Schneefest und andere Sorgen

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von Gefreiter Robin Picardo (DOG), G nefer-pa-isis (RUM)
Online seit 21. 12. 2002
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 Außerdem kommen vor: Daemon LlanddcairfynIrina Lanfear

Das Schneefest steht vor der Tür. Natürlich geht es daher auch in der Wache turbulent zu. Die Rekruten haben beschlossen, sich gegenseitig geheim Geschenke zu machen. Die Ausbilder haben sich ebenfalls dazu bereits erklärt, mitzumachen. Und Du hast das Glück, ein Geschenk für die Ausbildungsleiterin zu finden...

Dafür vergebene Note: 12

Diese Coop wurde vor der Beförderung von Irina Lanfear, nefer-pa-isis und Robin Picardo begonnen und spielt noch während ihrer Zeit bei G.R.U.N.D.. Wir bitten um Verständnis.


Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke





***nefer***



Ankh Morpork, Du Städte aller Städte, wie lieblich bist Du doch zu schauen in deinem weißen Winterkleid...

Es schneite...
Seit Tagen schon fielen die dicken weißen Flocken vom Himmel. Mittlerweile war ganz Ankh-Morpork sanft mit einer weißen [1], weichen Decke überzogen worden.
Überall in der Stadt waren mit allerlei Kitsch geschmückte Girlanden aufgehängt worden und Reisig (mit dem selben daran hängenden Kitsch) in die Blumentöpfe und -kistchen in den Vorgärten und an den Fenstern und Balkonen gegeben worden. In fast jedem Fenster konnte man schneefestliche Dekoration erblicken. Alles war bunt behangen und leuchtete in verschiedenen Farben. Das rührte daher, dass es in diesem Jahr sozusagen 'in' war, sich einen kleinen Farbdämonen zu leisten, der von selbst in der jeweilig gewünschten Farbe glühte. Man erblickte kaum ein Haus, in dem nicht irgendwo in einem mit Frostblumen verzierten Fenster ein solcher Farbdämon saß, sogar in den Schatten... [2]
Es waren nur noch drei Wochen bis zum Schneefest, das am Silvesterabend überall auf der Scheibe gefeiert wurde. Besonders die kleinen Kinder freuten sich schon auf den Schneevater, auch wenn man ihn nie zur Gesicht bekam. Aber auch die großen konnten es kaum mehr erwarten...

Im Moment presste gerade eine solche Schar kleiner - und vereinzelt auch großer - Kinder ihre kalten roten Näschen an das Schaufenster von "Onkel Theos Spielzeugkiste" in der Niemalsgasse.
In diesem Schaufenster gab es eine Eisenbahn mit einer roten Lock zu bestaunen, die doch tatsächlich, wie durch Zauberei (es war wahrscheinlich auch welche), kleine Wölkchen grauen Dampfs ausstieß, während sie gemächlich ihre Runden auf dem kleinen Schienen zog. Weiters gab es einige Teddybären in verschiedenen Größen und Farben und mit lustigen Knopfaugen, sowie Puppen mit maßgeschneiderten Gewändern und aufwendigen handgearbeiteten Frisuren, die die Puppen wie kleine Prinzessinnen wirken ließen. Auch kleine Säbel und Schwerter, liebevoll aus Holz gefertigt und mit silberner Farbe bemalen, und Helme aus Blech gab es dort. Und das, was die Kinderaugen am meisten aufleuchten ließ, war eine Nachbildung des Schneevaters mit seinem Schlitten und seinen Schweinen, der gütig lächelnd aus dem Schaufenster blickte.
Die Tür öffnete sich und eine bis zur Nase verhüllte Gestalt trat in die winterliche Straße hinaus. Die Gestalt blickte zu den Kinder und lächelte. Gleichzeitig kullerte aber auch eine Träne ihre Wange hinunter. Mit einer Tüte 'bewaffnet' machte sich die Gestalt wieder auf den Weg...

***


Das kleine Büro der Rekruten Robin Picardo und nefer-pa-isis neben dem Aufgang zum Taubenverschlag war seltsamerweise einmal aufgeräumt.
Wenn man den Raum betrat sah man zur Linken nefers Schreibtisch aus dunklem Kirschholz in der Ecke, in welcher auch nefs geliebter Kerzenhalter in Form von Händen an der Wand hing. Weiters war an der Wand, die von der Ecke weiterging ein großer Kirschholzschrank, in dem die Rekruten ihre Unterlagen, Notrationen an Süßem und Kaffee, Wäsche und dergleichen aufbewahrten. Zur Rechten war an der Türwand ein offenes Regal, ebenfalls in Kirsche, in der Ecke. Von der Ecke weiter lag an der Nebenwand ein aus roten Ziegeln gemauerter Kamin, neben dem Getiers Körbchen, das mit einem blauen Kissen gepolstert war, stand. Weiters war dort nun auch ein Stapel Holz zum 'Kaminfüttern' zu finden. Vor dem Kamin lag ein rot-grüner ovaler Teppich, der für Behaglichkeit sorgte. Und über dem Kamin hing ein sehr altes Bild vom Hide Park. Gerade aus von der Tür gesehen war das Fenster, auf dessen Fensterbank die beiden Rekruten zu dieser Jahreszeit Vogelfutter hinzulegen pflegten. Direkt davor stand Robins Schreibtisch normalerweise mit unzähligen gebrauchten Kaffeetassen darauf.
Alles in allem machte das Büro durch das leichte Chaos, das die beiden 'Bewohner' verbreiteten, einen einladenden und gemütlichen wohnlichen Eindruck, wenn man von dem weinroten Holzdielen, die den Boden bildeten, und den schwarzen Wänden, an denen unzählige silberschwarze Kerzenleuchter hingen, absah. Aber den beiden Rekruten gefiel es!
Robin hatte es sich mit seinen Berichten, die es mal wieder auszufüllen galt, bequem gemacht.
Im Kamin prasselte ein kleines helles Feuerchen und erwärmte neben dem Kerzenschein den Raum auf wohltuende Weise. Das Weidenkörbchen von nefers untoten Hund Getier war verwaist. Der kleine Kerl hatte sich lieber hinter Robins Sessel zum Schlafen zusammen gerollt, was an seinem leisen Schnarchen vernehmbar war.
Robin blickte von den Berichten auf und genoss den Anblick der Schneeflocken, die er durchs Fenster beobachten konnte. Er griff zu seiner Tasse mit Kaffee und setzte zum Trinken an.
In dem Moment flog die Tür auf und eine bis zur Nase vermummte und über und über mit Schnee bedeckten Gestalt polterte herein.
Vor lauter Schreck schüttete sich Robin den Kaffee über sein Hemd. Vom Schmerz der Hitze des sehr frischem und folglich auch heißem Kaffee sprang er auf und stolperte rückwärts durch den Raum. Dabei fiel er über Getier, was wiederum dazu führte, das der kleine Hund erschrocken aufjaulte. Robin ging polternd zu Boden, der kleine Hund flog durch die Luft und landetet auf Robins Bauch. Diesem entwich ein gepresstes "Uff!"
Die vermummte Gestalt lachte mittlerweile aus vollem Halse.
"Na Robin, so erschrecken wollt ich dich nicht!"
"Nefer? Wo warst du?", fragte der Rekrut leicht verwirrt seine Kollegin.
Die Mumie zog die Mütze vom Kopf und entwirrte ihren Drei-Meter-Schal. Langsam kam ihr Gesicht wieder zum Vorschein und damit auch ihr Schmunzeln.
"Ich hab dir doch einen Zettel hingelegt, dass ich einkaufen gehe.", sah sie ihn mit blitzenden Augen an.
Getier hatte derweil sein Frauchen erkannt und begrüßte sie freudig. Die Mumie ging in die Knie, um den Kleinen zu streicheln, was dieser ihr mit einem "Küsschen" quer übers ganze Gesicht dankte.
Nefer stand wieder auf und reichte ihrem Kollegen die Hand, um ihm aufzuhelfen. Anschließend ging sie zum Kleiderständer in der Ecke und hängte ihren schneefeuchten Umhang sowie die Mütze und den Schal dort auf.
Danach kam sie zu Robin, der noch immer im Raum herumstand und sie ansah, und umarmte in ihrer Schneefest-Vorfreude-Stimmung einfach mal.
Den Rekrut zog es angesichts der Umarmung zusammen. "Autsch!"
"Lass mal sehen...", murmelte nefer, als sie bemerkte, dass sich Robin wahrscheinlich verbrüht hatte.
"Geht schon, du so heiß war der Kaffee auch wieder nicht.", antwortete dieser.
Nefer griff in den Schrank hinter ihnen und zog ein frisches Hemd für ihren Kollegen hervor.
"Isis sei Dank, dass du immer Ersatzhemden hier lagerst!", lächelte sie.
"Na ja, muss ich ja, wenn dein Hund mich immer so überschwänglich begrüßt, dass ich von oben bis unten vollgesabbert bin.", grinste Robin zurück.
Der Rekrut schälte sich aus seinem nassen Hemd und zog das frische über.
"Wo hast du mir ein Nachricht hingelegt?", fragte er die Mumie.
"Na hier, wie immer, auf den Kamin!" deutete nefer auf einen kleinen Zettel, der auf dem Kaminsims lag.
"Da hab ich nicht geschaut...", gab ihr Kollege kleinlaut zu. "Was hast du denn überhaupt gekauft?", wollte Robin neugierig mit einem Blick auf die Tüte wissen.
"Ach, nichts was dich anginge!", lächelte die Mumie geheimnisvoll.
Der Rekrut bedachte sie mit einem tötendem Blick. "Sagst du mir halt nicht, was in der Tüte ist.", knurrte er.
Nefer räumte die sich türmenden Zettel auf ihrem Schreibtisch beiseite und stellte die braune, mittlerweile durch den Schnee aufgeweichte Tüte dort ab. Sie öffnete den zusammen gerollten Rand und steckte die Hand rein.
"Hier, du neugierige Nase!", sagte sie zu Robin und drückte ihm einen roten Ball in die Hand.
Dieser starrte konfus auf den Ball.
"Und was soll ich mit diesem Ding?", schaute er fragend seine Freundin an.
Nefer lächelte nur und pfiff durch die Zähne.
Getiers Kopf schoss in die Höhe und drehte sich in die Richtung der beiden. Der Blick des Kleinen fiel auf das runde Ding in Robins Hand. Und so schnell konnte der gar nicht schauen, sprang Getier auch schon an seinem Bein hoch und bellte den Ball an.
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Rekruten.
"Du hast dran gedacht..."
"Ja klar, du hast dich doch dauern beschwert, dass du und Getier beim Gassigehen im Hof nichts zum Spielen haben, also dachte ich mir, ich bring euch beiden was mit.", grinste die Mumie. "Außerdem war ich so oder so meine Nofretiri von der Reparatur holen. Da hab ich ihn gleich mitgenommen. Und nun husch, raus mit euch, geht ihn ausprobieren!"
Robin zog sich seinen Mantel über (dabei versuchte er nicht über das noch immer herum springende Getier zu stolpern), setze seine Mütze auf, wedelte mit dem Ball noch mal vor Getiers Nase herum und verließ dicht gefolgt von diesem das Büro.
Als nefer die Tür des Hofausgangs ins Schloss fallen hörte, begann sie wieder in der Tüte zu kramen, zog ein hübsch verziertes Päcken in rotem Papier mit goldenen Sternen drauf heraus und versteckte es hinter ihrer Ersatzwäsche im Schrank.
"Wollen mal sehen, ob du das da zu finden wagst...", grinste sie beim Gedanken an Robin...

***


Einige Zeit später, beim Mittagessen in der Kantine

"Leo, könntest du deinen Hasen bitte etwas geräuschloser aussaugen?", fragte nefer leicht pikiert ihren Kollegen.
"Entschuldige." Der Rekrut schlürfte leiser weiter.
Robin stocherte lustlos in seinem Essen rum.
"Schmeckst -schmatz- dir nicht?", fragte nefer ihren Freund.
"Doch, es ist äh... genießbar...", antwortete dieser.
"Welche Laus - schlürf - ist dir dann über die Leber gelaufen?", wollte Leo wissen.
"Ach, mir fehlt nur der Brauch, den wir zuhause um diese Zeit immer pflegten...", lächelte der Rekrut verträumt.
"Welchen Brauch?", fragte nefer nach.
Robins Augen begannen zu leuchten.
"Wir haben zuhause immer in der Vorschneefestzeit uns gegenseitig Geschenke gemacht!", strahlte er.
"Aber das macht man doch hier auch - nur halt am Schneefest!", warf Leo ein.
"Nein, ich mein nicht das. Wir haben immer alle Verwandten zusammen geholt, dann hat jeder seinen Namen auf ein Stückchen Papier geschrieben, den gefaltet und ihn in ein Körbchen geworfen."
Seine Kollegen sahen ihn verwirrt an.
"Na und dann hat jeder ein Zettelchen gezogen und dem Draufstehenden geheim irgendwann bis einen Tag vorm Schneefest ein kleines Geschenk gemacht."
Seine beiden Freunde lauschten gespannt.
"Ihr glaubt gar nicht, wie lustig es war, zu raten, von wem man was bekommen hatte. Und vor allem, man hat nie wirklich erfahren, wer der Schenkende war. Aber wir haben uns immer total viele Gedanken gemacht, womit der zu Beschenkende Freude hätte. Und auf diese Weise ist unser Familie immer ganz eng zusammen gewachsen so kurz vorm Schneefest."
Robin lächelte glücklich beim Gedanken an diese Zeit.
"Und genannt haben wir das ganze 'Wichteln'. Ich glaube, das kommt daher, dass dieser Brauch angeblich von den Wichteln in den Sto-Ebene stammt. Ich würde das echt gern mal wieder machen!", seufzte der Rekrut.
Leo und nefer grinsten sich an.
"Und was spricht dagegen, dass wir das machen?", fragte der Vampir.
"ECHT?", Robin strahlte. "Ihr würdet das machen?"
"Na ja, ein kleines Geschenk kann sich sicher jeder von uns leisten, oder?", meinte der Vampir.
Die drei nickten und es war beschlossen, dass gewichtelt werden würde...

***


Später, im Büro von Robin und nefer

Es klopfte und Leo spazierte zur Tür herein. Hinter ihm erschien noch Agnetha vom Ankh, mit der Leo sein Büro teilte.
"Äh, Leute, ich hab Agnetha von dem Brauch mit dem Wichteln erzählt. Sie würde gerne mitmachen.", begann Leo.
"Ja klar, wieso nicht?", entgegnete ein begeisterter Robin.
"Ich hab auch Nanyrí und Opal davon erzählt, die beiden würden auch gern mitmachen.", erklärte Agnetha.
Robin begann zu strahlen. "Gerne, gerne..."
"Wisst ihr, ich finde, alle die mitmachen wollen, sollen ihren Namen beim Abendessen auf einem gefalteten Zettel geschrieben mitbringen, wir sammeln die dann ein und verteilen sie wieder, ja?," schlug nefer vor.
Robin, Leo und Agnetha nickten eifrig.
"Gut, dann gehen wir mal wieder. Bis nachher!", verabschiedeten sich Leo und Agneta.
Als die Tür sich wieder geschlossen hatte, drehte sich die Mumie zu Robin um.
"Na, bist du jetzt glücklich?," fragte sie .
"Ja...", lächelte Robin, während er den fallenden Schneeflocken draußen vorm Fenster zusah...

***


Abendessen, Kantine des Wachehaus Kröselstraße

Als das üblicher Teller- und Gläserklirren vergangen war, blieben sämtliche (!) Rekruten sitzen. Sie hatten mittlerweile alle von der Idee des Wichtels erfahren und wollten auch daran teilhaben. Sogar Kolumbini, der das Ganze zwar für kindisch hielt, sich aber insgeheim freute, dass vielleicht auch er ein Geschenk von Herzen bekommen würde.
Robin und nefer waren erstaunt ob der zahlreichen Teilnahme, aber sie freuten sich. Während Robin auf einen Tisch kletterte und stolz die Regeln erklärte, ging nefer mit einem großen Korb durch die Tischreihen und jeder warf einen Zettel mit seinem Namen ein.
Plötzliche erschienen die gesamten derzeitigen Ausbilder (Daemon , Rince und Tricia McMillian) sowie die Ausbildungsleiterin Irina Lanfear.
"Was ist denn hier für eine Ansammlung? Und was machst du mit deinen dreckigen Schuhen auf dem Tisch?", wollte sie barsch wissen.
Robin kletterte vom Tisch herunter und erklärte der Schäffin von G.R.U.N.D., was die Rekruten vorhatten.
"So so, und ihr habt also alle beschlossen mitzumachen?," blickte diese durch den Saal.
"Ja Mä'äm!", antwortete ihr ein stolzer Robin, und das eifrige Nicken seiner Kollegen gab ihm recht.
Irina sah ihre Ausbilder an.
"Können wir das gutheißen?", fragte sie mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen.
Diese nickte begeistert.
"Ich finde, das würde unsere Rekruten sicher zusammenschweißen!", gab Daemon zu bedenken.
Irina lächelte.
"Nun, habt ihr noch ein paar Zettel übrig?", fragte sie Robin. "Oder dürfen wir Ausbilder nicht mitmachen?"
Die Rekruten begannen zu klatschen und jubeln, dass auch ihre Ausbilder an so einem Wichteln teilnehmen würden. Robin grinste und reichte den vieren Zettel und Stifte, diese kritzelten ihre Namen darauf und warfen sie in nefs Korb. Die Mumie durchwühlte die Zettel um sich zu mischen und hielt dann den Korb den Ausbildern hin.
"Bitte, ziehen Sie!"
Die vier zogen je einen Zettel, falteten ihn hinter vorgehaltenen Hand auf und nickten, so als würden sie ihre Zustimmung zu ihrem Zug geben. Nur Tricia schaute verstört drein.
"Äh, soll ich mir jetzt selber was schenken?", fragte sie.
"Nein, bitte falten Sie den Zettel wieder und ziehen Sie einen neuen!", erklärte Robin.
Tricia faltete den Zettel erleichtert wieder zusammen und warf ihn in den Korb zurück. Dann zog sie einen neuen, mit dem sie nach Betrachtung anscheinend zufrieden war.
Nefer ging nun mit dem Korb durch die Reihen und ließ jeden einen Zettel ziehen. Einige Male kam es vor, dass sich wirklich noch jemand selbst zog, das wurde aber schnell behoben.
Als alle Zettel, bis auf die für Robin und nefer, verteilt worden waren, verließen die Rekruten, sichtlich nachdenklich aber auch glücklich grinsend, die Kantine. Nur die Ausbilder blieben noch auf einen Kaffee.

Robin und nefer machten sich auf den Weg zurück in ihr Büro.
Dort teilten sie sich die letzten beiden Zettel und das Wichteln konnte beginnen...

***


Zwei Woche später

Im Wachhaus herrschte die übliche Hektik, die sich immer um diese Jahreszeit einstellte. Einige der Rekruten hatten sich bereits über ein kleines Wichtelgeschenk freuen können, so wie zum Beispiel die Zwergin Rettich, die heute in einer kleinen Schachtel auf ihrem Schreibtisch eine Polierpaste für ihre heiß geliebte Axt gefunden hatte. Dabei war ein blauer mit Sternen bedruckter Zettel gewesen, auf den jemand säuberlich mit silbernem Stift geschrieben hatte: 'Für mein Wichtelkind Rettich! Viel Freude damit wünscht Dir Dein Wichtelpapa'
Die Zwergin ging den ganzen Tag strahlend durch die Wache und erzählte jedem, der es hören wollte (oder der es auch nicht hören wollte!), von ihrem tollen 'Wichtelpapa', der ihr eine solche Freude gemacht hatte.
Die Ausbilder hatten sich mittlerweile noch einmal ausführlich über die Geschichte mit dem 'Wichteln' unterhalten und befanden, dass diese Idee sicher dazu beitragen würde, dass sich neue Freundschaften unter den Rekruten bildeten und der Zusammenhalt der Truppe gestärkt würde, da sich natürlich jeder mit seinem 'Wichtelkind' auseinandersetzen musste.
Seltsamerweise waren jedoch einige Rekrutenakten aus Irinas Büro verschwunden, so dass sich die Schäffin sicher war, dass sich auch die Ausbilder bemühten, ihrem 'Wichtelkind' eine Freude zu bereiten. Sie selbst hatte ja auch schon die Akte ihres 'Wichtelkinds' zu Rate gezogen, um ein passendes Geschenk zu finden...

Nefer saß am Teppich vor dem flackerndem Feuer im Kamin in ihrem Büro und streichelte mit einer Hand Getier, der friedlich in seinem Körbchen schlief. In der anderen Hand hielt sie den Zettel, auf dem ihr 'Wichtelkind' stand. Mit rotem Stift war der Name dort hingekritzelt - Irina Lanfear!
"Na Getier, hast du eine Idee, was ich der Ausbildungsleiterin schenken könnte?", fragte sie.
Getier gab nur ein leises Schnarchen von sich, dass der Mumie nicht viel weiterhalf. Sie überlegte weiter. Eigentlich dachte nefer seit einer Woche an fast nichts anderes.
"Sie hat doch alles. Irgendwas für ihre Ausrüstung ist auch nicht wirklich kreativ, zumal sie so was erst zum Geburtstag erhalten hat..."
Die Tür ging auf und Robin trat ein.
"Na, meine wertes Prinzesschen 'IchliebeSelbstgespräche'? Was hast du denn?," fragte er, während er einige Unterlagen aus dem Archiv auf die beiden Schreibtische wuchtete.
"Ich find einfach nichts für mein Wichtelkind!", seufzte die Mumie und ließ die Schultern hängen.
"Na, nef, so schlimm ist dein Wichtelkind doch sicher nicht, oder? Hast du noch nicht mal eine Idee?", versuchte Robin seine Kollegin aufzubauen.
"Haha! Ich lach mich tot, find du mal was für unsere Rekrutenmama! ...ups...", schluckte nefer, die sich soeben verplappert hatte.
"Oh, na gut, in dem Fall gebe ich dir recht. Für Rina was finden ist sicher nicht leicht!", gab Robin zu bedenken.
"Wem sagst du das?", schaute die Mumie traurig zu Boden.
"Nef, zerbrich dir jetzt nicht weiter den Kopf darüber. Hier warten einige Berichte aus den Archiven auf uns, die neu geschrieben werden wollen!", sagte Robin, während er nefer vom Boden aufhalf.
"Du hast ja Recht, die Arbeit darf ich deswegen nicht liegen lassen...", stimmte diese ihm zu.
"Und weißt du was?", lächelte Robin sie an.
"Was denn? Was denn? Sag schon, sag schon...", begann die Mumie vor Neugier zu zappeln.
"Wir wäre es, wenn ich dir helfe, etwas für Rina zu finden? Nachdem wir heute Nachmittag ja beide frei haben, schauen wir mal durch die Stadt, vielleicht springt uns ja was in einem Schaufenster an?" Robin schaute seine Kollegin mit einem Lachen in den Augen an.
"Wundervolle Idee Robin, einfach wundervoll. Du bist ein Schatz von einem Kollegen...", lächelte die Mumie...


***Robin***



Wie besprochen begaben sich die beiden Wächter, nach ihrem Dienstende, auf den Schaufensterbummel.
Die Geschäftswelt von Ankh-Morpork stellte sich schnell auf dem Brauch des Schneefestes ein und gestalte bereits Ende Sektober ihre Auslagen festlich.
Jedes Schaufenster war mit Girlanden und Stechpalmenzweigen geschmückt und sehr verwegene Schauwerbegestalter umwickelten das Ganze noch mit Würstchenketten.
In manchen Schaufenster konnte man sogar in den Auslagen auch ein Glas Sherry und eine Schweinfleischpastete, irgendwo in einer Ecke, aufgestellt erkennen, als ob der Künstler, für alle Fälle, sicher gehen wollte. Einige Enthusiasten fügten dem Ensemble sogar noch Steckrüben, für Schneevaters Zugtiere, hinzu.

Grübelnd und fast wortlos trottete Robin neben der Mumie her. Er konnte die Probleme, die seine Kameradin hatte, durchaus nachvollziehen. Er hatte nämlich sie gezogen.
Was könnte er einer 3486 Jahre alten untoten Prinzessin schenken? Hunderte von Möglichkeiten spukten in seinem Kopf umher, wobei er jede nach einer Weile wieder verwarf. Robin beschloss sich zuerst um das Problem der Mumie zu kümmern und sich nicht weiter den Kopf über seinen Problemen zu zerbrechen.

Sie standen gerade vor einem Kaufladen, als sich die Türe öffnete und Fähnrich Lanfear, mit mehreren Tragetaschen bepackt, ins Freie trat.
"Guten Abend Mä'äm!", sagten die beiden Rekruten im Chor.
"Oh.... Hallo ihr zwei! Schon Dienstschluss?"
"Jawohl Mä'äm", erwiderte die Mumie "Wir haben beschlossen, noch ein wenig zu Bummeln und uns so richtig in Schneefeststimmung zu bringen."
"Wenn ich doch auch nur die Zeit für so was hätte!", entgegnete die Ausbildungsleiterin etwas traurig "Aber in dieser Stadt scheinen alle kurz vor dem Fest durchzudrehen. G.R.U.N.D. und die anderen Abteilungen ersticken in Arbeit. Da soll Festtagstimmung in einem aufkommen?!"
"Können wir Ihnen vielleicht jetzt etwas helfen? Robin könnte Ihnen einige der schweren Taschen abnehmen .......hmpf.", sagt die Mumie, während Robin ihr einen leichten Stoß mit Ellbogen in die Rippen gab.
"Nein, nein. Es geht schon! Ich hab nur ein paar Käufe erledigt und mache mich sofort wieder an die Arbeit."
"Wir wünschen Ihnen trotzdem noch einen schönen Abend Mä'äm.", verabschiedete Robin Irina Lanfear.
Gestresst und bepackt wie ein Maultier machte sich Irina zurück auf ihren Weg zum Wachhaus in der Kröselstrasse.

"In toller Schneefeststimmung ist die ja nicht.", sagte Robin.
"Na ja, was willst du erwarten? Die Rekruten und das Schneefest im Nacken, dass alles verträgt sich nicht miteinander.", referierte die Mumie.
"Was soll's! Belasten wir uns nicht mit anderer Leute Problemen und gehen zu dir! Du hast doch versprochen zu kochen!", lud sich der Rekrut selbst ein.
"Hm..., mit der Aussage kann ich mich zwar nicht anfreunden, aber ändern können wir auch nichts. O.k., ich werde mir was Tolles zu Abendessen einfallen lassen. Du wirst sehen, ich habe keine zu großen Töne gespuckt. Auch Prinzessinnen können kochen!"
"Das werde ich ja gleich feststellen.", neckte Robin nef.

Gemächlich flanierten die Kollegen die Einkaufstrasse weiter entlang und blieben des öfteren stehen, um sich Auslagen zu betrachten.
"Mooooment!.........Ich glaube, ich habe eine Idee!", brach es aus nef hervor.
"Und die wäre?"
"Hm..., also bei Rina kommt keine richtige Schneefeststimmung auf, dann muss die Stimmung eben zu ihr kommen!"
"Wie meinst du das?", fragte Robin neugierig.
"Ich denke ich werde für unsere Schäffin eine Schneefestparty ausrichten! Was hältst du davon?", entgegnete die Mumie freudig.
"Das ist eine tolle Idee, aber da steckt viel Arbeit dahinter, dass ist dir doch bewusst, oder?"
"So schlimm wird es wohl nicht werden! Ich schaffe das!"
"Und unsere Schäffin soll bestimmt auch nichts davon mitbekommen! Wie willst du das hinkriegen, ich meine, sie weiß immer, was im Wachhaus vor sich geht, und wenn was im Busch ist, dann kannst du deinen Kopf verwetten, dass sie es herausfindet!"
"Über die Einzelheiten habe ich mir natürlich noch keine Gedanken gemacht, aber wie gesagt, ich bekommen alles hin, was ich will!"

***


In der Kellerwohnung der Mumie angelangt, begann nef das Abendessen zuzubereiten.
Robin lies sie in ihrer kleinen Küche werkeln und setzte sich an ihren Tisch und begann eifrig ein Stück Pergament zu beschreiben.
'Hmm... An was muss alles bei der Ausrichtung einer Party gedacht werden?'
Die Liste wurde immer länger. Rob fing mit der Dekoration an und arbeitete sich langsam bis zu dem gedanklichen Punkt 'Essen' vor.
Die Aufstellung wurde mit der Zeit immer länger und länger. Immer wenn er das Machwerk wieder betrachtete, fielen ihm weitere Punkte ein, die er vorher anscheinend vergessen hatte.
'Essen, Getränke, Ausgestaltung des Festraumes..........Ort des Festes,..........und ja natürlich....die Finanzierung!
Wie sollen wir die ganze Feier finanzieren, soviel Geld kann neferchen auf keinen Fall alleine aufbringen.'
Verzweiflung kroch im Inneren des Menschen, wie ein unlizenzierte Dieb die Hausmauer, empor.
"Essen ist fertig!", riss nefer Robin aus seiner Gedankenwelt.
"Was?", gab Robin ein wenig entnervt zurück.
"Haaallooo, weißt du noch! Ich bin hier um dich zu bekochen und dann natürlich um mit dir gemeinsam Abend zu essen!", pikierte sich die Mumie.
"Tschuldigung nef, aber ich war gedanklich total in die Vorbereitungen des Festes versunken."
"Nicht schlimm! Hilft du mir den Tisch zu decken? Nachher können wir ja über die Idee reden, vielleicht fällt mir ja auch noch was dazu ein!"
Mühsam riss sich Rob von der pergamentenen Liste los und deckte zusammen mit nef den Tisch. Gemeinsam aßen sie zu Abend und sprachen über dieses und jenes, bis am Ende ihr Gespräch auf die Feier kam.
"Also, ich sehe das mit der Finanzierung nicht wirklich als ein Problem an.", sagte nefer "Ich meine, wir könnten sozusagen mit einem Hut rumgehen und sammeln!"
"Denkst du die anderen würden auch dabei mitmachen?", fragte Robin.
"Ich bin mir sicher! Wenn in der Wache auch nur eine minimale Chance besteht, an einer guten Party teilzunehmen, dann lassen sie sich dies bestimmt nicht entgehen!", erwiderte nefer-pa-isis mit einem triumphierenden Grinsen.

Es ging noch eine Weile hin und her. Verschiedene Dinge kamen zur Sprache, wurden besprochen und wieder verworfen. Als die Nacht schon alt war, räumten sie zusammen die Reste ihres Dinners und Robin verabschiedete sich artig von seiner Arbeitspartnerin.
Er verlies die Wohnung am Hide-Park und machte sich auf den Rückweg zum Wachhaus in der Kröselstrasse.
Sooo, nef hat jetzt also ihr 'Geschenk', aber was soll ich nur nefer schenken? Sie weiß zwar nicht, von wem ihr Wichtelgeschenk ist, aber irgendwie kann es herauskommen und ich will mich ja nicht lächerlich machen. Was könnte ich ihr nur schenken? Billig sollte es möglichst auch sein!.....Und teuer aussehen!'

***


Nur einem kurzen Fußmarsch gelangte er an die westlichen Ausläufer der Schatten.
Inzwischen hatte er sich an das Leben in Ankh-Morpork gewöhnt. Auch an sein Leben in den Schatten. Mittlerweile kannte er fast alle dunklen Gassen und Strassen, sowie die rauen Sitten und Gebräuche, die hier herrschten. Vor lizenzierten Dieben fürchtete er sich nicht mehr[3], die Uniform der Stadtwache gab ihm Schutz und eine gehörige Portion Selbstvertrauen.
Automatisch verfiel er in das typische Wächtertrotten, lies die Schultern hängen und ging im Schlagschatten der Gebäude, um so wenig wie möglich Aufmerksamkeit zu erregen.
Nach einer kurzen Weile bog er in eine Gasse ein, die ihm relativ sicher erschien und setzte seinen Weg zu seiner Heimat, dem dunklen Wachehaus fort. Die üblich grimmigen Gesichter, die er auch von der Streife her kannte, begegneten ihm. Es war sehr selten, dass ihm ein freundliches 'Hallo' oder 'Guten Tag' entgegengerufen wurde und wenn es doch geschah, dann wurde er sofort misstrauisch. Aber komischerweise war heute Nacht irgendetwas anders in der Gasse. Robin blickte sich suchend um und erkannte, was ihm störte.
An einer Hausmauer gelehnt, war ein alter schäbiger Holzverschlag mit großem Schaufenster.
Verwirrt trat der Wächter näher an den Laden heran. Er betrachtete das schmutzige Fenster und las das Schild über der Eingangstüre.
Kuno Kleinhändler 'Allerlei Nützliches'
Dieser Laden war Robin noch nie bei seinen Streifegängen aufgefallen, aber das komische Gefühl, dass er schon immer an dieser Stelle war, lies ihn nicht los.
Nach kurzem inneren Ringen mit sich selbst, kam er definitiv zu dem Schluss, dass der Laden schon immer an dieser Stelle stand. Er glaubte, dass die verschneiten Strassen, das Bild der Stadt änderten und er sich deswegen nicht an diesen Laden erinnern können.
Der Rekrut zögerte kurz, zuckte aber dann mit den Schulter und betrat das Lädchen.

Mit einem Knarren öffnete sich die Türe. Man konnte annehmen, dass nur sehr selten Kundschaft dieses Geschäft betrat.
Robin sah sich um. Viel mehr konnte man auf diesem begrenztem Raum nicht unterbringen
Ein Sammelsurium von Kuriositäten. Jeder Gegenstand war mit einem vergilbten Zettel gekennzeichnet. Der Rekrut gab den Versuch, die Aufschrift auf den Schildchen zu entziffern, nach ein paar Versuchen entnervt auf. Er lies seinen Blick noch einmal durch den Laden schweifen und schmunzelte bei dem Anblick des ausgestopften Alligators über der Verkaufstheke.
"Ich komme gleich!", rief eine heisere Stimme von hinten aus dem Laden.
"Kein Problem! Ich habe ja Zeit.", murmelte der Rekrut eher zu sich selbst.
Schlurfende Schritte näherten sich dem Tresen und eine unglaublich alte verhutzelte Gestalt begrüßte den Wächter.
"Guten Tag! Mein Name ist Kuno Kleinhändler. Was kann ich für Sie tun?", sagte der Krämer.
"Ich suche ein Geschenk für meine Kameradin."
"Das sollte doch kein Problem sein! Schauen sie sich um! Ich kann Ihnen fast alles bieten!"
"Ja, aber es soll etwas Besonderes sein.", erklärte Robin dem Händler und fügte rasch hinzu "... und nicht sehr teuer!"
"Sie müssten ihre Wünsche ein wenig präzisieren, sonst stehen wir morgen früh noch hier und suchen etwas passendes, bei der Fülle die mein Laden zu bieten hat. Was ist denn ihre Kollegin für ein Typ, dass könnte uns doch weiterhelfen?"
"Na ja, sie ist eine Mumie", antwortete Robin und ergänzte wiederum seine Ausführungen " ....und ein wenig zickig und aufbrausend."
"Ja so sind sie eben die verstorbenen und wiederauferstandenen Prinzessinnen. Sie denken immer noch, sie würden über alles und jeden herrschen.""Ähm.... ja, aber so schlimm ist sie nun auch wieder nicht. Man muss halt wissen wie man sie nimmt und man darf Sie nicht auf dem falschen Fuß erwischen und.....!", unterbrach Robin den redseligen Kuno Kleinhändler. "Also sie ist eine Mumie und war eine Prinzessin als sie noch lebte. Das macht es mir ja so schwierig, ein passendes Geschenk für sie zu finden!"
"Ich schaue mal, ob ich nicht etwas passenden für Sie finde!" , und der Händler begab sich wieder in den hinteren Teil des Ladens.
Es klapperte und Dinge fielen zu Boden, ganz als ob jemand in den hintersten Winkeln etwas suchen würde.
Nach einer Weile kam Kleinhändler staubüberdeckt mit einer Kiste wieder vor und stellte sie auf den Tresen.
"Also, mal schauen, was wir hier haben"
Neugierig trat der Rekrut näher an den Tresen und reckte seinen Hals ein Stückchen vor um einen Blick in das Behältnis erhaschen zu können.
"Ein klatschianischer Rückenkratzer?"
"Hm ... Nein"
"Ein Essbesteck aus dem Achatenen Reich?"
"Nein!"
"Ein Korkenhut von dem Kontinent XXX?"
"...nein!"
"Mal schauen, was wir noch zu bieten haben.......ein getrocknetes Irgendwas aus dem Wiewunderland?"
"Nein!"
"Also...", sagte Kuno "dann hätte ich hier noch einen Skarabäus aus der Sniff-fer-Aton-Dynastie. Er soll einmal einer echten Prinzessin gehört haben!", verkündete Kleinhändler stolz.
Robin wurde hellhörig.
"Ein sehr schönes Stück", erklärte der Kaufmann "Wunderbar gearbeitet und sehen Sie dort....."
Kleinhändler wurde von der kleinen Glocke an der Türe unterbrochen, als jemand den Laden betrat. Robin schaute von dem vor ihm ausgebreiteten Krimskrams auf und erkannte eine maskierte Person.
"Da is ei Übefa!", sagte der Vermummte.
"Wie bitte?", entgegneten Kleinhändler und Robin zeitgleich dem Räuber.
"Das ist ein Überfall!", wiederholte die Person, als sie den Mundschlitz der Gesichtsmaske an die richtige Stelle gezerrt hatte.
Robin übernahm, was ihn selbst erstaunte, das Ruder und fragte den Verbrecher "Stadtwache von Ankh-Morpork! Darf ich ihre Lizenz sehen? Bitte!"
"Lisez?......hmähh Lizenz?", erwiderte der Räuber fragend, nachdem er sich zum wiederholten Male die Maske zurechtrückte.
"Gemäss Stadtverordnung......und Gildenerlass vom....." Robin begann die verschiedenen Vorschriften, die er kannte, zu zitieren und fügte, wenn er sich einen Vorteil davon versprach, noch Erfundenes hinzu.
"Ähhh, nein. Ich habe keine Lizenz. Ich bin neu in der Stadt!"
"Also neu in der Stadt! Ich erkläre dir mal, wie es in dieser Stadt läuft! Alles, und ich meine Alles, in dieser Stadt läuft über die ansässigen Gilden. Unlizenzierte Diebe werden bei der Gilde, nach dem sie 'wissen die Götter was' mit ihnen angestellt haben, als Wetterhahn verwendet. Ich müsste dich eigentlich jetzt in Schutzhaft nehmen!"
Verwirrt schaute der Räuber zwischen dem Ladenbesitzer und dem Wächter hin und her. Plötzlich stolperte er zum Tresen, griff sich die Essstäbchen auch dem achatenen Reich und setzte zur Flucht an.
"Halt!! Stehen bleiben! Im Namen der Stadtwache!"
"Lass es gut sein, Wächter! Er wird mit seiner Beute nicht viel Freude haben, dass verspreche ich dir!", sagte der Krämer und lächelte wissend.
"Aber ich habe es ihm doch erklärt!", entgegnete Robin.
"Manche sind unbelehrbar!"
"Nun gut! Ich glaube, ich nehme den Käfer!"
"Skarabäus!", verbesserte Kuno "Weil du einen guten Eindruck auf mich machst, überlasse ich dir den Anhänger für sagen wir mal .......5 Dollar und 57 Cent!"
"Hm, komisch! Das ist genauso viel, wie ich in den Taschen habe.", sagte Robin nach kurzem suchen in seiner Börse.
"Sag ja und denke nicht darüber nach"
Robin zahlte den Skarabäusanhänger und verlies nachdenklich den Laden.

Kurz darauf verlies Kuno Kleinhändler seinen Laden und schaute in die dunkle Gasse. Als er niemanden sah, kehrte er in das Geschäft zurück, schloss die Türe und trat hinter seinen Tresen.
'Ts! Ein Wächter, der ein Geschenk für seine Mumienkollegin sucht!', dachte er mit einem Kopfschütteln und betätigte einen bis jetzt nicht sichtbaren Hebel.
Der Tabernae vagrantes verschwamm und verschwand [4]


***nefer***



Die Mumie saß noch lange am Küchentisch über den Aufzeichnungen und den Vorschlägen für das Fest. Sie kalkulierte, rechnete, überlegte, wo man was kaufen konnte, was wo billiger wäre, was klüger wäre, wenn sie es selbst machen würde und so weiter.
Als sie auf beim Ausleeren ihres Aschenbechers auf die Uhr blickte, traf sie fast der Schlag. Es war mittlerweile nach 3:00 Uhr nachts.
"Eigentlich ist es schon egal. Ich kann auch gleich ins Wachehaus gehen und dort weiter überlegen."
Nefer stand vom Tisch auf und kramte die Unterlagen zusammen. Sie ließ sie in einer kleinen violetten Stofftasche verschwinden und pfiff das bereits gemütlich schlafende Getier aus dem Reich der Träume.
"Komm Getier, wir gehen!", lachte sie den kleinen Hand an und machte sich auf den Weg durch die verschneite Stadt.

Schnee fiel in dicken Flocken vom schwarzen mit Sternen überzogenen Himmelszelt. Die gesamte Stadt erschien wie in flauschige Watte gepackt.
Nefer spazierte gemächlich in Richtung des Wachehaus. Seltsamerweise war ihr nicht kalt, vielleicht machte das die Vorfreude auf die Umsetzung ihrer Idee für die Rekrutenmama.
Getier trottete neben ihr her und versank dabei nahezu im Schnee.
Nefer betrachtete die Lichter in den Fenster und versank in Gedanken. Wie sehr wünschte sich die Mumie, ihre Familie könnte diesen wundervollen Augenblick dieser göttlichen Stille erleben. Aber das würde leider niemals mehr möglich sein, und nefer versank in Melancholie und Traurigkeit. Irgendwie vermisste sie die Zeit, in der sie noch ein Wesen ihrer Zeit gewesen war. Leider war auch das mit ihre letzte Flamme - diesem Mennoch - nichts geworden. Sie waren eben doch zu verschieden gewesen, eine uralte Mumie und ein Werwolf! Das hätte niemals gut gehen können. Trotzdem vermisste die Mumie das Lachen von Mennoch, ebenso wie ihr noch immer die Tränen kamen, wenn sie an ihn dachte.
'Es soll wohl mein Schicksal sein, dass ich allein bleibe.', dachte sie resignierend. Aber gerade am Schneefest war das das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte. Insofern würde sie sich ja auch indirekt selbst durch das Fest einen Wunsch erfüllen - sie vermied dieses elende einsame Gefühl, das sie in ihrer Wohnung an solchen Abenden hatte.
Mittlerweile hatten sie und Getier das Wachehaus erreicht.

In ihrem Büro machte sie Feuer im Kamin und füllte Getiers Napf mit frischen Wasser. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch, zündete die Kerzen darüber an und holte ihre Unterlagen aus der violetten Tasche.
"Na, dann wollen wir mal...", sagte sie zu sich selbst...

***


Robin erwachte an diesem Morgen zeitig. Er hatte wirre Träume gehabt, von einem Laden, in dem er einen Skarabäus für seine Kollegin gefunden hatte. Verwirrt griff er in die Tasche seiner Hose und fühlte plötzlich tatsächlich dieses Ding.
"Ich habe wohl doch nicht geträumt.", dachte er sichtlich erstaunt und stand auf. Schließlich wollte er das Geschenk noch vor nefers Eintreffen, das bekanntlicherweise meist nicht das pünktlichste war, verpacken.
Robin verließ noch leicht verschlafen, aber seltsamerweise gut gelaunt, den Schlafsaal und machte sich auf den Weg ins Büro.

"Morgen", kam ihm bereits beim Berühren der Türklinke entgegen. Sollte nef entgegen ihrer Gewohnheit gerade heute einmal früher da sein?
Robin betrat das Büro und sah doch tatsächlich seine Kollegin in einem Haufen von Zetteln vorm Kamin sitzen. Auch ihr kleiner Hund schlief friedlich in seinem Körbchen.
"Morgen. Was machst du denn schon hier?", fragte er verwundert.
"Ach, als ich schlafen gehen wollte, war es schon nach drei, da hab ich mir gedacht, dass es um eine solche Zeit auch schon egal ist, ob ich noch schlafe oder nicht. Daher bin ich gleich hierher gekommen.", antwortet ihm die Mumie, ohne dabei von ihren Unterlagen aufzusehen.
Robin ging vor ihr in die Hocke und sah sie groß an.
"Du scherzt, oder?"
"Nein, ich habe die Zeit genutzt und mir eine detaillierte Liste geschrieben, was man alles für so ein großes Fest braucht. Du weißt schon, wie viel Essen, Kekse, Getränke und solches Zeugs." Nefer sah auf und schaute sich nach einem weiteren voll gekritzelten Zettel um. "Und eine ungefähre Kostenaufstellung hab ich auch gemacht."
Stolz hielt sie Robin den Zettel unter die Nase. Der nahm ihn und überflog ihn kurz. Seine Augen weiteten sich bei dem Betrag, der unterm Strich draufstand.
"Und wie willst du soviel Geld auftreiben?", fragte er seine Kollegin.
"Kein Problem! Schau mal, den Großteil hole ich von meinem Ersparten. Gold trägt auf einer Bank ja schließlich Früchte!", grinste sie.
"Okay, das habe ich vergessen. Und den Rest?", wollte Robin wissen.
"Nun, ich hab mir gedacht, dass ich jeden von uns Rekruten um 3 AM$ bitte, vielleicht auch noch die Ausbilder frage, ob sie mitmachen, dann hab ich fast die Hälfte finanziert. Das ist eigentlich recht okay. Was hältst du von der Idee?", schaute sie ihren Kollegen freudig an.
Robin kramte in seinen Taschen.
"Nef, ich muss erst nachsehen, ob ich irgendwo noch drei Dollar finde. Aber sie sind realistisch. Ich find's gut."
"Vergiss deine drei, die übernehm ich, schließlich wäre ich ohne dich eh nie auf diese Idee gekommen. Hilfst du mir, die Rohrpostdämonen zu bitten, dass sie alle hier im Haus zu mir bitten, außer Rina? Du kennst die drei, die können ganz schön unfair sein.", fragte die Mumie Robin Hilfe suchend.
Robin grinste und begab sich zur Rohrpostausgabe in ihrem Büro. Einer der drei Dämonen nahm den Zettel, den nef geschrieben hatte, entgegen und ließ sich nach längerer Überredungskunst seitens Robins breitschlagen, den Auftrag zu übernehmen - gegen ein kleines Trinkgeld in der Höhe von drei Tagen Freudenschmaus selbstverständlich.
Anschließend half der Rekrut seiner Kollegin die Unterlagen vom Boden aufzulesen. Danach machten sie sich wieder an die Archivberichte, die Robin am Tag zuvor zum Überarbeiten und Neuschreiben gebracht hatte.

***


Zirka eine Stunde später klopfte es an der Tür.
"Ja bitte?", rief nefer, ohne von dem Bericht, an dem sie gerade arbeitete aufzusehen.
Oberleutnant Daemon betrat das Büro. Sofort sprangen die beiden Rekruten auf und salutierten.
"Ja, schon gut.", winkte der Ausbilder ab. "Ich bin wegen dieser Nachricht von den Rohpostdämonen hier. Worum geht's dabei? Und wer hat euch erlaubt ein Rundschreiben an alle zu richten, außer an unsere Schäffin?"
"Äh, Sir, die Sache ist die.", begann nefer zögerlich, während sie dem Oberleutnant ihren Stuhl anbot, was dieser dankend annahm. "Also, ich habe bei diesem Wichteln unserer Schäffin gezogen.
Nun habe mit Robins Hilfe herausgefunden, dass Miss Lanfear irgendwie völlig die Schneefeststimmung fehlt. Daher dachte ich mir, dass diese Stimmung zu ihr kommen sollte - in Form eines Fests hier für die Wache!", verkündete nefer stolz.
"Eine nette Idee, aber wozu brauchst du uns alle dafür?", fragte Daemon nach.
Nefer zog einen Zettel aus ihren Unterlagen und legte ihn dem Ausbilder vor.
"Wie Sie sehen Sir, habe ich eine Aufstellung gemacht, was wir alles benötigen. Auch habe ich kalkuliert, wie hoch die Ausgaben dabei sein werden. Keine Sorge, die Hälfte davon übernehme ich selbst, aber für die restliche Hälfte wollte ich jeden hier im Haus, außer Miss Lanfear bitten, mir mit 3 AM$ zu helfen. Auch wollte ich alle darum bitten, dass sie mir beim Dekorieren helfen. Und einen von Ihnen Ausbilder wollte ich fragen, ob Sie Miss Lanfear nicht vielleicht die letzte Nacht sowie den Schneefesttag von der Wache fernhalten können, damit wir hier alles vorbereiten können." Nefer sah den Oberleutnant schüchtern an.
"Mädel, das ist eine fabelhafte Idee. Irina wird sicher begeistert sein!" Der Ausbilder kramte in seiner Tasche und legte drei Dollar auf den Tisch. "Also ich mache dabei auf jeden Fall mit.", grinste er.
"Sir, wäre es vielleicht möglich, dass Sie an meiner Stelle mit den anderen Ausbildern sprechen?", fragte die Mumie leise.
"Ja, das kann ich schon machen. Wir werden uns auch etwas überlegen, wie wir Irina von der Wache fernhalten, aber uns fällt sicher etwas ein.", überlegte Daemon mit einem Stirnrunzeln.
"Sir, vielen Dank, Sir!", lächelte nefer ihn dankbar an.
"Kein Problem, Rekrutin. Ein Fest lass ich mir nur ungern entgehen. Vor allem, wenn ich nicht viel dabei zu tun habe!", grinste der Ausbilder und erhob sich. "Einen schönen Tag wünsch ich euch noch! Und viel Glück!", sagte er noch, bevor sich die Tür hinter ihm wieder schloss.
Nefer ließ sich in ihrem Sessel fallen und atmete erleichtert auf.
"Ich hab dir doch gesagt, dass sich keiner ein Fest entgehen lässt!", grinste Robin sie an.
"Ich hoffe, du behältst auch bei den Rekruten recht!", seufzte die Mumie und beugte sich wieder über ihren Bericht...

***


Im Laufe des Tages tauchten die anderen Rekruten auf. Eigentlich stimmten alle nach einiger Überlegung zu. Auch die Ausbilder fanden sich nach der Reihe im Büro ein und trugen ihr Scherflein bei.
Am Abend zu Dienstende hatten alle ihren Anteil abgeliefert und verschiedenen Aufgaben übernommen. Nefer packte das Geld in ihre Tasche und machte sich aufbruchsbereit.
"Willst du wirklich mit all dem Geld durch die Schatten nach hause gehen?", fragte Robin sie erstaunt.
"Na ja, eigentlich hatte ich gehofft, dass du so nett bist, und mich bis zu meiner Bank begleitest. Dort lass ich mir dann Schecks ausstellen sowie eine Bankgarantie, damit mir die Leute die Schecks auch abnehmen, wenn ich einkaufen gehe.", antwortete die Mumie.
Robin grinste, zog seinen Mantel über und die beiden machten sich mit Getier zusammen auf den Weg.

Bei nefers Hausbank lief alles reibungslos und kurz später standen die beiden wieder in den winterlichen Straßen vom Ankh-Morpork.
"Und wann gehst du einkaufen?", fragte Robin neugierig seine Kollegin.
"Ich hab heute mit meinem Ausbilder, Kommandeur Rince, noch mal extra gesprochen. Er hat gesagt, ich kann morgen frei haben dafür. Ist doch nett, oder?", antwortete ihm die Mumie mit einem Strahlen in den Augen.
"Ja, wirklich nett von ihm!", gab ihr Robin recht. "Also, dann wünsch ich dir viel Spaß morgen!"
"Wieso mir?", schaute ihn die Mumie erstaunt an. "Du kommst doch mit morgen!"
"Wie bitte?" Robin starrte sie an.
"Na ja, ich hab Rince auch gebeten, dir ebenfalls frei zu geben. Allein schaff ich das nämlich an einem Tag nicht.", lächelte ihn nefer verschmitzt an.
"Du bist ein Rabenaas, weißt du das?", lachte der Rekrut.
"Also, du kommst jetzt mit zu mir, bekommst mein Sofa und morgen um 6:00 Uhr in der Früh werfe ich dich aus den Federn!", sagte die Mumie bestimmt.
"Ich soll bei dir übernachten?", fragte Robin sie verunsichert.
"Klar, wo sonst? Außerdem beiße ich nicht, und das Wohnzimmer ist versperrbar, keine Sorge!", nahm nefer ihm seine Sorgen. "Und zu essen habe ich auch was zu hause, also verhungern wirst du auch nicht!", setzte sie grinsend hinzu.
"Na gut, ich hab eh nichts zu melden!", gab Robin die Diskussion auf.
"Du hast es erfasst, Robin, du hast es erfasst...", lachte die Mumie auf und die beiden machten sich auf den Weg zum Hide Park...

***


Am nächsten Morgen drückte nefer Robin eine Liste sowie einige von ihr unterschriebene Schecks in die Hand und schickte ihn auf den Weg.
"Wir treffen uns zu Mittag im 'ad felicies*', einverstanden?", rief sie ihm noch im Gehen zu.
"Okay!", antwortete Robin, kurz bevor die Mumie hektisch hinter einer Ecke verschwand.
Der Rekrut sah sich die Liste genauer an. Was hatte er also alles zu tun?
Als erstes stand das Besorgen von Baumschmuck auf der Liste.
"Verflucht!", entfuhr es Robin. "Traut mir diese Frau denn gar nichts zu?"
Auf der Liste stand nämlich genau, was er zu besorgen hatte. Wie viel Lametta, wie viele Glaskugel, welche Farbe sie haben sollten, was das alles kosten würde und so weiter.
Robin steckte den Zettel in den Mantel und machte sich auf den Weg zu dem Geschäft, das ihm nefer aufgeschrieben hatte...

Nefer war derweil bei Gasthaus "Zum glücklichen Hirschen" angekommen.
Drinnen nahm sie an einem der mit einem roten Tuch gedeckten Tische Platz und fragte nach dem Wirten. Kurze Zeit später kam ein dicklicher, gemütlich wirkender Mann mit Glatze auf sie zu.
"Wie darf ich Ihnen helfen, Miss?", fragte er freundlich.
"Nun, nehmen Sie lieber Platz, ich brauche einiges von Ihnen!", lächelte nef und zog ihre Liste hervor.
Der Wirt setzte sich.
"Also?", fragte er neugierig.
"Ich bin von der Stadtwache in der Kröselstrasse. Wir planen Ihr Gasthaus mit unserem Schneefestmenü zu beauftragen.", begann die Mumie sachlich.
Die Augen des Wirts leuchteten auf, den er witterte ein gutes Geschäft.
"Und woran haben Sie gedacht, Miss?", fragte er, während er einem Kellner winkte, ihnen Glühwein zu bringen.
"Nun, mir schwebt ein warmes sowie kaltes Büffet für zirka 30 Personen vor. Sie wissen schon, mit typischen Schneefestgerichten wie Würstchen, Schweinefleischpasteten, allerlei Beilagen, Pudding und anderen Leckereien.", erklärte nefer.
Ein Kellner stellte zwei Becher Glühwein auf ihrem Tisch ab. Der Wirt griff nach einem und trank einen kleinen Schluck.
"Weiters brauchen wir Bier, Knieweich, Tränentreiber, Wein, Kaffee und alkoholfreie Getränke! Und Glühwein!", fuhr die Mumie fort.
"Miss, gerne erledigen wir das für Sie! Sollen wir Ihnen einige Vorschläge zeigen, die wir für solche Anlässe vorbereitet haben?", warf der Wirt lächeln ein.
"Gerne!", antwortet die Mumie erfreut.
Der Wirt stand auf, holte eine Mappe und zeigte nefer seine verschiedenen Vorschläge. Nach einiger Zeit schien die Mumie sich entschieden zu haben.
"Nun, Miss, wann möchten Sie die Sachen geliefert haben?", erkundigte sich der Wirt.
"Ich dachte an den späteren Nachmittag des 31. Dezember, so gegen 17.00 Uhr. Wir würden natürlich die Tische und all das vorbereiten.", erwiderte nef.
"Miss, lassen Sie das unsere Sorge sein. Ich gebe Ihnen einen Plan für die Tischaufstellung. Die Wäsche dafür bringen wir selbstverständlich selbst mit. Auch das Service haben wir natürlich dabei!", schlug der Wirt vor.
"Das wäre sehr fein, dann brauche ich mich nur mehr um die Tischdekoration kümmern", freute sich nefer. "Was macht das Ganze dann aus?"
Der Wirt begann herum zu rechnen und reichte nefer dann seinen Kostenvoranschlag. Die Mumie besah ihn sich genau, konnte aber keinen Fehler finden. Der Betrag entsprach in etwa dem, was sie erwartet hatte.
"Sie akzeptieren Schecks?", fragte sie.
"Mit einer Garantie Ihrer Bank natürlich, Miss!"
Nefer zog die Bankgarantie sowie die Schecks heraus, füllte einen davon aus und reichte beides dem Wirt. Dieser besah sich die Garantie, reichte sie nefer wieder und steckte dann den Scheck in seine Tasche.
"Wir sind uns also einig?", wollte die Mumie wissen.
"Natürlich Miss, natürlich. Ich schreibe Ihnen noch schnell eine Rechnung, dann wäre alles geklärt!", lächelte der Wirt freudig, hatte er doch gerade ein wunderbares Geschäft abgeschlossen...

Robin hatte derweil den Baumschmuck besorgt und sich dabei genau an die Anweisungen der Mumie gehalten. Auch finanziell hatte nefer recht gehabt, er hatte genau soviel dafür bezahlt, wie sie ausgerechnet hatte. Er steckte die Auftragsbestätigung sowie die Rechnung ein und fischte wieder die Liste hervor. Was stand als nächstes darauf?
Einen Baum sollte er kaufen, und um Grass und Stechpalmzweige und Mistel sollte er sich bei dieser Gelegenheit auch gleich kümmern. Robin nickte beim Durchlesen und steckte anschließend den Zettel wieder in seinen Mantel. Dann machte er sich auf zum "Hier-gibt's-Alles-Platz".

Als Robin den Platz erreichte, traute er seinen Augen kaum. Dort standen hunderte Baumhändler! Wie sollte er da den billigsten und besten finden?
Der Rekrut stand ziemlich ratlos herum, als ihn plötzlich ein wohlbekannter Ruf ereilte.
"Würstchen! Heiße Würstchen!"
Schnapper - der wusste sicher, welcher der Händler der beste wäre!
"Morgen Herr Schnapper, sag mal, kannst du mir helfen?", sprach Robin den Verkäufer für alles was man so brauchen (oder nicht brauchen) konnte an.
"Morgen Wächter! Nun, womit darf ich denn dienen? Einem heißen Würstchen vielleicht? Oder einen Becher Punsch?", grinste ihn der Händler schmierig an.
"Nein, ich möchte wissen, bei welchem Händler ich den schönsten Baum bekomme!", winkte Robin ab.
Schnappers Miene verfinsterte sich. "Sag mal, bin ich die örtliche Auskunft?"
"Äh, nein, ich nehm doch einen Becher Punsch!", lenkte der Wächter ein.
Ein Grinsen erhellte Schnappers Gesicht. Er reichte dem Rekruten den Becher.
"Macht nen halben Dollar!", setzte er hinzu.
Robin kramte in seinen Taschen und fand noch eine Münze, die reichte. Schnapper biss auf das Metall, um zu prüfen, ob sie echt sei und ließ sie dann freudig in seinen Taschen verschwinden.
"Also, der Zwerg da drüber, Herr Grummelbein, der hat die schönsten Bäume. Liefert sie auch frei Haus. Und kostengünstig ist er auch noch!", flüsterte Schnapper dem Rekruten zu, um anschließend gleich wieder seinen Ruf erschallen zu lassen. "Würstchen! Heiße Würstchen! Punsch! Kauft, solange er noch heiß ist!"
Robin roch skeptisch an seinem Punsch, probierte ihn vorsichtig und war seltsam überrascht, dass Schnapper etwas Trinkbares verkaufte. Er leerte den Becher und genoss die Wärme, die sich daraufhin in seinem Körper breit machte. Fröhlich ein Schneeleid pfeifend machte er sich auf zu Herrn Grummelbein...

Zeitgleich war nefer bei der Alchimistengilde angelangt. Zaghaft klopfte die Mumie an die mit einem Stechpalmzweig verzierte Tür. Ein Guckloch öffnete sich und eine körperlose Stimme fragte barsch: "Ja bitte!"
"Morgen, ich bin von der Stadtwa..."
"Wir haben nichts gesprengt gestern nacht!", empörte sich die Stimme sofort.
"Nein, darum bin ich auch nicht hier! Ich möchte etwas kaufen!", erwiderte die Mumie.
Das Öffnen eines Riegels war zu hören und die Tür schwang auf. Ein älterer Mann mit angekohlten Bart breitete einladend die Hand aus. "Bitte, Miss, seien Sie willkommen!"
Nefer trat ins Gildenhaus. Drinnen roch es nach Schwefel, angesengter Haaren und Knallpulver.
"Wie darf ich Ihnen helfen, Miss?", fragte der Mann nun um einiges freundlicher.
"Ich möchte bitte 10 Packungen der Funkensprühstäbchen kaufen. Sie wissen schon, die Dinger, die man an den Baum hängt und die NICHT in die Luft fliegen!", grinste die Mumie.
"Ah, ja. Folgen Sie mir bitte."
Der Alte führte nefer in den Verkaufsladen der Alchimisten. Normalerweise kauften hier nur die Alchimisten selbst ihre Zutaten ein, aber für gelungene Erfindungen wurde der Laden auch genutzt.
Der Mann ging auf ein staubiges Regal zu und stellte sich auf die Zehenspitzen, um an eine rot lackierte Schachtel zu gelangen. Diese stelle er auf dem Tresen ab und öffnete sie. Nefer erkannte sofort die dünnen Schächtelchen, in denen sie letztes Jahr die Sprühdinger gekauft hatte.
"Sind die auch wirklich ungefährlich?", fragte die Mumie zur Vorsicht nach.
"Miss, diese Sprühfunkenstäbchen sind erste Qualität! Sie sind erst vor einigen Tagen frisch gemacht worden, Wollen Sie eines testen?", antwortete der Alte zuvorkommend.
Die Augen der Mumie funkelten auf. "Oh ja!"
Der Alchimist zog ein Zündholz aus der Tasche und entnahm eines der Sprühdinger. Dann hielt er die Spitze in die Flamme und schon flogen kleine glitzernde Funken.
"Sind Sie damit zufrieden, Miss?", wollte er wissen.
"Ja, absolut! Ich nehme bitte 10 Packungen davon!", antwortete die Mumie, während sie fasziniert auf den Funkenregen schaute, der gerade am Erlöschen war.
Der Alte packte ihr die Schachtel sorgfältig in Zeitungspapier ein.
"Sie dürfen sie aber nicht nass werden lassen, Miss!", ermahnte er die Mumie.
"Keine Sorge!", lächelte nef und steckte die verpackten Stäbchen unter ihren Mantel. "Wie viel macht das?"
"Lassen Sie mich sehen!" Der Alte studierte eine vergilbte Preistafel, schob sie dann der Mumie zu und zeigte auf den Preis.
Nefer zog die Garantie sowie einen weiteren Scheck heraus. Anschließend füllte sie ihn aus und reichte ihm den Alchimisten.
"Ist das so in Ordnung?", wollte sie wissen.
"Ja, natürlich, Miss. Ich geleite Sie noch zur Tür.", lächelte der Alte zum ersten Mal...

Robin wartet schon im 'ad felicies*' und studierte eifrig die Menükarte, denn sein Magen vermeldete, dass er etwas zu essen haben wollte.
"Hey!", begrüßte ihn die zitternde Mumie, die gerade zusammen mit ihren nicht minder zitternden Getier angekommen war. Sie schälte sich aus ihrem Unhang und setzte sich, während Getier Robin wieder mal sabbernd begrüßte. "Und? Hast du alles bekommen?"
"Ja klar, was denkst du von mir?", empörte sich der Rekrut.
"War ja nur eine Frage.", rechtfertigte sich die Mumie. "Gib mir bitte die Belege."
Robin kramte in seinem Mantel und förderte das Gewünschte zu Tage.
"Aha, hmmm..." Man konnte erkennen, dass nef am Rechnen war. "Du bist ja spitze!"
"Ich? Wieso?", wollte der Rekrut wissen.
"Na, du hast weniger ausgegeben, als ich dachte! Das ist super!", freute sich die Mumie.
"Hab ich das?", staunte Robin, der in all den Belegen den Überblick verloren hatte.
"Ja!, Hast du! Aber jetzt lass uns mal was essen, am Nachmittag ist noch genug zu tun!", grinste die Mumie und griff nach einer Speisekarte.
"Was ist denn da noch zu machen?", fragte der Rekrut skeptisch nach.
"Och, ich hab gehofft, du hilfst mir...", lächelte ihn nef an.
"Wobei?" Robin schwante Übles.
"Ach, ich brauch noch Stroh. Und aus dem müssen noch einige Sachen für die Dekoration gemacht werden, Und Kekse backen sollt ich auch noch!", zählte die Mumie munter auf.
"Und ich soll helfen?", fragte Robin nach.
"Damit hab ich eigentlich schon gerechnet!", grinste nef.
"Na gut...", gab der Rekrut auf...


***Robin***



"Da wäre nur noch ein Problem neferchen!"
"Nenn mich nicht neferchen, ich mag das nicht!", erwiderte die Mumie halbherzig schnippisch.
"Also wie locken wir unsere Schäffin aus dem Wachgebäude und vor allem, wie halten wir Sie während dem Aufbau von ihm fern?"
"Das ist eine gute Frage! Ich habe mit Daemon gesprochen, er kümmert sich um unsere hochverehrte Ausbildungsleiterin."
"Ah, das ist sehr gut!", und Robin lächelte bei dem Gedanken, was sich der Oberleutnant wohl einfallen ließe um Irina wegzulocken.
Die beiden Wächter tranken ihren Glühwein aus und machten sich auf den Weg zur Residenz der Mumie am Hide-Park.
Als sie am Mietstall von Gerhard Gallopper vorbeikamen, fiel nefer die Sache mit dem Stroh für die Dekoration wieder ein.
"Los! Geh rein und besorgt Stroh!", befahl die Mumie.
"Wieso ich? Du könntest das doch ebenso tun!", sagte Rob.
"Ich bin ein Mädchen und du ein Kerl! Also wirst du den Ballen Stroh nach Hause tragen!", bestimmte nefer.
Robin betrat murrend den Mietstall und erstand, wie befohlen, den Strohballen von einem etwas verwunderten Herrn Gallopper.

Den Ballen auf dem Rücken, folgte Robin der Mumie in ihre Kellerwohnung.
Getier, das ihnen die ganze Zeit artig folgte, legte sich sofort an den warmen Kamin. Nach kurzer Zeit war aus der Richtung des untoten Hundes nur noch ein leises Schnarchen zuhören.
"So, was ist dir lieber? Backen oder basteln?", fragte die mumifizierte Hausherrin.
"Das ist wie eine Entscheidung zwischen Schaffot und Galgen."
"Jammer nicht! Entscheide dich!"
"OK, OK ich bastle! Was hast du dir denn vorgestellt, was ich aus dem Stroh basteln soll?"
"Sternchen!", verkündete die Wächterin mit einem schelmischen Grinsen.
"Robs, der Sternchenmacher!", murrte der Wächter. "Ich brauche Bindfaden und eine Schere und beschwer dich bloß nicht über das Aussehen der 'Himmelskörper'"
"So schlimm werden sie wohl nicht aussehen.", sagte nef. "Mit der Zeit wirst du Übung bekommen. Die Schere und der Bindfaden sind in der zweiten unteren Schublade in der Küche. Komm mit, ich zeige sie Dir."
Nach kurzer Zeit hielt in der kleinen Kellerwohnung geschäftige Schweigsamkeit ihren Einzug. Nefer wirbelte in der Küche und Robin saß am Wohnzimmertisch und kämpfte mit dem widerborstigen Stroh. Von Zeit zu Zeit drangen aus der Küche kleine Mehlwölckchen, was darauf schließen lies, dass die Mumie ebenfalls auf die eine oder andere Schwierigkeit stieß, aber schon nach kurzer Zeit durchdrang ein verlockender Geruch die Räumlichkeiten der Mumie, der Rob das Wasser im Munde zusammenlaufen lies.
Nach etwa vierzig, eher untauglichen, Versuchen [5] einen Stern aus Stroh zu basteln, gelang es dem Wächter schließlich sein erstes schneefesttaugliches Exemplar herzustellen. Natürlich nicht ohne, dass nef ihm die Arbeitsschritte nochmals haarklein erklären musste.

Stunden später betrachteten die zwei Wächteraspiranten die Früchte ihrer Arbeit.
Links auf dem Boden stand ein großer Karton voll mit Schneefestgebäck und rechts eine etwas kleinere Kiste mit den Strohsternen.
"Den Rest des Strohs nutzen wir zur Tischdekoration. Was hältst du davon?", fragte nefer ihren Kameraden der gerade dabei war, sich die wunden Finger zu reiben.
"Ich persönlich kann für mindestens fünf Wochen kein Stroh mehr sehen! Aber von mir aus es ist ja dein Fest."
"Es ist Rinas Fest, nicht meins!"
"Ja, lass uns die Tische mit den Stroh dekorieren!" Robin gab es auf der Mumie zu widersprechen.
"Es ist schon spät, wir sollten die restlichen Stunden schlafen.", sagte nef. "Hier hast du ein Kissen und eine Decke."
"Danke und schlaf gut."
"Du auch!", beendete nefer das Gespräch.
Die beiden Rekruten legten sich zur Nachtruhe und Robin überlegte sich noch lange, mit welcher List der Oberleutnant die 'Rekrutenmama' wohl aus dem Wachhaus der Kröselstrasse locken würde.
Er besah sich im Dunklen die Zimmerdecke und rief dann Getier zu sich um es ein wenig zu streicheln. Langsam verschwamm das Zimmer vor Robins Augen und er träumte von lebensgroßen Strohsternchen, die ihn verfolgten.

***


Rina kam am Morgen sehr zerknittert in das dunkle Wachgebäude der Kröselstrasse. Sie hatte eine Unmenge an Arbeit und einige Rekruten konnte man nur mit sehr viel gutem Willen als 'Sorgenkinder' bezeichnen.
"Morgen Mä'äm! Wir hier haben wir die Akten der Vorfälle der vergangenen Nacht.", rief ihr der diensthabende Rekrut von Tresen her zu.
"Verschont mich!", zischte die Ausbildungsleiterin. "Zeig sie mir in zehn Minuten, nachdem ich meinen ersten Kaffee genossen habe!"
Mit forschem Schritt betrat die Irina ihr Büro und schloss lautstark die Türe hinter sich. In dem Moment als sich das Portal zu ihrem Refugium zufiel, lies Rina ihre Schultern hängen und schlurfte zu ihrem Schreibtisch.
Nicht einmal so kurz vor dem Schneefest können sie einen in Ruhe lassen. Nein, es wird sogar noch mehr Arbeit!', haderte Fähnrich Lanfear traurig mit ihrem Schicksal.
Schwermütig lies Irina sich in ihren Schreibtischstuhl fallen und betrachtete das Büro.
'So kann keine Schneefeststimmung aufkommen', seufzte sie innerlich und machte sich mit ihrem Kaffeebecher auf den Weg zum Dämonen.

Nach kurzer verbaler Auseinandersetzung und der Drohung, dass die Wache den Apparat verschrotten ließe, bekam Irina ihren Kaffee von dem vorlauten Gerät.
Auf dem Weg zurück begegnete ihr wiederum der Rekrut vom Eingang und schaffte es endlich, ihr die Akten der Vorfälle von letzter Nacht zu übergeben.
Mit einem dumpfen Pochen, begleitet von ein paar aufgewirbelten Staubflöckchen, schlug der Aktenstapel auf dem Schreibtisch der Ausbildungsleiterin auf.
Bedächtig nahm sie die erste Akte vom Stapel und wollte gerade mit dem Lesen beginnen, als es kurz an ihrer Türe klopfte und Oberleutnant Daemon ihr Büro betrat.

"Morgen Irina!", begrüßte sie, ein für ihren Geschmack zu gutgelaunter, Daemon.
"Morgen Dae! Gibt’s was?", fragte sie kurz angebunden.
Mit einem wissenden Lächeln, er hatte den Rekruten als 'Begrüßungskommando' eingeteilt, setzte Daemon zu dem entscheidenden verbalen Todesstoß an.
"Rince wünscht dich zu sprechen, Rina.", flötete der Oberleutnant.
"WAS? Jetzt?"
"Na ja, gestern Abend lies er mir über den Rohrpostdämonen eine Nachricht zukommen, dass er heute um 14.00 Uhr von dir über den Sachstand des GAT unterrichtet werden will."
"GAT? Was soll den dass wieder sein?", fragte die Ausbildungsleiterin sichtlich verwirrt.
"Komm schon Rina!", Daemon konnte sich das Lachen kaum verkneifen. "Du weißt doch, der Große Abschlusstest für unsere Rekruten!"
"Also entweder ich spinne, oder hier drehen alle allmählich durch! Ich höre heute zum ersten Mal von einem Abschlusstest! Wann hat er denn etwas darüber gesagt?", wollte Lanfear wissen.
"Ich glaube er hat das mal in einer Offizierbesprechung fallen lassen, ......so vor zwei Wochen" Der Oberleutnant schüttelte sich innerlich vor Lachen, wirkte jedoch äußerlich wie immer komplett beherrscht.
Irina Lanfear sackte noch ein wenig mehr auf ihrem Stuhl in sich zusammen, ganz so, als ob ihr Daemon gerade zusätzlich einen Amboss auf die Schultern gesetzt hatte.
Die Gesichtsfarbe des Fähnrich änderte sich von normal zu aschfahl.
"Du meine Güte!", entfuhr es ihr. "Dae, davon habe ich nichts, absolut nichts, mitbekommen! Ich habe auch gar nichts zu diesem Thema vorbereitet! Was soll ich jetzt machen?"
In Dae's Inneren tobte zwischenzeitlich eine Schlacht. Die 'lachenden Reiter' schienen allmählich die Überhand gegen die 'ernsten Hellebardiere' zu gewinnen, aber der Oberleutnant war durch und durch Profi auf seinem Gebiet. Mit einer geschickter schwungvoller Handbewegung zog er ein gefaltetes Pergament aus seiner Uniformtasche, zog einen Stuhl näher an Rinas Schreibtisch, setzte sich und begann: "....Also ich habe mir da was überlegt........"

Nach zirka einer Stunde verlies Daemon das Büro der Ausbildungsleiterin. Er schloss artig die Türe hinter sich und ging den Flur in Richtung Wachtresen hinunter.
Robin und nefer passten den Oberleutnant ab.
"Und Sör, wie ist es gelaufen?", fragte Robin.
"Hat sie was gemerkt? Macht sie es?", überschüttete die Mumie den Ausbilder ebenfalls mit Fragen.
"NICHT JETZT!", sagte Daemon, dessen Lippen leicht zitterten, forsch und stob in Richtung Taubenschlag an den beiden Rekruten vorbei.
Fragend blickten die Wächternovizen dem Ausbilder hinterher.
Der Oberleutnant schloss jede Türe auf seinem Weg sorgfältig hinter sich. Im Taubenschlag selbst angelangt sah Daemon sich kurz um.
"MUHAHAHAHAHAHAHA.....*hust*! Ich bin ja sooo gemein!", sprudelte es aus dem Oberleutnant.
Lachkrämpfe peinigten den Llamedianer und Tränen rannen über sein Gesicht. Vor lauter Schmerzen des Lachen hielt er sich mit der einen Hand den Bauch und mit der anderen hatte er sich an der Wand abgestützt.
"GAT!!!! Großer Abschlusstest für Rekruten..... WUHAHAHHAHA.....!"

***


Um 13.30 Uhr machte sich Fähnrich Lanfear auf den Weg zum Pseudopolisplatz. Sie hatte sich den ganzen Tag gut auf ihren Vortrag beim Kommandeur vorbereitet und viel Arbeit in ihn gesteckt. Sie hatte Daemons Vorschläge verfeinert und weiter ausgearbeitet, bis sie letztendlich zufrieden mit dem Ergebnis war. Der Test war anspruchsvoll, aber nicht so schwer, dass ein normal veranlagter [6] Rekrut durchfallen könnte.
Rina klappte die schwere Eingangstüre hinter sich zu und zog ihren Umhang fester um ihren Körper.
Mit schnellen Schritten machte sie sich auf den Weg zur Götterinsel. Zwei Strassen vom Wachehaus der Kröselstrasse entfernt begegnete sie vier Zwergen mit einem großen Tannenbaum auf ihren Schultern und auch zwei Eselskarren mit der Aufschrift 'Gasthaus zum glücklichen Hirschen'. Ein dicker glatzköpfiger Mann auf dem Kutschbock spornte seine Mannen zur Eile an.
Rina bewegte sich, geschickt und behände, durch die dunklen winterlichen Gassen der Schatten. Sie nutzte auch die Seitengassen, ohne dass sie sich um ihr Wohlergehen fürchten musste. Ein paar Mal unterband sie untaugliche Versuche, sie zu überfallen, mit einem scharfen Blick und dem Zusatz 'Ich würde das lassen!'.
Unbehelligt und unversehrt betrat sie das Wachgebäude am Pseudopolisplatz.

***


Nefer öffnete die Türe der Wache und blickte Rina hinterher. Als sie sicher war, dass die Leiterin der Rekrutenausbildung verschwunden war, pfiff sie auf ihren Fingern und gab das Startzeichen.
"Los geht’s Jungs und Mädels , .....ääähm und natürlich Sör's und Mä'äm's.", ergänzte die Mumie.
Fast ummittelbar nach nefers Ruf setzte geschäftiges Treiben in der Eingangshalle des Wachhauses ein.
Grüne Girlanden wurden überall, wo es passte, an den Wänden angebracht, Tische herbeigeschafft und zu einer großen Tafel zusammen geschoben. Hier und da hörte man ein leises oder lauteres Autsch, von den Rekruten, die sich beim Girlandenaufhängen mit dem Hammer auf die Finger schlugen.
Als Leopold von Leermach gerade oben beschriebenes wiederfuhr, kam zu allem Unglück die Leiter, auf der er stand, ins Schwanken.
Der Hasensauger verlor das Gleichgewicht und ruderte wie wild mit den Armen.
Der Hammer entglitt seinen Händen und verpasste nur um Haaresbreite den unten stehenden Opal. Die Schwerkraft verlangte einen letzten Tribut von Leermach und war im Begriff, ihn in ihre Arme oder die der Mutter Erde aufzunehmen.
"AAAAAAAAAIIIEEEEEEEEEEEH", entfuhr es dem fallenden Rekruten.
*plop*
Einen halben Meter bevor der Vampir auf dem Boden aufschlug, verwandelte er sich in seiner unnachahmlichen Weise in eine kleine Fledermaus und verhütete durch ein gekonntes Flugmanöver [7] den Aufprall auf den harten Dielen.
Nefer näherte sich der flatternden Fledermaus und streckte dabei ihren Arm im neunzig Grad Winkel vom Körper. Sofort näherte sich das Flugtier und setzte zum Landeanflug an. Kurz bevor die kleinen Krallen die Bandagen der Mumie berührten, zog diese ihren Arm ruckartig zurück.
"BUUUUUH!"
"IIIIEEEEK!", war das Geräusch was man aus dem Maul des Tieres zu Hören bekam.
*plop*
Der Vampir verwandelte sich im Flug wieder zurück, verharrte für einen Bruchteil einer Sekunde mit flatternden Armen in der Luft und krachte mit lauten Getöse auf den Boden der Eingangshalle.
"Autsch! AUA!"
"Lass die Spielchen Leo und häng weiter Girlanden auf!", kommandierte nef ohne viel Mitleid zu zeigen.
"Jawohl Euer Majestät.", war die beste trotzige Antwort, die dem Wächternovizen einfiel.

In der Zwischenzeit waren die Zwerge mit dem Baum und der Wirt des glücklichen Hirschen ebenfalls im düsteren Wachehaus angekommen.
Die Zwerge stellten den Baum an der von nefer gewünschten Stelle auf [7a] und der Wirt begann mit seinen Gehilfen allerlei Schlemmereien und Getränke in Fässern am bereits vorbereiteten Büffettisch aufzustellen und standesgemäß zu präsentieren.
Der Raum verwandelte sich in ein Meer von Girlanden, unechten Würstchenketten und Stechpalmenzweigen. Hier und da hatte ein Scherzbold an strategisch geschickten Punkten Mistelzweige, die mit roten Schleifen verziert waren, aufgehängt. Der Baum wurde mit den bunten Kugeln, Kerzen, Strohsternchen, übriggebliebenen Würstchenketten und nefers 'Alchemistischem Feuerwerk' dekoriert. Duft von frischgeschlagenem Holz und leckerem Essen erfüllte den Raum.
Am Eingang wurde über dem Wacheschild die letzte grüne Girlande angebracht und alle versammelten sich erwartungsvoll im Eingangssaal.
Robin nahm nefer zur Seite.
"Bevor hier die Hölle losbricht, habe ich noch einen Auftrag zu erledigen!"
"Auftrag?! Was für einen Auftrag?", fragte nefer nervös und ein bisschen aufgebracht.
"Keine Sorge!", erwiderte Rob. "Ich habe den Auftrag dir dein Wichtelgeschenk zu überreichen!"
Der Rekrut zog einen notdürftig, aber anscheinend mit viel Anstrengung verpackten Gegenstand aus seiner Uniformtasche und überreichte ihn der untoten Prinzessin.
Nefer zerriss mit ungeduldiger Freude das rote Geschenkpapier, auf dem grüne Stechpalmenzweige aufgedruckt waren.
"Ein Skarabäus! Wie schön! Mooooment!" Nefers Augen weiteten sich vor ungläubiger Überraschung. "Du wirst es nicht glauben! Der hat vor über 3000 Jahren schon einmal mir gehört. Schau auf die Rückseite!"
Die Mumie übergab Picardo den steinernen Käfer und der drehte ihn um, um die auf der Bauchseite eingravierten Symbole zu sehen zu können.
"Das ist mein Name in der Schrift meiner Väter", brach es freudig aus der Mumie hervor und eine kleine Träne floss von ihrem Auge die Bandagen herunter.
"Ich habe aber auch was für dich!", sagte nef.
"Ehrlich?"
Die Untote übergab dem Wächter ein kleines Ledertäschchen. In der oberen Ecke waren in geschwungen Lettern die Buchstaben RP eingeprägt. Der Rekrut öffnete das Täschchen und zum Vorschein kamen allerlei, ebenfalls mit seinen Initialen gravierte, chirurgischen Instrumente. Die Augen des Wächter leuchteten vor Freude.
"Du bist zwar jetzt Wächter, aber ich denke, die werden dir in deiner Sanitätstasche gute Dienste leisten."
"Danke nef!", war das Einzigste, was der Wächter hervorbrachte bevor er die Mumie in seine Arme schloss.

***


"Sir! Fähnrich Lanfear meldet sich wie befohlen, Sir!
"Hallo Fähnrich! Setz dich! Ich will mit dir über den GAT sprechen!", sagte Kommandeur Rince mit dem gleichen verschmitzten Lächeln auf seinen Lippen wie zuvor Oberleutnant Daemon.
"Ja... der GAT!", begann Rina.
"Ich halte für eine gute Idee und Motivation für unsere Rekruten.", begann der Kommandeur der Wache und dachte gleichzeitig 'Hoffentlich halte ich das durch....'
Das Gespräch ging hin und her und der Stadtwachenkommandeur erwies sich als exzellenter Schauspieler.
"So Fähnrich! Das wäre es fürs Erste. Dann werden wir uns jetzt auf eine unangekündigte Inspektion deiner Abteilung begeben!"
"Waaaaaaaas?! Ähm... Ich meine, wie bitte, Sör?", platzte Rina heraus.
"Sieh mal! Du willst doch irgendwann befördert werden und dies alles fließt in die Bewertung ein."
"Jawohl Sir!", entgegnete Irina tapfer ihrem Schäff.
Bedächtig verließen der Kommandeur und sein Fähnrich das Wachehaus am Pseudopolisplatz und machten sich auf den Weg in die Kröselstrasse.

***


"ÜBERRASCHUNG!!!", riefen alle Eingeweihten im Chor
Irina blieb wie vom Donner gerührt im Türrahmen stehen. Noch einmal wechselte an diesem Tage ihre Gesichtsfarbe. Doch der Fähnrich fing sich schnell wieder und drehte sich zum Kommandeur.
"Sie haben davon gewusst, Sör?! Ihr alle habt davon gewusst?"
"Ja Irina!", sagte der Kommandeur grinsend. "Selbstverständlich haben wir das alle, außer Dir natürlich! DAS ist dein Geschenk von deinem Schneefestwichtel; mit Hilfe und Zusammenarbeit der ganzen G.R.U.N.D.-Abteilung natürlich!", sagte der Kommandeur und ergänzte, "Sind die Schweinefleischpasteten gut? ......lasst mir auch noch welche übrig!"

Ein von Rob gemieteter Zauber trat aus der Menge hervor, schnippte mit den Fingern [9] und murmelte etwas Unverständliches.
Der Raum wurde plötzlich erfüllt von feinem Glitzerstaub, der sehr nett funkelte, und die Decke wurde durchsichtig, so dass man den klaren Sternenhimmel von drinnen sehen konnte.
Als kleinen Punkt am Himmel konnte ein seeeehr guter Beobachter den Schemen eines Schlittens erkennen, der von vier Keilern gezogen wurde und in dem ein winkender dicker Mann saß.
'Warum spukt mir auf einmal immer das Wort 'Hogwarts' im Kopf herum', wunderte sich Robin, während alle anwesenden Wächter eine altbekannte Schneefestweise anstimmten.

You better watch out,
You better not cry,
You better not pout,
I'm telling you why,
Hogfather is tapping,
Your Clacks

He's searching your room,
He's reading your mail,
He's keeping a file
And running a tail
Hogfather is tapping
Your clacks

He hears you in the bedroom
Surveils you out of doors
And if that doesn't get the goods
Then he'll use provocateurs.

So you mustn't assume
That you are secure
On Hogswatch Eve
He'll kick in your door
Hogfather is tapping
Your clacks.
[10]

[1] ja, es war ein Wunder geschehen! Der Schnee hatte sich noch nicht matschgrau gefärbt!

[2] Denn auch Schattenbewohner wird um diese Jahreszeit warm und heimelig ums Herz!

[3] aber vor den unlizenzierten umso mehr

[4] um auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse sich wieder zu materialisieren. Alter 'Wandernder Laden Witz', den sich der Autor einfach nicht verkneifen konnte.

[5] und diversen Begegnungen der Schere mit Robs Fingern

[6] bezogen auf den Geisteszustand

[7] eine Immelmann Wende, um genau zu sein

[7a] nicht ohne fünfzig Zentimeter vom Ende abzusägen. Robin hatte sich mit der Raumhöhe der Eingangshalle ein wenig verschätzt

[9] vollführte eine komplizierte Geste

[10] Das Lied stammt von der Seite http://members.fortunecity.com/sampp/hogfather.htm und heißt: How the Hogfather Knows if You've Been Good. Gesungen wird es zur Melodie "Santa Claus is Coming to Town"




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