Eine Frau wird tot aufgefunden (außerdem ziemlich blutig). Angie LeFay und Sidney gehen der Geschichte ihres Kleides nach
Dafür vergebene Note: 13
[Fehler beim Parsen der Fußnoten!]-=Sidney=-
Wir befinden uns in einer dunklen Gasse. Eine Frau geht an einer kleinen, engen, schmutzigen (oder schmutzigeren, wir sind ja in Ankh-Morpork) Seitenstraße vorbei. Plötzlich wird sie von etwas um die Ecke gezerrt. Man hört nur noch ein langgezogenes "Aaaaahhhhrrrgghh!", dann einige Fußstapfen und schließlich
nichts mehr.[*1] "Alles Gute, Gefreiter!"
"Danke, Sir."
Sidney war stolz. Nachdem er neulich, als er mit FW Pismire und einigen anderen Rekruten unterwegs war, eine Frau wegen Fair-Sicherungsbetrug überführt hat, war er zum Gefreiten befördert worden. Das hieß, er durfte in das Wachhaus am Pseudopolisplatz umziehen und konnte sich jetzt für eine Abteilung bewerben. Allerdings zog sich das etwas hin, so dass er einfach auf Streife ging und so seinen Dienst versah (auf diese Art konnte er Frau Willichnicht nämlich nicht begegnen).
Zur Zeit ging er in die Zwiebelgasse, eine kleine, in der Nähe von den Schatten und Ankh gelegene Straße, die hauptberuflich neue Ungezieferarten entwarf.
Während er darauf achtete, nicht auf diese Insktoiden (von reinen Insekten konnte man nicht mehr sprechen) zu treten, musterte er die Häuser. Es gab vornehmlich Bruchbuden aus Holz, aber auch Stein, Lehm, Matsch und ekligerem Matsch waren vorhanden. Eine war scheinbar sogar aus Ankh-Wasser gebaut.
Wahrscheinlich waren die Bewohner allerdings tot. Die Frage war nur, ob sie erstickt sind oder langsam von der Säure zersetzt wurden. Vielleicht sollte er die SUSI-Techniker mal herjagen, wenn sie wieder zu wenig zu tun hatten.
Weiter vorne erstreckte sich eine Querstraße, die Knoblauchallee. "Allee" war aber etwas hochgegriffen, außer man bezeichnete einen 1,50 Meter breiten Trampelpfad aus Matsch als solche. Der frische Gefreite schaute auch diese Sackgasse entlang, ob er ein Verbrechen erkennen sollte. Er fand keines. Zumindest nicht auf Augenhöhe. Als er langsam heruntersah, erkannte er weibliche Gestalt am Boden liegen. Sie sah aus als wäre sie zusammengeschlagen worden. Mit einem Haus. Blut lief ihr aus dem Mund und andere
n offenen Stellen, die höchstwahrscheinlich nicht da sein sollten[*2].
Zuerst durchsuchte er die Umgebung nach einem Hinweis auf die Assassinengilde, auch wenn diese solche Morde normalerweise nicht beging (ihre waren stilvoller). Aber dennoch musste es sein. Danach zog er seine Taube aus dem Gürtel [*3], die er neben seiner eigenen, inoffiziellen Armbrust aufbewahrte. Mit ihr forderte er die SUSI-Leute an, die hoffentlich noch irgendwas fanden, außerdem irgend jemand der RUM-Abteilung, da dies scheinbar ein unlizensierter Mord war.
Während er auf die Verstärkung wartete, hielt er die Leute vom Tatort ab (es wollte eh niemand dorthin) und dachte an seine ehemaligen Kollegen, die inzwischen bei RUM und SUSI waren. Er fragte sich, ob wohl einer von ihnen kam.
Wenig später (cirka 50 Minuten) erschien dann auch die Verstärkung. Sid staunte nicht schlecht, als er OFW Pismire, G Lady Rattenklein, OG Angie LeFay und HPTM Lewton erkannte. Angie und die Lady kannte er noch von der GRUND-Ausbildung, Lewton war wacheweit bekannt als RUM-Leiter, Werwolf und inoffizieller Vize-Kommandeur. Und Pismire hatte er erst vor kurzem bei GRUND kennengelernt. Während die Lady und Pismire die Leiche oder das, was davon übrig war untersuchten, ging Lewton mit Angie auf ihn zu.
"Hallo, Gefreiter."
"Sir" Sidney versuchte, zackig zu salutieren, was jedoch eher schwierig war, wenn man gleichzeitig über Lewtons persönliches Erscheinen staunte.
"Sidney, Angie LeFay hier, ihr dürftet euch noch kennen, wird zusammen mit dir diesen Fall bearbeiten. Das wäre zwar die Aufgabe der RUM-Ermittler, aber sie soll das auch mal kennenlernen und das scheint ein nicht zu schwerer Fall zu sein."
"Ja, Sir"
"Gut, dann lasse ich euch arbeiten"
"Hi, Sid!" Angie grinste über seinen Gesichtsausdruck, als Lewton wieder wegging.
"Hallo, Angie! Wie geht's so in RUM?" Sidney hatte seine Sprache wiedergefunden.
"Naja, man kann nicht klagen. Und selbst?"
"Jaja, alles in Ordnung. Da hinten liegt die Frau oder zumindest ihr Rest. Falls du mal schauen möchtest"
Angie ging zu dem kläglichen Rest und versuchte den Gerichtsmediziner nicht zu stören.
Sidney entschädigte ihr Gesichtsausdruck für ihr Grinsen vorher.
"Also, Gefreite, was schlagen Sie vor?" Noch immer grinste er breit.
"Ähm. Tja."
"Genau. Ich schlage vor, wir gehen in den Eimer oder so und reden dort über die Vorschläge und so."
"Guter Vorschlag!" Die beiden ließen die SUSI-Leute alleine und gingen zum Eimer.
Nach einigen Bieren (die genaue Zahl hatten sie inzwischen vergessen) kamen sie überein, dass sie nach ähnlichen Fällen suchen und bei SUSI nach den Ergebnissen fragen wollten. Angie erklärte sich schnell für die erste Aufgabe bereit, weshalb Sid zu SUSI ging.
Dort angekommen fragte er OFW Pismire nach den "Indiehziän", wie das FW Gonzo immer genannt hatte. Laut Pismire hatte die Frau ziemlich viele Schläge eingesteckt. Als ob er das nicht selbst herausgefunden hätte. Die Lady hatte Fußspuren im Matsch gefunden, sonst aber nichts.
Angie durchsuchte gerade die Archive in der Wache, als Sidney sie fand. Die Archive bestanden zur Zeit noch aus Papierstapeln, die so staubig waren, dass das Ungeziefer schon vor langer Zeit erstickt war. Angie war beim Durchsuchen der letzten Akten, die direkt neben der Tür lagen. Als ihr Kollege dazukam, forderte sie ihn auf, die Akten des Monats davor zu durchforsten.
*Später*
Die Wächter hatten nichts gefunden. Die ganzen letzten Monate war nichts ähnliches geschehen, Zumindest nichts, was die Wache wusste. Deshalb schlug Angie vor, ihre Kontakte bei RUM zu fragen, ob die etwas wussten. Sidney stimmte zu und erklärte sich bereit, sich selbst etwas umzuhören.
***Angie, it's your turn***
Nachdem Sidney das Wachhaus verlassen hatte, begab sich Angie nochmals in ihr Büro und schmollte ein wenig. Endlich durfte sie wieder mal einen Fall mit jemanden anderen lösen, in der letzten Zeit fehlte ihr die Gesellschaft von gleichgesinnten ein wenig, und dieser jemand machte sich einfach aus dem Staub um Infos zu besorgen. Aber Sidney hatte ja recht, wenn sie beide selbständig arbeiteten, dann würden sie schneller vorankommen, als wenn sie jeden Schritt gemeinsam machen würden und besser nachdenken konnte sie auch wenn sie alleine war. Außerdem wusste sie ja, wo Sid zu finden sei, würde sie ihn brauchen. Angie ließ sich Zeit, eilig hatte sie es so gut wie niemals. Bevor sie ihre Informanten abgraste müsste sie noch in etwas weniger auffälligeres (wobei sie meistens das Gegenteil davon bewirkte, doch für Angie bedeutete Uniform als Wächterin = sehr auffällig) schlüpfen, da die meisten nicht mit einer Wächterin gesehen werden wollen. Sie wählte eine himmelblaue Stretchjean und dazu ein oranges Trägershirt, welches mit gelben Sonnenblumen verziert war, ihre roten hochhackigen Schuhe (sie hoffte, dass sie heute niemanden mehr verfolgen musste) und einen grasgrünen Sonnenhut. [*4] Nachdem sie sich noch etwas Make up aufgelegt hatte, machte sie sich auf den Weg, hatte allerdings noch keine Ahnung wo hin. "Also, die Frau war menschlich, das war eindeutig, na ja, nicht ganz so eindeutig, aber man konnte noch menschliche Züge erkennen na ja und eigentlich egal, weil Pismire hat ja bestätigt dass sie menschlich war." Angie rief vor ihrem Auge noch mal das Bild der Dame hervor, nach einigen Minuten der Übelkeit schaffte sie es sich verschwommen zu erinnern. Plötzlich wusste sie was sie zu tun hatte. Sie stattete S.U.S.I nochmals einen Besuch ab. Sie klopfte an der Tür des Labors und erwartete schon das übliche gebrummel von wegen ,Herein' von Pismire, doch nichts geschah. Sie klopfte nochmals und nachdem sich noch immer niemand rührte, trat sie ein. Es bot sich das gewohnte Bild, abgesehen davon, dass diesmal keine Leiche auf dem Tisch in der Mitte lag und Pismire oder Ranobis daran herumschnitten und -nähten.
Fünf Minuten später stand sie vor Pismires Büro und klopfte zögernd an die Türe. Die Situation war ihr jetzt etwas peinlich.
Pismire öffnete die Tür und sah eine etwas zusammengeknirschte, seltsam gekleidete, aber doch irgendwie bekannte Figur vor sich stehen.
"OG Angie LeFay?" fragte er vorsichtig.
"Ja Sir," Angie salutierte zackig "äähm, ich glaube sie sollten mal mitkommen in ihr ähhm Labor."
"Warum denn? In meinem Labor befindet sich niemand, was ist los?" antwortete Pismire etwas verwirrt.
"Kommen Sie doch mal"
Einige Minuten später öffnete Pismire die Tür zu seinem Labor und Angie versteckte sich hinter der Tür.
"Um Offlers Willen, was ist denn hier passiert, diese unfähigen Wächter, da sperrt man einmal für ein paar Minuten nicht ab und dann dass und Ptracy muss jeden Moment kommen, wenn die das sieht, der Schuldige kann sich auf etwas gefasst machen" brüllte er in einer Tonlage, die Angie dazu veranlasste, sich die Finger in ihre Ohren zu stecken.
"OG LeFay" drang die Stimme durch "Können Sie mir mal eine Erklärung für das hier liefern?"
Schüchtern trat Angie hinter der Tür hervor und lies ihre Schultern hängen.
"Ich warte immer noch auf eine Erklärung" drang die Stimme jetzt auf direktem Weg in die Gehörgänge der Wächterin und brachte fast die Trommelfelle zum platzen.
"Ähhm, tja, also es war folgendermaßen" begann sie "ähhm ich habe zwei mal geklopft und niemand hat sich gemeldet und dann bin ich eingetreten und dann war da niemand und ich wollte ins Totenlager und als ich die Türe öffnen wollte, waren mir wieder mal meine Flügel im Weg und haben das Glas gestreift, welches danach vom Regal fiel, ich wollte den Schaden wieder gutmachen und die Flüssigkeit aufwischen, na ja, ich hab halt nicht gewusst, dass diese die Servietten in den Boden brennt, es tut mir unwahrscheinlich leid." Angie hoffte dass Pismire nicht merkte wie ihr Genick rot wurde und damit ihren Schwindel [*5] entdeckte.
"Ach sind hier denn alle unfähig" grummelte Pismire vor sich hin während er einen Tiegel mit Flüssigkeit zur Hand nahm, über das Desaster schüttete und sich der Boden wieder wie von selbst normalisierte.
"Sodale" meinte er etwas weniger gereizt, das nächste mal kommst du gleich zu mir anstatt durch mein Reich zu stapfen.
"Was wolltest du eigentlich hier?"
"Äähm, tja, die Leiche, ich meine die tote Dame aus der Knoblauchalle, darf ich die noch mal sehen bitte.
"Ja sicher doch, aber warum?, ich habe sie gründlich untersucht und alles was ich weiß eh schon Sidney erzählt, ich glaub kaum dass du da noch Anhaltspunkte findest."
"Ich such auch nicht nach irgendwelchen Merkmalen, ich möchte mich nur vergewissern."
"Vergewissern wobei?"
"Na also, ihr habt weder einen Ausweis, noch sonst irgendeinen Anhaltspunkt zur Herkunft der Person gefunden, ich habe dann kurz überlegt und mir das Bild der Toten ins Gedächtnis gerufen und dann ist mir was aufgefallen. Das Kleid, das sie anhatte, es erinnerte mich an jenes Kleid, dass ich letztens in der Boutique "Faschion für noble Ladys" gesehen hatte, eine sehr teure Boutique, ich geh da nur rein um zu sehen was ich mir nicht leisten kann, auf jeden Fall hätte mir diese Kleid auch ganz gut gefallen,
ich hab sogar schon einige AM-Dollar auf die Seite gelegt damit ich es mir irgendwann leisten kann. Es hatte so kleine Pailetten auf den Schulterträgern, dunkelblauer Satinstoff, ..."
"Okay, das reicht schon, verstehe, komm mit" wurde Angies Redeschwall unterbrochen.
Pismire reichte ihr ein Paar Wegwerfhandschuhe und forderte sie auf diese anzuziehen, während er sich auch selbst welche überstreifte. Danach fischte er einen Riesenschlüsselbund aus seiner was auch immer das war und schloss eine, zwei, drei (Angie wurde ganz schwindelig beim zusehen) Türen auf, betrat das Leichenzimmer und bewegte sich zielstrebig zu einer Wand aus Schubladen bestehenden und öffnete die zweite links oben. Angie konnte sein Gesicht nicht erkennen doch plötzlich ertönte seine strenge Stimme:
"OG LeFay, sie waren doch nicht auch in diesem Raum?"
"Nein, Sir; wie sollte ich"
"Sind sie sicher?"
"Ja, Sir"
"Dann haben wir jetzt ein Problem, beweg dich keinen Milimeter von der Stelle"
Pismire öffnete nervös eine Schublade nach der anderen.
"Darf ich Fragen was los ist, Sir?" fragte Angie, die immer noch etwas eingeschüchtert von dem neuerlichen Anfall Pismires war.
"Muss denn heute alles schiefgehen?" brummelte er inzwischen.
"Kann ich irgendwie helfen?" fragte Angie und trat einen Schritt nach vor.
"Ja, indem du dich KEINEN MILIMETER BEWEGST" brüllte Pismire, dessen Nerven inzwischen ein wenig angekratzt waren. Ptracy sollte heute aus dem Urlaub zurückkehren und der Tag zeichnete sich durch absolute Unzuverlässigkeit aus, was so viel heißt, dass nichts so lief wie es sollte.
Angie verstummte, und wagte es nicht mal zu atmen um sich nicht bemerkbar zu machen. Doch blöderweise neigt der Körper (und vor allem der menschliche) in solchen Situationen dazu einen Niesanfall zu bekommen oder an einer unmöglichen Stelle zu jucken. In Angies Fall handelte es sich nun um einige Gläschen Eistee, die plötzlich entschieden ihren Körper möglichst bald zu verlassen. Angie kniff ihre Knie gegeneinander, doch die erhoffte Wirkung blieb auf. Langsam verlagerte sie das Gewicht von einem Fuß auf
den anderen und umgekehrt, sie begann auf der Stelle zu trippeln. Bald hielt sie das Gefühl nicht mehr aus und wollte gerade um Erlaubnis bitten, den Abort aufzusuchen, als ihre Knie zu jucken anfingen, sie bei dem Versuch diese zu kratzen und gleichzeitig ihr dringendes Bedürfnis zu kontrollieren nach vorne stolperte und vor Pismires Füßen erlag.
"Hab ich nicht gesagt, du sollst dich keinen Milimeter rühren?" wiederholte sich Pismire.
Angie stammelte nur ein leises "tut mir leid" und stürzte aus dem Raum.
Als sie einige Minuten später und einen halben Liter Flüssigkeit weniger den Leichenraum wieder betrat, hatte sich halb S.U.S.I. eingefunden und arbeitete emsig, wie normalerweise in den dunkelsten Gassen an denen Verbrechen geschahen.
"Was ist denn hier passiert?" fragte Angie vorsichtig.
"Die Leiche ist weg" antwortete ihr Pismire, und bisher haben wir keine Spuren gefunden. "Wo steckt denn G Rattenklein schon wieder?" fragte er in etwas lauteren Tonfall die Gesamtheit.
"Ääähm, kann ich irgendwie helfen?" meinte Angie.
"Lieber nicht" Pismire schwante schreckliches bei der Vorstellung dass sich Angie in die Arbeit von S.U.S.I. einmischen würde. "Wart mal einen moment, vielleicht kann ich dir helfen" und kramte in einer Schublade, holte ein Fotoalbum hervor und zückte zwei kleine Zettelchen daraus. "Bevor wir die Leichen in den Raum bringen, machen wir immer ein paar Abzüge mit Ikonographen von ihnen, zwecks archivierung, natürlich haben wir auch von der unbekannten ein paar gemacht und du könntest dann inzwischen deine N
achforschungen anstellen, während wir den Leichnam suchen" erklärte Pismire und hoffte inständig dass Angie auf seinen Vorschlag eingehen würde und endlich von hier verschwinden. Angie betrachtete die beiden Abbildungen und ihr Verdacht bestätigte sich. Sie bedankte und entschuldigte sich noch mehrere Male bei dem Schamanen und verließ das Wachhaus in Richtung Boutique ,Faschion für noble Ladies'.
Sidney war inzwischen auf den Straßen von Ankh Morpork unterwegs. Angie hatte etwas sauer gewirkt, als er ihr eröffnete, dass er sich lieber selbst nach Spuren umsieht, hoffentlich nahm sie es nicht zu persönlich. Anfangs hatte er sich ja gefreut, endlich wieder mit jemanden zusammenarbeiten zu können und dann noch mit einer ehemaligen Kollegin, doch er hatte mittlerweile vergessen, wie sehr in Angie immer aus dem Konzept brachte. Sie redete und redete und redete über alles und jeden und vergaß dabei nich
ts wesentliches und sie wirkte so unschuldig dabei, fast wie ein kleines Kind, wobei man nicht sagen konnte dass sie wie ein Kind aussah, im Gegenteil, Sidney hatte sich gerade noch unter Kontrolle und ließ seine Gedanken wieder zu dem Fall schweifen, er durfte sich keine Ablenkung und schon gar nicht durch Wächterkollegen leisten. Im Laufschritt (Er hatte irgendwann gemerkt dass man so viel schneller ans Ziel kam und nicht viel Energie dabei brauchte) näherte er sich der Knoblauchallee. Sein Plan beinhal
tete eine Verwandlung in wölfische Form und das Aufspüren von eventuellen Gerüchen, denen er folgen könnte. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seiner Bauchgegend breit. Obwohl er mittlerweile doch schon sehr routiniert war, verursachte der Gedanke sich zu verwandeln immer noch heftigste Bauchkrämpfe und das obwohl im Pismire schon vor einem Monat ein Fläschchen Baldriantropfen zukommen ließ um die Nervosität etwas unter Kontrolle zu halten. Doch leider blieb die erhoffte Wirkung aus und Sid musste zusehen
, einen eigenen Weg zu finden damit zurechtzukommen. "Könnte nicht ständig Vollmond sein?" dachte Sid, der daran dachte, dass er zu diesem Zeitpunkt gar nichts gegen die Metamorphose machen konnte und daher auch nicht sehr nervös war vorher. Leider war bemerkte er immer wieder, dass ihn die wölfische Gestalt in seinem Beruf sehr von Vorteil sein konnte, deshalb überwand er sich auch heute. Er blickte kurz links und rechts, ob auch wirklich niemand kam oder aus dem Fenster lugte, zog einen losen Ziegelstei
n [*6] aus der Wand, entkleidete sich, verstaute seine Klamotten hinter dem losen Stein, schob ihn wieder zu befestigte seine Dienstmarke an einem Halsband und langsam aber sicher nahm sein Körper, die von ihm fast schon verhasste Gestalt an.
-= Okay Sid, du darfst wieder=-
Oh ja, er war kurz davor, seine zweite Gestalt zu hassen. Bevor er zur Wache gekommen war, musste er sich immer nur bei Vollmond verwandeln oder in brenzligen Situationen [*7]. Jetzt war es oft ein Vorteil, so gut zu riechen, aber er mochte es immer noch nicht. Diese Magenkrämpfe verleideten ihm das noch mehr, ansonsten hätte er sich wohl langsam damit abgefunden. Egal, es musste sein.
Angie sah sich inzwischen in der Boutique um. Es war schwer für sie, nichts mitzunehmen oder anzuprobieren. Immer wieder sagte sie sich, dass sie wegen des Falles hier sei und nicht, um einzukaufen. Wenigstens half ihr ein Blick auf die Preisschilder immer ein wenig dabei, denn niemand konnte sich so etwas leisten, schon gar nicht von dem mickrigen Wächtergehalt. "Eigentlich sollte es ein Gesetz geben, dass zu hohe Preise verbietet", dachte sie sich.
Da kam auch schon ein Verkäufer auf sie zu: "Kann ich Ihnen helfen, Madamm?"
Sie musste sich zurückhalten, um ihn nicht zu bitten, ihr einige Kleider herabzusetzen, da sie ja von der Wache sei. Statt dessen sagte sie jedoch: "Nein, danke, obwohl, könnten sie mich zu dem Inhaber bringen?"
"Wieso?" der Verkäufer war plötzlich kurz angebunden.
"Ich bin von der Wache"
"Ach so, ja dann, kommen Sie bitte mit."
Erst jetzt fiel ihr auf, wie er sie gemustert hatte, und wie sich sein Gesichtsausdruck geändert hatte. Er war grünlich geworden.
Er klopfte an einem Büro.
"Herein"
Der Verkäufer öffnete die Tür und schubste Angie hinein, so dass sie fast hinfiel. Um genau zu sein, fiel sie genau soweit, um den größtmöglichen Schaden anzurichten. Der bestand darin, dass ihr Kopf gegen einen hölzernen Schreibtisch knallte, auf diesem eine Vase umkippte ,die das Blatt, an dem Mann gearbeitet hatte, durchweichte, während eine Ikonografie in einem gläsernen Rahmen herunterfiel und zerbrach. Eine Laune des Schicksals brachte Angie dazu, aufzustehen, sich zu entschuldigen und dann versuchte, die Splitter aufzulesen, wobei sie sich mehrmals schnitt. Schließlich richtete sie sich wieder auf, sah sich um und warf die Splitter in ihrer blutenden Hand in Ermangelung eines Mülleimers wieder zurück auf den Boden.
"Hallo, was kann ich für Sie tun?" Der Mann, der an dem Schreibtisch gesessen hatte, hatte sich nur schwer im Zaum, was man unter anderem an seiner Stimme merkte. Als er dann Angie ansah, wechselte sein Endruck von ihr mehrmals. Zuerst sah er ihr wunderhübsches Gesicht, dann ihre unpassende Kleidung, die dem Modeverkäufer die Tränen in die Augen trieb und dann wieder ihr Gesicht. Schließlich siegte seine Libido, er bot ihr freundlich ein Taschentuch für ihre Hand an.
"Nein, danke, ich bräuchte eine Information. Ich bin von der Wache und suche eine Frau, die dieses hübsche blaue Kleid mit den Pailletten und dem Satinstoff. Sie wissen schon, das mit den Schulterträgern und dem hübschen Ausschnitt. Könnten sie mir da helfen?"
"Sie haben auch einen hübschen Ausschn..., ähm, tja", stammelte der Mann zusammen, er hatte Angies Worten nur wenig gelauscht, da die Lust seinen Verstand überstimmt hatte (mit 1:5), "Ach ja, die Information, ja, ich glaube, das müssten wir noch irgendwo haben. Wofür brauchen Sie das denn? Wir sind ein ehrbares Haus, wenn sie in etwas verwickelt war, das mit uns zu tun hat, dann möchte ich das bitte erfahren."
"Ich glaube nicht dass das ein schlechtes Licht auf Ihren Laden wirft. Sie wurde ermordet und das Kleid ist der einzige Hinweis, den wir haben."
"Hier ist die Rechnung schon." Er hatte während Angies Redeschwall den Zettel gesucht, vor allem, um sich von ihrem Körper abzulenken.
"Vielen Dank!" Angie verließ das Büro und denn Mann mit seinem gerötetem Gesicht.
Draussen traf sie den Verkäufer von vorher, der inzwischen zuckte und eine Schar Kollegen um sich zog. Als er sie sah, schrie er auf, zeigte auf ihre Bekleidung und vergrub seinen Kopf zwischen den Armen und sank auf den Boden.
Sidney hatte sich inzwischen in der Gasse, Allee oder was auch immer umgesehen. Er hatte Gerüche gefunden, aber zu viele, da waren seiner, je einer von Pismire und Lady Rattenklein, Lewton hatte auch etwas hinterlassen, dann war da noch der Geruch, der vermutlich zu der Frau gehörte. Und dann war da noch der Ankh-Geruch, der Geruch des Viertels (etwas dunkelbraunes) und dann noch einige andere. Anfangen konnte er damit nichts. Außerdem hatte Angies Geruch ihn ziemlich abgelenkt. Er sah ihn als einen Schattierung zwischen Rot und Blau, überaus angenehm und überaus ablenkend. Er machte sich auf den Weg zurück zur Wache, da er ja nicht wusste, wo sie war.
Angie hatte sich auch auf den Weg zur Wache gemacht, Sidney konnte sie ja später immer noch treffen. Sie sah wieder auf den Zettel in ihrer Hand. "Michaela von Mitterdwart" hatte sie sich genannt. Das war dann wahrscheinlich auch ihr Name. Blieb die Frage, was diese Frau bei den Schatten gesucht hatte. Eine "von" hatte dort selten zu tun und schickte für die seltenen Fälle, dass dort etwas war, Bedienstete hin. Vielleicht hatte Sidney ja etwas gefunden.
Der befand sich nun wieder in der Wache und klopfte an Angies Büro. Nachdem dort niemand etwas sagte, öffnete er die Tür und ging hinein. Das musste einfach Angies Büro sein. Niemand sonst würde sich ein Zimmer so einrichten. Es war farbenfroh (sehr farbenfroh sogar), voller Blumen und Verzierungen. Er verzog das Gesicht. Angie mochte ja schön sein, sehr schön sogar, aber ihr Geschmack blieb ihm ein Rätsel. Als er wieder herausging, um auf sie zu warten, stieß er fast mit ihr zusammen.
Nachdem er sich von dem Schock erholt und Angie ihre Platzwunde am Kopf versorgt hatte, fing er zu erzählen an. "Sie sieht trotz der ganzen Verbände wundervoll aus", dachte er sich und freute sich auf die eiskalte Dusche heute abend. Dann fiel ihm ein, dass es in den Schatten, wo seine Wohnung stand, keine Duschen gab. Er wohnte aus Sentimentalität noch dort, es erinnerte ihn an seine Herkunft, an seinen ersten Job und wenn er Training brauchte musste er einfach vor die Tür gehen, um Trainingspartner zu finden. Dabei musste er wohl etwas ins Stocken geraten sein, denn Angie sah ihn fragend an.
"Was ist los? Du hast plötzlich aufgehört."
"Hmm? Was ist? Tja. Äh. Wo war ich?" Sidney war in Gedanken noch bei Duschen geblieben und hatte gerade eine Verbindung von Duschen zu Angie hergestellt.
"Du hast gerade erzählt, dass du nichts gefunden hast, als du plötzlich abbrachst. Also, was war dann?"
"Nichts mehr. Ich bin hierher. Was war bei dir?"
Nun fing sie an, ihre Geschichte zu erzählen und auszuschmücken, so dass sie eine halbe Stunde erzählte.
"Und was machen wir jetzt?"
"Willst du noch was trinken? Um den Fall zu überdenken, mein ich?"
"Für den Fall. Klar. Ja gut, gehen wir. In den Eimer?"
"Yep!"
Am nächsten Morgen wartete er wieder in Angies Büro. Sidney konnte sich wieder konzentrieren, der Kater von den Bieren gestern Abend lenkte ihn ziemlich von Angie ab. Und von ihrem Büro. Sie hatten sich überlegt, bei Frau Mitterdwart vorbeizuschauen.
Angie hetzte sich derweil zu Hause. Sie hatte durch den Alkohol gestern sehr lange geschlafen. Um genau zu sein, zu lange. Nun versuchte sie sich schnell anzuziehen, um noch mehr oder weniger rechtzeitig zu kommen, was wegen ihrer Tolpatschigkeit noch schlimmer wurde.
Letztendlich kam sie 1 ½ Stunden zu spät. Während des Weges dachte sie über Sidneys Verwandlung gestern abend nach. Sonst der Werwolf eine nach außen hin harte Schale aus leichtem Zynismus, einer Prise Ironie und etwas, das man nicht umschreiben konnte (sie bestand außerdem noch aus etwas Ingwer, was aber niemand interessierte und auch niemand verstand). Es hing wohl damit zusammen, dass er seit einigen Jahren in den Schatten war, dort meist illegale Arbeiten übernommen hatte und so etwas abgestumpft war
durch die ganzen Schlägereien dort und des gegenseitigen Misstrauens. Irgendwie zeigte es sich schon allein durch die Tatsache, dass er Armbrüste sammelte und eine davon auch ständig trug, immer mit weiteren Bolzen und immer gespannt. Gestern jedoch war er aus dieser Schale herausgekommen und hatte von seiner Vergangenheit erzählt. Wie er nach Ankh-Morpork kam und dort aufwuchs [*8]. Und was er über die Wache dachte. Und durch ein noch größeres Wunder hatte sie selbst zugehört und nichts gesagt (Was so gut wie niemals vorkam).
In Angies Büro trafen sie sich dann, um gemeinsam zu der Familie des Opfers zu gehen. Auf dem Weg besprachen sie die Möglichkeiten, warum eine adlige Frau in den Schatten unterwegs war. Dummerweise fiel ihnen kein guter Grund ein. Als sie dann vor dem Haus standen, in dem Frau von Mitterdwart angeblich wohnte, hatte sich Angie auf dem nicht einmal Verletzungen zugezogen.
Sidney klopfte an und erholte sich so kurzfristig von Angies Anblick. [*9]
"Ja?"
"Wir sind von der Stadtwache und würden Ihnen gerne einige Fragen stellen."
"Kann ich ihre Ausweise sehen?"
"Ja, gerne" Angie dachte sich bei den Worten der Frau, die hinter der Türe stand, ob diese wohl etwas schwerere Paranoia hatte wie die anderen Bewohner der Stadt.
"Ja, gut, kommen sie bitte herein."
Eine Frau undefinierbaren Alters öffnete die Tür. Mit dem ersten Blick sah man ihre Arroganz dem gewöhnlichen Volk gegenüber an. Sie hatte einen blauen Seidenschal umgelegt und sah von der kleinen Treppe auf die Wächter herab.
"Putzen sie ihre Schuhe ab!"
"Klar, Miss" Sidney hatte seine Stimmlage aufgelegt, die jedem, der ihn besser kannte, sagte, was er von der Frau hielt (es war ziemlich gering).
Sie führte die beiden Gefreiten in denn lilablassblauen Salon, der sich durch grüne Tapeten an orangen Teppichen auszeichnete. Angie strahlte über das ganze Gesicht, als sie die Farben sah. Sidney hingegen versuchte angestrengt die Decke anzusehen, um von Boden und Tapete abgelenkt zu sein. Er grinste ein wenig über das Gesicht der Frau, die diesen Raum extra für gewöhnliches Volk eingerichtet hatte, um ihre Geringschätzung auszudrücken.
"Was wollen sie denn?"
"Woher haben sie diese Tapeten?" Angie handelte sich mit diesem Satz einen überraschten Blick der Frau und einen Rippenstoß von Sidney ein.
"Kennen Sie Frau von Mitterdwarft?" Obwohl Sidney keine Lust hatte, mit dieser selbstverliebten Frau zu sprechen, musste er es tun, Angie hätte höchstens die Adresse des Innenarchitekten verlangt.
"Kennen? Ich bin es selbst." Die Frau sprach, wie Sid es erwartet hatte, nur in den höchsten Tönen von sich.
"Michaela mit Vornamen?"
"Geht sie das etwas an?" Sidney verbesserte seine Einschätzung der Frau. Sie war nicht selbstverliebt, sie war so narzisstisch, dass sogar die Püschologen erstaunt gewesen wären.
"Bitte, beantworten Sie die Frage."
"Na gut. Ja, ich heiße Michaela von Mitterdwarft. Und was soll das alles?"
"Haben Sie neulich ein blaues Kleid aus Satin gekauft?"
"Ja. Aber ich möchte erfahren, was das wird oder ich schalte meinen Anwalt ein."
Sidney stöhnte auf, zu seiner Überraschung auch Angie. Beide hatten gerade an das Geplänkel mit Herrn Schräg gedacht, den sich diese Frau wohl leisten konnte. Es wäre zwar nur wenig schlimmer wie sie selbst, würde dafür aber länger dauern.
"Wir haben eine Leiche gefunden, die genau dieses Kleid trug. In dem Laden haben wir erfahren, dass nur Sie das Kleid gekauft haben. Können wir es bitte sehen?"
"Nein, das geht nicht. Es ist mir gestohlen worden." Inzwischen lobte Sid sich, dass er einen so guten Püschologen abgegeben hätte. Er wusste genau, warum die Frau es nicht der Wache gemeldet hatte. Sie hielt die Wächter für unfähiges, gewöhnliches Volk, dass man höchstens herumkommandieren konnte. Aber sie wollte ihr Kleid in sicheren Händen wissen und hatte deshalb wohl einen der neumodischen Detekktihfe beauftragt, die Wache das Leben schwer machten.
"Würden Sie uns bitte den Namen des Detekktihfs sagen?"
Die Frau war kurzzeitig erstaunt über Sid's Frage. Sie hatte nicht gedacht, dass Wächter so schnell sein könnten.
"Er nennt sich Herr Brunne."
Sidney war kurz versucht, wohl durch die Ausbildung an der Wache, sich zu bedanken, aber seine Ausbildung in den Schatten hatte ihn gelernt, sich bei Leuten, die er verachtete, nicht zu bedanken.
Sie brachte die beiden zur Tür und der Gefreite überlegte noch, wo wohl ihr Butler sei, da sie sich wohl zu fein für solche Aufgaben ansah.
Nachdem Angie wieder aufnahmefähig und nicht mehr von den tollen Tapeten gefangen war, gingen sie gemeinsam zu dem Detekktihf, Angie normal in Uniform, Sid als Werwolf.
Das Büro des Detekktihfs war eine kleine, schäbige Wohnung in einem Viertel nahe dem Ankh. Sie hatte schmutzige, verstaubte Fenster, so dass nur wenig Licht einfiel. Der Mann selbst sah ähnlich aus. Er trug einen braunen, langen Mantel, der nur einen kleinen Blick auf Hemd und Hose zuließ, die beide schwarz waren. Außerdem bedeckte ein ebenfalls brauner Hut mit breiter Krempe seinen Kopf. Das Haar, das an der Seite zu sehen war, konnte als schwarz bezeichnet werden. Im Mund hielt er eine Zigarre. Er sprach mit einer rauchigen, rauen Stimme. Dummerweise sprach er nur Schwachsinn.
Angie saß ihm gegenüber auf einem, überraschenderweise, braunen Stuhl, neben ihr lag Sidney widerwillig auf dem schmutzigen Boden. Nur aufgrund Angies Stimme hatte er sich überhaupt hingelegt. Vielleicht hätte er für sie sogar Stöckchen geholt. Aber das war unwahrscheinlich. Sid besaß mehr Verstand und Bewusstsein, um das zu tun.
Der Mann war erstaunt gewesen, als jemand zu ihm wollte. Er war noch erstaunter, als er Angie sah. So erstaunt, dass er 10 Minuten lang gestarrt hatte, ohne auf ihre Fragen zu antworten. Erst dann hatte er auf die Dienstmarke reagiert. Doch noch immer gab er sinnloses Geschwafel von sich. Sidney hatte inzwischen das große Verlangen, den Mann anzugreifen und zu bedrohen, bis sie ihre Antworten hatten. Aber er beherrschte sich. Noch.
Nach weiteren 30 Minuten hatten sie dann endlich die gewünschten Antworten erhalten. Der Detekktihf hatte herausgefunden, dass das Zimmermädchen Kleider gestohlen hatte, auch dieses blaue. Auch den Namen und die Adresse der Frau hatte er herausgefunden.
Angie hatte beim Herausgehen auch nur ein kleines Chaos hinterlassen. Sie war gegen den Türrahmen gerannt und hatte beim blinden Herumtorkeln den Kaffee-Dämonen samt seiner Maschine heruntergeschmissen, woraufhin dieser geflohen war.
Wieder in der Wache, nachdem Angie versorgt worden war und einen weiteren Verband trug, verabschiedete Sid sich und ging zur Villa derer von Mitterdwart. Er wollte dort noch etwas als Wolf herumstöbern. Und er wollte sich von seinen Gedanken erholen, die Angie betrafen. Mit jeder weiteren Stunde, die er mit ihr verbrachte, waren sie interressanter und aufdringlicher. Deshalb ließ er sie jetzt alleine. Eigentlich hatte er das gar nicht gedacht, als er sie nach der GRUND-Ausbildung wieder traf. Aber scheinb
ar war sie anziehender (oder, in einer gewissen Bedeutung, ausziehender), als er gedacht hatte. Und er hatte sich ja dauernd in ihrem Büro aufgehalten, trotz des Farbschockes, der ihn jedesmal traf, wenn er eintrat. Er hatte ja noch kein eigenes. Und Angie war das scheinbar egal. Oder sie bemerkte sein Verhalten gar nicht.
Inzwischen war er an der Villa angekommen. Er verwandelte sich wieder, immer noch mit einem leichten Krampf im Magen, in einer Gasse neben einem seiner kleinen Verstecke. Er trottete in den Garten und schnüffelte. Er roch den Geruch des Gärtners, der Frau selbst und den des Zimmermädchens oder zumindest einen, den er dafür hielt. Aber bekannt kamen sie ihm nicht vor.
***** Angie LeFay ******
Sidney hatte sich relativ schnell verabschiedet und Angie war irgendwie planlos. Um den Garten von Frau Mitterdwart wollte sich Sidney noch kümmern, und wie sie herausgefunden hatten, hatte das ermordete Mädchen keine Angehörigen, also blieb ihr auch erspart eine schlimme Nachricht zu überbringen.
Angie überlegte: "Also, ein Mädchen klaut Kleider einer reichen Dame, wird dann in den Schatten ermordet, die Leiche verschwindet unbemerkt aus dem Leichenraum von S.U.S.I. Moment mal, ..." Angies Gedanken schweiften zu einem Wolf der gerade in einem Garten herumschnüffelt, sie stellte sich vor, wie sie seinen Kopf streichelte, ... "Was ist los mit mir, solche Gedanken hatte ich nicht mehr seit ... nein, ich muss mich jetzt auf den Fall konzentrieren. Also, die Leiche wurde zuerst auf offener Straße gefunden um dann aus dem Leichenhaus zu verschwinden, warum hatte sie der Mörder nicht gleich weggebracht? Ob er wohl auf lackierte Nägel steht? Also, die Leiche liegen lassen, obwohl sie nicht entdeckt werden sollte, da war eindeutig ein Amateur am Werk. Doch wie hat dieser dann die Leiche von S.U.S.I klauen können? Und wo befand sie sich jetzt? Angie beschloss Lady Rattenklein und Pismire noch einen Besuch abzustatten.
"Jemand hat unseren Alarmkobold außer Gefecht gesetzt und anschließend die Wand sowie den Schrank durchbohrt und die Leiche von hinten entwendet" erklärte Lady, die gerade einen etwas niedergeschlagenen Kobold verarztete.
Pismire war inzwischen dabei das Chaos, welches an diesem Tag überhand nehmen wollte (was er auf die zahlreichen Besuche der Wächterin LeFay zurückführte) zu beseitigen und murmelte immer wieder etwas von wegen "Ptracy", "Zorn" und "verspäteter Kutsche".
"Könnte ein Laie so etwas bewerkstelligen?" fragte Angie und zog sich einen finsteren Blick von Lady Rattenklein zu.
"Ein Laie, nicht mal jemand von uns könnte das, da muss ein Profi am Werk gewesen sein" Angie hatte gar nicht gewusst wie aufgebracht Rattenklein auf eine einfache Frage reagieren konnte.
"Bist du da ganz sicher?"
"Wenn ich nicht sicher wäre, würd' ich's nicht sagen" antwortete eine etwas beleidigte Gnomin "willst du noch was wissen oder war's das?" machte sie Angie darauf aufmerksam, dass sie störte und dass es nun Zeit für sie war wieder zu verschwinden. "Seltsame Leute, die bei S.U.S.I" dachte sie im Gehen "mal abgesehen von den seltsamen Klamotten in denen sie immer herumliefen ... Sidney würde auch besser aussehen wenn er sich etwas modischer kleiden würde ..."
Hmm, zuerst jemand der einen Mord begeht und wahllos auf die Frau einsticht und keine Ahnung hat wie er vorgehen soll und dann ein Profi, der die Leiche verschwinden lässt ..." in Angie begann sich ein Verdacht in den Vordergrund zu drängen "..."
"Angie, Sidney" erklang Lewtons Stimme und unterbrach ihre Gedankengänge.
Kurz darauf befand sie sich auch schon im Büro ihres Vorgesetzten und erklärte ihm dass ihr Partner gerade "anda kawa" unterwegs war.
"Also, es wurde wieder eine Leiche entdeckt, unweit der Trommel, wie wir feststellen konnten, handelt es sich dabei um den Leichnam des Butlers von Frau von Mitterdwart und da ich keinen andren Mann ..."
"Mitterdwart? Warf Angie überrascht ein.
"...zur Verfügung habe, bitte ich dich auch wenn du ... ja genau diese, kennst du sie?"
"Mehr oder weniger" meinte Angie und erzählte Lewton ausführlicher als notwendig von den bisherigen Ermittlungen im Fall ,unbekannte Tote im Designerkleid'.
"Na dann bin ich ja genau bei der richtigen gelandet" grinste Lewton und überlegte ob er nicht noch einen weiteren ungelösten Fall in seinen Akten hatte, den er Angie nun zusätzlich anhängen konnte. Doch diese war bereits wieder (ohne zu salutieren, Lewton erinnerte sich dass es wieder mal an der Zeit für eine Abteilungssitzung unter dem Motto ,Benimmregeln' war) aus dem Wachhaus verschwunden. Es erinnerte nur noch ein Chaos an den Blumentöpfen an ihren Besuch.
Sidney konzentrierte sich gerade auf die bevorstehende Metamorphose, als ein besonderer, etwas älterer Geruch seine Nerven kitzelte. Den kannte er doch, er versuchte sich zu erinnern woher. Lila und orangfarbene Bilder stiegen in sein Bewusstsein und plötzlich wusste er woher, er nahm die Fährte auf und folgte einem bräunlich grünen Strang. Auf seinem Weg traf er immer wieder auf Geruchsmarken die Angie hinterlassen hatte und er musste sich konzentrieren, sich von diesen nicht zum falschen Weg verleiten zu lassen. In Wolfsgestalt fiel ihm das noch viel schwerer ... etwas war plötzlich anders, Gier erfasste Sidney und er musste sich zusammenreissen, einem vorbeilaufendem Mann nicht an den Hals zu springen, der Geruch mischte sich mit Blut, zwar altes Blut, doch irgendwie musste der zugehörige Mensch verletzt worden sein. Sidney betrachtete die Umgebung mit der Aufmerksamkeit eines, nun ja, Werwolfes halt. Nichts wies auf einen Kampf hin, er wollte die Spur gerade weiter verfolgen, als ihm ein unter der Staubschicht versteckter Pfeil ins Auge fiel. Er hob ihn auf, etwas fiel auf ihn drauf, Sidney schloss seine Augen und als er sie wieder öffnete, sah er etwas wunderschönes, etwas atemberaubendes, sie streichelte ihm über den Kopf, er schloss seine Augen, öffnete sanft seine Lippen, sog den Geruch ein der davon ausging, berührte ihre Lippen ...
"Sid, alles okay?"
Sie hatte ihn Sid genannt, ....
"Äähm ja, alles okay" Sidney schrak aus seinem Gedanken auf.
"Was machst du denn hier?"
"Das selbe könnt ich dich auch fragen" antwortete er und beobachtete Angie, die den Straßenstaub aus ihren langen goldenen Engelshaaren beutelte.
Einige Minuten später, Sidney wusste immer noch nicht wie er dahingelangt war, beugten sich die beiden über eine männliche Leiche.
"Bist du dir sicher?"
"Ja, hundertprozentig, es ist der selbe Mann dessen Geruch ich in Frau Mitterdwarts Garten und Empfangszimmer äähm gerochen habe"
"Okay, also Lewton hat auch gesagt dass es sich um Herrn Boglwogl, den Buttler von Frau Mitterdwart handelt. Frag mich nicht woher er das weiß."
"Und was gibt's sonst noch neues?"
"Ach ja" warf Angie ein, noch bevor Sidney ausgesprochen hatte "die Leiche von vorhin, von dem Zimmermädchen ist auch wieder aufgetaucht, die Leute von S.U.S.I haben sie wieder weggeschafft, um sie diesmal sicher aufzubewahren."
"Hast du eine Ahnung was das hier soll?"
"Ich hege so einen Verdacht, komm mal mit, wir sollten Frau Mitterdwart noch einen kurzen Besuch abstatten."
Kurze Zeit darauf erschienen Sidney und Angie wieder im Wachhaus, im Schleptau zwei Gefangene.
"Gut gemacht", lobte Lewton, "ich erwarte morgen früh euren Bericht auf meinem Schreibtisch"
"Wollen wir den in der Bahre schreiben?" warf Sidney ein Lächeln zu Angie
"Ich hab da eine viel bessere Idee, wart ich muss mich vorher nur noch umziehen" und verschwand kurz.
"Oh nein" seufzte Sidney und blickte zu Lewton, der ihn angrinste und zuzwinkerte.
Am nächsten Morgen:
Lewton betrat sein Büro und fand einen fertigen Bericht vor: " ... und unser Verdacht hat sich dann bestätigt. Frau von Mitterdwart hatte ein geheimes Verhältnis (geheim deswegen, da es sich für eine Dame aus noblen Hause nicht geziemt sich mit einem bürgerlichen Mann einzulassen) mit einem Prifatdetekktihf namens Herr Brunne. Der Butler und das Stubenmädchen hatten davon Wind bekommen und versuchten die beiden zu erpressen. Herr Brunne hat daraufhin ein paar Schläger aus den Schatten angeheuert, um sie umzubringen, nachdem er versucht hatte, sie mit dem Vorwurf des Diebstahl zu feuern. (Daher auch das Kleid der Toten). Diese haben die Frau totgeschlagen und liegengelassen. Als wir dann bei Frau von Mitterdwart und dem Dtekktiehf ermittelten, wurden sie aufmerksam und er wollte die Leiche verschwinden lassen, wobei er seine große Erfahrung im Einbrechen benutzte. Als er selbst anschließend den Buttler ermordete, dachte er zwar daran ihn zu verstecken, allerdings hat er nicht daran gedacht, dass hungrige H
unde diesen wieder ausgraben würden ..." Der Geruch der an dem Papier haftete erinnerte Lewton an Koktäls, Musik und Tanz, sowie einer Prise eines ganz besonderem Parfüms, das er erst einmal zuvor gerochen hatte. Ein kleines Grinsen zierte sein Gesicht.
Pismires erste Aktion am Morgen war nach der uns bekannten Leiche zu sehen und er erwartete schreckliches. Überraschenderweise befand sie sich am selbigen Platz an dem er sie am Vorabend verstaut hatte, als er auf sie niederblickte, schoß ihm Schamesröte ins Gesicht, ein wesentliches Detail fehlte.
Ecatherina verließ Frau Kuchens Haus um sich auf den Weg zum Wachhaus zu machen als Angie mit einem Dauergrinsen in einem samtenen blauen Kleid mit kleinen Pailetten an den Trägern bei ihr vorbeihuschte. Dass das Kleid stellenweise Blutflecken und Löcher aufwies fiel auf den ersten Blick gar nicht auf.
"Hallo Angie, was machst du denn um diese Zeit und vor allem freiwillig in den Schatten?" grüßte Ecatherina.
Angie ging weiter ohne zu reagieren.
"Seltsam" dachte Ecatherina, "als ob sie mich gar nicht gesehen hätte."
[*1]Man hörte auch keine Vögel, denn die wenigen, wohl von Vögeln abstammenden Mutationen (alles an ihnen, das an Vögel erinnerte, war die Tatsache, dass sie fliegen konnten, ein paar Flügel (zwischen 1 und 5) und ein mehr oder weniger ausgeprägter Schnabel), hatten es als überlebenswichtig eingestuft, keineGeräusche mehr von sich zu geben. Dann wurden sie nicht so oft gegessen.
[*2] Sidney kannte sich mit menschlicher Anatomie nicht so gut aus.
[*3] Es waren Spezialzüchtungen, extra flach zum an den Gürtel stecken.
[*4] Angie hatte einen grauenhaften Geschmack was Kleidung und vor allem Farben betraf doch seltsamerweise konnte sie tragen was sie wollte, sie sah immer umwerfend aus.
[*5] Da Angie an das Gute im Menschen glaubte, existierte in ihrem Wortschatz das Wort Lüge nicht sondern sie bezeichnete alles als Schwindel, was sie als nicht weit so schlimm wie eine Lüge ansah
[*6] Nach einem etwas peinlichen Zwischenfall, der verschwundene Kleidungsstücke und eine eifersüchtige Hündin beinhaltete, durchforstete Sidney die ganze Stadt nach geeigneten Verstecken und Aufbewahrungsmöglichkeiten für das was seinen menschlichen Körper bedeckte. Dies führte dazu, dass er an jeder Straße oder Straßenecke zumindest ein Versteck vorweisen kann.
[*7] In seiner früheren Karriere kam das öfters vor, dass man in einer Sackgasse steht und drei oder mehr Gestalten an der anderen Seite hereinkommen und nicht so aussehen, als ob sie eine Spende für die gestrandeten Wale in Uganda wollten.
[*8] Er war als fünfjähriger mit seinen Eltern aus Klatsch gekommen, war seitdem überzeugter Bürger von AM und fuhr, als seine Eltern noch lebten, manchmal zurück nach Klatsch. Als er 16 war, starben seine Eltern durch einen Unfall (wie so oft in den Schatten). Seitdem verdiente er sich sein Geld mit Arbeiten. Bei einer davon, er war dann schon etwas älter, hatte es einen Zwischenfall mit einem Werwolf gegeben, der ihn selbst von den Vorzügen des Lykanthropismus überzeugt hatte. Danach war er härter gewor
den, nicht mehr so vorsichtig wie früher. Und dann kam er zur wache, da ihm sein Ruf in den Schatten vorauseilte(so weit er sich traute) und viele dazu brachte, sich zu verstecken, anstatt den Werwolf auszurauben. Das zumindest sagte er selbst von sich. Lebende Zeugen wurden noch nicht gefunden.
[*9] Eigentlich musste er sich nicht wirklich erholen, denn er war weder grausam noch atemberaubend schön. Allerdings war es schon wieder etwas her, seitdem er eine Freundin gehabt hatte und deshalb musste er sich zur Zeit von jedem Anblick einer Frau erholen, besonders, wie in Angies Fall, wenn er oft mit ihr zusammen war und sie so gut aussah.
ENDE
Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster
und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.