Quis custodit custodes?

Bisher hat keiner bewertet.

von Hauptgefreiter Septimus Ebel (RUM), Hauptgefreiter Sebulon, Sohn des Samax (RUM)
Online seit 05. 07. 2009
PDF-Version

 Außerdem kommen vor: Septimus EbelHumph MeckDwarfAraghast BreguyarRomulus von GrauhaarBraggasch GoldwartHelmi BernsteinSchlumpi WurzelbachRogi FeinstichValdimier van VarwaldLaiza Harmonie

Humorlose Morde geschehen. Kann es ein Muster geben, wenn doch Zeit verstrichen ist? Aber überall tauchen Hinweise auf die Narrengilde auf! Es gibt keinen Zufall! Wer ist hier paranoid? Wer bewacht die Wächter?Eine lange Cooperative Mission, deren Ermittlungen zehn Monate dauerten. Die Wächter Sohn des Samax und Ebel bitten um Nachsicht, dass auch das zu begutachtende Material recht umfangreich ausgefallen ist.

Dafür vergebene Note: 13

Wer auch immer dies liest, soll sich bewusst sein, dass es sich hier zu großen Teilen um die Abschrift interner Aufzeichnungen der Stadtwache von Ankh-Morpork handelt. Die Abteilung für Raub und Mord weist darauf hin, dass die hier preisgegebenen Informationen absolut vertraulich zu behandeln sind.

*

Fall-Nr.:1753/b/29-1
Wächter:Abt.L. R.Grauhaar
Ort:Kleinmich-Gasse 17
Datum:08. Sektober
Zeit:Vor der 17. Stunde
Verdächtig:Spaßmacher (m), Name unbek.
Zeuge:Keiner
gesch. Wert d. Raubes: ---
bzw. Todesart:Zu Td getrampelt
Opf.:Nicht identifizierbar
Bes. Bem.:Große (!) Schuhe (?)
Fortgang:Püscho-Gespräch mit Verdächtigem empfohlen


----------
Septimus
----------
- 08. Sektober -

Das Geräusch von eisenbeschlagenen Stiefeln auf Pflasterstein warf ein kalten Echo die Gasse hinab. Ihr Besitzer musste sich anstrengen den Weg vor sich eher zu gehen als entlang zu stolpern, denn nur hier und da spiegelte sich das Licht einer einsamen Kerze in einer dreckigen Pfütze wider und seine Augen funktionierten im Dunklen nicht so gut wie es für seine Art üblich war.
"Rekrut?", fragte eine Stimme direkt neben seinem Ohr.
"Ja, Sör?" Er rollte seine Augen nach rechts, um das Gesicht seines Vorgesetzten halbwegs erkennen zu können.
"Siehst du die nächste Straßenlaterne dort?"
Er hatte schon eine ganze Weile hoffnungsvoll auf diese Lichtquelle zugehalten und sich an ihr orientiert. "Ja, Sir."
"Siehst du auch den halbnackten Mann, der an sie gefesselt ist?"
Den hatte er bislang nicht bemerkt. Doch jetzt, da ihn sein Ausbilder darauf hingewiesen hatte und sie mit jedem Schritt näher kamen, konnte er die Konturen eines Männerrückens erkennen, der gebeugt und kraftlos an dem Pfahl lehnte. "Ja, Sör. Aber er schein nicht ganz nackt zu sein, Sör. Er hat - "
"Ignorier ihn."
"Aber es ist eine kalte Nacht, Sör. Er wird sicher -"
Der Gnom wiederholte seine Worte langsamer, als wäre jede Silbe eine Warnung. Eine sanfte Warnung, aber eine Warnung. "Ig-no-rie-ren!"
Jetzt kamen sie an dem bemitleidenswerten Wesen vorbei. Der Zwerg konnte nicht anders, als leicht nach links zu schielen, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Ein kreideweißes Gesicht. Ein Körper, der sich in unregelmäßigen Zuckungen bog. Die nackten Hände und Füße mit einem dünnen, aber starken, Seil festgebunden und unnatürlich verdreht.
Erst als Stöpsl vorrübergegangen war, hörte er das Kichern.

*

"Tot?", wiederholte Bill Anz, als würde er auf die Erwähnung eines lästigen Details reagieren. "Nein, nein, nein. Von so etwas steht nichts in meinem Terminkalender. Termine sind wichtig! Wenn man etwas von mir will, dann macht man einen Termin. Oh, nein. Ich kann wirklich nicht tot sein. Es gibt noch viel zu viel zu tun. Ich habe die Jahresabrechnung von Herrn Klopfer noch nicht fertig und ...", der Mann stockte und musterte sein Gegenüber genauer. "Ähm ... das spielt vermutlich keine Rolle, oder?"
RICHTIG.
"Herr Weißgesicht wird nicht besonders erfreut sein, wenn er erfährt -"
DAS SPIELT EBENFALLS KEINE ROLLE.
Herr Anz kratzte sich am - oder besser: durch den Kopf.
"Brauchst du vielleicht einen Buchhalter?", erkundigte er sich hoffnungsvoll.
Es erstaunte Tod immer wieder, wie schnell einige Menschen sich neuen Situationen anpassen konnten.
NEIN. ABER DANKE FÜR DAS ANGEBOT.
"Keine Ursache", der Buchhalter winkte ab und beobachtete dabei erstaunt die Transparenz seiner Finger. "Ich kann ziemlich gut mit Zahlen umgehen", betonte er.
ICH BEZWEIFLE, DASS DEINE FÄHIGKEITEN IN MEINEM GEWERBE VON NUTZEN SIND. KÖNNEN WIR JETZT GEHEN?
"Ich musste einfach fragen, das verstehst du sicher."
SICHER.
"Hey, willst du einen Witz hören?"
Tod grinste gezwungenermaßen.
"Was steht auf dem Grabstein einer Putzfrau, eh?" Er wartete die Antwort nicht ab. "Sie kehrt nie wieder! Ha! Ha! Der ist gut, oder?"
Tod grinste.
KÖNNEN WIR JETZT ENDLICH GEHEN?

*

Am Rande des Lichtkegels löste sich ein Schatten aus dem Eingang des langen Fachwerkhauses. Auch als die Gestalt ins Licht trat, blieb sie ein Schatten. Ein langer schwarzer Mantel verhüllte alles, außer einem Paar erstaunlich sauberer Stiefel. Die tief ins Gesicht gezogene Kapuze ließ nur ein kantiges Kinn mit einigen Bartstoppeln und ein Teil von etwas erkennen, von dem Stöpsl vermutete, dass es eine Narbe aus lange vergangenen, wenn auch nicht vergessenen Tagen war.
"Grüß dich, Harry", erklang eine Stimme, die viel wärmer und freundlicher klang, als ein solch finsterer Auftritt erwarten ließ. Der Schatten nickte dem Rekruten zu.
"Guten Abend, Romulus", erwiderte der Gnom und ergänzte für Stöpsl mit einer entsprechenden Handgeste: "Der Abteilungsleiter von R.U.M."
Der Rekrut nickte, salutierte zackig und beschloss bei sich, diesem Treffen der 'hohen Tiere' lieber still zu lauschen - soweit es denn ging. Er hatte in letzter Zeit öfter mit dem Gedanken gespielt, sich nach seiner Grundausbildung bei der Abteilung für Raub und Mord zu bewerben. Sollte dies sein neuer Chef sein, wollte er nicht den Eindruck erwecken, naseweise Fragen zu stellen und nicht zu wissen, wann es besser war zu schweigen. Auf der anderen Seite wollte er nicht, dass sich der Abteilungsleiter nur schemenhaft an einen x-beliebigen, 'irgendwie rund' wirkenden Rekruten erinnerte, wenn er den Namen "Stöpsl" vernahm.
'Du musst die richtigen Fragen stellen', ermahnte er sich. 'Wenige Fragen und dafür die richtigen.'
"Was gibt es?", erkundigte sich Harry.
"Es geht um die verdammten Narren."
Die anfangs so nette Stimme klang nun etwas rüpelig. Die Scherzemacher schienen R.U.M. ernste Probleme zu bereiten. Obwohl Stöpsl sich schlecht vorstellen konnte, dass Wasser spritzende Blumen und fliegende Torten ernsthafte Schwierigkeiten für die Wache bedeuten konnten.
"So langsam werden sie wirklich lästig", stellte das DOG-Mitglied fest. "Leider haben es unsere Leute nicht leicht in der Gilde zu ermitteln. Alle direkten Versuche sind gescheitert. Unsere Ermittler sind zu bekannt. Und indirekt ist nichts zu machen. Höchste Geheimhaltung. Hast du dir Gedanken über meine Bitte gemacht?"
"Ich habe einen von meinen verdeckten Ermittlern auf den Fall angesetzt", erklärte Romulus. "Mehr kann ich momentan nicht entbehren."
Romulus deutete leicht zu dem gefesselten Mann. "Das ist übrigens einer von den fünf."
"DEN fünf?" Harrys Augenbraue formte einen Spitzbogen. "Wie hast du ihn erwischt? Wir versuchen sie seit Monaten zu bekommen."
"Das hast du nicht mir zu verdanken. Ich bekam eine Nachricht per Taube. Als ich ankam war schon alles erledigt und der da gefesselt."
Der Abteilungsleiter setzte sich in Bewegung und führte die beiden gemächlich zu der Laterne.
"Im Haus liegt ein Buchhalter", fuhr er fort.
"Tot?", erkundigte sich Stöpsl.
Romulus schlug die Kapuze zurück, um den Rekruten einen Wäre-ich-sonst-hier?-Blick zuzuwerfen. Das Gewebe einer langen Narbe setzte sich hell von der müden Haut seines Gesichtes ab. "Zu Tode getrampelt. Von ziemlich großen Schuhen."
Der Rekrut ärgerte sich einen Moment, die Frage gestellt zu haben und rief sich ins Gedächtnis nur wichtige aufzuwerfen.
"Weißt du schon, wer er ist?", erkundigte sich Harry.
"Noch nicht. Ich wollte dich bitten, etwas darüber herauszufinden. Er hatte sicher etwas mit der Gilde zu tun."
Der kümmerliche Narr konnte offenbar nicht mehr aufhören zu kichern. Er legte das Gesicht in seine Hände und verfolgte mit großen Augen die Wächter, ohne sein irres Kichern zu unterbrechen. Niemand beachtete ihn, obwohl es den Rekrut durchaus einige Mühe kostete.
"Natürlich", antwortete Harry. "Hast du eine Ahnung, wer hier unsere Arbeit erledigt hat?"
Der Feldwebel nickte langsam. "Eine Ahnung habe ich. Eine etwas beunruhigende."
Ein langer sehniger Finger deutete auf den Pfosten der Laterne. Stöpsl kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. Harry ging es offenbar genauso, denn er forderte den Zwerg auf, Licht zu machen. Dieser fummelte in seiner Hosentasche nach Streichhölzern. Ein Schrapp und Zisch brachte die gewünschte Flamme hervor. Nun war zu erkennen, dass jemand auf dem Holz eine Zeichnung hinterlassen hatte. Es waren die Umrisse eines Baumes.
"Er oder sie hat uns eine Nachricht hinterlassen", konstatierte der Gnom.
"Er", stellte Romulus sicher.
"Du meinst - ?"
"Ja. Ich fürchte, er nimmt die Sache etwas ernster, als sie ist."
'Von wem reden die beiden bloß?', grübelte der Rekrut.
"Glaubst du, er verliert die Kontrolle?", fragte Harry beunruhigt.
Romulus seufzte. "Ausschließen kann ich es nicht."
Der Zwerg räusperte sich. "Rähm. Ähm."
"Dann müssen wir die Ermittlungen abbrechen", schloss der Oberstabspieß.
"Zu spät", wand Romulus ein. "Sie laufen schon zu lange. Das könnte mehr gefährden als retten."
Stöpsl räusperte sich deutlicher. "Rurghgs, Rähm."
"Was schlägst du vor?", fragte Harry.
"Vielleicht ein zweiter Mann. Zur Überwachung. Jemand, der auf ihn aufpasst", anwortete sein Gegenüber. "Am besten jemanden, der sozial ... nun ... etwas gefestigter ist."
"Ich denke darüber nach", versprach der Gnom.
"Ruhuhurghss! Ärghghäm!"
"Was ist denn, Rekrut?", ging Harry nun auf ihn ein.
"Warum befragen wir nicht den hier zu dem Fall, Sir? Den da unten? Er hat sicher ein paar brauchbare Informationen."
"Hihihihihi", machte der Narr.
"Wenn du glaubst, ein Verhör könnte Erfolg haben", sagte Romulus mit einem leichten Lächeln um die Lippen, "kannst du es gerne versuchen."


----------
Sebulon
----------
- 6 Tage zuvor: 2. Sektober -

"Sör, wir haben uns schon zu viel von der Gilde gefallen lassen müssen", sagte Septimus und gestikulierte wild.
"Na und? Meine Güte, Septimus, reg dich ab. Wir sprechen hier nicht von irgendwem, sondern von Narren."
"Es ist aber alles so offensichtlich, Harry, Sör! Sie stehen an jeder Ecke und laufen jonglierend über den Hiergibtsalles-Platz, Sör, als wenn nichts dabei wäre ..."
"In der Tat." und wich Septimus' Armen aus, die seine Rede in jedem Wort zu untermalen versuchten. "Es ist doch auch nichts dabei. Das tun sie immer. Letzten Monat hat mich einer zum Lachen gebracht mit diesem ... diesem Blumen-im-Knopfloch-Trick, und ich habe ihm ordnungsgemäß die Gebühr bezahlt und er hat mir ordnungsgemäß eine Kwittung gegeben. Nichts Außergewöhnliches."
"Hör mir doch zu, etwas passiert in der Gilde!"
Septimus trat einen Schritt auf Harry zu, was diesen veranlasste, zurückzuweichen.
"Es passiert ständig irgendetwas in der Gilde.", entgegnete der Oberstabsspieß.
"Und die kippen wieder den Ankh mit ihrem Müll zu, oh ja, das tun sie!"
Der Harry sah dem Hauptgefreiten Ebel tief in die Augen und suchte nach Anzeichen von Wahnsinn. Dann schüttelte er den Kopf.
"Schau mal, ich habe heute noch anderes zu tun, als deinen haltlosen Spekulationen zuzuhören.", brummte der Oberstabsspieß. "Da ist ein Rekrut, der einen Passanten beleidigt hat und dem muss ich nochmal erklären, was die Pflichten eines Wächters sind."
Es klopfte siebenmal an der Tür.
"Und das muss Sebulon sein, der heute einen Ausflug zu den DOGs genießen wird.", sagte Harry und deutete Septimus mit einer Kopfbewegung an, dass das Gespräch beendet war.
Wütend verließ der Hauptgefreite das Büro in der Kröselstraße. Er bemerkte kaum den Zwerg, der den Raum betrat und hinter Septimus die Tür schloss, verwundert über dessen rasches Verschwinden.

- 5. Sektober -

"Herein.", sagte Harry und sah von einem Bericht auf. Dann stutzte er. "Septimus, was tust du schon wieder hier?"
"Ihr werdet überwacht", meinte der Hauptgefreite und knallte dem Oberstabsspieß einen Batzen Papier auf den Schreibtisch. "Verstehst du jetzt, dass etwas in der Gilde vor sich geht, Sör?"
"Ich bitte dich, wer sollte GRUND ..."
"Nicht doch. Die Springstraße!"
"Was?"
"Ich habe noch zu tun. Lies selbst.", schnappte Septimus Ebel und verließ den Raum.

- 10. Sektober -

"Ich soll was?", fragte Sebulon.
"Du sollst einem alten Freund, Septimus Ebel, etwas bei seinen Ermittlungen helfen.", meinte Harry knapp.
"Wäre für einen Außeneinsatz nicht ein FROG-Späher wie Braggasch Goldwart ..."
"Glaub mir, es gibt gute Gründe, warum wir dich damit betrauen, Sebulon, Sohn von Samax.", stellte der Gnom fest. "Aber es ehrt dich, dass du versuchst, die spezifischen Fähigkeiten des Wache-Tiehms wahrzunehmen."
"Aber ich bin doch noch mitten in der Ausbildung zum Püscho ..."
"Das passt doch wunderbar!", rief Harry und strahlte den Gefreiten an. "Dort, wo du hingehst, wirst du dein neues Aufgabenfeld üben können. Glaub mir, es wird dich nicht unterfordern."
Der Zwerg nahm kurz den Helm ab, kratzte sich am Kopf und sah dann zu seinem ehemaligen Ausbilder hinunter.
"Sir, während des Bewerbungsgespräches wurde ich deutlich darauf hingewiesen, mich nicht von meiner Ausbildung zum Püscho ablenken zu lassen." Er deutete auf seinen Werkzeuggürtel. "Wenn ich nun für diesen Septimus eine Ausnahme mache ..."
"Das hier ist kein Hobby, Sebulon Samaxsohn. Das hier ist ein echter Auftrag."
"Das verstehe ich nicht, warum bekomme ich den dann nicht offiziell, über meine direkten ...?"
"Wenn Septimus recht hat, ist Geheimhaltung von höchster Wichtigkeit."
Der Zwerg runzelte die Stirn.
"Wenn?"
Resignierend seufzte der Gnom.
"Wenn. Septimus ist dafür bekannt, dass er, wie soll ich es sagen, etwas zu Paranoia neigt. Er hat mir einen großen Stapel von Informantenberichten gegeben, die alle Unwichtiges erzählen."
Harry reichte dem Gefreiten einige Blätter, der sie kritisch musterte. Sie wirkten bunt und chaotisch, da jemand die Worte "Narr", "Clown", "Spaßmacher", "geschminkt" und einige Personennamen mit verschiedenen Farben unterstrichen und Verbindungslinien gezogen hatte.
"Er schlussfolgert aus diesen Papieren, dass die Narrengilde die Wache überwacht."
Sebulon sah auf.
"Und du glaubst ihm?", fragte er.
"Ich weiß nicht."
"Wenn ich auf diese Blätter blicke, habe ich das Gefühl, dass er tatsächlich chaotisch ..."
"Das Problem ist: Falls er Recht hat, geht etwas in der Narrengilde vor sich, wovon wir nichts mitbekommen sollen. Und um das sicherzustellen, werden wir rund um die Uhr observiert."
"Falls?"
"Falls. Darum kann ich dich nur bitten, diesen Auftrag anzunehmen."
Einen Moment lang schwieg Sebulon und sah auf den Kaffee des Oberstabsspießes.
"Warum macht das nicht die DOG? Die sind doch gerade für Gilden ..."
"Die Springstraße ist unter Überwachung. Die Narren kennen jeden, der da regelmäßig rein oder raus geht. Darum kann sich keiner der DOGs unter der Hand in der Narrengilde umsehen, auch wenn sie die Experten wären. Kein Arzt operiert sich selbst, wenn du weißt, was ich meine."
Sebulon nickte.
"Wo finde ich diesen Septimus?"
Harry schrieb eine Adresse auf einen kleinen Zettel und reichte ihn dem Zwerg.
"Geh da hin. Er wartet heute Abend hinter dem Haus auf dich."
Sebulon steckte die Adresse ein, salutierte und ging zur Tür.
"Viel Glück, Gefreiter.", murmelte Harry, als Sebulon die Tür geschlossen hatte. "Du wirst es brauchen."


----------
Septimus
----------

Bereits eine halbe Stunde wartete Sebulon vergebens an dem vereinbarten Treffpunkt, dem Hinterhof eines ziemlich verlassen wirkenden Hauses in der Kaimeisterstraße. Er hätte sich über die Verspätung dieses Ebels ärgern können, wenn er es gewollt hätte. Doch, da er grundsätzlich eine freundliche Natur war, ging er einfach davon aus, dass der RUMler sicher gute Gründe hatte.
Als ihm das Lehnen an der Ziegelwand und das Zählen der Mauersteine zu langweilig wurden, zog er ein feines, sauberes Tuch hervor, dann auch seinen nagelneuen Kneifinsbein, den er hingebungsvoll zu putzen begann.
"Es ist interessant", krächzte da eine Stimme, "was die Leute so treiben, wenn sie sich unbeobachtet fühlen."
Der Zwerg hielt inne, schmunzelte und steckte sachte das Werkzeug weg.
'Zu schade, dass ich noch immer nicht sehen kann, wo ...', dachte er und drehte sich um die eigene Achse.
Auf einem staubigem Fenstersims saß, die Beine überkreuzt, ein kleiner Gnom. Er hatte eine Gesichtsform, die Sebulon in Ermangelung eines passenderen Adjektivs als asymmetrisch beschrieb. Große braune Augen starrten ihn missbilligend an. Der Mund sah ein wenig so aus, als hätte ihn jemand in den Kopf hinein gedrückt; ein Grashalm zwischen den Lippen. Das Kinn rund und Rasuren nicht gewohnt - einige kleine Schnitte zeigten sich in der Haut, umringt von hartnäckigen Bartstoppeln. Sein kleiner Körper steckte in einer Art Kutte, die aus einem Sack geschnitten und mit diversen Flicken versehen zu sein schien. Der auffälligste von ihnen befand sich direkt über dem Herzen: Ein grasgrüner Baum.
Der Gefreite hätte schwören können, dass der Sims gnomenfrei gewesen war, als er hier angekommen war. Er war verblüfft. Sofort hatte er die Hoffnung, von ihm etwas über Anschleich-und Überraschungstechniken lernen zu können. Zackig salutierte er: "Gefreiter Sebulon, Sohn des Samax, meldet sich wie vereinbart, Sir!"
Ruckartig sprang der Kleine auf: "Schht! Scht!" Seine Hände machten eine abwehrende Bewegung. "Bist du verrückt?" Hastig schaute er nach rechts und links als hätte er Angst belauscht zu werden, was der Zwerg für unwahrscheinlich hielt. "Keine Salutiererei! Keine Grade und Titel und richtige Namen oder sonstwas! Was ist, wenn dich einer hört, eh?" Jetzt senkte er verschwörerisch die Stimme: "Ich bin verdeckter Ermittler, verstehst du? Wenn ich meine Wachezugehörigkeit heraus posaunen würde, dann ... dann wäre ich ja offener Ermittler oder sowas. Nein, nein, nein. Du musst vorsichtig sein." Er sah sich erneut um. "Vorsichtig, verstehst du?"
Zwergenbrauen hoben sich überrascht. 'Mit wem haben sie dich da nur zusammengesteckt?' Um keinen Ärger zu bekommen, beschränkte er sich auf die Antwort: "Äh ... Ja."
"Und bemüh dich nicht", ergänzte der Gnom mit zuckenden Mundwinkeln, "dich dafür zu entschuldigen, dass du mich eine halbe Stunde lang nicht beachtet hast. Ich bin sowas gewohnt."
Der Gefreite antwortete sehr langsam, ihm war nicht ganz klar, was dieses Wesen eigentlich von ihm wollte. "In Ordnung, Sir."
Ein mahnender Zeigefinger schnellte in die Höhe. "Und kein Sir!"
"Ja, S...", im letzten Moment verschluckte Samax Sohn die Anrede, die er sich nun schon so lange antrainiert hatte. "Ja."
"Vergiss den Namen Ebel!", kommandierte Ebel, "Ab heute heiße ich Monsieur Malheur, klar? Und du ... du heißt ... lass mich nachdenken..."
"Herr Icks?", schlug Sebulon vor.
Der Zeigefinger senkte sich. "Findest du das nicht etwas offensichtlich?", erkundigte sich der Hauptgefreite, schien seine Meinung dann aber zu ändern und zuckte mit den Schultern. "Von mir aus. Ist ja dein Deckname. Sag mal, was willst du eigentlich genau von mir?" Kritisch beäugte er die Uniform seines Gegenübers. "Ich sehe, du gehörst zum RUM-Nachwuchs. Ja ja, so ist das, man ist nur ein paar Tage weg und schon stellen sie hinter meinem Rücken die ganze Abteilung um. Aber egal, jetzt bist du nun mal hier. Ich nehme an, ich soll dir ein paar Kniffe beibringen? Dich in die Arbeit des verdeckten Ermittlers einweisen und so? Nun, ich werd wohl nicht drumherum kommen. Gegen Befehle von oben kann man nichts machen."
Sebulon wollte etwas erwidern, stutzte kurz und besann sich dann. Eigentlich hätte er die Sache richtig gestellt und erklärt, dass er nicht etwa eine Ausbildung zum verdeckten Ermittler machte, sondern zum Püschologen. Aber er erinnerte sich daran, dass sein Auftrag auch beinhaltete ein Auge auf die geistige Gesundheit des Gnoms zu werfen. Dieser schien von Natur aus eher misstrauisch zu sein und würde sicher nicht bereit sein, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, wenn er sich als Versuchskaninchen eines Auszubildenden sah. Er lächelte kollegial und bestätigte Monsieur Malheur mit einem Nicken.
Dreist musterte Septimus seinen neuen Lehrling. Er schien nicht besonders zufrieden. Unzufriedenheit schien eine seiner Grundhaltungen zu sein. "Damit eins klar ist", sagte der Gnom und sprang auf den Boden, "ich leite die Ermittlungen, nicht du. Du bist der Assistent und hörst auf meine Anweisungen. Du bist derjenige, der die falschen Fragen zur falschen Zeit und die richtigen Verdachtsmomente gegenüber den falschen Verdächtigen äußert. Das ist deine Rolle. Durch deine fehlerhaften Anschauungen, wird meine Genialität nur noch deutlicher werden. Deine falschen Rückschlüsse stellen meine Kombinationsgabe und Spezienkenntnis heraus, deine mangelnde Ausdauer meinen starken Willen und so weiter und so weiter. Das ist deine Rolle."
'Was für ein komischer Vogel', musste Sebulon denken. Aber er hatte schon einen Plan wie er mit dem wunderlichen Kauz umgehen würde. Er würde ihn erstmal einfach machen lassen, sich zurücklehnen und beobachten. Und wenn er eingriff, musste er daran denken, ihn ja in dem Glauben zu lassen, alles würde nach seiner Nase tanzen. Vernunfts- und Widerworte musste er hinunterschlucken. Jedes andere Verhalten würde sehr wahrscheinlich in sinnlosen Konflikten enden. Und das wollte der Zwerg vorerst vermeiden.
Vorerst.

Der verdeckte Ermittler drehte sich um und marschierte auf die offene Straße zu.
"Könnte ich vielleicht noch erfahren, um welchen Fall es überhaupt geht?", erkundigte sich Sebulon.
Zwei Sandalen bohrten sich in den Sand und wurden von zwei schmutzigen Füßen herumgedreht.
"Zuerst müssen wir dich einkleiden!" Wieder deutete ein mahnender Zeigefinger auf Sebulon. "In diesem Aufzug erkennt jeder Kohlkopf, dass du kein Pantomime bist."
Der Zwerg blickte an sich hinab und beschloss, dass er tatsächlich wenig Pantomimisches an sich hatte. Er war erleichtert.
Dann kam ihm ein Gedanke: "Pantomime?" Mit abwehrende Geste fragte er: "Moment mal, das endet doch nicht damit - "
Septimus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Doch, genau damit endet das. Und wir werden nicht darüber diskutieren! Deine erste Aufgabe ist es, mich unentdeckt zu meinem Kleidungsdepot zu bringen. Es ist geheim. Je seltener ich dort gesehen werde, desto besser. Also, lass dir was einfallen."
"Und woher soll ich wissen, wo es ist, wenn es geheim ist?", der Zwerg strengte sich an nicht zu genervt zu klingen.
"Das werde ich dir schon noch mitteilen", baffte Septimus und starrte ihn erwartungsvoll an.
Auf der Schulter, wie damals seinen Ausbilder Harry, konnte Sebulon ihn nicht transportieren. Trotz seiner Größe, wäre er für jeden sichtbar gewesen. Ein geeignetes Versteck suchend sah er erneut an sich herab. Er konnte den Gnom an seinem Werkzeuggürtel befestigen und dann den Mantel darüber schieben. Aber vermutlich würde der Kleine nach der Begegnung mit seinen Nachbarn Hammer und Kneifer nicht mehr ganz heil sein. Er vertrieb die innere Diskussion darüber, ob er seinem Gegenüber dies trotzdem vorschlagen sollte, aus seinem Bewusstsein und entschied sich für die Seitentasche seines Mantels.
Nachdem der Passagier missmutig an Bord geklettert war, ertönten seine Weganweisungen vom Stoff gedämpft. Zwischen Straßennamen, Befehlen [1] und zweitweisem Husten gab der Gnom gnädigerweise einige Informationen über den Fall heraus: "Die Pantomimen, über die wir etwas herausfinden müssen, nennen sich die Weißhand-Bande. Wie alle von ihrem Berufsstand wirken sie nicht besonders klug und ziemlich naiv. Aber sie sind sehr hinterlistig und intrigant. Ja, sie planen etwas ... etwas Großes ... Wichtiges. Hier halb links abbiegen!"
"Halb links?" Sebulon wich einem Gemüsekarren aus. "Ich dachte, es handelt sich um eine Gildenangelegenheit und nicht um eine einzelne Bande."
"Die Gilde steckt da auch drin! Irgendwie jedenfalls! Du hast die Abbiegung verpasst. Bitte wenden!"
Sebulon machte kehrt. "Und was planen sie?"
"Einen Mord!", kam es aus der Tasche. "Ach! Mehrere Morde! Außerdem trennen sie ihren Müll nicht."
Der Zwerg überging die letzte Bemerkung. "Und wen wollen sie umbringen?"
Schweigen.
Es klang irgendwie beleidigt.
Dann lugte ein kleiner Kopf aus der Tasche hervor: "Ich bin kein Hellseher! Wir haben das Ziel erreicht."
"Habe verstanden", murmelte Sebulon, ohne zum Gnom hinab zu sehen. "Das sollen wir herausfinden."

Der Privatfundus des Hauptgefreiten war ein muffiges Kellerzimmer. Mehrere Holzkisten und zwei Kleiderschränke wurden von einer Schar Motten bewacht. Auf der Ablagefläche eines Frisiertischs, die Sebulon bis zur Brust reichte, standen einige mit Perücken bedeckte Holzköpfe - viele in Gnomengröße. Verschiedene Hüte und Kopfbedeckungen waren dort abgelegt worden. Darunter waren eine Matrosenmütze, ein Turban, ein Hexenhut und eine winzige grüne Augenmaske aus dehnbarem Material.
Ein großer Spiegel mit verziertem Messingrahmen thronte über diesem Reich der Verwandlung. Es war ein blinder König. So blind vor Staub, dass Sebulon lediglich die eigenen Umrisse erkennen konnte. Nur eine Stelle ziemlich weit unten war öfters freigewischt worden. Dort stand der verdeckte Ermittler wohl immer, wenn er sich schminkte.
"Also", nahm der Zwerg das Gespräch wieder auf. "Was haben wir jetzt genau vor?"
Septimus verschwand in einem Schrank. Die darauf folgenden Geräusche klangen, als würde er sich durch einen Stoffberg pflügen.
"Beobachten und interagieren", antwortete der Schrank.
Vorsichtig berührte Sebulon eine der Haarimitationen. "Und ich muss mich wirklich dazu als Pantomime verkleiden?"
"Als guter Wächter muss man immer bereit sein Opfer zu bringen", sinnierte der Schrank.
Sebulon brummte missmutig. Das war ihm überhaupt nicht Recht. Er war sehr loyal der Wache gegenüber, aber gab es da nicht auch Grenzen des guten Geschmacks?
"Siehst du das hier?" Septimus hatte seine Kutte gegen ein weißes Hemd, eine viel zu enge schwarze Hose und ein noch viel zu engeres schwarzes Sacko eingetauscht. Jetzt deutete er traurig auf seine Bartstoppeln: "Den musste ich mir abschneiden. Meinen schönen runden vollen braunen Bart! Hast du schon mal einen Pantomimen mit Bart gesehen? Das geht einfach nicht! Aber es war meine Pflicht!"
Sebulon fasste sich unters Kinn. Plötzlich ergriff ihn Furcht. Was war, wenn der Kleine tatsächlich von ihm verlangte ...
"Nein. Tut mir Leid. Aber wenn ich meinen Bart abschneiden muss, dann muss ich passen."
Er ging zur Tür. Sollten sie sich doch jemand anderes suchen, der Kindermädchen für diesen Möchtegernbarbier spielen wollte. Er hatte ohnehin noch genug Sachen im Büro liegen, die noch erledigt werden mussten. Unter anderem wartete noch eine Vernehmung auf ihn. Jetzt fiel ihm ein, dass Frän auch etwas von einem weiß geschminkten Irren erzählt hatte, der irgendwie in einen Mord an einem Buchhalter verwickelt war. An ihm könne er seine püschologischen Kenntnisse schulen, so Frän.
Er blieb stehen. Vielleicht hingen die beiden Fälle zusammen. Dann redete der Hauptgefreite vielleicht doch nicht totalen Blödsinn.
"Keine Sorge." Septimus sprang auf die Tischplatte und kicherte. "Du kannst deinen Bart behalten, du Glücklicher. Ich verkleide mich als Pantomime. Aber ich brauche jemanden, der mir zuspielt. Du musst dir aber trotzdem etwas anderes anziehen."
Nun flitzte der Gnom durch den Raum und sammelte Kleidungsstücke für Sebulon zurecht.
"Hat die Weißhandbande denn bereits einen Mord verübt?", erkundigte dieser sich vorsichtig.
Septimus tat so als sei er zu beschäftigt, um etwas zu erwidern. Es schien eine bestimmte Kategorie von Fragen zu geben, auf die der Gnom entweder gar nicht oder nur unzusammenhängend antwortete. Verheimlichte er etwas? War er mundfaul? Oder hielt er Sebulon nicht für würdig genug für gewisse Informationen? Der Gefreite musste es anders probieren: "Aus wie vielen Personen besteht diese Bande denn?"
"Aus fünf, nein, äh, vier Menschen." Septimus warf ihm einen Kleiderhaufen vor die Füße. "Das Kettenhemd muss weg. Und der Gürtel. Du solltest möglichst normal aussehen. Und diese Dreckklumpen an deinen Füßen ... mh ... die können bleiben."
"Aber", erwiderte Sebulon, "mein Werkzeuggürtel gehört zu mir wie ... nun ... wie mein Bart. Außerdem sehe ich vollkommen normal-"
"Ich habe keine Lust und keine Zeit mit dir herumzudiskutieren. Als verdeckter Ermittler kannst du dir kein Zeichen leisten, an dem dich jeder erkennt." Septimus sah ihm ernst in die Augen. Sein Blick leicht verschleiert. "Glaube mir, ich weiß, welche große Bedeutung ein persönliches, ein ganz persönliches Symbol für das eigene Wohlbefinden haben kann. Irgendwann wird es ein Teil von dir und du kannst nicht mehr ohne es leben."
Der Püschologe in Ausbildung hatte das Gefühl, dass sein Gesprächspartner über etwas anderes sprach als den Werkzeuggürtel.
"Tu was du willst", schloss der Gnom schniefend. "Es ist deine Entscheidung."
'Aber ich will doch überhaupt nicht verdeckt ermitteln', schrie Sebulons innere Stimme. Das konnte der Gnom nicht wissen, daher nahm er es ihm nicht übel. Außerdem konnte er Monsieur Malheur in Gefahr bringen, wenn wegen ihm dessen Deckung aufliegen sollte. Er beschloss neue Kleidung anzuziehen; Stiefel und Gürtel blieben. Letzterer verdeckt von einem Mantel. Fürs 'Zuspielen' würden diese Veränderungen wohl reichen. "Was genau verstehst du denn unter 'zuspielen'?"
Es störte ihn, dass er seinem Kollegen jedes Detail aus der kleinen Nase ziehen musste. Dieser schien es nicht gewohnt zu sein mit anderen zusammen zu arbeiten.
"Die vier halten sich meistens auf dem Hier-Gibts-Alles-Platz auf. Ihr Hauptquartier ist ganz in der Nähe. Ich besorge die Liste. Sie dürfen auf keinen Fall merken, dass ich dahinter stecke, sonst ende ich als Fußabtreter. Du musst sie ablenken."
Septimus war wieder auf den Tisch geklettert. Beiläufig stieß er den Miniatur-Holzkopf hinunter, auf dem die Maske und ein grün glänzendes Cape abgelegt waren. Sie verschwanden in einem Stoffberg. Knirschend öffnete sich ein Kästchen mit weißer Paste.
"Liste?"
Großzügig wurde Weiß auf dem Gesicht verteilt. "Es gibt eine Liste, auf der die nächsten Opfer stehen. Wenn wir sie in die Hände bekommen, können wir vielleicht weitere Morde verhindern. Außerdem können wir vielleicht ein Muster erkennen, einen Sinn hinter ihrem Plan."
Schwarzer Kohlenstift huschte über Brauen und Lippen.
'Sie haben also schon einen begangen', schlussfolgerte Sebulon. Schließlich hatte der Kleine von weiteren gesprochen. "Und wie stellst du es dir vor, dass ich vier Mörder gleichzeitig ablenken soll?"
Monsieur Malheur sah ihn vorwurfsvoll an. "Also irgendetwas an diesem Fall solltest du auch allein geregelt bekommen, nicht? Lass dir was einfallen!"

*

10. Sektober
Liebes Welthärrschaftsbuch,
heutigee ein kleiner Abstecher in meine Arbeitswelt. Habe heute einen lästigen Gefreiten beiseite gestellt bekommen. Er ist ein vertrottelter Ich muss gestehen, dass sich mein sonst etwas schwerfällig wörkender Gehilfe gut geschlagen hat. Das Ablenkungsmanöver gelangte. Es ist erstaunlich, wie sehr es Pantomime aufregt, selbst imitiert zu werden. Icks sollte ihnen in nächstiger Zeit besser nicht über den Wäg laufen. Unter Einsatz meiner hervorstechenden Fähigkeiten konnte ich die Liste entwenden. Bedauerlicherweise ist sie verschlüsselt. Diese hinterhältigen schwarzen Teufel! Keine Buchstaben, sondern schwarze Strichmännecken in verschiedenen Posen, bilden die Namen der Opfer. Ich bin mir totalichst sicher: Das ist der richtige Zugang. Pantomimisch ist keine einfach Sprache. Das Entschlüsseln wird ewig dauern.
Bussi Liebe Grüße, dein Septi.
P.S.: Morgen gilt es herauszufinden, ob die Aktion dem Projekt 'Weidenrute' geschadet hat. Ich muss sehr vorsichtig sein.


----------
Sebulon
----------

Fall-Nr.:1753/b/29-1
anw. Wächter:G. Frän Fromm, Püschologin; G. Sebulon, Sohn des Samax, Püschologe i. A.
Leitung des Verhörs:G. Sebulon, Sohn des Samax, Püschologe i. A.
Ort:Wachhaus Pseudopolisplatz
Datum:11. Sektober
Zeit:Vor der 19. Stunde
Befragt.:Spaßmacher (m), gennant "Leichtfuß"
körperl. Merkmale:1,75m, 50kg, braunes kurzes Haar, braune Augen, Tätowiehrung linke Schulter: Umriss einer Hand ca. 3,5cm Durchmesser, weiß geschminktes Gesicht, schwarz geschminkte Lippen und Brauen
Inventar:kurze Unterhose (ursprüngl. Farbe: weiß)
Bes. Bem.:P(h)antomime. Befragungsergebnisse: Ist Narr, mag TMSIDRs-Würste, kennt sich nicht, ist dreihundert Jahre alt, Lieblingsfarben: pink und weiß.
Fortgang:Püschologische Behandlung dringlichst empfohlen. [S.,SdS.] Manisch-schizoid. Größenwahnsinnig. Mutter-Komplex. Weiß mehr, als er verrät. [F.F.]


- 12. Sektober -

Sebulon gähnte und streckte sich. Er hatte mit Frän Fromm, seiner Ausbilderin, im Auftrag der Abteilungsleitung gemeinsam ein langes Gespräch mit dem Narren "Leichtfuß" geführt. Das hatte ihn einige Nerven gekostet - denn die Pantomime weigerte sich inständig, auch nur ein Wort zu sagen. Stattdessen waren alle nach einer Weile auf Hände und Füße umgestiegen. Der Zwerg hatte vor einigen Stunden, als er mit Frän im Verhörraum stand, im Herzen begriffen, warum Phantomimen verboten waren.
Es war viel zu früh, der Himmel noch dunkel. Und nun lief er zur Narrengilde. Er fasste es nicht. Er war weiß angeschminkt, unter seinen beiden Auge schillerten insgesamt neun angeklebte Tränen im Laternenschein der Straße [2], und er hatte eine äußerst dümmlich wirkende Narrenkappe auf; an seinem Mantel, den er für gewöhnlich in Zivil trug, baumelten frisch angeknotete Quasten, und in seinem Knopfloch steckte eine falsche Blume, die Wasser spritzen konnte.
"Monsieur Malheur?", fragte er den Gnom, der neben ihm herlief.
"Was ist denn, Mister Icks?", fragte Septimus zurück, der ebenfalls "verkleidet" war. Er lief etwas langsamer als gewöhnlich, da er viel zu große Schuhe trug.
"Was ist, wenn sie uns erkennen?"
"Das werden sie nicht, Mister Icks. Du hast mich dabei und ich habe Äkschpertiehse."
Der Narr, der die Eingangstür bewachte, übte gerade eine Grimasse, als sie ankamen.
"Hohoho!", rief der Mann wenig überzeugend. Nach einer bedeutungsvollen Pause fügte er hinzu: "Ho-rch! Wer möcht' von draußen rein?"
"Ebenso, beim Weißgesicht.", knurrte Septimus mit einem gezwungenen Lächeln. "Wir möchten, hihihi-hinein. Monsieur Malheur und sein getreuer Gehilfe."
Sebulon nickte und versuchte gewinnend zu lächeln.
Der Wachenarr legte den Kopf schräg, machte zwei flinke Gesten mit den Händen und sah die beiden Neuankömmlinge fragend an.
"Die Papiere?", fragte Septimus und kramte in seinen Taschen. Dann sah er den Zwergen an und sagte: "Kleiner, hast du die Papiere eingesteckt?"
Sebulon schüttelte den Kopf.
"Echt, ich mach das nicht gern, aber der formale Teil muss sein, Jungs.", seufzte der Mann. "Ich komm sonst in die Küche meiner Mutter, wenn ihr wisst, was ich meine."
Lächelnd und gespielt überrascht griff sich der Hauptgefreite Ebel an den Kopf, zog den linken Schuh aus und nahm die Papiere heraus. Grinsend reichte er sie dem Wachnarren hinauf, der die Nase rümpfte.
"Danke, du kannst sie wieder einstecken. Ich glaube euch, dass sie echt sind."
"Wenn du es mit di-hihihi-hir vereinbaren kannst.", meinte Septimus gleichgültig und steckte die gefälschten Ausweise wieder in den Schuh. "Aber da wir gerade hier sind: Kannst du uns sagen, wo sich das 'kleine quietschende Lager' befindet?"

"Warum sind wir hier?", flüsterte Sebulon, als er durch die endlos scheinenden Gänge der Narrengilde lief, dem gutgelaunten 'Monsieur Malheur' folgend.
"Sehr gut, Icks, das ist eine passend-dumme Frage für einen Gehilfen. Die Antwort: Wir brauchen Informationen. Über das Warum, das Wie, das Wer - und das Warum hinter dem Warum."
"Ach so ... und warum?"
"Du musst es mit den dummen Fragen nicht übertreiben, Kleiner.", brummte Septimus. "Wir müssen herausfinden, ob in den letzten Monaten etwas Ungewöhnliches in der Gilde vor sich geht. Daraus können wir Rückschlüsse ziehen."
Schweigend liefen sie den Gang bis zum Ende und um die Ecke. Vor einer weiteren Abzweigung blieb Sebulon stehen. Septimus sah sich zu ihm um.
"Was ist, Mister Icks?"
"Weißt du noch, wo lang wir jetzt weitermüssen, Monsieur Malheur? Ich habe die Orientierung verloren."
"Ich schlage vor, wir folgen diesem Pfeil dort.", meinte Septimus. Zweifel schwang in seiner Stimme mit. "Immerhin steht dort 'klaines qwitschend Lahger' drauf. Handgeschrieben. So frisch geschrieben, dass die Tinte noch verläuft."
Einen Moment lang sahen sich die beiden an. Der Zwerg runzelte die Stirn, nickte dann jedoch.
"Was immer du sagst, Boss."

*

12. Sektober.
Liebes Tagebüchlein, ich hasse Narren. Sep M.M. ist der Ansicht, dass wir alle überwacht werden; dass sogar unser Abstecher zu den Narren überwacht wurde. Darum schreibe ich heute nicht so viel. Er hat einen Stapel Ahkten mitgenommen. Es ging aber alles zu leicht, sagt er, und ich soll mit niemandem darüber reden. Aber ich muss darüber reden. Jado geht es gut, ich rede viel mit ihm; er versteht mich besser als man denken könnte. Muss ich einen Bericht schreiben über einen Auftrag, der nicht ofihziell ist? Werde besser keinen vorbereiten, sonst könnte ihn jemand finden und Fragen stellen. Ich habe keine Antworten.
Gute Nacht Guten Morgen; in drei Stunden beginnt mein Dienst. S.


- 14. Sektober -

"Fassen wir zusammen.", flüsterte Septimus und ging in der Besenkammer im Kellergeschoss des Ärztehauses in der Kammstraße auf und ab.
"Monsieur Malheur, warum müssen wir gerade hier drin ...", begann Sebulon, doch er wurde von einem scharfen "Pschhhhht!" seitens des Gnoms unterbrochen.
Als er sicher war, dass der Zwerg ihm zuhörte, hob er an: "Erstens. Wir haben einen Toten. Ich habe in den Akten gelesen dass du mit dem Täter geredet hast - unterbrich mich nicht, Mister Icks! - Zweitens. Wir haben einen kurzen Ausflug zu du weißt schon wem gemacht, der viel zu kurz war. Wir haben alle Akten der letzten zwei Monate gefunden, die erstaunlich wenige sind, und in denen nichts drin steht, was uns irgendwie weiterhilft."
Der Gnom blieb stehen. Er klopfte sich mit dem Finger an die Nase und sah dann den Zwerg an.
"Was haben wir vergessen, Mister Icks?"
"Tja, wir haben nicht zu Mittag gegessen, wir haben wenig geschlafen, wir hätten uns einen offiziellen Auftrag einholen k-"
"Wir haben vergessen, das Offensichtliche auf das Unabsichtliche zu prüfen!", rief Monsieur Malheur euphorisch.
Von irgendwoher aus seiner zivilen Kleidung förderte er den Stapel Akten zutage, den Sebulon wiedererkannte - doch diesmal waren die Seiten mit bunten Markern verziert worden.
"Mal sehen ... hmm ... also ... oh ... jaja ... hmm ... in der Tat!", murmelte Septimus, während er die Blätter durch die Finger gleiten ließ und die Seiten erneut begutachtete. Schließlich sagte er bestimmt: "Hier."
Der Zwerg bückte sich zu dem Gnom hinunter und las die Stelle, während er versuchte, nirgendwo mit dem Kopf anzustoßen:

... Meik der Moppel hat dreizehn Fässer Wein und siebzehn Tortenschlacht-Komplettpakete bestellt, falls eine Feier anstehen sollte. Silbert Seidenschleifer hat die Bezahlung in Auftrag gegeben, nachdem er formalen Widerspruch gegen die Vorbereitung einer noch nicht feststehenden Feier eingelegt hatte. Die Ladung sollte in jedem Fall rechtzeitig eintreffen ...

"Siehst du das?", rief Septimus und begann mit den Händen im Gesicht des Zwerges herumzufuchteln, der sich vor Schreck den Kopf stieß. "Siehst du's? Hier. Und Hier! Sie planen etwas!"
"Das sind doch nur hypothetische Zahlen für eine hypothetische Feier."
"Papperlapapp. Wer in solch astronomischen Zahlen einkauft, handelt nicht ökonomisch. Und dann kippen die wieder den Ankh mit ihrem Müll zu, oh ja, das tun sie."
"Beweis es mir.", brummte der Zwerg.
"Was?"
"Beweis mir, dass mehr dahintersteckt, wenn Narren Torten kaufen."
"Tja. Hier musst du wohl meiner Äkschpertiehse vertrauen."
"Die auch denkt, dass es zu leicht war, in die Narrengilde einzudringen."
"Pssst, nicht so laut!", flüsterte Septimus und sah sich in der Besenkammer um.
Sebulon verdrehte die Augen und flüsterte: "Ich glaube, wir verrennen uns in Spekulationen. Vielleicht ist ja gar nichts in der Narrengilde los? Vielleicht hat jemand Geburtstag?"
Fassungslos sah der Gnom den Zwerg an, der geduckt vor ihm stand.
"Siebzehn Komplettpakete? Wein, genug um alle Beamten Ankh-Morporks ins Koma zu bringen!", fauchte er.
"Übertreib mal nicht. Schau mal: RUM bekommt schon allein zum Neujahr ein Fass Wein, hab ich gehört ..."
"Ach ja?", knurrte Septimus und wirbelte mit den Armen. "Und das hier? '... hat die Bezahlung in Auftrag gegeben, nachdem er formalen Widerspruch gegen die Vorbereitung einer noch nicht feststehenden Feier eingelegt hatte.' Was sagt dir das?"
"Es sind Narren. Das sagt es mir."
"Unsinn! Die planen eine Feier, die noch nicht offiziell ist! Und was für eine Feier könnte das sein? Sprich schon, Herr Oberschlau!"
"Ich habe genug.", sagte Sebulon und öffnete die Tür. "Ich lasse mich nicht von dir anschreien."
Er trat aus der Besenkammer in den - glücklicherweise leeren - Gang des Ärztehauses, und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Dann sah er zurück in die Besenkammer.
"Kein Wunder, dass du so oft alleine arbeitest."
"Ich arbeite gern allein.", fauchte der Gnom. "Und ich werde schon beweisen, dass ich Recht habe."
"Mach das. Ich werde in der Zeit etwas Sinnvolles tun.", sagte der Zwerg und ging die Treppe hinauf.

Zwei Tage lang hörte Sebulon nichts mehr von Septimus. Mehr als genug Zeit sich während des Papierkrams über den Gnom zu ärgern, die eigene Position zu überdenken, den eigenen Hochmut zu verdammen, einmal auszuschlafen - und schließlich auch um darüber nachzudenken, ob Septimus vielleicht doch Recht hatte. Immerhin waren seit seiner Ausbildung zum Püschologen ständig geschminkte Spaßmacher in der Nähe der Wache herumgestromert - ja schon vor seiner Beförderung zum Gefreiten!
Mehrere Stunden verbrachte Sebulon damit, alle Begegnungen mit Narren in den letzten vier Monaten aufzuschreiben, die er erlebt hatte. Als er sich schließlich sicher war, dass er keine Begegnung ausgelassen hatte, zählte er durch.
Und anschließend fragte er sich, wie er Septimus erreichen könnte.

"Mister Icks", flüsterte es aus einer Seitengasse, als Sebulon auf dem Heimweg war.
Er drehte sich um, doch als er in das Gässchen blickte, war dort niemand. Nur ein Zettel, auf dem stand:


Du hast Zweihfel? Gut.
Denn ich habe Recht.

Wenn ich dich brauche,
wirst du von mir hören.

Mach bis dahin deine Hausauffgaben.

____M._M._______________

*

Wochen und eine Beförderung gingen ins Land, die für Sebulon, was diesen Fall angeht, irrelevant waren, denn er machte seine Arbeit und arbeitete anderen bei Fällen zu. Oder ... sie waren nicht irrelevant. Nach jeder Begegnung mit Narren, die immer häufiger und geradezu planmäßig auftraten, hatte er Zweifel, ob er dabei war, wahnsinnig zu werden.[3] Er hatte ein Püscho-Gespräch mit dem Kommandeur, das ihm klarmachte, er würde sich vertrauen und gelegentlich ausschlafen müssen.[4]


----------
Septimus
----------

23. Februar
Liebes Welthärrschaftsbuch,
Projekt 'Weidenrute' läuft hervorragend. Niemand hat Fährdacht geschöpft. Es ist an der Zeit sich einen geeigneten Namen auszuwähligen:
- Robin Wood habe ich irgendwo schonmal gehört
- Der Grüne Rächer zu abgeklatscht
- Joschka Wood zu politisch
- Benny Blümchen klingt kindisch
- Die Grüne Fledermaus ähm ...
- Der Frosch mit der Maske
- Die grüne Hornisse!!! zu reißerisch
- Der Grienspieß was soll das bitte sein?
- Der Grüne Baron!!!

Perfekt! dein S.


*

Seit fünf Tagen wurde die Stadt von Regen durchnässt. Doch heute schien die Sonne, matt und ziemlich verzweifelt, aber sie schien. Auch wenn die Luft noch zu kalt war, um angenehm zu sein, beschloss Sebulon dem Hund einen langen Spaziergang zu gönnen. Sein schlechtes Gewissen meldete sich leise, denn leider war Jado in den letzten Tagen etwas zu kurz gekommen. Zu wenig Zeit. Zu viel Regen.
Während sie ihre zweite Runde im Hide Park drehten, ließ Sebulon den Vierbeiner an seinen Gedanken Teil haben. Gerne hätte er sich auch mit Braggasch ausgetauscht oder jemandem, der imstande war ihm mehr Antworten zu geben als Schnaufen, Winseln oder Bellen. Aber es war ja alles so furchtbar geheim.
"Ich habe immer noch kein gutes Gefühl dabei, dass die Sache nicht offiziell ist", gestand er Jado. "Ich verstehe den Grund einfach nicht. Wir haben doch einen Mord vorliegen. Damit ist RUM doch eigentlich ganz klar zuständig."
Trotzdem war sein Ansprechpartner Harry und nicht Romulus. Dieser wusste zwar von Sebulons Zusammenarbeit mit DOG, schien sich aber weiter nicht sehr dafür zu interessieren. Wenige Male hatte er mit dem Obergefreiten darüber geredet und dabei nicht mehr Informationen herausgegeben als die Akten.
"Bill Anz war Buchhalter", erklärte er. "Welche Beziehungen haben dazu geführt, dass er unter Sohlen endete?"
Der Hund schnupperte interessiert an einem Schneeglöckchen.
"Die Todesart ist auf jeden Fall ein Zeichen. Soviel ist klar. Jemand will der Gilde die Sache in die Schuhe schieben."
"Wuff!"
"Du hast Recht. Entschuldige das schlechte Wortspiel." Plötzlich musste Sebulon an Septimus denken. Es war als hätte Jados animalischer Laut eine Kammer in seinem Gedächtnis geöffnet. Septimus wie er gesagt hatte: "Sie dürfen auf keinen Fall merken, dass ich dahinter stecke, sonst ende ich als Fußabtreter."
"Er weiß von Bill Anz", schlussfolgerte Sebulon, "und er weiß auch, dass die Weißhandbande dahinter steckt!"
"Wuff! Wuff!"
"Du wirst die falschen Fragen zur falschen Zeit und die richtigen Verdachtsmomente gegenüber den falschen Verdächtigen äußern", äffte der Zwerg seinen Kollegen leise nach.
Jados Nase wanderte wieder zu Boden.
"Den Gefallen werde ich ihm nicht tun", brummte Sebulon entschlossen. Er würde dem Gnom zeigen, dass er dessen Missachtung und Arroganz nicht verdient hatte. Er wollte ihm beweisen, dass er fähig war. Gleichzeitig kam in ihm die Frage auf, warum ihm das Urteil des Kleinen so wichtig war. Nein, er musste sich auf den Fall konzentrieren. Es ging um den Fall. Er versuchte, sich die wichtigen Fragen deutlicher vorzustellen. "Welche Rolle spielt Monsieur bei der Sache? Sicher steckt er viel tiefer darin, als er mir gegenüber zugibt. Er kennt den Täter."
Sebulon blieb stehen und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. "Er hat es mir gegenüber sogar gesagt! In der Besenkammer! Ich habe in den Akten gelesen, dass du mit dem TÄTER gesprochen hast. Mit dem TÄTER, Jado! Upps. Entschuldigung."
Sebulon entschuldigte sich für den leichten Leinenruck, den seine Geste nach sich gezogen hatte. Unruhig wie die Harke eines energischen Gärtners furchten seine Finger durch das braune Fell. "Warum habe ich nicht gleich daran gedacht, mh?"
Eine feuchte Hundezunge bedankte sich bei der kraulenden Hand.
"Leichtfuß ist oder war Mitglied der Weißhandbande. Das steht auch im Archiv. Ich habe reschaschiert." Der Zwerg zog die Hand zurück und setzte den Weg über eine matschige Wiese fort. "Zwei weitere sind namentlich bekannt. Einer namens Klopfer - das ist wahrscheinlich der Dicke. Und einer, der sich nur der Visitenkarten-hinter-einem-Ohr-Hervorholer nennt. An den kann ich mich gut erinnern. Seine Nummer war schwer nachzustellen. Bleiben noch der Lange und die Frau. Was haben sie gegen die Gilde? Und warum gehen sie so weit dafür zu morden? Und warum verdammt noch mal beschattet die Gilde die Wache?"
Sebulon stoppte automatisch als Jado ein Bein in der Hunden eigenen Manier anhob. Bis vor einer Woche hatte der junge Hund sich noch hingehockt. Nun versuchte er in der nächst höheren Rüdenliga mitzuspielen, war aber noch sehr wackelig auf den Beinen und nicht besonders zielsicher.
"Wie viel weiß Monsieur Maleur darüber, das er mir nicht sagt? Warum ist Leichtfuß nicht schon längst verurteilt, wenn wir sogar...", die Erkenntnis klappte ihm die Kinnlade herunter, "...einen Zeugen haben."
Stolz auf sein vollbrachtes Werk sah Jado sein Herrchen an. Schwanzwedeln forderte er die gebührende Anerkennung ein.
"Er war dabei, Jado! Er ermittelt in der Bande. Und zwar schon lange!"
Jado legte den Kopf schief.
"Ja, aber sicher", setzte Sebulon nach. "Wer soll denn sonst die Taube geschickt und Leichtfuß gefesselt haben in der Nacht der Verhaftung, mh? Und wozu hat er die Liste als Pantomime verkleidet geklaut, mh? Damit seine Tarnung nicht aufliegt, sag ich dir!"
"Wuff!"
"Das ist auch der Grund, warum Romulus nicht weitere Wächter auf den Fall ansetzt. Er weiß ja, dass bereits ermittelt wird."
Jetzt hatte der Hund eine große Pfütze entdeckt und trottete zielstrebig darauf zu. Der Zwerg ließ sich mitziehen.
"Und welche Rolle spiele ich dabei?"
PLATSCH!
"Ich soll ein Auge auf ihn haben. Das heißt, Monsieur treibt irgendwas, das nicht ganz in Ordnung ist. Vielleicht enthält er nicht nur mir, sondern auch Romulus und Harry Informationen vor. Oder er hat irgendetwas getan, was gegen die Vorschriften verstieß. Oder er wird es noch tun."
"WUFF!"
Die kurze Zeit Sebulons Unaufmerksamkeit hatte Jado genutzt, um ein intensives Schlammbad in einer ganz besonders übel riechenden Pfütze zu nehmen. Begeistert von seiner Tat, sah er sein Herrchen an. "Wuff!"
"Oh, nein", seufzte Sebulon und rümpfte die Nase. "Jetzt wäre ein guter Moment für Regen."

*

Erst konnte er es kaum glauben: Es war vollbracht!
Er hatte es vollbracht.
Nach monatelanger Rätselarbeit war der Name des nächsten Opfers nun entschlüsselt. Wenn man so lange auf ein Ziel hinarbeitet, wartet am Ende eine große Leere. Bewegungslos starrte Septimus auf das Papier vor sich. Der Stolz über die bewältigte Aufgabe blieb aus. Sein Innerstes war nach so vielen schlaflosen Nächten nicht mehr fähig für sich selbst zu applaudieren - ein Zustand, in dem sich der Hauptgefreite sehr selten befand. Er war an dem Punkt angekommen, an dem nur die angemessene Begeisterung eines Anderen das Gefühl von Erfolg und Stolz auslösen konnte. Und er wusste auch schon, wo er diesen Zuspruch finden würde. Die Nachricht musste sofort an seinen wichtigsten Vertrauten weitergeleitet werden.
Schnell kritzelte Septimus etwas auf einen Zettel, steckte ihn in einen Briefumschlag und schloss diesen. Dann wiederholte er den Vorgang und verließ aufgeregt seine Behausung im Hide Park.
"Ich habs geschafft! Ich habs geschafft!"
Er rannte zum Teich.
"Quak", begrüßte sein Seelenverwandter ihn.
"Ich habs geschafft!", wiederholte er außer Atem.
"Quak!"
"Danke, das ist lieb von dir."
"Quark. Quark."
"Jetzt übertreibst du aber. Hör mit der Schmeichelei auf!" Septimus wurde rot und grinste verlegen.
Der übergewichtige Frosch paddelte näher zum Ufer. "Quabit?"
"Innerhalb der nächsten zwei Tage."
"Quabbit! Quabbit!"
"Du hast Recht. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Das muss schnellstmöglich an Romulus und Harry."
Septimus überlegte kurz, wo in der Nähe sich ein Toter Briefkasten befand. Er musste immer noch vorsichtig sein. Gerade bei gutem Wetter musste man überall mit Klopfer oder einem anderen Bandenmitglied rechnen.
"Es ist eigentlich nicht nötig die beiden zu informieren. Ich werde das Problem ohnehin alleine lösen. Der Grüne Baron wird der Weißhandbande ganz allein das Handwerk legen."
"Rabbbit."
"Du bist immer noch für Weidenrute?"
"Rabbit." Es klang sehr bestimmt.
"Ich weiß nicht so recht."
"Quak! Quak! Quak!", machte der Frosch plötzlich aufgeregt.
"Jetzt hör schon auf zu drängeln! Ich bin ja schon unterwegs."
Wasser spritzte als sich der Frosch ruckartig vom Ufer weg bewegte.
"Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt!", rief Septimus ihm nach.
Dann drehte er sich um.
Und schrie.
Ein großes braunes Ungeheuer rannte direkt auf ihn zu.
Zwei Briefe fielen in den Schlamm.
Das letzte, was der Gnom hörte bevor er bewusstlos wurde, war: "Nein! Jado! Aus! Keine Angst! Der will nur spielen!"


----------
Sebulon
----------

"Du!", rief Sebulon, überrascht, den Gnom unter der schlammigen Kruste auszumachen.
"Wer sonst?", fragte Septimus frustriert[5]. "Hast du mich vermisst?"
"Um ehrlich zu sein ...", begann der Zwerg, doch dann schüttelte er den Kopf und flüsterte: "Wir müssen reden."
"Ich ...", begann der Gnom, der sich verzweifelt nach den Briefen umsah, unterbrach sich jedoch, als er Jado daran neugierig herumschnüffeln sah.
"Dringend."
"Nein", sagte Septimus mit fester Stimme und hob eilig die beiden beschmutzten Umschläge auf. "Nicht heute. Ich habe etwas vor, was wirklich, wirklich wichtig ist."
"Soso."
"Es geht um Leben und Tod!"
"Wer soll denn sterben?"
Entgeistert sah der Gnom zum Zwerg auf.
"Quaaak", machte der Frosch und hüpfte gespannt auf und ab.
"Du hast Nerven, Zwerg!", keifte der verdreckte Ermittler und lief wütend vor den Beinen des Püschologen hin und her. "Das geht jetzt einfach nicht. Nicht jetzt. Morgen. Was hältst du von morgen? Morgen soll schönes Wetter sein."
"Ist er morgen schon tot?"
"Wenn wir den potentiellen Täter nicht vorher dingfest machen."
"Du weißt, wer es ist?"
"Ich habe", meinte Septimus grinsend, "so eine Ahnung."
"Soso", machte Sebulon.
"Hör mit diesem nervigen 'Soso' auf!", fuhr ihn der Gnom an.
"Gribbit", machte der übergewichtige Frosch.
"Du, halt dich da raus", fauchte Septimus.
"Lass uns jetzt reden", sagte der Zwerg und starrte ihn an.
"Morgen."
"Jetzt."
"Später."
"Jetzt."
Septimus seufzte. "Kann ich irgendwie ...?"
"Nein. Jetzt. Sonst muss ich gewissen Wächtern gewisse Dinge über gewisse Tätigkeiten deinerseits in gewissen Kreisen offenbaren."
Kurz zuckte der Ermittler mit dem linken Auge, dann lächelte er resignierend und meinte: "Gut, wir müssen nur eben diese beiden Briefe in tote Briefkästen schmeißen. Du weißt ja, warum."
'Weiß ich das?', dachte Sebulon, doch er widersprach nicht. Er wusste ja genau, wie schnell die Wache arbeitete; da würden die beiden Umschläge sicherlich in zwei Stunden noch am selben Ort liegen, falls er sie sich genauer ansehen wollen sollte.
Sie verabschiedeten sich von dem Frosch und gingen zu Sebulons Mietwohnung zurück.

*

"Sag mal, Harry", sagte Glum Steinstiefel, als er dem Gnom auf dem Gang im Boucherie begegnete, "ist dir in letzter Zeit auch diese ... wie soll ich sagen ...?"
"Glum, ich hab's eilig; bin auf dem Weg zu Humph. Was möchtest du?"
"Nun, ich bin ja nun schon lange dabei, nicht wahr, aber mir kommt es so vor, als wäre in der letzten Zeit häufiger als sonst Clowns vor der B-"
Behende kletterte Harry an dem Zwerg hoch und stellte sich auf dessen Schulter, so dass der überraschte Glum gezwungen war zu ihm aufzuschauen.
"Das muss dir keine Sorgen bereiten", flüsterte Harry eindringlich. "Die Narrengilde plant nichts. Hörst du? Nichts. Und wir werden nicht überwacht, egal was man erzählt. Niemand überwacht die DOG."
"Außer Ras ...", brummte Glum.
"In der Tat", wisperte Harry. "Aber niemand sonst ..."
"Und Bregs natürlich, der hat die Aufsicht, als Komman-"
"Und Araghast, stimmt."
"Und dem Patri-"
"Glum?"
"Ja?"
"Niemand überwacht die DOG."
Glum schluckte.
"Verstehe."
"Gut. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest: Ich muss weiter."
Als Glum allein war, dachte er darüber nach, was gerade passiert war. Beide hatten sie einen langen Tag gehabt und der Kaffeedämon weigerte sich nach einer Woche Streik noch immer, Kaffee bereitzustellen. Sie waren gereizt, zweifellos, und sahen Probleme, die gar nicht da waren.
Der Zwerg entschied sich dazu, den Vorfall mit Harry zu vergessen. Erst viel später würde er ihm wieder einfallen.

*

Nachdem der Gnom sich notdürftig gewaschen und Sebulon seinem Hund etwas zu fressen hingestellt hatte, erzählte Sebulon. Seine Schlussfolgerungen den ersten Mord betreffend. Dass Septimus schon lange gegen die Weißhandbande ermitteln musste. Seine Spekulationen, seine Zweifel und seine Sorgen.
Septimus ließ ihn reden und hakte Gedanklich die Liste der Dinge ab, die er dem Zwerg würde erzählen können.
"Das große Problem ist", schloss Sebulon, "dass deine Tarnung aufgeflogen ist."
"Ja", seufzte der Gnom theatralisch, "du hast durchschaut, dass ich schon länger ..."
"Nein, nicht nur mir. Die Narrengilde hat herausbekommen, dass du ermittelst."
"Was?!"
Sebulon holte einen Zettel und einen Stift aus seinem Schreibtisch und setzte sich neben Septimus auf den Boden. Während er redete, machte er Stichpunkte.
"Wir haben du weißt schon wen besucht und wurden problemlos hinein gelassen."
"Wir sind eben gut", konterte Septimus.
"Wir haben nichts Hilfreiches gefunden. Nur eine Einkaufsliste."
"Die Einkaufsliste ist voll von Hinweisen auf ..."
"Aber sie ist nicht konkret, selbst wenn sie irgendeinen Hinweis beinhaltet", schnitt der Zwerg dem Gnom das Wort ab. "Wenn mich also nicht alles täuscht, haben wir rein g a r n i c h t s in der Hand. Also ist es naheliegend anzunehmen, dass die Gilde deine - unsere Tarnung durchschaut hat."
Septimus sprang auf.
"Das stimmt nicht, Seb...- Mister Icks, meine ich. Immerhin habe ich ja die Liste der nächsten Opfer."
Sebulon hielt inne.
"Du hast was?"
"Die Liste der nächsten Opfer. Habe ich doch gerade gesagt."
"Seit wann?"
"Erinnerst du dich an unsere kleine Swarreh[6], bei der du eine Pantomime gemimt hast? Dein Ablenkungsmanöver? Nun, seitdem."
"Und du hast nicht davon erzählt?", fragte Sebulon entrüstet.
"Wem hätte ich denn davon erzählen sollen?"
"Mir beispielsweise?"
"Dir?", fragte Septimus überrascht.
"B'ka'ar't'k!", knurrte Sebulon und warf den Stift auf den Boden. "Wir sind ein Thiem! Ich hab sie abgelenkt, damit du deinen Teil erledigen kannst - warum hast du mir nicht gesagt, dass da etwas Wichtiges dabei war?"
"Habe ich doch", entgegnete der Gnom, "die ganze Zeit habe ich gesagt, dass das, was wir tun, wichtig ist."
"Von der Spur! Wir hatten eine verdammte Spur - und du musstest sie für dich behalten?"
"Datenschutz. Hättest du das etwa auch nur eine Minute lang für dich behalten können? Und mal ehrlich: Wer ist denn besser geeignet, die Liste zu decodieren, als ..."
"RUM vielleicht? Oder DOG? Ich hätte dir sofort eine Liste von Leuten geben können, wenn du mich gefragt ..."
"Warum sollte ich dich fragen?", keifte Septimus. "Du bist nur mein Anhängsel, was diesen Fall angeht. Du bist ein Neuling. Du hast keine Ahnung ..."
"Ich bin Obergefreiter, mittlerweile."
"Obergefreiter? Und das zeichnet dich jetzt aus, oder was? Das ist ein Gefreitenrang, Herr Zwerg. Wie ein Rekrut, nur mit mehr Pflichten. Wer war gleich dein Ausbilder, dass er dir das nicht beigebracht hat?"
Sebulon erhob sich, am ganzen Körper zitternd. "Mein Ausbilder hat mir beigebracht, dass man für gute Arbeit belohnt wird", schnaubte er. "Jeder, mit dem ich zusammenarbeite, weiß zu schätzen, was ich bei der Arbeit leiste! Du bist der Einzige ..."
"Was hast du denn in diesem Fall bisher geleistet?", unterbrach ihn der Gnom. "Ich habe die Liste geholt, ich habe sie decodiert und ich sehe keinen Grund, dir dafür zu danken, dass du mich in den Dreck geworfen und bei der Arbeit behindert hast."
"Behindert?", rief Sebulon. "Be-hin-dert? Ich wurde dir zur Unterstützung an die Seite gestellt, schon vergessen? Damit du bei deinen 'Ermittlungen' nicht über deine eigenen kleinen Füße stolperst. Offensichtlich glaubt niemand an dich. Nicht einmal dein erbärmlicher Frosch."
"Sag das noch e i n m a l", zischte Septimus und zog seine Pinzette. "Ich kann mit dem Ding hier umgehen und ich werde keine Beleidigungen meines Frosches dulden, Zwerg." Das letzte Wort klang, als spuckte er es aus, wie ein Tourist eines von Schnappers Rippchen.
Sebulon atmete tief durch. Dann sagte er: "Was ich gesagt habe, ist: Niemand sieht, dass in der Narrengilde Dinge vor sich gehen, die ein Eingreifen der Wache rechtfertigen."
"Aber", platzte es aus dem Ermittler heraus, "die werfen ihren Dreck in den Ankh!"
"Ja, und davon wird er sauberer.", seufzte Sebulon und kratzte sich hinter dem Ohr.
Stille brodelte im Raum. Man konnte den Hund aus dem Nachbarraum schnarchen hören.
"Der Punkt ist allerdings", sagte Sebulon, "dass ich dir glaube."
"Was? Sag das nochmal, Zwerg. Ich dachte gerade, du hättest gesagt, dass du mir glaubst."
Der Püschologe atmete tief durch, bevor er erwiderte: "Was die verdächtigen Aktivitäten der Narrengilde in Bezug auf die Wache angeht. Ja, da glaube ich dir. Entweder hast du Recht oder aber ich werde wahnsinnig; da ist mir die erste Option deutlich lieber. Und das bedeutet, dass wir unbedingt herausbekommen müssen, was die Gilde plant. Und wir müssen verhindern, dass noch mehr Menschen ermordet werden."
Dem Gnom fiel auf, dass sein Unterkiefer heruntergeklappt war. Er schloss den Mund, setzte zu einer Antwort an und schwieg dann doch wieder. Schließlich sagte er: "Danke."
Sebulon lächelte.
"Also gut", meinte der Gnom und klopfte etwas Staub von seinem bunten Flickenmantel. "Gehen wir, Mister Icks."
"Und wohin?"
"Du musst etwas für mich erledigen. Und ich habe noch zwei Anschläge zu Decodieren."
"Ich habe kein Bitte gehört", sagte der Zwerg.
"Ich habe auch nicht bitte gesagt", entgegnete der Gnom.
Sebulon grinste. "Also gut, was soll ich tun?"

- 25. Februar -

"Falls jemand nach uns fragt: wir sind im Schlummerweg.", sagte Romulus der Rekrutin am Wachetresen, als der Zwerg das Wachehaus betrat. Pyronekdan und Kadwallader Janders waren auch zugegen.
"Und weshalb, Sir?", fragte sie, während sie sich eine Notiz zur Gedächtnisstütze machte.
"Etwas nachprüfen. Keine große Sache. Verstanden? Keine große Sache."
"Verstanden, Sör", entgegnete die Rekrutin kleinlaut.
"Sebulon!", rief der Romulus, als er den Zwerg bemerkte.
"Ja, Sir?", sagte der Angesprochene und salutierte.
"Obergefreiter, hast du etwas unglaublich Dringendes zu tun?"
"Nein, Sör."
"Dann kommst du jetzt mit", schloss der Abteilungsleiter.

*

"Dort vorn, in dem dunklen Haus, wohnt Malfried von Hohewick", sagte der Werwolf, als sie die Webstuhlgasse entlang kamen. "Hausnummer drei. Wenn die Information, die wir bekommen haben, stimmt, dann wird in zehn Minuten ein Clown mit einer Art großem Gebäck ..."
Pyronekdan zeigte auf die Straßenecke. "Der Clown ist schon da", meinte er. "Aber Gebäck sehe ich nirgends ..."
"Verflucht!", rief Romulus und wechselte aus dem wachetypischen Schlendern ohne Übergang zum Sprint.
"Stadtwache! Stehengeblieben!" Sebulon überholte den Abteilungsleiter beinahe vor Aufregung und stürzte sich direkt auf den unschuldig pfeifenden Clown.
Einem Berserker gleich wirbelte der Narr herum und ließ die Axt durch die Luft sausen. Der Zwerg konnte ihr nur durch fehlende Körpergröße ausweichen.

Die Zeit verstrich auf einmal sehr langsam.
Aus dem Augenwinkel nahm Sebulon etwas Kleines, Grünes wahr.
Es lag direkt vor dem Haus des von Hohewick.
Und es musste etwa Gnomengröße haben.
Zweifelnd kniff er die Augen zusammen.
'Oh nein ...', dachte er.

*

"Wir sind zurück", brummte Romulus und hielt sich den linken Arm. Pyronekdan trug die Füße und Kadwallader den Oberkörper eines gefesselten, sich windenden Clowns. Sebulon schlurfte hinterher, eine Axt geschultert.
"Was ist p...", begann die Rekrutin, wurde jedoch sofort unterbrochen.
"Rogi soll in mein Büro kommen und ihre Ausrüstung mitbringen."
"Sör, das geht nicht, sie ist mit der neuen Rekrutengruppe ..."
"Dann schick nach Humph McDwarf samt seinem Ersthilfekasten. Und zwar schnell!", fuhr sie der Werwolf an. "Sebulon: Die Waffe kommt in den Fundus. Ihr beiden: bring den Mistkerl in einen ungemütlichen Befragungsraum. Da soll er nachdenken, wie man mit Wächtern im Dienst umgeht. Wir sehen uns in zehn Minuten in meinem Büro. Und bringt Kaffee mit."

*

Fall-Nr.:1760/a/1
Wächter:Abt.L. R.Grauhaar; K Pyronekdan; OG Sebulon; G Janders
Ort:Schlummerweg 3
Datum:25.02.
Zeit:11. Stunde
Verdächtig:Spaßmacher (m), Name unbek.
Zeuge:Falls: unbekannt. Wächter trafen zu spät ein.
gesch. Wert d. Raubes: ---
bzw. Todesart:Erstickt an Torte. (-> Kirsche.)
Opf.:vermtl. Malfried von Hohewick
Bes. Bem.:Verdächtiger hat Axt.
Fortgang:Püscho-Gespräch mit Verdächtigem empfohlen


Romulus legte den Stift weg und sah das ausgefüllte Formular an.
Erst Bill Anz und jetzt dieser Malfried.
Das war nicht gut. Gar nicht gut.
Ob Harry auch einen solchen Ankündigungsbrief bekommen hatte?

*

"Also", begann der Abteilungsleiter und sah die drei geschundenen Wächter, die vor ihm saßen, nacheinander an. "Das ist eine ganz große Sache. Dieser humorlose Kerl ist bereits der zweite. Der erste hieß 'Leichtfuß' und war schon gefesselt, als wir ihn fanden. Glücklicherweise."
Die Wächter nickten.
Romulus nahm sich mit der Rechten seine dampfende Tasse Kaffee, roch daran, lächelte kurz und sah den Zwerg dann scharf an. "Sebulon, du hast seinerzeit Leichtfuß verhört, darum ist es ein günstiger Zufall, dass du hier bist. Ich würde dir gern unseren Neuzugang auf ein Gespräch anvertrauen ..."
Sebulon sah ihm in die Augen und flüsterte: "Wenn ...?"
"Wenn du deine Sinne unter Kontrolle hast."[7]
Der Zwerg schluckte. Dann nickte er.
"Gut. Pyronekdan: Wir brauchen Informationen."
"Selbstredend."
"Ich selbst werde mit S.U.S.I. die Spuren auswerten. Oh, und Janders: Du wirst den Kontakt zu den anderen Abteilungen aufnehmen, zuallererst zu DOG; da kannst du mit Humph direkt anfangen."
"Wegen eines Clowns und einer Leiche, Sir?"
"Einer an einer verfluchten Torte erstickten Leiche. Wenn du das Opfer von Herrn 'Leichtfuß' dazuzählst, das von großen Schuhen zu Tode getrampelt wurde, sind es sogar je zwei Leichen und Narren. Mir ist das hier einen Zacken zu groß, als dass wir das alleine schaffen könnten."
"Wie du meinst, Sör.", meinte der Gefreite skeptisch.
"Kadwallader, RUM ist nicht unbesiegbar ..."
Es klopfte an der Tür. "Du hast nach mir - was ist hier denn passiert?", fragte Humph und betrat schmunzelnd das Zimmer des Abteilungsleiters. "Ich hab ja gehört, dass ihr in einer großen Sache unterwegs wart - aber so wie ihr ausseht ... seid ihr in einen Hundezwinger gefallen oder habt ihr eine Kneipenschlägerei angefangen?"
"Wir haben einen Clown mit einer Axt getroffen.", meinte Pyronekdan.
"Klingt nach 'nem guten Anfang für 'nen Witz.", sagte Humph grinsend und holte Mullbinden aus seiner Sanitätertasche.
"Leider nicht", seufzte Romulus und verzog sein Gesicht, als er den linken Arm auf dem Tisch ablegte. "Er hatte schlechte Laune."

*

Sebulon verließ das Büro des Ausbilders mit einem Verband um das rechte Bein. Es tat nicht mehr so weh, glücklicherweise.
So unspektakulär wie möglich betrat er die Herrentoiletten, sah sich kurz um, sagte einmal probeweise "Hallo?" und klopfte - lang, kurz, kurz, kurz, lang - an eine Tür. Als niemand reagierte[7a], griff er in die Tasche und holte einen Gnom in grünem Kostüm heraus, den er vor dem Spiegel neben das Waschbecken legte. Auf dem Kostüm war ein Baum aufgenäht, der dem auf Septimus' Flickenmantel nur zu ähnlich sah.
"Hast du ein elendes Glück, dass du nur ohnmächtig bist", brummte Sebulon und drehte den Wasserhahn auf. "Vermutlich warst du einfach zu klein im Verhältnis zu dieser Axt."
Er hob den Gnom an und hielt ihn direkt unter den Wasserstrahl.
"...pffgll! Blllgll! Hllfmfmbllb!", blubberte der Grüne Baron.
"Wach?", fragte Sebulon, drehte das Wasser ab und setzte ihn auf dem Waschbecken ab.
"Du kannst Fragen stellen, Mister Icks", keuchte der Gnom. Sein gummiartiges Kostüm samt dem Umhang quietschte und troff vor Wasser. Er rückte zunächst die zierliche Gummimaske zurecht, die ihm von den Augen heruntergerutscht war, und begann dann seine Sachen auszuwringen.
"Du warst bewusstlos. Was ist passiert?"
Die Erkenntnis traf den Maskierten wie ein Hammer.
"Malfried von Hohewick ist ..."
"... tot, ja. Erstickt. Sehr unappetitlich, wenn du mich fragst. Und du lagst vor dem Haus. Ich habe dich unauffällig aufgelesen."
"Wo ist Klopfer? Habt ihr ihn erwischt?"
Zunächst zögerte er, doch dann meinte Sebulon grimmig: "Ja, den haben wir. Der wartet auf ein Gespräch mit mir unter sechs Augen." Er sah den Gnom an. "Und gerade habe ich das Gefühl, dass du auch ein Verhör vertragen könntest. Oder hast du eine gute Erklärung, warum wir nicht annehmen sollten, dass du den Mord verübt hast?"
"Ich? Jemanden töten?", entgegnete der Gnom verwirrt und sah auf seine kleinen Hände. "Ich könnte doch keiner Fliege was zuleide tun."
"Auf deinem Cape waren übrigens Krümel. Vielleicht von Tortenboden."
"Aber ..."
"Du weißt, was in der Wache auf Beihilfe zum Mord für eine Strafe steht ...?"
Der Grüne Baron sah den Zwerg an und öffnete den Mund.
"Aber nicht jetzt", meinte Sebulon. "Es ist auffällig, wenn ich den Kerl im Untersuchungszimmer zu lange warten lasse. Geh nach Hause und zieh dir etwas Vernünftiges an, Monsieur Malheur."
"Grüner Baron", korrigierte ihn der Gnom.
Sebulon runzelte die Stirn.
"Ich rede mit ... mit diesem Klopfer - und wenn ich damit fertig bin, möchte ich gute Erklärungen, weshalb du da warst. Verstanden?"
Einen Moment lang zögerte der Gnom, unterdrückte dann eine beißende Bemerkung, nickte und verschwand flink durch das Fenster aus dem Haus.
Seufzend wusch sich der Zwerg die Hände.

*

Fall-Nr.:1760/a/1-1
anw. Wächter:OG. Sebulon, Sohn des Samax, Püschologe; G. Frän Fromm, Püschologin; Rekrut J. Fluss (Protokoll)
Leitung des Verhörs:OG. Sebulon, SdS
Ort:Wachhaus Pseudopolisplatz
Datum:25.02.
Zeit:Mittag
Befragt.:Spaßmacher (m), gennant "Klopfer"
körperl. Merkmale:2,02m, 110kg, schwrzs. langes Haar, blaue Augen, Tätowiehrung linke Schulter: Umriss einer Hand ca. 3,5cm Durchmesser, weiß geschminktes Gesicht, schwarz geschminkte Lippen und Brauen
Inventar:kompl. schwrzs. Narrenkostüm mit s. Glocken und s. Knöpfen. Zu große Stiefel mit Stahlkp. Dtrche. Eine Axt. Div. kl. Messer in Stiefel, UWsche. und Ärmel.
Bes. Bem.:Hat W. anggrffn. Es fehlt auffällig der Gild.-Ausweis. Befragungsergebnisse: Ist Narr (verkldte. Pantomime?), will nichts preisgeben (schweigt), war angbl. nie im Haus des v. Hohewick (obw. er davor aufgegriffen wurde), gestiklrt., dass wir nichts gg. ihn in d. Hd. haben => suspekt! K. Kommntr. zu Tätow. auf Schltr.
Fortgang:Püschologische Behandlung empfohlen. Manisch-schizoid. Größenwahnsinnig. Mutter-Komplex. Weiß mehr, als er verrät. Mitglied einer Bande? Erneute Befragung von "Leichtfuß" (1753/b/29-1) & getr. Zellen dringend empfohlen. [gez. S, SdS]
Anm. JF, zu streichen: OG SSdS hat scheinbar Augenprobleme.


----------
Septimus
----------

Zur selben Zeit saßen zwei andere Zwerge im 'Eimer' und gönnten sich ein Bockbier.
Der eine trank in langen Zügen, ohne dass es ihm etwas auszumachen schien, während der Schmächtigere von den beiden nur gelegentlich an seinem Krug nippte, um nicht zu betrunken zu werden.
Glum setzte sein Gefäß ab und wischte sich Bierschaum aus dem Bart. "Und ich sage dir, es ist auffällig."
"Das habe ich doch auch gar nicht bestritten", erwiderte der Jüngere.
"Aber du bist auch nicht wirklich überzeugt", brummte Glum.
"Nun ja", Helmi zog seine Lesebrille und ein kleines Stofftuch hervor, "es könnte ja auch Zufall sein."
"Oh, ja wirklich? Auf diese Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen. Klar! Ich habe innerhalb von zehn Tagen fünfzehn Mal einen Narren in der Nähe der Springstraße gesehen. Das muss einfach Zufall gewesen sein. Vermutlich verdienen sie dort einfach mehr Geld, weil sie Wächtern Witze verkaufen. Wächter gelten als äußerst humorvolle Personen, wusstest du das?"
Mittlerweile wusste Helmi ganz gut damit umzugehen, wenn sein Freund auf diese Weise mit ihm sprach. Langsam begann er seine Brillengläser zu wischen und erklärte ruhig: "Was ich meinte, war, dass du keinen Beweis für einen Zusammenhang hast."
"Oh doch!", sagte der der ältere DOG-Moloss und lehnte sich nach vorne. "Ich habe ein paar Akten gewälzt."
"Und?"
"Und habe überhaupt nichts Interessantes gefunden."
"Was?", Helmi blickte Glum einen Moment verwirrt an.
Der seufzte. "Natürlich habe ich was Interessantes gefunden. Sonst würde ich es wohl kaum erzählen, oder?"
Der Gefreite machte eine drängende Handgeste. "Nun, sag schon!"
"Es gibt etwas, das in der Narrengilde als höchst geheim gilt. Niemand soll davon erfahren. Niemand soll sich einmischen." Glum senkte verschwörerisch die Stimme. "Hast du dich schon einmal gefragt, was passiert, wenn ein neuer Herr Weißgesicht die Gilde übernehmen will, bevor es an der richtigen Zeit dafür ist?"

*

Mit einer Mischung aus Frust, Ärger und Enttäuschung schlich der Grüne Baron durch das Wachegebäude, um sich trockene und weniger auffällige Kleidung zu besorgen.
Er hatte in allen Bereichen versagt.
Seine Deckung war aufgeflogen. Wieder einmal. Verdeckter Ermittler war einfach nicht das Richtige. Es kam ihm so vor, als würde die halbe Stadt ihn bereits kennen. Dann wurde ihm bewusst, dass er Gefallen an dieser Vorstellung fand. Sollten sie ihn doch kennen! Kennen und fürchten! Alle sollten wissen, wofür er stand und wogegen er antrat. Er wollte kein stiller Held sein, er wollte ein grüner Held sein! Für die Natur und gegen die Kriminalität. Leben war Natur. Leben musste geschützt werden.
Ungesehen erreichte er den Fundus, kleidete sich seiner Stimmung entsprechend in schwarz und machte den nötigen Eintrag im Protokoll auf dem Pult.
Manchmal muss man in die Grauzone der Kriminalität treten, um dem Bösen das Handwerk zu legen. Das hatte der Grüne Baron versucht. Die neue Identität sollte Kraft und den lang ersehnten Erfolg bringen. Doch Projekt Weidenrute mit dem Ziel die Bösen allein zur Strecke zu bringen war gescheitert. Der Alleingang war nichts für Septimus. Zuviel Schwäche. Aber mit anderen zusammenzuarbeiten - das lief ihm zuwider. Denn dann musste er sich ändern.
Seine Zähne knirschten hörbar als er das Wachhaus verließ - ein grünes Kleiderbündel unter dem linken Arm, Streichhölzer in der rechten Hand.
Er hatte einen Beschluss gefasst.

*

Kaum ein paar Schritte weiter hörte er ein verdächtiges Glöckchenklingeln. Er folgte dem Geräusch bis er dessen Quelle identifiziert hatte. Vorsichtig lugte er in die Seitengasse hinein.
Es waren zwei.
"Nur noch eine Stunde, dann ist es endlich soweit", sagte der eine.
"Trittst du etwa an?", erkundigte sich der andere.
"Gegen Herr Weißgesicht? Bist du verrückt? Er ist ein Meister seines Fachs. Er wird sich gegen alle Konkurrenten durchsetzen."
"Na ja. Einige in der Gilde wollen Veränderung. Ein neues Oberhaupt und so. Es heißt sie wollen Pantomime als Gildenmitglieder anerkennen."
"Das wird er niemals zulassen."
"Na ja. Nur noch drei der Juroren sind für ihn. Die anderen haben wohl ihre Meinung geändert, nachdem -"
"Scht! Sprich nicht darüber! Die Stadtwache ist zu nah. Wir sollten weiter unsere Aufgabe erfüllen und sie im Auge behalten. Herr Weißgesicht wird seinen Titel verteidigen. Beim Sloshi zählt Können, nichts weiter. Von der Beeinflussung der Richter wird er sich nicht beeindrucken lassen."
"Sicher?"
"Sicher."
"Willst du wetten?"
"Bei meiner roten Nase."
"Abgemacht."
"Hey, willst du einen Witz hören?"
Der Hauptgefreite hatte genug gehört.
Liebevoll streichelte er sein Cape.
"Die Weidenrute schlägt wieder zu", murmelte er triumphierend.
Dann rannte er zu Romulus.

*

Derzeit im 'Eimer':
"Und das alles stand in den Akten?", versicherte sich Helmi.
"Aber ja doch", bestätigte Glum und hob sein zweites Bier an die Lippen.
"Die du gelesen hast, obwohl dir Harry gesagt hat, du sollst es gut sein lassen?"
Glum setzte den Krug ab und verschränkte vielsagend die Arme vor der Brust. "Mmh."
Es entstand eine kurze Stille. Helmi schlürfte nachdenklich an seinem ersten Getränk. "Wenn das stimmt, dann solltest du vielleicht jemandem Bescheid geben; Harry oder Hauptmann MeckDwarf oder vielleicht sogar dem Kommandeur. Obwohl ... das würde vielleicht nicht so gut ankommen, weil Harry ja ganz klar gesagt hat, dass -"
"Richtig", unterbrach ihn Glum. "Deswegen wirst du das auch machen. DOG muss einfach aktiv werden!"


----------
Sebulon
----------

"Und ich sage, wir können nichts machen", meinte Laiza Harmonie.
"Wir müssen etwas machen!", rief Humph MeckDwarf und schlug mit der Hand auf den Tisch. "Es geht hier um die Ehre von DOG!"
"Um die Ehre der ganzen Wache", sagte Romulus finster. "Wir werden überwacht und dachten bisher, dass das nur IA darf."
Valdimier van Varwald schwieg und sah den Kommandeur an, der die Hände ineinander gefaltet hatte. Die anderen Abteilungsleiter folgten schweigend seinem Blick.
"Bregs?", fragte Valdimier.
Der Kommandeur nickte.

*

"Gleich fangen sie an", flüsterte der Grüne Baron.
"Womit?", fragte Mister Icks.
"Egal. Wir müssen sie aufhalten. Diese ganzen riesigen Sahnetorten und Spritzblumen gefallen mir nicht."
"Aber wie sollen wir das machen?"
Der Gnom sah den Zwerg an. "Langsam wächst du in deine Rolle hinein." Dann blickte er zu den überdimensionierten Torten. "Und mir kommt gerade eine Idee."

*

"Ihr zwei: da lang", flüsterte Valdimier.
Zwei grüne Schatten huschten an der Mauer der Narrengilde entlang.
"Ihr zwei: Bezieht Positionen auf dem Dach. Ich möchte so wenig Verletzte wie möglich. Und möglichst nicht auf unserer Seite."
Zwei FROGs salutierten und liefen zu den Eingängen der beiden umliegenden Gilden.
"Braggasch, du kommst mit mir. Schlumpi und Stefan, ihr nehmt den Weg übers Dach. Rogi, du folgst mit dem Rest als Nachhut, falls irgend etwas schief geht."
"Fallf", seufzte Rogi und drehte sich zu den übrig gebliebenen FROGs um, die ausnahmslos Alchemikexperten und Püschologen waren.

*

Eine frisch ausgehöhlte, monströse Torte mit zwei Beinen und vier Gucklöchern schlich sich langsam an die mit Narren umstellte Arena heran.
"Wofür ist dieses Ding da?", fragte Mister Icks.
"Sloshi", sagte der Grüne Baron bitter.

*

"Wir haben uns heute hier versammelt", sagte ein Narr im weißen Kostüm, "um dem Ereignis des Jahrzehnts, wenn nicht gar der Woche, beizuwohnen. Tandaradei."
Beifälliges, verhaltenes Klatschen folgte.
"Tirili, du dödel di.", fuhr der Ansager fort und das Publikum wartete gespannt. "Auf der Linken Seite: der unumstrittene, unbezwingbare, unfassbar komische Heeeeeerr Weißgesicht!"
Applaus brandete durch den Innenhof der Narrengilde, als das Gildenoberhaupt förmlich den Ring betrat und eine Verbeugung andeutete. Selbst die Bediensteten waren zugegen und schwenkten kleine Fähnchen.
"Tiri Liri dudel dö", sagte der Redner und hob die Hand, woraufhin erneut Stille einkehrte. "Auf der rechten Seite: Er hat eine weiße Hand und möchte gern auch sein Gesicht weißeln. Er ..."
"Der sagt doch gerade nicht an, dass ...", flüsterte es aus der Torte.
"Pssscht", machte ein Narr ohne hinzusehen. "Ich verstehe so nichts."
"... begrüßt bitte: Die Hand!"
'Die Hand' war ein drahtiger, älterer Mann, ganz in schwarz gekleidet, der langsam und unter Pfiffen in den Ring kletterte.
"Buuuuh!", riefen einige Mitglieder der Gilde.

*

"Hoho, ihr könnt hier nicht rein!", knurrte der Wächter am Tor in einem denkbar unfreundlichen Ton.
"Äh, Stadtwache", sagte Braggasch und zeigte seine Dienstmarke. "Dies ist ein, äh, Notfall."
"Heute ist die Gilde strikt geschlossen. Keine Ausnahme. Ha!"
"Auch nicht mit, äh, dringendem Durchsuchungsbefehl des, äh, Kommandeurs der, äh, Wache?"
"Naja ... vielleicht ... wenn ihr ihn in dreifacher Ausfertigung dabei habt, sicherlich - nicht!", rief der Narr am Tor und kicherte böse.
"Letzte Warnung", sagte Valdimier mit einem knurrenden Unterton. "Wir müssen da rein. Sofort. Leute könnten verletzt werden."
"Wie ich schon sagte: ihr könnt hier n-uff!"
"Ich habe gesagt, Leute könnten verletzt werden. Gehen wir, Obergefreiter."

*

"Und so frage ich dich, Herr Weißgesicht", verkündete der weiße Narr in einem merkwürdigen Singsang, "willst du die Herausforderung von Der Hand annehmen, so antworte: 'Ja, ich will'."
"Ja, ich will", flüsterte das Gildenoberhaupt, doch man hörte es im ganzen Innenhof. "Und ich bin bereit."
"Nun denn: wählt eure ..."
"Halt!", rief eine riesige Torte.
Die Torte platzte. Sahnegebäck verteilte sich auf diversen Narren.
Ein grünes, kleines Cape flatterte im Wind und vor der untergehenden Sonne war der maskierte Gnom kaum zu erkennen, der wie aus dem nichts auf dem Rand der Arena landete.
"Haltet ein!", rief der Grüne Baron wild gestikulierend. "Der Grüne Baron warnt euch! Dieser Mann dort, den ihr 'Die Hand' nennt, hat Menschenleben auf dem Gewissen! Ihr könnt nicht ..."
Zwei Mitglieder der Weißhandbande stürzten sich auf den Gnom und hielten ihn am Boden.
Die Narren begannen zu murmeln.
"Ihr könnt nicht diese beiden gegeneinander kämpfen lassen", sagte Sebulon und wischte sich Tortenstücke aus dem Gesicht. "Bill Anz und Malfried von ...", fuhrt er fort, doch weiter kam er nicht, denn auch ihn warfen Narren zu Boden.
"Lasst sie aufstehen", flüsterte Herr Weißgesicht und Stille herrschte.
Die Bandenmitglieder ließen widerwillig und grimmig dreinblickend die beiden Wächter los.
"Äh!", rief Braggasch, der mit dem Abteilungsleiter gerade den Innenhof erreichte.
"Stadtwache!", fügte Valdimier van Varwald hinzu. "Hätte bitte jemand die Güte, zu erklären, was hier los ist?"
"Herr Weißgesicht wurde mit höchstem Rang herausgefordert", konstatierte der weiße Narr. "Die Wache hat hier also nichts verloren; das hier ist eine gildeninterne Angelegenheit. Bitte geht."
"Wir haben einen Durchsuchungsbefehl", sagte Valdimier. "und es sind Leute gestorben. Dieser Kampf kann nicht stattfinden."
Herr Weißgesicht räusperte sich leise. Stille hing über dem Innenhof.
"Du bist ein Ehrenmann, Herr van Varwald", hauchte Herr Weißgesicht, "und darum verstehst du sicher, dass ich einen Angriff auf meine Ehre beantworten muss. Und ich habe bereits gesagt, dass ich die Herausforderung annehme. Aber", sagte er und sah kurz den weiß Gewandeten in der Mitte der Arena an, "ihr dürft gern bleiben, wenn ihr versprecht, nicht einzugreifen."
Der Abteilungsleiter hob die Hand und diverse mehr oder weniger versteckte Waffen senkten sich.
"Gut. Aber danach wird der Fall 'Weißhandbande' geklärt."
Sebulon atmete erleichtert auf. Sie hatten Zeit gewonnen.
Dann sah er sich um.
Wo war der Grüne Baron abgeblieben?

*

Die Narrengilde hielt den Atem an[9], als sich die beiden Kontrahenten langsam gegenseitig umrundeten. Keiner ließ den anderen aus den Augen.
"Geht es euch nur um Macht?", hauchte Herr Weißgesicht.
Die Hand lächelte humorlos.
"Es hat dir auch Spaß gemacht, nicht wahr?"
Die Pantomime nickte und grinste.
"Der gute alte Herr Anz", seufzte Herr Weißgesicht fast unhörbar und zog einen dünnen Stock unter seinem Umhang vor.
Ein Raunen ging durch die Masse. "Der Schlagstock!", zischte man hier und dort.
Schnell wie der Wind ließ das Gildenoberhaupt den Stock niedersausen und wie ein Knochenknacken kam die Antwort. Die Menge jubelte.
Ein zweites Mal sauste der Stock nieder und wieder klang es schaurig.
"Er wird ihn umbringen!", rief Sebulon.
"Quatsch", meinte ein Clown neben ihm. "Das ist ein Klassiker. Der Schlagstock tut viel weniger weh, als man vermuten würde. Er stellt den Gegner nur bloß."
Jubelnd rief einer: "Welch Präzision! Nie habe ich den Schlagstock so grazil in Benutzung gesehen. Bravo!"
Als Herr Weißgesicht den Stock ein drittes Mal durch die Luft peitschen ließ, blieb der Knall aus. Sebulon, der vorsorglich die Augen geschlossen hatte, sah auf und traute seinen Augen nicht. Die Pantomime tat so, als hätte sie etwas zwischen den beiden Händen - und parierte den Schlagstock mit leerer Luft.
Es war in der Gilde mucksmäuschenstill.
Beinahe unhörbar begann die Pantomime zu kichern.
"Der Weg der leeren Hand", flüsterte ein alter Schelm und grauenvolle Angst schwang in seiner Stimme mit.
Die Pantomime wirbelte herum, hielt beide Hände eng aneinander, als hielte er ein Schwert, hieb in Richtung von Herrn Weißgesicht - "Hah, zu kurz", rief Sebulon freudig, meinte jedoch einen blauen Schimmer in den Händen der Pantomime zu sehen - und die Menge ächzte, als der Schlagstock sauber entzwei ging.
"Du benutzt die verbotene Technik, Frederik", hauchte Herr Weißgesicht.
Die Pantomime hielt inne und runzelte die Stirn.
"Was", flüsterte Herr Weißgesicht, "meintest du etwa, wenn du dich anders schminkst, einer Bande von Grobianen anschließt und dir einen dummen neuen Namen gibst, wirst du ..."
Herr Weißgesicht wich einem (scheinbaren?) senkrechten Hieb aus, fuhr elegant herum und trat der Pantomime in den Hintern.
Die Menge grölte, als Die Hand vorwärts stolperte.
"Hast du denn gar nichts gelernt?", flüsterte Herr Weißgesicht und griff nach einer Banane, die ihm ein junger Narr aus dem Publikum hinhielt. "Es geht nicht um Macht."
Die Pantomime drehte sich um.
"Weißt du, was deine große Schwäche ist?", fragte das Gildenoberhaupt und sah der Pantomime in die Augen, die offensichtlich die imaginäre Waffe verloren hatte und nun an sich nach anderen Optionen tastete. "Du schaffst nicht nur Realität ...", sagte er und hob die Banane mit beiden Händen, "... du gehorchst ihr auch."
Die Augen der Pantomime weiteten sich.
"Peng", sagte Herr Weißgesicht.


----------
Septimus
----------

Die Menge johlte, klatschte und trampelte. Das beunruhige einen gewissen Gnom zurzeit ziemlich.
Septimus war es zwar gewohnt zwischen Menschenmengen hindurch zu schlüpfen ohne zertrampelt zu werden, aber die Schar aus Narren machte ihm durchaus Probleme. Sie trugen große Schuhe.

*

Frederik alias "Die Hand" sackte zusammen wie eine Marionette, deren Fäden durchschnitten worden waren.
Niemand bewegte sich.
Ein paar Sekunden herrschte erwartungsvolle Stille [10].
Dann traute sich ein junger Narr zwei Schritte nach vorne zu gehen und den Puls zu fühlen. Voller Ehrerbietung sah er den Meister an. "Ohnmächtig!"
Bewundernde 'Ohs' und 'Ahs'.
Eine Igorina entspannte sich erleichtert.
Sebulon blickte zu Herrn Weißgesicht. Kein Triumph war in dessen Miene zu sehen.
Der weiße Clown hielt den richtigen Moment für gekommen, trat neben das Gildenoberhaupt und führte den immer noch ausgestreckten Arm sanft in die Höhe. "Hopp! Jucheizaza! Und deeeer Siiiieeeger iiisssttt -"
Plötzlich teilte sich die Menge. Vielmehr wurde sie von zwei stahlharten Ellenbogen auseinandergeschoben. Ihr Besitzer rannte in den Ring und schmiss sich schützend auf die gefallene Hand. Sein Körper zuckte ein paar Mal. Ein lautloses Schluchzen.
Dann wandte sich ein weißes Gesicht zum Himmel und ein stummer Schrei barst aus einem schwarz umrandeten Mund.
Schmerz wandelte sich in Hass.
Dar Mann erhob sich und bündelte seine ganze Abscheu in einem Blick auf Herrn Weißgesicht.
"Der böse Blick", keuchte der Narr neben Sebulon und begann an seinen Fingernägeln zu kauen.
Der zweite Pantomime gebot dem Clown in weißem Anzug mit einer herrischen Geste die Verkündung des Siegers nicht zu voreilig auszurufen.
"Jo Jo ho! Es sieht so aus als hätten wir einen weiteren Herausforderer!"
Diesen Worten verlieh der Pantomime Nachdruck, indem er eine Runde im Ring umher stolzierte wie ein kampflustiger Hahn.
"Doum di hei die dei! Nimmt unser hochwohlgeachtete Herr Weißgesicht die Herausforderung des dilettantischen Hahns an?"
Der Meister nickte nur.
Die Menge jubelte.
In diesem Moment drehte sich der Unbekannte im Kreis. Visitenkarten erschienen aus dem Nichts, wirbelten um ihn herum wie Sandstaub um einen Wirbelsturm.
Etwas kleines Weißes durschnitt die Luft und verfehlte den Alten um Haaresbreite. Irgendwo hinter ihm erklang ein Stöhnen. Dann das Geräusch einen zu Boden fallenden Körpers.
Eine Igorina seufzte und bahnte sich ihren Weg zu dem bemitleidenswerten Gildenmitglied.
Währenddessen schleuderte der Visitenkarten-Hinterm-Ohr-Hervorholer blitzschnell seine scharfkantigen Waffen.
Doch genauso geschwind zog Herr Weißgesicht einen regenbogenfarbenen Regenschirm hervor. Viel zu klein, um vor echten ankh-morporkianischem Regenwetter zu schützen, hielt der herumwirbelnde Schirm den Hagelschauer aus Karten ab wie ein lebendiger Schild.
Sie tanzten. Erst langsam. Dann schneller. Sie umkreisten einander, drehten sich.
Hier und da traf der Regenschirm das Knie oder die Wade des Gegners. Aber die flinken Hände wichen den Schlägen immer wieder aus, hörten nicht auf Geschosse hervorschnellen zu lassen. Schweißtropfen rannen dem Herausforderer über die Stirn und verschmierten die billige Schminke.
Ein, zwei, drei Risse hatte der bunte Schirm nun schon. Rote, grüne und violette Fetzen hingen an ihm herunter, lange würde er nicht mehr halten.
Jetzt holte der Pantomime weit aus und warf drei Karten gleichzeitig. Der Wurf verfehlte sein Ziel nur, weil Herr Weißgesicht sich duckte.
Ähnlich einem einstürzenden Turm aus alten Zeiten, dem Symbol einer eigenen kleinen Kultur, kippte jener berühmte Spitzhut langsam zur Seite und fiel in den Sand.
Stille. Niemand bewegte sich. Niemand atmete [11]. Alle Blicke waren auf das Oberhaupt gerichtet. Wie würde er auf dieses Sakrileg reagieren?
Er legte den Kopf leicht schief. "Ich danke dir, Küken! Der musste schon lange mal gelüftet werden!"
Die Menge lachte, klatschte Beifall. Es war klar, wem ihre Herzen gehörten.
Da duckte sich Herr Weißgesicht noch tiefer, hockte sich fast schon hin und tat etwas, was er schon sehr lange nicht mehr getan hatte. So lange nicht, dass die Gildenmitglieder mehr darüber staunten als über alle Geschehnisse zuvor: Er lächelte. Es war ein schmales, fast verstecktes Lächeln. Das sanfte überlegene Lächeln eines Spitzbuben. "Du willst also ein Weißgesicht sein, ja?", hauchte er. "Bitte sehr!"
Ruckartig zog er an dem Stock seines Schirmes. Dieser wurde dadurch verlängert und dann wie eine Pumpe zurückgestoßen.
Eine Wolke weißen Staubs verließ die Regenschirmspitze und hüllte den Gegner vollends ein. Er hustete, prustete, wich zurück, taumelte, fiel, versuchte sich aufzurichten, fiel wieder. Eine sehr plötzliche Erschöpfung und Schläfrigkeit schien ihn zu überkommen. Kurz kämpfte er darum, die Augen weiter geöffnet zu halten, dann kippte er rücklinks auf die Erde. Ein leises Schnarchen war zu vernehmen.
Die Menge jubelte, klatschte, tobte.

*

Keuchend erreichte Septimus den äußeren Rand des Publikumrings. Er rückte seine Maske zurecht und wischte sich Sahnereste aus dem Gesicht.
Plötzlich sah er zwei dunkle Stiefel vor sich. Sie waren sehr sauber. Und sie waren "normal" groß. Er kannte diese Stiefel.
Es knirschte. Der Gnom verspürte einen Ruck. Jemand zog ihn an seinem Cape in die Luft.
"Hey!" Er strampelte und gab ein paar nicht sehr schickliche Beschimpfungen von sich bis der Kragen seines Umhanges ihm die Luft abschnürte.
Jemand hob ihn auf Augenhöhe hoch. Aber er sah keine Augen. Sie lagen unter dem Schatten einer großen schwarzen Kapuze. Nur der Mund war zu sehen und der Ansatz einer Narbe.
"Oh! Ärghg!", machte Septimus. "Tach, Schäff."

*

Valdimier van Varwald seufzte tief. Solange den Verdächtigen kein ernsthafter physischer Schaden zugefügt wurde, hatte er nichts dagegen, wenn Herr Weißgesicht der Einsatztruppe die Arbeit abnahm. Vor allem, wenn sich dadurch eine Auseinandersetzung mit der Gilde vermeiden ließ. Er war sich ziemlich sicher, dass auch der zweite Angreifer nicht tot war. Vermutlich würde er in ein paar Stunden mit Kopfschmerzen und ein paar zerstörten Illusionen aufwachen. Doch jetzt schien der Spaß vorbei zu sein. Langsam zog der Abteilungsleiter ein Paar Handschellen hervor.
Da legte sich eine weiß behandschuhte Hand auf seinen Brustharnisch. Fünf grazile Finger, ausgetreckt wie ein Fächer, wurden nacheinander zur Handfläche geführt bis nur noch einer stehenblieb. Der Zeigefinger bewegte sich wie eine Welle und deutete dann auf seine Besitzerin. Ihr Gesicht war auf der einen Seite schwarz geschminkt mit einer weißen Träne und auf der rechten Seite weiß geschminkt mit einer schwarzen Träne. Der Finger wanderte erst zum rechten, dann zum linken Mundwinkel und zog beide herunter. Selten hatte der Vampir eine so traurig aussehende Person getroffen. Und er hatte schon viele traurig aussehende Personen gesehen. Die meisten davon hinter Gitterstäben.
Die Pantomimin bat um ihre Chance. Und er gewährte sie ihr, weil sie irgendwie für einen kurzen Augenblick etwas in seinem Inneren berührt hatte. So oder so würde der große Clown die Sache zu Ende bringen. Sie schien das zu wissen. Trotzdem trat sie in die Arena.
Die ausgetreckte Hand deutete auf Herrn Weißgesicht. Als sie seine Aufmerksamkeit gewiss hatte, drehte sie den Handteller zum Himmel und machte mit dem Zeigefinger jene selbstsichere Geste, die bedeutet: Komm näher, fangen wir an, wenn du dich traust.
Hastig schob sich der Clown im weißen Anzug zwischen die beiden, um seine Aufgabe als Moderator wahrzunehmen. "Ei ei hei hopsasa! Sieht so aus als würde heute ein regelrechter Sloshi-Marathon stattfinden! Das gab es noch nie in unserer Geschichte! Uuuund ich meine die neue Herausforderin ist uns nicht unbekannt. Es ist die berühmte Gerlinde Geschwinde, die schon seit Jahren Ank-Morporks Straßen unsicher macht! Was sagt unser unangefochtene Schämpion, der Hüter der Gesichter und Wahrer des wahren Witzes zu dieser Erdreistung eines Weibsbildes?"
Einige Buh-Rufe ertönten im Publikum.
Das Gildenoberhaupt trat zwei Schritte nach vorne und erwiderte die Geste. "Ich sage: Bringen wir es zu Ende."
Gerlinde führte beide Hände zu ihrer Brust, ließ sie pulsieren als hielte sie ihr Herz, dann ließ sie es fliegen und sah ihren Gegner voller Kummer an. Sie verbeugte sich wie ein Mann es getan hätte und forderte Herr Weißgesicht auf, den Kampf zu beginnen.
Dieser schob die Hand unter seine Weste und zog einen blutroten Gummischlauch hervor.
Gleichzeitig bewegte sich auch Gerlindes Hand. Sie wurde unter ein unsichtbares Kleidungsstück geschoben und tat so als würde sie ebenfalls ein kleines längliches Objekt festhalten. Synchron mit Herrn Weißgesicht führte sie den Gummischlauch zum Mund und blies kräftig in ihren Luft-Ballon.
Einen kurzen Moment irritierte es das Gildenoberhaupt, dass Gerlinde seine Bewegungen ausführte. Aber dann erinnerte er sich daran, wen er vor sich hatte. Eine Pantomime: Die Verzerrung einer sehr alten Kunst, dem Pfad des lebenden Spiegels.
Blitzschnell bewegten sich seine Hände.
"Sieh doch!", rief der Narr neben Sebulon, dessen Fingernägel mittlerweile bis aufs Fleisch abgeknabbert waren. "Ein Pudel!"
"Nein, jetzt ist es eine Giraffe!", ertönte es etwas weiter weg.
"Woher weißt du denn wie eine Giraffe aussieht, du hast doch sicher noch nie eine gesehen", empörte sich eine dritte Stimme.
"Es ist ein Pudel mit langem Hals!", verteidigte sich jemand.
"Es verändert sich! Jetzt ist es die Ankh-Brücke!"
"Lord Vetinaris Kutsche!"
"Ein Segelschiff!"
"Eine Axt!"
Die rote Axt wurde erhoben. Als Herr Weißgesicht seine ersten Hiebe ausführte, gab seine Waffe ein dumpf flatterndes Geräusch von sich.
Gerlinde führte zur gleichen Zeit die gleichen Bewegungen aus. Allerdings ohne das dumpf flatternde Geräusch, denn in ihrer Hand befand sich nur Luft.
Auch die weiteren Angriffe imitierte Gerlinde gekonnt absolut synchron mit ihrem Gegner.
Herr Weißgesicht bewegte sich schneller.
Es war wie gegen sein eigenes Spiegelbild zu kämpfen. Man konnte sein Gegenüber nicht überraschen. Der Kampf blieb einseitig, ohne Hin und Her, ohne Aktion und Reaktion, langweilig. Und wenn die Monotonie einen langsam wahnsinnig machte und man sein Spiegelbild endlich berühren wollte, um es möglichst fest zu fesseln und es anschließend in die Skorpionengrube zu werfen, dann war da immer noch diese Art von Glasscheibe. Man konnte das Spiegelbild nur verschwinden lassen, wenn man den Spiegel zerstörte. Aber dies hier war ein lebendiger Spiegel, er bewegte sich und schaffte es dabei immer, dass sie wenige Zentimeter voneinander trennten. Als hätte Gerlinde eine Illusion beschworen, die sie schützte.
"Was genau treibt sie da?", erkundigte sich Sebulon.
"Was sie da macht? Hast du denn gar nichts gelernt?" Der Narr schien den Zwerg immer noch für ein Gildenmitglied zu halten. Er raunte: "Was sie da macht ist Pantomimie in ihrer Reinform. Eine sehr alte Kunst. Sie wurde zu Zeiten entwickelt, als die Pantomimen das Wort Kleingeld noch nicht kannten. Man sagt, damals lebten sie in Tempeln und wurden zu Mönchskriegern ausgebildet. Diese Technik wurde verboten. Sie treibt den Gegner früher oder später entweder in den Wahnsinn oder - ."
Lautes Johlen und Buh-Rufe störten den Vortrag des jungen Narren. Er hielt im Satz inne, verfolgte weiter das Geschehen und lutschte an seinen Fingerkuppen.
Die Stimmung heizte sich immer weiter auf. Das Publikum wurde ungeduldig.
Herr Weißgesicht versuchte Gerlinde mit besonders schwierigen Bewegungen aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Doch sie war geschickt. Sie ließ sich nicht aus der Rolle bringen. Sie war ihre Rolle. Sie war er.
Fast.
"Oder?", gebannt erkundigte sich Sebulon nach dem Ende des Satzes.
"Oder", flüsterte der Narr, "sie zwingt den Gegner zu einer radikalen Lösung."
Die rote Axt fiel zu Boden.
"Was meinst du damit?"
Herr Weißgesicht sah seine Herausforderin herausfordernd an.
"Nun ja, der Unterschied zwischen Original und Spiegelbild ist doch, dass das Spiegelbild keine Wahl hat."
Dann griff er sich an die Kehle.
Und drückte zu.
Gerlinde blieb in ihrer Rolle. Sie musste. Das war der Pfad des lebenden Spiegels, dessen erste Regel lautete in moderne Sprache übersetzt: "Beende es oder es beendet dich".
Auch ihre Hand legte sich um den Hals und drückte zu.
Es wurde wieder still.
Sekunden vergingen.
Das Gesicht des Meisters färbte sich langsam rosa.
Die Halsschlagader der Frau pulsierte wild.
Ein langsames und gleichmäßiges Keuchen entwich dem Mann.
Schweißtropfen rannen ihre Stirn herab.
Wieder vergingen Sekunden.
Das Rosa verwandelte sich schleichend in ein helles Blau.
Gerlindes Lippen bebten.
Dann war es so weit. Ihre Augen verdrehten sich. Die Knie gaben nach.
Sie fiel nicht.
Jemand fing sie auf.
Jemand mit Handschellen.

*

"Bist du das etwa, Ebel?"
"Mphe. Krägh."
Romulus setzte den Hauptgefreiten auf seine ausgestreckte Hand. Dieser keuchte hingebungsvoll. "Mi -he -sieur - Mal -heur me-heldet sich zum De-Dienst, Sir."
"Was ist das da auf deinem Kopf?"
Septimus betastete seine Kopfbedeckung. "Eine, äh, eine Kirsche, Sir."
"Monsieur Malheur, soso. Ich habe da eben noch einen ganz anderen Namen gehört. Es klang wie der Grüne Graf."
"Baron!" Septimus hielt sich die Hand vor den Mund. Schlagartig bekam er einen zweiten Hustenanfall.
Eine laute feierliche Stimme kam ihm in dieser unangenehmen Situation zu Hilfe, indem sie die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. "Klap di Klopp. Hucheizzaza! Es ist an der Zeit die Richter ihr Urteil fällen zu lassen!"
Etwas geschah. Die Menge bewegte sich. Aber diesmal mit System. Sie formte langsam und beherrscht eine Gasse. An ihrem Ende standen sieben hölzerne Throne.
Zwei davon waren leer.
Schiefe Trompetentöne erklangen.
Auf den Stühlen gab es Bewegungen, längeres Flüstern, Verhandlungen.
Einer der Richter erhob sich. Die Narrenkappe, die ihm aufgesetzt worden war, passte nicht ganz zu dem grauen einfachen Anzug, den er trug.
"Das sind sie! Das sind sie!", zischte der Hauptgefreite aufgeregt und begann auf und ab zu hüpfen.
"Scht!", machte jemand.
"Wir haben uns heute zusammengefunden-" Trotz der andächtigen Stille verlor sich die Rede des Richters auf dem Weg zu den beiden getarnten Wächtern. Nur hier und da drangen ein paar Wortfetzen zu ihnen herüber. "Aber fahren wir fort! Der Herausgeforderte hat Ausdauer bewiesen, außerdem .... Hört nicht auf die Einflüsterungen der Emporkömmlinge, hört nicht auf ihre neuen Ideen, auf ihre dreiste Augenwischerei!"
"Das hört sich nicht an, als wären diese Richter unparteiisch", murmelte der RUM-Abteilungsleiter.
" ... Richtet euer Augenmerk auf die Veredelung seiner Bewegungen ... "
"Das sind sie!", wiederholte Septimus eindringlich. "Die drei auf der rechten Seite! Das sind die restlichen Opfer! Sie stehen auf der Liste! Das sind sie! Ich weiß es!"
"Scht", versuchte Romulus ihn zu beruhigen.
"Möge diese Arena eine Arena des .... Versagen des Besiegten ... "
"Der, der da spricht, ist Panduel Toffel. Er besitzt einen Schuhladen auf der Breiten Straße, der sich auf Übergrößen spezialisiert hat. Er wäre das nächste Opfer gewesen. Ich bezweifle, dass diese Richter hier das Wort "Objektivität" überhaupt kennen."
"Lass mich raten", flüsterte Romulus, "Bill Anz war Herr Weißgesichts Buchhalter und Malfried war Perückenmacher."
Septimus nickte bestätigend. "Die Verbindung zu Anz kann ich nicht beweisen, weil alle Unterlagen in einer Kiste aus sehr belastbarem Material mit einem Schloss versiegelt sind, das sich meinen hartnäckigen Öffnungsversuchen widersetzte. Aber Sebulon meinte, er kenne jemanden, der sich mit Schlössern auskennt und damit wär das kein Problem und bei Malfried bin ich mir ganz sicher. Ich habe Quittungen in seinem Haus gefunden. Die Gilde hat in großen Mengen mit ihm gehandelt. Bill und Anz wollten ihre Meinung über den Sieger dieses Wettbewerbs nicht ändern. Wie Toffel hätten sie auf jeden Fall für den Alten gestimmt. Die Bande hat erst versucht, sie zu erpressen und dann ... dann sind sie irgendwie wahnsinnig geworden und haben angefangen Leute umzubringen und noch mehr Müll in den Ankh zu kippen und - "
"Lass gut sein, Ebel", fuhr ihm Romulus ins Wort. "Beruhige dich."
Der Hauptgefreite atmete ein Mal tief durch. "Ok. Ok."
"Die Urteile stehen also im Vorhinein schon fest und diese ganzen Phrasendreschereien da", er blickte auf den Redner, "sind nur Geschwätz."
"Und ihr, ihr Narren, ihr würdigen Diener der Heiterkeit, ihr bescheidenen Knechte des Lächelns, deren mühselige Schufterei bis zum heutigen Tage unterschätzt ... "
"Überrascht dich das etwa, Sir?", fragte Septimus traurig.
"Nicht wirklich", gestand der Werwolf.
"Rein theoretisch hat der Herausforderer beim Shloshi eine Chance. Und genau darauf hat die Bande gehofft. Sie müssen geglaubt haben, dass sich doch noch ein Richter überzeugen lässt - sonst wären sie wohl kaum heute hier gewesen." Er seufzte. "Aber hier geht es um die Ernennung eines neuen Herrn Weißgesichts. Da überlässt die Gilde nichts dem Zufall. Sie konnte die Herausforderung der Bande nicht ignorieren, weil sie öffentlich ausgespro ... ähm ... öffentlich dargestellt wurde. Aber es wurde so ziemlich jeder inofizielle Hebel benutzt, um das Ergebnis zu beeinflussen. Die Möglichkeit, dass jemand den Alten ersetzte, jemand wie Klopfer oder die Hand, das wollte die Gilde mit Sicherheit ausschließen."
"Warum haben sie als Richter nicht einfach Gildenmitglieder eingesetzte?", wollte Romulus wissen. "Die hatten doch auf jeden Fall für den bisherigen Herrn Weißgesicht gestimmt."
" ... ohne Erfolg gegen den Meister verbrüdert ... "
"Das ist nicht unbedingt so sicher, Sir." Septimus flüsterte noch leiser: "Es gibt auch einige in der Gilde, die für die Pantomimen sind. Außerdem würde das gegen den Sloshi Codex verstoßen. Die Jury muss von außen kommen, aber Kenntnis von der Kunst der Narretei haben."
"Also hat man solche Leute eingesetzt, die von der alten Führung der Gilde profitieren", schlussfolgerte Romulus.
"Richtig", bestätigte der verdeckte Ermittler. "Der Mann rechts von Toffel besitzt einen Scherzartikelladen und der Mann ganz links eine Bäckerei. Soweit ich gehört habe, hat der Bäcker sich von der Weißhandbande einschüchtern lassen."
"...soll der größte Könner seines Faches für seine Tugenden belohnt und in seinem Amt bestätigt werden." Panduel Toffel setzte sich. Nun erhob sich der Bäcker und begann mit starker Stimme eine zweite Rede.
"Verstehe", brummte der Abteilungsleiter. "Deshalb wurden wir auch beobachtet. Wir sollten uns ja nicht einmischen."
Septimus hörte Begriffe wie "ermutigen", "berechtigte Beschwerden" und "Leben ohne Mitbestimmung satt". Dann ging die Stimme des Bäckers im laustarken Protest der Narren unter.
"Immerhin", meinte der Gnom. "Wir müssen uns keine Sorgen mehr um weitere Morde machen. Van Varwald hat die restliche Bande verhaftet. Soweit ich das mitbekommen habe, haben sie nicht versucht zu fliehen."
Der Bäcker nahm besorgt die Stimmung in der Arena war und entschied plötzlich, dass das Amt mit Herrn Weißgesicht doch ganz gut besetzt war. Er hob die spitze Nase und zwang seinem breiten Mund ein Lächeln auf. Jetzt waren Wortfetzen wie "Verdienste", "vielgeliebter Meister" und "auch privat der Wohlfahrt gewidmet" zu hören.
Als der Bäcker leicht stotternd seine Rede beendet hatte, stand ein dritter Richter auf. Seine Knie wackelten altersschwach und seine Haut hatte sicher auch schon weniger faltige Tage erlebt. Er zog eine Brille und einen Zettel hervor, den er nah vors Gesicht halten musste, um das Urteil verkünden zu können.
"Hiermit verkünde ich, völlig nach den alten Rechten der Gilde und gesetzlich legal, dass wir als Stimme des Publikums mit einem Stimmenverhähähältnis von drei zu zwei entschieden haben, dass unser neuer Herr Weißgesicht der ähähäm alte Herr Weißgesicht ist!"
Das Publikum jubelte. Bunte Kappen, Zylinder und Melonen flogen in die Luft.
"So eine Überraschung!", kommentierte der Gnom.
"Sag mal, Ebel, was trägst du da eigentlich?"
"Das ist ... ähm ... " keuchte der Kleine, "das ist ... Tarnung."
"Verstehe. Dein Pantomimen-Kostüm?"
"Nicht direkt, Sir. Ähm."
"Septimus?"
"Ähm, ja, Sir."
"Schau mich mal an."
Romulus hob die Hand ein Stück näher an sein Gesicht. Der Hauptgefreite sah ihm schüchtern in die Augen und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
"Ich will", befahl der Abteilungsleiter bestimmt, "dass du bei der Gefreiten Fromm vorbeischaust. Keine Widerrede! Von mir aus, kannst du dir auch einen anderen RUM-Püschologen aussuchen. Aber du gehst hin!"
Septimus verschränkte die Arme vor der Brust. Gab aber keine Widerworte.
"Und du wirst nichts mehr ohne Absprache mit mir oder Chief-Korporal Ziegenberger unternehmen. Ist das klar, Hauptgefreiter?"
Er nickte nur.
"Auch der Grüne Baron wird nichts ohne Absprache unternehmen", ergänzte Romulus sicherheitshalber.
Der Gnom schluckte schwer und seufzte traurig. Dann kam ihm ein Gedanke. "Sir?"
"Ja, Ebel."
"Hat Sebulon, Samax Sohn, mittlerweile seine Ausbildung been-"
"Ja, hat er."
"Dann ist er ein verdeckter Ermittler?"
"Wie kommst du darauf?", erkundigte sich Romulus.
"Nun ... ich dachte ... ähm."
"Sebulon ist jetzt ausgebildeter Püschologe. Und ich bin sicher, das könnte der Beginn einer wunderbaren Freund..." Er sah das Entsetzen in Septimus Augen und hielt inne. Möglichkeiten formten sich vor dem inneren Auge des Werwolfs und wurden verworfen. "... freundschaftlichen kollegialen Zusammenarbeit sein."
"Wenn du meinst, Sör."

ENDE

[1] "Nach 100 Schritten rechts abbiegen."

[2] Er war zwar der Ansicht gewesen, eine Träne müsste reichen, doch Septimus hatte ihm heftig widersprochen. Es gehöre zu der Grundregel des verdeckten Ermittlers, unauffällig auffällig zu sein. Außerdem sei ein Gnomengesicht für vorgefertigte Tränen von Zwergengröße viel zu klein; da würde die Träne bestimmt die Hälfte des Gesichtes verkleben.
In diesem Moment wünschte sich Sebulon, er hätte - mit Nachdruck - eine Träne auf der unteren Gesichtshälfte des Hauptgefreiten befestigt.

[3] So manches reales Gespräch mit imaginären Wächtern verstärkte diesen Eindruck, auch bei seinen Mitwächtern.

[4] Hier nachzulesen. Das ihm empfohlene Gespräch mit den Zauberern würde er auch noch in Angriff nehmen. Ganz bestimmt. Ähem.

[5] Es war nicht leicht, gute Laune zu haben, wenn man aus der Bewusstlosigkeit aufwacht und feststellt, dass man von der Zunge eines Hundes bearbeitet wird, die etwa halb so groß ist, wie man selbst.

[6] Klatschianisch für: Techtelmechtel.

[7] Vgl. Fußnote drei.

[7a] Fünfmal klopfen ist bekannterweise das universale Zeichen, dass derjenige rauskommen kann, der sich versteckt hat. Und zwar "Tadaaa" rufend. Es soll sogar Leute geben, die dieses Geheimzeichen als Scherz in ihre gezeichneten Klicker eingebaut haben.

[9] Außer dem Narren Markus, genannt 'der Asthmatiker', der konstant melodisch röchelte.

[10] Nur das asthmatische Röcheln von Markus dem Narren war gedämpft zu vernehmen

[11] Irgendwo ging ein gewisser Asthmatiker in die Knie.

Zählt als Patch-Mission für den Püschologe-Patch für Sebulon, Sohn des Samax
Zählt als Patch-Mission für den Verdeckter Ermittler-Patch für Septimus Ebel



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

17.07.2009 20:51

für Septimus EbelSehr schöne Charakter- und Spezialisierungsdarstellungen! Auch der Plot war gut durchdacht und hat, angereichert durch die wunderbaren, typisch blumigen Ausdrucksweisen Spaß gemacht. Eine auffallend auseinander driftende Schreibqualität gab es nicht, so dass ich Euch beiden zu dieser schönen Geschichte gratuliere! ;)

Von Braggasch Goldwart

17.07.2009 20:51

für Sebulon, Sohn des SamaxDa ich ganz ehrlich zwischen euren beiden Schreibstilen keine großen Unterschiede feststellen kann - und allein aus purer Faulheit - werde ich einfach einen Kommentar schrieben und diesen kopieren. Mir hat die Geschichte, und gerade die Plotidee, sehr gut gefallen. Auch die Art der Zusammarbeit, oder eben dann auch Zeitweise Nicht-Zusammenarbeit fand ich sehr gelungen. Das große Manko, das ich sehe, obwohl ich da bestimmt wieder einmal alleinstehe ^^, ist die Länge. Die Art der Geschichte, ihre Spannung, hat meiner Meinung nach eine solche Länge nicht hergegeben, was dazu führte, dass ich mich teilweise weiterquälen musste. Doch das hatte sich dnan wiederum wieder gelohnt. ;) Nichtsdestotrotz ist es natürlich eine gute Leistung, eine Geschichte dieser länge zu verfassen. Glückwunsch.

Von Glum Steinstiefel

17.07.2009 20:51

für Septimus Ebel(Da das mit der Technik bei einer getrennten Kritik ja immer ein wenig gehapert hat, schreibe ich jetzt die Kritik fuer euch beide hier hinein, aehem: )Da ich ja die Ehre des Lektors haben durfte und wir bereits alles ausfuehrlich ausdiskutiert haben, werdet ihr von mir jetzt auch nichts ueberaschendes hoeren: Ribbonreif! Hat mir super gefallen, auch wenn ich mich mit diesem (wiehiesernochgleich)-Kampf nicht wirklich anfreunden kann. Irgendwie finde ich den fuer Narren ein wenig unueblich. Aber ich meine auch, davon bereits einmal etwas gelesen zu haben (wowaresnochgleich) und ausserdem habt ihr ja alles klasse eingebettet: OK. Sollte man nicht meckern = )

Von Braggasch Goldwart

17.07.2009 20:51

für Septimus EbelDa ich ganz ehrlich zwischen euren beiden Schreibstilen keine großen Unterschiede feststellen kann - und allein aus purer Faulheit - werde ich einfach einen Kommentar schrieben und diesen kopieren. Mir hat die Geschichte, und gerade die Plotidee, sehr gut gefallen. Auch die Art der Zusammarbeit, oder eben dann auch Zeitweise Nicht-Zusammenarbeit fand ich sehr gelungen. Das große Manko, das ich sehe, obwohl ich da bestimmt wieder einmal alleinstehe ^^, ist die Länge. Die Art der Geschichte, ihre Spannung, hat meiner Meinung nach eine solche Länge nicht hergegeben, was dazu führte, dass ich mich teilweise weiterquälen musste. Doch das hatte sich dnan wiederum wieder gelohnt. ;) Nichtsdestotrotz ist es natürlich eine gute Leistung, eine Geschichte dieser länge zu verfassen. Glückwunsch.

Von Huitztli Pochtli

17.07.2009 20:51

für Sebulon, Sohn des SamaxMeine Güte. Was für eine spannende Geschichte. Aller erste Sahne(torte).

Von Huitztli Pochtli

17.07.2009 20:51

für Septimus EbelMeine Güte. Was für eine spannende Geschichte. Aller erste Sahne(torte).

Von Sebulon, Sohn des Samax

17.07.2009 22:03

Wuhuuuu! :matrix:

13 Punkte!

*breit grinst*

Danke, Leute. Danke an alle, die Ideen und Gegenlesezeit beigesteuert haben.

Und: Danke Septi!



Im Übrigen: Hat noch jemand Wünsche für zukünftige Geschichten, außer 'bitte etwas kürzer'?



Lieben Gruß

- Sebulon

Von Valdimier van Varwald

17.07.2009 22:41

Ja, bitte schreibt sie so, wie ihr/du es für richtig haltet ;)



Zu eurer Coop kann ich nur sagen, dass ich sehr viel Spaß beim lesen hatte und meine Wertung etwas höher ausgefallen ist. Sehr schöne Charaktere, ein cooler Plot und wikrlich gute Gags verbaut. Was will man mehr? :D

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung