Kleiner Gnom ganz GROSS

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von Lance-Korporal Angie LeFay (RUM), Obergefreite Irina Lanfear (RUM)
Online seit 15. 09. 2001
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 Außerdem kommt vor: Gonzo

Gonzo, euer Aubildungs- und Lieblingsgnom wird immer komischer.

Dafür vergebene Note: 13

Es war wieder mal einer jener Tage, die jeder kennt und an denen nichts so läuft wie man/frau es sich vorstellt. Angie LeFay stand wieder mal mit dem linken Fuß zuerst auf, wobei sie wie fast jeden Morgen damit gegen den Bettpfosten stieß und ihr morgendliches "Aaah, sch...e, mist, Auuuu" von sich gab. Sie humpelte zum Waschbecken und während sie sich wusch, dachte sie darüber nach, dass es schon lang keinen Tag mehr gab an dem alles so lief wie sie sich's vorstellte. Nach Beendigung ihres Sauberkeitsritu
als - für welches sie sich immer sehr viel Zeit nahm - hängte sie ihren Pyjama zum Trocknen auf und schlüpfte in ihr sexiestes Kleid, betrachtete sich noch einige Male im Spiegel und beschloss den heutigen Tag zu einem jener seltenen Tage zu machen an denen alles sooo laufen sollte wie sie es wollte und nicht wie das Schicksal oder einige andere Umstände es vorhersahen, denn der heutige Tag würde zumindest teilweise über Angies Zukunft entscheiden. Wie jedes Kind hatte auch Angie davon geträumt, mal eine
berühmte Sängerin zu werden, der die Männerwelt zu Füssen liegt. Doch im Gegensatz zu den meisten ihrer Artgenossen hatte sie diesen Traum nie aufgegeben und nun bot sich eine Möglichkeit diesen endlich zu verwirklichen. Nach dem siebten Versuch ihren sonst eher blassen Mund mit einem attraktiven Rot zu schmücken, hatte sie endlich heraußen, wie man Lippenstift so verteilt, dass er auch wirklich nur dort vorhanden war wo er sein sollte, warf noch mal einen unzufriedenen Blick in den Spiegel und beschloss
es so zu belassen, denn man sollte sie doch wegen ihrer Stimme einstellen und nicht wegen ihres Aussehens (wobei sie durchaus wusste, dass diesem in der Schowbransche nicht wenig Wertigkeit zugesprochen wurde, allerdings war ihr die Tatsache, dass sie Männer mit ihrer Gegenwart ordentlich ins Schwitzen bringen konnte, nicht bewusst) sondern einzig und allein wegen ihres Gesangstalentes. Sie machte sich auf zur Billigen Strasse um das neue Lokal mit dem seltsamen Namen ,Koktälbar' aufzusuchen, denn dort fand heute ein großes Vorsingen statt.
"Merkwürdiges Lokal" erinnerte Angie sich an vorgestern Abend zurück "wieso ich mich damals nur so merkwürdig angeheitert gefühlt habe obwohl ich doch nur Fruchtsäfte getrunken habe und das nicht mal freiwillig. Na ja, sicher bin ich mir nicht, ob sie lange überleben werden, nur Fruchtsäfte, das verkauft sich glaub ich nicht so gut, schon gar nicht um diesen Preis. Aber mir solls egal sein, ich will ja nur singen ..." Plötzlich wurde sie in ihrem Gedankengang unterbrochen als ein Zwerg an ihr vorbeiraste, sie fast umrempelte, kurz stehen blieb, ihr zuzwinkerte und meinte "Hübsches Kleid trägst du, Süsse" um dann wieder loszustarten und um die Ecke zu verschwinden. Sekunden später - Angies Gehirn war gerade damit beschäftigt sich einige Kommentare einfallen zu lassen, die sie ihren Vorgesetzten präsentieren wollte, sollten sie mit ihrem voraussichtlichen Zweit-Tschob nicht zufrieden sein - sauste etwas kleines Schwarzes zwischen ihren Beinen hindurch und murmelte im vorbeilaufen "ENTSCHULDIGUNG" und rief dann etwas lauter "HALT, BLEIB STEHEN, ICH ERWISCHE DICH SO ODER SO, DU ENTKOMMST MIR NICHT, DU KANNST MIR GAR NICHT ENTKOMMEN DENN ICH BIN ...."
Das kleine schwarze Ding hatte sich zu weit entfernt und machte es Angie somit unmöglich den letzten Teil zu hören.
"Seltsam" dachte sie, "diese Stimme, woher kenn ich die nur?" Sie verwarf den Gedanken und widmete sich wieder wichtigeren Sachen wie Tonleitern, merkwürdigen Obstsäften und ihrer glamourösen Zukunft. Zehn Minuten später hatte sie den Vorfall vergessen und stolperte die Treppe des Lokals hinauf. Weitere zehn Minuten später stand sie auf einer kleinen Bühne und trällerte ein seltsames Lied über weiße, rote, schwarze und grüne Pferde die irgendwas mit Weltuntergang zu tun hatten und war dabei bemüht jene Haare, die ihr während ihres exzessiven Tanzes - der mehr aus Bewegung als aus Rhythmus bestand - ins Gesicht knallten, nicht zu schlucken. Ihre innige Darbietung wurde plötzlich durch einen Rumpler, welcher von einem umgestoßenen Tisch stammte - jäh unterbrochen und Angie strich wütend ihre langen blonden Haare aus dem Gesicht und visierte den Störenfried der gerade im Begriff war ihre Chance auf eine Karriere zu zerstören an, als sie in ihm den Zwerg von vorhin erkannte, der charmant meinte: "So sieht man sich wieder, Süsse". "JETZT HAB ICH DICH, JETZT SITZT DU IN DER FALLE" erklang es von der Ferne und kurz darauf erreichte ein kleiner Gnom mit rotem Gesicht, einer schwarzen Kutte und einer winzigen Sense im Arm
den Raum. Der Zwerg flüchtet über den Hintereingang und der Gnom folgte ihm wieder. Plötzlich schaltete sich in Angie Kopf ein kleiner Hebel um und es begann zu arbeiten: "Moment mal, das rote Gesicht, das kenn ich doch, aber was macht Gonzo in diesem Aufzug und warum verfolgt er den kleinen Kerl? Sollte er nicht gerade Training mit den Rekruten machen?" Angie befand sich in einer mentalen Zwickmühle, einerseits hatte sie frei und wollte doch dieses Vorsingen gewinnen und andererseits, war ihr Kollege dabei einen wahrscheinlich gefährlichen Verbrecher zu verfolgen und Angie hatte die Pflicht ihm dabei zu helfen. Letztendlich siegte doch die Pflicht und Angie startete zum Hinterausgang um den beiden zu folgen. Doch diese waren längst über alle Berge und sie machte sich auf zum Wachhaus in die Kröselstrasse, dort wusste man sicher was los war. "Wenn nur meine Neugier nicht immer so groß wäre" dachte sie bei sich, "doch irgendwie ist das schon seltsam, seit wann verzichtet Gonzo denn auf seine Uniform und s
eine Waffenwahl fiel heut auch seltsam aus und dann diese merkwürdige Art wie er gesprochen hat, äußerst seltsam ..."


+++++ Rina Lanfear +++++

Rina seufzte. Der heutige Tag versprach wieder einmal sehr langweilig zu werden. Ihr Ausbilder Gonzo war heute in der Früh nirgendwo aufzufinden gewesen und auf seinem Schreibtisch war nur ein Zettel gelegen, auf dem stand:
DIE REKRUTEN HABEN HEUTE KEINEN AUSSENDIENST! SIE SOLLEN IN DER WACHE BLEIBEN UND WAFFENTRAINING ABSOLVIEREN!
Zwar hatten sich alle über die seltsame Schrift gewundert, aber sich an die Anweisungen des Ausbilders gehalten.
So bekam die junge Wächterin wieder einmal die Gelegenheit, das Waffentraining zu verfluchen. Sie hasste es aus tiefster Seele, mit verschiedenartigsten Waffen durch die Gegend zu fuchteln und gleichzeitig zu versuchen, nicht von jemand anders unabsichtlich in Streifen, Stücke oder sonstwelche Teile geschnitten oder geschossen zu werden. Ihre Lieblingswaffe war immer noch ein kleines, praktisches Messer, das ihr schon öfters gute Dienste geleistet hatte. Doch seltsamerweise ließ sich niemand davon überzeugen, dass die Größe der Waffen in keinerlei Verhältnis zur Gefährlichkeit stand. Das einzige, was sie davon abhielt, den ganzen Tag als furchtbar zu betrachten, war der waffenlose Nahkampf, der am Nachmittag nochmals geübt werden sollte. Bei dem Gedanken an das Gesicht ihres Ausbilders Gonzo, als sie das erste Mal diese Form des Kampfes trainiert hatten, musste Rina lächeln. Wenn man Nachts auf den Strassen Ankh-Morporks unterwegs war, glaubten viele dunkle Gestalten, man sei ein harmloses Opfer, dass nur darum bettelte, überfallen zu werden. Doch Rina hatte schnell gelernt, dass man mit ein paar einfachen Bewegungen den Gegner durchaus außer Gefecht setzen konnte, wenn man nur schnell und gelenkig genug war.
Da jedoch keiner ihrer Vorgesetzten von ihrem Doppelleben etwas wusste, hatte man sie, als Töchterchen aus reichem Hause, beim ersten Kampf wie ein rohes Ei behandelt. Ihr Gegner hatte gerade erst Aufstellung bezogen, als er auch schon mit dem Gesicht voran im Staub landete. Gonzo hatte sie daraufhin kurz zur Seite genommen und gefragt, wo sie denn diesen Kampfstil gelernt hatte. Als die Rekrutin ihn jedoch etwas verwirrt ansah und fragte, welchen Kampfstil er denn meine, denn sie hätte doch nur rein instinktiv gehandelt und versucht, sich selbst zu verteidigen, starrte er sie entgeistert und sprachlos an, während Rina innerlich laut auflachte.

Die junge Rekrutin schreckte aus ihren Tagträumen, als Angie LeFay ins Wachhaus gestürzt kam. Angie trug ein rotes, enges Kleid und stöckelte rasch auf Rina zu. Diese musste erst einmal tief Luft holen und überlegte, wie man sich trauen konnte, so etwas anzuziehen und dann auch noch so verdammt gut darin auszusehen. Sie grüßte Angie freundlich, die sie sofort fragte: "Was ist denn mit Gonzo los? Ich war heute bei einem Vorsingen, in das er einfach so reingeplatzt ist. Er hatte eine schwarze Kutte an und fuchtelte mit seiner Mini-Sense herum, während er einen äußerst... nun... aufdringlichen Zwerg verfolgte. Hat er heute eines von Schnappers Würstchen gegessen? Oder habt ihr ihm etwas zu trinken geben, was seinen Geisteszustand etwas verwirrt hat?" Angie holte kurz Luft und redete weiter: "Und warum sind heute eigentlich alle Rekruten in der Wache? Draußen patrouillieren viel zu wenig Leute. Ich hab bereits 5 unlizenzierte Diebe gesehen. Hab ich dir schon gesagt, dass ich auf Gonzo wütend bin? Er hat einfach so mein Vorsingen unterbrochen. Jetzt werd ich den Tschob wohl nicht bekommen. Dabei wär genau dieser Beruf mein Traum gewesen. Aber heute ist sowieso schon wieder alles schief gegangen. Also zuerst bin ich beim Aufstehen.........."
Rina stand verwirrt daneben und versuchte, aus Angies Redefluss die wichtigsten Eckdaten herauszufiltern. Die Worte: Gonzo..... schwarze Kutte..... Minisense....... verwirrt, schienen wohl die derzeitige Situation am besten zu beschreiben. Die junge Rekrutin überlegte kurz und beschloss dann, Angies Redefluss abrupt zu unterbrechen. Die Wächterin erzählte gerade: "Und dann stand ich bei diesem Vorsingen,......", als Rina einwarf: "Gut, dass du mir das erzählt hast. Ich schlage vor, wir gehen der Sache auf den Grund. Wir haben heute von Gonzo den strikten Befehl bekommen, in der Wache zu bleiben und Waffentraining zu absolvieren. Das ist nicht sein üblicher Stil."
Angie hielt verwirrt inne, blinzelte kurz und meinte dann: "Aber ich hab doch heute frei. Können wir das nicht an einem anderen Tag machen?"
Rina meinte: "Willst du Gonzo wirklich weiterhin so durch die Gegend laufen lassen? Wer weiß, was er heute noch alles macht. Am Ende hatten wir dann einen Ausbilder und bekommen einen Neuen. Das würde ich nicht mehr verkraften, glaub mir das..."
Angie seufzte und meinte: "Na gut. Aber wart hier kurz auf mich. Ich muss mir irgendwas passendes zum Umziehen organisieren. So kann ich unmöglich auf die Strasse gehen. Da ruinier ich mir doch mein Kleid!"

Rina verdrehte die Augen und wartete eine geschlagene Viertelstunde, bis Angie wieder auftauchte. Statt des engen roten Kleides trug sie nun ihre Dienstuniform und meinte: "So, dass ist besser. Jetzt können wir uns auf die Jagd nach Gonzo machen." Dann überlegte sie kurz und fragte: "Wie machst du das jetzt eigentlich? Du hast doch an sich den Befehl bekommen, dich heute nicht aus dem Wachhaus fortzubewegen."
Die Rekrutin grinste und meinte: "Wenn Gonzo sich so seltsam benimmt, wie kann ich dann wissen, ob der Befehl tatsächlich verpflichtend ist? Außerdem werd ich die Standpauke schon überleben, falls es wieder einmal eine gibt. Die bin ich inzwischen gewöhnt."
Angie murmelte etwas wie: "Die Rekruten von heute...." als sich die beiden Wächterinnen auf die Suche nach Gonzo machten. Die Spur des Gnoms aufzunehmen, stellte sich als nicht allzu schwierig heraus. Fast überall, wo die beiden Wächterinnen vorbeikamen, sahen sie Chaos. Umgestürzte Eselskarren passten genauso ins Bild wie eingeschlagene Scheiben und verwüstete Geschäfte. Es sah so aus, als hätte irgendetwas in dieser Stadt gewütet. Als Rina und Angie nachfragten, was denn hier passiert sei, erhielten sie
die Antwort, dass ein Zwerg von einer ganz in schwarz gekleideten Gestalt verfolgt worden sei und dass diese beiden für das derzeitige Straßenbild verantwortlich wären.
Plötzlich stürzte ein erzürnter Händler auf sie zu und gestikulierte wild. Er rief: "Einfach furchtbar! Sie haben meinen Laden überfallen! Am helllichten Tag! Dann raste ein Zwerg vorbei und hinter ihm her ein in schwarz gekleidetes Etwas! Warum unternimmt denn keiner was? Wozu zahle ich brav sämtliche Gebühren und Steuern? Wo ist diese verdammte Wache, wenn man sie einmal braucht?"
Angie unterbrach den Händler und meinte: "Wohin ist der Zwerg gelaufen?"
Der Händler zeigte in Richtung der Schatten. Rina bedankte sich bei ihm und meinte: "Gehen sie am besten in die Wache. Dort wird sich jemand um ihren Fall kümmern."

Nachdem der Händler in Richtung des Wachhauses verschwunden war, sahen sich die beiden Wächterinnen an und fragten beide gleichzeitig: "Was macht er denn jetzt in den Schatten?"


+++++ Angie LeFay +++++

Nach kurzem Überlegen meinte Angie: "Also, was Gonzo in den Schatten macht, kann ich mir schon vorstellen, er wird noch immer diesen seltsamen Zwerg verfolgen. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet eher, was der Zwerg denn verbrochen hat und was er damit bezweckt, in die Schatten zu flüchten und vor allem, wie kommt Gonzo zu dem Fall, seine Verkleidung lässt darauf schließen, dass er ...."
Angie wurde von Rinas Schrei unterbrochen.
"ENTSCHULDIGE" murmelte etwas sichtlich erschrockenes Schwarzes und sprang vom Kopf der Rekrutin aufs nächste Dach, um dahinter zu verschwinden. "HA, ICH SEH DICH, WARTE NUR, ICH KRIEG DICH SCHON, DU KANNST MIR NICHT ENTKOMMEN, DENN ICH ..." konnten sie es noch nachhallen hören.
"War, war, war das Gonzo?" fragte Irina, die sich offensichtlich wieder halbwegs erholt hatte. (Sie hatte schon einiges in den Schatten erlebt, doch ein Ausbilder, der ohne zu Fragen ihren Kopf als Treppe zum Dach verwendete, das hatte sie etwas aus den Socken gehauen.)
"Verstehst du jetzt was ich meinte?" antwortete Angie, die sich gerade an Gerüchte einer nackttanzenden Rekrutin Lanfer, die Gonzo vor versammelter Mannschaft ihre Liebe gestand erinnerte und sich in dem Moment fragte, was wohl an diesen wahr sei. Ein schelmisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Rina schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen und übersah dieses, doch innerlich brodelte sie. Sie wusste haargenau, was diese zu bedeuten hatte, jeder der sie in den letzten Tagen so angeblickt hatte, hatte von
ihren Ausschweifungen gehört, doch niemand wusste von den Hintergründen und das, genau das, würde sie einer bestimmten Person niemals verzeihen.
"Wie gehen wir jetzt weiter vor?" fragte die Rekrutin und bemühte sich, nichts von ihrem innern Kampf preiszugeben.
"Äähm, tja" Angie überlegte kurz, eigentlich könnte sie der Rekrutin auftragen, ins Wachhaus zurückzugehen, ihr Training fortzusetzen und alles zu vergessen oder ihr sagen, sie würde sich schon darum kümmern und allerdings nicht dazusagen, dass sie das auf morgen verschieben würde. Dies war der einzige freie Tag in dieser Woche und sie hatte ihn sich schon genug versauen lassen und wenn Gonzo wollte, dann sollte er doch in seltsamen Kostümen seltsame Zwerge jagen, solang es ihm Spaß machte und dass er sei
nen Dienst vernachlässigte, das ging Angie ja nichts an, das war allein seine Sache.
"Ich denke ich kü..." weiter kam Angie nicht, denn der bereits bekannte Zwerg lief auf sie zu, verneigte sich vor ihr und lispelte: "Hallo Puppe, wow, siehst du heiß aus in Uniform" zwinkerte ihr zu und verschwand um die nächste Ecke.
"Jetzt reichts mir" in Angie begann es zu kochen, niemand durfte sie ,Süße' nennen und schon gar nicht ,Puppe' und schon gar nicht ein kleiner (wahrscheinlich auch noch verbrecherischer) Zwerg, der weder besonders hübsch noch sonst irgendwie einen interessanten Eindruck machte und schon gar nicht wenn dieser Zwerg ihren ganzen Tag durcheinandergebracht und damit versaut hatte. Angie startete los, um dieses Wesen endlich zum Stehen zu bringen, um ihrem Kollegen zu helfen und diesem kleinen Wicht endlich mal ihre Meinung zu sagen, als auch schon Gonzo in Höllentempo an ihr vorbeiflitzte und mit seiner kleinen Sense Angies Schnürsenkel etwas verkürzte."ENTSCHULDIGE"
Dies war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und Angie machte sich auf um die beiden Störenfriede von der Strasse zu bekommen. Zurück blieb eine etwas verdutzte Rekrutin, die zuerst einen flüchtenden Zwerg beobachtete, dessen Not allerdings nicht so groß sein dürfte, um nicht zwischendurch mit Angie flirten zu können, eine Kollegin, deren Kopf aus welchem Grund auch immer fast zu explodieren schien und ein Ausbilder, der neuerdings seltsame Arbeitskleidung trug. Alles in allem ein normaler Tag in Ankh Morpork. Rina seufzte, gähnte zweimal, erinnerte sich an eine Nacht mit wenig Schlaf und beschloss auf eine Verfolgungsjagd zu verzichten, ihrer Meinung nach waren da eh schon genug Personen daran beteiligt, "ein Troll würde noch fehlen, dann wärs perfekt" dachte sie so nebenbei und spazierte gemütlich zum Ausbildungswachhaus in die Kröselstrasse. Vielleicht fand sie ja in Gonzos Büro noch den einen oder anderen Hinweis, den sie verfolgen konnte und somit zur Klärung diese Falles (wobei sie sich immer noch nicht sicher war, ob es sich dabei um einen Fall handelte oder ob Gonzo nur seltsamen Hobbies nachging) beitragen.

Angie verfolgte Gonzo, eigentlich den Zwerg, doch Gonzo der auch den Zwerg verfolgte war noch zwischen ihr und dem Zwerg und daher beschloss Angie zuerst mal Gonzo zu verfolgen, da er nicht den Anschein machte, als ob er irgendwann aufhören würde, den Zwerg zu verfolgen und wenn sie jetzt Gonzo verfolgen würde, würde er sie direkt zum Zwerg führen, vorausgesetzt irgendwann würde sie Gonzo oder Gonzo den Zwerg oder sie Gonzo und den Zwerg einholen. Angie war stolz darauf, so eine gedankliche Leistung hinzu
bringen, während sie alle körperlichen Kräfte aufbringen musste, um den beiden zu folgen. Irgendetwas war seltsam, sie hatte ihren ehemaligen Ausbilder noch nie bei körperlicher Betätigung erlebt, im Gegenteil, er schien normalerweise dieser richtig aus dem Weg zu gehen und nun legte er ein Tempo an den .....
"Aaaaaaargh" erklang Angies Stimme plötzlich und Anzeichen von Panik machten sich darin breit. Sie schaffte es gerade noch die Jacke ihrer Uniform unbeschadet von ihrem Körper zu reißen, als sich etwas großes, braunes durch ihr T-Shirt bohrte, sich entfaltete und Angie in die Lüfte hob.*(1) Bei ihrem Aufstieg verlor sie einen Schuh, fluchte noch kurz darüber, konzentrierte sich dann auf zwei Punkte, die sie als Gonzo und den überaus aufdringlichen, unhöflichen, verdammten, sch***s, missgestalteten Zwerg definierte. Sie erinnerte sich warum sie die beiden verfolgt hatte*(2), ärgerte sich nochmals darüber, dass sie ihren Körper kaum unter Kontrolle hatte, riss sich zusammen und schaffte es, die beiden eine zeitlang nicht zu verfolgen, allerdings im Aug zu behalten, irgendwann hatten sie ihre Flügel bisher immer noch am Boden abgesetzt und vielleicht konnte sie heute Mal selbst bestimmen, wo sie landen wollte.*(3) Als sie gerade von ihrem spektakulären Auftritt, landend vor den Füssen des Zwerges und ihn beim Kragen packend und ihre Meinung kundtuend, träumte, wurde ihr etwas schwarz vor den Augen, als sie diese einige Sekunden später wieder öffnete sah sie eine Wand auf sich zurasen und kurz darauf wurde es wieder schwarz, doch diesmal länger als einige Sekunden.

Inzwischen war Rina durch das Fenster in Gonzos Büro gestiegen. Sie wollte nicht irgendwelchen Kollegen begegnen, da sie erstens deren Lächeln, welches aufgrund der letzten Vorfälle immer wieder ihren Mund zierte, nicht ertragen konnte und zweitens keine blöde Fragen, wo sie denn war und so weiter beantworten wollte. Sie machte es sich erstmals auf dem Stuhl des Ausbilders gemütlich und bemerkte wehmütig, dass dieser sehr viel bequemer als ihr eigener war, als plötzlich ein Ideenpartikel ihr Gehirn erreichte und ihre Augen zu funkeln begannen.
"Post für Gonzo" ein Rohrpostdämon erschien in der Luke oberhalb des Fensters und wollte gerade einen in hellhellhellschwarz gehaltenen Briefumschlag auf Gonzos Schreibtisch katapultieren
"Ja hallo, wen seh ich denn hier?" er grinste schelmisch in Rinas Richtung.
Rina seufzte, hatte sie doch bei ihrem Plan ganz auf dieses Rohrpostsystem vergessen, nun musste sie sich schnell eine Ausrede einfallen lassen. Mist, war das peinlich ertappt zu werden, noch dazu wegen so eines blöden Fehlers. Sie wurde sich bewusst, dass sie unter Tags nicht nur eine andere Person spielte sondern auch eine ganz andere Person war. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag und lähmte sie kurz.
"Weiß Gonzo davon, dass du es dir gerade auf seinem Spezialstuhl gemütlich machst?" der Dämon grinste fies und riss Rina wieder in die Realität zurück und sie stammelte:
"Ähhm, tja, also Gonzo, tja mein Ausbilder, ja, Gonzo ist mein Ausbilder und er hat mir den Befehl gegeben in seiner Abwesenheit hier staubzuwischen."
"Ach ja?" der Dämon grinste noch fieser (es war nicht das erste mal, dass er durch unvorsichtige Rekruten zu viel, viel Geld kam) "und leckst du den Staub von Regalen?"
Rina hatte sich inzwischen wieder gefangen (obwohl sie immer noch nicht wusste, warum sie heute jede Kleinigkeit aus dem Konzept brachte), zog ein schwarzes Taschentuch aus ihrer Uniform und hielt es dem ,minderwertigen Überbringer von Nachrichten'*(4) schadenfroh vors Gesicht.
"Und nun stör mich nicht länger, her mit dem Brief und verschwinde" zischte sie.
Als sie wieder alleine war verstopfte sie das Rohr mit umherliegenden Schmierzetteln und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Sie wusste zwar immer noch nicht was sie suchte, doch sie würde es erkennen, spätestens wenn sie es gefunden hätte. Vorsichtig öffnete sie die erste Schublade. Einige Schreibfedern, Briefumschläge und leeres Papier in verschiedensten Tönungen von Schwarz kamen zum Vorschein. Sie öffnete die zweite Schublade: Hier fand sie einige Akten von den momentanen Rekruten "interessant!" dachte sie bei sich, "diesem Zimmer muss ich noch mal Besuch abstatten", sie durchsuchte den Schreibtisch und den Aktenschrank, doch nirgends entdeckte sie etwas, dass zu ihr meinte "Hallo, du suchst mich". Plötzlich fiel ihr Blick auf den Briefumschlag am Schreibtisch.

**Rina Lanfear**
Neugierig wie sie war, öffnete Rina diesen natürlich sofort und zog einen hellgrauen Zettel aus dem Umschlag. Darauf stand:
Wir gratulieren zu ihrem Besuch in Dr. Hüpnossos Pracksis in der Sonnenscheinallee 12. Anbei finden sie die Rechnung über 20 AM$, die ihr letzter Besuch gekostet hat.
Rina pfiff leise. Sie konnte sich ungefähr vorstellen, was passiert war: Gonzo hatte zuviel Stress gehabt und in seiner Not beschlossen, diesem Doktor einen Besuch abzustatten. Doch irgendetwas war schiefgelaufen und der Ausbilder war zu dem geworden, was er jetzt war. Sie dachte bei sich, dass es an sich gar nicht so schlecht war, dass sich ihr Ausbilder für Tod hielt und durch die Gassen hetzte. Aber dann erinnerte sie sich wieder an die Verwüstungen in der Stadt. Wenn Gonzo weiterhin als Tod Jagd auf G
esetzesbrecher machte, konnte er sich auch demnächst entschließen, sie und ihren Zweittschob als Einbrecherin auffliegen zu lassen. Das war weitaus gefährlicher als alle Streifendienste und Strafen, die er ihr je aufbrummen konnte. Seufzend erhob sie sich aus dem Sessel, in dem sie sich es gerade eben erst wieder bequem gemacht hatte und begab sich auf die Suche nach Angie.

Angie stöhnte, öffnete kurz die Augen und schloss sie gleich wieder. An ihrer Stirn begann eine dunkelblaue Beule zu wachsen, die ihrer Attraktivität etwas abträglich war. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie sich wieder an die letzten Vorgänge erinnern konnte. Sie hatte Gonzo verfolgt, der seinerseits in schwarzer Kutte und mit Minisense einen äußerst aufdringlichen Zwerg verfolgte, bis ihr diese vermaledeiten Flügel gewachsen waren. Ab diesem Zeitpunkt war eigentlich alles schiefgegangen, was nur ir
gendwie möglich war.
Die Wächterin richtete sich bei dem Gedanken rasch auf und stöhnte erneut. Sie beschloss, es lieber doch etwas langsamer angehen zu lassen. Plötzlich hörte sie hinter sich ein lautes Rufen, welches sie relativ rasch als Rinas Stimme identifizierte. Die Rekrutin kam keuchend neben ihr zum Stehen und wedelte aufgeregt mit einem hellgrauem Zettel. Sie erzählte aufgeregt: "Ich denke, ich weiß jetzt, was Gonzo hat. Er war zuletzt in dieser seltsamen Pracksis"
Angie schaute auf den Zettel und meinte: "Nun, das ist zumindest eine Spur. Ich schlage vor, wir sehen uns diesen Doktor mal etwas näher an."
Die beiden Wächterinnen machten sich auf den Weg in die Sonnenscheinallee, um Doktor Hüpnossos einen Besuch abzustatten.

Die Pracksis lag in einem der feineren Viertel der Stadt und war bereits von Weitem zu erkennen. Das Haus war hellgrau gestrichen und irgendwer hatte mit schwarzer Farbe die Aufschrift: "Dr. Hüpnossos - löst alle Probleme" über die Eingangstür geschrieben. Angie und Rina sahen sich kurz an und betraten dann die Pracksis. In der Eingangshalle empfing sie eine lächelnde, gut angezogene Dame und begrüßte sie: "Willkommen in Dr. Hüpnossos Pracksis. Wir lösen ihre Probleme im Handumdrehen. Wie können wir ihnen helfen?"
Angie zückte ihre Dienstmarke und sagte: "Wir sind von der Stadtwache und würden gerne mit dem Doktor sprechen. Es geht um einen gewissen Gonzo, der erst vor kurzem bei ihnen eine Behandlung bekam."
Die Dame erbleichte sichtlich und meinte: "Einen Moment bitte. Der Doktor hat gleich Zeit für sie. Setzten sie sich doch bitte inzwischen."
Angie und Rina nahmen auf zwei Stühlen Platz und sahen sich um. Rina rechnete in Gedanken aus, wie viel die Einrichtung wohl gekostet haben mochte, während Angie fasziniert den großen Spiegel neben der Eingangstür betrachtete und überlegte, wie sich der wohl in ihrer viel zu kleinen Wohnung machen würde.

Ein paar Minuten später kam die Empfangsdame wieder auf die zwei Wächterinnen zu und meinte: "Der Doktor wird sie jetzt empfangen. Wenn sie mir bitte folgen wollen."
Angie und Rina wurden von der Dame in ein helles, ganz in schwarz-weiß gehaltenes Büro geführt. Ein Mann erhob sich aus einem schwarzen Ledersessel, ging auf Angie zu und sagte: "Willkommen. Setzen sie sich doch bitte, Madame. Kann ich ihnen etwas zu trinken anbieten?"
Rina runzelte die Stirn, beschloss aber dann, nichts zu sagen. Sie wollte einmal abwarten, was Angie von diesem Doktor an Informationen bekam.
Ihre derzeitige Partnerin schien sich indessen von der überfallsartigen Begrüßung erholt zu haben und setzte sich, mehr oder weniger elegant, da sie dazwischen über eine Teppichkante stolperte, in einen der beiden Besuchersessel. Rina seufzte, setzte sich in den anderen Sessel und sah den Doktor abwartend an.
Dieser fragte gerade Angie: "Weswegen kommen sie denn in meine Pracksis?"
Angie erwiderte: "Nun, einer meiner Kollegen war erst vor kurzem bei ihnen. Seitdem benimmt er sich etwas seltsam. Wir wollten von ihnen erfahren, was denn passiert ist."
Doktor Hüpnossos runzelte kurz die Stirn und fragte dann: "So ein kleiner Gnom, ungefähr 0,23 m groß, blaues Fell und relativ genervt?"
"Ja, das klingt nach ihm."
"Ich erinnere mich an den Fall. Er brauchte dringend eine Anti-Stress-Behandlung, denn er hatte zuviel aufgestaute Emotionen in seinem kleinen Körper. Kein Wunder, dass er so nervös und abgespannt war. Die Therapie sah eigentlich eine Rückführung vor, um zur Wurzel seines Problems vorzudringen. Doch ein absolut unhöflicher Zwerg hat die Sitzung unterbrochen und dadurch die Behandlung gestört. Als uns ihr Kollege dann verließ, wirkte er eigentlich noch relativ normal. Nur die Sprache war etwas seltsam. Es
tut mir leid, wenn sich Probleme ergeben haben sollten. Was genau ist den vorgefallen?"
"Nun, er hält sich jetzt für Tod persönlich und jagt noch immer diesem seltsamen Zwerg hinterher."
"Ah, ich verstehe. Ein typischer Fall von versteckter Wallariana ofizinalisus. Wenn man unter solch einem zwanghaften Verhalten leidet, will man einem Vorbild in jeder Hinsicht möglichst ähnlich werden. Ich vermute, ihr Kollege hatte bei der Rückführung eine Begegnung mit Tod. Durch die vom Zwerg verursachte Unterbrechung entstand in seinem Kopf die fixe Idee, dass er Tod sei. Die Jagd nach dem Zwerg kann ein verbliebener Teil seines Bewusstseins eingeleitet haben. Ich nehme jedoch an, dass diese Jagd erst etwas später begann, am ehesten nach zwei oder drei Tagen, wenn Teile des Bewusstseins wieder an die Oberfläche dringen."
"Wie kann man ihn davon heilen?"
"Am besten ist es, wenn sie ihren Kollegen zurück in meine Pracksis bringen. Ich werde dann versuchen, die restliche Behandlung durchzuführen und sein zwanghaftes Verhalten dadurch zu kurieren."

Angie wandte sich zu Rina und meinte: "Jetzt fragt sich nur noch, wie wir Gonzo am besten hierher schaffen."
Die Rekrutin grinste und erwiderte: "Lass das nur meine Sorge sein. Ich denke, ich weiß schon, wie ich dieses Problem löse. Am besten bleibst du hier bei dem Doktor und unterhältst dich noch ein bisschen mit ihm. Ich bin in einer Stunde wieder zurück."
Mit diesen Worten ließ Rina Angie bei dem Doktor sitzen und lief aus der Pracksis. Angie seufzte und wandte sich wieder dem Doktor zu, der sie noch immer fasziniert anstarrte.

Rina wusste genau, wo sie hinwollte. Gonzo konnte sie nur fangen, wenn sie ihm etwas bot, was noch wertvoller als dieser seltsame Zwerg war. Sie konnte sich ungefähr vorstellen, wie der Gnom reagierte, wenn er sie bei einem "Einbruch" ertappte. Glücklicherweise kannte sie genau die richtige Person, die ihr alle benötigten Gegenstände organisieren konnte.

Cas sah nur kurz von seiner Arbeit auf, als Rina in seinen Arbeitsraum huschte und wandte sich dann wieder einem besonders schönen Schmuckstück zu, welches leider nicht echt war. Er seufzte und warf es auf einen Haufen etwas weiter hinten im Raum. Als Rina ihn ansprach, blinzelte er erstaunt und drehte sich um. Dir Wächterin sagte: "Du müsstest mir einen Gefallen tun. Ich bräuchte irgendein schönes Stück, am besten nichts Echtes. Du bekommst es nachher wieder."
Cas überlegte kurz, wies dann auf den Haufen und erklärte: "Such dir was raus. Ist leider alles falsch. Irgendwer betreibt dieses Geschäft im ganz großen Stil und macht mich damit arm."
Rina griff zielsicher nach einem ganz besonders schönen Schmuckstück und meinte dann: "Ich bräuchte auch noch zwei Säcke. Am besten sollte der eine relativ stabil sein und eventuell eine Attacke mit einer Sense überleben. Der zweite sollte nur mit irgendetwas wertlosem gefüllt sein."
Der Hehler zeigte auf ein Regal und meinte: "1. Reihe normale Säcke, 2. Reihe reißfeste Säcke, 3. Reihe Spezialanfertigungen für Werwölfe, mit Silberfäden drinnen und extra stabil. In den Laden unten findest du Gemüse, mit dem du den Sack füllen kannst."
Rina grinste und erklärte: "Du bist genial. Ich mach es wieder gut. Sag mir nur, was du dir wünscht." Anschließend packte sie die Sachen zusammen und verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war.
Cas seufzte und machte sich wieder an die Arbeit. Er dachte bei sich, dass er lieber gar nicht wissen wollte, wofür Rina schon wieder diese Gegenstände benötigte. Kopfschüttelnd untersuchte er die nächste Halskette.

Gonzo zu finden, schien scheinbar wirklich kein Problem zu sein. Selbst in den Schatten bekam Rina relativ schnell heraus, in welche Richtung die beiden "Wahnsinnigen" gelaufen waren. Selbstzufrieden lächelte sie und wählte eine Route, die mit der Gnom-Zwerg-Verfolgungsjagd-Route kreuzte. Als die Wächterin lautes Geschrei vernahm, blieb sie stehen, zog das Schmuckstück aus der Tasche und hielt es so, dass der Gnom es auf jeden Fall sehen konnte. Einige Sekunden später kamen die zwei Gestalten angerannt. R
ina erklärte mit lauter Stimme: "Hallo Gonzo. Bist du einmal so freundlich und hältst mir meinen Sack? Ich muss noch etwas einpacken."
Während der Zwerg einen Haken schlug und an ihr vorbeiraste, blieb der Gnom stehen und starrte sie ungläubig an. Er begann: "ICH SOLL WAS TUN?........."
Die Rekrutin nutzte seine kurzfristige Verwirrung und schleuderte ihm den mit Gemüse gefüllten Sack entgegen, welcher Gonzo natürlich sofort unter sich begrub. Als sie sicher sein konnte, dass ihr Ausbilder ohnmächtig war, steckte sie ihn in den Sack, packte den Schmuck wieder ein und hastete zurück in die Sonnenscheinallee.

Während Rina mit dem Ergreifen des Ausbilders beschäftigt war, saß Angie noch immer im Büro des Doktors. Sie erzählte dem völlig verwirrten Arzt gerade ihre Lebensgeschichte, allerdings nicht in der Kurzfassung. Doktor Hüpnossos war nahe an einem Nervenzusammenbruch. Er war es einfach nicht gewöhnt, das bildhübsche Frauen in seine Pracksis spazierten, ihm den Kopf verdrehten und sich dann eine geschlagene Stunde lang über ihr problematisches Leben ausließen. Noch dazu redete diese Wächterin wie ein Wasserfall und schien, trotz mehrmaliger Unterbrechungsversuche, kein Ende zu finden. Er überlegte gerade, ob er sich nicht ein für alle Mal aus dem Geschäft zurück ziehen sollte, als die Tür aufging und diese zweite Wächterin eintrat. Sie hatte einen glänzenden Sack geschultert.

Angie sah auf, als die Tür aufging und Rina eintrat. Sie meinte: "Endlich bist du wieder da. Hast du Gonzo gefunden? Und was ist denn in dem Sack?"
Die Rekrutin grinste schelmisch und entgegnete: "Ich denke, mein Ausbilder."
Angie seufzte und erwiderte: "Das ist doch nicht wirklich dein Ernst, oder?? Du hast doch nicht wirklich..."
Rina überreichte dem Doktor den Sack und erklärte: "Bitte führen sie die Behandlung zu Ende."
Der Arzt sah den Sack erst groß an und erklärte dann: "Gut. Wenn sie bitte so lange draußen warten würden? Ich rufe sie nachher herein."
Die beiden Wächterinnen nickten und verließen den Raum.

Im Vorraum fragte Angie nochmals: "Du hast doch nicht wirklich deinen Ausbilder in diesen Sack gepackt, oder?"
Rina lächelte und entgegnete: "Ach weißt du, er hat es nicht einmal mitbekommen. Da war er bereits ohnmächtig."
Angie verdrehte die Augen und beschloss zu diesem Thema wohl am besten nichts weiter zu sagen. Die beiden Wächterinnen setzten sich und stellten sich auf eine längere Wartezeit ein.

Zwei Stunden später, Rina und Angie diskutierten gerade über modische Vor- und Nachteile von Uniformen, ging die Tür zum Büro wieder auf und der Arzt trat heraus. Er meinte: "Sie können ihn jetzt besuchen. Er ist gerade aufgewacht und scheint wieder er selbst zu sein." Rina murmelte: "Das hoffe ich doch..." und trat ein. Ihr Ausbilder saß auf einer Liege und sah sie entgeistert an. Dann stöhnte er: "Nein, nicht schon wieder. Ich bin doch hierher gekommen, um Probleme loszuwerden und nicht, um schon wieder
Rekrutin Lanfear vor mir zu sehen."
Angie trat hinter Rina in das Zimmer und meinte: "Er scheint wieder ganz normal zu sein."
Die Rekrutin grinste und erwiderte: "Ja, das glaube ich auch. Lassen wir ihn alleine. Ich denke, er braucht noch ein bisschen Ruhe."
Die beiden Wächterinnen sahen sich an, versuchten nicht allzu laut loszulachen und verschwanden schleunigst aus dem Büro des Arztes.

Am nächsten Tag - Vor dem Wachhaus Kröselstrasse:

Rina hetzte Richtung Wachhaus, denn sie war wieder einmal zu spät dran. Als sie die Türe aufriss, konnte sie bereits eine laute Stimme vernehmen, die eindeutig Gonzo gehörte. Ihr Ausbilder schrie: "Rekrutin Lanfear! Sofort in mein Büro!"
Rina grinste. Es hatte sich tatsächlich nichts verändert.

Selber Tag - Koktälbar:

Angie LeFay stand wieder einmal in einem eleganten Kleid auf der Bühne und bemühte sich, die Jury mit ihrer Stimme und ihrem ausdruckstarkem Tanz zu überzeugen. Sie war froh, dass man ihr, nach Intervention eines gewissen, ungenannten Ausbilders, noch eine Chance gegeben hatte und strengte sich besonders an. Plötzlich ging die Tür auf und ein, ihr sehr bekannter Zwerg, stürmte herein. Er grinste anzüglich, meinte: "Das Kleid passt dir aber noch besser, Puppe." und rannte zur Hintertür hinaus. Kurz darauf
folgte Rina, die fluchend über zwei Tische hechtete und den Zwerg eindeutig verfolgte. Angie seufzte, verdrehte genervt die Augen, raffte ihr Kleid und setzte zur Verfolgung an.





*(1) Seit einem seltsamen Zwischenfall in den Spitzhornbergen hatten Angies Flügel die Angewohnheit, sich gelegentlich und sehr überraschend (meistens in den ungünstigsten Situationen) selbständig zu machen, was sich vor allem darin äußert, dass sie eine überdimensionale (okay, wir wollens nicht übertreiben allerdings schon relativ gewaltige) Größe annahmen und Angie in die Lüfte hoben. Leider hatte sie noch nicht gelernt diese zu kontrollieren und so tollpatschig sie auf Erden wandelte, in der Luft potenzierte sie dies hoch zehn.

*(2) Diese Metamorphose beanspruchte ihren Körper immer so sehr, dass sie danach für kurze Zeit ihr Kurzzeitgedächtnis vermisste

*(3) Die Chancen dazu standen allerdings nicht sehr gut, das letzte mal nahm sie sich streng vor, direkt am Pseudopolisplatz zu landen, sie hatte es schon fast geschafft und war sich ihres Zieles sicher, doch gefunden hatte sie sich dann doch auf einem Komposthaufen im Schlachthofweg.

*(4) wie sie diese Kerle nannte


ENDE



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