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von Hauptgefreite Magane (FROG), Hauptgefreite Laiza Harmonie (FROG)
Online seit 30. 12. 2004
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Außerdem kommen vor: Araghast Breguyar – Ktrask
Innerhalb von Sekunden sind Unbekannte in Ankh-Morpork um gut eine halbe Million AM-Dollar reicher geworden. Sie stahlen bei einer Ausstellung im königlichen Kunstmuseum zwei Diamanten. Diebe haben bei einer Ausstellung in Ankh-Morpork zwei Diamanten im Wert von mehr als 550.000 AM-Dollar gestohlen. Sie holten die Edelsteine aus einer Vitrine im berühmten königlichen Kunstmuseum. Während der Wanderausstellung über das alte achaten Reich nutzen die Räuber nach ersten Erkenntnissen am Montagnachmittag die 15-minütige Pause eines Mitarbeiters des Juweliergeschäftes Kluger, wie die Ankh-Morporker Stadtwache berichtete. Blitzschnell griffen sie zu: Ein Weißer Diamant mit 47 Karat und ein Blauer Diamant mit 15,74 Karat verschwanden. Keine Anzeichen für Gewalt Die Vitrine war laut der Stadtwache entgegen aller Sicherheitsbestimmungen weder durch ein Sicherheitsschloss verschlossen noch durch einen Alarmdämonen bewacht. Es gebe jedoch keine Hinweise darauf, dass der Glaskasten gewaltsam geöffnet worden sei. Der Kurator des Museums Walter Hochsiter spielte vor Journalisten den Vorfall herunter. Es habe "einen kleinen Vorfall" gegeben, sagte er. Eine Vitrine sei "unberechtigt geöffnet" worden. Innerhalb von Sekunden seien zwei Diamanten gestohlen gewesen. Er wisse jedoch nichts über den Wert der Stücke. "Jetzt liegt alles in den Händen der Stadtwache." [1] |
Das Kellerfenster, das sich in der Wand zum Rückwärtigen Hof befand wurde leise geöffnet. Frisch geölt traute es sich nicht zu quietschen. Sehr groß war die Fensteröffnung nicht, doch die Gestalt konnte ohne Probleme von einer Dunkelheit zur anderen gelangen. Das Sternenlicht und die Geräusche der Nacht wurden zurück gelassen. Der Keller war der einzige Raum des Hauses, von dem die Person keine genaue Beschreibung besaß.
Sie lauschte. Alles war still. Eine Zündholzschachtel raschelte, dann ein Zischen, bevor eine kleine Gelbe Flamme erstrahlte. Nur Sekunden hatte sie zum Leuchten, bevor sie wieder durch eine rasche Handbewegung erlosch. Was man in der kurzen Zeit sehen konnte, reichte um lautlos zur Kellertreppe zu gelangen. Vorsichtig wurde Stufe für Stufe getestet. Knarrende Treppenstufen konnten eine Gefahr sein. Oben angekommen drehte die behandschuhte Hand den Türknauf um - verschlossen. Das stellte natürlich kein Problem da, es dauerte wieder nur Sekunden, bis das Schloss mit professionellem Werkzeug geöffnet wurde. Das Haus war still und dunkel, genauso wie es von außen den Eindruck gemacht hat. Alles lief wie geplant. Auch die Treppe in den ersten Stock wurde vorsichtig erklommen. Das Ziel war ein Zimmer im ersten Stock am Ende eines langen Ganges, von denen nur zur linken Seite zwei Türen abgingen. Die Person bog von der Treppe aus nach rechts in den Flur. Aus der entgegengesetzten Richtung klang ein gedämpftes Schnarchen. Die Tür war nicht verschlossen, im dahinterliegenden Raum war ein Büro. Der Eindringling zog eine kleine Kiste aus seiner Tasche. Sie war etwa zehn mal fünf Zentimeter groß.
Er hob den Deckel ab und schüttelte den Inhalt auf dem Boden aus, ein kleiner Dämon mit spitzen Ohren kullerte über den Teppich.
"Wo sind wir hier?"
Der Eindringling drückte dem kleinen Quälgeist den Finger auf dem Mund.
"Sei still", flüsterte die Person und redete mit gedämpfter Stimme weiter, "Du kennst deinen Auftrag. Hör immer gut zu, merk dir alles. In drei Tagen kommst du wieder, wenn nicht hol ich dich. Verstanden?"
Der Dämon nickte. "Gut, versteck dich." Der Dämon wurde auf dem Boden abgesetzt und ehe er sich versah war die Person wieder verschwunden.
Es knackte leise im Erdgeschoss, als die Kellertür wieder verschlossen wurde. Auch das Fenster ging genauso lautlos zu, wie es geöffnet wurde.
"In der vergangenen Woche", begann Rina Lanfear, als die Freiwilligen Retter sich in ihrem Bereitschaftsraum eingefunden hatten und der Abteilungsleiterin von Raub und Mord zuhörten, und faltete einen Zettel auseinander, "gab es einen Einbruch im königlichen Kunstmuseum. Aus einer Vitrine wurden zwei kostbare Diamanten gestohlen. Es handelt sich die wertvollsten Stücke des Kronschatzes der letzten Kaiserin des achatenen Reiches, ausgestellt zum ersten Mal seit ihrem Tod in einer Wanderausstellung über das alte achatene Reich. Die Vitrine wurde eigentlich rund um die Uhr von Angestellten des Juweliergeschäftes Kluger überwacht. Zu unserem Leidwesen gibt es keinerlei Spur vom Täter, keine Fingerabdrücke, noch nicht einmal ein Haar."
Die RUM-Chefin ließ ihren Blick wandern, die FROGs saßen geduldig auf ihren Stühlen und hörten ihr zu. "Doch es gibt Gerüchte im Untergrund, dass hinter diesem Diebstahl kein geringerer als der Kurator des Museums Walter Hochsiter steckt, der sich mit diesen Juwelen von seinen Spielschulden befreien will. Aber auch hier gibt es keine Anhaltspunkte - unsere Informanten können uns nicht hundertprozentig sagen, ob er die Tat auch wirklich begangen hat." Sie faltete den Zettel wieder zusammen und wandte sich an Bregs. "Wir brauchen unbedingt eine Wanze im Haus von Hochsiter, außerdem muss er observiert werden - natürlich möglichst ohne irgendwie Aufsehen zu erregen, das ganze ist hoch geheim, nichts darf an die Öffentlichkeit gelangen - ich gehe davon aus, dass ihr genau die richtigen für diesen Job seid. Hier Bregs, die Adresse, ich überlasse alles übrige dir", sie reichte dem Abteilungsleiter ein Papier und verließ den Raum.
"Okay, ihr habt den Leutnant gehört", Bregs zog einen Stadtplan aus einem Regal und suchte die Adresse von Walter Hochsiter.
Die Straße lag dunkel und leer da, der Schnee der letzten Tage war größtenteils weggeschmolzen, eine plötzliche Wärmewelle hatte Tauwetter mit fiesem Wind und kaltem Regen gebracht. Eine Ratte lief im Rinnstein auf und ab und fraß, was Bürger fortgeworfen hatten. Die Straße befand sich im schöneren Teil der Zwillingsstadt - Ankh. Es war eine jener Straßen, in denen kleine süße und teure Häuser standen, deren Besitzer unschuldige anständige Bürger waren. Der Wind zog eisig um die Dächer. Eine schattenhafte Gestalt saß zwischen zwei Schornsteinen, doch auch dort erreichte sie der Wind. Sie war in einen schwarzen Umhang gewickelt und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, immerhin regnete es grade nicht.
Zwar war es schon seit einiger Zeit dunkel, doch es war noch recht früh am Abend, erst als sich der Alte Tom dazu aufraffte lautlos sieben zu schlagen, hob die Gestalt ihren Kopf.
Sie schüttelte sich vor Kälte und gähnte herzhaft. Es handelte sich um die Hauptgefreite Laiza Harmonie und sie war nicht die einzige, die auf einem Dach Stellung bezogen hatte.
Ihr Blick fiel direkt ins Schlafzimmer im ersten Geschoss des zu observierenden Gebäudes, das im Moment dunkel und leer war. Ein Stockwerk tiefer allerdings brannte Licht im Esszimmer des Hauses. Doch von hier oben konnte man die Geschehnisse im Zimmer nicht gut beobachten - dafür war jemand anderes zuständig.
Auf der linken Seite grenzte Haus Nummer 38 direkt an, ein weiteres Gebäude selbiger Bauart - Erdgeschoss, erster Stock und Dach - zur rechten ging ein kleiner Weg entlang, der auf den Hinterhof des Hauses führte. Auch dort beobachtete ein Freiwilliger Retter. Der Weg war etwa anderthalb Meter breit und an ihn grenzte sofort das nächste Haus.
Ein Haus rechts und links, Einblick in das Schlafzimmer und in zwei Gästezimmer , sowie wahrscheinlich ein Badezimmer oder Ankleidezimmer ohne Fenster - die Tür war von ihrer Position aus gut zu sehen - und damit hatte es sich mit Laizas Ausblick.
Unten auf der Straße stand ein Karren, dessen Ladefläche mit einer Plane bespannt war. Recht ungemütlich fand dort der Knallpulverexperte in Ausbildung der Sondereinheit Platz - jeder andere Igor hätte sich um so viel Komfort sicherlich gefreut. Und sicherlich nicht nur ein Igor. Er hatte es windgeschützt und somit wärmer als außerhalb des Karrens, geschweige denn auf einem Dach. Außerdem war er vor Schnee und Regen geschützt - wenn es denn regnen oder schneien würde - und da sah es bei dem wolkenverhangenen Himmel schwer nach aus. Doch als FROG durfte man sich nicht beschweren. Es gab kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung und ein Freiwilliger Retter musste mit jeder Situation zurechtkommen.
Die Ladefläche des Karrens war höher als es normalerweise der Fall wäre. Igor blickte durch zwei Astlöcher in das gegenüberliegende Esszimmer.
Ein älterer Mann saß am großen Esstisch. Sein rotes Haar fiel ihm strähnig ins Gesicht während er über einem Teller mit dampfenden Essen gebeugt war. Neben ihm saß eine dürre Frau mit ernster Miene und streng nach hinten gebundenen Haaren. Auch sie saß vor einem dampfenden Teller und schnitt auf eine feine doch sehr verkrampfte Art und Weise das Fleisch.
Beide schwiegen.
Neben der Tür stand ein junges Mädchen in einem dunkelblauen Kleid mit weißer Spitzenschürze. Sie beobachtete die Herrschaften und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Sie hatte heute nur Erbsensuppe bekommen... mit altem Brot.
Das konnte Igor natürlich nicht wissen - aber jemand anderes wusste das.
Ein kleines ledriges flugfähiges Tier war an den Fenstern des Hausanbaus vorbei geflogen. Dort befanden sich die Küche des Hauses, sowie die Bedienstetenräume. Eine dicke Frau mit fleckiger Schürze spülte gerade zwei Teller ab, die so sauber geleckt waren, dass man sie eigentlich nicht mehr hätte spülen brauchen. Im großen Topf, der noch auf der warmen Kochstelle stand, war noch Erbsensuppe für die nächsten drei Tage. Die Köchin seufzte nicht und sie dachte auch nicht darüber nach, dass sie den Herrschaften ein opulentes Mahl zubereitet hatte. Sie war daran gewöhnt, schon seit vielen Jahren, und dieses junge Ding von Hausmädchen würde sich auch noch daran gewöhnen.
Im Esszimmer schob die Hausherrin ihren Teller weg, als sie mit dem Essen fertig war, ihr Mann quittierte seinen leeren Teller mit einem herzhaften Rülpser.
Kurz zuckte das Hausmädchen zusammen und beobachtete wie die Hausherrin aufstand und sich in einen grünen Ohrensessel am Kamin setzte. Dort stand ein Korb mit Wolle und Sticknadeln, in den sie griff. Erst als auch der Hausherr aufstand und sich in den zweiten Sessel fallen ließ, bewegte sich das Hausmädchen auf den Tisch zu, um diesen abzuräumen.
Jeden Abend das gleiche Spiel, so stellte es sich nach wenigen Tagen heraus.
Vorsichtig verließ das Hausmädchen mit dem großen silbernen Tablett das Esszimmer und brachte das dreckige Geschirr in die Küche des Hauses, die in einem niedrigen Anbau in den Innenhof ragte. Die Köchin nahm ihr das Geschirr ab, reinigte es grob mit einem Lappen und ließ es dann in das große Wasserbecken gleiten. Gerade fing in einer Kanne das Wasser an zu kochen.
Auf dem robusten Holztisch, der sich mitten in der Küche befand, stand schon ein kleines Tablett bereit mit einer Porzellantasse und einer Porzellankanne. Ein kleines Schälchen mit Zuckerwürfeln stand noch dabei sowie drei Teebeutel und ein Löffel zum umrühren.
Das Hausmädchen schüttete das kochende Wasser in die Porzellankanne um und verließ mit dem Tablett wieder die Küche.
Die zwei Hausangestellten wechselten keinerlei Worte.
Etwa zehn Minuten verstrichen in dieser Zeit. Kurz bevor das Hausmädchen wieder das Esszimmer betrat packte die Hausherrin ihr Strickzeug ordentlich wieder in den Korb. Sie hauchte ihrem Mann einen distanzierten Kuss auf die Stirn und wünschte ihm eine Gute Nacht. Wahrscheinlich trafen sich die beiden Frauen auf dem Flur, doch für die Freiwilligen Retter blieb dies im Verborgenen.
Das Tablett wurde auf einem kleinen Beistelltisch am Ohrensessel abgestellt. Der zeitunglesende Hausherr bedankte sich in der Regel mit einem Klaps auf den Allerwertesten seiner Angestellten. Sein anzügliches Lächeln unterstrich die für das Mädchen unangenehme Geste.
Sie rang sich wie immer ein Lächeln ab und postierte sich wie zuvor beim Essen in der Nähe der Tür.
Im Stockwerk darüber war inzwischen das Licht im Schlafzimmer angegangen. Bevor die Hausherrin ins angrenzende Bad oder Ankleidezimmer verschwand schlug sie ihre Bettdecke schon einmal aus und öffnete das Fenster. Im langen Nachthemd kam sie wenige Minuten später wieder zurück, legte sich ins Bett und blies die Kerze aus.
Laiza kramte ihre mechanische Taschenuhr heraus, in der Deckung der Schornsteine wagte sie es ein Streichholz zu entfachen, um es nach einem Blick auf die Uhr sofort wieder zu löschen. Es war nun kurz vor halb neun, die Hauptgefreite notierte sich die Uhrzeit mehr oder minder ordentlich - im Dunkeln hatte man so seine Probleme - auf einen Block.
Ziemlich früh fürs Schlafen gehen, dachte sie sich kurz, doch dann seufzte sie wickelte sich noch ein wenig mehr in ihren Mantel ein und wartete weiter geduldig.
Die Köchin wischte nach dem Spülen einmal durch die Küche und verschwand dann in den Gemächern der Angestellten.
Es war etwa viertel vor neun.
Recht angewidert lag Igor in seinem Karren, als er mit ansehen musste, wie der Hausherr die Zeitung weg legte, nachdem er den Tee getrunken hatte und sich dem Hausmädchen unsittlich näherte.
Kein Wunder das die Ehefrau so früh ins Bett flüchtete. Der Igor wandte seine Augen von den zwei Astlöchern ab.
Es war etwa eine Stunde vergangen, nachdem die Hausherrin ins Bett gegangen war, als der Hausherr mit einer Kerze das Schlafzimmer betrat und ebenfalls ins Bett ging.
Ktrask, der auf einem Dach Stellung bezogen hatte von dem aus er den Innenhof des Hauses überblicken konnte, beobachtete das Hausmädchen wie sie heraus trat, die Zeitung in eine Mülltonne schmiss und auf einer kleinen Bank nieder ließ.
Sie fing an zu weinen, etwa eine halbe Stunde lang saß sie da, immer wieder am Schluchzen, bevor auch sie ins Bett ging.
"... So in der Art spielt sich das jeden Abend ab", beendete Bregs seinen kleinen Vortrag. Rina nickte und war zufrieden. "Um Mitternacht müssten alle tief und fest schlafen und einem Einstieg würde nichts im Wege stehen."
"Gut, der Dämon müsste inzwischen wieder zurück sein, oder?"
"Ja, Kanndra hat ihn vor drei Tagen im Haus ausgesetzt."
Sicherheitshalber hatten sie noch ein wenig länger gewartet, als Mitternacht, alles war gut gegangen.
"Wenn das Vieh endlich da ist und die Informationen herausgegeben hat, kann es los gehen", meinte die Abteilungsleiterin von RUM, und heftete den Bericht von FROG in einer Akte ab.
"Ja, das wird kein Problem sein."
In den Tiefen des Archivs der Abteilung Raub und Mord, wo sich sonst nur gefräßige Papierwürmer und Mäuse aufhielten, fiel ein Aktenstapel um. Hinter ihm kam eine gemütliche - aus Akten gebaute - Sitzecke zum Vorschein, in der eine grün gekleidete Hauptgefreite saß und las. Die Kerzenflamme in der Lampe schräg über der jungen Frau flackerte verräterisch, doch sie bekam davon nichts mit - RUM-Akten hatten etwas sehr spannendes, seit Bregs sie hergeschickt hatte, verbrachte sie die meiste Zeit mit lesen. Schwangere Frösche hüpfen nicht in gefährlichen Sitationen herum, deswegen schickt der Oberfrosch sie zum Aufräumen zu den Drachen... An sich nicht schlecht, man war im warmen Wachhaus (während die anderen draußen auf Dächern lauerten) man hatte Tee so viel man wollte, man wurde in Ruhe gelassen und die eigentliche Aufgabe erledigte man nebenher - kurz um der perfekte Job!
Plötzlich spürte die Lesende eine Hand auf ihrer Schulter, sie zuckte zusammen, sprang blitzschnell auf und drehte sich um.
"Sör, ich kann das erklären...", sie salutierte hektisch, wobei die Akte, in ihrer Hand dem linken Auge gefährlich nahe kam.
"Was du hier tust ist nicht mein Problem, da soll sich Rina drüber aufregen, ich erwarte, dass du innerhalb einer halben Stunde in meinem Büro auftauchst, wir brauchen einen Dieb, Hauptgefreite Schneyderin", nach diesen Worten - und einem letzten grimmigen Blick - drehte sich der Abteilungsleiter der Freiwilligen Retter Ohne Gnade um und verließ das Archiv, warum hatte er eigentlich damals nicht dafür gesorgt, dass sie einem anderen Abteilungsleiter auf der Nase herumtanzte?
Also einen Dieb brauchen sie... erst soll man vergessen, dass man ein Dieb war und dann das..., Magane ahnte, dass dies nichts mit dem bequemen Leben im Archiv zu tun hatte, an das sie sich so gewöhnt hatte - so sehr wie man sich innerhalb einer Woche an etwas gewöhnen konnte - langsam schlenderte sie die Treppen hoch, nur keine Eile, schließlich war sie bei der Arbeit und nicht auf der Flucht. Genau eine halbe Stunde nach Bregs Auftritt im Keller klopfte sie mit dem unverkennbaren "Einmal-Lang-Zweimal-Kurz" an seine Bürotür, wartete das "Herein" ab, salutierte sofort und sagte: "Melde mich wie befohlen, Sör!"
Erst dann nahm sich die Hauptgefreite den Augenblick Zeit um sich im Büro umzusehen... offenbar handelte es sich um ein Fünfzehnaugengespräch, wobei zwei Drittel der Augen zu Tieren gehörten. Laiza hatte ihre Spinne dabei...
"Soll ich euch die Zeit geben euch anzufauchen, oder können wir gleich mit eurem Auftrag anfangen?" Der Tonfall des leicht ungeduldig wirkenden Abteilungsleiters machte klar, dass er nicht vorhatte den beiden jungen Frauen Gelegenheit zu geben in diesem Büro und jetzt zu streiten, deswegen warte er auch kaum eine Antwort ab bevor er begann den Auftrag zu erklären...
Wieso war sie so naiv gewesen um an trockenes Wetter zu glauben? Über dem schwarzen Himmel schoben sich dunkle Wolken, es nieselte schon den ganzen Abend, doch das erste Donnergrollen war schon zu hören gewesen. Die Hauptgefreiten Magane und Laiza Harmonie waren schon bis auf die Haut nass, denn sie hatten nur in ihre FROG-Uniform gekleidet - ein Umhang wäre bei dieser Aktion nur hinderlich gewesen - darauf geharrt, dass die letzten Lichter im Haus erloschen.
Seitdem war etwa eine Stunde vergangen.
Klatschnass kletterten die zwei über das Holztor, das den Weg zum Hinterhof versperrte. Der Regen hatte alles schlammig werden lassen und so schlitterte Laiza ein Stück, als sie auf der anderen Seite des Tors den Boden berührte.
Die GiGa fluchte lautlos. Die Wetterbedingungen waren keine gute Vorraussetzung für eine Mission die unbemerkt beleiben sollte. Der Wind pfiff strudelartig über den kleinen Hof. Die zwei jungen Frauen bekamen Gänsehaut vor Kälte. Magane sah besorgt zu den Fußabdrücken, die beide hinterließen.
Hoffentlich regnet es später noch stärker, dachte sich Magane.
Laiza ignorierte vorerst die Abdrücke im Schlamm, darüber konnte man sich später den Kopf zerbrechen. Zumindest hoffte sie, dass dafür später noch die Zeit blieb.
Alles wird gut gehen, sagte sie sich und ignorierte das Problem 'Zeit'. Stattdessen fragte sie sich, wieso ausgerechnet Magane ihre Missionsbegleiterin war. Laiza war ihre Aufgabe wohl bewusst, ein GiGa war hier von Nöten. Aber wofür brauchte man einen Triffinsziel? Und wieso hatten Bregs und Veni ausgerechnet Magane mit auf die Mission geschickt? Bestimmt war es wieder irgendein püschologisches Unterfangen der püschologisch geschulten Abteilungsleitung. Aber wieso konnte Bregs seine Ideen nicht in Übungseinheiten auslassen? Dies war eine wichtige Mission, ein Fehlschlagen konnte nicht akzeptiert werden und dann schickte die Abteilungsleitung ausgerechnet zwei Streithähne los?
Laiza schüttelte den Kopf und machte dem Wort Thiemwörk in ihren Gedanken platz. Darauf kam es an, genau darauf, sie hatten es lernen müssen [2] und wahrscheinlich hatten sie es nicht gut genug gelernt. Umso wichtiger war ein guter Ausgang der Mission. Bei FROG durften persönliche Bedürfnisse keine Überhand bekommen, es kam auf die Mission an und auf den Erfolg und mehr nicht.
Die GiGa atmete tief durch und blickte sich um. Wie nach Plan waren auch im Hof alle Lichter erloschen. Je näher sie dem Anbau des Hauses kamen um so lauter wurden Geräusche von Waldsägearbeiten. Die Triffinsziel hatte schon einen Dietrich gezückt und öffnete kurzerhand die Tür zu den Bedienstetenunterkünften.
Magane drückte die Tür auf und lauschte.
Das Schnarchen war extrem laut, die Tür hätte ruhig quietschen können, bei dem Lärm wäre das Geräusch einfach untergegangen.
Laiza zog vor der Tür ihre Stiefel aus - ihre Socken schienen das einzige zu sein, dass noch einigermaßen trocken war - und betrat auf leisen und sauberen Sohlen das Haus. Während sie von der Tür zu den Betten schlich zog sie aus einer ihrer Gürteltaschen ein frisches weißes Stück Tuch und ein Fläschchen.
Sie beträufelte das Tuch mit dem Inhalt der Flasche - einem Betäubungsmittel, das ursprünglich aus dem Achatenen Reich kommt - verkorkte die Flasche und ließ sie wieder in der Gürteltasche verschwinden.
Die GiGa ging auf das Bett zu von dem keine lauten Geräusche kamen. Dort lag das junge Hausmädchen, das sich durch die Anzüglichkeiten des Hausherren malträtieren ließ - wie konnte sie bloß so ruhig schlafen... Laiza legte das Tuch über Nase und Mund und ließ das Opfer ein paar Atemzüge nehmen. Sie wartete einen Moment und hob dann ein Augenlid des Mädchens. Sie reagierte nicht.
Die Hauptgefreite verfrachtete das Hausmädchen in eine stabile Lage, damit sie sich nicht an ihrer Zunge verschluckte. Dann drehte sie sich um, zum nächsten Bett ... und hatte das Gefühl einen riesigen schnarchenden Wal vor sich zu sehen.
Magane wartete geduldig vor der Tür und verknotete inzwischen die Schnürsenkel von Laizas Stiefeln, hängte sie sich dann über die Schultern und zog ihre eigenen Stiefel ebenfalls aus bevor sie das Haus betrat. Sicherheitshalber verwendete die GiGa bei der korpulenten Frau einige Tropfen vom Betäubungsmittel mehr.
Mit den Stiefeln über den Schultern schlichen die zwei FROGs durch das Haus.
Im Erdgeschoss war es ruhig. Laiza hatte das weiße Stück Tuch wieder weg gepackt und stattdessen einen Zettel aus der Tasche gezogen. Er war ziemlich feucht geworden und vorsichtig faltete sie ihn auseinander.
Sie schluckte und reichte ihrer Kollegin das Stück Pergament.
"Mhhh...", war Maganes einzige Antwort, als sie sah wie sich die Schrift in einen einzigen großen blauen Fleck verwandelt hatte. Es schien eine Ewigkeit zu verstreichen, während die GiGa ihren Zorn unterdrückte und ihre Gedanken rasten.
"Du hättest besser aufpassen sollen", wisperte die Triffinsziel plötzlich. Laiza fuhr herum.
"Du hast mir den Zettel gegeben! Du solltest ihn eigentlich aufbewahren!" Die Augenbrauen der Hauptgefreiten zogen sich zornig zusammen und am liebsten hätte sie Magane mit Blitzen aus ihren Augen getötet.
Magane überlegte kurz und ihr kamen die Worte Pass du drauf auf, ich verliere es nachher noch, das würde den Schäff nicht freuen.
"Stimmt", nickte sie dann, "aber du bist jetzt schuld, dass er nass ist!"
"Hätt ich etwa einen Antiregentanz aufführen sollen!"
"Hätt sicher lustig ausgeschaut", die Triffinsziel verschluckte ein Kichern, plötzlich begriff sie wo sie sich befanden, als im Stockwerk über ihnen eine Diele knarrte.
Die zwei Freiwilligen Retter schluckten synchron und ihre Gedanken flitzen rasend schnell durch ihre Gehirne.
"Im Erdgeschoss neben dem Esszimmer befindet sich ein kleiner Raum, vielleicht befindet sich dort das Diebesgut", schlug Igor vor.
"Und wieso?" fragte Bregs.
"Die Möbel sind mit weißen Tüchern bedeckt und keiner hat den Raum betreten, noch nicht mal das Dienstmädchen."
"Wir können nicht puren Vermutungen an die Sache herangehen," entgegnete Venezia, "RUM hat den Vorschlag gemacht einen Lauschdämonen im Haus aus zusetzten. Vielleicht bekommen wir dadurch konkretere Hinweise."
Maganes Augen wurden groß und sie konnte gerade noch verhindern, etwas zu sagen, sie packte Laiza am Handgelenk und zog sie durch den Flur des Erdgeschoßes. Die Tür des Esszimmers stand offen und so wandte sich die Triffinsziel mit ihrer Kollegin im Schlepptau zu der zweiten geschlossenen Türe.
Sie war nicht nur geschlossen, sondern auch verschlossen. Doch dank ihrer diebischen Vergangenheit brauchte Magane nur einen kurzen Moment um die Türe zu öffnen.
Laiza kam sich saudämlich vor, wie sie ohne Schuhe an den Füßen, klitschnass unter einem Tisch saß, zusammen mit Magane. Dazu kam noch ein großes weißes Laken das über den Tisch geworfen war.
Wenn das die Kollegen erfuhren ... wenn das Bregs erfuhr!!
"Hast du dir wenigstens den Zettel durchgelesen?" wisperte Laiza.
"Mh, ja..."
Die Triffinsziel versuchte sich auf die Geräuschwelt hinter der Tür zu konzentrieren. Doch von der anderen Seite des Holzes drang nichts herüber.
"Wir stecken wohl bis zum Hals in Ankhschlamm", grummelte die Hauptgefreite.
"Wohl wahr ... du hattest mich eben was gefragt?"
"Jaaa, ich fragte dich ob du den Zettel durchgelesen hast, bevor er eingeweicht wurde!"
"Oh ja, die Beute befindet sich... ähm... auf dem Dachboden."
"Wiiie-soooo maaaa-chst duuu deinMaulnichtvorher auuuf!!"
"Beruhig dich."
Überwalder Temperament wogte unter dem Tisch und formte sich zu zwei großen Händen, die im Begriff waren jeden Moment den Hals der Wächterin zu packen und sie wild zu schütteln.
Magane gab keine Gefühlsregnung von sich und krabbelte stattdessen unter dem Tisch hervor, um einen Blick durch das Schlüsselloch zu wagen.
Am Ende des Ganges erblickte sie einen Lichtschein, anscheinend war jemand in der Küche. Magane hoffte inständig, dass der- oder diejenige nicht auf die Idee käme, das Personal zu wecken. Dann hätten die zwei wirklich ein Problem.
Das Licht erlosch fast ganz, für einen Moment war die Hausherrin, im langen Nachthemd mit einer kleinen Kerze in der Hand, durchs Türschloss zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie sich etwas zu trinken geholt.
Laizas Kopf guckte unter dem Laken hervor und blickte die Triffinsziel fragend an.
"Glotz nich", schnauzte diese leise.
Wieso nur hatte man sie zusammen hier hergeschickt ... Laiza war sauer. Sauer darauf, dass ihnen die Situation aus den Händen glitt. Ungewissheit machte sich breit. Sie war sauer auf denjenigen, der sie gemeinsam hier hergeschickt hatte, also konnte man davon ausgehen das sie sauer auf Bregs war. Immerhin war er der Abteilungsschäff und Rina hatte bestimmt kein Mitspracherecht gehabt, als das Thiem gewählt wurde. Oder vielleicht doch? Wer wusste das schon? Bestimmt keine Hauptgefreite wie Laiza, die Oberen Etagen der Hierarchie waren undurchsichtig und es war besser nicht nach Antworten zu stochern.
Momentan projizierte Laiza ihre Wut auf Magane. Sie war gerade da, bot auch allen Grund dazu und legte eine grässliche entspannte Art und Weise an die Nacht.
Sie summte - und sie zupfte Fussel von ihrer Uniform, nasse Fussel.
"Und was ist da nun los?" knirschte die GiGa leise.
Wahrscheinlich hätte sich die ehemalige Diebin noch die Nägel gefeilt, wenn sie ein entsprechendes Werkzeug dabei gehabt hätte.
"Nix", war die gleichlaute Antwort von Magane, "ist wieder nach oben gegangen."
"Wieso muss alles schief gehen ..."
"Es geht doch gar nichts schief?"
"Sie ... oder Er ..."
"Sie."
"Sie ist wach und das ist nicht gut. Sie sollte oben im Bett liegen und schlafen, wenn sie das nicht tut, können wir ..."
"Meinst du die kommen auf die Idee Anzeige zu erstatten, weil sie nachts überwältigt werden, nachdem sie sich einen Mitternachtssnack geholt haben??"
"Äh..."
"Meinst du es sind so dumme Verbrecher?"
"Darum geht es nicht, Bregs sagte 'Leise, Schnell und ohne Aufsehen zu erregen'", entgegnete Laiza, "Wenn wir jetzt da hoch gehen, die zwei überwältigen und dann die Klunker suchen, entspricht das nicht 'ohne Aufsehen zu erregen'."
"Mach dir nicht in die Hose. Zück deine Giftchen und lass uns endlich aus diesem Versteck kriechen", ein seltsames Lächeln umspielte die Lippen der jungen Frau, "von mir aus können wir diese dämlichen Gesichtsmasken aufziehen, damit man uns nicht erkennt."
Laiza hätte das bleiche Gesicht vor ihr am liebsten durch eine deftige Ohrfeige rot belebt. Doch das konnte sie sich nicht erlauben. Thiemwörk. Ja genau.
Ohne es zu merken hatte sie das Fläschchen mit dem Betäubungsmittel aus der Gürteltasche gezogen.
Seufzend stand sie auf.
Magane tat es ihr gleich und öffnete leise dir Tür. Sie lauschte. Nichts war zu hören.
Sie schlich wieder auf den Flur und mit einem schnellen Blick zurück vergewisserte sie sich, dass Laiza ihr folgte. Magane sah ein, dass sie als Exdiebin perfekt für diesen Auftrag geeignet war, aber womit hatte sie die Zusammenarbeit mit dieser Anfängerin verdient, mit ihrer Unruhe würde die GiGa noch alles verderben, dabei hätte es vollkommen ausgereicht, wenn man ihr erklärt hätte wie viele Tropfen von dieser Flüssigkeit in dem kleinen Fläschchen nötig sind um einen normal gebauten Menschen zu betäuben. Allein hätte sich die Diebin bei dieser Sache sehr viel wohler gefühlt, allein kommt man wenigstens nicht auf die Idee sich zu streiten.
Magane ließ Laiza den Vortritt, während sie noch mal zur Tür zurück ging und sich daran machte diese wieder zu verschließen, keinerlei Spuren hinterlassen...
Die Treppe, die in den ersten Stock führte, war mit einem dicken weichen Teppich ausgelegt, der wahrscheinlich auch die Schritte eines Elefanten gedämpft hätte. Gut, so brauchten sie sich wenigstens nicht den Kopf darüber zerbrechen ob die Stufen vielleicht quietschen könnten.
Laiza schlich trotzdem endlos langsam die Treppe hoch, als wäre ihr nicht bewusst, dass die ganze Sache möglichst schnell über die Bühne gehen sollte.
Im ersten Stock wandte sich Laiza nach links in den Gang, hinter der Zweiten Tür rechts befand sich das Schlafzimmer. Sie lauschte auch hier hörte man ein Schnarchen. Die GiGa übergab Magane noch einmal ihre Stiefel, dann zückte sie ein weiteres Mal die Phiole mit dem Betäubungsmittel und zog ein frisches Tuch aus der Tasche.
Quietscht die Tür? fast panisch schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, Hatten die zwei einen tiefen Schlaf? Knarrt vielleicht der Boden? Schläft vielleicht einer nicht? Kein Licht hatte im Haus gebrannt, dass wusste sie. Ihr Herz raste. Sie öffnete vorsichtig die Tür, Millimeter für Millimeter drückte sie die Tür auf. Erleichterung machte sich breit, sie quietschte nicht. Jetzt wo die Tür geöffnet wurde hörte die Hauptgefreite noch ein zweites leises Schnarchen. Gut sie schliefen.
Laiza wandte ihren Blick noch einmal kurz zu Magane, die draußen wartete um die Lage nicht zusätzlich zu komplizieren, nickte ihr zu und betrat das Schlafzimmer. Gleichzeitig hatte sie die Phiole geöffnet und das Tuch benetzt. Sie ging auf die Frau zu, die auf der Seite zum Fenster hin schlief. Ihr Schnarchen war leise.
Offenbar hatte sie einen sehr gesunden Schlaf - ruhig und friedlich – und er wurde noch weit ruhiger und friedlicher, nachdem sie ein paar tiefe Atemzüge durch das weiße Tuch in Laizas Hand gezogen hatte. Und auch bei ihrem Mann lief die Betäubung vollkommen problemlos ab. Den beiden Hauptgefreiten fielen durchaus bessere Methoden ein den Schmierlapp für einige Zeit in das Reich der Träume zu schicken, doch das hätte nicht wirklich etwas mit unauffällig zu tun. Damit war Laizas Teil im Prinzip erledigt... aber sie waren ja ein Tiehm, deswegen würde sie wohl kaum jetzt verschwinden und Mag ihre Arbeit machen lassen. Ein Tiehm, seit GRUND waren sie das immer wieder gewesen, warum auch immer. Vielleicht sollte eine der beiden Hauptgefreiten die freiwilligen Retter verlassen, nur eine Beförderung trennte jede von ihnen von der Möglichkeit Ausbilder zu werden und es gab auch noch andere Abteilungen...
Sie verließen das Schlafzimmer, eigentlich war es fast erstaunlich dass die beiden im selben Raum schliefen, aber das hatte keine der Wächterinnen zu interessieren. Die Treppe zum Dachboden, die sich am anderen Ende des Flurs befand war weit weniger gut schallgedämmt als die vom Erdgeschoss in den ersten Stock. Vorsichtig tastend schlichen die beiden jungen Frauen über die hölzernen Stufen, bis ihnen auf einmal die Frage in den Sinn kam, warum sie eigentlich noch schlichen, jetzt da das ganze Haus in tiefem Betäubungsmittelschlaf lag.
Der Dachboden war nicht verschlossen, jetzt ging es darum ihn schnell und systematisch zu durchsuchen, die Steine zu finden und wieder zu verschwinden, bevor die Bewohner des Hauses wach wurden.
Die beiden Hauptgefreiten standen vor einem heillosen Durcheinander aus alten Zeitschriften, Schrott, Gerümpel, alter Kleidung, Staub, und Spinnen - diesen Wust im Dunkeln durchsuchen?
"Mission: Unmöglich..."
"Da sind wir uns ausnahmsweise mal einig..."
Aber unmöglich hatte im Wortschatz eines FROGs nicht zu suchen, alles war möglich, man musste es nur wollen.
"Wenn ich ein widerlicher alter Spieler wäre, wo würde ich meine lebensrettenden Klunker verstecken?" fragte Magane in den Raum, der selbstverständlich keine Antwort gab.
"Quatsch nicht, fang an zu suchen", wurde ihr stattdessen von Laiza zugemault, die auf eine Kiste in der Mitte zuging.
"Nein, warte. Ich hab eine Idee, hör auf Staub aufzuwirbeln!"
Die GiGa blieb wie angewurzelt stehen, "Jetzt sag nicht du willst den Spuren im Staub folgen."
"Doch. Glaub mir wenn ich eins da unten im Archiv herausgefunden habe, dann dass Staub zuverlässiger ist als die Datumsangaben mancher Wächter, na ja und daß noch nicht einmal Mäuse die Memos von Ras anrühren... ich wüsste zu gerne womit der schreibt... hast du mal Feuer?"
Laiza kramte vorsichtig in ihren Taschen und förderte letztendlich zwei Streichholzbriefchen zu Tage, wovon sie Magane eins zuwarf, die sofort ein Streichholz anriss und mit der Suche begann.
Niemand achtete auf Spuren im Staub seines eigenen Dachbodens und selbst wenn die Wache tatsächlich irgendwann darauf gekommen wäre bei ihm zu suchen, so hätte ein offizielles Tiehm sicherlich eine Menge Staub aufgewirbelt, nur ein Dieb der mit dem staubigen Ablage- und Sicherheitssystem eines traditionellen Igors vertraut gemacht worden war - von dem Vampir der ihn ausbildete - konnte auf so was kommen. Na gut, vielleicht hätten es auch die Spurensicherer von SUSI gewusst... aber wenn Magane mal was besser wusste dann wollte sie es genießen.
Tatsächlich führte der Staub die beiden jungen Frauen schnell zu den Diamanten, die in einer Papiertüte in einer Kiste lagen und nur dürftig von Krempel verborgen wurden.
Wie gebannt sahen die Hauptgefreiten in die Papiertüte, in dem schwachen Licht eines einzelnen Streichholzes glühten die wertvollen Diamanten wie die dämonischen Augen vieler Raubtiere... wie tausend Kerzen... wie die Sterne der Heimat...
Laiza schluckte ein paar mal hart und sagte dann: "Wir müssen hier weg, sonst geht doch noch was schief, steck sie ein und dann raus hier..."
Doch Magane konnte sich nicht von den strahlenden Steinen losreißen, sie sah nur in die Tüte und ließ sich von den Diamanten in weite Fernen entführen. Laiza versuchte alles mögliche um sie in die Realität zurück zuholen, doch die Omnianerin war längst Welten entfernt. Alle sanften Mittel versagten, also entschied sich die GiGa für die vielerprobte Radikalmkur.
Eine schallende Ohrfeige holte Mag auf die Scheibe zurück.
"Wir - müssen - gehen!"
Vorsichtshalber nahm dann doch Laiza die Steine an sich, hinterher kam Magane noch auf dumme Ideen.
Der Rückzug ging schnell vonstatten, die beiden Frauen hielten sich nicht weiter mit quietschenden Treppenstufen auf, sie sahen auch nicht noch mal im Schlafzimmer nach, sondern gingen gleich weiter nach unten und da möglichst schnell zu den Bedienstetenquartieren.
Hier herrschte absolute Ruhe. Dafür konnte es zwei Gründe geben, der eine alles war in Ordnung und in der Betäubung schnarchte die Köchin nicht, der andere sie waren wach und warteten mit schweren Gegenständen hinter der Tür auf die vermeintlichen Einbrecher.
Wie groß war wohl die Chance, dass alles an einer Aktion gelang? Wenn sie Glück hatten, lag sie bei eins zu einer Million... aber was wenn nicht.
"Die Chance das alles gut geht, was meinst du wie groß die ist?"
"Eins zu einer Million?"
"Gut, bei drei machst du die Tür auf, eins... zwei..."
"... drei!" Laiza öffnete vorsichtig die Tür und alles war in Ordnung, nichts war geschehen, die beiden Angestellten schliefen noch immer tief und fest.
Draußen zogen sich die Hauptgefreiten ihre Stiefel an, es regnete inzwischen viel stärker, sie hinterließen keinerlei Spuren im Matsch, weil der Matsch dazu zu matschig war. Innerhalb von Sekunden waren sie wieder nass bis auf die Knochen.
Laiza und Magane rannten zum Wachhaus, ihr Teil der Mission war erledigt, die Steine waren wieder auf der richtigen Seite des Gesetzes, jetzt mussten sie nur noch zurück ins Museum und das würde der Juwelier Kluger persönlich erledigen, sobald sich die Diamanten wieder in seinen Händen befanden.
Es regnete - nein, es goss wie aus Eimern - an das Bückengeländer gelehnt stand eine in einen Mantel gewickelte Gestalt. Sie sah nicht aus als würde sich unter dem Mantel noch etwas anders als eine große dünne Person verstecken.
Nach einer beinahe unendlichen Zeitspanne erschien eine zweite Gestalt und bekam von der ersten im Vorbeigehen eine unscheinbare Papiertüte in die Hand gedrückt. Die zweite Gestalt nickte der ersten kurz zu und ging dann weiter in Richtung Patrizierpalast.
Der Kurator des Museums, Walter Hochsiter, ist spurlos verschwunden. Nachdem vor etwa einer Woche zwei Diamanten im Wert von mehr als 550.000 AM-Dollar ohne einen Hinweis auf den Täter aus ihrer Vitrine im königlichen Kunstmuseum entfernt worden waren sind heute Morgen die Steine wieder in ihrer Vitrine - die jetzt pausenlos von der Stadtwache überwacht wird. Am Morgen wurde allerdings der Kurator des Museums vermisst gemeldet. Seine Frau sagte, er sei wie jeden Abend nach ihr ins Bett gegangen, sie könne nicht sagen ob er schon gestern Abend oder heute in den frühen Morgenstunden verschwunden sei. Die Wache schließt ein Gewaltverbrechen nicht aus, da Hochsiter hohe Spielschulden hatte. |
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