Brennpunkt A.M. – Zwei stahlharte Profis

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von Oberleutnant Humph MeckDwarf (RUM), Spieß Harry (DOG)
Online seit 05. 11. 2002
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 Außerdem kommt vor: Atera

Eine Geschichte über wilde Verfolgungsjagden, blöde Sprüche, zwei Cops, die sich nicht verstehen, explodierende Toiletten... das übliche halt.

Dafür vergebene Note: 13

Die Coop spielt vor der Beförderung und Versetzung von Humph MeckDwarf. Wir bitten um euer Verständnis. ;-)


[Humph MeckDwarf]

Ein lang gezogener Schrei durchzog Ankh Morporks Luftraum. Ein Fenster klirrte und Humphs Suppe landete größtenteils auf seiner gerade angezogenen Uniform.
"Was zum... Harry???", der Leutnant blickte verblüfft zu dem Gnom in seiner Schüssel, dann lachte er, "Hör mal, ich mag ja Fleisch in der Suppe, aber das ist etwas zuviel... Äh, nicht, dass du dick wärst, oder so." Schnell fischte er Harry aus seiner Schüssel und setzte ihn daneben.
"Sehr witzig", murmelte der Gnom und wrang seine Kleidung aus. Er hatte einen kleinen Rucksack auf den Rücken geschnallt.
"Sag, mal, was...", fing Humph an, als plötzlich seine Tür krachend zerbrach und ein Troll in der Tür erschien.
"Wenn du gerade wissen wolltest, wie ich zu dir heim komme...", sagte Harry in einem seltsamen Tonfall, "Dieser Herr hat mich auf den Luftweg befördert."
"Was wollen die von dir?", fragte Humph, der gerade gesehen hatte, wie zwei Männer hinter dem Troll auftauchten.
"Mich fangen und einsperren", erwiderte der Gnom.
"Dann wollen wir mal den Spieß umdrehen", grinste Humph und griff zu seinem Schwert. Er spürte den bösen Blick von Harry förmlich.

***1 Stunde später***

Als Humph aufwachte, sah er diesen Blick sogar. Er versuchte sich zu orientieren und musste laut lachen, als er bemerkte, was los war.
"Schön, dass du es lustig findest, dass wir kopfüber an der Decke baumeln", meinte Harry mit bösem Tonfall.
"Naja... ich mein, sie nahmen das mit dem Spieß umdrehen schon wörtlich... irgendwie..."
"Sehr witzig!"
"Harry, du hast irgendwie keinen Humor, weißt du das?", meinte Humph hämisch, aber der Gnom schwieg zu dem Thema.
Langsam gewöhnten sich Humphs Augen an die schwache Beleuchtung: "Hm, sag mal, Harry, wieso ist es unter uns so... dunkel."
"Ich nehme an, dass wir über einem Loch hängen.", erwiderte der Gnom knapp.
"Das würde den runden Rand erklären, ja... Hm, wie kamen wir hierher?"
"Du hattest dich entschieden zu kämpfen anstatt weg zu rennen. Das ist wohl ein Fehler bei drei Trollen..."
Er erinnerte sich. Zu dem Troll waren noch zwei weitere auf Befehl der zwei Männer dazugekommen und Humph war schnell außer Gefecht gewesen.
"Hm, wir müssen hier raus", befand er und blickte wieder zu dem Gnom, "Was machst du da eigentlich?"
"Ich arbeite gerade daran, dass wir hier raus kommen.", sagte dieser. Humph sah, wie etwas in Harrys Hand aufblitzte. Ein kleines Messer. Schnell schnitt der Gnom die kleinen Fesseln durch und entledigte sich auch der Beinfesseln, wobei er sich an dem Seil festhielt um nicht zu fallen.
"Gehört das jetzt zur DOG-Grundausrüstung?", fragte Humph mit sarkastischem Unterton.
"Wenn man an einem gefährlicheren Fall arbeitet, kann man nie vorsichtig genug sein...", meinte der Gnom, "Hm, wir haben ein Problem... das Messer ist zu klein für deine Fesseln. Da würde ich ewig daran sägen."
Humph nickte und sah sich um, so gut er konnte.
"Da drüben", sagte er schließlich und zeigte in eine Richtung, "hängt mein Mantel. Wenn sie ihn nicht ganz abgesucht haben, dann wirst du im Futter ein paar Metall-Sterne finden. Die sind etwas größer."
"Und man schneidet sich besser", grummelte der Gnom und pendelte mit dem Seil hin und her, bis er los ließ und unsanft knapp neben dem Rand des Loches landete. Stöhnend stand er auf und lugte kurz über den Rand. Gähnende Leere war zu sehen, doch er bildete sich ein, etwas Krabbelndes oder Kriechendes zu erkennen. Schnell wandte er sich dem Mantel von Humph zu und fand die besagten Sterne. Dann sah er sich wieder im Raum um und entdeckte, was er gesucht hatte. Flink rannte er zu dem Hebel und drückte ihn runter.
"Sag mal...", begann Humph, als ein scharrendes Geräusch von unten und oben kam. Erschrocken blickte er hinab und sah, wie sich eine Platte über das Loch bewegte.
"Harry, du bist genial.", statt eine Antwort zu geben, kam der Gnom zurück, sprang hoch und hangelte sich an Humphs Nase weiter.
"Harry, sag mal, was krabbelt da an meinen Füssen entlang?", fragte Humph leise, als Harry bereits an seinem Oberkörper angelangt war.
"Hm?", fragte der Spieß, während er versuchte, sich mit dem Stern im Mund nicht zu schneiden. Langsam nahm er den Stern hinaus und sah hoch. "Oh, das sind nur Spinnen. Kein Grund zur Sorge."
"SPINNEN????", schrie Humph auf und begann zu zappeln.
"Was zum...", fragte Harry, während Humph immer hysterischer wurde.
"Harry, lass mich runter, VERDAMMT!", der Leutnant zappelte immer heftiger und Harry musste sich mit einem gewagten Sprung auf das nächste Seil retten.
"Haaaaarrryyyyyy!!!!"
Ein fieses Grinsen kam dem Gnom und er blickte hoch, wo immer mehr Spinnen über Humph rannten: "Ooooooooch, hat der große Angst vor den kleinen, süßen Spinnchen??"
"HARRY, DAS IST NICHT WITZIG!!!"
Das Grinsen verbreiterte sich, während Harry höher kletterte: "Humph, du hast irgendwie keinen Humor, weißt du das?"
"HAAAAAARRYYYYYY!!!!"
"Jaja, ich bin ja schon oben...sag mal, wie fühlt es sich an, wenn hunderte Spinnen auf einem krabbeln?"
"HAAAAAAAARRYYYYYYYYY, LASS MICH SOFORT RUNTER!!"
"Hmmmm, na gut... keine Spieß-Witze mehr?"
"KEINE SPIESS-WITZE MEHR, ICH SCHWÖRS..."
"Gut, gut... zappel mal nicht so rum! Sonst dauert's länger!", meinte der Gnom und begann zu schneiden.
Der Angstschweiß rann Humph hinunter. Er HASSTE Spinnen. Sie waren eklig mit ihren langen Beinen, dicken Körpern und den vielen Augen. Er schloss die Lider und versuchte sich zu beruhigen, als sich eine von den Spinnen gerade in sein Gesicht verirrte.
"HAAAAARRYYY, SO TU DOCH ENDLICH WAS!!!"
"Jaja, ich bin ja dabei", langsam schnitt Spieß Harry weiter und begann ein Lied zu pfeifen.

Nach ein paar Minuten war das Seil durchgeschnitten und Humph plumpste wie ein nasser Sack hinunter. Sofort sprang er auf und vollführte einen Tanz. Zumindest hatte Harry das Gefühl, dass sich die Bewegungen des Leutnants zu unhörbarer Musik bewegten.
"Ich mag Modetänze nicht", murmelte er, nahm seinen Rucksack ab und holte etwas heraus.
Nach einigen Minuten musste sich Humph setzen und schnaufte laut.
"Sie sind *schnauf* weg... Danke für deine Hilfe", erbost blickte der Mensch Harry an, "Was machst du da überhaupt?"
Harry erhob sich leicht, schloss das Glas und verstaute es im Rucksack.
"Ich sammle Beweisstücke.", erwiderte er leicht lächelnd und wandte sich dann Humph wieder zu. Dieser nickte mit seinem Kopf nach hinten.
"Könntest du?", Humph drehte sich um und bot Harry seine Hände an. Dieser ging zu ihm und schnitt die Fesseln sofort auf.
"Danke", murmelte Humph leise und rieb sich die Armgelenke, "Und wie jetzt weiter?"
"Dort ist eine Tür", sagte Harry und zeigte in eine Richtung.
"Na, dann!", schnell hob Humph den Gnom auf die Schulter und widmete sich der Tür. Zu ihrer Überraschung war sie nicht abgeschlossen. Sie gelangten in einen dunklen Gang, der nur von wenigen Fackeln beleuchtet wurde. Schnell durchschritt der Leutnant den Gang und kam zu einer weiteren, offenen Tür. Mehrere Gänge mussten sie durchgehen, als sie endlich in einen weiteren Raum kamen. Der Raum war größtenteils leer, bis auf einen Tisch. Humph ging zu ihm und entdeckte Lederfesseln daran.
"Hm, ich will nicht wissen, was hier gemacht wird.", sagte er.
"Offensichtlich Geschnetzeltes", erwiderte Harry, der nach oben gesehen hatte. Humph wandte den Kopf und entdeckte das große Pendel mit der scharfen Schneide am Ende ebenfalls.
"Nett...", meinte Humph, "So etwas wie Ba-Be-Kju? Ich hätte da das richtige Werkze...."
Er spürte den bösen Blick und verstummte. Er hatte es schließlich versprochen.
"Wie auch immer...", sagte er stattdessen, "Bevor wir AUF dem Ding landen, gehen wir lieber weiter."
Just in dem Moment stürmte ein Troll durch die Tür, durch die sie gekommen waren.
"Humph, sei diesmal so klug und RENN..."
Das ließ sich der Leutnant nicht zweimal sagen und er begann zu flüchten.

Durch mehrere Gänge führte ihre Flucht, immer das Grollen mehrerer Verfolger hinter sich. Schnaufend kam Humph zu der nächsten Tür, als Harry ihn aufhalten wollte: "Warte, diese Tür führt offensichtlich..."
"Egal...", erwiderte Humph ungeduldig, öffnete die Tür und rannte weiter... in die Luft. Humphs letzter Blick war nach unten und sein letztes Wort: "Oh..." als er abstürzte und unsanft in irgendetwas landete.
"Ich hab dir doch gesagt, dass du warten sollst!!!" meinte Harry erregt.
"Jaja, wo sind wir?" fragte Humph, ohne auf den Gnom einzugehen. Sie blickten sich um.
"Hm, sieht aus, wie ein riesiges Katapult", meinte der Gnom.
"Ein riesiges Katapult in einem Hof mit einer Tür, die in das Haus führt, wo wir gefangen waren. Und diese Tür geht grad... VERDAMMT!" sagte Humph und holte etwas aus seinem Mantel.
"Was hast du vor?", fragte der Gnom.
"Du scheinst in letzter Zeit ja gern zu fliegen..."
"Humph, NEIN!"
"Keine Widerrede! Da ist eine Innentasche in meinem Mantel. Rein da und festhalten!"
Der Gnom grummelte, tat aber wie ihm geheißen. Schnell drückte Humph den Mantel fester an sich und warf den Stern nach unten. Das Seil, das an dem riesigen Löffel gespannt war, riss und der Arm sprang hoch.

Zum zweiten Mal an diesem Tage wurden Schreie in ganz Ankh Morpork gehört, dies Mal von zwei Stimmen. Krachend brachen die beiden Wächter in ein Dach ein und Humph landete verhältnismäßig sanft.
"Was zum...", war zu hören und der Staubnebel lichtete sich langsam.
"Humph! Was machst du auf meinem Schoss??", schrie eine Stimme und der Leutnant blickte in das Gesicht von Atera.
"Äääääääh...", ein protestierendes Quaken rettete ihn... mehr oder weniger.
"Sir Henry!", schrie Atera und warf Humph mit Schwung von sich. Unsanft landete er auf dem Boden und hörte plötzlich: "HARRY!!! WAS TUST DU AUF SIR HENRY!"
Schnell sprang Humph auf und rannte zum Zuber, wo der Stabsspieß Harry bereits hochgehoben hatte: "Sir Henry ist KEIN REITTIER!!!"
"Tery, die Kröte...", fing Leutnant MeckDwarf an.
"FROSCH", erwiderte sie ungehalten.
"Wie? Äh, ja, Frosch...", Humph schnappte sich schnell Harry, "Egal, wir müssen schnell weg, nix für ungut!"
So schnell er konnte, verschwand er mit Harry aus der Wohnung der SEALS-Abteilungsleiterin, die ihm verdutzt nachblickte und: "Und wer zahlt das Dach?" murmelte.

Zwanzig Minuten später saß Humph neben Harry im Wachehaus.
"Ich glaub, wir haben sie abgehängt", meinte er.
"Sieht so aus."
"Also, was hast du angestellt?", fragte Humph endlich.
"Was soll das heißen?"
"Na, irgendwas musst du doch getan haben, dass sie dich haben wollen!"
"Ich habe meinen Job getan! Observiert!"
Humph seufzte: "Mehr Details!"
"Geht dich nix an!"
"Hör mal! Nur weil du das Leibäff... äh, der Lieblingsgnom von meiner Schwester bist, kannst du mit mir nicht umspringen wie mit... mit... na eben mit mir!"
"Haben wir nicht gesagt..."
"Das war KEIN SPIESS-Witz...", erwiderte Humph grinsend. Harry grummelte. Er hätte mehr fordern sollen. Plötzlich fiel ihm was ein. Schnell holte er das Glas aus dem Rucksack.
"Sieh mal, Humph..."
"IIIIIIIIIH, GIB DAS WEG!!!"
Harry grinste. Er hatte doch gewusst, dass die Spinnen noch einen Sinn haben könnten: "Also?"
"Jaja", Humph seufzte abermals, "Tut mir leid, ich bin in letzter Zeit schlecht gelaunt..."
Harry zuckte mit den Schultern.
"Naja, hör mal Harry, wir hatten in letzter Zeit vielleicht... etwas Streit. Ich verspreche, ich werde nicht mehr so viele Witze über dich machen."
"Klingt schon besser", erwiderte der Gnom und steckte das Glas weg.
"Trotzdem. Sag mir, was los ist. Sie sind jetzt auch hinter mir her. Und vielleicht würde ein gemeinsamer Fall unsere Beziehung etwas... äh, verbessern", Humph lächelte.
Harry leuchtete ein, dass Humph jetzt ebenfalls mit dem Fall zu tun hatte.
"Nun gut... es ist aber ein heikler Fall"
Meck zuckte mit den Schultern: "FROG hat das öfter."
Harry nickte und begann zu erzählen: "Also, das war so..."

[Harry]

"Ich hatte den Auftrag, die Gilde der Hersteller von Verliesausrüstung und Kriegsmaschinen zu überwachen. Einige von deren Kreationen hast du übrigens gerade kennenlernen dürfen."
"Was für eine Ehre", grummelte der Leutnant sarkastisch.
"Der Gildenleiter, ein gewisser Herr Gärung, soll Kriegsmaterial an den klatschianischen Staat Al Gebra verkauft haben. Al Gebra liegt im Krieg mit Al Khali, und der Patrizier hat vor kurzem einen Kooperationsvertrag mit dem Serifen von Al Khali unterzeichnet, der es Ankh-Morpork verbietet, Waffen nach Al Gebra zu verkaufen. So hat zumindest Mückensturm es mir erklärt – es ist ziemlich politisch, musst du wissen." Harry sah Humph ernst an und wiederholte die letzte Aussage noch einmal: "Ziemlich politisch." Er war stolz auf sich, dass er das alles behalten hatte.
"Politisch, ja? Und du solltest Beweise für die Behauptungen finden?"
"Ja. Leider haben Gärungs Spießgesellen mich... grins nicht so blöd!"
"Ich habe doch gar nichts gesagt!"
"Aber gedacht."
"Von Denkverbot war aber keine Rede", verteidigte sich Humph.
"Sei bloß still", knurrte Harry, "oder hast du das Glas vergessen? Gärungs Leute haben mich jedenfalls entdeckt, und seitdem sind diese Typen hinter mir her. Ich hatte gerade die Beweise gefunden, die ich suchte, als sie kamen..."


Harry faltete das Dokument zusammen und steckte es ein. Eine Rechnung über 19.999 AM$ und 99 Cent, an den Serifen von Al Gebra, ausgestellt von Bela Gärung höchstpersönlich. Glück musste der Gnom haben... jetzt nichts wie zurück ins Büro zu einer schönen heißen Tasse Kaffee.
Er wandte sich zum Gehen, als er ein Geräusch hörte.
Er drehte sich um und konnte gerade noch, mehr durch Glück als irgendetwas anderes, einer Hand ausweichen, die nach ihm griff. Mit einem Satz sprang er vom Tisch herunter und floh in die Schatten zwischen den im Raum aufgebauten Geräten.
"Verdammt!" fluchte eine Stimme. "Hör zu, Kleiner... sei brav und gib mir den Zettel wieder, ja? Sonst wartet eine kostenlose Besichtigungstour durch unser Sortiment auf dich."
Harry schlich so leise er konnte Richtung Tür. Erst als er beinahe vor ihr stand, fiel ihm auf, dass sie geschlossen war. Gärung – denn um ihn handelte es sich bei der Person – musste sie hinter sich geschlossen haben, als er den Raum betrat.
Der Gildenleiter begann, durch die Reihen der Geräte zu schlendern. "Du bist ein Wächter, nehme ich an? Klar, wer würde sonst in meinen Sachen rumschnüffeln. Hör zu, ich habe euch beobachten lassen. Ich weiß, dass ihr euch für meine Geschäfte interessiert. Und wenn du nicht aus deinem Versteck kommst, dann fürchte ich, ich muss ein paar von deinen Kollegen mal meine Qualitätsarbeit vorführen."
Er ging zurück zu seinem Schreibtisch und beugte sich über ein Rohr, das aus dem Möbelstück herausragte.
"Macht das Katapult schussbereit", sprach er herein.
Eine kleine Klappe in der Schreibtischwand öffnete sich, und ein geflügelter Dämon flatterte heraus und verschwand durch ein Loch in der Wand, das in einer für Harry leider unerreichbaren Höhe lag.
"Ich weiß zufällig, dass eine eurer Kolleginnen gar nicht weit weg von hier wohnt. Meinst du, Zombies lassen sich wieder zusammenflicken, wenn ihr Haus unter einem Hagel von tonnenschweren Felsbrocken zusammenstürzt? Ich bin ja kein Experte für Zombies, aber ich war immer ein Fan von praktischen Experimenten." Er kicherte leise.


"Du hast es gewusst, dass das Ding auf Tery gerichtet war? Warum hast du denn nichts gesagt?"
"Du hast mich ja nicht ausreden lassen, oder?"
"Ja, aber... ach, egal. Was ist danach passiert?"
"Ich habe mir fieberhaft überlegt, was ich tun sollte, als sich auf einmal die Tür öffnete. ...

"Boss, das Katapult ist so weit!" sagte die Gestalt, die im Türrahmen erschien.
"Mach die Tür zu, du Idiot!"
Aber es war zu spät – Harry nutzte die Gelegenheit und schlüpfte durch die Tür, ehe sie sich wieder schloss.
"Hättest du mir das nicht per Dämon sagen können, du Trottel?" hörte er Gärung hinter sich brüllen.


"So habe ich es also schließlich nach ein paar Verfolgungsjagden und Versteckspielen aus dem Haus geschafft. Ich wollte zu Tery laufen und sie warnen, aber ich wusste nicht, wo sie wohnt... und außerdem dachte ich nicht, dass Gärung seine Drohung wahrmachen würde. Gärungs Leute verfolgten mich, ich brauchte also dringend Verstärkung... also lief ich zur erstbesten Adresse, die mir einfiel: Zu dir."
"Woher wusstest du denn, wo ich wohne?"
"Na ja... ich wusste es halt."
Humph sah dem Gnom in die Augen. "Du wusstest es halt? Na los, raus mit der Sprache – du verheimlichst mir doch etwas, oder?"
"Weißt du... damals, als ich zum Observierer ausgebildet wurde, war es eine meiner Ausbildungsaufgaben, ein Protokoll des Tagesablaufs eines Kollegen zu erstellen, ohne dass der etwas davon bemerkt."
"WAAAAAAAS???"
"Ich weiß auch nicht, wieso ich dich ausgewählt hatte... aber keine Sorge, das Protokoll ist inzwischen vernichtet. Und einiges habe ich auch gar nicht aufgeschrieben... zum Beispiel, wie du..."
Das Gesicht des Leutnants konnte sich anscheinend nicht entscheiden, ob es sich weiß oder rot färben sollte, während Harry weiterredete.
"Ehrlich? Davon wusste ja sogar ich nichts", kicherte eine gehässige, körperlose Stimme im Hinterkopf des Leutnants. "Alle Achtung!"
"Na ja, aber das bleibt ja alles unter uns", schloss der Gnom grinsend. "Ich meine... schließlich machst du ja auch keine Witze mehr, nicht wahr?"
Humph nickte schluckend.
"Ich sprang auf Eselskarren und lief durch Menschenmengen, um meinen Verfolgern zu entgehen, aber sie holten auf – und als ich bei dir angekommen war, hatten sie mich auch erreicht. Den Rest der Geschichte kennst du."
"Und was ist mit der Rechnung, die du gefunden hast?"
"Ich habe sie bei dir in der Wohnung versteckt, als die Typen aufgekreuzt sind und du dich ihnen in den Weg gestellt hast."
"WAAAAAAAAS???" rief Humph jetzt bereits zum zweiten Mal.
"Besser, als wenn diese Kerle sie entdeckt hätten, oder? Wahrscheinlich wollten sie uns beide ein wenig foltern, um herauszufinden, wo der Zettel ist."
"Äh... Harry, dir ist klar, dass diese Leute meine Wohnung auf den Kopf stellen werden, um an die Rechnung zu kommen, oder? Ich meine... die Kerle haben dich direkt von der Gilde zu meiner Wohnung verfolgt, da müssen sie keine Genies sein, um dahinter zu kommen, dass das Dokument da noch ist."
"Ja", gestand der Gnom ein, "da hast du wohl recht."
Humphs Mine verzog sich bei dem Gedanken daran, was die Halunken gerade in seiner Wohnung tun mochten...
"Wir müssen sofort los!" Er sprang auf.
"Aber... wollen wir nicht Verstärkung holen?"
Humph sah sich um. Es war noch früh am Morgen, und genau die Zeit, wo die Nachtschicht gerade von der Tagschicht abgelöst wurde. Die meisten höherrangigen Wächter waren noch nicht aufgetaucht, und von den anwesenden waren zwei Drittel noch Rekruten und zwei Drittel im Halbschlaf [1].
"Und bis wir Verstärkung gefunden haben, machen diese Schurken was? Meine Wohnung verwüsten? Die Rechnung finden und vernichten? Nein, wir müssen sofort los."
"Dann geh du doch, und ich laufe los, um..."
"Kommt nicht in Frage. Du hast mir die Sache eingebrockt, jetzt kommst du auch mit." Humph packte den protestierenden Gnom am Kragen und lief mit ihm im Arm aus dem Haus, ohne auf die Schreie zu achten.
"Wenn ich mir – keuch – deinetwegen – schnauf – neue Möbel kaufen muss, dann – ächz – dann... dann wird es – schnaub – dir noch Leid tun!" teilte er Harry unterwegs mit, während er im Dauerlauf durch die Gassen der Stadt lief. "Und wehe, wenn sie – hechel – meiner Tochter auch nur ein – stöhn – Haar krümmen!"
Harry schwieg und genoss das Privileg, getragen zu werden.

Eine Dreiviertelstunde später waren sie an Humphs Wohnung angekommen. Der Leutnant setzte den Spieß eine Straßenecke entfernt ab und atmete erst einmal tief durch.
"Was ist denn los, Meck?" grinste Harry. "Schon außer Atem? Vielleicht solltest du dich etwas besser in Form halten, meinst du nicht?"
Humph warf dem Gnom einen bitterbösen Blick zu.

[Humph MeckDwarf]

"Toll, SIEH DIR DAS AN, HERR GNOM!", Humph rannte wutschnaubend durch seine Wohnung und sah sich das Chaos an.
Harry hörte gar nicht hin und ging zielstrebig auf einen Kinderwagen zu: "Als du dich mit den Trollen... amüsiert hast, hab ich die Rechnung an einem ganz bestimmten Ort versteckt."
Humph drehte den Kopf zu ihm und sein Gesicht entglitt völlig: "DAS hast du NICHT getan!!"
"Vor kleinen Kindern machen auch solche Leute normalerweise Halt, also dacht ich mir...", Harry schnaufte kurz, als er den Kinderwagen hinaufkletterte, "dass das der perfekte Ort für die Rechnung wäre." Oben angekommen lächelte er in den Kinderwagen.
"DU HAST MEIN KIND ALS VERSTECK BENUTZT??? BIST DU WAHNSINNIG ????", Humph rannte verstört zum Kinderwagen und sah hinein.
"Ganz ruhig, Humph, sie ist doch noch da, die Kleine", Harry winkte hinein und lächelte.
"Puppää", kam aus dem Kinderwagen.
"Hm, sie mag dich...", meinte Humph, als er sich etwas abgeregt hatte.
"Kluges Kind", meinte Harry und winkte ihr noch mal zu. Plötzlich wurde er in den Kinderwagen gestoßen und fiel in die Arme des Kindes.
"PUPPÄÄÄ", kam ein entzückter Schrei aus dem Wagen und das Kind drückte Harry fest an sich.
"Mmmh... ganz schön stark das Kind...", kam erstickt von dem Gnom.
"Hat es von seiner Mutter", Humph zuckte mit den Schultern.
"Könntest du mich vielleicht von ihr befreien??"
"Bin ich wahnsinnig?? Dann schreit sie doch die ganze Zeit!", Humph grinste hinunter.
"Humph, ich krieg keine Luft!!"
"Jetzt sei nicht so empfindlich, Harry!", Humph verschwand aus des Gnomen Blickfeld und plötzlich begann sich der Wagen zu bewegen.
"Hey, was machst du?", fragte Harry, nachdem er sich wenigstens so aus dem Griff befreien konnte, dass er atmen konnte.
"Ich bringe Aronia zu ihrer Tante. Sie ist schon in Gefahr wegen dir!"
"Hey, sie hätten sie doch mitgenommen, wenn sie...", just in diesem Augenblick kamen sie aus dem Haus und Humph wurde weggestoßen.
"War ja klar", grummelte Humph und nahm die Verfolgung von dem Mann mit dem Kinderwagen auf.

Jossip blickte zurück. Der Wächter verfolgte ihn nun schon durch die halbe Stadt. Sturschädel, dachte er bei sich, riss den Kinderwagen herum und verschwand hinter der nächsten Ecke. Humph folgte ihm und konnte gerade noch verhindern gegen einen umgeschleuderten Wagen zu stoßen. Mit einer eher ungelenken Drehung wich er aus und rannte weiter hinter her. Über mehrere Strassen rannten sie, als der Mann plötzlich in einem Haus verschwand. Schnell öffnete Humph die Tür und schlüpfte hinein... und störte prompt beim Mittagessen einer Familie, die ihn verstört an sah.
"Ähm... ich weiß, das klingt jetzt ziemlich blöd, aber... Ist hier zufällig ein Mann mit einem Kinderwagen vorbei gekommen?", fragte der Wächter verlegen.
Der Familienvater nickte.
"Wohin??"
Ein Zeigefinger streckte sich einer offenen Tür an der anderen Seite des Tisches entgegen.
"Danke", erwiderte Humph die Geste und stürzte zur Tür, bevor er noch einmal inne hielt, "Achja, Mahlzeit wünsch ich!" Dann stürzte er hinaus und hinterließ eine sich anstarrende Familie.
Schnell sah er sich um. Wo war dieser verfluchte Kerl? Er entdeckte den Kinderwagen und wollte gerade hinlaufen, als er auch den Mann entdeckte, der gerade einem Pferd einen Klaps gab. Mit einem lauten Wiehern stieg das Pferd auf und galoppierte dann los. Gerade wollte er den Entführer folgen, als er bemerkte, dass der Kinderwagen an dem Tier angebunden war. Ein lautes "Hiiiilfeeeee" war zu hören und Humph wurde gewahr, dass Harry noch immer im Kinderwagen sein musste. Er fluchte laut, rannte zum Pferdeverkäufer, dessen Pferd das war und nahm ihm Zügel aus der Hand.
"Stadtwache von Ankh Morpork, ich brauch kurz das Pferd.", schrie der Leutnant und stieß dem Tier die Beine in die Flanken.
Durch die Straßen Ankh Morporks führte die Verfolgungsjagd und Humph schloss langsam auf, als er etwas vor sich entdeckte.
"Verdammt", knurrte er und trieb das Pferd mehr an, bis er neben dem Kinderwagen ritt.
"HARRY", schrie er rüber und stutzte kurz. Der Gnom schien sich zu amüsieren.
"Hey, Humph! Ich liebe schnelle Wagen!", rief der Spieß zurück und winkte grinsend.
"Harry, was ist mit dem Kind???", fragte Humph, während er die Augen verdrehte. Harry hatte seltsame Vergnügungen.
"Hat der Typ mitgenommen."
"Toll", grummelte der Leutnant, bevor er wieder hinüber schrie, "Harry, spring rüber zu mir."
"Nein, das macht zu viel Spaß! Solltest du mal probieren!"
"Harry, da ist ein Loch in der Strasse direkt vor uns!"
"Oh, das ist schlecht."
"DAS IST SCHLECHT??? Harry, magst du gebrochene Knochen? Spring rüber!!"
"Jaja, ich bin ja schon dabei", erwiderte der Gnom und kletterte vorsichtig auf den Rand, "Äh, Humph, du bist zu weit weg..."
"Näher geht's nicht, Harry. Dieses Vieh hasst mich!"
"Sag doch gleich, dass du nicht reiten kannst!", erwiderte der Gnom böse.
"Das ist keine gute Zeit zum streiten, Harry! Spring oder du bist zermatscht!"
"Genau so wie wenn ich springe und du fängst mich nicht."
"HARRY", Humph sah besorgt nach vor und sah, wie sich die Grube immer mehr näherte, "Spring, verdammt noch mal! Ich lass dich nicht fallen, ich schwör's bei meiner Schwester! Glaubst du, ich will, dass ihr Kuschelgnom stirbt? Das hör ich dann mein Leben lang!"
"KUSCHELgnom? Humph..."
"Harry!!!!"
"Jaja, is ja gut! Hetz mich nicht!"
Der Leutnant sah wieder nach vor und sah, wie das Pferd in das Loch stürzte. Blödes Vieh, dachte er noch, als er plötzlich eine Bewegung von rechts bemerkte.

Harry sprang so gut er nur konnte, ohne zu bemerken, dass Humph gar nicht in seine Richtung sah. Um ihn herum wurde alles langsamer und er hatte das Gefühl ewig in der Luft zu hängen. Plötzlich fiel ihm auf, dass irgendetwas nicht stimmte. Der Boden kam immer näher! Ich hätte Humph nicht vertrauen sollen, schoss es ihm durch den Kopf. Immer näher kam die Strasse un Harry schloss die Augen. Auf einmal spürte er einen Ruck an seinem Arm und öffnete sie wieder. Seine Nase war ungefähr ein Zentimeter über dem Grund geblieben bemerkte er als er unsanft hochgezogen wurde.
"Glaub ja nicht, ich hätte mich für jeden so verrenkt.", grunzte Meck.
Humph hatte gerade noch bemerkt, dass Harry gesprungen war, hatte sich am Sattel festgehalten und sein Gewicht so verlagert, dass er fast parallel zum Boden hing. So hatte er gerade noch Harry am Arm packen können. Jetzt blickte er hoch, stieß einen lauten Fluch aus und riss an den Zügeln. Protestierendes Wiehern war die Folge und das Pferd bäumte sich auf. Nur mit Glück konnte sich Humph im Sattel halten. Beim zweiten Mal aufbäumen verlor er aber den Halt und stürzte mit Harry vom Pferd, welches dann davon stürmte.
"Gott, ich hasse Pferde!", sagte Humph mit zusammengekniffenen Zähnen und stand stöhnend auf.
"Wenn du mit den Tieren auch nicht umgehen kannst", meinte Harry. Ihm war nichts passiert, er war glücklicherweise auf Humph gefallen.
"Ach, halt doch den Mund", grummelte Humph und ging zum Loch, wo er zu einem Arbeiter rief: "HEY, was soll das hier???"
"Wir suchen den Kern der Scheibe", rief ein Mann in einem grauen Mantel zurück.
"WAS???", fragte Humph verwundert.
"Es gibt angeblich einen Kern unserer Welt. Den suchen wir."
"Mitten in Ankh Morpork?", fragte Harry ungläubig.
"Ja, laut unseren Berechnungen muss es hier sein...", sagte ein weiterer Mann in grauem Mantel und wanderte zu ihnen, um ihnen einen Zettel zu zeigen, dass mit Zahlen voll geschrieben war.
"Ist das genehmigt?", fragte Humph und sah den Mann mit erhobenen Augenbrauen an.
"Natürlich. Hier.", der Mann zeigte den Wächtern eine Schriftrolle.
"Hm, die Unterschrift der Ausgrabungsgilde.", sagte der Leutnant, "Verrückt, da gibt es eine Totengräbergilde, die die Leute eingräbt und dann so was, die es wieder ausgräbt."
"Wir graben doch nicht Leute aus, sondern Relikte aus alter Zeit!", meinte der Mann empört.
"Es gibt sicher auch eine Gilde, die es eingräbt. Und wenn nicht jetzt, dann irgendwann anders.", erwiderte Humph genervt.
"Da ist etwas falsch", sagte Harry plötzlich und die beiden anderen sahen zu ihm hinab.
"Was?", fragte der Mann verwundert und sah sich das Papier an.
"Hier. Da gehört ein Minus kein Plus hin. Somit ist alles falsch und muss berechnet werden."
"Oh, nein, das kann nicht... oh, verdammt, du hast recht... so was", grübelnd nahm der Mann es wieder in die Hand und kritzelte etwas darauf. Dann rief er: "Leute, alles abbrechen, wir sind hier vollkommen falsch! Wir müssen ins Achatene Reich!"
Humph hob Harry hoch, setzte ihn auf die Schultern und ging.

"Ich wusste gar nicht, dass du so gut rechnen kannst."
"Gut genug um zu wissen, wie man eine Rechnung verändert, damit sie ein vollkommen anderes Ergebnis bekommt", Harry grinste.
Der Leutnant lachte laut auf, bis sein Gesicht plötzlich zu Stein wurde.
"Sie haben meine Tochter", sagte er bitter.
"Hey, wir holen sie da raus..."
"Darauf kannst du wetten, Harry. Wer meine Familie angreift, muss büssen. Jetzt wird's persönlich", meinte Humph böse und beschleunigte seine Schritte.
"Was hast du vor?", fragte der Gnom besorgt.
"Ich hol jetzt Sidney, Mala und Zad und mach diese verdammte Gilde den Erdboden gleich."
"Äh, Humph, das ist keine gute Idee. Du weißt doch, IA..."
"Ich pfeife auf IA, hier geht's um meine Tochter, Harry. Damit ist der Spaß zu Ende!"
"Das versteh ich ja, aber versuchen wir's durch List und nicht mit roher Gewalt, ja?"
Humph brummte und sah den Spieß an seiner Schulter an: "Was meinst du?"
"Ich habe einen Plan", erwiderte der Gnom lächelnd.
"Na, dann raus damit", meinte Humph, während sie sich dem Wachehaus näherten.

[Harry]

Etwas später stand eine in Umhang und Zylinder gekleidete Gestalt mit einem schwarzen Schnurrbart vor einem großen, düsteren Gemäuer, über dessen Eingang die Inschrift "NON INSTRVMENTI MORTI MORTIFICANT, SED HOMINI"[2] zu lesen war. Sie stellte die Holzkiste, die sie trug, ab und betrachtete den Eingang.
"Drei Trolle stehen hier vor der Tür", murmelte sie, anscheinend zu niemandem Speziellem. Dann ging sie mit einem kurzen Nicken an eben diesen Trollen vorbei und betätigte den Türklopfer.
Kurze Zeit später wurde das Tor von einer untersetzten Person geöffnet. "Was gibt's?"
"Ich würde gerne Herrn Gärung sprechen. Ich habe etwas zu verkaufen, was ihn interessieren könnte."
Mit geschultem Blick taxierte der Pförtner den Besucher auf versteckte Waffen. "Warte bitte, ich schaue nach, ob der Herr Zeit hat."

***

Kurz darauf wurde der Besucher in einen geschmackvoll eingerichteten Salon geführt, der von einem großen Kronleuchter erhellt wurde. An einer Seite des Raumes stand ein großes Aquarium, an der anderen stand eine Sitzecke vor einem Kamin. Als der Gast eintrat, erhob sich ein randländisch aussehender Mensch aus einem Sessel und begrüßte den Neuankömmling lächelnd.
"Hallo, ich bin Bela Gärung. Ich habe gehört, du möchtest mir etwas verkaufen, Herr... ?"
"Äh... Meck... Meck... Dwarf... Ähmeckmeck. Dwarf Mac Ähmeckmeck", stammelte der Besucher.
"Freut mich sehr, Herr Ähmeckmeck." Das Lächeln des Gastgebers wuchs noch ein Stückchen in die Breite. Er läutete eine Glocke und ein Diener erschien. "Karl, hol doch etwas von dem guten Wein, ja?"
Dann wandte er sich wieder dem Besucher zu. "Leg doch ab, und dann setz dich und erzähl mir, was du zu verkaufen hast."
Der Besucher hängte Mantel und Zylinder an einen Garderobenständer und stellte den Kasten, den er bei sich trug, vor sich auf den Tisch. Die Kiste hatte etwa die Größe einer irdischen Getränkekiste, war aus Holz und hatte mehrere Löcher, Klappen und Schlitze.
"Dies ist meine neueste Entwicklung", erläuterte der Besucher. "Ich bin Dämonologe, und dies hier ist ein Folterdämon. Der erste seiner Art."
"Das ist ja interessant." Gärung beugte sich vor. "Und wir funktioniert der?"
"Ganz einfach. Der Dämon ist sprachgesteuert. Man sagt ihm einfach, wie er foltern soll."
Während er sprach, öffnete sich die Tür und der Diener betrat den Raum mit zwei Weingläsern, die er auf dem Tisch abstellte.
"Das klingt ja faszinierend, Herr Ähmeckmeck. Kannst du das einmal demonstrieren?"
"Natürlich." Er wandte sich zum Kasten und sagte: "Schneide!"
Etwas raschelte in der Kiste, dann fuhr eine scharfe Klinge aus einem der Löcher, wackelte kurz in der Luft und verschwand dann wieder.
"Beeindruckend, nicht wahr?" meinte der Besucher stolz. "Der Dämon versteht fünfzehn verschiedene Kommandos: Schneiden, stechen, brennen, ziehen, raspeln und noch einige mehr."
"Ja, wirklich beeindruckend", entgegnete Gärung. Er griff nach einem der Gläser und erhob es. "Ich glaube, wir können ins Geschäft kommen."
"Auf das Geschäft." Der Besucher stieß mit Gärung an und trank einen Schluck.
"Zeig mir doch noch die anderen Funktionen des Dämons, ja?"

***

"Stoßen!"
Eine Metallstange fuhr aus einem der Löcher heraus und zog sich dann wieder zurück.
"Also, ich muss sagen, diese moderne Technik ist..." Gärung unterbrach sich. "Ist dir nicht gut?"
Das Gesicht des Besuchers war während der Vorführung immer blasser geworden. "Ich... äh... könnte ich mal auf den Abort?"
"Aber sicher. Die Tür dort ist es."
Der Besucher sprang auf und stürmte durch die Tür, die er hinter sich zuknallte.
Gärung erhob sich aus seinem Sessel und grinste. Dann rief er laut Richtung Abort-Tür: "Übrigens, Leutnant?"
"Ja?" rief Humph zurück, gefolgt von einem "Oh, Scheiße!"
"Wenn ich du wäre, würde ich da ganz ruhig sitzen bleiben, Leutnant – und mich mit der Erleichterung unbedingt zurückhalten!"
"Was..."
"Du denkst doch nicht, dass ihr beide euch hier einfach so reinschleichen könnt? Ich nehme an, du willst deine Tochter wiederhaben, ja? Also wirklich, ich hätte mir etwas Intelligenteres von euch erhofft. Von euch beiden. Mit diesen Worten nahm er die Kiste, die er die ganze Zeit nie aus den Augen gelassen hatte, in beide Hände und schüttelte sie. Ein dumpfer Aufschrei war von innen zu hören.
"Wie heißt es doch so schön, mein lieber Gnom? Man trifft sich immer zweimal, nicht wahr?" Gärung marschierte mit der Kiste quer durch den Raum und ließ sie mit einem lauten Platschen im Aquarium versinken. Mit den Händen drückte er den Deckel nach unten, gegen den von innen kleine Fäuste hämmerten.
"Also, Leutnant", sprach er weiter, "während ich deinen kleinen Freund hier bade, würde ich dich gerne darauf hinweisen, dass du auf einem unserer Prototypen sitzt – dem Folterabort 'Heißer Stuhl'. Direkt unter dir sitzt ein ziemlich schlecht gelaunter Sumpfdrache auf einem Häufchen Pulver Nummer 1. Wenn du aufstehst, wird ein Mechanismus ausgelöst, der diesem Drachen einen Stoß versetzt – die Folgen kannst du dir sicher denken."
Das Klopfen gegen die Schachtel verstummte, und nur noch zwei vereinzelte Luftblasen stiegen an die Wasseroberfläche.
"Außerdem", fuhr Gärung fort, "würden gewisse leicht brennbare Gase ganz bestimmt ebenfalls für ein schönes Feuerwerk sorgen. Ich weiß, dass es ziemlich schmerzhaft für dich sein muss, dich zurückzuhalten, nachdem du ein Glas Wein mit Ipekack-Sirup getrunken hast, aber glaub mir – es ist besser für deine Gesundheit."
Ein unterdrückter Fluch war aus Richtung der Latrine zu hören.
"Gnome können ziemlich lange die Luft anhalten, nicht wahr?" fragte Gärung im Plauderton. "Macht nichts, ich habe Zeit. Wo waren wir? Ach ja, du wolltest deine Tochter zurückhaben, oder? Nun, darüber lässt sich reden – und auch über einen Ausweg aus deiner misslichen Lage – wenn du mir sagst, wo die Rechnung ist."
"Die... ist bei... meiner... Tochter", kam die angestrengte Stimme von Humph aus Richtung Abort. "Harry hat sie... ihr... ins Nachthemd... gesteckt."
"Ach, ehrlich? Na da habe ich ja Glück gehabt!" lachte Gärung. "Eigentlich wollte ich deine Göre nur als Druckmittel haben, aber das ist ja umso besser. Ich hoffe für dich, du hast mich nicht angelogen! Wenn sie da wirklich ist, dann lasse ich dich vielleicht frei – aber bis dahin solltest du dich besser nicht bewegen, und deine Verdauung im Zaum halten."
Er warf einen Blick ins Aquarium. Das Wasser war vollkommen ruhig, und keine Luftblase war zu sehen. "So, länger halten es auch Gnome nicht aus." Er nahm die Hände aus dem Wasser, schüttelte sich das Wasser ab und ging aus dem Raum.
"Haaaarryyyyyyyyyyyyyy!" brüllte eine Stimme aus dem Abort.

***

Harry hatte gleich zu Beginn des Gesprächs sein Versteck im Zylinder (den sie, wie auch den Mantel und den Schnurrbart, von einem der im Wachhaus anwesenden Rekruten [3] konfisziert hatten) verlassen, und war ungesehen vom Kleiderständer heruntergeklettert. Während Humph den zweckentfremdeten Rohrpostdämon die paar Kunststückchen vorführen ließ, die er konnte (Dämonen haben es ja grundsätzlich schwer, andere Aufgaben auszuführen, als die, für die sie beschworen wurden), schlich der Gnom sich aus dem Raum und machte sich auf die Suche nach Aronia.
Bei seinem letzten Besuch war er in den Werkstätten und Büroräumen gewesen, dies hier waren die Wohn- und Empfangsbereiche des weitläufigen Hauses. Teil Eins seines Planes hatte geklappt – jetzt musste er nur noch hoffen, dass das Mädchen sich hier in der Nähe befand.
Er schlich sich durch einen langen Korridor und kam schließlich in ein Schlafzimmer. Der Kinderwagen stand an einer Seite neben dem Bett, und Harry hörte Säuglingsgebrabbel daraus. Neben dem Wagen stand Jossip und tat das, was Menschen so tun, die sich um Kinder kümmern sollen, ohne damit auch nur die geringste Erfahrung zu haben: Er murmelte Dinge wie "Du, du, du" und schüttelte eine Rassel über dem Kinderwagen.
Er sah dabei nicht sonderlich glücklich aus.

Leise schlüpfte der Gnom in den Raum hinein. Wenn sie Glück hatten, hatte Aronia die Rechnung noch bei sich... und wenn sie die Rechnung erst hatten, konnten sie offiziell die Hilfe von FROG anfordern, um das Mädchen zu befreien.
Er schlich sich zum Kinderwagen und versteckte sich hinter einem der Räder. So wie der Kerl aussah, würde er sich hier sicherlich nicht mehr viel länger zum Affen machen...
...tatsächlich legte Jossip in diesem Moment die Rassel beiseite und ging zurück zum Bett, auf dem eine aufgeschlagene Zeitung lag. Harry nutzte die Chance und kletterte das Gestell des Kinderwagens hoch.
"Puppäää!" Eine kleine (jedenfalls verhältnismäßig kleine, sie war immer noch so groß wie sein ganzer Kopf) Hand tastete nach ihm, als er über den Rand des Wagens kletterte, und er hörte ein fröhliches Glucksen.
"Still!" flüsterte Harry. Das Mädchen reagierte nicht darauf, sondern tastete weiter fröhlich kichernd in seine Richtung. Zum Glück schien der Mensch daran nichts Beunruhigendes zu finden.
Ein unangenehmer Geruch stieg Harry in die Nase. Oh nein, nicht auch das noch! dachte er.
"Entschuldige bitte, aber das muss sein..." flüsterte er und kroch unter die Decke, unter der Ariona lag.
"Puppäää?" Das Mädchen, enttäuscht darüber, dass ihr Spielzeug verschwunden war, fing an zu weinen. Jossip stand seufzend auf, legte die Zeitung ab und ging wieder zum Kinderwagen.
"Was ist denn? Willst du deine Rassel?" Verkrampft grinsend wackelte er mit der Rassel vor dem Kind auf und ab.
Harry versuchte in der Zeit, nicht zu atmen – nicht so sehr deswegen, damit der Mann keinen Verdacht schöpfte, sondern eher darum, weil der Geruch unter der Decke noch schlimmer war als oberhalb.
Nach kurzer Zeit hatte sich das Mädchen wieder beruhigt, und Jossip war den Geräuschen nach wieder zu seiner Zeitung gegangen. Vorsichtig tastete Harry den Körper des Babys ab, bis er auf die Rechnung stieß. Sie war also noch da!
So zartfühlend wie möglich zog Harry den Zettel aus Arionas Nachthemd heraus, klemmte ihn sich unter den Arm und kletterte wieder aus dem Wagen heraus.
Dann stürmte er schnell wieder aus dem Raum und machte sich auf den Rückweg zum Salon. Er musste sich nur wieder im Zylinder verstecken und warten, bis Humph seine Vorführung beendet hatte.
Gerade war er wieder auf dem Korridor, da hörte er Humphs Stimme: "Haaaarryyyyyyyyyyyyyy!"
Was war denn nun schon wieder? Der Gnom sprintete los, und wäre beinahe Gärung vor die Beine gelaufen, der lachend aus dem Salon kam und den Korridor herunterschritt. Harry konnte gerade noch ausweichen und sich in einer Ecke verstecken.
Dann lief er weiter den Flur herunter und zurück in den Salon. Was ihm als erstes auffiel, war die markante Humphlosigkeit des Raumes.
"Meck? Meck, wo bist du?" Harry versuchte, gleichzeitig zu flüstern (um nicht von Gärung gehört zu werden) und zu rufen (damit Humph ihn hören konnte) – das Ergebnis war eine Art heiseres Röhren.
"Ich bin hier, verdammt noch mal! Hilf mir!"
Die Stimme kam von einer geschlossenen Tür.
"Meck, was ist denn los? Ich habe die Rechnung, wir können..."
"Verdammt, mach die Tür auf! Ich halte das hier nicht mehr lange aus!"
Der Gnom betrachtete den Türgriff, der sich in unerreichbaren Höhen befand. "Wie soll ich das bitte machen?"
"Das ist mir egal, nur mach es!"
Harry ging in die Knie und sprang hoch, aber der Türgriff war für einen 25 Zentimeter großen Gnom definitiv nicht zu erreichen. "Meck, ich bin zu klein für diesen Scheiß!"
"Dann lass dir was einfallen!" zischte Humph. "Ich..."
In diesem Moment betrat Gärung wieder den Raum. Der Gnom flüsterte ein "Pssst!" und huschte hinter einen großen Blumentopf.
"Deine Göre hat die Rechnung nicht bei sich!" Der Gildenleiter trug das Kind im Arm, und seine freundliche Fassade war jetzt völlig verschwunden. "Was spielst du für Spielchen, Wächter? Ist sie dir etwa nichts wert?"
"Doch! Warte... ich... die Rechnung steckt in meiner Manteltasche. Der Mantel, der an der Garderobe hängt."
Harry verstand die Botschaft in diesem Satz und lief zur Garderobe, während Gärung noch in Richtung Abort-Tür blickte.
"Ich hoffe für dich und deine Tochter, dass du dieses Mal die Wahrheit sagst", meinte er und öffnete die Tür. "Schau sie dir noch einmal gut an – wenn du wieder gelogen hast, dann war dies das letzte Mal, dass du sie gesehen hast."
Harry kletterte die Garderobe hoch und steckte den Zettel in eine Manteltasche, als Gärung sich umdrehte. Schnell kletterte der Gnom zurück in den Zylinder, um nicht gesehen zu werden.
Der Gildenleiter schritt zur Garderobe und nahm den Mantel vom Haken. Eine kurze Durchsuchung förderte die Rechnung zu Tage.
"Tatsächlich", grinste er. "Weißt du was? Ich glaube, ich werde dich zum Dank einfach dort sitzen lassen, wo du bist. Um deine Tochter kümmere ich mich, keine Sorge – im Fall der Fälle kann sie sicher noch einmal als Geisel dienen. Aber für mich dürfte es jetzt wohl besser sein, erst einmal unterzutauchen... wer weiß, mit wem du und dein kleiner Freund schon geplaudert haben, nicht wahr?" Er läutete seine Glocke. "Karl, ich verlasse die Stadt. Schick eine Nachricht zum Hafen, dass mein Boot bereitgemacht wird, und mach meine Kutsche fertig."
Mit dem Butler zusammen schritt er aus dem Raum.
Harry verließ sein Versteck und lief zur jetzt offenen Abort-Tür zurück. Humph saß mit heruntergelassener Hose und einem äußerst verkrampften Gesichtsausdruck auf dem 'Heißen Stuhl'.
"Meck, was..."
"Spar dir deine Sprüche, ja? Bring mich bloß von diesem Ding hier runter! Da muss irgendwo ein Mechanismus sein. Wenn ich aufstehe, fliegt hier alles in die Luft."
Harry lief zur Rückseite des Aborts. Tatsächlich befand sich an dem Sitz eine Konstruktion aus Schnüren und Gewichten, die...
"Und? Was siehst du?" fragte der Leutnant ungeduldig.
"Nun, hier sind drei Schnüre – eine rot, eine grün und eine blau. Eine davon sollte den Mechanismus deaktivieren, aber ich weiß nicht, welche!"
"WAAAAAAAAAAAAAAAS?"
"Nein, war nur ein Witz", grinste der Gnom. "Moment, ich hab's gleich." Er zog sein Messer und durchtrennte eine der Schnüre. "So, du kannst aufstehen."
"Bist du sicher?"
"Nein, aber willst du lieber hier sitzen bleiben, während der Kerl mit deiner Tochter entkommt?"
"Du hast Recht. Also, dann..."
"Moment, warte noch einen Augenblick, ja?" Harry lief aus dem Raum und ging im Salon in Deckung. "So, jetzt kannst du!"
"Du machst einem Mut", knurrte Meck. "Na dann..." Er stand auf.
Nichts geschah.
Humph atmete erleichtert auf. "Gut, wir haben noch eine Chance, ihn zu erwischen."
In diesem Moment hörte man von draußen das Getrappel von Hufen und das Anfahren einer Kutsche.
"Und wie? Der Eingang wird gut bewacht, wie wir gesehen haben – bis wir hier raus sind, ist er schon am Hafen!"
"Warte ab – diesmal habe ich einen Plan."
"Gut, aber zieh dir vorher deine Hose hoch, ja?"

***

Meck lief mit dem Gnom im Arm durch die Gänge des Gildengebäudes, ohne auf die verdutzten Blicke der wenigen Gildenmitglieder, die er traf, zu achten.
"Wo läufst du eigentlich hin?" fragte Harry irritiert. "Der Ausgang ist..."
"Ich laufe nicht zum Ausgang", brachte Humph zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Wohin denn... oh nein, nicht dahin!"
"Es ist unsere einzige Chance. Wenn er den direkten Weg zum Hafen nimmt, kommt er bei Tery vorbei."
"Das kann nicht dein Ernst sein!"
Humph öffnete eine ihm bereits bekannte Tür, war diesmal jedoch auf den Fall vorbereitet. Er rollte sich ab und stand wieder im Innenhof vor dem Katapult. Tatsächlich war es inzwischen wieder gespannt.
"Innentasche!" kommandierte Humph.
Sein Wurfstern steckte noch im Holz – wenig später flog erst der Stern erneut, und kurz darauf zwei Wächter.

***

Aus der Vogelperspektive sah Humph die Kutsche. Sie war noch nicht ganz bei Ateras Haus angekommen. Er nahm den vor Angst zitternden Gnom aus seiner Innentasche, der die Augen krampfhaft geschlossen hielt, zielte kurz und warf in dann im Flug abwärts Richtung Kutsche. Kurz darauf sah er ein ihm bereits bekanntes Dach näher kommen...

[Humph MeckDwarf]

Atera saß an ihrem Tisch und trank Tee [4] als sie plötzlich ein Krachen erschrak und sie mitsamt Tee und Stuhl nach hinten kippte.
"Was zum...", rief sie, als etwas laut vor ihr landete.
"Hallo, Stabsspieß!", keuchte Humph, als er aufstand und sich abklopfte.
"HUMPH, WAS ZUM..."
"Wie ich sehe, hast du das Dach behelfsmäßig repariert.", fuhr der Leutnant im Plauderton fort, "Hättest du dir sparen können". Grinsend verschwand Humph in der Tür und ignorierte das laute "HUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUMPH!!!" hinter sich.

Harrys Flug stoppte mit einem "Klatsch!" im Gesicht des Kutschers, an dem er sich festkrallte. Der Mann ließ erschrocken die Zügel fallen und fuchtelte mit den Armen.
"HEY, WAS IST DA LOS??", kam ein Schrei aus der Kutsche. Die Fahrt wurde zunehmend holpriger und der Kutscher versuchte den Gnom von seinem Gesicht zu entfernen. Mit einem Aufschrei gelang es ihm Harry vom Gesicht zu reißen und warf ihn gegen den Kutschbock. Nach Luft japsend hielt sich der Spieß fest und sah hoch. Der Mann konnte die Zügel nicht mehr in seine Gewalt bringen und die Pferde rannten willkürlich gerade aus. Das Schreien des Mannes im Kutschhaus wurde wütender. Schnell sah sich der Kutscher um und kam zu dem – für sich – rettenden Entschluss. Harry sah ihm mit großen Augen nach, wie er von der Kutsche absprang und auf dem Boden eine Rolle vollführte. Dann sah er nach vorne und bemerkte schockiert, dass sie auf ein Haus zurasten. Der Gnom sah sich um, schluckte kurz und sprang dann beherzt nach vor. Mit Glück bekam er einen Zügel zu fassen und zog so fest er konnte daran. Der Erfolg war nur mittelmäßig. Zwar rissen die Pferde gerade noch herum und rissen Harry mit sich, doch die Kutsche hatte zuviel Fahrt und donnerte gegen die Wand des Hauses.
Schnell sprang der Gnom vom Zügel des Pferdes und rannte zu den Überresten der Kutsche.

Humph rannte in etwas eigenartiger Art und verzerrtem Gesicht die Strasse entlang. Die Kutsche war gerade vorbeigedonnert, als er aus dem Haus gekommen war. Gleichzeitig war plötzlich ein Mann von ihr abgesprungen und hatte sich kurz vor Humph abgerollt. Mit einem lauten Aufschrei stürzte der Leutnant auf den Mann und überwältigte ihn. Der Schlag in den Bauch, den er dabei abbekam, entwickelte durch den Ipekack-Sirup eine unangenehme Nebenwirkung. Plötzlich hörte er ein lautes Krachen und Humph rannte peinlich berührt los.

Ziemlich schnell kam er an der Kutsche an. Oder besser: an dem, was von der Kutsche übrig war.
Er sah sich um und entdeckte, wie Harry mit einem Blatt Papier herumwedelte.
"Ich hab's! Ich hab's!", rief er Humph zu.
"Toll...", erwiderte der Leutnant gleichgültig und wandte sich dem Wagen zu. Er bückte sich langsam hinunter und flüsterte dem verletzten Gärung ins Ohr: "Wenn meiner Tochter was passiert sein sollt..."
"RABÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH", war plötzlich zu hören.
"Glück gehabt", murmelte Humph. Dann stand er auf und sah sich nervös um. Er seufzte laut auf. Das Kind war anscheinend in einem Korb gelegen, welcher den Unfall weitgehend unbeschädigt überlebt hatte. Sanft holte er das Baby heraus und grinste glücklich.
"Es braucht eine neue Windel", meinte Harry. Humph drehte sich um.
"Oh, Mann, es stinkt ja noch schlimmer als vorher!", meinte der Gnom.
"Ähm...", erwiderte Humph.
"Nein, warte mal, der Geruch kommt nicht vom Baby", Spieß Harry schnüffelte in der Luft.
"Kein... einziges... Wort, Harry.", sagte Humph drohend, "Ich will kein einziges Wort hören."
"Meck, das kommt von..."
"Ich sagte KEIN EINZIGES WORT!", schrie der Leutnant.
Der Gnom begann breit zu grinsen: "Aber natürlich, Leutnant. Muss ein echt besch...eidenes Gefühl sein..."
"HAAAAAAAAARRYYYYYYYYY!!!!"
"Ja, Humph?", erwiderte Harry böse grinsend.

Stabsspieß Atera sah auf die Trümmer ihres Daches. Sie hatte Sir Henry im Arm und streichelte ihn sanft, wobei er Anstalten machte weg zu wollen. Aber sie hielt ihn fest.
"Alles wird wieder gut, Sir Henry...", sagte sie immer wieder. Dann setzte sie ihn zufrieden ab, sah hoch zum Loch im Dach und meinte: "Alles wird wieder gut... sobald ich die Beiden erwische..."

---ENDE----


[1] Woraus man folgern kann, dass mindestens ein Drittel aus Rekruten im Halbschlaf bestand.

[2] "Es sind nicht die Mordwerkzeuge, die töten, sondern die Menschen"

[3] Bei dem Rekruten handelte es sich um einen Zombie – der Schnurrbart war tatsächlich ein echter Bart, an dem sich auch noch die zugehörige Haut befand

[4] mit einem Schuss Rum, wie es sich ihrer Meinung nach gehört




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