Die Zaubertröte

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von Chief-Korporal Rea Dubiata (SEALS), Korporal Laiza Harmonie (SUSI)
Online seit 01. 11. 2006
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 Außerdem kommt vor: Ruppert von Himmelfleck

Ein rätselhafter Todesfall ereignet sich in Ankh-Morpork. Nach dem Besuch einer Oper stirbt ein Mann aus ungeklärten Gründen... aber da gibt es noch eine seltsame, schwarze Flüssigkeit...

Dafür vergebene Note: 11

Diese Single spielt im Winter letzten Jahres, bevor Rea zu SEALS kam oder Sillybos SUSI-AL wurde.


Laiza

Langsam fing das Titelblatt der gestrigen Ankh-Morpork Times an zu kokeln, denn es hatte nicht gelernt sich gegen den heißen Atem eines Sumpfdrachen zu schützen. Langsam wanderte die Glut über den großen Schriftzug der Zeitung bis hin zu einem mittelgroßen Bericht auf der rechten Seite. Auf einem dazugehörigen Foto sah man die Bühne der Oper mit einer Tonne von Frau. Sie hatte eine riesige fürchterliche Hochsteckfrisur und steckte mit ihren überdimensionalen Rundungen in einem engen langen Kleid. Über dem Bild prangte die Überschrift "Die Zaubertröte verzaubert sein Publikum?!" doch auch vor Bild und Überschrift machte die Glut keinen halt.
Auf dem Fenstersims saß eine weiße Katze und hatte das Schauspiel der wachsenden Flamme beobachtet, doch nun trat sie vorsichtig durch das geöffnete Fenster in die kleine Küche ein.
Zeitung und Drache lagen neben dem kleinen Holztisch, auf dem noch die Reste des Frühstücks standen und ein kleiner Strauß Blumen in einem metallenen Eimerchen. Mit einem Satz war die Katze von der kleinen Anrichte unter dem Fenster hinüber zum Tisch gesprungen.
Inzwischen hatte sich die Flamme schon fast der ganzen Zeitung bemessen, das weiße Tier schien nicht lange zu zögern und drückte mit einer Pfote die Blumenvase zur Tischkante und von da hinunter auf das brennende Papier.

Der Lärm, den der aufprallende Eimer verursachte, riss Laiza im Nebenzimmer aus einer tiefen Trance. Einige Augenblicke lang fragte sie sich wo sie war, doch dann erkannte sie ihr leer stehendes Wohnzimmer wieder. Sie starrte in die Flammen der herumstehenden Kerzen, die flackerten obwohl sich kein Lüftchen rührte.
Die junge Frau stand auf, griff nach der Wolldecke auf der sie gehockt hatte und legte sie sich wärmend über die Schulter.
Mit der Frage, was sie so gestört hatte, wanderte sie langsam durch die Wohnung.
Das eigentümliche Zischeln, das sie von ihrem Sumpfdrachen kannte, war aus der Küche zu hören. Generell war er in den meisten Fällen die Quelle der Störung. Darauf folgte ein giftiges Fauchen.


Das Zeitungspapier knisterte laut in seinen Händen, so wie es immer war, wenn es um einen herum totenstill war. Doch in diesem Fall war es nicht sonderlich schlimm, denn die Stille resultierte daher, das niemand anderes in der Oper war, als Mulda Fuxstein. Irgendwer hatte sie in der Requisite liegen gelassen, in der Mulda momentan auf einer alten Decke schlief.
Mehr hatte er nicht... wie es eben war wenn man keine Arbeit hatte ... nun, im Augenblick hatte er Arbeit, als Kellner und Requisitenträger während des neuen Opernstücks.
Und genau über diese Oper hielt er gerade einen Zeitungsausschnitt in der Hand, zu dem vor allem ein recht großes Bild gehörte. Mulda hätte nie gedacht, dass man auf einer Ikonographie dermaßen fett aussehen konnte. Er gab zu, Madame Luvrie, die Diva der Oper Die Zaubertröte, war nicht gerade der schlankste Mensch der Scheibe, doch das Foto war eindeutig unvorteilhaft erstellt worden. Dadurch schien es ein wenig den Inhalt des Artikels zu unterstreichen, der die Oper nach der Premiere am vergangenen Abend nicht sonderlich rühmte.
Der erhoffte Erfolg von Manuel Schikanes Zaubertröte, der sich schon nach der Premiere zeigen sollte blieb aus und das hieß dass es nicht lange dauern würde, bis das Opernhaus für ein erfolgreicheres Stück geräumt würde. Vielleicht aus dem Achatenen Reich oder Klatsch. Etwas Modernes mit viel Kultur.
Mulda war der guten Hoffnung, dass es noch einige Wochen und Monate dauern würde, bevor das Stück abgesetzt würde. Solang konnte er sich eines Arbeits- und Schlafplatzes sicher sein.
Er hatte nicht wirklich Ahnung von Opern, aber ihm hatte sie recht gut gefallen. Abgesehen von dieser langen, langen Arie die Madame Luvrie zum Ende der Oper schrill gesungen hatte.


Anmutig saß die weiße Katze auf Laizas Tisch. Der Blick des Lance-Korporals wanderte von dem offenen Fenster zum Tier und wieder zurück. Sie wusste genau, dass sie dieses Fenster nicht geöffnet hatte. Bevor sie es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatte, prasselte der Regen auf die Dächer der Stadt nieder.
Und dann erkannte sie ihn wieder. Das Halsband mit der glitzernden Kugel identifizierte ihn als das Haustier eines Mordopfers. Es war schon recht lange her, beinahe ein halbes Jahr und so dauerte es etwas länger bis ihr der Name wieder ein viel: Wendelina Kalevala. Das erste gefundene Selbstentzündungsopfer im Fall Henry Bokanowsky und deren Kater stand nun vor ihr.

Pontiflix versteckte sich wie ein Angsthase hinter Laizas Füßen, während diese das Chaos aus Zeitung, zerbeultem Eimer, Blumen, Wasser und Asche begutachtete.
"Was ist hier passiert?" fragte sie obwohl sie natürlich wusste, dass sie keine Antwort zu erwarten hatte. Während der Kater anmutig sitzen blieb schien es für den Sumpfdrachen genau der richtige Zeitpunkt zu sein um das Weite zu suchen. Seine Krallen kratzten leise über die Holzdielen, als er ins Schlafzimmer flüchtete.
Laiza blickte den Kater erwartungsvoll an.
"Ob du Fenster öffnen kannst? Von außen?"
Was tat sie da? Sie sprach mit einer Katze! Das lag sicher an der Seance, die sie so jäh unterbrochen hatte. Sie versuchte sich daran zu erinnern was sie getan hatte.
Der Kater blieb herrschaftlich sitzen, während Laiza an einem Schrank gelehnt tief in ihre Gedanken versunken war.
"Genau!", rief sie plötzlich aus und unweigerlich zuckte der Kater vor Schreck zusammen. Laiza wanderte von einer Ecke zur anderen, wie in einer Trance. "Der selbe Geist..."


Diese Kopfschmerzen! Oh wie er sie hasste!
Mulda lag auf seiner abgenutzten Decke in der Requisite, vor Schmerzen zu einem kleinen Häufchen Mensch zusammen gekrümmt. Sie sagten irgendetwas, die Stimmen in seinem Kopf. Leise hörte er sie durch die Kopfschmerzen hindurch nuscheln. Aber er verstand sie nicht, er wollte sie nicht verstehen! Wieso hörte nicht endlich alles auf!
Wie sollte er in diesem Zustand bloß arbeiten? In wenigen Stunden begann die erste Vorstellung des Tages und dann musste er fit sein. Mühsam erhob Mulda sich und schleppte sich aus der Requisite, durch diverse Türen, bis er in der Waschküche stand. Es roch nach Seife und feuchtem Holz. Ein Waschtrog schien mit relativ frischem Wasser gefüllt zu sein und nach einer kurzen Temperaturprobe mit den Fingerspitzen versenkte er seinen Kopf in dem Gefäß.

Rea

Aliza N. Violetti, 42-jährige Frau von Welt, stand zusammen mit ihrem Mann, Smalte Violetti, vor dem Opernhaus von Ankh-Morpork. Der adrett gekleideten Dame mangelte es nicht an Taktgefühl, als sie, während sie ihre Karten der Platzanweiserin hinhielt, ihren Gatten laut darüber zu informierte, wie schlecht dieses Stück doch sein sollte.
"Aber Darling, die van Dicks waren schon bei der Premiere und sie haben sich fast zu Tode gelangweilt", rief sie, sichtlich empört darüber dass ihr Mann ihr die Schmach antat, ein schlechtes Stück zu sehen. Ihr durch einen wogenden Busen unterstütztes Stimmorgan hallte über den ganzen Platz. "Nur weil du diesen... diesen Schikane vergötterst heißt das doch nicht dass du wirklich alles von ihm gutheißen musst."
"Aliza, Aliza, ich bitte dich", sagte der ältere Mann mit Zylinder und Monokel leise, "du kannst mir doch ab und zu einmal einen Gefallen erweisen. Erst neulich habe ich dir diesen teuren Rubin geschenkt über den du dich so gefreut hast - schenk mir doch heute diesen Opernabend."
"Aber nur, weil du es wünschst, Darling, nur, weil du es wünschst."
Die Violettis schritten Seit an Seit durch den Korridor zu ihrem Balkon mit einem fabelhaften Blick auf die Bühne. Die wohlproportionierte Aliza, die dank ihrer Stöckelschuhe etwa genauso groß war wie ihr Darling, nahm Platz und suchte in ihrer enormen, mit Perlen bestickten Handtasche nach ihrem Opernglas. Ihr Gatte bestellte Sekt und setzte sich dann neben sie. Gut gelaunt nahm er ihre Hand. Sie hatte bereits damit begonnen, die Zuschauer, die sich im unteren Geschoss bei den Parkettplätzen einfanden, durch ihr Opernglas zu beobachten und sie zu kritisieren, wie sie es gerne tat. "Ah, das ist der Herr König mit seiner Frau, an sich anständige Leute, aber das Gewerbe, Darling das Gewerbe. Dieser Mann macht wirklich Du-weißt-schon-was zu Gold!"
Liebevoll tätschelte Smalte seiner Frau die Hand. "Ja, Herzchen, ja... Aber hübsche Töchter hat er, wäre das nicht was für unseren jungen William?"
"William soll erst einmal seine Ausbildung in der Assassinengilde beenden, wir zahlen schließlich genug Geld dafür! Ah - schau, der alte Herr Schmauß und seine Tochter Hildetraud!"
Nach einer Weile wurde Aliza die Beobachtung der anderen Operngäste zu langweilig. Sie hatte, wieder einmal, damit begonnen, jeden der Musiker die den Orchestergraben betrat, aufgrund seines Instruments zu charakterisieren. "Ja, die Tuba, ein kraftvolles Instrument, mit viel Nachdruck, aber man muss es gekonnt einsetzen. Sie kann so unbeherrscht klingen und ja, der Musiker sieht mir auch danach aus... Oh, Darling, sieh da, eine Querflöte. Sie sind so hell und fröhlich, so knabenhaft, ja tatsächlich, der Flötist sieht aus als hätte er den Stimmbruch noch vor sich. Weißt du noch, als William so alt war und er..."
Den Redeschwall seiner Frau war Smalte längst gewöhnt, es machte ihm kaum noch etwas aus. Er hatte ein selektives Gehör entwickelt und sich in sein Schicksal gefügt, alles in allem war sie ihm eine gute Ehefrau und umsorgte ihn seit man bei ihm ein Herzleiden festgestellt hatte, umso mehr. Der Sekt kam und die Vorhänge auf der Bühne öffneten sich.

Mulda hielt sich den schmerzenden Kopf. Warum mussten die Stimmen gerade jetzt zuschlagen? Er musste arbeiten! Wenn er nicht half dann würde man ihn noch bevor das Stück ausgelaufen war vor die Tür setzen. Seine Hände zitterten, noch hatte er ein wenig Zeit, die erste Szene dauerte fast eine halbe Stunde. Er setzte sich auf eine Kiste und versuchte gleichmäßig zu atmen.
"Lauf... lauf... ", wisperten die Stimmen. Es waren ungefähr fünf körperlose Stimmen, die da gerade mit ihm sprachen. "Die Musik... die Musik..."
"Ist etwas nicht in Ordnung, junger Mann?", fragte die Königin der Wacht, der Star der Oper.
"B-Bitte?", Mulda sah Madame Luvrie erschrocken an.
"Sie machen so einen verstörten Eindruck auf mich...", die korpulente Frau lächelte charmant.
"Ach nein, es ist nichts, wirklich", log Mulda und strich sich die fettigen Haare aus dem Gesicht.
"Ich schätze sie haben Angst dass das Stück abgesetzt wird, nicht wahr?", Luvrie klopfte Mulda aufmunternd [1] auf die Schultern.
Mulda nickte, um sich aus der Affäre zu ziehen.
"Glauben sie mir, junger Mann, das wird schon noch. Es dauert manchmal, bis sich Schikanes Opern durchsetzen, ich hab schon in einigen von ihnen gesungen!"
"Da bin ich beruhigt." Mulda rang sich ein Lächeln ab. Die Diva drehte sich um und verschwand in Richtung Maske.

Rea hatte sich gerade über einen Bericht gebeugt, als es klopfte. "Kann man hier eigentlich nie ungestört arbeiten? Von wegen 'ewige Ruhe' - ständig ist was los", murmelte sie halblaut. "Herein wenn's kein Chef ist!", rief sie und stutzte dann, als Laiza, die nun Jack als stellvertretenden Abteilungsleiter abgelöst hatte, eintrat. "Äh, 'schuldigung, Laiza, eine alte Angewohnheit. Ähm, was ist dass da in deinen Armen?"
Laiza grinste ihre Kollegin an. "Das, liebe Rea, ist Sampo."
"Bitte wer?", fragte die Gerichtsmedizinerin - doch Sampo beantwortete diese Frage von selbst. Blitzschnell löste er sich aus Laizas Griff und sprang auf Reas Schreibtisch. Erwartungsvoll blieb er auf dem Bericht sitzen, den der Lance-Korporal gerade bearbeitet hatte und sah sie aus dunkelgrünen Augen an. "Oh, dich kenn ich doch", sagte Rea und streichelte das Tier, "Du bist doch ein kleiner Streuner..."
"Erkennst du das Halsband nicht?", fragte Laiza überrascht. "Ich meine, du hast das damals doch auch gesehen, oder nicht?"
"Das Halsband?" Rea betrachtete die glitzernde Kugel während sie Sampo unter dem Kinn kraulte. "Ist mir schon aufgefallen, aber Kater gehen nun mal gerne auf Wanderschaft. Was ist mit ihm?"
"Er gehörte einem der Opfer Henry Bokanowskis, seinem ersten um genau zu sein. Wendelina Kalevala. Und er hat dich wirklich schon besucht?"
"Wendelina? Ja, den Fall werde ich nicht so schnell vergessen... Und ja, er war schon öfters bei mir, er blieb immer vor der Haustür, weil er Angst vor meinen Ratten hat, aber ich hab ihm ein paar Mal Milch hingestellt."
Laiza überlegte kurz. "Meinst du, er erkennt uns wieder? Der Tod Wendelinas liegt ja nun schon ein paar Monate zurück."
"Kann schon sein." Rea zuckte die Schultern. Sampo hatte inzwischen entschieden, dass er genug gekrault worden war und dass er sich die Räumlichkeiten einmal ansehen sollte. Lässig sprang er auf einen der nahe stehenden Seziertische - ohne die Leiche darauf zu beachten - und kletterte dann auf einen Aktenschrank auf dem ein kleiner Topf mit einem
Usambaraveilchen stand. Neugierig roch er an der Blume und schritt dann auf leisen Pfoten zum Rohrpostfach.
"Komisch, dass er uns beide besucht", sagte Laiza und lächelte. "Ach ja, alles Gute noch mal zu deiner Beförderung, ich muss wieder an die Arbeit - ich kann ihn doch bei dir lassen, oder?"
"Ja, meinetwegen. Ich besorg bei Isis ein wenig Löschsand für ein Katzenklo."

Die Arie der Luvrie war atemberaubend. Sie war nicht nur unglaublich hoch, sie war auch eine perfekte Komposition aus Trillern und Crescendos wie nur Schikane sie schrieb, schloss Smalte Violetti. Seine Frau war nach dem zweiten Akt in ihrem Stuhl eingeschlafen und Smalte hatte die Oper bisher ohne Zwischenfall genießen können. Schließlich, beim zweigestrichenen F erwachte sie und sah ihren Mann ein wenig empört an.
"Darling, warum hast du mich nicht geweckt! Wenn das die Leute sehen."
"Es ist doch dunkel", entgegnete Violetti. "Und nun lass uns den Rest der Oper genießen, ja?"

Laiza

Dank eines klaren Schnapses und mehreren beschwörenden Worten fühlte sich Mulda wieder ein wenig besser. Doch er wusste genau, dass die beschwörenden Sprüche, die er in der Requisite noch gesprochen hatte, nicht sehr stark waren und dass die Stimmen wieder kämen. Er steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund um den schweren Geruch des Schnapses zu übertünchen. Es würde eine schlimme Nacht werden, da war er sich sicher, doch erst mal musste er den Abend überstehen.

Kleider machen Leute, ein Spruch den man überall zu hören bekam und heute Abend in Ankh-Morpork war Mulda Fuxstein das beste Beispiel dafür, das an diesem Spruch etwas Wahres dran war. Der unscheinbare magere Mann trug einen schwarzen Frack, den er von der Oper gestellt bekommen hatte und Sophia, die schüchterne und picklige Visagistin, hatte sein Haar mit Pomade in Form gebracht.
Zu erst war es ihm unangenehm, er fühlte sich wie ein Pinguin in diesem Frack und Mulda war seit je her abgewetzte Kleidung gewohnt.
Wie viele junge Männer hatten sich wohl schon durch diesen Frack verwandelt?
Doch als er zur ersten Pause im Foyer der Oper bereit stand und die Besucher zum Sekt und Essen herausstürmten fühlte er sich alles andere als unangenehm in dem Frack.
Junge Frauen, die das Stück besuchten, schenkten ihm ein Lächeln, als sie an ihm vorbei gingen. Das war noch nie passiert!
Er hatte das Gefühl mit dem Sekttablett durch die Empfangshalle zu schweben, so Glücklich fühlte er sich.

Am nächsten Morgen


Es war gerade Mal ein halbes Jahr her, als Laiza ihre Ausbildung als Okkultismusexpertin abgeschlossen hatte. Damals waren sie noch zu dritt gewesen und Hauptmann Humph MeckDwarf hatte ihnen den Unterricht erteilt.
In der Zwischenzeit hatte sich einiges geändert.
Der junge Lance-Korporal war in der Abteilung GRUND gelandet. Wie es dazu kam war Laiza immer noch unklar, doch es war wohl ein Wink des Schicksals gewesen. Eigentlich war sie immer mit dem Rang des Hauptgefreiten zufrieden gewesen. Man stand nicht ganz unten, aber auch nicht hoch genug um zu viel Verantwortung aufgehalst zu bekommen. Und dann änderte sich auf einmal alles, als ihr die Beförderungsurkunde in die Hände fiel.
Sie, Lance-Korporal. Bei dem Gedanken wie sie sich damals fühlte musste sie nun lächeln. Hatte sie sich damals wirklich so schlecht gefühlt bei dem Gedanken in die nächste Hierarchieebene aufzusteigen?
In der Zeit bei GRUND hatte sie nicht nur Ausbilderin sein müssen, sondern zu gleich Auszubildende. Sie hatte lernen müssen noch mehr Verantwortung zu tragen als sie es als Freiwillige Retterin und GiGa hatte machen müssen. Dazu kam noch, dass sie auch die Hierarchieebenen der Wache von einem anderen Standpunkt betrachten musste. Sie gehörte nun nicht mehr zur Mannschaft, sondern zu den Unteroffizieren.
Die Rekruten, anstrengend und zum Teil schwer zu bändigen hatten ihr dabei tatkräftig unter die Arme gegriffen. Niemand überlebte bei GRUND wenn er nicht die Standpunkte eines jeden in der Wache erkannte und akzeptierte. Das Befehle erteilen war dann nur noch ein kleiner Schritt gewesen.
Und was war nun? Nach nur vier Monaten Kröselstrasse befand sie sich wieder in ihrer Stammabteilung SuSi und nichts ahnend war sie in ihrem Büro verschwunden um den verlassenen und verstaubten Raum ein wenig aufzuräumen. Sie erinnerte sich noch wie Humph ins Büro gestürmt war und ihr mitgeteilt hatte das Jack spurlos verschwunden war [2].
Erst seit ein paar Tagen war sie wieder hier. Nicht nur einfach als Lance-Korporal und als Okkultismusexpertin, nein, sondern Humph hatte ihr auch noch die Verantwortung der stellvertretenden Abteilungsleiterin aufgehalst. Und Jack? Ihm schien es den Umständen entsprechen gut zu gehen.
Verantwortung, wie sie dieses Wort trotz allem hasste! War es nicht genau das Gewesen wovor sie immer weg gelaufen war? Verantwortung!
Ruppert von Himmelfleck riss sie aus den Gedanken.
"Ist die Korrekte Aussprache der latatianischen Wörter von großer Bedeutung?"
Und nun war er noch da und brachte noch mehr Verantwortung für ihre Schultern.
Sie lächelte ihren ehemaligen Rekruten an. Es war ein Lächeln um Zeit zu gewinnen, denn ihre Gedanken hingen noch zu sehr an den Ereignissen der vergangen Monate fest um Schlagfertigkeit zu zeigen.
Die junge Frau blickte vom Werwolf auf das dicke Buch vor ihm auf den Tisch. Erst bei dem Anblick des Wälzers schien ihr klar zu werden warum sie sich hier befand.
"Bedeutung? Wenn du in eine grässliche Kerkerdimension gezogen werden willst... oder noch viel schlimmer eine Kerkerdimension in unserer Welt ...", sie schüttelte den Kopf, "Dann sicher nicht."
Der Gefreite seufzte: "Wo hast du latatianisch gelernt?"
"Meine Eltern schickten mich mit zwölf auf eine Mädchenschule."
"Wo die Mädchen kochen und schneidern lernen?"
"Nein!", sie schob beleidigt die Augenbrauchen zusammen, "Lesen, schreiben und rechnen wird dort weiter gefördert."
"Und was noch?"
"Ich... Erinnere mich nicht mehr so gut an diese Zeit...", entgegnete sie und kramte in ihren Erinnerungen.
"Aber solang kann es doch nicht her sein?"
"Es ist schon ein paar Jahre her. Und nun lerne weiter!"
Der dicke Werwolf seufzte und wendete sich wieder dem Buch zu.
Laiza wollte gerade wieder in Gedanken versinken, als es an der Tür klopfte.
Ein dünner recht großer Mann trat ein und unter dem Helm, der viel zu groß war, erkannte sie Steven Träumer. Er war Obergefreiter und Rechtsexperte bei SEALS und sie kannten sich aus ihrer Rekrutenzeit ehr flüchtig.
Er salutierte und sie erwiderte den Gruß.
"Obergefreiter Träumer, was kann ich denn für dich tun?"
"Ich bin ihr um einen mysteriösen Todesfall zu melden", er kramte einen Zettel hervor, "und zwar in der Toftbogasse 93, drüben in Ankh. Lance-Korporal Dubiata und das Team Tiffany sind schon vor Ort."
Laiza stand auf: "Wer hat den Tod gemeldet?"
"Die Ehefrau des Verstorbenen."
"Gut vielen Dank, ich mach mich sofort auf den Weg."
Steven verließ das Büro und Ruppert stand ebenfalls auf.
"Kommt nicht in Frage", meinte Laiza, "Du lernst brav weiter."
"Aber..."
"Kein Aber", sie griff nach ihrem Umhang und ihrer Umhängetasche, die über den dritten und leeren Schreibtisch im Büro lagen und verließ den Raum.

Als Laiza die Toftbogasse 93 erreichte war auch Tussnelda von Grantick vor Ort. Die Püschologin von RUM saß in der Küche der von Brödels mit eben jener Frau von Brödel und trank eine heiße Tasse Tee.
Ein Hausmädchen hatte ihr die Tür geöffnet und sie in die Küche geführt und war dann spurlos verschwunden.
Die Gefreite stand auf und salutierte.
"Lance-Korporal, Frau von Brödel", sie deutete auf die ältere Dame die zusammengesunken da saß und mit leerem Blick ihre Tasse anstarrte und kam auf das SuSi-Mitglied zu, "Sie hat ihren Mann vor etwa einer Stunde gefunden. Lance-Korporal Dubiata ist drüben in der Wohnstube."
Laiza horchte dem Wispern der Püschologin und ging dann auf den Raum zu, den Tussnelda ihr mit dem Finger deutete.

Vor zwei verschlossenen Flügeltüren am Ende des Ganges blieb sie stehen und schaute sich um. Alles war sehr rustikal eingerichtet, doch deuteten die Möbelstücke mit ihren glänzenden Oberflächen darauf hin, dass sie keineswegs für die Stube einer Bauerfamilie geeignet waren. Sie hörte durch die großen Türen die Stimmen ihrer Kollegen gedämpft diskutieren, vorauf hin Laiza eine der Türen öffnete.
"Da bist du ja endlich", meinte Rea. Die blonde Frau stand neben einem schweren dunklen Ohrensessel, den Laiza nur von hinten sah, nahe einem erloschenen Kamin und schien gerade mit ihrer vorläufigen Arbeit fertig geworden zu sein, denn sie packte schon ihre Utensilien ein.
"Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte", ohne die Frage stellen zu müssen deutete Rea auf den Ohrensessel.
Laiza grüßte zu erst die beiden Tatortwächter Larius de Garde und Lupos Drachenflug, bevor sie um den Sessel herum ging. Die beiden Männer waren noch mit ihrer Spurensuche beschäftigt und ließen sich von der stellvertretenden Abteilungsleiterin nicht stören.
"Er scheint gestern Nacht in diesem Sessel eingeschlafen zu sein", begann die Gerichtsmedizinerin, "Es handelt sich um Gregor von Brödel, sechzig Jahre alt, Kaufmann, vermögend wie du siehst", sie ließ ihre Hand durch den Raum gleiten. Auch hier standen einige Kostbare Möbel herum und die Wände wurden von einer Vielzahl an Gemälden geschmückt. Schwere dunkelgrüne Samtvorhänge schmückten jedes Fenster. Sie waren zur Seite gezogen.
Laiza nickte.
"Zuerst dachte ich", begann Rea wieder, "er sei an einem Herzinfarkt gestorben. Doch dann sah ich seine Ohren."
Laiza begutachtete die Ohren und sah wie aus beiden vertrocknetes Blut geflossen war. Die Rinnsäle waren inzwischen versiegt und das Blut eingetrocknet.
"Viel interessanter ist das schwarze Zeug in den Ohren, ich habe eine Probe genommen und werde dem genauer auf den Grund gehen."
"Gut", Laiza ließ ihren Blick von den Ohren ab und richtete ihn auf den gesamten Leichnam. Er trug einen dunklen Pyjama und einen Morgenmantel. "Wieso saß der Mann ihr? Er macht den Eindruck als wollte er ins Bett gehen."
"Tussnelda kümmert sich gerade um diese und andere Fragen, die Frau ist sehr geschockt."
"Geschockt... verständlich. Und du gehst von keinem natürlichen Tod aus?"

Während er das Gefühl hatte sein Kopf würde zwischen einer Schraubzwinge stecken, versuchten die einsamen und verlorenen Seelen ihn an den Armen vom kalten Steinboden zu ziehen. Doch ihre materiallosen Hände glitten durch ihn hindurch wie ein heißes Messer durch Butter. Machtlos mussten sie zusehen wie ein Fieberkrampf den armen Mulda packte und sich von seiner Kraft nährte.
Niemand kümmerte sich um ihn, denn vor dem frühen Nachmittag würde niemand die Requisite betreten, wo Mulda lag und sich hin und her wand. Allmählich verlor er den Rest seines Verstandes und die Macht über seine Sinne, bis plötzlich alles still um ihn herum war.
Er sah sich, wie schon oft. Doch in diesem Fall war Tod nicht zur Stelle, wartete nicht auf ihn. Ermahnte ihn nicht, schickte ihn nicht zurück in seinen abgewrackten Körper.
War es das nun gewesen? Hatten die wenigen Tabletten, die er nach der Vorstellung geschluckt hatte, ihm den lang ersehnten Wunsch nach dem Ende geschenkt?
Hatte er aufgehört? Aber er hatte es diesmal doch nicht gewollt! Er hatte nur den Wunsch nach einem ruhigen Schlaf, um am nächsten Abend bereit für die nächste Vorstellung zu sein.
Er sah das geisterhafte Band, das ihn mit seinem Körper verband, der immer noch zuckte. Wo war er? Der Tod? Hatte er sich verspätet? Oder müsste Mulda sich noch lange Zeit bei seinem letzten Kampf zusehen?
Mulda sah sich um in der verschwommenen Welt, oder waren es nur seine Augen die da verschwommen blickten?
Dann sah er sie!
Es waren so viele!
Sie umzingelten ihn und schienen alle gemeinsam aus einem Mund zu sprechen.
'Die Prophezeiung ist wahr! Du bist sie und sie ist sie und sie sind sie!'
Er verstand nichts von dem, was sie sagten. Die Seelen kamen auf ihn zu und berührten ihn. Je mehr er sich darauf konzentrierte ihnen zuzuhören, desto weniger verstand er und alles hörte sich nur noch an wie ein einziges Gebrabbel.
Er sah wieder hinunter zu seinem Körper und er hatte aufgehört zu zucken.
"Könntet ihr vielleicht einzeln reden? Ich versteh euch nicht!"
Die schemenhaften Seelen verstummten und blickten sich um, um kurz darauf zurück zu weichen. Mulda blickte in das geisterhafte Gesicht eines alten Mannes. Er war hoch gewachsen und dürr, die Erinnerungen an sein früheres Leben kleideten ihn in einen dunklen Umhang dessen Kapuze mehr schlecht als Recht den Kopf bedeckte. Ein Langer Bart fiel ihm auf die Brust, er war ebenfalls von dunkler Farbe, sein Gesicht war sonnengegerbt und Mulda schätze das Erscheinungsbild auf Mitte Vierzig. Doch seine Augen strahlten ein höheres Alter und Weisheit aus.
'Deine Zeit ist noch nicht gekommen, Muiris Ludan.'
"Man nennt mich Mulda, einfach nur Mulda!"
Der Geist lächelte und hob die Hände: 'Gib Acht auf die Diva, Muiris! Was sie trägt ist gefährlich.'
"Ihr Kleid?"
'Nein du Idiot!' Die Erinnerung sah ihn grimmig an.
"Und was dann?"
'Das Amulett, du Schwachkopf! Es darf nicht in Falsche Hände geraten!'
Der Geist klatschte in seine Hände und Mulda sah wie sein Körper wieder in Bewegung kam, dann verschwand die Szene um ihn herum und das Nächste was er wahrnahm war das Brötchen und die Tabletten, die sich halbverdaut den Weg in seinen Mund bahnten.
Ein weißer Kater verließ auf leisen Pfoten die Requisite.
Mulda herhob sich von seinem Schlaflager und knüllte die verdreckten Zeitungen zusammen. Unter Schwindel bahnte er sich einen Weg durch das noch leere Operngebäude und entsorgte sein Bett und sein Frühstück in einer Mülltonne. Sein Hals brannte und sein Mund schmeckte bitter. Unweit der Mülltonne stand eine Pumpe und ein Wassertrog. Er nutzte ihn jedem Morgen zum Waschen. Das Wasser war für ankhmorporkische Verhältnisse klar, es war kühl, erfrischte sein hochrotes Gesicht und spülte den bitteren Geschmack aus seinem Mund. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. Mulda fühlte sich elend und schwach und so schleppte er sich nur mit Mühe zurück in die Requisite, wo er sich auf den nun nackten Boden legte um sich auszuruhen. Was war passiert? Er erinnerte sich nicht und es überkam ihn ein traumloser Schlaf.

Rea

Rea setzte die Säge ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Danke Herr Made, ohne dich hätte ich das nicht geschafft", sagte sie und hob die obere Hälfte des Gesichts der Leiche von der unteren. "Widerlich", sagte sie und rümpfte die Nase.
"Könnte es eine Art Tumor sein?", fragte Made und berührte mit einem Skalpell die schwarze Masse, die in den Temporallappen begann und aus dem Ohr hinaus gelaufen war.
"Es sieht nicht nach einem Gewebe aus, finde ich. Eher wie Schmieröl oder so... Das Labor hat schon ein Probe davon." Rea kratzte mit einem Skalpell das Schwarze weg und betrachtete die gequetschte Gehirnmasse. "Hm, Todesursache ist dann wohl ein Überdruck im Hirn, irgendwie hat sich das Zeug darin ausgebreitet und ist dann aus den Ohren rausgeplatzt."
"Das kommt davon wenn man sagt, dass einem irgendwas schon zu den Ohren rauskommt - irgendwann passiert es wirklich." Herr Made setzte sich auf einen der Rollwagen.
"Made, sei nicht so kindisch... Als würde einem die Trachea platzen, wenn man sagen würde 'das hängt mir schon zum Hals raus'! Das ist so ein flacher Witz, da muss man schon die Füße heben damit er nicht dagegen rennt."
"Schön, schön... Mach weiter. Der Kerl ist gruselig."
"Na ja, ich habe keine Ahnung wie das Zeug da rein gekommen ist. Es muss furchtbar schmerzhaft gewesen sein."
Made zwinkerte, was bei seinen rot unterlaufenen Augen sehr merkwürdig aussah. "Ich dachte er hätte vollkommen ruhig in einem Sessel gesessen."
"Hat er auch, genau das ist das Problem..."
"Also...", schloss Made, "war er entweder bereits tot oder ohnmächtig oder alles ging sehr, sehr schnell."
"Ich wäre für die beiden letzteren." Rea deutete auf den bereits geöffneten Torso. "Denn da drin konnte ich keine andere Ursache finden."
"Bleibt die Frage, was das für ein schwarzes Zeugs ist..."

Mulda putzte das Herzstück der Oper - die goldene Zaubertröte. Sie war nur ein schlecht behauendes, nicht klingendes Instrument, dass man mit Goldlack überzogen hatte, aber auf der Bühne wirkte es echt. Er pfiff leise vor sich hin, denn tatsächlich lief das Stück gut. Seit zwei Wochen war die Zahl der Besucher angestiegen und wenn es so weiterging, würde er in etwas mehr als drei Wochen alle seine Schulden beglichen haben. Und vielleicht könnte er sich dann eine neue Bleibe suchen, die nicht aus alten Zeitungen und Pappe bestand. Die Intendantin der Oper hatte bemerkt, dass auf ihn Verlass war und wollte ihn auch für das nächste Stück, "Die Schere im Kopf" beibehalten.
Genau in diesem Moment, als er begriff, dass er ein wenig zuversichtlich geworden war, begannen die Stimmen von neuem. Sie schrieen, hoch und schrill und er konnte sie kaum verstehen. Doch die Botschaft kam an: Die Stimmen hatten Angst. Große Angst.
"Herr Fuxstein?"
Die reale Stimme der Intendantin ließ ihn zusammenzucken, doch die Stimmen verstummten nicht. Schwitzend drehte er sich um und versuchte die Fassung zu bewahren. "Ja, Fräulein Prause?", sagte er, die Zähne fest aufeinander gepresst um nicht los zu schreien.
"Ist etwas?", die Dame mit dem kühlen Blick musterte ihn wie sie die Schauspieler musterte, die für Rollen vorsprachen.
"Nur... Kopfschmerzen... gleich... weg..."
"Na dann. Ich wollte ihnen nur sagen dass wir heute Abend auch Sherry und Cognac ausschenken wollen. Und die Snacks nicht so stark kühlen. Der Seniorenverein hat für heute 200 Karten bestellt und denen bleibt das Karamell sonst im Gebiss stecken." Sie lächelte.
"Gut... gut, ich werde daran... denken."
"Kann ich etwas für sie tun? Sie wirken ganz... seltsam... vielleicht sollten Sie sich ausruhen?" Sie kramte in ihrer Tasche. "Ich habe hier auch noch etwas Salixwurzel, das hilft bei meinen Kopfschmerzen."
Mulda schüttelte den Kopf. Über Salix war er schon lange hinweg. Oft hatte er mit Drogen versucht, die Stimmen auszublenden. Selbst Platte hatte er probiert, er wäre beinahe gestorben. Beinahe, wieder einmal, denn irgend so ein götterverdammter Arzt hatte ihm den Magen ausgepumpt und ihn zurück ins Leben geholt.
"Kommen Sie schon, nehmen Sie!" Ohne zu fragen stopfte sie mit sanfter Gewalt die Wurzel in Muldas Mund. "Das wird schon." Sie lächelte noch einmal, zwinkerte und ging.

"Ich verstehe das einfach nicht", sagte Laiza. "Die Leute sterben an einer schwarzen Masse in ihrem Kopf und keiner weiß was es ist oder woher es kommt!" Ihre Faust knallte auf ihren Schreibtisch. "Ruppert, mach mir nen Tee."
"Wie heißt das Zauberwort mit zwei T?", fragte Ruppert brummelnd und trottete zum Ofen in der Ecke.
"Aber flott!"
"Jaja..."
Rea lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Und du möchtest wirklich nicht RUM hinzuziehen?", fragte Rea genüsslich. Sie hatte Laiza heute die vierte Akte über einen Toten mit einem schwarzen Zeug im Gehirn geliefert. Alle hatten sich zuvor eine Oper angesehen, die gleiche Oper. Sie waren reich und alt. Die Art von Mensch eben, die heutzutage noch in die Oper ging. Aber sonst hatten sie nichts gemeinsam, außer dass sie höllische Schmerzen gehabt haben müssen, aber niemand ihren Tod bemerkt hatte.
"Warum bitte sehr, soll ich RUM mit einbeziehen, es ist mein Fall." Laiza schnaubte.
"Weil es dann nicht mehr dein Problem ist. Außerdem füllen die Leichen meine Gerichtsmedizin! Ich hab kaum noch Platz und staple sie mittlerweile schon im Archiv!"
"Und wieso gibst du sie nicht einfach frei?"
"Weil wir eine noch nicht identifizierte Substanz haben die tödlich ist, oder vielleicht sogar übertragbar... Erst wenn ich weiß, dass die Substanz ungefährlich ist dürfen die Leichen beerdigt werden..." Rea seufzte was darauf hinweisen sollte, dass man sie der Gefahr einer Infektion aussetzte, den Rest von Ankh-Morpork jedoch nicht.
"Was würde RUM daran ändern?", fragte Laiza und nahm den Tee von Ruppert entgegen.
"Zum einen trinken sie, wenn man mal von Kathiopeja absieht, viel weniger Koffein [3]. Zum anderen wären sie schon längst mal in der Oper gewesen und hätten sich das Stück angesehen..." Rea dachte zurück an ein ominöses Gerücht von mehreren gackernden RUM-Damen, die wegen eines Falles die Oper besucht haben sollten.
"Die Damen von RUM gehen also in die Oper, ja..." Laiza stand auf. "Warte einen Moment!" Laiza verließ das Büro und Rea drehte sich zu Ruppert.
"Ist die eigentlich immer so, Ruppi?"
Der Werwolf nickte. "Wart's ab, bis du mal von ihr ausgebildet wirst... Schrecklich! Nie darf ich ermitteln, dabei bin ich älter als sie!"

Rea betrachtete das Operngebäude. Sie war schon ein paar Mal dort gewesen, hatte sich sogar auf den billigen Plätzen einige Opern angesehen und es nicht nur vor einer riesigen Explosion bewahrt, doch heute war es anders.
"Wie hast du Mc überreden können, Laiza?", fragte Rea, immer noch verblüfft über die beiden Rang-Karten, die die Okkultismusexpertin in der Hand hielt.
Laiza lächelte in sich hinein und antwortete nicht. Stattdessen holte sie sich von einem etwas zittrig wirkenden Mann ein Programmheftchen. "Es sind fast nur alte Leute hier, findest du nicht?", fragte Laiza.
"Ja", sagte Rea. und die meisten von ihnen tragen die Schärpe des Seniorenvereins. Irgend so ein Club für reiche Alte, hab die hin und wieder auf den Tisch weil irgendein Knallkopp den NT [4] nicht abwarten konnte."
"Gut, dass du hier unter Freunden bist. Ich suche nach etwas wie einem Hexenmeister oder so. Schau, ob dir jemand seltsam vorkommt."
"Du meinst so seltsam wie der Typ mit den Programmen oder seltsamer?" fragte Rea unschuldig.
"Hm? Ach, das ist bestimmt nur so ein Trottel..." Sie waren mittlerweile an ihrem Platz angekommen und setzten sich.
"Ja, du kannst lebendige Menschen besser einschätzen als ich. Wobei, bei den Halbtoten die sich hier herumtreiben hab sogar ich Chancen."
Reas Platznachbarin räusperte sich empört und Rea lächelte sie freundlich an. "Sie habe ich nicht gemeint, Sie haben sicher... sehr nette... Urururenkel..."
"Rea, benimm dich!", fauchte Laiza und sah ihre Mit-SUSI erbost an. "Was ist heute nur mit dir los, du bist doch sonst nicht so?"
Rea zog die Augenbrauchen zusammen. Sie war selbst erstaunt über ihr Verhalten, wollte sich vor Laiza aber nicht die Blöße geben. Mit wichtiger Miene nahm sie Laiza das Programm aus der Hand und begann zu lesen.

Canto alla vita canto a dolce e fiera a questo nostro viaggio che ancora ci incatena
Die ersten Noten erklangen, die der unglücklich verliebte Schönling seiner Angebeteten widmete. Diese war ebenso von seiner Liebe angetan wie von seinem Lied und die ersten Damen zückten die Taschentücher während sich die Herren anerkennend zunickten.

Non dubitare mai Non lasciarla mai da sola da sola ... ancora ...
"Du musst..." "Rette uns!" "Alle werden sterben!!" "Sie wird sie töten!" "Es dauert nicht mehr lange!" Mulda hatte es längst aufgegeben, sich die Ohren zuzuhalten, oder zu schreien die Stimmen sollten aufhören. Er zog so nur seltsame Blicke auf sich. Er nahm sich ein Glas von dem Cognac und zumindest der Schmerz ebbte ein wenig ab. "Das Amulett!" Eine Stimme klang auf einmal sehr klar und bestimmt, nicht rauchig und mysteriös wie alle anderen, sondern eindringlich aber freundlich. "Du musst das Amulett stehlen! Es zerstört uns!"
"Wie, das Amulett zerstört euch? Sagt das doch mal vorher!", dachte Mulda ärgerlich. Dann erinnerte er sich an alles, was er vorhin gesehen hatte... Oder war es Einbildung? Einen Versuch war es auf jeden Fall wert! Er wusste nicht, ob es vielleicht doch der Cognac war, denn normalerweise hatte er nur Geld für schlecht gefilterten Wodka, aber plötzlich konnte er seit langem wieder klar denken. Schweren Schrittes machte er sich auf zur Garderobe.

Qui c'e il buio fuori di me ed anche un po dentro di me... che assurdita questa citta senza persone!
"Ich sehe nichts Schlimmes an diesem Stück, du?", fragte Rea halblaut.
"Nein, ich auch nicht. Wichtig ist an sich nur, dass sich die beiden kriegen und der andere Kerl, der Bettler, seine Bettlerin kriegt."
"Er erinnert mich an Don Kischott, da macht auch der Diener mehr als der eigentliche Held."
Rea blätterte durchs Programm und zählte die Lieder bis zu der berühmten Arie.

Olvidate de mí Y déjame seguir a solas con mi soledad
Madame Luvrie kämmte sich ihr langes Haar mit einer Glanzbürste und betrachtete sich dabei im Spiegel. Von der Bühne dröhnte das schreckliche, fremdsprachige Lied, das Schikane nur wegen seiner Reise in jenes seltsame Land eingebaut hatte, wo diese grässliche Sprache mit der vielen Lispelei gesprochen wurde. Es klopfte und Fuxstein, der Kerl, der hier so ziemlich das Mädchen für alles war trat ein. Er sah sie an als hätte er sie hier nicht erwartet.
"Was willst du denn hier?", fragte sie freundlich aber doch mit dem Unterton einer Diva, die sich in ihre Auftrittsvorbereitung gestört fühlte.
"Ähm ich... äh..." Verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen. "Ich wollte sie bitten, mir ein Autogramm für meine Oma zu geben, die sitzt im Publikum...", wich Mulda aus.
"Ahja... Gut, meinetwegen, weil du es bist. Wie heißt sie?"


Mio superbo guerrier! Quanti tormenti, quanti mesti sospiri e quanta speme ci condusse ai soavi abbracciamenti!
"Hm... Kriegen die sich eigentlich am Schluss?", fragte Laiza und griff nach dem Programm.
"Steht da nicht drin... Ich mag ja so Schnulzen gar nicht."
"Ich auch nicht", sagte Laiza, die Nase rümpfend.
"Immer dieses "Hach ich liebe dich! Nein doch nicht! Aber vielleicht doch!"
"Genau, und immer sind die Frauen irgendwo gefangen und müssen gerettet werden..."
"Jetzt seid doch mal still da vorne!", zischte eine Stimme und die beiden SUSIs verstummten.

Nel mezzo del cammin di nostra vita mi ritrovai per una selva oscura, ché la diritta via era smarrita.
"Ähm, Trude", murmelte Mulda und betrachtete dann das Dekolletee der Dame und erblickte den schwarzen Stein in ihrem Amulett. "Das ist aber ein sehr schönes Amulett!", sagte er.
"Ja, nicht wahr?", sie nahm den Stein hoch so dass auch sie ihn sehen konnte ohne das Doppelkinn zu quetschen. "Schikane hat ihn auf einer seiner Reisen entdeckt und für mich eingefasst. Jetzt ist er mein Glückbringer, wunderschön!"
"Er ist bestimmt sehr wertvoll..."
"Ja, das ist er, aber viel wichtiger ist sein symbolischer Wert. Er ist einfach unbezahlbar, ich lege ihn nie ab! Ich werde ihn in mein Grab mitnehmen, immerhin hat er mir bis jetzt nur Glück gebracht und man weiß ja nie...!" Sie lachte. "Aber nun gehen Sie bitte, ich muss meine Aufwärmübungen machen. Ein zweigestrichenes F singt sich nicht von alleine!"

Belle nuit, o nuit d'amour, Souris a nos ivresses, Nuit plus douce que le jour, O belle nuit d'amour!
"Na endlich!", flüsterte Rea. Madame Luvrie hatte die Bühne betreten und begann mit ihrer Arie. Sanft wiegte sie die Zuschauer Schritt für Schritt in ihren Gesang, umwickelte sie zart wie mit einer seidigen Decke und berührte die Herzen bis sie plötzlich zustieß und ihre wahre Rolle, die böse Königin der Wacht, zu erkennen gab. Alle hatte sie an der Nase herumgeführt, hatte so getan als sei sie nicht die böse Hexe, wie sie im Programm beschrieben wurde sondern eine liebliche, freundliche Natur. Alles war nur ein Missverständnis, jemand hatte sie böse hintergangen, sie war das Opfer. Doch dann durchfuhr ein Donner die Oper. Ihre Töne wurden höher und höher, sie schrie die beiden Helden an, verfluchte sie, in ihr Reich eingedrungen zu sein und wünschte ihnen die Pest an den Hals, da sie ihr die Tochter Tamina stehlen wollten. Pamino, der strahlende Held, den man sich bereits als stolzen Vater von 10 Kindern, die Tamina in Schönheit nichts nachstanden sah, wurde zu Boden geschmettert. In diesem Moment schrie jemand.

"Verdammt!", Rea sprang auf und sah hinunter aufs Parkett. Ein Mann beugte sich panisch über seine Frau. In seinem Gesicht war Blut, doch es schienen nur Spritzer zu sein. Seine Frau jedoch hing reglos in seinen Armen. Der Koloratursopran sah pikiert ins Publikum. Rea erinnerte sich daran, dass man von der Bühne aus das Publikum kaum sah. Aber für eine Gerichtsmedizinerin, die sich ständig in der düsteren Pathologie aufhielt war Dämmerlicht kaum ein Problem. Ohne darüber nachzudenken sprang Rea vom Rang hinunter. [5]
Für die Frau war es bereits zu spät, ebenso für vier weitere Personen, nur Madame Luvrie, die, als sie endlich begriffen hatte, was vor sich ging, in Ohnmacht fiel konnte man noch helfen. Darum kümmerte sich der Mann, der vorhin noch die Programme verteilt hatte. Ungeniert nestelte er an ihrem Dekolletee herum.
"Alle die nicht verletzt oder tot oder Angehörige eines Opfer sind verlassen bitte unverzüglich den Saal!", rief Laiza, die zusammen mit der geschockten Intendantin den einzigen Ausgang den man hatte öffnen lassen bewachte. Rea machte sich auf zu der ohnmächtigen Luvrie.
"Was tun Sie da??", fragte Rea empört. Der kleine Programmausteiler war gerade dabei den Verschluss eines Amulettes zu öffnen.
Mit wirren, panischen Augen sah er Rea an. "Du verstehst das nicht!", keuchte er und nahm das Amulett ab. Fest hielt er es in Händen. "Es ist... ein Mörder. Du verstehst das nicht! DU VERSTEHST GAR NICHTS!!!"
"Ich verstehe sehr wohl... Ich kenne diese Art von Steinen, sie hat schon einmal Menschen getötet. Gib ihn mir... bitte." Rea sprach ruhig, doch in ihr brodelte es. Diesen Stein, nur nicht so schön geschliffen, hatte sie bereits in der Regentonne des Henry Bukanowsky gesehen. Sie war sich mittlerweile sicher, dass in diesen Steinen ein dunkles Geheimnis schlummerte.
Mulda sprang auf und rannte los in Richtung Bühnenausgang, Rea sprintete ihm nach, doch er war viel schneller als sie und war bereits verschwunden. "Grmpf", murmelte Rea und fuhr erschrocken herum, als ihr jemand auf die Schulter tippte.
Laiza stand vor ihr, in ihrer Hand baumelte das Amulett. "Der hatte so ne Panik, der hat's fallen lassen. Hast du seinen Namen?"
Rea schüttelte den Kopf.

"Ihr glaubt doch nicht wirklich dass ich euch das abkaufe, dass ein Amulett diese Leute getötet haben soll? Welches Motiv hat seine Trägerin? Hier steht sie hat keine magisches oder beschwörerischen Fähigkeiten..." Hauptmann MeckDwarf betrachtete die beiden Frauen eindringlich. "Ich darf doch bitten, ja? Rea, was ist aus deinen wissenschaftlichen Ausführungen mit den Verbesserungsvorschlägen um aus diesem Mord einen perfekten zu machen geworden? Laiza, wieso hast du als ehemalige GiGa dieses Amulett nicht selbst untersucht oder irgendeinen HokusPokus gemacht damit der Geist rauskommt? Ihr enttäuscht mich, beide."
"Es ist kein Geist drin. Und die Laboranten kennen das Material eben so wenig wie ich", sagte Laiza.
"Es ist der gleiche Stein, der auch bei Henry Bukanowski in den Regenfässern war, da bin ich mir sicher", sagte Rea.
"Aber die Leute haben sich doch selbst verbrannt, oder?", fragte Humph.
"Ja, schon...", sagte Laiza, "Aber es war auch sehr mysteriös. Ich meine, wie soll normales Wasser einen töten können?"
Rea sah Laiza an. "Ich bitte dich diesen Satz zu konkretisieren, ich kann dir zwanzig Methoden nennen-"
"Stopp, Rea ist ja gut, erspar dir deine Ergüsse!", sagte Laiza.
"Und du bist auch ruhig!", sagte Humph zu seiner Stellvertreterin. "Ich sage euch was wir machen. Da wir weder Beweise noch sonst was haben kommt das Teil in eine Vitrine in der Asservatenkammer und sollte noch mal irgend so etwas passieren dann kommen wir darauf zurück... Was ist aus der schwarzen Substanz in den Ohren geworden, Rea?"
"Laut Isis ist dass das gleiche Material wie der Stein, wenn man die Partikel stark vergrößert sehen sie gleich aus und beide reagieren gleich, nämlich auf gar nichts..."
Rea erwartete eine weitere Lektion über gründliches arbeiten, stattdessen schweifte Humphs Blick in die Ferne. "Seltsam, wirklich seltsam..."
[1] und im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd

[2] Näheres dazu in einer Coop mit Jack, die hoffentlich nicht mehr allzu lange braucht um fertig gestellt zu werden

[3] Tein ist chemisch dasselbe wie Koffein, Ruppert mit seiner feinen Nase sollte das wittern

[4] Gerichtsmedizinerslang für "Natürlicher Tod" oder "Natürliche Todesursache"

[5] Tatsächlich hangelte sie sich herunter, um sich nicht zu verletzen aber später erzählte sie allen sie wäre gesprungen. Das Laiza trotzdem vor ihr auf dem Parkett war ließ sie dabei unter den Tisch fallen




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Feedback:

Von Ruppert von Himmelfleck

09.11.2006 16:13

Ich war von der Geschichte etwas ... nein, enttäuscht ist das falsche Wort, das würde ja bedeuten, dass ich etwas bestimmtes erwartet hätte. Vielleicht eher irritiert.

Zum einen der Titel: Ich habe natürlich schon etwas in der Art der Zauberflöte erwartet, aber eigentlich ist die Oper ja nur ein Teil der Nebenhandlung. Warum deshalb dieser Titel genommen wurde ist mir nicht klar.

Dann taucht ein Kater auf, der offenbar mehr weiss als Laiza und Rea zusammen, aber es wird nicht erklärt was er eigentlich weiss und warum. Es gibt einen Bezug zu einem älteren Fall, aber zu welchen?

Die Figur "Mulda" machte es mir auch nicht schwer, denn irgendwie hatte ich bei ihm immer das Gefühl irgend etwas überlesen zu haben oder einfach nicht zu wissen was ich wissen müsste.

Wer sind die Geister die zu ihm sprechen? Eine Frage, die nicht geklärt ist, auch nicht, warum sie das weitere Töten (oder nur Sterben?) verhindern wollen.

Was ist das für ein Stein, der irgendwie in die Gehirne eindringt, was hat er mit dem immer wieder erwähnten Fall zu tun?

Und dann, wenn die Sache beginnt interessant zu werden, murmelt MeckDwarf "Seltsam, wirklich seltsam ..." - und die Single ist fertig, aber worum es nun eigentlich ging, das habe ich nicht kapiert.



Die Idee, statt des Namens der Autorin ein Bild zu verwenden ist (bei mir) misslungen. Auf dem Bildschirm im Laden sehe ich gar nichts und zu Hause nur sehr dunkle Schemen.



Gut gefallen haben mir Nebenfiguren wie die Violettis mit dem Klatsch in der Oper und die wenigen Beschreibungen der Oper selber.



Alles in allem erschien mir das Ganze wie das Mittelteil einer Geschichte, bei der eben Anfang und Ende fehlten.

Von Sillybos

09.11.2006 20:16

Für mich hatte diese Mission den faden Beigeschmack des "Wir sind froh, dass sie raus ist". Meiner Ansicht nach habt ihr beide schon mit wesentlich mehr Einsatz geschrieben, diese Coop wirkte in meinen Augen halbherzig.

Nichtdestotrotz halte ich euch beide für sehr talentierte Autorinnen, darum setze ich meine Erwartungen so hoch an wie bei euren anderen Missionen. ;-)

Zum Titel: Auch ich bin solchen Verballhornungen gegenüber skeptisch, aber zumindest hatte diese Mission [i]etwas[/i] mit der Oper zu tun. Das ging schon in Ordnung, obwohl es vielleicht auch passendere Titel gegeben hätte.

Ich stimme Ruppert zu; auch ich fand die Nebenfiguren und die atmosphärischen Beschreibungen gut, von euch beiden.

Zur Story: sie ist mein Hauptkritikpunkt. Es bleiben einfach [i]zu viele[/i] Fragen offen, und dadurch gelang es euch nicht, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten; auch ich hatte oft das Gefühl, etwas überlesen zu haben. Es ist natürlich legitim, im Rahmen einer mehrteiligen Geschichte die Story nicht ganz aufzulösen, aber man sollte zumindest einen Ausblick geben, wie es weitergeht. Aber ich fühlte mich ein bisschen im Regen stehen gelassen. Das Ende fand ich zudem ziemlich unglaubwürdig (dass Mulda das Amulett vor lauter Panik fallenlässt, wo es für ihn in dem Moment doch nichts wichtigeres gibt).

Noch ein paar Kleinigkeiten und Verbesserungsmöglichkeiten (in erster Linie für Laiza, bei Rea ist mir das in dem Maß nicht aufgefallen):

- Die Dialoge wirken manchmal (selten) etwas konstruiert und nicht natürlich. Aber mit etwas mehr Sorgfalt ist das kein Problem.

- Manche Szenen fangen sehr ausführlich und detailiert beschrieben an, während sie zum Ende hin nur noch das Wichigste erzählen. Auch am Ende einer Szene kann atmosphärische Beschreibung sehr wirksam sein.

Aber ansonsten stilistisch gewohnt gut und angenehm und flüssig zu lesen. :-)



LG Silly



PS: Sonderlich wohl fühle ich mich nicht bei dem Gedanken, dass so ein gefährlicher und unerforschter Gegenstand ungeschützt in unserer Asservatenkammer rumliegt... ;-)

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