Traummänner

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von Korporal Angie LeFay (RUM), Lance-Korporal Humph MeckDwarf (FROG)
Online seit 22. 09. 2001
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 Außerdem kommt vor: Rince

Zuerst wird Angies plötzlich aufgetauchter Ex-Verlobter entführt und dann dackelt ihr auch noch ein nervender Rekrut hinterher.
Wie soll das bloß enden?

Dafür vergebene Note: 12

-------Humph MeckDwarf-------
Es regnete. Humph war froh, daß sein Mantel mehr oder weniger wasserundurchlässig war und zog ihn fester. Er war etwas schlechter Laune, weil er bei diesem Wetter auf Streife geschickt worden war; obwohl es im so lieber war, als wenn die Sonne hinunterstechen würde. Nichtsdestotrotz war er jetzt durchnäßt und sein Tag war wieder einmal äußerst stressig gewesen, schließlich sind ihm mehrere Leute auf die Nerven gegangen, zum Beispiel eine Dame deren Hirtenhund auf einem Baum gewesen war und sich nicht mehr runter getraut hatte. Humph fragte sich noch immer, wie es der Hund dort rauf geschafft hatte, der Ast war ziemlich hoch gewesen. Er argwöhnte, daß sie ihn dort irgendwie hingeschafft haben mußte, aber er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie sie das bewerkstelligen hätte sollen. Und dann war da auch noch Schnapper gewesen, der einen Mann mit sich gezogen hatte und sich beschwert hatte, daß der seine Würstchen nicht gezahlt sondern gestohlen hatte. Die Sache hatte sich damit erklärt, daß Schnapper ausnahmsweise großzügig gewesen war, kurz darauf doch das Geld verlangt hatte und der Mann sich partout geweigert hatte, das zu zahlen. Der Mann hatte dann schweren Herzens doch bezahlt, allerdings nur die Hälfte des Würstchens. Die zweite Hälfte hatte er dann verärgert in Humphs Mund gestopft, welcher das dann auch noch zahlen hatte dürfen. Nachdem er sich dann eine halbe Stunde übergeben hatte, sich kurz in der Bahre den Mund mit Bier ausgespült hatte und dann auch noch unabsichtlich Gaspode in den Hintern getreten hatte (okay, es war nicht unabsichtlich gewesen, er war sauer gewesen und der Hund war gerade am Weg gestanden), war sein Tag gesamt deprimierend geworden. Gaspode hatte ihm darauf nämlich sämtliche Hunde der Stadt auf den Hals gehetzt und das hatte einige neue Löcher in seinen Mantel verursacht, abgesehen davon, daß seine Kondition nicht mehr die beste war und er sich somit zum heutigen zweiten Male übergeben hatte müssen.
"Gaspode war ziemlich böse gewesen, was?" Die Stimme des Kobolds klang äußerst belustigt.
"Ich an deiner Stelle wäre ruhig. Ich habe es mir überlegt, wenn du sowas wie ein Zauber bist, dann müßte ein Zauberer dich eigentlich wegbekommen, nicht?"
"Probiers doch. Ich würde aber nicht damit rechnen, daß du das überlebst, Kleiner."
"Wieso nicht?"
"Probiers, dann siehst es schon."
"Hm, ich glaub wir lassen das doch. Ich bin noch nicht so lebensmüde."
"Wird gut sein...."

Er war an der Wache angekommen, da kam ihm schon Feldwebel Lavaelous entgegen.
"Ah, Rekrut. Schön das du schon da bist. Ich habe da noch einen Spezialauftrag an dich!"
"Ja, Sir?"
"Ein Mann war hier und hat einen Brief für Angie LeFay abgegeben. Ich will keine Taube in dieses Wetter schicken, und da du eh schon naß bist..."
"Ich verstehe.". Humph warf dem Feldwebel einen bitterbösen Blick zu, den er geflissentlich ignorierte.
"Kennst du Obergefreite LeFay?"
"Flüchtig, Sir, sie ist eine Freundin von Eca und da seh ich sie hin und wieder."
"Gut, dann weißt du ja, wo du sie findest und wie sie aussieht. Hier hast du den Brief. Versuch es schnell zu schaffen, ich weiß nicht, wann sie aus hat. Danach kannst du direkt nachhause gehen"
Humph seufzte, salutierte und ging laut fluchend Richtung Pseudopolis-Platz davon. Lavaelous schaute ihn kurz nach und ging dann in sein Büro, um seine Berichte fertig zu lesen.

Als er an der Tür zur Abteilung R.U.M. angekommen war, kam ihm gerade Eca entgegen.
"Eca, ist Angie noch da drin?"
Eca sah ihn kurz an, wobei er ihren Ärger deutlich sah. "Angie, ja, die ist noch da. Paß aber auf, daß dir nichts passiert da drin."
"Ist irgendwas passiert?"
"Das geht dich nichts an!" Sie beschleunigte ihren Schritt und er sah ihr verwundert nach. Warum sollte er aufpassen, was sollte schon in der Wache passieren?
Er ging hinein und sah Angie LeFay gerade über einen Schreibtisch gebeugt auf der anderen Seite des Raumes. Da er das schnell hinter sich bringen wollte ging er etwas schneller. Plötzlich hörte er einen großen Knall in seinem Kopf und Sterne explodierten in seinem Gesicht. Alle lachten. Noch während Humph sich die Nase rieb und grübelte, warum zum Kuckuck ein Rechen mitten im Wachraum lag, grüßte er Angie und gab ihr schweigend den Brief in die Hand.

Hallo Angie!
Komm doch bitte heut abend in Frau Kuchens Haus. Ich wart dort auf dich.
Ein Freund
"Von Eca?", fragte sie Humph, der mittlerweile versuchte seine blutende Nase mit Papier voll zu stopfen, damit die Blutung endlich endete.
"Wie? Was? Nein, ein Mann soll das Lavaelous gegeben haben. Ist es wichtig?"
"Jemand wartet in Frau Kuchens Haus auf mich. Wohnst du nicht mit Eca dort."
"Ja, wieso?"
"Na, dann kannst du mich ja hinbegleiten!" Sie lächelte ihn an, hakte sich bei ihm ein und ging fröhlich aus der Tür.

Humph fragte sich gerade, wie jemand bei dem Wetter so fröhlich und gesprächig sein konnte. Sie mußte doch ertrinken, bei soviel Reden im Regen! Er versuchte die Überinformation über Angies Vergangenheit, Gegenwart und angestrebte Zukunft zu verarbeiten, da waren die beiden schon in Blickfeld des Hauses. Plötzlich hörten beide einen erstickten Schrei und sah drei Gestalten in der Nähe das Hauses. Zwei von ihnen schienen den dritten in Richtung Dunkelheit zu zerren.
Angie bekam kurz große Augen und sagte: "Das gibt es nicht!" Schon war sie in die Richtung unterwegs, in die die Männer verschwunden waren. Humph fluchte kurz und rannte ihr nach. Einigen Ecken und Strassen weiter hielten die beiden an und zum ersten Mal hörte Humph Angie fluchen.
"Kanntest du den Mann?"
"Kann man so sagen! Er war mal mein Verlobter!", sagte sie keuchend.


++++ Angie LeFay ++++-


"Verlobter, war?" fragte Humph irritiert "ich wusste gar nicht dass du verheiratet bist"
"Bin ich auch nicht" antwortete Angie und warf ihm einen giftigen Blick zu.
"Ich frag sie nicht" murmelte Humph
"Wen fragst du was nicht?" Angie war gerade dabei ihre langen Haare auszuwinden, und stellte diese Frage mehr mechanisch als aus Interesse.
"Äähm nichts, ich habe mit jemand anderen gesprochen."
Angie sah sich irritiert um, "mit wem denn, ich sehe außer uns keine Idioten, die hier im Regen rumstehen." Angie versuchte ihre mittlerweile vom Wasser geglättete Lockenpracht unter einer seltsamen Haube aus blauem Gummi unterzubringen.
"Wie gehen wir jetzt vor?" Humph drehte sich zu Angie und musste sich zusammenreißen bei deren Anblick nicht laut zu lachen, als es ihm doch gerade entwischen wollte, wurde er sich der Tatsache bewusst dass auch er nicht weniger wie ein begossener Puddel wirkte und verkniff es sich nochmals.
"Sie soll es auch so schnell nicht erfahren", Humph war bemüht während der Konversation mit seinem Kobold keinen Ton von sich zu geben.
"Hast du was gesagt?"
"Äähm nein, nur ein wenig laut gedacht."
"Also, was machen wir jetzt?" lenkte Humph noch mal ab.
"Wir?" Angie sah ihm entrüstet an.
"Na sicher wir, wir sind beide Wächter und es war eindeutig dass hier jemand unlizenziert entführt wurde" Humph überlegte kurz ob es auch eine Entführergilde gab.
"Du geh nach Hause schlafen, ich werde mich zu Rince begeben und der wird entscheiden wie es in diesem Fall weitergeht" antwortete Angie geistesabwesend. Das plötzliche Auftauchen von Ronaldo hatte einige verdrängte Gefühle in ihr geweckt. Bilder von spielenden Kindern, von heimlich küssenden Jugendlichen und einer Verlobten, die aus Panik flüchtete formten vor ihren Augen einen Film, einen Film, den sie für beendet gehalten hatte und nun schien es als würde doch noch eine Fortsetzung gedreht. Das alles brachte Angie vollkommen aus dem Konzept. Sie wollte jetzt alleine sein, alleine nachdenken, nachdenken darüber ob sie sich freuen sollte und ihn nach erfolgter Befreiung um den Hals fallen, oder ob sie ihn dafür hassen sollte.

Humph beobachtete inzwischen eine völlig verstörte Kollegin, die irgendwo war, nur nicht hier.
"Das ist deine Chance" rumorte der Kobold in seinem Kopf.
"Chance wozu?"
"Na meinst du ich merke nicht, wie sehr dich ihr Anblick verwirrt?"
"Tut er nicht"
"Tut er doch"
"Tut er nicht"
"Tut er doch"
"Halt dein Maul"
"Jetzt ist sie schwach und verletzt, das musst du ausnützen wenn du sie willst"
"Ich will sie nicht, sie ist meine Kollegin und vielleicht auch mal Vorgesetzte und ausserdem ist sie die Freundin meiner Schwester" brüllte Humph und stopfte sich im selben Moment die Hand in den Mund. Angie war zum Glück so in ihre Gedanken versunken, dass sie es nicht gehört hatte. Humph sah sich kurz um, doch niemand sonst wagte sich bei diesem Wetter auf die Straße. Er konzentrierte seinen Blick wieder auf die Wächterin und beschloss, dass es besser war sie alleine zu lassen, als es plötzlich schien,
als ob die Tropfen in ihrem Gesicht nicht nur vom Regen stammten.
"Alles in Ordnung?" fragte Humph und legte beschützend den Arm um Angies Schultern. Diese grub ihr Gesicht in seinen Umhang und begann zu schluchzen. Einige Minuten verbrachten die beide in dieser Position, bis Humph spürte, dass das Wasser seinen Umhang passiert hatte und sich immer mehr in Richtung seiner Unterwäsche durchschlug.
"Komm, ich bring dich mal ins Trockene."
Angie reagierte mit einem etwas lauterem Schluchzen und ließ sich ohne Widerstand fortführen.
"Genau, nur weiter so" trällerte der Kobold in seinem Kopf
"Ach halt doch endlich deine Klappe" zischte Humph und hoffte, dass er zu Haus noch die eine oder andere Flasche Wein finden konnte.

Nachdem sie einige Minuten später Frau Kuchens Haus erreicht hatten, führte Humph die immer noch schluchzende Angie in sein Zimmer. Dort begann sie geistesabwesend ihre nasse Kleidung abzulegen, was Humph wieder völlig aus dem Konzept brachte, da so ziemlich alles was Angie trug nass war. Als sie im Begriff war ihr eh schon sehr knappes und durchscheinendes T-Shirt vom Körper zu schälen "wie sie nur zu so einem Körper kommt, sie weiß ja gar nicht wie gut sie aussieht", Humph musste sich zusammenreißen, reichte Angie ein Handtuch und ein T-Shirt von ihm und verließ sicherheitshalber für einige Minuten das Zimmer. Als er wieder zurückkehrte hatte Angie ihre nassen Klamotten im Zimmer verstreut und sie lag friedlich schlummernd auf Humphs Bett. Humph deckte sie zu, machte es sich selbst am Sessel bequem und dachte darüber nach ob er sich um seine Kollegin Sorgen machen musste, während er sich einer Flasche Wein hingab um seinen lästigen Mitbewohner zum Schweigen zu bringen.

Angie erwachte verwirrt in einem fremden Bett. Als sie den Kopf hob konnte sie einen Stuhl erkennen auf welchem jemand döste, daneben lag eine zerbrochene Flasche. Sie rieb sich die Augen und konnte den seltsamen Rekruten, der immer seltsames Zeugs zu sich selbst murmelte, wiedererkennen und plötzlich traten die Ereignisse des vorangegangenen Abend in ihr Bewusstsein. Schamesröte eroberte ihr Gesicht. Angie suchte ihre Klamotten zusammen und verließ blitzartig das Zimmer, allerdings mit dem Unterschied, dass sich ein Blitz weitaus leiser und graziler fortbewegte. Sie musste Ronaldo finden, sie musste wissen, warum er hier war und sie musste wissen ob er in Gefahr war. Das Bild eines äußerst attraktiven Wolfes tauchte vor ihrem inneren Auge auf und schlechtes Gewissen befiel sie. Egal, sie musste sich auf das Wesentliche konzentrieren. Sie machte sich auf den Heimweg, zuallererst brauchte sie trockene Kleider, die Vase und den Bilderrahmen würde sie Humph später mal ersetzten.

Zwei Stunden später betrat Angie das Büro von Rince um es eine Sekunde später wieder zu verlassen. Sie stand vor der Tür und bereute es, dass sie bei ihrem gestrigen Ausflug auf die Gesellschaft des Rekruten bestanden hatte. Dann überwand sie sich doch, sie konnte sich ja nicht ewig vor Humph verstecken und betrat das Büro abermals, diesmal war sie darauf vorbereitet, was allerdings ein tomatenrotes Gesicht nicht vermeiden konnte. Auch Humph drehte den Kopf bei ihrem Anblick etwas zur Seite.
"Haben Sie sich nun doch entschlossen uns Gesellschaft zu leisten, Obergefreite?"
Angie salutierte. "Äähm, ja, Sir"
"Also, Ihr Kollege W MeckDwarf, hat mir schon alle Einzelheiten von ihrem gestrigen Erlebnis erzählt" fuhr Rince fort.
"Alle Einzelheiten?" fragte Angie nervös, die sich peinlich an einen Gefühlsausbruch ihrerseits erinnerte. (Angie redete zwar viel und jeder dem sie mal begegnet war kannte ihre Lebensgeschichte, doch diese eigentlich sehr sachlich erzählt. Seit sie einmal vor ihren eigenen Gefühlen davon gelaufen war, hatte sie nie mehr öffentlich eine Träne vergossen.)
"Sicher doch" antwortete Rince etwas irritiert "von der Entführung und dass ihr keinen Anhaltspunkt habt und dass durch den Regen auch keine Spuren mehr erkennbar waren."
Dankbar blickte Angie zu Humph, er hatte also nichts von ihrem Fiasko erzählt, auch hatte er nichts davon gesagt, dass Angie den Entführten kannte. Doch darüber kam sie nicht weg, irgendwann müsste sie es Rince sagen und vor allem war dies der einzige Anhaltspunkt den sie hatte.
"Ähhm, tja, Sir" stocherte Angie Laute in die Luft
"Ja, Obergefreite?"
"Humph konnte das nicht wissen, aber, aber, aber ..."
"Ja?"
"Ähhm, der Entführte, ich glaube ich habe darin meinen Ex-Verlobten erkannt" sprudelte es endlich aus Angies Mund.
"Ja und?" antwortete der Kommandeur "das ist ja umso besser, wer kennt einen Mann besser als die Ex-Verlobte. Dann werde ich dir gleich den Fall übertragen, du weißt ja dann eh am besten wo du zu ermitteln anfangen kannst, du müsstest dann ja die Gesellschaft in der er verkehrt kennen usw. Und unsern Rekruten nimmst du auch gleich mal mit, damit er lernt was richtige Wächterarbeit ist." Rince erhob sich ächzend aus seinem Sessel und schob die beiden mittels seiner Masse zur Tür.
"Aber, er ist ..."
"Ich erwarte heute Abend einen Zwischenbericht eurer Ermittlungen"
"Aber Sir, er ist nicht ...."
"Ach ja und falls ihr Hilfe benötigt wendet euch an ..."
"Ronaldo ist aber nicht ...."
"... Lewton, er übernimmt heute meine Vertretung, ich habe ..."
Rince hatte sie aus dem Büro gedrängt und die Tür geschlossen
"Ja Sir" murmelte Angie und salutierte nachträglich.
"Seltsam, so hat sich der Kommandeur noch nie verhalten, schon allein die Tatsache dass er sich freiwillig ..." dachte Angie bei sich. Sie blickte in das Gesicht eines verlegenen Rekruten.
"Ich würde mal vorschlagen, was gestern war, bleibt unter uns" sagte Angie in einem Ton zu ihm, der kein Wiedersprechen duldete.
"Okay Ma'am" antwortete Humph.

"An der musst du dranbleiben" ertönte eine Stimme in seinem Kopf.
"Sie hat einen Verlobten" antwortete Humph gedankenverloren.
"Ich/Sie hatte einen" ertönten Angies und Kobolds Stimme gleichzeitig "außerdem brauchst du von mir nicht in der dritten Person zu sprechen" sie warf ihm einen giftigen Blick zu.

Angie marschierte schnurstracks in ihr Büro und hätte fast Humph die Tür auf die Nase geknallt als er ihr hinterher wollte.
"Was willst du denn noch hier?" fauchte ihn Angie an. Irgendwie war ihr Leben gerade dabei aus den Fugen zu geraten und dann war da immer diese seltsame Rekrut in der Nähe, zuerst um ihr den Arm um die Schulter zu legen, viel zu nett, und sie dazu zu bringen peinlichst ihr Herz auszuschütten. "Ach hätte er mich doch nur im Regen stehen lassen" sie musste sich bemühen dies ihm nicht auch ins Gesicht zu schleudern. Und dann, dann war er noch vor ihr bei Rince, zum Glück war der heut irgendwie anders. "Ach"
seufzte sie, am liebsten hätte sie sich die nächsten Tage in einem Mäuseloch verkrochen, um dann irgendwann aufzuwachen und zu merken dass dies nur ein Traum war. Doch leider war dies kein Traum, dessen war sie ganz sicher.
"Tut mir leid" murmelte sie in Richtung Humph, der gerade bemüht war sich bei dem Anblick der Zimmereinrichtung nicht zu übergeben und schob ihm einen Sessel hin.
"Schon gut" antwortete Humph und zu seinem Kobold "Sei froh dass du nichts sehen kannst"
"Wusstest du dass er in der Stadt ist?" wollte er eine Konversation mit Angie beginnen.
"Mmmm" antwortete sie und starrte wieder mal, wie so oft in den letzten Stunden, wenn sie nicht gerade spärlichst bekleidet in seinem Bett schlief (Humph wurde jetzt erst die Ironie dieser Situation klar).
"Hallo, willst du dich jetzt ewig selbstbemitleiden oder lösen wir nun endlich den Fall?"
Angie schreckte durch die herumfuchtelnden Hände vor ihrem Gesicht auf.
"Ähh, tja, okay, du hast recht, ich sollte mich besser konzentrieren", ihr Blick schien wieder ins Jenseits zu gleiten, noch rechtzeitig hackte Humph ein.
"Ach ja, und wo beginnen wir? Ich mein, außer dass er dein Verlobter ist ähhm tschuldigung war (Humph überlegte, dass es ein Wunder war, dass er sich noch nicht von der Brücke gestürzt hatte nachdem er von so einer Frau verlassen wurde) haben wir keinen Anhaltspunkt. Also, was weißt du über ihn, ich mein ja nur, damit wir anfangen können zu ermitteln."
Angie dachte an einen muskulösen Körper, an freche lange Haare, die die winzige Narbe über dem Ohr bedeckten, welche sie so gern geküsst hatte und die ein Mitbringsel aus Kindertagen war, sie dachte an Küsse, die ihren Körper verwöhnten ...
"Tja, also" sie musste sich kurz fassen "ähm, also er kommt aus Gennua"
"Dann muss er entweder mit der Postkutsche oder auf selben Wege wie du hergekommen sein" grinste Humph
"Also ich denke kaum, dass er auf selben Wege wie ich hierhergefunden hätte, als Mann hätte er da keine zwei Tage überlebt" konterte Angie die nicht gemerkt hatte, dass Humph einen Scherz machte.
"Nun gut, dann sollten wir zuerst mal die Betreiber der Kutsche aufsuchen, vielleicht wissen diese das Hotel in dem er abgestiegen ist oder mit wem er gekommen ist."
"Hast du eigentlich eine Ahnung warum er hier ist?"
Angie schmolz bei der Phantasie, dass sich ihr Ronaldo aufgemacht hatte um ihr zu folgen, sie zu retten und neu zu erobern. Ja, wenn sie ihn von diesen bösen Menschen befreit hatten, würde sie mit ihm zurück nach Gennua reisen und ein neues Leben beginnen, nein sie musste nicht mehr vor ihren Gefühlen weglaufen, nun war sie sicher.
"Er wollte mich zurückerobern" antwortete sie trocken "warum sollte er sonst nach Ankh Morpork kommen?"
"Was ist, gehen wir?" fragte Humph Angie, die gerade damit beschäftigt war sich vorzustellen wie Ronaldo ihre Brü....
"Wohin? ... ahja, Postkutsche"
Humph verlies fluchtartig das Büro um den Abort aufzusuchen. Zuerst wenig Schlaf und zu viel Alkohol, diese Frau und dann auch noch diese Überflutung seiner Sinne, vor allem des Sehnerves in diesem mehr als farbenprächtig eingerichteten Büro, das war etwas zu viel für seinen Magen. Angie verschloss inzwischen die Tür zu ihrem Büro, verstaute, nicht unbedingt geistesgegenwärtig, einen Briefumschlag der an der Außenseite ihrer Tür klebte in einer grell gelben Handtasche (die sich mit ihrer Uniform nicht nur schlug, sondern wahrlich prügelte), ohne zu sehen was sich darin befand und wartete in sinnlichen Gedanken versunken auf ihren Partner, der anscheinend in diesem Fall das Denken für zwei übernehmen musste.

Wenig später fand man die beiden ratlos am HGAP (Hier-gibt's-alles-Platz) herumlungern. Der Besuch bei der Postkutsche hatte keinen Erfolg gebracht. Man erinnerte sich zwar an einen Ronaldo aus Gennua, allerdings konnte man dort nicht mit mehr Informationen aufwarten.
"Aber warum sollten ihn jemand entführen?"
"Keine Ahnung"
Minuten des Schweigens
"Was machen wir jetzt?"
"Warten"
"Worauf?"
"Dass sich der Entführer meldet"
"Und wenn er schon tot ist?"
Angie warf Humph einen fast tödlichen Blick entgegen. Plötzlich begann sie in ihrer Handtasche - welche Humph für sehr geschmacklos empfand - zu kramen und holte ein Kuvert hervor.
"Was ist das?"
"Ein Briefumschlag" verächtlich blickte Angie in Richtung Rekrut.
"Und was ist drinnen?"
"Weiss ich nicht?"
"Willst du nicht reinsehen?"
"Doch"
"Woher hast du ihn?"
"Ist vorhin auf meiner Türe geklebt"
"Du hast ihn also schon länger?"
"Ja"
"Und warum hast du noch nicht reingesehen?"
"Hab vergessen" Sie schickte abermals nen giftigen Blick zu Humph der allmählich nervte.
"Und öffnest du ihn nicht?"
"Bin grad dabei" antwortete Angie und schnitt sich bei dem Versuch das Papier zu zerreißen.
"Darf ich?"
Angie reichte Humph den Umschlag.
"Aber nicht lesen, vielleicht ist es was privates."
Humph reichte Angie einen zusammengefalteten Zettel, welche ihn öffnete und las. Ihr Gesicht wandelte sich kurz in Stein.
"Was steht drinnen?"
"Geht dich nichts an" Angie grinste ihm ins Gesicht, jetzt konnte sie nerven.
"Warum nicht"
"Nur so"
"Ist es privat?"
"Nein"
"Hat es was mit dem Fall zu tun?"
"Ein wenig", obwohl Angie nicht zum Lachen zumute war, dieses Spiel gefiel ihr.
Nach mehrmaligen hin und her reichte sie Humph den Zettel:

---------Humph MeckDwarf-----------


-
"Was? Oh, ja, der Brief.", sie öffnete die Augen und nahm schnell die Hände vom Körper.
"Verdammt, es schaut so aus, als würd ich mehr denken müssen als ich mir vorgestellt habe. Warum müssen intelligente Menschen eigentlich zum sabbernden Vollidioten werden, wenns um das andere Geschlecht geht."
"Das mußt gerade du sagen! Du sabberst ja selber ihr nach. Übrigens würd ich mich an deiner Stelle langsam zusammenreißen, der kleine Humphie wird langsam auffällig.", der Kobold kicherte.
Humph sah erschreckt an sich hinunter und entdeckte, was der Kobold gemeint hatte. Sein Gesicht wurde noch roter und er dankte Gott für seinen Mantel. Er zog ihn fester und machte drei der unteren Knöpfe zu. Währenddessen schien Angie sich wieder einige nettere Gedanken gemaacht zu haben und starrte starr geradeaus.
"Angie, wir sollten jetzt überlegen, was wir weiter tun."
"Wie, oh, schon ok, du hast recht. Dieser Brief macht mir Angst."
Humph sah sie mit hochgezogener Augenbraue an, sie war nicht der Typ danach, ihre Gefühle so ehrlich vor ihm zu zeigen. Er schob es auf die derzeitige Gefühlsverwirrung.
"Ich weiß, aber wir holen ihn da schon raus", versuchte er sie vergeblich zu beruhigen, aber sie schien das gar nicht zu hören. "Also, was denkst du sollen wir jetzt tun, Angie. Derzeit scheint der Erpresser alle Karten in der Hand zu haben."
"Karten? Wie? Oh, so meinst du das. Hm, er hat nicht reingeschrieben wie ich ihn erreichen soll, also schätze ich entweder gibt es noch einen Brief oder er kommt zu mir."
"Klingt logisch. Dann sollten wir mal bei dir daheim nachsehen."
"Hm, ja, könnten wir, derzeit fällt mir nichts anderes ein."

Eine halbe Stunde später waren sie bei ihr daheim. Er beschwerte sich gar nicht wegen ihres eigentümlichen Geschmackes was Einrichtung angeht. Erstens hörte sie jetzt sowieso nicht zu und zweitens wollte er sie nicht unbedingt vor den Kopf stoßen, auch wenn sie es mittlerweile wahrscheinlich gewöhnt war. Tatsächlich fanden sie einen Brief auf ihrem Bett:
Okay, Herzchen. Da ich annehme, daß du schon in der Wache warst und eine Liste gemacht hast, sehen wir uns um Mitternacht im Hafen. Dort find ich dich schon. Komm allein, sonst bekommst du nur das Bein von deinem Verlobten zu sehen.
Gezeichnet Herr X, der Entführer.
"Tja, Humph sieht aus, als würde unsere Zusammenarbeit hier enden!", sagte sie scharf zu ihm.
"Angie, das schaffst du nicht allein! Schon gar nicht in dem Zustand! Du bist total verwirrt!"
"Keine Diskussionen, Humph. Ich muß allein dorthin gehen und diese Idioten verhaften."
"Hör zu, Angie, ich hab dich sehr, sehr gern. Ich kann dich nicht allein dorthin gehen lassen, ich mach mir Sorgen um dich. Zwing mich nicht dazu, zu Rince oder Lewton zu gehen und dich von dem Fall abziehen zu lassen!", er hatte ihr Gesicht in seine Hände genommen und sah ihr in die Augen.
"Das wagst du nicht.", sie blinzelte ihn bös an, "Und selbst wenn, geh ich dorthin, egal was passiert."
Verschiedenste Gefühle traten Humph ins Gesicht. Unglauben, Unwissen, Liebe, Lust, Sorge und alles mögliche. Er versuchte zuerst den Impuls zu unterdrücken, dann küsste er sie doch, stand auf und ging. Er hinterließ eine ziemlich verwirrte und saure Angie LeFay.

Kurz vor Mitternacht stand sie im Hafen und wartete nervös. Sie war wieder in Gedanken über ihren Ronaldo vertieft und verlor sich in Gedanken über vergangene und schöne Tage. Mehrere Meter hinter ihr war auch Humph in Gedanken vertieft. Er überlegte sich, was er sich da erlaubt hatte heute nachmittag und wie er das wieder gutmachen konnte. Plötzlich riss ihn der Kobold aus den Gedanken: "Vergiß das jetzt, da kommt wer." Tatsächlich kam ein Schatten langsam auf Angie zu, den sie anscheinend noch nicht bem
erkt hatte. Humph zog den Mantel etwas enger, er wußte das dies ihn im Dunkeln schlechter sichtbar machte. Er hatte sich in letzter Zeit zur Gewohnheit gemacht, sich im Dunkeln zu bewegen, da es immer so blöd aussah, wenn er neben Eca spazierte und redete und ihn alle für vollkommen verrückt hielten (*1). So hatte er wenigstens gelernt sich einigermaßen unsichtbar zu halten, wenn es nötig war.
Der Mann war nun bei Angie angekommen und legte nun die Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte merklich zusammen und drehte sich zu ihm um. Es war ein schon etwas älterer Mann, etwas in den späten Sechzigern. Er lächelte sie an und bat sie mitzukommen, besser gesagt er befahl es. Die beiden gingen nun in Richtung eines dunklen Hauses. Humph folgte ihnen so leise wie möglich und hoffte, daß Angies Ruf ihn nicht gerade jetzt ereilen würde und er stolpern oder irgend etwas anderes passieren würde. Statt ihm stol
perte der alte Mann mindestens fünf Mal und fluchte vor sich hin, während Angie versuchte nicht gleich noch mal über seine Beine zu treten. An der Tür angekommen blickte der Mann noch einmal um sich. Humph verbarg sich schnell hinter einem Wagen, der achtlos im Weg stand. Auch Angie schaute sich um, blieb kurz am Wagen mit ihrem Blick hängen und folgte dann dem Mann in das Haus. Humph wartete kurz, ob nicht doch noch etwas passierte und rannte dann zu dem Haus. Er fand auch gleich ein Fenster in das er lu
gen konnte. Dort sah er Angie und den Mann an einem Tisch sitzen. Angie schob ihm gerade einen Briefumschlag zu. "Verdammt", murmelte Humph. Er nahm einen kurzen Anlauf und sprang gegen das Fenster. Wie erwartet brach es und er landete im Zimmer. Was er nicht erwartet hatte, war seine schlechte und schmerzhafte Landung. Er biß die Zähne zusammen, stand auf und meinte zu dem verblüfften Mann: "Sie sind verhaftet wegen Entführung und Erpressung!"
Angie schien keineswegs verblüfft: "Hab ich doch richtig gesehen, du bist ein Idiot MeckDwarf, du hättest wissen sollen, daß er nicht allein ist."
"Was?", plötzlich öffneten sich zwei Türen und es kamen Leute mit Armbrüsten heraus.
"Verdammt.", keuchte Humph.

Sie saßen jetzt in einer ziemlich feuchten Zelle. Der Briefumschlag hatte zwar einen Brief in sich, aber Angie hatte darauf nur Blödsinn gekritzelt, was dem Mann komischerweise gleich aufgefallen war. Humph hatte sich seit sie hier waren eine riesige Standpauke anhören dürfen, in der sie nicht einmal davor zurückgeschreckt hatte im Ohrfeigen zu geben. Jetzt saß sie verzweifelt in einer Ecke und man hörte hie und da ein Schluchzen von dort. Sie nahm wohl an, daß ihr früherer Verlobter jetzt keine Überlebenschance mehr hatte. Humph saß in einer anderen Ecke und machte sich Vorwürfe, wie unüberlegt sein Handeln gewesen war, wie er möglicherweise indirekt das Leben eines anderen verwirkt hatte, aber vor allem machte er sich Gedanken darüber, warum er selbst jetzt wo alles schief gelaufen war nur an die Frau in der Ecke denken konnte.
"Sabbernder Vollidiot, deine Worte."
"Ja, ich weiß, derzeit bin ich ratlos."
"Als wäre das das erste Mal. Hör mal, glaub ja nicht, daß ich dich die letzten 20 Jahre ständig aus der Sch**** gezogen habe, nur damit du dann wegen irgendeinem dahergelaufenen Weibsbild dein Leben wegwirfst."
"Hey, was soll das wieder heißen!"
"Das du dir gefälligst überlegen solltest, wie ihr hier rauskommt!"
"Hm, du hast recht."
Humph blickte sich das erste Mal im Raum um. Es war ein stinknormaler feuchter Kellerraum, mit gerade mal einem kleinen Fenster in Kopfhöhe. Es waren vier Pritschen an die Wände gehängt, allerdings stinknormale Holzpritschen, die sicher nicht sehr angenehm waren. Die Tür war aus Holz mit Eisenbeschlägen und einem stinknormalen Schloß.
"Mußt du ständig in ´stinknormal´ denken, ich riech das dann fast.", murrte der Kobold.
"Schuldigung."
Plötzlich sah er eine Ratte herumrennen. "Ha", dachte er, "Ratten heißen doch immer, daß es irgendwo ein Loch gibt, nicht?"
"Oft, ja."
"Tja, dann such ich mal."
Nach etwa einer Stunde wurde er fündig. Ein kleines Loch war unter einer der vier Pritschen zu finden und ein weiteres unter dem Fenster. Er kratzte an dem Loch unter der Pritsche etwas, als plötzlich eine Stimme rief: "Hallo? Ist da jemand? Ich bin hier, hinter diesem Loch."
Humph blickte kurz zu Angie hinüber, welche anscheinend wieder Erinnerungen erlebte, da sie mit ihren Händen zärtlich über ihre Arme strich und kurz mit Tränen in den Augen aufseufzte. Er sah wieder weg und beschloß zurück zu rufen. "Hallo! Ich bin Wächter MeckDwarf von der Wache! Wer sind sie?"
"Ich heiße Tobias, Tobias Informus; ich arbeite auch für die Wache, allerdings inoffiziell.
Angie stand plötzlich auf und ging zu dem Loch. "Ich kenn ihn", raunte sie Humph zu, und an den Mann gewandt: "Tobias, ich bins Angie, wie kommst du hierher?"
"Ich weiß nicht genau. Ich war auf dem Weg zur Bäckerei, als mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Aufgewacht bin ich dann hier, und das ist, schätz ich mal, schon 3 Wochen her."
"Stimmt ungefähr, wir vermissen dich seit 23 Tagen. Sag mal, hast du meinen Namen erwähnt?"
"Nein, das würde ich nie tun, das weißt du, wieso?"
"Hm, ich denke nur nach, wie offiziell Szenekenner eigentlich sein sollten."
"Anige, da gibt's eine Frage, die mich schon länger interessiert.", meinte Humph.
"Ja?"
"Woher wissen die, daß der dein Ex-Verlobter ist? Ich meine, du hast doch nie darüber gesprochen, oder?"
Sie sah in kurz an und ihr Gesicht verfiel kurz in Zweifel. "Keine Ahnung, ich selbst hab nicht mal gewußt, daß er da ist. Vielleicht sind es ja Verbrecher aus Gennua?"
Humph zuckte mit den Schultern: "Was machen die dann mit den Wache-Informanten in Ankh-Morpork?"
"Was weiß denn ich?", fuhr sie ihn an, "Mich interessiert nur, was sie mit Ronaldo tun!"
Plötzlich ging die Türe auf und ein Mann stand leicht lächelnd vor ihnen: "Wer weiß das schon, Liebes? Wer weiß das schon?"

***** Angie LeFay ******-


"Ronaldo" Angie stürzte aus ihrer Ecke und flog dem Mann an der Tür um den Hals. Dieser polterte sehr erstaunt zu Boden, Angie warf sich auf ihn drauf und küsste ihn stürmisch auf den Mund - zumindestens war sie versucht diesen zu treffen - um gleich darauf inne zu halten. Humph der diese Szene mit gemischten Gefühlen beobachtet hatte, konnte ein funkeln in Angies Augen erkennen und als er gerade dabei war, sich Gedanken darüber zu machen ob dieses ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, hörte er auch
schon den Aufschrei jenes jungen Mannes der gerade Angies Knie in seinen Weichteilen spüren durfte (und in diesem Fall handelte es sich sogar um reine Absicht).
"Du bist nicht Ronaldo" schrie Angie fast hysterisch und zog ihr Opfer bei der Nase um kurz darauf eine sehr gut gefertigte Maske in der Hand zu halten.
"Ach, bin ich das nicht?" fragte ihr Opfer, welches sich wieder von dem anfänglichen Schmerz erholt hatte, frech, um kurz darauf erneut loszuschreien.
Humph, dem der Mann schön langsam leid tat, beendete die Szene indem er einen losen Ziegelstein in die Hand nahm und ihn damit bewusstlos schlug.
"Na toll" tönte eine Schimpfkanone auf ihn los "der braucht jetzt wahrscheinlich einige Stunden bis er wieder aufwacht, dabei hätte er uns so praktisch den Weg rauszeigen können. Und außerdem müssen wir Tobias auch noch befreien. Weiters brauchen wir von dieser mickrigen Kopie von Ronaldo eine Zeugenaussage. Ich wär schon mit ihm fertiggeworden, ohne deine Hilfe ..." Humph dachte darüber nach, dass Angie zornig noch viel süßer wirkte ...
Angie stapfte aus dem Raum ohne Humph noch eines Blickes zu würdigen.
"Was machen wir mit dem da?" rief er ihr nach
"Wir?" fragte Angie sarkastisch "merk dir, es gibt kein ,wir', dies hier war mein Fall und ist mein Fall und du hast es heut schon oft genug vermasselt" schimpfte sie
"Aber Kommandeur Rince hat gesagt ..."
"Ich sch***s drauf was Rince gesagt hat" warf Angie ein, blickte kurz auf den Bewusstlosen, dachte nach und meinte in einer Spur sanfteren (sofern man in diesem Fall von sanft sprechen kann) Tonfall "aber wenn du unbedingt willst kannst du diesen hier zur Wache bringen und warten bis er aufwächt, aber mehr nicht, das Verhör führe ich durch, verstanden!?!"
"Jawohl Ma'am"

"Das hat man davon wenn man sich mit Frauen einlässt"
"Ach halt doch deinen Schnabel" antwortete Humph, während er versuchte den Bewusstlosen auf seine Schultern zu hieven. Unter mehrmaligen Ächzen und Stöhnen und zweimaligen Knacken seines Brustkorbes schaffte er es letztendlich und hoffte, dass er relativ schnell hier rausfand und dann relativ schnell einen Karren anhalten konnte, der ihn im Rahmen der Stadtwache zu seinem Ziel bringen konnte.
"Ach ja, und pass auf, er ist sicherlich nicht allein hier" rief Angie ihm nach.
"Als ob ich das selbst nicht wüsste" murrte er fast unhörbar.

Nachdem Humph ausser Sicht- und Hörweite war, begann Angie sich umzusehen, was allerdings daran Scheiterte dass der Gang in dem sie sich befand stockdunkel war und einzig und allein das Licht der Zelle erhellte diesen ein wenig. Sie waren aus der Richtung gekommen, in die Humph nun unterwegs war, doch Tobias Informus Zellentür musste in der anderen Richtung liegen und - Angie fiel, landete hart - ein ganz schönes Stückchen weiter unten, dachte sie den Satz fertig.
"Das war nun ein typisches Angie Geräusch" ertönte eine Stimme, die ohne Zweifel Tobias Informus gehörte und sie stellte sich vor wie er dabei grinste und das konnte sie zur Rage bringen, allerdings nur für kurze Zeit. Es hieß zwar, dass man keinen Informanten bevorzugen oder sich mit ihnen anfreunden sollte, doch Tobias war einer der besonderen Art, einer der Netten und Angie hatte mit ihm schon mehrere Abende in der Bahre verbracht. Als er verschwunden war, hatte Angie einige Tage nach ihm gesucht, doch mangels Spuren oder Hinweise musste sie diese leider abbrechen.
"Uff" Angie stemmte sich auf, völlige Dunkelheit umgab sie. Sie tastete sich einige Meter die Wand entlang und hoffte sehnlichst dass es nicht noch mal bergab ging, Kollidierte noch einmal mit einem Vorsprung und erreichte endlich die Tür zu Informus Zelle.
"Hast du einen Schlüssel?" ertönte die Stimme von Innen.
"Nein, woher denn auch? Ich bin allein und hab keine Ahnung wie viele von den Typen hier herumlungern."
"Was ist denn mit deinem Kollegen?"
"Mein Kollege? Pfah, ein unfähiger Rekrut, der dauernd mit sich selbst spricht und der mich in eine peinliche Situation nach der andren gebracht hat und der nur im Weg herumsteht und alles vermasselt ..."
"Ist schon gut" wurde sie von Informus unterbrochen "aber ich kann mich noch erinnern, ist noch gar nicht so lange her, da warst du so ne junge unfähige Rekrutin, die viel vermasselt hat, sehr sehr viel sogar" Angie konnte sich das Grinsen in seinem Gesicht noch deutlicher vorstellen "ich kann mich an Zeiten erinnern wo du wirklich gedacht hast, dass ich ein stinknormaler Straßenkehrer sei und du mich sehr von oben herab behandelt hast, weil du dir so gut vorkamst ... und dann dein Gesicht als du herausge
funden hattest wer ich wirklich bin" Informus lachte.
"Okay, okay, reicht schon"
"Was ist, befreist du mich jetzt mal?"
"Ja ja, ich überleg ja gerade" Angie tastete die Tür auf der Suche nach einem Schloss ab.
"Hast du eine Haarnadel dabei?"
"Ja hab ich, warum?"
"Kannst du dich noch erinnern, als ich dir eine Theoriestunde in Sachen ,Schlösser knacken' gegeben hatte?"
"Na ja, so vage"
"Also, jetzt kannst es gleich in der Praxis testen."
Einige Minuten später machte es tatsächlich klick (es war/ist kaum zu glauben), Angie hatte mit Hilfe von Inforums Anleitung das Schloss geknackt. Dass sie sich dabei den Daumen verstaucht und ihre Flügel geprellt hatte war Nebensache.
"Wieso bist du eigentlich nicht von selbst raus, wenn du so gut im Schlösser knacken bist?"
"Ich hatte leider keine Haarnaaaaaaargh"
An Informus, Informant, klebte plötzlich eine Angie LeFay, Wächterin der Stadtwache Ankh Morporks.
"Ich glaub du kannst mich jetzt wieder etwas sanfter umarmen" ertönte eine fast erstickte Stimme.
"Oh tschuldige, tut mir leid, komm, lass uns mal verschwinden"

Inzwischen schleppte sich Humph durch die Strassen Ankh Morporks und bemitleidete sich selbst.
"Das hast du dir ja selbst eingebrockt" verlautbarte der Kobold.
"Was ich, du hast gesagt bleib dran, ich hab auf deinen Rat gehört"
"Und hat es schon jemals was gebracht auf meinen Rat zu hören?"
"Nein"
"Na siehst du, was hörst du denn auf mich wenn du eh weißt dass es anders besser wäre?" verarschte ihn jemand den er kaum loswerden konnte.
"Ach lass mich doch in Ruhe" Humph machte noch nen Schluck von der Flasche, die er zu völlig überteuerten Preisen in so ner seltsamen Kneipe mit dem seltsamen Namen ,Trinken oder nicht Trinken' gekauft hatte.
"Uff" stöhnte er, als er seinen sozusagen Gefangenen abermals auf die Schultern stemmte.
"Der wiegt ja mindestens 10 kg mehr als ich, das ist Folter, das ist grausam" ließ Humph seine Gedanken spielen, während er durch den Regen stapfte.
Zuerst hatte er den Gefangenen durch die Gänge ins Freie gezerrt, dabei wären sie fast von zwei Wächtern, die etwas bewachten (Humph konnte leider nicht erkennen was es war), entdeckt worden. Eigentlich weniger entdeckt, Humph war mit ihnen im Dunklen zusammengestoßen, zum Glück hatte er ja sein Mitbringsel auf den Schultern und in seiner Panik schaffte er es dieses über seinen Kopf zu hieven und auf die beiden zu schleudern. Die zwei waren sofort bewusstlos und Humph hoffte, dass sie beim Erwachen nicht
gleich Alarm schlagen und Angie abermals einsperren würden. Als er endlich die Straße erreichte, begann just in diesem Moment (wie könnte es auch anders sein) die Wolkendecke aufzuplatzen und ihren Inhalt vor allem auf Humph zu verteilen. Weit und breit war niemand sicher, als nach einer halben Stunde endlich eine Kutsche die Straße entlang rumpelte. Humph hielt sie an, erzählte der Lady im Inneren von seinem kranken Freund, den er unbedingt zu den Medizinern der Wache bringen musste, die Lady im Inneren,
sprach zwar kaum seine Sprache erklärte sich aber großzügig bereit die beiden mitzunehmen. Erst nach mehreren Minuten merkte Humph dass sich die Kutsche in die falsche Richtung bewegte und stieg einige Kilometer hinter seinem Ausgangspunkt aus dieser. Dort fand er auch diese seltsame Bar in der er die Flasche kaufte die seinen Mitbewohner zum Schweigen bringen sollte.
Der falsche Ronaldo den er hinter sich herzog grummelte plötzlich etwas. Humph bekam Panik dass er aufwachen würde und mit diesem Muskelpaket würde er allein wohl nicht fertig werden, schon gar nicht in seinem jetzigen Zustand. Er tastete die Wand nach einem losen Ziegel ab, doch nichts.
"Wo bin ich" ertönte die Stimme des falschen Ronaldos.
"Die Flasche" zischelte etwas in Humphs Kopf.
"Nein, nicht die!"
Der falsche Ronaldo, den Humph mittlerweile zu Boden katapultiert hatte in der Hoffnung, dass er dabei wieder bewusstlos werden würde, richtete seinen Oberkörper auf. Humph der dies aus den Augenwinkel beobachtete ließ den Griff um den Flaschenhals fester werden, holte aus und ein "Klirr" ertönte, der falsche Ronaldo sank wieder zu Boden und roter Wein verteilte sich auf dessen Kleidung und auf der Erde.
"Na super" murmelte der Wächter ironisch und machte sich wieder auf in Richtung Wache. Zumindestens ein Fünftel des Weges hatte er schon zurückgelegt und viel schlimmer konnte es ja nicht mehr werden.

Angie und Informus hatten fast ohne Probleme den Keller in dem sie gefangen waren verlassen können und befanden sich ebenfalls auf den Weg zur Wache.
"... und dann bin ich mit Humph zu Frau Kuchens Haus und da waren zwei Männer die einen dritten fortschleppten und ich war sicher in dem entführten ..." erzählte Angie gerade das Erlebte, als sie plötzlich in ihren überaus detailreichen Ausführungen stoppte und zu Informus hochblickte (*2).
"Sag mal, geht's dir eigentlich eh gut? Was weißt du und warum haben sie dich festgenommen?"
"Tja, also, weißt du was, ich werde dir das alles in deinem Büro erzählen wo es trocken und gemütlich ist" antwortete Informus und beschleunigte seinen Schritt. Um mit ihm mithalten zu können musste sich Angie größerer Anstrengung hingeben und hörte zu Plappern auf.

"Was machst du denn bei diesem Wetter hier?" eine Kutsche hatte angehalten und Lewtons Kopf ragte aus dem Fenster.
"Tag Sir" Humph salutierte "sie sind nicht zufällig auf dem Weg zum Wachhaus am Pseudopolisplatz?"
"Ähm schon, ach ja" Lewton warf einen Blick auf seinen Termindämon "und ich sollt schon längst dort sein" er wollte dem Fahrer gerade ein Zeichen geben dass er weiterfahren möge, als Humph einwarf: "ähhh, moment mal, äähm könnten sie , wären sie bitte so freundlich mich und meine Last ähhm mitzunehmen?"
"... mich und meine Last ... heheheh" höhnte es in Humphs Kopf
"Ach sei doch still"
"Wie bitte?" fragte Lewton.
"Ähhm nichts, tut mir leid, es ist nur so, wissen sie ..."
"Okay, dann steigen Sie doch mal ein" wechselte Lewton, der sich daran erinnerte das Humph gemeinsam mit Angie einen Fall betreute und der aus Erfahrung wusste wie ansteckend der Redeschwall der Wächterin sein konnte, das Thema.

Fast zeitgleich trafen Angie, Informus, Lewton, Humph und der falsche Ronaldo im Wachhaus ein. Humph hatte Lewton während der Fahrt von den Geschehnissen berichtet. Angie verschwand gleich mal in ihrem Büro, verschloss die Tür und ließ drei verdutzte begossene Herren (na ja, wenn man den Ohmächtigen mitzählt warens eigentlich vier) auf dem Gang zurück um fünf Minuten später frisch gekleidet und mit neuer Frisur schwungvoll die Tür zu öffnen und ihren Auftritt zu geniesen.
"Wow, wie schafft die das nur innerhalb so kurzer Zeit wieder so gut auszusehen" dachten die drei (eventuell auch vier, wer weiß das schon) synchron.
"... und das obwohl sie vorher auch nicht schlecht aussah" konnte man Humph murmeln hören, der sich wieder mal die Hand in sein Maul stopfte.

Angie versicherte Lewton nochmals dass sie alles im Griff hatte und bat Humph und Informus in ihr Büro. Humph der sich an Magenprobleme des vormittags erinnerte schirmte seine Augen ein wenig mit Hilfe seiner Hand ab "für wie viel Dinge man diese Hände brauchen kann, eine tolle Erfindung" dachte Humph bei sich und trat ein. Informus kannte zwar Angies merkwürdigen Kleidungsgeschmack, doch er hatte keine Ahnung, dass sich dieser auf alle Lebensbereiche der Wächterin auswirkte und so traf ihn die Farbenflut mit aller Wucht, genauso wie ziemlich allen Personen die erstmals mit Angies Lebenswandel in Berührung kamen. "Da braucht man doch gar nicht mehr viel Verhören, der spricht ja von selber, nur damit er schnell genug hier rauskommt" dachte er mit Blick an den falschen Ronaldo gewandt.

Den Gefangenen hatten sie in unbequemer Position an den Sessel gefesselt und auf Humphs Vorschlag vor den äußerst farbenprächtigen (wie er es formulierte) Vorhang gestellt und Herr Informus erzählte den beiden Wächtern (natürlich durfte dabei eine Kanne Kaffee und einige Tassen sowie eine Kaffeepfütze am Schreibtisch - es gehört einfach zu Angies Wesen immer und überall Chaos zu stiften - nicht fehlen) was er erlebt hatte.
"Ich war am Morgen unterwegs zum Bäcker, also ich im Nebenhaus ein Gespräch belauschte, es ging dabei um einen Plan, ich konnte nicht alles verstehen, doch einzelne Wortfetzen wie Informanten, Geld, Wache, Frauen und unfähig drangen dabei an mein Ohr, also schlich ich mich näher ran. Ich war gefesselt von dem Plan den die drei Männer ausheckten, er wies kaum Lücken auf. Irgendwann fiel auch dein Name und auch der von Swires und Ayami. Ich wollte mich wegschleichen, nur noch meine Semmeln kaufen um dir ans
chließend einen Besuch abzustatten. Allerdings hatte ich in meiner Eile nicht bemerkt dass mich jemand verfolgte und kurz darauf wurde mir auch schon schwarz vor den Augen als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in dem modrigen Loch in dem ihr mich gefunden habt"
"Weißt du was genau sie planen und wie viele sie sind und was sie mit Ronaldo gemacht haben und was sie mit meinen Kolleginnen planen und ob die schon Informationen preisgegeben haben? Kannst du sie identifizieren?" Angie überschwemmte Informus mit Fragen über Fragen.
"Ich weiß nur, dass als sie erkannten ..."
"Uff" unterbrach der falsche Ronaldo, der sich inzwischen als Heinrich Lump, wie sie einem Ausweis in seinem Jackett entnehmen konnten, entpuppte.
Angie stürzte sofort zu ihm hin und packte ihn am Kragen
"Was hast du mit Ronaldo gemacht?" schrie sie ihn mit hysterischer Stimme ins Ohr.
Heinrich wollte sich ans Ohr fassen um zu eruieren ob dieses noch irgendeine Gefühlsregung empfinden konnte, als er endlich registrierte dass er gefesselt war. Unbehagen und -willen machten sich in seinem Gesicht breit.
"Wer bitte ist Ronaldo und was soll ich mit ihm gemacht haben?" "ach ja, und ich bin nicht taub, oder vielleicht jetzt eventuell" setzte er hinzu.
"Das" Angie nahm die Gummimaske in die Hand "das ist Ronaldo!"
"Na dann passt ja eh alles" erwiderte Lump frech.
"Nichts passt" schrie Angie ihn an "ich will jetzt alles wissen und das sofort"
"Steckst du deine Ziele nicht ein wenig zu hoch?" antwortete dieser.
"Fragen stell hier immer noch ich und außerdem hast du mich zu siezen" erwiderte Angie "und wenn du das nicht machst dann kann ich ganz schön ungeduldig und ungemütlich werden"

Der Gefangene grinste immer noch frech. Dies war seine Art des Schutzmechanismus. Er wusste, dass er hier nicht mehr rauskommen würde und er ahnte, dass ihm Schlimmes geschehen würde, wenn er nicht bald sagte was Sache war, doch es reizte ihn auch, die Wächterin noch etwas zappeln zu lassen, es stimmte, die Idee seines Bosses war hervorragend ...

Angie holte eine Spritze hervor, zog etwas Flüssigkeit damit auf, ging auf Lump zu und meinte: "also, erzählst du mir jetzt mal freiwillig alles oder muss ich etwas nachhelfen?"
"Was ist das?" fragte Humph neugierig.
"Ein Wahrheitsserum" (*3) antwortete Angie kalt und zu Lump gewandt "du hast jetzt die Wahl entweder antwortest du jetzt wahrheitsgemäß auf meine Fragen und ich werde dieses Ding wieder wegpacken oder ich merke auch nur einen kleinen Anflug von Unwahrheit und ich werde diese Nadel langsam in dein Fleisch bohren, bis ich zu ner Arterie stoße und dir dieses Serum injizieren und dann werde ich nicht nur Fragen stellen, die mit diesem Fall zu tun haben und du wirst keine Wahl haben und die volle Wahrheit über dich wird ans Licht kommen außerdem wirkt sich dieses Ding nicht nur auf dein Gehirn aus, dein ganzer Körper wird morgen mit fürchterlichen Krämpfen erwachen ..."
Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Gefangenen, als er sich an diverse Verbrechen erinnerte für die in vielen Ländern die Todesstrafe stand, auch hatte ihn Angie mit seiner letzten Rede überzeugt, dass sie tatsächlich ernst meinte was sie sagte und er fand den Plan seines Chefs doch nicht mehr so toll.

"Also woher wusstet ihr von Ronaldo und was habt ihr mit ihm gemacht?"
"Äähm, also wir haben nichts mit ihm gemacht, also wir haben ihn nie gesehen, wir haben nur ... kannst du bitte mal in meine rechte Hosentasche greifen und den Inhalt herausholen?"
"Wieso sollt ich das?"
"Weil es dich sicherlich interessieren würde"
"Ähhm tja, also dann" Angie begann in Lumps Hosentasche herumzufingern. Informus und Humph beobachteten immer noch die Szene, ihre Münder waren heruntergeklappt und beide dachten synchron: "ach, wenn sie das auch nur bei mir machen würde". Humph überlegte sogar was er denn für sie interessantes in seiner Hosentasche haben könnte ... "sabbernder Vollidiot" ließ sich der Kobold wieder mal vernehmen.
"Woher habt ihr das" giftete Angie inzwischen.
"Aus deiner Wohnung, ich habe dich lange beschattet und eines Nachts als du tief und fest geschlafen hast, hab ich mich zu deinem Schrank geschlichen und das Bild gefunden."
"Und die Anzeige?"
"Äähm, die hab ich beim durchstöbern deiner Unterwäsche gefunden"
"Du hast deine Finger an meiner Unterwäsche gehabt?" schrie Angie und ein kalter Schauer lief ihr bei diesem Gedanken über den Rücken.
"Äähm tja."

Es ging noch mehrer Stunden so weiter, Angie war außer sich, sie fragte und fragte, irgendwann rutschte sie versehentlich aus und die Spritze landete in Lumps Arm, der daraufhin noch mehr sprach. Humph versuchte der Konversation der beiden zu folgen, gab es bald auf und filterte die wichtigsten Daten heraus: Lump und einige andere haben zufällig herausgefunden wer Angie war, daraufhin hatten sie die Idee, viel Geld zu machen indem sie die Namen der Informanten verkaufen würden. Deshalb hatten sie Angie ei
nige Zeit beobachtet um sie mittels einer Schwachstelle zu erpressen. Wieder zufälligerweise fiel ihnen Informus in die Finger und als Sicherheit hielten sie ihn gefangen. Als Lump dann das Foto von Ronaldo und eine Heiratsvorankündigung in Angies Zimmer fand, kombinierte er, ließ aufgrund des Fotos eine Maske anfertigen und den Rest kannte Humph dann sowieso. Es dürften so etwa 4 bis 5 Personen an der Sache beteiligt gewesen sein und ihr Lager hatten sie in jenem Keller. Während Angie immer noch damit be
schäftigt war unwesentliche Fragen zu stellen und Lump zu beschimpfen schlichen sich Humph und Informus aus dem Büro, mobilisierten die Leute von F.R.O.G. und mit Hilfe derer konnten sie auch die anderen drei festnehmen.

"Du Angie, ich glaub du kannst jetzt aufhören" meinte Humph der ins Büro zurückgekehrt war "wir haben jetzt die anderen auch".
"Danke" war ihre Antwort "bringst du den bitte ins Verließ?"
"Sicher doch"
"Schleimer" meldete sich der Kobold.
"Na und?" zischelte Humpf.

Als Angie nun endlich allein war, griff sie zu einem Fläschchen Baldriantropfen und ihr Adrenalinspiegel ging wieder auf Normalwerte zurück. Sie ließ die letzten Tage gedanklich revue passieren und schämte sich fürchterlich. Was war sie nur für ein Ekel gewesen, so kannte sie sich nicht. Kurz darauf erschien Humph wieder in ihrem Büro.
"Kann ich jetzt gehen?" fragte er "oder soll ich noch ein wenig bei dir bleiben?"
"Ganz kurz noch" antwortete Angie "ich muss dir noch schnell was sagen, ähhm, tja, also ..."
"Also was?" antwortete Humph in großer Erwartung.
"Ähhm tja, also es tut mir leid wie ich dich behandelt habe und ich bin dir dankbar dass du dich um mich gekümmert hast und dass du Lewton und Rince nichts erzählt hast und ..." Tränen schossen aus Angies Augen
"oh nein, nicht schon wieder, du musst dich jetzt zusammenreißen" dachte sie, putzte sich die Nase und lächelte wieder.
"Ist schon gut" antwortete Humph, alles vergessen.
"Darf ich dich als Wiedergutmachung in die Bahre einladen?" bot Angie an
"J.." wollte Humpf gerade ansetzten, als er sich erinnerte, dass er nicht noch eine unerfüllte Nacht in Angies Gegenwart weilen wollte und dass es wieder mal Zeit für einen Besuch in der Näherinnengilde war.
"Nein, danke, ein andermal vielleicht" korrigierte er sich und stürmte aus dem Wachhaus.

**** einige Wochen später ****

Angie wurde früh morgens durch ein Klopfen an ihrer Wohnungstüre aus dem Schlaf gerissen. Taumelnd öffnete sie Türe, kurz nachdem sie mit ihr kollidiert war, und davor stand, man staune Ronaldo. Sofort war Angie hellwach, schlug den Mann vor ihrer Tür zusammen und schimpfte dabei etwas von wegen, "diesen Trick hat schon jemand versucht" "ihr elenden Verbrecher ihr" "legt euch ja nicht mit mir an". Der Mann konnte durch einen geschickten Sprung ins Stiegenhaus sein Leben retten, als Angie ihn gerade mit ih
rem Küchenmesser malträtieren wollte.

Zwei Stunden später befand sich ein körperlich und seelisch sehr angeschlagener Ronaldo auf den Rückweg nach Gennua. Als er von Angie einen Brief erhielt wie sehr sie ihn vermissen würde und dass sie überlegte wieder zu ihm zurückzukehren hatte er seinen neue Verlobte kurzerhand verlassen und sich auf einen abenteuerlichen Weg nach Ankh Morpork gemacht, wo er seine Geliebte überraschen wollte. Als diese ihn jedoch sehr unsanft empfing erkannte er dass entweder dieser Brief ne Fälschung gewesen sein musste
oder Angie vollkommen verrückt geworden war und beschloss, dass dieses Leben nichts für ihn war und dass die neue Frau doch die bessere sei.




*1: Auch wenn das wahrscheinlich sowieso so war, schließlich redete er ja manchmal mit sich selbst.
*2: Wenn man 1,60 m klein ist, blickt man fast immer hoch, wenn es sich um einen Menschen oder andere großwüchsigere Spezien handelte
*3: Eigentlich befand sich nur destiliertes Wasser darin, doch manchmal muss man halt bluffen und sie hatte die Erfahrung gemacht, dass dieser Placebo-Effekt meistens mehr wirkte als das Medikament.



ENDE



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