Ein Fall für zwei

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von Fähnrich Tricia McMillan (GRUND), Wächter Pyronekdan (GRUND)
Online seit 18. 12. 2002
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Ein Dieb hat sich selbst angezeigt. Ein Verrückter oder steckt mehr dahinter?

Dafür vergebene Note: 11

[Pyronekdan]

Pyronekdan zog sein Schwert. "Nimm das!", rief er aus, und stach zu.
Leider glitt ihm dabei das Schwert aus der Hand, und fiel scheppernd auf den Boden.
"Ich glaube daran mußt Du noch ein bißchen arbeiten", meinte Tricia, die gerade den Übungsraum betrat.
"Hallo Tricia", erwiderte Pyronekdan. "Freut mich dich zu sehen. Hat Daemon heute frei ?"
"Nein, aber ich wollte mal sehen, ob du Fortschritte machst."
"Dreimal habe ich aber heute schon getroffen", erwiderte Pyronekdan, als er das Schwert wieder aufhob.
"Dann können wir die starre Puppe ja bald durch ein bewegliche ersetzen!"
"Vielleicht treffe ich dann ja besser. Immerhin besteht die Chance, daß die Puppe sich in die gleiche Richtung bewegt, wie das Schwert."
"Kann sein. Vor allem, wenn du die Puppe mit Magie bewegst", erwiderte sie zynisch.
"Bist du eigentlich nur gekommen, um mir beim Training zuzusehen ?"
"Nein, eigentlich wollte ich mit dir zu einem Einbruch in der Winkelgasse gehen."
"Ich wußte garnicht, daß das heute auf meinem Ausbildungsplan steht."
"Tut es auch nicht. Aber die anderen Rekruten brauchen jetzt den Übungsraum. Und niemand traut sich hier hinein, während du trainierst."

Auf dem Weg in die Winkelgasse erzählte Tricia, was sie bis jetzt über den neuen Fall wußte.
"Der Einbruch wurde in Herbert Zielgut's Waffenladen verübt. Es wurden aber nur Armbrustbolzen gestohlen."
"Also verfügt der Täter schon über eine Armbrust", kombinierte Pyronekdan, als er sich seine Pfeife anzündete.
"Bevor wir den Laden betreten, solltest du die Pfeife wieder ausmachen. Ich glaube nämlich nicht, daß es eine gute Idee ist, dort zu rauchen", mahnte Tricia. "Immerhin gibt es ja neuerdings Waffen, die explosive Stoffe verwenden."
"Keine Sorge. Zauberer können gut mit Feuer umgehen."
"Hoffentlich besser, als mit Schwertern."
"Wann hat Herr Zielgut den Diebstahl bemerkt ?"
"Vielleicht hat er das noch gar nicht."
"Und wer hat dann die Wache verständigt ?", fragte Pyronekdan ungläubig.
"Der Dieb!"
"Was! Warum habt ihr ihn nicht sofort verhaftet ? Kommen demnächst auch noch Leichen, um ihren Mord anzuzeigen ?"
"Er kam natürlich nicht persönlich, sondern schickte einen Boten."
"Langsam fängt der Fall an mir zu gefallen."
"Das wird sich wohl ändern, wenn du die Nachricht gelesen hast, und weißt, von wem sie stammt."
"Jetzt machst du mich aber wirklich neugierig."
"Erinnerst du dich noch an Morderaty, den aufdringlichen Studenten ?"
"Das ist aber schon lange her. War er wirklich aufdringlich ?"
"Mir gegenüber schon!"
"Jetzt erinnere ich mich. Er mußte doch deshalb die Unsichtbare Universität verlassen."
"Ja, und er scheint mir immer noch böse dafür zu sein. Dich scheint er aber auch nicht gerade zu mögen."
"Wieso denn das ?"
"Er schreibt, daß du vor kurzem seinen Freund Karl in den Morpork Bergen getötet hast."
"Er wurde von seinem eigenen Felsbrocken erschlagen." [1]
"Woher weißt du das, wenn du nichts damit zu tun hattest ?"
"Na gut, ich habe ein wenig nachgeholfen. Kann ich das Schreiben mal sehen ?"
In dem Brief stand folgendes:

----------------------------------------------------------
Liebste Tricia,
wie ich hörte, bist Du jetzt bei der Wache.
Ich glaube da kommt bald ein neuer Fall auf Dich zu.
Nur wirst Du ihn wohl nicht selbst bearbeiten können.
Du wirst nämlich das Opfer sein.

Ich habe mir erlaubt, Herrn Zielgut um einige Armbrustbolzen zu erleichtern.
Es sind so viele, daß es auch für Pyronekdan reicht,
der meinen Freund Karl in den Morpork Bergen getötet hat.

Bis bald,
Morderaty
-----------------------------------------------------------

"Jetzt verstehe ich, warum du heute schlecht gelaunt bist", meinte Pyronekdan, als er den Brief an Tricia zurückgab.
"Als ob es nicht reicht, daß ich im Moment die Rekruten am Hals habe."
"Vielen Dank!"
"Ach Pyro, das war nicht so gemeint", entschuldigte sich Tricia. "Der Stress macht mir halt im Moment ein wenig zu schaffen."
"Wie wäre es, wenn die deine magischen Fähigkeiten weiter trainieren würdest ?"
"Du weißt doch, das Magie in der Wache nicht so gerne gesehen wird. Viele Wächter betrachten das als mogeln."
"Als Awentrus mit dem Schwert den Übungs-Holzklotz zerteilte, hat auch niemand gesagt, daß er mogelt. Wenn wir uns gegen diesen Möchtegern-Magier verteidigen müssen, werden wir nicht ganz ohne Magie auskommen."
"Ich werde es mir überlegen", meinte Tricia. "Jetzt ist es zeit jemand anderem eine schlechte Nachricht zu überbringen."


[TriciaMcMillan]

Zielstrebig wanderten die beiden Wächter in Richtung des Waffenladens. Während sie sich durch die Menge quälten, hatte Tricia jede Menge Zeit nochmal an die erste Begegnung mit Morderaty zurückzudenken.

Etliche Jahre zuvor
Tricia war gerade in einem der engen Gänge der Unsichtbaren Universität am Fegen. Es war schon ziemlich spät, aber da sie morgens wieder mal verkleidet an einer Vorlesung über die Kerkerdimensionen teilgenommen hatte, war sie mit ihrer Arbeit etwas im Rückstand. Wenn sie dafür morgen nicht einen ordentlichen Anpfiff riskieren wollte, dann mußte der Gang eben noch abends sauber gemacht werden.
Gerade hatte sie sich kurz auf ihrem Besen abgestützt, um einige lose Haarsträhnen wieder in den lockeren Knoten in ihrem Nacken festzustecken, als sie plötzlich leise Schritte hinter sich hörte.
"Hallo? Ist da jemand?", schnell fügte sie hinzu "Hier ist frisch gewischt, bitte vorsichtig sein."
"Ich glaube nicht, dass mich das interessiert", flüsterte ihr eine, nach ihrem Geschmack schon viel zu nahe Stimme, ins Ohr. Erschrocken fuhr sie herum. Einer der neuen Studenten stand direkt bei ihr und grinste sie mit einem hinterhältigen Gesichtsausdruck an.
"Sör, hier sind keine Unterrichtsräume mehr, hier sind nur Wirtschaftsräume, das Lager und so", Tricia wich weiter von dem seltsamen Mann zurück.
"Ich weiß, meine Süße", flüsterte er und kam wieder näher. "Und es ist niemand hier außer dir und mir"
"Sör, ich tue hier nur meine Arbeit", Tricia bemühte sich dumm und einfältig auszusehen und hoffte, dass er nach einigen dummen Witzen wieder verschwinden würde.
"Jaja, aber was tust du morgens? Kann es nicht sein, dass ich dich heute morgen in der Vorlesung gesehen habe? Was hattest du da zu suchen, meine Liebe?"
Erschrocken schaute Tricia auf. Konnte es wirklich sein, dass dieser lächerliche Student ihre Verkleidung durchschaut hatte?
"Sör, ich ... ich weiß nicht, wovon sie sprechen?"
Mit einem kleinen Sprung war der picklige junge Student mit dem fiesem Lachen noch näher bei ihr, packte ihre Arme und drückte sie an die Wand.
"Nein? Ich glaube doch und du wirst doch nicht wollen, dass jemand anders davon erfährt, oder? Also wirst du jetzt schön brav sein und in Zukunft auch" Mit einem hämischen Grinsen drückte er Tricia mit seinem gesamten Körper noch enger an die Wand.
In ihrem Kopf schossen tausend Gedanken durcheinander. Sie mußte irgendwie aus dieser Situation raus und zwar so, dass dieser Möchtegern-Erpresser die Lust verlor sich nochmal mit ihr anzulegen. Erstmal verlegte sie sich auf Betteln.
"Bitte, ihr dürft mich nicht verraten. Ich ... ich war doch nur neugierig", Tricia stammelte hilflos und große Tränen kullerten ihr die Wangen hinab.
"Tja, ich denke, da können wir uns schön einig werden", lachte der Mann dreckig. "Hier ist man ja doch sehr allein, nicht wahr?", mit einer Hand zog er langsam an den Schnüren, die Tricias Bluse verschlossen.
Die hielt den Atem an und wartete bis er seinen Griff am anderen Arm auch etwas gelockert hatte. Dann riß sie schwungvoll ihr Knie nach oben und die verschränkten Hände nach unten. Der Student klappte mit einem überraschten Keuchen zusammen. Beim Fallen riß er endgültig die Verschnürung der Bluse auf, so dass mehrere Risse über die Bluse liefen.
Mit glasigen Augen schaute er zu ihr hoch "Du Miststück, das wirst du bereuen!"
"Was wird sie bereuen?", ertönte da plötzlich eine befehlsgewohnte Frauenstimme. Erschrocken drehte sich Tricia herum und versuchte die zerrissene Bluse unter verschränkten Armen zu verstecken. Vor ihr stand Frau Sauber, die Haushälterin der Unsichtbaren Universität.
"Was haben wir denn da?", resolut packte sie Tricias Arme und bog sie auseinander. "Das glaub ich nicht!", entrüstet starrte sie auf den am Boden liegenden Studenten. "Ihr kleinen Idioten bildet euch wohl ein, hier alles machen zu können? Aber das wirst du bereuen. Auf, wir gehen jetzt zum Erzkanzler, dann sehen wir mal, was der dazu sagt", mit diesen Worten packte sie den Studenten am Ohr und zog ihn wie ein ungehorsames Kleinkind hinter ihr her.
Einen Tag später schaute Tricia gerade aus einem der Fenster über der Eingangstür, als sie sah, wie der junge Student, inzwischen hatte sie auch erfahren, dass er Morderaty hieß, mit seinen gepackten Sachen die Universität verließ. Der Erzkanzler hatte ihm einiges zu sagen gehabt und das letzte, was er sagte, war "Raus hier und zwar plötzlich". Kurz vor dem Tor drehte er sich nochmal um und entdeckte Tricia am Fenster stehen.
"Das wirst du mir büssen!", mit ernster und unheilvoller Stimme spuckte er die Worte geradezu in ihre Richtung.
Als Tricia seinen Gesichtsausdruck sah, wurde ihr für einen Moment beinahe schlecht. Das hörte sich für ihren Geschmack viel zu ernst an.

"Woran denkst du gerade?" wollte Pyro auf dem Platz vor dem Waffenladen wissen.
Verwirrt schüttelte Tricia den Kopf. "Ach, ich mußte nur grade an die Sachen damals in der UU denken. Aber ist ja jetzt egal, wie haben andere Sorgen"
Energisch öffnete sie die Tür in den Laden und betrat das kleine, finstere Geschäft.
"Hallo? Herr Zielgut?" neugierig schauten sie beiden ins Halbdunkel, wo leises Klirren zu hören war.
"Ja, was kann ich für sie tun?", ein kleiner Mann kam wieselflink aus dem hinteren Teil das Ladens nach vorne gesaust.
"Mein Name ist Tricia McMillan und das hier ist Pysonekdan, wir kommen von der Stadtwache, um den Diebstahl zu untersuchen"
"Ah, ja gut, kommen sie mit, hier wurde das Fenster eingeschlagen", er führte sie zu einem kleinen eingeschlagenen Fenster, das jetzt mit Brettern notdürftig vernagelt war.
"Hm, wir werden jemand von der Spurensicherung kommen lassen, der sich das ansehen soll", erklärte Tricia dem Mann. "Pyro, geh doch bitte raus und pfeif eine Taube her, damit wir einen Bericht schicken können." Der nickte und machte sich auf den Weg.
"Wurde denn außer den Bolzen gar nichts gestohlen?", fragte Tricia Herrn zielgut ungläubig.
"Nein, gar nichts, aber am Boden vor dem Regal habe ich grade vorhin noch das gefunden", er reichte Tricia einen kleinen fleckigen Zettel. "Der hat wohl auf dem Regal gelegen und der Wind hat ihn runtergeweht."
"Danke sehr. Gut, wenn es sonst nichts gibt, dann wird heute noch jemand von der Abteilung S.U.S.I. vorbeikommen und den Tatort untersuchen. Es wäre gut, wenn sie dazu zu Hause wären, ja?"
"Ich wüßte nicht, was dagegen spricht. Ich hoffe, ihr findet diesen Kerl, Armbrustbolzen sind teuer heutzutage und ich hätte die gerne wieder"
"Wir werden unser Möglichstes tun", versprach Tricia.

Draußen sah sie gerade noch, wie Pyronekdan eine Taube in Richtung Wachhaus schickte.
"Schau mal, ein Zettel war noch am Boden. Anscheinend hat der gute Morty uns einen Nachricht hinterlassen", sie gab Pyro den Zettel.
"Ihr beiden seid wirklich zu bedauern. Noch bevor ihr überhaupt wißt, was passiert, werdet ihr tot sein. Natürlich sollt ihr eure Chance haben. Ich gebe euch einen Tip: bisher habe ich die Bolzen, es fehlen noch ein paar Teile, um euer Ende stilvoll einzuleiten. Vielleicht habt ihr ja Glück und könnt mich daran hindern?", las er laut vor.


[Pyronekdan]

"Ich habe hinter dem Haus auch etwas gefunden", berichtete Pyronekdan, und zeigte Tricia einen Bolzen.
"Du hättest ihn liegenlassen sollen, damit S.U.S.I. ihn untersuchen kann!" wies Tricia Pyronekdan zurecht.
"Nach Fingerabdrücken brauchen wir doch nicht zu suchen. Wir wissen, wer der Täter war."
"Wo genau hast du den Bolzen eigentlich gefunden ?"
Pyronekdan zeigte Tricia ein kleines Loch zwischen den Pflastersteinen.
"Genau über der Spiralfeder, die wohl durch diesen etwas erhöhten Pflasterstein ausgelöst wird."
Er trat auf den Stein, und die Feder flog hoch in die Luft, als sie sich entspannte.
"Zum Glück hatte ich den Zettel, der darüber lag, magisch angehoben, um keine Spuren zu verwischen."
Nachdem Tricia sich von dem Schock erholt hatte, gab Pyronekdan ihr das Blatt.
"Das war nur ein kleiner Vorgeschmack", stand darauf geschrieben.
Als die Feder sich wieder dem Boden näherte, ließ Pyronekdan sie in seine Hand fallen.
"Wer stellt solche Federn her ?" fragte er Tricia.
"Die Frage muß wohl lauten: Wer vermißt jetzt solche Federn ?"
"Spiralfedern dieser Qualität können wohl nur von Zwergen hergestellt werden."
"Heute ist doch ein Feiertag für alle Zwerge", erinnerte sich Tricia. "Ich glaube der Tag der Steinsemmel, oder so."
"Das würde erklären, warum der Diebstahl noch nicht gemeldet wurde."
"Ich habe aber keine Lust bis morgen zu warten", stellt Tricia fest.
"Vielleicht kann uns Herr Zielgut ja weiterhelfen. Er kennt sich doch bestimmt solchen Teilen aus."

Erneut betraten sie das Waffengeschäft.
"Haben sie noch eine weitere Frage ?", kam er ihnen entgegen.
"Ja", meinte Tricia, und zeigte ihm die Feder. "Wer könnte die hergestellt haben ?"
Herbert Zielgut betrachtet die Feder genau. "An einem Ende ist das Zeichen von Thor Hammerstein zu sehen."
"Wissen sie wo seine Werkstatt ist ?"
"Ich glaube in der Donnergasse. Und würden sie ihren Kollegen bitten, den Auslöser der Armbrust dort in Ruhe zu lassen ?"
"Pyro!", schrie Tricia, als sie sich zu ihm umdrehte.
Vor Schreck betätigte dieser den Abzug, und ein Bolzen schoß durch den Raum. Er blieb in der gegenüberliegenden Wand stecken.
"Ich wollte nur den Auslöse-Mechanismus untersuchen", verteidigte sich Pyronekdan.
"Können wir jetzt, wo du weißt, wie er funktioniert, in die Donnergasse gehen ?", fragte sie scharf.

Da in der Donnergasse fast nur Zwerge lebten, war sie wie ausgestorben.
"Wir müssen genau den Boden achten, wenn wir die Werkstatt untersuchen", meinte Tricia.
"Warum ?", fragte Pyronekdan. "Trittfallen, wie in der Winkelgasse wird es hier kaum geben."
"Wieso bist du dir dabei so sicher ?"
"Um die Falle zu bauen, braucht man Bolzen und Federn. Die Federn muß er zuerst gestohlen haben, sonst hätte er die Falle in der Winkelgasse nicht bauen können."
"Also hatte er noch keine Bolzen, als er die Federn hier holte", ergänzte Tricia.
"Richtig!".
"Klingt logisch. Aber hätte er nicht zurück kommen können ? Schließlich kommen Verbrecher häufig an den Tatort zurück."
"Warum sollte er das riskieren ? Ich glaube auch nicht, daß er zweimal die gleiche Falle aufstellt."
"Deshalb hat er auch den Brief an die Wache geschrieben", stellte Tricia fest. "Er wollte, daß wir in die Falle tappen, bevor wir von den Federn wußten!"
"Genau! Und wir sollten lieber nach oben sehen, wenn wir uns Hammersteins Werkstatt nähern", empfahl Pyronekdan.
"Ich verstehe, weil er damit rechnet, daß wir nach unten sehen."
Vorsichtig gingen sie um das Gebäude herum, um festzustellen, wo Morderaty eingebrochen sein könnte.
Dann entdeckte Tricia, daß eines der hinteren Fenster kaputt war.
"Wenn wir die Tür nicht aufbrechen wollen, müssen wir wohl auch dort hineinklettern", meinte sie.
"Aber erst sollten wir nach Fallen suchen!"
Pyronekdan nahm einen Stock und tastet damit das Fenster ab. Dann hielt er ihn durch das Fenster und drückte ihn auf das Fensterbrett.
Plötzlich sauste eine Stahlplatte von oben herab und zerteilte den Stock.
"Lebst du noch ?", erkundigte sich Pyronekdan, nachdem Tricia vor Schreck zusammengefahren war.
"Ja", meinte sie. "Und ich glaube, du bist schuld daran", fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
Auf der Stahlplatte stand eine weiter Nachricht: "Gefallen euch meine kleinen Tricks ?"
"Da wir jetzt wissen, daß er hier war, brauchen wir uns wohl nicht mehr drinnen umzusehen", meinte Pyronekdan.
"Nein, ohne Hammerstein können wir sowieso nicht feststellen, was alles fehlt."
"Vielleicht sollten wir zur Wache gehen und S.U.S.I. Bescheid sagen. Das wird ein harter Tag für die."
"Auch für uns", meinte Tricia. "Wie können wir erreichen, daß Morderaty einen Fehler macht ?"
"Das hat er schon!", meinte Pyronekdan. "Er hat sich uns als Gegner ausgesucht."
"Danke, Pyro. Das habe ich gebraucht."

Als sie wieder in der Wache waren, erfuhren sie, daß bei dem Orgelbauer Ludwig Stahl einige Orgelpfeifen entwendet wurden.
"Wozu braucht Morderaty Orgelpfeifen ?", fragte Pyronekdan mehr zu sich selbst als zu der noch ratloseren Tricia.
"Morderaty scheint einen Hang zum Theatralischen zu haben", meinte sie nur.
"Glaubst du, er will uns etwas auf der Orgel vorspielen, bevor er auf uns schießt ?"
"Vielleicht Musik mit Steinen drin, zum Andenken an Karl."
"Ich glaube er steht mehr auf Schwermetall!"
"Laß uns erst zu S.U.S.I. gehen, um zu sehen, was sie beim Waffenhändler gefunden haben. Dann gehen wir zu Ludwig Stahl."


[Tricia McMillan]

"Tja, also dieser Bursche, den ihr da im Visier habt ist eindeutig kein Anfänger", stellte Pismire in seinem Büro fest. "Angsthase und Sillybos haben die Werkstatt von oben bis unten durchsucht, aber nicht einmal ein Staubkorn gefunden, das nicht dorthin gehört hätte", ratlos zuckte er mit den Achseln.
"Na, das hat sich ja gelohnt", seufzte Tricia enttäuscht. Niedergeschlagen stand sie auf und ging zur Tür. "Aber wenigstens habt ihr es versucht"
"Tut mir leid", Pismire schaute die Kollegin nachdenklich an. "Da scheint jemand eine Rechnung mit dir offen zu haben?"
"Wie kommst du darauf?", überrascht blickte sie auf.
"Heute morgen stand jemand damit vor deinem Büro", er gab ihr einen Armbrustbolzen. "Da ich grade bei dir vorbeischauen wollte, habe ich ihn mal mitgenommen, ich dachte, es könnte ein Beweismittel sein, das jemand noch nachträglich abgeben wollte."
Stirnrunzelnd drehte Tricia den Pfeil in den Händen. Sie strich mit den Händen darüber. An einer Stelle war der Schaft seltsam rauh und uneben. Sie schaute ihn genauer an, konnte aber kaum etwas erkennen.
"Du brauchst ein Vergrößerungsglas", sagte Pismire leise und drückte ihr gleichzeitig eins in die Hand.
"Für Tricia! Mitten ins Herz als Erinnerung an alte Tage", murmelte sie kaum hörbar. Dann sah sie zu dem Gerichtsmediziner auf. "Wer hat das abgegeben? Kannst du dich erinnern, wie er ausgesehen hat?"
"Tut mir leid. Ich hatte nicht gedacht, dass es wichtig wäre", Pismire zuckte entschuldigend die Achseln. "Aber es war ein Kind, vielleicht 10 Jahre alt"
"Dann war das Kind wahrscheinlich nur der Bote", mischte sich Pyronekdan ein, der bis dahin schweigend an der Tür gestanden hatte. "Tric, wir müssen diesen Kerl schnell finden. Je länger er Zeit hat, desto mehr Fallen kann er sich ausdenken."
"Ja, vermutlich", Tricia nickte. "Ich glaube auch, dass wir uns den Weg zu dem Orgelbauer schenken können. Morderaty hat dort sicher genauso wenig Spuren hinterlassen, wie bei den anderen Einbrüchen."
Nachdenklich verließen die beiden Pismires Büro.
"Wir müßten sein Versteck finden und ihn daran hindern, alles zusammen zu bauen", spekulierte Tricia.
"Gut, dass Ankh-Morpork nicht so groß ist", erwiderte Pyro sarkastisch.
"Jaja, ich weiß selbst, dass wir dazu großes Glück haben müßten. Laß uns mal in mein Büro gehen und nachdenken, wo wir ihn finden könnten."
Die beiden stapften die Treppe in den ersten Stock hinauf.
Tricia griff nach der Klinke und machte die Tür schwungvoll auf. Mit einem tödlichen Sirren schoß ein Armbrustbolzen auf sie zu. Vor Schreck wie erstarrt, war sie nicht fähig, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. An Ausweichen oder Ducken war nicht mehr zu denken. Der Bolzen schoß auf sie zu, kam immer näher, war fast da und streifte nur leicht ihre Haare, als er sich hinter ihr in die gegenüberliegende Gangwand bohrte. Mit einem lauten Keuchen stolperte Tricia ins Zimmer und ließ sich auf den erstbesten Stuhl fallen.
"Wie kommt der in mein Büro?", fragte sie mit dünner Stimme. "Ich ... wir müssen ihn finden, irgendwann trifft er", sie stammelte immer noch erschüttert vor sich hin.
"Ich sag's ungern, Tricia, aber er hätte treffen können, wenn er gewollt hätte!", mit ernster Miene gab er ihr den Bolzen.
Um den Bolzen herum war ein kleiner Zettel gewickelt.
"Trägst du immer noch flache Schuhe? Falls du auf hohe Absätze umgestiegen bist, dann dann tut es mir jetzt leid für dich. Ein wenig mehr Spaß hätte ich schon gern gehabt! Mit den besten Grüßen, M."
Je klarer Tricia die Aussage dieser Worte wurde, desto stärker begann ihre Hand zu zittern. Dieses Mal war Tod schon fast mit seiner Sense hinter ihr gestanden. Und wenn sie ihn auch noch aus seiner Zeit bei der Wache kannte, zweifelte sie keine Sekunde daran, dass er seinen Job trotzdem sorgfältig erledigen würde.
"Das kann nicht mehr lange gut gehen!", sie richtete sich in dem Stuhl auf. "Dem muß ein Ende gesetzt werden. Was wäre denn, wenn jetzt jemand anders in mein Büro gegangen wäre? Jemand der größer wäre? Dann wäre ich jetzt schuld am Tod eines Wächters. Dieser Morderaty ist eine kleine Ratte und wir werden ihn finden. Wir werden ihn erledigen", mit jedem Wort wurde Tricia zuversichtlicher. "Laß uns in die unsichtbare Uiversität gehen, vielleicht wissen die noch, was er nach seinem Rauswurf gemacht hat!"

Die beiden Wächter klopften am Tor der UU. Nach mehren Minuten Warten klopften sie ein zweites Mal. Und dann ein drittes Mal. Dann wurde es Tricia zu dumm und sie hämmerte mit ihrem Schwertgriff laut donnernd auf das Tor ein. Kurze Zeit später erschien ein ziemlich junges pickliges Gesicht in einem der Gucklöcher.
"Ja? Was gibt es denn? Wir kaufen nichts!"
"Hör mal, Kleiner, wenn du nicht sofort aufmachst, dann brauchst du dir in deinem dann nur mehr kurzen Leben sicher nichts mehr kaufen", Tricia knurrte regelrecht die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.
"Oh, äh, ja", erschrocken machte der junge Student das Tor auf.
"Wir müssen zum Erzkanzler, ist er beim Essen oder in seinem Büro?", fragte Pyronekdan freundlich.
"Er ... äh ... Büro ... glaub ich", der junge Mann schob sich vorsichtig weiter weg von den Wächtern. "Immer die Treppe hinauf, dann kommen sie ganz sicher an"
Oben angekommen hielt sich Tricia nicht erst lange mit Klopfen auf, sondern betrat gleich das Büro.
"Oho, gleich so stürmisch, junge Dame?", der Erzkanzler war nach einer ausgiebigen Mahlzeit geradezu sensationell gut gelaunt. "Womit kann ich dienen? Ah und auch noch ein Herr dabei?"
"Wir brauchen Informationen zu einem ehemaligen Studenten", erklärte Pyro ihr Anliegen.
"Genauer gesagt, Informationen zu seinem jetzigen Aufenthaltsort, wenn sie darüber etwas wissen", mischte sich Tricia ein.
"Soso, das ist ja merkwürdig", der Erzkanzler kratzte sich überrascht am Kopf. "In der Tat war heute morgen ein ehemaliger Schüler hier", er begann in den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch zu kramen. Tricia und Pyro sahen sich an.
"Wer war es?", fragten sie wie aus einem Mund.
"Wer er war? Da fällt mir auf, er hat seinen Namen gar nicht gesagt!", der Erzkanzler schaute die beiden erstaunt an.
"Er meinte nur, dass heute oder in den nächsten Tagen vielleicht jemand nach dem Aufenthaltsort eines ehemaligen Studenten fragen würde und dass das so eine Art Schnitzeljagd wäre", bei dem Wort Schnitzeljagd glitzerten seine Augen schon wieder hungrig.
"Er hat der Universität 300 Ankh-Morpork-Dollar gespendet, dafür, dass ich den Fragern diesen Brief geben. Wo ist er doch gleich nochmal?", er kramte weiter in den wackligen Aktenstapeln.
"Ah ja, hier ist er ja! Bitte sehr" er gab Pyro einen dünnen Briefumschlag. "So und nun muß ich aber wieder an die Arbeit", mit einer Handbewegung scheuchte er die beiden aus seinem Büro.
Draußen öffnete Pyro vorsichtig den Umschlag.
"Ich hasse es, dass er immer vorher zu wissen scheint, was wir tun", ärgerte sich Tricia. "Er ist uns immer einen Schritt voraus."
"Hör mal was er schreibt", Pyro las den Brief laut vor.
"Hallo ihr Lieben. Na, nicht von Erfolg gekrönt, eure Zusammenarbeit bisher? Wißt ihr was, ich mache es euch einfach, ich sage euch, wo ihr mich finden könnt! Dann können wir das Ganze endlich zu einem Ende bringen. Kommt heute nacht in die alten Abwasserkanäle bei der Messingbrücke. Direkt in dem Kanal unter der Brücke werden wir abrechnen"
"Ich wußte schon immer, dass er eine Ratte ist", war Tricias Kommentar.

Spätnachts sorgte das bleiche MOndlicht für eine auf gewisse Weise sogar romantische Beleuchtung in manchen Teilen der Stadt. Tricia und Pyronekdan, die auf dem Weg zum angegebenen Treffpunkt waren, hatten dafür aber kein Auge übrig.
"Denkst du, dass es klug ist, allein hierher zu kommen", fragte Pyro.
"Denkst du, dass Morderaty blöd genug wäre, hier zu bleiben, wenn wir mit mehreren schwerbewaffneten Wächtern anrücken?", gab sie zurück.
"Naja, nein, aber wenn alle vorsichtig wären? Und in Deckung bleiben?", überlegte Pyro.
"Das wäre viel zu auffällig. Aber ich bin ja auch nicht lebensmüde", erwiderte Tricia.
"Von der anderen Seite der Brücke wird in einer halben Stunde ein Trupp den Kanal betreten. Die nähern sich dann dem Treffpunkt von der gegenüberliegenden Seite und können uns zur Hilfe kommen", erklärte sie.
"Dein Wort in den Ohren eines jeden hilfsbereiten Gottes", antwortete Pyro skeptisch.

Leise spiegelte sich das Licht von Pyronekdans Fackel in den Abwasserpfützen, als die beiden Wächter durch die finsteren Kanaltunnel gingen. grünlich schimmernde Pilze hatten Teile der Wände bewachsen und trugen weiter zum Unbehagen der Wächter bei. Der glitschige Untergrund machte das Gehen zu einer Beschäftigung, die volle Aufmerksamkeit erforderte. Immer wieder rutschte einer der beiden aus und fand das Gleichgewicht nur mühsam wieder.
"Wann sind wir denn endlich da?", fragte Pyronekdan halblaut.
"Es kann nicht mehr lange dauern."
Tatsächlich kamen sie bald darauf an eine Verbreiterung des Ganges, wo eine steile Treppe nach unten führte.
"Hier kommen wir an eine Art unterirdischen Saal", las Tricia vom Plan des Kanals ab, den sie in der Hand hielt. "Früher wurden hier sogar mal Bälle veranstaltet", sie schüttelte den Kopf.
"Manche Leute haben eine merkwürdige Vorstellung von Unterhaltung!", stimmte ihr Pyro zu.
Vorsichtig gingen sie die glitschigen Stufen nach unten. Dort war es genauso finster, wie in den Gängen. Das Licht ihrer Fackel reichte nur einige Meter weit, der Rest des Saals lag in völliger Dunkelheit.
"Willkommen", plötzlich flammten überall an den Seiten des Raumes Lichter auf. Aus den Augenwineln erkannte Tricia, dass dort Unmengen von Laternen hingen, die kleine Dämonen auf das Stichwort hin angezündet hatte.
Morderaty stand hinter einer merkwürdig aussehenden Konstruktion in der Mitte des Raumes. Auf einem Gestell hatte er die Orgelpfeifen festgemacht und darin die Abschußvorrichtungen mehrere Armbrüste montiert. Eingespannt waren mindestens 20 Bolzen, die alle, in Tricias und Pyros Richtung zeigten.
"Damit kommst du nicht durch", sprach Tricia die klassischen Worte solcher Situationen aus.
"und wer soll mich daran hindern", konterte Morderaty. "Ihr beiden solltet euch lieber nicht rühren, ansonsten muß ich meine kleine Erfindung früher als geplant einsetzen."
"Eine Gruppe von Wächtern wird gleich hinter dir eintreffen. Sie kommen von der anderen seite der Kanalisation", erklärte Pyronekdan triumphierend.
"Oh, ihr Armen. Habt ihr noch gar nicht gehört, dass der zweite Eingang gerade vor etwas mehr als einer halben Stunden durch einen merkwürdige Explosion verschüttet wurde?", er sah die beiden mitleidig an. "Gerade, als man in der Ferne die Umrisse einiger Wächter erahnen konnte?"
"Verdammt", Tricia fluchte leise.
"So oder so, auch wenn du uns jetzt umbringst, man weiß, dass du es warst. Laß uns gehen und nichts passiert dir"
"Natürlich. Du würdest einen potentiellen Mörder frei laufen lassen?", seine Stimme war voller Hohn. "Du hast mein Leben zerstört, dafür gehört mir deines. Denkst du, dass ich irgendwo noch weiterstudieren hätte können, nach dem Vorfall damals? Keiner wollte mit mehr mehr was zu tun haben! Das habe ich nur dir zu verdanken!"
"Das stimmt doch nicht", schrie ihn Tricia an. "Hättest du mich in Ruhe gelassen, wäre das alles nicht passiert. Das hast du dir alles selbst zuzuschreiben!"
"Pah", schnaubte er wütend. "Und du", er wandte sich an Pyro. "Einmal, ein einziges Mal hatte ich einen Freund gefunden, den du umbringen mußtest. Ihr beiden habt mein Leben zerstört!"
"Na, also dein Freund wollte uns ausrauben und vermutlich noch Schlimmeres", versuchte sich Pyro zu verteidigen.
"Er..."
"Seid ruhig. Es interessiert mich sowieso nicht mehr", Morderaty war nun gefährlich ruhig geworden. "Sprecht eure letzten Gebete, denn euer Zeit ist jetzt um"

Tricia überlegte fieberhaft. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, hier lebend rauszukommen. Pyro stand neben ihr und hielt noch immer die Fackel fest umklammert, als ob sich davon eine Verteidigung erhoffte. Morderaty prüfte mit eiskalter Gelassenheit die Spannung der Abschußvorrichtungen, ließ dabei aber kaum einen Blick von den beiden, so dass an einen Überraschungsangriff nicht zu denken war. Außer, ja außer Morderaty wäre irgendwie abgelenkt.
"Die Fackel", raunte sie Pyro leise zu. "Wirf die Fackel auf ihn und ziel gut, wenn du hier lebend raus willst."
Pyronekdan starrte sie entsetzt an, als ob er seinen Ohren nicht traute. Mit einem angestrengten Blick versuchte Tricia ihn zum Werfen zu bewegen. Morderaty war inzwischen bei dem vorletzten Bolzen angekommen.
"Na, meine Lieben, lange habt ihr ja nicht mehr", er lachte höhnisch. In der einen Hand hatte er die Schnüre für die
Pyro nahm all seinen Mut zusammen, spannte seinen Arm und warf die Fackel in Morderatys Richtung. Die Flugbahn stimmte zwar einigermaßen, aber die Fackel fiel ungefähr einen Meter vor ihm zu Boden.
Mit leichtem Erstaunen betrachtete Morderaty das Geschoß.
"Ist das alles? Ich hätte mit mehr Einfallsreichtum gerechnet", er schüttelte den Kopf und beugte sich zu der Fackel hinunter.
Tricia stieß die Luft aus, die sie angehalten hatte. Auch Morderaty war anscheinend nicht so schlau wie er gerne gewesen wäre. Die kurze Ablenkung, als er auf den BOden sah, gab ihr Zeit, auf ihn loszusprinten. Als er gerade aufstehen wollte, sprang sie in die Luft und riß ihn mit sich zu Boden. In dem Moment, als sie zusammen auf dem harten Steinboden aufschlugen hörte sie ein metallisches Klicken.
Für Pyronekdan war es, als ob die Zeit sich verlangsamt hätte. Er sah Tricia auf Morderaty zu laufen und dann sprang sie in seine Richtung. Wie mit einem Vergrößerungsglas richtete sich sein Blick auf die Abschussschnüre in Morderatys Hand. Tricias Angriff hatte ihn um einige Meter nach hinten geschleudert, aber die Schnüre hatte er nicht losgelassen. Das ganze Gestell hatte sich dabei senkrecht nach oben ausgerichtet, als die Last der zwei Körper an den Schnüren gezogen hatte. Und natürlich hatten sie dabei den Abschuss ausgelöst. Pyro verfolgte die Flugbahn der Bolzen nach oben. Bis sich ein Gedanke in sein Gehirn drängte. Was nach oben stieg, kam über lang oder kurz auch wieder nach unten. Nur dass direkt darunter jetzt nicht nur Morderaty lag, sondern auch Tricia. Mit einem Aufschrei rannte er in die Mitte des Saales und packte Tricia im Vorüberrennen an ihrer Uniform. Immer noch schreiend zerrte er sie weiter. Am anderen Saalende angekommen blieb er keuchend stehen und sah sich zu Tricia um.
Dieses Manöver war für seinen Geschmack viel zu knapp gewesen. Ein Bolzen hatte sich noch in ihren Unterschenkel gebohrt, ansonsten hatte er sie anscheinend gerade noch aus dem Bolzenhagel retten können. Morderaty hatte nicht so viel Glück gehabt. Er erinnerte eher an einen Igel. Seufzend ließ sich Pyro neben der bewußtlosen Tricia auf den Boden fallen. Das war grade nochmal gut gegangen.

"So, jeder, der lacht, bekommt eins mit der Krücke übergezogen", Tricia humpelte mit Hilfe zweier Krücken in den Eimer. Zusammen mit Pyronekdan und einigen anderen Wächtern wollte sie auf den erfolgreichen Abschluß des Falls Morderaty anstoßen.
"Hoffentlich untergräbt das nicht deine Autorität bei den Rekruten", grinste Pyro.
"Irgendwann ist mein Bein auch wieder verheilt", gab Tricia zurück. "Wenigstens mußte nur ein Bein dran glauben, das hätte schlimmer enden können."
"Das hat Morderaty wohl auch gemerkt", schmunzelte Pyro. Die beiden stießen mit ihren Gläsern an. "War wohl doch ein Fehler, dass er sich mit der Wache angelegt hat."


***Ende***


[1] siehe Joyride



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