Vergessene Berichte

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von Hauptgefreiter Jack Narrator (SUSI), Fähnrich Robin Picardo (DOG)
Online seit 01. 10. 2006
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 Außerdem kommt vor: Tussnelda von Grantick

Treibt ein wahnsinnig gewordener Werwolf in Ankh-Morpork sein Unwesen, oder steckt doch etwas anderes dahinter? Jack und Robin ermitteln in diesem äußerst suspekten Fall.

Dafür vergebene Note: 10

Vorab: die COOP wurde vor ein paar Jahren schon angefangen, aber erst jetzt abgeschlossen. Nicht ganz ohne Grund, weil die Thematik der COOP zur jetzigen Entwicklung von Jack ganz gut passt. Ja, ich habe mehr geschrieben als mein Mitautor, der mittlerweile die Wache verlassen hat, um die COOP in den richtigen Kontext zu setzen.


Inspiriert von Robert Louis Stevenson "Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hide"

[Hauptgefreiter Jack Narrator]


Kathiopeyas und Jacks Körper rollten ineinander verschlungen wie überwaldsche Fledermäuse in einem Wintersturm auf dem Bett hin und her. Jack bebte vor Erregung, als plötzlich die Äderchen in seinen Augen platzten und seine Augen eine rote Färbung erhielten. Jack spürte noch, wie sich ein Körper anspannte und er die Kontrolle verlor. Als wäre aus er seinem Körper rausgerissen, muss er hilflos mit ansehen, wie dieser Jack die im Moment völlig hilflose, weil überraschte, Obergefreite tötet. "Tötet" war nicht die richtige Beschreibung für das, was er ihr antat. Wie ein Tier fiel der von Zorn beherrschte Jack über sie her. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, aber das macht es nur noch schlimmer für sie. So sehr Jack auch wollte, er konnte nicht eingreifen, schlimmer noch: er musste mit ansehen, wie seine Geliebte zu Tode geprügelt wurde. Jack musste noch mit ansehen, wie sie die Augen zum letzen mal schloss, bevor er schweiß gebadet aufwachte. Obwohl es nur ein Traum war, brannte sich die Szenerie in seine Gedanken ein.


Am nächsten Morgen wusste Jack, dass er etwas tun musste. Seine Träume konnten so nicht weitergehen, er hatte sich um seine Tochter zu kümmern. Er konnte solche Probleme nicht auch noch gebrauchen. Seit seine Tochter entführt und er von Zorn berührt wurde, war er nicht mehr ganz der Alte. Er kaute Baldrian, um sich im Zaun zu halten, aber so konnte es nicht weiter gehen, er musste mit jemanden reden. Jack konnte es selbst noch nicht fassen, als er sich tatsächlich bei FROG wieder fand um mit einem der Püschologen zu sprechen. Hauptfeldwebel Breguyar war zwar die letzte Person mit der er sprechen wollte, aber er würde es tun... jedenfalls, wenn niemand anderes da sein sollte.

Hauptgefreite Tussnelda von Grantick salutierte vor Jack. Den Salut erwidernd fiel Jack ein, "Hmm, sie ist doch mal eine Püschologin gewesen, zwar bei RUM, aber immerhin ist sie nicht Bregs, und das kann Bregs nicht von sich sagen. Sie ist zwar mit Kathio befreundet, aber sie ist nicht Bregs."

"Hauptgefreite, haben Sie einen Moment Zeit für mich? ich würde gerne mit dir, ähm... öhm, reden." Jack wirkte irgendwie verzweifelt. Die Zwei gingen ein Stück bis sie ungestört waren.
Die Hauptgefreite zögerte einen Moment, eigentlich wollte sie keine Püschologischen Gespräche mehr führen, doch sie bemerkte die Verzweiflung in Jack Augen und Stimme.
"Na gut, geht es um Kathio?"
"Was nein, natürlich nicht. Was habt ihr immer mit ihr und mir? Na ja egal. Ich habe seit Tagen schlechte Träume, die damit zu tun haben, dass ich wütend werde und Dinge tue, schlimme und grausige Dinge. Ich weiß, es hat etwas mit Zorn zu tun, aber ich weiß nicht was ich dagegen tun kann oder warum ich gerade von ihm betroffen bin."
"Oftmals liegen solche Verbindungen in der Vergangenheit. Hast du vielleicht etwas erlebt, einen alten Fall, oder ein Schauermärchen gehört?"
Jack überlegte einen Moment. Er wusste, es gibt einen Fall, der Fall ist nun schon einige Jahre her, damals war er Obergefreiter und noch Frischling in der Gerichtsmedizin.
"Es gab da tatsächlich einen Fall, wurde aber nie ganz geklärt."
"Vielleicht ist das der Schlüssel zu deinen Träumen und Ängsten, also fang an, ich lausche!"
Jack begann die Geschichte der Püschologin zu erzählen:
"Es war im Jahre des viel versprechenden Wafflers, ich kann auch den Tag noch nennen, es war der 23. Oktotag im Gruni."
In den Gedanken der Püschologin nahm die Erzählung Gestalt an...

[Feldwebel Robin Picardo]


Der Aberglaub', in dem wir aufgewachsen, / Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum / Doch seine Macht nicht über uns. (Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise IV, 4. rzl)

***Mitternacht in Ankh-Morpork***


Leises Heulen und Kläffen erfüllte die mondlose Nacht, während ein kalter Wind Unrat vor sich her trieb [1].

Lautes Schmatzen war aus einer der unzähligen dunklen Gassen, die anscheinend immer menschenleer waren, zu hören. Einige Tauben stoben schlaftrunken und erschreckt in den dunklen Nachthimmel, während ein tiefes, rauhes Knurren wiederum die Stille unterbrach. Ein grünleuchtendes Augenpaar blickte in der Dunkelheit von seiner grauenvollen Mahlzeit auf.
Lautes Heulen, gleich einem Triumphschrei, folgte dem gutturalen Grollen. Danach siegte wieder die Geräuschlosigkeit und zurück blieb ein bedauernswert zerfetzter Kadaver.

***SUSI, das Refugium des Gerichtsmediziner***


Jack Narrator hatte schon viel gesehen während seiner Zeit in der Stadtwache. Besonders bei seiner Tätigkeit als Gerichtmediziner war er einiges gewohnt. Dies gereichte ihm nun zum Vorteil, denn das, was sich vor ihm auf seinem Seziertisch befand, konnte einem durchaus auf den Magen schlagen. Als Leiche konnte man den blutigen Fleischklumpen, der sich vor ihm ausbreitete, nur schwerlich bezeichnen. Alle Extremitäten fehlten und der Brustkorb lag vor ihm wie ein offenes Buch, dem alle Seiten entrissen wurden. Selbst die Wirbelsäule schimmerte zwischen Fleisch und Blutklumpen weißlich hervor.
"Wenigstens spare ich mir das Aufschneiden!", sagte Jack zu sich selber und entnahm vorsichtig die verbliebenen Innereien um diese zu wiegen.
Stirnrunzelnd klickte er auf den schwarzen Kasten, in dem sich der Aufzeichnungsdämon befand.
"Ja?!?", piepte der Dämon.
"Beginn Aufzeichnung Fall Aktenzeichen Doe, Jane!", erwiderte Narrator professionell.
"Miste zuerst meine Box aus, vorher läuft hier überhaupt nichts, du Medizinlusche!", sagte der Dämon trotzig.
"Kann ich das nicht nachher erledigen!?!?", gab Jack genervt zurück.
"Das verspricht du mir jedes Mal und dann vergisst man mich!", klang es schrill aus der Kiste. "Hier, hör dir das einmal an!"
Geräusche, die dem rundweltlichen Äquivalent eines altersschwachen Kassettenrekorders entsprachen, waren zu hören. Es folgte ein leises Klicken und der junge Gerichtsmediziner hörte eine Stimme, die seiner sehr ähnlich war:
Nachher... Klick Später... Klick Ich vergesse es nicht.... Klick Ich verspreche es dir... Klick Gleich!........ Der Dämon trieb das Spielchen noch einige Minuten weiter, bis ihn Narrator unterbrach.
"Ok, ok, nach dieser Obduktion miste ich dich aus!", ein leises Aufnahmeklicken war die Antwort und Jack wusste, dass auch sein neuerliches Versprechen protokolliert wurde [2]. " Zur Sache: Protokoll Anfang! 23. Oktotag im Gruni des Jahres des viel versprechenden Wafflers."
Der SUSI-Mediziner fasste in die große blutige Öffnung und tastete den Beckenknochen ab. "Weibliche Leiche, Alter im Moment unbestimmbar. Vielfältige Verletzungen, die von einem Tier oder Werwolf stammen könnten. Arme, Beine befinden sich nicht mehr am Torso und wurden auch nicht am Tatort aufgefunden. Die verbliebenen Eingeweide...", Jack stockte und entnahm weiter den traurigen Rest der Eingeweide aus der Körperhöhle. "....Darm, Nieren ...und ein Stück des Herzen befinden sich im wahrsten Sinne des Wortes in einem schlechten Zustand. Das zurückgebliebene Stück des Herzen weißt Bissspuren auf...auf den ersten Blick zeigt die Spur kein typisches tierisches Bissmerkmal. Das Herz wird als Bewesstück 1 gekennzeichnet und zur weiteren Untersuchung ins Labor verbracht. Die Wundränder sind insgesamt unregelmäßig und deuten darauf hin, dass keinerlei Werkzeug zur Öffnung des Torsos benutzt wurde."
Narrator unterbrach sich erneut und beugte sich nun tief über und fast in die Leiche. Wie zur Sicherheit griff sich der Mediziner eine Lupe und betrachtete, nun vergrößert, die Wunde.
"An einer Stelle der Wunde haftet eine bis dato nicht identifizierte grüne Flüssigkeit an, die als Beweisstück 2 gekennzeichnet wird uns ebenfalls zur weiteren Untersuchung verbracht wird."
Nun griff der Obergefreite zu einem Ikonographen und foto(ikono-)grafierte die Leiche aus möglichst vielen verschiedenen Blickwinkeln und vergaß auch nicht einige, die der Einfachheit halber nun als Fotos bezeichnet werden, Nahaufnahmen zu machen.
"Als Beweisstück 3 lege ich den Ermittlungsunterlagen die Ikonographien der Leiche bei!", schloss der ehemalige Alchemist.

***Boucherie Rouge, Die D.O.G.***


Der Geruch war, gerade an heißen Tagen, unerträglich.
Robin haderte, wie üblich, mit seinem Schicksal, denn der Geruch war wirklich atemberaubend!
Ja, er war der stellvertretende Abteilungsleiter dieser glorreichen Abteilung! Und Ja! Er war gerne ein DOG und auch gerne ein Dobermann! Aber was sich sein Vorgesetzter nun geleistet hatte, dass schlug dem Fass den sprichwörtlichen Boden aus.
Ein kleiner Rückblick in die Vorgeschichte:
Durch geschickte Strategie, oder besser gesagt, einfaches Ausspielen seiner Macht, die Hauptmann Daemon Kraft seines Dienstgrades und Dienststellung [3] verliehen wurde, hatte er seinen Stellvertreter dazu gezwungen, anders als alle anderen DOGs, seinen Arbeitstag im Büro des stellvertretenden Abteilungsleiters zu verbringen und quasi dort seinen Dienst zu versehen und die Abteilung (natürlich nur in unwichtigen Sachen, oder in Angelegenheiten die viel Arbeit bereiten oder unangenehm sind) zu repräsentieren.
Ein geneigter Betrachter des Grundrisses des Boucherie Rouge würde feststellen, dass sich genau in diesem Raum das Matratzenlager dieses ehrwürdigen Hauses befand.
Die Luft war wie gesagt zum Schneiden und selbst das geöffnete Fenster schaffte an diesem heißen Tag kaum Erleichterung. Wie sollte das erst im Hochsommer werden, wenn die Hitze wie eine Käseglocke alle Gerüche in der Stadt hielt und laue Lüftchen bei Händlern horrende Preise erzielen würden und Schnapper schon jetzt seinen Vorrat an 'Luftigen Flaschen' aufstockte?
Na ja, es war ja nicht unbedingt der Geruch der so störte, aber das Brennen in den Augen des Dobermanns war schon unangenehm! [4]
An der langen Seite des Zimmers stapelten sich bis unter die Decke fleckige Matratzen, die nebenbei gesagt auch sehr gut mit den grauweißen Wänden harmonierten. Manchmal im Winter, als der Geruch nicht gar so aufdringlich war, machte sich der Feldwebel einen Spaß daraus und versuchte, Gesichter und Formen in den bräunlich-gelblich wirkenden, getrockneten Körperausscheidungen auf den Matratzen zu erkennen. Nun hoffte er nur noch nicht zu ersticken, oder gar von einer Matratze angefallen und gefressen zu werden, denn einige der Schlafunterlagen wirkten lebendig und 'wogten' sanft bei näherer Betrachtung.
Wie üblich ohne Anzuklopfen, betrat Daemon das Büro seines überarbeiteten Stellvertreters.
"Puh!!", der Hauptmann wedelte mit der Hand vor seiner Nase. "Du solltest hier drin mal wirklich lüften!"
"Ach ja?!?!", Robins Augenlid begann leicht zu zucken.
"Hier riecht es ja wie in einem klatschianischen Otterbau!" [5]
"Dass du das bemerkt hast!", Robins Stimme troff vor Ironie, aber sein Abteilungsleiter schien dies nicht zu bemerken.
"Ich habe da einen Auftrag für dich!", begann der Offizier.
"Ach ja!?!?!" Robin wiederholte sich gerne, wenn er mit seinem Chef sprach.
"Ja!", Daemon war so freundlich, dass Robin ihm gerne das Lächeln mit seiner Faust aus seinem Gesicht vertrieben hätte. Insgesamt fand der Hauptmann, dass sein braver 'Gildensoldat' zurzeit ein wenig dünnhäutig geworden ist. Die dunklen Augenringe waren ein eindeutiges Indiz und sprachen Bände. "Sag einmal, schläfst du schlecht in letzter Zeit?"
"Es ist nichts!!!!", die Stimme des Dobermannes nahm einen schrillen Ton an, denn es war tatsächlich so, dass seine Träume immer absurder und beängstigender wurden. Auch seine Begegnung mit dem Weihnachtsras hatte er noch nicht verdaut, und die Narbe in Form einer Roten Beete mit einem grinsenden Lächeln auf der Brust, tat ihr übriges.
"Wie es scheint, wird der aktuelle Fall dieses Mal sogar mit deiner Spezialisierung zu tun haben.", mit einer lockeren Bewegung schlenzte der Offizier die Akte, die er in Händen hielt, über den Schreibtisch.
Robin griff sich das mehrseitige Pamphlet und begann zu lesen. Eine halbe Minute später war er fertig.
"Es beeindruckt mich immer wieder, wie schnell du lesen kannst!", lobte Daemon seinen Korporal.
"Irgendwas muss ich ja können!", die Antwort klang schärfer als sie eigentlich gedacht war. "Wo finde ich diesen Narrator?", fragte der Gildenexperte.
"Im Hauptwachhaus bei SUSI. Ihr habt viele Gemeinsamkeiten!"
"Wer?"
"Na du und Narrator! Du bist Gildenexperte für die Alchemistengilde und er ging damals in die Lehre bei einem Alchemisten!", sagte der Hauptmann fröhlich und dachte er hätte seinem Dobermann einen Gefallen getan, doch Robin wusste, wie sich Alchemisten gaben und sah mittlere und größere Probleme auf sich zukommen.
"Toll!", seufzte der Dobermann.

[Obergefreiter Jack Narrator]


"Sehe ich das richtig? Ich muss mal wieder in den Außendienst, ja? Um bei Nachforschungen zu helfen, richtig? Sir ... es ehrt mich zwar sehr, dass Sie mich bitten zu helfen, aber ich bin Gerichtsmediziner, kein Ermittler", plusterte sich Jack Narrator auf.
"Ich habe sie nicht gebet -", unterbrach sich Robin Picardo vorsichtshalber selbst, "ich meine, selbstverständlich bist du kein Ermittler, aber in diesem besonderem Fall könntest du von nutzen sein. Immerhin bist du nicht nur Gerichtsmediziner, sondern auch Alchemist", schleimte Robin sich bei Jack ein, da er keine große Lust verspürte, allein in den vor aufgebrachten Alchemisten nur so wimmelnden Gildenhaus zu sein. Zu oft explodierte es schon, und aufgebrachte nervöse Alchemisten wirkten alles andere als beruhigend auf ihn. Vermutlich wirkte eine große Menge an aufgebrachten, nervösen Alchemisten schon allein für viele beunruhigend.
"Na ja, ich denke, ich werde mir das Ganze mal ansehen. Was tut man nicht alles, um Vorgesetzen einen Gefallen zu tun!" erwiderte der Geschmeichelte nun etwas freundlicher.
"Es ist kein Gefallen, es ist ein Befehl!" verbesserte der brave und rechtschaffene Dobermann, als ihm klar wurde, dass es vielleicht nicht so klug war.
"Für die einen ist es ein Gefallen, für die andere ein Befehl, gibt es da so große Unterschiede?" antwortete Jack, der sich insgeheim zwar darauf freute, den Seziersaal für ein paar Stunden verlassen zu dürfen, aber es nie offen zugeben würde.
Völlig überrascht von dieser für Jack untypisch diplomatischen Aussage reagierte Robin nur noch mit einem "Ähm ... genau."
"Gut, dann können wir uns ja auf den Weg machen." Entschlossen griff Jack, der mal wieder nicht genau zugehört hatte, nach seinem Mantel.
"Ich dachte, du gibt mir hier erst mal einen Bericht über die Sachlage."
"Ähm." Jack dachte darüber nach was der Dobermann meinte, "Ja", vor seinem geistigen Auge ging Jack das Briefing noch einmal durch, "Also das kann ich auch unterwegs machen, so verlieren wir nicht soviel Zeit" bluffte er weiter, in der Hoffnung, dass ihm einfiel, was Robin meinen könnte, bevor er sich vor Robin die Blöße geben musste, nicht zu wissen, um was es geht.
"Also was ist jetzt das besondere an der Leiche, außer dass sie nicht mehr als ein Klumpen ist? Und warum könnte die Gilde der Alchemisten was damit zu tun haben" wollte ein Robin Picardo wissen, der nicht länger warten und alle Fakten kennen wollte.
Erleichtert, zu wissen um was es ging, klärte Jack den Dobermann auf.
"Ich hab hier dieses Zeug an der .... ich sollte besser sagen: in der Leiche gefunden. Da ich es nicht genau analysieren konnte, und Isis damit nicht belasten wollte", eigentlich fand er nur noch immer Gefallen daran, Dinge zu untersuchen und ging diesem Drang gerne nach, "...gab ich es einer der Versuchs-Ratten. Erst geschah nichts, dann aber, plötzlich und rasend schnell, wurde sie fast doppelt so groß wie ihre Artgenossen."
"Und was geschah dann?" fragte Robin gelangweilt.
"Er - ich nehme zumindest an, es ist ein Er - sprang von hinten auf ein Weibchen - ich nehme stark an, dass es ein Weibchen war, bin mir da aber nicht ganz sicher - und kopulierte mit der anderen Ratte, das schmerzerfüllte Gesicht und heulen der sich unten befindenden Ratte hätten Sie sehen und hören sollen, wahrlich kein schöner Anblick." In seinem Innern aber eigentlich unberührt fuhr der Gerichtsmediziner fort, "auf jeden Fall sprang die Ratte weiter auf die nächste Ratte und man muss schon wirklich sagen zerfleischte diese regelrecht ähnlich wie unsere Leiche. Anschließend wurde die Ratte wieder kleiner, also nehme ich an das diese Substanz eine Zeitlich kurze Wirkung hat. Das Ergebnis dieses Testes sind jedenfalls 2 Tote Ratten und eine sehr verärgerte Isis."
"Und was hat das mit der Gilde zu tun?"
"Keine Ahnung aber ich denke, wir sollen das jetzt ermitteln, oder?"

Dr. Edwardyll ging gebeugt, so als würde er etwas Schweres tragen; es war mehr ein unsicheres nach vorne Stolpern als ein Gehen. Immer wieder stütze er sich an der Stadtmauer ab, drehte erschrocken seinen Kopf nach hinten. Doch niemand außer ihm war da, außer ihm und seinem zu großen Schatten. Dr. Edwardyll war ein normalgroßer aber sehr schmächtiger Mensch, doch sein Schatten war der eines riesenhaften Hünen. Groß, mit breiten Schultern und langen Haaren, er ähnelte mehr dem eines Werwolfes als dem eines Menschen.
"Nein, wir werden nicht fliehen", brabbelte Dr. Edwardyll in Richtung seines Schatten, "wir werden uns stellen für unsere Taten."
Aufmerksame Beobachter würden feststellen, dass sein Schatten die Lippen nicht bewegte und schwieg. Und tatsächlich schwieg der Schatten noch einen Moment weiter.
" NEIN, werden wir nicht, DU wirst uns an den Stadtwachen vorbei bringen!" brüllte der Schatten, " Wir sollen für unsere Taten Buße tun? Sie musste sterben, sie wusste zuviel, aber jetzt bist du FREI, zusammen sind WIR FREI, was glaubst du, werden sie mit dir machen? DU bist ein Mörder, hängen werden sie dich, glaube mir. Ich will dich nur beschützen!"
"Nein, ich hab sie nicht umgebracht, das warst du. Du willst mich nicht beschützen, du willst mich beherrschen, aber das lasse ich nicht zu", sprach Dr. Edwardyll ängstlich.
Ich beherrsche dich doch schon, du bist nur ein verweichlichter Wurm, Josephine wird dich niemals mehr lieben, sie hat dich nie geliebt. DU weist genau wie ich, dass sie mich, einen echten Mann, haben will!"
"Sie liebt mich, wird mir verzeihen!"
"Gib endlich auf, ich bin stärker als du und werde jeden Tag noch stärker. GIB ENDLICH AUF!" brüllte der Schatten, der nun fast die ganze Häuserwand einnahm.
"Niemals, das gute ICH wird siegen!"
Der Schatten wurde wieder kleiner, erschöpft und doch freudig ob dieses Sieges zog er die Straße weiter. An einem Fass voller Regenwasser wollte er sich erfrischen. Die Spiegelung auf dem Wasser gab sein schmales Gesicht wieder, mit den blutunterlaufenden Augen und den hohl und ausgemergelt wirkenden Wangen; auch die fehlenden Augenbrauen und die angesengten Haare hatten ihre normale Form. Mit beiden Händen schleuderte er sich Wasser ins Gesicht. Er genoss es, wieder Herr über die Lage zu sein. Das Wasser auf seinem Gesicht tropfte in die Tonne zurück und bildete auf dem Wasser die typischen Kreiswellen. Fasziniert von den sich gegenseitig überlagernden Wellen starrte er einige Momente ins Wasser. Bis sich plötzlich sein Alterego-Herr Versteck im Wasser spiegelte. Das Bild wirkte beängstigend, seine Gesichtszüge waren markant, seine volle und dichte Gesichtsbehaarung, man konnte nicht sagen, dass er einen langen Bart hatte, auch nicht dass seine Augenbrauen besonders buschig waren, doch irgendwie wirkte es zusammen animalisch. Oder wie ein Neandertaler.
" Ich hab dir doch schon gesagt, du wirst nicht gewinnen!
Erschrocken sprang Edwardyll zurück und lief los. Ohne es zu bemerken, lief er aus der Stadt raus, nicht mal den starken Kohlgeruch vor der Stadt nahm er war, bis er zusammenbrach und liegen blieb.

Jack packte seinen Kram zusammen, steckte den in seinen braunfarbigen Leder - Kittel, der jetzt zum Ledermantel umfunktioniert wurde, indem er damit den Raum verließ: Nach Meinung von Jack reichte das vollkommen, um aus einem Kittel einen Mantel zumachen.
"Drinnen Kittel, draußen Mantel, auf zur Gilde."

Gerade auf der Straße lief den beiden auch schon ein Rekrut hinterher.
"Sirs! Ich soll Ihnen noch was geben."
Verwundert drehten sich die beiden um.
"Was gibt's denn?" fragte Jack auch schon im genervten Tonfall.
"Ich soll Ihnen das hier überbringen" sagte der Rekrut und gab dem ranghöheren Robin Picardo einen Briefumschlag, salutierte und lief zurück.
"Jetzt mach schon auf!" drängelte Jack
Mit Ruhe öffnete Robin den Umschlag entfaltete den Brief und faltete diesen eigentlich auch sofort wieder zusammen.
"Witzig, Sir, es wäre hilfreich wenn sie den Brief auch lesen würden", motzte Jack
"Ich habe den Brief gelesen, ich lese eben etwas schneller", kontere Robin, " er kam von einem Informanten, wir brauchen nicht mehr zur Gilde gehen, wir sollten stattdessen einen gewissen Dr. Henryll aufsuchen, Adresse hab ich auch."
"Und das haben Sie alles so schnell gelesen? Na gut", antworte Jack und grummelte weiter, "es bekommt einem nicht, wenn man einem Vorgesetzen immer widerspricht."

Jetzt machten sich die Beiden auf den Weg.

[Feldwebel Robin Picardo]


Im typischen Wacheschlenderschritt trottete das ungleiche Paar durch die schmutzigen Straßen Ankh-Morporks. Keiner der beiden sprach ein Wort und auch der Blickkontakt zwischen den beiden Wächtern beschränkte sich, wenn nicht nur verstohlen stattfindend, auf das Nötigste. Irgendwie hatte Robin schon geahnt, dass es sich bei dem Gerichtsmediziner um einen äußerst schwierigen Charakter handelte, selbst die Wahl der Spezialisierung seines Counterparts sprach Bände. Robin subsumierte das ganze Gehabe seines Kollegen unter dem Begriff "arroganter Wissenschaftler" oder auch "Pseudo-Wächter-der-unter-Ungebildeten-wandelt", der sich außerdem selbst für die Krone der Schöpfung hält.
Alles in Allem war es also besser zu schweigen, denn das Nervenkostüm des Dobermanns war nicht in der allerbesten Verfassung. Der Vergleich mit einer achatischen Feuerwerkskörperfabrik könnte hier als guter Vergleich aufgezählt werden. Der geringste Funke könnte zu einer nicht wieder behebbaren Katastrophe führen [6].
Professionell umgingen die beiden Ermittler alle Dinge, die nach Verbrechen aussahen oder sie in Schwierigkeiten bringen konnten. Würde man versuchen. den Weg Jack und Robins auf einem Stadtplan nachzuvollziehen, würde er sehr viele Ähnlichkeit mit Schlangenlinien aufweisen, so oft musste eine neue Route eingeschlagen werden um wegzusehen.
Schließlich standen die beiden vor einem älteren Gebäude im Stadtteil Ankh.
"Recht noble Hütte!", Robin ließ pfeifend Luft zwischen seinen Lippen entweichen.
"Na ja, nicht jeder Alchemist muss unbedingt mittellos sein! Wenn er ein paar gute Patente angemeldet oder einige nützelige Dingens erfunden hat, dann kann er sich diesen Lebensstil sicher leisten. Ich erinnere mich da an einen ehemaligen Koll....."
"Sehr interessant!", unterbrach der Gildenexperte den Obergefreiten bevor er begann noch weiter abzuschweifen.

*** Zur gleichen Zeit in einem anderen Stadtteil der Metropole ***


Josephine Traumhaar saß in einem spitzenbestickten Unterkleid an ihrer Frisierkommode und kämmte sich ihr haselnussbraunes Haar. Die seidige Haut der jungen Frau glänzte verführerisch im Licht der untergehenden Sonne. Ihr durchaus hübsches Antlitz wurde von dem Spiegel zurückgeworfen und schmeichelte der Betrachterin. Ein Hauch von Traurigkeit schien sich aber in dem grünen Augenpaar wiederzuspiegeln.

'Er ist so unsicher!', der Gedanke drehte sich um ihren Geliebten Henry.
Henry Edwardyll! Erfolgreicher Alchemist mit Doktortitel. Im Gegensatz zu seinen Gildenbrüdern recht erfolgreich, was man unter anderem auch an der bloßen Existenz von Haarpracht und relativ unversehrten Augenbrauen sehen konnte, und deswegen auch recht ansehnlich.
'Ach Henry!', der Anspruch den ihr Verlobter an sich selbst hatte, war einfach zu hoch. Das Streben nach gottgleicher Perfektion wurde angehenden Alchemisten wohl in die Wiege gelegt, erwies sich aber im normalen Leben als eher hinderlich und lästig.
Mit fließenden Bewegungen strich Josephine mit der verzierten Bürste durch ihr seidiges Haar und hoffte weiter darauf, dass er ihr endlich einen Antrag machte.

Ein leises Geräusch ließ Fräulein Traumhaar aufschauen.

*** Am Haus des Alchemisten ***


Ein wenig unschlüssig standen die beiden Wächter vor dem Haus 'ihres' Verdächtigen.
"Sollen wir anklopfen?", fragte Jack den Dobermann.
"Hm...ich weiß nicht recht.", antwortete Robin nachdenklich. "Ich denke wir erkunden zuerst das Areal von außen und schauen, ob uns etwas Verdächtiges ins Auge springt!"
"..oder anspringt!", ergänzte der Gerichtsmediziner mit einem süffisanten Lächeln.

Das Haus wirkte zwar alt, aber von weitem dennoch recht pompös. Bei näherer Betrachtung kam man aber nicht umhin zu sehen, dass der aktuelle Besitzer nicht viel von Renovierungsmaßnahmen oder gar Gartenarbeit hielt. Von Nahem wirkte alles an dem Haus vernachlässigt. Die spröde Farbe an den Hauswänden war im Begriff in großen Platten abzublättern und einige Holzbalken des Gebäudes waren zwischenzeitlich Heimat mehrerer Kolonien holzliebender Insekten [7]. Vorsichtig umstreifte das ungleiche Wächterpaar das Heim ihres Verdächtigen und versuchten den einen oder anderen Blick durch die fast blinden Fenster zu erhaschen. An der Hintertür stoppten die Beiden.
"Ich denke, dass niemand da ist.", begann Jack.
"Na dann lass uns mal drinnen nach dem Rechten sehen!", ergänzte Robin enthusiastisch.
"Ich glaube nicht, dass wir das so einfach dürfen!", Jack legte die Stirn in Falten, als er noch einmal in Gedanken alle Vorschriften durchging. "Nein, ich denke nicht, dass wir das dürfen!"
"Hörst du das auch?", unterbrach Robin den Gerichtsmediziner.
"Was?", fragte Narrator verwirrt, denn er hatte absolut nicht vernommen.
"Also ich habe deutlich ein Geräusch gehört, das so ähnlich wie ein Hilferuf klang!"
"Wie bitte?!", Der SUSI-Wächter verstand nicht, was der Feldwebel bezwecken wollte.
"Obergefreiter! D u ...h a s t d o c h e b e n a u c h e i n v e r d ä c h t i g e s G e r ä u s c h g e h ö r t!", untermalt wurde der langsam gesprochene Satz des Gildenexperten mit der Geste 'Zeigefinger-zieht-Unterlid-des-Auges-nach-unten'.
"Ich? Nein!", antwortete der Gerichtsmediziner.
Robin rollte vorwurfsvoll mit den Augen und betrat trotzdem das Haus, dessen Hintertüre nur mit wenig Widerstand gegen den Alchemistenexperten aufbegehrte.

Knarrend schwang die Türe auf und wirbelte mit ihrem Sog kleine Staubwolken auf.
"Die Putzfrau würde ich feuern!", feixte Jack.
"Vielleicht hat er ja einen Igor also Diener und ihm gefällt der überwaldische Stil.", witzelte Feldwebel Picardo zurück.
Dumpfes Blubbern verschiedener alchemistischer Gerätschaften drang aus dem Raum vor den Wächtern an ihre Ohren. Vorsichtig durchschritten die Beiden den düsteren Vorraum, der sich bei näherer Betrachtung als Küche herausstellte, in Richtung der wallenden Töne. Die alten Holzbohlen unter den Füßen der Wächter ächzten gefährlich und untermalten die Szene.
"Wie in der Gilde!", kommentierte Jack die Geräusche.
Langsam ging das Ermittlerteam weiter durch das unbekannte Haus.

[Obergefreiter Jack Narrator]


Nicht ganz so weit vor der Stadt, wie Henryll es sich gewünscht hätte, wenn er noch beisinnen wäre, wurde ein Ochsenkarren überfallen. Eine große Gestalt rannte vor wenigen Augenblicken auf den Karren zu. Obwohl die Ochsen einiges gewöhnt waren und auch vor Trollen keine Angst hatten, gingen sie in dem Moment, als sie diese Kreatur sahen, durch und rissen sich vom Karren los. Paul Kleine dachte, sein letztes Stündlein habe geschlagen, er war nur ein Kohlhändler und hatte kaum Geld dabei. Ebenfalls erschrocken warf er der Kreatur seinen Geldbeutel entgegen.
"H H Hier nimmt alles mein Herr", sprach er mit zittriger Stimme.
"ICH bin kein HERR" sprach Herr Versteck mit lauter und rauher Stimme.
Ohne Paul Kleine einen weiteren Moment zu schenken, sprang er los. Paul Kleine sprang ebenfalls los und lief Richtung Stadttor. Herr Versteck bäumte sich einmal kurz auf, bevor er weiter rannte. Paul Kleine fing an zu stolpern, stürzte, sah sich um und versuchte aufzustehen. Für das Opfer von Herrn Versteck war es zu spät, er setzt zum Sprung an, riss es, mehr als dass er es zu Boden rang, auf den Boden. Ein Kampf ums überleben tobte, doch wie sollte es anders sein; die Bestie, mit Namen Herr Versteck, brach seinem Opfer mit einem lauten knack das Genick. Paul Kleine sah seinen Ochsen zum letzten Mal, doch er wusste, er hat keine Zeit für Mitleid, wenn er nicht bald an den Toren der Stadt ankommt, wird es ihm wie seinem Ochsen ergehen. Herr Versteck nimmt das Tier bei den Hufen und wirft es sich halb über die Schulter und trottet in Richtung Genua los.

Schweigend durchsuchten die beiden Raum für Raum, ständig untermalt von einem Brodeln und Zischen.

"Hm, scheint, als wäre unser Verdächtiger noch nicht allzu lange weg, die ganzen Gerätschaften wirken so, als ob sie gerade jetzt in Gebrauch wären", kommentiert Robin, die Szene, während er anfängt den Schreibtisch zu untersuchen, "er kommt bestimmt bald wieder"
"Das Blubbern bedeutet absolut gar nichts, in den Laboren von Alchemisten ist ständig irgendwo etwas am Blubbern und am Zischen. Hier sehen Sie mal", Jack reichte dem Dobermann eine durchsichtige Flasche, mit hellgrünem Inhalt.
"Iiih, was ist das?" angewidert starrte er auf die Augen, die in der Flüssigkeit zum Vorschein kamen.
"Sir, das sind Eidechsen- oder Molchaugen, viele Alchemisten meinen, sie brauchen so was, selbst wenn es eigentlich keine Verwendung dafür gibt."
Jack untersuchte weiter die Apparaturen, als Robin, der die Schubladen und Schränke durchstöberte plötzlich aufschrie.
"Endlich haben wir einen Anhaltspunkt!"
Zusammenzuckend drehte der Obergefreite sich um, um zu sehen, was gefunden worden war.
Robin hielt einen Brief hoch und verkündete erfreut: "So jetzt haben die Adresse seiner Verlobten, und wir wissen nun auch, warum er durchgedreht ist."
"Und warum?" fragte Jack mit dem Mund, gleichzeitig verzog er das Gesicht und fragte mit der Mimik: "Wen interessiert das?"
"Na ja, also er liebt sie, hat aber Angst, sie könnte ihn nicht lieben, weil er Alchemist ist."
"Ah ja, der sollte mal mit Bregs reden, ich sehe das so, er ist Alchemist und sie ist trotzdem mit ihm zusammen, das muß Liebe sein."
"Wir sollten aufbrechen, vielleicht weiß sie etwas."
"Ok, dann mal los, aber unterwegs erklären Sie mir noch mal, warum ich keine IA- Anzeige bekomme, obwohl ich nicht versucht habe, Sie vom Einbruch abzuhalten."
Gemeinsam zogen die beiden mal wieder durch die Stadt, um eine Adresse aufzusuchen, die wieder mal auf einem Zettel stand.

Ohne größere Umschweife kamen die beiden Wächter bei der Adresse an. Die Nacht war mittlerweile über die Stadt hereingebrochen. Josephine Traumhaar lag bereits, wie es sich für eine Dame eben gehörte, schon längst im Bett, allein, und schlief. Als sie plötzlich unsanft von den beiden Wächtern geweckt wurde, die laut an ihre Türe klopften.
"Josephine Traumhaar?", fragte der ranghöhere Wächter; schnell fügte er noch hinzu, "Stadtwache Ankh-Morpork"
"Es geht um ihren Verlobten Henry Edwardyll", platze es aus Jack ziemlich unsensibel heraus. Was dafür sorgte, dass Josephine einen Moment erschrocken, dann aber blitzartig hell wach war. Schnell griff sie sich den Morgenmantel, der auf ihrem Stuhl zurechtgelegt lag, streifte ihn über und öffnete die Tür einen Spalt, so dass sie die beiden Wächter sehen konnte. Robin, der im Gegensatz zu Jack Erfahrung mit so etwas hatte, wusste, dass sie jetzt die Marken sehn wollte, gekonnt zeigte er ihr seine Marke. Sie warf einen prüfenden Blick über die Marke und über die Wächter, bevor sie die Tür öffnete und die beiden eintreten konnten.
Kaum eingetreten, begann sie mit feuchten Augen die Wächter zufragen: "Ist ihm et..was zugestoßen? Lebt er noch, jetzt sagen sie schon, was ist mit ihm?"
"Nein, nein, mit ihm ist alles in Ordnung", versuchte Robin sofort zu beschwichtigen.
Obwohl Jack widersprechen wollte, hielt er sich zurück und ließ den Feldwebel das Gespräch führen, um nicht weiter negativ aufzufallen. Die Sache mit dem "Hören" vorhin hatte Jack schon einen Minuspunkt eingebracht, und auch wenn es ihn eigentlich nicht störte, so wollte er doch noch nicht so früh so schlecht auffallen.

"Nur, könnten sie uns sagen, wo er ist und mit was er sich beschäftigt?", Robins Mimik wirkte ruhig und freundlich.
"Ich nehme an, er ist in seinem Labor, wie immer und er kann ihnen auch am besten sagen, was er gerade macht."
"Er ist leider weder in seiner Wohnung noch im Labor und die Gilde hat uns schon dahin geschickt. Daher wissen wir auch, dass er nicht da ist."
"Das ist schon seltsam, aber ich kann ihnen da leider nicht weiter helfen."
"Und sie wissen wirklich, nicht womit er sich beschäftigt?"
"Na ja, nicht so richtig, ich weiß nur das es was damit zu tun hat, das in jedem Menschen eine gute und eine böse Seite drin sein soll, und im groben wollte er die böse Seite ausschalten oder so etwas in der Art."
Jack flüsterte zu Robin, "Sir, im Labor habe ich da etwas anderes gesehen, das sah nach allem aber nicht nach gut aus, ich glaube die verheimlicht uns was."
Robin flüsterte zurück, "Glaubst du das ernsthaft? Ich meine, welchen Grund hätte jemand wie sie, sie sieht gar nicht wie eine Lügnerin aus." Als Robin den Satz sagte, fiel ihm ein alter Spruch wieder ein: "Die dreistesten Lügen haben die längsten Beine."
Er sah sich noch mal die Beine an, die vom Morgenmantel nicht ganz verhüllt waren,
"Hm, wenn der Satz stimmt, dann hat Jack recht", dachte Robin. Gerade wollte er die Befragung weiterführen, als von der Straße her Lärm von aufgebrachten Leuten in die Wohnung drang.
Mit sich selbst im Gewissenskonflikt haderte Robin einen Moment, bevor er der vermeintlichen Lügnern befahl sich anzuziehen.
"Im Zweifellsfall können wir immer noch behaupten, sie wegen den Unruhen auf der Straße vorsichtshalber in Sicherheit zu bringen". fügte er in Gedanken an seinen vorangegangen Gedanken an.

Unten auf der Straße sahen sie gleich einen ganzen Haufen von verschiedensten Völkern die sich in Richtung Stadtmauern auf machten.

"Ein Monster größer als ein Troll."
"Draußen vor den Toren, es soll schon Hunderte gefressen haben."
"Ich habe gehört, es ist stärker als 10 Ochsen."
"Es belagert die Stadt."

Die beiden noch immer ungleichen Wächter folgten zusammen mit Josephine dem Aufruhr nach draußen vor die Stadt.
Der Mob war enttäuscht. Anstelle von etwas großem vor den Toren fanden sie nichts weiter als einen kaputten Karren und einen toten Ochsen.

"Quik [7a]" brachte der Rattentod vorwurfsvoll dem Geist des Ochsen entgegen, der darauf mit einem "Muuh [9]" und ner Art Schulterzucken antwortete.

Oben von den Wachtürmen brüllte jemand: "Da ist er!"
Alle Anwesenden sahen in die Richtung, in die der Späher deutete. Die meisten der Anwesenden stürmten los, auch die 2 Wächter und ihre Begleitung. [10]
Nach den ersten 400 Metern machten die ersten bereits schlapp. Auch Jack bekam bereits leichte Probleme. Angetrieben davon, dass er das Monster schon sehen konnte, hielt er durch.

Er sah einen Mann mit zwei Köpfen, der eine Kopf war menschlich, der andere sah aus wie der Kopf eines Ochsen. Von weitem sah es so aus, als hätte das Geschöpf Hufe anstelle von Händen. Jack war ein klein wenig enttäuscht, als er erkannte, dass sein Monster nichts weiter als ein großer Mann war, der einen Ochsen auf der Schulter trug. Jack war davon beeindruckt, aber nicht so sehr, wie er von einem "echten" Monster beeindruckt gewesen wäre.

***


Jack sah die Hauptgefreite Tussnelda von Grantick an, um zu sehen ob sie noch zuhörte. Sie hörte nicht nur zu, sie schien sogar gespannt zuzuhören und ergänzte sich wohl weiter ihren Teil.
"Was dann passierte weiß ich nicht mehr ganz genau, es passierten so viele Dinge auf einmal.
Ich weiß noch, wie die Augen des Mannes grün leuchteten. Er sah uns drei an,..."

***


Die Bewohner der Stadt hielten es für klug, größeren Abstand zu halten. Da Wächter keine klugen Leute sind, standen sie ziemlich direkt vor dem Mann. Als das Monster die Frau hinter den Wächtern sah, stellten sie sich schützend vor die Frau. Robin sah zu ihr, er sah so einen traurigen Blick noch nie, doch er wusste, was er zu bedeuten hatte. Es war dieser Blick mit feuchten Augen, wenn grade die schlimmsten Befürchtungen wahr wurden. Wenn etwas Schreckliches plötzlich passiert, dann ist es schlimm, aber wenn eine Befürchtung wahr wird, stirbt die Hoffnung,...
Josephine versucht sich an den beiden Wächtern vor bei zu schieben. "Henryll, das bist nicht du, komm kämpfe gegen es an!"
"SCHWEIG ENLENDES WEIB, Er ist nicht hier, er kann dich nicht hören, DU hast ihn schwach gemacht" Herr Versteck lässt den Ochse hinter sich fallen.

"Quiiek" [11], maulte der entsetzte Rattentod den Geisterochsen an. Der einfach mit einem "Muhu" [12] antworte.

Josephine fing an zu weinen. "Henryll, du musst da gegen ankämpfen."
"Ich kann nicht er ist zu stark." Das Wesen sprach mit zwei Stimmen. "ja, du hast es erkannt, ich bin zu stark, du kannst mich ni besiegen kann ich, ich kontrolliere dich nein tust du nicht, du bist schwach und bald nicht mehr da."
"Du kannst, ich weiß das, du liebst mich, du bist stärker als er."
Das Wesen krümmte sich vor schmerzen. Durch die Metamorphosen, die der Körper und besonders das Gesicht durchlitten, wirkte das Gesicht noch stärker als der Rest vom Schmerz verzerrt. Und trotz der Krämpfe zieht es kleine Flasche aus der Tasche.
"Nein, du kannst und wie bald ist deine schwäche und du für immer fort."
Die beiden Wächter sahen sich an, sahen den Ochsen hinter der Kreatur, sahen sich noch mal an. Da beide an denselben Kinderstreich dachten, brauchen sie sich nur zuzunicken, um zu verstehen, was der andere wollte. Früher stellte sich der Freund hinter dem Opfer und ging auf alle Viere, so das man das Opfer mit Leichtigkeit umschupsen konnte. Diesmal nahm, wenn auch unfreiwillig, die erste Position der Ochse ein und statt einem kleinem Schups, wurde die Kreatur von zwei Männern gerammt.
Nun nahm das Schicksal das erst Jahre später zum Ausbruch kommen sollte seinen Lauf.
Die Flasche, die das Monster gerade noch in der Hand hielt, zerbrach und der gefährliche Inhalt floss über Jacks Arbeits-Kittel. Während der Rangelei nahm Jack es gar nicht war, das grade sein Kittel ruiniert wurde.

***


"Was ist dann passieri?", drängte die Hauptgefreite Tussnelda.
"Nachdem wir die Kreatur umgeworfen hatten,...

***


...stürzte Josephine besorgt zu der Kreatur. Mit Tränen in den Augen streichelte sie das entstelle Gesicht. Die beiden Wächter zogen sich langsam zurück.

"Jack was meinst du?" fragte der Feldwebel.
"Ich denke, den Mantel kann ich in den Müll werfen", antworte ein Obergefreiter, der vor seinem ruinierten Lederkittel resignierte.
"Ah, nein Jack, ich meine wegen dem." Robin deutete mit seinem Kopf nach hinten.
"Ach so, ich vermute, er ist an den gewaltigen Veränderungen, die er durchleiden musste, verstorben, so wird es jedenfalls in dem Bericht stehen, wenn Sie, Sir, nichts dagegen haben."
"Nein, ich denke, ich habe nichts dagegen, Obergefreiter, und den Kittel wegzuwerfen wäre Verschwendung. In der Gerichtsmedizin solltest du den tragen können ohne Probleme. Ich finde er sieht jetzt auch authentischer aus. Mit dem Kittel wirst du schon bald Hauptgefreiter."
"Meinen Sie das ernst, Sir?"
Die beiden Wächter gingen zurück zur Wache, um den Papierkram zu erledigen damit sie Fall abschließen konnten.

***


"Du glaubst mir nicht? Aber es war genau so, hier sieh dir meinen Kittel an, der Fleck ist immer noch nicht raus." Ein wenig wehleidig zeigte Jack auf den größten der Flecken auf seinem Kittel. "Und glaubst du, der Vorfall könnte das Problem für meine Alpträume sein?"
"Hm, ich bin kein Experte, aber ich denke, da könnte eine Verbindung bestehen. Vielleicht wird es besser sein, wenn du alles, was dich daran erinnert, wegwirfst." Die Obergefreite wollte ihrer Freundin Kathiopeja einen Gefallen tun, weil sie der Meinung war, dass Jack einen neuen und sauberen Kittel tragen sollte.
"Aber es ist mein Lieblingskittel..." Jack war klar, für Kathio würde er dieses Opfer in Kauf nehmen.
"Ja, aber es muss sein", antwortete Tussnelda.

Jack trennte sich schweren Herzens von seinem Kittel. In den ersten paar Nächsten verspürte er kaum eine Änderung aber dann wurde sein Schlaf immer ruhiger. Und auch die Wut-, ähm, nein natürlich die Zornausbrüche waren seltener.

[1] viele Bürger nannten dieses Phänomen, den natürlichen Straßenfeger, hierzu gehörte auch der spärliche Regen, die dadurch entstehenden Überschwemmungen und Schnee, wenn er schmolz. Eine ganz passable Einrichtung der Natur, denn die Stadtverwaltung in Person des Patriziers kümmerte sich nicht um solche Angelegenheiten. Wie bei den Gilden war hier das Motte: Sollen die das Selbst regeln!

[2] spätestens wenn der kleine Dämon in seiner Box ob des Haufens an die Decke stößt, mußte Jack das Kistchen ausmisten. Na ja, augenscheinlich vergaß er wenigstens nicht das Füttern des kleinen Kerls

[3]  Manche sagen auch aufgrund eigener Arroganz und Selbstherrlichkeit. Wobei der Autor seinem geschätzten Vorgesetzten natürlich keinerlei Boshaftigkeit unterstellen will und er auch alles zurücknimmt und nicht so gemeint haben will, sollte sich der angesprochene hochverehrte und - (manchmal) geschätzte Offizier auf den Schlips getreten fühlen, oder gar keinen Spaß verstehen........Nein Dae!!! Ich will auf keinen Fall in den Keller!!!!! ;)

[4] Tschuldigung, der musste einfach sein :D

[5] Aus dem Buch: Klatschianische Flora und Fauna. Untertitel: Nicht alles bringt dich um, aber auch nicht alles kannst du essen. ~Der klatschianische Otter gehört zu den wenig bedrohten Arten im Lande Klatsch. Er siedelt vorzugsweise in der Nähe von Knoblauch- und Zwiebelfeldern. Hierbei nutzt er das Bewässerungssystem, dass ganz zwangsläufig in dieser trockenen Gegend genutzt werden muß und baut unter den Bewässerungsanlagen ein weiteres Netzwerk aus Tunnel und Gängen. Die Hauptnahrungsmittel des ordinären klatschianischen Otters sind, wie unschwer eruiert werden kann, Knoblauch und Zwiebeln, die er sammelt und in Vorratshöhlen bevorratet. Durch die hohe Feuchtigkeit im Bodengrund beginnt alsbald die Nahrung des Otters zu fermentieren.~ Es ist der Alptraum eines jeden klatschianischen Bewässerungsingenieurs, einmal zufällig beim Graben auf gerade so eine Kammer zu stoßen.

[6]  Apropos achatische Feuerwerkskörperfabrik: Im Achatischen Reich gilt der Tod in einer der vorgenannten Herstellungsstätten als durchaus ehrenhaft. Der Volksmund sagt, dass diejenigen, die durch eine Explosion in der Fabrik sterben, den Göttern am nächsten sind. Das liegt wohl daran, dass bei solchen Vorfällen nichts bis sehr wenig mehr von den vermeintlich Gesegneten gefunden wird. Im Glaubenshimmel der Achaten schwirren die so Verstorbenen als Funken um die Köpfe der Götter (bei genauerem Nachdenken liegen die Achaten wohl nicht ganz Falsch...zumindest das mit den Funken macht Sinn)

[7] Der Morporkianische Holzwurm (anobium punctatum morporkianus), oder 'äußerst gemeiner aber geschickter Nagekäfer', hat sich im Laufe der Evolution in eine erstaunliche Richtung weiterentwickelt. Das von ihm entnommen Holzmaterial fügt er in eindrucksvoller Kleinarbeit zu filigranen, aber dennoch kleinen, kunstvoll verzierten Gebäuden zusammen, ähnlich den achatenen Korkschnitzereien. Leider war es bis jetzt noch keinem menschlichen oder auch nichtmenschlichem Auge vergönnt dies zu sehen, denn seiner Natur entsprechend werden diese kleinen Häuschen im Inneren von Holzbalken gefertigt. Natürlich leidet die Struktur und auch die Stabilität des Holzes darunter, was dazu führt, dass nach einer Weile der Balken, oder andere aus Holz gefertigte und befallene Stücke früher oder später zu Holzstaub zerfallen oder einfach verrotten.

[7a] hättest du nicht aufpassen können wo du hinfällst?

[9] Die Maus hätte schneller laufen können

[10]  die Begleitung wurde mehr mit gerissen, da sie immer noch von Robin festgehalten wurde.

[11]  du bist schon der zweite der heute eine unschuldige Maus zerquetscht

[12]  war auch nicht grade ein Vergnügen, von dem Ding da so abtransportiert zu werden

Zählt als Patch-Mission für Jack Narrator



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