Eine explosive Freundschaft

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von Hauptgefreite Ecatherina Erschreckja (RUM), Wächterin Irina Lanfear (GRUND)
Online seit 17. 08. 2001
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Jemand sprengt jedesmal dann leerstehende Häuser, während im Nachbarhaus seelenruhig unlizenziert geklaut wird!
Selbst die Diebesgilde beschwert sich!
Wer ist der 'Sprengmeister' und wer sind seine Kumpanen?

Dafür vergebene Note: 12

Es war eine wolkenlose und warme Nacht. Obwohl es gerade Mitternacht schlug, war es ungewöhnlich hell. Der Mond hatte seine ganze Fülle erreicht und konnte ungestört sein Licht auf die Scheibe reflektieren. Einzelne Wolfsrufe hallten aus weiter Ferne empor, welche sich über Länder hinweg rasch fortpflanzten, an Intensität zunahmen und dann in Ankh-Morpork endeten. Auch wenn es eine ruhige Nacht war, verschluckte die Stadt das Geheule, und so war es einfach verstummt.
Eine Tür wurde geöffnet und von innen stürmten Dunstschwaden heraus, die so dicht waren, das man sie mit der Hand beiseite schieben musste um weiter zu kommen; und genau in diesem Moment stieß die heraustretende mit einer sich in das Lokal bewegende Gestalt zusammen. Bevor die Türe von außen wieder geschlossen wurde drangen einzelne Musikfetzen und laute Stimmen an das Ohr und kündeten somit von reger Betriebsamkeit. Wenn man im Dunkeln gut sehen konnte und man wäre schnell genug gewesen, hätte man auf de
r Türinnenseite das Plakat lesen können, auf dem die Band "Däd Män Singing" für letzte Woche angekündigt worden war. Wäre dies jemanden gelungen, hätte sich dieser fragen können, warum das Plakat innen und nicht außen angebracht wurde und warum es noch immer hang, doch das war nicht der Fall gewesen.

Ecatherina war nicht unbedingt bei bester Laune. Sie wurde regelrecht aus der Bahre vertrieben. Ein paar Touristen, oder besser gesagt, reisende Musiker waren in die Stadt gekommen. Es gefiel ihnen hier so gut, dass sie bleiben wollten, um ihr Talent auf die Probe zu stellen; zum Leidwesen derer, die lieber ungestört geblieben wären. So seit ungefähr einer Woche füllte sich das Lokal ab halb zwölf stetig, bis es um Mitternacht gestrotzt voll war und sich eine Band in eine Ecke stellte und anfing zu singen
und zu musizieren. Die Gruppe hatte ein für normale Leute ungewöhnliches Erscheinungsbild. Alle waren sie mit Bandagen eingewickelt, obwohl nur zwei der normalerweise fünf Mitglieder Mumien waren, dafür trugen sie alle einen schwarzen langen Umhang darüber. Es befand sich auch ein Vampir, der seine Stimme zum Besten gab, ein, wenn man nicht genau hinsah, normaler Mensch (auch wenn man genauer hingesehen hätte, wäre anhand der Tatsache, dass die Bandagen seine Verstümmelungen und Nähte verdeckten, nichts
ungewöhnliches aufgefallen), der für den Bäckgraund verantwortlich war, und ein Werwolf, der aus unbestimmten Gründen heute frei hatte, und normalerweise für das Schlagzeug zuständig wäre, darunter. Aufgrund seines Fehlens wurde nur langsame Musik gespielt und die beiden Mumien versuchten ihre Seiteninstrumente recht laut zu zupfen. Genau das war auch die Zeit, zu der Ecatherina sich seit einer Woche zurückzog. Langsam wurde es ihr zu viel. Das erste Mal konnte sie noch verkraften. Es waren nicht so viele
Leute gekommen und so war sie geblieben und hatte die Musik über sich ergehen lassen. Es war auch eine erfreuliche Erfahrung gewesen. Leider sprach sich das schnell unter der möglichen Kundschaft herum und seit vier Tagen konnte man nicht einmal mehr einen vernünftigen Stehplatz ergattern, geschweige denn einen ruhigen Sitzplatz. Dazu kam noch, dass seit zwei Tagen Eintritt verlangt wurde. Sie fand das als absolute Frechheit. Immerhin konnte man durch den, von den Gästen erzeugten, Lärm nicht einmal mehr
!
was verstehen und eng war es auch. Also endete ihr Tag unweigerlich um 12, denn die Gruppe spielte meistens bis sechs Uhr in der Früh und da zahlte es sich nicht mehr aus zu warten (da sie ja arbeiten gehen musste). Sie hatte sich schon bei Igor drüber beschwert, doch aufgrund der großen Anfrage und des guten Umsatzes hatte dieser sie nur beschwichtigen wollen und ließ ihre Getränke dieses Tages aufs Haus gehen (und er hatte nicht damit gerechnet wie viel sie trinken konnte wenn sie deprimiert war). Sie w
ar auch nicht die einzige gewesen, die sich beschwert hatte, auch Humph (der ihr dadurch sympathischer wurde) und ein paar andere dunkle Gestalten waren ihrer Meinung, doch das half alles nichts. Sie hatte sich geschworen, dass sie bald was dagegen tun wollte, doch sie wusste nur noch nicht was.

Vor einem kleinen Haus unweit der Bahre:
Drei Männer fummelten bei einem kleinen Fass herum. Sie schienen zu versuchen, den Deckel vorsichtig zu öffnen, der anscheinend stark klemmte. Mit einem "Poing" sprang er dann endlich ab, und die kräftigste der drei Figuren nahm das Fass auf die Schulter, aber immer darauf bedacht, nichts zu verschütten, und trug es in das leerstehende Haus. Kurze Zeit später kam der Mann wieder heraus, hatte aber eine Schnur in der Hand, die er beim Herausgehen langsam abrollte. Als er wieder bei seinen Kollegen angekomm
en war, begaben sich die anderen zwei auf das Dach des Nachbarhauses (das eines der wenigen Häuser war in der Umgebung, das nicht heruntergekommen aussah), wobei sie die Gestalt übersahen, die auf dem Dach gegenüber balancierte. Als einer der beiden mit der Hand ein Zeichen gab, legte der Untenstehende die Schnur auf den Boden, zündete sie an, begab sich in den Schutz des Schattens und legte sich auf Lauer.

"Halt! Du kannst hier nicht weiter gehen. Die Straße ist gesperrt."
"Ach ja, wer sagt das?"
"Ich wenn du nichts dagegen hast.", ein stämmiger Schatten stellte sich Ecatherina in den Weg. Sie war wohl zornig über die Band unachtsam in den Schein einer Laterne getreten und bemerkt worden.
"Was geht hier vor?", sie lugte neben ihm vorbei um zu sehen, was dort was los war.
"Geht dich nichts an. Geh weiter."
"Und weiter? Warum sollte ich auf dich hören? Wir sind hier in Ankh-Morpork."
"Weil es besser für deine Gesundheit wäre." Der Unbekannte rollte seine Ärmel hoch und es kamen riesige Muskeln zum Vorschein.
"Ähm, du hast nicht zufällig Trolle in deiner Verwandtschaft, oder?", sie starrte gebannt auf seine Oberarme.
"Soll das vielleicht heißen das ich blöd bin?", er sah sie bedrohlich an.
"Eigentlich könnt ich darauf hinweisen das ich Wächterin bin, aber ich glaub das wär dir wurscht. Na gut, dann geh ich halt wieder.", sie ging ein paar Schritte zurück, bis sie nicht mehr zu erkennen war und ging dann einfach neben dem Typen vorbei, der sie anhand ihrer Lautlosigkeit und Unsichtbarkeit nicht registrierte.
"Von dem lass ich mich doch nicht herumkommandieren, das wär doch noch schöner.", dachte sie sich, als sie auf der Treppe neben ihr Feuer erblickte. Es schien sich schnell zu bewegen, dann sah sie kurz eine Schnurr die ins Haus führte und dann, schneller als sie begreifen konnte, machte es "BUMM".

Als sie ihre Augen wieder öffnete, war Rina über sie gebeugt und tätschelte ihre Wagen.
"So was kann nur eine verwöhnte Handelstochter machen.", dachte sie sich.
"Hör auf mich zu streicheln. Ich bekomm schon Komplexe."
"Was bekommst du?"
"Das ist was, was man bekommt wenn jemand etwas tut das dem anderen nicht gefällt. Laut Definition des Reaktionenalmanachs. Kapiert?", sie wusste das Rina nicht unbedingt die beste Bildung hatte, doch ein wenig Allgemeinwissen wäre schon angebracht gewesen, dachte sie sich.
"Was ist überhaupt passiert und was machst du eigentlich hier? Wolltest du dir nicht die Bänd anhören?"
"Du warst stur."
"Was?"
"Du warst stur, das ist passiert. Als du statt zurück in die Richtung gegangen bist, wo du nicht hingehen solltest, ist das Haus explodiert und hat dich von den Schuhen gerissen. Sie haben dich anfangs zwar nicht bemerkt, aber als die beiden mit dem ausrauben fertig waren, stolperte einer über dich. Ich dachte mir, ich sollte mal eingreifen und hab sie dann mehr oder weniger elegant verscheucht."
"Wie?"
"Ich hab laut nach Hilfe geschrieen."
"Typisch. Was hattest du hier eigentlich verloren?"
"Eigentlich wollte ich das Haus hier ausrauben. Jemand hat da drin ne neue Alarmanlage ausprobieren wollen. Hat wohl nichts genützt, obwohl meine Art eleganter gewesen wäre.", Rina sah verächtlich auf das Haus, das ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, aber trotzdem, zum Unterschied zum anderen, noch stand.
"Unlizenzierter Raub? Na gut, das können sie haben. Jetzt gibt's Krieg!", Ecatherina rappelte sich mühsam auf und reinigte ihre Kleidung.
"Solltest du nicht Verbindungswächterin spielen und nur handeln wenn Zetteln da sind?"
"Ich hab grad einen ziemlich großen gefunden."
"Ach ja, wo?", Rina sah sich erstaunt um.
"Er pickt direkt auf meiner Stirn und darauf steht ÄRGER!"

*** Rina Lanfear ***

Rina verdrehte die Augen und konnte ein Lachen kaum zurückhalten. Dann meinte sie: "Musst du nicht zuerst einen Abteilungsleiter davon in Kenntnis setzten? Bei mir ist das sicher nicht so tragisch, denn Gonzo dürfte sich bereits daran gewöhnt haben, dass es in meiner Umgebung nicht immer mit rechten Dingen zugeht, aber wie sieht das bei dir aus?
Ecatherina schüttelte den Kopf und meinte: "Das fällt eindeutig in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich informier alle morgen darüber. Jetzt lass uns mal nachschauen, ob wir nicht noch etwas über diese Typen herausfinden können. In welche Richtung sind sie verschwunden?"
Rina zeigte in eine Richtung, setze aber gleich hinzu: "Wenn du sie verfolgen willst, solltest du dich aber zuerst mal kräftig ausklopfen lassen. Deine schwarzen Sachen sind nämlich noch immer ziemlich grau und ich glaube, da würde sogar ich dich im Schatten sehen!"
Ecatherina schaute an sich herunter und fluchte vernehmlich. Dann begann sie, ihre Kleidungsstücke nochmals zu reinigen, bis sie zumindest wieder fast ganz schwarz waren. Dabei murmelte sie vor sich hin: "Das werden sie mir büßen, diese...."
Als sie endlich mit ihrer Totalreinigung fertig war, machten sich beide Wächterinnen auf, die Verbrecher zu suchen.
Nach einer Weile fragte Ecatherina: "Sag mal, hast du die Typen eigentlich erkannt? Sie sind doch sozusagen Berufskollegen von dir."
Rina sah ihre Freundin an und in ihren Augen funkelte es gefährlich, als sie sagte: "Das sind sicher keine Berufskollegen von mir! Ich breche in die Häuser ein, als Spaß an der Herausforderung. Vielleicht nehme ich hin und wieder auch was mit, aber von diesen Dingen profitieren ja auch andere."
Bei diesen Worten schaute Ecatherina verlegen zu Boden.
"Und nein, ich habe diese Gestalten leider nicht erkannt. Wenn ich sie erkannt hätte, dann wäre ihnen sicher der Spaß am Rest ihres kurzen Lebens rasch vergangen. Ich hätte sie höchstpersönlich der Gilde gemeldet. Solche Typen sind eine Beleidigung für alle ehrlichen, nichtlizenzierten Diebe!"
Jetzt war es an Ecatherina, sich das Lachen nur mühsam zu verkneifen. "Ehrliche unlizenzierte Diebe... naja" dachte sie bei sich.

Ein paar Stunden später hatten die beiden Wächterinnen noch immer kein sichtbares Anzeichen von den "Spreng-Dieben" gefunden. Sie überlegten bereits beide, ob es nicht besser wäre, jetzt ein paar Stunden schlafen zu gehen und in der Früh mit neuer Frische die Jagd fortzusetzen. Doch plötzlich ertönte eine leise Stimme aus einer dunklen Seitenstrasse, die Rina etwas zurief. Die Wächterin ging der Stimme nach und stand plötzlich vor einer, ihr sehr vertrauten Gestalt, die am Boden hockte.
"Hallo George, lang nicht mehr gesehen. Wie geht's denn so? Was machst du ausgerechnet hier?" begrüßte sie den kleinwüchsigen Mann.
George antwortete mit weinerlicher Stimme: "Man lebt so. Sie haben mich grade aus so 'ner Spelunke rausgeschmissen. Wollten mir und meinem Drachen nichts Alkoholisches geben. Da bin ich wütend `worden. Und dann bin ich rausgeflogen!"
Rina sah ihn verwirrt an und fragte vorsichtig: "Drache? George, du hast doch nicht Hannibal mit in die Kneipe genommen?"
George erklärte: "Nein, ich weiß doch, dass Hannibal viel zu groß für sowas ist. Ich meine den kleinen Jack. Den wollt ich mitnehmen."
Die Wächterin runzelte die Stirn und sagte: "Zeig mir Jack. Vielleicht finden wir dann eine Lösung für dein Problem."
George zeigte auf seine ausgestreckte, leere Hand und meinte: "Da sitzt er ja."
Rina schaute auf die flache leere Hand und beschloss in Gedanken, George irgendwann einmal eine püschologische Behandlung zuteil werden zu lassen. Dann sagte sie lächelnd: "Wie konnte ich ihn bloß übersehen? Er ist echt süß!"
George war den Tränen nahe und schluchzte: "Du kannst ihn auch nicht sehen. An allem sind nur diese verfluchten Alchimisten schuld. Die haben irgendwas gebraut und aus dem Fenster gekippt. Direkt über den kleinen Jack. Und jetzt kann ihn keiner mehr sehen!"
Rina murmelte etwas, das wie eine Beileidsbezeugung klang, während in ihrem Kopf die Gedanken rasten. "Natürlich, die Alchimistengilde. Wer sonst könnte Sprengsätze von solcher Durchschlagskraft herstellen. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen." dachte sie bei sich.
Dann beschloss sie, noch etwas weiter nach Informationen zu graben. Sie setzte ihr gewinnbringenstes Lächeln auf und fragte George: "Weißt du eigentlich zufällig etwas über diese Sprengungen, die jedesmal mit einem unlizenzierten Diebstahl verbunden sind? Wenn du etwas brauchbares weißt, dann schau ich in der Alchimistengilde für dich nach, ob ein Gegenmittel für den armen Jack zu finden ist."
George runzelte die Stirn und überlegte lange. Dann meinte er: "Ich weiß nur, dass irgendwer dieses Geschäft im großen Stil aufziehen möchte. Die Diebesgilde ist mehr als erbost über diese nicht sehr elegante Methode. Sie überlegen sogar, ob sie nicht ihre Suche nach dem "Schatten-Dieb" derzeit auf ein Mindestmaß beschränken sollen, um sich zuerst um diese "Abbruchunternehmer" zu kümmern. Mehr weiß ich leider nicht."
Rina strahlte ihn an und sagte: "Danke. Ich werde den Alchimisten solange auf die Nerven fallen, bis ich ein Gegenmittel für Jack habe."
Dann verabschiedete sie sich und schlenderte fröhlich pfeifend weiter. Als sie ein Stückchen von George und seinem Drachen entfernt waren, fragte eine Stimme aus dem Dunkeln: "Wer war denn das jetzt? Seit wann kennst du Verrückte?"
Rina entgegnete, noch immer fröhlich lächelnd: "George hat ein Drachenauffangs- und Resozialisierungszentrum. Er sammelt sämtliche, auf der Strasse streunende Drachen ein und kümmert sich um sie. Sein erstes Findelkind war Hannibal, ein ungefähr ein Meter großer Sumpfdrache, der zwar lammfromm ist, aber bei den meisten seltsamerweise eine unerklärliche Panik auslöst. George verborgt seine Drachen auch gegen ein geringes Entgelt für Ablenkungsmanöver, Verbrecherjagd und Flammenwerfer. Er ist eindeutig nich
t verrückt. Höchstens etwas seltsam, aber wer ist das nicht?"
Ecatherina sah erstaunt drein und schüttelte den Kopf. Dann fragte sie: "Ein Drachenauffangs- und Resozialisierungszentrum? Sachen gibt's.... . Was machen wir jetzt eigentlich?"
Rina antwortete: "Am besten schlafen gehen. Morgen besuchen wir die Alchimistengilde und fragen einmal nach, ob sie nicht eine größere Menge an Sprengstoffen vermissen. Obwohl ich befürchte, dass das ihnen gar nicht auffallen würde, wenn ein paar Fässer voll von irgendetwas fehlen."
Ecatherina seufzte und meinte: "Da hast du vermutlich recht. Am besten melde ich morgen erst einmal den Vorfall und werde bitten, dass man mir Rekrutin Lanfear mitschickt, damit sie auch einmal etwas lernt."
Rina grinste und meinte: "Gonzo wird froh sein, mich einmal nicht in seiner näheren Umgebung zu haben. Pass nur auf, sonst wirst du am Ende noch für eine Auszeichnung vorgeschlagen. So etwas in der Richtung: Aufopferung zur Rettung der angekratzten Nerven eines, nicht näher genannten, Ausbilders des G.R.U.N.D!
Ecatherina schmunzelte und sagte: "Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Geh aber jetzt wirklich nach Hause und probier nicht, noch irgendetwas auszurauben.
Rina sah scheinheilig drein und fragte: "Wie kommst du bloß auf solche Ideen? Ich als ehrliches, anständiges Töchterchen würde so etwas doch nie tun."
Dann drehte sie sich um, und verschwand in eine kleinere Seitenstrasse.
Ecatherina sah ihr hinterher und überlegte, ob sie nicht demnächst eine püschologische Betreuung benötigen würde, wenn sie weiterhin mit Rina zusammenarbeitete.

Als Rina am nächsten Tag in das Büro ihres Ausbilders Gonzo kam, lächelte dieser selig und eröffnete ihr, dass sie ab jetzt auf unbestimmte Zeit Hauptgefreiten Ecatherina Erschreckja unterstellt war, um ihr bei der Lösung eines Falles zu helfen. Nach der üblichen Belehrung zum Thema "Korrektes Verhalten im Umgang mit höhergestellten Wächtern anderer Abteilungen" verließ Rina Gonzos Büro und machte sich auf den Weg zu dem mit Ecatherina vereinbarten Treffpunkt. Dort angekommen wartete bereits eine erzürnte
Hauptgefreite, da Rina wie immer um 15 Minuten zu spät kam.
"Rina, kannst du nicht einmal in deinem Leben pünktlich irgendwo auftauchen?" fragte Ecatherina entnervt.
Die Rekrutin setzte ein entschuldigendes Lächeln auf und erwiderte: "Ich kann diesmal nichts dafür. Mein kleiner Sumpfdrache hatte heute in der Früh Schluckauf und ich musste meiner Mutter noch versichern, dass ich die neuen Vorhänge von meinem Wächtergehalt bezahle."
Ecatherina war etwas verwirrt. Bis jetzt hatte sie gedacht, Rinas Familie konnte sich fast alles leisten. Das sich Rina Mutter jetzt über ein paar mehr oder weniger gewöhnliche Vorhänge aufregte, war etwas ganz Neues. Sie beschloss, sich nachher noch Gedanken zu dem Thema zu machen.
"Wir sollten uns langsam auf den Weg zur Alchimistengilde machen. Sonst ist die, wenn wir dort sind, womöglich nicht mehr an derselben Stelle." meinte sie zu Rina.

Die Leute, die sich gerade am Hier-gibt-es-alles Platz aufhielten, sahen erstaunt auf. Die meisten rieben sich die Augen und überlegten, ob sie heute schon etwas zu sich genommen hatten, dass starke Halluzinationen auslösen konnte. Selbst Treib-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper, der sonst keine Gelegenheit ausließ, seine Würstchen anzupreisen, blieb der Mund offen stehen, als er diese Wächterin sah, die gerade den Platz überquerte. Sie stritt sich lautstark mit der Luft, die sie umgab. Das schlimmste aber
war, dass diese Luft ihr hin und wieder antwortete!

"Was heißt hier, du magst die Däd Män Singers nicht? Die sind doch echt kuhl!" rief Rina gerade Ecatherina zu, die etwas entfernt von ihr im Schatten ging.
"Ich habe nur gesagt, dass ich es nicht leiden kann, wenn die ganze Bahre voll von diesen, diesen ..... ähhh... diesen Jugendlichen ist, die die ganze Zeit nur auf und ab hopsen und durch die Gegend grölen." gab diese erbost zurück.
"Ja aber die Fans haben doch gar nichts mit der Bänd zu tun. Ach übrigens, wir sind da. Dort ist das derzeitige Quartier der Alchimistengilde."
Ecatherina schaute an dem äußerst baufälligen Haus empor und meinte: "Gut. Wir gehen rein. Aber du redest! Ich hasse Smoll Tolk!"
Rina seufzte und antwortete: "In Ordnung. Wenn es denn unbedingt notwendig ist..."

Gemeinsam betraten die beiden Wächterinnen das Innere des Hauses und schauten sich suchend um. Rina zeigte auf ein etwas größeres Labor und meinte: "Schauen wir mal dort hinein. Es sieht so aus, als würde dort jemand arbeiten."
Tatsächlich fanden sie einen emsig arbeitenden Alchimisten vor, der zwar keine Ahnung von irgendwelchen Diebstählen hatte, sie jedoch an einen Kollegen verwies, der sein Labor im ersten Stock hatte.
Das Labor, welches sie suchten, war jedoch etwas schwerer zu finden, da der ganze erste Stock von gelbgrünlichen, abwechselnd nach Ankh und anderen undefinierbaren Substanzen stinkenden , Rauchwolken verhüllt war. Scheinbar war hier wieder irgendein Experiment fehlgeschlagen.
Rina meinte hustend zu Ecatherina: "Ich glaube, dort vorne könnte das Labor sein. Aus dieser Richtung kommt der Gestank."
Tatsächlich stand in dem Labor eine magere Gestalt, die wie verrückt um den Labortisch herumhüpfte und schrie: "Ich hab's geschafft, ich hab's geschafft!"
Rina rief: "Ich unterbreche ja nur ungern ihren Freudentanz. Wir sind von der Stadtwache und hätten ein paar Fragen. Es dauert auch bestimmt nicht lange."
Der Alchimist stoppte kurz und starrte die beiden an. Dann seufzte er und meinte: "Aber beeilt euch. Ich weiß nicht, wie lange die von mir hergestellte Verbindung stabil bleibt."
Rina fragte: "Ist ihnen in letzter Zeit eine größere Menge an Sprengstoffen abhanden gekommen?"
Der Alchimist runzelte die Stirn und überlegte: "Sprengstoffe? Ah so, sie meinen den Stoff, der alles in die Luft fliegen lässt."
Die Rekrutin seufzte und erwiderte: "Genau diese Substanz meine ich! Haben sie in letzter Zeit größere Mengen an eine Person ausgehändigt oder ist etwas verschwunden?"
Er überlegte nochmals kurz und sagte: "Ich habe erst kürzlich 20 Fässer an die Gilde der Abbruchunternehmer ausgehändigt. Die Herren wollten es verwenden, um alte, leerstehende, baufällige Häuser zu sprengen und neue hinzubauen. Eine ehrenvolle Aufgabe! Ich habe ihnen bereits Nachschub versprochen."
Rina starrte den Alchimisten entgeistert an, während Ecatherina soviel Geistesgegenwart besaß und sich in das Gespräch einschaltete: "Bitte informieren sie uns vorher, wenn sie wieder Besuch von der Gilde bekommen."
Der Alchimist lächelte und versprach: "Ich werde die Stadtwache natürlich informieren. Es freut mich immer wieder, wenn ich helfen kann."
Plötzlich änderte der Rauch seine Farbe. Der Alchimist schrie: "Nein, nicht schon wieder!"
Rina sah Ecatherina an und sagte: "Schnell hier raus. wer weiß, was da noch alles schiefgeht!"

*** Ecatherina Erschreckja ***

Kurze Zeit später, sie waren schon fast bei der Eingangstür angekommen, erbebte der Boden kurz und man konnte einen Schrei von oben hören.
"Hat der Trottel das Chlor schon wieder mit dem Schwefel gekoppelt, das ist ja nicht zu fassen. Dreimal hat er das Haus schon in die Luft gesprengt und jetzt fangt er noch an alles von oben her wegzuätzen, dieser Idiot!", erklang es neben ihnen als ein ziemlich wütend aussehender Mann versuchte die Treppe hochzueilen. Doch irgendwas stimmte nicht mit ihr, es knarrte und der Mann fiel durch die Treppe statt hinunter.
"Einstein, komm sofort herunter oder du fliegst aus der Gilde, schneller als du Chlorgas sagen kannst!", schrie er als er hilflos am Boden lag.
"Das muss Herr Silberfisch sein.", flüsterte Rina Ecatherina zu als sie aus dem Haus schlichen.
Froh über ihren teilweise Erfolg wollten sie sich grad weiter auf die Suche machen, als Rina einfiel, das sie jemanden etwas versprochen hatte.
"Kannst du kurz warten, ich bin gleich wieder da.", meinte sie als sie wieder im Gildenhaus verschwand.
"Ja ja, dein kurz kenn ich.", aber wie es schien, nicht gut genug.
Ecatherina wartete eine halbe Stunde, bis es ihr zu viel wurde und sie reinging um Rina zu suchen und ihr eine Standpauke zu halten. Doch sie war nirgends zu sehn. Sie suchte das Erdgeschoss ab und nahm sich dann den ersten Stock vor (wobei sie sehr darauf achtete, wo sie hin trat). Instinktiv ging sie wieder in das Labor, das ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war und traf dort Einstein an, wie er zu heißen schien, der gerade dabei war mit sich selbst zu reden. Sie sah sich um, denn immerhin war
sie es gewohnt das man in ihrer Nähe glaubte, man spreche mit sich selbst, aber hier war wirklich niemand.
"Es tut mir wirklich leid. Ich wusste doch das es das falsche Fläschchen war. Aber das Glas war schon so dünn das du es nicht hättest angreifen sollen, um es dann noch fallenzulassen. Warte, ich muss das Gegenmittel hier irgendwo haben. Wenn nicht alles so angeätzt wäre."
"Sag mal, geht es dir gut? Du hast doch nicht zuviel von dem Nebel vorhin inhaliert oder? Irgendwie scheint es mir.......", Ecatherina erstarrte plötzlich als sie eine Hand auf ihrer Schulter fühlte.
"Keine Angst, ich bin's nur.", teilte ihr eine bekannte aber körperlose Stimme mit.
"Was zum Toifel...."
"Es tut mir wirklich leid. Ich wollte ihre Kollegin nicht verschwinden lassen."
"Als sie sagten, sie würden der Wache gern behilflich sein war ich schon misstrauisch, aber das geht nun zu weit. Wer weiß was sie anstellen könnte, wenn sie unsichtbar ist. Nicht mal die besten Spürhunde könnten sie dann noch vom Einbrech...", sie stoppte als ein Ellbogen in ihre Seite gerammt wurde.
"Schon gut. Was ist nun mit dem Gegenmittel?"
"Wartet, wartet. Gleich hab ich's gefunden. Ach ja, hier ist. Bitte einmal trinken und alles ist in Ordnung.", er reichte der Luft eine Phiole mit einer schwarzen, sehr zähen Flüssigkeit die nach Verfaulten stank.
"Oh ja, lass es dir schmecken.", noch bevor sie den Satz beendete, kam sich Ecatherina vor, als würde sie böse angefunkelt werden.
Nach kurzer Zeit wurde Rina wieder sichtbar doch mir ihrer Farbe stimmte was nicht. Statt ihrer normalen rosanen Hautfarbe war sie nun grün im Gesicht, doch das hatte wohl andere Gründe.
"Ähm, Herr Einstein? Haben sie eigentlich noch solch ein Zeug?", fragte Ecatherina etwas zögernd, während Rina versuchte, sich zu erholen, indem sie sich übergab.
"Ja, warum?"
"Könnten wir vielleicht etwas von jedem haben? Die Wache wäre ihnen sehr verbunden."
"Na ja, ich weiß nicht. Könnte ziemlich gefährlich sein. Wer weiß was man damit anstellen könnte." Auf Ecatherinas Gesicht bildete sich ein wissendes Lächeln, nur schade das er es nicht sehen konnte, sonst hätte er vielleicht anders reagiert.
"Ach, wir werden sicherlich gut darauf aufpassen."
"Hm, na gut. Als Wiedergutmachen werde ich euch etwas abfüllen. Einen Moment." Es dauerte ein paar Minuten doch dann kam der Alchimist mit zwei Phiolen wieder, die eine mit schwarzen, die andere mit gelbem Inhalt.
"Oh, vielen Dank. Und vergessen sie nicht uns Bescheid zu sagen wenn die "Gildenleute" wiederkommen."
"Natürlich. Auf Wiedersehn." Ein kurzes Nicken und er war schon wieder in seine Arbeit vertieft, und dass obwohl Herr Silberfisch ihm das verboten hatte.
"Sag mal, warum hast du eigentlich soviel genommen? Für den kleinen Jack hätten doch ein paar Tropfen genügt, und warum hast du das Unsichtbarkeitsmittel auch genommen?"
"Was interessiert mich ein unsichtbarer Sumpfdrache? Die Phiolen sind für den Eigengebrauch. Wenn du etwas willst, musst du dir auch etwas besorgen.", sie grinste hämisch und Rina gefiel das ganz und gar nicht.
"Geh mal vor, du brauchst eh immer länger. Ich muss nur kurz zur Post."

Die Beiden machten sich auf und suchten die anderen Tatorte ab, ob sie irgendwas finden konnten, doch die Diebe waren ziemlich gründlich und das mit durchschlagendem Erfolg. Als sich der Tag wieder mal zu Ende neigen wollte und sie verdienten Feierabend machen wollten, erreicht sie eine Nachricht von dem freundlichen und naiven Alchimisten. Heute Nacht war eine weitere Übergabe geplant und Ecatherina wollte sich das nicht entgehen lassen. Sie lauerten vor der Gilde und hielten Ausschau und kurz vor Mitter
nacht kamen dann die drei erwarteten Personen, unter ihnen der sehr kräftige Aufpasser von gestern Nacht.
"Wenn ich die in die Finger bekomme.", auf einmal wurde Ecatherinas Wut wieder entflammt.
"Pst, du verscheuchst sie noch."
Als sie wieder herauskamen hatte der Kräftige ein Fass auf der Schulter und die anderen schienen die Gegend auf etwas Ungewöhnliches abzusuchen.
"Ich werd mich mal auf die Dächer schwingen und sie von oben her verfolgen. Bleib du ihnen auf den Fersen und pass auf die dich kreuzende Laternen auf. Es wäre ja schade um das schöne schwarze Gewand." sagte Rina und glitt lautlos und mit Grazie davon. Doch Ecatherina war diesmal zu wütend als das sie auf die Vernunft hören konnte. Als erstes raubte diese Band ihr ihr geliebtes Lokal, dann kamen diese Möchtegerndiebe daher und bereiteten ihr ziemlich viele Kopfschmerzen (und blaue Flecken) und dann tanzte
eine gewisse Madam Lanfear auf ihren Nerven herum. Nie war sie pünktlich, fast immer ziemlich gehässig und hin und wieder etwas arrogant. Mit einem Satz war sie aufgesprungen, zog ihren Dolch hervor und schrie so laut wie möglich: "Stadtwache! Ihr UNLIZENZIERTEN DIEBE bleibt sofort stehen!" Ein erschrockener Schrei drang von den Dächern herunter und die drei Männer sahen entsetzt zu ihr herüber. Wie aus dem Nichts und fast so als vorbereitet kamen auf einmal mehrere Diebesgildenmitglieder schnell angelau
fen, wobei jeder von ihnen bewaffnet war. Sie hatten wohl schon auf diesen Moment gewartet und schienen sehr davon überzeugt zu sein, dass ihre Konkurrenz bald die Gabeln abgeben würden. Die drei Verbrecher ließen das Fass fallen und liefen so schnell wie möglich los, so als ginge es um ihr Leben, und das war berechtigt. Kurze Zeit herrschte ein Durcheinander doch dann wurde es wieder ruhig. Ecatherina sah auf das Dach eines Hauses und sah dort, wie Rina wieder aus einem Versteck hervorkam und Anstalten m
achte herunterzuklettern.
"Verdammt was hat dich denn geritten. Willst du mich umbringen?"
"Haben sie sie erwischt?"
"Keine Ahnung, woher soll ich das wissen. Ich hab mich versteckt als ich das erste Gildenmitglied erkennen konnte."
Neugierig machten sie sich auf den Weg Richtung vermuteten Schauplatz, doch sie fanden nichts. Keine Kampfgeschreie wurden laut, keine Verfolgungsjagden konnten gesichtet werden.
"Die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben oder?"
"Und wenn, dann bist sowieso du Schuld.", plötzlich konnte man einen lauten Knall hören gefolgt von mehreren Hilfeschreien, die nicht von dem Trio zu stammen schienen.
"Verdammt, die haben die in eine Falle gelockt."
"Na super, und wie sollen wir sie jetzt finden? So blöd, dass sie noch mal zur Alchimistengilde gehen würden sind die glaub ich kaum."
"Ja, stimmt."; Ecatherinas schlechtes Gewissen kam wieder zum Vorschein.
"Vielleicht versuchen sie es vom Untergrund zu bekommen. Ich kenne da jemanden den ich bitten könnte dass er uns hilft. Du kennst ihn vielleicht, er ist öfters in der Bahre. Er heißt Pulver Sack. Er handelt mit solchen Dingen."
"Hm, ja, ich glaub der kommt mir bekannt vor. Aber woher kennst du die Leute wenn du nie mit jemanden sprichst?"
"Ach, das kommt noch aus der Zeit wo ich auf solche Leute angewiesen war damit ich was zu essen kaufen konnte, aber sowas kennst du ja natürlich nicht!", der schnippische Unterton blieb Rina nicht verborgen.
"Aber das können wir doch auch auf morgen verschieben oder?", fragte eine bereits sehr müde Rina; tja zwei Identitäten bleiben halt nicht ohne Folgen.
"Geh nur, ich will vorher nur kurz was erledigen bevor ich schlafen geh und wir morgen weiter machen. Und lass dir inzwischen durch den Kopf gehen was wie wir weiter unternehmen.", ohne irgendeine Antwort abzuwarten ging Ecatherina zielstrebig Richtung Bahre.

Das Lokal hatte sich schon wieder mit Menschenmengen gefüllt als Ecatherina sich einen Weg zur Bühne bahnte. Noch ein paar Minuten und die berühmten Däd Man Singers würden wieder ihr berühmtes Konzert geben. Die Stimmung hob sich je näher der Zeitpunkt des Auftrittes rückte. Der Vorhang wurde beiseite geschoben und der Applaus begann. Der Werwolf legte auf seinem Schlagzeug eine Willkommenseinlage ein und die Saitenspieler begleiteten ihn dabei. Der Sänger und der Backgroundsänger waren gerade dabei auch
auf die Bühne zu gehen (sie kamen meistens getrennt, das sollte den Dramatikeffekt erhöhen), als plötzlich etwas durch die Luft sauste. Glas klirrte und eine gelblich Flüssigkeit spritze auf die drei Spieler hinab. Auf einmal wurde es verdammt ruhig im Raum. Man hörte zwar die Musik, doch man konnte niemanden sehen, außer den Instrumenten selbst. Der Sänger ging langsam und auf alles vorbereitet auf die Bühne und rannte gegen den Gitarristen, der laut schimpfte. Erstaunt nahm er den auf der kleinen Flasch
e befestigten Zettel in die Hand und las laut vor: "Das Gegenmittel befindet sich in Gennua, viel Spaß auf der Reise!"

Die zweitwichtigste Nachricht die Rina am Morgen erreichte als sie aufwachte war, das sich die Alchimistengilde wieder selbst in die Luft gesprengt hatte und mit ihr auch alle darin befindlich Gegenstände und Flüssigkeiten.

*** Rina Lanfear ***

Die wichtigste Nachricht aber traf sie unvorbereitet. Auf einem Zettel stand, dass die Däd Män Singers die Stadt Richtung Gennua verlassen hatten. Rina seufzte und dachte an den süßen Sänger, der ihr verraten hatte, dass Johny nur sein Künstlername war und er in Wirklichkeit Phillip hieß. Sie hatte sich sehr gut mit ihm verstanden. Ihre Eltern hätten vermutlich viel gegen eine Beziehung mit einem Vampir gehabt, aber Rina konnte einfach nicht anders, als an ihn denken.
In diese Tagträumereien drang plötzlich ein anderer, wichtiger Gedanke:
Eine gesprengte Alchimistengilde bedeutete den Verlust des Gegenmittels für Jack!
Rina fluchte vernehmlich vor sich hin und hoffte, das Ecatherina noch ein paar Tropfen dieser widerlichen schwarzen Flüssigkeit aufgehoben hatte. Nach einem kurzen Blick auf ihren Weckdämon rannte sie aus dem Haus und versuchte, halbwegs pünktlich zu dem mit Ecatherina ausgemachten Treffpunkt zu kommen. Sie hätte es auch fast geschafft, wenn da nicht dieser aus dem Nichts auftauchende Eselskarren gewesen wäre, der auf einmal mitten in ihrer Laufbahn stand. Rina versuchte noch zu bremsen, aber sie hatte ei
nfach zu viel Schwung und prallte mit dem Karren zusammen. Der Besitzer schimpfte etwas von unfähigen Wächtern, während Rina größte Mühe hatte, sich wieder aufzurappeln, möglichst schnell eine Entschuldigung zu murmeln und weiterzurennen.

Ecatherina wartete schon wieder mehr als 10 Minuten auf Rina und wurde langsam ungeduldig. Es konnte doch nicht sein, dass diese Wächterin es nie schaffte, irgendwo pünktlich zu sein. "Sie wird noch einmal ihre eigene Beerdigung verpassen..." dachte sie bei sich. Dann sah sie eine Gestalt um die Ecke biegen.

Rina kam keuchend vor der Hauptgefreiten zum Stehen, die sie wieder einmal genervt anblickte. Sie grinste entschuldigend und meinte: "Tut mir leid, aber der dumme Eselskarren...."
"Spar dir deine Ausreden. Du hast schon wieder verschlafen." stellte Ecatherina fest.
Dann meinte sie: "Also, mein Informant hat mir verraten, dass heute Abend eine Übergabe geplant ist. Der Ort ist für uns sogar mehr als ideal, da der Deal in einer Sackgasse stattfinden soll. Wir müssten jetzt nur mehr eine Möglichkeit finden, den einzigen Ausgang abzuriegeln."
Rina grinste heimtückisch und sagte: "Hm, Hannibal wäre die optimale Blockade. Bis jetzt hat sich noch nie ein Mensch näher als 3 m an ihn herangetraut."
Ecatherina blickte sie zweifelnd an und fragte. "Bist du sicher, dass dieser Sumpfdrache harmlos ist? Die Explosion eines ein Meter großen Exemplars möchte ich mir lieber nicht vorstellen."
Die junge Rekrutin lächelte und erwiderte: "Och, Hannibal ist ganz lieb und nett. Er regt sich schon seit Jahren nicht mehr auf, denn davon bekommt er nur Magenschmerzen. Außerdem rät ihm sein Überlebensinstinkt, nicht zu explodieren."
Ecatherina seufzte und meinte: "Na gut, auf deine Gefahr hin. Wenn dieses Monster trotzdem in die Luft fliegt und ich zufälligerweise dabei umkomme, schwör ich dir, dass ich als Geist wiederkomme und dich auf ewig nerve!"
Rina verdrehte die Augen. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie ja noch gar nicht gefragt hatte, ob Ecatherina noch etwas von dem Gegenmittel besaß. "Äh, Eca, hast du zufällig noch was von dem..." begann sie.
"Ja ja, keine Panik. ich habe etwas von dem schwarzen Zeug für Jack aufgehoben. Ich hab halt auch ein Herz für Sumpfdrachen."

Beide Wächterinnen machten sich auf den Weg zu George, den sie wieder einmal auf der Strasse sitzend vorfanden. Er kümmerte sich gerade liebevoll um einen missgestalteten Sumpfdrachen, dem jemand scheinbar beide Flügel abgeschnitten hatte. Er blickte auf, als die zwei direkt vor ihm standen und meinte anklagend: "Seht nur, was sie mit dem armen gemacht haben. Ihn einfach so zu verstümmeln. Solche Leute möchte ich am liebsten umbringen."
Rina beugte sich zu George und meinte: "Ich kann dich verstehen. Wir haben übrigens das Gegenmittel für den kleinen Jack bekommen. Hast du ihn bei dir?"
George lächelte und meinte: "Natürlich hab ich ihn bei mir. Sonst tritt doch noch jemand auf ihn drauf. Hier ist er schon."
Ecatherina reichte George das Fläschchen und meinte: "Der Sumpfdrache muss die Mixtur trinken. Sonst wirkt sie leider nicht."
George tauchte seinen Finger in die Flüssigkeit und hielt ihn dem unsichtbaren Sumpfdrachen zum Abschlecken hin.
Beide Wächterinnen beobachteten staunend, wie Jack wieder sichtbar wurde. Aus seinen Ohren qualmte es heftig und als er rülpste, schoss ein kleiner Flammenstrahl knapp an Ecatherina vorbei. Rina nutzte die günstige Gelegenheit und fragte: "George, dürfen wir uns Hannibal für heute Abend ausborgen? Wir bräuchten ihn für eine dienstliche Aktion."
Gorge nickte und meinte: "Weil du's bist und du mir geholfen hast, bekommst du ihn heute gratis. Bring ihn bitte nachher wieder in unser Zentrum, damit er sich von den Strapazen erholen kann.

Die beiden Wächterinnen verbrachten den Rest des Tages mehr oder weniger friedlich (von diversen Streitereien und Diskussionen abgesehen) und holten gegen Abend Hannibal ab. Mit dem Sumpfdrachen spazierten sie über den Hier-gibt-es-alles Platz und wunderten sich, warum es zum vermutlich ersten mal in der Geschichte Ankh-Morporks hier totenstill war. Doch sie verschoben diese Diskussion auf später und suchten sich ein ruhiges Plätzchen, wo sie die restliche Zeit bis zum Eintreffen der "Abbruchgilde" verbra
chten.

Einige Zeit später schlichen drei Personen an ihnen vorbei. Ecatherina warf kurz einen Blick auf sie und meinte: "Das sind die Übeltäter! Lass sie uns verhaften!"
Rina nickte und flüsterte: "Ja, ist gut. Ich stell mich mit Hannibal dorthin und blockier den Weg. Falls einer flüchten will, hältst du ihn auf."
Nachdem die Rekrutin mit dem Sumpfdrachen Aufstellung bezogen hatte, atmete sie tief durch und rief mit voller Kraft: "Stadtwache! Ich nehme euch alle hiermit fest wegen unlizenziertem Diebstahl und Zerstörung von Stadteigentum. Denkt gar nicht an Flucht! Ich habe hier einen ein Meter großen, äußerst übel gelaunten und sehr explodierfreudigen Sumpfdrachen bei mir! Und ich weiß, wie ich ihn einsetze!"
Ecatherina verdrehte bei der Ansprache die Augen. "Typisch Rina mit ihrem melodramatischen Auftritt" dachte sie bei sich. Doch dann sah sie diesen muskelbepackten Typen, der tatsächlich nicht der Klügste zu sein schien. Er versuchte doch tatsächlich, sich unauffällig davonzumachen. Hätte man Ecatherina gesehen, so wäre einem jetzt ihr absolut bösartiges Grinsen aufgefallen. Sie schlich sich näher an den Typen heran und streckte dann ihren Fuß in seinen Fluchtweg.

Rina drehte erschrocken den Kopf, als plötzlich ein lautes Scheppern ertönte. Kurz darauf war ein heftiger, aber doch irgendwie gedämpfter Fluch zu hören. Wie aus dem Nichts tauchte Ecatherina neben ihr auf und lächelte selbstgefällig. Rina fragte verblüfft: "Was ist denn passiert?"
Ecatherina antwortete: "Ich hatte noch eine Rechnung zu begleichen. Unseren muskelbepackten Freund kannst du nachher aus der Mülltonne ziehen. Er ist dort, wo er hingehört."
Beide sahen sich an und lachten los. Der Rest der Bande leistete keinen nennenswerten Widerstand. Es ergab sich seltsamerweise jeder, sobald Hannibal auch nur in seine Nähe kam. Die beiden Wächterinnen verhafteten die ganze Gruppe und brachten sie zur Wache. Vor der Tür angekommen sah Rina Ecatherina scheinheilig an und meinte: "Wenn du den Papierkram machst, organisier ich dir wieder ein paar neue Bücher."
Ecatherina seufzte und meinte: "Na gut, aber nur dieses Mal. Bring dafür diesen Sumpfdrachen wieder nach Hause. Unsere Kollegen sind, glaube ich, in der Beziehung etwas schreckhaft."
Rina schnappte sich den Sumpfdrachen und machte sich auf den Retourweg zu George. Dort angekommen, tratschte sie noch ein wenig und erfuhr, wie die Däd Män Singers plötzlich zur Weiterreise gezwungen wurden. George wich ein paar Schritte zurück, als er plötzlich mit einer sehr wütenden Rina Lanfear konfrontiert wurde. Das einzige, was sie scheinbar immer wieder hervorbrachte war: "DAS zahl ich ihr heim! Ich schwörs, DAS zahl ich ihr heim!"



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