie besagt 'Baum an Bord', denn das hatten wir ja, also bis eben, deswegen muss ich die Flagge jetzt auch herunterlassen. Wollt ihr vielleicht einmal herauf... ja, wo geht ihr denn hin? Wollt ihr dieses faszinierende Schiff nicht einmal betreten? Es sieht doch an Deck noch viel schöner aus als von dort unten. Ihr wollt wirklich nicht? Na gut, dann nicht..."
Kopfschüttelnd hatte sich Rea von dem Schiff entfernt und Mohrtischa und Scoglio waren ihr gefolgt.
"Das war wohl nicht das richtige", seufzte der Chief-Korporal.
"Wieso denn nicht?" Scoglio sah sie an. "Was der Mann denn da alles gesagt hat? Ich das so schnell nicht verstanden habe."
"Sei froh", meinte Mohrtischa.
05.01.2007 22: 08Cim Bürstenkinn
Rea und ihre Gruppe waren wieder zurück bei der "Goldigen Hirschkuh".
"Wir suchen uns erstmal ein Quartier. Ich schätze in einer halben Stunde ist es hier stockdunkel.", bestimmte Rea.
Mohrtischa nickte heftig "Ich will mich waschen und wieder mal in einem Bett schlafen, das nicht zur Hälfte von Ratten belegt ist".
"Dort vorne ist ein recht passables Gasthaus", behauptete Kapitän Kalle. "Zumindest eines in dem der Wirt darauf achtet, dass den Gästen nicht gleich die Kehle durchgeschnitten wird, wenn sie einmal blinzeln"
"Das gut klingt", sagte Scoglio gleichmütig
[11]..
Rea nickte. "Kalle, sag den anderen bitte wo wir zu finden sind, wenn sie hier auftauchen. Die Kneipe könnte ein Ort sein, an dem wir Informationen bekommen. Außerdem bin ich ...."
"..hundemüde".
Cim ließ sich schwer zu Boden fallen, kaum dass der Befehl "Mu`adal" ertönte, der bisher immer alle Pausen eingeleitet hatte.
"Ich frage mich, warum er auf Klatschianisch "Pause" schreit. Er beherrscht doch eine zivilisierte Sprache."
"Eigentlich", begann sein dünnes Gegenüber zu erklären,"bedeutet das nicht
Pause sondern
Ein Stück Brot"
Die Ketten wurden gelöst und durch einfache Handschellen ersetzt die immer zwei Sklaven miteinander verbanden. Ein harter Brocken von etwas das tatsächlich Brot sein konnte wurde ihnen ausgehändigt.
"Ohh", zeigte sich Cim spöttisch beeindruckt, "Ich hab die Ehre mit einem verdammten Schriftgelehrten durch die Wüste gezogen zu werden."
"Sagen wir, ich war eher Buchhalter als Schriftgelehrter.", kam die Antwort, die frei von jeder Beleidigung war.
Nachdem der Kerl nicht spielen wollte, versuchte der SEALS-Wächter es in einem zivileren Ton.
"Mein Name ist Cim Bürstenkinn. Ich würde dir ja die Hand geben, aber ich bin zu beschäftigt damit an Dich gefesselt zu sein. Du musst ein schrecklicher Buchhalter gewesen sein, wenn sie dich auf die Plantage schicken wollen. "
"Man nennt mich Amr Padin. Ich habe einem mächtigen Kaufmann gedient, der vor der Wahl stand entweder selbst die Verantwortung für einen Verlust zu übernehmen, oder diese einem Bediensteten zu übertragen. Ich nehme an, er hat meinen Namen bereits vergessen. Und in welcher Profession bist Du gescheitert?"
"Ich bin von der Stadtwache Ankh-Morpork. Chef der tollsten Abteilung dort!"
Die Lippen von Amr Padin zuckten.
"Ich weiß, was du sagen willst: so toll kann es nicht sein, weil ich ja auch hier bin. Aber meine Leute suchen mich bereits. Und wenn sie uns finden geht es hier ziemlich rund. Das verspreche ich Dir."
"Wenn Du dann noch lebst, kannst Du Dich ja hoffentlich freuen. Rechne Dir aber keine guten Chancen aus."
Cims rechte Augenbraue wanderte nach oben.
Zu Erklärung beschrieb Amr Padin einen Kreis mit seiner freien rechten Hand. "Die Wüste hier ist voller wütender Tier, wütender Räuber und Treibsand. Diese Karawane ist mäßig gut bewacht, weil wir auch nur einen mäßigen Wert darstellen. Wir haben wohl eine recht gute Chance.."
"HURYYA" In diesem Moment ertönte ein Schrei von einem Karawanenwächter der abseits des Lagers gesessen hatte. Ein Pfeil ragte aus seiner Brust.
"Warum freut er sich, wenn er einen Pfeil abbekommt?", fragte Cim unbedarft doch Amrs Blicke schoßen bereits ängstlich herum.
"Das bedeutet
Fremde oder
Feinde je nach dem Kontext des Satzes. Wir haben Probleme."
Die Aufseher und Wächter sahen das ähnlich, schnappten sich Waffen und löschten das Feuer. Offenbar erwarteten sie einen Angriff.
Gleichzeitig waren die Sklaven völlig vergessen.
Eines der Lastenkamele stand unweit von Cim und seinem Kettenbruder.
"Komm!", fauchte er und rannte zu dem Tier.
Ohne viel nachzudenken wollte er den Wasserschlauch vom Sattel nehmen und zog dabei den dürren Mann in die Höhe.
"Was hast Du vor, Cim?" kam die ängstliche Frage. Wie als Antwort hörten sie das Surren von Pfeilsehnen.
"RUNTER" mit dem Wasserschlauch und Amr landete der Wächter unsanft auf dem Boden. Das Kamel in dem zwei Pfeile steckten schwankte kurz und entschied sich dann doch dafür in Richtung von Cim und Amr zu fallen und sie beide unter seinem Leib zu begraben.
"Stell dich tot!" zischte er in Amrs Richtung, doch er erhielt keine Antwort. Entweder befolgte er also seine Anweisung oder ...
"Ihr habt keine Ahnung worauf ihr euch da einlasst!", sagte Mahana schroff. Das Kamel unter ihr setzte gleichmütig seine Füsse voreinander.
Chmanora lächelte freundlich "Deshalb haben wir ja auch Dich und Dein Kind geholt, Machwi."
"Was hat Aicha mit der Sache zu tun?" Ein weiteres Mal musste sich Mahana beherrschen um dem Kerl nicht einfach den Hals umzudrehen.
"Nun, es gibt da mehrere Prophezeihung, die als einzigen Schluss zugelassen haben, dass nur das Kind einer Todespriesterin gemeinsam mit der Priesterin selbst die letzte Kammer öffnen kann. Wie dir sicher noch geläufig sein wird, ist es Todespriesterinnen eigentlich verboten Kinder zu bekommen. Dein Verrat gibt uns aber in dieser Sache völlig neue Möglichkeiten."
"Du machst einen Fehler, Chmani. Und bevor das alles vorbei sein wird, sollst du das auch noch selbst zugeben."
Bescheiden hob der Aussenbeauftrage die Hände. "Aber Machwi, ich bin doch nur ein kleiner Beamter, der tut was ihm aufgetragen wird. Wer , von jenen die diese kleine Expedition überleben werden, sollte sich an mir rächen wollen?"
Mahana schwieg und suchte zwanghaft nach einem Ausweg. Wo hatten sie nur ihre Tochter?
Es war stockfinstere Nacht, als die Räuber endlich mit ihrer Beute abgezogen waren. Von der Hüfte an abwärts hatte Cim kein Gefühl mehr. Er hoffte inständig, dass es in Folge der schlechten Blutversorgung und des Gewichtes war und sein Rückgrat in Takt war.
"Amr? Bist Du noch am Leben?" fragte er beinahe ängstlich.
Stille war die Antwort. "Verdammt nochmal. Warum passiert sowas immer mir?"
"Vielleicht weil du so ein geschwätziger Kerl bist?", kam die leise Antwort. "Sehen wir zu, dass wir unter dem stinkenden Vieh raus kommen. Und bete zu welchen Göttern du sonst betest, dass der Wasserschlauch es überstanden hat!"
Breit grinsend fing Cim nach Amrs Vorbild an, den Sand zwischen ihnen mit der Hand wegzuschaufeln.
06.01.2007 10: 59Kannichgut Zwiebel
"Hey! Beim Barte des Propheten: Haltet den Dieb!"
Den letzten Satz hatte Dingo schon so oft gehört, dass er erwog, ihn als seinen zweiten Vornamen zu verwenden. Dingo "Haltet den Dieb". Namen waren wichtig in der Halbwelt von Re'Durat. Andererseits hieß vermutlich bereits jeder zweite Dieb insgeheim so. Zumindest die auf Greif-und-Lauf-Raubzüge spezialisierten. Dingo sprang über die Deichsel eines mit Datteln beladenen Wagens und wich zwei unvorsichtigen Marktgängern aus. Er tastete unter seinen Mantel. Ein halbes Huhn, fertig gegart, welch großartiger Tag!
Er hatte den Rand des Marktes erreicht und näherte sich nun einer Gruppe von Ausländern. Der Weg an ihnen vorbei schien ihm der des geringsten Widerstandes zu sein. Er beschleunigte seinen Lauf, um sein Glück nicht über zu strapazieren. Als er die Gruppe passierte, sahen sie ihn argwöhnisch an, doch er dachte sich nichts dabei. Ausländer schauten immer komisch.
Geschafft! Die Straße der Lästerlichen Selbstgefälligkeit lag vor ihm und mit ihr Dutzende von abzweigenden Gassen und Stiegen. Hier konnte er blitzschnell verschwinden, er musste nur ... Nanu? Hörte er Schritte? Direkt hinter ihm? Er warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter, um so wenig Laufenergie wie möglich zu verschwenden. Er riss die Augen auf, wandte den Kopf zurück nach vorne und schaltete eine Gangart höher.
Kannichgut wusste nicht genau, warum er den Mann verfolgte. Es schien sich um einen Dieb zu handeln. Der Bestohlene hatte lautstark schimpfend auf diesen Umstand hingewiesen. Als der flinke Mann mit dem dunklen Umhang an ihm vorbei gehastet war, hatte sich ein narratives Loch aufgetan, das Kannichgut jetzt zu füllen versuchte. Manchmal war die Rolle, in der man steckt, stärker - oder zumindest schneller - als der eigene Wille. Leider gehörte Kannich nicht zu den sportlicheren der Truppe, weshalb der Mann seinen Vorsprung stetig ausbaute. Ein paar Ecken später, und inzwischen schon in einiger Entfernung, bog der Mann in eine kleine Gasse ein. Es schepperte.
Decro öffnete die Augen und rieb sich den Kopf. Mechmed hatte sich besorgt über ihn gebeugt.
"Alles in Ordnung, Sahib?", fragte er. Decro nickte.
"Hilf mir auf, kleiner Mechmed."
Sein Steiß schmerzte unangenehm, doch er sah sich um. Vor seinen Füßen lag ein staubiges, halbes, aber gegartes Huhn. Direkt dahinter stöhnte ein gekrümmt liegender Mann, der in einen dunklen Umhang gehüllt war. Der Falke war bei dem Zusammenprall der beiden Männer zu einem nahen Hauseingang geflogen und kreischte nun empört.
"Wo kam der denn plötzlich her?"
Ein weiterer Mann, ein junger Mann, kam um die Ecke gerannt und blieb Staub spritzend stehen. Er trug eine Art Uniform, die ihm ein paar Nummern zu groß war. Zwei signalfarbene Kellen schlackerten an einer Seite des Gürtels und auf der anderen zwei Röhren aus Drahtgeflecht, in denen es gurrte. Der Falke drehte seinen Kopf interessiert dem Neuankömmling entgegen.
Decro hob seinen behandschuhten Arm. "Amyr!", befahl er und der Falke flatterte nach kurzem Zögern auf seinen Platz zurück.
Der junge Mann keuchte und rang nach Atem.
"Im Naahhaahamen ... der Stahhadtwaahhache ... von Ahankh-Morpork ..."
Decro hob eine Augenbraue.
"Ankh-Morpork? Daher kommst du, Junge?"
"Diehieser Mann ist ein Diehib." Der junge Mann beugte sich vornüber und stützte den Körper dabei mit den Händen auf die Oberschenkel.
"Oh", Decro glättete seine Stirn. "Da hast du Glück, Junge. Ich werde mich um ihn kümmern."
Der Junge hatte sich wieder einigermaßen im Griff, was die Physis betraf, aber er schien misstrauisch. "Bist du ein Stadtwächter?"
"Nicht direkt. Aber ... so was in der Art. Ja."
"Kann ich deine Dienstmarke sehen?"
"Ich besitze keine solche Markierung, Junge. Mein Name ist Alamad Decro. Ich diene dem Scheich Kufta Manadir, möge seine Herrschaft lang und weise sein! Dieser Ring weist mich aus." Er zeigte dem jungen Mann einen goldenen Ring mit einem Smaragd in der Form eines Löwenkopfes.
"Äh, oh. Nett! Ich bin Kannichgut Zwiebel. Oder einfach Kannich. Kommex der Stadtwache von Ankh-Morpork." Kannich streckte die Hand zur Begrüßung aus. "Wir suchen jemanden. Vielleicht kannst du uns helfen?"
07.01.2007 17: 45Mohrtischa Unmagisch
Wüste besteht überwiegend aus Sand und Sand - das sind viele kleine Körnchen, die eigentlich leicht beweglich und nur mäßig nervenaufreibend sein sollten.
Eine Theorie, die Cim so nicht stützen wollte; hatte er sich doch gemeinsam mit Amr einige Stunden lang bemüht, das bißchen Sand, das als Unterlage für sie mit dem toten Kamel obendrauf diente, soweit fort- und zur Seite zu schaffen, das sich die beiden Männer endlich wieder in eine deutlich bequemere Position begeben konnten.
Jetzt - nachdem es vollbracht war und er seine steifen Glieder mit einigen Reck- und Dehnübungen wieder lockerte - verstand er Amr's Hinweis auf langsames Buddeln, denn je schneller man versuchte, den Sand von einer bestimmten Stelle fortzuschaffen, desto schneller kehrte der Sand an diese und andere Stellen zurück.
Nun, da die körperliche Anstrengung beendet war, spürte Bürstenkinn auch eine Empfindung, die er bislang nicht mit der Wüste assoziiert hatte: mit der weiter und weiter hereinbrechenden Nacht wurde es - kalt.
Er hätte gerne die eigenen Arme um sich geschlungen, um sich so zu wärmen, doch dies hätte bedeutet, Amr Padin noch näher bei sich zu haben und dies wollte er seiner Nase nicht auch noch antun; sie mußte immerhin schon Ihn selbst ertragen - und den Geruch des, nun, Schlachtfeldes.
Offensichtlich hatte niemand außer ihnen überlebt bzw. hatten sie erfolgreich "Toter Mann" gespielt.
Während er seine Augen über das, was einmal ein Lager gewesen war im aufkommenden Mondlicht streifen ließ, erinnerte er sich vage an seinen ersten Besuch in Klatsch.
[12]Diesmal gab es wenigstens keine Sandstürme in Form von riesigen Walzen die ihn verschlingen wollten.
Allerdings hatten Sie auch keinen fliegenden Teppich - ihre Beine würden reichen müssen.
Amr reichte Ihm die Wasserflasche und ermahnte Ihn erneut, nur langsam und in kleinen Schlucken zu trinken.
Im Gasthaus, dem altehrwürdigen
Palast der Winde, hatten die drei Wächter Glück: der Herbergsvater war ein emigrierter Ankh-Morporkianer namens Bergo Blähbauch, der seine Karriere als unlizensierter Dieb rechtzeitig beendet hatte, ehe die Diebesgilde das für Ihn übernahm, und verwechselte die drei nicht mit einem Zwerg, dessen Frau und Leibwächter.
Außerdem stand Ratte am Spieß und Würstchen a la Schnapper auf dem Speiseplan, so das man sich beinahe wie zu Hause fühlen konnte.
Von Cim Bürstenkinn oder dem Schiff, das sie suchten, hatte er allerdings nichts gehört, versprach sich aber umzuhören.
08.01.2007 3: 44Kannichgut Zwiebel
Informationen ritten auf Lichtstrahlen. Selbst im magischen Feld der Scheibenwelt taten sie das mit Lichtgeschwindigkeit. Im Prinzip waren die Lichtstrahlen selbst die Informationen und genaugenommen waren es nicht einmal Strahlen. Aber das konnte man keinen kleinen Kindern erzählen. Also waren es winzige Reiter auf lichternen Rössern. Vielleicht trugen sie sogar Helme und Schilde, wenn man genau hin schaute. Sie waren die Ritter des Informationszeitalters. Ihnen war es zu verdanken, dass der Süßwarenhändler aus Ankh-Morpork immer die aktuellen Dattelpreise in Al Khali kannte oder dass der gennuanische Modeschöpfer stets die neuesten Kreationen aus Uberwald im Blick behielt.
Informationen.
Doch was, wenn jemand ihren freudigen Ritt unterbrach?
Türme bestanden vor allem aus Stein und waren solide gebaut. Das vermittelte Sicherheit. Mit genügend Vorräten im Keller konnte man es in ihnen
lange aushalten. Im Idealfall so lange, bis den potenziellen Belagerer die Lust verließ.
Doch was, wenn die mit Schweiß und Mörtel erbaute Sicherheit ins Wanken geriet? Jeder hatte eine Schwachstelle und Angst konnte so manches zum Wanken bringen.
Ein gelber Feuerball sprang in die Schwärze der Nacht, als die Flasche mit der brennbaren Flüssigkeit auf dem Dach des Klackerturms landete. Das flüssige Feuer fraß sich schnell durch die hölzerne Konstruktion, die den steinernen Turm krönte und ein empfindliches Geflecht von vereinter Technologie aus exotischen Gegenden wie Krull und Gennua war. Ohne die Konstruktion auf dem Dach verlor der Turm seinen Sinn. Und das wussten auch seine Insassen. Außerdem wurde ihnen sehr schnell sehr heiß.
Etliche Kilometer umdrehwärts von Re'Durat, nahe der Omnischen Grenze, erhellte der Flammenregen die Rostige Steppe und war eine willkommene Abwechslung
[13] zum öden Alltagstrott der ansonsten kargen Ebene. Die Räuber warteten. Außer dem Abtransport am Ende ihrer Mission gab es nicht viel zu tun. Einige bohrten in der Nase.
Die Arbeit eines Klackeroperators war nicht leicht und selten angenehm. Die Stranggesellschaften bemühten sich daher, die Einsätze fern der Heimat durch diverse Vergünstigungen ansprechender zu gestalten. Es gab zum Beispiel Schweinachtsgeld oder Geburtstagszulagen. Einige Gesellschaften zahlten sogar einen Dollar für jeden Hop, der sich zwischen dem Einsatzort und dem Hauptsitz der Stranggesellschaft befand. Und dann die Verpflegung! Nur Zauberer der Unischtbaren Universtität von Ankh-Morpork schlemmten vermutlich besser. Davon wussten auch die Bauern der Rostigen Steppe. Und die Räuber. Durch ihren nächtlichen Angriff trennten sie Klatsch vom Kommunikationsnetz der restlichen Scheibe. Bis die Nachbarhops auf Ausweichrouten umkonfiguriert und rekalibriert waren, würden vermutlich Tage, wenn nicht Wochen, vergehen. Die Räuber hatten einen dünnen Punkt des Strangs erwischt. Doch das war ihnen egal. Hunger war ein erstaunlicher Motor.
10.01.2007 0: 15Kolumbini
"Ich habe Hunger", meinte Ilona zu der kleinen Wächtertruppe auf dem Basar.
Ihre beiden Kollegen nickten zustimmend. Sie hatten die letzte halbe Stunde damit verbracht, nach Kannich zu suchen, doch hatten keine Spur von ihm gefunden.
"Es wird außerdem dunkel", sagte Raucher.
"Vorerst suchen wir weiter nach Kannich und wenn wir ihn in einer halben Stunde nicht gefunden haben, dann gehen wir zurück zum Dock."
Es waren bereits weniger Leute auf dem Basar, wie zuvor, doch das änderte nichts daran, dass immer noch Hektik vorherrschte. Die Duft roch nach klatschianischer Minze, jenem wertvollen Tee, für den man in Ankh-Morpork ein Vermögen zahlen musste.
Kolumbini betrachtete die Auslage eines Teehändlers, las ihm jemand einen harten Schlag auf den Hinterkopf gab und er in das tiefe Reich der Bewusstlosigkeit sank.
Kannich genoss gerade ein Glas klatschianische Minze in einer Teestube. Sein neuer Informant saß ihm gegenüber. Er hatte darauf bestanden, dass Kannich keine weiteren Kollegen hinzuzog, sondern sie erst einmal gemütlich in eine Teestube gehen würden, um sich etwas zu entspannen. Genüsslich zog Alamad Decro an einer Wasserpfeife und lehnte sich zurück.
13.01.2007 15: 51Mohrtischa Unmagisch
Wie erwähnt ist das Reisen mittels einer Fata Morgana nicht nur eine hohe Kunst, sondern auch mit einer gewissen Portion Glück verbunden.
Tanal besaß die notwendige Kunstfertigkeit aufgrund jahrelanger Erfahrung und Yussef stand dem Glück nicht im Wege.
Aufgrund dieser vier zusammenpassender Faktoren, die in der richtigen Reihenfolge aufeinander trafen, lag nun vor den Augen der beiden Männer eine Stadt am Meer.
Amr Padin und Cim hätten sicher auch gern das Meer gesehen; irgendeines, nur nicht das Wüstenmeer, in dem sie nur schleppend voran kamen.
Alamad Decro lächelte und Kannichgut Zwiebel lächelte etwas unsicher zurück; er war ein Experte für Kommunikation, allerdings nicht für Mimik und Gestik potentiell feindlicher Länder weit ab von Ankh-Morpork und wollte keinen Fehler machen.
"Schmeckt der Tee?"
Der Stadwächter nickte. "Sehr gut, nur ein wenig heiß."
Das Lächeln des Dieners von Scheich Kufta Manadir wuchs in die Breite. "Ja, ungewohnt und unverständlich für...Besucher. Sicherlich hast Du erwartet, das hierzulande kalte Getränke bevorzugt werden, nicht wahr?"
Der Gefreite nickte und Decro lachte laut und wohlklingend.
"In der Tat gibt es eine abgelegene Glaubensgemeinschaft, die
Ra'chta Sur, welche nie eine heiße oder auch nur lauwarme Flüssigkeit zu sich nehmen - die Wasserhändler sind hin- und hergerissen zwischen der Freude, das Geschäft ihres kärglichen Lebens zu machen und dem Abscheu, der mit dem...Geruch verbunden ist, wenn man sich mit diesen
Ra'chta Suries einlät.
Denn die Kälte, die Dir erfrischend erscheint, treibt die Körperflüssigkeiten hastig nach Außen; ich glaube, bei Dir zu Hause nennt man das
schwitzen."
Zwiebel nickte wieder und nahm einen Schluck Tee. Tatsächlich schwitzte er nicht, obwohl er das Gegenteil erwartet hätte.
"Aber nun", fuhr Decro wie beiläufig fort, "erzähl mir doch, warum Du und Deine ...Freunde hier sind. Du mußt wissen, mein Gebieter, Scheich Kufta Manadir, hat großes Interesse an unseren Gästen und zukünftigen Beziehungen - vielleicht kann ich euch helfen und ihr helft Ihm..."
18.01.2007 16: 38Kannichgut Zwiebel
Mohrtischa war skeptisch. Die Diener des Scheiches waren mehr als zuvorkommend. Kufta Manadir gab sich redliche Mühe, ein guter Gastgeber zu sein, auch wenn er sich bislang nicht hatte blicken lassen. Die Zwergin lag etwas steif auf dem ihr zugeteilten Diwan. Sie versank unangenehm tief in dem weichen Stoff. Es war etwas ganz anderes als auf kuschelig hartem Granit zu ruhen. Sie betrachtete die Runde. Raucher zog genüsslich an einer übergroßen Wasserpfeife, die er mit eigenem Tabak gefüllt hatte. Ein lauer Abendwind trug die dünnen Schwaden, die er pustend auf die Reise schickte, zur Terrasse hinaus, wo Scoglio zusammengekauert hockte. Er schien zu schlafen, doch sicher konnte man bei siliziumbasierten Lebensformen nie sein. Ilona saß an einem Mahagoni-Tischchen vor einem Spiegel und probierte die Inhalte verschiedener Duftfläschchen in Zusammenhang mit ihrer Haut aus. Dazwischen lief Rea nachdenklich in dem luftigen Zimmer auf und ab. Es passte ihr ganz offensichtlich nicht, die Kontrolle über die Mission verloren zu haben.
Die Agenten des Scheiches hatten keine Mühe gehabt, die Wächter aus Ankh-Morpork zu finden. Der Scheich hatte ihnen Unterstützung angeboten, wenn sie ihm im Gegenzug einen Gefallen taten. Worum es dabei genau ging, war bislang keinem der Wächter klar. Immerhin: Das Zimmer, das der Scheich ihnen in seiner Residenz zur Verfügung gestellt hatte, bot deutlich mehr Komfort und Platz als der Palast der Winde. Nur Kannich und Kolumbini fehlten noch. Ein Anflug von Sorge hing neben Rauchers Schwaden in der Luft.
Die doppelflügelige Tür schwang auf und alle Köpfe, bis auf der von Scoglio, ruckten herum. Ein Diener hatte die Tür geöffnet und ließ nun Kannich herein. Ihm folgte ein schwarz gekleideter Mann.
"Gefreiter Zwiebel!", rief Rea. Sie drückte damit ihre Freude darüber aus, dass nur noch ein Wächter ihrer Eingreiftruppe fehlte.
"Ma'm", begann Kannichgut. "Das ist Alamad Decro, Diener des Scheiches Kufta Manadir, eine Art Klatschianischer Kommex. Er sagt, er könnte uns helfen, Mahana und womöglich auch Cim zu finden."
Stille vertrieb einen Moment lang Dunst- und Duftschwaden.
"Prima!", sagte Rea. Sarkasmus machte sich keine Mühe, sich hinter ihren Worten zu verstecken. "Wenn er uns jetzt auch noch helfen kann, Korporal Kolumbini zu finden, können wir die Mission ja endlich erfolgreich abschließen."
27.01.2007 14: 33Mohrtischa Unmagisch
Kannichgut Zwiebel war es gelungen, Seine Vorgesetzte - und die Kameraden - auf den frühen Abend zu vertrösten, wenn ihr Gastgeber die anliegenden Probleme bei einem kleinen Imbiß erörtern wollte.
Der kleine Imbiß entpuppte sich allerdings als ein oppulentes Mahl, dessen erlesene Speisen in mehreren Gängen von anmutigen Damen in beinahe durchscheinenden Gewändern und mit verschleiertem Gesicht serviert wurden.
Scheich Kufta Manadir war erneut unglücklicherweise verhindert, wie sein treuer Diener Alamad Decro der sichtlich ungehaltenen Rea ausrichten ließ, aber er hatte ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Stadtwache.
"Eine schlimme Geschichte ist das.", sagte Decro kopfschüttelnd und griff nach einer karamellisierten Dattel, "Wirklich schlimm. In Ankh-Morpork muß man uns für sehr unzivilisiert halten, wenn dies bekannt wird ..."
Dubiata rang sich ein Lächeln ab, fragte sich aber insgeheim, ob in dem bedauern nicht auch eine Drohung versteckt war.
"Nun, von uns aus", Ihr kühler Blick umfaßte rasch die anwesenden Wächter, "muß man davon nichts auf der Titelseite der
Times lesen. Oder sonstwo. Jedenfalls nicht, wenn wir unseren Auftrag erfüllen können."
Der Gastgebervertreter lächelte und knackte eine Walnuß zwischen Daumen und Zeigefinger.
Tanal räusperte sich.
"Sicherlich willst du anmerken", Yussef seufzte schwer, "das es hier etwas zuwenig Sand gibt, als das wir in Re'durat sein könnten, richtig?"
Tanal versuchte ein entschuldigendes lächeln, stritt die zutreffende Vermutung aber nicht ab.
"Alles zu seiner Zeit, mein Junge. Wir müssen erst noch etwas anderes in Ordnung bringen."
Es dauerte nur eine halbe Stunde, ehe sie ihre Reise fortsetzen konnten.
Derweil lief ein kleiner Junge namens Lawrence mit einer imposant aussehenden ausländischen Münze in der Tasche zum Hauptquartier der Stadtwache, um dort nach dem Herrn derselben zu fragen und Ihm eine wichtige Nachricht zu überbringen.
Die Nachricht lautete:
In den Sternen steht geschrieben, alles wird gut, wenn du auf das, was verloren ist hören wirst.Und nur eine Stunde später, man war gerade beim Nachtisch angekommen, eilte ein Diener lautlos an Decro's Seite und flüsterte Ihm etwas ins Ohr, das Ihn zu einem zufriedenen Lächeln veranlaßte.
Mit einem kleinen Dolch, der nicht nach Zierde aussah, schlug er an das leere Glas vor sich und hatte im nu alle Aufmerksamkeit.
"Liebe Gäste, es ist mir eine große Freude, ihnen mitteilen zu können, das wir nun vollzählig sind."
Und mit einem gebieterischen Wink befahl er den Wachen, die Tür zu öffnen.
Die Vorfreude auf Cim, Kolumbini und Mahania erlosch, als zwei männliche Einheimische eintraten.
27.01.2007 19: 36Rea Dubiata
Rea betrachtete die beiden Männer mit Argwohn. Sie trugen fast keine Kleidung, nur ein Lendenschurz bedeckte ihre Blöße. Obwohl sich die Wärme des Tages schon lange zurück gezogen hatte, schienen sie nicht zu frieren. Ein Turban aus schmutzigen Leinen bedeckte ihren Kopf und ein langer Bart verdeckte die Brust ein wenig, so dass man erst auf den zweiten Blick die Rippen sehen konnte, die die ledrige, dunkle Haut überspannte. Um die Tallien der Männer hätte ein Mann mit beiden Händen locker greifen können, so ausgemergelt waren sie.
Decro löste sich aus dem Schneidersitz, stand auf und warf sich dann wieder zu Boden. "Ehrwürdiger Tanal, oh großer Yussef! Mit Sehnsucht habe ich den Tag erwartet mit dem ich euch wiedersehen würde. Und nun da er da ist packt mich große Angst, zählt doch Euer Sohn, Yussef, erst 10 Jahre. Ich dachte es bliebe noch Zeit..."
Der eben noch so gefasste Mann wirkte auf einmal sehr gerührt und emotional. Als er sich wieder aufrichtete und Rea seine Augen sehen konnte glänzten darin Tränen, die jedoch schnell wieder verschwanden.
"Es ist nicht die richtige Zeit für Bescheidenheit, Alamad. Sei unbesorgt, es ist so vorherbestimmt wie es kommen wird." Er legte väterlich die Hand auf die Schultern Decros. "Euer Diener sagte, diese Menschen hier suchen nach Mahana?"
Decro nickte, schüttelte dann den Kopf. "Eigentlich suchen sie nach ihrem Anführer, der jedoch mit Mahana zusammen aus Ankh-Morpork geraubt und hierher verschifft worden ist."
Tanal machte einen nachdenklichen Eindruck. Auch der zweite Mann, den Decro mit Yussef angesprochen hatte zog die buschigen Augenbrauen zusammen. Rea bemerkte, dass dieser zwar dünn und ausgemergelt war wie der andere, und dass auch seine Haut Falten schlug als seien sie eingeschnitzt, doch etwas an ihm wirkte jünger. Die aufrechte Körperhaltung, das Glitzern in den Augen, das sanfte Lächeln der Zuversicht, das um seine Lippen spielte... Eine wissende Schweigsamkeit umgab ihn, als hätte ihn die verbale Kommunikation schon viel zu oft im Stich gelassen.
Tanal sprach wieder, diesmal direkt zu den Wächtern. "Kannte euer Anführer Mahana?"
Rea schüttelte den Kopf, zuckte dann mit den Schultern. "Ich denke er war nur zur falschen Zeit am falschen Ort."
"Ein unsägliches Pech", sagte Decro. "Direkt zwischen die Mühlsteine der schlimmsten Verbrecher dieses Landes zu fallen. Ihr hättet euch da nicht mit hineinziehen lassen sollen"
Unruhe breitete sich unter den Wächtern aus. In ihren Köpfen nahm das Bild der Mühlsteine Gestalt an und außer in Scoglios Fall war diese Vorstellung sehr unangenehm.
"Sie wollen uns also sagen, dass wir Cim schon verloren haben und uns nur unnötig in Gefahr bringen?", fragte Rea, so sachlich wie sie nur konnte, doch es war nicht zu vermeiden dass man hörte, wie sich ihre Innereien wanden als wollten sie sich selbstständig vor der drohenden Gefahr aus dem Staub machen.
"Nein", erwiderte nun Yussef. Seine sonore Stimme legte sich sanft wie Seide auf die Gesellschaft. "Ihr habt Chmanis Plan gestört. Dieser... Cim... hat dies bereits getan. Das Unheil lässt sich noch abwenden, vor allen Dingen weil noch nicht alle Trümpfe ausgespielt sind."
"Es klingt immer noch wie ein Selbstmordkommando", sagte Mohrtischa aus den Untiefen des Diwans heraus. "Was schlagt ihr vor, dass wir tun sollen?"
"Nun, zuerst einmal müssen wir mit Mechmet... ich meine Isarak, reden", sagte Tanal.
"Nein, zuerst einmal müssen wir Kolumbini finden.", sagte Rea und versuchte eine gewisse Schärfe in ihre Stimme zu legen. "Und dann Cim. Das ist unsere Mission."
"Nun..." Tanals Stimme wirkte ein wenig unsicher. "Entweder Cim ist tot - denn ein Mitwisser kann er sich nicht leisten, oder er ist bei Mahana. Und Mahana bei Chmani. Wenn Cim lebt schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn er bereits tot ist, dann habt ihr immerhin seinen Mörder und ich überlasse es euch gerne, ihn zur Rechenschaft zu ziehen."
28.01.2007 15: 04Mohrtischa Unmagisch
Ohne das er Tanals Ihm unbekannte Ansichten bestätigen würde wollen, wäre Cim in diesem und den vergangenen Augenblicken tatsächlich gerne bei Mahana gewesen. Mehr aus Pflichtgefühl, denn um irgendwelcher Wüstenromantik Vorschub zu leisten, aber auch, weil er sich vorstellen konnte, das Sie Wasser hätte. Und etwas zu essen.
Ihre Wasserflasche war seit gut einer Stunde völlig leer; sie hatten beide ausführlich nachgesehen.
Auf der positiven Seite konnte der Wächter vermerken, bislang von wütenden Tieren, wütenden Räubern und Treibsand verschon geblieben zu sein.
Nun ja - einem zweiten zusammentreffen mit wütenden Räubern, um genau zu sein.
Neben Ihm stapfte Amr wortlos und mit hängenden Schultern durch den Sand.
Nur kurze Zeit später starrte Mahana verdrossen auf einen kleinen weißen Punkt am Horizont, der beharrlich größer und größer wurde, bis er schließlich weniger ein Punkt und mehr eine Stadt war.
Sie kannte diese Stadt; war hier geboren & groß geworden, ehe es Sie auf einigen...Umwegen nach Ankh-Morpork verschlagen hatte.
Als Sie an der Seite von Chmani, der still vor sich hinlächelte, das prächtige Stadttor passierte, kam es Ihr so vor, als sei es erst gestern gewesen, das Sie bei Nacht und ohne Nebel geflohen war.
Nun schien sich der Kreis zu schließen. Endgültig.
Offler war erneut an der Reihe und starrte auf den Parkplatz. Noch immer war er unbenutzt und der oder die erste, welche(r) dort mit seiner Spielfigur den eigenen Zug beenden würde, wäre mit einem Schlag um viele Taufurkunden reicher.
Dies stellte eine verlockende Aussicht dar.
[14]Alles, was Offler von dem Gewinn trennte, war die Zahl zwischen 7 und 9. Ein Problem, das für einen ausgewachsenen und anerkannten Gott eigentlich keines sein sollte ...
Die Lady lächelte, als könne Sie ganz genau Seine Gedanken erraten und Offler wäre rot geworden, wenn diese Farbe mit Seinen Schuppen harmoniert hätte.
Er würfelte: 6 und...
Der zweite Würfle tanzte springend über das Spielfeld, drehte sich schließlich immer langsamer werdend auf einer Ecke und - fiel mit einem leisen
Klatsch auf eine Seite.
Alle Augen starrten auf die Oberseite und es ging ein allgemeines seufzen durch Cori Celesti.
Offler schnappte nach der Spielfigur und rückte sie vor, genau ein Feld vor den Parkplatz.
Er würde sich noch eine Runde gedulden müssen.
Blind tastete Io nach den Würfeln und es gelang Ihm dabei, keine der anderen Spielfiguren umzuwerfen.
29.01.2007 3: 02Kolumbini
Kolumbini erwachte in einem schäbigen Hinterraum eines klatschianischen Hauses. Von einem kleinen Fenster, das mit Metallstäben gesichert war, drangen die Geräusche der nächtlichen Straße hinein. Irgendwo in dem Zimmer zirpte eine Grille.
"Ah Ihr seid wach", hörte der Ermittler eine dunkle Stimme sagen.
"Scheint so", murmelte Kolumbini bitter. "Wer seid Ihr?"
"Mein Name spielt keine große Bedeutung."
"Und was wollt ihr von mir?"
"Wir wollen verhindern, dass ein sehr mächtiger Gegenstand in die falschen Hände gerät."
Inspäctor versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, aber der Fremde schien nicht sichtbar zu sein.
"Und wir wissen, dass Ihr eine dieser falschen Hände verfolgt. Ich bin Anführer der Kampagne für ein einheitliches Klatsch. Wir sind wenige, aber wir werden mehr werden und wir haben nicht so lange gekämpft, um nun einen der mächtigsten magischen Gegenstände in die Hände eines niederträchtigen Schurken fallen zu lassen."
Kolumbini blickte verwundert in die Dunkelheit. Dann öffnete jemand die Tür und fahler Lampenschein erhellte den Raum ein wenig.
"Tarcon, wir haben herausgefunden, wohin sie Mahana bringen und wozu sie sie benötigen."
Kolumbini wurde zu einer heißen Tasse Tee eingeladen...es benötigte nicht viel mehr um seine Sympathie für eine Sache zu gewinnen.
04.02.2007 20: 12Rea Dubiata
Als Amrs Knie den Sand berührten, klang das für Cims Ohren wie ein Paukenschlag. Der Oberkörper des Mannes folgte dem Beispiel der Knie und Amrs Reflexe waren nicht schnell genug dass er sich mit den Händen hätte abstützen können. Da Cim und Amr sich gegenseitig gestützt hatten fiel auch dieser zu Boden. Sand drang in seinen vertrockneten Mund als sich sein Gesicht in den Sand trug. Er schloss die Augen. Das war das Ende. Neben ihm hörte er Amrs gekrächzten, leise blökenden Atem.
Blöken? Cim lauschte. Ja, er hatte richtig gehört, da blöckte ein Ziege. Ziegen. Ziegen hatten Hirten. Hirten hatten Wasser. Hier musste irgendwo Wasser sein, hier mussten irgendwo Menschen sein. Er hob den Kopf... und blickte in das Gesicht eines kleinen, braungesichtigen Jungen, der eben noch auf sie zugelaufen war und nun wie angewurzelt stehen blieb. Ein Zicklein über seinen Schultern blökte leise.
"Ch'am rachez? Ghestef?", fragte der Junge mit großen Augen.
"...Ghestef..." murmelte Amr.
Der Junge drehte sich um und rief etwas.
Schon bald kamen Männer über eine entfernt liegende Düne gelaufen. Zwei Kamele im Schlepptau. Ungewiss, ob er Freund oder Feind vor sich hatte ergab Cim sich seinem Schicksal. Er war am Ende seiner Kräfte und er würde sich sowieso nicht gegen sie wehren können.
"Ich gehe nicht bevor Kolumbini nicht wieder bei uns ist!", sagte Rea.
Tanal zuckte mit den Schultern. "Wir haben keine Zeit. Wenn ihr nicht mitkommt ist das eure Sache. Dann können wir aber nicht garantieren dass dieser Cim heil zurück kommt."
"Wir könnten doch nachkommen!", warf Mohrtischa ein.
"Die Wüste alleine durchqueren? Zusammen mit einem Troll der in der Hitze vergeht? Es wäre euer Tod. Niemand der in die Wüste geht und sich dort nicht auskennt kommt heil aus ihr heraus." Tanal sah die anderen prüfend an. "Euer Freund wird sich hier zurecht finden. Decro wird ihn von seinen besten Männern suchen lassen. Euch hat er immerhin auch gefunden."
Rea legte die Stirn in Falten. Sie wusste dass es an ihr lag, eine Entscheidung zu treffen. Sie konnte nicht wissen ob Cim noch lebte oder nicht. Aber ihre Mission war ihn zu finden und die beiden Wüstenmänner waren die einzige, wenn auch schwammige Verbindung zu ihm. Sie konnte auch nicht wissen ob der Korporal noch lebte. In dieser Stadt war alles möglich, vielleicht versuchten sie schon längst, den kleinen Mann auf dem Sklavenmarkt als Pygmäe oder Räuchermännchen zu verkaufen.
Sie sah die ihr verbliebenen Wächter an. Raucher zuckte mit den Schultern, Ilone betrachtete ihre Nägel. Mohrtischa schien in einer ähnlichen Rangelei mit sich selbst wie Rea zu sein. Kannich schüttelte nur ahnungslos den Kopf. Scoglio fächelte sich mit einem leeren Teller Luft zu. Schließlich nickte sie. "Wir gehen. Kolumbini ist noch in der Lage sich alleine zu verteidigen. Aber Decro, ich brauche dein Versprechen dass du uns irgendwie eine Nachricht zukommen lässt, sobald er auftaucht! Du solltest dich dazu mit unserem Kommex... Experten für Kommunikation... unterhalten, während wir uns zum Aufbruch fertig machen."
08.02.2007 18: 04Kolumbini
"Ihr wollt also verhindern, dass diesem Herrscher der weißen Stadt ein magischer Gegenstand in die Hände fällt?" vergewisserte sich Kolumbini derweil. Der Tee schmeckte ausgezeichnet und Tarcon hatte ihm bereits versichert, dass er Fred einen großen Vorrat davon mitgeben würde, wenn er ihnen helfen würde.
"Exakt", bestätigte der Klatschianer. Sie befanden sich in einem schummrig beleuchteten Raum, der mit bequemen klatschianischen Kissen und niedrigen Tischen ausgestattet war. Um sie herum saßen mehrere in schwarz gekleidete vermummte Gestalten. Manche hätten sie vielleicht eine terroristische Geheimgesellschaft genannt, aber sie selber verstanden sich als Freiheitskämpfer. Bei solchen Organisationen ist die Beschreibung der Tätigkeiten immer eine Frage des Blickwinkels.
"Und wir wollen, dass du und deine Kollegen uns dabei helfen."
Kolumbini betrachtete den Klatschianer mit einem breiten Lächeln, das absolute Naivität ausstrahlte.
"Immer doch."
Aber insgeheim dachte sich der Wächter, dass obgleich Tarcon viele Details erwähnt hatte, er es doch verschwieg, was denn die Freiheitskämpfer mit diesem magischen Gegenstand im Sinn hatten.
"Das...Artefakt werden wir selbstverständlich nicht einsetzen, sondern lediglich vor den falschen Händen bewahren", antwortete der Klatschianer, als hätte er gerade Fred Gedanken gelesen.
Wer's glaubt..., dachte der Ermittler bei sich.
In diesem Moment kam ein junger Klatschianer die Tür herein. Er schien eine Art Bote oder so etwas zu sein und den gesamten Weg rennend zurückgelegt zu haben.
"Tarcon, die anderen Fremden sind dabei aufzubrechen."
Der Anführer der Freiheitskämpfer nickte und grinste mit schlechten Zähnen.
"Wir werden vor ihnen da sein."
17.02.2007 13: 37Kannichgut Zwiebel
Die Kühle der schwindenden Nacht klammerte sich an die Gestalten, die im Innenhof der Manadir-Residenz ihre Reisevorbereitungen abschlossen. Ein Dutzend bepackter Kamele blökte gelangweilt. Kannich blickte skeptisch auf den schwankenden Sattel, der ihn während der Reise am Höcker seines Kamels befestigen sollte.
Decro lächelte verschmitzt. "Einfach gut festhalten und die Beine locker lassen", sagte er. "Die Decke hast du dir doch besorgt?"
Kannich nickte und zeigte ihm eine dünne Seidendecke.
"Prima! Was den Zahid, den Fernstein, angeht: Du verstehst sicher, dass ich ihn dir nicht überlassen kann. Mein Herr hat anderes mit ihm im Sinn."
"Kein Problem", erwiderte Kannich. "Es ist immer schwierig, Reisenden eine Nachricht zukommen zu lassen. Ich hätte nicht mal erwartet, dass ihr eine derartige Technologie besitzt." Er überlegte kurz. "Aber vielleicht kannst du eins von diesen Knalldingern in den Himmel schießen, wenn der Korporal auftaucht? Vielleicht in Grün? Ich mag Grün. Und vielleicht bekommen wir das dann mit. Ist nicht auszuschließen."
Decro nickte. "Klar, das bekomm' ich hin! Also gute Reise, mein Freund. Und denk immer dran: Augen zusammenkneifen und immer in kleinen Schlucken trinken. Vertrau deinem Kamel, es weiß manchmal mehr als du ahnst!"
"Danke, Decro. Falls unser Rückweg uns über Re'Durat führt - und falls es einen Rückweg gibt - schauen wir bestimmt mal hier vorbei. Ansonsten meld' ich mich, wenn ich zurück in Ankh-Morpork bin. Lausche den Klackern, auch sie sagen dir manchmal mehr als du denkst!"
Beide grinsten. "So soll es sein, Kannichgut!"
"Einfach Kannich", murmelte Kannich, als er versuchte, das Kamel zu erklimmen.
Drei Versuche später saß er auch schon im Sattel und schlug sich damit überdurchschnittlich gut. Die große Wüste lag vor ihnen, was konnte da denn noch schiefgehen?
18.02.2007 20: 28Mohrtischa Unmagisch
Sie kamen nur langsam voran.
Hauptsächlich weil, je tiefer es in die Wüste ging, Scoglio immer mal wieder aufgrund der steigenden Temperatur vergaß zu gehen, aber auch, weil eine kreidebleiche Mohrtischa mehrfach vom Kamel fiel - obwohl Rea persönlich Sie darauf festgebunden hatte.
Kurzentschlossen löste Dubiata die beiden Probleme, in dem Sie die Hekse auf Scoclio's Schulter befahl, wo sie den Troll
[15] immer daran erinnern konnte, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
19.02.2007 4: 48Cim Bürstenkinn
Als Cim wieder zu sich kam, sah er in zwei strahlend blaue Augen die unter einem Turban in einem Berg aus Bart und Haaren zu stecken schienen und ihn fragend anblitzten. Der Wächter fuhr hoch und versuchte sich zu orientieren. Er schien unter einem Zelt zu sein.
"Warrini, Padin!" rief er und rückte etwas von der weichen Liege unter dem Omnier weg.
"Uschrub! Äkul" forderte der Bärtige Cim auf und deutete auf ein Tablett mit einem Krug und einem Stück Trockenfleisch.
"Irgendwann", schmatzte Cim gut gelaunt mit vollem Munde, "musst Du mir erklären, ob Uschrub Essen oder Trinken heißt. Ich tippe mal auf Essen!".
Der Mann mit dem Turban sah ihn angewidert an, was wohl eher an den Essgewohnheiten des Wächters lag.
Die Plane wurde zurückgeschlagen und mit einem Schwall Sonnenlicht kam auch Amr Padin in das Zelt.
"Trinken!", sagte er ernst, "ein Beduine wird das Wasser immer vor dem Brot nennen. Es ist auch viel kostbarer in der Wüste".
Cim nickte ernsthaft, sah aber schon das Zucken in den Mundwinkeln seines Gefährten.
Endlich sprang er auf und umarmte den Buchhalter und klopfte ihm auf die Schulter.
"Gut, dass es dich noch gibt Amr. Wo sind wir hier?"
Er setzte sich wieder und setzte sein Mahl fort.
"Dies ist ein Lager der Badhish, einem Nomadenstamm von dem es viele Geschichten gibt, den aber nur wenige persönlich zu Gesicht bekommen haben. Der Bärtige da ist Hamanja, der Führer dieses Stammes."
"Und sind sie auf unserer Seite, oder haben wir ein Problem?"
Amr zuckte mit den Schultern. "Nun, sie sind primär auf ihrer eigenen Seite, aber ich habe ihnen von Deiner Suche nach Mahana und Deiner Entführung erzählt. Scheinbar kennen sie deine Freundin - und die Prophezeiung um die es hier geht.
Bürstenkinn verschluckte sich. "Sie wird in einer Prophezeiung erwähnt? Die Frau meines Fischhändlers?"
"Sie ist eine Priesterin des Todes", sagte Hamanja nun überzeugt und machte ein Schutzzeichen auf seiner Stirn. "Es geht alles nur um den Zh'ergon".
"Na
sicher tut es das.", stellte Cim beruhigend fest und nickte dem Mann zu wie einem Idioten. "Sag mal, glaubst Du ihr habt hier irgendwo einen Kaktusschnaps?"
"Ich glaube wir werden verfolgt!", flüsterte Kannich Tanal zu. Rea hatte sich schließlich doch entschlossen, Ilona und Raucher bei Decro Alamad zurück zulassen um nach Kolumbini zu suchen.
Der alte Mann nickte nur und wackelte gleichmütig auf seinem Kamel dahin.
"Es sind aber einfache Diebe. Torac wird sich darum kümmern. Decro war sehr vorausschauend."
Bald darauf hörten sie Kampflärm hinter sich. Kannich zuckte mit den Schultern. Ihm konnte es ja egal sein.
"Kannst Du mir sagen, warum ihr eigentlich alle so erpicht darauf seid, diese Frau zu retten?" die Frage quälte Kannich seit Stunden.
Yussef, der neben ihm ritt, hatte die Augen geschlossen und saß ohne sich festzuhalten im Schneidersitz auf dem wackligen Kamelrücken.
"Sie ist dabei etwas sehr Gefährliches zu tun. Und wir wollen sie daran hindern!", erklärte Yussef mit zusammengepressten Augenlidern.
Kannich fragte nicht mehr nach. Bald darauf war es wieder still und der Kommex fragte sich, wer den Kampf überstanden hatte.
"Wie weit ist es eigentlich noch bis zu dieser weißen Stadt?", fragte Rea und Tanal sah sie kurz angestrengt an. "Hmmm, vielleicht 1000 Meilen." antwortete der alte Mann und die Hexe versuchte augenblicklich ihr Kamel anzuhalten.
"Wie bitte? Wie stellst Du Dir das vor?"
"So!" antwortete Yussef anstelle von Tanal und deutete auf die wallende Luft vor ihnen in der sich das Bild eines Felsenmassivs widerspiegelte.
"Aber das ist doch nur eine Fata Morgana!" wandte Rea ein.
Yussef grinste breit. "Nein, nicht
nur. Es ist UNSERE Fata Morgana."
Mahana wurde in den Saal geführt. Am Ende eines gewaltigen roten Teppichs von ca. 50 Meter Länge befand sich eine Empore auf der endlich ein prunkvoller Thron stand.
Enar Makoutem sah recht verloren aus, auf dem riesigen Stuhl. Man merkte, dass er nicht für ihn gebaut worden war. Am Fuße der Empore standen zwei dürftig bekleidete Frauen mit Masken über ihrem Gesicht. An beiden Seiten trugen sie schmale, kurze Säbel.
"Erkennst Du Deine Freundinnen, Mahana? Sie sind nach wie vor Todespriesterinnen - und in Übung. Also überleg Dir gut was du machst."
Mahana antwortete nicht, denn längst hatte sie auch gesehen, wer neben dem Thron stand.
Ihre Tochter Aicha war in ein formelles Gewand das bis zum Boden reichte gekleidet. Sie war nicht gefesselt, wurde nicht bedroht, aber ihr glasiger Blick machte klar, dass sie irgendwie beeinflusst worden war.
"Was hast Du mit meiner Tochter gemacht, Enar?" Ihre Stimme war eisig. Der Ton ihrer Worte war Beleidigung und Drohung zugleich.
"Denkst Du das ist die Art und Weise Deinen Emir zu begrüssen?" fragte Enar mild und nickte Chmanora zu. Ohne zu zögern schlug dieser der Frau ins Genick und trat ihr dann die Knie weg. Sie stürzte auf den groben roten Teppich und stützte sich gerade noch mit den Händen ab. Ihre Tochter zuckte mit keiner Wimper. Das war sicher, das Werk von Drogen und Hypnose.
"Du darfst es noch einmal versuchen. Diesesmal mit Ehrerbietung wie ich Dir raten möchte".
"Seid gegrüßt, mächtiger Emir, Euer Ruhm und Eure Stärke stellen alles bisher dagewesene in den Schatten." Sie stand langsam auf.
"Kannst Du idiot mir jetzt sagen, welche Sachen du meiner Tochter gegeben hast, damit ich mir überlegen kann wie sehr ich Dich dafür bestrafen muss?"
Diesesmal hatte sie damit gerechnet, fing den Schlag des Außenbeauftragten ab, und brach ihm ohne ihn anzusehen mit seinem eigenen Körpergewicht das Handgelenk. Mit einem Schrei fiel er auf dem Boden und hielt die rechte Hand mit der linken fest.
Die beiden Todespriesterinnen hatten mit keiner Wimper gezuckt. Ihr Auftrag war es den Emir zu schützen und nicht dessen Diener.
Enar zog die Stirn kraus. "War das wirklich nötig? Sie hat nur ein wenig Opium erhalten um die Hypnose zuverlässiger zu gestalten. Und es war nur einmal. Wenn wir uns einig werden, sollte sie außer ein paar Kopfschmerzen nichts davontragen. Könntest Du bitte aufhören mit dem Gejammere, Chmani? Ich verstehe ja mein eigenes Wort nicht mehr."
Der Mann schleppte sich auf die Seite und versuchte immer noch vergeblich seine verletztes Handgelenk zu bewegen und sah Mahana hasserfüllt an.
"Ihr seid spät!", stellte der Emir fest, "natürlich müssen wir die Zeit wieder einholen und brechen in einer Stunde auf. Chmani, kümmere Dich um alles nötige."
Er winkte um zu zeigen, dass sie entlassen waren.
"Oh, ich vergaß:", als würde er sich gerade erst daran erinnen sagte er mit einem breiten Grinsen: "Willkommen daheim, Mahana!"
"Der Zh'ergon dient der Kontrolle und der Trennung zwischen der Welt des Lebens und des Todes. Das darfst Du nicht falsch verstehen, Cim. Niemand mischt sich in die Zuständigkeit von TOD ein. Vielmehr geht es darum festzulegen, was mit den Leuten passiert, nachdem TOD fertig ist.
Der Stein hat durchlässige Stellen und wenn die Bedingungen richtig sind, dann kommt es schon einmal vor dass ein Untoter die Welt beehrt."
Cim runzelte die Stirn.
"Was ist mit den Werwölfen und Vampiren? Die scheinen mit einer fixen Regelmäßigkeit zu erscheinen, und ihr Fluch ist immerhin auch ansteckend."
Hamanja nickte, "Vampire und Werwölfe sind bedauernswerte Wesen, denen der Eintritt in ein Jenseits verschlossen geblieben ist. Sie kamen nie in die Welt hinter den Zh'ergon und sind zu einem Verbleib auf unserer Seite verflucht."
Der Wächter zuckte mit den Schultern, "Ach ich kenne ein paar, die sich mittlerweile daran gewöhnt haben. Was steckt nun wirklich dahinter? Wer hätte etwas davon diesen Stein zu bekommen?"
"Kannst Du Dir vorstellen, was Du hättest, wenn alle Toten seit dem Entstehen der Scheibenwelt zu deiner Verfügung stehen würden, Du die Wahl hättest, wer von der Welt der Toten wieder hierher geholt werden sollte um den Leidensweg neu zu begehen? Ein endlos verlängertes Leben als Skalve in der Armee eines psychopathischen Herrschers. "
"Das wäre...", Cim versagten die Worte und Hamanja nickte.
"Du sagst es. Furchtbar. Nicht einmal TOD würde den Geplagten Linderung bringen. Du wirst getötet, zurückgeholt und weiter gefoltert. Oder gezwungen Deine Freunde zu töten, deine Familie.."
"GENUG!", brüllte Cim. "Ich hab das verstanden. Zh'ergon verwenden ist böse, und wir sind alle im Allerwertesten, wenn das jemand tut. Was hat das mit Mahana zu tun und was können wir dagegen tun?"
"Mahana ist eine abtrünnige Todespriesterin. Es gibt mehrere Prophezeiungen die das Thema beschreiben. Leider sind die Propheten meist sabbernde Alkoholiker gewesen und ihre Vision nur zum Teil erhalten.", Hamanja hatte begonnen in dem Zelt nervös herumzugehen."In einem Punkt sind sie sich allerdings einig: Die Todespriesterin und ihr Kind öffnen das Tor zur Halle des Todes. Dort aber ist der Zh'ergon zu finden, eine schwarze Kugel mit drei Löchern darin und wehe uns, wenn ihn jemand aus der Wand entfernt in der er steckt. "
"Mahana hat also ihre Karriere als Priesterin aufgegeben, um die Frau eines Fischhändlers zu werden, dessen Tochter die Fähigkeit hat das Tor zum Reich der Verstorbenen zu öffnen?"
Doch Hamanja schüttelte nur energisch den Kopf.
"Mahana hatte intimen Kontakt mit dem Schamanen eines Beduinenstammes. Das Ergebnis des Austausch von Höflichkeiten war ein Sohn der nun wohl etwa 10 Jahre alt ist. Er ist der Schlüssel - gemeinsam mit seiner Mutter. Wenn Du sie finden willst, musst Du zum Zh'ergon".
"Na wunderbar! Wie kommen wir jetzt dahin?"
Wenn Rea nicht Angst gehabt hätte von ihrem eigenem Erbrochenen getroffen zu werden, hätte sie sich wahrscheinlich haltlos übergeben. Sie war schon mal seekrank gewesen, aber aktuell hatte sie das Gefühl,dass sogar ihre Seekrankheit seekrank war. Alles wabberte, bewegte und drehte sich. Die Wächter, die Kamele, ihre Unterröcke wurden Teil der Fata Morgana und rasten auf ein Gebirge zu, das immer größer wurde.
Dann, völlig übergangslos war es vorbei. Die Formen wurden klar, es gab wieder Ecken und Kanten und scharf gezeichnete, wenngleich blasse Gesichter.
"Das war ja gar nicht so übel dieses mal. ", gratulierte Tanal. "Meine Damen und Herren, das Sonnengebirge. Jetzt ist es nicht mehr weit.". Rea schwor sich, zurück einen anderen Weg zu suchen, und wenn sie zu Fuß gehen musste.
Auf jeden Fall standen sie vor einem Felsmassiv das weit in den Himmel ragte und über den gerade drei Leute flogen nud laut "AAAAAAH" schrien.
"Windhosen-Touristen" sagte Yussef nur verächtlich und streichelte seinem Sohn zärtlich über den Kopf.
Kolumbini war nicht so sehr von dem tiefen, etwa 10 Meter durchmessenden Krater beunruhigt in dem er mit Tarcon und 2 seiner Komparsen stand, als über den Schutzwall hinter den sich die Zauberer zurückgezogen haben.
"Ihr seid sicher, dass diese Art und Weise zu reisen eine sichere ist?"
Tarcon lachte. "Nun mach Dir mal keinen Kopf mein Junge. Ich kenne Leute die haben das hunderte Mal gemacht und können noch immer davon erzählen."
Die zwei Gehilfen des Kampagnenführer sahen aber ebenfalls nicht sehr zuversichtlich aus, und flüsterten etwas was zwar unverständlich aber verdächtig nach Gebeten klang.
"Es geht loos!", hörte Inspäctor von oben.
"wartet ich muss..", rief er doch ein gewaltiges Tosen hatte begonnen an seinen Ohren zu ziehen.
Ãœber ihnen formte sich eine Windhose gewaltigen Ausmasses
[16] und in dem Moment in dem Kolumbini den Zug spürte hatte er auch schon den Boden verlassen und wirbelte sich immer wieder um die eigene Achse drehend nach oben. Da spürte er wie in etwas ins Zentrum der Windhose zog und stellte erfreut fest, dass es die Hand von Torac war. Das Drehen hörte auf und er musste sich nur noch damit abfinden in wahnwitziger Geschwindigkeit über die wüste geschossen zu werden.
"Es ist besser in der Mitte zu bleiben", erklärte er Kolumbini.
"Ha!", rief einer der Komparsen die Torac mitgenommen hatte, und trieb leicht zum Rand des Wirbelsturms. "Nur fliegen ist schöööö".
"Ups", sagte Torac bloss, als der Mann in den Rand des Wirbels gezogen herumgewirbelt und endlich in weitem Bogen davon geschleudert wurde.
"Es ist besser in der Mitte zu bleiben", bestätigte Kolumbini und versuchte sich vergeblich eine Pfeife anzuzünden.
Nach einer
[17] ewig scheinenden Zeit spürte er wie der Sturm plötzlich an Kraft verlor, die kleinen Steine und Holzstücke die sich im Rand gehalten hatten wurden langsamer und endlich verschwand die Windhose ganz.
"Wie geht es jetzt weiter?", fragte er Torac. Allerdings sagte ihm dessen schreckverzerrtes Gesicht, dass nicht alles gut war.
"AAAAAAAAAAH", schrien alle drei laut auf. Als sich ihre Flugbahn langsam zum Boden neigte. Ein Hochplateau, dürftig mit Nadelbäumen bewachsen raste mit unangenehmer Geschwindigkeit auf sie zu.
Enar Makoutems Sänfte wurde genau vor der Trage von Chmanora und Mahana getragen. Aicha saß teilnahmslos vor ihm und befolgte jeden seiner Befehle ohne Zögern.
Der Emir war natürlich daran gewöhnt, dass seine Befehle im Wesentlichen befolgt wurden. Aber vor seinem geistigen Auge sah er bereits wie endlose Armeen über die Scheibenwelt marschierten und ihm alle Reiche unterwarfen die er kannte - und dann noch ein paar die er nicht kannte.
Wie würde das wohl sein, wenn man zum Herrscher der ganzen Welt geworden war, fragte er sich ließ sich von Aicha die Füße massieren.
"Kifesch äna nimschi Suel?".
Der junge Schamane hielt die Schriftrolle ausgestreckt vor sich und las den Zauberspruch seines Vorgängers. Leider war die Realität relativ unbeeindruckt davon, und Cim, Amr sowie Hamanja standen nach wie vor an der gleichen Stelle in der Wüste.
"Eigentlich sollte sich die Welt nun ein Stück bewegt haben, und ihr in der Nähe des Sonnengebirges stehen!", erklärte der junge Mann.
"Schade, dass die Welt davon unbeeindruckt ist, Mankani!", sagte der Stammesführer nicht ohne Spot.
Doch da sah der Schamane noch einmal auf das Pergament und sagte: "Achso. Das heisst Shnu nicht Suel!
"Kifesch äna nimschi Shnu. Wäre richtig gewesen."
Doch nun war der Platz vor ihm leer. keiner hörte ihm zu. Aber das Zelt zu seiner rechten hatte drei auffällige, Löcher in Menschengröße.
"Wir hätten das Lager noch höher droben aufschlagen sollen!", sagte Mankani zu sich selbst und ging zum Lager seines Stammes zurück.
Cim war überzeugt längst tot zu sein. Wahrscheinlich bin ich nur zu schnell für den alten Sensenmann. Er streifte eine Düne deren Sand bei dieser Geschwindigkeit steinhart war und sah vor sich ein Gebirge zukommen. Er schloß die Augen und wartete auf einen Aufprall - der aber nie kam.
Er stand auf dem Boden. Amr Padin hatte weniger Glück gehabt. Sein Gesicht war blutüberströmt und er war definitiv bewusstlos.
"Er wird schon wieder werden.", beruhigte Hamanja der ebenfalls nur ein paar Schürfwunden davon getragen hatte.
"Ich nehme in vorne, du seine Beine", schlug Cim vor. "und jetzt sag mir noch wo es hingeht".
Der Beduine nickte und deutete nach vorne. Wir sind zu hoch oben. Die Halle der Toten muss da unten liegen."
Er konnte nicht glauben, dass er nach wie vor am Leben war
[18]. Irgendeine Gottheit meinte es wohl gut mit ihm.
"Trotzdem vermisse ich meinen fliegenden Teppich. Ist dir vorher aufgefallen, dass dieser Buchhalter ein ziemlich breites Becken hat?", sagte er trotzig und machte sich an den Abstieg.
Scoglio war die ganze Zeit schon auffällig ruhig, was gerade angesichts der rittlings sitzenden Hekse nicht gewöhnlich war.
Mohrtischa hatte ihm mehrmals Wasser über den Kopf geleert was einzelne Worte wie "Ja" und "Baum" zur Folge hatte, aber generell war der Zustand des Trolls ein bedenklicher.
In einem Kampf wäre er kaum eine große Hilfe was Rea massives Kopfzerbrechen verursachte.
Kannich gratulierte sich unterdessen für seine Plan per Leuchtfeuer zu kommunizieren. Er konnte nur hoffen, dass Kolumbini in Ordnung war, den mitteilen konnte es ihm keiner.
Sie gingen schon geraume Zeit am Fuß des Gebirges entlang, als der alte Mann im Lendenschurz plötzlich aufschrie.
"Da vorne ist es", rief Tanal, "Die steil aufragende Felswand ist unser Ziel. Nur noch dieses Tal durchqueren und..".
"..und wir sind dort, wo diese andere Karavane auch gerade ist!", vervollständigte Kannich den Satz. Tatsächlich sahen auch alle anderen die zwei Sänften, die von acht Frauen den Hügel hinaufgetragen wurden und von vier schwerbewaffneten Todespriesterinnen begleitet wurden.Die Sänften trugen das Siegel der weißen Stadt an den Vorhängen.
"Mein Bruder!", und als Tanal das feststellte klang es doch ziemlich wie ein Fluch. Yussef legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte "Jetzt kommt es darauf an. In einer dieser Sänften sitzen Mahana und ihre Tochter.".
Tanal nickte. "Enar wird sehr traurig sein, wenn er feststellt, dass seine Version der Prophezeiung etwas ungenau ist."
Rea wollte in diesem Moment nicht davon anfangen, aber es wäre interessant gewesen in welcher der beiden Sänften Bürstenkinn sitzen würde.
Aicha stand nun mit einem Schwert und nacktem Oberkörper und vollführte die notwendigen Rituale die in Enars Buch beschrieben waren.
"Findest Du das Ganze nicht lächerlich, oh Emir?", fragte Mahana in falscher Ehrerbietung und zwinkerte dem deutlich weniger selbstgefälligen Chmanora nebenbei zu.
"Störe nicht das Ritual sondern nimm nun Deinen Platz ein!", forderte der Emir.
Schulterzuckend begann sie aus dem Buch zu rezitieren:
Aina Juschad Wasatul MadinahAna Uridu Minfalika ZubdaKayfa Sa Yakuna Al Schauw Al Jaum!Ein zittern ging durch die Felswand und die Konturen eines Portals wurden sichtbar.
Aufgeregt zeigte Makoutem darauf und sagte. "Da ist es. Es klappt! Nun geh hin und leg Deine Stirn an den Fels. Du auch Aicha. Öffnet das Portal für mich."
Gehorsam legte die ehemalige Todespriesterin und Fischverkäuferin ihre Stirn gegen den Stein und wartete darauf, dass ihre achtjährige Tochter das gleiche machte.
"Alles wird gut, Kleines. Hab Geduld" , flüsterte sie - froh endlich ein paar Worte mit Aicha wechseln zu können. Doch sie erhielt keine Antwort. Das Mädchen war nach wie vor fest im Bann der Hypnose.
"Warum passiert nichts?", fragte Enar nervös und fuchtelte mit einem Buch herum. "Hier steht: beide müssen ihre stirn gegen den Stein im Umriss des Portals pressen, damit es sich öffnet. Irgendwas macht ihr falsch! Macht es richtig, sofort! Chmani sieh nach!"
Der Außenbeauftragte näherte sich den beiden vorsichtig und gab ihnen ohne Vorwarnung einen leichten Stoss gegen die Wand.
"Spinnst Du, Chmanora?", fluchte Mahana, verließ aber ihre Position nicht.
Der glatzköpfige Mann zuckte mit den Schultern. "Herr vielleicht ist das Buch hier ungenau, und es muss das Blut der beiden sein?"
Enar hatte einen fanatischen Blick in den Augen.
"Ja, ja du hast recht. Ich meine immerhin ist es die Halle der Toten, nicht wahr? Da ist es doch nur recht und billig wenn es mit dem Leben von den beiden geöffnet wird."
Blitzartig drehte sich Mahana um und funkelte den Emir an. "Krümme der Kleinen ein Haar und du wirst nicht mehr genug Zeit haben es zu bereuen."
"Aicha komm zu mir, schnell!" Bevor ihre Mutter reagieren konnte, stand das Mädchen wieder bei Enar.
"Du siehst sie tut wirklich alles was ich will!", er strich ihr übers Gesicht und zog einen Dolch aus der Scheide.
"Jetzt meine Kleine gehst Du zu dieser Frau dort und tötest sie. Sie war ganz furchtbar böse und hat es verdient weisst Du?"
Aicha nickte artig, nahm den Dolch und ging auf Mahana zu.
"Schatz? Erinnere dich an mich. Ich bin Deine Mutter. Du würdest mir niemals weh tun, oder?"
Doch mit starrem Gesicht ging Aicha auf sie zu hob den Dolch - und stockte.
"Tu es! Sofort!", zischte Enar doch da senkte Aicha die Waffe sah sie verwirrt an, und erkannte endlich wer vor ihr stand "Mammi?"
Mahana schnappte sie, sprang nach oben und hielt sich mit der recht Hand fest. Sie würde mit ihrer Tochter hier davon spazieren und - ein Stiefel traf sie und das einzige was sie noch zuwege brachte war sich nach unten zu drehen, damit Aicha auf sie drauf fiel. Sie lag im Staub umringt von Todespriesterinnen die nur darauf warteten eine Verräterin zu töten.
Laut lachend kam Enar näher. "Tja, ich glaube das war es dann nicht wahr? Willst Du noch irgendwas sagen vor Deinem Ende?"
"Ich will was sagen!", ertönte eine Stimme hinter Enar. Kaum 50 Meter entfernt stand Tanal mit Yussef und einem seltsamen Haufen von fremdländischen Leuten - davon einem sehr grossen auf dessen Rücken eine Zwergin saß?
"Du bist nicht nur machtgierig, sondern auch zu dumm Prophezeiungen zu lesen, oder recht klare Anweisungen an der Felswand."
"Was willst Du Tanal?", rief Enar, "weinst Du wieder, dass Du nicht Emir geworden bist? Obwohl Du doch der Ältere bist? Du bist nun mal ein Bastard, und in der Thronfolge weit,weit hinten. Bist du gekommen um die Verräterin hier sterben zu sehen?"
"Töte sie", rief nun Yussef, "und du wirst den Zh'ergon niemals zu Gesicht bekommen."
"Was habt ihr zu sagen?"
"Wir wollen das Leben der beiden und des Omniers haben und sagen Dir im Ausgleich wie du in die Halle der Toten kommst".
"Omnier?", Enar sah verwirrt auf seinen Außenbeauftragen, der unschuldig die Hände hob und sagte, "ein Sklave, der wohl gerade sein Leben auf einer Plantage aushaucht, Herr."
Der Emir sah ihn verwirrt an, und merkte auch nicht wie ein Raunen durch die feindliche Gruppe ging. "Ich kann Euch nur das Leben der zwei hier bieten. Genügt Dir das, so kannst Du sie haben. Nachdem das Tor geöffnet ist."
"Begnadige sie! Sprich sie frei von ihrem Verrat und versprich sie ihres Weges ziehen zu lassen.", schlug Yussef vor.
Enars Augen wurden zu Schlitzen.
"Du denkst wohl ich wäre furchtbar dumm, kleiner Schamane, nicht wahr? Die Todespriesterinnen hätten keinen Grund mehr sie zu töten, wenn sie begnadigt wäre. Aber auch wenn ich sie ungern entwischen sehe: so sei es. Wenn ihr mir den Zugang zur Halle der Toten ermöglicht, sind Mahana und ihre Angehörigen von der Schuld die auf ihnen lastet befreit. Zufrieden?"
Yussef nickte.
"Isarak!" Der Junge kam zu seinem Vater und sah ihn ängstlich an. "Du musst jetzt tapfer sein. Die Frau dort am Boden ist Deine Mutter. Das Mädchen Deine Schwester. Gemeinsam können wir ihre Leben retten. Du willst doch endlich eine Familie haben, nicht wahr?"
Isarak vulgo Mechmed nickte und bekam feuchte Augen.
"Dann geh jetzt zu Deiner Mutter und leg gemeinsam mit ihr die Stirn an den Stein. Dann komm so schnell wie möglich wieder mit ihr zu mir her."
Mahana hatte sich aufgesetzt. Sie hatte sich wohl eine Rippe gebrochen, aber sonst keine ernsten Verletzungen. Langsam verstand sie was hier passierte und auch wenn sie nicht besonders von der Idee angetan war, dass Yussef ihren Sohn hierherbrachte, sah sie doch eine Chance aus der Sache wieder rauszukommen.
"Aicha, Liebes! Der dünne Mann dort mit dem schlechten Körpergeruch ist ein Freund von mir. Geh zu ihm und warte bis Isarak und ich zu Dir kommen. Er ist Dein Bruder, weißt Du?"
Sie wusste nicht, Tränen flossen haltlos und sie klammerte sich an ihre Mutter. Aber endlich drangen die Worte die Mahana immer wieder sagte zu ihr durch und sie ging langsam zu Yussef, während Isarak zu seiner Mutter kam.
"Nun macht schon Leute, wir haben hier nicht ewig Zeit."
Hand in Hand gingen Sohn und Mutter zu der Felswand legten ihre Stirn an den Stein und ein lautes Knirschen ging durch den Berg, als sich langsam aber stetig die zwei Flügel des steineren Portals öffneten und den Blick auf eine langgezogene Halle öffnete.
"Chmanora jetzt!", rief Enar, der offenbar an kein Happy End für die kleine Familie dachte.
Der Außenbeauftragte hatte sich näher geschlichen und hielt plötzlich einen Dolch in der Hand. Er rammte ihn voller Hass in den Rücken der verhassten Frau - oder hatte es zumindest vor, den plötzlich stand Yussef vor ihm und hatte den Dolch abgefangen. Er ragte aus der Brust des Schamanen und mit einem Lächeln fiel er auf den verblüfften Chmanora.
Da war Mahana aber bereits über ihm und brach ihm beinahe angewidert das Genick.
"Tötet sie! Sie ist eine Mörderin!" kreischte Enar, doch die Todespriesterinnen bewegten keinen Finger.
"Herr, ihr habt sie freigesprochen.", kam die Antwort von einer der Priesterinnen, "Und Chmanora war der Mörder. Sie hat nur ihren Mann gerächt. Gemäß dem Recht von Ewit ist ihr das gestattet. Wenn ihr aus einem bestimmten Grund hierher gekommen seid, würde ich vorschlagen ihr geht diesem Grund jetzt nach. Strapaziert nicht die Loyalität der Priesterschaft mit einer Sache die nicht rechtens ist."
Enar spuckte zornig aus "Na auch egal. Haltet wenigstens diese Leute davon ab mir zu folgen. Ich gehe jetzt da rein und mache Geschichte. "
Damit trat er aufrecht durch das Tor und ging die Halle entlang. Links und rechts entzündeten sich Fackeln.
"NEIN!", schrie plötzlich ein Mann und stürmte an den Priesterinnen vorbei hinter Enar her.
Die Frauen sahen ihren Anführerin fragend an, doch diese sagte nur "Was denn? Er sagte doch
Diese Leute nicht alle Leute"
"Du wirst verzeihen, wenn ich leise Bedenken gegenüber dieser Art zu reisen habe.", sagte Kolumbini höflich und sah mit traurigem Blick seine zerbrochene Pfeife an. Der zweite Komparse baumelte neben ihm, und war leider von einem der trockenen Äste der Kiefer aufgespießt worden auf der sie gelandet waren.
Tarcon und Kolumbini hatten gleich nach der rauen Landung nachgeholt, was während des "Transfers" nicht sicher möglich war und übergaben sich umfangreich auf den Boden.
Doch der Kampagnenführer wurde nun unruhig.
"Schnell wir haben schon zu viel Zeit verloren. Wir müssen zum Eingang. Enar darf den Zh'ergon nicht bekommen."
Er kämpfte sich auf und humpelte die kleine Serpentine entlang die von dem Hochplateau hinab führte.
Kolumbini hatte ein wenig der Eifer verlassen. Der Kerl war eindeutig ein Fanatiker und hatte nicht nur sein Leben aufs Spiel gesetzt, sondern auch das seiner Leute und sein eigenes.
Die Miene des Ermittlers hellte sich erst wieder auf, als er vor sich die eindeutige Kontur von Scoglio ausmachte. Aus irgendeinem Grund standen die Wächter vor der Felswand und unterhielten sich mit anderen Leuten.
Plötzlich öffnete sich ein Tor, Leute wurden getötet und es begann hektisch zu werden. Sie waren noch ca. 200 Meter entfernt und Tarcon hechelte hektisch. "Siehst Du? Sie haben das Tor geöffnet. Wir müssen hin!"
Und der Mann entwickelte plötzlich unglaubliche Kräfte als Sprinter. Bald hatte er den eindeutig weniger motivierten Kolumbini abgehängt und hechtete mit einem lauten "NEIN" durch das Portal, dem anderen Mann hinterher.
Die Frauen die wohl den Eingang bewachen sollten hatte nicht einmal ihre Waffen gezogen und sahen gleichmütig in eine andere Richtung.
Enar ging mit großen Augen die schmucklose Halle entlang. Nur die Fackeln die sich immer entzündeten wenn Makoutem auf ihre Höhe kam, brachten etwas Abwechslung in die Einöde aus Stein.
Plötzlich hörte er hinter sich einen Mann laut "NEIN" rufen.
Er drehte sich um und sah einen Unbekannten auf ihn zulaufen. Diese verdammten Priesterinnen. Aber dafür hatte Enar jetzt keine Zeit. Er nahm seine Abaya hoch und rannte ebenfalls. Anfangs schien die Halle endlos zu sein, aber endlich machte er einen kleinen dunklen Punkt vor sich aus.
Der Stein der auf Augenhöhe in der Wand befestigt war, ja das war der Zh'ergon.
Von neuer Energie erfüllt erhöhte er sein Tempo und erreichte endlich als erster den Stein. In diesem Moment erinnerte er sich daran, dass es da einige Passagen gegeben hatte an die er sich nur vage entsinnen konnte. Entweder musste er die Kugel hineinschieben oder herausziehen. Sein Gefühl sagte ihm "schieben", aber würde die Kugel nicht auf die andere Seite fallen, wenn er schob? Letztendlich überzeugte ihn die Logik davon, dass ziehen die einzig richtige Lösung darstellte.
Die Kugel war freilich nicht so ganz davon überzeugt.
Als Enar die Finger in die drei Löcher steckte und versuchte das Ding aus der Wand zu ziehen, spürte er plötzlich wie der Druck um die drei Finger stieg, sich auf seine Hand ausbreitete und zur Schulter kroch. Langsam wurde auch alles so schwarz wie die Kugel.
"Oh nein, oh nein. Drücken, ich hab doch gewusst , drücken"
Doch alles war vergebens. Der schwarze Film überzog ihn, kroch in seinen Mund und Ohren hüllte ihn ein und drückte dann zusammen. Das Knirschen der Knochen und Knorpel wurde durch das Echo der Halle noch verstärkt. Als Tarcon die Wand erreichte war von Enar nichts mehr zu sehen. Freilich hatte er von der Entfernung alles gehört und mitbekommen.
Mit schwitzigen Fingern näherte er sich dem Zh'ergon und drückte.
Zuerst passierte nichts, doch plötzlich löste sich die Kugel aus der Wand und öffnete den Blick auf das was dahinter lag.
Es sah aus als würde sich die Halle dort einfach fortsetzen , doch sie war nicht leer. Wütende, tote Augen starrten ihm entgegen von einer Boshaftigkeit wie er sie noch nie erlebt hatte.
Nun erinnerte sich auch Tarcon das es in dem Dokument aus der Universitätsbibliothek einen Hinweis auf die Reihenfolge gegeben hatte. "Befehlen dann Stehlen! Nur die Verzweifelten, Verdammten und Verfluchten werden freiwillig das Jenseits verlassen."
"Ich bef.", versuchte Tarcon seinen Fehler noch gut zu machen, doch ein Armstummel am Handgelenk abgefault und morsch fuhr durch die Öffnung hindurch und in das Auge des Führers der Kampagne für ein einheitliches Klatsch die damit auch ihr unrühmliches Ende fand.
Der Zh'ergon fiel von seiner Hand und rollte den Boden entlang. Auf der anderen Seite der Wand tobten die toten Seelen, den sie spürten einen Ausweg aus ihrem Schicksal - einen Pfad zurück in die Welt der Lebenden. Brocken um Brocken brachen sie aus der Wand um endlich das Loch so groß zu machen um zu entkommen.
Da hob eine Hand die Kugel auf steckte die Finger der anderen Hand in die Löcher und sagte "Ich befehle Euch mir zu gehorchen!"
Tanal stand vor dem Tor und sah wie der Mann seinem Bruder hinterherlief.
"Wir müssen verhindern, dass sie den Zh'ergon verwenden."
Er machte sich auf Enar zu folgen, doch die Priesterinnen stellten sich ihm in den Weg.
"Tut mir leid, aber der Befehl des Emirs war eindeutig."
In diesem Moment purzelten Steine von oben herab, unmittelbar gefolgt von drei Leuten die sehr unzeremoniell auf den Priesterinnen landeten und sich nur zufällig nicht auf deren Schwertern aufspießten.
"Verdammt noch einmal", fluchte Cim, "ich hab Dir doch gesagt, dass dieser Weg nichts taugt. Aber der Herr Beduine wusste ja wieder einmal alles ..."
Der SEALS-Wächter sah sich sehr plötzlich mit einer Klinge an seiner Kehle konfrontiert.
"...euch ist klar, dass die ganze Sache ein Versehen war?"
Plötzlich sprang die Anführerin auf sah sich um und fluchte heftig. "Jetzt ist der natürlich reingegangen." Sie deutete den anderen Frauen ihr zu folgen , hielt aber plötzlich inne und steckte ihr Schwert wieder weg.
"Tanal II, ist in der Thronfolge soeben an erste Stelle gerückt und Emir geworden. Damit sind die Befehle von dem verstorbenen Enar hinfällig geworden, glaube ich."
Fauchend und zornig hielten die Toten inne, aber Tanal fühlte dass dieses Innehalten wesentlich weiter ging als nur in den Gang hinter der Öffnung in der Wand. Alle Toten der Scheibenwelt sahen in seine Richtung und warteten ab, was er als nächstes tat.
"Lasst Enar Makoutem vortreten." Tanal war sich ganz sicher, dass er noch nicht weit sein konnte.
Kurze Zeit später sah er das bekannte Gesicht auf der anderen Seite.
"Wunderbar Bruder! Du bist jetzt Emir. Und nicht nur das! Du hast die Macht über die ganze Welt zu herrschen. Hol mich hier raus und wir werden den Herrschern zeigen wer das sagen hat. Ich..."
"SCHWEIG!", donnerte Tanal, "Ich habe dich nicht geholt um Deinen Unfug zu hören. Vielmehr sollst du hören was ich zu sagen habe, denn es wird dich eine lange Zeit betreffen."
Er hob die Kugel hoch und sprach so laut es ihm möglich war.
"WAS TOT IST, MÖGE BEI DEN TOTEN BLEIBEN. JENEN, DENEN DIE RUHE NICHT VERGÖNNT IST, BLEIBE FORTAN ZUMINDEST EIN AUSWEG IN DEN EWIGEN FRIEDEN ZU GELANGEN. DIESER GANG ABER", er näherte sich dem Loch, "IST NUN WIEDER VERSCHLOSSEN UND BLEIBE ES SOLANGE ES DEM SCHÖPFER GEFÄLLT."
Damit drückte er die Kugel zurück in die Wand die sich sofort um den schwarzen Stein schloss.
Leise pfeifend ging er dann wieder zurück zum Ausgang, während hinter ihm langsam die Fackeln erlöschten.
EPILOG
Der neue Emir von Ewit bemühte sich redlich alle Hinweise auf die Halle der Toten in der Halle der Toten zu versiegeln. Bücher, Pergamente und Prophezeiungen wurden hineingeworfen bevor die Tore verschlossen wurden. Scoglio, der vom Emir einen persönlichen Kühlhut erhalten hatte, war massgeblich daran beteiligt, dass der Öffnungsmechanismus zerstört wurde, und die Zeichnungen ausgelöscht werden konnten.
Mahana beschloss ihren Mann aus Ankh-Morpork nach Ewit zu holen, den insgeheim hatte sie den Geruch von Fisch immer gehasst.
Für die Wächter stellte sich nun die Frage der Heimreise. Ein jeder hatte so seine Erfahrungen mit den eigenartigen Fortbewegungsmitteln von Klatsch gewonnen und zum Entsetzen von Rea entschied sich Cim für die 9:00 - Uhr Fata Morgana nach Re'Durat, wo er noch einige Zeit darauf verwenden wollte um Amr Padin als laufenden Kontakt in Klatsch zu etablieren.
Zornig erneut zu der unwürdigen Reiseform gezwungen zu sein, hatte aber auch Rea eine kleine Überraschung für Cim. Das letzte, was Mahana, Aicha und Isarak von den dahinflimmernden Wächtern hörten war Cims empörter Schrei. "WAS HEISST ICH BIN NICHT MEHR ABTEILUNGSLEITER?"
Und dann war endlich wieder Friede in der Wüste von Klatsch.
ENDE
28.02.2007 18: 02
[1] was in Reas Fall einer Amputation gleich kam
[2] Auf der Rundwelt würde man wohl von einer Art "Bermuda-Dreieck-Phänomen" sprechen. Hier sind die Strukturen der Realität besonders unausgeprägt und so ist die Zeit zumindest ein wenig träge, während die Region sich zumindest ab und an ein neues Plätzchen sucht, um es sich temporär bequem zu machen, was häufig dazu führt, das seltsam gekleidete Leute urplötzlich erscheinen oder Schiffe ohne jeden nachher ersichtlichen Grund verschwinden.
[3] Yussef hatte herausgefunden, was geschah, wenn man an einer Katze ein Butterbrot auf den Rücken band. Viele sind hieran schon verzweifelt, doch die simple Lösung würde, sollte Yussef je wieder in die Zivilisation eintreten, ihm eine steile Karriere in der Spielzeugbranche eröffnen
[4] Tatsächlich war dies einmal passiert und der Unglückliche hatte sich vor Qualen selbst die Eingeweide ausgerissen. Und Rea hatte danach die ganze Sauerei auf ihrem Seziertisch.
[5] Hier irrte Rea leider, denn "Hae-upt-ling" ist ursprünglich ein altes achatenes Wort und bedeutet dort
Der-der-so-dumm-war-hier
-zu-rufen-als-ein-Schuldiger-gesucht-wurde. Zu Ihrem Glück sprach keiner der Anhänger Nylonatathep achatisch, weswegen der Stollen wohl nicht ganz zusammenbrach.
[6] einer der Vorfahren von Enar Makoutem hat den Begriff "Die Stadt, das bin ich" geprägt. Seither gilt "Ewit" als inoffizieller Titel des Emirs von Ewit. Er ist aber üblicher Weise wesentlich sauberer als diese.
[7] Und vor allem ein großer Dummkopf.
[7a] Tatsächlich haben Schiffe ein ausgezeichnetes Zeitgefühl, aber kaum jemand versteht sie.
[9] der nicht einfach zu finden war
[10] Ein fast ausschließlich im Wald von Skund beheimateter Baum. Skund'sche Gaumen sind immersilbriggrau - ihre silbriggrauen Blätter fallen ohne Fremdeinwirkung niemals ab und wenn man versucht sie abzureißen, reißen sie einem im Gegenzug einen Finger ab oder auch zwei, wenn man nicht aufpasst, was sie unter einigen Exzentrikern zu einem begehrten Objekt macht.
[11] eindeutig ein Zeichen einer harten Kehle
[12] zu finden unter
Klatsch ist nicht genug [13] Sofern man sich weit,
weit entfernt vom Turm befand.
[14] Götter, von den geringen vielleicht einmal abgesehen, spielen nie um etwas so unbedeutendes, wie
Geld; Seelen stellen einen weitaus vielversprechenderen gewinn dar.
[15] "Ei...ei...ein
Troll?!?", entfuhr es Mohrtischa ungläubig, die in Scoglio bis dato einen Golem gesehen hatte, und Rea maß die Zwergin mit einem messerscharfen Blick: "Hast Du damit ein Problem, Gefreite Unmagisch? Irgendetwas dagegen?"
"Nein.", erwiderte die Hekse wahrheitsgemäß, denn Ihre derzeitige Ausrüstung taugte in der Tat nicht wirklich dazu, effektiv und nachhaltig gegen einen Troll vorzugehen.
[16] also so groß wie der Krater eben
[17] eben weil die Pfeife nicht brennen wollte
[18] und trotzdem zu einem Ort namens "Halle der Toten" unterwegs war
Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster
und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.