Simon sagt

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von Lance-Korporal Ecatherina Erschreckja (RUM), Wächterin Irina Lanfear (GRUND)
Online seit 22. 08. 2001
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 Außerdem kommt vor: Gonzo

Ein Haufen seltsamer Briefe und ein geheimnisvoller Simon rauben Rina Lanfear schön langsam den Verstand. Wer erteilt ihr hier die Lektion ihres Lebens?

Dafür vergebene Note: 13

**Rina Lanfear**

Es war ein ganz normaler Tag. Wächterin Rina Lanfear wachte auf und sah auf ihren Weckdämonen, nur um festzustellen, dass sie schon wieder zu spät dran war. Sie hatte bereits mehr als einen Vortrag in Bezug auf Pünktlichkeit von ihrem Ausbilder Gonzo bekommen, doch sie schaffte es immer wieder, zu spät überall hinzukommen. Rina sprang aus dem Bett, schlüpfte eilig in ihre Dienstuniform und rannte ins Frühstückszimmer, wo bereits ein erkaltetes Frühstück auf sie wartete. Ihre Mutter sah sie wieder einmal v
orwurfsvoll an und meinte: "Du solltest wirklich zumindest einmal rechtzeitig aufstehen. Du bist doch gestern so früh schlafen gegangen. Übrigens ist ein Brief für dich gekommen."
Rina murmelte etwas von hohem Schlafbedarf, schnappte sich den Brief und steckte ihn in ihre Uniform, biss noch einmal in ihr Brötchen und rannte aus dem Haus.

Eine halbe Stunde später patrouillierte sie auf den Strassen Ankh-Morporks und verfluchte diesen Tag. Sie war natürlich gestern Nacht noch in ihrem zweiten Beruf als Diebin unterwegs gewesen und hatte weniger als 3 Stunden geschlafen. So traf sie der heutige Dienst noch härter, als er an sich war. Müde lehnte sie sich an eine Wand und zog den Brief aus ihrer Tasche. Sie hatte heute Früh nur einen kurzen Blick darauf werfen können und keinen Absender gesehen. Diese Tatsache allein reichte aus, um sie neugi
erig zu machen. Vielleicht war dieser Brief ja von Johny, dem Sänger der Däd Män Singers, der versprochen hatte, ihr von seiner Scheibentournee zu schreiben.
Gespannt öffnete sie den Umschlag und zog einen verknitterten Zettel heraus. Auf dem Zettel stand:
Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, was du machst. Tust du nicht, was Simon sagt,
erfahren alle davon.

Rina sah sich blitzschnell um und versuchte festzustellen, ob sie jemand beobachtet hatte. Aber alle schienen ihren normalen Tagesgeschäften nachzugehen: Schnapper verkaufte alles, was nicht niet- und nagelfest war zu "Schleuderpreisen", die Taschendiebe erfüllten ihre Quoten und die meisten Bürger Ankh-Morporks versuchten, harmlos auszusehen oder waren sowieso harmlos. Die Wächterin ließ den Zettel schnell in ihrer Tasche verschwinden und begann ihren nächsten Rundgang. Ihre Gedanken aber rasten. Sie übe
rlegte, wo sie in letzter Zeit eingebrochen war und wer sie dabei beobachtet haben könnte, doch ihr fiel niemand ein. Erstens hatte sie die Einbrüche in letzter Zeit rigoros eingeschränkt und zweitens war sie schon seit längerem eher übervorsichtig und verschwand beim kleinsten Geräusch. Auch konnte sie sich niemanden vorstellen, der von ihrem Doppelleben wusste und sie auf diese Art und Weise erpressen würde. Und vor allem, wer oder was war dieser Simon und was sollte er sagen? Da sie auf keine dieser Fr
agen eine Antwort fand, beschloss sie, diesen Brief als einen misslungenen Scherz einzustufen, den sich jemand mit ihr erlauben wollte.

Am Ende ihrer Schicht kehrte Rina ins Wachhaus zurück. Den Vorfall mit dem Brief hatte sie schon fast vergessen. Doch dann kam Rekrut Humph MeckDwarf vorbei, grinste hämisch, reichte ihr einen Briefumschlag und meinte: "Hast wohl einen Verehrer. Der hat einen Brief für dich abgegeben."
Rina sah ihn seltsam an und fragte: "Wie hat der Überbringer denn ausgesehen?"
Humph erwiderte: "So'n großer Typ mit Schlapphut und langem Mantel. Alles in schwarz. Mehr war nicht zu erkennen."
Die Wächterin bedankte sich, suchte sich ein ruhiges Eck und öffnete den Umschlag. Ihr Blick fiel auf einen zerknitterten Zettel, welcher ihr bekannt vorkam. Bestürzt las sie:
Du nimmst Simon wohl nicht ernst? Simon sagt: Morgen kommst du zeitgerecht, trägst ein knallgrünes Kleid und hast Stoppellocken. Oder Gonzo erfährt vom letzen Einbruch, wo du einen Zeitdämonen sowie ein Taschenmesser mitgehen hast lassen!
Rina dachte bei sich, dass sie wohl in einem Alptraum steckte und noch nicht erwacht war. Das Problem war nur: wo befand sich der Notausgang?
Sie grübelte noch lange, über diesen zweiten Brief aber kam auf keinen grünen Zweig. Es konnte einfach niemand wissen, was sie letztens erst gestohlen hatte. Sie hatte keiner Menschenseele davon erzählt und die Ware auch noch nicht verteilt.

Am nächsten Morgen wachte Rina eine halbe Stunde früher auf. Seufzend lag sie im Bett und überlegte, ob es ihr das Risiko wert war, den Brief nicht zu beachten. Dann beschloss sie, dass sie sowohl ihre beiden Jobs als auch ihr Leben zu sehr liebte, um es leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Mutig setzte sie sich vor den Spiegel und begann sich die Locken zu drehen. Ein paar Minuten später trat ein Schatten zum Kleiderschrank, öffnete die Tür, wühlte etwas herum und zog am Ende ein knallgrünes, enges Kleid h
eraus. Als Rina fertig war, betrachtete sie sich noch kurz im Spiegel, wobei sie sich innerlich schüttelte. Dann seufzte sie und ging hinunter zum Frühstückstisch.
Rinas Eltern waren beim Frühstücken. Ihre Mutter trocknete gerade ein Teller ab, als sie ihre Tochter erblickte. Vor Schreck ließ sie den Teller fallen. Rinas Vater blickte vom Essen auf und starrte sprachlos auf seine Tochter. Diese versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und setzte sich zum Frühstück. Ihre Mutter war die erste, die die Sprache wiederfand. Sie rief: "Wie siehst du denn aus? Wie eine richtige Lady! Du kannst dich öfters so anziehen. Dann müssten dein Vater und ich uns nicht immer soviel
Gedanken darüber machen, was aus dir wird. Du findest in diesem Aufzug sicher einen jungen, netten Mann, der dich heiratet und unser Familienunternehmen weiterführt."
Rina verdrehte innerlich die Augen und murmelte: "Das ist ein einmaliger Sonderfall. Glaubt mir das..."
Aber ihre Eltern hörten das nicht so richtig und setzten ihre Lobesrede fort. Der jungen Wächterin wurde es schön langsam zuviel und sie beschloss, dass es höchste Zeit war aufzubrechen, um pünktlich zum Dienst zu erscheinen.

Als Rina durch die Strassen Ankh-Morporks wanderte, hatte sie das Gefühl, dass ihr jeder hinterher starrte. Sie hörte die bewundernden Pfiffe der Männer und beschloss, noch schneller zum Dienst zu müssen und Simon bei Gelegenheit einen langen und schmerzvollen Tod zu gönnen.

Rekrut Morn hatte gerade Tresendienst und sah als erstes die neue Erscheinungsform von Rina Lanfear. Auch wenn sie keine Zwergin war, für eine Menschenfrau war sie erstaunlich attraktiv. Sämtliche andere männliche Wächter, an denen Rina vorbeieilte, sparten auch nicht mit bewundernden Blicken und anzüglichen Bemerkungen. Rina dachte bei sich, dass wenn sie Simon erst einmal in die Finger bekommen würde, er sicher nicht mehr in der Lage sein würde, über den Fehler nachzudenken, sie erpresst zu haben. Mit z
usammengebissenen Zähnen stürmte sie an ihren männlichen Kollegen vorbei auf das Büro ihres Ausbilders Gonzo zu. Bei der Tür angekommen stoppte sie kurz, klopfte an und trat dann in das Büro.

Gonzo saß gerade bequem hinter seinem Schreibtisch, als es klopfte. Gleich danach wurde die Tür geöffnet und eine junge Frau in knallgrünem Kleid trat in sein Büro. Der Ausbilder glaubte, seinen Augen nicht mehr trauen zu können. Da stand doch tatsächlich Rekrutin Lanfear mit offenen, gelockten Haaren in einem Abendkleid vor ihm. Er brauchte ein paar Minuten, um seinen Schock zu überwinden. Dann sah er auf seinen Zeitdämonen und stellte verwundert fest, dass die Rekrutin tatsächlich zum ersten Mal in ihre
m Leben pünktlich in den Dienst gekommen war. Das erstaunte ihn umso mehr. Nachdem er sich von diesem Mehrfachschock erholt hatte, schaute er die Rekrutin zweifelnd an und meinte: "Was soll das? Sie sollten hier in ihrer Uniform erscheinen und nicht in Abendgarderobe. Ich verlange eine Erklärung!"

** Ecatherina Erschreckja **

"Ähm, ja Sir. Aber ich habe erst gestern erfahren das meine Mutter heute einen Ball gibt und ich da erscheinen muss. Sie wissen schon, die Pflichten der höheren Gesellschaft. Kann ich heute vielleicht frei kriegen?"
"Na gut. So wie du aussiehst kannst du sowieso deinen Dienst nicht antreten."
Die Wächterin bedankte sich bei ihm, salutierte zackig, so gut wie es in einem oben engen Kleid eben möglich ist und verabschiedete sich. Zuhause angekommen erklärte sie ihren Eltern das sie zu einem Ball eingeladen war, doch dieser aus irgendeinem Grund abgesagt wurde. Schnell zog sie sich um, als sie auf ihrem Fenster einen Zettel kleben sah. Sie öffnete ihn, wobei sie ein kurzes Stoßgebet ablegte, dass es nicht wieder dieser Simon war, und las:
Simon sagt: Heute hast du ein Date. In einer viertel Stunde wird jemand an der Tür klopfen und du wirst ihn herzlichst empfangen und ihn deinen Eltern als neuen Freund vorstellen, oder deine Eltern bekommen ein Ikonographbild von einem deiner Einbrüche.

Gehetzt sah sie auf ihre Uhr. Sie wusste nicht, wie lange der Zettel schon hier hing, deswegen zog sie sich was nettes, aber nicht zu nett, an, ging nach unten und machte sich auf eine Katastrophe gefasst. Kurze Zeit später klopfte es auch schon und sie öffnete nervös die Tür.
"Hallo Rina.", mit einem schmalzigen Grinsen kam Gâsh herein und machte keine Anstalten, vorher zu fragen.
"Ich hab deinen Brief bekommen und natürlich willige ich ein. Ich kann einer Frau wie dir doch keine Bitte abschlagen. Wann ist die Hochzeit?", geschockt sah sie ihm nach als er unberührt ins Wohnzimmer zu ihren Eltern stampfte.
"Hallo allerseits. Mann, ist das ein feiner Schuppen. Darf ich mich vorstellen, bin Gâsh, ihr neuer Schwieg...", als sie nicht wusste wie sie ihm seinen Mund stopfen konnte bevor er ihren Eltern einen Herzinfarkt bescherte, drückte sie ihre Lippen auf seine und hielt den Atem an. Ihre Eltern wurden gleichzeitig bleich in Gesicht und bevor noch einer von ihnen etwas sagen konnte, stellte sie Gash als neuen Freund vor, bei dem sie aber nicht wüsste wie lang es noch halten werde und verschwand mit ihm im Sch
lepptau durch die Tür nach draußen.
"Egal was in dem Brief gestanden hat, Gash, es stimmt nicht! Wir sind kein Paar, wir werden ganz sicher NICHT heiraten und ich werde dich auch sonst in keiner Weise an mich heranlassen. IST DAS KLAR?", irritiert von ihrem Ausbruch hielt er, was auch besser war für seine Gesundheit, immerhin nannte Rina einen Sumpfdrachen ihr eigen, seine Klappe und ließ sie wütend davoneilen. Wieder machte sie sich auf zum Wachhaus, aber diesmal mit dem Vorsatz, Gonzo das Ganze zu erklären, auf seine romantische Ader zu p
lädieren und auf seine Hilfe zu hoffen. Dort angekommen, klebte wieder, fast schon wie erwartet, ein Zettel an Gonzos Tür, den sie widerwillig an sich nahm und las:
Du willst Simon doch nicht verraten? Simon sagt: Du wirst übermorgen einen Ball für die Diebesgilde geben und als Gastgeberin fungieren. Oder diese wird von deinen Aktivitäten erfahren!

Seufzend verließ sie die Wache wieder. Egal was ihr blühen konnte, die Gilde war das Schlimmste. Zuhause musste sie sich eine Standpauke sondergleichen anhören, bevor sie endlich die Möglichkeit bekam, ihre Eltern zu bitten einen Ball zu arrangieren, wo sie als Gastgeberin auftreten konnte. Als Ausrede gab sie bekannt, das sie endlich das gehobene Leben kennen lernen will, das aber zuerst im kleinen Maßstab. Überrascht von diesem ungewöhnlichem Wunsch, und nur mit dem Versprechen, das sie sich einen gesch
eiteren, reichen, jungen und wenn möglich adeligen Mann suchen würde, erklärten sich diese dann einverstanden. Die Vorbereitungen dauerten nicht sehr lange, da Rinas Eltern damit schon viele Erfahrungen hatten. Auch diese kamen zum Ball und das war ihr noch unangenehmer. Sie hoffte das sie niemand erkennen würde und hatte deswegen aus dem Ball einen Maskenball gemacht, welcher auf große Zustimmung stieß. Nach kurzer Zeit hatte sie schon mehrere Verehrer, die sie versuchte, möglichst bald abzuschütteln. Ih
re Eltern waren stolz auf sie, da sie sich so gut zu Recht fand und verziehen ihr den versehentlichen Ausrutscher mit diesem ach so furchtbaren Wächter. Als sich der Ball dann dem Ende neigte und sie schon fast aufatmete, kam plötzlich Herr Boggis schnurstracks auf sie zu. Sie schluckte, nahm die Maske vom Gesicht und machte sich bereit, beim kleinsten Anzeichen von Gefahr wegzulaufen.
"Ah, guten Tag junge Dame! Komischerweise hat man mir hier diesen Brief für euch überreicht, obwohl hier überall Bedienstete herumstreichen. Natürlich ist es mir eine Ehre ihn euch weiterzugeben. Diese Krapfen sind wirklich vorzüglich.", erleichtert nahm sie ihm den Brief ab, bedankte sich und suchte einen ruhigen Ort wo sie ihn lesen konnte:
Simon sagt: Morgen gibt es eine Sitzung der Abteilungsleiter und deren Stellvertreter der Wache. Du wirst dorthin gehen und eine Rede darüber halten, dass du in Gonzo verliebt bist und es ihm hiermit mitteilen willst.

Sie wurde schon bei dem Gedanken rot und sie hoffte inständigst, dass die Chefs viel Humor hatten, vor allem Gonzo. Betrübt ging sie auf ihr Zimmer und ihre Eltern fragten sie, warum sie denn plötzlich so schlecht gelaunt war, doch sie meinte nur, dass sie vermutlich krank werden würde; was auch stimmte, wenn nicht bald dieser Simon aufhörte ihr Befehle zu geben. Statt schlafen zu gehen nahm sie sich vor, diesen Bastard zu suchen. Sie klapperte zu erst die Bahre und ein paar andere Lokale ab und fragte, o
b jemand jemals von diesem Simon gehört hatte, aber sie hatte nicht viel Glück. Dann schwang sie sich auf ein Dach und durchstreifte so die Stadt, immer darauf achtend ob jemand sie beobachtete. Als es schon zu spät war und schon fast der Verzweiflung nahe, ging sie nochmals kurz zur Bahre, erklärte Ecatherina alles und bat sie, sie die nächsten paar Tage und Nächte zu beschatten und ihr dann zu melden, ob sie jemanden gesehen hatte der ihr gefolgt war. Ohne lang darüber nachzudenken willigte Ecatherina e
in und als Rina wieder verschwand glaubte diese, ein Lächeln auf Ecatherinas Lippen gesehen zu haben bevor sie die Bahre verlies. Sie glaubte das ihre Freundin das Ganze nur einfach lustig fand und ging zu Bett, um am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein.

Alle hatten sich in dem großen Zimmer eingefunden und zischelten miteinander. Rince war gerade dabei die Tagesordnung durch zu gehen, als die Tür geöffnet wurde und Rekrutin Rina Lanfear den Raum betrat.
"Hi, Leute!", sie wusste das sie nichts mehr zu verlieren hatte und da sie sowieso schon zu nervös war, als dass sie auf die korrekte Art und Weise der Anrede achten konnte, ließ sie das Denken einfach weg.
"Ähm, ich bin hier weil.. na ja, ich wollte nur kurz mitteilen, dass... eh, ich meine.. ", sie schloss die Augen um dann das Ganze runterzuratschen, "... ich will nun offiziell verkünden, dass ich aus vollem Herze..", die Stimme versagte kurz, kam aber gleich wieder, "... meinen Ausbilder Gonzo innig liebe. Danke.", sie schlug die Tür hinter ihr zu und rannte weg.
"Was war das?", fragte Rince, noch immer verblüfft.
"Ach, nur ein kleiner Nervenzusammenbruch.", brachte Gonzo lächelnd hervor.

Rina lief, bis sie auf dem Hier-gibt's-alles-Platz gegen Schnapper prallte und niederfiel.
"Du bist nicht zufällig Irina Lanfear, oder?", fragte er während er seine Würstchen vom Boden aufklaubte.
"Ja.", verstört sah sie zu ihm auf und versuchte tief durchzuatmen. Eins wusste sie ganz bestimmt, morgen würde sie krank sein und nicht zum Dienst erscheinen.
"Oh, gut. Ich habe hier einen Brief für dich und jemand hat gesagt, du brauchst eine kleine Einschulung fürs Verkaufen. Also ich bin jeder Zeit bereit dir zuhelfen, für sagen wir 3 Dollar?", sie wusste nicht von was er da redete, nahm aber den Brief von dem sie schon längst wusste, von wem er stammte.
Simon sagt: Heute wirst du dich mit Schnapper am Hier-gibt's-alles-Platz hinstellen und ein paar Kleider und Unterwäsche von dir verkaufen. Dabei wirst du laut schreien: "Gebrauchte Kleider! Gebrauchte Unterwäsche!" Oder Simon schreit laut um Hilfe wenn du nächstes Mal einbrichst.

Gegen das vorige war das ziemlich harmlos. Niemand sagte wie laut sie schreien und welche Kleider und Unterwäsche sie verkaufen musste. Sie kramte in ihrem Kleiderschrank, holte die hässlichsten Kleider und die älteste Unterwäsche die sie hatte hervor, schnappte sich Schnapper und stellte sich in die dunkelste und verborgenste Stelle des Platzes. Den ganzen Tag stand sie da und verkaufte grad mal drei Kleider und ein Dutzend Unterhosen (komischerweise gingen die ziemlich gut bei Männern). Am Abend fiel si
e müde ins Bett und schlief sofort ein. Diesmal hatte sie Alpträume und wachte sogar früher auf als sie es müsste, wenn sie zum Dienst gehen würde. Genüsslich streckte sie sich. Sie hatte vor heute einmal blau zu machen, ein wenig einkaufen zu gehen, aufpassend das sie von keinem Wächter gesehen wurde, gut zu Mittag aß, und dann in die Bahre zu gehen und Ecatherina zu fragen ob es etwas neues gab. Als sie eintrat, saß diese schon bereits am Tisch.
"Hi! Hast du etwas neues herausgefunden?"
"Hm, meinst du außer dem Vorfall von gestern?", sie lächelte, doch als sie Rinas bösen Blick sah, hörte sie sofort auf damit.
"Nein, leider. Ich bin dir extra andauernd gefolgt. Von der Wache bis zu Schnapper, dann von deinem Haus zum Platz und wieder retour. Am Abend warst du ja nicht weg, und vor deinem Haus war niemand."
"Schade."
"Aber jemand hat heute einen Brief für dich abgegeben. Hier."
"Nicht schon wieder. Wer war es?", sie seufzte hingebungsvoll.
"Keine Ahnung. Hab ihn von Igor, der von einer Kundschaft und diese von einem Mann, soweit ich weiß. Ja, und leider kann ich dich nicht weiter beschatten, hab da leider einen Andakawa-Fall bekommen, der ist wichtig. Aber du schaffst das schon.", freundschaftlich klopft sie ihr auf die Schulter und ging früher als normal. Das nahm Rina gleich zum Anlass den Zettel zu lesen.
Simon sagt: Heute wirst du bei Vollmond nackt im Hide Park tanzen.

"NEEEEEIIIIIIINNN!!", alle Gäste sahen erschrocken zu Rina, welche versuchte, zuerst durch die Tür und dann durch die geöffnete Türe zu laufen, um Ecatherina einzuholen. Diese war aber schon längst verschwunden. Aufgeregt rannte sie in der Stadt umher und schrie immer Sachen von wegen: "Du verdammtes Mistvieh! Zeig dich, du Feigling! Wenn ich dich in die Finger bekomme, wird dich nicht mal mehr deine eigene Mutter erkennen können!" Dabei sammelte sie zwar etliche erstaunte Blicke, doch das war ihr ziemlic
h egal. Als sie dann in einer dunklen Gasse angelangt war, konnte sie erkennen, wie ein wohl unlizenzierter Dieb von einigen lizenzierten Berufkollegen in die Mangel genommen wurde und kam dadurch wieder zu Sinnen. Voller Zorn stapft sie nach Hause, zog sich um, oder besser gesagt aus und streifte nur einen Mantel um, wo sie noch zwei Messer drin versteckte. Zu ihrem Glück waren nicht viele Passanten unterwegs und wenn, dann lagen sie in irgendeinem Gestrüpp und machten Dinge die Rina gar nicht wissen wol
lte. Schnell suchte sie sich einen ruhigen Platz, öffnete den Mantel und... sah auf einem Baum einen Zettel hängen. Gleich machte sie den Mantel wieder zu und eilte dahin. Aufgeregt und zornig in einem riss die ihn runter und las:
Schön das du schon bereit bist, alles zu tun was Simon sagt. Warte kurz, ich hol einen Ikonographen.

*** Rina Lanfear ****

Worte reichten gar nicht aus, um Rinas Gemütszustand zu beschreiben. Das Wort zornig war eher eine harmlose Untertreibung. Vor Wut schäumend und bereit, jeden umzubringen traf es da schon eher. Die letzte Aktion hatte bei der Wächterin einen empfindlichen Nerv getroffen, von dem sie nicht einmal wusste, dass er existierte. Irgendwie war ihr danach, vor Wut laut zu brüllen und zerbrechliche Gegenstände durch die Luft zu werfen. Leider befand sich nichts Zerbrechliches in ihrer Nähe, sodass sie tie
f durchatmete und sich zu konzentrieren versuchte. Es musste ihr doch irgendetwas einfallen, um diesen ungebetenen Simon loszuwerden. Ihre Gedanken rasten, kamen aber immer wieder zu äußert blutrünstigen und sicher sehr schmerzhaften Ergebnissen. Seltsamerweise belustigte sie der Gedanke, Simon nur mit einem Schild zu bekleiden, auf dem "Trolle sind dumm" stand und ihn durch den Steinbruch zu schicken oder ihn in der Lieblingsbar der Zwerge etwas trinken zu lassen, wobei hier das Schild die Aufschrift tru
g: "Zwerge sind Rasenschmuck. (Aber schneidet ihnen vorher die scheußlichen Bärte ab)". Bei diesen Gedanken grinste sie diabolisch. Dann zog sie den Mantel aus, denn Simon sollte schon etwas zu sehen bekommen, tanzte genau zwei Sekunden lang und streifte dann den Mantel wieder über. Schließlich hatte Simon nicht gesagt, wie lange sie hier tanzen sollte! Nach dieser Aktion beschloss sie, nach Hause zu gehen und eine Runde zu schlafen. Vielleicht fiel ihr im Schlaf die Lösung ihres Problems ein.

Zu Hause angekommen, fand sie einen neuen Brief von Simon vor. Um etwas Abwechslung zu schaffen, hatte er den Brief diesmal auf dem Bett platziert. Sie las:
Beiliegend findest du ein schönes Bild von deinem Kurzauftritt. Simon sagt: Teile morgen deinen Eltern mit, dass du aus der Wache austreten möchtest und planst, der Näherinnengilde beizutreten.
Rina schüttelte den Kopf und überlegte, ob Simon nun endgültig übergeschnappt war. Die vorherigen Ereignisse waren recht peinlich gewesen, aber mit dieser Aktion brachte er sie in akute Lebensgefahr. Ihre Mutter verabscheute Frau Palms Mädchen aus ganzem Herzen und es war zu erwarten, dass sie ihre Tochter wohl eher umbrachte, als den Ruf der Familie derart ruiniert zu sehen. Dann sah sie sich das Foto an, das Simon dem Brief beigelegt hatte. Es zeigte sie tatsächlich, wie sie nackt im Hide Park tanzte.
Irgendwie schien sich ein Inspirationspartikel gerade diesen Moment ausgesucht zu haben, um dem Gehirn der Wächterin eine neue Idee zu bescheren. In Rinas Kopf entstand ein Gedanke, der der Wächterin ein bösartiges Lächeln entlockte. Sie zog den Mantel aus, ihr Nachthemd an und legte sich aufs Bett. Dann begann sie, die Idee zu einem richtigen Plan weiterzuentwickeln. Sie dachte bei sich, dass Simon sich noch sehr wundern würde. Bis jetzt hatte sich noch nie jemand ungestraft mit ihr angelegt!

Am nächsten Morgen wachte Rina mit dem Rasseln ihres Weckdämonen auf. Sie hatte in der Nacht noch lange wachgelegen und alle Einzelheiten ihres weiteren Vorgehens überdacht. Dabei war sie zu einem Entschluss gekommen. Sie würde zwar weiterhin Simons Anweisungen befolgen, doch gleichzeitig auch etwas unternehmen, um ihn aufzuhalten. Nun musste sie nur mehr den Stein ins Rollen bringen und warten, was passierte. In Gedanken versunken ging sie hinunter ins Wohnzimmer und setzte sich an den Frühstückstisch. I
hre Eltern schauten sie erstaunt an, da sie nicht wie gewohnt die Wächteruniform trug und auch nicht hektisch durch die Gegend lief. Rina blickte auf und erinnerte sich an Simons Befehl. Sie holte tief Luft und begann ihre Ansprache: "Ich weiß, dass ihr mich liebt. Deshalb werdet ihr auch sicherlich glücklich sein, wenn ich euch jetzt sage, dass ich nun endlich meinen Traumjob gefunden habe. Ich werde noch heute bei der Stadtwache kündigen........."

Erstaunte Stille folgte diesem Teil des Vortrages. Rinas Eltern konnten ihr Glück nicht fassen: Ihre Tochter hatte beschlossen, sich einen vernünftigen Job zu suchen! Gespannt hörten sie zu, um zu erfahren, was ihr liebes kleines Mädchen von jetzt an arbeiten wollte. Sicher war es ein altehrwürdiger und anständiger Beruf. Vielleicht wollte sie sogar ins familieneigene Unternehmen einsteigen!

Die junge Wächterin holte tief Luft und fuhr fort: "... und in der Näherinnengilde von Frau Palm eine neue Karriere starten."

Ungläubiges Schweigen war die erste Reaktion. Seltsamerweise erholte sich Rinas Mutter relativ schnell von diesem Zustand und schrie: "Wie kannst du es wagen! Nach allem was wir dir Gutes getan haben! Einfach so die Familienehre zu beschmutzen! Ich werde bei der Wache Bescheid geben und dich für den Rest der Woche krankmelden! Du gehst jetzt sofort auf dein Zimmer und denkst über diesen Vorfall nach! Inzwischen werde ich Doktor Froid kontaktieren und ihn bitten, dass er dich untersucht! Irgendetwas kann n
icht ganz mit dir stimmen! Zuerst wolltest du zur Wache! Wir waren nicht begeistert, aber ließen dich gehen! Und jetzt DAS! Du bist eine Schande für die Familie!"
Rina stand auf und eilte in ihr Zimmer. Sie dachte bei sich, dass sie eigentlich ganz gut bei dieser Aktion abgeschnitten hatte. Schließlich hatte ihre Mutter noch vor ein paar Minuten einen teuren Porzellanteller in der Hand gehalten und die Wächterin wusste ziemlich genau, woher sie ihren Hang geerbt hatte, bei Wutanfällen Gegenstände durch die Luft zu werfen.

Sie packte schnell ein paar Sachen zusammen, steckte ihren Sumpfdrachen in eine Umhängetasche und kletterte durchs Fenster hinaus auf die Strasse. Da Simon scheinbar immer genau wusste, wo sie sich gerade aufhielt, brauchte sie ja nicht unbedingt zuhause zu bleiben und konnte warten, bis sich die Stimmung ihrer Eltern wieder etwas beruhigt hatte. Zwischenzeitlich konnte sie wohl Ecatherinas Appartement bei Frau Kuchen nutzen, da Eca noch immer andakawa unterwegs war und derzeit sicher keinen Bedarf danach
hatte.

Frau Kuchen sah etwas erstaunt drein, als eine junge Wächterin vor ihr stand und ihr erklärte, dass Ecatherina Erschreckja ihr erlaubt hatte, für kurze Zeit in ihrer Wohnung zu bleiben. Sie hatte sich jedoch schon an seltsame Ereignisse gewöhnt (und dummerweise gerade heute ihre Vorhersehung abgeschalten), sodass sie sich relativ rasch mit der neuen Situation abfand. Rina bekam noch einen kurzen Vortrag über Sumpfdrachen und Löcher in Teppichen, Vorhängen und sonstigen Einrichtungsgegenständen zu hören un
d sagte ihrerseits Bescheid, dass sie demnächst ein paar Leute zu Besuch erwarten würde. Dann schloss sie die Zimmertüre hinter sich und begann, in Ecas Zimmer nach ein paar Blättern Papier und einem schönen, dicken Stift zu suchen.

Ein unbeteiligter Zuschauer sah eine Stunde später, wie eine Gestalt überall am Hier-gibt-es-alles-Platz Plakate aufhängte. Er trat näher an eines heran und las:
Suche Simon. Wer mir den Richtigen (lebend) bringt, erhält eine Belohnung von 2000 AM$. Wohne bei Frau Kuchen.

Als Rina etwas später wieder in ihr derzeitiges Zuhause kam, erwartete sie schon Humph MeckDwarf, der nebenan wohnte. Er grinste, überreichte ihr ein Briefkuvert und meinte: "Ich bin zwar nicht dein persönlicher Postbote, aber was tu ich nicht alles für die Liebe. Wie geht es übrigens deinem Verlobten Gâsh?"
Die junge Wächterin lächelte und meinte: "Noch ganz gut. Aber falls er tatsächlich vorhat, unsere Beziehung weiter an die Öffentlichkeit zu bringen, findet er seinen Kopf sicher nicht so schnell wieder." Dann schnappte sie sich das Kuvert und eilte in ihr Zimmer. Sie warf sich aufs Bett, riss den Umschlag auf und las:
Netter Versuch von dir. Du wirst mich zwar nie erwischen, aber allein deine Aktion gehört bestraft! Bewirb dich bei der Diebesgilde als neues Mitglied!

Die Worte, die Rina daraufhin entfuhren, sollten an dieser Stelle besser nicht wiederholt werden. Fest steht nur, dass Simon etwas wirklich unangenehmes erwartete, wenn Rina ihn je erwischen sollte. Dann überlegte sie, wie sie es am besten anstellen sollte, sich bei der Diebesgilde zu bewerben und gleichzeitig nicht enttarnt zu werden.
Sie zog ihre zweitältesten Sachen an (die ältesten hatte sie ja schon verkauft), marschierte zur Diebesgilde, klopfte ans Tor und verlangte, zu Herrn Boggis vorgelassen zu werden. Dieser war sehr erstaunt, als ihm Rina von ihrem großen Traum erzählte, einmal Mitglied in der Diebesgilde zu werden. Auf seine Frage, warum sie dann bei der Stadtwache war, erklärte die junge Frau, dass sie dies nur als eine Übergangslösung sah, bis sie ihren wirklichen Traumjob antreten konnte.
Daraufhin seufzte er (denn er hatte schon viele verklärte Vorstellungen vom Diebesleben kennengelernt) und meinte: "Natürlich musst du zuerst eine Aufnahmeprüfung ablegen, bevor wir dich als Mitglied akzeptieren."
Rina erwiderte: "Das war klar. Können wir gleich anfangen?"
Herr Boggis nickte und sagte: "Okay, wir beginnen gleich. Ich habe hier eine Taschenuhr. Schaffst du es, sie mir abzunehmen, bist du dabei."
Die Wächterin grinste innerlich und meinte: "Gut."
Sie ging ein paar Schritte zu dem Oberhaupt der Diebesgilde, beugte sich verführerisch zu ihm herab und meinte: "Da war noch etwas, was ich ihnen sagen wollte...."
Bei dieser Aktion verlor sie jedoch das Gleichgewicht, stolperte in Herrn Boggis Arme und riss ihn mit sich zu Boden. Als beide wieder ihre ursprünglichen Plätze eingenommen hatten, überprüfte der Profidieb kurz, ob seine Taschenuhr noch da war und sagte dann zu der Wächterin: "Tut mir leid, die Uhr ist noch da. Wir können dich leider nicht aufnehmen."
Rina seufzte und meinte: "Schade, ich habe mich so darauf gefreut. Aber dann kann man wohl nichts machen. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen."
Dann eilte sie zur Tür hinaus.
Herr Boggis setzte sich inzwischen wieder an seinen Schreibtisch und wollte seinen angefangenen Bericht weiterschreiben. Er griff instinktiv in seine Tasche, fand aber seinen Stift nicht. "Irgendwo muss ich ihn wohl verloren haben..." murmelte er vor sich hin.

Etwas später, als die Wächterin einigen Abstand zwischen sich und die Diebesgilde gebracht hatte, lachte sie laut los. Sie holte aus einer kleinen, verborgenen Tasche einen Stift, denn sie gerade dem "König der Diebe" gestohlen hatte. In bester Laune spazierte sie zurück zu Frau Kuchen und fand dort, sie hatte es inzwischen schon fast erwartet, wieder einen Brief vor. Sie las:
Das war sehr amüsant, aber du hättest es gar nicht tun müssen. Ich habe nicht "Simon sagt" gesagt.
Seltsamerweise waren die nächsten Worte, an die die junge Wächterin dachte: "Töten, Zerstören, Vernichten......"
Während Rina wieder einmal überlegte, wie sie Simon am besten ihren Standpunkt äußerst schmerzhaft klarmachen konnte, wurde sie vom beharrlichen Klopfen ihrer derzeitigen Vermieterin aus ihren Gedanken gerissen. Seufzend stand sie auf und öffnete die Tür. Frau Kuchen sah sie empört an und meinte: "Ihr Besuch ist gekommen. Die "Herrschaften" stehen in einer langen Schlange an. Derzeit sehe ich leider kein Ende. Also, wenn sie bitte anfangen würden, sie zu empfangen?"
Rina schluckte und erwiderte: "Ja, schicken sie mir bitte den ersten rein."

Die Wächterin hatte viel erwartet, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass Schnapper als erstes in ihr Zimmer trat. Sie versuchte, gelassen zu klingen und fragte: "Was willst du hier?"
Schnapper grinste und sagte: "Och, ich habe da draußen am Hier-gibt-es-alles-Platz ein Plakat gesehen. Du bietest 2000 AM$ für einen Simon?"
Rina antwortete: "Ja, wo ist er?"
Schnapper strahlte und rief: "Nur herein damit, Leute."
Rina staunte nicht schlecht, als plötzlich ein Sumpfdrache in ihr Zimmer trottete.
An Schnapper gewandt meinte sie: "Nein, das ist nicht der Simon, den ich suche..."
"Bist du sicher?"
"Ja, absolut sicher!"
"Okay, bringt den nächsten rein!"
Ein Schwein rannte Rina fast um, als sie schrie: "Das ist auch nicht Simon.... ich suche etwas eher "Menschliches"..."
Er entgegnete: "Ach wirklich? Warum hast du das nicht gleich gesagt? Kommt rein, Jungs."

Die nächste Stunde verbrachte Rina damit, Schnapper zu erklären, dass weder ein Sumpfdrache, ein Schwein, ein Vampir, ein Troll, ein Zwerg, ein 18 jähriges Bürschchen, ein Wasserspeier, ein Hund, eine 6 köpfige Familie und einige andere exotische Spezies, von denen sie den Namen nicht einmal kannte, nicht der von ihr so dringend gesuchte Simon waren.
Schnapper gab am Ende auf und meinte: "Da hättest du aber gleich auf dein Plakat schreiben können, das du hohe Ansprüche stellst. Jetzt entschuldige mich bitte, es gibt Leute, die tatsächlich etwas von mir kaufen möchten!"
Die Wächterin seufzte, verdrehte die Augen und wandte sich dann dem Nächsten zu: Sie dachte bei sich, dass dies ein sehr langer Tag werden würde.

** Ecatherina Erschreckja **

Als Schnapper gegangen war kamen noch vereinzelt Leute, die ihren Goldfisch, ihre Kinder, ihren Papagei und dergleichen verkaufen wollten und Rina beschloss danach die Plakate wieder schleunigst zu entfernen. Simon hatte recht, damit konnte sie ihn nicht erwischen, aber vielleicht konnte sie ihn überrumpeln.
Wach lag sie im Bett und wälzte sich herum als etwas unter ihrem Kopfkissen knisterte. Verwundert griff sie darunter und holte wiedereinmal ein Stück Papier hervor.
Damit du nicht wieder auf dumme Gedanken kommst, werde ich dir eine Lektion erteilen. Simon sagt: Morgen früh gehst du zum Patrizier und spielst Pantomime.

Sie starrte auf den Zettel und überlegte was sie getan haben könnte, für das sie den Tod verdiente. In Gedanken sah sie eine Skorpiongrube. Sie spürte einen festen Schlag im Rücken als sie kopfüber in diese gestoßen wurde. Aktivität machte sich unter den Tieren breit und als sie einen verzweifelten Blick nach oben warf, konnte sie den lächelnden Gesichtsausdruck des Patriziers sehen, der sagte: "Wie wertvoll könnten nun Worte sein."
"Nein, auf keinem Fall!", bevor sie dass täte, würde sie vorher auswandern und demonstrativ packte sie ihre Sachen, die sie in Ecatherinas Zimmer verstreut hatte (wer ein Dienstmädchen hatte, musste nicht unbedingt etwas von Ordentlichkeit verstehen).

"He, Schlafmütze! Willst du nicht deinen geliebten Ausbilder sehen?", Humph kam ins Zimmer und sah eine sich im Bett verkrochene Wächterkollegin.
"HALT DIE KLAPPE!", sie zog sich die Decke über den Kopf.
"Es wird Zeit zum Arbeiten; oder willst du wieder mal deinen dramatisch Auftritt üben?"
"VERSCHWINDE!", sie hatte kein Auge zu gemacht und war auch nicht bester Laune.
"Was ist los mit dir, Kratzbürste?"
"Ich bin krank und nun hau endlich ab.", sagte sie kleinlaut, schnappte sich eins von Ecatherinas Büchern und schmiss es nach ihm.
"He, das wird Eca aber nicht gefallen.", er wich dem Buch aus und schloss widerwillig die Tür.
Ganzen Tag blieb sie im Bett, immer darauf vorbereitet das etwas Schreckliches passieren konnte. Manchmal hörte sie verdächtige Geräusche und vermutete, dass die Diebesgilde schon kam und sie holen wollte. Doch nichts geschah. Ihre Nerven waren schon ziemlich angekratzt, als es plötzlich an der Tür klopfte. Sie zuckte zusammen, ging aber doch widerwillig und öffnete.
"Nein, ich weiß nicht von wem er stammt.", Frau Kuchen drückte ihr einen Brief in die Hand.
"Wissen sie von wem der ist?", überrascht, das die Antwort vor der Frage kam fragte sie trotzdem.
"Bitte."
"Danke.", Rina sah ihr kurz nach und schloss dann wieder die Tür, um den Brief zu lesen.
Du willst Simon wohl trotzen? Simon sagt: Gehe ins Wachhaus und bekomme deine Strafe.

Sie überlegte, was dies zu bedeuten hatte und beschloss dann, es einfach rauszufinden. Schon bevor sie das Haus betrat, kamen immer wieder Wächter vorbei die sie anlächelnden oder ihr nachpfiffen. Im Inneren angekommen, bemerkte sie mehrere Wächter, darunter auch Humph, die vor dem Schwarzen Brett standen und sich vor Lachen den Bauch hielten. Von Neugierde geweckt, ging sie näher, um zu sehen, was da vor sich ging und sah erschrocken ein Bild von ihr, wie sie nackt im Park tanzte, und darunter stand in G
roßbuchstaben "RINAS HEXENRITUAL". Sie spürte die Röte in ihr aufsteigen, als die Blicke auf sie trafen.
"Ich dachte du wärst krank? Na kein Wunder wenn du dauernd nackt im Wald tanzt.", allgemeines Gelächter heulte auf, als Humph seinen von Spot triefenden Satz beendete.
"ICH WERDE EUCH ALLE; AAAAAAAHHH.....", voller Zorn verließ Rina das Wachhaus, begleitet von den Blicken ihres besorgten Ausbildners.
"Ich hoffe wir können das bald beenden."
"DAS hoffe ich auch, mehr als du dir vorstellen kannst.", sagte eine Stimme aus dem Nichts.

Nach ein paar Runden durch die Stadt hatte sich Rina halbwegs beruhigt und traf dann keuchend vor dem Palast ein.
"Halt! Wer da?", die Palastwache nahm den Zettel aus ihrer Hand, auf diesen sie "Ich bin Irina Lanfear und wünsche einen Termin bei Lord Vetinari" geschrieben hatte.
"Moment.", einer der Wächter ging hinein und kam einige Zeit später mit der Erlaubnis wieder.
"Du kannst passieren.", sie wurde bis zu einem Zimmer geleitet, vor diesem man sie dann alleine ließ. Zögernd klopfte sie an und gleich darauf folgte ein "Herein."
"Ah. Madam Lanfear. Tritt ein.", der Patrizier lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Wie geht es deinen Eltern? Ich habe gehört, dass sie zur Zeit ein wenig Schwierigkeiten haben.", sie wusste nicht was sie tun sollte und langsam bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Stirn.
"Nun? Was ist so dringend das du hier so plötzlich erscheinst?", zu den Perlen gesellte sich nun unerträgliche, innere Hitze.
"Hast du eine Beschwerde gegen die Wache vorzutragen, oder gibt es ein Problem mit diesem Simon, den du zu suchen scheinst?", träge begab sich ihre recht Hand zur Höhe ihres Brustkörpers und stoppte dann, als wenn sich dort eine imaginäre Wand befinden würde. Langsam zog sich eine Braue vom Patrizier in die Hohe, als es glücklicherweise an der Tür klopfte und Herr Drumknot eintrat.
"Entschuldigen sie meine Störung, Sir. Aber jemand hat für Madam Lanfear eine dringende Nachricht hinterlassen.", sie nahm den Zettel entgegen und las die frohe Botschaft.
Simon ist zufrieden. Simon sagt: Entschuldige dich beim Patrizier für die Störung und verlass den Palast wieder.

Lord Vetinari war zwar ein wenig überrascht von dem Vorfall gewesen, ließ es aber dabei bewenden. Immerhin war die Familie Lanfear sehr einflussreich und wohlhabend. Als Rina auf dem Weg zur Bahre war, sie brauchte jetzt unbedingt einen Schluck oder auch mehrere, kam ihr plötzlich ein Gedanke. Wenn sie wirklich jemand ständig überwachte, wusste der jenige natürlich auch wo sie hin wollte und konnte dann dort in Seelenruhe die Zetteln verstecken. Bis jetzt war das Ziel zwar noch nicht so offensichtlich, do
ch bald würde der jenige wissen welchen Weg sie eingeschlagen hatte.
"Es wär doch gelacht, wenn ich nicht schneller als er wäre. Für was hab ich die ganze Zeit geübt, für den Fall, das ich einmal erwischt werden sollte.", sie legte einen Sprint hin, den nur wenige mithalten könnten und erreichte sie Bahre mit grimmiger Zufriedenheit. Entschlossen öffnete sie die Tür, doch es war niemand verdächtiges anwesend, geschweige denn ein Brief zugegen. Sie wartete kurz, doch nichts geschah.
"Nun gut, wo würde ich später hingehen? Was wäre ziemlich offensichtlich?", mit einem Satz machte sie kehrt und lief zum Hinterausgang. Der Abort war ein wenig getrennt vom Gebäude und auch von der Straße aus erreichbar. Ein idealer Ort um etwas zu verstecken und nicht gesehen zu werden.

Es war noch ziemlich hell für die Tageszeit. Ecatherina war gerade dabei den letzten Brief zu befestigen und hoffte dabei, dass es auch wirklich der letzte war. Rina tat ihr schon wirklich leid, und sogar Gonzo plädierte dafür, die Sache zu beenden. Kurze Zeit war sie in Versuchung gewesen, die Gruppe zu verraten und die Belohnung von 2000 AM$ für sich selbst in Anspruch zu nehmen, aber sie hatte sich dann doch noch besonnen. Immerhin war das Ganze für einen guten Zweck. Sie wusste zwar nicht, warum sie d
ie Drecksarbeit machen musste und die anderen sich ins Fäustchen lachen konnten, aber sie war ja auch wohl die einzige, die sich im Dunkeln unbemerkt bewegen konnte, was auch am Tag nützlich war, und ihre Handschrift so verstellen konnte, das man sie nicht identifizieren konnte. Dafür dachten sich die anderen die Aufgaben aus; ob das Teamwork war? Plötzlich wurde sie von ihren Gedanken durch ein lautes Knallen, das von einer Tür zu stammen schien, aufgeschreckt.
"DUU..."
"Warte, ich kann das erklären."
"DUU...", in Rinas Augen funkelte es.
"Ich kann nichts dafür, wirklich. Ich wollt dir doch nur helfen. Ich dachte das wär besser als wenn man dich an die Chefetage verraten hätte. Und das mit dem Ikonographen war Humph. Ich schwörs."
"DUU!"
"Tu nichts, was du nachher bereuen könntest.", beide fingen fast gleichzeitig zu rennen an, und hätte Ecatherina nicht die Gabe gehabt mit der Dunkelheit zu verschmelzen, hätte Rina sie schon längst eingeholt; so musste sie immer wieder stoppen um zu sehen, wo sie hin war.
Keuchend kamen sie beim Wachhaus in der Kröselstraße an und Ecatherina verschwand in Gonzos Büro und verschloss die Tür.

Die Nacht kam mit schnellen Schritten näher und der Wind begann nun stärker zu werden. Eine Böe streifte den Abort und riss den Zettel von der Wand, der erst vor wenigen Stunden angebracht wurde und bis jetzt unbeachtet blieb. Kurz flatterte er in der Luft und lies sich dann im Rinnsal nieder, dort wo niemand diese Zeilen bemerken konnte:
Simon sagt: Beende deine zweite unlizenzierte Karriere und Simon beendet sein Spiel!


RÜCKBLICK:

Es war eine dunkle und ruhige Nacht. Jemand balancierte an einem Dach und hatte Mühe das Dachfenster zu öffnen. Langsam glitt der Schatten ins Haus und kam kurze Zeit später mit einem Zeitdämon und einem Taschenmesser wieder heraus. Die Person seilte sich ab und als das Licht im Haus anging und Rufe laut wurden, steckte diese sich eine Wächtermarke an und ging seelenruhig und grinsend weiter, mit der Erkenntnis reicher, wieder eine dieser neuen Alarmanlagen ausgetrickst zu haben. Kurze Zeit später traf di
e Wächterperson auf eine andere Gestalt, begrüßte diese scheinheilig und dann gingen beide gemeinsam Richtung Bahre, wobei der Schatten, der die beiden in der Luft verfolgte abdrehte und Richtung Wachhaus flog.
Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit und ein zweiter wurde darauf aktiv.
"N'Abend!", begrüßte Lance-Korporal Panther seine Kollegin Ecatherina Erschreckja.
"Ah, hallo Pan. Hab nur kurz ein paar Zettel abgeliefert. Was machst du hier?"
"Ich wollte dich kurz mal sprechen. Unter vier Augen?"
"Kein Problem. Wollte gerade zur Bahre gehen. Begleitest du mich?"
"Es wäre mir ein Vergnügen.", mit der üblichen Höflichkeit eines Vampirs sprach er auch weiter, bis er auf den springenden Punkt kam.
"Kennst du die neue Rekrutin die aus reichem Hause stammt?"
"Meinst du Rina? Ja, die kenn ich; warum?"
"Du hast sie gestern Abend auf dem Weg zur Bahre getroffen. Stimmt das?"
"Ähm. Ja, schon. Wir treffen uns öfters dort, oder auf dem Weg dahin."
"Kennst du ihre Abendbeschäftigungen?"
"Wird das nun ein Verhör?", sie sah ihn an, und hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
"Das war nur eine Frage, Hauptgefreite."
"Oh. Ähm, ich weiß nicht worauf du anspielst. Keine Ahnung was sie am Abend macht. Vielleicht geht sie auf irgendwelche Kaffeekränzchen oder so was. Sir.", sie versuchte den Gedanken zu verdrängen, das Pan sie vielleicht gesehen hätte; vielleicht genau in diesem Zeitpunkt als Rina ihr Gegenstände besorgte und überreichte.
"Du brauchst nicht gleich nervös werden. Ich habe Rekrutin Lanfear dabei beobachtet wie sie eingebrochen hat, schon des öfteren. Da sie deine Freundin zu sein scheint, dacht ich mir, ich red vorher mit dir bevor ich's Lewton oder Rince melde."
"Lewton oder Rince? Das ist nicht dein Ernst, oder?"
"Natürlich. Immerhin verwendet sie die Wache nur als Alibi. Und sie ist eine unlizenzierte Diebin. Wir tun ihr noch einen Gefallen, wenn wir sie vor der Diebesgilde erwischen.", Ecatherina gefiel der Gedanke ganz und gar nicht, wenn man Rina verhörte könnte sie auch ihren Name preisgeben. Das roch nach Intörnal Affärs.
"Eh, wie wärs wenn wir zuerst zu Gonzo gehen? Er ist immerhin für sie zuständig?", fragte sie hoffnungsvoll und wünschte sich, das Gonzo verständnisvoller wäre.
"Hm, von mir aus."

"Sie tut was?", fragte Gonzo erstaunt.
"Na kein Wunder das sie immer zu spät kommt. Schläft die überhaupt noch?"
"Na, sie ist eben verwöhnt. Dafür kann sie ja nichts."
"Sie verstößt gegen das Gesetz, und dagegen müssen wir etwas unternehmen."
"Ja, schon. Aber wenn wir jetzt zu Rince oder Lewton gehen, wird es heißen, das du deine Rekruten nicht im Griff hast und Hilfe von oben brauchst; dass willst du doch auch nicht, oder?", Panther stand daneben und sah den beiden aufmerksam zu.
"Wie wärs wenn wir ihre eine Lektion erteilen, damit sie damit aufhört.", schloss Pan an, als die Tür aufgerissen wurde, Humph reinstolzierte und ihm Recht gab. Er hatte an der Tür gelauscht, weil er auf seine Schwester wartete und hatte dann etwaige, interessante Informationen aufgeschnappt.
"Ich hätte da eine Idee.", sagte Humph während er von zweien überrascht und von einer bös angeschaut wurde.
"Nein, du nicht! Mach das du wieder an die Arbeit gehst!", fuhr sie ihn böse an.
"Ich will dieser verd...... ich meinte verwöhnten Göre etwas heimza...... ich will einfach nur helfen.", Gonzo sah ihn wissend an, während Ecatherina ihn nur stumm anfunkelte.
"Na warum nicht, vielleicht hat er ja mal eine gute Idee.", Gonzo grinste.
"Kennt jemand das Spiel "Simon sagt"?"
"Nein! Nicht das!", fuhr sie ihn an, wurde aber von Gonzo unterbrochen.
"Es kann nicht schaden. Und wenn wir es wirklich schaffen, sie zu überzeugen, dann erspar ich ihr eine Anzeige." Panther nickte und so wurde der Plan beschlossen.
Humph rieb sich die Hände, lächelte und meinte: "Na dann lasst uns den Spaß mal beginnen."



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