Angie LeFay, RUM-Szenekennerin, wurde das letzte mal mit einem Informanten in Zivil, in der Trommel gesehen. Sie ist seit Tagen unauffindbar.
Dafür vergebene Note: 12
-------- Irina Lanfear----------
Rina, Humph und Eca saßen zusammen im Eimer und fühlten sich absolut unwohl. Normalerweise hätten sie es sich jetzt in der Bahre gemütlich gemacht, doch heute feierte Gonzo endlich seine Beförderung und die neue Anstellung als Truppenführer. Da keinem von den dreien eine passende Ausrede eingefallen war, versuchten sie jetzt, sich möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen, während die Stimmung um sie immer ausgelassener wurde. Rascaal, der dies bemerkte, grinste heimtückisch und rief laut: "Ich schlage vor, dass wir einen Wettbewerb veranstalten. Jeder von uns hat in seiner Laufbahn bei uns schon das eine oder andere Außergewöhnliche erlebt. Wer die beste Geschichte erzählt, dem geb ich einen aus. Möchte wer beginnen?"
Plötzlich herrschte Totenstille in dem sonst so lebhaften Eimer. Der Vampir grinste noch breiter, zeigte auf Eca, Humph und Rina, die gerade nahe beim Ausgang standen und meinte: "Einer von euch dreien wird doch sicher schon einmal etwas erlebt haben, dass das eine oder andere Bier wert wäre. Erzählt doch einmal."
Die drei ertappten Wächter sahen sich verduzt an. Mit dieser Aktion hatte sie nicht gerechnet. Eca schien sich als erste zu fangen und begann: "Ja, da gibt es tatsächlich etwas, das erzählenswert ist. Ich erinnere mich da an zwei streitende Rekruten, die mir einen netten Ausflug nach Ephebe beschert haben."
Lavaelous und Gonzo lachten, während Humph und Rina tomatenrot anliefen. Der Rest der Wächter rief: "Erzählt doch..."
Ecatherina stieß Rina und flüsterte: "Du beginnst."
Rina seufzte und begann zu erzählen: "Nun, Humph und ich haben uns, wie ihr alle wisst, noch nie besonders gut verstanden......................"
Es war ein sonniger Montagmorgen. Der Geruch des Ankh lastete wieder einmal unerträglich auf der Stadt und die Menschen fragten sich, warum es nicht noch Wochenende sein konnte. Alle schlurften missmutig und wortlos zu ihren Arbeitsplätzen. Normalerweise hätte es dadurch in den Strassen Ankh-Morporks relativ ruhig sein sollen. Doch in der Nähe des Wachehauses in der Kröselstrasse konnte man die Stimme zweier streitender Wächter vernehmen.
"Was heißt hier, ich bin eine verwöhnte Göre? Hast du sie noch alle?" schrie die eine Stimme.
Die andere antwortete: "Du bist eine verwöhnte Göre! Deine Eltern zahlen dir alles. Was willst du eigentlich hier?"
Die erste entgegnete: "Ja und? Meine Eltern zahlen mir einiges. Was solls? Ich arbeite gerne hier. Auch wenn du’s nicht glaubst...."
"Du arbeitest gerne? Das ich nicht lache! Deine Eltern haben dich ja nur hierher geschickt, weil sie dich nicht mehr zu Hause herumsitzen haben wollten!"
"Na warte. Wenn ich dich in die Finger kriege........!"
Dann hörte der unbeteiligte Zuschauer nur mehr, wie einige mehr oder weniger schwere Gegenstände durch die Gegend geworfen worden und mehrere Wächter mit einem lauten Schrei scheinbar in Deckung sprangen.
Gonzo saß in seinem Büro und versuchte gerade, ein paar Akten aufzuarbeiten. Er hatte jedoch Schwierigkeiten, sich aufgrund des lauten Geschreis zu konzentrieren. Genervt blickte er an die Decke und fragte sich zum wiederholten Male, was er wohl verbrochen hatte, um Rekrutin Lanfear ausbilden zu müssen. Es konnte doch wirklich nicht zuviel verlangt sein, pünktlich in den Dienst zu kommen, sich möglichst an alle Vorschriften zu halten und auch noch ein mehr oder minder gutes Verhältnis zu den diversen Mitrekruten aufzubauen. Aber der Rekrutin schienen diese Dinge wohl etwas zu schwer zu sein. Sie schaffte es zwar gerade noch, sich an die meisten Regeln zu halten, aber die anderen beiden Punkte waren für sie ein Ding der Unmöglichkeit. Sie kam regelmäßig 15 Minuten zu spät in den Dienst und Freundschaften zu den Mitrekruten baute sie nur schwer auf, vor allem zu Humph MeckDwarf . Er seufzte und wollte sich wieder seiner Arbeit zuwenden, als es klopfte.
Lavaelous trat in Gonzos Büro und sagte: "Wir müssen etwas wegen den Zweien unternehmen. Sie streiten die ganze Zeit. So kann das nicht weitergehen."
Gonzo nickte und meinte: "Wem sagst du das? Schön langsam nervt diese ewige Zankerei. Hast du einen Vorschlag?"
Lavaelous grinste und erwiderte: "Sicher. Wie wär’s, wenn wir die zwei gemeinsam auf Streife schicken? Da können sie sich in Ruhe die Köpfe einschlagen und wir haben hier wieder unseren Frieden. Nur, wer ist schon so, ähm, so.... pflichtbewusst.. und passt auf die beiden auf? Da meldet sich doch sicherlich keiner freiwillig!"
Gonzo überlegte kurz und meinte dann: "Schicken wir ihnen Lance-Korporal Ecatherina Erschreckja von R.U.M mit. Sie hat mit beiden schon zusammengearbeitet und hat es bis jetzt geschafft, es auch nervlich zu überleben. Ich denke, sie wäre die beste Wahl. Außerdem fällt mir niemand sonst ein, der bereit wäre, so ein Opfer zu bringen."
Lavaelous nickte und sagte: "Dann wären wir uns ja einig. Ich informiere Rekrut MeckDwarf über seine neue Partnerin und bitte Lewton, mir Lance-Korporal Erschreckja für kurze Zeit zur Verfügung zu stellen."
Gonzo seufzte und erwiderte: "Ich sag es dann wohl Rekrutin Lanfear."
Rina rannte gerade wütend hinter Humph MeckDwarf her, als aus einem der oberen Büros ein lauer Schrei erscholl. Dem Tonfall nach, beschloss Rina, durfte es wohl soviel wie: "Rekrutin Lanfear, sofort zu mir!" heißen. Die junge Rekrutin stoppte abrupt, setzte einen schuldbewussten Gesichtsausdruck auf und überlegte, wie lange die Strafpredigt wohl diesmal dauern würde. Humph hatte sich umgedreht und grinste schadenfroh. Dann erscholl noch ein zweiter Schrei, der merklich nach Lavaelous klang: "Rekrut MeckDwarf, sofort zu mir!" Bei diesem Befehl verging auch ihm das Grinsen.
Wenige Minuten später stand Rina zum wiederholten Male (sie hatte inzwischen mit dem Zählen aufgehört) vor ihrem Ausbilder und wartete auf die wohl unvermeidliche Standpredigt. Doch Gonzo hatte beschlossen, dass es wohl besser war, sich möglichst kurz zu halten.
"Rekrutin Lanfear, sie werden in nächster Zeit mit einem Partner auf Patrouille gehen. Wir haben beschlossen, dass ihr Partner Humph MeckDwarf ist. Lance-Korporal Ecatherina Erschreckja wird sie beide begleiten und auf sie achtgeben. Noch Fragen? Nein? Dann finden sie sich beim Wachetresen ein. Die beiden Wächter werden gleich zu ihnen stoßen."
Die junge Rekrutin starrte ihn fassungslos an, während er zufrieden grinste. Dann meinte er noch: "Sie können wegtreten, Rekrutin!"
Rina schloss die Bürotür hinter sich und holte tief Luft. Sie dachte bei sich, dass das sicher nur ein schlechter Scherz sein konnte. Niemand war so grausam, sie ausgerechnet mit Humph auf Streife zu schicken. Das konnte ja nur in einer Katastrophe enden. Sie seufzte und machte sich auf in Richtung Wachetresen. Dort angekommen versuchte sie, dieser neuen Entwicklung irgendwo etwas Gutes abzugewinnen. Aber es fiel ihr nichts ein. Sie verstand sich einfach nicht mit Humph. Gut, vielleicht war sie teilweise auch an dieser schlechten "Beziehung" schuld, sie hatte ihn ja hin und wieder umgerannt, aber zu einem Streit gehörten immer noch zwei. Er verachtete sie, weil ihre Eltern etwas Geld besaßen und sie mehr oder weniger freiwillig zur Wache gegangen war.
Die Wächterin seufzte und überlegte, wie sie sich am besten vor diesem Dienst drücken konnte. Leider fiel ihr nichts Passendes ein. Sie wusste nur, dass sie Ecatherina noch "etwas schuldete", weil sie die Däd Män Singers nach Gennua geschickt hatte
[1]. Deswegen war sie noch immer wütend auf die Lance-Korporal. Sie verstand schon, warum sie die Sänger aus der Bahre haben wollte, aber gleich die ganze Bänd unsichtbar zu machen, das ging zu weit!
In ihre Überlegungen vertieft sah die junge Rekrutin nicht, wie sich Humph MeckDwarf näherte. Sein Gesichtsaudruck verhieß nichts Gutes. Er stellte sich ein paar Meter von Rina entfernt an die Wand, verschränkte die Arme und starrte sie an.
--------Humph MeckDwarf------
"Ich hoffe, Lav hat seinen Spaß mit dieser Entscheidung", dachte sich Humph verärgert.
"Also, ICH habe meinen Spaß damit, schließlich sind eure 'Diskussionen' immer äußerst amüsant!", meinte der Kobold und lachte.
"Ohja, wahnsinnig amüsant. Sie versucht ja auch immer nur, mir mit verschiedensten Dingen den Kopf einzuschlagen."
"Gerade DAS ist so amüsant. Außerdem wär ich dich dann endlich los."
"Ach, ich dachte, ich hab dich, um genau das zu verhindern."
"Schon, aber gegen das Schicksal kann auch ich nichts unternehmen. Und anscheinend scheint diese Dame eines dieser Schicksale zu sein."
"Du kannst einen echt aufbauen, weißt du das."
"Immer gerne." Humph hätte schwören können, den Kobold jetzt schief lächeln zu sehen – hätte er nicht gewußt, daß das erst geht, wenn Rina ihr Ziel erreicht und ihm den Kopf gespalten hatte. Und selbst dann würde es ihm schwer fallen, es zu SEHEN, geht ja auch schwer so ohne Kopf.
Derzeit schienen die beiden Rekruten sich darauf zu beschränken sich gegenseitig böse Blicke zuzuwerfen. Als Humph Eca sah, hellte seine Miene sich kurz auf, um gleich wieder mißmutig zu werden. Der Gesichtsausdruck Ecas ließ Böses ahnen. Sie sah die beiden kurz an und zischte ihnen zu, daß sie gefälligst mitkommen sollten. Allein dieses Zischen alarmierte beide Rekruten, daher ließen sie jegliche Kommentare fallen und trotteten hinter der Lance-Korporalin her.
"Was geht eigentlich in euren Köpfen vor?", schrie Eca, nachdem sie um die erste Ecke gebogen waren. Humph unterließ den Witz mit dem Kobold lieber und blickte Eca nur unglücklich an.
"Ich hab eigentlich weit Besseres zu tun, als für euch die Anstandsdame zu spielen!", schrie sie weiter, "Aber nein, ihr müßt euch ja aufführen wie Gaspode wenn er mit ner Katze streitet!"
"Eca, wir...", aber Eca ließ Rina nicht ausreden: "Nichts Eca; für die nächsten Tage heißt das entweder Lance-Korporal oder Ma'm, habt ihr mich verstanden?"
Sie blickte Humph böse an, als hätte er etwas gesagt. Er nickte nur und wünschte nun, er hätte das andere Amulett bekommen und nicht sie.
"Hast du nicht was vergessen?". Sie funkelte ihn an.
Er schluckte: "Ja, Ma'm!"
"Und du?"
Rina seufzte und meinte: "Ja, Ma'm!"
"Na, das salutieren müßt ihr wohl noch lernen, was?"
"Nein, Ma'm", kam es wie aus einem Munde und beide salutierten.
"Schon besser....", meinte sie, "na ja, wenn ich euch schon am Hals hab könnt ihr ja gleich helfen. Hauptmann Lewton hat nämlich gemeint, ich sollte meinen Auftrag gleich daneben erledigen."
"Um was für einen Auftrag handelt es sich eigentlich, Lance-Korporal?", fragte Humph nach etwa einer halben Stunde Schweigen aller dreien.
"Wir müssen jemanden suchen."
"Ah, und wen, wenn ich fragen darf?"
"Hauptgefreite Angie LeFay."
"Oh, ist das nicht diese äußerst hübsche Person, mit der du befreundet bist?"
Eca sah Humph kurz überlegend an, bevor sie antwortete: "Ja, die mein ich. Hast du sie leicht öfter beobachtet?"
"Ääääääähm", Humph errötete, "nein, natürlich nicht, ich hab sie nur hie und da mit dir gesehen, beziehungsweise hat sie mit der Dunkelheit gesprochen, und die hat geantwortet, also hab ich angenommen das du es warst."
"Sie ist sehr hübsch nicht wahr?", sagte Rina hinter ihm schelmisch grinsend.
Humph sah böse zu ihr zurück und schloß seinen Mantel etwas, da ein kleiner Schauer seinen Rücken hinaufgekrochen war.
"Na ja, es kann ja nicht jede so ne schrecklich aussehende Schreckschraube wie du sein!", schnappte er zurück.
Rina schnappte Luft, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, fiel Eca ein: "Schluß, ihr beiden! Wir haben was zu tun!"
Humph nickte und fragte: "Was ist denn mit ihr passiert?"
"Sie ist von ihrem letzten Auftrag nicht zurückgekommen. Zumindest hat Lewton nichts von ihr gehört seitdem."
"Verstehe."
"Würd mich doch sehr wundern", murmelte Rina.
Jetzt funkelten sie beide böse an.
"Tschuldigung, Ma'm!"
"Auf jeden Fall habe ich jetzt die Aufgabe übernommen, sie zu suchen. Und ihr werdet mir gefälligst dabei helfen, klar?"
"Sicher, Ma'm!", sagte Humph.
"Rina?"
"Schon klar", murmelte diese leise.
"Gut. Das letzte Mal wurde sie in der Trommel gesehen, dort gehen wir als erstes hin, kommt mit."
"Was hat sie dort gemacht?", fragte Rina.
"Sie hat mit einem Informanten gesprochen, der anscheinend Ähnlichkeit mit einem Gemüse hatte."
"Was für ein Gemüse?", fragte Humph, um gleich darauf zu schreien: "Hör auf damit, ich seh nicht aus wie eine Kartoffel!"
Rina blinzelte ihn verwirrt an, während Ecatherina nur kurz verstehend nickte.
"Wir haben keine Ahnung, dieses Gemüse war keinem Augenzeugen bekannt, aber deswegen gehen wir auch noch einmal hin. Vielleicht hat einer dort diesen Mann gekannt."
"Hat der irgendein Problem?", fragte Rina leise, als Humph anscheinend wieder mit sich selbst stritt.
"Hm, man könnte es so sehen. Zumindest möchte ich nicht mit ihm tauschen."
"Ich verstehe."
"Könntest du mich vielleicht kurz mit ihm allein lassen?"
"Ähm, natürlich.", meinte Rina und blieb etwas zurück, natürlich so, daß sie gerade noch etwas hören konnte. Sie war immer schon eine Neugierige gewesen.
"Hör mal, versuch vor anderen dich etwas zurückzuhalten, ich weiß das der Kobold dich nervt, aber du könntest trotzdem etwas vorsichtiger sein, was das angeht."
"Ich weiß, Eca, aber manchmal bemerk ich gar nicht, daß ich etwas laut sag. Dann wenn er mich zu sehr ärgert, mein ich."
Eca seufzte. "Na gut, aber versuch's wenigstens. Für mich, ja?"
"Klar, du bist meine Schwester."
"Und das solltest du schon gar nicht laut sagen!", fuhr sie ihn an.
Plötzlich kam ein Aufschrei von hinten: "Ihr seid Geschwister?????"
"VERDAMMT!", entfuhr es beiden wie aus einem Mund.
--------Ecatherina Erschreckja------
"SO, JETZT MAL FÜR ALLE ZUM MITSCHREIBEN, ähm, nein, lassen wir das Schreiben lieber weg.", sie sah unschlüssig zu Humph und überlegte ob dieser überhaupt wusste, was das war.
"Solange ICH auf EUCH aufpassen muss, werdet ihr zwei gefälligst die KLAPPE halten. Keiner von euch wird nur einen Mucks rausbringen ohne das er gefragt wird, oder ICH VERDONNERE EUCH ZUM GEMEINSAMEN TRESENDIENST MIT GASH. Und AUF KEINEM FALL wirst DU..", sie zeigte, oder besser sie tippte auf Rinas Brust, "... deinen Mund über das eben gehörte zerreißen, VERSTANDEN?"
"JA, MÄM!", brachten beide mit aufgerissen Augen hervor und starrten Ecatherina an, die noch immer mit blutrotem Kopf böse auf sie hinabblickte - irgendwie schienen die beiden Rekruten während der Standpauke etwas geschrumpft zu sein.
"Gut das wir das geklärt haben. Jetzt erkläre ich euch mal den Sachverhalt damit ihr euch mal mit was anderem als Schimpftiraden den Kopf zerbrechen könnt.", sie straffte ihre Nicht-Uniform und versuchte autoritärer zu wirken.
"Vor ein paar Tagen hat Angie mir einen Zettel auf das Kellerfenster geklebt, auf dem stand, das sie Hilfe bräuchte. Aus unerklärlicher Dummheit heraus dachte ich, das er von Rina stammte und habe sie fälschlicherweise gerettet.", streng sah sie in ein fast engelhaft-unschuldiges Gesicht.
"Als Lewton zur Hilfe eilte, hab ich erfahren, dass eigentlich Angie diejenige war, die verschwunden und seit ihrem Aufenthalt bei der Trommel nicht mehr gesichtet worden ist. Durch verzwickte Umstände bin ich erst gestern wieder dazugekommen, der Sache näher auf den Grund zu gehen. Ich habe versucht, den Zettel zu finden, der zur Angies Treffen geführt hat. Leider habe ich von Tricia erfahren, dass dieser verschwunden sein soll und niemand mehr wisse, welchen Namen der Betreffende gehabt hat. Als ich dann heute auf dem Weg zur Trommel war, habe ich von meiner Einstufung als Babysitterin gehört und bin, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, nicht bester Laune. Also wäre es sehr hilfreich, wenn ihr mal etwas positives zum Fall beitragen würdet."
"Wir versuchen es ja.", Ecatherina zog eine Braue in die Höhe und erreichte damit ein sofort angeschlossenes "Mäm".
Zuerst ging Ecatherina selber rein, weil sie die einzige war, die keine Uniform trug; doch nachdem sie nicht wirklich etwas Sinnvolles von den Snobs in der Bahr erfahren hatte, schickte sie Rina, um ein wenig mit Geld wedelnd die Leute zu betörend. Sie wusste zwar, dass sie das als sog. Vorgesetzte nicht machen sollte, weil sie damit ihre Autorität ausnutzte, aber wen scherte dies schon? Rina hatte sowieso zu viel Geld und zu wenig Gelegenheiten, es auszugeben; noch dazu brauchte sie ja einen Freund, wie ihr ihre Eltern immer beizubringen versuchten.
"Bist du noch böse?", versuchte Humph ein Gespräch anzufangen, während Rina in der Bar ihre Sünden abbüßte.
"Ich war gar nicht böse. Du solltest mich nicht erleben wenn ich mal böse sein sollte.", flunkerte sie.
"Ich kann ja nichts dafür wenn sie dauernd nervt."
"Ich versteh dich ja, aber könnt ihr das nicht in eurer Freizeit machen? Ist das vielleicht zuviel verlangt?"
"Nein, natürlich nicht."
"Ich weiß ja, dass dein Kobold dich auch fertig macht, aber reicht es nicht schon, das alle Leute über dich munkeln?"
"He! Wer macht hier wen fertig?", tönte eine Stimme in Humphs Kopf, doch aufgrund akuter Lebensgefahr ignorierte er sie.
"Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn bekannt würde, dass wir Geschwister sind. DAS wäre peinlich.", sie unterbrach sich und überlegte einen Moment, ob sie es vielleicht übertreiben würde, immerhin hatte ihr Bruder auch Gefühle; kurze Zeit später verwarf sie diesen Gedanken wieder.
"Noch dazu...", plötzlich glaubte sie mit ihrem geschulten Gehör einen erstickten Schrei aus der Bar zu vernehmen und rannte hinein, weil sie vermutete, das diese Stimme Rina gehörte. Verblüfft trottete Humph ihr nach und als sie sich im Inneren befanden, war weit und breit kein Lebenszeichen von der Rekrutin zu erkennen. Sie durchsuchten das Lokal und befragten den Wirten, doch komischerweise konnte sich keiner an eine vorhin hier befindliche Wächterin erinnern, egal welche Personenbeschreibung sie gaben.
"Alle herhören! Ich bin Lance-Korporal Ecatherina Erschreckja, Abteilung RUM. Vor einer Woche ist hier eine Wächterin verschwunden und heute noch eine. Wenn mir nicht gleich jemand erklärt was hier los ist, dann stecke ich die ganze Kundschaft in den Knast! Langsam reichts!", das war das letzte was sie sagen konnte, bevor sie aus dem Lokal flog.
"So ein Mist! Hast du wenigstens etwas rausgefunden Humph?... Humph?", sie sah sich um, doch nirgends war etwas von ihm zu sehen. Da erinnerte sie sich, das er ihr ja geflüstert hatte, dass er aufs Klo müsse und gleich wieder kommen würde.
"Muss ich jetzt alles selber machen?"
Mittlerweile an einem stillen Örtchen:
Humph war gerade fertig mit dem Erleichtern geworden, als er ein dumpfes Poltern hinter einer Tür vernahm. Er trat näher und sah einen Zettel am Boden liegen, den er beim Hinweg, höchstwahrscheinlich wegen seiner Eile, übersehen hatte. Er hob ihn auf und erkannte Rinas Schriftzüge – er hatte ihr schon des öfteren über die Schulter geschaut und hoffte dabei etwas Interessantes zu finden. Er versuchte einzelne Buchstaben auszunehmen, in der Hoffnung, sie würden verständlich Wörter ergeben, gab es aber auf und wollte ihn von Eca vorlesen lassen. Er hatte eindeutig am Vorabend zu viel getrunken gehabt und nun verschwamm alles vor seinen Augen. Er wollte gerade gehen, als es plötzlich schwarz vor seinen Augen wurde. Mit Leichtigkeit wurde sein Körper von steinernen Händen hochgehoben und über eine genauso steinerne Schulter geschwungen. Der Zettel fiel zu Boden und gab ein paar schnell geschriebene Sätze frei: "Vorsicht! Hier ist etwas faul. Jemand hat was von Sklavenhändlern erzählt. Geht auf keinen Fall auf den Abort!".
Ecatherina wartete eine ganze Stunde lang, als sie langsam nervös wurde.
"War ich wirklich soo schlimm, dass mir alle davonlaufen? Ich hab’s ja net so gemeint.", mit Gewissensbissen betrat sie wieder das Lokal, aber nicht wie vorher als Gast, sondern als stumme Beobachterin. Sie wartete bis jemand die Bar verließ und schlüpfte dann durch die Tür in die nächste Dunkelheit. Vorbei an den vielen ihr vollkommen unsympathischen Gästen schlich sie sich Richtung Humphs theoretischen Aufenthaltsorts. Sie hörte ein paar verdächtige Geräusche hinter einer Tür und vernahm auch gedämpfte Stimmen. Sie schlich näher und fand einen ziemlich zertreten Zettel auf dem sie warnende Hinweise fand. Forschend sah sie sich um, als plötzlich eine Hand aus dem Nichts kam und sie am Genick zu fassen bekam.
"Sch.. Vampire!", konnte sie noch sagen bevor auch sie in Ohnmacht flog.
-------- Irina Lanfear --------
Rina erwachte vom Schaukeln eines Schiffes. Sie stöhnte leise und griff sich an die Stirn, auf der sich bereits eine große Beule zu bilden begann. Gedanklich verfluchte sie all jene Personen, die an diesem Schicksal schuld waren und wünschte ihnen möglichst ansteckende und üble Krankheiten an den Hals. Dann sah sie sich instinktiv um und versuchte, ihre Lage einzuschätzen. Sie registrierte, dass sie sich mit Eca und Humph, die beiden noch ohnmächtig am Boden lagen, in einem engen Raum befand, der ein kleines, vergittertes Fenster besaß. Es roch äußerst unangenehm und Licht gab es auch fast keines. Rina seufzte und überprüfte, ob ihre beiden Kollegen noch halbwegs unverletzt waren. Als sie Humph an der Stirn berührte, fuhr seine Hand blitzschnell hoch und packte die ihre. Er zischte: "Mach das ja nie wieder. Ich komm auch ganz gut ohne deine Hilfe zurecht."
Rina murmelte: "Na dann halt nicht." und wandte sich Eca zu, die es wohl am stärksten erwischt zu haben schien. Ihre Halsmuskulatur war blau verfärbt und wies einige dunkle Druckstellen auf.
Humph hatte sich inzwischen etwas erholt und fragte: "Wo sind wir hier? Was ist passiert?"
Rina antwortete schnippisch: "Wir sind auf einem Schiff, falls dus noch nicht gemerkt hast und was dir passiert ist, weiss ich nicht. Mir hat jemand kräftig auf den Kopf gehauen, als ich versucht habe, genaueres über Angies Verschwinden und diese Sklavenhändler herauszufinden. Hast du denn meine Nachricht nicht gelesen?"
"Öhm...... Die ist mir wohl entgangen. Wie geht es Eca?"
"Wüsste ich auch zu gerne. Sie ist noch immer ohnmächtig. Ich hoffe, sie hat nichts ernsteres abbekommen."
In diesem Moment kam aus Ecas Richtung ein unterdrücktes Stöhnen gefolgt von ein paar Flüchen, die ausreichten, Rinas Wangen rot zu färben. Sie war froh, dass man das bei diesen Lichtverhältnissen nur äußerst schlecht sehen konnte und meinte: "War wohl ein Irrtum. Eca geht es so gut wie eh und je."
"Ach, halt die Klappe. Ich versteh sowieso nicht, warum die ausgerechnet dich mitnehmen mussten. Sowas selten dämliches hab ich noch nie gesehen." fuhr Humph Rina an, die gar nicht wusste, was sie jetzt schon wieder falsches gesagt hatte. Bevor sie jedoch antworten konnte, schnauzte Eca: "Ich habe gesagt, ihr sollt ruhig sein und euch vertragen. Unsere Situation wird dadurch auch nicht gerade besser. Hat wer eine Idee, wohin wir unterwegs sind und wie wir abhauen können? Rina, hast du was über Angies Verschwinden herausbekommen?"
Die Rekrutin seufzte und antwortete: "Also, Punkt eins: Angie unterhielt sich mit diesem Gemüse und verschwand dann kurz Richtung Toilette, von wo sie nicht mehr zurückkam. Einige Leute in der Trommel munkelten, dass dieser Gemüsetyp ein übler Sklavenhändler sei, der es vor allem auf junge, hübsche Mädchen abgesehen hat........"
Humph rief dazwischen: "Und warum hat er dich dann mitgenommen?"
Rina sah ihn böse an und erwiderte: "Das gleiche könnte ich dich auch fragen, denn deine weiblichen Reize sind scheinbar sehr gut versteckt, Humphie-Schätzchen. .... Punkt zwei: Ich habe leider überhaupt keine Ahnung, wo wir derzeit sind und wohin wir gebracht werden. ....aber am wichtigsten....Punkt drei: Leider existiert noch kein Plan, wie wir hier am besten ausbrechen können."
Aus Humphs Ecke kam: "Und das sagt ausgerechnet unsere Einbrecherkönigin. Warum habe ich mich nur auf sowas Verrücktes eingelassen. Ich könnte jetzt in Ruhe irgendwo durch die Strassen patrouillieren, aber nein, diese kleine, verwöhnte Göre musste mich ja unbedingt provozieren.... und jetzt haben wir den Schlamassel."
Die Rekrutin schoss zurück: "Ach, jetzt hab ich dich wieder einmal provoziert. Wer hat mich denn heute Früh eine kleine verwöhnte Göre genannt? Soweit ich mich erinnern kann warst das doch du.... Und überhaupt, immer hackst du auf mir herum und gibst mir die Schuld, wenn bei dir mal wieder irgendwas schiefgelaufen ist. Das empfinde ich als eine große Beleidigung und......"
"WENN IHR ZWEI NICHT SOFORT RUHIG SEIT, BRAUCHT IHR EUCH GAR KEINE GEDANKEN MEHR ÜBER EUER WEITERES SCHICKSAL MACHEN...." donnerte Ecatherina.
Seltsamerweise verstummten daraufhin beide Rekruten und sahen sie mit großen Augen an.
Eca grinste selbstzufrieden und meinte: "Das ist schon besser. Ich liebe diese Stille. Jetzt lasst uns einen Plan schmieden. Ich habe schließlich nicht vor, hier ewig zu hocken."
Einige Stunden und mehrere tausend verworfene Pläne später ließen die drei Gefangenen ihre Köpfe hängen. Ihnen war noch immer kein vernünftiger Fluchtplan eingefallen, auch wenn sie alle vernünftigen, weniger vernünftigen und unsinnigen Alternativen durchgegangen waren. Der letzte Plan, den sie gerade eben verzweifelt verworfen hatten, sah unter anderem vor, dass Humph in Frauenkleidern die Schiffsbesatzung becircen (oder genauer gesagt ablenken) sollte, während Eca und Rina die Kontrolle über das Schiff erlangten. Dieser geniale Schachzug war leider, wie so viele vor ihm, an mehreren Punkten gescheitert: Humph weigerte sich standhaft, Frauenkleidung anzuziehen
[2], und weder Eca noch Rina hatten eine ungefähre Vorstellung davon, wie denn eigentlich ein Schiff zu steuern sei. Auch der Plan davor, der nur die geringfügige Änderung besaß, dass die beiden Wächterinnen über Bord sprangen, während Humph alle ablenkte, konnte im Endeffekt nicht in die Tat umgesetzt werden, da alle drei nicht schwimmen konnten. In Ankh-Morpork hatten sie einfach nicht soviel Wasser gehabt, um für den Ernstfall üben zu können.
So saßen die drei am Boden ihrer "Zelle", wie sie Rina inzwischen getauft hatte und malten sich aus, was wohl als nächstes auf sie zukommen würde.
Rina seufzte und blickte zum wohl dreitausendsten Mal aus dem kleinen Fenster. Sie wünschte sich inständig, dass sie heute im Bett geblieben wäre und sich von dem Einbruch vergangene Nacht ausgeschlafen hätte. In Gedanken versunken saß sie noch immer da, als sich ein kleiner Schlitz in der Tür öffnete und jemand drei Schüsseln hindurchschob. Der Rekrutin wurde alleine schon vom Anblick des Essens schlecht, während sich Humph und Eca auf ihre Portionen stürzten.
Danach lächelten beide zufrieden und meinten fast gleichzeitig: "Willst du deine Portion etwa nicht, Rina?"
Die Rekrutin schüttelte den Kopf und dachte bei sich, dass sie dringend aus dieser Zelle heraus musste. Eingesperrt zu sein, war ja schon schlimm genug, aber mit diesen zweien, die eindeutig irgendetwas vor ihr verbargen, in diesem Loch zu sitzen, das war ihr auf jeden Fall zu viel. Sie hoffte, dass sie von ihrem endgültigen Bestimmungsort leichter fliehen konnte, als von diesem verdammten Schiff. Mit diesem Gedanken schlief sie ein.
Rina kletterte auf das Dach des leerstehenden Gebäudes und betrachtete die Umgebung. Alles schien ruhig zu sein. Leise rannte sie über den Dachfirst, setzte zum Sprung an und landete auf dem nächsten Dach. Es dauerte kurz, bis sie ihre Balance wiedergefunden hatte und nicht mehr Gefahr lief, hinunterzufallen. Lautlos verfluchte sie die rutschenden Schindeln und machte sich dann daran, die Dachluke des Hauses aufzubrechen. Sie hatte diese Arbeit schon des öfteren gemacht und so keine Probleme, den schmalen Draht zu sehen, der ein Bestandteil der hausinternen Alarmanlage war. Wie so oft umging sie den Draht und öffnete die Luke. In genau diesem Moment heulte der Alarmdämon los. Die Wächterin reagierte blitzschnell und rannte los. Sie wusste zwar nicht, was schiefgegangen war, aber wenn sie in ein paar Sekunden noch hier wäre, könnte sie sich gleich persönlich bei der Diebesgilde vorstellen. Im Laufschritt erreichte sie die Dachkante und sprang aufs Nachbardach. Dabei rutschen jedoch ein paar Schindeln unter ihren Füssen weg und aus dem kontrollierten Sprung wurde etwas eindeutig unkontrollierbares. Rina schaffte es gerade noch, sich mit den Fingern an der Regenrinne des Nachbarhauses anzukrallen und so zu verhindern, dass sie ein paar Meter in die Tiefe stürzte. Über sich hörte sie etwas flattern. Plötzlich stand Panther am Rand des Daches und grinste selbstzufrieden. Er meinte: "Ich hab dir doch gesagt, dass sich das ständige Einbrechen irgendwann rächt."
Verzweifelt rief die Wächterin: "Panther, verdammt, zieh mich hoch. Ich kann mich nicht mehr lange halten....."
Hinter Panther erschien Herr Boggis, grinste teuflisch und meinte: "Da haben wir ja unseren Schattendieb. Wir möchten sie denn gerne sterben, Fräulein Lanfear?"
In dem Moment rutschten Rinas Finger von der Regenrinne ab. Im Fallen hörte sie noch das Gelächter der zwei Gestalten auf dem Dach...... Mit einem lauten Schrei fuhr Rina hoch. Humph bemerkte hämisch: "Na, einen Albtraum gehabt? Du solltest nicht soviel arbeiten. Das schadet der Gesundheit."
Rina entgegnete wütend: "Was geht es dich an, was und wie lange ich arbeite? Bist du meine Mutter, oder was?"
"Nein, aber ich muss schließlich derzeit mit deinem Geschrei leben. Ich hab ja hier keine andere Möglichkeit.."
"Glaubst du mir gefällt es, hier mit dir eingesperrt zu sein? Ich hasse dieses Schiff, aber am meisten hasse ich dich."
Ecatherina hielt sich demonstrativ die Ohren zu. Sie fand es absolut überflüssig, hier noch etwas zu sagen. Sollten sich die zwei Streithähne doch von ihr aus den Kopf einschlagen. Sie hatte jedenfalls ihr Bestes versucht.
"Genauso wie ich dich hasse. Ich frage mich noch immer, warum die gerade dich mitgenommen haben. Du hast doch gesagt, die suchen nach schönen Frauen."
"Das ist ja wohl die Höhe. Willst du etwa behaupten, ich bin so unansehnlich, dass mich nicht mal mehr ein Sklavenhändler mitnimmt? Das ist eine Frechheit!"
"Ich wollte nur sagen, dass der Sklavenhändler wohl nicht genau hingeschaut hat. Du weißt doch selber, das Angie eindeutig die Hübschere von euch beiden ist. Und bei deinem Mundwerk hätten sie dich nicht einmal geschenkt genommen..."
In genau diesem Moment ging die Tür auf und ein etwas untersetzterer Mann trat in die enge Zelle. Er war es gewöhnt, dass seine Gefangenen ihn anflehten oder stumm zu ihm aufsahen. Doch es war eindeutig noch nie passiert, dass seine "Sklaven" ihn einfach nicht wahrnahmen. Zwei der drei Personen in dem Raum stritten und sahen so aus, als würden sie sich gleich den Kopf einschlagen, während die dritte in einer Ecke saß, sich die Ohren zuhielt und leise mit geschlossenen Augen vor sich hinsang. Er räusperte sich und versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
"Und was mich schon immer an dir gestört hat, ist deine unglaubliche Arroganz. Da du reich bist, sind alle anderen natürlich weniger wert..."
"Das stimmt ja gar nicht. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, so etwas je gesagt zu haben. Aber du bist immer mies gelaunt und lässt das meistens an mir aus..."
"Alle meine Nerven, verschwinden in nem See, verschwinden in nem See...."
Der Sklavenhändler lief dunkelrot an und brüllte: "Gebt endlich Ruhe oder ich lasse euch fesseln und knebeln."
Seltsamerweise schien sein Gebrüll nicht viel Wirkung zu zeigen. Er schaffte es zwar, dass Ecatherina zu singen aufhörte und die beiden Streithähne für eine Sekunde den Mund hielten, doch während er sich noch räusperte und zu seiner prachtvollen Rede ansetzte, erklang schon wieder eine Stimme: "Es stimmt ja gar nicht, dass ich alles an dir auslasse. Du bist selber schuld, wenn du dauernd in meiner Umgebung bist und mich auf Schritt und Tritt verfolgst."
"Ich dich verfolgen? Wie komme ich dazu? Ich weiß mir sicher etwas besseres, als ausgerechnet hinter dir herzurennen. Du leidest doch an Verfolgungswahn."
Eca verdrehte inzwischen die Augen und hielt sich wieder die Ohren zu. Der Sklavenhändler war nahe daran, ein für alle Mal aus dem Geschäft auszusteigen und rauschte wutentbrannt zur Türe hinaus, um sein Versprechen einzuhalten.
Fünf Minuten später nahm Eca die Hände von den Ohren und seufzte erleichtert auf. Vor kurzem waren vier Gestalten in die Zelle gestürmt und hatten Humph und Rina gefesselt und geknebelt. Daraufhin war es in dem kleinen Raum sehr ruhig geworden, wenn man einmal von dem gedämpften Gemurmel der beiden Rekruten absah. Sie schafften es scheinbar tatsächlich, auch noch in diesem Zustand weiterzustreiten. Eca seufzte und wandte sich dem Mann zu, der gerade eben durch die Türe trat. Sie erkannte in ihm den rotgesichtigen Typen von vorher, der es nicht geschafft hatte, die beiden Streithähne zu bändigen. Er begann, eine furchtbar langweilige Ansprache zu halten, in deren Verlauf Eca mehrmals verstohlen gähnte. Endlich kam er zum Schluss und meinte: "Wir legen in wenigen Minuten an. Wenn du die zwei nicht ruhig stellst, dann tue ich es." Mit bösartigem Grinsen verließ er den Raum und knallte hinter sich die Türe zu.
Eca schimpfte vor sich hin und meinte zu den zwei noch immer sehr stillen Rekruten: "Das habt ihr jetzt davon. Ich habe euch gesagt, ihr sollt nur reden, wenn ihr gefragt werdet. Aber hört ihr je auf mich? Nein, und genau da liegt euer Problem. Ihr hört nicht zu, sondern streitet die ganze Zeit. Ich würde euch eindeutig raten, die Klappe zu halten. Ich habe nämlich gehört, dass einige Völker die Angewohnheit haben, Nervensägen wie euch die Zungen abzuschneiden." Mehr zu sich gewandt murmelte sie: "Ich sollte mal dringend mit Lav und Gonzo darüber reden, dass ich sicher nie wieder das Kindermädchen für diese zwei.... Subjekte spiele. Und ein Gefahrenzuschlag wäre an sich auch gar nicht so übel...."
Wenig später kam der Sklavenhändler mit seinen Kollegen zurück. Die Wächter bekamen Stoffsäcke über den Kopf gezogen und wurden in einem Wagen verladen. Nach einer endlos langen und rumpelnden Fahrt, in deren Verlauf Rina so ziemlich jeden verfluchte, der ihr in ihrem Leben schon einmal begegnet war, hielt dieses Ungetüm endlich an. Irgendwer packte sie und trug sie eine ganze Weile durch die Gegend. Innerlich revidierte Rina ihre Meinung über Schiffe und Karren (denn es gab scheinbar schlimmeres) und überlegte, warum sie eigentlich zur Wache gegangen war. Zu Hause war es doch so schön friedlich gewesen, wenn man mal von ihren Eltern absah. aber was das Beste war, dieser nervende Humph wäre ihr so nie über den Weg gelaufen..
Nach einer kleinen Ewigkeit stellte sie ihr Träger scheinbar auf den Boden und nahm ihr diesen stinkenden Sack vom Kopf. Rina sah, wie ein kleiner, untersetzter Mann auf sie zurannte und schrie: "Was habt ihr nur gemacht. Nehmt ihr sofort die Fesseln und diesen fürchterlichen Knebel ab. Das ist ja Menschenquälerei."
Die Wächterin grinste innerlich. Diese Aktion würde dieser seltsame Mann sicher noch bereuen.
--------Ecatherina Erschreckja------
Ecatherina öffnete langsam die Augen. Es war hier oben (anscheinend war dieser vor ihnen befindliche Palast auf einem Berg oder einer kleinen Anhöhe gebaut worden) sehr heiß und noch viel sonniger. Kurze Zeit war sie geblendet gewesen und als sie endlich wieder klar sehen konnte, erblickte sie einen Mann, der in weiße Tücher gewickelt war und nur Sandalen trug. Sie durchforschte die fremde Gegend mit interessierten Blicken. Hier schien alles viel freundlicher zu sein und schöner als in Ankh-Morpork. Das einzige bedrohliche waren die noch immer bei ihnen stehenden Sklavenhändler und der hinter ihnen befindliche Labyrinthgarten. Sie konnte ein paar eindeutige Fallen ausmachen und obwohl sie auf einer Anhöhe standen, war weit und breit kein Ende des Gartens in Sicht.
"Ihr seht ja gar nicht gut aus. Diese blauen Flecken und diese Blässe.", der Mann betrachtete alle drei forschend und untersuchte ihren Gesundheitszustand, um sich gleich hektisch bei den Männern zu beschweren.
"Ihr habt sie doch nicht gefoltert oder ihnen irgendwie anders Schaden zugefügt? Das ist gegen unsere Vereinbarung. Sie sind Sklaven und keine Tiere.", er funkelte die Männer böse an und Rina war schon dabei eine zynische Antwort zu geben, als sie einen deftigen Schlag in die Rippen verspürte, damit sie ruhig war. Der Fremde schnappte erschrocken nach Luft, rief die Wachen und ließ die Männer durch das Labyrinth nach unten geleiten, wobei er ihnen irgendwas von wegen "Das war unser letzter Handel, ihr Barbaren" nachschrie. Er löste die Fesseln der drei und bat sie, ihm zu folgen. Verdutzt standen sie alle einfach nur da und kamen dann zu dem Entschluss, dass es für den Anfang - und wegen der großen Anzahl an Wachen - besser wäre, kooperativ zu sein. Ecatherina, die die Bauweise und alles andere hier sehr faszinierend fand und wusste, dass man in Ephebe (alle Zeichen deuteten darauf hin, dass sie in der Stadt der Philosophen waren) als Sklave besser behandelt wurde, als in Ankh-Morpork als normaler Bürger, folgte als erste, und beide anderen schlossen sich auch gleich an. Sie durchstreiften ein wirklich prunkvolles Haus und kamen immer wieder an leicht bekleideten Sklavinnen vorbei, die die Neuankömmlinge freundlich grüßten. Humph hatte schon fast vergessen, was eigentlich los war und starrte nur mehr ziellos irgendwelche Frauen nach. Sie kamen in ein großes Zimmer, dass so aussah, als wäre es ein großer Kleiderschrank. Humph war gerade mit seinen Augen wo anders und merkte nicht, dass die Gruppe stoppte, sodass er geradewegs in den Fremden hineinrannte und lauthals fluchte. Daraufhin gab dieser ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und ermahnte ihn, sowas in Gegenwart von Damen und Herrschaften nicht mehr zu sagen. Eca konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und Rina war schon dabei, den Kleiderschrank auf schöne Kleidung zu durchstöbern. Sie fand ein enges, kurzes und luftiges Kleid in einer sehr schrillen Farbe. Der Fremde kramte auch kurz und holte eine schicke, kurze Hose plus dazupassendes Hemd hervor, dass trotzdem nicht sehr teuer aussah. Dann traf sein Blick Eca, sah sie von oben bis unten an, schüttelte kurz den Kopf und holte ein ähnliches Kleid wie das von Rina hervor. Ecatherina schrak zurück und verwickelte den Mann in eine anregende Diskussion über Farbenwahl und deren Nutzen, und wechselte dann unaufhörlich und gekonnt das Thema, bis bei Seidenraupen und deren Züchtung angelangt waren. Während Rina und Humph von anderen Sklaven, die dazugerufen wurden, nun gebeten wurden, sich umzuziehen, diskutierten die anderen beiden noch fröhlich weiter und vergaßen auf das Kleid, bis eine Glocke läutete und den Mann ins Hier und Jetzt zurück holte.
"Oh nein, der Tyrann wird bald seinen morgendlichen Sparziergang durch den Palast beginnen, bringt die zwei zu ihren Plätzen.", befahl er den Sklaven und sie brachten Rina und Humph, beide protestierend, weg. Dann sah er erfreut zu Eca, noch nie hatte er einen Sklaven gehabt der so gebildet und diskutierfreudig war, nahm sie an der Hand und führte sie eilig aus den Palast hinaus.
"Wache! Komm her.", rief er und übergab ihm Eca.
"Bring sie in die Stadt zum Philosophen Ibid. Sag ihm, damit begleiche ich meine Schuld. Sie erweist sich als sehr klug und wird eine Bereicherung als Sklavin für ihn sein."
"He, warte mal. So hab ich mir..", sie versuchte zu intervenieren, vor allem deswegen, weil sie von den anderen nicht getrennt werden wollte – wer wusste schon, was die beiden noch anstellen würden – wurde aber von dem Fremden gleich wieder unterbrochen.
"An deiner Stelle würde ich mich gut benehmen, dann hast du noch eine große Zukunft vor dir, Sklavin. In der Stadt hast du sicher mehr Freiheiten, aber mehr kann ich nicht für dich tun. Ich kann dir versichern, dass deine Freunde hier gut behandelt werden. Machs gut.", die Wache packte sie fest am Arm, verband ihr die Augen und eskortierte sie zu einem kleinen Häuschen im Garten. Dort kam ein Mann heraus und sagte ihnen, dass sie ihm folgen sollten. Er führte sie zu einer zweiten Passage und dort kam wieder ein Mann heraus und führte sie wieder ein Stück weiter. Eca versuchte sich die Reihenfolgen der Schritte zu merken, gab aber mit der Zeit auf. Sie wusste, nur ein Fehltritt würde ihr zum Verhängnis werden, wenn sie alleine das Labyrinth durchqueren wollte.
Rina wurde in ein Zimmer geführt, wo man ihr eine Wedel in die Hand gab und meinte, sie solle anfangen, den Staub zu entfernen. Das widerstrebte ihr sehr, immerhin hatten sie zu Hause für solche Tätigkeiten ein Zimmermädchen, noch dazu war es für ihren Geschmack schon sauber genug. Sie überlegte wie sie hier wieder rauskam, als eine Wache von der Seite kam und ihr mit einem dünnen Holzstäbchen auf die Finger schlug.
"Au! Was soll das verdammt."
"Du sollst arbeiten, Sklavin! Ich habe die Berechtigung dich zu schlagen, wenn du nicht sputest. Alle Privilegien, die ein Sklave normalerweise hat, also einen Tag pro Woche frei, die Erlaubnis für zwei Wochen im Jahr wegzulaufen, drei Mahlzeiten am Tag und keine Schläge, werden für dich erst dann wirksam, wenn der Aufseher entscheidet, dass du dich als Sklave fähig erweist. Also fang an zu putzen.", der Wächter stellte sich an die Wand und starrte Rina ganze Zeit an und wenn sie nicht arbeitete, raunzte oder schimpfte, gab er ihr jeweils einen Hieb – der in Vergleich zu den Schlägen in Ankh-Morpork eher als Streicheln zu bezeichnen wäre, aber auf Dauer ziemlich auf die Nerven ging.
Humph wurde in die Küche gebracht. Er sah sich um und fand, dass er noch nie einen so sauberen Arbeitsplatz gesehen hat, noch dazu waren hier alle gut gelaunt. Es wurde gelacht während man arbeitete und ein paar gebildete und ältere Sklaven diskutierten über die Einführung der neuen Erfindung eines der Philosophen, der versuchte, irgendwie Hitze in einem Gerät zu fangen und so ohne Feuer Fleisch zu grillen. Ein Wächter schubste Humph von hinten weiter und befahl ihm, dass er Kartoffeln schälen sollte. Er versuchte öfters aufzumüpfen, immerhin ließ er sich nicht gerne einfach so versklaven, noch dazu lachte ihn sein Kobold dauernd aus, doch nachdem seine Wache ihm dauernd mit einer Rute eine drüberzog und dann mit harter Strafarbeit drohte, ließ er sich dann zu einfachem Erdäpfeln putzen überreden.
Rina war mit dem Zimmer fertig und wurde in ein nächstes geführt, dass noch größer war. Sie seufzte und wollte eine Pause raushandeln, wurde aber mit einem Hieb dafür bestraft. Sie nahm sich gerade widerwillig das Bett vor, als sie aus nächste Nähe laute Musik und Gelächter hörte. Der Wächter sah erschrocken auf und verschwand dann schnell durch die Tür, ohne Rina mitzunehmen. Erfreut ließ sie den Wedel fallen und lugte auf den Flur hinaus. Es waren keine Wachen zu sehen und ein Stückchen weiter befand sich ein großer Saal, wo ein paar Leute tanzten. Von Neugierde gepackt trat sie näher und konnte mehrere Sklavinnen sehen, die sehr leicht bekleidet tanzten. In einer Ecke standen mehrere Sklaven und machten Musik und auf einem prunkvollen Sessel, der an einen Thron erinnerte, saß ein kleiner, dicker Mann und applaudierte. Rina drehte abrupt den Kopf, als sie einen bekannten Schemen ausmachte und sah unter den Tänzerinnen Angie, die sich lachend zu der Musik bewegte und irgendwie überhaupt nicht im Takt zu sein schien.
Humph hatte bereits blaue Flecken, denn er fluchte dauernd. Entweder mit sich selbst, was dem Aufpasser sehr seltsam vorkam, oder über die Sklaverei und die Männer, die sie in diese Lage gebracht hatten. Die Wache wollte gerade wieder zu schlagen, als Rina reinstürmte und ihn fast umrannte.
"Ähm, der Aufseher will dich dringend sehen. Es geht um, ähm, das Fest.", fing sie sofort an zu reden, damit er nicht auf blöde Gedanken kam und anfing Fragen zu stellen.
"Das Fest? Das ist doch erst nächste Woche. Was will er denn schon wieder?", ohne noch etwas zu sagen ging er fort und Rina setzte ein triumphierendes Lächeln auf.
"Tja, mein Lieber. Bin halt doch die einfallsreichere von uns beiden."
"Ach, sei still. Bin nicht in der Stimmung mit dir zu streiten."
"Ich habe Angie gefunden."
"Ach wirklich? Wo ist sie?", Humphs Miene erhellte sich wieder.
"Sie tanzt. Vor dem Tyrannen."
"Vor wem?"
"So heißt der kleine, fette Typ der über die Stadt herrscht, hab ich rausgefunden. Dann hab ich noch gehört, dass er sie in seinen Harem stecken will, oder so. Eigentlich gibt es ja keinen Harem hier, nur bevorzugte Sklaven oder so. Zumindest soll sie dahin. Und was ich noch rausgefunden habe ist..", sie grinste nun über beide Ohren, ".. dass man dich dort auch reinstecken will, als Aufpasser. Weil vor kurzen irgendwas passiert ist und sie nun mehr Aufpasser haben wollen. Ich glaub das hat was mit den Omnianern zu tun gehabt. Keine Ahnung, der Sklave war nicht sehr gebildet. Zumindest haben sie dich angefordert, also bei den Sklavenhändlern. Einen männlichen Sklaven den sie als Eunuchen anstellen können. Weil sie ihren Sklaven das nicht antun wollen."
"WAAAAS?", stocksteif fuhr er in die Höhe und hätte jemand in seinen Kopf reinhören können, hätte er ein schallendes Gelächter gehört, gefolgt von hämischen Sprüchen. Rina versuchte sich zu halten, musste dann aber doch lachen, erholte sich aber gleich wieder.
"Hm, ja. Die einzige die ich nicht gefunden hab, ist Eca. Sie ist spurlos verschwunden. Ich hab versucht mit ein paar Wachen zu reden, aber die sind ja sowas von stur."
"WIR MÜSSEN HIER WEG!!"
"Ja ja, reg dich ab. Das weiss ich auch. Bleibt nur die Frage wie. Der Palast ist durch ein Labyrinth umzäunt. Das soll sehr fallenreich sein, ohne Führer kommen wir da nie durch."
"Dann lasst dir verdammt noch mal was einfallen. Für was bist du denn sonst da. Ich will irgendwann mal Kinder haben."
"Ob Eca das gefallen würde?", sie grinste schief, ließ es aber wieder sein, angesichts der Tatsache, dass sie in einer Küche waren, und wenn sie jetzt anfangen würden zu streiten, dass nächstbeste zum Werfen in Griffnähe ein Messer wäre, und sie wüsste nicht wie sie das Eca erklären könnte.
"Hör bloß auf damit, du.. du.., ach wurscht. Ich will hier weg!", er stampfte schimpfend weg, wurde aber von Rina noch rechtzeitig eingeholt.
"Wenn du nicht willst, dass wir aufgehalten werden, dann lass das schimpfen und diesen Gesichtsausdruck weg. Das tun die Sklaven hier nicht, verstanden? Oder willst du wieder irgendwo eingesperrt werden?"
"Ja ja, schon gut.", vorsichtig schlichen sie sich fort und trafen auf ein paar Sklaven in der Nähe, die sie ausfragten, wie sie denn von hier weg kommen könnten. Diese waren sehr überrascht über diese Fragen, immerhin käme es ihnen nie in den Sinn freiwillig hier weg zu wollen, außer natürlich die zwei Wochen, wo sie Urlaub machen konnten.
"He, wart mal. Sag das noch mal."
"Na, wir dürfen zwei Wochen im Jahr weglaufen. Das steht uns zu."
"Hm, du kennst nicht zufällig drei Leute, die vorhaben, in nächster Zeit ihre Privilegien einzufordern, oder?", Rina setzte ihr süßestes Lächeln auf, klimperte ein paar mal mit ihren Wimpern und nach ein paar Überredungskünsten fand sie heraus, dass ein Palastgärtner und zwei Zofen morgen Richtung Tsort aufbrechen wollten.
"Ach, und wie willst du diese Leute überzeugen, dass sie uns gehen lassen sollen, anstatt selbst fort zu gehen?", fragte Humph, als sie sich wieder auf den Weg machten.
"Wer sagt denn, das wir sie fragen? Hm, wie wär’s denn, wenn die drei sich entschließen würden, schon heute wegzulaufen. Die Wachen kennen sicher nicht jeden Sklaven persönlich, und so wie sich die Sklaven hier benehmen, würden sie sicher nicht daran denken, dass wir sie hineinlegen wollen.", Humph überlegte kurz, kam dann auf den Entschluss, dass daran was Wahres dran war.
"In der großen Kleiderkammer ist sicher auch etwas für einen Gärtner zu finden. Zieh dich um und ich hol Angie, OK?"
"Na gut, aber beeil dich. Mir wird es hier immer unsympathischer."
Rina holte Angie, die aufgrund der guten Behandlung erst nach gelungener Überzeugung bereit war, dieses Paradies hier zu verlassen. Humph hatte eine Konfrontation mit einer Wache, als er unbefugt in die Kleiderkammer gehen wollte, doch der Typ war nicht darauf gefasst gewesen, dass ein Sklave sich so gut mit Raufereien auskannte. Zwei Schläge und er lag am Boden. Humph zerrte ihn in die Kammer und versteckte seinen Körper unter ein paar Kleidern, dann suchte er nach einem Gärtnerkostüm und fand auch gleich die Uniformen der drei Wächter (Eca hatte ihre Kleidung ja nicht ausgezogen), welche er in einem Sack verstaut mitnahm. Sie trafen sich an der Stelle wieder, wo sie von den Menschenhändlern vorhin abgesetzt wurden, und nachdem Angie den Wachen freundlichst erklärte, dass sie ihren wohlverdienten Weglaufurlaub antreten wollten, und wegen Problemen mit ein paar neuen, die von dem Aufseher ins Auge gefasst wurden und ständig Ärger machten, sie gleich heute und nicht erst morgen aufbrechen wollten. Einer der Wachen wollte zwar erst nachfragen gehen, konnte aber Angies Charme, nach dem sie die Bluse wegen der plötzlichen Hitze etwas weiter aufknöpfte, nicht mehr widerstehen und ließ dann alle drei passieren.
Froh kamen sie in der unteren Stadt an. Weiße kleine Häuser gab es hier und Menschen, die wie der Mann oben nur mit weißen Tüchern gekleidet waren, standen auf der Straße und diskutierten fröhlich über irgendwelche Themen. Hin und wieder kamen aus gewissen Lokalen Streitlaute heraus, welche darauf hindeuteten, dass ein paar Philosophen nicht gleicher Meinung waren. Sie überlegten, was sie nun tun sollten, bzw. ob sie Eca oben vergessen hatten, oder ob sie bereits einen Weg nach unten gefunden hatte, als plötzlich aus dem Nichts eine Stimme erklang.
"Da seid ihr ja endlich, dachte nicht, dass ihr heut noch kommt."
"Eca? Bist du auch weggelaufen?"
"Wer ich? Nein. Hab mit Ibid solange diskutiert bis er mich gehen hat lassen. Sturer Typ. Hab mich ein wenig umgesehen. Wenn wir nicht ein Boot finden, dass uns weg bringt, haben wir bald ein Problem."
-----Humph MeckDwarf-------
"Und? Ihr habt Boot gefunden?", fragte Mala.
"Was?", fragte Rina, die gerade erzählt hatte.
"Äh, ja, Mala, haben wir, sonst wären wir nicht hier, oder?", Eca lachte kurz auf
"Das wahr", meinte Mala.
"Und das haben wir genauso genommen Humph zu verdanken!", sagte Eca weiter und grinste ihren Bruder an.
Alle Blicke fielen nun auf den Wächter und er lief blutrot an.
"Erzähl weiter!", sagte die Elfe Gold Moon, die ihre Neugier nicht mehr aushielt, zu Humph.
"Äh, ja, wie Eca gerade sagte, haben wir ein Schiff gefunden…"
Nach einigen Minuten Suchens hatten die vier Wächter ein Boot gefunden, dass bald auslaufen würde. Der Kapitän des Schiffes (so wie es aussah sollte man eigentlich Fischkutter sagen) war eine etwas rüstige Frau.
"Jo, wen haben wir den da?", fragte sie und blickte zu Humph, als die Wächter in ihr Blickfeld kamen, "Wer bist denn du, Süßer?"
"Tag, Kapitän, wir suchen ein Boot, das uns nach Ankh-Morpork bringt.", fing Eca an, wurde aber sofort ignoriert.
"Willst du nich mein persönlicher Schiffsjung werdn, Kleener?"
"WAS?", schrie Humph, und Rina hielt ihm den Mund zu.
"Willst du nicht auch nach Hause?", flüsterte Rina.
"Schon, aber nicht so! Das kannst du nicht von mir verlangen!"
"Humph, wir haben kein Geld!!!"
Humph seufzte. "VERDAMMT!"
"Es ist jetzt leicht weiter erzählt. Der Kapitän meinte, wenn ich zu ihrer Verfügung stehe während der Fahrt, würden wir gratis nach Ankh-Morpork vberschifft werden. Was wir dann auch so machten.", schloss Humph.
Eca und Rina lachten laut auf.
"Ja, und wir haben keinen Tag etwas von ihm gesehen. Er war die gesamte Fahrt in der Kajüte des Kapitäns.
Humph lief noch mehr rot an.
"Und was ist mit dem Gemüsekopf passiert?", Gonzo merkte, dass Humph nicht darüber reden wollte und wechselte das Thema.
Humph blickte ihn dankend an und erzählte weiter:
Sie warne mehr oder weniger heil nach Ankh-Morpork zurück gekommen. Humph sah äußerst müde und zerschlissen aus. Die anderen Drei wollten ihn nicht fragen, was los sei. Erstens hatten sie sowieso eine Ahnung und zweitens antwortete er sowieso einsilbig.
"Wir sollten deinen Entführer finden, Angie.", meinte Eca.
"Ich find noch immer, dass es wunderschön dort war, also wozu?"
"Weil es ein Verbrechen war!", sagte Rina.
"Wie ihr meint. Humph, was meinst du?"
"Hm? Och, verhaften!"
Angie seufzte: "Na, gut. Dann suchen wir ihn mal."
"Wir fanden ihn schlussendlich. Sein richtiger Name war Franz Verschacherer. Wir verhafteten ihn und das ist an sich das Ende der Gesichte schloss Humph nun.
"Also das nenne ich eine gelungene Geschichte!", meinte Ras und winkte den Wirten herbei, "Ich spendier ne Runde, Wirt."
"Hey, ich dachte, wir bekommen etwas gratis?", fragte Humph.
"War gelogen.", Ras zuckte mit den Schultern und der Abend nahm wieder einmal einen feucht-fröhlichen Verlauf.
[1] siehe "Eine explosive Freundschaft"
[2] Er meinte, dass widerspräche seiner Religion.
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