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Eca und Humph, zwei Wächter ohne Vergangenheit...... Doch als sie herausfinden, das sie doch eine haben und diese sogar zusammenhängen bekommen sie den Schock für ihre Leben
Dafür vergebene Note: 11
-----------Humph MeckDwarf------------
Humph MeckDwarf hatte beschlossen die Bahre zu seiner Stammbar zu erklären. Es war immer so schön düster und es waren so viele verrückte Vögel dort, daß er gar nicht auffiel sollte er wieder einmal laut mit sich – das heißt natürlich eigentlich mit seinem Kobold – reden. Und genau das tat er auch.
„So, ich glaub, ich werd dich wieder für ein paar Stunden loswerden. Heute wars schon wieder zuviel!“
„Ich weiß nicht, was du hast! Ich hab doch nur gemeint, du solltest etwas für deine Gesundheit tun und dich nicht stechen lassen bei deinen Fechtübungen.“
„Du hast mich die ganze Zeit abgelenkt!“
„Du bist aber auch unfähig mit dem Schwert.“
„Wenn ständig wer in deinem Kopf ´links, rechts, schlag´ schreit, dann geht das auch schlecht!“
„Dann gewöhn dich lieber daran, ich will nicht sterben, weil du nicht weißt wie man ein Schwert hält.“
Humph murrte böse in sich hinein und bestellte ein Bier – nein, lieber gleich zwei, damit diese Nervensäge endlich Ruhe gab.
„Das solltest du nicht tun. Du weißt, wie stark dein Kopfweh dann morgen wieder ist! Sag mal, ist das dort drüben nicht die Obergefreite von R.U.M., die mit dir diesen `Schneckenfall` gelöst hat?“
Humph blickte durch den Raum und sah auf einem der Tische Ecatherina Erschreckja, ihres Zeichens Obergefreite aus der Abteilung R.U.M. Sie war in ein Buch vertieft und ihr Getränk war anscheinend kaum angerührt.
„Irgendwie kommt sie mir bekannt vor“
„Klar tut sie das, du hast bereits mit ihr gearbeitet, schon vergessen?“
„Ach was, ich meine sie kam mir schon vorher bekannt vor! Das erste Mal, als ich sie sah!“
„Ich möchte nicht wissen, von wie vielen Frauen du das schon behauptet hast.“
„Fängst du schon wieder an, du tust so als wär ich hinter jeder Frau her.“
„Nein, dazu wärst du viel zu feig, aber über deine Gedanken will ich lieber nichts sagen.“
Wieder knurrte Humph in sich hinein und beschloß das Gespräch mit jemandem zu suchen, der sich nicht für Siegismund Leid (*1) hielt. Und da er nur Ecatherina kannte nahm er seine beiden Bierkrüge und ging zielstrebig auf ihren Tisch zu.
Ecatherina Erschreckja sah auf. Vor ihr stand plötzlich, ohne Vorwarnung, dieser Neue mit dem sie vor drei Wochen einen eigenartigen Fall, an dem Schnecken eine zentrale Rolle gespielt hatten (*2), gelöst hatte. Er hatte wieder seinen obligatorischen schwarzen, knielangen Mantel an, den er sogar über seiner Uniform trug. Derzeit hatte er die Uniform nicht an, sondern ein einfaches schwarzes Hemd. Wenigstens hatte er einen Geschmack was Kleidung angeht, dachte sie sich. Eigentlich hatte sie keine Lust mit ihm zu reden, aber sie war zu freundlich um ihn einfach wieder weg zu schicken, also setzte er sich ihr gegenüber hin.
„Hallo“, grüßte er, während er seine beiden Krüge vor sich stellte und anfing mit dem Finger in einem der beiden zu rühren.
„Hallo“, sagte sie zurück, wobei sie flehentlich ihr Buch ansah. Eigentlich wollte sie lieber weiterlesen.
„Öhm, ja, bist du oft hier?“, stammelte er und blickte in sein Bier hinein.
„Das ist wohl die blödeste Frage, die ich je gehört habe“, dachte sie, sagte dann aber laut: “Wie man es sieht, so oft ich halt kann.“
„Gut“, meinte er, um es nachher noch einmal leise zu wiederholen. Smol Tok war nie seine Sache gewesen. Wenn er schon mit Menschen redete, dann eher mit zynischen und oft auch bösen Bemerkungen. Wenigstens hielt sein Kobold jetzt den Mund.
„Feigling!“, tönte es just in diesem Augenblick in seinem Kopf.
„Verdammt, halt´s M...!“, murrte er und brach ab, als er bemerkte das er es laut gesagt hatte.
Ecatherina sah ihn verblüfft an. Er lief rot an und trank hastig den ersten Krug in einem Zug hinunter. Bevor es noch peinlicher wurde, entschuldigte er sich bei ihr und stapfte mit dem zweiten Krug davon. Ihr war das nur recht, so konnte sie sich wieder voll und ganz auf ihr Buch konzentrieren.
Nachdem er seinen zweiten Krug geleert hatte, ging Humph aus der Bahre und machte sich auf den Weg nach Hause. Der Kobold in seinem Kopf war zwar leiser geworden, und vor allem schweigsamer, aber er war nicht weg. Wie auch, nach nur zwei Bier. Wieder einmal dachte er an den Tag, an dem er aufgewacht war.
Über seinem Kopf erschien eine riesige Wolke und er sah darin, was damals passiert war.
Ohne Erinnerung an das gestern, ohne zu wissen, woher er kam. Als er schon anfing daran zu zweifeln das er noch lebte hörte er plötzlich diese Stimme in seinem Kopf:
„Denk ja nicht, du wärest tot! Ich habe keine Lust dir erklären zu müssen, daß ich der Tod bin. Der redet in Großbuchstaben und das tu ich wohl nicht, oder?“
„Wer bist du?“
„Dir das erklären zu wollen, wäre wie eine Mauer zum Reden bringen zu wollen. Obwohl – ich habe gehört, daß es schon Fälle gegeben haben soll bei denen das geschehen sein soll.“
„Ähm, wer bin ich?“
„Wenn du das schon nicht weißt, woher soll ich das dann wissen?“
Damit war das Gespräch plötzlich beendet gewesen und Humph hatte angefange zu vagabundieren. Etwa zwei Wochen nach diesem ersten Gespräch schnarrte die Stimme wieder in seinem Kopf:
„Ich glaub ich werde dich Humph nennen!“
„Wie kommst du auf die Idee?“, fragte Humph, noch immer verblüfft davon, so etwas in seinem Kopf zu haben.
„Weil du die letzten zwei Wochen ungefähr 143 mal pro Tag gehmpft hast! Was für ein Griesgram bist du eigentlich?“
„Ich find es nun mal nicht lustig, nicht zu wissen woher man kommt und, vor allem, wer man überhaupt ist!“
„Hm, du bist recht klein, vielleicht bist du ja ein Zwerg?“
„Nein, das glaub ich nicht, Zwerge sind kleiner.“
„Ach, das weißt du? Typisch, keine Ahnung haben, aber dem Vernünftigen die Stirn bieten!“
„Nun, ich glaube zumindest, daß es so ist.“
„Wie auch immer, ich wird dich ab sofort Humph MeckDwarf nennen!“
„Und wieso?“
„Das Humph hab ich doch hoffentlich schon für dich verständlich gesagt! Und was das MeckDwarf betrifft, Meck heißt in meiner Sprache ungefähr `sieht aus wie` und Dwarf heißt bei uns `Zwerg`. Verstanden, oder muß ich’s dir ins Hirn brennen?“
„Kannst du das?“
„Wer weiß das schon? Also?“
„Hm, ich denke das ist genauso gut, wie jeder andere Name.“
Und so ward sein neuer Name geboren. Seitdem war er immer herumgezogen, bis er nach Ankh Morpork gekommen war und sich dort zur Wache gemeldet hatte.
Die Wolke zerplatzte wieder und Humph prallte gegen eine Laterne, die er übersehen hatte.
Laut fluchend ging er weiter durch die Gassen, bis er zu seinem Zuhause gelangte und sich dort schlafen legte.
In einer anderen dunklen, dreckigen Strasse (*3) dieser Stadt war auch eine andere ruhelose Person auf dem Heimweg, und auch sie dachte gerade über ihre Vergangenheit nach. Über die Zeit in dem Waisenhaus und dem Leben als Waisin. Und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie sie überhaupt zu diesem Waisenhaus gekommen war. Hatten ihre Eltern sie dort abgelegt? Waren ihre Eltern gestorben? Oder, wie sie schon damals immer schon vermutet hatte, war die Waisenhausleiterin wirklich eine Entführerin gewesen, die unbedingt Kinder um sich herum gebraucht hatte? Irgendwie hatte dieser Neue in der Wache, dieser mürrische und seltsame junge Mann, dies alles wieder in ihr aufgewühlt. Sie fragte sich warum, er war nicht wirklich etwas Besonderes. Eher so ein Durchschnitts-Typ, der halt gerne andere Leute anschnauzt oder sie meidet. „Meidet, so wie ich“, dachte sie.
Daheim, im Schutze der Dunkelheit, legte sie sich in ihr Bett und schlief mit ihren unruhigen Gedanken eher schlecht als recht ein.
Der etwa dreijährige Junge rannte auf das Haus zu. Er hatte ein kleines Bündel im Arm, daß sich minimal bewegte. Er sah zu dem Bündel hinab und meinte „Ruhig, kleines Schwesterchen, du bist gleich an einem Ort, an dem man dich lieb haben wird. Nicht wie daheim.“ Er war für sein Alter schon ein ernstes und intelligentes Kind. Der stille Beobachter blickte etwas genauer hin und sah blaue Flecken an den Armen des Jungen. Und auch ein blaues Auge in seinem Gesicht. Er hatte, wie immer, seinen Talisman um den Hals, ein Medaillon mit einem kleinen, blauen Kobold eingraviert. Das war das letzte Geschenk seiner Mutter gewesen, bevor sie am Kindbett seiner Schwester gestorben war. Seitdem hatte sich alles verändert, auch er selbst und, vor allem, sein Vater. Mürrischer ist er geworden, dachte der Junge, und immer böse. Er war an dem Haus angekommen und legte das Bündel vor die Tür. Schnell klopfte er und rannte sofort weg. Aus einiger Entfernung blickte er zurück und sah gerade noch, wie eine Frau mit einem Bündel wieder die Tür schloß. Nur er konnte nicht von daheim weg, er hatte dort noch etwas zu erledigen! Und so rannte er zurück zu dem Haus, indem er nun allein mit seinem Vater leben würde, zumindest hoffte er, daß dieser seine Schwester nie wieder finden würde.
Humph wachte schweißgebadet auf. Er hatte schon öfter Träume von diesem Jungen gehabt in den letzten zwei Jahren, aber er wußte noch immer nicht, wer dieser Junge war und warum er von ihm träumte.
*1: Er hatte keine Ahnung woher er den Namen kannte, aber er bildete sich ein, daß dieser Mann etwas mit Püschologie zu tun hat (überhaupt kam ihm der Name sehr eigenartig vor)
*2: Auch wenn sie noch immer keine Ahnung hatte, wie der Wächter auf diese Idee gekommen war.
*3: Böse Zungen behaupten ja, daß alle Strassen in Ankh Morpork dunkel und dreckig wären. Wenn ich es mir recht überlege behaupten das auch gute Zungen, falls es so etwas überhaupt gibt.
----------- Ecatherina Erschreckja ------------
Am frühen Morgen wurde Ecatherina von einem lauten Pochen geweckt.
„Schon wieder ein Neuer!“, dachte sie, als das Geräusch lauter und dann die Tür zum Keller geöffnet wurde. Frau Kuchens Haus wurde in letzter Zeit immer voller. Jedes Mal wenn ein neuer Mieter eintraf wurde Ecatherina durch den Umzug mehr oder weniger sanft geweckt.
„Hallo? Ist hier unten jemand?“, leider war es kein Vampir, die waren tagsüber normalerweise ruhig und machten nur Lärm wenn man ihren Sarg erstmals verstaute. Sie zog ihre Decke über den Kopf und versuchte weiter zu schlafen.
„Es ist sonst niemand da. Könnte mir vielleicht jemand helfen meine Sachen die Stufen runterzuschleppen? BITTE!“, die Stimme klang trotz der Anfrage etwas unhöflich.
„Verdammt noch mal, kann man hier nicht einmal seine Ruhe haben? Noch ein Wort und ich übergebe dich der Wache wegen Ruhestörung.“, sie war aufgrund des heutigen Schlafentzugs ziemlich schlechter Laune.
„Obergefreite?“
„Nein, nicht noch der.“, flüsterte sie während sie an einen Rekruten im schwarzen Mantel dachte, der mit sich selbst zu reden schien und ihr schon in die Bahre gefolgt wahr. Mit einem Satz war sie aus dem Bett gesprungen und eilte zu den Stiegen (sie hatte nur die eine schwarze Kleidung und deswegen ging sie auch mit ihr schlafen, und wenn sie sich einmal pro Tag duschte, dann auch gleich angezogen, damit ersparte sie sich viel).
„Verdammt noch mal, was machst du hier? Das ist eine Pension für bestimmte Personen bestimmter Gattungen“, eine Idee kam ihr und sah an sich hinunter, „und bestimmter Lebenswandlungen.“
„Und sie ist billig. Also gerade das richtige für mich. Ich konnte die Rechnung für meine alte Wohnung nicht mehr bezahlen und Frau Kuchen war so nett und hat mich hier unten einquartiert.“, eine finstere Miene sah im entgegen.
„Ich dulde hier unten nur Vampire. Die sind tagsüber wenigstens still!“
„Aber ich hab eine eindeutige Erlaubnis.“, er ging ein paar Schritte zurück, rief Frau Kuchen her und dann folgte ein etwas längeres Gespräch, gefolgt von ein paar Flüchen Ecatherinas und ihrer Einwilligung Humph Meckdwarf beim Einzug zu helfen. Sie waren bald fertig gewesen, denn er hatte nicht viel Gepäck und das einzige was daran schwer gewesen war, war sowieso der Koffer selbst. Doch nach einiger Zeit hielt sie es nicht mehr länger unten aus. Dieser nervige Wächter hatte die unfreundliche Art, andauernd mit sich selbst zu streiten und dass konnte ihre Geduld ziemlich strapazieren. Egal wie, aber sie musste diesen ungewollten Mitbewohner schnellstens los werden.
Sie durchstreifte die Gegend, doch da noch immer die meisten Wächter im Urlaub waren, gab es nicht viel für sie zutun und wie dankbar sie deswegen war. Wäre heute jemand auf ihre Hilfe angewiesen gewesen, hätte er ein großes Problem gehabt. Etwa so groß, wie ihre Laune schlecht war. Deswegen ging sie zur Bahre, bestellte sich was zu trinken und las ein gutes Buch während viele andere arbeiten mussten.
„Hallo!“, ohne das Ecatherina es gemerkt hätte, war es auch schon Abend geworden und Humph tauchte in ihrem Blickfeld ungewollt wieder auf.
„Schon wieder du? Das kann doch nicht sein.“
„Bist wohl nicht bei bester Laune. Ich kenn das. Dacht mir, wir fangen vielleicht noch mal von vorne an, da wir ja in jetzt fast identischen Kreisen verkehren.“
„Ach? Du klingst ja fast gebildet. Das hätte ich mir bei dir nicht gedacht. Wenn du dich weiter so ausdrückst würdest du mir vielleicht sogar mal sympathisch werden.“
„Ich wollte nur nett sein.“, er hatte sich wieder einen Krug bestellt und fuhr wieder mit dem Finger drin rum, als müsste er es erst mischen bevor er es trinken konnte.
„Schön.“
„Was liest du eigentlich dauernd?“
„Bücher.“
„Ah ja, und welche?“
„Interessante.“
„Hm, und wie viele hast du bis jetzt gelesen?“
„Viele.“ Sie konnte auf seine Gegenwart gut verzichten.
„Und wie kannst du dir so viele leisten?“, er ließ einfach nicht locker und sie fragte sich warum.
„Sag mal, wann kapierst du endlich das ich nicht in der Stimmung bin zu reden.“
„Tut mir Leid.“, mit einem Seufzer nahm er sein Bier und setzte sich auf einen anderen Tisch. Er schien gekränkt worden zu sein und als sie nochmals zu ihm hinsah, konnte sie erkennen, wie er mit seinem Bier redete und es dann auf einmal hinunter kippte. Das gleiche machte er auch mit den folgenden drei Krügen. Ein paar mal sah sie sich das ganze an, doch dann überkam sie ein schlechtes Gewissen.
„Ach jetzt hör auf dich vollaufen zu lassen, es war doch nicht so gemeint. Ich konnte heut nicht gut schlafen und dann kamst du und hast mich genervt.“, sie hatte sich ein Herz genommen und war zur Abwechslung mal zu ihm hingegangen.
„Es ischt nicht nur wegen dir.“, versuchte er ohne zu Lallen zu sagen.
„Er gibt ausch keine Ruhe.“, er schien verzweifelt zu sein und schon ein wenig neben sich.
„Wer ist er? Ich wollte dich sowieso schon mal fragen warum du andauernd mit dir selber redest.“
„Ich rede nischt mit mir. Ich rede mit ihm! Dem Kobold in meinem Kopf, der einfasch nischt aufhört zu reden. Er mascht misch fertig.“, ein kurzes Beben folgte, als Humph seinen Kopf auf den Tisch fielen ließ und dann wie es schien einschlief; oder war er doch ohnmächtig?
„Ah ja, Kobolde. Na da hab ich ja den richtigen erwischt.“, sie nahm seine Hand, schlug sie über ihre Schulter und torkelte mit ihm Richtung Kellerzuhause.
Humph machte die Augen auf. Alles war verschwommen und sein Kopf tat wieder mal sehr weh. Doch zu seinem Erstaunen wachte er diesmal nicht in irgendeiner Kneipe oder Gosse auf, sondern lag zugedeckt und bequem in seinem Bett, dass er erst vor kurzem bezogen hatte.
„Was...?“, aber dann sah er in die Ecke wo sein Sessel und sein Tisch stand und blickte auf zwei aufeinandergelegte Füße die aus dem Nichts zu kamen schienen.
„Ah, du lebst also doch noch. Ich war mir da nicht mehr so sicher. Wollte schon Pismire holen um deine Todesursache bestimmen zu lassen.“, sagte eine hämische Stimme.
„Du trinkst zwar anscheinend viel, aber in der Bahre würd ich das an deiner Stelle nicht machen. Dort gibt es nicht nur besondere Leute, sondern auch besondere Getränke. Bei denen ist nicht das gleich drin wie in normalen. Das solltest du dir überlegen bevor du nochmals versuchst, dich selber umzubringen.“, obgleich ihrer Worte fehlte in ihrer Stimme jegliche Besorgnis, sondern eher Spott.
„Oh, ja. Danke dass du mir das jetzt sagst.“, sein Kopf schmerzte stärker als sonst, dafür konnte er seinen Kobold zur Zeit nicht hören.
„Ich glaub ich kann mich nicht mehr bewegen.“
„Ach wirklich? Dein Mund scheint aber nicht davon betroffen zu sein, schade.“
„Ich scherze nicht. Meine Glieder sind steif... und ich muss mal.“
„Oh. Na ja, könnte daran liegen dass du gestern nach dem dritten Bier schon etwas gelallt hast und Igor dich nicht verstanden hat. Es gibt ein paar Getränke die nicht für Menschen gedacht sind, theoretisch.“
„Ja, nur weiter so. Mach mir nur Mut. Ich muss aber trotzdem aufs KLO.“
„Soll ich dich jetzt etwa hintragen, oder was? Nein, sag’s nicht, ich kenn die Antwort.“, sie stand auf und sah den vor sich liegenden Fastwächterkollegen genervt an. Sie fragte sich, ob Pismire oder der andere Gerichtsmediziner nur tote Leute aufschnitten; sie würde ihn dafür sogar extra hintragen. Zuerst hatte er ihr ja leid getan, doch dann war sie drauf gekommen, das dieser Trottel statt Bier „Schgpiehr“ bestellt hatte, ein Getränk das nur Schwarze Männer zu sich nahmen und niemand so genau wusste was da eigentlich drin war, und dann hatte er noch im Schlaf geredet. Nicht das er dabei leise war, nein, er weckte damit das ganze Haus auf. Nach zwei Stunden war es ihr zuviel gewesen, sie war verdammt müde konnte doch aufgrund dieses Nervenbündels kein Auge zu machen. Sie nahm sich ein Buch und setze sich in sein Zimmer. In ihrem konnte sie sowieso nicht schlafen und wenn sie bei ihm war, konnte sie ihm einen Tritt oder ähnliches geben wenn er zu laut wurde oder wenn es ihr danach war. Immer wieder faselte er von seiner Schwester und von seinem Vater. So wie es klang hatte er kein gutes Verhältnis zu ihm. „Aber er hatte wenigstens einen.“, dachte Ecatherina und dann griff sie zu in Gedanken mehrmals zu ihrem Amulett. Sie wusste nicht woher sie es hatte, aber sie hatte es schon so lang wie sie denken konnte und sie hatte es nie verkauft, egal wie schlecht es ihr ging.
„Na gut, dann mach dich aber nicht zu schwer, sonst kannst du deine Notdurft dort verrichten wo du dich gerade befindest.“, sie packte ihn und ächzte unter der Last. Sie hatte ihn zwar bis hierher gebracht, doch da konnte er noch irgendwie gehen, obwohl er nicht bei Sinnen war, aber das musste wohl auch mit dem Getränk zusammen hängen.
„Verdammt noch mal, wie kann ein einzelner Mensch nur so schwer sein.“, mit einem lauten Poltern stürzte Humphs Körper zu Boden.
„Au.“, sagte er wie beiläufig.
„Was ist, spürst du auch nichts?“
„Das einzige was ich zur Zeit fühle, ist der Drang meiner Blase.“
„Oh, gut.“, sagte sie mit einem bösen Lächeln, trat ihm kräftig in den Bauch, um nur mal zu sehen ob er wirklich nichts fühlt und schleifte ihn mit den Füßen voran zu dem gewünschten Ort.
„Du kannst es nicht im Liegen machen oder?“
„Ähm, nein.“
Ecatherina überlegte sich wie sie in aufstellen konnte. Sie packte ihm am Oberkörper und zog fest, doch sie konnte ihn nur ein paar cm in die Höhe bringen bevor sie ihn wieder fallen lies. Genervt versuchte sie es wieder und plötzlich wie von Geisterhand rutschte ihr Amulett hervor. Es war ein rundes, schönes Amulett und darauf war ein Kobold abgebildet.
„He, da is ja mein Kumpel.“, sagte eine Stimme in Humphs Kopf und plötzlich konnte er sich wieder bewegen. Aus Reflex griff er danach, doch Ecatherina schlug seine Hand beiseite.
„Verdammt, das sieht aus wie mein Amulett, nur das bei mir dieser blöde Kobold fehlt. Woher hast du das?“
-----------Humph MeckDwarf--------
Peinliches Schweigen der beiden war die Folge. Und damit die Situation nicht noch peinlicher wurde, hievte Humph sich hoch, um seine Blase zu erleichtern. Er wollte die Sache schließlich nicht mit einer nassen Hose erläutern.
Zurück in ihrem Zimmer verglichen sie die Amulette. Sie schienen vollkommen ident zu sein, wenn man die Tatsache beiseite schob, daß auf Humphs nur ein blauer Rand war und auf Ecatherinas ein roter Rand mit einem roten Kobold.
„Woher hast du den Anhänger?“, wiederholte Humph seine Frage von vorhin.
„Ich weiß es nicht, ich habe es seit ich denken kann.“
„Also nicht so lang...“, meinte er und lächelte schief.
Sie machte ein böses Gesicht und er hörte auf zu lächeln.
„Ich laß das jetzt lieber, sie ist sowieso immer übellaunig.“, dachte er bei sich und fing einen kurzen Smol Tok mit seinem Kobold an.
„Dein Kumpel, wie? Was hast du damit gemeint? Außer das anscheinend ein Kobold am Amulett ist, mein ich.“
„Ähm, nun, eigentlich ists ja eine Kumpeline.“
„Ok, und was soll das jetzt heißen? So im Klartext, mein ich.“
„Na, sie und ich sind uns bekannt.“
„Woher?“
„Das ist nicht wichtig!“
„Natürlich ist das wichtig, schließlich scheinen die Amulette irgendwas mit mir zu tun haben!“, schrie Humph, etwas zu laut nach Ecatherinas Geschmack.
Als sie ihn gereizt ansah, blickte er nur entschuldigend und sagte kurz „Der Kobold.“
„Naja, ich kann dir dazu nicht viel sagen, außer das sie und ich einmal ein Amulett waren, bevor wir getrennt wurden. Danach wars so ruhig, daß ich in dem Amulett eingeschlafen bin, bis ich plötzlich in einem Kopf voll lauter dummen Gedanken aufgewacht bin – in deinem. Ich nehme an, daß es bei ihr dasselbe ist, nur das sie wenigstens noch schläft. Weißt du eigentlich, daß überall wo du auftauchst immer die Leute geweckt werden?“
Den letzten Satz hatte Humph gar nicht mitbekommen; er grübelte bereits, was das zu bedeuten habe. Da auch Ecatherina in Gedanken versunken zu sein schien, konnte er in Ruhe darüber nachdenken. Er kam aber auf keinen grünen Zweig, also beschloß er die Informationen mit Ecatherina zu teilen.
Sie war skeptisch. Was sollte man auch von etwas halten, was angeblich ein Kobold im Kopf eines äußerst nervenden jungen Mannes sagt. Aber irgend etwas ließ ihr keine Ruhe wegen dieser Sache und so würde sie sich dieser Sache annehmen.
„Also, wenn das stimmt, was dein Kobold sagt, dann waren unsere Amulette mal ein einziges.“
„Genau, und irgend jemand hat es dann getrennt.“
„Oh, das arme Pärchen!“
„Sarkasmus hilft uns jetzt auch nicht weiter. Ich hab das Gefühl, daß es was mit meiner Vergangenheit zu tun hat und mir wäre wichtig zu erfahren, was!“
„Das mit der Vergangenheit kenn ich...“, murmelte sie.
„Bitte?“
„Ach, vergiß es. Nicht so wichtig.“
Plötzlich hatte Humph eine Idee: “Sag mal, Frau Kuchen ist doch sowas wie ein Mädium, oder?“
„Ja, so könnte man´s nennen.“
„Warum fragen wir dann nicht sie?“
„Hm, ja das könnten wir mal versuchen.“
Die beiden gingen hoch und bevor sie noch an der Tür klopften schallte ein „Herein!“ aus dem Raum. Sie traten ein und sahen Frau Kuchen in einem Sessel sitzen.
„Such die Antwort in deinen Träumen.“, sagte sie.
Verwirrt blickte Humph sie an und sagte: „Wie? Wir wollten eigentlich fragen, was es mit unseren Amuletten auf sich hat.“
„Und das war die Antwort, ist ja nicht so schwer, oder?“, Frau Kuchen lächelte ihn an, „Vielleicht solltest du dort anfangen zu suchen, wo die Gegend in deinem Traum ist. Keine Angst, du wirst sie schon finden.“
Jetzt total verwirrt ließ sich Humph von Ecatherina fast hinauszerren.
„Verdammt, wo sollen wir anfangen? Der Traum könnte überall spielen!!“
„Überleg, Wächter! Hast du im Traum nicht irgendwas gesehen, was auf eine Gegend hindeuten könnte?“
„Du kannst mich ruhig Humph nennen.“
„Ok, Humph, besser jetzt?“
„So wie das Humph betont war, eher nicht. Hm, Berge!“
„Was Berge?“
„Der Traum war neben den Bergen. Der Junge kam aus den Bergen!“
„Hm, ich kenn nur die Morpork-Berge und die sind gleich in der Nähe. Also, Humph, machen wir uns auf!“
Zwei Stunden später irrten sie in den Bergen umher. Weder Humph noch Ecatherina waren guter Laune, der Marsch durch dieses Gelände war schwierig und beiden taten die Füße mittlerweile weh. Besonders Humph machte dies Probleme, er mußte schon humpeln deswegen. Er war es nun mal nicht mehr gewöhnt solches Gelände zu bewältigen. In Ankh-Morpork hatte er sich die Bequemlichkeit zu eigen gemacht, die Stadtmenschen auszeichnet.
„Weißt du eigentlich wo wir hingehen?“, erkundigte Ecatherina sich schlechtgelaunt.
„Nein! Schließlich hab ich nur davon geträumt und war noch nie hier. Glaub ich zumindest.“
„Ist dir nie in den Sinn gekommen, daß der Junge du warst?“
„Hm, das hat etwas, aber bis jetzt hab ich daran gar nicht gedacht.“
Plötzlich erscholl die Stimme in seinem Kopf: „Nach links! Wir kommen heim.“
„Was?“, fragte Humph verwirrt. Da keine Antwort mehr kam, bog er nach links ein und nach einer Enge kamen sie in ein kleines Steintal, indem ein Haus mit Garten stand. Das Haus war verwittert und der Garten war voller Unkraut. Humph konnte sich nicht erklären, wie in einem Steintal ein solcher Garten überhaupt existieren konnte. Als die beiden in das Haus eintraten, fielen sie beide plötzlich ohnmächtig um.
Der Junge hielt ein frisch geborenes Baby in der Hand vor einem Bett. Im Bett lag eine wunderschöne Frau in den Dreißigern und sah zu dem Jungen auf. Sie war schwach, sehr schwach. „Gib mir das Amulett, dort am Tisch, Liebes.“, sagte sie zu dem Jungen und er gehorchte. Sie nahm das Amulett in die linke Hand und blickte noch einmal darauf. Es war ein etwa goldmünzen-großes, rundes Amulett mit rot-blauem Rand und zwei Kobolden darauf. Der eine, blau, hatte das Maul weit offen und der andere, rot, schien mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Sie ballte die Hand zur Faust, sprach kurz ein paar Worte, öffnete die Hand und gab dem Jungen zwei Amulette in die Hand. „Der mit dem blauen Kobold gehört dir und der mit dem roten deiner Schwester, die du in deinen Armen hältst. Die Amulette werden auf euch aufpassen und sie sollen euch an mich erinnern.“ Das waren ihre letzten Worte gewesen, denn danach schloß sie ihre Augen und atmete nicht mehr.
SZENENWECHSEL:
Der Junge blickte das Kind im Korb an und legte ihr das Amulett hinein, als plötzlich die Tür aufschwang und ein großer Mann herein kam. „Wasch machscht du da? Verdammt reicht esch nicht dasch ihr eure Mutter getötet habt, willscht du jetzt auch noch deiner Schweschter wasch tun? Komm her!“, schrie der Betrunkene. Zwanzig Minuten später kam der Junge mit blauem Auge und zahlreichen blauen Flecken zu dem Korb zurück und murmelte: „Ja, ich hasse ihn auch, aber es gibt jetzt Wichtigeres!“
SZENENWECHSEL:
Der etwa dreijährige Junge rannte auf das Haus zu. Er hatte ein kleines Bündel im Arm, daß sich minimal bewegte. Er sah zu dem Bündel hinab und meinte „Ruhig, kleines Schwesterchen, du bist gleich an einem Ort, an dem man dich lieb haben wird. Nicht wie daheim.“ Er war für sein Alter schon ein ernstes und intelligentes Kind. Der stille Beobachter blickte etwas genauer hin und sah blaue Flecken an den Armen des Jungen. Und auch ein blaues Auge in seinem Gesicht. Er hatte, wie immer, seinen Talisman um den Hals, ein Medaillon mit einem kleinen, blauen Kobold eingraviert. Das war das letzte Geschenk seiner Mutter gewesen, bevor sie am Kindbett seiner Schwester gestorben war. Seitdem hatte sich alles verändert, auch er selbst und, vor allem, sein Vater. Mürrischer ist er geworden, dachte der Junge, und immer böse. Er war an dem Haus angekommen und legte das Bündel vor die Tür. Schnell klopfte er und rannte sofort weg. Aus einiger Entfernung blickte er zurück und sah gerade noch, wie eine Frau mit einem Bündel wieder die Tür schloß. Nur er konnte nicht von daheim weg, er hatte dort noch etwas zu erledigen! Und so rannte er zurück zu dem Haus, indem er nun allein mit seinem Vater leben würde, zumindest hoffte er, daß dieser seine Schwester nie wieder finden würde.
SZENENWECHSEL:
Der Junge rannte zurück in die Berge. Er hatte noch etwas zu erledigen, das wußte er. Doch nicht jetzt, es würde noch etwas dauern. Eine grimmige Entschlossenheit trat in sein Gesicht. Vater würde toben, wenn er merkte, daß die Schwester weg war, aber sie hatte in Sicherheit müssen, sie sollte ein besseres Leben haben, als das, was ihn jetzt erwartete.
SZENENWECHSEL:
Der Junge war mittlerweile 19 geworden. Die Jahre waren hart gewesen und die blauen Flecken größer. Aber er hatte mittlerweile gelernt sich zu wehren, wenn auch nicht erfolgreich. Sein Vater war nun mal der stärkere. Doch die endgültige Rache würde erst kommen.
SZENENWECHSEL:
Der Vater versuchte wiedermal an das Buch zu kommen, daß er im Regal immer am höchsten stellte. Er hatte den Tisch und zwei Sessel übereinander gestellt.. Nun stand er darauf, hinter ihm die Treppe die in den zweiten Stock des Hauses führte und etwas das er nicht gesehen hatte. Ein kleines Amulett war an den ersten Sessel gebunden, daran ein Seil. Plötzlich zuckte das Amulett und der Sessel ruckte weg. Der Vater fiel. Am Boden angekommen war sein Genick bereits gebrochen – von der zweiten Stiege nach oben.
SZENENWECHSEL:
Der Junge hatte seinen Koffer bereits gepackt, daher brauchte er nur mehr sein Amulett zu holen. Doch davor begrub er seinen Vater noch in dem Garten. Just nachdem er begraben war, sprießte das erste Unkraut mitten über dem Grab. Der Junge nahm seinen Koffer, seine kleinen Rucksack und das Amulett und ging davon.
SZENENWECHSEL:
Der Junge, 19, ging die Berge entlang, als er plötzlich überfallen wurde. Er konnte die Räuber töten, bekam aber einen Schlag ab, sodass er kurz darauf in Ohnmacht fiel. Das Amulett schimmerte und etwas Blaues schien seinen Kopf zu umkreisen, bis es in eben diesem verschwand.
Ecatherina und Humph wachten auf. Beide hatten es geträumt. Sie waren in dem Raum ihrer Mutter. Allein diese Erkenntnis traf die beiden wie ein Blitz. IHRE Mutter. IHR Vater. Sie waren Geschwister.
Zehn Minuten später hatten sie aufgehört sich schluchzend in ihren Armen zu liegen, ob aus Freude oder Trauer wußten beide nicht. Jetzt war es ihnen peinlich, daß sie so entfesselt gewesen waren, also schwiegen beide lange Zeit.
„Du hast mich gerettet?“, fragte Humph den Kobold.
„So ähnlich, du wärst an einer Kopfwunde gestorben und ich hab deiner Mutter nun mal versprochen aufzupassen.“
„Nett von dir, danke.“
„Manchmal wünschte ich, ich hätts nicht getan. Ich hätte meine heilige Ruhe.“
„Ich dachte, du wärest in meinem Kopf erst aufgewacht?“
„War eine Lüge, ich muß ja nicht ehrlich sein zu dir, um auf dich aufzupassen.“
„Sehr witzig.“
„Um genau zu sein, bin ich aufgewacht, als du in Gefahr warst; das hab ich deiner Mutter zu verdanken. Jetzt sind wir dein Leben lang vereint, keiner kann uns trennen. Und das ist mehr als nur deprimierend.“
„Sie ist meine Schwester.“, Humph blickte zu Ecatherina, „Wußtest du das?“
„Nein, erst als ich das Amulett gesehen hatte, hatte ich den Verdacht.“
Humph war schockiert und verwirrt. Er kannte jetzt seine Vergangenheit. Er hatte seinen Vater getötet! Jetzt hatte er das letzte Mitglied seiner Familie gefunden: seine Schwester Ecatherina Erschreckja. Und das auch noch alles auf einmal, er stand auf und ging zu ihr. Sie schien verstört zu sein.
„Tja, sieht aus, als wär die Familie wieder vereint, was meinst du, Schwester?“
----------- Ecatherina Erschreckja ------------
„Nimm das Wort ja nicht in den Mund wenn andere zugegen sind, verstanden?“, sie hatte sich nun wieder ein wenig gefangen, doch war sie noch immer leicht schockiert. War er wirklich ihr Bruder? Hatte er sie wirklich gerettet? Und was das wichtigste war, hatte sie ihn wirklich umarmt? Das konnte unmöglich war sein. Sie hatte sich zwar immer eine Familie gewünscht, aber ihn? Zwei Tage hatte er sie nun am Schlafen gehindert und auf so was war sie sehr empfindlich.
„Nun gut, man kann jetzt eh nix mehr dran ändern. Schauen wir uns ein wenig um? Immerhin gehört das Haus nun uns und ich möchte noch mehr über unsere Mutter herausfinden.“
„Wie du meinst, Schwesterherz.“, dieses Wort brachte Humph einen sehr bösen Blick ein. Gemeinsam durchsuchten sie das Haus, wobei Ecatherina immer daran bedacht war, nicht zu nah an Humph heranzukommen. Das Haus war schon ziemlich alt und es knarrte oft wenn man nicht aufpasste wo man hintrat. Im ersten Stock fanden sie zwei Kinderzimmer, das eine in Blau und das andere in Rot gehalten wie es schien. Ecatherina fand in einem mit Spinnennetzen bedeckten Gitterbett eine kleine Stoffpuppe, die eine Prinzessin darstellen sollte. Mit Ekel griff sie durch die Netze, holte die Puppe heraus, betrachtete sie für einen kurzen Moment, wobei ihr ein kleine Träne über die Wange kullerte, und steckte sie ein. Als Humph aus seinem ehemaligen Zimmer zurückkehrte hatte er einen kleinen Ball in der Hand, den er hin und her drehte. Als sie näher trat konnte sie sehen, das es eigentlich kein Ball sondern eine Kugel war und wenn man sie drehte, änderte sie ihre Farbe. Sonst war im ersten Stock nur mehr das Zimmer ihrer Eltern gewesen. Gleichzeitig traten sie ein, doch auch hier waren Spinnweben, aber mehr und dichter als in den beiden anderen. Ecatherina sah auf das große, weiße Bett und glaubt eine Frau im Bett liegen zu sehen. Sie hatte langes, braunes Haar und das Gesicht ähnelte dem ihren. Ein weißes, seidiges Nachthemd zierte ihren zarten Körper. Ihre Züge spiegelten eine sanfte Ruhe und sie schien fest zu schlafen. Als Ecatherina die Augen schloss und wieder öffnete, war die Frau verschwunden. Geschockt von diesem Erlebnis verlies sie sofort das Zimmer und ihr Bruder folgte ihr ohne etwas zu sagen.
In den unteren Räumen fanden sie eine Küche, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer und etwas das Ecatherinas Interesse weckte, eine Bibliothek. Während sich Humph die anderen Räume ansah, durchforschte sie dieses Zimmer und fand mehrere interessante Bücher. Doch eines fiel ihr überraschender Weise auf, die meisten handelten über Hexenkunst und dergleichen. Als sie die Reihen durchging fand sie in der obersten ein Buch das keinen Titel hatte und ziemlich abgegriffen wirkte. Sie holte sich einen Stuhl, der noch halbwegs stabil war, und angelte es sich. Als sie es öffnete spürte sie, wie ein kalter Lufthauch sie passierte und es ihr eis kalt über den Rücken lief. Auf der ersten Seite konnte sie ein Bild von einer wunderschönen jungen Frau sehen und einem jungen Mann, der etwas in den Augen hatte, das ihr seltsam vorkam. Ein schon längst eingetrockener Fleck in der unteren Ecke deutete daraufhin, das jemand geweint hatte als er es betrachtet hatte. Die darauffolgenden Bilder zeigten das Paar in verschiedenen Situationen, öfters das Haus und wie es gebaut wurde, eine schwarze Katze und dann weiter hinten wurde sie gezeigt wie sie schwanger war. Als das erste Kind geboren wurde endeten die Bilder plötzlich. Sie blätterte die leeren Seiten durch, doch sie konnte keine weiteren finden. Als sie es schon zuklappen wollte, bemerkte wie etwas in den hinteren Rand eingeklebt war. Sie riss den Verband leicht auf und holte ein, wie es schien, schon sehr altes Foto heraus. Darauf zeigten sich mehrere Frauen und ein kleines Mädchen, das ihrer Mutter ähnelte.
„Oh mein Gott!“, schrie sie schon fast.
„Was ist denn passiert?“, Humph war so schnell er konnte zu seiner Schwester geeilt.
„Sieh nur.“, sie zeigte ihm das Bild.
„Oh, wir haben also noch andere Verwandte.“
„Ich befürchte es. Die hier...“, sie zeigte auf eine Frau die das Kind, das ihre Mutter sein sollte, an der Hand hielt, „... ist Frau Wetterwachs.“ Sie sprach diesen Namen aus, als wenn sie Angst hätte, das es jemand hören könnte.
„Glaubst du sie ist unsere Großmutter?“
„Nein, eher nicht. Nanny glaub ich hat erwähnt, das sie keine Kinder hat. Aber ich habe das Gefühl, das sie unsere Tante ist. Sie nur wie sie unsere Mutter beschützend hält.“, sie lies es Humph betrachten, dann steckte sie es zurück und nahm das Buch unter den Arm.
„Aber mich wundert nur, warum sie dann nicht auch in Lancre geblieben ist. Dort ist es doch schön.“
„Wir könnten ja Frau Wetterwachs fragen gehen.“
„Nein, auf keinen Fall. Es ist schon schlimm genug das wir vielleicht mit ihr verwandt sind. Und du erwähnst das ja nirgends! Schwörs!“
„Ja, schon gut. Ich kenne die Frau ja eh nicht.“
Nach dem sich Ecatherina beruhigt hatte, sahen sie sich im Garten um. Ein paar Kräuter wuchsen noch immer und hinterm Haus konnten sie den Abort finden, der jedoch nun einer Dachsfamilie als Wohnung diente. Weiter abseits waren dann zwei Erdhaufen zu sehen, welche von Gras schon mehr als überwuchert wurden. In einem der zwei Hügel steckte ein Stock und darin war „Meine geliebte Doria“ eingeschnitzt. Bestürzt knieten sich beide davor nieder, schlossen die Augen und verweilten dort.
Langsam wurde es dunkel und Humph konnte seine Schwester nur sehen, wenn er angestrengt in die Richtung sah, wo er sie vermutete.
„Gehen wir bevor wir nicht mehr zurückfinden? Hier übernachten könnte zur Zeit etwas schwierig werden, und wir müssen beide morgen arbeiten.“
„Ja, geh nur vor. Ich komme gleich.“, Humph stand auf und ging, aber nur so langsam, das es den Anschein hatte, das er ihr folgte. Ecatherina griff zu ihrem Amulett, nahm es von ihrem Hals und hängte es über den Stock. Sie wusste nichts von den Kobold der darin wohnte, deswegen wollte sie es hier lassen, um ihrer Mutter ein Andenken dazulassen.
„He, ich kann dich sehen.“
„Was?“
„Ganze Zeit warst du im Dunkel verschwunden, aber plötzlich ist es wohl heller geworden. Ich kann deine Umrisse sehen und das passiert nicht oft.“, Ecatherina sah erstaunt zu ihm, griff dann zum Amulett und hängte es sich wieder um.
„Und jetzt?“
„Jetzt bist du wieder weg. Scheint so als wenn der Mond dich vorhin grad angeleuchtet hat.“, noch mal versuchte sie es und immer wieder kamen sie zum gleichen Ergebnis.
„Sag mal, hast du mir was über die Amulette verschwiegen?“
„Eh, na ja, mein Kobold meinte, unsere Mutter hat sie uns gegeben um uns zu beschützen. Als ich fast gestorben wäre ist er in meinen Kopf und hat mich geheilt oder so. Warum?“
„Ich glaube ich habe da einen Verdacht.“, entgültig streifte sie sich das Amulett um und legte stattdessen ihre Puppe aufs Grab. Humph, der im Haus eine Fackel gefunden und sie jetzt angezündet hatte, tat es ihr gleich und legte seine Kugel dazu.
„Na gut, dann los.“, mit dem Buch unter ihrem Arm und die Fackel in seiner Hand, machten sie sich auf, um wieder in IHRE Heimat zurückzukehren.
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