Eine Frau stirbt auf grausame Weise. Anscheinend wurden ihr die Augen entfernt. Rea bittet ihre ehemalige Ausbilderin Kanndra zu Hilfe. Können die beiden herausfinden, was Iris nicht sehen durfte?
Dafür vergebene Note: 12
[Rea]
Die beiden Frauen redeten über mich. Die eine war klein und blond, ihr Gesicht war rundlich und ich fragte mich, was sie dazu brachte, so viele Röcke zu tragen. Die andere Frau war ein Stück größer als die Blonde. Sie war dunkelhäutig, hatte dunkelbraune Haare und einen durchdringenden Blick.
Ich saß auf der Bank und spielte mit meinem Ikonographen. Ab und zu schoss ich Bilder von Leuten die vorbeigingen, oder von einem Mäuseloch neben der Tür zu dem Raum, in dem die beiden Frauen standen. Ich wusste, dass sie über mich sprachen, denn sie sahen dauernd zu mir herüber. Wahrscheinlich fragten sie sich, wohin ich sollte, was sie mit mir anfangen sollten. Immerhin waren meine Eltern tot. Ich sah die Bilder immer noch vor mir. Ich hatte Bilder davon gemacht wie sie starben und ich hatte Bilder von ihren Leichen gemacht. Die blonde Frau hatte mir vorhin die Bilder abgenommen. Sie sagte, es seien Beweismittel. Ich frage mich, was sie beweisen will.
Alles fing vor einigen Tagen an. Meine Mutter hatte wieder einmal geweint. Wegen mir. Weil ich nicht normal sei, wie sie meinte
[1]. Weil sie nicht wollte, dass ich zur Schule ging, die anderen würden mich hänseln. Mein Vater sagte, ich sei normal. Ich sei sein Sohn und normal. Ich machte Ikonographien davon wie sie stritten. Sie brüllten unendlich laut, aber ich sah nur meine Bilder. Mein treuer Dämon Cohen, ich hatte ihn nach dem viel besungenen Helden getauft, malte eifrig und
beglückwünschte mich zu den Blickwinkeln, die ich wählte. Mein Vater beschimpfte meine Mutter. Er sagte, sie sei schuld, dass ich so komisch wäre. Sie wäre so kaltherzig. Ich weiß nicht, was er damit meinte. War sie vielleicht krank? War ihr Herz kalt und sie weinte deshalb, weil ja ihre Körpertemperatur abgesackt war? Während ich mich das fragte sah ich, wie mein Vater sie schlug. Ich ikonographierte das.
Er schlug sie immer wieder, bis sie sich nicht mehr regte. Schlief sie? Das war sicher gut, denn wenn man viel schlief wurde man schnell wieder gesund. Doch Vater brachte sie nicht ins Bett. Er sagte, ich solle schlafen gehen und so ging ich hoch in mein Zimmer. Doch ich sah hinaus in den
nächtlichen Hinterhof, wo Papa ein Loch grub. Wieder nahm ich Cohen zur Hand. Er meinte, es sei zu dunkel, aber wir könnten Bilder von der Frau im Haus gegenüber machen, die aus dem Fenster sah, so wie ich. Wir machten ein paar Bilder. Dann versuchte ich, von Papa ein Bild zu machen
und ging dann schlafen.
Am nächsten Tag war Mama nicht mehr da.
***Eine Woche zuvor***
Rea Dubiata schlenderte durch die Mormiusstraße und betrachtete das tägliche Geschehen. Jetzt um die Mittagszeit war nicht viel los und Anette Knödel, die neben ihr her hüpfte und sang war eine willkommene, wenn auch etwas peinliche, Abwechslung. Der Frühling hatte bereits Besitz von der Stadt ergriffen. Eigentlich merkte man das nur an den Kalenderblättern, doch Anette schien ihn überall zu sehen. Rea seufzte, die singende Gefreite neben ihr zog genug Aufmerksamkeit auf sich und einige hatten sich schon bei dem Lance-Korporal beschwert, sie solle ihre Untergebene doch endlich zum Schweigen bringen. Aber Rea hatte sich bereits daran gewöhnt und war nur froh darüber, dass sie Anette davon hatte überzeugen können, dass sie ihre Puppe nicht mit auf Streife nahm.
Nachdem Cim versucht hatte, dem Mädchen klar zu machen, dass es mit der Puppe lächerlich wirkte und kläglich daran gescheitert war, dass Anette keinen Ton verstanden hatte, hatte Rea sie beiseite genommen: "Du kannst doch nicht deine Puppe mit auf Streife nehmen! Was ist, wenn sie jemand klaut! Wenn sie dir jemand raubt oder sie in den Schmutz fällt und kaputt geht? Hier im Wachhaus ist sie doch viel sicherer!"
Es war eine andere Sprache, die man mit Anette sprechen musste und Rea musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass das Mädchen älter war als sie selbst.
Reas Blick schweifte umher und blieb an einer Menschentraube hängen, die sich vor der Eingangstür eines Hauses gebildet hatte. Zielstrebig schritt die Vektorin darauf zu und verschaffte sich einen Weg durch den typischen Ankh-Morpork-Mob der leise vor sich hin murmelte. An einem kleinen Karren lehnte eine Hühne, von dem Rea meinte, ihn zu Gerichtsmedizinerzeiten schon einmal gesehen zu haben. Er rauchte eine Zigarette und als er sich gerade aufrichtete enthüllte sein
massiger Körper ein Schild. "Leichenbestatter C. Orpse - Schnäppchenjäger sind angesichts unserer Sarg-Sonderangebote latent suizidgefährdet", las Rea murmelnd und zog die Augenbrauen hoch.
Bestatter waren zwar ein krisenfestes Gewerbe, aber sie konnten die Nachfrage selten durch Werbung ankurbeln.
"Was ist hier los?", fragte Anette, die es eben erst durch die Menschenmenge hindurch geschafft hatte.
Rea sah zu Anette auf. "Jemand ist gestorben."
"Ein Verbrechen?", die Augen Anettes leuchteten auf und glühten vor frisch erwachtem Tatendrang.
"Woher soll ich das wissen? Erstmal würde ich gerne wissen wer hier gestorben ist. Als SEAL solltest du die Leute kennen denen du vielleicht mal helfen willst."
Ein älterer Mann kam aus dem Haus, er stolperte mehr als dass er ging, lehnte aber widerwillig die Hilfe ab, die ihm einige der umstehenden Menschen ihm anbieten wollten. Sein Gesicht war totenblass und seine Augen suchten verwirrt umher und blieben dann an Anette Knödel hängen.
Er stapfte auf sie zu. "Die Wache, die brauchen wir jetzt", wisperte er und griff nach Anettes Schulter. Er rüttelte an ihr. "Es ist schrecklich, schrecklich! Die Augen, ihre Augen!"
Der Alte drehte sich wieder um und Rea sah ihm kurz verblüfft nach. Dann stieß sie der Gefreiten, die stocksteif dastand, in die Seite. "Bereit für deine erste Leiche?"
Die Wohnung der Frau war relativ klischeehaft eingerichtet. Überall lagen Häkeldeckchen, teures Porzellan stand in Vitrinen und auf einem mit Fransen verzierten Sofa saßen einige Puppen. Die Frau aber lag am Boden, zwischen Küche und Wohnzimmer im Flur. Ihr Gesicht war voll Blut,
der Rest ihres Körpers schien auf den ersten Blick unversehrt - bis man erkannte, dass der rechte Arm seltsam verdreht war.
"Was wollen sie hier?", der Bestatter tippte Rea auf die Schulter, die wie immer in zivil gekleidet war.
Der Lance-Korporal drehte sich um und zog gleichzeitig seine Marke aus der Tasche. "Lance-Korporal Dubiata, Stadtwache Ankh-Morpork. Das ist meine Kollegin Gefreite Anette ...", Rea drehte sich nach der Gefreiten um und sah sie im Wohnzimmer bei den Puppen stehen. Die Stirn runzelnd ließ sie es dabei bewenden.
"Wer hat SIE denn gerufen?", fragte der Bestatter und sah die Wächterin skeptisch an.
"Niemand, ich war zufällig auf Streife", erklärte Rea. "Wer ist die Verstorbene?" Aus alter Gewohnheit kniete sich die Vektorin neben die Tote und begann, sie zu untersuchen.
"Das ist Iris Fovea, 74 Jahre alt, ihr Nachbar hat sie vor circa einer Stunde hier gefunden."
Rea betrachtete das Gesicht der Frau. Es war nicht nur blutverschmiert, die Augen wirkten seltsam eingefallen. Interessiert zog Rea eine Pinzette aus ihrer Tasche und hob ein Augenlid hoch - die Augenhöhle war leer. Nur Blut füllte den kleinen Raum im Schädel. Rea sah in die andere Augenhöhle - es bot sich das gleiche Bild. Sie erschauderte - sie hatte schon vieles gesehen, aber herausgeschnittene Augen? Dazu noch so fachmännisch? Rea bemerkte, wie sich die Haare auf ihren Armen aufrichteten als sie unwillkürlich weitere Schlüsse zog. Die einzige weitere Verletzung, die Rea an Fovea erkennen konnte war der, bei näherem Betrachten ganz offensichtlich gebrochene rechte Arm. War die Frau etwa bei vollem Bewusstsein gewesen, als man ihr das Augenlicht genommen hatte? Es würde die starke Blutung erklären.
Joshua Witschko sah in sein Wartezimmer. Zwei Dutzend Leute saßen da, den meisten sah man schon von weitem die Krankheiten an, die sie hatten. Es war erst neun Uhr morgens, seine Arbeit hatte gerade angefangen und schon war seine Praxis voll. Mehr würden kommen, über den Tag hinweg, Menschen würden seine Hilfe benötigen, würden sie von ihm bekommen. Wie jeden Tag würde er alles in seiner Macht stehende tun, um zu heilen oder Linderung zu verschaffen - doch er hatte ein Problem. Es war keine zwei Stunden her, da hatte er eine Frau getötet. Es war keine zwei Tage her, da hatte er seine Frau getötet. Seine Frau, das war eine Kurzschlusshandlung gewesen, sie hatte ihn wütend gemacht und er hatte die Kontrolle über die Situation verloren. Und er hatte ihr das
genommen, was ihn verraten hatte. Er hatte das aus ihr herausgeschnitten, was ihn am meisten verletzt hatte: Ihr Herz. Sicher, es war auch eine Art... Andenken? Er war sich nicht sicher ob er es so nennen konnte. Und es war auch nicht so wichtig, denn jemand hatte beobachtet, wie er die Leiche Coras im Hinterhof vergraben hatte. Die neugierige Nachbarin hatte in der Nacht offenbar nicht viel gesehen, doch sie hatte ihn mit Fragen gelöchert, immer wieder nachgebohrt. Sie
hatte ihm die Geschichte, dass Cora bei ihrer Mutter sei nicht abgekauft. Schließlich war er an diesem Morgen bei ihr eingebrochen und hatte der Sache ein Ende setzen wollen. Doch gerade als er die Leiche hatte fortschaffen wollen hatte es an der Tür geklopft. Er war durch das Fenster geflohen, so wie er gekommen war, gerade noch rechtzeitig, denn als er die Mauer herabgeklettert war, hatte er den erstickten Schrei eines Mannes gehört. Er war sich sicher, keine Spuren hinterlassen zu haben - trotzdem war er beunruhigt. Aber er durfte jetzt nicht auffallen. Also nahm er einen Schluck des Kaffees, den seine Sprechstundenhilfe ihm eben hereingebracht hatte und rief den ersten Patienten zu sich.
[Kanndra]
Den starken Blutgeruch hatte er schon durch die Tür wahrnehmen können, deshalb hatte er auch nicht damit gezögert, sie aufzubrechen. Im Raum hatte er sich nicht lange aufhalten können, denn es kostete ihn eine Menge Kraft, der Versuchung zu widerstehen. Dabei war Iris eine gute Freundin gewesen, seit Jahren kannten sie sich und hatten schon viel miteinander unternommen. Auch heute waren sie zum Kochen im Gemeindehaus der Jünger des Om verabredet gewesen. Ihr Tod erschütterte ihn sehr und so waren seine weichen Knie wohl nicht nur dem Kampf gegen den Blutdurst geschuldet. Allerdings war seine Werwolfsexistenz ein Geheimnis, das er nicht mal Iris anvertraut hatte. Niemand in der Nachbarschaft wusste davon, und das aus gutem Grund. Die Wohngegend gehörte zwar nicht zu den besten, aber sie war aufstrebend. Und das war schlimmer, als wenn er direkt in die feinste Gegend nach Ankh gezogen wäre. Erfahrungen mit Nachbarn, die ihn nicht dulden wollten hatte er zur Genüge gesammelt, so dass er es lieber gar nicht erst darauf ankommen ließ. Natürlich konnte er keinen seiner Artgenossen täuschen, doch außer ihm wohnte hier kein Werwolf.
Bulbus Siebbein biss in das Steak, das er wie immer blutig genoss und dachte an den Tatort zurück. Er hatte gesehen, wie die Wächterinnen ihre Kollegen verständigt hatten und bald hatte Iris' Wohnung und das Haus davor von Wächtern gewimmelt. Natürlich hatten sie auch ihn vernommen. Er hatte ein paar Belanglosigkeiten von sich gegeben, denn auf die Wache konnte sich ja eh niemand verlassen. Dabei hätte er ihnen sogar sagen können, wer der Mörder war. Trotz des Blutes hatte er gerochen, dass er da gewesen war und gerade erst die Wohnung verlassen hatte. Oft genug war er ihm auf der Straße begegnet, hatte sich sogar einmal einen eingewachsenen Zehennagel von ihm behandeln lassen. Aber Dr. Witschko würde auch so für den Mord zahlen und zwar eine ganze Menge.
"Wir haben die Nachbarn befragt, aber es scheint mal wieder niemand etwas mitbekommen zu haben. Nichts gesehen, nichts gehört. Wie immer", berichtete Gefreite Kathiopeja etwas ungehalten.
"Und was wissen wir bis jetzt?" Feldwebel Kanndra Mambosamba wischte sich eine hartnäckige Haarlocke aus der Stirn.
Kathiopeja konsultierte ihren Notizblock. "Laut Rea Dubiata muss es sich bei dem Mörder um einen Fachmann im ... also, äh... Schneiden gehandelt haben. Der Bericht der Gerichtsmediziner liegt allerdings noch nicht vor."
Die Abteilungsleiterin nickte. Dem Urteil des Lance-Korporal konnte man in dieser Hinsicht bedenkenlos trauen. Schließlich war sie Expertin auf diesem Gebiet, auch wenn sie inzwischen die Spezialisierung gewechselt hatte.
"Außerdem scheint es sich nicht um einen Raubmord zu handeln", fuhr die Ermittlerin fort. "Nach Aussage einer Freundin Foveas fehlen keinerlei Wertgegenstände."
"Der Nachbar, der die Leiche gefunden hat, ein gewisser... Siebbein, hat ausgesagt, er hätte noch ein Fenster klappen hören. Er meint, er hätte den Mörder wahrscheinlich überrascht. Vielleicht ist er bloß nicht mehr zum Stehlen gekommen", wandte Magane ein.
Die Klatschianerin zuckte die Schultern. "Oder so. Übrigens wohnt ein Arzt direkt gegenüber des Opfers. Und zwei Häuser weiter der Besitzer einer Metzgerei."
"Gut." Kanndra strich sich noch einmal die Locke aus ihrem Gesicht und kratzte sich dann nachdenklich am Kopf. "Da Iris Fovea keine Angehörigen mehr hat, konzentrieren wir uns zunächst auf die Nachbarschaft. Vielleicht fällt ja doch noch Jemandem ein, dass er etwas gesehen oder gehört hat."
"Ja, Mä'äm", antworteten die beiden Ermittlerinnen und salutierten eher lässig.
***Zwei Tage später***
Papa schaute auf den Brief, der gestern unter der Tür gelegen hatte und machte wieder dieses komische Gesicht. Der Brief sah anders aus als die, die Mama immer geschrieben hat. Er war auch gar nicht geschrieben, sondern hatte Buchstaben, die ausgeschnitten und aufgeklebt wurden. Ich überlegte, ob ich eine Ikonographie davon machen sollte, da kam Papa zu mir herüber und strich mit der Hand über meinen Kopf.
"Gut, dass du von all dem nicht so viel mitbekommst", sagte er und ich merkte, dass seine Hände zitterten. Hatte er auch ein kaltes Herz, so wie Mama? Vielleicht würde er dann auch bald nicht mehr da sein?
Plötzlich sprach er so mit mir, wie er oft mit den Patienten in seiner Praxis redet. "Was hast du denn da? Darf ich das mal sehen?"
Ich sah zu, wie er die Bilder nahm, die ich vorgestern gemacht hatte, als Papa die Frau gegenüber besuchte. Ich hatte aufgenommen, wie er mit ihr gerungen hat und mich dabei gefragt, ob sie die neue Mama wird. Dann war nur das Zimmer zu sehen gewesen, was Cohen zu langweilig fand. Doch wie Papa aus dem Fenster geklettert und der andere Mann geschrieen hatte, hatte der Dämon begeistert kommentiert und wie besessen gemalt.
"Ich muss nachher noch mal weg." Jetzt klang Papas Stimme schon wieder anders. Er nahm die Ikonographien mit, aber das machte mir nichts aus. Ich konnte ja neue machen.
Die Akte hatte sich merklich gefüllt. Ikonographien vom Tatort und der Leiche, der Bericht von Jack Narrator, der Bericht der SUSI-Laboranten, die Berichte der Ermittler. Im Grunde waren sie jedoch nicht schlauer als vor zwei Tagen. Reas Vermutung wurde von Jack gestützt, es waren keine verwertbaren Spuren gefunden worden und in der Nachbarschaft war nichts als ein paar unbewiesene Gerüchte zu holen. Kanndra setzte gerade einen Text für die Nachrichtentürme auf, um eins davon bestätigt zu bekommen, da prallte etwas mit hoher Geschwindigkeit an die Wand hinter ihrem Kopf, gefolgt von dem leicht gehässigen Ausruf: "Du hast Poohooost!"
"Wenn ich dich noch mal erwische, Reggie, dann kommst du nicht mehr so gimpflich davon wie das letzte Mal!", brüllte der Feldwebel dem sich schnell entfernenden Kichern hinterher. Der Rohrpostdämon hatte wahrscheinlich schon längst durchschaut, dass es nur noch leere Drohungen waren, die Kanndra ausstieß. Sich fest vornehmend, sich nicht mehr durch die frechen Biester ärgern zu lassen, öffnete sie die Rohrpostkapsel und entrollte die Nachricht. Es war eine dieser Meldungen vom Wachetresen, die an RUM und SUSI zugleich gingen. Es war eine Leiche gefunden worden und zwar im gleichen Haus wie vor zwei Tagen. Magane und Kathiopeja mussten wohl ihren Feierabend nach hinten schieben.
Sie waren ihm schon jetzt auf den Fersen. Jede Menge Fragen hatte er beantworten müssen und sogar nach seiner Frau hatten sie ihn gefragt. Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sie erfuhren, dass Cora nie bei ihrer Familie in Sto Lat angekommen war. Und nun hatte er es schon wieder tun müssen. Dieser Werwolf war im Grunde keine schwere Aufgabe gewesen, mit dem Wissen um seine Spezies, das er seit der Behandlung des Zehs von Siebbein hatte und dessen Gier nach dem Geld, dass er nur entsprechend hatte präparieren müssen. Joshua Witschko wischte sich müde durch das Gesicht. Selbst wenn es diesmal keinen Zeugen gab, der ihn ans Messer liefern konnte, er unterschätzte die Stadtwache nicht, so wie es viele seiner Mitbürger taten. Und selbst dem blödesten Wächter musste auffallen, dass es eine Verbindung zwischen den Morden an Iris Fovea und Bulbus Siebbein gab.
Leise öffnete der Arzt die Tür zum Zimmer seines Sohnes und vergewisserte sich, dass dieser in tiefem Schlaf lag. Eine zeitlang sah er ihn zärtlich an, während er versuchte, den Schmerz und die Panik in den Griff zu bekommen. Was sollte aus dem Jungen werden, wenn er verhaftet wurde? Er musste das unbedingt verhindern.
Witschko schlich sich ins Bad und zog sich die mit dem Blut des erpresserischen Nachbarn bespritzten Kleider aus. Und während er zusah, wie das Hemd und die Handschuhe sich im Kamin langsam in Asche verwandelten, kam ihm eine Idee. Sie würde weitere Opfer fordern, doch für Hans war er bereit, sie einzugehen. Sein Blick wanderte zu der Papiertüte, die ein Glasgefäß enthielt. Aber nicht mehr heute nacht...
***Am nächsten Tag***
"Das Opfer ist ein Werwolf. Und der Mörder muss das gewusst haben." Jack Narrator zog mit einer großartigen Geste das Laken zurück und grinste, als Kanndra bei dem Anblick schlucken musste.
"Er hat also diesmal die Nase... entfernt?"
Kathiopeja nickte. "Nachdem er Siebbein anscheinend dazu gebracht hat, Silber zu schlucken."
"Vor allem auf seiner Zunge und in der Speiseröhre fanden sich winzige Reste davon, aber sie haben ausgereicht, um ihn zu töten", unterbrach Jack die Ermittlerin mit einem Misch-dich-nicht-in-meine-Kompetenzen-ein-Blick. "Ausserdem fanden sich an den Händen schwarze Flecken."
Der Gerichtsmediziner hob zur Verdeutlichung eine der Hände der Leiche an.
"Und was heißt das?"
"Sieht so aus, als wären sie mit Silbernitrat in Berührung gekommen."
"Wahrscheinlich hat er etwas mit diesem Silberzeug bestrichenes angefasst und dann die Finger abgeleckt", spekulierte die Klatschianerin auf dem Weg in die Kantine, zu einem längst überfälligen Mittagessen.
"Es scheint fast so", bestätigte Kanndra. "Aber warum hätte er das tun sollen?"
"Die Leiche wurde im Keller des Wohnhauses gefunden. Vielleicht hat er von etwas aus einer Speisekammer genascht?" Die Ermittlerin hörte sich so an, als würde sie selbst nicht an diese Theorie glauben.
"Wie auch immer. Ich werde Ophelia auf dieses Haus ansetzen und Cim bitten, seine Streifen dort zu verstärken." Der Feldwebel nahm sich ein Tablett und sah zu, wie Pit Püreh, einer der Kantinenangestellten der Wache, einen fensterkittartigen Kartoffelbrei auf einen Teller klatschte, ein glibberiges Etwas, das entfernt an ein Spiegelei erinnerte, dazu tat und ihr den Teller auf das Tablett schob. Hastig nahm sie ihr Mittagessen und suchte einen freien Tisch. Während sie auf Kathiopeja wartete, nahm sie die Zeitung, die wohl einer der Wächter dort vergessen hatte und warf einen Blick auf die Schlagzeile.
Das Flammeninferno von Sto KerrigEs war eines dieser Druckerzeugnisse, die mit reißerischen Titeln und vielen Ikonographien die Aufmerksamkeit der Leser auf sich ziehen wollen. Kanndra wollte es schon beiseite legen, da sah sie die etwas kleinere zweite Zeile.
Semaphorenturm abgebrannt - Verbindung nach Quirm unterbrochenVerdammt, dann würde sie wohl auf eine Antwort auf ihre Anfrage warten müssen. Naja, es gab sowieso dringendere Dinge zu erledigen.
[Rea]
Ora Stomia kam von ihrer dreiwöchigen Reise nach Sto Helit zu ihrer Tochter wieder nach Hause. Das große Wohnhaus mit der Praxis von Dr. Witschko im Erdgeschoss wirkte so wie immer. Doch kaum hatte sie die Tür aufgeschlossen, begrüßte sie das Tratschmaul Yersinia Plautzig mit sorgenerfüllter Miene.
"Frau Plautzig, was ist denn passiert?", fragte Stomia, die sich sicher war, dass die Plautzig nur wieder Aufmerksamkeit wollte.
"Die Iris, aus dem dritten Stock... sie ist tot!"
Ora erstarrte. "Wie? Was ist geschehen?"
"Die Wache glaubt sie wurde ermordet. Ist das nicht schrecklich?"
"Weiß Herr Siebbein es schon? Die beiden waren doch eng... befreundet!" Ora konnte es noch immer nicht fassen.
"Ja, nur leider... ist der auch tot. Ermordet."
Erschöpft ließ sich die schon etwas ältere Frau Stomia auf die Stufen nieder. "Unfassbar", murmelte sie. "Unfassbar." Ein Stich fuhr durch ihren Burstkorb, als hätte sich ein Messer hineingebohrt. Ihr Atem wurde flacher.
"Ist etwas?", fragte Frau Plautzig.
"Mein Herz macht mir zu schaffen... Das ist so ein Schock für mich..." Ora seufzte und schüttelte den Kopf. Heute abend würde sie sich wohl ihrer Bar bedienen müssen.
"Jaja, das Herz. Aber warum gehen Sie nicht mal zum Arzt, Frau Nachbarin?" Die olle Plautzig wirkte auf einmal mütterlich fürsorglich. "Der Herr Doktor ist doch sehr kompetent... Und was für einen lieben Sohn er hat, schauen Sie!" Die Plautzig zog einen Umschlag aus den unergründlichen Tiefen ihrer Handtasche in dem einige Ikonographien lagen.
"Der Junge ikonographiert? Er wirkt so... introvertiert, ich habe ihn noch nie ein Wort reden hören..."
Ora Stomia, ihres Zeichens Liebhaberin der gestaltenden Kunst, betrachtete die Bilder. Der Junge hatte einen Sinn für Motive. Das erste Bild war relativ normal, eine Blume im Hinterhof, die sich zwischen ein paar Steinen hindurch quetschte. Er hatte aus nächster Nähe das Bild aufgenommen, als sei er ein Maulwurf, der gerade aus der Erde lugte.
Das zweite Bild zeigte einen Dunghaufen auf der Straße. Er war der einzig klare Gegenstand auf dem Bild. Die Leute herum waren alle verschwommen. Schnell wurde Ora klar, was geschehen war, die Umrisse eines Karrens in der Nähe und die unverkennbare Gestalt des Fleischers Hironimus ließen sie folgern, dass der Ochse der den Karren zog gerade sein Geschäft verrichtet hatte und den Fleischer, der nicht wollte dass seine Kunden durch den Fäkalgestank abgeschreckt wurden, so verärgert hatte.
"Die Botschaft dieses Bildes ist sonnenklar oder?", sagte Frau Plautzig, bübisch grinsend. "Im Grunde genommen regen wir uns andauernd nur über Scheiße auf." Sie kicherte über ihren Witz.
Ora betrachtete das letzte Bild. Wieder der Hinterhof, diesmal in der Nacht. Ein Fenster war erleuchtet, die Blümchenvorhänge wiesen es als Foveas Wohnzimmerfenster aus. Der Rest des Bildes war fast dunkel, nur in einer Ecke lies sich der Schemen eines Mannes erkennen.
"Da weiß ich nicht, was er aufnehmen wollte. Aber das Spiel von Licht und Dunkel ist nicht schlecht.", sagte die Plautzig wichtigtuerisch.
"Schön das du kommen konntest", begrüßte Rea Kanndra in ihrem Büro.
Die Abteilungsleiterin RUM nickte freundlich und setzte sich. "Mir ist zu Ohren gekommen dass du dir die Obduktionsakte von dem toten Werwolf beschafft hast."
"Bulbus Siebbein, ja." Rea deutete auf die dünne Mappe auf ihrem Schreibtisch. "Jack hätte mich deshalb beinahe zerfleischt."
Kanndra sah Rea fragend an. "Was hat Jack damit zu tun? Ich gebe zu, es ist ein RUM-Fall und ich frage mich was du da noch großartig ermitteln möchtest, aber..."
Rea lächelte unschuldig. Sie nahm es Kanndra nicht übel, dass sie den Fall für sich beanspruchte, sie selbst versuchte auch, soviele Fälle wie möglich für SEALS zu organisieren. Aber hier hielt sie die Zusammenarbeit der Abteilungen für wichtiger: "Zum einen sind beide Leichen in einem Bezirk gefunden worden, den ich sehr gut kenne. Die Leute kennen mich dort und ich kenne die Leute - das macht einen guten SEAL aus, mit den Bürgern in Kontakt zu stehen..."
Kanndra nickte und Rea fuhr fort. "Des weiteren habe ich den Fall entdeckt und würde doch gerne wissen wie es weiter geht..." Sie nahm die Akte hoch und öffnete sie. Nach kurzem Blättern zeigte sie eine Ikonographie des halb verstümmelten Gesichtes Bulbus Siebbeins.
Kanndra wandte angewidert den Blick ab, tatsächlich war es ein ekelhafter Anblick. "Was willst du mir damit zeigen? Dass man seine Nase entfernt hat?"
"Ich möchte Jack ungern in seiner Arbeit kritisieren, aber entweder er hat sich für eine kleine Besonderheit nicht interessiert oder einfach angenommen, du würdest das schon wissen... es fehlt nicht nur die Nase an sich..."
Rea deutete auf eine Gegend, die für Laien einfach nur wie rotes Stück Fleisch wirken musste. "Der Geruchsapparat im oberen Nasengang wurde auch entfernt."
"Und das ist wichtig?", fragte Kanndra, die wusste, dass es wichtig sein musste, wenn Rea es ihr sagte, den Gesprächsvorgang aber gerne beschleunigt hätte.
"Jepp, Feldwebel, es ist wichtig. Die meisten Leute glauben sie riechen mit der Nase und die Nase ist das Ding in der Mitte ihres Gesichtes. Aber die Nase reicht viel weiter, der eigentliche Geruchssinn ist etwa in Höhe der Nasenwurzel, aber einige Zentimeter im Kopf. Das ist medizinische Fachkenntnis."
"Du meinst also, es war ein Arzt.", stellte Kanndra fest und fragte sich wirklich, warum sie ihrer ehemaligen Rekruten keine kurze, exakte Ausdrucksweise beigebracht hatte.
"Ja. Auch ein Metzger oder ein Tierarzt hätte die Augen entfernen können - wobei bestimmt ein Anästhetikum verwendet wurde... aber die Gewebsproben sind immer noch im Labor... Äh, ja... Also jemand der so gründlich ist, dass er den Geruchssinn an sich entfernt, der muss verinnerlicht haben wo dieser sitzt. Hier ist eine Liste von drei Ärzten in der Umgebung der beiden Opfer." Rea schob eine Liste herüber.
Immerhin war Rea gründlich, daran gab es keinen Zweifel. "Hmmm... "Dr. Töte-alle-Ungläubigen Wahn... das wäre jetzt erstmal mein Favorit", sagte Kanndra und grinste.
"Ein anerkannter Arzt der Chirurgie nur eine Straße weiter. Stammt aus Omnien, das darf man ihm nicht übel nehmen."
"Ist ja gut. Es gibt ja auch kein Motiv, noch nicht. Nur weil man es kann muss man ja keine Leute töten."
Rea nickte. "Am besten schickst du ein paar Ermittler hin und lässt sie mal rumschnüffeln. Ich wäre froh, wenn du mich auf dem Laufenden hieltest."
"Einverstanden, ich schicke sofort meine Leute los. Bis später."
Ora saß im Wartezimmer von Doktor Witschko. Sie wartete schon eine ganze Weile, denn vor ihr waren fast 20 Patienten gewesen. Doch nun war sie die nächste. Sie hatte sich gewundert, warum Frau Witschko nicht wie sonst hinter dem Empfang saß, um die Patienten zu begrüßen und das Wichtigste bereits aufzuschreiben. Heute saß ein junges Ding von gerade mal 20 Jahren dort, die mit jedem neuen Patienten unfreundlicher wurde. Auf die Frage, wo Frau Witschko sei, hatte sie nur mit einem Schulterzucken geantwortet.
Die Untersuchung verlief normal. Dr. Witschko lauschte mit einem Hörrohr an ihrer Brust und setzte dann eine sorgenvolle Miene auf. "Meine liebe Frau Stomia, rauchen Sie immer noch soviel?"
Stomia schüttelte energisch den Kopf. "Seit mein Mann tot ist habe ich nicht einen Zigarillo geraucht. Überhaupt habe ich selbst vorher nur ab und an mal einen geraucht."
"Aber ihr Mann..."
"Hat viel geraucht. Ja. 5 Zigaretten oder so am Tag, aber das geht mich doch nichts an."
Witschko schüttelte den Kopf und lächelte. "Doch doch, das geht Sie etwas an. Wie lange ist er jetzt tot?"
"Ein halbes Jahr, der gute Aureus... Die Götter mögen ihn seelig haben."
"Mein tiefes Beileid... Kein Wunder, dass Ihr Herz schwer ist. Haben Sie viel Stress?"
Ora lachte. "Nein, nein. Nur als ich heute erfuhr, dass Iris und Bulbus beide tot sind, wo ich doch nur ein paar Wochen weg war... Das war einfach zu viel."
"Wieviel trinken sie normalerweise?", fragte Witschko während er eifrig Notizen machte.
Ora wurde rot. "Normalerweise..." Sie blickte verlegen zu Boden. "Abends ein paar Gläser Sherry, als Schlaftrunk..."
"Mögen Sie Rotwein?"
Die ältere Dame nickte.
"Gut, meine liebe Frau Stomia. Ich verordne Ihnen ein Glas Rotwein jeden Abend. Nicht mehr und nicht weniger. Lassen Sie den Sherry weg. Außerdem sollten sie mindestens fünf Mal die Woche im Hide Park spazieren gehen, ein wenig frische Luft schnappen..." Dr. Witschko dachte kurz nach.
"Außerdem sollten sie jeden Morgen einen Löffel Weidenbaumextrakt zu sich nehmen. Allerdings sollten Sie den vorher mit einer Prise Salz und einem Tropfen Essig vermengen. Hört sich eklig an, hilft aber."
Ora nickte. "Eine Frage hätte ich noch. Wo ist denn ihre Frau?"
"In Sto Lat bei ihrer Mutter. Sie ist vor ein paar Tagen dorthin gefahren. Ihr wurde der Stress hier zuviel. Kann ich sonst noch was für Sie tun?"
Ora schüttelte den Kopf.
Die Überprüfung der Ärzte in der Umgebung hatte nichts gebracht, soviel ließ sich aus der Rohrpost von der RUM-AL entnehmen. Auch die verstärkten Streifen in den Straßen rund um die beiden Morde herum hatte nichts gebracht.
Rea ließ sich in ihren Stuhl fallen und fragte sich, ob sie irgendwas vergessen hatte. Irgendeinen Anhaltspunkt musste es doch geben... Es klopfte.
"Ja, Anette, ich weiß dass wir bald auf Streife müssen", rief Rea durch die Tür, die sich schließlich ohne ein "Herein" öffnete. "Jajaja, stürmt nur alle mein Büro, was willst du Oldas?"
Der Zwerg salutierte. "Ich habe eben meine Streife in der Mormiusstraße absolviert..."
"Jaa....?"
"Und eine Frau hat mir diesen Brief gegeben, ich solle den Brief dir geben. Nur dir, das hat sie betont..."
"Und wie hieß die Frau?", fragte Rea.
"Ich, ich weiß nicht... Sie hatte Angst. Vielleicht steht's im Brief?"
Rea nahm den Brief an sich, öffnete ihn und las.
Ich habe Beweise gegen den Mörder von Iris Fovea und Bulbus Siebbein. Kommen Sie um 22:00 in die galante Straße, in die Taverne zum sprechenden Hund. Kommen Sie allein und in zivil.
Rea seufzte. Es war die Handschrift einer alten Dame, das stand fest. Schwungvolle Kalligraphie, mit Strichen über den Us. Die galante Straße war weit von der Mormiusstraße entfernt und gehörte auch zu keiner der SEALS Routen, was bedeutete, dass die Leute Rea dort nicht kannten. Ob die Dame das wusste?
"Oldas", fragte Rea.
Der Zwerg salutierte wieder.
"Geh bitte zu Anette und sag ihr das sie heute abend nicht auf Streife muss. Sie soll stattdessen Gardinen für den Pausenraum nähen, es stört mich wenn alle Welt zuschauen kann wie wir unsere Schicht mit Kaffee wegtrinken."
"Aye, Ma'am!"
Die Kneipe war verraucht und stickig. Man konnte kaum die eigene Hand vor Augen sehen und Rea brauchte eine Weile bis sie die einsame, alte Dame entdeckte, die so gar nicht ins Ambiente passte, mit ihren Spitzenhandschuhen und der eleganten Hochsteckfrisur.
"Sie sind Frau Stomia, richtig?"
"Woher wussten Sie, dass ich es bin?", fragte Frau Stomia.
"Trauen Sie dem Kerl etwa Kalligraphie zu?", fragte Rea und deutete auf einen etwa dreißigjährigen Mann der gerade unter dem Gejohle seiner Freunde einen Bierhumpen in einem Zug leerte.
Frau Stomia lächelte. "Sie sind ein kluges Mädchen, das wusste ich doch."
"Anscheinend nicht so klug wie Sie. Was ist uns entgangen das Sie wissen?"
"Wussten Sie, dass Dr. Witschko eine Frau hat?"
Rea nickte. Der Arzt war ihr bekannt, aber seine nette, zuvorkommende Frau hatte ein klareres Bild in ihrem Gedächtnis hinterlassen.
"Wo ist sie jetzt?", fragte Frau Stomia, überlegen lächelnd.
"Laut den Berichten die ich gelesen habe ist sie in Sto Lat..."
"Ist sie nicht. Ich war die letzten drei Wochen dort und ich hätte sie dort treffen müssen. Am letzten Abend noch habe ich ihre Mutter dort besucht, sie ist ungefähr in meinem Alter und wir verstehen uns sehr gut. Sie hätte mir gesagt, dass ihre Tochter dort ist, immerhin soll sie laut Dr. Witschko seit fünf Tagen dort sein."
"Hmmm... vielleicht gab es Eheprobleme?"
"Cora hätte nie ihren Sohn alleine gelassen. Da bin ich mir sicher."
"Gut, was denken Sie?"
"Ich, ich glaube Witschko hat seine Frau umgebracht, Iris hat es gesehen und musste auch dran glauben... und Bulbus, nun... Iris hat ihm vielleicht gesagt, was sie wusste."
Oder gerochen, dachte Rea. "Warum glauben Sie Iris hätte es gesehen?"
Ora schob Rea einen Briefumschlag zu. Eine Ikonographie war darin. Ein erleuchtetes Fenster mit Blümchenvorhängen, rechts in der Ecke. Links unten die schwach leuchteten Konturen eines Menschens.
"Schauen Sie genauer...", bat Frau Stomia.
Rea kniff die Augen zusammen, Das schummrige Licht der Kneipe half ihr kaum dabei den Umriss eines weiteren Objektes zu erkennen. Es war unförmig und wurde von der Person gezogen.
[Kanndra]
Ophelia, die bei ihrer Vorstellungsrunde als "neue Nachbarin" einfach an die nächstbeste Tür geklopft hatte, war nach einer halben Stunde bereits über sämtliche kleinen und großen Begebenheiten und über alle Gerüchte, die es über die Hausgemeinschaft zu erfahren gab, informiert. Nachdem Yersinia Plautzig sich kurz darüber gewundert hatte, dass die Wohnung der "armen, armen Iris" bereits schon wieder vermietet worden war, war sie in einen schier endlos scheinenden Monolog über die Bewohner, den Vermieter und die Nachbarschaft eingestiegen. So beschränkte sich die Verdeckte Ermittlerin darauf, vorsichtig an dem harten Keks zu knabbern, den Frau Plautzig ihr aufgedrängt hatte, ab und zu zu nicken und den kleinen Jungen zu mustern, der ihr ungewöhnlich still für Kinder in seinem Alter vorkam. Wahrscheinlich hatte er es nicht leicht bei so einer schwatzhaften Mutter überhaupt mal ein Wort zu äußern, dachte Ophelia und tadelte sich gleich wieder dafür.
"Sie haben aber einen netten Sohn", gelang es ihr in einer Atempause ihrer Gastgeberin einzuwerfen. Selbst bei diesen Worten sah der Junge nicht auf, sondern sortierte weiter kleine, bunte Bilder. Immer wieder neu, wie Ophelia schon aufgefallen war.
Yersinia schüttelte den Kopf. "Das ist nicht meiner. Hans ist der Kleine von Cora und Dr. Witschko. Der muss immer so viel arbeiten und da hole ich mir den Jungen oft rüber, jetzt wo Cora nicht da ist. Wissen Sie, er spricht ja nicht viel, Hans, meine ich, aber er ist wirklich goldig, finden Sie nicht? Und so begabt, er macht richtig gute Bilder. Willst du der netten Tante nicht mal deine Ikonographien zeigen, Hans?"
Auch darauf erfolgte keine Reaktion, doch Frau Plautzig schien das zu kennen, denn sie ging unablässig weiter plaudernd zu dem Jungen hinüber und nahm ihm die Bilder einfach aus der Hand.
"Hier schauen Sie. Ist das nicht eine schöne Aufnahme vom Himmel? Und hier... da ist dein Vater wohl über der Arbeit eingeschlafen, was Junge?" Sie lachte kurz auf und Ophelia, die sich gewundert hatte, dass Hans einfach nur auf den Boden starrte, statt zu protestieren, lenkte ihren Blick ebenfalls auf die Ikonographie. Sie zeigte einen mittelalten Mann, der offensichtlich an seinem Tisch eingeschlafen war, den Arm um ein Gefäß mit scheußlich rotem Inhalt gelegt. Die Wächterin schauderte. Sie konnte nicht genau erkennen, um was es sich handelte, das in dem Glas schwamm, aber das wollte sie auch gar nicht. Trotzdem... war der Name Dr. Witschko nicht als Verdächtiger in den Mordfällen genannt worden? Vielleicht war das Bild wichtig für die Ermittlungen. Dass die Geschichte, die sich aus der Verbindung dieses Gedankens und dem Anblick auf der Ikonographie fast automatisch in ihrer Phantasie entwickelte ausnahmsweise gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt lag, konnte Ophelia nicht ahnen.
"Verdammt", fluchte Kanndra, als sie die Semaphorennachricht las, die gerade hereingekommen war. Schnell schlug sie die Akte auf und las nach, was die Ermittler über Dr. Witschko, seine Frau und ihren angeblichen Aufenthaltsort herausgefunden hatten. Wie es aussah, hatte er zumindest was diesen letzten Punkt betraf, gelogen. Das und die Tatsache, dass er Arzt war machte ihn zu ihrem Hauptverdächtigen Nr. 1. Sie hatten einfach keinen besseren.
Eigentlich hatte sie vor, Ilona zu beauftragen, Ophelia die Information zukommen zu lassen, doch gerade als sie den kurzen Weg zu RUM 6 einschlagen wollte, kam Rea die Treppe herauf.
"Zu dir wollte ich gerade", rief die Vektorin etwas ausser Atem. Sie wedelte mit einer Ikonographie vor Kanndras Nase herum. "Schau dir das an. Wir müssen sofort dort graben. Ich wette, dieser Witschko hat seine Frau im Hof verscharrt."
"Moment. Viel zu erkennen ist dort ja nicht. Woher willst du wissen, dass das der Arzt ist?"
"Wenn wir die Leiche wirklich dort finden, dann reicht das locker für einen Durchsuchungsbefehl für Witschkos Wohnung und Praxis. Und da wird sich dann schon ein Beweis finden. Ausserdem habe ich noch eine Zeugin. Sie hat ausgesagt, dass Cora Witschko auf keinen Fall in Sto Lat ist..."
"Das habe ich auch gerade durch den Klacker erfahren."
"Siehst du. Und ehrlich gesagt, habe ich Angst um die Zeugin. Wenn wir nicht bald was unternehmen, liegt sie vielleicht als Nächste auf Jacks Tisch."
"Bist du sicher?"
"Nein", gab Rea zu. "Aber möchtest du das Risiko eingehen?"
Nachdenklich nickte die Gennuanerin. "Na gut. Aber es ist stockdunkel. Wollen wir nicht wenigstens bis morgen..."
"Morgen könnte es bereits zu spät sein."
"Ok, schon gut. Sieh zu, wen du auftreiben kannst, wir treffen uns in zehn Minuten vorm Stall."
Graben, dachte Ora Stomia. Sie hatte schon den ganzen Tag daran gedacht, seit sie die Ikonographie gesehen hatte. Wenn man im Hof suchen würde, vielleicht hatte man dann Gewissheit. Gewissheit, was mit Cora geschehen war und Gewissheit, dass Dr. Witschko es getan hatte. Dann konnte man ihm sicher auch die Morde an Siebbein und Iris nachweisen. Nachdenklich bohrte sie ihre Schuhspitze in die Erde. Gleich neben einem jungen Busch, der hier noch nicht gestanden hatte, als sie zu ihrer Tochter aufgebrochen war. Dann bückte sie sich, um das Loch wieder zu füllen. Das war nicht ihre Aufgabe. Sie hatte der Wächterin berichtet, was sie wusste und ahnte und die würde sich um alles weitere kümmern. Sie hatte versprochen, so schnell wie möglich nachzuschauen.
"Was tun Sie denn da, Frau Stomia?"
Wie aus der Dunkelheit gewachsen, stand plötzlich Dr. Witschko hinter ihr. Mißtrauisch beäugte er ihre erdigen Fingerspitzen.
"Ich... äh.. ich habe nur etwas verloren. Meine... meinen... äh..." Sie sah ihm an, dass ihr ungeschicktes Lügen keinen Eindruck auf ihn machte und etwas in ihr sträubte sich auch dagegen. Sie wollte nicht länger wie die Katze um den heißen Brei schleichen.
"Sie waren es, stimmts? Sie haben Cora umgebracht und sie dann wie einen Straßenköter verscharrt!" Anklagend zeigte ihr Finger auf die aufgewühlte Erde.
Joshua Witschkos Gesicht verzerrte sich vor Wut. Ora glaubte, aber auch eine Spur von Schmerz zu erkennen. Hatte sie ihm vielleicht doch Unrecht getan?
Er fing nicht an zu schreien oder sie zu beschuldigen. Seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern als er sagte: "Die Zunge ist ein wahres Meisterwerk. Durch sie erhält unsere Nahrung erst Geschmack. Sie gibt aber auch unseren Wörtern Gestalt und deshalb kann man sie auch mißbrauchen. Zum Beispiel, um häßliche Lügen in die Welt zu setzen."
Jetzt hatte Frau Stomia Angst.
"Ich verstehe nicht, warum das nicht ein paar Rekruten hätten erledigen können", murrte Kathiopeja, als der kleine Trupp Wächter vom Karren kletterte, ausgerüstet mit drei rostigen Spaten und zwei Lampen gegen die Dunkelheit. "Oder die von SUSI."
"Frau Ermittlerin ist sich wohl zu schade für die Drecksarbeit", spottete Oldas. "Wir SEALS..."
Kanndra war gleich nach der Ankunft im Durchgang, der die beiden Wohnhäuser in der Mormiusstraße miteinander verband und zu dem gemeinsamen Hof führte, verschwunden. Er unterbrach sich, als sie wieder auftauchte.
"Alle halten ihre Waffen bereit und folgen mir so leise wie möglich", drängte sie. "Es sieht aus, als hätten wir jemanden auf frischer Tat ertappt."
Ihre Ankunft blieb dennoch nicht unbemerkt in dem kleinen Hof. Im Näherkommen konnten sie erkennen, dass es sich tatsächlich um den Arzt handelte, der über einer Leiche gekauert hatte.
Er stand auf und hob langsam die Hände, als er sah, dass die Wächter in der Überzahl und bewaffnet waren. "Es ist nicht so wie es aussieht", behauptete er. "Ich habe sie gefunden und wollte ihr helfen."
"Indem Sie ihr die Zunge rausschneiden?", fragte Kathiopeja sarkastisch. "Wirklich sehr nett."
"Lassen Sie das Messer fallen!", forderte Kanndra ihn auf. Er blickte zu dem blutigen Operationsbesteck in seiner Hand, als ob er erst jetzt wahrnahm, dass es da war. Sie sah, wie der Ausdruck in seinen Augen sich änderte, als er merkte, dass seinen Behauptungen kein Glauben geschenkt wurde.
"Vorsicht", warnte sie ihre Kollegen, doch es war zu spät. Mit einem kurzen Spurt brachte er sich in die Sicherheit des Hauses. Offensichtlich war die Hintertür nicht abgeschlossen gewesen.
"Los, hinterher. Aber passt auf! Er ist gefährlich", befahl Kanndra ihrer kleinen Truppe und wünschte sich, sie bestünde aus FROGs.
Die Wohnung war ungewohnt und sie fühlte sich nicht recht wohl dort. Außerdem hielt sie die Frage wach, wie sie an die Ikonographie kommen sollte. Sie dem Jungen einfach wegzunehmen wie diese Frau Plautzig erschien ihr zu unhöflich. Konnte man ihr das nicht sogar als Diebstahl auslegen? Andererseits konnte sie auch nicht danach fragen, denn ihr wollte kein harmloser Grund einfallen, warum sie ein Bild von Dr. Witschko besitzen wollte.
Ophelias rastloser Weg führte sie an das Fenster zum Hof, wo ein ein kurzes Aufblitzen von etwas Metallischem ihre Aufmerksamkeit gefangen nahm. Sie kniff die Augen zusammen und konnte, kaum beleuchtet von dem Licht, das aus den Fenstern der beiden Häuser schien, einige Personen erkennen, die dicht zusammen standen. Helles Haar schimmerte und Ophelia musste an ihre Kollegin aus Klatsch denken. Wieder blinkte es kurz auf, als Metall in einen Lichtstrahl geriet und die Verdeckte Ermittlerin konnte einen Zwerg ausmachen, dessen Axtscheide die Ursache des Blinkens gewesen war. Plötzlich kam Bewegung in die Gruppe, als eine Person in das gegenüberliegende Haus stürzte. Die anderen folgten ihm hastig, aber mit einer gewissen Vorsicht, wie es ihr schien. Durch die Beleuchtung im Inneren des Hauses konnte Ophelia tatsächlich Kathiopeja ausmachen. Und war das nicht sogar ihre Abteilungsleiterin gewesen? Ausserdem hatten die Wächter ihre Waffen gezogen. Eine Verfolgungsjagd! Wie aufregend! Sie überlegte kurz, ob sie sich anschließen sollte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Sie wäre ihren Kollegen sicher keine große Hilfe dabei, sondern würde nur ihre Tarnung gefährden. Ausserdem hatte sie hier einen ausgezeichneten Ausblick. Schnell löschte sie ihr eigenes Licht. Als sie an das Fenster zurückkehrte, blitzte es plötzlich von irgendwoher. Es würde doch jetzt kein Gewitter aufziehen? Der Tag war angenehm warm, aber nicht schwül gewesen und die Sterne am Himmel waren zahlreich zu erkennen. So zahlreich, dass die Wächterin sogar einen dunklen Fleck ausmachen konnte, der sich zu bewegen schien, als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Um Himmels Willen! Da war jemand auf dem Dach gegenüber! Gleichzeitig neugierig wie entsetzt, drückte Ophelia sich noch näher an das Fenster heran. Der für eine Person seltsam unförmig wirkende Umriss balancierte über den First, verschwand kurz hinter einem Schornstein und schien dann nach etwas zu greifen, das sich unterhalb von ihr befand. Jetzt teilte sich der Fleck und wurde zu einer großen und einer kleinen Person, die wohl zuerst getragen und nun abgesetzt worden war.
Ein zweiter dunkler Fleck tauchte auf und ein Ruf, dessen Worte sie nicht verstehen konnte, durchbrach die Nacht. Die erste Person, von dem sie nun annahm, dass es sich um Dr. Witschko handelte, ließ sich davon nicht beirren, sondern versuchte nun, das Dach eines Vorbaus zu erreichen. Mit den Händen an eine Dachkante geklammert, tastete er mit dem Fuß ins Leere, während der erste Wächter sich auf ihn zu bewegte und der zweite auf dem Dach erschien. Mit angehaltenem Atem verfolgte die Verdeckte Ermittlerin das Geschehen. Gerade hatte die Fußspitze des Verfolgten einen Halt gefunden und er begonnen, sein Gewicht zu verlagern, als es erneut blitzte. Diesmal konnte Ophelia den Blitz identifizieren. Er kam von dem Jungen und seinem Ikonographen und er kostete seinem Vater das Leben. Witschko stürzte zehn Meter in die Tiefe.
***
Viele Leute liefen hin und her und ich machte ab und zu ein Bild davon. Frau Plautzig war auch da gewesen, hatte auf mich eingeredet und mir dabei über die Haare gestrichen, wie sie es immer machte. Manche Leute taten das bei mir. Vielleicht wollten sie auch solche Haare, obwohl sie doch meistens selber welche hatten.
Die dunkle Frau stand plötzlich vor mir und ich machte auch von ihr eine Ikonographie, von ihren aufgerissenen Augen und dem Mund, der merkwürdig zuckte. Ob sie wohl auch krank war mit ihrer Haut? Papa hätte sie wieder gesund machen können.
"Hihi, ganz schön verkohlt die Kleine", war Cohens Kommentar, während er eifrig malte. "Und ich glaub', es gibt gute Nachrichten."
Ich wußte nicht, was er meinte. Die Frau beugte sich zu mir runter und machte komische Geräusche mit dem Hals.
"Hallo äh... Hans. Deine Nachbarin, die Frau Plautzig, du erinnerst dich doch an sie? Naja, jedenfalls hat sie vorgeschlagen, dass du doch bei ihrer Nichte und ihrem Mann wohnen könntest. Die beiden freuen sich auch schon ganz doll auf dich und der Mann stellt Ikonographen her. Also so etwas, was du da hast. Ähmm...ja. Also was hältst du davon?"
Ich hatte gerade Lust meine Beine baumeln zu lassen, also tat ich das. Warum mussten die Leute immer so viel reden? Die Frau hatte endlich aufgehört und schaute mich an. Die Salamander, die ich vor ein paar Tagen von Papa zum Geburtstag bekommen hatte, regten sich in ihrer Box und ich nahm etwas von ihrem Futter aus meiner Tasche und gab es ihnen.
"Meine Kollegin, die Rea, hat versprochen, dass sie dich ab und zu besucht und wenn es dir bei den Leuten nicht gefällt, dann sagst du es ihr einfach und dann finden wir etwas anderes für dich, ok?"
Cohen hatte seine Klappe geöffnet, um eine Zigarettenpause einzulegen.
"Ich glaube, das geht in Ordnung, Süße", sagte er.
Die Frau runzelte die Stirn und sah mich wieder an. Dann nickte sie.
"Gut. Ich hoffe, du hast ein schönes Zuhause dort und kannst das... Alles vergessen."
Ich vergesse selten etwas, aber das brauchte ich der Frau ja nicht zu sagen.
[1] Zur Erläuterung: Hans leidet unter einer Form des Autismus, die erstmals von dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger beschrieben wurde und nach ihm Asperger-Syndrom benannt ist. Es zeichnet sich u.a. durch eingegrenzte Interessen (wobei der Tätigkeit kaum Bedeutung beigemessen wird), soziale Beeinträchtigungen und Probleme in sprachlicher und nonverbaler Kommunikation aus. Asperger wäre dieses Jahr übrigens 100 Jahre alt geworden. - Kanndra
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